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76 FOCUS-MONEY 42/2013 04 05 06 Lebensversicherer mit der höchsten Substanzkraftquote (in Prozent) HUK-Coburg Provinzial Rheinl. Nürnberger WWK Hannoversche HUK-Coburg WWK R+V Deutscher Ring Hannoversche WWK HUK-Coburg Hannoversche Deutscher Ring Nürnberger 2003 WWK Provinzial Rheinland HUK-Coburg Nürnberger Generali M NEY STEUERN&RECHT Foto: Dreamstime Lebensversicherung Nachhaltig: Top-Lebens- versicherer zeichnen sich durch eine erstklassige Substanzkraftquote aus Starke Performance Kein Zufallsprodukt: Seit elf Jahren tum- meln sich vier Ver- sicherer ganz vorn im Ranking der Lebensversicherer mit der höchsten Substanzkraftquote. Die WWK errang meist den ersten Platz. Auch Hanno- versche, HUK und Nürnberger überzeugen. Lebensversicherer sind wichtig für die Altersvorsorge in Deutschland. Welche Anbieter auch in schwierigen Zeiten Substanz bieten, offenbart ein FOCUS-MONEY-Test KRAFTVOLL IN DIE ZUKUNFT

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Foto: Dreamstime

Lebensversicherung

Nachhaltig: Top-Lebens-versicherer zeichnen sich durch eine erstklassige Substanzkraftquote aus

Starke Performance

Kein Zufallsprodukt: Seit elf Jahren tum-meln sich vier Ver-sicherer ganz vorn im Ranking der Lebensversicherer mit der höchs ten Substanzkraftquote. Die WWK errang meist den ersten Platz. Auch Hanno-versche, HUK und Nürnberger überzeugen.

Lebensversicherer sind wichtig für die Altersvorsorge in Deutschland. Welche Anbieter

auch in schwierigen Zeiten Substanz bieten, offenbart ein FOCUS-MONEY-Test

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Im Test: Die 30 größten Lebensversicherer Deutschlands

Ausgabe 42/2013

SubstanzkraftHöchste

tiezins aller Policen im Bestand der deutschen Lebens-versicherer 3,15 Prozent – mehr als das Doppelte der ak-tuellen Umlaufrendite.

Immer häufiger und immer lauter werden deshalb die Warnungen vor einer Krise der Lebensversicherer. Ange-sichts der rund 94 Millionen klassischen Lebens- und Ren-tenpolicen, die von den Kunden hierzulande derzeit bes-part werden, wäre dies eine Katastrophe. Nach wie vor sind die Policen eine bedeutende Säule der rein privaten und auch staatlich geförderten Altersvorsorge in Deutschland.

Auf Kurs. Das dürfte auch in Zukunft so bleiben. Nicht nur nach Einschätzung der Assekurata steht es um die Branche besser, als Kritiker behaupten. Viele Versicherer weisen ein solides Sicherheitsprofil und eine hohe Kapi-talausstattung aus. „Und noch wird ausreichend verdient“, sagt Manfred Poweleit, Chef des Analysehauses Map-Re-port. Der Branchendienst hat errechnet, dass die Lebens-versicherer in den vergangenen fünf Jahren eine Nettover-zinsung der Kapitalanlagen in Höhe von durchschnittlich 4,14 Prozent erwirtschaftet haben.

Genug Geld, um die garantierten Gewinnversprechen auch zu halten. Doch das Polster schmilzt. Das andau-ernde Niedrigzinsumfeld bleibt für Anleger wie Lebens-versicherer eine Herausforderung, schreibt das Bundes-finanzministerium in seinem aktuellen Lagebericht.

Substanz entscheidet. Und wer meistert die künftigen Herausforderungen am besten? Sparer sollten vor allem auf Unternehmen mit hohen Reserven setzen. Die ermöglichen es, langfristig und auch in ertragsschwachen Jahren Ge-winnzusagen gegenüber den Kunden einzulösen. Wichtigste Kennzahl hierfür ist die Substanzkraftquote, mit der FOCUS-MONEY nun schon seit Jahren die Nachhaltigkeit der Branche überprüft. Die aussagekräftige Quote errech-net sich aus der freien noch nicht gebundenen Rückstel-lung für Beitragsrückerstattung (RfB), dem Eigenkapital und dem Sondervermögen im Deckungsstock.

Im Test der 30 größten Lebensversicherer steht erneut die WWK an der Spitze. Zum achten Mal in Folge weisen die Münchner die höchste Substanzkraftquote aus – wie 2012 mit deutlichem Vorsprung vor der Konkurrenz. Den zwei-

Den Anlagestrategen der deutschen Lebensversicherer dürfte der 18. September 2013 in keiner guten Erin-

nerung bleiben. Völlig unerwartet verkündete US-Noten-bankpräsident Ben Bernanke, die ultralockere Geldpoli-tik der Federal Reserve in vollem Umfang fortzusetzen: Leitzinsen auf null, monatliche Ankäufe von Staats- und Hypothekenanleihen im Volumen von 85 Milliarden Dollar: Zur Konjunkturankurbelung der größten Volkswirtschaft der Welt überschwemmt Bernanke die Märkte weiterhin hemmungslos mit billigem Geld.

Vorbei mit dem Zinsanstieg: Noch im Mai dieses Jah-res hatte Bernanke einen Kurswechsel angedeutet – sehr zur Freude derer, die neues Geld anzulegen hatten. Die Renditen von US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit kletterten innerhalb weniger Wochen von 1,6 bis an die 3-Prozent-Marke, in Deutschland ging es bei vergleich-baren Bundesanleihen von 1,17 vorübergehend auf über zwei Prozent nach oben.

Doch die Normalisierung war nur von kurzer Dauer. Nach dem Rückzieher des mächtigen Fed-Chefs haben die Ren-diten wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Für Lebens- versicherungen, die rund 90 Prozent der Kapitalanlagen, die sie für ihre Kunden verwalten, in festverzinsliche Papiere stecken, stellen die politisch gewollten Niedrigzinsen mehr und mehr ein Geschäftsrisiko da.

Längst macht ein Begriff die Runde: „financial repres-sion“, wörtlich übersetzt „finanzielle Unterdrückung“. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamt-wirtschaftlichen Entwicklung nennt „financial repression“ eine Beeinflussung der Zinssätze durch die Zentralbank mit dem Ziel einer verdeckten Umverteilung.

Dilemma der Versicherer. In welchem Dilemma die Branche bei der Neuanla-ge von Kapital steckt, ver-deutlicht allein eine Kenn-zahl: Nach Berechnungen der Kölner Rating-Agen-tur Assekurata beträgt der durchschnittliche Garan-

Quelle: FOCUS-MONEY

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78 FOCUS-MONEY 42/2013

MONEYSTEUERN&RECHT

Erfolg durch Substanz

METHODE

Versprochen ist versprochen – das sollte auch für Lebensversicherer gelten. Doch welche Gesellschaft kann auch in einem schwierigen Marktumfeld prognos-tizierte Gewinne in den kommenden Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit erreichen? Ein Indiz für die ge-wünschte Konstanz ist die Substanzkraftquote (s. Bruch unten). Die Kennzahl wird gebildet, indem man zum doppelt gezählten Eigenkapital die freie Rückstellung für Beitragsrückerstattungen (freie RfB) addiert und diese Summe durch die Deckungsrückstellung (ein- gezahlte und verzinste Kundengelder) teilt.

EigenkapitalDie Lebensversicherung muss risikogerecht mit Eigen-

kapital unterlegt werden. Die Anforderungen werden durch neue EU-Vorschriften (Solvency II) noch erhöht: Je größer die Eigenkapitalquote, desto sicherer ist das Geld der Kunden. Disponiert der Versicherer unglücklich an den Kapitalmärkten, kann er bei hohem Eigenkapital Verluste gut auffangen und frisches Geld bereitstellen.

Freie RfBDer Lebensversicherer schreibt die den Kunden zuste-

henden Gewinnanteile aus der Überschussbeteiligung nur zum Teil in demselben Jahr direkt gut, in dem er den Überschuss erwirtschaftet hat. Der größte Teil der Über-schüsse geht in die Rückstellung für Beitragsrückerstat-tung, sie werden erst mit zeitlicher Verzögerung verbind-lich gutgeschrieben. Durch die zeitliche Verlagerung der Gutschrift werden Schwankungen der Überschussergeb-nisse ausgeglichen. Das gelingt besonders gut, wenn die freien Mittel in diesem Topf sehr hoch sind.

Substanzkraftquote: Top Ten der deutschen Lebensversicherer

ten Platz sicherte sich die Nürnberger. Von Platz vier aufs Siegerpodest vorgerückt ist die HUK-Coburg (s. Tabelle).

Trumpfkarte Eigenkapital. Der Erfolg der WWK erklärt sich vor allem dadurch, dass der Seriensieger in Sachen Subs tanzkraft seit Jahren auf eine hohe Eigenkapitalquo-te setzt. „Als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit kön-nen wir uns an der Börse nicht einfach mit frischem Geld versorgen“, sagt Jürgen Schrameier, Vorstandsvorsitzender der WWK Versicherungen. „Deshalb haben wir bereits 1995 damit begonnen, unser Eigenkapital deutlich auszubauen.“

Und das zahlt sich jetzt aus. Gerade in Zeiten fragiler Finanzmärkte sind die eigenen Mittel Gold wert. Je hö-her ihr Anteil am Gesamtkapital, desto besser kann der Lebensversicherer seinen Verpflichtungen nachkommen. Das Eigenkapital ist ein zusätzlicher Zinsträger für die jährliche Überschussbeteiligung der Versicherten und kann außerdem im Bedarfsfall zur Verlustdeckung he-rangezogen werden. Als Reserve der letzten Instanz wird deshalb die Höhe des Eigenkapitals bei der Berechnung der Substanzkraft eines Versicherers doppelt gewichtet.

Anders als Aktiengesellschaften, deren Vorstände auch den Shareholder-Value, die Eigenkapitalrendite und den Börsenkurs im Blick haben müssen, können die Verantwort-lichen bei Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit die Anlagepolitik ganz an den Interessen der Eigentümer, also der eigenen Kunden ausrichten. „Die stetige Erhöhung un-serer Eigenmittel hat unsere Risikotragfähigkeit gesteigert“, sagt Schrameier. Das ist nicht nur in Hinblick auf strengere Eigenkapitalrichtlinien (Solvency II), ein Vorteil.

Zusätzliche Reserven. Seit drei Jahren verlangt die Auf-sichtsbehörde BaFin von den Versicherern wegen der nied-rigen Zinsen weitere Rückstellungen. Die Zinszusatz-reserve soll gewährleisten, dass die Unternehmen auch in Zukunft Verträge mit einer Garantieverzinsung von vier Prozent bedienen können. Immerhin betrifft das der-zeit noch jeden vierten Lebensversicherungskunden. Das Geld ist zwar nicht weg, jedoch müssen Bewertungsreser-ven aufgelöst werden, um die Zinszusatzreserve zu finan-zieren. Das ist eine enorme Herausforderung für substanz-schwache Gesellschaften.

Außerdem werden die Bilanzen der Versicherer durch die Ausschüttung von stillen Bewertungsreserven der-zeit stark belastet. Das sinkende Zinsniveau hat zu er-heblichen Kursgewinnen von Anleihen geführt, die seit Jahren zum Portfolio der Versicherer gehören. Kunden, de-ren Verträge auslaufen, müssen mit 50 Prozent an den hö-heren Bewertungsreserven beteiligt werden. Das zwingt viele Versicherer dazu, Kursgewinne bei Anleihen tatsäch-lich zu realisieren. Die Konsequenz für die verbleibenden Kunden: Im Bestand sinkt die Verzinsung.

Wohl dem, der es sich angesichts dauerhaft hoher Ei-genkapitalquoten leisten kann, in renditestärkere Anlagen zu investieren. In einem Vergleich unter den 50 größten Lebensversicherern erzielte die WWK in den vergange-nen drei Jahren die höchste Bruttoverzinsung ihrer Kapital- anlagen. Eine hohe Substanzkraftquote sichert also lang-fristigen Markterfolg – egal, welche Kapriolen die Noten-banken in den USA oder in Europa schlagen.

PETER LINDEMANNQuellen: Geschäftsberichte, eigene Berechnungen

EK-Quote Freie-RfB-Quote Substanzkraftquote (Gewicht 200 %) (Gewicht 100 %)

WWK 5,33 % 4,35 % 15,01 %Nürnberger 1,89 % 7,86 % 11,64 %HUK-Coburg 4,02 % 3,37 % 11,41 %Hannoversche 2,40 % 6,34 % 11,14 %Alte Leipziger 3,67 % 2,96 % 10,30 %LVM 1,77 % 4,90 % 8,44 %Victoria 3,50 % 1,41 % 8,41 %Basler 1,31 % 5,39 % 8,01 %Cosmos 1,66 % 3,74 % 7,06 %Gothaer 2,10 % 2,70 % 6,90 %