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http://www.dtv.de/lehrer LESEN IN DER SCHULE MIT DTV JUNIOR: Stratton ›Worüber keiner spricht‹ 1
Lesen in der Schulemit
Thematik
• AIDS in Schwarzafrika• Krankheit und Tod • starke Frauen und Mädchen• Freundschaft und Familie• interkulturelles Lernen• Aberglaube und rationales
Denken • Adoleszenzroman
Ein Unterrichtsmodell für die Klassen 8 bis 10
Erarbeitet von: Hermann Henne (2005/2010)
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Lesen in der Schulemit
Herausgegeben von dtv junior und Cathrin Zeller-Limbach
Dr. Hermann Henneist Studiendirektor am Heinrich-von-Gagern-Gymnasium in Frankfurt/Main; er unterrichtet die Fächer Deutsch, Geschichte sowie Politik und Wirtschaft und ist Lehrbeauftragter für Schulpraktische Studien am Institut für Sprache und Literatur der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt.
Der Unterrichtsvorschlag wurde im Schuljahr 2004/2005 erprobt.
September 2005, NA Oktober 2010
www.dtv.de/lehrer
© Deutscher Taschenbuch VerlagAlle Rechte vorbehalten
Allan Stratton:›Worüber keiner spricht‹
Aus dem Englischen von Heike BrandtDeutsche Erstausgabe 272 Seiten
ISBN 978-3-423-78204-3(6. Auflage 2010)
6. Auflage 2010
Leseprobe s. http://www.dtv.de/_pdf/blickinsbuch/78204.pdfLehrermaterialien zur Verfilmung des Romans (dt. Titel ›Geliebtes Leben‹), s. http://www.dtv.de/zusatz-_und_begleitmaterial_437.html ab April 2011
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Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung 4
Zum Text 5
Inhalt 5Die Vorgeschichte: Chandas Patchwork-Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5Chandas Familie und die tödliche Krankheit Aids (Kapitelübersicht) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Sprache und Struktur 10
Aufbau der Handlung 10
Sprache und Erzählperspektive 10
Didaktische Überlegungen 11
Themenschwerpunkte 11Krankheit und Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Freundschaft und Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12Schwache Männer und starke Frauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13Die starken Frauen und Mädchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13Interkulturelles Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Methodische Anregungen 15
Vor der Lektüre 15Aids und Afrika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Während der Lektüre 16
Nach der Lektüre 17Inhaltlich orientierte Vorschläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17Themen- und handlungsorientierte Vorschläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Lernkontrollen 18
Anhang 19
Der Autor 19
Personenregister 20
Glossar 21
Leseprobe »Esthers Vater stirbt« 221. aus der deutschen Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222. aus dem englischsprachigen Original . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Materialien 231. Arbeitsblätter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232. Was andere über das Buch sagen: Englischsprachige Rezensionen . . . . . . . . . . . . . . . . 283. Aids in Afrika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293.2. Nkosi Johnsons (11 Jahre) Rede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313.3. »Hallo Schwesterherz, ich bin in der 9. Klasse, gehe auf den Strich und habe Aids!« . 333.4. Das Schweigen brechen – Nelson Mandela: Mein Sohn hatte Aids! . . . . . . . . . . . . . . . 353.5. Schönheitswettbewerb für HIV-infizierte Afrikanerinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363.6. Fritz dachte: »Aids? – Kann mir nicht passieren!« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Literatur- und Linkverzeichnis 38
Zum Buch 38
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Vorbemerkung
Aids in Afrika. Ein Problem, das sich seit Jahren ausbreitet wie eine Epidemie. Es betrifft auch die Patchwork-Familie der 16-jährigen Chanda Kabalo. Erst sterben ihre kleine (Halb-) Schwester Sara und ihr Stiefvater Jonah an Aids, dann erkranken auch ihre Mutter und ihre Freundin Esther an Aids. Aber keiner der Betroffenen und der Angehörigen nennt die Krankheit beim Namen. Hartnäckig versuchen alle, Aids-Symptome zu ignorieren, umzudeuten oder zu verharmlosen. Jeder fürchtet das Stigma aids-krank zu sein.
Erst als ihre Mutter im Sterben liegt, erkennt Chanda die Verlogenheit und drängt darauf, offen mit Aids umzugehen. Jetzt wird Aids beim Namen genannt! Dabei muss die tapfere Chanda Widerstände in sich und bei anderen überwinden. Dieser Tabubruch kostet sie viel Kraft und Mut, wirkt aber wie eine Befreiung. Am Ende lassen Chanda und die anderen einen Aidstest machen und die HIV-Infizierten begeben sich in ärztliche Behandlung.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Chanda. Sie kümmert sich trotz Schmerz und Trauer aufopfe-rungsvoll um ihre Familie und meistert typische Probleme eines Teenagers: die schwierige Suche nach dem eigenen Ich und die alltäglichen Konflikte mit den Eltern, Verwandten, der Freundin und den Ge-schwistern. Damit eignet sie sich als jugendliche Identifikationsfigur in der Adoleszenzkrise – besonders für Mädchen.
›Worüber keiner spricht‹ lässt Schülerinnen und Schüler auf bewegende Weise Teil haben an existen-ziellen Problemen der heutigen südafrikanischen Gesellschaft, insbesondere der jungen Afrikanerinnen. Es fordert junge Leser aber auch heraus, sich mit der eigenen Gefährdung durch Aids auseinander zu setzen und sich darüber Gedanken zu machen, wie man sich und andere vor Aids schützen kann und wie man vernünftiger Weise mit Aidskranken umgehen sollte.
Die Verfilmung des Romans (dt. Titel ›Geliebtes Leben‹, ab Mai 2011) ermöglicht eine weitere Auseinander-setzung mit Chandas Geschichte im Unterricht. Lehrermaterialien und Arbeitsblätter, erarbeitet von Her-mann Henne, finden sich ab April 2011 unter http://www.dtv.de/zusatz-_und_begleitmaterial_437.html
Dr. Hermann Henne
Unterrichtsmodell (8. bis 10. Klasse)zu Allan Stratton: ›Worüber keiner spricht‹
Aus dem Englischen von Heike Brandt1
dtv junior 78204
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Zum Text
Inhalt
Die Vorgeschichte: Chandas Patchwork-Familie Chanda Kabelo ist 16 Jahre alt. Sie wohnt im Hüttenviertel von Bonang, einer fiktiven Diamanten-Stadt im südlichen Afrika. Ihre Kindheit und Jugend wird zu Beginn des Buches nacherzählt (im 2. und 3. Ka-pitel). Zu Chandas Familie gehörten ihre Eltern und vier ältere Geschwister: Lily und drei Brüder. Anfangs lebte die Familie auf dem Land, auf einer Viehweide des Vaters bei Tiro. Sie wohnten in Lehmhütten. Wasser holen und Vieh hüten bestimmten das kärgliche Landleben. Eines Tages geriet der Vater in Streit mit seinen Brüdern und verließ mit seiner Familie das Dorf. Sie übersiedelten in den Süden des Landes, nach Bonang, denn dort expandierte das Diamant-Bergwerk. Nur Chandas Schwester, Lily, blieb in Tiro, um dort zu heiraten. Die Familie lebte jetzt in einem Betonhaus. Wasseranschlüsse gab es in jeder Straße und ein Krankenhaus in der Nähe, Lebensmittelmarken wurden vom Diamantwerk gestellt, und es gab eine Oberschule, in die Chanda später gehen wird. Damals war Chanda 6 Jahre alt. Ihre beste Freundin wird die gleichaltrige Esther, ihr Lieblingslehrer in der Schule Mr Selalame. Die Brüder arbeiteten wie der Vater unter Tage im Diamant-Bergwerk. Einige Jahre später riss ein furchtbares Unglück die Familie auseinander: der Vater und alle drei Brüder starben bei einer Explosion im Bergwerk. Damit war der Familie die Existenzgrundlage genommen. Aber die Mutter wollte nicht zurück ins Dorf Tiro zur Familie – warum verriet sie der 10-jährigen Chanda damals nicht.Nun musste die Mutter für sich und die kleine Chanda selbst sorgen. Sie ging putzen bei einem ehe-maligen Arbeitskollegen ihres Mannes, Isaac Pheto. Wenig später zog sie mit Chanda zu diesem Isaac Pheto ins Haus. Ein Jahr später wurde Iris geboren, Chandas erste Halbschwester. Doch dann begann Isaac die mittlerweile 12-jährige Chanda sexuell zu belästigen. Er vergewaltigte und missbrauchte sie. Da floh die Mutter mit ihren Töchtern Chanda und Iris zu ihrer Bekannten Mrs Tafa. Auch Mrs Tafas Mann war bei dem Bergwerksunglück umgekommen. Sie hatte aber wieder geheiratet und konnte Wohnraum zur Verfügung stellen. Als Gegenleistungen für die Unterkunft halfen Chanda und ihre Mutter in Haus und Garten. Bald lernte Mutter Mr Dube kennen, einen verwitweten Frisör. Sie heirateten und Solomon kam zur Welt. Die 5-köpfige Familie lebte nun eine Zeitlang recht glücklich. Doch starb Mr Dube plötzlich an einem Schlaganfall und die Mutter war wieder auf sich allein gestellt. Aber sie erbte das Haus und den Garten mit Gemüse und Hühnern. Sie war damals rund 40 Jahre alt und hatte drei Kinder zu versorgen: Chanda, Iris und Solomon. Chandas letzter Stiefvater wurde Jonah. Er zog zwar bei ihnen ein, die Mutter heiratete ihn aber nicht, um alleinige Eigentümerin des Hauses bleiben zu können. Jonah war Betongießer gewesen, begann dann aber zu trinken. Nach einigen Fehlgeburten wurde als letztes Kind Sara geboren. Jetzt hatte die Mutter vier Kinder, jedes von einem anderen Mann.
Chandas Familie und die tödliche Krankheit Aids (Kapitelübersicht) Insgesamt gliedert sich das Buch in vier große Teile und umfasst 43 Kapitel und einen Epilog. Die fol-gende Übersicht gibt den einzelnen Kapiteln eine Überschrift und skizziert jeweils ihren Inhalt.
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Erster Teil: Chandas Kindheit und Saras Tod
1 Ein Sarg für Sara Exposition: Die 16-jährige Chanda Kabelo besorgt beim Bestatter Mr Bateman einen Sarg für Sara, ihre 1½-jährige (Halb-)Schwester, die am frühen Morgen aus ungeklärten Gründen gestorben ist.
2 Beste Freundin Esther Esther Macholo, seit zehn Jahren Chandas beste Freundin, träumt von einem besseren Leben – und lässt sich deshalb für Geld von Touristen fotografieren.
3 Kindheit Rückblende: Chanda verbrachte ihre Kindheit in dem Dorf Tiro. Im Alter von 6 Jahren zog sie mit ihrer Familie in die Stadt Bonang. Vier Jahre später ver-unglückten dort im Diamantenbergwerk ihr Vater, Joshua Kabelo, und ihre Brüder.
4 Drei Stiefväter – Rückblende: Chandas Mutter, Liliane Kabelo, lebte danach mit Isaac drei Stiefgeschwister Pheto zusammen. Ihr gemeinsames Kind ist Iris. Als Isaac aber die damals
zwölfjährige Chanda vergewaltigte1, verließ ihn die Mutter mit den Kindern. Sie kamen bei den Bekannten Mrs und Mr Tafa unter.
Dann heiratete die Mutter den liebevollen Frisör Dube; ihr gemeinsames Kind ist Solomon (»Soly«). Bald darauf jedoch starb Dube an einem Schlaganfall.
Der dritte und letzte Stiefvater Chandas ist Jonah; von ihm bekam die Mutter die Tochter Sara. Jonah ist Gelegenheitsarbeiter und dem Alkohol verfallen.
5 Jonah im Vollrausch Chanda findet Jonah völlig betrunken in den Armen der herunter-gekommenen Säuferin Mary. Er trauert auf seine Weise um seine Tochter Sara. Chanda ermahnt ihn, nach Hause zu kommen, bevor die aufgebahrte Sara wieder abgeholt wird.
6 Jonah, wenn er Chandas Mutter liebt Jonah. Und wenn er nüchtern ist, mag auch Chanda nüchtern ist ihn. Aber wenn er betrunken ist – wie zunehmend – ,hasst Chanda ihn fürch-
terlich.
7 Mrs Rose Tafa Mrs Rose Tafa lässt Chanda und ihre Mutter spüren, dass sie abhängig von ihr sind, besonders wenn es um die Benutzung des Telefons geht. Chanda kann die »Ziege« mittlerweile überhaupt nicht mehr leiden.
8 Woran starben Chanda und Esther wussten schon immer, dass Esthers Eltern nicht an Esthers Eltern? Krebs und Tbc gestorben sind, sondern an Aids. Aber nun hat auch Mrs Tafa
davon gesprochen, also werden bald alle Leute von dieser »Schande« wis-sen. Wird Chanda dann auch noch zu Esther halten? Chanda beteuert immer Esthers beste Freundin zu bleiben.
9 Sara wird abholt – der Iris (5 ½ Jahre) und Solomon (4 Jahre) werden mit Esther in die Stadt erste Tag geht zu Ende geschickt; die Kleinen sollen nicht merken, dass Sara gestorben ist. Mittags
wird Sara vom Bestatter abgeholt. Zur Beerdigung wird von Chandas Familie nur Tante Lizbet kommen.
Abends erfahren die kleinen Geschwister dann, dass ihre Schwester Sara einen »Ausflug« gemacht habe, dorthin, wo Chandas Vater und all die anderen Verstorbenen auch sind.
Erst in der Nacht gelangt Jonah nach Hause. Er ist zu betrunken, um die Tür zu öffnen und legt sich deshalb vor der Haustür hin und schläft ein.
10 Die aufgebahrte Sara Am folgenden Abend erscheint die ungeliebte Tante Lizbet, und Jonah schwört, nie mehr zu trinken.
Tags drauf holt Jonahs Schwester, Tante Ruth, Iris und Soly für zwei Tage zu sich. Dann wird die Trauerfeier vorbereitet. Nach dem Mittagessen bringt die Familie die aufgebahrte Sara vom Bestatter nach Hause.
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11 Die Trauerfeier Die Trauergäste erweisen Sara die letzte Ehre und bekunden der Familie ihr Mitleid. Woran ist die kleine Sara eigentlich gestorben? Sie war seit ihrer Geburt krank und niemand hat ihr helfen können. Sie hat viel geschrieen und Chanda hat ihr deshalb oft den Tod gewünscht – jetzt hat sie deswegen ein schlechtes Gewissen.
Gegen Mitternacht gibt es Ziegenfleisch und Jonah betrinkt sich doch wieder. Am nächsten Morgen wird Saras Sarg geschlossen und man bringt ihn ge-
meinsam zum Friedhof.
12 Die Beerdigung Eine ärmliche Beerdigung auf dem überfüllten Friedhof! Der Tod hat Kon-junktur, Mr Batemans Geschäfte gehen gut. Nach der Beerdigung gibt es zu Hause ein Totenmahl mit Tanz und Gesang.
13 Der Fluch Die Gäste reisen wieder ab. Die Mutter erklärt Chanda erstmals, warum sie nie mehr in ihre Heimat nach Tiro habe zurückkehren wollen: Sie und Joshua hätten damals gegen den Willen ihrer Familien geheiratet und fortan sei sie von allen Verwandten als verhexte Unheilbringerin angesehen und gemieden worden. Bis heute mache man sie für alles Unglück verantwortlich und gönne ihr jedes Leid.
Zweiter Teil: Esther geht auf den Strich und die Mutter wird sehr krank
14 Chanda kümmert Drei Monate später: Chanda fühlt sich weiter schuldig an Saras Tod, weil sie um alles ihr Quengeln oft genervt hat. Jonah trinkt weiter, verwahrlost und kommt kaum
noch nach Hause. Chanda stellt ihn einmal zur Rede – aber vergebens. Da-nach bleibt er ganz verschwunden.
Die Mutter fühlt sich immer häufiger krank. Iris und Soly sind verunsichert und werden schwierig. Chanda versucht, sich um alle und alles zu kümmern.
15 Sonntagsauflug zum Sonntags fährt die Familie zum Friedhof, um den Vater, die Brüder und Friedhof die kleine Sara zu besuchen. Danach begleitet Chanda Esther noch zum Grab
ihrer Eltern. Die Mutter will, dass Chanda nicht mehr mit Esther verkehrt: Esther habe
inzwischen einen zu schlechten Ruf. Chanda hält aber zu Esther. Esther habe ja sonst niemanden. Denn nach dem Tod ihrer Eltern sind die Geschwister und sie getrennt bei verschiedenen Verwandten untergebracht worden; sie sei zu Tante und Onkel Poloko gekommen, die sie offenkundig misshandeln.
16 Chanda, Esther und Esther plant, in einem Jahr wieder mit ihren Geschwistern zusammen die kranke Mutter zu leben – wie sie das schaffen will, verrät sie Chanda nicht. Aber sie will von
Chanda wissen, ob ihre kranke Mutter schon ein Testament gemacht habe. Diese Frage entsetzt Chanda: Nur weil man am (Spazier-)Stock gehe, müsse man doch noch nicht ans Sterben denken! Aus Wut stößt Chanda Esther vom Rad. Die beiden Mädchen trennen sich im Streit.
17 Esther und Chanda – Chanda und Esther kennen sich seit ihrem sechsten Lebensjahr. Sie sind die »Schlampe« und beste Freundinnen, aber in letzter Zeit häufen sich ihre Ausein andersetzungen. die »Nonne« Chanda beschimpft Esther als »Schlampe«, weil sie mit Jungens gehe. Sie
selbst habe keine Zeit für Jungens, denn sie müsse sich um ihre Schule und ihre Familie kümmern: Esther nennt sie deshalb »Nonne«. – Der Mutter geht es mittlerweile schlechter, sie hat ständig heftige Kopfschmerzen.
18 Beim Wunderheiler Mrs Tafa bringt die kranke Mutter mit dem Auto zu Dr Chilume, einem »Wun- Dr Chilume derheiler«. Chanda entdeckt in seiner Praxis, dass er in Wirklichkeit gar kein
Arzt ist, sondern nur Arzneimittelvertreter. Die ahnungslose Mutter hofft, dass seine Kräuter ihr helfen.
19 Wo ist Esther? Esther ist verschwunden und Chanda sucht sie überall. Selbst Onkel und Tante Poloko wissen nicht, wo Esther ist. Aber sie äußern den Verdacht, dass sie auf den Strich geht!
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20 Esther geht auf den Chanda findet Esther im örtlichen »Nuttenpark«. Sie gehe auf den Strich, um Strich mit dem Geld ihre Geschwister wieder heimholen zu können. Chanda befürch-
tet, dass Esther Aids bekommt, da ihre Männer keine Kondome benutzen.
21 Vorübergehende Der Mutter geht es vorübergehend besser. Die Kräuter von Mr Chilume kräfti Genesung der Mutter gen sie. Doch dann kommt der Rückschlag und sie ist kränker und schwächer
als zuvor.
22 Jonah hat Aids Tante Ruth und ihr Freund karren den todkranken Jonah vor das Haus der Ka-belos. Er ist völlig heruntergekommen, schwer erkrankt an Aids. Chanda sorgt sich: Hat ihre Mutter dann nicht auch Aids?
23 Im Krankenhaus Chanda fährt ins Krankenhaus, um Hilfe für Jonah zu holen. Vorerst bekommt sie nur Gummihandschuhe und gute Ratschläge. Als sie zurückkehrt, ist Jo-nah verschwunden. Er sei weggegangen, um allein zu sein.
24 Die Geistheilerin Mrs Tafa hat unterdessen eine Geistheilerin ins Haus geholt: Mrs Gulubane. Sie soll der kranken Mutter helfen. Dazu vollführt sie aufwändige Zaubereien und verkündet schließlich: Tante Lizbet habe bei ihren Besuchen der Mutter verschiedene Gegenstände gestohlen und durch sie bewirke sie nun mit teuf-lischem Zauber die Schmerzen der Mutter. Wenn die Mutter sich diese Dinge nicht aus Tiro zurück hole, würden ihre Kinder und sie sterben.
25 Mutter muss nach Chanda hält den magischen Spuk der Geistheilerin für Betrug. Aber ihre Tiro Mutter will nach Tiro fahren, um den Zauber zu besiegen. Erst recht, weil
Nachbarn gesehen haben, dass die Geistheilerin bei ihnen war und noch am gleichen Abend vor ihrem Haus den Holzkarren anzünden, in dem der aids-kranke Jonah gelegen hatte.
26 Abschied von der Es ist wieder Sonntag. Diesmal dürfen auch die kleinen Geschwister mit auf Mutter den Friedhof. Nachmittags verabschiedet die Mutter sich dann von allen, um
mit dem LKW nach Tiro zu fahren. Chanda hat jetzt die Verantwortung für sich und die zwei Geschwister; Mrs Tafa wird sie unterstützen.
Dritter Teil: Chanda allein mit ihren Geschwistern
27 Die drei Geschwister Der erste Abend allein: die drei Geschwister müssen jetzt ohne ihre Mutter auskommen. Mrs Tafa schaut nach ihnen und Chanda sieht im Garten einen weißen Storch, dessen Anblick sie tröstet und beruhigt.
28 Chanda als »Mutter« Chanda nimmt ihre Rolle als vorübergehende Mutter an. Sie sorgt sich um die Kinder, sucht Kontakt mit Iris’ Lehrerin und tut nach außen so, als sei alles in bester Ordnung.
29 Die »gefallene« Chanda hat Angst, dass ihre Mutter und ihre Geschwister oder sie selbst Aids Esther haben. Dann erscheint Esther, sie ist völlig am Ende. Sie wurde von mehreren
Männern vergewaltigt, mit Aids infiziert und schwer verletzt. Chanda nimmt sie auf.
30 Angst vor Aids Iris stichelt gegen Esther, aber Esther darf bleiben. Chandas Verantwortung wächst weiter. Besorgt fragt sie sich, wer von ihnen alles Aids hat: die Mut-ter? Esther? Gar sie selbst nach der Vergewaltigung durch Isaac? Sie läuft ins Krankenhaus (statt in die Schule), um sich Rat und Hilfe zu holen. Aber einen Aidstest machen zu lassen, traut sie sich dann doch nicht.
31 Chanda setzt sich Mrs Tafa ist entsetzt, dass Chanda Esther, die »Hure«, bei sich aufnimmt. Sie gegen Mrs Tafa durch beschimpft Chanda und droht ihr. Aber Chanda setzt sich durch. Vergeblich versucht sie, ihre Mutter telefonisch zu erreichen; sie kann ihr nur
ausrichten lassen, dass alles in Ordnung sei.
32 Seit zwei Wochen Esther geht es weiterhin sehr schlecht. Ihre Verletzungen im Gesicht haben keine Nachricht von sie regelrecht entstellt und sie traut sich tagelang nicht aus dem Zimmer. Iris der Mutter ist weiter aufsässig, Mrs Tafa ist wegen Esther verstimmt und Chanda ist ver-
zweifelt.
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33 Unfall auf Müllhalde: Bei einer Klausur in der Schule kann Chanda sich nicht richtig konzentrieren der tote Jonah und läuft einfach weg. Kaum ist sie zu Hause angekommen, wird sie auf die rettet einem kleinen Müllhalde gerufen. Dort ist ein Unfall passiert: Iris und andere Kinder hatten Jungen das Leben sich betrunken und ein kleiner Junge, Paolo, war in einen tiefen Brunnen ge-
fallen. Iris sucht Trost bei Chanda. Endlich bergen Feuerwehrleute Paolo. Er ist nur ohnmächtig, ansonsten aber unverletzt. Die Erklärung dafür ist grausig: Er war weich gefallen, denn unten im Brunnen lag der Leichnam Jonahs!
34 Die Mutter kommt Tante Ruth, Jonahs Schwester, übernimmt die Vorbereitungen für eine kleine nicht zur Beerdigung Beerdigung ihres Bruders. Aber um einen Sarg muss sich Chanda kümmern; von Jonah Mr Bateman gewährt ihr Ratenzahlung. Chanda lässt ihre Mutter telefonisch
benachrichtigen – aber sie erscheint am nächsten Tag nicht zur Beerdigung.
35 Woran starb Jonah? Tante Ruth richtet eine kleine Trauerfeier für Jonah aus und lässt ihn danach auf dem Friedhof beisetzen. Woran ist Jonah gestorben? Mrs Tafa behauptet, es sei ein Unfall gewesen. Chanda dagegen spricht offen von Selbstmord oder Mord: Jonah habe sich in den Brunnen geworfen – oder er sei in den Brunnen geworfen worden – und zwar, weil er Aids hatte!
Chanda will jetzt unbedingt nach ihrer Mutter sehen. Aber wie soll sie zu dem 300 Kilometer entfernten Tiro kommen?
36 Chanda fährt nach Esther hat heimlich ein wenig Geld gespart. Das gibt sie Chanda nun für die Fahrt Tiro nach Tiro. »Hurengeld« – aber Chanda nimmt es und macht sich auf den Weg.
Vierter Teil: Der Tod der Mutter
37 Wo ist die Mutter? Die Situation in Tiro hat sich verändert, seit Chanda das letzte Mal dort war. Viele Leute sind umgezogen und es gibt neue Gebäude. Wo die Mutter ist, weiß keiner.
38 Die Mutter ist schwer Mr Kamwendo bringt Chanda zu Granny Thela und Tante Lisbet. Dort erfährt an Aids erkrankt Chanda die Wahrheit: Ihre Mutter ist schwer an Aids erkrankt und wurde zum
Sterben in einen Schuppen auf der Viehweide gebracht. Dort vegetiert sie nun alleine vor sich hin.
39 Chanda findet die Nach einem anstrengenden Fußmarsch findet Chanda am nächsten Tag ihre Mutter todkranke Mutter auf der Viehweide. Die Mutter erkennt sie zunächst gar nicht.
40 Medizinische Hilfe Chanda lässt ihre Mutter ins örtliche Krankenhaus bringen und medizinisch versor-gen. Sie steht dazu, dass ihre Mutter Aids hat und kündigt telefonisch zuhause an, dass sie die Mutter heim nach Bonang bringen werde – Mrs Tafa ist fassungslos.
41 Die Mutter kommt Ein Krankenwagen bringt die Mutter von Tiro nach Hause. Die Nachbarn sind nach Hause entsetzt und stehen erstarrt auf der Straße. Als die Mutter ins Haus gebracht
wird, taucht Mrs Tafa auf. Doch statt zu schimpfen, bekennt sie sich nun vor den Nachbarn zu ihrer aidskranken »Freundin« Lilian. Damit ist der Bann gebro-chen. Alle Nachbarn lassen jetzt der heimgekehrten Mutter Grüße ausrichten.
42 Auch Emmanuel Woher rührt dieser Sinneswandel von Mrs Tafa? Sie erklärt es Chanda unter hatte Aids Tränen: Ihr Sohn Emmanuel sei seiner Zeit nicht bei einem Jagdunfall ums
Leben gekommen, sondern er habe sich erschossen, nachdem er bei einem Routinecheck erfahren hatte, dass er HIV-positiv sei: Diese Schande habe er seiner Familie ersparen wollen.
43 Die Mutter stirbt Die Mutter fällt ins Koma. Mr Selalame, Chandas Lehrer, vermittelt ihr einen Job als Vertretungslehrerin in der Grundschule. Damit kann Chanda den Lebensunterhalt für sich und die Kinder sichern. In der Nacht darauf stirbt die Mutter. In dieser Situation erscheint vor dem Haus wieder der weiße Storch und fliegt nach einiger Zeit schwungvoll davon.
Epilog Chanda arbeitet als Grundschullehrerin. Durch ihre Offenheit können jetzt auchPositive Aussichten andere Leute freier über Aids-Erkrankungen in ihren Familien sprechen. Der HIV-Test ergibt, dass Esther Aids hat, aber alle Geschwister und Chanda
nicht. Esther und Chanda gehen nun häufig in die Aids-Beratungsstelle, in der Esther sich sehr wohl fühlt. Vielleicht eröffnet Chanda selbst einmal ein solches Beratungs- und Kommunikationszentrum für Aidskranke!
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Sprache und Struktur
Aufbau der Handlung
Die Handlung ist einfach aufgebaut: Das Geschehen entwickelt sich ohne große Zeitsprünge in der Gegenwart; die erzählte Zeit beträgt einige Monate. Nur die beiden Kapitel 2 und 3 erzählen aus der Vergangenheit (Chandas Kindheit) und auch später gibt es noch einzelne Rückblenden (zum Beispiel zu früheren Besuchen in Tiro, S. 239f. oder zum Tod von Esthers Eltern, S. 54ff.). Im Mittelpunkt des Romans steht die 16-jährige Chanda. Weitgehend aus ihrer Perspektive wird das Geschehen erzählt.
Insgesamt ist das Buch in vier große Teile unterteilt, von denen jeder einen thematischen Schwerpunkt behandelt: Der erste Teil erzählt von Chandas Kindheit und von den Trauerfeiern für die gestorbene Sara.
Der zweite und der dritte Teil behandeln zwei Handlungsstränge, die sich parallel entwickeln: das Schicksal von Chandas bester Freundin Esther und das von Chan-das Mutter. Beide Frauen haben Aids (wie sich nach und nach herausstellt) und Chanda fühlt sich mit beiden eng verbunden. Im Ein-zelnen erweist sich im zweiten Teil, dass es Esther und der Mutter jeweils zunehmend schlechter geht: Esther geht mittlerweile tatsächlich auf den Strich und die Erkrankung der Mutter ist schwerer, als zu-nächst angenommen. Am Schluss des zweiten Teils verlässt die todkranke Mutter ihre Kinder, um ihnen den Anblick ihres Siechtums zu ersparen.
Im dritten Teil trägt nun Chanda die Verantwortung für ihre kleinen Geschwister und die kranke Esther. Vor allem aber sorgt sie sich zunehmend um ihre Mutter. Am Schluss des dritten Teils verlässt sie die Geschwister, um nach der Mutter zu sehen.
Der vierte Teil erzählt zum einen vom Tod der Mutter. Zum anderen aber wird durch Chandas Engage-ment endlich der Bann gebrochen und die Leute beginnen offen und öffentlich über Aids zu sprechen – allen voran Mrs Tafa. Sie gibt jetzt sogar bekannt, dass ihr Sohn Emmanuel nicht an einem Jagdunfall gestorben ist, sondern auch an Aids.
Der Schluss des Romans ist einerseits so realistisch und ernüchternd gehalten wie der Roman insge-samt: die Mutter stirbt tatsächlich und Chanda muss ihre Träume (erst einmal) begraben. Andererseits herrscht nach all der Tragik und Trauer Erleichterung über das Ende des Verschweigens. Es kommt Hoffnung auf – auch für die aidskranke Esther. Chanda wird von der pubertären Identifikationsfigur zur Heldin.
Sprache und Erzählperspektive
Im Ganzen handelt es sich bei Chandas Geschichte um eine personale Ich-Erzählung. Der Leser erfährt das Geschehen (nur) aus Chandas Ich-Perspektive. Dadurch wird die Identifikation mit ihr und ihrer Sichtweise gefördert. Der Leser ist also grundsätzlich auf Chandas Wahrnehmungen angewiesen und dürfte eigentlich auch nicht mehr wissen als Chanda. Dieses Prinzip wird aber gelegentlich durchbro-chen. Sinnige Vorausdeutungen des Erzählers und beziehungsreiche Andeutungen lassen den Leser eher als Chanda ahnen, was als Nächstes geschieht; zum Beispiel, wenn es um Esthers Lebenswandel geht. Außerdem wechselt die Erzählperspektive bei Rückblenden (vor allem im 2. und 3. Kapitel) oder wenn die Geschwister sich unterhalten und Chanda es eigentlich nicht hören konnte.
Der Text ist durchgehend leicht zu verstehen, auch für ungeübte Leser. Das Buch lebt in erster Linie von seinem Inhalt, nicht von seiner sprachlichen Gestaltung. Gelegentliche Schilderungen sind will-kommene Abwechslungen in der Reihe zunehmend schrecklicher Ereignisse, die drastisch-realistisch dargestellt sind: So beschreibt Chanda ihren aidskranken Stiefvater Jonah mit folgenden Worten: »Es ist Jonah. Nein, was von Jonah übrig ist. Ein Skelett. Das Fleisch unter der Haut ist verschwunden. Am Kopf ist die Haut so vertrocknet, dass der Nasenhöcker durchgebrochen ist. ... Fliegen fressen ihn bei lebendigem Leibe.« (S. 152) Die Tragik des Geschehens wird zum Teil recht spannend, aber stets
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einfühlsam vermittelt. Nur gelegentlich fallen erzählerische Besonderheiten auf (»Wie Orangen leuchten die Kohlestücke durch die Nacht!«, S. 243). Vor allem der symbolträchtige weiße Storch. Er erscheint Chanda, wenn sie einsam und verzweifelt ist. Drei Mal taucht er bei ihr auf: als die Mutter weggefahren ist (S. 181–183), in ihrem Traum von der Müllhalde (S. 201) und unmittelbar nach dem Tod ihrer Mutter (S. 266). Als »Glücksengel« (S. 182) und »Zauberstorch« (S. 201) verkörpert er für Chanda die Mutter und das, was ihr die Mutter immer gab: Trost und Zuversicht.
Didaktische Überlegungen
Themenschwerpunkte
Didaktisch relevante Themen des Buches überschneiden sich und erscheinen im Folgenden nur der Übersichtlichkeit halber – nach Schwerpunkten geordnet voneinander getrennt.
Krankheit und Tod 1. ›Worüber keiner spricht‹ ist ein trauriges Buch. Denn es handelt von der todbringenden Krankheit Aids. Genauer gesagt handelt es davon, wie die Menschen mit dieser Krankheit umgehen. Denn Aids gilt als »schändliche Krankheit« (S. 248f. u. a.), so dass die Betroffenen und die Angehörigen die Krank-heit verleugnen. Man spricht nicht über Aids. Aids ist ein Tabu. Die Aidskranken werden isoliert oder verstecken sich selbst (wie Jonah und Chandas Mutter) oder sie bringen sich aus Verzweiflung über die Schändlichkeit ihrer Erkrankung um (wie Emmanuel und wohl auch Jonah).
Wenn Aids-Symptome auftreten, werden sie so gut es geht geleugnet und heruntergespielt (bes. bei der Mutter) oder uminterpretiert – als Kopfschmerz, Tbc, Krebs (bei Esthers Eltern, S. 52), notfalls auch als böser Fluch gedeutet (bei der Mutter, S. 232) – auch wenn es zuweilen noch so grotesk ist (zu erleben bei Jonah oder der Mutter). Wenn der Aidskranke dann stirbt, spricht man von einem »Unfall« (bei Emmanuel und bei Jonah, S. 230). Die Menschen verheimlichen Aids. Damit spiegelt das Buch sehr genau, wie die afrikanische Gesellschaft heutzutage mit Aids und den Aidskranken umgeht. Im Buch kommt die junge Chanda (und die Leser mit ihr) aber hinter dieses Geheimnis und deckt es auf. Im Englischen hat das Buch deshalb den Titel ›Chanda’s Secrets‹, ›Chandas Geheimnisse‹.
2. Aids zu haben, diskriminiert. Krankheiten wie Aids haben eben einen »(un-) moralischen Wert«. So galten schon früher Lepra und Syphilis als verwerfliche Erkrankungen, während es als nobel und vor-nehm galt an Tbc zu erkranken. Besonders angesehen sind auch bestimmte (»heroische«) Verletzungen (Narben von tollkühnen Unfällen usw.), die man deshalb gern zeigt. So gesehen kommen Chandas leiblicher Vater, ihre Brüder und der nette Mr Dube in dem Buch recht ehrenvoll zu Tode: durch ein Bergwerksunglück und einen Schlaganfall. Sie sind keine vertuschten Aidsopfer.
3. Die Tabuisierung von Aids hat die fatale Folge, dass die Krankheit sich immer schneller ausbreitet. Denn Aids ist eine ansteckende Infektionskrankheit. Das wissen die meisten Menschen aber nicht, weil sie nicht über Aids sprechen, und sie stecken deshalb erst sich und dann andere Menschen an. Und auch wenn sie wissen, dass Aids ansteckend ist, geben sie nicht zu, dass sie Aids haben, und stecken ebenfallsweiter andere Menschen an. Die gesellschaftliche Ächtung von Aids verhindert also eine Aufklärung über Aids – und beides zusammen fördert die Ausbreitung von Aids. Diesen fatalen Zusammenhang können die Schülerinnen und Schüler in dem Buch selbständig erkennen und dadurch auch Lösungsmöglichkeiten für dieses große Problem entwickeln.
4. Chanda macht es ihnen vor. Sie prangert nach und nach die Scheu und Verlogenheit der Leute an und verlangt Offenheit und Klarheit über Aids. Insbesondere beginnt sie, dem medizinischen Rat der Ärzte und Pfleger zu vertrauen. Diese rationale Einstellung zu Aids – verbunden mit einer profunden Aufklärung über Aids – möchte das Buch seinen jungen Lesern vermitteln. Dazu bietet es Grundwissen über Aids und zeigt am Beispiel Chandas, wie man mit Aidskranken umgehen kann und umgehen sollte – eine wichtige Anregung für Schülerinnen und Schüler.
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5. »Was werden die Leute sagen?« Diese ängstliche Frage ist im Zusammenhang mit Aids, aber auch sonst in dem Buch, häufig Richtschnur für das Verhalten Einzelner. Der gesellschaftliche Druck prägt in-dividuelle Einstellungen und Entscheidungen bis zur Aufgabe der Persönlichkeit (z. B. bei Mrs Tafa). Die-sen grundlegenden Konflikt zwischen dem Individuum und der Gesellschaft kennen die Schülerinnen und Schüler aus eigener Erfahrung und so erweitert das Buch ihre Handlungsmöglichkeiten in diesem Bereich.
6. »Gib Aids keine Chance«. Diesen Slogan kennen die meisten Schülerinnen und Schüler. Er entstand im Zug der gesundheitlichen Aufklärung, nachdem Aids sich vor rund 20 Jahren auch in unseren Regi-onen auszubreiten begann. Schüler wissen also grob um die Gefahr, sich mit HIV zu infizieren. Aber die meisten haben doch das Gefühl, dass Aids eine Krankheit der anderen ist, der Drogenabhängigen, der Prostituierten und der Schwulen. Mit ihnen selbst habe Aids nichts zu tun. Das ist zwar eine gefährliche Einstellung! Aber in der Tat haben Schüler in der Regel wenig unmittelbare und praktische Erfahrungen mit Aids und Aidskranken. Allenfalls begegnen sie auf der Straße Drogenabhängigen, von denen sie annehmen oder denen man ansieht, dass sie HIV-Infizierte sind. Doch die Verbreitung von Aids und die Gefahr, gerade als junger Mensch damit in Berührung zu kommen, wächst auch bei uns. Die Aidsgefahr ist allgegenwärtig geworden. Täglich begegnen uns mehr Aids-Schutz-Maßnahmen, als uns bewusst wird: Kampagnen und Plakate der staatlichen gesundheitlichen Aufklärung (»Gib Aids keine Chance!«, kostenlose Injektionsnadeln für Drogenabhängige usw.) und der direkte Schutz vor einer möglichen Infektion: blutend Verletzte werden nur noch mit Gummihandschuhen angefasst, Autofahrer müssen im Verbandskasten Gummihandschuhe mit sich führen, beim Sport müssen offene Wunden sofort verbunden werden, Blutkonserven werden grundsätzlich getestet usw. Schüler müssen also über Aids informiert werden. Sie müssen über die medizinischen Grundlagen und gesundheitlichen Risiken dieser Krankheit Bescheid wissen sowie über die soziale Bedeutung von Aids – hier bei uns und, als Folge der Globalisierung, in der gesamten Welt.
7. Unmittelbare und praktische Erfahrungen haben Schüler aber schon oft mit einer anderen todbrin-genden Krankheiten: mit Krebs. Diese Erfahrungen aus dem Familien- und Bekanntenkreis können als schülernaher Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit Aids dienen. Unterschiede und Ge-meinsamkeiten von Aids und Krebs lassen die Eigentümlichkeiten beider Krankheiten umso deutlicher erscheinen: Krebs ist nicht ansteckend, dafür aber schwerer zu verhindern (erbliche Disposition, Art der Lebensführung, Umwelteinflüsse usw.) und statt Infektionsschutz ist bei Krebs die Vorsorgeuntersu-chung die entscheidende Präventivmaßnahme. Gemeinsam ist Aids und Krebs allerdings, dass sie als »heimtückische« Krankheiten empfunden werden und als »Krankheiten zum Tode«.
8. Wie setzen sich Menschen mit dem Tod auseinander? Ein großes Thema. Auch junge Menschen haben immer wieder Anlass, sich mit dem Tod auseinander zu setzen, ob sie wollen oder nicht: Sei es durch die Angst vor dem eigenen Tod oder dem Tod anderer, sei es durch die Trauer über Verstorbene – nahe stehende oder fremde. Unterschiedliche Arten der Auseinandersetzung mit dem Tod durchziehen wie ein roter Faden das ganze Buch. Sie geschieht selten durch offene Trauer, denn Tod und Trauer werden tabuisiert (S. 52, S. 75–78), häufig durch Verdrängung, Ausflüchte (S. 93ff.), äußere Distanz (S. 176), psychologische Tricks und Flucht (S. 176). Die (christliche) Religion und mancher Aberglaube versuchen den Menschen die Angst vor dem Tod zu nehmen (S. 229), zum Beispiel mit der bekannten tröstlichen Vorstellungen vom Jenseits. Zur Trauerarbeit gehören auch die ritualisierten Totenbräuche (S. 74 u. a.), die Trauer institutionalisieren. Bei der Konzentration auf dieses Thema können Schülerinnen und Schüler – bei diskreter Vorgehensweise – sehr gut, ihre eigenen Erfahrungen einbringen, aber auch ihre persönlichen Ängste ausdrücken und mit anderen austauschen.
Freundschaft und Familie Freundschaft und Familie sind zwei bedeutende Themen für Heranwachsende. Sie erscheinen in dem Buch so, wie die meisten Schülerinnen und Schüler sie selbst erfahren: in der Realität oft fern vom Ideal umfassender Harmonie, anfällig für Krisen und Brüche, trotzdem aber immer wieder auch beglü-ckend. So hat auch die 16-jährige Chanda gelegentlich Konflikte mit ihrer Mutter und vor allem mit ihren kleineren Geschwistern. Allen voran mit Iris (zum Beispiel über den Umgang mit Esther). Aber diese Konflikte werden immer gelöst. Denn der Zusammenhalt der Familie ist ein wertvolles Gut für Chanda.
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Mrs Tafa spricht es gegen Ende des Buches anerkennend aus: »Das hier ist die beste Familie in diesem Block.« (S. 259) Diesen Familiensinn hat Chanda von ihrer Mutter übernommen (S. 209 u. a.). Früher als erwartet wird die 16-jährige Chanda dann selbst zum »Familienvorstand« – zunächst nur vorüber-gehend, doch nach dem Tod der Mutter ganz offiziell (sie bekommt das Sorgerecht für ihre kleinen Geschwister; vgl. Epilog).
Ähnlich wichtig wie die Familie ist für Chanda die Freundschaft mit Esther. Esther und Chanda haben sich als Kinder kennen gelernt und sind über Jahre hinweg beste Freundinnen. Aber diese Freund-schaft erlebt eine Krise. Als Esther ins Prostituiertenmilieu abgleitet, weiß sie, dass Chanda das nicht gut findet. So kommt es zum Streit und die beiden entfremden sich voneinander. Als aber Chandas Mutter und Mrs Tafa versuchen, Chanda den Umgang mit der »verdorbenen« Esther zu verbieten, steht Chanda treu und trotzig zu ihr: In der Not kann Esther sich auf Chanda verlassen. Erst recht, als Esther wenig später schwer verletzt und geschändet hilflos und alleine dasteht. Chanda nimmt sie auf, pflegt sie und hält zu ihr, obwohl sie inzwischen Aids hat. Damit hilft sie Esther, mit ihrer schweren Erkrankung fertig zu werden und gibt ihr neuen Lebensmut.
Schwache Männer und starke Frauen Das Buch vermittelt ein deutliches Bild von Männern und Frauen. Ohne Zweifel sind die weiblichen Figuren auffällig positiv gezeichnet, während die Männer insgesamt schlecht wegkommen. Eine ein-deutige Rollenverteilung, die Schülerinnen und Schüler in der Auseinandersetzung mit ihrer eigenen geschlechtsspezifischen Rolle interessieren muss.
Die Männer sind schwach und minderwertig. In erster Linie natürlich Chandas Stiefväter: Isaac verge-waltigt sie, und Jonah, der große Versager und Schwächling, säuft nur noch. Er ist verantwortungslos seiner Familie gegenüber und unfähig, vernünftig mit dem Tod seiner Tochter Sara umzugehen. Chanda bringt es auf den Punkt, als sie zu Jonah sagt: »Papa war ein Mann, du bist ein Schwein.« (S. 97). Isaac Pheto (S. 31) wirkt ebenfalls hilflos und schwach. Selbst der kleine Soly passt in dieses Bild: auf die schwierige familiäre Situation reagiert er mit Bettnässen (S. 99). Seine Schwester Iris dagegen ist ak-tiver, interessanter, dynamischer. Auch männliche Randfiguren bestätigen diesen Tenor: Mr Tafa hilft der Familie zwar viel (indem er den Anbau für sie errichtet), aber ansonsten bleibt er in der Handlung blass; Mr Bateman macht mitleidlos sein Geschäft mit dem Tod (s. 1. Kapitel), und Esthers Freier gebärden sich als brutale Schläger usw. Der einzige Mann, der nett und freundlich ist, ist Chandas Lieblingslehrer Mr Selalame (S. 41). Auch Chandas leiblicher Vater (S. 47), der verunglückte, als sie 10 Jahre alt war, und ein wenig auch Mr Dube, ein kurzzeitiger Stiefvater, erscheinen in angenehmem Licht. Aber diese Männer spielen in der Handlung des Buches kaum eine Rolle.
Die Guten und die Starken dagegen sind die Frauen: allen voran Chanda und ihre Mutter. Sie tragen streckenweise sogar heroische Züge: Mrs Tafa flüstert »Mama ins Ohr: ›Was für eine Tochter du hast. Was für eine Tochter.‹« (S. 262; vgl. auch S. 33, S. 40 und den Schluss). Sie sind tapfer, und es gelingt ihnen, mit den Erkrankungen und mit der Trauer angemessen umzugehen – sie weinen für sich, wenn es keiner sieht. Auch Mrs Tafa, die lange Zeit nicht sehr positiv dargestellt ist, wird im Verlauf des Ro-mans immer sympathischer und wächst am Schluss über sich selbst hinaus zur Heldin, als sie offen für Chanda und ihre Familie eintritt. Nur am Rande erscheinen einige negativ gezeichnete Frauenfiguren (die weiblichen Verwandten Chandas zum Beispiel).
Die starken Frauen und Mädchen Daher sind die interessanten, spannenden Figuren des Buches ausschließlich Frauen und Mädchen: Chanda, ihre Mutter, Mrs Tafa, die Freundin Esther und die jüngere Schwester Iris – ein reichhaltiges Identifikationsangebot für Schülerinnen.
Chanda Von ihr erfährt der Leser am meisten, sie ist die Hauptperson: ihre Gefühle, Ängste, Schwächen, ihr Ver-antwortungsgefühl, ihre Verunsicherung, ihre Probleme (z. B., S.119), ihre Überforderung (S. 181), ihre Reife und auch ihre Unreife werden deutlich gezeigt. Konflikte hat sie vor allem mit Mrs Tafa und mit ihrer Mutter, den beiden »Muttertypen«, mit denen sie sich auseinandersetzen muss (Autoritäts- und Gene-rationskonflikt). Aber Chanda entwickelt sich in dieser schwierigen Lebenssituation und wächst hinein in eine Größe, die es ihr erlaubt, sich gegen alle zu stellen und dabei zunehmend auch das Richtige zu tun.
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Die Mutter Chandas Mutter ist die zweite Hauptperson. Sie hält alles zusammen. Die vier Kinder sind ihre leiblichen Kinder, jedes von einem anderen Mann. Sie ist also das Verbindende, das die Familie und die Kinder als Geschwister zusammenhält. Für Chanda ist die Mutter das große Vor- und Leitbild. Ihr eifert sie nach, ihre Einstellungen und Verhaltensweisen übernimmt sie. Erst recht später, als sie nach und nach die Mutterrolle in der Familie übernehmen muss. Die Mutter ist aber auch ein wichtiger Widerpart für Chanda. In der Auseinandersetzung mit ihr kann sie ihre eigenen Vorstellungen ausprobieren und ihre eigene Persönlichkeit entwickeln. Die Mutter verbietet Chanda zum Beispiel den Umgang mit Esther, weil sie um deren Verwahrlosung weiß, und fordert damit Chanda heraus, sich exponiert zu Esther zu bekennen. Gegen Ende wird die Mutter zur Partnerin für Chanda. Je mehr Chanda die Dinge selbst durchblickt, desto deutlicher akzeptiert die Mutter sie als Gleichberechtigte und übergibt ihr zuletzt die verantwortungsvolle Führungsrolle in der Familie. Ihr Rückzug zum Sterben trägt Züge großen Opfer-mutes. Denn wie schwer muss es ihr fallen, ihre Kinder zu belügen (Ausflug für eine Woche nach Tiro) und alleine zu lassen. Aber sie will ihnen den Tod der Mutter ersparen und darf dann doch in Würde zu Hause im Kreis der Familie sterben.
Mrs Tafa Mrs Tafa ist eine äußerst ambivalente Figur. Wir lernen sie aus Chandas (pubertärer) Perspektive ken-nen, immer wieder bis zur Karikatur verzerrt. Aber ist sie wirklich so schlimm? Gelegentlich ahnt man, dass Chanda ihr Unrecht tut. Und zum Schluss bringt Mrs Tafa die Kraft auf, sich radikal zu ändern. Sie reflektiert ihr eigenes Fehlverhalten und dadurch entwickelt man plötzlich Verständnis für sie. Ihr großer Moment kommt, als sie sich öffentlich auf die Seite Chandas und ihrer aidskranken Mutter stellt. Sie bekehrt die gesamte Nachbarschaft und trägt zur Aufklärung über Aids bei. Nicht weniger mutig ist ihr abschließendes Bekenntnis, dass ihr Sohn nicht bei einem Jagdunfall ums Leben gekommen ist, son-dern aus Verzweiflung über seine Aidserkrankung Selbstmord begangen hat.
Esther Esther verkörpert den Typus »beste Freundin«. Chanda und sie kennen sich, seit sie 6 Jahre alt sind, und sie gehen gemeinsam zur Schule. Dann sterben Esthers Eltern und sie kommt – getrennt von ihren Geschwistern – zu ungeliebten Verwandten. Als sie in dem Alter ist, in dem man seinen eigenen Le-bensweg, seine eigene Lebensweise und -einstellung sucht, überwirft sie sich mit Chanda. Sie streitet sich heftig mit Chanda und die beiden beschimpfen sich heftig (»Nonne« – »Hure«). Dann kommt sie arg unter die Räder. Brutale Freier misshandeln sie und schlagen sie halb tot. Zum Glück wird sie von Chanda ohne Vorbehalt aufgenommen und verständnisvoll umsorgt. Mit der Zeit findet sie so einen Weg, trotz Aids ein hoffnungsfrohes Leben führen zu können.
Iris Iris ist Chandas 51/2-jährige Schwester. Sie gerät in den familiären Krisenzeiten mit Chanda in schwe-sterlichen Streit. »Iris ist die Königin der schlechten Laune« (S. 174), urteilt Chanda. Als die Mutter nach und nach ausfällt, lehnt sich Iris gegen die »Ersatz-Mutter« Chanda auf. Sie erkennt Chandas Autorität nicht an, lässt sich von ihr nichts sagen. Iris hat einen starken eigenen Willen, ist dickköpfig, verweigert sich – aber wenn der kleine Bruder Hilfe und Bestand braucht, dann ist sie für ihn da – als die große, beschützende Schwester. Besonders heftig reagiert Iris, als Esther, schwer verletzt, von Chanda im Haus aufgenommen wird. Iris ist eifersüchtig auf Esther, die von Chanda umsorgt wird. Sie läuft weg, macht Unfug, sieht ihren Fehler dann aber ein (S. 222). So gewinnt auch sie am Ende an Reife und Persönlichkeit.
Interkulturelles Lernen Welches Bild haben wir von Afrika? Was wissen wir von Afrika? In der Regel sind unsere Vorstellungen von Afrika von Klischees beherrscht: Dürre, Hitze, Hunger. Abgemagerte Tiere. Zeltdörfer. Fliegen im Gesicht leidender Babys mit aufgeblähtem Bauch. Folkloretänze und wilde Tiere. Das Buch bietet dagegen die Möglichkeit, afrikanische Menschen in einem afrikanischen Land genauer
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kennen zu lernen. Allan Stratton betont zwar, dass Land und Leute seines Buches fiktiv seien und dass er der ungeheuren Vielfalt südafrikanischer Gesellschaften nicht gerecht werden könne (vgl. S. 6 und S. 272). Aber er hat für dieses Buch in Botswana, Simbabwe, Südafrika und Kenia recherchiert, und so fließen in die Handlung Selbstverständlichkeiten, Details und Besonderheiten der afrikanische Gesell-schaft und Mentalität ein. Manches erscheint dabei »typisch Afrikanisch«, anderes befremdlich, vieles aber auch durchaus vertraut.
So fallen die Totenbräuche auf, das Christentum, der Aberglaube (Geisterheiler), die (Kinder-)Pro-stitution, der Alkohol als Droge des Elends und der armen Leute (S. 36 u. a.), die weite Verbreitung von Aids, die schulischen und beruflichen Sorgen der Menschen, die Dominanz der Mädchen und Frauen, das Landleben auf dem Viehweideplatz im Unterschied zum Leben in der Stadt usw. Durch diese Begegnung mit diesem fiktiven Afrika bietet das Buch den Schülerinnen und Schülern die Mög-lichkeit, den eigenen Horizont für das Fremde zu öffnen, aber auch, sich selbst im Anderen besser zu erkennen.
Methodische Anregungen
Die methodischen Überlegungen gliedern sich in Anregungen für die Phasen vor, während und nach der Lektüre. Den Abschluss bilden zwei Klausurvorschläge.
Vor der Lektüre
Es ist sinnvoll, einige langfristige Beobachtungs- und Bearbeitungsvorschläge schon vor der Lektüre zu vergeben. Dann können die Schülerinnen und Schüler sich in Ruhe darauf vorbereiten und man kann ihre Ergebnisse an der passenden Stelle einbringen lassen. Diese Bearbeitungsvorschläge eig-nen sich als Gruppenarbeiten. Die Schülerinnen und Schüler müssen zu den Themen recherchieren, die Ergebnisse zusammentragen und sie dann mit Hilfe geeigneter Medien (OH, Plakat, Beamer) angemessen präsentieren (Literaturhinweise und Internet-Links, siehe Anhang). Zur dauerhaften An-schauung können die Ergebnisse auf Plakaten im Klassenraum präsent bleiben. Es bieten sich fol-gende Themen an:
Aids und Afrika 1. Gruppe (einzubringen nach dem 8. Kapitel): Medizinische Grundinformationen über Aids 2. Gruppe (einzubringen, auch in mehreren Etappen, ab dem 8. Kapitel oder nach der Lektüre): Aids in
(Süd-)Afrika – Länderinformation und Lagebeschreibung, Hilfsprojekte und Perspektiven (siehe dazu auch im Materialteil)
3. Gruppe (einzubringen nach dem 12. Kapitel): Einbalsamierung und Gesänge der Kirchendamen – Totenbräuche im christlichen Südafrika
4. Gruppe (einzubringen nach der Lektüre): »Gib Aids keine Chance«. Aids in Deutschland und Euro-pa – Länderinformation und Lagebeschreibung, Hilfsprojekte und Perspektiven (siehe dazu auch im Materialteil)
Einstieg • Zusammenstellung der Vorkenntnisse und Voreinstellungen zu Aids und Afrika (im Unterrichtsge-
spräch, über Kartenabfrage oder auf einem Plakat). • Mit Blick auf das Titelblatt des Buches: Beschreibung des Titelbildes! Wovon könnte das Buch han-
deln? Was fühlt, denkt, tut die junge Afrikanerin auf dem Bild? • Dass das Buch von Aidskranken handelt, ist dem Titelbild nicht zu entnehmen. Die Schüler erwarten
eher eine Jugend- und/oder Liebesgeschichte. Gerade diese Voreinstellung eignet sich gut zum Be-ginn der dann überraschenden Lektüre!
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Während der Lektüre
Viele der aufgelisteten Aufgaben klären Sachverhalte zunächst nur vorläufig, da sie im Verlauf der Lektü-re gestellt werden. Die so formulierten Zwischenergebnisse motivieren zum Weiterlesen (»Wie geht das weiter?«) und schärfen die Wahrnehmung für Veränderungen – so zum Beispiel in der Entwicklung ein-zelner Figuren wie bei Mrs Tafa oder im Verhältnis zwischen Personen wie zwischen Chanda und Jonah. Auch zu den Sachthemen (Aids, Totenbräuche usw.), über die während der Lektüre berichtet wird, kommen später weitere Aspekte dazu, die dann bei den Schülerinnen und Schülern auf ein Verständnis förderndes Vorwissen fallen.
Grundsätzlich sollte man das Buch nicht zu Hause lesen lassen und dann erst beginnen, im Un-terricht darüber zu sprechen. Die Spannung zwischen Ahnung und späterer Erkenntnis lässt sich nur nutzen, wenn man das Buch sukzessiv und gemeinsam im Unterricht liest. Nur so erfährt man auch die spontanen Eindrücke der Schülerinnen und Schüler und kann sie untereinander austauschen.
Zur Veranschaulichung und zur Identifizierung mit den Figuren (Chanda, Esther, Mutter usw.) können in gewissen Abständen so genannte Klasseninterviews durchgeführt werden. Dabei antworten einzel-ne Schüler streng in der Rolle bestimmter Figuren auf beliebige Fragen der Mitschüler. Es können so Leerstellen im Buch fantasievoll gefüllt werden und es entsteht ein subjektives und anschauliches Bild einzelner Personen.
Eine Daueraufgabe könnte es sein, dass jeder Schüler von vornherein »sein« Kapitel zugewiesen bekommt, dessen Inhalt er dann im Unterricht – nach der gemeinsamen Lektüre – versehen mit einer treffenden Überschrift – schriftlich zusammengefasst – darstellt. Es sind 44 Kapitel; vgl. dazu die Zu-sammenstellung oben, »Zum Text, Inhalt«.
Nach dem 1. Kapitel (Exposition) Was erfahren wir? Welche Fragen bleiben offen? Welche Themen werden angesprochen? (Siehe Ar-beitsblatt)
Nach dem 2. Kapitel Ein Kurzporträt Esthers. Warum ist Chanda wütend auf sie?
Nach dem 4. Kapitel Die Patchwork-Familie als Figurenkonstellation (siehe Arbeitsblatt).
Wie verhält Chanda sich gegenüber ihrem Stiefvater Jonah? Genauer: Ergründe, warum sie so aggressiv ist. Sie sagt, »er hätte härter zuschlagen sollen« (S. 39). Sie tritt ihm gegen das Bein. Sie ist innerlich »ge-laden«, als sie am Ende nach Hause geht (S. 40). Sie ärgert sich über Jonah, weil er so schwach ist, säuft, der Familie nicht hilft, seine Trauer ertränkt, zu Hause Geld stiehlt und die Mutter mit Mary betrügt, – aber Chanda kann nichts dagegen tun! Diese Ohnmacht macht sie wütend.
Nach dem 5. Kapitel Schreibe nach Saras Tod einen tröstenden Brief an deine Freundin Chanda.
Nach dem 7. Kapitel »Mrs Tafa ist ein Problem« (S. 47). Was hat Chanda gegen sie? Kurzporträt von Mrs Tafa. Geeignet als Vorarbeit zum ersten Klausurvorschlag.
Nach dem 8. Kapitel Passage aus der Originalausgabe in Englisch gemeinsam lesen. Nach Möglichkeit in Gruppen absatz-weise übersetzen und mit der Buchübersetzung vergleichen. (Siehe Leseprobe im Anhang)
Chanda sagt: »In der Schule habe ich die Fakten gelernt« (S. 59). Schüler der 1. Gruppe präsentieren medizinische Grundinformationen über Aids. – Anschließend haben die Mitschüler die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Die Referenten beantworten die Fragen gleich oder nach häuslicher Recherche das nächste Mal.
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Nach dem 9. Kapitel Kurzporträt von Jonah: »Mama sagt, ich solle Jonah nicht verurteilen, es gebe Gründe, warum er trinkt.« (S. 69) – Welche Gründe könnten das sein?
Nach dem 12. Kapitel Der Tod hat Konjunktur. Die zweite Gruppe informiert über Totenbräuche im christlichen Südafrika (auch noch S. 105). Kurzporträt von Mr Bateman (mit Blick zurück auf vorangegangene Kapitel).
Nach dem 13. Kapitel Die Mutter unterscheidet zwischen dem Glauben mit dem Kopf und dem Glauben mit dem Herzen (S. 90f.). Erkläre mit Hilfe ihres Schicksals, was die Mutter mit dieser Unterscheidung meint. Rationales Glauben mit dem Kopf – Aberglauben, der im Herzen sitzt, der nicht durch Argumente wegzubekom-men ist.
Nach dem 16. Kapitel Verfolge, wie sich die Erkrankung der Mutter symptomatisch entwickelt (schon vor S. 116). – Wie geht sie selbst, wie gehen die anderen mit ihrer Krankheit um? Verdrängung, Beschönigung usw. Skizziere, wie man seinerzeit mit der Erkrankung von Esthers Eltern umging.
Nach dem 17. Kapitel »Was ist bloß los mit mir?« (S. 119), fragt sich Chanda. Versuche ihre Frage zu beantworten.
Nach dem 19. Kapitel »Langsam klinge ich wie Mama.« (S. 135) Beschreibe Chandas Entwicklung zur Ersatz-Mutter für ihre Geschwister.
Nach dem 20. Kapitel Warum geht Esther auf den Strich? Ist ihr Weg in die Prostitution unvermeidlich? Gäbe es Alternativen für sie?
Nach dem 23. KapitelWo ist Jonah? Schreibe einen Dialog, in dem er einem Freund sein Verhalten und seine Gefühle erklärt!
Nach dem 26. Kapitel Wie geht die Handlung weiter? Entwirf einen Plot, eine Inhaltsskizze für den Fortgang des Geschehens. Verfasse ein Selbstgespräch der Mutter auf dem LKW nach Tiro, das ihre Gedanken und Gefühle deut-lich werden lässt.
Nach dem 29. Kapitel »ABCD« (S. 196). Chanda hat bestimmte Methoden, sich in gefährlichen und stressigen Situationen zu beruhigen. Stelle sie zusammen. Kennst du ähnliche Methoden? Esther belastet die schwierige Famili-ensituation bei Kabelos zusätzlich. Ist es richtig von Chanda, sie aufzunehmen? Iris und Mrs Tafa lehnen sie deutlich ab! Haben sie nicht Recht? Erörtere Chandas Verhalten.
Nach dem 33. Kapitel Erzähle den Unfall auf der Müllkippe aus der Sicht von Iris!
Im 38. Kapitel »Er bringt mich zur Haupttür und klopft.« (S. 245) Was erwartet Chanda hinter der Tür? Wie geht es weiter?
Nach dem 43. Kapitel Happy End oder realistischer Schluss? Untersuche und beurteile, wie das Buch endet (vom 40.–43. Kapitel).
Nach der Lektüre
Inhaltlich orientierte Vorschläge 1. Chanda – Jonah und Esther: Stelle dar, ergründe, vergleiche und beurteile, wie Chanda sich diesen beiden gegenüber verhält. Beide tun Dinge, die Chanda verabscheut; sie leben und empfinden anders als Chanda. Wie geht sie damit um? [Jonah akzeptiert sie nur, wenn er nüchtern ist. Sonst zeigt sie ihm offen ihre grobe Verachtung über den Tod hinaus; Kap. 14, vorher und nachher. Esther akzeptiert sie nur und erst, als sie nicht mehr auf den Strich geht (gehen kann) und todkrank ist.]
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2. Untersuche, wie männliche und weibliche Personen in dem Roman dargestellt sind. Vergleiche, wel-che Rolle sie in dem Buch spielen und welche Bedeutung sie haben. [Starke, dominierende weibliche Figuren, schwache männliche Figuren. Mögliche Erklärung: Junge Frauen sind überproportional von Aids betroffen, sie müssen lernen, u. a. sich gegen männliche Sexualpraktiken durchzusetzen. ]
3. Darf man lügen, schummeln – muss man immer gleich alles sagen? (vgl. z. B. S. 202). Jeweils ein-schlägige Situationen heraussuchen, im Kontext erläutern und erörtern, ob das Lügen gerechtfertigt ist.
1. Personenporträt: Lilian Kabelo – die Mutter Tante Lizbet sagt: »Immer macht sie ihrer Familie Schan-de« (S. 249). – Porträtiere die Mutter und beurteile ihr Verhalten in einzelnen Situationen und abschlie-ßend insgesamt.
2. Personenporträt: Chanda – »eine Unruhestifterin, genau wie [ihre] Mama«, sagt Granny Thela (S. 247). Porträtiere Chanda und beurteile ihr Verhalten in einzelnen Situationen und abschließend insgesamt.
3. Der Umgang mit Trauer: Wie geht Chanda mit ihrer Trauer um? Welche eigenen Erfahrungen hast du gemacht?
4. Rezensionen lesen und schreiben Kurze Rezensionen, auch auf Englisch, lesen und schriftlich über-setzt wiedergeben (arbeitsteilig in Kleingruppen; s. Anhang).
5. Eigene Rezension schreiben, auch auf Englisch; auch zur Veröffentlichung im Internet (bes. Adres-sen siehe im Link-Verzeichnis).
Themen- und handlungsorientierte Vorschläge 1. Aids – Begegnung mit Aidskranken – Prävention und Leben mit Aids. Experten und Betroffene ein-laden oder besuchen. – Erfahrungen machen mit Aidskranken, ihre Situation verstehen, den Umgang mit ihnen lernen (vgl. dazu Materialien im Anhang) – Selbst aktiv werden: Solidarität üben (Teilnahme an Aids-Läufen, Tragen der Aids-Schleife usw.)
2. Krebs und Aids – Unterschiede und Gemeinsamkeiten zweier todbringenden Krankheiten. – Wie verhalten wir uns gegenüber dieser Krankheit? Gesundheitsvorsorge bei uns?– Ängste, Hemmungen, Vorbehalte. Anzeigen und Aufklärungskampagnen recherchieren (z. B. für Darm-
krebs). Erwachsene befragen, im Internet recherchieren.– Bekommen auch Kinder und Jugendliche Krebs? Besuch in einer Kinderkrebsstation.
Interkulturelle Begegnung – Tod und Trauer in Afrika – Afrikanische Todesbräuche und -vorstellungen aus dem Buch zusammenstellen. Kontrastieren mit
bekannten Bräuchen und Traditionen zum interkulturellen Austausch. – Afrika heute – Begegnung mit (jungen) Afrikanern, die in einem vorbereiteten Gespräch aus ihrer Hei-
mat und ihren Problemen in Deutschland berichten.
Lernkontrollen
1. Mrs Tafa Charakterisiere Mrs Tafa. Wie verhält sich Chanda ihr gegenüber? Warum verhält Chanda sich so? Wie beurteilst du, dass Mrs Tafa den Tod ihres Sohnes als Jagdunfall ausgibt? Wie beurteilst du Chandas Einstellung und Verhalten Mrs Tafa gegenüber?
Die ergänzenden Fragen sollten zur Auswahl gestellt werden
2. Eine Erörterung: Chanda – eine Heldin? Erläutere zunächst, was deiner Ansicht nach eine Heldin ist. Prüfe dann mit Pro- und Contra-Argu-menten, ob Chanda demnach eine Heldin ist.
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Anhang
Der Anhang enthält einige Lektürehilfen, vor allem aber ergänzendes Material für die Auseinanderset-zung mit dem Buch. Nach Angaben zum Autor, einem Personenverzeichnis und einem Glossar folgen Leseproben, und zwar im englischen Originaltext und in der Übersetzung von Heike Brandt. Es schließen sich zwei Arbeitsblätter an, die als Power-Point-Folien gezeigt und als Folien für den OH-Projektor sowie als Schülervorlagen ausgedruckt werden können.
Im Materialteil finden sich einige Beispiele, die der Problematisierung des Themas »Aids in Afrika« dienen und zeigen, wie nah die Inhalte des Buches an der aktuellen Realität sind.
Im Einzelnen sind dies:
• ein grundlegender Artikel über »Aids in Afrika«,• ein Artikel von einem Jungen, der von Geburt an Aids hatte wie Sara, • ein Bericht von einem Mädchen mit vergleichbarem Schicksal wie Esther, • Nelson Mandelas mutiges Eingeständnis, dass sein Sohn Aids hatte, • ein Bericht über eine Aktion in Botswana, einen Schönheitswettbewerb mit HIV-positiven Bewerbe-
rinnen durchzuführen
Zum Abschluss soll der Bericht eines deutschen Urlaubers, der sich durch seine Sorglosigkeit infizierte, zeigen, dass Aids uns alle angeht.
Der Autor
Allan Stratton ist in Ontario (Kanada) geboren und lebt heute in Toronto. Er schreibt Theaterstücke und Romane, für die er mehrfach ausgezeichnet worden ist. ›Worüber keiner spricht‹ ist sein zweites Jugendbuch. Das Thema ist: Aids in Afrika. Stratton recherchierte dafür mehrere Monate in Botswana, Zimbabwe, Südafrika und Kenia. Dabei lernte er Aidskranke persönlich kennen und traf viele Men-schen, die ihnen helfen wollen.
›Worüber keiner spricht‹ erschien 2004 in Kanada unter dem Titel ›Chanda’s Secrets‹ und erschien bald darauf weltweit in vielen Ländern und wurde mit Auszeichnungen überhäuft:
• 2005 Michael L. Printz Honor Book for Excellence in Young Adult Literature, awarded by the Ameri-can Library Association
• Children’s Africana Book Award, 2005, Best Book for the Older Reader, awarded by the African Stu-dies Association (U.S.A.)
• American Library Association, Best Books for Young Adults, 2005 (unanimous vote) • ForeWord Magazine: Book of the Year, 2005 • New York Public Library: Books for the Teen Age, starred citation, 2005 • Silver Stones Honor Book, 2005 • Booklist, Editor's Choice, 2005 • International Readers Association, Notable Book, 2005 • International Readers Association: Notable Book for a Global Society, 2005 • American Library Association, Popular Paperbacks for Young Adults, 2005 • Canadian Library Association: 2005 Young Adult Canadian Book Award (finalist) • Willow Award (current nominee) • White Pines Honour Book Award, 2005• Resource Links, ›The Year’s Best‹, 20052
Heike Brandt hat ›Chanda’s Secrets‹ ins Deutsche übersetzt.
2 www.allanstratton.com, im August 2005.
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Personenregister
Mr Bateman Bestatter, kam vor acht Jahren aus England Amanthe jüngere Schwester der Mutter; hat Tuelo Malunga geheiratet Chanda Kabelo 16 Jahre alt Dr Chilume Arzt, der Chandas Mutter helfen soll Mr Dube Zweiter Mann der Mutter, Vater von Solomon Emmanuel Tafa Sohn von Mrs Tafa Esther Macholo beste Freundin von Chanda; ihre Eltern sterben an Aids Ezekiel Sibanda Schulfreund von Iris Mrs Gulubane Geisterheilerin Iris Halbschwester von Chanda, 51/2 Jahre alt Isaac Pheto Bergwerksarbeiter, Lebensgefährte der Mutter, Vater von Iris Jonah Betongießer, Lebensgefährte der Mutter, Vater von Sara Joshua Kabelo erster Ehemann der Mutter, Chandas leiblicher Vater Kagiso Macholo Onkel von Esther, bei dem Esthers Bruder lebt Sam Kamwendo Kneipenbesitzer in Tiro Banyana Kaone Aids-Beraterin Lena Gambe Schulfreundin von Iris Mr und Mrs Lesole Nachbarn von Chandas Familie, Boombox-Besitzer Lilian Kabelo Chandas Mutter Lily älteste Schwester von Chanda, die in Tiro bleibt Lizbet jüngere Schwester der Mutter, mit Klumpfuß Mr und Mrs Macholo Esthers Eltern Mary Saufkumpanin von Jonah Mrs Ndori Lehrerin von Iris Nylo Lumpensammler Pako und Joseph Mitschüler von Chanda Paulo Sibanda kleiner Bruder von Ezekiel Mr und Mrs Poloko Verwandte von Esthers Mutter, bei denen Esther lebt Ruth Jonahs Schwester Solomon, »Soly« Halbbruder von Chanda, 4 Jahre alt Sara Halbschwester von Chanda, 11/2 Jahre alt, als sie stirbt Mr Selalame Chandas Lieblings- und Englischlehrer Mr und Mrs Sibanda Eheleute aus der Nachbarschaft, Kneipenbesitzer Simon Bettler ohne Beine Rose und Meeshak Tafa direkte Nachbarn von Chandas FamilieThela Familienname der Eltern von Chandas Mutter und ihr Geburtsname Tuelo Malunga Ehemann von Amanthe Schwester Viser Krankenschwester im Krankenhaus Meeshak Tafa Erster Ehemann von Mrs Tafa, Vater von Emmanuel
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Glossar
Aids Acquired Immune Deficiency Syndrome (erworbenes Immunschwäche-Syndrom)Baobab Afrikanischer Baum, der bis zu 30 Meter hoch wird und über 4000 Jahre
alt werden kann; eines der Hauptsymbole Afrikas.Bonang Ortschaft, in der Chanda lebtBoombox tragbarer MusikrecorderChevy Chevrolette (Auto)Engelsfisch Skalar (Segelflosser)Flughunde Dämmerungs- und Höhlentiere in den Tropen und SubtropenGrampa OpaGranny OmaHenrytown Ortsname, dort sei die MutterHerbatex (Fantasie)Name einer Schweizer Arznei-Mittel-FirmaHIV Human Immuno-Deficiency Virus; dieses Virus verursacht AidsImpala Schwarzfersen-AntilopeJabavu, Noni südafrikanische Schriftstellerin, geb. 1919Jackalberry Busch oder Baum, wächst in der Nähe von Wasserstellen mit dornigen
Zweigen.Kawkee OrtsnameMaskara WimperntuscheMofolo,Thomas Romanautor (geb. 1876 in Lesotho)Mopane Baum, wird gern als Stützpfeiler für die Hütten benutztNational Geographics ZeitschriftRed-Fishtail EinkaufszentrumRhodes, Cecil Englischer Kolonialist, geb. 1853Shebeen Kneipe, in der der Stiefvater säuft; illegale Bar auf privatem GrundSobott-Mogwe, Gaele Kinderbuchautor, lebt seit 1978 in BotswanaTermitenhügel Termiten, weiße Ameisen, bauen Hügel, die in Afrika eine Höhe von 5 m
und am Fuß einen Umfang von 19 m erreichen.Thabo-Zentrum Aids-Zentrum in der Stadt Tiro dort auf dem Land lebte Chandas Familie
ursprünglich; 300 km von Bonang entferntYMCA Young Men's Christian Association – deutsch: CVJM (Christlicher Verein
junger Menschen)
Mögliche methodische Verwertung: Bei der Lektüre werden zu klärende Fachbegriffe von den Schü-lerinnen und Schülern recherchiert. Das Glossar kann Lösungshorizont dieser permanenten Aufgabe sein – oder einfach nur zur Information dienen. – Die Orts- und Personennamen in dem Roman sind fiktiv.
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»Esthers Vater stirbt« 1. Leseprobe aus der deutschen Übersetzung von Heike Brandt Allan Stratton: ›Worüber keiner spricht‹, dtv pocket 78204, S.54–56
Der folgende Auszug stammt aus dem achten Kapitel. Er zeigt, wie die Leute mit der Diagnose »Aids« umgehen. Chanda, die Ich-Erzählerin, ist bei ihrer Freundin Esther zu Besuch. Esthers Vater ist vor kurzem jämmerlich an Aids gestorben, ohne dass es jemand gewagt hätte, seine Krankheit beim Namen zu nennen. Nun liegt Esthers Mutter (Mrs Macholo) im Sterben. Auch sie hat Aids.
»Sie hat einen Tumor hinter der Schläfe, der so groß ist wie ein Ei«, weinte Esther. »Der wächst in ihr Hirn. Sie ist fast blind und manchmal richtig verrückt. Sie weiß nicht mehr, wo sie ist. Sie weiß noch nicht mal, dass ich da bin.«
Ester blieb zu Hause und pflegte ihre Mutter. Mittags fuhr ich mit dem Rad zu ihr, um ihr zu helfen. Eines Tages war die Straße voller Gaffer. Mrs Macholo stolperte im Vorgarten herum, schwang einen Rechen und schrie, sie würde von Löwen gefressen. Esther und ich schafften es nur mit der Hilfe von drei Nachbarn, sie zurück ins Haus zu bringen.
Als der Arzt kam, schob Esther die Nachbarn hinaus. »Der Teufel will mich holen«, schrie ihre Mama. Dann brach wirres Gerede aus ihr heraus. Der Arzt gab ihr ein Beruhigungsmittel und untersuchte sie. Esther und ich hockten zusammen mit Es-
thers Geschwistern dicht aneinander gekauert im großen Zimmer auf dem Fußboden. Als der Arzt aus dem Schlafzimmer kam, nahm er Esther und mich beiseite. Er dachte, ich gehörte zur Familie. Esther sagte nichts.
»Da kann man nichts machen«, sagte er. »Tut mir Leid. Ich würde ihr gerne ein Bett im Krankenhaus anbie-ten, aber es ist keins frei. Es muss immer jemand bei ihr sein, sie auf die Toilette bringen, sie sauber halten, sie waschen ... Habt ihr eine Tante, die für ein paar Wochen herkommen könnte?«
»Ich weiß nicht«, sagte Esther.»Wir müssen mit den Schmerzmitteln haushalten«, fuhr der Arzt fort. »Ich werde mich um einen Gurt küm-
mern – sie muss angebunden werden. Ich werde auch Desinfektionsmittel und eine Schachtel Gummihand-schuhe besorgen. Sie müsst ihr immer tragen, wenn ihr sie anfasst.«
»Sie ist unsere Mama«, sagt Esther. »Wir werden sie nicht wie Müll behandeln.«»Es ist zu eurem eigenen Schutz. Körperflüssigkeiten werden austreten. Fäkalien.«»Das macht doch nichts. Wir waschen uns die Hände. Krebs ist nicht ansteckend.«Der Arzt hielt inne. »Ich denke, das ist etwas anderes als Krebs. Ich möchte einen HIV-Test machen. Ihr
und eure Geschwister solltet euch auch untersuchen lassen.«»Nein«, sagte Esther entsetzt.»Man sollte die Wahrheit kennen.«»Beleidigen Sie meine Mama nicht. Beleidigen Sie meine Familie nicht.«»Ich beleidige niemanden.«»Doch, tun Sie wohl.« Esther hob die Fäuste. »Sie sagen, meine Familie ist dreckig. Dass mein Papa meine
Mama betrogen hat. Oder dass meine Mama drogensüchtig ist.«»Ich habe nichts dergleichen gesagt.«»Woher sollten sie sonst den Virus haben?«»Miss Macholo«, protestierte der Arzt. »Mich interessiert nur, was sie hat. Nicht, wo sie es herhat.«»Raus hier!«, schrie Esther. »Verschwinden Sie.«Als der Arzt gegangen war, sah mich Esther voller Entsetzen an.»Keine Sorge«, flüsterte ich. »Ich sage kein Wort.«Ich hielt mein Versprechen. Ich tat so, als wäre alles ganz normal. Vielleicht war es das ja auch. Krebs ist
Krebs, und viele Bergarbeiter bekommen Tbc. Das sagten auch alle bei der Beerdigung. Für den Priester »kam der Tod auf Zehenspitzen durch die Tür, als niemand hinsah. Das kann jedem passieren.«
Mit jedem Monat, der nach Mrs Macholos Tod verging, war mir leichter zumute. Ich war immer mehr davon überzeugt, dass Esther mittlerweile in Sicherheit war. Aber wenn Mrs Tafa hinter vorgehaltener Hand flüsterte, wie viele andere Gerüchte mögen dann in der Luft liegen, sich wie Keime verbreiten, die Köpfe infizieren? Wie lange wird es dauern, bis all das laut ausgesprochen wird? Und was dann?
Leseprobe »Esthers Vater stirbt«
1. aus der deutschen Übersetzung
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»Esthers Vater stirbt« 2. Leseprobe aus dem englischsprachigen OriginalAllan Stratton: ›Chanda's Secrets‹ Toronto, New York, Vancouver: Annick Press, 2004, S. 36–38.
»There’s a tumor at her temple the size of an egg,« Esther wept. »It’s growing into her brain. She’s half-blind, sometimes crazy. She doesn’t know where she is anymore. She doesn’t even know I’m there.«
Esther stayed home from school to look after her. I’d bike over at lunch to help. One day the street was full of gawkers. Mrs. Macholo was staggering around the front yard, swinging a rake, screaming that lions were eating her. It took me, Esther, and three neighbors to get her inside.
Esther shoved the neighbors out when the doctor arrived.»It’s the devil come to get me«, her mama screamed. Then she burst into tongues.The doctor sedated her and gave her an examination, while Esther and I huddled with her brothers and
sisters on the floor of the main room. When the doctor came out of the bedroom, he pulled me and Esther aside. He thought I was family. Esther didn’t correct him.
»Nothing can be done«, he said. »I’m sorry. I’d like to offer a bed at the hospital, but we’re full. Someone needs to be with her full-time, to take her to the toilet, wipe her, bathe her ... Do you have an auntie who could stay here for a few weeks?«
»I don’t know«, Esther said.»Painkillers will have to be rationed«, the doctor continued. »I’ll arrange for a harness. She’ll need to be
restrained. I’ll also arrange for some bleach and a box of rubber gloves. You’ll all have to wear them when handling her.«
»She’s our mama«, Esther said. »We won’t treat her like garbage.«»It’s for your own protection. There’ll be body fluids. Feces.«»Who cares? We’ll wash our hands. You can’t catch cancer from germs.«The doctor paused. »I think this is more than cancer. I want to do a test for the HIV/AIDS virus. You and
your brothers and sister should have one too.«»No«, said Esther, terrified.»It’s best to know the truth.«»Don’t insult my mama. Don’t insult my family.«»I’m not insulting anyone.«»Yes, you are.« Esther raised her fists. »You’re saying my family is dirty. That my papa cheated. Or Mama’s
a drug addict.«»I’m saying nothing of the kind.«»Then how could she have the virus?«»Miss Macholo«, the doctor protested, »I only care about what she has. Not how she got it.«»Get out of here«, Esther screamed. »Get out of here now.«When the doctor left, Esther looked at me in horror.»Don’t worry«, I whispered. »I won’t say a word.«I kept my promise. I acted like everything was normal. Maybe it was, for all I knew. Cancer is cancer, and
lots of miners get TB. That’s what everyone said at the burial feast. In the words of the priest, »Death tiptoed through the door when no one was watching. It could happen to anyone.«
Each month since Mrs. Macholo’s funeral I’ve breathed easier. By now, I was certain Esther was safe behind the curtain. But if Mrs. Tafa is whispering, how many other whispers are in the wind, spreading like germs, infecting minds? How soon before the curtain blows open? And then what?
Materialien
1. Arbeitsblätter
• Arbeitsblatt »Exposition«: bunt (als Folie für den OH-Projektor) und schwarzweiß (als Kopiervorlage für die Schüler)
• Arbeitsblatt »Chandas Familie«: bunt (als Folie für den OH-Projektor) und schwarz-weiß (als Kopiervor-lage für die Schüler)
2. aus dem englischsprachigen Original
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Arbeitsblatt »Exposition« (Folie OH-Projektor)
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Arbeitsblatt »Exposition« (Kopiervorlage)
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Arbeitsblatt »Chandas Familie« (Folie OH-Projektor)
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Arbeitsblatt »Chandas Familie« (Kopiervorlage)
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2. Was andere über das Buch sagen: Englischsprachige Rezensionen
Gruppe I»This book is outstanding. While it deals with Aids in a way that will grip and inspire its audience – which is the author’s aim – Stratton's talent is such that this is first and foremost a story truly written about adolescence. So, for example, when Chanda is sitting in the undertaker's parlour attempting to negotiate an affordable fu-neral for her baby sister, she is, during the painful scene, every moment her age – executing the adult actions required of her, while thinking in the back of her mind, ›God please forgive me for getting fed up with her last night...please let this not be my fault.‹ ... Stratton, a Canadian playwright, infuses his writing with knowledge of the African terrain, unfalteringly told in the spare, clear voice of his sixteen-year-old narrator, like a clarion call across the oceans to all the others her same age.« The Guardian, U.K.
Gruppe II a)»Painful and powerful in equal measure – as it should be. An extraordinary literary achievement.« Michael Morpurgo, Children's Laureate (Great Britain)
b) »Chanda's Secrets is a novel with the lilt of Africa in its language and the urgency of adolescent struggle in every paragraph. When AIDS isn't just a faraway acronym, but a sinister, invisible poison that threaten to steal your family, creep into your nightmares, break your heart and darken your future, how do you learn to grow up with love and courage? that's one of Chanda's Secrets. This powerful story hits home with its harsh truths, its pain and its hard-won hopefulness. No-one can read Chanda's Secrets and remain untouched by the young people who are caught in the AIDS pandemic and still battling to make sense of their lives.« Stephen Lewis, U.N. envoy on HIV/AIDS in Africa
Gruppe III a)»The statistics of the millions infected with HIV/AIDS in southern Africa find a human face in this gripping sto-ry... Far from case history, Chanda's immediate, firstperson, present-tense narrative is neither sentimental nor graphic as it brings close the personal struggle with all its pain and loss, shame and guilt... Stratton creates an authentic sense of the community in town and in the bush, including the poverty, overburdened hospitals, struggling schools, and packed cemeteries.« Booklist (starred review); Booklist »Editor’s Choice, Best of 2004« listb)»Powerful... The strong, respectful writing makes this crucial and broadly relevant story unfailingly human.« Kirkus ReviewsGruppe IV a)»A powerful novel that inspires hope.« The Age, Australia
b)»Finely nuanced, beautifully articulated.« Globe and Mail
c)»Allan Stratton paints a devastatingly poignant portrait of a sub-Saharan teen's world torn apart by AIDS... A particularly wrenching reading experience... Stratton has eloquently given a voice to the voiceless.« Quill and QuireGruppe V a)»This is a searing book on an important subject... Stratton neither overplays nor underplays the tragedy or the hope here, and there is not a maudlin moment in the novel, just genuine grief and understanding as the epidemic assumes some of its many human faces.« The Bulletin (Center for Children’s Books, U.S.A.)
b)»Smart and determined, Chanda is a character whom readers care for and believe in, in spite of her almost impossible situation. The details of sub-Saharan African life are convincing and smoothly woven into this mo-ving story of poverty and courage.« School Library Journal (starred review)
c)»Immensely readable... It inspires compassion – perhaps even activism – by putting a precise, human face on sorrow.« The Toronto Star
Quelle: www.allanstratton.com
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3. Aids in Afrika
3.1. Frauentotenlieder aus Afrika – Die gewaltige Katastrophe Aids
In Afrika entwickelt sich die Immunschwächekrankheit AIDS zu einer gewaltigen Katastrophe. Gerade im süd-lichen Teil des Kontinents, wo in einigen Regionen schon heute schätzungsweise 40 Prozent der Bevölkerung mit dem HI-Virus infiziert ist. Besonders betroffen sind Frauen. »Ich weiß nicht, wo mein Mann gerade ist.« Mamokhethi Rathebe (30) steht vor ihrer Strohhütte. Irgendwo in Lesotho. Einem winzigen Königreich. Mitten im südlichen Afrika. Mamokhethi ist HIV-positiv. In Deutschland würde man sagen: Sie hat AIDS. Hat sie aber nicht. Noch nicht. Bislang trägt sie nur den HI-Virus in sich. Wie lange sie noch zu leben hat, ist so ungewiss wie das Wetter. Ein Jahr. Zehn Jahre. Zwei Monate. Alles ist möglich. Ihr Sohn Malika ist neun und zupft an ihrem Rock, in ihrem Arm hält sie die einjährige Tsepiso. Ob ihre Kinder ebenfalls infiziert sind, weiß Mamok-hethi nicht. Will sie auch nicht wissen. »Vermutlich ist mein Mann bei einer seiner Freundinnen«, sagt sie wenig später ganz offen und fügt hinzu: »Ich werde ihn bei seiner Rückkehr aber nicht fragen, wo er war.« Warum, lautet die Frage. »Das macht man als Frau nicht«, antwortet Mamokhethi und lächelt. Bis zum Jahr 2010 wird sich die Zahl der AIDS-Waisen in Afrika von heute elf auf 20 Millionen nahezu verdoppelt haben, heißt es in der jüngsten UNICEF-Studie. Täglich sterben in Afrika 3.000 Menschen an der Krankheit. In Ländern mit hohem HIV/AIDS-Vorkommen wird jedes fünfte Kind zur Halb- oder Vollwaise werden: Südafrika, Simbabwe, Swazi-land, Sambia, und Lesotho, wo Mamokhethi lebt, um nur einige Beispiele zu nennen. »Als mein letzter Freund starb, habe ich mich auf HIV/AIDS testen lassen. Das Ergebnis war positiv«, sagt Caroline Jaramba (37) aus Simbabwe. Die meisten ihrer Freundinnen sind arm und ohne Arbeit, sie hungern. Oftmals ist Prostitution der einzige Ausweg. »Die Männer hier benutzen keine Kondome. Das ist nicht richtig«, sagt Caroline. Aber sie habe keine Wahl: »Es hilft uns ja keiner. Unsere Kinder hungern.« Zwar scheint die Weltöffentlichkeit AIDS heute ernster zu nehmen als noch vor zehn Jahren, und mehr und mehr Gelder werden flüssig gemacht, um gegen die Folgen der Immunschwächekrankheit zu kämpfen. (4,7 Milliarden US-Dollar im zurückliegenden Jahr. 23 Mal mehr als 1996.) Aber noch ist das längst nicht genug. UNAIDS, das AIDS-Werk der Vereinten Nationen, das weltweit die Folgen von der Krankheit beobachtet, verlangt von der Internationalen Gemein-schaft 10 Milliarden US-Dollar für 2005 und gar 15 Milliarden für 2007. Es werden die Jahre sein, in denen die erste große Todeswelle über Afrika schwappen und viele Regionen ihrer Menschen berauben wird. Viele Länder können sich keine kostenlose Antiretroviral-Therapie für ihre Bevölkerung leisten. Kaum einer kann sie sich selber leisten. Sie kostet umgerechnet 120 Euro im Monat; das Durchschnittseinkommen liegt zwischen 50 und 100 Euro, die Arbeitslosenquote ist oftmals bis zu 80 Prozent hoch. Vergleichsweise reiche Länder wie Botswana aufgrund der Diamantenminen versorgen ihre Bevölkerung dagegen mit freien Medikamenten. »Es hat lange gedauert, bis ich meinen HIV-Status akzeptiert habe. Es war nicht leicht. Ich habe mich gefürchtet, wollte mir sogar das Leben nehmen«, sagt Kgalalelo Ntsepe. Kürzlich wurde die 32-jährige Sozialarbeiterin aus Gaborone, der Hauptstadt Botswanas, zur Miss HIV/Stigma Free gewählt. Heute habe sie ihre Ängste überwunden, denke und lebe »positiv«. Als Miss HIV/Stigma Free sei es ihre Aufgabe, anderen Frauen Mut zu machen. Sie sagt: »Es gibt ein Leben mit Aids. Wir müssen nur solidarisch und stark sein, bis die Medizin endlich ein Mittel gegen diese Krankheit findet.« Was können Länder wie Deutschland tun, um entwicklungs-politisch einen Beitrag zur Bekämpfung von HIV/AIDS zu leisten? Kürzlich hat das christliche Kinderhilfswerk World Vision unter anderem folgende Forderungen gestellt:
– Ohne eine drastische Erhöhung der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit kann HIV/AIDS in vielen Län-dern nicht wirksam genug bekämpft werden. Eine sukzessive Erhöhung der Mittel für die Entwicklungszu-sammenarbeit von heute 0,27 Prozent des Bruttosozialproduktes auf die bereits zugesagten 0,7 Prozent Deutschlands ist daher notwendig.
– Arme Länder mit hohem HIV/AIDS-Vorkommen brauchen einen zügigen Schuldenerlass. Simbabwe zum Beispiel muss schon 2005 bis zu 70 Prozent seines Gesundheitsbudgets für die Behandlung von AIDS-Kranken ausgeben.
• Eine Ratifizierung von UNICEFs »Strategischen Richtlinien für den Schutz, die Versorgung und die Unterstützung von Waisen und anderen, durch HIV/AIDS gefährdete Kinder« vom 21. Oktober 2003 muss durchgesetzt werden.
• Durch großzügige finanzielle Unterstützung des »Three by Five«Projektes der Weltgesundheitsorga-nisation muss erreicht werden, möglichst viele Eltern am Leben zu erhalten. Das Ziel dieser Aktion: bis zum Jahr 2005 drei Millionen Menschen mit AIDS-Medikamenten zu behandeln.
• Man muss nach Unterstützung für die Einrichtung eines Sonderstatus von besonders betroffenen Ländern bei internationalen Geldgebern suchen, wie der Weltbank und dem Internationalen Wäh-rungsfonds.
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»Traurig ist, dass ich vor wenigen Monaten noch so schön war wie meine Zwillingsschwester. Heute ist das nicht mehr so. Ich sehe schlimm aus. Ich weiß«, sagte Zanele Mazibuko (25) aus Johannesburg in Südafrika wenige Tage, bevor sie starb. Ihre Zwillingsschwester Queen saß an ihrem Sterbebett, pflegte sie bis zum Ende. Zaneles Kinder leben jetzt bei ihr. Ihre letzten Worte waren: »Ich habe so große Schmerzen. Mein ganzer Körper brennt. Aber ich habe kein Geld für Medikamente. Ich hoffe nur, dass meine Kinder gesund aufwachsen.« Sämtliche Hungersnöte in Afrika sind heute auch eine Folge von HIV/AIDS. Kranke haben weder die Kraft, ihre Krankheit zu bekämpfen noch können sie ihre Äcker bestellen. Die Folgen sind Hunger und Armut. Arme haben nicht das Geld, um vitamin- und mineralreiche Lebensmittel zu kaufen. Ihre Körper können sich immer weniger gegen Krankheiten und Viren wehren. Sie sterben. Die Folge für ganze Länder: Tote Eltern können ihren Kindern nicht mehr beibringen, wie man das Land bestellt, eine Familie ernährt und eine Gesellschaft errichtet. Die Früchte, die eine vernünftige Entwicklungspolitik bringen würden, kämen lang-sam, dafür aber nachhaltig. Geschieht nichts, wird das große Sterben erst noch kommen. Das Schlimmste ist zu befürchten. Sönke Giard-Weiss
Quelle: http://www.das-parlament.de/2004/10/thema/018.html
Aufgaben
1. Präsentiere dir wichtig erscheinende Zahlen und Fakten auf einem Plakat!
2. Mache dabei Ursachen und Konsequenzen von Aids deutlich!
3. Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es? Was müssten die nächsten Schritte sein?
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3.2. Nkosi Johnsons (11 Jahre) Rede
Mein Name ist Nkosi und ich habe seit meiner Geburt AidsDer bemerkenswerte Nkosi Johnson (11 Jahre) hielt auf der Eröffnungsveran-staltung der XIII. Internationalen Aids-Kon-ferenz in Durban (Südafrika) im Juli 2000 eine Rede. Er war nervös, stolperte über seine Worte, aber er trug seine Botschaft in beeindruckender Weise vor.
»Hallo, mein Name ist Nkosi Johnson. Ich leben in Melville, Johannesburg, Südafri-ka. Ich bin elf Jahre alt, und ich habe Aids in vorgerücktem Stadium. Ich wurde HIV-positiv geboren. Als ich zwei Jahre alt war, lebte ich in einem Behandlungszentrum für HIVInfizierte. Meine Mami war natür-lich auch infiziert und konnte es sich nicht erlauben, mich bei sich zu behalten, weil sie sehr viel Angst hatte, dass die Leute in der Gemeinde, wo sie lebte, herausfinden könnten, dass wir beide infiziert waren und uns vertreiben würden. Ich weiß, sie hat-te mich sehr lieb und hätte mich besucht, wenn sie gekonnt hätte.
Dann musste das Behandlungszentrum schließen, weil sie kein Geld hatten. Da sagte meine Pflegemutter Gail Johnson, die eine Direktorin des Behandlungszentrums war und die mich schon für die Wochenen-den mit nach Hause genommen hatte, bei einer Vorstandssitzung, sie würde mich zu sich nehmen.
Sie nahm mich zu sich nach Hause, und ich lebe seit acht Jahren bei ihr. Sie hat mich gelehrt, was es heißt, infiziert zu sein und wie ich auf mein Blut aufpassen muss, wenn ich falle, mich verletze und blute. Dann muss ich sicherstellen, dass ich meine eigene Wunde abdeckte und mich an einen Erwachsenen wende, so dass er mir hilft, sie zu putzen und ein Pflaster darauf zu kleben.
Ich weiß, dass mein Blut nur gefährlich für andere Leute ist, wenn sie auch eine offene Wunde haben und wenn mein Blut da hineinkommt. Dies ist der einzige Fall, wo Leute vorsichtig sein müssen, wenn sie mich berühren.
1997 ging Mami Gail zur Schule, Melpark Primary, und sie musste ein Formular für meine Aufnahme aus-füllen, in dem gefragt wurde: »Leidet ihr Kind an irgendwas?« und sie sagte »Ja, Aids«. Meine Mami Gail und ich sind immer offen mit meiner Aids-Erkrankung umgegangen. Und dann wartete meine Mami Gail auf eine Antwort, ob ich in die Schule aufgenommen werde.
Dann telefonierte sie mit der Schule, die sagten: »Wir werden Sie anrufen« und die hatten hinterher eine Besprechung über mich. Bei der Besprechung sagten 50 Prozent der Eltern und Lehrer »ja« und 50 Prozent »nein«.
Am Tag der Hochzeit meines großen Bruders entdeckten die Medien, dass es ein Problem mit meiner Einschulung gab. Meine Mami Gail und ich gaben eine Menge Interviews über meine Einschulung. Ich bin sehr stolz zu sagen, dass es jetzt eine Bestimmung für alle HIV-infizierten Kinder gibt, die es ihnen erlaubt, in Schulen zu gehen und nicht davon ausgeschlossen zu werden.
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Und im selben Jahr, kurz vor meinem Schulbeginn, starb meine Mami Daphne. Sie kam zum Urlaub nach Newcastle. Sie starb im Schlaf. Mami Gail bekam einen Anruf, ich ging ans Telefon und meine Tante sagte: »Kann ich bitte mit Gail sprechen?«. Mami Gail sagte mir sofort danach, dass meine Mami gestorben war, und ich brach in Tränen aus.
Meine Mami Gail nahm mich zum Begräbnis meiner Mutter mit. Ich sah meine Mami im Sarg und ich sah, dass ihre Augen zu waren und dann sah ich, wie sie ihn herabließen und sie dann begruben. Meine Oma war sehr traurig, dass ihre Tochter gestorben war.
Dann sah ich meinen Vater zum ersten Mal. Ich hatte nie gewusst, dass ich einen Vater hatte. Er war sehr bestürzt, aber ich dachte mir: »Warum hat er meine Mutter und mich verlassen?«
Ich hasse es, Aids zu haben, weil ich sehr krank werde und sehr traurig, wenn ich an alle anderen an Aids erkrankten Kinder und Babys denke. Ich wünsche mir nur, dass die Regierung damit anfangen kann, schwangeren HIV-Müttern das Medikament AZT zu geben, um die Übertragung des Virus auf Babys ver-hindern zu helfen. Babys sterben sehr schnell und ich kenne ein kleines verlassenes Baby, das bei uns ge-blieben war; sein Name war Micky. Er konnte nicht atmen, nicht essen, er war so krank, Mami Gail musste mit der Sozialhilfe telefonieren, damit er im Krankenhaus aufgenommen wurde, und er starb. Aber er war ein so süßes Baby und ich denke, dass die Regierung damit anfangen muss, es zu tun, weil ich nicht will, dass Babys sterben.
Weil ich sehr früh von meiner Mutter getrennt wurde, da wir beide HIV-positiv waren, wollten meine Mami Gail und ich immer ein Behandlungszentrum für HIV-Mütter und ihre Kinder eröffnen. Ich bin sehr glücklich und stolz zu sagen, dass das erste ›Nkosi’s Zuflucht‹ letztes Jahr eröffnet wurde. Wir kümmern uns um zehn Mamis und 15 Kinder.
Meine Mami Gail und ich wollen bis zum Ende nächsten Jahres fünf ›Nkosi’s Zuflucht‹ eröffnen, denn ich möchte, dass mehr infizierte Mütter mit ihren Kindern zusammen bleiben. Sie müssen nicht von den Kindern getrennt werden und können so zusammen sein und länger leben, mit der Liebe, die sie brauchen.
Wenn ich größer werde und wenn Mami Gail es mir erlaubt, will ich mehr und mehr Menschen über Aids informieren. Ich möchte, dass die Menschen im ganzen Land verstehen, was Aids ist, dass sie vorsichtig sind und Aids ernst nehmen.
Man kann Aids nicht bekommen, wenn man eine infizierte Person anrührt, umarmt, küsst oder ihr die Hand schüttelt.
Sorgt für uns und akzeptiert uns, wir sind alle Menschen. Wir sind normal. Wir haben Hände. Wir haben Füße. Wir können laufen, wir können sprechen, wir haben Bedürfnisse genau wie jeder andere auch. Habt keine Angst vor uns, wir sind alle gleich!«
Text: Diakonisches Werk der EKD e.V. für die Aktion »Brot für die Welt« (Hrsg.): HIV / Aids – Unterrichtsmaterial für Sekundarstufe II und Berufliche Schulen. Stuttgart 2002, S. 45 f. Bild: http://www.stauff.de/methoden/bilder/aids.htm
Knapp ein Jahr später, am 1. Juni 2001, starb Nkosi Johnson an den Folgen seiner Aids-Erkrankung.
Aufgabe
Was kann man tun, um seinem Appell (…und ich denke, dass die Regierung damit anfangen muss, es zu tun, weil ich nicht will, dass Babys sterben.) gerecht zu werden?
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3.3. »Hallo Schwesterherz, ich bin in der 9. Klasse, gehe auf den Strich und habe Aids!«
Aids ist bei Mädchen weltweit im Vormarsch. Im Senegal zum Beispiel sind fünf bis sechs mal so viele Mäd-chen mit dem HI-Virus infiziert wie gleichaltrige Jungen. Viele ältere Männer, so genannte »Sugar-Daddies«, »halten« sich »eine süße Sechzehnjährige«. Es handelt sich jedoch meist nicht um »Süßigkeiten«, die die Mädchen bekommen, sondern häufig »retten« sie mit ihren Geschenken das Überleben ganzer Familien. Ein Brief aus Botswana berichtet von dem persönlichen Schicksal einer jungen Afrikanerin (Gemeindedienst für Mission und Ökumene, Bielefeld).
Hallo Schwesterherz, diesen Brief würde ich am liebsten überhaupt nicht schreiben.
Wahrscheinlich wird er dir auch nicht gefallen und bestimmt wirst du nicht glauben wollen, was du
lliest. Ach, Kleines, du wolltest immer sein wie ich. Deine Haare so stylen wie ich, so reden wie ich.
Du hast immer geglaubt, deine große Schwester ist etwas Besonderes. Aber du sollst die Wahrheit
wissen, damit du nicht auch meine Fehler machst. Weißt du, kleine Schwester, ich hab’ Aids. Ich
muss sterben. Du bist jetzt in der sechsten Klasse, zwölf Jahre alt. Die Jungen erzählen dir bestimmt
schon, wie gut du aussiehst. Pass’ bloß auf, Kleine! Ich hab’ meinen ersten Riesenbockmist gemacht,
als ich in der neunten Klasse war. Mann, was fühlten wir uns erwachsen! Was hatten wir für Plä-
ne! Das sollte voll das tolle Jahr werden, ein unvergessliches Jahr! Dann wurde unser kleiner Bruder
geboren und Mama musste operiert werden. Ich hatte Panik, das Geld würde nicht mehr für Schul-
geld, -bücher und -uniformen reichen. Ich würd’ nicht mehr kriegen, was ich brauchte. Wo sollten
coole Klamotten, Makeup, Schmuck – alles, was ich mir sooo wünschte – herkommen? Ehrlich ich
hab’ gar nicht mit Absicht nach einer Möglichkeit zum Anschaffen gesucht! Ich bin gar nicht auf die
Idee gekommen, mich an einen reichen alten Knacker ranzumachen! Aber eines Tages fragte mich der
Vater einer Freundin, ob ich mit dem Schulgeld klar käme – er könnte mir helfen. Ich sag’ dir nicht,
wer’s war, denn du kennst ihn. Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann und hatte außerdem einen
Job bei der Regierung. Er ist in der ganzen Welt rumgejettet. Vor zwei Jahren ist er gestorben – ir-
gendwo in Europa, da war er in ärztlicher Behandlung. Niemand hat’s natürlich zugegeben, aber ich
weiß, dass er Aids hatte. Mama und Papa waren ihm dankbar, für seine finanzielle Unterstützung.
Sie wussten nicht, was da auf mich zukam. Eines Tages schenkte er mir ein ganz tolles Armband. Er
sagte, er wollte nicht, dass ich hinter anderen Mädchen zurückstehen müsste. Zwei Wochen spä-
ter folgte das nächste Geschenk. Dann fing er an, ich müsste mich auch mal revanchieren für seine
netten Geschenke. Ich kapierte schnell, dass er Sex damit meinte. Jedes Mal, wenn er mit mir ins
Bett ging, kriegte ich ein Geschenk: Parfüm, ein schickes Kleid, Schmuck. Ich hatte nur Schiss, dass
Mama und Papa was bemerkten! Ich will dir die Einzelheiten ersparen – eines Tages hatte er keinen
Bock mehr auf mich. Ich nehme mal an, er hatte ne andere. Aber ich hatte mich an diese Art Leben
gewöhnt, meinte, ich brauch’ das, und dieses Mal guckte ich mich selbst nach einem Lover um. Mit
Erfolg – offensichtlich gibt’s immer irgendwelche Typen, die scharf auf kleine Mädchen sind! (...)
Im zweiten College-Jahr fing ich an abzunehmen. Mama hatte mich zwei Monate lang nicht gese-
hen, als ich Weihnachten nach Hause kam, und sie wollte, dass ich zum Arzt ging, weil ich so dünn
geworden war. Ich erzählte ihr, das wäre nur, weil ich so viel für die Prüfungen getan und deshalb
das Essen vergessen hätte. Ich verschwieg ihr tunlichst, dass ich andauernd Durchfall hatte. Außer-
dem hustete ich wie blöd, aber ich behauptete, das läge an der frühen Trockenzeit und dem ganzen
Staub. (...) Schließlich und endlich brachte ich den Mut auf, für einen HIV-Test in eine Privatpraxis
zu gehen. Der Test heißt ELISA. Alle waren unheimlich nett zu mir, behandelten mich nicht etwa
wie eine Aussätzige. Als ich mir die Ergebnisse abholen wollte, war die Krankenschwester total lieb,
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aber als sie mir sagte, der Befund wäre positiv, brach ich in Tränen aus. O Gott! Was war ich fer-
tig! Der Schwester erklärte mir, der Test zeige nur, dass ich Antikörper gegen das HI-Virus hätte, das
Virus also, das Aids verursacht. Um zu wissen, ob ich wirklich schon Aids habe, müsste ich noch einen
anderen Test machen. Aber ich war mir sicher – ich habe Aids. Na gut – ich hab’ den Test gemacht,
und er bewies: Ich habe tatsächlich Aids. Bis jetzt gibt’s noch kein Mittel dagegen, und das heißt,
ich werde irgendwann daran sterben. Außerdem besteht ständig das Risiko, mir andere Infektions-
krankheiten zu fangen, an denen ich sterben kann. Ich hab’ mich schrecklich geschämt, und irgend-
wie fühle ich mich auch schuldig. Diese ganzen Sexabenteuer waren verkehrt. Ich habe alles total
versaut: mir selbst, den anderen Beteiligten, und auch mit Gott. Ja, du hast richtig gelesen, Schwe-
sterlein: Gott! Ich werde versuchen, dir zu erklären, was ich damit meine. Ich habe mich für andere
Menschen verantwortlich gefühlt. Ich weiß natürlich nicht genau, von welchem Mann ich das Aids-
Virus gekriegt habe, aber ich denke wirklich, es war der Allererste. Er ist tot, und ich hab’ gehört,
dass seine Frau auch krank und zur Behandlung in Übersee ist. Wahrscheinlich hast sie’s von ihm.
Selbst falls sie es wissen – über ihn wird nie die Wahrheit rauskommen. Aber ich muss immer an die
denken, die die Krankheit von mir bekommen haben. Irgendwer hat mal gesagt: »Wenn du mit jeman-
dem schläfst, hast du auch Sex mit allen anderen Partnern, mit denen der Betreffende schläft.« Das
heißt, ich habe wahrscheinlich das Aids-Virus an einige von den älteren Männern und an einige der
Studenten weitergereicht. Und die haben es wieder an andere weitergegeben. (...) Ach, Schwester-
lein, ich musste dir das alles sagen. Hasst du mich jetzt? Aber ich darf dich einfach nicht in dieselbe
Todesfalle abrutschen lassen. (...) Und wenn du mich trotz allem noch magst, bitte komm und rede
mit mir.
Quelle: Evangelisches Missionswerk in Deutschland (EMW) (Hrsg.):Das Schweigen brechen. Aktionsbündnis gegen AIDS. Hamburg 2001, S. 82f.
Aufgaben
1. Wie und warum wurde das Mädchen zur Prostituierten? Welche Alternativen hätte sie, ihr Leben anders zu gestalten?
2. Vergleiche ihre Situation mit Esthers Schicksal.
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3.4. Das Schweigen brechen – Nelson Mandela: Mein Sohn hatte Aids!
Nelson Mandela kämpft gegen das TabuDer Nobelpreisträger erklärt, dass sein Sohn an Aids gestorben ist, und fordert einen offenen Umgang mit der Krankheit
Michael Bitala in der Süddeutschen Zeitung vom 8./ 9. Januar 2005, S. 6
Bild von Makgatho Mandela: http://i.a.cnn.net/cnn/2005/WORLD/africa/01/07/mandela.son/long.makgatho.afp.jpg
Aufgaben:
1. Markiere Textstellen, die dich an Passagen aus ›Worüber keiner spricht‹ erinnern!
2. Informiere dich über den Lebensweg und das politische Engagement von Nelson Mandela!
3. Wie beurteilst du sein Verhalten?
Es gibt viele Möglichkeiten, auf den Tod seines Kindes zu reagie-ren. Man kann sich zurückziehen und trauern. Man kann, wenn man prominent ist, eine schrift-liche Stellungnahme verbreiten. Man kann auch – wie Nelson Mandela – den schwersten Weg wählen. Der Friedensnobelpreis-träger lud kurz nach dem Tod seines ältesten Sohnes Makga-tho am Donnerstag die Presse zu sich ein. »Wir haben Sie hier-her gebeten, um mitzuteilen, dass mein Sohn an Aids gestorben ist.« Dann sagte er: »Wenn wir darüber reden, werden die Leute aufhören, zu denken, dass dies ein Fluch ist, durch den die Menschen zur Hölle fahren.« Nur das öffentliche Bekenntnis führe dazu, dass Aids als gewöhnliche Krankheit wie TBC oder Krebs be-trachtet wird. Auch wenn Mandela seit Jahren ge-gen HIV/Aids kämpft – die Südafrikaner waren von seiner Stellungnahme nicht nur tief beeindruckt, die meisten wissen auch, wie viel Kraft sie den 86- Jährigen gekostet hat. Vom Tod des Sohnes ab-
gesehen ist Mandela inzwischen selbst so schwach und gebrech-lich, dass er kaum noch laufen kann. Seit der 54-jährige Mak-gatho Anfang Dezember in ein Krankenhaus gebracht wurde, hat der frühere Präsident Südafrikas nahezu jeden öffentlichen Auftritt abgesagt, um möglichst viel Zeit mit dem Sohn zu verbringen. Und dabei, so heißt es aus Mandelas Umfeld, habe er diesen immer wieder gebeten, selbst die Ur-sache seiner Krankheit öffentlich zu machen. Doch der lehnte ab –
weil Aids immer noch tabu ist, weil es als Fluch gilt, als Krankheit der Treulosen, auch wenn in diesem Land mehr als fünf Millionen Menschen infiziert sind. Selbst in Krankenhäusern wird nie Aids als Todesursache vermerkt, sondern Lungenentzün-dung oder Durchfall oder andere Folgeerschei-nungen der Immunschwächekrankheit. So hätte auch Mandela sagen können, Makgatho sei an der Folgen einer Gallenblasenoperation gestorben. Das war der unmittelbare Todesgrund.
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3.5. Schönheitswettbewerb für HIV-infizierte Afrikanerinnen
In Botswana gibt es seit 2002 einen Wettbewerb für eine Miss Stigma Free. Er findet in einem Hotel statt, wird vom Fernsehen übertragen, es gibt glitzernde Kleider und ein Interview mit den Bewerberinnen und am Ende eine Schärpe und ein Krönchen für die Siegerin. Alles ganz normal – abgesehen davon, dass die Bewerbe-rinnen HIV-positiv sind. Sie sind nicht nur schön, sondern auch ganz schön mutig.
Martina SchwikowakiQuelle: taz Nr. 7238 vom 19.12.2003, Seite 8, 123 Zeilen (TAZ-Bericht),
Bildquelle: http://www.joansullivanphotography.com/images/cynthiainterview.jpg
Aufgaben
1. Warum wählen die aids-kranken Frauen gerade einen Schönheitswettbewerb, um auf ihre Lage aufmerk-sam zu machen?
2. Überlege dir andere öffentliche Aktionen, die Aidskranken helfen könnten!
GABORONE taz »Miss Stigma Free« ist berühmt in Botswana. Auftritte in Aufklärungsprogrammen und ihre Arbeit als Aidsberaterin sowie inter-nationale Auftritte füllen ihren Ka-lender. »Ich bin erschöpft«, sagt die 32-Jährige, die eigentlich Kgalalelo Ntsepe heißt. Aber zu müde werde sie nie. »Ich bin das beste Beispiel, dass wir auch mit dem Virus leben können.« Als Ntsepe im Juli 2001 erfuhr, dass sie HIV-positiv ist, wog sie nur 48 Kilo und dachte, ihr Le-ben sei übermorgen zu Ende. Also nahm sie eine Überdosis Schmerz-tabletten. Das funktionierte nicht. »Gott ließ es nicht zu«, meint sie. Kurz darauf zählte sie zu den er-sten Kandidaten für Versuche mit Anti-Aids-Medikamenten in Bots-wana. Ein Jahr später begann die Regierung, diese Medikamente in Kliniken an alle HIV-Patienten um-sonst zu verabreichen. »Miss Stigma Free« hatte sich schnell erholt und organisierte einen Schönheitswett-bewerb für HIVInfizierte, den sie prompt gewann. Botswana, eines der wirtschaftlich erfolgreichsten Länder Afrikas, hat die höchste HIV-Infektionsrate der Welt: 35 Prozent der 15- bis 49-Jährigen, schätzt die UNO; 300.000 Menschen sind das – ein knappes Fünftel der Gesamt-bevölkerung. Anders als Südafrika, dessen Regierung erst vor einem Monat einen nationalen Aidsplan verabschiedete, schlug Botswanas Führung schon vor Jahren Alarm und erklärte Aids zur nationalen Krise. Ein Rahmenplan bis zum Jah-re 2009 legt Schritte und Ziele zur Bekämpfung fest. Freiwillige HIV-
Tests mit Beratung haben Priorität. Sogar Präsident Festus Mogae hat sich öffentlich testen lassen. »Bots-wana hat von Uganda gelernt«, er-klärt Leonard Manthe, Manager der führenden Aidsaufklärungs-Orga-nisation ACHAP. »Dort gab es erst Aktionen, als es schon fast zu spät war und ganze Dörfer verschwun-den waren.« ACHAP arbeitet mit der Bill- und Melinda-Gates-Stiftung zusammen sowie mit dem Phar-mahersteller Merck, der zwei der im Einsatz befindlichen Anti-Aids-Medikamente für einige Jahre um-sonst nach Botswana liefert. »Jeder in Botswana ist infiziert oder betrof-fen«, erklärt der Staatschef bei jeder Gelegenheit öffentlich. »Zusammen können wir es schaffen«, lauten
die Slogans auf Plakaten überall auf den Straßen und in Büros. Mo-bile Kliniken fahren in die entle-gensten Dörfer. Eine regelmäßige Aids-Fernsehshow »Talk Back« wird in jede Schule ausgestrahlt. Aids wirkt sich extrem auf Botswanas Wirtschaftslage aus, meint Patson Mazonde, staatlicher Direktor für Gesundheitsversorgung. Botswanas Wirtschaft lebt hauptsächlich vom Diamantenabbau durch Debswana, den größten Diamantenförderer der Welt, jeweils zur Hälfte im Besitz der botswanischen Regierung und des südafrikanischen Bergbaugiganten De Beers. Von Debswanas 6.000 Be-schäftigten sind ein Fünftel infiziert. 1999 startete das Unternehmen ein Aidsprogramm für Minenarbei-ter. Für 10 Millionen Pula (knapp 2 Mio. Euro) kriegen sie Beratung, freiwillige Tests und Anti-Aids-Me-dikamente. »Es ist teurer, die Leute nicht zu behandeln«, kalkuliert Fir-mendirektor Louis Nchindo nüch-tern. 110.000 Infizierte in Botswana brauchen Anti-Aids-Medikamente, aber nur 14.000 kriegen sie. Doch 80 Prozent der botswanischen Be-völkerung haben Zugang zur Ge-sundheitsversorgung in einem Acht-Kilometer-Radius – eine Sel-tenheit in Afrika. Und für nur 2 Pula Gebühr erhält jeder auch kostspie-lige Aidsbehandlungen umsonst. 12 Prozent des Staatshaushaltes flie-ßen in die Aidsbekämpfung, und die Regierung will den Betrag jedes Jahr erhöhen. Laut dem botswanischen Entwicklungsplan »Vision 2016« soll bis dahin eine HIV-freie Gene-ration heranwachsen.
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3.6. Fritz dachte: »Aids? – Kann mir nicht passieren!«
Ein persönlicher Erfahrungsbericht
»Das war im Urlaub, auf Mallorca. Juli 1987. Wie das eben so ist, ein Flirt, man kommt sich näher und dann … Mein Gott, das war für mich ja nicht das erste Mal. Damals war ich ein richtiger Macho. Und Aids war weit weg. Es war ja noch nicht so das Thema. Ich meine, das war doch was für Schwule und so. Außerdem: Im Urlaub lässt man doch schnell die besten Vorsätze fallen. Und in Monika war ich ja echt verliebt. Mit viel Gefühl und so. Ich glaub’ auch, dass es bei ihr genauso war. Obwohl sie ja immer nur mit Kondom wollte. Wegen der Verhütung. Ich habe das damals nicht gern gemacht. Lieber ohne. Und irgendwann, gegen Ende des Urlaubs, hatten wir tatsächlich auch mal kein Kondom zur Hand. Da haben wir es eben ohne gemacht. Damals habe ich mir überhaupt keine Gedanken gemacht, als Monika erzählte, dass sie einen Freund hätte. Ein Junkie, von dem sie sich eigentlich trennen wollte. Dem ging es damals gesundheitlich ziemlich schlecht, deswegen hatte sie ein schlechtes Gewissen, ihn sitzen zu lassen. Heute bin ich davon überzeugt, dass er schon Aids-Symptome hatte. Ob Monika das klar war? Ich glaube eigentlich nicht. So richtige Schuldvorwürfe habe ich ihr auch nie gemacht, denn wenn ich es mir bei ihr nicht geholt hätte, dann eben bei einer anderen. Ich war eben kein Kind von Traurigkeit. Erst später habe ich gemerkt, dass das ein böser Fehler war. Aber was mich bis heute wirklich schwer belastet ist, dass ich nicht weiß, ob ich selber jemanden infiziert habe. Ich meine, dass ich mir das HIV geholt habe, ist ja auch meine Schuld gewesen. Oder Dummheit oder wie du das auch immer nennen willst. Aber jemanden anderen anzustecken, das ist schon noch mal was anderes. Denn ich habe das erst 1991 erfahren, dass ich positiv bin. Ich habe Blut gespendet, wollte eigentlich etwas Gutes tun und dann das: Bitte setzen Sie sich mit Ihrem Arzt in Verbindung. Das hat mich wirklich umgehauen. Das war eine echte Katastrophe für mich. Alles brach zusammen. Damals hatte man ja auch nur eine Perspektive von wenigen Jahren. Ich wollte nicht mehr arbeiten und habe meine Firma verkauft; ich war damals selb-ständig. Jetzt bin ich 42 und lebe von der Sozialhilfe. Nie hätte ich gedacht, dass mein Leben so verläuft. Dass ich mal Depressionen bekomme und bis zu 90 Pillen am Tag schlucken muss. Aber auch wenn’s mir heute nicht so gut geht, mit all’ den Nebenwirkungen von den Medikamenten, ich denk’ dann immer: Wenigstens bist du noch am Leben.«
Quelle: Diakonisches Werk der EKD e.V. (Hrsg.): HIV/Aids – Unterrichtsmaterial für Sekundarstufe II und Berufliche Schulen. Stuttgart 2002, S. 39.
Aufgaben
1. Porträtiere Fritz. Wie konnte es zu seiner Infektion kommen?
2. Welche Konsequenzen kann man aus seiner Erfahrung ziehen?
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Literatur- und Linkverzeichnis
Zum Buch
• Die Originalausgabe: Allan Stratton: Chanda’s Secrets. USA/Canada: Annick Press 2004.
• Immer aktualisierte Informationen zum Autor und zum Buch (mit den Auszeichnungen und Rezen-sionen) auf der Homepage des Autors: www.allanstratton.com
• Hier können Schüler eine Rezension zu dem Buch einstellen: www.dtvjunior.de und www.amazon.de
• Umfangreiche Anregungen (ca. 30 Seiten lang) für die unterrichtliche Behandlung des Buches, ver-öffentlicht vom kanadischen Verlag der Originalausgabe: www.annickpress.com/forteachers/chandassecrets.html
Zum Thema Aids
• Zwei Broschüren von »Brot für die Welt« zur grundlegenden Information und mit einschlägigen Unterrichtsmaterialien zur gesundheitlichen Aufklärung und dem Umgang mit Aids in Deutschland und Südafrika
– Diakonisches Werk der EKD e.V. (Hrsg.): HIV/Aids – Unterrichtsmaterial für Sekundarstufe II und Berufliche Schulen. Stuttgart 2002
– Evangelisches Missionswerk in Deutschland (EMW) (Hrsg.): Das Schweigen brechen. Aktions-bündnis gegen AIDS. Hamburg 2001.
• Ein Verzeichnis von Aids-Hilfeeinrichtungen, die Unterrichtseinheiten mitgestalten helfen, findet sich unter: www.aidsfinder.de
• Das Aktionsbündnis gegen Aids ist ein Zusammenschluss von über 85 kirchlichen und zivil-ge-sellschaftlichen Organisationen der Aids- und Entwicklungszusammenarbeit sowie mehr als 250 Basisgruppen. Gemeinsam wollen sie Politik und Pharmaindustrie stärker in die Verantwortung für den Kampf gegen HIV/Aids nehmen. Der Ausbau der finanziellen Ressourcen zur weltweiten HIV-Prävention und Aids-Bekämpfung und der weltweite Zugang zur Therapie sind die zentralen Anliegen der Kampagne des Bündnisses: www.kampagne.de
• Ferner: www.rki.de Robert Koch-Institut in Berlin; zentrale Informationsstelle in Deutschland für die Bundesregierung und das öffentliche Gesundheitswesen.
• www.gib-aids-keine-chance.de
– www.aidshilfe.de
– www.bzga.de (Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verschickt kostenloses In-formationsmaterial und »Jungs Geschichten«, die vom Schicksal des jugendlichen Aidskranken Oliver erzählen und im letzten Kapitel die »Harten Fakten« zum Thema Aids noch einmal zusam-menfassen; im Internet informiert die Bundeszentrale sehr anschaulich über die verschiedenen Stufen des Infektionsrisikos.)
• www.brot-fuer-die-Welt.de
• www.tac.org.za (Treatment Action Campaign – Diese Organisation kämpft seit Jahren für den flächendeckenden Einsatz von antiretroviralen Medikamenten zur Aidsbekämpfung.)
http://www.dtv.de/lehrer LESEN IN DER SCHULE MIT DTV JUNIOR: Stratton ›Worüber keiner spricht‹ 39
• www.aids.org.za (Aids Foundation of South Africa)
• Besonders interessant ist die Initiative HOPE (HIV Outreach Program and Education), die sich seit 2000 als erste nichtstaatliche Einrichtung in Südafrika engagiert: www.h-o-p-e.net
• Bristol-Myers Squibb rief 2005 zu einem besonderen europäischen Fotowettbewerb auf: Es sollten Fotos eingeschickt werden, die Fortschritt und Hoffnung ausdrücken und den Alltag der Menschen widerspiegeln – 20 Jahre nach der Entdeckung des HI-Virus. www.onevision2005.org
• Ein Beispiel für das persönliche Engagement eines Einzelnen ist der jahrelange Einsatz von Lotti Larous aus der Schweiz für Aidskranke in Afrika. Im Dezember 2004 wurde sie von den Leserinnen von »Bild der Frau« zur Frau des Jahres gewählt. Am 8. Januar 2005 wählte sie das Schweizer Volk anlässlich der »Swiss Awards« zur Schweizerin des Jahres 2004: www.LottiLatrous.ch