Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe...

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Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen- landkreis) war bereits Gegenstand von zwei kon- troversen Beiträgen im Archäologischen Korres- pondenzblatt. Auf einen Aufsatz von P. Schauer, der das Objekt 2005 als Fälschung ansah (SCHAUER, 2005), folgte 2008 eine Entgegnung der Arbeits- gruppe um E. Pernicka und H. Meller samt Zu- sammenfassung aller Untersuchungsergebnisse mit dem Fazit „Die Himmelsscheibe von Nebra darf als einer der bestuntersuchten archäologischen Funde Deutschlands gelten“ (PERNICKA ET AL., 2008, 346). „Die Beteiligung von Wissenschaftlern unterschied- lichster Disziplinen in Verbindung mit kriminalpoli- zeilichen Erkenntnissen ergibt unter Abwägung aller Gesichtspunkte ein lückenloses Netz von Indizien für die Echtheit nicht nur des Fundes, sondern auch für die Zugehörigkeit der Beifunde und für die zweifels- freie Identifizierung des Fundortes, ...“. Der Artikel schließt mit einer tabellarischen Übersicht, die verschiedene Argumente für eine Authentizität des Fundkomplexes gewichtet. Die zugrundelie- genden Quellen wurden in den folgenden Jahren dagegen ungenügend oder auch gar nicht veröf- fentlicht. Der folgende Artikel kann dieses Defizit nicht lösen. Unabhängig von der Publikationslage ist es aber möglich, vor allem anhand schwerer zu- gänglichen Quellen, die seit 2008 als abgeschlos- sen betrachtete Diskussion zum Fundort und zur Zusammengehörigkeit der Funde neu aufzugrei- fen und zu erläutern. Nochmals zu Auffindungsgeschichte und Fundlage Die Himmelsscheibe von Nebra gelangte erst etwa vier Jahre nach ihrer Entdeckung in die Hän- de von Archäologen. Ihre Auffindungsgeschichte wurde nach den Aussagen des ersten Ankäufers, der Finder und der Beobachtung von Beschädi- gungsspuren am Objekt rekonstruiert. Zugleich erfolgte noch vor dem ersten Kontakt mit den Findern eine Nachgrabung an einem vom ersten Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog. Himmelsscheibe von Nebra Rupert Gebhard & Rüdiger Krause Eingereicht: 6. Juni 2020 angenommen: 12. Aug. 2020 online publiziert: 3. Sept. 2020 Zusammenfassung – Die „Himmelsscheibe von Nebra“ wurde 1999 angeblich als Bestandteil eines Hortfundes bei Raubgrabungen entdeckt. In aufwändigen und langjährigen Untersuchungen wurde versucht, sowohl die Zuweisung des angeblichen Fundortes als auch die Zusammengehörigkeit der Objekte unabhängig von den Angaben der Finder zu verifizieren. Eine kritische Betrachtung der publizierten Ergebnisse durch die Autoren lässt derzeit weder den Schluss zu, dass die in einer Nachgrabung untersuchte Fundstelle zutreffend wäre, noch dass das Ensemble selbst die Kriterien eines geschlossenen Fundes erfüllt. Vielmehr kann sich das Ensemble nach dem Grabungs- befund an der Fundstelle dort nicht in situ befunden haben. Die naturwissenschaftlichen Untersuchungen an den Objekten widersprechen eher einer Zusammengehörigkeit als dass sie eine solche bestätigen. Betrachtet man die Scheibe – wie dann geboten – als Einzelobjekt, lässt sie sich nicht in die frühbronzezeitliche Motivwelt einfügen, eine zeitliche Einordnung in das erste Jahrtausend v. Chr. erscheint am ehesten wahrscheinlich. Auf Grundlage dieser Gesamteinschätzung müssen sich alle bisherigen weiterführenden kulturgeschichtlichen Schlussfolgerungen und Interpretationen einer künftigen kritischen Diskussion stellen. Schlagworte – Archäologie; Himmelsscheibe; Sternenscheibe; Nebra; Hortfund; Bronzezeit; Vorrömische Eisenzeit; Kelten; Ostalpines Kupfer; Bleiisotope; Zinnisotope Title – Critical comments on the find complex of the so-called Nebra Sky Disk Abstract – The „Nebra Sky Disk“ was reportedly discovered in 1999 as part of a hoard during an illegal excavation. In elaborate and long lasting investigations an attempt was made to verify both the reported site location and the affiliation of the objects independently from the information given by the finders. Yet, a critical examination of the published results by the authors does not allow the conclusion that the site investigated in a re-excavation is correct, nor that the ensemble itself fulfils the criteria of a closed find (hoard). On contrary, according to the excavation findings, the ensemble could not have been in situ at the site named. The scientific examination of the objects contradicts rather than confirms their belonging together. If the disk is considered – as required by these facts – as a single object, it cannot be inte- grated into the Early Bronze Age motif world. Instead, a chronological embedment into the first millennium BC seems most likely. On the basis of this overall assessment, all further conclusions and interpretations of the cultural context and the meaning of the Nebra disk that have been made so far will have to be subjected to a critical discussion. Key words – archaeology; sky disk; star disk; Nebra; hoard; Bronze Age; Pre-Roman Iron Age; Celts; eastern alpine copper; lead isotopes; tin isotopes Note: You can find an identical version of this text in English language at https://www.dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Gebhard_Krause_e.pdf Archäologische Informationen 43, Early View CC BY 4.0 Weitere Aufsätze Early View: Zitierfähige Online-Fassung mit vorläufiger Seitenzählung. Nach Erscheinen des gedruckten Bandes finden Sie den Beitrag mit den endgültigen Seitenzahlen im Open Access dort: http://journals.ub.uni-heidelberg.de/arch-inf Den gedruckten Band erhalten Sie unter http://www.archaeologische-informationen.de. Early View: Quotable online version with preliminary pagination. 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Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Einleitung

Die sog Himmelsscheibe von Nebra (urspr Klein- wangen Verbandsgemeinde Unstruttal Burgen-landkreis) war bereits Gegenstand von zwei kon-troversen Beitraumlgen im Archaumlologischen Korres-pondenzblatt Auf einen Aufsatz von P Schauer der das Objekt 2005 als Faumllschung ansah (Schauer 2005) folgte 2008 eine Entgegnung der Arbeits-gruppe um E Pernicka und H Meller samt Zu-sammenfassung aller Untersuchungsergebnisse mit dem Fazit bdquoDie Himmelsscheibe von Nebra darf als einer der bestuntersuchten archaumlologischen Funde Deutschlands geltenldquo (Pernicka et al 2008 346) bdquoDie Beteiligung von Wissenschaftlern unterschied-lichster Disziplinen in Verbindung mit kriminalpoli-zeilichen Erkenntnissen ergibt unter Abwaumlgung aller Gesichtspunkte ein luumlckenloses Netz von Indizien fuumlr die Echtheit nicht nur des Fundes sondern auch fuumlr die Zugehoumlrigkeit der Beifunde und fuumlr die zweifels-freie Identifizierung des Fundortes ldquo Der Artikel schlieszligt mit einer tabellarischen Uumlbersicht die verschiedene Argumente fuumlr eine Authentizitaumlt

des Fundkomplexes gewichtet Die zugrundelie-genden Quellen wurden in den folgenden Jahren dagegen ungenuumlgend oder auch gar nicht veroumlf-fentlicht Der folgende Artikel kann dieses Defizit nicht loumlsen Unabhaumlngig von der Publikationslage ist es aber moumlglich vor allem anhand schwerer zu-gaumlnglichen Quellen die seit 2008 als abgeschlos-sen betrachtete Diskussion zum Fundort und zur Zusammengehoumlrigkeit der Funde neu aufzugrei-fen und zu erlaumlutern

Nochmals zu Auffindungsgeschichte und Fundlage

Die Himmelsscheibe von Nebra gelangte erst etwa vier Jahre nach ihrer Entdeckung in die Haumln-de von Archaumlologen Ihre Auffindungsgeschichte wurde nach den Aussagen des ersten Ankaumlufers der Finder und der Beobachtung von Beschaumldi-gungsspuren am Objekt rekonstruiert Zugleich erfolgte noch vor dem ersten Kontakt mit den Findern eine Nachgrabung an einem vom ersten

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

Eingereicht 6 Juni 2020angenommen 12 Aug 2020online publiziert 3 Sept 2020

Zusammenfassung ndash Die bdquoHimmelsscheibe von Nebraldquo wurde 1999 angeblich als Bestandteil eines Hortfundes bei Raubgrabungen entdeckt In aufwaumlndigen und langjaumlhrigen Untersuchungen wurde versucht sowohl die Zuweisung des angeblichen Fundortes als auch die Zusammengehoumlrigkeit der Objekte unabhaumlngig von den Angaben der Finder zu verifizieren Eine kritische Betrachtung der publizierten Ergebnisse durch die Autoren laumlsst derzeit weder den Schluss zu dass die in einer Nachgrabung untersuchte Fundstelle zutreffend waumlre noch dass das Ensemble selbst die Kriterien eines geschlossenen Fundes erfuumlllt Vielmehr kann sich das Ensemble nach dem Grabungs-befund an der Fundstelle dort nicht in situ befunden haben Die naturwissenschaftlichen Untersuchungen an den Objekten widersprechen eher einer Zusammengehoumlrigkeit als dass sie eine solche bestaumltigen Betrachtet man die Scheibe ndash wie dann geboten ndash als Einzelobjekt laumlsst sie sich nicht in die fruumlhbronzezeitliche Motivwelt einfuumlgen eine zeitliche Einordnung in das erste Jahrtausend v Chr erscheint am ehesten wahrscheinlich Auf Grundlage dieser Gesamteinschaumltzung muumlssen sich alle bisherigen weiterfuumlhrenden kulturgeschichtlichen Schlussfolgerungen und Interpretationen einer kuumlnftigen kritischen Diskussion stellen

Schlagworte ndash Archaumlologie Himmelsscheibe Sternenscheibe Nebra Hortfund Bronzezeit Vorroumlmische Eisenzeit Kelten Ostalpines Kupfer Bleiisotope Zinnisotope

Title ndash Critical comments on the find complex of the so-called Nebra Sky Disk

Abstract ndash The bdquoNebra Sky Diskldquo was reportedly discovered in 1999 as part of a hoard during an illegal excavation In elaborate and long lasting investigations an attempt was made to verify both the reported site location and the affiliation of the objects independently from the information given by the finders Yet a critical examination of the published results by the authors does not allow the conclusion that the site investigated in a re-excavation is correct nor that the ensemble itself fulfils the criteria of a closed find (hoard) On contrary according to the excavation findings the ensemble could not have been in situ at the site named The scientific examination of the objects contradicts rather than confirms their belonging together If the disk is considered ndash as required by these facts ndash as a single object it cannot be inte-grated into the Early Bronze Age motif world Instead a chronological embedment into the first millennium BC seems most likely On the basis of this overall assessment all further conclusions and interpretations of the cultural context and the meaning of the Nebra disk that have been made so far will have to be subjected to a critical discussion

Key words ndash archaeology sky disk star disk Nebra hoard Bronze Age Pre-Roman Iron Age Celts eastern alpine copper lead isotopes tin isotopes

Note You can find an identical version of this text in English language at httpswwwdgufdefileadminAIArchInf-EV_Gebhard_Krause_epdf

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Ankaumlufer als solchen bezeichneten Fundort dem Mittelberg auf dem zwar die Reste einer eisen-zeitlichen Befestigung aber keinerlei Hinweise auf eine Nutzung oder Begehung des Berges im 2 Jahrtausend v Chr festgestellt wurden1

Urspruumlngliche Ausgrabungs- und Beschaumldigungs-spuren an der Scheibe durch die BergungDie Scheibe war bei der Auffindung dick mit Se-diment verkrustet (Abb 9) Der Finder beschrieb den Zustand als bdquodas Gruumln konnte man gar nicht rich-tig erkennen Weil war so ne starke ndash bestimmt zwee

Millimeter stark der Dreck drauf Richtig stark verkru-stetldquo2 In dieser Kruste zeichnen sich die Beschauml-digungen durch das Grabungswerkzeug deutlich als dunklere Streifen ab Diese sind durch die Art und Fuumlhrung des Werkzeuges leicht gebogen Bei der Auffindungsrekonstruktion geht H Meller da-von aus dass die starke randliche Beschaumldigung oben lag und richtet die Scheibe entsprechend aus (Abb 1a) Diese Lagefestlegung wird fuumlr alle kuumlnf-tigen Abbildungen des Objektes beibehalten3 Be-trachtet man jedoch die Spuren die das Werkzeug auf der Oberflaumlche hinterlassen hat (Abb 1c) so

a b

Abb 1 Darstellung der Beschaumldigungen an der Scheibe durch die Ausgrabung a) Interpretation H Meller (2004a Abb S 22 2010 Abb5) b) Schlagrichtungen der Beschaumldigungspuren auf der Vorderseite der Scheibe Die blaue Linie entspricht der Position zur Oberflaumlche durch M Meller die gruumlne Linie laumlsst sich nach den Beschaumldigungsspuren ableiten c) Zustandsaufnahme nach der

Bergung Ausrichtung der Scheibe nach Auffindungsbeschreibung (Meller 2010 Abb 12) d) Umzeichnung nach der Konservierung (Breuer 2010 Abb 3) e) Zustand der Scheibe vor der Einlieferung in das Landesmuseum Halle (Foto H Burri-Bayer)

Vgl auch Abb 9

c d e

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ist diese Rekonstruktionslage nicht moumlglich da die auf der linken Objekthaumllfte liegenden Spuren nur von einer weit unter der Oberflaumlche stammenden Position aus erzeugt werden koumlnnten Richtet man die Beschaumldigungsspuren so aus dass Sie von oben und von beiden Seiten in einem gleichen Abstand von der Oberflaumlche entstanden sind so waumlre die Auffindungssituation so zu rekonstruieren dass sich der fehlende Horizontbogen oben und die starken Beschaumldigungsspuren seitlich befunden haben (Abb 1c) Diese Fundlage haben 2003 auch die Finder ndash Anlass der Aussage war die Hoffnung auf Strafmilderung beim laufenden Prozess durch Kooperation ndash so zu Protokoll gegeben bdquoIn Bezug auf die Technik der Ausgrabung sagte Herr Westphal er haumltte nur die bdquoSonneldquo beschaumldigt Hier haumltte er bei Auffindung (die bdquoSonneldquo lag seinen Angaben nach oben) mit der Hacke auf die Sonne geschlagen und das

Goldblechteil schraumlg nach oben weggezogen Auf meine Nachfrage erklaumlrten die bdquoFinderldquo dass sie sich sicher seien dass die Sonne und damit der abgefallene Hori-zont oben gelegen haumltten Von dem fehlenden Horizont haumltten sie keine Spuren gefunden Er sei schon weg ge-wesen Die jetzige Randbeschaumldigung haumltte sich seitlich befunden Sie erklaumlren sich diese Randbeschaumldigung aus Verletzungen durch einen Baumpflug beim Anpflanzen oder aumlhnlichem Beim Herausnehmen sei der sich dort befindliche lose Goldstern abgefallenldquo4 Diese Aussa-ge stimmt vollkommen mit den Beschaumldigungs-spuren an der Scheibe uumlberein Insbesondere ist darauf hinzuweisen dass die randlichen Beschauml-digungsspuren nach der Auffindung noch mit Se-diment uumlberzogen waren (Abb 9 oben) Bei einer Autopsie im Jahre 2005 zeigte sich dieser Bereich als sekundaumlr nachkorrodiert5 Die an der Scheibe feststellbaren Beschaumldigungen entstanden einer-

a b

c d

Abb 2 Ausgrabung eines Raubgrabungsloches auf dem Mittelberg bei Nebra Unterlagen zur Darstellung bei der Gerichtsverhandlung (Nachlass Gutachten Josef Riederer Archiv Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) a) Auf 1 Planum abgetragene

Untersuchungsflaumlche An der Schnittkante ist die ca 15 cm starke Humusauflage erkennbar b) Planumsdetail Das Raubgrabungsloch grenzt sich deutlich als begrenzte gestoumlrte Zone innerhalb eines Befundes ab c) Darstellung der rezenten Oberflaumlche uumlber dem Befund

d) Projektion der Himmelsscheibe auf die tiefste Stelle des Befundes ohne Beruumlcksichtigung der Humusauflage in der sich nach Finderangabe der obere Teil der Scheibe befand

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seits bei der Auffindung andererseits durch ein unbekanntes aumllteres Ereignis Es ist moumlglich dass bei diesem Ereignis auch der Horizontbogen verlo-ren ging Der Publikationsstand erlaubt jedoch kei-ne abschlieszligende Klaumlrung dieser Frage da die Ab-bildungen der restaurierten Scheibe ndash auf denen in Teilbereichen des Horizontbogens durchaus eine nur geringe Patinabildung zu erkennen ist ndash keine ausreichende Information bieten6

Bei ihren Aussagen machten die beiden Fin-der eine zweite bemerkenswerte Angabe die bei den bisherigen Interpretationen unberuumlcksichtigt blieb In ihrer bereits ersten Aussage zum Fund wurde festgehalten7 bdquoBeide erklaumlrten sie haumltten den Fund der etwa 3-5 cm unter der Erde lag sorgfaumlltig mit den Haumlnden freigelegtldquo Die oberflaumlchennahe Lage wird im gleichen Protokoll durch die rasche Freilegung bestaumltigt bdquoHerr Westphal houmlrte ein Sig-nal und fing dann an den Fund auszugraben wobei er der Meinung war bei der Scheibe selbst handele es sich um einen Eimerdeckel da [sie] haumlufig eiserne Eishymerdeckel gefunden haumltten Herr Renner der unterhalb am Hang stand und deshalb einen besseren Blick auf den bereits einigen Zentimeter freigelegten Fund hatte war der Meinung es handele sich um anderes Material und half Herrn Westphal den Fund auszugrabenldquo

Die oberflaumlchennahe Lagerung der Scheibe wurde von den Findern stets betont und letzt-malig auch als Aussage von Westphal in der Ge-richtsverhandlung vom 362005 bdquoDie Scheibe habe senkrecht im Boden gestanden Die Oberkante 3shy5 cm unter dem Boden Daruumlber war nur wenig Laubldquo8 Im Jahr 2002 wurde am Mittelberg innerhalb der dor-tigen aumlltereisenzeitlichen Befestigungsanlage ein Raubgrabungsloch untersucht das nach Angaben des Erstkaumlufers die Stelle gewesen sein soll an der die Scheibe gefunden wurde Einzelangaben zu der Grabung lassen sich an verschiedenen Stellen gewinnen ein abschlieszligender Grabungsbericht wurde bislang immer noch nicht veroumlffentlicht9 Es sei daher zunaumlchst auf Unterlagen zuruumlckge-griffen die in der oumlffentlichen Verhandlung als Anschauungsmaterial verwendet wurden10

Das Raubgrabungsloch zeichnete sich bei der wissenschaftlichen Nachgrabung als deutliche Stoumlrung innerhalb eines Befundes ab (Abb 2a-b) Beide Ansichten stellen den Zustand des ersten Planums dar das sich bereits ca 15 cm unter der Oberflaumlche befindet Um dies zu verdeutlichen wurde auf Abb 2c schematisch die abgetragene (bdquorezenteldquo) Oberflaumlche eingezeichnet Die Projekshytion der Himmelsscheibe erfolgte nicht wie es der Beschreibung der Finder entsprechen wuumlrde 3-5 cm unter der Oberflaumlche sondern um zu demons-trieren dass die Scheibe in das Loch passt an der

tiefsten Stelle des Befundes Folgt man der wie-derholt geaumluszligerten Aussage der Finder dass die Scheibe oberflaumlchennah entdeckt wurde kann aus dieser Grabungssituation nur eine Schlussfolge-rung gezogen werden die Scheibe befand sich zu einem Drittel in einer rezenten Bodenschicht Naumlh-me man an diese Lage sei authentisch so waumlre die Scheibe wie die umliegende Bodenschicht als bdquorezentldquo zu datieren Als zweite Moumlglichkeit kaumlme aber in Betracht dass sie sich bei ihrer Entdeckung in einer sekundaumlren Lage befand Bereits Josef Rie-derer wies im Prozess darauf hin dass bei einer La-gerung teilweise im Humus und teilweise in einem voumlllig anderen Boden sich entsprechende Unter-schiede bei der Patina haumltten abzeichnen sollen Die gleichmaumlszligige dicke Verkrustung der Scheibe deutet dagegen auf eine urspruumlngliche Lagerung in einer einheitlichen Bodenschicht hin11

Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe war H Meller seit dem 2682003 bekannt Sie hat sowohl hinsichtlich der Identifizierung der Fund-stelle als auch der Geschlossenheit des Gesamt-fundes eine Schluumlsselfunktion Die in der Folgezeit unternommenen Befragungen der Finder und die naturwissenschaftlichen Untersuchungen sind im-mer vor dem Hintergrund dieser Ausgangssitua-tion zu sehen Waumlhrend des zweiten Nebra-Pro-zesses entwickelten sich die Aussagen der beiden Finder in entgegengesetzte Richtungen12 Waumlhrend der Beteiligte M Renner sowohl den Fundort als auch die Zusammensetzung des Hortfundes aus verschiedenen Funden zusammengestellt bezeich-nete13 wurde die Wiedergabe der Auffindungs-geschichte durch H Westphal weiterentwickelt Die Beeinflussung Westphals durch suggestiv wir-kende Fragestellungen der beteiligten Archaumlologen ist in den Videobeitraumlgen in denen die Fundge-schichte von Westphal nachgestellt wird14 deut-lich erkennbar zugleich lassen entstehende Wi-derspruumlche bei den Details die Glaubwuumlrdigkeit der Geschichte in Frage stellen15 Die Bedeutung dieses Problems zeigt sich daran dass im Verlauf des zweiten Nebra-Prozesses versucht wurde die aus den zwei so unterschiedlichen Fundgeschich-ten entstandenen Irritationen durch die groszlige Zahl von (nach Angaben von H Meller vor Gericht) 22 naturwissenschaftlichen Gutachten zu zerstreuen16

Naturwissenschaftliche Untersuchungen an Bodenproben

Wie bei der Dokumentation der Funde ist derzeit auch bei der Publikation der Gutachten ein Defizit zu konstatieren die 2008 im Archaumlologischen Kor-

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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respondenzblatt angekuumlndigten Publikatio nen der Untersuchungen zu den Bodenproben wurden bis-lang nicht veroumlffentlicht Durch die Unterlagen von J Riederer sind die im Prozess angefuumlhrten Boden-gutachten17 von J Adam G Borg und E Pernicka bekannt und lassen sich entsprechend auch bewer-ten Es laumlsst sich in Uumlbereinstimmung mit den vor Gericht vorgenommenen Bewertungen von J Rie-derer feststellen dass die Gutachten weder geeig-net sind einen Nachweis fuumlr die Authentizitaumlt der Fundstelle zu erbringen noch (wie behauptet) fuumlr die Zusammengehoumlrigkeit des Fundensembles18 Dieses Ergebnis wurde und wird unterschiedlich wahrgenommen Obwohl bereits das Gericht 2005 dieser Einschaumltzung folgte und formulierte bdquoDie Kammer geht im Einklang mit dem Antrag der Ver-teidigung davon aus dass die sichergestellten Erdan-haftungen nicht zweifelsfrei beweisen koumlnnen dass die Scheibe tatsaumlchlich vom Mittelberg stammtldquo blieben die Analysen fuumlr Meller das zentrale Element sei-ner Argumentation bdquoRelevant ist dass wir naturwis-senschaftlich nachweisen koumlnnen aufgrund der Erdan-haftungen dass die Schwerter die Himmelsscheibe und die Beifunde zusammengehoumlren Und dass das alles auch dort perfekt auf den Mittelberg passtldquo Bemerkenswert erscheint hierbei dass bereits das im Zentrum der Argumentation stehende Gutachten von J Adam in einem Fall die Nichtzugehoumlrigkeit eines Ob-jektes feststellt Untersucht wurden von ihm im Vergleich mit einer Erdprobe vom Raubgrabungs-loch (VM 1) drei Proben von Erdanhaftungen der Objekte Sp 1 (0113 g von der Scheibe) Sp 2 (0217 g von der Spitze des Schwertes II) Sp 3 (0049 g von der Schneide des Beils HK 20021649C) Bei der letzten Probe stellte er fest dass bdquoim Vergleich zu VM1 Sp1 und SP2 einige Abweichungen wie die fein-koumlrnigere Ausbildung das Fehlen von Phyllit geringere Anteile an Phytholithen erhoumlhte Gehalte an Granat und Anatas nicht nur durch die geringe Menge des Unter-suchungsmaterials (0049 Gramm) erklaumlrbarldquo sind bdquoEher weisen diese Ergebnisse auf einen benachbarten Fundort zumindest aber auf eine Lagerung in anderen Schichten als die Himmelsscheibe und das Schwert hinldquo

Vor Gericht verdeutlichte Adam nochmals diese Angabe und sagte zu den Anhaftungen am Beil aus sie bdquoseien voumlllig anders gewesen keine Zusammengehoumlrigkeitldquo19 Aufgrund dieser Fest-stellung muss eines der Beile aus dem vermeint-lichen Fundkomplex ausgeschlossen werden20 Konsequenterweise lassen sich dann alle Aus-sagen zu einem moumlglichen zugrunde liegenden bdquoHortfundmusterldquo nicht treffen21 das auf einem paarweisen Auftreten von Schwertern Beilen und Armspiralen beruht Ergaumlnzend sei noch da-ran erinnert dass auch die abweichende Patina

des Randleistenmeiszligels gegen eine Zugehoumlrigkeit dieses Objektes zu den anderen Funden spricht Aber bereits die Feststellung dass eines der bei-den Beile nicht zugehoumlrig sein kann wirft Zweifel an der Fundgeschichte auf die durch den Finder Westphal 2005 angegeben wurde und ndash als glaub-wuumlrdig eingestuft ndash als wesentliches Argument fuumlr die Geschlossenheit des Fundes angefuumlhrt wird ndash im Gegensatz zur Aussage des am Fund beteiligten Renner Dass in der Fundgeschichte Westphals zahlreiche Widerspruumlche nachweisbar sind unterstreicht die Notwendigkeit einer kri-tischen Bewertung dieser Aussagen

Naturwissenschaftliche Untersuchungen an den Objekten

Da anhand der Erdanhaftungen die Zusammenge-houmlrigkeit aller Funde nicht nachgewiesen werden kann kommt den Analysen der Metalle eine ge-wisse Bedeutung zu Sie geben zumindest eine Ten-denz an ob sie eher auf eine einheitliche Material-quelle hinweisen oder sehr unterschiedlich sind Die Ergebnisse zu den Bronzeanalysen wurden von Nickel und Pernicka (2003)22 sowie Pernicka (2008 2010) veroumlffentlicht Am besten kennzeich-net die Bleiisotopenanalyse das zugrundeliegende Metall Pernicka weist darauf hin dass die Spuren-elementmuster aumlhnlich sind die Bleiisotopen aber unterschiedlich sind Er schlieszligt auf eine ostalpine Lagerstaumltte Die Unterschiede bei den Bleiisotopen werden dahingehend gedeutet dass solche auch innerhalb von Lagerstaumltten auftreten koumlnnen z B Rudna Glava (Serbien) oder dem Erzgebirge23 Ebenso kann fuumlr die Unterschiede auch eine unter-schiedliche Herkunft der Objekte verantwortlich sein Durch ausfuumlhrliche Analysenprojekte gelang es in den letzten Jahren die Hauptprovenienzen des Rohkupfers schaumlrfer zu fassen Nach den Er-gebnissen der Arbeitsgruppen von Lutz Stoumlllner und Pernicka ergibt sich eine Zuweisung zum sog bdquoMitterbergkupferldquo24 Fuumlr die unmittelbare Bewer-tung der Funde aus Nebra lassen sich diese Ergeb-nisse leider weder bezuumlglich der Frage nach der Herstellungsregion der Objekte noch nach ihrer Datierung nutzen Auf diese Problematik wird un-ten im Hinblick auf die Frage der archaumlologischen Interpretation nochmals eingegangen Aufgrund der groszligen Produktivitaumlt des Reviers wurde das Mitterberger Kupfer als Standardkupfer vor allem ab dem 1716 bis zum 1312 Jh vChr in einem groszligen Gebiet zwischen Ostmitteleuropa Suumld- und Mitteldeutschland verwendet Im Revier wur-de aber auch noch in der Spaumltbronzezeit und im

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Tab 1 Bleiisotopenwerte von Bronzeobjekten aus dem Fundkomplex Nebra nach Nickel (2003)

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1 Jahrtausend vChr abgebaut25 Diese grundsaumltz-liche Einordnung der Kupferanalysen kann daher weder die Frage der Geschlossenheit des Fundes noch die seiner Provenienz klaumlren

Hinzuweisen ist jedoch auf einige Details die bei kuumlnftigen Untersuchungen diskutiert werden sollten Die verwendeten Daten wurden zuerst durch D Nickel (2003) publiziert Auffallend ist dabei ein bei der Scheibe festgestellter deutlich er-houmlhter Zink-Wert (Zn Gehalt nach RFA 01-02 Zn Gehalt nach NAA 767 ppm) der als eine erste Abweichung zu den uumlbrigen Funden (Zn Gehalt Mittelwert NAA 35 ppm)26 feststellbar ist und bei kuumlnftigen Untersuchungen zu diskutieren ist In-teressant erscheint eine naumlhere Betrachtung der Bleiisotopenanalysen die ebenfalls eine deutliche

Abweichung des Metalls der Scheibe anzeigen (Tabelle 1) In der Arbeit von Nickel werden fuumlr die Himmelsscheibe korrigierte Mittelwerte fuumlr die aus dem soliden Metall genommene Probe (Probe FG-020984) angegeben die sich von der spaumlteren Publikation von Pernicka deutlich unterscheiden (Abb 3 a b) Statt einer Probenbezeichnung fin-det sich dort nur der Begriff bdquoMittelwertldquo ohne weitere Erlaumluterung wie dieser zustande kommt Es besteht hingegen nach Auskunft der Autorin kein Grund an der Richtigkeit der in ihrer Arbeit publizierten Werte zu zweifeln zumal die ana-lysierte Probe aus dem nicht korrodierten Metall gewonnen wurde Betrachtet man die Erstpubli-kation so ist zunaumlchst der deutliche Unterschied zwischen der Scheibe und den uumlbrigen Objekten

a d

b c

Abb 3 Darstellung der Bleiisotopenbestimmung an Objekten aus dem Fundkomplex Nebra a) Streuungsdiagramm nach Pernicka et al 2008 b) + c) Streuungsdiagramme nach den Daten von Nickel 2003 d) Clusteranalyse (average linkage) der Daten

von Nickel 2003

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bemerkenswert Die beiden Streuungsdiagramme der Bleiisotope zeigen deutlich die Sonderstellung der Himmelsscheibe an (Abb 3 b-c) Das Den-drogramm einer hierarchischen Clusteranalyse (Average Linkage Squared-Euclidian distances n=17)27 fuumlr die in der Tabelle 1 (nach nickel 2003) ausgewiesenen drei Bleiisotope 208Pb206Pb 207Pb206Pb und 206Pb204Pb unterstreicht die Befunde der Streuungsdiagramme und zeigt zwei deutlich getrennte Gruppen auf (Abb 3d) (a) Nr 3 4 u 14 (b) Nr 3 4 6 7 8 9 10 11 13 14 15 16 u 1728 Die Himmelsscheibe (Nr 1) ist sehr unaumlhnlich zu beiden Gruppen Dieses Bild ergibt sich auch wenn man alternativ andere bewaumlhrte Clusterver-fahren wie z B Complete Linkage Centroid Me-thod oder Wardrsquos Method auf diese Analysedaten anwendet was die Stabilitaumlt der hier dargestellten dieser Gruppenbildung unterstreicht (z B hair et al 2010 483-519 legendre amp legendre 2012 337-371)29 Es ist festzuhalten dass ein Zusammen-hang mit den uumlbrigen Funden nicht zu erkennen ist Bemerkenswert ist allerdings auch dass sich unter den drei Analysen mit den niedrigsten Blei-isotopenwerten das bereits oben erwaumlhnte Rand-leistenbeil I (20021649c) der Meiszligel (20021649b)

sowie ein nicht naumlher identifizierbarer Nietstift (20021649ag) befinden (Abb 3a Tabelle 1)

Neben der Bleiisotopie scheint die Verwen-dung von Zinnisotopen zunaumlchst ein Anhalts-punkt dafuumlr zu sein den Legierungsbestandteil Zinn den Vorkommen in Cornwall zuzuwei-sen30 Eine erweiterte Studie hierzu an Arte-fakten erschien 201831 Die Zinnisotope von Apa-Schwertern sind charakteristisch negativ mit den Bleiisotopen korreliert Die Analysenwerte der Schwerter aus dem bdquoHortfundldquo von Nebra zeigen dabei ebenso wie diejenigen der anderen bron-zezeitlichen Funde aus dem Umkreis der Apa-Schwerter insbesondere auch den Schwertern des eponymen Hortfundes eine gute Uumlberein-stimmung (Abb 4) Trotz der geringen Gesamt-probenzahl deutet sich eine Tendenz an dass man bei einer houmlheren Probenzahl wohl weitere Gruppen unterscheiden koumlnnen wird Wie bei der Untersuchung der Bleiisotopen fallen auch in dieser Analysenreihe sowohl die Himmelsschei-be als auch der Meiszligel deutlich aus dem Rahmen

Die kurzen Hinweise auf die Resultate der Bronzeanalysen zeigen vor allem dass aus ihnen eine Zusammengehoumlrigkeit der Scheibe und der

Abb 4 Darstellung der Zinnisotopenbestimmung an Objekte aus Apa Nebra und Daumlnemark 1 Himmelsscheibe von Nebra 2 Meiszligel aus dem Fundkomplex Nebra (nach Bruumlgmann et al 2018 Abb 2)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Beifunde nicht abgeleitet werden kann Ebenso ergeben sich keine datierenden Hinweise Ver-gleicht man etwa die Analysenwerte von Nebra z B mit den Pb-Isotopendaten des Spangenbar-renhortes von Oberding32 also einem typisch fruumlhbronzeitlichen Rohkupferhort so zeigt sich dass sich das Kupfer der Scheibe von der Varia-tion des fruumlhbronzezeitlichen Handelskupfers in seinen Konzentrationen unterscheidet (Abb 5)

Neben dem Kupfer wurde auch versucht das Gold hinsichtlich seiner Provenienz und Datie-rung zu typisieren33 Die moumlgliche Tendenz einer Herkunft aus Cornwall waumlre aus archaumlologischer Sicht natuumlrlich verlockend denkt man an die dor-tigen reichen Fruumlhbronzezeitfunde Da jedoch so-wohl die Studie kritisch betrachtet werden muss34 als auch die Goldgewinnung der Region nicht auf Epochen begrenzt ist beantworten auch die-se Untersuchungen nicht die eingangs gestellten Fragen zu dem Fundkomplex

Archaumlologische und astronomische Interpretationen

Die Entstehung der Interpretationen der Scheibe und der zugeordneten Beifunde ist gepraumlgt von

einer raschen populaumlren Darstellung deren zu-grundeliegende wissenschaftliche Analyse und Veroumlffentlichung der Diskussion erst spaumlter er-folgte Defizite der Publikationen ndash z B erfolgte bislang keine Vorlage aller Funde in Katalogform ndash erschweren bis heute eine kritische Analyse und Bewertung der Objekte Erste Festlegungen auf die Zusammengehoumlrigkeit und Datierung der Funde gab es bereits 2001 auf der Grundla-ge von bekannt gewordenen Fotos ohne dass ein Archaumlologe die Originale zuvor gesehen hatte35 Dies deutet sich bereits 1999 an als die Fotos der Funde uumlber Prof W Menghin Direktor des Museums fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte Berlin erstmals bekannt wurden36 Der einzige der die Funde zu diesem Zeitpunkt im Original kannte war ein Kunsthaumlndler der seine Einschaumltzungen direkt dem Berliner Museum uumlbermittelte Aus-schlaggebend fuumlr diesen Kontakt war sicherlich dass der Haumlndler wenige Jahre zuvor den soge-nannten bdquoBerliner Goldhutldquo an das Berliner Muse-um fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte verkauft hatte und damit ebenfalls ein Objekt mit einer poten-ziellen Deutungsmoumlglichkeit eines astronomisch-kalendarischen Bezugs bekannt machen wollte

Die Abfolge dass zunaumlchst einer ersten groben Einschaumltzung eine breite populaumlre Darstellung

Abb 5 Darstellung der Bleiisotopenbestimmung an Objekten aus dem Fundkomplex Nebra nach Nickel (2003) und Pernicka (2017)

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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folgt und eine genaue wissenschaftliche Analyse erst in einem zweiten Schritt nachge reicht wird fuumlhrte zu verschiedenen Fehlinterpretationen die zum Teil heute immer noch Bestand haben Augenscheinliche Irrtuumlmer bei der ersten Publi-kation wie die vorschnelle Interpretation einer urspruumlnglichen Verbergung der Funde in einer Steinkiste wurden revidiert37 Von den vielen Teil aspekten sei hier nur die Interpretation der Veraumlnderung des Dekors herausgegriffen Die

erste Publikation der Fertigungsphasen der Schei-be erfolgte 2004 in dem Ausstellungskatalog bdquoDer geschmiedete Himmelldquo38 Die dort bereits angelegten religionsgeschichtlichen Thesen wurden 2010 aus-fuumlhrlich dargelegt eine Zusammenfassung hierzu bietet Abb 6 Von zentraler Rolle erscheint dabei die postulierte Nutzungsdauer die vor allem dazu dient einen Bezug zu bekannten fruumlhbronzezeit-lichen Sozialstrukturen herzustellen insbesonde-re zu den Phasen mit zentralen bdquoElitebildungenldquo

Abb 6 Interpretation der verschiedenen Fertigungsphasen der Scheibe von Nebra nach Meller (2010 Abb 35) Die Scheibe ist nach der postulierten Auffindungssituation ausrichtet

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Da in dem durch die Beifunde skizzierten Nieder-legungszeitraum (um 1600 v Chr16 Jh v Chr) in der Fundregion keine entsprechenden Struk-turen vorhanden sind erscheint als fruumlhester Ent-stehungszeitpunkt bdquoder Beginn des 2 Jahrtausends die Zeit der mitteldeutschen Fuumlrstengraumlber plausibel In dieser Epoche waren erstmals technische und ge-sellschaftliche Voraussetzungen vorhanden die die Herstellung eines komplexen Werkes wie der Himmels-scheibe moumlglich machten Die maximale Nutzungsdau-er haumltte demnach etwa 400 Jahre die minimale etwa 100 Jahre betragenldquo39 Die 100 Jahre werden aus ei-ner Umlaufzeit der Beifunde postuliert

2010 wird die erste Phase der Scheibe mit dem Beginn des Kupferbergbaues im Mitterberg-Re-vier (Gem St Johann im Pongau Land Salzburg) datiert bdquoda das Kupfer der Himmelsscheibe gemaumlszlig der Analysen Pernickas vom Mitterberg stammtldquo40 Ein houmlheres Entstehungsalter wird als Moumlglich-keit beibehalten bdquoNach diesen Erwaumlgungen waumlre der Beginn der Erschlieszligung des Mitterberg-Kupfers und damit die Herstellung der Himmelsscheibe fruumlhestens im 18 Jh v Chr also zwischen 1750 und 1700 v Chr anzusetzen wobei ndash wie bereits bemerkt ndash ein fruumlherer Ansatz des Bergbaus aufgrund des methodischen Vor-gehens und des derzeitigen Forschungsstandes nicht auszuschlieszligen istldquo41

Ein solcher indirekter Datierungsansatz der Scheibe uumlber die Metallanalyse ist aber aus zwei Gruumlnden methodisch zu kritisieren Erstens erge-ben sich wie dargelegt Zweifel ob das Kupfer der Begleitfunde und der Scheibe derselben Quel-le zuzuweisen ist Hier lassen sich vielleicht durch vertiefende Studien Fortschritte erzielen Grund-saumltzlich zeigen die Analysen dieses sog ostalpinen Kupfers dass es kaum moumlglich sein wird hier de-taillierte Ergebnisse zu erzielen Die Bezeichnung die auf die Arbeitsgruppe von Richard Pittioni zu-ruumlckgeht42 fasst Fahlerzkupferarten zusammen die geringere Spurenelementgehalte bei Nickel (Ni) Arsen (As) und Antimon (Sb) aufweisen Je nach Anteilen bzw Konzentration der Spuren-elemente die leicht um eine Groumlszligenordnung va-riieren koumlnnen lassen sich verschiedene Gruppen oder Varianten herausarbeiten die einen groszligen Anteil in der Stuttgarter Datenbank43 umfassen und sich vor allem seit der Fruumlhbronzezeit chro-nologisch schwer einordnen lassen Je nachdem wie die Grenzwerte fuumlr die einzelnen Elemente fuumlr einen Suchlauf in der Datenbank gewaumlhlt werden koumlnnen recht unterschiedliche Gruppen erzeugt werden Betrachtet man auf der Grundlage der groszligen Variabilitaumlt dieses Kupfers daruumlber hinaus die Kartenbilder seiner Verbreitung44 dann sollte jedem Betrachter die weite Verbreitung der Grup-

pen des sog Ostalpinen Kupfers zwischen Suumld-frankreich und dem Karpatenbecken im Suumlden und Suumldskandinavien im Norden auffallen

Die Probleme der weiten geographischen Streu-ung fuumlhren zum zweiten Punkt der Nutzungsdau-er dieser alpinen Lagerstaumltten Eine Abschaumltzung fuumlr das Mitterbergrevier ergab nach einer Initial-phase (1918-16 Jh v Chr) eine Bluumltezeit vom 15-13 Jh v Chr aber auch noch eine deutliche Weiternutzung vom 12 Jh v Chr bis in die fruumlhe Eisenzeit45 Zur juumlngeren Eisenzeit fehlen bislang vergleichbare Untersuchungen Aufgrund der viele hundert Jahre langen Nutzung der gleichen Kupferlagerstaumltten besteht keine Moumlglichkeit aus der geochemischen Zusammensetzung des Kup-fers eine Datierung der Artefakte abzuleiten

Kehrt man zur Objektgeschichte zuruumlck so koumlnnten die Veraumlnderungen auch vom gleichen Handwerker in nur kurzer Zeit oder wenigen Jah-ren vorgenommen worden sein Hierfuumlr koumlnnte man anfuumlhren dass alle Aumlnderungen in der gleichen Technik ausgefuumlhrt wurden Dies waumlre gleichermaszligen moumlglich aber ebenso wenig zwin-gend zu erwarten

Das Beispiel der Objektgeschichte laumlsst ein zu-grundeliegendes Dilemma erkennen Aufgrund der astronomischen Interpretation46 stellt sich im-mer die Frage nach dem sozialen kulturellen und wissenschaftlichen Umfeld das einem entspre-chend hohen Anspruch gerecht werden muss Da zum potenziellen Niederlegungszeitpunkt solche Strukturen fehlen muumlssen sie durch lange Datie-rungsspannen etc konstruiert werden Angelegt ist diese Vorstellung bereits im ersten Ausstel-lungskatalog (Meller 2004b) Mit dem Titel bdquoDer Koumlrper des Koumlnigsldquo stellt Meller uumlber das aumlhnliche Ausstattungsmuster einen Bezug zu dem Fuumlrsten-grab von Leubingen (um 1942 plusmn 10 v Chr) her bdquoAn die Stelle des Leichnams mit seiner goldenen Trachtausstattung tritt in Nebra die Himmelsschei-be Fuumlr die Zeit um 1600 vChr sind Fuumlrstengraumlber nicht belegt Geht man von der strukturellen Aumlhnlich-keit der Funde von Nebra und Leubingen aus kommt man zu dem Schluss dass der Hort als Fortsetzung der Fuumlrstengraumlber gewertet werden mussldquo47

Archaumlologisch gesehen waumlre dieses Konstrukt ein singulaumlres Beispiel zu dem keine Vergleiche angefuumlhrt werden koumlnnten Aber auch das Aus-stattungsmuster waumlre nicht entsprechend da auf diesem Niveau zu erwarten waumlre dass eine entsprechende Ausstattung als eigens gefertigtes Ensemble einer entsprechend hervorragenden Qualitaumlt vorlaumlge Hier wirken die beiden verschie-denen Beile von denen eines durch eine starke bereits antike Beschaumldigung der Schneide auffaumlllt

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der einzelne Meiszligel (ohne sonstige bdquoMetallurgen-ausstattungldquo) ebenso zufaumlllig zusammengestellt wie die Armspiralen die als Paar in einem Grab-fund doch eher einen Hinweis auf eine Frauenbe-stattung ergeben wuumlrden

Die vorangegangenen Uumlberlegungen konzen-trierten sich vor allem auf die Zusammengehouml-rigkeit des Gesamtfundes mit dem Ergebnis dass sich bei dem Konvolut das Vorhandensein eines geschlossenen Fundes im Sinne von Oskar Mon-

a b

c

d e f g

Abb 7 a)-b) Goldschale Zuumlrich-Altstetten (Foto Schweizerisches Landesmuseum Zuumlrich) c) Motive auf dem Schwert von Allach-Untermenzing 5 Jh vChr (Gebhard amp Krause 2016 Abb 4) d) keltische Goldmuumlnze des 2 Jh v Chr Sontheim Lkr Unterallgaumlu (Archaumlologische Staatssammlung MK-K3273) e) Neuses Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1277) f) Neuses

Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1245 g) Albstadt Regenbogenschuumlsselchen (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1422 d)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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telius kaum beweisen laumlsst Auf dieser Grundlage muumlsste die Scheibe als individuelles Objekt bewer-tet und betrachtet werden Geht man aber daruumlber hinaus so sind als Objektkategorie aumlhnliche groszlige Bronzescheiben uumlberwiegend im ethnologischen Bereich nachweisbar beispielsweise in Sibirien als Schamanenspiegel (auch mit Randlochung) oder als Teile von Metalltrommeln (Kesselgongs) Als vergleichbar moumlgliche Musikinstrumente im ar-chaumlologischen Bestand koumlnnen die beiden Objekte von Balkaringkra (Gem Ystads Schonen Schweden) und Haschendorf (Gem Neckenmarkt Bez Ober-pullendorf Burgenland) genannt werden48 Die simple Grundform ist jedoch nicht ausreichend um hier stichhaltig argumentieren zu koumlnnen So-mit verbleibt als Bewertungskriterium fuumlr eine kul-turhistorische Einordnung nach Wegfall der Ein-ordnung uumlber die Metallzusammensetzung allein die Ikonographie Die gaumlngige Interpretation ist dass die Darstellung auf der Scheibe komplizierte astronomische Phaumlnomene wiedergeben wuumlrde Deren Verstaumlndnis beruhe auf dem Vorhanden-sein einer gesellschaftlichen Struktur die eine Art bdquoKoumlnigsreichldquo bildete (Meller amp Michel 2018)

Der astronomischen Deutung der Scheibe wurde von verschiedenen Seiten mit guten Argu-menten uumlberzeugend widersprochen So konnten Emiacutelia Paacutesztor und Curt Roslund seit 2007 zeigen dass die auf der Scheibe dargestellten bdquoSterneldquo gleichmaumlszligig verteilt sind und keine konkrete Himmelsabbildung darstellen49 Im Vergleich mit ethnographischen Beispielen betonen sie eine zu-grundeliegende mythologische schamanistische Gedankenwelt geradezu das Gegenteil einer konkreten astronomischen Interpretation

Ikonographisch laumlsst sich die Art der Darstel-lung vom Typus bdquoSonne Mond und Sterneldquo viel-fach von der Antike bis in die Neuzeit belegen vor allem im Mittelalter gibt es einige sehr aumlhnliche Darstellungen50 Diese stellen Sonne und Mond als die goumlttlichen Himmelskoumlrper dar In der Antike waren sie die Machtsymbole roumlmischer Kaiser im Mittelalter unterstreichen sie in dieser Tradi tion die Herrschaft Christi uumlber den Kosmos51 bei Tag und bei Nacht Die Darstellungen der Scheibe von Nebra sind auf den ersten Blick teilweise verbluumlf-fend aumlhnlich Ein Unterschied zeigt sich jedoch in der Darstellung der Sonne die immer mit deut-lichen Strahlen gekennzeichnet ist Dieses Merkmal fehlt bei Nebra weshalb die Deutung der goldenen Kreisscheibe ndash in den bisherigen Publikationen wird sie als SonneVollmond nicht eindeutig be-stimmt52 ndash als Vollmond weiter zu untersuchen ist

Himmelsvorstellungen im ersten Jahrtausend v Chr

Es wurde bereits an anderer Stelle darauf hin-gewiesen dass neben den mittelalterlichen und ethnographischen Beispielen zur mythischen Darstellung von Himmelskoumlrpern und Himmels-phaumlnomen die Ikonographie des ersten Jahrtau-sends v Chr einen unmittelbar vergleichbaren Zugang bietet53 Dieser vor allem aus dem kel-tischen Siedlungsbereich uumlberlieferten Bilderwelt liegen komplexe Mythen und Glaubensvorstel-lungen zugrunde die sich im Laufe des gesam-ten ersten Jahrtausends v Chr in Mitteleuropa ausbreiteten und in der spaumlten Eisenzeit eine vielschichtige Religion auspraumlgten Diese kann vor allem durch die Uumlberlieferungen in gallo-roumlmischer Zeit beschrieben werden ist aber trotz vieler Studien nur ansatzweise verstanden54

Als eines der aumlltesten Beispiele fuumlr das Motiv bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo ist die spaumltbron-zezeitlichen Schale von Zuumlrich Altstetten zu nen-nen (Abb 7 a-b) Die flaumlchige Buckelverzierung lieszlige sich in diesem Zusammenhang durchaus als bdquoSternenhimmelldquo interpretieren Bemerkenswert ist neben dem bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo Motiv die Anbringung von einzelnen Boumlgen im Bereich des Schalenbodens

Das Kurzschwert von Allach hier genannt als Beispiel fuumlr eine ganze Gattung weist neben dem identischen Bildprogramm von bdquo[SonneVollmond] Sichelmond und Sterneldquo auf seiner Ruumlckseite auch das Element eines an beiden En-den betonten flachen Bogens auf (Abb 7c)55 Die weite Oumlffnung und flache Woumllbung dieses Bo-gens er sei im Folgenden als bdquoHimmelsbogenldquo bezeichnet schlieszligt die konkrete Darstellung eines Torques aus56 Die komplexe Symbolik die aufgrund der zahlreichen Belege dieser Motive vor allem auf keltischen Muumlnzbildern eine Ein-zelstudie verdient sei im Folgenden kurz skiz-ziert Dabei muss auch die Frage gestellt werden ob sich die Zweideutigkeit des Motivs SonneVollmond im Einzelfall klaumlren laumlsst Die gleich-zeitige Verbindung mit Sternen und Sichelmond macht es zumindest beim Schwert von Allach wahrscheinlich dass eher die Darstellung des rei-nen Nachtgeschehens gemeint ist

Deutlicher erscheinen die Zusammenhaumlnge wenn man die keltischen Muumlnzbilder des zweiten und ersten Jahrhunderts v Chr betrachtet Auf den Regenbogenschuumlsselchen finden sich sowohl weit geoumlffnete Boumlgen mit darunter befindlichen Kugeln in der Form des bdquoHimmelsbogensldquo von Allach (Abb 7d)57 als auch staumlrker geschlossene

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die als Darstellung eines Torques bezeichnet werden koumlnnten Die Unterscheidung zwischen bdquoHimmelsbogenldquo und Torques erscheint trotz der Aumlhnlichkeit der Motive gegeben da beispielswei-se in der boumlhmischen Muumlnzpraumlgung beide Motive am selben Objekt auftreten koumlnnen58 Dass die Deutung der abstrakten Motive durchaus kom-plex ist und im Einzelfall auch oft keine eindeutige Interpretation zulaumlsst mag in der Herstellung der Muumlnzen verankert sein Uumlblicherweise werden die Bildmotive auf den Muumlnzen als immer weiter abstrahierende Entwicklung von urspruumlnglichen Vorbildern wie z B die Weiterentwicklung der Biga gesehen In vielen Faumlllen laumlsst sich auf den Muumlnzbildern feststellen dass bei den bdquoHim-melsboumlgenldquo nicht die Darstellung eines Torques gemeint ist Als Beispiel koumlnnen hier Buumlschel-quinare aus dem Muumlnzschatz von Neuses ad Regnitz (Gem Eggolsheim Oberfranken) ange-fuumlhrt werden (Abb 7 e-f)59 Hier tritt der schwach gewoumllbte Bogen mit Kugelenden in Kombina-tion mit einem darunterliegenden groszligen Punkt auf in einer Variante aber auch als durch sieben Punkte gebildeter Bogen Beide Varianten unter-scheiden sich deutlich von Torquesdarstellungen Die Regenbogenschuumlsselchen aus dem Depot von Albstadt (Gem Alzenau Lkr Aschaffenburg Unterfranken) zeigen als Besonderheit dass der Bogen als Zickzacklinie gestaltet ist (Abb 7g)60

Die Abschlusskugeln bilden zusammen mit den Elementen aus dem Inneren eine Linie die wie-derum uumlber einer gezackten Grundlinie steht Die knappe Schilderung dieser Zusammenhaumlnge laumlsst erkennen dass die auf dem Schwert von Al-lach angelegten Symbole des Himmels uumlber lange Zeit verstandenes Allgemeingut waren

Dass sich in der juumlngeren Eisenzeit dabei mit Sternen und Mondsichel auszligerordentlich haumlufig Motive der Nacht finden erscheint besonders be-merkenswert und ist zugleich durch historische Quellen belegt61 Im Kern beschreiben sie neben der weitergefuumlhrten Sonnensymbolik62 vor allem die Symbole die Nacht die fuumlr die Abstammungs-geschichte der Kelten eine besondere Rolle spielt und deshalb auch in dem keltischen lunisolaren Kalender wiederfindet Entsprechend beginnt die Zeitdarstellung des Kalenders von Coligny (Deacutep Ain Reg Auvergne-Rhocircne-Alpes) mit dem Win-terhalbjahr und die Monate werden in eine dunk-le und eine helle Haumllfte geteilt63 Es waumlre deshalb konsequent die Kreisscheibe die sich auf dem Schwert von Allach befindet entsprechend nicht als Sonne sondern als hellen Vollmond zu sehen Die auf zahlreichen Gegenstaumlnden des Alltags zu findende keltische Himmelssymbolik war fuumlr ihre

Betrachter ein wohlbekannter Teil eines sehr kom-plexen mythologischen Weltbildes das uns skiz-zenhaft auch durch schriftliche Quellen bekannt ist Es ist das Resultat der vielfaumlltigen Kulturgeschich-te des ersten Jahrtausends v Chr die von starken mediterranen Einfluumlssen gepraumlgt ist und vor allem in der Eisenzeit durch die Entwicklung von Sied-lungszentren soziokulturelle Phaumlnomene aumlhnlich von Hochkulturen aufweist In diese Tradition fuumlgen sich auch die realistischen Darstellungen des ausgehenden 1 Jahrtausends vChr herausra-gend uumlberliefert auf dem Kessel von Gundestrup Hier praumlsentiert eine mit einem Hirschgeweih als nicht menschliches Wesen gekennzeichnete Figur in der rechten Hand einen Torques in der linken eine gehoumlrnte Schlange (bdquoWidderschlangeldquo)64 Nach uumlbereinstimmender Ansicht ist hier der Gott Cernunnos dargestellt der auch in Analogie zu der Schilderung der bei Caesar uumlberlieferten Ab-stammungsgeschichte der Kelten von Dis Pater in Verbindung gesetzt wird Diese Abstammungs-geschichte von einem bdquoNachtHimmelsldquo-Gott stimmt uumlberein mit der Wahl des Symbols einer Schlange (bdquoErdeNachtldquo) und dem gegenuumlberste-henden Torques (bdquoHimmelsbogen Nacht von Son-nenuntergang bis Sonnenaufgang oder Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergangldquo)65

Fasst man diese knappen Ausfuumlhrungen zu-sammen so gehoumlren bdquo[Sonne Vollmond] Sterne Mondldquo in Verbindung mit bdquoHimmelsboumlgenldquo zum weitverbreiteten Symbolgut des ersten Jahrtau-sends v Chr mit dem deutlichen Schwerpunkt in der spaumlten Hallstatt- und Lategravenezeit Aufgrund des haumlufigen Vorkommens der Muumlnzen schei-nen sich die Motive auf den keltischen Bereich zu konzentrieren es koumlnnen aber auch Beispiele der Zone noumlrdlich der Mittelgebirge genannt werden also dem Fundgebiet der Himmelsscheibe von Nebra Diese Zone zeichnet sich dadurch aus dass im Laufe des ersten Jahrtausends sowohl Sach-kultur wie z B Fibelformen als auch Motive aus dem bdquokeltischenldquo Bereich adaptiert werden Es muss auch in Hinblick auf die eigenartig schlichte handwerkliche Ausfuumlhrung der bdquoHimmelsschei-beldquo erwaumlhnt werden dass dabei durchwegs ein Qualitaumltsgefaumllle bemerkenswert ist Ein typisches Beispiel fuumlr die Uumlbernahme von Einzelmotiven sind die Verzierungen auf den Holsteiner Guumlrteln (Abb 8)66 Diese kombinieren die meisten der ge-nannten Elemente Schlangen Boumlgen mit Kugel-enden Boumlgen mit den darunterliegenden Punkten unterschiedlicher Anzahl Kreisbuckel mit Strah-lenkranz (Sonnensymbole) sowie Halbboumlgen mit auszligenliegender Strichelung Ob diese Motive im Norden auch in der gleichen Bedeutung wie im

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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keltischen Bereich verstanden wurden ist nicht erschlieszligbar aber wie die periphere Lage eines singulaumlren Objektes wie des Gundestrupkessels zeigt durchaus nicht ausgeschlossen

Betrachtet man dieses nach dem kulturellen Bruch zu Beginn der Urnenfelderzeit entstandene Symbolgut im Vergleich zum fruumlhbronzezeit-lichen Motivschatz stellt sich ein deutlicher Wi-

a

b

c

d

Abb 8 Das Symbolgut der sog bdquoHolsteiner Guumlrtelldquo uumlbernimmt und kombiniert die Motive des keltischen Bereichs a)-b) Hamburg-Altengamme Gesamtuumlbersicht und Ausschnitt des Guumlrtelendes ndash c) Hornbeck Grab 709 Kr Herzogtum Lauenburg ndash d) Malente Kr

Ostholstein ndash (a Foto Archaumlologisches Museum Hamburg ohne M b Heynowski 2017 182 B 7 cm c nach Heynowski 2017 184 B 117 cm)

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Abb 9 Oben Die Himmelsscheibe von Nebra Unten Bronzezeitliche Schwerter Beile und Armschmuck angeblich zusammen mit der Himmelsscheibe von Nebra gefunden Zustand vor der Uumlbernahme der Funde durch das Landesmuseum Halle Das Uumlbereinstimmen

der Fotos mit den Originalen wurde am 2512002 notariell beglaubigt Foto Hildegard Burri-Bayer

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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derspruch dar Bereits Wolfgang David wies da-rauf hin dass die Scheibe von Nebra im damaligen Symbolgut als ein vollkommener Fremdkoumlrper erscheinen wuumlrde67 Es ist zudem bemerkenswert dass bei den herangezogenen Bildprogrammen aus dem fortgeschrittenen und spaumlten 2 Jahrtau-send v Chr mit Motiven wie Vogelbarken mit Sonnen Sonnenwagen und dem nordischen bdquoSon-nenschiffldquo68 oder dem dominanten Kreisdekor auf Goldgegenstaumlnden69 die abstrakte Darstellung der Sonne im Vordergrund steht Die Symbole auf der Himmelsscheibe von Nebra erscheinen dage-gen als ein Nacht-orien tiertes Sujet entsprechen also dem kulturellen Umfeld des 1 Jahrtausends v Chr An dieser Stelle sei abschlieszligend an einen Diskussionsbeitrag von Paul Gleirscher zur Schei-be erinnert der 2007 das Bogensymbol auf der Scheibe als Darstellung einer Sichel diskutierte und zugleich darauf hinwies dass angesichts der unklaren Fundverhaumlltnisse durchaus auch eine spaumltbronzezeitliche Datierung denkbar sei70 Zu-gleich erinnerte Gleirscher auch an den lunaren Bezug der Sicheln und zitierte hierzu B Haumlnsel der diese als Attribute einer Nacht- oder Mond-gottheit gesehen hat71 Damit schlieszligt sich der Kreis zu den oben genannten Fruumlhlategraveneschwer-tern deren durch Vollmond und Sichelmond be-tonter Bezug zum Mondkreislauf72 unmittelbar an die Himmelsscheibe von Nebra anschlieszligen

Fazit

In den vorangegangenen Uumlberlegungen konnte dargestellt werden dass seit dem letzten Beitrag im Archaumlologischen Korrespondenzblatt im Jahr 2008 eine abweichende Deutung der Scheibe und ihrer Beifunde begruumlndet werden kann Die Unterschiede ergeben sich aus den folgenden vier Argumenten 1 Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe

spricht gegen eine Auffindungslage in situ was zugleich auch die Zusammengehoumlrigkeit mit den Beifunden in Frage stellt

2 Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer Gold) unterstuumltzen die etwaige Zu-sammengehoumlrigkeit der Funde

3 Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aus-sage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehoumlrig zu betrachten Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhaumlrtet

4 Ebenso muss der Meiszligel in diesem Zusammen-hang als nicht zugehoumlrig ausgesondert werden

Damit muss aus 3 und 4 zwingend gefolgert werden dass es sich nicht um einen geschlos-senen Fund handeln kann

Fuumlr die Auffindung der Scheibe ergeben sich nach den hier angefuumlhrten Analysen der Fundsi-tuation zwei denkbare Szenarien (A) Die Scheibe wurde auf dem Mittelberg im hu-

mosen Bereich unmittelbar unter der Oberflauml-che angetroffen weil sie sich dort bereits in sekundaumlrer Lage befand Hierzu passen die aumllteren Beschaumldigungsspuren und die Schil-derung der Auffindung der Scheibe durch die Finder Eine solche sekundaumlre Lage schlieszligt die Geschlossenheit des Gesamtfundes aus Die Scheibe waumlre also ein Einzelfund inner-halb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage

(B) Die Scheibe wurde an einem anderen Fundort als dem untersuchten unmittelbar unter der Oberflaumlche in einem einheitlichen Sediment gefunden Die aumlltere Beschaumldigung erfolgte in situ ohne dass das Objekt wesentlich aus seiner urspruumlnglichen Lage gerissen wurde Eine Zugehoumlrigkeit weiterer Funde sofern diese nicht (wie das Beil) auszuschlieszligen sind waumlre moumlglich Da eine Zusammengehoumlrig-keit der Funde analytisch nicht nachweisbar ist und dieses Szenario nicht der bdquoguumlltigenldquo Fundgeschichte des Finders entspricht ist die Geschlossenheit des Fundes nicht gegeben

Bei beiden Szenarien muss die Scheibe aus sich heraus hinsichtlich der Datierung als Einzelob-jekt betrachtet werden wobei festgestellt werden muss dass fuumlr eine Einordung in die mitteleuro-paumlische Fruumlhbronzezeit kein vergleichbares Sym-bolgut benannt werden kann73 Vielmehr wuumlrde ndash wenn die Herkunft vom Mittelberg gesichert waumlre ndash eine Datierung auch im Kontext der ei-senzeitlichen Befestigung wie auch durch die Iko-nographie naheliegen Damit wuumlrde die bislang vorlegte Interpretation und das daraus abgeleite-te Konstrukt ihrer Bedeutung und Funktion jegli-cher Grundlagen entbehren

Die abschlieszligende Anmerkung soll zusammen-fassend verdeutlichen dass die vorgetragene In-terpretation nur die zugaumlnglichen Quellen benut-zen konnte Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollstaumlndig Viele Details lieszligen sich noch praumlziser darstellen wenn die notwendigen Quellen ndash von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veroumlffentlichung aller naturwissenschaft-lichen Analysen ndash besser erschlossen waumlren Es ist zu hoffen dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes fuumlr die weitere wissen-schaftliche Analyse genauso ge nutzt werden kann Ebenso ist zu hoffen dass die inzwischen uumlberbor-

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

20

61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 2: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

2

Ankaumlufer als solchen bezeichneten Fundort dem Mittelberg auf dem zwar die Reste einer eisen-zeitlichen Befestigung aber keinerlei Hinweise auf eine Nutzung oder Begehung des Berges im 2 Jahrtausend v Chr festgestellt wurden1

Urspruumlngliche Ausgrabungs- und Beschaumldigungs-spuren an der Scheibe durch die BergungDie Scheibe war bei der Auffindung dick mit Se-diment verkrustet (Abb 9) Der Finder beschrieb den Zustand als bdquodas Gruumln konnte man gar nicht rich-tig erkennen Weil war so ne starke ndash bestimmt zwee

Millimeter stark der Dreck drauf Richtig stark verkru-stetldquo2 In dieser Kruste zeichnen sich die Beschauml-digungen durch das Grabungswerkzeug deutlich als dunklere Streifen ab Diese sind durch die Art und Fuumlhrung des Werkzeuges leicht gebogen Bei der Auffindungsrekonstruktion geht H Meller da-von aus dass die starke randliche Beschaumldigung oben lag und richtet die Scheibe entsprechend aus (Abb 1a) Diese Lagefestlegung wird fuumlr alle kuumlnf-tigen Abbildungen des Objektes beibehalten3 Be-trachtet man jedoch die Spuren die das Werkzeug auf der Oberflaumlche hinterlassen hat (Abb 1c) so

a b

Abb 1 Darstellung der Beschaumldigungen an der Scheibe durch die Ausgrabung a) Interpretation H Meller (2004a Abb S 22 2010 Abb5) b) Schlagrichtungen der Beschaumldigungspuren auf der Vorderseite der Scheibe Die blaue Linie entspricht der Position zur Oberflaumlche durch M Meller die gruumlne Linie laumlsst sich nach den Beschaumldigungsspuren ableiten c) Zustandsaufnahme nach der

Bergung Ausrichtung der Scheibe nach Auffindungsbeschreibung (Meller 2010 Abb 12) d) Umzeichnung nach der Konservierung (Breuer 2010 Abb 3) e) Zustand der Scheibe vor der Einlieferung in das Landesmuseum Halle (Foto H Burri-Bayer)

Vgl auch Abb 9

c d e

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

3

ist diese Rekonstruktionslage nicht moumlglich da die auf der linken Objekthaumllfte liegenden Spuren nur von einer weit unter der Oberflaumlche stammenden Position aus erzeugt werden koumlnnten Richtet man die Beschaumldigungsspuren so aus dass Sie von oben und von beiden Seiten in einem gleichen Abstand von der Oberflaumlche entstanden sind so waumlre die Auffindungssituation so zu rekonstruieren dass sich der fehlende Horizontbogen oben und die starken Beschaumldigungsspuren seitlich befunden haben (Abb 1c) Diese Fundlage haben 2003 auch die Finder ndash Anlass der Aussage war die Hoffnung auf Strafmilderung beim laufenden Prozess durch Kooperation ndash so zu Protokoll gegeben bdquoIn Bezug auf die Technik der Ausgrabung sagte Herr Westphal er haumltte nur die bdquoSonneldquo beschaumldigt Hier haumltte er bei Auffindung (die bdquoSonneldquo lag seinen Angaben nach oben) mit der Hacke auf die Sonne geschlagen und das

Goldblechteil schraumlg nach oben weggezogen Auf meine Nachfrage erklaumlrten die bdquoFinderldquo dass sie sich sicher seien dass die Sonne und damit der abgefallene Hori-zont oben gelegen haumltten Von dem fehlenden Horizont haumltten sie keine Spuren gefunden Er sei schon weg ge-wesen Die jetzige Randbeschaumldigung haumltte sich seitlich befunden Sie erklaumlren sich diese Randbeschaumldigung aus Verletzungen durch einen Baumpflug beim Anpflanzen oder aumlhnlichem Beim Herausnehmen sei der sich dort befindliche lose Goldstern abgefallenldquo4 Diese Aussa-ge stimmt vollkommen mit den Beschaumldigungs-spuren an der Scheibe uumlberein Insbesondere ist darauf hinzuweisen dass die randlichen Beschauml-digungsspuren nach der Auffindung noch mit Se-diment uumlberzogen waren (Abb 9 oben) Bei einer Autopsie im Jahre 2005 zeigte sich dieser Bereich als sekundaumlr nachkorrodiert5 Die an der Scheibe feststellbaren Beschaumldigungen entstanden einer-

a b

c d

Abb 2 Ausgrabung eines Raubgrabungsloches auf dem Mittelberg bei Nebra Unterlagen zur Darstellung bei der Gerichtsverhandlung (Nachlass Gutachten Josef Riederer Archiv Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) a) Auf 1 Planum abgetragene

Untersuchungsflaumlche An der Schnittkante ist die ca 15 cm starke Humusauflage erkennbar b) Planumsdetail Das Raubgrabungsloch grenzt sich deutlich als begrenzte gestoumlrte Zone innerhalb eines Befundes ab c) Darstellung der rezenten Oberflaumlche uumlber dem Befund

d) Projektion der Himmelsscheibe auf die tiefste Stelle des Befundes ohne Beruumlcksichtigung der Humusauflage in der sich nach Finderangabe der obere Teil der Scheibe befand

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

4

seits bei der Auffindung andererseits durch ein unbekanntes aumllteres Ereignis Es ist moumlglich dass bei diesem Ereignis auch der Horizontbogen verlo-ren ging Der Publikationsstand erlaubt jedoch kei-ne abschlieszligende Klaumlrung dieser Frage da die Ab-bildungen der restaurierten Scheibe ndash auf denen in Teilbereichen des Horizontbogens durchaus eine nur geringe Patinabildung zu erkennen ist ndash keine ausreichende Information bieten6

Bei ihren Aussagen machten die beiden Fin-der eine zweite bemerkenswerte Angabe die bei den bisherigen Interpretationen unberuumlcksichtigt blieb In ihrer bereits ersten Aussage zum Fund wurde festgehalten7 bdquoBeide erklaumlrten sie haumltten den Fund der etwa 3-5 cm unter der Erde lag sorgfaumlltig mit den Haumlnden freigelegtldquo Die oberflaumlchennahe Lage wird im gleichen Protokoll durch die rasche Freilegung bestaumltigt bdquoHerr Westphal houmlrte ein Sig-nal und fing dann an den Fund auszugraben wobei er der Meinung war bei der Scheibe selbst handele es sich um einen Eimerdeckel da [sie] haumlufig eiserne Eishymerdeckel gefunden haumltten Herr Renner der unterhalb am Hang stand und deshalb einen besseren Blick auf den bereits einigen Zentimeter freigelegten Fund hatte war der Meinung es handele sich um anderes Material und half Herrn Westphal den Fund auszugrabenldquo

Die oberflaumlchennahe Lagerung der Scheibe wurde von den Findern stets betont und letzt-malig auch als Aussage von Westphal in der Ge-richtsverhandlung vom 362005 bdquoDie Scheibe habe senkrecht im Boden gestanden Die Oberkante 3shy5 cm unter dem Boden Daruumlber war nur wenig Laubldquo8 Im Jahr 2002 wurde am Mittelberg innerhalb der dor-tigen aumlltereisenzeitlichen Befestigungsanlage ein Raubgrabungsloch untersucht das nach Angaben des Erstkaumlufers die Stelle gewesen sein soll an der die Scheibe gefunden wurde Einzelangaben zu der Grabung lassen sich an verschiedenen Stellen gewinnen ein abschlieszligender Grabungsbericht wurde bislang immer noch nicht veroumlffentlicht9 Es sei daher zunaumlchst auf Unterlagen zuruumlckge-griffen die in der oumlffentlichen Verhandlung als Anschauungsmaterial verwendet wurden10

Das Raubgrabungsloch zeichnete sich bei der wissenschaftlichen Nachgrabung als deutliche Stoumlrung innerhalb eines Befundes ab (Abb 2a-b) Beide Ansichten stellen den Zustand des ersten Planums dar das sich bereits ca 15 cm unter der Oberflaumlche befindet Um dies zu verdeutlichen wurde auf Abb 2c schematisch die abgetragene (bdquorezenteldquo) Oberflaumlche eingezeichnet Die Projekshytion der Himmelsscheibe erfolgte nicht wie es der Beschreibung der Finder entsprechen wuumlrde 3-5 cm unter der Oberflaumlche sondern um zu demons-trieren dass die Scheibe in das Loch passt an der

tiefsten Stelle des Befundes Folgt man der wie-derholt geaumluszligerten Aussage der Finder dass die Scheibe oberflaumlchennah entdeckt wurde kann aus dieser Grabungssituation nur eine Schlussfolge-rung gezogen werden die Scheibe befand sich zu einem Drittel in einer rezenten Bodenschicht Naumlh-me man an diese Lage sei authentisch so waumlre die Scheibe wie die umliegende Bodenschicht als bdquorezentldquo zu datieren Als zweite Moumlglichkeit kaumlme aber in Betracht dass sie sich bei ihrer Entdeckung in einer sekundaumlren Lage befand Bereits Josef Rie-derer wies im Prozess darauf hin dass bei einer La-gerung teilweise im Humus und teilweise in einem voumlllig anderen Boden sich entsprechende Unter-schiede bei der Patina haumltten abzeichnen sollen Die gleichmaumlszligige dicke Verkrustung der Scheibe deutet dagegen auf eine urspruumlngliche Lagerung in einer einheitlichen Bodenschicht hin11

Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe war H Meller seit dem 2682003 bekannt Sie hat sowohl hinsichtlich der Identifizierung der Fund-stelle als auch der Geschlossenheit des Gesamt-fundes eine Schluumlsselfunktion Die in der Folgezeit unternommenen Befragungen der Finder und die naturwissenschaftlichen Untersuchungen sind im-mer vor dem Hintergrund dieser Ausgangssitua-tion zu sehen Waumlhrend des zweiten Nebra-Pro-zesses entwickelten sich die Aussagen der beiden Finder in entgegengesetzte Richtungen12 Waumlhrend der Beteiligte M Renner sowohl den Fundort als auch die Zusammensetzung des Hortfundes aus verschiedenen Funden zusammengestellt bezeich-nete13 wurde die Wiedergabe der Auffindungs-geschichte durch H Westphal weiterentwickelt Die Beeinflussung Westphals durch suggestiv wir-kende Fragestellungen der beteiligten Archaumlologen ist in den Videobeitraumlgen in denen die Fundge-schichte von Westphal nachgestellt wird14 deut-lich erkennbar zugleich lassen entstehende Wi-derspruumlche bei den Details die Glaubwuumlrdigkeit der Geschichte in Frage stellen15 Die Bedeutung dieses Problems zeigt sich daran dass im Verlauf des zweiten Nebra-Prozesses versucht wurde die aus den zwei so unterschiedlichen Fundgeschich-ten entstandenen Irritationen durch die groszlige Zahl von (nach Angaben von H Meller vor Gericht) 22 naturwissenschaftlichen Gutachten zu zerstreuen16

Naturwissenschaftliche Untersuchungen an Bodenproben

Wie bei der Dokumentation der Funde ist derzeit auch bei der Publikation der Gutachten ein Defizit zu konstatieren die 2008 im Archaumlologischen Kor-

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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respondenzblatt angekuumlndigten Publikatio nen der Untersuchungen zu den Bodenproben wurden bis-lang nicht veroumlffentlicht Durch die Unterlagen von J Riederer sind die im Prozess angefuumlhrten Boden-gutachten17 von J Adam G Borg und E Pernicka bekannt und lassen sich entsprechend auch bewer-ten Es laumlsst sich in Uumlbereinstimmung mit den vor Gericht vorgenommenen Bewertungen von J Rie-derer feststellen dass die Gutachten weder geeig-net sind einen Nachweis fuumlr die Authentizitaumlt der Fundstelle zu erbringen noch (wie behauptet) fuumlr die Zusammengehoumlrigkeit des Fundensembles18 Dieses Ergebnis wurde und wird unterschiedlich wahrgenommen Obwohl bereits das Gericht 2005 dieser Einschaumltzung folgte und formulierte bdquoDie Kammer geht im Einklang mit dem Antrag der Ver-teidigung davon aus dass die sichergestellten Erdan-haftungen nicht zweifelsfrei beweisen koumlnnen dass die Scheibe tatsaumlchlich vom Mittelberg stammtldquo blieben die Analysen fuumlr Meller das zentrale Element sei-ner Argumentation bdquoRelevant ist dass wir naturwis-senschaftlich nachweisen koumlnnen aufgrund der Erdan-haftungen dass die Schwerter die Himmelsscheibe und die Beifunde zusammengehoumlren Und dass das alles auch dort perfekt auf den Mittelberg passtldquo Bemerkenswert erscheint hierbei dass bereits das im Zentrum der Argumentation stehende Gutachten von J Adam in einem Fall die Nichtzugehoumlrigkeit eines Ob-jektes feststellt Untersucht wurden von ihm im Vergleich mit einer Erdprobe vom Raubgrabungs-loch (VM 1) drei Proben von Erdanhaftungen der Objekte Sp 1 (0113 g von der Scheibe) Sp 2 (0217 g von der Spitze des Schwertes II) Sp 3 (0049 g von der Schneide des Beils HK 20021649C) Bei der letzten Probe stellte er fest dass bdquoim Vergleich zu VM1 Sp1 und SP2 einige Abweichungen wie die fein-koumlrnigere Ausbildung das Fehlen von Phyllit geringere Anteile an Phytholithen erhoumlhte Gehalte an Granat und Anatas nicht nur durch die geringe Menge des Unter-suchungsmaterials (0049 Gramm) erklaumlrbarldquo sind bdquoEher weisen diese Ergebnisse auf einen benachbarten Fundort zumindest aber auf eine Lagerung in anderen Schichten als die Himmelsscheibe und das Schwert hinldquo

Vor Gericht verdeutlichte Adam nochmals diese Angabe und sagte zu den Anhaftungen am Beil aus sie bdquoseien voumlllig anders gewesen keine Zusammengehoumlrigkeitldquo19 Aufgrund dieser Fest-stellung muss eines der Beile aus dem vermeint-lichen Fundkomplex ausgeschlossen werden20 Konsequenterweise lassen sich dann alle Aus-sagen zu einem moumlglichen zugrunde liegenden bdquoHortfundmusterldquo nicht treffen21 das auf einem paarweisen Auftreten von Schwertern Beilen und Armspiralen beruht Ergaumlnzend sei noch da-ran erinnert dass auch die abweichende Patina

des Randleistenmeiszligels gegen eine Zugehoumlrigkeit dieses Objektes zu den anderen Funden spricht Aber bereits die Feststellung dass eines der bei-den Beile nicht zugehoumlrig sein kann wirft Zweifel an der Fundgeschichte auf die durch den Finder Westphal 2005 angegeben wurde und ndash als glaub-wuumlrdig eingestuft ndash als wesentliches Argument fuumlr die Geschlossenheit des Fundes angefuumlhrt wird ndash im Gegensatz zur Aussage des am Fund beteiligten Renner Dass in der Fundgeschichte Westphals zahlreiche Widerspruumlche nachweisbar sind unterstreicht die Notwendigkeit einer kri-tischen Bewertung dieser Aussagen

Naturwissenschaftliche Untersuchungen an den Objekten

Da anhand der Erdanhaftungen die Zusammenge-houmlrigkeit aller Funde nicht nachgewiesen werden kann kommt den Analysen der Metalle eine ge-wisse Bedeutung zu Sie geben zumindest eine Ten-denz an ob sie eher auf eine einheitliche Material-quelle hinweisen oder sehr unterschiedlich sind Die Ergebnisse zu den Bronzeanalysen wurden von Nickel und Pernicka (2003)22 sowie Pernicka (2008 2010) veroumlffentlicht Am besten kennzeich-net die Bleiisotopenanalyse das zugrundeliegende Metall Pernicka weist darauf hin dass die Spuren-elementmuster aumlhnlich sind die Bleiisotopen aber unterschiedlich sind Er schlieszligt auf eine ostalpine Lagerstaumltte Die Unterschiede bei den Bleiisotopen werden dahingehend gedeutet dass solche auch innerhalb von Lagerstaumltten auftreten koumlnnen z B Rudna Glava (Serbien) oder dem Erzgebirge23 Ebenso kann fuumlr die Unterschiede auch eine unter-schiedliche Herkunft der Objekte verantwortlich sein Durch ausfuumlhrliche Analysenprojekte gelang es in den letzten Jahren die Hauptprovenienzen des Rohkupfers schaumlrfer zu fassen Nach den Er-gebnissen der Arbeitsgruppen von Lutz Stoumlllner und Pernicka ergibt sich eine Zuweisung zum sog bdquoMitterbergkupferldquo24 Fuumlr die unmittelbare Bewer-tung der Funde aus Nebra lassen sich diese Ergeb-nisse leider weder bezuumlglich der Frage nach der Herstellungsregion der Objekte noch nach ihrer Datierung nutzen Auf diese Problematik wird un-ten im Hinblick auf die Frage der archaumlologischen Interpretation nochmals eingegangen Aufgrund der groszligen Produktivitaumlt des Reviers wurde das Mitterberger Kupfer als Standardkupfer vor allem ab dem 1716 bis zum 1312 Jh vChr in einem groszligen Gebiet zwischen Ostmitteleuropa Suumld- und Mitteldeutschland verwendet Im Revier wur-de aber auch noch in der Spaumltbronzezeit und im

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Tab 1 Bleiisotopenwerte von Bronzeobjekten aus dem Fundkomplex Nebra nach Nickel (2003)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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1 Jahrtausend vChr abgebaut25 Diese grundsaumltz-liche Einordnung der Kupferanalysen kann daher weder die Frage der Geschlossenheit des Fundes noch die seiner Provenienz klaumlren

Hinzuweisen ist jedoch auf einige Details die bei kuumlnftigen Untersuchungen diskutiert werden sollten Die verwendeten Daten wurden zuerst durch D Nickel (2003) publiziert Auffallend ist dabei ein bei der Scheibe festgestellter deutlich er-houmlhter Zink-Wert (Zn Gehalt nach RFA 01-02 Zn Gehalt nach NAA 767 ppm) der als eine erste Abweichung zu den uumlbrigen Funden (Zn Gehalt Mittelwert NAA 35 ppm)26 feststellbar ist und bei kuumlnftigen Untersuchungen zu diskutieren ist In-teressant erscheint eine naumlhere Betrachtung der Bleiisotopenanalysen die ebenfalls eine deutliche

Abweichung des Metalls der Scheibe anzeigen (Tabelle 1) In der Arbeit von Nickel werden fuumlr die Himmelsscheibe korrigierte Mittelwerte fuumlr die aus dem soliden Metall genommene Probe (Probe FG-020984) angegeben die sich von der spaumlteren Publikation von Pernicka deutlich unterscheiden (Abb 3 a b) Statt einer Probenbezeichnung fin-det sich dort nur der Begriff bdquoMittelwertldquo ohne weitere Erlaumluterung wie dieser zustande kommt Es besteht hingegen nach Auskunft der Autorin kein Grund an der Richtigkeit der in ihrer Arbeit publizierten Werte zu zweifeln zumal die ana-lysierte Probe aus dem nicht korrodierten Metall gewonnen wurde Betrachtet man die Erstpubli-kation so ist zunaumlchst der deutliche Unterschied zwischen der Scheibe und den uumlbrigen Objekten

a d

b c

Abb 3 Darstellung der Bleiisotopenbestimmung an Objekten aus dem Fundkomplex Nebra a) Streuungsdiagramm nach Pernicka et al 2008 b) + c) Streuungsdiagramme nach den Daten von Nickel 2003 d) Clusteranalyse (average linkage) der Daten

von Nickel 2003

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bemerkenswert Die beiden Streuungsdiagramme der Bleiisotope zeigen deutlich die Sonderstellung der Himmelsscheibe an (Abb 3 b-c) Das Den-drogramm einer hierarchischen Clusteranalyse (Average Linkage Squared-Euclidian distances n=17)27 fuumlr die in der Tabelle 1 (nach nickel 2003) ausgewiesenen drei Bleiisotope 208Pb206Pb 207Pb206Pb und 206Pb204Pb unterstreicht die Befunde der Streuungsdiagramme und zeigt zwei deutlich getrennte Gruppen auf (Abb 3d) (a) Nr 3 4 u 14 (b) Nr 3 4 6 7 8 9 10 11 13 14 15 16 u 1728 Die Himmelsscheibe (Nr 1) ist sehr unaumlhnlich zu beiden Gruppen Dieses Bild ergibt sich auch wenn man alternativ andere bewaumlhrte Clusterver-fahren wie z B Complete Linkage Centroid Me-thod oder Wardrsquos Method auf diese Analysedaten anwendet was die Stabilitaumlt der hier dargestellten dieser Gruppenbildung unterstreicht (z B hair et al 2010 483-519 legendre amp legendre 2012 337-371)29 Es ist festzuhalten dass ein Zusammen-hang mit den uumlbrigen Funden nicht zu erkennen ist Bemerkenswert ist allerdings auch dass sich unter den drei Analysen mit den niedrigsten Blei-isotopenwerten das bereits oben erwaumlhnte Rand-leistenbeil I (20021649c) der Meiszligel (20021649b)

sowie ein nicht naumlher identifizierbarer Nietstift (20021649ag) befinden (Abb 3a Tabelle 1)

Neben der Bleiisotopie scheint die Verwen-dung von Zinnisotopen zunaumlchst ein Anhalts-punkt dafuumlr zu sein den Legierungsbestandteil Zinn den Vorkommen in Cornwall zuzuwei-sen30 Eine erweiterte Studie hierzu an Arte-fakten erschien 201831 Die Zinnisotope von Apa-Schwertern sind charakteristisch negativ mit den Bleiisotopen korreliert Die Analysenwerte der Schwerter aus dem bdquoHortfundldquo von Nebra zeigen dabei ebenso wie diejenigen der anderen bron-zezeitlichen Funde aus dem Umkreis der Apa-Schwerter insbesondere auch den Schwertern des eponymen Hortfundes eine gute Uumlberein-stimmung (Abb 4) Trotz der geringen Gesamt-probenzahl deutet sich eine Tendenz an dass man bei einer houmlheren Probenzahl wohl weitere Gruppen unterscheiden koumlnnen wird Wie bei der Untersuchung der Bleiisotopen fallen auch in dieser Analysenreihe sowohl die Himmelsschei-be als auch der Meiszligel deutlich aus dem Rahmen

Die kurzen Hinweise auf die Resultate der Bronzeanalysen zeigen vor allem dass aus ihnen eine Zusammengehoumlrigkeit der Scheibe und der

Abb 4 Darstellung der Zinnisotopenbestimmung an Objekte aus Apa Nebra und Daumlnemark 1 Himmelsscheibe von Nebra 2 Meiszligel aus dem Fundkomplex Nebra (nach Bruumlgmann et al 2018 Abb 2)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Beifunde nicht abgeleitet werden kann Ebenso ergeben sich keine datierenden Hinweise Ver-gleicht man etwa die Analysenwerte von Nebra z B mit den Pb-Isotopendaten des Spangenbar-renhortes von Oberding32 also einem typisch fruumlhbronzeitlichen Rohkupferhort so zeigt sich dass sich das Kupfer der Scheibe von der Varia-tion des fruumlhbronzezeitlichen Handelskupfers in seinen Konzentrationen unterscheidet (Abb 5)

Neben dem Kupfer wurde auch versucht das Gold hinsichtlich seiner Provenienz und Datie-rung zu typisieren33 Die moumlgliche Tendenz einer Herkunft aus Cornwall waumlre aus archaumlologischer Sicht natuumlrlich verlockend denkt man an die dor-tigen reichen Fruumlhbronzezeitfunde Da jedoch so-wohl die Studie kritisch betrachtet werden muss34 als auch die Goldgewinnung der Region nicht auf Epochen begrenzt ist beantworten auch die-se Untersuchungen nicht die eingangs gestellten Fragen zu dem Fundkomplex

Archaumlologische und astronomische Interpretationen

Die Entstehung der Interpretationen der Scheibe und der zugeordneten Beifunde ist gepraumlgt von

einer raschen populaumlren Darstellung deren zu-grundeliegende wissenschaftliche Analyse und Veroumlffentlichung der Diskussion erst spaumlter er-folgte Defizite der Publikationen ndash z B erfolgte bislang keine Vorlage aller Funde in Katalogform ndash erschweren bis heute eine kritische Analyse und Bewertung der Objekte Erste Festlegungen auf die Zusammengehoumlrigkeit und Datierung der Funde gab es bereits 2001 auf der Grundla-ge von bekannt gewordenen Fotos ohne dass ein Archaumlologe die Originale zuvor gesehen hatte35 Dies deutet sich bereits 1999 an als die Fotos der Funde uumlber Prof W Menghin Direktor des Museums fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte Berlin erstmals bekannt wurden36 Der einzige der die Funde zu diesem Zeitpunkt im Original kannte war ein Kunsthaumlndler der seine Einschaumltzungen direkt dem Berliner Museum uumlbermittelte Aus-schlaggebend fuumlr diesen Kontakt war sicherlich dass der Haumlndler wenige Jahre zuvor den soge-nannten bdquoBerliner Goldhutldquo an das Berliner Muse-um fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte verkauft hatte und damit ebenfalls ein Objekt mit einer poten-ziellen Deutungsmoumlglichkeit eines astronomisch-kalendarischen Bezugs bekannt machen wollte

Die Abfolge dass zunaumlchst einer ersten groben Einschaumltzung eine breite populaumlre Darstellung

Abb 5 Darstellung der Bleiisotopenbestimmung an Objekten aus dem Fundkomplex Nebra nach Nickel (2003) und Pernicka (2017)

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folgt und eine genaue wissenschaftliche Analyse erst in einem zweiten Schritt nachge reicht wird fuumlhrte zu verschiedenen Fehlinterpretationen die zum Teil heute immer noch Bestand haben Augenscheinliche Irrtuumlmer bei der ersten Publi-kation wie die vorschnelle Interpretation einer urspruumlnglichen Verbergung der Funde in einer Steinkiste wurden revidiert37 Von den vielen Teil aspekten sei hier nur die Interpretation der Veraumlnderung des Dekors herausgegriffen Die

erste Publikation der Fertigungsphasen der Schei-be erfolgte 2004 in dem Ausstellungskatalog bdquoDer geschmiedete Himmelldquo38 Die dort bereits angelegten religionsgeschichtlichen Thesen wurden 2010 aus-fuumlhrlich dargelegt eine Zusammenfassung hierzu bietet Abb 6 Von zentraler Rolle erscheint dabei die postulierte Nutzungsdauer die vor allem dazu dient einen Bezug zu bekannten fruumlhbronzezeit-lichen Sozialstrukturen herzustellen insbesonde-re zu den Phasen mit zentralen bdquoElitebildungenldquo

Abb 6 Interpretation der verschiedenen Fertigungsphasen der Scheibe von Nebra nach Meller (2010 Abb 35) Die Scheibe ist nach der postulierten Auffindungssituation ausrichtet

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Da in dem durch die Beifunde skizzierten Nieder-legungszeitraum (um 1600 v Chr16 Jh v Chr) in der Fundregion keine entsprechenden Struk-turen vorhanden sind erscheint als fruumlhester Ent-stehungszeitpunkt bdquoder Beginn des 2 Jahrtausends die Zeit der mitteldeutschen Fuumlrstengraumlber plausibel In dieser Epoche waren erstmals technische und ge-sellschaftliche Voraussetzungen vorhanden die die Herstellung eines komplexen Werkes wie der Himmels-scheibe moumlglich machten Die maximale Nutzungsdau-er haumltte demnach etwa 400 Jahre die minimale etwa 100 Jahre betragenldquo39 Die 100 Jahre werden aus ei-ner Umlaufzeit der Beifunde postuliert

2010 wird die erste Phase der Scheibe mit dem Beginn des Kupferbergbaues im Mitterberg-Re-vier (Gem St Johann im Pongau Land Salzburg) datiert bdquoda das Kupfer der Himmelsscheibe gemaumlszlig der Analysen Pernickas vom Mitterberg stammtldquo40 Ein houmlheres Entstehungsalter wird als Moumlglich-keit beibehalten bdquoNach diesen Erwaumlgungen waumlre der Beginn der Erschlieszligung des Mitterberg-Kupfers und damit die Herstellung der Himmelsscheibe fruumlhestens im 18 Jh v Chr also zwischen 1750 und 1700 v Chr anzusetzen wobei ndash wie bereits bemerkt ndash ein fruumlherer Ansatz des Bergbaus aufgrund des methodischen Vor-gehens und des derzeitigen Forschungsstandes nicht auszuschlieszligen istldquo41

Ein solcher indirekter Datierungsansatz der Scheibe uumlber die Metallanalyse ist aber aus zwei Gruumlnden methodisch zu kritisieren Erstens erge-ben sich wie dargelegt Zweifel ob das Kupfer der Begleitfunde und der Scheibe derselben Quel-le zuzuweisen ist Hier lassen sich vielleicht durch vertiefende Studien Fortschritte erzielen Grund-saumltzlich zeigen die Analysen dieses sog ostalpinen Kupfers dass es kaum moumlglich sein wird hier de-taillierte Ergebnisse zu erzielen Die Bezeichnung die auf die Arbeitsgruppe von Richard Pittioni zu-ruumlckgeht42 fasst Fahlerzkupferarten zusammen die geringere Spurenelementgehalte bei Nickel (Ni) Arsen (As) und Antimon (Sb) aufweisen Je nach Anteilen bzw Konzentration der Spuren-elemente die leicht um eine Groumlszligenordnung va-riieren koumlnnen lassen sich verschiedene Gruppen oder Varianten herausarbeiten die einen groszligen Anteil in der Stuttgarter Datenbank43 umfassen und sich vor allem seit der Fruumlhbronzezeit chro-nologisch schwer einordnen lassen Je nachdem wie die Grenzwerte fuumlr die einzelnen Elemente fuumlr einen Suchlauf in der Datenbank gewaumlhlt werden koumlnnen recht unterschiedliche Gruppen erzeugt werden Betrachtet man auf der Grundlage der groszligen Variabilitaumlt dieses Kupfers daruumlber hinaus die Kartenbilder seiner Verbreitung44 dann sollte jedem Betrachter die weite Verbreitung der Grup-

pen des sog Ostalpinen Kupfers zwischen Suumld-frankreich und dem Karpatenbecken im Suumlden und Suumldskandinavien im Norden auffallen

Die Probleme der weiten geographischen Streu-ung fuumlhren zum zweiten Punkt der Nutzungsdau-er dieser alpinen Lagerstaumltten Eine Abschaumltzung fuumlr das Mitterbergrevier ergab nach einer Initial-phase (1918-16 Jh v Chr) eine Bluumltezeit vom 15-13 Jh v Chr aber auch noch eine deutliche Weiternutzung vom 12 Jh v Chr bis in die fruumlhe Eisenzeit45 Zur juumlngeren Eisenzeit fehlen bislang vergleichbare Untersuchungen Aufgrund der viele hundert Jahre langen Nutzung der gleichen Kupferlagerstaumltten besteht keine Moumlglichkeit aus der geochemischen Zusammensetzung des Kup-fers eine Datierung der Artefakte abzuleiten

Kehrt man zur Objektgeschichte zuruumlck so koumlnnten die Veraumlnderungen auch vom gleichen Handwerker in nur kurzer Zeit oder wenigen Jah-ren vorgenommen worden sein Hierfuumlr koumlnnte man anfuumlhren dass alle Aumlnderungen in der gleichen Technik ausgefuumlhrt wurden Dies waumlre gleichermaszligen moumlglich aber ebenso wenig zwin-gend zu erwarten

Das Beispiel der Objektgeschichte laumlsst ein zu-grundeliegendes Dilemma erkennen Aufgrund der astronomischen Interpretation46 stellt sich im-mer die Frage nach dem sozialen kulturellen und wissenschaftlichen Umfeld das einem entspre-chend hohen Anspruch gerecht werden muss Da zum potenziellen Niederlegungszeitpunkt solche Strukturen fehlen muumlssen sie durch lange Datie-rungsspannen etc konstruiert werden Angelegt ist diese Vorstellung bereits im ersten Ausstel-lungskatalog (Meller 2004b) Mit dem Titel bdquoDer Koumlrper des Koumlnigsldquo stellt Meller uumlber das aumlhnliche Ausstattungsmuster einen Bezug zu dem Fuumlrsten-grab von Leubingen (um 1942 plusmn 10 v Chr) her bdquoAn die Stelle des Leichnams mit seiner goldenen Trachtausstattung tritt in Nebra die Himmelsschei-be Fuumlr die Zeit um 1600 vChr sind Fuumlrstengraumlber nicht belegt Geht man von der strukturellen Aumlhnlich-keit der Funde von Nebra und Leubingen aus kommt man zu dem Schluss dass der Hort als Fortsetzung der Fuumlrstengraumlber gewertet werden mussldquo47

Archaumlologisch gesehen waumlre dieses Konstrukt ein singulaumlres Beispiel zu dem keine Vergleiche angefuumlhrt werden koumlnnten Aber auch das Aus-stattungsmuster waumlre nicht entsprechend da auf diesem Niveau zu erwarten waumlre dass eine entsprechende Ausstattung als eigens gefertigtes Ensemble einer entsprechend hervorragenden Qualitaumlt vorlaumlge Hier wirken die beiden verschie-denen Beile von denen eines durch eine starke bereits antike Beschaumldigung der Schneide auffaumlllt

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der einzelne Meiszligel (ohne sonstige bdquoMetallurgen-ausstattungldquo) ebenso zufaumlllig zusammengestellt wie die Armspiralen die als Paar in einem Grab-fund doch eher einen Hinweis auf eine Frauenbe-stattung ergeben wuumlrden

Die vorangegangenen Uumlberlegungen konzen-trierten sich vor allem auf die Zusammengehouml-rigkeit des Gesamtfundes mit dem Ergebnis dass sich bei dem Konvolut das Vorhandensein eines geschlossenen Fundes im Sinne von Oskar Mon-

a b

c

d e f g

Abb 7 a)-b) Goldschale Zuumlrich-Altstetten (Foto Schweizerisches Landesmuseum Zuumlrich) c) Motive auf dem Schwert von Allach-Untermenzing 5 Jh vChr (Gebhard amp Krause 2016 Abb 4) d) keltische Goldmuumlnze des 2 Jh v Chr Sontheim Lkr Unterallgaumlu (Archaumlologische Staatssammlung MK-K3273) e) Neuses Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1277) f) Neuses

Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1245 g) Albstadt Regenbogenschuumlsselchen (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1422 d)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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telius kaum beweisen laumlsst Auf dieser Grundlage muumlsste die Scheibe als individuelles Objekt bewer-tet und betrachtet werden Geht man aber daruumlber hinaus so sind als Objektkategorie aumlhnliche groszlige Bronzescheiben uumlberwiegend im ethnologischen Bereich nachweisbar beispielsweise in Sibirien als Schamanenspiegel (auch mit Randlochung) oder als Teile von Metalltrommeln (Kesselgongs) Als vergleichbar moumlgliche Musikinstrumente im ar-chaumlologischen Bestand koumlnnen die beiden Objekte von Balkaringkra (Gem Ystads Schonen Schweden) und Haschendorf (Gem Neckenmarkt Bez Ober-pullendorf Burgenland) genannt werden48 Die simple Grundform ist jedoch nicht ausreichend um hier stichhaltig argumentieren zu koumlnnen So-mit verbleibt als Bewertungskriterium fuumlr eine kul-turhistorische Einordnung nach Wegfall der Ein-ordnung uumlber die Metallzusammensetzung allein die Ikonographie Die gaumlngige Interpretation ist dass die Darstellung auf der Scheibe komplizierte astronomische Phaumlnomene wiedergeben wuumlrde Deren Verstaumlndnis beruhe auf dem Vorhanden-sein einer gesellschaftlichen Struktur die eine Art bdquoKoumlnigsreichldquo bildete (Meller amp Michel 2018)

Der astronomischen Deutung der Scheibe wurde von verschiedenen Seiten mit guten Argu-menten uumlberzeugend widersprochen So konnten Emiacutelia Paacutesztor und Curt Roslund seit 2007 zeigen dass die auf der Scheibe dargestellten bdquoSterneldquo gleichmaumlszligig verteilt sind und keine konkrete Himmelsabbildung darstellen49 Im Vergleich mit ethnographischen Beispielen betonen sie eine zu-grundeliegende mythologische schamanistische Gedankenwelt geradezu das Gegenteil einer konkreten astronomischen Interpretation

Ikonographisch laumlsst sich die Art der Darstel-lung vom Typus bdquoSonne Mond und Sterneldquo viel-fach von der Antike bis in die Neuzeit belegen vor allem im Mittelalter gibt es einige sehr aumlhnliche Darstellungen50 Diese stellen Sonne und Mond als die goumlttlichen Himmelskoumlrper dar In der Antike waren sie die Machtsymbole roumlmischer Kaiser im Mittelalter unterstreichen sie in dieser Tradi tion die Herrschaft Christi uumlber den Kosmos51 bei Tag und bei Nacht Die Darstellungen der Scheibe von Nebra sind auf den ersten Blick teilweise verbluumlf-fend aumlhnlich Ein Unterschied zeigt sich jedoch in der Darstellung der Sonne die immer mit deut-lichen Strahlen gekennzeichnet ist Dieses Merkmal fehlt bei Nebra weshalb die Deutung der goldenen Kreisscheibe ndash in den bisherigen Publikationen wird sie als SonneVollmond nicht eindeutig be-stimmt52 ndash als Vollmond weiter zu untersuchen ist

Himmelsvorstellungen im ersten Jahrtausend v Chr

Es wurde bereits an anderer Stelle darauf hin-gewiesen dass neben den mittelalterlichen und ethnographischen Beispielen zur mythischen Darstellung von Himmelskoumlrpern und Himmels-phaumlnomen die Ikonographie des ersten Jahrtau-sends v Chr einen unmittelbar vergleichbaren Zugang bietet53 Dieser vor allem aus dem kel-tischen Siedlungsbereich uumlberlieferten Bilderwelt liegen komplexe Mythen und Glaubensvorstel-lungen zugrunde die sich im Laufe des gesam-ten ersten Jahrtausends v Chr in Mitteleuropa ausbreiteten und in der spaumlten Eisenzeit eine vielschichtige Religion auspraumlgten Diese kann vor allem durch die Uumlberlieferungen in gallo-roumlmischer Zeit beschrieben werden ist aber trotz vieler Studien nur ansatzweise verstanden54

Als eines der aumlltesten Beispiele fuumlr das Motiv bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo ist die spaumltbron-zezeitlichen Schale von Zuumlrich Altstetten zu nen-nen (Abb 7 a-b) Die flaumlchige Buckelverzierung lieszlige sich in diesem Zusammenhang durchaus als bdquoSternenhimmelldquo interpretieren Bemerkenswert ist neben dem bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo Motiv die Anbringung von einzelnen Boumlgen im Bereich des Schalenbodens

Das Kurzschwert von Allach hier genannt als Beispiel fuumlr eine ganze Gattung weist neben dem identischen Bildprogramm von bdquo[SonneVollmond] Sichelmond und Sterneldquo auf seiner Ruumlckseite auch das Element eines an beiden En-den betonten flachen Bogens auf (Abb 7c)55 Die weite Oumlffnung und flache Woumllbung dieses Bo-gens er sei im Folgenden als bdquoHimmelsbogenldquo bezeichnet schlieszligt die konkrete Darstellung eines Torques aus56 Die komplexe Symbolik die aufgrund der zahlreichen Belege dieser Motive vor allem auf keltischen Muumlnzbildern eine Ein-zelstudie verdient sei im Folgenden kurz skiz-ziert Dabei muss auch die Frage gestellt werden ob sich die Zweideutigkeit des Motivs SonneVollmond im Einzelfall klaumlren laumlsst Die gleich-zeitige Verbindung mit Sternen und Sichelmond macht es zumindest beim Schwert von Allach wahrscheinlich dass eher die Darstellung des rei-nen Nachtgeschehens gemeint ist

Deutlicher erscheinen die Zusammenhaumlnge wenn man die keltischen Muumlnzbilder des zweiten und ersten Jahrhunderts v Chr betrachtet Auf den Regenbogenschuumlsselchen finden sich sowohl weit geoumlffnete Boumlgen mit darunter befindlichen Kugeln in der Form des bdquoHimmelsbogensldquo von Allach (Abb 7d)57 als auch staumlrker geschlossene

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die als Darstellung eines Torques bezeichnet werden koumlnnten Die Unterscheidung zwischen bdquoHimmelsbogenldquo und Torques erscheint trotz der Aumlhnlichkeit der Motive gegeben da beispielswei-se in der boumlhmischen Muumlnzpraumlgung beide Motive am selben Objekt auftreten koumlnnen58 Dass die Deutung der abstrakten Motive durchaus kom-plex ist und im Einzelfall auch oft keine eindeutige Interpretation zulaumlsst mag in der Herstellung der Muumlnzen verankert sein Uumlblicherweise werden die Bildmotive auf den Muumlnzen als immer weiter abstrahierende Entwicklung von urspruumlnglichen Vorbildern wie z B die Weiterentwicklung der Biga gesehen In vielen Faumlllen laumlsst sich auf den Muumlnzbildern feststellen dass bei den bdquoHim-melsboumlgenldquo nicht die Darstellung eines Torques gemeint ist Als Beispiel koumlnnen hier Buumlschel-quinare aus dem Muumlnzschatz von Neuses ad Regnitz (Gem Eggolsheim Oberfranken) ange-fuumlhrt werden (Abb 7 e-f)59 Hier tritt der schwach gewoumllbte Bogen mit Kugelenden in Kombina-tion mit einem darunterliegenden groszligen Punkt auf in einer Variante aber auch als durch sieben Punkte gebildeter Bogen Beide Varianten unter-scheiden sich deutlich von Torquesdarstellungen Die Regenbogenschuumlsselchen aus dem Depot von Albstadt (Gem Alzenau Lkr Aschaffenburg Unterfranken) zeigen als Besonderheit dass der Bogen als Zickzacklinie gestaltet ist (Abb 7g)60

Die Abschlusskugeln bilden zusammen mit den Elementen aus dem Inneren eine Linie die wie-derum uumlber einer gezackten Grundlinie steht Die knappe Schilderung dieser Zusammenhaumlnge laumlsst erkennen dass die auf dem Schwert von Al-lach angelegten Symbole des Himmels uumlber lange Zeit verstandenes Allgemeingut waren

Dass sich in der juumlngeren Eisenzeit dabei mit Sternen und Mondsichel auszligerordentlich haumlufig Motive der Nacht finden erscheint besonders be-merkenswert und ist zugleich durch historische Quellen belegt61 Im Kern beschreiben sie neben der weitergefuumlhrten Sonnensymbolik62 vor allem die Symbole die Nacht die fuumlr die Abstammungs-geschichte der Kelten eine besondere Rolle spielt und deshalb auch in dem keltischen lunisolaren Kalender wiederfindet Entsprechend beginnt die Zeitdarstellung des Kalenders von Coligny (Deacutep Ain Reg Auvergne-Rhocircne-Alpes) mit dem Win-terhalbjahr und die Monate werden in eine dunk-le und eine helle Haumllfte geteilt63 Es waumlre deshalb konsequent die Kreisscheibe die sich auf dem Schwert von Allach befindet entsprechend nicht als Sonne sondern als hellen Vollmond zu sehen Die auf zahlreichen Gegenstaumlnden des Alltags zu findende keltische Himmelssymbolik war fuumlr ihre

Betrachter ein wohlbekannter Teil eines sehr kom-plexen mythologischen Weltbildes das uns skiz-zenhaft auch durch schriftliche Quellen bekannt ist Es ist das Resultat der vielfaumlltigen Kulturgeschich-te des ersten Jahrtausends v Chr die von starken mediterranen Einfluumlssen gepraumlgt ist und vor allem in der Eisenzeit durch die Entwicklung von Sied-lungszentren soziokulturelle Phaumlnomene aumlhnlich von Hochkulturen aufweist In diese Tradition fuumlgen sich auch die realistischen Darstellungen des ausgehenden 1 Jahrtausends vChr herausra-gend uumlberliefert auf dem Kessel von Gundestrup Hier praumlsentiert eine mit einem Hirschgeweih als nicht menschliches Wesen gekennzeichnete Figur in der rechten Hand einen Torques in der linken eine gehoumlrnte Schlange (bdquoWidderschlangeldquo)64 Nach uumlbereinstimmender Ansicht ist hier der Gott Cernunnos dargestellt der auch in Analogie zu der Schilderung der bei Caesar uumlberlieferten Ab-stammungsgeschichte der Kelten von Dis Pater in Verbindung gesetzt wird Diese Abstammungs-geschichte von einem bdquoNachtHimmelsldquo-Gott stimmt uumlberein mit der Wahl des Symbols einer Schlange (bdquoErdeNachtldquo) und dem gegenuumlberste-henden Torques (bdquoHimmelsbogen Nacht von Son-nenuntergang bis Sonnenaufgang oder Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergangldquo)65

Fasst man diese knappen Ausfuumlhrungen zu-sammen so gehoumlren bdquo[Sonne Vollmond] Sterne Mondldquo in Verbindung mit bdquoHimmelsboumlgenldquo zum weitverbreiteten Symbolgut des ersten Jahrtau-sends v Chr mit dem deutlichen Schwerpunkt in der spaumlten Hallstatt- und Lategravenezeit Aufgrund des haumlufigen Vorkommens der Muumlnzen schei-nen sich die Motive auf den keltischen Bereich zu konzentrieren es koumlnnen aber auch Beispiele der Zone noumlrdlich der Mittelgebirge genannt werden also dem Fundgebiet der Himmelsscheibe von Nebra Diese Zone zeichnet sich dadurch aus dass im Laufe des ersten Jahrtausends sowohl Sach-kultur wie z B Fibelformen als auch Motive aus dem bdquokeltischenldquo Bereich adaptiert werden Es muss auch in Hinblick auf die eigenartig schlichte handwerkliche Ausfuumlhrung der bdquoHimmelsschei-beldquo erwaumlhnt werden dass dabei durchwegs ein Qualitaumltsgefaumllle bemerkenswert ist Ein typisches Beispiel fuumlr die Uumlbernahme von Einzelmotiven sind die Verzierungen auf den Holsteiner Guumlrteln (Abb 8)66 Diese kombinieren die meisten der ge-nannten Elemente Schlangen Boumlgen mit Kugel-enden Boumlgen mit den darunterliegenden Punkten unterschiedlicher Anzahl Kreisbuckel mit Strah-lenkranz (Sonnensymbole) sowie Halbboumlgen mit auszligenliegender Strichelung Ob diese Motive im Norden auch in der gleichen Bedeutung wie im

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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keltischen Bereich verstanden wurden ist nicht erschlieszligbar aber wie die periphere Lage eines singulaumlren Objektes wie des Gundestrupkessels zeigt durchaus nicht ausgeschlossen

Betrachtet man dieses nach dem kulturellen Bruch zu Beginn der Urnenfelderzeit entstandene Symbolgut im Vergleich zum fruumlhbronzezeit-lichen Motivschatz stellt sich ein deutlicher Wi-

a

b

c

d

Abb 8 Das Symbolgut der sog bdquoHolsteiner Guumlrtelldquo uumlbernimmt und kombiniert die Motive des keltischen Bereichs a)-b) Hamburg-Altengamme Gesamtuumlbersicht und Ausschnitt des Guumlrtelendes ndash c) Hornbeck Grab 709 Kr Herzogtum Lauenburg ndash d) Malente Kr

Ostholstein ndash (a Foto Archaumlologisches Museum Hamburg ohne M b Heynowski 2017 182 B 7 cm c nach Heynowski 2017 184 B 117 cm)

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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Abb 9 Oben Die Himmelsscheibe von Nebra Unten Bronzezeitliche Schwerter Beile und Armschmuck angeblich zusammen mit der Himmelsscheibe von Nebra gefunden Zustand vor der Uumlbernahme der Funde durch das Landesmuseum Halle Das Uumlbereinstimmen

der Fotos mit den Originalen wurde am 2512002 notariell beglaubigt Foto Hildegard Burri-Bayer

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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derspruch dar Bereits Wolfgang David wies da-rauf hin dass die Scheibe von Nebra im damaligen Symbolgut als ein vollkommener Fremdkoumlrper erscheinen wuumlrde67 Es ist zudem bemerkenswert dass bei den herangezogenen Bildprogrammen aus dem fortgeschrittenen und spaumlten 2 Jahrtau-send v Chr mit Motiven wie Vogelbarken mit Sonnen Sonnenwagen und dem nordischen bdquoSon-nenschiffldquo68 oder dem dominanten Kreisdekor auf Goldgegenstaumlnden69 die abstrakte Darstellung der Sonne im Vordergrund steht Die Symbole auf der Himmelsscheibe von Nebra erscheinen dage-gen als ein Nacht-orien tiertes Sujet entsprechen also dem kulturellen Umfeld des 1 Jahrtausends v Chr An dieser Stelle sei abschlieszligend an einen Diskussionsbeitrag von Paul Gleirscher zur Schei-be erinnert der 2007 das Bogensymbol auf der Scheibe als Darstellung einer Sichel diskutierte und zugleich darauf hinwies dass angesichts der unklaren Fundverhaumlltnisse durchaus auch eine spaumltbronzezeitliche Datierung denkbar sei70 Zu-gleich erinnerte Gleirscher auch an den lunaren Bezug der Sicheln und zitierte hierzu B Haumlnsel der diese als Attribute einer Nacht- oder Mond-gottheit gesehen hat71 Damit schlieszligt sich der Kreis zu den oben genannten Fruumlhlategraveneschwer-tern deren durch Vollmond und Sichelmond be-tonter Bezug zum Mondkreislauf72 unmittelbar an die Himmelsscheibe von Nebra anschlieszligen

Fazit

In den vorangegangenen Uumlberlegungen konnte dargestellt werden dass seit dem letzten Beitrag im Archaumlologischen Korrespondenzblatt im Jahr 2008 eine abweichende Deutung der Scheibe und ihrer Beifunde begruumlndet werden kann Die Unterschiede ergeben sich aus den folgenden vier Argumenten 1 Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe

spricht gegen eine Auffindungslage in situ was zugleich auch die Zusammengehoumlrigkeit mit den Beifunden in Frage stellt

2 Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer Gold) unterstuumltzen die etwaige Zu-sammengehoumlrigkeit der Funde

3 Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aus-sage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehoumlrig zu betrachten Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhaumlrtet

4 Ebenso muss der Meiszligel in diesem Zusammen-hang als nicht zugehoumlrig ausgesondert werden

Damit muss aus 3 und 4 zwingend gefolgert werden dass es sich nicht um einen geschlos-senen Fund handeln kann

Fuumlr die Auffindung der Scheibe ergeben sich nach den hier angefuumlhrten Analysen der Fundsi-tuation zwei denkbare Szenarien (A) Die Scheibe wurde auf dem Mittelberg im hu-

mosen Bereich unmittelbar unter der Oberflauml-che angetroffen weil sie sich dort bereits in sekundaumlrer Lage befand Hierzu passen die aumllteren Beschaumldigungsspuren und die Schil-derung der Auffindung der Scheibe durch die Finder Eine solche sekundaumlre Lage schlieszligt die Geschlossenheit des Gesamtfundes aus Die Scheibe waumlre also ein Einzelfund inner-halb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage

(B) Die Scheibe wurde an einem anderen Fundort als dem untersuchten unmittelbar unter der Oberflaumlche in einem einheitlichen Sediment gefunden Die aumlltere Beschaumldigung erfolgte in situ ohne dass das Objekt wesentlich aus seiner urspruumlnglichen Lage gerissen wurde Eine Zugehoumlrigkeit weiterer Funde sofern diese nicht (wie das Beil) auszuschlieszligen sind waumlre moumlglich Da eine Zusammengehoumlrig-keit der Funde analytisch nicht nachweisbar ist und dieses Szenario nicht der bdquoguumlltigenldquo Fundgeschichte des Finders entspricht ist die Geschlossenheit des Fundes nicht gegeben

Bei beiden Szenarien muss die Scheibe aus sich heraus hinsichtlich der Datierung als Einzelob-jekt betrachtet werden wobei festgestellt werden muss dass fuumlr eine Einordung in die mitteleuro-paumlische Fruumlhbronzezeit kein vergleichbares Sym-bolgut benannt werden kann73 Vielmehr wuumlrde ndash wenn die Herkunft vom Mittelberg gesichert waumlre ndash eine Datierung auch im Kontext der ei-senzeitlichen Befestigung wie auch durch die Iko-nographie naheliegen Damit wuumlrde die bislang vorlegte Interpretation und das daraus abgeleite-te Konstrukt ihrer Bedeutung und Funktion jegli-cher Grundlagen entbehren

Die abschlieszligende Anmerkung soll zusammen-fassend verdeutlichen dass die vorgetragene In-terpretation nur die zugaumlnglichen Quellen benut-zen konnte Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollstaumlndig Viele Details lieszligen sich noch praumlziser darstellen wenn die notwendigen Quellen ndash von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veroumlffentlichung aller naturwissenschaft-lichen Analysen ndash besser erschlossen waumlren Es ist zu hoffen dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes fuumlr die weitere wissen-schaftliche Analyse genauso ge nutzt werden kann Ebenso ist zu hoffen dass die inzwischen uumlberbor-

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 3: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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ist diese Rekonstruktionslage nicht moumlglich da die auf der linken Objekthaumllfte liegenden Spuren nur von einer weit unter der Oberflaumlche stammenden Position aus erzeugt werden koumlnnten Richtet man die Beschaumldigungsspuren so aus dass Sie von oben und von beiden Seiten in einem gleichen Abstand von der Oberflaumlche entstanden sind so waumlre die Auffindungssituation so zu rekonstruieren dass sich der fehlende Horizontbogen oben und die starken Beschaumldigungsspuren seitlich befunden haben (Abb 1c) Diese Fundlage haben 2003 auch die Finder ndash Anlass der Aussage war die Hoffnung auf Strafmilderung beim laufenden Prozess durch Kooperation ndash so zu Protokoll gegeben bdquoIn Bezug auf die Technik der Ausgrabung sagte Herr Westphal er haumltte nur die bdquoSonneldquo beschaumldigt Hier haumltte er bei Auffindung (die bdquoSonneldquo lag seinen Angaben nach oben) mit der Hacke auf die Sonne geschlagen und das

Goldblechteil schraumlg nach oben weggezogen Auf meine Nachfrage erklaumlrten die bdquoFinderldquo dass sie sich sicher seien dass die Sonne und damit der abgefallene Hori-zont oben gelegen haumltten Von dem fehlenden Horizont haumltten sie keine Spuren gefunden Er sei schon weg ge-wesen Die jetzige Randbeschaumldigung haumltte sich seitlich befunden Sie erklaumlren sich diese Randbeschaumldigung aus Verletzungen durch einen Baumpflug beim Anpflanzen oder aumlhnlichem Beim Herausnehmen sei der sich dort befindliche lose Goldstern abgefallenldquo4 Diese Aussa-ge stimmt vollkommen mit den Beschaumldigungs-spuren an der Scheibe uumlberein Insbesondere ist darauf hinzuweisen dass die randlichen Beschauml-digungsspuren nach der Auffindung noch mit Se-diment uumlberzogen waren (Abb 9 oben) Bei einer Autopsie im Jahre 2005 zeigte sich dieser Bereich als sekundaumlr nachkorrodiert5 Die an der Scheibe feststellbaren Beschaumldigungen entstanden einer-

a b

c d

Abb 2 Ausgrabung eines Raubgrabungsloches auf dem Mittelberg bei Nebra Unterlagen zur Darstellung bei der Gerichtsverhandlung (Nachlass Gutachten Josef Riederer Archiv Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) a) Auf 1 Planum abgetragene

Untersuchungsflaumlche An der Schnittkante ist die ca 15 cm starke Humusauflage erkennbar b) Planumsdetail Das Raubgrabungsloch grenzt sich deutlich als begrenzte gestoumlrte Zone innerhalb eines Befundes ab c) Darstellung der rezenten Oberflaumlche uumlber dem Befund

d) Projektion der Himmelsscheibe auf die tiefste Stelle des Befundes ohne Beruumlcksichtigung der Humusauflage in der sich nach Finderangabe der obere Teil der Scheibe befand

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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seits bei der Auffindung andererseits durch ein unbekanntes aumllteres Ereignis Es ist moumlglich dass bei diesem Ereignis auch der Horizontbogen verlo-ren ging Der Publikationsstand erlaubt jedoch kei-ne abschlieszligende Klaumlrung dieser Frage da die Ab-bildungen der restaurierten Scheibe ndash auf denen in Teilbereichen des Horizontbogens durchaus eine nur geringe Patinabildung zu erkennen ist ndash keine ausreichende Information bieten6

Bei ihren Aussagen machten die beiden Fin-der eine zweite bemerkenswerte Angabe die bei den bisherigen Interpretationen unberuumlcksichtigt blieb In ihrer bereits ersten Aussage zum Fund wurde festgehalten7 bdquoBeide erklaumlrten sie haumltten den Fund der etwa 3-5 cm unter der Erde lag sorgfaumlltig mit den Haumlnden freigelegtldquo Die oberflaumlchennahe Lage wird im gleichen Protokoll durch die rasche Freilegung bestaumltigt bdquoHerr Westphal houmlrte ein Sig-nal und fing dann an den Fund auszugraben wobei er der Meinung war bei der Scheibe selbst handele es sich um einen Eimerdeckel da [sie] haumlufig eiserne Eishymerdeckel gefunden haumltten Herr Renner der unterhalb am Hang stand und deshalb einen besseren Blick auf den bereits einigen Zentimeter freigelegten Fund hatte war der Meinung es handele sich um anderes Material und half Herrn Westphal den Fund auszugrabenldquo

Die oberflaumlchennahe Lagerung der Scheibe wurde von den Findern stets betont und letzt-malig auch als Aussage von Westphal in der Ge-richtsverhandlung vom 362005 bdquoDie Scheibe habe senkrecht im Boden gestanden Die Oberkante 3shy5 cm unter dem Boden Daruumlber war nur wenig Laubldquo8 Im Jahr 2002 wurde am Mittelberg innerhalb der dor-tigen aumlltereisenzeitlichen Befestigungsanlage ein Raubgrabungsloch untersucht das nach Angaben des Erstkaumlufers die Stelle gewesen sein soll an der die Scheibe gefunden wurde Einzelangaben zu der Grabung lassen sich an verschiedenen Stellen gewinnen ein abschlieszligender Grabungsbericht wurde bislang immer noch nicht veroumlffentlicht9 Es sei daher zunaumlchst auf Unterlagen zuruumlckge-griffen die in der oumlffentlichen Verhandlung als Anschauungsmaterial verwendet wurden10

Das Raubgrabungsloch zeichnete sich bei der wissenschaftlichen Nachgrabung als deutliche Stoumlrung innerhalb eines Befundes ab (Abb 2a-b) Beide Ansichten stellen den Zustand des ersten Planums dar das sich bereits ca 15 cm unter der Oberflaumlche befindet Um dies zu verdeutlichen wurde auf Abb 2c schematisch die abgetragene (bdquorezenteldquo) Oberflaumlche eingezeichnet Die Projekshytion der Himmelsscheibe erfolgte nicht wie es der Beschreibung der Finder entsprechen wuumlrde 3-5 cm unter der Oberflaumlche sondern um zu demons-trieren dass die Scheibe in das Loch passt an der

tiefsten Stelle des Befundes Folgt man der wie-derholt geaumluszligerten Aussage der Finder dass die Scheibe oberflaumlchennah entdeckt wurde kann aus dieser Grabungssituation nur eine Schlussfolge-rung gezogen werden die Scheibe befand sich zu einem Drittel in einer rezenten Bodenschicht Naumlh-me man an diese Lage sei authentisch so waumlre die Scheibe wie die umliegende Bodenschicht als bdquorezentldquo zu datieren Als zweite Moumlglichkeit kaumlme aber in Betracht dass sie sich bei ihrer Entdeckung in einer sekundaumlren Lage befand Bereits Josef Rie-derer wies im Prozess darauf hin dass bei einer La-gerung teilweise im Humus und teilweise in einem voumlllig anderen Boden sich entsprechende Unter-schiede bei der Patina haumltten abzeichnen sollen Die gleichmaumlszligige dicke Verkrustung der Scheibe deutet dagegen auf eine urspruumlngliche Lagerung in einer einheitlichen Bodenschicht hin11

Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe war H Meller seit dem 2682003 bekannt Sie hat sowohl hinsichtlich der Identifizierung der Fund-stelle als auch der Geschlossenheit des Gesamt-fundes eine Schluumlsselfunktion Die in der Folgezeit unternommenen Befragungen der Finder und die naturwissenschaftlichen Untersuchungen sind im-mer vor dem Hintergrund dieser Ausgangssitua-tion zu sehen Waumlhrend des zweiten Nebra-Pro-zesses entwickelten sich die Aussagen der beiden Finder in entgegengesetzte Richtungen12 Waumlhrend der Beteiligte M Renner sowohl den Fundort als auch die Zusammensetzung des Hortfundes aus verschiedenen Funden zusammengestellt bezeich-nete13 wurde die Wiedergabe der Auffindungs-geschichte durch H Westphal weiterentwickelt Die Beeinflussung Westphals durch suggestiv wir-kende Fragestellungen der beteiligten Archaumlologen ist in den Videobeitraumlgen in denen die Fundge-schichte von Westphal nachgestellt wird14 deut-lich erkennbar zugleich lassen entstehende Wi-derspruumlche bei den Details die Glaubwuumlrdigkeit der Geschichte in Frage stellen15 Die Bedeutung dieses Problems zeigt sich daran dass im Verlauf des zweiten Nebra-Prozesses versucht wurde die aus den zwei so unterschiedlichen Fundgeschich-ten entstandenen Irritationen durch die groszlige Zahl von (nach Angaben von H Meller vor Gericht) 22 naturwissenschaftlichen Gutachten zu zerstreuen16

Naturwissenschaftliche Untersuchungen an Bodenproben

Wie bei der Dokumentation der Funde ist derzeit auch bei der Publikation der Gutachten ein Defizit zu konstatieren die 2008 im Archaumlologischen Kor-

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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respondenzblatt angekuumlndigten Publikatio nen der Untersuchungen zu den Bodenproben wurden bis-lang nicht veroumlffentlicht Durch die Unterlagen von J Riederer sind die im Prozess angefuumlhrten Boden-gutachten17 von J Adam G Borg und E Pernicka bekannt und lassen sich entsprechend auch bewer-ten Es laumlsst sich in Uumlbereinstimmung mit den vor Gericht vorgenommenen Bewertungen von J Rie-derer feststellen dass die Gutachten weder geeig-net sind einen Nachweis fuumlr die Authentizitaumlt der Fundstelle zu erbringen noch (wie behauptet) fuumlr die Zusammengehoumlrigkeit des Fundensembles18 Dieses Ergebnis wurde und wird unterschiedlich wahrgenommen Obwohl bereits das Gericht 2005 dieser Einschaumltzung folgte und formulierte bdquoDie Kammer geht im Einklang mit dem Antrag der Ver-teidigung davon aus dass die sichergestellten Erdan-haftungen nicht zweifelsfrei beweisen koumlnnen dass die Scheibe tatsaumlchlich vom Mittelberg stammtldquo blieben die Analysen fuumlr Meller das zentrale Element sei-ner Argumentation bdquoRelevant ist dass wir naturwis-senschaftlich nachweisen koumlnnen aufgrund der Erdan-haftungen dass die Schwerter die Himmelsscheibe und die Beifunde zusammengehoumlren Und dass das alles auch dort perfekt auf den Mittelberg passtldquo Bemerkenswert erscheint hierbei dass bereits das im Zentrum der Argumentation stehende Gutachten von J Adam in einem Fall die Nichtzugehoumlrigkeit eines Ob-jektes feststellt Untersucht wurden von ihm im Vergleich mit einer Erdprobe vom Raubgrabungs-loch (VM 1) drei Proben von Erdanhaftungen der Objekte Sp 1 (0113 g von der Scheibe) Sp 2 (0217 g von der Spitze des Schwertes II) Sp 3 (0049 g von der Schneide des Beils HK 20021649C) Bei der letzten Probe stellte er fest dass bdquoim Vergleich zu VM1 Sp1 und SP2 einige Abweichungen wie die fein-koumlrnigere Ausbildung das Fehlen von Phyllit geringere Anteile an Phytholithen erhoumlhte Gehalte an Granat und Anatas nicht nur durch die geringe Menge des Unter-suchungsmaterials (0049 Gramm) erklaumlrbarldquo sind bdquoEher weisen diese Ergebnisse auf einen benachbarten Fundort zumindest aber auf eine Lagerung in anderen Schichten als die Himmelsscheibe und das Schwert hinldquo

Vor Gericht verdeutlichte Adam nochmals diese Angabe und sagte zu den Anhaftungen am Beil aus sie bdquoseien voumlllig anders gewesen keine Zusammengehoumlrigkeitldquo19 Aufgrund dieser Fest-stellung muss eines der Beile aus dem vermeint-lichen Fundkomplex ausgeschlossen werden20 Konsequenterweise lassen sich dann alle Aus-sagen zu einem moumlglichen zugrunde liegenden bdquoHortfundmusterldquo nicht treffen21 das auf einem paarweisen Auftreten von Schwertern Beilen und Armspiralen beruht Ergaumlnzend sei noch da-ran erinnert dass auch die abweichende Patina

des Randleistenmeiszligels gegen eine Zugehoumlrigkeit dieses Objektes zu den anderen Funden spricht Aber bereits die Feststellung dass eines der bei-den Beile nicht zugehoumlrig sein kann wirft Zweifel an der Fundgeschichte auf die durch den Finder Westphal 2005 angegeben wurde und ndash als glaub-wuumlrdig eingestuft ndash als wesentliches Argument fuumlr die Geschlossenheit des Fundes angefuumlhrt wird ndash im Gegensatz zur Aussage des am Fund beteiligten Renner Dass in der Fundgeschichte Westphals zahlreiche Widerspruumlche nachweisbar sind unterstreicht die Notwendigkeit einer kri-tischen Bewertung dieser Aussagen

Naturwissenschaftliche Untersuchungen an den Objekten

Da anhand der Erdanhaftungen die Zusammenge-houmlrigkeit aller Funde nicht nachgewiesen werden kann kommt den Analysen der Metalle eine ge-wisse Bedeutung zu Sie geben zumindest eine Ten-denz an ob sie eher auf eine einheitliche Material-quelle hinweisen oder sehr unterschiedlich sind Die Ergebnisse zu den Bronzeanalysen wurden von Nickel und Pernicka (2003)22 sowie Pernicka (2008 2010) veroumlffentlicht Am besten kennzeich-net die Bleiisotopenanalyse das zugrundeliegende Metall Pernicka weist darauf hin dass die Spuren-elementmuster aumlhnlich sind die Bleiisotopen aber unterschiedlich sind Er schlieszligt auf eine ostalpine Lagerstaumltte Die Unterschiede bei den Bleiisotopen werden dahingehend gedeutet dass solche auch innerhalb von Lagerstaumltten auftreten koumlnnen z B Rudna Glava (Serbien) oder dem Erzgebirge23 Ebenso kann fuumlr die Unterschiede auch eine unter-schiedliche Herkunft der Objekte verantwortlich sein Durch ausfuumlhrliche Analysenprojekte gelang es in den letzten Jahren die Hauptprovenienzen des Rohkupfers schaumlrfer zu fassen Nach den Er-gebnissen der Arbeitsgruppen von Lutz Stoumlllner und Pernicka ergibt sich eine Zuweisung zum sog bdquoMitterbergkupferldquo24 Fuumlr die unmittelbare Bewer-tung der Funde aus Nebra lassen sich diese Ergeb-nisse leider weder bezuumlglich der Frage nach der Herstellungsregion der Objekte noch nach ihrer Datierung nutzen Auf diese Problematik wird un-ten im Hinblick auf die Frage der archaumlologischen Interpretation nochmals eingegangen Aufgrund der groszligen Produktivitaumlt des Reviers wurde das Mitterberger Kupfer als Standardkupfer vor allem ab dem 1716 bis zum 1312 Jh vChr in einem groszligen Gebiet zwischen Ostmitteleuropa Suumld- und Mitteldeutschland verwendet Im Revier wur-de aber auch noch in der Spaumltbronzezeit und im

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Tab 1 Bleiisotopenwerte von Bronzeobjekten aus dem Fundkomplex Nebra nach Nickel (2003)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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1 Jahrtausend vChr abgebaut25 Diese grundsaumltz-liche Einordnung der Kupferanalysen kann daher weder die Frage der Geschlossenheit des Fundes noch die seiner Provenienz klaumlren

Hinzuweisen ist jedoch auf einige Details die bei kuumlnftigen Untersuchungen diskutiert werden sollten Die verwendeten Daten wurden zuerst durch D Nickel (2003) publiziert Auffallend ist dabei ein bei der Scheibe festgestellter deutlich er-houmlhter Zink-Wert (Zn Gehalt nach RFA 01-02 Zn Gehalt nach NAA 767 ppm) der als eine erste Abweichung zu den uumlbrigen Funden (Zn Gehalt Mittelwert NAA 35 ppm)26 feststellbar ist und bei kuumlnftigen Untersuchungen zu diskutieren ist In-teressant erscheint eine naumlhere Betrachtung der Bleiisotopenanalysen die ebenfalls eine deutliche

Abweichung des Metalls der Scheibe anzeigen (Tabelle 1) In der Arbeit von Nickel werden fuumlr die Himmelsscheibe korrigierte Mittelwerte fuumlr die aus dem soliden Metall genommene Probe (Probe FG-020984) angegeben die sich von der spaumlteren Publikation von Pernicka deutlich unterscheiden (Abb 3 a b) Statt einer Probenbezeichnung fin-det sich dort nur der Begriff bdquoMittelwertldquo ohne weitere Erlaumluterung wie dieser zustande kommt Es besteht hingegen nach Auskunft der Autorin kein Grund an der Richtigkeit der in ihrer Arbeit publizierten Werte zu zweifeln zumal die ana-lysierte Probe aus dem nicht korrodierten Metall gewonnen wurde Betrachtet man die Erstpubli-kation so ist zunaumlchst der deutliche Unterschied zwischen der Scheibe und den uumlbrigen Objekten

a d

b c

Abb 3 Darstellung der Bleiisotopenbestimmung an Objekten aus dem Fundkomplex Nebra a) Streuungsdiagramm nach Pernicka et al 2008 b) + c) Streuungsdiagramme nach den Daten von Nickel 2003 d) Clusteranalyse (average linkage) der Daten

von Nickel 2003

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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bemerkenswert Die beiden Streuungsdiagramme der Bleiisotope zeigen deutlich die Sonderstellung der Himmelsscheibe an (Abb 3 b-c) Das Den-drogramm einer hierarchischen Clusteranalyse (Average Linkage Squared-Euclidian distances n=17)27 fuumlr die in der Tabelle 1 (nach nickel 2003) ausgewiesenen drei Bleiisotope 208Pb206Pb 207Pb206Pb und 206Pb204Pb unterstreicht die Befunde der Streuungsdiagramme und zeigt zwei deutlich getrennte Gruppen auf (Abb 3d) (a) Nr 3 4 u 14 (b) Nr 3 4 6 7 8 9 10 11 13 14 15 16 u 1728 Die Himmelsscheibe (Nr 1) ist sehr unaumlhnlich zu beiden Gruppen Dieses Bild ergibt sich auch wenn man alternativ andere bewaumlhrte Clusterver-fahren wie z B Complete Linkage Centroid Me-thod oder Wardrsquos Method auf diese Analysedaten anwendet was die Stabilitaumlt der hier dargestellten dieser Gruppenbildung unterstreicht (z B hair et al 2010 483-519 legendre amp legendre 2012 337-371)29 Es ist festzuhalten dass ein Zusammen-hang mit den uumlbrigen Funden nicht zu erkennen ist Bemerkenswert ist allerdings auch dass sich unter den drei Analysen mit den niedrigsten Blei-isotopenwerten das bereits oben erwaumlhnte Rand-leistenbeil I (20021649c) der Meiszligel (20021649b)

sowie ein nicht naumlher identifizierbarer Nietstift (20021649ag) befinden (Abb 3a Tabelle 1)

Neben der Bleiisotopie scheint die Verwen-dung von Zinnisotopen zunaumlchst ein Anhalts-punkt dafuumlr zu sein den Legierungsbestandteil Zinn den Vorkommen in Cornwall zuzuwei-sen30 Eine erweiterte Studie hierzu an Arte-fakten erschien 201831 Die Zinnisotope von Apa-Schwertern sind charakteristisch negativ mit den Bleiisotopen korreliert Die Analysenwerte der Schwerter aus dem bdquoHortfundldquo von Nebra zeigen dabei ebenso wie diejenigen der anderen bron-zezeitlichen Funde aus dem Umkreis der Apa-Schwerter insbesondere auch den Schwertern des eponymen Hortfundes eine gute Uumlberein-stimmung (Abb 4) Trotz der geringen Gesamt-probenzahl deutet sich eine Tendenz an dass man bei einer houmlheren Probenzahl wohl weitere Gruppen unterscheiden koumlnnen wird Wie bei der Untersuchung der Bleiisotopen fallen auch in dieser Analysenreihe sowohl die Himmelsschei-be als auch der Meiszligel deutlich aus dem Rahmen

Die kurzen Hinweise auf die Resultate der Bronzeanalysen zeigen vor allem dass aus ihnen eine Zusammengehoumlrigkeit der Scheibe und der

Abb 4 Darstellung der Zinnisotopenbestimmung an Objekte aus Apa Nebra und Daumlnemark 1 Himmelsscheibe von Nebra 2 Meiszligel aus dem Fundkomplex Nebra (nach Bruumlgmann et al 2018 Abb 2)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Beifunde nicht abgeleitet werden kann Ebenso ergeben sich keine datierenden Hinweise Ver-gleicht man etwa die Analysenwerte von Nebra z B mit den Pb-Isotopendaten des Spangenbar-renhortes von Oberding32 also einem typisch fruumlhbronzeitlichen Rohkupferhort so zeigt sich dass sich das Kupfer der Scheibe von der Varia-tion des fruumlhbronzezeitlichen Handelskupfers in seinen Konzentrationen unterscheidet (Abb 5)

Neben dem Kupfer wurde auch versucht das Gold hinsichtlich seiner Provenienz und Datie-rung zu typisieren33 Die moumlgliche Tendenz einer Herkunft aus Cornwall waumlre aus archaumlologischer Sicht natuumlrlich verlockend denkt man an die dor-tigen reichen Fruumlhbronzezeitfunde Da jedoch so-wohl die Studie kritisch betrachtet werden muss34 als auch die Goldgewinnung der Region nicht auf Epochen begrenzt ist beantworten auch die-se Untersuchungen nicht die eingangs gestellten Fragen zu dem Fundkomplex

Archaumlologische und astronomische Interpretationen

Die Entstehung der Interpretationen der Scheibe und der zugeordneten Beifunde ist gepraumlgt von

einer raschen populaumlren Darstellung deren zu-grundeliegende wissenschaftliche Analyse und Veroumlffentlichung der Diskussion erst spaumlter er-folgte Defizite der Publikationen ndash z B erfolgte bislang keine Vorlage aller Funde in Katalogform ndash erschweren bis heute eine kritische Analyse und Bewertung der Objekte Erste Festlegungen auf die Zusammengehoumlrigkeit und Datierung der Funde gab es bereits 2001 auf der Grundla-ge von bekannt gewordenen Fotos ohne dass ein Archaumlologe die Originale zuvor gesehen hatte35 Dies deutet sich bereits 1999 an als die Fotos der Funde uumlber Prof W Menghin Direktor des Museums fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte Berlin erstmals bekannt wurden36 Der einzige der die Funde zu diesem Zeitpunkt im Original kannte war ein Kunsthaumlndler der seine Einschaumltzungen direkt dem Berliner Museum uumlbermittelte Aus-schlaggebend fuumlr diesen Kontakt war sicherlich dass der Haumlndler wenige Jahre zuvor den soge-nannten bdquoBerliner Goldhutldquo an das Berliner Muse-um fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte verkauft hatte und damit ebenfalls ein Objekt mit einer poten-ziellen Deutungsmoumlglichkeit eines astronomisch-kalendarischen Bezugs bekannt machen wollte

Die Abfolge dass zunaumlchst einer ersten groben Einschaumltzung eine breite populaumlre Darstellung

Abb 5 Darstellung der Bleiisotopenbestimmung an Objekten aus dem Fundkomplex Nebra nach Nickel (2003) und Pernicka (2017)

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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folgt und eine genaue wissenschaftliche Analyse erst in einem zweiten Schritt nachge reicht wird fuumlhrte zu verschiedenen Fehlinterpretationen die zum Teil heute immer noch Bestand haben Augenscheinliche Irrtuumlmer bei der ersten Publi-kation wie die vorschnelle Interpretation einer urspruumlnglichen Verbergung der Funde in einer Steinkiste wurden revidiert37 Von den vielen Teil aspekten sei hier nur die Interpretation der Veraumlnderung des Dekors herausgegriffen Die

erste Publikation der Fertigungsphasen der Schei-be erfolgte 2004 in dem Ausstellungskatalog bdquoDer geschmiedete Himmelldquo38 Die dort bereits angelegten religionsgeschichtlichen Thesen wurden 2010 aus-fuumlhrlich dargelegt eine Zusammenfassung hierzu bietet Abb 6 Von zentraler Rolle erscheint dabei die postulierte Nutzungsdauer die vor allem dazu dient einen Bezug zu bekannten fruumlhbronzezeit-lichen Sozialstrukturen herzustellen insbesonde-re zu den Phasen mit zentralen bdquoElitebildungenldquo

Abb 6 Interpretation der verschiedenen Fertigungsphasen der Scheibe von Nebra nach Meller (2010 Abb 35) Die Scheibe ist nach der postulierten Auffindungssituation ausrichtet

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Da in dem durch die Beifunde skizzierten Nieder-legungszeitraum (um 1600 v Chr16 Jh v Chr) in der Fundregion keine entsprechenden Struk-turen vorhanden sind erscheint als fruumlhester Ent-stehungszeitpunkt bdquoder Beginn des 2 Jahrtausends die Zeit der mitteldeutschen Fuumlrstengraumlber plausibel In dieser Epoche waren erstmals technische und ge-sellschaftliche Voraussetzungen vorhanden die die Herstellung eines komplexen Werkes wie der Himmels-scheibe moumlglich machten Die maximale Nutzungsdau-er haumltte demnach etwa 400 Jahre die minimale etwa 100 Jahre betragenldquo39 Die 100 Jahre werden aus ei-ner Umlaufzeit der Beifunde postuliert

2010 wird die erste Phase der Scheibe mit dem Beginn des Kupferbergbaues im Mitterberg-Re-vier (Gem St Johann im Pongau Land Salzburg) datiert bdquoda das Kupfer der Himmelsscheibe gemaumlszlig der Analysen Pernickas vom Mitterberg stammtldquo40 Ein houmlheres Entstehungsalter wird als Moumlglich-keit beibehalten bdquoNach diesen Erwaumlgungen waumlre der Beginn der Erschlieszligung des Mitterberg-Kupfers und damit die Herstellung der Himmelsscheibe fruumlhestens im 18 Jh v Chr also zwischen 1750 und 1700 v Chr anzusetzen wobei ndash wie bereits bemerkt ndash ein fruumlherer Ansatz des Bergbaus aufgrund des methodischen Vor-gehens und des derzeitigen Forschungsstandes nicht auszuschlieszligen istldquo41

Ein solcher indirekter Datierungsansatz der Scheibe uumlber die Metallanalyse ist aber aus zwei Gruumlnden methodisch zu kritisieren Erstens erge-ben sich wie dargelegt Zweifel ob das Kupfer der Begleitfunde und der Scheibe derselben Quel-le zuzuweisen ist Hier lassen sich vielleicht durch vertiefende Studien Fortschritte erzielen Grund-saumltzlich zeigen die Analysen dieses sog ostalpinen Kupfers dass es kaum moumlglich sein wird hier de-taillierte Ergebnisse zu erzielen Die Bezeichnung die auf die Arbeitsgruppe von Richard Pittioni zu-ruumlckgeht42 fasst Fahlerzkupferarten zusammen die geringere Spurenelementgehalte bei Nickel (Ni) Arsen (As) und Antimon (Sb) aufweisen Je nach Anteilen bzw Konzentration der Spuren-elemente die leicht um eine Groumlszligenordnung va-riieren koumlnnen lassen sich verschiedene Gruppen oder Varianten herausarbeiten die einen groszligen Anteil in der Stuttgarter Datenbank43 umfassen und sich vor allem seit der Fruumlhbronzezeit chro-nologisch schwer einordnen lassen Je nachdem wie die Grenzwerte fuumlr die einzelnen Elemente fuumlr einen Suchlauf in der Datenbank gewaumlhlt werden koumlnnen recht unterschiedliche Gruppen erzeugt werden Betrachtet man auf der Grundlage der groszligen Variabilitaumlt dieses Kupfers daruumlber hinaus die Kartenbilder seiner Verbreitung44 dann sollte jedem Betrachter die weite Verbreitung der Grup-

pen des sog Ostalpinen Kupfers zwischen Suumld-frankreich und dem Karpatenbecken im Suumlden und Suumldskandinavien im Norden auffallen

Die Probleme der weiten geographischen Streu-ung fuumlhren zum zweiten Punkt der Nutzungsdau-er dieser alpinen Lagerstaumltten Eine Abschaumltzung fuumlr das Mitterbergrevier ergab nach einer Initial-phase (1918-16 Jh v Chr) eine Bluumltezeit vom 15-13 Jh v Chr aber auch noch eine deutliche Weiternutzung vom 12 Jh v Chr bis in die fruumlhe Eisenzeit45 Zur juumlngeren Eisenzeit fehlen bislang vergleichbare Untersuchungen Aufgrund der viele hundert Jahre langen Nutzung der gleichen Kupferlagerstaumltten besteht keine Moumlglichkeit aus der geochemischen Zusammensetzung des Kup-fers eine Datierung der Artefakte abzuleiten

Kehrt man zur Objektgeschichte zuruumlck so koumlnnten die Veraumlnderungen auch vom gleichen Handwerker in nur kurzer Zeit oder wenigen Jah-ren vorgenommen worden sein Hierfuumlr koumlnnte man anfuumlhren dass alle Aumlnderungen in der gleichen Technik ausgefuumlhrt wurden Dies waumlre gleichermaszligen moumlglich aber ebenso wenig zwin-gend zu erwarten

Das Beispiel der Objektgeschichte laumlsst ein zu-grundeliegendes Dilemma erkennen Aufgrund der astronomischen Interpretation46 stellt sich im-mer die Frage nach dem sozialen kulturellen und wissenschaftlichen Umfeld das einem entspre-chend hohen Anspruch gerecht werden muss Da zum potenziellen Niederlegungszeitpunkt solche Strukturen fehlen muumlssen sie durch lange Datie-rungsspannen etc konstruiert werden Angelegt ist diese Vorstellung bereits im ersten Ausstel-lungskatalog (Meller 2004b) Mit dem Titel bdquoDer Koumlrper des Koumlnigsldquo stellt Meller uumlber das aumlhnliche Ausstattungsmuster einen Bezug zu dem Fuumlrsten-grab von Leubingen (um 1942 plusmn 10 v Chr) her bdquoAn die Stelle des Leichnams mit seiner goldenen Trachtausstattung tritt in Nebra die Himmelsschei-be Fuumlr die Zeit um 1600 vChr sind Fuumlrstengraumlber nicht belegt Geht man von der strukturellen Aumlhnlich-keit der Funde von Nebra und Leubingen aus kommt man zu dem Schluss dass der Hort als Fortsetzung der Fuumlrstengraumlber gewertet werden mussldquo47

Archaumlologisch gesehen waumlre dieses Konstrukt ein singulaumlres Beispiel zu dem keine Vergleiche angefuumlhrt werden koumlnnten Aber auch das Aus-stattungsmuster waumlre nicht entsprechend da auf diesem Niveau zu erwarten waumlre dass eine entsprechende Ausstattung als eigens gefertigtes Ensemble einer entsprechend hervorragenden Qualitaumlt vorlaumlge Hier wirken die beiden verschie-denen Beile von denen eines durch eine starke bereits antike Beschaumldigung der Schneide auffaumlllt

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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der einzelne Meiszligel (ohne sonstige bdquoMetallurgen-ausstattungldquo) ebenso zufaumlllig zusammengestellt wie die Armspiralen die als Paar in einem Grab-fund doch eher einen Hinweis auf eine Frauenbe-stattung ergeben wuumlrden

Die vorangegangenen Uumlberlegungen konzen-trierten sich vor allem auf die Zusammengehouml-rigkeit des Gesamtfundes mit dem Ergebnis dass sich bei dem Konvolut das Vorhandensein eines geschlossenen Fundes im Sinne von Oskar Mon-

a b

c

d e f g

Abb 7 a)-b) Goldschale Zuumlrich-Altstetten (Foto Schweizerisches Landesmuseum Zuumlrich) c) Motive auf dem Schwert von Allach-Untermenzing 5 Jh vChr (Gebhard amp Krause 2016 Abb 4) d) keltische Goldmuumlnze des 2 Jh v Chr Sontheim Lkr Unterallgaumlu (Archaumlologische Staatssammlung MK-K3273) e) Neuses Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1277) f) Neuses

Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1245 g) Albstadt Regenbogenschuumlsselchen (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1422 d)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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telius kaum beweisen laumlsst Auf dieser Grundlage muumlsste die Scheibe als individuelles Objekt bewer-tet und betrachtet werden Geht man aber daruumlber hinaus so sind als Objektkategorie aumlhnliche groszlige Bronzescheiben uumlberwiegend im ethnologischen Bereich nachweisbar beispielsweise in Sibirien als Schamanenspiegel (auch mit Randlochung) oder als Teile von Metalltrommeln (Kesselgongs) Als vergleichbar moumlgliche Musikinstrumente im ar-chaumlologischen Bestand koumlnnen die beiden Objekte von Balkaringkra (Gem Ystads Schonen Schweden) und Haschendorf (Gem Neckenmarkt Bez Ober-pullendorf Burgenland) genannt werden48 Die simple Grundform ist jedoch nicht ausreichend um hier stichhaltig argumentieren zu koumlnnen So-mit verbleibt als Bewertungskriterium fuumlr eine kul-turhistorische Einordnung nach Wegfall der Ein-ordnung uumlber die Metallzusammensetzung allein die Ikonographie Die gaumlngige Interpretation ist dass die Darstellung auf der Scheibe komplizierte astronomische Phaumlnomene wiedergeben wuumlrde Deren Verstaumlndnis beruhe auf dem Vorhanden-sein einer gesellschaftlichen Struktur die eine Art bdquoKoumlnigsreichldquo bildete (Meller amp Michel 2018)

Der astronomischen Deutung der Scheibe wurde von verschiedenen Seiten mit guten Argu-menten uumlberzeugend widersprochen So konnten Emiacutelia Paacutesztor und Curt Roslund seit 2007 zeigen dass die auf der Scheibe dargestellten bdquoSterneldquo gleichmaumlszligig verteilt sind und keine konkrete Himmelsabbildung darstellen49 Im Vergleich mit ethnographischen Beispielen betonen sie eine zu-grundeliegende mythologische schamanistische Gedankenwelt geradezu das Gegenteil einer konkreten astronomischen Interpretation

Ikonographisch laumlsst sich die Art der Darstel-lung vom Typus bdquoSonne Mond und Sterneldquo viel-fach von der Antike bis in die Neuzeit belegen vor allem im Mittelalter gibt es einige sehr aumlhnliche Darstellungen50 Diese stellen Sonne und Mond als die goumlttlichen Himmelskoumlrper dar In der Antike waren sie die Machtsymbole roumlmischer Kaiser im Mittelalter unterstreichen sie in dieser Tradi tion die Herrschaft Christi uumlber den Kosmos51 bei Tag und bei Nacht Die Darstellungen der Scheibe von Nebra sind auf den ersten Blick teilweise verbluumlf-fend aumlhnlich Ein Unterschied zeigt sich jedoch in der Darstellung der Sonne die immer mit deut-lichen Strahlen gekennzeichnet ist Dieses Merkmal fehlt bei Nebra weshalb die Deutung der goldenen Kreisscheibe ndash in den bisherigen Publikationen wird sie als SonneVollmond nicht eindeutig be-stimmt52 ndash als Vollmond weiter zu untersuchen ist

Himmelsvorstellungen im ersten Jahrtausend v Chr

Es wurde bereits an anderer Stelle darauf hin-gewiesen dass neben den mittelalterlichen und ethnographischen Beispielen zur mythischen Darstellung von Himmelskoumlrpern und Himmels-phaumlnomen die Ikonographie des ersten Jahrtau-sends v Chr einen unmittelbar vergleichbaren Zugang bietet53 Dieser vor allem aus dem kel-tischen Siedlungsbereich uumlberlieferten Bilderwelt liegen komplexe Mythen und Glaubensvorstel-lungen zugrunde die sich im Laufe des gesam-ten ersten Jahrtausends v Chr in Mitteleuropa ausbreiteten und in der spaumlten Eisenzeit eine vielschichtige Religion auspraumlgten Diese kann vor allem durch die Uumlberlieferungen in gallo-roumlmischer Zeit beschrieben werden ist aber trotz vieler Studien nur ansatzweise verstanden54

Als eines der aumlltesten Beispiele fuumlr das Motiv bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo ist die spaumltbron-zezeitlichen Schale von Zuumlrich Altstetten zu nen-nen (Abb 7 a-b) Die flaumlchige Buckelverzierung lieszlige sich in diesem Zusammenhang durchaus als bdquoSternenhimmelldquo interpretieren Bemerkenswert ist neben dem bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo Motiv die Anbringung von einzelnen Boumlgen im Bereich des Schalenbodens

Das Kurzschwert von Allach hier genannt als Beispiel fuumlr eine ganze Gattung weist neben dem identischen Bildprogramm von bdquo[SonneVollmond] Sichelmond und Sterneldquo auf seiner Ruumlckseite auch das Element eines an beiden En-den betonten flachen Bogens auf (Abb 7c)55 Die weite Oumlffnung und flache Woumllbung dieses Bo-gens er sei im Folgenden als bdquoHimmelsbogenldquo bezeichnet schlieszligt die konkrete Darstellung eines Torques aus56 Die komplexe Symbolik die aufgrund der zahlreichen Belege dieser Motive vor allem auf keltischen Muumlnzbildern eine Ein-zelstudie verdient sei im Folgenden kurz skiz-ziert Dabei muss auch die Frage gestellt werden ob sich die Zweideutigkeit des Motivs SonneVollmond im Einzelfall klaumlren laumlsst Die gleich-zeitige Verbindung mit Sternen und Sichelmond macht es zumindest beim Schwert von Allach wahrscheinlich dass eher die Darstellung des rei-nen Nachtgeschehens gemeint ist

Deutlicher erscheinen die Zusammenhaumlnge wenn man die keltischen Muumlnzbilder des zweiten und ersten Jahrhunderts v Chr betrachtet Auf den Regenbogenschuumlsselchen finden sich sowohl weit geoumlffnete Boumlgen mit darunter befindlichen Kugeln in der Form des bdquoHimmelsbogensldquo von Allach (Abb 7d)57 als auch staumlrker geschlossene

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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die als Darstellung eines Torques bezeichnet werden koumlnnten Die Unterscheidung zwischen bdquoHimmelsbogenldquo und Torques erscheint trotz der Aumlhnlichkeit der Motive gegeben da beispielswei-se in der boumlhmischen Muumlnzpraumlgung beide Motive am selben Objekt auftreten koumlnnen58 Dass die Deutung der abstrakten Motive durchaus kom-plex ist und im Einzelfall auch oft keine eindeutige Interpretation zulaumlsst mag in der Herstellung der Muumlnzen verankert sein Uumlblicherweise werden die Bildmotive auf den Muumlnzen als immer weiter abstrahierende Entwicklung von urspruumlnglichen Vorbildern wie z B die Weiterentwicklung der Biga gesehen In vielen Faumlllen laumlsst sich auf den Muumlnzbildern feststellen dass bei den bdquoHim-melsboumlgenldquo nicht die Darstellung eines Torques gemeint ist Als Beispiel koumlnnen hier Buumlschel-quinare aus dem Muumlnzschatz von Neuses ad Regnitz (Gem Eggolsheim Oberfranken) ange-fuumlhrt werden (Abb 7 e-f)59 Hier tritt der schwach gewoumllbte Bogen mit Kugelenden in Kombina-tion mit einem darunterliegenden groszligen Punkt auf in einer Variante aber auch als durch sieben Punkte gebildeter Bogen Beide Varianten unter-scheiden sich deutlich von Torquesdarstellungen Die Regenbogenschuumlsselchen aus dem Depot von Albstadt (Gem Alzenau Lkr Aschaffenburg Unterfranken) zeigen als Besonderheit dass der Bogen als Zickzacklinie gestaltet ist (Abb 7g)60

Die Abschlusskugeln bilden zusammen mit den Elementen aus dem Inneren eine Linie die wie-derum uumlber einer gezackten Grundlinie steht Die knappe Schilderung dieser Zusammenhaumlnge laumlsst erkennen dass die auf dem Schwert von Al-lach angelegten Symbole des Himmels uumlber lange Zeit verstandenes Allgemeingut waren

Dass sich in der juumlngeren Eisenzeit dabei mit Sternen und Mondsichel auszligerordentlich haumlufig Motive der Nacht finden erscheint besonders be-merkenswert und ist zugleich durch historische Quellen belegt61 Im Kern beschreiben sie neben der weitergefuumlhrten Sonnensymbolik62 vor allem die Symbole die Nacht die fuumlr die Abstammungs-geschichte der Kelten eine besondere Rolle spielt und deshalb auch in dem keltischen lunisolaren Kalender wiederfindet Entsprechend beginnt die Zeitdarstellung des Kalenders von Coligny (Deacutep Ain Reg Auvergne-Rhocircne-Alpes) mit dem Win-terhalbjahr und die Monate werden in eine dunk-le und eine helle Haumllfte geteilt63 Es waumlre deshalb konsequent die Kreisscheibe die sich auf dem Schwert von Allach befindet entsprechend nicht als Sonne sondern als hellen Vollmond zu sehen Die auf zahlreichen Gegenstaumlnden des Alltags zu findende keltische Himmelssymbolik war fuumlr ihre

Betrachter ein wohlbekannter Teil eines sehr kom-plexen mythologischen Weltbildes das uns skiz-zenhaft auch durch schriftliche Quellen bekannt ist Es ist das Resultat der vielfaumlltigen Kulturgeschich-te des ersten Jahrtausends v Chr die von starken mediterranen Einfluumlssen gepraumlgt ist und vor allem in der Eisenzeit durch die Entwicklung von Sied-lungszentren soziokulturelle Phaumlnomene aumlhnlich von Hochkulturen aufweist In diese Tradition fuumlgen sich auch die realistischen Darstellungen des ausgehenden 1 Jahrtausends vChr herausra-gend uumlberliefert auf dem Kessel von Gundestrup Hier praumlsentiert eine mit einem Hirschgeweih als nicht menschliches Wesen gekennzeichnete Figur in der rechten Hand einen Torques in der linken eine gehoumlrnte Schlange (bdquoWidderschlangeldquo)64 Nach uumlbereinstimmender Ansicht ist hier der Gott Cernunnos dargestellt der auch in Analogie zu der Schilderung der bei Caesar uumlberlieferten Ab-stammungsgeschichte der Kelten von Dis Pater in Verbindung gesetzt wird Diese Abstammungs-geschichte von einem bdquoNachtHimmelsldquo-Gott stimmt uumlberein mit der Wahl des Symbols einer Schlange (bdquoErdeNachtldquo) und dem gegenuumlberste-henden Torques (bdquoHimmelsbogen Nacht von Son-nenuntergang bis Sonnenaufgang oder Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergangldquo)65

Fasst man diese knappen Ausfuumlhrungen zu-sammen so gehoumlren bdquo[Sonne Vollmond] Sterne Mondldquo in Verbindung mit bdquoHimmelsboumlgenldquo zum weitverbreiteten Symbolgut des ersten Jahrtau-sends v Chr mit dem deutlichen Schwerpunkt in der spaumlten Hallstatt- und Lategravenezeit Aufgrund des haumlufigen Vorkommens der Muumlnzen schei-nen sich die Motive auf den keltischen Bereich zu konzentrieren es koumlnnen aber auch Beispiele der Zone noumlrdlich der Mittelgebirge genannt werden also dem Fundgebiet der Himmelsscheibe von Nebra Diese Zone zeichnet sich dadurch aus dass im Laufe des ersten Jahrtausends sowohl Sach-kultur wie z B Fibelformen als auch Motive aus dem bdquokeltischenldquo Bereich adaptiert werden Es muss auch in Hinblick auf die eigenartig schlichte handwerkliche Ausfuumlhrung der bdquoHimmelsschei-beldquo erwaumlhnt werden dass dabei durchwegs ein Qualitaumltsgefaumllle bemerkenswert ist Ein typisches Beispiel fuumlr die Uumlbernahme von Einzelmotiven sind die Verzierungen auf den Holsteiner Guumlrteln (Abb 8)66 Diese kombinieren die meisten der ge-nannten Elemente Schlangen Boumlgen mit Kugel-enden Boumlgen mit den darunterliegenden Punkten unterschiedlicher Anzahl Kreisbuckel mit Strah-lenkranz (Sonnensymbole) sowie Halbboumlgen mit auszligenliegender Strichelung Ob diese Motive im Norden auch in der gleichen Bedeutung wie im

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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keltischen Bereich verstanden wurden ist nicht erschlieszligbar aber wie die periphere Lage eines singulaumlren Objektes wie des Gundestrupkessels zeigt durchaus nicht ausgeschlossen

Betrachtet man dieses nach dem kulturellen Bruch zu Beginn der Urnenfelderzeit entstandene Symbolgut im Vergleich zum fruumlhbronzezeit-lichen Motivschatz stellt sich ein deutlicher Wi-

a

b

c

d

Abb 8 Das Symbolgut der sog bdquoHolsteiner Guumlrtelldquo uumlbernimmt und kombiniert die Motive des keltischen Bereichs a)-b) Hamburg-Altengamme Gesamtuumlbersicht und Ausschnitt des Guumlrtelendes ndash c) Hornbeck Grab 709 Kr Herzogtum Lauenburg ndash d) Malente Kr

Ostholstein ndash (a Foto Archaumlologisches Museum Hamburg ohne M b Heynowski 2017 182 B 7 cm c nach Heynowski 2017 184 B 117 cm)

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Abb 9 Oben Die Himmelsscheibe von Nebra Unten Bronzezeitliche Schwerter Beile und Armschmuck angeblich zusammen mit der Himmelsscheibe von Nebra gefunden Zustand vor der Uumlbernahme der Funde durch das Landesmuseum Halle Das Uumlbereinstimmen

der Fotos mit den Originalen wurde am 2512002 notariell beglaubigt Foto Hildegard Burri-Bayer

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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derspruch dar Bereits Wolfgang David wies da-rauf hin dass die Scheibe von Nebra im damaligen Symbolgut als ein vollkommener Fremdkoumlrper erscheinen wuumlrde67 Es ist zudem bemerkenswert dass bei den herangezogenen Bildprogrammen aus dem fortgeschrittenen und spaumlten 2 Jahrtau-send v Chr mit Motiven wie Vogelbarken mit Sonnen Sonnenwagen und dem nordischen bdquoSon-nenschiffldquo68 oder dem dominanten Kreisdekor auf Goldgegenstaumlnden69 die abstrakte Darstellung der Sonne im Vordergrund steht Die Symbole auf der Himmelsscheibe von Nebra erscheinen dage-gen als ein Nacht-orien tiertes Sujet entsprechen also dem kulturellen Umfeld des 1 Jahrtausends v Chr An dieser Stelle sei abschlieszligend an einen Diskussionsbeitrag von Paul Gleirscher zur Schei-be erinnert der 2007 das Bogensymbol auf der Scheibe als Darstellung einer Sichel diskutierte und zugleich darauf hinwies dass angesichts der unklaren Fundverhaumlltnisse durchaus auch eine spaumltbronzezeitliche Datierung denkbar sei70 Zu-gleich erinnerte Gleirscher auch an den lunaren Bezug der Sicheln und zitierte hierzu B Haumlnsel der diese als Attribute einer Nacht- oder Mond-gottheit gesehen hat71 Damit schlieszligt sich der Kreis zu den oben genannten Fruumlhlategraveneschwer-tern deren durch Vollmond und Sichelmond be-tonter Bezug zum Mondkreislauf72 unmittelbar an die Himmelsscheibe von Nebra anschlieszligen

Fazit

In den vorangegangenen Uumlberlegungen konnte dargestellt werden dass seit dem letzten Beitrag im Archaumlologischen Korrespondenzblatt im Jahr 2008 eine abweichende Deutung der Scheibe und ihrer Beifunde begruumlndet werden kann Die Unterschiede ergeben sich aus den folgenden vier Argumenten 1 Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe

spricht gegen eine Auffindungslage in situ was zugleich auch die Zusammengehoumlrigkeit mit den Beifunden in Frage stellt

2 Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer Gold) unterstuumltzen die etwaige Zu-sammengehoumlrigkeit der Funde

3 Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aus-sage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehoumlrig zu betrachten Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhaumlrtet

4 Ebenso muss der Meiszligel in diesem Zusammen-hang als nicht zugehoumlrig ausgesondert werden

Damit muss aus 3 und 4 zwingend gefolgert werden dass es sich nicht um einen geschlos-senen Fund handeln kann

Fuumlr die Auffindung der Scheibe ergeben sich nach den hier angefuumlhrten Analysen der Fundsi-tuation zwei denkbare Szenarien (A) Die Scheibe wurde auf dem Mittelberg im hu-

mosen Bereich unmittelbar unter der Oberflauml-che angetroffen weil sie sich dort bereits in sekundaumlrer Lage befand Hierzu passen die aumllteren Beschaumldigungsspuren und die Schil-derung der Auffindung der Scheibe durch die Finder Eine solche sekundaumlre Lage schlieszligt die Geschlossenheit des Gesamtfundes aus Die Scheibe waumlre also ein Einzelfund inner-halb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage

(B) Die Scheibe wurde an einem anderen Fundort als dem untersuchten unmittelbar unter der Oberflaumlche in einem einheitlichen Sediment gefunden Die aumlltere Beschaumldigung erfolgte in situ ohne dass das Objekt wesentlich aus seiner urspruumlnglichen Lage gerissen wurde Eine Zugehoumlrigkeit weiterer Funde sofern diese nicht (wie das Beil) auszuschlieszligen sind waumlre moumlglich Da eine Zusammengehoumlrig-keit der Funde analytisch nicht nachweisbar ist und dieses Szenario nicht der bdquoguumlltigenldquo Fundgeschichte des Finders entspricht ist die Geschlossenheit des Fundes nicht gegeben

Bei beiden Szenarien muss die Scheibe aus sich heraus hinsichtlich der Datierung als Einzelob-jekt betrachtet werden wobei festgestellt werden muss dass fuumlr eine Einordung in die mitteleuro-paumlische Fruumlhbronzezeit kein vergleichbares Sym-bolgut benannt werden kann73 Vielmehr wuumlrde ndash wenn die Herkunft vom Mittelberg gesichert waumlre ndash eine Datierung auch im Kontext der ei-senzeitlichen Befestigung wie auch durch die Iko-nographie naheliegen Damit wuumlrde die bislang vorlegte Interpretation und das daraus abgeleite-te Konstrukt ihrer Bedeutung und Funktion jegli-cher Grundlagen entbehren

Die abschlieszligende Anmerkung soll zusammen-fassend verdeutlichen dass die vorgetragene In-terpretation nur die zugaumlnglichen Quellen benut-zen konnte Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollstaumlndig Viele Details lieszligen sich noch praumlziser darstellen wenn die notwendigen Quellen ndash von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veroumlffentlichung aller naturwissenschaft-lichen Analysen ndash besser erschlossen waumlren Es ist zu hoffen dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes fuumlr die weitere wissen-schaftliche Analyse genauso ge nutzt werden kann Ebenso ist zu hoffen dass die inzwischen uumlberbor-

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

20

61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 4: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

4

seits bei der Auffindung andererseits durch ein unbekanntes aumllteres Ereignis Es ist moumlglich dass bei diesem Ereignis auch der Horizontbogen verlo-ren ging Der Publikationsstand erlaubt jedoch kei-ne abschlieszligende Klaumlrung dieser Frage da die Ab-bildungen der restaurierten Scheibe ndash auf denen in Teilbereichen des Horizontbogens durchaus eine nur geringe Patinabildung zu erkennen ist ndash keine ausreichende Information bieten6

Bei ihren Aussagen machten die beiden Fin-der eine zweite bemerkenswerte Angabe die bei den bisherigen Interpretationen unberuumlcksichtigt blieb In ihrer bereits ersten Aussage zum Fund wurde festgehalten7 bdquoBeide erklaumlrten sie haumltten den Fund der etwa 3-5 cm unter der Erde lag sorgfaumlltig mit den Haumlnden freigelegtldquo Die oberflaumlchennahe Lage wird im gleichen Protokoll durch die rasche Freilegung bestaumltigt bdquoHerr Westphal houmlrte ein Sig-nal und fing dann an den Fund auszugraben wobei er der Meinung war bei der Scheibe selbst handele es sich um einen Eimerdeckel da [sie] haumlufig eiserne Eishymerdeckel gefunden haumltten Herr Renner der unterhalb am Hang stand und deshalb einen besseren Blick auf den bereits einigen Zentimeter freigelegten Fund hatte war der Meinung es handele sich um anderes Material und half Herrn Westphal den Fund auszugrabenldquo

Die oberflaumlchennahe Lagerung der Scheibe wurde von den Findern stets betont und letzt-malig auch als Aussage von Westphal in der Ge-richtsverhandlung vom 362005 bdquoDie Scheibe habe senkrecht im Boden gestanden Die Oberkante 3shy5 cm unter dem Boden Daruumlber war nur wenig Laubldquo8 Im Jahr 2002 wurde am Mittelberg innerhalb der dor-tigen aumlltereisenzeitlichen Befestigungsanlage ein Raubgrabungsloch untersucht das nach Angaben des Erstkaumlufers die Stelle gewesen sein soll an der die Scheibe gefunden wurde Einzelangaben zu der Grabung lassen sich an verschiedenen Stellen gewinnen ein abschlieszligender Grabungsbericht wurde bislang immer noch nicht veroumlffentlicht9 Es sei daher zunaumlchst auf Unterlagen zuruumlckge-griffen die in der oumlffentlichen Verhandlung als Anschauungsmaterial verwendet wurden10

Das Raubgrabungsloch zeichnete sich bei der wissenschaftlichen Nachgrabung als deutliche Stoumlrung innerhalb eines Befundes ab (Abb 2a-b) Beide Ansichten stellen den Zustand des ersten Planums dar das sich bereits ca 15 cm unter der Oberflaumlche befindet Um dies zu verdeutlichen wurde auf Abb 2c schematisch die abgetragene (bdquorezenteldquo) Oberflaumlche eingezeichnet Die Projekshytion der Himmelsscheibe erfolgte nicht wie es der Beschreibung der Finder entsprechen wuumlrde 3-5 cm unter der Oberflaumlche sondern um zu demons-trieren dass die Scheibe in das Loch passt an der

tiefsten Stelle des Befundes Folgt man der wie-derholt geaumluszligerten Aussage der Finder dass die Scheibe oberflaumlchennah entdeckt wurde kann aus dieser Grabungssituation nur eine Schlussfolge-rung gezogen werden die Scheibe befand sich zu einem Drittel in einer rezenten Bodenschicht Naumlh-me man an diese Lage sei authentisch so waumlre die Scheibe wie die umliegende Bodenschicht als bdquorezentldquo zu datieren Als zweite Moumlglichkeit kaumlme aber in Betracht dass sie sich bei ihrer Entdeckung in einer sekundaumlren Lage befand Bereits Josef Rie-derer wies im Prozess darauf hin dass bei einer La-gerung teilweise im Humus und teilweise in einem voumlllig anderen Boden sich entsprechende Unter-schiede bei der Patina haumltten abzeichnen sollen Die gleichmaumlszligige dicke Verkrustung der Scheibe deutet dagegen auf eine urspruumlngliche Lagerung in einer einheitlichen Bodenschicht hin11

Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe war H Meller seit dem 2682003 bekannt Sie hat sowohl hinsichtlich der Identifizierung der Fund-stelle als auch der Geschlossenheit des Gesamt-fundes eine Schluumlsselfunktion Die in der Folgezeit unternommenen Befragungen der Finder und die naturwissenschaftlichen Untersuchungen sind im-mer vor dem Hintergrund dieser Ausgangssitua-tion zu sehen Waumlhrend des zweiten Nebra-Pro-zesses entwickelten sich die Aussagen der beiden Finder in entgegengesetzte Richtungen12 Waumlhrend der Beteiligte M Renner sowohl den Fundort als auch die Zusammensetzung des Hortfundes aus verschiedenen Funden zusammengestellt bezeich-nete13 wurde die Wiedergabe der Auffindungs-geschichte durch H Westphal weiterentwickelt Die Beeinflussung Westphals durch suggestiv wir-kende Fragestellungen der beteiligten Archaumlologen ist in den Videobeitraumlgen in denen die Fundge-schichte von Westphal nachgestellt wird14 deut-lich erkennbar zugleich lassen entstehende Wi-derspruumlche bei den Details die Glaubwuumlrdigkeit der Geschichte in Frage stellen15 Die Bedeutung dieses Problems zeigt sich daran dass im Verlauf des zweiten Nebra-Prozesses versucht wurde die aus den zwei so unterschiedlichen Fundgeschich-ten entstandenen Irritationen durch die groszlige Zahl von (nach Angaben von H Meller vor Gericht) 22 naturwissenschaftlichen Gutachten zu zerstreuen16

Naturwissenschaftliche Untersuchungen an Bodenproben

Wie bei der Dokumentation der Funde ist derzeit auch bei der Publikation der Gutachten ein Defizit zu konstatieren die 2008 im Archaumlologischen Kor-

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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respondenzblatt angekuumlndigten Publikatio nen der Untersuchungen zu den Bodenproben wurden bis-lang nicht veroumlffentlicht Durch die Unterlagen von J Riederer sind die im Prozess angefuumlhrten Boden-gutachten17 von J Adam G Borg und E Pernicka bekannt und lassen sich entsprechend auch bewer-ten Es laumlsst sich in Uumlbereinstimmung mit den vor Gericht vorgenommenen Bewertungen von J Rie-derer feststellen dass die Gutachten weder geeig-net sind einen Nachweis fuumlr die Authentizitaumlt der Fundstelle zu erbringen noch (wie behauptet) fuumlr die Zusammengehoumlrigkeit des Fundensembles18 Dieses Ergebnis wurde und wird unterschiedlich wahrgenommen Obwohl bereits das Gericht 2005 dieser Einschaumltzung folgte und formulierte bdquoDie Kammer geht im Einklang mit dem Antrag der Ver-teidigung davon aus dass die sichergestellten Erdan-haftungen nicht zweifelsfrei beweisen koumlnnen dass die Scheibe tatsaumlchlich vom Mittelberg stammtldquo blieben die Analysen fuumlr Meller das zentrale Element sei-ner Argumentation bdquoRelevant ist dass wir naturwis-senschaftlich nachweisen koumlnnen aufgrund der Erdan-haftungen dass die Schwerter die Himmelsscheibe und die Beifunde zusammengehoumlren Und dass das alles auch dort perfekt auf den Mittelberg passtldquo Bemerkenswert erscheint hierbei dass bereits das im Zentrum der Argumentation stehende Gutachten von J Adam in einem Fall die Nichtzugehoumlrigkeit eines Ob-jektes feststellt Untersucht wurden von ihm im Vergleich mit einer Erdprobe vom Raubgrabungs-loch (VM 1) drei Proben von Erdanhaftungen der Objekte Sp 1 (0113 g von der Scheibe) Sp 2 (0217 g von der Spitze des Schwertes II) Sp 3 (0049 g von der Schneide des Beils HK 20021649C) Bei der letzten Probe stellte er fest dass bdquoim Vergleich zu VM1 Sp1 und SP2 einige Abweichungen wie die fein-koumlrnigere Ausbildung das Fehlen von Phyllit geringere Anteile an Phytholithen erhoumlhte Gehalte an Granat und Anatas nicht nur durch die geringe Menge des Unter-suchungsmaterials (0049 Gramm) erklaumlrbarldquo sind bdquoEher weisen diese Ergebnisse auf einen benachbarten Fundort zumindest aber auf eine Lagerung in anderen Schichten als die Himmelsscheibe und das Schwert hinldquo

Vor Gericht verdeutlichte Adam nochmals diese Angabe und sagte zu den Anhaftungen am Beil aus sie bdquoseien voumlllig anders gewesen keine Zusammengehoumlrigkeitldquo19 Aufgrund dieser Fest-stellung muss eines der Beile aus dem vermeint-lichen Fundkomplex ausgeschlossen werden20 Konsequenterweise lassen sich dann alle Aus-sagen zu einem moumlglichen zugrunde liegenden bdquoHortfundmusterldquo nicht treffen21 das auf einem paarweisen Auftreten von Schwertern Beilen und Armspiralen beruht Ergaumlnzend sei noch da-ran erinnert dass auch die abweichende Patina

des Randleistenmeiszligels gegen eine Zugehoumlrigkeit dieses Objektes zu den anderen Funden spricht Aber bereits die Feststellung dass eines der bei-den Beile nicht zugehoumlrig sein kann wirft Zweifel an der Fundgeschichte auf die durch den Finder Westphal 2005 angegeben wurde und ndash als glaub-wuumlrdig eingestuft ndash als wesentliches Argument fuumlr die Geschlossenheit des Fundes angefuumlhrt wird ndash im Gegensatz zur Aussage des am Fund beteiligten Renner Dass in der Fundgeschichte Westphals zahlreiche Widerspruumlche nachweisbar sind unterstreicht die Notwendigkeit einer kri-tischen Bewertung dieser Aussagen

Naturwissenschaftliche Untersuchungen an den Objekten

Da anhand der Erdanhaftungen die Zusammenge-houmlrigkeit aller Funde nicht nachgewiesen werden kann kommt den Analysen der Metalle eine ge-wisse Bedeutung zu Sie geben zumindest eine Ten-denz an ob sie eher auf eine einheitliche Material-quelle hinweisen oder sehr unterschiedlich sind Die Ergebnisse zu den Bronzeanalysen wurden von Nickel und Pernicka (2003)22 sowie Pernicka (2008 2010) veroumlffentlicht Am besten kennzeich-net die Bleiisotopenanalyse das zugrundeliegende Metall Pernicka weist darauf hin dass die Spuren-elementmuster aumlhnlich sind die Bleiisotopen aber unterschiedlich sind Er schlieszligt auf eine ostalpine Lagerstaumltte Die Unterschiede bei den Bleiisotopen werden dahingehend gedeutet dass solche auch innerhalb von Lagerstaumltten auftreten koumlnnen z B Rudna Glava (Serbien) oder dem Erzgebirge23 Ebenso kann fuumlr die Unterschiede auch eine unter-schiedliche Herkunft der Objekte verantwortlich sein Durch ausfuumlhrliche Analysenprojekte gelang es in den letzten Jahren die Hauptprovenienzen des Rohkupfers schaumlrfer zu fassen Nach den Er-gebnissen der Arbeitsgruppen von Lutz Stoumlllner und Pernicka ergibt sich eine Zuweisung zum sog bdquoMitterbergkupferldquo24 Fuumlr die unmittelbare Bewer-tung der Funde aus Nebra lassen sich diese Ergeb-nisse leider weder bezuumlglich der Frage nach der Herstellungsregion der Objekte noch nach ihrer Datierung nutzen Auf diese Problematik wird un-ten im Hinblick auf die Frage der archaumlologischen Interpretation nochmals eingegangen Aufgrund der groszligen Produktivitaumlt des Reviers wurde das Mitterberger Kupfer als Standardkupfer vor allem ab dem 1716 bis zum 1312 Jh vChr in einem groszligen Gebiet zwischen Ostmitteleuropa Suumld- und Mitteldeutschland verwendet Im Revier wur-de aber auch noch in der Spaumltbronzezeit und im

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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Tab 1 Bleiisotopenwerte von Bronzeobjekten aus dem Fundkomplex Nebra nach Nickel (2003)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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1 Jahrtausend vChr abgebaut25 Diese grundsaumltz-liche Einordnung der Kupferanalysen kann daher weder die Frage der Geschlossenheit des Fundes noch die seiner Provenienz klaumlren

Hinzuweisen ist jedoch auf einige Details die bei kuumlnftigen Untersuchungen diskutiert werden sollten Die verwendeten Daten wurden zuerst durch D Nickel (2003) publiziert Auffallend ist dabei ein bei der Scheibe festgestellter deutlich er-houmlhter Zink-Wert (Zn Gehalt nach RFA 01-02 Zn Gehalt nach NAA 767 ppm) der als eine erste Abweichung zu den uumlbrigen Funden (Zn Gehalt Mittelwert NAA 35 ppm)26 feststellbar ist und bei kuumlnftigen Untersuchungen zu diskutieren ist In-teressant erscheint eine naumlhere Betrachtung der Bleiisotopenanalysen die ebenfalls eine deutliche

Abweichung des Metalls der Scheibe anzeigen (Tabelle 1) In der Arbeit von Nickel werden fuumlr die Himmelsscheibe korrigierte Mittelwerte fuumlr die aus dem soliden Metall genommene Probe (Probe FG-020984) angegeben die sich von der spaumlteren Publikation von Pernicka deutlich unterscheiden (Abb 3 a b) Statt einer Probenbezeichnung fin-det sich dort nur der Begriff bdquoMittelwertldquo ohne weitere Erlaumluterung wie dieser zustande kommt Es besteht hingegen nach Auskunft der Autorin kein Grund an der Richtigkeit der in ihrer Arbeit publizierten Werte zu zweifeln zumal die ana-lysierte Probe aus dem nicht korrodierten Metall gewonnen wurde Betrachtet man die Erstpubli-kation so ist zunaumlchst der deutliche Unterschied zwischen der Scheibe und den uumlbrigen Objekten

a d

b c

Abb 3 Darstellung der Bleiisotopenbestimmung an Objekten aus dem Fundkomplex Nebra a) Streuungsdiagramm nach Pernicka et al 2008 b) + c) Streuungsdiagramme nach den Daten von Nickel 2003 d) Clusteranalyse (average linkage) der Daten

von Nickel 2003

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bemerkenswert Die beiden Streuungsdiagramme der Bleiisotope zeigen deutlich die Sonderstellung der Himmelsscheibe an (Abb 3 b-c) Das Den-drogramm einer hierarchischen Clusteranalyse (Average Linkage Squared-Euclidian distances n=17)27 fuumlr die in der Tabelle 1 (nach nickel 2003) ausgewiesenen drei Bleiisotope 208Pb206Pb 207Pb206Pb und 206Pb204Pb unterstreicht die Befunde der Streuungsdiagramme und zeigt zwei deutlich getrennte Gruppen auf (Abb 3d) (a) Nr 3 4 u 14 (b) Nr 3 4 6 7 8 9 10 11 13 14 15 16 u 1728 Die Himmelsscheibe (Nr 1) ist sehr unaumlhnlich zu beiden Gruppen Dieses Bild ergibt sich auch wenn man alternativ andere bewaumlhrte Clusterver-fahren wie z B Complete Linkage Centroid Me-thod oder Wardrsquos Method auf diese Analysedaten anwendet was die Stabilitaumlt der hier dargestellten dieser Gruppenbildung unterstreicht (z B hair et al 2010 483-519 legendre amp legendre 2012 337-371)29 Es ist festzuhalten dass ein Zusammen-hang mit den uumlbrigen Funden nicht zu erkennen ist Bemerkenswert ist allerdings auch dass sich unter den drei Analysen mit den niedrigsten Blei-isotopenwerten das bereits oben erwaumlhnte Rand-leistenbeil I (20021649c) der Meiszligel (20021649b)

sowie ein nicht naumlher identifizierbarer Nietstift (20021649ag) befinden (Abb 3a Tabelle 1)

Neben der Bleiisotopie scheint die Verwen-dung von Zinnisotopen zunaumlchst ein Anhalts-punkt dafuumlr zu sein den Legierungsbestandteil Zinn den Vorkommen in Cornwall zuzuwei-sen30 Eine erweiterte Studie hierzu an Arte-fakten erschien 201831 Die Zinnisotope von Apa-Schwertern sind charakteristisch negativ mit den Bleiisotopen korreliert Die Analysenwerte der Schwerter aus dem bdquoHortfundldquo von Nebra zeigen dabei ebenso wie diejenigen der anderen bron-zezeitlichen Funde aus dem Umkreis der Apa-Schwerter insbesondere auch den Schwertern des eponymen Hortfundes eine gute Uumlberein-stimmung (Abb 4) Trotz der geringen Gesamt-probenzahl deutet sich eine Tendenz an dass man bei einer houmlheren Probenzahl wohl weitere Gruppen unterscheiden koumlnnen wird Wie bei der Untersuchung der Bleiisotopen fallen auch in dieser Analysenreihe sowohl die Himmelsschei-be als auch der Meiszligel deutlich aus dem Rahmen

Die kurzen Hinweise auf die Resultate der Bronzeanalysen zeigen vor allem dass aus ihnen eine Zusammengehoumlrigkeit der Scheibe und der

Abb 4 Darstellung der Zinnisotopenbestimmung an Objekte aus Apa Nebra und Daumlnemark 1 Himmelsscheibe von Nebra 2 Meiszligel aus dem Fundkomplex Nebra (nach Bruumlgmann et al 2018 Abb 2)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Beifunde nicht abgeleitet werden kann Ebenso ergeben sich keine datierenden Hinweise Ver-gleicht man etwa die Analysenwerte von Nebra z B mit den Pb-Isotopendaten des Spangenbar-renhortes von Oberding32 also einem typisch fruumlhbronzeitlichen Rohkupferhort so zeigt sich dass sich das Kupfer der Scheibe von der Varia-tion des fruumlhbronzezeitlichen Handelskupfers in seinen Konzentrationen unterscheidet (Abb 5)

Neben dem Kupfer wurde auch versucht das Gold hinsichtlich seiner Provenienz und Datie-rung zu typisieren33 Die moumlgliche Tendenz einer Herkunft aus Cornwall waumlre aus archaumlologischer Sicht natuumlrlich verlockend denkt man an die dor-tigen reichen Fruumlhbronzezeitfunde Da jedoch so-wohl die Studie kritisch betrachtet werden muss34 als auch die Goldgewinnung der Region nicht auf Epochen begrenzt ist beantworten auch die-se Untersuchungen nicht die eingangs gestellten Fragen zu dem Fundkomplex

Archaumlologische und astronomische Interpretationen

Die Entstehung der Interpretationen der Scheibe und der zugeordneten Beifunde ist gepraumlgt von

einer raschen populaumlren Darstellung deren zu-grundeliegende wissenschaftliche Analyse und Veroumlffentlichung der Diskussion erst spaumlter er-folgte Defizite der Publikationen ndash z B erfolgte bislang keine Vorlage aller Funde in Katalogform ndash erschweren bis heute eine kritische Analyse und Bewertung der Objekte Erste Festlegungen auf die Zusammengehoumlrigkeit und Datierung der Funde gab es bereits 2001 auf der Grundla-ge von bekannt gewordenen Fotos ohne dass ein Archaumlologe die Originale zuvor gesehen hatte35 Dies deutet sich bereits 1999 an als die Fotos der Funde uumlber Prof W Menghin Direktor des Museums fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte Berlin erstmals bekannt wurden36 Der einzige der die Funde zu diesem Zeitpunkt im Original kannte war ein Kunsthaumlndler der seine Einschaumltzungen direkt dem Berliner Museum uumlbermittelte Aus-schlaggebend fuumlr diesen Kontakt war sicherlich dass der Haumlndler wenige Jahre zuvor den soge-nannten bdquoBerliner Goldhutldquo an das Berliner Muse-um fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte verkauft hatte und damit ebenfalls ein Objekt mit einer poten-ziellen Deutungsmoumlglichkeit eines astronomisch-kalendarischen Bezugs bekannt machen wollte

Die Abfolge dass zunaumlchst einer ersten groben Einschaumltzung eine breite populaumlre Darstellung

Abb 5 Darstellung der Bleiisotopenbestimmung an Objekten aus dem Fundkomplex Nebra nach Nickel (2003) und Pernicka (2017)

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folgt und eine genaue wissenschaftliche Analyse erst in einem zweiten Schritt nachge reicht wird fuumlhrte zu verschiedenen Fehlinterpretationen die zum Teil heute immer noch Bestand haben Augenscheinliche Irrtuumlmer bei der ersten Publi-kation wie die vorschnelle Interpretation einer urspruumlnglichen Verbergung der Funde in einer Steinkiste wurden revidiert37 Von den vielen Teil aspekten sei hier nur die Interpretation der Veraumlnderung des Dekors herausgegriffen Die

erste Publikation der Fertigungsphasen der Schei-be erfolgte 2004 in dem Ausstellungskatalog bdquoDer geschmiedete Himmelldquo38 Die dort bereits angelegten religionsgeschichtlichen Thesen wurden 2010 aus-fuumlhrlich dargelegt eine Zusammenfassung hierzu bietet Abb 6 Von zentraler Rolle erscheint dabei die postulierte Nutzungsdauer die vor allem dazu dient einen Bezug zu bekannten fruumlhbronzezeit-lichen Sozialstrukturen herzustellen insbesonde-re zu den Phasen mit zentralen bdquoElitebildungenldquo

Abb 6 Interpretation der verschiedenen Fertigungsphasen der Scheibe von Nebra nach Meller (2010 Abb 35) Die Scheibe ist nach der postulierten Auffindungssituation ausrichtet

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Da in dem durch die Beifunde skizzierten Nieder-legungszeitraum (um 1600 v Chr16 Jh v Chr) in der Fundregion keine entsprechenden Struk-turen vorhanden sind erscheint als fruumlhester Ent-stehungszeitpunkt bdquoder Beginn des 2 Jahrtausends die Zeit der mitteldeutschen Fuumlrstengraumlber plausibel In dieser Epoche waren erstmals technische und ge-sellschaftliche Voraussetzungen vorhanden die die Herstellung eines komplexen Werkes wie der Himmels-scheibe moumlglich machten Die maximale Nutzungsdau-er haumltte demnach etwa 400 Jahre die minimale etwa 100 Jahre betragenldquo39 Die 100 Jahre werden aus ei-ner Umlaufzeit der Beifunde postuliert

2010 wird die erste Phase der Scheibe mit dem Beginn des Kupferbergbaues im Mitterberg-Re-vier (Gem St Johann im Pongau Land Salzburg) datiert bdquoda das Kupfer der Himmelsscheibe gemaumlszlig der Analysen Pernickas vom Mitterberg stammtldquo40 Ein houmlheres Entstehungsalter wird als Moumlglich-keit beibehalten bdquoNach diesen Erwaumlgungen waumlre der Beginn der Erschlieszligung des Mitterberg-Kupfers und damit die Herstellung der Himmelsscheibe fruumlhestens im 18 Jh v Chr also zwischen 1750 und 1700 v Chr anzusetzen wobei ndash wie bereits bemerkt ndash ein fruumlherer Ansatz des Bergbaus aufgrund des methodischen Vor-gehens und des derzeitigen Forschungsstandes nicht auszuschlieszligen istldquo41

Ein solcher indirekter Datierungsansatz der Scheibe uumlber die Metallanalyse ist aber aus zwei Gruumlnden methodisch zu kritisieren Erstens erge-ben sich wie dargelegt Zweifel ob das Kupfer der Begleitfunde und der Scheibe derselben Quel-le zuzuweisen ist Hier lassen sich vielleicht durch vertiefende Studien Fortschritte erzielen Grund-saumltzlich zeigen die Analysen dieses sog ostalpinen Kupfers dass es kaum moumlglich sein wird hier de-taillierte Ergebnisse zu erzielen Die Bezeichnung die auf die Arbeitsgruppe von Richard Pittioni zu-ruumlckgeht42 fasst Fahlerzkupferarten zusammen die geringere Spurenelementgehalte bei Nickel (Ni) Arsen (As) und Antimon (Sb) aufweisen Je nach Anteilen bzw Konzentration der Spuren-elemente die leicht um eine Groumlszligenordnung va-riieren koumlnnen lassen sich verschiedene Gruppen oder Varianten herausarbeiten die einen groszligen Anteil in der Stuttgarter Datenbank43 umfassen und sich vor allem seit der Fruumlhbronzezeit chro-nologisch schwer einordnen lassen Je nachdem wie die Grenzwerte fuumlr die einzelnen Elemente fuumlr einen Suchlauf in der Datenbank gewaumlhlt werden koumlnnen recht unterschiedliche Gruppen erzeugt werden Betrachtet man auf der Grundlage der groszligen Variabilitaumlt dieses Kupfers daruumlber hinaus die Kartenbilder seiner Verbreitung44 dann sollte jedem Betrachter die weite Verbreitung der Grup-

pen des sog Ostalpinen Kupfers zwischen Suumld-frankreich und dem Karpatenbecken im Suumlden und Suumldskandinavien im Norden auffallen

Die Probleme der weiten geographischen Streu-ung fuumlhren zum zweiten Punkt der Nutzungsdau-er dieser alpinen Lagerstaumltten Eine Abschaumltzung fuumlr das Mitterbergrevier ergab nach einer Initial-phase (1918-16 Jh v Chr) eine Bluumltezeit vom 15-13 Jh v Chr aber auch noch eine deutliche Weiternutzung vom 12 Jh v Chr bis in die fruumlhe Eisenzeit45 Zur juumlngeren Eisenzeit fehlen bislang vergleichbare Untersuchungen Aufgrund der viele hundert Jahre langen Nutzung der gleichen Kupferlagerstaumltten besteht keine Moumlglichkeit aus der geochemischen Zusammensetzung des Kup-fers eine Datierung der Artefakte abzuleiten

Kehrt man zur Objektgeschichte zuruumlck so koumlnnten die Veraumlnderungen auch vom gleichen Handwerker in nur kurzer Zeit oder wenigen Jah-ren vorgenommen worden sein Hierfuumlr koumlnnte man anfuumlhren dass alle Aumlnderungen in der gleichen Technik ausgefuumlhrt wurden Dies waumlre gleichermaszligen moumlglich aber ebenso wenig zwin-gend zu erwarten

Das Beispiel der Objektgeschichte laumlsst ein zu-grundeliegendes Dilemma erkennen Aufgrund der astronomischen Interpretation46 stellt sich im-mer die Frage nach dem sozialen kulturellen und wissenschaftlichen Umfeld das einem entspre-chend hohen Anspruch gerecht werden muss Da zum potenziellen Niederlegungszeitpunkt solche Strukturen fehlen muumlssen sie durch lange Datie-rungsspannen etc konstruiert werden Angelegt ist diese Vorstellung bereits im ersten Ausstel-lungskatalog (Meller 2004b) Mit dem Titel bdquoDer Koumlrper des Koumlnigsldquo stellt Meller uumlber das aumlhnliche Ausstattungsmuster einen Bezug zu dem Fuumlrsten-grab von Leubingen (um 1942 plusmn 10 v Chr) her bdquoAn die Stelle des Leichnams mit seiner goldenen Trachtausstattung tritt in Nebra die Himmelsschei-be Fuumlr die Zeit um 1600 vChr sind Fuumlrstengraumlber nicht belegt Geht man von der strukturellen Aumlhnlich-keit der Funde von Nebra und Leubingen aus kommt man zu dem Schluss dass der Hort als Fortsetzung der Fuumlrstengraumlber gewertet werden mussldquo47

Archaumlologisch gesehen waumlre dieses Konstrukt ein singulaumlres Beispiel zu dem keine Vergleiche angefuumlhrt werden koumlnnten Aber auch das Aus-stattungsmuster waumlre nicht entsprechend da auf diesem Niveau zu erwarten waumlre dass eine entsprechende Ausstattung als eigens gefertigtes Ensemble einer entsprechend hervorragenden Qualitaumlt vorlaumlge Hier wirken die beiden verschie-denen Beile von denen eines durch eine starke bereits antike Beschaumldigung der Schneide auffaumlllt

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der einzelne Meiszligel (ohne sonstige bdquoMetallurgen-ausstattungldquo) ebenso zufaumlllig zusammengestellt wie die Armspiralen die als Paar in einem Grab-fund doch eher einen Hinweis auf eine Frauenbe-stattung ergeben wuumlrden

Die vorangegangenen Uumlberlegungen konzen-trierten sich vor allem auf die Zusammengehouml-rigkeit des Gesamtfundes mit dem Ergebnis dass sich bei dem Konvolut das Vorhandensein eines geschlossenen Fundes im Sinne von Oskar Mon-

a b

c

d e f g

Abb 7 a)-b) Goldschale Zuumlrich-Altstetten (Foto Schweizerisches Landesmuseum Zuumlrich) c) Motive auf dem Schwert von Allach-Untermenzing 5 Jh vChr (Gebhard amp Krause 2016 Abb 4) d) keltische Goldmuumlnze des 2 Jh v Chr Sontheim Lkr Unterallgaumlu (Archaumlologische Staatssammlung MK-K3273) e) Neuses Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1277) f) Neuses

Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1245 g) Albstadt Regenbogenschuumlsselchen (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1422 d)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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telius kaum beweisen laumlsst Auf dieser Grundlage muumlsste die Scheibe als individuelles Objekt bewer-tet und betrachtet werden Geht man aber daruumlber hinaus so sind als Objektkategorie aumlhnliche groszlige Bronzescheiben uumlberwiegend im ethnologischen Bereich nachweisbar beispielsweise in Sibirien als Schamanenspiegel (auch mit Randlochung) oder als Teile von Metalltrommeln (Kesselgongs) Als vergleichbar moumlgliche Musikinstrumente im ar-chaumlologischen Bestand koumlnnen die beiden Objekte von Balkaringkra (Gem Ystads Schonen Schweden) und Haschendorf (Gem Neckenmarkt Bez Ober-pullendorf Burgenland) genannt werden48 Die simple Grundform ist jedoch nicht ausreichend um hier stichhaltig argumentieren zu koumlnnen So-mit verbleibt als Bewertungskriterium fuumlr eine kul-turhistorische Einordnung nach Wegfall der Ein-ordnung uumlber die Metallzusammensetzung allein die Ikonographie Die gaumlngige Interpretation ist dass die Darstellung auf der Scheibe komplizierte astronomische Phaumlnomene wiedergeben wuumlrde Deren Verstaumlndnis beruhe auf dem Vorhanden-sein einer gesellschaftlichen Struktur die eine Art bdquoKoumlnigsreichldquo bildete (Meller amp Michel 2018)

Der astronomischen Deutung der Scheibe wurde von verschiedenen Seiten mit guten Argu-menten uumlberzeugend widersprochen So konnten Emiacutelia Paacutesztor und Curt Roslund seit 2007 zeigen dass die auf der Scheibe dargestellten bdquoSterneldquo gleichmaumlszligig verteilt sind und keine konkrete Himmelsabbildung darstellen49 Im Vergleich mit ethnographischen Beispielen betonen sie eine zu-grundeliegende mythologische schamanistische Gedankenwelt geradezu das Gegenteil einer konkreten astronomischen Interpretation

Ikonographisch laumlsst sich die Art der Darstel-lung vom Typus bdquoSonne Mond und Sterneldquo viel-fach von der Antike bis in die Neuzeit belegen vor allem im Mittelalter gibt es einige sehr aumlhnliche Darstellungen50 Diese stellen Sonne und Mond als die goumlttlichen Himmelskoumlrper dar In der Antike waren sie die Machtsymbole roumlmischer Kaiser im Mittelalter unterstreichen sie in dieser Tradi tion die Herrschaft Christi uumlber den Kosmos51 bei Tag und bei Nacht Die Darstellungen der Scheibe von Nebra sind auf den ersten Blick teilweise verbluumlf-fend aumlhnlich Ein Unterschied zeigt sich jedoch in der Darstellung der Sonne die immer mit deut-lichen Strahlen gekennzeichnet ist Dieses Merkmal fehlt bei Nebra weshalb die Deutung der goldenen Kreisscheibe ndash in den bisherigen Publikationen wird sie als SonneVollmond nicht eindeutig be-stimmt52 ndash als Vollmond weiter zu untersuchen ist

Himmelsvorstellungen im ersten Jahrtausend v Chr

Es wurde bereits an anderer Stelle darauf hin-gewiesen dass neben den mittelalterlichen und ethnographischen Beispielen zur mythischen Darstellung von Himmelskoumlrpern und Himmels-phaumlnomen die Ikonographie des ersten Jahrtau-sends v Chr einen unmittelbar vergleichbaren Zugang bietet53 Dieser vor allem aus dem kel-tischen Siedlungsbereich uumlberlieferten Bilderwelt liegen komplexe Mythen und Glaubensvorstel-lungen zugrunde die sich im Laufe des gesam-ten ersten Jahrtausends v Chr in Mitteleuropa ausbreiteten und in der spaumlten Eisenzeit eine vielschichtige Religion auspraumlgten Diese kann vor allem durch die Uumlberlieferungen in gallo-roumlmischer Zeit beschrieben werden ist aber trotz vieler Studien nur ansatzweise verstanden54

Als eines der aumlltesten Beispiele fuumlr das Motiv bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo ist die spaumltbron-zezeitlichen Schale von Zuumlrich Altstetten zu nen-nen (Abb 7 a-b) Die flaumlchige Buckelverzierung lieszlige sich in diesem Zusammenhang durchaus als bdquoSternenhimmelldquo interpretieren Bemerkenswert ist neben dem bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo Motiv die Anbringung von einzelnen Boumlgen im Bereich des Schalenbodens

Das Kurzschwert von Allach hier genannt als Beispiel fuumlr eine ganze Gattung weist neben dem identischen Bildprogramm von bdquo[SonneVollmond] Sichelmond und Sterneldquo auf seiner Ruumlckseite auch das Element eines an beiden En-den betonten flachen Bogens auf (Abb 7c)55 Die weite Oumlffnung und flache Woumllbung dieses Bo-gens er sei im Folgenden als bdquoHimmelsbogenldquo bezeichnet schlieszligt die konkrete Darstellung eines Torques aus56 Die komplexe Symbolik die aufgrund der zahlreichen Belege dieser Motive vor allem auf keltischen Muumlnzbildern eine Ein-zelstudie verdient sei im Folgenden kurz skiz-ziert Dabei muss auch die Frage gestellt werden ob sich die Zweideutigkeit des Motivs SonneVollmond im Einzelfall klaumlren laumlsst Die gleich-zeitige Verbindung mit Sternen und Sichelmond macht es zumindest beim Schwert von Allach wahrscheinlich dass eher die Darstellung des rei-nen Nachtgeschehens gemeint ist

Deutlicher erscheinen die Zusammenhaumlnge wenn man die keltischen Muumlnzbilder des zweiten und ersten Jahrhunderts v Chr betrachtet Auf den Regenbogenschuumlsselchen finden sich sowohl weit geoumlffnete Boumlgen mit darunter befindlichen Kugeln in der Form des bdquoHimmelsbogensldquo von Allach (Abb 7d)57 als auch staumlrker geschlossene

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die als Darstellung eines Torques bezeichnet werden koumlnnten Die Unterscheidung zwischen bdquoHimmelsbogenldquo und Torques erscheint trotz der Aumlhnlichkeit der Motive gegeben da beispielswei-se in der boumlhmischen Muumlnzpraumlgung beide Motive am selben Objekt auftreten koumlnnen58 Dass die Deutung der abstrakten Motive durchaus kom-plex ist und im Einzelfall auch oft keine eindeutige Interpretation zulaumlsst mag in der Herstellung der Muumlnzen verankert sein Uumlblicherweise werden die Bildmotive auf den Muumlnzen als immer weiter abstrahierende Entwicklung von urspruumlnglichen Vorbildern wie z B die Weiterentwicklung der Biga gesehen In vielen Faumlllen laumlsst sich auf den Muumlnzbildern feststellen dass bei den bdquoHim-melsboumlgenldquo nicht die Darstellung eines Torques gemeint ist Als Beispiel koumlnnen hier Buumlschel-quinare aus dem Muumlnzschatz von Neuses ad Regnitz (Gem Eggolsheim Oberfranken) ange-fuumlhrt werden (Abb 7 e-f)59 Hier tritt der schwach gewoumllbte Bogen mit Kugelenden in Kombina-tion mit einem darunterliegenden groszligen Punkt auf in einer Variante aber auch als durch sieben Punkte gebildeter Bogen Beide Varianten unter-scheiden sich deutlich von Torquesdarstellungen Die Regenbogenschuumlsselchen aus dem Depot von Albstadt (Gem Alzenau Lkr Aschaffenburg Unterfranken) zeigen als Besonderheit dass der Bogen als Zickzacklinie gestaltet ist (Abb 7g)60

Die Abschlusskugeln bilden zusammen mit den Elementen aus dem Inneren eine Linie die wie-derum uumlber einer gezackten Grundlinie steht Die knappe Schilderung dieser Zusammenhaumlnge laumlsst erkennen dass die auf dem Schwert von Al-lach angelegten Symbole des Himmels uumlber lange Zeit verstandenes Allgemeingut waren

Dass sich in der juumlngeren Eisenzeit dabei mit Sternen und Mondsichel auszligerordentlich haumlufig Motive der Nacht finden erscheint besonders be-merkenswert und ist zugleich durch historische Quellen belegt61 Im Kern beschreiben sie neben der weitergefuumlhrten Sonnensymbolik62 vor allem die Symbole die Nacht die fuumlr die Abstammungs-geschichte der Kelten eine besondere Rolle spielt und deshalb auch in dem keltischen lunisolaren Kalender wiederfindet Entsprechend beginnt die Zeitdarstellung des Kalenders von Coligny (Deacutep Ain Reg Auvergne-Rhocircne-Alpes) mit dem Win-terhalbjahr und die Monate werden in eine dunk-le und eine helle Haumllfte geteilt63 Es waumlre deshalb konsequent die Kreisscheibe die sich auf dem Schwert von Allach befindet entsprechend nicht als Sonne sondern als hellen Vollmond zu sehen Die auf zahlreichen Gegenstaumlnden des Alltags zu findende keltische Himmelssymbolik war fuumlr ihre

Betrachter ein wohlbekannter Teil eines sehr kom-plexen mythologischen Weltbildes das uns skiz-zenhaft auch durch schriftliche Quellen bekannt ist Es ist das Resultat der vielfaumlltigen Kulturgeschich-te des ersten Jahrtausends v Chr die von starken mediterranen Einfluumlssen gepraumlgt ist und vor allem in der Eisenzeit durch die Entwicklung von Sied-lungszentren soziokulturelle Phaumlnomene aumlhnlich von Hochkulturen aufweist In diese Tradition fuumlgen sich auch die realistischen Darstellungen des ausgehenden 1 Jahrtausends vChr herausra-gend uumlberliefert auf dem Kessel von Gundestrup Hier praumlsentiert eine mit einem Hirschgeweih als nicht menschliches Wesen gekennzeichnete Figur in der rechten Hand einen Torques in der linken eine gehoumlrnte Schlange (bdquoWidderschlangeldquo)64 Nach uumlbereinstimmender Ansicht ist hier der Gott Cernunnos dargestellt der auch in Analogie zu der Schilderung der bei Caesar uumlberlieferten Ab-stammungsgeschichte der Kelten von Dis Pater in Verbindung gesetzt wird Diese Abstammungs-geschichte von einem bdquoNachtHimmelsldquo-Gott stimmt uumlberein mit der Wahl des Symbols einer Schlange (bdquoErdeNachtldquo) und dem gegenuumlberste-henden Torques (bdquoHimmelsbogen Nacht von Son-nenuntergang bis Sonnenaufgang oder Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergangldquo)65

Fasst man diese knappen Ausfuumlhrungen zu-sammen so gehoumlren bdquo[Sonne Vollmond] Sterne Mondldquo in Verbindung mit bdquoHimmelsboumlgenldquo zum weitverbreiteten Symbolgut des ersten Jahrtau-sends v Chr mit dem deutlichen Schwerpunkt in der spaumlten Hallstatt- und Lategravenezeit Aufgrund des haumlufigen Vorkommens der Muumlnzen schei-nen sich die Motive auf den keltischen Bereich zu konzentrieren es koumlnnen aber auch Beispiele der Zone noumlrdlich der Mittelgebirge genannt werden also dem Fundgebiet der Himmelsscheibe von Nebra Diese Zone zeichnet sich dadurch aus dass im Laufe des ersten Jahrtausends sowohl Sach-kultur wie z B Fibelformen als auch Motive aus dem bdquokeltischenldquo Bereich adaptiert werden Es muss auch in Hinblick auf die eigenartig schlichte handwerkliche Ausfuumlhrung der bdquoHimmelsschei-beldquo erwaumlhnt werden dass dabei durchwegs ein Qualitaumltsgefaumllle bemerkenswert ist Ein typisches Beispiel fuumlr die Uumlbernahme von Einzelmotiven sind die Verzierungen auf den Holsteiner Guumlrteln (Abb 8)66 Diese kombinieren die meisten der ge-nannten Elemente Schlangen Boumlgen mit Kugel-enden Boumlgen mit den darunterliegenden Punkten unterschiedlicher Anzahl Kreisbuckel mit Strah-lenkranz (Sonnensymbole) sowie Halbboumlgen mit auszligenliegender Strichelung Ob diese Motive im Norden auch in der gleichen Bedeutung wie im

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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keltischen Bereich verstanden wurden ist nicht erschlieszligbar aber wie die periphere Lage eines singulaumlren Objektes wie des Gundestrupkessels zeigt durchaus nicht ausgeschlossen

Betrachtet man dieses nach dem kulturellen Bruch zu Beginn der Urnenfelderzeit entstandene Symbolgut im Vergleich zum fruumlhbronzezeit-lichen Motivschatz stellt sich ein deutlicher Wi-

a

b

c

d

Abb 8 Das Symbolgut der sog bdquoHolsteiner Guumlrtelldquo uumlbernimmt und kombiniert die Motive des keltischen Bereichs a)-b) Hamburg-Altengamme Gesamtuumlbersicht und Ausschnitt des Guumlrtelendes ndash c) Hornbeck Grab 709 Kr Herzogtum Lauenburg ndash d) Malente Kr

Ostholstein ndash (a Foto Archaumlologisches Museum Hamburg ohne M b Heynowski 2017 182 B 7 cm c nach Heynowski 2017 184 B 117 cm)

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Abb 9 Oben Die Himmelsscheibe von Nebra Unten Bronzezeitliche Schwerter Beile und Armschmuck angeblich zusammen mit der Himmelsscheibe von Nebra gefunden Zustand vor der Uumlbernahme der Funde durch das Landesmuseum Halle Das Uumlbereinstimmen

der Fotos mit den Originalen wurde am 2512002 notariell beglaubigt Foto Hildegard Burri-Bayer

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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derspruch dar Bereits Wolfgang David wies da-rauf hin dass die Scheibe von Nebra im damaligen Symbolgut als ein vollkommener Fremdkoumlrper erscheinen wuumlrde67 Es ist zudem bemerkenswert dass bei den herangezogenen Bildprogrammen aus dem fortgeschrittenen und spaumlten 2 Jahrtau-send v Chr mit Motiven wie Vogelbarken mit Sonnen Sonnenwagen und dem nordischen bdquoSon-nenschiffldquo68 oder dem dominanten Kreisdekor auf Goldgegenstaumlnden69 die abstrakte Darstellung der Sonne im Vordergrund steht Die Symbole auf der Himmelsscheibe von Nebra erscheinen dage-gen als ein Nacht-orien tiertes Sujet entsprechen also dem kulturellen Umfeld des 1 Jahrtausends v Chr An dieser Stelle sei abschlieszligend an einen Diskussionsbeitrag von Paul Gleirscher zur Schei-be erinnert der 2007 das Bogensymbol auf der Scheibe als Darstellung einer Sichel diskutierte und zugleich darauf hinwies dass angesichts der unklaren Fundverhaumlltnisse durchaus auch eine spaumltbronzezeitliche Datierung denkbar sei70 Zu-gleich erinnerte Gleirscher auch an den lunaren Bezug der Sicheln und zitierte hierzu B Haumlnsel der diese als Attribute einer Nacht- oder Mond-gottheit gesehen hat71 Damit schlieszligt sich der Kreis zu den oben genannten Fruumlhlategraveneschwer-tern deren durch Vollmond und Sichelmond be-tonter Bezug zum Mondkreislauf72 unmittelbar an die Himmelsscheibe von Nebra anschlieszligen

Fazit

In den vorangegangenen Uumlberlegungen konnte dargestellt werden dass seit dem letzten Beitrag im Archaumlologischen Korrespondenzblatt im Jahr 2008 eine abweichende Deutung der Scheibe und ihrer Beifunde begruumlndet werden kann Die Unterschiede ergeben sich aus den folgenden vier Argumenten 1 Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe

spricht gegen eine Auffindungslage in situ was zugleich auch die Zusammengehoumlrigkeit mit den Beifunden in Frage stellt

2 Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer Gold) unterstuumltzen die etwaige Zu-sammengehoumlrigkeit der Funde

3 Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aus-sage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehoumlrig zu betrachten Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhaumlrtet

4 Ebenso muss der Meiszligel in diesem Zusammen-hang als nicht zugehoumlrig ausgesondert werden

Damit muss aus 3 und 4 zwingend gefolgert werden dass es sich nicht um einen geschlos-senen Fund handeln kann

Fuumlr die Auffindung der Scheibe ergeben sich nach den hier angefuumlhrten Analysen der Fundsi-tuation zwei denkbare Szenarien (A) Die Scheibe wurde auf dem Mittelberg im hu-

mosen Bereich unmittelbar unter der Oberflauml-che angetroffen weil sie sich dort bereits in sekundaumlrer Lage befand Hierzu passen die aumllteren Beschaumldigungsspuren und die Schil-derung der Auffindung der Scheibe durch die Finder Eine solche sekundaumlre Lage schlieszligt die Geschlossenheit des Gesamtfundes aus Die Scheibe waumlre also ein Einzelfund inner-halb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage

(B) Die Scheibe wurde an einem anderen Fundort als dem untersuchten unmittelbar unter der Oberflaumlche in einem einheitlichen Sediment gefunden Die aumlltere Beschaumldigung erfolgte in situ ohne dass das Objekt wesentlich aus seiner urspruumlnglichen Lage gerissen wurde Eine Zugehoumlrigkeit weiterer Funde sofern diese nicht (wie das Beil) auszuschlieszligen sind waumlre moumlglich Da eine Zusammengehoumlrig-keit der Funde analytisch nicht nachweisbar ist und dieses Szenario nicht der bdquoguumlltigenldquo Fundgeschichte des Finders entspricht ist die Geschlossenheit des Fundes nicht gegeben

Bei beiden Szenarien muss die Scheibe aus sich heraus hinsichtlich der Datierung als Einzelob-jekt betrachtet werden wobei festgestellt werden muss dass fuumlr eine Einordung in die mitteleuro-paumlische Fruumlhbronzezeit kein vergleichbares Sym-bolgut benannt werden kann73 Vielmehr wuumlrde ndash wenn die Herkunft vom Mittelberg gesichert waumlre ndash eine Datierung auch im Kontext der ei-senzeitlichen Befestigung wie auch durch die Iko-nographie naheliegen Damit wuumlrde die bislang vorlegte Interpretation und das daraus abgeleite-te Konstrukt ihrer Bedeutung und Funktion jegli-cher Grundlagen entbehren

Die abschlieszligende Anmerkung soll zusammen-fassend verdeutlichen dass die vorgetragene In-terpretation nur die zugaumlnglichen Quellen benut-zen konnte Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollstaumlndig Viele Details lieszligen sich noch praumlziser darstellen wenn die notwendigen Quellen ndash von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veroumlffentlichung aller naturwissenschaft-lichen Analysen ndash besser erschlossen waumlren Es ist zu hoffen dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes fuumlr die weitere wissen-schaftliche Analyse genauso ge nutzt werden kann Ebenso ist zu hoffen dass die inzwischen uumlberbor-

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

19

14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

20

61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 5: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

5

respondenzblatt angekuumlndigten Publikatio nen der Untersuchungen zu den Bodenproben wurden bis-lang nicht veroumlffentlicht Durch die Unterlagen von J Riederer sind die im Prozess angefuumlhrten Boden-gutachten17 von J Adam G Borg und E Pernicka bekannt und lassen sich entsprechend auch bewer-ten Es laumlsst sich in Uumlbereinstimmung mit den vor Gericht vorgenommenen Bewertungen von J Rie-derer feststellen dass die Gutachten weder geeig-net sind einen Nachweis fuumlr die Authentizitaumlt der Fundstelle zu erbringen noch (wie behauptet) fuumlr die Zusammengehoumlrigkeit des Fundensembles18 Dieses Ergebnis wurde und wird unterschiedlich wahrgenommen Obwohl bereits das Gericht 2005 dieser Einschaumltzung folgte und formulierte bdquoDie Kammer geht im Einklang mit dem Antrag der Ver-teidigung davon aus dass die sichergestellten Erdan-haftungen nicht zweifelsfrei beweisen koumlnnen dass die Scheibe tatsaumlchlich vom Mittelberg stammtldquo blieben die Analysen fuumlr Meller das zentrale Element sei-ner Argumentation bdquoRelevant ist dass wir naturwis-senschaftlich nachweisen koumlnnen aufgrund der Erdan-haftungen dass die Schwerter die Himmelsscheibe und die Beifunde zusammengehoumlren Und dass das alles auch dort perfekt auf den Mittelberg passtldquo Bemerkenswert erscheint hierbei dass bereits das im Zentrum der Argumentation stehende Gutachten von J Adam in einem Fall die Nichtzugehoumlrigkeit eines Ob-jektes feststellt Untersucht wurden von ihm im Vergleich mit einer Erdprobe vom Raubgrabungs-loch (VM 1) drei Proben von Erdanhaftungen der Objekte Sp 1 (0113 g von der Scheibe) Sp 2 (0217 g von der Spitze des Schwertes II) Sp 3 (0049 g von der Schneide des Beils HK 20021649C) Bei der letzten Probe stellte er fest dass bdquoim Vergleich zu VM1 Sp1 und SP2 einige Abweichungen wie die fein-koumlrnigere Ausbildung das Fehlen von Phyllit geringere Anteile an Phytholithen erhoumlhte Gehalte an Granat und Anatas nicht nur durch die geringe Menge des Unter-suchungsmaterials (0049 Gramm) erklaumlrbarldquo sind bdquoEher weisen diese Ergebnisse auf einen benachbarten Fundort zumindest aber auf eine Lagerung in anderen Schichten als die Himmelsscheibe und das Schwert hinldquo

Vor Gericht verdeutlichte Adam nochmals diese Angabe und sagte zu den Anhaftungen am Beil aus sie bdquoseien voumlllig anders gewesen keine Zusammengehoumlrigkeitldquo19 Aufgrund dieser Fest-stellung muss eines der Beile aus dem vermeint-lichen Fundkomplex ausgeschlossen werden20 Konsequenterweise lassen sich dann alle Aus-sagen zu einem moumlglichen zugrunde liegenden bdquoHortfundmusterldquo nicht treffen21 das auf einem paarweisen Auftreten von Schwertern Beilen und Armspiralen beruht Ergaumlnzend sei noch da-ran erinnert dass auch die abweichende Patina

des Randleistenmeiszligels gegen eine Zugehoumlrigkeit dieses Objektes zu den anderen Funden spricht Aber bereits die Feststellung dass eines der bei-den Beile nicht zugehoumlrig sein kann wirft Zweifel an der Fundgeschichte auf die durch den Finder Westphal 2005 angegeben wurde und ndash als glaub-wuumlrdig eingestuft ndash als wesentliches Argument fuumlr die Geschlossenheit des Fundes angefuumlhrt wird ndash im Gegensatz zur Aussage des am Fund beteiligten Renner Dass in der Fundgeschichte Westphals zahlreiche Widerspruumlche nachweisbar sind unterstreicht die Notwendigkeit einer kri-tischen Bewertung dieser Aussagen

Naturwissenschaftliche Untersuchungen an den Objekten

Da anhand der Erdanhaftungen die Zusammenge-houmlrigkeit aller Funde nicht nachgewiesen werden kann kommt den Analysen der Metalle eine ge-wisse Bedeutung zu Sie geben zumindest eine Ten-denz an ob sie eher auf eine einheitliche Material-quelle hinweisen oder sehr unterschiedlich sind Die Ergebnisse zu den Bronzeanalysen wurden von Nickel und Pernicka (2003)22 sowie Pernicka (2008 2010) veroumlffentlicht Am besten kennzeich-net die Bleiisotopenanalyse das zugrundeliegende Metall Pernicka weist darauf hin dass die Spuren-elementmuster aumlhnlich sind die Bleiisotopen aber unterschiedlich sind Er schlieszligt auf eine ostalpine Lagerstaumltte Die Unterschiede bei den Bleiisotopen werden dahingehend gedeutet dass solche auch innerhalb von Lagerstaumltten auftreten koumlnnen z B Rudna Glava (Serbien) oder dem Erzgebirge23 Ebenso kann fuumlr die Unterschiede auch eine unter-schiedliche Herkunft der Objekte verantwortlich sein Durch ausfuumlhrliche Analysenprojekte gelang es in den letzten Jahren die Hauptprovenienzen des Rohkupfers schaumlrfer zu fassen Nach den Er-gebnissen der Arbeitsgruppen von Lutz Stoumlllner und Pernicka ergibt sich eine Zuweisung zum sog bdquoMitterbergkupferldquo24 Fuumlr die unmittelbare Bewer-tung der Funde aus Nebra lassen sich diese Ergeb-nisse leider weder bezuumlglich der Frage nach der Herstellungsregion der Objekte noch nach ihrer Datierung nutzen Auf diese Problematik wird un-ten im Hinblick auf die Frage der archaumlologischen Interpretation nochmals eingegangen Aufgrund der groszligen Produktivitaumlt des Reviers wurde das Mitterberger Kupfer als Standardkupfer vor allem ab dem 1716 bis zum 1312 Jh vChr in einem groszligen Gebiet zwischen Ostmitteleuropa Suumld- und Mitteldeutschland verwendet Im Revier wur-de aber auch noch in der Spaumltbronzezeit und im

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Tab 1 Bleiisotopenwerte von Bronzeobjekten aus dem Fundkomplex Nebra nach Nickel (2003)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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1 Jahrtausend vChr abgebaut25 Diese grundsaumltz-liche Einordnung der Kupferanalysen kann daher weder die Frage der Geschlossenheit des Fundes noch die seiner Provenienz klaumlren

Hinzuweisen ist jedoch auf einige Details die bei kuumlnftigen Untersuchungen diskutiert werden sollten Die verwendeten Daten wurden zuerst durch D Nickel (2003) publiziert Auffallend ist dabei ein bei der Scheibe festgestellter deutlich er-houmlhter Zink-Wert (Zn Gehalt nach RFA 01-02 Zn Gehalt nach NAA 767 ppm) der als eine erste Abweichung zu den uumlbrigen Funden (Zn Gehalt Mittelwert NAA 35 ppm)26 feststellbar ist und bei kuumlnftigen Untersuchungen zu diskutieren ist In-teressant erscheint eine naumlhere Betrachtung der Bleiisotopenanalysen die ebenfalls eine deutliche

Abweichung des Metalls der Scheibe anzeigen (Tabelle 1) In der Arbeit von Nickel werden fuumlr die Himmelsscheibe korrigierte Mittelwerte fuumlr die aus dem soliden Metall genommene Probe (Probe FG-020984) angegeben die sich von der spaumlteren Publikation von Pernicka deutlich unterscheiden (Abb 3 a b) Statt einer Probenbezeichnung fin-det sich dort nur der Begriff bdquoMittelwertldquo ohne weitere Erlaumluterung wie dieser zustande kommt Es besteht hingegen nach Auskunft der Autorin kein Grund an der Richtigkeit der in ihrer Arbeit publizierten Werte zu zweifeln zumal die ana-lysierte Probe aus dem nicht korrodierten Metall gewonnen wurde Betrachtet man die Erstpubli-kation so ist zunaumlchst der deutliche Unterschied zwischen der Scheibe und den uumlbrigen Objekten

a d

b c

Abb 3 Darstellung der Bleiisotopenbestimmung an Objekten aus dem Fundkomplex Nebra a) Streuungsdiagramm nach Pernicka et al 2008 b) + c) Streuungsdiagramme nach den Daten von Nickel 2003 d) Clusteranalyse (average linkage) der Daten

von Nickel 2003

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bemerkenswert Die beiden Streuungsdiagramme der Bleiisotope zeigen deutlich die Sonderstellung der Himmelsscheibe an (Abb 3 b-c) Das Den-drogramm einer hierarchischen Clusteranalyse (Average Linkage Squared-Euclidian distances n=17)27 fuumlr die in der Tabelle 1 (nach nickel 2003) ausgewiesenen drei Bleiisotope 208Pb206Pb 207Pb206Pb und 206Pb204Pb unterstreicht die Befunde der Streuungsdiagramme und zeigt zwei deutlich getrennte Gruppen auf (Abb 3d) (a) Nr 3 4 u 14 (b) Nr 3 4 6 7 8 9 10 11 13 14 15 16 u 1728 Die Himmelsscheibe (Nr 1) ist sehr unaumlhnlich zu beiden Gruppen Dieses Bild ergibt sich auch wenn man alternativ andere bewaumlhrte Clusterver-fahren wie z B Complete Linkage Centroid Me-thod oder Wardrsquos Method auf diese Analysedaten anwendet was die Stabilitaumlt der hier dargestellten dieser Gruppenbildung unterstreicht (z B hair et al 2010 483-519 legendre amp legendre 2012 337-371)29 Es ist festzuhalten dass ein Zusammen-hang mit den uumlbrigen Funden nicht zu erkennen ist Bemerkenswert ist allerdings auch dass sich unter den drei Analysen mit den niedrigsten Blei-isotopenwerten das bereits oben erwaumlhnte Rand-leistenbeil I (20021649c) der Meiszligel (20021649b)

sowie ein nicht naumlher identifizierbarer Nietstift (20021649ag) befinden (Abb 3a Tabelle 1)

Neben der Bleiisotopie scheint die Verwen-dung von Zinnisotopen zunaumlchst ein Anhalts-punkt dafuumlr zu sein den Legierungsbestandteil Zinn den Vorkommen in Cornwall zuzuwei-sen30 Eine erweiterte Studie hierzu an Arte-fakten erschien 201831 Die Zinnisotope von Apa-Schwertern sind charakteristisch negativ mit den Bleiisotopen korreliert Die Analysenwerte der Schwerter aus dem bdquoHortfundldquo von Nebra zeigen dabei ebenso wie diejenigen der anderen bron-zezeitlichen Funde aus dem Umkreis der Apa-Schwerter insbesondere auch den Schwertern des eponymen Hortfundes eine gute Uumlberein-stimmung (Abb 4) Trotz der geringen Gesamt-probenzahl deutet sich eine Tendenz an dass man bei einer houmlheren Probenzahl wohl weitere Gruppen unterscheiden koumlnnen wird Wie bei der Untersuchung der Bleiisotopen fallen auch in dieser Analysenreihe sowohl die Himmelsschei-be als auch der Meiszligel deutlich aus dem Rahmen

Die kurzen Hinweise auf die Resultate der Bronzeanalysen zeigen vor allem dass aus ihnen eine Zusammengehoumlrigkeit der Scheibe und der

Abb 4 Darstellung der Zinnisotopenbestimmung an Objekte aus Apa Nebra und Daumlnemark 1 Himmelsscheibe von Nebra 2 Meiszligel aus dem Fundkomplex Nebra (nach Bruumlgmann et al 2018 Abb 2)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Beifunde nicht abgeleitet werden kann Ebenso ergeben sich keine datierenden Hinweise Ver-gleicht man etwa die Analysenwerte von Nebra z B mit den Pb-Isotopendaten des Spangenbar-renhortes von Oberding32 also einem typisch fruumlhbronzeitlichen Rohkupferhort so zeigt sich dass sich das Kupfer der Scheibe von der Varia-tion des fruumlhbronzezeitlichen Handelskupfers in seinen Konzentrationen unterscheidet (Abb 5)

Neben dem Kupfer wurde auch versucht das Gold hinsichtlich seiner Provenienz und Datie-rung zu typisieren33 Die moumlgliche Tendenz einer Herkunft aus Cornwall waumlre aus archaumlologischer Sicht natuumlrlich verlockend denkt man an die dor-tigen reichen Fruumlhbronzezeitfunde Da jedoch so-wohl die Studie kritisch betrachtet werden muss34 als auch die Goldgewinnung der Region nicht auf Epochen begrenzt ist beantworten auch die-se Untersuchungen nicht die eingangs gestellten Fragen zu dem Fundkomplex

Archaumlologische und astronomische Interpretationen

Die Entstehung der Interpretationen der Scheibe und der zugeordneten Beifunde ist gepraumlgt von

einer raschen populaumlren Darstellung deren zu-grundeliegende wissenschaftliche Analyse und Veroumlffentlichung der Diskussion erst spaumlter er-folgte Defizite der Publikationen ndash z B erfolgte bislang keine Vorlage aller Funde in Katalogform ndash erschweren bis heute eine kritische Analyse und Bewertung der Objekte Erste Festlegungen auf die Zusammengehoumlrigkeit und Datierung der Funde gab es bereits 2001 auf der Grundla-ge von bekannt gewordenen Fotos ohne dass ein Archaumlologe die Originale zuvor gesehen hatte35 Dies deutet sich bereits 1999 an als die Fotos der Funde uumlber Prof W Menghin Direktor des Museums fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte Berlin erstmals bekannt wurden36 Der einzige der die Funde zu diesem Zeitpunkt im Original kannte war ein Kunsthaumlndler der seine Einschaumltzungen direkt dem Berliner Museum uumlbermittelte Aus-schlaggebend fuumlr diesen Kontakt war sicherlich dass der Haumlndler wenige Jahre zuvor den soge-nannten bdquoBerliner Goldhutldquo an das Berliner Muse-um fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte verkauft hatte und damit ebenfalls ein Objekt mit einer poten-ziellen Deutungsmoumlglichkeit eines astronomisch-kalendarischen Bezugs bekannt machen wollte

Die Abfolge dass zunaumlchst einer ersten groben Einschaumltzung eine breite populaumlre Darstellung

Abb 5 Darstellung der Bleiisotopenbestimmung an Objekten aus dem Fundkomplex Nebra nach Nickel (2003) und Pernicka (2017)

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folgt und eine genaue wissenschaftliche Analyse erst in einem zweiten Schritt nachge reicht wird fuumlhrte zu verschiedenen Fehlinterpretationen die zum Teil heute immer noch Bestand haben Augenscheinliche Irrtuumlmer bei der ersten Publi-kation wie die vorschnelle Interpretation einer urspruumlnglichen Verbergung der Funde in einer Steinkiste wurden revidiert37 Von den vielen Teil aspekten sei hier nur die Interpretation der Veraumlnderung des Dekors herausgegriffen Die

erste Publikation der Fertigungsphasen der Schei-be erfolgte 2004 in dem Ausstellungskatalog bdquoDer geschmiedete Himmelldquo38 Die dort bereits angelegten religionsgeschichtlichen Thesen wurden 2010 aus-fuumlhrlich dargelegt eine Zusammenfassung hierzu bietet Abb 6 Von zentraler Rolle erscheint dabei die postulierte Nutzungsdauer die vor allem dazu dient einen Bezug zu bekannten fruumlhbronzezeit-lichen Sozialstrukturen herzustellen insbesonde-re zu den Phasen mit zentralen bdquoElitebildungenldquo

Abb 6 Interpretation der verschiedenen Fertigungsphasen der Scheibe von Nebra nach Meller (2010 Abb 35) Die Scheibe ist nach der postulierten Auffindungssituation ausrichtet

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Da in dem durch die Beifunde skizzierten Nieder-legungszeitraum (um 1600 v Chr16 Jh v Chr) in der Fundregion keine entsprechenden Struk-turen vorhanden sind erscheint als fruumlhester Ent-stehungszeitpunkt bdquoder Beginn des 2 Jahrtausends die Zeit der mitteldeutschen Fuumlrstengraumlber plausibel In dieser Epoche waren erstmals technische und ge-sellschaftliche Voraussetzungen vorhanden die die Herstellung eines komplexen Werkes wie der Himmels-scheibe moumlglich machten Die maximale Nutzungsdau-er haumltte demnach etwa 400 Jahre die minimale etwa 100 Jahre betragenldquo39 Die 100 Jahre werden aus ei-ner Umlaufzeit der Beifunde postuliert

2010 wird die erste Phase der Scheibe mit dem Beginn des Kupferbergbaues im Mitterberg-Re-vier (Gem St Johann im Pongau Land Salzburg) datiert bdquoda das Kupfer der Himmelsscheibe gemaumlszlig der Analysen Pernickas vom Mitterberg stammtldquo40 Ein houmlheres Entstehungsalter wird als Moumlglich-keit beibehalten bdquoNach diesen Erwaumlgungen waumlre der Beginn der Erschlieszligung des Mitterberg-Kupfers und damit die Herstellung der Himmelsscheibe fruumlhestens im 18 Jh v Chr also zwischen 1750 und 1700 v Chr anzusetzen wobei ndash wie bereits bemerkt ndash ein fruumlherer Ansatz des Bergbaus aufgrund des methodischen Vor-gehens und des derzeitigen Forschungsstandes nicht auszuschlieszligen istldquo41

Ein solcher indirekter Datierungsansatz der Scheibe uumlber die Metallanalyse ist aber aus zwei Gruumlnden methodisch zu kritisieren Erstens erge-ben sich wie dargelegt Zweifel ob das Kupfer der Begleitfunde und der Scheibe derselben Quel-le zuzuweisen ist Hier lassen sich vielleicht durch vertiefende Studien Fortschritte erzielen Grund-saumltzlich zeigen die Analysen dieses sog ostalpinen Kupfers dass es kaum moumlglich sein wird hier de-taillierte Ergebnisse zu erzielen Die Bezeichnung die auf die Arbeitsgruppe von Richard Pittioni zu-ruumlckgeht42 fasst Fahlerzkupferarten zusammen die geringere Spurenelementgehalte bei Nickel (Ni) Arsen (As) und Antimon (Sb) aufweisen Je nach Anteilen bzw Konzentration der Spuren-elemente die leicht um eine Groumlszligenordnung va-riieren koumlnnen lassen sich verschiedene Gruppen oder Varianten herausarbeiten die einen groszligen Anteil in der Stuttgarter Datenbank43 umfassen und sich vor allem seit der Fruumlhbronzezeit chro-nologisch schwer einordnen lassen Je nachdem wie die Grenzwerte fuumlr die einzelnen Elemente fuumlr einen Suchlauf in der Datenbank gewaumlhlt werden koumlnnen recht unterschiedliche Gruppen erzeugt werden Betrachtet man auf der Grundlage der groszligen Variabilitaumlt dieses Kupfers daruumlber hinaus die Kartenbilder seiner Verbreitung44 dann sollte jedem Betrachter die weite Verbreitung der Grup-

pen des sog Ostalpinen Kupfers zwischen Suumld-frankreich und dem Karpatenbecken im Suumlden und Suumldskandinavien im Norden auffallen

Die Probleme der weiten geographischen Streu-ung fuumlhren zum zweiten Punkt der Nutzungsdau-er dieser alpinen Lagerstaumltten Eine Abschaumltzung fuumlr das Mitterbergrevier ergab nach einer Initial-phase (1918-16 Jh v Chr) eine Bluumltezeit vom 15-13 Jh v Chr aber auch noch eine deutliche Weiternutzung vom 12 Jh v Chr bis in die fruumlhe Eisenzeit45 Zur juumlngeren Eisenzeit fehlen bislang vergleichbare Untersuchungen Aufgrund der viele hundert Jahre langen Nutzung der gleichen Kupferlagerstaumltten besteht keine Moumlglichkeit aus der geochemischen Zusammensetzung des Kup-fers eine Datierung der Artefakte abzuleiten

Kehrt man zur Objektgeschichte zuruumlck so koumlnnten die Veraumlnderungen auch vom gleichen Handwerker in nur kurzer Zeit oder wenigen Jah-ren vorgenommen worden sein Hierfuumlr koumlnnte man anfuumlhren dass alle Aumlnderungen in der gleichen Technik ausgefuumlhrt wurden Dies waumlre gleichermaszligen moumlglich aber ebenso wenig zwin-gend zu erwarten

Das Beispiel der Objektgeschichte laumlsst ein zu-grundeliegendes Dilemma erkennen Aufgrund der astronomischen Interpretation46 stellt sich im-mer die Frage nach dem sozialen kulturellen und wissenschaftlichen Umfeld das einem entspre-chend hohen Anspruch gerecht werden muss Da zum potenziellen Niederlegungszeitpunkt solche Strukturen fehlen muumlssen sie durch lange Datie-rungsspannen etc konstruiert werden Angelegt ist diese Vorstellung bereits im ersten Ausstel-lungskatalog (Meller 2004b) Mit dem Titel bdquoDer Koumlrper des Koumlnigsldquo stellt Meller uumlber das aumlhnliche Ausstattungsmuster einen Bezug zu dem Fuumlrsten-grab von Leubingen (um 1942 plusmn 10 v Chr) her bdquoAn die Stelle des Leichnams mit seiner goldenen Trachtausstattung tritt in Nebra die Himmelsschei-be Fuumlr die Zeit um 1600 vChr sind Fuumlrstengraumlber nicht belegt Geht man von der strukturellen Aumlhnlich-keit der Funde von Nebra und Leubingen aus kommt man zu dem Schluss dass der Hort als Fortsetzung der Fuumlrstengraumlber gewertet werden mussldquo47

Archaumlologisch gesehen waumlre dieses Konstrukt ein singulaumlres Beispiel zu dem keine Vergleiche angefuumlhrt werden koumlnnten Aber auch das Aus-stattungsmuster waumlre nicht entsprechend da auf diesem Niveau zu erwarten waumlre dass eine entsprechende Ausstattung als eigens gefertigtes Ensemble einer entsprechend hervorragenden Qualitaumlt vorlaumlge Hier wirken die beiden verschie-denen Beile von denen eines durch eine starke bereits antike Beschaumldigung der Schneide auffaumlllt

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der einzelne Meiszligel (ohne sonstige bdquoMetallurgen-ausstattungldquo) ebenso zufaumlllig zusammengestellt wie die Armspiralen die als Paar in einem Grab-fund doch eher einen Hinweis auf eine Frauenbe-stattung ergeben wuumlrden

Die vorangegangenen Uumlberlegungen konzen-trierten sich vor allem auf die Zusammengehouml-rigkeit des Gesamtfundes mit dem Ergebnis dass sich bei dem Konvolut das Vorhandensein eines geschlossenen Fundes im Sinne von Oskar Mon-

a b

c

d e f g

Abb 7 a)-b) Goldschale Zuumlrich-Altstetten (Foto Schweizerisches Landesmuseum Zuumlrich) c) Motive auf dem Schwert von Allach-Untermenzing 5 Jh vChr (Gebhard amp Krause 2016 Abb 4) d) keltische Goldmuumlnze des 2 Jh v Chr Sontheim Lkr Unterallgaumlu (Archaumlologische Staatssammlung MK-K3273) e) Neuses Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1277) f) Neuses

Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1245 g) Albstadt Regenbogenschuumlsselchen (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1422 d)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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telius kaum beweisen laumlsst Auf dieser Grundlage muumlsste die Scheibe als individuelles Objekt bewer-tet und betrachtet werden Geht man aber daruumlber hinaus so sind als Objektkategorie aumlhnliche groszlige Bronzescheiben uumlberwiegend im ethnologischen Bereich nachweisbar beispielsweise in Sibirien als Schamanenspiegel (auch mit Randlochung) oder als Teile von Metalltrommeln (Kesselgongs) Als vergleichbar moumlgliche Musikinstrumente im ar-chaumlologischen Bestand koumlnnen die beiden Objekte von Balkaringkra (Gem Ystads Schonen Schweden) und Haschendorf (Gem Neckenmarkt Bez Ober-pullendorf Burgenland) genannt werden48 Die simple Grundform ist jedoch nicht ausreichend um hier stichhaltig argumentieren zu koumlnnen So-mit verbleibt als Bewertungskriterium fuumlr eine kul-turhistorische Einordnung nach Wegfall der Ein-ordnung uumlber die Metallzusammensetzung allein die Ikonographie Die gaumlngige Interpretation ist dass die Darstellung auf der Scheibe komplizierte astronomische Phaumlnomene wiedergeben wuumlrde Deren Verstaumlndnis beruhe auf dem Vorhanden-sein einer gesellschaftlichen Struktur die eine Art bdquoKoumlnigsreichldquo bildete (Meller amp Michel 2018)

Der astronomischen Deutung der Scheibe wurde von verschiedenen Seiten mit guten Argu-menten uumlberzeugend widersprochen So konnten Emiacutelia Paacutesztor und Curt Roslund seit 2007 zeigen dass die auf der Scheibe dargestellten bdquoSterneldquo gleichmaumlszligig verteilt sind und keine konkrete Himmelsabbildung darstellen49 Im Vergleich mit ethnographischen Beispielen betonen sie eine zu-grundeliegende mythologische schamanistische Gedankenwelt geradezu das Gegenteil einer konkreten astronomischen Interpretation

Ikonographisch laumlsst sich die Art der Darstel-lung vom Typus bdquoSonne Mond und Sterneldquo viel-fach von der Antike bis in die Neuzeit belegen vor allem im Mittelalter gibt es einige sehr aumlhnliche Darstellungen50 Diese stellen Sonne und Mond als die goumlttlichen Himmelskoumlrper dar In der Antike waren sie die Machtsymbole roumlmischer Kaiser im Mittelalter unterstreichen sie in dieser Tradi tion die Herrschaft Christi uumlber den Kosmos51 bei Tag und bei Nacht Die Darstellungen der Scheibe von Nebra sind auf den ersten Blick teilweise verbluumlf-fend aumlhnlich Ein Unterschied zeigt sich jedoch in der Darstellung der Sonne die immer mit deut-lichen Strahlen gekennzeichnet ist Dieses Merkmal fehlt bei Nebra weshalb die Deutung der goldenen Kreisscheibe ndash in den bisherigen Publikationen wird sie als SonneVollmond nicht eindeutig be-stimmt52 ndash als Vollmond weiter zu untersuchen ist

Himmelsvorstellungen im ersten Jahrtausend v Chr

Es wurde bereits an anderer Stelle darauf hin-gewiesen dass neben den mittelalterlichen und ethnographischen Beispielen zur mythischen Darstellung von Himmelskoumlrpern und Himmels-phaumlnomen die Ikonographie des ersten Jahrtau-sends v Chr einen unmittelbar vergleichbaren Zugang bietet53 Dieser vor allem aus dem kel-tischen Siedlungsbereich uumlberlieferten Bilderwelt liegen komplexe Mythen und Glaubensvorstel-lungen zugrunde die sich im Laufe des gesam-ten ersten Jahrtausends v Chr in Mitteleuropa ausbreiteten und in der spaumlten Eisenzeit eine vielschichtige Religion auspraumlgten Diese kann vor allem durch die Uumlberlieferungen in gallo-roumlmischer Zeit beschrieben werden ist aber trotz vieler Studien nur ansatzweise verstanden54

Als eines der aumlltesten Beispiele fuumlr das Motiv bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo ist die spaumltbron-zezeitlichen Schale von Zuumlrich Altstetten zu nen-nen (Abb 7 a-b) Die flaumlchige Buckelverzierung lieszlige sich in diesem Zusammenhang durchaus als bdquoSternenhimmelldquo interpretieren Bemerkenswert ist neben dem bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo Motiv die Anbringung von einzelnen Boumlgen im Bereich des Schalenbodens

Das Kurzschwert von Allach hier genannt als Beispiel fuumlr eine ganze Gattung weist neben dem identischen Bildprogramm von bdquo[SonneVollmond] Sichelmond und Sterneldquo auf seiner Ruumlckseite auch das Element eines an beiden En-den betonten flachen Bogens auf (Abb 7c)55 Die weite Oumlffnung und flache Woumllbung dieses Bo-gens er sei im Folgenden als bdquoHimmelsbogenldquo bezeichnet schlieszligt die konkrete Darstellung eines Torques aus56 Die komplexe Symbolik die aufgrund der zahlreichen Belege dieser Motive vor allem auf keltischen Muumlnzbildern eine Ein-zelstudie verdient sei im Folgenden kurz skiz-ziert Dabei muss auch die Frage gestellt werden ob sich die Zweideutigkeit des Motivs SonneVollmond im Einzelfall klaumlren laumlsst Die gleich-zeitige Verbindung mit Sternen und Sichelmond macht es zumindest beim Schwert von Allach wahrscheinlich dass eher die Darstellung des rei-nen Nachtgeschehens gemeint ist

Deutlicher erscheinen die Zusammenhaumlnge wenn man die keltischen Muumlnzbilder des zweiten und ersten Jahrhunderts v Chr betrachtet Auf den Regenbogenschuumlsselchen finden sich sowohl weit geoumlffnete Boumlgen mit darunter befindlichen Kugeln in der Form des bdquoHimmelsbogensldquo von Allach (Abb 7d)57 als auch staumlrker geschlossene

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die als Darstellung eines Torques bezeichnet werden koumlnnten Die Unterscheidung zwischen bdquoHimmelsbogenldquo und Torques erscheint trotz der Aumlhnlichkeit der Motive gegeben da beispielswei-se in der boumlhmischen Muumlnzpraumlgung beide Motive am selben Objekt auftreten koumlnnen58 Dass die Deutung der abstrakten Motive durchaus kom-plex ist und im Einzelfall auch oft keine eindeutige Interpretation zulaumlsst mag in der Herstellung der Muumlnzen verankert sein Uumlblicherweise werden die Bildmotive auf den Muumlnzen als immer weiter abstrahierende Entwicklung von urspruumlnglichen Vorbildern wie z B die Weiterentwicklung der Biga gesehen In vielen Faumlllen laumlsst sich auf den Muumlnzbildern feststellen dass bei den bdquoHim-melsboumlgenldquo nicht die Darstellung eines Torques gemeint ist Als Beispiel koumlnnen hier Buumlschel-quinare aus dem Muumlnzschatz von Neuses ad Regnitz (Gem Eggolsheim Oberfranken) ange-fuumlhrt werden (Abb 7 e-f)59 Hier tritt der schwach gewoumllbte Bogen mit Kugelenden in Kombina-tion mit einem darunterliegenden groszligen Punkt auf in einer Variante aber auch als durch sieben Punkte gebildeter Bogen Beide Varianten unter-scheiden sich deutlich von Torquesdarstellungen Die Regenbogenschuumlsselchen aus dem Depot von Albstadt (Gem Alzenau Lkr Aschaffenburg Unterfranken) zeigen als Besonderheit dass der Bogen als Zickzacklinie gestaltet ist (Abb 7g)60

Die Abschlusskugeln bilden zusammen mit den Elementen aus dem Inneren eine Linie die wie-derum uumlber einer gezackten Grundlinie steht Die knappe Schilderung dieser Zusammenhaumlnge laumlsst erkennen dass die auf dem Schwert von Al-lach angelegten Symbole des Himmels uumlber lange Zeit verstandenes Allgemeingut waren

Dass sich in der juumlngeren Eisenzeit dabei mit Sternen und Mondsichel auszligerordentlich haumlufig Motive der Nacht finden erscheint besonders be-merkenswert und ist zugleich durch historische Quellen belegt61 Im Kern beschreiben sie neben der weitergefuumlhrten Sonnensymbolik62 vor allem die Symbole die Nacht die fuumlr die Abstammungs-geschichte der Kelten eine besondere Rolle spielt und deshalb auch in dem keltischen lunisolaren Kalender wiederfindet Entsprechend beginnt die Zeitdarstellung des Kalenders von Coligny (Deacutep Ain Reg Auvergne-Rhocircne-Alpes) mit dem Win-terhalbjahr und die Monate werden in eine dunk-le und eine helle Haumllfte geteilt63 Es waumlre deshalb konsequent die Kreisscheibe die sich auf dem Schwert von Allach befindet entsprechend nicht als Sonne sondern als hellen Vollmond zu sehen Die auf zahlreichen Gegenstaumlnden des Alltags zu findende keltische Himmelssymbolik war fuumlr ihre

Betrachter ein wohlbekannter Teil eines sehr kom-plexen mythologischen Weltbildes das uns skiz-zenhaft auch durch schriftliche Quellen bekannt ist Es ist das Resultat der vielfaumlltigen Kulturgeschich-te des ersten Jahrtausends v Chr die von starken mediterranen Einfluumlssen gepraumlgt ist und vor allem in der Eisenzeit durch die Entwicklung von Sied-lungszentren soziokulturelle Phaumlnomene aumlhnlich von Hochkulturen aufweist In diese Tradition fuumlgen sich auch die realistischen Darstellungen des ausgehenden 1 Jahrtausends vChr herausra-gend uumlberliefert auf dem Kessel von Gundestrup Hier praumlsentiert eine mit einem Hirschgeweih als nicht menschliches Wesen gekennzeichnete Figur in der rechten Hand einen Torques in der linken eine gehoumlrnte Schlange (bdquoWidderschlangeldquo)64 Nach uumlbereinstimmender Ansicht ist hier der Gott Cernunnos dargestellt der auch in Analogie zu der Schilderung der bei Caesar uumlberlieferten Ab-stammungsgeschichte der Kelten von Dis Pater in Verbindung gesetzt wird Diese Abstammungs-geschichte von einem bdquoNachtHimmelsldquo-Gott stimmt uumlberein mit der Wahl des Symbols einer Schlange (bdquoErdeNachtldquo) und dem gegenuumlberste-henden Torques (bdquoHimmelsbogen Nacht von Son-nenuntergang bis Sonnenaufgang oder Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergangldquo)65

Fasst man diese knappen Ausfuumlhrungen zu-sammen so gehoumlren bdquo[Sonne Vollmond] Sterne Mondldquo in Verbindung mit bdquoHimmelsboumlgenldquo zum weitverbreiteten Symbolgut des ersten Jahrtau-sends v Chr mit dem deutlichen Schwerpunkt in der spaumlten Hallstatt- und Lategravenezeit Aufgrund des haumlufigen Vorkommens der Muumlnzen schei-nen sich die Motive auf den keltischen Bereich zu konzentrieren es koumlnnen aber auch Beispiele der Zone noumlrdlich der Mittelgebirge genannt werden also dem Fundgebiet der Himmelsscheibe von Nebra Diese Zone zeichnet sich dadurch aus dass im Laufe des ersten Jahrtausends sowohl Sach-kultur wie z B Fibelformen als auch Motive aus dem bdquokeltischenldquo Bereich adaptiert werden Es muss auch in Hinblick auf die eigenartig schlichte handwerkliche Ausfuumlhrung der bdquoHimmelsschei-beldquo erwaumlhnt werden dass dabei durchwegs ein Qualitaumltsgefaumllle bemerkenswert ist Ein typisches Beispiel fuumlr die Uumlbernahme von Einzelmotiven sind die Verzierungen auf den Holsteiner Guumlrteln (Abb 8)66 Diese kombinieren die meisten der ge-nannten Elemente Schlangen Boumlgen mit Kugel-enden Boumlgen mit den darunterliegenden Punkten unterschiedlicher Anzahl Kreisbuckel mit Strah-lenkranz (Sonnensymbole) sowie Halbboumlgen mit auszligenliegender Strichelung Ob diese Motive im Norden auch in der gleichen Bedeutung wie im

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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keltischen Bereich verstanden wurden ist nicht erschlieszligbar aber wie die periphere Lage eines singulaumlren Objektes wie des Gundestrupkessels zeigt durchaus nicht ausgeschlossen

Betrachtet man dieses nach dem kulturellen Bruch zu Beginn der Urnenfelderzeit entstandene Symbolgut im Vergleich zum fruumlhbronzezeit-lichen Motivschatz stellt sich ein deutlicher Wi-

a

b

c

d

Abb 8 Das Symbolgut der sog bdquoHolsteiner Guumlrtelldquo uumlbernimmt und kombiniert die Motive des keltischen Bereichs a)-b) Hamburg-Altengamme Gesamtuumlbersicht und Ausschnitt des Guumlrtelendes ndash c) Hornbeck Grab 709 Kr Herzogtum Lauenburg ndash d) Malente Kr

Ostholstein ndash (a Foto Archaumlologisches Museum Hamburg ohne M b Heynowski 2017 182 B 7 cm c nach Heynowski 2017 184 B 117 cm)

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Abb 9 Oben Die Himmelsscheibe von Nebra Unten Bronzezeitliche Schwerter Beile und Armschmuck angeblich zusammen mit der Himmelsscheibe von Nebra gefunden Zustand vor der Uumlbernahme der Funde durch das Landesmuseum Halle Das Uumlbereinstimmen

der Fotos mit den Originalen wurde am 2512002 notariell beglaubigt Foto Hildegard Burri-Bayer

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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derspruch dar Bereits Wolfgang David wies da-rauf hin dass die Scheibe von Nebra im damaligen Symbolgut als ein vollkommener Fremdkoumlrper erscheinen wuumlrde67 Es ist zudem bemerkenswert dass bei den herangezogenen Bildprogrammen aus dem fortgeschrittenen und spaumlten 2 Jahrtau-send v Chr mit Motiven wie Vogelbarken mit Sonnen Sonnenwagen und dem nordischen bdquoSon-nenschiffldquo68 oder dem dominanten Kreisdekor auf Goldgegenstaumlnden69 die abstrakte Darstellung der Sonne im Vordergrund steht Die Symbole auf der Himmelsscheibe von Nebra erscheinen dage-gen als ein Nacht-orien tiertes Sujet entsprechen also dem kulturellen Umfeld des 1 Jahrtausends v Chr An dieser Stelle sei abschlieszligend an einen Diskussionsbeitrag von Paul Gleirscher zur Schei-be erinnert der 2007 das Bogensymbol auf der Scheibe als Darstellung einer Sichel diskutierte und zugleich darauf hinwies dass angesichts der unklaren Fundverhaumlltnisse durchaus auch eine spaumltbronzezeitliche Datierung denkbar sei70 Zu-gleich erinnerte Gleirscher auch an den lunaren Bezug der Sicheln und zitierte hierzu B Haumlnsel der diese als Attribute einer Nacht- oder Mond-gottheit gesehen hat71 Damit schlieszligt sich der Kreis zu den oben genannten Fruumlhlategraveneschwer-tern deren durch Vollmond und Sichelmond be-tonter Bezug zum Mondkreislauf72 unmittelbar an die Himmelsscheibe von Nebra anschlieszligen

Fazit

In den vorangegangenen Uumlberlegungen konnte dargestellt werden dass seit dem letzten Beitrag im Archaumlologischen Korrespondenzblatt im Jahr 2008 eine abweichende Deutung der Scheibe und ihrer Beifunde begruumlndet werden kann Die Unterschiede ergeben sich aus den folgenden vier Argumenten 1 Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe

spricht gegen eine Auffindungslage in situ was zugleich auch die Zusammengehoumlrigkeit mit den Beifunden in Frage stellt

2 Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer Gold) unterstuumltzen die etwaige Zu-sammengehoumlrigkeit der Funde

3 Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aus-sage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehoumlrig zu betrachten Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhaumlrtet

4 Ebenso muss der Meiszligel in diesem Zusammen-hang als nicht zugehoumlrig ausgesondert werden

Damit muss aus 3 und 4 zwingend gefolgert werden dass es sich nicht um einen geschlos-senen Fund handeln kann

Fuumlr die Auffindung der Scheibe ergeben sich nach den hier angefuumlhrten Analysen der Fundsi-tuation zwei denkbare Szenarien (A) Die Scheibe wurde auf dem Mittelberg im hu-

mosen Bereich unmittelbar unter der Oberflauml-che angetroffen weil sie sich dort bereits in sekundaumlrer Lage befand Hierzu passen die aumllteren Beschaumldigungsspuren und die Schil-derung der Auffindung der Scheibe durch die Finder Eine solche sekundaumlre Lage schlieszligt die Geschlossenheit des Gesamtfundes aus Die Scheibe waumlre also ein Einzelfund inner-halb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage

(B) Die Scheibe wurde an einem anderen Fundort als dem untersuchten unmittelbar unter der Oberflaumlche in einem einheitlichen Sediment gefunden Die aumlltere Beschaumldigung erfolgte in situ ohne dass das Objekt wesentlich aus seiner urspruumlnglichen Lage gerissen wurde Eine Zugehoumlrigkeit weiterer Funde sofern diese nicht (wie das Beil) auszuschlieszligen sind waumlre moumlglich Da eine Zusammengehoumlrig-keit der Funde analytisch nicht nachweisbar ist und dieses Szenario nicht der bdquoguumlltigenldquo Fundgeschichte des Finders entspricht ist die Geschlossenheit des Fundes nicht gegeben

Bei beiden Szenarien muss die Scheibe aus sich heraus hinsichtlich der Datierung als Einzelob-jekt betrachtet werden wobei festgestellt werden muss dass fuumlr eine Einordung in die mitteleuro-paumlische Fruumlhbronzezeit kein vergleichbares Sym-bolgut benannt werden kann73 Vielmehr wuumlrde ndash wenn die Herkunft vom Mittelberg gesichert waumlre ndash eine Datierung auch im Kontext der ei-senzeitlichen Befestigung wie auch durch die Iko-nographie naheliegen Damit wuumlrde die bislang vorlegte Interpretation und das daraus abgeleite-te Konstrukt ihrer Bedeutung und Funktion jegli-cher Grundlagen entbehren

Die abschlieszligende Anmerkung soll zusammen-fassend verdeutlichen dass die vorgetragene In-terpretation nur die zugaumlnglichen Quellen benut-zen konnte Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollstaumlndig Viele Details lieszligen sich noch praumlziser darstellen wenn die notwendigen Quellen ndash von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veroumlffentlichung aller naturwissenschaft-lichen Analysen ndash besser erschlossen waumlren Es ist zu hoffen dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes fuumlr die weitere wissen-schaftliche Analyse genauso ge nutzt werden kann Ebenso ist zu hoffen dass die inzwischen uumlberbor-

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 6: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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Tab 1 Bleiisotopenwerte von Bronzeobjekten aus dem Fundkomplex Nebra nach Nickel (2003)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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1 Jahrtausend vChr abgebaut25 Diese grundsaumltz-liche Einordnung der Kupferanalysen kann daher weder die Frage der Geschlossenheit des Fundes noch die seiner Provenienz klaumlren

Hinzuweisen ist jedoch auf einige Details die bei kuumlnftigen Untersuchungen diskutiert werden sollten Die verwendeten Daten wurden zuerst durch D Nickel (2003) publiziert Auffallend ist dabei ein bei der Scheibe festgestellter deutlich er-houmlhter Zink-Wert (Zn Gehalt nach RFA 01-02 Zn Gehalt nach NAA 767 ppm) der als eine erste Abweichung zu den uumlbrigen Funden (Zn Gehalt Mittelwert NAA 35 ppm)26 feststellbar ist und bei kuumlnftigen Untersuchungen zu diskutieren ist In-teressant erscheint eine naumlhere Betrachtung der Bleiisotopenanalysen die ebenfalls eine deutliche

Abweichung des Metalls der Scheibe anzeigen (Tabelle 1) In der Arbeit von Nickel werden fuumlr die Himmelsscheibe korrigierte Mittelwerte fuumlr die aus dem soliden Metall genommene Probe (Probe FG-020984) angegeben die sich von der spaumlteren Publikation von Pernicka deutlich unterscheiden (Abb 3 a b) Statt einer Probenbezeichnung fin-det sich dort nur der Begriff bdquoMittelwertldquo ohne weitere Erlaumluterung wie dieser zustande kommt Es besteht hingegen nach Auskunft der Autorin kein Grund an der Richtigkeit der in ihrer Arbeit publizierten Werte zu zweifeln zumal die ana-lysierte Probe aus dem nicht korrodierten Metall gewonnen wurde Betrachtet man die Erstpubli-kation so ist zunaumlchst der deutliche Unterschied zwischen der Scheibe und den uumlbrigen Objekten

a d

b c

Abb 3 Darstellung der Bleiisotopenbestimmung an Objekten aus dem Fundkomplex Nebra a) Streuungsdiagramm nach Pernicka et al 2008 b) + c) Streuungsdiagramme nach den Daten von Nickel 2003 d) Clusteranalyse (average linkage) der Daten

von Nickel 2003

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bemerkenswert Die beiden Streuungsdiagramme der Bleiisotope zeigen deutlich die Sonderstellung der Himmelsscheibe an (Abb 3 b-c) Das Den-drogramm einer hierarchischen Clusteranalyse (Average Linkage Squared-Euclidian distances n=17)27 fuumlr die in der Tabelle 1 (nach nickel 2003) ausgewiesenen drei Bleiisotope 208Pb206Pb 207Pb206Pb und 206Pb204Pb unterstreicht die Befunde der Streuungsdiagramme und zeigt zwei deutlich getrennte Gruppen auf (Abb 3d) (a) Nr 3 4 u 14 (b) Nr 3 4 6 7 8 9 10 11 13 14 15 16 u 1728 Die Himmelsscheibe (Nr 1) ist sehr unaumlhnlich zu beiden Gruppen Dieses Bild ergibt sich auch wenn man alternativ andere bewaumlhrte Clusterver-fahren wie z B Complete Linkage Centroid Me-thod oder Wardrsquos Method auf diese Analysedaten anwendet was die Stabilitaumlt der hier dargestellten dieser Gruppenbildung unterstreicht (z B hair et al 2010 483-519 legendre amp legendre 2012 337-371)29 Es ist festzuhalten dass ein Zusammen-hang mit den uumlbrigen Funden nicht zu erkennen ist Bemerkenswert ist allerdings auch dass sich unter den drei Analysen mit den niedrigsten Blei-isotopenwerten das bereits oben erwaumlhnte Rand-leistenbeil I (20021649c) der Meiszligel (20021649b)

sowie ein nicht naumlher identifizierbarer Nietstift (20021649ag) befinden (Abb 3a Tabelle 1)

Neben der Bleiisotopie scheint die Verwen-dung von Zinnisotopen zunaumlchst ein Anhalts-punkt dafuumlr zu sein den Legierungsbestandteil Zinn den Vorkommen in Cornwall zuzuwei-sen30 Eine erweiterte Studie hierzu an Arte-fakten erschien 201831 Die Zinnisotope von Apa-Schwertern sind charakteristisch negativ mit den Bleiisotopen korreliert Die Analysenwerte der Schwerter aus dem bdquoHortfundldquo von Nebra zeigen dabei ebenso wie diejenigen der anderen bron-zezeitlichen Funde aus dem Umkreis der Apa-Schwerter insbesondere auch den Schwertern des eponymen Hortfundes eine gute Uumlberein-stimmung (Abb 4) Trotz der geringen Gesamt-probenzahl deutet sich eine Tendenz an dass man bei einer houmlheren Probenzahl wohl weitere Gruppen unterscheiden koumlnnen wird Wie bei der Untersuchung der Bleiisotopen fallen auch in dieser Analysenreihe sowohl die Himmelsschei-be als auch der Meiszligel deutlich aus dem Rahmen

Die kurzen Hinweise auf die Resultate der Bronzeanalysen zeigen vor allem dass aus ihnen eine Zusammengehoumlrigkeit der Scheibe und der

Abb 4 Darstellung der Zinnisotopenbestimmung an Objekte aus Apa Nebra und Daumlnemark 1 Himmelsscheibe von Nebra 2 Meiszligel aus dem Fundkomplex Nebra (nach Bruumlgmann et al 2018 Abb 2)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Beifunde nicht abgeleitet werden kann Ebenso ergeben sich keine datierenden Hinweise Ver-gleicht man etwa die Analysenwerte von Nebra z B mit den Pb-Isotopendaten des Spangenbar-renhortes von Oberding32 also einem typisch fruumlhbronzeitlichen Rohkupferhort so zeigt sich dass sich das Kupfer der Scheibe von der Varia-tion des fruumlhbronzezeitlichen Handelskupfers in seinen Konzentrationen unterscheidet (Abb 5)

Neben dem Kupfer wurde auch versucht das Gold hinsichtlich seiner Provenienz und Datie-rung zu typisieren33 Die moumlgliche Tendenz einer Herkunft aus Cornwall waumlre aus archaumlologischer Sicht natuumlrlich verlockend denkt man an die dor-tigen reichen Fruumlhbronzezeitfunde Da jedoch so-wohl die Studie kritisch betrachtet werden muss34 als auch die Goldgewinnung der Region nicht auf Epochen begrenzt ist beantworten auch die-se Untersuchungen nicht die eingangs gestellten Fragen zu dem Fundkomplex

Archaumlologische und astronomische Interpretationen

Die Entstehung der Interpretationen der Scheibe und der zugeordneten Beifunde ist gepraumlgt von

einer raschen populaumlren Darstellung deren zu-grundeliegende wissenschaftliche Analyse und Veroumlffentlichung der Diskussion erst spaumlter er-folgte Defizite der Publikationen ndash z B erfolgte bislang keine Vorlage aller Funde in Katalogform ndash erschweren bis heute eine kritische Analyse und Bewertung der Objekte Erste Festlegungen auf die Zusammengehoumlrigkeit und Datierung der Funde gab es bereits 2001 auf der Grundla-ge von bekannt gewordenen Fotos ohne dass ein Archaumlologe die Originale zuvor gesehen hatte35 Dies deutet sich bereits 1999 an als die Fotos der Funde uumlber Prof W Menghin Direktor des Museums fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte Berlin erstmals bekannt wurden36 Der einzige der die Funde zu diesem Zeitpunkt im Original kannte war ein Kunsthaumlndler der seine Einschaumltzungen direkt dem Berliner Museum uumlbermittelte Aus-schlaggebend fuumlr diesen Kontakt war sicherlich dass der Haumlndler wenige Jahre zuvor den soge-nannten bdquoBerliner Goldhutldquo an das Berliner Muse-um fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte verkauft hatte und damit ebenfalls ein Objekt mit einer poten-ziellen Deutungsmoumlglichkeit eines astronomisch-kalendarischen Bezugs bekannt machen wollte

Die Abfolge dass zunaumlchst einer ersten groben Einschaumltzung eine breite populaumlre Darstellung

Abb 5 Darstellung der Bleiisotopenbestimmung an Objekten aus dem Fundkomplex Nebra nach Nickel (2003) und Pernicka (2017)

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folgt und eine genaue wissenschaftliche Analyse erst in einem zweiten Schritt nachge reicht wird fuumlhrte zu verschiedenen Fehlinterpretationen die zum Teil heute immer noch Bestand haben Augenscheinliche Irrtuumlmer bei der ersten Publi-kation wie die vorschnelle Interpretation einer urspruumlnglichen Verbergung der Funde in einer Steinkiste wurden revidiert37 Von den vielen Teil aspekten sei hier nur die Interpretation der Veraumlnderung des Dekors herausgegriffen Die

erste Publikation der Fertigungsphasen der Schei-be erfolgte 2004 in dem Ausstellungskatalog bdquoDer geschmiedete Himmelldquo38 Die dort bereits angelegten religionsgeschichtlichen Thesen wurden 2010 aus-fuumlhrlich dargelegt eine Zusammenfassung hierzu bietet Abb 6 Von zentraler Rolle erscheint dabei die postulierte Nutzungsdauer die vor allem dazu dient einen Bezug zu bekannten fruumlhbronzezeit-lichen Sozialstrukturen herzustellen insbesonde-re zu den Phasen mit zentralen bdquoElitebildungenldquo

Abb 6 Interpretation der verschiedenen Fertigungsphasen der Scheibe von Nebra nach Meller (2010 Abb 35) Die Scheibe ist nach der postulierten Auffindungssituation ausrichtet

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Da in dem durch die Beifunde skizzierten Nieder-legungszeitraum (um 1600 v Chr16 Jh v Chr) in der Fundregion keine entsprechenden Struk-turen vorhanden sind erscheint als fruumlhester Ent-stehungszeitpunkt bdquoder Beginn des 2 Jahrtausends die Zeit der mitteldeutschen Fuumlrstengraumlber plausibel In dieser Epoche waren erstmals technische und ge-sellschaftliche Voraussetzungen vorhanden die die Herstellung eines komplexen Werkes wie der Himmels-scheibe moumlglich machten Die maximale Nutzungsdau-er haumltte demnach etwa 400 Jahre die minimale etwa 100 Jahre betragenldquo39 Die 100 Jahre werden aus ei-ner Umlaufzeit der Beifunde postuliert

2010 wird die erste Phase der Scheibe mit dem Beginn des Kupferbergbaues im Mitterberg-Re-vier (Gem St Johann im Pongau Land Salzburg) datiert bdquoda das Kupfer der Himmelsscheibe gemaumlszlig der Analysen Pernickas vom Mitterberg stammtldquo40 Ein houmlheres Entstehungsalter wird als Moumlglich-keit beibehalten bdquoNach diesen Erwaumlgungen waumlre der Beginn der Erschlieszligung des Mitterberg-Kupfers und damit die Herstellung der Himmelsscheibe fruumlhestens im 18 Jh v Chr also zwischen 1750 und 1700 v Chr anzusetzen wobei ndash wie bereits bemerkt ndash ein fruumlherer Ansatz des Bergbaus aufgrund des methodischen Vor-gehens und des derzeitigen Forschungsstandes nicht auszuschlieszligen istldquo41

Ein solcher indirekter Datierungsansatz der Scheibe uumlber die Metallanalyse ist aber aus zwei Gruumlnden methodisch zu kritisieren Erstens erge-ben sich wie dargelegt Zweifel ob das Kupfer der Begleitfunde und der Scheibe derselben Quel-le zuzuweisen ist Hier lassen sich vielleicht durch vertiefende Studien Fortschritte erzielen Grund-saumltzlich zeigen die Analysen dieses sog ostalpinen Kupfers dass es kaum moumlglich sein wird hier de-taillierte Ergebnisse zu erzielen Die Bezeichnung die auf die Arbeitsgruppe von Richard Pittioni zu-ruumlckgeht42 fasst Fahlerzkupferarten zusammen die geringere Spurenelementgehalte bei Nickel (Ni) Arsen (As) und Antimon (Sb) aufweisen Je nach Anteilen bzw Konzentration der Spuren-elemente die leicht um eine Groumlszligenordnung va-riieren koumlnnen lassen sich verschiedene Gruppen oder Varianten herausarbeiten die einen groszligen Anteil in der Stuttgarter Datenbank43 umfassen und sich vor allem seit der Fruumlhbronzezeit chro-nologisch schwer einordnen lassen Je nachdem wie die Grenzwerte fuumlr die einzelnen Elemente fuumlr einen Suchlauf in der Datenbank gewaumlhlt werden koumlnnen recht unterschiedliche Gruppen erzeugt werden Betrachtet man auf der Grundlage der groszligen Variabilitaumlt dieses Kupfers daruumlber hinaus die Kartenbilder seiner Verbreitung44 dann sollte jedem Betrachter die weite Verbreitung der Grup-

pen des sog Ostalpinen Kupfers zwischen Suumld-frankreich und dem Karpatenbecken im Suumlden und Suumldskandinavien im Norden auffallen

Die Probleme der weiten geographischen Streu-ung fuumlhren zum zweiten Punkt der Nutzungsdau-er dieser alpinen Lagerstaumltten Eine Abschaumltzung fuumlr das Mitterbergrevier ergab nach einer Initial-phase (1918-16 Jh v Chr) eine Bluumltezeit vom 15-13 Jh v Chr aber auch noch eine deutliche Weiternutzung vom 12 Jh v Chr bis in die fruumlhe Eisenzeit45 Zur juumlngeren Eisenzeit fehlen bislang vergleichbare Untersuchungen Aufgrund der viele hundert Jahre langen Nutzung der gleichen Kupferlagerstaumltten besteht keine Moumlglichkeit aus der geochemischen Zusammensetzung des Kup-fers eine Datierung der Artefakte abzuleiten

Kehrt man zur Objektgeschichte zuruumlck so koumlnnten die Veraumlnderungen auch vom gleichen Handwerker in nur kurzer Zeit oder wenigen Jah-ren vorgenommen worden sein Hierfuumlr koumlnnte man anfuumlhren dass alle Aumlnderungen in der gleichen Technik ausgefuumlhrt wurden Dies waumlre gleichermaszligen moumlglich aber ebenso wenig zwin-gend zu erwarten

Das Beispiel der Objektgeschichte laumlsst ein zu-grundeliegendes Dilemma erkennen Aufgrund der astronomischen Interpretation46 stellt sich im-mer die Frage nach dem sozialen kulturellen und wissenschaftlichen Umfeld das einem entspre-chend hohen Anspruch gerecht werden muss Da zum potenziellen Niederlegungszeitpunkt solche Strukturen fehlen muumlssen sie durch lange Datie-rungsspannen etc konstruiert werden Angelegt ist diese Vorstellung bereits im ersten Ausstel-lungskatalog (Meller 2004b) Mit dem Titel bdquoDer Koumlrper des Koumlnigsldquo stellt Meller uumlber das aumlhnliche Ausstattungsmuster einen Bezug zu dem Fuumlrsten-grab von Leubingen (um 1942 plusmn 10 v Chr) her bdquoAn die Stelle des Leichnams mit seiner goldenen Trachtausstattung tritt in Nebra die Himmelsschei-be Fuumlr die Zeit um 1600 vChr sind Fuumlrstengraumlber nicht belegt Geht man von der strukturellen Aumlhnlich-keit der Funde von Nebra und Leubingen aus kommt man zu dem Schluss dass der Hort als Fortsetzung der Fuumlrstengraumlber gewertet werden mussldquo47

Archaumlologisch gesehen waumlre dieses Konstrukt ein singulaumlres Beispiel zu dem keine Vergleiche angefuumlhrt werden koumlnnten Aber auch das Aus-stattungsmuster waumlre nicht entsprechend da auf diesem Niveau zu erwarten waumlre dass eine entsprechende Ausstattung als eigens gefertigtes Ensemble einer entsprechend hervorragenden Qualitaumlt vorlaumlge Hier wirken die beiden verschie-denen Beile von denen eines durch eine starke bereits antike Beschaumldigung der Schneide auffaumlllt

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der einzelne Meiszligel (ohne sonstige bdquoMetallurgen-ausstattungldquo) ebenso zufaumlllig zusammengestellt wie die Armspiralen die als Paar in einem Grab-fund doch eher einen Hinweis auf eine Frauenbe-stattung ergeben wuumlrden

Die vorangegangenen Uumlberlegungen konzen-trierten sich vor allem auf die Zusammengehouml-rigkeit des Gesamtfundes mit dem Ergebnis dass sich bei dem Konvolut das Vorhandensein eines geschlossenen Fundes im Sinne von Oskar Mon-

a b

c

d e f g

Abb 7 a)-b) Goldschale Zuumlrich-Altstetten (Foto Schweizerisches Landesmuseum Zuumlrich) c) Motive auf dem Schwert von Allach-Untermenzing 5 Jh vChr (Gebhard amp Krause 2016 Abb 4) d) keltische Goldmuumlnze des 2 Jh v Chr Sontheim Lkr Unterallgaumlu (Archaumlologische Staatssammlung MK-K3273) e) Neuses Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1277) f) Neuses

Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1245 g) Albstadt Regenbogenschuumlsselchen (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1422 d)

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telius kaum beweisen laumlsst Auf dieser Grundlage muumlsste die Scheibe als individuelles Objekt bewer-tet und betrachtet werden Geht man aber daruumlber hinaus so sind als Objektkategorie aumlhnliche groszlige Bronzescheiben uumlberwiegend im ethnologischen Bereich nachweisbar beispielsweise in Sibirien als Schamanenspiegel (auch mit Randlochung) oder als Teile von Metalltrommeln (Kesselgongs) Als vergleichbar moumlgliche Musikinstrumente im ar-chaumlologischen Bestand koumlnnen die beiden Objekte von Balkaringkra (Gem Ystads Schonen Schweden) und Haschendorf (Gem Neckenmarkt Bez Ober-pullendorf Burgenland) genannt werden48 Die simple Grundform ist jedoch nicht ausreichend um hier stichhaltig argumentieren zu koumlnnen So-mit verbleibt als Bewertungskriterium fuumlr eine kul-turhistorische Einordnung nach Wegfall der Ein-ordnung uumlber die Metallzusammensetzung allein die Ikonographie Die gaumlngige Interpretation ist dass die Darstellung auf der Scheibe komplizierte astronomische Phaumlnomene wiedergeben wuumlrde Deren Verstaumlndnis beruhe auf dem Vorhanden-sein einer gesellschaftlichen Struktur die eine Art bdquoKoumlnigsreichldquo bildete (Meller amp Michel 2018)

Der astronomischen Deutung der Scheibe wurde von verschiedenen Seiten mit guten Argu-menten uumlberzeugend widersprochen So konnten Emiacutelia Paacutesztor und Curt Roslund seit 2007 zeigen dass die auf der Scheibe dargestellten bdquoSterneldquo gleichmaumlszligig verteilt sind und keine konkrete Himmelsabbildung darstellen49 Im Vergleich mit ethnographischen Beispielen betonen sie eine zu-grundeliegende mythologische schamanistische Gedankenwelt geradezu das Gegenteil einer konkreten astronomischen Interpretation

Ikonographisch laumlsst sich die Art der Darstel-lung vom Typus bdquoSonne Mond und Sterneldquo viel-fach von der Antike bis in die Neuzeit belegen vor allem im Mittelalter gibt es einige sehr aumlhnliche Darstellungen50 Diese stellen Sonne und Mond als die goumlttlichen Himmelskoumlrper dar In der Antike waren sie die Machtsymbole roumlmischer Kaiser im Mittelalter unterstreichen sie in dieser Tradi tion die Herrschaft Christi uumlber den Kosmos51 bei Tag und bei Nacht Die Darstellungen der Scheibe von Nebra sind auf den ersten Blick teilweise verbluumlf-fend aumlhnlich Ein Unterschied zeigt sich jedoch in der Darstellung der Sonne die immer mit deut-lichen Strahlen gekennzeichnet ist Dieses Merkmal fehlt bei Nebra weshalb die Deutung der goldenen Kreisscheibe ndash in den bisherigen Publikationen wird sie als SonneVollmond nicht eindeutig be-stimmt52 ndash als Vollmond weiter zu untersuchen ist

Himmelsvorstellungen im ersten Jahrtausend v Chr

Es wurde bereits an anderer Stelle darauf hin-gewiesen dass neben den mittelalterlichen und ethnographischen Beispielen zur mythischen Darstellung von Himmelskoumlrpern und Himmels-phaumlnomen die Ikonographie des ersten Jahrtau-sends v Chr einen unmittelbar vergleichbaren Zugang bietet53 Dieser vor allem aus dem kel-tischen Siedlungsbereich uumlberlieferten Bilderwelt liegen komplexe Mythen und Glaubensvorstel-lungen zugrunde die sich im Laufe des gesam-ten ersten Jahrtausends v Chr in Mitteleuropa ausbreiteten und in der spaumlten Eisenzeit eine vielschichtige Religion auspraumlgten Diese kann vor allem durch die Uumlberlieferungen in gallo-roumlmischer Zeit beschrieben werden ist aber trotz vieler Studien nur ansatzweise verstanden54

Als eines der aumlltesten Beispiele fuumlr das Motiv bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo ist die spaumltbron-zezeitlichen Schale von Zuumlrich Altstetten zu nen-nen (Abb 7 a-b) Die flaumlchige Buckelverzierung lieszlige sich in diesem Zusammenhang durchaus als bdquoSternenhimmelldquo interpretieren Bemerkenswert ist neben dem bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo Motiv die Anbringung von einzelnen Boumlgen im Bereich des Schalenbodens

Das Kurzschwert von Allach hier genannt als Beispiel fuumlr eine ganze Gattung weist neben dem identischen Bildprogramm von bdquo[SonneVollmond] Sichelmond und Sterneldquo auf seiner Ruumlckseite auch das Element eines an beiden En-den betonten flachen Bogens auf (Abb 7c)55 Die weite Oumlffnung und flache Woumllbung dieses Bo-gens er sei im Folgenden als bdquoHimmelsbogenldquo bezeichnet schlieszligt die konkrete Darstellung eines Torques aus56 Die komplexe Symbolik die aufgrund der zahlreichen Belege dieser Motive vor allem auf keltischen Muumlnzbildern eine Ein-zelstudie verdient sei im Folgenden kurz skiz-ziert Dabei muss auch die Frage gestellt werden ob sich die Zweideutigkeit des Motivs SonneVollmond im Einzelfall klaumlren laumlsst Die gleich-zeitige Verbindung mit Sternen und Sichelmond macht es zumindest beim Schwert von Allach wahrscheinlich dass eher die Darstellung des rei-nen Nachtgeschehens gemeint ist

Deutlicher erscheinen die Zusammenhaumlnge wenn man die keltischen Muumlnzbilder des zweiten und ersten Jahrhunderts v Chr betrachtet Auf den Regenbogenschuumlsselchen finden sich sowohl weit geoumlffnete Boumlgen mit darunter befindlichen Kugeln in der Form des bdquoHimmelsbogensldquo von Allach (Abb 7d)57 als auch staumlrker geschlossene

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die als Darstellung eines Torques bezeichnet werden koumlnnten Die Unterscheidung zwischen bdquoHimmelsbogenldquo und Torques erscheint trotz der Aumlhnlichkeit der Motive gegeben da beispielswei-se in der boumlhmischen Muumlnzpraumlgung beide Motive am selben Objekt auftreten koumlnnen58 Dass die Deutung der abstrakten Motive durchaus kom-plex ist und im Einzelfall auch oft keine eindeutige Interpretation zulaumlsst mag in der Herstellung der Muumlnzen verankert sein Uumlblicherweise werden die Bildmotive auf den Muumlnzen als immer weiter abstrahierende Entwicklung von urspruumlnglichen Vorbildern wie z B die Weiterentwicklung der Biga gesehen In vielen Faumlllen laumlsst sich auf den Muumlnzbildern feststellen dass bei den bdquoHim-melsboumlgenldquo nicht die Darstellung eines Torques gemeint ist Als Beispiel koumlnnen hier Buumlschel-quinare aus dem Muumlnzschatz von Neuses ad Regnitz (Gem Eggolsheim Oberfranken) ange-fuumlhrt werden (Abb 7 e-f)59 Hier tritt der schwach gewoumllbte Bogen mit Kugelenden in Kombina-tion mit einem darunterliegenden groszligen Punkt auf in einer Variante aber auch als durch sieben Punkte gebildeter Bogen Beide Varianten unter-scheiden sich deutlich von Torquesdarstellungen Die Regenbogenschuumlsselchen aus dem Depot von Albstadt (Gem Alzenau Lkr Aschaffenburg Unterfranken) zeigen als Besonderheit dass der Bogen als Zickzacklinie gestaltet ist (Abb 7g)60

Die Abschlusskugeln bilden zusammen mit den Elementen aus dem Inneren eine Linie die wie-derum uumlber einer gezackten Grundlinie steht Die knappe Schilderung dieser Zusammenhaumlnge laumlsst erkennen dass die auf dem Schwert von Al-lach angelegten Symbole des Himmels uumlber lange Zeit verstandenes Allgemeingut waren

Dass sich in der juumlngeren Eisenzeit dabei mit Sternen und Mondsichel auszligerordentlich haumlufig Motive der Nacht finden erscheint besonders be-merkenswert und ist zugleich durch historische Quellen belegt61 Im Kern beschreiben sie neben der weitergefuumlhrten Sonnensymbolik62 vor allem die Symbole die Nacht die fuumlr die Abstammungs-geschichte der Kelten eine besondere Rolle spielt und deshalb auch in dem keltischen lunisolaren Kalender wiederfindet Entsprechend beginnt die Zeitdarstellung des Kalenders von Coligny (Deacutep Ain Reg Auvergne-Rhocircne-Alpes) mit dem Win-terhalbjahr und die Monate werden in eine dunk-le und eine helle Haumllfte geteilt63 Es waumlre deshalb konsequent die Kreisscheibe die sich auf dem Schwert von Allach befindet entsprechend nicht als Sonne sondern als hellen Vollmond zu sehen Die auf zahlreichen Gegenstaumlnden des Alltags zu findende keltische Himmelssymbolik war fuumlr ihre

Betrachter ein wohlbekannter Teil eines sehr kom-plexen mythologischen Weltbildes das uns skiz-zenhaft auch durch schriftliche Quellen bekannt ist Es ist das Resultat der vielfaumlltigen Kulturgeschich-te des ersten Jahrtausends v Chr die von starken mediterranen Einfluumlssen gepraumlgt ist und vor allem in der Eisenzeit durch die Entwicklung von Sied-lungszentren soziokulturelle Phaumlnomene aumlhnlich von Hochkulturen aufweist In diese Tradition fuumlgen sich auch die realistischen Darstellungen des ausgehenden 1 Jahrtausends vChr herausra-gend uumlberliefert auf dem Kessel von Gundestrup Hier praumlsentiert eine mit einem Hirschgeweih als nicht menschliches Wesen gekennzeichnete Figur in der rechten Hand einen Torques in der linken eine gehoumlrnte Schlange (bdquoWidderschlangeldquo)64 Nach uumlbereinstimmender Ansicht ist hier der Gott Cernunnos dargestellt der auch in Analogie zu der Schilderung der bei Caesar uumlberlieferten Ab-stammungsgeschichte der Kelten von Dis Pater in Verbindung gesetzt wird Diese Abstammungs-geschichte von einem bdquoNachtHimmelsldquo-Gott stimmt uumlberein mit der Wahl des Symbols einer Schlange (bdquoErdeNachtldquo) und dem gegenuumlberste-henden Torques (bdquoHimmelsbogen Nacht von Son-nenuntergang bis Sonnenaufgang oder Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergangldquo)65

Fasst man diese knappen Ausfuumlhrungen zu-sammen so gehoumlren bdquo[Sonne Vollmond] Sterne Mondldquo in Verbindung mit bdquoHimmelsboumlgenldquo zum weitverbreiteten Symbolgut des ersten Jahrtau-sends v Chr mit dem deutlichen Schwerpunkt in der spaumlten Hallstatt- und Lategravenezeit Aufgrund des haumlufigen Vorkommens der Muumlnzen schei-nen sich die Motive auf den keltischen Bereich zu konzentrieren es koumlnnen aber auch Beispiele der Zone noumlrdlich der Mittelgebirge genannt werden also dem Fundgebiet der Himmelsscheibe von Nebra Diese Zone zeichnet sich dadurch aus dass im Laufe des ersten Jahrtausends sowohl Sach-kultur wie z B Fibelformen als auch Motive aus dem bdquokeltischenldquo Bereich adaptiert werden Es muss auch in Hinblick auf die eigenartig schlichte handwerkliche Ausfuumlhrung der bdquoHimmelsschei-beldquo erwaumlhnt werden dass dabei durchwegs ein Qualitaumltsgefaumllle bemerkenswert ist Ein typisches Beispiel fuumlr die Uumlbernahme von Einzelmotiven sind die Verzierungen auf den Holsteiner Guumlrteln (Abb 8)66 Diese kombinieren die meisten der ge-nannten Elemente Schlangen Boumlgen mit Kugel-enden Boumlgen mit den darunterliegenden Punkten unterschiedlicher Anzahl Kreisbuckel mit Strah-lenkranz (Sonnensymbole) sowie Halbboumlgen mit auszligenliegender Strichelung Ob diese Motive im Norden auch in der gleichen Bedeutung wie im

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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keltischen Bereich verstanden wurden ist nicht erschlieszligbar aber wie die periphere Lage eines singulaumlren Objektes wie des Gundestrupkessels zeigt durchaus nicht ausgeschlossen

Betrachtet man dieses nach dem kulturellen Bruch zu Beginn der Urnenfelderzeit entstandene Symbolgut im Vergleich zum fruumlhbronzezeit-lichen Motivschatz stellt sich ein deutlicher Wi-

a

b

c

d

Abb 8 Das Symbolgut der sog bdquoHolsteiner Guumlrtelldquo uumlbernimmt und kombiniert die Motive des keltischen Bereichs a)-b) Hamburg-Altengamme Gesamtuumlbersicht und Ausschnitt des Guumlrtelendes ndash c) Hornbeck Grab 709 Kr Herzogtum Lauenburg ndash d) Malente Kr

Ostholstein ndash (a Foto Archaumlologisches Museum Hamburg ohne M b Heynowski 2017 182 B 7 cm c nach Heynowski 2017 184 B 117 cm)

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Abb 9 Oben Die Himmelsscheibe von Nebra Unten Bronzezeitliche Schwerter Beile und Armschmuck angeblich zusammen mit der Himmelsscheibe von Nebra gefunden Zustand vor der Uumlbernahme der Funde durch das Landesmuseum Halle Das Uumlbereinstimmen

der Fotos mit den Originalen wurde am 2512002 notariell beglaubigt Foto Hildegard Burri-Bayer

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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derspruch dar Bereits Wolfgang David wies da-rauf hin dass die Scheibe von Nebra im damaligen Symbolgut als ein vollkommener Fremdkoumlrper erscheinen wuumlrde67 Es ist zudem bemerkenswert dass bei den herangezogenen Bildprogrammen aus dem fortgeschrittenen und spaumlten 2 Jahrtau-send v Chr mit Motiven wie Vogelbarken mit Sonnen Sonnenwagen und dem nordischen bdquoSon-nenschiffldquo68 oder dem dominanten Kreisdekor auf Goldgegenstaumlnden69 die abstrakte Darstellung der Sonne im Vordergrund steht Die Symbole auf der Himmelsscheibe von Nebra erscheinen dage-gen als ein Nacht-orien tiertes Sujet entsprechen also dem kulturellen Umfeld des 1 Jahrtausends v Chr An dieser Stelle sei abschlieszligend an einen Diskussionsbeitrag von Paul Gleirscher zur Schei-be erinnert der 2007 das Bogensymbol auf der Scheibe als Darstellung einer Sichel diskutierte und zugleich darauf hinwies dass angesichts der unklaren Fundverhaumlltnisse durchaus auch eine spaumltbronzezeitliche Datierung denkbar sei70 Zu-gleich erinnerte Gleirscher auch an den lunaren Bezug der Sicheln und zitierte hierzu B Haumlnsel der diese als Attribute einer Nacht- oder Mond-gottheit gesehen hat71 Damit schlieszligt sich der Kreis zu den oben genannten Fruumlhlategraveneschwer-tern deren durch Vollmond und Sichelmond be-tonter Bezug zum Mondkreislauf72 unmittelbar an die Himmelsscheibe von Nebra anschlieszligen

Fazit

In den vorangegangenen Uumlberlegungen konnte dargestellt werden dass seit dem letzten Beitrag im Archaumlologischen Korrespondenzblatt im Jahr 2008 eine abweichende Deutung der Scheibe und ihrer Beifunde begruumlndet werden kann Die Unterschiede ergeben sich aus den folgenden vier Argumenten 1 Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe

spricht gegen eine Auffindungslage in situ was zugleich auch die Zusammengehoumlrigkeit mit den Beifunden in Frage stellt

2 Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer Gold) unterstuumltzen die etwaige Zu-sammengehoumlrigkeit der Funde

3 Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aus-sage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehoumlrig zu betrachten Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhaumlrtet

4 Ebenso muss der Meiszligel in diesem Zusammen-hang als nicht zugehoumlrig ausgesondert werden

Damit muss aus 3 und 4 zwingend gefolgert werden dass es sich nicht um einen geschlos-senen Fund handeln kann

Fuumlr die Auffindung der Scheibe ergeben sich nach den hier angefuumlhrten Analysen der Fundsi-tuation zwei denkbare Szenarien (A) Die Scheibe wurde auf dem Mittelberg im hu-

mosen Bereich unmittelbar unter der Oberflauml-che angetroffen weil sie sich dort bereits in sekundaumlrer Lage befand Hierzu passen die aumllteren Beschaumldigungsspuren und die Schil-derung der Auffindung der Scheibe durch die Finder Eine solche sekundaumlre Lage schlieszligt die Geschlossenheit des Gesamtfundes aus Die Scheibe waumlre also ein Einzelfund inner-halb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage

(B) Die Scheibe wurde an einem anderen Fundort als dem untersuchten unmittelbar unter der Oberflaumlche in einem einheitlichen Sediment gefunden Die aumlltere Beschaumldigung erfolgte in situ ohne dass das Objekt wesentlich aus seiner urspruumlnglichen Lage gerissen wurde Eine Zugehoumlrigkeit weiterer Funde sofern diese nicht (wie das Beil) auszuschlieszligen sind waumlre moumlglich Da eine Zusammengehoumlrig-keit der Funde analytisch nicht nachweisbar ist und dieses Szenario nicht der bdquoguumlltigenldquo Fundgeschichte des Finders entspricht ist die Geschlossenheit des Fundes nicht gegeben

Bei beiden Szenarien muss die Scheibe aus sich heraus hinsichtlich der Datierung als Einzelob-jekt betrachtet werden wobei festgestellt werden muss dass fuumlr eine Einordung in die mitteleuro-paumlische Fruumlhbronzezeit kein vergleichbares Sym-bolgut benannt werden kann73 Vielmehr wuumlrde ndash wenn die Herkunft vom Mittelberg gesichert waumlre ndash eine Datierung auch im Kontext der ei-senzeitlichen Befestigung wie auch durch die Iko-nographie naheliegen Damit wuumlrde die bislang vorlegte Interpretation und das daraus abgeleite-te Konstrukt ihrer Bedeutung und Funktion jegli-cher Grundlagen entbehren

Die abschlieszligende Anmerkung soll zusammen-fassend verdeutlichen dass die vorgetragene In-terpretation nur die zugaumlnglichen Quellen benut-zen konnte Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollstaumlndig Viele Details lieszligen sich noch praumlziser darstellen wenn die notwendigen Quellen ndash von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veroumlffentlichung aller naturwissenschaft-lichen Analysen ndash besser erschlossen waumlren Es ist zu hoffen dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes fuumlr die weitere wissen-schaftliche Analyse genauso ge nutzt werden kann Ebenso ist zu hoffen dass die inzwischen uumlberbor-

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

20

61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 7: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

7

1 Jahrtausend vChr abgebaut25 Diese grundsaumltz-liche Einordnung der Kupferanalysen kann daher weder die Frage der Geschlossenheit des Fundes noch die seiner Provenienz klaumlren

Hinzuweisen ist jedoch auf einige Details die bei kuumlnftigen Untersuchungen diskutiert werden sollten Die verwendeten Daten wurden zuerst durch D Nickel (2003) publiziert Auffallend ist dabei ein bei der Scheibe festgestellter deutlich er-houmlhter Zink-Wert (Zn Gehalt nach RFA 01-02 Zn Gehalt nach NAA 767 ppm) der als eine erste Abweichung zu den uumlbrigen Funden (Zn Gehalt Mittelwert NAA 35 ppm)26 feststellbar ist und bei kuumlnftigen Untersuchungen zu diskutieren ist In-teressant erscheint eine naumlhere Betrachtung der Bleiisotopenanalysen die ebenfalls eine deutliche

Abweichung des Metalls der Scheibe anzeigen (Tabelle 1) In der Arbeit von Nickel werden fuumlr die Himmelsscheibe korrigierte Mittelwerte fuumlr die aus dem soliden Metall genommene Probe (Probe FG-020984) angegeben die sich von der spaumlteren Publikation von Pernicka deutlich unterscheiden (Abb 3 a b) Statt einer Probenbezeichnung fin-det sich dort nur der Begriff bdquoMittelwertldquo ohne weitere Erlaumluterung wie dieser zustande kommt Es besteht hingegen nach Auskunft der Autorin kein Grund an der Richtigkeit der in ihrer Arbeit publizierten Werte zu zweifeln zumal die ana-lysierte Probe aus dem nicht korrodierten Metall gewonnen wurde Betrachtet man die Erstpubli-kation so ist zunaumlchst der deutliche Unterschied zwischen der Scheibe und den uumlbrigen Objekten

a d

b c

Abb 3 Darstellung der Bleiisotopenbestimmung an Objekten aus dem Fundkomplex Nebra a) Streuungsdiagramm nach Pernicka et al 2008 b) + c) Streuungsdiagramme nach den Daten von Nickel 2003 d) Clusteranalyse (average linkage) der Daten

von Nickel 2003

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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bemerkenswert Die beiden Streuungsdiagramme der Bleiisotope zeigen deutlich die Sonderstellung der Himmelsscheibe an (Abb 3 b-c) Das Den-drogramm einer hierarchischen Clusteranalyse (Average Linkage Squared-Euclidian distances n=17)27 fuumlr die in der Tabelle 1 (nach nickel 2003) ausgewiesenen drei Bleiisotope 208Pb206Pb 207Pb206Pb und 206Pb204Pb unterstreicht die Befunde der Streuungsdiagramme und zeigt zwei deutlich getrennte Gruppen auf (Abb 3d) (a) Nr 3 4 u 14 (b) Nr 3 4 6 7 8 9 10 11 13 14 15 16 u 1728 Die Himmelsscheibe (Nr 1) ist sehr unaumlhnlich zu beiden Gruppen Dieses Bild ergibt sich auch wenn man alternativ andere bewaumlhrte Clusterver-fahren wie z B Complete Linkage Centroid Me-thod oder Wardrsquos Method auf diese Analysedaten anwendet was die Stabilitaumlt der hier dargestellten dieser Gruppenbildung unterstreicht (z B hair et al 2010 483-519 legendre amp legendre 2012 337-371)29 Es ist festzuhalten dass ein Zusammen-hang mit den uumlbrigen Funden nicht zu erkennen ist Bemerkenswert ist allerdings auch dass sich unter den drei Analysen mit den niedrigsten Blei-isotopenwerten das bereits oben erwaumlhnte Rand-leistenbeil I (20021649c) der Meiszligel (20021649b)

sowie ein nicht naumlher identifizierbarer Nietstift (20021649ag) befinden (Abb 3a Tabelle 1)

Neben der Bleiisotopie scheint die Verwen-dung von Zinnisotopen zunaumlchst ein Anhalts-punkt dafuumlr zu sein den Legierungsbestandteil Zinn den Vorkommen in Cornwall zuzuwei-sen30 Eine erweiterte Studie hierzu an Arte-fakten erschien 201831 Die Zinnisotope von Apa-Schwertern sind charakteristisch negativ mit den Bleiisotopen korreliert Die Analysenwerte der Schwerter aus dem bdquoHortfundldquo von Nebra zeigen dabei ebenso wie diejenigen der anderen bron-zezeitlichen Funde aus dem Umkreis der Apa-Schwerter insbesondere auch den Schwertern des eponymen Hortfundes eine gute Uumlberein-stimmung (Abb 4) Trotz der geringen Gesamt-probenzahl deutet sich eine Tendenz an dass man bei einer houmlheren Probenzahl wohl weitere Gruppen unterscheiden koumlnnen wird Wie bei der Untersuchung der Bleiisotopen fallen auch in dieser Analysenreihe sowohl die Himmelsschei-be als auch der Meiszligel deutlich aus dem Rahmen

Die kurzen Hinweise auf die Resultate der Bronzeanalysen zeigen vor allem dass aus ihnen eine Zusammengehoumlrigkeit der Scheibe und der

Abb 4 Darstellung der Zinnisotopenbestimmung an Objekte aus Apa Nebra und Daumlnemark 1 Himmelsscheibe von Nebra 2 Meiszligel aus dem Fundkomplex Nebra (nach Bruumlgmann et al 2018 Abb 2)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Beifunde nicht abgeleitet werden kann Ebenso ergeben sich keine datierenden Hinweise Ver-gleicht man etwa die Analysenwerte von Nebra z B mit den Pb-Isotopendaten des Spangenbar-renhortes von Oberding32 also einem typisch fruumlhbronzeitlichen Rohkupferhort so zeigt sich dass sich das Kupfer der Scheibe von der Varia-tion des fruumlhbronzezeitlichen Handelskupfers in seinen Konzentrationen unterscheidet (Abb 5)

Neben dem Kupfer wurde auch versucht das Gold hinsichtlich seiner Provenienz und Datie-rung zu typisieren33 Die moumlgliche Tendenz einer Herkunft aus Cornwall waumlre aus archaumlologischer Sicht natuumlrlich verlockend denkt man an die dor-tigen reichen Fruumlhbronzezeitfunde Da jedoch so-wohl die Studie kritisch betrachtet werden muss34 als auch die Goldgewinnung der Region nicht auf Epochen begrenzt ist beantworten auch die-se Untersuchungen nicht die eingangs gestellten Fragen zu dem Fundkomplex

Archaumlologische und astronomische Interpretationen

Die Entstehung der Interpretationen der Scheibe und der zugeordneten Beifunde ist gepraumlgt von

einer raschen populaumlren Darstellung deren zu-grundeliegende wissenschaftliche Analyse und Veroumlffentlichung der Diskussion erst spaumlter er-folgte Defizite der Publikationen ndash z B erfolgte bislang keine Vorlage aller Funde in Katalogform ndash erschweren bis heute eine kritische Analyse und Bewertung der Objekte Erste Festlegungen auf die Zusammengehoumlrigkeit und Datierung der Funde gab es bereits 2001 auf der Grundla-ge von bekannt gewordenen Fotos ohne dass ein Archaumlologe die Originale zuvor gesehen hatte35 Dies deutet sich bereits 1999 an als die Fotos der Funde uumlber Prof W Menghin Direktor des Museums fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte Berlin erstmals bekannt wurden36 Der einzige der die Funde zu diesem Zeitpunkt im Original kannte war ein Kunsthaumlndler der seine Einschaumltzungen direkt dem Berliner Museum uumlbermittelte Aus-schlaggebend fuumlr diesen Kontakt war sicherlich dass der Haumlndler wenige Jahre zuvor den soge-nannten bdquoBerliner Goldhutldquo an das Berliner Muse-um fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte verkauft hatte und damit ebenfalls ein Objekt mit einer poten-ziellen Deutungsmoumlglichkeit eines astronomisch-kalendarischen Bezugs bekannt machen wollte

Die Abfolge dass zunaumlchst einer ersten groben Einschaumltzung eine breite populaumlre Darstellung

Abb 5 Darstellung der Bleiisotopenbestimmung an Objekten aus dem Fundkomplex Nebra nach Nickel (2003) und Pernicka (2017)

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folgt und eine genaue wissenschaftliche Analyse erst in einem zweiten Schritt nachge reicht wird fuumlhrte zu verschiedenen Fehlinterpretationen die zum Teil heute immer noch Bestand haben Augenscheinliche Irrtuumlmer bei der ersten Publi-kation wie die vorschnelle Interpretation einer urspruumlnglichen Verbergung der Funde in einer Steinkiste wurden revidiert37 Von den vielen Teil aspekten sei hier nur die Interpretation der Veraumlnderung des Dekors herausgegriffen Die

erste Publikation der Fertigungsphasen der Schei-be erfolgte 2004 in dem Ausstellungskatalog bdquoDer geschmiedete Himmelldquo38 Die dort bereits angelegten religionsgeschichtlichen Thesen wurden 2010 aus-fuumlhrlich dargelegt eine Zusammenfassung hierzu bietet Abb 6 Von zentraler Rolle erscheint dabei die postulierte Nutzungsdauer die vor allem dazu dient einen Bezug zu bekannten fruumlhbronzezeit-lichen Sozialstrukturen herzustellen insbesonde-re zu den Phasen mit zentralen bdquoElitebildungenldquo

Abb 6 Interpretation der verschiedenen Fertigungsphasen der Scheibe von Nebra nach Meller (2010 Abb 35) Die Scheibe ist nach der postulierten Auffindungssituation ausrichtet

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Da in dem durch die Beifunde skizzierten Nieder-legungszeitraum (um 1600 v Chr16 Jh v Chr) in der Fundregion keine entsprechenden Struk-turen vorhanden sind erscheint als fruumlhester Ent-stehungszeitpunkt bdquoder Beginn des 2 Jahrtausends die Zeit der mitteldeutschen Fuumlrstengraumlber plausibel In dieser Epoche waren erstmals technische und ge-sellschaftliche Voraussetzungen vorhanden die die Herstellung eines komplexen Werkes wie der Himmels-scheibe moumlglich machten Die maximale Nutzungsdau-er haumltte demnach etwa 400 Jahre die minimale etwa 100 Jahre betragenldquo39 Die 100 Jahre werden aus ei-ner Umlaufzeit der Beifunde postuliert

2010 wird die erste Phase der Scheibe mit dem Beginn des Kupferbergbaues im Mitterberg-Re-vier (Gem St Johann im Pongau Land Salzburg) datiert bdquoda das Kupfer der Himmelsscheibe gemaumlszlig der Analysen Pernickas vom Mitterberg stammtldquo40 Ein houmlheres Entstehungsalter wird als Moumlglich-keit beibehalten bdquoNach diesen Erwaumlgungen waumlre der Beginn der Erschlieszligung des Mitterberg-Kupfers und damit die Herstellung der Himmelsscheibe fruumlhestens im 18 Jh v Chr also zwischen 1750 und 1700 v Chr anzusetzen wobei ndash wie bereits bemerkt ndash ein fruumlherer Ansatz des Bergbaus aufgrund des methodischen Vor-gehens und des derzeitigen Forschungsstandes nicht auszuschlieszligen istldquo41

Ein solcher indirekter Datierungsansatz der Scheibe uumlber die Metallanalyse ist aber aus zwei Gruumlnden methodisch zu kritisieren Erstens erge-ben sich wie dargelegt Zweifel ob das Kupfer der Begleitfunde und der Scheibe derselben Quel-le zuzuweisen ist Hier lassen sich vielleicht durch vertiefende Studien Fortschritte erzielen Grund-saumltzlich zeigen die Analysen dieses sog ostalpinen Kupfers dass es kaum moumlglich sein wird hier de-taillierte Ergebnisse zu erzielen Die Bezeichnung die auf die Arbeitsgruppe von Richard Pittioni zu-ruumlckgeht42 fasst Fahlerzkupferarten zusammen die geringere Spurenelementgehalte bei Nickel (Ni) Arsen (As) und Antimon (Sb) aufweisen Je nach Anteilen bzw Konzentration der Spuren-elemente die leicht um eine Groumlszligenordnung va-riieren koumlnnen lassen sich verschiedene Gruppen oder Varianten herausarbeiten die einen groszligen Anteil in der Stuttgarter Datenbank43 umfassen und sich vor allem seit der Fruumlhbronzezeit chro-nologisch schwer einordnen lassen Je nachdem wie die Grenzwerte fuumlr die einzelnen Elemente fuumlr einen Suchlauf in der Datenbank gewaumlhlt werden koumlnnen recht unterschiedliche Gruppen erzeugt werden Betrachtet man auf der Grundlage der groszligen Variabilitaumlt dieses Kupfers daruumlber hinaus die Kartenbilder seiner Verbreitung44 dann sollte jedem Betrachter die weite Verbreitung der Grup-

pen des sog Ostalpinen Kupfers zwischen Suumld-frankreich und dem Karpatenbecken im Suumlden und Suumldskandinavien im Norden auffallen

Die Probleme der weiten geographischen Streu-ung fuumlhren zum zweiten Punkt der Nutzungsdau-er dieser alpinen Lagerstaumltten Eine Abschaumltzung fuumlr das Mitterbergrevier ergab nach einer Initial-phase (1918-16 Jh v Chr) eine Bluumltezeit vom 15-13 Jh v Chr aber auch noch eine deutliche Weiternutzung vom 12 Jh v Chr bis in die fruumlhe Eisenzeit45 Zur juumlngeren Eisenzeit fehlen bislang vergleichbare Untersuchungen Aufgrund der viele hundert Jahre langen Nutzung der gleichen Kupferlagerstaumltten besteht keine Moumlglichkeit aus der geochemischen Zusammensetzung des Kup-fers eine Datierung der Artefakte abzuleiten

Kehrt man zur Objektgeschichte zuruumlck so koumlnnten die Veraumlnderungen auch vom gleichen Handwerker in nur kurzer Zeit oder wenigen Jah-ren vorgenommen worden sein Hierfuumlr koumlnnte man anfuumlhren dass alle Aumlnderungen in der gleichen Technik ausgefuumlhrt wurden Dies waumlre gleichermaszligen moumlglich aber ebenso wenig zwin-gend zu erwarten

Das Beispiel der Objektgeschichte laumlsst ein zu-grundeliegendes Dilemma erkennen Aufgrund der astronomischen Interpretation46 stellt sich im-mer die Frage nach dem sozialen kulturellen und wissenschaftlichen Umfeld das einem entspre-chend hohen Anspruch gerecht werden muss Da zum potenziellen Niederlegungszeitpunkt solche Strukturen fehlen muumlssen sie durch lange Datie-rungsspannen etc konstruiert werden Angelegt ist diese Vorstellung bereits im ersten Ausstel-lungskatalog (Meller 2004b) Mit dem Titel bdquoDer Koumlrper des Koumlnigsldquo stellt Meller uumlber das aumlhnliche Ausstattungsmuster einen Bezug zu dem Fuumlrsten-grab von Leubingen (um 1942 plusmn 10 v Chr) her bdquoAn die Stelle des Leichnams mit seiner goldenen Trachtausstattung tritt in Nebra die Himmelsschei-be Fuumlr die Zeit um 1600 vChr sind Fuumlrstengraumlber nicht belegt Geht man von der strukturellen Aumlhnlich-keit der Funde von Nebra und Leubingen aus kommt man zu dem Schluss dass der Hort als Fortsetzung der Fuumlrstengraumlber gewertet werden mussldquo47

Archaumlologisch gesehen waumlre dieses Konstrukt ein singulaumlres Beispiel zu dem keine Vergleiche angefuumlhrt werden koumlnnten Aber auch das Aus-stattungsmuster waumlre nicht entsprechend da auf diesem Niveau zu erwarten waumlre dass eine entsprechende Ausstattung als eigens gefertigtes Ensemble einer entsprechend hervorragenden Qualitaumlt vorlaumlge Hier wirken die beiden verschie-denen Beile von denen eines durch eine starke bereits antike Beschaumldigung der Schneide auffaumlllt

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der einzelne Meiszligel (ohne sonstige bdquoMetallurgen-ausstattungldquo) ebenso zufaumlllig zusammengestellt wie die Armspiralen die als Paar in einem Grab-fund doch eher einen Hinweis auf eine Frauenbe-stattung ergeben wuumlrden

Die vorangegangenen Uumlberlegungen konzen-trierten sich vor allem auf die Zusammengehouml-rigkeit des Gesamtfundes mit dem Ergebnis dass sich bei dem Konvolut das Vorhandensein eines geschlossenen Fundes im Sinne von Oskar Mon-

a b

c

d e f g

Abb 7 a)-b) Goldschale Zuumlrich-Altstetten (Foto Schweizerisches Landesmuseum Zuumlrich) c) Motive auf dem Schwert von Allach-Untermenzing 5 Jh vChr (Gebhard amp Krause 2016 Abb 4) d) keltische Goldmuumlnze des 2 Jh v Chr Sontheim Lkr Unterallgaumlu (Archaumlologische Staatssammlung MK-K3273) e) Neuses Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1277) f) Neuses

Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1245 g) Albstadt Regenbogenschuumlsselchen (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1422 d)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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telius kaum beweisen laumlsst Auf dieser Grundlage muumlsste die Scheibe als individuelles Objekt bewer-tet und betrachtet werden Geht man aber daruumlber hinaus so sind als Objektkategorie aumlhnliche groszlige Bronzescheiben uumlberwiegend im ethnologischen Bereich nachweisbar beispielsweise in Sibirien als Schamanenspiegel (auch mit Randlochung) oder als Teile von Metalltrommeln (Kesselgongs) Als vergleichbar moumlgliche Musikinstrumente im ar-chaumlologischen Bestand koumlnnen die beiden Objekte von Balkaringkra (Gem Ystads Schonen Schweden) und Haschendorf (Gem Neckenmarkt Bez Ober-pullendorf Burgenland) genannt werden48 Die simple Grundform ist jedoch nicht ausreichend um hier stichhaltig argumentieren zu koumlnnen So-mit verbleibt als Bewertungskriterium fuumlr eine kul-turhistorische Einordnung nach Wegfall der Ein-ordnung uumlber die Metallzusammensetzung allein die Ikonographie Die gaumlngige Interpretation ist dass die Darstellung auf der Scheibe komplizierte astronomische Phaumlnomene wiedergeben wuumlrde Deren Verstaumlndnis beruhe auf dem Vorhanden-sein einer gesellschaftlichen Struktur die eine Art bdquoKoumlnigsreichldquo bildete (Meller amp Michel 2018)

Der astronomischen Deutung der Scheibe wurde von verschiedenen Seiten mit guten Argu-menten uumlberzeugend widersprochen So konnten Emiacutelia Paacutesztor und Curt Roslund seit 2007 zeigen dass die auf der Scheibe dargestellten bdquoSterneldquo gleichmaumlszligig verteilt sind und keine konkrete Himmelsabbildung darstellen49 Im Vergleich mit ethnographischen Beispielen betonen sie eine zu-grundeliegende mythologische schamanistische Gedankenwelt geradezu das Gegenteil einer konkreten astronomischen Interpretation

Ikonographisch laumlsst sich die Art der Darstel-lung vom Typus bdquoSonne Mond und Sterneldquo viel-fach von der Antike bis in die Neuzeit belegen vor allem im Mittelalter gibt es einige sehr aumlhnliche Darstellungen50 Diese stellen Sonne und Mond als die goumlttlichen Himmelskoumlrper dar In der Antike waren sie die Machtsymbole roumlmischer Kaiser im Mittelalter unterstreichen sie in dieser Tradi tion die Herrschaft Christi uumlber den Kosmos51 bei Tag und bei Nacht Die Darstellungen der Scheibe von Nebra sind auf den ersten Blick teilweise verbluumlf-fend aumlhnlich Ein Unterschied zeigt sich jedoch in der Darstellung der Sonne die immer mit deut-lichen Strahlen gekennzeichnet ist Dieses Merkmal fehlt bei Nebra weshalb die Deutung der goldenen Kreisscheibe ndash in den bisherigen Publikationen wird sie als SonneVollmond nicht eindeutig be-stimmt52 ndash als Vollmond weiter zu untersuchen ist

Himmelsvorstellungen im ersten Jahrtausend v Chr

Es wurde bereits an anderer Stelle darauf hin-gewiesen dass neben den mittelalterlichen und ethnographischen Beispielen zur mythischen Darstellung von Himmelskoumlrpern und Himmels-phaumlnomen die Ikonographie des ersten Jahrtau-sends v Chr einen unmittelbar vergleichbaren Zugang bietet53 Dieser vor allem aus dem kel-tischen Siedlungsbereich uumlberlieferten Bilderwelt liegen komplexe Mythen und Glaubensvorstel-lungen zugrunde die sich im Laufe des gesam-ten ersten Jahrtausends v Chr in Mitteleuropa ausbreiteten und in der spaumlten Eisenzeit eine vielschichtige Religion auspraumlgten Diese kann vor allem durch die Uumlberlieferungen in gallo-roumlmischer Zeit beschrieben werden ist aber trotz vieler Studien nur ansatzweise verstanden54

Als eines der aumlltesten Beispiele fuumlr das Motiv bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo ist die spaumltbron-zezeitlichen Schale von Zuumlrich Altstetten zu nen-nen (Abb 7 a-b) Die flaumlchige Buckelverzierung lieszlige sich in diesem Zusammenhang durchaus als bdquoSternenhimmelldquo interpretieren Bemerkenswert ist neben dem bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo Motiv die Anbringung von einzelnen Boumlgen im Bereich des Schalenbodens

Das Kurzschwert von Allach hier genannt als Beispiel fuumlr eine ganze Gattung weist neben dem identischen Bildprogramm von bdquo[SonneVollmond] Sichelmond und Sterneldquo auf seiner Ruumlckseite auch das Element eines an beiden En-den betonten flachen Bogens auf (Abb 7c)55 Die weite Oumlffnung und flache Woumllbung dieses Bo-gens er sei im Folgenden als bdquoHimmelsbogenldquo bezeichnet schlieszligt die konkrete Darstellung eines Torques aus56 Die komplexe Symbolik die aufgrund der zahlreichen Belege dieser Motive vor allem auf keltischen Muumlnzbildern eine Ein-zelstudie verdient sei im Folgenden kurz skiz-ziert Dabei muss auch die Frage gestellt werden ob sich die Zweideutigkeit des Motivs SonneVollmond im Einzelfall klaumlren laumlsst Die gleich-zeitige Verbindung mit Sternen und Sichelmond macht es zumindest beim Schwert von Allach wahrscheinlich dass eher die Darstellung des rei-nen Nachtgeschehens gemeint ist

Deutlicher erscheinen die Zusammenhaumlnge wenn man die keltischen Muumlnzbilder des zweiten und ersten Jahrhunderts v Chr betrachtet Auf den Regenbogenschuumlsselchen finden sich sowohl weit geoumlffnete Boumlgen mit darunter befindlichen Kugeln in der Form des bdquoHimmelsbogensldquo von Allach (Abb 7d)57 als auch staumlrker geschlossene

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die als Darstellung eines Torques bezeichnet werden koumlnnten Die Unterscheidung zwischen bdquoHimmelsbogenldquo und Torques erscheint trotz der Aumlhnlichkeit der Motive gegeben da beispielswei-se in der boumlhmischen Muumlnzpraumlgung beide Motive am selben Objekt auftreten koumlnnen58 Dass die Deutung der abstrakten Motive durchaus kom-plex ist und im Einzelfall auch oft keine eindeutige Interpretation zulaumlsst mag in der Herstellung der Muumlnzen verankert sein Uumlblicherweise werden die Bildmotive auf den Muumlnzen als immer weiter abstrahierende Entwicklung von urspruumlnglichen Vorbildern wie z B die Weiterentwicklung der Biga gesehen In vielen Faumlllen laumlsst sich auf den Muumlnzbildern feststellen dass bei den bdquoHim-melsboumlgenldquo nicht die Darstellung eines Torques gemeint ist Als Beispiel koumlnnen hier Buumlschel-quinare aus dem Muumlnzschatz von Neuses ad Regnitz (Gem Eggolsheim Oberfranken) ange-fuumlhrt werden (Abb 7 e-f)59 Hier tritt der schwach gewoumllbte Bogen mit Kugelenden in Kombina-tion mit einem darunterliegenden groszligen Punkt auf in einer Variante aber auch als durch sieben Punkte gebildeter Bogen Beide Varianten unter-scheiden sich deutlich von Torquesdarstellungen Die Regenbogenschuumlsselchen aus dem Depot von Albstadt (Gem Alzenau Lkr Aschaffenburg Unterfranken) zeigen als Besonderheit dass der Bogen als Zickzacklinie gestaltet ist (Abb 7g)60

Die Abschlusskugeln bilden zusammen mit den Elementen aus dem Inneren eine Linie die wie-derum uumlber einer gezackten Grundlinie steht Die knappe Schilderung dieser Zusammenhaumlnge laumlsst erkennen dass die auf dem Schwert von Al-lach angelegten Symbole des Himmels uumlber lange Zeit verstandenes Allgemeingut waren

Dass sich in der juumlngeren Eisenzeit dabei mit Sternen und Mondsichel auszligerordentlich haumlufig Motive der Nacht finden erscheint besonders be-merkenswert und ist zugleich durch historische Quellen belegt61 Im Kern beschreiben sie neben der weitergefuumlhrten Sonnensymbolik62 vor allem die Symbole die Nacht die fuumlr die Abstammungs-geschichte der Kelten eine besondere Rolle spielt und deshalb auch in dem keltischen lunisolaren Kalender wiederfindet Entsprechend beginnt die Zeitdarstellung des Kalenders von Coligny (Deacutep Ain Reg Auvergne-Rhocircne-Alpes) mit dem Win-terhalbjahr und die Monate werden in eine dunk-le und eine helle Haumllfte geteilt63 Es waumlre deshalb konsequent die Kreisscheibe die sich auf dem Schwert von Allach befindet entsprechend nicht als Sonne sondern als hellen Vollmond zu sehen Die auf zahlreichen Gegenstaumlnden des Alltags zu findende keltische Himmelssymbolik war fuumlr ihre

Betrachter ein wohlbekannter Teil eines sehr kom-plexen mythologischen Weltbildes das uns skiz-zenhaft auch durch schriftliche Quellen bekannt ist Es ist das Resultat der vielfaumlltigen Kulturgeschich-te des ersten Jahrtausends v Chr die von starken mediterranen Einfluumlssen gepraumlgt ist und vor allem in der Eisenzeit durch die Entwicklung von Sied-lungszentren soziokulturelle Phaumlnomene aumlhnlich von Hochkulturen aufweist In diese Tradition fuumlgen sich auch die realistischen Darstellungen des ausgehenden 1 Jahrtausends vChr herausra-gend uumlberliefert auf dem Kessel von Gundestrup Hier praumlsentiert eine mit einem Hirschgeweih als nicht menschliches Wesen gekennzeichnete Figur in der rechten Hand einen Torques in der linken eine gehoumlrnte Schlange (bdquoWidderschlangeldquo)64 Nach uumlbereinstimmender Ansicht ist hier der Gott Cernunnos dargestellt der auch in Analogie zu der Schilderung der bei Caesar uumlberlieferten Ab-stammungsgeschichte der Kelten von Dis Pater in Verbindung gesetzt wird Diese Abstammungs-geschichte von einem bdquoNachtHimmelsldquo-Gott stimmt uumlberein mit der Wahl des Symbols einer Schlange (bdquoErdeNachtldquo) und dem gegenuumlberste-henden Torques (bdquoHimmelsbogen Nacht von Son-nenuntergang bis Sonnenaufgang oder Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergangldquo)65

Fasst man diese knappen Ausfuumlhrungen zu-sammen so gehoumlren bdquo[Sonne Vollmond] Sterne Mondldquo in Verbindung mit bdquoHimmelsboumlgenldquo zum weitverbreiteten Symbolgut des ersten Jahrtau-sends v Chr mit dem deutlichen Schwerpunkt in der spaumlten Hallstatt- und Lategravenezeit Aufgrund des haumlufigen Vorkommens der Muumlnzen schei-nen sich die Motive auf den keltischen Bereich zu konzentrieren es koumlnnen aber auch Beispiele der Zone noumlrdlich der Mittelgebirge genannt werden also dem Fundgebiet der Himmelsscheibe von Nebra Diese Zone zeichnet sich dadurch aus dass im Laufe des ersten Jahrtausends sowohl Sach-kultur wie z B Fibelformen als auch Motive aus dem bdquokeltischenldquo Bereich adaptiert werden Es muss auch in Hinblick auf die eigenartig schlichte handwerkliche Ausfuumlhrung der bdquoHimmelsschei-beldquo erwaumlhnt werden dass dabei durchwegs ein Qualitaumltsgefaumllle bemerkenswert ist Ein typisches Beispiel fuumlr die Uumlbernahme von Einzelmotiven sind die Verzierungen auf den Holsteiner Guumlrteln (Abb 8)66 Diese kombinieren die meisten der ge-nannten Elemente Schlangen Boumlgen mit Kugel-enden Boumlgen mit den darunterliegenden Punkten unterschiedlicher Anzahl Kreisbuckel mit Strah-lenkranz (Sonnensymbole) sowie Halbboumlgen mit auszligenliegender Strichelung Ob diese Motive im Norden auch in der gleichen Bedeutung wie im

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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keltischen Bereich verstanden wurden ist nicht erschlieszligbar aber wie die periphere Lage eines singulaumlren Objektes wie des Gundestrupkessels zeigt durchaus nicht ausgeschlossen

Betrachtet man dieses nach dem kulturellen Bruch zu Beginn der Urnenfelderzeit entstandene Symbolgut im Vergleich zum fruumlhbronzezeit-lichen Motivschatz stellt sich ein deutlicher Wi-

a

b

c

d

Abb 8 Das Symbolgut der sog bdquoHolsteiner Guumlrtelldquo uumlbernimmt und kombiniert die Motive des keltischen Bereichs a)-b) Hamburg-Altengamme Gesamtuumlbersicht und Ausschnitt des Guumlrtelendes ndash c) Hornbeck Grab 709 Kr Herzogtum Lauenburg ndash d) Malente Kr

Ostholstein ndash (a Foto Archaumlologisches Museum Hamburg ohne M b Heynowski 2017 182 B 7 cm c nach Heynowski 2017 184 B 117 cm)

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Abb 9 Oben Die Himmelsscheibe von Nebra Unten Bronzezeitliche Schwerter Beile und Armschmuck angeblich zusammen mit der Himmelsscheibe von Nebra gefunden Zustand vor der Uumlbernahme der Funde durch das Landesmuseum Halle Das Uumlbereinstimmen

der Fotos mit den Originalen wurde am 2512002 notariell beglaubigt Foto Hildegard Burri-Bayer

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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derspruch dar Bereits Wolfgang David wies da-rauf hin dass die Scheibe von Nebra im damaligen Symbolgut als ein vollkommener Fremdkoumlrper erscheinen wuumlrde67 Es ist zudem bemerkenswert dass bei den herangezogenen Bildprogrammen aus dem fortgeschrittenen und spaumlten 2 Jahrtau-send v Chr mit Motiven wie Vogelbarken mit Sonnen Sonnenwagen und dem nordischen bdquoSon-nenschiffldquo68 oder dem dominanten Kreisdekor auf Goldgegenstaumlnden69 die abstrakte Darstellung der Sonne im Vordergrund steht Die Symbole auf der Himmelsscheibe von Nebra erscheinen dage-gen als ein Nacht-orien tiertes Sujet entsprechen also dem kulturellen Umfeld des 1 Jahrtausends v Chr An dieser Stelle sei abschlieszligend an einen Diskussionsbeitrag von Paul Gleirscher zur Schei-be erinnert der 2007 das Bogensymbol auf der Scheibe als Darstellung einer Sichel diskutierte und zugleich darauf hinwies dass angesichts der unklaren Fundverhaumlltnisse durchaus auch eine spaumltbronzezeitliche Datierung denkbar sei70 Zu-gleich erinnerte Gleirscher auch an den lunaren Bezug der Sicheln und zitierte hierzu B Haumlnsel der diese als Attribute einer Nacht- oder Mond-gottheit gesehen hat71 Damit schlieszligt sich der Kreis zu den oben genannten Fruumlhlategraveneschwer-tern deren durch Vollmond und Sichelmond be-tonter Bezug zum Mondkreislauf72 unmittelbar an die Himmelsscheibe von Nebra anschlieszligen

Fazit

In den vorangegangenen Uumlberlegungen konnte dargestellt werden dass seit dem letzten Beitrag im Archaumlologischen Korrespondenzblatt im Jahr 2008 eine abweichende Deutung der Scheibe und ihrer Beifunde begruumlndet werden kann Die Unterschiede ergeben sich aus den folgenden vier Argumenten 1 Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe

spricht gegen eine Auffindungslage in situ was zugleich auch die Zusammengehoumlrigkeit mit den Beifunden in Frage stellt

2 Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer Gold) unterstuumltzen die etwaige Zu-sammengehoumlrigkeit der Funde

3 Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aus-sage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehoumlrig zu betrachten Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhaumlrtet

4 Ebenso muss der Meiszligel in diesem Zusammen-hang als nicht zugehoumlrig ausgesondert werden

Damit muss aus 3 und 4 zwingend gefolgert werden dass es sich nicht um einen geschlos-senen Fund handeln kann

Fuumlr die Auffindung der Scheibe ergeben sich nach den hier angefuumlhrten Analysen der Fundsi-tuation zwei denkbare Szenarien (A) Die Scheibe wurde auf dem Mittelberg im hu-

mosen Bereich unmittelbar unter der Oberflauml-che angetroffen weil sie sich dort bereits in sekundaumlrer Lage befand Hierzu passen die aumllteren Beschaumldigungsspuren und die Schil-derung der Auffindung der Scheibe durch die Finder Eine solche sekundaumlre Lage schlieszligt die Geschlossenheit des Gesamtfundes aus Die Scheibe waumlre also ein Einzelfund inner-halb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage

(B) Die Scheibe wurde an einem anderen Fundort als dem untersuchten unmittelbar unter der Oberflaumlche in einem einheitlichen Sediment gefunden Die aumlltere Beschaumldigung erfolgte in situ ohne dass das Objekt wesentlich aus seiner urspruumlnglichen Lage gerissen wurde Eine Zugehoumlrigkeit weiterer Funde sofern diese nicht (wie das Beil) auszuschlieszligen sind waumlre moumlglich Da eine Zusammengehoumlrig-keit der Funde analytisch nicht nachweisbar ist und dieses Szenario nicht der bdquoguumlltigenldquo Fundgeschichte des Finders entspricht ist die Geschlossenheit des Fundes nicht gegeben

Bei beiden Szenarien muss die Scheibe aus sich heraus hinsichtlich der Datierung als Einzelob-jekt betrachtet werden wobei festgestellt werden muss dass fuumlr eine Einordung in die mitteleuro-paumlische Fruumlhbronzezeit kein vergleichbares Sym-bolgut benannt werden kann73 Vielmehr wuumlrde ndash wenn die Herkunft vom Mittelberg gesichert waumlre ndash eine Datierung auch im Kontext der ei-senzeitlichen Befestigung wie auch durch die Iko-nographie naheliegen Damit wuumlrde die bislang vorlegte Interpretation und das daraus abgeleite-te Konstrukt ihrer Bedeutung und Funktion jegli-cher Grundlagen entbehren

Die abschlieszligende Anmerkung soll zusammen-fassend verdeutlichen dass die vorgetragene In-terpretation nur die zugaumlnglichen Quellen benut-zen konnte Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollstaumlndig Viele Details lieszligen sich noch praumlziser darstellen wenn die notwendigen Quellen ndash von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veroumlffentlichung aller naturwissenschaft-lichen Analysen ndash besser erschlossen waumlren Es ist zu hoffen dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes fuumlr die weitere wissen-schaftliche Analyse genauso ge nutzt werden kann Ebenso ist zu hoffen dass die inzwischen uumlberbor-

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

19

14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

20

61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 8: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

8

bemerkenswert Die beiden Streuungsdiagramme der Bleiisotope zeigen deutlich die Sonderstellung der Himmelsscheibe an (Abb 3 b-c) Das Den-drogramm einer hierarchischen Clusteranalyse (Average Linkage Squared-Euclidian distances n=17)27 fuumlr die in der Tabelle 1 (nach nickel 2003) ausgewiesenen drei Bleiisotope 208Pb206Pb 207Pb206Pb und 206Pb204Pb unterstreicht die Befunde der Streuungsdiagramme und zeigt zwei deutlich getrennte Gruppen auf (Abb 3d) (a) Nr 3 4 u 14 (b) Nr 3 4 6 7 8 9 10 11 13 14 15 16 u 1728 Die Himmelsscheibe (Nr 1) ist sehr unaumlhnlich zu beiden Gruppen Dieses Bild ergibt sich auch wenn man alternativ andere bewaumlhrte Clusterver-fahren wie z B Complete Linkage Centroid Me-thod oder Wardrsquos Method auf diese Analysedaten anwendet was die Stabilitaumlt der hier dargestellten dieser Gruppenbildung unterstreicht (z B hair et al 2010 483-519 legendre amp legendre 2012 337-371)29 Es ist festzuhalten dass ein Zusammen-hang mit den uumlbrigen Funden nicht zu erkennen ist Bemerkenswert ist allerdings auch dass sich unter den drei Analysen mit den niedrigsten Blei-isotopenwerten das bereits oben erwaumlhnte Rand-leistenbeil I (20021649c) der Meiszligel (20021649b)

sowie ein nicht naumlher identifizierbarer Nietstift (20021649ag) befinden (Abb 3a Tabelle 1)

Neben der Bleiisotopie scheint die Verwen-dung von Zinnisotopen zunaumlchst ein Anhalts-punkt dafuumlr zu sein den Legierungsbestandteil Zinn den Vorkommen in Cornwall zuzuwei-sen30 Eine erweiterte Studie hierzu an Arte-fakten erschien 201831 Die Zinnisotope von Apa-Schwertern sind charakteristisch negativ mit den Bleiisotopen korreliert Die Analysenwerte der Schwerter aus dem bdquoHortfundldquo von Nebra zeigen dabei ebenso wie diejenigen der anderen bron-zezeitlichen Funde aus dem Umkreis der Apa-Schwerter insbesondere auch den Schwertern des eponymen Hortfundes eine gute Uumlberein-stimmung (Abb 4) Trotz der geringen Gesamt-probenzahl deutet sich eine Tendenz an dass man bei einer houmlheren Probenzahl wohl weitere Gruppen unterscheiden koumlnnen wird Wie bei der Untersuchung der Bleiisotopen fallen auch in dieser Analysenreihe sowohl die Himmelsschei-be als auch der Meiszligel deutlich aus dem Rahmen

Die kurzen Hinweise auf die Resultate der Bronzeanalysen zeigen vor allem dass aus ihnen eine Zusammengehoumlrigkeit der Scheibe und der

Abb 4 Darstellung der Zinnisotopenbestimmung an Objekte aus Apa Nebra und Daumlnemark 1 Himmelsscheibe von Nebra 2 Meiszligel aus dem Fundkomplex Nebra (nach Bruumlgmann et al 2018 Abb 2)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

9

Beifunde nicht abgeleitet werden kann Ebenso ergeben sich keine datierenden Hinweise Ver-gleicht man etwa die Analysenwerte von Nebra z B mit den Pb-Isotopendaten des Spangenbar-renhortes von Oberding32 also einem typisch fruumlhbronzeitlichen Rohkupferhort so zeigt sich dass sich das Kupfer der Scheibe von der Varia-tion des fruumlhbronzezeitlichen Handelskupfers in seinen Konzentrationen unterscheidet (Abb 5)

Neben dem Kupfer wurde auch versucht das Gold hinsichtlich seiner Provenienz und Datie-rung zu typisieren33 Die moumlgliche Tendenz einer Herkunft aus Cornwall waumlre aus archaumlologischer Sicht natuumlrlich verlockend denkt man an die dor-tigen reichen Fruumlhbronzezeitfunde Da jedoch so-wohl die Studie kritisch betrachtet werden muss34 als auch die Goldgewinnung der Region nicht auf Epochen begrenzt ist beantworten auch die-se Untersuchungen nicht die eingangs gestellten Fragen zu dem Fundkomplex

Archaumlologische und astronomische Interpretationen

Die Entstehung der Interpretationen der Scheibe und der zugeordneten Beifunde ist gepraumlgt von

einer raschen populaumlren Darstellung deren zu-grundeliegende wissenschaftliche Analyse und Veroumlffentlichung der Diskussion erst spaumlter er-folgte Defizite der Publikationen ndash z B erfolgte bislang keine Vorlage aller Funde in Katalogform ndash erschweren bis heute eine kritische Analyse und Bewertung der Objekte Erste Festlegungen auf die Zusammengehoumlrigkeit und Datierung der Funde gab es bereits 2001 auf der Grundla-ge von bekannt gewordenen Fotos ohne dass ein Archaumlologe die Originale zuvor gesehen hatte35 Dies deutet sich bereits 1999 an als die Fotos der Funde uumlber Prof W Menghin Direktor des Museums fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte Berlin erstmals bekannt wurden36 Der einzige der die Funde zu diesem Zeitpunkt im Original kannte war ein Kunsthaumlndler der seine Einschaumltzungen direkt dem Berliner Museum uumlbermittelte Aus-schlaggebend fuumlr diesen Kontakt war sicherlich dass der Haumlndler wenige Jahre zuvor den soge-nannten bdquoBerliner Goldhutldquo an das Berliner Muse-um fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte verkauft hatte und damit ebenfalls ein Objekt mit einer poten-ziellen Deutungsmoumlglichkeit eines astronomisch-kalendarischen Bezugs bekannt machen wollte

Die Abfolge dass zunaumlchst einer ersten groben Einschaumltzung eine breite populaumlre Darstellung

Abb 5 Darstellung der Bleiisotopenbestimmung an Objekten aus dem Fundkomplex Nebra nach Nickel (2003) und Pernicka (2017)

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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folgt und eine genaue wissenschaftliche Analyse erst in einem zweiten Schritt nachge reicht wird fuumlhrte zu verschiedenen Fehlinterpretationen die zum Teil heute immer noch Bestand haben Augenscheinliche Irrtuumlmer bei der ersten Publi-kation wie die vorschnelle Interpretation einer urspruumlnglichen Verbergung der Funde in einer Steinkiste wurden revidiert37 Von den vielen Teil aspekten sei hier nur die Interpretation der Veraumlnderung des Dekors herausgegriffen Die

erste Publikation der Fertigungsphasen der Schei-be erfolgte 2004 in dem Ausstellungskatalog bdquoDer geschmiedete Himmelldquo38 Die dort bereits angelegten religionsgeschichtlichen Thesen wurden 2010 aus-fuumlhrlich dargelegt eine Zusammenfassung hierzu bietet Abb 6 Von zentraler Rolle erscheint dabei die postulierte Nutzungsdauer die vor allem dazu dient einen Bezug zu bekannten fruumlhbronzezeit-lichen Sozialstrukturen herzustellen insbesonde-re zu den Phasen mit zentralen bdquoElitebildungenldquo

Abb 6 Interpretation der verschiedenen Fertigungsphasen der Scheibe von Nebra nach Meller (2010 Abb 35) Die Scheibe ist nach der postulierten Auffindungssituation ausrichtet

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Da in dem durch die Beifunde skizzierten Nieder-legungszeitraum (um 1600 v Chr16 Jh v Chr) in der Fundregion keine entsprechenden Struk-turen vorhanden sind erscheint als fruumlhester Ent-stehungszeitpunkt bdquoder Beginn des 2 Jahrtausends die Zeit der mitteldeutschen Fuumlrstengraumlber plausibel In dieser Epoche waren erstmals technische und ge-sellschaftliche Voraussetzungen vorhanden die die Herstellung eines komplexen Werkes wie der Himmels-scheibe moumlglich machten Die maximale Nutzungsdau-er haumltte demnach etwa 400 Jahre die minimale etwa 100 Jahre betragenldquo39 Die 100 Jahre werden aus ei-ner Umlaufzeit der Beifunde postuliert

2010 wird die erste Phase der Scheibe mit dem Beginn des Kupferbergbaues im Mitterberg-Re-vier (Gem St Johann im Pongau Land Salzburg) datiert bdquoda das Kupfer der Himmelsscheibe gemaumlszlig der Analysen Pernickas vom Mitterberg stammtldquo40 Ein houmlheres Entstehungsalter wird als Moumlglich-keit beibehalten bdquoNach diesen Erwaumlgungen waumlre der Beginn der Erschlieszligung des Mitterberg-Kupfers und damit die Herstellung der Himmelsscheibe fruumlhestens im 18 Jh v Chr also zwischen 1750 und 1700 v Chr anzusetzen wobei ndash wie bereits bemerkt ndash ein fruumlherer Ansatz des Bergbaus aufgrund des methodischen Vor-gehens und des derzeitigen Forschungsstandes nicht auszuschlieszligen istldquo41

Ein solcher indirekter Datierungsansatz der Scheibe uumlber die Metallanalyse ist aber aus zwei Gruumlnden methodisch zu kritisieren Erstens erge-ben sich wie dargelegt Zweifel ob das Kupfer der Begleitfunde und der Scheibe derselben Quel-le zuzuweisen ist Hier lassen sich vielleicht durch vertiefende Studien Fortschritte erzielen Grund-saumltzlich zeigen die Analysen dieses sog ostalpinen Kupfers dass es kaum moumlglich sein wird hier de-taillierte Ergebnisse zu erzielen Die Bezeichnung die auf die Arbeitsgruppe von Richard Pittioni zu-ruumlckgeht42 fasst Fahlerzkupferarten zusammen die geringere Spurenelementgehalte bei Nickel (Ni) Arsen (As) und Antimon (Sb) aufweisen Je nach Anteilen bzw Konzentration der Spuren-elemente die leicht um eine Groumlszligenordnung va-riieren koumlnnen lassen sich verschiedene Gruppen oder Varianten herausarbeiten die einen groszligen Anteil in der Stuttgarter Datenbank43 umfassen und sich vor allem seit der Fruumlhbronzezeit chro-nologisch schwer einordnen lassen Je nachdem wie die Grenzwerte fuumlr die einzelnen Elemente fuumlr einen Suchlauf in der Datenbank gewaumlhlt werden koumlnnen recht unterschiedliche Gruppen erzeugt werden Betrachtet man auf der Grundlage der groszligen Variabilitaumlt dieses Kupfers daruumlber hinaus die Kartenbilder seiner Verbreitung44 dann sollte jedem Betrachter die weite Verbreitung der Grup-

pen des sog Ostalpinen Kupfers zwischen Suumld-frankreich und dem Karpatenbecken im Suumlden und Suumldskandinavien im Norden auffallen

Die Probleme der weiten geographischen Streu-ung fuumlhren zum zweiten Punkt der Nutzungsdau-er dieser alpinen Lagerstaumltten Eine Abschaumltzung fuumlr das Mitterbergrevier ergab nach einer Initial-phase (1918-16 Jh v Chr) eine Bluumltezeit vom 15-13 Jh v Chr aber auch noch eine deutliche Weiternutzung vom 12 Jh v Chr bis in die fruumlhe Eisenzeit45 Zur juumlngeren Eisenzeit fehlen bislang vergleichbare Untersuchungen Aufgrund der viele hundert Jahre langen Nutzung der gleichen Kupferlagerstaumltten besteht keine Moumlglichkeit aus der geochemischen Zusammensetzung des Kup-fers eine Datierung der Artefakte abzuleiten

Kehrt man zur Objektgeschichte zuruumlck so koumlnnten die Veraumlnderungen auch vom gleichen Handwerker in nur kurzer Zeit oder wenigen Jah-ren vorgenommen worden sein Hierfuumlr koumlnnte man anfuumlhren dass alle Aumlnderungen in der gleichen Technik ausgefuumlhrt wurden Dies waumlre gleichermaszligen moumlglich aber ebenso wenig zwin-gend zu erwarten

Das Beispiel der Objektgeschichte laumlsst ein zu-grundeliegendes Dilemma erkennen Aufgrund der astronomischen Interpretation46 stellt sich im-mer die Frage nach dem sozialen kulturellen und wissenschaftlichen Umfeld das einem entspre-chend hohen Anspruch gerecht werden muss Da zum potenziellen Niederlegungszeitpunkt solche Strukturen fehlen muumlssen sie durch lange Datie-rungsspannen etc konstruiert werden Angelegt ist diese Vorstellung bereits im ersten Ausstel-lungskatalog (Meller 2004b) Mit dem Titel bdquoDer Koumlrper des Koumlnigsldquo stellt Meller uumlber das aumlhnliche Ausstattungsmuster einen Bezug zu dem Fuumlrsten-grab von Leubingen (um 1942 plusmn 10 v Chr) her bdquoAn die Stelle des Leichnams mit seiner goldenen Trachtausstattung tritt in Nebra die Himmelsschei-be Fuumlr die Zeit um 1600 vChr sind Fuumlrstengraumlber nicht belegt Geht man von der strukturellen Aumlhnlich-keit der Funde von Nebra und Leubingen aus kommt man zu dem Schluss dass der Hort als Fortsetzung der Fuumlrstengraumlber gewertet werden mussldquo47

Archaumlologisch gesehen waumlre dieses Konstrukt ein singulaumlres Beispiel zu dem keine Vergleiche angefuumlhrt werden koumlnnten Aber auch das Aus-stattungsmuster waumlre nicht entsprechend da auf diesem Niveau zu erwarten waumlre dass eine entsprechende Ausstattung als eigens gefertigtes Ensemble einer entsprechend hervorragenden Qualitaumlt vorlaumlge Hier wirken die beiden verschie-denen Beile von denen eines durch eine starke bereits antike Beschaumldigung der Schneide auffaumlllt

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der einzelne Meiszligel (ohne sonstige bdquoMetallurgen-ausstattungldquo) ebenso zufaumlllig zusammengestellt wie die Armspiralen die als Paar in einem Grab-fund doch eher einen Hinweis auf eine Frauenbe-stattung ergeben wuumlrden

Die vorangegangenen Uumlberlegungen konzen-trierten sich vor allem auf die Zusammengehouml-rigkeit des Gesamtfundes mit dem Ergebnis dass sich bei dem Konvolut das Vorhandensein eines geschlossenen Fundes im Sinne von Oskar Mon-

a b

c

d e f g

Abb 7 a)-b) Goldschale Zuumlrich-Altstetten (Foto Schweizerisches Landesmuseum Zuumlrich) c) Motive auf dem Schwert von Allach-Untermenzing 5 Jh vChr (Gebhard amp Krause 2016 Abb 4) d) keltische Goldmuumlnze des 2 Jh v Chr Sontheim Lkr Unterallgaumlu (Archaumlologische Staatssammlung MK-K3273) e) Neuses Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1277) f) Neuses

Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1245 g) Albstadt Regenbogenschuumlsselchen (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1422 d)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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telius kaum beweisen laumlsst Auf dieser Grundlage muumlsste die Scheibe als individuelles Objekt bewer-tet und betrachtet werden Geht man aber daruumlber hinaus so sind als Objektkategorie aumlhnliche groszlige Bronzescheiben uumlberwiegend im ethnologischen Bereich nachweisbar beispielsweise in Sibirien als Schamanenspiegel (auch mit Randlochung) oder als Teile von Metalltrommeln (Kesselgongs) Als vergleichbar moumlgliche Musikinstrumente im ar-chaumlologischen Bestand koumlnnen die beiden Objekte von Balkaringkra (Gem Ystads Schonen Schweden) und Haschendorf (Gem Neckenmarkt Bez Ober-pullendorf Burgenland) genannt werden48 Die simple Grundform ist jedoch nicht ausreichend um hier stichhaltig argumentieren zu koumlnnen So-mit verbleibt als Bewertungskriterium fuumlr eine kul-turhistorische Einordnung nach Wegfall der Ein-ordnung uumlber die Metallzusammensetzung allein die Ikonographie Die gaumlngige Interpretation ist dass die Darstellung auf der Scheibe komplizierte astronomische Phaumlnomene wiedergeben wuumlrde Deren Verstaumlndnis beruhe auf dem Vorhanden-sein einer gesellschaftlichen Struktur die eine Art bdquoKoumlnigsreichldquo bildete (Meller amp Michel 2018)

Der astronomischen Deutung der Scheibe wurde von verschiedenen Seiten mit guten Argu-menten uumlberzeugend widersprochen So konnten Emiacutelia Paacutesztor und Curt Roslund seit 2007 zeigen dass die auf der Scheibe dargestellten bdquoSterneldquo gleichmaumlszligig verteilt sind und keine konkrete Himmelsabbildung darstellen49 Im Vergleich mit ethnographischen Beispielen betonen sie eine zu-grundeliegende mythologische schamanistische Gedankenwelt geradezu das Gegenteil einer konkreten astronomischen Interpretation

Ikonographisch laumlsst sich die Art der Darstel-lung vom Typus bdquoSonne Mond und Sterneldquo viel-fach von der Antike bis in die Neuzeit belegen vor allem im Mittelalter gibt es einige sehr aumlhnliche Darstellungen50 Diese stellen Sonne und Mond als die goumlttlichen Himmelskoumlrper dar In der Antike waren sie die Machtsymbole roumlmischer Kaiser im Mittelalter unterstreichen sie in dieser Tradi tion die Herrschaft Christi uumlber den Kosmos51 bei Tag und bei Nacht Die Darstellungen der Scheibe von Nebra sind auf den ersten Blick teilweise verbluumlf-fend aumlhnlich Ein Unterschied zeigt sich jedoch in der Darstellung der Sonne die immer mit deut-lichen Strahlen gekennzeichnet ist Dieses Merkmal fehlt bei Nebra weshalb die Deutung der goldenen Kreisscheibe ndash in den bisherigen Publikationen wird sie als SonneVollmond nicht eindeutig be-stimmt52 ndash als Vollmond weiter zu untersuchen ist

Himmelsvorstellungen im ersten Jahrtausend v Chr

Es wurde bereits an anderer Stelle darauf hin-gewiesen dass neben den mittelalterlichen und ethnographischen Beispielen zur mythischen Darstellung von Himmelskoumlrpern und Himmels-phaumlnomen die Ikonographie des ersten Jahrtau-sends v Chr einen unmittelbar vergleichbaren Zugang bietet53 Dieser vor allem aus dem kel-tischen Siedlungsbereich uumlberlieferten Bilderwelt liegen komplexe Mythen und Glaubensvorstel-lungen zugrunde die sich im Laufe des gesam-ten ersten Jahrtausends v Chr in Mitteleuropa ausbreiteten und in der spaumlten Eisenzeit eine vielschichtige Religion auspraumlgten Diese kann vor allem durch die Uumlberlieferungen in gallo-roumlmischer Zeit beschrieben werden ist aber trotz vieler Studien nur ansatzweise verstanden54

Als eines der aumlltesten Beispiele fuumlr das Motiv bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo ist die spaumltbron-zezeitlichen Schale von Zuumlrich Altstetten zu nen-nen (Abb 7 a-b) Die flaumlchige Buckelverzierung lieszlige sich in diesem Zusammenhang durchaus als bdquoSternenhimmelldquo interpretieren Bemerkenswert ist neben dem bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo Motiv die Anbringung von einzelnen Boumlgen im Bereich des Schalenbodens

Das Kurzschwert von Allach hier genannt als Beispiel fuumlr eine ganze Gattung weist neben dem identischen Bildprogramm von bdquo[SonneVollmond] Sichelmond und Sterneldquo auf seiner Ruumlckseite auch das Element eines an beiden En-den betonten flachen Bogens auf (Abb 7c)55 Die weite Oumlffnung und flache Woumllbung dieses Bo-gens er sei im Folgenden als bdquoHimmelsbogenldquo bezeichnet schlieszligt die konkrete Darstellung eines Torques aus56 Die komplexe Symbolik die aufgrund der zahlreichen Belege dieser Motive vor allem auf keltischen Muumlnzbildern eine Ein-zelstudie verdient sei im Folgenden kurz skiz-ziert Dabei muss auch die Frage gestellt werden ob sich die Zweideutigkeit des Motivs SonneVollmond im Einzelfall klaumlren laumlsst Die gleich-zeitige Verbindung mit Sternen und Sichelmond macht es zumindest beim Schwert von Allach wahrscheinlich dass eher die Darstellung des rei-nen Nachtgeschehens gemeint ist

Deutlicher erscheinen die Zusammenhaumlnge wenn man die keltischen Muumlnzbilder des zweiten und ersten Jahrhunderts v Chr betrachtet Auf den Regenbogenschuumlsselchen finden sich sowohl weit geoumlffnete Boumlgen mit darunter befindlichen Kugeln in der Form des bdquoHimmelsbogensldquo von Allach (Abb 7d)57 als auch staumlrker geschlossene

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die als Darstellung eines Torques bezeichnet werden koumlnnten Die Unterscheidung zwischen bdquoHimmelsbogenldquo und Torques erscheint trotz der Aumlhnlichkeit der Motive gegeben da beispielswei-se in der boumlhmischen Muumlnzpraumlgung beide Motive am selben Objekt auftreten koumlnnen58 Dass die Deutung der abstrakten Motive durchaus kom-plex ist und im Einzelfall auch oft keine eindeutige Interpretation zulaumlsst mag in der Herstellung der Muumlnzen verankert sein Uumlblicherweise werden die Bildmotive auf den Muumlnzen als immer weiter abstrahierende Entwicklung von urspruumlnglichen Vorbildern wie z B die Weiterentwicklung der Biga gesehen In vielen Faumlllen laumlsst sich auf den Muumlnzbildern feststellen dass bei den bdquoHim-melsboumlgenldquo nicht die Darstellung eines Torques gemeint ist Als Beispiel koumlnnen hier Buumlschel-quinare aus dem Muumlnzschatz von Neuses ad Regnitz (Gem Eggolsheim Oberfranken) ange-fuumlhrt werden (Abb 7 e-f)59 Hier tritt der schwach gewoumllbte Bogen mit Kugelenden in Kombina-tion mit einem darunterliegenden groszligen Punkt auf in einer Variante aber auch als durch sieben Punkte gebildeter Bogen Beide Varianten unter-scheiden sich deutlich von Torquesdarstellungen Die Regenbogenschuumlsselchen aus dem Depot von Albstadt (Gem Alzenau Lkr Aschaffenburg Unterfranken) zeigen als Besonderheit dass der Bogen als Zickzacklinie gestaltet ist (Abb 7g)60

Die Abschlusskugeln bilden zusammen mit den Elementen aus dem Inneren eine Linie die wie-derum uumlber einer gezackten Grundlinie steht Die knappe Schilderung dieser Zusammenhaumlnge laumlsst erkennen dass die auf dem Schwert von Al-lach angelegten Symbole des Himmels uumlber lange Zeit verstandenes Allgemeingut waren

Dass sich in der juumlngeren Eisenzeit dabei mit Sternen und Mondsichel auszligerordentlich haumlufig Motive der Nacht finden erscheint besonders be-merkenswert und ist zugleich durch historische Quellen belegt61 Im Kern beschreiben sie neben der weitergefuumlhrten Sonnensymbolik62 vor allem die Symbole die Nacht die fuumlr die Abstammungs-geschichte der Kelten eine besondere Rolle spielt und deshalb auch in dem keltischen lunisolaren Kalender wiederfindet Entsprechend beginnt die Zeitdarstellung des Kalenders von Coligny (Deacutep Ain Reg Auvergne-Rhocircne-Alpes) mit dem Win-terhalbjahr und die Monate werden in eine dunk-le und eine helle Haumllfte geteilt63 Es waumlre deshalb konsequent die Kreisscheibe die sich auf dem Schwert von Allach befindet entsprechend nicht als Sonne sondern als hellen Vollmond zu sehen Die auf zahlreichen Gegenstaumlnden des Alltags zu findende keltische Himmelssymbolik war fuumlr ihre

Betrachter ein wohlbekannter Teil eines sehr kom-plexen mythologischen Weltbildes das uns skiz-zenhaft auch durch schriftliche Quellen bekannt ist Es ist das Resultat der vielfaumlltigen Kulturgeschich-te des ersten Jahrtausends v Chr die von starken mediterranen Einfluumlssen gepraumlgt ist und vor allem in der Eisenzeit durch die Entwicklung von Sied-lungszentren soziokulturelle Phaumlnomene aumlhnlich von Hochkulturen aufweist In diese Tradition fuumlgen sich auch die realistischen Darstellungen des ausgehenden 1 Jahrtausends vChr herausra-gend uumlberliefert auf dem Kessel von Gundestrup Hier praumlsentiert eine mit einem Hirschgeweih als nicht menschliches Wesen gekennzeichnete Figur in der rechten Hand einen Torques in der linken eine gehoumlrnte Schlange (bdquoWidderschlangeldquo)64 Nach uumlbereinstimmender Ansicht ist hier der Gott Cernunnos dargestellt der auch in Analogie zu der Schilderung der bei Caesar uumlberlieferten Ab-stammungsgeschichte der Kelten von Dis Pater in Verbindung gesetzt wird Diese Abstammungs-geschichte von einem bdquoNachtHimmelsldquo-Gott stimmt uumlberein mit der Wahl des Symbols einer Schlange (bdquoErdeNachtldquo) und dem gegenuumlberste-henden Torques (bdquoHimmelsbogen Nacht von Son-nenuntergang bis Sonnenaufgang oder Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergangldquo)65

Fasst man diese knappen Ausfuumlhrungen zu-sammen so gehoumlren bdquo[Sonne Vollmond] Sterne Mondldquo in Verbindung mit bdquoHimmelsboumlgenldquo zum weitverbreiteten Symbolgut des ersten Jahrtau-sends v Chr mit dem deutlichen Schwerpunkt in der spaumlten Hallstatt- und Lategravenezeit Aufgrund des haumlufigen Vorkommens der Muumlnzen schei-nen sich die Motive auf den keltischen Bereich zu konzentrieren es koumlnnen aber auch Beispiele der Zone noumlrdlich der Mittelgebirge genannt werden also dem Fundgebiet der Himmelsscheibe von Nebra Diese Zone zeichnet sich dadurch aus dass im Laufe des ersten Jahrtausends sowohl Sach-kultur wie z B Fibelformen als auch Motive aus dem bdquokeltischenldquo Bereich adaptiert werden Es muss auch in Hinblick auf die eigenartig schlichte handwerkliche Ausfuumlhrung der bdquoHimmelsschei-beldquo erwaumlhnt werden dass dabei durchwegs ein Qualitaumltsgefaumllle bemerkenswert ist Ein typisches Beispiel fuumlr die Uumlbernahme von Einzelmotiven sind die Verzierungen auf den Holsteiner Guumlrteln (Abb 8)66 Diese kombinieren die meisten der ge-nannten Elemente Schlangen Boumlgen mit Kugel-enden Boumlgen mit den darunterliegenden Punkten unterschiedlicher Anzahl Kreisbuckel mit Strah-lenkranz (Sonnensymbole) sowie Halbboumlgen mit auszligenliegender Strichelung Ob diese Motive im Norden auch in der gleichen Bedeutung wie im

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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keltischen Bereich verstanden wurden ist nicht erschlieszligbar aber wie die periphere Lage eines singulaumlren Objektes wie des Gundestrupkessels zeigt durchaus nicht ausgeschlossen

Betrachtet man dieses nach dem kulturellen Bruch zu Beginn der Urnenfelderzeit entstandene Symbolgut im Vergleich zum fruumlhbronzezeit-lichen Motivschatz stellt sich ein deutlicher Wi-

a

b

c

d

Abb 8 Das Symbolgut der sog bdquoHolsteiner Guumlrtelldquo uumlbernimmt und kombiniert die Motive des keltischen Bereichs a)-b) Hamburg-Altengamme Gesamtuumlbersicht und Ausschnitt des Guumlrtelendes ndash c) Hornbeck Grab 709 Kr Herzogtum Lauenburg ndash d) Malente Kr

Ostholstein ndash (a Foto Archaumlologisches Museum Hamburg ohne M b Heynowski 2017 182 B 7 cm c nach Heynowski 2017 184 B 117 cm)

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Abb 9 Oben Die Himmelsscheibe von Nebra Unten Bronzezeitliche Schwerter Beile und Armschmuck angeblich zusammen mit der Himmelsscheibe von Nebra gefunden Zustand vor der Uumlbernahme der Funde durch das Landesmuseum Halle Das Uumlbereinstimmen

der Fotos mit den Originalen wurde am 2512002 notariell beglaubigt Foto Hildegard Burri-Bayer

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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derspruch dar Bereits Wolfgang David wies da-rauf hin dass die Scheibe von Nebra im damaligen Symbolgut als ein vollkommener Fremdkoumlrper erscheinen wuumlrde67 Es ist zudem bemerkenswert dass bei den herangezogenen Bildprogrammen aus dem fortgeschrittenen und spaumlten 2 Jahrtau-send v Chr mit Motiven wie Vogelbarken mit Sonnen Sonnenwagen und dem nordischen bdquoSon-nenschiffldquo68 oder dem dominanten Kreisdekor auf Goldgegenstaumlnden69 die abstrakte Darstellung der Sonne im Vordergrund steht Die Symbole auf der Himmelsscheibe von Nebra erscheinen dage-gen als ein Nacht-orien tiertes Sujet entsprechen also dem kulturellen Umfeld des 1 Jahrtausends v Chr An dieser Stelle sei abschlieszligend an einen Diskussionsbeitrag von Paul Gleirscher zur Schei-be erinnert der 2007 das Bogensymbol auf der Scheibe als Darstellung einer Sichel diskutierte und zugleich darauf hinwies dass angesichts der unklaren Fundverhaumlltnisse durchaus auch eine spaumltbronzezeitliche Datierung denkbar sei70 Zu-gleich erinnerte Gleirscher auch an den lunaren Bezug der Sicheln und zitierte hierzu B Haumlnsel der diese als Attribute einer Nacht- oder Mond-gottheit gesehen hat71 Damit schlieszligt sich der Kreis zu den oben genannten Fruumlhlategraveneschwer-tern deren durch Vollmond und Sichelmond be-tonter Bezug zum Mondkreislauf72 unmittelbar an die Himmelsscheibe von Nebra anschlieszligen

Fazit

In den vorangegangenen Uumlberlegungen konnte dargestellt werden dass seit dem letzten Beitrag im Archaumlologischen Korrespondenzblatt im Jahr 2008 eine abweichende Deutung der Scheibe und ihrer Beifunde begruumlndet werden kann Die Unterschiede ergeben sich aus den folgenden vier Argumenten 1 Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe

spricht gegen eine Auffindungslage in situ was zugleich auch die Zusammengehoumlrigkeit mit den Beifunden in Frage stellt

2 Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer Gold) unterstuumltzen die etwaige Zu-sammengehoumlrigkeit der Funde

3 Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aus-sage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehoumlrig zu betrachten Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhaumlrtet

4 Ebenso muss der Meiszligel in diesem Zusammen-hang als nicht zugehoumlrig ausgesondert werden

Damit muss aus 3 und 4 zwingend gefolgert werden dass es sich nicht um einen geschlos-senen Fund handeln kann

Fuumlr die Auffindung der Scheibe ergeben sich nach den hier angefuumlhrten Analysen der Fundsi-tuation zwei denkbare Szenarien (A) Die Scheibe wurde auf dem Mittelberg im hu-

mosen Bereich unmittelbar unter der Oberflauml-che angetroffen weil sie sich dort bereits in sekundaumlrer Lage befand Hierzu passen die aumllteren Beschaumldigungsspuren und die Schil-derung der Auffindung der Scheibe durch die Finder Eine solche sekundaumlre Lage schlieszligt die Geschlossenheit des Gesamtfundes aus Die Scheibe waumlre also ein Einzelfund inner-halb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage

(B) Die Scheibe wurde an einem anderen Fundort als dem untersuchten unmittelbar unter der Oberflaumlche in einem einheitlichen Sediment gefunden Die aumlltere Beschaumldigung erfolgte in situ ohne dass das Objekt wesentlich aus seiner urspruumlnglichen Lage gerissen wurde Eine Zugehoumlrigkeit weiterer Funde sofern diese nicht (wie das Beil) auszuschlieszligen sind waumlre moumlglich Da eine Zusammengehoumlrig-keit der Funde analytisch nicht nachweisbar ist und dieses Szenario nicht der bdquoguumlltigenldquo Fundgeschichte des Finders entspricht ist die Geschlossenheit des Fundes nicht gegeben

Bei beiden Szenarien muss die Scheibe aus sich heraus hinsichtlich der Datierung als Einzelob-jekt betrachtet werden wobei festgestellt werden muss dass fuumlr eine Einordung in die mitteleuro-paumlische Fruumlhbronzezeit kein vergleichbares Sym-bolgut benannt werden kann73 Vielmehr wuumlrde ndash wenn die Herkunft vom Mittelberg gesichert waumlre ndash eine Datierung auch im Kontext der ei-senzeitlichen Befestigung wie auch durch die Iko-nographie naheliegen Damit wuumlrde die bislang vorlegte Interpretation und das daraus abgeleite-te Konstrukt ihrer Bedeutung und Funktion jegli-cher Grundlagen entbehren

Die abschlieszligende Anmerkung soll zusammen-fassend verdeutlichen dass die vorgetragene In-terpretation nur die zugaumlnglichen Quellen benut-zen konnte Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollstaumlndig Viele Details lieszligen sich noch praumlziser darstellen wenn die notwendigen Quellen ndash von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veroumlffentlichung aller naturwissenschaft-lichen Analysen ndash besser erschlossen waumlren Es ist zu hoffen dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes fuumlr die weitere wissen-schaftliche Analyse genauso ge nutzt werden kann Ebenso ist zu hoffen dass die inzwischen uumlberbor-

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

20

61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 9: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Beifunde nicht abgeleitet werden kann Ebenso ergeben sich keine datierenden Hinweise Ver-gleicht man etwa die Analysenwerte von Nebra z B mit den Pb-Isotopendaten des Spangenbar-renhortes von Oberding32 also einem typisch fruumlhbronzeitlichen Rohkupferhort so zeigt sich dass sich das Kupfer der Scheibe von der Varia-tion des fruumlhbronzezeitlichen Handelskupfers in seinen Konzentrationen unterscheidet (Abb 5)

Neben dem Kupfer wurde auch versucht das Gold hinsichtlich seiner Provenienz und Datie-rung zu typisieren33 Die moumlgliche Tendenz einer Herkunft aus Cornwall waumlre aus archaumlologischer Sicht natuumlrlich verlockend denkt man an die dor-tigen reichen Fruumlhbronzezeitfunde Da jedoch so-wohl die Studie kritisch betrachtet werden muss34 als auch die Goldgewinnung der Region nicht auf Epochen begrenzt ist beantworten auch die-se Untersuchungen nicht die eingangs gestellten Fragen zu dem Fundkomplex

Archaumlologische und astronomische Interpretationen

Die Entstehung der Interpretationen der Scheibe und der zugeordneten Beifunde ist gepraumlgt von

einer raschen populaumlren Darstellung deren zu-grundeliegende wissenschaftliche Analyse und Veroumlffentlichung der Diskussion erst spaumlter er-folgte Defizite der Publikationen ndash z B erfolgte bislang keine Vorlage aller Funde in Katalogform ndash erschweren bis heute eine kritische Analyse und Bewertung der Objekte Erste Festlegungen auf die Zusammengehoumlrigkeit und Datierung der Funde gab es bereits 2001 auf der Grundla-ge von bekannt gewordenen Fotos ohne dass ein Archaumlologe die Originale zuvor gesehen hatte35 Dies deutet sich bereits 1999 an als die Fotos der Funde uumlber Prof W Menghin Direktor des Museums fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte Berlin erstmals bekannt wurden36 Der einzige der die Funde zu diesem Zeitpunkt im Original kannte war ein Kunsthaumlndler der seine Einschaumltzungen direkt dem Berliner Museum uumlbermittelte Aus-schlaggebend fuumlr diesen Kontakt war sicherlich dass der Haumlndler wenige Jahre zuvor den soge-nannten bdquoBerliner Goldhutldquo an das Berliner Muse-um fuumlr Vor- und Fruumlhgeschichte verkauft hatte und damit ebenfalls ein Objekt mit einer poten-ziellen Deutungsmoumlglichkeit eines astronomisch-kalendarischen Bezugs bekannt machen wollte

Die Abfolge dass zunaumlchst einer ersten groben Einschaumltzung eine breite populaumlre Darstellung

Abb 5 Darstellung der Bleiisotopenbestimmung an Objekten aus dem Fundkomplex Nebra nach Nickel (2003) und Pernicka (2017)

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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folgt und eine genaue wissenschaftliche Analyse erst in einem zweiten Schritt nachge reicht wird fuumlhrte zu verschiedenen Fehlinterpretationen die zum Teil heute immer noch Bestand haben Augenscheinliche Irrtuumlmer bei der ersten Publi-kation wie die vorschnelle Interpretation einer urspruumlnglichen Verbergung der Funde in einer Steinkiste wurden revidiert37 Von den vielen Teil aspekten sei hier nur die Interpretation der Veraumlnderung des Dekors herausgegriffen Die

erste Publikation der Fertigungsphasen der Schei-be erfolgte 2004 in dem Ausstellungskatalog bdquoDer geschmiedete Himmelldquo38 Die dort bereits angelegten religionsgeschichtlichen Thesen wurden 2010 aus-fuumlhrlich dargelegt eine Zusammenfassung hierzu bietet Abb 6 Von zentraler Rolle erscheint dabei die postulierte Nutzungsdauer die vor allem dazu dient einen Bezug zu bekannten fruumlhbronzezeit-lichen Sozialstrukturen herzustellen insbesonde-re zu den Phasen mit zentralen bdquoElitebildungenldquo

Abb 6 Interpretation der verschiedenen Fertigungsphasen der Scheibe von Nebra nach Meller (2010 Abb 35) Die Scheibe ist nach der postulierten Auffindungssituation ausrichtet

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

11

Da in dem durch die Beifunde skizzierten Nieder-legungszeitraum (um 1600 v Chr16 Jh v Chr) in der Fundregion keine entsprechenden Struk-turen vorhanden sind erscheint als fruumlhester Ent-stehungszeitpunkt bdquoder Beginn des 2 Jahrtausends die Zeit der mitteldeutschen Fuumlrstengraumlber plausibel In dieser Epoche waren erstmals technische und ge-sellschaftliche Voraussetzungen vorhanden die die Herstellung eines komplexen Werkes wie der Himmels-scheibe moumlglich machten Die maximale Nutzungsdau-er haumltte demnach etwa 400 Jahre die minimale etwa 100 Jahre betragenldquo39 Die 100 Jahre werden aus ei-ner Umlaufzeit der Beifunde postuliert

2010 wird die erste Phase der Scheibe mit dem Beginn des Kupferbergbaues im Mitterberg-Re-vier (Gem St Johann im Pongau Land Salzburg) datiert bdquoda das Kupfer der Himmelsscheibe gemaumlszlig der Analysen Pernickas vom Mitterberg stammtldquo40 Ein houmlheres Entstehungsalter wird als Moumlglich-keit beibehalten bdquoNach diesen Erwaumlgungen waumlre der Beginn der Erschlieszligung des Mitterberg-Kupfers und damit die Herstellung der Himmelsscheibe fruumlhestens im 18 Jh v Chr also zwischen 1750 und 1700 v Chr anzusetzen wobei ndash wie bereits bemerkt ndash ein fruumlherer Ansatz des Bergbaus aufgrund des methodischen Vor-gehens und des derzeitigen Forschungsstandes nicht auszuschlieszligen istldquo41

Ein solcher indirekter Datierungsansatz der Scheibe uumlber die Metallanalyse ist aber aus zwei Gruumlnden methodisch zu kritisieren Erstens erge-ben sich wie dargelegt Zweifel ob das Kupfer der Begleitfunde und der Scheibe derselben Quel-le zuzuweisen ist Hier lassen sich vielleicht durch vertiefende Studien Fortschritte erzielen Grund-saumltzlich zeigen die Analysen dieses sog ostalpinen Kupfers dass es kaum moumlglich sein wird hier de-taillierte Ergebnisse zu erzielen Die Bezeichnung die auf die Arbeitsgruppe von Richard Pittioni zu-ruumlckgeht42 fasst Fahlerzkupferarten zusammen die geringere Spurenelementgehalte bei Nickel (Ni) Arsen (As) und Antimon (Sb) aufweisen Je nach Anteilen bzw Konzentration der Spuren-elemente die leicht um eine Groumlszligenordnung va-riieren koumlnnen lassen sich verschiedene Gruppen oder Varianten herausarbeiten die einen groszligen Anteil in der Stuttgarter Datenbank43 umfassen und sich vor allem seit der Fruumlhbronzezeit chro-nologisch schwer einordnen lassen Je nachdem wie die Grenzwerte fuumlr die einzelnen Elemente fuumlr einen Suchlauf in der Datenbank gewaumlhlt werden koumlnnen recht unterschiedliche Gruppen erzeugt werden Betrachtet man auf der Grundlage der groszligen Variabilitaumlt dieses Kupfers daruumlber hinaus die Kartenbilder seiner Verbreitung44 dann sollte jedem Betrachter die weite Verbreitung der Grup-

pen des sog Ostalpinen Kupfers zwischen Suumld-frankreich und dem Karpatenbecken im Suumlden und Suumldskandinavien im Norden auffallen

Die Probleme der weiten geographischen Streu-ung fuumlhren zum zweiten Punkt der Nutzungsdau-er dieser alpinen Lagerstaumltten Eine Abschaumltzung fuumlr das Mitterbergrevier ergab nach einer Initial-phase (1918-16 Jh v Chr) eine Bluumltezeit vom 15-13 Jh v Chr aber auch noch eine deutliche Weiternutzung vom 12 Jh v Chr bis in die fruumlhe Eisenzeit45 Zur juumlngeren Eisenzeit fehlen bislang vergleichbare Untersuchungen Aufgrund der viele hundert Jahre langen Nutzung der gleichen Kupferlagerstaumltten besteht keine Moumlglichkeit aus der geochemischen Zusammensetzung des Kup-fers eine Datierung der Artefakte abzuleiten

Kehrt man zur Objektgeschichte zuruumlck so koumlnnten die Veraumlnderungen auch vom gleichen Handwerker in nur kurzer Zeit oder wenigen Jah-ren vorgenommen worden sein Hierfuumlr koumlnnte man anfuumlhren dass alle Aumlnderungen in der gleichen Technik ausgefuumlhrt wurden Dies waumlre gleichermaszligen moumlglich aber ebenso wenig zwin-gend zu erwarten

Das Beispiel der Objektgeschichte laumlsst ein zu-grundeliegendes Dilemma erkennen Aufgrund der astronomischen Interpretation46 stellt sich im-mer die Frage nach dem sozialen kulturellen und wissenschaftlichen Umfeld das einem entspre-chend hohen Anspruch gerecht werden muss Da zum potenziellen Niederlegungszeitpunkt solche Strukturen fehlen muumlssen sie durch lange Datie-rungsspannen etc konstruiert werden Angelegt ist diese Vorstellung bereits im ersten Ausstel-lungskatalog (Meller 2004b) Mit dem Titel bdquoDer Koumlrper des Koumlnigsldquo stellt Meller uumlber das aumlhnliche Ausstattungsmuster einen Bezug zu dem Fuumlrsten-grab von Leubingen (um 1942 plusmn 10 v Chr) her bdquoAn die Stelle des Leichnams mit seiner goldenen Trachtausstattung tritt in Nebra die Himmelsschei-be Fuumlr die Zeit um 1600 vChr sind Fuumlrstengraumlber nicht belegt Geht man von der strukturellen Aumlhnlich-keit der Funde von Nebra und Leubingen aus kommt man zu dem Schluss dass der Hort als Fortsetzung der Fuumlrstengraumlber gewertet werden mussldquo47

Archaumlologisch gesehen waumlre dieses Konstrukt ein singulaumlres Beispiel zu dem keine Vergleiche angefuumlhrt werden koumlnnten Aber auch das Aus-stattungsmuster waumlre nicht entsprechend da auf diesem Niveau zu erwarten waumlre dass eine entsprechende Ausstattung als eigens gefertigtes Ensemble einer entsprechend hervorragenden Qualitaumlt vorlaumlge Hier wirken die beiden verschie-denen Beile von denen eines durch eine starke bereits antike Beschaumldigung der Schneide auffaumlllt

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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der einzelne Meiszligel (ohne sonstige bdquoMetallurgen-ausstattungldquo) ebenso zufaumlllig zusammengestellt wie die Armspiralen die als Paar in einem Grab-fund doch eher einen Hinweis auf eine Frauenbe-stattung ergeben wuumlrden

Die vorangegangenen Uumlberlegungen konzen-trierten sich vor allem auf die Zusammengehouml-rigkeit des Gesamtfundes mit dem Ergebnis dass sich bei dem Konvolut das Vorhandensein eines geschlossenen Fundes im Sinne von Oskar Mon-

a b

c

d e f g

Abb 7 a)-b) Goldschale Zuumlrich-Altstetten (Foto Schweizerisches Landesmuseum Zuumlrich) c) Motive auf dem Schwert von Allach-Untermenzing 5 Jh vChr (Gebhard amp Krause 2016 Abb 4) d) keltische Goldmuumlnze des 2 Jh v Chr Sontheim Lkr Unterallgaumlu (Archaumlologische Staatssammlung MK-K3273) e) Neuses Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1277) f) Neuses

Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1245 g) Albstadt Regenbogenschuumlsselchen (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1422 d)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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telius kaum beweisen laumlsst Auf dieser Grundlage muumlsste die Scheibe als individuelles Objekt bewer-tet und betrachtet werden Geht man aber daruumlber hinaus so sind als Objektkategorie aumlhnliche groszlige Bronzescheiben uumlberwiegend im ethnologischen Bereich nachweisbar beispielsweise in Sibirien als Schamanenspiegel (auch mit Randlochung) oder als Teile von Metalltrommeln (Kesselgongs) Als vergleichbar moumlgliche Musikinstrumente im ar-chaumlologischen Bestand koumlnnen die beiden Objekte von Balkaringkra (Gem Ystads Schonen Schweden) und Haschendorf (Gem Neckenmarkt Bez Ober-pullendorf Burgenland) genannt werden48 Die simple Grundform ist jedoch nicht ausreichend um hier stichhaltig argumentieren zu koumlnnen So-mit verbleibt als Bewertungskriterium fuumlr eine kul-turhistorische Einordnung nach Wegfall der Ein-ordnung uumlber die Metallzusammensetzung allein die Ikonographie Die gaumlngige Interpretation ist dass die Darstellung auf der Scheibe komplizierte astronomische Phaumlnomene wiedergeben wuumlrde Deren Verstaumlndnis beruhe auf dem Vorhanden-sein einer gesellschaftlichen Struktur die eine Art bdquoKoumlnigsreichldquo bildete (Meller amp Michel 2018)

Der astronomischen Deutung der Scheibe wurde von verschiedenen Seiten mit guten Argu-menten uumlberzeugend widersprochen So konnten Emiacutelia Paacutesztor und Curt Roslund seit 2007 zeigen dass die auf der Scheibe dargestellten bdquoSterneldquo gleichmaumlszligig verteilt sind und keine konkrete Himmelsabbildung darstellen49 Im Vergleich mit ethnographischen Beispielen betonen sie eine zu-grundeliegende mythologische schamanistische Gedankenwelt geradezu das Gegenteil einer konkreten astronomischen Interpretation

Ikonographisch laumlsst sich die Art der Darstel-lung vom Typus bdquoSonne Mond und Sterneldquo viel-fach von der Antike bis in die Neuzeit belegen vor allem im Mittelalter gibt es einige sehr aumlhnliche Darstellungen50 Diese stellen Sonne und Mond als die goumlttlichen Himmelskoumlrper dar In der Antike waren sie die Machtsymbole roumlmischer Kaiser im Mittelalter unterstreichen sie in dieser Tradi tion die Herrschaft Christi uumlber den Kosmos51 bei Tag und bei Nacht Die Darstellungen der Scheibe von Nebra sind auf den ersten Blick teilweise verbluumlf-fend aumlhnlich Ein Unterschied zeigt sich jedoch in der Darstellung der Sonne die immer mit deut-lichen Strahlen gekennzeichnet ist Dieses Merkmal fehlt bei Nebra weshalb die Deutung der goldenen Kreisscheibe ndash in den bisherigen Publikationen wird sie als SonneVollmond nicht eindeutig be-stimmt52 ndash als Vollmond weiter zu untersuchen ist

Himmelsvorstellungen im ersten Jahrtausend v Chr

Es wurde bereits an anderer Stelle darauf hin-gewiesen dass neben den mittelalterlichen und ethnographischen Beispielen zur mythischen Darstellung von Himmelskoumlrpern und Himmels-phaumlnomen die Ikonographie des ersten Jahrtau-sends v Chr einen unmittelbar vergleichbaren Zugang bietet53 Dieser vor allem aus dem kel-tischen Siedlungsbereich uumlberlieferten Bilderwelt liegen komplexe Mythen und Glaubensvorstel-lungen zugrunde die sich im Laufe des gesam-ten ersten Jahrtausends v Chr in Mitteleuropa ausbreiteten und in der spaumlten Eisenzeit eine vielschichtige Religion auspraumlgten Diese kann vor allem durch die Uumlberlieferungen in gallo-roumlmischer Zeit beschrieben werden ist aber trotz vieler Studien nur ansatzweise verstanden54

Als eines der aumlltesten Beispiele fuumlr das Motiv bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo ist die spaumltbron-zezeitlichen Schale von Zuumlrich Altstetten zu nen-nen (Abb 7 a-b) Die flaumlchige Buckelverzierung lieszlige sich in diesem Zusammenhang durchaus als bdquoSternenhimmelldquo interpretieren Bemerkenswert ist neben dem bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo Motiv die Anbringung von einzelnen Boumlgen im Bereich des Schalenbodens

Das Kurzschwert von Allach hier genannt als Beispiel fuumlr eine ganze Gattung weist neben dem identischen Bildprogramm von bdquo[SonneVollmond] Sichelmond und Sterneldquo auf seiner Ruumlckseite auch das Element eines an beiden En-den betonten flachen Bogens auf (Abb 7c)55 Die weite Oumlffnung und flache Woumllbung dieses Bo-gens er sei im Folgenden als bdquoHimmelsbogenldquo bezeichnet schlieszligt die konkrete Darstellung eines Torques aus56 Die komplexe Symbolik die aufgrund der zahlreichen Belege dieser Motive vor allem auf keltischen Muumlnzbildern eine Ein-zelstudie verdient sei im Folgenden kurz skiz-ziert Dabei muss auch die Frage gestellt werden ob sich die Zweideutigkeit des Motivs SonneVollmond im Einzelfall klaumlren laumlsst Die gleich-zeitige Verbindung mit Sternen und Sichelmond macht es zumindest beim Schwert von Allach wahrscheinlich dass eher die Darstellung des rei-nen Nachtgeschehens gemeint ist

Deutlicher erscheinen die Zusammenhaumlnge wenn man die keltischen Muumlnzbilder des zweiten und ersten Jahrhunderts v Chr betrachtet Auf den Regenbogenschuumlsselchen finden sich sowohl weit geoumlffnete Boumlgen mit darunter befindlichen Kugeln in der Form des bdquoHimmelsbogensldquo von Allach (Abb 7d)57 als auch staumlrker geschlossene

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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die als Darstellung eines Torques bezeichnet werden koumlnnten Die Unterscheidung zwischen bdquoHimmelsbogenldquo und Torques erscheint trotz der Aumlhnlichkeit der Motive gegeben da beispielswei-se in der boumlhmischen Muumlnzpraumlgung beide Motive am selben Objekt auftreten koumlnnen58 Dass die Deutung der abstrakten Motive durchaus kom-plex ist und im Einzelfall auch oft keine eindeutige Interpretation zulaumlsst mag in der Herstellung der Muumlnzen verankert sein Uumlblicherweise werden die Bildmotive auf den Muumlnzen als immer weiter abstrahierende Entwicklung von urspruumlnglichen Vorbildern wie z B die Weiterentwicklung der Biga gesehen In vielen Faumlllen laumlsst sich auf den Muumlnzbildern feststellen dass bei den bdquoHim-melsboumlgenldquo nicht die Darstellung eines Torques gemeint ist Als Beispiel koumlnnen hier Buumlschel-quinare aus dem Muumlnzschatz von Neuses ad Regnitz (Gem Eggolsheim Oberfranken) ange-fuumlhrt werden (Abb 7 e-f)59 Hier tritt der schwach gewoumllbte Bogen mit Kugelenden in Kombina-tion mit einem darunterliegenden groszligen Punkt auf in einer Variante aber auch als durch sieben Punkte gebildeter Bogen Beide Varianten unter-scheiden sich deutlich von Torquesdarstellungen Die Regenbogenschuumlsselchen aus dem Depot von Albstadt (Gem Alzenau Lkr Aschaffenburg Unterfranken) zeigen als Besonderheit dass der Bogen als Zickzacklinie gestaltet ist (Abb 7g)60

Die Abschlusskugeln bilden zusammen mit den Elementen aus dem Inneren eine Linie die wie-derum uumlber einer gezackten Grundlinie steht Die knappe Schilderung dieser Zusammenhaumlnge laumlsst erkennen dass die auf dem Schwert von Al-lach angelegten Symbole des Himmels uumlber lange Zeit verstandenes Allgemeingut waren

Dass sich in der juumlngeren Eisenzeit dabei mit Sternen und Mondsichel auszligerordentlich haumlufig Motive der Nacht finden erscheint besonders be-merkenswert und ist zugleich durch historische Quellen belegt61 Im Kern beschreiben sie neben der weitergefuumlhrten Sonnensymbolik62 vor allem die Symbole die Nacht die fuumlr die Abstammungs-geschichte der Kelten eine besondere Rolle spielt und deshalb auch in dem keltischen lunisolaren Kalender wiederfindet Entsprechend beginnt die Zeitdarstellung des Kalenders von Coligny (Deacutep Ain Reg Auvergne-Rhocircne-Alpes) mit dem Win-terhalbjahr und die Monate werden in eine dunk-le und eine helle Haumllfte geteilt63 Es waumlre deshalb konsequent die Kreisscheibe die sich auf dem Schwert von Allach befindet entsprechend nicht als Sonne sondern als hellen Vollmond zu sehen Die auf zahlreichen Gegenstaumlnden des Alltags zu findende keltische Himmelssymbolik war fuumlr ihre

Betrachter ein wohlbekannter Teil eines sehr kom-plexen mythologischen Weltbildes das uns skiz-zenhaft auch durch schriftliche Quellen bekannt ist Es ist das Resultat der vielfaumlltigen Kulturgeschich-te des ersten Jahrtausends v Chr die von starken mediterranen Einfluumlssen gepraumlgt ist und vor allem in der Eisenzeit durch die Entwicklung von Sied-lungszentren soziokulturelle Phaumlnomene aumlhnlich von Hochkulturen aufweist In diese Tradition fuumlgen sich auch die realistischen Darstellungen des ausgehenden 1 Jahrtausends vChr herausra-gend uumlberliefert auf dem Kessel von Gundestrup Hier praumlsentiert eine mit einem Hirschgeweih als nicht menschliches Wesen gekennzeichnete Figur in der rechten Hand einen Torques in der linken eine gehoumlrnte Schlange (bdquoWidderschlangeldquo)64 Nach uumlbereinstimmender Ansicht ist hier der Gott Cernunnos dargestellt der auch in Analogie zu der Schilderung der bei Caesar uumlberlieferten Ab-stammungsgeschichte der Kelten von Dis Pater in Verbindung gesetzt wird Diese Abstammungs-geschichte von einem bdquoNachtHimmelsldquo-Gott stimmt uumlberein mit der Wahl des Symbols einer Schlange (bdquoErdeNachtldquo) und dem gegenuumlberste-henden Torques (bdquoHimmelsbogen Nacht von Son-nenuntergang bis Sonnenaufgang oder Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergangldquo)65

Fasst man diese knappen Ausfuumlhrungen zu-sammen so gehoumlren bdquo[Sonne Vollmond] Sterne Mondldquo in Verbindung mit bdquoHimmelsboumlgenldquo zum weitverbreiteten Symbolgut des ersten Jahrtau-sends v Chr mit dem deutlichen Schwerpunkt in der spaumlten Hallstatt- und Lategravenezeit Aufgrund des haumlufigen Vorkommens der Muumlnzen schei-nen sich die Motive auf den keltischen Bereich zu konzentrieren es koumlnnen aber auch Beispiele der Zone noumlrdlich der Mittelgebirge genannt werden also dem Fundgebiet der Himmelsscheibe von Nebra Diese Zone zeichnet sich dadurch aus dass im Laufe des ersten Jahrtausends sowohl Sach-kultur wie z B Fibelformen als auch Motive aus dem bdquokeltischenldquo Bereich adaptiert werden Es muss auch in Hinblick auf die eigenartig schlichte handwerkliche Ausfuumlhrung der bdquoHimmelsschei-beldquo erwaumlhnt werden dass dabei durchwegs ein Qualitaumltsgefaumllle bemerkenswert ist Ein typisches Beispiel fuumlr die Uumlbernahme von Einzelmotiven sind die Verzierungen auf den Holsteiner Guumlrteln (Abb 8)66 Diese kombinieren die meisten der ge-nannten Elemente Schlangen Boumlgen mit Kugel-enden Boumlgen mit den darunterliegenden Punkten unterschiedlicher Anzahl Kreisbuckel mit Strah-lenkranz (Sonnensymbole) sowie Halbboumlgen mit auszligenliegender Strichelung Ob diese Motive im Norden auch in der gleichen Bedeutung wie im

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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keltischen Bereich verstanden wurden ist nicht erschlieszligbar aber wie die periphere Lage eines singulaumlren Objektes wie des Gundestrupkessels zeigt durchaus nicht ausgeschlossen

Betrachtet man dieses nach dem kulturellen Bruch zu Beginn der Urnenfelderzeit entstandene Symbolgut im Vergleich zum fruumlhbronzezeit-lichen Motivschatz stellt sich ein deutlicher Wi-

a

b

c

d

Abb 8 Das Symbolgut der sog bdquoHolsteiner Guumlrtelldquo uumlbernimmt und kombiniert die Motive des keltischen Bereichs a)-b) Hamburg-Altengamme Gesamtuumlbersicht und Ausschnitt des Guumlrtelendes ndash c) Hornbeck Grab 709 Kr Herzogtum Lauenburg ndash d) Malente Kr

Ostholstein ndash (a Foto Archaumlologisches Museum Hamburg ohne M b Heynowski 2017 182 B 7 cm c nach Heynowski 2017 184 B 117 cm)

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Abb 9 Oben Die Himmelsscheibe von Nebra Unten Bronzezeitliche Schwerter Beile und Armschmuck angeblich zusammen mit der Himmelsscheibe von Nebra gefunden Zustand vor der Uumlbernahme der Funde durch das Landesmuseum Halle Das Uumlbereinstimmen

der Fotos mit den Originalen wurde am 2512002 notariell beglaubigt Foto Hildegard Burri-Bayer

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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derspruch dar Bereits Wolfgang David wies da-rauf hin dass die Scheibe von Nebra im damaligen Symbolgut als ein vollkommener Fremdkoumlrper erscheinen wuumlrde67 Es ist zudem bemerkenswert dass bei den herangezogenen Bildprogrammen aus dem fortgeschrittenen und spaumlten 2 Jahrtau-send v Chr mit Motiven wie Vogelbarken mit Sonnen Sonnenwagen und dem nordischen bdquoSon-nenschiffldquo68 oder dem dominanten Kreisdekor auf Goldgegenstaumlnden69 die abstrakte Darstellung der Sonne im Vordergrund steht Die Symbole auf der Himmelsscheibe von Nebra erscheinen dage-gen als ein Nacht-orien tiertes Sujet entsprechen also dem kulturellen Umfeld des 1 Jahrtausends v Chr An dieser Stelle sei abschlieszligend an einen Diskussionsbeitrag von Paul Gleirscher zur Schei-be erinnert der 2007 das Bogensymbol auf der Scheibe als Darstellung einer Sichel diskutierte und zugleich darauf hinwies dass angesichts der unklaren Fundverhaumlltnisse durchaus auch eine spaumltbronzezeitliche Datierung denkbar sei70 Zu-gleich erinnerte Gleirscher auch an den lunaren Bezug der Sicheln und zitierte hierzu B Haumlnsel der diese als Attribute einer Nacht- oder Mond-gottheit gesehen hat71 Damit schlieszligt sich der Kreis zu den oben genannten Fruumlhlategraveneschwer-tern deren durch Vollmond und Sichelmond be-tonter Bezug zum Mondkreislauf72 unmittelbar an die Himmelsscheibe von Nebra anschlieszligen

Fazit

In den vorangegangenen Uumlberlegungen konnte dargestellt werden dass seit dem letzten Beitrag im Archaumlologischen Korrespondenzblatt im Jahr 2008 eine abweichende Deutung der Scheibe und ihrer Beifunde begruumlndet werden kann Die Unterschiede ergeben sich aus den folgenden vier Argumenten 1 Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe

spricht gegen eine Auffindungslage in situ was zugleich auch die Zusammengehoumlrigkeit mit den Beifunden in Frage stellt

2 Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer Gold) unterstuumltzen die etwaige Zu-sammengehoumlrigkeit der Funde

3 Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aus-sage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehoumlrig zu betrachten Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhaumlrtet

4 Ebenso muss der Meiszligel in diesem Zusammen-hang als nicht zugehoumlrig ausgesondert werden

Damit muss aus 3 und 4 zwingend gefolgert werden dass es sich nicht um einen geschlos-senen Fund handeln kann

Fuumlr die Auffindung der Scheibe ergeben sich nach den hier angefuumlhrten Analysen der Fundsi-tuation zwei denkbare Szenarien (A) Die Scheibe wurde auf dem Mittelberg im hu-

mosen Bereich unmittelbar unter der Oberflauml-che angetroffen weil sie sich dort bereits in sekundaumlrer Lage befand Hierzu passen die aumllteren Beschaumldigungsspuren und die Schil-derung der Auffindung der Scheibe durch die Finder Eine solche sekundaumlre Lage schlieszligt die Geschlossenheit des Gesamtfundes aus Die Scheibe waumlre also ein Einzelfund inner-halb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage

(B) Die Scheibe wurde an einem anderen Fundort als dem untersuchten unmittelbar unter der Oberflaumlche in einem einheitlichen Sediment gefunden Die aumlltere Beschaumldigung erfolgte in situ ohne dass das Objekt wesentlich aus seiner urspruumlnglichen Lage gerissen wurde Eine Zugehoumlrigkeit weiterer Funde sofern diese nicht (wie das Beil) auszuschlieszligen sind waumlre moumlglich Da eine Zusammengehoumlrig-keit der Funde analytisch nicht nachweisbar ist und dieses Szenario nicht der bdquoguumlltigenldquo Fundgeschichte des Finders entspricht ist die Geschlossenheit des Fundes nicht gegeben

Bei beiden Szenarien muss die Scheibe aus sich heraus hinsichtlich der Datierung als Einzelob-jekt betrachtet werden wobei festgestellt werden muss dass fuumlr eine Einordung in die mitteleuro-paumlische Fruumlhbronzezeit kein vergleichbares Sym-bolgut benannt werden kann73 Vielmehr wuumlrde ndash wenn die Herkunft vom Mittelberg gesichert waumlre ndash eine Datierung auch im Kontext der ei-senzeitlichen Befestigung wie auch durch die Iko-nographie naheliegen Damit wuumlrde die bislang vorlegte Interpretation und das daraus abgeleite-te Konstrukt ihrer Bedeutung und Funktion jegli-cher Grundlagen entbehren

Die abschlieszligende Anmerkung soll zusammen-fassend verdeutlichen dass die vorgetragene In-terpretation nur die zugaumlnglichen Quellen benut-zen konnte Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollstaumlndig Viele Details lieszligen sich noch praumlziser darstellen wenn die notwendigen Quellen ndash von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veroumlffentlichung aller naturwissenschaft-lichen Analysen ndash besser erschlossen waumlren Es ist zu hoffen dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes fuumlr die weitere wissen-schaftliche Analyse genauso ge nutzt werden kann Ebenso ist zu hoffen dass die inzwischen uumlberbor-

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

20

61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 10: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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folgt und eine genaue wissenschaftliche Analyse erst in einem zweiten Schritt nachge reicht wird fuumlhrte zu verschiedenen Fehlinterpretationen die zum Teil heute immer noch Bestand haben Augenscheinliche Irrtuumlmer bei der ersten Publi-kation wie die vorschnelle Interpretation einer urspruumlnglichen Verbergung der Funde in einer Steinkiste wurden revidiert37 Von den vielen Teil aspekten sei hier nur die Interpretation der Veraumlnderung des Dekors herausgegriffen Die

erste Publikation der Fertigungsphasen der Schei-be erfolgte 2004 in dem Ausstellungskatalog bdquoDer geschmiedete Himmelldquo38 Die dort bereits angelegten religionsgeschichtlichen Thesen wurden 2010 aus-fuumlhrlich dargelegt eine Zusammenfassung hierzu bietet Abb 6 Von zentraler Rolle erscheint dabei die postulierte Nutzungsdauer die vor allem dazu dient einen Bezug zu bekannten fruumlhbronzezeit-lichen Sozialstrukturen herzustellen insbesonde-re zu den Phasen mit zentralen bdquoElitebildungenldquo

Abb 6 Interpretation der verschiedenen Fertigungsphasen der Scheibe von Nebra nach Meller (2010 Abb 35) Die Scheibe ist nach der postulierten Auffindungssituation ausrichtet

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Da in dem durch die Beifunde skizzierten Nieder-legungszeitraum (um 1600 v Chr16 Jh v Chr) in der Fundregion keine entsprechenden Struk-turen vorhanden sind erscheint als fruumlhester Ent-stehungszeitpunkt bdquoder Beginn des 2 Jahrtausends die Zeit der mitteldeutschen Fuumlrstengraumlber plausibel In dieser Epoche waren erstmals technische und ge-sellschaftliche Voraussetzungen vorhanden die die Herstellung eines komplexen Werkes wie der Himmels-scheibe moumlglich machten Die maximale Nutzungsdau-er haumltte demnach etwa 400 Jahre die minimale etwa 100 Jahre betragenldquo39 Die 100 Jahre werden aus ei-ner Umlaufzeit der Beifunde postuliert

2010 wird die erste Phase der Scheibe mit dem Beginn des Kupferbergbaues im Mitterberg-Re-vier (Gem St Johann im Pongau Land Salzburg) datiert bdquoda das Kupfer der Himmelsscheibe gemaumlszlig der Analysen Pernickas vom Mitterberg stammtldquo40 Ein houmlheres Entstehungsalter wird als Moumlglich-keit beibehalten bdquoNach diesen Erwaumlgungen waumlre der Beginn der Erschlieszligung des Mitterberg-Kupfers und damit die Herstellung der Himmelsscheibe fruumlhestens im 18 Jh v Chr also zwischen 1750 und 1700 v Chr anzusetzen wobei ndash wie bereits bemerkt ndash ein fruumlherer Ansatz des Bergbaus aufgrund des methodischen Vor-gehens und des derzeitigen Forschungsstandes nicht auszuschlieszligen istldquo41

Ein solcher indirekter Datierungsansatz der Scheibe uumlber die Metallanalyse ist aber aus zwei Gruumlnden methodisch zu kritisieren Erstens erge-ben sich wie dargelegt Zweifel ob das Kupfer der Begleitfunde und der Scheibe derselben Quel-le zuzuweisen ist Hier lassen sich vielleicht durch vertiefende Studien Fortschritte erzielen Grund-saumltzlich zeigen die Analysen dieses sog ostalpinen Kupfers dass es kaum moumlglich sein wird hier de-taillierte Ergebnisse zu erzielen Die Bezeichnung die auf die Arbeitsgruppe von Richard Pittioni zu-ruumlckgeht42 fasst Fahlerzkupferarten zusammen die geringere Spurenelementgehalte bei Nickel (Ni) Arsen (As) und Antimon (Sb) aufweisen Je nach Anteilen bzw Konzentration der Spuren-elemente die leicht um eine Groumlszligenordnung va-riieren koumlnnen lassen sich verschiedene Gruppen oder Varianten herausarbeiten die einen groszligen Anteil in der Stuttgarter Datenbank43 umfassen und sich vor allem seit der Fruumlhbronzezeit chro-nologisch schwer einordnen lassen Je nachdem wie die Grenzwerte fuumlr die einzelnen Elemente fuumlr einen Suchlauf in der Datenbank gewaumlhlt werden koumlnnen recht unterschiedliche Gruppen erzeugt werden Betrachtet man auf der Grundlage der groszligen Variabilitaumlt dieses Kupfers daruumlber hinaus die Kartenbilder seiner Verbreitung44 dann sollte jedem Betrachter die weite Verbreitung der Grup-

pen des sog Ostalpinen Kupfers zwischen Suumld-frankreich und dem Karpatenbecken im Suumlden und Suumldskandinavien im Norden auffallen

Die Probleme der weiten geographischen Streu-ung fuumlhren zum zweiten Punkt der Nutzungsdau-er dieser alpinen Lagerstaumltten Eine Abschaumltzung fuumlr das Mitterbergrevier ergab nach einer Initial-phase (1918-16 Jh v Chr) eine Bluumltezeit vom 15-13 Jh v Chr aber auch noch eine deutliche Weiternutzung vom 12 Jh v Chr bis in die fruumlhe Eisenzeit45 Zur juumlngeren Eisenzeit fehlen bislang vergleichbare Untersuchungen Aufgrund der viele hundert Jahre langen Nutzung der gleichen Kupferlagerstaumltten besteht keine Moumlglichkeit aus der geochemischen Zusammensetzung des Kup-fers eine Datierung der Artefakte abzuleiten

Kehrt man zur Objektgeschichte zuruumlck so koumlnnten die Veraumlnderungen auch vom gleichen Handwerker in nur kurzer Zeit oder wenigen Jah-ren vorgenommen worden sein Hierfuumlr koumlnnte man anfuumlhren dass alle Aumlnderungen in der gleichen Technik ausgefuumlhrt wurden Dies waumlre gleichermaszligen moumlglich aber ebenso wenig zwin-gend zu erwarten

Das Beispiel der Objektgeschichte laumlsst ein zu-grundeliegendes Dilemma erkennen Aufgrund der astronomischen Interpretation46 stellt sich im-mer die Frage nach dem sozialen kulturellen und wissenschaftlichen Umfeld das einem entspre-chend hohen Anspruch gerecht werden muss Da zum potenziellen Niederlegungszeitpunkt solche Strukturen fehlen muumlssen sie durch lange Datie-rungsspannen etc konstruiert werden Angelegt ist diese Vorstellung bereits im ersten Ausstel-lungskatalog (Meller 2004b) Mit dem Titel bdquoDer Koumlrper des Koumlnigsldquo stellt Meller uumlber das aumlhnliche Ausstattungsmuster einen Bezug zu dem Fuumlrsten-grab von Leubingen (um 1942 plusmn 10 v Chr) her bdquoAn die Stelle des Leichnams mit seiner goldenen Trachtausstattung tritt in Nebra die Himmelsschei-be Fuumlr die Zeit um 1600 vChr sind Fuumlrstengraumlber nicht belegt Geht man von der strukturellen Aumlhnlich-keit der Funde von Nebra und Leubingen aus kommt man zu dem Schluss dass der Hort als Fortsetzung der Fuumlrstengraumlber gewertet werden mussldquo47

Archaumlologisch gesehen waumlre dieses Konstrukt ein singulaumlres Beispiel zu dem keine Vergleiche angefuumlhrt werden koumlnnten Aber auch das Aus-stattungsmuster waumlre nicht entsprechend da auf diesem Niveau zu erwarten waumlre dass eine entsprechende Ausstattung als eigens gefertigtes Ensemble einer entsprechend hervorragenden Qualitaumlt vorlaumlge Hier wirken die beiden verschie-denen Beile von denen eines durch eine starke bereits antike Beschaumldigung der Schneide auffaumlllt

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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der einzelne Meiszligel (ohne sonstige bdquoMetallurgen-ausstattungldquo) ebenso zufaumlllig zusammengestellt wie die Armspiralen die als Paar in einem Grab-fund doch eher einen Hinweis auf eine Frauenbe-stattung ergeben wuumlrden

Die vorangegangenen Uumlberlegungen konzen-trierten sich vor allem auf die Zusammengehouml-rigkeit des Gesamtfundes mit dem Ergebnis dass sich bei dem Konvolut das Vorhandensein eines geschlossenen Fundes im Sinne von Oskar Mon-

a b

c

d e f g

Abb 7 a)-b) Goldschale Zuumlrich-Altstetten (Foto Schweizerisches Landesmuseum Zuumlrich) c) Motive auf dem Schwert von Allach-Untermenzing 5 Jh vChr (Gebhard amp Krause 2016 Abb 4) d) keltische Goldmuumlnze des 2 Jh v Chr Sontheim Lkr Unterallgaumlu (Archaumlologische Staatssammlung MK-K3273) e) Neuses Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1277) f) Neuses

Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1245 g) Albstadt Regenbogenschuumlsselchen (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1422 d)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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telius kaum beweisen laumlsst Auf dieser Grundlage muumlsste die Scheibe als individuelles Objekt bewer-tet und betrachtet werden Geht man aber daruumlber hinaus so sind als Objektkategorie aumlhnliche groszlige Bronzescheiben uumlberwiegend im ethnologischen Bereich nachweisbar beispielsweise in Sibirien als Schamanenspiegel (auch mit Randlochung) oder als Teile von Metalltrommeln (Kesselgongs) Als vergleichbar moumlgliche Musikinstrumente im ar-chaumlologischen Bestand koumlnnen die beiden Objekte von Balkaringkra (Gem Ystads Schonen Schweden) und Haschendorf (Gem Neckenmarkt Bez Ober-pullendorf Burgenland) genannt werden48 Die simple Grundform ist jedoch nicht ausreichend um hier stichhaltig argumentieren zu koumlnnen So-mit verbleibt als Bewertungskriterium fuumlr eine kul-turhistorische Einordnung nach Wegfall der Ein-ordnung uumlber die Metallzusammensetzung allein die Ikonographie Die gaumlngige Interpretation ist dass die Darstellung auf der Scheibe komplizierte astronomische Phaumlnomene wiedergeben wuumlrde Deren Verstaumlndnis beruhe auf dem Vorhanden-sein einer gesellschaftlichen Struktur die eine Art bdquoKoumlnigsreichldquo bildete (Meller amp Michel 2018)

Der astronomischen Deutung der Scheibe wurde von verschiedenen Seiten mit guten Argu-menten uumlberzeugend widersprochen So konnten Emiacutelia Paacutesztor und Curt Roslund seit 2007 zeigen dass die auf der Scheibe dargestellten bdquoSterneldquo gleichmaumlszligig verteilt sind und keine konkrete Himmelsabbildung darstellen49 Im Vergleich mit ethnographischen Beispielen betonen sie eine zu-grundeliegende mythologische schamanistische Gedankenwelt geradezu das Gegenteil einer konkreten astronomischen Interpretation

Ikonographisch laumlsst sich die Art der Darstel-lung vom Typus bdquoSonne Mond und Sterneldquo viel-fach von der Antike bis in die Neuzeit belegen vor allem im Mittelalter gibt es einige sehr aumlhnliche Darstellungen50 Diese stellen Sonne und Mond als die goumlttlichen Himmelskoumlrper dar In der Antike waren sie die Machtsymbole roumlmischer Kaiser im Mittelalter unterstreichen sie in dieser Tradi tion die Herrschaft Christi uumlber den Kosmos51 bei Tag und bei Nacht Die Darstellungen der Scheibe von Nebra sind auf den ersten Blick teilweise verbluumlf-fend aumlhnlich Ein Unterschied zeigt sich jedoch in der Darstellung der Sonne die immer mit deut-lichen Strahlen gekennzeichnet ist Dieses Merkmal fehlt bei Nebra weshalb die Deutung der goldenen Kreisscheibe ndash in den bisherigen Publikationen wird sie als SonneVollmond nicht eindeutig be-stimmt52 ndash als Vollmond weiter zu untersuchen ist

Himmelsvorstellungen im ersten Jahrtausend v Chr

Es wurde bereits an anderer Stelle darauf hin-gewiesen dass neben den mittelalterlichen und ethnographischen Beispielen zur mythischen Darstellung von Himmelskoumlrpern und Himmels-phaumlnomen die Ikonographie des ersten Jahrtau-sends v Chr einen unmittelbar vergleichbaren Zugang bietet53 Dieser vor allem aus dem kel-tischen Siedlungsbereich uumlberlieferten Bilderwelt liegen komplexe Mythen und Glaubensvorstel-lungen zugrunde die sich im Laufe des gesam-ten ersten Jahrtausends v Chr in Mitteleuropa ausbreiteten und in der spaumlten Eisenzeit eine vielschichtige Religion auspraumlgten Diese kann vor allem durch die Uumlberlieferungen in gallo-roumlmischer Zeit beschrieben werden ist aber trotz vieler Studien nur ansatzweise verstanden54

Als eines der aumlltesten Beispiele fuumlr das Motiv bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo ist die spaumltbron-zezeitlichen Schale von Zuumlrich Altstetten zu nen-nen (Abb 7 a-b) Die flaumlchige Buckelverzierung lieszlige sich in diesem Zusammenhang durchaus als bdquoSternenhimmelldquo interpretieren Bemerkenswert ist neben dem bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo Motiv die Anbringung von einzelnen Boumlgen im Bereich des Schalenbodens

Das Kurzschwert von Allach hier genannt als Beispiel fuumlr eine ganze Gattung weist neben dem identischen Bildprogramm von bdquo[SonneVollmond] Sichelmond und Sterneldquo auf seiner Ruumlckseite auch das Element eines an beiden En-den betonten flachen Bogens auf (Abb 7c)55 Die weite Oumlffnung und flache Woumllbung dieses Bo-gens er sei im Folgenden als bdquoHimmelsbogenldquo bezeichnet schlieszligt die konkrete Darstellung eines Torques aus56 Die komplexe Symbolik die aufgrund der zahlreichen Belege dieser Motive vor allem auf keltischen Muumlnzbildern eine Ein-zelstudie verdient sei im Folgenden kurz skiz-ziert Dabei muss auch die Frage gestellt werden ob sich die Zweideutigkeit des Motivs SonneVollmond im Einzelfall klaumlren laumlsst Die gleich-zeitige Verbindung mit Sternen und Sichelmond macht es zumindest beim Schwert von Allach wahrscheinlich dass eher die Darstellung des rei-nen Nachtgeschehens gemeint ist

Deutlicher erscheinen die Zusammenhaumlnge wenn man die keltischen Muumlnzbilder des zweiten und ersten Jahrhunderts v Chr betrachtet Auf den Regenbogenschuumlsselchen finden sich sowohl weit geoumlffnete Boumlgen mit darunter befindlichen Kugeln in der Form des bdquoHimmelsbogensldquo von Allach (Abb 7d)57 als auch staumlrker geschlossene

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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die als Darstellung eines Torques bezeichnet werden koumlnnten Die Unterscheidung zwischen bdquoHimmelsbogenldquo und Torques erscheint trotz der Aumlhnlichkeit der Motive gegeben da beispielswei-se in der boumlhmischen Muumlnzpraumlgung beide Motive am selben Objekt auftreten koumlnnen58 Dass die Deutung der abstrakten Motive durchaus kom-plex ist und im Einzelfall auch oft keine eindeutige Interpretation zulaumlsst mag in der Herstellung der Muumlnzen verankert sein Uumlblicherweise werden die Bildmotive auf den Muumlnzen als immer weiter abstrahierende Entwicklung von urspruumlnglichen Vorbildern wie z B die Weiterentwicklung der Biga gesehen In vielen Faumlllen laumlsst sich auf den Muumlnzbildern feststellen dass bei den bdquoHim-melsboumlgenldquo nicht die Darstellung eines Torques gemeint ist Als Beispiel koumlnnen hier Buumlschel-quinare aus dem Muumlnzschatz von Neuses ad Regnitz (Gem Eggolsheim Oberfranken) ange-fuumlhrt werden (Abb 7 e-f)59 Hier tritt der schwach gewoumllbte Bogen mit Kugelenden in Kombina-tion mit einem darunterliegenden groszligen Punkt auf in einer Variante aber auch als durch sieben Punkte gebildeter Bogen Beide Varianten unter-scheiden sich deutlich von Torquesdarstellungen Die Regenbogenschuumlsselchen aus dem Depot von Albstadt (Gem Alzenau Lkr Aschaffenburg Unterfranken) zeigen als Besonderheit dass der Bogen als Zickzacklinie gestaltet ist (Abb 7g)60

Die Abschlusskugeln bilden zusammen mit den Elementen aus dem Inneren eine Linie die wie-derum uumlber einer gezackten Grundlinie steht Die knappe Schilderung dieser Zusammenhaumlnge laumlsst erkennen dass die auf dem Schwert von Al-lach angelegten Symbole des Himmels uumlber lange Zeit verstandenes Allgemeingut waren

Dass sich in der juumlngeren Eisenzeit dabei mit Sternen und Mondsichel auszligerordentlich haumlufig Motive der Nacht finden erscheint besonders be-merkenswert und ist zugleich durch historische Quellen belegt61 Im Kern beschreiben sie neben der weitergefuumlhrten Sonnensymbolik62 vor allem die Symbole die Nacht die fuumlr die Abstammungs-geschichte der Kelten eine besondere Rolle spielt und deshalb auch in dem keltischen lunisolaren Kalender wiederfindet Entsprechend beginnt die Zeitdarstellung des Kalenders von Coligny (Deacutep Ain Reg Auvergne-Rhocircne-Alpes) mit dem Win-terhalbjahr und die Monate werden in eine dunk-le und eine helle Haumllfte geteilt63 Es waumlre deshalb konsequent die Kreisscheibe die sich auf dem Schwert von Allach befindet entsprechend nicht als Sonne sondern als hellen Vollmond zu sehen Die auf zahlreichen Gegenstaumlnden des Alltags zu findende keltische Himmelssymbolik war fuumlr ihre

Betrachter ein wohlbekannter Teil eines sehr kom-plexen mythologischen Weltbildes das uns skiz-zenhaft auch durch schriftliche Quellen bekannt ist Es ist das Resultat der vielfaumlltigen Kulturgeschich-te des ersten Jahrtausends v Chr die von starken mediterranen Einfluumlssen gepraumlgt ist und vor allem in der Eisenzeit durch die Entwicklung von Sied-lungszentren soziokulturelle Phaumlnomene aumlhnlich von Hochkulturen aufweist In diese Tradition fuumlgen sich auch die realistischen Darstellungen des ausgehenden 1 Jahrtausends vChr herausra-gend uumlberliefert auf dem Kessel von Gundestrup Hier praumlsentiert eine mit einem Hirschgeweih als nicht menschliches Wesen gekennzeichnete Figur in der rechten Hand einen Torques in der linken eine gehoumlrnte Schlange (bdquoWidderschlangeldquo)64 Nach uumlbereinstimmender Ansicht ist hier der Gott Cernunnos dargestellt der auch in Analogie zu der Schilderung der bei Caesar uumlberlieferten Ab-stammungsgeschichte der Kelten von Dis Pater in Verbindung gesetzt wird Diese Abstammungs-geschichte von einem bdquoNachtHimmelsldquo-Gott stimmt uumlberein mit der Wahl des Symbols einer Schlange (bdquoErdeNachtldquo) und dem gegenuumlberste-henden Torques (bdquoHimmelsbogen Nacht von Son-nenuntergang bis Sonnenaufgang oder Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergangldquo)65

Fasst man diese knappen Ausfuumlhrungen zu-sammen so gehoumlren bdquo[Sonne Vollmond] Sterne Mondldquo in Verbindung mit bdquoHimmelsboumlgenldquo zum weitverbreiteten Symbolgut des ersten Jahrtau-sends v Chr mit dem deutlichen Schwerpunkt in der spaumlten Hallstatt- und Lategravenezeit Aufgrund des haumlufigen Vorkommens der Muumlnzen schei-nen sich die Motive auf den keltischen Bereich zu konzentrieren es koumlnnen aber auch Beispiele der Zone noumlrdlich der Mittelgebirge genannt werden also dem Fundgebiet der Himmelsscheibe von Nebra Diese Zone zeichnet sich dadurch aus dass im Laufe des ersten Jahrtausends sowohl Sach-kultur wie z B Fibelformen als auch Motive aus dem bdquokeltischenldquo Bereich adaptiert werden Es muss auch in Hinblick auf die eigenartig schlichte handwerkliche Ausfuumlhrung der bdquoHimmelsschei-beldquo erwaumlhnt werden dass dabei durchwegs ein Qualitaumltsgefaumllle bemerkenswert ist Ein typisches Beispiel fuumlr die Uumlbernahme von Einzelmotiven sind die Verzierungen auf den Holsteiner Guumlrteln (Abb 8)66 Diese kombinieren die meisten der ge-nannten Elemente Schlangen Boumlgen mit Kugel-enden Boumlgen mit den darunterliegenden Punkten unterschiedlicher Anzahl Kreisbuckel mit Strah-lenkranz (Sonnensymbole) sowie Halbboumlgen mit auszligenliegender Strichelung Ob diese Motive im Norden auch in der gleichen Bedeutung wie im

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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keltischen Bereich verstanden wurden ist nicht erschlieszligbar aber wie die periphere Lage eines singulaumlren Objektes wie des Gundestrupkessels zeigt durchaus nicht ausgeschlossen

Betrachtet man dieses nach dem kulturellen Bruch zu Beginn der Urnenfelderzeit entstandene Symbolgut im Vergleich zum fruumlhbronzezeit-lichen Motivschatz stellt sich ein deutlicher Wi-

a

b

c

d

Abb 8 Das Symbolgut der sog bdquoHolsteiner Guumlrtelldquo uumlbernimmt und kombiniert die Motive des keltischen Bereichs a)-b) Hamburg-Altengamme Gesamtuumlbersicht und Ausschnitt des Guumlrtelendes ndash c) Hornbeck Grab 709 Kr Herzogtum Lauenburg ndash d) Malente Kr

Ostholstein ndash (a Foto Archaumlologisches Museum Hamburg ohne M b Heynowski 2017 182 B 7 cm c nach Heynowski 2017 184 B 117 cm)

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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Abb 9 Oben Die Himmelsscheibe von Nebra Unten Bronzezeitliche Schwerter Beile und Armschmuck angeblich zusammen mit der Himmelsscheibe von Nebra gefunden Zustand vor der Uumlbernahme der Funde durch das Landesmuseum Halle Das Uumlbereinstimmen

der Fotos mit den Originalen wurde am 2512002 notariell beglaubigt Foto Hildegard Burri-Bayer

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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derspruch dar Bereits Wolfgang David wies da-rauf hin dass die Scheibe von Nebra im damaligen Symbolgut als ein vollkommener Fremdkoumlrper erscheinen wuumlrde67 Es ist zudem bemerkenswert dass bei den herangezogenen Bildprogrammen aus dem fortgeschrittenen und spaumlten 2 Jahrtau-send v Chr mit Motiven wie Vogelbarken mit Sonnen Sonnenwagen und dem nordischen bdquoSon-nenschiffldquo68 oder dem dominanten Kreisdekor auf Goldgegenstaumlnden69 die abstrakte Darstellung der Sonne im Vordergrund steht Die Symbole auf der Himmelsscheibe von Nebra erscheinen dage-gen als ein Nacht-orien tiertes Sujet entsprechen also dem kulturellen Umfeld des 1 Jahrtausends v Chr An dieser Stelle sei abschlieszligend an einen Diskussionsbeitrag von Paul Gleirscher zur Schei-be erinnert der 2007 das Bogensymbol auf der Scheibe als Darstellung einer Sichel diskutierte und zugleich darauf hinwies dass angesichts der unklaren Fundverhaumlltnisse durchaus auch eine spaumltbronzezeitliche Datierung denkbar sei70 Zu-gleich erinnerte Gleirscher auch an den lunaren Bezug der Sicheln und zitierte hierzu B Haumlnsel der diese als Attribute einer Nacht- oder Mond-gottheit gesehen hat71 Damit schlieszligt sich der Kreis zu den oben genannten Fruumlhlategraveneschwer-tern deren durch Vollmond und Sichelmond be-tonter Bezug zum Mondkreislauf72 unmittelbar an die Himmelsscheibe von Nebra anschlieszligen

Fazit

In den vorangegangenen Uumlberlegungen konnte dargestellt werden dass seit dem letzten Beitrag im Archaumlologischen Korrespondenzblatt im Jahr 2008 eine abweichende Deutung der Scheibe und ihrer Beifunde begruumlndet werden kann Die Unterschiede ergeben sich aus den folgenden vier Argumenten 1 Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe

spricht gegen eine Auffindungslage in situ was zugleich auch die Zusammengehoumlrigkeit mit den Beifunden in Frage stellt

2 Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer Gold) unterstuumltzen die etwaige Zu-sammengehoumlrigkeit der Funde

3 Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aus-sage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehoumlrig zu betrachten Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhaumlrtet

4 Ebenso muss der Meiszligel in diesem Zusammen-hang als nicht zugehoumlrig ausgesondert werden

Damit muss aus 3 und 4 zwingend gefolgert werden dass es sich nicht um einen geschlos-senen Fund handeln kann

Fuumlr die Auffindung der Scheibe ergeben sich nach den hier angefuumlhrten Analysen der Fundsi-tuation zwei denkbare Szenarien (A) Die Scheibe wurde auf dem Mittelberg im hu-

mosen Bereich unmittelbar unter der Oberflauml-che angetroffen weil sie sich dort bereits in sekundaumlrer Lage befand Hierzu passen die aumllteren Beschaumldigungsspuren und die Schil-derung der Auffindung der Scheibe durch die Finder Eine solche sekundaumlre Lage schlieszligt die Geschlossenheit des Gesamtfundes aus Die Scheibe waumlre also ein Einzelfund inner-halb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage

(B) Die Scheibe wurde an einem anderen Fundort als dem untersuchten unmittelbar unter der Oberflaumlche in einem einheitlichen Sediment gefunden Die aumlltere Beschaumldigung erfolgte in situ ohne dass das Objekt wesentlich aus seiner urspruumlnglichen Lage gerissen wurde Eine Zugehoumlrigkeit weiterer Funde sofern diese nicht (wie das Beil) auszuschlieszligen sind waumlre moumlglich Da eine Zusammengehoumlrig-keit der Funde analytisch nicht nachweisbar ist und dieses Szenario nicht der bdquoguumlltigenldquo Fundgeschichte des Finders entspricht ist die Geschlossenheit des Fundes nicht gegeben

Bei beiden Szenarien muss die Scheibe aus sich heraus hinsichtlich der Datierung als Einzelob-jekt betrachtet werden wobei festgestellt werden muss dass fuumlr eine Einordung in die mitteleuro-paumlische Fruumlhbronzezeit kein vergleichbares Sym-bolgut benannt werden kann73 Vielmehr wuumlrde ndash wenn die Herkunft vom Mittelberg gesichert waumlre ndash eine Datierung auch im Kontext der ei-senzeitlichen Befestigung wie auch durch die Iko-nographie naheliegen Damit wuumlrde die bislang vorlegte Interpretation und das daraus abgeleite-te Konstrukt ihrer Bedeutung und Funktion jegli-cher Grundlagen entbehren

Die abschlieszligende Anmerkung soll zusammen-fassend verdeutlichen dass die vorgetragene In-terpretation nur die zugaumlnglichen Quellen benut-zen konnte Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollstaumlndig Viele Details lieszligen sich noch praumlziser darstellen wenn die notwendigen Quellen ndash von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veroumlffentlichung aller naturwissenschaft-lichen Analysen ndash besser erschlossen waumlren Es ist zu hoffen dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes fuumlr die weitere wissen-schaftliche Analyse genauso ge nutzt werden kann Ebenso ist zu hoffen dass die inzwischen uumlberbor-

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 11: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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Da in dem durch die Beifunde skizzierten Nieder-legungszeitraum (um 1600 v Chr16 Jh v Chr) in der Fundregion keine entsprechenden Struk-turen vorhanden sind erscheint als fruumlhester Ent-stehungszeitpunkt bdquoder Beginn des 2 Jahrtausends die Zeit der mitteldeutschen Fuumlrstengraumlber plausibel In dieser Epoche waren erstmals technische und ge-sellschaftliche Voraussetzungen vorhanden die die Herstellung eines komplexen Werkes wie der Himmels-scheibe moumlglich machten Die maximale Nutzungsdau-er haumltte demnach etwa 400 Jahre die minimale etwa 100 Jahre betragenldquo39 Die 100 Jahre werden aus ei-ner Umlaufzeit der Beifunde postuliert

2010 wird die erste Phase der Scheibe mit dem Beginn des Kupferbergbaues im Mitterberg-Re-vier (Gem St Johann im Pongau Land Salzburg) datiert bdquoda das Kupfer der Himmelsscheibe gemaumlszlig der Analysen Pernickas vom Mitterberg stammtldquo40 Ein houmlheres Entstehungsalter wird als Moumlglich-keit beibehalten bdquoNach diesen Erwaumlgungen waumlre der Beginn der Erschlieszligung des Mitterberg-Kupfers und damit die Herstellung der Himmelsscheibe fruumlhestens im 18 Jh v Chr also zwischen 1750 und 1700 v Chr anzusetzen wobei ndash wie bereits bemerkt ndash ein fruumlherer Ansatz des Bergbaus aufgrund des methodischen Vor-gehens und des derzeitigen Forschungsstandes nicht auszuschlieszligen istldquo41

Ein solcher indirekter Datierungsansatz der Scheibe uumlber die Metallanalyse ist aber aus zwei Gruumlnden methodisch zu kritisieren Erstens erge-ben sich wie dargelegt Zweifel ob das Kupfer der Begleitfunde und der Scheibe derselben Quel-le zuzuweisen ist Hier lassen sich vielleicht durch vertiefende Studien Fortschritte erzielen Grund-saumltzlich zeigen die Analysen dieses sog ostalpinen Kupfers dass es kaum moumlglich sein wird hier de-taillierte Ergebnisse zu erzielen Die Bezeichnung die auf die Arbeitsgruppe von Richard Pittioni zu-ruumlckgeht42 fasst Fahlerzkupferarten zusammen die geringere Spurenelementgehalte bei Nickel (Ni) Arsen (As) und Antimon (Sb) aufweisen Je nach Anteilen bzw Konzentration der Spuren-elemente die leicht um eine Groumlszligenordnung va-riieren koumlnnen lassen sich verschiedene Gruppen oder Varianten herausarbeiten die einen groszligen Anteil in der Stuttgarter Datenbank43 umfassen und sich vor allem seit der Fruumlhbronzezeit chro-nologisch schwer einordnen lassen Je nachdem wie die Grenzwerte fuumlr die einzelnen Elemente fuumlr einen Suchlauf in der Datenbank gewaumlhlt werden koumlnnen recht unterschiedliche Gruppen erzeugt werden Betrachtet man auf der Grundlage der groszligen Variabilitaumlt dieses Kupfers daruumlber hinaus die Kartenbilder seiner Verbreitung44 dann sollte jedem Betrachter die weite Verbreitung der Grup-

pen des sog Ostalpinen Kupfers zwischen Suumld-frankreich und dem Karpatenbecken im Suumlden und Suumldskandinavien im Norden auffallen

Die Probleme der weiten geographischen Streu-ung fuumlhren zum zweiten Punkt der Nutzungsdau-er dieser alpinen Lagerstaumltten Eine Abschaumltzung fuumlr das Mitterbergrevier ergab nach einer Initial-phase (1918-16 Jh v Chr) eine Bluumltezeit vom 15-13 Jh v Chr aber auch noch eine deutliche Weiternutzung vom 12 Jh v Chr bis in die fruumlhe Eisenzeit45 Zur juumlngeren Eisenzeit fehlen bislang vergleichbare Untersuchungen Aufgrund der viele hundert Jahre langen Nutzung der gleichen Kupferlagerstaumltten besteht keine Moumlglichkeit aus der geochemischen Zusammensetzung des Kup-fers eine Datierung der Artefakte abzuleiten

Kehrt man zur Objektgeschichte zuruumlck so koumlnnten die Veraumlnderungen auch vom gleichen Handwerker in nur kurzer Zeit oder wenigen Jah-ren vorgenommen worden sein Hierfuumlr koumlnnte man anfuumlhren dass alle Aumlnderungen in der gleichen Technik ausgefuumlhrt wurden Dies waumlre gleichermaszligen moumlglich aber ebenso wenig zwin-gend zu erwarten

Das Beispiel der Objektgeschichte laumlsst ein zu-grundeliegendes Dilemma erkennen Aufgrund der astronomischen Interpretation46 stellt sich im-mer die Frage nach dem sozialen kulturellen und wissenschaftlichen Umfeld das einem entspre-chend hohen Anspruch gerecht werden muss Da zum potenziellen Niederlegungszeitpunkt solche Strukturen fehlen muumlssen sie durch lange Datie-rungsspannen etc konstruiert werden Angelegt ist diese Vorstellung bereits im ersten Ausstel-lungskatalog (Meller 2004b) Mit dem Titel bdquoDer Koumlrper des Koumlnigsldquo stellt Meller uumlber das aumlhnliche Ausstattungsmuster einen Bezug zu dem Fuumlrsten-grab von Leubingen (um 1942 plusmn 10 v Chr) her bdquoAn die Stelle des Leichnams mit seiner goldenen Trachtausstattung tritt in Nebra die Himmelsschei-be Fuumlr die Zeit um 1600 vChr sind Fuumlrstengraumlber nicht belegt Geht man von der strukturellen Aumlhnlich-keit der Funde von Nebra und Leubingen aus kommt man zu dem Schluss dass der Hort als Fortsetzung der Fuumlrstengraumlber gewertet werden mussldquo47

Archaumlologisch gesehen waumlre dieses Konstrukt ein singulaumlres Beispiel zu dem keine Vergleiche angefuumlhrt werden koumlnnten Aber auch das Aus-stattungsmuster waumlre nicht entsprechend da auf diesem Niveau zu erwarten waumlre dass eine entsprechende Ausstattung als eigens gefertigtes Ensemble einer entsprechend hervorragenden Qualitaumlt vorlaumlge Hier wirken die beiden verschie-denen Beile von denen eines durch eine starke bereits antike Beschaumldigung der Schneide auffaumlllt

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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der einzelne Meiszligel (ohne sonstige bdquoMetallurgen-ausstattungldquo) ebenso zufaumlllig zusammengestellt wie die Armspiralen die als Paar in einem Grab-fund doch eher einen Hinweis auf eine Frauenbe-stattung ergeben wuumlrden

Die vorangegangenen Uumlberlegungen konzen-trierten sich vor allem auf die Zusammengehouml-rigkeit des Gesamtfundes mit dem Ergebnis dass sich bei dem Konvolut das Vorhandensein eines geschlossenen Fundes im Sinne von Oskar Mon-

a b

c

d e f g

Abb 7 a)-b) Goldschale Zuumlrich-Altstetten (Foto Schweizerisches Landesmuseum Zuumlrich) c) Motive auf dem Schwert von Allach-Untermenzing 5 Jh vChr (Gebhard amp Krause 2016 Abb 4) d) keltische Goldmuumlnze des 2 Jh v Chr Sontheim Lkr Unterallgaumlu (Archaumlologische Staatssammlung MK-K3273) e) Neuses Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1277) f) Neuses

Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1245 g) Albstadt Regenbogenschuumlsselchen (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1422 d)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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telius kaum beweisen laumlsst Auf dieser Grundlage muumlsste die Scheibe als individuelles Objekt bewer-tet und betrachtet werden Geht man aber daruumlber hinaus so sind als Objektkategorie aumlhnliche groszlige Bronzescheiben uumlberwiegend im ethnologischen Bereich nachweisbar beispielsweise in Sibirien als Schamanenspiegel (auch mit Randlochung) oder als Teile von Metalltrommeln (Kesselgongs) Als vergleichbar moumlgliche Musikinstrumente im ar-chaumlologischen Bestand koumlnnen die beiden Objekte von Balkaringkra (Gem Ystads Schonen Schweden) und Haschendorf (Gem Neckenmarkt Bez Ober-pullendorf Burgenland) genannt werden48 Die simple Grundform ist jedoch nicht ausreichend um hier stichhaltig argumentieren zu koumlnnen So-mit verbleibt als Bewertungskriterium fuumlr eine kul-turhistorische Einordnung nach Wegfall der Ein-ordnung uumlber die Metallzusammensetzung allein die Ikonographie Die gaumlngige Interpretation ist dass die Darstellung auf der Scheibe komplizierte astronomische Phaumlnomene wiedergeben wuumlrde Deren Verstaumlndnis beruhe auf dem Vorhanden-sein einer gesellschaftlichen Struktur die eine Art bdquoKoumlnigsreichldquo bildete (Meller amp Michel 2018)

Der astronomischen Deutung der Scheibe wurde von verschiedenen Seiten mit guten Argu-menten uumlberzeugend widersprochen So konnten Emiacutelia Paacutesztor und Curt Roslund seit 2007 zeigen dass die auf der Scheibe dargestellten bdquoSterneldquo gleichmaumlszligig verteilt sind und keine konkrete Himmelsabbildung darstellen49 Im Vergleich mit ethnographischen Beispielen betonen sie eine zu-grundeliegende mythologische schamanistische Gedankenwelt geradezu das Gegenteil einer konkreten astronomischen Interpretation

Ikonographisch laumlsst sich die Art der Darstel-lung vom Typus bdquoSonne Mond und Sterneldquo viel-fach von der Antike bis in die Neuzeit belegen vor allem im Mittelalter gibt es einige sehr aumlhnliche Darstellungen50 Diese stellen Sonne und Mond als die goumlttlichen Himmelskoumlrper dar In der Antike waren sie die Machtsymbole roumlmischer Kaiser im Mittelalter unterstreichen sie in dieser Tradi tion die Herrschaft Christi uumlber den Kosmos51 bei Tag und bei Nacht Die Darstellungen der Scheibe von Nebra sind auf den ersten Blick teilweise verbluumlf-fend aumlhnlich Ein Unterschied zeigt sich jedoch in der Darstellung der Sonne die immer mit deut-lichen Strahlen gekennzeichnet ist Dieses Merkmal fehlt bei Nebra weshalb die Deutung der goldenen Kreisscheibe ndash in den bisherigen Publikationen wird sie als SonneVollmond nicht eindeutig be-stimmt52 ndash als Vollmond weiter zu untersuchen ist

Himmelsvorstellungen im ersten Jahrtausend v Chr

Es wurde bereits an anderer Stelle darauf hin-gewiesen dass neben den mittelalterlichen und ethnographischen Beispielen zur mythischen Darstellung von Himmelskoumlrpern und Himmels-phaumlnomen die Ikonographie des ersten Jahrtau-sends v Chr einen unmittelbar vergleichbaren Zugang bietet53 Dieser vor allem aus dem kel-tischen Siedlungsbereich uumlberlieferten Bilderwelt liegen komplexe Mythen und Glaubensvorstel-lungen zugrunde die sich im Laufe des gesam-ten ersten Jahrtausends v Chr in Mitteleuropa ausbreiteten und in der spaumlten Eisenzeit eine vielschichtige Religion auspraumlgten Diese kann vor allem durch die Uumlberlieferungen in gallo-roumlmischer Zeit beschrieben werden ist aber trotz vieler Studien nur ansatzweise verstanden54

Als eines der aumlltesten Beispiele fuumlr das Motiv bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo ist die spaumltbron-zezeitlichen Schale von Zuumlrich Altstetten zu nen-nen (Abb 7 a-b) Die flaumlchige Buckelverzierung lieszlige sich in diesem Zusammenhang durchaus als bdquoSternenhimmelldquo interpretieren Bemerkenswert ist neben dem bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo Motiv die Anbringung von einzelnen Boumlgen im Bereich des Schalenbodens

Das Kurzschwert von Allach hier genannt als Beispiel fuumlr eine ganze Gattung weist neben dem identischen Bildprogramm von bdquo[SonneVollmond] Sichelmond und Sterneldquo auf seiner Ruumlckseite auch das Element eines an beiden En-den betonten flachen Bogens auf (Abb 7c)55 Die weite Oumlffnung und flache Woumllbung dieses Bo-gens er sei im Folgenden als bdquoHimmelsbogenldquo bezeichnet schlieszligt die konkrete Darstellung eines Torques aus56 Die komplexe Symbolik die aufgrund der zahlreichen Belege dieser Motive vor allem auf keltischen Muumlnzbildern eine Ein-zelstudie verdient sei im Folgenden kurz skiz-ziert Dabei muss auch die Frage gestellt werden ob sich die Zweideutigkeit des Motivs SonneVollmond im Einzelfall klaumlren laumlsst Die gleich-zeitige Verbindung mit Sternen und Sichelmond macht es zumindest beim Schwert von Allach wahrscheinlich dass eher die Darstellung des rei-nen Nachtgeschehens gemeint ist

Deutlicher erscheinen die Zusammenhaumlnge wenn man die keltischen Muumlnzbilder des zweiten und ersten Jahrhunderts v Chr betrachtet Auf den Regenbogenschuumlsselchen finden sich sowohl weit geoumlffnete Boumlgen mit darunter befindlichen Kugeln in der Form des bdquoHimmelsbogensldquo von Allach (Abb 7d)57 als auch staumlrker geschlossene

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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die als Darstellung eines Torques bezeichnet werden koumlnnten Die Unterscheidung zwischen bdquoHimmelsbogenldquo und Torques erscheint trotz der Aumlhnlichkeit der Motive gegeben da beispielswei-se in der boumlhmischen Muumlnzpraumlgung beide Motive am selben Objekt auftreten koumlnnen58 Dass die Deutung der abstrakten Motive durchaus kom-plex ist und im Einzelfall auch oft keine eindeutige Interpretation zulaumlsst mag in der Herstellung der Muumlnzen verankert sein Uumlblicherweise werden die Bildmotive auf den Muumlnzen als immer weiter abstrahierende Entwicklung von urspruumlnglichen Vorbildern wie z B die Weiterentwicklung der Biga gesehen In vielen Faumlllen laumlsst sich auf den Muumlnzbildern feststellen dass bei den bdquoHim-melsboumlgenldquo nicht die Darstellung eines Torques gemeint ist Als Beispiel koumlnnen hier Buumlschel-quinare aus dem Muumlnzschatz von Neuses ad Regnitz (Gem Eggolsheim Oberfranken) ange-fuumlhrt werden (Abb 7 e-f)59 Hier tritt der schwach gewoumllbte Bogen mit Kugelenden in Kombina-tion mit einem darunterliegenden groszligen Punkt auf in einer Variante aber auch als durch sieben Punkte gebildeter Bogen Beide Varianten unter-scheiden sich deutlich von Torquesdarstellungen Die Regenbogenschuumlsselchen aus dem Depot von Albstadt (Gem Alzenau Lkr Aschaffenburg Unterfranken) zeigen als Besonderheit dass der Bogen als Zickzacklinie gestaltet ist (Abb 7g)60

Die Abschlusskugeln bilden zusammen mit den Elementen aus dem Inneren eine Linie die wie-derum uumlber einer gezackten Grundlinie steht Die knappe Schilderung dieser Zusammenhaumlnge laumlsst erkennen dass die auf dem Schwert von Al-lach angelegten Symbole des Himmels uumlber lange Zeit verstandenes Allgemeingut waren

Dass sich in der juumlngeren Eisenzeit dabei mit Sternen und Mondsichel auszligerordentlich haumlufig Motive der Nacht finden erscheint besonders be-merkenswert und ist zugleich durch historische Quellen belegt61 Im Kern beschreiben sie neben der weitergefuumlhrten Sonnensymbolik62 vor allem die Symbole die Nacht die fuumlr die Abstammungs-geschichte der Kelten eine besondere Rolle spielt und deshalb auch in dem keltischen lunisolaren Kalender wiederfindet Entsprechend beginnt die Zeitdarstellung des Kalenders von Coligny (Deacutep Ain Reg Auvergne-Rhocircne-Alpes) mit dem Win-terhalbjahr und die Monate werden in eine dunk-le und eine helle Haumllfte geteilt63 Es waumlre deshalb konsequent die Kreisscheibe die sich auf dem Schwert von Allach befindet entsprechend nicht als Sonne sondern als hellen Vollmond zu sehen Die auf zahlreichen Gegenstaumlnden des Alltags zu findende keltische Himmelssymbolik war fuumlr ihre

Betrachter ein wohlbekannter Teil eines sehr kom-plexen mythologischen Weltbildes das uns skiz-zenhaft auch durch schriftliche Quellen bekannt ist Es ist das Resultat der vielfaumlltigen Kulturgeschich-te des ersten Jahrtausends v Chr die von starken mediterranen Einfluumlssen gepraumlgt ist und vor allem in der Eisenzeit durch die Entwicklung von Sied-lungszentren soziokulturelle Phaumlnomene aumlhnlich von Hochkulturen aufweist In diese Tradition fuumlgen sich auch die realistischen Darstellungen des ausgehenden 1 Jahrtausends vChr herausra-gend uumlberliefert auf dem Kessel von Gundestrup Hier praumlsentiert eine mit einem Hirschgeweih als nicht menschliches Wesen gekennzeichnete Figur in der rechten Hand einen Torques in der linken eine gehoumlrnte Schlange (bdquoWidderschlangeldquo)64 Nach uumlbereinstimmender Ansicht ist hier der Gott Cernunnos dargestellt der auch in Analogie zu der Schilderung der bei Caesar uumlberlieferten Ab-stammungsgeschichte der Kelten von Dis Pater in Verbindung gesetzt wird Diese Abstammungs-geschichte von einem bdquoNachtHimmelsldquo-Gott stimmt uumlberein mit der Wahl des Symbols einer Schlange (bdquoErdeNachtldquo) und dem gegenuumlberste-henden Torques (bdquoHimmelsbogen Nacht von Son-nenuntergang bis Sonnenaufgang oder Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergangldquo)65

Fasst man diese knappen Ausfuumlhrungen zu-sammen so gehoumlren bdquo[Sonne Vollmond] Sterne Mondldquo in Verbindung mit bdquoHimmelsboumlgenldquo zum weitverbreiteten Symbolgut des ersten Jahrtau-sends v Chr mit dem deutlichen Schwerpunkt in der spaumlten Hallstatt- und Lategravenezeit Aufgrund des haumlufigen Vorkommens der Muumlnzen schei-nen sich die Motive auf den keltischen Bereich zu konzentrieren es koumlnnen aber auch Beispiele der Zone noumlrdlich der Mittelgebirge genannt werden also dem Fundgebiet der Himmelsscheibe von Nebra Diese Zone zeichnet sich dadurch aus dass im Laufe des ersten Jahrtausends sowohl Sach-kultur wie z B Fibelformen als auch Motive aus dem bdquokeltischenldquo Bereich adaptiert werden Es muss auch in Hinblick auf die eigenartig schlichte handwerkliche Ausfuumlhrung der bdquoHimmelsschei-beldquo erwaumlhnt werden dass dabei durchwegs ein Qualitaumltsgefaumllle bemerkenswert ist Ein typisches Beispiel fuumlr die Uumlbernahme von Einzelmotiven sind die Verzierungen auf den Holsteiner Guumlrteln (Abb 8)66 Diese kombinieren die meisten der ge-nannten Elemente Schlangen Boumlgen mit Kugel-enden Boumlgen mit den darunterliegenden Punkten unterschiedlicher Anzahl Kreisbuckel mit Strah-lenkranz (Sonnensymbole) sowie Halbboumlgen mit auszligenliegender Strichelung Ob diese Motive im Norden auch in der gleichen Bedeutung wie im

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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keltischen Bereich verstanden wurden ist nicht erschlieszligbar aber wie die periphere Lage eines singulaumlren Objektes wie des Gundestrupkessels zeigt durchaus nicht ausgeschlossen

Betrachtet man dieses nach dem kulturellen Bruch zu Beginn der Urnenfelderzeit entstandene Symbolgut im Vergleich zum fruumlhbronzezeit-lichen Motivschatz stellt sich ein deutlicher Wi-

a

b

c

d

Abb 8 Das Symbolgut der sog bdquoHolsteiner Guumlrtelldquo uumlbernimmt und kombiniert die Motive des keltischen Bereichs a)-b) Hamburg-Altengamme Gesamtuumlbersicht und Ausschnitt des Guumlrtelendes ndash c) Hornbeck Grab 709 Kr Herzogtum Lauenburg ndash d) Malente Kr

Ostholstein ndash (a Foto Archaumlologisches Museum Hamburg ohne M b Heynowski 2017 182 B 7 cm c nach Heynowski 2017 184 B 117 cm)

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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Abb 9 Oben Die Himmelsscheibe von Nebra Unten Bronzezeitliche Schwerter Beile und Armschmuck angeblich zusammen mit der Himmelsscheibe von Nebra gefunden Zustand vor der Uumlbernahme der Funde durch das Landesmuseum Halle Das Uumlbereinstimmen

der Fotos mit den Originalen wurde am 2512002 notariell beglaubigt Foto Hildegard Burri-Bayer

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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derspruch dar Bereits Wolfgang David wies da-rauf hin dass die Scheibe von Nebra im damaligen Symbolgut als ein vollkommener Fremdkoumlrper erscheinen wuumlrde67 Es ist zudem bemerkenswert dass bei den herangezogenen Bildprogrammen aus dem fortgeschrittenen und spaumlten 2 Jahrtau-send v Chr mit Motiven wie Vogelbarken mit Sonnen Sonnenwagen und dem nordischen bdquoSon-nenschiffldquo68 oder dem dominanten Kreisdekor auf Goldgegenstaumlnden69 die abstrakte Darstellung der Sonne im Vordergrund steht Die Symbole auf der Himmelsscheibe von Nebra erscheinen dage-gen als ein Nacht-orien tiertes Sujet entsprechen also dem kulturellen Umfeld des 1 Jahrtausends v Chr An dieser Stelle sei abschlieszligend an einen Diskussionsbeitrag von Paul Gleirscher zur Schei-be erinnert der 2007 das Bogensymbol auf der Scheibe als Darstellung einer Sichel diskutierte und zugleich darauf hinwies dass angesichts der unklaren Fundverhaumlltnisse durchaus auch eine spaumltbronzezeitliche Datierung denkbar sei70 Zu-gleich erinnerte Gleirscher auch an den lunaren Bezug der Sicheln und zitierte hierzu B Haumlnsel der diese als Attribute einer Nacht- oder Mond-gottheit gesehen hat71 Damit schlieszligt sich der Kreis zu den oben genannten Fruumlhlategraveneschwer-tern deren durch Vollmond und Sichelmond be-tonter Bezug zum Mondkreislauf72 unmittelbar an die Himmelsscheibe von Nebra anschlieszligen

Fazit

In den vorangegangenen Uumlberlegungen konnte dargestellt werden dass seit dem letzten Beitrag im Archaumlologischen Korrespondenzblatt im Jahr 2008 eine abweichende Deutung der Scheibe und ihrer Beifunde begruumlndet werden kann Die Unterschiede ergeben sich aus den folgenden vier Argumenten 1 Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe

spricht gegen eine Auffindungslage in situ was zugleich auch die Zusammengehoumlrigkeit mit den Beifunden in Frage stellt

2 Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer Gold) unterstuumltzen die etwaige Zu-sammengehoumlrigkeit der Funde

3 Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aus-sage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehoumlrig zu betrachten Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhaumlrtet

4 Ebenso muss der Meiszligel in diesem Zusammen-hang als nicht zugehoumlrig ausgesondert werden

Damit muss aus 3 und 4 zwingend gefolgert werden dass es sich nicht um einen geschlos-senen Fund handeln kann

Fuumlr die Auffindung der Scheibe ergeben sich nach den hier angefuumlhrten Analysen der Fundsi-tuation zwei denkbare Szenarien (A) Die Scheibe wurde auf dem Mittelberg im hu-

mosen Bereich unmittelbar unter der Oberflauml-che angetroffen weil sie sich dort bereits in sekundaumlrer Lage befand Hierzu passen die aumllteren Beschaumldigungsspuren und die Schil-derung der Auffindung der Scheibe durch die Finder Eine solche sekundaumlre Lage schlieszligt die Geschlossenheit des Gesamtfundes aus Die Scheibe waumlre also ein Einzelfund inner-halb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage

(B) Die Scheibe wurde an einem anderen Fundort als dem untersuchten unmittelbar unter der Oberflaumlche in einem einheitlichen Sediment gefunden Die aumlltere Beschaumldigung erfolgte in situ ohne dass das Objekt wesentlich aus seiner urspruumlnglichen Lage gerissen wurde Eine Zugehoumlrigkeit weiterer Funde sofern diese nicht (wie das Beil) auszuschlieszligen sind waumlre moumlglich Da eine Zusammengehoumlrig-keit der Funde analytisch nicht nachweisbar ist und dieses Szenario nicht der bdquoguumlltigenldquo Fundgeschichte des Finders entspricht ist die Geschlossenheit des Fundes nicht gegeben

Bei beiden Szenarien muss die Scheibe aus sich heraus hinsichtlich der Datierung als Einzelob-jekt betrachtet werden wobei festgestellt werden muss dass fuumlr eine Einordung in die mitteleuro-paumlische Fruumlhbronzezeit kein vergleichbares Sym-bolgut benannt werden kann73 Vielmehr wuumlrde ndash wenn die Herkunft vom Mittelberg gesichert waumlre ndash eine Datierung auch im Kontext der ei-senzeitlichen Befestigung wie auch durch die Iko-nographie naheliegen Damit wuumlrde die bislang vorlegte Interpretation und das daraus abgeleite-te Konstrukt ihrer Bedeutung und Funktion jegli-cher Grundlagen entbehren

Die abschlieszligende Anmerkung soll zusammen-fassend verdeutlichen dass die vorgetragene In-terpretation nur die zugaumlnglichen Quellen benut-zen konnte Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollstaumlndig Viele Details lieszligen sich noch praumlziser darstellen wenn die notwendigen Quellen ndash von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veroumlffentlichung aller naturwissenschaft-lichen Analysen ndash besser erschlossen waumlren Es ist zu hoffen dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes fuumlr die weitere wissen-schaftliche Analyse genauso ge nutzt werden kann Ebenso ist zu hoffen dass die inzwischen uumlberbor-

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

20

61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 12: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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der einzelne Meiszligel (ohne sonstige bdquoMetallurgen-ausstattungldquo) ebenso zufaumlllig zusammengestellt wie die Armspiralen die als Paar in einem Grab-fund doch eher einen Hinweis auf eine Frauenbe-stattung ergeben wuumlrden

Die vorangegangenen Uumlberlegungen konzen-trierten sich vor allem auf die Zusammengehouml-rigkeit des Gesamtfundes mit dem Ergebnis dass sich bei dem Konvolut das Vorhandensein eines geschlossenen Fundes im Sinne von Oskar Mon-

a b

c

d e f g

Abb 7 a)-b) Goldschale Zuumlrich-Altstetten (Foto Schweizerisches Landesmuseum Zuumlrich) c) Motive auf dem Schwert von Allach-Untermenzing 5 Jh vChr (Gebhard amp Krause 2016 Abb 4) d) keltische Goldmuumlnze des 2 Jh v Chr Sontheim Lkr Unterallgaumlu (Archaumlologische Staatssammlung MK-K3273) e) Neuses Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1277) f) Neuses

Buumlschelquinar (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1245 g) Albstadt Regenbogenschuumlsselchen (Archaumlologische Staatssammlung MK-K 1422 d)

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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telius kaum beweisen laumlsst Auf dieser Grundlage muumlsste die Scheibe als individuelles Objekt bewer-tet und betrachtet werden Geht man aber daruumlber hinaus so sind als Objektkategorie aumlhnliche groszlige Bronzescheiben uumlberwiegend im ethnologischen Bereich nachweisbar beispielsweise in Sibirien als Schamanenspiegel (auch mit Randlochung) oder als Teile von Metalltrommeln (Kesselgongs) Als vergleichbar moumlgliche Musikinstrumente im ar-chaumlologischen Bestand koumlnnen die beiden Objekte von Balkaringkra (Gem Ystads Schonen Schweden) und Haschendorf (Gem Neckenmarkt Bez Ober-pullendorf Burgenland) genannt werden48 Die simple Grundform ist jedoch nicht ausreichend um hier stichhaltig argumentieren zu koumlnnen So-mit verbleibt als Bewertungskriterium fuumlr eine kul-turhistorische Einordnung nach Wegfall der Ein-ordnung uumlber die Metallzusammensetzung allein die Ikonographie Die gaumlngige Interpretation ist dass die Darstellung auf der Scheibe komplizierte astronomische Phaumlnomene wiedergeben wuumlrde Deren Verstaumlndnis beruhe auf dem Vorhanden-sein einer gesellschaftlichen Struktur die eine Art bdquoKoumlnigsreichldquo bildete (Meller amp Michel 2018)

Der astronomischen Deutung der Scheibe wurde von verschiedenen Seiten mit guten Argu-menten uumlberzeugend widersprochen So konnten Emiacutelia Paacutesztor und Curt Roslund seit 2007 zeigen dass die auf der Scheibe dargestellten bdquoSterneldquo gleichmaumlszligig verteilt sind und keine konkrete Himmelsabbildung darstellen49 Im Vergleich mit ethnographischen Beispielen betonen sie eine zu-grundeliegende mythologische schamanistische Gedankenwelt geradezu das Gegenteil einer konkreten astronomischen Interpretation

Ikonographisch laumlsst sich die Art der Darstel-lung vom Typus bdquoSonne Mond und Sterneldquo viel-fach von der Antike bis in die Neuzeit belegen vor allem im Mittelalter gibt es einige sehr aumlhnliche Darstellungen50 Diese stellen Sonne und Mond als die goumlttlichen Himmelskoumlrper dar In der Antike waren sie die Machtsymbole roumlmischer Kaiser im Mittelalter unterstreichen sie in dieser Tradi tion die Herrschaft Christi uumlber den Kosmos51 bei Tag und bei Nacht Die Darstellungen der Scheibe von Nebra sind auf den ersten Blick teilweise verbluumlf-fend aumlhnlich Ein Unterschied zeigt sich jedoch in der Darstellung der Sonne die immer mit deut-lichen Strahlen gekennzeichnet ist Dieses Merkmal fehlt bei Nebra weshalb die Deutung der goldenen Kreisscheibe ndash in den bisherigen Publikationen wird sie als SonneVollmond nicht eindeutig be-stimmt52 ndash als Vollmond weiter zu untersuchen ist

Himmelsvorstellungen im ersten Jahrtausend v Chr

Es wurde bereits an anderer Stelle darauf hin-gewiesen dass neben den mittelalterlichen und ethnographischen Beispielen zur mythischen Darstellung von Himmelskoumlrpern und Himmels-phaumlnomen die Ikonographie des ersten Jahrtau-sends v Chr einen unmittelbar vergleichbaren Zugang bietet53 Dieser vor allem aus dem kel-tischen Siedlungsbereich uumlberlieferten Bilderwelt liegen komplexe Mythen und Glaubensvorstel-lungen zugrunde die sich im Laufe des gesam-ten ersten Jahrtausends v Chr in Mitteleuropa ausbreiteten und in der spaumlten Eisenzeit eine vielschichtige Religion auspraumlgten Diese kann vor allem durch die Uumlberlieferungen in gallo-roumlmischer Zeit beschrieben werden ist aber trotz vieler Studien nur ansatzweise verstanden54

Als eines der aumlltesten Beispiele fuumlr das Motiv bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo ist die spaumltbron-zezeitlichen Schale von Zuumlrich Altstetten zu nen-nen (Abb 7 a-b) Die flaumlchige Buckelverzierung lieszlige sich in diesem Zusammenhang durchaus als bdquoSternenhimmelldquo interpretieren Bemerkenswert ist neben dem bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo Motiv die Anbringung von einzelnen Boumlgen im Bereich des Schalenbodens

Das Kurzschwert von Allach hier genannt als Beispiel fuumlr eine ganze Gattung weist neben dem identischen Bildprogramm von bdquo[SonneVollmond] Sichelmond und Sterneldquo auf seiner Ruumlckseite auch das Element eines an beiden En-den betonten flachen Bogens auf (Abb 7c)55 Die weite Oumlffnung und flache Woumllbung dieses Bo-gens er sei im Folgenden als bdquoHimmelsbogenldquo bezeichnet schlieszligt die konkrete Darstellung eines Torques aus56 Die komplexe Symbolik die aufgrund der zahlreichen Belege dieser Motive vor allem auf keltischen Muumlnzbildern eine Ein-zelstudie verdient sei im Folgenden kurz skiz-ziert Dabei muss auch die Frage gestellt werden ob sich die Zweideutigkeit des Motivs SonneVollmond im Einzelfall klaumlren laumlsst Die gleich-zeitige Verbindung mit Sternen und Sichelmond macht es zumindest beim Schwert von Allach wahrscheinlich dass eher die Darstellung des rei-nen Nachtgeschehens gemeint ist

Deutlicher erscheinen die Zusammenhaumlnge wenn man die keltischen Muumlnzbilder des zweiten und ersten Jahrhunderts v Chr betrachtet Auf den Regenbogenschuumlsselchen finden sich sowohl weit geoumlffnete Boumlgen mit darunter befindlichen Kugeln in der Form des bdquoHimmelsbogensldquo von Allach (Abb 7d)57 als auch staumlrker geschlossene

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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die als Darstellung eines Torques bezeichnet werden koumlnnten Die Unterscheidung zwischen bdquoHimmelsbogenldquo und Torques erscheint trotz der Aumlhnlichkeit der Motive gegeben da beispielswei-se in der boumlhmischen Muumlnzpraumlgung beide Motive am selben Objekt auftreten koumlnnen58 Dass die Deutung der abstrakten Motive durchaus kom-plex ist und im Einzelfall auch oft keine eindeutige Interpretation zulaumlsst mag in der Herstellung der Muumlnzen verankert sein Uumlblicherweise werden die Bildmotive auf den Muumlnzen als immer weiter abstrahierende Entwicklung von urspruumlnglichen Vorbildern wie z B die Weiterentwicklung der Biga gesehen In vielen Faumlllen laumlsst sich auf den Muumlnzbildern feststellen dass bei den bdquoHim-melsboumlgenldquo nicht die Darstellung eines Torques gemeint ist Als Beispiel koumlnnen hier Buumlschel-quinare aus dem Muumlnzschatz von Neuses ad Regnitz (Gem Eggolsheim Oberfranken) ange-fuumlhrt werden (Abb 7 e-f)59 Hier tritt der schwach gewoumllbte Bogen mit Kugelenden in Kombina-tion mit einem darunterliegenden groszligen Punkt auf in einer Variante aber auch als durch sieben Punkte gebildeter Bogen Beide Varianten unter-scheiden sich deutlich von Torquesdarstellungen Die Regenbogenschuumlsselchen aus dem Depot von Albstadt (Gem Alzenau Lkr Aschaffenburg Unterfranken) zeigen als Besonderheit dass der Bogen als Zickzacklinie gestaltet ist (Abb 7g)60

Die Abschlusskugeln bilden zusammen mit den Elementen aus dem Inneren eine Linie die wie-derum uumlber einer gezackten Grundlinie steht Die knappe Schilderung dieser Zusammenhaumlnge laumlsst erkennen dass die auf dem Schwert von Al-lach angelegten Symbole des Himmels uumlber lange Zeit verstandenes Allgemeingut waren

Dass sich in der juumlngeren Eisenzeit dabei mit Sternen und Mondsichel auszligerordentlich haumlufig Motive der Nacht finden erscheint besonders be-merkenswert und ist zugleich durch historische Quellen belegt61 Im Kern beschreiben sie neben der weitergefuumlhrten Sonnensymbolik62 vor allem die Symbole die Nacht die fuumlr die Abstammungs-geschichte der Kelten eine besondere Rolle spielt und deshalb auch in dem keltischen lunisolaren Kalender wiederfindet Entsprechend beginnt die Zeitdarstellung des Kalenders von Coligny (Deacutep Ain Reg Auvergne-Rhocircne-Alpes) mit dem Win-terhalbjahr und die Monate werden in eine dunk-le und eine helle Haumllfte geteilt63 Es waumlre deshalb konsequent die Kreisscheibe die sich auf dem Schwert von Allach befindet entsprechend nicht als Sonne sondern als hellen Vollmond zu sehen Die auf zahlreichen Gegenstaumlnden des Alltags zu findende keltische Himmelssymbolik war fuumlr ihre

Betrachter ein wohlbekannter Teil eines sehr kom-plexen mythologischen Weltbildes das uns skiz-zenhaft auch durch schriftliche Quellen bekannt ist Es ist das Resultat der vielfaumlltigen Kulturgeschich-te des ersten Jahrtausends v Chr die von starken mediterranen Einfluumlssen gepraumlgt ist und vor allem in der Eisenzeit durch die Entwicklung von Sied-lungszentren soziokulturelle Phaumlnomene aumlhnlich von Hochkulturen aufweist In diese Tradition fuumlgen sich auch die realistischen Darstellungen des ausgehenden 1 Jahrtausends vChr herausra-gend uumlberliefert auf dem Kessel von Gundestrup Hier praumlsentiert eine mit einem Hirschgeweih als nicht menschliches Wesen gekennzeichnete Figur in der rechten Hand einen Torques in der linken eine gehoumlrnte Schlange (bdquoWidderschlangeldquo)64 Nach uumlbereinstimmender Ansicht ist hier der Gott Cernunnos dargestellt der auch in Analogie zu der Schilderung der bei Caesar uumlberlieferten Ab-stammungsgeschichte der Kelten von Dis Pater in Verbindung gesetzt wird Diese Abstammungs-geschichte von einem bdquoNachtHimmelsldquo-Gott stimmt uumlberein mit der Wahl des Symbols einer Schlange (bdquoErdeNachtldquo) und dem gegenuumlberste-henden Torques (bdquoHimmelsbogen Nacht von Son-nenuntergang bis Sonnenaufgang oder Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergangldquo)65

Fasst man diese knappen Ausfuumlhrungen zu-sammen so gehoumlren bdquo[Sonne Vollmond] Sterne Mondldquo in Verbindung mit bdquoHimmelsboumlgenldquo zum weitverbreiteten Symbolgut des ersten Jahrtau-sends v Chr mit dem deutlichen Schwerpunkt in der spaumlten Hallstatt- und Lategravenezeit Aufgrund des haumlufigen Vorkommens der Muumlnzen schei-nen sich die Motive auf den keltischen Bereich zu konzentrieren es koumlnnen aber auch Beispiele der Zone noumlrdlich der Mittelgebirge genannt werden also dem Fundgebiet der Himmelsscheibe von Nebra Diese Zone zeichnet sich dadurch aus dass im Laufe des ersten Jahrtausends sowohl Sach-kultur wie z B Fibelformen als auch Motive aus dem bdquokeltischenldquo Bereich adaptiert werden Es muss auch in Hinblick auf die eigenartig schlichte handwerkliche Ausfuumlhrung der bdquoHimmelsschei-beldquo erwaumlhnt werden dass dabei durchwegs ein Qualitaumltsgefaumllle bemerkenswert ist Ein typisches Beispiel fuumlr die Uumlbernahme von Einzelmotiven sind die Verzierungen auf den Holsteiner Guumlrteln (Abb 8)66 Diese kombinieren die meisten der ge-nannten Elemente Schlangen Boumlgen mit Kugel-enden Boumlgen mit den darunterliegenden Punkten unterschiedlicher Anzahl Kreisbuckel mit Strah-lenkranz (Sonnensymbole) sowie Halbboumlgen mit auszligenliegender Strichelung Ob diese Motive im Norden auch in der gleichen Bedeutung wie im

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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keltischen Bereich verstanden wurden ist nicht erschlieszligbar aber wie die periphere Lage eines singulaumlren Objektes wie des Gundestrupkessels zeigt durchaus nicht ausgeschlossen

Betrachtet man dieses nach dem kulturellen Bruch zu Beginn der Urnenfelderzeit entstandene Symbolgut im Vergleich zum fruumlhbronzezeit-lichen Motivschatz stellt sich ein deutlicher Wi-

a

b

c

d

Abb 8 Das Symbolgut der sog bdquoHolsteiner Guumlrtelldquo uumlbernimmt und kombiniert die Motive des keltischen Bereichs a)-b) Hamburg-Altengamme Gesamtuumlbersicht und Ausschnitt des Guumlrtelendes ndash c) Hornbeck Grab 709 Kr Herzogtum Lauenburg ndash d) Malente Kr

Ostholstein ndash (a Foto Archaumlologisches Museum Hamburg ohne M b Heynowski 2017 182 B 7 cm c nach Heynowski 2017 184 B 117 cm)

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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Abb 9 Oben Die Himmelsscheibe von Nebra Unten Bronzezeitliche Schwerter Beile und Armschmuck angeblich zusammen mit der Himmelsscheibe von Nebra gefunden Zustand vor der Uumlbernahme der Funde durch das Landesmuseum Halle Das Uumlbereinstimmen

der Fotos mit den Originalen wurde am 2512002 notariell beglaubigt Foto Hildegard Burri-Bayer

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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derspruch dar Bereits Wolfgang David wies da-rauf hin dass die Scheibe von Nebra im damaligen Symbolgut als ein vollkommener Fremdkoumlrper erscheinen wuumlrde67 Es ist zudem bemerkenswert dass bei den herangezogenen Bildprogrammen aus dem fortgeschrittenen und spaumlten 2 Jahrtau-send v Chr mit Motiven wie Vogelbarken mit Sonnen Sonnenwagen und dem nordischen bdquoSon-nenschiffldquo68 oder dem dominanten Kreisdekor auf Goldgegenstaumlnden69 die abstrakte Darstellung der Sonne im Vordergrund steht Die Symbole auf der Himmelsscheibe von Nebra erscheinen dage-gen als ein Nacht-orien tiertes Sujet entsprechen also dem kulturellen Umfeld des 1 Jahrtausends v Chr An dieser Stelle sei abschlieszligend an einen Diskussionsbeitrag von Paul Gleirscher zur Schei-be erinnert der 2007 das Bogensymbol auf der Scheibe als Darstellung einer Sichel diskutierte und zugleich darauf hinwies dass angesichts der unklaren Fundverhaumlltnisse durchaus auch eine spaumltbronzezeitliche Datierung denkbar sei70 Zu-gleich erinnerte Gleirscher auch an den lunaren Bezug der Sicheln und zitierte hierzu B Haumlnsel der diese als Attribute einer Nacht- oder Mond-gottheit gesehen hat71 Damit schlieszligt sich der Kreis zu den oben genannten Fruumlhlategraveneschwer-tern deren durch Vollmond und Sichelmond be-tonter Bezug zum Mondkreislauf72 unmittelbar an die Himmelsscheibe von Nebra anschlieszligen

Fazit

In den vorangegangenen Uumlberlegungen konnte dargestellt werden dass seit dem letzten Beitrag im Archaumlologischen Korrespondenzblatt im Jahr 2008 eine abweichende Deutung der Scheibe und ihrer Beifunde begruumlndet werden kann Die Unterschiede ergeben sich aus den folgenden vier Argumenten 1 Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe

spricht gegen eine Auffindungslage in situ was zugleich auch die Zusammengehoumlrigkeit mit den Beifunden in Frage stellt

2 Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer Gold) unterstuumltzen die etwaige Zu-sammengehoumlrigkeit der Funde

3 Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aus-sage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehoumlrig zu betrachten Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhaumlrtet

4 Ebenso muss der Meiszligel in diesem Zusammen-hang als nicht zugehoumlrig ausgesondert werden

Damit muss aus 3 und 4 zwingend gefolgert werden dass es sich nicht um einen geschlos-senen Fund handeln kann

Fuumlr die Auffindung der Scheibe ergeben sich nach den hier angefuumlhrten Analysen der Fundsi-tuation zwei denkbare Szenarien (A) Die Scheibe wurde auf dem Mittelberg im hu-

mosen Bereich unmittelbar unter der Oberflauml-che angetroffen weil sie sich dort bereits in sekundaumlrer Lage befand Hierzu passen die aumllteren Beschaumldigungsspuren und die Schil-derung der Auffindung der Scheibe durch die Finder Eine solche sekundaumlre Lage schlieszligt die Geschlossenheit des Gesamtfundes aus Die Scheibe waumlre also ein Einzelfund inner-halb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage

(B) Die Scheibe wurde an einem anderen Fundort als dem untersuchten unmittelbar unter der Oberflaumlche in einem einheitlichen Sediment gefunden Die aumlltere Beschaumldigung erfolgte in situ ohne dass das Objekt wesentlich aus seiner urspruumlnglichen Lage gerissen wurde Eine Zugehoumlrigkeit weiterer Funde sofern diese nicht (wie das Beil) auszuschlieszligen sind waumlre moumlglich Da eine Zusammengehoumlrig-keit der Funde analytisch nicht nachweisbar ist und dieses Szenario nicht der bdquoguumlltigenldquo Fundgeschichte des Finders entspricht ist die Geschlossenheit des Fundes nicht gegeben

Bei beiden Szenarien muss die Scheibe aus sich heraus hinsichtlich der Datierung als Einzelob-jekt betrachtet werden wobei festgestellt werden muss dass fuumlr eine Einordung in die mitteleuro-paumlische Fruumlhbronzezeit kein vergleichbares Sym-bolgut benannt werden kann73 Vielmehr wuumlrde ndash wenn die Herkunft vom Mittelberg gesichert waumlre ndash eine Datierung auch im Kontext der ei-senzeitlichen Befestigung wie auch durch die Iko-nographie naheliegen Damit wuumlrde die bislang vorlegte Interpretation und das daraus abgeleite-te Konstrukt ihrer Bedeutung und Funktion jegli-cher Grundlagen entbehren

Die abschlieszligende Anmerkung soll zusammen-fassend verdeutlichen dass die vorgetragene In-terpretation nur die zugaumlnglichen Quellen benut-zen konnte Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollstaumlndig Viele Details lieszligen sich noch praumlziser darstellen wenn die notwendigen Quellen ndash von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veroumlffentlichung aller naturwissenschaft-lichen Analysen ndash besser erschlossen waumlren Es ist zu hoffen dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes fuumlr die weitere wissen-schaftliche Analyse genauso ge nutzt werden kann Ebenso ist zu hoffen dass die inzwischen uumlberbor-

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

20

61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

L i t e r a t u r

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 13: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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telius kaum beweisen laumlsst Auf dieser Grundlage muumlsste die Scheibe als individuelles Objekt bewer-tet und betrachtet werden Geht man aber daruumlber hinaus so sind als Objektkategorie aumlhnliche groszlige Bronzescheiben uumlberwiegend im ethnologischen Bereich nachweisbar beispielsweise in Sibirien als Schamanenspiegel (auch mit Randlochung) oder als Teile von Metalltrommeln (Kesselgongs) Als vergleichbar moumlgliche Musikinstrumente im ar-chaumlologischen Bestand koumlnnen die beiden Objekte von Balkaringkra (Gem Ystads Schonen Schweden) und Haschendorf (Gem Neckenmarkt Bez Ober-pullendorf Burgenland) genannt werden48 Die simple Grundform ist jedoch nicht ausreichend um hier stichhaltig argumentieren zu koumlnnen So-mit verbleibt als Bewertungskriterium fuumlr eine kul-turhistorische Einordnung nach Wegfall der Ein-ordnung uumlber die Metallzusammensetzung allein die Ikonographie Die gaumlngige Interpretation ist dass die Darstellung auf der Scheibe komplizierte astronomische Phaumlnomene wiedergeben wuumlrde Deren Verstaumlndnis beruhe auf dem Vorhanden-sein einer gesellschaftlichen Struktur die eine Art bdquoKoumlnigsreichldquo bildete (Meller amp Michel 2018)

Der astronomischen Deutung der Scheibe wurde von verschiedenen Seiten mit guten Argu-menten uumlberzeugend widersprochen So konnten Emiacutelia Paacutesztor und Curt Roslund seit 2007 zeigen dass die auf der Scheibe dargestellten bdquoSterneldquo gleichmaumlszligig verteilt sind und keine konkrete Himmelsabbildung darstellen49 Im Vergleich mit ethnographischen Beispielen betonen sie eine zu-grundeliegende mythologische schamanistische Gedankenwelt geradezu das Gegenteil einer konkreten astronomischen Interpretation

Ikonographisch laumlsst sich die Art der Darstel-lung vom Typus bdquoSonne Mond und Sterneldquo viel-fach von der Antike bis in die Neuzeit belegen vor allem im Mittelalter gibt es einige sehr aumlhnliche Darstellungen50 Diese stellen Sonne und Mond als die goumlttlichen Himmelskoumlrper dar In der Antike waren sie die Machtsymbole roumlmischer Kaiser im Mittelalter unterstreichen sie in dieser Tradi tion die Herrschaft Christi uumlber den Kosmos51 bei Tag und bei Nacht Die Darstellungen der Scheibe von Nebra sind auf den ersten Blick teilweise verbluumlf-fend aumlhnlich Ein Unterschied zeigt sich jedoch in der Darstellung der Sonne die immer mit deut-lichen Strahlen gekennzeichnet ist Dieses Merkmal fehlt bei Nebra weshalb die Deutung der goldenen Kreisscheibe ndash in den bisherigen Publikationen wird sie als SonneVollmond nicht eindeutig be-stimmt52 ndash als Vollmond weiter zu untersuchen ist

Himmelsvorstellungen im ersten Jahrtausend v Chr

Es wurde bereits an anderer Stelle darauf hin-gewiesen dass neben den mittelalterlichen und ethnographischen Beispielen zur mythischen Darstellung von Himmelskoumlrpern und Himmels-phaumlnomen die Ikonographie des ersten Jahrtau-sends v Chr einen unmittelbar vergleichbaren Zugang bietet53 Dieser vor allem aus dem kel-tischen Siedlungsbereich uumlberlieferten Bilderwelt liegen komplexe Mythen und Glaubensvorstel-lungen zugrunde die sich im Laufe des gesam-ten ersten Jahrtausends v Chr in Mitteleuropa ausbreiteten und in der spaumlten Eisenzeit eine vielschichtige Religion auspraumlgten Diese kann vor allem durch die Uumlberlieferungen in gallo-roumlmischer Zeit beschrieben werden ist aber trotz vieler Studien nur ansatzweise verstanden54

Als eines der aumlltesten Beispiele fuumlr das Motiv bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo ist die spaumltbron-zezeitlichen Schale von Zuumlrich Altstetten zu nen-nen (Abb 7 a-b) Die flaumlchige Buckelverzierung lieszlige sich in diesem Zusammenhang durchaus als bdquoSternenhimmelldquo interpretieren Bemerkenswert ist neben dem bdquo[SonneVollmond] und Mondldquo Motiv die Anbringung von einzelnen Boumlgen im Bereich des Schalenbodens

Das Kurzschwert von Allach hier genannt als Beispiel fuumlr eine ganze Gattung weist neben dem identischen Bildprogramm von bdquo[SonneVollmond] Sichelmond und Sterneldquo auf seiner Ruumlckseite auch das Element eines an beiden En-den betonten flachen Bogens auf (Abb 7c)55 Die weite Oumlffnung und flache Woumllbung dieses Bo-gens er sei im Folgenden als bdquoHimmelsbogenldquo bezeichnet schlieszligt die konkrete Darstellung eines Torques aus56 Die komplexe Symbolik die aufgrund der zahlreichen Belege dieser Motive vor allem auf keltischen Muumlnzbildern eine Ein-zelstudie verdient sei im Folgenden kurz skiz-ziert Dabei muss auch die Frage gestellt werden ob sich die Zweideutigkeit des Motivs SonneVollmond im Einzelfall klaumlren laumlsst Die gleich-zeitige Verbindung mit Sternen und Sichelmond macht es zumindest beim Schwert von Allach wahrscheinlich dass eher die Darstellung des rei-nen Nachtgeschehens gemeint ist

Deutlicher erscheinen die Zusammenhaumlnge wenn man die keltischen Muumlnzbilder des zweiten und ersten Jahrhunderts v Chr betrachtet Auf den Regenbogenschuumlsselchen finden sich sowohl weit geoumlffnete Boumlgen mit darunter befindlichen Kugeln in der Form des bdquoHimmelsbogensldquo von Allach (Abb 7d)57 als auch staumlrker geschlossene

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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die als Darstellung eines Torques bezeichnet werden koumlnnten Die Unterscheidung zwischen bdquoHimmelsbogenldquo und Torques erscheint trotz der Aumlhnlichkeit der Motive gegeben da beispielswei-se in der boumlhmischen Muumlnzpraumlgung beide Motive am selben Objekt auftreten koumlnnen58 Dass die Deutung der abstrakten Motive durchaus kom-plex ist und im Einzelfall auch oft keine eindeutige Interpretation zulaumlsst mag in der Herstellung der Muumlnzen verankert sein Uumlblicherweise werden die Bildmotive auf den Muumlnzen als immer weiter abstrahierende Entwicklung von urspruumlnglichen Vorbildern wie z B die Weiterentwicklung der Biga gesehen In vielen Faumlllen laumlsst sich auf den Muumlnzbildern feststellen dass bei den bdquoHim-melsboumlgenldquo nicht die Darstellung eines Torques gemeint ist Als Beispiel koumlnnen hier Buumlschel-quinare aus dem Muumlnzschatz von Neuses ad Regnitz (Gem Eggolsheim Oberfranken) ange-fuumlhrt werden (Abb 7 e-f)59 Hier tritt der schwach gewoumllbte Bogen mit Kugelenden in Kombina-tion mit einem darunterliegenden groszligen Punkt auf in einer Variante aber auch als durch sieben Punkte gebildeter Bogen Beide Varianten unter-scheiden sich deutlich von Torquesdarstellungen Die Regenbogenschuumlsselchen aus dem Depot von Albstadt (Gem Alzenau Lkr Aschaffenburg Unterfranken) zeigen als Besonderheit dass der Bogen als Zickzacklinie gestaltet ist (Abb 7g)60

Die Abschlusskugeln bilden zusammen mit den Elementen aus dem Inneren eine Linie die wie-derum uumlber einer gezackten Grundlinie steht Die knappe Schilderung dieser Zusammenhaumlnge laumlsst erkennen dass die auf dem Schwert von Al-lach angelegten Symbole des Himmels uumlber lange Zeit verstandenes Allgemeingut waren

Dass sich in der juumlngeren Eisenzeit dabei mit Sternen und Mondsichel auszligerordentlich haumlufig Motive der Nacht finden erscheint besonders be-merkenswert und ist zugleich durch historische Quellen belegt61 Im Kern beschreiben sie neben der weitergefuumlhrten Sonnensymbolik62 vor allem die Symbole die Nacht die fuumlr die Abstammungs-geschichte der Kelten eine besondere Rolle spielt und deshalb auch in dem keltischen lunisolaren Kalender wiederfindet Entsprechend beginnt die Zeitdarstellung des Kalenders von Coligny (Deacutep Ain Reg Auvergne-Rhocircne-Alpes) mit dem Win-terhalbjahr und die Monate werden in eine dunk-le und eine helle Haumllfte geteilt63 Es waumlre deshalb konsequent die Kreisscheibe die sich auf dem Schwert von Allach befindet entsprechend nicht als Sonne sondern als hellen Vollmond zu sehen Die auf zahlreichen Gegenstaumlnden des Alltags zu findende keltische Himmelssymbolik war fuumlr ihre

Betrachter ein wohlbekannter Teil eines sehr kom-plexen mythologischen Weltbildes das uns skiz-zenhaft auch durch schriftliche Quellen bekannt ist Es ist das Resultat der vielfaumlltigen Kulturgeschich-te des ersten Jahrtausends v Chr die von starken mediterranen Einfluumlssen gepraumlgt ist und vor allem in der Eisenzeit durch die Entwicklung von Sied-lungszentren soziokulturelle Phaumlnomene aumlhnlich von Hochkulturen aufweist In diese Tradition fuumlgen sich auch die realistischen Darstellungen des ausgehenden 1 Jahrtausends vChr herausra-gend uumlberliefert auf dem Kessel von Gundestrup Hier praumlsentiert eine mit einem Hirschgeweih als nicht menschliches Wesen gekennzeichnete Figur in der rechten Hand einen Torques in der linken eine gehoumlrnte Schlange (bdquoWidderschlangeldquo)64 Nach uumlbereinstimmender Ansicht ist hier der Gott Cernunnos dargestellt der auch in Analogie zu der Schilderung der bei Caesar uumlberlieferten Ab-stammungsgeschichte der Kelten von Dis Pater in Verbindung gesetzt wird Diese Abstammungs-geschichte von einem bdquoNachtHimmelsldquo-Gott stimmt uumlberein mit der Wahl des Symbols einer Schlange (bdquoErdeNachtldquo) und dem gegenuumlberste-henden Torques (bdquoHimmelsbogen Nacht von Son-nenuntergang bis Sonnenaufgang oder Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergangldquo)65

Fasst man diese knappen Ausfuumlhrungen zu-sammen so gehoumlren bdquo[Sonne Vollmond] Sterne Mondldquo in Verbindung mit bdquoHimmelsboumlgenldquo zum weitverbreiteten Symbolgut des ersten Jahrtau-sends v Chr mit dem deutlichen Schwerpunkt in der spaumlten Hallstatt- und Lategravenezeit Aufgrund des haumlufigen Vorkommens der Muumlnzen schei-nen sich die Motive auf den keltischen Bereich zu konzentrieren es koumlnnen aber auch Beispiele der Zone noumlrdlich der Mittelgebirge genannt werden also dem Fundgebiet der Himmelsscheibe von Nebra Diese Zone zeichnet sich dadurch aus dass im Laufe des ersten Jahrtausends sowohl Sach-kultur wie z B Fibelformen als auch Motive aus dem bdquokeltischenldquo Bereich adaptiert werden Es muss auch in Hinblick auf die eigenartig schlichte handwerkliche Ausfuumlhrung der bdquoHimmelsschei-beldquo erwaumlhnt werden dass dabei durchwegs ein Qualitaumltsgefaumllle bemerkenswert ist Ein typisches Beispiel fuumlr die Uumlbernahme von Einzelmotiven sind die Verzierungen auf den Holsteiner Guumlrteln (Abb 8)66 Diese kombinieren die meisten der ge-nannten Elemente Schlangen Boumlgen mit Kugel-enden Boumlgen mit den darunterliegenden Punkten unterschiedlicher Anzahl Kreisbuckel mit Strah-lenkranz (Sonnensymbole) sowie Halbboumlgen mit auszligenliegender Strichelung Ob diese Motive im Norden auch in der gleichen Bedeutung wie im

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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keltischen Bereich verstanden wurden ist nicht erschlieszligbar aber wie die periphere Lage eines singulaumlren Objektes wie des Gundestrupkessels zeigt durchaus nicht ausgeschlossen

Betrachtet man dieses nach dem kulturellen Bruch zu Beginn der Urnenfelderzeit entstandene Symbolgut im Vergleich zum fruumlhbronzezeit-lichen Motivschatz stellt sich ein deutlicher Wi-

a

b

c

d

Abb 8 Das Symbolgut der sog bdquoHolsteiner Guumlrtelldquo uumlbernimmt und kombiniert die Motive des keltischen Bereichs a)-b) Hamburg-Altengamme Gesamtuumlbersicht und Ausschnitt des Guumlrtelendes ndash c) Hornbeck Grab 709 Kr Herzogtum Lauenburg ndash d) Malente Kr

Ostholstein ndash (a Foto Archaumlologisches Museum Hamburg ohne M b Heynowski 2017 182 B 7 cm c nach Heynowski 2017 184 B 117 cm)

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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Abb 9 Oben Die Himmelsscheibe von Nebra Unten Bronzezeitliche Schwerter Beile und Armschmuck angeblich zusammen mit der Himmelsscheibe von Nebra gefunden Zustand vor der Uumlbernahme der Funde durch das Landesmuseum Halle Das Uumlbereinstimmen

der Fotos mit den Originalen wurde am 2512002 notariell beglaubigt Foto Hildegard Burri-Bayer

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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derspruch dar Bereits Wolfgang David wies da-rauf hin dass die Scheibe von Nebra im damaligen Symbolgut als ein vollkommener Fremdkoumlrper erscheinen wuumlrde67 Es ist zudem bemerkenswert dass bei den herangezogenen Bildprogrammen aus dem fortgeschrittenen und spaumlten 2 Jahrtau-send v Chr mit Motiven wie Vogelbarken mit Sonnen Sonnenwagen und dem nordischen bdquoSon-nenschiffldquo68 oder dem dominanten Kreisdekor auf Goldgegenstaumlnden69 die abstrakte Darstellung der Sonne im Vordergrund steht Die Symbole auf der Himmelsscheibe von Nebra erscheinen dage-gen als ein Nacht-orien tiertes Sujet entsprechen also dem kulturellen Umfeld des 1 Jahrtausends v Chr An dieser Stelle sei abschlieszligend an einen Diskussionsbeitrag von Paul Gleirscher zur Schei-be erinnert der 2007 das Bogensymbol auf der Scheibe als Darstellung einer Sichel diskutierte und zugleich darauf hinwies dass angesichts der unklaren Fundverhaumlltnisse durchaus auch eine spaumltbronzezeitliche Datierung denkbar sei70 Zu-gleich erinnerte Gleirscher auch an den lunaren Bezug der Sicheln und zitierte hierzu B Haumlnsel der diese als Attribute einer Nacht- oder Mond-gottheit gesehen hat71 Damit schlieszligt sich der Kreis zu den oben genannten Fruumlhlategraveneschwer-tern deren durch Vollmond und Sichelmond be-tonter Bezug zum Mondkreislauf72 unmittelbar an die Himmelsscheibe von Nebra anschlieszligen

Fazit

In den vorangegangenen Uumlberlegungen konnte dargestellt werden dass seit dem letzten Beitrag im Archaumlologischen Korrespondenzblatt im Jahr 2008 eine abweichende Deutung der Scheibe und ihrer Beifunde begruumlndet werden kann Die Unterschiede ergeben sich aus den folgenden vier Argumenten 1 Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe

spricht gegen eine Auffindungslage in situ was zugleich auch die Zusammengehoumlrigkeit mit den Beifunden in Frage stellt

2 Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer Gold) unterstuumltzen die etwaige Zu-sammengehoumlrigkeit der Funde

3 Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aus-sage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehoumlrig zu betrachten Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhaumlrtet

4 Ebenso muss der Meiszligel in diesem Zusammen-hang als nicht zugehoumlrig ausgesondert werden

Damit muss aus 3 und 4 zwingend gefolgert werden dass es sich nicht um einen geschlos-senen Fund handeln kann

Fuumlr die Auffindung der Scheibe ergeben sich nach den hier angefuumlhrten Analysen der Fundsi-tuation zwei denkbare Szenarien (A) Die Scheibe wurde auf dem Mittelberg im hu-

mosen Bereich unmittelbar unter der Oberflauml-che angetroffen weil sie sich dort bereits in sekundaumlrer Lage befand Hierzu passen die aumllteren Beschaumldigungsspuren und die Schil-derung der Auffindung der Scheibe durch die Finder Eine solche sekundaumlre Lage schlieszligt die Geschlossenheit des Gesamtfundes aus Die Scheibe waumlre also ein Einzelfund inner-halb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage

(B) Die Scheibe wurde an einem anderen Fundort als dem untersuchten unmittelbar unter der Oberflaumlche in einem einheitlichen Sediment gefunden Die aumlltere Beschaumldigung erfolgte in situ ohne dass das Objekt wesentlich aus seiner urspruumlnglichen Lage gerissen wurde Eine Zugehoumlrigkeit weiterer Funde sofern diese nicht (wie das Beil) auszuschlieszligen sind waumlre moumlglich Da eine Zusammengehoumlrig-keit der Funde analytisch nicht nachweisbar ist und dieses Szenario nicht der bdquoguumlltigenldquo Fundgeschichte des Finders entspricht ist die Geschlossenheit des Fundes nicht gegeben

Bei beiden Szenarien muss die Scheibe aus sich heraus hinsichtlich der Datierung als Einzelob-jekt betrachtet werden wobei festgestellt werden muss dass fuumlr eine Einordung in die mitteleuro-paumlische Fruumlhbronzezeit kein vergleichbares Sym-bolgut benannt werden kann73 Vielmehr wuumlrde ndash wenn die Herkunft vom Mittelberg gesichert waumlre ndash eine Datierung auch im Kontext der ei-senzeitlichen Befestigung wie auch durch die Iko-nographie naheliegen Damit wuumlrde die bislang vorlegte Interpretation und das daraus abgeleite-te Konstrukt ihrer Bedeutung und Funktion jegli-cher Grundlagen entbehren

Die abschlieszligende Anmerkung soll zusammen-fassend verdeutlichen dass die vorgetragene In-terpretation nur die zugaumlnglichen Quellen benut-zen konnte Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollstaumlndig Viele Details lieszligen sich noch praumlziser darstellen wenn die notwendigen Quellen ndash von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veroumlffentlichung aller naturwissenschaft-lichen Analysen ndash besser erschlossen waumlren Es ist zu hoffen dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes fuumlr die weitere wissen-schaftliche Analyse genauso ge nutzt werden kann Ebenso ist zu hoffen dass die inzwischen uumlberbor-

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 14: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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die als Darstellung eines Torques bezeichnet werden koumlnnten Die Unterscheidung zwischen bdquoHimmelsbogenldquo und Torques erscheint trotz der Aumlhnlichkeit der Motive gegeben da beispielswei-se in der boumlhmischen Muumlnzpraumlgung beide Motive am selben Objekt auftreten koumlnnen58 Dass die Deutung der abstrakten Motive durchaus kom-plex ist und im Einzelfall auch oft keine eindeutige Interpretation zulaumlsst mag in der Herstellung der Muumlnzen verankert sein Uumlblicherweise werden die Bildmotive auf den Muumlnzen als immer weiter abstrahierende Entwicklung von urspruumlnglichen Vorbildern wie z B die Weiterentwicklung der Biga gesehen In vielen Faumlllen laumlsst sich auf den Muumlnzbildern feststellen dass bei den bdquoHim-melsboumlgenldquo nicht die Darstellung eines Torques gemeint ist Als Beispiel koumlnnen hier Buumlschel-quinare aus dem Muumlnzschatz von Neuses ad Regnitz (Gem Eggolsheim Oberfranken) ange-fuumlhrt werden (Abb 7 e-f)59 Hier tritt der schwach gewoumllbte Bogen mit Kugelenden in Kombina-tion mit einem darunterliegenden groszligen Punkt auf in einer Variante aber auch als durch sieben Punkte gebildeter Bogen Beide Varianten unter-scheiden sich deutlich von Torquesdarstellungen Die Regenbogenschuumlsselchen aus dem Depot von Albstadt (Gem Alzenau Lkr Aschaffenburg Unterfranken) zeigen als Besonderheit dass der Bogen als Zickzacklinie gestaltet ist (Abb 7g)60

Die Abschlusskugeln bilden zusammen mit den Elementen aus dem Inneren eine Linie die wie-derum uumlber einer gezackten Grundlinie steht Die knappe Schilderung dieser Zusammenhaumlnge laumlsst erkennen dass die auf dem Schwert von Al-lach angelegten Symbole des Himmels uumlber lange Zeit verstandenes Allgemeingut waren

Dass sich in der juumlngeren Eisenzeit dabei mit Sternen und Mondsichel auszligerordentlich haumlufig Motive der Nacht finden erscheint besonders be-merkenswert und ist zugleich durch historische Quellen belegt61 Im Kern beschreiben sie neben der weitergefuumlhrten Sonnensymbolik62 vor allem die Symbole die Nacht die fuumlr die Abstammungs-geschichte der Kelten eine besondere Rolle spielt und deshalb auch in dem keltischen lunisolaren Kalender wiederfindet Entsprechend beginnt die Zeitdarstellung des Kalenders von Coligny (Deacutep Ain Reg Auvergne-Rhocircne-Alpes) mit dem Win-terhalbjahr und die Monate werden in eine dunk-le und eine helle Haumllfte geteilt63 Es waumlre deshalb konsequent die Kreisscheibe die sich auf dem Schwert von Allach befindet entsprechend nicht als Sonne sondern als hellen Vollmond zu sehen Die auf zahlreichen Gegenstaumlnden des Alltags zu findende keltische Himmelssymbolik war fuumlr ihre

Betrachter ein wohlbekannter Teil eines sehr kom-plexen mythologischen Weltbildes das uns skiz-zenhaft auch durch schriftliche Quellen bekannt ist Es ist das Resultat der vielfaumlltigen Kulturgeschich-te des ersten Jahrtausends v Chr die von starken mediterranen Einfluumlssen gepraumlgt ist und vor allem in der Eisenzeit durch die Entwicklung von Sied-lungszentren soziokulturelle Phaumlnomene aumlhnlich von Hochkulturen aufweist In diese Tradition fuumlgen sich auch die realistischen Darstellungen des ausgehenden 1 Jahrtausends vChr herausra-gend uumlberliefert auf dem Kessel von Gundestrup Hier praumlsentiert eine mit einem Hirschgeweih als nicht menschliches Wesen gekennzeichnete Figur in der rechten Hand einen Torques in der linken eine gehoumlrnte Schlange (bdquoWidderschlangeldquo)64 Nach uumlbereinstimmender Ansicht ist hier der Gott Cernunnos dargestellt der auch in Analogie zu der Schilderung der bei Caesar uumlberlieferten Ab-stammungsgeschichte der Kelten von Dis Pater in Verbindung gesetzt wird Diese Abstammungs-geschichte von einem bdquoNachtHimmelsldquo-Gott stimmt uumlberein mit der Wahl des Symbols einer Schlange (bdquoErdeNachtldquo) und dem gegenuumlberste-henden Torques (bdquoHimmelsbogen Nacht von Son-nenuntergang bis Sonnenaufgang oder Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergangldquo)65

Fasst man diese knappen Ausfuumlhrungen zu-sammen so gehoumlren bdquo[Sonne Vollmond] Sterne Mondldquo in Verbindung mit bdquoHimmelsboumlgenldquo zum weitverbreiteten Symbolgut des ersten Jahrtau-sends v Chr mit dem deutlichen Schwerpunkt in der spaumlten Hallstatt- und Lategravenezeit Aufgrund des haumlufigen Vorkommens der Muumlnzen schei-nen sich die Motive auf den keltischen Bereich zu konzentrieren es koumlnnen aber auch Beispiele der Zone noumlrdlich der Mittelgebirge genannt werden also dem Fundgebiet der Himmelsscheibe von Nebra Diese Zone zeichnet sich dadurch aus dass im Laufe des ersten Jahrtausends sowohl Sach-kultur wie z B Fibelformen als auch Motive aus dem bdquokeltischenldquo Bereich adaptiert werden Es muss auch in Hinblick auf die eigenartig schlichte handwerkliche Ausfuumlhrung der bdquoHimmelsschei-beldquo erwaumlhnt werden dass dabei durchwegs ein Qualitaumltsgefaumllle bemerkenswert ist Ein typisches Beispiel fuumlr die Uumlbernahme von Einzelmotiven sind die Verzierungen auf den Holsteiner Guumlrteln (Abb 8)66 Diese kombinieren die meisten der ge-nannten Elemente Schlangen Boumlgen mit Kugel-enden Boumlgen mit den darunterliegenden Punkten unterschiedlicher Anzahl Kreisbuckel mit Strah-lenkranz (Sonnensymbole) sowie Halbboumlgen mit auszligenliegender Strichelung Ob diese Motive im Norden auch in der gleichen Bedeutung wie im

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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keltischen Bereich verstanden wurden ist nicht erschlieszligbar aber wie die periphere Lage eines singulaumlren Objektes wie des Gundestrupkessels zeigt durchaus nicht ausgeschlossen

Betrachtet man dieses nach dem kulturellen Bruch zu Beginn der Urnenfelderzeit entstandene Symbolgut im Vergleich zum fruumlhbronzezeit-lichen Motivschatz stellt sich ein deutlicher Wi-

a

b

c

d

Abb 8 Das Symbolgut der sog bdquoHolsteiner Guumlrtelldquo uumlbernimmt und kombiniert die Motive des keltischen Bereichs a)-b) Hamburg-Altengamme Gesamtuumlbersicht und Ausschnitt des Guumlrtelendes ndash c) Hornbeck Grab 709 Kr Herzogtum Lauenburg ndash d) Malente Kr

Ostholstein ndash (a Foto Archaumlologisches Museum Hamburg ohne M b Heynowski 2017 182 B 7 cm c nach Heynowski 2017 184 B 117 cm)

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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Abb 9 Oben Die Himmelsscheibe von Nebra Unten Bronzezeitliche Schwerter Beile und Armschmuck angeblich zusammen mit der Himmelsscheibe von Nebra gefunden Zustand vor der Uumlbernahme der Funde durch das Landesmuseum Halle Das Uumlbereinstimmen

der Fotos mit den Originalen wurde am 2512002 notariell beglaubigt Foto Hildegard Burri-Bayer

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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derspruch dar Bereits Wolfgang David wies da-rauf hin dass die Scheibe von Nebra im damaligen Symbolgut als ein vollkommener Fremdkoumlrper erscheinen wuumlrde67 Es ist zudem bemerkenswert dass bei den herangezogenen Bildprogrammen aus dem fortgeschrittenen und spaumlten 2 Jahrtau-send v Chr mit Motiven wie Vogelbarken mit Sonnen Sonnenwagen und dem nordischen bdquoSon-nenschiffldquo68 oder dem dominanten Kreisdekor auf Goldgegenstaumlnden69 die abstrakte Darstellung der Sonne im Vordergrund steht Die Symbole auf der Himmelsscheibe von Nebra erscheinen dage-gen als ein Nacht-orien tiertes Sujet entsprechen also dem kulturellen Umfeld des 1 Jahrtausends v Chr An dieser Stelle sei abschlieszligend an einen Diskussionsbeitrag von Paul Gleirscher zur Schei-be erinnert der 2007 das Bogensymbol auf der Scheibe als Darstellung einer Sichel diskutierte und zugleich darauf hinwies dass angesichts der unklaren Fundverhaumlltnisse durchaus auch eine spaumltbronzezeitliche Datierung denkbar sei70 Zu-gleich erinnerte Gleirscher auch an den lunaren Bezug der Sicheln und zitierte hierzu B Haumlnsel der diese als Attribute einer Nacht- oder Mond-gottheit gesehen hat71 Damit schlieszligt sich der Kreis zu den oben genannten Fruumlhlategraveneschwer-tern deren durch Vollmond und Sichelmond be-tonter Bezug zum Mondkreislauf72 unmittelbar an die Himmelsscheibe von Nebra anschlieszligen

Fazit

In den vorangegangenen Uumlberlegungen konnte dargestellt werden dass seit dem letzten Beitrag im Archaumlologischen Korrespondenzblatt im Jahr 2008 eine abweichende Deutung der Scheibe und ihrer Beifunde begruumlndet werden kann Die Unterschiede ergeben sich aus den folgenden vier Argumenten 1 Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe

spricht gegen eine Auffindungslage in situ was zugleich auch die Zusammengehoumlrigkeit mit den Beifunden in Frage stellt

2 Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer Gold) unterstuumltzen die etwaige Zu-sammengehoumlrigkeit der Funde

3 Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aus-sage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehoumlrig zu betrachten Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhaumlrtet

4 Ebenso muss der Meiszligel in diesem Zusammen-hang als nicht zugehoumlrig ausgesondert werden

Damit muss aus 3 und 4 zwingend gefolgert werden dass es sich nicht um einen geschlos-senen Fund handeln kann

Fuumlr die Auffindung der Scheibe ergeben sich nach den hier angefuumlhrten Analysen der Fundsi-tuation zwei denkbare Szenarien (A) Die Scheibe wurde auf dem Mittelberg im hu-

mosen Bereich unmittelbar unter der Oberflauml-che angetroffen weil sie sich dort bereits in sekundaumlrer Lage befand Hierzu passen die aumllteren Beschaumldigungsspuren und die Schil-derung der Auffindung der Scheibe durch die Finder Eine solche sekundaumlre Lage schlieszligt die Geschlossenheit des Gesamtfundes aus Die Scheibe waumlre also ein Einzelfund inner-halb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage

(B) Die Scheibe wurde an einem anderen Fundort als dem untersuchten unmittelbar unter der Oberflaumlche in einem einheitlichen Sediment gefunden Die aumlltere Beschaumldigung erfolgte in situ ohne dass das Objekt wesentlich aus seiner urspruumlnglichen Lage gerissen wurde Eine Zugehoumlrigkeit weiterer Funde sofern diese nicht (wie das Beil) auszuschlieszligen sind waumlre moumlglich Da eine Zusammengehoumlrig-keit der Funde analytisch nicht nachweisbar ist und dieses Szenario nicht der bdquoguumlltigenldquo Fundgeschichte des Finders entspricht ist die Geschlossenheit des Fundes nicht gegeben

Bei beiden Szenarien muss die Scheibe aus sich heraus hinsichtlich der Datierung als Einzelob-jekt betrachtet werden wobei festgestellt werden muss dass fuumlr eine Einordung in die mitteleuro-paumlische Fruumlhbronzezeit kein vergleichbares Sym-bolgut benannt werden kann73 Vielmehr wuumlrde ndash wenn die Herkunft vom Mittelberg gesichert waumlre ndash eine Datierung auch im Kontext der ei-senzeitlichen Befestigung wie auch durch die Iko-nographie naheliegen Damit wuumlrde die bislang vorlegte Interpretation und das daraus abgeleite-te Konstrukt ihrer Bedeutung und Funktion jegli-cher Grundlagen entbehren

Die abschlieszligende Anmerkung soll zusammen-fassend verdeutlichen dass die vorgetragene In-terpretation nur die zugaumlnglichen Quellen benut-zen konnte Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollstaumlndig Viele Details lieszligen sich noch praumlziser darstellen wenn die notwendigen Quellen ndash von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veroumlffentlichung aller naturwissenschaft-lichen Analysen ndash besser erschlossen waumlren Es ist zu hoffen dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes fuumlr die weitere wissen-schaftliche Analyse genauso ge nutzt werden kann Ebenso ist zu hoffen dass die inzwischen uumlberbor-

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 15: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

15

keltischen Bereich verstanden wurden ist nicht erschlieszligbar aber wie die periphere Lage eines singulaumlren Objektes wie des Gundestrupkessels zeigt durchaus nicht ausgeschlossen

Betrachtet man dieses nach dem kulturellen Bruch zu Beginn der Urnenfelderzeit entstandene Symbolgut im Vergleich zum fruumlhbronzezeit-lichen Motivschatz stellt sich ein deutlicher Wi-

a

b

c

d

Abb 8 Das Symbolgut der sog bdquoHolsteiner Guumlrtelldquo uumlbernimmt und kombiniert die Motive des keltischen Bereichs a)-b) Hamburg-Altengamme Gesamtuumlbersicht und Ausschnitt des Guumlrtelendes ndash c) Hornbeck Grab 709 Kr Herzogtum Lauenburg ndash d) Malente Kr

Ostholstein ndash (a Foto Archaumlologisches Museum Hamburg ohne M b Heynowski 2017 182 B 7 cm c nach Heynowski 2017 184 B 117 cm)

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

16

Abb 9 Oben Die Himmelsscheibe von Nebra Unten Bronzezeitliche Schwerter Beile und Armschmuck angeblich zusammen mit der Himmelsscheibe von Nebra gefunden Zustand vor der Uumlbernahme der Funde durch das Landesmuseum Halle Das Uumlbereinstimmen

der Fotos mit den Originalen wurde am 2512002 notariell beglaubigt Foto Hildegard Burri-Bayer

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

17

derspruch dar Bereits Wolfgang David wies da-rauf hin dass die Scheibe von Nebra im damaligen Symbolgut als ein vollkommener Fremdkoumlrper erscheinen wuumlrde67 Es ist zudem bemerkenswert dass bei den herangezogenen Bildprogrammen aus dem fortgeschrittenen und spaumlten 2 Jahrtau-send v Chr mit Motiven wie Vogelbarken mit Sonnen Sonnenwagen und dem nordischen bdquoSon-nenschiffldquo68 oder dem dominanten Kreisdekor auf Goldgegenstaumlnden69 die abstrakte Darstellung der Sonne im Vordergrund steht Die Symbole auf der Himmelsscheibe von Nebra erscheinen dage-gen als ein Nacht-orien tiertes Sujet entsprechen also dem kulturellen Umfeld des 1 Jahrtausends v Chr An dieser Stelle sei abschlieszligend an einen Diskussionsbeitrag von Paul Gleirscher zur Schei-be erinnert der 2007 das Bogensymbol auf der Scheibe als Darstellung einer Sichel diskutierte und zugleich darauf hinwies dass angesichts der unklaren Fundverhaumlltnisse durchaus auch eine spaumltbronzezeitliche Datierung denkbar sei70 Zu-gleich erinnerte Gleirscher auch an den lunaren Bezug der Sicheln und zitierte hierzu B Haumlnsel der diese als Attribute einer Nacht- oder Mond-gottheit gesehen hat71 Damit schlieszligt sich der Kreis zu den oben genannten Fruumlhlategraveneschwer-tern deren durch Vollmond und Sichelmond be-tonter Bezug zum Mondkreislauf72 unmittelbar an die Himmelsscheibe von Nebra anschlieszligen

Fazit

In den vorangegangenen Uumlberlegungen konnte dargestellt werden dass seit dem letzten Beitrag im Archaumlologischen Korrespondenzblatt im Jahr 2008 eine abweichende Deutung der Scheibe und ihrer Beifunde begruumlndet werden kann Die Unterschiede ergeben sich aus den folgenden vier Argumenten 1 Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe

spricht gegen eine Auffindungslage in situ was zugleich auch die Zusammengehoumlrigkeit mit den Beifunden in Frage stellt

2 Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer Gold) unterstuumltzen die etwaige Zu-sammengehoumlrigkeit der Funde

3 Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aus-sage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehoumlrig zu betrachten Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhaumlrtet

4 Ebenso muss der Meiszligel in diesem Zusammen-hang als nicht zugehoumlrig ausgesondert werden

Damit muss aus 3 und 4 zwingend gefolgert werden dass es sich nicht um einen geschlos-senen Fund handeln kann

Fuumlr die Auffindung der Scheibe ergeben sich nach den hier angefuumlhrten Analysen der Fundsi-tuation zwei denkbare Szenarien (A) Die Scheibe wurde auf dem Mittelberg im hu-

mosen Bereich unmittelbar unter der Oberflauml-che angetroffen weil sie sich dort bereits in sekundaumlrer Lage befand Hierzu passen die aumllteren Beschaumldigungsspuren und die Schil-derung der Auffindung der Scheibe durch die Finder Eine solche sekundaumlre Lage schlieszligt die Geschlossenheit des Gesamtfundes aus Die Scheibe waumlre also ein Einzelfund inner-halb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage

(B) Die Scheibe wurde an einem anderen Fundort als dem untersuchten unmittelbar unter der Oberflaumlche in einem einheitlichen Sediment gefunden Die aumlltere Beschaumldigung erfolgte in situ ohne dass das Objekt wesentlich aus seiner urspruumlnglichen Lage gerissen wurde Eine Zugehoumlrigkeit weiterer Funde sofern diese nicht (wie das Beil) auszuschlieszligen sind waumlre moumlglich Da eine Zusammengehoumlrig-keit der Funde analytisch nicht nachweisbar ist und dieses Szenario nicht der bdquoguumlltigenldquo Fundgeschichte des Finders entspricht ist die Geschlossenheit des Fundes nicht gegeben

Bei beiden Szenarien muss die Scheibe aus sich heraus hinsichtlich der Datierung als Einzelob-jekt betrachtet werden wobei festgestellt werden muss dass fuumlr eine Einordung in die mitteleuro-paumlische Fruumlhbronzezeit kein vergleichbares Sym-bolgut benannt werden kann73 Vielmehr wuumlrde ndash wenn die Herkunft vom Mittelberg gesichert waumlre ndash eine Datierung auch im Kontext der ei-senzeitlichen Befestigung wie auch durch die Iko-nographie naheliegen Damit wuumlrde die bislang vorlegte Interpretation und das daraus abgeleite-te Konstrukt ihrer Bedeutung und Funktion jegli-cher Grundlagen entbehren

Die abschlieszligende Anmerkung soll zusammen-fassend verdeutlichen dass die vorgetragene In-terpretation nur die zugaumlnglichen Quellen benut-zen konnte Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollstaumlndig Viele Details lieszligen sich noch praumlziser darstellen wenn die notwendigen Quellen ndash von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veroumlffentlichung aller naturwissenschaft-lichen Analysen ndash besser erschlossen waumlren Es ist zu hoffen dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes fuumlr die weitere wissen-schaftliche Analyse genauso ge nutzt werden kann Ebenso ist zu hoffen dass die inzwischen uumlberbor-

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

19

14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

20

61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 16: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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Abb 9 Oben Die Himmelsscheibe von Nebra Unten Bronzezeitliche Schwerter Beile und Armschmuck angeblich zusammen mit der Himmelsscheibe von Nebra gefunden Zustand vor der Uumlbernahme der Funde durch das Landesmuseum Halle Das Uumlbereinstimmen

der Fotos mit den Originalen wurde am 2512002 notariell beglaubigt Foto Hildegard Burri-Bayer

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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derspruch dar Bereits Wolfgang David wies da-rauf hin dass die Scheibe von Nebra im damaligen Symbolgut als ein vollkommener Fremdkoumlrper erscheinen wuumlrde67 Es ist zudem bemerkenswert dass bei den herangezogenen Bildprogrammen aus dem fortgeschrittenen und spaumlten 2 Jahrtau-send v Chr mit Motiven wie Vogelbarken mit Sonnen Sonnenwagen und dem nordischen bdquoSon-nenschiffldquo68 oder dem dominanten Kreisdekor auf Goldgegenstaumlnden69 die abstrakte Darstellung der Sonne im Vordergrund steht Die Symbole auf der Himmelsscheibe von Nebra erscheinen dage-gen als ein Nacht-orien tiertes Sujet entsprechen also dem kulturellen Umfeld des 1 Jahrtausends v Chr An dieser Stelle sei abschlieszligend an einen Diskussionsbeitrag von Paul Gleirscher zur Schei-be erinnert der 2007 das Bogensymbol auf der Scheibe als Darstellung einer Sichel diskutierte und zugleich darauf hinwies dass angesichts der unklaren Fundverhaumlltnisse durchaus auch eine spaumltbronzezeitliche Datierung denkbar sei70 Zu-gleich erinnerte Gleirscher auch an den lunaren Bezug der Sicheln und zitierte hierzu B Haumlnsel der diese als Attribute einer Nacht- oder Mond-gottheit gesehen hat71 Damit schlieszligt sich der Kreis zu den oben genannten Fruumlhlategraveneschwer-tern deren durch Vollmond und Sichelmond be-tonter Bezug zum Mondkreislauf72 unmittelbar an die Himmelsscheibe von Nebra anschlieszligen

Fazit

In den vorangegangenen Uumlberlegungen konnte dargestellt werden dass seit dem letzten Beitrag im Archaumlologischen Korrespondenzblatt im Jahr 2008 eine abweichende Deutung der Scheibe und ihrer Beifunde begruumlndet werden kann Die Unterschiede ergeben sich aus den folgenden vier Argumenten 1 Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe

spricht gegen eine Auffindungslage in situ was zugleich auch die Zusammengehoumlrigkeit mit den Beifunden in Frage stellt

2 Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer Gold) unterstuumltzen die etwaige Zu-sammengehoumlrigkeit der Funde

3 Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aus-sage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehoumlrig zu betrachten Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhaumlrtet

4 Ebenso muss der Meiszligel in diesem Zusammen-hang als nicht zugehoumlrig ausgesondert werden

Damit muss aus 3 und 4 zwingend gefolgert werden dass es sich nicht um einen geschlos-senen Fund handeln kann

Fuumlr die Auffindung der Scheibe ergeben sich nach den hier angefuumlhrten Analysen der Fundsi-tuation zwei denkbare Szenarien (A) Die Scheibe wurde auf dem Mittelberg im hu-

mosen Bereich unmittelbar unter der Oberflauml-che angetroffen weil sie sich dort bereits in sekundaumlrer Lage befand Hierzu passen die aumllteren Beschaumldigungsspuren und die Schil-derung der Auffindung der Scheibe durch die Finder Eine solche sekundaumlre Lage schlieszligt die Geschlossenheit des Gesamtfundes aus Die Scheibe waumlre also ein Einzelfund inner-halb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage

(B) Die Scheibe wurde an einem anderen Fundort als dem untersuchten unmittelbar unter der Oberflaumlche in einem einheitlichen Sediment gefunden Die aumlltere Beschaumldigung erfolgte in situ ohne dass das Objekt wesentlich aus seiner urspruumlnglichen Lage gerissen wurde Eine Zugehoumlrigkeit weiterer Funde sofern diese nicht (wie das Beil) auszuschlieszligen sind waumlre moumlglich Da eine Zusammengehoumlrig-keit der Funde analytisch nicht nachweisbar ist und dieses Szenario nicht der bdquoguumlltigenldquo Fundgeschichte des Finders entspricht ist die Geschlossenheit des Fundes nicht gegeben

Bei beiden Szenarien muss die Scheibe aus sich heraus hinsichtlich der Datierung als Einzelob-jekt betrachtet werden wobei festgestellt werden muss dass fuumlr eine Einordung in die mitteleuro-paumlische Fruumlhbronzezeit kein vergleichbares Sym-bolgut benannt werden kann73 Vielmehr wuumlrde ndash wenn die Herkunft vom Mittelberg gesichert waumlre ndash eine Datierung auch im Kontext der ei-senzeitlichen Befestigung wie auch durch die Iko-nographie naheliegen Damit wuumlrde die bislang vorlegte Interpretation und das daraus abgeleite-te Konstrukt ihrer Bedeutung und Funktion jegli-cher Grundlagen entbehren

Die abschlieszligende Anmerkung soll zusammen-fassend verdeutlichen dass die vorgetragene In-terpretation nur die zugaumlnglichen Quellen benut-zen konnte Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollstaumlndig Viele Details lieszligen sich noch praumlziser darstellen wenn die notwendigen Quellen ndash von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veroumlffentlichung aller naturwissenschaft-lichen Analysen ndash besser erschlossen waumlren Es ist zu hoffen dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes fuumlr die weitere wissen-schaftliche Analyse genauso ge nutzt werden kann Ebenso ist zu hoffen dass die inzwischen uumlberbor-

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

20

61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 17: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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derspruch dar Bereits Wolfgang David wies da-rauf hin dass die Scheibe von Nebra im damaligen Symbolgut als ein vollkommener Fremdkoumlrper erscheinen wuumlrde67 Es ist zudem bemerkenswert dass bei den herangezogenen Bildprogrammen aus dem fortgeschrittenen und spaumlten 2 Jahrtau-send v Chr mit Motiven wie Vogelbarken mit Sonnen Sonnenwagen und dem nordischen bdquoSon-nenschiffldquo68 oder dem dominanten Kreisdekor auf Goldgegenstaumlnden69 die abstrakte Darstellung der Sonne im Vordergrund steht Die Symbole auf der Himmelsscheibe von Nebra erscheinen dage-gen als ein Nacht-orien tiertes Sujet entsprechen also dem kulturellen Umfeld des 1 Jahrtausends v Chr An dieser Stelle sei abschlieszligend an einen Diskussionsbeitrag von Paul Gleirscher zur Schei-be erinnert der 2007 das Bogensymbol auf der Scheibe als Darstellung einer Sichel diskutierte und zugleich darauf hinwies dass angesichts der unklaren Fundverhaumlltnisse durchaus auch eine spaumltbronzezeitliche Datierung denkbar sei70 Zu-gleich erinnerte Gleirscher auch an den lunaren Bezug der Sicheln und zitierte hierzu B Haumlnsel der diese als Attribute einer Nacht- oder Mond-gottheit gesehen hat71 Damit schlieszligt sich der Kreis zu den oben genannten Fruumlhlategraveneschwer-tern deren durch Vollmond und Sichelmond be-tonter Bezug zum Mondkreislauf72 unmittelbar an die Himmelsscheibe von Nebra anschlieszligen

Fazit

In den vorangegangenen Uumlberlegungen konnte dargestellt werden dass seit dem letzten Beitrag im Archaumlologischen Korrespondenzblatt im Jahr 2008 eine abweichende Deutung der Scheibe und ihrer Beifunde begruumlndet werden kann Die Unterschiede ergeben sich aus den folgenden vier Argumenten 1 Die oberflaumlchennahe Auffindung der Scheibe

spricht gegen eine Auffindungslage in situ was zugleich auch die Zusammengehoumlrigkeit mit den Beifunden in Frage stellt

2 Weder die Analysen der anhaftenden Erdreste noch die geochemischen Analysen der Metalle (Kupfer Gold) unterstuumltzen die etwaige Zu-sammengehoumlrigkeit der Funde

3 Aufgrund der Analyse der Erdreste ist nach Aus-sage des Gerichtsgutachters eines der Beile als nicht zugehoumlrig zu betrachten Dieser Umstand wird durch die Metallanalyse weiter erhaumlrtet

4 Ebenso muss der Meiszligel in diesem Zusammen-hang als nicht zugehoumlrig ausgesondert werden

Damit muss aus 3 und 4 zwingend gefolgert werden dass es sich nicht um einen geschlos-senen Fund handeln kann

Fuumlr die Auffindung der Scheibe ergeben sich nach den hier angefuumlhrten Analysen der Fundsi-tuation zwei denkbare Szenarien (A) Die Scheibe wurde auf dem Mittelberg im hu-

mosen Bereich unmittelbar unter der Oberflauml-che angetroffen weil sie sich dort bereits in sekundaumlrer Lage befand Hierzu passen die aumllteren Beschaumldigungsspuren und die Schil-derung der Auffindung der Scheibe durch die Finder Eine solche sekundaumlre Lage schlieszligt die Geschlossenheit des Gesamtfundes aus Die Scheibe waumlre also ein Einzelfund inner-halb einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage

(B) Die Scheibe wurde an einem anderen Fundort als dem untersuchten unmittelbar unter der Oberflaumlche in einem einheitlichen Sediment gefunden Die aumlltere Beschaumldigung erfolgte in situ ohne dass das Objekt wesentlich aus seiner urspruumlnglichen Lage gerissen wurde Eine Zugehoumlrigkeit weiterer Funde sofern diese nicht (wie das Beil) auszuschlieszligen sind waumlre moumlglich Da eine Zusammengehoumlrig-keit der Funde analytisch nicht nachweisbar ist und dieses Szenario nicht der bdquoguumlltigenldquo Fundgeschichte des Finders entspricht ist die Geschlossenheit des Fundes nicht gegeben

Bei beiden Szenarien muss die Scheibe aus sich heraus hinsichtlich der Datierung als Einzelob-jekt betrachtet werden wobei festgestellt werden muss dass fuumlr eine Einordung in die mitteleuro-paumlische Fruumlhbronzezeit kein vergleichbares Sym-bolgut benannt werden kann73 Vielmehr wuumlrde ndash wenn die Herkunft vom Mittelberg gesichert waumlre ndash eine Datierung auch im Kontext der ei-senzeitlichen Befestigung wie auch durch die Iko-nographie naheliegen Damit wuumlrde die bislang vorlegte Interpretation und das daraus abgeleite-te Konstrukt ihrer Bedeutung und Funktion jegli-cher Grundlagen entbehren

Die abschlieszligende Anmerkung soll zusammen-fassend verdeutlichen dass die vorgetragene In-terpretation nur die zugaumlnglichen Quellen benut-zen konnte Der Dokumentationsstand ist dabei aber oft nicht vollstaumlndig Viele Details lieszligen sich noch praumlziser darstellen wenn die notwendigen Quellen ndash von den Restaurierungsberichten bis hin zur Veroumlffentlichung aller naturwissenschaft-lichen Analysen ndash besser erschlossen waumlren Es ist zu hoffen dass dies noch erfolgt und eine sachliche Publikation des Fundes fuumlr die weitere wissen-schaftliche Analyse genauso ge nutzt werden kann Ebenso ist zu hoffen dass die inzwischen uumlberbor-

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

20

61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 18: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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dendend interpretativ und mythologisch anmu-tenden Veroumlffentlichungen zu der Scheibe die von den Prinzipien einer serioumlsen wissenschaft-lichen Darstellung und guter Vermittlung in der Oumlf fentlichkeit bereits weit entruumlckt sind wieder auf ein Normalmaszlig zuruumlckgefuumlhrt werden74 Die derzeit gewaumlhlte Terminologie mit Bezeichnungen wie bdquoKoumlnigreicheldquo bdquoArmeenldquo oder bdquoerster Staatldquo hat laumlngst die realen Grundlagen archaumlologisch-kul-turgeschichtlicher Forschungen verlassen75 Jeden-falls dient diese Form der Vermittlung nicht dazu der Oumlffentlichkeit ein konsistentes Geschichtsbild einer praumlhistorischen Epoche zu vermitteln

Zum Werdegang des Manuskripts bis zum Druck

Das hier publizierte Manuskript wurde am 8 No-vember 2018 beim Archaumlologischen Korrespondenz-blatt in Mainz eingereicht und (zunaumlchst) auch angenommen Wir waumlhlten das Organ weil es 2005 (Schauer 2005) Ort einer ersten Diskussion zum Thema war und 2008 in derselben Zeitschrift angekuumlndigt wurde dass in Kuumlrze alle naturwis-senschaftlichen und archaumlologischen Daten mo-nographisch vorgelegt werden wuumlrden (Pernicka et al 2008) Dies steht jedoch bis heute aus Un-ser Manuskript durchlief den uumlblichen Gutachter-prozess und wurde von mehreren Fachgutachtern der Schwerpunkte bdquoBronzezeitldquo bdquoEisenzeitldquo und bdquoArchaumlometrieldquo begutachtet Die Ergebnisse und Kommentare dieses Gutachterprozesses wurden den Verf zur Uumlberarbeitung mitgeteilt und zum groumlszligten Teil beruumlcksichtigt und umgesetzt Die naturwissenschaftlichen Teile betreffend gingen die Anmerkungen jedoch soweit dass es bereits einer wissenschaftlichen Diskussion entsprach die die Verf aber erst nach der Publikation in-nerhalb der Forschungsgemeinschaft beginnen wollten Hierbei wurde kein vollstaumlndiger Kon-sens gefunden Nach dem Einreichen einer fina-len Fassung am 9 August 2019 blieb das Manu-skript liegen einhergehend mit dem Wechsel in der Leitung des RGZM Zur Entscheidung der Drucklegung veranlasste die neue Herausgeberin gegen Ende des Jahres 2019 ein weiteres zusam-menfassendes Gutachten aus den eigenen Reihen des RGZM Obwohl dieses den Druck befuumlrwor-tete blieb das Manuskript erneut liegen Nach weiteren Monaten des Wartens beschlossen die Verf am 3 Juni 2020 das Manuskript beim Ar-chaumlologischen Korrespondenzblatt zuruumlckzuziehen und bei den Archaumlologischen Informationen einzu-reichen Wir sind sehr dankbar uumlber alle Anre-

gungen und Kommentare die uns von den Gut-achtern uumlbermittelt wurden Dass bei den vielen Gutachten keine vollkommene Uumlbereinstimmung herbeigefuumlhrt werden konnte liegt an dem pola-risierenden Thema und einer nach 20 Jahren im-mer noch mangelhaften Publikationslage

A n m e r k u n g e n

1 Meller 2010 36-39 Eine abschlieszligende Publikation der Ausgrabung wurde bis heute nicht vorgelegt

2 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder sagt aus (Video 1301 min) httpwwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafundort_mittelberg [14102018]

3 Erstmals Meller 2002 S 9 Abb 2

4 Gespraumlchsprotokoll zum Fundort und zur Fundsitua-tion der Himmelsscheibe von Nebra vom 26082003 Anwaltskanzlei Prof Dr Muumlller Teilnehmer Prof Dr Muumlller Rechtsanwalt Buchholz die Finder Westphal und Renner Dr H Meller A Fluumlgel Protokoll durch Dr H Meller gegengezeichnet durch A Fluumlgel

5 Untersuchungsprotokoll R Gebhard vom 78 6 2005 (Akten Archaumlologische Staatssammlung Muumlnchen) bdquoDie Beschaumldigungen am Rand sind nicht metallfrisch In den starken Dellen und Kratzern gibt es Patinaspuren an einem bdquoabgeho-benenldquo Span deutlich ausgepraumlgtes Kristall auf der abgespann-ten Innenseiteldquo

6 Gut erkennbar ist diese Zone im Archaumlologischen Kalen-der SachsenshyAnhalt 2005 (ISBN 3-910019-79-2) Blatt April links unten Eine Interpretation an Hand von Bildern ist schwierig da bei der Praumlparierung der Scheibe insbeson-dere auch auf der Ruumlckseite Schmutzreste mit gefestigt wurden da die Patina sich stellenweise vollkommen vom Untergrund loumlste

7 Meller (2010) gibt von diesem Protokoll einen bdquoInhaltldquo wieder der die hier diskutierten Details weglaumlsst

8 gebhard amp krauSe 2016 27 Verhandlungsprotokoll RA Thommen

9 gebhard amp krauSe 2016 29-31 Pernicka ua 2008 342-346 Meller 2010 36-39

10 Die Unterlagen wurden 2016 von Prof Josef Riederer (dagger) an R Gebhard fuumlr das Archiv der Archaumlologischen Staatssammlung uumlbergeben Sie wurden Prof Riederer als Gutachter zur Erstellung einer Stellungnahme zu dem geo logischen Gutachten zur Verfuumlgung gestellt

11 gebhard amp krauSe 2016 40

12 gebhard amp krauSe 2016 27-28

13 renner 2005 15-22

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

19

14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

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49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

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52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

20

61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 19: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog Himmelsscheibe von Nebra

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14 landeSaMt fuumlr denkMalPflege und archaumlologie Sach-Sen-anhalt (2006) Fundort Mittelberg Der Finder der Him-melsscheibe sagt aus (Video 1301 min) httpswwwldashylsadefilmedie_himmelsscheibe_von_nebrafund-ort_mittelberg [962020]

15 gebhard amp krauSe 2016 29

16 J Riederer in gebhard amp krauSe 2016 308

17 Pernicka ua 2008 342-349

18 gebhard amp krauSe 2016 32-37

19 Gutachten J Adam (Unterlagen J Riederer) gebhard amp krauSe 2016 33

20 Das Beil laumlsst sich nach der Publikationslage nicht zwei-felsfrei in den archaumlologischen Publikationen identifizie-ren da kein Bestandskatalog mit Inventarnummern vor-liegt Nach der Arbeit von nickel (2003 Abb 2-1) traumlgt es die Bezeichnung bdquoBeil 1 20021649cldquo (Probennummer FG-020682) und ist das kuumlrzere der beiden Beile (vgl Meller 2010 Abb 24 oben Bildmitte hier als bdquoBeil 2ldquo bezeichnet)

21 Meller 2010 57

22 Die Arbeit von Nickel war bis 2016 auch uumlber den fol-genden im Literaturnachweis Nickel (2003) genannten Link im Internet zugaumlnglich httpwwwcez-archaeome-triededipl-dissda-nickel-2003pdf

23 Pernicka 2010 731

24 lutz et al 2010 lutz 2016 Pernicka et al 2016

25 lutz 2011

26 nickel 2003 Tab A-3-1 Tab A-3-2 Tab A-3-6 In 14 Proben wurde kein Zn detektiert Der Mittelwert bezieht sich auf 9 Proben in denen Zn detektiert werden konnte Eine Tauschierungseinlage weist einen abweichend houml-heren Wert auf (Probe FG-020686)

27 Die Berechnungen erfolgten mit der Funktion bdquohclustldquo unter R 400

28 Die Nummerierung folgt der Reihenfolge der unter-suchten Proben in Tabelle 1 mit Nr 1 = FG-020984 Him-melsscheibe bis Nr 17 = FG020703 Spiralring

29 Wir danken an dieser Stelle dem Herausgeber Frank Siegmund herzlich fuumlr weitere Hinweise

30 hauStein et al 2010

31 bruumlgMann et al 2018 Abb 2 Die Darstellung ebd links entspricht der Darstellung hier der Abb 3b (Pernicka et al 2008 und Pernicka 2010)

32 Pernicka 2017 Abb 3 Tab 2

33 ehSer et al 2011

34 gebhard amp krauSe 2016 38

35 Vgl hierzu Meller 2010 24-25 Notiz zum 1052001 Wie weit man dabei bei der Interpretation ging zeigt die Festlegung dass man an Hand der bdquoAmateuraufnahmen

maumlszligiger Qualitaumltldquo sogar bereits eine Festlegung traf die Scheibe waumlre aus Bronze mit 5 Zinnanteil

36 Vgl hierzu Meller 2010 25 Aktennotiz Dr Muhl vom 6121999 Nebenbei Fotos auf denen das ganze Ensemble einschlieszliglich der Scheibe zu sehen sind sind aus diesem Konvolut bislang nicht bekannt geworden

37 Meller 2002 18 Abb 21

38 Meller 2004a 28-30

39 Meller 2004a 30

40 Meller 2010 62

41 Meller 2010 62

42 Zu den verschiedenen Gruppen des Ostalpinen Kupfers und seiner Bewertung siehe ausfuumlhrlich krauSe (2003 166-169)

43 krauSe 2003 27-29 mit CD-Rom aller Daten der Datenbank

44 krauSe 2003 Abb 136-138

45 Pernicka et al 2016 25-29 mit 28 Tab 2 Stoumlllner 2015 103 Stoumlllner 2015a Pernicka amp lutz 2015 109

46 Einen kritischen Zugang zum Thema bdquoArchaumloastrono-mieldquo bietet rohde 2014

47 Meller 2004b 96

48 ziPf 2004 74-76

49 PaacuteSztor amp roSlund 2007 270 mit Abb 2-3 PaacuteSztor 2011 PaacuteSztor 2014 PaacuteSztor 2015a PaacuteSztor 2015b

50 boumlniSch 2007 164-169

51 boumlniSch 2007 164

52 Meller 2010 44-48 59-69 Z

53 gebhard amp krauSe 2016 31

54 z B green 1986 olMSted 1979 olMSted 1994

55 dannheiMer 1975 59 f fitzPatrick 1996 382 f deut-Scher 2012 283-285 gebhard amp krauSe 2016 31

56 Erste ausfuumlhrliche Analyse durch Streber 1862 640-641 Ein aumlhnliches Deutungsproblem ergibt sich bereits bei dem goldenen bdquoDiademldquo von Vix das mit seinen Kugelenden einem Torques entspricht aber nicht eindeutig identifi-zierbar ist Bemerkenswert sind dort auch die mediterran beeinflussten Details wie der aufsteigende Pegasus zwi-schen Kugeln und Bogen (rolley 2003 Verger 2009 297)

57 ziegauS 1993 92 Nr 274

58 PaulSen 1933 Taf 19404 VS Bogenmotiv RS Torques vgl zu den Torquesdarstellungen ebd Taf 10 222-225 RS zu den Bogen- und Schlangendarstellungen als eigenstaumln-dige Begleitsymbole des Pferdes ebd Taf C 41 47-49

59 oVerbeck 2016 68 Nr 298 72 Nr 336

60 kellner 1990 219 Nr 2300

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

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rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 20: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

Rupert Gebhard amp Ruumldiger Krause

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61 caeSar Bell Gall 6146 bdquomulta praeterea de sideribus at-que eorum motu [hellip] disputant et iuven tuti traduntldquo

62 green 1986 39-71

63 Mac neil l 1928 olMSted 1992 caeSar Bell Gall 618

64 Hochaufloumlsende Darstellung httpssamlingernat-musdkDOasset5324 [982019] Vgl hierzu auch olM-Stedt 1979

65 Zur Schlangensymbolik vgl z B auch die Schilde von Auchmaleddie und Coveney uckelMann 2010 557-560 Zum Ursprung in der Spaumltbronzezeit s gebhard 2010

66 heynowSki amp ritz 2010 heynowSki 2017 Vgl hierzu ins-bes auch hucke 1962 Abb 12 Abb 210 Abb 38 Abb 82 hingSt 1962 Abb 51 Abb 71-3 hingSt 1989 57-67

67 Hierzu auch daVid 2010

68 kaul 2010 532-535 Meller 2010 65-66

69 gebhard 2001 12-14

70 gleirScher 2007 30-32

71 haumlnSel 1997 20

72 Fitzpatrik 1996 388-389

73 daVid 2010 480-481 Bereits David verweist an dieser Stelle auf die Bezuumlge in der Lategravenezeit

74 Meller amp Michel 2018

75 u willMann Hochkultur aus dem Nichts Die Zeit 1992018 T Harmsen Sonne Mond und Sterne und der Staat Interview mit H Meller Berliner Zeitung 2292018 J waumltzold Kult mit Menschen-Opfern Geheimnis um Himmelsscheibe von Nebra geloumlst (hellipErster Staat in Euro-pa lag in Sachsen-Anhalt) Bild 21092018

L i t e r a t u r

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Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

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httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

Himbselstraszlige 180538 Muumlnchen

rupertgebhardexternlrzshymuenchende

httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt (Main)

RKrauseemunishyfrankfurtde

httpsorcidorg0000shy0002shy3432shy9715

Page 22: Kritische Anmerkungen zum Fundkomplex der sog ... · undk a 1 Einleitung Die sog. Himmelsscheibe von Nebra (urspr. Klein- wangen, Verbandsgemeinde Unstruttal, Burgen-landkreis) war

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Prof Dr Rupert GebhardArchaumlologische Staatssammlung Muumlnchen

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httpsorcidorg0000shy0003shy1446shy1070

Prof Dr Ruumldiger KrauseInstitut fuumlr Archaumlologische Wissenschaften

Vor- und Fruumlhgeschichte Campus Westend

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