Lebensart - Imke Schiersch · 2020. 5. 18. · Regelmäßiges Training und ausgesuchte Natur-kost...

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in Alpencross ist nicht immer ein Vergnügen. Aber immer mal wieder – besonders, wenn es berg- ab geht. Die Radtour von Oberstdorf nach Riva del Garda wäre mit knapp 500 Kilometern kein Thema, hätte die Natur zwischen das Allgäu und Ober- italien nicht die Alpen gesetzt. »A, L, P, E, N«, buchstabiert Team-Coach Imke Schiersch gerne nachdrücklich, wenn eine erschöpfte Bikerin ungläu- big und widerstrebend ihr Rad der nächsten Kräfte zehrenden Steigung entgegen schiebt. Die schlanke Frau hat gut Reden. Als erfolgreiche Tri- athletin, die sich gerade für den Iron- man auf Hawaii qualifiziert hat, ist die Alpentour für Imke (Portrait in eve 4/04) nicht mehr als ein willkomme- nes Zwischentraining, für das Gros ihrer Alpentruppe aber eine Heraus- forderung, für die ein dreiviertel Jahr hart trainiert werden musste. Seit Dezember 2003 bereiteten sich die Frauen mit regelmäßigem Ausdauer- sport und gesunder Ernährung auf den Alpencross vor. Dass dieses Training, mal im Schwarzwald, mal auf Fuerteventura, mal nur im norddeutschen Flachland mit der harten Realität in den Alpen nur bedingt zu tun hatte, wird vor Ort schnell klar. Oft ist das Rad mehr Ballast als Sportgerät. Wer es über stei- le, mit großen Steinbrocken übersäte Pfade schiebt und zieht, zerrt oder trägt, fragt sich irgendwann, ob man nicht eine Radtour gebucht hatte. Schon die erste Etappe von Oberst- dorf nach St. Anton treibt Kandida- tinnen mit Höhenangst den Schweiß auf die Stirn. Fühlt man sich beim Radeln durch das Stillachtal noch an »Kein schöner Land« erinnert, hat das Rappenalpental vor allem am Ende bereits beeindruckende Steigungswin- kel zu bieten. Dann folgt das Schie- bestück zum Schrofenpass auf 1.687 Seite 50 | eve | 5-2004 Lebensart Per Mountainbike von Oberstdorf nach Riva am Gardasee – für 15 Frauen das Erlebnis des Jahres. Regelmäßiges Training und ausgesuchte Natur- kost stärkten die Kondition für fast 10.000 Höhen- meter in nur sechs Tagen. Tritt für Tritt: Unendliche Serpentinen führen in die Skigebiete von Ischgl. Der große Durst: Eine herrliche Aussicht auf die Dolomiten entschädigt für einen strapaziösen Aufstieg. GANZ SCHÖN HEAVY E

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in Alpencross ist nicht immerein Vergnügen. Aber immer

mal wieder – besonders, wenn es berg-ab geht. Die Radtour von Oberstdorfnach Riva del Garda wäre mit knapp500 Kilometern kein Thema, hätte dieNatur zwischen das Allgäu und Ober-

italien nicht die Alpen gesetzt. »A, L,P, E, N«, buchstabiert Team-CoachImke Schiersch gerne nachdrücklich,

wenn eine erschöpfte Bikerin ungläu-big und widerstrebend ihr Rad dernächsten Kräfte zehrenden Steigungentgegen schiebt. Die schlanke Frauhat gut Reden. Als erfolgreiche Tri-athletin, die sich gerade für den Iron-man auf Hawaii qualifiziert hat, ist

die Alpentour für Imke (Portrait in eve4/04) nicht mehr als ein willkomme-nes Zwischentraining, für das Gros

ihrer Alpentruppe aber eine Heraus-forderung, für die ein dreiviertel Jahrhart trainiert werden musste. SeitDezember 2003 bereiteten sich dieFrauen mit regelmäßigem Ausdauer-sport und gesunder Ernährung aufden Alpencross vor.

Dass dieses Training, mal imSchwarzwald, mal auf Fuerteventura,mal nur im norddeutschen Flachlandmit der harten Realität in den Alpennur bedingt zu tun hatte, wird vor Ortschnell klar. Oft ist das Rad mehrBallast als Sportgerät. Wer es über stei-le, mit großen Steinbrocken übersätePfade schiebt und zieht, zerrt oderträgt, fragt sich irgendwann, ob mannicht eine Radtour gebucht hatte.

Schon die erste Etappe von Oberst-dorf nach St. Anton treibt Kandida-tinnen mit Höhenangst den Schweißauf die Stirn. Fühlt man sich beimRadeln durch das Stillachtal noch an»Kein schöner Land« erinnert, hat dasRappenalpental vor allem am Ende

bereits beeindruckende Steigungswin-kel zu bieten. Dann folgt das Schie-bestück zum Schrofenpass auf 1.687

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Lebensart

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Per Mountainbike von

Oberstdorf nach Riva am

Gardasee – für 15 Frauen

das Erlebnis des Jahres.

Regelmäßiges Training

und ausgesuchte Natur-

kost stärkten die Kondition

für fast 10.000 Höhen-

meter in nur sechs Tagen.

Tritt für Tritt: Unendliche Serpentinen führen in die Skigebiete von Ischgl.

Der große Durst: Eine herrliche Aussicht auf die Dolomitenentschädigt für einen strapaziösen Aufstieg.

1/4 AZUrtecam

1/4 AZNoni

GANZ SCHÖNH E A V Y

E

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Metern Höhe. Er gehört als einzigsinnvoller Übergang von Oberstdorfnach Österreich zum Pflichtpro-gramm vieler Alpencrosser. Einschmaler Trampelpfad führt an einersteil abfallenden Felswand entlang.»Ein Schritt daneben, und es ist aus,«bemerkt Karsten Möller trocken, dermit Ex-Profi-Mountainbiker NorbertArnold die Damengruppe über dieAlpen führt. »Bloß nicht runter-schauen«, ist das Rezept, mit demAndrea, 43, aus Karlsruhe die Alulei-ter am Schrofenpass meistert, mit derein tiefer Abgrund überwunden wer-den muss.

»Girls Crossing« steht kaum lesbarauf dem Tour-Trikot, das alle Teilneh-merinnen tragen. Dabei wären Wan-derer und vereinzelte Autofahrer gutberaten, die Warnung ernst zu neh-men. Denn bei aller Vor- und Rück-sicht haben die Frauen zwischen 25und 53 downhill ein Tempo drauf, dasambitionierten Bikern in nichts nach-steht. Was die denkbar inhomogeneGruppe aus aktiven Sportlerinnenund vormals eher unsportlichenAmateuren zusammenschweißt, istder unbedingte Wille, die Herausfor-derung »Alpencross« zu meistern. Und

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alle erleben die euphorisierendeErfahrung, welche enormen körper-lichen und psychischen Potenzialedas intensive Training und die konse-quente Ernährungsumstellung seitdem ersten gemeinsamen Workshopvor einem dreiviertel Jahr freigesetzthaben. Dieser Fortschritt will vermes-sen sein: Penibel wird deshalb Buchgeführt über Pulsfre-quenz, verbrauchte Kalo-rien, Beinumfang undKörperfettanteil. Man willja schließlich wissen,wofür man sich abschuf-tet.

Im Zentrum derbewussten Ernährungsteht Naturkost mit einer gesundenMischung aus vollwertigen Produk-ten. Durch den Hauptsponsor Allos istbesonders das Amaranth in die Grup-pe gekommen, ein Korn, das vielevorher gar nicht kannten. »Amaranthgehört zu den ältesten Kulturpflanzender Menschheit. Schon die Inkas inPeru glaubten, dass der Genuss derwinzigen Körnchen übernatürlicheKräfte verleiht«, hatte Karin Lang,Ernährungsexpertin bei Allos, denAmateursportlerinnen mit auf den

Weg gegeben. Immerhin enthältAmaranth alle wichtigen Nährstoffein dem Verhältnis, wie es für die opti-male Ernährung empfohlen wird:Hochwertiges Eiweiß, besonders diewichtige essenzielle AminosäureLysin, leicht verdauliche Kohlenhy-drate, viel Magnesium und Eisen undnatürliche Ballaststoffe. Deshalb neh-

men es Astronautensogar mit in den Welt-raum.

Die Etappentour vonIschgl nach Naudersbringt auch die Bikerin-nen hoch hinauf: DasViderjoch in der Silvretta-gruppe ist mit 2.727

Metern über dem Meeresspiegel derGipfel der Sechs-Tages-Reise. Um ihnzu erklimmen, meistert die Truppeeine steile Serpentine nach der ande-ren. Kilometerlang geht es in kräfte-zehrender Steigung bergauf. Hier istdie Klaviatur der Zahnräder und Rit-zel, das differenzierte Spiel von Fre-quenz und Kraft gefragt. Oft bleibtnur noch Schieben. Oben wartennoch Schneefelder auf die Gruppeund ein eisiger Wind, der sie schnellalle Schutzkleidung aus dem Ruck-

Ballanceakt: Brückenüber reißende Bäche.

Grandios: Kurze Pauseam Wasserfall beiMadonna di Campiglio.

Abfahrt: in morgendlicherKühle dem Tag entgegen.

Berühmte Stufen: Die Alu-leiter am Schrofenpass.

Gutgeschultert:

Oft hilftnur noch

tragen.

AufSchlamm-

und Geröll-pisten ganzhoch hinauf

Tour des femmes: Obers tdor f | St . Anton | I schgl ı

1/2 AZMartina

Gebhardt

Mit dem richtigen Equipment auf große TourDer Vielzweck-Sportschuh (SH-M038W, Damenmodell) mit einemDesign, das zu vielen Gelegenheiten passt – von der Fahrt zur Arbeitbis hin zu Freizeit und Fitness auf der Straße, im Fitnessstudio oderim Gelände. Die glasfaserverstärkte Zwischensohle sorgt für effizien-tes Pedalieren und gewährleistet dennoch komfortables Gehen.Dasvielseitig einsetzbare Universalpedal PD-M324 verbindet die Effizienzdes SPD-Systems (eine verbesserte Kraftübertragung) mit der Prakti-kabilität eines Plattformpedals.

Die Gewinnfrage: Wie hieß der höchste Punkt der Alpentour?Kennwort: »Shimano« Teilnahmebedingungen siehe Seite 48

Gewinnen mit eve4 Schuh-Pedal-Sets

Wert je 140 E

Lebensart

Synchron: Streching in den Pausen.

Komposition in rot und gelb: heiter durch

blühende Wiesen.

Willkommen:Empfang ander österrei-chisch-italieni-schen Grenze.

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Fürs Protokoll: Vergleich vonPuls und Kalorienverbrauch.

Süßes Handwerk: Verführungen inDimaro.Wahrzeichen im

Vinschgau: DerTurm imReschensee.

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Lebensart

Der Imke-Schiersch-Workshop

Im Frühjahr 2005 organisiert Allosexklusiv für eve-Leser mit der Tri-athletin Imke Schiersch als Coacheinen einwöchigen Nordic-Walking-Workshop. Lernen Sie hier, wie Sieam besten trainieren, um eine guteAusdauer und anhaltende Fitness zu erreichen. Informationen überKosten, Termine und alle übrigenDetails erhalten Sie direkt von:

Allos Walter Lang GmbHLeitung Presse/PR/MarketingStichwort »Nordic Walking«Zum Streek 549457 Mariendrebber

sack holen lässt.Jeder mühsame Auf-stieg aber wird mitrasanten, oft kilome-terlangen Abfahrten,mal über rutschigenSchotter, mal überaalglatte Straßen,belohnt, die zum Teilviel Mut, Fahrge-schick und in jedemFalle gute Marken-bremsen verlangen.Während der Radta-cho bei Auffahrtenoft bei 5 km/h festge-klemmt zu seinscheint, wollenbesonders Rasantedie 70 bei Abfahrtenauf ihrem Computergesehen haben –aber auch 50 sind

auf dem Rad schon ein aufregendesTempo.

»Was die Frauen hier leisten, istsensationell«, sagt Imke Schierschanerkennend. Sie weiß aus ihrerSportarbeit mit Erwachsenen genau,was es heißt, sich innerhalb wenigerMonate in einen Fitnessstatus zu

katapultieren, der die Frauen »miteinem Lächeln über die Alpen« füh-ren sollte, wie das selbst auferlegteMotto lautete. Die Tourguides habendeshalb nach besonders anstrenden-den Etappen moderatere Wegegewählt, etwa die schöne sanfte Fahrtdurch das Vinschgau. Zunächst, inder Nähe des Reschenpasses, dort, wodie Etsch ihren Ursprunghat, ragt ein einsamerKirchturm als imposantesWahrzeichen aus demWasser des Sees. Dannimmer entlang des Etsch-radweges durch denVinschgau, durch präch-tige Obstanlagen, vorbeian Zypressen und Zirbel-kiefern, Rebhängen und allerleiSehenswürdigkeiten wie etwa demSchloss Juval von Reinhold Messner.Die einzige Stadt des Vinschgaus istGlurs, im Mittelalter ein Grenz- undHandelsort, dem Ende des 13. Jh. dasMarktrecht verliehen wurde.

Durch eines der drei Stadttorefährt die Alpencrosskolonne in die alskleinste des Alpenraums berühmtgewordene Stadt und hält Brotzeitunter einem Sonnenschirm aus Wein-

blättern. Im Angebot: eine reiche Aus-wahl an frisch geschmierten Ama-ranthknäckebroten, Fruchtriegelnund frischem Obst und natürlich jedeMenge Wasser und Säfte.

Immer weiter kommt die Crewnach Süden, immer näher kommtder Gardasee. Will man wirklichschon das Ende sehen? Am ersten

Tag befassten sich vielenoch damit, wie es seinwird, am Gardasee anzu-kommen. Dann ist manmittendrin. Je längerman unterwegs ist, destomehr verliert sich dieZeit. Welcher Wochentagist heute? Egal. Jeder ein-zelne Tag zählt. Die Tage

scheinen unendlich. Und da ist erdann doch. Kurz nachdem der PassoTremalzo überquert ist, liegt er in derAbendsonne: Der Gardasee. So ein-malig, wie er immer beschriebenwird. Noch eine Abfahrt, und dasZiel ist erreicht. Oder war diese ganzeTour das Ziel? In jedem Fall eine tolleFahrt: auf historischen Säumer-,Schmuggler- und Römerrouten überdie Allgäuer und Lechtaler Alpen,durchs Verwall ins Paznaun. Dann

über die Samnaungruppe ins Inntal,auf der Via Claudia über denReschenpass in den Vinschgau undüber die Nonsberge zur Brenta. AmEnde ist es wie mit alten Beziehun-gen: Es bleibt nur das Positive inErinnerung. Veronika, 44, aus Erlan-gen hat sich vom Viderjoch, hochoben im Silvrettagebirge, in jedemFall schon mal einen »Energiestein«mitgenommen. Zuversichtlich sagtsie bei der nächtlichen Heimfahrt:»Der kommt auf meinen Schreib-tisch«. jre

Auf altenSchmuggler-und Römer-routen nach

Italien

Nauders | Reschensee | Lana | Flexenpass | Dimaro | Madonna di Campiglio | Riva

Gemeinsamer Zieleinlauf in Riva delGarda: Erschöpft, erleichtert, glücklich.

Gut gerüstet: Schutz-brille, Sonnencreme,Arnikaöl, Frucht-schnitten, Fußcremeund das täglicheAmaranthfrühstücksind nützliche Helferbei der Alpentour.

Abschied: letzter Blick auf erklommeneHöhen.

Tourplanung: ProfiguidesNorbert Arnold und Karsten Möller.

1/2 AZYarrah

Nordic Walking mit Allos

Brotzeit: gesunde Kost

für flinke Biker.