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L A T E X für die Bachelorarbeit Peter Hertel Fachbereich Physik Universität Osnabrück L A T E X ist das optimale Werkzeug für die Erzeugung strukturierter Doku- mente, insbesondere von Prüfungsarbeiten, die mathematische Formeln ent- halten. Wir führen vor, wie man grob und fein strukturiert, wie man mathe- matische Formeln setzt und Bilder sowie Tabellen einfügt. Auf Abschnitte, Formeln, Bilder oder Literaturangaben darf nur symbolisch verwiesen wer- den, damit das Dokument jederzeit ohne Mühe geändert werden kann. Die Bachelor-Arbeit sollte man als ein Projekt ansehen. Mit L A T E X kann man zuerst das Dokument als Pflichtenheft konzipieren und Schritt für Schritt verfeinern, bis das abzuliefernde Schriftstück fertig ist, das eigentliche Ziel der Bachelorarbeit. In diesem Text erörtern wir nur technische und arbeits- organisatorische Aspekte. Sprachliche Gesichtspunkte und wie man syste- matisch die Fachliteratur erschließt wurden bewusst ausgeklammert, weil das mit L A T E X nichts zu tun hat. 11. September 2014

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LATEXfür die Bachelorarbeit

Peter Hertel

Fachbereich PhysikUniversität Osnabrück

LATEX ist das optimale Werkzeug für die Erzeugung strukturierter Doku-mente, insbesondere von Prüfungsarbeiten, die mathematische Formeln ent-halten. Wir führen vor, wie man grob und fein strukturiert, wie man mathe-matische Formeln setzt und Bilder sowie Tabellen einfügt. Auf Abschnitte,Formeln, Bilder oder Literaturangaben darf nur symbolisch verwiesen wer-den, damit das Dokument jederzeit ohne Mühe geändert werden kann. DieBachelor-Arbeit sollte man als ein Projekt ansehen. Mit LATEX kann manzuerst das Dokument als Pflichtenheft konzipieren und Schritt für Schrittverfeinern, bis das abzuliefernde Schriftstück fertig ist, das eigentliche Zielder Bachelorarbeit. In diesem Text erörtern wir nur technische und arbeits-organisatorische Aspekte. Sprachliche Gesichtspunkte und wie man syste-matisch die Fachliteratur erschließt wurden bewusst ausgeklammert, weildas mit LATEX nichts zu tun hat.

11. September 2014

Inhaltsverzeichnis

1 LATEX- a Document Preparation System 31.1 Aufbau eines Dokumentes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31.2 Vom Quellkode zum Ausdruck . . . . . . . . . . . . . . . . . 41.3 Grob-Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51.4 Übungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

2 Text, Formeln und Makros 82.1 Laufender Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82.2 Formeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92.3 Makros . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102.4 Übungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

3 Bilder, Tabellen, Literaturverzeichnis 133.1 Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133.2 Tabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153.3 Kommutative Diagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163.4 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173.5 Übungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

4 Verschiedenes und Prüfungsarbeit 194.1 Untergliederte Abschnitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194.2 Listen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

4.2.1 Nummerierte Listen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194.2.2 Aufzählung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204.2.3 Quellkode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

4.3 Fußnoten und Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224.4 Anfängerfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224.5 Unsichtbarer Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234.6 Überprüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

A Titelseite 25

B Makros und Voreinstellungen 27

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1 LATEX- a Document Preparation System

LATEX ist ein Programmpaket für die Erzeugung logisch strukturierter Tex-te. Verkürzt ausgedrückt: mit LATEX wird ein Dokument nicht geschrieben,sondern programmiert. Abschnitte, Literaturverweise, Seiten und so wei-ter dürfen nicht mit ihrem optischen Erscheinungsbild angesprochen werden(falsch: Seite 52, Unterabschnitt 4.6, Formel 2.18 und so weiter), sondernmit Verweisen darauf. Ein logisch strukturierter Text kann jederzeit verän-dert werden, so dass sich alle Verweise konsequent mitverändern. Wenn auchnoch mathematische Formeln ins Spiel kommen, führt an LATEX kein Wegvorbei. Es ist das ideale Werkzeug für die Erstellung logisch strukturierterDokumente, zum Beispiel einer Bachelorarbeit in Physik. Zuerst wird einPflichtenheft geschrieben, das sich Schritt für Schritt in das abzulieferndeDokument verwandelt. Man spricht in diesem Zusammenhang vom top-downapproach oder von der Methode der schrittweisen Verfeinerung.

1.1 Aufbau eines Dokumentes

In LATEX werden alle Formatierungsanweisungen in Klartext in das Doku-ment geschrieben. Um eine Seite mit der Begrüßung ’Hallo, Osnabrück’ zuerzeugen, schreibt man

1 % this file is test.tex2 \documentclass[a4paper,11pt]article3 \usepackage[latin1]inputenc4 \usepackage[T1]fontenc5 \usepackagelmodern6 \usepackage[ngerman]babel7 \begindocument8 Hallo, Osnabrück!9 \enddocument

Die Zeilennummern gehören natürlich nicht zum Text.Zeile 1 ist ein Kommentar. Er steht nur im Quellkode und hat keinen Einflussauf das Dokument.Zeile 2 kündigt an, dass das Schriftstück ein Artikel ist. Er soll im Seiten-format DIN A4 gesetzt werden, und zwar in einer 11-Punkte-Schrift. Weiles sich um einen Artikel handelt, wird in Abschnitt, Unterabschnitt, Unter-Unter-Abschnitt und so weiter gegliedert. Hätte man report statt articlegeschrieben, dann finge die Untergliederung mit Kapitel, Abschnitt, Unter-abschnitt und so weiter an. Die Bachelor-Arbeit sollte man als einen Artikelansehen.LATEX gibt es für fast alle Betriebssysteme in fast allen Abarten. Diese unter-scheiden sich unter anderem dadurch, wie Zeichen durch Zahlen dargestellt

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werden. Voreingestellt ist die ASCII-Kodierung1. Um deutschen Text ohneVerrenkungen zu schreiben, muss man die Zeile 3 einfügen, wenn man un-ter Windows- oder Linux arbeitet. Dann gibt es auch ä,ö,ü,Ä,Ö,Ü,ß und soweiter.Die beiden folgenden Zeilen regeln, welche Zeichensätze verwendet wer-den soll. Wenn man sie wegläßt, wird ein ä als a mit zwei Pünktchendarüber dargestellt. Das hat Konsequenzen: ein Wort wie ’Abänderung’kann dann nicht mehr automatisch getrennt werden, weil der Befehle ’setzezwei Pünktchen über das nächste Zeichen’ eingebaut wird. Die Anweisung\usepackagelmodern lädt echte Postscript-Fonts, die beliebig vergrößertwerden können. Lässt man die Zeile weg, werden Pixel-Fonts verwendet.Man bemerkt das am Bildschirm allerdings nur dann, wenn eine Stelle ex-trem vergrößert wird.Zeile 5 ordnet an, dass die Regeln der neuen deutschen Rechtschreibungzur automatischen Silbentrennung benutzt werden sollen. Außerdem wirdTable of Contents in Inhaltsverzeichnis übersetzt, Bibliography in Literatur-verzeichnis, und so weiter. babel spielt auf die Sprachverwirrung an, mitder Gott den Hochmut der Babylonier bestraft hat, die einen Turm in denHimmel bauen wollten.Alles, was bis jetzt beschrieben worden ist, bildet die Präambel, den Vor-spann. Das sind Anweisungen, wie das Dokument aussehen soll. Der Inhaltdes Dokumentes ist in \begindocument . . . \enddocument eingeschlos-sen. Das ist hier lediglich die Zeile 8.

1.2 Vom Quellkode zum Ausdruck

Ursprünglich hat das TEX-Programm, auf das sich LATEX stützt, den Quell-kode in eine .dvi-Datei umgewandelt, eine vom Ausgabegerät unabhängigeDarstellung. Diese besteht aus einer Folge von Anweisungen wie ’drucke ander Stelle x y ein Zeichen, das im Zeichensatz f unter Position p zu findenist’ sowie ’beginne eine neue Seite’. Es gibt Programme, die eine .dvi-Dateiauf den Bildschirm bringen oder für einen bestimmten Drucker aufbereiten.Diese Zeiten sind vorbei. Heute ist das portable document format .pdf derStandard, mit dem Dokumente auf allen möglichen Ausgabegeräten darge-stellt werden können, vom schlechten bis zum guten Bildschirm, vom Tin-tenstrahldrucker bis zur Hochleistungsdruckmaschine. Ich empfehle daherdringend, nur noch mit dem Programm pdflatex zu arbeiten. Damit wirdaus dem Quellkode direkt, also nicht über Umwege, eine .pdf-Datei erzeugt,das eigentliche Dokument.Unter einem Windows-Betriebssystem sollte man MikTeX verwenden zu-sammen mit WinEdt. MikTeX ist frei erhältlich, und für WinEdt hat die

1American Standard Code for Information Interchange

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Universität eine Campus-Lizenz. MikTeX lädt automatisch fehlende Paketenach, also fängt man am besten mit der kleinsten Ausgabe an. WinEdt istauf MikTeX abgestimmt.Ich selber arbeite unter Linux (Ubuntu) mit TeXLive. Es gibt mehrere daranangepasste Arbeitsumgebungen, ich verwende TexWorks, das auf Unicodevoreingestellt ist.In WinEdt legt man das Stammdokument (ein Projekt) fest und kompi-liert es mit ’PDFTexify’. Das führt zu mehrfachen Durchläufen und endetim Erfolgsfall mit dem Aufruf des Acrobat-Reader. TexWorks–auch unterWindows oder dem McIntosh-Betriebssystem–kommt ohne Adobe aus. Manschreibt in der ersten Zeile einer Datei% !TeX root = lt.tex

und bestimmt so, dass lt.tex das Stammdokument sein soll.

1.3 Grob-Gliederung

Wir reden ab jetzt über den Inhalt, das, was zwischen \begindocument. . . \enddocument kommt. Den Inhalt sollte man auf verschiedene Dateienverteilen. Als Faustregel gilt: jeder Abschnitt bekommt seine eigene Datei.Mit dem \input-Befehl wird dem Dokument der Inhalt der angegebenenDatei zugefügt2. Die Bachelor-Arbeit könnte so aussehen:

1 % this file is nnba.tex2 \documentclass[a4paper,11pt]article3 \usepackage[latin1]inputenc4 \usepackage[T1]fontenc5 \usepackagelmodern6 \usepackage[ngerman]babel7 \usepackagemoreverb8 \setlength\parindent0mm9 \setlength\parskip1mm10 \begindocument11 \inputnnba_ts % Titelseite12 \newpage13 \tableofcontents14 \newpage15 \inputnnba_el % Einleitung16 \inputnnba_th % Theoretische Überlegungen17 \inputnnba_ma % Messaufbau18 \inputnnba_me % Messergebnisse19 \inputnnba_de % Diskussion der Ergebnisse

2Fehlt die Erweiterung, wird .tex angenommen.

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20 \inputnnba_zf % Zusammenfassung21 \inputnnba_li % Literatur22 \appendix23 \inputnnba_ap % Anhang24 \enddocument

Wenn Sie Nora Nöther heißen, dann ist nn das Kürzel dafür. nnba steht fürdie Bachelor-Arbeit von Nora Nöther.Die Präambel haben wir schon erklärt. Die zwei \setlength-Befehle ordnenan, dass ein neuer Paragraph nicht eingerückt, sondern durch einen zusätz-liche Leerraum von einem Millimeter abgetrennt werden soll.Das Dokument selber besteht aus Dateien für die Titelseite, einem automa-tisch erzeugten Inhaltsverzeichnis und weiteren Dateien für die Einleitungund so weiter. Der Befehl appendix schaltet auf eine neue Numerierung mitA, B . . . um.Ja, das ist alles. Man muss nur noch diesen Rahmen mit Inhalt füllen, abervom ersten Tag an hat man eine noch nicht ganz vollständig Bachelor-Arbeitvor sich, die Schritt für Schritt zu verbessern ist. Sie sollten mit Ihrer Pro-fessorin oder ihrem Professor gleich bei der Ausgabe des Themas der Ba-chelorarbeit auch über die Gliederung in diesem Sinne sprechen. Schon eineStunde später können Sie anfangen und die Pflichten notieren.In diesem Vorstadium sieht beispielsweise die Datei nnba_ma.tex so aus:

1 % this file is nnba_ma.tex2 \sectionMessaufbau

Mehr nicht, aber sie trägt schon zum Inhaltsverzeichnis bei. Außerdem stehtdie Aufgabe fest, den Messaufbau zu beschreiben.

1.4 Übungen

• Erzeugen Sie ein Dokument test.tex, das einen Artikel in 11-Punkte-Schrift auf DIN A4-Seiten darstellt. Der Inhalt soll ’Hallo, Osnabrück’sein.

• Vergrößern Sie die Darstellung test.pdf auf dem Bildschirm. Handeltes sich um eine Pixel-Schrift?

• Kommentieren Sie die Anweisung \usepackage[latin1]inputencaus. Ist das ü noch zu sehen?

• Kommentieren Sie die Anweisung \usepackagelmodern aus. Ver-größern Sie das Schriftbild, so weit es geht.

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• Erzeugen Sie einen Rohbau Ihrer Bachelor-Arbeit, indem Sie die Dateinnba.tex und die darin angesprochenen ’Rohlinge’ nnba_ts.tex undso weiter anlegen. Natürlich sollten Sie nn durch Ihr Namenskürzelersetzten. Heben Sie die Dateien auf, Sie werden sie noch brauchen.

• Erzeugen Sie nun das Dokument nnba.pdf. Sehen Sie sich die Dateien.log und .aux an.

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2 Text, Formeln und Makros

Text wird einfach so in die Quelldatei geschrieben. Dabei sind aber eini-ge Regeln zu beachten. Mathematische Formeln sind die große Stärke vonLATEX, es wird dabei von keinem anderen Programmpaket übertroffen. Wirführen auch in die Makro-Programmierung ein.

2.1 Laufender Text

Laufender Text wird in Paragraphen untergliedert. Jeder Paragraph erläu-tert einen Gedanken. Paragraphen werden durch eine Leerzeile getrennt.Mehrere Leerzeilen werden zu einer zusammengezogen.Paragraphen bestehen aus Sätzen, die durch einen Punkt, ein Fragezeichenoder ein Ausrufungszeichen abgeschlossen werden.Sätze bestehen aus Wörtern, die durch Leerzeichen oder Satzzeichen (Kom-ma, Semikolon, Gedankenstrich) getrennt werden. Mehrere Leerzeichen wer-den zu einem zusammengezogen. Auch der Zeilenumbruch im Quellkode wirdwie ein Leerzeichen behandelt.Jeder Paragraph wird erst einmal als eine lange Zeichenkette aufgefasst.Diese Zeichenkette muss entsprechend der Papierbreite abzüglich Ränder inZeilen zerlegt werden (Zeilenumbruch). Dabei zieht LATEX zuerst die Leer-zeichen heran. Wenn das nicht klappt, werden Wörter in Silben getrennt.Wenn auch das nicht funktioniert, weil beispielsweise ausländische Buchsta-ben ein Wort untrennbar machen, dann ergibt das eine zu lange Zeile sowieeine Warnung overfull hbox.Die voranstehende Zeile ist ein Beispiel. Ich habe die Warnung vor einer zulangen Zeile als ’wörtlich zu nehmen’ in das Manuskript gemäß \verb!overfull hbox!geschrieben und damit untrennbar gemacht.Mithilfe von \- kann man der Silbentrennung nachhelfen. Sie sollten erst ineinem sehr späten Stadium davon Gebrauch machen: ändert sich der Text,müssen auch die Wörter an anderen Stellen getrennt werden. Magnetfeld-anomalie ist ein Wort (Mag\-net\-feld\-a\-no\-ma\-lie), mit dem dieautomatische Silbentrennung möglicherweise überfordert ist. Hier übrigensnicht!Manchmal soll ein Leerzeichen nicht zum Zeilenumbruch herangezogen wer-den, so wie in DIN A4. Man muss dann im Quelltext DIN~A4 schreiben. DieTilde steht für ein Leerzeichen zwischen den Teilen, aber diese Teile blei-ben beim Zeilenumbruch beisammen. 40~cm oder 32.14~USD sind weitereBeispiele für ein trenngeschütztes Leerzeichen.Man muss zwischen dem Bindestrich, dem ’von-bis’-Strich und dem Gedan-kenstrich unterscheiden, von einem bis drei Minuszeichen im Quelltext.Lithiumniobat-Kristall führt zu Lithiumniobat-Kristall.

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1922–1926 schreibt man als 1922--1926.Der Takt einer Uhr---sagt Einstein---wird verlängert. sieht dannso aus: Der Takt einer Uhr—sagt Einstein—wird verlängert.Einige Zeichen, nämlich $ & %#_ , haben eine besondere Bedeutung undmüssen als \$ \& \% \# \_ \ \ geschrieben werden, so wie in 32.14~\$.Und das sind zusammengefasst die Besonderheiten für laufenden Text

• Paragraphen werden durch Leerzeilen getrennt.

• Leerzeichen, Zeilenende und Satzzeichen trennen Wörter.

• Für ein trenngeschütztes Leerzeichen schreibt man ~.

• Ein, zwei oder drei Minuszeichnen stehen für den Bindestrich, für ’vonbis’ und den Gedankenstrich.

• \- bezeichnet eine Stelle für die Silbentrennung.

• Sonderzeichen werden als Kommando (also mit einem Rückwärtsschräg-stricht) geschrieben.

Will man Text hervorheben, sollte man \emphhervorheben schreiben.Unterstreichen wird durch \underlineUnterstreichen bewirkt.

2.2 Formeln

Mathematische Formeln kann LATEX besser setzen als jedes andere Pro-gramm. Dabei genügen erstaunlich wenig Regeln und Vokabeln.Mathematik im Textmode ist in $...$ einzuschließen3. Es muss heißen: csteht für die Lichtgeschwindigkeit, nicht c, das ist ein typischer Anfänger-fehler. Im Quelltext also: $c$.$E=mc^2$ führt auf E = mc2.$\beta_1+\beta_2$ erzeugt β1 + β2. Die griechischen Buchstaben werdenals Kommandos so geschrieben, wie sie im Englischen (und meistens auchim Deutschen) heißen. \mu und \nu stehen für µ und ν, also mü und nü.Große griechische Buchstaben werden groß geschrieben, so wie \Gamma oder\Omega, das ergibt Γ und Ω.Das Makro4 \int produziert ein Integral, \frac...... einen Bruch.Die folgende abgesetzte Formel

I =∫ b

adx

sin(x)√1 + x4

3Donald Knuth, der das Satzsystem TEX konzipiert und programmiert hat, wählte dasDollarzeichen, weil das Setzen mathematischer Formeln sehr teuer ist.

4Siehe den nächsten Unterabschnitt

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wurde durch

1 $$2 I=\int_a^b dx\,\frac\sin(x)\sqrt1+x^43 $$

erzeugt.Abgesetzte Formeln ohne Formelnummer werden in $$...$$ eingeschlossen.\, erzeugt einen kleinen Zwischenraum. Der Bruch hat zwei Argumente,nämlich Zähler und Nenner. Im Zähler kommt die Sinusfunktion \sin vor,im Nenner die Wurzelfunktion \sqrt.Abgesetzte Formeln mit Formelnummer werden gemäß

I =∫ b

adx

sin(x)√1 + x4

(1)

gesetzt und fortlaufend nummeriert. Hier der Quellkode dafür:

1 \beginequation2 \labellt_tfm:13 I=\int_a^b dx\,\frac\sin(x)\sqrt1+x^44 \endequation

Ich empfehle dringend, abgesetzte Formeln immer zu nummerieren, $$...$$also nur ausnahmsweise zu benutzen. Nummerierte Formeln kann man imlaufenden Text zitieren, aber man muss das nicht. Die Entscheidung, ob eineabgesetzte Formel zitiert werden soll, fällt oft erst viel später, daher ist esbesser, alle zu nummerieren.In den Quellkode für obige Formel habe wir \label... eingefügt. Da-mit gibt man der Formel einen Namen. Später kann man im QuelltextFormel~(\reflt_tfm:1) schreiben, das wird in Formel (1) übersetzt.Werden neue Formeln eingeführt, dann ändern sich auch deren Nummern.Der Text wird jedoch konsequent abgeändert. Also: Formeln immer überden label... und \ref... zitieren! Das gilt auch für Literaturverwei-se, Seitenzahlen, Abschnitte und so weiter.Jeder anständige Editor für TEX oder LATEX, wie zum Beispiel WinEdt, hilft,die vielen mathematischen Symbole und Konstrukte einzugeben. Wir führensie daher hier nicht an, weil nicht jeder alle braucht.

2.3 Makros

Makros sind Befehle, sie beginnen mit einem Rückwärtsschrägstrich, gefolgtvon Buchstaben. Der erste Nicht-Buchstabe beendet das Makro. \today istein Beispiel, es produziert 11. September 2014. LATEX ist nichts anderes alseine Sammlung von Makros, aber was für eine!

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Es gibt ein Makro \newcommand, mit dem man neue Makros definieren kann.Hier ein wichtiges Beispiel5:

1 \newcommand\EQ[3]2 \beginequation3 \label#14 #25 \;#36 \endequation7

Zeile 1 besagt, dass ein neues Makro EQ definiert wird. Es hat drei Argumen-te. Das erste ist ein Name für die Formel, das zweite die Formel selber, dasdritte soll das Satzzeichen am Ende der Formel sein. Beispielsweise könnenwir nun \EQlt_tfm:3E=mc^2. schreiben und erhalten

E = mc2 . (2)

\; steht für einen größeren Zwischenraum vor dem Satzzeichen.Das Makro sollte man in die Präambel aufnehmen, damit es im gesamtenDokument verwendet werden kann. Es ist üblich, eine Datei mit der Endung.sty anzulegen6, beispielsweise private.sty, in der man alle privaten Ma-kros sammelt. Diese Stil-Datei wird mit Hilfe von \inputprivate.sty inder Präambel eingebunden, also vor \begindocument.Hier ein anderes Makro, mit dem man auf benannte abgesetzte Gleichungenzugreifen kann:

1 \newcommand\ER[1]2 (\ref#1)3

Wir schreiben Gleichung\ERlt_tfm:3 und erhalten Gleichung(2) im Text.Es ist bewährte Praxis, die Gleichungen in einer Datei durch den Dateinamenund fortlaufende Zahlen (getrennt durch einen Doppelpunkt) zu benennen.Muss man später nach :3 neue Gleichungen einfügen, kann man diese mit:3a, :3b und so weiter bezeichnen.Ein anders wichtiges Makro, dass ich sehr oft verwende, betrifft fett gedruck-te Symbole in Formeln. Sie sollen Vektoren darstellen.

1 \newcommand\MB[1]2 \mbox\mathversionbold$#1$3

5LATEX-Makros haben Namen in Kleinbuchstaben. Indem man einen Bezeichner inGroßbuchstaben wählt, vermeidet man ziemlich sicher Kollisionen. \LARGE ist eine Aus-nahme.

6.sty steht für style, Stil.

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Damit kann man nun Ausdrücke wie

c = a× b . (3)

schreiben, nämlich als

1 \EQlt_tfm:42 \MB c = \MB a \times \MB b3 .

Mit ∇ kann man die Divergenz der elektrischen Feldstärke E als ∇·E = ε0ρschreiben, also $\MB\nabla\cdot\MB E = \epsilon_0\rho$. Das ist eineder vier Maxwell-Gleichungen für das elektromagnetische Feld (E,B).

2.4 Übungen

• Ändern Sie die Bachelorarbeit so ab, dass die Makros in einer Dateinnba.sty zusammengefasst werden. Auch die beiden Kommandos, wieein Abschnitt zu formatieren ist, sollten dahin verschoben werden.

• Programmieren Sie die Makros \EQ, \ER und \MB. Binden Sie nnba.styin test.tex ein.

• Schreiben Sie die folgende Gleichung

fi(x) = GMmxi(√

x21 + x2

2 + x23

)3 (4)

in test.tex. Solange versuchen, bis alles stimmt! Wir haben \left(und \right) für die großen Klammern verwendet.

• Schreiben Sie die Maxwellgleichungen wie folgt auf:

ε0∇ ·E = ρ , (5)

∇ ·B = 0 , (6)

−ε0∂tE + 1µ0

∇×B = j , (7)

∂tB + ∇×E = 0 . (8)

Dafür wird \partial_t, \MB\nabla und \cdot für das Malzeichenverwendet.

• Schreiben Sie k = 1, 2, . . . , n sowie 1 + 2 + · · · + n = n(n + 1)/2, undzwar mit \ldots und \cdots.

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3 Bilder, Tabellen, Literaturverzeichnis

Wir erklären, wie man Bilder und Tabellen so in das Dokument einbaut,dass der Umbruch in Seiten durch nachträgliche Veränderungen nicht gestörtwird. Für das Literaturverzeichnis gibt es ein einfache Möglichkeit, die fürdie Bachelor-Arbeit empfohlen wird.

3.1 Bilder

Bei Bildern muss man zwischen Rastergraphik und Vektorgraphik unter-scheiden. Bei Rastergraphik hat man eine Matrix von Bildpunkten (pictureelement, Pixel) vor sich, die nach verschiedenen Verfahren komprimiert undmit zusätzlicher Information ausgestattet sein kann. Am weitesten ist .jpgverbreitet, wie es von den meisten Digitalkameras verwendet wird. Vektor-graphik besteht aus Anweisungen wie ’ziehe eine Linie der Breite d in Farbec von x nach y mit Krümmungsradius r und . . . ’. Vektorgraphik kann inbeliebiger Größe dargestellt werden, ohne dass die Qualität leidet. Das amweitesten verbreitete Format ist Encapsulated Postscript, also .eps. Es kannverlustfrei in das Portable Document Format umgewandelt werden, also in.pdf.Wir zeigen an einem Beispiel den Weg von einer Formel bis zum Bild imDokument. Das Bild wird mit Matlab erzeugt:

1 % create picture ’gdmd_2.pdf’2 N=256;3 x=linspace(-pi,pi,N);4 tf=1-abs(x)/pi;5 ff=zeros(size(x));6 for k=1:2:77 ff=ff+cos(k*x/2)/k^2;8 end;9 ff=8*ff/pi^2;10 plot(x,tf,x,ff,’LineWidth’,2);11 axis tight;12 print -deps2 ’gdmd_2.eps’;13 ! epstopdf gdmd_2.eps

Die Dreiecksfunktion wird im Intervall−π ≤ x ≤ π durch die ersten vier Ter-me der Fourier-Entwicklung dargestellt. In Zeile 12 steht der Befehl, das Bildals gdmd_2.eps auszugeben. Die nächste Zeile ruft über das Betriebssystemdas Programm epstopdf.exe auf, das die .eps-Datei in eine gleichnamige.pdf-Datei umwandelt. So, nun haben wir unser Bild gdmd_2.pdf.Um es in unsere Bachelor-Arbeit einzufügen, müssen wir in der Präambeldas entsprechende Graphik-Paket bestellen, also

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\usepackage[pdftex]graphicx

schreiben. graphicx ist eine verbesserte Version von graphics, es soll hiermit pdflatex zusammenarbeiten. Da wir noch mehr Bilder einbinden wol-len, lohnen sich sich zwei Makros:

1 \newcommand\FG[3]2 \vspace3mm3 \beginfigure[!hbt]4 \begincenter5 \includegraphics[width=#2]#1\\[3mm]6 \beginminipage110mm7 \caption#38 \label#19 \endminipage10 \endcenter11 \endfigure12 13 \newcommand\FR[1]Abbildung~\ref#1

Das Makro \FG bindet ein Bild ein, mit FR wird darauf verwiesen. FG (fürfigure) hat drei Argumente. Das erste ist der Dateiname des einzubinden-den Bildes, der zugleich als Name dafür dient. Das zweite Argument ist dieBreite, etwa 75mm. Jedes Bild wird mit einer Beschreibung versehen, das istdas dritte Argument. Und so bauen wir unser Bild hier ein:

1 \FGgdmd_2.pdf75mm2 Die Dreiecksfunktion und ihre Darstellung durch3 eine Fourier-Summe mit vier Termen4

Jedoch: hier erscheint das Bild ja gar nicht! Das haben wir so gewollt. Diefigure-Umgebung im Makro FG bewirkt, dass das Bild auf einen Stapelgeschoben wird. Bei der nächsten passenden Gelegenheit wird es dann ein-gefügt. Damit soll verhindert werden, dass unnötig viel Platz vor oder nachdem Bild entsteht und dass zu viele Bilder auf einer Seite erscheinen. DerPreis, den man dafür zahlen muss: jedes Bild braucht eine Erklärung, so dasses auch für sich allein verständlich ist. So wie in Abbildung 1. Im Quellkodesteht an dieser StelleSo wie in \FRgdmd_2.pdf.

Das Paket graphicx mit der Option [pdftex] kommt auch mit .jpg oder.jpeg zurecht.

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−3 −2 −1 0 1 2 30

0.1

0.2

0.3

0.4

0.5

0.6

0.7

0.8

0.9

Abbildung 1: Die Dreiecksfunktion und ihre Darstellung durch eineFourier-Summe mit vier Termen

3.2 Tabellen

Für Tabellen gilt dasselbe wie für Bilder: LATEX sollte selber den passendenPlatz dafür bestimmen. Die Tabelle schreibt man am besten in eine eige-ne Datei, damit sie gegebenenfalls wiederverwendet werden kann. Mit demfolgenden Makro wird sie eingebunden:

1 \newcommand\TB[2]2 \vspace5mm3 \begintable[!htb]4 \begincenter5 \input#16 \endcenter7 \caption#28 \label#19 \endtable10

Das erste Argument ist die Datei mit der Tabelle, das zweite eine Tabellen-unterschrift. Die center-Umgebung sorgt dafür, dass die Tabelle zentriertwird. Hier ein Beispiel:

1 % this file is lt_tab1.tex2 \begincenter3 \begintabular|l|c|c|c|c|c|c|c|4 \hline5 Ladung&-1&-2/3&-1/3&0&+1/3&+2/3&+1\\

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6 \hline \hline7 Generation 1&$e^-$&$\bar u$&$d$& $\nu_e,\bar\nu_e$& $\bar8 d$&$u$&$e^+$ \\9 \hline10 Generation 2&$\mu^-$&$\bar c$&$s$&11 $\nu_\mu,\bar\nu_\mu$& $\bar s$&$c$&$\mu^+$ \\12 \hline13 Generation 3&$\tau^-$&$\bar t$&$b$&14 $\nu_\tau,\bar\nu_\tau$& $\bar b$&$t$&$\tau^+$ \\15 \hline16 \endtabular17 \endcenter

Nach \begintabular steht eine Formatierungszeichenkette. | sorgt für ei-ne vertikale Linie, die Spalten trennt. c oder l verlangt zentriert oder links-bündig gesetzte Einträge. \hline trennt Zeilen durch eine Linie. & trennt dieFelder. \\ beendet eine Zeile. Mit \renewcommand\arraystretch1.5 inder Stil-Datei haben wir die Tabelle ein wenig aufgelockert. Das Kommando\TBlt_tab1.texDie drei Generationen der Strukturteilchen

im Quelltext fügt diese Tabelle ein.

Ladung -1 -2/3 -1/3 0 +1/3 +2/3 +1

Generation 1 e− u d νe, νe d u e+

Generation 2 µ− c s νµ, νµ s c µ+

Generation 3 τ− t b ντ , ντ b t τ+

Tabelle 1: Die drei Generationen der Strukturteilchen

Beachten Sie die Wirkung von \hline\hline.Übrigens kann man später durch Tabelle~\reflt_tab1.tex auf die Ta-belle verweisen, mit dem Ergebnis Tabelle 1. Wer viele Tabellen in seinemText hat, sollte ein Makro \TR programmieren, für table reference.

3.3 Kommutative Diagramme

Indem man in der Präambel\usepackage[all]xy

bestellt, lassen sich sehr einfach schöne Diagramme erzeugen, wie dieses:

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U

y

x

%%(x,y)

##X × Y

q

p// X

f

Yg // Z

(9)

Einzelheiten kann man in [3] nachlesen. Der Quellkode dafür ist

1 \beginequation2 \xymatrix3 U \ar@/_/[ddr]_y \ar@/^/[drr]^x4 \ar@.>[dr]|-(x,y) \\5 & X \times Y \ar[d]^q \ar[r]_p6 & X \ar[d]_f \\7 & Y \ar[r]^g & Z 8 \endequation

3.4 Literaturverzeichnis

Für einen einfachen Artikel, wie das die Bachelor-Arbeit sein sollte, genügteine Einmal-Bibliographie. Die erzeugt man so.Es wird eine Datei für die Einträge angelegt, etwa nnba-bi.tex. Diese Dateienthält eine Liste aller Literaturzitate, und zwar in Form einer Umgebungthebibliography. Jeder Eintrag hat das Format \bibitemname\ldots

Hier ein Beispiel:

1 % this file is nnba_li.tex2 \beginthebibliography993 \bibitemlamport4 Lesli Lamport, \emph\LaTeX,5 A Document Preparation System, ISBN~0-201-52983-16 \bibitemhertel067 Peter Hertel, \emphTheoretische Physik,8 Springer-Lehrbuch, ISBN~3-540-36644-X9 \bibitemxyguide10 Kristoffer H. Rose, XY-Guide,\\\texttthttp://www.ctan.org/\\11 tex-archive/macros/generic/diagrams/\\12 xypic/xy/doc/xyguide.pdf13 \endthebibliography

Dort, wo die Literaturliste abgedruckt werden soll, schreibt man

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\inputnnba_li

und erhält

Literatur

[1] Lesli Lamport, LATEX, A Document Preparation System, ISBN 0-201-52983-1

[2] Peter Hertel, Theoretische Physik, Springer-Lehrbuch, ISBN 3-540-36644-X

[3] Kristoffer H. Rose, XY-Guide, http://www.ctan.org/tex-archive/macros/generic/diagrams/xypic/xy/doc/xyguide.pdf

In ihrer Bachelor-Arbeit sollten Sie \newpage vorschalten, damit die Lite-raturliste auf einer neuen Seite beginnt. Im Text selber können Sie gemäß\citelamport auf die Einträge verweisen. Das erzeugt [1]. Und der Ver-weis \citehertel06 im Quellkode produziert [2]. Ja, so einfach ist das.Übrigens: die 99 in beginthebibliography99 besagt, dass man miteiner zweistelligen Zahl von Literaturzitaten rechnet. 11 bewirkt dasselbe.Es gibt ein Programm bibtex, das aus einer Datenbank von Literaturverwei-sen die benötigten herauszieht und in den Text einfügt. Dieser Mechanismusist verhältnismäßig kompliziert. Für eine Bachelor-Arbeit ist die Literatur-verwaltung mit bibtex und vorgeschalteten Programmen ein overkill.

3.5 Übungen

• Versuchen Sie, das abgedruckte Matlab-Programm für die Fourier-Darstellung der Dreiecksfunktion auszuführen . . .

• . . . und in den Übungstext mit Hilfe von \FG einzubinden.

• Dasselbe mit der Tabelle für die drei Generationen von Strukturteil-chen.

• Erzeugen Sie wenigstens vier Literaturverweise, die Sie im Probetextzitieren und als Literaturverzeichnis abdrucken (ein Buch, zwei Zeit-schriftenartikel mit mehr als einem Verfasser und ein Verweis ins In-ternet).

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4 Verschiedenes und Prüfungsarbeit

Wir haben am Anfang dieses Textes über die Grobgliederung eines Doku-mentes gesprochen. Es gibt noch weitere Möglichketen, die Bachelor-Arbeitzu strukturieren. Dazu gehören die Gliederung von Abschnitten in Unterab-schnitte, die numerierte Aufzählung, Listen sowie die Trennung in Haupttextund Anhänge. Auch sind Fußnoten oft eine gute Möglichkeit, den Textflussnicht zu unterbrechen und trotzdem präsise zu sein. Wir gehen auf die häu-figsten Anfänger-Fehler ein.

4.1 Untergliederte Abschnitte

Einleitung und Zusammenfassung müssen kurz sein, sie werden gewöhnlichnur in Paragraphen strukturiert. Die übrigen Abschnitte dagegen sollte manweiter untergliedern. Als Faustregel gilt: ist ein Abschnitt7 länger als zweiSeiten lang, muss er weiter in Unterabschnitte8 aufgeteilt werden. Die Unter-abschnitte müssen manchmal in Unter-Unterabschnitte9 aufgeteilt werden,wenn sie selber zu lang werden, also eine Seite deutlich übersteigen.Wichtig: Jeder untergliederte Abschnitt beginnt mit einer kurzen Zusam-menfassung des Materials, das darin ausgebreitet wird. Nie sollten \sectionund \subsection direkt aufeinanderprallen, immer sollte Text dazwischenstehen. Sehen Sie sich doch einfach diesen Abschnitt als Beispiel an.Und noch etwas: es ist unprofessionell, eine Gliederungsebene zu übersprin-gen, einen Abschnitt also direkt in Unter-Unterabschnitte zu zerlegen. EinUnter-Unterabschnitt ist immer ein Unterabschnitt eines Unterabschnittes.Übrigens sollten Sie ein verhältnismäßig einfaches Dokument wie eine Bache-lorarbeit (dasselbe gilt für die Masterarbeit) nicht feiner als mit \sectionbis \subsubsection untergliederungen. Bei einer Dissertation sollte man dieDokumentenklasse report wählen. Dann beginnt die Gliederungshierarchiemit Kapitel10.

4.2 Listen

In LATEX kann man Aufzählungen, oder Listen, ganz einfach setzen. Es gibtdafür die enumerate-Umgebung sowie die itemize-Umgebung.

4.2.1 Nummerierte Listen

1 \beginenumerate7\section8\subsection9\subsubsection

10\chapter

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2 \item3 Die Proben müssen sorgfältig gereinigt werden,4 ehe man sie vermisst.5 \item6 Achten Sie dabei darauf, dass die beschrifteten7 Schachteln nicht vertauscht werden.8 \item9 Das Messprotokoll soll stets die10 Bezeichnung der Probe enthalten.11 \item12 Auch in der Dokumentation muss immer die13 ursprüngliche Probenbezeichnung gewählt werden.14 \endenumerate

Dieser Quellkode führt auf

1. Die Proben müssen sorgfältig gereinigt werden, ehe man sie vermisst.

2. Achten Sie dabei darauf, dass die beschrifteten Schachteln nicht ver-tauscht werden.

3. Das Messprotokoll soll stets die Bezeichnung der Probe enthalten.

4. Auch in der Dokumentation muss immer die ursprüngliche Probenbe-zeichnung gewählt werden.

4.2.2 Aufzählung

Ersetzt man in obigem Quellkode enumerate durch itemize, dann erhältman das folgende Ergebnis

• Die Proben müssen sorgfältig gereinigt werden, ehe man sie vermisst.

• Achten Sie dabei darauf, dass die beschrifteten Schachteln nicht ver-tauscht werden.

• Das Messprotokoll soll stets die Bezeichnung der Probe enthalten.

• Auch in der Dokumentation muss immer die ursprüngliche Probenbe-zeichnung gewählt werden.

Man kann das Aufzählungszeichen umdefinieren, etwa so:\renewcommand\labelitemi--

Dann erhält man die typischen Spiegelstriche:

– Die Proben müssen sorgfältig gereinigt werden, ehe man sie vermisst.

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– Achten Sie dabei darauf, dass die beschrifteten Schachteln nicht ver-tauscht werden.

– Das Messprotokoll soll stets die Bezeichnung der Probe enthalten.

– Auch in der Dokumentation muss immer die ursprüngliche Probenbe-zeichnung gewählt werden.

Das Aufzählungszeichen kann einmalig innerhalb der itemize-Umgebungumdefiniert werden oder in der Stil-Datei. Dann sind alle Aufzählungen da-von betroffen.Und das ist eine gute Stelle, um grundsätzlich über Umdefinitionen nach-zudenken. Der Text, den Sie herstellen: der soll nicht nur Ihnen gefallen,sondern vor allem dem Leser! LATEX hat einen langen Reifeprozess hintersich. Die Voreinstellungen sollte man nicht leichtfertig ändern. Da warenSpezialisten für Buchdruck und Graphik am Werk. Schrill, bunt und an-ders fördert meist nicht die Akzeptanz für Ihr Werk. Also: man kann LATEXfast beliebig umprogrammieren, aber man sollte besser die Finger davon las-sen. Konzentrieren Sie sich viel mehr auf den Inhalt Ihres Dokumentes undfummeln Sie bitte nicht an den vielen Schrauben und Hebeln, die es gibt.

4.2.3 Quellkode

Computerprogramme oder andere wörtlich abzudruckenden Text könnenSie innerhalb einer listing-Umgebung abdrucken. Dazu muss man mit\usepackagemoreverb das entsprechende Paket einbinden. Und das gehtso:

\beginlisting1Zeile 1Zeile 2und so weiter\endlisting

Das erzeugt dann

1 Zeile 12 Zeile 23 und so weiter

Sie können auch mit einer anderen Zeilennummer als 1 beginnen. Mit derUmgebung listingcont lässt sich die Auflistung der Programmzeilen fort-setzen, wobei die Zeilennummern weiter erhöht werden. Anders ausgedrückt:den wörtlichen Abdruck von Computer-Programmen kann man durch Kom-mentare unterbrechen.

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4.3 Fußnoten und Anhang

Fußnoten sind bei Geisteswissenschaftlern verschrieen, wohl weil zu viel Ge-brauch davon gemacht wird. Mir gefallen sie, wenn man sparsam damit um-geht. Man muss den Haupttext nicht unnötigerweise unterbrechen und kanndoch für jemanden, der es genau wissen will, Detailinformationen ortsnaheeinfügen. Hat man sich einmal die Fußnote angesehen, wird man beim zwei-ten Lesen wahrscheinlich nicht wieder nachsehen. In Fußnoten kann manauch Anglizismen oder Abkürzungen übersetzen, so wie hier:

1 Die IP-Adresse\footnote2 \emph\underlineInternet \underlineProtocol3 wird aufgezeichnet.

Das sieht dann so aus: Die IP-Adresse11 wird aufgezeichnet.Denken Sie immer an den Leser, der möglicherweise nicht alle Abkürzungenkennt, die Sie verwenden. Sehen Sie sich auch die voranstehenden Fußnotenunter diesem Gesichtspunkt an.Großräumiger bewirkt die Trennung in Text und Anhang dasselbe. Mankann kleinteilige Information vermitteln, ohne den Gedankenfluss im Haupt-text zu unterbrechen. Formal muss man im Steuerdokoment den Befehl\appendix

einschieben. Damit wird von der Nummerierung der Abschnitte mit arabi-schen Ziffern auf große lateinische Buchstaben umgestellt.Details wie Computer-Kode, Mess-Rohdaten und langwierige analytischeBerechnungen sind typische Beispiele für Material, das in den Anhang ge-hört. Die Darstellungsform im Anhang braucht nicht mit dem Haupttext zuharmonisieren. Das ist ein großer Vorteil, wenn man die Bachelor-Arbeit voneiner groben Rohfassung ausgehend schrittweise verfeinert. Anhänge lassensich verfassen, eher der Haupttext geschrieben wird.

4.4 Anfängerfehler

Diese drei Anfängerfehler kommen am häufigsten vor:

• Formelbuchstaben wie f im laufenden Text werden nicht durch $f$ausgezeichnet. Sie erscheinen dann als f.

• Geschütze Leerzeichen werden nicht durch ~ gekennzeichnet. LiderlicheZeilenumbrüche können die Folge sein, so wie in der Angabe von 40cm.

11Internet Protocol

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• -Klammern stimmen nicht mit den entsprechenden -Klammern über-ein. Hier hilft am besten ein guter, an LATEX angepasster Editor,der Klammerpaare sichtbar macht. Schließlich haben viele Makrosmehr als ein Argument. Mir passieren solche Fehler gelegentlich bei\footnote und bei \frac. Lieber öfters klammern als notwendig. AB= AB, aber verschieden von AB. Dafür habe ich$\MB AB$ = $\MBAB$, aber verschieden von $\MBAB$

geschrieben. Der erste Nicht-Buchstabe nach einem Makro beendet es,das nächste Zeichen wird als Argument aufgefasst.

Ein Anfängerfehler ist es auch, nach abgesetzten Formeln das Satzzeichenwegzulassen. Dem haben wir mit dem \EQ-Makro vorgebeugt. Nun mussman das Satzzeichen bewusst weglassen, indem ein leeres Klammerpaar als drittes Argument geschrieben wird, anstelle von , oder .

Abkürzungen wie usw. enden mit einem Punkt. Das ist aber kein Satzende-Punkt und darf nicht für elastischen Zwischenraum beim Zeilenumbruchdienen. Man sollte daher wie usw.\ enden schreiben. Nach meiner Meinungist es aber noch besser, solche Abkürzungen ganz zu vermeiden und dieFloskel ’und so weiter’ auszuschreiben. Nicht der Verfasser, der Leser soll eseinfach haben!

4.5 Unsichtbarer Text

Wir wiederholen, dass die Anfertigung einer Prüfungsarbeit ein Projekt ist,ein Vorhaben mit definierter Ausgangslage und definiertem Ziel. Dabei kannes vorkommen, dass man zwischendurch Text verfasst, der möglicherweisenicht im endgültigen Dokument auftauchen wird, aber auch nicht weggewor-fen werden soll, weil man seine Meinung ja noch ändern kann. Es gibt einensehr einfachen Trick, wie man ein Stück Text unsichtbar macht. SchreibenSie in Ihre Stil-Datei ein Makro\newcommand\IGNORE[1]

Durch \IGNOREDas ist ein \verb!Fehler! wird der gesamte Text ingeschweiften Klammern als erstes Argument zwar verdaut, aber es passiertnichts damit. Der Text wird ignoriert. Damit kann man sich Merkzettelschreiben, alternative Formulierungen einfügen, Pflichten formulieren undso weiter. Die letzte Fassung sollte allerdings keine \IGNORE-Anweisungenmehr enthalten. Löschen Sie einfach das Makro—mal sehen, was passiert.

4.6 Überprüfung

Sind Sie nun vorbereitet, mit Hilfe von LATEX eine Bachelorarbeit zu verfas-sen? Weisen Sie das nach!

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1. Erzeugen Sie eine Spiel-Bachelorarbeit. Sie sollte eine Titelseite, eineEinleitung, die Abschnitte ’Theoretische Vorüberlegungen’, ’Messauf-bau’, ’Messergebnisse’ und ’Diskussion der Ergebnisse’ enthalten, ge-folt von einer Zusammenfassung und von einem Literaturverzeichnis.Einige dieser Abschnitte dürfen (bis auf die Überschrift) leer bleiben.

2. Einer dieser Abschnitte sollte ausgeführt werden, indem man eine kur-ze Übersicht über den Abschnitt bringt und dann in wenigstens dreiUnterabschnitte gliedert. Die Unterabschnitte sollten mindestens zehnZeilen Text oder Formeln enthalten.

3. Die Spiel-Bachelorarbeit sollte wenigstens vier nichttriviale abgesetzteFormeln enthalten.

4. Das Literaturverzeichnis sollte aus wenigstens vier Einträgen bestehen.

5. Sie sollten eine Vektorgraphik und eine Pixelgraphik einbinden, undzwar mit dem FG-Makro.

6. Fügen Sie eine nicht-triviale Tabelle ein.

7. Fügen Sie in Ihre Stil-Datei ein Makro \TR[1] ein, mit dem man imSinne von ’Tabelle 6’ oder so auf eine Tabelle hinweist. Orientieren Siesich dabei an \FR.

8. Bauen Sie Textstücke ein, die vorerst nicht abgedruckt werden. Daskann man sehr einfach mit dem Makro \IGNORE[1] erreichen.

9. Irgendwo soll eine nummerierte Liste oder eine Aufzählung stehen.

10. Fügen Sie ein Stück Computer-Code mit Hilfe von\beginlisting1...\endlistingein mit Unterbrechung durch Kommentare und Fortsetzung gemäß\beginlistingcont...\endlistingcont Das könnte zum Bei-spiel Ihre Stil-Datei sein.

11. Das Ergebnis ist als druckfertiges Dokument <login>.pdf abzulie-fern12. <login> ist dabei Ihre Einwähl-Kennung an der UniversitätOsnabrück. In meinem Falle wäre das phertel.pdf.

12. Wenn Sie eine sorgfältige Korrektur wünschen, sollten Sie den gesam-ten Quellkode (ohne Hilfsdateien) als Archiv <login>.zip abliefern.

12als Anhang an eine Email an [email protected]

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A Titelseite

So könnte eine einfache Titelseite aussehen, die zudem das Logo der Univer-sität trägt:

1 % this file is lt_tis.tex2 % Titelseite einer fiktiven Bachelorarbeit3 \newpage4 \thispagestyleempty5 \newcommand\Rule\rule\textwidth1mm6 \begincenter7 \Rule\vspace5mm8 \sffamily\bfseries\Huge9 Temperaturabhängigkeit des Faraday-Effektes10 in Yttrium-Eisen-Granat11 \vspace1mm\Rule12 \vfill13 \LARGE Bachelorarbeit14 \vfill15 \Large Nora Nöther\par16 Fachbereich Physik\par17 \vfill18 \raisebox7mmUniversität19 \includegraphics[height=16mm]unilogo.pdf20 \raisebox7mmOsnabrück\par21 \vfill22 \today23 \endcenter24 \newpage

\thispagestyleempty verhindert eine Seitenzahl. Danach wird eine 1 mmdicke Linie programmiert, die vom linken bis zum rechten Rand reicht.Das Ganze wird zentriert, so die center-Umgebung. \sffamily schaltetauf Schrift ohne Serifen um, \bfseries auf fette Buchstaben. \Huge ordnetriesige Schrift an, \LARGE sehr große und \Large große. Mit den Anweisung\vfill wird so viel vertikaler Platz eingeschoben, dass damit die Seite ge-rade voll wird. Das aktuelle Datum \today muss in der Endfassung fixiertwerden, etwa auf Mai 2009. Die letzte Zeile bewirkt, dass danach eine neueSeite angefangen wird. Auf der nächsten Seite können Sie sich die Titelseiteansehen.Alles ist enthalten: Der Titel der Arbeit, um welchen Typ von Prüfungsarbeites sich handelt, Verfasserin und Organisationseinheit, Universität Osnabrückmit Logo. Dazu das Datum, erst als Version gemeint, später fixiert auf Monatund Jahr, um die Aktualität einschätzen zu können.

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Temperaturabhängigkeit desFaraday-Effektes in

Yttrium-Eisen-Granat

Bachelorarbeit

Nora NötherFachbereich Physik

Universität Osnabrück

11. September 2014

B Makros und Voreinstellungen

Die in diesem Text vorgestellten oder verwendeten Makros und Anpassungensind in der Datei lt.sty zusammengestellt. Diese drucken wir hier ab, damitsie nachgeahmt werden können. Puristen würden die Makros wahrscheinlichnach dem Namen sortieren.

1 % this file is lt.sty23 \setlength\parindent0mm4 \setlength\parskip1mm56 \renewcommand\arraystretch1.578 \newcommand\EQ[3]9 \beginequation10 \label#111 #212 \;#313 \endequation14 1516 \newcommand\ER[1](\ref#1)1718 \newcommand\MB[1]\mbox\mathversionbold$#1$1920 \newcommand\FG[3]21 \vspace3mm22 \beginfigure[!hbt]23 \begincenter24 \includegraphics[width=#2]#125 \beginminipage110mm26 \caption#327 \label#128 \endminipage29 \endcenter30 \endfigure31 3233 \newcommand\FR[1]Abbildung~\ref#13435 \newcommand\TB[2]36 \vspace5mm37 \begintable[!htb]

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38 \begincenter39 \input#140 \endcenter41 \caption#242 \label#143 \endtable44 4546 \newcommand\ML\textscMatlab4748 \newcommand\BSL\symbol92 % backslash im Text4950 \newcommand\IGNORE[1]

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