Leiterstürze, ein Bagatellunfall? : Ursachen, Folgen und ... · Inhaltsverzeichnis...

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Aus der Klinik für Chirurgie der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil -Universitätsklinik- der Ruhr-Universität Bochum Direktor: Prof. Dr. med. Gert Muhr Leiterstürze, ein Bagatellunfall? Ursachen, Folgen und Möglichkeiten der Unfallverhütung Inaugural-Disseration zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Jörn Thomas Richter aus Herdecke 2007

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Aus der Klinik für Chirurgie

der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil

-Universitätsklinik-

der Ruhr-Universität Bochum

Direktor: Prof. Dr. med. Gert Muhr

Leiterstürze, ein Bagatellunfall? Ursachen, Folgen und Möglichkeiten der Unfallverhütung

Inaugural-Disseration

zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin

einer

Hohen Medizinischen Fakultät

der Ruhr-Universität Bochum

vorgelegt von

Jörn Thomas Richter

aus Herdecke

2007

Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr

Referent: Prof. Dr. med. G. Muhr

Korreferent: Prof. Dr. med. K. Golka

Tag der Mündlichen Prüfung: 05.05.2009

ii

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 1 1.1 Allgemeines 1

1.2 Epidemiologie von Leiterstürzen 1

1.3 Fraktur und Frakturheilung 6

1.4 Störung der Knochenheilung und Komplikationen 8

1.4.1 Pseudarthrose 8

1.4.2 Präarthrotische Deformität 9

1.4.3 Infektion/Osteomyelitis 10

1.4.4 Nervenverletzungen 11

1.4.5 Kompartmentsyndrom 11

1.4.6 Arthrofibrose 12

1.4.7 Algodystrophie (sympathische Reflexdystrophie) 12

1.5 Therapie der Fraktur 13

2 Patienten und Methodik 14 2.1 Fragebogen 15

2.2 Chi-Quadrat-Test 21

3 Ergebnisse 22 3.1 Patientenkollektiv 22

3.1.1 Alter der Patienten 22

3.1.2 Krankenkassen 26

3.2 Auswertung des Fragebogens 27

3.2.1 Unfallhergang 27

3.2.2 Leitertyp 29

3.2.3 Sprossenanzahl 30

3.2.4 Sturzhöhe 31

iii

Inhaltsverzeichnis

3.2.5 Unfallort 32

3.2.6 Arbeitsunfähigkeit 32

3.2.7 Veränderung des Erwerbslebens 36

3.2.8 Schmerzangabe 38

3.2.9 Bewegungseinschränkung 40

3.2.10 Medikamenteneinnahme 41

3.2.11 Einschränkung der Leistungsfähigkeit 42

3.2.12 Hinken 46

3.2.13 Sportfähigkeit 46

3.2.14 Hilfsmittel 47

3.2.15 Zufriedenheit mit dem Behandlungsergebnis 48

3.2.16 Verhalten in gleicher Situation 49

3 .3 Aktenteil 52

3.3.1 Seite 52

3.3.2 Jahreszeit 52

3.3.3 Tageszeit 53

3.3.4 Art der Verletzung 54

3.3.5 Verletzungen nach Körperregionen 55

3.3.5.1 Kopf 56

3.3.5.2 Arme 57

3.3.5.3 Wirbelsäule und Brustkorb 63

3.3.5.4 Becken 68

3.3.5.5 Bein(Oberschenkel und Unterschenkel) 68

3.3.5.6 Bein (Pilon und oberes Sprunggelenk) 71

3.3.5.7 Bein (Calcaneus) 73

3.3.5.8 Bein (Fußwurzel, Mittelfuß und Zehen) 74

3.3.6 Versorgung der Verletzungen 77

3.3.6.1 Art der Versorgung 77

3.3.6.2 Verletzungen nach Körperregionen bei 78

operativer Versorgung

3.3.6.3 Platten- und Schraubenosteosynthese 79

3.3.6.4 Fixateur 80

3.3.6.5 Marknagel 82

iv

Inhaltsverzeichnis

3.3.6.6 Kirschner Drähte 82

3.3.7 Komplikationen 82

3.3.8 Krankenhausaufenthalt 84

4 Diskussion 88

5 Zusammenfassung 95

6 Literaturverzeichnis 97 7 Danksagung 103 8 Lebenslauf 104

v

Abkürzungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis Abkürzung: AU = Arbeitsunfähigkeit BG = Berufsgenossenschaft BWS = Brustwirbelsäule bzw. = beziehungsweise GK = gesetzliche Krankenversicherung HWS = Halswirbelsäule inkl. = inklusive insg. = insgesamt Kap. = Kapitel kons. = konservativ LWS = Lendenwirbelsäule mind. = mindestens o.ä. = oder ähnliches o.g. = oben genannt OP = Operation s. = siehe s.u. = siehe unten sog. = sogenannt u.a = und andere z.B. = zum Beispiel

vi

Tabellenverzeichnis

Tabellenverzeichnis:

Nr. Titel Seite Tab. 1 Übersicht der Literatur zu Leiterstürzen Teil 1 5

Tab. 2 Übersicht der Literatur zu Leiterstürzen Teil 2 6

Tab. 3 Alter nach Geschlecht 22

Tab. 4 Verhältnis Geschlecht zu Krankenversicherung 26

Tab. 5 Verhältnis Altersgruppen zu Krankenversicherung 27

Tab. 6 Unfallhergang 28

Tab. 7 Leitertyp 29

Tab. 8 Leitertyp nach Versicherungsschutz 29

Tab. 9 Sturzhöhe 31

Tab. 10 Sturzhöhe nach Versicherungsschutz 31

Tab. 11 Unfallort 32

Tab. 12 Dauer der Arbeitsunfähigkeit 33

Tab. 13 Art der Verletzung bei Arbeitsunfähigkeit 34

Tab. 14 Schmerzen nach Verletzungsart 39

Tab. 15 Einschränkung der Leistungsfähigkeit bei 44

Arbeitsunfähigkeit

vii

Tabellenverzeichnis

Tab. 16 Einschränkung der Leistungsfähigkeit im 44

Verhältnis zur Verletzungsart

Tab. 17 Einschränkung der Leistungsfähigkeit 45

bei Frakturen

Tab. 18 Hilfsmitteln 48

Tab. 19 Verhalten in gleicher Situation, 50

in vier Hauptgruppen unterteilt.

Tab. 20 Lokalisation der Verletzungen 55

nach Körperregionen

Tab. 21 Neurologische Ausfälle 66

Tab. 22 Verletzungen des Calcaneus 74

Tab. 23 Lokalisation der Fraktur am Bein 76

(Fußwurzel, Mittelfuß und Zehen)

Tab. 24 Lokalisation der Verletzungen bei 82

Versorgung durch Kirschner-Drähte

Tab. 25 stationärer Aufenthalt 87

Tab. 26 stationärer Aufenthalt bei Frakturen 87

Tab. 27 Die zehn häufigsten Verbesserungsvorschläge 89

Tab. 28 Verletzungsarten nach Leitertyp 91

Tab. 29 Verletzungsarten nach Sturzhöhe 92

viii

Abbildungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Nr. Titel Seite

Abb. 1 Altersgruppenverteilung der Patienten 23

Abb. 2 Histogramm: Alter der weiblichen Patienten 24

Abb. 3 Histogramm: Alter der männlichen Patienten 25

Abb. 4 Sprossenanzahl der benutzten Leiter 30

Abb. 5 Dauer der Arbeitsunfähigkeit 34

Abb. 6 Dauer der Arbeitsunfähigkeit und Anteil 35

der jeweiligen Altersgruppen

Abb. 7 Veränderung des Erwerbslebens 36

für das Gesamtkollektiv

Abb. 8 Veränderung des Erwerbslebens 37

der Erwerbsfähigen

Abb. 9 Angabe der verbliebenen Schmerzen 39

Abb. 10 Bewegungseinschränkung an den 41

betroffenen Gelenken

Abb. 11 Weiterhin Einnahme schmerzstillender 42

Medikamente

Abb. 12 Einschränkung der Leistungsfähigkeit 43

ix

Abbildungsverzeichnis

Abb. 13 Verhältnis der Einschränkung der Leistungs- 45

fähigkeit nach Körperregion bei Frakturen

Abb. 14 Veränderung der Sportfähigkeit 47

Abb. 15 Zufriedenheit der Patienten mit dem 49

Behandlungsergebnis

Abb. 16 Unfallzeitpunkt nach Jahreszeit 52

Abb. 17 Unfallzeitpunkt nach Tageszeit 53

Abb. 18 Art der erlittenen Verletzungen 54

Abb. 19 Lokalisation der Verletzungen nach 56

Körperregionen

Abb. 20 Art der Verletzungen am Kopf 57

Abb. 21 Lokalisation der Verletzungen am Arm 58

Abb. 22 Lokalisation der Frakturen des Arms 60

Abb. 23 Versorgung der Frakturen des Arms 61

nach Lokalisation

Abb. 24 Lokalisation der Prellungen des Arms 62

Abb. 25 Lokalisation der Verletzungen an 63

Wirbelsäule und Brustkorb

Abb. 26 Verteilung der Verletzungsarten an 64

Wirbelsäule und Brustkorb

x

Abbildungsverzeichnis

Abb. 27 Lokalisation der Frakturen im Bereich 65

Wirbelsäule und Brustkorb

Abb. 28 Lokalisation der Prellungen 67

im Bereich Wirbelsäule und Brustkorb

Abb. 29 Lokalisation der Verletzungen an 69

Oberschenkel und Unterschenkel

Abb. 30 Verteilung der Verletzungsarten nach Lokalisation 70

an Oberschenkel und Unterschenkel

Abb. 31 Lokalisation der Verletzungen am Bein 71

(Pilon und Sprunggelenk)

Abb. 32 Verteilung der Verletzungsarten am Bein 72

(Pilon und Sprunggelenk)

Abb. 33 Verteilung der Verletzungsarten am Calcaneus 73

Abb. 34 Lokalisation der Verletzungen am Bein 75

(Fußwurzel+Mittelfuß+Zehen)

Abb. 35 Art der Versorgung nach Leitersturz 77

Abb. 36 Lokalisation der Verletzungen nach 79

Körperregionen bei operativer Versorgung

Abb. 37 Lokalisation der Verletzungen nach Körper- 80

regionen bei Platten- und Schraubenosteosynthese

Abb. 38 Lokalisation der Verletzungen nach Körper- 81

regionen bei operativer Versorgung mittels Fixateur

xi

Abbildungsverzeichnis

Abb. 39 Komplikationen 84

Abb. 40 Art des Krankenhausaufenthaltes 85

Abb. 41 Art des Krankenhausaufenthalts nach 86

Verletzungsart

xii

Einleitung

1 Einleitung 1.1 Allgemeines Leitern werden häufig für die unterschiedlichsten Tätigkeiten im privaten

und beruflichen Bereich gebraucht. Während der Gebrauch von Leitern in

den meisten Berufssparten seit langem üblich ist, hat der Gebrauch von

Leitern im Haushalt in den letzten Jahrzehnten zugenommen, da leichte

und transportable Leitern für fast jeden Bürger erschwinglich geworden

sind. Leitern werden dabei am häufigsten im Haushalt beim Ausüben von

Tätigkeiten wie z.B. Fensterputzen, Renovieren, Reparaturen am Haus

und Gartenpflege benutzt [30, 37].

Unter den Haushaltswaren sind Leitern die Produkte mit einem des

höchsten Risikos für Unfälle, der längsten durchschnittlichen

Arbeitsunfähigkeitsdauer und den höchsten medizinischen Kosten [13, 21,

37].

Durch einen Sturz von einer Leiter kommt es dabei häufig zu schweren

oder multiplen Verletzungen. Im privaten Bereich sind vor allem ältere

Menschen betroffen [13, 21, 30, 37].

In der vorliegenden Untersuchung sollen Ursachen und Folgen der

Leiterstürze analysiert werden, um daraus mögliche

Präventionsempfehlungen für Hersteller, Leiteranwender oder Versicherte

geben zu können.

1.2 Epidemiologie von Leiterstürzen Zahlreiche größere Untersuchungen in der Literatur befassen sich

vorrangig mit Stürzen von Leitern im beruflichen Umfeld. Daten zu Stürzen

im privaten Bereich existieren im geringeren Umfang.

In Deutschland gibt es umfangreicheres Datenmaterial dazu lediglich bei

beruflichen Unfällen mit Meldepflicht bei den Berufsgenossenschaften.

Im Jahre 2000 kam es zu 1.110.081 meldepflichtigen Unfälle im Bereich

der gewerblichen Berufsgenossenschaften. Davon ereigneten sich 36.785

1

Einleitung

Arbeitsunfälle im Betrieb an und mit Leitern. Es handelte sich bei 17.976

der meldepflichtigen Unfälle um Absturzunfälle von Leitern. Im Jahre 2000

machten Absturzunfälle von Leitern damit 1,62% der meldepflichtigen

Unfälle im Bereich der gewerblichen Berufsgenossenschaften aus [17].

Einige Studien kommen zu dem Ergebnis, dass zwischen der Hälfte und

zwei Drittel aller Verletzungen durch Leiterstürze sich nicht im beruflichen

Umfeld ereigneten [32].

Die Anzahl der untersuchten Patienten in den einzelnen Studien reichte

von 59 bis zu 1462 untersuchten Patienten [13, 30, 32, 37, 38].

Männer waren in allen Studien häufiger betroffen als Frauen. In einer

umfangreichen dänischen Untersuchung waren 72% der Patienten, die

sich durch einen Sturz von einer Leiter verletzten, Männer. Das Alter der

Patienten in dieser Studie lag zwischen 15 und 93 Jahren mit einem

Durchschnittsalter von 50 Jahren. Das Durchschnittsalter der

verunglückten Männer lag bei 49 Jahren, die betroffenen Frauen hatten

ein durchschnittliches Alter von 53 Jahren [13].

In einer australischen Studie betrug der Anteil der männlichen Patienten

83%. Das Alter der Patienten, die sich durch einen Sturz von einer Leiter

verletzten, lag zwischen 2 und 86 Jahren. Mit einem durchschnittlichem

Alter von 48 Jahren zum Zeitpunkt des Unfalls. Die Patienten in anderen

Studien hatten ein durchschnittliches Alter von 53 Jahren und 43 Jahren

zum Zeitpunkt des Unfalls [30, 32, 37].

Die Unfallhöhe, von der der Sturz erfolgte, betrug in der australischen

Studie 0 bis 6 m mit einer durchschnittlichen Höhe von 2,1 m [37]. In einer

amerikanischen Studie ergab sich eine durchschnittliche Unfallhöhe von

2,2 m, die Unfallhöhe reichte in dieser Studie von 0,3 bis 4,5 m [32]. Zu

ähnlichen Ergebnissen kommt eine englische Studie, die durchschnittliche

Höhe beim Sturz von einer Leiter wird mit 2,8 m angegeben, die

Unfallhöhe reichte von 0,6 bis zu einer Höhe von 6 m [30]. Bei einer

Untersuchung aus Berlin wird eine Unfallhöhe von 0,3 bis 5 m angegeben.

Über die Hälfte der Stürze ereignete sich dabei aus einer Unfallhöhe

zwischen 1 und 1,99 m [38]. In der dänischen Studie lag die Unfallhöhe

bei zwei Dritteln der Patienten über 1 m Höhe.

2

Einleitung

Bei einem Drittel der Patienten lag die Unfallhöhe unter 1 m und 3% der

Patienten stürzten auf gleicher Ebene beim Auf- oder Absteigen von einer

Leiter [13].

Die australische Studie beschreibt als Unfallursache mit 43% am

häufigsten eine Leiterinstabilität, 21% der Leiterstürze wurden durch

Stolpern und Ausrutschen verursacht, 11% der befragten Patienten waren

rückwärts die Leiter herab gefallen und 9% berichten über ein

unerwünschtes Zusammenklappen der Leiter.

Der Einsatz der Leiter erfolgte dabei in etwa der Hälfte der Unfälle bei

Tätigkeiten zur Hausinstandhaltung, bei 19% der Unfälle wurde die Leiter

im Garten eingesetzt [37].

In einer amerikanischen Studie geben die Autoren als häufigsten

Unfallmechanismus eine fehlerhafte Leiterposition oder das Arbeiten in

unangemessener Reichweite von der Leiter an [32].

Patienten in der englischen Studie nutzten die Leiter am häufigsten für

Malerarbeiten, Fensterputzen, Dekorieren oder Arbeiten am Dach. Der

häufigste Unfallmechanismus mit 71% war dabei das Kippen der Leiter.

Die Autoren kommen zu der Behauptung, dass 90% der Unfälle

vermeidbar waren [30].

Die Verfasser einer deutschen Studie beschreiben, bei der Untersuchung

von gewerblichen Leitersturzunfällen in Berlin, in über der Hälfte der

Ereignisse (55,3%), den Unfall während des Leiteraufstiegs und

Leiterabstiegs. In 82% der Unfälle liegt dabei eine subjektive

Unfallursache zugrunde, die durch Verhaltensänderungen der Werktätigen

zu beeinflussen sind. In 12,4 % der Unfälle lagen technische Mängel der

Leiter vor [38].

Die Leiterstürze hatten oft schwere oder multiple Verletzungen zur Folge.

In der dänischen Studie kam es bei 1462 Patienten zu insgesamt 1836

Verletzungen. Am häufigsten waren dabei mit jeweils einem Drittel der

erlittenen Verletzungen untere und obere Extremität betroffen. Zu

Verletzungen von Kopf und Wirbelsäule kam es in 16% der berichteten

Unfälle, seltener wurden Bauch und Becken oder Thorax verletzt.

3

Einleitung

In etwa der Hälfte der Unfälle traten Verstauchungen oder Prellungen auf,

bei 35% der Verletzungen handelte es sich um Frakturen. Seltener kam es

zu Wunden oder anderen Verletzungsarten [13].

In der australischen Studie zeigte sich ebenfalls eine hohe

Verletzungshäufigkeit von unterer (24%) und oberer (22%) Extremität.

Seltener kam es zu Verletzungen von Kopf, Thorax und Wirbelsäule [37].

Die deutschen Autoren berichten in ihrer Studie über Kontusionen (41,3%)

als häufigste Verletzungsart. In geringerem Umfang kam es zu Distorsion

und Luxation, sowie zu Frakturen.

Die häufigste Verletzungslokalisation war dabei die untere Extremität, hier

kam es meist zu Distorsionen und Luxationen. Am zweithäufigsten kam es

zu Verletzungen der oberen Extremität mit Frakturen als häufigste

Verletzungsart [38].

Bei Prellungen und Kontusionen kommt es zu Verletzungen von Organen

und Weichteilen durch direkte stumpfe Gewalteinwirkung.

Bei Distorsionen führt dagegen eine indirekte Gewalteinwirkung z.B. zu

Faserrissen im Bandapparat mit Schwellung, Hämatom,

Funktionseinschränkung und Druckschmerz.

Andere Studien berichten ebenfalls von Verletzungen der Extremitäten als

häufigste Verletzungslokalisation durch Sturz von einer Leiter.

Am häufigsten kam es dabei zu Frakturen, geringer zu Prellungen und

Distorsionen [12, 30, 32].

Auch in der eigenen Untersuchung waren Frakturen am häufigsten. Daher

erfolgt nun für diese Verletzungsart beispielhaft eine genauere

Beschreibung.

Als Fraktur wird eine durch äußere Gewalteinwirkung entstandene Wunde

des Knochens und meist auch seiner umgebenden Weichteile bezeichnet.

Durch Deformierung oder Stabilitätsverlust von Knochenstrukturen kann

es zu einer schmerzhaften Funktionseinschränkung des betroffenen

Skelettabschnittes kommen. Als sichere Frakturzeichen gelten

Fehlstellung, abnorme Beweglichkeit, Crepitatio und sichtbare

Knochenfragmente.

4

Einleitung

Unsichere Frakturzeichen sind Schwellung, Hämatom, Schmerz,

aufgehobene oder eingeschränkte Funktionsfähigkeit.

Die Einteilung erfolgt u.a. in geschlossene Frakturen, ohne Verletzung der

Haut oder Weichteile, und offene Frakturen mit Haut- und

Weichteilverletzungen unterschiedlicher Schweregrade.

[4, 11, 19, 23]

Tab. 1: Übersicht der Literatur zu Leiterstürzen nach Autor, Land, Dauer

der Studie, Anzahl, Durchschnittsalter und Geschlecht der untersuchten

Patienten

Autor Land Dauer Anzahl ( N )

Alter In Jahren

Geschlecht

Tsipouras Australien Jan.1994- Dez.1997

163 Mean 48 (2-86)

M: 83% W:17%

Faergemann/ Larsen

Dänemark 1988- 1997

1462 Mean 50 (15-93)

M: 72% W: 28%

Wolf DDR 1978- 1983

266 ? M: 99% W: 1%

Partridge USA Jan.1993- Dez.1995

59 Mean 43 M: 93% W: 7%

Muir/ Kanwar

UK Jul. 1991- Jan.1993

66 Mean 53 (4-92)

?

5

Einleitung

Tab. 2: Übersicht der Literatur zu Leiterstürzen nach Autor, Fallhöhe,

Verletzungen durch den Leitersturz und Besonderheiten der Studie

Autor Fall-

höhe

(in m )

Verletzungen Besonderheiten

Tsipouras Mean 2,1

(0-6)

Häufig Frakturen der oberen+unteren Extremität

Schwere der Verletzungen steigt mit zunehmenden Alter und Fallhöhe

Faerge-mann/ Larsen

34%< 1 66%> 1

Häufig Kontusionen der unteren+oberen Extremität

Ansteigende Häufigkeit mit steigendem Alter

Wolf 56% 1-2

(0,3-5) Häufig Kontusionen der unteren+oberen Extremität

Häufig Unfallursache durch Verhaltensänderung positiv zu beeinflussen; nur gewerbliche Unfälle

Partridge Mean 2,1 (0,3-4,5)

Häufig Frakturen der Extremitäten

Schwere Verletzungen durch einfache Sicherheitsvorkehrungen vermeidbar

Muir/

Kanwar Mean 2,8 (0,6-6)

Häufig Frakturen von oberer+unterer Extremität, sowie Wirbelsäule

Zwei Drittel der Unfälle hätten mit einfachen Mitteln verhindert werden können.

1.3 Fraktur und Frakturheilung Bei der Knochenbruchbehandlung lassen sich zwei unterschiedliche

Prozesse der Frakturheilung beobachten: 1) die natürliche (sekundäre)

Frakturheilung unter konservativen Maßnahmen und 2) die primäre oder

auch angiogene Frakturheilung bei anatomischer Reposition und interner

(Platten-) Fixation [7, 11, 23]. Die Schließung des Frakturspalts unter

Wiederherstellung des ursprünglichen Gewebes veranlaßte Brighton [zit.n.

7] dazu, diesen Vorgang wohl richtiger als „Regeneration“ anstatt als

Heilung anzusehen.

6

Einleitung

Sekundäre Knochenheilung:

Unter konservativer Behandlung werden die Fragmente des

Knochenbruchs adaptiv in Position gehalten, ohne daß eine absolute

Ruhigstellung erzeugt wird. Hierdurch entsteht nach der Organisation des

Frakturhämatoms durch Granulationsgewebe unter Beteiligung von

Periost, Endost, Knochenzellen und Gefäßen der sog. Bindegewebskallus.

Dieser wird unter Einbeziehung von Kollagen in einen Knorpelkallus

umgewandelt und schrittweise mineralisiert. Es bildet sich unter

Proliferation von Gefäßen und Chondroblasten ein Faserknochen aus, der

für zunehmende Stabilität des Kallus sorgt - ein Vorgang, der in eine

elastische Eigenstabilität führt.

Nach dieser einige Wochen dauernden knöchernen Regeneration erfolgt

ein Haversscher Knochenumbau des Frakturkallus an den Fragmentenden

durch das Einwachsen von Osteonen mit der Umgestaltung

(„Remodelling“) des Faserknochenkallus in Lamellenknochen.

Diese Wiederherstellung der ursprünglichen äußeren und inneren Struktur

des Knochens verläuft über Monate bis Jahre und ähnelt der chondralen

Ossifikation an den Epiphysenfugen [7, 11, 23].

Primäre Knochenheilung:

Der belgische Orthopäde Danis [zit.n. 8] konnte Mitte des 20.

Jahrhunderts nachweisen, daß die Ausbildung der ursprünglichen

knöchernen Struktur auch ohne einen Fixationskallus als Leit- und

Lehrgerüst möglich ist. Er bezeichnete diese primäre in der Natur so nicht

vorkommende Knochenbruchheilung als „soudure autogène“.

Diese direkte Ossifikation mit synchronem Knochenauf- und abbau ohne

chondrale Zwischenstufen erfolgt unter der Voraussetzung einer absolut

stabil fixierten Fraktur in anatomisch korrekter Stellung, wie sie unter

bestimmten osteosynthetischen Verfahren erreicht wird.

Klinisch werden jedoch meist Mischformen der natürlichen und der

primären Knochenbruchheilung bei osteosynthetisch versorgten Frakturen

beobachtet. Hierbei bildet sich unter funktioneller Belastung einer nicht

absolut stabilisierten Fraktur ein durch Mikrobewegungen verursachter

„Reizkallus“ aus [7, 11, 23].

7

Einleitung

1.4 Störung der Knochenheilung und Komplikationen

Unzureichende Knochenheilung kann sowohl kurzfristige als auch

langfristige Folgen haben. Es können u.a. erneute operative Eingriffe

notwendig werden. Einige häufigere Komplikationen sind dabei

Pseudarthrosen, sowie präarthrotische Deformitäten.

Zudem kann es zu weiteren Komplikationen wie z.B.

Infektionen/Osteomyelitis, Nervenverletzungen, Kompartmentsyndromen,

Arthrofibrosen und Algodystrophien kommen.

1.4.1 Pseudarthrose Beide o.g. Frakturheilungsprozesse können Störungen unterliegen, die zu

einer verzögerten (nach 3-6 Monate) oder sogar zu einer ausbleibenden

Heilung (nach mehr als 6-8 Monaten) führen, die man als Pseudarthrose

oder non-union bezeichnet [4, 11, 15, 23].

Als lokale Störfaktoren gelten sowohl übermäßige mechanische

Beanspruchung, die eine Gefäßeinsprossung verhindert als auch fehlende

lokale Durchblutung bei Gewebsschäden (nekrotische Knochendefekte,

Infektionen, Weichteilschäden u.a.).

Bei mechanischer Beanspruchung kommt es i.a. zu einer hypertrophen

Pseudarthrose mit aufgetriebener Frakturzone. Demgegenüber kann eine

fehlende lokale Durchblutung zu einer atrophen Pseudarthrose mit

fehlender Heilungsreaktion und porotischen Knochenveränderungen

führen. Auch fehlender Kontakt der Fragmentenden durch Distraktion,

Weichteilinterponat oder bestimmte Frakturformen

(Quer- und kurze Schrägfrakturen, segmentale Trümmerfrakturen) und –

Frakturlokalisationen (s. 1.3.) erhöhen das Pseudarthroserisiko.

Als weitere systemische Risikofaktoren gelten Mangelernährung und

Alkoholabusus, chronische Erkrankungen, bestimmte Medikamente,

Nikotinabusus, durch Adipositas verursachtes Auseinanderscheren der

8

Einleitung

Frakturenden, Elektrolytverschiebungen und bestimmte neurologische

Erkrankungen (M. Parkinson u.a.).

In Übereinstimmung vieler Autoren werden hypertrophe Pseudarthrosen

über eine stabile Fixation und atrophe Pseudarthrosen über eine

Resektion des avitalen Knochens und eine Defektauffüllung mit

spongiösem Knochentransplantat therapiert. Größere Knochendefekte

können mittels vaskularisiertem Fibulaknochen überbrückt werden.

Auch biochemische Substanzen (Wachstumsfaktoren, immunologische

Faktoren), sowie Elektro- und Ultraschallstimulation können die

Knochenheilung positiv beeinflussen.

Trotzdem beschränken weder Dauer, Charakter, Ort, noch die Anzahl der

vorausgegangenen Verfahren zur Pseudarthrosebehandlung

notwendigerweise die Möglichkeit einer Heilung [7, 26, 40, 43].

1.4.2 Präarthrotische Deformität

Nach der Interpretation Haglunds (1923), Arthrosen stellten eine Art

Endstadium nach diversen artikulären Vorerkrankungen dar, galt es

zunächst, hierfür weitere Belege zu finden. Hackenbroch sen. schrieb

1926, dass man „bei Betrachtung einer größeren Reihe von

Röntgenbildern des Malum coxae senile den Eindruck hat, dass eine

Reihe von ihnen alte Fälle von Perthes`schen Erkrankungen sind, die als

solche wenige Erscheinungen gemacht haben, jedenfalls aber nicht

erkannt worden sind“. Damit war einerseits bestätigt worden, dass sich

eine Hüftarthrose auf der Basis einer Arthrose-unabhängigen

vorausgegangen Erkrankung mit Hinterlassung einer charakteristischen

Formstörung entwickeln kann. Andererseits ließ sich in diesen und vielen

anderen Fällen radiologisch sehr wohl zwischen den Zeichen der aktuellen

Arthrose und der unter Umständen stumm verlaufenen „Grundkrankheit“

unterscheiden. 1939 bezeichnete Hackenbroch sen. jene Formstörung,

die der eigentlichen Arthrose zeitlich und ursächlich vorausgeht, als

vorarthrotische Deformierung.

9

Einleitung

Letztere könne kongenital, durch Entwicklungsstörungen, traumatisch oder

entzündlich bedingt sein. Die Entstehung von Arthrosen sei aber auch

denkbar auf der Grundlage einer lokalen konstitutionellen

Gewebsminderwertigkeit, und zwar ausschließlich als deren Folge oder im

Zusammenwirken mit erkennbaren Formstörungen [15].

1.4.3 Infektion/Osteomyelitis Man versteht unter einer Infektion ein aktives oder passives Eindringen

von Mikroorganismen, z.B. in den Knochen oder das Gelenk. Die

Mikroorganismen erreichen das Gewebe hämatogen, traumatisch z.B. bei

offenen Frakturen oder iatrogen bei Operationen.

Abhängig von der Art der Erreger, von der Lokalisation der Entzündung

und von der Abwehrbereitschaft des Patienten kann sich eine

Osteomyelitis, ein Empyem, ein Abszeß oder eine Phlegmone entwickeln.

Eine chronische Osteomyelitis kann sich nach offenen Frakturen und

Operationen entwickeln. Bei den offenen Frakturen erfolgt oft eine

Mischinfektion mit Staphylococcus haemolyticus/aureus, Escherichia coli,

Proteus species, Pseudomonas species und Streptococcus pyogenes

sowie anderen Keimen. Gerade bei Unfällen, die mit einer Verschmutzung

durch sog. Erdkeime verbunden sind, steigt das Risiko für eine Infektion

mit Clostridien, die zu dem Krankheitsbild des Wundstarrkrampfes führen

kann. Eine erhöhte Infektionsgefährdung besteht bei der Einbringung von

Fremdkörpern wie Schrauben, Platten und Prothesen. Entlang der

Implantate können sich die Mikroorganismen ausbreiten und es können

sich nekrotische Knochenanteile entwickeln [19].

10

Einleitung

1.4.4 Nervenverletzungen Selten werden bei Leiterstürzen direkt Nerven durchtrennt oder indirekt

durch die Gewebeüberdehnung bzw. –kompression geschädigt.

Läsionen peripherer Nerven reichen von leichteren Formen durch

Druckwirkung bis zur Zerreißung aller Strukturen des Nervs.

Wirbelkörperfrakturen bzw. –luxationen können zu vollständiger oder

teilweiser Schädigung des Rückenmarks mit kompletter oder inkompletter

Querschnittslähmung führen. Je nach Höhe der Querschnittsläsion kann

es zu Tetraplegie, Paraplegie oder einem Konus-Kauda-Syndrom kommen

[4, 19]

1.4.5 Kompartmentsyndrom Das posttraumatische Ödem um eine Fraktur und in mitverletzten

Muskelgruppen kann, bei weitgehend intakten Muskellogen, zu einem

solchen Druckanstieg führen, dass die nutritive Kapillardurchblutung

abgedrosselt wird. Die daraus resultierende Muskelischämie wird nur

kurze Zeit toleriert und führt dann zur Muskelnekrose. Die Phase des

kritischen Druckanstieges in einer Muskelloge (Kompartment) bis zum

Eintritt der Muskelnekrose wird als Kompartment-Syndrom bezeichnet, es

kommt zu akut zunehmenden Schmerzen, druckschmerzhafter

Schwellung, Muskelfunktionsstörungen, passivem Dehnungsschmerz und

Parästhesien. Die Defektheilung mit fibrotischer Schrumpfung der

betroffenen Muskelgruppe manifestiert sich klinisch als postischämische

Kontraktur [4, 11, 19].

11

Einleitung

1.4.6 Arthrofibrose Die Arthrofibrose ist eine gravierende Komplikation nach Verletzungen und

operativen Eingriffen an Gelenken mit einer meist schmerzhaften

Einschränkung der Gelenkbeweglichkeit. Es sollte zwischen einer

primären und sekundären Form differenziert werden.

Die primäre Arthrofibrose wird durch eine generalisierte

Bindegewebsvermehrung charakterisiert, während die sekundäre Form

sich auf eine lokale Pathologie zurückführen lässt. Die kausale und

formale Pathogenese der primären Arthrofibrose sind bisher nicht geklärt.

Neben Veränderungen im Bindegewebe, ähnlich denen bei Organ- und

systemischen Fibrosen, findet sich eine chronische inflammatorische

Reaktion, die Hinweise auf eine Immunpathogenese liefert.

Die sekundäre Arthrofibrose hat meist eine lokale, mechanische Ursache.

[5].

1.4.7 Algodystrophie (sympathische Reflexdystrophie) Die Algodystrophie stellt eine neurovegetative Fehlregulation dar. Sie tritt

bevorzugt bei älteren Patientinnen nach gelenknahen Frakturen,

wiederholten Repositionsmanövern, schmerzhafter Ruhigstellung und

brüsker Nachbehandlung auf.

Es kommt zur Dystrophie mit neurovegetativen Fehlsteuerungen und

Durchblutungsstörungen an Weichteilen und Knochen. Ein durch

Schmerzen, Druckempfindlichkeit, dystrophische Hautveränderungen,

Schwellungen, Steifigkeit und vaskuläre Instabilität gekennzeichnetes

klinisches Syndrom.

[11, 19].

12

Einleitung

1.5 Therapie der Fraktur Da wie o.g. Frakturen die häufigste Verletzungsart waren, soll beispielhaft

deren Behandlung beschrieben werden.

Ziel der Frakturtherapie ist es, mit dem geringsten Aufwand die

bestmöglichste Funktion in einem angemessenen Zeitrahmen wieder

herzustellen. Unterschiedlichste Therapien stehen zu Verfügung und

müssen jeweils individuell angepasst werden. Grundsätzlich bestehen die

Möglichkeiten der konservativ-funktionellen, konservativ-

immobilisierenden, operativ-funktionellen und operativ-immobilisierenden

Therapie.

Lorenz Böhler und seine Schule perfektionierten und standartisierten die

konservative Frakturbehandlung im deutschsprachigen Raum. Er

postulierte als allgemeines Axiom der Frakturbehandlung: Einrichten,

Festhalten, Üben.

Dislozierte Frakturen in Gelenknähe oder Gelenkbeteiligung sollten

reponiert und stabilisiert (Gips, Osteosynthese) werden.

Frakturen mit inadäquaten Achsenänderungen sollten reponiert, korrigiert

und stabilisiert werden.

Bei offenen Frakturen stehen die Säuberung, Vermeidung einer Infektion

und die Weichteilsanierung im Vordergrund. Zudem erfolgt die

Stabilisierung der Fraktur.

Je nach Frakturtyp, Lokalisation, Alter und Gesundheitszustandes des

Patienten, Weichteilschaden, sowie Nebenerkrankungen kann mit

heutigen Techniken ein individueller Weg zum Wohle des Patienten

gewählt werden.

[4, 11, 19]

13

Patienten und Methodik

2 Patienten und Methodik

In einer retrospektiven Studie wurden die Behandlungsergebnisse von 418

Patienten mit insgesamt 652 Verletzungen ausgewertet, die sich im

Zeitraum vom 01.01.1995 bis zum 11.07.2000 in der chirurgischen

Abteilung der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil

Bochum zur operativen und konservativen Therapie vorstellten.

Mittels des Suchwortes „Leiter“ wurde die elektronische Datenbank nach

allen stationären und ambulanten Aufnahmebefunden, Entlassungsbriefen

und Durchgangsarztberichten durchsucht. Für den oben genannten

Zeitraum war das Suchergebnis für 460 Patienten positiv.

Ausgewertet wurden die Krankenblätter mit Ambulanzkarten, Anamnesen,

Verläufen, Operationsberichten, Epikrisen, Gutachten und

Nachbehandlungen.

Folgende Kriterien wurden nach einem Erhebungsbogen dokumentiert:

1. Patientendaten (Name, Geburtsdatum, Geschlecht, Anschrift

Krankenversicherungsverhältnis)

2. Unfalldaten (Unfalldatum, Unfalltageszeit)

3. Daten zur Verletzung (Lokalisation der Verletzung in Seite, Kopf,

Arme, Wirbelsäule und Thorax, Becken, Bein mit weiterführender

Unterteilung ; Art der Verletzung in Luxation, Distorsion, Fraktur, Prellung,

Wunde ; Art der Versorgung in konservativ und verschieden operative

Verfahren ; Komplikationen)

4. Daten zum Krankenhausaufenthalt (ambulant/stationär,

Aufenthaltsdauer)

5. Anamnese des Unfallereignisses

14

Patienten und Methodik

2.1 Fragebogen

Zur weiteren Datengewinnung wurde den ermittelten Patienten ein

dreiseitiger Fragebogen an die letzte bekannte Anschrift zugesandt. Der

Fragebogen diente der zusätzlichen Datengewinnung. Dabei sollten

vorrangig Fragen zu den Umständen des Sturzereignissen, wie

Bodenverhältnisse, Sicherung der Leiter und Art der Leiter beantwortet

werden. Weitere Fragen befassten sich mit den beruflichen, sozialen und

persönlichen Folgen des Sturzereignisses.

Der Fragebogen war wie folgt aufgebaut:

15

Patienten und Methodik

Fragebogen

Name:______________________________

1. Wann hat der Unfall genau stattgefunden

Unfalldatum: ____/____/____ Tageszeit: _________________

2. Wie kam es zu dem Unfall ?

O Leiter weg gerutscht, warum?............................................

O Defekte Sprosse O Defekte Haltebänder / Sicherung O Leiter zu hoch ausgefahren O Stufen / Sprossen rutschig O falsches Schuhwerk O Leiter am Boden nicht gesichert O Leiter gegen ungeeigneten Widerstand gestellt O Unkonzentriertheit O Überschätzung O Gleichgewichtsverlust O Schwindel / Ohnmacht O anderen Ursachen, welche?.............................................

3. Um welchen Leitertyp handelte es sich ?

O Trittleiter

O einfache Holzleiter O einfache Aluminiumleiter O ausfahrbare Leiter

O ausklappbare Leiter O Mehrsegmentleiter

16

Patienten und Methodik

4. Wie viele Sprossen / Trittstufen hatte Ihre Leiter?

O 1-5

O 6-10

O 10-20

O über 20

5. Wie hoch war die Sturzhöhe?

O bis 1m

O 1 - 2m O 2 - 3m O über 3m

6. Wo ereignete sich der Unfall?

O Garten

O Haushalt O Landwirtschaft O Bau O sonstiges, wo?...........................................

7. Wofür benötigten Sie die Leiter?

____________________________________________

17

Patienten und Methodik

8. Wie lange dauerte die Arbeitsunfähigkeit?

O keine Arbeitsunfähigkeit wegen geringer Schwere der Verletzung

O keine Arbeitsunfähigkeit wegen Rente, Frührente, Arbeitslosigkeit etc

O wenige Tage

O bis 2 Wochen O bis 4 Wochen O bis 2 Monate O bis 6 Monate O bis 1 Jahr O bis 1,5 Jahre O länger

9. Hat sich Ihr Erwerbsleben durch den Unfall verändert?

O nein

O Berufswechsel infolge des Unfalls früherer Beruf:________________________

heutiger Beruf:________________________

O bis heute durch den Unfall keine Berufsaufnahme

O wegen des Unfalls berentet

10. Haben Sie aufgrund des Sturzes heute noch Schmerzen?

O nein

O mäßig O mittel O ständig

11. Kam es am betroffenen Gelenk zu einer Bewegungseinschränkung?

O keine Bewegungseinschränkung

O teilweise Bewegungseinschränkung

O vollständige Bewegungseinschränkung

18

Patienten und Methodik

12. Nehmen Sie noch schmerzstillende Medikamente?

O ja

O nein

13. Fühlen Sie sich durch die Unfallverletzung in Ihrer Leistungsfähigkeit

eingeschränkt?

O nein

O gering

O mäßig

O deutlich

14. Müssen Sie seit dem Unfall Hinken?

O ja

O nein

15. Können Sie seit dem Unfall Sport betreiben?

O ja, uneingeschränkt

O weniger

O leicht

O nein

16. Sind Sie durch den Unfall auf Hilfsmittel angewiesen?

O nein

O Gehilfe / Stock

O Spezial-Einlage

O Spezial-Schuhe

O Bandagen

O sonstige.......................................

19

Patienten und Methodik

17. Sind Sie mit dem Behandlungsergebnis zufrieden?

O außerordentlich

O mittel

O mäßig

O nein

18. Wenn Sie nochmals in der gleichen Situation wären,

was würden Sie dann anders machen?

Die ermittelten Daten wurden standardisiert in einer einheitlichen, für die

Datenerfassung erstellten, Excel Tabellenkalkulation erfasst und

anschließend mit Hilfe des SPSS Datenverarbeitungsprogramms nach

Häufigkeit (N) und Mittelwert ausgewertet.

Von den 418 Patienten antworteten nach einmaligem oder zweimaligem

Anschreiben insgesamt 213 (50,96%) der Patienten.

Von den Patienten mit beantwortetem und zurückgeschicktem

Fragebogen wurden die Aktendaten und die Auswertung des

Fragebogens berücksichtigt. Bei nicht vorliegendem ausgefülltem

Fragebogen wurden nur die Aktendaten zur Auswertung herangezogen.

Nicht berücksichtigt werden konnten die Daten von 42 Patienten bei

denen das Suchwort „Leiter“ zu falsch positiven Suchergebnisse führte. In

der Mehrzahl der Fälle handelte es sich um Schnittverletzungen durch

Leitern, Stoßverletzungen an Leitern und in einem Fall um einen Absturz

eines Paragleiters.

20

Patienten und Methodik

2.2 Chi-Quadrat-Test Chi-Quadrat-Tests dienen zur Analyse von Häufigkeitsunterschieden

bezüglich der Ausprägung eines oder mehrerer Merkmale. Je größer die

Abweichungen zwischen den tatsächlichen und den erwarteten

Häufigkeiten sind, desto unwahrscheinlicher ist ein zufälliger Unterschied

und desto eher wird vermutet, dass tatsächlich ein Zusammenhang

zwischen den Variablen besteht. Entscheidend sind hierbei nicht die

Abweichungen einzelner Felder, sondern die Gesamtabweichung, die sich

für die Tabelle ergibt.

Der Signifikanzwert wird auch als Irrtumswahrscheinlichkeit bezeichnet,

sie gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der die Nullhypothese irrtümlich

zurückgewiesen wird. Je geringer der Signifikanzwert ist, desto

wahrscheinlicher liegt ein Zusammenhang zwischen den getesteten

Variablen vor. Der Test kann jedoch nie mit Sicherheit klären, ob ein

solcher Zusammenhang vorliegt oder nicht. Häufig, und auch in der

vorliegenden Studie, wird als Richtwert angegeben, dass bei einer

Signifikanz von 5% oder weniger das Vorliegen eines Zusammenhangs

angenommen werden kann.

21

Ergebnisse

3 Ergebnisse

3.1 Patientenkollektiv

3.1.1 Alter der Patienten

Von den 418 Patienten waren 329 männlich und 89 weiblich.

Das durchschnittliche Alter zum Zeitpunkt des Unfalls betrug 46,7 Jahre.

Männer verunfallten im durchschnittlichen Alter von 45,7 Jahren. Das

durchschnittliche Alter der Frauen zum Zeitpunkt des Unfalls lag bei 50,3

Jahren. Das Alter der Patienten zum Zeitpunkt des Unfalls reichte vom 2.

bis zum 92. Lebensjahr.

Tabelle 3 :Alter beim Unfall nach Geschlecht in Anzahl (n)

und Prozent (%)

Geschlecht Alter in Jahren (Mittelwert)

Anzahl (n)

Standart- abweichung

Prozent (%)

männlich 45,7 329 14,48 78,7 weiblich 50,3 89 20,55 21,3 Gesamt 46,7 418 16,05 100

Die Verteilung der Altersgruppen zeigt einen prozentual höheren Anteil an

älteren Frauen. Männer waren in dieser Untersuchung eher in jüngeren

und mittleren Lebensjahren betroffen.

22

Ergebnisse

unter 20 20 bis 39 40 bis 59 60 bis 79 über 80

Altersgruppe Männer und Frauen in Jahren

0

50

100

150

200A

nzah

l (n)

10

107

152

59

9

22

21

31

6

Geschlechtmännlichweiblich

Abbildung 1: Altersgruppenverteilung der Patienten nach Geschlecht in

Jahren

In der Altersgruppe vom 20. bis zum 59. Lebensjahr verunfallten

insgesamt 302 Patienten. Davon lag der Anteil der männlichen Patienten

bei 85,8 % (259 der 302 Patienten), der Anteil der weiblichen Patienten

lag in dieser Altersgruppe bei 14,2% (43 der 302 Patienten). In der

Altersgruppe über 60 Lebensjahren stieg der Anteil der weiblichen

Patienten auf 38,1% (37 von 97 Patienten), der Anteil der männlichen

Patienten betrug hier 61,9% (60 von 97 Patienten).

23

Ergebnisse

Das Altershistogramm der Frauen zeigte einen eher zweigipfligen Verlauf,

mit Maximalwerten um das 35. Lebensjahr und einen zweiten Gipfel um

das 65. Lebensjahr.

0 20 40 60 80 100

Alter der Frauen beim Unfall in Jahren

0

20

40

60

80

100

Anz

ahl (

n)

3 6 5

1711 10

2011

51

Mean = 50,28Std. Dev. = 20,554N = 89

Abbildung 2: Histogramm Alter der weiblichen Patienten zum Zeitpunkt

des Unfalls in Jahren.

24

Ergebnisse

Die Altersverteilung der männlichen Patienten zeigt im Histogramm einen

Gipfel um die mittleren Lebensjahre. Angenähert an die

Normalverteilungskurve. Der Anteil der verunfallten Personen nach dem

60. Lebensjahr nimmt deutlich ab.

0 20 40 60 80

Alter der Männer beim Unfall in Jahren

0

20

40

60

80

100

Anz

ahl (

n)

1 1

18

37

60 6153

58

30

10Mean = 45,7Std. Dev. = 14,479N = 329

Abbildung 3: Histogramm Alter der männlichen Patienten zum Zeitpunkt

des Unfalls in Jahren.

25

Ergebnisse

3.1.2 Krankenkassen Von den insgesamt 418 Patienten waren 298 in gesetzlichen Kranken-

kassen (GK) versichert. Bei 120 Patienten bestand zum Zeitpunkt des

Unfalls ein Versicherungsschutz durch die Berufsgenossenschaften (BG).

Dabei kamen vor allem die berufsgenossenschaftlich versicherten

Patienten häufig von entfernteren Orten, teilweise nach auswärtiger

Primärversorgung in einem peripheren Krankenhaus zur operativen

Versorgung in die Berufgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil

Bochum.

Tabelle 4 : Verhältnis Geschlecht zu Krankenversicherung in Anzahl (n)

und Prozent (%).

GK (n) GK (%) BG (n) BG (%) Ges (n) Ges(%) Geschlecht männlich

214 51,2 115 27,5 329 78,7

Geschlecht weiblich

84 20,1 5 1,2 89 21,3

Gesamt 298 71,3 120 28,7 418 100

Von den männlichen Patienten der Studie waren zum Zeitpunkt des

Unfalls 35% berufsgenossenschaftlich versichert. Der Anteil der

weiblichen Patienten, die einen berufsgenossenschaftlich versicherten

Unfall erlitten, lag bei 6%. Insgesamt bestand bei 28,7% der Patienten

zum Zeitpunkt des Unfalls ein Krankenversicherungsschutz durch

Berufsgenossenschaften.

Legt man bei der Betrachtung der versicherten Patienten die

Altersgruppen zugrunde, waren 36,1% der Patienten im erwerbsfähigen

Alter zum Zeitpunkt des Unfalls berufsgenossenschaftlich versichert.

26

Ergebnisse

Tabelle 5: Verhältnis Altersgruppen zu Krankenversicherung in Anzahl (n)

und Prozent (%).

Altersgruppen GK(n) GK(%) BG(n) BG(%) Ges(n) Ges(%) Unter 20 12 2,9 7 1,7 19 4,6 20 bis 39 72 17,2 57 13,6 129 30,8 40 bis 59 121 28,9 52 12,4 173 41,3 60 bis 79 87 20,8 3 0,7 90 21,5 Über 80 6 1,4 1 0,2 7 1,6 Gesamt 298 71,3 120 28,7 418 100

3.2 Auswertung des Fragebogens 3.2.1 Unfallhergang

Insgesamt beantworteten 206 Patienten die Frage nach dem

Unfallhergang. Die Antwortmöglichkeiten wurden in drei Hauptgruppen

unterteilt: Technische Defekte der Leiter selbst, widrige

Allgemeinumstände und mangelnde Vorsicht bei Aufstellung und

Gebrauch der Leiter.

Zu den technischen Defekten der Leiter zählten defekte Sprossen und

defekte Haltebänder sowie Sicherungen. Diese Ursachen wurde von 3,4%

(7 von 206) der Patienten angegeben.

Insgesamt 8,3% (17 von 206) der Patienten gaben an, widrige

Allgemeinumstände wären für ihren Leitersturz ursächlich. Zu dieser

Gruppe zählten rutschige Sprossen und Stufen, sowie unpassendes

Schuhwerk.

Die Mehrzahl der Patienten gab mangelnde Vorsicht bei der Aufstellung

und Gebrauch der Leiter als Sturzursache an, insgesamt 75,7% (156 von

206) der Patienten antworteten in dieser Hauptgruppe. Enthalten waren

das Wegrutschen der Leiter, das mangelhafte Sichern der Leiter am

Boden, das Stellen der Leiter gegen einen ungeeigneten Widerstand,

Unkonzentriertheit, Überschätzung, Gleichgewichtsverlust und das

Auftreten von Schwindel und Ohnmacht.

27

Ergebnisse

Die restlichen 12,6% (26 von 206) der Patienten gaben sonstige nicht

näher bezeichnete Gründe an.

Tabelle 6: Unfallhergang beim Leitersturz, geordnet nach absteigender

Häufigkeit (n) und in Prozent (%).

Häufig-keit (n)

Prozente (%)

Kumulierte Prozente

(%) Leiter

weggerutscht, weil....

55 26,7 26,7

Leiter am Boden nicht gesichert 26 12,6 39,3

Konnten sich keiner der og. Kriterien zuordnen Sonstige….

26 12,6 51,9

Gleichgewichtsver-lust 25 12,1 64,1

Unkonzentriertheit 21 10,2 74,3 Leiter gegen

ungeeigneten Widerstand gestellt

12 5,8 80,1

Überschätzung 10 4,9 85,0 Stufen/ Sprossen

rutschig 9 4,4 89,3

falsches Schuhwerk 8 3,9 93,2

Schwindel/ Ohnmacht 7 3,4 96,6

defekte Haltebänder/ Sicherung

4 1,9 98,5

defekte Sprosse 3 1,5 100,0 Gesamt 206 100,0

28

Ergebnisse

3.2.2 Leitertyp Bei der Frage nach der zum Zeitpunkt des Unfalls benutzten Leiter hatten

die Patienten sechs Leitertypen zur Auswahl.

Mit 40,6% (82 von 202) der Unfälle waren dabei einfache Aluminiumleitern

am häufigsten im Gebrauch. Mit 19,8% (40 von 202) am zweithäufigsten

wurden zum Zeitpunkt des Unfalls Trittleitern benutzt. Zusammen mit

einfachen Holzleitern, in 8,9% der Unfälle benutzt, handelte es sich um

Leitern, die vorrangig im Haushalt gebraucht wurden. Solche wurden zum

Zeitpunkt des Unfalls von insgesamt 69,3% (140 von 202) der Patienten

benutzt. Komplexere Leitertypen wie ausklappbare Leitern mit 13,9% und

ausfahrbare Leitern mit 12,4%, sowie Mehrsegmentleitern mit 4,5% der

Leiterstürze, kamen weniger zum Einsatz. Der Anteil der komplexeren

Leitern betrug 30,7% (62 von 202) aller Leitertypen.

Tabelle 7: benutzter Leitertyp zum Zeitpunkt des Unfalls geordnet nach

absteigender Häufigkeit (n) und in Prozent (%).

Leitertypen

Häufig-keit (n)

Prozente (%)

Kumulierte Prozente (%)

einfache Aluminiumleiter 82 40,6 40,6 Trittleiter 40 19,8 60,4 ausklappbare Leiter 28 13,9 74,3 ausfahrbare Leiter 25 12,4 86,6 einfache Holzleiter 18 8,9 95,5 Mehrsegmentleiter 9 4,5 100,0 Gesamt 202 100,0

Tabelle 8: benutzter Leitertyp nach Versicherungsschutz zum Zeitpunkt

des Unfalls in Anzahl (n) und in Prozent (%).

Leitertypen GK(n) GK(%) BG(n) BG(%) Ges(n) Ges(%) einfache Aluminiumleiter 61 30,2 21 10,4 82 40,6 Trittleiter 31 15,4 9 4,5 40 19,8 ausklappbare Leiter 23 11,4 5 2,5 28 13,9 ausfahrbare Leiter 18 8,9 7 3,5 25 12,4 einfache Holzleiter 13 6,4 5 2,5 18 8,9 Mehrsegmentleiter 7 3,5 2 1,0 9 4,5 Gesamt 153 75,7 49 24,3 202 100

29

Ergebnisse

3.2.3 Sprossenanzahl Die Erfassung der Sprossenanzahl der einzelnen Leitern diente der

genaueren Bestimmung der Leiterhöhe. Von Leitern mit geringer

Sprossenanzahl ereigneten sich 64,4% (130 von 202) der Stürze. Dazu

zählten Leitern mit einer bis zu fünf Sprossen, in 29,7% der Unfälle

gebraucht und Leitern mit sechs bis zehn Sprossen, die in 34,7% der Fälle

benutzt wurden.

Leitern mit einer größeren Sprossenanzahl hatten insgesamt einen Anteil

von 35,6%. Leitern mit zehn bis zwanzig Sprossen waren in 28,2% der

Unfälle, mit über zwanzig Sprossen in 7,4% der Leiterstürze benutzt

worden.

29,7

34,7

28,2

7,4

1 - 5 Sprossen6 - 10 Sprossen11 - 20 Sprossenüber 20 Sprossen

Abbildung 4: Sprossenanzahl der benutzten Leiter beim Unfall

in Prozent (%)

30

Ergebnisse

3.2.4 Sturzhöhe Bei der Frage nach der jeweiligen Sturzhöhe gab es vier

Antwortmöglichkeiten zu Auswahl. Aus einer geringen Höhe unterhalb

eines Meters stürzten 25,9% (53 von 205) der Patienten. Eine Sturzhöhe

von ein bis zwei Metern gaben 30,7% (63 von 205) der befragten

Personen an. Die Mehrzahl der Patienten mit 34,6% (71 von 205) stürzte

aus einer Höhe von zwei bis drei Metern. Eine Sturzhöhe über drei Metern

gaben dagegen mit 8,8% (18 von 205) nur wenige Patienten an.

In zwei Hauptgruppen unterteilt stürzten etwa 60% der Patienten aus

relativ niedrigen Höhen von unter 2 m. Der Anteil der Sturzereignisse aus

größeren Höhen über 2 m lag mit 40% darunter.

Tabelle 9: Sturzhöhe von der Leiter mit Angabe der Häufigkeit (n) und

prozentualem Anteil (%).

Sturzhöhe

Häufigkeit (n)

Prozente (%)

Kumulierte Prozente

(%) bis 1 m 53 25,9 25,9 1- 2 m 63 30,7 56,6 2 - 3 m 71 34,6 91,2 über 3 m 18 8,8 100,0 Gesamt 205 100,0

Tabelle 10: Sturzhöhe von der Leiter nach Versicherungsschutz zum

Zeitpunkt des Unfalls in Häufigkeit (n) und Prozent (%).

Sturzhöhe GK(n) GK(%) BG(n) BG(%) Ges(n) Ges(%) bis 1m 44 21,5 9 4,4 53 25,9 1-2m 51 24,9 12 5,9 63 30,7 2-3m 51 24,9 20 9,8 71 34,6 über 3m 7 3,4 11 5,4 18 8,8 Gesamt 153 74,6 52 25,4 205 100

31

Ergebnisse

3.2.5 Unfallort Bei der Frage nach dem Unfallort wurde am häufigsten mit 38,3% der

Haushalt genannt. Etwa ein Viertel der Unfälle, 23,8%, ereigneten sich im

Garten. Von den befragten Patienten gaben 20.4% an, der Leitersturz

habe sich auf einer Baustelle zugetragen. Im technischen Gewerbe,

Installationsbereich und sonstiges ereigneten sich 15,6% der Unfälle.

Seltener, mit 1,9% wurde die Landwirtschaft als Unfallort genannt.

Tabelle 11: Unfallort beim Leitersturz geordnet nach absteigender

Häufigkeit (n) und in Prozent (%).

3.2.6 Arbeitsunfähigkeit Bei etwa der Hälfte der Patienten kam es durch den Leitersturz zu keiner

Arbeitsunfähigkeit. Bei 8,5% der Patienten (17 von 200) wurde aufgrund

der geringen Schwere der Verletzung keine Arbeitsunfähigkeit erreicht.

Häufiger kam es zu keiner Arbeitsunfähigkeit, da zur Zeit des Unfalls keine

Berufstätigkeit bestand. Diese Konstellation betraf 41% (82 von 200) der

Patienten.

Häufig-keit (n)

Prozente (%)

Kumulierte Prozente

(%) Haushalt 79 38,3 38,3 Garten 49 23,8 62,1 Bau 42 20,4 82,5 technisches

Gewerbe, sonstiges 32 15,6 98,1

Landwirtschaft 4 1,9 100,0 Gesamt 206 100,0

32

Ergebnisse

Zusammenfassend kam es bei 49,5% der Patienten zu keiner

Arbeitsunfähigkeit.

Eine Arbeitsunfähigkeit länger als sechs Monate gaben 17,5% (35 von

200) der befragten Patienten an. Bei alleiniger Betrachtung der

erwerbstätigen Patienten macht die Gruppe der länger als sechs Monate

arbeitsunfähigen Patienten einen Anteil von 34,7% aus.

Jeder Dritte der aufgrund des Leitersturzes arbeitsunfähig wurde blieb dies

länger als 6 Monate.

Tabelle 12: Dauer der Arbeitsunfähigkeit (AU) durch den Unfall in

Häufigkeit (n) und in Prozent (%).

Häufigkeit (n)

Prozente (%)

Kumulierte Prozente

(%) keine AU wegen

geringer Schwere der Verletzung

17 8,5 8,5

keine AU wegen Rente, Frührente, Arbeitslosigkeit, Erwerbsunfähigkeit

82 41,0 49,5

wenige Tage 15 7,5 57,0 bis 2 Wochen 3 1,5 58,5 bis 4 Wochen 7 3,5 62,0 bis 2 Monaten 13 6,5 68,5 bis 6 Monate 28 14,0 82,5 bis 1 Jahr 15 7,5 90,0 bis 1,5 Jahre 8 4,0 94,0 länger 12 6,0 100,0 Gesamt 200 100,0

33

Ergebnisse

wenige Tage

bis 2 Wochen

bis 4 Wochen

bis 2 Monaten

bis 6 Monate

bis 1 Jahr bis 1,5 Jahre

länger

Dauer der Arbeitsunfähigkeit

0

5

10

15

20

25

30

Proz

ent (

%)

14,9

3

6,9

12,9

27,7

7,9

14,9

11,9

Abbildung 5: Dauer der Arbeitsunfähigkeit in Prozent (%).

Patienten die eine Arbeitsunfähigkeit angaben erlitten am häufigsten

Frakturen.

Tabelle 13: Art der Verletzung bei Arbeitsunfähigkeit durch Leitersturz

in Anzahl (n) und Prozent (%)..

Fraktur Prellung Distorsion Wunde Luxation Anzahl 75 15 7 3 1 Prozent 74,3% 14,9% 6,9% 3,0% 1,0%

34

Ergebnisse

Erlittene Frakturen betrafen dabei am häufigsten die Wirbelsäule im

thorakolumbalem Übergangsbereich, sowie die Arme, mit Frakturen des

Radius, und das Fersenbein.

Die Verteilung der Arbeitsunfähigkeit nach Altersgruppen zeigt einen

hohen Anteil der 40 bis 59 jährigen Patienten bei länger bestehender

Arbeitsunfähigkeit. Bei den befragten Patienten über dem 60. Lebensjahr

bestand zumeist keine Berufstätigkeit mehr.

keine AU, geringe Schwere

keine AU, keine Berufstätigkeit

wenige Tage

bis 2 Wochen

bis 4 Wochen

bis 2 Monaten

bis 6 Monate

bis 1 Jahr

bis 1,5 Jahre

länger

Dauer der Arbeitsunfähigkeit

0

20

40

60

80

100

Anz

ahl (

n)

Altersgruppeunter 2020 bis 3940 bis 5960 bis 79über 80

Abbildung 6: Dauer der Arbeitsunfähigkeit und Anteil der jeweiligen

Altersgruppen in Häufigkeiten (n).

35

Ergebnisse

3.2.7 Veränderungen des Erwerbslebens Von den befragten Patienten gaben für das Gesamtkollektiv 83,8% an

durch den Unfall keine Veränderung des Erwerbslebens erfahren zu

haben. Die übrigen 16,2% erlebten Veränderungen des Berufslebens

durch Berufsunfähigkeit, einen Berufswechsel infolge des Unfalls oder

keine Möglichkeit der Berufsaufnahme durch den Unfall bis zum Zeitpunkt

der Befragung.

83,8

6,1

5,15,1

neinBerufswechsel infolge des Unfallsbis heute durch den Unfall keine Berufsaufnahmewegen des Unfalls berufsunfähig

Abbildung 7: Veränderung des Erwerbslebens durch den Leitersturz für

das Gesamtkollektiv in Prozent (%)

In dieser Betrachtung sind auch 82 Patienten (49,5% des

Gesamtkollektivs) enthalten, die laut eigenen Angaben nicht mehr

berufstätig sind oder aus anderen Gründen nicht am Berufsleben

36

Ergebnisse

teilnehmen. Betrachtet man nur die Verletzen, die zum Zeitpunkt des

Unfalls erwerbstätig waren und geht man gleichzeitig davon aus, dass ein

Unfall der eine Veränderung des Erwerbslebens zur Folge hat eine

mindestens eintägige Arbeitsunfähigkeit voraussetzt, ergeben sich ganz

andere Relationen. Von den verbleibenden 96 Patienten gaben 30,2%

Veränderungen des Erwerbslebens durch den Leitersturz an. Einen

Berufswechsel infolge des Unfalls vollzogen 12,5% der betreffenden

Patienten, weitere 10,4% der Befragten gaben an zum Zeitpunkt der

Befragung noch nicht den Beruf wieder aufgenommen zu haben.

Berufsunfähigkeit durch den Unfall gaben 7,3% der betreffenden Patienten

an.

69,8

12,5

10,4

7,3

neinBerufswechsel infolge des Unfallsbis heute durch den Unfall keine Berufsaufnahmewegen des Unfalls berufsunfähig

Abbildung 8: Veränderung des Erwerbslebens der Erwerbsfähigen und

einer mind. eintägigen Arbeitsunfähigkeit in Prozent (%).

37

Ergebnisse

Kam es zu einer Veränderung des Erwerbslebens erlitten die betroffenen

Patienten meist Verletzungen in Form von Frakturen. Dies traf für 93,75%

der Patienten zu. In einem Fall gab der Patient an, er könnte nach einer

LWS Prellung nur noch geringfügige Arbeit annehmen. Ein anderer

Patient gab an wegen einer Tendinitis der rechten Achillessehne

teilberentet zu sein.

3.2.8 Schmerzangabe Die Frage, ob sie durch den Leitersturz heute noch Schmerzen hätten,

beantworteten 59,2% der befragten Patienten positiv. Insgesamt 40,8%

der Patienten gaben an keine Schmerzen mehr durch den Unfall zu

haben. Weitere 21,8% der Patienten gaben noch mäßige Schmerzen

durch das Sturzereignis an.

Eine große Anzahl der befragten Patienten klagte noch heute über

Schmerzen durch den Unfall, die von mittlerer Schwere oder ständig

vorhanden sein. Insgesamt 37,4% der Patienten zählten zu diesen beiden

Gruppen. Von den befragten Patienten gaben 21,4% an noch ständig

unter Schmerzen durch den Unfall zu leiden.

38

Ergebnisse

nein mäßig mittel ständig

Schmerzen

0

10

20

30

40

50

Proz

ent (

%)

21,816

40,8

21,4

Abbildung 9: Angabe der verbliebenen Schmerzen durch den Unfall zum

Zeitpunkt der Befragung in Prozent (%).

Tabelle 14: Schmerzen durch den Unfall nach Verletzungsart in

Häufigkeit (n). Verletzungsart noch bestehende Schmerzen

nein mäßig mittel ständig Luxation 1 1 Distorsion 8 3 1 Fraktur 33 30 30 41 Prellung 29 7 2 Wunde 13 4 1 2

39

Ergebnisse

Wurden zum Zeitpunkt der Befragung noch Schmerzen aufgrund des

Leitersturzes angegeben, erlitten die betreffenden Patienten meist eine

Fraktur. Bei stärkeren Schmerzen waren über 90% der zugrunde

liegenden Verletzungen Frakturen.

3.2.9 Bewegungseinschränkung Auf die Frage, ob es durch den Unfall am betroffenem Gelenk zu einer

Bewegungseinschränkung gekommen sei, gaben 38,2% (78 von 204) der

Patienten keine Einschränkung der Bewegungsmöglichkeiten an.

Bei 55,9% (114 von 204) der befragten Patienten war es durch den Unfall

zu einer teilweisen Bewegungseinschränkung gekommen und 5,9% (12

von 204) der Befragten gaben an, eine vollständige

Bewegungseinschränkung durch den Leitersturz am betroffenem Gelenk

zurückbehalten zu haben. Insgesamt kam es bei 61,8% der befragten

Patienten zu einer mind. teilweisen Bewegungseinschränkung des

betroffenen Gelenkes.

40

Ergebnisse

38,2

55,9

5,9

keine Bewegungs-einschränkungteilweise Bewegungs-einschränkungvollständige Bewegungs-einschränkung

Abbildung 10: Bewegungseinschränkung an den betroffenen Gelenken

durch den Unfall in Prozent (%).

3.2.10 Medikamenteneinnahme Von den befragten Patienten gaben 79,6% (160 von 201) an, zum

Zeitpunkt der Befragung, aufgrund des Unfalls keine schmerzstillenden

Medikamente mehr einnehmen zu müssen. Eine Einnahme von

schmerzstillenden Medikamenten gaben 20,4% (41 von 201) der

befragten Patienten an.

Auf die Frage, ob zum heutigen Zeitpunkt weiterhin Schmerzen durch den

Unfall bestünden, gaben 59,2% der befragten Patienten noch mindestens

mäßige Schmerzen an.

41

Ergebnisse

nein ja

Medikamenteneinnahme

0

20

40

60

80

Proz

ent(%

)

79,6

20,4

Abbildung 11: Weiterhin Einnahme schmerzstillender Medikamente

aufgrund des Unfalls in Prozent (%).

3.2.11 Einschränkung der Leistungsfähigkeit

Eine deutliche Einschränkung der Leistungsfähigkeit gaben 24,9% (46 von

185) der befragten Patienten an. Bei 18,9% (35 von 185) der Patienten

kam es durch den Unfall zu einer mäßigen Einschränkung. Eine geringe

Einschränkung der Leistungsfähigkeit gaben 14,1% (26 von 185) der

Patienten an. Zu keiner Einschränkung der Leistungsfähigkeit durch den

Unfall kam es bei 42,2% (78 von 185) der befragten Patienten.

42

Ergebnisse

42,2

14,1

18,9

24,9

keinegeringmäßigdeutlich

Abbildung 12: Einschränkung der Leistungsfähigkeit durch den Unfall für

das Gesamtkollektiv in Prozent (%).

Betrachtet man lediglich die Patienten, bei denen durch den Leitersturz

auch eine Arbeitsunfähigkeit bestand, was für 50,3% (93 von 185) der

antwortenden Patienten zutrifft, kommt man zu anderen Relationen. Von

den betreffenden Patienten gaben 33,3% an, keine Einschränkung ihrer

Leistungsfähigkeit zurückbehalten zu haben. Eine geringe Einschränkung

gaben 16,1%, eine mäßige Einschränkung der Leistungsfähigkeit gaben

22,6% der Patienten an. Eine deutliche Einschränkung der

Leistungsfähigkeit durch den Unfall wurde von 28% der betreffenden

Patienten angegeben.

43

Ergebnisse

Tabelle 15: Einschränkung der Leistungsfähigkeit bei Arbeitsunfähigkeit in Häufigkeit (n) und Prozent (%).

Einschränkung der Leistungsfähigkeit Häufigkeit (n)

Prozente (%)

Kumulierte Prozente (%)

keine 31 33,3 33,3 gering 15 16,1 49,5 mäßig 21 22,6 72,0 deutlich 26 28,0 100,0 Gesamt 93 100,0

Bei der differenzierten Betrachtung der Einschränkung der

Leistungsfähigkeit nach Art der Verletzung der betroffenen Patienten

ergaben sich folgende Ergebnisse.

Patienten mit Frakturen gaben mit 34,7% am häufigsten eine deutliche

Leistungsfähigkeitseinschränkung an. Bei 22,3% der befragten Patienten

kam es zu einer mäßigen Einschränkung, insgesamt gaben also 57% der

Patienten mit Fakturen eine mindestens mäßige Einschränkung ihrer

Leistungsfähigkeit an. Bei leichteren Verletzungen kam es seltener zu

einer Einschränkung der Leistungsfähigkeit durch den Leitersturz.

Patienten mit Prellungen gaben zu fast 90% an, lediglich geringe oder

keine Einschränkung der Leistungsfähigkeit durch den Unfall davon

getragen zu haben.

Tabelle 16: Einschränkung der Leistungsfähigkeit im Verhältnis zur

Verletzungsart in Anzahl (n).

Einschränkung der Leistungsfähigkeit Verletzungsart keine gering mäßig deutlich Luxation 1 Distorsion 6 2 1 1 Fraktur 32 20 27 42 Prellung 29 2 3 1 Wunde 10 2 4 2

44

Ergebnisse

Tabelle 17: Einschränkung der Leistungsfähigkeit bei Frakturen in

Häufigkeit (n) und Prozent (%).

Einschränkung der Leistungsfähigkeit

Anzahl (n)

Prozent

(%) Kumulierte

Prozente (%) keine 32 26,4 26,4 gering 20 16,5 43,0 mäßig 27 22,3 65,3

deutlich 42 34,7 100,0

Die befragten Patienten, die sich infolge des Leitersturzes eine Fraktur

zuzogen, zeigten eine unterschiedliche Verteilung der

Leistungsfähigkeitseinschränkungen nach betroffener Körperregion.

keine gering mäßig deutlich

Einschränkung der Leistungsfähigkeit

0

10

20

30

40

50

Anz

ahl (

n)

KörperregionKopfArmeWirbelsäuleBeckenBein(OS+US)Bein(Pilon+OSG)Bein(Calcaneus)Bein(Fußwurzel+Mittelfuß+Zehen)

Abbildung 13: Verhältnis der Einschränkung der Leistungsfähigkeit nach

Körperregion bei Frakturen in Anzahl (n).

45

Ergebnisse

Keine Einschränkung der Leistungsfähigkeit durch den Unfall gaben

häufig Patienten mit Frakturen der oberen Extremität und des Fußes an.

Erlitten die Patienten Frakturen der Wirbelsäule, des Fersenbeins oder

des Sprunggelenks, kam es häufiger zu deutlicheren Einschränkung ihrer

Leistungsfähigkeit durch den Leitersturz.

3.2.12 Hinken

Auf die Frage, ob durch den Leitersturz zum Zeitpunkt der Befragung noch

ein Hinken bestehe, antworteten 22,8% (45 von 197) der Patienten positiv.

Bei 77,2% (152 von 197) der Patienten bestand keine verbliebene

Bewegungseinschränkung in Form von Hinken.

3.2.13 Sportfähigkeit

Von den befragten Patienten gaben 43,7% (83 von 190) an, seit dem

Unfall weiter uneingeschränkt Sport betreiben zu können. Bei 56,3% (107

von 190) der Patienten kam es nach dem Leitersturz zu einer

Einschränkung der Sportfähigkeit. Weniger Sport konnten danach 13,2%

(25 von 190) der Patienten betreiben, 20,0% (38 von 190) der befragten

Patienten war nach dem Unfall nur noch leichter Sport möglich. Keinen

Sport mehr nach dem Unfall betreiben zu können gaben 23,2% (44 von

190) der Patienten an.

46

Ergebnisse

23,2

43,7

13,2

20

keineja, uneingeschränktwenigerleicht

Abbildung 14: veränderte Sportfähigkeit nach dem Unfall in Prozent (%).

3.2.14 Hilfsmittel Von den befragten Patienten waren infolge des Unfalls 19,9% (40 von

201) auf Hilfsmittel angewiesen. Davon am häufigsten auf eine

Gehilfe/Stock, seltener war das Tragen von Spezialschuhen,

Spezialeinlagen in Schuhen oder die Verwendung von Bandagen nötig.

47

Ergebnisse

Tabelle 18: Notwendigkeit von Hilfsmitteln aufgrund des Unfalls in

Häufigkeit (n) und Prozent (%).

3.2.15 Zufriedenheit mit dem Behandlungsergebnis Auf die Frage nach der Zufriedenheit mit dem Behandlungsergebnis

antworteten 62,6% (124 von 198) der Patienten mit dem Ergebnis

außerordentlich zufrieden zu sein. Eine mittlere Zufriedenheit gaben

20,2% (40 von 198) der befragten Sturzopfer an. Eher unzufrieden waren

insgesamt 17,2% (34 von 198) der Patienten, davon 8,1% (16 von 198)

mäßig und 9,1% (18 von 198) nicht zufrieden mit dem jeweiligem

Behandlungsergebnis. Insgesamt gaben 82,8% der Patienten eine

mindestens mittlere Zufriedenheit mit dem Behandlungsergebnis an.

Hilfsmittel

Häufig-keit (n)

Prozente (%)

Kumulierte Prozente

(%) keine 161 80,1 80,1 Gehilfe/ Stock 16 8,0 88,1 Spezial-Schuhe 8 4,0 92,0 Spezial-Einlagen 4 2,0 94,0 Bandagen 4 2,0 96,0 sonstige..... 8 4,0 100,0 Gesamt 201 100,0

48

Ergebnisse

9,1

62,6

20,2

8,1

unzufriedenaußerordentlichmittelmäßig

Abbildung 15: Zufriedenheit der Patienten mit dem Behandlungsergebnis

in Prozent (%).

3.2.16 Verhalten in der gleichen Situation Die Frage wie sich die verunfallten Personen in der gleichen Situation

verhalten würden, wurde bewusst offen gehalten. Die 135 Aussagen die

sich auswerten ließen wurden in vier Hauptgruppen unterteilt; Verhalten

nach dem Unfall, persönliches Verhalten/Konzentration, unausweichliche

Situation/Schicksal und Leitersicherheit. Die vier Hauptgruppen wurden

jeweils weiter unterteilt.

49

Ergebnisse

Tabelle 19: Verhalten in gleicher Situation, in vier Hauptgruppen unterteilt,

in Häufigkeit (n) und Prozent (%) der Hauptgruppe.

1.Verhalten nach dem Unfall (insgesamt 17 Vorschläge)

Untergruppen Häufigkeit

(n) Prozent (%) der Hauptgruppe

Sofort zum Arzt/ins Krankenhaus

6 35,3

Andere Krankenhauswahl

4 23,5 Sofort ins Bergmannsheil 3 17,6 Weiterbehandlung im Krankenhaus

2 11,8

Gleiches Verhalten ( wieder sofort ins Bergmannsheil)

2 11,8

Summe

17 100

2. persönliches Verhalten/Konzentration (insgesamt 43 Vorschläge)

Untergruppen Häufigkeit (n) Prozent (%) der Hauptgruppe

Besser Aufpassen/konzentrieren

18 41,9 Keine Leiter mehr benutzen 8 18,6 Anderes Schuhwerk tragen 6 14,0 Ruhe bewahren/Zeit nehmen

5 11,6

Ähnliche Situation vermeiden 4 9,3 Schulung für richtigen Leiterumgang

1 2,3

Privat krankenversichern

1 2,3

Summe 43 100

50

Ergebnisse

3. unausweichliche Situation/Schicksal (insgesamt 12 Vorschläge)

Untergruppen Häufigkeit (n) Prozent (%) der

Hauptgruppe In ähnlicher Situation genau das Gleiche wieder tun

6 50

Ereignis ist unausweichlich

6 50 Summe 12 100

4. Leitersicherheit (insgesamt 63 Vorschläge)

Untergruppen Häufigkeit (n) Prozent (%) der Hauptgruppe

2. Person sichert Leiter

19 30,2 Allgemein mehr auf Sicherheit achten

18 28,6

Standfestigkeit erhöhen

13 20,6 Andere Leiter/Gerüst benutzen

6 9,5

Leiter mit Seil o.ä befestigen 3 4,8 Leiter gegen geeigneten Widerstand stellen

2 3,2

Arbeit durch andere Person/Fachpersonal ausführen lassen

2 3,2

Summe

63 100

Zusammenfassend hielten 8,9% (12 von 135) der befragten Patienten die

erlebte Situation für unausweichlich. Weitere 12,6% (17 von 135) der

Patienten gaben ein Verhaltensänderung für die Zeit nach dem Unfall an.

Insgesamt 78,5% (106 von 135) der befragten Patienten gaben eine

Änderung des Verhaltens in gleicher Situation an, die sich auf die

Leitersicherheit oder das persönliche Verhalten während der

Unfallsituation bezog.

51

Ergebnisse

3.3 Aktenteil 3.3.1 Seite Die Verletzungen, die sich einer Seite zuordnen ließen, verteilten sich fast

gleichmäßig auf beide Seiten. In 53,68% (270 von 503) der Fälle war die

linke Seite und in 46,32% (233 von 503)der Fälle die rechte Seite

betroffen.

3.3.2 Jahreszeit

20,12

23,08

25,44

31,36

Winter( Dezember-Februar )Frühjahr ( März-Mai )Sommer ( Juni-August )Herbst ( September-November )

Abbildung 16: Unfallzeitpunkt nach Jahreszeit in Prozent (%).

52

Ergebnisse

Anhand von Akten und ausgewerteten Fragebögen wurde das

Unfalldatum der Patienten einer Jahreszeit zugeordnet, unabhängig davon

ob sich der Leitersturz im freien Gelände oder witterungsgeschützt

ereignete. Dabei wurde der meteorologische Kalender benutzt.

Die meisten Leiterstürze mit 31,36% der betreffenden Patienten

ereigneten sich im Herbst. Im Sommer kam es zu 25,44% der Leiterstürze,

im Frühjahr zu weiteren 23,08% der Unfälle durch Stürze von Leitern. Die

wenigsten Leiterstürze ereigneten sich mit 20,12% der Stürze im Winter.

3.3.3 Tageszeit

28,5

31,7

33,5

4,6

morgens ( 6-10 Uhr)mittags ( 10-14 Uhr)nachmittags ( 14-18 Uhr)abends/nachts (18-22 Uhr)nachts ( 22-6 Uhr)

Abbildung 17: Unfallzeitpunkt nach Tageszeit in Prozent (%.)

53

Ergebnisse

Durch die ermittelten Daten wurde der Unfall einer Tageszeit zugeordnet.

Ein Tag wurde dabei in fünf Zeitabschnitte eingeteilt: morgens (6 bis 10

Uhr), mittags (10 bis 14 Uhr), nachmittags (14 bis 18 Uhr), abends (18 bis

22 Uhr) und nachts (22 bis 6 Uhr).

3.3.4 Art der Verletzung In den ausgewählten Fällen kam es insgesamt zu 652 Verletzungen.

Dabei erlitten die Patienten mit 50,2% (327 von 652) am häufigsten

Frakturen, in 25,5% (166 von 652) der Fälle kam es infolge des

Leitersturzes zu Prellungen. Wunden durch den Leitersturz waren in

14,0% (91 von 652) der Fälle aufgetreten. Zu Distorsionen kam es in 8,3%

(54 von 652) und zu Luxationen in 2,1% (14 von 652) der Fälle.

Luxation Distorsion Fraktur Prellung Wunde

Verletzungsart

0

10

20

30

40

50

60

Proz

ent

2,18,3

50,2

25,5

14

Abbildung 18: Art der erlittenen Verletzungen durch Leitersturz

in Prozent (%).

54

Ergebnisse

3.3.5 Verletzungen nach Körperregion Die durch den Leitersturz erlittenen Verletzungen betrafen die einzelnen

Körperregionen unterschiedlich häufig.

Verletzungen der Extremitäten machten dabei mehr als die Hälfte der

Verletzungen aus. Am häufigsten kam es infolge des Leitersturzes zu

Verletzungen der unteren Extremität (33,9%) und der oberen Extremität

(29,4%). Der Bereich der Wirbelsäule und des Brustkorbs war in 23% der

Unfälle betroffen. Seltener kam es zu Verletzungen des Kopfes (8,7%) und

des Beckens (4,9%).

Tabelle 20: Lokalisation der Verletzungen nach Körperregionen

in Anzahl (n) und Prozent (%).

Körperregion Anzahl (n) Prozent

(%) Kumulierte

Prozente (%) Kopf 57 8,7 8,7 Arme 192 29,4 38,2 Wirbelsäule 150 23,0 61,2 Becken 32 4,9 66,1 Bein(OS+US) 93 14,3 80,4 Bein(Pilon+OSG) 45 6,9 87,3 Bein(Calcaneus) 52 8,0 95,2 Bein(Fußwurzel+Mittelfuß+

Zehen) 31 4,8 100,0

Gesamt 652 100,0

55

Ergebnisse

Abbildung 19: Lokalisation der Verletzungen nach Körperregionen

in Prozent (%).

3.3.5.1 Kopf Verletzungen die den Kopf des Patienten betrafen waren in 45,6% (26 von

57) der Unfälle Wunden. Bei weiteren 40,4% (23 von 57) der Patienten mit

Kopfverletzungen kam es zu Prellungen. Frakturen im Bereich des Kopfes

traten bei 14,0% (8 von 57) der betroffenen Patienten auf.

Kam es infolge des Leitersturzes zu Prellungen des Kopfes erlitt der

Patient am häufigsten eine Schädelprellung, seltener Nasenbeinprellung

oder Jochbeinprellung.

56

Ergebnisse

Bei Patienten die sich durch den Leitersturz eine Wunde im Bereich des

Kopfes zuzogen, kam es zu Platzwunden unterschiedlicher Lokalisation.

Frakturen im Bereich des Kopfes waren häufig im Bereich Orbitaboden,

Nasenbein und Jochbein lokalisiert.

Fraktur Prellung Wunde

Art der Verletzungen am Kopf

0

10

20

30

40

50

Proz

ent

14

40,445,6

Abbildung 20: Art der Verletzungen am Kopf durch Leitersturz

in Prozent (%).

3.3.5.2 Arme Kam es infolge des Leitersturzes zu einer Verletzung des Armes, war am

häufigsten mit 27,1% (52 von 192) der Unfälle der Radiusknochen

beteiligt. Bei 16,7% (32 von 192) der betroffenen Patienten kam es zu

einer Verletzung im Bereich der Schulter, bei 13,5% (26 von 192) waren

die Handwurzelknochen betroffen.

57

Ergebnisse

Weitere 10,4% (20 von 192) der Armverletzungen waren im Bereich der

Finger lokalisiert und in 8,9% (17 von 192) war der Bereich des

Ellenbogens betroffen. Seltener kam es zu Verletzungen im Bereich des

Humerusschaftes (5,2%), des Olekranons (4,7%), der Mittelhandknochen

und der Scapula (jeweils 3,6%). Die Ulna war in 2,6% der Fälle betroffen,

der Unterarmschaft in 2,1% und zu Verletzungen im supra-/

diacondylärem Bereich kam es in 1,6% der Fälle.

Schulter

Humerusschaft

supra/ diacondyl

Ellenbogen

Olecranon

UA-Schaft

Radius

UlnaHW-Knochen

MHKFinger

Scapula

Lokalisation der Verletzungen am Arm

0

5

10

15

20

25

30

Proz

ent

16,7

5,21,6

8,94,7

2,1

27,1

2,6

13,5

3,6

10,4

3,6

Abbildung 21: Lokalisation der Verletzungen am Arm durch Leitersturz

in Prozent (%).

58

Ergebnisse

Kam es infolge des Leitersturzes zu Verletzungen des Arms waren die

einzelnen Bereiche des Arms nach Verletzungsart unterschiedlich häufig

betroffen.

Im Bereich der Schulter kam es prozentual häufiger zu Luxationen und

Prellungen, mehr als 50% der Luxationen, den Arm betreffend, ereigneten

sich hier. Im Bereich der Handwurzelknochen ereigneten sich am

häufigsten Distorsionen, hier war fast die Hälfte der Verletzungen dieses

Typs lokalisiert. Mehr als die Hälfte der Frakturen im Bereich es Arms

betrafen den Radius. Patienten mit Verletzungen an Radius und Ulna,

infolge des Sturzes, erlitten in unserer Auswertung vorrangig Frakturen.

Wunden waren mit etwa 30% der Verletzungen am häufigsten im Bereich

der Finger lokalisiert, betrafen zudem fast alle sonstigen Abschnitte des

Arms.

Patienten die sich im Rahmen des Leitersturzes eine Prellung des Arms

zuzogen, erlitten diese Verletzung meist im Bereich des Oberarmkopfes,

der Handwurzelknochen oder des Ellenbogens.

Patienten, die sich infolge des Leitersturzes eine Fraktur des Arms

zuzogen, erlitten diese in über der Hälfte der Fälle im Bereich des Radius

(54,7%) (52 von 95). In 9,5% (9 von 95) der Fälle war die Schulter und in

7,4% (7 von 95) der Humerusschaft betroffen. Seltener kam es zu

Frakturen von Olecranon, Ulna und Handknochen.

59

Ergebnisse

Schulter

Humerusschaft

supra/ diacondyl

Ellenbogen

Olecranon

Radius

UlnaHW-Knochen

MHKFinger

Scapula

Lokalisation der Frakturen am Arm

0

10

20

30

40

50

60

Proz

ent

9,5 7,4 3,2 2,1 6,3 5,3 4,2 3,2 1 1 3,2

54,7

Abbildung 22: Lokalisation der Frakturen durch Leitersturz am Arm

in Prozent (%).

Die Therapie der Frakturen im Bereich des Arms war je nach Lokalisation

unterschiedlich. Kam es infolge des Leitersturzes zu einer Radiusfraktur,

erfolgte die Versorgung in 63,5% operativ, die übrigen 36,5%

Radiusfrakturen wurden funktionell therapiert.

60

Ergebnisse

Schulter

Humerusschaft

supra/ diacondyl

Ellenbogen

Olecranon

Radius

UlnaHW-Knochen

MHKFinger

Scapula

Lokalisation der Frakturen am Arm

0

10

20

30

40

50

60

Anz

ahl (

n)

33

19

Art der Versorgung (operativ/funktionell)

operativfunktionell

Abbildung 23: Versorgung der Frakturen des Arms nach Lokalisation

in Anzahl (n).

Prellungen des Arms waren am häufigsten im Bereich der Schulter

(28,3%) (13 von 46) und der Handwurzelknochen (23,9%) (11 von 46)

lokalisiert. Zu Prellungen des Ellenbogens kam es in 19,6% (9 von 46) der

betreffenden Unfälle. Finger waren bei 13,0% (6 von 46) der Prellungen

des Arms betroffen.

61

Ergebnisse

Schulter

Humerusschaft

Ellenbogen

UA-Schaft

HW-Knochen

Finger

Scapula

Lokalisation der Prellungen am Arm

0

5

10

15

20

25

30

Proz

ent (

%)

28,3

4,3

19,6

2,2

23,9

138,7

Abbildung 24: Lokalisation der Prellungen des Arms durch Leitersturz

in Prozent (%).

Kam es infolge des Leitersturzes zu Wunden am Arm waren die

Verletzungen mit 28,0% (7 von 25) am häufigsten im Bereich der Finger

lokalisiert. Der Ellenbogen und die Handwurzelknochen waren jeweils in

16,0% (4 von 25) der Wunden am Arm betroffen. Seltener kam es zu

Wunden im Bereich von Olekranon, Unterarmschaft und

Mittelhandknochen mit jeweils 12,0% (3 von 25) der Verletzungen.

62

Ergebnisse

3.3.5.3 Wirbelsäule und Brustkorb Bei den ausgewählten Patienten kam es infolge des Leitersturzes zu

insgesamt 150 Verletzungen der Wirbelsäule und des Brustkorbs.

Unabhängig von der Verletzungsart war der Bereich der

Lendenwirbelsäule (LWS) mit 43,3% (65 von 150) der Verletzungen am

häufigsten betroffen. Der Bereich der Brustwirbelsäule (BWS) war zu

19,3% (29 von 150) betroffen. Zu Verletzungen im Bereich der

Halswirbelsäule kam es bei 4,7% (7 von 150). Kreuzbein mit 2,7% (4 von

150) und Steißbein mit 1,3% (2 von 150) waren seltener Lokalisation für

Verletzungen in diesem Bereich. Verletzungen im Bereich des Brustkorbs

traten mit isolierten Verletzungen der Rippen in 14,7% (22 von 150) und

mit Rippenserienverletzungen in 13,3% (20 von 150) der betreffenden

Unfälle auf. Selten kam es zu Verletzungen im Bereich des Brustbeins.

Sternum

Os coccygis

Os sacrum

HWS

Rippenserien

Rippen

BWS

LWS

Lokalisation der Verletzungen an Wirbelsäule und Brustkorb

0

10

20

30

40

50

Proz

ent (

%)

1,3 2,7 4,7

19,3

43,3

13,3 14,7

Abbildung 25: Lokalisation der Verletzungen an Wirbelsäule und

Brustkorb in Prozent (%).

63

Ergebnisse

Die Verteilung der Verletzungsarten, die Wirbelsäule und angrenzende

Strukturen betreffend, zeigte deutliche Unterschiede. Frakturen und

Prellungen ereigneten sich mit unterschiedlicher Häufigkeit in mehreren

Abschnitten. Distorsionen traten insgesamt bei 2 Patienten auf und

betrafen jeweils die Halswirbelsäule. Ein Patient zog sich eine Wunde im

Bereich der Brustwirbelsäule zu. Zu Luxationen kam es in diesen

Körperbereichen nicht.

HWS

BWS

LWSOs sacrum

Os coccygis

Rippen

Rippenserien

Sternum

Verteilung der Verletzungsarten an Wirbelsäule und Brustkorb

0,0%

20,0%

40,0%

60,0%

80,0%

100,0%

Proz

ent (

%)

VerletzungsartDistorsionFrakturPrellungWunde

Abbildung 26: Verteilung der Verletzungsarten an Wirbelsäule und

Brustkorb in Prozent (%) der Verletzungsart.

Von den insgesamt 150 Verletzungen, die Wirbelsäule und den Brustkorb

betreffend, kam es bei 97 Patienten zu Frakturen infolge des Leitersturzes.

Diese verteilten sich mit unterschiedlicher Häufigkeit auf die

verschiedenen Lokalisationen.

64

Ergebnisse

Etwa die Hälfte aller Patienten mit Frakturen an Wirbelsäule und Brustkorb

zog sich diese im Bereich der Lendenwirbelsäule zu. Zu Frakturen im

Bereich der Brustwirbelsäule kam es in 15,5%. Der thorakolumbale

Übergang war mit 41,2% der Frakturen insgesamt am häufigsten

betroffen. Der Brustkorb war mit isolierten Rippenfrakturen in 14,4% und

mit Rippenserienfrakturen in 13,4% der Unfälle betroffen. Frakturen der

Halswirbelsäule zogen sich 3,1% der betroffenen Patienten zu. Kreuzbein,

Steißbein und Brustbein waren jeweils in 1% betroffen.

Os sacrum

Os coccygis

Sternum

HWS

Rippenserien

Rippen

BWS

LWS

Lokalisation der Frakturen an Wirbelsäule und Brustkorb

0

10

20

30

40

50

60

Proz

ent (

%)

3,1

15,5

50,5

13,4 14,4

Abbildung 27: Lokalisation der Frakturen durch Leitersturz im Bereich

Wirbelsäule und Brustkorb in Prozent (%).

65

Ergebnisse

Bei insgesamt 16 Patienten kam es durch Verletzungen infolge des

Leitersturzes zu neurologischen Ausfällen.

Am häufigsten führten LWK-1-Frakturen zu neurologischen Ausfällen. Bei

fünf Patienten kam es zu einem Conus-Cauda-Syndrom, zwei weitere

erlitten ein inkomplettes Conus-Cauda-Syndrom.

Bei zwei Patienten kam es infolge von tiefen Unterschenkelwunden zu

peripheren Nervenschäden.

Nach BWK-Frakturen erlitten zwei weitere Patienten eine Paraplegie, bei

einem Patienten kam es nach HWK-Fraktur zu einer Tetraplegie.

Tabelle 21: Neurologische Ausfälle nach Leitersturz in Anzahl (n).

Verletzung Anzahl

(n) Neurologische Ausfälle

LWK-1-Fraktur 8 Conus-Cauda-Syndrom ( 5 )

Inkomplettes Conus-Cauda-

Syndrom ( 2 )

Andere neurologische Ausfälle Tiefe

Unterschenkelschaft-

wunde

2 Nervus peroneus Läsion

Andere Nervenschädigung

HWK-4-Luxationsfraktur

1 Komplette Tetraplegie

BWK-5-Fraktur 1 Komplette Paraplegie

BWK-6-Fraktur 1 Komplette Paraplegie

Calcaneusfraktur

1 Sensible Irritation N. tibialis

post. und N. suralis

Offene distale

Radiusfraktur

1 Peripherer Nervenschaden

Orbitafraktur

1 Schadelhirntrauma dritten

Grades

Summe (n)

16

66

Ergebnisse

Prellungen im Bereich der Wirbelsäule und des Brustkorbs traten

insgesamt bei 50 Patienten nach Sturz von der Leiter auf. Am häufigsten

kam es bei 32% der Patienten zu Prellungen der Lendenwirbelsäule.

Die Brustwirbelsäule war in 26% betroffen. Zu Prellungen des Brustkorbs

kam es an Rippen in 16% und zu Rippenserienprellungen in 14% der

Verletzungen. Seltener traten Prellungen im Bereich von Kreuzbein,

Halswirbelsäule und Steißbein auf.

Os coccygis

HWS

Os sacrum

Rippenserien

Rippen

BWS

LWS

Lokalisation der Prellungen an Wirbelsäule und Brustkorb

0

10

20

30

40

Proz

ent (

%)

2 4 6

2632

14 16

Abbildung 28: Lokalisation der Prellungen durch Leitersturz im Bereich

Wirbelsäule und Brustkorb in Prozent (%).

67

Ergebnisse

3.3.5.4 Becken Infolge des Leitersturzes kam es bei 32 Patienten zu Verletzungen des

Beckens. Die Verteilung der Verletzungen war dabei unterschiedlich. Am

häufigsten kam es bei den betreffenden Patienten zu Verletzungen des

Beckens selbst (62,5%). In 37,5% der Unfälle kam es zu einer Verletzung

des Acetabulum.

Die einzelnen Beckenabschnitte waren nach Verletzungsarten

unterschiedlich häufig betroffen.

Kam es infolge des Leitersturzes zu Prellungen in diesem Bereich war in

75% der Fälle das Becken selbst betroffen. Ein Patient zog sich eine

Wunde im Bereich des Beckens zu. Frakturen betrafen in mehr als der

Hälfte der Unfälle das Acetabulum.

3.3.5.5 Bein (Oberschenkel und Unterschenkel) Bei insgesamt 93 Patienten kam es infolge eines Leitersturzes zu

Verletzungen im Bereich der Beine oberhalb des Sprunggelenks.

Im Bereich des Unterschenkelschafts traten 33,3% der betreffenden

Verletzungen auf. Weitere 31,2% der Verletzungen betrafen das Knie. Der

Bereich des Oberschenkelschafts war in 15,1% betroffen. Seltener kam es

zu Verletzungen im Bereich des Hüftgelenks (6,5%), des Tibiakopfs

(5,4%), pertrochantären Verletzungen (4,3%) und Verletzungen der

Oberschenkelkondylen (1,1%).

68

Ergebnisse

pertrochantär

Schaft

Kondylen

KnieTibiakopf

US-Schaft

sonstige

Hüftgelenk

Lokalisation der Verletzungen an OS+US

0

10

20

30

40

Proz

ent (

%)

4,3

15,1

31,2

5,4

33,3

6,5

Abbildung 29: Lokalisation der Verletzungen durch Leitersturz an

Oberschenkel und Unterschenkel in Prozent (%).

Die häufigsten Verletzungen im Bereich des Oberschenkels und

Unterschenkels oberhalb des Knöchels infolge eines Leitersturzes waren

in 38,7% der Unfälle Wunden. Zu Frakturen kam es in 25,8% der

Verletzungen dieser Körperregion. In 24,7 % handelte es sich um

Prellungen durch den Sturz von einer Leiter und 10,8% der betroffenen

Patienten erlitten Distorsionen.

69

Ergebnisse

pertrochantär

Schaft

Kondylen

KnieTibiakopf

US-Schaft

sonstige

Hüftgelenk

Verteilung der Verletzungsarten an OS+US

0

5

10

15

20

Anz

ahl (

n)

VerletzungsartDistorsionFrakturPrellungWunde

Abbildung 30: Verteilung der Verletzungsarten nach Lokalisation an

Oberschenkel und Unterschenkel in Anzahl (n).

Kam es durch den Leitersturz zu Prellungen in diesem Bereich war am

häufigsten das Knie betroffen, zudem ereigneten sich noch Prellungen im

Bereich des Ober- und Unterschenkelschafts, sowie des Hüftgelenks.

Die insgesamt am häufigsten im diesem Bereich auftretenden Wunden

betrafen meist Unterschenkel und Knie.

Frakturen waren im Bereich des Unterschenkelschafts, Tibiakopfs und des

Oberschenkels lokalisiert.

Erlittene Distorsionen betrafen fast ausschließlich das Knie.

70

Ergebnisse

3.3.5.6 Bein (Pilon und oberes Sprunggelenk)

Verletzungen aufgrund eines Leitersturzes ereigneten sich in der

Körperregion oberes Sprunggelenk, einschließlich Pilon, insgesamt 45mal.

Mit insgesamt 62,2% der betreffenden Unfälle war am häufigsten das

obere Sprunggelenk betroffen. Davon waren 4,4% bimalleoläre

Verletzungen. Bei 33,3% der betreffenden Patienten kam es zu

Verletzungen im Pilonbereich. Zu Verletzungen des Talus kam bei 4,4%

der Patienten.

Pilon OSG-1+Knöchel OSG-bimalleolär Talus

Lokalisation der Verletzungen an Bein(Pilon+Sprunggelenk)

0

10

20

30

40

50

60

Proz

ent (

%)

33,3

57,8

4,4 4,4

Abbildung 31: Lokalisation der Verletzungen durch Leitersturz am Bein

(Pilon und Sprunggelenk) in Prozent (%).

71

Ergebnisse

Verletzungen in dem o.g. Bereich ereigneten sich nach Verletzungsart und

Lokalisation unterschiedlich häufig. Kam es durch den Sturz von der Leiter

zu Distorsionen ereigneten sich alle betreffenden Unfälle im Bereich des

oberen Sprunggelenks. Erlitten die Patienten Frakturen war mit 65,2% der

Pilonbereich am häufigsten betroffen. In insgesamt 26,1% der Frakturen

war das obere Sprunggelenk betroffen. Der Talushals war in 8,7% der

betreffenden Unfälle frakturiert.

Die wenigen Prellungen und Wunden betrafen jeweils das obere

Sprunggelenk.

Pilon OSG-1+Knöchel OSG-bimalleolär Talushals

Verteilung der Verletzungsarten am Bein(Pilon+Sprunggelenk)

0

5

10

15

20

Anz

ahl (

n)

VerletzungsartDistorsionFrakturPrellungTalus

Abbildung 32: Verteilung der Verletzungsarten am Bein (Pilon und

Sprunggelenk) in Anzahl (n).

72

Ergebnisse

3.3.5.7 Bein (Calcaneus)

Infolge des Leitersturzes kam es zu insgesamt 52 Verletzungen im

Bereich des Fersenbeins. Dabei handelte es sich in 94,2% der Unfälle um

Frakturen. Zu Prellungen kam es bei 5,8% der Patienten mit Verletzungen

in diesem Bereich.

Bei insgesamt drei Patienten kam es infolge des Leitersturzes zu

beidseitigen Frakturen des Fersenbeins.

94,2

5,8

FrakturPrellung

Abbildung 33: Verteilung der Verletzungsarten am Calcaneus

in Prozent (%).

73

Ergebnisse

Die insgesamt drei Prellungen im Bereich Calcaneus wurden alle

konservativ behandelt. Erlitten die Patienten infolge des Leitersturzes eine

Fraktur des Calcaneus erfolgte am häufigsten eine operative Versorgung

mit Platten- und Schraubenosteosynthese (78,8%). In einem Fall erfolgte

die Versorgung mittels Fixteur externe. Konservativ wurden 13,5% der

Calcaneusfrakturen behandelt.

Tabelle 22: Verletzungen des Calcaneus nach Verletzungsart und Art der

Versorgung in Anzahl (n) und Prozent (%). Calcaneusverletzungen

Verletzungsart Gesamt Fraktur Prellung

Art der

3.3.5.8 Bein (Fußwurzel, Mittelfuß und Zehen)

Bei insgesamt 31 Patienten kam es infolge des Leitersturzes zu

Verletzungen im Bereich der Fußwurzel, des Mittelfußes und der Zehen.

Am häufigsten waren dabei mit 32,3% der Unfälle die Mittelfußknochen

betroffen. Weitere 25,8% der Patienten mit Verletzungen im oben

genannten Bereich erlitten Verletzungen der Zehen. Das Cuboid war bei

16,1% der betreffenden Patienten verletzt.

Zu Verletzungen im Bereich des Kahnbeins und der Würfelbeine kam es

jeweils in 9,7% der Leiterstürze.

Das Lisfranc-Gelenk war bei 6,5% der betreffenden Patienten verletzt.

Versorgung konservativ 7

(13,5%) 3

(5,8%) 10

(19,2%) Fixateur 1

(1,9%) 0 1 (1,9%)

Platte/ Schraube

41 (78,8%) 0 41

(78,8%) Gesamt 49

(94,2%) 3

(5,8%) 52

(100%)

74

Ergebnisse

Cuboid Naviculare Cuneiforme MFK Zehen Lisfranc

Lokalisation der Verletzungen am Bein(Fußwurzel+Mittelfuß+Zehen)

0

10

20

30

40

Proz

ent (

%)

16,19,7 9,7

32,325,8

6,5

Abbildung 34: Lokalisation der Verletzungen am Bein

(Fußwurzel+Mittelfuß+Zehen) in Prozent (%).

Kam es infolge des Sturzes zu Prellungen des o.g. Bereichs, waren in

66,7% der Unfälle die Mittelfußknochen betroffen, 33,3% der Prellungen

ereigneten sich im Bereich der Zehen. Distorsionen kamen mit 33,3% am

häufigsten im Bereich des Cuboid vor, jeweils in 22,2% der Distorsionen in

dieser Körperregion kam es zu Verletzungen vom Os naviculare oder der

Zehen. Seltener waren die Ossa cuneiforme oder die Mittelfußknochen

betroffen. Die häufigste Verletzungsart in dieser Körperregion waren

Frakturen, dabei waren in 38,5% die Mittelfußknochen betroffen. Seltener

kam es zu Frakturen der Zehen und der anderen Fußknochen.

75

Ergebnisse

Verletzungen in Form von Wunden und Luxationen zogen sich die

Patienten durch den Leitersturz in dieser Körperregion seltener zu.

Ereigneten sich Frakturen durch den Leitersturz in diesem Bereich erfolgte

am häufigsten eine konservative Behandlung (84,6%). Jeweils bei einem

Patienten wurde mittels Fixateur externe sowie Platten-/

Schraubenosteosynthese operativ therapiert.

Tabelle 23: Lokalisation der Fraktur am Bein (Fußwurzel, Mittelfuß

und Zehen) und Art der Versorgung in Anzahl (n) und Prozent (%).

Art der Versorgung Lokalisation der Frakturen konservativ Fixateur

Platte/ Schraube Gesamt

Cuboid 1 (7,7%) 0 1

(7,7%) 2

(15,4%) Naviculare 1

(7,7%) 0 0 1 (7,7%)

Cuneiforme 2 (15,4%) 0 0 2

(15,4%) MFK 5

(38,5%) 0 0 5 (38,5%)

Zehen 2 (15,4%) 0 0 2

(15,4%) Lisfranc 0 1

(7,7%) 0 1 (7,7%)

Gesamt 11 (84,6%)

1 (7,7%)

1 (7,7%)

13 (100%)

76

Ergebnisse

3.3.6 Versorgung der Verletzungen 3.3.6.1 Art der Versorgung Nach einem Leitersturz kam es in unserer Untersuchung bei den

zutreffenden Patienten zu insgesamt 652 Verletzungen die konservativ

oder operativ versorgt wurden. Am häufigsten wurde dabei die

entstandene Verletzung konservativ versorgt. Dies traf in 69,4% der

Versorgungen zu.

69,41,5

7,1

16,1

3,5

konservativMarknagelFixateurPlatte/ SchraubeK.-DrähteOP sonstige

Abbildung 35: Art der Versorgung nach Leitersturz in Prozent (%).

77

Ergebnisse

Die restlichen 30,6% der Versorgungen waren operativ. Davon erfolgte am

häufigsten eine Versorgung in Form von Platten- oder

Schraubenosteosynthesen (16,1%). Eine operative Versorgung erfolgte in

7,1% der Unfälle mittels Fixateur, in weiteren 2,3% der Versorgungen

mittels K-Draht Osteosynthese und in 1,5 % in Form eines Marknagels.

Bei 3,5% der Patienten erfolgte eine operative Versorgung durch ein

anderes Verfahren.

Bei der alleiniger Betrachtung der operativen Verfahren stellte die Platten-

oder Schraubenosteosynthese mit über der Hälfte der Operationen die

häufigste Art der Versorgung dar.

Eine Versorgung der erlittenen Verletzungen erfolgte in 23,1% der

Operationen mittels Fixateur, meist in Form eines Fixateur interne bei

Wirbelkörperfrakturen. Seltener kam es zu einer Versorgung mit Kirschner

Drähten oder in Form eines Marknagels. Insgesamt 11,6% der operativen

Verfahren ließen sich keinem der oben genannten Verfahren zuordnen.

3.3.6.2 Verletzungen nach Körperregionen bei operativer Versorgung

War infolge des Unfalls eine operative Versorgung der Verletzungen nötig,

dies betraf 30,6% der ermittelten Verletzungen, waren die einzelnen

Körperabschnitte unterschiedlich häufig betroffen.

Mit 28,6% der operativen Versorgungen am häufigsten betroffen waren

die Arme der Patienten. In 21,1% der Operationen kam es zu einer

Versorgung des Fersenbeins. Weitere 19,1% der operativen

Versorgungen betrafen den Bereich der Wirbelsäule und des Brustkorbs.

Operationen im Körperbereich der Beine oberhalb des Sprunggelenkes

kamen in 12,6% und des Sprunggelenkes in weiteren 10,6% vor. Von den

operativ versorgten Patienten erlitten 5% die betreffenden Verletzungen

im Bereich des Beckens. Jeweils 1,5% der Operationen betrafen den

Bereich des Kopfes oder des Fußes distal des Sprunggelenkes.

78

Ergebnisse

KopfArme

Wirbelsäule

Becken

Bein(OS+US)

Bein(Pilon+OSG)

Bein(Calcaneus)

Bein(Fußwurzel+M

Lokalisation der Verletzungen nach Körperregionen

0

5

10

15

20

25

30

Proz

ent (

%)

1,5

28,6

19,1

5

12,6 10,6

21,1

1,5

Abbildung 36: Lokalisation der Verletzungen nach Körperregionen bei

operativer Versorgung in Prozent (%).

3.3.6.3 Platten- und Schraubenosteosynthese

Eine operative Versorgung der Verletzungen durch Leitersturz mittels

Platten- und Schraubenosteosynthese war bei 105 Operationen nötig. Bei

der prozentuellen Verteilung waren der Bereich der Fersenbeine sowie der

Arme am häufigsten betroffen. In 39% der Platten- und

Schraubenosteosynthesen waren die Fersenbeine betroffen. Weitere

32,4% dieser Osteosynthesen betrafen die Arme. Die Beine im Bereich

der oberen Sprunggelenke machten 14,3% der so operativ versorgten

Lokalisationen aus.

79

Ergebnisse

Das Becken war in 7,6% und die Beine im Bereich Oberschenkel und

Unterschenkel in 5,7% der betreffenden Patienten verletzt. Bei einem

Prozent dieser Osteosynthesen war die Verletzung im Bereich der

Fußwurzel lokalisiert.

ArmeBecken

Bein(OS+US)

Bein(Pilon+OSG)

Bein(Calcaneus)

Bein(Fußwurzel+Mitt

Lokalisation der Verletzungen nach Körperregionen

0

10

20

30

40

Proz

ent (

%)

32,4

7,6 5,714,3

39

1

Abbildung 37: Lokalisation der Verletzungen nach Körperregionen bei

Platten- und Schraubenosteosynthese in Prozent (%).

3.3.6.4 Fixateur

Mittels Fixateur wurden insgesamt 46 Verletzungen, die durch einen Sturz

von einer Leiter entstanden, versorgt.

80

Ergebnisse

Dabei war mit 76,1% der operativen Versorgung dieser Art die Wirbelsäule

am häufigsten betroffen, wobei es sich ausschließlich um Fixateur interne

handelte. Seltener wurde mit 10,9% dieses Verfahrens das obere

Sprunggelenk versorgt. Der Bereich Oberschenkel und Unterschenkel war

bei 6,5% der Versorgungen durch Fixateur betroffen. Jeweils 2,2% der

operativen Versorgungen durch Fixateur betraf die Arme, das Fersenbein

oder die Fußwurzel.

ArmeW

irbelsäule

Bein(OS+US)

Bein(Pilon+OSG)

Bein(Calcaneus)

Bein(Fußwurzel+Mitt

Lokalisation der Verletzungen nach Körperregionen

0

20

40

60

80

Proz

ent (

%)

2 2

76,1

6,5 10,92 2 2 2

Abbildung 38: Lokalisation der Verletzungen nach Körperregionen bei

operativer Versorgung mittels Fixateur in Prozent (%).

81

Ergebnisse

3.3.6.5 Marknagel

Kam es infolge eines Leitersturzes zu Verletzungen, die eine operative

Versorgung nötig machten, erfolgte bei 10 Patienten eine Versorgung

mittels Marknagel. Der Bereich von Oberschenkel und Unterschenkel war

mit 80% der versorgten Verletzungen am häufigsten betroffen. Weitere

20% der Marknagelversorgungen erfolgten im Bereich der Arme.

3.3.6.6 Kirschner Drähte

Tabelle 24: Lokalisation der Verletzungen nach Körperregionen bei

operativer Versorgung mit Kirschner Drähten in Anzahl (n) und

Prozent (%).

Betroffene Körperregion

Anzahl (n)

Prozent (%)

Kumulierte Prozente (%)

Arme 14 93,3 93,3 Bein (Fußwurzel+

Mittelfuß+Zehen) 1 6,7 100,0

Gesamt 15 100,0

In insgesamt 15 Patienten kam es nach Leitersturz zu Verletzung die

operativ mit Kirschner Drähten versorgt wurden. Davon waren bei 93,3%

der Bereich der Arme betroffen, bei einem Patienten erfolgte die

Versorgung im Bereich Fußwurzel, Mittelfuß und Zehen.

3.3.7 Komplikationen

Bei insgesamt 10 Patienten kam es im stationären Verlauf zu

Komplikationen in Form einer Infektion. Bei 90% dieser Infektionen

handelte es sich bei der ursächlichen Verletzung um eine Fraktur.

82

Ergebnisse

Bei einem Patienten kam es zu einer Infektion nach Prellung des linken

Unterschenkels. Die Versorgung der Verletzung war insgesamt in 40%

konservativ und in 60% operativ erfolgt.

Bei 5 Patienten war nach operativer Versorgung eine erneute Operation

nötig. Bei 2 Patienten war eine Pilon tibiale Fraktur primär mit Fixateur

externe und im weiteren Verlauf mittels Platten/-schraubenosteosynthese

versorgt worden. Nach stattgehabter offener Oberarmfaktur musste ein

Patient erneut operativ versorgt werden. Ein Patient zog sich infolge des

Leitersturzes eine Schulterluxation zu, die geschlossen reponiert wurde,

zu einem späteren Zeitpunkt erfolgte die operative Versorgung. Ein

weiterer Patient erhielt nach distaler Unterschenkelfraktur eine

Spalthautdeckung im Operationsgebiet.

Eine Pseudarthrosenbildung als Komplikation erlitten 5 Patienten, bei allen

war die Verletzung dabei im Bereich des Arms lokalisiert. Bei 2 Patienten

war eine distale Radiusverletzung primär mit Kirschner Drähten versorgt

worden. Nach distaler Oberarmfraktur mit Platten/-und

Schraubenosteosynthese kam es bei einem Patienten zu

Pseudarthrosenbildung mit anschließender erneuter osteosynthetischer

Versorgung. Bei einem weiteren Patienten entstand eine Pseudarthrose

nach funktioneller Versorgung einer Humerusschaftfraktur. Bei einem

anderen Patienten kam es nach operativer Versorgung einer erstgradig

offenen Ellenbogenfraktur zu einer Pseudarthrosenbildung.

Ein Patient der Untersuchung verstarb infolge eines Leitersturzes. Er zog

sich schwerste Thoraxverletzungen mit intrathorakalem Gefäßschaden zu,

als er mit der Leiter abrutschte und direkt mit der rechten Thoraxhälfte auf

einen Zaun schlug.

Bei den sonstigen Komplikationen handelte es sich teilweise um

begleitende Weichteilverletzungen. Zur Vollständigkeit werden die vier

Fälle einzeln aufgeführt. Der Patient W. erlitt eine kleinflächige

Wundrandnekrose nach Calcaneusfaktur. Ebenfalls nach Calcaneusfraktur

kam es bei dem Patienten K. zu einer Arthrose des unteren

Sprunggelenks. Durch den Leitersturz zog sich der Patient M. eine

Schädelfraktur sowie Lungenkontusion und eine Milzruptur zu, diese

machte eine spätere Splenektomie nötig. Bei dem Patienten N. kam es

83

Ergebnisse

nach Rippenfraktur zu einem iatrogenen Pneumothorax rechts. Über die

Komplikationsentstehung ließen sich keine näheren Details ermitteln.

Infekt Re-OP Pseudarthrose Tod sonstige

Komplikationen nach Leitersturz

0

5

10

15

20

Anz

ahl (

n)

10

5 5

14

Abbildung 39: Komplikationen nach Leitersturz in Anzahl (n).

3.3.8 Krankenhausaufenthalt

Von den erfassten Patienten erfolgte bei 40,74% eine stationäre

Aufnahme und nachfolgende Therapie. Bei 59,26% der Patienten kam es

zu einer ambulanten Behandlung infolge des Leitersturzes.

Die stationär aufgenommenen Patienten hatten einen durchschnittlichen

Krankenhausaufenthalt von 19,39 Tagen.

84

Ergebnisse

Der kürzeste Krankenhausaufenthalt betrug einen Tag, der längste

Krankenhausaufenthalt nach Leitersturz betrug 333 Tage.

59,26

40,74

ambulantstationär

Abbildung 40: Art des Krankenhausaufenthaltes in Prozent (%).

Kam es infolge eines Leitersturzes zu einem stationären Aufenthalt waren

Frakturen mit 90,2% die häufigsten erlittenen Verletzungen. Prellungen als

ursächliche Verletzungen machten 4,2% der stationären Aufenthalte aus,

bei Wunden waren es 2,8% der stationären Aufenthalte.

Luxationen und Distorsionen als Verletzungen lagen jeweils bei 1,4% der

stationär aufgenommen Patienten vor.

85

Ergebnisse

Die durchschnittliche Dauer des stationären Aufenthalts betrug bei

Patienten mit Frakturen 20,9 Tage, bei einem Mindestaufenthalt von

einem Tag und einer maximalen Aufenthaltsdauer von 333 Tagen.

Patienten die eine ambulante Therapie aufgrund des Leitersturzes

erhielten erlitten als häufigste Verletzung mit 40,9% eine Prellung. Bei

23,1% der ambulant behandelten Patienten kam es zu Frakturen. Wunden

erlitten 18,3% der ambulanten Patienten, bei 15,4% kam es zu

Distorsionen infolge des Leitersturzes.

Luxationen als ursächliche Verletzungen ereigneten sich bei 2,3% der

ambulant behandelten Patienten.

Luxation Distorsion Fraktur Prellung Wunde

Art des Krankenhausaufenthalts nach Verletzungsart

0

20

40

60

80

100

120

140

Anz

ahl (

n)

5

32

48

85

38

129

6 4

ambulantstationär

Abbildung 41: Art des Krankenhausaufenthalts nach Verletzungsart in

Anzahl der Patienten (n)

86

Ergebnisse

Genaue Angaben über die Art des Krankenhausaufenthalts und die Dauer

des eventuellen stationären Aufenthalts ließen sich nur bei 351 der

insgesamt 418 ermittelten Patienten machen.

Tabelle 25: Durchschnittliche Dauer des stationären Aufenthalts nach

Verletzungsart in Tagen.

Verletzungs-

art

Insgesamt Luxation Distorsion Fraktur

Prellung Wunde

Durchsch.

stationärer

Aufenthalt

9,4 16,51 2,5 20,9 2,2 6,5

Tabelle 26: Durchschnittliche Dauer des stationären Aufenthalts bei

Frakturen nach Lokalisation in Tagen.

Lokalisat-

ion

Insg. Kopf Arme WS Becken Bein

(OS+

US)

Bein Bein (OSG)

(Calc

aneus

Fuß

Durchsch.

stationärer

Aufenthalt

20,9 28,0 16,4 25,3 25,3 17,5 24,4 18,4 14,5

87

Diskussion

4 Diskussion Leiterstürze treten sowohl im privaten Haushalt, als auch im Berufsleben

auf. Nicht selten sind die daraus folgenden Verletzungen ein Grund für die

Vorstellung in einer unfallchirurgischen Ambulanz. Dabei scheinen alle

Altersgruppen, jedoch mit unterschiedlicher Häufigkeit, betroffen zu sein.

Mit der vorliegenden Arbeit sollen Ursachen und Folgen der Unfälle

analysiert werden, um mögliche Präventionsempfehlungen für Hersteller,

Leiteranwender oder Versicherte postulieren zu können.

Das Alter der Patienten unserer Studie betrug zum Zeitpunkt des Unfalls

durchschnittlich 46,7 Jahre. Bei Männern zeigte die Altersgruppen-

verteilung einen eingipfligen Verlauf mit etwa gleichen Anteilen bei den 30-

60 Jährigen. Damit verunfallten sowohl Männer zu Beginn ihres

Arbeitslebens, als auch erfahrene Berufstätige gleichermaßen durch

Überschätzung und mangelnde Sicherung der Leiter.

Bei der Altergruppenverteilung der weiblichen Patienten zeigte sich ein

zweigipfliger Verlauf mit Häufungen der Verletzungen in der Gruppe der

30-40 Jährigen sowie der 60-70 Jährigen. Als mögliche Ursache des

zweiten Altersgipfels könnte der noch uneingeschränkte Aktivitätsgrad bei

beginnender Osteoporose sein.

Dabei zeigten sich vergleichbare Zahlen zu den anderen Studien, hier lag

das Durchschnittsalter in Bereichen von 43 bis 53 Jahren, wobei häufig

keine Differenzierung zwischen den Geschlechtern vorgenommen wurde

[13, 30, 32, 37].

Insbesondere im Rahmen von Arbeitsunfällen stürzten meistens Männer

aller Altersklassen in ähnlicher Häufigkeit. Innere Ursachen für den Sturz

waren dabei eher unwahrscheinlich.

Eine wesentliche Fragestellung der Studie lag daher auf der

Unfallentstehung und den daraus folgenden Möglichkeiten zur Prävention.

Dabei gaben drei Viertel der Patienten mangelnde Vorsicht bei der

Aufstellung und dem Gebrauch der Leiter als Sturzursache an. Technische

Defekte der Leiter spielten eine untergeordnete Rolle.

88

Diskussion

Selten gaben die Patienten auch rutschige Sprossen und unpassendes

Schuhwerk als Sturzursache an.

Die unkorrekte Positionierung und Sicherung der Leiter, sowie das

unachtsame Arbeiten auf der Leiter als häufigste Unfallursache waren

dabei unabhängig vom Alter und Geschlecht der Patienten.

Auf die Frage nach Präventionsmöglichkeiten machten ebenfalls mehr als

drei Viertel der Patienten Verbesserungsvorschläge zur Leitersicherung

oder zum persönlichen Verhalten, die den Leitersturz verhindern könnten.

Tabelle 27: Die zehn häufigsten Verbesserungsvorschläge der befragten

Patienten zur Änderung ihres Verhaltens in gleicher Situation in Anzahl (n)

und Prozent (%)

Rang Verbesserungsvorschlag Anzahl (n)

(insgesamt 135) Prozent (%)

1. Zweite Person sichert Leiter 19 14,1% 2. Beim Aufstellen der Leiter auf mehr

Sicherheit achten 18 13,3%

3. Selber besser Aufpassen/konzentrieren 18 13,3% 4. Standfestigkeit der Leiter erhöhen 13 9,6% 5. Keine Leiter mehr benutzen 8 5,9% 6. Andere Leiter/Gerüst benutzen 6 4,4% 7. Anderes Schuhwerk tragen 6 4,4% 8. Sofort ins Krankenhaus begeben 6 4,4% 9. Ruhiger arbeiten/ Zeit nehmen 5 3,7%

10. Ähnliche Situation vermeiden 4 3,0% Summe 103 76,1%

In der Literatur werden, ähnlich der aktuellen Untersuchung, als

Unfallmechanismen am häufigsten Leiterinstabilität, sowie Stolpern und

Ausrutschen auf den Sprossen und Unkonzentriertheit angegeben [32, 37,

38].

Viele Autoren halten die überwiegend subjektiven Unfallursachen durch

Verhaltensänderungen der Patienten als gut beeinflussbar. Dabei

beziehen sich die Verbesserungsvorschläge meist ebenfalls auf eine

Erhöhung der Standfestigkeit der Leiter und auf individuelle

Verhaltensänderungen der benutzenden Personen.

89

Diskussion

So sollte das Anstellen der Leiter in einem empfohlenen Winkel von 70-

75° zum Boden erfolgen. Die Leiter sollte immer durch eine zweite Person

gesichert werden. Gummiprotektoren am Fußende der Leiter können

diese zusätzlich gegen Verrutschen sichern.

Ausführliche Sicherheitshinweise in Form von Aufklebern auf den Leitern,

Aufklärungskampagnen, insbesondere für den privaten Bereich, und

ausführliches Informationsmaterial beim Kauf der Leiter sollten auf das

Gefahrenpotential aufmerksam machen.

Insbesondere Aufkleber im Sichtbereich der oberen Leiter könnten auf

einfache Sicherheitsvorkehrungen nochmals aufmerksam machen.

Beispiele dafür wären: „Sie hier oben und wer sichert unten?“ oder „Sie

stehen sicher, Ihre Leiter auch?“

[6, 12, 13, 20, 29, 30, 32, 34, 37, 38]

Diese Untersuchung und viele Autoren der Literatur kommen zu dem

Schluss, dass die meisten Unfälle vermeidbar gewesen wären, wenn die

Patienten elementare Grundregeln der Unfallverhütung beachtet hätten.

Hier liegen ihrer und meiner Meinung nach die Reserven und der

Hauptansatzpunkt für die Unfallprophylaxe.

Kam es zu einem Leitersturz erfolgte dieser am häufigsten von einfachen

Aluminiumleitern, die auch einen großen Teil der im allgemeinen

Gebrauch befindlichen Leitern ausmachen. Am signifikant häufigsten kam

es bei deren Gebrauch zu Frakturen. Trittleitern, die insgesamt am

zweithäufigsten gebraucht wurden, zeigten einen höheren Anteil von

leichteren Verletzungen. Zu dem signifikant höchsten Anteil an Frakturen

kam es durch Sturz von ausfahrbaren Leitern.

90

Diskussion

Tabelle 28: Verletzungsarten nach Leitertyp in Anzahl (n) und Prozent (%)

Leitertyp Verletzungsart in Anzahl (n) und Prozent (%) Luxation Distorsion Fraktur Prellung Wunde Summe Trittleiter 3

19 13 (6,4%)

5 40 (1,5%) (9,4%) (2,5%) (19,8%) Einfache Holzleiter

1 12 (5,9%)

4 (2%)

1 18 (0,5%) (0,5%) (8,9%) Einfache

Die meisten Leiterstürze ereigneten sich aus einer Sturzhöhe von 2-3 m.

Etwa die Hälfte der Patienten stürzte aus einer geringeren Höhe von unter

2 m.

Vergleichbare Zahlen fanden sich in der Literatur. Hier lag die

durchschnittliche Sturzhöhe zwischen 2,1 und 2,8 m. [12, 30, 32, 37]

Traten bei geringerer Sturzhöhe noch häufiger leichtere Verletzungen auf,

nahm der Anteil der Frakturen und Luxationen mit steigender Sturzhöhe

signifikant deutlich zu.

Bei einer Sturzhöhe über 3 m kam es meist zu schwereren Verletzungen

am häufigsten zu Frakturen der Wirbelsäule.

Aluminium- Leiter

2 (1%)

5 58 (28,7%)

11 (5,4%)

6 82 (2,5%) (3%) (40,6%)

Ausfahr- bare Leiter

1 (0,5%)

20 2 2 25 (9,9%) (1%) (1%) (12,4%)

Ausklapp- bare

1 (0,5%)

19 (9,4%)

4 4 28 (2%) (2%)

Leiter (13,9%)

Mehr- segment Leiter

5 3 1 9 (2,5%) (1,5%) (0,5%) (4,5%)

Summe 2 11 133 (65,8%)

37 19 202 (1%) (5,4%) (18,3%) (9,4%) (100%)

91

Diskussion

Tabelle 29: Verletzungsarten nach Sturzhöhe von der Leiter in Anzahl (n)

und Prozent (%)

Sturzhöhe Luxation Distorsion Fraktur Prellung Wunde gesamt bis 1m 9

(4,4%) 22

(10,7%)13

(6,3%) 9

(4,4%) 53

(25,8%) 1-2 m 2

(1,0%) 42

(20,5%)14

(6,8%) 5

(2,4%) 63

(30,7%) 2-3 m 2

(1,0%) 1

(0,5%) 54

(26,3%)9

(4,4%) 5

(2,4%) 71

(34,6%) über 3 m 16

(7,8%) 2

(1,0%) 18

(8,8%) gesamt 2

(1,0%) 12

(5,9%) 134

(65,3%)38 19 205

(18,5%) (9,2%) (100%)

Als Folge eines Leitersturzes kam es bei den 418 ausgewählten Patienten

zu insgesamt 652 Verletzungen. In der Hälfte der Unfälle waren dabei

Frakturen die Folge. Bei einem weiterem Viertel der Patienten kam es

infolge eines Leitersturzes zu Prellungen. Seltener erlitten die Verunfallten

Wunden, Distorsionen und Luxationen.

Häufigste Lokalisation der Verletzungen durch Leitersturz waren die

Extremitäten. Die untere Extremität war dabei mit einem Drittel am

häufigsten betroffen. Verletzungen der oberen Extremität waren

geringfügig seltener. Ebenfalls häufig kam es bei insgesamt einem Viertel

der Unfälle zu Verletzungen der Wirbelsäule und des Brustkorbs. Seltener

ereigneten sich Verletzungen des Kopfes und des Beckens.

Die durch einen Leitersturz am häufigsten verursachte Verletzung war in

der Studie die distale Radiusfraktur, sie machte allein etwa 8% aller

Verletzungen aus. Nahezu ebenso häufig kam es zu Frakturen der

Lendenwirbelsäule und des Calcaneus. Zudem kam es bei vielen

Patienten zu Kopfwunden und Kopfprellungen. Distorsionen betrafen am

häufigsten das Sprunggelenk.

Es fanden sich dabei ähnliche Zahlen in der Literatur. Hier kam es in allen

Studien am häufigsten zu Verletzungen der Extremitäten, meist war dabei

die untere Extremität gering häufiger betroffen.

92

Diskussion

Dies könnte dadurch erklärt werden, dass beim Abrutschen von der Leiter

größtenteils ein Anprall auf die untere Extremität erfolgt, häufig gefolgt von

Abfangbewegungen durch die obere Extremität.

[12, 13, 21, 30, 32, 37, 38]

Ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchung lag in den beruflichen und

sozialen Folgen des Leitersturzes für die betroffenen Patienten.

Zwar gaben etwa die Hälfte der befragten Patienten keine

Arbeitsunfähigkeit durch den Unfall an, dabei bestand jedoch bei einem

Großteil dieser Patienten keine Erwerbstätigkeit. Kam es zu einer

Arbeitsunfähigkeit bestand diese bei einem Drittel der betroffenen

Patienten für länger als 6 Monate. Ebenso kam es bei 30,2% der

arbeitsunfähigen Patienten zu einer Veränderung des Erwerbslebens, wie

Berufswechsel, Berentung oder einer ausbleibenden Wiederaufnahme der

beruflichen Tätigkeit, durch den Leitersturz. Die dafür ursächlichen

Verletzungen waren meist Frakturen.

Auch subjektiv gaben die Patienten häufig erhebliche Einschränkungen

infolge des Leitersturzes an.

So klagten mehr als die Hälfte der befragten Patienten über anhaltende

Schmerzen und eine Einschränkung der Sportfähigkeit durch den Unfall.

Eine mindestens mäßige Einschränkung der Leistungsfähigkeit gaben

43,8% der Patienten an. Und eine Fünftel der Verunfallten ist seit dem

Leitersturz auf Hilfsmittel in Form von Gehhilfe, Spezialschuhe o.ä.

angewiesen.

Der Leitersturz bedeutete damit für zahlreiche Patienten eine deutliche

andauernde Verschlechterung im Privatleben und Beruf.

Trotz dieser häufigen Einschränkung der Leistungsfähigkeit und der

Lebensqualität äußerten fast zwei Drittel der Patienten eine

außerordentliche Zufriedenheit mit dem Behandlungsergebnis.

In der Literatur ließen sich leider keine Daten zu diesen Fragenkomplexen

finden.

93

Diskussion

Neben den Langzeitfolgen entstanden durch die Verletzungen infolge des

Leitersturzes auch hohe Akutversorgungskosten. So wurden etwa 40%

der Patienten stationär aufgenommen, wobei der durchschnittliche

stationäre Aufenthalt 19,39 Tage betrug. Die längste stationäre

Verweildauer hatten dabei Patienten die Frakturen erlitten.

Eine australische Studie kam zu ähnlichen Ergebnissen [37].

Andere Studien lieferten leider keine differenzierten Zahlen zu diesem

Aspekt.

94

Zusammenfassung

5 Zusammenfassung

In einer retrospektiven Studie wurden die Behandlungsergebnisse von 418

Patienten ausgewertet, die sich aufgrund eines Leitersturzes in der

chirurgischen Abteilung der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken

Bergmannsheil Bochum zur operativen und konservativen Therapie

vorstellten. Der Zeitraum der Untersuchung betrug fünf Jahre.

Es sollten dadurch Ursachen und Folgen der Unfälle analysiert werden,

um mögliche Präventionsempfehlungen für Hersteller, Leiteranwender

oder Versicherte postulieren zu können.

Das durchschnittliche Alter der Patienten zum Zeitpunkt des Unfalls betrug

46,7 Jahre, wobei die Altersgruppenverteilung der weiblichen Patienten

einen zweigipfligen Verlauf zeigte.

Als Ursache für den Sturz von der Leiter gaben drei Viertel der Patienten

mangelnde Vorsicht bei der Aufstellung und dem Gebrauch der Leiter an.

Technische Defekte waren dagegen selten. Verbesserungsvorschläge

bezogen sich daher meist auf die Leitersicherung oder das persönliche

Verhalten. Es zeigte sich, dass die Beachtung elementarer Grundregeln

der Unfallverhütung, die meisten Leiterstürze verhindert hätte.

Hier sollte der Hauptansatzpunkt der Unfallprophylaxe liegen.

Der am häufigsten vom Patienten verwendete Leitertyp war die einfache

Aluminiumleiter.

Traten bei geringerer Sturzhöhe noch häufiger leichtere Verletzungen auf,

nahm der Anteil der Frakturen und Luxationen mit steigender Sturzhöhe

signifikant zu. Bei einer Sturzhöhe über 3 m kam es am häufigsten zu

Frakturen der Wirbelsäule.

Insgesamt handelte es sich bei der Hälfte der Verletzungen um Frakturen,

bei einem weiterem Viertel um Prellungen. Seltener kam es zu Wunden,

Distorsionen und Luxationen.

Häufigste Lokalisation der Verletzungen waren die Extremitäten, wobei die

untere Extremität dabei geringfügig häufiger betroffen war. Ein weiteres

Viertel der Patienten erlitt Verletzungen im Bereich der Wirbelsäule und

des Brustkorbs. Die distale Radiusfraktur machte allein 8% aller

95

Zusammenfassung

Verletzungen aus. Frakturen der Lendenwirbelsäule und des Calcaneus

waren ebenfalls häufig. Distorsionen betrafen meist das Sprunggelenk,

Wunden den Bereich des Kopfes.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf den beruflichen und sozialen Folgen des

Leitersturzes für die betroffenen Patienten.

Kam es zu einer Arbeitsunfähigkeit bestand diese bei einem Drittel der

betreffenden Patienten für länger als 6 Monate. Ebenso kam es bei fast

einem Drittel der arbeitsunfähigen Patienten zu einer Veränderung des

Erwerbslebens.

Auch subjektiv gaben die Patienten teils erhebliche Einschränkungen

infolge des Leitersturzes an. Mehr als die Hälfte der befragten Patienten

klagte über anhaltende Schmerzen. Häufig kam es zu einer

Einschränkung der Sportfähigkeit und der Leistungsfähigkeit.

Trotz dieser häufigen Einschränkungen waren fast zwei Drittel der

Patienten mit dem Behandlungsergebnis außerordentlich zufrieden.

Die Folgen eines Leitersturzes bedeuteten für zahlreiche Patienten eine

deutliche und anhaltende Verschlechterung im Privatleben und Beruf.

Dabei könnte durch die Beachtung elementarer Grundregeln der

Unfallverhütung die Mehrzahl der Leiterstürze verhindert werden.

96

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102

Danksagung

7 Danksagung Mein Dank gilt Herrn Prof. Dr. G. Muhr für die Ermöglichung der Promotion

und insbesondere Herrn Dr. Jens Richter für die gute persönliche

Betreuung.

Ganz besonders danke ich meiner Frau Stephanie für Ihre

immerwährende Unterstützung.

Dank gilt auch meiner Familie und meinen Freunden für Hilfe, Nachfragen

und Zuversicht über all die Zeit.

103

Lebenslauf

8 Lebenslauf

Persönliche Daten

Name Jörn Thomas Richter

Geburtsdatum 07.09.1976

Geburtsort Hagen

Staatsangehörigkeit deutsch

Familienstand verheiratet

Schulausbildung

1983-1996 Besuch der Grundschule Vinkenbergstraße

und des Friedrich-Harkort-Gymnasiums

in Herdecke

Berufsausbildung/Tätigkeiten 1996-1997 Zivildienst in der neurologischen Klinik des

Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke

1997 - 04/2004 Studium der Humanmedizin an der

Ruhr-Universität- Bochum

Praktisches Jahr im Allgemeinem

Krankenhaus Hagen

Wahlfach: Orthopädie

04/2004 Abschluß der Ärztlichen Prüfung mit der

Gesamtnote – sehr gut (1,49) –

104

Lebenslauf

06/2004 - 10/2006 Assistenzarzt in Weiterbildung am

Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie

am St. Anna Hospital Herne

Prof. Dr. med. G. Godolias

Seit 10/2006 Assistenzarzt in Weiterbildung in der Klinik

für Orthopädie und Unfallchirurgie am

Allgemeinem Krankenhaus Hagen

Dr. med. J. Hermann/ Dr. med. Th. Gelis

Weiterbildungen/Fortbildungen

Weiterbildungskurs für Manuelle Medizin bei der

Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin e.V.

Kurs 1,2 und 3

Abschluß des Grund- und Spezialkurses

im Strahlenschutz

Bochum, Mai 2007

105