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Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen Nr. 16 Ausgabe 12/2008 Seite 1 Jeder Vierte liest keine Bücher - 3 Lesekultur in der Klasse fördern - 5 Lesespaß für kleine Naturwissenschaftler - 14 Jungautorin Irene Brischnik - 17 Der i-Punkt für’s Lesen ISSN 1865-4886 2. Jahrgang. Ausgabe 12/2008 Nr. 16 1,00 Kulturbotschafter der Welthungerhilfe erzählt über seine Heimat Die Großmutter übernimmt das Fernsehen „Es war meine Großmutter, die für uns das alles war. Jeden Abend kamen wir Kinder zu ihr, um Ge- schichten zu hören, zu singen, zu tanzen und zu klatschen“, erzählt Patrick Addai, der in Ofoase, einem kleinen Dorf in Ghana aufge- wachsen ist. Vor allem die Geschichten und die Art, wie die Groß- mutter erzählte, prägten den erfolgreichen Autor. „Beim Geschichtenerzählen gab sie uns auch immer Ratschläge, wie wir uns verhalten sollten. Und Problemlösungen für den Alltag hatte sie auch stets für uns parat“, erinnert sich der Familienvater. „Strom gab es nicht, also auch kein Fernse- hen. Meine Großmutter über- nahm das Fernsehen.“ Patrick Addai stammt aus dem Volk der Ashanti in Ghana. Er studierte Volkswirtschaft in Linz sowie Soziologie und Politologie in Salzburg. Seit 1989 schreibt Patrick Addai selbst Bücher, die Groß und Klein begeistern. Als Kulturreferent besucht Patrick Addai ist Autor und Kulturbotschaf- ter der Welthungerhilfe. Foto: Heike Schütz Computer, Gameboy oder Fernseher? Gibt es in den Büchern von Patrick Addai nicht. Kino, CD, Radio? Auch nicht. Aber es gibt eine Großmutter, die alles ist. Die Lese-Drehscheibe traf den Kulturbot- schafter der Welthungerhilfe und unterhielt sich mit ihm über seine Kinderbücher. er heute Schulen und Kindergärten und erzählt Geschichten aus seiner Heimat. Er engagiert sich auch als Kulturbotschafter für die Welthun- gerhilfe. Addai erhielt nicht nur den Interkulturpreis in Österreich, sondern auch den Innovationspreis des Landes Oberösterreich für das Projekt „Afrikanische Literatur für Weltoffenheit“. Mit seinen Büchern bringt er afri- kanische Traditionen und Kulturen ans Tageslicht. Damit möchte er den reichen Schatz der afrikani- schen Kulturen bekannt machen. „Meine Heimat ist so viel mehr, als das, was man in den Medien zu se- hen bekommt“, sagt der Autor. Bei seinen Lesungen und Veran- staltungen lässt der charismatische „Märchenprinz“ sein Afrika aufle- ben, verzaubert seine Zuhörer und nimmt sie mit auf die Reise in ein Land, das mit seinen Bräuchen und seiner Kultur geheimnisvoll und vertraut zu gleich scheint. Bildungsinitiative für Ghana Aber sein Engagement gilt nicht nur der Kultur seiner Heimat, son- dern auch der Bildung. „Sicher ha- ben wir noch viel zu tun in unserem

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Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen Nr. 16 ● Ausgabe 12/2008 ● Seite 1

Jeder Vierte liest keine Bücher - 3

Lesekultur in der Klasse fördern - 5

Lesespaß für kleine Naturwissenschaftler - 14

Jungautorin Irene Brischnik - 17

Der i-Punkt für’s Lesen

ISSN 1865-4886

2. Jahrgang. ● Ausgabe 12/2008 Nr. 16 ● 1,00

Kulturbotschafter der Welthungerhilfe erzählt über seine Heimat

Die Großmutter übernimmt das Fernsehen

„Es war meine Großmutter, die für uns das alles war. Jeden Abend kamen wir Kinder zu ihr, um Ge-

schichten zu hören, zu singen, zu tanzen und zu klatschen“, erzählt Patrick Addai, der in Ofoase, einem

kleinen Dorf in Ghana aufge-wachsen ist. Vor allem die Geschichten und die Art, wie die Groß-mutter erzählte, prägten den erfolgreichen Autor. „Beim Geschichtenerzählen gab sie uns auch immer Ratschläge, wie wir uns verhalten sollten. Und Problemlösungen für den Alltag hatte sie auch stets für uns parat“, erinnert sich der Familienvater. „Strom gab es nicht, also auch kein Fernse-hen. Meine Großmutter über-nahm das Fernsehen.“ Patrick Addai stammt aus dem Volk der Ashanti in Ghana. Er studierte Volkswirtschaft in Linz sowie Soziologie und Politologie in Salzburg. Seit 1989 schreibt Patrick Addai selbst Bücher, die Groß und Klein begeistern. Als Kulturreferent besucht

Patrick Addai ist Autor und Kulturbotschaf-ter der Welthungerhilfe. Foto: Heike Schütz

Computer, Gameboy oder Fernseher? Gibt es in den Büchern von Patrick Addai nicht. Kino, CD, Radio? Auch nicht. Aber es gibt eine Großmutter, die alles ist. Die Lese-Drehscheibe traf den Kulturbot-schafter der Welthungerhilfe und unterhielt sich mit ihm über seine Kinderbücher.

er heute Schulen und Kindergärten und erzählt Geschichten aus seiner Heimat. Er engagiert sich auch als Kulturbotschafter für die Welthun-gerhilfe. Addai erhielt nicht nur den Interkulturpreis in Österreich, sondern auch den Innovationspreis des Landes Oberösterreich für das Projekt „Afrikanische Literatur für Weltoffenheit“. Mit seinen Büchern bringt er afri-kanische Traditionen und Kulturen ans Tageslicht. Damit möchte er den reichen Schatz der afrikani-schen Kulturen bekannt machen. „Meine Heimat ist so viel mehr, als das, was man in den Medien zu se-hen bekommt“, sagt der Autor.Bei seinen Lesungen und Veran-staltungen lässt der charismatische „Märchenprinz“ sein Afrika aufle-ben, verzaubert seine Zuhörer und nimmt sie mit auf die Reise in ein Land, das mit seinen Bräuchen und seiner Kultur geheimnisvoll und vertraut zu gleich scheint.

Bildungsinitiative für Ghana

Aber sein Engagement gilt nicht nur der Kultur seiner Heimat, son-dern auch der Bildung. „Sicher ha-ben wir noch viel zu tun in unserem

Seite 2 ● Ausgabe 12/2008 ● Nr. 16 Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen

Weitere Informationen:

Patrick K. Addai Die Großmutter übernimmt das Fernsehen Illustration: Robert Hübner Hardcover Verlag Adinkra40 Seiten, 15,- EUR Alter: ab 6 JahrenNähere Infos: www.adinkra.at

Vom 4. bis 6. Mai 2009 veran-staltet die Lese-Drehscheibe in Oberfranken die „Kultur-Lese-tage“. Dort wird Patrick Addai bei verschiedenen Lesungen zu erleben sein.

Der i-Punkt für`s LesenMonatlich neu - www.papierfresserchens-mtm-verlag.de

Inhalt:Titelthema:Die Großmutter übernimmt das Fernsehen Seite 3Jeder Vierte liest keine Bücher

Seite 5Lesekultur in der Klasse fördern

Seite 6LRS und auditive Wahrnehmung

Seite 10 und 115 auf einen Streich

Seite 12Die verschwundene Weihnachtsgeschichte

Seite 13Viele Kinder kennen Vorleserituale nicht

Seite 13Verlosung

Seite 14Physik ist keine Hexerei

Seite 16Besondere Tagesschule in Sibirien

Seite 17 Spiel, Spaß, Rätsel

Seite 18Club der kleinen Dichter

Seite 20Buchtipps

Seite 22Der schlechteste Ritter der Welt

Seite 25Und zum guten Schluss ...

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Land, vor allem das Schulsystem steckt noch in den Kinderschuhen. In Ghana herrscht absoluter Leh-rermangel. Es gibt keinerlei Anreiz, diesen Beruf zu erlernen.“ Deshalb unterstützt der populäre Autor und Absolvent des Postgraduate Stu-diums in Kulturmanagement Bil-dungsinitiativen für Ghana. So fließt der Erlös aus dem Verkauf seiner Bücher sowie seiner Auftritte in den Bau eines Studentenwohn-heimes der Pädagogischen Akade-mie in der zweitgrößten Stadt Gha-nas, Kumasi. Darüber hinaus fördert und betreut er weitere Kinderhilfsprojekte. Dazu fliegt er zwei Mal im Jahr nach Ghana, das dem Wahlösterreicher auch heute noch als Heimat gilt.Die Liebe zu seinem Land und der Wunsch, diese Liebe an die Welt weiterzugeben, drückt sich in sei-nen Büchern aus. Und noch mehr:Mit seinem Buch „Die Großmutter übernimmt das Fernsehen“ hat er in jedem Fall bewiesen, dass Geschich-ten in einem Buch ebenso spannend sein können wie im Fernsehen.

Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen Nr. 16 ● Ausgabe 12/2008 ● Seite 3

Studie der Stiftung Lesen beweist:

Jeder Vierte liest keine BücherIn Deutschland liest jeder Vierte niemals ein Buch. Das belegt die ak-tuelle Studie „Lesen in Deutschland 2008“, der Stiftung Lesen, geför-dert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die heute veröffentlicht wurde.

Über 2.500 Jugendliche und Er-wachsene wurden bei dieser um-fangreichsten Lesestudie seit dem Jahr 2000 repräsentativ befragt. Einen besonderen Fokus legte die Studie auf Menschen mit Migra-tionshintergrund – und kam zu ei-nem bemerkenswerten Ergebnis: 36 Prozent von ihnen lesen ein- oder mehrmals in der Woche und 11 Pro-zent sogar täglich. Damit greifen sie mindestens eben-so häufig zum Buch wie der Bevöl-kerungsdurchschnitt mit 36 Prozent wöchentlichen bzw. 8 Prozent täg-lichen Lesern. „Deutsch sprechende Migranten bilden eine neue ´Lese-Mittelschicht´ - mit großem bil-

dungspolitischen Potenzial“, lautet das Fazit von Andreas Storm, Par-lamentarischer Staatssekretär für Bildung und Forschung: „Ihre Mit-glieder sind wichtige Multiplikato-ren, um bildungsferne Schichten zu erreichen. Und sie belegen, dass die Vermittlung von Sprachkompetenz der Schlüssel für erfolgreiche Lese-förderung ist.“

Weniger „Gelegenheitsleser“

Von diesem Phänomen abgesehen, dokumentiere die Studie das gene-relle „Verschwinden des klassischen Gelegenheitslesers mit einem bis vier gelesenen Büchern im Monat“,

erklärte Professor Dr. Stefan Aufen-anger für die Stiftung Lesen: „Der Vergleich mit den Vorgängerstudien der Stiftung Lesen 1992 und 2000 zeigt, dass der ,harte Kern´ der Viel-Leser von mehr als 50 Büchern pro Jahr mit rund 3 Prozent stets gleich bleibt. Die Gelegenheitsleser ver-zeichnen allein in den vergangenen acht Jahren einen Schwund von 31 Prozent auf 25 Prozent.“ Darüber hinaus belegt die Studie das Feh-len eines besonders wichtigen Le-seimpulses: 45 Prozent der 14- bis 19-Jährigen erklären, dass sie als Kind nie ein Buch geschenkt beka-men.Die Vision vom „Bildschirm-Lesen als Zerstörer der Lesekultur“ trifft laut Studie nicht zu: „Lesen am Bildschirm ist im Alltag angekom-men – dennoch möchte die Mehr-heit nicht auf gedruckte Bücher

Seite 4 ● Ausgabe 12/2008 ● Nr. 16 Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen

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Sophie die Bade-Ente schwimmt sich frei, ein Rabe sitzt auf einer Leine, das Schaf sucht sein L damit es schLafen kann,Kapitän Rauhbein segelt um die Welt und das Gnu fragt sich „Nanu, wer bist denn du?“

Bringen Sie weiße Hasen, Feen, Zwerge, rosa Elefanten, Einhörner und vieles mehr mit Bildern der Kinderbuch-IllustratorinIrene Brischnik ins Kinderzimmer. Informationen zur aktuellen Ausstellung auf www.brischnik.at

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Wer als Kind nicht zum Buch greift, wird als Erwachsener den Wert ei-nes Buches nicht zu schätzen wis-sen. Die Lese-Drehscheibe setzt sich seit mehr als eineinhalb Jah-ren für die Leseförderung in Kin-dergärten und Schulen ein. Foto: Martina Meier

verzichten.“ Was schätzen die Leser an den Printmedien? „Gedrucktes wird weiterhin als besonders glaub-würdig empfunden. Und es bietet offenbar mehr Orientierungshilfe: 20 Prozent beklagen, dass sie sich beim Lesen am Bildschirm verzet-teln.“„Lesen in Deutschland 2008“ zufol-ge prägen 6 „Lese-Typen“ die deut-sche Leselandschaft:Zu den „Leseabstinenten“ zählen 25 Prozent – für sie ist Lesen mühevoll. 24 Prozent haben als „Lesefreunde“ eine hohe emotionale Wertschät-zung des Lese-Erlebnisses. 20 Prozent sind „informationsaffi-ne“ Leser. 12 Prozent zählen zu den sowohl Computern als auch einem „schön gestalteten Buch“ gegen-über aufgeschlossenen „Vielmedi-ennutzern“ – 11 Prozent ziehen als „elektronikaffine Mediennutzern“, Computer gegenüber Büchern vor. 8 Prozent sind „Medienabstinente“: Sie halten alle Medien für „Ballast“. Eine Dokumentation zahlreicher Ergebnisse ist bei der Stiftung Le-sen zum Download abrufbar: www.StiftungLesen.de

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Die Große Bücher-Spenden-Aktion des VdK Hessen-Thüringen in Zu-sammenarbeit mit der BilligBuch.de GmbH ist wegen der guten Re-sonanz auf unbestimmte Zeit ver-längert worden. Ziel der Aktion ist es zu erreichen, dass jedes Kind in Deutschland Zugang zu aus-reichend Büchern und damit eine bessere Chance auf Bildung hat. Lesen ist eine wichtige Grundlage unserer Gesellschaft, denn es öff-net den Weg zu Bildung und damit zu Wohlstand. Während der Akti-on spendet Billigbuch.de für jedes zehnte Buch, das über den Online-Shop: www.billigbuch.de gekauft wird, ein Buch für die Kinder. Je-der, der mitmachen möchte, kann Vorschläge einreichen, welche Ein-richtungen Spenden erhalten sollen. Weitere Informationen finden Inter-essierte unter www.billig-buch.de.Die Lese-Drehscheibe ist Partner dieser Aktion.

Aktionszeitraum wurde verlängert

Gelistet im Antolin!

Heike SchützTabby und die verschwundenen BlumenISBN: 3-938848-18-9Das Buch ist direkt über die Autorin zu beziehen: www.heike-schuetz.de

Tabby, 9 Jahre alt, hat eine selt-same Nachbarin. Sie heißt Olga Niemeyer, aber der Junge hat sie „Olle“ getauft. Weil sie, wie er fin-det, schon uralt ist. Die „Olle“ hat einen Garten mit wunderschönen Blumen. Tabby liebt Blumen! Eines Tages gehen beunruhigende Din-ge in „Olles“ Garten vor. Tabby will der Sache auf den Grund gehen, denn so ganz unschuldig ist er daran nicht. Dabei gerät er in das unterirdische Reich von König Os-tibar ... Ob er wieder nach Hause findet?

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Werden Sie Buch-Pate!Lieben Sie Bücher? Lesen Sie gerne und möchten andere Menschen in Ihrem Um-feld ebenfalls fürs Lesen begeistern? Dann sind Sie bei uns genau richtig: Veranstal-ten Sie freiberuflich Buch-Partys und si-chern sich einen schönen Nebenerwerb.

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Vorlesetheater – die neue Methode zur Leseförderung:

Lesekultur in der Klasse fördern

Gespannt und mit gespitzten Oh-ren lauscht eine Schar Achtjähriger dem, was ihnen da gerade im Un-terricht vorgetragen wird. Doch sie hängen nicht an den Lippen ihrer Lehrerin oder einer prominenten Buchautorin. Sie hören und sehenSilas, Lena und Tabea. Ihre drei Klassenkameraden lesen nicht nur „Der Wolf und der Hund“ nach Jean de La Fonatine – sie übernehmen mit ihrer Stimme und ihrer Mimik unterschiedliche Rollen im Stück. Vorlesetheater heißt die Methode zur Leseförderung, die in den Klas-senzimmern Einzug hält.Das gleichnamige Praxisbuch von Andrea Geffers ist nun im pädago-gischen Verlag an der Ruhr erschie-nen. Es bietet Unterrichtsvorschlä-ge, Materialien und Vorlesestücke für die Grundschule. Mit seiner Hil-fe werden Kinder zu Lese-Akteuren. Mal lesen sie selbst vor, mal wird ihnen vorgelesen. Vorlesetheatermacht aus Lesen das, was es sein sollte – gelebte Lesekultur, in der nicht ein jeder still und leise vor sich „hinliest“. Die Kinder tauschen sich über Inhalte aus, diskutieren, überlegen, wer als Vorlesender in welche Rolle des Stückes schlüpfen soll, oder wie sie den Text angemes-sen umsetzen – ein gemeinschaftli-ches literarisches Erlebnis.

Der pädagogische Wert ist hoch. Vorlesetheater fördert die Lese- und Sprachkompetenz, es entwickelt die Fähigkeit, Vorträge zu gestalten, esunterstützt die Sprech- und Hörer-ziehung. Nicht zuletzt trägt es zu anregendem Unterricht bei, in dem die Kinder selbst aktiv werden und in Teams arbeiten.

Einfach umzusetzen

„Vorlesetheater – das Praxisbuch“ ist leicht im Unterricht einsetzbar. Aufwändige Kulissen und Kostü-me sind ebenso wenig erforderlich wie Auswendiglernen. Es fördert die Leselust und motiviert auch schwächere Leser, die kürzere, einfache Stücke übernehmen oder gemeinsam mit jemand anderem lesen. Weil auch sie Verantwortung für die Gruppe und das Stück über-nehmen, wird ihr Selbstbewusstsein gestärkt.„Vorlesetheater“ trägt zu interakti-vem, fächerübergreifenden Unter-richt bei, in dem die Kinder sich wichtige Lernerfahrungen aktiv aneignen. Und das nicht nur beim Vorlesen fertiger, sondern auch

beim Schreiben eigener Stücke. Pä-dagogen und Kinder, die diese in Deutschland völlig neue Methode erprobten, sind begeistert: „So wird Vorlesen zum Vergnügen.“

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Andrea GeffersVorlesetheater – das Praxisbuch

Verlag an der Ruhr157 Seiten, 21,50 Euro

ISBN 978-3-8346-0424-8

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Unsere LRS-Serie: Teil 4

LRS und auditive Wahrnehmung„LRS und auditive Wahrnehmung“ lautet das Thema des vierten Artikels der LRS-Serie von LRS-Bera-terin Christiane Amendt:

Vielfach treten im Zusammenhang mit LRS Auffälligkeiten im Bereich der auditiven und/oder visuellen Wahrnehmung und Verarbeitung auf. Wenden wir uns zunächst den auditiven Problemen zu.AVWS bedeutet auditive Verarbei-tungs- und Wahrnehmungsstörung und ist ein Begriff aus der Phonia-trie und Pädaudiologie. Betroffene haben Schwierigkeiten, akustische Informationen sicher und schnell an die richtigen Stellen im Gehirn wei-terzuleiten und dort angemessen zu verarbeiten. Achtung: Hörtests zei-gen oft keine Auffälligkeiten!Mein eigener Sohn hat nach Aus-sage von Fachärzten Ohren, die „anatomisch im Bestzustand“ sind. Tonschwellenaudiogramme sind unauffällig. Dennoch hat er schwe-re basale auditive Wahrnehmungs-störungen. Dies führt unter anderem dazu, dass er unter Störschall einen Hörverlust von 60% hat. Mit „Störschall“ ist nicht etwa Flug- oder Autolärm gemeint, hier geht es um die Geräusche eines ganz nor-malen Klassenzimmers: Jemand scharrt mit den Füßen, Stifte krat-zen auf dem Papier, der Lehrer geht im Raum umher, es gibt Räuspern oder Schneuzen, Klassenkameraden flüstern sich etwas zu ... Für Schüler mit eingeschränkter auditiver Wahrnehmungsfähigkeit kann das Herausfiltern der Lehrer-stimme aus diesen Störgeräuschen extrem anstrengend sein. Sie wirken am Ende eines Schultages überaus erschöpft, manche reagieren aggres-siv, nicht selten fliegt der Ranzen zu Hause in die Ecke. Manche dieser Kinder haben ein pa-

thologisches Lautheitsempfinden, sodass sie Geräusche als lauter bzw. leiser empfinden als diese tatsächlich sind. Da ein jeder von uns in seiner eigenen Wahrnehmung gefangen ist und sich in diesem Punkt nicht mit seinen Mitmenschen vergleichen kann, können uns die betroffenen Kinder nicht helfen, indem sie uns erzählen, dass für sie ein Lautereig-nis einfach unangenehmer ist als für andere.

Ein Praxisbeispiel

Vor einigen Jahren besuchte ich mit unseren damals 10-jährigen Zwil-lingen ein Gospelkonzert. Auf der Bühne stand ein Jugendchor, der mit Leidenschaft und vor allen Din-gen beeindruckend fetzig begleitet von einer Band samt Schlagzeug seine Songs vortrug. Das Publi-

kum ging begeistert mit, klatschte rhythmisch, viele Besucher waren aufgestanden. Einer unserer Jungs ließ sich anstecken. Und der ande-re? Der saß grimmig und in sich zu-sammengesunken in der Ecke und ließ keinen Zweifel daran, dass er das Ganze absolut bescheuert fand. Ich war erstaunt und konnte mir eigentlich nicht vorstellen, dass er diese Musik nicht mochte. Ein biss-chen verärgert dachte ich, dass er uns dieses Konzert eigentlich nicht so vermiesen müsste. Bis mir ein Licht aufging. Vorsichtig fragte ich: „Oder ist dir das hier zu laut?“ Ein zaghaftes Nicken war die Antwort. Mein Ärger verflog in derselben Se-kunde, ich war beschämt, dass mir der Gedanke nicht früher gekom-men war. Oft erzähle ich diese Episode, denn sie macht deutlich, warum es sinn-voll ist, so viel wie möglich über eine Wahrnehmungsstörung bei sei-nem Kind zu wissen. Viele Eltern beklagen nach einer umfangreichen und kompetenten Diagnostik, dass sie keine The-rapieempfehlungen bekommen, sondern mit der Diagnose allein gelassen werden. Das ist wirklich beklagenswert, da stimme ich zu. Aber es macht die Diagnostik nicht überflüssig. Ein gutes Verständnis für die besondere Wahrnehmungs-problematik des Kindes ist nicht nur im Schul-, sondern auch im Famili-enalltag hilfreich.Oft gelingt es betroffenen Kindern nur mit Mühe, ein akustisches Sig-nal räumlich zu orten. In diesem Fall fällt es ihnen schwer, der Lehrer-stimme im Klassenzimmer über ei-

LRS-Kinder können Lärm ganz an-ders empfinden als andere Mädchen und Jungen. Foto: Dirk Schelpe/pixelio

Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen Nr. 16 ● Ausgabe 12/2008 ● Seite 7

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nen längeren Zeitraum konzentriert zu folgen. Sobald die Augen nicht mehr dabei helfen können den Spre-chenden zu orten, bekommt das Kind Probleme. Alle Lautereignisse erhalten den gleichen Stellenwert; keines ist besonders hervorgeho-ben. Wir alle kennen dieses Phänomen von lauten Partys, wo es uns ir-gendwann zu mühsam wird, aus dem Stimmen- und Musikgewirr die Stimme unseres Gesprächspart-ners herauszufiltern und wir uns mit einer Unterhaltung hoffnungslos überanstrengt fühlen. Es gibt Kinder, die genau dieses Gefühl jeden Tag aushalten müssen. Erschwerend kommt für sie hinzu, dass die meisten anderen Kinder der Klasse offensichtlich prima zurecht kommen und nicht annähernd so an-gestrengt sind. Da kein Kind anders sein möchte als seine Kameraden, wird es uns nicht dadurch auf die Sprünge helfen, dass es offen dar-über spricht, was bei ihm so anders ist. Im Gegenteil. Es wird sich noch mehr bemühen und im schlimmsten Fall am Ende an sich verzweifeln: „Ich bin eben eine Lusche.“Wie es zu solchen auditiven Verar-beitungs- und Wahrnehmungsstö-rungen kommt, ist noch nicht voll-ständig erforscht. Auffällig häufig erzählen Eltern, dass betroffene Kin-der im Kleinkindalter unter wieder-kehrenden Mittelohrentzündungen gelitten haben. Wenn Paukenergüs-se den Höreindruck in einer sensib-len Phase der Hörentwicklung über Wochen beeinträchtigen, bleibt das vermutlich nicht ohne Folgen. Auch wird in diesem Zusammenhang ein genetischer Faktor diskutiert. Aber letztlich viel interessanter als die Frage nach den Ursachen ist die Frage, wie man mit einer solchen Problematik umgehen kann.Zunächst einmal muss man erken-nen, wann und welche Anzeichen für das Vorliegen einer auditiven Problematik es gibt.

Kinder mit auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen kön-nen im Alltag durch das Verschlu-cken von Endsilben oder durch häufiges Verhaspeln auffallen.

Nuschelnde Sprechweise

Oft haben sie eine undeutliche „nu-schelige“ Sprechweise. Manche ver-fügen über eine hohe oder aber eine sehr geringe Sprechlautstärke. Viele haben rhythmische Probleme, denn die zeitlich verzögerte Informati-onsübermittlung von Lautereignis-ssen lässt das exakte Übernehmen eines vorgegebenen Rhythmus wie es z.B. beim Tanzen oder Klatschen notwendig ist, schwierig werden. Betroffene können durch Geräu-sche leicht abgelenkt werden und scheinen manchmal verzögert zu verstehen. Auch Hyperaktivität kann ein Hin-weis auf auditive Probleme sein, denn wegen des Defizits im Hör-kanal sind betroffene Kinder oft verzweifelt um Informationen über andere Sinneskanäle bemüht und wirken überaus aktiv. Wenn Eltern den Verdacht hegen, dass bei ihrem Kind eine auditive Problematik vorliegt, sollten sie mit ihrem Kinderarzt sprechen und um eine Überweisung zu einem Päd-audiologen bitten. Lassen Sie sich nicht abspeisen mit einem Hör-schnelltest, den ein von uns betreu-tes Kind mit seiner Mutter erleben

durfte. Der Kinderarzt stellte sich einige Meter vom Kind entfernt an die Tür des Untersuchungsraumes, flüsterte ein paar Worte und forderte das Kind auf, diese Worte zu wie-derholen. Als das klappte, war für ihn die Sache klar: „Ihr Kind hat keine Hörprobleme.“ Pädaudiologen sind Fachärzte für Sprach-, Stimm- und kindliche Hörstörungen und können mit Hil-fe einer differenzierten Diagnostik Aussagen über die auditive Wahr-nehmung und Verarbeitung eines Kindes treffen.Liegt dann die Diagnose AVWS vor, können einige wirksame Hilfen für das betroffene Kind ohne großen Aufwand in der Schule umgesetzt werden.

Wie man helfen kann

Zunächst gilt es den Sitzplatz zu be-achten. Wie gelangt der Nutzschall der Lehrerstimme zum Kind? Pas-siert er zunächst einige Sitzreihen mit Störschall (auch die leisesten Klassenkameraden verursachen Störschall)? Kommen also Nutz-schall und Störschall gleichzeitig von vorne auf das Kind zu? In die-sem Fall kann ein Wechsel in die erste Reihe sehr wirksam und hilf-reich sein. Ansonsten sollten häu-fige Sitzplatzwechsel vermieden werden, denn ein betroffenes Kind muss sich an jedem Platz neu einhö-ren. Höraufgaben sollten nie ohne

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eine visuelle Unterstützung gestellt werden und insgesamt sollte man stets die Stressbelastung betroffener Kinder bei einer Geräuschkulisse berücksichtigen.

Auswirkungen

Warum und wie wirken sich audi-tive Verarbeitungs- und Wahrneh-mungsstörungen auf das Lesen und Schreiben aus?Insbesondere am Anfang des Lern-prozesses, der zum Beherrschen der Schriftsprache führen soll, gilt: Man kann nur das wiedergeben, was man hörend wahrnimmt.Hier wird der Ordnungsschwellen-wert plötzlich wichtig. Dieser Wert bezeichnet die Zeitspanne, die ein Mensch benötigt, um zwei aufei-nander folgende akustische Reize getrennt wahrnehmen und in eine Reihenfolge bringen zu können. Stellen Sie sich vor, Sie hören ab-wechselnd auf jedem Ohr ein kli-ckendes Geräusch: zuerst rechts, mit kurzer Verzögerung dann auch links. Zunächst gelingt es leicht, ge-nau anzugeben, auf welchem Ohr das erste Klickgeräusch zu hören war. Wenn aber die Abstände immer kür-zer werden, hat man irgendwann das Gefühl, beide Geräusche seien ab-solut gleichzeitig zu hören gewesen und man fühlt sich außerstande zu bestimmen, wo zuerst ein Geräusch zu hören war. Damit ist der persön-liche Ordnungsschwellenwert eines Menschen ermittelt. Für Kinder mit einer verzöger-ten auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsfähigkeit liegt die-ser Ordnungsschwellenwert in der Regel sehr hoch. Wir erleben im-mer wieder Kinder mit einem Ord-nungsschwellenwert von deutlich über 200 bis sogar über 300 Mil-lisekunden. Im Normbereich liegt dieser Wert für Kinder im Alter von neun Jahren z.B. bei 83 Millisekun-den. (Ermittelt von der MediTECH

Electronic GmbH durch eine Da-tenerhebung mit 382 Probanden in Zusammenarbeit mit der Medizini-schen Hochschule Hannover).Bei gesprochener Sprache vergehen zwischen den einzelnen Lauten ei-nes Wortes nur wenige Millisekun-den. Wenn ein Kind aber erst bei einem Abstand von mehr als 200 Millisekunden alles „mitbekommt“, gehen ihm Informationen über die einzelnen Laute eines Wortes schlicht und einfach verloren. An dieser Stelle wird es extrem ungerecht in der Schule. Wenn ein Kind bei einem Diktat alle Laute eines Wortes wahrnimmt und dann auch niederschreibt, ist das keine große Kunst. Wenn aber ein anderes Kind bei dem Wort „tickt“ nur „tk“ wahr-nimmt und sich verzweifelt um eine Lösung, nämlich eine korrekte Schreibweise bemüht, aber fehler-haft verfährt, hat es eine ungleich größere Anstrengung hinter sich. Dennoch erhält es in Form schlech-terer Noten die Rückmeldung: Das, was du leistest, ist nicht ausreichend. Möglicherweise wird es diesem Kind im Laufe seiner Schullaufbahn gelingen, einen lexikalischen Wort-schatz aufzubauen, der eine korrek-te Lautwahrnehmung irgendwann

überflüssig macht. Bis dahin ist es allerdings ein langer und mit vielen Enttäuschungen und Kränkungen gespickter Weg.

Tonhöhen unterscheiden

Auch eine mangelhafte Fähigkeit zwei in ihrer Tonhöhe voneinander abweichende Signale als abwei-chend zu erkennen und die Positi-on des tieferen Tones bestimmen zu können (war der höhere oder der tiefere Ton zuerst zu hören?), hat Auswirkungen im Schulalltag. Nicht nur zum eindeutigen Einord-nen der Sprechmelodie ist diese Fä-higkeit vonnöten, sondern auch zum Erkennen von Vokalen. Den betroffenen Kindern hilft bei-spielsweise das Pauken einer Recht-schreibregel wie: „Nach einem kur-zen Vokal wird der nachfolgende Konsonant verdoppelt.“, nicht wei-ter. Sie können beim besten Willen einen kurzen Vokal nicht von einem langen unterscheiden. Sprechen Sie sich die Worte „Fluss“ und „Fuß“ einmal vor. Sie werden bemerken, dass es eine Abweichung in der Tonhöhe gibt. Wenn Sie das nicht bemerken, können Sie „kurz“ und „lang“ nicht sicher unterschei-den und die oben genannte Recht-

Wenn ein Kind bei einem Diktat nicht alle Laute eines Wortes wahrnimmt, kann das Schreiben sehr anstrengend werden. Foto: S. Hofschlaeger/pixelio

Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen Nr. 16 ● Ausgabe 12/2008 ● Seite 9

schreibregel verwirrt Sie eher, als dass Sie Ihnen weiterhilft. Ahnen Sie, wie sehr ein Kind verun-sichert ist, das erfahren muss, dass seine Klassenkameraden gemein-sam mit dem Lehrer offensichtlich mühelos etwas erkennen, das ihm selbst verborgen bleibt? Solche Er-fahrungen kratzen nachhaltig am Selbstwertgefühl. Die Kinder selbst, aber auch ihre Eltern und Lehrer ziehen aus der Erkenntnis, dass die Sache mit der Rechtschreibregel nicht klappt, viel zu selten die Schlussfolgerung, dass hier eine verzögerte und/oder unge-naue Wahrnehmung zugrunde liegen könnte, als vielmehr den Schluss, dass mehr und gründlicher geübt werden muss. Lehrerkommentar unter dem Diktat eines Viertkläss-lers: „Du beherrscht die Regel der Konsonantenverdoppelung nach kurzem Vokal noch immer nicht! Du musst sorgfältiger arbeiten und fleißiger üben!“

Vokale erfahrbar machen

Als ich einmal einer Trainingsstun-de betroffener Kinder in der Kin-dertherapie einer Klinik beiwoh-nen durfte, gab die Hörtherapeutin einige Triangeln aus und forderte die Kinder auf, das Wort „Gruß“ langsam und deutlich zu sprechen. Sobald sie das /u/ im Wort in ihrem Mund fühlten, sollten sie die Tri-angel anschlagen und beim Spüren des /s/-Lautes sollten sie ihre Hän-de an das Instrument legen und so den Klang stoppen. Nach einigen Versuchen hatten die Kinder die Aufgabe verstanden und bewältigt. Nun wurden sie aufgefordert, mit dem Wort „Guss“ genauso zu ver-fahren. Es gab ein heilloses Durch-einander. Die Kinder merkten, dass sie nie schnell genug den Klang ih-rer Triangeln stoppen konnten. Das Wort „Guss“ war stets viel früher zu Ende. Wenn sie spürten, dass ihre Zungenspitze den /s/-Laut formte,

waren ihre Hände noch längst nicht soweit. So schnell konnten sie ihre Hände gar nicht zum Anschlagen und Beenden des Klangs bewegen. Zum ersten Mal begriffen sie, dass bei dem Wort „Guss“ tatsächlich ir-gendetwas schneller vonstatten geht als bei dem Wort „Gruß“. Sie waren so glücklich!Natürlich ist diese Übung für den Unterrichtsalltag nicht vorbehalt-los brauchbar, aber doch unbedingt geeignet, um erfahrbar zu machen, was denn nun eigentlich dran ist an dieser Sache mit den kurzen und langen Vokalen.Die Fähigkeit, kriti-sche Laute einer Sprache (z.B. Plo-sivlaute wie /p/ und /b/) schnell und sicher unterscheiden zu können, be-zeichnet man als Wahrnehmungs-trennschärfe. Wer hier keine Prob-leme hat, kann fix und ohne große Anstrengung Laute und Buchstaben treffsicher zuordnen. Ansonsten kann aus dem Wort „aufpassen“ schon einmal „aufbasen“ werden. Und wieder prangere ich an dieser Stelle die Ungerechtigkeit bei der Bewertung von Rechtschreibtests an. Wer hat hier Großartiges geleis-tet? Der, der jedes /b/, /p/, /t/ und /k/ glasklar wahrnimmt und mal eben zu Papier bringt oder der, der in sei-nem Gedächtnis forschen muss, ob es da vielleicht ein Bild von diesem Wort gibt, anhand dessen er ent-

scheiden kann, ob man ein /p/ oder /b/ braucht?Auch wenn die Liste der Auswir-kungen einer auditiven Problema-tik auf den Schriftspracherwerb bei Weitem nicht vollständig ist, ist vielleicht deutlich geworden, wie ungerecht Diktatbewertungen sein können und mit wie viel Frustrati-on der Lernprozess für betroffene Kinder verbunden sein kann, sodass er bedrückend oft zu der Überzeu-gung führt: „Ich bin doch sowieso zu doof.“Vielleicht kann man auch nachvoll-ziehen, warum ein Rechtschreib-training mit einer intensiven Ver-mittlung von Rechtschreibregeln oft weniger nachhaltig wirksam ist als ein Training der phonologischen Bewusstheit. Als „phonologische Bewusstheit“ bezeichnet man das Gespür für den Klang gesproche-ner Sprache, also die Fähigkeit, ge-sprochene Sprache in ihre einzelnen Einheiten: Sätze, Worte, Silben, Buchstaben zu unterteilen, Reime zu erkennen, rhythmisch in Silben klatschen zu können etc. Es gibt eine ganze Reihe guter Trainings-materialien, auch für ein Training zu Hause. Es macht in der Regel ungleich mehr Spaß, anhand dieser Materialien zu üben und z.B. Zun-genbrecher auswendig zu lernen oder Reime zu finden, als täglich Diktate zu schreiben, die allzu oft nicht zu einer deutlichen Verbesse-rung der Rechtschreibleistung füh-ren. Übrigens: Es ist was dran an dem Satz: „Musik macht Kinder klug“. Jedes Erlernen eines Musikinstru-mentes bedeutet eine Förderung im Bereich Sprache, auch wenn man es auf den ersten Blick nicht gleich vermutet. Das stete Trainieren von Rhythmus, das bewusste Lauschen auf den Klang und die unterschied-lichen Tonhöhen schulen wesent-liche Fähigkeiten, die für einen erfolgreichen Schriftspracherwerb notwendig sind.

LRS-Beraterin Christiane Amendt. Foto: privat

1TastalphabetMit verschiedenem Material wie Wolle, Papier, Samen, Körner, Nudeln usw. gestalten die Kinder das Alphabet auf einem großen Karton.

Spiel:Zu zweit stellen sich die Spieler vor das Alpha-bet, ein Mitspieler hat die Augen verbunden. Sein Partner führt dessen Hand zu einem Buchstaben. Nun muss der „Blinde“ durch Abtasten versuchen, den Buchstaben zu erraten und auch, aus welchem Material er gestaltet wurde.

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Seite 10 ● Ausgabe 12/2008 ● Nr. 16 Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen

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Kinder mit allen Sinnen für das Lesen begeistern!

.Streich

Streicheinen

.Streich

SilbenspielWörter werden in Silben zerteilt und durcheinander an die Tafel oder auch auf Kärtchen geschrieben. Die Kinder dürfen die Wörter richtig zusammensetzen. Viel-leicht können die Kinder selbst schon Silbenspiele aufschreiben und basteln?

Beispiele:

ner ei lei (einerlei)ten os Süd (Südosten)gu Fi ren (Figuren)der Schnei ei (Schneiderei)tanz den Freu (Freudentanz)nachts brauch Weih (Weihnachtsbrauch)

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5.Streich

ZweiwortspielAus zwei völlig unterschiedlichen Wörtern werden Kurzgeschichten geschrieben, die einen Zusammenhang der Begriffe erklären sollen. Man kann die zwei Wörter vorge-ben, oder die Kinder selbst bestimmen lassen. Diese Geschichten können zur Förderung der Sprachkompetenz mündlich vorgetragen, aber selbstverständlich auch schriftlich durchgeführt werden. Als Erweiterung kann man die beiden Begriffe auch malen und ausgestalten lassen und sie den Geschichten hinzufügen.Tipp: Als Wettbewerb durchführen: Wer hat die lustigste Erklärung in seiner Zwei-wortgeschichte?Beispiel: Dach – MaulwurfEines Tages wühlte sich der Maulwurf Hugo im Garten so fleißig und gedankenverloren durch die Erde, dass er nicht merkte, in ein Regenrohr geraten zu sein. Nur noch der Weg nach oben war möglich. So kletterte Hugo die Regenrinne hinauf bis aufs Dach. Dort wartete er auf den nächsten Regen, mit dem er schwungvoll wieder durch das Re-genrohr in die Erde zurück schwamm. Endlich wieder zu Hause! Miriam, 9 Jahre

Spiel: Buchstabe wechsle dich!Die Mitspieler sitzen im Stuhlkreis, ein Spieler steht in der Mitte. Vier Buch-staben werden ausgesucht und gleichmäßig an die Kinder vergeben, sodass immer ein paar den gleichen Buchstaben erhalten.Der Mitspieler in der Mitte ruft einen der vier Buchstaben auf. Jetzt müssen alle Kinder, die diesen Buchstaben haben, ihren Platz tauschen, während der Spieler in der Mitte versucht, einen lehren Platz zu erhaschen. Gelingt ihm das nicht, muss er eine weitere Runde in der Mitte bleiben.Ruft er: „Buchstabe wechsle dich!“, müssen alle schnell ihren Platz verlassen und einen neuen Stuhl suchen.

Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen Nr. 16 ● Ausgabe 12/2008 ● Seite 11

Streich .Streich

.Streich

Kinder mit allen Sinnen für das Lesen begeistern!

auf5 Streicheinen

Papierbuchstaben Aus Papierstreifen werden Buchstaben oder Wörter geformt. Dazu schneidet man Papierstreifen, etwa 1-2 Zentime-ter dick, aus. Die Länge ist abhängig vom Buchstaben. Hier müssen die Kin-der vorher nachdenken! Dann formt oder knickt man die Buchstaben und klebt die betreffenden Stellen fest. So kann man auch Wörter bilden. Diese Buchstaben oder Wörter sind ein Hingucker als Tischschmuck oder auch als Mobile!

Seite 12 ● Ausgabe 12/2008 ● Nr. 16 Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen

„Liebe Weihnachtsgeschichten, herzlich willkommen zur diesjäh-rigen Weihnachtsgeschichtenver-teilung!“, rief der Chef der Weih-nachtsgeschichten-Verteilabteilung. „Bald ist es wieder soweit und ihr werdet mit Freuden vorgelesen, ge-lesen und erzählt werden. Ich freue mich, dass dieses Jahr so viele neue Weihnachtsgeschichten den Weg ins Weihnachtsgeschichtenland ge-funden haben. Wir, die Weihnachts-geschichten-Verteilabteilung, ha-ben alle Geschichten gelesen und geprüft und sind stolz darauf, euch alle in die passenden Bücher und die Bücher an die passenden Menschen verteilen zu können …“ Der Chef wurde unterbrochen. Sein Gehilfe flüsterte ihm zu: „Ähhhm …, lieber Chef … ja, wie soll ich sagen … eine fehlt.“ Es war ihm sichtlich unangenehm, so kurz vor der Verteilung eine so schlechte Nachricht überbringen zu müssen. Der Gehilfe zog schuldbe-wusst den Kopf ein, als ob er dafür verantwortlich wäre, dass die Ge-schichte Nr. 3608 nicht aufzufinden war. „Wie bitte?“ Etwas verwirrt stockte der Chef seine Rede.Ein Raunen ging durch den großen Saal. Der Chef der Weihnachtsgeschich-ten-Verteilabteilung und sein Gehil-fe flüsterten miteinander. Schließ-lich wendete sich der Chef mit hochrotem Gesicht an die Menge:„Es tut mir leid, aber ich muss an dieser Stelle unterbrechen – so et-

was hat es ja noch nie gegeben! Uns fehlt eine Weihnachtsgeschichte, und zwar die Geschichte Nr. 3608. Hat irgendjemand von euch eine Idee?“ Wieder ging ein Raunen durch die Weihnachtsgeschichten. Ratlosig-keit machte sich breit.„Die Weihnachtsgeschichtenvertei-lung wird auf übermorgen verscho-ben!“, rief der Chef und entließ alle Weihnachtsgeschichten.Er zog seinen Gehilfen mit sich in sein ehrwürdiges Arbeitszimmer, das mit Büchern und Papieren so voll gestopft war, dass man kaum zum Schreibtisch durchkam.„So, jetzt erzählst du mir alles noch einmal ganz genau!“, forderte der Weihnachtsgeschichten-Verteil-abteilungsleiter seinen Kollegen streng auf. „Warum erfahre ich das erst jetzt? Die Menschen brauchen

uns, und zwar nicht erst nach Weihnachten!“Kleinlaut begann der Gehilfe zu erzählen. „Das war so: Meine Kollegen und ich hatten wirklich alle Nummern zu den Weihnachtsge-schichten für die Bü-cher und Adventskalen-der zugeordnet. Jeden Tag kontrollierten wir, ob alles für die heuti-ge Bekanntgabe und Verschickung bereit-liegt. Zusätzlich haben wir alle Weihnachtsge-

schichten heute persönlich begrüßt und registriert.“ Er machte eine Pause und holte tief Luft. „Als ich dann mit den Unterla-gen in den Weihnachtsgeschichten-Verteilersaal kam, fiel mir die Weih-nachtsgeschichten-Verteilermappe herunter. Und plötzlich fehlte die Geschichten-Nummer 3608. Auch im Saal war die Weihnachtsge-schichte auf einmal weg! Ich konn-te weder die Nummer, noch die Ge-schichte wieder finden.“Betrübt ließ der Gehilfe den Kopf hängen.„Na, dann machen wir uns jetzt alle auf die Suche. Es darf unter keinem Umständen auch nur eine klitzeklei-ne Weihnachtsgeschichte fehlen!“, sagte der Chef ernst.Die ganze Weihnachtsgeschichten-Verteilabteilung machte sich auf die Suche nach der Weihnachtsge-

Heike Schütz

Die verschwundeneWeihnachtsgeschichte

Lesegeschichte

Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen Nr. 16 ● Ausgabe 12/2008 ● Seite 13

schichte Nr. 3608. „Für wen ist die denn überhaupt bestimmt?“, fragte ein Mitarbeiter während der Suche.„Ich glaube für ein kleines Mäd-chen in Deutschland. Ein ganz lie-bes Mädchen. Allerdings etwas zer-streut – und Ordnung ist wohl auch ein Fremdwort für sie“, antwortete sein Kollege.„Na, dann müssen wir die Geschich-te unbedingt finden, was?“, kicherte

der Erste.„Ich hab sie!!“, rief der Gehilfe des Weihnachtsgeschichten-Verteilab-teilungschefs.Alle Kollegen der Abteilung liefen im großen Weihnachtsgeschichten-Verteilersaal zusammen.„Wo war sie denn?“, fragten alle durcheinander.„Die Nummer lag unter dem Red-nerpult unseres Chefs!“, antwortete der Gehilfe erleichtert.

„Ist es wirklich die Weihnachts-geschichte Nr. 3608?“, wollte der Chef wissen.„Ja, ja, ganz bestimmt.“„Was ist das denn überhaupt für eine Weihnachtsgeschichte?“, frag-te ein neugieriger Mitarbeiter. „Wie heißt sie?“Der Chef der Weihnachtsgeschich-ten-Verteilabteilung antwortete lä-chelnd: „Die verschwundene Weih-nachtsgeschichte!“

Buchverlosung:

Was wäre ein Weihnachtsfest für eine Leseratte nur ohne ein tolles Buch ...

Und damit alle Leserinnen und Leser der Lese-Drehscheibe sich so richtig auf ein besinnliches Weihnachtsfest freuen können, verlosen wir unter allen, die bis zum 24.12.2008 ein E-Mail mit dem Stichwort „Verlosung“ an die E-Mail-Adresse [email protected] schicken 3 x das Buch „Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland“. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen

Diese gerade erst erschienene Anthologie von jungen Autorin-nen und Autoren mit Geschich-ten zum Lächeln, Nachdenken und Schmunzeln rund um die Advents- und Weihnachstzeit hat in den vergangenen Wochen bereits hundertfach seine Leser begeistert.

L a s s e n auch Sie sich fas-z i n i e r e n von diesen tollen Ge-schichten!

Viel Glück!!!

Viele Kinder kennen Vorleserituale nicht!Zu viele Mädchen und Jungen ge-hen in Deutschland beim Vorlesen leer aus: 37 Prozent aller Kinder bekommen niemals vorgelesen; weder im Elternhaus, noch im Kin-dergarten oder in der Grundschule. Das belegt die aktuelle bundesweite Studie „Vorlesen im Kinderalltag 2008“, die jetzt in Berlin vorgestellt wurde. Initiiert wurde sie von der Deutschen Bahn, der Wochenzei-tung DIE ZEIT und der Stiftung Lesen. Die Studie lässt erstmals re-präsentativ Kinder zum Thema Vor-lesen zu Wort kommen und knüpft damit an die im vergangenen Jahr veröffentliche Studie „Vorlesen in Deutschland 2007“ an, in der die Eltern im Fokus standen.„Kinder, denen nicht vorgele-sen wird, sind beim Erwerb von Sprach- und Konzentrationsfähig-keit massiv benachteiligt“, sagte Ralf Klein-Bölting, Generalbevoll-mächtigter Konzernmarketing und Kommunikation der Deutschen Bahn. „Kinder wünschen sich aus-drücklich, dass ihnen vorgelesen wird“, so Klein-Bölting. Das gel-te besonders für diejenigen, denen niemals vorgelesen wird - immer-hin mehr als ein Fünftel dieser Kin-der. Klein-Bölting verwies darauf, dass über Vorlesen Lesekompetenz

und damit entscheidende Bildungs-chancen vermittelt werden können. Dr. Rainer Esser, Geschäftsführer der ZEIT, zufolge rückt die Stu-die gravierende Vorurteile zurecht: „Einkommen und Bildungsgrad spielen beim Vorlese-Verhalten der Eltern fast keine Rolle. Viele Eltern halten sich für Vorlese-Eltern, sind es in der Praxis aber nicht. Nur 18 Prozent der Eltern sagten im ver-gangenen Jahr, sie würden niemals vorlesen, in der aktuellen Studie er-klärte ein doppelt so hoher Prozent-satz der Kinder, dass ihnen niemand vorliest.“ Eine Kernbotschaft der Studie heißt laut Heinrich Kreibich, Ge-schäftsführer der Stiftung Lesen, „Vorlese-Väter gesucht“. Denn nur acht Prozent der Kinder bekommen von ihren Vätern vorgelesen. Müt-ter lesen im Vergleich acht Mal so häufig vor. „Für die schwer zu er-reichende Zielgruppe Jungen sind Vorlese-Väter wichtige Vorbilder“, so Klein-Bölting. Der bundesweite Vorlesetag im No-vember konnte zu seinem fünften Jubiläum eine Rekordbeteiligung vorweisen. Über 7.500 Vorleserin-nen und Vorleser engagieren sich in ganz Deutschland, darunter viele Prominente.

Seite 14 ● Ausgabe 12/2008 ● Nr. 16 Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen

Lesespaß für kleine Naturwissenschaftler

Denn: Physik ist keine Hexerei

„Im Schulunterricht gilt nach wie vor viel zu häufig: erst die Theorie und dann irgendwann die Praxis. Das erstickt jede Lust an der Wis-senschaft“, sagt Joachim Hecker. Der Diplomingenieur und studierte Elektrotechniker muss es wissen: Die Theorie der Physik kennt er aus dem Effeff, praktisch setzt er sie mit reichlich Showeffekten um – im Ra-dio. In der WDR-Sendung „Lilipuz“ werkelt er in „Heckers Hexenkü-che“ mit ganzen Schulklassen, baut drumherum eine Physik-Website für Kids (www.hexperimente.de) und hat mit „Experimente“ und „Noch mehr Experimente“ zwei Bücher für Kinder Brockhaus geschrieben. Die kommen bei Kindern so gut an, dass jüngst ein drittes Buch aufge-

Kann man Luft im Wasser eigentlich sehen? Und wieso legen Rosinen in Mineralwasser ein flottes Tänzchen aufs nasse Parkett? Kinderfra-gen können ganz schön verblüffen. Die besten Antworten darauf sind kleine Spiele mit der Naturwissenschaft. Das ist die Idee der Buchreihe „Kinder Brockhaus Experimente“. Fünf kleine Versuche zum Thema Wasser, die ganz leicht in der Küche gemacht werden können, stellen wir euch in den kommenden Ausgaben der Lese-Drehscheibe vor:

legt wurde: „Erste Experimente für kleine Forscher“.Was die Versuche eint: Sie sind ein-fach, aber verblüffend. Und man kann sie in der Küche sofort ma-chen, denn die Versuchsaufbauten stammen aus dem Geschirrschrank, dem Nähkasten oder dem Hobby-keller. Schüsseln, Klebstoff, Zwirn und Wasser hat schließlich jeder im Haus. Kinder empfinden die Expe-rimente aus dem „Kinder Brock-haus“ nicht nur als Erlebnis, sie ler-nen dabei spielerisch viele wichtige Grundlagen der Physik. Und nicht nur sie: Wissen die Eltern, wie ein mit Wasser gefüllter Becher entleert werden kann, ohne dass jemand am Trinkhalm saugt? Und vor allem: Wissen sie, warum das so ist?Die fünf Experimente zum Thema Wasser werden jeden verblüffen, denn manches wirkt wie Zauberei. Zum Beispiel der „Becher des Py-thagoras“, der den besagten Trink-halm zur Wasserpumpe macht. Dass ein solcher Becher sogar eine his-torische Bedeutung hat, wird auch viele Eltern in Erstaunen versetzen.Also: Ab in die Küche, ein paar Mi-nuten Zeit nehmen und am besten mit den Kindern gemeinsam ex-perimentieren. Wie es geht, zeigen wir Schritt für Schritt. Und was da passiert – warum zum Beispiel eine Rakete mit Wasserkraft an die Kü-chendecke fliegen kann –, erklären wir auch.

Das neue Buch von Joachim Hecker „Erste Experimente für kleine For-scher. Foto: Brockhaus

Der Becher des PythagorasEinen mit Wasser gefüllten Becher mit einem Trinkhalm leeren, das ist doch ganz einfach. Aber kannst du das auch, ohne an dem Trinkhalm zu saugen? Klingt wie Zauberei. Ist aber einfach nur ein verblüffendes Spiel mit der Physik.

Das brauchst du fürs Experiment

1 Becher aus Plastik oder Pappe1 Trinkhalm, den man knicken kannMesser oder SchereKnetgummi oder Klebstoff1 Kanne Wasser

Schnapp dir den Becher und bohre ein Loch in den Boden. Dafür be-nutzt du das Messer oder die Schere. Durch das Loch soll der Trinkhalm gesteckt werden. Du musst also vor-

Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen Nr. 16 ● Ausgabe 12/2008 ● Seite 15

sichtig das Loch vergrößern, bis der Halm gerade so durchpasst.

Den Halm steckst du so hinein, dass das kürzere Ende mit dem Knick in dem Becher sitzt. Nun knickst du den Halm so, dass die Öffnung der Röhre zum Becherboden zeigt.

Damit kein Wasser auslaufen kann, musst du den Boden noch abdich-ten. Drehe den Becher also um und packe Knetgummi um Halm und Loch. Du kannst auch Klebstoff dafür nehmen. Warte, bis der Kleb-stoff trocken ist.

Nun hältst du den Becher über das Spülbecken und gießt das Wasser hinein.

Was passiert?

Zunächst hält der Becher dicht. Doch wenn der Wasserspiegel über den Knick des Trinkhalms steigt, läuft plötzlich das ganze Wasser aus.

Warum ist das so?

Wenn du das Wasser in den Becher füllst, fließt es ja auch in den geknick-ten Trink-halm. Hat es den Knick er-reicht, fließt es ab. Da das Wasser in dem langen Teil des Trinkhalms schwerer ist als im kurzen, wird nun

ständig Wasser nachgesaugt.Darum nennt man ein solches Gerät auch „Saugheber“.Einen Saugheber nimmt man zum Beispiel, wenn man ein Aquarium leeren möchte. Auch der Weinbauer – auch Winzer genannt – setzt ihn ein. Mit ihm lässt er Wein aus einem Fass laufen, ohne es ganz öffnen zu müssen. Und in der Waschmaschi-ne sorgt ein Saugheber dafür, dass das Fach für den Weichspüler nicht überläuft.

Erfinder des Saughebers ist der griechische Philosoph und Mathe-matiker Pythagoras. Er hat 530 vor Christus den „gerechten Becher“ gebastelt. Der hatte versteckt im Innern einen Saugheber. Mit ihm konnte man sehen, wer gierig war: Wer zu viel Wein in seinen Becher goss, wurde bestraft – denn der Wein lief aus.

Versuch aus:Kinder Brockhaus Experimente

ISBN 978-3-7653-2401-7 14,95 Euro

www.kinderbrockhaus.de

Seite 16 ● Ausgabe 12/2008 ● Nr. 16 Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen

Mit Ralf Hellbart einmal über den „Tellerrand“ geschaut:

Besondere Tagesschule in SibirienRalf Hellbart engagiert sich seit langer Zeit für das Thema Leseförde-rung von Kindern und Jugendlichen. Das Projekt www.ratgeber-kin-derbuch.de, an dem Hellbart beteiligt ist, stellte die Lese-Drehscheibe vor einigen Monaten vor. Doch Ralf Hellbart hat noch ein zweites wichtiges Thema, für das er sich engagiert: die heilpädagogische Ta-gesschule „Talisman“ in Sibirien.

„In unserem dieser Tage erschei-nenden Jahresbericht 2007/2008 für die heilpädagogischen Tagesschule Talisman und die Lebens- und Ar-beitsgemeinschaft für behinderte Jugendliche Istok im sibirischen Irkutsk müssen wir leider eine trau-rige Bilanz ziehen“, berichtet Ralf Hellbart enttäuscht. „Im letzten Jahr mussten wir feststellen, dass der Spendenfluss deutlich zurück-geht. Die Spendengelder reichen kaum mehr aus, um den Betrieb der heilpädagogischen Tagesschule Talisman und der Lebens- und Ar-beitsgemeinschaft für behinderte Jugendliche Istok für das laufende Jahr finanziell zu unterstützen.“Beide Initiativen bemühen sich selber nach Kräften um Unterstüt-zung aus dem eigenen Land und es wird verstärkt daran gearbeitet, wirtschaftlich von der Hilfe aus dem Westen unabhängig zu werden. Doch dies ist noch ein weiter Weg, führt Hellbart aus. Russland habe

zwar international wieder an Stärke und Macht gewonnen und erziele durch seinen Handel mit Rohstof-fen hohe Einnahmen. Auch haben Einzelpersonen ungeheuere Reich-tümer angehäuft. Jedoch führten diese Entwicklungen bisher kaum zur Förderung der sozialen Infra-struktur des Landes.„Dabei wäre das Russland von heu-te in der Lage, sozial benachteiligte und schwache Menschen sowie so-ziale Projekte ausreichend zu un-terstützen. In Russland gibt es noch immer sehr viele arme Menschen, die wenig oder nichts von dem neuen Reichtum zu spüren bekom-men.“ Das soziale Handeln betref-fend sei Russland im Vergleich mit dem Westen noch immer ein Drit-te-Welt-Land. Die Reichen werden immer reicher, aber ansonsten wird sehr wenig getan, so Hellbarts Er-fahrung der vergangenen Jahre.„Auch Talisman und Istok erhalten kaum Hilfe. Stattdessen steigen die Kosten des täglichen Lebens, was wir – die wir die Arbeit von Talis-man und Istok vom Westen aus un-terstützen – zu spüren bekommen, insofern wir alljährlich vor der Dringlichkeit stehen die ohnehin geringen Mitarbeitereinkommen dem allgemeinen Gehaltsgefüge angleichen zu müssen“, sagt Ralf Hellbart, der sich in Deutschland immer wieder für Unterstützung der Projekte in Sibirien bemüht.Das Dilemma – Spendenfluss nimmt ab, die Kosten in Irkutsk steigen –

droht eine über 15 Jahre erfreulich verlaufende Entwicklung, hinter der die aufopferungsvolle Arbeit vieler Menschen in Sibirien und im Wes-ten steckt, zunichte zu machen. Talisman ist eine Schule für be-hinderte Kinder, gegründet Anfang der 90er Jahre in Irkutsk durch be-troffene Mütter. Ziel ist, das Recht behinderter Menschen auf Förde-rung, Bildung und Anerkennung unabhängig von vorhandenen Fä-higkeiten durchzusetzen, als die selbstverständliche Grundlage zu einem menschenwürdigen Dasein und Leben innerhalb der russischen Gesellschaft. Heute werden ca. 25 Schüler nach dem Lehrplan der Waldorfpädago-gik unterrichtet und gefördert. Das für russische Verhältnisse gute Er-scheinungsbild, eine anerkannt gute und erfolgreiche heilpädagogische Arbeit und rege Öffentlichkeitsar-beit haben die Schule bekannter ge-macht und ihr zu einem guten Anse-hen verholfen.Eine Spendenaktion zum The-ma läuft derzeit unter http://de.betterplace.org/projects/620.Über die Arbeit in Sibirien berichtet auch die Seite http://www.beryosa.net/de/articles.php.

Das Talisman-Gebäude in Irkutsk muss dringend erweitert werden, um den rund 25 Schülern mehr Platz bieten zu können. Foto: privat

Auch Theateraufführungen stehen während des Schuljahres auf dem Programm. Foto: privat

Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen Nr. 16 ● Ausgabe 12/2008 ● Seite 17

Lese-DrehscheibeOnline-Magazin

Der i-Punkt für’s Lesen

2. Jg., Heft 12/2008, Nr. 16

Erscheinungsweise: monatlich, jeweils zum 15. Abgabe an Abonnenten und Einzelbesteller per E-Mail. Bezugs-preis: Einzelpreis 1,00 Euro; im Jah-resabonnement 12,00 Euro. Kündigung des Abonnements jeweils zum Ab-schluss eines Bezugsjahres möglich.

Redaktion: Heike Schütz (verantwortlich)Martina Meier (verantwortlich)

Mitarbeiter dieser Ausgabe:Christiane Amendt

Anzeigen:Heike Schütz (verantwortlich)Martina Meier (verantwortlich)Es gilt die Anzeigenpreisliste 1/2008.

Verlagsanschrift: Papierfresserchens MTM-Verlag GbRKirchstraße 5D- 88131 BodolzGeschäftsführer: Martina und Thorsten Meier

Tel.: 08382/2799434oder 0179/2071404Fax: 01805/0390004637www.papierfresserchens-mtm-verlag.deinfo@papierfresserchen.de

Für unverlangt eingesandte Manuskrip-te übernehmen wir keine Haftung.

Impressum: Junge Grazerin legt ihr erstes Buch vor

Irene Brischniks Glücksschirm begeistertKaum ist das erste Buch der jun-gen Grazer Autorin Irene Brischnik „Der Glücksschirm“ erschienen, sind erste begeisterte Stimme zu hö-ren, nicht zuletzt nach einer Aktion in der Stadtpfarre Graz, bei der die kleinen Zuhörer nicht nur die Ge-schichte des Glücksschirm hörten, sondern mit Irene Brischnik auch selbst noch Glücksschirme gestal-ten durften.Erzählt wird in dem Buch übrigens die Geschichte eines Regenschirms, der eine ganz ungewöhnliche Reise antritt und dabei jedem, der ihn in Händen hält, eine ganz besondere Freude bereitet. Der Text in Reimform und sämtli-che Illustrationen des gebundenen Buches stammen von Irene Brisch-nik, die 1978 in Leoben in Öster-reich geboren wurde. Irene Brischnik lebt und arbeitet

Irene Brischnik. Foto: privat

heute, gemeinsam mit ihrer Kobol-dine Twinkie, in Graz. In einer Künstlerfamilie aufgewach-sen, wollte sie immer schon auf die eine oder andere Weise Geschichten erzählen. Nachdem sie bereits meh-rere Kinderbücher illustrierte, ent-stand eines scheinbar schönen Mai-tages die Idee des Glücksschirms. Denn dieser lag glücklicherweise am Wegesrand, als es gerade zu reg-nen begann. In der Heldenschmie-de des Ateliers Brischnik entstehen laufend fantasievolle Geschichten, Bilder und Reime für Kinder. Weitere Informationen zur Autorin und ihrem Schaffen gibt es auch un-ter www.brischnik.at.

Nach einer Lesung aus dem „Glücks-schirm“ in der Grazer Pfarre ge-stalteten die Mädchen und Jungen ihre ganz eigenen Glücksschirme mit viel Spaß! Foto: privat

Irene Brischnik: Der Glücksschirm

28 Seiten, ISBN 978-3-940367-41-9;

13,90 Euro; Hardcover

Seite 18 ● Ausgabe 12/2008 ● Nr. 16 Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen

Karoline bastelt mit der Laubsäge ein Weihnachtsgeschenk für ihre Mutter. Sie braucht vier Elche aus Holz für ihr Geschenk. Dazu hat sie ein paar Entwürfe gezeichnet. Nach welchem Entwurf – a,b,c oder d hat sie später den Elch ausgesägt und rot lackiert?

Fensterschmuck für Winter und WeihnachtRichtig gemütlich ist es erst, wenn man es sich gemütlich macht! Mit einfachen Mitteln lässt sich zu jeder Jahreszeit ein passender Fenster-schmuck herstellen.

Schneeflocken

Wattebällchen werden mit Nadel und Faden zu einer Kette verbun-den. Dazu Watte zu einer festen Kugel drehen und anschließend ein paar Flocken herauszupfen. Dann mit Nadel und Faden zu einer Kette zusammenbinden. Mehrere Ketten nebeneinander ans Fenster gehängt ergeben ein lustiges Schneegestö-ber! Die Schneeflocken können auch aus Styropor bestehen. Oft flattern uns diese Flocken als Verpackungsma-terial mit einem Paket ins Haus. Weihnachtsmotive aus Filz, Perlen

oder Sterne sehen als Kette eben-falles richtig gemütlich aus. Viel Vergnügen beim Gestalten eines Winter-Weihnachtsfensters!

Spiel

Spaß

Rätsel

Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen Nr. 16 ● Ausgabe 12/2008 ● Seite 19

Lese-KlickWas ist das?

Hihi!

Auflösungen aus Heft 15

Leseklick:TannenzapfenGitterrätsel:

Engel, Kerze, Advent, Tannen-baum, Schneeball, Schnee, Maria, Josef, Weihnachtslied, Plätzchen, Eis, Stiefel, Glaskugel, Christus-kind, Weihnachtsferien, Krippe,

Lametta.

1. Warum werfen Laubbäume (und die Lärche) im Herbst für den Win-ter ihre Blätter ab und Nadelbäume ihre Nadeln nicht?2. Bei welcher Temperatur kann Schnee entstehen?3. Warum sollten wir auf den Stra-ßen und Wegen mit dem Streusalz sparsam umgehen?

Winterrätsel für schlaue Leute

Papa resümiert: „Ich weiß jetzt, wa-rum Weihnachten in meiner Kind-heit so schön war. Ich musste die Geschenke nicht bezahlen!“

Die beiden Kinder streiten sich aus-gerechnet am vierten Advent heftig und laut um die Weihnachtskekse. Die Mutter ist völlig entnervt und jammert: „Könnt ihr beide denn nicht ein einziges Mal einer Mei-nung sein?“ Antwort der Kinder: „Sind wir doch - wir wollen beide die gleichen Kekse!“

Thomas war ein Kater. Nein, er war ein Junge. Und das zusammen macht wohl einen guten Kerl. Im Sommer lebte im tiefen Wald, wo alle Waldkater zu leben pflegen. Im Winter, wenn es im Wald schon kalt war, kam er zu seinem Freund. Der Freund hieß Rene und er arbei-tete viel an seinem Computer.Thomas legte sich öfters auf den Sessel und half seinem Freund bei seiner Arbeit, denn Thomas konnte auch sehr gut programmieren.

Club der kleinen DichterForum für Kinder und Jugendliche

Thomas, der KaterkerlUnd natürlich erzählte Thomas Rene von seinen Abenteuern im Wald. Wenn sie so zusammen saßen, war den Freunden kein Winterabend zu lang! Langsam schlich der Frühling heran und Thomas besuchte Rene immer seltener. Wenn die Bäume ganz grün standen, verschwand der Katerkerl auf einmal und ließ sich den ganzen Sommer nicht sehen. Denn im Wald lebten auch viele Freunde, die Thomas den ganzen Winter lang nicht gesehen hatte.

Text und Bild stammen von der 15-jährigen Liza Dorogova aus Volshskij in Russland. Infos unter www.liza-dorogova.narod.ru.

Barbara DietloffDie Zauberfreundeab 8 J., 8,90 Euro 978-3-940367-09-9

Ferien- und Zir-kusabenteuer in großer Schrift für Mädchen und Jungen.

Ulrich TeschnerRitter Rabenzahnab 8 J., 8,90 Euro 978-3-940367-19-8

Was haben kleine Rit-ter eigentlich so im Mittelalter getrieben? Hier könnt ihr es le-sen!

Peter KlusenZoo Wunderbar0 - 99 J., 10,90 Euro 978-3-940367-11-2

Gereimt geht alles besser – eine Verser-zählung, amüsant und hintergründig.

Eva DumannIm Zeichen der Schwäneab 14 J., 14,90 Euro 978-3-940367-25-9Die 14-jährige Auto-rin wird schon heute als Ausnahmetalent gesehen. Fantasy pur.

Tanja BernDas Tal im Nebelab 13 J., 12,50 Euro 978-3-940367-23-5

Mit Jack und Lorian geht es direkt in die irische Sagenwelt der Sidhe.

Seite 20 ● Ausgabe 12/2008 ● Nr. 16 Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen

Erhard DietlBärenstarke

Weihnachten

Heinrich Ellermann Verlag ISBN: 978-3770763726

gebundene Ausgabe 32 Seiten

10,95 Euro

Morton RhuelGhetto KidsGerstenberg

Gebundene Ausgabe 256 Seiten

Ravensburger Buchverlag; ISBN: 978-3473352920

12,95 Euro

Die Bücher mit dem Drachen

Papierfresserchens MTM-VerlagKirchstraße 5D- 88131 BodolzTel.: 0179/2071404Fax: 01805/00390004637info@papierfresserchen.dewww.papierfresserchens-mtm-verlag.de

TippVo l l e r Freude p a c k t A r t u r

sein Weihnachts-geschenk aus: Bärenstark! Ein

Blinkomat! Den hat er sich schon lange gewünscht, denn der kann fast alles. Als Artur seinen Blinkomaten draußen gleich ausprobiert, stolpert er über Herrn Bär, der Weihnachten ganz alleine frierend auf der Stra-ße verbringen muss. Voller Mitleid leiht Artur ihm den Blinkomaten. Dafür erhält er einen südchinesi-schen Zauberknopf – und mächtig Ärger von seinen Eltern. Dieses Weihnachten droht zu einer Fami-lienkatastrophe zu werden. Ob der Blinkomat das wieder in Ordnung bringen kann? Und was ist bitte schön ein südchinesischer Zauber-knopf? Liebevoll geschrieben und illustriert ist das Buch ein wun-derbares Weihnachtsgeschenk mit Spaßgarantie für die ganze Familie. Das Bilderbuch wurde unter dem Titel: „Der bärenstarke Weihnachts-gast“ auch als Bildergeschichte im Rahmen der „Sternstunden“, ei-ner Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks zugunsten notleidender Kinder, ausgestrahlt.

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„Alle sagen, dass wir eine Chance hätten, aber wir kennen die Wahr-heit! Wer im Ghetto lebt, hat kei-ne Chance!“ Kalon, ein schwarzer Teenager, wächst in einem Groß-stadtghetto auf. In seiner Gegend bekämpfen sich zwei Gangs in blutigen Straßenschlachten. Damit muss der Junge zurechtkommen, wohl nicht gerade die besten Vor-aussetzungen für einen guten Weg ins Erwachsendasein. Als ob das nicht schon genug wäre, muss Kalon auch noch Geld für sei-ne Familie beschaffen, denn seine Schwester wird schwanger und sei-ne Großmutter verliert ihren Job. Als Kalon sich in Tanisha, die Schwester eines Bandenmitglieds, verliebt, gerät er mitten hinein in den Sog der Bandenkonflikte. Er steigt bei den „Disciples“ ein. In ei-nem Wirrwarr von Gewalt, Intrigen und bösen Machtspielen droht Ka-lons Leben zu zerplatzen. Der Roman ist super spannend ge-schrieben, lässt keine Zweifel an der Heftigkeit des Asphaltdschun-gels und mich wünschen, dass dies nur ein modernes, böses Märchen sei – was es leider nicht ist. Tolles Buch, geeignet ab 14 Jahre.

Bewertung: 5 Flohs von 5Florian Schütz, 14 Jahre

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„Cantare necesse est“ hieß es auf der Buchmesse in Wien Ende November, wo sich die Lese-Drehscheibe nach ganz besonderen Highlights im Ver-anstaltungsprogramm umsah und auf den Schulchor von Roland Kadan stieß. Foto: Heike Schütz

Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen Nr. 16 ● Ausgabe 12/2008 ● Seite 21

Roland KadanCantare necesse est

Lieder in lateinischer Sprache

142 Seiten Braumüller-Verlag

ISBN: 978-370031684832 Seiten

12,95 Euro

Das Weihnachts-Bastelbuch für kleine Hände

Gebundene Ausgabe96 Seiten

VChristophorus-Verlag; ISBN: 978-3419532782

9,90 Euro

s Wieso in aller Welt lateinisch sin-gen? Für Roland Kadan stellt sich die Frage umgekehrt: Wie kann man ohne lateinische Lieder aus-kommen?Der engagierte Musiker und Latein-lehrer an einem Wiener Gymnasium weiß, wovon er spricht: Von einer lebhaften Abwechslung im Latein-unterricht, bei der sich Vokabel und Grammatik beinahe wie von selbst lernen, von der geradezu befreien-den Wirkung, die das Singen auch in der Lateinstunde entfacht - und davon, wie leicht sich kognitive Leistungen mit intensiver Sinne-serfahrung in der Schule verbinden lassen.Bekannte Melodien wie „Yellow submarine“, „As tears go by“, „Marmor, Stein und Eisen bricht“, oder „Alle meine Entchen“, die uns längst ins Ohr gegangen sind, hat der Autor Roland Kadan nuancen-reich und spritzig ins Lateinische übersetzt und damit neue Maßstäbe für einen anschaulichen Latein- und fächerübergreifenden Kulturunter-richt gesetzt. Auch für den Grund-schulbereich sind geeignete Lieder und Texte in dieser Neuerscheinung enthalten.Auf der Buch Wien 2008 konnte man erleben, wie viel Spaß man beim „Singen auf Lateinisch“ ha-ben kann. Roldand Kadans Klasse überzeugte mit ihrem Vortrag nicht nur die Fachwelt, sondern vor allem die zuhörenden Schülerinnen und Schüler.Übrigens: Auch Weihnachtslieder finden sich in „Cantare necesse est“.

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Auf in den Basteladvent! Für Kin-der gibt es nichts Schöneres, als mit buntem Material zu arbeiten. Kin-der sind von Natur aus kreativ und sehen die Welt mit ganz besonderen Augen. Dieses Buch bietet eine Fül-le von Anregungen und Vorlagen für Bastelarbeiten in der Advents- und Weihnachtszeit. Ob mit Papier und Stift, Wäscheklammern oder Salz-teig, alles ist tatsächlich ohne gro-ßen Aufwand mit „kleinen Händen“ nachzumachen. Und wer schon ein-mal etwas Selbstgebasteltes von ei-nem Kind bekommen hat, der weiß, wie viel Freude Geber und Nehmer damit haben!

Seite 22 ● Ausgabe 12/2008 ● Nr. 16 Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen

Hugo, Norbert, Fieper und Rumpel-Lieschen brauchten zwei Wochen, um den Weg aus dem Wald zu fin-den. Aber am fünfzehnten Tag ihrer Wanderung stellte sich der Riese Norbert endlich auf die Schultern des Drachen, guckte über die Baum-wipfel und sagte: „Wir müssen wei-ter nach rechts.“ Und schon am frühen Abend dessel-ben Tages tauchte sie vor ihnen auf: die Ajax-Burg. Die Burg erhob sich stolz aus der Ebene hinter dem Flüsschen. Ihre

Der schlechtesteRitter der Welt

Mauern und Türme waren so hoch, dass sie bisher von niemandem ein-genommen worden war, hatte an-scheinend Besuch: Rings um die Burg waren Zelte aufgebaut. Hugo erkannte sofort, wer da angereist war. Die blauen Zelte trugen das Wappen von Arthur: drei ineinan-der verknotete Drachenschwänze. Auf den gelben Zelten und Fahnen prangte Erikas Wappen: ein dicker Riesen-Zeh. Und die rosaroten Zel-te mit den drei Schweinen im Wap-pen, die gehörten natürlich Friedjulv

Christian Tielmann und Heribert Schulmeyer (Bilder) Dudenverlag, Lesestoff geeignet ab 4. Klasse

Kapitel 4Ritter Weitwurf

Lanzenstecher und seinen Leuten. „Auf sie mit Gebrüll!“, rief Rum-pel-Lieschen und holte ihre Keule aus dem Karren. Aber Hugo hielt sie zurück: „Lang-sam, langsam, nur nichts überstür-zen!“Rumpel-Lieschen verzog den Mund und knurrte: „Du hast versprochen, dass ich kämpfen darf!“„Du wirst kämpfen. Aber nicht jetzt. Ich muss erst einmal die Lage aus-kundschaften und herauskriegen, ob Arthur, Erika und Friedjulv nur zum

PraktischeLeseförderung

Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen Nr. 16 ● Ausgabe 12/2008 ● Seite 23

Abendessen zu Besuch gekommen sind oder ob sie …“ Ein leichter Schauer lief über Hugos Rücken. „Oder ob sie sich etwa gegen Ajax verschworen haben.“Rumpel-Lieschen knurrte: „Dann kundschafte mal, mein Herr und Meister!“ „Nicht jetzt“, sagte Hugo. „Wir ziehen uns in den Wald zurück und warten, bis es dunkel ist.“„Aber vielleicht sind die Ritter bis dahin alle weg und …“, meckerte Rumpel-Lieschen. „Halt die Klappe, Liese!“, pieps-te Fieper. „Hugo ist dein Herr und Meister. Also musst du machen, was er sagt, und basta!“Sie zogen sich in den Wald zurück und warteten im Unterholz auf den Sonnenuntergang.„Norbert und ich schleichen jetzt an den Rittern vorbei zur Burg und ver-suchen herauszufinden, was über-haupt gespielt wird“, sagte Hugo nach Sonnenuntergang. Der Riese guckte zwar nicht gerade begeistert, aber als Rumpel-Lies-chen androhte, dass sie ein unglaub-liches Geschrei machen werde, wenn er nicht sofort und schleunigst mit Hugo zur Burg gehe, kroch er aus seinem Versteck und schlich sich mit Hugo aus dem Wald. Kurz vor der Brücke über das Flüsschen stoppte Hugo. Er hatte im fahlen Licht des Mondes etwas aufblitzen sehen.„Was ist?“, flüsterte Norbert über ihm. Hugo deutete auf die Brücke. „Da ist eine Wache!“„Sollen wir weglaufen?“, fragte Norbert. Hugo schüttelte den Kopf und flüs-terte: „Wir gehen einfach ein paar Meter weiter oben über den Fluss.“ Sie liefen am Flusslauf entlang, bis sie außer Sicht weite der Brücke waren. Erst dann nahm Norbert Hugo huckepack und überquerte mit einem einzigen großen Schritt den Fluss. Sie schlichen zwischen den rosa-

roten Zelten von Friedjulvs Leuten und den gelben Zelten von Erikas Mannen hindurch Richtung Burg. Es grenzte an ein Wunder, dass kei-ne der Wachen, die um die beiden Zeltlager aufgestellt waren, sie ent-deckte. Als sie die Burgmauer erreichten, sagte Hugo: „Fast geschafft! Jetzt müssen wir nur noch da rauf!“ Er zeigte nach oben. „Kannst du so hoch springen?“Norbert sah nach oben zu den Zin-nen. Dann sah er nach unten zu Hugo und schüttelte den Kopf. „Riesen springen nicht.“„Niemals?“, fragte Hugo. „Niemals“, antwortete Norbert. „Auch nicht im Notfall?“„Auch dann nicht.“„Und es gibt keine Ausnahme?“Norbert schüttelte den Kopf. Hugo seufzte. „Aber ich könnte dich raufwerfen“, schlug Norbert vor. Hugo schluckte. Wenn sich Norbert streckte, fehlten nur zwei Meter bis zu den Zinnen der Burg. Aber zwei Meter durch die Luft geworfen zu werden, war nicht gerade ange-

nehm. Außerdem hatte Hugo keine Ahnung, wie gut oder schlecht Nor-bert im Ritter-Weitwurf war. Wenn er nun viel zu weit werfen würde? Dann würde Hugo vielleicht acht Meter hoch über die Zinnen fliegen, um dann tief in den Burghof ab zu-stürzen. „Keine Angst, ich bin ein guter Werfer“, versuchte Norbert Hugo zu beruhigen. Hugo gab sich einen Ruck. Wenn er die Lage auskundschaften wollte, dann gab es keine andere Möglich-keit. Er musste in die Burg. Er nick-te, setzte sich in Norberts Hand, zit-terte um sein Leben und schon ging es aufwärts.Norbert konnte wirklich gut werfen. Und er schien eine Glücksfee in ei-ner seiner ausgebeulten Hosenta-schen zu haben. – Hugo landete zwar nicht auf der Burgmauer, sondern flog einen Tick zu weit, aber er lan-dete weich: genau im Strohhaufen, der zwischen Schmiede und Pfer-destall aufgeschüttet war. Und weil er schon einmal dort war, schlich er sich ins Haus des Schmieds, huschte die Holzstiegen hinauf in den ersten

An das PapierfresserchenKirchstraße 5D- 88131 Bodolz

Angela LiboschikCarmencita und die Reise mit dem rosaroten Luftballon ISBN: 978-3-940367-34-1, 9,90 Euro

Carmencita, die unerschrockene peru-anische Feldmaus, will nicht heiraten, sondern lieber auswandern.

Barbara BarkhausenHurra - wir haben Ferien! ISBN: 978-3-940367-29-7 ; 13,90 Euro

Ein Reise-Kinder-Bilder-Tage-Buch Deutschland zum Lesen und Mitma-chen.

Sabine PoethkeKleiner grüner Freund Frädäräk FroschISBN: 978-3-940367-22-8, 10,90 Euro

In den Geschichten dieses Buches tum-melt sich ein kleiner grüner Frosch durch seine Abenteuer.

Seite 24 ● Ausgabe 12/2008 ● Nr. 16 Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen

Die Bücher mit dem Drachen

Papierfresserchens MTM-VerlagKirchstraße 5, D- 88131 Bodolz

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Stock und klopfte an Jules Tür. „Hugo! Was zum Kuckuck machst du denn hier?“, rief Jule, als sie die Tür öffnete. Aber dann haute sie sich selbst mit der flachen Hand auf den Mund, zog Hugo schnell in ihr Zimmer und flüsterte: „Hoffentlich hört mein Vater uns nicht! Bist du noch verbannt?“Er grinste. „Ja, aber nicht mehr lan-ge. Werdet ihr von Arthur, Erika und Friedjulv belagert?“Jule nickte. „Was denn sonst? Meinst du, die drei wandelnden Schrotthaufen kommen nur auf ein Stück Schweinebauch in Rü-bensirup vorbei?“ Die Tochter des Schmieds ließ sich auf ihr Bett fal-len. „Schon seit einer Woche halten die die Burg in Schach. Es kommt keiner raus und keiner rein.“ Sie stutzte. Sie sah Hugo an. „Keiner, außer dir!“ Jule sprang auf. „Wie hast du das gemacht? Hat der Bela-gerungsring eine Lücke? Kannst du uns befreien?“Hugo hob beschwichtigend die Hän-de. „Vielleicht kann ich zwei Flie-gen mit einer Klappe schlagen.“Jule legte die Stirn in Sorgenfalten.

„Du weißt, dass du im Fliegen-schlagen nicht gerade Meister bist, oder?“„Abwarten!“, sagte Hugo. „Sorg dafür, dass alle Bewohner der Burg, vor allem aber Ajax, im Morgen-grauen hinter den Zinnen stehen und zusehen.“„Zusehen? Wobei?“, fragte Jule. Aber Hugo ging schon zurück zur Tür, zwinkerte ihr noch einmal zu und sagte: „Das wirst du im Morgen grauen sehen!“„Hugo! Mach keinen Unsinn!“, flüsterte Jule noch. Hugo kletterte zurück auf die Burg-mauer, winkte Norbert und hoffte, dass der Riese im Fangen mindes-tens so gut wie im Werfen war. Er hielt den Atem an, machte die Au-gen zu und sprang. Der Wind pfiff in seinen Ohren und Hugo war über-zeugt, dass er jeden Augenblick auf dem Erdboden aufschlagen musste, als ihn plötzlich die großen, war-men Hände von Norbert sicher um-gaben. „Gut gemacht!“, flüsterte Hugo und schlich sich mit dem Riesen im Ge-folge zurück in den Wald.

Unsere Fragen:

1. Wie lange brauchten die drei, um den Weg zu finden?

2. Was sieht man auf dem Wappen von Arthur?

3. Wie schafft es Rumpel-Lieschen, den Riesen aus seinem Versteck zu holen?

4. Wie lange dauert die Belagerung schon

Kannst du die Fragen beantworten?

Schick uns die Lösung per E-Mail bis zum 15. Januar 2009 zu und gewinne vielleicht ein tolles Buch!Viel Glück!

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Lese-Drehscheibe - Der i-Punkt für’s Lesen Nr. 16 ● Ausgabe 12/2008 ● Seite 25

Liebe Leserinnen und Leser

Und zum guten Schluss ...... möchten wir Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr wünschen.

Es hat unserem Team auch in die-sem Jahr wieder sehr viel Freude bereitet, für Sie interessante Ge-schichten, Storys und Anregungen rund ums Thema Lesen zu finden. Und wir versprechen, dass wir auch im Jahr 2009 Augen und Ohren in bezug auf dieses wichtige Thema offen halten werden, denn nicht zu-letzt die Studie der Stiftung Lesen zum Leseverhalten in Deutschland zeigt, wie wichtig unsere Arbeit an der Basis ist.

Deshalb freuen wir uns ganz be-sonders, dass unsere Arbeit von der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft am 20. November 2008 ausgezeichnet wurde: „Ausgewähl-ter Ort 2009 im Land der Ideen“. Gemeinsam mit den Initiatoren des Projektes werden wir im kommen-den Jahr die Botschaft von der Zu-kunftsfähigkeit unseres Landes in die Öffentlichkeit zu tragen. Zum Hintergrund: Der Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ wird seit 2006 von der Initiative „Deutsch-land – Land der Ideen“ gemeinsam mit der Deutschen Bank durchge-führt.

Dazu möchten wir schon jetzt auf unsere Veranstaltung am 28. No-vember 2009 in der Bodenseeregi-on hinweisen, bei der es natürlich um das Thema Leseförderung und Förderung junger Autorinnen und Autoren geht ... den Themen, denen sich Verlag und Lese-Drehscheibe schon seit Jahren mit Leidenschaft

verschrieben haben. So werden wir Sie auch in 2009 immer wieder über diese wichtige Veranstaltung infor-mieren und würden uns über mög-lichst viele Mitstreiter freuen.

Doch auch auf anderer Ebene wer-den wir zukünftig als Verlag und mit der Lese-Drehscheibe an die Öffentlichkeit treten: auf Buchmes-sen. War unsere Premiere auf der Buchmesse in Wien, so haben uns die Erfahrungen dort bestärkt, uns auch auf der Buchmesse in Leipzig, die vom 12. bis 15. März 2009 statt-

findet, vorzustellen. Wir freuen uns schon heute auf Ihren Besuch und viele Fragen.

Wie schon in Wien, wird auch in Leipzig wieder Heike Schütz, Mit-herausgeberin der Lese-Drehschei-be und Buchstaben-Trainerin, für Fragen rund um ihr Leseförderpro-gramm, das Buchstaben-Training, zur Verfügung stehen.

Und über die Buchmessen hinaus: Lernen Sie auch im nächsten Jahr unsere vielen jungen und jung ge-bliebenen Autorinnen und Autoren bei Lesungen kennen. Gerne ver-mitteln wir den Kontakt. Denn auch sie sind es, die Basisarbeit für Lese-förderung betreiben.

Mit den besten Wünschen für friedvolle Festtage

Martina MeierHeike Schütz

Papierfresserchens MTM-Verlag und die Lese-Drehscheibe präsentierten sich Ende November erstmals auf einer Buchmesse. Verlegerin Martina Meier (l.) führte mit zahlreichen Autoren - wie Cluadia Kejwal (r.) Ge-spräche über ihre Arbeit, Messeeindrücke und künftige Projekte.

Foto: Heike Schütz