Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG....

16
Öffentlichkeitsarbeit | Marketing [email protected] DW Tel. - 4025 | DW Fax - 4098 DES KAISERS ELFENBEIN DES KAISERS ELFENBEIN DES KAISERS ELFENBEIN DES KAISERS ELFENBEIN Meisterwerke aus Habsburgs Kunstkammern Meisterwerke aus Habsburgs Kunstkammern Meisterwerke aus Habsburgs Kunstkammern Meisterwerke aus Habsburgs Kunstkammern EINE AUSWAHL DER WIC EINE AUSWAHL DER WIC EINE AUSWAHL DER WIC EINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTE HTIGSTEN OBJEKTE HTIGSTEN OBJEKTE HTIGSTEN OBJEKTE

Transcript of Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG....

Page 1: Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG. OLIFANT GRAF AL BERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHEN VON HABSBURG EN VON HABSBURGEN

Öffentlichkeitsarbeit | Marketing

[email protected] DW Tel. - 4025 | DW Fax - 4098

DES KAISERS ELFENBEINDES KAISERS ELFENBEINDES KAISERS ELFENBEINDES KAISERS ELFENBEIN Meisterwerke aus Habsburgs KunstkammernMeisterwerke aus Habsburgs KunstkammernMeisterwerke aus Habsburgs KunstkammernMeisterwerke aus Habsburgs Kunstkammern

EINE AUSWAHL DER WICEINE AUSWAHL DER WICEINE AUSWAHL DER WICEINE AUSWAHL DER WICHTIGSTEN OBJEKTEHTIGSTEN OBJEKTEHTIGSTEN OBJEKTEHTIGSTEN OBJEKTE

Page 2: Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG. OLIFANT GRAF AL BERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHEN VON HABSBURG EN VON HABSBURGEN

HL. GREGOR MIT HL. GREGOR MIT HL. GREGOR MIT HL. GREGOR MIT SCHREIBERNSCHREIBERNSCHREIBERNSCHREIBERN

Meister der Wiener Gregorplatte

Karolingisch, 9. Jh.

© Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. KK 8399

Papst Gregor der Große gilt als Autor der liturgischen Texte zur Feier der hl. Messe nach

römisch-katholischem Ritus. Später hat Kaiser Karl der Große im Hl. Römischen Reich

deren Gebrauch verbindlich vorgeschrieben. Der Legende nach beobachtete ein Schreiber

heimlich, wie die Taube des Hl. Geistes dem lauschenden Papst Gregor diese

Messformulare ins Ohr flüsterte, bevor der Heilige sie ihm dann mit lauter Stimme diktierte.

Der geniale Elfenbeinschnitzer behält zwar das Motiv der göttlichen Eingebung bei, doch

zeigt er den Papst als einen selbst schreibenden Autor, der kurz innehält, um auf die

Stimme der Inspiration zu hören. Die darunter wiedergegebenen Mönche werden seinen

Text dann abschreiben. Die auf zwei Geschoße erweiterte Szene spielt sich im Inneren des

Lateranspalastes ab. Wir werden zu Augenzeugen bei der Verschriftlichung des göttlichen

Wortes und seiner Vervielfältigung in Buchform.

Page 3: Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG. OLIFANT GRAF AL BERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHEN VON HABSBURG EN VON HABSBURGEN

SOG. OLIFANT GRAF ALSOG. OLIFANT GRAF ALSOG. OLIFANT GRAF ALSOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHEN VON HABSBURGEN VON HABSBURGEN VON HABSBURGEN VON HABSBURG

Unteritalien (Amalfi oder Salerno), 11. Jh. oder 1. Hälfte 12. Jh.

Widmungsinschrift datiert 1199

© Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. KK 4073

Aus dem Mittelalter haben sich nahezu hundert Jagdhörner aus Elfenbein erhalten. Die

ältesten Exemplare stammen aus dem byzantinischen Kunstkreis, bei anderen weisen der

Dekor und einige Inschriften auf eine sarazenische Herkunft hin. Unter „Sarazenen“

verstand man Muslime, die im Bereich des Mittelmeer-Beckens lebten und dem islamisch-

arabischen Kulturkreis angehörten. Als sarazenisches (fatimidisches) Exportgut wurden

solche Jagdhörner hauptsächlich für den europäischen Adel produziert. Sie waren hoch

begehrt, weil man sie mit Rolands Horn in Verbindung brachte, in welches dem populären

Rolandslied zufolge der sterbende Held stieß, um Karl den Großen vor dem

Sarazenenheer zu warnen. In ihrer überwiegenden Mehrzahl wurden die Olifante aber in

Unteritalien hergestellt, wo sich ab dem 10. Jahrhundert konkurrierende lateinisch-

christliche Werkstätten etablierten, die fatimidisch-sarazenische Vorbilder kopierten. Dieser

Olifant ist das älteste bekannte Kunstwerk aus habsburgischem Besitz: Graf Albert III.,

Landgraf des Elsaß, hat ihn 1199 dem Schweizer Kloster Muri geschenkt, das Horn war

damals mit Reliquien gefüllt.

Page 4: Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG. OLIFANT GRAF AL BERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHEN VON HABSBURG EN VON HABSBURGEN

VENUS UND AMORVENUS UND AMORVENUS UND AMORVENUS UND AMOR

Nikolaus Pfaff (1556? – 1612)

Prag, um 1601/07

© Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. KK 4658

Die Elfenbeinschnitzerei verdankt ihre Blüte der spezifischen Sammlungsform der

Kunstkammer, die den genießenden Kenner und Sammler voraussetzt. Am genuin

kosmopolitisch geprägten Hof Kaiser Rudolfs II. entstanden Elfenbeinarbeiten Pfaffs, die

diesen im Wettstreit mit der spätmanieristischen Tradition von Sustris und Spranger zeigen

– der Hofantiquarius Daniel Fröschl listet im Inventar der Prager Kunstkammer aus den

Jahren 1607/11, neben zahlreichen Drechselarbeiten insgesamt vier „von Helfenbain

geschnitzte Bildlein von Ihr May: bildtschnitzer Niclaus Pfaff“ auf. Aus dem kreativen

Wechselspiel zwischen dem Anspruch des kaiserlichen Auftraggebers und dem

ausgereiften Potenzial des Künstlers entstanden Elfenbeinarbeiten, deren zarter Ausdruck

mit der subtilen Komposition korrespondiert und im verfeinerten Raffinement der virtuosen

Schnitzerei kulminiert.

Page 5: Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG. OLIFANT GRAF AL BERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHEN VON HABSBURG EN VON HABSBURGEN

FURIEFURIEFURIEFURIE

"Furienmeister"

Salzburg?, um 1610/20

Aus der fürsterzbischöflichen Residenz in Salzburg

© Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. KK 3727

Aus der ungeheuer dynamischen Figur spricht die Kraft der Zeit um 1600, einer Welt im

Umbruch. Geboren aus einer spätgotischen Expressivität, wird der dürre Leib durch das

Furioso der Bewegung schier auseinander gerissen. In den Zwischenräumen baut sich eine

ungeheure Spannung auf. Die Intensität des Ausdrucks kulminiert in dem schmerzver-

zerrten Gesicht der Furie.

In der Betonung der Silhouettenwirkung nehmen die Werke des Furienmeisters die

Reiterfiguren des Matthias Steinl vorweg. Die Furie zählt zu den reifen Hauptwerken des

Furienmeisters, die eine höchst ungewöhnliche Vermischung von Motiven aus Skulptur und

Malerei, Graphik, Goldschmiede- und Drechselkunst aufweisen. Aus der ehemalige

Konzentration der Werke des Furienmeisters in der Kunstkammer der Salzburger

Fürsterzbischöfe kann auf eine längere Tätigkeit an der Salzachstadt geschlossen werden.

Page 6: Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG. OLIFANT GRAF AL BERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHEN VON HABSBURG EN VON HABSBURGEN

HESPERIDE, DEN DRACHHESPERIDE, DEN DRACHHESPERIDE, DEN DRACHHESPERIDE, DEN DRACHEN LADON FÜTTERNDEN LADON FÜTTERNDEN LADON FÜTTERNDEN LADON FÜTTERND

"Furienmeister"

Salzburg?, um 1610/20

Aus der fürsterzbischöflichen Residenz in Salzburg

© Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. KK 4559

Ovid erzählt in den Metamorphosen von den Hesperiden, die am Westufer des Weltmeeres

im Garten der Götter die goldenen Äpfel bewachen, welche als Früchte der Unsterblichkeit

wie ein Schatz gehütet werden. Weil Hera an der Zuverlässigkeit der Hesperiden zweifelt,

gesellt sie den Drachen Ladon als Wächter dazu. Herkules sollte als seine zwölfte Tat dem

König Eurystheus die goldenen Äpfel überbringen.

Die aus einem einzigen Stück geschnittene Gruppe ist ein technisches Bravourstück. Das

spannungsgeladene Spiel von Körper und Draperie zeigt das Ringen des Künstlers um

Form und Raum. Die gegenseitige räumliche Durchdringung der beiden Körper steigert

wirkungsvoll den Gegensatz zwischen dem glatten Menschenleib und dem buckligen

Drachenpanzer.

Page 7: Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG. OLIFANT GRAF AL BERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHEN VON HABSBURG EN VON HABSBURGEN

DECKDECKDECKDECKELPOKAL MIT BACCHANAELPOKAL MIT BACCHANAELPOKAL MIT BACCHANAELPOKAL MIT BACCHANALLLL

Georg Petel (1601/02 - 1634)

Andreas I. Wickert (1600 - 1661)

Augsburg, 1629

Elfenbein, Silber vergoldet

im Auftrag von Ottheinrich Graf Fugger entstanden

© Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. KK 4519

Das in heidnischen Mysterien wurzelnde Thema des trunkenen Silen wurde gerne als

moralisierender Kommentar zu den im Schatten bacchantischen Vergnügens lauernden

Gefahren von Trunksucht, Wollust und Dummheit verwendet. Die sehr drastische

Schilderung einer dem Trunk ergebenen, ausgelassenen Gesellschaft geht in den

Grundzügen auf Peter Paul Rubens zurück, der selbst Entwürfe für Elfenbeinarbeiten

angefertigt hat. Georg Petel, eine der führenden Bildhauerpersönlichkeiten des 1. Drittel

des 17. Jahrhunderts hat es verstanden, die Motive seines flämischen Malerfreundes in

eine überzeugende skulpturale Komposition von kraftvoller Anschaulichkeit zu übersetzen.

Im Auftrag von Graf Ottheinrich Fugger entstand die einfache Metallfassung, die aus der

Skulptur schließlich ein funktionales Trinkgefäß machte, das allerdings vermutlich nie als

solches benutzt wurde.

Page 8: Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG. OLIFANT GRAF AL BERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHEN VON HABSBURG EN VON HABSBURGEN

SATYR UND DIE NYMPHESATYR UND DIE NYMPHESATYR UND DIE NYMPHESATYR UND DIE NYMPHE CORISCA CORISCA CORISCA CORISCA

Adam Lenckhardt (1610 - 1661)

Wien, 1639

signiert und datiert

Nach einer Szene aus dem Schäfermelodram Il Pastor fido von Giovanni Battista Guarini

© Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. KK 4564

Der närrische Satyr nähert sich seiner ehemaligen Geliebten von hinten, um ihre Untreue

zu rächen. Als er die üppige Nymphe an den Haaren packen will, ist er erneut betrogen,

denn es bleibt ihm nur die Perücke in der Hand. Verblüfft droht er nach hinten umzufallen,

während Corisca entflieht, wobei sie den gefoppten Lüstling mit obszönen Gesten

verspottet. Die Schärfe der Auffassung, der ungeschönte Realismus in der Körper-

modellierung und die narrative Kraft der szenischen Gruppe machen die originelle

Komposition unverwechselbar. Lenckhardts Kleinplastiken in Elfenbein und

Rhinozeroshorn belegen den Einfluss der zeitgenössischen venezianischen und

süddeutsch-österreichischen Plastik. Er war ab 1642 Kammerbildhauer von Karl Eusebius

von Liechtenstein in Wien.

Page 9: Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG. OLIFANT GRAF AL BERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHEN VON HABSBURG EN VON HABSBURGEN

APOLL UND DAPHNEAPOLL UND DAPHNEAPOLL UND DAPHNEAPOLL UND DAPHNE

Jakob Auer (um 1645 - 1706)

Wien, um 1688/90

© Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. KK 4537

Ovid erzählt in den Metamorphosen, wie sich die Nymphe Daphne dem begehrlichen

Zugriff des Apoll entzieht, indem sie von Diana in einen Lorbeerbaum verwandelt wird.

Ausgehend von Berninis berühmter Marmorgruppe scheint Jakob Auer das Thema

vornehmlich als Vorwand für ein schnitztechnisches Virtuosenstück interessiert zu haben.

Die glatte Makellosigkeit der beiden Körper sowie die aufwändige Schnitzarbeit des

Laubwerkes und der Draperie unterstreichen die dekorativen Qualitäten des

Virtuosenstücks, das nahezu perfekt die Auflösung der natürlichen Form des

Elefantenzahns vorführt.

In verschiedenen Reiseberichten des späten 17. und des 18. Jahrhunderts wird die Gruppe

stets aus der Fülle der Elfenbeinarbeiten in der kaiserlichen Schatzkammer hervorgehoben.

Page 10: Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG. OLIFANT GRAF AL BERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHEN VON HABSBURG EN VON HABSBURGEN

DECKELPOKAL MIT BLUMDECKELPOKAL MIT BLUMDECKELPOKAL MIT BLUMDECKELPOKAL MIT BLUMENAUFSATZENAUFSATZENAUFSATZENAUFSATZ

Süddeutsch, 1. Drittel 17. Jh.

© Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. KK 4777

Aus einer für Künstler wie Sammler gleichermaßen ungebrochenen Faszination für die

Maschine entstanden ab dem ausgehenden 16. Jahrhundert genuine Kunstkammerstücke,

in denen die Natur nach dem Motto „Ars naturam superat“ durch den menschlichen

Schöpfungsakt überwunden wurde. Dieser Deckelpokal ist ein charakteristisches

Drechselkunststück des frühen 17. Jahrhunderts, als die schrittweise Ablöse von einfachen

stereometrischen Großformen mit ungestalteten Leerflächen durch wesentlich komplexere

Formspekulationen eingeleitet wurde.

Vielleicht stammt der Pokal aus dem Besitz Rudolfs II., dessen Inventar einige

vergleichbare „becherlin“ oder „blumenkrug mit vilen blumen“ auflistet.

Page 11: Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG. OLIFANT GRAF AL BERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHEN VON HABSBURG EN VON HABSBURGEN

ENSEMBLE VON DRECHSEENSEMBLE VON DRECHSEENSEMBLE VON DRECHSEENSEMBLE VON DRECHSELKUNSTSTÜCKENLKUNSTSTÜCKENLKUNSTSTÜCKENLKUNSTSTÜCKEN

Marcus Heiden (tätig 1618 - 1664)

Johann Eisenberg (1600 - 1640)

Coburg, um 1630/37

© Wien, Kunsthistorisches Museum,

Inv.-Nr. KK 4671, KK 4676, KK 4772, KK 4777

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts kam an einigen Fürstenhöfen die Mode auf, Kunststücke

aus Elfenbein zum Geschenk zu machen. Die Auswahl an Drechselarbeiten in dieser

Ausstellung zeigt die stilistische Vielfalt, komplizierte Geometrie und bizarre Künstlichkeit

der auf der Drehbank gefertigten Kunststücke aus Elfenbein. Diese Meisterwerke

menschlicher Handwerkskunst wurden als Beispiele für eine höchst geglückte materielle

Umsetzung von Prinzipien der Geometrie angesehen. Als solche hatten die kostbaren

Schöpfungen im Zusammenhang mit dem enzyklopädischen Sammeleifer der Zeit ihren

sinnvollen Bestimmungsort in der Kunstkammer, die alle Wissensgebiete des Menschen zu

veranschaulichen suchte. Die auch kunsttheoretisch bedeutsame Ausübung des

Drechselns stellte für die Kunsthandwerker eine ständige Herausforderung dar, an die

Grenzen des fragilen Materials zu gehen.

Die Arbeit an der Drehbank war Teil der fürstlichen Erziehung.

Page 12: Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG. OLIFANT GRAF AL BERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHEN VON HABSBURG EN VON HABSBURGEN

KONTERFETTENKUGELKONTERFETTENKUGELKONTERFETTENKUGELKONTERFETTENKUGEL

Lorenz Zick (1594 - 1666)

Nürnberg, 2. Drittel 17. Jh.

Elfenbein, Muschelkameen, Gouache auf Papier

© Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. KK 4503

Zu den schwierigsten Kunstdrechselarbeiten zählen die auf umfangreichen

mathematischen Berechnungen basierenden so genannten Konterfettenkugeln. Sie riefen

wegen ihrer Virtuosität und Raffinesse bei den Zeitgenossen der Auftraggeber Staunen und

Bewunderung hervor und galten als begehrte fürstliche Geschenke. Diese

Drechselkunststücke haben im Inneren der Hohlkugel weitere geometrische Formen oder

eine Kapsel mit Miniaturbildnissen. Sie konnte mit Hilfe der seitlich nach außen geführten

Schnüre geöffnet werden, sodass die Porträts sichtbar wurden. Die Muschelkameen auf

der Weltkugel, die auf den Schultern von Herkules ruht, zeigen in Anspielung auf die weit

gespannten Grenzen des Reiches die habsburgische Genealogie von Rudolf I. bis

Ferdinand III.

Page 13: Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG. OLIFANT GRAF AL BERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHEN VON HABSBURG EN VON HABSBURGEN

BACCHANALBACCHANALBACCHANALBACCHANAL

Johann Ignaz Bendl (tätig vor 1682 - 1730)

Wien, signiert und datiert Ignati bendl f. 1684

© Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. KK 3655

Die in die Innenwandung des Zahns geschnittenen Darstellungen einer in Kasten-

rahmungen gefassten Folge von zwölf Elfenbeinreliefs mit mythologischen Themen aus

dem Jahre 1684 gelten als früheste datierte Arbeit von Johann Ignaz Bendl. Eine vollrund

geschnittene männliche Aktfigur, die kunstreich einen Handstand vorführt, unterstreicht das

virtuose Moment der auf einen dekorativen Gesamteindruck abzielenden Reliefs. Derartige

Elfenbeinbildchen entstanden zumeist als zweckfreie Kunstkammerstücke und wurden

zusammen mit Gemälden präsentiert; fallweise dienten sie auch als in ein Prunkmöbel

eingelassene Dekorelemente.

Page 14: Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG. OLIFANT GRAF AL BERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHEN VON HABSBURG EN VON HABSBURGEN

KAISER LEOPOLD I. ZUKAISER LEOPOLD I. ZUKAISER LEOPOLD I. ZUKAISER LEOPOLD I. ZU PFE PFE PFE PFERDRDRDRD

Matthias Steinl (1643/44 - 1727)

Wien, um 1690/93

© Wien, Kunsthistorisches Museum,

Inv.-Nr. KK 4662

KÖNIG JOSEPH I. ZU PKÖNIG JOSEPH I. ZU PKÖNIG JOSEPH I. ZU PKÖNIG JOSEPH I. ZU PFERDFERDFERDFERD

Matthias Steinl (1643/44 - 1727)

Wien, 1693 signiert und datiert

© Wien, Kunsthistorisches Museum,

Inv.-Nr. KK 4663

Die Reiterstatuette Kaiser Leopolds I. als Sieger über die Türken und Franzosen bildet

zusammen mit ihrem Gegenstück, das König Joseph I. als Triumphator über den Furor

zeigt, ein allegorisches Doppeldenkmal. Weniger die Verherrlichung des Kaisers und

seines älteren Sohnes als Einzelpersonen als vielmehr die Veranschaulichung der

gottgewollten Herrschaft des Hauses Habsburg sowie der Kontinuität und Erneuerung des

Imperium Romanum unter dem damaligen und dem zukünftigen Regenten des Heiligen

Römischen Reiches bildete das Anliegen dieses ambitionierten Projekts. Eine Umsetzung

ins große Format wurde jedoch niemals angestrebt; die Saalmonumente waren von Anfang

an für eine Aufstellung in der kaiserlichen Schatzkammer gedacht, wo sie erstmals 1715 in

einem Reisebericht als Rarität unter den Sehenswürdigkeiten der Stadt hervorgehoben

wurden. Als unmittelbarer Anlass für das Doppeldenkmal sind wohl die im März 1690 in

Augsburg erfolgte Wahl und Krönung Josephs I. zum Römischen König und der daran

anschließende triumphale Einzug von Vater und Sohn in Wien anzusehen.

Der kaiserliche Kammerbeinstecher Steinl hat hier mit eminenter Virtuosität zwei

kleinplastische Reiterstandbilder von monumentalem Charakter geschaffen, die durch die

Page 15: Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG. OLIFANT GRAF AL BERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHEN VON HABSBURG EN VON HABSBURGEN

minutiöse Gestaltung der Details mit starken Aushöhlungen und Unterschneidungen

bestechen. Durch den unerhört komplexen politisch-historischen Anspruch erfährt dieses

Werk jedoch über formale Belange hinaus noch eine weitere Steigerung – es wird zu einem

einzigartigen Monument imperialer Selbstdarstellung. Leopold ist als siegreicher Feldherr

und Imperator sowie als Verteidiger seiner Länder und des christlichen Glaubens, sein

Sohn ist als himmlischer Reiter der Apokalypse charakterisiert. Die Elfenbeinstatuetten sind

die einzigen Reiterstandbilder der beiden Herrscher, die während der Regierungszeit

Leopolds I. in der kaiserlichen Residenzstadt geschaffen wurden.

Page 16: Kunsthistorisches Museum - EINE AUSWAHL DER ......SOG. OLIFANT GRAF ALBERTS III. DES REICHSOG. OLIFANT GRAF AL BERTS III. DES REICHBERTS III. DES REICHEN VON HABSBURG EN VON HABSBURGEN

SIEG DES HL. MICHAELSIEG DES HL. MICHAELSIEG DES HL. MICHAELSIEG DES HL. MICHAEL ÜBER DEN SATAN ÜBER DEN SATAN ÜBER DEN SATAN ÜBER DEN SATAN

Johann Schnegg (1724 - 1784)

Bayreuth (?), um 1740/60

Elfenbein, Holz

© Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. KK 4572

Kombinationsfiguren, die teils in Elfenbein, teils in Holz ausgeführt sind, wurden in der

Kleinplastik des Spätbarock zu einer Modeerscheinung.

In der von jesuitischer Spiritualität durchdrungene Komposition werden einander

Bescheidenheit und Hochmut didaktisch gegenübergestellt. Der hl. Michael erscheint im

strahlenden Weiß des Elfenbein als Repräsentant des Guten, dem der gefallene Erzengel

Luzifer als Verkörperung des Bösen und der finsteren Mächte in dunklem Holz unterliegt.

Die elfenbeinernen Wolken über der Erdkugel unterstreichen den Sieg der himmlischen

Mächte.

In ihrer kühlen Glätte verweist die stark typisierte Figurengruppe bereits auf die

Porzellanplastik des fortschreitenden 18. Jahrhunderts, die in der Folge das Elfenbein als

bevorzugtes Material für kleinplastische Arbeiten ablösen sollte.