Landmarke 4 Rehberger Graben Geopunkt 4 - Harzregion · 2020. 2. 14. · Rehberger Graben Hier fi...

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® Rehberger Graben Hier finden Sie weitere Informationen zur Landmarke 4 – Brocken Landmarke 4 Geopunkt 4 Die Oder hat sich tief in den anste- henden Granit eingeschnitten und dabei an den Talrändern den Granit und seine Verwitterungsformen frei- gelegt. An der westlichen Talseite ist eine besondere Form der Gesteinszer- setzung zu beobachten. Der Verband des Granits ist dort bereits soweit aufgelöst, dass nur noch einzelne große Granitblöcke in einer sandigen Grundmasse schwimmen. Bei dieser Auflösung durch Wasser und Säuren wird das Gestein nicht an allen Stellen gleichmäßig aufgelöst. Vielmehr gibt es einzelne Bereiche, in denen die Auf- lösung schneller geht und die daher bereits zu Sand zerfallen sind. Ande- re Bereiche, die der Auflösung länger standhalten, sind heute in Form der Blöcke zu finden. Häufig liegen die einzelnen Blöcke übereinander und erinnern an Wollsäcke. Da eine solch tiefgründige Zerset- zung des Gesteins heute nicht mehr abläuft, gibt die Stelle einen Hinweis auf ein ehemals anderes Klima (feucht- subtropisch) im Tertiär. Bei dem An- schnitt handelt es sich um eine alte Sandgrube. Wird das Feinmaterial zwischen den Blöcken abgetragen, so bleiben nur die großen runden Granit- blöcke übrig, die unter anderem auf dem Weg vom Parkplatz bis zu die- sem Standort und im weiteren Oder- tal zu finden sind. Mit dem Granitgrus, der hier früher gewonnen wurde, haben die Bergleu- te z. B. die Trockenmauern des Reh- berger Grabens hinterfüllt und ge- sichert. Das gleiche Material wurde auch beim Bau des Oderteichdamms eingesetzt. Beide sind heute Bestand- teil der UNESCO-Welterbestätte „Berg- werk Rammelsberg, Altstadt von Gos- lar und Oberharzer Wasserwirtschaft“. Der Aufschluss befindet sich heute im Nationalpark Harz und darf daher nicht betreten werden. Text: Dr. Friedhart Knolle Fotos: Dr. Klaus George, Christiane Linke Konzeption und Design: DESIGN OFFICE Agentur für Kommunikation Sie stehen im Nationalpark und auch mitten im Anders als Nationalpark oder Naturpark sind Geoparke keine Schutzgebiete im Sinne des Naturschutzrechts. Dennoch tragen sie auch für den Schutz des geo- logischen Erbes Verantwortung. Darüber hinaus wird in Geoparken Erdgeschichte anschaulich und begreifbar gemacht. Gerade der Harz besitzt aufgrund seiner erdgeschichtlichen Entwicklung eine gro- ße geologische Vielfalt auf vergleichsweise engem Raum. Zu deren Vermittlung wurde ein flächendeckendes Netz von Landmar- ken und Geopunkten eingerichtet. Land- marken sind weithin sichtbare oder beson- ders bekannte Punkte des Geoparks. Die Landmarke der Nationalparkregion ist der Brocken. Rings um eine Landmarke wer- den verschiedene Geopunkte zum Besuch empfohlen. Genaueres dazu erfahren Sie in der Falt- blattserie zu den Landmarken, die z.B. im Nationalparkhaus Sankt Andreasberg oder im Nationalparkbesucherzentrum TorfHaus erhältlich ist. Die Nationalpark- verwaltung Harz und der Regionalverband Harz als Träger des Geoparks im Harz ar- beiten mit weiteren Partnern der Region im Geopark-Netzwerk zusammen. ® 545 495 443 417 358 296 251 142 65 2,6 HEUTE > 4 Mrd. Jahre Erdurzeit Erdneuzeit (Känozoikum) Tertiär Quartär Kreide Jura Trias Perm Karbon Devon Silur Ordovizium Kambrium Erdaltertum (Paläozoikum) Erdmittelalter (Mesozoikum) 200 You are standing in front of one of the most famous granite cliffs in the Harz Mountains – the Schierker Feu- ersteinklippe which means Schier- ke Flint Cliff. It consists of reddish Brocken granite shaped in the typi- cal forms of onion skin weathering characteristically developed in the Harz granites. The Brocken Granite is abt. 300 mil- lion years old and plays an interes- ting role in the geological history of the Harz. The Harz Mts. were for- med during the last 30 million ye- ars (Ma) as an uplifted crustal block. Deep reaching erosion removed the formerly deposited cover rocks – so the sedimentary and magmatic rocks of paleozoic age became ex- posed at the surface. This outcrop- ping rock pile of Paleozoic became folded and sheared intensely in the Hercynian (Variscan) Orogenesis or in modern sense by plate collisions in the Carboniferous (about 350 - 305 Ma). Magmatic melts were ge- nerated since the acid crust became stacked and thickened in course of the Variscan plate collisions. Gra- nitic, dioritic and gabbroid melts, generated in the middle and lower crust, invaded 295 million years ago to higher crustal levels. In this time, three oval shaped magmatic plutons were formed in the area of the Harz Mts. Welcome to the Rehberger Graben Wollsackverwitterung in der Sandgrube am Rehberger Graben Glimmer Quarz Feldspat Mio. Jahre Schema der Wollsackver- witterung des Granits, nach Wagenbreth & Steiner (1985) Der Granit Das Gestein ist einfach zu erken- nen. Seine hellrötliche Farbe und die rundlichen Verwitterungsfor- men sind typisch. Granite (von lat. granum = Korn) sind massige, re- lativ grobkristalline magmatische Tiefengesteine (Plutonite). Der Merksatz „Feldspat, Quarz und Glimmer, die drei vergess‘ ich nim- mer“ beschreibt die Zusammen- setzung des Granits. Das gesamte Brockengebiet ist aus Graniten und verwandten Gesteinen aufgebaut. Schafschur und Wollsack Europäische Geoparke Goslar Osterode a.H. Nordhausen Sangerhausen Halberstadt Quedlinburg 17 12 7 6 10 15 9 13 16 5 11 1 3 4 8 14 18 ® 2 Königslutter 28 20 27 Oschersleben

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    Rehberger Graben

    Hier fi nden Sie weitere Informationen zur

    Landmarke 4 – Brocken

    Landmarke 4Geopunkt 4

    Die Oder hat sich tief in den anste-henden Granit eingeschnitten und dabei an den Talrändern den Granit und seine Verwitterungsformen frei-gelegt. An der westlichen Talseite ist eine besondere Form der Gesteinszer-setzung zu beobachten. Der Verband des Granits ist dort bereits soweit aufgelöst, dass nur noch einzelne große Granitblöcke in einer sandigen Grundmasse schwimmen. Bei dieser Aufl ösung durch Wasser und Säuren wird das Gestein nicht an allen Stellen gleichmäßig aufgelöst. Vielmehr gibt es einzelne Bereiche, in denen die Auf-lösung schneller geht und die daher bereits zu Sand zerfallen sind. Ande-re Bereiche, die der Aufl ösung länger standhalten, sind heute in Form der Blöcke zu fi nden. Häufi g liegen die einzelnen Blöcke überein ander und erinnern an Wollsäcke. Da eine solch tiefgründige Zerset-zung des Gesteins heute nicht mehr

    abläuft, gibt die Stelle einen Hinweis auf ein ehemals anderes Klima (feucht-subtropisch) im Tertiär. Bei dem An-schnitt handelt es sich um eine alte Sandgrube. Wird das Feinmaterial zwischen den Blöcken abgetragen, so bleiben nur die großen runden Granit-blöcke übrig, die unter anderem auf dem Weg vom Parkplatz bis zu die-sem Standort und im weiteren Oder-tal zu fi nden sind.Mit dem Granitgrus, der hier früher gewonnen wurde, haben die Bergleu-te z. B. die Trockenmauern des Reh-berger Grabens hinterfüllt und ge-sichert. Das gleiche Material wurde auch beim Bau des Oderteichdamms eingesetzt. Beide sind heute Bestand-teil der UNESCO-Welterbestätte „Berg-werk Rammelsberg, Altstadt von Gos-lar und Oberharzer Wasserwirtschaft“.Der Aufschluss befi ndet sich heute im Nationalpark Harz und darf daher nicht betreten werden.

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    Sie stehen im Nationalpark und auch mitten im

    Anders als Nationalpark oder Naturpark sind Geoparke keine Schutzgebiete im Sinne des Naturschutzrechts. Dennoch tragen sie auch für den Schutz des geo-logischen Erbes Verantwortung. Darüber hinaus wird in Geoparken Erdgeschichte anschaulich und begreifbar gemacht.

    Gerade der Harz besitzt aufgrund seiner erdgeschichtlichen Entwicklung eine gro-ße geologische Vielfalt auf vergleichsweise engem Raum. Zu deren Vermittlung wurde ein fl ächendeckendes Netz von Landmar-ken und Geopunkten eingerichtet. Land-marken sind weithin sichtbare oder beson-ders bekannte Punkte des Geoparks. Die Landmarke der Nationalparkregion ist der Brocken. Rings um eine Landmarke wer-den verschiedene Geopunkte zum Besuch empfohlen.

    Genaueres dazu erfahren Sie in der Falt-blattserie zu den Landmarken, die z.B. im Nationalparkhaus Sankt Andreasberg oder im Nationalparkbesucherzentrum TorfHaus erhältlich ist. Die Nationalpark-verwaltung Harz und der Regionalverband Harz als Träger des Geoparks im Harz ar-beiten mit weiteren Partnern der Region im Geopark-Netzwerk zusammen.

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    of the Harz. The Harz Mts. were for-med during the last 30 million ye-ars (Ma) as an uplifted crustal block. Deep reaching erosion removed the formerly deposited cover rocks – so the sedimentary and magmatic rocks of paleozoic age became ex-posed at the surface. This outcrop-ping rock pile of Paleozoic became folded and sheared intensely in the Hercynian (Variscan) Orogenesis or in modern sense by plate collisions

    in the Carboniferous (about 350 - 305 Ma). Magmatic melts were ge-nerated since the acid crust became stacked and thickened in course of the Variscan plate collisions. Gra-nitic, dioritic and gabbroid melts, generated in the middle and lower crust, invaded 295 million years ago to higher crustal levels. In this time, three oval shaped magmatic plutons were formed in the area of the Harz Mts.

    Welcome to the Rehberger Graben

    Wollsackverwitterung in der Sandgrube am Rehberger Graben

    Glimmer Quarz

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    Mio. Jahre

    Schema der Wollsackver-witterung des Granits, nach Wagenbreth & Steiner (1985)

    Der GranitDas Gestein ist einfach zu erken-nen. Seine hellrötliche Farbe und die rundlichen Verwitterungsfor-men sind typisch. Granite (von lat. granum = Korn) sind massige, re-lativ grobkristalline magmatische Tiefengesteine (Plutonite).

    Der Merksatz „Feldspat, Quarz und Glimmer, die drei vergess‘ ich nim-mer“ beschreibt die Zusammen-setzung des Granits. Das gesamte Brockengebiet ist aus Graniten und verwandten Gesteinen aufgebaut.

    Schafschur und Wollsack

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