Kurzer Beitrag zur Frage des Myxödems und der Pluriglandulären Insuffizienz

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  • i i . JUN I i923 t \ 2. JAHRGANG. Nr. 24 i i09

    sofort zu iiberzeugen, daB sich dabei der ~'ormeindruck v611ig/indert.

    Vergleicht man nun die Projektionsform des Magens mit seiner wahren Form, die man gewinnt, wenn die Blickrichtung senkrecht auf die Vorderwand geht, so zeigt sich, dag bel der SiphonIorm (Abb. I und 2) eine weitgehende Ubereinstim- mung der Formen herrscht. In Mien meinen FS~llen unter-

    a b

    Abb. I. Abb. 2. Abb. i. a Projektionsbild (frontal, Siphonform), b wahre Magenform von einer in auf- rechter Stellung konservierten Leiche eines Hingerichteten mit stark kontrahiertem Zwerchfell. Verkflrzung der Pars descendens in der Frontalprojektion: 1/1 ~ der Ge-

    samtl~nge. Abb. 2. a Frontalprojektion (Siphonform); b wahre Magenform von eiuer in auffechter Stellung konservierten Leiche eines Hingerichtetem Verkfirzuug der Pars descendens in

    der Frontalprojektion: 1/y der Gesamtl~inge.

    scheidet sich dabei die Projektionsform von der wahren Magenform nur durcla eine bel den einzelnen Objekten ver- schiedene VerMirzung des ]3ildes ; der Magen erscheint deshalb etwas gedrungener, als er in Wirklichkeit ist und zwar ist die Verkiirzung um so kleiner, je steiler der Magen steht, je mehr also sein nnterer Pol sich dem Nabel n~hert. Das MaB der VerMirzung schwankt zwischen 1/y 1/13 der L~inge der Pars descendens.

    Bel der Sfierhornform dagegen ist die wahre Magenform von der Projektionsform g~nzlich verschieden, wie die Abb. 3

    a

    b Abb. 3.

    Abb. 3- a Frontalprojekfion (Stierhornform); b wahre Mageuform von einer ira Liegen bel gestrecktem Rumpfe konservierteu Leiche eines Hingerichteten mit Hochstellung des Zwerchfelis. Die Mageuachse bildet einen Bogen mit dem Radius von 7,5 cm. Retorten~ilmliche Form des Magens mit blasig erweitertem AnfaugsteiI. Keine Uber-

    einstimmung der beiden Bilder . . . . . . Curvatura major.

    und 4 zeigen. In Mien Fgllen, auch bel dem nicht dargestellten dritten, hat der Magen eine ]3ogen-, bzw. eine kurze Haken- form, letztere bel Abb. 4 mit sehr tiefer Incisura angularis. Aile diese Eigentfimlichkeiten der Form aber ira l~'ojektionsbilde nicht, weit sich die einzelnen Magenabschnitte

    a

    b Abb. 4.

    Abb. 4. a Frontalprojekfion (Stierhornform); b wahre Magenform von einer im Liegen bel extremer Biegung des Rumpfes nach rechts konservierten Leiehe eines Hingerich. teten. Die Magenachse bildet einen spitzen Winkel. Retorten~ihnliche Form des Magens,

    keine l~bereinstimmung der Bilder . . . . . . Curvatura major.

    iiberdecken, und zwar geschieht dies in der dorsoventralen87 schr/igen und seitlichen Projektion in gleicher Weise. Daher k6nnen diese Eigenheiten der Form auch nicht im R6ntgen- bilde sichtbar werden.

    V~Tie oben gezeigt, wendet der Stierhornmagen seine grol3e I d. h. seinen Kri~mmungsscheitel ventralw~rts und es entsteht deshalb ira R6ntgenbilde eine Scheitelpro]elction

    des Magenbogens, weshalb der Magen gestr erscheint, obwohl er es nicht ist.

    Es ]olgt hieraus, dafi es eine Stierhorn]orm des Ma~ens nicht gibt, dnB das R6ntgenbild eine Form vortiiuscht, die dcm Magen niemals zukommt, weil es eben nur den Magen- schatten, nicht aber die Ma wiedergibt.

    Der R6ntgenschatten in der Stierhornform ist dernnach nichts weiter als das Kennzeichen frit eine bestimmte Stellung des Magens, l~Bt aber auf dessen wahre Form keinen SchluB zu. Um letztere zu ermitteln, mfil3te man senkrecht zut vorde Magenwand, also in kranio-caudMer Richtung durehleuchten, was technisch unm6glich ist. Die wahre Form des Magens bel dieser Stellung ist also den R6ntgenologen unbekannt, den Anatomen aber von jeher vertraut, denn wie nus den Abb. 3 und 4 ersichtlici` ist, haben diese Magen in der Tut )khnlichkeit mit einer Retorte, wenn auch nicht in dem Grade, wie der gew6hnliche Leichenmagen. Der Anfangs- teil des Magens bis zut Ineisura angularis hin, der Pars des- cendens des Siphonmagens entsprechend, ist rundlich auf- getrieben, dus Endstiick (Pars pylorica der Anatomen) geht in dem einen Falle in einem ]3ogen' aus dem An9 hervor, ira anderen wie bel einer I(etorte mit einer Abknickung an der kleinen Kurvatur. Diese Magenform ergibt sich bel der Transversalstellung des Magenbogens aus den r~um- lichen Verh~ltnissen des oberen Abschnittes der Bauchh6hle und ist bel allen ira L iegen starr gewordenen Leichen mit Hochstand des Zwerchfells, also auch bel den Anatomieleichen vorhanden.

    Wie die Versuche ara Lebenden ergeben haben, geht der R6ntgenschatten unter verschiedenen t3edingungen, z. B. durch Ver~nd der Stellung, durch WArmereize auf die Haut usw. aus der Stierhornform in die Siphonform liber, woraus wiederum folgt, daB die retorten/ihnliche Form des Magens dabei zur Siphonform wird. Dies geschieht offenbar durcit die Streckung des Anfangsteiles des Magens, der so zut Pars deseendens wird, und die dadureh bedingte Um- lagerung der Pars pylorica, deren Anfangsstfick nach caudal- w/irts mitgenommen wird, so daB nun der Pylorus an ihrem kranialen Ende liegt. Diese Ver/~nderungen der Stellung der einzelnen Magenabschnitte sind veranlaBt durch Abgnderung der r~umlichen VerhXltnisse ira oberen Abschnitte der ]3auch- h6hle, denen sieh der Magen anpassen muB, auBerdem auch durch 92 der Magenform, verursacht durch seine .~luskulatur. Die retorten/ihnliche Form und die Siphonform unterscheiden sich ira wesentlichen durch die L~nge des Magenbogens und diese wechselt unter Einwirkung der ver- schiedenen Ursachen in hohem Grade.

    Aus alledem geht hervor, dal3 die R6ntgenmethode, au9 die sich die neueren Ansichten fiber die Form und Funktion des Magens stfitzen, nieht imstande ist, allein ffir sich ein zuverl/~ssiges ]3ild des Organs zu liefern und daB sie beim ,,Stierhornmagen" geradezu irregeffihrt hat, weil von ihren Anti~ngern die Form des Magenschattens frit die Magenform gehalten wurde. Dus schliel3t nicht aus, daB wir diese8 Me- thOde ganz hervorragende Erfolge verdanken, nur sollte man ihr gegen/iber kritischer sein, als es h~ufig geschieht.

    KURZER BEITRAG ZUR FRAGE DES MYXODEMS UND DER PLURIGLANDUL~REN INSUFFIZIENZI).

    Vo: :

    Prof. Dr. TH. FA::::. Aus dem Pathologischen Institut des Allgemeiflen Krankenhauses Hamburg-Barmbeck.

    Die beiden F/ille von Myx6dem beim~Erwachsenen, fiber die ira folgenden in I berichtet werden soll, gehen zurfick auf eine chronische Thyreoiditis, mit der uns t~IED~L zuerst bekannt gemacht bat. Es handelt sich dabei um ein recht sel- tenes Krankheitsbild. RXlST, dem wir (s. Frankf. Zeitschr. f. Pathologie 28) die letzte gr6Bere zusammenfassend Arbeit fiber den Gegenstand verdanken, hat bis zum Jahre I92Z

    ~1 Nach einer Demonstration ira ttamburger grzttichen Ver ara Io. April I923.

  • I I IO I t L IN ISCHE WOCHENSCHRIFT . 2. JAHRGANG. Nf. 24 I I . JUNI x923

    2 3 F&lle aus der Literatur zusammengestellt und diese Ka- suistik durch 6 weitere selbstbeobachtete Fglle vermehrt. "vVie RIEDEL und seine Nachuntersucher angaben, schwillt die Driise bel der chronischen Thyreoiditis an, ste wird brett- hart, als eisenhart bezeichnet ste RIEDEL, die Franzosen sprechen von ,,Thyreoidite ligneuse", es kommt zu Yer- wachsungen mit der Umgebung und zu erheblichen lokalen Beschwerden, namentlich durch Druck au/ die Trachea; nach partieller Exstirpation tr itt in der Regel Heilung e/n, obwohl im Beginn der Erkrankung die AIfektion den Ein- druck e/ner malignen Struma machen kann. Ausfallserschei- nungen, endokrine St6ruugen werden, wie REIsr wieder be- tout hat, trotz sehr starker Entwieklung des Prozesses im all- gemeinen nicht beobachtet. Doch gibt es von dieser Regel Ausnahmen, wie ein Fall von CEELEX (Beitr. z. pathol. Anat. u. z. allg. Path01. 39) zeigt, and auch die beiden hier zu be-

    9 sprechenden Fi l le illustrieren diesen seltenen Verlauf der an s/ch sekenen Krankheit.

    Anfang Februar kam au/ der I. medizinischen Abteilnng un- seres Krankenhauses (Prof. RUMPEL, dem /ch Itir die Uberlassung der klinischen Daten zu Dank verpflichtet b/n) ein 44 j/ihr. Mann au/, der schon seit etwa 2o Jahren iiber unbestimmte Beschwerden Magte, die sich hauptsgchlich als zunehmendes Schw/ichegeIiihl ~iuBerten. Dieses Schw~ichegeffihI nahm allm/khlich so zn, daB der Patient ~rztliche Hilfe in Anspruch nehmen muBte. Die Unter- suchung der inneren Organe ergab nichts Bemerkenswertes, da- gegen fiel das Aussehen des Patienten au/. Er hatte ein etwas gednnsenes Gesieht, sehr schlechten Haar- und Bartwuchs, die Achselhaare fehlten v611ig, die Haut war auffallend trocken. Pa- tient schwitzte nach eigener Angabe sehr schwer.

    Es bestanden also die Erscheinungen des Mgxddems, wenn auch nicht in so ausgesprochenem Mage wie bei der angeborenen Form dieser Krankheit, 5emerkeuswert war dabei besonders, dal3 Intelligenzst6rungen v611ig fehlten. Der Mann hatte bis zuletzt se/rien Bernf als Buchhalter in befriedigender lYeise ausfiillen k6nnen. Man leitete e/ne Jodothyrinbehandlung e/n, war aber nicht mehr /rustaude, dem Patienten datait zu helfen, er wurde eines Morgens rot im Bett anfgefunden.

    Nun war etwa ein Jahr vorher au/ der Abteilung von Pro/. REICHE ein FMI beobaehtet worden (62 j~ihr. Frau), bel dem die klinischen Erscheinungen etwa ebenso lagen und wo e/ne Jodothyrinbehandlung ausgezeichneten Er/Mg hatte und ein promptes Verschwinden der Symptome zeitigte. Die Frau starb an e/ner doppelseitigen Nephrolithiasis mit Pyelo- nephritis; bei der Sektion waren die Erscheinungen des Myx- 6dems s0 v611ig zuriickgegangen, daB /ch nie gedacht h/itte, es k6nne hier e/ne Schilddrtiseninsuffizienz vorgelegen haben, wenn /ch nicht von klinischer Se/te darauf aufmerksam ge- macht worden w~ire.

    Die genaue anatomische Untersuchung lieferte die Er- kl~irung /tir d/es unterschiedliche Verhalten der Therapie gegeniiber. Einmal war in dem zuletzt beobachteten FMI die Affektion riel v/e/ter vorgeschritfen wie in dem friiheren. Um e/ne chronische Thyreoiditis handelte es s/ch beide Maie, die Rtickwirkung um das spezifische Parenchym war aber merklich verschieden. Bei dem /r//herbu FMI, bel der Frau, lieBen s/ch histologisch in der Sehilddrfise drei verschiedene Zonen unterscheiden, in der einen waren noch zahlreiche kolloidhaltige Follikel erkennbar, wenn auch vielfach deIor- miert and durch breite Ziige von Lymphocyten, die jeden Follikel einzeln umgeben, getrennt, in der zweiten Zone waren die Follikel als solche kaum noch deutlich, ste waren in bizarre, vielfach riesenzellenartige Gebilde umgewandelt, Ver/inderungen, wie ste s/ch namentlich in der REIsTschen Ar- beit, au /d ie /eh verweise, genauer beschrieben und abgebildet ` In der dr/tien Zone endlich war das Schilddriisen-

    gewebe vollsEindig untergegangen, ersetzf durch ein kern- armes Bindegewebe, das noch re/chi/ch Ge//il3e und sp/irliche Lymphocytenh/~u/chen enthielt. Diese Umwandhmg in Bindegewebe hatte bel dem znletzt beobachteten l~'atl, bei dem Manne, das ganze Organ betroffen. "vu man auch unter- suchte, iiberall stieB man aui e/ne gIeichm~il3ige Ausbreitung gefS.B- und kernarmen Bindegewebes, zwischen dem nur spgrliche Lymphocytenh~iufchen und ganz vereinzelte atro- phische Follikel erkennba9 blieben. Nebenschilddriisen wurden trotz eifrigen Suchens nicht gefunden.

    Makroskopisch unterschieden sich beide F~ille in sehr be- merkenswerter Weise von der RI~DELschen Form. Von Ver- wachsungen mit der Umgebung ist keine Rede. Die I)riise ist nicht geschwollen, sondern eher etwas verkleinert (in dem CEELENschen FMI war ste das in sehr bemerkenswerter V~~eise). Ste wog bei der Frau 2i g und unoEerschied sir in l~arbe und Konsistenz nicht merklich von dem Bild, das die Schilddriise in der Regel bietet.

    Bel dem Manne war die Schilddriise beiderseits in einen schlaff-elastischen hellgelbbr~iunlichen Lappen umgewandelt (das Gewicht wurde hier nicht bestimmt, da das Organ zu Demonstrationszweeken ira Zusammenhang mit der Um- gebung bleiben sollte).

    An der Haut /and ich in diesem Falle eine sehr gut ent- wickelte Hornschieht, dagegen war die fibrige Epidermis auf- f~illig diiun uncl zart, die Papillark6rper verbreitert und locker kleinzellig in/iltriert. Wenn nun auch bei dem zuletzt be- obachteten Fall, wie aus der Beschreibung hervorgeht, die Zerst6rung der Sehilddriise eine riel hochgradigere war wie in dem/rfiheren Fall, so gibt dieser Umstand doch noch keine ]~rklfirung /tir das Versagen der Schilddriisentherapie bei dem Manne. Wir wissen ja durch Beobachtungen von SuD~cK u. a., daB man die Schilddrfise ungestraft bis aux den letzten Rest dar/, wenn man sofoft eine Schilddriisen- fiitterung einleitet. Der Grund, weshalb in unserem Falle die Behandlung erfolglos blieb, liegt wohl darin, dal3 die Rfickwirkung des Schilddriisenausfalles au/d ie fibrigen endo- krinen Drfisen schon so erheblich war, daB der dadurch ent- standene Schaden nieht mehr repariert werden konnte. Ge- wisse Anhaltspunkte da/tir, daB diese Vermutung zutrifft, haben die Untersuehungen der anderen endokrinen Drflsen gelie/ert. Ich erw~hne dabei nur die Driisen, an denen eine Abweiehung von der Norm gefunden werden konnte. Einmat habe ich an Epithelk6rperehen und Hypophyse eigentiimliche Ver~inderungen /estgestellt, deren I)eutung ich aber einst- weilen unterlassen m6chte, da ich vorl~iu/ig nicht aussehlieBen kann, ob es sieh nicht etwa um einen Znfallsbefund handelt, der mit dem eigentlichen Krankheitsbild gar nichts zu tun hat. In einem Epithelk6rperchen sas ein Adenom, dessen Zetlen in ihrem Bau vom Mutterboden deutlich abwichen, es waren Zylinderzellen, die stellenweise zu deutlichen acin6sen Bildungen zusammenlagen, ~ihnliche Bildungen /anden sich in mehreren kleineren Exemplaren ira Vorderlappen der Hypophyse, auch hier hoben sich die Zellen dnrch ihren Zy- linderepithelcharakter deutlich von der Umgebung ab. Irgend- welche Schliisse m6chte ich einstweilen aus diesen Be/unden, wie gesagt, nichfi ableiten, sondern ste nur registrieren. Wich- figer /tir (tas vorliegende Krankheitsbild and einfacher in der I)eutung scheinen nur ]3e/unde, die ich an der Neben- niere erhoben habe. Hier /and ich in de 9 Rinde deutliche sklerosierende Prozesse, die spezifischen Drflsenelemente waren in rnanchen Bezirken atrophisch, das dazwischen- liegende ]3indegewebe deutlich verbreitert, die Kapsel stark verdickt, hie und da sah man kompensatorische adenomartige kleine Bildungen von Rindengewebe, wie man ste bel chro- nisch sklerosierenden l~ der Nebennierenrinde zu sehen gewohnt ist. Der Beiund paBt sehr gut in das Schema von ]~PPINGER, FALTA und RUDINGER, nach dem Schild- drtise und Nebenniere sich gegenseitig in /6rderndem Sinne beeinflussen, so daB Aus/all des einen Organs Hemmungen in dem anderen erwarten I~13t, er erg~nzt sich auch in sehr erwfinschter Weise mit einer Beobachtung von CEELEN, der in einem klinisch und anatomisch ~ihnlichen Fall von Myx6dem beim Erwachsenen eine erhebliche Reduzierung des Adrenalingehaltes in der Nebenniere feststellen konnte. In- wieweit die von mir /estgestellte Nebennierenver~inderung /tir das Versagen der Schilddrfisentherapie von Bedeutung ist, vermag ich natiirlich nicht zu sagen, dagegen haben wir in dem Befund einen objektiven Anha1s /tir die oben ausge- sprochene Vermutung, dag der Sehilddrfisenausfa11 ira vor- liegenden Fall in sehr erheblichem Mage st6rend in den endo- krinen Mcchanismus eingegriffen hat. les gilt ja heure fret- l/ch schon als t3insenwahrheit, dal3 die St6rung in e/ner endo- krinen Driise auch au/ die anderen znriiekwirkt, flber das

  • 1I. JUNI 1923 KL IN ISCHE wOCHE.NSC.HRIFT . . 2. JAHRGANG. Nr. 2 4 I I I I

    ,,Wie" sind wir uns aber lloch keineswegs im klarefi/ 'nnd es erscheint deshalb einstweilen noch geboten, alle einschl~igigen F/ille, die uns, wie der vorliegende, positive Hinweise in dieser Richtung geben, zu registrieren.

    Die Lehren, die man ans vorliegenden Beobachtungen ziehen kann, sind folgende. Die ganz schleichelld verlaufende Thyreoiditis, wie sie sich in meinei1 F/illen objektiv durch die Verkleinerung nnd den Mangel an Verwachsungen mit der Umgebung, subjektiv durch das Fehlen lokaler Symptome /iuBert, ist prognostisch llngfinstiger wie die stiirmischer ver- laufende RI~DELsche Form. Denn wenll die Thyreoiditis lange genug unerkannt und unbeeinflugt bleibt, kanll sie einen so schweren Ausfall von Schilddriisengewebe herbeiiiihren, dag der ganze endokrine Mechanismus in irreparabler Weise in Mitleidenschaft gezogen wird, mit anderen Worten, es kann ans der reparablen Schilddriiseninsuffizienz eine irreparable pluriglandul/ire Insuffizienz werden. Es folgt daraus, wie wichtig es ist, in d F/illen die Diagnose m6glichSt friih zu stellen, da eine noch rechtzeitig eingeleitete Therapie mit Schilddriisenf/itterung hier lebensrettend wirkt.

    Sichere Anhaltspunkte fiir die Atiologie wurden in den beiden mitgeteilten F/illen ebensowenig gefunden wie bei deI1 seither vorliegenden t3eobachtungen.

    0BER EINE QUANTITATIVE BESTIMMUNG DER GLYKOCHOLSAURE UND TAUROCHOLSAURE IN

    DER MENSCHLICHEN DUODENALGALLE ~)

    II. Mitteilung. Von

    Prof. Dr. F. ROSENTHAL und Dr. M. Frhr. v. ~'ALKENHAUSEN. Aus der Medizinischen Klinik (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. MINKOWSKI) und der Medizinischen Poliklinik (Leiter: Prof~ Dr. BITTORF) der Unlversit~t Breslau.

    Eine quantitative Methode d Gallens/iurebestimmung, die den besonderell Bedingungen ara Krankenbett angepaBt ist und zugleich eine Differenzierung der in der Menschen- galle vorkommendell Gatlells~uren erm6glicht, ist eine un- erfiillte Forderung der Klinik geblieben. Meist liegen den bisherigen Methodell komplizierte und zeitraubende Extrak- tionen und Isoliernngsverfahren zugrullde, die systematische Untersuchungen, insbesondere Reihellversuche praktisch un- m6glich machen, teils haben sie ein Analysellmaterial zur Voranssetzung, das beim Menschen kanm zur Verffigung steht, teils liegen dell Me 87 z. 13. der Pettenkoferschen Reaktion Reaktionsprozesse zugrunde, " die nicht allein spezifisch Iiir die Anwesellheit von Gallens/iuren sind. Ferner sind den Gallens/iurefraktionen meist noch andere Substanzell, insbesondere Lipoide, beigemiseht, so dag sich in die gravi- metrischen Bestimmllllgen unkontrollierbare Fehler einschlei- chen miissen, nnd schlieglich beschr/~llken sich die 3/Iethoden zumeist auf die Bestimmung der Gesamtmellge der Gallen- sguren bzw. auf den Nachweis der Cholate, ohne im einzelnen die gegellseitigen M der pr~iformierten ge- kuppelten Gallens~uren, der Taurochols~inre und der Glyko- chols/~ure iiberhaupt nur zu beriicksichtigell. So erkl/irt es sich, dag keine der bisherigen gravimetrischell, eolorimetri- schen, stalagmometrischen Methoden zu wirklich verl/iglichen, eindeutigen Ergebllissen beim Menschen gdi ihrt hat, anf denen die Klinik weiterbanen kann und von denen aus sich ein "Weg zll einer exakten systematischen Erforschullg des Probiems des Gallens~urestoffweehsels beim gesundell und kranken Menschen erSffnet.

    Auch die I-taysche Probe, die besonders in der franz6sischen Literatur zum Studium der Gallells/~uren in neilerer Zeit heran- gezogen worden ist, und die LEPEI~n~x zu einer quantitativen Gallen- s/iurebestimmung auszubauen versucht hat, kann nicht als eine brauchbare L6sung des Problems angesehen werden. Selbst wenn auch LEmtm~E einschrXnkend betont, dag diese Probe keinen An- spru auf eine quantitative Untersuchungsmethode machen k6nne, und nur ldinisch bis zu einem gewissen Grade verwertbare

    ~) Nach ehaem auf der Tagung der Deutsek. Gesellsch. /tir innere Medizii1 in Wiea in gekt~rzter Form gehaltenen Vortrage.

    Vergleichszahlen liefere, so bleiben doch gegen die Grundlagen dieses Vorgehens die Einw~inde SCHADES unentkr~iItet bestehen, dag in dieser Form Phgnomene der Oberfl~chenspannung tiberhaupt nicht zu quantitativen Bestimmungen verwendbar seien. Dazu kommt noch, dag nach den Untersuchungen von MLTLLER und SINON die Reaktion, die iibrigens lange vor H&Y schon von HAY- CRAF~ angegeben worde n ist, flberhaupt nicht spezifisch frit Gallen- s~uren ist, da Albumosen, Peptone, Aminos/iure, Oxyproteine, Fettsguren und noch unbekannte oberflgchenaktive Substanzen gleichfalls zu einem positiven Ausfall der Probe ftihren k6nnen. Dus gleiche gilt im Prinzip ffir aile stalagmometrischen Unter- suchungen, denen eine gewisse diagnostische Bedeutung viel- leicht nicht abzusprechen ist (vgl. LYoN-CAEN, BRULE, LEMIERRE, CHABROL und ]~ENARD, JOEL, I~ETZLAFF, BOReHARDT, ]~PPINGER, BECHHOLD und SCHEMtNSI die aber mit sehr einer solchen Fii]le unbekannter Faktoren zu tun haben, dag es vorl/Lufig nicht statt- huit erscheint, aus solchen methodischen Ergebnissen irgendwelche Rfickschliisse quantitativer Art auI die Menge der zur Ausscheidung gelangenden GallensiUren zu ziehen. Nur die Methode von BETH darf vielleicht unter den stalagmometrischen Untersuchungen eine gewisse Sonderstellung beanspruchen, da hier die Stalagmometrie erst an den aus der Duodenalgalle einigermal3en isolierten Gallen- s/~urefraktionen vorgenommen wird. Aber auch hier bleiben die Nachteile einer indirekten Methode bestehen, die tiber en Umweg der mit den erw/ihnten Fehlerquellen behafteten Stalagmometrie quantitativ ausschliel31ich die Gallens~uren zu erfassen versucht, ganz abgesehen, dag diese Methode bei alIer Beachtung, die sie verdient, bel der Differenzierung der Gallens/iuren vSllig im Stich 1/iBt und nur allgemeine-Rfickschltisse auf die Gesamtmenge der anwesenden Gallensiuren gestattet.

    So s ind allgesichts der bisherigen methodischen Unzu- 1/inglichkeiten unsere I von der Physiol0gie und Pathologie des Gallens~urestoffwechsels begreiflicherweise gering. ~ras wir an gesicherten Tatsachen besitzen, sind Ergebnisse des Experimentes am Hunde, besonders am Gallen- fistelhund, dessert nur Taurochols/inre, nicht Glykocholss enthaltende Galle besonders tibersichtliche Verh~ltnisse dar- bietet, und Resultate der chemisehen Analyse, fiir deren ein- fache Ubertragbarkeit anf den lebenden Menschen der exakte Beweis zum Teil noch fehlt. Diese Kenntnisse gruppieren sich um die Befunde von v. BERGMANN, die neuerdings durch FOSTER und HOOPER best/itigt worden sind, dag beim Hunde die Tanrinausscheidung in der Galle steigt, wenn ihm Cystin -- und in noch h6herem Grade -- wenn ihm Cystin und Chol- s~nre zusammen zugeffihrt werden. Damit sind entsprechend den bekannten Untersnchungen von FRIEDM&NN, der nus Cystin durch Oxydation die Cysteins/iure darstellte und nus der Cysteinsgure durch Erhitzen mit Wasser im gesehlossenen Rohr das Taurin gewann, die nahen genetischen Beziehungen zwischen dem Cystin des Eiweiges und dem Taurin der Galle auch ira lebenden Organismus sichergestellt, go ist damit ein Einflug des EiweiBstoffwechsels auf die Bildung und Ausscheidnng speziell der Taurocholsgure bewiesen, eine Tut- sache, die auch frfiher schon durch die Arbeiten von KUNKEL und SplRO fiber die Steigerung des Tauringehaltes der Hunde- galle nach reichlicher Eiweigfiitterung wahrscheinlich gemacht worden war. Zu diesen Befunden treten die wichtigen Feststel- lungen von WlNDAUS, PREGEL, PANZER, WIELAND nnd seiner Seh/iler, die auf strukturchemische Verwandtschaftsbeziehun- gen zwischen den Gallens~uren nnd Cholesterin hinweisen. Es gelang, sowohl ans der Chols~nre 87 aus einem Cholesterin- abk6mmling, dem Psendocholesterin die Cholans/~ure dar- zusteIlen. Ob auch ira K6rper ein n/iherer I zwischen Cholesterinstoffwechsel und Gallens/iurebildung besteht, mus

    vorl / iuf ig noch angesichts nnserer Unkenntnisse iiber die Muttersubstanzen des Cholesterins und der Gallens/iuren dahingestellt bleiben. Der Angabe von Bt~TH, dag innige Be- ziehungen zwischen Cholesterin und Gallens/iuren auch in vivo bestehen, dag in P~llen von Hypercholesterin/imie das Cholesterin durch die Leber in h6herem Mage abgebaut und in Form von Gallensiurell ausgesohieden wird, stehen die Beobachtung von POSTER und HooPER gegentiber, dag auch durch Zufuhr groger Mengen von Cholesterin keine nachweisbaren Ver~nderungen der Gallens~ureausscheidung beim Hunde bewirkt werden. Was an klinischen Beobach- tungen am Menschen hinzukommt, steht infolge der Ullzu- 1/inglichkeit der Methoden auf unsicherem t3oden. Es ist