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Der Partner für Ihre Veranstaltungen im Norden www.holstenhallen.com Bis auf den letzten Platz war die Dressurhalle bei Hagenbeck ge- füllt, als Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble auf Einladung des Hamburger CDU-Wirtschafts- rates Einschätzungen zur Lage Eu- ropas und zur Entwicklung der Mi- gration gab. „Wir werden unsere Probleme nicht mit unseren alten europäi- schen Nationalstaaten lösen kön- nen“, so Schäuble. Der Politiker, dienstältestes Mitglied des Bundes- tages, betonte, dass wir mehr euro- päische Handlungsfähigkeiten be- nötigetn. Schäuble: „Wir wissen, dass die Menschen in aller Welt Deutschland als Paradies sehen. Und unsere Willkommens-Kultur wird uns noch viele Jahre zur Ehre gereichen.“ Lesen Sie bitte weiter auf Seite 3 Norddeutschlands größter Unternehmensverband für Handel und Dienstleistung www.aga.de SKW Schwarz Rechtsanwälte Dranbleiben! Mitmachen! Handel und Dienstleistung erbringen ein wahres Wirtschaftswunder Allein bei uns im Norden erwirtschaften im Großhandel, Außenhandel und im unter- nehmensbezogenen Dienstleistungssektor über 190.000 Unternehmen jährlich mehr als 480 Mrd. Euro. Hier arbeiten 1.700.000 Menschen und hier lernen Azubis in mehr als 40 Berufen. Der AGA unterstützt diese Unternehmen unbürokratisch juristisch, betriebs- wirtschaftlich und politisch: www.aga.de Mehrwert durch unsere Partner für Handel und Dienstleistung: www.teammittelstand.de Von Stefan Lipsky H amburg hat sich selbst zur deutschen Wind- hauptstadt ausgerufen, zahlreiche Energieunterneh- men an die Elbe gelockt und mit nicht ganz feinen Metho- den die weltweit führende Windmesse aus dem schleswig- holsteinischen Husum an die Elbe geholt. Schleswig-Holstein Energiewende: Jeder gegen jeden Der Wind wird rauer an der Küste: Die Entwicklung der Energiewende wird zum politischen Zankapfel. Denn dabei geht es um handfeste wirtschaft- liche Interessen. und Niedersachsen möchten durch einen möglichst schnel- len und großangelegten Ausbau der Windkraftanlagen als Strom-Exportländer das große Geld verdienen. Bremen dagegen engagiert sich als Hafenstadt für den Aus- bau der Windanlagen auf der Nordsee – ebenfalls ein Milliar- dengeschäft! Bundeswirtschaftsminister und SPD-Vorsitzender Sigmar Gabriel hat gegen diese hand- festen norddeutschen Interes- sen mit der geplanten Reform des Erneuerbaren-Energien- Gesetzes (EEG) eine Deckelung des Ökostromanteils am Ge- samtstromverbrauch auf 45 Prozent bis zum Jahr 2025 an- gedacht. Außerdem soll der Ausbau der Offshore-Wind- energieanlagen heruntergefah- ren werden. Dies aus zwei Gründen: Erstens, weil der Aus- bau der bundesweiten Strom- netze nicht schnell genug vor- angetrieben werden kann. Da- durch wird der Windstrom nicht verbraucht, Windräder abgeschaltet und damit werden hohe Entschädigungen fällig. Zweitens, weil das Überangebot an Ökostrom durch zusätzlich anfallende Fördergelder für steigende Energiekosten sorgt. Unionspolitiker forderten dagegen feste Ausbaumengen für die Jahre 2019 und 2020, die noch unter der Deckelung von 45 Prozent liegen würden. Was sofort die Grünen auf den Plan rief, die durch ihre energiepoli- tische Sprecherin Julia Verlin- den verlautbaren ließen, dass dies einem faktischen Ausbau- stopp für Erneuerbare Energien gleich käme. Hamburgs grüner Umwelt- senator Jens Kerstan griff Mi- nister Gabriel frontal an – er torpediere die gerade in Paris vereinbarten Klimaziele: „Gab- riels Gesetz ist eine Bankrotter- klärung für den Klimaschutz.“ In das gleiche Horn stieß Schleswig-Holsteins ebenfalls grüner Umweltminister Robert Habeck: „ Deutschlands große Worte zum Klimaschutz wer- den zu leeren Hülsen. Wir müs- sen beim Netzausbau endlich in die Puschen kommen!“ Dahinter wollten die nord- deutschen Ministerpräsidenten (alle fünf sind SPD-Mitglieder) nicht zurückstehen und mach- ten in einem „Wismarer Appell ebenfalls Front gegen ihren SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel. Hamburgs Erster Bür- germeister Olaf Scholz erklärte, dass die Windenergie für eine sichere Energieversorgung un- verzichtbar sei. Soweit der politische Schlachtlärm – die dahinter ste- henden Fakten sehen deutlich kritischer aus: Netzbetreiber geben zu erkennen, dass die wichtigsten Stromtrassen in den Süden Deutschlands nicht vor 2025 fertiggestellt werden können und damit ein wach- sendes Energieangebot aus dem Norden nicht transportiert werden kann. Laut Bundes-Netzentwick- lungsplan gibt es einen Bedarf an Optimierungsmaßnahmen für 3.050 Kilometer bestehende Leitungen und für geplante Neubau-Leitungen von 2.750 Kilometern. Fortsetzung auf Seite 3 Flüchtlinge in Arbeit Um einen Teil der rund 35.000 Flüchtlinge in Schleswig-Hol- stein in Ausbildung oder Arbeit zu bringen, starten Landesre- gierung und Bundesagentur für Arbeit im Juni ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt, das noch in diesem Jahr bis zu 2.000 Frauen und Männer auf eine Einstiegsqualifizierung, eine Berufsausbildung oder eine Be- schäftigung vorbereiten soll. Das Gemeinschaftsprojekt kann nur ein Erfolgsmodell werden, wenn die Wirtschaft, aber auch Schulen sich an der Kraftanstrengung beteiligen. Seite 04 Industrie 4.0 geht weiter Am Ende der dritten Industrie- revolution, die geprägt war von der Automatisierung der Pro- duktionsprozesse, folgt „Indus- trie 4.0“ mit der Informatisie- rung, die zur Individualisie- rung der Produktion führen wird. „Kein Industrieunternehmen kommt an diesem Thema vor- bei. Es gibt bereits konkrete Produktionen und Produkte. Im nächsten Jahr können wir überprüfen, wie sich die Unter- nehmen weiter entwickelt ha- ben“, sagt Dr. Jörg Mutschler, Geschäftsführer VDMA Nord. Bereits zur nächsten NORTEC wird der VDMA Nord das The- ma Industrie 4.0 weiter voran- bringen, indem Praxisbeispiele im Rahmen von Erfahrungs- austausch-Veranstaltungen vorgestellt werden. Seite 11 Jeder zweite Bundesbürger hat bereits geerbt oder erwartet in der Zukunft eine Erbschaft. Das Erbvolumen nimmt kontinu- ierlich zu: Laut aktuellen Schät- zungen des Deutschen Instituts für Altersvorsorge werden in den Jahren 2015 bis 2024 in Deutschland etwa 3,1 Billionen Euro Privatvermögen vererbt. Nach einer Studie der Deut- schen Bank ist es für einen Großteil der deutschen Erben ein Tabuthema mit kommuni- kativen Hürden: Die Bereit- schaft, sich mit dem Thema Erbschaft zu befassen, ist ge- ring. 58 Prozent der Bundes- bürger geben an, sich mit dem Thema ungern zu beschäftigen und mehr als Dreiviertel der Deutschen empfindet das Erb- recht als kompliziert und un- durchsichtig (76 Prozent). Seite 13 Immer mehr Erbschaften Es war das erste, industriell hergestellte Unterseeboot und gilt heute als das älteste im Ori- ginal existierende Tauchboot der Welt: Der 1851 in Kiel ge- baute „Brandtaucher“ des Er- finders Wilhelm Bauer, der heute im Militärhistorischen Museum in Dresden gezeigt wird. Schon bei seiner ersten Tauchfahrt sank das U-Boot al- lerdings . Erst sechs Stunden später konnte sich die Besat- zung aus dem eisernen Rumpf befreien. Diesem Genie des 19. Jahrhun- derts hat der 2013 verstorbene Technik-Historiker Klaus He- rold seine Forschungstätigkeit gewidmet und ein Archiv ange- legt. Die 58 Ordner, zwölf Map- pen und zwei Kästen werden von nun an im Kieler Stadtar- chiv bewahrt. Seite 20 Tauchboot kommt ins Archiv „Wir brauchen mehr Europa“ ZKZ 83130 – FEBRUAR 2016 3 EURO

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Bis auf den letzten Platz war dieDressurhalle bei Hagenbeck ge-füllt, als BundesfinanzministerWolfgang Schäuble auf Einladungdes Hamburger CDU-Wirtschafts-rates Einschätzungen zur Lage Eu-ropas und zur Entwicklung der Mi-gration gab.

„Wir werden unsere Problemenicht mit unseren alten europäi-schen Nationalstaaten lösen kön-nen“, so Schäuble. Der Politiker,dienstältestes Mitglied des Bundes-tages, betonte, dass wir mehr euro-päische Handlungsfähigkeiten be-nötigetn. Schäuble: „Wir wissen,dass die Menschen in aller WeltDeutschland als Paradies sehen.Und unsere Willkommens-Kulturwird uns noch viele Jahre zur Ehregereichen.“

Lesen Sie bitte weiter auf Seite 3

Norddeutschlands größter Unternehmensverband

für Handel und Dienstleistung

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Schwarz

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Dranbleiben!

Mitmachen!

Handel und Dienstleistung erbringen ein wahres Wirtschaftswunder

Allein bei uns im Norden erwirtschaften im Großhandel, Außenhandel und im unter-nehmensbezogenen Dienstleistungssektor über 190.000 Unternehmen jährlich mehr als480 Mrd. Euro. Hier arbeiten 1.700.000 Menschen und hier lernen Azubis in mehr als40 Berufen. Der AGA unterstützt diese Unternehmen unbürokratisch juristisch, betriebs-wirtschaftlich und politisch: www.aga.de

Mehrwert durch unsere Partner für Handel und Dienstleistung: www.teammittelstand.de

Von Stefan Lipsky

Hamburg hat sich selbstzur deutschen Wind-hauptstadt ausgerufen,

zahlreiche Energieunterneh-men an die Elbe gelockt undmit nicht ganz feinen Metho-den die weltweit führendeWindmesse aus dem schleswig-holsteinischen Husum an dieElbe geholt. Schleswig-Holstein

Energiewende: Jeder gegen jedenDer Wind wird raueran der Küste: DieEntwicklung derEnergiewende wirdzum politischenZankapfel. Denndabei geht es umhandfeste wirtschaft-liche Interessen.

und Niedersachsen möchtendurch einen möglichst schnel-len und großangelegten Ausbauder Windkraftanlagen alsStrom-Exportländer das großeGeld verdienen.

Bremen dagegen engagiertsich als Hafenstadt für den Aus-bau der Windanlagen auf derNordsee – ebenfalls ein Milliar-dengeschäft!

Bundeswirtschaftsministerund SPD-Vorsitzender SigmarGabriel hat gegen diese hand-festen norddeutschen Interes-sen mit der geplanten Reformdes Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) eine Deckelungdes Ökostromanteils am Ge-samtstromverbrauch auf 45Prozent bis zum Jahr 2025 an-gedacht. Außerdem soll derAusbau der Offshore-Wind-energieanlagen heruntergefah-ren werden. Dies aus zwei

Gründen: Erstens, weil der Aus-bau der bundesweiten Strom-netze nicht schnell genug vor-

angetrieben werden kann. Da-durch wird der Windstromnicht verbraucht, Windräderabgeschaltet und damit werdenhohe Entschädigungen fällig.Zweitens, weil das Überangebotan Ökostrom durch zusätzlichanfallende Fördergelder fürsteigende Energiekosten sorgt.

Unionspolitiker fordertendagegen feste Ausbaumengenfür die Jahre 2019 und 2020, dienoch unter der Deckelung von45 Prozent liegen würden. Wassofort die Grünen auf den Planrief, die durch ihre energiepoli-tische Sprecherin Julia Verlin-den verlautbaren ließen, dassdies einem faktischen Ausbau-stopp für Erneuerbare Energiengleich käme.

Hamburgs grüner Umwelt-senator Jens Kerstan griff Mi-nister Gabriel frontal an – ertorpediere die gerade in Paris

vereinbarten Klimaziele: „Gab-riels Gesetz ist eine Bankrotter-klärung für den Klimaschutz.“In das gleiche Horn stießSchleswig-Holsteins ebenfallsgrüner Umweltminister RobertHabeck: „ Deutschlands großeWorte zum Klimaschutz wer-den zu leeren Hülsen. Wir müs-sen beim Netzausbau endlich indie Puschen kommen!“

Dahinter wollten die nord-deutschen Ministerpräsidenten(alle fünf sind SPD-Mitglieder)nicht zurückstehen und mach-ten in einem „Wismarer Appellebenfalls Front gegen ihrenSPD-Vorsitzenden SigmarGabriel. Hamburgs Erster Bür-germeister Olaf Scholz erklärte,dass die Windenergie für einesichere Energieversorgung un-

verzichtbar sei.Soweit der politische

Schlachtlärm – die dahinter ste-henden Fakten sehen deutlichkritischer aus: Netzbetreibergeben zu erkennen, dass diewichtigsten Stromtrassen inden Süden Deutschlands nichtvor 2025 fertiggestellt werdenkönnen und damit ein wach-sendes Energieangebot aus demNorden nicht transportiertwerden kann.

Laut Bundes-Netzentwick-lungsplan gibt es einen Bedarfan Optimierungsmaßnahmenfür 3.050 Kilometer bestehendeLeitungen und für geplanteNeubau-Leitungen von 2.750Kilometern.

Fortsetzung auf Seite 3

Flüchtlinge inArbeitUm einen Teil der rund 35.000Flüchtlinge in Schleswig-Hol-stein in Ausbildung oder Arbeitzu bringen, starten Landesre-gierung und Bundesagentur fürArbeit im Juni ein bundesweiteinmaliges Pilotprojekt, dasnoch in diesem Jahr bis zu 2.000Frauen und Männer auf eineEinstiegsqualifizierung, eineBerufsausbildung oder eine Be-schäftigung vorbereiten soll.Das Gemeinschaftsprojektkann nur ein Erfolgsmodellwerden, wenn die Wirtschaft,aber auch Schulen sich an derKraftanstrengung beteiligen.

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Industrie 4.0geht weiter

Am Ende der dritten Industrie-revolution, die geprägt war vonder Automatisierung der Pro-duktionsprozesse, folgt „Indus-trie 4.0“ mit der Informatisie-rung, die zur Individualisie-rung der Produktion führenwird.„Kein Industrieunternehmenkommt an diesem Thema vor-bei. Es gibt bereits konkreteProduktionen und Produkte.Im nächsten Jahr können wirüberprüfen, wie sich die Unter-nehmen weiter entwickelt ha-ben“, sagt Dr. Jörg Mutschler,Geschäftsführer VDMA Nord.Bereits zur nächsten NORTECwird der VDMA Nord das The-ma Industrie 4.0 weiter voran-bringen, indem Praxisbeispieleim Rahmen von Erfahrungs-austausch-Veranstaltungenvorgestellt werden.

Seite 11

Jeder zweite Bundesbürger hatbereits geerbt oder erwartet inder Zukunft eine Erbschaft. DasErbvolumen nimmt kontinu-ierlich zu: Laut aktuellen Schät-zungen des Deutschen Institutsfür Altersvorsorge werden inden Jahren 2015 bis 2024 inDeutschland etwa 3,1 BillionenEuro Privatvermögen vererbt.Nach einer Studie der Deut-schen Bank ist es für einenGroßteil der deutschen Erbenein Tabuthema mit kommuni-kativen Hürden: Die Bereit-schaft, sich mit dem ThemaErbschaft zu befassen, ist ge-ring. 58 Prozent der Bundes-bürger geben an, sich mit demThema ungern zu beschäftigenund mehr als Dreiviertel derDeutschen empfindet das Erb-recht als kompliziert und un-durchsichtig (76 Prozent).„ Seite 13

Immer mehrErbschaften

Es war das erste, industriellhergestellte Unterseeboot undgilt heute als das älteste im Ori-ginal existierende Tauchbootder Welt: Der 1851 in Kiel ge-baute „Brandtaucher“ des Er-finders Wilhelm Bauer, derheute im MilitärhistorischenMuseum in Dresden gezeigtwird. Schon bei seiner erstenTauchfahrt sank das U-Boot al-lerdings . Erst sechs Stundenspäter konnte sich die Besat-zung aus dem eisernen Rumpfbefreien.Diesem Genie des 19. Jahrhun-derts hat der 2013 verstorbeneTechnik-Historiker Klaus He-rold seine Forschungstätigkeitgewidmet und ein Archiv ange-legt. Die 58 Ordner, zwölf Map-pen und zwei Kästen werdenvon nun an im Kieler Stadtar-chiv bewahrt.

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Tauchbootkommt ins Archiv

„Wir brauchenmehr Europa“

ZKZ 83130 – FEBRUAR 2016 3 EURO

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2 MEINUNGEN

ERHARDS ERBEN / Ansichten zur Sozialen Marktwirtschaft

KOMMENTAR

EDITORIAL

Mitunter ist die Tageszeitung,die man seit Ewigkeiten liest(und ein bisschen als persön-

liches Eigentum betrachtet), doch nochfür eine Überraschung gut. Kürzlich hatdie „Frankfurter Allgemeine“ ein Stückmit der Überschrift „Arbeiterkindern ei-ne Chance“ versehen. Sozialreportagengehören nun wirklich nicht zum Kern-

profil der„FAZ“. Sich für die Belange derUnterprivilegierten einzusetzen, ist tra-ditionell das Steckenpferd der politi-schen Linken. Schon in den 50er-Jahrenfabulierte Erich Ollenhauer von der„Hölle der Armen“ und den„Paradiesender Reichen“. Und die „wachsende Kluftzwischen Arm und Reich“ zu beklagen,gehört auch bei den Salonmarxisten des21.Jahrhunderts zum guten Ton. DieGründe, warum faktenwidrig am Zerr-bild sozialer Polarisierung festgehaltenwird, liegen auf der Hand. Grund 1: dieSehnsucht nach einfachen Wahrheiten.Grund 2: die Möglichkeit, sich als gesell-

schaftspolitisch sensibilisierter Gut-menschzuinszenieren,dersichfür„Aus-gegrenzte“ engagiert. Grund 3: eine Da-seinsberechtigung für linke Umvertei-lungsparteien zu schaffen, obwohl RalfDahrendorf schon vor 35 Jahren (mitüberzeugender Begründung) das „Endedes sozialdemokratischen Jahrhunderts“ausgerufen hat. Doch SPD, Linke undBündnis 90/Die Grünen, die in TeilenKlientelparteien für Kostgänger unseresWohlfahrtsstaates sind, brauchen die amKöcheln gehaltene Mär von der „Hölleder Armen“. Um ihre Rolle als Interes-senvertretung fürArbeitsunwillige durch

den moralisch höherwertigen Kampf für„soziale Gerechtigkeit“ bemänteln zukönnen. Was bei der leergedroschenenLitanei vom schweren Los der Arbeiter-kinder vergessen wird, ist das stille Leidin den „Paradiesen der Reichen“. Denndiverse - komplett ignorierte - Einfluss-faktoren lähmen Upper-Class-Kinderregelrecht.Aus dem Schatten einesVaterszu treten, der als Unternehmer, Manageroder Chefarzt brilliert, gestaltet sich ebenschwieriger als einen Elternteil zu über-flügeln, der Taxi fährt oder in einem Dro-geriemarkt an der Kasse sitzt. Zumal be-ruflich erfolgreiche Eltern als sogenannte

„abwesende Väter/Mütter“ mangelndezeitliche Zuwendung nicht selten durchmaterielle Großzügigkeit kompensieren.Wie aber soll Biss, soll Leistungshungerentstehen, wenn Kinder frühzeitig darangewöhnt werden, vom obersten Bord zukonsumieren? Saturiertheit bremst Auf-stiegswillen aus. Und das linksliberaleGutmenschentum? Verweigert jede Em-pathie. Im Gegenteil, Nachfahren derOberschicht werden als „Erbengenerati-on“ stigmatisiert - der man noch tiefer indieTaschegreifenmöchte.„ParadiesederReichen“? Zur Hölle mit solch' unter-komplexen Klischees.

Der Club of Rome kündigte 1972 dasEnde des Ölzeitalters an. Noch 44

Jahre später schwimmen wir in dembraunen „Saft“: 88,9 Cent für einen LiterDiesel – diese freudige Überraschung ander Zapfsäule gab es lange nicht mehr.

Die Ölpreise sind in den vergangenen18 Monaten um rund 70 Prozent gefallen.Deutsche Privathaushalte sparten durchdie niedrigen Preise für Benzin und Heiz-öl sagenhafte 10,4 Milliarden Euro. Ver-mutlich werden wir diese Geschenke aufDauer teuer bezahlen müssen, denn im

Nach der Ölschwemme: Die Zeche zahlen wirHintergrund ballt sich eine Krise zusam-men: Konflikte zwischen Ölförderlän-dern, allen voran Saudi-Arabien und demIran. Die Saudis wollen mit einem künst-lich niedrigen Preis einen Aufschwungder iranischen Wirtschaft nach Ende derSanktionen so lange wie möglich verhin-dern. Alle zusammen kämpfen gegen dieerfolgreiche, aber teuer produzierendeamerikanische Öl-Fracking-Industrie.

Zugleich brechen die mit sprudelndenÖleinnahmen veranschlagten Haushaltezahlreicher Ölförderländer ein – alleinSaudi-Arabien fehlten im vergangenenJahr 90 Milliarden Euro; Venezuela hatden wirtschaftlichen Notstand ausgeru-fen. Die Währungen von Russland, Ka-sachstan und Aserbeidschan befinden

sich in einer Abwärtsspirale. Die Folge ist,dass die milliardenschweren Staatsfondsdieser Länder beginnen, große Aktienpa-kete auf den internationalen Märkten zuverkaufen, um ihre Staatshaushalte zustützen. Allein der Dax verlor seit Jahres-beginn über zehn Prozent und kämpftum die 9.000er Marke.

Es geht noch weiter: Die Aktien der in-ternationalen Ölmultis verlieren rasantan Wert. Allein BP schrieb für 2015 einenVerlust von sechs Milliarden Euro – dieFolge sind 7.000 Entlassungen. ExxonMobil verzeichnete im vierten Quartal2015 einen um 58 Prozent reduziertenNettogewinn. Branchenexperten schät-zen, dass weltweit seit dem Sommer 2014rund 300.000 Arbeitsplätze in der Ölin-

dustrie verloren gegangen sind. Investi-tionen dieser Unternehmen sind im ver-gangenen Jahr um 200 Milliarden Dollargekürzt worden. Meldungen von Insol-venzen aus den USA beginnen sich zuhäufen.

Als wenn diese Fakten nicht alleinschon das Zeug für eine globale Wirt-schaftskrise hätten, kommt der Faktor derschwächer laufenden chinesischen Wirt-schaft noch hinzu. Es wird deutlich, dassnicht nur die Ölschwemme, sondernauch eine sinkende Nachfrage die Preisedrückt. Was die Aktien weiter in den Kel-ler ziehen und das Wirtschaftswachstumausbremsen wird.

Ergebnis: Siehe oben – die Zeche wer-den wir bezahlen müssen.

Liebe Leserinnen,

liebe Leser,

da glaubte man nun, es sei ruhiger ge-worden um die Hamburger Handels-kammer und schon wird man eines Bes-seren belehrt. Die Begründung des zumim Dezember letzten Jahres gefällten Ur-teils des Verwaltungsgerichts in Zusam-menhang mit dem Rückkauf der Energie-netze, das der Kammer mehr Zurückhal-tung bei politischer Betätigung auferlegt,dürfte den Rebellen weiter Auftrieb ge-ben. Vor knapp zwei Jahren begannen die„Kammer-Rebellen“ damit, die Standes-vertretungderWirtschaft inunsererHan-sestadt ordentlich aufzumischen. Sie for-derten mehr Transparenz und organisa-torische Reformen, brachten sogar mitErfolg eigene Vertreter in das Plenum derKammer. Das führte zu einiger Aufre-gung, die nicht zuletzt durch das Medien-interesse an den Rebellen verstärkt wurde.Auf der Sachebene setzten sich die Refor-mer mit einigen Forderungen durch, bei-spielsweise was die Offenlegung von Ge-hältern angeht. Im Stil der Zusammenar-beit jedoch schlugen die Rebellen rundum den IT-Unternehmer Bergmann zeit-weise einen Ton an, der wenig kooperativ,mitunter sogar aggressiv war. Ein Hauchvon Wutbürgertum, der unter hanseati-schen Kaufleuten eigentlich unüblich ist,wehte durch die Hallen des altehrwürdi-gen Hauses.

Im kommenden Jahr steht die nächsteWahl zum Kammerplenum an – dashöchste beschlussfassende Gremium desHauses. Beide Seiten bringen sich nun inPosition, sondieren Kandidatenlage undStrategie. Mit der zuletzt geglaubten Ruheist es ab sofort vorbei. Denn vor allem dieBergmann-Gruppe muss sich erneutüber eine Oppositions-Kampagne in Sze-ne setzen, um aufzufallen und Wähler-stimmen zu gewinnen.

Die entscheidende Frage dabei wirdsein, ob die Rebellen ein Programm vor-weisen können, mit dem sie überzeugenkönnen. Bisher ist das noch nicht zu er-kennen. Viel wichtiger jedoch ist es, dasskeine Polarisierung entsteht, die die Inter-essenvertretung der Hamburger Wirt-schaft gefährdet: Elbvertiefung, Verkehr,Stadtentwicklung (ohne Olympia): Es istja nicht so, als ob es nichts mehr zu tungäbe. Gute Rahmenbedingungen für dieUnternehmen in unserer Stadt sind dieGrundlage für Wohlstand und Arbeits-plätze. Dass die Hamburger Wirtschaftmit Selbstbewusstsein ihre Interessen ge-genüber dem Senat vertreten kann, hatnicht nur, aber eben auch mit der starkenStellung der Handelskammer im politi-schen Gefüge der Hansestadt zu tun. Bei-de Seiten, sowohl die rebellischen „Neu-en“ als auch die langjährig Aktiven, dür-fen dies nicht aus dem Blick verlieren.

Es grüßt sie herzlich

Ihre Jasmin Missler

Die Weltwirtschaft befindet sichtechnologisch und geopoli-tisch im Umbruch. Der Wan-

del ist fundamental. Die Welt wird neuvermessen: Alte Geschäftsmodelle undStandorte geraten unter Druck, neuegelangen in den Fokus und auf dieLandkarte von Gründern, Talentenund Investoren. Die digitale Wirtschaftwird nach völlig anderen Prinzipienfunktionieren, heutige Wettbewerbs-vorteile werden kaum noch zählen. In-sofern darf die positive Momentauf-nahme Deutschlands und auch derMetropolregion Hamburg nicht überdie anstehenden strukturellen Verän-derungen und Gefahren hinwegtäu-schen. Denn das erfolgreiche Modelleiner technologieorientierten und ex-portorientierten mittelständischen

standort Hamburg gestärkt werden,denn Wirtschaft wird sich zukünftigviel stärker entlang von Wissenschaftund Forschung organisieren. Gleich-zeitig werden etablierte Unternehmenund alte Geschäftsmodelle massiv un-ter Druck geraten. Disruptive Innova-tionen und kreative Zerstörung wer-den an der Tagesordnung sein. Eineneue digitale Gründerzeit bricht an.Fortschritt und Wachstum werdendurch permanente Innovationen er-zeugt. Standorte, die gute Bedingun-gen für Gründer bereitstellen, werdenzu den Gewinnern gehören. Dazu ge-hören der Transfer von Wissen aus denUniversitäten in die Unternehmen, gu-te Finanzierungsbedingungen vor al-lem im Venture Capital Segment wieauch und vor allem eine entsprechen-de Mentalität am Standort für Fort-schritt und Innovation.

Die Standortbedingungen in derMetropolregion Hamburg sind ohneZweifel gut. Der Strukturwandelkommt jedoch schneller und mächti-ger als viele heute erwarten. Daher giltes, aus einer Position der Stärke herausdie Grundlagen für Wachstum undWohlstand in der Metropolregion zulegen. Die intelligente Verbindung ausIndustrie, Dienstleistungen und Logis-tik zu innovativen Geschäftsmodellenstellt eine große Chance dar. Dazubraucht es eine öffentliche Investiti-onsstrategie im Bereich der digitalenInfrastruktur, aber auch eine privat-wirtschaftliche Strategie, die digitaleTransformation von Wirtschaft undGesellschaft erfolgreich zu managen.Gerade im Hafen können die SmartPort-Konzepte oder auch ein 3-D-Druck-Technologiezentrum als Quer-schnittsprojekt einen wesentlichenAnstoß und einen qualitativen Sprungfür die gesamte Metropolregion Ham-burg leisten.

Hamburg 4.0 - wo liegtdie digitale Zukunft?

Wirtschaft gerät durch den demogra-fischen Wandel, die digitale Transfor-mation und die strukturelle Verlangsa-mung des globalen Wachstums gleichdreifach unter Druck.

Erste Anzeichen haben uns längsterreicht. Der zurückgehende Contai-nerumschlag im Hamburger Hafen istmehr als nur eine vorübergehende Fol-ge der schwachen Weltkonjunktur.Zwar haben die Krisen in China undRussland vor allem für Hamburg spür-bar negative Auswirkungen. Aber auchder zunehmende Standortwettbewerbzwischen den Häfen hat HamburgMarktanteile gekostet. Die Produktivi-tätsentwicklung in der Metropolregi-on ist relativ schwach, der Standortpartizipiert unterdurchschnittlich amtechnischen Fortschritt. Vor diesemHintergrund ist es wichtig, schon frühdie Weichen für die digitale Transfor-mation und den Strukturwandel imHafen zu stellen.

Zwei Voraussetzungen müssen aneinem erfolgreichen Standort der Zu-kunft gegeben sein: Zum einen mussder Wissenschafts- und Technologie-

Stefan LipskyChefredakteur

VonProf. Dr. Henning VöpelDirektor desHamburgischenWeltWirtschaftsInstituts(HWWI)

Politik 3/4Unternehmen 5/6Messe 7Maritim 8Wirtschaft 9Mecklenburg-Vorpommern 10

SOLL UND HABEN 11

Köpfe derWirtschaft 12Kammern & Verbände 13Finanzen 14/15Immobilien 16Börse 17Wirtschaft 18Lebensart 19Panorama 20

INHALT

Jasmin MisslerHerausgeberin

Stilles Leid in den „Paradiesen der Reichen“

-gegründet 2002-

HerausgeberinJasmin Missler ([email protected])

ChefredakteurStefan Lipsky ([email protected])

Redaktion: Peter Axel Haas, Sigmundt Stielerv. Heydekampf, Christian Lipovsek (sh:z),Susanne Plaß, Sabine Richter

Anzeigen- und MediaberatungB + K Media Birgit Kaut

Tel.: 040/601 76 96, Fax: 040/631 29 650

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WWW.NORDWIRTSCHAFT.DEFEBRUAR 2016

Nimmt kein Blattvor den Mund:Jan-Hendrik Dany

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POLITIK 3WWW.NORDWIRTSCHAFT.DEFEBRUAR 2016

Von Peter Axel Haas

In normalen Jahren hättedas sturmerprobte Hansea-ten nicht wirklich erschüt-

tert. Schließlich glaubt manhier zu wissen, dass es eigent-lich nur falsche Kleidung undkein schlechtes Wetter gibt. Indiesem Januar 2016 jedochsieht nicht nur der Himmel be-sonders trist aus. Auch die poli-tische Stimmung zwischen Als-ter und Elbe erreicht einen Tief-punkt wie selten zuvor.

Abzulesen ist das an den Um-fragewerten für die „Volkspar-teien“: Nur noch 37 ProzentZustimmung für die stolze SPD,die die Hansestadt noch vorJahresfrist mit absoluter Mehr-heit regierte. Traurige 14 Pro-zent für eine CDU, deren lautesSchimpfen über die unzurei-chende Flüchtlingspolitik desrot-grünen Senats die Wählerwohl nur an eines erinnert: AnKanzlerin Merkel, der verstörteUnionswähler von gestern denungebremsten Flüchtlingszu-strom mit all seinen Folgeprob-lemen zurechnen. Und satte 13Prozent für eine AfD, die in derBürgerschaft vor allem durchmiesepetrig vorgetragene Pole-mik, aber kaum durch Sachar-beit auffällt.

Abzulesen ist das auch an derernsten Miene, die Bürgermeis-ter Scholz seit dem Olympiade-bakel Ende November wie seineanthrazitfarbenen Anzügeüberall zur Schau trägt. Egal ob

Winter desMissvergnügensNur 25 Sonnen-stunden, dafür ganze70 Liter Regen proQuadratmeter – kaumirgendwo inDeutschlandpräsentiert sich dieserJanuar grauer undnasser als inHamburg.

beim Auto-Luftqualitätsgipfelmit dem umtriebigen Bundes-umweltminister der CSU, beimNeujahrsempfang seiner eige-nen SPD oder dem traditions-reichen Matthiae-Mahl an derSeite von Bundeskanzlerin undbritischem Premier: Bleich undernst blickt der gestrengeScholz in die Runde, noch pa-pierener wirken seine Reden,als es die Hamburger ohnehinschon gewohnt sind.

Dahinter dürfte die Erkennt-nis stecken, dass es mit denhalbwegs bequemen Zeiten desvorgeblich „ordentlichen Re-gierens“ vorbei ist: Nichtsklappt mehr so richtig seit derunerwarteten Niederlage imRingen um die Olympiabewer-bung. Vor allem das Herz derHamburger Wirtschaft stottert:Der Hafen verschlickt mittler-weile derart, dass auch millio-nenteures Ausbaggern kaumnoch weiterhilft. Die rot-grü-nen Genossen in Kiel lassen sichselbst für viel Geld und guteWorte nicht mehr zur Abnahmeder kontaminierten Hafensan-de überreden. Großcontainer-schiffe laufen bei geringster Ab-weichung von den gerade nochausreichenden Elbfahrrinnenauf Grund. Und eine Entschei-dung für die Elbvertiefung istvor den Gerichten weiter nichtin Sicht, während die Hafenin-frastruktur zwischen marodenKaimauern und bröckelndenBrücken weiter verkommt.

Umschlag und Umsatz dergroßen Hafenlogistiker gehenso längst nicht nur wegen deslahmenden China- und Russ-land-Handels zurück. Die gro-ßen Ostasien-Reedereien wei-chen auch immer stärker aufdie besser aufgestellten Nord-range-Häfen zwischen Antwer-pen und Rotterdam aus. Unddie Chinesen planen zu allemÜberfluss im neuerworbenenPiräus eine südeuropäische Bil-lig-Alternative zur teurenNordeuropa-Variante.

Derweil verhageln die kaumlösbaren Folgen des Flücht-lingszustroms dem Ersten Bür-germeister und seiner SPD auchdie sensible innenpolitischeFront: Die umliegenden Nord-länder, obwohl alle SPD-ge-führt, denken nicht daran, ausüberlasteten HamburgerCamps größere Zahlen vonAsylanten zu übernehmen.Diebstahl, Raub und Woh-nungseinbrüche nehmen in derMetropole stark zu, was eineentnervte und überlastete Poli-zei immer offener auf denFlüchtlingszustrom zurück-führt. Der Optimismus derWirtschaft aus dem letztenSommer, nachdem die vielenAusländer doch gut das demo-grafische Problem der nord-deutschen Betriebe lösen könn-ten, ist ohnehin verflogen: Zuschlecht die Qualifikationender meisten Neuankömmlinge,zu langsam mahlen die Behör-denmühlen, um die wenigenGutausgebildeten in Lohn undBrot zu bringen. Scholz kanndie Sorge über die fatale Ham-burger Entwicklung trotz allerProfessionalität nicht verber-gen. Und er lässt immer deutli-cher erkennen, dass er auf dieMühsal des städtischen Bürger-meisterdaseins auch keine rech-te Lust mehr hat: Immer öfterräsoniert der einstige Bundes-arbeitsminister und SPD-Ge-neralsekretär über die bundes-politische und Welt-Lage, im-mer häufiger lässt er sich mitvergleichsweise konservativenPositionen im Chor führenderSozialdemokraten vernehmen.

Kein Wunder: Spätestensnach dem absehbar schlechtenAbschneiden der SPD bei dendrei Landtagswahlen MitteMärz dürfte wieder intensivüber einen Nachfolgekandida-ten für Sigmar Gabriel in Berlindebattiert werden. Da möchteein Olaf Scholz bestimmt nichtim Hamburger Regen stehenund von Weitem zuschauen.

Menschen bei der Arbeit“ -das ist das Thema der

Neumünsteraner Künstlerge-meinschaft „brennpunkt“, dieihre Arbeiten bis zum 7. April in

Menschen und ihre Arbeitder Merkur-Galerie in der IHKzu Kiel (Bergstraße 2) ausstellt.

Die Fotogruppe besteht aus15 Mitgliedern, die sich als fo-tografierende Individuen mit

unterschiedlichen Bildauffas-sungen sehen. Fotografen, dieihre Augen auf Unspektakuläreswerfen: Menschen im Alltag anihrem Arbeitsplatz. Das kannein hochkonzentriert arbeiten-der Uhrmacher, ein Schuster anseinen Leisten oder ein Stra-ßenbauarbeiter im Regen sein.Sie zeigen Bilder von klassi-schen Handwerkern in einerZeit der Wegwerf-Gesellschaft.

Jeder dieser Fotografen ver-sucht seine Impressionen, seineInspirationen ins Bild zu rü-cken, besondere Situationeneinzufangen - in Schnapp-schüssen oder in Fotodoku-mentationen. So ist sie entstan-den, diese Ausstellung vonMenschen bei der Arbeit. NW

Fortsetzung von Seite 1

Bundesfinanzminister Wolf-gang Schäuble zur Migrati-

on und der Lage Europas: „Eu-ropa steht in einer schwierigenSituation und scheint nicht inbester Verfassung – die Migrati-onsprobleme, der Osten Euro-pas, Moskaus Propagandakriegund die Ungewissheit in derweltwirtschaftlichen Entwick-lung – die Nervosität ist groß“,so der Bundesfinanzministervor 800 Gästen des HamburgerCDU-Wirtschaftsrates.

Schäuble betonte allerdingsauch, dass Europa nicht Schuldan der Vielzahl der aktuellenKrisen sei. „Aber wir werdendiese nicht mit unseren alteneuropäischen Nationalstaatenlösen können. Wir brauchenmehr europäische Handlungs-fähigkeit - wir müssen besserwerden“, unterstrich der Jurist,der seit 1972 ununterbrochenim Deutschen Bundestag tätigund somit das dienstältesteMitglied des Parlaments ist.

Mit folgenden Statementsbeschrieb Wolfgang Schäuble

„Müssen besser werden!“die aktuellen Probleme der Mi-gration:-Wir wussten, dass die Men-schen überall in der WeltDeutschland als Paradies sehen.Und wir haben immer gedacht,dass die Krisen im Nahen Ostenweit weg seien, plötzlich sindwir aber unmittelbar damitkonfrontiert. Diese Menschenwissen, dass sie es bei unsschwer haben werden. Sie sagenaber, dass sie es für ihre Kindertun.-Wir werden die Migrations-probleme dieses Jahres meis-tern. Die Willkommenskulturwird uns noch viele Jahre zurEhre gereichen. Darauf könnenwir als Deutsche stolz sein!-Alle Hilfsbereitschaft hat aberauch Grenzen. Deshalb werdenwir leider die Hoffnungen vielerMenschen enttäuschen müs-sen. Denn wir können natürlichnicht alle aufnehmen und daswird man überall auf der Weltverstehen.-Deshalb müssen wir einerseitsein besseres Management unse-rer Außengrenzen hinbekom-men. Und andererseits muss die

Integration gelingen. Wir soll-ten den Menschen von der ers-ten Woche an Beschäftigunganbieten und sie nicht in denLagern sitzen lassen. Die, beidenen uns das gelingt, werdenuns auch in Zukunft helfen.Wäre heute ein öffentliches Le-ben ohne die zweite und dritteGeneration der früheren Gast-arbeiter noch denkbar?-Wir müssen alles dafür tun,um dieses Problem vernünftigzu lösen, denn auch für unssteht viel auf dem Spiel. Es wirdviel Geld kosten, aber wir wer-den das auch ohne neue Schul-den schaffen können.

Dennoch wird Europa imNahen Osten auch einen größe-ren militärischen Beitrag leistenmüssen. Wir werden für Vertei-digung und Innere Sicherheitmehr tun müssen. Die schöneZeit, in der wir uns nur um unsselbst kümmern konnten, istvorüber!-Wir haben so viele Möglich-keiten, dass wir nur an unserereigenen Kleinmut scheiternkönnen. NW

Fortsetzung von Seite 1

Wegen dieses Überangebotswerden in den kommen-

den Jahren im Norden immerhäufiger Windräder abgeschal-tet. Dafür erhalten die BetreiberEntschädigungen: Waren dies inden Jahren 2012 und 2013 inSchleswig-Holstein noch jeweilsrund 25 Millionen Euro proJahr, stieg die Summe 2014 be-reits auf 109 Millionen unddürfte 2015 bei über 160 Millio-nen Euro gelegen haben (Die ge-naue Zahl liegt noch nicht vor).Im vergangenen Jahr sind dieGesamtkosten für Ökostrombundesweit auf 24,1 Milliarden

Entschädigungen für NichtsEuro gestiegen, ein Plus von 12Prozent gegenüber 2014.

Da die Leistung der bisher in-stallierten 33.000 Windkraft-,Photovoltaik- und Biogas-Anla-gen aber allein in Schleswig Hol-stein kurzfristig von 7.000 auf9.500 Megawatt steigen soll, istin den kommenden Jahren mitAusgleichszahlungen von 200Millionen Euro pro Jahr zurechnen.„ Es ist eine enge Kopp-lung zwischen dem Ausbau vonEEG-Anlagen und dem derStromnetze erforderlich, damitder Abtransport des Stromsnicht zur Achillesferse der Ener-giewende in Schleswig-Holsteinwird“, so Matthias Boxberger,Vorstand der Schleswig-Hol-

stein Netz AG. Selbst, wenn keinWind weht und die Sonne nichtscheint, die „Erneuerbaren“ alsoPause haben, wird es teuer:Dann müssen Kohle- und Gas-kraftwerke wieder hochgefah-ren werden. Und umgekehrt beiWind und Sonne werden dieseKraftwerke wieder abgeriegelt.Allein der Netzbetreiber Tennetmusste dafür im vergangenenJahr 700 Millionen Euro auf-wenden (2014: 300 MillionenEuro).

Wer diese Zeche zahlen wird,sagt niemand gerne. Doch derFall liegt klar: Die Verbraucher!Schon im laufenden Jahr wer-den Preiserhöhungen zwischensechs und acht Prozent erwartet.

Die engagierte Fotogruppe „brennpunkt“ in Neumünster

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Will TeichertKorrespondentin Brüssel

4 POLITIK

BRÜSSELER SPITZEN

Um einen Teil der derzeit rund35.000 Flüchtlinge in Schles-wig-Holstein rasch in Ausbil-

dung oder Arbeit zu bringen, betretenLandesregierung und Bundesagenturfür Arbeit (BA) Neuland: Im Juni star-tet ein bundesweit bislang einmaligesPilotprojekt, das noch in diesem Jahrbis zu 2000 Frauen und Männer aufeine Einstiegsqualifizierung, eine Be-rufsausbildung oder eine Beschäfti-gung vorbereiten soll.

Das Gemeinschaftsprojekt „BÜ-FAA.SH“ (Begleiteter Übergang fürFlüchtlinge in Arbeit und Ausbildung)kann nur ein Erfolgsmodell werden,wenn die Wirtschaft, aber auch Schu-len und andere Bildungseinrichtungenund –träger sich an der Kraftanstren-gung beteiligen. In der ersten Förder-Runde stellen Bundesagentur undLand dafür in diesem Jahr zunächstsechs Millionen Euro bereit. Nach denWorten von Wirtschafts- und Arbeits-minister Reinhard Meyer sei 2015 dasJahr des Ankommens gewesen, 2016müsse das Jahr der Integration werden:„Zu den wichtigsten Hebeln für eineerfolgreiche Integration zählt die Ein-gliederung der Flüchtlinge in den Ar-

Neue Jobs für 1000 FlüchtlingeLand und Bundesagenturwollen einen großen Teilder 35.000 Flüchtlinge inSchleswig-Holstein inAusbildung oder Arbeitbringen.

beitsmarkt.“ Der Minister erinnertedaran, dass die Flüchtlinge unter ande-rem im Hinblick auf den Fachkräfte-bedarf der kommenden Jahre eine gro-ße Chance für das Land böten. „DieFlüchtlinge können perspektivisch ei-nen Teil der bis 2030 erwarteten Lückevon fast 100.000 Fachkräften in Schles-wig-Holstein schließen.“ Wie Meyererläuterte, bestehe das neue Pro-gramm aus zwei Phasen:-In der maximal sechsmonatigen ers-ten Phase werde die individuelle Aus-gangslage der Bewerberinnen und Be-

werber geklärt. Dabei werden Poten-ziale und Kompetenzen erhoben, vor-handene im Ausland erworbene Ab-schlüsse erfragt und deren Anerken-nungen geklärt. Parallel dazu werde esallgemeinen und berufsbezogenenSprachunterricht sowie Unterricht inden Themenbereichen Arbeitswelt,Rechts- und Sozialsystem geben. Au-ßerdem gehe es um die Erhebung be-ruflicher Kenntnisse und Fertigkeitendurch praktische Tätigkeiten bzw. Ori-entierung durch Praxiserleben in ge-eigneten Werkstätten. Parallel werden

in dieser Zeit zielgerichtet Ausbil-dungs- bzw. Arbeitsplätze akquiriert.-In der zweiten Phase sind die Teilneh-merinnen und Teilnehmer in einemmindestens auf neun Monate befriste-ten sozialversicherungspflichtigen Ar-beitsverhältnis, einer Einstiegsqualifi-zierung mit einer Dauer von sechs biszwölf Monaten oder einer Ausbildungbeschäftigt.

Das Ziel lautet, möglichst viele Teil-nehmer, mindestens aber 60 Prozent,aus der ersten in die zweite Phase zuüberführen. Die Beschäftigungsver-

hältnisse sollen durch eine Nachbe-treuung begleitet und gesichert wer-den. Hierfür steht sowohl den Arbeit-gebern als auch den Beschäftigen fürdie Dauer von maximal sechs Monatenjeweils ein Coach zur Verfügung. Zu-sätzlich erhalten die Teilnehmendenwöchentlich weiteren Deutschunter-richt und werden dafür freigestellt.

„Ziel ist es, den Teilnehmerinnenund Teilnehmern in der zweiten Phasemit der Wirtschaft konkrete Arbeits-platz- und Ausbildungsangebote zurVerfügung zu stellen, um sie in den Ar-beitsmarkt zu integrieren“, so Meyer.

Bildungsministerin Britta Ernstkündigte in dem Zusammenhang au-ßerdem an, dass an berufsbildendenSchulen eine DaZ (Deutsch als Zweit-sprache)-Stufe eingeführt werde. Ak-tuell werde ein Lehrplan dafür entwi-ckelt, der auf die besondere Situationder 16- bis 18-jährigen Flüchtlingeeingehe. RD-Nord-Chefin Haupt-Ko-opmann betonte: „Das Thema ‚Men-schen mit Migrationshintergrund undArbeitsmarkt‘ ist für die Arbeitsagen-turen und Jobcenter nicht neu. Wir be-schäftigen uns seit vielen Jahren inten-siv mit Arbeitsuchenden aus dieserGruppe. Neu ist für uns die Quantität.Dazu gehören zahlreiche Angebote fürJugendliche und Erwachsene, dieschwerpunktmäßig mit dem deut-schen Ausbildungs- und Beschäfti-gungssystem vertraut machen, ver-schiedene Ausbildungs- und Berufs-bilder vorstellen und ihre praktischeErprobung ermöglichen. NW

Wenn von der Industriepolitik derEuropäischen Union gesprochen wird,sind anerkennende, schmeichelhafteWorte nicht zu erwarten. Dafür wirdumso lebhafter getadelt und moniert:Ambitionslos sei sie, unverbindlich, esfehle an konkreten Vorschlägen, dieKluft zwischen Anspruch und Wirk-lichkeit werde immer größer.

Tatsächlich hat es an vollmundigenAnkündigungen seitens der EU-Kom-mission wahrlich keinen Mangel. Be-reits 2012 hatte man sich das Ziel ge-setzt, den Industrieanteil an der Brutto-wertschöpfung in der EU bis 2020 aufzwanzig Prozent zu steigern. Nahezueuphorisch proklamierte Brüssel eine„industrielle Renaissance“. Die Realitätallerdings sieht anders aus. Nach Aus-sagen des sozialdemokratischen Euro-pa-Parlamentariers Bernd Lange (Vor-sitzender des Handelsausschusses)sinkt der Anteil der industriellen Wert-schöpfung am Bruttoinlandsprodukt,er liegt derzeit bei einem Wert um 15

Europäische Industrie-Politik ist kraftlos und unverbindlichProzent. Die volkswirtschaftliche Be-deutung der Industrie wird gerne inkräftigen Farben dargestellt. Die Indus-trie bestreite mehr als die Hälfte allerEU-Exporte, leiste etwa zwei Drittel al-ler von der Wirtschaft gestellten Ausga-ben für Forschung und Entwicklung,und sei ein Garant für Arbeitsplätzeknapp 15 Prozent der Beschäftigtensind im produzierenden Gewerbe tätig.Vor diesem Hintergrund ist leicht ver-ständlich, dass sich EU-KommissarinElzbieta Bienkowska, zuständig für dieRessorts Binnenmarkt und Industrie,für eine„Re-Vitalisierung“ der europäi-schen Industrie stark machen will.Mitte 2015 sollte eine „roadmap“ zurEU-Industriepolitik vorgelegt werden.Was dabei herauskam ist in den Augenvieler EU-Abgeordneter enttäuschend:Ein Brief an Parlament und Rat mit ei-nem neunseitigen Anhang, der eherAnkündigungscharakter hat und kaumkonkrete Vorschläge einer EU-Indust-riestrategie enthält. Für Bernd Lange

sind die „Defizite der EU-Industriepo-litik alarmierend“, insbesondere ange-sichts der Probleme, die durch Globali-sierung, Digitalisierung und Rohstoff-knappheit entstehen und durch man-gelhafte Abstimmung zwischen denEU-Mitgliedsländern verstärkt werden.

Auch wenn es eine „kohärente in-dustriepolitische Strategie“ der EU-Kommission nicht geben sollte, so sinddoch einige politische Initiativen zunennen, die zweifelsohne die Industrie-branchen in den Ländern und Regio-nen beeinflussen. Zu nennen wäre zumBeispiel der sogenannte„Juncker-Plan“,ein Investitionsprojekt zur Förderungvon Wachstum und Arbeitsplätzen. MitAnschubinvestitionen von 60 Milliar-den Euro soll letztlich ein Investitions-volumen von 315 Mrd. Euro erreichtwerden.

Konkreter sind die Pläne der Kom-mission zur Förderung einer nachhalti-gen Wirtschaft, die im Dezember 2015vorgestellt wurden. Sie umfassen einen

Katalog von etwa 50 Maßnahmen, etwazum Recycling. „Unser Planet und un-sere Wirtschaft können nicht überle-ben, wenn wir den Wegwerfansatz wei-terverfolgen“, kommentierte FransTimmermans, Vizepräsident der EU-Kommission, den Aktionsplan. Unteranderem soll die Industrie verpflichtetwerden, in großem Umfang die bei ih-ren Produkten verwendeten Materiali-en (Plastik, Holz, Metalle) wiederzuver-werten. „Circular Economy“, Kreislauf-wirtschaft heißt das neue Zauberwort.Ein anderer Schlüsselbegriff für die in-tendierte „industrielle Renaissance“heißt Innovation. Brüssel will gezieltinnovative und nachhaltige Produkteund Produktionsprozesse fördern, umdie europäische Technologiekompe-tenz zu stärken und den Exodus von In-dustrieunternehmen zu verhindern.Dafür hat man unter der Überschrift„Horizon 2020“ (2014-2020) einenRahmen geschaffen, der Fördermittelvon 80 Mrd. Euro für Forschung und

Innovation bereithält. Für den gleichenZeitraum gibt es unter dem Kürzel„COSME“ weitere 2,3 Milliarden För-dermittel, die Projekten vorbehaltensind, die die Wettbewerbsfähigkeit vonKMU-Betrieben optimieren.

Zu den Schwerpunkten der EU-In-dustriepolitik gehört überdies die ange-strebte „Energieunion“, die für Versor-gungssicherheit, Energieeffizienz undeinen umwelt- wie klimaschonendeEnergie-Einsatz sorgen soll. Angesichtsder Vielzahl von Fördermaßnahmen,Projekten und Aktionsplänen wird ver-ständlich, warum die Kritiker von ei-nem „Flickenteppich“ sprechen und ei-ne koordinierte, kohärente Industrie-politik der Europäischen Kommissionanmahnen.

Dänische Grenzkontrollenwerden bleiben„Die dänischen Grenzkontrollen wer-den bleiben“, prognostiziert Bela Ber-gemann, Leiter strategische Planungbeim kommunalen BusunternehmenAktiv Bus Flensburg. 40 Mal am Tagpendelt die Linie 1 zwischen demBahnhof und dem Grenzort Kruså aufdänischem Gebiet. Dort besteht An-schluss an die Busse von Sydtrafik, etwanach Sønderborg oder Aabenraa. 9.000Berufspendler, Schüler und Studentender Europa-Universität sind auf rei-bungslose Verbindungen in der Regionangewiesen. „Wenn es bei den stichpro-benartigen Kontrollen bleibt, sehen wirkeine Auswirkungen“, sagt Bergemann.„Die Zusammenarbeit mit den däni-schen Offiziellen funktioniert gut.“Sorgen bereitet ihm vielmehr dieTransporteurshaftung(Transportøransvar) per „Ministerer-lass“, die - dem schwedischen Beispielfolgend - Bus- und Bahnunternehmen

verpflichten kann, die Ausweise undPässe ihrer Mitreisenden zu kontrollie-ren. „Das können unsere Fahrer nichtleisten. Hier werden Verkehrsunter-nehmen in Haftung genommen.“12.000 dänische Kronen, umgerechnetrund 1.600 Euro, wären als Bußgeldpro Person fällig. Bergemann will danneinen Wachdienst anheuern, der dieseAufgabe auf den letzten Busstationenübernimmt - Kosten, auf denen dasUnternehmen sitzen bleibt.

Noch sehen die Wirtschaftsverbändeund das Transportgewerbe den grenz-überschreitenden Warenverkehr vonden vermehrten Kontrollen aufgrundder Flüchtlingsströme nicht betroffen.Laut Reiner Perau, Geschäftsführer derdeutsch-dänischen Handelskammer inKopenhagen, werden die jüngstenMaßnahmen an der deutsch-dänischenGrenze kurzfristig keine negativenAuswirkungen auf den Handel haben.Ähnlich äußert sich Philip Koch, LeiterInternationale Projekte und Partner-schaften von der Handelskammer

Hamburg:„Temporär ist noch allesmachbar.“ Ebenfalls gelassen gibt mansich in der Niederlassung der däni-schen Sydbank in Hamburg. Die däni-sche Wirtschaft werde sich wie auch dieschwedische im laufenden Jahr positiventwickeln, weil sich die Wettbewerbs-fähigkeit der Unternehmen verbessereund die Verschuldung der Staaten ge-ring sei. Das sieht auch Andreas Peter-sen so. Der Geschäftsführer der Ham-burger Spedition Apex - „Jütland istwie Nahverkehr für uns“ - weist aberauf Laufzeitverzögerungen seiner Just-in-time-Lieferungen hin, sollten dieGrenzkontrollen ausgeweitet werden.„Wenn zugesagte Liefertermine nichteingehalten werden, drohen Vertrags-strafen.“ SVH

„Europa ist noch lange nichtaus der Krise“Einer der renommiertesten deutschenÖkonomen, DIW-Präsident MarcelFratzscher, erklärte vor dem Hambur-

ger CDU-Wirtschaftsrat seine Ein-schätzungen zur Wirtschaftslage für2016. Seine zentrale Botschaft: „Europaist noch lange nicht aus der Krise. Auchder Ausblick für Deutschland ist weitweniger rosig als die Zahlen es vermu-ten lassen.“ Fratzscher identifiziertefünf zentrale Probleme, die in dennächsten Jahren auf die deutsche Wirt-schaft zukommen werden:

1. Wachstumsproblem: Längerfristigsei die Wachstumsdynamik wenig ein-drucksvoll. Sie werde fast ausschließ-lich vom guten Konsum getragen.2. Unterbeschäftigungsproblem: Zuviele Menschen arbeiten hierzulande inTeilzeit. Obwohl Unternehmen hände-ringend nach qualifizierten Arbeits-kräften suchen, gebe es über eine Mil-lion offene Stellen.3. Ungleichheitsproblem: Deutschlandsei eine der am wenigsten „gleichen“Volkswirtschaften in Europa. Hier gebees die größte Ungleichheit bei privatenNettovermögen.4. Vorsorgeproblem: Aufgrund des ge-ringen privaten Nettovermögens sei esschwierig, Vorsorge zu betreiben.5. Staat lebt von seiner Substanz: DerWert des staatlichen Vermögens habein den letzten 15 Jahren ca. 500 Milli-arden Euro an Wert verloren. Durchdas Erreichen der „schwarzen Null“und der damit verbundenen Sparpoli-tik seien die öffentlichen Vermögeneingebrochen.

Von links sitzend: Michael-Thomas Fröhlich (UV-Nord), Minister Reinhard Meyer, Margit Haupt-Koopmann (BA), Claus Heller(Landwirtschaftskammer); stehend: Heiko Gröpler (DGB), Jörg Orlemann (IHK), Dr. Johannes Reimann (Landkreistag), Jörg Bülow(Gemeindetag), Jochen von Allwörden (Städteverband), Jörn Arp (Handwerkskammer)

DIW-Präsident Marcel Fratzscher (vonlinks), Ex-Senator Gunnar Uldall undWirtschaftsrats-LandesgeschäftsführerHauke Harders.

NAMEN & NACHRICHTEN

WWW.NORDWIRTSCHAFT.DEFEBRUAR 2016

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UNTERNEHMEN 5WWW.NORDWIRTSCHAFT.DEFEBRUAR 2016

Von Kerstin von Stürmer

Seine Idee: ein kompaktesAbfallmanagement-Sys-tem für Kreuzfahrtschiffe,

inspiriert von den Entsor-gungsanlagen an Land. Die

Pionier und SaubermannEr ist ein Selfmade-Mann, ein Pionier fürsaubere Schifffahrt:der OldenburgerUnternehmer JochenDeerberg. Vor 36Jahren startete er mitseinem Technologie-UnternehmenDeerberg-Systems.

erste Verbrennungsanlagenannte er "Bio-Kompakt", wei-tere, modernere Anlagen folg-ten. Deerberg hat seitdem zahl-reiche Innovationen auf denMarkt gebracht, die längst alsIndustriestandard gelten. Mitder Expertise und Erfahrungvon mittlerweile weit über 900Schiffen werden heute mo-dernste Entsorgungsanlagenfür jedes Einsatzgebiet in Ol-denburg maßgeschneidert. Vonder Planung über Produktionund Vertrieb ist dabei alles in ei-ner Hand. Die Zahlen sind be-eindruckend: Heute sind 177große Passagierschiffe, 72 Mari-neschiffe, 28 Superyachten, 20Offshore- und Spezialschiffeund mehr als 650 Handelsschif-

fe mit Komponenten und Ge-samtsystemen von Deerbergausgerüstet. Das Unternehmenist damit weltweiter Marktfüh-rer bei maritimen Umwelt-schutz-Lösungen mit einemJahresumsatz von 15 MillionenEuro und einem Rekord-Auf-tragsbestand von derzeit 50Millionen Euro. In den USA,Finnland und Großbritannienist die Firma vertreten. Deer-berg selbst ist heute 71 Jahre altund hat sein Haus bestellt: Ergibt das Unternehmen jetzt anden finnischen Branchenpart-ner Evac Group ab. Damit siehter sein Lebenswerk gesichert,denn beide Deerberg-Söhnesind in anderen Branchen er-folgreich.

Mit Deerberg-Systems undEvac schließen sich Partner zu-sammen, die in Sachen Abfall-wirtschaft auf Kreuzfahrtschif-fen schon heute den Standardsetzen. Evac stellt unter ande-rem Vakuum-Toiletten für Pas-sagierschiffe und Wasserreini-gungssysteme her. Die perfekteErgänzung also für das Deer-berg-Portfolio.

Der Verkauf an die Finnen istzum einen Herzensangelegen-heit - Deerbergs Frau Wiola istFinnin, der Kontakt zu Landund Leuten längst gut, ebensowie die Geschäftskontakte zuEvac. Zum anderen ist es Be-standssicherung. Die 30 Ar-beitsplätze im Firmen-Stamm-sitz Oldenburg bleiben erhal-ten, das bestätigt auch Evac-Präsident Tomi Gardemeister.Das passe alles perfekt. Evackönne sich damit in Zukunftnoch besser als Systemanbieterfür umweltfreundliche Entsor-gungssysteme positionieren.Und Deerberg hofft, sich mitdem neuen Partner vor allemden asiatischen Markt zu er-schließen.

Jochen Deerberg wird sichnicht zur Ruhe setzen. Der um-triebige Unternehmer wird eineberatende Funktion bei Evaceinnehmen. Zudem gibt er seinWissen auch an der Stanford-University in den USA weiter.Möglicherweise bringt er ausdem Silicon Valley neue Ideenmit nach Oldenburg.

Der Generationswechsel imHause Fielmann ist einge-

leitet: Seit dem 1. Januar sitztSohn Marc Fielmann (26) alsMarketingchef im Vorstand derHamburger Aktiengesellschaft(Jahresumsatz: 1,5 MilliardenEuro, 17.000 Mitarbeiter). Da-mit hat Marc Fielmann die ersteStufe zur Nachfolge seines Va-ters, Günther Fielmann (76),erreicht. „Ja, ich habe die Ab-sicht, den Vorstandsvorsitz ei-nes Tages direkt an meinenSohn weiterzugeben“, so der Se-nior. Wann das sein wird, ver-riet er allerdings noch nicht.Diese Entwicklung kommtnicht überraschend, denn SohnMarc durchläuft seit vier Jahren

Generationswechselim Haus Fielmann

alle wichtigen Stationen inDeutschlands größtem Brillen-Imperium, das sich zu 71 Pro-zent in Familienhand befindet.Marc Fielmann: „Ich habe in-zwischen mehr als 3.000 Kun-den selbst bedient und mehr als1.000 Brillen verkauft. Wennmir mein Vater die Verantwor-tung im Vorstand des Unter-nehmens zutraut, so ist dies fürmich Herausforderung undVerpflichtung zugleich.“ Fiel-mann verkauft jährlich fast achtMillionen Brillen sowie Kon-taktlinsen und Hörgeräte. Um-satz, Absatz und Gewinn desUnternehmens befinden sichseit Jahren auf einem fast bei-spiellosen Aufwärtstrend. NWUnternehmer Jochen Deerberg an seinem Schreibtisch

Sohn Marc und Vater Günther Fielmann

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6 UNTERNEHMEN

Bis zum Sommer wird nachEntwürfen von Querkopf

Architekten GmbH & Co KGaus Reinbek der Eingang derHanseMerkur Hauptverwal-tung am Siegfried-Wedells-Platz im Dammtor-Viertel um-gestaltet. Der 1993 gebaute Bü-rokomplex erhält ein vorgela-gertes Empfangsgebäude alsskulpturale Fortführung derGlasfuge zwischen dem 90er-Jahre-Bau und dem Haus We-dells. Das neue Entree ist derAuftakt eines Raumes, der infließender Bewegung span-nungsreich ins Innere des Ge-bäudes leitet. Die Südseite wur-de bewusst so zurückhaltendgestaltet, damit das Hauptau-genmerk weiter der Fassade des1895 gebauten Hauses Wedellsund dem stadtgeschichtlichenHintergrund gilt. NW

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Zur Eröffnung der neuenUnternehmenszentrale

von Tesa in Norderstedt hatSchleswig-Holsteins Minister-präsident Torsten Albig dieStärken des Wirtschaftsstand-ortes hervorgehoben: „Bei unskann man gut leben, lernen undarbeiten. Ich freue mich dahersehr, ein weiteres Unternehmenvon Weltruf am StandortSchleswig-Holstein willkom-men zu heißen. Es ist beeindru-ckend, was hier in den vergan-genen Jahren aufgebaut wurde.Eine Unternehmens-Investiti-on im dreistelligen Millionen-bereich und rund 1.000 Ar-beitsplätze sind für uns inSchleswig-Holstein nicht all-täglich", so Albig.

Um den WirtschaftsstandortSchleswig-Holstein weiter zustärken, sicherte der Regie-rungschef auch finanzielle Un-terstützung zu. Das Land för-dert das Unternehmen in denkommenden Jahren mit knappzwei Millionen Euro bei dertechnologischen Entwicklungvon Hochleistungs-Klebebän-dern. „Davon erhoffen wir unsmittelfristig über 70 neue Ar-beitsplätze vorwiegend im For-schungsbereich", sagte Albig.Das Geld stammt aus dem Eu-ropäischen Fonds für regionaleEntwicklung (EFRE) Schles-wig-Holstein 2014 - 2020.

Bereits im vergangenen Jahrwar das Hauptquartier des Un-ternehmens mit rund 700 Mit-arbeitern, dazu weitere 280Mitarbeiter aus dem For-schungs- sowie 45 Mitarbeiteraus dem Technologiezentrum,in die neuen Räume in Norder-stedt eingezogen. Der Regie-rungschef verwies auf die Stär-ken der Metropolregion: „Ge-rade hier wächst unsere Wirt-schaft besonders dynamisch.Hamburgs Stärke ist Schleswig-Holsteins Stärke und unser Ge-winn. Die Metropolregion istAnker und Impulsgeber für diewirtschaftliche Entwicklung."

Tesa eröffnetZentrale

Hamburg steht beimStadtmarketing nichtnur im Wettbewerb mit

anderen europäischen Groß-städten, sondern auch mit derHauptstadt Berlin. Deshalbsollten sich die Verantwortli-chen verstärkt auf drei wesent-liche Standortfaktoren konzen-trieren, die kürzlich von Studie-renden der Nordakademie Gra-duate School identifiziert wur-den. „Das sind qualifizierterNachwuchs, die allgemeine Le-bensqualität in der Stadt unddas Branchen-Ecosystem einesfunktionierenden Netzwerkesvor Ort“, sagt Prof. Dr. NicoleRichter, Studiengangsleiterin

Mehr als Hafen und MusicalsDerMarketingstandortHamburg solltekünftig verstärkt aufkreative Inhaltesetzen. Das hat eineStudie vonMasterstudentinnender NordakademieGraduate Schoolergeben.

Marketing and Sales Manage-ment an der Hamburger Hoch-schule.

Zusammen mit ihren Mas-terstudentinnen kam sie in derUntersuchung zu dem Schluss,dass Hamburg zwar als Hoch-burg der Kreativwirtschaft mitvielen bekannten Agenturenund markenorientierten Unter-nehmen gelte, sich jedoch ver-stärkt die Frage stelle, wie langedas noch der Fall sein könne.„Viele Marketingentscheidersind inzwischen in der Stan-dortfrage auch sehr offen fürandere nationale und interna-tionale Standorte“, fasst Richterein wesentliches Ergebnis derStudie zusammen, die in Ko-operation mit dem MarketingClub Hamburg und der IpsosGmbH entstand.

„Ausgewählte Führungskräf-te aus dem Marketingbereichhaben mit uns in ausführlichenInterviews über die Standort-qualitäten gesprochen, dieHamburg aus Marketingsichtmitbringen muss, um im Städ-tewettbewerb weiterhin erfolg-reich mitzuspielen“, sagt Rich-ter. Wichtig seien hier vor allemeine kritische Masse an Kunden

sowie die Nähe zu Agenturenund Dienstleistern der Branche.

Zu den größten Herausfor-derungen für den Standort ge-hört dabei auch die Rekrutie-rung qualifizierter Nachwuchs-kräfte. „Die hiesige Bildungs-landschaft ist im Bereich Mar-keting objektiv gut aufgestellt“,sagt Richter, „es fehlt allerdings

an Vermarktung“. So nehmenselbst lokale Entscheider dieBildungslandschaft nicht aus-reichend wahr. Zudem werdeein stärkerer Transfer zwischenWissenschaft und Praxis ge-wünscht.

Beim Ecosystem brauche esdarüber hinaus mehr Einsatzfür die Belange der Marketing-

branche. „Das Netzwerk vorOrt ist zwar weiter gut, doch einAbwandern auch einzelner gro-ßer Player würde den gesamtenStandort erheblich schwächen“,warnt Richter. Vor allemDienstleistungsunternehmenzeigten eine offenere Haltunggegenüber anderen interessan-ten Standorten.

In Sachen Hamburger Le-bensqualität gibt es dagegenkaum Verbesserungspotenzial.Hier gehe es um die Stärkungetablierter Events mit Marke-tingbezug, darunter zum Bei-spiel die an die Elbe zurückge-kehrte Digitalkonferenz Next,das international bekannte Ree-perbahnfestival oder Veranstal-tungen des Art Directors Club.Laut Empfehlung der Master-studentinnen müsse Hamburginsgesamt mehr in eine innova-tive Marketingkultur und in dieMarketingszene investieren,um nicht zu einer „Stadt derverpassten Gelegenheiten“ zuwerden. Dazu sollte es den Ver-antwortlichen gelingen, Ham-burg über seine bisherigen As-sets als Hafenstadt und Ort fürMusicals hinaus zu entwickeln.

> www.nordakademie-gs.de

Es ist eine Hamburger Insti-tution – das Miniatur

Wunderland der GebrüderBraun. Nun konnte es im 15.Jahr in Folge einen neuen Besu-cherrekord aufstellen. Im ver-gangen Jahr besuchten es1.251.598 Fans. Im Vergleich zu2014 sind das noch einmal 2,92Prozent mehr. Ein besondersgroßes Besucherwachstumkonnte im Ausland erzielt wer-den (281.602 = 22,5 Prozent).Am beliebtesten ist das Wun-derland in der Schweiz, Öster-reich und Dänemark. Aus dendrei Ländern zusammen kamenalleine über 100.000 Besucher.Aber beispielsweise auch ausLändern wie China, den USA,Vietnam, Korea, Mexico oderItalien interessieren sich immermehr fürs Wunderland.

Dass diese Zahl erneut gestie-gen ist, liegt unter anderem an30 Facebook-Videos, die inknapp 20 Sprachen eingestelltwurden. Diese Videos wurdenüber 350.000-mal geteilt, übereine Million Mal geliked undhaben etwa 30.000.000 intensi-ve Kontakte weltweit generiert.Besonders auffällig war hierDänemark. Es war das ersteTestvideo der 20 Sprachen undwurde im September 2014 vonjedem fünften Dänen gesehenund geteilt. Seitdem explodiertdie Gästezahl aus Dänemark.

Dänen liebenWunderland

Das Internet ist schon langenicht mehr der unabhän-

gige Ort für den offenen welt-weiten Austausch. Dank Ed-ward Snowden und dem NSA-Skandal ist Datensicherheit eininternational diskutiertes The-ma. Dezentrale Strukturen wei-chen zentralisierten Blöcken,die immer mehr Informationenund damit Macht auf sich ver-einen.

Mit dem Ziel, Nutzern vonCloud-Diensten ihre Unabhän-gigkeit und Datenhoheit zu-rückzugeben, tritt die 2014 vonden Geschwistern Torben Haa-se und Annika Schulz gegrün-dete Firma Flowy Apps an: Mitder REDS.box wollen sie jedem– unabhängig von seinem tech-

Kieler Start-upgegen Big Player

nischem Know-how – die pas-sende Hardware für eine sichereprivate Cloud an die Hand ge-ben.

Zur Vorstellung der Techno-logie und um die erste Kleinse-rie der REDS.box auf den Marktzu bringen, initiierte das KielerStart-up über die Internetplatt-form Kickstarter eine Crowd-funding-Kampagne. Darübersollen 50.000 Euro eingesam-melt werden, um die Kosten fürdie Produktion abzudecken.Auch Privatinvestoren sind ge-fragt, sich beim Start-up zu en-gagieren. Die Entwicklungskos-ten der REDS.box 2014/15 wur-de über den EFRE Seed- undStartUp Fonds Schleswig-Hol-stein abgedeckt. NW

NeuerEmpfang beiHanseMerkur

Prof. Dr. Nicole Richter (Mitte) und die Masterstudentinnen Jil-BeatriceSchröter, Alexandra Kuhlmann sowie Kira Janet Stöver (von links) haben ineiner Untersuchung den Marketingstandort Hamburg unter die Lupegenommen; ebenfalls im Team: Lara Maier (nicht auf dem Foto ). NORDAKADEMIE

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MESSE 7WWW.NORDWIRTSCHAFT.DEFEBRUAR 2016

DesignStudio

Fotolia:14ktgold

Nord

Technik fürMenschen

nord.vdma.org

Harry Gatterer, Ge-schäftsführer des Zu-kunftsinstitutes be-

schreibt in „Events der Zu-kunft“, (Zukunftsinsititut2016) das Event für den Besu-cher als Orientierungspunktund zentrales Ritual der Zu-kunft in einer Welt aus Internet,Calls, Meetings etc. Die Auf-merksamkeit richtet sich aufimmer mehr Einzelaspekte, diewir nur noch schwer miteinan-der verbinden und in Einklangbringen können.

In diesem Sinne sollen die„Packaging Innovations“ alsjährlicher, zentraler Orientie-rungs- und Treffpunkt verste-hen, der geprägt ist von Inter-aktivität und Konnektivität.Unterschiedliche Themen wer-den gemeinsam präsentiertund verleihen der Veranstal-tung ein besonderes Gesamt-konzept.

Die drei Säulen der Veran-staltung: Exhibition (klassi-sches All-In Standkonzept),Pop-Up Packaging Showroom(für Produkte, die im besonde-ren Ambiente erlebbar darge-stellt werden) und Rahmen-programm (Talks, Vorträgeetc.) bieten die Möglichkeit,Packaging an den Schnittstellen

Zukunfts-Events„PackagingInnovations“ 2.0 alsEvent neu gedacht,das war und ist dieHerausforderung ineiner Branche, diegeprägt ist durchstetigen Wandel:Prozesse, Material,Technik, Personen,Konzepte.

zu Design, Lifestyle, Architek-tur und Kunst als Gesamt-kunstwerk darzustellen und dieGeschichten der Entstehungvom zu verhüllenden Produkt,dem Verpackungs-Konzept,über die Realisation zur Prä-sentation am POS anschaulichzu präsentieren. Es geht darum,Geschichten zu erzählen undden Besucher dabei mitzuneh-men, ganz im Sinne des „Cus-tomizing-Experience-Get inTouch“.

Neben der neuen Locationder Fischauktionshalle in Ham-burg, ist ein Element das Exhi-bition Design und die Inszenie-rung der Bühne für das Rah-menprogramm. Zentraler Part-ner für die Cardboard-Modul-stände sowie für die Gestaltungder Event-Bühne ist das WienerDesignstudio Papertown.

Der Gründer, Architekt Phil-ipp Blume, fühlt sich inspiriertdurch das Showbusiness. „Sto-rytelling“ sieht er als ein Ele-ment von Design, die Ausein-andersetzung mit Grenzen undTransformationen bestimmendie Dynamik seines Schaffens.Papertown hat es sich zur Auf-gabe gemacht, die Grenzen desVerpackungsmaterials Well-pappe zu verschieben und es alsBaumaterial zu etablieren. Eswerden Architekturen, Land-schaften geschaffen, in die derBetrachter komplett eintau-chen kann.

„Die Idee und die Geschich-te, Verpackungsmaterial umzu-deuten und aufregend und neuzu präsentieren, war für michmehr als elektrisierend. Visio-nen von einer Veranstaltung, inder sich alles um das Materialdreht – in jedem Kontext, hatmich überzeugt, diese langfris-tige Zusammenarbeit mit Pa-

pertown einzugehen”, so Marti-na Hofmann, Group Event Di-rector Packaging Innovations.

Dieser Kooperationsansatzwurde bereits im Vorfeld derersten Packging InnovationsVeranstaltung in Zürich vom 6.bis 7. April 2016 von einer in-ternationalen Jury ausgezeich-net. Philipp Blume wurde fürdas Design des Card-board/Packaging Art House inder Disziplin Interior Architec-ture/Kategorie ExhibitionSpace Design mit einem iF DE-SIGN Award ausgezeichnet.Das Cardboard/Packaging ArtHouse ist Bühne für das Rah-menprogramm Visions undValues in der Messe Zürich(Talks und Vorträge rund umLuxus, Genuss, Packaging undNachhaltigkeit).

Seit über 60 Jahren ist der iFDESIGN AWARD ein weltwei-tes, anerkanntes Markenzei-chen, wenn es um ausgezeich-nete Gestaltung geht. Die Mar-ke iF ist als Symbol für heraus-ragende Designleistungen in-ternational etabliert. Der iFDESIGN AWARD gehört zuden wichtigsten Designpreisender Welt.

Die Zahl der Bewerber wargroß: Die internationale, hoch-karätige Expertenjury hatte un-ter mehr als 5.000 Einreichun-gen aus 53 Ländern das begehr-te Gütesiegel zu vergeben! „Wirfreuen uns sehr über die Aus-zeichung“, erklärt Philipp Blu-me und Martina Hofmann, „Eszeigt, dass wir den perfektenRahmen für das PackagingEvent der Zukunft geschaffenhaben, um die Macht der Ver-packung und die Kunst der Ver-hüllung zu feiern und anders zuinszenieren als es in der Vergan-genheit üblich war.“ NW

Der NORTEC Award 2016geht an die SLM Solutions

Group AG aus Lübeck. Das Un-ternehmen ist einer der welt-weit führenden Hersteller von3D-Technologie und erhält denInnovationspreis für einen ad-ditiv gefertigten Hochdruckre-aktor. Die Hamburg Messe undCongress GmbH vergibt denNORTEC Award zusammenmit der Fachzeitschrift „Pro-duktion“ bereits zum 4. Mal.

In diesem Jahr wurde die in-novativste Idee im Bereich„Verfahrensintegration – Cus-tomer Integrated Solutions“ausgezeichnet. Dabei stehenAspekte wie Kundenorientie-rung, Optimierung der Abläu-fe, Reduzierung von Transport-und Liegezeiten sowie Energie-effizienz im Fokus. Der Hoch-druckreaktor von SLM Soluti-

SLM gewinnt Nortec Awardons, dessen produktberührteFlächen mit einer chemischhoch beständigen technischenEmaillierung beschichtet sind,überzeugte die Expertenjury,weil das Projekt zeigt, wie dieklassische Prozesskette mit Hil-fe additiv gefertigter Systemeverkürzt und im Durchlauf be-schleunigt werden kann.

„Das gesamte SLM SolutionsTeam freut sich sehr über denNORTEC Award. Die Auszeich-nung unterstreicht unser Be-streben, hochinnovative Syste-me und Anlagen zu entwickelnund für unsere Kunden mitPartnern wie dem Ingenieurbü-ro JUREC Lösungen zu schaf-fen, die dank unserer neuenTechnologie jetzt realisiert wer-den können. Der Hochdruckre-aktor mit integriertem Tempe-rierkanal macht den Weg frei,

Prozesse in bisher nicht be-kannter Dimension zu beein-flussen und eröffnet Möglich-keiten, die bis vor Kurzem nochundenkbar waren. Wir sehendarin viel Potenzial für die Zu-kunft“, sagt Ralf Frohwerk, Di-rector Business DevelopmentAutomotive and Tooling derSLM Solutions Group AG.

Die NORTEC 2016 hat ihrePosition als Norddeutschlandswichtigster Treffpunkt für Ent-scheider und Experten aus derproduzierenden Industrie wei-ter ausgebaut. Mit rund 450Unternehmen aus 16 Ländernkonnte die NORTEC in diesemJahr einen neuen Ausstellerre-kord verzeichnen. Zur 15. Auf-lage der Fachmesse für Produk-tion im Norden kamen rund12.000 Besucher, darunterdeutlich mehr Entscheider. NW

Die Hamburg Messe(HMC) ist auf Rekord-

kurs. Und das nicht nur mitdem 2015 erzielten höchstenUmsatz in einem ungeradenJahr, sondern auch mit Ausblickauf 2016: Das laufende Jahr ver-spricht das beste Jahr der Unter-nehmensgeschichte zu werden.Mit dem Ausbau der Leitmes-sen SMM, WindEnergy Ham-burg und INTERNORGA wer-den wichtige Veranstaltungengestärkt, gleichzeitig bedeuten-de Gastveranstaltungen dazu-gewonnen und das Auslandsge-schäft weiter gesteigert. Zusätz-lich kommt mit der „home²“ ab2017 eine neue Publikumsmes-se für Hamburg.

Mit einem Umsatz von 61,8Millionen Euro konnte dieHMC das turnusmäßig schwä-chere ungerade Geschäftsjahr2015 abschließen und damitden höchsten Umsatz in einem

Bestes Jahr für Hamburg-Messe wird 2016 erwartet

ungeraden Jahr erwirtschaften.Im Vergleich zu 2013 bedeutetdies ein Plus von rund 8,6 Pro-zent. Das operative Ergebnisder HMC beträgt 2,5 MillionenEuro. Nach Abzug der Leasing-raten für den Bau der neuenMesse, der Zinsen und der Ab-schreibungen ergibt sich einoperativer Jahresfehlbetrag von29,2 Millionen Euro.

2015 konnte die HMC fast900.000 Besucher im CCH undauf dem Hamburger Messege-lände begrüßen. Damit ist dasBesucheraufkommen im Kern-geschäft gegenüber dem Refe-renzjahr 2013 (rund 1,1 Millio-nen Besucher) leicht gesunken:Einmalige, publikumsreicheVeranstaltungen wie der Deut-sche Evangelische Kirchentagmit rund 130.000 Besuchernund die Lions Clubs Internatio-nal Convention mit rund23.000 Teilnehmern hatten

2013 für einen Sondereffektund höhere Besucherzahlen ge-sorgt. Die jährliche Publikums-messe „DU UND DEINEWELT“ mit rund 80.000 Besu-chern wurde im Jahr 2015 nichtmehr durchgeführt. Nahezukonstant blieb auch die Zahl derAussteller (2015: 9.751; 2013:9.907) sowie die vermieteteBruttofläche (2015: 816.322Quadratmeter; 2013: 815.998Quadratmeter).

Punkten konnte die HMC imJahr 2015 unter anderem mitihren Eigenveranstaltungen. Sowar die INTERNORGA imMärz vergangenen Jahres mitrund 1.300 Ausstellern aus 25Nationen auf 100.000 Quadrat-metern die größte aller Zeiten.Die Stimmung unter den Fach-besuchern war hervorragend,wie die Befragung eines unab-hängigen Marktforschungsins-titutes belegt. NW

Durch die zeitgleiche Aus-richtung der beiden inter-

national bedeutendsten Groß-events für die Windindustriewird Hamburg zum weltweitenZentrum der Windenergie: DieWeltleitmesse WindEnergyHamburg und der Kongress derEuropean Wind Energy Asso-ciation (EWEA) werden auchüber das Jahr 2016 hinaus par-allel stattfinden, also immer inden geraden Jahren. Das haben

WindEnergy mit Kongressdie Geschäftsführer der Ham-burg Messe und CongressGmbH (HMC) und der EWEAmitgeteilt.

Politische und wissenschaft-liche Diskussion (EWEA-Kon-gress) auf internationaler Ebe-ne trifft auf die führenden Wirt-schaftsvertreter der globalenWindbranche (WindEnergyHamburg) mit ihren innovati-ven Produkten.

EWEA legt sich damit erst-

mals in den geraden Jahren mitihrem Kongress auf einen festenVeranstaltungsort fest. Die Ver-einbarung gilt nun bis zum Jahr2020 – mit einer Option für ei-ne weitere Zusammenarbeit zueiner vierten Veranstaltung2022.

Während sich die EWEAganz auf den Konferenz-Partkonzentriert, fokussiert sich dieWindEnergy Hamburg weiter-hin auf die Messe. NW

Die Hamburg Messe hat ein gutes Jahr hinter sich und erwartet ein noch besseres. Hamburg Messe

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8 MARITIM

Mit dem Raddampfer vonWismar bis an diepolnische Grenze oder mit dem Schnell-

schiff von Sylt, Amrum und Nordstrand nachHelgoland – die Westerländer Reederei Adler-Schiffe hat sich für die neue Saison viel vorge-nommen. Zum Saisonstart zu Ostern begibt sichder 111 Jahre alte Traditions-Raddampfer „Fre-ya“ für knapp zwei Wochen in ein neues Fahr-wasser an die Ostseeküste von Mecklenburg bisVorpommern.

Im Fahrplan stehen ca. 3-stündige Vormit-tags- und Nachmittagsfahrten inkl. Verpflegungab Wismar (Di. 22.3.), ab Rostock (Mi. 23.3.), abStralsund (Karfreitag 25.3. und So. 3.4.), abGreifswald (Ostersamstag 26.3., Mo. 2.4.), abWolgast (Ostersonntag 27.3., Ostermontag28.3., Donnerstag 31.3.) und ab Ueckermünde(Di. 29.3., Mi. 30.3.). Als letzter seiner Art an derdeutschen Küste fährt dieser Seitenraddampfernoch mit Original-Antrieb und ist ein Highlightfür Schiffsliebhaber. Die „Freya“, HeimathafenKiel, verfügt heute über zwei große Salons mitRestaurantservice und einer Bar auf jedem Deck.Zudem gibt es eine voll ausgestattete Küche, die

mit einer fünfköpfigen Crew besetzt ist – die Be-sonderheit ist ein Buffetlift, der das Buffet samtChefkoch effektvoll direkt aus der Küche zu denGästen hinauffährt.

> www.adler-schiffe.de/ostseetour, Telefon04651-9870888.

Zu Deutschlands einziger Hochseeinsel Helgo-land fährt die „Adler-Express“ mit High-Speed.Aufgrund der hohen Nachfrage wird der Fahr-plan in diesem Jahr ausgebaut: Helgoland stehtjeden Montag von Mai bis Oktober im Fahrplanab Hörnum/Sylt, ab Wittdün/Amrum und abNordstrand. An den anderen Tagen bedient dasSchnellschiff täglich zweimal die VerbindungNordstrand – Hooge – Amrum – Sylt – Nord-strand. Angelegt wird auf Helgoland direkt imHafen. Der Aufenthalt vor Ort beträgt circa 3 ½Stunden, in denen man genügend Zeit hat, sichein umfassendes Bild von Flora, Fauna, Men-schen und Leben auf einer Hochseeinsel zu ma-chen.

> www.adler-schiffe.de/helgoland, Telefon04651-9870888

Die Förde Reederei Seetouristik (FRS),Flensburg, ist neuer Mehrheitsanteilseig-

ner am US-amerikanischen Unternehmen Clip-per. Die FRS ist eine weltweit agierende Fährree-derei, die 60 Schiffe in insgesamt 12 Ländernbetreibt und im Jahr 2015 mehr als 7 MillionenPassagiere und 1,9 Millionen Fahrzeuge aufFährlinien transportierte.

Clipper, Betreiber von Clipper Vacations, be-treibtunteranderemSchnellfährenzwischenSe-attle (USA) und Victoria (Kanada) sowie Seattleund den San Juan Islands (USA). Weiterhinplant FRS mit der Unterstützung von Clipperden Aufbau einer neuen Fährlinie zwischen Flo-rida und Kuba, deren Eröffnung von staatlichenVorgaben und Genehmigungen auf Regierungs-ebene abhängt. „Dies ist ein aufregender Tag fürClipper. Wir bündeln unsere Kräfte, indem wiruns mit einem anderen Marktführer vereinen“,sagt Merideth Tall, Gründerin, Geschäftsführe-rin und Vorsitzende des Beirats von Clipper.„FRS ist ein Unternehmen, das dieselben Werteund Visionen in Bezug auf Reisen und Touris-mus in Nordamerika hat und langjährige Erfah-

rung in internationalen Märkten mitbringt.“„Clipper will die langjährige Erfahrung von

FRS im weltweiten Management von Fährbe-trieben nutzen, um die ehrgeizigen Wachstums-pläne zu verwirklichen. Die Expansion in denVerkehren nach Vancouver und nach Kuba wirdfür die beiden kanadischen und amerikanischenStädte, die Clipper derzeit anläuft, von großemVorteil sein“, sagt Tall.

Sowohl FRS als auch Clipper sind traditionel-le Familienunternehmen. FRS hat sich in ihrer150-jährigen Geschichte von einer regionalenPassagierfährreederei zu einer internationalagierenden Unternehmensgruppe entwickelt.

„Wir freuen uns, dass wir mit unseren Erfah-rungen aus dem europäischen Tourismusmarktjetzt auch in Nordamerika Fuß fassen können“,sagt Götz Becker, Geschäftsführer von FRS.„Clipper hat eine bemerkenswerte Erfolgsbilanzin Nordamerika und wird nun noch umfangrei-cher den kanadischen Tourismusmarkt mit ei-ner neuen Fährlinie nach Vancouver bedienen.Gemeinsam bauen wir eine Fährlinie zwischenFlorida und Kuba auf.“

Eine starke Kombination für einen starken Wirtschaftsraum!Eine starke Kombination für einen starken Wirtschaftsraum!

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Stabiles Wachstumin BrunsbüttelDie Brunsbütteler Hafengruppeblickt auf eine stabile Entwick-lung im vergangenen Jahr zu-rück. Mit den sieben Standorten,bzw. Terminals der SCHRAMMPorts & Logistics setzen die Ha-fen- und Logistikexperten einenkontinuierlichen Wachstums-kurs fort. Die Brunsbütteler Hä-fen haben mit dem Elbehafen(plus fünf Prozent, gesamt 8,7Millionen Tonnen), dem Ölha-fen und dem Hafen Ostermooreinen Gesamtumschlag von über11,8 Millionen Tonnen erzielt.Das Gesamtjahresergebnis desHafenverbundes liegt zusammenmit den Häfen Rendsburg (ge-meinsamer Betrieb mit HaGePorts), Glückstadt und den bei-den Hamburger Terminals bei14,3 Millionen Tonnen umge-schlagener Güter. Dies entsprichteinem Plus von 16 Prozent ge-

genüber dem Vorjahr. „Das Jah-resergebnis bestätigt unser Kon-zept der multimodalen undstandort-übergreifenden Aus-richtung. Die Kombination einesbreiten Umschlagsportfolios miteinem umfangreichen Dienst-leistungsangebot ermöglicht unseine vielseitige und flexible Kun-denansprache. Unser Anspruchist es, als Gruppe unser Angebotund die umgeschlagenen Men-gen an allen Standorten gleicher-maßen zu optimieren. Dazu ge-hören strategische Partnerschaf-ten in der Logistik und die engeVerzahnung mit dem Reederei-bereich der SCHRAMM group“,erklärt Frank Schnabel, Ge-schäftsführer der Hafengruppe.

„Ich liebe das Meerwie meine Seele“Sie fuhren in den Orient odergleich um die ganze Welt, jagtenWale und Robben in der Arktis

oder seltene Käfer in Asien, er-kundeten Fjorde und Weltstädteam Wasser. Sie trotzten Atlan-tikstürmen, besuchten ihreSehnsuchtsorte, erfüllten sichSüdseeträume oder brachen aufzu neuen Ufern – und verarbei-teten ihre Seereisen anschließendliterarisch. „Ich liebe das Meerwie meine Seele“: Dieser Aus-spruch des Dichters HeinrichHeine anlässlich eines Norder-ney-Aufenthalts beschreibt tref-fend die tiefe Sehnsucht desMenschen nach der See, wie sieauch Schriftsteller immer wiederempfunden und zu Papier ge-bracht haben. Das Buch spanntden Bogen vom frühen 19. bis insbeginnende 21. Jahrhundert,umfasst also die gesamte Epoche,in der die Schiffsreise in ihrerheutigen Form entstanden ist.Viele Schriftsteller gingen gleichfür Wochen oder Monate anBord: Die Spanne reicht vonklassischen maritimen Autoren

wie Gorch Fock und Robert Lou-is Stevenson über reisende Dan-dys wie Thomas Mann und JeanCocteau bis hin zu Reiseliteratenwie Mark Twain oder dem „ra-senden Reporter“ Egon ErwinKisch. (ISBN 978-3-7822-1220-5, Koehlers Verlagsgesellschaft,Hamburg)

Stärkung der deutschenSeeschifffahrtDie maritime Branche ist eineinnovative Zukunftsbrancheund von zentraler Bedeutung fürdie Exportnation Deutschland.Weil jedoch immer wenigerSchiffe unter deutscher Flaggefahren, gehen Ausbildung undBeschäftigung zurück. Es drohtder Verlust des seemännischenKnow-hows. Der Senat der Frei-en und Hansestadt Hamburgwill dieser Entwicklung entge-genwirken und hat im Septem-ber 2015 einen Gesetzesentwurf

zur befristeten Erhöhung desLohnsteuereinbehalts in der See-schifffahrt von derzeit 40 Prozentauf 100 Prozent eingebracht.Nachdem gestern der Bundestagzugestimmt hat, hat sich heuteauch die Mehrheit der Bundes-länder dafür ausgesprochen. Se-nator Frank Horch freut sichüber den Erfolg der HamburgerInitiative: „Heute haben wir ei-nen wichtigen Schritt zur Erhö-hung der Wettbewerbsfähigkeitder deutschen Flagge und zur Si-cherung des seemännischenKnow-hows für die gesamte ma-ritime Wirtschaft in Deutschlanderreicht.“

Erfolgreiches Jahr fürden Nord-OstseekanalTrotz anspruchsvoller Randbe-dingungen – Toranfahrungen,Reparaturarbeiten, niedrigeSpritpreise, Russlandembargo –wurden im Jahr 2015 insgesamt

90.629.828 Tonnen Ladungdurch den Nord-Ostsee-Kanalbefördert. 2014 waren es99.107.454 Tonnen. Prof. Dr.-Ing. Hans-Heinrich Witte, Präsi-dent der Generaldirektion Was-serstraßen und Schifffahrt: „Wieerwartet blicken wir auf ein po-sitives Jahr 2015. Mit dem Ab-schluss der Reparaturen an denvier Großen Schleusen des Ka-nals haben wir für die zuneh-mend größeren Schiffe wiedermehr Leistungsfähigkeit geschaf-fen. Die Ladungsmengen zeigen,dass der Nord-Ostsee-Kanal alswichtige Transitstrecke für dieinternationale Schifffahrt unver-zichtbar ist. Einem starken Jahr2016 steht nichts im Wege.“Ein Drittel aller Schiffe im Kanalist auf die großen Schleusen an-gewiesen und transportiert zweiDrittel der Gesamtladung.32.091 Schiffe nutzten 2015 diePassage. Im vergangenen Jahrwaren es 32.589 Schiffe.

NAMEN & NACHRICHTEN

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WIRTSCHAFT 9WWW.NORDWIRTSCHAFT.DEFEBRUAR 2016

Sprechen wir über mehr Freiheit beim Investieren.

Leasing und Finanzierung

unicreditleasing.de

Unternehmerische Freiheitfängt für mich bei meinemHandlungsspielraum an.

Wer Großes mit seinem Unternehmen vorhat, kommt nicht umhin, an der einen oder anderen Stelle

zu investieren. Maschinen müssen angeschafft, die Fahrzeugflotte ausgebaut oder andere mobile

Wirtschaftsgüter finanziert werden. Hier ist es angenehm, einen Partner an seiner Seite zu haben,

der die passenden Leasing- oder Kreditmodelle im Portfolio hat. Wir beraten Sie in enger persönlicher

Abstimmung zu Ihrer speziellen Situation und finden gemeinsam mit Ihnen die passende Lösung.

Zu diesem Ergebniskommt eine repräsenta-tive Umfrage zur Akzep-

tanz von Industrie in Hamburg,die im Zuge der Umsetzung desMasterplans Industrie durchge-führt wurde. Eine deutlicheMehrheit (66 Prozent) verbin-det mit unserer Industrie posi-tive Begriffe und Merkmale wie„Steuereinnahmen für dieStadt“ (74 Prozent), „Ausbil-dungsmöglichkeiten“ (66 Pro-zent) und „Wohlstand“ (62Prozent). 65 Prozent der Be-fragten meinen, die Industriestärke das Ansehen der Stadt.

Gleichzeitig erwarten 80 Pro-zent der Teilnehmer der Befra-gung von der Industrie „mehrInformationen, Transparenzund ein offenes Ohr für die Be-lange der Bürger“. Auffällig ist:Je höher die Kenntnis über In-dustriebetriebe in der Stadt,desto positiver fällt das Mei-nungsbild der Befragten aus.Rund 51 Prozent verbinden mitIndustrie in Hamburg neutralebis positive Begriffe. Nur elfProzent der Bürger denken bei„Industrie“ intuitiv eher an Ne-

Industrie: Wichtige RolleDrei Viertel derHamburger sind derMeinung, dass dieIndustrie eine„wichtige bisunverzichtbare Rolle“für die Zukunft derStadt einnimmt.

gatives. 38 Prozent der Ham-burger haben spontan keinekonkreten Gedanken oderEmotionen, wenn sie etwas mit„Industrie in Hamburg“ ver-binden sollen. 20 Prozent derHamburger sind außerdem be-reit, für „die Zukunftssicherungder Hamburger Industrie“ per-sönliche Beeinträchtigungenwie Geräusche und Gerüche zuakzeptieren. Eine Zunahme desStraßenverkehrs, etwa durchdie Ansiedlung neuer Indus-triebetriebe, würden 30 Prozentder Befragten hinnehmen.

Für die zukünftige Entwick-lung Hamburgs messen dieBürgerinnen und Bürger derIndustrie mit ihren „vielfältigenAusbildungsmöglichkeiten“ so-

wie „guten Arbeitsbedingun-gen“ und „hohen Sicherheits-standards“ eine hohe positiveBedeutung zu. Dies gaben 80Prozent der Befragten als „Er-wartungen“ an.

Befragt wurden 1005 Ham-burgerinnen und Hamburgerzwischen dem 19. und 30. Ok-tober 2015. Das Forschungs-und BeratungsunternehmenMeinecke & Rosengarten unddie KommunikationsagenturRAIKESCHWERTNER führ-ten die Umfrage in Zusammen-arbeit mit der HamburgerWirtschaftsbehörde (BWVI),der Handelskammer Hamburg,dem Industrieverband Ham-burg und dem DGB Norddurch.

Senator Frank Horch, Präsesder Behörde für Wirtschaft,Verkehr und Innovation, er-klärt: „Die Industrie zählt zuden wichtigsten Arbeit-, Auf-trags- und Impulsgebern amWirtschaftsstandort Hamburg.Das sehen und schätzen auchdie Bürgerinnen und Bürger.Wie innovativ und modern In-dustrie eigentlich ist, wissen dieMenschen leider oft nicht. Hiersind alle Beteiligten aufgefor-dert, für mehr Transparenz zusorgen und ihr Licht keinesfallsunter den Scheffel zu stellen.“

Michael Westhagemann, Vi-ze-Präses HandelskammerHamburg und IVH-Vorsitzen-der, kommentiert wie folgt:„Aus Sicht von Handelskam-mer und IVH erlauben die Um-frageergebnisse zentrale Rück-schlüsse: Erstens, die Hambur-ger wissen um die Bedeutungder Industrie für ihre Stadt underkennen diese an. Zweitens,mit dieser positiven Grund-stimmung dürfen wir uns nichtzufrieden geben. Drittens, sindmehr Informationen, Transpa-renz und ein offeneres Ohr fürdie Belange der Bürger für dieAkzeptanz der Rahmenbedin-gungen für Industrie-Flächen,Verkehr und Produktion – not-wendig. Uwe Polkaehn, Vorsit-zender des Deutschen Gewerk-schaftsbundes Nord (DGBNord), sagt: „Die Industrie istein wichtiger Anker für nach-haltiges Wachstum und Inno-vation.“ NW

Der Nautische Verein zu Kielwird im Auftrag des Deut-

schen Nautischen Vereins den35. Deutschen Seeschifffahrts-tag im Jahr 2016 in Kiel ausrich-ten. Er wird vom 22. bis zum 25September stattfinden. Zu derdamit verbundenen Fachta-gung werden rund 180 Teilneh-mer und zur Eröffnung auf derKieler Werft ThyssenKruppMarine Systems und dem an-schließenden abendlichen tra-ditionellen Schifffahrtsessenwerden etwa400 Gäste er-wartet. Am Wo-chenende vom23. bis zum 25.September wirdes für die breiteÖffentlichkeitam Hafen ei-nen mariti-men Park mitmodernen und alten Schiffen,maritimem Gewerbe und ei-nem bunten Programm geben.

Kiels Oberbürgermeister Dr.Ulf Kämpfer begrüßte die Initi-ative des Kieler Nautischen Ver-eins. „Kiel ist „Heimathafen“der maritimen Wirtschaft, ex-zellenter Küsten- und Meeres-forschung und mit all seinenFacetten von Seehandel überTouristik und Kultur eine zu-kunftsgewandte Hafenstadt mitHerz. Ich kann mir keinen bes-seren Ort für den Seeschiff-fahrtstag vorstellen und freuemich sehr auf diese herausra-

Seeschifffahrtstagkommt nach Kiel

gende Veranstaltung.“Der Nautische Verein zu Kiel

möchte unter dem Slogan:„Meer ist Zukunft - Kiel kannMeer“ mit dem Deutschen See-schifffahrtstag die große Be-deutung Kiels als maritimeStadt hervorheben und überre-gional die Bedeutung der mari-timen Wirtschaft für den Wirt-schaftsstandort Deutschlandund seine Arbeitsplätze sicht-bar machen. Dazu sein Vorsit-zender, Dr. Jürgen Rohweder:„Unsere Landeshauptstadt Kielist in Deutschland als Standorteinzigartig. Sie ist das Spiegel-bild des maritimen Deutsch-lands. Mit Nord-Ostseekanal,Kanalwirtschaft, Häfen, hoch-modernen Werften und Zulie-ferern mit einzigartigen Tech-nologien, Deutscher Marineund weltweit führenden mariti-men Forschungsinstituten bie-tet sie die gesamte maritime Pa-lette, die für Deutschland un-verzichtbar ist.“

Der Deutsche Seeschiff-fahrtstag ist das Schaufensterder modernen maritimen Wirt-schaft mit ihren etwa 400.000Arbeitsplätzen in Deutschland.Er findet alle drei Jahre stattund steht traditionell unter derSchirmherrschaft des Bundes-präsidenten. Er richtet sich andie maritime Fachwelt ebensowie an die breite Öffentlichkeit.Und: Er ist der geeignete Platzfür zielgruppengerechte Unter-nehmenswerbung. NW

Hamburger Industrieflächen aus der Luft gesehen.Foto Freie und Hansestadt HamburgLandesbetrieb Geoinformation und Vermessung

JürgenRohweder

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10 MECKLENBURG-VORPOMMERNVERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG

Zentrum für LifeScience am Ryck

Ein neues Zentrum für Life Scienceund Plasmatechnologie entsteht in

Greifswald. Es ist als fachspezifischesForschungs-, Dienstleistungs- undGründerzentrum konzipiert und sollkleinen und mittleren Unternehmenoptimale Rahmenbedingungen bieten,um vor allem in der Bioökonomie undPlasmatechnologie neue Ideen und Pro-dukte zur Marktreife zu führen. „Inno-vative Unternehmen sind der Schlüsselfür die wirtschaftliche Zukunft desLandes und damit für mehr zukunftsfä-hige Arbeitsplätze im Land“, sagte HarryGlawe, Minister für Wirtschaft, Bau undTourismus in Mecklenburg-Vorpom-mern, zu den Plänen für das neue Tech-nologie-Zentrum. Greifswald am Ryckwerde mit dem Investitionsvorhabenweiter als Wirtschafts- und Wissen-schaftsstandort aufgewertet. Voraus-sichtlich entstehen mit dem Zentrumrund 240 wissensbasierte Jobs in Vor-pommern. Die Gesamtinvestition be-läuft sich auf ca. 30 Millionen Euro. DasWirtschaftsministerium MV steuert 18Millionen Euro aus Mitteln der Gemein-schaftsaufgabe „Verbesserung der regio-nalen Wirtschaftsstruktur“ bei. DerBaubeginn ist für dieses Jahr geplant.

> Weitere Infos unterwww.wm.regierung-mv.de

Die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern ist nach erstenErhebungen des Ministeriums

für Wirtschaft, Bau und Tourismus imJahr 2015 um 1,5 Prozent gewachsen.Damit bewegt sich der Zuwachs beimBruttoinlandsprodukt (BIP) im nord-östlichen Bundesland auf dem Niveaudes durchschnittlichen BIP-Anstieges inganz Deutschland im vergangenen Jahr.Laut Landeswirtschaftsminister HarryGlawe haben besonders das Verarbei-tende Gewerbe und der Dienstleistungs-sektor wachsende Umsätze und Be-schäftigung verzeichnet. Eines der mar-kantesten Eckdaten in der Jahresbilanzsind die rund 7000 neu geschaffenen so-zialversicherungspflichtigen Arbeits-plätze. Neben der robusten konjunktu-rellen Entwicklung basiert die Zunahmean Beschäftigung unter anderem auf derAnsiedlung neuer Unternehmen sowieauf Erweiterungsinvestitionen.

Im zurückliegenden Jahr kristallisier-ten sich vor allem die Kunststoff-Indus-trie, der Maschinenbau und der Bereich

Wachsende Wirtschaft in MVlockt Unternehmen anMit plus 1,5 Prozent ist dieWirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern 2015 aufstabilem Wachstumskursgeblieben. Treiber warenvor allem innovative Firmen.

Life Science als diejenigen Branchenheraus, in denen sich besonders zahl-reich auswärtige und ansässige Unter-nehmen von der wachsenden Wirt-schaftskraft und den attraktiven Stand-ortbedingungen in MV veranlasst zeig-ten zu investieren. Zum Beispiel ent-schied sich das neu gegründete Medizin-technik-Unternehmen CLEARUMGmbH, in Poppendorf bei Rostock eineBetriebsstätte zu errichten, in der syn-thetische Hohlfasermembranen herge-stellt werden. Diese Membranen sollengrößtenteils in der Dialyse zur Behand-lung nierengeschädigter Menschen ein-gesetzt werden. Im ersten Schritt entste-hen 80 innovative Arbeitsplätze. Die In-vestition in der ersten Ausbaustufe be-läuft sich laut CLEARUM auf über 18Millionen Euro. Das Wirtschaftsminis-terium unterstützt das Vorhaben mitstaatlicher Förderung in Höhe von rund4,84 Millionen Euro.

Gleich drei Unternehmen aus derKunststoff-Branche siedelten sich 2015in Westmecklenburg an. Sie setzten inihrer Investitionsentscheidung vor al-lem auf die sehr gute logistische Vernet-zung der Gewerbestandorte in Greves-mühlen und Schwerin. So hat das Recyc-lingunternehmen Lenzen-MillTechGmbH & Co. KG in Grevesmühlen eineneue Produktionsstätte in Betrieb ge-nommen, in der schwerpunktmäßigElektrokabel verwertet wird. Es entstan-den 16 neue Arbeitsplätze.

Im Industriepark Schwerin hat dieFirma United Caps Schwerin GmbH(ehemals Procap) die Produktion aufge-nommen. Sie stellt Kunststoffverschlüs-se für Verpackungen her. Die Gesamtin-vestition beträgt 26,1 Millionen Euro,gefördert vom Land mit rund 4,1 Mil-lionen Euro. Derzeit sind 58 Mitarbeiterbei der United Caps in Schwerin be-schäftigt. Ebenfalls für den Industrie-park entschied sich die FVH Folienver-edelung Hamburg GmbH & Co. KG(FVH), die Mitte 2015 Richtfest für eineneue Betriebsstätte feierte. Dort sollenFolienabfälle recycelt werden.

Die Ansiedlungserfolge im Land, zudenen die Arbeit der Landeswirtschafts-fördergesellschaft Invest in MV maß-geblich beigetragen hat, bestätigen denKurs des Landes, aktiv auch auf auslän-dischen Märkten wie der Schweiz undder Türkei für Mecklenburg-Vorpom-mern zu werben und Investoren von den

Vorteilen des Wirtschaftsstandortes imNordosten Deutschlands zu überzeu-gen. Neben günstigen Investitionsrah-menbedingungen und einer hohenQualität im Fachkräfteniveau und imsozialen Umfeld, etwa in der Kinderbe-treuung, würde auch das gewachseneWirtschaftspotenzial des Landes in dieWaagschale fallen, hob Wirtschaftsmi-nister Harry Glawe hervor.

Beispielsweise wurde 2015 in einigenUnternehmen des Maschinenbaus in dieErweiterung der Kapazitäten investiert.Die Firma Metallbau Wittenberg GmbH& Co. KG erweiterte ihre Betriebsstättein Torgelow. Der Betrieb fertigt undmontiert Baugruppen und Komponen-ten unter anderem für die Bauindustrie

und den Stahlbau. Ausgebaut hat eben-falls der Maschinenbaubetrieb Rattunde& Co. GmbH aus Ludwigslust. Das Un-ternehmen fertigt Maschinensystemezum Trennen von Rohren, Profilen undStangen unter dem Markennamen ACS.Wirtschaftsminister Harry Glawe siehtin „der Verbreiterung der wirtschaftli-chen Basis in MV“ weiterhin die größteHerausforderung für mehr Wachstumund Jobs. „Wir werden auch im neuenJahr weiter Anreize für mehr Neuansied-lungen und Erweiterungen setzen.“ Für2016 stünden „die Zeichen auf weiteresWachstum“. Etwa 1,5 bis zwei Prozentseien möglich.

> Weitere Infos unter:www.wm.regierung-mv.de

Die Landeswirtschaftsfördergesell-schaft Invest in MV GmbH hat

auch 2015 eine Reihe neuer Firmenan-siedlungen angebahnt und begleitet. IhrAuftrag ist es, zum Ausbau der wirt-schaftlichen Basis des Landes und zurSchaffung neuer Arbeitsplätze beizutra-gen. Wir sprachen mit Michael Sturm,Geschäftsführer von Invest in MV.

Das Jahr 2015 stand im Zeichen von 25Jahre Mecklenburg-Vorpommern. Washat das Jubiläumsjahr in punkto Stand-ortwerbung geprägt?Invest in MV hat den Radius der Akti-vitäten auf Regionen erweitert, die zu-vor nicht in unserem Fokus standen,wie die Schweiz, Dänemark und dieTürkei. Im Alpenland für den StandortMV aktiv zu werben, war maßgeblichdurch den Erfolg initiiert worden, dassder weltgrößte NahrungsmittelkonzernNestlé in Schwerin in ein Kaffeekapsel-Werk investiert hat, das seit September2014 produziert. Dieses Beispiel, aberauch wirtschaftliche Verbindungen, wiedie der Rostocker Medizintechnik-Fir-ma CORTRONIK zu dem Schweizer

Investitionen im Land nachhaltig unterstützenSchwesterkonzern BIOTRONIK undzur Universität Rostock, nutzen wir, umweitere Investoren für MV zu interessie-ren. Auf unserem Business Meeting inBern im Juni 2015 präsentierte sich dieLife-Science-Branche unseres Landes,darunter die Firma IDT Biologika ausRiems.

Welche Branchen erweisen sich als be-sonders zukunftsweisend für MV?In den letzten Jahren haben sich derMaschinenbau, Automotive, die Luft-fahrtechnik sowie Ernährungsindustrieund Medizintechnik als bestimmendherauskristallisiert. Auf diese konzen-trieren wir uns schwerpunktmäßig.Wobei sich durch die gewachsenen Po-tenziale und Strukturen neue Möglich-keiten für Investoren eröffnen: Ergän-zend zu den Investitionen auf der grü-nen Wiese werden vorhandene Hallenund Objekte vermarktet, wird mit Fir-men im Land kooperiert.

Heißt das auch, MV setzt neue Akzentein der Ansiedlungsstrategie?Unser Land hat bisher mit Top-Förde-

rung, günstigen Flächen und gutenFachkräften gepunktet. Andere Aspekterücken in den Vordergrund. Wir möch-ten Investoren in ihrer Entscheidung fürMV nachhaltig unterstützen. Dazu ge-hört, dass wir in den begleitenden The-men eines Investments als Dienstleisterumfassenden Service aus einer Handanbieten. Von Steuer- und Energiefra-gen bis zur Fachkräftequalifizierung.Darüber hinaus punkten wir bei denweichen Standortfaktoren: MV zählt zuden kinderfreundlichsten Standorten inEuropa. Unternehmer profitieren voneiner familienfreundlichen Infrastruk-tur, die es anderswo, etwa in den Akqui-sitionsmärkten Schweiz und Türkei, sonicht gibt. Optimale Work-Life-Balanceist ein klarer Standortvorteil.

Bewährt haben sich in der AkquisitionInfo-Veranstaltungen, Messen undMeetings. Was plant Invest in MV imJahr 2016?Wir sind mit einer Info-Veranstaltungim Januar in Zürich gestartet. Maschi-nenbau- und Automotive-Firmen so-wie aus der Luftfahrtechnik haben die

Leistungsfähigkeit dieser Branchen inMV vorgestellt. 2016 werden wir aufüber 90 ausgewählten Veranstaltungenund Messen werben. Wir nutzen stärkerauch kulturelle Events, um Wirtschafts-kontakte zu knüpfen und zu pflegen.Beispiele sind die Hanse Sail in Rostockund die Festspiele MV, wo wir 2016 zweiKonzerte unterstützen.

Wie ordnen sich die Aktivitäten von In-vest in MV in die Vermarktung Nord-deutschlands ein und welche Potenzia-le gibt es hier?

Mecklenburg-Vorpommern im Aus-land zu erklären, funktioniert nicht, oh-ne auch Hamburg zu erwähnen. DieHansestadt ist eine starke internationaleMarke. Die Metropolregion Hamburghat den Schlüssel für eine gemeinsameWerbung Norddeutschlands in derHand. Eigene Veranstaltungen vor Ortin Hamburg wie die NorddeutschenKaufmannsgespräche nutzen wir, umdiese Einsicht reifen zu lassen.

Standortwerbung ist ein geduldigerProzess. Welche Erwartungen gibt esfür 2016, dass angebahnte Vorhabenzur Investitionsentscheidung reifen?Ziel ist es, 2016 die Zahl der Projektegegenüber dem Vorjahr zu steigern. Da-zu gehen wir in neue Märkte, wo wirmit internationalen Standorten kon-kurrieren. Das erfordert, die eigenenVorteile herauszustellen und das Mar-keting zu verstärken. Primär bleibt,möglichst viele Projekte zu generieren.Je mehr Projekte, desto mehr Abschlüs-se werden möglich.

> Weitere Infos unterwww.invest-in-mv.de

Mecklenburg-Vorpommern als ag-rarisch geprägtes Bundesland hat

sich in den zurückliegenden Jahren zueinem führenden Hersteller von Bio-Er-zeugnissen in Deutschland entwickelt.Neun Prozent der Agrarflächen im Landwerden bereits ressourcenschonend,umweltverträglich und tierartengerechtbewirtschaftet. So kommen inzwischen15 Prozent der Bio-Schweine und -Rin-der sowie 25 Prozent der Bio-Eier aufdem deutschen Markt aus MV. Von derLeistungsfähigkeit der Bio-Produktionim Nordosten können sich die Fachbe-sucher der Weltleitmesse für Bio-Le-bensmittel BioFach ein Bild machen, dievom 10. bis 13. Februar dieses Jahres inNürnberg stattfindet. Auf dem Landes-gemeinschaftsstand des Agrarmarke-tingvereins Mecklenburg-Vorpommern(AMV) präsentieren sich etliche Bran-chenbetriebe. Vor Ort vertreten ist auchdie LandeswirtschaftsfördergesellschaftInvest in MV GmbH (Messehalle 6,Stand 6-119), die über Investitionschan-cen im Bio-Sektor informiert.

> Weitere Infos unterwww.invest-in-mv.de

Land präsentiertsich zur BioFach

Zu den Erweiterungsinvestitionen 2015 gehört der Ausbau der Rostocker Tamsen-Werft,auf der unter anderem Behördenboote repariert werden. Thomas Schwandt

In Rostock-Warnemünde investiert dasMedizintechnikunternehmen Cortronikkontinuierlich in den Ausbau. Die Firmabeschäftigt über 200 Mitarbeiter. Schwandt

Wirbt für den Standort MV:Geschäftsführer Michael Sturm. Invest in MV

WWW.NORDWIRTSCHAFT.DEFEBRUAR 2016

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Die Firma Kroenert istheute, nach über 110Jahren und einer wech-

selvollen Geschichte, Welt-marktführer in der Herstellungvon maßgeschneiderten Ma-schinen zur Veredelung vonbahnförmigen Materialien.

Zum Beispiel im Bereich derflexiblen Verpackung vonChipstüten über Kaffeekapselnbis hin zu pharmazeutischenVerpackungen entstehen dieunterschiedlichsten Produkte.Ein weiterer Produktbereichsind die technischen Produkte,wie selbstklebende Etiketten,Schutz- und Sicherheitsfoliensowie medizinische Teststreifenund Wirkstoffpflaster.

Der Bereich der Clean Tech-nologies umfasst Produkte wieKohlefaserverbundstoffe fürden Flugzeugbau, die als tra-gende Teile im A 350 oder demDreamliner eingesetzt werden,

Von der Chipstüte zum DreamlinerDas Kaiserreich standin voller Blüte, als 1903ein junger Maschinen-baumeister inHamburg eine Fabrikzur Herstellung vonTapetendruck-maschinen gründete.

aber auch Backsheets von flexi-blen Solarmodulen, gedruckteElektronik, OLED’s , Beschich-tung von Anode, Kathode undMembranen für Brennstoffzel-len.

KROENERT versteht sich alsEntwicklungsmotor in der Be-schichtungstechnik und verfügtüber eine Technikumsanlage imProduktionsmaßstab, auf derdie Kunden neue Produkte undAuftragsverfahren entwickelnund KROENERT zur Sicherungder Auftrags- und Trocknungs-verfahren dient.

Geschäftsführer Dr. TarikVardag erklärt: „Mit unserenMaschinen kann man alle Artenvon Folien, ganz gleich ob ausPapier, Kunststoff oder sogarAluminium, veredeln. Produk-te, die von unseren Maschinenbearbeitet wurden, findet manüberall im Alltag. Neuerdingsbeschichten wir auch hauch-dünne und durchsichtige Solar-folien, die man auf Fenster zumBeispiel von Hochhäusern auf-bringen kann. Die nehmen keinLicht weg und produzierenEnergie. Wir arbeiten hier miteinem Start-up in Brasilien zu-sammen“, so GeschäftsführerVardag.

Ebenso kreativ wie bei denProdukten war das Unterneh-men, das heute 400 Mitarbeiterbeschäftigt und drei Stiftungen

gehört, in der Organisation sei-ner Finanzierungen. Als 1914das Kapital zum weiteren Aus-bau des damals noch jungen

Unternehmens fehlte, suchteman - ganz innovativ - Investo-ren per Zeitungsanzeige. EinVorläufer des Crowdfundingswar erfunden.

Um das Unternehmen 1997auch in der konjunkturellschwierigen Zeit voranzutrei-ben, hat man die Finanzierungeiner neuen Technicumsanlagein eine extra hierfür gegründeteGesellschaft ausgegliedert. Ne-ben den Banken wurde die An-lage von den Mitarbeitern zeit-lich befristet und hochverzins-lich finanziert. Für Mitarbeiter

und Unternehmen ein großerErfolg.

Heute arbeitet das Unterneh-men, das einen hohen Auftrags-bestand bis ins dritte Quartal2017 in den Büchern stehen hat,mit drei Großbanken im Poolzusammen, darunter seit 49Jahren mit der HypoVereins-bank und ihren Vorläufern. Ge-schäftsführer Jürgen Schaffert:„Wir pflegen ein langes Ver-trauensverhältnis und schätzendie gute und konstante Betreu-ung. Wichtig ist für uns als welt-weit agierendes Unternehmen,

dass unsere Bank Geschäftsvor-gänge international begleitenund abwickeln kann.“

Dazu Geschäftsführer Var-dag: „In Zeiten, wie heute, ist eseinfach, eine gute Beziehung zupflegen. Wir brauchen die Bankaber als verlässlichen Geschäfts-partner mit Eigenkapitalstärkeauch in wirtschaftlich schwieri-geren Perioden. Die Zeit istschnelllebig, sodass wir uns im-mer wieder neu aufstellen müs-sen. Da brauchen wir eineBank, die diesen Weg mitgeht.“Firmenkundenbetreuerin Mar-tina Hansen bestätigt: „ Wir ha-ben eine große Expertise beistrukturierten Finanzierungenim In- und Ausland. Gezielt be-gleiten wir unsere Kunden auchbei der Entwicklung von Inno-vationen.“

Und da wird bei Kroenert ge-rade an einem neuen Geschäfts-Modell gearbeitet. Geschäfts-führer Vardag: „Wir denkendarüber nach, unsere Anlagenüber die darauf hergestelltenProdukte zu finanzieren. Dasheißt, dass ein Kunde bei unsseine Maschine kauft und derKaufpreis über 30 Jahre Lauf-zeit wieder an uns zurückfließt.Das hätte für uns den Vorteil,dass wir von Konjunktur-Zy-klen unabhängiger werden undkontinuierliche Einnahmen ge-nerieren können.“

Vor gut 200 Jahren brach dasIndustriezeitalter mit der

Mechanisierung von Manufak-turen an. Die zweite industrielleRevolution folgte zu Beginn des20. Jahrhunderts. Ihre Merk-male waren Elektrifizierungund Massenproduktion. Heutestehen wir am Ende der drittenIndustrierevolution, die ge-prägt war von der Automatisie-rung der Produktionsprozesse.Jetzt folgt Industrie 4.0 mit derInformatisierung, die zur Indi-vidualisierung der Produktionführen wird.

„Kein Industrieunterneh-men kommt an diesem Themavorbei. Es gibt bereits konkreteProduktionen und Produkte.Bei der nächsten Messe NOR-TEC können wir überprüfen,wie sich die Unternehmen ent-wickelt haben“, sagt Dr. JörgMutschler, GeschäftsführerVDMA Nord.

Wie dieses Thema die Bran-che elektrisiert, beweist die Re-kordzahl von mehr als 150 Teil-nehmern auf der Veranstaltung„Auf dem Wege zu Fertigung4.0“. Dort haben Unternehmenkonkrete Beispiele und Lösun-gen vorgestellt sowie ihreSchritte Richtung Industrie 4.0erläutert.

Lösungen und Aussichten inder Intralogistik wurden vonMatthias Klug und ThorstenBaumeister, beide STILLGmbH, aufgezeigt. Speziell inder Nutzung der Virtual realitysieht das Unternehmen STILLwichtigen Zusatznutzen und

Auf dem Weg zu Fertigung 4.0Wettbewerbsvorteile für dieKunden.

Die digitale Fertigung ausSicht eines Auftragsfertigers,insbesondere beim 3D-Druck,wurde von Joachim D. Hoedt-ke, gemeinsam mit ChristianGerlach, Hoedtke Metall undLasertechnik, vorgestellt. Dabeiging es insbesondere um dieVerfahrensintegration inner-halb einer 5-achsigen Werk-zeugmaschine. Diskutiert wur-de über die Einbindung von

Handhabungsrobotern.Peer Gampe, Projektleiter bei

der SCHULZ SystemtechnikGmbH, stellte die Möglichkei-ten des Zusammenarbeitensvon Mensch und Maschine amkollaborienden 6-achsigen Ku-karoboter vor. Die Lösungenfür Fertigung 4.0 konnten di-rekt am Roboter vor Ort begrif-fen werden.

Dr. Burghard Herrmann,Geschäftsführer der KuhseWinsen GmbH, berichtete überAnwendungsideen im Schalt-schrankbau, insbesondere imBereich Retrofit und Service.Dabei ging es insbesondere umdie virtuelle Realität, die mitiPad, aber auch mit 3-D Brillenin den Fertigungs-, Montage-und Servicebereich übernom-men werden kann.

Den Abschluss bildete Mar-kus Frank, GROB-WerkeGmbH & Co. KG, der aus Sichteines großen Werkzeugmaschi-nenherstellers über die Heraus-forderungen der Digitalisie-rung unter Einbindung z.B. inSAP-Systeme referierte und da-zu einlud, im GROB-Werk allevorgestellten Verknüpfungen inRealität anzuschauen.

Bereits vor der nächstenNORTEC wird der VDMANord das Thema Industrie 4.0auch mit den SchwerpunktenFertigung 4.0 weiter voranbrin-gen, indem Praxisbeispiele imRahmen von Erfahrungsaus-tauschveranstaltungen vorge-stellt werden.> [email protected]

Das Altonaer Firmengelände der Unternehmensgruppe aus der Luft gesehen.

Kroenert-Geschäftsführer JürgenSchaffert (lks.) und Dr. Tarik Vardag.

Dr. Jörg Mutschler

11NORD WIRTSCHAFTFebruar 2016

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12 KÖPFE DER WIRTSCHAFT

Vor einem Stillstand in derPolitik, angesichts der Un-gleichgewichte in der EU, warn-te Deutsche-Bank-VorstandJürgen Fitschen. „Das wird einSchicksalsjahr“, so der Bankervor 750 Gästen der Bank inHamburg. Weiter sagte er, dassunterschiedliche Interessen inder EU zu einer gefährlichen Si-tuation führen.Im Foto:Dr. Mi-chael Schleef, German LargeCorps Nord, Dr. Cornel Wiss-kirchen, Sprecher der Ge-schäftsleitung Nord, StefanKnoll, Leiter PrivatkundenNord, Jürgen Fitschen, Co-Vor-standsvorsitzender, ChristianSewing, CEO Deutschland,Frank Schriever, Wealth Ma-nagement Nord (von lks.)

Senat will 4,45 Millionen Eu-ro in Zentrum für Techno-

logietransfer und Unterneh-mensgründungen investieren.Innovationen entstehen durchMarktanwendungen von Erfin-dungen und Ideen. Damit siesichtbar werden und wirkenkönnen, brauchen sie einenOrt. Dieser Ort soll der ICGT,der InnovationCampus GreenTechnologies, sein.

Das Zentrum für Existenz-gründerinnen und Existenz-gründer soll nach den neuenPlänen sein Zuhause im Gebäu-de der TuTech InnovationGmbH im Harburger Binnen-hafen haben. Nachdem gesternder Senat das neue Konzept be-schlossen hat, wird nun dieBürgerschaft um Zustimmunggebeten. Dann könnten nacheiner umfassenden Neugestal-tung des Gebäudes bereits 2016das Institut für Entrepreneur-ship der TUHH, das Startup

Campus Green Technologies (ICGT) startetDock, Gründerinnen undGründer sowie Startups einzie-hen. Damit wird ein universi-tätsnahes Zentrum für Techno-logieausgründungen geschaf-fen, das Kreativität, Forscher-geist und junge kluge Köpfe för-dert. Katharina Fegebank, Se-natorin für Wissenschaft, For-schung und Gleichstellung:„Wegweisende Gedanken undLösungen brauchen Raum undZeit, um sich zu entwickeln.Kluge Köpfe brauchen Gleich-gesinnte, mit denen sie sich aus-tauschen können. Und jungeStartups sind angewiesen aufprofessionelle Beratung undgünstige Büroflächen. All daswird jetzt mit dem Innovation-Campus Green Technologiesmöglich. Wir fördern damitUnternehmensausgründungenzu einem sehr frühen Zeit-punkt, zu dem Investoren oft-mals noch nicht bereit sind, sichzu engagieren. Damit sorgen

wir dafür, dass die Wertschöp-fungskette von der Forschungüber Firmengründungen zuPrototypen bis hin zur Ferti-gungsreife von innovativenProdukten in Hamburg nochstärker verankert wird.“ DieTuTech Innovation GmbH be-treut schon seit langer Zeit er-folgreich Startups. Die Gründerder bentekk GmbH beispiels-weise haben intelligente Mess-technik für die Vor-Ort-Analysevon Schadstoffen entwickelt.Die TUHH- und NIT- (Nor-thern Institute of TechnologyManagement) Absolventen Jo-hannes Weber und MatthiasSchmittmann haben mit ihremProdukt den „Gründergeist“der Wirtschaftsjunioren derHandelskammer Hamburg ge-wonnen sowie den HamburgerInnotech-Preis. Ihr Messgerät,das vor allem am Institut Um-weltmesstechnik der TUHHentwickelt wurde, schützt Ar-

beitskräfte vor Chemikalien wieBenzol, das in niedrigsten Kon-zentrationen bereits eine Ge-sundheitsgefahr darstellt. DenGründern ist der Transfer vonder Idee zum Produkt mit demVerkauf erster Messgeräte ge-lungen. Mit Unterstützung vonRisikokapital soll das Messgerätüberregionalen Erfolg haben.

Dieses Beispiel zeigt, wiewichtig ein Forschungs- und

Technologie-Gründerzentrumfür Hamburg und den StadtteilHarburg ist. Der Start des ICGTwar in der Vergangenheit mitSchwierigkeiten verbunden.Ein geplanter Neubau konntenicht realisiert werden, dasneue Konzept hat aber vieleVorteile. Katharina Fegebank:„Die jetzt gefundene Lösungüberzeugt. Der ICGT kommtschneller, bietet mehr Flächenund ist wirtschaftlicher.“

Zu den wichtigen Partnerndes ICGT zählen das Institut fürEntrepreneurship der TUHHund das Startup Dock. Beidebegleiten Absolventinnen undAbsolventen der TUHH eng aufdem Weg von der Idee zum Pro-dukt. Auch die Stipendiatinnenund Stipendiaten des EXIST-Forschungstransfer-Pro-gramms des Bundesministeri-ums für Wirtschaft und Energieziehen in den ICGT ein. DasEXIST-Programm unterstützt

herausragende forschungsba-sierte Gründungsvorhaben, diemit aufwendiger und risikorei-cher Entwicklungsarbeit ver-bunden sind. Bisher waren alleTreiber von Ausgründungen,Stipendiaten und Einrichtun-gen der TUHH über Harburgund den Campus verteilt.

Die TuTech InnovationGmbH, die von der TUHH undder Behörde für Wissenschaft,Forschung und Gleichstellunggetragen wird, zieht im Früh-jahr dieses Jahres in die Nach-barschaft des ICGT, in den so-genannten „Goldfisch“. In demGebäude arbeiten auch dasDeutsche Zentrum für Luft-und Raumfahrt (DLR) und dasTUHH-Institut für Luftfahrt-transportsysteme. So entstehtim Harburger Binnenhafen einweiteres rein wissenschaftlichgenutztes Gebäude. Die Eröff-nung des ICGT ist für Ende2016 geplant. NW

Nachfolger für General-staatsanwaltWolfgang Zepter ist seit Jahres-beginn Generalstaatsanwalt desLandes Schleswig-Holstein. Erwurde im Oberlandesgericht inSchleswig von JustizministerinAnke Spoorendonk in sein Amteingeführt. Zepter tritt die Nach-folge von Wolfgang Müller-Gab-riel an, der zugleich in den Ruhe-stand verabschiedet wurde. DieMinisterin würdigte die Ver-dienste Müller-Gabriels: „IhrAmt als Generalstaatsanwalt ha-ben Sie mit bestechender Souve-ränität ausgeübt. In Ihre Amts-zeit fallen zahlreiche Reformen,etwa zu alternativen Sanktions-formen, zum Täter-Opfer-Aus-gleich oder zu Schwerpunktset-zungen in der Strafverfolgung.Alle Maßnahmen, Projekte undAktivitäten machen deutlich: Siesind ein hervorragender staats-anwaltlicher Praktiker und zu-gleich ein hervorragenderrechtspolitischer Querdenkerund Modernisierer. Neben Ihrerfachlichen Autorität zeichnet Sievor allem ein offener und ver-trauensvoller Umgang mit denKolleginnen und Kollegen undMitarbeitern aus. Sie sind einegestaltungsstarke und zugleichverbindende Persönlichkeit. Siehaben das Amt des General-

staatsanwaltes des LandesSchleswig-Holstein ausgefüllt.Sie haben es gelebt, als Fach-mann und als Mensch. Und da-für danke ich Ihnen im Namendes Landes und der Landesjustizsehr herzlich.“

Dr. Olaf Krüger im Wirt-schaftsförderungsratDie Wirtschaftsförderer in derMetropolregion Hamburg ha-ben Dr. Olaf Krüger, Vorstandder Süderelbe AG, zum neuenSprecher des Wirtschaftsförde-rungsrats der Metropolregionberufen. Er übernimmt die Auf-gabe turnusgemäß von Dirk Ge-rdes, Geschäftsführer der Wirt-schaftsförderung LübeckGmbH, dessen Amtszeit abge-laufen war. Dirk Gerdes:„Im ver-gangenen Jahr haben wir für dieMetropolregion Hamburg imRahmen der Hannover Messeund des Hamburg-KopenhagenBusiness Forums geworben. Zu-dem konnten wir in Kooperationmit der Hamburg MarketingGmbH in internationalen Fach-zeitschriften ausländische Inves-toren über die Standortvorteileunserer Region informieren.“Auch im laufenden Jahr wollendie Wirtschaftsförderer wiederAkzente setzen. Dr. Olaf Krüger:„Die Metropolregion Hamburg

ist einer der wettbewerbsfähigs-ten Wirtschaftsräume mit zu-kunftsfähigen Branchen im Nor-den Europas und die Zusam-menarbeit der Wirtschaftsförde-rer ist herausragend. Bei den In-stitutionen in Berlin und inBrüssel ist dies viel zu wenig be-kannt. Hier wollen wir 2016 ei-nen Schwerpunkt in unserer Ar-beit setzen.“

Neuer Sprecher derGeschäftsführungPhilipp Kroschke (38) wird neu-er Sprecher der Geschäftsfüh-rung der Christoph KroschkeGruppe. Dies teilte die ChristophKroschke GmbH in Ahrensburgmit. Seit 2005 ist Philipp Krosch-ke im Unternehmen tätig undverantwortet seit mehreren Jah-ren den Geschäftsbereich Stand-orte. Der bisherige Vorsitzendeder Geschäftsführung, ChristianBartelheimer (50), verlässt dasUnternehmen in bestem Einver-nehmen und widmet sich neuenberuflichen Herausforderungen.Die Stelle des CEO wird nichtnachbesetzt. Die ChristophKroschke-Unternehmensgruppevereint unter ihrem Dach ver-schiedenste Unternehmen undzwei Stiftungen. In ihrem Zen-trum stehen die ChristophKroschke GmbH und die Toch-

tergesellschaft DAD DeutscherAuto Dienst GmbH.

Weiterer Geschäftsfüh-rer der Anker SchiffahrtMit Wirkung zum 1. Januar2016 wurde Jan Remmers zumGeschäftsführer der AnkerSchiffahrts-Gesellschaft mbH,Emden, ernannt. Jan Remmersstieg am 1. Februar 1985 als kauf-männischer Angestellter in dasUnternehmen ein. Im Jahr 1995erhielt er Handlungsvollmacht,die Prokura wurde ihm im Jahre2007 erteilt. Aufgrund seinerumfangreichen Erfahrungen hater bei vielen Projekten im Hafen-geschäft gute Aufbauarbeit ge-leistet. Die Betriebsleitung derAnker Schiffahrt übernahm JanRemmers bereits am 01. April2013 und hat in enger und ver-trauensvoller Zusammenarbeitmit seinen Mitarbeitern wichtigeZiele des Unternehmens er-reicht. „Ich freue mich, HerrnRemmers künftig als Geschäfts-führer an meiner Seite zu wissen.Wir haben weitere ehrgeizigeZiele und werden diese gemein-sam auch verfolgen und errei-chen“, freut sich Jörg Conrad, In-haber der Leschaco Gruppe undbisher alleiniger Geschäftsfüh-render Gesellschafter der AnkerSchiffahrts-Gesellschaft mbH.

Kunsthalle: Vogtherrwird DirektorDer Stiftungsrat der HamburgerKunsthalle hat beschlossen, Dr.Christoph Martin Vogtherr diekünstlerische und wissenschaft-liche Leitung der HamburgerKunsthalle zu übertragen. Vogt-herr ist seit 2011 Direktor derWallace Collection in London,einem der weltweit renommier-ten Museen für ältere, insbeson-dere französische Kunst. Er trittzum 1. Oktober 2016 in derHamburger Kunsthalle dieNachfolge von Prof. Dr. Huber-tus Gaßner an, der in den Ruhe-stand geht.

Peter Ganz verstärktdas FührungsteamPeter Ganz verstärkt seit dem1. Januar die Führungsmann-schaft bei dem Hamburger As-set- und Investment-ManagerMPC Capital AG. Der 48-jährigeDiplom-Kaufmann verantwor-tet als Mitglied des erweitertenVorstands die maritimen Aktivi-täten des Unternehmens. Zuletztwar Ganz sechs Jahre lang CFOder Hapag-Lloyd AG. In seinerRolle als Finanzchef wirkte er in-tensiv an der erfolgreichen Re-strukturierung der Hapag-Lloydmit, bereitete die Kapitalmarkt-

fähigkeit des Unternehmens vorund stellte damit die Finanzie-rung des weiteren Wachstums si-cher. Zuletzt hat er maßgeblichzu der erfolgreichen Fusion mitder chilenischen Reederei CSAVbeigetragen.

Wechsel an der Spitzeder Nordmetall-StiftungThomas Lambusch führt alsVorstandsvorsitzender die Stif-tung des ArbeitgeberverbandesNordmetall. Neuer Kuratori-umsvorsitzender ist Lutz Oels-ner. Sie lösen Wolfgang Würstund Gerhard Erb ab, die seit 12Jahren an der Spitze der Gremienstanden. Gleichzeitig hieß dieGeschäftsführerin der Nordme-tall-Stiftung, Kirsten Wagner,drei neue Mitglieder in den Lei-tungsgremien willkommen.„Wir freuen uns sehr, die schles-wig-holsteinische Bildungsmi-nisterin Britta Ernst und die ehe-malige Vorstandsvorsitzende derBürgerStiftung Hamburg, Jo-hanna von Hammerstein, in un-serem Kuratorium begrüßen zudürfen. Zusammen mit unseremneuen Vorstandsmitglied JuttaHumbert, Geschäftsführerin vonGetriebebau Nord aus Bargte-heide, verstärken drei kompe-tente Impulsgeberinnen unsereGremien“, so Wagner.

„Das wird einSchicksalsjahr“

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Vater unterstrich, dass diegroßen Herausforderun-gen, vor denen nicht nur

die Wirtschaft stehe, nur ge-meinsam gemeistert werdenkönnten. Eine Voraussetzungsei zusätzliches Wirtschafts-wachstum. „Dafür muss die Po-litik die Rahmenbedingungenschaffen", sagte Vater. Dies seienweniger Regulierung und Büro-kratie und mehr staatliche In-vestitionen in Infrastruktur

„Das Verrotten der Infrastrukturmuss ein Ende haben!“Der Erhalt derInfrastruktur,Zuwanderung undBildungspolitik sowiedie konjunkturelleEntwicklung warendie Themen des KielerIHK-PräsidentenKlaus-Hinrich Vaterauf der Jahresauftakt-Veranstaltung.

und Bildung. Schwerpunktmä-ßig setzte sich der IHK-Präsi-dent mit Fragen der Infrastruk-tur auseinander. Neben Neu-bauten gehe es auch um den Er-halt. Allein bei den Landesstra-ßen gebe es einen Sanierungs-stau von rund 900 MillionenEuro. „Dieser Vernichtung vonVolksvermögen muss entgegen-gewirkt werden“, sagte Vater.Das gelte auch für Schulen,Hochschulen, Krankenhäuserund Altenheime oder Versor-gungsleitungen. „Das Verrottenunserer Infrastruktur muss einEnde haben!“ Vater plädiertefür die Prüfung neuer Finanzie-rungswege. Bei den Pensions-fonds und Lebensversicherun-gen läge Anlagevermögen be-reit. Die aktuelle Entwicklungum den Planungsstand der A 20bezeichnete Vater als Schauspielzweier Landesminister. Das Pla-nungsrecht gehöre geändert,„sonst wickeln wir uns irgend-wann selbst ab“.

Der Netzausbau und einenachhaltige Industriepolitikwurden ebenso angesprochenwie die Bildungspolitik. Vaterschlug eine Überprüfung derBildungsqualität an den Ge-meinschaftsschulen vor. Dienotwendige Sanierung desUKSH dürfe nicht zu Lastenvon Forschung und Lehre ge-hen. Dieses Thema müsse Mi-nisterpräsident Albig zur Chef-sache machen.

Zu Beginn der Veranstaltungdankte die IHK dem Kampf-mittelräumdienst (KRD)Schleswig-Holsteins für seinegefährliche und verdienstvolleArbeit für die Gesellschaft.Stellvertretend für alle Mitar-beiter bat Vater die Bombenent-schärfer Oliver Kinast, GeorgOcklenburg und Hans-JörgKinsky auf die Bühne: „IhrenDienst für uns alle können wirgar nicht hoch genug bewer-ten“, sagte Vater unter dem Bei-fall der 1.200 Gäste. NW

In der Industrie- und Han-delskammer zu Kiel wurde

der erste Schleswig-Holsteini-sche Journalistenpreis verlie-hen. Die Träger des Preises sindder DJV Schleswig-Holsteinund der Kieler Presse-Klub. DerWettbewerb stand unter demMotto "Integration in Schles-wig-Holstein“.

Der 1. Preis wurde der NDR-Journalistin Katrin Bohlmannfür ihre Reportage „Schulalltagmit Flüchtlingskindern inSchleswig-Holstein“ zuer-kannt. Die Jury würdigt mitdem Preis die besonders gelun-gene Verbindung aus Faktenund Emotionen bei der Be-schreibung der Integration vondrei Flüchtlingskindern ausdem Irak in eine Schule in Ost-holstein.

Den 2. Preis erhielt WolframHammer, Korrespondent derLübecker Nachrichten, für dieReportage „Wie haben dieFlüchtlinge Boostedt verän-dert“. Hammer führt die Leserdurch den kleinen Ort, der lan-

Große Resonanz aufden Journalistenpreis

ge durch die Bundeswehr ge-prägt wurde. Er lässt Flüchtlin-ge und Einwohner zu Wortkommen. So entsteht ein Kalei-doskop aus Hoffnungen undIdeen, das an die traditionelleÜberzeugung der Einwohneranknüpft: Nicht lang reden –handeln.

Den Preis für Nachwuchs-journalisten erhielten KathrinMansfeld und Niklas Wieczo-rek. Ihre Reportage „Auf demlangen Weg der Integration“,veröffentlicht in den KielerNachrichten, beschreibt denWeg eines Asylbewerbers ausdem Jemen, der sich durch eineAusbildung auf ein Leben inDeutschland freut, aber in Sor-ge vor der Ablehnung seinesAsylantrages ist.

Auch die übrigen Bewerbun-gen seien Beispiele für die be-sondere Qualität journalisti-scher Arbeit in schleswig-hol-steinischen Medien, erklärtendie Vorsitzenden des DJV unddes Kieler Presse-Klubs, Gün-ther Jesumann und Reinhardt

Hassenstein. Sie hatten gemein-sam mit Journalisten der Deut-schen Presse-Agentur und derFachhochschule Kiel in der Jurydie Beiträge bewertet und aus-gewählt. Die Beiträge sind mitPreisgeldern von 3.500 € do-tiert. In diesem Jahr steht derSchleswig-Holsteinische Jour-nalistenpreis unter dem Motto:„Chancen und Herausforde-rungen des demografischenWandels in Schleswig-Hol-stein“. Bewerbungen sind mitBekanntgabe der Ausschrei-bung möglich, die in Kürze ver-öffentlicht wird. In seinemGrußwort betonte der Presse-sprecher der IHK Schleswig-Holstein, Michael Legband, dieNotwendigkeit eines derartigenPreises und gratulierte denPreisträgern. "Mögen Sie auchan diesem Preis erkennen, dassdie Qualität Ihrer Arbeit aner-kannt wird", sagte Legband.Zum Thema Integration unter-strich der Pressesprecher diediesbezüglichen Aktivitäten derIHKs im Lande. LG

Das wichtigste Gründer-Event in Hamburg findet

am Sonnabend, 19. März, von 9bis 18 Uhr, statt. Zum mittler-weile 21. Mal versammelt sichdie Gründerszene der Hanse-stadt zu einer Kombination ausGründermesse und Netzwerk-Event in der HandelskammerHamburg mit jährlich etwa1.000 Gästen und 60 Ausstel-lern aus allen relevanten Berei-chen rund um die Selbststän-digkeit. Hier haben Interessier-te die Möglichkeit persönlicheFragen zu stellen und neue,wertvolle Kontakte zu knüpfen.

In diesem Jahr stehen dieganz persönlichen Erfahrungender Hamburger Gründer imMittelpunkt. Das bedeutet, Un-ternehmer treffen auf Grün-

Hamburger Gründertag 2016dungsinteressierte, die noch amAnfang ihrer Laufbahn stehen.Hierfür wird es zum Beispiel inder „Gründerlounge“ zahlrei-che, ausführliche Interviewsmit Selbstständigen geben. An-gehende Gründer können ihreFragen stellen und anschlie-ßend auch ins direkte Gesprächkommen.

Jeder unternehmerische An-fang braucht Mut und Unter-stützung. Das Ziel erreichtletztendlich nur, wer gut infor-miert ist. Hier knüpfen dierund 30 Fachvorträge desGründertages an. Dabei geht essowohl um klassische Grün-dungsthemen wie die Erstel-lung des Businessplans undFragen zur Finanzierung. Aberauch Themen wie Marketing,

Vertrieb, Steuern und Grün-dung aus der Hochschule kom-men nicht zu kurz. Und immerwieder wird es auch hier Erfah-rungen aus erster Unterneh-merhand geben.

Über den ganzen Tag verteiltgibt es außerdem die Gelegen-heit, konkrete Gründungsideenin einer fünfminütigen Präsen-tation, ohne vorbereitete Un-terlagen und ohne Publikum,einem kleinen Expertenteamvorzustellen.

Die Jury gibt anschließendeine vertrauliche Rückmeldungzum Auftreten, der Grün-dungsidee und dem Umset-zungskonzept. Anmeldungenzum Gründertag sind direkt amVeranstaltungstag möglich.

NW

Entscheidungsträger ausDiplomatie, Politik, Wirt-

schaft und Wissenschaft ausDeutschland, den Nowruz-Ländern Afghanistan, Armeni-en, Aserbaidschan, Georgien,Iran, Kasachstan, Kirgistan, Pa-kistan, Tadschikistan, Türkei,Turkmenistan und Usbekistanbegegnen sich, um in Anleh-nung an das 3000 Jahre alte per-sische Neujahrsfest „Nowruz“

Verständigung schaffen(Neubeginn) die wirtschaftli-chen Beziehungen zwischenOrient und Okzident neu zu ge-stalten und bestehende zu ver-tiefen. Und dies insbesondereunter den neuen wirtschaftli-chen Gegebenheiten im Iran.Im Vordergrund stehen dieChancen und Herausforderun-gen der Nowruz-Region mit ei-nem Markt von rund 400 MioKonsumenten. 2015 nahmen

zahlreiche norddeutsche Unter-nehmen die Gelegenheit wahr,mit hochrangigen Vertreternaus den zentralasiatischen Staa-ten Geschäftsbeziehungen an-zubahnen. Auch in diesem Jahrbieten zahlreiche Foren Mög-lichkeiten des Informations-austausches. Interessentenwenden sich an das Generalse-kretariat des „Nowruz ForumGermany“, Tel 040/241516. NW

Zwei Kampfmittelräumer mit Bombe und Ministerpräsident Torsten Albig, IHK-Präsident Klaus-Hinrich VaterIHK-Hauptgeschäftsführer Jörg Orlemann.

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14 FINANZEN

Von Sabine Richter

Der Börsencrash in Chi-na zog die Märkte inDeutschland und Eu-

ropa mit nach unten. Dennochsind sich alle Experten einig.Wer Rendite für sein Geld will,kommt auch 2016 nicht an Ak-tien vorbei.

Denn steigende Zinsen sindmittelfristig nicht zu erwarten,nachdem die Europäische Zen-tralbank im Dezember 2015 ih-re Geldpolitik noch einmal ge-lockert hat.

Bei den Banken liegen die Ta-gesgeldzinsen im Schnitt geradenoch im positiven Bereich, DieFMH-Finanzberatung weist fürTagesgeld (repräsentativerDurchschnitt unterschiedlicherZinsangebote) 0,34 Prozentaus. Und selbst Festgeld überfünf Jahre bringt mit 0,37 Pro-zent keinen Inflationsausgleich.Die Inflationsrate soll Expertenzufolge in diesem Jahr 0,8 bisein Prozent betragen.

Auch bei festverzinslichenWertpapieren bleiben die Zin-

An Aktien führt kein Weg vorbeiDer DeutscheAktienindex DAX istnach einer gutenPerformance imvergangenen Jahr(Plus 9,6 Prozent)schwach ins neue Jahrgestartet.

sen unattraktiv. Zwar kann dieerste Leitzinserhöhung seit vie-len Jahren in den USA als Zei-chen einer Zinswende gesehenwerden. Aber die Auswirkun-gen auf die Euro-Zone bleibenvorerst begrenzt.

Bei der Rendite der 10-jähri-gen Bundesanleihe rechnetBernd Schimmer, Chef-Invest-ment-Stratege der Haspa miteiner anhaltenden Seitwärtsbe-wegung in dem relativ breitenKorridor zwischen 0,5 und 1,0Prozent. Zum Jahresende hinkönne sie dann im Sog leichtanziehender US-Renditen Kursauf die Marke von 1,0 Prozentnehmen.

Die Zinsdifferenz zwischen

den USA und der Euro-Zonedürfte den Euro gegenüber demDollar schwächer tendieren las-sen. Das wäre ein weiteres Ar-gument für Aktien. Denn vomschwächeren Euro profitierendie exportorientierten deut-schen Aktien.

Entsprechend positiv sehendie Banken das Umfeld für dieDividendenpapiere. „Günstigekonjunkturelle Rahmenbedin-gungen, historisch moderateBewertungen bei einer deutli-chen Attraktivität gegenüberAnleihen, eine expansive EZBund fehlende attraktive Anlage-alternativen im Niedrigzinsum-feld unterstützen eine positiveAktienmarktentwicklung über

die kommenden Quartale. Dienur mäßig steigenden Unter-nehmensgewinne für 2016 be-grenzen indes das Kurspotenzi-al“, bringt es Peter Reichel, Lei-ter Investment-Office bei Be-renberg auf den Punkt.

Für das traditionsreicheBankhaus stehen bei den Emp-fehlungen nicht so sehr Bran-chen im Vordergrund: „Wir fo-kussieren auf Aktien, die stabileGeschäftsmodelle aufweisenund hinsichtlich der Kapital-rentabilität auch ein attraktivesChance-Risikopotential im Ge-winnwachstum und bei der Be-wertung aufweisen. Darüberhinaus bleiben Aktien aus derzweiten Reihe, dem deutsch-

sprachigen Mittelstand, als Bei-mischung mit aussichtsreichemKurspotenzial interessant. Be-renberg sieht den DAX für 2016bei 11.800 Punkten.

„Wir sind für die USA undviele Eurostaaten optimistisch.Entsprechend dürften die kon-junkturellen Frühindikatorenin den kommenden Monatenwieder nach oben drehen. Undim Aktienmarkt nehmen diekurzfristigen Signale für eineTrendwende zu“, sagt Chris-Oliver Schickentanz, Chefanla-gestratege der Commerzbank.Mit Blick auf die Konjunkturliefere der niedrige Ölpreismehr Rücken- als Gegenwind.Die Commerzbank präferiertdie niedrig bewerteten europäi-schen Märkte und hier insbe-sondere deutsche Aktien. „Dieebenfalls niedrig bewertetenSchwellenländer bleiben vor-erst untergewichtet, solangesich hier kein Ende des massi-ven Kapitalabzugs abzeichnet.Die spürbar teureren US-ame-rikanischen und japanischenAktien gewichten wir wegen ih-rer geringeren Performance-chancen neutral“, so Schicke-ntanz. Besonderen Charme ha-ben für die Commerzbank Im-mobilieninvestments. Dabeihätten sich insbesondere offeneImmobilienfonds als Stabili-tätsanker erwiesen. Die Com-merzbank mag angesichts ver-schiedener Unsicherheiten ihreEnde 2015 gegebene DAX-Pro-

gnose von 12.600 Punktennicht aufrecht erhalten.

Die Haspa sieht den DAXzum Jahresende unter erhebli-chen Schwankungen im oberen11.000-er Bereich: Im Durch-schnitt werden die Gewinne der30 DAX-Unternehmen 2016um 22 Prozent wachsen. „Dasmuss man aber vor dem Hinter-grund sehen, dass 2015 die Ge-winne wegen der schlechten Er-gebnisse bei VW und DeutscherBank im Durchschnitt gesun-ken sind“, sagt Bernd Schim-mer, Chef-Investment-Strategeder Haspa. Die bevorzugtenBranchen der Haspa sind Che-mie, Telekommunikation undVersicherungen. Allianz undMünchener Rück bringen eineDividendenrendite von rundvier Prozent. Die ChemiewerteBASF, Lanxess und Linde wür-den von der konjunkturellenBelebung profitieren.

Allerdings sind Aktieninvest-ments immer mit Risiken ver-bunden. Aktuell sind das Sor-gen um die Wachstumsdyna-mik in China, die Unsicherheitüber die Auswirkungen desniedrigen Ölpreises, ein Aus-scheiden Großbritanniens ausder EU. Hinzu kommen eineReihe geopolitischer Unsicher-heiten, die sich insbesonderedurch den eskalierenden Kon-flikt in Syrien und den zuneh-menden Spannungen zwischendem Iran und Saudi-Arabienzeigen.

Von Kerstin von Stürmer

Acht Werften-Gruppen mitrund 25 Betrieben teilen

sich derzeit den Seeschiffbau-Markt in Deutschland entlangder Ostseeküste und an Elbe,Ems, Weser und Nordsee. Zwarhat sich der Markt in den ver-gangenen Jahren konsolidiert –allerdings auf niedrigem Ni-veau, wie der Verband Schiffbauund Meerestechnik (VSM) kon-statiert. Die deutschen Werftensind immer noch mitten imStrukturwandel, weg vom Con-tainerschiffbau hin zum Bauvon Spezialschiffen.

Die Meyer-Werft in Emdenund Lürssen in Bremen sindVorreiter des strukturellen Um-bruchs. Meyer baut seit Jahrenerfolgreich Kreuzfahrtschiffe.So erfolgreich, dass die Reede-reien Schlange stehen und dieWerft ausgebucht ist. Die Lürs-sen-Werft konzentriert sich ne-ben dem Marine-Schiffbau vorallem auf das Segment der Lu-xusyachten. Pella Sietas in Ham-burg, Nordic Yards in Wismar,FSG in Flensburg oder Lloyd inBremerhaven bauen Rettungs-kreuzer, Offshore-Schiffe undPlattformen, Fähren mit LNG-Antrieb oder eben auch Kreuz-fahrtschiffe. Die Umstellung aufden Spezialschiffbau ist einKraftakt. Das größte Problemdabei ist die finanzielle Situati-on der Werften. Für Spezial-schiffe sind viel Know How undintensive Ingenieurleistung er-forderlich. Diese Vorleistungentreiben die Kosten für die Werf-ten in die Höhe und greifen dieEigenkapital-Reserven an.

So sind die finanziellen Rah-menbedingungen für neue Auf-

Die fatale Schraube imdeutschen Schiffbau

träge schlecht. Zum einen ist derDruck, die Konkurrenz vor al-lem aus dem Ausland groß. Dasführt in der Auftragsvergabe da-zu, dass kaum mit Gewinn kal-kuliert werden kann. Eigenkapi-tal aufzubauen, ist gerade in die-ser Situation schwer möglich.Aber neue Auftraggeber forderneben diese Eigenkapital-De-ckung, die die Werften in derRegel nicht nachweisen können.Von den Banken ist in dieser Si-tuation kaum Hilfe zu erwarten,die halten sich im Schiffbaumittlerweile zurück. Und vonauch von staatlicher Seite gibt eskaum Hilfe. Einzig die staatliche

Kreditanstalt für Wiederaufbauengagiert sich noch in der Bran-che.

Deutsche Werften sind deut-lich im Nachteil gegenüber derKonkurrenz in Frankreich oderSpanien, wo Werften mit staat-licher Beteiligung arbeiten. Umdie finanziellen Voraussetzun-gen hierzulande zu verbessern,wurde über einen Eigenkapital-Fonds des Bundes nachgedacht.Der habe jedoch wenig Realisie-rungschancen, weil ein solcherFonds nur äußerst schwierig mitEU-Recht zu vereinbaren wäre,so der Beauftragte für maritimeWirtschaft der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, RüdigerKruse. Er weiß um die schwieri-ge Lage der Schiffbauer. Kruse

betont, dass die Auftraggeberaus aller Welt nach wie vor aufdie Qualität und Termintreueder deutschen Werften setzen.Wenn jedoch die letzte Finan-zierungs-Sicherheit fehlt, gehenAufträge eben nach Frankreichstatt nach Wismar oder Flens-burg. Der Bund hat zwar dieUnterstützung bei umwelt-freundlichen Technologien auf-gestockt. Hier wird besondersdie Entwicklung von Schiffenmit LNG-Antrieb gefördert.

Nachdem auf der letzten Na-tionalen Maritimen Konferenzklare Zeichen zur Entlastungder Reeder gesetzt wurden, hof-fen nun die Schiffbauer auf Un-terstützung. So soll der Natio-nale Masterplan MaritimeTechnologien den Weg in dieZukunft weisen. Derzeit greifenunterschiedliche Regelungen inden Bundesländern. So hat zumBeispiel die Landesregierung inSchleswig-Holstein mit Bürg-schaften von insgesamt mehr alseiner Viertelmilliarde Euro derFSG den Bau von mehrerenSpezialschiffen ermöglicht.

Zwar hat das Wirtschaftsmi-nisterium in Schwerin angekün-digt, man werde die Standortof-fensive Mecklenburg-Vorpom-mern fortsetzen. Das bedeutet,dass das Land als Folge der P+S-Insolvenz die Bürgschaftssum-me von einst einer Milliarde Eu-ro auf insgesamt 200 MillionenEuro gesenkt hat. Doch ohnedie nötigen Bürgschaften undvor allem ohne den gefordertenEigenkapital-Nachweis bekom-men die Werften keine Aufträge– und ohne Aufträge gibt es kei-ne Gewinne und damit ebenauch kein Eigenkapital. Eine fa-tale Schraube!

Während die Versiche-rungsbranche weitge-

hend stagniert, setzt die Itzeho-er ihren Wachstumskurs mitweit überdurchschnittlichenZuwachsraten fort: Im vergan-genen Jahr fanden über 50.000neue Kunden zu dem Unter-nehmen, das Beitragsaufkom-men stieg mit 30 Millionen Eu-ro um 7,5 Prozent auf 410 Mil-lionen Euro.

„Das entspricht knapp 10Prozent des gesamten Markt-wachstums aller deutschen Ver-sicherer“, erläutert Vorstands-vorsitzender Uwe Ludka. Alleinbei der Wohngebäudeversiche-rung stiegen die Beiträge imzweistelligen Bereich. Alsstärkster Wachstumsmotor hatsich wieder die Kfz-Sparte be-wiesen: Mehr als 800.000 Fahr-zeuge sind bei der Itzehoer ver-sichert (Stand: 1.1.2016). Da-mit konnte das Unternehmenseine Marktposition unter den

Stagnierende Branche,wachsende Itzehoer

20 führenden deutschen Kfz-Versicherern weiter ausbauen.

„Mit einem Überschuss inHöhe von 9 Millionen Euro ha-ben wir einen angemessenenJahresüberschuss erwirtschaf-tet“, so Uwe Ludka. Für 2016prognostiziert der Vorstands-vorsitzende eine Fortsetzungdes Wachstumskurses. Die seitJahren wachsende Beliebtheitder Itzehoer führt Uwe Ludkaauf innovative Produkte, einäußerst vorteilhaftes Preis-Leis-tungsverhältnis in allen Spartenund auf den ausgeprägten Ser-vice des Unternehmens zurück:Diese Stärken, so Uwe Ludka,sprächen sich herum. Im Fokusdes Unternehmens steht dabeider Privatkunde. „Unsere dreiVertriebswege sorgen dafür,dass wir jeden Kunden mit op-timalem Versicherungsschutzerreichen können“, ergänzt Ver-triebsvorstand Frank Thomsen:„In Norddeutschland sind wir

mit knapp 500 Vertrauensleu-ten regional vor Ort, bundes-weit sind wir über Makler prä-sent, und online-orientierteKunden erreichen uns über un-seren Kfz-Direktvertrieb Admi-ralDirekt.de.“

Der Erfolg lässt auch die Zahlder Beschäftigten kontinuier-lich steigen: Von den insgesamt654 Frauen – sie stellen mit 337die Mehrheit – und Männernarbeiten 421 in der ItzehoerHauptverwaltung. Als Folge desWachstumskurses investiert dasUnternehmen in bauliche Er-weiterung: 2015 wurde für 6,7Millionen Euro ein neues Kon-ferenzzentrum an der Haupt-verwaltung in Itzehoe eröffnet.Am Standort Köln entsteht für24 Millionen Euro bis 2017 einneuer Bürokomplex, von demaus die UnternehmenstochterAdmiralDirekt.de das deutsch-landweite Kfz-Direktversiche-rungsgeschäft verantwortet.

Die HSH Nordbank rechnetin ihrem Kerngeschäftsfeld

Erneuerbare Energien auch indiesem Jahr mit spürbaremWachstum. Im Fokus steht ins-besondere der skandinavischeMarkt, in dem sich die Bank2015 erfolgreich etabliert hat.

„Für Projektfinanzierungenim Wind- und Solarsektor ha-ben wir uns 2016 vorgenom-men, Neugeschäft von einerMilliarde Euro abzuschließen“,sagt Lars Quandel, Leiter Ener-gie & Versorger. Darüber hinauswill die Bank weitere rund 300

HSH rechnet mit WachstumMillionen Euro für andere Kre-dite ihrer Kunden aus dieserBranche bereitstellen. Das be-deutet ein Wachstum mit Au-genmaß, denn 2015 erzielte dieBank bei Projektfinanzierungenmehr als 900 Millionen EuroNeugeschäft, bei anderen Kre-diten für Energie- und Versor-gungsunternehmen 300 Millio-nen Euro inklusive Prolongatio-nen (2014: 890 Millionen Eurobei Projektfinanzierungen). Di-es entspricht für 2015 einer neuinstallierten Leistung von rund450 Megawatt. Insgesamt hat

die Bank damit bislang deutlichüber fünf Gigawatt inklusiveRückführungen – auch in Kon-sortien – finanziert. In der Fi-nanzierung von ErneuerbareEnergien-Projekten ist die HSHNordbank europaweit aktiv.

Das Bestandskredit-Portfoliohat ein Volumen in Höhe vonrund fünf Milliarden Euro undumfasst 230 Projekte. Die Pro-jekt-Pipeline ist gut gefüllt: Et-wa 40 Transaktionen mit einemGesamtvolumen in Höhe von1,6 Milliarden Euro stehen der-zeit in Aussicht. NW

Eigenkapitalaufzubauen, istgerade in dieserSituation schwermöglich.

WWW.NORDWIRTSCHAFT.DEFEBRUAR 2016

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FINANZEN 15WWW.NORDWIRTSCHAFT.DEFEBRUAR 2016

VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG

Und das Erbvolumennimmt kontinuierlichzu: Laut aktuellen

Schätzungen des Deutschen In-stituts für Altersvorsorge wer-den in den Jahren 2015 bis 2024in Deutschland etwa 3,1 Billi-onen Euro Privatvermögen ver-erbt. Doch nach einer Studieder Deutschen Bank ist für ei-nen Großteil der deutschen Er-ben ein Tabuthema mit kom-munikativen Hürden: Die Be-reitschaft, sich mit dem ThemaErbschaft zu befassen, ist ge-ring. 58 Prozent der Bundes-bürger geben an, sich mit demThema ungern zu beschäftigenund mehr als Dreiviertel derDeutschen empfindet das Erb-recht als kompliziert (76 Pro-zent).

„Das ist ein Problem“, erläu-tert Christina Kukuk, SeniorSpezialberaterin Vermögen fürGenerationen der DeutschenBank in Hamburg. „Für denErblasser und die Erben ist eswichtig, nicht nur die Rechteund Pflichten im Erbfall zu ken-nen, sondern auch die zahlrei-

Studie: Jeder Zweite erbtJeder zweiteBundesbürger hatbereits geerbt odererwartet in derZukunft eineErbschaft.

chen Gestaltungsmöglichkeitenim deutschen Erbrecht, umfrühzeitig Vorkehrungen zutreffen.“ So wünscht sich fast je-der zweite potenzielle Erblasser(47 Prozent) und rund zweiDrittel der künftigen Erben (62Prozent) innerhalb der Familieoffene Gespräche und damitmehr Transparenz über die Re-gelung des Erbfalls.

Dies sind Ergebnisse der re-präsentativen Studie „Erbenund Vererben“ der DeutschenBank, die heute veröffentlichtwurde.

Immobilien- und Wert-papieranteil steigt

Bei Erbschaften wird künftigein höherer Anteil von Grund-stücken und Immobilien er-wartet. 58 Prozent der künfti-gen Erben gehen davon aus,dass sie eine selbstgenutzte Im-mobilie erben werden. Bislangwaren bei lediglich 37 Prozentder Fälle selbstgenutzte Immo-bilien Teil der Erbmasse. 18Prozent erwarten, dass sieWertpapiere erben oder ihren

Erben hinterlassen werden. Beiden bisherigen Erbschaften lagdiese Zahl noch bei 11 Prozent.„Sowohl durch die Bewertungder Immobilien als auch durchdie Aufteilung unter mehrerenErben werden Erbschaftenkomplexer“, sagt Kukuk.

Erben reicht nichtfür Altersvorsorge

Mehr als 70 Prozent der Bun-desbürger sind überzeugt, dassdie Altersvorsorge unabhängigvon möglichen Erbschaften er-folgen muss. „Auf Basis einerErbschaft allein sollte die eigeneAltersvorsorge nicht geplantwerden“, erläutert Kukuk.„Darüber ist sich die großeMehrheit der Deutschen einig.“Zumal ein Großteil der Bevöl-kerung (86 Prozent) – ange-sichts steigender Gesundheits-und Pflegekosten bei einer al-ternden Gesellschaft – davonausgeht, dass sich die Möglich-keiten etwas zu vererben oderzu erben einschränken werden.

Streit sollvermieden werden

Bei den Vorstellungen über dieAbwicklung des Erbfalls stim-men Erblasser und Erben über-ein: Streit soll vermieden wer-

den (jeweils 77 Prozent), dieAufteilung des Erbes klar gere-gelt sein (73 bzw. 72 Prozent)und alle notwendigen Doku-mente sollten vorliegen (jeweils67 Prozent). Doch die Realitätist teilweise eine andere. So gabfast ein Fünftel der bisherigenErben an, es habe Streit um dasErbe gegeben.

Besser gut undganzheitlich beraten

Von den potenziellen Erblas-sern, die bereits ein Testamentgemacht haben, ließen sichmehr als die Hälfte von einemNotar oder Rechtsanwalt bera-ten. Zunehmend wird auch dasInternet als Informationsquellebeim Abfassen eines Testamentsgenannt (12 Prozent). Aberauch die Beratungserwartun-gen speziell an Banken be-schränken sich heutzutage kei-neswegs nur auf die Frage, wieman sein Erbe optimal und vorallem sicher anlegen kann. Diesist jedoch auch ein wichtigerGesichtspunkt für künftige Er-ben (55 Prozent) und potentiel-le Erblasser (45 Prozent). Für 67Prozent der künftigen Erbenund 59 Prozent der potenziellenErblasser wäre es wichtig, Infor-mationen auch über ihre Rech-te und Pflichten bei der Erb-schaft zu erhalten. NW

Die Hamburger Volksbankhat ihre solide Geschäfts-

entwicklung im Jahr 2015 mitErfolg fortgesetzt. „UnsereMarktakzeptanz im Kreditge-schäft ist enorm gewachsen.Wir sind mehr denn je als regio-naler Qualitätsanbieter undpersönlicher Ansprechpartnergefragt“, freut sich Vorstands-sprecher Dr. Reiner Brügge-strat. Das genossenschaftlicheGeschäftsmodell bewähre sichbei dem unverändert hohenDruck aus der anhaltendenNiedrigzinsphase, kostenträch-tigen Regulatorik und den Her-ausforderungen der digitalenInnovationen: „Als Genossen-schaftsbank stehen wir seit 155Jahren für verantwortlichesVolksbanking in der Metropol-region Hamburg. Wir habenfrühzeitig geeignete Maßnah-men ergriffen. Dabei stehen un-sere Kunden immer im Mittel-punkt. Das zeigt auch unsereWertpapierberatung für einennachhaltigen Vermögensauf-bau in Zeiten niedriger Zin-sen.“

Die Hamburger Volksbankhat ihr Kreditgeschäft erneutkräftig ausgebaut. Für das Jahr2015 verzeichnet die Genossen-schaftsbank bei der Kreditver-gabe eine Steigerung um 10,2Prozent auf 1.421 Mio. Euro(+5,0 Prozent auf 1.290 Mio.Euro in 2014). NW

Volksbank bautKreditgeschäftkräftig aus

Herr Bertermann, wie siehtIhre Jahresbilanz 2015 aus?

„Hinter uns liegt ein ereig-nisreiches Jahr mit vielen neuenAufgaben und ebenso vielen er-folgreichen Projekten. Diegrößte Baustelle in Schleswig-Holstein, die tesa-Zentrale,wurde fertig gestellt, rund 1.000Mitarbeiter sind eingezogen.Ein phantastischer Erfolg fürden Wirtschaftsstandort Nor-derstedt. Das bestätigt erneutunsere Stärke und Herausstel-lung als Standort in der Metro-polregion Hamburg.“

„Revitalisierung bleibt im Fokus“Marc-MarioBertermann über diekommendenAufgaben derWirtschaftsförderung.

Welche Aufgaben kommen2016 auf die EGNO zu?

„Wir werden uns weiter mitdem neuen Thema Hochbaubeschäftigen. Nach der Orien-tierung und ersten Anfängenmit Kauf und Umbau einer ge-brauchten Büroimmobilienördlich der Oadby-and-Wigs-ton-Straße, die derzeit als Asyl-bewerberunterkunft genutztwird, werden wir für die StadtNorderstedt weitere Unter-künfte planen und realisieren.Konkret wird auch der Neubaudes Schulzentrums Süd in Glas-hütte. Hier werden die Gesprä-che mit allen Beteiligten in diePlanung des neuen Gebäudesfließen.“

Wird es zu weiterenAnsiedlungen kommen?

„Ich bin zuversichtlich,

schon ab Frühjahr auf Baustel-len im Nordport zu stehen. DieGespräche aus 2015 werdenjetzt zu Spatenstichen führen.Der Standort Nordport amHamburg Airport ist einer derattraktivsten in der Region. Eswerden weitere, internationaltätige Unternehmen kommen.“

„Boomtown Norderstedt“titelte der NDR im letzten Jahreinen Filmbericht über dieStadt. Hat denn die BoomtownNorderstedt noch ausreichendFlächen?

„Wir haben ausreichend Flä-che. Gleichzeitig müssen wirüber weitere Flächenoptionennachdenken. Eine aktuelle undunabhängige Gewerbeflächen-untersuchung der CIMA bestä-tigt, dass das Ansiedlungsinte-resse der Unternehmen entlang

der A7 konstant hoch ist undbleibt. Dabei denken wir inNorderstedt einen Schritt vor-aus. Das meint, wir arbeitenschon seit einigen Jahren aktivan der Revitalisierung von Ge-werbeobjekten. Das bedeutet,wir benennen oder kaufen alteGewerbeimmobilien, um diesenach Umbau oder Abbruch amMarkt anzubieten. Freie Flä-chen auf der einen und effektiveNutzung von Flächen in beste-henden Gebieten wird Aufgabefür die Zukunft sein. Norder-stedt wird auch zukünftig at-traktiver Wohn- und Arbeitsortzugleich sein – dazu tragen wirbei.“

Entlang der A7 arbeiten Siein der MarketingkooperationNORDGATE mit anderenStädten zusammen und ver-

markten die Region gemein-sam. Ist das nicht Ihre Konkur-renz?

Vielleicht auf den erstenBlick. Auf den zweiten Blickwird schnell deutlich, dass wirgemeinsam mehr Wahrneh-mung erreichen und auch ganzunterschiedliche Angebote vor-halten. Bad Bramstedt bei-spielsweise ist ein ausgewiese-ner Gesundheitsstandort mitKurklinik, Rehaangeboten undviel Natur. Norderstedt ist eher,das Beispiel tesa zeigt dies deut-lich, ein kombinierter Büro-und Gewerbestandort. Richtigbetrachtet ergänzen sich dieNORDGATE-Städte Neu-münster, Bad Bramstedt, Kal-tenkirchen, Henstedt-Ulzburg,Quickborn und Norderstedtsehr gut. Dieses Profil werdenwir in 2016 weiter schärfen.

Marc-Mario Bertermann: Seit 1999Geschäftsführer der EGNO,

Entwicklungsgesellschaft Norderstedt.

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16 IMMOBILIEN

Von Sabine Richter

Denn das knapp 800 MillionenEuro teure Konzerthaus in derHafencity, das auf einem histo-

rischen Kaispeicher entsteht, beher-bergt neben zwei Konzertsälen und ei-nem Studio auch ein Hotel und in denStockwerken elf bis 26 Wohnungen, 120bis 380 Quadratmeter groß.

Die Vermarktung hatte im Dezember2014 begonnen. Wie es heißt, küm-mern sich die Vorstände der Immobili-en AG Quantum, Frank GerhardSchmidt und Philipp Schmitz-Morkra-mer, persönlich um den Verkauf, lassensich allerdings dabei von Engel & Völ-kers unterstützen. Eigentümerin derWohnungen ist die Skyliving KG, dieQuantum sowie der Hochtief Const-ruction AG gehört. Die Kosten für denWohnungsbau werden mit 40 Millio-nen Euro beziffert.

Über Preise wird ebenso wenig ge-sprochen wie über den Vermarktungs-stand und wer sich für die Wohnungeninteressiert oder schon gekauft hat er-fährt man schon gar nicht.Man wolle nicht in das Fahrwasser vonPlanungschaos und Kostensteigerunggeraten, die mit dem Bau des Konzert-hauses verbunden sind, sagt die Presse-sprecherin und wirbt um Verständnis,

Hamburgs teuerste DachwohnungWenn im Januar 2017endlich Hamburgsprächtiges KonzerthausElbphilharmonie fertig ist,können auch die Besitzervon 45 Wohnungen in ihrneues Domizil einziehen.

dass alles top secret ist, zumindest bisdemnächst die erste Musterwohnungfertig gestellt ist.

In den lokalen Medien wurde überQuadratmeterpreise von 35.000 Eurofür die Wohnung an der Spitze speku-liert. Was Hamburger Luxuswohnun-gen betrifft, waren 20.000 Euro proQuadratmeter bisher eine absoluteSchallgrenze. Die scheinen hier zwardurchbrochen zu werden, aber nicht inder vermuteten Dimension. Danachgeht es mit 14.000 Euro pro Quadrat-

meter in der 14. Etage los. Je höher, des-to teurer: Eine Drei-Zimmer-Wohnungim 20. Obergeschoss mit West-Süd-west-Ausrichtung und 165 Quadrat-metern Größe wird für 3.850.000 Euroangeboten, das sind gut 23.300 Europro Quadratmeter.

„45 Luxuswohnungen in dieser Grö-ßenordnung lassen sich nicht so ohneweiteres an den Mann bringen“, sagtSusanne Gentz, beim Immobilienun-ternehmen JLL verantwortlich fürWohninvestments. Dafür sorge schon

das große Angebot an erstklassigen Ob-jekten in prominenten Lagen, die in derjüngeren Vergangenheit auf den Marktgekommen seien.

Dazu gehören die luxuriösen Wohn-türme Marco-Polo Tower mit den bis-her teuersten Wohnungen der Stadtund der nicht minder edle Kristall. Bei-de bieten Weitblick über Hafen und El-be. Und das Angebot im obersten Seg-ment steigt weiter. An der Alster bautdie Schweizer Peach Property Groupdas H 36 zu Quadratmeterpreisen von

7.400 bis 16.000 Euro. Und im Hafenwird das Gebäude Freeport innerhalbder Intelligent Quarters von StrabagReal Estate und ECE 46 Wohnungenmit Wasserblick bieten.

Der vermögende, eher konservativeHamburger dürfte die traditionellenLuxuslagen an Alster und Elbe bevorzu-gen, meint Gentz. Deshalb sieht sie ver-mögende Ausländer, die ein einmaligesPrestigeprojekt suchen oder auch gutverdienende Heimkehrer aus dem Aus-land, die an hohe Preise gewöhnt seien,als potentielle Käufer. Auf jeden Fall seidies ein typisches Eigennutzerprojekt:„In Hamburg sind keine Mieten zu er-zielen, die eine nennenswerte Renditeermöglichen“. Das Wertsteigerungspo-tential sieht Gentz angesichts der hohenEinstiegspreise auf absehbare Zeit eherbegrenzt. So sollen auch noch reichlichWohnungen im Angebot sein.

Allerdings wird hier in der Tat Au-ßergewöhnliches geboten, neben demWeitblick eine repräsentative Lobby,angeschlossener Concierge-Serviceund allerfeinste Ausstattung. Und jedeWohnung ist ein Unikat. Nicht nur dieGrößen, auch jeder Grundriss ist nureinmal vorhanden. Einmalig dürfteauch die markant geschwungene Dach-konstruktion und die gläserne Fassadeaus 1000 Elementen sein, die je nachSonnenstand in kühlen Silberblautö-nen oder in warmen Goldnuancenschimmert. Für die spektakuläre Archi-tektur der Elbphilharmonie zeichnetdas Büro Herzog & de Meuron verant-wortlich, für die Innenarchitektur derWohnungen Citterio & Partners. Einwahrer Luxus sind in der chronischparkplatzknappen Hafencity auch die85 Stellplätze in der Tiefgarage.

Von der Elbphilharmonie (Foto),deren Eröffnung 2017 bevorsteht,

über den Strandkai und verschiedeneProjekte im Zentrum bis weit in denOsten am Baakenhafen wird die Ha-fenCity von Bauaktivitäten geprägtsein. Rund 156.000 QuadratmeterBrutto-Grundfläche (BGF) werden al-lein in 2016 in Bau gehen, weitere95.000 Quadrtameter werden über-wiegend für Wohnungsbau und vo-raussichtlich rund 75.000 Quadratme-ter BGF für Gewerbeflächen anhandgegeben.

Doch nicht nur auf der baulichenEbene wird die HafenCity einenSprung nach vorn machen, auch ihregrünen, sozialen und innovativenQualitäten werden weiterentwickelt.So entfaltet die HafenCity mit der Er-öffnung des Lohseparks im Juli 2016sichtbar auch ihre grünen Stadtraum-qualitäten. Gleichzeitig nimmt derBaakenpark zunehmend Gestalt an.Mit der Einführung eines Quartiers-managements und des Mobilitätskon-zepts für mindestens 3.000 Haushalteder östlichen HafenCity geht sie inno-vative Wege in der Integration von Be-wohnern und lokalen Unternehmen.

Nach fünfzehn Jahren Bauzeit ist dieHafenCity ein urbaner Ort mit vielenGeschäften und Restaurants, Hotelsund Kultureinrichtungen sowie stei-genden Besucherzahlen. Dort lebenmittlerweile mehr als 2000 Menschen,mehr als 5.000 Studierende zählen dieverschiedenen wissenschaftlichen Ein-richtungen, über 10.000 Arbeitnehmerarbeiten in mehr als 500 Unterneh-men.. Bis zu ihrer Vollendung, voraus-sichtlich in den Jahren 2025 bis 2030,hat sie noch ein gutes Stück Realisie-rung vor sich, und so werden in denkommenden Jahren viele Grundstein-legungen, Baukräne und Richtfeste dasBild des neuen Stadtteils bestimmen.

Im November 2016 soll es soweit

HafenCity: Bauprojekte undstrategische Herausforderungen

sein, dann können Besucherinnen undBesucher von der eröffneten Plaza derElbphilharmonie aus 37 Metern Höheden Ausblick auf die Elbe, die Spei-cherstadt, die HafenCity und die inne-re Stadt genießen. Der Blick fällt dannauch auf das noch leere benachbarteHöft, die prominente Strandkaispitze.Auf den drei Grundstücken werden et-wa 500 Miet- und Eigentumswohnun-gen entstehen, darunter hochwertige,aber preisgedämpfte Genossenschafts-wohnungen. Zum Strandkai-Ensem-ble gehören zwei elegante, 55 Meterhohe Wohntürme, aber auch spannen-de Kultur- und Freizeitnutzungen inden Erdgeschossen, u.a. das Kinder-kulturhaus.

Vielleicht geht Ende 2016, spätes-tens 2017, auch das südliche Übersee-quartier mit vorbereitenden Maßnah-men an der Baugrube in Bau, das beiweitem größte und komplexeste priva-te Vorhaben Hamburgs. Mit 260.000

Quadratmeter, darunter einem großenEinzelhandelsangebot, Gastronomie,Wohnen, Entertainment, dem Kreuz-fahrtterminal, Hotels und Büroflächenist das Überseequartier das großstäd-tischste und zugleich besucherinten-sivste Quartier der HafenCity.

Schwerpunkt der räumlichen Woh-nungsentwicklung wird in den kom-menden fünf Jahren das Quartier Baa-kenhafen sein. Auf der südlichen Baa-kenhafen-Halbinsel, rund um den Lo-la-Rogge-Platz, wird das Quartiers-zentrum mit insgesamt 436 Wohnun-gen in Bau gehen. Und schon zu die-sem frühen Zeitpunkt entsteht gleich-zeitig das Nahversorgungszentrum desganzen Quartiers mit Frischemarkt,Drogerie, kleinen Läden und Gastro-nomie. Insgesamt entstehen 1.800 bis2.000 Wohnungen. Im Quartier Baa-kenhafen wird daher in 2016 auch eineVielzahl neuer Bauherren zum Zugekommen. NW

Für 90 Prozent der Hamburger Un-ternehmen hat die Digitalisierung

eine entscheidende Bedeutung für diezukünftige Entwicklung ihrer Ge-schäfts- und Arbeitsprozesse. Das istErgebnis einer Umfrage der Handels-kammer Hamburg unter mehr als1.000 Firmen aller Branchen und Grö-ßen. „Großen Teilen der HamburgerUnternehmerschaft eröffnet die Digi-talisierung neue Chancen, zum Bei-spiel durch die Steigerung des Absatzesoder eine positive Beeinflussung desBeschäftigungsstandes“, sagt Handels-kammer-Hauptgeschäftsführer Prof.Hans-Jörg Schmidt-Trenz.

Gleichzeitig, so Schmidt-Trenz wei-ter, stelle die Digitalisierung die Ham-burger Wirtschaft vor neue Herausfor-derungen, etwa in den Bereichen In-vestitions- und Informationsbedarfsowie beim Weiterbildungs- und Qua-lifizierungsbedarf von Mitarbeitern.Mehr als jedes zweite Unternehmen er-wartet laut Umfrage durch die Digita-lisierung eine Steigerung des Absatzes.Im Bundesdurchschnitt trifft dies le-diglich auf jedes dritte Unternehmenzu. Nur jeder zehnte Hamburger Be-trieb erwartet dagegen Absatzeinbu-ßen. Als Unsicherheitsfaktoren undHemmnisse für eine noch offensivereDigitalisierung werden von jedemzweiten Unternehmen Anforderungenan IT-Sicherheit sowie rechtliche Un-

Wirtschaft setzt auf Digitalisierung

sicherheiten genannt. Die Digitalisie-rung ist in Hamburgs UnternehmenChefsache: In 63 Prozent der Firmenwird sie maßgeblich durch die Ge-schäftsführung vorangetrieben. Etwafünf Prozent der Hamburger Unter-nehmen schreiben der Digitalisierungaktuell und zukünftig keine Relevanzfür ihr Geschäftsmodell zu.

Für die Zukunftsfähigkeit des Wirt-schaftsstandorts Hamburg ist es nachAnsicht des Handelskammer-Haupt-geschäftsführers wichtig, „dass die da-mit verbundenen Herausforderungenerkannt und die Digitalisierung aktivdurch Hamburgs Unternehmen mit-gestaltet werde. Ein Aussitzen dieserEntwicklungen sei hingegen keine Op-tion, denn die Digitalisierung schaffepermanent neue Konkurrenzsituatio-nen und Einstiegschancen für neueWettbewerber am Markt. „Insofern istes erfreulich, dass große Teile der Un-ternehmerschaft die Digitalisierung -bei einer gesunden Risikoabwägung -vor allem als Chance sehen und eigenedigitale Prozesse kontinuierlich voran-treibt“, sagt Schmidt-Trenz.

„Unternehmen, die sich dem The-ma konsequent verweigern, werden esdagegen schwer haben, sich mittelfris-tig am Markt behaupten zu können“,mahnt der Handelskammer-Hauptge-schäftsführer. Die Kammer werde ihrInfo-Angebot deshalb erweitern. NW

Vom 8. bis 11. März findet in derHafenCity Universität in Ham-

burg die internationale wissenschaftli-che Konferenz SBE16 Hamburg zumnachhaltigen Bauen (Sustainable BuiltEnvironment Conference) statt. FürFachbesucher ist die SBE16 ein wichti-ger Treffpunkt. Hier können kompakt,einfach und schnell Informationenüber die neuesten wissenschaftlichenErkenntnisse und nationalen und in-

SBE16 in Hamburg: Programm undThemenschwerpunkte vom 8.-10. März

ternationalen Entwicklungen auf demMarkt des nachhaltigen Bauens einge-holt und Partner für ein erweitertesNetzwerk gefunden werden. Jeder Tagder Konferenz ist einer Zielgruppe ge-widmet: am 8. März den Kommunen,am 9. März der Wohnungswirtschaftund am 10. März den Planern und Ar-chitekten. Diese Veranstaltungsteilewerden auf Deutsch durchgeführt.

> Anmeldung www.zebau.de

Exklusives Wohnen in Hamburgs neuem Wahrzeichen, der Elbphilharmonie. DPA

WWW.NORDWIRTSCHAFT.DEFEBRUAR 2016

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BÖRSE 17WWW.NORDWIRTSCHAFT.DEFEBRUAR 2016

KOLUMNE

Chris-OliverSchickentanzChief Investment OfficerCommerzbank

Von Chris-Oliver Schickentanz

Ein Blick in die täglichen Nach-richtensendungen reicht.Schon bekommt man eine gan-

ze Reihe an fundamentalen Gründengeliefert, die den Kursverfall mitausge-löst haben. Die wirtschaftlichen Pro-bleme in China dämpfen die Nachfra-ge und bremsen so die Weltwirtschaft.Der stark fallende Ölpreis schürt Sor-gen vor hohen Kreditausfällen und ei-ner neuerlichen Bankenkrise. Die geo-politischen Konfliktherde im NahenOsten und in Korea schwelen weiter.Hinzu kommt die europäische Flücht-lingskrise, die zu einer Radikalisierungder Politik beiträgt und damit gesamt-europäische Lösungen erschwert.

Verändertes Anlegerver-halten belastet zusätzlich

Auch das Anlegerverhalten hat sich in

Aktien: Wann endet die Talfahrt?„An Aschermittwoch istalles vorbei.“ Dieses Mottohat in diesem Jahr nicht nurbei den Narren Hoch-konjunktur. Auch dieBörsianer hoffen, dass derschlechteste Jahresstart inder Börsengeschichteschnell ein Ende findet undder Aktienmarkt eineTrendwende markierenkann. Schließlich ist derDax per Rosenmontag auchoffiziell in einen Bären-markt zurückgefallen.Doch wie stehen dieChancen auf Besserungtatsächlich? Und warumkommt es in letzter Zeit zuso starken Ausschlägen? den letzten Monaten und Jahren spür-

bar verändert. Viele institutionelle An-leger haben kostengünstige Anlageve-hikel wie z.B. Exchange Traded Funds(ETF) für sich entdeckt. Diese habenden Portfolioumschlag bei den Profi-anlegern deutlich vergrößert. KeinWunder, schließlich hat auch der Per-formancedruck spürbar zugenom-men. Wer im Nullzinsumfeld nur we-nige Prozentpunkte Performance lie-gen lässt, wird seine Renditeziele ver-fehlen und möglicherweise sogar sei-nen Arbeitsplatz verlieren. Entspre-chend nervös ist die Grundstimmungvieler institutioneller Anleger. Der frü-her oftmals stabilisierende Effekt die-ser Anlegergruppe hat sich also ins Ge-genteil verkehrt. Auch die Zunahmemomentumgetriebener Anlagestrate-gien verstärkt den Abwärtstrend. VieleFondsgesellschaften sind auf diesenTrend aufgesprungen und haben inden vergangenen Jahren starke Zuflüs-se generiert. Dadurch sind diese sehrkurzfristig agierenden Fonds mittler-weile eine beachtliche Marktkraft ge-worden. Und nicht zuletzt sorgt auch

der deutlich gefallene Ölpreis für Un-gemach. Denn viele staatlich kontrol-lierte Fonds in den ölexportierendenLändern sind erstmals seit Jahrzehntengezwungen, Gelder aus Kapitalanlagenabzuziehen, um so Löcher in denStaatskassen zu stopfen. Der jahrzehn-telange Anlagemechanismus – jedeWoche kommen einige Milliarden US-Dollar an frischen Geldern aus der Öl-förderung, die investiert werden wol-len – ist jedenfalls erst einmal unter-brochen. Entsprechend dürfte die Vo-latilität an den Märkten zunächst hochbleiben.

Aber: Nicht alles ist schlecht

Trotz der unverändert hohen Nervosi-tät befinden wir uns aktuell in einerspürbaren Übertreibung. Die Markt-teilnehmer konzentrieren sich nurnoch auf schlechte Nachrichten undlassen die vielen positiven Aspekte au-ßer Acht. So wird die wirtschaftlicheBelebung in vielen europäischen Län-dern komplett übersehen. Auch die ro-

buste Konjunkturentwicklung in denUSA sorgt aktuell allenfalls für ein mü-des Lächeln. Die Unterstützung durchdie Notenbanken in Japan, Europaund China wird kaum noch wahrge-nommen. Und auch, dass die Berichts-saison bisher allen Unkenrufen zumTrotz keiner Katastrophe gleich-kommt, spielt in den Anlageüberle-gungen keine Rolle mehr. Für einenachhaltige Trendwende muss sichdiese Wahrnehmung an den Märktenändern. Dafür gibt es in den kommen-den Wochen einige Möglichkeiten. Dasind in erster Linie die Jahresberichteder Banken zu nennen. Diese dürftenin Summe solide ausfallen und vor al-lem die deutlich bessere Kapitaldeckevieler Institute unterstreichen. Auchein gravierender Anstieg der Risiko-vorsorge scheint wenig wahrschein-lich, so dass sich damit schon einmaldie Ängste vor einer neuerlichen Ban-kenkrise legen sollten. Nach den chine-sischen Neujahrsfeierlichkeiten könn-ten Regierung und dortige Notenbankebenfalls mit einem Maßnahmenpaketaufwarten. Der chinesische Zentral-staat hat tiefe Taschen und kann dieWirtschaft daher weiter auf Kurs hal-ten. Gleiches gilt für die Notenbank,die die Zinsen angesichts niedriger In-flationsraten weiter absenken kann.Und auch hierzulande wächst dieWahrscheinlichkeit, dass die EZB nocheinmal nachlegt. Denn die etwasschwächeren Wirtschaftsdaten ausDeutschland in Kombination mit derunverändert enttäuschenden Inflati-onsentwicklung sprechen für eineAusweitung der bestehenden Pro-gramme. In Summe gibt es also sehrwohl Treiber, die in den kommendenWochen zu einer Trendwende an denAktienmärkten beitragen können.Wann es allerdings genau soweit ist,lässt sich schwer prognostizieren. Dasaktuelle Niveau um 9.000 Punkte imDax erscheint aber auf mittlere Sichtsehr attraktiv. Entsprechend bietet essich an, zumindest eine erste TrancheAktien bereits jetzt zu kaufen.

Liebe Leserinnenund Leser!

Was für ein Jahresauftakt anden internationalen Kapitalmärk-ten. Gleich am ersten Handelstagdes neuen Jahres wurde der Bör-senhandel in China nach massi-ven Verlusten ausgesetzt. Undauch der Dax tauchte direkt abund markierte damit einen neuenhistorischen Rekord.

Noch nie sind Aktien soschlecht in ein Börsenjahr gestar-tet. Heftige Ausschläge an den Ak-tienmärkten gehören seitdemzumAlltag und verunsichern vieleAnleger. Macht es überhauptnoch Sinn in Aktien zu investie-ren? Sollte man dem Kapitalmarktnicht besser den Rücken zukeh-ren? Die Quintessenz: Stimmun-gen sind kein guter Börsenratge-ber. Wer sich von der aktuell pes-simistischen Marktverfassung an-stecken lässt und den Kopf in denSand steckt, wird attraktive Chan-cen verpassen. Lassen Sie sichkonkrete Handlungsempfehlun-gen aufzeigen, wie Sie Ihre Geld-anlage auch in herausforderndenZeiten erfolgreich gestalten kön-nen.

In diesen schwierigen Handels-tagen wünsche ich Ihnen den not-wendigen Mut, die richtigen An-lageentscheidungen zu treffen.Und natürlich etwas ruhigere Bör-senmonate.

Ihr Chris-Oliver Schickentanz

Von Chris-Oliver Schickentanz

Schon seit einigen Wochen be-wegt sich die Literanzeige beimTanken schneller als der Euro-

preis – zumindest bei Dieselkraftstof-fen. Doch die Freude über den gesun-kenen Ölpreis ist mittlerweile nichtmehr ungetrübt. Denn an den Börsensorgt der Preiskollaps für hohe Nervo-sität und sinkende Notierungen.

Angebot und Nachfrage bestimmenden Preis. Man könnte eine ausgepräg-te Nachfrageschwäche für den deutli-chen Ölpreisverfall verantwortlich zumachen. Doch schaut man sich dieweltweite Energienachfrage an, wächstdiese weiter moderat an – wie seit vie-len Jahren prognostiziert. Entspre-chend scheinen die Probleme eher vonder Angebotsseite zu kommen. Undtatsächlich: Aktuell wird deutlichmehr Öl gefördert. Hauptgrund dafür

Kommt bald die Trendwende beim Ölpreis?ist die geringe Angebotsdisziplin derOPEC-Staaten, die diesmal nicht be-reit zu sein scheinen, den ersten Schrittzu tun. Insbesondere Saudi-Arabienhat ausreichend tiefe Taschen, um dieaktuelle Preisschwäche noch tale aus-zuhalten. Und in einigen OPEC-Staa-ten scheint derzeit eher eine Erhöhungder Fördermenge ins Kalkül gezogenzu werden, um Preiseinbußen wenigs-tens etwas kompensieren zu können.Ein Teufelskreis.

Ein weiterer Faktor, der die Ölpreisedrückt, ist der Wegfall der Iran-Sank-tionen. Zwar muss der Iran viele seinerAnlagen erst einmal grundsanierenund auf den neuesten Stand bringen,trotzdem rechnen wir bereits zumSommer hin mit deutlich steigendenFördermengen. Damit wird das ohne-hin schon bestehende Überangebotweiter vergrößert.

Auch die erhofften Produktions-

kürzungen von unrentablen Förder-projekten kommen nicht richtig inGang. So hatte man insgeheim auf eineInsolvenzwelle US-amerikanischerFracking-Betreiber gehofft. Diese istauch tatsächlich in vollem Gange, gut80 Betreiber haben sich mittlerweilezahlungsunfähig erklärt. DeutlicheFörderkürzungen gehen damit abernicht einher.

Zusätzlich verschärft wurde derPreisverfall in den vergangenen Wo-chen auch durch spekulative Geschäf-te. So haben viele Hedgefonds auf wei-ter fallende Ölpreise gesetzt und da-durch den Abwärtsdruck zusätzlichverschärft. Entsprechend wird die fun-damental gerechtfertigte Preiskorrek-tur am aktuellen Rand deutlich über-zeichnet.

Nein, das ist nicht richtig. UnsereVolkswirte bezeichen den deutlich ge-sunkene Ölpreis als eine Art kleines

Konjunkturprogramm: Die positivenWachstumseffekte sind größer als dieNegativfaktoren. Warum reagieren dieMärkte dann trotzdem so nervös? Anerster Stelle sind da die massivenHaushaltsprobleme vieler ölexportier-ender Länder zu nennen. Die hohenDefizite haben das Risiko einer Staats-pleite deutlich vergrößert. An zweiterStelle sorgt der Ölpreiskollaps für Ner-vosität bei den Banken. Viele haben inden vergangenen Jahren energienaheProjekte finanziert – und fürchten nunsteigende Kreditausfallraten.

Eine nachhaltige Preiserholungkann erst dann einsetzen, wenn dieOPEC ihre Hausaufgaben macht undzur Förderdisziplin zurückkehrt. Der„Leidensdruck“ nimmt bei Ölpreisenum die 30 US-Dollar massiv zu, so dasswohl irgendwann in den kommendenMonaten mit entsprechenden Gegen-maßnahmen zu rechnen ist.

Talanx: Initiativen fürhöheres Wachstum

Die Aktie hatte es bisher schwer undwar ein klarer „Underperformer“ imSektor. Problematisch war das wieder-holt schwache Abschneiden im wichti-gen Industrieversicherungsgeschäft.Das Management gelobt Besserungund schon in diesem Jahr könnten dieangekündigten Initiativen für höheresWachstum und zur Erlangung stärke-rer Effizienz Früchte tragen. Damitwäre deutliches Ergebniswachstummöglich, was eine höhere Bewertung

rechtfertigt. Auch die solide Ausschüt-tung (Rendite aktuell rund 5 Prozent)spricht für die Aktie. Risiko: mittel

Krones hat noch nicht allePotenziale erschlossen

Krones ist als einer der Weltmarktfüh-rer für Getränkeabfüllmaschinen in ei-ner interessanten Nische positioniert.Langfristige Megatrends stützen dieNachfrage nach abgefüllten Getränkenund damit nach den entsprechendenAbfüllanlagen. Das Investitionsverhal-ten der Nahrungsmittelindustrie ist

weniger zyklisch als das anderer Kun-den des Maschinenbaus. Das Unter-nehmen hat mit Restrukturierungs-maßnahmen an der Verbesserung dernoch nicht zufriedenstellenden Margegearbeitet. Erfolge sind sichtbar, abernoch nicht alle Potenziale sind er-schlossen. Risiko: mittel

BMW könnte vonElektroautos profitieren

Die solide BMW-Bilanz ermöglicht ei-ne günstige Refinanzierung, hoheCash-Bestände dürften zudem zu ei-

ner Sonderdividende (dieses Jahr 100-jähriges Firmenjubiläum) oder einemverstärkten Aktienrückkaufprogrammführen. Zahlreiche neue Modelle/Fa-celifts belassen das Orderbuch zudemgut gefüllt, die BMW-Absatzzahlen inMärkten wie China, USA und Europaentwickeln sich weiterhin grundsätz-lich erfreulich. Vieles spricht zudemdafür, dass in absehbarer Zeit ein um-fangreiches Förderprogramm zumKauf von Elektroautos in Deutschlandaufgelegt wird. Zweifellos wäre diesinsbesondere für BMW ein kleinesSonderkonjunkturprogramm.Risiko:mittel

Das neue Jahr brauchte gera-de einmal fünf Handelstage ummit dem schlechtesten Jahres-start seit über zweihundert Bör-senjahren in die Geschichtsbü-cher einzugehen. Aber die Stim-mung scheint schlechter zu seinals die Lage.Denn: Die Verfassung der Welt-wirtschaft ist besser als aktuellbe-fürchtet. Wenn sich dann inder zweiten Jahreshälfte auchnoch der Ölpreis stabilisierenwürde, könnten sich Brasilienund Russland langsam aus demTal der Tränen hervorarbeiten.In Summe spricht somit vielesfür rund drei Prozent globalesWachstum – kein schlechterWert angesichts der niedrigenInflationsraten. Apropos Inflati-on: Die Teuerungsrate in den Eu-rostaaten dürfte auch 2016 deut-lich unter dem Ziel der Europäi-schen Zentralbank verharren.Der Anlagenotstand geht also indie Verlängerung und wird nacheiner Stabilisierung der Kursewieder vermehrt Zuflüsse in Ak-tien nach sich ziehen. Von daherlohnt es sich, die aktuelle Schwä-che an den Aktienmärkten kon-sequent für Nach-käufe zu nut-zen.Die restlichen elf Monate desJahres dürften dem Anlegernämlich weitaus mehr Freudebereiten als die ersten vier Wo-chen.

Ihr Volker Korella

2016 kann ein gutesBörsenjahr werden!

Volker Korella,Niederlassungsleiter derCommerzbank Hamburg-Wandsbek

AKTIENWERTE

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18 WIRTSCHAFT

Die Kündigung gehört nebenvielen anderen Aufgaben

zum Alltag der Personalabtei-lungen. Dabei wirft ihr Zugangregelmäßig Fragen auf, die dannzwischen Arbeitnehmer und Ar-beitgeber gerichtlich geklärtwerden müssen. Auch die Ableh-nung der Entgegennahme ist inUnternehmen Thema. Um Feh-ler und damit rechtliche Streitig-keiten zu vermeiden, sollte einKündigungszugang richtig ge-plant und korrekt durchgeführtwerden.

Wichtigster Punkt beim Zu-gang einer Kündigung ist, dassder/die betroffene Arbeitneh-mer/-in die Möglichkeit derKenntnisnahme hat. Nach ei-nem aktuellen Urteil des Bun-

AGA-Rechtstipp: Wann ist eine Kündigung korrekt?desarbeitsgerichts reicht es dabeifür den Zugang unter Anwesen-den aus, wenn dem Empfängeroder der Empfängerin das Kün-digungs-Schriftstück mit der er-kennbaren Absicht, es zu über-geben, vorgelegt wird. Falls dieEntgegennahme abgelehnt wird,kann das Schriftstück in der un-mittelbaren Nähe der betroffe-nen Person abgelegt werden, so-dass sie es ohne Weiteres an sichnehmen und von seinem InhaltKenntnis erlangen kann. DieKündigung gilt dann als zuge-gangen. Schwieriger ist dieHandhabung, wenn ein Arbeit-nehmer durch eigenes Verhaltenden Zugang der Kündigung realverhindert. Es handelt sich dannum eine Zugangsvereitelung. In

einem solchen Fall muss sich derArbeitnehmer nach der Recht-sprechung allerdings so behan-deln lassen, als sei ihm die Kün-digung bereits zum Zeitpunktdes Übermittlungsversuchs zu-gegangen. Nach dem Grundsatzvon Treu und Glauben könnensich Arbeitnehmer nicht auf ei-nen späteren Zugang berufen,wenn sie persönlich allein für dieverspätete Zustellung verant-wortlich sind, also versucht ha-ben, den Zugang zu vereiteln.Das Verhalten stellt dann einenVerstoß gegen bestehendePflichten zu Sorgfalt oder Rück-sichtnahme dar. Dies gilt auch,wenn der Arbeitnehmer oder dieArbeitnehmerin die Entgegen-nahme eines Schreibens grund-

los ablehnt bei dem im Rahmenvertraglicher Beziehungen mitder Abgabe rechtserheblicherErklärungen durch den Absen-der gerechnet werden musste.Dies ist insbesondere bei im Be-trieb stattfindenden Übergabenin Besprechungen mit dem Ar-beitgeber regelmäßig der Fall.

Bei einer Übermittlung derKündigung an den Wohnort ei-nes Arbeitnehmers ist nach ei-nem aktuellen Urteil des Lan-desarbeitsgerichts Schleswig-Holstein allerdings zu beachten,dass Arbeitnehmer nicht ver-pflichtet sind, ihren Briefkastenam Sonntag zu überprüfen, auchdann nicht, wenn ihre Probezeitan diesem Tag abläuft und/oderder Arbeitgeber auch sonntags

arbeitet. Das Gericht entschied,dass der Zugang einer Kündi-gung am nächsten Werktag er-folgt, wenn die Kündigung amSonntag in den Briefkasten ge-worfen wurde.

Praxistipp für Unternehmen:Ist ein Kündigungsschreiben zu-zustellen, so ist die Übergabedurch einen Boten zu empfeh-len. Auf diesem Weg ist der Zu-gang rechtlich am sicherstennachzuweisen. Nimmt der Emp-fänger den Brief noch bis 24:00Uhr persönlich an, ist die Kün-digung an diesem Tag zugegan-gen. Trifft der Bote den Empfän-ger (oder einen Familienange-hörigen) nicht an, kann er dasKündigungsschreiben in den fürden Empfänger bestimmten

Briefkasten werfen. Die Kündi-gung gilt dann mit diesem Tagals zugegangen, wenn üblicher-weise noch eine Leerung durchden Empfänger zu erwarten ist.Davon ist erhebliche Zeit nachder allgemeinen Postzustellungin den Briefkasten nicht mehrauszugehen, zum Beispiel um16:30 Uhr. In einem solchen Fallgilt der folgende Tag als Zu-gangsdatum.

35.000 neue Stellen beiden DienstleisternDie Dienstleistungsbranchein Norddeutschland hatte einsehr gutes Jahr 2015 zu verzeich-nen, in dem der Umsatz um 3,3Prozent gestiegen ist und erneutrund 33.500 Stellen geschaffenwurden. So die Studie „DiNo2015“ von Creditreform Ham-burg von der Decken & Wall KGund vom AGA Unternehmens-verband. „Mehr Umsatz, mehrJobs als erwartet – die Erfolgsge-schichte der unternehmensna-hen Dienstleister in Nord-deutschland geht weiter. Und fürdas kommende Jahr ist die Bran-che weiter optimistisch“, erklär-ten Nikolaus von der Decken,Geschäftsführer CreditreformHamburg von der Decken & WallKG, und Dr. Hans Fabian Kruse,Präsident des AGA-Unterneh-mensverbandes.Ursprünglich hatte die Branchemit einem Stellenplus von22.600 Jobs gerechnet – tatsäch-lich geschaffen wurden 33.500.Das sind 48 Prozent mehr als ge-plant oder absolut 2,2 Prozentmehr (2014 wurden absolut 2,6Prozent mehr Stellen geschaf-fen). 31 Prozent der Firmen ha-ben Personal aufgebaut (2014: 31

Prozent), bei 60 Prozent verän-derte sich nichts (2014: 59 Pro-zent) und 9 Prozent der Unter-nehmen haben ihre Mitarbeiter-zahl verringert (2014: 10 Pro-zent). Besonders in den Berei-chen Marketing & Medien (+3,6Prozent) und Informationstech-nologie (+2,6 Prozent) wurdenneue Mitarbeiter eingestellt.

Neujahrsessen derSpediteureZum 20. Mal lud der VereinHamburger Spediteure (VHSp)in den Hamburger Übersee-Club. Das traditionelle Neu-jahrsessen war mit 160 Gästenauch in diesem Jahr ausgebucht.Vertreter der Hamburger Bür-gerschaft, der Speditionsbran-che, der Logistik und Hafenwirt-schaft kamen zu dem Branchen-treff von Entscheidungsträgernaus Politik und Wirtschaft, derden geselligen Informationsaus-

tausch und die Kontaktpflegefördern soll.

„Leitbild 2030“ für Un-terelbe unterzeichnetDie Wirtschaftsregion Unterelbenational und international stär-ker in den Fokus rücken, Stan-dortvorteile benennen und sichgemeinsam für die Zukunft po-sitionieren: Mit diesen Zielensind die Partner des Projektes„Länderübergreifendes Regio-nalmanagement für den Wirt-schaftsraum Unterelbe“ angetre-ten. Ein Etappenziel ist das „Leit-bild 2030“, das jetzt auf der Zu-kunftskonferenz in Stade vorge-stellt wurde. Es zeichnet Visio-nen und konkrete Projekte fürdie künftige Entwicklung ent-lang der Lebensader Elbe auf.

7.399 Arbeitsplätzefür HamburgDie Hamburger Wirtschaftblickt auf ein erfolgreiches Jahr2015 zurück. Das zeigt auch dasErgebnis der HWF Hamburgi-sche Gesellschaft für Wirt-schaftsförderung mbH: 7.399(2014: 4.334) neue und gesicher-te Arbeitsplätze sind die Bilanz.106 (2014: 99) Firmen aus dem

In- und Ausland sind neu ange-siedelt worden oder wurden beiihrer Expansion unterstützt.Hiermit waren Investitionen inHöhe von insgesamt 333,18 Mil-lionen Euro (2014: 179,20) ver-bunden. 121 (2014: 75) Unter-nehmen wurden darüber hinausbei Ansiedlungs- und Expansi-onsprojekten beraten. Zwei Un-ternehmen konnten Standorte inder Metropolregion Hamburgvermittelt werden. Für das Jahr2016 hat der Senat angekündigt,den 2015 eingeleiteten Ausbauzur One-Stop-Agency für Inves-titionen zu forcieren. Ein wichti-ger Baustein diese Entwicklungfortzusetzen und mit einer Visi-on für die Zukunft zu versehen,ist die Wirtschaftsförderung inHamburg. Senator Frank Horch:„Die HWF muss ein Angebotmachen, das man nicht ablehnenkann. Sie ist Ansprechpartner,Ideengeber, Dienstleister undauch Sorgentelefon sein für Un-ternehmen, die schon am Stand-ort sind und sich vielleicht ent-wickeln wollen oder auch fürUnternehmen, die neu nachHamburg kommen wollen. Wirsind dabei, die HWF jetzt genau-so aufzustellen, als One-Stop-Agency, die schnell, effizient undzum Wohle des Standortes han-

deln kann.“ Für die HWF war2015 ein erfolgreiches Jahr, indem die Ergebnisse im Vergleichzum Vorjahr signifikant gestei-gert werden konnten. Dr. RolfStrittmatter, Geschäftsführer derHWF, zeigt sich über das Ergeb-nis erfreut: „Wir haben in fast al-len Bereichen zulegen können,insbesondere bei den zusätzli-chen Arbeitsplätzen. Einmalmehr gilt, dass die Hansestadtdas wirtschaftliche ZentrumNordeuropas ist.“

Wirtschaft startetpositiv ins Jahr 2016Schleswig-Holsteins Unterneh-men starten positiv ins Jahr2016. Der Binnenmarkt fängtauch weiterhin den verlorenenSchwung der Exportnachfrageauf und beflügelt aufgrund derhohen Zahl an Beschäftigten diewirtschaftliche Entwicklung imLand. Der IHK-Konjunkturkli-maindex, der einen Wert zwi-schen null undde Vorjahreswertvon 120 Punkten ist damit ge-toppt.

Dazu erklärte Friederike C.Kühn, Präsidentin der IHKSchleswig-Holstein: „Dankschwachem Euro erwarten wirfür 2016 wieder anziehende Ex-

porte, die die wirtschaftlicheEntwicklung des Landes weiternach vorne bringen, wenn daspolitische Umfeld stimmt.“ 44,7Prozent der befragten Unterneh-men beurteilen ihre Geschäftsla-ge als gut, 46,0 Prozent als befrie-digend und 9,3 Prozent alsschlecht (Vorquartal: 41,7 Pro-zent; 47,6 Prozent; 10,7 Prozent).

Club europäischer Un-ternehmerinnenDie Zeit ist reif für ein modernes,globales Frauennetzwerk, das dieInteressen von Unternehmerin-nen und weiblichen Führungs-persönlichkeiten unkompliziert,offen und selbstbewusst in Wirt-schaft, Politik und Gesellschaftvertritt: Der Club europäischerUnternehmerinnen e.V. (CeU)wurde in Hamburg gegründet.

Die Vernetzung und der Aus-tausch untereinander sowie einegemeinsame Unternehmensfüh-rung von Frauen und Männern(Diversity) stehen im Fokus. DerClub europäischer Unternehme-rinnen agiert überparteilich, un-abhängig und bekennt sich zursozialen Marktwirtschaft. Initia-torin und Präsidentin des CeUist die Hamburger Unternehme-rin Kristina Tröger (55).

Wie kann mein Unterneh-men die Chancen der

Digitalisierung nutzen? Füh-rungskräfte stellen sich zuneh-mend diese Fragen. Bei der Su-che nach den richtigen Ant-worten helfen fünf Kompe-tenzzentren und vier Agentu-ren, die von Bundeswirt-schaftsminister Sigmar Gabrielgefördert sind. In den kom-menden drei Jahren erhaltenUnternehmen durch Veran-staltungen, Workshops undCoachings Unterstützung rundum Industrie 4.0.

Einer der Ansprechpartnerist die Fachhochschule Flens-burg. Diese Fragen betreffennicht nur die technische Umge-bung oder Produktionsprozes-se, sondern auch personelleund unternehmenskulturelleBelange.Diese Entwicklung bildet denAusgangspunkt für die vomBundesministerium für Wirt-schaft und Energie im Rahmender Förderinitiative „Mittel-stand 4.0 – Digitale Produkti-ons- und Arbeitsprozesse" in-itiierten und geförderten Mit-telstand 4.0-Kompetenzzent-ren und Mittelstand 4.0-Agen-turen.

NW

Unterstützungfür Industrie 4.0

Genauer gesagt: Sie stelltganze Geschäftsmodel-le in Frage. Eben deswe-

gen hat sich der AGA Unterneh-mensverband Ende Januar die-ses Thema zum Schwerpunktseiner Mitgliederversammlunggemacht. Als Kenner der Mate-rie hatte sich der Verband denAufsichtsratsvorsitzenden derOtto Group, Dr. Michael Otto,eingeladen. Auch der nieder-sächsische MinisterpräsidentStephan Weil sprach zu demThema. „Die digitale Transfor-mation ist ein permanenterProzess, dessen Ende wir nochgar nicht absehen können. Pro-vokant ließe sich formulieren,dass wir noch gar nicht wissen,an welcher Stelle wir in diesemtiefen Wandlungsprozess ste-hen“, sagte Dr. Otto. Die aktu-

Transformation im HandelDie digitaleTransformation isteine Revolution, dennsie wandelt unsereWirtschaft, sieverändert Prozesse,Absatzwege undKommunikation.

elle Situation beschrieb er so:„Das digitale Leben wird immerschneller und mobiler oder las-sen Sie mich besser sagen:handlicher. Als einer der welt-weit größten E-Commerce-Händler erleben wir einen dy-namischen Wandel mit völligveränderten Kundenerwartun-gen. Hoch digitalisierte, extrem

schnelle und mit viel Kapitalausgestattete Wettbewerberverstehen es heute oftmals nochbesser als wir, Kundenbedürf-nisse im digitalen Zeitalter zubedienen.“

Die Otto Group hat diesenWandel frühzeitig antizipiertund wurde so zu einem Pionierdes Internethandels: „Bereits

vor 20 Jahren waren wir mit un-seren Produkten im Internetpräsent. Während viele unsererKonkurrenten – man denke nuran Quelle und Neckermann inDeutschland – den Wandelnicht überstanden haben, sindwir heute mit einem weltweitenOnline-Umsatz von rund 6,5Milliarden Euro der zweitgröß-

te Onlinehändler mit dem End-verbraucher“, so Dr. MichaelOtto. Für den Otto Group Auf-sichtsratsvorsitzenden ist diedigitale Transformation dannnicht mehr nur ein einfacherWechsel auf eine neue Platt-form: „Wie können wir unserenKern und unsere Identität be-wahren, also unsere Werte er-halten, aber im Rahmen desProzesses fit für die Zukunftmachen? Wir in der Otto Groupsind der Überzeugung, dass wirdafür einen Kulturwandelbrauchen. Einen Kulturwandel4.0, wie wir es nennen, damitwir die alten Muster im Denkenund Handeln verändern.“

Doch nicht nur die Unter-nehmen müssen sich bewegen,auch der Staat. So wies AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kru-se auf eine weitere Herausfor-derung hin: „Die gesetzlichenund politischen Rahmenbedin-gungen hinken hinterher. Ein-drucksvollstes Beispiel dafür istdie Netzinfrastruktur. Geradefür kleinere und mittlere Unter-nehmen ist es von elementarerBedeutung, dass sie mit einemschnellen Datenanschluss ver-sorgt sind.“ NW

RechtsanwältinJanine FazellyLL. M.

AGA Norddeutscher Unterneh-mensverband Großhandel,Außenhandel, Dienstleistunge. V., www.aga.de

AGA-Hauptgeschäftsführer Volker Tschirch (von links), Dr. Michael Otto, Ministerpräsident Stephan Weil undAGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse

NAMEN & NACHRICHTEN

WWW.NORDWIRTSCHAFT.DEFEBRUAR 2016

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LEBENSART 19WWW.NORDWIRTSCHAFT.DEFEBRUAR 2016

Wrestling –Pro Wrestling FightersTermin am 05.03.2016Ort: Festsaal der Stadthalle

Modellbau Schleswig-HolsteinTermin vom 05.03. - 06.03.2016Ort: Holstenhallen Neumünster

Neumünster singt und spieltTermin vom 12.03. - 13.03.2016Ort: Stadthalle - Theater

SHZ Wissensimpulse –Erfolg mit CharismaTermin am 15.03.2016Ort: Stadthalle - Festsaal

EhrenamtMesse –Miteinander. Vielfalt. Leben.Termin am 19.03.2016Ort: Stadthalle Neumünster

OsterflohmarktTermin am 27. + 28.03.2016Ort: Holstenhallen Neumünster

Superstar Night / LivekonzertTermin am 02.04.2016Ort: Holstenhalle 1

Outdoor 2016Termin vom 08.04. - 10.04.2016Ort: Holstenhallen Neumünster

The world famous Glenn MillerOrchestra directed byWil Salden – Live in concertTermin am 13.04.2016Ort: Stadthalle - Festsaal

RinderauktionTermin am 14.04.2016Ort: Auktionshalle Holstenhallen

SHZ Wissensimpulse –Flexibel im KopfTermin am 19.04.2016Ort: Stadthalle - Festsaal

FlohmarktTermin am 24.04.2016Ort: Außengelände Holstenhallen

Tanz in den MaiTermin am 30.04.2016Ort: Holstenhallen 3 + 4

www.holstenhallen.de

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Von Susanne Plaß

Die Firma entwickeltund produziert außer-gewöhnliche Musik-

events wie ‚Stars at Sea‘ oder‚Soul Kitchen‘ für Kreuzfahrt-schiffe. Vom 29.6. bis 2.7.2016sticht z. B. die ‚Europa 2‘ zumDancing-Singing– Cooking mit‚Soul Kitchen‘ erneut in See.Mit an Bord sind Stefan Gwildissowie Sternekoch und Soulsän-ger Nelson Müller. „Wir versu-chen ein uniques Produkt fürdas jeweilige Schiff bzw. dieReederei zu schaffen“, erklärtUwe Bahn und ergänzt:“UnsereKreativwerft baut gerade anneuen Ideen für das Konzept‚Stars at Sea‘, die bald vom Sta-pel gehen.“

Seit über 30 Jahren kennensich die beiden Experten. Vor 14Jahren entdeckte Uwe Bahn sei-ne Kreuzfahrt-Leidenschaftund gibt seit zehn Jahren denKreuzfahrt-Guide heraus. „MitUdo Lindenberg habe ich denRockliner auf ‚Mein Schiff‘ von

Cruise Company „rockt“ das MeerIm September 2014gründetenNDR-Moderator UweBahn und ‚WackenOpen Air‘ InitiatorHolger Hübner dieCruise CompanyGmbH & Co. KG inHamburg.

TUI Cruises realisiert“, sagtBahn. Kurz danach sorgte Hol-ger Hübner mit Full MetalCruise – quasi Wacken OpenAir auf See – für große Auf-merksamkeit. Was lag näher, alsbeide Kompetenzen mit ihrenNetzwerken und Erfahrungenzu vereinen. Sie gründeten miteigenem Startkapital eineGmbH & Co. KG, „weil sie diegeschmeidigste Form ist. Wirwollen eine schlanke, organischwachsende Firma mit kurzenEntscheidungswegen, die kei-

nen finanziellen Amokkursfährt“, so Uwe Bahn und seinGeschäftspartner Holger Hüb-ner ergänzt: „Je nach Auftragkönnen wir auf viele Ressour-cen zurückgreifen, natürlichauch auf mein Team aus Wa-cken.“

Die Cruise Company schafftein emotionales Gesamterleb-nis und holt neue Zielgruppenan Bord der Luxusliner. Nebenden Konzerten der internatio-nalen Stars finden Workshops,Talkrunden und Jam-Sessions

statt. „Bei ‚Stars at Sea‘ mit PeterMaffay auf der Queen Mary 2gab es u. a. eine Tabaluga-Show,eine Versteigerung für die Stif-tung, Autogrammstunden undGespräche mit dem Künstler.Ein normales Konzert endetnach den Zugaben, die Fansfahren nach Hause. Hier fahrensie nach Oslo, Kopenhagenoder Ibiza - und ihr Idol ist mitdabei. Das sind bleibende Erin-nerungen“, schildert Bahn dieKurzreisen.

Die hohe mediale Aufmerk-

samkeit von klassischen Medi-en wie auch online über die So-cial Media Kanäle ist ein weite-rer Pluspunkt. „Was von so ei-ner Reise gepostet wird, ist un-glaublich“, sagt Uwe Bahn:„Der‚Suchtfaktor See‘ ist viel höherals bei einem Hotelaufenthaltan Land. Die Passagiere gehenmit Tränen in den Augen vonBord. Intensiver kann eineKundenbindung doch nichtsein!“

> www.cruise-company.com

Von Kerstin von Stürmer

Jens Heesch aus Cuxhaven istSeemann: Matrose, Steuer-

mannsschule Altona, Offizier,Kapitän, später 29 Jahre Elblot-se. Er hat eines der schwerstenSchiffsunglücke der Nach-kriegszeit überlebt. Jens Heeschist 3. Offizier auf der MS Bran-denburg (Baujahr: 1950), alsdas Schiff am 12. Januar 1971im Ärmelkanal sinkt. Er gehörtzu den 11 Überlebenden, 20Männer und Frauen der Besat-zung sterben.

Die letzte Fahrt der Branden-burg beginnt am 11. Januar1971 in Antwerpen. Von hieraus soll es in Richtung Karibikgehen. Die Laderäume desStückgutfrachters sind bis zumRand gefüllt. Auch in Antwer-pen wird noch einmal kräftigzugeladen: Autos, Kunstdünger,

Wie ein Seemann die Katastrophe überlebte

Traktoren, Umzugsgut. JensHeesch ist als 3. Offizier anBord.

Um 8 Uhr soll seine Wachebeginnen. Nur wenige Minutenspäter geht ein markerschüt-terndes Geräusch durch dasganze Schiff. Heesch weiß so-fort, dass etwas nicht stimmt.Der Strom ist bereits ausgefal-len, das Schiff dunkel und mit

bedenklicher Neigung zumBug. Die Brandenburg sinkt in-nerhalb von drei Minuten.Dank seiner Schwimmweste ge-lingt es Heesch, an der Wasser-oberfläche zu bleiben.

Die Brandenburg hatte eingroßes Wrackteil des TankersTexaco Caribbean gerammt,der am Vortag nach Kollisionmit einem peruanischen Frach-

ter auseinandergebrochen war.Die Brandenburg sinkt inner-halb weniger Minuten.

In der späteren Seeamtsver-handlung musste die Frage ge-klärt werden, ob und warumdie Besatzung des Hapag-Frachters offenbar keine Kennt-nis von der Lage des Wrackshatte.

Funksprüche mit genauen

Angaben zum ersten Unglückund zur Lage des Wracks gab eszahlreich.

Jens Heesch wird völlig ent-kräftet und unterkühlt nachmehr als zwei Stunden von bri-tischen Fischern aus dem siebenGrad kalten Wasser gezogen.

Seine Liebe zur Seefahrt isttrotz des Unglücks ungebro-chen.

Von Schloss Glücksburg biszum Gut Hasselburg in Al-

tenkrempe, von der Dorfkirchein Ratekau bis zur LübeckerMarienkirche – das neuerschie-nene Buch „Architektur inSchleswig-Holstein“ bietet vonA bis Z eine umfassende Samm-lung für alle an der BaukunstInteressierten.

Der Architekturführer ent-hält neben einem großen histo-rischen Überblick auch einenPanoramablick auf die Bautenin Schleswig-Holstein von denAnfängen bis zur Gegenwart.Eine Zeitspanne von mehr als1.000 Jahren ist in der einschlä-gigen Literatur selten. Dieter J.Mehlhorn vermittelt dem Leserein umfassendes Bild architek-

Alles über Architekturtonischer Zeugnisse von denBauten der Wikinger über diemittelalterlichen Kirchen undBürgerhäuser sowie barockenHerrenhäuser, die bürgerlichenVillen bis zu den neuesten Bau-ten in Westerland oder Lübeckund Kiel. Damit öffnet diesesBuch den Blick auf die Zusam-menhänge und die äußerenEinflüsse auf die schleswig-hol-steinische »Architektur-Land-schaft«, wobei die gegenseitigeBeeinflussung dänischer unddeutscher Architektur eine be-sondere Rolle einnimmt.> Dieter-J. Mehlhorn, Architektur

in Schleswig-Holstein - VomMittelalter bis zur Gegenwart,

€ 39,90, Wachholtz,ISBN 978-3-529-0288-09

Vom 1595 errichteten Nor-dertor, über die historischen

Altstadt-Speicher bis zu moder-nen Universitätsbauten - dieStadt an der Förde zählt zu denarchitektonisch reizvollsten unddenkmalreichsten in Schleswig-Holstein.

Architektur in FlensburgDazu beigetragen hat eine lan-

ge gemeinsame Geschichte mitDänemark, die sich in zahlrei-chen Bauten widerspiegelt. Zweilangjährige Kenner der Flensbur-ger Baukultur, ein Däne und einDeutscher, Henrik Gram und Ei-ko Wenzel, haben in einem kom-

pakten Buchformat zusammen-getragen, was in Flensburg bau-kulturell bedeutsam ist. Das Er-gebnis ist ein informativer Stadt-und Architekturführer mit einergroßen Zahl aktueller Foto.> € 14,80, Verlagshaus Leupelt

ISBN-978-3-943582-11-6,

Attraktiver Arbeitsplatz: Eventmanager Uwe Bahn an Bord eines Kreuzfahrtschiffs. Partner Holger Hübner (Foto unten)

So ging die Schiffskatastrophe seinerzeit durch die Presse. KVS Seemann Uwe Heesch mit einem Modell der „Brandenburg“ KVS

Stadt am Wasser - Flensburg-Sonwik. Arne Biederbeck

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20 PANORAMA

Die Hamburger Behör-den haben sich auf ei-

nen Beitrag von 490.000 Eu-ro zur Restaurierung derehemaligen Polizeibarkasse„Otto Lauffer“ geeinigt. DerBund hat bereits 400.000 Eu-ro für die Generalrestaurie-

rung zur Verfügung gestellt.Die 1928 als „HafenpolizeiVI“ in Betrieb gegangeneBarkasse „Otto Lauffer“wird nach der Restaurierungim Hamburger Museumsha-fen Oevelgönne ihr neuesZuhause finden.

Das Tauchboot „Brand-taucher“ des Erfinders

Wilhelm Bauer wurde 1851in Kiel zu Wasser gelassen.Diesem Genie des 19. Jahr-hunderts hat der 2013 ver-storbene Technik-HistorikerKlaus Herold seine For-

schungstätigkeit gewidmetund ein Archiv angelegt. Die58 Ordner, zwölf Mappenund zwei Kästen sind jetzt andie Gesellschaft für KielerStadtgeschichte weiter gege-ben worden und werden imKieler Stadtarchiv bewahrt.

Neues Leben auf alter Al-lee: Umweltsenator Jens

Kerstan (Mitte)und RobertHabeck (rechts), Schleswig-Holsteins Umwelt-Minister,haben in Bönningstedt undSchnelsen vier Kaiserlindengepflanzt. Anlass für die

Pflanzaktion war ein Projektdes Schleswig-Holsteini-schen-Heimatbundes(SHHB) unter Dr. Jörn Biel(links), die 1832 eingeweihteStraße von Altona nach Kielneu ins Bewusstsein zu rü-cken und zu begrünen.

Man kann sein Leben perfekt planen und weiß trotzdem nicht, was kommt.

Gut, wenn man den richtigen Versicherungspartner an seiner Seite hat.

Die HanseMerkur bietet Ihnen in der Privaten Krankenversicherung den

Schutz, der am besten zu Ihnen passt. Bei uns gehen individuelle Ansprüche

und die Stärke der Gemeinschaft Hand in Hand.

Was können wir für Ihr Wohlbeinden tun?

Hand in Hand ist …

... nicht alleine dazustehen, wenn das Lebenmal eine Verschnaufpause braucht.

Hand in Hand ist …

Mitten in der üppig-sprießenden Naturtrifft man auf Spuren

von Hanse und mittelalterli-chem Fernhandel . Und dochstößt, wer von der lichten Höhedes Boxberges kommend imWald die Bundestraße 430 insüdliche Richtung überquert,auf ein historisches Denkmal.

Dieses aus groben Feldstei-nen aufgemauerte und mit ei-nem großen Deckstein versehe-ne Zeugnis ist zwar nicht wirk-lich monumental, aber immer-hin so groß, dass man es kaumübersehen kann.

Die zentral angebrachte, imunteren Teil ein wenig schad-hafte Inschrift macht neugierig:„LÜBSCHE TRADE / ALTERHANDELSWEG / LÜBECK –TONDERN“, heißt es dort.Darunter sind zwei Jahreszah-len angegeben: „1150 – 18 . .“,wobei die ganz offensichtlichnachgezeichneten Ziffern 8 und6, die die zweite der Zahlen amEnde ergänzen, durchaus mitFragezeichen versehen werdensollten.

In unsere heutige Spracheübersetzt verkündet das imWald des Aukruges errichteteDenkmal: Hier entlang führteeinst die „Lübsche Trade“, einalter Handelsweg zwischen Lü-beck und Dithmarschen bzw.der nördlich daran anschlie-ßenden schleswigschen Nord-seeküste.

Man mag kaum glauben,dass über diese Trasse seit dem12. Jahrhundert ein Teil desHandels zwischen Nord- undOstsee vermittelt wurde. Diesgeschah auf dem Rücken vonKnechten und Maultieren odermit Pferd und Wagen. Wir bli-cken damit in die Zeit zurück,

„Lübsche Trade“ – Handelswegzwischen Nord- und OstseeDer Aukrug-Naturpark westlichvon Neumünster imHerzen Holsteins istnicht nur einGeheimtipp fürNaturfreunde.

bevor die Landverbindung zwi-schen Hamburg und Lübeckdem alten Weg zwischen Hai-thabu/Schleswig und Holling-stedt und anderen Ost-West-Querungen schleswig-holstei-nischen Landriegels den Rangablief und Lübeck zum unange-fochtenen Drehkreuz der nord-europäischen Handelsströmewurde.

Über die Travemetropolewurde ab dem 13. Jahrhundertin Koggen Lüneburger Salz inRichtung Skandinavien undnorwegischer Fisch in der Ge-genrichtung transportiert.

Neben Lübeck und Ham-burg spielten die hansischenKontore in Bergen, Novgorodund London sowie der Banken-platz Brügge in diesem Handeleine entscheidende Rolle.

Nun erinnert die „Lübsche

Trade“ daran, dass geradeSchleswig-Holstein seit jeherein Transitland ist. In Nord-Süd-Richtung verlief bereits ingrauer Vorzeit der Ochsen-oder Heerweg, weitere Wegestrahlten von Lübeck in Rich-tung Wismarer Bucht, nachLauenburg und Hamburg aus,und außerdem verliefen vonder Flensburger Förde, dem In-nenwinkel der Schlei und vonder Kieler Förde weitere, zumTeil durchaus nicht unbedeu-tende Handelswege in RichtungWesten.

All dies macht deutlich, dasses neben den großen Handels-wegen durchaus auch noch an-

dere, den regionalen Handelvermittelnde Wegtrassen gabund dass man bei Lübeck undbei der Hanse keinesfalls nur anKoggen und wackere Seefahrerdenken sollte. Die LübeckerFernkaufleute trieben – bevorHamburg in seine Funktion alsWirtschaftsmetropole hinein-wuchs – lukrativen Direkthan-del über Land mit Dithmar-schern und Friesen. Die Trave-metropole selbst war in eindichtes Netz von Handelswegeneingebunden.

Eine wichtige regionaleLandverbindung verband Lü-beck mit Holstein und derWestküste. Diese „LübscheTrade“ verließ die Stadt durchdas Holstentor und verlief überSchönböcken, Groß Steinrade,Eckhorst, Mönkhagen, Struk-dorf, Steinbek und Weede nachSegeberg, dann weiter überSchackendorf, Negernbötel,Fehrenbötel, Braak, Gadeland,Rickling und Kleinkummerfeldnach Neumünster, wo der Hei-lige Vizelin im Jahre 1127 einKloster gründete.

Von dort aus führte der Wegweiter über die mittelalterliche,kurz vor dem Übertritt nachDithmarschen gelegene holstei-nische Burg und Zollstelle Ha-nerau nach Meldorf bzw. weiterin Richtung Norden. Auf demWeg von Neumünster nach Ha-nerau führte der Weg durch denAukrug und berührte eine Rei-he kleinerer Orte.

Diese Straße wurde 1769 voneinem Rendsburger Amtmannerwähnt und als „LübscheTrade“ von Franz Geerz in sei-ner bekannten Karte von 1858verzeichnet.

Dass die „Lübsche Trade“ alsHandelsweg indes sehr viel älterist, belegen Urkunden und Ge-richtsakten, in denen seit demMittelalter die Einigungen indiversen, den Handel betreffen-den Streitsachen festgehaltenwurden: So waren bereits 1317die Dithmarscher auf demRückweg nach Hause bei Bün-zen überfallen worden, wasüberdies darauf hindeutet, dass

es sich bei der Trade keineswegsnur um einen Handelsweg han-delte. 1461 wurde ein LübeckerKaufmann der Zollhinterzie-hung an der Zollstelle Haneraubezichtigt, 1546 erhob SievelsPeter aus dem Kirchdorf Wind-bergen in SüderdithmarschenKlage, sein Vater sei auf derHeimreise von Lübeck bei

Kummerfeld vom Pferde ge-schlagen und schwer verwundetworden. Nachrichten wie diesesind Mosaiksteinchen, die beider Rekonstruktion histori-scher Handelswege eine wichti-ge Rolle spielen.Nun verändern sich mit dem-Handel auch die Wege; Verbin-dungen verlieren an Bedeutung

und geraten nicht selten in Ver-gessenheit. Deshalb heute derGedenkstein auf dem Waldweg.

Historische Barkasse Tauchboot im Archiv Allee Altona nach Kiel

Denkmal für einen altenHandelsweg.

Prof. Dr.Detlev Kraackist Sprecher des Ar-beitskreises fürWirtschafts- undSozialgeschichte

Schleswig-Holsteins.

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