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D a s R e v a l - e n g a g e m e n t m i t F o l g e n
ende der fünfziger Jahre kommt es für Gerd Grimm zu einer Geschäfts-
verbindung mit der badischen Tabakmanufaktur in Lahr, die ihm über die
folgenden 23 Jahre ein kontinuierliches einkommen sicherte. Deren Zi-
garettenmarke RevAL betreute er grafisch bis in die frühen achtziger Jahre
hinein. Geradezu zwanglos kann er hier die Menschen, die Typen, die si-
tuationen des modernen, großstädtischen Lebens, wie er sie auch in sei-
nen freigrafischen Arbeiten immer wieder einfängt, in die nun
geforderten konsumsituationen umsetzen. besonders auffällig ist, wie
leicht es Grimm fiel (ohne seinem unverwechselbaren stil untreu zu wer-
den), neue strömungen und Tendenzen zu adaptieren. Die Reval-Farben
blau und Gelborange erwiesen sich ende der sechziger Jahre ja als ideale
Rahmenvorgabe Pop-elemente aufzunehmen. Mädchen und junge
Männer mit blauen Gesichtern oder grünen haaren sind in dieser Phase
Grimmschen schaffens keine seltenheit. Auch mit collage-Techniken ex-
perimentiert er und nutzt sie als hintergrund für seine Tuschzeichnungen
oder verschränkt beides raffiniert miteinander.
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Mehrfach werden seine Reval-Plakate unter die
besten zehn Arbeiten des Jahres gewählt. Die
Fachzeitschrift GebRAuchsGRAFik schrieb im April
1963:
"ein leuchtender stern am Werbehimmel..."
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Je mehr die reine Modezeichnung ab 1960 in seinem zeichnerischen
Werk in den hintergrund tritt, desto stärker wendet sich Gerd Grimm dem
Thema „Mädchen“ zu. Nachdem er für den Waldkircher Faltschachtel-
hersteller FALLeR 1959 erstmals sechs Porträts junger Frauen als Motive
für einen kalender geliefert hatte, stieg die Nachfrage nach solchen Gra-
fik-blättern in der Folgezeit schnell an. „Grimms Mädchen“ wurden bald
zu seinem Markenzeichen und erwarben ihm vor allem in der Fachwelt
einen legendären Ruf. Noch als Achtzigjähriger hat er Mädchen gezeich-
net, sodass man Gerd Grimm, dessen Mädchenporträts den mit Abstand
größten Teil seines künstlerischen Werkes ausmachen, geradezu als den
Grafiker des „Fräuleinwunders“ bezeichnen könnte.
stets waren seine Modelle Amateure (meist studentinnen von der Frei-
burger universität oder der Pädagogischen hochschule), weil Grimm ihre
unverbildete Art sich zu geben und zu bewegen, die er bei ausgebildeten
Models nicht mehr vorfand, so schätzte.
immer wieder experimentierte Grimm bei seinen Porträts auch mit un-
gewöhnlichen Perspektiven, z.b. mit einer überdimensional großen hand
am unteren bildrand oder in einer spiegelsituation. besonders reizten
ihn auch Paar-konstellationen, weil sich hier durch die unterschiedlichen
charaktere eine besondere dramaturgische spannung ergab, die nach
entsprechenden ästhetischen umsetzungen und Lösungen verlangte.
M ä d c h e n
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Noch in den dreißiger Jahren konnten viele
Gebrauchsgrafiker als reine Modezeichner
ein Auskommen finden. Das änderte sich
in den fünfziger, spätestens den sechziger
Jahren, als die Modefotografie die -grafik
völlig verdrängte. Grimms begabung, Men-
schen zu zeichnen, führte ihn Mitte der
dreißiger Jahre wie von selbst auf dieses
Gebiet. Die meisten seiner Zeichnungen
waren aber schon ende der vierziger Jahre
keine Auftragsarbeiten, sondern reine
Phantasieprodukte. seine Anregungen
bezog er aus diversen internationalen Mo-
demagazinen. in den späten vierziger, frü-
hen fünfziger Jahre dominiert als Motiv
noch die „dame en grande robe“, später
sind auch deutliche einflüsse zeitgenössi-
scher Modeströmungen von Dior (h-Linie)
und anderen auszumachen. Nach 1960 be-
schäftigte sich Grimm zunehmend weniger
mit Modegrafik im engeren sinne, es sei
denn für spezielle Auftraggeber wie etwa
skimodehersteller, für die er noch 1972/73
diverse Werbe-Motive schuf.
M o d e
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A k t z e i c h n u n g e n
Zu den Grundfertigkeiten des Grafikers gehört das
schon an jeder kunstakademie gelehrte Aktzeich-
nen. es liegt auf der hand, dass sich Gerd Grimm
als „der“ Mode-Zeichner in Deutschland immer
wieder auch mit dem unbekleideten weiblichen
körper auseinander setzte, zumal er mit entspre-
chenden Modellen ja sowieso schon in anderen
Zusammenhängen wie Mode- oder Reval-Aufträ-
gen arbeitete. Auch in seinen Aktzeichnungen
suchte Grimm häufig die unübliche Perspektive,
um überraschende Facetten des jeweiligen Mo-
dells herauszuarbeiten, wählt geradezu provozie-
rende Farbkontraste oder betont mit einem
Minimum an kohlestrichen die Leichtigkeit und
klarheit eines weiblichen körpers. Grimm zeich-
nete mit kohlestift und bleistift. Für viele seiner un-
terschriften benutzte er auch den bleibstift. er
kolorierte seine bilder mit wasserverdünnbarer
Farbe, was zur Folge hatte, dass sich das Papier an
den kolorierten stellen leicht wellte. Dies ist heute
noch zu sehen.
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