lenbach

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14 Das Reval- engag ement mit Folgen ende der fünfziger Jahre kommt es für Gerd Grimm zu einer Geschäfts- verbindung mit der badischen Tabakmanufaktur in Lahr, die ihm über die folgenden 23 Jahre ein kontinuierliches einkommen sicherte. Deren Zi- garettenmarke ReVAL betreute er grafisch bis in die frühen achtziger Jahre hinein. Geradezu zwanglos kann er hier die Menschen, die Typen, die Si- tuationen des modernen, großstädtischen Lebens, wie er sie auch in sei- nen freigrafischen Arbeiten immer wieder einfängt, in die nun geforderten konsumsituationen umsetzen. besonders auffällig ist, wie leicht es Grimm fiel (ohne seinem unverwechselbaren Stil untreu zu wer- den), neue Strömungen und Tendenzen zu adaptieren. Die Reval-Farben blau und Gelborange erwiesen sich ende der sechziger Jahre ja als ideale Rahmenvorgabe Pop-elemente aufzunehmen. Mädchen und junge Männer mit blauen Gesichtern oder grünen haaren sind in dieser Phase Grimmschen Schaffens keine Seltenheit. Auch mit collage-Techniken ex- perimentiert er und nutzt sie als hintergrund für seine Tuschzeichnungen oder verschränkt beides raffiniert miteinander. ________________________________________________ ________________________________________________ Mehrfach werden seine Reval-Plakate unter die besten zehn Arbeiten des Jahres gewählt. Die Fachzeitschrift GebRAUchSGRAFik schrieb im April 1963: "ein leuchtender Stern am Werbehimmel..."

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D a s R e v a l - e n g a g e m e n t m i t F o l g e n

ende der fünfziger Jahre kommt es für Gerd Grimm zu einer Geschäfts-

verbindung mit der badischen Tabakmanufaktur in Lahr, die ihm über die

folgenden 23 Jahre ein kontinuierliches einkommen sicherte. Deren Zi-

garettenmarke RevAL betreute er grafisch bis in die frühen achtziger Jahre

hinein. Geradezu zwanglos kann er hier die Menschen, die Typen, die si-

tuationen des modernen, großstädtischen Lebens, wie er sie auch in sei-

nen freigrafischen Arbeiten immer wieder einfängt, in die nun

geforderten konsumsituationen umsetzen. besonders auffällig ist, wie

leicht es Grimm fiel (ohne seinem unverwechselbaren stil untreu zu wer-

den), neue strömungen und Tendenzen zu adaptieren. Die Reval-Farben

blau und Gelborange erwiesen sich ende der sechziger Jahre ja als ideale

Rahmenvorgabe Pop-elemente aufzunehmen. Mädchen und junge

Männer mit blauen Gesichtern oder grünen haaren sind in dieser Phase

Grimmschen schaffens keine seltenheit. Auch mit collage-Techniken ex-

perimentiert er und nutzt sie als hintergrund für seine Tuschzeichnungen

oder verschränkt beides raffiniert miteinander.

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Mehrfach werden seine Reval-Plakate unter die

besten zehn Arbeiten des Jahres gewählt. Die

Fachzeitschrift GebRAuchsGRAFik schrieb im April

1963:

"ein leuchtender stern am Werbehimmel..."

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Je mehr die reine Modezeichnung ab 1960 in seinem zeichnerischen

Werk in den hintergrund tritt, desto stärker wendet sich Gerd Grimm dem

Thema „Mädchen“ zu. Nachdem er für den Waldkircher Faltschachtel-

hersteller FALLeR 1959 erstmals sechs Porträts junger Frauen als Motive

für einen kalender geliefert hatte, stieg die Nachfrage nach solchen Gra-

fik-blättern in der Folgezeit schnell an. „Grimms Mädchen“ wurden bald

zu seinem Markenzeichen und erwarben ihm vor allem in der Fachwelt

einen legendären Ruf. Noch als Achtzigjähriger hat er Mädchen gezeich-

net, sodass man Gerd Grimm, dessen Mädchenporträts den mit Abstand

größten Teil seines künstlerischen Werkes ausmachen, geradezu als den

Grafiker des „Fräuleinwunders“ bezeichnen könnte.

stets waren seine Modelle Amateure (meist studentinnen von der Frei-

burger universität oder der Pädagogischen hochschule), weil Grimm ihre

unverbildete Art sich zu geben und zu bewegen, die er bei ausgebildeten

Models nicht mehr vorfand, so schätzte.

immer wieder experimentierte Grimm bei seinen Porträts auch mit un-

gewöhnlichen Perspektiven, z.b. mit einer überdimensional großen hand

am unteren bildrand oder in einer spiegelsituation. besonders reizten

ihn auch Paar-konstellationen, weil sich hier durch die unterschiedlichen

charaktere eine besondere dramaturgische spannung ergab, die nach

entsprechenden ästhetischen umsetzungen und Lösungen verlangte.

M ä d c h e n

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Noch in den dreißiger Jahren konnten viele

Gebrauchsgrafiker als reine Modezeichner

ein Auskommen finden. Das änderte sich

in den fünfziger, spätestens den sechziger

Jahren, als die Modefotografie die -grafik

völlig verdrängte. Grimms begabung, Men-

schen zu zeichnen, führte ihn Mitte der

dreißiger Jahre wie von selbst auf dieses

Gebiet. Die meisten seiner Zeichnungen

waren aber schon ende der vierziger Jahre

keine Auftragsarbeiten, sondern reine

Phantasieprodukte. seine Anregungen

bezog er aus diversen internationalen Mo-

demagazinen. in den späten vierziger, frü-

hen fünfziger Jahre dominiert als Motiv

noch die „dame en grande robe“, später

sind auch deutliche einflüsse zeitgenössi-

scher Modeströmungen von Dior (h-Linie)

und anderen auszumachen. Nach 1960 be-

schäftigte sich Grimm zunehmend weniger

mit Modegrafik im engeren sinne, es sei

denn für spezielle Auftraggeber wie etwa

skimodehersteller, für die er noch 1972/73

diverse Werbe-Motive schuf.

M o d e

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A k t z e i c h n u n g e n

Zu den Grundfertigkeiten des Grafikers gehört das

schon an jeder kunstakademie gelehrte Aktzeich-

nen. es liegt auf der hand, dass sich Gerd Grimm

als „der“ Mode-Zeichner in Deutschland immer

wieder auch mit dem unbekleideten weiblichen

körper auseinander setzte, zumal er mit entspre-

chenden Modellen ja sowieso schon in anderen

Zusammenhängen wie Mode- oder Reval-Aufträ-

gen arbeitete. Auch in seinen Aktzeichnungen

suchte Grimm häufig die unübliche Perspektive,

um überraschende Facetten des jeweiligen Mo-

dells herauszuarbeiten, wählt geradezu provozie-

rende Farbkontraste oder betont mit einem

Minimum an kohlestrichen die Leichtigkeit und

klarheit eines weiblichen körpers. Grimm zeich-

nete mit kohlestift und bleistift. Für viele seiner un-

terschriften benutzte er auch den bleibstift. er

kolorierte seine bilder mit wasserverdünnbarer

Farbe, was zur Folge hatte, dass sich das Papier an

den kolorierten stellen leicht wellte. Dies ist heute

noch zu sehen.

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