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Leitlinie für das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit am ifmb 1 Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass dieser Leitfaden nicht mehr und nicht weniger als eben jenes sein soll. Es werden einige Grundlagen skizziert und Probleme umrissen, die im Laufe des Schreibensprozesses auftreten können. Hierbei erhebt dieser Leitfaden weder den Anspruch auf Vollkommenheit noch auf Allgemeingültigkeit, er ist eher ein work in progress. Sollte von einzelnen Betreuern ein bestimmtes Format oder eine bestimmte Schreibweise bzw. ein bestimmter Stil gefordert sein, ist dem natürlich zu entsprechen. Es wurde versucht, persönliche Preferenzen weitesgehend auszuklammern und immer auch Begründungen für einzelne Punkte zu liefern. Über Feedback, Kritik, Änderungsvorschläge etc. ist der Autor jederzeit dankbar. 1 Aufbau der Arbeit Wissenschaftliche Arbeiten sind in Abschnitte eingeteilt, die jeweils einem klar um- grenzten Zweck dienen. Die Abschnitte sind: die Einleitung, Materialien und Methoden, Ergebnisse, Diskussion. Hierbei muss — unabhängig von der Zahl der geschriebenen Seiten — die Gewichtung zwischen den Abschnitten stimmen. Die Länge der Teile „Materialien und Methoden“ und „Ergebnisse“ ergeben sich prinzipiell aus dem metho- dischen Umfang der Arbeit und der Menge der erhaltenen Ergebnisse. Im Gegensatz dazu schwankt das Verhältnis zwischen Einleitung und Diskussion meist stärker. Hier gilt, dass das Hauptaugenmerk auf der Diskussion liegt, da in diesem Teil die eigent- liche wissenschaftliche Leistung zu Papier gebracht wird, nämlich „Wissen geschaffen wird“. 1.1 Einleitung Die Einleitung dient dazu, den Leser mit der bearbeiteten Fragestellung vertraut zu machen, sodass er der sich später anschließenden Diskussion folgen kann. Hierbei ist entscheidend, dass die Einleitung nicht mit Informationen überfrachtet wird. Vielmehr sollte man sich im Vorfeld überlegen, welche Aspekte des behandelten Forschungsberei- 1 H. Osadnik, Institut für Mikrobiologie (ifmb) der Leibniz Universität Hannover, www.ifmb.uni- hannover.de, Version vom 07.04.2011

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Leitlinie für das Verfassen einer wissenschaftlichen

Arbeit am ifmb1

Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass dieser Leitfaden nicht mehr und nicht weniger als

eben jenes sein soll. Es werden einige Grundlagen skizziert und Probleme umrissen,

die im Laufe des Schreibensprozesses auftreten können. Hierbei erhebt dieser Leitfaden

weder den Anspruch auf Vollkommenheit noch auf Allgemeingültigkeit, er ist eher

ein work in progress. Sollte von einzelnen Betreuern ein bestimmtes Format oder eine

bestimmte Schreibweise bzw. ein bestimmter Stil gefordert sein, ist dem natürlich zu

entsprechen. Es wurde versucht, persönliche Preferenzen weitesgehend auszuklammern

und immer auch Begründungen für einzelne Punkte zu liefern. Über Feedback, Kritik,

Änderungsvorschläge etc. ist der Autor jederzeit dankbar.

1 Aufbau der Arbeit

Wissenschaftliche Arbeiten sind in Abschnitte eingeteilt, die jeweils einem klar um-

grenzten Zweck dienen. Die Abschnitte sind: die Einleitung, Materialien und Methoden,

Ergebnisse, Diskussion. Hierbei muss — unabhängig von der Zahl der geschriebenen

Seiten — die Gewichtung zwischen den Abschnitten stimmen. Die Länge der Teile

„Materialien und Methoden“ und „Ergebnisse“ ergeben sich prinzipiell aus dem metho-

dischen Umfang der Arbeit und der Menge der erhaltenen Ergebnisse. Im Gegensatz

dazu schwankt das Verhältnis zwischen Einleitung und Diskussion meist stärker. Hier

gilt, dass das Hauptaugenmerk auf der Diskussion liegt, da in diesem Teil die eigent-

liche wissenschaftliche Leistung zu Papier gebracht wird, nämlich „Wissen geschaffen

wird“.

1.1 Einleitung

Die Einleitung dient dazu, den Leser mit der bearbeiteten Fragestellung vertraut zu

machen, sodass er der sich später anschließenden Diskussion folgen kann. Hierbei ist

entscheidend, dass die Einleitung nicht mit Informationen überfrachtet wird. Vielmehr

sollte man sich im Vorfeld überlegen, welche Aspekte des behandelten Forschungsberei-1H. Osadnik, Institut für Mikrobiologie (ifmb) der Leibniz Universität Hannover, www.ifmb.uni-

hannover.de, Version vom 07.04.2011

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ches für das Verständnis der Arbeit notwendig sind, und welche nicht. Zu viele unnötige

Details lenken leicht vom eigentlichen Grundgedanken der Arbeit ab.

Ebenso ist es durchaus wichtig, den Bezug zum „Großen Ganzen“ herzustellen, also

z.B. die einfach Frage zu stellen: „Warum hat mein Forschungsobjekt das, was ich un-

tersuche?“

Eine Möglichkeit (von vielen!), eine strukturierte Einleitung zu verfassen, ergibt sich,

wenn man einen Weg vom Allgemeinen zum Speziellen nachverfolgt, d.h. mit dem

„Großen Ganzen“ beginnend über den Organismus hin zum Forschungsobjekt zu ge-

langen, um dann die o.g. Details zu erläutern. Wenn man z.B. an einem Protein X

des Flagellums im Bakterium Q arbeitet, könnte man dies so skizzieren: „Bewegung ist

essentieller Teil der Lebensprozesse, Lebewesen müssen sich bewegen, um...“ - "Das ...

Bakterium Q besitzt aus diesem Grund Flagellen“ - „Integraler Bestandteil von Flagel-

len ist Protein X.“ - „Von Protein X wird angenommen, dass es für Y verantwortlich

ist. Ying und Yang (2009) konnten dabei zeigen, dass...“. Dann folgt noch ein kurz-

er Abschnitt zur Zielstellung der Arbeit. „Ziel der Bachelorarbeit war es, Punkt Z zu

klären“.

1.2 Materialien und Methoden

Dieser Teil dient dazu, alle verwendeten Materialien aufzulisten und die (Durchfüh-

rung der) verwendeten Methoden aufzuführen, sodass ein anderer Wissenschaftler des

Fachgebietes prinzipiell in der Lage sein sollte, die durchgeführten Versuche allein aus

den hier gegebenen Angaben zu reproduzieren. Es soll dabei kein 1:1–Ablaufprotokoll

aufgenommen werden. Vielmehr sollte man sich als Ziel setzten, wiederkehrende Abläu-

fe/Vorgaben zusammenzufassen. Beispielsweise ist nicht notwendig, immer wieder auf

die Zugabe von Antibiotika hinzuweisen, sondern vielmehr sinnvoll, einen Satz wie „Den

Medien wurde zur Selektion den Resistenzen der Stämme entsprechende Antibiotika

zugegeben. Die Endkonzentration betrug dabei für Ampicillin 100µg/ml, für...“. Eben-

so sinnvoll ist z.B. ein Satz wie „Alle Medien und Pipettenspitzen wurden bei X °C und

... autoklaviert“. Die Grundprinzipien der verwendeten Methoden sollten kurz erläutert

werden.

Weiterhin sind alle verwendeten Stämme, Plasmide, Antikörper etc. tabellarisch auf-

zulisten (außer die verwendete Anzahl war sehr gering, dann reicht die Beschreibung

im Text), um dem Leser einen schnellen Überblick zu erlauben.

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1.3 Ergebnisse

Der Ergebnisteil dient dazu, alle erhaltenen Ergebnisse aufzuführen2. Die Ergebnis-

se sind hierbei sinnvoll zusammenzufassen. Man sollte sich z.B. zu diesem Zeitpunkt

schon im Klaren sein, was im Verlauf in welcher Form diskutiert werden wird, oder

welche Ergebnisse gegenübergestellt werden sollen. Dementsprechend kann man schon

den Ergebnisteil gestalten. Ausufernde Rodaten können in einem separaten Anhang

wiedergegeben werden. Zur Art und Weise, wie Ergebnisse präsentiert werden sollten,

siehe weiter unten („Abbildungen, und: Präsens oder Perfekt?“).

1.4 Diskussion

Für die — ansonsten sehr variabel ausfallende — Diskussion gelten einige feste Grund-

regeln. Erstens werden in diesem Teil keine neuen Rohdaten gezeigt. Alle Daten (SDS–

PAGE–Gele, Messdaten, In–silico–Daten), die diskutiert werden, müssen im Ergebnis-

teil stehen. Der Diskussionsteil dient nicht zur Nacherzählung des Ergebnisteils3. Was

heißt aber nun „diskutieren der Ergebnisse“? — Diskussion von Ergebnissen heißt zu-

erst einmal, eine theoretische Grundlage im Kopf zu haben. Man vergleicht dann die

erhaltenen Ergebnisse mit diesem aktuellen theoretischen Stand. Fragen können hier

zum Beispiel sein: „Wie fügen sich meine Ergebnisse in die bisher bekannten Ergebnisse

anderer Arbeiten ein?“ – „Sind meine Ergebnisse in Übereinstimmung mit den gängigen

Theorien?“ – „Wenn es Unterschiede gibt, wie lassen sie sich erklären?“. Je nach Stand

der Forschung auf einem Gebiet kann die Frage aber auch ganz einfach sein: „Hat das

geklappt was ich mir überlegt habe?“2Auch wenn die Abtrennung zur nachfolgenden Diskussion in der Theorie häufig als scharf dar-

gestellt wird, gelingt diese in der Praxis nicht immer (und ist auch nicht immer wünschenswert!). Jenach Umfang und Ziel einer wissenschaftlichen Arbeit verschiebt sich außerdem die Grenze zwischenErgebnis und Diskussion. Ein einfaches Beispiel hierfür ist die Reinigung eines Proteins. Wenn dieFragestellung einer Bachelorarbeit war, ob ein Protein zu reinigen ist, kann als Ergebnis ein Gel einerReinigung abgebildet und beschrieben werden, und in der folgenden Diskussion dann eine Verknüpfungmit anderen Daten stattfinden, die alle zusammengenommen ergeben, dass die Reinigung erfolgreichwar. Wenn die Fragestellung einer Masterarbeit war, ein bereits vielfach gereinigtes Protein näher zucharakterisieren, wird die Reinigung per se nicht mehr diskutiert werden, sondern mit einem kurzenSatz im Ergebnisteil auf die erfolgreiche Reinigung hingewiesen werden.

3Man kann jedoch zur Einleitung eines Diskussionspunktes dem Leser noch einmal kurz die nundiskutierten Ergebnisse ins Gedächtnis rufen. Hierbei ist auch der Umfang der Arbeit von Bedeutung.In einer Bachelorarbeit werden nicht so viele Ergebnisse erhalten, dass der Leser zwischendurch denÜberblick verlieren könnte.

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1.5 Literaturverzeichnis

Alle verwendeten Literaturstellen und Veröffentlichungen sind hier anzugeben (zu Form

und Inhalt siehe weiter unten).

1.6 Anhang

Wir notwendig, sobald man der Meinung ist, dass die Menge an z.B. Rohdaten so groß

ist, dass nur ihr zusammengefasstes Ergebnis im Ergebnisteil dargestellt wird, und der

Rest im Anhang.

1.7 Am Anfang war die Gliederung

Bevor man die ersten Zeilen der Arbeit schreibt, sollte man sich bereits grundlegend

über den Inhalt und den „roten Faden“ im Klaren sein. Umso klarer und präziser im

Vorhinein die Gliederung vorhanden ist, desto schneller und einfacher wird im Nach-

hinein das Niederschreiben der Arbeit. Das heißt, dass man seine komplette Arbeit auf

maximal einem Blatt Papier skizzieren können — und dies auch tun! — sollte, bevor

man anfängt zu schreiben. Die Frage, an der sich der Rest des Enwurfes orientiert, ist

hierbei die der Zielstellung der eingenen Arbeit. — Was war das Ziel meiner Arbeit?

Was wollte ich herausfinden/zeigen?

Daraus folgt unmittelbar: Welche Versuche habe ich zur Klärung durchgeführt? Welche

Ergebnisse habe ich dabei erhalten? Womit man bereits beim Entwurf des Ergebnisteils

angelangt wäre. Wenn man sich dann noch fragt, was sich nun durch die Ergebnisse

als Antwort auf die Zielstellung ergibt (und warum!), hat man bereits die Diskussion

entworfen.

Jetzt fehlt nur noch die Einleitung, die zur Erläuterung der Zielstellung hinführen soll

(ein möglicher Entwurf wird in diesem Leitfaden beschrieben).

In dieser Gliederung ist der Materialien–Teil bewusst ausgespart. Dieser Teil sollte in

der Dringlichkeitsliste an letzter Stelle stehen. Wenn die Zeit limitierend wird, kann

hier auf bereits vorhandene Arbeiten zurückgegriffen werden. Enweder man schreibt

diesen Teil bereits während der Laborarbeit, oder erst ganz zum Schluss.

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2 Generelles

2.1 Format

Grundsätzlich gilt wie bei allen anderen wissenschaftlichen Arbeiten: Schrift mit Serifen

(also Times, Garamond usw. aber nicht Arial, Calibri usw.), Schriftgröße 12, 1,5–facher

Zeilenabstand, Blocksatz, einseitiger Druck, Seitennummerierung (bis auf Deckblatt).

Variabler sind meist Angaben zu Seitenrändern, hier bitte: links 4 cm, rechts 1,5 cm,

oben 2,5 cm, unten 2,0 cm.

2.2 Einheiten

Auch hier gilt analog zu anderen wissenschaftlichen Arbeiten: Zwischen Zahl und Ein-

heit wird ein geschütztes Leerzeichen gesetzt (unter Word: Strg+ Umschalt+ Leertaste)

um Zeilenumbrüche und Vergrößerung des Zwischenraumes im Blocksatz zu verhindern.

Das Prozentzeichen wird ebenso behandelt (also: 5% SDS). Bei Angaben in Grad Cel-

sius wird zwischen Zahl und °C ein geschütztes Leerzeichen gesetzt (also: 5 °C). Als

Einheitenzeichen für Liter sollte das kleine „l“ verwendet werden (also auch ml und

nicht mL). Damit wird der älteren Definition des Einheitenzeichens der Vorzug vor

dem alternativen Zeichen „L“ gegeben, und damit dem weit überwiegenden Teil der

internationalen Fachpresse (u.a. Science und Nature) gefolgt, jedoch wird auch die

(einheitliche!) Verwendung von „L“ toleriert.

2.3 Gene und Proteine

In der Bakteriologie werden Proteinnamen generell groß geschrieben (TorA), die ent-

sprechenden Gennamen klein und kursiv (torA). Für nicht aus Bakterien stammende

Proteine/Gene weicht die Benennung oft ab, z.B. bei GFP (Protein komplett groß ge-

schrieben) und gfp für das Gen. Da die Schreibweise den Bezug zum Protein oder Gen

eindeutig determiniert, kann auf redundante Begriffe wie „das TorA-Protein“ oder „das

torA-Gen“ verzichtet werden. Die Protein-/Genbezeichnungen werden zu Eigennamen,

d.h. man sagt und schreibt „MscL (mechanosensitive channel of large conductance) ist

ein interessantes Protein“ und nicht „Der MscL ist ein interessantes Protein“, ebenso

wie „BMW (Bayerische Motoren Werke) baut schnelle Autos“ statt „Die BMW bauen

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schnelle Autos“. Ein wichtiger Punkt ist die exakte Trennung der logischen Bereiche

„Gen“ und „Protein“. Die Trennung verschwindet im Alltagssprachgebrauch zwar häu-

fig, ist aber mehr als nur störende Konvention. Im Klartext heißt das 1. dass Proteine

nicht auf der DNA (z.B. auf Plasmiden) liegen, sondern nur die für sie kodierenden

Gene (Schreibweise beachten!, ebenso besitzen nur Proteine N- und C-Termini, Basen-

sequenzen hingegen 5’- und 3’-Enden) und 2. dass nur Gene exprimiert werden können

(die Genexpression umfasst Transkription und Translation) und nicht Proteine, d.h.

das Wort „Proteinexpression“ ist schlicht und einfach falsch und gewinnt nicht dadurch

an Legitimität, dass es viel zu häufig (insbesondere in biotechnologischen Bereichen)

gebraucht wird. Hier kann man einfach von Proteinbiosynthese, Proteinproduktion oder

Bildung von Proteinen sprechen.

2.4 Rechtschreibung

Da es sich um einen sehr häufig auftretenden Fehler handelt: Die deutsche Sprache

kennt sog. Nominalkomposita (zusammengesetzte Substantive). Unzulässig ist daher

generell das einfache Aneinanderreihen von Substantiven, z.B. „Tryptophan Fluores-

zenz Spektroskopie“, auch wenn dies im Englischen („tryptophane fluorescence spectros-

copy“) der Norm entspricht. Es heißt also in diesem Fall korrekt „Tryptophanfluores-

zenzspektroskopie“. Um die Lesbarkeit zu erhöhen, kann ein Bindestrich zur Gliederung

verwendet werden, also: „Tryptophan-Fluoreszenzspektroskopie“. Auch Zusammenset-

zungen, die Abkürzungen/Zahlen enthalten, sind von dieser Regel nicht ausgeschlossen:

„TorA-Enzym“ statt „TorA Enzym“, „6-fach“ statt „6 fach“. Englische Fachbegriffe, die

(noch) nicht eingedeutscht wurden, sollten im Text klein geschrieben und durch Kur-

sivsetzung hervorgehoben werden, also z.B. „coiled coil “. Kursivsetzung gilt ebenfalls

für alle Artennamen, bei denen zusätzlich auch ein Leerzeichen (geschützt) zwischen

Gattungs- und Artbezeichnung zu setzen ist (E. coli). Der Gattungsname wird groß,

der Artenbezeichnung klein geschrieben! Wird ein nichtdeutscher Fachbegriff bzw. Art-

name in einem zusammengesetzten Substantiv verwendet, so gilt hier, dass das gesamte

Wort mit Bindestrichen durchgekoppelt und groß geschrieben wird: „Das Coiled-coil–

Protein“. Dies gilt ebenso für „E.–coli–Stämme“.4

4Bei Fragen zur Rechtschreibung: Regeln und Wörterverzeichnis 2006 des „Rates für deutscheRechtschreibung“ zum Download http://rechtschreibrat.ids-mannheim.de/download/

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2.5 Präzision

Mangelnde Präzision im Ausdruck sollte vermieden werden. Man sollte sich darüber

im Klaren sein, dass der Leser nur die Informationen vom Autor erhält, welche dieser

aufgeschrieben hat. Daher sollte man immer versuchen, deutlich zu machen, worüber

man gerade schreibt. Ein klassisches Beispiel ist die Erwähnung von Proben. Wenn

der erste Satz eines neuen Abschnittes lautet: „Die Proben wurden daraufhin auf ein

SDS–PAGE–Gel geladen“, dann muss man sich als Autor fragen, ob eindeutig ist, von

welchen Proben die Rede ist. Meint man „die Proben der Reinigungsfraktionen“ oder

„die Proben aus der Wachstumsreihe“?

Weiterhin ist darauf zu achten, nicht in „Laborslang“ zu verfallen, der im Alltag zwar

das Leben vereinfacht, in schriftlichen Arbeiten aber nichts zu suchen hat. Insbesondere

Bezüge und Benennungen sollten präzise sein. Verwendet man „Elutionsfraktionen“ für

eine SDS–PAGE oder „Proben der Elutionsfraktionen“? Misst man die OD der „Zellen“

oder der „Zellkultur“?

2.6 Zitieren und das Literaturverzeichnis

Das korrekte Zitieren von wissenschaftlichen Publikationen ist von großer Wichtigkeit.

„Zitieren“ heißt, dass man Inhalte aus Publikationen — häufig verkürzt und mit an-

deren Worten — wiedergibt. Zitieren bedeutet also hier im weitesten Sinne: „Sich der

Erkenntnisse anderer bedienen“. Sobald man dies tut, muss man die „Quelle seines

Wissens“ angeben, was häufig in Klammern nach dem Zitat geschieht: „Das Flagellum

benötigt dazu einen Protonengradienten (Ying et al., 2009).“. Um Abschnitte mit vielen

Zitaten flüssiger lesbar zu gestalten, kann man auch auf ein „Kürzlich konnten Yang et

al. (2008) zeigen, dass...“ etc. zurückgreifen. Bei mehr als zwei angegebenen Autoren

wird der Artikel mit „Nachnamen des Erstautoren + et al. + Veröffentlichungsjahr“ er-

wähnt, bei zwei Autoren spricht man von „Ying und Yang, 2009“. Quellenangaben sind

dann nicht nötig, wenn seit langer Zeit gültige Erkentnisse erwähnt werden, die nicht

Hauptgegenstand der Arbeit sind. Die Tatsache, dass E. coli zu den Gram–negativen

Bakterien gehört (und dass es ein Bakterium ist etc.) werden als allgemein bekannt

angesehen und bedürfen keiner Quellenangabe.

Alle in der Arbeit erwähnten Publikationen, Bücher usw. müssen in einem Literatur-

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verzeichnis am Ende der Arbeit angegeben werden. Literaturverzeichnisse werden von

Prüfern/Gutachtern gerne durchgesehen, um die Sorgfalt des Schreibers zu überprü-

fen. Daher gilt als oberstes Gebot: Einheitlichkeit der Darstellung. Nicht einmal die

Vornamen abkürzen, dann ausschreiben, dann mal ein Komma statt eines Punktes an

der entsprechenden Stelle verwenden etc. Die Sortierung erfolgt alphabetisch anhand

des Nachnamens des Erstautors.

Beispiel:

Ying, A.; Yang, B.; Young, C.: The nice little mice in peruvian rice. In: Rhyme Science

(2001), Nr.3, S. 2–13

2.7 Abbildungen, und: Präsens oder Perfekt?

Als Richtwert gilt: Alle erhaltenen Ergebnisse sind in der Vergangenheitsform zu prä-

sentieren. Dabei wird niemals auf Abbildungen beschreibend eingegangen (also nicht:

„Auf dem Gel in Abbildung 2“ oder „Die Kurven in Abbildung 2“ etc.) sondern nur

auf sie hingewiesen. Abbildungen dienen nur dem Leser als Hilfe zum Nachvollziehen

der erhaltenen Ergebnisse. Der Autor selbst wertet seine Ergebnisse aus, nicht Bilder,

die seine Ergebnisse für die Nachwelt dokumentieren. Demnach wäre also z.B. rich-

tig: „Mittels SDS–PAGE konnte GFP in allen Elutionsfraktionen nachgewiesen werden

(Abb.2, Spur E1 bis E7).“ oder „Es zeigte sich eine deutliche Verschiebung des Inten-

sitätsmaximums auf 300 nm (Abb.2, gestrichelte Kurve)“.

Alle Abbildungen werden durchnummeriert und müssen eine unterhalb des Bildes ste-

hende Legende besitzen, die für sich stehend Aufbau und Inhalt des Bildes verständlich

macht. Dazu gehört eine kurze Abbildungsbeschreibung (Inhalt) sowie eine Erklärung

aller Abkürzungen, z.B. bei einer SDS–PAGE „Abb.2: Reinigung von rekombinantem

TorA mittels Ni-IMAC. SDS–PAGE der Reinigungsfraktionen, Coomassiefärbung. M =

Marker, W = Waschschritt usw.“). Tabellen werden ebenfalls durchnummeriert, jedoch

oberhalb der eigentlichen Tabelle mit einer Überschrift versehen (also: „Tab.1: Ver-

wendete Plasmide“), die Legende steht hier aber wieder unter der Tabelle. Sobald von

den erhaltenen Ergebnissen ausgehend eine theoretische Aussage zu einem Sachverhalt

getroffen wird, deren Aussagekraft über das eigentliche Experiment hinaus Gültigkeit

besitzt, wird von der Vergangenheits– in die Gegenwartsform gewechselt. Der Autor

beschreibt nun Allgemeingültigkeiten — oder zumindest hofft er das. Hier kann als

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Faustregel gelten, dass all jene Sätze im Präsens geschrieben werden können, welche

Aussagen betreffen, in die man „im Allgemeinen“ einfügen kann (ohne den Satz logisch

zu verfälschen). Beispiel: „Somit konnte gezeigt werden, dass GFP (im Allgemeinen)

bei einem pH-Wert von 5,0 fluoresziert“ oder „Demnach ist PspA (im Allgemeinen) ein

membranassoziiertes Protein“.

2.8 Schreibweisen und klassische Fehler

Western–Blot Die englischsprachigen Journale schreiben „Western blot“, da das Sub-

stantiv mit „Western“ aus einem Eigennamen und „blot“ einem normalen Sub-

stantiv besteht. Wegen des Eigennamens werden die Wörter im Deutschen dann

üblicherweise nicht zusammengesetzt, sondern mit einem Bindestrich verbunden,

jedoch ist auch die Schreibweise „Westernblot“ möglich (siehe „Dieselmotor“).

Transformation Im Laborslang sagt man „ich transformiere das Plasmid in die Zel-

len (rein)“ o. ä., dieser Gebrauch des Wortes ist aber fachsprachlich falsch, da

der Begriff „Transformation“ (lat. in etwa „Verwandlung“) die genetische Verän-

derung eines Bakteriums durch Einbringen von DNA bedeutet. Daher sind fol-

gende Formulierungen korrekt: „Das Bakterium durch Einbringen eines Plasmids

transformieren“, „Eine Transformation mithilfe eines Plasmids durchführen“ etc.

SDS–PAGE Die Schreibweise „SDS-Page“ ist nicht zulässig, da es sich bei „PAGE“

um eine Abkürzung handelt (wie „LED“, „DVD“ etc.)