Lernen aus Baufehlern und -schäden - Berufsbildung NRW · 2017. 4. 7. · 3 Methoden und Medien 15...
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Lernen
aus Baufehlern und -schäden
Bildnachweis: Eigene Aufnahme
Hochschultage Berufliche Bildung 2017 – FT03 Bau, Holz, Farbe und Raumgestaltung Köln, 14.03.2017
Franz F. Mersch/ Hannes Ranke
Lernen aus Baufehlern und -schäden
1 Fehler und Schäden: bautechnische und berufswissenschaftliche
Grundlagen
2 Baufehler und Bauschäden im berufsdidaktischen Zusammenhang
3 Methoden und Medien
4 Beispiele für das Lernen aus Mängeln im Bauwesen
5 Ausblick
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Lernen aus Baufehlern und -schäden Franz F. Mersch/ Hannes Ranke
1 Fehler und Schäden: bautechnische und berufswissenschaftliche Grundlagen
Baumangel (Oberbegriff)
Differenz Ist-/Soll-Zustand unabhängig von der Zeit
Baufehler
Differenz Ist-/Soll-Zustand im
Herstellungsprozess – häufig
Prognoseaussage für Bauschaden
Bauschaden
Differenz Ist-Soll-Zustand infolge eines
Bau- oder Nutzungsfehlers bzw.
außergewöhnlicher Einwirkungen
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Abb.: Mangel, Fehler und Schaden im bautechnischen und baujuristischen Zusammenhang (in Anlehnung an Wapenhans 1996, S. 14)
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1 Fehler und Schäden: bautechnische und berufswissenschaftliche Grundlagen
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Abb.: Mögliche Ereigniskette vom Baufehler zum Bauschaden
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Baufehler Bauschaden
1 Fehler und Schäden: bautechnische und berufswissenschaftliche Grundlagen
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Abb.: Schadensursache bezogen auf die Bauphase (nach Balak u. a.
2005, S. 24)
Abb.: Gründe für Ausführungsfehler (nach Jungwirth 1996, S. 9)
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1 Fehler und Schäden: bautechnische und berufswissenschaftliche Grundlagen
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Fehlerhafte Handlungsregulation
Mögliche Fehlhandlungen Bautypische Konkretisierung Mögliche Folge im Bauablauf
Fehlende oder
unzureichende Orientierungsoperationen in Arbeitsumgebung und Gedächtnis
Fehlerhaftes Beurteilen vorliegender Bedingungen und
Sachverhalte
Überflüssiges Wiederholen eines
Arbeitsschrittes Zeitverzug im
Bauablauf
Ausbleiben erforderlicher Aufmerksamkeitszuwendung
Übersehen eines Messfehlers bzw. einer Maßungenauigkeit
Mangel an Bauteil oder Bauwerk
Abruf unzutreffender Programme oder Fehler beim Programmentwurf
Verwechseln, Verplanen, Stereotypisierung
Verrechnen bei der Materialplanung
Verschnitt bei Materialien oder Hilfsstoffen
Fehlerhafte oder unzureichende Zielbildung
Nicht-Erkennen einer Handlungsnotwendigkeit
Unterlassen eines fristgerechten Werkzeugwechsels
Verschleiß bei Arbeitsmitteln
Falsche oder unzureichende raum-zeitliche Ordnung von Bewegungsprogrammen
Unzureichende raum-zeitliche Koordination (Stolpern, Fehlgreifen, Verschütten)/ Motorik
Fehlgreifen beim Führen einer Bauwerkzeuges
Sach- oder Personenschaden (Verletzung, Unfall)
Entwickeln unzutreffender Erwartungen und mangelnder Alternativen
Erwartete Handlungen treten nicht (so) ein, wodurch das eigene Handeln beeinflusst wird
Mangelhafte Abstimmung mit anderen Gewerken
Zeitverzug/ Baufehler
Abb.: Beispiele für fehlerhafte Handlungsregulationen, mögliche Fehlhandlungen und Folgen (in Anlehnung an Hacker/ Sachse 2014, S. 422)
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1 Fehler und Schäden: bautechnische und berufswissenschaftliche Grundlagen
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Abb.: Auf Analyse und Rekonstruktion ausgerichteter Lernweg
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Lernweg
Baufehler Bauschaden
2 Baufehler und Bauschäden im berufsdidaktischen Zusammenhang
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Intentionen des Lernens aus Baufehlern und -schäden:
• eigene bautechnische Fachkenntnisse und Arbeitserfahrungen aktivieren
und neu vernetzen,
• den Zusammenhang zwischen dem Arbeitsprozess, den Merkmalen des
Bauproduktes sowie den damit interagierenden umweltlichen Einflüssen
erkennen,
• das Entstehen eines Bauschadens als Zusammenwirken von
Schadensmechanismen reflektieren und verstehen,
• die kausalen Bezüge zwischen Baumängeln und Ausführungsfehlern
erkennen und
• individuelle Handlungsstrategien zur Vermeidung von Ausführungsfehlern auf
der Basis eines kritisch-gestalterischen Bewusstseins entwickeln.
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2 Baufehler und Bauschäden im berufsdidaktischen Zusammenhang
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Auswahl von Bauschäden für berufliche Lernprozesse
Berufs- und Ausbildungsgangbezug
Rückbezug auf Fehlerarten: Ausführung/ Planung/ Instandhaltung/ Material
Fehlerarten sollten typisch für die Entstehung des Bauschadens sein
klare, eindeutige Lösung
Maß der vorgegebenen Detailinformationen zum Bauschaden
mehrere Ursachenebenen / didaktische Reichweite
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2 Baufehler und Bauschäden im berufsdidaktischen Zusammenhang
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Abb.: Auswahl und Strukturierung von Bauschäden nach Ursachenebenen (in Anlehnung an Oswald 1990, S. 94)
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Abb.: Artikulationsschema „Bauschadensanalyse“ – Teil 1 (i.A.a. VDI-Richtlinie 3822 u. Pahl 2014, S. 343f.)
3 Methoden und Medien
1) Konfrontieren mit der Schadensdokumentation
2) Intuitive Äußerungen zum Hergang und zur
Ursache des Bauschadens
3) Informationsphase und Schadensbeschreibung
4) Aufstellen von Hypothesen zur Ursache und zum Hergang des
Bauschadens
5) Untersuchen und Überprüfen der
Hypothesen
6) Bauschadensursache und -hergang aufklären
7) Empfehlungen zur zukünftigen Vermeidung
des Bauschadens
4 Beispiele für das Lernen aus Mängeln im Bauwesen
(Bildnachweis: Eigene Aufnahmen)
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Abb.: Betonabplatzungen durch Bewehrungskorrosion Abb.: Vor dem Betonieren
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4 Beispiele für das Lernen aus Mängeln im Bauwesen
(Bildnachweis: Eigene Aufnahmen)
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Abb.: Schüsselnde Holzdielen (Baustellenskizze) und Fugenbreiten der Holzdielen
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4 Beispiele für das Lernen aus Mängeln im Bauwesen
(Bildnachweis: Eigene Aufnahmen)
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Abb.: Helle Dübelstellen und Plattenstöße eines WDV-Systems
Abb.: Schnittzeichnung des Wandaufbaus
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3 Methoden und Medien
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Medien auswählen und gestalten
selbst entdeckter oder rezipierter Bauschaden
authentische, fachlich richtige und fassliche Aufbereitung
Feld möglicher Schadensursachen gezielt aufweiten oder eingrenzen
Lösungswege durch Medien betonen oder ausschließen
Darstellung sollte zielgruppenadäquat offen gestaltet sein
4 Beispiele für das Lernen aus Mängeln im Bauwesen
(auf Basis der Rahmenlehrpläne für die Berufsausbildung in der Bauwirtschaft; Beschluss der KMK vom 5. Februar 1999 und der Verordnung über die Berufsausbildung in der Bauwirtschaft; vom 2. Juni 1999. Bundesgesetzblatt Jg. 1999, Teil I, Nr. 28; ausgegeben zu Bonn am 10. Juni 1999)
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„Sanieren und Instandsetzen von
Trockenbaukonstruktionen: u) Schäden feststellen, Ursachen ermitteln v) Maßnahmen zur Schadensbegrenzung ergreifen“ (AO Ausbaufacharbeiter/-in im Schwerpunkt Trockenbauarbeiten;
Trockenbaumonteur/-in, S. 1168)
Abb.: Möglichkeiten curricularer Verortung des Lernens aus Baufehlern und -schäden
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“(…) erkennen anhand von Schadensbildern mögliche Baufehler und machen Vorschläge zu deren Beseitigung.(…) kennen verschiedene Möglichkeiten der Schadensursache, die maßgeblichen Einflussfaktoren, den Schädigungsgrad und den Schadensumfang (…)“ (RLP Hochbaufacharbeiter/-in im, Schwerpunkt Beton- und Stahlbetonbauarbeiten, LF 14: Instandsetzen eines Stahlbetonbauteils, S. 35)
5. Ausblick
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Fazit/ Ausblick
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Literaturnachweise
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BALAK, M./ ROSENBERGER, R./ STEINBRECHER, M. (2005): 1. Österreichischer Bauschadensbericht. Zusammenfassung. Online: http://www.forschungsstelle.at/ media/23708/1.%20Bauschadensbericht%202005[1].pdf (29.07.2016).
Hacker, W./ Sachse, P. (2014): Allgemeine Arbeitspsychologie. Psychische Regulation von Tätigkeiten (3., vollst. überarb. Aufl.). Göttingen.
JUNGWIRTH, D. (Hrsg.) (1996): Qualitätsmanagement im Bauwesen. Düsseldorf.
OSWALD, R. (1990): Schwachstellen. In: deutsche bauzeitung, 124. Jg. (1990), H. 1, S. 87-94.
PAHL, J.-P. (2014): Ausbildungs- und Unterrichtsverfahren. Ein Kompendium für den Lernbereich Arbeit und Technik. Bielefeld.
PAHL, J.-P./ Ruppel, A. (2008): Bausteine beruflichen Lernens im Bereich »Arbeit und Technik«. Teil 1: Berufswissenschaftliche Grundlegungen, didaktische Elemente und Unterrichtsplanung. Bielefeld.
VDI 3822:2011-11: Schadensanalyse. Grundlagen und Durchführung einer Schadensanalyse. Blatt 1, Düsseldorf.
WAPENHANS, W. (1996): Baumangel, Baufehler, Bauschaden. In: Der Sachverständige: Fachzeitschrift für Sachverständige, Kammern, Gerichte, 23. Jg. (1996), H. 12, S. 12-14.
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