Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlings- und ... · ist unter Dach und Fach. Die Erstellung...

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Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen Rundschreiben 02 / 2014

Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen Rundschreiben 02 / 2014

Liebe Leserinnen und Leser des Rundschreibens!

Drei auf einen Schlag – viele von Ihnen haben am 25. Mai gleich dreimal abgestimmt: Neben der Kommunal- und der Europawahl standen auch die Integrationsrats-Wahlen an. Und manche haben auch kandidiert, mit Erfolg. So wurden z.B. zwei ehemalige Mitglieder des Landesbeirates, beide Russlanddeutsche, in den Integrationsrat in Kleve bzw. Hattingen gewählt: Julia Weber, Vorsitzende des Vereins Hafen der Hoffnung e.V., Kleve und Alla Weber, Vorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. Orts-Kreisgruppe Hattingen. Wir werden in der nächsten Ausgabe ausführlich über diese Wahl berichten. Schon jetzt wünsche ich den gewählten Mitgliedern der Integra-tionsräte alles Gute für ihre wichtige Arbeit.

Was gibt es noch zu berichten? In den letzten Wochen habe ich eine Reihe von Kommunalen Integrationszentren besucht und erfahre aus erster Hand, was gut läuft, aber auch, wo der Schuh drückt. Ich lerne derzeit die Vorstände der Organisationen der Vertriebenen und Spätaussiedler kennen, darunter sind z.B. die Vorstände der Landsmann-schaft der Deutschen aus Russland, des BdV und der Siebenbürger Sachsen.

Vor einigen Wochen habe ich zusätzlich das Amt des An-sprechpartners der Landesregierung für polnischstäm-mige Bürger und Polen in Deutschland übernommen. Ich habe familiäre, aber auch viele politische Verbindungen zu unserem Nachbarn im Osten und freue mich deshalb auf die kommenden Aufgaben.

Die Arbeit in der Geschäftsstelle des Landesbeirates und im Fachreferat geht ebenso weiter. Schwerpunkt bleibt die uns so wichtige Unterrichtshilfe. Der Vertrag zur Weiter-führung des Projekts mit dem Gerhart-Hauptmann-Haus ist unter Dach und Fach. Die Erstellung der Unterrichts-hilfen unter der Leitung von Dr. Winfried Halder geht er-folgreich voran. Außerdem haben wir den Flyer über den Landesbeirat überarbeitet. Er ist diesem Rundschreiben beigefügt.

Unmittelbar nach der Sommerpause werde ich im Septem-ber anlässlich einer Rumänien-Reise auch das Herkunfts-gebiet der Siebenbürger Sachsen besuchen. Ich freue mich auf wichtige Erfahrungen und Impulse.

Ihnen, unseren treuen Leserinnen und Lesern, wünsche ich eine schöne Urlaubszeit und weiterhin frohes Schaffen!

Herzlichst, IhrThorsten Klute

Staatssekretär für Integration im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales und Vorsitzender des Landesbeirates für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen

Inhaltsverzeichnis

1 Kurz notiert 6

2 Wettbewerbe / Projektförderung / Stellenangebote / Stipendienprogramme 16

3 Tagungen / Veranstaltungen / Ausstellungen / Bildungsangebote 19

4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen 27

5 Nachrichten aus der evangelischen und katholischen Aussiedlerarbeit 50

6 Veröffentlichungen 56

7 Anlagen 64

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1 Kurz notiert

Minister Schneider: In nur zwei Jahren eine vorbildliche Infrastruktur

Integrationszentren in NRW fast flächendeckend

In den NRW-Kreisen und kreisfreien Städten haben bereits 49 Kommunale Integrationszentren ihre Arbeit aufge nom-men oder sind kurz davor. „Damit haben wir in nur zwei Jahren eine fast flächendeckende Infrastruktur für die Inte-gration in den Kommunen aufgebaut“, sagte Integrations-minister Guntram Schneider in einer Zwischenbilanz gut zwei Jahre nach Inkrafttreten des Teilhabe- und Integra ti-ons gesetzes. Mittlerweile haben alle kreisfreien Städte und fast alle Kreise ein solches Zentrum.

„Die Kommunalen Integrationszentren sind das Herzstück unseres Teilhabe- und Integrationsgesetzes, denn sie schaf-fen die Voraussetzungen dafür, dass die Integration vor Ort gelingt“, so Schneider weiter. „NRW ist damit bundes-weit Vorreiter, was auch das große Interesse aus anderen Bundesländern an unserem Erfolgsmodell beweist“.

Kurz notiert1Aussiedlerzahlen in Nordrhein-Westfalen

In der Zeit vom 1. Januar bis 31. Mai 2014 sind in Nord rhein-Westfalen insgesamt 395 Aussiedler (einschließlich Fami-lien angehörige) aufgenommen worden. Im gleichen Zeit-raum des Vorjahres waren es 139 Personen.

Hier die Aufnahmezahlen nach Herkunftsländern:Ehemalige UdSSR 191Republik Polen 4Rumänien 0Sonstige 0Gesamt 195

(Kompetenzzentrum für Integration -KfI-)

Aufnahmezahlen bundesweit

In der Bundesrepublik sind in der Zeit vom 1. Januar bis zum 31. Mai 2014 insgesamt 1.836 Aussiedler (einschließlich Familienangehörige) aufgenommen worden. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 1.183 Personen.

Ehemalige UdSSR 1.822Republik Polen 8Rumänien 6Sonstige 0Gesamt 1.836

(Bundesverwaltungsamt)

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

„Die Kommunalen Integrationszentren bauen auf den guten Erfahrungen der bisherigen Regionalen Arbeitsstellen für Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien (RAA) auf“, sagte Schulministerin Sylvia Löhrmann. „Sie verknüp-fen den Grundgedanken der ‚Integration durch Bildung‘ mit der Querschnittsaufgabe Integration. Gerade mit ihren langjährigen Erfahrungen tragen sie zu einer sprach- und kultursensiblen Unterrichts- und Schulentwicklung bei. Eine besondere Bedeutung hat dabei auch die Einbeziehung der Eltern, beispielsweise über das Angebot ‚Rucksack‘, das im Jahr 2013 neu konzipiert wurde.“

Die bereits arbeitenden Kommunalen Integrationszentren (KI) – so Minister Schneider – weisen mit ihren jeweiligen Schwerpunkten eine große Bandbreite auf, die die vor Ort herrschende Situation widerspiegeln. So haben beispiels-weise die KI in Duisburg, Essen und Wuppertal zentrale Funktionen bei der Koordinierung der städtischen Ange-bote und Strukturen im Zusammenhang mit der Neuzu-wanderung aus Südosteuropa übernommen. Die überwie-gende Zahl der Zentren engagiert sich bei der Beschulung neu eingereister Kinder und Jugendlicher, der sogenannten Seiteneinsteiger.

Verschiedene KI – beispielsweise in Gelsenkirchen und in den Kreisen Ennepe-Ruhr und Unna – engagieren sich gemeinsam mit den Integrationsräten vor Ort für die am 25. Mai anstehenden Integrationsratswahlen. Sie machen auf die Wahlen aufmerksam und versuchen Kandidatinnen und Kandidaten zu gewinnen, die die Vielfalt der Bevölke-rung mit Migrationshintergrund widerspiegeln. Anderen-orts – so etwa in Stadt und Region Aachen, Hamm, Rem-scheid und im Kreis Mettmann – steht das Thema Senioren mit Migrationshintergrund im Mittelpunkt. Und viele KI unterstützen durch Beratung das bürgerschaftliche Enga-gement von Migrantenselbstorganisationen.

Der für Integration zuständige Staatssekretär Thorsten Klute startete unterdessen in Duisburg eine Tour, um sich vor Ort über die Arbeit der Kommunalen Integrationszent-ren zu informieren. Bis Anfang Juli wird Klute Kommunale Integrationszentren in Bonn, Münster und Solingen sowie im Ennepe-Ruhr-Kreis und den Kreisen Höxter und Wesel besuchen.

Die Personalkosten der Kommunalen Integrationszentren trägt das Land. Kreise bzw. kreisfreie Städte erhalten vom Ministerium für Schule und Weiterbildung jeweils zwei Stellen für Lehrkräfte. Das Minis-terium für Arbeit, Integra-tion und Soziales stellt Mittel für jeweils zwei sozialpäda-gogische Fachkräfte bzw. Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler, eine Verwaltungsfachkraft sowie eine halbe Stelle zur organisatorisch-technischen Unter-stützung bereit. Kreis bzw. kreisfreie Stadt sorgen für die Büroausstattung, Räumlichkeiten und die Finanzierung des laufenden Betriebs.

Eine landesweite Koordinierungsstelle (LaKI) mit Sitz in Dortmund unterstützt die KI bei der Umsetzung ihrer Arbeitsschwerpunkte, zum Beispiel mit Fortbildungsange-boten oder Konzepten zur Interkulturellen Öffnung der Verwaltung. Weitere wichtige Aufgaben bestehen darin, den Transfer guter Praxis aus den verschiedensten Handlungs-feldern wie Gesundheit, Senioren oder Sport zu moderieren, entsprechende Netzwerke zu initiieren und bei den Heraus-forderungen der Neuzuwanderung Hilfestellung zu leisten. Zu den Koordinationsaufgaben gehören auch der Aufbau und die Pflege eines landesweiten Beratungs- und Fortbil-dungspools für den Bildungsbereich, die Unterstützung des Netzwerks „Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte“, die Landeskoordination des Programms „Schule ohne Ras-sismus – Schule mit Courage“ sowie die Umsetzung des Bund-Länder-Programms „Bildung in Sprache und Schrift“ (BISS) in Nordrhein-Westfalen. Ministerin Löhrmann: „Diese enge Verzahnung von Bildungs- und Integrations-politik in Nordrhein-Westfalen ist im Interesse der Beteilig-ten und zukunftsweisend.“

(Pressemitteilung vom Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales und das Ministerium für

Schule und Weiterbildung vom 25.4.2014)

Die Deutschen in Russland dürfen nicht zu Geiseln der großen Politik werden

Heinrich Zertik beim Gespräch mit Heinrich Martens und Hartmut Koschyk

„Unsere Zusammenarbeit wird unter der großen Politik nicht leiden. Wir versuchen, sie zügig und ohne Einbrüche weiterzuführen. Die Bundesregierung steht wie die Vorgän-gerregierungen zu ihrer historisch-moralischen Verantwor-tung, die Russlanddeutschen zu unterstützen und durch Gewährung von vielfältigen Hilfen eine bessere Lebens- und Zukunftsperspektive zu ermöglichen.

Minister Guntram Schneider

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1 Kurz notiert

Regierung stets zur Seite stehen“, pflichtete der ebenfalls anwesende Heinrich Zertik MdB, selbst ein Kasachstan-deutscher, Hartmut Koschyk bei.

Abschließend wurde das Thema Weiterentwicklung der Partnerschaften zwischen den zentralen Dachorganisatio-nen – der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in der Bundesrepublik Deutschland und der Selbstorga ni sa-tion der Deutschen in Russland– mit dem Bundesvorsitz-enden der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Waldemar Eisenbraun, und weiteren Vorstandsmitgliedern der Landsmannschaft diskutiert. „In den Partnerschaften sehe ich ein großes Potential, die Lebensperspektive der deutschen Minderheit in Russland weiter zu verbessern. Die Russlanddeutschen sollen zu einem bedeutenden Fak-tor in den deutsch-russischen Beziehungen werden“, er-klärte Koschyk am Ende des Gesprächs.

(Pressemitteilung)

Erstes Treffen der Gesprächsrunde der Russland-deutschen auf Einladung von Heinrich Zertik MdB

Vertreter der Russlanddeutschen aus wirtschaftlichen und sozialkulturellen Bereichen sowie der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland folgten der Einladung des Bundestagsabgeordneten Heinrich Zertik zu einem Aus-tauschgespräch am 5. Mai 2014 in den Deutschen Bundes-tag. Im Rahmen der produktiven Gesprächsrunde wurden Belange der russlanddeutschen Volksgruppe erläutert, zu denen unter anderem die Anrechnung der Rente für Aus-siedler, museale Förderung der Kulturgeschichte der Russ-landdeutschen sowie die Stärkung des sozialen Engage-ments vor Ort zählten. Heinrich Zertik MdB versicherte den Gästen, das an ihn herangetragene Anliegen in seine politische Arbeit aktiv einzubeziehen.“

(Pressemitteilungen von Heinrich Zertik MdB)

Wir bemühen uns, unsere Hilfen so zu gestalten, dass die Russlanddeutschen unter Bewahrung und Weiterentwick-lung der deutschen kulturellen Identität zum einen in der Lage sind, eine positive Rolle in ihrer Zivilgesellschaft zu spielen. Zum anderen sollen sie als Brücke der Verständi-gung und Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern wirken können.“ Das erklärte der Beauftragte der Bundes-regierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, zu Beginn des Gesprächs mit dem Präsidenten der Föderalen National-Kulturellen Autonomie der Russlanddeutschen, Heinrich Martens, am 8. April 2014 in Berlin.

In dem Gespräch wurden grundsätzliche Fragen des För-derprogramms der deutschen Bundesregierung erörtert – insbesondere die Intensivierung der bereits seit Jahren laufenden Maßnahmen in den Bereichen Sprachförderung, Ausbildung von jungen Nachwuchskräften sowie Steige-rung der Attraktivität der Begegnungsstätten für die Jugendlichen und weitere Verbesserung der Effizienz des deutschen Programms durch gezielte Zusammenarbeit mit bundesdeutschen Einrichtungen und Institutionen.

Zu den von Heinrich Martens vorgetragenen Initiativen bezüglich der bisher nicht erfolgten Rehabilitierung und der damit verbundenen Frage nach Möglichkeiten der Unterstützung durch die Bundesregierung erklärte Herr Koschyk, es sei vor allem Angelegenheit der Deutschen in Russland und ihrer Selbstorganisation, ein tragfähiges, realistisches Konzept in möglichst breiter Diskussion mit allen gesellschaftlichen Kräften der Deutschen in Russland zu erarbeiten und dieses Konzept der russischen Regierung zu unterbreiten. Wenn die russische Regierung hierzu ge-genüber der deutschen Bundesregierung Gesprächsbereit-schaft signalisiert, werden wir dies gerne aufgreifen. „Sie leben in Russland und deswegen müssen sie zunächst mit der russischen Regierung ihre Anliegen besprechen. Wir werden ihnen dabei in Kooperation mit der russischen

(v.l.) Heinrich Zertik MdB im Gespräch mit Hartmut Koschyk MdB, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten und Heinrich Martens, Präsident der Föderalen National-Kulturellen Autonomie der Russland-deutschen und weiteren Teilnehmenden. Foto: BMI

Russlanddeutsche treffen sich in Berlin mit Heinrich Zertik MdB.

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

JUMPin NRW auf dem Weg

Staffel 3 nähert sich der Halbzeit

Das Projekt JUMPin.NRW, im vergangenen Dezember ge-star tet, mit seinen 15 jungen und ehrenamtlich sehr aktiven jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern nähert sich schon bald der Halbzeit – und befindet sich auf einem guten Weg. Ein gemeinsames Arbeitswochenende in einem Selbstver-sorger-Haus in einem kleinen Eifel-Ort zielte auf das Team-training und den Ausbau der rhetorischen Fähigkeiten und einer selbstbewussten Präsentation der eigenen Vorhaben und Tätigkeiten. Beeindruckend waren dabei die bereits vorhandenen organisatorischen Fähigkeiten, die sich so-wohl bei der Gestaltung des gesamten Wochenendes als auch bei der Aufgabe, gemeinsam ein Abend-Menu zu pla-nen und zuzubereiten, erwiesen. Die rhetorischen Stärken kamen bei der darauf folgenden Fortbildung „Rechtsstaat-lichkeit und freiheitliche Demokratie“ nach einer Exkursion in die Bonner Geschichte als Regierungssitz – mit Start im Museum König als erstem Tagungsort der jungen Re-pu blik – zum Tragen. Schwerpunkt war die Auseinander-setzung mit Sprache und Verhaltensweisen als Ausdruck von „Fremdheit“ und unbeabsichtigter Ausgrenzung.

Ein Projektmanagement-Training bot die Gelegenheit, Methoden zur gezielten Strukturierung der eigenen Vor-haben zu erlernen und zu verbessern; konkret konnte dies auf eigene anstehende Planungen übertragen werden – mit hoffentlich erfolgreichen Ergebnissen. Im Zusammenhang mit dem Thema Projektmanagement ist eine gesonderte Veranstaltung zum Thema Projektfinanzierung geplant, da ja ohne Geld auch ehrenamtliche Arbeit nur schwierig durchzuführen ist.

An dem langen Wochenende nach Fronleichnam wird die Berlin-Exkursion stattfinden. Ein expliziter Schwerpunkt wird auf den Einblick in aktuelle politische Arbeit sowohl auf kommunaler wie auf Bundesebene gelegt sowie auf die Geschichte Berlins als Beispiel für ihre vielseitige Bedeu-tung für unsere Geschichte.

In der darauf folgenden Sommerpause stehen diverse Praktika an, zum Teil noch angefragt und schwerpunkt-mäßig im politischen Bereich.

Mit einem kleinen Bild einer in der Eifel kreierten Team-Süß-speise bedanken sich alle JUMPin’s für die Ermöglichung des Projekts.

(Alrun Hürter 16.5.2014)

JUMPin Teilnehmende beim Seminar in der Eifel.

Kochvorbereitungen im Kleinteam.

Team-Süßspeise der JUMPin’s als Dank für die Ermöglichung des Projekts.

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1 Kurz notiert

Bundesbeauftragter Koschyk trifft Bundes-vorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien

Ausführlicher Gedankenaustausch

Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfra-gen und nationale Minderheiten, Harmut Koschyk MdB, hat sich in Berlin mit dem Bundesvorsitzenden der Lands -mannschaft Schlesien, Stephan Rauhut, zu einem ausführ-lichen Gedankenaustausch getroffen. Rauhut, der ebenfalls dem BdV-Landesvorstand Nordrhein-Westfalen angehört, wurde vergangenen November durch eine außer ordentliche Bundesdelegiertenversammlung der Landsmannschaft Schlesien im Haus Schlesien in Königswinter zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt.

Bundesvorsitzender Rauhut berichtete dem Bundesbe-auftragten über die aktuelle Arbeit der Landsmannschaft Schlesien sowie über die Konzeption künftiger Projekte zur Wahrung des kulturellen und geschichtlichen Erbes Schlesiens. Dabei gelte es eng mit Vertretern der deut-schen und polnischen Politik, als auch der deutschen Min-derheit in Schlesien zusammenzuarbeiten. Bundesbeauf-tragter Koschyk sagte Bundesvorsitzenden Rauhut zu, die Arbeit der Landsmannschaft Schlesien zu unterstützen. Er sei auch gerne bereit, Gespräche der Landsmannschaft Schlesien mit Vertretern der deutschen und polnischen Politik zu vermitteln. Die Landsmannschaft Schlesien kön-ne ebenso wie die deutsche Minderheit in Schlesien eine wichtige Brückenfunktion in den deutsch-polnischen Be-ziehungen einnehmen.

Koschyk begrüßte, dass die Landsmannschaft Schlesien im kommenden Jahr eine Gedenkfeier anlässlich des 100. Geburtstages des langjährigen Vorsitzenden der Lands-mannschaft Schlesien, Dr. Herbert Hupka, ausrichten wolle, der für seinen Einsatz um die deutsch-polnische Verständi-gung von seiner Heimatstadt Ratibor in Oberschlesien zum Ehrenbürger ernannt wurde. Rauhut informierte Koschyk ebenfalls über seine unmittelbar bevorstehende Reise nach Schlesien, wo er unter anderem mit dem Vorsitzenden des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Verbände in Polen (VdG), Bernard Gaida und dem Vorsitzenden der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien, Norbert Rasch, Gespräche führen wird. Bundes-beauftragter Koschyk wird seinerseits am 27. Mai 2014 gemeinsam mit Herrn Parlamentarischen Staatssekretär

Dr. Krings als Ko-Vorsitzende des „Runden Tisches“ nach Warschau reisen, um mit der polnischen Regierung die An-liegen der deutschen Minderheit in Polen und der deutschen Mitbürger polnischer Abstammung in Deutschland zu erör-tern. Zudem wird Bundesbeauftragter Koschyk Demnächst nach Oberschlesien reisen, um an der traditionsreichen Min-derheitenwallfahrt auf dem St. Annaberg teilzunehmen.

(Pressemitteilung vom BMI vom 15.4.2014)

Dr. Christoph Bergner übernimmt den Vorsitz des Deutsch-Rumänischen Forums

Das Deutsch-Rumänische Forum führte am 9. April seine Mitgliederversammlung in den Räumen des Deutschen Bundestages durch. Susanne Kastner, die den Verein seit über zehn Jahren engagiert führte und durch ihr Wirken zum Gesicht des DRF geworden war, kandidierte nicht erneut für den Vorsitz. Für das Amt vorgeschlagen wurde Dr. Christoph Bergner, den die Mitgliederversammlung zum neuen Vorsitzenden wählte. Als sein erster Stellvertreter wurde der bekannte Musiker Peter Maffay gewählt, der aus Siebenbürgen stammt. Als zweiter Vorsitzender wurde der Botschafter Rumäniens, Herr Lazăr Comănescu im Amt bestätigt.

Das Deutsch-Rumänische Forum widmet sich als zivilgesell-schaftliche Organisation der gegenseitigen Verständigung beider Länder. Seine Mitglieder sind Personen und Einrich-tungen des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens. Gegründet wurde der Verein in der Zeit des Beitritts Rumäniens zur Europäischen Union um vor allem die Gesell-schaften beider Länder einander näher zu bringen. Als lang-jähriger Freund Rumäniens freut sich Dr. Christoph Bergner auf die Arbeit im Forum. Das Land ist ihm seit seiner Jugend vertraut. In der Amtszeit als Beauftragter der Bundesregie-rung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten hat er sich intensiv der deutschen Minderheit in Rumänien gewid-met. Seine Aufgabe als Vorsitzender sieht er in der Vertie-fung der Beziehungen beider Länder und in einer Verbesse-rung der Wahrnehmung Rumäniens in Deutschland.

(Facebook von Dr. Christoph Bergner vom 11.4.2014)

Mitglieder des Deutsch-Rumänische Forums.

Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk mit dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien, Stephan Rauhut.

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

„Väter mit Zuwanderungsgeschichte werden durch öffentlichkeitswirksame Aktivitäten sensibilisiert“

Eine neue Webseite, „www.iva-nrw.de“, und die Publikation

„Report – Berichte aus der Praxis und Forschung der inter-kulturellen Väterarbeit“ wurden kürzlich in Essen vorgestellt.

„Die entwicklungspsychologische und pädagogische For-schung zeigt, dass Väter eine zentrale Ressource für ein psychisch gesundes Aufwachsen und eine erfolgreiche Bildung und Zukunft ihrer Kinder sind“, so schreibt Prof. Dr. Hacı-Halil Uslucan in der am 13.1.2014 in Essen vorge-stellten Publikation „Report“ des Fachkreises für interkul-turelle Väterarbeit.

Mehr unter: http://www.iva-nrw.de/

Lernportal „ich-will-deutsch-lernen“

Mit dem Portal „ich-will-deutsch-lernen“ stellt der Deut-sche Volkshochschul-Verband ein Instrument zur Unter-stützung der sprachlichen, gesellschaftlichen und beruf-lichen Integration von Zugewanderten zur Verfügung.„Ich-will-deutsch-lernen“ ist das erste Lernportal, in dem das Rahmencurriculum für Integrationskurse mit digitalen Lernmaterialien umgesetzt wurde.

Weitere Informationen unter: http://www.ich-will-deutsch-lernen.de/cms/index.php?id=9

(Newsletter 4/2014 Kompetenzzentrum für Integration (KfI))

Mehrsprachige Kurzinformationen zu ausgewählten Gesundheitsthemen

Kurz und gut informiert: Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) entwickelt im Auftrag der Kassenärzt-lichen Bundesvereinigung und der Bundesärztekammer zu ausgewählten Gesundheitsthemen so genannte „Kurz-informationen für Patienten (KiP)“. Auf der Grundlage ärztlicher Leitlinien werden kompakte Kurzinformationen erstellt, die leicht verständlich die wichtigsten Empfeh-lungen zu Behandlung und Umgang mit verschiedensten Erkrankungen vermitteln. Zu ausgewählten Informationen liegen Übersetzungen in Arabisch, Englisch, Französisch, Spanisch, Russisch und Türkisch zum Download bereit.

Weitere Informationen unter: http://www.patienten-information.de/ kurzinformation-fuer-patienten

(Newsletter 4/2014 KfI)

Die Medien-Sprachen Deutschlands

Es gibt nur wenige Länder weltweit, in denen so viele Zeitungen, Zeitschriften und Mitteilungblätter erscheinen wie in der Bundesrepublik. Mit der zunehmenden Einwan-derung von Menschen aus allen Erdteilen ist auch die Zahl fremdsprachiger Druckmedien gestiegen. Mittlerweile hat rund jeder vierte Einwohner ausländische Wurzeln. Die Studie „Fremdsprachige Publikationen in Deutschland“ der Internationalen Medienhilfe (IMH) hat ergeben, wie viele Publikationen (Zeitungen, Zeitschriften, Mitteilungblätter) in welchen Sprachen erscheinen.

IMH-Koordinator Björn Akstinat: „Nach Deutsch ist Rus-sisch die meistgesprochene Sprache in Deutschland. Eng lisch ist jedoch nach Deutsch die meistgenutzte Ver-öffentlichungssprache, da hierzulande sehr viele Fach-verlage existieren, die englischsprachige Spezialpublikati-onen für Wissenschaftler in aller Welt herausgeben.“

Rangliste der Sprachen deutscher Druckmedien laut der Studie „Fremdsprachige Publikationen in Deutschland“:1. Deutsch (über 100.000 Publikationen)2. Englisch (über 1.000)3. Russisch (ca. 200)4. Türkisch (ca. 130)5. Polnisch / Italienisch (ca. 50)6. Chinesisch / Spanisch (ca. 20)7. Französisch / Griechisch / Portugiesisch / Sorbisch

(unter 20)8. Dänisch / Koreanisch / Kroatisch / Serbisch /

Ungarisch / Vietnamesisch (ca. 10)9. Arabisch / Kurdisch / Thailändisch (unter 10)10. Finnisch / Japanisch / Persisch / Rumänisch (ca. 5)

Die IMH ist die Arbeitsgemeinschaft der fremdsprachigen Inlandsmedien und der deutschsprachigen Auslandsme-dien. Die IMH wurde von engagierten Medienleuten ins Leben gerufen, es ist das einzige weltweite Mediennetz-werk, dessen Sitz sich in Deutschland befindet.

Mehr Informationen über Ethnomedien und Migranten in Deutschland:

Internationale Medienhilfe (IMH) Abt. Netzwerk fremdsprachiger Medien, Büro Berlin Telefon 030 / 5673 - 1559 [email protected] www.medienhilfe.org

(Volk auf dem Weg [VadW] 3/2014)

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1 Kurz notiert

MADE IN GERMANY – erfolgreich in Deutschland

Goldene Kamera für Emilia Schüle – Jungschauspielerin mit vielfältigem Engagement beim Film und Fernsehen

Emilia Schüle, eine junge Schauspielerin mit russland-deutschen Wurzeln, hat bei der Verleihung der Goldenen Kamera am 1. Februar 2014 in Berlin den Nachwuchspreis erhalten. Damit ehrte die Jury der TV-Zeitschrift „Hörzu“ die 21-jährige Schauspielerin, die in einem zweiteiligen NDR-„Tatort“ eine minderjährige Zwangsprostituierte dar-gestellt hatte. Die Folgen „Wegwerfmädchen“ und „Das goldene Band“ liefen im Dezember 2012 im Ersten. Sie bescherten dem „Tatort“ aus Niedersachsen mit Maria Furtwängler als Kriminalhauptkommissarin Lindholm je-weils mehr als zehn Millionen Zuschauer und damit neue Bestmarken. „Emilia Schüle hat diesen Preis absolut ver-dient. Ein Jahr nach ihrem sensationellen Tatort-Auftritt gehört sie längst in die erste Reihe deutscher Nachwuchs-stars“, sagte Kerstin Ramcke, Produzentin und Geschäfts-führerin der Nordfilm GmbH. Der begehrte „Hörzu“-Nach-wuchspreis wurde in besonderer Weise auch diesmal von Mercedes-Benz unterstützt. Die Gewinnerin Emilia Schüle bekommt einen Mercedes-Benz GLA sowie die Möglichkeit in New York einen Schauspielkurs an der berühmten Lee Strasberg Schauspielschule zu absolvieren.

Inzwischen hat Schüle an zahlreichen Film- und Fernseh-produktionen teilgenommen, mehrfach in den Hauptrollen. Rückblickend auf ihr vielfältiges Engagement beim Film /Fernsehen und die Goldene Kamera hat die 21-Jährige die besten Aussichten auf eine große Karriere beim deutschen Film.

Geboren 1992 in Blagoweschtschensk / Russland, kam sie 1993 mit ihren russlanddeutschen Eltern nach Berlin. Angefangen hat alles mit Emilias Tanztalent, das sie seit ihrem achten Lebensjahr durch Unterricht in den Berei-chen Modern Dance, Street Dance und Ballett weiter aus-baute. Schon als 14-Jährige stand sie gemeinsam mit Anke Engelke vor der Kamera. Wie Schüle selbst sagt, sei sie in die Schauspielerei „eher zufällig geraten“, ihr zweiter Film war gleich „Freche Mädchen“. Zur Schauspielerei kam sie 2005 durch den „Talents Getting Started“-Workshop. „Ich war als Kind nach der Schule oft allein zu Hause, weil meine Eltern immer lange gearbeitet haben. Darüber habe ich mich sehr gefreut – weil ich so alle möglichen Sendungen gucken konnte, ohne dass Mama oder Papa mir über die Schulter schauten. Ich habe wirklich total viel ferngesehen“, erzählte die Preisträgerin gegenüber „jetzt.de“.

2005 war Emilia in einem Werbespot zu sehen und über-nahm eine Rolle in dem Kurzfilm „Nichts weiter als“, der auf der Berlinale lief. Seit 2006 folgten weitere Werbespots und ihre ersten Fernsehrollen. Nach den TV-Filmen „Guten Morgen, Herr Grothe“ und „Manatu – Nur die Wahrheit rettet dich“, in dem sie ihre erste Hauptrolle hatte, kamen viele weitere Fernsehproduktionen, darunter „Meine wun-derbare Familie“ (2008), „Die letzte Spur“ (2012), „Der letzte Bulle“ (2013) sowie SOKO- und Tatort-Reihen, dar-unter im zweiteiligen NDR-„Tatort“ („Wegwerfmädchen“/„Das goldene Band“, 2012). Die Dreharbeiten liefen gerade, während Schüle ihre Abiturprüfungen hatte, die sie mit Bravour bestanden hatte.

2013 war Schüle im TV-Film „Helden“ zu sehen und spielte auch eine deutsche Auswanderin im 19. Jahrhundert in der Fernsehproduktion „In einem wilden Land“ (SAT 1), wo sie neben den Stars Benno Fürmann und Nadja Uhl vor der Kamera stand. Auch die Hauptfigur im Film, dargestellt von Schüle, heißt Emilia und wird ebenfalls Mila. „Der Film ist in Südafrika entstanden, ich war vorher noch nie so weit von zuhause weg, erst recht nicht zweieinhalb Monate. Ich habe mich wie eine Anfängerin gefühlt, weil so vieles neu für mich war. Ein Abenteuerfilm ist ja etwas völlig anders als ein Tatort oder eine Komödie, und das nicht nur, weil wir überwiegend unter freiem Himmel gedreht haben… Alles war sehr aufregend, aber auch nicht immer einfach, weil ich viel reiten musste und das vorher überhaupt nicht konn-te“, erzählte Emilia gegenüber der „Stuttgarter Zeitung“.

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Abgesehen von einem mehrtägigen Kurs, den sie mit zwölf besucht hatte, hat sie den Schauspielberuf nie gelernt. Wie sie selbst sagt: „Ich spiele sehr intuitiv, und bislang hat das immer geklappt. Ich würde aber zum Beispiel gern fechten können, und nach der Anfangsszene in „In einem wilden Land“ mit dem Weberaufstand hatte ich erst mal keine Stimme mehr, weil ich nie gelernt habe, sie richtig einzusetzen. Aber es gibt ja auch andere Möglichkeiten der Aus- oder Fortbildung.“ („Stuttgarter Zeitung“).

Ihr Kinodebüt 2008 hatte sie in der Teeniekomödie „Freche Mädchen“ in einer der drei Hauptrollen und knüpfte mit ihren Auftritten in „Gangs“ (2009), dem Musical „Rock it“ (2010) und im zweiten Teil der „Freche Mädchen“-Reihe (2010) an den Erfolg an. Und sie verkörperte die Titelrolle in dem Märchenfilm „Aschenputtel“, der im Dezember 2010 erstmals im ZDF ausgestrahlt wurde. 2012 spielte Schüle die Hauptrolle im Film „Nemez“ (Regie / Buch: Stanislav Güntner), der bereits in Berlin und an manchen anderen Orten gezeigt wurde.

2008 wurde Emilia Schüle zum Undine Award als „Beste jugendliche Hauptdarstellerin in einem Kinospielfilm“ („Freche Mädchen“), 2010 zum „New Faces Award“ als „Beste Junge Schauspielerin" (Rock It!) und 2013 zum Günter-Strack-Fernsehpreis 2013 als „Beste Nachwuchs-schauspielerin" und die Nominierung zum Max Ophüls Preis 2013 als „Beste Nachwuchsschauspielerin“ nominiert. 2014 wurde ihr beachtliches schauspielerisches Engagement mit der Goldenen Kamera (Nachwuchspreis) gewürdigt.

(Nina Paulsen, nach Online-Berichten; mehr dazu unter www.anjajoos-management.de)

Marija Ruzhitskaya – Leidenschaft für Politik und soziales Engagement

Marija Ruzhitskaya ist 17 Jahre alt und kommt aus Warendorf, einer beschau-lichen Stadt im Münsterland. Derzeit besucht sie die 12. Klasse des Marien gym-na siums.

In ihrer Freizeit spielt sie Gitarre und Fußball, macht Karate, schauspielert (beteiligte sich an Projekten ihres Vaters, des russlanddeutschen Schauspielers Alexej Davydov), liest gern und geht mit ihren Freunden aus. Darüber hinaus liegt ihr noch etwas anderes am Herzen, was für eine 17-Jährige

nicht unbedingt alltäglich ist: Politik und soziales Engage-ment. Denn Marija ist überzeugt: „Politisches Engagement ist, besonders für Jugendliche, nichts Optionales, sondern ein Muss.“ Seit fünf Jahren ist sie in der Schülervertretung des Mariengymnasiums aktiv und war zwei Jahre Schüler-sprecherin. Sie engagiert sich auch in außerschulischen Bereichen, etwa als Pressebeauftragte des integrativen Verein Labyrinth e.V. oder im Beisitz des Vorstandes des Jugendausschusses der Warendorfer Sportunion.

Als Tochter eines russlanddeutschen Spätaussiedlers wurde die Schülerin in Kasachstan geboren. Aufgrund des-sen begann sie vor zwei Jahren, sich mit der russland-deutschen Geschichte zu beschäftigen. Für diese Arbeit wurde sie beim Schülerwettbewerb „Begegnungen mit Osteuropa“ als Landessiegerin ausgezeichnet. Außerdem nahm sie am Bundescup „Spielend Russisch lernen“ teil, in dem sie es in die Regionalrunde nach Bochum schaffte. 2012 bewarb sich die damals 16-Jährige erfolgreich für das 8. Deutsch-Russische Jugendparlament. Als Jüngste von 25 deutschen Teilnehmenden durfte Marija am 11.-17.11.2012 im 8. Deutsch-Russischen Jugendparlament in Moskau unter dem Motto „2012 - Gemeinsame Antworten auf neue Herausforderungen“ teilnehmen, das parallel zum Peters-burger Dialog stattfand. In vier Ausschüssen versuchten 50 Jugendlichen aus allen Teilen Deutschlands und Russ-lands, eigene Lösungsansätze für wichtige Probleme der Jugend beider Länder zu finden. In Moskau lernte sie wich-tige politische Institutionen sowie viele Politiker von der russischen und deutschen Seite kennen. Eine besondere Begegnung machten die Jugendparlamentarier beim Petersburger Dialog, wo Michail Gorbatschow sich beson-ders viel Zeit für Händeschütteln und Fotoständchen mit den Parlamentariern nahm.

Auch in Deutschland setzte Marija dieses Engagement fort. Schon bald arbeitete sie im DRJUG-Alumniverein des Deutsch-Russischen Jugendparlamentes e.V. mit und war Teil des Organisationsteams des deutsch-russischen Jugendforums in Berlin im April 2013. Zum Thema „Medien und Politik in Deutschland und Russland“ tagten in diesem Rahmen jeweils 15 Jugendliche aus Deutschland und Russ-land im politischen Herzen Deutschlands. Und im Dezember 2013 nahm Marija auch am 9. Deutsch-Russischen Jugend-parlament in Kassel unter dem Motto „Deutschland und Russland – wir bauen an einer gemeinsamen europäischen Zukunft“ teil. Mehr noch: Mit absoluter Mehrheit wurde die Warendorfer Schülerin von den anderen 51 Teilnehmern des Jugendparlaments zur Ko-Sekretärin gewählt, und ist somit bis zum nächsten Jugendparlament „die Frau“ hinter dem Ko-Vorsitzendem Felix Hermann von deutscher Seite. Marija Ruzhitskaya

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1 Kurz notiert

Als „Nr. 2“ im Präsidium von deutscher Seite hatte Marija so die Ehre, nicht nur wie alle Jugendparlamentarier bei der Eröffnung des Petersburger Dialoges, sondern auch bei dessen Abschlusssitzung teilzunehmen, bei dem die Jugendparlamentarier klare Forderungen an die anwesen-den Politiker und die Politik stellten. Ihr Engagement resü-miert die 17-Jährige wie folgt: „Das Jugendparlament wird ernst genommen… Auf uns wartet nun ein Haufen Arbeit.“ Als Ko-Sekretärin sitzt Marija nun im Lenkungsausschuss des Jugendparlamentes, wird diese mit vorbereiten und gemeinsamen mit ihren deutschen und russischen Kollegen sich für eine Umsetzung der Forderungen einsetzen. Um weiter etwas für die Verbesserung der deutsch-russischen Beziehungen zu tun, möchte sie weiterhin politisch aktiv und engagiert bleiben. Doch zu aller erst wartet auf die Schülerin eine andere große Aufgabe im Mai – ihr Abitur.

(VadW 3/2014 von Nina Paulsen)

Russlanddeutsche Literatur geht auf Tour

Im Rahmen des Jahres der deut-schen Sprache und Literatur in Russland organisiert der Interna-tionale Verband der deutschen Kultur gemeinsam mit dem Litera-

turklub „Die Welt im Wort“ und mit Unterstützung der Deutschen Botschaft in Moskau das russlandweite Netz-werkprojekt [email protected]. Im Laufe des Jahres finden in verschiedenen Regionen Russlands literarische Veran-staltungen, welche der Popularisierung und Förderung der russlanddeutschen Literatur zum Ziel haben.

Der IVDK arbeitet im Bereich der Literatur bereits lange und sehr erfolgreich. Umso erfreulicher ist es, dass in diesem Jahr die Literatur verstärkt im Fokus stehen wird, denn der russische Präsident Wladimir Putin und die deutsche Bun-deskanzlerin Angela Merkel erklärten die Jahre 2014 und 2015 zu den Jahren der deutschen Sprache und Literatur in Russland und der russischen Sprache und Literatur in Deutschland. Dieses Ereignis ist für die Russlanddeutschen von einer außerordentlich großen Bedeutung, sagt Jelena Seifert, Literaturwissenschaftlerin und Dichterin russland-deutscher Herkunft.

Im Jahr der deutschen Sprache und Literatur in Russland organisiert der Internationale Verband der deutschen Kul-tur (IVDK) gemeinsam mit dem Literaturklub „Die Welt im Wort“ und mit Unterstützung der Deutschen Botschaft in Moskau das Netzwerk-Projekt [email protected].

In zehn Regionen Russlands finden im Laufe des Jahres literarische Abende, Lesungen, Autorentreffen statt. Außer-dem wird in Gesprächen und Treffen die kürzlich erschie-nene zweisprachige Anthologie der russlanddeutschen Literatur „Der misstrauischen Sonne entgegen“, die zwei-sprachige Gedichtsammlung von Viktor Schnittke „Ich war auf Seelenwanderung, ein Fremder“ sowie die Anthologie russlanddeutscher Maler und andere themenbezogene Publikationen präsentiert. Eines der Hauptziele dabei ist es, dem breiten Lesepublikum einen Zugang zu der russ-landdeutschen Literatur und ihrem besseren Verständnis zu ermöglichen.

Zur Teilnahme am Projekt sind Schriftsteller, Dichter, Litera-turkritiker und -wissenschaftler, Übersetzer, Journalisten, gesellschaftliche Aktivisten, Politiker, Unternehmer, Mit-glieder regionaler gesellschaftlicher Organisationen der Russlanddeutschen sowie alle interessierten Leser herz-lich eingeladen.

Geografisch umfasst das Projekt folgende Regionen: Die Regionen Altai und Stawropol, die Gebiete Tomsk, Nowosi-birsk, Saratow, Omsk, Kaliningrad, Tjumen, Moskau sowie die Republik Komi.

Das Projekt ist nicht nur für den Ausbau internationaler Beziehungen und die Popularisierung der deutschen Spra-che von großer Bedeutung, sondern auch hinsichtlich einer besonderen Eigenart der russlanddeutschen Kultur und Literatur im Gesamten. Die Russlanddeutschen sind Träger von zwei Muttersprachen und zwei Kunstsprachen, der russischen und der deutschen. Sie sind historisch so-wohl mit Deutschland wie auch mit Russland aufs engste verbunden und können daher als Bindeglied zwischen den beiden Ländern und ihren Völkern dienen und Brücken für die Kulturbeziehungen schlagen.

„Die Russlanddeutschen leben in der zweiten Hälfte des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts in verschiedenen Ländern, jedoch schaffen sie gemeinsam eine Literatur. Sie ist durch ein komplexes Weltbild und besondere Motive geprägt: In ihr finden solche Themen wie Deportation und Trudarmee, Kriege und Migrationen ihren Ausdruck. Vieles weist auf ein eigenartiges Wesen des künstlerischen Schaf-fens der Russlanddeutschen hin“, erklärt Jelena Seifert.

(www.rusdeutsch.eu vom 29.4.2014)

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Die Zeitmaschine

Matthäus-Passion nach 70 Jahren im Königsberger Dom wieder aufgeführt

Am 4. April war das Hauptschiff der Königsberger Kathedra-le gut gefüllt. Mit vereinten Kräften trauten sich deutsche und russische Musiker an das große Bach-Oratorium, die Matthäus-Passion. Dass die Wahl genau auf dieses Werk gefallen ist, war kein Zufall, denn vor genau siebzig Jahren, am 4. April 1944 stand es auf dem Programm der Königs-berger Dom-Konzerte. Eine Eintrittskarte aus damaliger Zeit hängt jetzt schön eingerahmt an der Wand im Dom-Museum, und der Zeitzeuge Wolfram Hahn, damals junger Konfirmand, hat seinen Eindruck vom Konzert noch deut-lich in Erinnerung. Ja mehr sogar, er ist wieder dabei, nach siebzig Kriegs- und Friedensjahren, und begrüßt das Pub-likum auf Deutsch und Russisch.

Ein einmaliges Erlebnis war das Konzert nicht nur im histo-rischen, sondern auch im künstlerischen Sinne, denn selten trauen sich Orchester zu, die Matthäus-Passion getreu dem Originalwerk im vollen Umfang zu spielen. Immerhin sind es zwei Chöre, zwei Orchester, ausgedehnte Soli und es dauert alles in allem mehr als drei Stunden! Das Kalinin-grader Sinfonieorchester scheute die Mühe nicht. Gemein-sam mit den Thüringer Kollegen und unter der Leitung des Dirigenten Michael Schönheit gelang es dem vereinten Klangkörper, ein Oevre von unerhörter Fülle zu schaffen. Replikate alter Musikinstrumente halfen, den Klang so dar-zustellen, wie das Genie es seinerzeit komponiert hatte.

Interessant, dass Königsberg seit eh und je der Bach-Pflege eine besondere Aufmerksamkeit schenkte. Durch Felix Mendelssohn-Bartholdy wiederentdeckt, kam das Werk von Johannes Sebastian Bach aus Berlin über Breslau und Stettin nach Königsberg und nahm seit Mitte des 19. Jahr-hunderts einen festen Platz im hiesigen Konzertprogramm ein. Daran erinnerte im jetzigen Programmheft einer der Veranstalter des Konzertes, der Berliner Verein „Freunde Kants und Königsbergs“, dem bereits viele denkwürdige

Orgel- und Orchesterveranstaltungen in Kaliningrad zu ver-danken sind. Doch bevor die Musik den Raum füllte, gab es Applaus für Marina Orgejewa, Vorsitzende der Kalinin-grader Gebietsduma und die Thüringer Landtagspräsiden-tin Birgit Diezel. Beide erzählten davon, dass zwischen dem Kaliningrader Parlament und dem Thüringer Landtag ein Freundschafts abkommen unterzeichnet worden sei. Die musikalische Akte unterstrich diese politische Geste.

Auch der Dombaumeister Igor Odinzow zeigte sich hoch erfreut darüber, dass sich die Zusammenarbeit für die Völ-kerverständigung weiterentwickle. Denn wo, wenn nicht hier in Kaliningrad-Königsberg, ließe es sich am deutlichsten spüren? Eine schöne Ikone als Schenkung zementierte die Erinnerung an ein historisches Konzert. Und die Passion? Ja, sie war genauso göttlich schön, wie vor siebzig Jahren!

Für das Kaliningrader Sinfonieorchester ist die Musik von Johann Sebastian Bach ein gut bekanntes Terrain, doch hier bedurfte es einer Verstärkung, und sie wurde durch die Thüringer Sängerknaben, das Collegium Vocale Leipzig (Kammerchor der Schlosskapelle Saalfeld) sowie mehrere Musiker aus Deutschland verkörpert. Natürlich hatte dieses gigantische Projekt viele Förderer auf beiden Seiten – welch schönes Symbol des großen Geistes!

(Königsberger Express von Swetlana Kolbanjowa vom 30.4.2014)

Dirigent Michael Schönheit: „Es ist schon ein besonderes Erlebnis, in dieser Kathedrale Bach zu dirigieren!“ Foto: I.Sarembo

Königsberger Dom. Foto: I.Sarembo

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2 Wettbewerbe / Projektförderung / Stellenangebote / Stipendienprogramme

Interkulturelle Woche: Fotowettbewerb 2014

Gemeinsamkeiten finden, Unterschiede feiern.

Mit diesem Preis soll auf die Vielfalt der kreativen Aktionen und Veranstaltungen innerhalb der IKW 2014 aufmerksam gemacht werden. Einsendeschluss ist der 31.10.2014.

Veranstalter: Ökumenischer Vorbereitungsausschuss zur Interkulturellen Woche Postfach 16 06 46, 60069 Frankfurt am Main

Telefon 069 / 24 23 14 - 60 Telefax 069 / 24 23 14 - 71 [email protected]

www.interkulturellewoche.de

Deutscher Engagementpreis: Jetzt nominieren bis 1. Juli 2014

Bundesweite Auszeichnung für Engagierte in sechs Kategorien

Die Nominierungsphase für den Deutschen Engagement-preis 2014 beginnt: Bis zum 1. Juli können engagierte Menschen oder Organisationen für den Deutschen Enga-

ge ment preis vorgeschlagen werden. Nominieren darf jede und jeder. Das Bündnis für Gemeinnützigkeit ruft alle Bür ger innen und Bürger dazu auf, ihre persönlichen Hel-dinnen und Helden freiwilligen Engagements ins Rennen zu schicken.

Rund 23 Millionen Menschen engagieren sich für das Gemeinwohl in Deutschland. Sie alle können für den Deutschen Engagementpreis nominiert werden – ganz gleich, ob es ein Freund ist, der in seiner Freizeit ein Not-telefon für suizidgefährdete ältere Menschen betreut, eine Unternehmerin aus der Region, die Nachbarschaftshilfen fördert, oder die ehemalige Vorgesetzte, die einen Teil ihres kleinen Vermögens einer Stiftung zum Erhalt des Bürger-parks spendet. Vorschläge können per Post oder online auf www.deutscher-engagementpreis.de abgegeben werden. Die festliche Preisverleihung findet am Internationalen Tag des Ehrenamtes, dem 5. Dezember 2014, in Berlin statt.

Vorschläge für Deutschen Engagementpreis einreichen auf www.deutscher-engagementpreis.de Publikumspreis mit 10.000 € dotiert

(www.deutscher-engagementpreis.de)

Wettbewerbe / Projektförderung /Stellenangebote / Stipendienprogramme 2

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Europastudien in Kaliningrad Bewerbungsrunde gestartet

Das Europainstitut Klaus Mehnert in Kaliningrad nimmt bis zum 25. Juli Bewerbungen für den deutschsprachigen Euro pastudiengang des Studienjahrs 2014/2015 entge-gen. Der einzige derartige Studiengang in Russland bietet die Mög lichkeit, in nur einem Jahr einen russischen Diplom- und einen deutschen Master-Abschluss zu erwerben. Dabei werden Experten der europäischen Integration mit dem besonderen Schwerpunkt auf der europäisch-russischen Zusammenarbeit ausgebildet.

Nach einem ersten gemeinsamen Semester in Kaliningrad haben die Studierenden die Möglichkeit, zwischen einem Praktikum und einem Vertiefungsstudium an der Bergi-schen Universität Wuppertal (BUW) zu wählen. Bei einem Studium in Wuppertal absolvieren die Studenten das Som-mersemester 2015 im Rahmen des Master-Studiengangs Europäistik der BUW und erhalten bei erfolgreichem Ab-schluss neben dem russischen Diplom auch den deutschen Abschluss in Form eines Master of Arts. Für das Studium in Wuppertal werden DAAD-Stipendien vergeben. Unter den besten Absolventen wird der Willy-Brandt-Preis der Progressiven Allianz der Sozialisten und Demokraten im Europäischen Parlament verliehen, verbunden mit einem dreimonatigen Praktikum in Brüssel und Straßburg.

Das Studium qualifiziert für Tätigkeiten in der europäisch-russischen Zusammenarbeit, beispielsweise in internati-onalen und nationalen Unternehmen und Organisationen, im Hochschulwesen, in der öffentlichen Verwaltung oder in Stiftungen.

Studienbeginn in Kaliningrad: 15. September 2014

Zulassungsvoraussetzung: Bewerben können sich weltweit Hochschulabsolventen (mindestens vierjähriges Erststudium respektive dreijähriger Bachelor plus 60 weitere ECTS) mit guten Deutschkenntnissen.

Bewerbungen bis zum 25. Juli 2014 unter: http://www.europastudien-kaliningrad.de

Kontakt: Christian Welscher (Koordinator)

Europainstitut Klaus Mehnert Sovietsky Prospekt 1 RUS-236022 Kaliningrad

Telefon +7-4012 / 99 59 34 [email protected]

(www.ornis-press.de)

Robert-Bosch-Kulturmanager in der Russischen Föderation

Die Robert-Bosch-Stiftung und das Goethe-Institut entsen-den ausgewählte Stipendiaten aus Deutschland als Kultur-manager an Kulturverwaltungen russischer Regionen, die im Zuge ihrer Regionalentwicklung an einer Strategie für den Kulturbereich arbeiten und systematisch internatio-nale Kontakte aufbauen wollen.

Ziel des Programms ist es, das regionale Netzwerk der deutschen Auswärtigen Kulturpolitik in Russland zu erwei-tern, einen Beitrag zur internationalen Vernetzung der russischen Kulturszene zu leisten und die Stipendiaten für Führungsaufgaben im internationalen Kulturaustausch zu qualifizieren.

Kontakt: Polina Mandrik [email protected] www.bosch-stiftung.de

(www.goethe.de)

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2 Wettbewerbe / Projektförderung / Stellenangebote / Stipendienprogramme

Sommerlager in Perm 21.7. - 3.8.2014

Die politische Repression unter Stalin in der Sowjetunion wirkt bis heute nach. Noch immer leben viele Zeitzeugen, die selber oder deren Eltern repressiert wurden. Perm-36 ist jedoch landesweit das einzige ehemalige Gulag, das in ein Museum umgewandelt wurde. Dort findet in diesem Jahr wieder ein gemeinsames Sommerlager mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und der russischen NGO Memorial statt.

Memorial Perm ist in vielerlei Hinsicht in der Region aktiv. Mitarbeitende und Freiwillige besuchen ehemalige Ver-folgte, führen Interviews durch, um die Erinnerungen zu sammeln und unterstützen sie im Haushalt. Auch unsere Gruppe wird diese Arbeit weiterführen. Wir werden Zeitzeu-gen treffen und ihre Geschichten hören und dokumentie-ren. Auch den Perm-36-Mitarbeitenden werden wir helfen, die Gedenkstätte zu bewahren und weiterzuentwickeln.

Der Höhepunkt des Sommercamps wird das internationale Festival „Pilorama“, das Ende Juli auf dem Perm-36-Gelän-de stattfindet. Ihm Rahmen dieses Forums werden Kino-vorstellungen, Diskussionen, Lesungen und Konzerte ver-anstaltet.

Vor allem bietet das Camp die Möglichkeit zur Begegnung mit jungen Russen. Die Teilnehmer können Russland aus einer anderen Perspektive kennenlernen, nämlich über die Menschen, und damit hinter die Fassade das größten Lands der Erde schauen. Bei den geplanten Ausflügen, in der Freizeit und während des Programms können Diskus-sionen über die beiden Länder geführt werden, Verständ-nis füreinander aufgebaut werden, um somit Freundschaf-ten zu knüpfen.

Typ: Internationales Sommerlager Arbeit: Erinnerungsarbeit Gruppe: 20 - 30 Teilnehmende, davon

die Hälfte aus Russland. Campsprachen: Russisch, Englisch und Deutsch Unterkunft: Unterbringung in einem ehemaligen

Internat auf dem Gelände von Perm-36

Extras: Russischkenntnisse sind sehr von Vor-teil, aber keine Teilnahmebedingung. Für Russland wird ein Visum benötigt. Der Reisepass muss mindestens bis Februar 2015 gültig sein.

Weitere Information: https://www.asf-ev.de/de/friedensdienste/ sommerlager/programm-2014/russland/perm.html

(www.asf-ev.de)

Praktikum bei der Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaft Breslau

Zeitraum: Nach Absprache, gern mindestens 3 Monate;

Arbeitszeiten sind flexibel

Stellenbeschreibung und Aufgaben: Die Deutsche Sozial-Kulturelle Gesellschaft Breslau

(DSKG) ist eine Organisation, die sich für die Interessen der in Wroclaw und im Umkreis lebenden Deutschen einsetzt. Vorrangiges Ziel ihrer Arbeit ist die Pflege und Verbreitung der deutschen Sprache und Kultur. Zur Um setzung dieses Zweckes bietet die DSKG nicht nur Sprachkurse an, sondern führt auch eine Vielzahl von Kulturveranstaltungen wie u.a. Ausstellungen, Kon-zerte und Exkursionen durch. Zur tatkräftigen Unter-stützung aller Aktivitäten sucht die DSKG eine/n Prak-tikanten/in.

Bewerbung und Kontakt: Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an:

Kathrin Aldenhoff Kulturmanager des

Instituts für Auslandsbeziehungen e.V. Menadzer d/s kultury Instytutu stosunków kulturalnych z zagranica Deutsche Sozial-Kulturelle Gesellschaft Breslau Niemieckie Towarzystwo Kulturalno-Spoleczne we Wrocławiu ul. Saperów 12 53-151 Wrocław

Telefon +48 (0) 7 13 61 42 31 Telefax +48 (0) 7 13 61 62 06

[email protected] www.ntkswroclaw.vdg.pl

(www.kulturforum.info/de)

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Kompetenzzentrum für Integration

Kultur – Terminkalender des Kompetenzzentrums für Integration 2014

Das Kompetenzzentrum für Integration unterstützt mit der Pflege des Kulturterminkalenders das Kennenlernen anderer Kulturen. Zudem werden Theaterstücke aufge-nommen, die die Diskussion zum Thema Integration und Teilhabe fördern.

Mitteilungen zu Veranstaltungen zur Ver öffentlichung in dem Terminkalender sind willkommen, und zwar unter der Mailadresse: [email protected].

Terminübersicht 2014: http://www.lum.nrw.de/Kultur___Medien/Termine_Kulturveranstaltungen/index.php Tagungs- und Seminarkalender

Termine zum Thema Integration in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus

13.6. bis 14.6.2014 AltenkirchenDiakonie und Evangelische Landeskirchen in Rheinland, Westfalen und LippeFachtagung für Aussiedlerarbeit

Tagungen / Veranstaltungen /Ausstellungen / Bildungsangebote3

Weitere Information: http://www.diakonie-rwl.de/cms/media///pdf/ arbeitsbereiche/teilhabe_und_integration/migration_ und_flucht/veranstaltungen/ 2014-01-10-fortbildungskalender-migration-flucht-2014.pdf

Weitere Information: http://www.kfi.nrw.de/Termine/Tagungs_ Seminarkalender/index.php#_0314

Veranstaltungsorganisation

Bezirksregierung ArnsbergDezernat 36 – Kompetenzzentrum für IntegrationSeibertzstraße 159821 Arnsberg

AnsprechpartnerDietmar FaltusTelefon 0 29 31 / 82 - 29 17Telefax 0 29 31 / 82 - 29 [email protected]

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3 Tagungen / Veranstaltungen / Ausstellungen / Bildungsangebote

Haus Schlesien, Königswinter Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde

Hüben für drüben lernen

Haus Schlesien eröffnet polnischen Studenten ihre schlesische Heimat

Für Studierende deutscher und polnischer Hochschulen aus den Fachbereichen Germanistik, Geschichte, Geogra-phie, Kunstgeschichte und Volkskunde sind die Praktikums-plätze im Haus Schlesien von Königswinter-Heisterbacher-rott bei Bonn sehr begehrt.

Schließlich gilt es hier im Dokumentations- und Infor-mationszentrum für schlesische Landeskunde, eine in Deutsch land maßgebliche Einrichtung kennenzulernen, die sich mit der Kunst, Kultur und Geschichte Schlesiens beschäftigt.

Zu den Tätigkeitsfeldern der Praktikantinnen und Praktikan-ten gehören u.a. zentrale museale Aufgaben wie Sammeln, Erschließen, Dokumentieren und Präsentieren von Expo-naten aus acht Jahrhunderten. Auch die angegliederte Fachbibliothek mit rund 25.000 Bänden steht zu Recher-che- und Dokumentationszwecken zur Verfügung. Seit dem Jahr 1998 – als die Praktikantenprogramme in der Königswinterer Kultureinrichtung eingeführt wurden – haben insgesamt weit mehr als 100 deutsche und polni-sche Studenten unterschiedlicher Hochschulen fünf- bis sechswöchige Praktika im Haus Schlesien absolviert.

Natalia Kuczera aus Oberschlesien und Edyta Gorzad aus Tschenstochau sind zwei Studentinnen, die vor kurzem Ge-legenheit hatten, an dem grenzüberschreitenden Jugend-dialog teilzunehmen. Natalia Kuczera, Germanistik-Studen-tin der Universität Kattowitz, beschäftigte sich über fünf Wochen mit Übersetzungs- und Vermittlungsprojekten, dabei recherchierte sie für einschlägige thematische Aus-stellungen. Besonders interessant waren für die angehende Deutschlehrerin – die sich übrigens zur Zeit ihres Aufent-haltes im Haus Schlesien auf ihre Masterarbeit vorberei-tete – die Kenntnisse rund um Ober- und Niederschlesien.

Auch Edyta Gorzad, die in Breslau studiert und während des Praktikums in Königswinter ihren Magistertitel am Institut für Germanistik vorbereitete, war vom hohen Stel-lenwert des grenzüberschreitenden Dialoges zwischen deutschen und polnischen Jugendlichen überzeugt. Auch als Deutschlehrerin an einer Sprachschule sowie in ihrer späteren Karriere will die junge Schlesierin sich für die Ent-wicklung und Fortführung des deutsch-polnischen Kultur-austausches einsetzen.

Nicola Remig, die Leiterin des Dokumentations- und Infor-mationszentrums für schlesische Landeskunde, hat schon zahlreiche Praktikantinnen im Haus begrüßen dürfen: „Viele der polnischen Studierende haben in ihrer Heimat nach dem Studium gute Anstellungen bekommen. Der lehr-reiche Auslandsaufenthalt und die so erworbenen Sprach-kenntnisse haben sicherlich dazu beigetragen.“

Gut angenommen werden auch die Programme der Stu-dentenseminare „Schlesische Begegnungen“. Dank der Fördermittel des Bundesministeriums des Inneren finden derzeit im Jahr rund zehn Seminare mit jeweils 30 Studie-rende u.a. aus Breslau, Oppeln, Kattowitz und Grünberg statt. Im Frühjahr 2014 werden weitere Gruppen von ver-schiedenen polnischen Hochschulen erwartet.

Für die Teilnehmende der Seminarreihe werden Vorträge zur Geschichte Schlesiens und zur heutigen Rolle dieser Region in Europa geboten. Interessant sind auch die Zeit-zeugengespräche mit Menschen der Erlebnisgeneration, die über Flucht und Vertreibung sprechen. Eigeninitiative und Kreativität ist im Rahmen der Arbeitskreisthemen gefragt, bei denen schlesienbezogene Aspekte der Geschichte und Gegenwart im Fokus stehen. Für nachhaltige Erinnerungen an den Aufenthalt im Haus Schlesien sorgen sicherlich auch die Ausflüge in die Umgebung. Es ist schon häufig vor-gekommen, dass sich an den Seminaren teilnehmende Germanistikstudenten auch für ein Praktikum beworben haben. Die Jugendlichen agieren übrigens als „Botschafter in ihrer Heimat“ – und das nicht nur für Haus Schlesien, sondern auch für die gesellschaftlichen und politischen Strukturen Deutschlands.

(Dieter Göllner (Kulturpolitische Korrespondenz [KK] vom März 2014)

Nicola Remig, Leiterin des Hauses, und Edyta Gorzad, Foto: Dieter Göllner

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Die Vorform des Eichendorff-Denkmals, die während der Ausstellung durch den Park „wandelte“, war für viele der Besucher und Mitglieder des Vereins Haus Schlesien nicht mehr wegzudenken. Sie ist in den vier Monaten zu einem Teil des Hauses geworden. Mithilfe von Spenden ist es nun möglich geworden, dass der Freiherr Joseph von Eichen-dorff dauerhaft in Heisterbacherrott bleiben kann. Die Skulptur wurde in den letzten Wochen noch einmal über-arbeitet und mit einem neuen Sockel versehen, ist sie nun zurück im Haus Schlesien.

Aktuelle Sonderausstellungen

„Von der Erinnerung geprägt. Schlesische Sammler und ihre Schätze“Neue Sonderausstellung im Haus Schlesien bis 24.8.2014

Tagung Heraus aus der Vergessenheit 4.7. bis 5.7.2014

Im Juli findet im Haus Schlesien die Fachtagung „Heraus aus der Vergessenheit. ‚Unfreiwillige' Ökumene in Nieder-schlesien nach 1945“ in Kooperation unter Leitung von Nicola Remig und Dr. Inge Steinsträßer statt.

Weitere Informationen und das Tagungsprogramm finden Sie unter: http://www.hausschlesien.info/Tagung_Heraus_aus_der_Vergessenheit.pdf

Kontakt und Information

Haus Schlesien Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde Dollendorfer Straße 412 53639 Königswinter-HeisterbacherrottTelefon 0 22 44 / 88 62 31, Telefax 0 22 44 / 88 62 30 [email protected], www.hausschlesien.de

Öffnungszeiten: Di - Fr: 10 - 12, 13 - 17 Uhr, Sa, So und Feiertag: 11 - 18 UhrEintritt: 3,00 ¤, Schüler und Studenten 1,50 ¤

Neue Skulptur für das Haus Schlesien

Joseph von Eichendorff-Denkmal des Breslauer Künstlers Stan Wys

Im Sommer letzten Jahres zeigte das Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde Skulp turen des Bildhauers Stan Wys.

Die Ausstellung fand bei den Besuchern großen Anklang. Eines der ausgestellten Objekte war die Vorform für den Bronzeguss des Eichendorff-Denkmals für den Botanischen Garten in Breslau. 2012 wurde von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft der Universität Breslau eine originalgetreue Replik des 1945 zerstörten Denkmals, des Dichters Joseph von Eichendorff gestiftet. Das Original war das Werk des Bildhauers Alexander Kraumann. Dieser hatte Eichendorff als frohen Wan derer, mit Gehstock und Hund in der Hand, dargestellt. Gestaltung und Guss der Statue wurde dem Breslauer Künstler Stan Wys anvertraut, dessen Werke aus der schlesischen Metropole nicht mehr wegzudenken sind und gleichsam zu Symbolen Breslaus avanciert sind. Auch die Replik des Eichendorff-Denkmals, welche er in Zusam-menarbeit mit seinem Sohn Michał schuf, ist Ausdruck seiner fruchtbaren Auseinandersetzung mit der Geschichte Breslaus.

Eine originalgetreue Replik der Vorform für den Bronzeguss, des 1945 zerstörten Denkmals, des Dichters Joseph von Eichendorff, ist im Garten von Haus Schlesien zu besichtigen.

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Oberschlesisches Landesmuseum, Ratingen (OSLM)

Tradition leben und beleben

Zur Osterzeit gab es im Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen (OSLM) wieder faszinierende Ostereier zu be-staunen. Die Sonderausstellung „Ei-Faszination. Ostereier und Osterbräuche“ zeigte mehr als 250 Ostereier aus eige-nem Bestand, der in den letzten Jahren stetig erweitert werden konnte. Neben beeindruckenden historischen Fotos von typisch oberschlesischen Osterbräuchen lag ein weite-rer Schwerpunkt in diesem Jahr auf der Bedeutung des Eis in Kunst, Mythos, Religion und Kultur.

Besonderen Zuspruch fand der begleitend zur Ausstellung angebotene Kreativkurs, in dem die Teilnehmer die traditi-onelle oberschlesische Technik des Ostereierritzens erler-nen konnten. Unter fachkundiger Anleitung von Theresia Dudek, geboren im oberschlesischen Gogolin bei Oppeln, fanden sich 25 Teilnehmende ein, um diese Technik kennen-zulernen und auszuprobieren. Jung und Alt waren mit viel Eifer bei der Sache. Das eine oder andere Ei ging zu Bruch. Doch mit Geduld und etwas Geschick entstanden schließ-lich viele schöne Ostereier. Und wer mit seinem Ergebnis nicht zufrieden war, der konnte im Museum handgefertigte Ostereier aus Oberschlesien käuflich erwerben. Die Begeis-terung der Teilnehmer war groß. Alle wollen im nächsten Jahr wieder teilnehmen.

Kommen Sie herein, dann können Sie herausschauen!

Neuer Aussichtspunkt zeigt Oberschlesisches Landesmuseum

Flaggen vor dem modernen Museumsbau, eine eigene Bushaltestelle, Hinweisschilder an der vorbeiführenden Bundesstraße: Der Weg zum Oberschlesischen Landes-museum (OSLM) im Ratinger Ortsteil Hösel ist nicht zu verfehlen. Im Zusammenhang mit der Mobilitätsausstel-lung hat das Museum die technikhistorische Sammlung erweitert. „Fahren, Gleiten, Rollen“ ist nicht nur eine Be-schreibung eigenen mobilen Wirkens, es bezeichnet auch verschiedene Fortbewegungsmittel. Das OSLM hat Bei-spiele der Produktion von Verkehrsmitteln in seiner Bezugs-region, auch dank seiner international hervorragend ver-netzten Partner, gefunden. Im Außenbereich wurde an der Grundstücksgrenze ein Eisenbahnwaggon aufgestellt. Dieser kann betreten werden und dann ist Hereinkommen verbunden mit Herausschauen. Hergestellt wurde der 14 m lange und 14 Tonnen schwere Personenwaggon in Stauding / Studénka, einer Kleinstadt an der oberen Oder, die einst zum Herzogtum Troppau gehörte. In Serienproduktion pro-duzierte dort an der traditionsreichen Eisenbahnstrecke der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn der Waggonhersteller Vagonka Studénka zwischen 1976 und 1983 knapp 1.000 motorlose Beiwagen sowie gleichzeitig rund 500 Schienen-busse mit Dieselantrieb für die damalige Tschechoslowa-kische Staatsbahn. Wie der „Polski-Fiat“ 126p das Rückgrat der polnischen Motorisierung, so war dieses Gespann von Triebwagen und Anhängern die Basis der Fahrgastbeförde-rung auf den Nebenstrecken in Böhmen, Mähren und der Slowakei.

Noch bis zum 5. Oktober 2014 kann der Besucher die span-nende Zeitreise durch Schlesiens Mobilitätsgeschichte in der Sonderausstellung „Fahren, Gleiten, Rollen. Mobil sein im Wandel der Zeit“ unternehmen. Die erworbenen Groß-objekte bleiben dauerhaft in Ratingen präsent. So ist der Eisenbahnwaggon vom Typ 780 eine wesentliche Berei-cherung im Außengelände des OSLM. Mit Filmen, u.a. über das schlesische Eisenbahnwesen und zur Überführung des Exponates über 1.000 km in den Westen, wird auch nach dem Ende der Sonderausstellung im Herbst 2014 die lange und bedeutungsvolle Verkehrsgeschichte Schle-siens verdeutlicht.

3 Tagungen / Veranstaltungen / Ausstellungen / Bildungsangebote

Theresia Dudek leitete den Kreativkurs des Ostereiritzens. Foto: OSLM

Auch die jungen Teilnehmer versuchten sich mit Eifer in der Technik des Ostereiritzens. Foto: OSLM

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Begleitprogramm

Öffentliche Sonntagsführungen mit wechselnden Schwerpunkten jeweils um 15 Uhr am:27.7.2014, 31.8.2014, 5.10.2014 (Finissage) Kosten: 6 € (Führung + Eintritt)

Anmeldung erwünscht unter: Telefon 0 21 02 / 965-256 oder 965-356 [email protected]

Kooperation mit der VHS RatingenThemenführung mit anschließendem Gespräch bei einem Glas Wein (Kurs-Nr. 4702)Mittwoch, 18.6.2014, 18:30 UhrKosten: 6 €

Anmeldung und weitere Informationen bei der VHS-Geschäftsstelle, Telefon 0 21 02 / 5 50 43 07

Familientag „Mobil sein früher und heute“Sonntag, 6.7.2014, 11 - 17 UhrGeboten wird ein buntes Programm für die ganze Familie, Eintritt f rei.

Angebote für Kinder Aktionsnachmittag „Ich bin dann mal weg…“ Vom Pilgern bis zum CampingurlaubMittwoch, 9.7.2014, 14:30 - 16:30 UhrWer reiste im Mittelalter? Womit reiste man vor der Erfin-dung des Autos? In einer Führung durch die Ausstellung dreht sich alles um die Geschichte des Reisens und der Fortbewegungsmittel. Im prakti-schen Teil wird ein Souve-nir gebastelt.Kosten: 9 € (Eintritt, Führung + Bastelmaterial)

Anmeldung erwünscht unter: Telefon 0 21 02 / 965-256 oder 965-356 [email protected]

MuseumsnachtFreitag, 26.9.2014, 18 - 24 UhrFührungen durch die Ausstellung, Mitmachaktionen für Jung und Alt.Der Eintritt ist frei.

Schönwald – ein stickendes Dorf aus der Vergangenheit 18. Mai bis 14. September 2014

Eine Ausstellung mit dem Museum in Gleiwitz / Gliwice

Das Dorf Schönwald / Bojków, heute ein Stadtteil von Gleiwitz, war vor 1945 vor allem durch seine Stickkunst bekannt. Sowohl der Name Schönwald als auch das für Oberschlesien untypische Dorf selbst sind inzwischen Ge-schichte. Der Ausnahmecharakter des Dorfes ergab sich aus seiner Entstehung und seiner bis ins Mittelalter zu-rück reichenden Geschichte, aus seinem Dialekt, der sich erhalten und von den Mundarten der umliegenden Dörfer unterschieden hat, sowie aus den dorther stammenden Volkstrachten und aus bestimmten, besonders die Hoch-zeit betreffenden Bräuchen.

Die Schönwälder Stickkunst wurde von Generation zu Ge ne ration weitergegeben. Die Stickerei diente lange Zeit auch als Nebeneinnahme. Auf den umliegenden Wochen-märkten sind Stickereien neben landwirtschaftlichen Erzeugnissen angeboten worden. Eine unababsichtigte Professionalisierung begann mit der Einrichtung einer Stückstube. Sie war bei ihrer Gründung im Jahr 1920 zur Bewahrung des Stickereiwissens gedacht. Aufgrund des enormen Erfolges über die Grenzen des Landes hinaus waren dort in den 1930er Jahren bereits über 100 Sticke-rinnen beschäftigt. Bis 1930 fertigten die Schönwälder Stickerinnen 17.000 Stickereien in einem Gesamtwert von 260.000 Mark. Somit verwandelte sich die Stickerei von einer ursprünglichen Nebeneinkunft zu einem begehrten Verkaufsobjekt und einer wichtigen Einnahmequelle.

Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit dem Museum in Gleiwitz entstanden. Seltene Objekte dieser besonderen Gattung der Schönwälder Stickereien sind dafür zusam-mengetragen worden. Weitere Leihgaben stammen aus dem Haus Schlesien in Königswinter-Heisterbacherrott. Der zweisprachige, reich bebilderte Katalog zur Ausstellung (14,90 €) ist bereits erschienen.

Panoramablick durch ein Fenster des Eisenbahn-waggons aus Tschechien auf das OSLM und die Seilscheibe. Foto: OSLM

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Christian Morgenstern in Lied und Lyrik 10. Konzert der Konzertreihe „Folkwang-Konzerte im Oberschlesischen Landesmuseum“ Sonntag, 29. Juni 2014, 17:00 Uhr

Haus Oberschlesien, Bahnhofstraße 71, 40883 Ratingen (Hösel)

Mit Studierenden des Studiengangs Gesang, MusiktheaterSprecher: Reinhard Pede (a. G.)Konzeption, Leitung & Klavier: Dominikus Burghardt

Anlass für dieses Konzert ist der 100. Todestag von Christian Morgenstern. Dargeboten werden sowohl eine Auswahl seiner liebenswürdigen und sprachwitzigen humoristischen Dichtung (Galgenlieder) als auch ernste Lyrik, rezitiert vom Rundfunksprecher Reinhard Pede oder vorgetragen als Klavierlieder verschiedener Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts.

Eintritt: 10 €, ermäßigt 5 €Kartenbestellung über: Telefon 02 01 / 49 03 - [email protected] sowie an der AbendkasseVeranstalter: Folkwang Universität der Künste Essen in Kooperation mit dem Oberschlesischen Landesmuseum

Kontakt:Folkwang Universität der KünsteKlemensborn 39, 45239 EssenTelefon 02 01 / 4 90 32 31, www.folkwang-uni.de

Begleitprogramm

Sticken ist cool Mittwoch, 16. Juli 2014, 15 Uhr (und auf Anfrage z.B. auch als Kindergeburtstag) Für Jungen und Mädchen ab dem Grundschulalter Kosten: 9 € (inkl. Materialien)

Anmeldung unter: Telefon 0 21 02 / 96 50 [email protected]

Förderung: Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen

3 Tagungen / Veranstaltungen / Ausstellungen / Bildungsangebote

Ehrentuch mit Schönwälder Stickerei Angefertigt zum sechzigsten Geburtstag von Frieda Kaisig (Leiterin der Schönwälder Stickstube). Aus diesem Anlass wollten die Schönwälder Stickerinnen ihrer Leiterin ein be son-deres Geschenk machen – als Dank für deren langjährige Tätigkeit in der Stickstube. Leihgeber: R. Stangner, Berlin Christian Morgenstern in Lied & Lyrik.

Christian Morgenstern,Fotografie Quelle: Wikimedia Commons, the free media repository.

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Deutschen Polen-Instituts (DPI) Darmstadt

Neue Internetplattform

Das Deutschen Polen-Institut in Darmstadt hat eine neue Internetplattform zum Thema „Polen in der Schule“ erstellt.

Unter www.poleninderschule.de stehen Lehrern und Schü-lern in Deutschland umfangreiche Unterrichtsmaterialien, Arbeitsblätter, Filmausschnitte und Links zu polnischen und deutsch-polnischen Themen zur Verfügung.

Der Schwerpunkt der Plattform, die unter der Leitung von Dr. Matthias Kneip und Manfred Mack in Zusammenarbeit mit Dorothea Traupe entstanden ist, liegt auf Informationen zu den Fächern Deutsch, Geschichte, Gesellschaftskunde sowie zur polnischen Sprache und Landeskunde. Für diese, aber auch für andere Fächer sollen in Zukunft noch weitere Materialien erarbeitet und auf der Plattform bereitgestellt werden, wobei Lehrer ihre Unterrichtserfahrung über ein Forum einbringen können.

Grundlage für die Unterrichtsmaterialien sind die Lehr-werke, die das Deutsche Polen-Institut in den Jahren 2003 - 2012 mit dem Cornelsen Verlag erstellt hat. Im Laufe der nächsten zwei Jahren soll die Plattform erweitert und auf Lehrerfortbildungen in einzelnen Bundesländern präsen-tiert werden.

Finanziert wird das Projekt von der Sanddorf-Stiftung in Regensburg, die damit einen Beitrag zur Förderung der deutsch-polnischen Beziehungen im Bildungsbereich leistet.

Ansprechpartner: Deutsches Polen-Institut Darmstadt Dr. Matthias Kneip Telefon 0 61 51 / 4 20 20 [email protected]

(Pressemitteilung des Deutschen Polen-Institut Darmstadt vom 2.4.2014)

Auswärtige Sonderausstellungen des Oberschlesischen Landesmuseums

„Schlossgeschichten. Adel in Schlesien“

bis zum 5. Oktober 2014 im Deutschen Landwirtschaftsmuseum Schloss Blankenhain, Crimmitschau / Sachsen

bis August 2014 im Bildungszentrum der Diözese Gleiwitz im ehemaligen Kloster Rauden (Ośrodek Formacyjno - Edukacyjny Diecezji Gliwickiej w Rudach)

Zur Ausstellung gibt es jetzt auch eine Begleitschrift mit 68 Seiten und 99 Farbabbildungen. Die Publikation kann beim OSLM bestellt werden. Der Einzelpreis beträgt im Ver-kauf in Ratingen 4,50 €, bei Versand werden 2 Exemplare zum Gesamtpreis von 10 € inkl. Versand angeboten. Der Einzelversand ist wegen der erheblichen Versand- und Buchungsaufwendungen nicht wirtschaftlich.

Kontakt: [email protected]

Herrenlos! Schlesische Klöster zwischen Aufhebung und neuer Berufung ab dem 29. Juni 2014 Zespół Pieśni i Taśca „Ślśsk“ im. Stanisława Hadyny ul. Zamkowa 3, 42-286 Koszęcin Scherenschnitte und Druckgraphik von Melchior Grossek bis 11. Juli 2014 Kardinal-Döpfner-Haus in Freising

Information und Kontakt: Oberschlesisches Landesmuseum Bahnhofstraße 62, 40883 Ratingen Telelefon 0 21 02 / 96 50, Telefax 0 21 02 / 96 54 00 [email protected], www.oslm.de Sie finden uns auch bei Facebook, Twitter und Flickr.

Kontakt und Information

Oberschlesisches Landesmuseum Bahnhofstraße 62, 40883 Ratingen Telefon 0 21 02 / 96 50, Telefax 0 21 02 / 96 54 [email protected], www.oslm.de

Öffnungszeiten: Di - So 11 - 17 Uhr, Mo geschlossenGeschlossen: 3.10.2014

(Dr. Susanne Peters-Schildgen, Oberschlesisches Landesmuseum)

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Neben Arbeitsblättern ist auch die Bereitstellung (bzw.Verweise auf bereits bestehende) von deutsch-polnischen Filmsequenzen geplant. Ca. 10 Kurzfilme zu deutsch-pol-nischen, schulrelevanten Themen werden eigens für das Projekt gedreht.

Obwohl sich die mit der Seite ergebende längerfristige Pflege in Grenzen halten muss, soll die Seite auch Service-potential beinhalten. So ist beispielsweise daran gedacht, bestimmte, bereits bestehende deutsch-polnische Schul-projekte aufzunehmen und zu verlinken, um sie als Vorbild-funktion auch für andere Schulen zur Verfügung zu stellen. Außerdem soll ein Verteiler mit Lehreradressen aufgebaut werden, über den dann zu aktuellen Neuerscheinungen oder Veranstaltungen (z.B. Projekttage des DPI) informiert und eingeladen werden kann.

Ebenso sollen Lehrer die Möglichkeit haben, bestehende Schulpartnerschaften auf der Seite eintragen zu lassen (ggf. mit bestimmten Profil), was wiederum zur Vernetzung von Lehrern untereinander (außerhalb der Plattform) beitragen kann.

Für den Bereich Polnisch als Fremdsprache sollen sich Schulen auf der Seite eintragen können, die diesen Unter-richt (in verschiedenen Ausprägungen) anbieten. Auf diese Weise entsteht die Möglichkeit für andere Schulen, einen diesbezüglichen Erfahrungsaustausch anzuknüpfen.

Projektleitung: Dr. Matthias Kneip Manfred Mack [email protected] [email protected] Telefon 0 61 51 / 42 02-0 Telefon 0 61 51 / 49 85 12

Kontakt und Information

Deutsches Polen-Institut DarmstadtMathildenhöhweg 2, 64287 Darmstadt Dr. Andrzej Kaluza Telefon 0 61 51 / 49 85 13, Telefax 0 61 51 / 49 85 10 [email protected], www.deutsches-polen-institut.de

Internetauftritt „Polen in der Schule“

Das DPI plant in den Jahren 2013 – 2015 die Erstellung eines zentralen Internetauftritts zum Thema „Polen in der Schule“. Die Idee basiert auf der Tatsache, dass immer mehr Schulen in Deutschland auf computergestützte whiteboards (auch: smartboards) umsteigen und für diese Art der Unterrichtsform bislang kaum oder nur wenig syste-matisierte Unterrichtsmaterialien zum Thema Polen zur Verfügung stehen. Die Seite soll zum einen bisherige Print-publikationen des Deutschen Polen-Instituts für das Inter-net aufbereiten und ausbauen, zum anderen die techni-schen Möglichkeiten dieses Mediums zur Vermittlung von polenbezogenen Inhalten für den Unterricht nutzen.

Zeitplan: Die Plattform soll mit einer soliden Materialgrundlage freigeschaltet und dann kontinuierlich erweitert werden.

Inhalte und Aufbau: Die vom DPI geplante Homepage soll inhaltlich folgende Leistungen bieten:

Die offene Seite soll als zentrale Plattform für Lehrer (vorrangig Sek I und Sek II, aber auch andere) fungieren, die sich für die Behandlung polenbezogener Themen im Unterricht interessieren und sowohl fachliche wie didakti-sche Unterstützung im Internet suchen.

Das DPI wird eigene Materialien zum Downloaden für den Schulunterricht Sek I und Sek II mit Schwerpunkt der Fächer Geschichte, Deutsch und Sozialkunde, aber auch für andere Fächer mit polenbezogenen Inhalten (z.B. Musik: Chopin, Physik / Chemie: Maria Curie u.ä.) sowie zur polnischen Landeskunde anfertigen und auf der Seite bereitstellen (in traditioneller Form, aber auch in spieleri-schen Formen unter Nutzung der technischen Möglich-keiten des Internets)

Die Materialien sollen auf der Grundlage der bereits im DPI erstellten Lehrwerke basieren, allerdings neu gestaltet und für das Internet kompatibel gemacht werden. So sollen beispielsweise der Erstellung von Arbeitsblättern – die als solche in den Lehrwerken nicht vorhanden waren – eine besondere Rolle zukommen.

Ebenfalls soll auf der Seite ein Quiz zur Landeskunde Polen zum Downloaden bereitgestellt werden sowie verschiedene Polenkarten zum Anklicken (Städte; Sehenswürdigkeiten; Historische Ereignisse usw.)

Im Internet bereits bestehende Unterrichtsmaterialien wird die Plattform bündeln, auf sie verweisen und selbige durch eine entsprechende Linksammlung zentral zusam-menfassen. Eine enge Zusammenarbeit z.B. mit dem DPJW, SdpZ oder anderen für den dt-pl. Schulbereich wichtigen Einrichtungen ist geplant.

3 Tagungen / Veranstaltungen / Ausstellungen / Bildungsangebote

(v.l.) Dr. Matthias Kneipp und Manfred Mack, Foto: Tomasz Czebatul/DPI

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.

Wanderausstellung „Geschichte und Integration der Deutschen aus Russland" zu Gast am Goerdeler-Gymnasium Paderborn

Einsatz für Toleranz und Solidarität

Wissen vermitteln, aufklären und Vorurteile abbauen sind die vorrangigen Ziele der Internationalen Wochen gegen Rassismus und des damit am Goerdeler Gymnasium ver-bundenen Unterrichtsprojektes zum Thema „Migration und Integration in Deutschland“.

Auf der Grundlage einer Wanderausstellung, die durch das Bundesinnenministerium und das Bundesamt für Migra-tion und Flüchtlinge gefördert wird, gab Projektleiter Josef Schleicher verschiedenen Klassen und Kursen anschauli-che und eindrucksvolle Einblicke in das Leben deutscher Aussiedler aus Russland: für zwei Tage machte die Aus-stellung auf Einladung der Schülervertretung Station im Goerdeler-Gymnasium.

In einer Feierstunde wurde die Ausstellung am 20. März er-öffnet. In ihrer Begrüßung führte Schulleiterin Helga Lazar aus, dass der Goerdeler-Titel „Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage“ kein Preis, sondern eine Selbstver-pflichtung der Schule sei, in diesem Sinne aktiv zu werden und dankte der SV für ihr bleibendes Engagement.

Mitteilungen von Verbänden und Vereinen4

Freuen sich über das gelun-gene Unterrichtsprojekt: (v.l.) Beate Nieke (Lehrerin), Stefanie Laufkötter (Integra-tionsbüro Stadt Paderborn), Ayhan Demir (Vorsitzender des Integrationsrates), Helga Lazar (Schulleiterin), Josef Schleicher (Projektleiter) und als Organisatoren Dirk Hänschen (Studienreferen-dar), Benjamin Lenzing (Schü lersprecher) und Birte Dietrich (Geschichtslehrerin).

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4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen

Schülersprecher Benjamin Lenzing knüpfte in seiner Rede daran: „Gemäß des Leitsatzes dieser Auszeichnung und auch unseres Schulprogramms wollen wir an unserer Schule handeln und den Schülerinnen und Schülern ein Klima schaffen, in dem‚ jeder sich als Persönlichkeit ge-achtet fühlt und seine Potenziale entfalten kann.‘ Dafür bedarf es einer Stärkung und Förderung von Toleranz und Solidarität. […] Wir finden die kulturelle Diversität an unse-rer Schule ist etwas, das uns auszeichnet und etwas, auf das wir stolz sein können. Dem ‚Goerdeler’ gelingt es Jahr für Jahr, so auch in meiner Stufe, Klischees zu widerlegen und Schüler mit Migrationshintergrund erfolgreich zum Abitur zu bringen. Diese erfreuliche Tatsache ist ein Bei-spiel für gelungene und mittlerweile auch selbstverständ-liche Integration von unterschiedlichen Menschen in diese Gesellschaft.“ Ayhan Demir, Vorsitzender des Integrationsrates der Stadt Paderborn, war der Einladung zur Ausstellungseröffnung gemeinsam mit Frau Laufkötter, Vertreterin des Integrati-onsbüros der Stadt, gerne gefolgt und konnte in seinem Grußwort auf seine eigene Zuwanderungsgeschichte ver-weisen, die ihn als sechsjährigen Jungen aus der Türkei nach Deutschland geführt hat.

Im Anschluss führte Projektleiter Josef Schleicher, selbst Deutscher aus Russland mit einer bewegenden Geschichte, inhaltlich in die Ausstellungsthematik ein und eröffnete den Teilnehmenden einen ersten Blick auf das Leben der unter Katharina der Großen in Russland angesiedelten Deutschen. Nach der Eröffnungsfeier besuchten dann Lerngruppen von der Unter- bis zur Oberstufe jeweils für zwei Unterrichts-stunden die Ausstellung unter der didaktischen Gestaltung und Führung Schleichers.

Der Referent präsentierte in anschaulicher und abwechs-lungsreicher Form das Schicksal der deutschstämmigen Menschen aus Russland anhand konkreter Familienporträts und aktueller Forschungsergebnisse. Unter anderem ging es um die Auswanderung der Deutschen nach Russland in den Jahren 1763 - 1862, das Leben in den deutschen Sied-lungen an der Wolga, in der Ukraine und im Kaukasus, den Leidensweg dieser Volksgruppen sowie den aktuellen Stand der Dinge: den Zustrom der Spätaussiedler, besonders in den vergangenen 20 Jahren und die damit verbundenen Integrationsprobleme unter den heutigen Gegebenheiten.

Neben dem Vortrag Josef Schleichers wurde die Thematik durch verschiedene Medien aufbereitet: über 20 Ausstel-lungstafeln, eine Power-Point-Präsentation und verschie-dene Kurzfilme verdeutlichten an Schicksalen einzelner Familien die Situation vor und während der Migration. Sie veranschaulichen auch die Kultur und das Identitätsver-ständnis der Russlanddeutschen und werben so für ein besseres Verständnis, denn „Vorurteile und Vorbehalte bei den Schülern abbauen“ ist in den Worten Schleichers großes Ziel der Wanderausstellung, die seit 1995 durch die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland orga-nisiert und durch das Innenministerium und das Bundes-amt für Migration und Flüchtlinge gefördert wird.

Die Schülervertretung des Goerdeler-Gymnasiums hat die Ausstellung parallel mit dem Projekt „Goerdeländer Stories“ und den „Goerdeländer maps“ begleitet: Exemplarische Geschichten und individuelle Berichte von der eigenen Migrationsgeschichte und den Herkunftsorten einzelner Schülerinnen und Schüler waren auf Plakaten nachzulesen und ihr Weg nach Deutschland an einer großen Karte mit Wollfäden nachzuvollziehen. „Besonders schön war es, dass im Laufe der Ausstellung diese Stellwand immer voller und

Goerdeler-Gymnasiasten schauen sich interessiert die Ausstellung an.

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

bunter wurde! Ganz spontan haben verschiedene Schüler, die die Ausstellung besuchten, ihre eigene Geschichte noch aufgeschrieben und hinzugefügt“, erzählt Geschichtsleh-rerin Birte Dietrich, die gemeinsam mit Studienreferendar Dirk Hänschen die Ausstellung organisiert hatte.

Bei diesen „Goerdeländer Stories“ konnte man in ganz unterschiedliche Geschichten Einblick nehmen: Da wurde erzählt von Großeltern, die aus ehemaligen deutschen Gebieten geflohen sind, von Eltern, die im Rahmen ihres Studiums nach Deutschland gekommen sind, von Vätern, die sich eine Fußballerkarriere in Deutschland erhofft hatten oder von Familien, die infolge von bürgerkriegsähn-lichen Zuständen aus ihrem Heimatland (Ägypten, Monte-negro) geflohen sind.

Abgerundet wurde der Eröffnungstag durch ein von der Schulvertretung (SV) initiiertes Internationales Buffet. Schülerinnen und Schüler aller Stufen steuerten aus den Herkunftsländern ihrer Familien Schmackhaftes bei. Bei Fingerfood aus Polen, Russland, Serbien, Japan oder Kur-distan konnten die Gäste der Eröffnungsfeier und die teil-nehmenden Schüler über die Ausstellung ins Gespräch kommen. Die Initiatoren, allen voran die SV, freuen sich, dass es mit der Wanderausstellung gelungen ist, erneut eine erfolg-reiche Veranstaltung und wertvollen Beitrag im Sinne der Auszeichnung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu leisten. Mit diesem Titel gehört das Goerdeler-Gymnasium seit 2010 zu einem großen Schulnetzwerk in Deutschland. Die Schulen verpflichten sich gegen jede Form von Diskriminierung einzusetzen, bei Konflikten einzugreifen und regelmäßig Aktionen zum Thema zu ge-stalten – die Ausstellung „Geschichte und Integration der Deutschen aus Russland“ unterstreicht als jüngstes Projekt das Gelebtwerden unseres Schultitels.

(N. Lamberty-Freckmann, März 2014)

Weiter Imformationen: http://goerdeler.lspb.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=477&Itemid=64

Terminplanung der Wanderausstellung „Deutsche aus Russland – Geschichte und Gegenwart" in Nordrhein-Westfalen 2014

41751 Viersen / NRW, 16.6. - 18.6.2014Clara-Schumann-Gymnasium Dülken, Brandenburger Straße 1, Telefon 0 21 62 / 5 53 54. Schulunterrichtsprojekt Migration und Integration im Rahmen der Ausstellung. Organisation: Jochen Zauner.

58095 Hagen (Westfalen) / NRW, 2.9. - 23.9.2014Stadtverwaltung / Rathaus, Rathausstraße 11, Telefon 0 23 31 / 20 70. Die Ausstellung wird am Dienstag, 2. September, um 17 Uhr im Rahmen eines Abends der Begegnung mit Grußworten, Vortrag, Film und Kulturpro-gramm eröffnet.Organisation: Peter Mook, Telefon 0 23 31 / 2 07 29 40.

33775 Versmold / Kreis Gütersloh / NRW, 21.9. - 21.10.2014Stadtverwaltung / Rathaus, Münsterstraße 16, Telefon 0 54 23 / 95 41 10. Die Ausstellung wird am Sonntag, 21.September, um 14 Uhr im Rahmen der Interkulturellen Woche mit Grußworten, Vortrag, Film und Kulturprogramm eröffnet. Organisation: Kerstin Walter.

33790 Halle (Westfalen) / Kreis Gütersloh / NRW, 23.9. - 25.9.2014Berufskolleg, Kättkenstraße 14, Telefon 0 52 01 / 8 14 60, Schulleiter Hans-Jürgen Kuhlmann. Schulunterrichtspro-jekt Migration und Integration im Rahmen der Ausstellung.

Die Wanderausstellung der Landsmannschaft „Volk auf dem Weg. Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland“ mit Unterstützung durch das Bundesministe-rium des Innern, Berlin, und gefördert als Projekt über das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Nürnberg.

Zuständig für die sieben parallel laufenden Exemp-lare der Ausstellung sind die Projektleiter:

Jakob Fischer Telefon 07 11 / 16 65 90 bzw. 01 71 / 4 03 43 29 [email protected] Josef Schleicher Telefon 07 11 / 16 65 90 bzw. 01 76 / 29 47 73 53 [email protected]

Geschichte der Volksgruppe 2014: Wichtige Daten russlanddeutscher Geschichte

Mit dieser Rubrik will die Landsmannschaft wichtige und schicksalsträchtige Ereignisse und Daten aus 250 Jahren russlanddeutscher Geschichte in kurzen Texten durchleuch-ten und Hinweise zur weiterführenden Literatur geben. In der ersten Folge werden die Leser an die historischen Ereig-nisse erinnert, die im Februar und März vor 210, 90, 70 oder 25 Jahren stattgefunden und die Geschichte der Volks-gruppe maßgebend geprägt hatten.

(s. Anlage 1)

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Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. Nordrhein-Westfalen

Kreisgruppe Heinsberg

Vor ein paar Jahren wurde der Kreisgruppe Heinsberg, mit Unterstützung der Stadtverwaltung Hückelhoven, ein Raum im Haus der Begegnung der katholischen Gemeinde in Ratheim zur Verfügung gestellt. Dort konnte die Gruppe ihre Kinderangebote, feierliche Veranstaltungen und Sprech-stunden für Spätaussiedlerfamilien aus dem Kreis Heins-berg organisieren.

Da es für eine aktive Zusammenarbeit mit der einheimi-schen Bevölkerung oft an Gelegenheiten fehlte, bot das große Fest der Kulturen „Hückelhoven verbindet“ am 6.4.2014 eine Möglichkeit, bei der die Gruppe die Ergeb-nisse ihrer Arbeit zeigen könnte.

Zum Fest konnte die Kreisgruppe der Landsmannschaft, neben den anderen zahlreichen Vereinen und Initiativen, ein abwechslungsreichen Beitrag anbieten. Die Kindertanz-gruppe hatte zwei neue Tänze einstudiert, die sie auf dem Bühnenprogramm des Festes aufführte. Darüber hinaus war die Kreisgruppe beim Fest auf zwei Ständen präsent: dem Küchenstand mit Spezialitäten aus der osteuropäi-schen Küche und dem Stand mit Kinderangeboten, wie Basteln und Kinderschminken für die Besucher des Festes.

Einen historischen Überblick über die Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland für die Besucher des Festes hat der Leiter der Wanderausstellung „Deutsche aus Russland: Geschichte und Gegenwart“ Josef Schleicher gegeben. Die Ausstellung stand auch eine Woche davor im Foyer der Verwaltung der Stadt Hückelhoven. Das histo-rische Material der Ausstellung hat auch über die Grenze Deutschlands gewirkt. Der Kreis Heinsberg liegt direkt an der Grenze zu den Niederlanden, deshalb war auch das Fest gut von unseren Nachbarn besucht. Die Gäste aus Holland haben vor allem großes Interesse an Informationen über Mennoniten, ihre Kultur und ihre Sprache gezeigt.

Die Teilnahme am Fest der Kulturen hat der Kreisgruppe einen neuen Impuls gegeben: die Tanzgruppe wurde wieder aktiv, die Frauen aus der Gruppe trafen sich regelmäßig für die Vorbereitung zum Fest und planen jetzt weitere Akti-vitäten. Durch das aktive Mitmachen in Rahmen des Festes konnte die Kreisgruppe neue Kontakte zu anderen Akteu-ren der Integrationsarbeit im Kreis Heinsberg knüpfen und somit das positive Bild von den Deutschen aus Russland festigen.

Kontakte zu der Stadtverwaltung und organisatorische Unterstützung bei der Vorbereitung zum Fest wurden in Rahmen des vom BMI geförderten Projektes „Wir in NRW“ geleistet.

(Alexander Böttcher, Fotos: Josef Schleicher und Dimitri Singer)

4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen

Besucher der Ausstellung.

Kindertanzgruppe auf der Bühne des Festes. Kinderangebot Basteln.

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

welcher Beruf zu einem passt, und wo die eigenen Stärken liegen, ist besonders wichtig. Sobald jeder künftige Aus-zubildende dies für sich herausgefunden hat, wird er auch in der Lage sein, Betriebe von sich zu überzeugen!

VIRA e.V. bedankt sich ganz herzlich bei allen Anwesenden, allen Teilnehmenden und den Kooperationspartnern für eine rundum gelungene Veranstaltung!

P.S. Die Informationskampagne „Mein Beruf, meine Zukunft. Mit Ausbildung zum Erfolg!“ ist ein gemeinsames Projekt der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk e.V. (ZWH), dem „Elternnetzwerk Nordrhein-Westfalen. Integ-ration miteinander e.V.“ und dem Projekt „Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte NRW“. Es wird gefördert durch das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Europäischen Sozial-fonds.

(Anna Dschaak)

„Vernetzen, Informieren, Stärken – russischsprachige Unternehmensvielfalt zeigt sich!“

Mit einer Vorstellungsreihe möchten wir, die VIRA e.V., über die aktiven und erfolgreichen Netzwerkteilnehmer infor-mieren. In dieser Ausgabe stellen wir die Firma Monolith-Gruppe – ein russlanddeutscher Riese vor.

Monolith-Gruppe Auch heute noch ranken sich viele Vorurteile um Migranten-unternehmen. Sie seien kleine Spartenunternehmen, die nur für die eigenen Landsleute wirtschaften und wenig Gewinn abwerfen. Dass sie kaum Arbeitsplätze zur Verfü-gung stellen und auch sehr selten ausbilden. Ein Unter-nehmensbeispiel, das allen Vorurteilen trotzt möchten wir Ihnen gerne vorstellen:

Mit der Gründung der Monolith-Gruppe am 30. Juli 1997 startete eine einzigartige russlanddeutsche Erfolgsge-schichte: Die Vision von Arthur Steinhauer, Waldemar Völker und Peter Schuju war es, den Handel und Vertrieb

Vereinigung zur Integration der russlanddeutschen Aussiedler e.V. (VIRA)

„Mein Beruf, meine Zukunft. Mit Ausbildung zum Erfolg!“

Im Projekt „Xenos“ der VIRA e.V. organisiert unsere Vereinigung verschiedene Info-Veranstaltungen zur beruflichen Integration.

Am 9. Mai 2014 fand in Kooperation mit der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk die Veranstaltung „Mein Beruf, meine Zukunft. Mit Ausbildung zum Erfolg!“ im Bürgerhaus Erfttal statt.

Eingeladen waren alle interessierten Jugendliche, Ausbil-dungssuchende und deren Eltern, um sich über Möglich-keiten der Berufsausbildung zu informieren. Nach einem Grußwort und einer kurzen Selbstvorstellung der VIRA e.V. durch den Vereinsvorsitzenden Alexander Kühl, berichtete Herr Weissmann von der Handwerkskammer über die Mög-lichkeiten, die aktuelle Lage und Chancen einer Berufsaus-bildung im Handwerk. Dabei betonte er, dass die Aussich-ten und Chancen einen guten Ausbildungsplatz zu bekom-men auf Grund des Fachkräftemangels sehr gut sind und im Handwerk vielfältige Möglichkeiten bestehen, sich fort-zubilden und einige Stufen höher auf der Karriereleiter zu kommen. Auch ein Auslandsaustausch während der Aus-bildungszeit ist möglich!

Sehr lebendig waren auch die Ausführungen von Andrej Böhm und Irina Pelz, die ihren persönlichen Lebensweg auf der Veranstaltung vorstellten. Sie stimmten den Ausführun-gen von Herrn Weissmann in der Hinsicht zu, dass jedem sein eigener Beruf Spaß machen sollte und nicht jeder für alles geeignet ist. Die Phase, in der man herausfinden sollte,

Teilnehmende der Info-Veranstaltung von VIRA e.V..

Irina Pelz und Andrej Böhm berichten über ihre Erfahrungen.

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von osteuropäischen Lebensmitteln und Produkten in Deutschland zu etablieren, doch etwas weitaus größeres ist daraus geworden. Heute ist die Monolith-Gruppe eine internationale Unternehmensgruppe mit einem Jahresum-satz von 215 Mio. Euro (2012).

Neben Standorten in Deutschland, hat Monolith ebenfalls Niederlassungen in Griechenland, Italien, Großbritannien, Portugal, Russland, Zypern, Spanien und Tschechien. Mit 1.500 Kundinnen und Kunden und 300 Mitarbeitenden ist die Monolith-Gruppe überaus erfolgreich.

Mit 240 Lebensmittelgeschäften (darunter Mix Markt, Mini Mix Markt und Prima Markt) sind die Produkte der Monolith Gruppe in vielen Teilen Deutschlands und Europas erhält-lich. So wurde das Unternehmen 2013 von der renommier-ten Fachzeitschrift „Lebensmittel Zeitung“ auf Platz 34 der Top 50 des deutschen Lebensmittelhandels platziert.

Neben dem wirtschaftlichen Erfolg schreiben die Geschäfts-führer der Monolith-Gruppe Investitionen in die Zukunft groß: Seit Jahren bildet das Unternehmen schon aus und qualifizierte erst kürzlich, mit Unterstützung der VIRA e.V., vier Mitarbeitende zu Ausbildenden weiter. Auch soziales Engagement und gesellschaftliche Verantwortung nimmt die Unternehmensgruppe wahr und fördert insbesondere russlanddeutsche Vereine finanziell. Als Lebensmittelunter-nehmer legt Monolith dabei besonderes Augenmerk auf das Thema Bewegung und Sport.

Änderungsatelier Olga Elison stellt sich vor!

Die Entscheidung, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen oder nicht fiel Olga Elison nicht leicht, fand jedoch nach dem VIRA-Seminar „Selbstständig, erfolgreich, inter-kulturell“ ein schnelles Ende: „Ich habe vom ehemaligen Besitzer des Änderungs-Ateliers in Kempen das Angebot erhalten, seine Schneiderei für einen guten Preis zu über-nehmen. Zunächst war ich mir nicht sicher, ob ich das wagen soll, erfuhr dann von dem VIRA-Seminar mit Herrn Sperling und bin dort hingegangen, um mich zu informie-ren. Ich habe jede Menge nützliche Informationen und Tipps erhalten. Vieles hätte ich ohne das Seminar gar nicht gewusst.“

So hat Olga Elison die Schneiderei samt Einrichtung, Gerä-ten und Kundenstamm zum 1. März 2014 übernommen. Unterstützt wurde Sie dabei tatkräftig vom Unternehmens-berater Roland Sperling und auch vom Jobcenter, das Starthilfe in die Selbstständigkeit gegeben hat.

Die 39-jährige Schneiderin kam 2001 als Spätaussiedlerin nach NRW, Deutschland: „Meine Ausbildung zur Schneide-rin habe ich noch in Russland gemacht. Diese wurde mir hier in Deutschland anerkannt und ich habe seitdem hier immer als Schneiderin in verschiedenen Ateliers gearbeitet.“

Olga Elison ist froh über den Schritt, den sie gegangen ist, rät aber jedem, die Selbstständigkeit mit Bedacht anzu-gehen: „Gerade der Beginn der Selbstständigkeit ist schwie-rig, da die Schulden, die man hat, belastend sind. Ich kann nur jedem raten, die Selbstständigkeit nicht zu unterschät-zen, denn man braucht gerade am Anfang viel Geduld und muss viel investieren!“ Die Modernisierung des Ateliers und die Anschaffung einer neuen Nähmaschine stehen für sie in der nächsten Zeit an.

Auf die Frage, was sie sich für die Zukunft wünscht, sagt Frau Elison: „Zunächst einmal möchte ich die Schulden loswerden und dann weiter planen. Die Modernisierung mit einer neuen Nähmaschine steht aber schon ganz bald an!“

Änderungs-Atelier Umstraße 4, 47906 Kempen

Telefon 0 21 52 / 32 03

Öffnungszeiten: Di. - Fr. 9:00 - 13:00 Uhr, 15:00 - 18:00 Uhr Sa. 9:00 - 13:00 Uhr

4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen

Monolith-Standort West.

Einige Produkte von Monolith.

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Weitere Informationen zu dem Xenos-Programm: Vereinigung zur Integration der russlanddeutschen

Aussiedler e.V. (VIRA) Geschäftsführung: Bismarckstraße 90, 40210 Düsseldorf [email protected], www.vira-ev.de Alexander Kühl, Diplom Pädagoge (ru)

Anna Dschaak, Sozialpädagogische Mitarbeiterin Telefon 02 11 / 1 71 11 14

Ella Kühl, Diplom Pädagogin (ru) Lortzingstraße 14, 41470 Neuss Telefon 0 21 37 / 93 35 33

Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte

Ein Brückenschlag zwischen Russland und Deutschland

Museum nimmt am Empfang des russischen General-konsuls in Bonn teil

Die Deutsch-russische Beziehungen entwickeln sich seit Jahren in verschiedenen Dimensionen sehr positiv. Einen großen Beitrag zur Völkerverständigung leisten Kulturver-eine, Freundschaftsgesellschaften, Förderkreise der Städte-partnerschaften und andere Institutionen der Zivilgesell-schaft. In diesem Zusammenhang lud das russische Gene-ralkonsulat in Bonn zur Konferenz und zum Empfang ein. Erstmalig wurde nun auch das Museum für russlanddeut-

sche Kulturgeschichte eingeladen. Neben der Detmolder Delegation mit dem Vorsitzenden Witalis Hagelgans, Muse-umsleiterin Dr. Katharina Neufeld und Vorstandsmitglieder Heinrich Wiens und Eduard Thun, waren etwa 300 Besu-cher anwesend. Zu dem deutsch-russischen Freundschaft-streffen begrüßte Ehrengast Dr. Clotilde von Rintelen, ge-borene Gräfin von Merenberg, die Konferenzteilnehmer. Sie ist Nachfahrin des Zaren Alexander II. und Urenkelin des russischen Schriftstellers Alexander Puschkin. Damit symbolisiere sie den perfekten Brückenschlag, dem diese Veranstaltung gewidmet war, zwischen Deutschland und Russland.

In seiner Eröffnungsrede blickte der Generalkonsul Jewgenij Schmagin auf „unterschiedliche Witterungen und Jahres-zeiten“ in den deutsch-russischen Beziehungen zurück, welche sich jedoch bis heute sehr zum Positiven entwickelt hätten. Man bewundere sich gegenseitig für gesellschaft-liche und politische Errungenschaften. Auf russischer Sei te würden vor allem die vielfältigen behindertengerech-ten Werkstätten und die dualen Ausbildungsprogramme in Deutschland zum Vorbild dienen. Das Wissen darüber würde besonders über die Städtepartnerschaft nach Russ-land exportiert, so Schmagin. Auch sei ein Kulturaustausch wichtig, was durch das im Juni beginnende Jahr der russi-schen Literatur in Deutschland begünstigt würde.

Die anderen Teilnehmer des Empfangs stimmten dem zu und sprachen sich einhellig dafür aus, dass „die wis-senschaftlichen und kulturellen Beziehungen trotz, oder gerade wegen der aktuellen politischen Lage gefördert werden sollen.“ So betonte auch Witalis Hagelgans, Vor-sitzender des Museums für russlanddeutsche Kulturge-schichte, in seinem Grußwort, dass sich das Museum be-wusst für die Teilnahme an dem Empfang entschieden hätte, „um auf kultureller Ebene die Zusammenarbeit mit Russland aufrecht zu halten und noch viel mehr zu ver-tiefen.“ Im Hinblick darauf lud er herzlich zur Sonderaus-stellung nach Detmold ins Museum ein, die das Museum mit dem deutsch-russischen Begegnungszentrum St. Petersburg erarbeitet, ein. Diese beginnt am 14. November dieses Jahres in Detmold.

Zur Abrundung der Veranstaltung spielte das Städtische Kammerorchester aus Taganrog ausgewählte Stücke russischer, deutscher und russlanddeutscher Komponis-ten, wie Rachmaninov, Schuhmann und Alfred Schnittke. Am besten würden deutsch-russische Freundschaften allerdings am Tisch vertieft, erklärt Jewgenij Schmagin und eröffnet damit das russische Buffet, welches den Ausklang der Konferenz bildete.

(Pressemitteilung des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte vom April 2014, von Heinrich Wiens)

(v.l.) Vorstandsmitglied Heinrich Wiens, Vorsitzender Witalis Hagelgans, Generalkonsul Jewgenij Schmagin, Dr. Katharina Neufeld.

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„Museum-Schule: ein Theaterprojekt“

Museum für russlandlanddeutsche Kulturgeschichte und August-Hermann-Francke-Gymnasium Detmold präsentieren ihr gemeinsames Theaterprojekt bei der OWL Kulturkonferenz.

Das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte und das August-Hermann-Francke-Gymnasium Detmold nah-men an der 7. OWL Kulturkonferenz in Gütersloh teil. Darin stellten sie im Forum ihr kulturübergreifendes Programm „Museum-Schule: ein Theaterprojekt“ vor. Die Referenten Museumsleiterin Dr. Katharina Neufeld, der Geschichts-lehrer und Museumspädagoge Eduard Wölk und der Vor-sitzende des Museumsvereins Witalis Hagelgans stellten das gemeinsame Theaterprojekt „Das Gras unter unseren Füßen“ als besonderes Kulturereignis russlanddeutschen Lebens in Ostwestfalen-Lippe vor.

Das große Theaterprojekt „Das Gras unter unseren Füßen“ anlässlich des 250-jährigen Jubiläums russlanddeutscher Kulturgeschichte, das in Kooperation mit dem August-Hermann-Francke-Gymnasium Detmold im Sommer 2013 verwirklicht wurde, brachte dem Museum überregionale Anerkennung ein. Das Stück beschäftigt sich mit der Ge-schichte und dem kulturellen Wandel einer russlanddeut-schen Familie über viele Generationen hinweg. Ein Autoren-kollektiv von Schülern des Gymnasiums machte sich mit der Museumsausstellung vertraut, überprüfte einzelne Schicksale, las viel Literatur dazu und entwickelte daraus mit Beratung von Dr. Neufeld die Figuren. Der dabei ent-standene Bilderbogen war ebenso einfach wie aufschluss-reich und interessant, bei dem soziologische, ökonomische, linguistische, psychologische und religiöse Themen be- und verhandelt wurden. Aber auch die Geschlechterfrage und

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die Identitätsfrage wurden thematisiert. Eine weitere Schülergruppe erarbeitete die Requisiten, das Bühnenbild, die Kleidung und führte das Stück auf. Neben den drei geplanten Aufführungen auf drei professionellen Bühnen (Espelkamp, Paderborn und Detmold), war die Theater-gruppe auch nach Düsseldorf in die Staatskanzlei einge-laden worden.

Nach der Präsentation des Theaterprojekts ergab sich eine rege Fragerunde mit den Seminarteilnehmern. Die Fragen reichten von allgemeinen Erkundigungen über das Museum und sein Engagement für schulische Kooperatio-nen, bis hin zu spezifischen Fragen über den Migrations-hintergrund der einzelnen Akteure im Theaterstück. Antje Nöhren, Organisatorin und Leiterin des OWL Kulturbüro in Bielefeld, lobte die Arbeit des Museums bei der Konferenz. Die Vorstellung hätte die Veranstaltung bereichert. Auch sei das Theaterprojekt selbst auf viel positive Resonanz gestoßen und sei „von mehreren Seiten als Musterbeispiel für außergewöhnliches Engagement und hohe Qualität gelobt worden.“ so Nöhren.

Auch die Organisatoren des Forums sind mit dem Ergebnis ihrer Präsentation sehr zufrieden. Dr. Katharina Neufeld zog eine positive Bilanz und stellte fest, dass die Konferenz insgesamt für einen sehr guten Austausch und viele Ge-spräche gesorgt, und auch den einen oder anderen Impuls für ihre überkulturelle Arbeit gegeben hat.

(Pressemitteilung des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte vom Mai 2014 von Heinrich Wiens)

Szene aus dem Theaterstück – Freude über das Hochzeitskleid.

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

9.11.2014 Deutsche Spuren in der Ukraine (Bayerischer Rundfunk Regie Rudolf Sporrer, Bayerischer Rundfunk 2004) Die Geschichte von Deutsche und Juden in der Ukraine wird erforscht (Biographien von her-ausragenden Persönlichkeiten, aber auch die Entwicklung von Kirchen und Unternehmen) von der Zeit der Ansiedlung bis in die Sowjet-zeit, wo das Leben der Deutschen erlöschte.

14.12.2014 Aber das Leben geht weiter (Kinodokumentarfilm von Karin Kaper und Dirk Szuszies, Bayerischer Rundfunk 2012) Drei polnische und drei deutsche Frauen aus drei Generationen, deren Familiengeschichte sich nach Ende des Zweiten Weltkrieges auf dramatische Art in Niedersachsen kreuzte, setzen ein Zeichen der Hoffnung.

Weitere Informationen:

Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte Dr. Katharina Neufeld, Museumsleitung Heinrich Wiens M.A., Öffentlichkeitsarbeit Georgstraße 24, 32756 Detmold Telefon: 0 52 31 / 92 16 17 bzw. 01 60 / 5 39 32 33

[email protected] www.russlanddeutsche.de

Forum Russlanddeutsche Essen e.V

Deutsch-russische Theaterwoche: Theater VERA aus Nishnij Nowgorod zu Gast bei der Studio-Bühne Essen

Auf Einladung der Studio-Bühne Essen gastierte das Städtische Kinder- und Jugendtheater VERA aus Essens Partnerstadt Nishnij Nowgorod / Russland vom 7. bis 14. April 2014 in Essen. Die deutsch-russische Theaterwoche stand unter dem Motto „1914 - 2014: Beziehungen im Wandel“ und präsentierte als Höhepunkte Aufführungen von „Medeas Kinder“ von Per Lysander und Suzanne Osten in russischer Sprache im „Bergmannsdom“ der Evangeli-schen Kirchengemeinde Essen-Katernberg sowie in der Studio-Bühne Essen.

Flankiert wurde die einwöchige Spielbegegnung von deutsch-russischen Workshops und Proben in der Theater-werkstatt der Studio-Bühne sowie Besuchsprogrammen in Essen und dem Ruhrgebiet. Als Übersetzter begleitete u.a. Otto Engel, Vorsitzender des Forum Russlanddeutsche Essen e.V. die Theaterwoche in Essen.

„Museum am Sonntag 2014“ Programmübersicht

Das Museum öffnet seit Januar 2014 nun auch an jedem zweiten Sonntag im Monat seine Türen und bietet ein be-sonderes Programm an: eine Führung durch die Ausstel-lung und anschließend ein Film zu den Themen Geschichte, Kultur und Leben in Russland und in Deutschland.

13.7.2014 The Soviet Story (Von Edvins Snore. Perry Street Advisors LLC, New York 2008) Ein Dokumentarfilm über den Terror in der Sowjetunion unter der Stalinherrschaft.

10.8.2014 Aussiedler – die ersten 10 Jahre (Von Josef Cyrus. Deutsche Welle, Landes-zentrale für politische Bildung, Berlin 2001) Mit welchen Erwartungen kommen die Aus-siedler nach Deutschland, wie haben sie sich in ihrer neuen Heimat zurechtgefunden. Drei von ihnen geben Auskunft.

14.9.2014 Schloss Dyck in Jüchen (Rhein-Kreis Neuss, Stiftung Schloss Dyck, Jüchen 2007) Der Nachnahme Dyck kommt aus dem Hollän-dischen und bedeutet Deich. Sehr viele russ-landdeutsche Mennoniten haben diesen Namen. Im Film geht es um ein Schloss Dyck, Der erste urkundliche Hinweis auf die Befesti-gungsanlage stammt aus dem Jahr 1094. Danach war ein „Hermannus de Dicco“ Besit-zer dieser Burg. Die männliche Linie Dyck en-dete 1394 und wird an den Reifferscheidt ver-erbt, die den Namen Reifferscheidt-Dyck, und später Salm-Reifferscheidt-Dyck, trugen. 1816 würden die Nachkommen in den preußi-schen Fürstenstand erhoben. Das Schloss wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1961 restauriert. Seit 1999 wurde die Stiftung gegründet.

12.10.2014 Deutsche Spuren in Georgien (Bayerischer Rundfunk Regie Nina Körner und Rudolf Sporrer, Bayerischer Rundfunk 2006) Körner und Sporrerbefragen die Deutschen Kolonisten im Kaukasus über ihren Alltag. Die Kaukasusdeutsche haben die ersten Kolonien 1817 - 1818 gegründet. Im Film wird über ihre herausragenden Leistungen gesprochen.

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Hafen der Hoffnung e.V. Verein zur Förderung der Aussiedler im Kreis Kleve

Frauenfrühstück zum Weltfrauentag

Auch diesmal überraschte Tamara Rudi mit Unterstützung ihrer Kinder mit ihrer Frühlingsdekoration auf den Früh-stückstischen. Die Überraschungstörtchen von Lilia Nieder-quell, die sie liebevoll für jede Frau vorbereitete, verschö-nerten ebenfalls den Frühstückstisch. Interessant zu ver-merken, dass die Herkunftsländer der anwesenden Frauen sehr unterschiedlich sind: Russland, Kasachstan, Ukraine, Kirgistan, Deutschland und einige Frauen kommen sogar aus der Türkei, Tatarstan und Mexiko. Nebst 44 Frauen waren auch einige Herren dabei, die der Singgruppe „Lawan-da“ für ihre schönen Liedervorträge Blumen schenkten. Julia Weber trug ein Gedicht von Bulat Okudshawa „Ich schenke dir…“ in Deutsch und Russisch vor. Raissa Knorr verkündete, dass sie stolz sei, dass „eine von uns“, nämlich Julia Weber, den Bundesverdienstkreuz bekommen hat. Zur Besonderheit gehörte die Anwesenheit der Gleichstel-lungsbeauftragten der Stadt Kleve. Yvonne Tertilte-Rübo, die nebst einem interessanten Vortrag viel Infomaterial mitbrachte. Dankenswerterweise wurden die Anwesenden durch den Vortrag von Frau Tertilte-Rübo auf die aktuellsten Frauen-Themen aufmerksam gemacht!

Welch eine friedvolle gemütliche Atmosphäre! Für das wunderschöne Fest wurde viel Dank ausgesprochen! Einige Frauen, die zum ersten Mal am Frühstück teilnahmen, freuten sich, den Weg zum Hafen der Hoffnung gefunden zu haben. Das erinnerte an die Worte von Karl Thelosen: „Es ist außerordentlich wichtig, dass ein ‚Hafen’ angeboten wird, hinein fahren muss jeder von sich aus.“

Ja, eben so wie es in allen Lebensbereichen ist: es ist wichtig zu agieren und für sich einzutreten! Also, liebe Frauen, nur zu!

Es grüßt Euch herzlichJulia Weber

4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen

Für die rund 70 beteiligten Menschen im Alter von 8 bis 80 Jahren, die zahleichen Besucher und Gäste der Veran-staltungen sowie die jungen Teilnehmer der gemeinsamen Workshops war die bilaterale Begegnung ein intensiver zwischenmenschlicher Austausch über alle Grenzen und Verschiedenheiten hinweg sowie ein bewegender Moment in der langjährigen Städtepartnerschaft zwischen Essen und Nishnij Nowgorod.

Die Studio-Bühne Essen pflegt seit 1995 den Kontakt und Austausch zum Theater VERA in Nishnij Nowgorod. 2005 war das Ensemble des Theaters VERA letztmalig zu Gast in Essen. Jüngste Gastspielreisen der Studio-Bühne Essen nach Russland folgten in den Jahren 2006, 2011 und 2012. In 2015 feiert diese besondere Freundschaft ihren 20. Ge-burtstag.

Weitere Informationen:

Studio-Bühne Essen Korumhöhe 11, 45307 Essen Telefon 02 01 / 55 46 01 [email protected] www.studio-buehne-essen.de www.facebook.com/StudioBuehneEssen

Weitere Informationen: Forum Russlanddeutsche Essen e.V. Ansprechpartner Otto Engel (Vorsitzender)

Heßlerstraße 208 - 210, 45329 Essen Telefon 02 01 / 31 58 26 [email protected] www.frd-essen.de

Otto Engel (l.), Vorsitzender Forum Russlanddeutsche Essen e.V., Vera Gorschkowa, Gründerin und künstlerische Leiterin Städti-sches Kinder- und Jugendtheater VERA aus Nishnij Nowgorod /Russland, Siegfried Plewa, Gründer und Ehrenvorsitzender Studio-Bühne Essen, Michael Steinhorst, Vorsitzender Studio-Bühne Essen. Foto: Studio-Bühne Essen.

„Komm, tanz mit mir...“ Klara Alechina tanzt mit Tatjana Polle.

Die Herren überreichen den Damen Rosen zum Festtag.

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Russischstunde für Kleinkinder im Hafen der Hoffnung e.V.

Die Russischstunde für Kleinkinder im Hafen der Hoff-nung e.V. ist auf Initiative von Tatjana Lai angelaufen und wird von der Lehrerin Ilzira Woronzow mit Unterstützung der Jugendvertreterin im Vorstand Svetlana Brak durchge-führt.

Das zweite Mal wird auf Interesse der Eltern Russischunter-richt im „Hafen der Hoffnung“ angeboten. Nikolai ist als 9-jähriges Kind mit seinen Eltern nach Deutschland, Kleve gekommen und lernte im Hafen der Hoffnung Russisch. Heute mit 20 Jahren kann er Russisch fließend sprechen, lesen und schreiben.

Kinder, deren Eltern aus einem anderen Land kommen, werden sehr früh mit der Sprache des Herkunftslandes ihrer Eltern konfrontiert. Schon von klein auf wachsen sie mehr oder minder in zwei Kultur- und Sprachkreisen auf.

Bekanntermaßen können Kinder Fremdsprachen im frühen Alter spielerisch und intuitiv lernen. Daher nehmen Eltern, die sich bietende Chance eines ersten Einstiegs in die rus-sische Sprache gerne wahr.

Weitere Informationen: Hafen der Hoffnung e.V. Julia Weber, Gudrun Söns, Geschäftsführerin Feldmannstege 2, 47533 Kleve Telefon u. Telefax 0 28 21 / 58 20 02 www.hafen-der-hoffnung.de [email protected]

Monolith e.V., Paderborn

Interkulturelle Öffnung durch Sport

Am 23. März 2014 veranstaltete Monolith e.V. – Netzwerk Aussiedler – in Kooperation mit dem Sportverein TV 1875, dem Kommunalen Integrationszentrum Paderborn, dem Kreissportbund Paderborn und der IKK einen Tag der offe-nen Tür. Thema der Veranstaltung war „Interkulturelle Öffnung durch Sport“. Paderborner mit Zuwanderungsge-schichte erhielten an dem Tag einen Einblick in die ver-schiedenen Sportarten, wie z.B. Cycling, Turnen und Aikido, und die Möglichkeit, den Sportverein kennenzulernen, mit anderen in Kontakt zu kommen und am gesellschaftlichen und sozialen Leben der Stadt teilzunehmen. Mehr als 500 Personen waren der Einladung gefolgt. Auch Angebote wie Kinderschminken, Basteln und die Möglichkeit sich bei einem kleinen russischen Mittagessen zu stärken, wurden begeistert genutzt.

Kennenlernen heimischer Institutionen

Monolith e.V. - Netzwerk Aussiedler bietet in Kooperation mit der heimischen Volkshochschule Aktionen, damit Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und Einheimische gemeinsam an Bildungsmöglichkeiten teilnehmen können. So entstehen nebenbei Kontakte, ein reger Austausch und sinnvolle Freizeitbeschäftigung.

Anfang April 2014 stand die Besichtigung des Lokalsen-ders Radio Hochstift auf dem Plan. An der Veranstaltung nahmen ca. 25 junge und ältere Personen teil. Sie erleb-ten eindrucksvoll die Arbeitsabläufe im Sendestudio und schauten den Redakteuren bei ihrer Arbeit zu. Mit einem erweiterten Wissenshorizont haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder einmal ein heimisches Unterneh-men in seiner Funktionsstruktur kennengelernt.

Russischunterricht im „Hafen der Hoffnung“ Lehrerin Ilzira Woronzow (Bildmitte) Jugendvertreterin im Vorstand Svetlana Brak (im Bild rechts).

Monolith e.V. unter-nimmt Besichtigung des Lokalsenders Radio Hochstift.

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4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen

Ausstellung „Die Deutschen in St. Petersburg: Kultur, Wissen-schaft und Politik im Herzen Russlands“

Mit der Präsentation: „Die Deutschen in St. Petersburg: Kultur, Wissenschaft und Politik im Herzen Russlands“ machte das Integration-Kulturzentrum e.V., Mettmann vom 14. - 24. April 2014 Station im Kreishaus Paderborn. In Anwesenheit des stellv. Landrats Wolfgang Schmitz und in Kooperation mit dem Verein Monolith e. V. – Netzwerk Aussiedler wurde die Ausstellung für die Besucher eröffnet. Die zahlreichen Interessierten erfuhren durch den Vortrag der Geschäftsführerin des Integration-Kulturzentrums e.V. Lilia Lawruk, welch bedeutenden Beitrag die Deutschen in der Wissenschaft, Medizin, Forschung oder Bildung in Russland über Jahrhunderte geleistet haben. Die Ausstellung ist sowohl für deutsch- als auch für rus-sischsprachige Besucher sehenswert, da sie zweisprachig angelegt ist. Das nächste Ziel der Aktion ist die Landes-hauptstadt Düsseldorf.

Ausflug mit der Jugendabteilung

In den Osterferien organisierte die Jugendabteilung Mono lith e.V. für Kinder des Vereins einen Ausflug auf einen Bauernhof. Aus unmittelbarer Nähe konnten die kleinen und größeren Kids das Leben und die Arbeit auf dem Hof miterleben. Traktor fahren, Pferde reiten, Kettcars steuern und auf dem Spielplatz toben gehörte genauso dazu wie der freundlichen Bäuerin bei der spannenden Erzählung über die Tiere zu lauschen. Ziegen, Schweine, Kälber, Kaninchen und Meerschweinchen durften beobachtet und gestreichelt und die Hühner sogar gefüttert werden. Der Hütehund des Hofes war als Aufpasser immer zur Stelle. Frische Waffeln und Kuchen dienten als Stärkung für den Tag und schmeck-ten an der frischen Luft hervorragend. Eine Schatzsuche und ein Lagerfeuer mit selbstgemachtem Stockbrot runde-ten das Programm zum Schluss ab.

Weitere Informationen: Monolith e.V. – Netzwerk Aussiedler

Carina Bauer, Jugendleiterin Büro: Ledeburstraße 30, 33102 Paderborn Telefon 0 52 51 / 8 78 57 17 [email protected] www.netzwerk-monolith.de

IRWA e.V. – Verein zur Integration der russlanddeutschen Wissenschaftler und Akademiker e.V.

15 Jahre IRWA e.V.

Erwartungen und Wünsche der russlanddeutschen Spätaussiedler im Mittelpunkt

IRWA e.V., der Verein zur Integration der russlanddeutschen Wissenschaftler und Akademiker, wurde vor 15 Jahren (am 24. April 1999) in Köln gegründet. IRWA hat sich zur Auf-gabe gesetzt, die Belange der russlanddeutschen Wissen-schaftler und Akademiker zu vertreten und zu fördern.

Bei den Personen, für die sich der Verein einsetzt, handelt es sich um etwa 22.0000 Fachleute, darunter sind etwa 30.000 Wissenschaftler. Alleine von den 60.0000 in NRW beheimateten russlanddeutschen Spätaussiedlern sind etwa 55.000 Akademiker und Wissenschaftler. In Köln sind es ca. 5.000 von 57.000 Spätaussiedlern.

Der Verein hat in seiner Datenbank mehr als 700 Aussiedler erfasst, die sich um Arbeitsplätze in verschiedenen Bran-chen bewerben. Unter ihnen befinden sich zahlreiche Inge-nieure, Lehrer, Ärzte, Künstler, Dichter u.v.a. Um diesen Menschen zu helfen, existiert eine Informations- & Bera-tungsstelle in Köln.

Präsentation der Ausstellung „Die Deutschen in St. Peters-burg…“ machte vom 14. - 24. April 2014 Station im Kreishaus Paderborn.

Wissenschaftliche Konferenzen.

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Unsere Beratung ist speziell auf die Bedürfnisse der einge-wanderten Akademiker ausgerichtet. Wir geben Antworten auf Fragen zur beruflichen Integration, zur Weiterbildung und zur Ausbildungsanerkennung sowohl persönlich als auch auf unserer Internetseite: www.irwa-v.de ([email protected]). Um das berufliche Fortkommen in Deutschland tatkräftig zu unterstützen, sind häufig Zusatzqualifikationen und ergänzende Weiterbildungsmaßnahmen notwendig, über die wir in unserer Beratungsstelle interessierte Aus-siedler ebenfalls informieren. Unsere Beraterinnen und Berater konnten bereits vielen Akademikern neue Perspek-tiven aufzeigen. Wir versuchen auf die speziellen Schwierig-keiten der russlanddeutschen Einwanderer aufmerksam zu machen.

IRWA ergänzt mit seinen Integrationsprojekten die Arbeit der verschiedenen öffentlichen Institutionen.Gemeinsam mit der Vereinigung VIRA, regionalen Behör-den und überregionalen staatlichen Stellen erarbeiten wir Lösungsansätze für die verschiedenen Fragestellungen der beruflichen Integration in Deutschland.

Die neu gestaltete im Internet Seite www.irwa-v.de ergänzt unsere Tätigkeit in Erziehungs-, Volks- und Berufsbildung, einschließlich der Jugendlichen, sowie im Bereich Literatur, Musik, Malerei, Theater, Foto, einschließlich der Pflege und dem Erhalt von Kulturwerten der Deutschen aus Russland und GUS-Staaten.

Dr. Edgar Flick,Vorsitzender IRWA e.V.

Weitere Informationen: IRWA e.V. Vorsitzender: Dr. Edgar Flick

Postfach 710862, 50748 Köln Telefon 02 21 / 79 98 17 Telefax 02 21 / 79 98 17 www.irwa-v.de [email protected]

Lesezirkel.

Musikalische Darbietungen.

Ausstellungen mit russlanddeutschen Künstler.

Vortragsveranstaltungen.

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Atlant e.V.

Aus der Geschichte lernen: Projektarbeit im Atlant e.V.

Seit langer Zeit läuft im Interkulturellen Zentrum Atlant e.V. aus Köln die Arbeit am Jugendprojekt „Uns verbindet Ge-schichte“. In Workshops und bei Museumsbesuchen erfah-ren die türkischen, kurdischen, russlanddeutschen und jüdischen Jugendlichen auf lebendige Weise die Migrations-geschichte ihrer Minderheiten und entwickeln ein histori-sches Bewusstsein. Das Projekt wird von Mitteln der Stif-tung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ unterstützt.

Auch hat das Integrationszentrum Atlant e.V. eine Veranstal-tung mit dem Besuch des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold organisiert. Die Besucher wur-den in zwei Gruppen geteilt: Erwachsene und Schulkinder. Die Führung für die Erwachsenen hat die Historikerin und Museumsleiterin Dr. Neufeld durchgeführt. Das Programm für die Jugendlichen wurde vom Dipl. Pädagogen (Geschich-te / Religion) Eduard Wölk (MA) geleitet.

Im 20. Jahrhundert sind viele deutschstämmige Menschen nach Deutschland - in die neue, alte Heimat – gekommen. Warum sind sie nach Deutschland ausgewandert? Wie leben sie sich hier ein? Die so genannten „Russlanddeutschen“ sind heute sowohl in den ehemaligen GUS-Staaten als auch in Deutschland zu Hause. Sie haben dabei in den über 200 Jahren, die sie in Russland lebten, durchaus eine eigene Kultur entwickelt. Das Museum für russlanddeutsche Kul-turgeschichte verfolgt das Ziel, den besonderen Weg der Russlanddeutschen zu zeigen und den Menschen ihre Kul-tur und Geschichte nahezubringen. Zu seinen Beständen zählen zahlreiche wertvolle Dokumente zu den Themen Geschichte, Kultur und Leben in Russland und in Deutsch-land. Durch die Beispiele verschiedener Familiengeschich-ten wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer motiviert, sich mit ihren eigenen Geschichten auseinanderzusetzen.

Das Thema „Kultur-, Migration- und Integrationsgeschichte russlanddeutscher Zuwanderer in Deutschland“ in Detmold wurde beim Besuch des Festivals im Städtchen Lemgo weiter beleuchtet. Die Veranstaltung in der Lipperlandhalle war dem 250. Jubiläum der Veröffentlichung des Manifes-tes von Katharina II. gewidmet. Umfangreiche Kunst- und Wanderausstellungen erzählten über die russlanddeutsche Geschichte vom Jahre 1763 bis heute. Durch das Programm wurden die gewonnenen Einsichten aus dem Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte auf interessante Art und Weise vertieft. Auch fand ein Tagesausflug nach Frank-furt am Main statt. Bei einer Führung durch die Stadt konnten die Teilnehmer viele Sehenswürdigkeiten bewun-dern und die Schönheit und Erhabenheit dieser Stadt ein-schätzen.

Die Teilnehmer besuchten das pädagogische Zentrum des Fritz-Bauer-Institutes und das Jüdische Museum, das die historische Entwicklung und die religiöse Kultur der jüdi-schen Gemeinden in der Stadt vom 12. bis zum 20. Jahrhun-dert zeigt. Das Museum erinnert daran, wie das Schicksal der einzelnen Nationen und Menschen entschieden wurde und was wir aus der Geschichte lernen können. Die Führung durch das Museum wurde von den Historikern Jürgen Stein-metz und Manfred Levy durchgeführt. Die Jugendlichen, ihre Eltern, Großmütter und Großväter waren von dieser Busreise tief beeindruckt.

Im Projekt wurde vom Atlant e.V. eine Reihe von Geschichts-workshops veranstaltet. Das Thema der Veranstaltung am 21. Dezember 2013 lautete: „Die Wiedergeburt des Juden-tums und jüdische Gemeinde in Deutschland nach dem Holocaust.“ Prof. Igor Dementyev hat eine öffentliche mehr-sprachige PowerPoint-Präsentation mit Fotos-, Bild- und Archivmaterial, mit Kommentaren von Zeitzeugen inszeniert, aus der sich eine interessante Diskussion entwickelte. Dabei wurden die Zerstörung des Judentums in der Zeit der Nazi-Regierung in Deutschland, der staatliche Antisemitismus in der UdSSR, die Massenmigration der Juden aus den

4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen

Teilnehmende am Projekt des Vereins Atlant e.V. beim Besuch einer Ausstellung.

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Das Projekt soll nicht nur zur Festigung der ethnischen Wurzeln beitragen, sondern auch der Annäherung der Jugendlichen mit verschiedenem Migrationshintergrund dienen sowie die multiperspektivischen und Wechselbezie-hungen zur vergangenen historischen Erfahrung entwickeln und die Persönlichkeitsqualitäten festigen.

Weitere Informationen: Dimitri Rempel

Ehrenamtlicher Geschäftsführer Atlant e.V. Stell. Integrationsratvorsitzender der Stadt Köln Koordinator des Netzwerkes zur Förderung der Integration von Spätaussiedlern und Migranten in Köln EDINSTWO

Kontakt: Interkulturelles Zentrum Atlant e.V.

Clevischer Ring 93 51063 Köln Telefon 02 21 / 6 40 67 80 Telefax 02 21 / 6 40 68 78 [email protected] www.atlant-koeln.de

Verein „Dialog+“ e.V.

Der Verein „Dialog+“ e.V. wurde im Dezember 2012 gegrün-det. Er vereinigt Re- und Migranten aus Düsseldorf und Umgebung und fokussiert sich auf Kultur-, Kinderfrüh- und Begabtenförderung. Frau Lydia Münch ist die neue stellv. Vorsitzende im Verein und Frau Valentina Fischer ist Kas-senwartin. Wir arbeiten mit vielen Vereinen zusammen und sind offen für neue Kontakte. Das Jahr 2013 war für uns sehr wichtig, denn, obwohl alle Mitglieder des Vereins be-reits mehrjährige Erfahrung in der Integrationsarbeit haben, haben wir nun als selbständiger Verein die ersten Schritte gemacht.

Ländern ehemaliger Sowjetunion nach Deutschland vorge-stellt und erörtert. Der Redner hat auch die Probleme der Anpassung der Kontingentflüchtlinge in Deutschland und die günstigen Perspektiven der Integration in die deutsche Gesellschaft, besonders für die Jugend, beleuchtet. Die Ver-anstaltung hat zu einem besseren gegenseitigen Verständ-nis zwischen Jugendlichen mit unterschiedlichen Migrati-onshintergründen beigetragen; eine multiperspektivische und respektvolle Verbindung mit vergangenen historischen Erfahrungen und die Reflexion der Identitäten gefördert.

Kürzlich fand ein Seminar zum Thema „Migrationen aus der Türkei. Formen, Erfahrungen und die Bilder des Anderen“ statt, geleitet von Prof. Dr. Dabag und Dr. Platt aus dem Institut für Diaspora- und Genozidforschung, Ruhr-Univer-sität Bochum. Die Referenten vermittelten Wissen hinsicht-lich der Formen von Migration aus der Türkei (Arbeitsmig-ration, Flucht, Nachflucht, Asyl) und stellten die Gruppen und Gemeinschaften vor, die aus der Türkei nach Deutsch-land kamen. Doch hat der Workshop auch ein kritisches Forum für Fragen der Unterschiedlichkeit der Erfahrungen von Migration und der Möglichkeiten zur Gestaltung eines Lebens im Gastland. Was sind die wichtigsten Veränderun-gen durch Migration? Welche Veränderungen zeigen sich in den Vorstellungen von „Heimat“ und Identität? Mit diesen Fragen steuerten die zwei kontrovers denkenden Wissen-schaftler durch die Schlussdiskussion.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung, die für März 2014 geplant ist, steht die Geschichte der Russlanddeutschen. Neben dem klassischen historischaufklärerischen Auftrag setzen sich die Referenten M. A. Diana Ordubadi und Dr. Gregor Feindt zum Ziel, auch eine integrative Aufgabe zu überneh-men. Eine gemeinsame Reflexion der Lage und der kulturel-len Besonderheiten von Russlanddeutschen soll nicht nur diesen helfen, ihre Positionierung und Bedeutung sowohl in der heutigen Bundesrepublik Deutschland als auch inner-halb der Migrantengruppe möglichst objektiv und vielseitig zu betrachten. Gleichzeitig bietet die Veranstaltung allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit, verschie-dene Vorurteile und Stereotypen abzubauen und die Inte-grationskonzepte des bundesdeutschen Staates auf ihre Wirksamkeit zu untersuchen. Mit Hilfe von Beispielen aus dem Leben realer Personen sollen einige mentale und ganz alltägliche Schwierigkeiten deutscher Migranten bespro-chen und aufgearbeitet werden.

In der Zusammenarbeit mit den Universitätspädagogen Kölns ist eine Frageliste für die Jugend zum Thema „die Migration“ und „die Integration“ entwickelt worden. Es sind schon mehrere Interviews durchgeführt worden, die Arbeit in dieser Richtung wird fortgesetzt. Mit der Verallge-meinerung der Daten, die von den Teilnehmern des Pro-jektes gesammelt sind, werden sich die Historiker aus der Kölner Universität beschäftigen.

Teilnehmende einer Veranstaltung des Verein „Dialog+“ e.V.

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Diese Schritte haben wir in Kooperation mit der VIRA e.V., dem Kulturverein Wuppertal und der Ortsgruppe Düssel-dorf der LdDR e.V. unternommen: So entstand im Rahmen des landesweiten Projektes „250 Jahre – doppelte Heimat“ der Film „Sankt Petersburg in Stein und Marmor“, der von russischen Architekten und Bildhauern deutscher Abstam-mung berichtet, sowie die Broschüre „Der deutsche Beitrag zu Russlands Kultur“. Der Film und die Broschüre können Sie bei uns bekommen.

Lydia BitschVorsitzende des Vereins „Dialog+“ e.V.

Weitere Informationen: Dialog+ e.V. Ansprechpartnerin: Lydia Bitsch, Vorsitzende

[email protected]

Jugend- und Studentenring der Deutschen aus Russland Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V.

JSDR NRW – weiter aktiv und kreativ

Am Wochenende vom 14. bis 16. Februar 2014 wurde ein Doppelseminar vom Jugend- und Studentenring der Deut-schen aus Russland, Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. (JSDR NRW) in Schmallenberg durchgeführt. 78 Teil-nehmende aus ganz Nordrhein-Westfallen kamen mit ihren Familien nach Sauerland. Das Doppelseminar hatte zwei thematische Schwerpunkte – kreativer Tanz und „Starke Väter = starke Kinder“. Die Teilnehmenden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, Mütter, die gerne Bauchtanz erlernen wollten und Väter mit ihren Kindern, für die das Thema Erziehung im Vordergrund stand. Es wurden talentierte und kompetente Workshopleiterinnen eingeladen – den Tanz-

workshop hat die staatlich geprüfte Tanzpädagogin Elena Weber durchgeführt. Für den „Workshop Starke Eltern, Starke Kinder“ war das engagierte Betreuerteam des JSDR NRW mit Ekaterina Dubatovka, Anastasia Martens und Julia Iwakin verantwortlich.

Nach der Anreise wurde eine Kennenlernrunde organisiert, in der die Väter und Kinder sich vorstellten und ihr Famili-ensymbol präsentierten, während die Mütter die ersten Schritte des orientalischen Tanzens erlernten. Damit die jüngeren Teilnehmenden auch Spaß dabei hatten, wurden Kennenlern- und Bewegungsspiele angeboten. Die wichti-gen Themen wie Integration und Identifikation wurden in der Väterrunde hervorgehoben, indem die Teilnehmer sich darüber austauschten, was für sie der Begriff „Russland-deutsche“ bedeutete. Am Ende des Abends kamen die Familien zusammen und durch Gemeinschaftsspiele wur-den die starken Familienteams gefördert.

Am Samstag, nach einem gemeinsamen Frühstück, folgte ein Ausflug nach Winterberg, wo mittels generationsüber-greifender Aktivitäten die Familien noch näher zusammen-kamen. Da es heutzutage den Eltern schwerfällt genügend Zeit für die ganze Familie zu finden, war das eine tolle Ge-legenheit, sich an der frischen Luft gemeinsam sportlich zu betätigen. Am Abend fand eine Reflektionsrunde statt, bei der die Familien sich über ihre Tageserlebnisse unter-hielten. Als Krönung des Abends war der Bauchtanzauftritt, bei dem die Mütter das Gelernte mit Erfolg präsentierten. Nach diesem Auftritt motivierten die Betreuerinnen andere Teilnehmende durch ein lustiges Animationsprogramm. Mit guter Laune ging der ereignisreiche Tag zu Ende.

Am Sonntag wurde die traditionelle Zukunftswerkstatt durchgeführt, bei der das Programm für das Jahr 2014 von den Vorsitzenden des JSDR NRW e.V., Siegfried Dinges und Waldemar Weiz, besprochen wurde. Ziel war es, das Inter-esse für die Teilnahme an weiteren Projekten zu wecken. Am Ende bekam das Organisationsteam eine Rückmeldung von jedem Teilnehmenden und ein positives Feedback zu den kommenden Seminaren.

4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen

Viel Spaß hatten die Teilnehmenden am Seminar im Sauerland.

Seminar mit kreativen Tanz für die Mütter.

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Das Organisationsteam bedankte sich für die zahlreiche Teilnahme und für das aktive Mitmachen beim Seminar und bei der djo (Deutsche Jugend in Europa) NRW e.V. für die finanzielle Unterstützung der Veranstaltung.

(Ekaterina Dubatovka, Anastasia Martens und Julia Iwakin / JSDR Nordrhein-Westfalen)

JSDR Sommerkamp in Nottuln 10. bis zum 17. August 2014

Liebe Eltern, Kinder und Jugendliche,der Sommer kommt, und erneut laden wir Euch zu dem beliebten Sommercamp für Kinder und Jugendliche in der Ferienzeit ein. Diese Aktion wird vom JSDR e.V. mit Unter-stützung vom JSDR NRW e.V. organisiert und durchgeführt. Das Sommercamp findet vom 10. bis zum 17. August 2014 in der Jugendherberge in Nottuln bei Münster statt. Euch erwartet in unserem Sommercamp, wie schon Tradition geworden ist, nicht nur eine tolle Zeit mit viel Sport, Spiel und Spaß, sondern neue Freundschaften und ein Ausflug in die Geschichte der Weltwanderung der Deutschen.

Teilnehmen dürfen alle Kinder und Jugendlichen ab 8 Jahren nach einer schriftlichen Anmeldung. Anmeldeformulare werden per E-Mail geschickt. Die Anzahl der Plätze ist begrenzt!

Kontakt: JSDR NRW e.V. Siegfried Dinges (Vorsitzender)

Telefon 01 57 / 35 33 20 69 [email protected]

Anschrift der Jugendherberge: DJH Nottuln St. Amand-Montrond-Straße 6

48301 Nottuln

Weitere Information über das Sommercamp des JSDR: http://jsdr-forum.blogspot.de/

JSDR NRW 2014 – „Wir sind da!“

3. - 12.7.2014 Fußballaustausch aus Moskau in Köln5.7.2014 Klettern in Aachen21.7.2014 Kanufahrt in Essen21.7. - 4.8.2014 Jugendaustausch in Kasachstan,

Pawlodar27.7. - 11.8.2014 Jugendaustausch in Russland, Omsk10. - 17.8.2014 JSDR NRW – Kindersommerlager

2014 in Nottuln16.8.2014 Kanufahrt an der Ruhrsee30. - 31.8.2014 Überlebenstraining 27.9.2014 Tag der Integration, Düsseldorf2. - 5.10.2014 Herbstakademie ImPuls (Jugendaus-

tausch mit Omsk / Asowo) in Essen24. -26.10.2014 Teilnahme am JSDR Jugendforum

2014 in Stuttgart31.10 - 2.11.2014 Familienseminar19. - 21.12.2014 Demokratietraining in Schmallenberg31.12.2014 Silvesterfeier in Kürten

Weitere Termine werden im Laufe des folgenden Kalenderjahres 2014 unter www.jsdr-nrw.de mitge-teilt.

Weitere Informationen: Jugend-Studentenring der Deutschen aus Russland

Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. Siegfried Dinges (Vorsitzender)

Telefon 01 57 / 35 33 20 69 [email protected] www.jsdr.de / www.jsdr-nrw.de

Änderungen der Termine sind möglich.

JSDR Sommercamp 2013. Viel Spaß beim Sommercamp im letzten Jahr.

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Integration-Kulturzentrum im Kreis Mettmann e.V. IKZ e.V.

Ausstellung: „Die Deutschen in St. Petersburg: Kultur, Wissen-schaft und Politik im Herzen Russlands“

Wussten Sie, dass der russische ,,Zuckerkönig“ ein Deut-scher aus St. Petersburg gewesen ist? Oder dass Bismarck und Schliemann beide mehrere Jahre in der damaligen Hauptstadt des Zarenreiches verbrachten und begeistert waren? Nicht zuletzt vom legendären Bernsteinkabinett, das – Sie ahnen es schon – aus der Gemäldesammlung des Berliner Johann Ernst Gotzkowsky entstand.

Was hat es also mit dem deutschen Beitrag zur Entwicklung der alten russischen Hauptstadt auf sich? Dieser spannen-den Frage widmet sich das Integration-Kulturzentrum e.V. im Kreis Mettmann zusammen mit der russischen Nicht-regierungsorganisation Deutsch-russisches Begegnungs-zentrums an der Petrikirche Sankt Petersburg im Rahmen einer gemeinsamen, zweisprachigen Ausstellung. Kürzlich fand in der Stadtbibliothek Mettmann die Eröffnung statt.

Ein interessiertes Publikum, u.a. vom Kreisintegrationszen-trum Mettmann und dem Seniorenrat der Stadt Mettmann, lauschte zunächst der einführenden Präsentation von Frau Lawruk, ehrenamtliche Geschäftsführerin des IKZ e.V., um dann deutsche und russische Lieder und Gedichte – aufgeführt vom Chor des IKZ – zu hören. Schließlich hatten die Besucher als erste die Möglichkeit, die von der Bezirks-regierung Düsseldorf geförderte Ausstellung zu sehen und waren ob der Themenvielfalt und der gelungenen Aufbe-reitung begeistert.

Danach wurde die Ausstellung im Seniorenheim Neander-tal (ebenfalls in Mettmann) und im Seniorentreff in Erkrath gezeigt. Die mobile Exposition reist weiter durch Deutsch-land und wird in diesem Jahr noch in Paderborn, der Lan-deshauptstadt Düsseldorf und in der Stadtbücherei Erkrath zu sehen sein.

Im Juni 2014 findet in den Räumlichkeiten des Landtages die Abschlusskonferenz: „Deutsche in und aus Russland: Mittler zwischen den Völkern“ mit einer Podiumsdiskus-sion statt, an der deutsche und russische Wissenschaftler, Journalisten, Publizisten und Politiker teilnehmen werden. Sie wird das Thema der Aufstellung aufgreifen, es erweitern und vor dem Hintergrund der gegenwärtigen kulturellen, ökonomischen und politischen Beziehungen zwischen beiden Ländern behandeln.

Über laufende Termine informiert die Presse oder die offene Gruppe des IKZ e.V.: https://www.facebook.com/groups/integration.kultur/

Gerne können sich Interessierte auch direkt an den Koordinator der von der Bezirksregierung Düsseldorf geförderten Ausstellung wenden:

Herr Anton Friesen, M.A. [email protected]

Telefon 0 15 77 / 9 68 02 11

4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen

Einführende Präsentation durch Lilia Lawruk, Geschäfts führerin des IKZ e.V..

Ein Plakat aus der Ausstellung.

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Informationsveranstaltung „Großeltern und Enkel – eine gelungene Sprachpartnerschaft“ in Mettmann

Kürzlich fand im des durch die Europäische Union und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geförderten Pro-jektes ,,Mehrsprachigkeit als Brücke und Ressource zur Integration in Bildung und Beruf“ beim Seniorentreff des Integration-Kulturzentrum e.V. im Kreis Mettmann eine Informationsveranstaltung über ,,Großeltern und Enkel – eine gelungene Sprachpartnerschaft" statt. Angeregt von den in der Seniorenarbeit erfahrenen Referentinnen, Frau Olga Gofmann und Frau Galina Sirotchev, beteiligten sich die Senioren aktiv an der Diskussion über die Frage, wie man den Enkelkindern am besten ihre russische Herkunfts-sprache vermittelt. Alle waren sich über die Wichtigkeit einig, die der Herkunftssprache zukommt: Nur mit ihr kann die Identität des Kindes gefestigt, sein Selbstbewusstsein gestärkt und seine kognitiven Leistungen – nicht nur beim Erwerb der deutschen Sprache – gesteigert werden.

Während der ganzen Veranstaltung stand die Frage im Vor-dergrund: Was können Sie als Großeltern für eine erfolg-reiche Entwicklung von Zweisprachigkeit tun? Grundsätz-lich: Erstmal das Interesse an der Herkunftssprache wecken.

Das heißt konkret: Dem Kind spielerisch Sprache vermitteln: Wenn Sie raus-gehen, erklären Sie dem Kind die Natur auf Russisch.

Lesen Sie Ihrem Enkelkind Märchen auf Russisch vor. Werden Sie so wie ein Kind: Wenn Sie das machen, was ein Zweijähriger macht, werden Sie gleich von ihm als ,,dazugehörig“ angenommen, Sie werden ,,Mitglied seiner Clique“.

Insgesamt ein gelungener Abend, der zeigt, wie wichtig und richtig gerade Senioren für den Spracherwerb ihrer Enkel-kinder sind, zumal viele Eltern im Spagat zwischen Familie und Beruf überfordert sind.

Weitere Informationen: Integration-Kulturzentrum e.V. im Kreis Mettmann Anton Friesen, M.A. (Integrationsfachkraft) Borner Weg 7, 40822 Mettmann Telefon 0 15 77 / 9 68 02 11 [email protected]

Kontakt: Integration-Kulturzentrum im Kreis Mettmann e.V . Lilia Lawruk (Geschäftsführerin) Borner Weg 7, 40822 Mettmann Telefon 0 21 04 / 14 26 77 Telefax 0 21 04 / 9 66 47 Mobil 01 52 / 01 78 38 05 www.ikz-kreis-me.de

IKZ e.V. Erkrath Lilli Zhimarin (Leiterin)

Schmiedestraße 2 40699 Erkrath Telefon 0 21 04 / 81 87 60

Mobil 0 16 24 / 36 24 35

Schlesische Trachten- und Jugendgruppe Altvater Rübezahl Iserlohn

Kinder bewahren eine schlesische Tradition: Mit Sommerstecken unterwegs in Iserlohn

Am 30. März 2014, dem traditionellen Sonntag Laetare (aus dem lateinischen übersetzt bedeutet das „Freuet Euch“), war es wieder soweit: 12 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren freuten sich über die wärmende Sonne und zogen mit ihren schlesischen Sommerstecken zum Som-mersingen aus. Dies ist ein alter schlesischer Brauch, der seit über 60 Jahren in Iserlohn beheimatet ist und die Vielfalt der Kultur der schlesischen Landsleute zeigt.

Die Kinder trafen sich bereits an der Städtischen Begeg-nungsstätte „Sonnentreff“, um ein Foto zu machen und sich in vier verschiedene Gruppen aufzuteilen. Von dort aus fuhren sie mit ihren Betreuern in die Iserlohner Stadt-teile Gerlingsen, Nußberg und Wermingsen, um den schle-sischen und einheimischen Landsleuten den traditionellen Brauch vorzuführen. In Wermingsen besuchten sie auch ein Seniorenheim. Der Wettergott hatte es dieses Jahr be-sonders gut gemeint: Die Kinder sangen auch in den Gärten, genau, wie es in dem Lied heißt: „Wir wollen hinaus in den Garten, und woll‘n des Sommers warten“ und sie konnten sogar als „Dankeschön“ auch mal in der Sonne schaukeln.

(v.l.) Die beiden Referentinnen, Galina Sirotscheva und Olga Gofmann, die ehrenamtliche Leiterin des Seniorentreffs beim IKZ e.V. in Mettmann.

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Bund der Vertriebenen (BdV)

Kreisgruppe Köln neu konstituiert

Nach vierjährigem Leerlauf, bedingt durch Erkrankung der bisherigen langjährigen BdV-Vorsitzenden Dorothea Taruttis (85), wurde nun ein neuer, verjüngter und satzungs-gemäßer Kreisvorstand gewählt.

Der Landesverband des BdV NRW hatte den Kölner Kom-munalpolitiker Stephan Krüger (37, Bezirksvertreter im Stadtbezirk Mülheim) vor rund einem Jahr gebeten, eine Neuorganisation einzuleiten. Krüger ist aktives Mitglied der Landsmannschaft der Oberschlesier (LdO), wo er u.a. dem Bundesvorstand angehört. Seine jahrelange Tätigkeit in der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung (OMV) der CDU Köln ermöglichte es ihm, Kontakte zu allen Lands-mannschaften in Köln aufzubauen. Mithilfe des BdV NRW führte er diese nun zur Neuwahl eines Kreisvorstandes

Die Organisation übernahmen der Gruppenleiter der Schle-sischen Trachten- und Jugendgruppe „Altvater/Rübezahl“ Iserlohn Hans-Joachim Muschiol sowie die Leiterin der im Februar 2014 gegründeten Kindergruppe, Julia von Loh, deren Eltern Christel und Linus Hallwigschon in den 50er Jahren Mitglieder der Schlesischen Trachten- und Jugend-gruppe waren. Viele der Kinder trugen farbenfrohe schle-sische Trachten. Als Belohnung erhielten sie Süßigkeiten. Die besuchten Familien spendeten auch einen Geldbetrag für die Schlesischen Trachten- und Jugendgruppe. Der 88- jährige Oberschlesier Hans-Joachim Muschiol: „Ich freue mich zu sehen, mit welcher Begeisterung die Kinder bei der Sache sind.“ Die Spenden werden zukunftsweisend ein-gesetzt, teils für die Arbeit der neuen Kindergruppe, teils für die Einrichtung der neuen Gruppenräume an der ehe-maligen Albert-Schweitzer-Schule in Letmathe.

(Barbara Müller)

Weitere Informationen: Schlesische Trachten- und Jugendgruppe

Altvater Rübezahl Iserlohn Hans-Joachim Muschiol In den Telgen 17, 58638 Iserlohn Telefon 0 23 71 / 3 37 85 Telefax 0 23 71 / 7 89 39 66

4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen

Mit Sommerstecken unterwegs in Iserlohn. Foto: Reinald Müller

Ein Dankeschön (v.l.) Hartmut Gramoll, Roland Zillmann, Stephan Krüger, Andreas Köhler, Irma Meder, Peter Damaschek, Marlies Schiebuhr. Foto: Josef Resner

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

zusammen. Besonders erfreulich ist dabei, dass vor Jahren bereits ausgetretene Verbände jetzt wieder ordentliche Mitglieder wurden und so die Neugründung unterstützen. Durch Neuwahlen des Vorstands und die konstituierende Sitzung gelingt dem BdV Köln die Wiederkehr auf das verbandspolitische Parkett der größten Stadt Nordrhein-Westfalens. Der bis dahin kommissarisch geführte Kreis-verband wählte auf der Delegiertenversammlung Stephan Krüger einstimmig zum Vorsitzenden. Seine Stellvertreter wurden der Kölner Ratsherr Andreas Köhler MdR (Sudeten-deutsche Landsmannschaft, SL), die Kalker Seniorenver-treterin Irma Meder (Vorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, LMR) und Peter Damaschek (Vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien, LMS). Schatzmeister blieb – als einziges Mitglied des alten Vor-standes – Hartmut Gramoll (Landsmannschaft Ostpreußen, LO); Schriftführer Roland Zillmann (Verband der Sieben-bürger Sachsen) und die ehemalige Stellv. Bezirksbürger-meisterin von Chorweiler, Marlies Schiebuhr (Mitglied der Bundesvereinigung der Breslauer) als Vorsitzende des Schlichtungsausschusses komplettieren den Vorstand.

Der BdV Köln versteht sich als koordinierender Dachver-band für die in der Domstadt aktiven landsmannschaftli-chen Verbände: „Wir wollen die Arbeit unserer Landsmann-schaften nicht nur unterstützen, sondern auch als zentraler Ansprechpartner nach innen und außen fungieren“, so der neue Vorsitzende Stephan Krüger. „Es hat sich gezeigt, dass viele der ehrenamtlich agierenden Vorstände beispiels-weise das bürokratische Dickicht eines Fördermittelantrags scheuen und dadurch oftmals unfreiwillig auf finanziell dringend notwendige Mittel verzichten. Auch an dieser Stelle wird der BdV Köln helfen. Unsere guten Kontakte in Köln, zu Kirchen, Parteien und anderen Institutionen werden uns beim Neustart helfen.“

Als Hauptziel für 2014 gilt es, wieder einen Tag der Heimat im September durchzuführen. Der letzte fand in kleinem Rahmen 2012 statt. Zudem will sich der neue Vorstand für die Vermittlung von Zeitzeugen von Flucht und Vertreibung, aber auch von Aussiedlern und Angehörigen der deutschen Volksgruppen und Minderheiten Europas einsetzen. Damit trägt der BdV Köln in der Millionenstadt zum Erhalt des öffentlichen Bewusstseins für die Kultur der Deutschen aus Ost-, Südost- und Mitteleuropa bei.

Weitere Informationen: BdV – Bund der Vertriebenen Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände-

Kreisverband Köln Stephan Krüger M.A. (Vorsitz) Kaspar-Düppes-Straße 33, 51067 Köln

Telefon (d) 02 21 / 97 77 60 73 Telefon (p) 02 21 / 56 93 58 06 Mobil 01 77 / 7 76 53 53 [email protected]

Deutsch-tschechisches Verhältnis ist weiter verbesserungswürdig

Im einer öffentlichen Vortragsveranstaltung der Sudeten-deutschen Landsmannschaft (SL), Landesgruppe Nord-rhein-Westfalen, in Zusammenarbeit mit der Kreisgruppe Bochum, hielt der Stellvertretende SL-Bundesvorsitzende und Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen in Hessen, Siegbert Ortmann, einen Vortrag zum Thema „Sudetendeutsche Fragen 2014: Geschichte verstehen – Zukunft gestalten“.

Im voll besetzten Tagungsraum der Ostdeutschen Heimat-stube in Bochum stellte der Referent gleich zu Beginn klar, dass er nicht auf Effekthascherei ziele, sondern mit seinen Ausführungen wider das allgemeine Vergessen die entschei-denden historischen Geschehnisse deutlich und unmiss-verständlich ansprechen wolle. Ortmann ging zunächst auf die jahrhundertelange gemeinsame deutsch-tschechische Geschichte bis hin zu der gewaltsamen Vertreibung nach dem 2. Weltkrieg ein. Er setzte sich auch mit der von tsche-chischer Seite hierzu gegebenen Rechtfertigung dieser gigantischen Menschheitstragödie auseinander und merkte an, dass völkerrechtlich Unrecht niemals mit Unrecht auf-gerechnet werden könne. In der kommunistischen Ära der Tschechoslowakei sei die unmenschliche Vertreibung von 3,5 Mio. Sudetendeutschen aus ihrer angestammten Heimat von dem damaligen Regime völlig tabuisiert worden, und erst mit der Grenzöffnung finde nun endlich erkennbar eine geschichtliche Aufarbeitung dieser unmenschlichen Vorkommnisse der Vergangenheit statt.

Vor diesem geschichtlichen Hintergrund befasste sich Siegbert Ortmann anschließend mit den heute leider immer noch unterschiedlichen geschichtlichen Bewertun-gen der völkerrechtswidrigen Vertreibung und verwies in diesem Zusammenhang auf die bilateralen Abkommen bzw. Regierungserklärungen zwischen der Tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland aus den Jahren 1992 und 1997 mit den Zusatzinstrumentarien des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und des auf den gemeinsamen Dialog ausgerichteten Deutsch-Tschechi-schen Gesprächsforums. Zwar handele es sich bei der Regierungserklärung von 1997 nicht um einen völkerrecht-lich verbindlichen Vertrag, doch sollte sie doch nach seiner Ansicht als „Richtschnur“ für künftiges Handeln unter den Beteiligten dienen und sogar eine Art „Verhaltenskodex“ für das gegenseitige versöhnliche Miteinander sein.

Dazu passe dann aber beispielsweise nicht die vor einiger Zeit von dem Tschechischen Staatsoberhaupt, Miloš Zeman, gemachte Äußerung über die Vertreibung der Sudeten-deutschen mit dem Zusatz, dass diese Vertreibung „eine moderatere Bestrafung gewesen sei als zum Beispiel die Todesstrafe“. Nicht nur für die sudetendeutschen Heimat-vertriebenen, sondern für alle rechtsempfindsame Men-schen in Deutschland seien solche Bemerkungen eines

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angeblich freundschaftlich verbundenen Staatsoberhaup-tes im höchsten Maße zynisch und mit Sinn und Geist der deutsch-tschechischen Erklärung von 1997 überhaupt nicht vereinbar, so Siegbert Ortmann unter dem Beifall seiner Zuhörer.

Für den Referenten weise auch der tschechische Umgang mit der sudetendeutschen Volksgruppe immer noch gra-vierende Ressentiments auf. Wenn so beispielsweise der frühere tschechische Botschafter in Deutschland, František Černý, kürzlich verlauten ließ, dass heute eigentlich nie-mand mehr Angst vor den Deutschen haben müsse, auch nicht, wenn einige „militante sudetendeutsche Stimmen“ sich noch zu Wort melden würden, weil diese ohnehin immer weniger würden und ihre Stimmen in Deutschland „Null Gewicht“ hätten, so bringe diese nicht gerade wohl-wollende Einschätzung den derzeit leider immer noch in Tschechien praktizierten Umgang mit der Sudetendeut-schen Landsmannschaft und ihren Repräsentanten auf den Punkt.

Ortmann befasste sich weiter mit den gesetzlich vorgege-benen Rechten der deutschen Minderheit in Tschechien und kritisierte in diesem Zusammenhang die im europäi-schen Vergleich viel zu hohen Hürden beispielsweise für das Anbringen von zweisprachigen Ortsschildern und Hin-weistafeln auf dem Staatsgebiet der Tschechischen Repu-blik. Auch die nach den bilateralen Vereinbarungen vorge-sehene Förderung der deutschen Sprache an den tsche-chischen Schulen existiere bislang überwiegend nur auf dem Papier und bedürfe dringend einer Nachbesserung.

Und eines dürfe bei einer versöhnlichen Zukunftsgestaltung mit den tschechischen Nachbarn und deren inzwischen bestehenden Mitgliedschaft in der Europäischen Union auf keinen Fall außer Acht bleiben, so Ortmann abschließend, und das sei die bedingungslose Forderung nach Aufhebung der so genannten „Beneš-Dekrete“ der Nachkriegszeit. Hier erwarte nicht nur die sudetendeutsche Volksgruppe schon aus rechtsstaatlichen Gründen ein wenngleich spätes, aber unmissverständliches Einlenken von der tschechischen Politik.

Dem Referat von Siegbert Ortmann schloss sich eine äußerst lebhafte Diskussion an, die den nordrhein-west-fälischen Landesobmann, Dr. Günter Reichert, in seinem Schlusswort zu der Anmerkung veranlasste, dass die Sude-tendeutsche Landsmannschaft seit jeher eine sehr „leb-hafte Vertriebenenorganisation“ sei, die von der Vielfalt unterschiedlichster Meinungen in einem breiten Konsens-Rahmen stets profitiert habe.

(BdV-Pressemitteilung von Siegbert Ortmann vom 10.4.2014)

Kontinuität und Verjüngung

Am ersten April-Wochenende fand die Landesver-sammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, in Bochum statt.

Eine offene Diskussion über heimatpolitische und organi-satorische Fragen sowie ein harmonisches Einvernehmen über die personelle Ausrichtung der SL-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen für die nächsten zwei Jahre prägten die jüngste Landesversammlung in der Ostdeutschen Heimatstube Bochum ebenso wie die Ehrung verdienter

4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen

(v.l.) Ein Dankeschön für den hessischen Gastredner. SL-Landesobmann Dr. Günter Reichert und Siegbert Ortmann.

Siegbert Ortmann: „Das Deutsch-tschechische Verhältnis ist weiter verbesserungswürdig“. Foto (privat)

Ehrung verdienter Funktionsträger der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Nordrhein-Westfalen (v.l.): Landesobmann Günter Reichert mit Rüdiger Goldmann und Roland Janik (obere Reihe), Helene Springer, Elisabeth Nitsche, Walter Suchanek, Christa Gálfalvi und Günter Wolf (Mitte) sowie Gertrud Ladwig, Irmgard Abelsmann, Erika Hoppe und Inge Stoll (vorn).

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Funktionsträger. Die vollständig erschienenen Delegierten bzw. Bevollmächtigten aller 20 Kreisgruppen sowie der 70 Einzelmitglieder der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Nordrhein-Westfalen wählten jeweils einstimmig den neuen Landesvorstand, der in einer wichtigen Funktion eine erhebliche Verjüngung mit sich brachte. Nach 14 Jahren als Landesvermögensverwalter teilte der im Jahr 1936 in Römerstadt im Altvatergebirge geborene Gottfried König (KG Krefeld) mit, dass er für diese Funktion nicht mehr zur Verfügung stehe. Als sein Nachfolger wurde der im Jahr 1962 geborene Roland Janik (KG Bonn) gewählt, der in der drit-ten Legislaturperiode Mitglied der Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft ist und dessen Vater aus dem Kuhländchen stammt. Mit ergreifenden Worten verabschiedete sich Gottfried König nach der Präsentation seines letzten Jahresabschlusses 2013 und des Wirtschafts-plans 2014 von seiner Funktion und erklärte gleichzeitig seine Bereitschaft, künftig als Organisationsreferent und Kontaktperson des Landesvorstands zu den Kreisgruppen und Einzelmitgliedern – jetzt als Beisitzer – im Landes-vorstand mitzuarbeiten. Der Bericht der Rechnungsprüfer Karin Führich (KG Münster) und Dietmar Hein (KG Mülheim/ Ruhr) bescheinigte dem scheidenden Landesvermögens-verwalter eine in jeder Hinsicht akkurate wie umsichtige Wahrnehmung seiner Tätigkeit. Mit lang anhaltendem Bei-fall und einer großen Portion Wehmut dankten alle Teilneh-mer der Landesversammlung Gottfried König für seinen unermüdlichen Einsatz und sein gewissenhaftes Wirken.

Die weiteren Mitglieder des Landesvorstands wurden je-weils einstimmig in ihren Ämtern bestätigt: Günter Reichert (KG Bonn) als Landesobmann; Karin Fuhrmann und Rüdiger Goldmann (beide KG Düsseldorf) sowie Franz Zinecker (KG Bochum) als Stellvertretende Landesobleute; Irmgard Abelsmann (Wesel) als Schriftführerin sowie Rüdiger Eichhorn (KG Minden) und Brigitta Gottmann (KG Lüden-scheid) als Beisitzer. Auf Vorschlag der Versammlung der Frauenreferentinnen wurde Brigitta Gottmann auch in ihrer Funktion als Landesfrauenreferentin wiedergewählt. Im Bericht des Landesvorstands 2013/2014 erinnerte Landes-obmann Günter Reichert an das großartige Landestreffen im Juni 2013 im Haus Schlesien in Königswinter sowie an

bemerkenswerte Vortragsveranstaltungen in Kooperation mit der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf, bei denen unter anderen die jetzige Arbeitsministerin der Tschechischen Republik Michaela Marksová-Tominová und der frühere tschechische Botschafter in Berlin, František Černý, als Referenten zu Gast waren. Eine besondere Würdi-gung fand die Tätigkeit der Landesfrauenreferentin Brigitta Gottmann, auch für ihren Einsatz bei der Gestaltung eines heimatlichen Informationsstands bei den Sudetendeut-schen Tagen, des Landeskulturreferenten Franz Zinecker, der mit seinen Lichtbildervorträgen in den Kreisgruppen präsent ist, sowie der äußerst rührigen Arbeit der Arbeits-gemeinschaft „Sudetendeutsche Mittlere Generation“ unter der engagierten Leitung von Walter Zinecker (Velbert).

Mit großem Beifall quittierten die Delegierten die Auszeich-nung der Stellvertretenden Landes- und Kreisobfrau von Düsseldorf, Karin Fuhrmann, der Kreisobfrau von Bielefeld, Christa Gálfalvi, der Landesgeschäftsführerin, Erika Hoppe (KG Krefeld), der Kreisobfrau von Bergheim / Erft Gertrud Ladwig, des Stellvertretenden Landesobmanns, Rüdiger Goldmann (KG Düsseldorf), und des Kreisobmanns von Coesfeld, Walter Suchanek, mit der Rudolf-Lodgman-Plaket-te, der Landesschriftführerin, Irmgard Abelsmann (Wesel), der Kreisobfrau von Wuppertal, Elisabeth Nitsche, der Kreis-obfrau von Gelsenkirchen, Helene Springer, und des bisheri-gen Beisitzers im Landesvorstand Roland Janik (KG Bonn) mit dem Großen Ehrenzeichen sowie der neuen Kreisob-frau von Mönchengladbach / Rheydt Ingeborg Fastenrath-Wlaschek, der Kreisobfrau von Siegen, Inge Stoll, und des Kreisobmanns des Rhein-Sieg-Kreises, Günter Wolf, mit dem Ehrenzeichen der Sudetendeutschen Landsmannschaft.

Ein herzlicher Dank aller Teilnehmer galt der gastgebenden Kreisgruppe Bochum und ihrem Kreisobmann, Leo Köhler, für die organisatorische Hilfestellung bei der Durchführung der Landesversammlung in der Ostdeutschen Heimatstube und die Betreuung mit einem schmackhaften Mittagessen, einer heimatlichen Kuchentafel sowie einem reichhaltigen Getränkeangebot. Und nahezu alle auswärtigen Gäste ver-säumten es nicht, einen Blick in die hervorragend gestalte-ten Ausstellungsräume mit Kostbarkeiten aus allen Heimat-landschaften der deutschen Heimatvertriebenen im Ober-geschoß der Ostdeutschen Heimatstube zu werfen.

Weitere Informationen: Landesversammlung der

Sudetendeutschen Landsmannschaft Landesgruppe Nordrhein-Westfalen

Dr. Günter Reichert Krummölser Straße 6, 53604 Bad Honnef Telefon 0 22 24 / 8 08 64 Telefax 0 32 22 / 3 71 66 19 [email protected]

Generationswechsel und Übergabe der „Landeskasse“ (v.l.) Roland Janik und Gottfried König.

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5 Nachrichten aus der evangelischen und katholischen Aussiedlerarbeit

Seelsorgstelle für katholische Deutsche aus Russland und den anderen GUS-Staaten

Romfahrt 2014 – Eine Nachlese

Die Pilgerfahrt nach Rom in der ersten Osterwoche wurde zu einem kleinen Treffen von 24 russlanddeutschen Katho-liken in der Ewigen Stadt. Unter den Teilnehmern waren Kinder, junge Erwachsene, Männer und Frauen verschiede-ner Altersgruppen. Trotz vollen Programms kamen auch persönliche Gespräche nicht zu kurz und natürlich gab es auch Fragen. Drei davon habe ich etwas ausführlicher be-antwortet, weil sie eventuell über die Reisegruppe hinaus von Bedeutung sind.

Was ist eine Pilgerfahrt?Pilgerfahrten sind eine religiöse Praxis, die es in alle Religi-onen gibt. Es gibt Orte, an denen Gläubige in besonderer Weise die Nähe Gottes spüren. Im ersten Teil der Bibel, dem Alten Testament (AT), erscheint Jahwe seinem Volk häufig auf einem Berg (Sinai, Horeb). Der Tempelberg in Jerusalem ist die alljährliche Pilgerstätte vieler frommen Juden. In den späteren Jahrhunderten wird der Tempelberg über das Judentum hinaus auch für das Christentum und den Islam zu einem erstrangigen Wallfahrtsort werden und jedes Jahr Millionen von Pilgern anziehen.

Obwohl im AT bestimmte Berge als Erscheinungsorte Gottes in die Glaubensgeschichte Israels eingegangen sind, gelten sie dennoch nicht als Wohnstätte, sondern lediglich als Erscheinungsorte Gottes. Das Gebet, dass zur Einwei-hung des zentralen jüdischen Heiligtums auf dem Tempel-berg gesprochen wurde, gibt die Begründung dafür: „Die Himmel und die Himmel der Himmel fassen dich nicht, um wie viel weniger dieses Haus!“(1 Kön 8, 27).

Damit wird deutlich, dass das Erscheinen Gottes nicht auf bestimmte Orte beschränkt ist. In den vergangenen zwei Tausend Jahren entstanden neue Pilger- und Wallfahrtsorte, wo gläubige Menschen die Nähe Gottes erfahren hatten. (Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Entste-hung des Kreuzauffindungsfestes im Dekanat Kamenka,

Nachrichten aus der evangelischen und katholischen Aussiedlerarbeit5

Teilnehmende der Pilgerfahrt nach Rom. Foto: J. Schleicher

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

im Norden der Diözese Tiraspol, an dem Tausende Gläubige teilnahmen. Vgl. dazu: Schnurr, Josef. Die Kirchen und das religiöse Leben der Russlanddeutschen. Der katholische Teil. 2. Auflage, Stuttgart 1980. S. 62)

Es waren oft Grabstätten jener Menschen, die um des Glaubens willen ihr Leben gaben; so die Gräber der beiden großen Apostel Petrus und Paulus in Rom. Der Überliefe-rung nach wurden sie in der Hauptstadt des Römischen Reiches hingerichtet. (Das Grab des Apostels Petrus be-findet sich auf dem Friedhof unter dem Petersdom, das Grab des Apostels Paulus in der Basilika St. Paul vor den Mauern.)

An Ihrer Seite und in den Katakomben der Stadt Rom ruhen weitere unzählige Zeugen des Glaubens. Viele von ihnen erlitten den Tod für ihren Glauben. So wurde Rom, neben Jerusalem, zu einer der zentralen Pilgerstätten der Christen-heit. Der Wunsch, einmal im Leben diese heiligen Stätten zu besuchen, war bei den Christen aller Jahrhunderte stark verbreitet. (Dass es hier eine Kommerzialisierung und somit einen Mißbrauch des Pilgerwesens gegeben hat, darf nicht geleugnet werden. Die Proteste Luthers und der Ab-lassstreit sind deutliche Belege hierfür. Das darunterliegen-de gläubige Anliegen jedoch konnte dadurch nicht zerstört werden.)

Trotz großer Beschwerden und Gefahren – man war zu Fuß unterwegs – nahmen die Gläubigen diese große Herausfor-derung auf sich, um Gott in der Mühsal des langen Pilger-weges und vor allem am Wallfahrtsort selbst nahe zu sein. Vielleicht wollte so mancher Pilger auch mit sich selbst ins Reine kommen, Klarheit für sein Leben finden. (Der Pilger-weg nach Santiago di Compostella, auch Jakobsweg ge-nannt, ist heute noch aus diesem Grund besonders beliebt. Aufsehen erregte in den letzten Jahren der Pilgerbericht von Hape Kerkeling, in seinem Buch „Ich bin dann mal weg“.)

Vielleicht wollte man Buße tun für begangenes Unrecht oder Gott danken für erfahrenes Glück, oder in Not um Bes-serung, um einen Ausweg bitten… Die Gründe, sich auf eine Pilgerreise zu begeben, waren so verschieden wie die Pilger selbst. Eine Pilgerreise kann also je nach Intention ein Dank, eine Sühne sein, sie kann eine Auszeit sein, um sich zu finden und den Willen Gottes für sich zu entdecken, sie kann die Erfüllung eines Gelübdes sein, dass man aus bestimmtem Anlass abgelegt hatte.

Bei der Pilgerreise nach Rom gehört neben dem Besuch der Apostelgräber auch das Treffen (Audienz) mit dem Nachfolger der Apostel auf dem Petri Stuhl – heute ist es Papst Franziskus – zum festen Programm. Eine Pilgerfahrt nach Rom enthält jedoch nicht nur ein religiöses, sondern auch ein umfangreiches kulturhistorisches Programm, das die Antike, das Mittelalter sowie die Neuzeit und die Moderne mit einschließt.

Russlanddeutsche in Rom: der Hl. ClemensFür die Deutschen aus Russland gibt es noch einen weite-ren Grund, in die Ewige Stadt zu pilgern. Nur wenige Lands-leute wissen, dass die Tiraspoler Diözese mit Sitz in Saratow den Namen des Hl. Clemens trug und auch ein gleichnami-ges Wochenblatt – das „Klemensblatt“ – herausbrachte. (Vgl. Schnurr, Josef. Die Kirchen und das religiöse Leben der Russlanddeutschen. Der katholische Teil. 2. Auflage, Stuttgart 1980. S. 55; 81).

Der genannte Heilige ist kein geringerer als Papst Clemens I. (Papst Clemens Romanus, 88-97), Schüler des Hl. Petrus, Autor des neutestamentlichen Clemensbriefes und Schutz-patron der Deutschen aus Russland. Petrus ernannte ihn noch zu Lebzeiten zu seinem Nachfolger, doch nach dessen Tod 64 n. Chr. weigerte sich Clemens Romanus das Amt des Apostelfürsten anzutreten. Erst 88 n. Chr. nahm er dieses Amt auf Drängen des römischen Klerus an. Unter den Verfolgungen des Kaisers Trajan wurde er ins Exil auf die Krim geschickt. Als er in den Bergen der Krim eine Wasserquelle fand und damit die Menschen in den Stein-brüchen mit Trinkwasser versorgte, nahmen viele Men-schen das Christentum an. Kaiser Trajan ließ ihn deswegen im Schwarzen Meer (mit einem Anker um den Hals) ver-senken. (Vgl. dazu: Schnauber u. Schindler. Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf. Weltbild Verlag, Augsburg 1993. S. 602f.)

Hl. Clemens, Schutz-patron der Deutschen aus Russland.

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Eine der vier Patriarchalbasiliken Roms trägt den Namen dieses großen Heiligen. Sie befindet sich im Herzen des antiken Roms, in der Nähe des Kolosseums, und erhebt sich über einem der ältesten christlichen Versammlungs-orte Roms, dem Elternhaus des Hl. Clemens. Wer in der Basilika St. Clemente an unsere Hauskirchen in Frunze, Karaganda, Omsk, Aktjubinsk … denkt, mag sich zu Recht dem frühen Christentum und diesem Heiligen der ersten Stunde besonders nahe fühlen.

Die Erinnerung an den Hl. Clemens ging bei den Russland-deutschen nie ganz verloren. Der unter Russlanddeutschen häufig auftretende Vorname „Klemens“ darf als Beleg dafür gelten. Vor einigen Jahren hat unsere Seelsorgstelle in Bonn eine Fahne für russlanddeutsche Katholiken anfertigen lassen, an deren vier Ecken der Anker als Symbol für den Hl. Clemens angebracht ist. Sie wird bei jeder Wallfahrt feierlich mitgetragen. (In diesem Jahr am Sa., 12.7.14 in Altötting mit Bischof Josef Werth, Novosibirsk und bei der Kevelaer Wallfahrt am Sa., 20.9.2014 mit Weihbischof Dr. Rainer Hauke, Erfurt). Letztes Jahr haben sich katholische Laien aus Russland organisiert und ihrer Organisation den Namen „St. Clemens-Werk“ gegeben. Sie wollen dazu bei-tragen, dass wir unsere (Glaubens-)Traditionen wiederent-decken und mit verschiedenen Projekten neue Glaubens-fragen und Entwicklungen thematisieren.

Vor diesem Hintergrund bleibt zu wünschen, dass auch bei zukünftigen Pilgerfahrten nach Rom der Besuch von St. Clemente und ein Gottesdienst darin zum festen Pro-grammpunkt werden.

Bedeutung des Glaubens für die russlanddeutsche Gemeinschaft?Sollte es sich bei dieser Frage um eine historische und in die Gegenwart hineinreichende Betrachtung über die Be-deutung des Glaubens für unsere Landsmannschaft han-deln, dann wäre das kaum mit ein paar Zeilen zu beantwor-ten. Ich vermute aber, dass der Autor mit der Frage auch meinte, welchen Sinn es haben kann, dass der Glaube bei den Deutschen aus Russland weitergepflegt wird.

Hier einige Fakten, die schon selbst eine Antwort sind. Wenn wir auf die Geschichte der Landsmannschaft blicken, so waren die Gründungsväter der landsmannschaftlichen Strukturen gläubige Laien und Geistliche gewesen. 2013 hat die BAMF-Untersuchung zur Integration der Deutschen aus Russland im Kapitel über das religiöse Leben festge-stellt, dass sich bis zu 90% der Spätaussiedler als gläubig bezeichnen (BRD insgesamt nur 65%). (Vgl. Kap. 4. 13. Religiöses Leben. In: (Spät-)Aussiedler in Deutschland. Eine Analyse aktueller Daten. BAMF 2013, S. 190 f. Das fol-gende Zitat gibt einen Überblick für die Jahre 2001 - 2012:

„Eine eigene Auswertung der Jahresstatistiken 2001 bis 2012 ergibt folgende Werte: Insgesamt haben 83% der in diesem Zeitraum eingereisten rund 385.000 Spätaussied-lern angegeben, einer christlichen Konfession anzugehören. Die größte Gruppe machen mit 47 % die evangelischen Christen aus, gefolgt von Mitgliedern der orthodoxen (19%) und der römisch-katholischen Kirche (17%).“ Die übrigen Personen gehören zu den Gruppen „andere Bekenntnisse“ (4%), „kein Bekenntnis“ (10%) und „ohne Angabe“ (3%). Das ist ein sehr hoher Prozentsatz, wenn man bedenkt, dass wir 70 Jahre atheistischer Erziehung hinter uns haben.

Der Glaube hilft bei der Beheimatung vor Ort, denn er führt Menschen zusammen. Natürlich geht das nicht ohne Schwierigkeiten. In Deutschland waren wir zunächst irritiert, wenn die Trennung von Kirche und Staat stark betont wurde, sahen wir doch, dass gerade kirchenfeindlich gesinnten Menschen dies besonders wichtig war. Das erin-nerte uns an die Sowjetunion. Später aber stellten wir fest, dass die beiden großen Kirchen von sich aus Wert darauf legten, dass Kirche und Staat zwar zum Wohl der Gesell-schaft zusammenarbeiten, deswegen aber dennoch auf die Trennung von Kirche und Staat Wert legen. Die Kirchen müssen immer auch die Freiheit haben, den Staat und die gesellschaftliche Entwicklungen im Lande zu kritisieren und auf Distanz zu gehen. Denn dort, wo die Kirche der Botschaft Jesu untreu wird und sich anpasst, wird sie dem Auftrag Jesu nicht gerecht und erübrigt sich. Der Glaube ist unzertrennlich mit dem Einsatz für Gerechtigkeit in der Gesellschaft und der Welt verbunden; die Kirchen dürfen nicht schweigen, wenn Unrecht passiert. Das heißt aber auch, dass wir die Kraft für unser gesellschaftliches und

5 Nachrichten aus der evangelischen und katholischen Aussiedlerarbeit

Audienz beim Papst. Foto: J. Schleicher

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

politisches Tun aus der Botschaft Jesu schöpfen. So ge-sehen, ist der Glaube für unsere noch suchenden und kämpfenden Landsleute eine entscheidende Hilfe. Und die Gründungsväter unserer Landsmannschaft haben das nicht viel anders gesehen.

Dem Blick auf die Gruppe, muss aber der Blick auf mich selbst, auf meinen persönlichen Glauben immer voraus-gehen. Wenn wir nach Ostern in den Bibellesungen immer wieder den Satz Jesu hören „Ich bin das Brot des Lebens“, dann spürt jeder, der ihn hört, dass Christus uns an der Stelle, wo die Sehnsucht über die Scheibe Brot und Marme-lade hinausgeht, abholt und auf tieferen Sinn verweist. Es gibt die Sehnsucht nach Gerechtigkeit und erfülltem Leben. Im Alltag bewegt sich unser Leben immer mehr in Beton-bauten und ist erhellt von künstlichem Licht… . Wenn Gott uns von außen nicht berührt, bleiben wir in der selbstge-schaffenen Welt und gehen an ihr zugrunde. Der Glaube wittert die Gefahr, dass der Mensch ohne Glauben der Willkür und dem Profitdenken gnadenlos ausgeliefert sein wird, dass er manipulierbar wird, weil Christus als kritische Instanz wegfällt. Deshalb ist es gut, einen Schritt tiefer zu gehen, und zu versuchen, eine „Beziehung zu Gott“ zu pflegen. Diese Beziehung tastet sich am Wort der Bibel ent-lang zu einer Wasserquelle, an der der Suchende Ruhe, Kraft zum Leben, Lust zu Arbeiten findet. Glück kann ich mir ohne diese Quelle nicht vorstellen; ich bin unendlich dankbar, diesen Weg mit Christus gehen zu können. Wo andere Menschen uns fragen, sollten wir, wenn auch um Worte ringend, von der Hoffnung, die uns trägt, erzählen. Das Leben ist ein Weg, auf dem wir Unterstützung brauchen, um weiter zu gehen, und um schließlich dem zu begegnen, der unerkannt auf diesem Weg mit uns dabei ist, und sein Brot mit uns bricht … (vgl. Emmausgeschichte, Lk, 13-35).

IhrMsgr. Dr. Alexander Hoffmann, Visitator DaR

Terminübersicht

12.7.2014 Altötting7. Sternwallfahrt der süddeutschen Diözesen zur Gnadenmutter von Altötting

11 Uhr Wallfahrtsgottesdienst in der Basilika St. Anna mit Bischof Joseph Werth SJ, Novosibirsk

15 Uhr Marienandacht in der Basilika St. Anna

20.09.2014 Kevelaer3. Sternwallfahrt nach Kevelaer

11 Uhr Wallfahrtsgottesdienst in der Pfarrkirche St. Antonius mit Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Erfurt

16 Uhr Marienandacht in der Pfarrkirche St. Antonius

September 2014Herausgabe der Broschüre EHE – aus der Reihe: SAKRAMENTE IM LEBEN DER FAMILIE deutsch / russisch

27.9.2014 WürzburgGründungsversammlung des St. Clemens-Werkes

Bitte beachten Sie unsere neue Postanschrift und neuen E-Mail Adressen:

Seelsorgstelle für die Gläubigen aus der GUS Msgr. Dr. Alexander Hoffmann, Visitator DaR

Am Hofgarten 12, 53113 Bonn Sekretariat: [email protected] Msgr. Hoffmann: [email protected]

www.kath-deutsche-aus-russland.de

Einladung zur Audienz. Foto: J. Schleicher

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Nachrichten aus der evangelischen Kirche

Ein Bischof, der aus dem Rahmen fällt

Dietrich Brauer ist der oberste Protestant in Russland

Von wegen graues Haar und weißer Bart: Mit nur 31 Jahren leitet Dietrich Brauer die Evangelisch-Lutherische Kirche im europäischen Russland. Der Russlanddeutsche hat dabei die Krim und andere Herausforderungen zu bewältigen. Die MDZ begleitete ihn auf einer seiner Reisen durch Russ-land.

Eine Gruppe Jugendlicher, die im Stuhlkreis sitzen. Natür-lich fällt Dietrich Brauer auf. Schließlich ist er Bischof. Aber es ist eher das streng nach hinten geföhnte Haar, die rand-lose Brille und der dunkle Anzug, die ihn aus den Jeans-trägern herausstechen lassen – und nicht etwa das Alter, das man bei einem Bischof erwartet. „Dabei denken die Menschen immer an einen Mann mit weißem Bart“, sagt er. Dietrich Brauer ist glattrasiert und 31 Jahre alt. Seit drei Jahren leitet er die Evangelisch-Lutherische Kirche im Euro-päischen Teil Russlands (ELKER). Dass jemand mit Ende 20 Bischof wird, hängt mit den Gegebenheiten in Russland zusammen: Die Kirche wurde erst in den 1990er Jahren wiedergegründet, es fehlen die mittleren Jahrgänge.

Auf dem Jugendtreffen in dem Hotel-Nebenzimmer in Smolensk geht es um die Berufung der ersten Jünger. Der Bibeltext passt gut. Denn Brauers Kirche ist klein und noch im Aufbau begriffen, wie die Gemeinschaft der Apostel: Der Russlanddeutsche ist geistlicher Leiter einer Schar von, wie er sagt, um die 30 000 Mitglieder, verteilt auf etwa 300 Gemeinden.

„Er war ein Glücksfall für diese Kirche“, sagt Markus Schnepel. Der Pfarrer der deutschen Auslandsgemeinde kennt Brauer seit einigen Jahren. Die ELKER sei zersplit-tert gewesen. Auch jetzt noch lehnten manche beispiels-weise die Berufung von Frauen zu Pfarrerinnen ab. „Es war fast ein Wunder, dass man sich trotzdem auf Dietrich Brauer als Bischof einigen konnte“, so Schnepel. Brauers Vorgänger brachten die Lager kaum zusammen: Sie waren aus Deutschland entsandt, sprachen wenig bis gar kein Russisch und verstanden die Mentalität nicht. Dietrich Brauer wurde in Wladiwostok geboren, aufgewachsen ist er in Moskau, studiert hat er im Seminar bei St. Petersburg, seine Pfarrstelle war im früheren Gumbinnen und Deutsch-land kennt er von einigen Aufenthalten, wie einer längeren Fortbildung in Pullach – er ist in beiden Ländern zu Hause.

Die ELKER ist längst keine deutsche Kirche mehr, wie zu Anfangszeiten. Sie wandelt sich und das sieht man: Ein junger Mann sitzt da, zwei Plätze von Brauer entfernt. Er stammt aus Dagestan. Als Muslim kam er zum Christen-tum. „Ich bin hier, weil ich hier so sein kann, wie ich bin“, sagt er. Eine andere Teilnehmerin reiste aus Uljanowsk an. Sie und ihr Mann waren ungetauft, suchten nach einem Glauben, mit dem sie etwas anfangen konnten.

Neue und alte Kräfte unter einen Hut zu bekommen kostet Kraft. Dietrich Brauer hatte in den letzten drei Jahren keine einfache Aufgabe, diese kleine Kirche in einem Riesengebiet zusammenzuhalten – nicht nur territorial, sondern auch geistig. Die Zukunft wird ebenfalls ihre Klippen bereit halten:

„Die Krim-Krise ist ein großes Diskussionsthema“, sagt Brauer. Was passiert mit den lutherischen Gemeinden auf der Halbinsel, jetzt da sie faktisch zu Russland gehört? Eine Frage, die er mit einem Schulterzucken beantwortet. Zwar würde seine Kirche das Referendum auf der Krim und den Willen der Menschen dort akzeptieren. „Aber die Zer-störung des Vertrauensverhältnisses zwischen Russen und Ukrainern können wir dennoch nur mit Beunruhigung wahrnehmen.” Auch die Zukunft des Kirchenbundes ELKRAS, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, der Ukra-ine, in Kasachstan und Mittelasien, ist ungewiss. Brauer hofft, dass die Vereinigung, deren kommissarischer Erz-

5 Nachrichten aus der evangelischen und katholischen Aussiedlerarbeit

Goldenes Kreuz statt blauem Namensschild: Dietrich Brauer während der Predigt im Jubiläumsgottes-dienst der Smolensker Gemeinde. Foto: Thomas Arzner

Die evangelische Kirche in Smolensk. Foto: Th. Arzner

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

bischof er ist, keinen Schaden nimmt. Generell würden sich die Ansichten radikalisieren, sagt er – im Westen, wie auch in Russland selbst. Anstatt die realen Gründe der Krise in der Ukraine zu analysieren, dächten viele in Kli-schees und Schablonen und bedienten sich sogar der Rhetorik aus der Zeit des Kalten Krieges. „Die einfachen Menschen werden hier zu Opfern der politischen Ausein-andersetzung der Führungsetagen“, sagt Brauer.

Es ist Nachmittag geworden. Dietrich Brauer hat statt dem Namensschild am blauen Bändchen das schlichte goldene Bischofskreuz um den Hals gelegt. Die Gruppe ist in die Baptistische Kirche in Smolensk gekommen. Das Gebäude liegt abseits in einem Industriegebiet. Die lutherische Ge-meinde ist hier zu Gast, ihre Kirche im Zentrum wurde von den Kommunisten enteignet. Jetzt sitzt dort der Schach-club. Die Kommune will das Gebäude nicht zurückgeben, der Streit dauert schon Jahre.

Wo es größere Gemeinden gebe, wachse die Kirche, sagt Brauer. Aber wo die Gemeinschaften klein sind, erodierten sie. Wie in Smolensk – auch wenn sie an diesem Tag hier ihr 20-jähriges Bestehen feiern. Dann ist da noch das Ver-hältnis zu den Behörden. Brauer wird vorsichtig. „Offiziell ist es gut“, sagt er. Die ELKER genieße einen gewissen Schutz. „Aber wir leben in einem Staat, der mit einem Fuß in der Vergangenheit steht.“ Viele Beamte verstünden nicht, dass sie keine Bittsteller seien, sondern der Gesellschaft etwas bieten können: Das Bewusstsein, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. „Dieser Wert ist verloren gegangen. Bei uns kann man ihn lernen“, so Brauer.

Zum Jubiläum ist ein ökumenisches Treffen geplant, mit Katholiken, Baptisten, Orthodoxen. Es ist zwar vor allem ein Austausch von Grußworten, aber trotzdem: Man spricht miteinander. Der enteignete Kirchenbau kommt zur Spra-che, alle nicken beifällig. Dietrich Brauer sitzt zwischen der energischen Moderatorin und dem streng-schauenden orthodoxen Priester. Der Bischof schaut ernst nach unten, nur manchmal muss er schmunzeln. Dass am Tisch alle deutlich älter sind als er, muss man nicht sagen: Dietrich Brauer fällt auch in dieser Runde auf.

Evangelisch-lutherische Gemeinden in Russland

Die ersten lutherischen Gemeinden auf russischem Boden gab es im 16. Jahrhundert. Sie bestanden meist aus Deut-schen, die als Auswanderer oder Gastarbeiter kamen. 1832 wurden die Rechte der lutherischen Kirche in einem Statut festgelegt. 1924 verabschiedeten die kirchlichen Gremien eine neue Ordnung, die von der Kommunistischen Regie-rung akzeptiert wurde. Aber trotzdem wurden bis zum Ende der 1930er Jahre, als die Kirche fast erlosch, Gebäude ent-eignet und Pastoren hingerichtet. Wiedergegründet wurde die Evangelisch-Lutherische Kirche im Europäischen Teil Russlands (ELKER) 1992. Die Evangelisch-Lutherische Kirche im Europäischen Teil Russlands ist Mitglied des Kirchenverbundes der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien (ELKRAS). Dietrich Brauer ist seit 2012 kommissarischer Erzbischof der ELKRAS.

(Moskauer Deutsche Zeitung vom 25.4.2014 von Thomas Arzner)

Wo ist der Bischof? Brauer mit Jugendlichen in Smolensk. Foto: Th. Arzner

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6 Veröffentlichungen

Forschungsprojekt: Integration der (Spät-)Aussiedler aus Polen und Kasachstan in Nordrhein-Westfalen

Ziel des Forschungsprojektes der Heinrich-Heine-Universi-tät Düsseldorf ist es, die Integration der (Spät-) Aussiedler aus Polen und Kasachstan in Nordrhein-Westfalen (NRW) zu untersuchen und die beiden Aussiedlergruppen hinsicht-lich ihrer Integration miteinander zu vergleichen.

Den Forschungsbericht können Sie herunterladen unter: http://www.kfi.nrw.de/service/studien_Konzepte/Migration_und_Integration/Integration-der-_Spaet-_Aussiedler-aus-Polen-und-Kasachstan-in-NRW.pdf

Der Königsteiner Autor Wendelin Mangold legt seinen Band „Die Wahrheit hinter der Lüge“ vor

Wendelin Mangold:Die Wahrheit hinter der LügeLyrik-Prosa-DramatikGeest-Verlag 2014ISBN 978-3-86685-458-1ca. 230 S., 12,00 €

Wendelin Mangold ist in der ehemaligen Sowjetunion ge-boren, wo er gelebt, gearbeitet, studiert und viele Jahre Deutschlehrer ausgebildet hat, bis er 1990 nach Deutsch-land übersiedelte und anschließend 17 Jahre bei der Seel-sorge für Spätaussiedler als Sozialarbeiter tätig war. Somit ist er doppelt von der Aussiedlerproblematik betroffen: als Betroffener selber und durch die langjährige Betreuung seiner Landsleute.

Im vorliegenden Band bringt der Autor seine besondere Begabung des kurzen, engagierten, kreativen und originel-len Schreibens in den verschiedensten literarischen Gat-

Veröffentlichungen6

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Auf der Durchreise (Roman), Jakob Gerner

Jakob Gerner:Auf der Durchreise, Pendlerin zwischen den WeltenWindsor Verlag (April 2014) 220 Seiten, 12 x 19 cm, 14,99 €SBN: 978-1-627841-78-8 ISBN: 978-1-627841-79-5 (EBook)

In diesem ganz besonderen Roman versucht der Autor am Beispiel einer russlanddeutschen Familie, das Thema Integration in die Aufnahmegesellschaft aufzugreifen. Wie schwierig es ist, jahrelang zwischen zwei Ländern, zwischen zwei Welten zu pendeln auf der Suche nach der inneren Ruhe, dem wahren Zuhause. Er versucht zu ergründen, warum die ursprünglich proklamierte Familienzusammen-führung viel zu oft zu Trennung von Angehörigen führt. Auch viele andere Zuwanderungsgruppen sind gleicher-maßen davon betroffen. Aus welchem Land sie kommen und welcher Nationalität sie angehö-ren ist dabei weitge-hend irrelevant. Äußerst feinsinnig gelingt es dem Autor, sich in die einzelnen Pro-tagonisten einzufühlen.

Jakob Gerner, Jahrgang 1947, wuchs in einer deutschen Siedlung in Nordkasachstan auf. Nach dreijährigem Wehr-dienst in einer der ältesten Städte der Welt, Samarkand, nahm er an der Universität das Studium der Germanistik auf, setzte es in Kasachstan fort und arbeitete anschließend mehrere Jahre als Deutschdozent an Schulen und Fach-schulen, unterrichtete Deutsch und kurze Zeit Psychologie an einer Lehrerhochschule in Kasachstan.

Ab 1980 ist er Mitarbeiter der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ (Astana/Alma-Ata). Jahre seiner journalistischen Tätigkeit zählen zu seinem kreativsten und schöpferischs-ten Lebensabschnitt. Er schreibt in dieser Zeit gern und viel, veröffentlicht zahlreiche Erzählungen und Literatur-kritiken in der deutsch-sprachigen Presse der früheren Sowjetunion. Im Mittelpunkt seiner Interessen standen damals schon das Schicksal, die Begebenheiten von natio-nalen Minderheiten u.a. der Deutschen in der damaligen Sowjetunion. Sein Sammelband, zunächst vom kasachi-schen Buchverlag gebilligt, wurde nach seiner Ausreise aus der Republik auf Eis gelegt und ist nach dem endgülti-gen Zusammenbruch der Sowjet-union und Gründung des eigenständigen kasachischen Staates nicht mehr auffind-bar.

tungen weit über die Aussiedlerproblematik hinaus zum Ausdruck, schafft ein inhaltliches und sprachliches Feuer-werk, das man nicht mehr aus der Hand legen mag. Litera-tur, die die Wahrheit hinter der Lüge entlarvt. Mangold er-weist sich in seinem Band als Könner in den verschiedenen literarischen Formen. Vielen ist er bereits durch seine Lyrik bekannt, hier insbesondere mit Kurzgedichten. Sie kom-men seiner Neigung in allen literarischen Genres entgegen, kurz und prägnant zu schreiben, mit einer besonderen Schlusswendung, die dem jeweiligen Gedicht noch einmal eine Überraschung verleiht. Besonders beeindruckend dabei auch seine eigenen Reiseimpressionen.

RHEINAn dessen Ufernsich Städte und Dörfer,Weinberge und Felsen ertränken,hier und da laufen Kähneauf Sandbänke.

Nicht weniger beeindruckend seine Kurzprosa, die ihn als aufmerksamen Beobachter des Alltagslebens, aber auch des politischen Geschehens ausweist. In kurzen Handlungs-sequenzen entlarvt er oberflächliches Geschehen, geht den Sachen auf den Grund, wobei er auch Ironie als stilis-tisches Mittel einsetzt. Wie bei seinen Gedichten kommt dabei ein ‚russlanddeutscher Humor‘ zum Vorschein, der zwar entlarvt, sich auch selber ironisiert, ohne jedoch bösartig oder verletzend zu sein, zumal er niemals davor zurückscheut, sich und sein eigenes Handeln zu hinter-fragen. In anderen Texten des Bandes prägt er in kurzen, ja beinahe bildlichen Sequenzen die Grundzüge seines Denkens und Fühlens aus.

Bekannt wurde Mangold in den letzten Jahren auch durch seine dramatischen Arbeiten, in denen er die Geschichte und Gegenwart der Russlanddeutschen in Formen des modernen Theaters skizziert. Sein in diesem Band enthal-tenes Stück ‚Im Kreise der Lieben‘ eignet sich hervorragend für kleinere Theater- oder Laiengruppen zum Nachspielen, ohne dass ein größerer technischer Aufwand notwendig ist. Das Lehrstück ist hier hervorragend weiterentwickelt und zeigt seine Berechtigung auch in Zeiten moderner Massenmedien.

Wendelin Mangolds Band sollte sein Publikum zu Recht weit über den Kreis der Russlanddeutschen hinaus errei-chen, denn die Fragestellungen und das literarische Können sind eine Bereicherung für den Literaturmarkt insgesamt. Das macht Mangold zu einer Ausnahmeerscheinung, denn nur wenige Autoren mit russlanddeutscher Herkunft schaf-fen es tatsächlich, die eigene literarische Tradition zu ken-nen und weiterzuentwickeln, sich zudem der Gegenwart der bundesdeutschen Wirklichkeit zu stellen.

(Alfred Büngen)

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6 Veröffentlichungen

Seit 1993 lebt der Autor mit seiner Familie in Deutschland. Viele Jahre arbeitete er in der Landesstelle Unna-Massen und erlebte hautnah die Aufnahme von Zuwanderern. Zur-zeit ist er als freiberuflicher Dozent sowie Übersetzer und Gerichtsdolmetscher in Nordreihen-Westfalen tätig und hat seine Leidenschaft fürs Schreiben wieder entdeckt.

Dieses Buch ist sein Debüt in Deutschland. Es sind Im-pressionen seiner Beobachtungen der erfolgreichen oder weniger erfolgreichen Integration der Zuwanderer in die deutsche Gesellschaft.

(Windsor Verlag)

Irina Tscherkasjanowa: „Auch Tausende Deutsche litten unter der Leningrader Blockade…“

Die St. Petersburger Histori-kerin Dr. Irina Tscherkasja-nowa (geb. Janzen) hat die Geschichte der deutschen Bewohner der Stadt Lenin-grad und des Gebiets in den Jahren 1941 bis 1955 erforscht und damit ein Thema aufge-griffen, das nicht nur beson-ders komplex und schmerz-haft ist, sondern auch lange Zeit tabuisiert wurde. Nicht zuletzt weil es unmittelbar die symbolisch und geschichts-

politisch belastete Geschichte der Blockade Leningrads durch die Deutsche Wehrmacht berührt. Für ihren Beitrag zur Erforschung und gesellschaftlichen Aufarbeitung dieses Themas, 2012 veröffentlicht im Buch „Die Leningrader Deut-schen. Schicksale der Kriegsgenerationen 1941 - 1955“ (Leningradskie nemzy Sudjba wojennych pokolenij 1941 - 1955), wurde sie am 17. Oktober 2013 mit der Ehrengabe des Georg-Dehio-Kulturpreises 2013 ausgezeichnet. Es gelang ihr, annähernd 4.000 Namen von Op-fern zu recher-chieren und in ihrem 2012 erschienenen Buch einer breiten Leserschaft zugänglich zu machen. „Die Petersburger Stadt-oberen wissen wohl nicht, dass auch Tausende Deutsche unter der Blockade litten. Ihre Gefühle kümmern sie nicht.“, kommentiert Irina Tscherkasjanowa in einem Beitrag der

„Moskauer Deutschen Zeitung“, wo Stellungnahme zu den jüngsten Gedenkfeierlichkeiten anlässlich des 70. Jahres-tages der Leningrader Blockade nimmt.

Die letzten Januartage 2014 standen im Zeichen des 70. Jahrestags des Endes der Leningrader Blockade. Das Schicksal der Stadt ist allmählich zu einem Symbol des Zweiten Weltkrieges geworden, ähnlich wie Dresden und Hiroshima, mit Hunderttausenden Menschen, die sinnlos dem Krieg zum Opfer gefallen sind. Die Bedeutung Lenin-grads ist heute noch um ein Vielfaches gewachsen, da

eine neue Generation von Historikern aufgewachsen ist, die die ganze Wahrheit über den Krieg erfahren möchte. Die Leningrader Blockade steht zunehmend im Brennpunkt der Geschichtsforschung, die bemüht ist, die Ereignisse des Krieges objektiv einzuschätzen. Hieraus erklärt sich die Aufmerksamkeit für all das, was in den vergangenen Tagen mit ihr verbunden in der russischen Gesellschaft vor sich ging. Ich will hier nicht die Skandale untersuchen, die zuletzt in aller Munde waren: das Verschwinden eines neuen Denkmals für die Verteidiger Leningrads, weil die Bürokra-tie sich nicht über Zuständigkeiten einigen konnte; die Um-frage des Fernsehsenders „Doschd“, der fragte, ob man die Stadt nicht hätte aufgeben sollen, um Menschenleben zu retten; und das Auftreten einer Petersburger Abgeordneten, die im Streit um Veteranenrenten viele „Blokadniki“, die Zeitzeugen der Blockade, mit dem Wort „Nedoblokadniki“ beleidigte – eine Wortbildung, die sich an das russische Wort für „Untermensch" anlehnt. Hier soll es um die „deut-sche Komponente" der Ereig-nisse Ende Januar gehen. Noch bevor die Festlichkeiten begannen, erhielten die Wer-befirmen der Stadt eine behördliche Anweisung, die Pla-kate deutscher Firmen von den Straßen und Friedhöfen zu entfernen, um nicht „die Gefühle der Blokadniki zu verlet-zen". Nach einer empörten Reaktion der Öffentlichkeit gab die Stadtverwaltung klein bei und tat so, als handele es sich bei dem Schreiben in ihrem Namen um eine Fälschung.

Was für ein absurdes Theater! Vor 100 Jahren verbot man im damaligen Petrograd ebenfalls die Aushänge deutscher Firmen und die deutsche Sprache. Dann wurden die Deut-schen aus den Grenzgebieten ausgesiedelt, den Grundbe-sitz verbot man ihnen ganz – schließlich tobte der Erste Weltkrieg. Heute schreiben wir dagegen das Jahr 2014. Irgendwer scheint aber noch immer davon überzeugt zu sein, dass das heutige Deutschland der Nachfolger des Dritten Reiches sei. Dabei verarbeitet gerade Deutschland wie kein anderes Land seine Vergangenheit und entzieht dem Nazismus, wo auch immer er aufzutreten droht, den Nährboden.

Auch unbekannt dürfte den Petersburger Beamten sein, dass sich unter den Blokadniki Tausende Russlanddeutsche befanden. Sie hatten den schwersten Winter 1941 / 1942 überlebt, als die meisten Menschen starben, und wurden dann in den hohen Norden geschickt, um in der industriel-len Fischerei zu arbeiten. Die Gefühle dieser Menschen sind kein Gegenstand der behördlichen Fürsorge.

In diesen Tagen bin ich im Internet auf einen Artikel über mein Buch „Leningrader Deutsche“ gestoßen. Was die meisten Kommentatoren zum Thema der deutschen Blo-kadniki schrieben, hat mich erschüttert: Die Deutschen hätten riesiges Glück gehabt; man habe ihnen eine Chance zum Überleben gegeben, dabei wäre es richtig gewesen, „sie an Hunger verrecken zu lassen“, sie in der Stadt zu lassen und ihnen die Rationen zu kürzen.

Dr. Irina Tscherkasjanowa

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Nationalisten? Faschisten? Stalinisten? Feige verstecken sie sich hinter ihren Pseudo-nymen, sicher vor eventuel-len Verleumdungsklagen. Man kann natürlich einfach abwinken – Dummköpfe gibt es schließlich viele. Es sollte uns aber zu denken geben, ob wir ausreichend über das Schicksal der Russlanddeut-schen in den Kriegsjahren sprechen und über den Bei-

trag der Deutschen zur Entwicklung Russlands generell – nicht nur in den deutschen Zentren, sondern so, dass es alle Menschen in Russland hören.

(Aus „Moskauer Deutsche Zeitung“, Nr. 3/2014).

Von Anderssein zur Akzeptanz

Wer sind die „Bundesbürger russlanddeutschen Herkunft“ und was prägt ihre Identität?

Wer anders ist – ist fremd? Nicht unbedingt. Er kann ein integrativer Teil unserer Gesellschaft sein und trotzdem anders. Er kann zur einer anderen Schicksaalgemeinschaft gehören und trotzdem durch sein Dasein unseren Alltag vielfältigen und auch bereichern.

Diese Aspekte sind prägend für den Leitfaden des Buches von Dr. Viktor Krieger „Bundesbürger russlanddeutscher Herkunft. Historische Schlüsselerfahrungen und kollektives Gedächtnis“ (LIT VERLAG Dr. W. Hopf Berlin 2013, ISBN 978-3-643-12073-1). Die Ergebnisse seiner vieljährigen Erforschungs-arbeit haben Dr. Krieger zur Zusammenfas-sung mehrerer einzelner Publikationen zu einem Sam-melwerk geführt.

Schon beim Lesen des Titels möchte der Leser, sei er nun Laie oder Fachmann, mit der Diskussion über die Definition von Begriffen wie „Russlanddeutscher“ und ähnlichem be-ginnen. Aber, um es in einer wolgadeutscher Mundart aus-zudrücken: „sachtig“ – was ich als „ohne Eile und sachlich“. verstehe. Und das werde ich auch verfahren, lesend und blätternd, ein Kapitel nach dem anderen.

Dr. Viktor Krieger aus Heidelberg ist selbst Deutscher aus Russland, doch unterscheidet er sich in seiner Denkart von mehreren Autoren mit ähnlichem familiären und eth-nischen Hintergrund. Seine Schilderungen sind nicht gekennzeichnet als „Bittgesuche des Anerkennens der Opferrolle in der Geschichte“. Er stellt die Russlanddeut-schen als Teil der russischen, sowjetischen und deutschen Geschichte dar. Es sind Individuen, die leben und wirken, glauben und träumen wie ihre Mitbürger in der ehemaligen Sowjetunion oder in der moderner Bundesrepublik.

Schon als Aspirant in Nowosibirsk um 1986 in der Zeit von „Glasnost“ schrieb Krieger seine ersten Ausätze zum Thema „Deutsche in Russland, bzw. Sowjetunion“ und be-lieferte mit ihnen verschiedene Redaktionen und Institutio-nen in der UdSSR – einem im vor Zusammenbruch stehen-den totalitären System. Es gab für ihn keine Repressionen, am Anfang jedoch ständige Ablehnungen von Veröffentli-chungen. Langsam, aber sicher trug seine intensive Auf-klärungsarbeit unter der russischen und deut-schen Be-völkerung über nationale Probleme der UdSSR-Deutschen dennoch Früchte. Die Verdienste Kriegers belegen seine Briefe (die der Verfasser teilweise aufbewahrt hat) und die Artikel, die in mehreren russischen und deutschen Publi-kationen in der UdSSR erschienen.

Wie damals in der Sowjetunion, animiert Krieger auch heute durch seine Schriften, die Historiker, so manche Tabu-Themen anzufassen. Durch seine sachlichen Auftritte auf wissenschaftlichen Tagungen generiert er stets neue Impulse für den Forschungsprozess. Diese Facetten seines Wirkens spiegeln sich auch im „Bundesbürger russland-deutscher Herkunft“ wider. Und so betrachten wir dieses Werk als Fundus für die Historiographie der Russland-deutschen.

Die meisten Forscher schildern die Leidensgeschichte der Russlanddeutschen im allgemeinen: Be-schränkung der Bürgerrechte, Enteignungen der wohlhabenden Schichten und Zwangskollektivierung, politische Repressalien und Massendeportation... Es entsteht ein kollektives Bild, in dem die Individuen kaum eine Rolle spielen, obwohl es sich oft um Einzelschicksale handelt. Historisch korrekt, trotzdem mit einem Hauch der „einseitigen Opferrolle“.

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6 Veröffentlichungen

Im Aufsatz „Erster politischer Prozess gegen wolgadeut-sche Intellektuelle“ greift Krieger das Thema Verfolgung der Deutschen in den ersten Jahrzehnten der UdSSR auf. In jener Zeit waren Schauprozesse üblich, die der Staats-sicherheitsdienst, wie Krieger betont, fabrizierte, „um potenzielle Widersacher einzuschüchtern und aufgetre-tene Schwierigkeiten und Fehler als Werk der ‚Schädlinge’ darzustellen“. Dabei wurden nicht selten Vertreter fin-nisch-ugrischen Völker des Pan-Finnismus oder die der turksprachigen Völker des Pan-Turkismus beschuldigt.

Die „Akte 1930 - 32“, die sich mit Professor Georg Dinges und dem Volkskundler Peter Sinner als Hauptbeschuldigte befasste, entnahm Krieger, dass ihnen der Vorwurf des Pan-Germanismus gemacht wurde. Die Deutschen unter-lagen also demselben Schema der Verfolgung wie andere ethnische Minderheiten der Sowjetunion. In den Strudel wurden auch Nichtdeutsche wie Professor Anatoli Synopa-low, der in Heidelberg studiert und promoviert hatte, ge-zogen.

Die Beschuldigungen schienen so haltlos zu sein, dass die Sicherheitsorgane es bevorzugten, das Verurteilungspro-zedere durch ein internes Kollegium abzuwickeln. Und so bekamen Dinges und Synopalow je drei Jahre Verbannung und Sinner drei Jahre Gefängnis. Verglichen mit späteren Urteilen, waren das relativ milde Strafen. Fünf Jahre später fabrizierte man ähnliche Prozesse wie am Fließband, und die Urteile lauteten häufig „Tod durch Erschießen“.

Sachkundig schildert Dr. Viktor Krieger die vielfältigen For-men des passiven Widerstandes sowie des aktiven Protes-tes der Russlanddeutschen im totalitären Sowjetsystem. Seine Analyse der Germanophobie, des Identitätswandels der geschundenen Volksgruppe und deren Resignation zeigen eine Tragödie ungeheuren Ausmaßes.

„Bundesbürger russlanddeutscher Herkunft“ ist eine Lek-türe, die die Brisanz der historischen Hintergründe auf-zeigt und für viele Fragen die schonungslosen und trotz-dem korrekt formulierten Antworten liefert. In diesem Buch bekommen „weiße Flecken“ der russlanddeutschen Geschichte „Farbe und Ton“.

(VadW 3/2014 von Josef Schleicher, Bergisch Gladbach)

Bodenständig und idealistisch: russlanddeutsch

Robert Korn:Zwei Sänger von der Wolga. Georg Löbsack und Alexander Würz. Verlag Robert Burau, Lage (Westfalen) 2013, 315 S.

Das neue Buch von Robert Korn, dem ehemaligen Vorsit-zenden der Wolgadeutschen Landsmannschaft e.V., das pünktlich zum 250. Jubiläum der Ansiedlung seiner Vor-fahren an der Wolga erschien, ist „ein Versuch, die Namen Georg Löbsack und Alexander Würtz der Vergessenheit zu entreißen und der deutschen Öffentlichkeit zu präsentie-ren“. Vor neun Jahren hatte er mit demselben Ziel eine Reihe von Porträts prominenter Deutscher aus Russland veröffentlicht.

Der erste Teil ist dem Leben und Werk von Georg Samuel Löbsack (1893 - 1936) gewidmet, der in seinen Studien „Volksschicksal – nationaler Kulturgeist – Nation“ über fünf Generationen und 150 Jahre der deutschen Auswan-derer in Russland spricht. Seine Gedanken über den Kultur-geist der Deutschen, über Krieg und Frieden sind immer noch aktuell. Seine journalistischen Aktivitäten nach dem Prediger-Seminar im Wolgaland und später in Deutschland in Magdeburg, wo er versuchte, den Deutschen das Schick-sal der Wolgadeutschen näherzubringen, und Hilfe für die Hungerleidenden an der Wolga organisierte, sind bemer-kenswert. Sein Lebenswerk „Einsam kämpft das Wolgaland: Ein Bericht aus sieben Jahren Krieg und Revolution“ ist authentisch und gibt Einblicke in die Beziehung zwischen Deutschen und Russen, den von oben geschürten Deut-schenhass während des Ersten Weltkrieges. Robert Korn zitiert ihn: „Der Kampf um Bodenrecht und Volkstum hatte schon in den ersten Jahren der Ansiedlung begonnen. Die Überlieferung weiß aus jenen Jahren von großen Helden-taten der Kolonisten, friedlichen wie kriegerischen, zu be-richten. Mit der Niederschrift dieser Erfahrungen begann auch unsere kleine Volksliteratur.“

Da beide Wolgasänger begabt und gebildet waren, aber in keinem sowjetischen Lexikon erwähnt wurden, sind die Nachforschungen über ihr Werk sehr schwierig. Löbsack war schon sehr krank, als er 1936 nach Berlin ging, hat aber trotzdem noch viel geschrieben, und so ist es leichter, seine Gedankenwelt und literarischen Spuren zu verfolgen. Von den Versen des Alexander Würtz, den man als Volks-dichter bezeichnen kann, wurden einige nur im Ausland –

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vorwiegend in deutschsprachigen Blättern und Zeitschrif-ten in den USA – veröffentlicht, aber glücklicherweise ist vieles im Familienar-chiv geblieben, von seinen Kindern teil-weise auswendig gelernt worden; einige seiner einfachen und temperamentvollen Gedichte erschienen zur Zeit der Perestrojka in „Neues Leben“, Moskau.

Alexander Würtz, der vorwiegend unter dem Pseudonym Alexander Wolgaer veröffentlichte, wurde 1884 in Nieder-monjou an der Wolga geboren und kam schon mit 59 Jahren in dem berüchtigten Mariinsker Konzentrationslager ums Leben. Dem Lebenslauf, den er seinerzeit selbst in der NKW-Untersuchungshaft geschrieben hat, ist zu entnehmen, dass er an Hochschulen unterrichtet hat und vor seiner Ver-haftung im Jahre 1941 „wegen antisowjetischer Agitation“ an der pädagogischen Hoch-schule Swerdlowsk stellver-tretender Dekan der Fremdsprachenfakultät gewesen ist.

Er hat zur Zeit der Gründung der Wolgarepublik ab 1924 sehr viele enthusiastische Gedichte verfasst, in denen er seine Hoffnung auf neue Zeiten und neues Lebens aus-drückte, später viele plakative Gedichte über den Hunger an der Wolga, und genauso wie Löbsack im Ausland für seine Landsleute mit ihnen um Hilfe geworben und vielen dadurch das Leben gerettet. Der Verfasser des Buches schreibt über die Bedeutung des Dichters: „In den Gedich-ten, Humoresken und Prosa, die in diesem Buch thema-tisch geordnet worden sind, besingt Alexander Würz nicht nur die Natur und verschiedene Jah-reszeiten. Er hat auch seine wichtigsten Lebensstationen festgehalten und teil-weise die Geschichte der Wolgadeutschen aufgezeichnet.“

Der russlanddeutsche Dichter und Literaturkritiker Johann Warkentin warnte in seiner „Geschichte der russland-deutschen Literatur aus persönlicher Sicht“ die russland-deutschen Autoren vor Schwarzweißmalerei. Das Buch von Robert Korn beginnt mit einer polemischen Auseinan-dersetzung des Autors mit seinen Vorgängern, russland-deutschen Germanisten und Autoren, die – wie er selbst zugibt – „im Klima von Repressionen, Zensur und engen künstlerischen Dogmata der Vor- und Nachkriegszeit“ ge-arbeitet haben. „Da konnten von der offiziellen Linie ab-weichende Werke nur im Verborgenen oder im Ausland ent-stehen und existieren.“ Der Autor hat selbst sein halbes Leben das Schicksal der Russ-landdeutschen in der Sowjet-union geteilt und ist nicht als besonders aufmüpfig aufge-fallen. Jetzt genießt er die Meinungsfreiheit im Westen und schlägt im polemischen Eifer manchmal etwas über die Stränge.

Aber das Verdienst von Robert Korn ist, dass er versucht, eine Galerie von russlanddeutschen Intellektuellen hier bekannt zu machen, die eine große Rolle in der leidvollen Geschichte der Russland-deutschen spielten. Ihre Bedeu-tung wird mit den Jahren steigen – wie aus historischer Sicht, so auch für ihre Nachkommen bei ihrer Suche nach eigenen Wurzeln und Identität.

Wir, die Generation der Rückwanderer, gewinnen allmählich eine für die Geschichtsobjektivität notwendige Distanz. Wir werden oft als Brückenvolk bezeichnet. Nur ist eine Brücke kein schöner Ort zum Leben, viele Füße haben das Brücken-volk getreten, manch scheinpatriotische Parole ist an das Geländer dieser Brücke geschmiert worden. Die Russland-deutschen aber sind zäh und geduldig, und vielleicht kommt in 100 Jahren ein Enthusiast wie Robert Korn und versucht anhand von seinen und vielen anderen Überlieferungen ein neues farbiges Bild von unserer Generation zu malen.

Agnes Gossen-Giesbrecht (Kulturpolitische Korrespondenz)

Kurt Hein – Maler und Wortkünstler

Kurt Hein:„Dort damals“ (2013), Erzählungen mit Zeichnungen des Autors, 257 Seiten, ISBN: 978-3-73224-080-7

Nachdem 2005 das erste Buch mit Erzählungen von Kurt Hein in russischer Sprache erschienen ist, erfüllte er sich mit dem Buch „Dort damals“ in deutscher Sprache seinen Traum. Der Liebe zum Malen ist der Künstler und Kunst-lehrer Kurt Hein sein ganzes Leben treu geblieben. Schon in Deutschland entdeckte er in sich eine andere Leiden-schaft – das Schreiben: Er schreibt als ob er malt, inzwi-schen ist der Wortkünstler Hein Autor mehrerer Erzählun-gen und Buchpublikationen mit eigenen einzigartigen Illus-trationen. „Was die Literatur angeht, würde ich mich in die Kategorie ‚Mann mit einiger literari-schen Begabung‘ einordnen. Ich fühle mich in dieser Qualität ausgezeichnet“, verriet Hein in einem Interview. Spannende Geschichten, die aus dem Leben gegriffen sind, konnte Hein schon immer meisterhaft erzählen, erinnern sich seine Schüler.

Hein wurde 1935 im Dorf Jagodnoje (ASSR der Wolgadeut-schen) geboren. 1941 landete er im Zuge der Deportation in Kasachstan und drei Jahre später im deutschen Dorf Podsosnowo/Altairegion. Hier unterrichtete er seit 1963 Kunst in der Dorfschule und machte zwischendurch eine Ausbildung als Kunstlehrer und Kunstgrafiker in Omsk. Viele seine Schüler studierten nachher Kunst an verschiedenen Hochschulen, manche sind auch in Deutschland künstle-risch und pädagogisch tätig. Seit 1992 lebt und wirkt Kurt Hein in Bad Wünnenberg (NRW) – als Kunstlehrer und vielseitiger Kunstmaler.

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6 Veröffentlichungen

2002 wurde seine erste Erzählung veröffentlicht. Hein trat dem Literaturkreis der Deutschen aus Russland e.V. bei und schaute den erfahrenen Kollegen über die Schulter. „Unter meinen neuen Bekannten gab es Menschen mit lite-rarischer Bildung. Ich erwies mich als ein fleißiger und dankbarer Schüler: ich analysierte, dachte nach. Meine Erzählungen wurden immer kürzer und besser“, sagt Hein. Seitdem hat er mehr als 30 Erzählungen verfasst, in einer Sprache, die in ihrer Farbvielfalt und inhaltlicher Intensi-tät einzigartig ist. Auch sein heller Sinn für Humor spielte ihm in die Hand. In seinen Erzählungen greift er auf seine Lebenserfahrung und die seiner Landsleute zurück – dort wie hier und beschreibt die kostbaren Augenblicke seiner nicht immer wolkenfreien Kindheit und Jugend in der Kulun-da-Steppe.

Mehr über Kurt Hein, das Dorf Podsosnowo und die Pod-sosnowoer lesen Sie im Heimatbuch 2014.

(VadW 3/2014von Nina Paulsen)

Hugo Linck: Königsberg 1945–1948. Im Feuer geprüft

Zwei Berichte aus dem Leben der Restgemeinden nach 1945 in und um Königsberg. Herausgegeben von Hans Rothe

„Dieser Band enthält die beiden Berichte, die Pfarrer Hugo Linck nach seiner Ausweisung aus Königsberg (1948) ver-öffentlicht hatte (1950 und 1973). Pfarrer Linck war mit seiner Frau 1945 freiwillig im belagerten Königsberg bei seiner Gemeinde geblieben. Er betreute die deutschen evangelischen Christen im eroberten Ostpreußen. In ‚Pre-digtreisen’, langen Fußmärschen, suchte er sie im ganzen Umland auf, um die christlichen Handlungen – Taufe, Ein-segnung, Hochzeit, Beerdigung – zu feiern.

Nüchtern und sachlich beschreibt er, was die Menschen damals in der alten ostpreußischen Hauptstadt zu erleiden hatten. Gewalt, Hunger, Menschenfresserei, Seuchen. Und er zeigt die Hoffnung des Evangeliums. Dieses Leben der Bedrückten ist mit dem Urchristentum verglichen worden. Das Buch soll die Vergessenheit aufheben, in die Ostpreu-ßen nach 1945 geraten ist.“

Quelle: Peter Lang Verlang

Linck, Hugo: Königsberg 1945 - 1948. Im Feuer geprüft. Berichte aus dem Leben der Restgemeinden nach 1945 in und um Königsberg, Herausgegeben von Hans Rothe, Verlag Peter Lang, Frankfurt, 2013, gebunden, 309 Seiten, 21,0 x 14,8 cm, 520 g, 49,95 €, ISBN: 978-3-631-64823-0

Beata Halicka: Polens Wilder Westen

Erzwungene Migration und die kulturelle Aneignung des Oderraums 1945 - 1948

Halicka, Beata: Polens Wilder Westen. Erzwungene Migration und die kulturelle Aneignung des Oderraums 1945 - 1948.Paderborn, 2013. 393 Seiten, 21 s/w + 4 farb. Abb., Festeinband, 29,90 €, ISBN: 978-3-506-77695-2

„Die Übernahme der deutschen Gebiete östlich der Oder-Neiße-Grenze durch Polen war ein schwieriger Prozess der Neubesiedlung und Inbesitznahme einer vom Krieg stark zerstörten Region. Die Bezeichnung ‚Polens Wilder Westen’ stand damals für das herrschende Chaos und das im Oder-raum geltende ‚Recht des Stärkeren’. Das Zusammenkom-men von polnischen Zwangsarbeitern, Neusiedlern und Vertriebenen aus anderen Teilen Polens mit deutschen Ein-wohnern und Flüchtlingen bewirkt eine vorübergehende Begegnung von Deutschen, Polen und Angehörigen der Sowjetarmee. Deren Zusammenleben auf oft engem Raum war kompliziert. Doch in diesem östlichen ‚Wilden Westen’ gab es auch neue Freiheiten und die Möglichkeit, etwas von Grund auf Neues zu schaffen.

Kurt Hein

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Jenseits der bislang dominierenden Meistererzählungen – dem deutschen Vertriebenendiskurs und der polnischen Rede von den ‚Wiedergewonnenen Gebieten’ – schildert Beata Halicka die Geschichte vom Untergang einer alten und der Bildung einer neuen Grenzlandschaft – facetten-reich, mit großer Anschaulichkeit und aus der Sicht zahl-reicher Betroffener.“

(Ferdinand Schöningh Verlag)

Wolftraud de Concini: Böhmen hin und zurück

Mit Beiträgen von Milan Novák

„Der Zweite Weltkrieg geht am 8. Mai 1945 zu Ende. In den darauf folgenden Monaten werden die Angehörigen der deutschsprachigen Minderheit aus ihrer böhmischen Hei-mat, nun teil der neu gegründeten Tschechoslowakischen Republik, vertrieben. Dies der historische Hintergrund, vor dem sich ein entscheidendes Kapitel im Leben der Autorin abspielt. Denn Wolftraud de Concini ist eine von den drei Millionen ‚sudetendeutschen’ Heimatvertriebenen.

Jahrzehnte nach der Vertreibung kehrt sie in ihr Geburts-land Böhmen zurück: Anstoß zu einer Suche nach ihren Wurzeln, zur Suche nach Antworten auf die Frage, ob dieses Böhmen/Tschechien heute (wieder/noch) ihre Heimat ist, ob sie die Tschechen als Landsleute empfindet, ob sie von ihnen als Landsmännin empfunden wird. Sie beginnt sich zu erinnern, sucht alte Familienfotos und Papiere zusam-men, fängt an aufzuschreiben. In knappen, ›leisen‹, schein-bar leichten Texten geht sie heikle, schwerwiegende The-men an: Vertreibung, Heimatverlust und Entwurzelung, das Flüchtlingsleben und das lebenslange Anderssein, und ein tschechischer Autor, Milan Novák, der sich hier und da ein-schaltet, bringt neue Gesichtspunkte in ihre Aufzeichnun-gen. In kleinen, sehr privaten Geschichten klingt die ‚große’ Geschichte an, zu einem besseren Verständnis zwischen den Völkern.“

de Concini, Wolftraud: Böhmen hin und zurück.mit Beiträgen von Milan Novák, Weitra, 2014, 21 x 24 cm, 80 Seiten, vierfarbig, 15,00 €, ISBN 978-3-99028-281-6

(Verlag Bibliothek der Provinz)

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7 Anlagen

Anlage 1

Geschichte der Volksgruppe2014: Wichtige Daten russlanddeutscher Geschichte (1)

Mit dieser Rubrik will die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland wichtige und schicksalsträchtige Ereignisse und Daten aus 250 Jahren russlanddeutscher Geschichte in kurzen Texten durchleuchten und Hinweise zur weiter-führenden Literatur geben. In der ersten Folge werden die Leser an die historischen Ereignisse erinnert, die im Februar und März vor 210, 90, 70 oder 25 Jahren stattgefunden und die Geschichte der Volksgruppe maßgebend geprägt hatten.

1804: 210 Jahre Manifest des Zaren Alexander I. – deutsche Ansiedlung im Schwarzmeergebiet und im Südkaukasus

Infolge mehrerer erfolgreicher Feldzüge gegen die Osma-nen, die die russische Zarin Katharina II. im Süden des Russischen Reiches durchführte, eroberte Russland weit-räumige Landflächen am Nordufer des Schwarzen Meeres. Unter Alexander I. (Regierungszeit 1801 - 1825, Enkel der Katharina II.) wurde die Grenze bis zur Donaumündung er-weitert.

Anlagen7Zar Alexander I. nutzte die günstigen Anwerbungschan-cen, die infolge der napoleo-nischen Kriege (1792 - 1815) in Europa entstanden waren und öffnete die Grenze, womit er eine weitere große Einwan-derungswelle der Deutschen nach Russland auslöste. Wie sehr er darauf bedacht war, die Kolonisten für das Wohl seines Staates einzusetzen, bestätigen während seiner

Regierungszeit die rund 123 Ukase mit wichtigen Innova-tionen zum Zweck der Förderung des Kolonialwesens.

Schon in seinem ersten Manifest, dem Berufungsedikt vom 20. Februar 1804, verlagert sich der Schwerpunkt bei der Anwerbung von Ausländern von der Quantität auf die Quali-tät. Besonderen Wert legt das manifest auf Einwanderer, die gute Landwirte, Handwerker, Winzer oder Viehzüchter waren. Der Zar erwartete, dass „...gute Landwirte, die im Weinbau, in der Anpflanzung von Maulbeerbäumen ... oder die in der Viehzucht, besonders aber in der ... Zucht der besten Schafrassen Erfahrung haben...“ ins Land kommen würden, hieß es im Ukas.

Alexander I

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Die Einwanderer mussten schuldenfrei sein, eine Familie haben und 300 Gulden Bargeld vorweisen. Die Einwanderer bekamen anstatt 35 nun 65 ha pro Bauernhof zugewiesen. Weiterhin wurde ihnen zugesichert: freie Niederlassung und freie Religionsausübung, Freistellung vom Soldaten-dienst, Steuerfreiheit für 30 Jahre sowie eine Garantie, dass sie jederzeit in ihre Heimat zurückkehren können. Die Auf-sicht über die Kolonisten legte Alexander I. in die Hände von Herzog Richelieu (Odessa) und Samuel Kontenius (Jekatarinoslaw).

Bei dieser Einwanderungswelle (1804 bis ca. 1817) erfuhr insbesondere der südwestdeutsche Raum, vor allem das Württembergische Gebiet, die größte Auswanderungsbe-wegung nach Russland. Zwischen 1804 und 1824 kamen aus Elsaß, Baden, Pfalz und Württemberg sowie aus West-preußen (Danzig) über 20.000 Deutsche in das Schwarz-meergebiet und gründeten am Molotschnaja-Fluss (Halb-stadt), am Dnjepr (Josefstal, Chortitza), bei Nikolajew (Beresan), bei Odessa (Großliebental), am Kutschurgan (Selz), auf der Krim und bei Tiraspol (Glückstal) über 225 Siedlungen deren Anzahl bis 1897 auf 991 anwuchs.

Auch im Kaukasusgebiet entstanden Dutzende deutscher Kolonien. Besonders Südkaukasus war zu Beginn des 19. Jh. ein ersehntes Ziel vieler deutscher Auswanderer aus den süddeutschen Ländern. Viele Ausreisewillige glaubten, am Berg Ararat das gelobte Land anzutreffen, so wie es die Bibel beschrieben hatte. Andererseits war der Zar Alexan-der I. stark daran interessiert, den Südkaukasus zu besie-deln, weil dieses Gebiet zu den russischen Eroberungen jener Zeit gehörte. Seit 1817 erhielten 1.500 Familien mit ca. 9.000 Personen aus Schwaben die Genehmigung zur Ansiedlung in Südkaukasus, viele sind unterwegs den Krankheiten und Strapazen zum Opfer gefallen.

Mehr zum Thema lesen Sie im in den Heimatbüchern der Landsmannschaft (HB 1961, HB 1956, HB 1992/94).

1924: 90 Jahre Gründung der ASSR der Wolgadeutschen

Die Gründung der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepu-blik der Wolgadeutschen (ASSRdWD) war das höchste, was auch die deutsche Volksgruppe in der Sowjetunion zu erwarten hatte. Für die neuen Machthaber waren die Sied-lungsgebiete der Wolgadeutschen, in denen große Mengen von Getreide beschafft werden konnten, von lebenswich-tiger Bedeutung. Nicht von ungefähr kamen deshalb die Wolgadeutschen als erste Minderheit in den Genuss der verkündeten Autonomierechte. Im April 1918 wurde ein „Kommissariat für deutsche Angelegenheiten an der Wolga“ unter Leitung von Ernst Reuter geschaffen. (Ernst Reuter geriet während des I. Weltkriegs in russische Gefangen-schaft, wurde hier zum glühenden Kommunisten und als Volkskommissar an die Wolga geschickt. 30 Jahre später war er Regierender Bürgermeister von Berlin).

Am 19. Oktober 1918 unterzeichnete Regierungschef Wladimir Lenin per Dekret die Gründung der Arbeitskom-mune (des autonomen Gebiets) der Wolgadeutschen. Die wolgadeutschen Bauern mussten das Mehrfache an Lebensmitteln als landesweit üblich liefern. Diese rück-sichtslose Ausbeutung führte unter anderem dazu, dass die Arbeitskommune 1921 - 1922 von einer verheerenden Hungersnot am härtesten getroffen wurde. 1919 wurde Katharinenstadt in Marxstadt umbenannt. Doch die Haupt-stadtrolle fiel schon 1922 an das nahe, ukrainisch-russisch dominierte Pokrowsk, das der Autonomie angegliedert worden war. Gerüchtehalber soll Lenin persönlich die Ver-lagerung verfügt haben, um die Selbstverwaltung der Deut-schen, denen er nicht traute, gleich wieder zu stutzen.

Viktor Hurr „Im Kaukasus“

Karte der ASSR der Wolgadeutschen auf einem Stück Leder.

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Im Januar 1924 wurde die Arbeitskommune vom 11. Ge-bietskongress der Sowjets (6. - 10.1.1924) in die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen mit der Hauptstadt Pokrowsk umgewandelt und am 20. Februar 1924 per Dekret des Allrussischen Zentralexekutivkomitees bestätigt. 1931 erfolgte die Umbenennung von Pokrowsk in Engels. Hier waren die deutschen Kulturinstitutionen der Wolgarepublik beheimatet, darunter Hochschulen, Berufs-schulen, Zeitungen und Staatsverlage, das Deutsche Staats-theater (gegründet 1930), das Symphonieorchester (seit 1918) Symphonieorchester der Staatlichen Philharmonie der Wolgadeutschen, das Deutsche Lied- und Tanzensemble (vermutlich nach 1935 gegründet).

Auch die Erfolge der Landwirtschaft in der Republik waren beachtlich. Zu den bedeutenden Anbaukulturen gehörten Sommerweizen, Sonnenblume, Machorka (Tabak), Senf sowie Melonen- und Kürbisbau. Auch bei der Herstellung von Dieselmotoren (Marxstadt), Milchverarbeitung, Tabak-produktion, Knochenverarbeitung, Fleischproduktion und Sarpinka-Herstellung waren die das Wolgagebiet führend. Das Fleischkombinat in Engels gehörte z.B. zu den größten in der Sowjetunion.

Aber die Jahre der Sowjetmacht waren für die Wolgadeut-schen nicht nur durch die Autonomie und einen kurzen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung gekennzeich-net, sondern vor allem auch durch Leid, Repressionen und zahlreiche Opfer: die Hungersnot 1921 - 1922, die blutige Unterdrückung der Bauernaufstände, die Schließung der lutherischen und katholischen Kirchen, Verhaftungen und politische Repressionen und schließlich die massenhafte Deportation als Höhepunkt der Verfolgung.

Der Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR „Über die Übersiedlung der Deutschen, die in den Wolga-rayons wohnen” vom 28. August 1941 beschuldigte die Wolgadeutschen pauschal der Spionage und Kollaboration und bot einen formalen Grund zur Deportation. Nach dem Deportationserlass wurden etwa 433.000 Wolgadeutsche nach Sibirien und Kasachstan deportiert und die ASSRdWD aufgelöst. Das Territorium der Wolgarepublik wurde auf die benachbarten Gebiete verteilt.

Mehr zum Thema lesen Sie im in den Heimatbüchern der Landsmannschaft (HB1964, HB 1967/68).

1944: „Administrativumsiedlung“ – 70 Jahre Flucht der Schwarzmeerdeutschen in den Westen

Die deutsche Wehrmacht und die rumänische Armee stießen Anfang August 1941 zu den Dörfern bei Nikolajew und Odessa und im Herbst 1941 zu denen am Dnjepr vor. Nach der Niederlage bei Stalingrad zog sich die deutsche Wehrmacht zurück und verordnete eine sogenannte Admi-nistrativumsiedlung von rund 350.000 „Volksdeutschen“ aus Südrussland ins Wartheland, die aus den besetzten Gebieten der Sowjetunion von Oktober 1943 bis Mai 1944 meist in Form von Trecks vollzogen wurde.

Die Menschen auf den Trecks waren auf der langen Weg-strecke großen Strapazen und Gefahren ausgesetzt. Man-gelnde Bekleidung, Wetterunbilden, Krankheiten durch fehlende Hygiene und Erschöpfung, Überfälle durch Partisa-neneinheiten, Beschuss, Bombardierungen und Abschnei-den zurückgebliebener Treckteile durch die sowjetischen Truppen führten zu beachtlichen Verlusten an Menschen, Tieren und Material. In dieser Situation versuchte jeder auf eigene Faust in heilloser Flucht an die Grenzen des Reichs-gebietes zu kommen.

Für die Umsiedler wurden an den Übergangsstellen von Polen bis Österreich, vor allem im sogenannten Warthegau, Umsiedlungslager (auch Sammel- oder Auffanglager ge-nannt) eingerichtet. Die meisten Auffanglager befanden sich im Generalgouvernement und im Warthegau, sie waren mit Stacheldrahtumzäunung angelegt und wurden von der SS bewacht. Besondere Bedeutung erlangte der Warthegau für die Russlanddeutschen im Rahmen der „großen Russ-landaktion“ (so die NS-Propaganda).

Die in diesen Lagern ankommenden Menschen wurden zuerst entlaust, die Kleidung wurde desinfiziert, jede Um-siedlerfamilie wurde entsprechend der Personenzahl in Unterkünfte (Holzhäuser) eingewiesen, die Verpflegung er-folgte zentral aus Lagerküchen. Eine Umsiedlungskommis-sion registrierte die Neuzugänge nach Herkunft, Familien-stand, Beruf und Religion. Die mitgeführten Geldbeträge russischer Währung konnten auf einer Bank in deutsches Geld umgetauscht oder als Spareinlage abgegeben werden.

7 Anlagen

Der Große Treck.

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

In den Lagern konnte man sich einbürgern lassen, was viele Menschen auch taten. Entsprechend den angegebenen Berufen wurden die Familien auf die umliegenden Dörfer aufgeteilt, provisorisch untergebracht und zur Arbeit einge-setzt. Die endgültige Ansiedlung sollte zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Die wehrfähigen Männer wurden zur Wehrmacht, aber überwiegend zur Waffen-SS eingezogen und kamen nach einer kurzen Ausbildung an der Ostfront zum Einsatz, wo viele ihr Leben ließen.

Zu diesem Zeitpunkt war der Warthegau schon überfüllt. Die Aussichten auf polnische Höfe waren gering. Viele wur-den beim Stellungsbau der San-Weichsel-Linie eingesetzt. Die in den Lagern verbliebenen Deutschen wurden in Er-mangelung von Höfen als Landarbeiter verwendet. Die hier angesiedelten reichsdeutschen Kreisbauernführer (SS- und NSDAP-Männer) verlangten den Einsatz der Russland-deutschen, die an den Orten ihrer vorübergehenden An-siedlung als „Bolschewisten verschrien“ waren, in Industrie- und Großbetrieben; dort sollten sie unbezahlt, erst einmal arbeiten lernen. Die Masse der Russlanddeutschen, die nun als Landarbeiter auf den großen Gütern des Warthegaus untergebracht war, durchlief einen Prozess der äußeren und inneren Verelendung. Die bisherigen Dorfgemeinden, an deren Zusammenfügung die Vorväter dieser Menschen seit anderthalb Jahrhunderten gearbeitet hatten, und deren Zusammenhalt selbst die sowjetischen Hungerjahre, Ent-kulakisierung, Kollektivierung und Massendeportation nicht hatten auflösen können, waren nun unwiederbring-lich versprengt.

Schmerz, Empörung und offenen Protest löste unter den Russlanddeutschen insbesondere die Wegnahme der unter großen Mühen und über tausende Kilometer mitgeführten und geretteten Pferde und Rinder aus. Die Bauernführer ignorierten hingegen die Besitzerklärung der Russland-deutschen und stellten ihnen bei Beschlagnahme keine Quittung aus. Das bedeutete den endgültigen Verlust des mitgeführten Viehs.

Ein großer Teil der 350.000 russlanddeutschen Umsiedler in den Warthegau bzw. in das Generalgouvernement befand sich bei Kriegsende noch in Sammellagern. Etwa die Hälfte davon deportierte die Rote Armee nach Einmarsch in Polen nach Kasachstan und Sibirien. Der Rest flüchtete auf eigene Faust nach Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, wo viele von den Sowjets nach Kriegsende erfasst und in der 2. Jahreshälfte 1945 ebenfalls hinter den Ural abtranspor-tiert wurden, wo alle bis 1955 / 1956 im politischen Gewahr-sam in Arbeitslagern schuften mussten.

Mehr zum Thema lesen Sie im in den Heimatbüchern der Landsmannschaft (HB1966, HB 1985/89, HB 1997/98, HB 2001/02, HB 2003, HB 2004) sowie das Buch von Nelly Däs „Wolfe und Sonnenblumen. Der Zug in die Freiheit“ (1999), zu bestellen bei der Landsmann-schaft der Deutschen aus Russland (Stuttgart).

1989: 25 Jahre Gründung der Unionsgesellschaft der Sowjetdeutschen „Wiedergeburt“

Die Gründung der Unionsgesellschaft der Sowjetdeutschen „Wiedergeburt“ im März 1989 war einer der Höhepunkte der Autonomiebewegung in der Sowjetunion der Nach-kriegszeit. Die Grundlage dafür wurde bereits Jahrzehnte zuvor, durch die zwei Delegationen 1965, gelegt.

Nach aufwendiger Vorbereitungsarbeit kamen im April 1988 ca. 14 Vertreter verschiedener örtlicher Initiativgrup-pen der Autonomiebewegung nach Moskau und bildeten hier eine dritte Delegation der Sowjetdeutschen, um mit den Staats- und Parteibehörden des Landes Verhandlun-gen über die Lösung der Probleme der UdSSR-Deutschen zu führen. In kurzen Abständen folgten dann zahlreichere vierte (56 Personen) und fünfte (103 Personen) Delega-tionen, zu denen Aktive der Autonomiebewegung aus ver-schiedenen Regionen der Sowjetunion gehörten.

Der Zeitraum zwischen der 5. Delegation (Oktober 1988) und der Gründungskonferenz der „Wiedergeburt“ (März 1989) war nicht nur an organisatorischer Arbeit der Auto-nomieaktiven reich, aber auch an neuen Veröffentlichungen und Diskussionen in der Zentral- und Lokalpresse um die Probleme der Deutschen in der UdSSR. Die wichtigsten Veröffentlichungen über die Deutschen in der UdSSR, die einer breiten Leserschicht bekannt geworden sind, er-schienen in den zentralen Zeitungen und Zeitschriften im November 1988. Gegen Ende des Jahres kam auch der Durchbruch in der russischsprachigen Presse. Es gab da-mals kaum eine regionale bzw. lokale Zeitung, wo die Deut-schen kompakt lebten, die nicht über die Geschichte und Problematik der Volksgruppe schrieb.

Auf der Flucht.

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An der Wolga (Pallasssowka) wurde ein NL(Neues Leben)-Leserklub und in Slawgorod / Altai ein RF(Rote Fahne)- Leserklub gegründet. Zum ersten Mal seit 50 Jahren ver-sammelten sich die Deutschen, um ihre Probleme offen zu diskutieren. Auch in anderen Regionen fanden Versamm-lungen statt, auf denen die Probleme der Deutschen und ihrer Zukunft diskutiert sowie Aufträge und Vorschläge für die Gründungskonferenz der Unionsgesellschaft der Sowjetdeutschen erarbeitet wurden.

Am 29. - 31. März 1989 fand in Moskau im Konferenz-Saal des Polytechnischen Museums die Gründungskonferenz der Unionsgesellschaft der Sowjetdeutschen „Wiederge-burt“ statt. Sie wurde vom Vorsitzenden des Koordinations-zentrums, Heinrich Groth, eröffnet. Mit einer Grußanspra-che wandte sich an die Delegierten Johann Kronewald, der Ehrenvorsitzende des Koordinationszentrums. Die 146 Kon-ferenzteilnehmer kamen aus dem Wolgagebiet, aus Kasach-stan, Moldawien, Kirgisien, der Ukrai-ne, aus den Gebieten Omsk, Kemerowo, Nowosibirsk, aus der Altairegion und anderen Orten unseres Landes. Sie vertraten alle Alters-gruppen und Bevölkerungsschichten. Zum Schluss ver-abschiedete die Konferenz eine Resolution und erarbeitete Briefe an das ZK der KPdSU, den Obersten Sowjet der UdSSR sowie die Bevölkerung des Wolgagebiets. Bei der Pressekonferenz der Mitglieder des Koordinationszent-rums waren Vertreter von über 30 Massenmedien aus der Sowjetunion und dem Ausland anwesend.

Die Teilnehmer der Gründungskonferenz nutzten nach der Rückkehr aus Moskau jede Möglichkeit, um die Landsleute vor Ort über den Verlauf der Konferenz und ihre Ergebnisse zu informieren. In den nachfolgenden Monaten wurden in mehreren Regionen Zweigstellen der Wiedergeburt ge-gründet.

Wichtigstes Anliegen der „Wiedergeburt“ war die Wieder-herstellung der Autonomie an der Wolga. Die Frage der Autonomie wurde als der entscheidende Faktor angesehen, um die Deutschen zum Verbleiben in der damaligen Sowjet-union zu bewegen. Wie die Autonomie zu bewerkstelligen sei, wurde zum entscheidenden Brennpunkt. Der Flügel um den stellvertretenden Vorsitzenden Hugo Wormsbecher wollte sich zunächst mit der Autonomie ohne eigenes Ter-ritorium zufrieden geben. Anders dagegen der Flügel um den „Wiedergeburt“-Vorsitzenden Heinrich Groth, der die Wolgarepublik möglichst sofort und in den alten Grenzen wiederhergestellt wissen wollte. Mit der Forderung „Auto-nomie oder Ausreise“ sollte Druck auf die entsprechenden politischen Stellen ausgeübt werden.

Schließlich kam es innerhalb der Organisation zum Bruch. Im Juni 1991 organisierte sich die Gruppierung um Hugo Wormsbecher im „Verband der Deutschen der UdSSR“ neu. Heute leben die meisten „Wiedergeburt“-Aktiven in Deutschland.

Mehr zum Thema lesen Sie im eben erschienenen Heimatbuch 2014 im Beitrag von Josef Schleicher „An der Wiege der „Wiedergeburt“. Gründung der Unions-gesellschaft der Sowjetdeutschen vor 25 Jahren: Wahr-nehmungen eines Teilnehmers und Journalisten“.

(Zusammenfassung: Nina Paulsen, nach Publikationen der Landsmannschaft;

HFDR-Wandbildkalender 2013; Lindenblätter – Deutsche Auswanderungen,

Russland III, in VadW, März 2014)

„Reise von Münster nach Tagil“ – Einzelausstellung von Olga-Maria Klassen

Vor Kurzem wurde die Einzelausstellung von Olga-Maria Klassen im Museum für Darstellende Künste in Nischnij Tagil eröffnet. In drei Hallen werden nun Drucke der jungen Künstlerin, die in Nichnij Tagil und später an der Kunst-akademie in Münster studiert hat, präsentiert. Daher auch der Titel der Ausstellung „Reise von Münster nach Tagil“.

Die Kunsthistorikerin Elena Ilyina, stellvertretende Direk-torin für Wissenschaft am Museum für darstellende Künste in Nischnij Tagil, Mit-glied des Russischen Künst-lerverbandes, sagte dazu: „Die Ausstellung ist sehr fein-fühlig und meisterhaft ge-worden. Ehrlich gesagt, ich denke wirklich, dass Olga-Maria mittlerweile ein hohes Niveau auf dem Gebiet der Radierung, der Monotypie sowie der Komposition und des Umgangs mit Oberflä-chen erreicht hat.

7 Anlagen

Grafik von Olga-Maria Klassen. Foto Igor Meling

Russlanddeutsche Preis-trägerin Olga-Maria Klassen. Foto Igor Meling

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Rundschreiben Nr. 2� Juni�2014�

Sie vermag es, die feinsten Empfindungen wiederzugeben. Der Aufbau ihrer Werke ist fehlerlos. Sie versteht genau, wie sie plant und wie und wo die Linien eine in die andere übergehen. Heute beschäftigen sich nur noch wenige Künstler mit der klassischen Grafik. So kam es, dass die-ses Genre seine Höhe nicht erreichen kann, auch nicht in Nischnij Tagil, einem Ort, der schon immer für seiner Grafiken berühmt war. Die meisten Künstler haben sich neu orientiert, Olga-Maria aber konnte sich in diesem Genre behaupten und ihre eigene Sprache finden. Nicht zuletzt dank ihr wird in Nischnij Tagil die Tradition fortgeführt, die, wie ich finde, die besten Beispielen grafischer Kunst, wenn nicht überhaupt, so zumindest hier am Ural, vorweisen kann.“

Die Schülerin des hervorragenden Grafikers Evgeny Bort-nikov, dessen Werke vielfach international ausgezeichnet wurden und in verschiedenen Museen, sowohl in Russland als auch im Ausland, aufbewahrt werden, widmet ihre Aus-stellung heute der Erinnerung an ihren Lehrer.

Die Künstlerin führt hierzu aus: „Diese Ausstellung habe ich zusammen mit Evgeny geplant. Er fehlt mir heute sehr. Für die Ausstellung habe ich die Drucke ausgewählt, die ihm gefallen haben. Meistens sind es Radierungen zum Thema „Schiffe“. Zu diesem Thema gelangte ich 2008. Später wurde von mir die Examensarbeit ‚Netzwerk’ bzw. ‚Fischernetze’ angefertigt. Einige der Drucke aus der Serie werde ich nach der Aus-stellung dem Museum übergeben.“

Am Ende der Eröffnung überreichte der Vorsitzende des Tagiler Künstlerverbandes, Ivan Ancygin, Olga-Maria Klassen das Preisträger-Diplom.

Die Künstlerin dankt dem deutschen Jugendverband „Jugendring“ aus Moskau für die finanzielle Unterstützung des Projekts.

(www.rusdeutsch.ru vom Dezember 2013)

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Düsseldorf, Juni 2014

Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen

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