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Zwischen Euphorie und Widerstand: Lernen mit digitalen Medien in der Weiterbildung Matthias Rohs Digitales Lernen in der Weiterbildung Mainz, den 15.11.2016 Detlef La Grand

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„Wer heute die Debatten über Qualität, Professionalität und Organisationsentwicklung ohne Bezug auf die Entwicklung im Bereich

der Informations- und Kommunikationstechnik führt, verspielt die Chancen, die derzeit für eine Neuorientierung der Erwachsenenbildung

geboten sind.“Richard Stang (1996, S. 154)

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Agenda

Chancen & Notwendigkeiten1Wunsch & Wille2Kritik & Vorbehalte3Aufgaben & Anforderungen4

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1. Chancen & Notwendigkeiten

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Chancen & Notwendigkeiten

Der ökonomische Blickwinkel

Volkswirtschaftliche Entwicklung

‣ Die IT-Branche gehört zu den volkswirtschaftlich wichtigsten Bereichen.

‣ IT-/Medienkompetenz in fast allen Berufsfeldern von (zentraler) Bedeutung.

‣ Ohne entsprechende medienkompetente Fachkräfte und IT-Fachkräfte sind die IT-Branche, aber auch alle anderen Branchen im Wettbewerbsnachteil.

Individuelle Beschäftigungsfähigkeit

‣ IT/Medienkompetenz ist eine zentrale Voraussetzung individueller Employability.

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Chancen & Notwendigkeiten

Der emanzipatorische/partizipative Blickwinkel

Teilhabe und Selbstbestimmung

‣ Medienkompetenz ist Grundlage für gesellschaftlichen Teilhabe.

‣ Aufklärung über digitale Medien ist Voraussetzung für selbstbestimmtes und kritischen Umgang (z.B. Daten- und Verbraucherschutz)

Gestaltung einer medienbasierten Gesellschaft

‣ Individuelle Medienkompetenz und demokratische Strukturen der Mitbestimmung sind Voraussetzung für die Gestaltung einer medienbasierten Gesellschaft.

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Chancen & Notwendigkeiten

Der pädagogische Blickwinkel

Differenzierung & Individualisierung

‣ Digitale Lehr-/Lernmedien erweitern die Möglichkeiten der Differenzierung und Individualisierung des Lernens.

Flexibilisierung & Vielfalt

‣ Digitale Medien können die Möglichkeiten der örtlichen und zeitlichen Flexibilisierung des Lernens erweitern sowie Motivation, Methodenvielfalt und Darstellungsmöglichkeiten schaffen oder verbessern.

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Chancen und Notwendigkeiten

Größtes Taxiunternehmen hat keine Taxis

Größter Buchhändler hat keine Buchläden

Und die größten Bildungsanbieter?

Größter Anbieter im Hotelgewerbe hat keine Hotels

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Fazit

‣Digitale Medien sind weder gut noch schlecht, es ist eine Frage, was man daraus/damit macht. ‣Digitale Medien bieten unbestritten! vielfältige Chancen zur Unterstützung von

Lehr-/Lernprozessen (Individualisierung, Flexibilisierung u.a.) ‣Menschen lernen mit digitalen Medien - fast jeder, fast täglich. ‣ „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ (Gerassimow/Gorbatschow) ‣Die breite Auseinandersetzung mit der Digitalisierung ist nicht nur eine Frage der

Wahrnehmung von Chancen, sondern eine Notwendigkeit zur Gestaltung unserer Zukunft!

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2. Wunsch & Wille

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Zukunftsmonitor

„Der repräsentativen Umfrage, dem BMBF-"ZukunftsMonitor", zufolge meinen (…) 79 Prozent der Befragten, dass der verstärkte Einsatz digitaler Technologien in der Bildung unabdingbar ist, um für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewappnet zu sein (…) 67 Prozent der Befragten gaben an, mit digitalen Technologien in der Bildung mehr Chancen als Risiken zu verbinden, 22 Prozent stimmten dieser Aussage nicht zu.“*

https://www.bmbf.de/de/neun-von-zehn-deutschen-wollen-mehr-digitalbildung-in-der-schule-3447.html Quelle: BMBF o.J., S. 3

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DigitalPakt#D [Schule]

„Um die Schulen in Deutschland flächendeckend in die Lage zu versetzen, digitale Bildung zu vermitteln, schlägt das BMBF einen DigitalPakt#D mit den Ländern vor. Das BMBF bietet demnach an, über einen Zeitraum von fünf Jahren mit rund fünf Milliarden Euro die rund 40.000 Grundschulen, weiterführenden allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen in Deutschland mit digitaler Ausstattung wie Breitbandanbindung, W-LAN und Geräten zu versorgen. Im Gegenzug sollen sich die Länder verpflichten, die entsprechenden pädagogischen Konzepte, die Aus- und Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern sowie gemeinsame technische Standards umzusetzen.“ (BMBF)

Quelle: https://www.bmbf.de/de/sprung-nach-vorn-in-der-digitalen-bildung-3430.html

Foto: CC BY-SA 2.0 Manfred Moltzl

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Digitale Medien [Berufliche Bildung] (Gensicke et al. 2016)

Auswirkungen für die Bildungsarbeit durch den Einsatz digitaler Medien*:

• 65 % der Ausbildungsbetriebe sind der Ansicht, dass in der Ausbildung verstärkt digitale Medien eingesetzt werden sollten.

• Nicht nur in der Ausbildung, auch in der Weiterbildung sollten verstärkt digitale Medien ein gesetzt werden (56 % Zustimmung).

• Durch digitale Medien wird das Lernen im Betriebsalltag erleichtert (52 % Zustimmung).

*repräsentativen Erhebung in rund 3.000 Betrieben in Deutsch land beaufragt. Befragt wurden Betriebe mit mindestens einem Beschäftigten.

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Berufsbildung 4.0 [Berufliche Bildung]

„Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat (…) im Sommer 2016 eine Initiative Berufsbildung 4.0 gestartet, die in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) darauf zielt, neue Maßnahmen für eine zukunftsfeste, attraktive und wettbewerbsfähige Berufsausbildung zu gestalten und sie mit weiteren BMBF-Initiativen zur Digitalisierung zusammenzubringen.“ (BMBF)

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Lehre 4.0 [Hochschule]

„Für die Hochschulen stehen derzeit weitreichende Veränderungen an: Im Zeitalter von Internet und

Digitalisierung ändern sich nicht nur Lehre und Forschung, sondern auch die Hochschulen selbst auf ihren

verschiedenen institutionellen Ebenen. Die damit verbundenen Erwartungen – insbesondere in Bezug auf

die Gestaltung des Studiums – sind hoch: Neue Individualisierungsmöglichkeiten in der Lehre und

zusätzliche Chancen für lebenslanges Lernen sind zwei Beispiele für Zukunftsszenarien mit Blick auf die „Lehre

4.0“. (BMBF)

https://www.bmbf.de/de/digitale-hochschullehre-2417.html

https://hochschulforumdigitalisierung.de

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Digitale Agenda 2014-2017 [Lebenslanges Lernen]

https://www.digitale-agenda.de/Content/DE/_Anlagen/2014/08/2014-08-20-digitale-agenda.pdf?__blob=publicationFile&v=6

Die Bundesregierung wird sich (…) gemeinsam mit den Ländern und unter Einbindung weiterer Akteure im Bildungsbereich für den stärkeren Einsatz

digitaler Medien in der Bildung und im gesamten Lebenslauf einsetzen.

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Stellungnahme der großen Verbände der Erwachsenenbildung zur Digitalen Agenda

„Die unterzeichnenden Bildungsverbände fordern deswegen nicht nur den Bund, sondern auch die Länder auf, bei der angekündigten Bildungsoffensive die Weiterbildung in den Fokus zu nehmen. Die traditionellen Lernwelten der

Menschen müssen um einen Zugang zu digitalen Lernmöglichkeiten erweitert werden, wenn die Bildungspolitik ihren Anspruch ernst nehmen will, dass niemand

von Bildungsteilhabe ausgeschlossen werden darf.“*

*https://www.dvv-vhs.de/fileadmin/user_upload/Positionspapier_zur_digitalen_Agenda__finale_Version_.pdf

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Digitale Bildungsmedien im Koalitionsvertrag RLP 2016-2021

• Verbesserung der Hardwareausstattung für digitales Lernen (Schule)

• Intensivierung digitaler Bildung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften

• Vermittlung digitaler Kompetenzen insbesondere in den Grundschulen

• Förderung der Teilhabe an digitaler Gesellschaft für alle (insb. auch Ältere)

• Stärkung von Medienkompetenz und des Selbstdatenschutzes

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Fazit

‣Erwachsenenbildung/Weiterbildung steht (auch) in Bezug auf die Förderung digitaler Medien nicht im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit.

‣Bei der Förderung des Lernens mit digitalen Medien ist die Erwachsenenbildung/Weiterbildung ein Anhängsel von Schule (Lehrerweiterbildung), Berufsbildung (berufliche Weiterbildung) oder Hochschule (wissenschaftliche Weiterbildung.

‣ Insbesondere der Bereich der non-formalen und informellen Bildung mit digitalen Medien findet kaum Berücksichtigung in der öffentlichen Diskussion.

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3. Kritik & Vorbehalte

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Protagonisten des Widerstands im öffentlichen Diskurs

„Ich habe für das Buch viele Jahre recherchiert, und mir ist

nur eine Untersuchung bekannt, die die positive

Wirkung eines Computerprogramms auf das

Lernen belegt. Die Studie stammt übrigens aus

meinem Institut.“ (Manfred Spitzer 2012)

*http://www.zeit.de/2012/37/Jugendliche-Medienkonsum-Spitzer-Vorderer

„Das Vordringen von Digitaltechnik in Schule und Unterricht steht in der Tradition der Forderung nach Automatisierung von Lehr- und Lernprozessen, von

Kontrolle und Prüfbarkeit. Es geht nicht um modernen Unterricht, zeitgemäßes Lernen und die Einbindung aktueller - heute:digitaler - Medien in den Lehr-Lern-Prozess. Die Vision ist vielmehr die vollständige Steuerung der einzelnen Person ebenso wie die

Steuerung ganzer Gesellschaften durch technische Systeme (Digitaltechnik) und

Netzwerke.“ (Lankau 2015, S. 42)

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Protagonisten des Widerstands im öffentlichen Diskurs

„Bildschirmmedien sind aus Sicht von Kinderärzten, Kognitionswissenschaftlern, Vertretern der

Medienwirkungsforschung und der Pädagogik in den ersten Schuljahren nicht lernförderlich. Daher müssen KiTas und Grundschulen in der direkten pädagogischen Arbeit IT-frei

bleiben.“Quelle: https://bildung-wissen.eu/kommentare/trojaner-aus-berlin-derdigitalpaktd.html

„Der ‚Digitalpakt#D‘ ist Teil einer Neudefinition von Schule und Unterricht auf dem Weg zu einer zunehmend vollautomatisierten, digital

gesteuerten ‚Lernfabrik 4.0‘.“ https://bildung-wissen.eu/wp-content/uploads/2016/11/erklaerung_zum_digitalpaktD_mitUnterschrift.pdf

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Zwischenfazit

‣Kritische Positionen in der öffentliche Diskussion beziehen sich kaum auf die Erwachsenen/Erwachsenenbildung, sondern in der Regel auf den Bereich von Kindern und Jugendlichen

Und in der Erwachsenenbildung?

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„Entweder - oder: Kulturpessimismus oder Technikeuphorie, aber kaum Zwischentöne, so konnte man den (Zu-)Stand der Diskussion in der Weiterbildung um die neuen Medien bis vor kurzer Zeit diagnostizieren.“ (Schmidt, 1986, S. 95)

„Euphorie und Skepsis hinsichtlich neuer Medienentwicklungen“ (Pietraß 2015, S. 151)

"Technologiefetischismus oder Maschinenstürmerei" (Terlinden 1988, S. 36)

Abb: Arne Nordmann (norro) (Eigenes Werk) [Public domain], via Wikimedia Commons

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Digitale Medien und der ErwachsenenbildungEin heterogenes und übersichtliches Feld

Die Erwachsenenbildung ist in Bezug auf die Nutzung und Positionierung zu digitalen Medien sehr heterogen.

Gewerkschaftliche Bildungsarbeit

Betriebliche Bildungsarbeit

euphorisch kritisch

Für eine genaue Bewertung der medienbezogenen Einstellung, Nutzung und Kompetenzen in den verschiedenen Bereichen der Erwachsenenbildung/

Weiterbildung fehlen jedoch Daten.

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Ursachenforschung

‣ die Auseinandersetzung mit dem Aufkommen neuer Medien führt immer zu einer Polarisierung der Begegnung vermeintlicher Gefahren und der Nutzung didaktischer Möglichkeiten

‣ „Die heutige Situation der Medienpädagogik ist nicht losgelöst zu sehen von ihren geschichtlich gewachsenen Zielkategorien.“ (Hüther 1994, S. 292)

‣Bewahrpädagogische Tendenzen haben ebenso überdauert, wie Angebote aktive alternative Medienarbeit

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Ursachenforschung

‣Bewahrpädagogische Tendenzen als Reaktion auf das Aufkommen neuer Medien Anfang des 20. Jh. (z.B. Kino, Groschenromane)

‣ Vorbehalte gegen Massenmedien in den 1950er Jahren aufgrund der Instrumentalisierung von Medien während des Nationalsozialismus

‣Kritische Auseinandersetzung mit der Rolle der Massenmedien vor dem Hintergrund kritisch-emanzipatorischer Bewegungen in den 1960er Jahren

‣ Vorbehalte gegenüber digitalen Medien vor dem Hintergrund der Gefährdung von Arbeitsplätzen, Gefahren für den Datenschutz u.a. seit den 1990er Jahren

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Ursachenforschung

‣Als Reaktion auf Beeinflussbarkeit von (Massen-)Medien setzte die EB bewusst auf die Maxime des Gesprächs und der Begegnung

‣Ökonomische und zweckrationale Verengung des Einsatzes von (digitalen) Medien widerspricht emanzipatorischer Grundeinstellung der EB

Quelle: https://openclipart.org/image/2400px/svg_to_png/194316/Lupe.png

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Ursachenforschung

‣Negative Erfahrungen mit Formen programmierten Unterrichts, Selbstlernangeboten u.a. ‣Digitale Lehr-/Lernmedien stellen

die Rolle des Lehrenden in Frage ‣Selbstverständnis der

Kursleitenden: „Für die Teilnehmenden sind wir die VHS“ (Harmeier)

Abwehrreaktion gegen das Eindringen der Technik in ein angestammtes Feld Quelle: https://openclipart.org/image/2400px/svg_to_png/194316/Lupe.png

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Dennoch!

Die Erwachsenenbildung hat sich früh und intensiv mit den Herausforderungen (digitaler) Medien beschäftigt!

‣ Gutachten des Deutschen Ausschusses für das Erziehungs- und Bildungswesen zur Situation und Aufgabe der deutschen Erwachsenenbildung (1960)

‣ Gründung des Adolf-Grimme-Instituts (1973) - Gegründet durch den deutschen Volkshochschulverband

‣ Positionspapier des DIE „Neue Medien in der Erwachsenenbildung“ (2001)

‣ Zahlreiche Publikationen

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Medienbezogene Publikationen in der Erwachsenenbildung (Auswahl)

1996 19981984 20001986 1988 1990 1992 1994

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VHS in der digitalen Gesellschaft

‣ „Erweiterte Lernwelten“ (ELW) steht für ein Gesamtkonzept, eine grundlegende Strategie, wie Lehre und Lernen in Volkshochschulen in Zukunft aussehen wird.

‣ MOOCs ‣ BarCamps ‣ Projekte ‣ Professionalisierung des

Weiterbildungspersonals

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Nutzung/Verbreitung digitaler Medien in der Erwachsenenbildung

?Mediale Ausstattung von Einrichtungen der

EB

Einrichtungen

Medienkompetenz des Weiterbildungspersonals

PersonalNutzung von Digitalen

Medien in der EB

Angebote zu digitalen Medien

Angebot

Allgemeine Erwachsenenbildung

Wissenschaftliche Weiterbildung

Berufliche Weiterbildung

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Fazit

‣ Die technologischen Veränderungen treffen auf erwachsenenpädagogische Überzeugungen und Werthaltungen und haben in den letzten drei Jahrzehnten zu intensiven Auseinandersetzungen über die Rolle digitaler Medien geführt, ohne Entwicklungsdefizite nachhaltig abzubauen. (vgl. Jörissen 2013).

‣ Die Ursache dafür liegt u.a. in: ‣ überdauerten Vorbehalten gegenüber (digitalen) Medien ‣ negativen Erfahrungen ‣ unterschiedlichen Selbstverständnissen und Zielsetzungen ‣ unzureichende medienpädagogische Professionalisierung

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4. Aufgaben & Anforderungen

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Zielrichtungen medienpädagogischer Erwachsenenbildung

MedienkritikMediengestaltungMediennutzung

Medienkompetenz-entwicklung

Unterstützung der Kompetenzentwicklung zur Nutzung digitaler Medien in privaten und beruflichen Zusammenhängen

Medienbildung

Information und Reflexion zur individuellen und gesellschaftlichen Bedeutung digitaler Medien

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Aufgaben der Erwachsenenbildung

‣ Die Entwicklung eines kompetenten Umgangs mit digitalen Medien ist nicht allein Aufgabe in Kindergarten und Schule, da sich Medien ständig weiterentwickeln

‣ Es braucht eine kritische und lebensbegleitende Auseinandersetzung mit digitalen Medien in der gesamten Bevölkerung ‣ welche Vor- und Nachteile mit immer wieder „neuen“ Medien verbunden sind. ‣ zur individuellen Reflexion im Umgang mit digitalen Medien. ‣ welche Rolle die Medien in den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen

spielen sollen. ‣ Hier kommt der Erwachsenenbildung einen zentralen Aufgabe zu, die sie

bisher aber bisher nur unzureichend erfüllt.

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Zielrichtungen medienpädagogischer Erwachsenenbildung

MedienkritikMediengestaltung

Medienkompetenz-entwicklung

Mediennutzung

Medienbildung

Unterstützung der Kompetenzentwicklung zur Nutzung digitaler Medien in privaten und beruflichen Zusammenhängen

Information und Reflexion zur individuellen und gesellschaftlichen Bedeutung digitaler Medien

Lehren und Lernen mit Medien

(Mediendidaktik)

Professioneller Einsatz digitaler Medien zur Unterstützung von Lehr-/Lernprozessen

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Medienpädagogische Professionalität von Kursleitenden

Formale Bildung ‣ Nur ein geringer Teil der Erwachsenenbildner_innen hat ein einschlägig pädagogisches Studium (Martin &

Langemeyer 2014) ‣ Medienpädagogische Inhalte spielen in Kompetenzmodellen und Curricula der Erwachsenenbildung oft nur

eine nachgeordnete Rolle (Rohs 2013) ‣ Medienpädagogische Inhalte sind sehr unterschiedlich in den Lehrplänen verankert Non-formale Bildung ‣ Die Beteiligung an Weiterbildung ist aufgrund fehlender Ressourcen generell gering (Fuchs, von Hippel &

Tippelt 2010, Gieseke & Reich 2006) ‣ Das Weiterbildungsangebot im medienpädagogischen Bereich ist begrenzt und oft funktional verengt (Rohs

2013) Informelles Lernen ‣ Informellem Lernen wichtig für beruflichen Handlungswissens/-kompetenz: ‣ Lernen im Prozess der Arbeit (Guimaraes & Sanchos, 2009, Maier- Gutheil 2014) ‣ Austausch, Bücher, Web-Recherche (Hutchins, Burke & Berthelsen 2010) ‣ Medienpädagogisches Wissen/Kompetenzen werden “on-the-job“ erworben

(Treumann, Baacke & Haacke 2002, S. 344)

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Anforderungen an eine medienbezogene Erwachsenenbildung

Inhalte

‣ Funktionale IT-Weiterbildung ‣Kritische Medienkompetenz/

Informationskompetenz ‣ Integration in Angebote mit anderen

fachlichen Inhalten

Didaktik

‣ Zielgruppen und inhaltsbezogene Nutzung der Potenziale digitaler Medien in Verbindung mit bewährten FormatenPersonal

‣Professionalisierung des Weiterbildungspersonals auf allen Ebenen/Funktionen ‣Kompetenzprofile ‣Aus- und

Weiterbildungsangebote

Organisation

‣Neue Geschäftsmodelle ‣Anpassung der Organisationsstrukturen ‣Vernetzung der Anbieter/Angebote

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Fazit

‣ Der Erwachsenenbildung kommt eine zentrale Rolle bei Gestaltung einer medialen Gesellschaft zu!

‣ Lehrenden (aber auch alle anderen Professionellen in der EB) müssen entsprechende medienpädagogische Kompetenzen haben.

‣ Die Vorbereitung der Lehrenden (aber auch aller anderen Professionellen in der EB) auf die Veränderungen der digitalen Bildungswelt ist ein bisher vernachlässigter Betreich und muss stärker Berücksichtigung finden, um den „digital turn“ in der Erwachsenenbildung zu schaffen. 

‣ Ohne eine Profilierung der etablierten Einrichtungen der Erwachsenenbildung droht eine De-Professionalisierung der Erwachsenenbildung.

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Vielen Dank für die Aufmerksamkeitund

viel Erfolg bei der Gestaltung der Zukunft!

Social Mediahttps://twitter.com/mrohs https://www.xing.com/profile/Matthias_Rohs https://de.linkedin.com/in/matthiasrohs https://www.researchgate.net/profile/Matthias_Rohs2http://2headz.ch/blog/category/matthiasrohs/

Jun.-Prof. Dr. Matthias RohsFachgebiet Pädagogik | Fachbereich SozialwissenschaftenTechnische Universität KaiserslauternErwin Schrödinger StraßeGeb.. 57 | Raum 464D-67663 Kaiserslautern 

E-Mail: [email protected]: 0631 - 205 - 3697Web: http://www.sowi.uni-kl.de/erwachsenenbildung

MEKWEPMedienpädagogische Kompetenz des beruflichen Weiterbildungspersonals zur Unterstützung des Einsatzes digitaler Medien in formalen, non-formalen und informellen Lernpettings

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Literatur

1. Brettschneider, F. (2013). Die „Bank der Zukunft“ aus Sicht der Digital Natives. Gemeinsame Studie der UniCredit Family Financier Bank und der Universität Hohenheim. Online: https://www.uni-hohenheim.de/uploads/media/2013-10-10_Bank_der_Zukunft.pdf

2. Bundesministerium für Bildung und Forschung. (o.J. ). Zukunftsmonitor III: Lehren, Lernen und Leben in der digitalen Welt. Retrieved from Berlin: https://www.zukunft-verstehen.de/application/files/7814/7636/3024/BMBF_ZF_III_ZukunftsMonitor_Ergebnisse.pdf

3. Echtermeyer, K. (1985). Informationstechnologie und Erwachsenenbildung, Weiterbildung und Medien, (H. 4), S. 20-234. Gensicke , M., Bechmann, S., Härtel, M., Schubert, T., García-Wülfing, I., & Güntürk-Kuhl, B. l. (2016). Digitale Medien in

Betrieben – heute und morgen. Eine repräsentative Bestandsanalyse. Retrieved from Bonn: https://www.bibb.de/veroeffentlichungen/de/publication/show/id/8048

5. Harmeier, M. (2009). "Für die Teilnehmer sind wir die VHS" : Selbstverständnis von Kursleitenden und ihr Umgang mit Qualifizierungsmaßnahmen. Bielefeld: W. Bertelsmann.

6. Jörissen, B. (2013): Unbestellte Bildungsfelder - Wo bleiben die neuen Formate der Erwachsenen- und Weiterbildung? Forum Erwachsenenbildung, 46 (2), S. 16-21.

7. Lankau, R. (2015). Das Lernen verlernen? Digitale Medien und Unterricht. Pädagogische Korrespondenz, 52, 42-58. 8. Schmid, W. (1986). Weiterbildung und neue Medientechniken. In J. Hüther & R. Terlinden (Hrsg.), Neue Medien in der

Erwachsenenbildung. Handbuch für Praktiker (S. 95-107). München: Max Huber9. Stang, R. (1996). Wahrnehmungsbildung als Zukunftsaufgabe. In A. von hein (Ed.), Medienkompetenz als Schlüsselbegriff

(pp. 141-155). Stuttgart: Klinkhardt. 10.Terlinden, Roswitha: Aufgaben der Erwachsenenbildung in Zusammenhang mit den "Neuen Medien", in: Arbeit mit

Erwachsenen, 1/1988, S. 35-38.