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Leptospirose beim Hund: immer noch aktuell erstgenannten Serovare im Impfstoff spielen diese Infektionen nur noch eine geringe Rolle. Dafür ist eine Zunahme von anderen Serova- ren, wie L. saxkoebing, L. bratislava und L. pomona zu beobachten. Die Leptospirose ist eine weltweit verbreitete zoonotische Erkrankung und tritt beim Hund als akute bis chronische Infektionserkrankung auf. Ätiologie Epizootiologie Leptospiren sind Bakterien, die zur Gruppe der Spirochäten gehören. Es handelt sich da- bei um dünne flexible schraubenförmige Bak- terien mit hakenförmigem Ende. Innerhalb der Gattung Leptospira werden zwei Arten unterschieden, die morphologisch nicht, son- dern nur serologisch bzw. gentechnisch zu differenzieren sind: Die Erregerübertragung erfolgt über den di- rekten Kontakt mit Harn oder Blut von infi- zierten Tieren oder indirekt über unbelebte Vektoren wie z.B. kontaminiertes Wasser oder lebende Vektoren wie z.B. Mäuse, Igel und Insekten. Mit Leptospiren kontaminiertes Wasser, dazu zählt besonders Brack- sowie auch Salzwasser, stellt besonders im Sommer eine wichtige Ansteckungsquelle dar. Leptospira biflexa beinhaltet die apathogenen, sapropythischen sog. Wasserleptospiren. Leptospira interrogans beinhaltet die patho- genen Organismen die verschiedene Krank- heitsbilder zeigen (Morbus Weil; Stuttgarter Hundeseuche). Serologisch lassen sich 20 Gruppen differenzieren, die wiederum ca. 250 Serovare beinhalten. Bedeutende Serovare beim Hund: L. canicola, L. icterohaemorrhagiae, L. grippotyphosa. Durch den Einsatz der beiden Jahreszeitliche Häufung von positiven Titern (1:400) gegen Leptospiren. Abb2. Klinische und pathologische Verän- derung Ohne eine lokale Reaktion hervorzurufen, dringen die Leptospiren durch Hautverletzun- gen oder intakte Schleimhaut des Verdau- ungs- oder Genitaltraktes in den Körper ein. Es können zwei Formen vorkommen: 1. der abortive Verlauf ohne typische Sym- ptome mit rasch vorübergehenden Allge- meinstörungen und Schwäche Prozentuale Verteilung der beim Hund gefundenen Leptospiren-Serotypen (n=1440; positiver Titer 1:400) Abb.1 LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Info 7/2002 Seite 1 Prinzregentenstr.3 97688 Bad Kissingen Telefon: 0971/72020 Fax: 0971/68546 www.laboklin.de

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Leptospirose beim Hund: immer noch aktuell erstgenannten Serovare im Impfstoff spielen diese Infektionen nur noch eine geringe Rolle. Dafür ist eine Zunahme von anderen Serova-ren, wie L. saxkoebing, L. bratislava und L. pomona zu beobachten.

Die Leptospirose ist eine weltweit verbreitete zoonotische Erkrankung und tritt beim Hund als akute bis chronische Infektionserkrankung auf.

Ätiologie Epizootiologie Leptospiren sind Bakterien, die zur Gruppe

der Spirochäten gehören. Es handelt sich da-bei um dünne flexible schraubenförmige Bak-terien mit hakenförmigem Ende. Innerhalb der Gattung Leptospira werden zwei Arten unterschieden, die morphologisch nicht, son-dern nur serologisch bzw. gentechnisch zu differenzieren sind:

Die Erregerübertragung erfolgt über den di-rekten Kontakt mit Harn oder Blut von infi-zierten Tieren oder indirekt über unbelebte Vektoren wie z.B. kontaminiertes Wasser oder lebende Vektoren wie z.B. Mäuse, Igel und Insekten. Mit Leptospiren kontaminiertes Wasser, dazu zählt besonders Brack- sowie auch Salzwasser, stellt besonders im Sommer eine wichtige Ansteckungsquelle dar.

Leptospira biflexa beinhaltet die apathogenen, sapropythischen sog. Wasserleptospiren.

Leptospira interrogans beinhaltet die patho-genen Organismen die verschiedene Krank-heitsbilder zeigen (Morbus Weil; Stuttgarter Hundeseuche). Serologisch lassen sich 20 Gruppen differenzieren, die wiederum ca. 250 Serovare beinhalten.

Bedeutende Serovare beim Hund: L. canicola, L. icterohaemorrhagiae, L.

grippotyphosa. Durch den Einsatz der beiden

Jahreszeitliche Häufung von positiven Titern (≥1:400)

gegen Leptospiren. Abb2.

Klinische und pathologische Verän-derung

Ohne eine lokale Reaktion hervorzurufen,

dringen die Leptospiren durch Hautverletzun-gen oder intakte Schleimhaut des Verdau-ungs- oder Genitaltraktes in den Körper ein. Es können zwei Formen vorkommen:

1. der abortive Verlauf ohne typische Sym-

ptome mit rasch vorübergehenden Allge-meinstörungen und Schwäche

Prozentuale Verteilung der beim Hund gefundenen Leptospiren-Serotypen (n=1440; positiver Titer ≥1:400) Abb.1

LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Info 7/2002 Seite 1 Prinzregentenstr.3 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 0971/72020 • Fax: 0971/68546 • www.laboklin.de

2. der akute schwere Verlauf mit typischen Organsymptomen und 30 % Mortalität

Die letzte Verlaufsform tritt bevorzugt nach 48-72 Std. bei Jungtieren ohne maternale An-tikörper oder bei geschwächten oder unvakzi-nierten Hunden auf. Nach dem Eintritt durch die Haut oder die Schleimhaut erfolgt eine hämatogene Aussaat der Erreger. Im An-schluß an eine mehrere Tage anhaltende Bak-teriämie kommt es zur Organmanifestation in Leber und Niere. Es entsteht eine hochgradige Anämie mit Hämoglobinurie und Ikterus. Toxische Zerfallsprodukte führen zu einer hämorrhagischen Diathese, Petechienbildung sowie Haut- und Schleimhautnekrosen. Laborbefund Blutanalytisch geht eine Leptospirose mit einer initialen Leukopenie, gefolgt von einer Leukozytose mit Linksverschiebung einher. Eine Thrombozytopenie mit erhöhter Ery-throzyten- senkung folgen. Harnstoff und Kreatinin sind stark erhöht. Es kommt zum Anstieg von Bilirubin und der Serum-amylase sowie der Leberenzyme ALT und AP. Im Harn sind eine Proteinurie und eine Bili-rubinurie mit einer großen Anzahl an Leuko-zyten und Erythrozyten im Sediment zu fin-den. Differentialdiagnose Es sollten akute bis chronisch verlaufende Leber- bzw. Nierenerkrankungen sowie Stau-pe, Parvovirose, Ehrlichiose, Vergiftungen oder Arzneimittelüberempfindlichkeiten aus-geschlossen werden. Diagnostik Vorbericht, Klinik und gegebenenfalls Patho-logie erbringen nur den Verdacht. Der Nach-weis von Leptospireninfektionen erfolgt sero-logisch, mikroskopisch, mittels PCR und im-munhistochemisch. Der kulturelle Nachweis wird nur in wenigen Laboratorien durchge-führt.

Der serologische Nachweis erfolgt meistens über die mit dem Dunkelfeldmikroskop zu beurteilende Mikroagglutinationsreaktion (MAR). Hierfür werden lebende Leptospiren-serovare verwendet. Antikörper lassen sich etwa ab der zweiten Krankheitswoche bestimmen. Leptospirenin-fektionen induzieren in der Regel hohe Anti-körpertiter, so dass die MAR ≥ 1:400 beim Hund als positiv zu bewerten ist. In dem Fall, dass die Impftiter gegen die Serovare L. cani-cola und L. ictero-haemorrhagiae ≥ 1:400 sind, empfiehlt es sich eine Titerkontrolle nach 2-3 Wochen durchzuführen. Bei einer stattgefundenen Leptospireninfektion müßte sich ein Titeranstieg von 3-4 Stufen ergeben. Niedrige Titer können durch Impfungen oder durch häufig vorkommende Kreuzreaktionen entstehen. Der Leptospirennachweis im Harnsediment erfolgt ebenfalls mit dem Dunkelfeldmikro-skop und ist besonders schwierig, da die Spi-rochäten nur im frischem alkalischen Harn überleben. Therapie Flüssigkeits- und Elektrolyttherapie stehen im Vordergrund. Penicillin ist das Mittel der Wahl (25.000-40.000 I.E./kg KGW i.m. oder i.v. alle 12 Std. Zusätzlich sollte Dihydro-streptomycin zweimal täglich 15 mg/kg über 2 Wochen verabreicht werden. Dies verhin-dert die Leptospirenausscheidung über den Harn. Prophylaxe Notwendig ist die regelmäßige Impfung mit einem bivalenten Impfstoff, der L. canicola und L. icterohaemorrhagiae enthält. Die Imp-fung erfolgt ab der 7. Lebenswoche zweimal im Abstand von 2-4 Wochen, in der Regel als Kombinationsimpfstoff bei der jährlichen Revakzinierung.

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