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Selbsthilfegruppen Ein Leitfaden für die Gruppenarbeit

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von Birgit Moos-Hofiusund Ilse Rapp

Der Druck der Broschüre wurde gefördert von den Ersatzkassen in Frankfurt am Main und Umgebung

SelbsthilfegruppenEin Leitfaden für die Gruppenarbeit

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…Grußwort 4…Vorwort 5

Was bedeutet Selbsthilfe? 6…Selbsthilfe-Organisationen 7…Selbsthilfe-Initiativen 8…Selbsthilfegruppen 9

Die Selbsthilfegruppen 10…Wie arbeitet eine Selbsthilfegruppe? 10…Wer geht in eine Selbsthilfegruppe? 13

Der Weg in eine Selbsthilfegruppen 14…Wie werden Sie Mitglied in einer bereits bestehenden Gruppe? 15…Was ist bei der Gründung einer Selbsthilfegruppe zu beachten? 16…Wie finden Sie Mitglieder für eine neue Selbsthilfegruppe? 17…Wo trifft sich die Selbsthilfegruppe? 20…Wie verläuft das erste Gruppentreffen? 22…Was sollten Sie als InitiatorIn oder Initiator einer …Selbsthilfegruppe beachten? 23

Die Selbsthilfegruppen – Arbeit 26…Wie groß soll die Selbsthilfegruppe sein? 27…Wie reden sich die Selbsthilfegruppen-Mitglieder an? 28…Treffen sich die Mitglieder auch außerhalb der Gruppensitzungen? 29…Wie lange dauert eine Gruppensitzung? 30…Wie kann der Rahmen der Gruppensitzungen gestaltet werden? 31…Wie beginnen die Gruppensitzungen? 32…Wie enden die Gruppensitzungen? 34…Wie verläuft das Gruppengespräch? 34…Wie treffen die Mitglieder der Selbsthilfegruppe Entscheidungen? 37…Wie können Missverständnisse in der Gruppe vermieden werden? 38…Was bedeutet: in der Gruppe Beziehungen aufbauen? 39

Inhalt

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…Was geschieht, wenn ein Mitglied die Selbsthilfegruppe verlässt? 41…Wann kann die Gruppe neue Mitglieder aufnehmen? 42…Kann die Gruppe beschließen, keine neuen Mitglieder aufzunehmen? 43

Schwierigkeiten und Probleme in Selbsthilfegruppen 45…Wodurch kann es zu einem häufigen Wechsel der Mitglieder kommen? 46…Was macht die Selbsthilfegruppe, wenn einzelne Mitglieder nicht mehr …zu den Sitzungen kommen? 47…Woran liegt es, wenn ein Mitglied der Gruppe eine Leitungsrolle …übernimmt? 49

Arbeitshilfen für Selbsthilfegruppen 51…Wie können sich Selbsthilfegruppen gegenseitig unterstützen? 51…Können Gruppenprogramme die Arbeit erleichtern? 52…Worauf kann sich die Gruppe in einer Krise stützen? 53

Erfahrungen von Selbsthilfegruppen – Mitgliedern 56…Endlich trauern und anfangen zu leben: Unsere Selbsthilfegruppe …von in der Kindheit sexuell missbrauchten Frauen 56…Meine Krankheit, unsere Krankheit 57…Seelische Gesundheit und so weiter 60…Ich bin eine Stiefmutter 62…Pflegen und überleben 64

Adressen und Leistungen für Selbsthilfegruppen und Interessierte 68…Servicestelle BürgerInnen-Beteiligung 68…Selbsthilfe-Kontakstelle Frankfurt 69 …Arbeitsgemeinschaft hessischer Kontaktstellen 71…NAKOS 72

Literatur zum Thema Selbsthilfegruppen 74

Impressum 76

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Viele Gesundheitsbedürfnisse können von den ge-wachsenen Strukturen des Versorgungssystemsnicht bis zur vollständigen, individuellen Zufrieden-heit erfüllt werden. Dies gilt für Betroffene, insbe-sondere im Falle einer schweren, langanhaltendenoder gar chronischen Krankheit, ihrer Auseinander-

setzung damit, bzw. der Bewältigung der Situation. Selbsthilfeakti-vitäten stellen hierbei eine wichtige Ergänzung zu den professionellenAngeboten der gesundheitlichen Versorgung dar.

Die Ersatzkassen fördern Selbsthilfeaktivitäten im Rahmen der ge-setzlichen Möglichkeiten und wünschen Ihnen ein angenehmes Arbeiten mit der 3. Auflage des Leitfadens in der Hoffnung, dass er Ihnen eine wertvolle Hilfe zur Selbsthilfe ist.

Für die ErsatzkassenverbändeVdAK und AEV in Hessen

Dr. med. Hubert SchindlerLeiter der Landesvertretung Hessen

Grußwort

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Dieser Leitfaden richtet sich an Selbsthilfegruppen-Interessenten,Initiativen und Mitglieder von Selbsthilfegruppen.Mit ihm geben wir Erfahrungen weiter, die wir bei der langjährigenUnterstützung von Selbsthilfegruppen und unserer eigenen Mitarbeitin Selbsthilfegruppen gesammelt haben.

Leserinnen und Leser, die überlegen, ob sie sich einer Selbsthilfe-gruppe anschließen, lernen die Arbeitsweise von Selbsthilfegruppenkennen. Ihnen soll die Lektüre dieses Leitfadens ihre Entscheidungfür oder gegen die Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe erleichtern.Selbsthilfegruppen-Mitgliedern und Initiatorinnen/Initiatoren vonSelbsthilfegruppen wollen wir Anregungen für den Aufbau von Selbst-hilfegruppen und die Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe geben.

Birgit Moos-HofiusIlse Rapp

Vorwort

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Selbsthilfe ist immer dort entstanden, wo Menschen Notlagen aus ei-gener Kraft gemeistert haben.

Formen der Selbsthilfe finden sich bereits in mittelalterlichen Gilden.In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben Menschen Selbst-hilfe in Genossenschaften verwirklicht. Durch diese und ähnliche Ver-einigungen haben Menschen ihre materielle Not gelindert.

Nach 1935 entstanden in Amerika die ersten Selbsthilfegruppen von al-koholabhängigen Menschen – die Anonymen Alkoholiker. Daraus ent-stand eine weltweite Bewegung von Anonymen Gruppen, die alle nachdem 12-Schritte-Programm arbeiten.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden Selbsthilfe-Organisationen gegründet. Sie vertreten seither die Interessen von Menschen, die un-ter den Folgen von Krankheiten und Behinderungen leiden.

Seit dem Ende der siebziger Jahre gibt es Selbsthilfegruppen. IhreMitglieder helfen sich gegenseitig, die ständig wachsenden Anforde-rungen im täglichen Leben zu bewältigen.

Heute wird mit dem Begriff Selbsthilfe ein breites Spektrum ver-schiedener Zusammenschlüsse bezeichnet. Sie unterscheiden sich inihren Zielen, ihren Organisationsformen und in ihren Arbeitsweisen.Die Gruppierungen, die das Selbsthilfe-Spektrum am stärksten prä-gen, sind neben den Selbsthilfegruppen die Selbsthilfe-Organisatio-nen und Selbsthilfe-Initiativen.

Was bedeutet Selbsthilfe?

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Selbsthilfe-Organisationen

Selbsthilfe-Organisationen sind große, meist überregional organi-sierte Zusammenschlüsse chronisch kranker oder behinderter Men-schen, deren Angehörigen und medizinischen Fachleuten.

… Sie streben die Verbesserung der Lebenssituationen der Men-schen an, die unter einer Behinderung oder einer chronischen Erkrankung leiden.

… Sie sorgen für eine bessere medizinische und soziale Versorgungder Betroffenen.

… Selbsthilfe-Organisationen informieren über Ursachen, Folgen und Begleiterscheinungen einer Erkrankung oder Behinderung.

… Sie leisten gezielte Öffentlichkeitsarbeit und stellen medizinische,technische und rechtliche Hilfen bereit (z.B. Gymnastikkurse fürRheumakranke, Ernährungsberatung, Informationen bei der prothetischen Versorgung nach operativen Organentfernungen,in sozialen und versicherungsrechtlichen Fragen).

Um ihrem breiten Arbeitsfeld gerecht zu werden, brauchen Selbsthil-fe-Organisationen einen durchsetzungsfähigen Verband. Die Ver-bandsarbeit teilen sich – je nach Verantwortlichkeit – Vorsitzende,Geschäftsführer, Regionalleiter und Ortsgruppenleiter.

Selbsthilfe-Organisationen ergänzen unser Gesundheits- und Sozial-system. Durch Interessenvertretung und Serviceleistungen sorgen siefür die gesellschaftliche Integration kranker oder behinderter Men-schen.

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Selbsthilfe-Initiativen wollen soziale, ökologische und politische Miss-stände beseitigen. Sie setzen sich für bestimmte Ziele ein: für einenneuen Kinderspielplatz, für eine saubere Umwelt, für eine menschen-freundlichere Gestaltung von Arbeitsplätzen etc.

Die Mitglieder einer Selbsthilfe-Initiative schaffen mit Informations-veranstaltungen, Informationsständen an belebten Plätzen, Rund-schreiben, Pressemeldungen oder Unterschriftensammlungen dasöffentliche Einverständnis für die Realisierung ihres gemeinsamenZiels.

Selbsthilfe-Initiativen treten selten als Verband oder Verein auf. Ent-sprechend ihrem Ziel arbeiten sie regional oder überregional. Im Ge-gensatz zu Selbsthilfe-Organisationen sind Selbsthilfe-Initiativeneher kurzlebig. Sie lösen sich auf, sobald sie ihr Ziel erreicht haben.

Selbsthilfe-Initiativen sensibilisieren die Öffentlichkeit für aktuelleThemen. Dadurch sind sie häufig Motor für große und kleine gesell-schaftliche Veränderungen.

Selbsthilfe-Initiativen

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Selbsthilfegruppen

Selbsthilfegruppen sind Zusammenschlüsse von etwa sechs bis zwölfPersonen. Die Mitglieder einer Selbsthilfegruppe stehen in ähnlichenLebenssituationen oder sind von vergleichbaren Schwierigkeiten be-troffen. Das Ziel ihrer gemeinsamen Arbeit ist die Bewältigung sozia-ler, persönlicher oder krankheitsbedingter Belastungen.

Das Ziel von Selbsthilfegruppen ist, die persönliche Situation des ein-zelnen Gruppenmitglieds zu verbessern und seine sozialen Fähigkei-ten zu stärken oder zu erweitern.

Selbsthilfegruppen arbeiten ohne formelle oder professionelle Lei-tung. Sie gestalten die Form ihres Miteinanders entsprechend den Be-dürfnissen ihrer Mitglieder. Die Methode von Selbsthilfegruppen istdas regelmäßige – meist wöchentliche – gemeinsame und gleichbe-rechtigte Gespräch.

Menschen, die in einer Selbsthilfegruppe arbeiten, stärken sich durchihre vertrauensvolle Beziehung zu den anderen Gruppenmitgliedern.Sie festigen ihr Selbstwertgefühl und lernen, ihre sozialen Beziehun-gen außerhalb der Gruppe zu verbessern.

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Die Mitglieder von Selbsthilfegruppen entwickeln aus ihrer gemein-samen Betroffenheit Solidarität, Verständnis und gegenseitige Hilfe.Mit der Gruppe schafft sich jeder einzelne einen geschützten Rahmen,in dem er den Anforderungen und Belastungen des Alltags nicht aus-gesetzt ist.

Die Mitglieder lernen voneinander und miteinander: Sie tauschen ih-re Erfahrungen aus, entlasten und ermutigen sich gegenseitig undeignen sich gemeinsam Fähigkeiten an, mit denen sie ihren Alltagbesser bewältigen können.

Um in dieser Form miteinander reden und arbeiten zu können, brau-chen Selbsthilfegruppen Leitlinien, an denen sie sich orientieren:

Die Wirkungen von Selbsthilfegruppen sind in Forschungsergebnis-sen und vielen Erfahrungsberichten beschrieben: Die Mitglieder vonSelbsthilfegruppen leiden weniger unter Depressionen, seelisch bedingten körperlichen Beschwerden, sind selbständiger und selbst-bewusster und verfügen über bessere soziale Kontakte als andereMenschen in vergleichbaren Situationen.

Chronisch kranke Menschen lernen in einer Selbsthilfegruppe, ihreErkrankung anzunehmen und mit ihr zu leben. Sie erobern sich eineneue Lebensqualität und sind über ihre Krankheit und deren Be-handlungsmöglichkeiten besser informiert. Sie nehmen professio-nelle Hilfsangebote gezielter und kritischer in Anspruch.

Die Selbsthilfegruppen

Wie arbeitet eine Selbsthilfegruppe?

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1 Was in der Gruppe besprochen wurde, wird an Außenstehendenicht weitergegebenDie Mitglieder einer Selbsthilfegruppe brauchen eine gemein-same Vertrauensbasis. Vertrauen kann nur entstehen, wenn das Besprochene wirklich vertraulich behandelt wird. Deshalbverpflichten sich die Mitglieder einer Selbsthilfegruppe gegen-seitig, nichts an Außenstehende weiterzugeben.

2 Alle Mitglieder sind in der Gruppe, um etwas für sich selbst zutunIn Selbsthilfegruppen bearbeitet jeder seine eigenen Schwierig-keiten gemeinsam mit den anderen. Durch das Gespräch in derGruppe hilft jeder jedem. So hilft die Gruppe dem einzelnen.

3 Jedes Gruppenmitglied ist für sich selbst und für die Gruppe verantwortlichEine Selbsthilfegruppe wird in der Regel nicht formell geleitet.Die einzelnen Mitglieder sorgen für sich selbst. Jeder entscheidetfür sich, wie stark er sich in die Gruppe einbringt, und ist für dieBefriedigung seiner Wünsche und Bedürfnisse selbst zuständig.Entscheidungen, die sich auf die Gruppenarbeit insgesamt aus-wirken, treffen alle Mitglieder gemeinsam (z.B. wo und wie oftsich die Gruppe trifft, ob neue Mitglieder aufgenommen werden).

4 Die Teilnahme an der Gruppe ist kostenlosIn einer Selbsthilfegruppe bearbeiten die Mitglieder ihre Proble-me aus eigener Kraft und mit ihren eigenen Fähigkeiten. Es wirdihnen helfen, wenn sie sich für diese Arbeit hin und wieder selbstbelohnen. Bezahlen müssen sie niemanden.

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Entstehende Kosten, wie z.B. die Miete des Gruppenraums, tra-gen alle gemeinsam.

5 Die Mitglieder schließen sich freiwillig zu einer Selbsthilfe-gruppe zusammenDie Entscheidung, in einer Selbsthilfegruppe mitzuarbeiten, trifftjeder einzelne für sich allein. Nur dann hat er die Bereitschaft,neue oder verlorengeglaubte Kräfte und Fähigkeiten zur Lösungseiner Schwierigkeiten oder Probleme zu entfalten.

6 Die Gruppensitzungen finden regelmäßig stattDamit in einer Selbsthilfegruppe ein gemeinsames Gruppen-gefühl wachsen kann, treffen sich alle Gruppenmitglieder regel-mäßig zu einem bestimmten Termin. Dadurch können sich dieeinzelnen kennen lernen, Vertrauen und Verständnis entwickeln.In der Regel treffen sich viele Selbsthilfegruppen einmal pro Woche. Dieser Turnus hat drei Vorteile:

6 … Nach einer Woche sind die Erinnerungen an die vorherigeGruppensitzung noch frisch. Die Mitglieder können in der be-ginnenden Sitzung an der Arbeit der vorangegangenen Sitzunganknüpfen.

6 … Die siebentägige Pause zwischen den Sitzungen reicht aus, umdie vergangene Sitzung zu überdenken. Die gemeinsamen Er-lebnisse, Erfahrungen und Ergebnisse können von allen Betei-ligten verarbeitet werden.

6 … Der kurze zeitliche Abstand zwischen den Treffen gibt allen dieChance, persönliche Erlebnisse und Erfahrungen aus dem All-tag direkt in die Gruppe einzubringen.

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Wer geht in eine Selbsthilfegruppe?

In einer Selbsthilfegruppe treffen sich Menschen:

… die bereit sind, über sich, ihre Stärken, Schwächen, Schwierig-keiten und Sehnsüchte zu sprechen;

… die das gleiche Thema haben und miteinander daran arbeiten wollen;

… die daran glauben, dass Veränderungen aus eigener Kraft möglich sind, gemeinsam mit anderen.

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Der Weg in eine Selbsthilfegruppe

Wenn Sie überlegen, ob Sie sich einer Selbsthilfegruppe anschließen,hilft Ihnen bei Ihrer Entscheidung eine sehr wichtige Frage: Entsprichtdie Mitarbeit in einer Gruppe von Gleichbetroffenen, die sich aus ei-gener Kraft selbst und gegenseitig helfen, Ihren momentanen Wün-schen?

Fühlen Sie sich in Ihrer aktuellen Situation auf fremde Hilfe angewie-sen, wird Ihnen eine Selbsthilfegruppe nicht helfen können. In einersolchen Situation ist es wichtig, geeignete Hilfeleistungen in Anspruchzu nehmen. Möchten Sie hauptsächlich etwas für andere tun, habenSie außerhalb von Selbsthilfegruppen viele Möglichkeiten, sich zu en-gagieren.

Sie werden von der Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe dann profitie-ren, wenn

… Sie etwas für sich selbst tun wollen,… Sie den Wunsch und die Kraft haben, ihre aktuelle Situation

selbständig zu bearbeiten,… Sie sich mit Menschen austauschen möchten, die unter ver-

gleichbaren Schwierigkeiten leiden,… Sie Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen möchten.

Sofern Sie sich für die Arbeit in einer Selbsthilfegruppe entscheiden,haben Sie zwei Möglichkeiten, Mitglied in einer Selbsthilfegruppe zuwerden: Sie können sich entweder einer bereits bestehenden Selbst-hilfegruppe anschließen oder Sie können eine Selbsthilfegruppegründen.

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Wahrscheinlich gibt es wesentlich mehr Selbsthilfegruppen, als Sievermuten. Da diese sich nur sehr selten an die Öffentlichkeit wenden,sind die einzelnen Gruppen nur wenig bekannt. Es ist deshalb durch-aus möglich, dass in Ihrer Region eine Selbsthilfegruppe zu IhremThema arbeitet und gerade Mitglieder aufnehmen möchte.

Einige Selbsthilfegruppen suchen durch Anzeigen in Tageszeitungennach neuen Mitgliedern. Vielleicht können Sie auf diesem Weg mit Ih-rer zukünftigen Selbsthilfegruppe in Kontakt kommen.

Möglicherweise kann Ihnen eine psychosoziale Beratungsstelle (Ehe-und Familienberatung, Pro Familia, Frauenzentrum etc.) oder ihr Arzteine Selbsthilfegruppe zu Ihrem Thema nennen.

Der sicherste Weg zu erfahren, welche Selbsthilfegruppen in IhrerUmgebung arbeiten und Mitglieder aufnehmen, führt über eineSelbsthilfe-Kontaktstelle (im Anhang finden Sie Adressen). Wenn Siesich an eine solche Einrichtung wenden, wird man Sie informierenund nach Möglichkeit in eine Gruppe Ihres Themas vermitteln.

Wenn Sie sich einer bereits bestehenden Selbsthilfegruppe an-schließen, bedenken Sie bitte, dass Sie auf ein gewachsenes Bezie-hungsgefüge mit eigenen Gewohnheiten und eingespielten Regelntreffen. Sie werden etwas Geduld brauchen, um sich in die Gruppehineinzufinden und die weitere Arbeit mitgestalten zu können (vgl. S.39).

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Erfahrungsgemäß ist die Entscheidung zur Gruppengründung für denInitiatoren einer Selbsthilfegruppe immer mit einer persönlichenÜberwindung verbunden: Die meisten fürchten, nicht genügend In-teressenten für ihr Thema zu finden. Viele meinen, für die Selbsthil-fegruppe, die auf ihre Initiative entsteht, allein verantwortlich zu seinund den anderen Gruppenmitgliedern etwas bieten zu müssen. Vonsolchen Bedenken müssen Sie sich nicht abschrecken lassen.

Wenn Sie eine Selbsthilfegruppe initiieren, heißt das nicht, dass Siediese Gruppe leiten. Sie haben nur den Anfang gemacht. Jedes Grup-penmitglied ist für sich selbst und für die Gruppe verantwortlich.

Es gibt viele, ganz unterschiedliche Möglichkeiten, Interessenten füreine Selbsthilfegruppe zu erreichen. Bei der Suche nach Mitgliedernsind zwei Gesichtspunkte zu bedenken:

Wenn Sie mit Ihrer eigenen Adresse und Telefonnummer öffentlichum Mitglieder für die neue Selbsthilfegruppe werben, riskieren Siepersönliche Belästigungen, nehmen in Kauf, dass Ihre Anschrift imZusammenhang mit dem Thema der Gruppe langfristig in Umlauf undin der Verbreitung bleibt. Diesen Prozess können Sie weder kontrol-lieren noch unterbrechen.

Für die Gruppenarbeit ist es längerfristig günstiger, wenn sich alleMitglieder erst in der Selbsthilfegruppe kennenlernen. Dann könnendie Mitglieder gleichzeitig mit dem Aufbau ihrer gemeinsamen Be-ziehungen beginnen.

Wenn alle Mitglieder sich erst in der Gruppe kennenlernen, ist auch

Was ist bei der Gründung einer Selbsthilfegruppe zu beachten?

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Bei der Suche nach Mitgliedern können Sie sich auf unterschiedlicheHilfen stützen. Sobald Sie die entsprechenden Möglichkeiten kennen,wird es Ihnen nicht mehr schwerfallen, sich für die Initiierung einerSelbsthilfegruppe zu entscheiden.

In einer Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen finden Sie konkrete Un-terstützung für den Aufbau einer Selbsthilfegruppe: Die Mitarbeiterberaten Sie beim Verfassen von Texten, mit denen Sie Interessentenfür die neue Selbsthilfegruppe ansprechen können. Nach Abspracheverwenden Sie die Telefonnummer der Kontaktstelle für Ihre Zei-tungsanzeigen und Aushänge. Die Mitarbeiter führen für Sie eine In-teressenten-Liste und sind Ihnen auch bei der Organisation desGründungstreffens behilflich.

Ein entscheidender Vorteil dieses Weges besteht darin, dass die vonIhnen initiierte Selbsthilfegruppe von Anfang an mit einer Einrichtungzusammenarbeitet, die sie auch bei der Gruppenarbeit unterstützt.

Wenn Sie eine Selbsthilfegruppe zu einem sehr speziellen Thema (z.B. einer seltenen organischen Erkrankung) initiieren möchten,

Wie finden Sie Mitglieder für eine neue Selbsthilfegruppe?

weitgehend ausgeschlossen, dass einzelne Gruppenmitglieder ge-meinsame Bekannte außerhalb der Gruppe haben. Das gegenseitigeVertrauen und die Bereitschaft, auch über sehr persönliche und inti-me Themen zu sprechen, kann sich ohne Vorbehalte oder Angst vorVerletzung der Schweigevereinbarung entwickeln.

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kann es schwierig sein, genügend Interessenten zu erreichen. Damitdie Gruppe entstehen kann, wird eine intensivere Pressearbeit nötigsein. Unterstützung bei dieser Pressearbeit erhalten Sie ebenfalls ineiner Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen (siehe Adressen im An-hang).

Hilfe für den Aufbau einer Selbsthilfegruppe finden Sie auch in ande-ren öffentlichen Einrichtungen. So sind Volkshochschulen, Kirchen-gemeinden, Arztpraxen, Beratungsstellen oder Krankenkassen oftbereit, Initiatoren von Selbsthilfegruppen zu unterstützen. Sie stellenihre Telefonnummer für die Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung, sam-meln die Namen und Anschriften der Interessenten und leiten sie anden Gruppengründer weiter.

Wenn Sie von einem solchen Angebot Gebrauch machen möchten,wenden Sie sich mit Ihrem Anliegen an einen Mitarbeiter. Am bestenvereinbaren Sie telefonisch einen Termin für ein kurzes persönlichesGespräch.

Die gezielte Ansprache von Selbsthilfegruppen-Interessenten übereinen Vermittler ist die dritte Möglichkeit, Mitglieder für eine Selbst-hilfegruppe zu finden.

Hierzu brauchen Sie die Unterstützung einer öffentlichen Person (ei-nes Arztes, einer Gemeindeschwester oder eines Pfarrers). Es sollteeine Person sein, die durch ihre Arbeit Kontakte mit Menschen hat, dievon den gleichen Schwierigkeiten betroffen sind wie Sie selbst.

Wenn Sie z.B. eine Selbsthilfegruppe für Nierenkranke gründen

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möchten, wird Ihr Arzt in seiner Praxis mehrere Menschen behandeln,die an der gleichen Krankheit leiden. Er kann seinen Patienten von derneuentstehenden Selbsthilfegruppe berichten und Interessenten anSie vermitteln.

Es ist notwendig, dass Sie mit der Person, die für Sie eine Vermittler-funktion übernimmt, sprechen. Beschreiben Sie genau, welchen WegSie sich vorgenommen haben, was Sie von der Gruppe erwarten undwie die Gruppe arbeiten soll.

Der Vorteil dieses Weges liegt darin, dass Mitglieder für die Selbst-hilfegruppe angesprochen werden können, ohne die AufmerksamkeitUnbeteiligter zu erregen: Die Schweigepflicht, an die Ihr Vermittler alsöffentliche Person gebunden ist, schützt auch Sie. Deshalb ist dieserWeg insbesondere in ländlichen Regionen zu empfehlen.

Ein Nachteil dieses Vorgehens besteht in dem möglicherweise einge-grenzten Ansprechkreis Ihrer Vermittlerperson. Wenn Sie z.B. eineSelbsthilfegruppe für Menschen mit Partnerschaftsproblemen initiie-ren möchten und sich mit ihrem Anliegen an Ihren Gemeindepfarrerwenden, wird er vermutlich nur Menschen ansprechen können, dieder gleichen Glaubensgemeinschaft angehören. Der Gruppe könntedann die Meinungsvielfalt fehlen, die Selbsthilfegruppen für ihre Ar-beit brauchen.

Wenn Sie beim Initiieren einer Selbsthilfegruppe auf eine Schwierig-keit stoßen, wenden Sie sich an eine Kontaktstelle für Selbsthilfe-gruppen. Die Mitarbeiter werden gemeinsam mit Ihnen überlegen, wiedie Schwierigkeit zu lösen ist. Die Selbsthilfe-Unterstützer sind dar-

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Als Initiator haben Sie die größte Hürde überwunden, wenn Sie etwasechs bis zehn Interessenten (vgl.S.16 ff) für die Gründung der Selbst-hilfegruppe gefunden haben. Der nächste Schritt ist nun die Beschaf-fung eines Raumes.

Eine Möglichkeit wäre, die Gruppentreffen in Ihre Wohnung zu legen:Der private Rahmen wird angenehmer empfunden als die Atmosphä-re in einem neutralen Raum. Die Initiatorin/der Initiator fühlt sich inseiner privaten Umgebung geschützt und deshalb in der Begegnungmit den noch unbekannten Gruppenmitgliedern relativ sicher.

Für die Entwicklung der Gruppenarbeit jedoch sind besonders in derAnfangsphase Treffen in privaten Räumen immer problematisch:

… Die Gastgeber-Rolle, die die Initiatorin/der Initiator zwangsläufigeinnimmt, verleitet die anderen Gruppenmitglieder automatisch zu einer passiven Konsumentenhaltung.

… Die persönliche, private Wohnung des Initiators schränkt die Ein-zelnen in ihrem Verhalten ein. Sie fühlen sich als Gäste in einerfremden Umgebung und sind dadurch in ihrer Unbefangenheitblockiert.

Wo trifft sich die Selbsthilfegruppe?

auf eingestellt, Sie auch dann zu beraten, wenn Sie nicht im unmittel-baren Einzugsbereich der Einrichtung wohnen.

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Das Gründungstreffen findet deshalb ebenso wie die folgenden Tref-fen in einem neutralen Raum statt. Ein neutraler Raum ist deshalbgünstiger, sowohl für das erste Treffen, als auch für die folgenden.Wenn Sie bei der Suche nach Mitgliedern bereits mit einer Kontakt-stelle für Selbsthilfegruppen oder mit einer anderen öffentlichen Einrichtung zusammengearbeitet haben, wird man Ihnen einen geeig-neten Gruppenraum vermitteln können. Viele Selbsthilfe-Kontakt-stellen verfügen auch über Räume, die sie Selbsthilfegruppen ko-stenlos oder gegen eine geringe Monatsmiete für einen Abend in derWoche überlassen.

Wenn es dennoch nicht gelingen sollte, einen geeigneten Raum zu fin-den, legen Sie das Gründungstreffen in den Nebenraum einer Gast-stätte. Da diese Räume meist nur dann vergeben werden, wenn SieGetränke konsumieren, bitten Sie den Wirt, vor Beginn des Treffens ei-nige alkoholfreie Getränke bereitzustellen und Sie dann für ca. zweiStunden nicht zu stören. Nach der Sitzung zahlt jedes Mitglied den ei-genen Getränkeverbrauch.

Während des Treffens überlegen Sie dann gemeinsam mit den ande-ren Mitgliedern, wie ein Raum für die folgenden Sitzungen gefundenwerden kann.

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Sobald Sie wissen, wo und wann sich die Gruppe zum ersten Mal trifft,laden Sie alle Interessenten schriftlich zum Gründungstreffen ein.

Stellen Sie sich darauf ein, dass einige Interessenten nicht zum Grün-dungsabend kommen. Andere werden sich verspäten. Lassen Sie sichdadurch nicht entmutigen. Das ist ganz normal: So wie bei einer öf-fentlichen Veranstaltung oder einem größeren privaten Fest scheuensich viele Menschen auch bei der Gründung einer Selbsthilfegruppe,in einer neuen, unbekannten Situation die ersten zu sein. Andere wer-den Schwierigkeiten haben, den Gruppenraum zu finden. Gehen Sieeinfach pünktlich zu dem Treffen und planen Sie ein, das Gründungs-treffen mit einer Verspätung zu beginnen.

Das Treffen kann dann folgenden Verlauf nehmen: Die Interessentenstellen sich gegenseitig vor. Sie nennen ihre (Vor-) Namen, schilderndie Gründe für ihr Interesse an der Gruppe und beschreiben ihre Wün-sche und Erwartungen an die Selbsthilfegruppe.

Meist beginnt nach dieser ersten Runde spontan ein Gespräch, in demdie einzelnen ihre momentane Lebenssituation und persönlichen Be-lastungen näher erläutern. Im Verlauf dieses Gesprächs können dieAnwesenden gemeinsam überlegen, womit sie sich in den zukünfti-gen Sitzungen beschäftigen wollen und wie diese Sitzungen verlaufensollen.

Bereits während des Gründungstreffens können auch die Leitliniender Selbsthilfegruppen-Arbeit besprochen werden (vgl. S.10 ff). Wenndem Kreis dafür in der ersten Sitzung keine Zeit bleibt, nehmen Siesich dieses Thema gemeinsam für die folgende Sitzung vor.

Wie verläuft das erste Gruppentreffen?

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Gegen Ende des Gruppengesprächs sollten alle Anwesenden sagen,ob sie in der Selbsthilfegruppe mitarbeiten möchten.

Vor dem Abschluss des Gründungstreffens müssen die Mitgliedernoch einige organisatorische Dinge erledigen:

… Sie vereinbaren den Ort und den Termin, an dem die Gruppe sich künftig treffen wird.

… Sie klären, wer sich um die Organisation des Raumes (den Schlüssel, die Absprachen mit dem Vermieter etc.) kümmert.

… Sie tauschen ihre Adressen und Telefonnummern aus, damit sie sich bei Terminschwierigkeiten miteinander in Verbindung setzen können.

… Sie entscheiden, ob neue Interessierte mitmachen können.

Was sollten Sie als Initiatorin und Initiator einer Selbsthilfegruppe beachten?

Als Initiatorin/Initiator einer Selbsthilfegruppe sind Sie zunächst diePerson, an der sich die anderen Gruppenmitglieder orientieren. Nach-dem Sie zum Gründungstreffen eingeladen haben und die Interes-senten am Gründungsabend begrüßen, werden die anderen von Ihnenerwarten, dass Sie die Gesprächsleitung für den weiteren Verlauf desTreffens übernehmen. In dieser Situation entscheidet sich, ob Sie dieVerantwortung für die Gruppe mit den anderen Mitgliedern teilen kön-nen. Vielleicht erscheint es anfangs schwer, sich nicht als allein Verantwortlicher für die Gruppe zu fühlen und „nur ein normales Grup-penmitglied“ zu sein.

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Gelingt es Ihnen aber nicht, das Gefühl und den Eindruck generellerVerantwortlichkeit zu vermeiden, kann es sein, dass Sie im späterenGruppenverlauf auf Ihre Leiterposition festgelegt werden. Die anderenMitglieder würden keine Verantwortung für die Gruppe entwickeln. Sieselbst würden möglicherweise Anerkennung für Ihr Engagement fin-den, hätten aber kaum eine Chance, in der Gruppe gleichberechtigteund vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Sie wären letztlich einAußenseiter, der seine eigenen Schwierigkeiten nicht in die Gruppe ein-bringen kann.

Aus diesem Grund bieten viele Selbsthilfe-Kontaktstellen der Initiato-rin oder dem Initiator Unterstützung an. Auf Wunsch lädt die Kontakt-stelle zur Gruppengründung ein. Beim Gründungstreffen ist einMitarbeiter der Kontaktstelle anwesend. Er übernimmt die Gesprächs-leitung, sobald organisatorische Fragen besprochen werden, und stehtfür Informationen zur Gruppenarbeit zur Verfügung. Das erspart demInitiator einer Selbsthilfegruppe, wegen der Organisation des Grün-dungstreffens die Leiterrolle zu übernehmen.

Wenn Sie bei der Gründung der Selbsthilfegruppe nicht auf die Un-terstützung einer Kontaktstelle zurückgreifen können, vermeiden Siebitte sehr sorgfältig, die Leiterrolle zu übernehmen. Verweisen Sie dieAnwesenden auf die Prinzipien der Arbeit von Selbsthilfegruppen.Wenn Sie den Eindruck haben, das Gespräch müsse geleitet werden,bitten Sie am besten eine andere Person, die Gespächsleitung zuübernehmen. Diesen Gesprächsleiter können Sie unterstützen, indemSie ihm die organisatorischen Fragen, die vor dem Ende des Grup-pentreffens noch besprochen werden müssen (vgl. S. 23), einfach auf-schreiben und vorlegen.

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Auch in der späteren Gruppenarbeit ist es wichtig, dass Sie – ebensowie die anderen Mitglieder – darauf achten, dass alle sich möglichstgleichgewichtig für die Gruppe engagieren: Wenn die Gruppe mit ei-ner Gesprächsleitung (vgl. S. 38 ff) arbeiten will, sollte in jeder Sitzungein anderes Mitglied diese Funktion übernehmen. Wenn die Gruppesich in einem Raum trifft, für den ein Schlüssel zu verwalten ist, kannder Schlüssel in jeder Sitzung an ein anderes Mitglied übergeben wer-den. Wenn Sie für Ihren Gruppenraum Miete zahlen, sollte das Geld injedem Monat von einem anderen Mitglied eingesammelt werden.

Durch die Übernahme solcher scheinbar banalen und lästigen Funk-tionen wächst bei allen Beteiligten das Gefühl der gemeinsamen Ver-antwortung und damit entsteht eine der wichtigsten Voraussetzungenfür die Selbsthilfegruppen-Arbeit, von der alle Beteiligten profitieren.

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Die Arbeit in der Selbsthilfegruppe beginnt für alle Beteiligten mit derwichtigen und wohltuenden Erfahrung, mit den eigenen Schwierig-keiten nicht allein zu sein. Auf der Grundlage dieser Erfahrung ent-steht bei den Mitgliedern das Gefühl der Zusammengehörigkeit, dasjedem einzelnen hilft, immer ehrlicher über seine Traurigkeit, Wut,Angst, Unsicherheit, Sehnsucht, Glücksgefühle, Freude, Stolz undpersönliche Erfolge zu sprechen.

Es dauert einige Monate, bis in der Gruppe tragfähige Beziehungenentstanden sind und sich Vertrauen und Offenheit entwickeln. Die Mit-glieder schaffen gemeinsam die Voraussetzungen für ihre Zusam-menarbeit. Dieser Prozess verläuft überwiegend unbewusst: Durchdie prinzipielle Gleichberechtigung aller Beteiligten entsteht in derSelbsthilfegruppe eine Situation, die sich von unseren alltäglichen Le-bensbedingungen gravierend unterscheidet. Jeder einzelne begibtsich mit seinem Eintritt in die Gruppe in ein neues soziales Umfeld,das natürlich auch Verunsicherung bewirkt. Da niemand die Gruppeleitet, einen Rahmen für die Arbeit oder ein Ziel vorgibt, sind alle inihren Gestaltungsmöglichkeiten und in ihrer Selbständigkeit gefor-dert. Um sich in dieser Situation zurechtzufinden, sucht jeder ganz au-tomatisch bei sich selbst nach Verhaltensweisen, mit denen er diesenFreiraum nach seinen eigenen und gemeinsamen Bedürfnissen ge-stalten und füllen kann. Das ist Grundbedingung für die Arbeitsfähig-keit der Selbsthilfegruppe.

In dieser Phase – die in Gruppen, die sich wöchentlich treffen, erfah-rungsgemäß ca. drei Monate dauert – lernen die einzelnen, ange-messen zu kommunizieren, sich selbst deutlicher wahrzunehmensowie eigene Verhaltensweisen zu überprüfen und gegebenenfalls zuverändern.

Die Selbsthilfegruppen-Arbeit

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Für die Gruppenarbeit ist es wichtig, dass die Mitglieder gemeinsamein Klima schaffen, in dem alle offen miteinander umgehen können.Dieses Klima entsteht einerseits dadurch, dass die Gruppe den Raumwährend ihrer Sitzungen gemeinsam so gestaltet, wie es ihren Be-dürfnissen entspricht (vgl. S. 31). Andererseits wird sie nach und nachUmgangsformen entwickeln, die ihr helfen, sich unbefangen zu be-gegnen.

Mit dem Gruppenklima entwickelt sich Schritt für Schritt auch die ei-gene Arbeitsweise der Gruppe. Die Anregungen und Hinweise auf denfolgenden Seiten unterstützen sie dabei.

Die Selbsthilfegruppe sollte im Durchschnitt nicht weniger als sechsund nicht mehr als zwölf Personen umfassen.

Bei zu geringer Personenzahl kann die notwendige Vielfalt möglicherBeziehungen zwischen den Gruppenmitgliedern fehlen. Gleichzeitigkann die – besonders in der Anfangsphase immer vorhandene – Angstvor einem Zerfall der Gruppe die Gruppenarbeit blockieren.

Bei zu hoher Personenzahl ist das Gruppengeschehen für alle Betei-ligten kaum überschaubar. Den einzelnen bleibt nicht genügend Zeit,sich in die Gruppe einzubringen. So ist es für die Mitglieder schwer,zwischenmenschliche Beziehungen zueinander aufzubauen. Sie ent-wickeln keine persönliche Bindung an die Gruppe. Außerdem ent-wickeln sich leicht hierarchische und bürokratische Strukturen.

Wie groß soll die Selbsthilfegruppe sein?

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Es dauert einige Zeit, bis sich in der Selbsthilfegruppe ein fester Mit-gliederstamm entwickelt hat: Erfahrungsgemäß verlassen währendder ersten fünf Sitzungen ca. 30 % der Gründungsteilnehmer dieGruppe. Neue Interessenten – die z.B. verspätet von der Gründung er-fahren haben – kommen hinzu, arbeiten mit oder ziehen sich wiederzurück.

Diese Situation lässt sich erleichtern, indem sich die Mitglieder baldnach dem Gründungstreffen auf eine gemeinsame Verabredung eini-gen: Jedes Mitglied nimmt an fünf Sitzungen teil und entscheidet da-nach, ob es in der Gruppe bleibt.

Sobald in der Gruppe genügend Personen verbindlich mitarbeiten,entscheiden sie gemeinsam, ob die Gruppe weitere Mitglieder auf-nimmt (vgl. S. 46 ff).

Viele Mitglieder von Selbsthilfegruppen empfinden es als Erleichte-rung, sich unabhängig von ihrem Alter mit dem Vornamen und „Du“anzureden. Manche Selbsthilfegruppen – besonders solche im Be-reich der Suchterkrankungen – finden es wichtig, dass die Mitgliederanonym bleiben. Sie kennen deshalb voneinander nur die Vornamenund verwenden bei der Anrede ebenfalls das „Du“.

Die Gruppe wird die Form der Anrede wählen, mit der alle einver-standen sind. Wichtig ist weniger die Form als die Einheitlichkeit derAnrede: Würden sich einige Mitglieder mit „Du“, andere mit „Sie“ an-

Wie reden sich die Selbsthilfegruppen-Mitglieder an?

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reden, bestünde keine Gleichheit mehr innerhalb der Gruppe.

Einige Selbsthilfegruppen haben die Vereinbarung getroffen, den Kon-takt der Mitglieder untereinander auf die Gruppensitzungen zu be-schränken. In diesen Gruppen sind nur dann kurze Telefongesprächeerlaubt, wenn ein Gruppenmitglied einem anderen mitteilt, dass esnicht zu einer Sitzung kommen kann.

Andere Selbsthilfegruppen verbringen jedoch auch einen Teil ihrerFreizeit außerhalb der Gruppensitzungen miteinander. Oft entstehendabei Freundschaften. Dann treffen sich z.B. zwei Gruppenmitgliederhäufiger und wissen mehr voneinander als der Rest der Gruppe.

Solche Freundschaften dürfen vor dem Rest der Gruppe nicht verbor-gen werden. Dies würde das Vertrauensverhältnis der Mitglieder dau-erhaft belasten. Wichtig ist jedoch zu wissen, dass intensivereBeziehungen zwischen einzelnen Gruppenmitgliedern immer eine Ver-unsicherung in der Gruppe auslösen: Einzelne werden sich zurückge-setzt fühlen, andere fürchten, ausgegrenzt oder gar hintergangen zuwerden.

Für die Gruppe bedeutet es eine Chance, wenn die Mitglieder dieseGefühle bei sich selbst und den anderen ernst nehmen und offen be-sprechen. Alle können dadurch mehr Nähe zueinander entwickelnund sich an den Beziehungen freuen, die durch die gemeinsame Ar-beit entstanden sind.

Treffen sich die Mitglieder auch außerhalb der Gruppensitzungen?

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Die Erfahrungen von Selbsthilfegruppen, die bereits über längere Zeitmiteinander gearbeitet haben, zeigen: Ein wirklich aufmerksamesGespräch ist kaum länger als über eineinhalb bis zwei Stunden mög-lich. Dann ist bei allen die Konzentrationsfähigkeit erschöpft. Deshalbhaben es sich zahlreiche Gruppen zur Regel gemacht, zu einer fest-gesetzten Zeit pünktlich zu beginnen und die Gruppensitzung nach etwa zwei Stunden zu beenden. Danach schließt sich in vielen Selbst-hilfegruppen noch ein informelles Treffen in einer Gaststätte an.

Häufig brauchen gerade neue Selbsthilfegruppen in ihren Treffen Zeit,bis sie ihr Gespräch beginnen können. Hier scheint das Gruppenge-spräch oft erst dann fruchtbar zu werden, wenn die Zeit für das Grup-pentreffen fast beendet ist.

Der Nachteil dabei ist, dass die Aufnahmefähigkeit aller gegen Endeder Treffen nachlässt. Zusätzlich werden bei langen Zusammenkünf-ten immer einige Gruppenmitglieder unruhig, weil sie gehen wollen.Manchmal ist ein Teil der Gruppe auch schon gegangen, wenn das Ge-spräch intensiv wird. Die Mitglieder, die nicht mehr anwesend sind,versäumen so wichtige Teile der Gruppenarbeit. Diejenigen, die nocham Gespräch teilnehmen, sind ständig in der Unsicherheit, ob sich dieSelbsthilfegruppe noch in einer Arbeitsphase befindet oder schonbeim „informellen Teil“ angelangt ist. In einer solchen Situation kannsich niemand mehr wirklich auf ein ernsthaftes Gruppengesprächeinstellen.

Deshalb sollten sich die Mitglieder darauf verständigen, die gemein-same Sitzung nach etwa zwei Stunden zu beenden. Wenn sie sich ineinigen Sitzungen an diese Entscheidung gehalten haben, werden al-

Wie lange dauert eine Gruppensitzung?

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le merken, dass sie sich in der vorgesehenen Zeit in die Gruppe ein-bringen können. Die Sitzungen werden konzentrierter und damit wir-kungsvoller verlaufen.

Für Selbsthilfegruppen, deren Mitglieder sich treffen, weil ihre An-gehörigen krank oder von einem Problem betroffen sind, empfiehltsich eine zusätzliche Regel: In diesen Gruppen haben die einzelnenmeist große Schwierigkeiten, sich mit ihren eigenen Bedürfnissen zubeschäftigen. Deshalb ist es hilfreich, die Gruppensitzungen zu un-terteilen: Eine halbe Stunde ist reserviert für das Gespräch über dieAngehörigen, danach sprechen die Mitglieder von ihren persönlichenSchwierigkeiten und Gefühlen.

Die Mitglieder einer Selbsthilfegruppe entwickeln gemeinsam die Arbeitsweise, die allen Beteiligten entspricht. Deshalb gibt es keineeinheitliche Gestaltungsregel für alle Selbsthilfegruppen.

Einige Gruppen legen auf eine strenge Arbeitsatmosphäre Wert. Hierdarf während der Sitzungen nicht geraucht, nicht gegessen oder ge-trunken werden. Die Teilnehmer dulden unter Umständen keinen Tischin der Mitte, weil sie sich gegenseitig auch mit ihrer Körpersprache er-leben wollen.

Andere Selbsthilfegruppen schaffen sich eine eher gemütliche Atmos-phäre. Bei ihnen steht eine Kerze auf dem Tisch, einige bringen etwaszu essen mit, es gibt etwas zu trinken und manchmal auch leise Musik.

Wie kann der Rahmen der Gruppensitzungen gestaltet werden?

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Einzelne Gruppen profitieren auch davon, dass sie den Stil ihrer Ar-beit variieren: Sie neigen in bestimmten Phasen eher zu einer gemüt-lichen, in anderen Phasen zu einer strengen Form.

Die Erfahrung zeigt, dass eine Sitzungsgestaltung mit der sich eineGruppe ihre Arbeit erleichtert, bei einer anderen Gruppe auf Abwehrstoßen kann. Was für einige Gruppen richtig ist, kann für andere falschsein.

Wenn die Mitglieder der Selbsthilfegruppe ab und zu gemeinsam überdieses Thema sprechen, werden sie keine Schwierigkeiten haben, ih-re Arbeit so zu gestalten, dass sich alle beteiligen können. Wichtig istnur, sich in einem neutralen Raum zu treffen, in dem sich alle Betei-ligten für die Dauer der Sitzung heimisch fühlen (vgl. S. 23).

Den meisten Menschen fällt es schwer, von ihrem Alltag abzuschal-ten und sich auf eine veränderte Situation einzustellen. Daher ist inSelbsthilfegruppen eine spezielle Runde zur gemeinsamen Eröffnungund zur Vorbereitung des Gruppengesprächs hilfreich.

In dieser ersten Runde sagt jeder kurz, wie es ihm seit dem letztenTreffen ergangen ist und wie er sich gerade fühlt, und kündigt an, ober während der Sitzung über etwas Bestimmtes sprechen möchte.Dieses Verfahren heißt Blitzlicht.

Wichtig ist, dass sich im Blitzlicht jede/r kurz fasst, andere nicht kom-

Wie beginnen die Gruppensitzungen?

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mentiert oder unterbricht. Formulierungen wie etwa die folgendenreichen aus:

… „Mich hat das letzte Treffen nachdenklich gemacht, im Moment bin ich zwar müde, weil der ganze Tag eine einzige Hetze war, aber ich möchte unser letztes Gespräch gerne fortsetzen.“

… „Ich hatte eigentlich eine schöne Woche. Aber heute hatte ich einen riesigen Krach mit meinem Chef. Darüber möchte ich gerne mit euch reden.“

… „Ich bin noch ganz außer Atem. Meine Kinder wollten wieder nicht ins Bett, und ich hatte schon Angst, ich kann heute nichtkommen. Heute will ich kein Thema von mir einbringen, viel-leicht auch nichts sagen und Euch nur zuhören.“

Sobald die Selbsthilfegruppe mit dem Blitzlicht startet, ist allen Grup-penmitgliedern bewusst, dass nun das Begrüßen beendet ist und dieSitzung beginnt. Niemand braucht nun noch zu überlegen, ob die Er-zählung über den Ärger mit dem Chef Thema des Gruppenabends istoder ob jemand vor Beginn der Sitzung noch schnell seinen Ärger los-werden will.

Nach dem Blitzlicht entscheiden die Mitglieder gemeinsam, welcheder Themen, die in der Eröffnungsrunde angekündigt wurden, nun be-sprochen werden.

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Damit die Mitglieder ihre Sitzung gemeinsam beenden können, emp-fiehlt es sich, das Gruppengespräch mit einem Blitzlicht abzuschlie-ßen. Daduch haben alle Anwesenden die Gelegenheit, sich selbstbewusst zu machen und den anderen mitzuteilen, mit welchen Ein-drücken sie die Gruppe verlassen, wie sie das Treffen erlebt haben, wel-che Gefühle sie mit nach Hause nehmen und worüber sie vielleicht ger-ne noch gesprochen hätten. Diese Anhaltspunkte können dann beimnächsten Treffen zum Thema werden.

Für das Abschluss-Blitzlicht gelten die gleichen Regeln wie für dasBlitzlicht, mit dem die Sitzung eröffnet wurde: Alle fassen sich kurz,niemand wird unterbrochen oder kommentiert.

Nach dem Blitzlicht ist allen Gruppenmitgliedern bewusst, dass die-ses Treffen abgeschlossen ist. Auch wenn sich an die Sitzung noch eininformelles Zusammensein anschließt, können diejenigen, die gehenmöchten, die Gruppe ohne schlechtes Gewissen verlassen.

Für den Verlauf des Gruppengesprächs gibt es ebensowenig eineSchablone wie für die Gestaltung der Sitzungen (vgl. S. 31 ff). Die Mit-glieder können sich ihr gemeinsames Gespräch jedoch durch einigeRegeln erleichtern:

1 Kommen Sie pünktlich zu den Gruppentreffen. Wenn Sie ver-hindert sind, informieren Sie ein anderes Gruppenmitglied.Sinn dieser Regel ist zu verhindern, dass die Mitglieder sich ge-

Wie verläuft das Gruppengespräch?

Wie enden die Gruppensitzungen?

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genseitig warten lassen. Wenn alle wissen, dass jeder sichbemüht, pünktlich zu sein, sind alle auch bereit, die Gruppensit-zungen nicht durch Unpünktlichkeit zu verzögern oder durch Un-zuverlässigkeit zu belasten.

2 Vermeiden Sie Formulierungen mit„man“.Sprechen Sie von sich selbst.Wenn sich jede/r an diese Regel hält, werden die Aussagen deut-licher und klarer. Worthülsen und Verallgemeinerungen werdenautomatisch vermieden. Jeder vertritt sich selbst und wird da-durch von den anderen besser verstanden.

3 Geben Sie keine Ratschläge. Tipps sind nur dann hilfreich, wenn sie ausdrücklich erbeten worden sind.Wenn jemand Ratschläge erteilt bekommt, fühlt er sich meist ab-gefertigt, reglementiert und nicht ernst genommen. Machen Siesich bewusst: Wer gerade von seinen Schwierigkeiten spricht,muss seine Gefühle sortieren und seine Gedanken klären, ehe ersich auf einen neuen Gedanken einstellen kann. Auch wenn je-mand denkt, eine Lösung anbieten zu können, wartet er, bis erausdrücklich um seine Meinung gebeten wird.

4 Vermeiden Sie es, die Aussagen der anderen Gruppenmitgliederzu interpretieren, zu analysieren oder mit bohrenden Fragen zuvertiefen.Wenn alle sich auf Verständnisfragen beschränken und bei ihreneigenen Empfindungen bleiben, ersparen sich alle Verletzungenund persönliche Kränkungen.

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5 Hören Sie aufmerksam zu. Unterbrechen Sie niemanden.Wer beim Sprechen unterbrochen wird, hat immer das Gefühl, essei uninteressant, was er sagt. Deshalb muss jeder, der unter-brochen wurde, mit einer kleineren oder größeren Kränkung fer-tig werden. Diese Kränkung – die übrigens auch durch leiseSeitengespräche ausgelöst wird – vermeiden Sie durch aufmerk-sames Zuhören. Die Regel hat noch einen weiteren Sinn: Wer essehr eilig hat, etwas mitzuteilen, während jemand spricht, wartetungeduldig auf das Ende des Gesprächbeitrags oder eine Atem-pause. Er formuliert seine Aussagen bereits vor und hört nichtmehr zu. Er kann nicht verstehen, was der andere mitteilt. Beidereden aneinander vorbei.

Neben diesen allgemeinen Gruppenregeln sind die Leitlinien derSelbsthilfegruppen-Arbeit (vgl. S. 10 ff) die Grundlage, auf die sichSelbsthilfegruppen bei der Arbeit stützen. Gruppenregeln und Leitli-nien schützen die Mitglieder von Selbsthilfegruppen vor unklaren Ar-beitssituationen, die alle Beteiligten irritieren und verunsichernwürden. Die Regeln können leichter eingehalten werden, wenn dieGruppe mit einer Gesprächsleitung arbeitet. Sie wird in jeder Sitzungvon einem anderen Mitglied übernommen. Diese Gesprächsleitunghat die Aufgabe:

… das Gruppengespräch mit dem Blitzlicht zu eröffnen,… dafür zu sorgen, dass nach dem Blitzlicht das Thema (die Themen)

der Sitzung besprochen werden,… darauf zu achten, dass während der Sitzung die Gesprächsregeln

eingehalten werden,… das Gruppengespräch mit dem Blitzlicht abzuschließen.

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In Selbsthilfegruppen sind häufig Entscheidungen zu treffen, die alleMitglieder betreffen:

… Reden wir uns mit unseren Vornamen an?… Nehmen wir neue Mitglieder auf?… Verlegen wir unsere Gruppensitzungen auf einen anderen Zeit-

punkt? Und so weiter.

In Situationen, in denen diese Entscheidungen getroffen werden,scheinen die Mitglieder der Gruppe häufig einer Meinung zu sein. Erstnach mehreren Sitzungen stellt sich manchmal heraus, dass einigeMitglieder sich doch eine andere Entscheidung gewünscht hätten. Siehatten sich nicht zu Wort gemeldet, weil sie das Gefühl hatten, ihreMeinung sei für die anderen nicht wichtig.

Die Gruppen-Arbeit basiert auf der Bereitschaft aller Beteiligten, dieEntwicklung der Gruppe gemeinsam zu gestalten. Wenn einzelne Mit-glieder Entscheidungen der Gruppe nicht mittragen können, lässt dieBereitschaft nach.

Deshalb müssen Entscheidungen wirklich von allen Mitgliedern ge-meinsam getroffen werden. Wenn eine Entscheidungsfrage ansteht,müssen alle merken: Es geht jetzt um eine gemeinsame Entschei-dung. Alle müssen Gelegenheit haben, ihre Meinung zu sagen.Dabei reicht es nicht aus, mit dem Kopf zu nicken oder den Kopf zuschütteln. Alle sollten mit einem „Ja“, einem „Nein“ oder mit einem„Ich kann mich im Moment nicht entscheiden“ Stellung nehmen.Wenn Sie sich selbst und die Menschen in Ihrer Umgebung genau be-obachtet, werden Sie feststellen, wie oft Sie falsch verstanden werden

Wie treffen die Mitglieder der Selbsthilfegruppen Entscheidungen?

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oder andere falsch verstehen. Das hat sehr viel mit der weit verbrei-teten Schwierigkeit zu tun, anderen richtig zuzuhören.

Hinzu kommt, dass es sehr viele Begriffe gibt, die unterschiedlichePersonen unterschiedlich verwenden. Beispielsweise ist das Wort„Streit“ für einige Menschen die Bezeichnung für harte, oft verletzen-de Auseinandersetzungen, während andere mit diesem Begriff ledig-lich den sachlichen Austausch verschiedener Argumente verbinden.

Missverständnisse treten selbstverständlich auch in Selbsthilfegrup-pen auf und können die gemeinsame Arbeit erheblich erschweren.Aus diesem Grund wenden erfahrene Selbsthilfegruppen in beson-ders schwierigen Situationen eine Methode an, die von den Mitglie-dern scherzhaft als „Gruppenfolter“ bezeichnet wird.

Mit dieser Methode – dem „kontrollierten Dialog“ – wiederholt jeder,der sich zu Wort meldet, zunächst sinngemäß das, was sein Vorgän-ger gesagt hat. Seine eigene Aussage schließt er erst an, nachdemsein Vorredner ihm bestätigt hat, dass er sich richtig verstanden fühlt.Alle nachfolgenden Redner verfahren nach dem gleichen Muster.Wenn die Gruppe diese Methode anwendet, stellt sie fest, dass es sichdabei wirklich um harte Arbeit handelt. Sie spürt aber auch, wie ihreGespräche konzentriert und mit mehr Nähe zueinander verlaufen.Missverständnisse werden ausgeräumt, und alle können sicher sein,einander richtig verstanden zu haben.

Wie können Missverständnisse in der Gruppe vermieden werden?

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Die Mitglieder einer Selbsthilfegruppe schaffen sich mit der Gruppeeinen geschützten Rahmen, in dem sie den Anforderungen und Bela-stungen ihres Alltags nicht ausgesetzt sind. Das bedeutet natürlichnicht, dass die einzelnen sich als völlig neue Menschen begegnen. ImGegenteil: alle bringen die Verhaltensweisen, die Stärken und Schwä-chen mit, die sie sich in ihrem bisherigen Leben angeeignet haben.Wer bisher gewohnt war, andere zu leiten, wird auch in der Gruppeversucht sein, die gemeinsame Arbeit zu steuern. Wer bisher gewohntwar, abzuwarten und zu beobachten, wie sich etwas entwickelt, wirdsich auch in der Selbsthilfegruppe entsprechend verhalten.

Dadurch entstehen in der Gruppe Reibungen, von denen die gemein-same Arbeit lebt: Die einzelnen Mitglieder tauschen ihre persönlichenErfahrungen und damit auch ihre unterschiedlichen Meinungen undLebensauffassungen aus. Sie lernen sich kennen und entwickeln ei-ne gemeinsame Intimität, durch die sich die Gruppe von allen ande-ren Gruppen unterscheidet.

Da jedes Mitglied eine Gruppe prägt, sind die einzelnen bereits nachkurzer Zeit nicht mehr austauschbar. Sie ergänzen sich gegenseitig.Wegen ihrer persönlichen Bedeutung für die Gruppe können sie sichweder gegenseitig ersetzen, noch können sie durch neue Mitglieder er-setzt werden. Deshalb ist es nicht gleichgültig, ob ein Gruppenmitgliedbei einer Sitzung fehlt. Jeder, der nicht anwesend ist, hinterlässt eineLücke, die von den anderen nicht ohne weiteres geschlossen werdenkann.

Durch den Aufbau dieser Beziehungen kann es – wie in allen zwi-schenmenschlichen Beziehungen – irgendwann auch zwischen den

Was bedeutet: in der Gruppe Beziehungen aufbauen?

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Mitgliedern einer Selbsthilfegruppe zu Spannungen kommen. Siekönnen schmerzhaft und mit harten Auseinandersetzungen verbun-den sein. Erfahrungsgemäß stellen sich die Mitglieder möglichenKonflikten jedoch erst dann, wenn sie spüren, dass sie diese Konflik-te gemeinsam verkraften können.

Die gegenseitige Verantwortung macht alle Gruppenmitglieder vor-sichtig. Konflikte werden bearbeitet, wenn alle dazu bereit sind unddie gemeinsame Kraft für ihre Bewältigung ausreicht. Diese – unbe-wusste – Vorsicht hilft den Mitgliedern auch in schwierigen Phasender gemeinsamen Arbeit: Gemeinsame oder persönliche Probleme,die eine Belastung für die Gruppe darstellen, aber als zu gefährlichempfunden werden, um sie anzusprechen, werden erfahrungsgemäßin einzelne Unterprobleme aufgeteilt und ratenweise behandelt.

Wichtig ist, sich gemeinsam vor Augen zu halten, dass die Auseinan-dersetzungen in der Gruppe ein notwendiger Bestandteil des Prozes-ses sind, den die Mitglieder gemeinsam durchleben: Die Selbst-hilfegruppe ist für alle Beteiligten auch ein Experimentierfeld. Jedereinzelne ist durch die gemeinsame Schweigepflicht (vgl. S. 11 ff) ge-schützt. Niemand muss wegen seines Verhaltens in der Gruppe Nach-teile in seinem Alltag befürchten.

Wenn sich die Mitglieder in diesem geschützten Rahmen auch schwie-rigen Situationen aussetzen, lernen sie, Konflikte nicht nur zu ertra-gen, sondern auch auszutragen und zu bewältigen. So werden sie auchin ihrem Alltag handlungsfähiger.

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Was geschieht, wenn ein Mitglied die Selbsthilfegruppe verlässt?

Wer sich einer Selbsthilfegruppe anschließt, verpflichtet sich nicht,unbegrenzte Zeit in der Gruppe zu bleiben. Verbindlich für jedes Mit-glied ist lediglich, für die Dauer seiner Mitarbeit an den einzelnen Sit-zungen pünktlich und regelmäßig teilzunehmen.

Entscheidet ein Mitglied, in der Gruppe nicht weiter mitzuarbeiten,muss die Gruppe diese Entscheidung akzeptieren. Wichtig ist, dassdas ausscheidende Mitglied seine Entscheidung in einer gemeinsa-men Sitzung mitteilt. Die anderen Gruppenmitglieder sollten, bevorsie weiterarbeiten, in der darauffolgenden Sitzung das Weggehen ge-meinsam zum Thema machen:

… Was bedeutet es für uns, dass er an unseren Sitzungen nicht mehrteilnimmt?

… Sind wir traurig oder enttäuscht?… Welche Beziehungen hatten die einzelnen zu ihm?… Werden wir alle oder einige von uns zukünftig außerhalb der Sit-

zungen Kontakt mit ihm haben? Und so weiter.

Ein solches Gespräch hilft, sich auf die veränderte Zusammensetzungder Gruppe einzustellen, sich in dieser Situation neu zu orientieren unddie Trennung von dem ausgeschiedenen Mitglied auch gefühlsmäßiggemeinsam zu bewältigen.

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Wer sich einer bereits bestehenden Selbsthilfegruppe anschließt,trifft auf ein gewachsenes Beziehungsgefüge mit bestimmten Ge-wohnheiten und Umgangsformen, in das er oder sie sich nach undnach einleben wird. Die oder der Neue und die Gruppe müssen sichgegenseitig kennenlernen. Dazu brauchen alle Beteiligten Zeit, Kraftund Bereitschaft.

Je länger die Selbsthilfegruppe bereits bestanden hat, um so stärkerist ein neues Mitglied darauf angewiesen, wirklich aufgenommen zuwerden und zu erfahren, wie sich die Gruppe entwickelt hat – und wiesie sich weiter entwickelt. Die bisherigen Mitglieder müssen bereitsein, sich dem neuen Mitglied der Gruppe zu öffnen.

Diese Bereitschaft kann die Gruppe entwickeln, wenn alle mit der Auf-nahme des neuen Mitglieds einverstanden sind und niemand sichüberrumpelt fühlt.

Die Entscheidung, ein neues Mitglied aufzunehmen, trifft die Gruppedeshalb niemals nebenbei. Sie nimmt sich Zeit und behandelt dieseFrage in einem gemeinsamen Gespräch. Die Mitglieder überlegen, wassie von einer neuen Person in der Gruppe erwarten.Möglicherweise stellen sie fest, dass sie durch die Öffnung der Grup-pe einer anderen Entscheidung auszuweichen versuchen. Wenn eini-ge sich z.B. über ein Mitglied ihrer Gruppe ärgern, wird dieser Ärgernicht verschwinden, weil ein neues Mitglied anwesend ist. In einer sol-chen Situation sollte die Frage nach neuen Mitgliedern zurückgestelltwerden, bis der Konflikt ausgeräumt ist.

Nachdem die Mitglieder gemeinsam entschieden haben, die Gruppe

Wann kann die Gruppe neue Mitglieder aufnehmen?

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zu öffnen, sind alle auf die gemeinsame Begegnung mit dem neuenMitglied vorbereitet. Sie sind bereit, sich dem Neuen zu öffnen undihm mit ehrlichem Interesse zu begegnen. Sie können die Impulseaufnehmen, die er in die Gruppe einbringt. Diese Voraussetzungenmüssen erfüllt sein, um die weitere Arbeit in der veränderten GruppeSchritt für Schritt gemeinsam zu gestalten.

In bestimmten Phasen ihrer Arbeit sind Selbsthilfegruppen auf einestabile Zusammensetzung angewiesen: wenn die Mitglieder übermehrere Sitzungen intensiv mit einem Thema beschäftigt sind, wennKonflikte zu bearbeiten sind, die sich im Verlauf der Gruppenarbeitentwickelt haben etc.

Erfahrungsgemäß fällt es vielen Selbsthilfegruppen schwer zu ent-scheiden, für eine bestimmte Phase keine neuen Mitglieder aufzu-nehmen: Es kommen immer wieder Menschen auf sie zu, die denAnschluss an die Selbsthilfegruppe suchen. Sie abzuweisen scheintunmöglich. Die Gruppenmitglieder wissen, wie erleichtert sie selbstwaren, die Gruppe zu finden. Diese Erleichterung meinen sie anderennicht vorenthalten zu können.

Die Mitglieder müssen jedoch wissen, dass sie sich selbst behindern,wenn sie sich uneingeschränkt für Interessenten öffnen. Die Gruppewäre dann nicht arbeitsfähig und könnte dadurch auch den neuen Mit-gliedern nicht nützen (vgl. S. 46 ff). Meist ist es für die Interessenten,die sich in einer solchen Situation an die Gruppe wenden, hilfreicher,

Kann die Gruppe beschließen, keine neuen Mitglieder aufzunehmen?

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wenn sie auf eine Selbsthilfe-Kontaktstelle in der Region aufmerksamgemacht werden. Dort können sie in Selbsthilfegruppen vermitteltwerden, die aktuell nach Mitgliedern suchen. Gegebenenfalls werdensie auch bei der Gründung einer Selbsthilfegruppe unterstützt.

Gibt es in der Umgebung keine Kontaktstelle, kann in der Gruppeüberlegt werden, ob ein Mitglied bereit ist, einem oder mehreren In-teressenten bei der Gruppengründung behilflich zu sein (beim For-mulieren von Texten für Anzeigen und Aushänge, bei der Suche nacheinem geeigneten Raum für die Gruppentreffen etc.).

Von einer neuen Selbsthilfegruppe kann später auch die eigene Grup-pe profitieren. Denn beide Gruppen haben dann die Möglichkeit, ihreErfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig bei ihrer Arbeit zuunterstützen (vgl. S. 51 ff).

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Viele Menschen fragen sich oft, ob sie ihre Schwierigkeiten selbst indie Hand nehmen sollen oder ob es nicht besser wäre, einen Fach-mann zu Rate zu ziehen. Andere kennen auch Momente, in denen sieüberlegen, ob sie ihrer persönlichen Situation nicht zuviel Bedeutungbeimessen, ob es nicht besser wäre, einfach an etwas anderes zu den-ken und so wie alle anderen auch zu leben.

Solche Zweifel werden fast immer durch Ängste vor Veränderungenausgelöst. Das Neue, das sich jemand vorgenommen hat, ist immerauch mit persönlichen Unsicherheiten verbunden. Schließlich hat je-der irgendwie gelernt, den vertrauten Zustand – auch wenn er mit vie-len Belastungen einhergeht – zu ertragen, und niemand weiß, wie sichdie angestrebten Veränderungen tatsächlich auswirken werden.

Diese Unsicherheiten werden auch in der Gruppenarbeit durchlebt. Injeder Selbsthilfegruppe gibt es immer wieder Phasen, in denen sichalle oder einige fragen, ob die Ziele, die sich die Mitglieder gesteckthaben, gemeinsam und ohne fremde Hilfe zu erreichen sind.

Dies geschieht häufig unbewusst und kann sich in unterschiedlichenSchwierigkeiten und Problemen während der Gruppenarbeit äußern.Die folgenden Seiten beschreiben, welche Blockaden in diesem Zu-sammenhang am häufigsten auftreten. Sie geben Anregungen, diehelfen, Schwierigkeiten gemeinsam vorzubeugen und entstandeneProbleme auszuräumen.

Schwierigkeiten und Probleme in Selbsthilfegruppen

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Jede Selbsthilfegruppe steht irgendwann vor der Frage, ob aktuell wei-tere Mitglieder aufgenommen werden sollen. Wenn die Gruppe dieseFrage bisher nicht entschieden hat, kann sich etwa folgende Situationergeben:

Die Gruppe trifft sich wöchentlich. Über einen längeren Zeitraumkommt durchschnittlich zu jeder zweiten Sitzung eine neue Personhinzu, die sich für die Mitarbeit in der Gruppe interessiert. Die „Neu-en“ ziehen sich meist nach einer Sitzung – manchmal nach zwei Sitzungen – wieder zurück. Die Kerngruppe besteht aus sechs Mit-gliedern, die seit Gründung der Gruppe regelmäßig zusammenkom-men.

Sie beschäftigen sich in ihren Sitzungen mit den jeweils neuen Inter-essenten: Sie geben ihnen Gelegenheit, sich auszusprechen und ihreaktuellen Themen zu behandeln. Die Folge ist: die „alten“ Mitgliederkommen nicht dazu, sich selbst in die Gruppe einzubringen und sichgegenseitig zu unterstützen. Dadurch wächst ihre Unzufriedenheit.Schließlich droht die Gruppe zu zerfallen.

Eine solche Situation entwickelt sich häufig in Selbsthilfegruppen,deren Mitglieder sich bereits etwas kennengelernt haben, sich abernoch nicht entschließen konnten, mit der gemeinsamen Arbeit wirk-lich zu beginnen. Die neu hinzukommenden Interessenten spüren die-se Unsicherheit und ziehen sich wieder zurück.

Der weitere Bestand der Gruppe hängt dann von der gemeinsamenEntscheidung der Kerngruppen-Mitglieder ab, vorerst keine Interes-senten aufzunehmen. Sobald sich die Gruppe in ihrer personellen Zu-

Wodurch kann es zu einem häufigen Wechsel der Mitglieder kommen?

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sammensetzung stabilisiert hat, werden die Mitglieder mit der Grup-pen-Selbsthilfe beginnen. Die gleichzeitig belebenden und störendenElemente, die zuvor von den wechselnden Interessenten eingebrachtwurden, verzögern das Gruppengeschehen nicht mehr. GegenseitigesVertrauen und Verbindlichkeit können wachsen.

Leider machen viele Selbsthilfegruppen die Erfahrung, dass einzelneMitglieder plötzlich – ohne die Gruppe informiert zu haben – nichtmehr zu den Treffen erscheinen. Wer sich in dieser Weise aus derGruppe entfernt, verletzt das Prinzip der Verbindlichkeit gegenüberder Gruppe.

Da in einer solchen Situation niemand den Grund für das Fernbleibenkennt, entstehen viele Fragen, die alle Mitglieder belasten:

… „Macht er eine Pause, oder kommt er überhaupt nicht mehr?“… „Haben wir etwas falsch gemacht? Haben wir ihn verletzt?“… „Geht es ihm zur Zeit so schlecht, dass er nicht kommen kann?“… „Fühlt er sich von uns abgelehnt?“… „Interessiert er sich nicht mehr für die Gruppe?“

Solche Überlegungen lösen bei allen Beteiligten persönliche Ängsteaus. Dennoch liegt auch in dieser Situation eine Chance, die für die weitere Arbeit genutzt werden kann.

Was macht die Selbsthilfegruppe, wenn einzelne Mitgliederplötzlich nicht mehr zu den Sitzungen kommen?

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Möglicherweise hat sich das Mitglied aus Unbehagen zurückgezogen.Es hat gespürt, dass „in der Gruppe etwas falsch läuft“, konnte diesesGefühl aber nicht zum Thema machen. Nach Möglichkeit ergreifen dieMitglieder deshalb die Gelegenheit und sprechen gemeinsam über ih-re momentane Situation. Sie versuchen herauszufinden, ob die ge-meinsame Arbeit ihren persönlichen Bedürfnissen entspricht. Sieüberlegen, wie sie sich selbst in der Gruppe fühlen: Gibt es z.B. The-men, die ihnen wichtig sind, die bisher aber nicht besprochen wurden?Können die Mitglieder sich unbefangen verhalten, oder gibt es Kon-flikte, über die noch nicht gesprochen wurde?

Das Ergebnis dieser Überlegungen kann zeigen, dass alle mit ihrermomentanen Arbeit zufrieden sind. Möglicherweise wird aber auchdas gemeinsame Bedürfnis deutlich, die Arbeitsweise der Gruppe zuverändern.

Unabhängig von diesen Ergebnissen sollten die Mitglieder nicht ver-säumen, auch über die Gefühle zu sprechen, die das Wegbleiben desMitglieds auslöst. Für alle ist wichtig, ihre Enttäuschung, Traurigkeitund vielleicht auch Erleichterung offen zu äußern.

Nach diesem Gespräch entscheiden die Mitglieder gemeinsam, ob siebereit sind, mit dem ausgeschiedenen Mitglied über sein Fernbleibenzu sprechen und es wieder aufzunehmen, wenn es in die Gruppezurückkehren möchte.

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Selbsthilfegruppen haben Selbständigkeit und Unabhängigkeit ihrerMitglieder zum Ziel. Deshalb bemühen sie sich um einen Arbeits-rahmen, in dem ein gleichberechtigtes Miteinander möglich ist. Dasbedeutet, dass die Mitglieder sich in den einzelnen Phasen des Grup-penprozesses mit immer neuen Situationen auseinandersetzen, indenen – oft unbewusst – Wünsche nach einer Leitung aufkeimen.

Dieses Phänomen ist leicht zu verstehen: Wir alle orientieren uns inunserem Denken und Verhalten mehr oder weniger unbewusst an Au-toritäten. Deshalb bedeutet die prinzipielle Gleichberechtigung derMitglieder von Selbsthilfegruppen für alle Beteiligten eine neue Si-tuation: Jeder einzelne ist – in immer neuen Phasen der Gruppenar-beit – gefordert, seine eigenen Bedürfnisse, Erfahrungen, Fähigkeitenund Wünsche selbst einzubringen.

In verschiedenen Phasen der Gruppenarbeit scheinen einzelne Mit-glieder ganz selbstverständlich in eine Leiterrolle hineinzuwachsen.Das geschieht, weil es gerade in schwierigen Situationen für alleleichter ist, gewohnte Verhaltensweisen beizubehalten als herauszu-finden, wie eine gleichberechtigte Arbeit möglich ist. Wenn nun einMitglied der Gruppe eine Leitungsrolle übernimmt, geschieht dasnicht nur, weil es bereit ist, diese Rolle zu übernehmen, sondern auch,weil der Rest der Gruppe das Leitungsverhalten herausgefordert oderzugelassen hat. Die Leitungsrolle eines Mitglieds der Selbsthilfe-gruppe ist deshalb immer das Ergebnis einer Entwicklung, an der al-le Mitglieder der Gruppe beteiligt sind.

Die Mitglieder können einer solchen Entwicklung zumindest teilwei-se vorbeugen, indem sie bei ihrer gemeinsamen Arbeit von Anfang an

Woran liegt es, wenn ein Mitglied der Gruppe eine Leitungsrolle übernimmt?

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darauf achten, die Funktionen, die für die Gruppe insgesamt wichtigsind, gleichmäßig auf alle Mitglieder zu verteilen (vgl. S. 23 ff).

Dennoch werden im Gruppenprozess immer wieder Situationen ent-stehen, in denen sogenannte Leitungsphänome auftreten. Das ist normal. Mit etwas Geduld und Energie können diese Phänomene ge-meinsam aufgelöst werden. Auf diese Weise wird die prinzipielleGleichberechtigung der Selbsthilfegruppen-Mitglieder realisiert undstabilisiert.

Hat ein Mitglied die Leitungsrolle fest übernommen, kann diese Si-tuation nur verändert werden, indem alle Beteiligten miteinanderstreiten: die „Geleiteten“ beharren auf ihrer Selbständigkeit, erinnernsich an ihre eigenen Stärken und bringen sie in die Gruppe ein. Die lei-tende Person verteidigt ihre Position. Sie reagiert unsicher oder ge-kränkt, vermutlich auch etwas wütend, wenn sie sich in ihrer Rolleangegriffen fühlt.

Solche Auseinandersetzungen sind mit Spannungen und persönli-chen Belastungen verbunden. Sie können in der Gruppe ausgetragenwerden, wenn alle bereit sind, sich auch in schwierigen Situationensolidarisch und einfühlsam zu begegnen. Dann sind Auseinanderset-zungen für alle Beteiligten kostbar: indem sie miteinander streiten,üben sie sich in neuen Verhaltensweisen, die sie nach und nach auchin ihrem Alltag einsetzen werden.

Je gleichberechtigter sie in der Selbsthilfegruppe arbeiten, um soselbstsicherer und selbstbewusster, um so eindeutiger und unbefan-gener werden sie auch in ihrem Alltag handeln können.

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Seit vielen Jahren schließen sich immer mehr Menschen in Selbsthil-fegruppen zusammen. Mittlerweile können sich die Mitglieder vonSelbsthilfegruppen auf die Erfahrungen anderer Selbsthilfegruppenstützen. Daneben gibt es Angebote, die zur Erleichterung der Grup-penarbeit abgerufen werden können. Von diesen Erfahrungen undHilfen handeln die folgenden Seiten.

Selbsthilfegruppen können sich gegenseitig unterstützen, indem sieihre Erfahrungen austauschen. Deshalb bieten viele Selbsthilfe-Kon-taktstellen regelmäßige Gesamttreffen an: Vertreter verschiedenerSelbsthilfegruppen kommen z.B. monatlich zusammen und tauschensich über die Entwicklung ihrer Selbsthilfegruppe aus. Die Teilnehmererfahren, wie andere Selbsthilfegruppen ihre Arbeit gestalten. NeueGruppen profitieren von den Erfahrungen, die ältere Gruppen gesam-melt haben.

Persönliche Themen oder Schwierigkeiten einzelner Gruppenmitglie-der werden im Gesamttreffen nicht besprochen. Die Schweigepflicht,an die sich die Selbsthilfegruppen gebunden haben, wird nicht verletzt.

Das Gesamttreffen wird von Mitarbeitern der Kontaktstelle organisiertund moderiert. Sie beantworten auch spezielle Fragen und stehen fürergänzende Informationen zur Verfügung.

Nimmt die Gruppe regelmäßig an einem Gesamttreffen teil, wird ihreArbeit dadurch sehr erleichtert. Die Mitglieder lernen die gruppendy-

Wie können sich Selbsthilfegruppen gegenseitig unterstützen?

Arbeitshilfen für Selbsthilfegruppen

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namischen Prozesse in der eigenen Gruppe besser zu verstehen,Gruppenschwierigkeiten vorzubeugen oder sie zu lösen.

Sinnvoll ist, dass die Mitglieder einer Gruppe sich mit der Teilnahmeam Gesamttreffen abwechseln. Würden immer dieselben Personenteilnehmen, hätten sie in Fragen der Gruppenarbeit bald einen Infor-mationsvorsprung gegenüber den anderen Gruppenmitgliedern. Siewürden dann allzu leicht in eine Leitungsrolle kommen.

Es gibt eine Reihe gruppendynamischer Programme zur Förderungder Selbsterfahrung. Durch bestimmte Methoden sollen sie in mög-lichst kurzer Zeit eine möglichst große Nähe zwischen verschiedenenPersonen erreichen.

Das bekannteste Programm ist die „Anleitung zum sozialen Lernen“von Schwäbisch und Siems. Es ist auf zehn Zusammenkünfte ausge-richtet und gibt den Verlauf der einzelnen Sitzungen genau vor.

Für Selbsthilfegruppen sind derartige Programme erfahrungsgemäßproblematisch:

… Selbsthilfegruppen, deren Mitglieder ihre gemeinsame Arbeit miteinem solchen Programm beginnen, übernehmen eine relativ ge-naue Arbeitsvorgabe. Sie gestalten ihre Sitzungen und Gesprächenicht selbst. Sobald die Beteiligten das Programm durchlaufen ha-ben, fällt es schwer, sich weiterhin selbst zu organisieren und die

Können Gruppenprogramme die Arbeit erleichtern?

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Worauf kann sich die Gruppe in einer Krise stützen?

Entwicklung der Gruppe gemeinsam und selbstbestimmt zu gestal-ten.

Ein gruppendynamisches Programm forciert und provoziert die emo-tionale Öffnung des einzelnen. Wenn in der Selbsthilfegruppe dieseMethoden angewendet werden, müssen die Mitglieder mit Konfliktenund Gefühlen rechnen, die von der Gruppe noch nicht verkraftet wer-den können. Besonders in der Anfangszeit einer Selbsthilfegruppewürde damit eine große Intimität erzeugt, die auf längere Sicht eherschadet als nützt: Die Intimität ist künstlich herbeigeführt und ent-steht zu schnell.

Wenn die Gruppe längere Zeit gearbeitet hat und einzelne Mitgliederein derartiges Programm attraktiv finden, sprechen sie gemeinsammit dem Rest der Gruppe über ihre Erwartungen. Wenn es darumgeht, das Gruppengeschehen zu beleben und neue Impulse zu be-kommen, wird es genügen, sich auf einige Übungen zu beschränken,die gemeinsam aus dem Programm ausgewählt werden. Diese Übun-gen dürfen aber nur eingesetzt werden, wenn alle verstanden haben,worum es dabei geht, und wenn alle einverstanden sind.

Eine Selbsthilfegruppe befindet sich in einer Krise, wenn die Mitglie-der sich blockiert fühlen und ihre persönlichen Fähigkeiten nichtmehr für die gemeinsame Arbeit nutzen können. Eine solche Situati-on kann das Ergebnis unterschiedlicher Entwicklungen sein. Eventu-ell sind nach einer Zeit gemeinsamer Arbeit die ursprünglich ge-

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meinsamen Ziele der Mitglieder in Frage gestellt oder umstritten. DieGruppenarbeit kann durch persönliche Konflikte zwischen Gruppen-mitgliedern blockiert sein. Unter Umständen fühlen sich einzelne voneinem besonders schwierigen Thema überfordert. In der Folge drohtdie Gruppe zu zerfallen oder sich zu spalten.

In einer solchen Krisensituation kann es für die Gruppe notwendigsein, sich Hilfe von außen zu holen. Deshalb bieten viele Selbsthilfe-Kontaktstellen personelle Hilfestellungen an, die Selbsthilfegruppenbei Bedarf abrufen können: Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter der Kon-taktstelle begleiten die Gruppe in einer oder mehreren aufeinander-folgenden Sitzungen und geben Anregungen und Hilfestellungen, mitdenen die Mitglieder die Konfliktsituation bewältigen können.

Es geht bei einer solchen Krisenhilfe um die Lösung von Gruppenpro-blemen. Die Mitglieder werden dabei unterstützt, ihre gemeinsameArbeitsfähigkeit zu verbessern oder wiederherzustellen. Krisenhilfeist also keinesfalls eine Begleitung im psychotherapeutischen Sinne.Deren Ziel wäre die längerfristige Behandlung von persönlichenSchwierigkeiten der Mitglieder.

Eine wichtige Grundlage der Krisenhilfe ist die Tatsache, dass je-mand, der nicht zur Gruppe gehört, Blockaden und Störungen leich-ter wahrnehmen kann als jemand, der in das Beziehungsgeflecht derGruppe eingebunden ist.

Über den notwendigen Abstand zu der schwierigen Situation in einerGruppe verfügen auch die Mitglieder anderer Selbsthilfegruppen.Deshalb bietet sich ein weiteres Modell der Krisenhilfe an: Die Mit-

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glieder lassen ihr gemeinsames Gruppengespräch von einer anderenSelbsthilfegruppe beobachten. Danach erfahren sie in einem ge-meinsamen Erfahrungsaustausch, wie die Mitglieder der anderenGruppe ihr Gespräch wahrgenommen haben.

Wenn eine Selbsthilfegruppe auf Schwierigkeiten stößt, für die in die-sem Leitfaden keine Lösungshilfen vorgeschlagen sind, wendet siesich möglichst an eine Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen. Sie wirddann von deren Mitarbeitern unterstützt und kann herausfinden, wieder weitere Weg der Gruppe aussehen kann.

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In den folgenden Texten schildern Mitglieder von Selbsthilfegruppenihre Erfahrungen. Die Berichte kommen aus sehr unterschiedlichenGruppen. Es sind Beispiele, die einen kleinen Ausschnitt des Selbst-hilfespektrums wiedergeben. Sie liefern Anregungen für die Gruppen-selbsthilfe.

Wir sind fünf Frauen. In unserer Selbsthilfegruppe haben wir uns demgenähert, was wir seit unserer Kindheit oder Jugend wortlos mit unsherumgetragen haben. Die wenigsten von uns wagten, über ihren se-xuellen Missbrauch gegenüber ihrer Umgebung zu sprechen. Einigehatten sogar über viele Jahre vergessen, was sie erlebt hatten.

Der Missbrauch durch den Vater, den Großvater oder andere Männerhat uns in schwere Bedrängnis gebracht. Dieses Erlebnis, das wirnicht verarbeiten konnten, hat jede allein mit sich herumgetragen.Das hat zu Belastungen, ja Störungen im Umgang mit anderen und inder Einschätzung der eigenen Person geführt.

Nicht nur unser sexuelles Erleben ist von dem Erlebnis des Miss-brauchs beeinträchtigt, der sich mitunter über einen langen Zeitraumhingezogen hat. Die Erfahrung, als Kind oder Jugendliche einer Si-tuation hilflos ausgeliefert zu sein, im Zweifelsfall selbst noch fürschuldig gehalten zu werden, sich keiner Person anvertrauen zu kön-nen; der Zwiespalt, Sexualpartnerin und gleichzeitig unschuldigesKind zu sein; und nicht zuletzt, dass jemand schlichtweg über den ur-

Erfahrungen von Selbsthilfegruppen-Mitgliedern

Endlich trauern und anfangen zu leben:Unsere Selbsthilfegruppe von in der Kindheit sexuell missbrauchten Frauen

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eigensten Körper verfügt – all das hat unsere Persönlichkeit geprägt.Auf Schritt und Tritt im täglichen Leben schleppen wir dieses Paketmit uns herum. Es prägt unser Verhalten. Wir wirken oft unsicher, be-lastet, oder sogar arrogant. Manchmal geben wir uns auch besondersforsch.

In der Gruppe schnüren wir das Paket langsam auf. Lernen zu ver-trauen, uns auf andere Menschen einzulassen, Anstrengungen aus-und durchzuhalten, Nähe zu ertragen und zu genießen.

Sybille

„Ja, Rheuma hatte unser Opa auch, ansonsten war er aber ganz fidel.Rheuma ist ein Zipperlein, etwas für alte Leute. Besonders Feuchtig-keit und Zugluft sollen ungesund sein …“

Vorurteile über Vorurteile. Es ist kaum bekannt, was es wirklich hei-ßen kann, Rheuma zu haben, und dass sich dahinter schwerwiegen-de Erkrankungen verbergen, von denen schon sehr junge Leute, jasogar Kinder betroffen sein können.

Ich hatte auch keine Vorstellung, was auf mich zukommen würde, alsmeine seltene rheumatische Erkrankung, die innere Organe und Ge-lenke angreift, nach jahrelangem Leiden diagnostiziert wurde. Ich wargerade 34 Jahre alt. Schmerzen, Krankheitsgefühl, Müdigkeit wurdenmeine ständigen Begleiter. Niemand konnte verstehen, weshalb ich

Meine Krankheit, unsere Krankheit

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mich so veränderte – ich sehe ganz gesund aus. Im Beruf fiel ich all-zu oft durch Krankheit aus. Meinen Haushalt konnte ich nicht mehrversorgen. Ehepartner und Kinder hatten darunter zu leiden. Ich dach-te noch, an allem selbst schuld zu sein, ich müsste mich nur genug zu-sammenreißen, denn medizinisch wurde für mich alles getan.

Schließlich hatte ich und auch sonst niemand in meinem Umkreis vor-her von einer Krankheit mit dem komplizierten Namen Lupus erythe-matodes gehört. Ich befand mich in einem verhängnisvollen Kreislauf.Resignieren durfte ich nicht. Ich war gerade in das Berufsleben zu-rückgekehrt und wollte diese neue Selbständigkeit keineswegs aufge-ben. Aber die Krankheit kostete meine ganze Kraft.

Dies führte mich auch zur Rheuma-Liga, einer Selbsthilfe-Organisa-tion, in der Betroffene und interessierte Ärzte sich um bessere Auf-klärung über die Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreisbemühen und sich unter dem Motto „Beratung – Bewegung – Begeg-nung“ bei der Krankheitsbewältigung gegenseitig unterstützen. Schonin der Beratung merkte ich, wie wohltuend es ist, mit jemandem zusprechen, der etwas davon versteht, weil er Ähnliches durchgemachthat. Auch bei den Zusammenkünften beobachtete ich das Bedürfnisder Menschen, miteinander zu reden.

Da ich eine feste Gruppe für mich haben wollte, in der ich mich konti-nuierlich mit anderen Betroffenen austauschen kann, gründete ich voreinigen Jahren unsere Selbsthilfegruppe. Wir sind acht Personen, diealle an schweren Erkrankungen des rheumatischen Formenkreisesleiden, also ständig mit einem Verlust an Lebensqualität kämpfen. DieBehinderung anzunehmen, mit ihr richtig umzugehen, trotz allem ein

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lebenswertes Leben zu führen, immer wieder neuen Mut zu schöpfen,dabei helfen wir uns gegenseitig. Anfangs war alles ein bisschen un-klar. Wir waren es nicht gewohnt, über uns selbst zu sprechen, unse-re Gefühle zu äußern. Allzuvieles musste geschluckt und mit sichallein abgemacht werden. Z.B. die Ängste, dass einfache Verrichtun-gen wie das Zudrehen eines Wasserhahns zum Problem werden undman allzufrüh von fremder Hilfe abhängig wird. Wenn durch häufigeKrankheit und die geminderte Leistungsfähigkeit wieder einmal Ar-beitslosigkeit droht. Soll man schon mit weniger als 40 Jahren Er-werbsunfähigkeitsrente beantragen? Und wird es genug zum Lebensein?

Da wurden die Schmerzen vom Arzt nicht ernst genommen oder vonden Kollegen für eine Laune gehalten. Eine Einladung musste abge-sagt werden, weil das Sitzen und Gehen schwerfällt und es niemandsehen soll. Schmerzen und Krankheitsgefühl sind nicht sichtbar, Mit-gefühl und Verständnis von der Umwelt nicht zu erwarten. Das tägli-che Hindernisrennen hebt nicht gerade das Selbstwertgefühl. Dabeidas Lachen nicht zu verlernen, zu entdecken, was alles noch möglichist, fällt schwer.

Die Gruppe ist mittlerweile so etwas wie eine Familie. Da sitzen alleim gleichen Boot. Wenn auch nicht immer Lösungen erarbeitet wer-den können, so kann doch ohne Ängste und Ressentiments darübergesprochen werden. Das erleichtert. Es ist, als würde jeder von unsauf seine Art eine neue Gesundheit entdecken.

Birgit

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Ich war drei Jahre Mitglied in einer Selbsthilfegruppe für „SeelischeGesundheit“. Die Gruppe bestand aus vier Frauen und vier Männern,die jetzt zwischen 30 und 55 Jahren alt sind.

Unsere Gruppe wurde von einer Frau gegründet, die unter Depressio-nen und „unbegründeten Ängsten“ litt. Sie hatte eine Anzeige mit derTelefonnummer der Selbsthilfe-Kontaktstelle aufgegeben. Auf dieseAnzeige habe ich mich gemeldet. Mit mir viele andere.

Zur Gruppengründung wurden wir von der Kontaktstelle eingeladen.Beim ersten Treffen waren anfangs zwei Frauen von der Kontaktstel-le dabei. Sie haben unsere Vorstellungsrunde in Gang gebracht unduns geholfen, unsere unterschiedlichen Erwartungen auf einen Nen-ner zu bringen. Danach haben sie sich zurückgezogen. Wir haben unsdann gesagt, warum wir in die Gruppe gekommen sind und mit wel-chen Problemen wir uns herumschlagen. Das Gespräch war nah undoffen. Trotzdem sind von 13 Leuten nur neun zum zweiten Treffen ge-kommen.

In den ersten zwei Monaten sind noch zwei Frauen abgesprungen.Nach einem halben Jahr kam eine neue Frau dazu. Bei dieser Beset-zung ist es dann die ganze Zeit geblieben. Wir haben uns einmal in derWoche für 2 bis 3 Stunden getroffen.

Wir konnten ungefähr zwei Monate nach der Gruppen-Gründung ent-scheiden, wie wir miteinander arbeiten. Wir besprachen alle mögli-chen Themen: Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, mit den Eltern, in derPartnerschaft, mit dem Alleinsein, mit den Kindern, mit dem Älter-werden usw.

Seelische Gesundheit und so weiter

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Das war nicht immer leicht. Manchmal, wenn jemand sehr viel undsehr ausführlich von seinen Problemen redete, war das für die ande-ren sehr anstrengend. Aber wir haben viel gelernt: dass es oft vielwichtiger ist, mitfühlend zuzuhören, als Ratschläge zu erteilen. DassProbleme viel von ihrem Schrecken verlieren, wenn sie einmal aus-gesprochen sind. Dass es Schwierigkeiten gibt, die zu immer größe-ren Problemen werden, wenn man keine Gelegenheit hat zu sehen,dass sich mit diesen Schwierigkeiten viele Menschen herumplagen.Dass es normal ist, wenn man sich fürchtet, dass man die Furcht aberüberwinden kann.

Wir haben uns im Laufe der Zeit sehr gut kennengelernt. Zwischenuns ist Vertrauen gewachsen. Wir haben gelernt, uns gegenseitig zuverstehen. Deshalb konnten wir uns auch unsere Meinung sagen. Dashat funktioniert, auch wenn es manchmal Streit gab.

Je ehrlicher wir wurden, desto komplizierter wurde es natürlich auchzwischen uns. Wer kann Ehrlichkeit schon so ohne weiteres anneh-men? Wenn es so richtig schwierig wurde, waren unsere Gruppen-treffen sehr zäh.

Manchmal hatte ich Angst, wir würden alle aufgeben und enttäuschtauseinanderlaufen. Das ging den anderen auch so. Wir haben unsdann mehr oder weniger heimlich einen Gruppenleiter gewünscht.Jemanden, der uns zusammenhält und uns die Arbeit etwas erleich-tert.

Irgendwie haben wir es aber immer geschafft, allein zurechtzukom-men. Wir waren stolz darauf. Unser Selbstwertgefühl ist dadurch im-

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mer ein Stück gewachsen. Wir sind mutiger und selbstbewusster ge-worden, auch außerhalb der Gruppe.

Nur einmal, in einer besonders schwierigen Situation, hat uns dieKontaktstelle auf die Sprünge geholfen. Die beiden Frauen, die auchbei unserer Gruppengründung dabei waren, sind für fünf Abende inunsere Gruppe gekommen. Sie haben uns geholfen, unsere Arbeitselbst zu verbessern.

Wir haben unsere Gruppe vor drei Monaten aufgelöst. Wir sind ge-meinsam einen wichtigen Schritt weitergekommen. Jetzt kann jederseinen Weg ohne die Gruppe weitergehen. Trotzdem, wir telefonierensehr oft miteinander und treffen uns immer wieder, um etwas gemeinsam zu unternehmen. Dann reden wir natürlich auch von un-seren Problemen. Wir verstehen uns aber nicht mehr als Selbsthilfe-gruppe. Wir greifen uns als Freunde gegenseitig unter die Arme.

Ursula

Mein Leidensdruck war ziemlich groß, damals, als ich von der Selbst-hilfegruppe Stiefmütter etwas hörte. Dauernd hatte ich Krach mitmeinem Partner; hauptsächlich ging es dabei um sein Verhalten zuseiner Tochter und zu deren Mutter. Ich wusste einfach nicht, mit wemich darüber reden könnte, um meine und natürlich auch unsere ge-meinsame Situation zu verbessern. Keine/r meiner FreundInnen, de-nen ich von meinen Schwierigkeiten erzählte, hatte das geringste

Ich bin eine Stiefmutter

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Verständnis für mich. Alle meinten, es sei doch nicht mal mein Kind.Ich solle mich von dem Mann trennen, hieß es, oder ich sei ja nur ei-fersüchtig auf meine Stieftochter und die geschiedene Frau meinesMannes. Und dann kamen noch die, die das „arme Kind“ bedauerten,das doch eigentlich zu seiner Mutter gehöre, und zugleich meinten, ichmüsse nun alles ausbessern, was die Mutter versäumt habe, und dieSituation still erdulden, wie sie eben sei.

Dies alles hatte ich satt. Ich wollte den Mann und das Kind, dass da-mals vier Jahre alt war, behalten. Ich wollte endlich einmal mit Men-schen sprechen, die in der gleichen Situation waren wie ich. Ich wolltemich frei aussprechen können, ohne dass ich schief angeschaut wür-de.

Als ich nun in die Selbsthilfegruppe Stiefmütter kam, bestand sie ausnur drei Frauen. Bald nachdem ich dazugestoßen war, kamen nochzwei Frauen dazu.

Wir konnten großes Vertrauen zueinander aufbauen, so dass wir of-fen über unsere Probleme sprechen konnten. Wir redeten sehr baldnicht nur über unsere Situation mit den Kindern und der Umgebung,sondern besprachen auch unsere persönlichen Probleme mit unse-ren Partnerschaften. Dabei stellten wir fest, dass hier der Knackpunktunserer Probleme lag. Wenn der Partner fest zu seiner Partnerinsteht und das auch den Kindern (und der ehemaligen Partnerin) ver-mittelt, kann sich die neu zusammengesetzte Familie (die Stieffami-lie) gut entwickeln.

Aufgefallen ist mir, dass ich in der Gruppe Aggressionen loswerden

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kann. Später zu Hause kann ich mit Problemen dann ganz anders, kla-rer, umgehen. Das ist auch für die Partnerschaft sehr hilfreich.

Ich bleibe in der Gruppe, weil ich mich dort verstanden fühle, weil ichdort angenommen werde, wie ich bin, weil ich offen über alles redenkann. Das ist nur möglich, weil ich mit Gleichbetroffenen zusammenbin.

Ich hoffe und wünsche, dass ich mit der Gruppe auch in der Öffentlich-keit etwas zu dem Thema „Stief“ beitragen kann. „Stiefsein“ ist auchein soziales Problem. Familienpolitisch existieren Stieffamilien garnicht. Das muss sich ändern, weil viele Geschiedene wieder mit einem/rPartnerIn zusammenleben.

Monika

Ich bin Mitglied einer Selbsthilfegruppe von Menschen, die einen pfle-gebedürftigen Angehörigen haben. Wir sind zusammengekommen,um zu lernen, wie wir unsere kranken Familienmitglieder besserpflegen und selbst mit der häuslichen Situation besser zurechtkom-men können. Angefangen haben wir in der Gruppe damit, unserepraktischen Erfahrungen auszutauschen: Wie wir die Nahrung mög-lichst bekömmlich zubereiten, was gegen Wundliegen getan werdenkann, wie wir uns die körperliche Arbeit mit bestimmten Handgriffenerleichtern können.

Pflegen und überleben

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Nach und nach haben wir auch über die Gefühle unserer Angehörigengesprochen. Fast alle leiden darunter, versorgt werden zu müssenund für den Rest ihres Lebens abhängig zu sein; sie haben Angst, ver-lassen zu werden.

Im ersten halben Jahr sind wir in die Gruppe gekommen, weil wirüberzeugt waren, dass wir wegen unseres kranken Familienmitgliedsin die Gruppe gehen müssen. Deshalb ist es uns nicht schwergefal-len, uns für diese Zeit zu Hause freizumachen.

Später war das manchmal anders. Als wir anfingen, von uns selbst zusprechen, hatten viele von uns auch ein schlechtes Gewissen. Zeit-weise konnten wir kaum aushalten, wenn jemand andeutete, dass ihmzu Hause alles zuviel wird. Dass er das Gefühl hat, seit sein An-gehörige krank ist, sei irgendwie das Leben der gesamten Familie vor-bei.

Damals hat es in unserer Gruppe unglaublich viele Ratschläge gege-ben, mit denen wir uns gegenseitig beschwichtigt haben. Irgendwannhaben wir es dann geschafft. Wir haben gelernt, uns auch mit unse-rer eigenen Hilflosigkeit, Enttäuschung und Wut zu beschäftigen. Wirhaben unsere Beziehungen zu unseren Angehörigen und anderenMenschen besprochen. Viele von uns haben dabei gemerkt, dass sie,seit er von ihnen abhängig ist, aufgehört haben, etwas für die Bezie-hung zu ihrem Angehörigen zu tun, auch einmal mit ihm zu reden. Oft gab es nur noch die Krankheit und die Pflege und keinePartnerschaft mehr. Das hat dann unsere Angehörigen erst recht be-hindert. Sie hatten das Gefühl, nur eine Belastung zu sein und von sichselbst nichts mehr geben zu können.

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In der Gruppe gab es immer wieder Auseinandersetzungen, die oft vielÄhnlichkeit mit den Konflikten hatten, die wir mit unseren Angehöri-gen erleben. Wir haben dabei entdeckt, dass wir z.B. durch falscheRücksichtnahme andere im Umgang mit uns einengen: Wir stürzenuns in die Arbeit und in die Verantwortung und haben das Gefühl, al-les alleine schaffen zu müssen. Andere trauen sich oft gar nicht, unsnoch anzusprechen, weil sie das Gefühl haben, wir wollten gar nicht,dass uns jemand etwas abnimmt. Wir haben keinen Abstand mehr zuunserer Situation und geraten dadurch leicht in einen Teufelskreis.

Inzwischen sind wir alle ehrlicher zu uns selbst und zu anderen ge-worden. Wir haben entdeckt, dass wir eigene Bedürfnisse haben, diewir auch verwirklichen wollen und können, ohne unsere kranken An-gehörigen zu vernachlässigen.

Uns ist auch deutlich geworden, wie sehr wir uns von außen im Stichgelassen fühlen. Mit einem kranken Familienmitglied wird oft dieganze Familie ins Abseits gedrängt: Alte Freunde und Verwandte kom-men immer seltener zu Besuch. Als Angehörige von chronisch Kran-ken werden wir auch selbst isoliert.

Franz

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Die Servicestelle BürgerInnen-Beteiligung arbeitet für FrankfurterBürgerinnen und Bürger, die sich für ein gesünderes Leben in der Stadtengagieren. Sie bietet Service für Selbsthilfe-Organisationen, Freie Pro-jekte und Bürger-Initiativen.

Sie erfahren in der Servicestelle BürgerInnen-Beteiligung

… welche Organisationen, Initiativen und Projekte in der Stadt welche Ziele verfolgen

… wer und was in Frankfurt am Main selbstorganisiertes En-gagement erleichtert

Die Servicestelle unterstützt Sie als Mitglied einer Initiative, einerSelbsthilfe-Organisation oder eines Projekts

… beim Finden neuer Mitglieder… bei der Öffentlichkeitsarbeit… bei der Suche nach Räumen… mit Informationen bei der Beschaffung von Geldern… bei der Zusammenarbeit mit der städtischen Politik

und Verwaltung… bei Sachfragen und Problemen der internen Organisation

Adressen und Leistungen für Selbsthilfegruppen und Interessierte

Servicestelle BürgerInnen-Beteiligung

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Selbstorganisierte Gruppen finden in der Servicestelle BürgerInnen-Beteiligung

… Arbeitskreise zu aktuellen Schwerpunkt-Themen… Kontakt zu wichtigen Kooperationspartnern… Fortbildungen zu Sachfragen

Servicestelle BürgerInnen-Beteiligung Jahnstraße 4960318 Frankfurt am MainRufen Sie uns anT: (069) 55 94 44F: (069) 55 93 80Telefonische Sprechzeiten:Montag und Dienstag 10-14 UhrDonnerstag 15-19 UhrSelbsthilfe.Kontaktstelle.Ffm@t-online.dewww.stadt-frankfurt.de/selbsthilfe

Die Selbsthilfe-Kontaktstelle Frankfurt unterstützt konkret die Arbeitvon Gesprächs-Selbsthilfegruppen und berät gezielt Menschen, diesich wegen gesundheitlicher oder psychosozialer Belastungen umOrientierung, Hilfe oder Selbsthilfe bemühen.

Selbsthilfe-Kontaktstelle Frankfurt

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Sie erfahren in der Selbsthilfe-Kontaktstelle

… wie Selbsthilfegruppen arbeiten… welche Selbsthilfegruppen im Raum Frankfurt bestehen… wie Sie sich einer Selbsthilfegruppe anschließen können

Im Beratungsgespräch mit einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbei-ter der Selbsthilfe-Kontaktstelle können Sie

… klären, ob die Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe Ihren momen-tanen Bedürfnissen entspricht

… herausfinden, welche Ihrer Anliegen Sie in einer Selbsthilfegruppebearbeiten können

… erfahren, welche Selbsthilfegruppe für Sie in Frage kommt undauf welche Hilfeangebote Sie sich stützen können

Gesprächs-Selbsthilfegruppen finden in der Selbsthilfe-Kontaktstelle

… Hilfen für die Gruppengründung… Beratung in Fragen der Gruppenarbeit… Supervisorische Begleitung in kritischen Phasen der Gruppendy-

namik… Räume, Literatur und technische Hilfsmittel für Gruppentreffen

Selbsthilfe-Kontaktstelle FrankfurtJahnstraße 4960318 Frankfurt am MainRufen Sie uns anT: (069) 55 94 44F: (069) 55 93 80

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Telefonische Sprechzeiten:Montag und Dienstag 10-14 UhrDonnerstag 15-19 UhrSelbsthilfe.Kontaktstelle.Ffm@t-online.dewww.stadt-frankfurt.de/selbsthilfe

Die Arbeitsgemeinschaft hessischer Selbsthilfe-Kontaktstellen in-formiert zu weiteren Kontaktstellen in Hessen über ihre Sprecher:

Herr Jürgen MatzatKontaktstelle für SelbsthilfegruppenFriedrichstraße 3335392 GießenT: (06 41) 99 45 61 2F: (06 41) 99 45 66 [email protected]

Frau Ilse RappSelbsthilfe-Kontaktstelle FrankfurtJahnstraße 4960318 Frankfurt am MainT: (069) 55 94 44F: (069) 55 93 80Selbsthilfe.Kontaktstelle.Ffm@t-online.dewww.stadt-frankfurt.de/selbsthilfe

Arbeitsgemeinschaft Hessischer Selbsthilfe-Kontaktstellen

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NAKOS – Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen.

Die NAKOS ist eine Einrichtung der Deutschen ArbeitsgemeinschaftSelbsthilfegruppen e.V. in Gießen.

Die NAKOS ist bundesweit tätig.

Sie ist eine unabhängige, themenübergreifende Informations- undVermittlungsinstanz für Selbsthilfegruppen, Interessenten sowie fürFachleute, Verbände, Behörden, Medien und die allgemeine Öffent-lichkeit. Sie arbeitet mit über 150 lokalen Selbsthilfe-Kontaktstellenzusammen.

Über die NAKOS sind einige wichtige Broschüren für Selbsthilfegrup-pen erhältlich:

… Starthilfe zum Aufbau von Selbsthilfegruppen – Ein Leitfaden… Selbsthilfegruppen – Gemeinsame Wege

als Faltblätter sind erhältlich:

… NAKOS-Informationsblatt… Selbsthilfekontaktstellen… Selbsthilfegruppen – Reden und Handeln… Tipps zur Gründung von Selbsthilfegruppen – Mut zum Tun… Tipps für die Arbeit von Selbsthilfegruppen –

Aus Erfahrungen lernen

NAKOS

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… Gesamttreffen von Selbsthilfegruppen – Erfahrungsaustausch/Kontakt für Neue/Zusammenarbeit mit Fachleuten/Selbstorganisation und Planung von Initiativen

… Selbsthilfegruppen von Angehörigen – Mittelbar betroffen, selbst handeln

… Selbsthilfegruppen bei chronischen Erkrankungen und Behinderungen – Reden hilft

… Selbsthilfegruppen bei seltenen Problemen und Erkrankungen – Wege aus der Isolation

Die Schriften sind kostenlos erhältlich.

NAKOSNationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von SelbsthilfegruppenAlbrecht-Achilles-Straße 6510709 BerlinT: (030) 89 14 01 9F: (030) 89 34 01 [email protected]

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Literatur zum Thema Selbsthilfegruppen

Balke, K. ; Thiel, W. (Hg.): Jenseits des Helfens – Professionelle unterstützen Selbsthilfegruppen, Freiburg 1991

Kickbusch, L. ; Trojan, A.: Gemeinsam sind wir stärker – Selbsthilfegruppen und Gesundheit. Selbstdarstellungen - Analysen - Forschungsergebnisse,Frankfurt/M. 1981

Klein, I.: Gruppenleiten ohne Angst – Ein Handbuch für Gruppenleiter, Donauwörth 2000

Lang, T.:Hilfe durch Selbsthilfe, München 1990

Langmaack, B.; Braune-Krickau, M.:Wie die Gruppe laufen lernt, Weinheim/Basel 1985

Matzat, J.:Wegweiser Selbsthilfegruppen, Gießen 1997

Moeller, M. L:. Anders helfen, Frankfurt /M. 1992

Moeller, M. L.:Selbsthilfegruppen, Reinbek bei Hamburg 1996

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Richter, H. E.:Die Gruppe, Gießen 1995

Schuhmann, H.; Wick, J.:Ich spüre plötzlich meine Stärke – Lebenswege und Erfahrungen von Frauen in Selbsthilfegruppen„Frauen ab 40“, Gütersloh 1995

Trojan, A.:Wissen ist Macht – Eigenständig durch Selbsthilfe in Gruppen, Frankfurt 1986

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HerausgeberSelbsthilfe e.VJahnstraße 4960318 Frankfurt am Main

Gestaltungstefanundmartin, Frankfurt am [email protected]

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3. überarbeitete Auflage, Oktober 2000Copyright © Selbsthilfe e.V., Frankfurt am MainAlle Rechte vorbehalten

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