Larynx II: Messmethoden und experimentelle … · Seppi, lestu henti fyrir mig. [h n t ] Seppi,...

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12. Mai 2006 Sprachproduktion 1 Larynx II: Messmethoden und experimentelle Untersuchungen zur Stimmqualität und Abduktion Tine Mooshammer IPDS, Kiel, Mai 2006 Herunterladen: http://www.ipds.uni-kiel.de/Dokumente/ModulE/larynx2.pdf

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  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 1

    Larynx II: Messmethoden und experimentelle Untersuchungen zurStimmqualitt und Abduktion

    Tine Mooshammer

    IPDS, Kiel, Mai 2006

    Herunterladen: http://www.ipds.uni-kiel.de/Dokumente/ModulE/larynx2.pdf

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 2

    berblickStimmqualitt und Phonation

    Weitere Theorien zum Schwingungsverhalten der Stimmbnder

    Methoden: Laryngograph, Pneumotachograph, High Speed Filming

    Stimmqualitten: physiologische und akustische Messungen

    Lautstrke

    Register - Tonhhe

    Abduktion und AdduktionFiberoptik und Transillumination

    Aspiration und Stimmton in den Sprachen der Welt

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 3

    Phonation: Schwingungseigenschaften der Stimmlippen

    Vertikale Phasendifferenz: weshalb die Stimmlippen geschlossen werden und bleiben

    ffnungsphase: Stimmlippen unten weiter als oben konvergente Glottis

    Schlieungsphase: Stimmlippen unten enger als oben divergente Glottis

    Druck auf Glottis am grten bei konvergenter Glottis untersttzt vollstndige ffnung

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 4

    Phonation: Schwingungseigenschaften der Stimmlippen

    Aus Reetz 1999, S. 121

    Stimmlippen ffnen sich von unten nach oben: a) b) Nur noch die oberen Rnder berhren sich: c)

    Sprengung der Stimmlippen d)

    Unterer Teil der Stimmlippen zieht sich zusammen, da Bernoulli-Effekt; oberer Teil bewegt sich weiter aus-einander, da Massentrgheit e)

    Unten: Bernoullikraft gro, da Stimmlippen eng zusam-men; oben: maximale Aus-lenkung f)

    Unten: Stimmlippen verschlos-sen; oben Bewegung zueinander aufgrund Elastizitt und Kraft der unteren Teile g) h)

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 5

    Zwei-Massen-Theorie

    Aus Perkins & Kent 1986, S. 100

    titze_model.htmhttp://www.ncvs.org/ncvs/tutorials/voiceprod/tutorial/model.html

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 6

    Body-Cover Theorie

    1. Die uere Schicht (Cover)

    Nicht-muskulr (z.B. Schleimhaut, Bnder)

    Gelatineartige Konsistenz

    Spannungszustand nur passiv regelbar

    2. Die innere Schicht (Body)

    Im wesentlichen muskulr (internalthyroarytenoid)

    Daher Spannungszustand aktiv regelbar

    Unabhngige Regulierung der Spannung von Cover und Body

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 7

    Body-Cover Theorie: RegisterUnabhngige Regulierung der Spannung von Cover und Body

    Unterschied Brust- vs. Kopfstimme (modal vs. falsetto voice, Register):

    Bruststimme:

    1. Kontraktion CT Lngung und Spannung der Stimmlippen

    2. Kontraktion Vocalis Stimmlippenverkrzung bei grerer Masse Vergrerung der Steife von body und Reduktion der Steife von cover

    Falsettstimme:

    Nur Kontraktion des CT sehr dnne und lange Stimmlippen Steife von Body und Cover vergrert sich Flattern der ueren Schleimhautrnder (Verschluss der Stimmlippen durch Rckstellkrfte, nicht Bernoulli; kein vollstndiger Verschluss)

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 8

    Der Laryngograph

    Ein kleiner Strom fliet zwischen zwei Elektroden, die in derHhe der Stimmlippen um den Hals gebunden werden. Die Leitfhigkeit ist proportional zur Glottisffnung

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 9

    Aus Voice Quality: University College London

    Flieender Strom

    ThyroidElektrode

    Arytenoiden Bei offenerGlottis flietkaum Strom zwischen den Elektroden

    Stimmlippenkonfiguration und Strke des Stromsignals

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 10

    Das Lx (laryngographische) Signal

    Lx Zeitsignal

    3 5 6

    Signalstrke

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 11

    Die Lx-Geschwindigkeit (Lx')

    Je schneller sich das Lx-Signal ndert, umso grer istdie Lx-Geschwindigkeit

    http://www.ims.uni-stuttgart.de/phonetik/EGG/pagee2.htm#Figure18

    Lx

    Lx'

    Groe nderung, hoheGeschwindigkeit

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 12

    In der Forschung wurde gezeigt, da dieses Minimum im Lx'zum Beginn der Glottisffnung vorkommt

    Lx'

    Lx

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 13

    Die Phasen im Lx Signal

    t6

    Glottis maximal geschlossen: t1, t6Glottis maximal offen: t4Dauer der geffneten Phase: t2 t5Dauer der verschlossenen Phase: t0 t2

    Die Dauer und die Geschwindigkeit derSchlieungsphase sindwegen des Bernoulli-Effekts grsser als die Dauer derffnungsphase

    Lx

    Lx'

    offen

    geschlossen

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 14

    Modale Stimme

    Behauchte Stimme

    Knarrstimme

    Lx Signale und Stimmqualitt

    Kleine Amplitude des Lx Signals und kurzeSchlieungsphase

    UnregelmigeSchwingungen

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 15

    Behauchte Stimme

    vorne

    hinten

    Knarrstimme

    Der hintere Teil bleibt in derffnungsphase geschlossen

    Vorne bleiben die Stimmlippen stndigoffen

    Die Stimmlippensind kurz und schlaff

    Nur ein kleiner Teil derStimmlippen schliet sichin der Schlieungsphase

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 16

    Zusammenfassung: Laryngograph

    Vorteile: Einfache Handhabung, nicht invasiv Keine Beeintrchtigung der Artikulation

    Nachteile: Keine Eichung mglich Werte abhngig von der Versuchsperson ffnungszeitpunkt schlecht erkennbar, da das Signal

    kontinuierlich abnimmt und oft mucos bridgingauftritt

    Beeinflussung durch vertikale Kehlkopfbewegungen

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 17

    Pneumotachograph und inverse Filterung

    Oraler Luftstrom wird beeinflusst von den Resonanzeigenschaften des Ansatzrohres, da Quelle-Filter-Theorie

    Abbildungen aus Gobl (2003)

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 18

    Pneumotachograph und inverse FilterungFr die Schtzung des glottalen Luftstroms:Inverse Filterung (der umgekehrte Weg)

    Abbildungen aus Gobl (2003)

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 19

    Pneumotachograph und inverse FilterungZeitbereich:

    Abbildungen aus Gobl (2003)

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 20

    Pneumotachograph und inverse Filterung

    Abbildungen aus Marasek (1997), bzw. http://www.ims.uni-stuttgart.de/phonetik/EGG/frmst1.htm

    Open quotient: Verhltnis der geffneten Phase

    zur Periodendauer Hoch fr breathy voice Niedrig fr Knarrstimme und

    lautes SprechenSpeed quotient:

    Verhltnis der Verschliephase zur ffnungsphase

    Meist nach rechts geneigt, da sich die Stimmlippen schneller verschlieen als ffnen

    DC Flow: Hher bei breathy

    DC flowAC flow

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 21

    Hochgeschwindigkeitsfilme

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 22

    Stimmqualitt: Akustische Merkmale der Modalstimme

    Ein phonetisch stimmhafter Laut erzeugt periodischeSchwingungen im akustischen Zeitsignal

    Die Grundfrequenz = 1000/t Hz

    t ist die Dauer der Periode in Millisekunden

    fo = 1000/11.09 = 90,2 Hz

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 23

    Behauchte Stimme und Knarrstimme: Akustische MerkmaleModalstimmeKnarrstimme

    UnregelmigeSchwingungen, die alseine etwas rauheStimme wahrgenommenwerden

    Behauchte Stimme

    Das Zeitsignal ist einfacher, wodurch die phonetische Qualittdes Vokals nicht so deutlichwahrgenommen wird

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 24

    Lautstrke

    Speedquotient und open quotientkleiner

    Aus Perkins & Kent 1986

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 25

    Lautstrke

    Aus Reetz 1999, S. 126

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 26

    Tonhhe

    Aktivitt des CT und f0, aus Hirose 1997

    Abhngig von:

    1. Natrlicher Lnge und Masse der Stimmlippen

    2. Willentlicher Erhhung der Tonhhe:

    Myoelastische Anpassungen zur Erhhung der Tonhhe durch:

    Lngung der Stimmlippen durch CT Reduktion der Masse der Stimmlippen

    Kontraktion VocalisStimmlippen werden dicker und krzer aber auch steifer mechanischer Widerstand gegen groe ffnung krzerer Zyklus

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 27

    Aspiration

    Aus Hoole 1997

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 28

    Fiberoptische Laryngographie und Transillumination

    Mit der Kombination dieser Methoden kann die Flche derGlottisffnung gemessen werden

    Videokameramit Lichtquelle

    Biegsames Kabel frdie Lichtleitung und Kameraaufnahmen

    Das zwischen den Stimmlippendurchleuchtende Lichtwird von einemLichtsensor gemessen

    Das Licht scheintdurch die offeneGlottis (daherTransillumination)

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 29

    Aspiration

    Aus Hirose 1997

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 30

    Praspiration im Islndischen

    Aus Ladefoged & Maddieson 1996

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 31

    Praspiration im Islndischen

    Seppi, lestu breiddi fyrir mig.[prit]

    Seppi, lies ausbreiten fr mich.

    Seppi, lestu breytti fyrir mig.[priht]

    Seppi, lies nderte fr mich.

    Aus: Bombien, Lasse (2005) Eine experimentelle phonetische Untersuchung zu Stimmhaftigkeits-unterschieden bei Sonoranten im Islndischen. Magisterarbeit IPDS CAU Kiel.

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 32

    Stimmlose Sonoranten im Islndischen

    Seppi, lestu hendi fyrir mig.[hnt]

    Seppi, lies Hand fr mich.

    Seppi, lestu henti fyrir mig.[hnt]

    Seppi, lies wegwerfen fr mich.

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 33

    Photoglottogram

    Lx

    Ein Photoglottogram

    auf

    zuAkustisches Signal

    Das Ergebnis dieser Methode ist ein Photoglottogram, in demdie Hhe des Signals im Verhltnis zur Glottisffnung ist

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 34

    Entstimmung im Deutschen

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 35

    Stimmhaftigkeit, Plosive und Frikative

    Der Unterschied zwischen silbeninitialen stimmhaften und stimmlosen Plosiven hngt von der Dauer zwischen der Lsung vom Plosiv und dem Anfang der Stimmhaftigkeit ab - genanntVoice Onset Time oder VOT

    [tha] [da]

    VOTVOT

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 36

    Lsung des Verschlusses

    [da][tha]

    Beginn der Stimmhaftigkeit

    JederGlottisverschlussverursacht einesenkrechteMarkierung

    Spektrographische Analyse von VOT

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 37

    VOT Variationen

    < 0 ms 0 10 ms > 50 msVOT:Stimmlippenvibrieren

    Im Verschluss Gleich nachdem Verschluss

    MitVerzgerungnach demVerschluss

    Spanisch, Franz.

    Deutsch, Englisch

    d t

    d t

    (Fortis)

    (Lenis)

    Fortis/Lenis: Starke/weiche Verschlusslsung

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 38

    Besos(Kssen)

    Pesos (Geld)

    Bases (Grnde)

    Paces (Schritte)

    Stimmhaftes [b]: die Stimmlippen vibrierenim Verschluss

    Aspiriertes [ph]: lange VOT

    Englische und spanische Plosive

    [b]: keineVibration derStimmlippen imVerschluss

    [p]: die Stimmlippenvibrieren ab derVerschlusslsung

    Fortis

    Lenis

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 39

    spyNach /s/ (spy) oder// (Spalte) sindenglische und deutsche Plosive unaspiriert (VOT = 0 ms)

    [p]

    Nicht-aspirierte Plosive im Englischen und Deutschen

    Hier ist spy mit dem[s] weggeschnitten

    buy oder pie?

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 40Aufpassen auf MesserklingeHaare

    [bal] [pal] [phal]

    Plosive in Hindi

    Stirn

    [bal]

    1. Stimmhafter Verschluss

    2. Stimmhafte Aspiration

  • 12. Mai 2006 Sprachproduktion 41

    Hausaufgabe

    Aufgaben in fragen_larynx2.pdf Lesen: Kapitel 7: Acoustic Analysis of

    Phonation Types. In Ladefoged (2003), Phonetic Data Analysis

    Phonation: Schwingungseigenschaften der StimmlippenPhonation: Schwingungseigenschaften der StimmlippenZwei-Massen-TheorieBody-Cover TheorieBody-Cover Theorie: RegisterZusammenfassung: LaryngographPneumotachograph und inverse FilterungPneumotachograph und inverse FilterungPneumotachograph und inverse FilterungPneumotachograph und inverse FilterungHochgeschwindigkeitsfilmeLautstrkeLautstrkeTonhheAspirationAspirationPraspiration im IslndischenPraspiration im IslndischenStimmlose Sonoranten im IslndischenEntstimmung im DeutschenHausaufgabe