Lex Arch Kunst A-Z 2AK 1. - Hawelverlagoder Unterdrckung allgemeiner Lebensbedrfnis-se, insbesonders...

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D D., lat., Abkɒrzung fɒr den rçm. Zahlwert 500; kRçm. Zahlen, kChronogramm. D. M., lat. Dis Manibus; kManen. Dachauer Schule, Notbezeichnung fɒr eine lang- jȨhrig bestehende lockere Kɒnstlergemeinschaft, etwa von 1830 bis zum Ausbruch des ersten Welt- krieges, die Ȩhnlich der kSchule von Barbizon bzw. den kImpressionisten eine Landschaftsmalerei im Freien pflegte, kFreilichtmalerei, wobei die Kɒnstler versuchten, persçnliche Eindrɒcke der Landschaft, deren Charakter, bestimmte Aspekte der Jahres- oder Tageszeit darzustellen. Auch der arbeitende Mensch, seine Feste und BrȨuche, seine Tracht und sein Gebaren, wurde in Bildern mit krȨftigten Pinsel- strichen festgehalten. Seit Anfang des 19. Jh. fanden sich Kɒnstler in Dachau und Umgebung ein, um dort im Freien zu malen, wobei sich in ihren Werken noch AnklȨnge an die kRomantik finden. Vertreter dieser frɒhen Zeit sind S.Warnberger, J. Hauber, L. Quaglio, Piloty d. Ɛ., W. Kobell, F.Dilger, C. Spitzweg, E. Schleich u. a. Im zweiten Drittel des Jh. erreichte die D. S. durch A. Langhammer, L. Dill und A. Hoelzel einen weit ɒber Bayern hinausreichenden Ruf, und zahlreiche weitere Kɒnstler wirkten bzw. verweilten wenigsten zeitweise in dieser „Kɒnstlerkolonie“. Bekannte Namen wie F. v. Stuck, A. M.Kçster, O. Gulbransson, G.v. Seidl, M. Slevogt L.v. Heterich oder E. Nolde stehen fɒr das Kunstschaffen der D. S., die wȨhrend jener Zeit bereits zu einer dem kJugendstil nahestehender Bildauffassung tendierte. Nachdem Dillis und Hoelzel um 1900 an die Akademien von Stuttgart und Karlsruhe berufen worden waren, bzw. das Kunstwollen des 20. Jh. sich gewandelte hatte, verlor die D. S. ihre Be- deutung; kWeimarer Malerschule, kWorpsweder Kɒnstlerkolonie. Dachfenster , man unterscheidet grundsȨtzlich zwischen liegendem und stehendem D. Die stehen- den kçnnen als Fledermausgauben, Schleppgauben, DachhȨuschen und Dacherker ausgebildet sein. Schleppgauben ohne Verglasung, mit Holzgitter oder anderen Abgrenzungen, dienten an Scheunen zur Belɒftung, um Pflanzen wie Hopfen, Tabak, aber auch Getreide zu trocknen; kMansarde, kGau- be; kAbb. Nr. 28, S. 139. Dachformen, im Gegensatz zu den antiken mittel- meerischen Hochkulturen entwickelte und bevor- zugte das Abendland nicht ebene, sondern schrȨge DȨcher. Nur bedingt unterschied man zwischen D. des Sakral-, Imperial- oder Profanbaus; lediglich die Bedeckungsart differierte. Im Barock war allerdings das kMansarddach am Schloß- und Amtsbau ɒblich; kAbb. Nr. 29, S. 140. Dachgaube, kDachfenster. Dachreiter , kleines, schlankes Tɒrmchen aus Holz oder Stein, das auf dem Dachfirst wie aufgesetzt, „reitend“, wirkt; bei Kirchen hȨufig ɒber der kVierung als Glockentɒrmchen angebracht. Da kZisterzienser und kBettelorden auf Kirchtɒrme verzichteten, wȨhlten sie den bescheidenen D. als Abb. 28 DACHGAUBEN 1 Giebelgaube, 2 Walmgaube, 3 Schleppgaube, 4 Fle- dermausgaube.

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DD., lat., Abk�rzung f�r den rçm. Zahlwert 500;kRçm. Zahlen, kChronogramm.D. M., lat. Dis Manibus; kManen.Dachauer Schule, Notbezeichnung f�r eine lang-j�hrig bestehende lockere K�nstlergemeinschaft,etwa von 1830 bis zum Ausbruch des ersten Welt-krieges, die �hnlich der kSchule von Barbizon bzw.den kImpressionisten eine Landschaftsmalerei imFreien pflegte, kFreilichtmalerei, wobei die K�nstlerversuchten, persçnliche Eindr�cke der Landschaft,deren Charakter, bestimmte Aspekte der Jahres-oder Tageszeit darzustellen. Auch der arbeitendeMensch, seine Feste und Br�uche, seine Tracht undsein Gebaren, wurde in Bildern mit kr�ftigten Pinsel-strichen festgehalten.

Seit Anfang des 19. Jh. fanden sich K�nstler inDachau und Umgebung ein, um dort im Freien zumalen, wobei sich in ihren Werken noch Ankl�nge andie kRomantik finden. Vertreter dieser fr�hen Zeitsind S. Warnberger, J. Hauber, L. Quaglio, Pilotyd. �., W. Kobell, F. Dilger, C. Spitzweg, E. Schleichu. a. Im zweiten Drittel des Jh. erreichte dieD. S. durch A. Langhammer, L. Dill und A. Hoelzeleinen weit �ber Bayern hinausreichenden Ruf, undzahlreiche weitere K�nstler wirkten bzw. verweiltenwenigsten zeitweise in dieser „K�nstlerkolonie“.

Bekannte Namen wie F. v. Stuck, A. M. Kçster,O. Gulbransson, G.v. Seidl, M. Slevogt L.v. Heterichoder E. Nolde stehen f�r das Kunstschaffen derD. S., die w�hrend jener Zeit bereits zu einer demkJugendstil nahestehender Bildauffassung tendierte.Nachdem Dillis und Hoelzel um 1900 an dieAkademien von Stuttgart und Karlsruhe berufenworden waren, bzw. das Kunstwollen des 20. Jh.sich gewandelte hatte, verlor die D. S. ihre Be-deutung; kWeimarer Malerschule, kWorpswederK�nstlerkolonie.Dachfenster, man unterscheidet grunds�tzlichzwischen liegendem und stehendem D. Die stehen-den kçnnen als Fledermausgauben, Schleppgauben,Dachh�uschen und Dacherker ausgebildet sein.Schleppgauben ohne Verglasung, mit Holzgitteroder anderen Abgrenzungen, dienten an Scheunenzur Bel�ftung, um Pflanzen wie Hopfen, Tabak,aber auch Getreide zu trocknen; kMansarde, kGau-be; kAbb. Nr. 28, S. 139.

Dachformen, im Gegensatz zu den antiken mittel-meerischen Hochkulturen entwickelte und bevor-zugte das Abendland nicht ebene, sondern schr�geD�cher. Nur bedingt unterschied man zwischen D.des Sakral-, Imperial- oder Profanbaus; lediglich dieBedeckungsart differierte. Im Barock war allerdingsdas kMansarddach am Schloß- und Amtsbau �blich;kAbb. Nr. 29, S. 140.Dachgaube, kDachfenster.Dachreiter, kleines, schlankes T�rmchen aus Holzoder Stein, das auf dem Dachfirst wie aufgesetzt,„reitend“, wirkt; bei Kirchen h�ufig �ber derkVierung als Glockent�rmchen angebracht. DakZisterzienser und kBettelorden auf Kircht�rmeverzichteten, w�hlten sie den bescheidenen D. als

Abb. 28 DACHGAUBEN1 Giebelgaube, 2 Walmgaube, 3 Schleppgaube, 4 Fle-dermausgaube.

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140 Dachformen

Abb. 29 DACHFORMEN1 Satteldach (1 a First, 1 b Traufe, 1 c Giebel); 2 Pultdach; 3 Zeltdach; 4 Walmdach; 5 Kr�ppelwalmdach; 6 Fuß-walmdach; 7 Mansarddach; 8 Mansardgiebeldach; 9 Mansarddach mit Schopf; 10 Satteldach mit Zwerchgiebel;11 Satteldach mit Gaube; 12 Tonnendach; 13 S�gedach; 14 Kreuzdach; 15 Rhombendach; 16 Faltdach; 17 Pyrami-dendach; 18 Kegeldach; 19 Zwiebeldach; 20 Welsche Haube oder Glockendach; 21 Faltdach.

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Glockenturm. Auch ma. Rath�user, Spit�ler oderStadttore schm�ckten sich mit D. und kGlocke;kTurm; Abb. Nr. 30, S. 141.Dachstuhl, koffener Dachstuhl.Dachziegel, gebrannte Dachplatte, zuerst am anti-ken Tempelbau sp�ter auch an Wohn- und Privat-h�usern verwendet. Nach ihrer Herstellungsart un-terscheidet man in Press- und Strangziegel, d. h.entweder wird der Lehm in eine geschlossene Formgepreßt (Preßziegel) oder in eine offene gestrichen(Strangziegel). Preßziegel sind alle Falzziegel wiekMçnch bzw. Nonne. Strangziegel sind Biber-schwanz,- sowie Pfannen- und Krempziegel; kZie-gel.Dadaismus, mit dem Namen „Dada“ bezeichnetesich eine Gruppe von K�nstlern, die sich 1916 imZ�richer Cabaret Voltaire trafen, um gemeinsam ge-sellschaftskritische Literatur und Kunst zu schaffen.Wie es zu der inhaltslosen Selbstbezeichnung ge-kommen ist, wird unterschiedlich tradiert, jeden-falls sollte „Dada“ nichts aussagen. Gr�ndungsmit-glieder waren H. Arp, H. Ball, R. Huelenbeck,M. Janco und T. Tazara, das geistige Haupt der hierim Exil lebenden K�nstler.

Anfangs f�hrte man selber gesellschaftskritischeCabarets auf und inszenierte Ausstellungen moder-ner, abstrakter Kunst. Die Mitglieder empfanden dieKunst im herkçmmlichen Sinne geradezu als un-tauglich, um eine wahre menschliche Kultur zuschaffen. Denn alles Bisherige, einschließlich neuerRichtungen, wie kImpressionismus, kExpressionis-mus oder kFauvismus, schien ihnen nur ein �stheti-sches Feigenblatt f�r die soziale Ungerechtigkeitoder Unterdr�ckung allgemeiner Lebensbed�rfnis-se, insbesonders der Sexualit�t, zu sein. Um diesescheinbar lebens- und menschenfeindliche Kulturaufzuheben, galt es zuerst, die alte Kunst gr�ndlichzu zerstçren. Das Absurde, Anstçßige und Wider-spr�chliche sollte Ausgangspunkt der Auflçsung al-ler bisherigen �sthetischen Kunstformen werden,und der konkrete Gegenstand, das gewçhnlicheDing, in harter und brutaler N�chternheit an Stelleder gemalten �sthetisierung treten.

„Das Wort Dada symbolisiert das primitivste Ver-h�ltnis zur umgebenden Wirklichkeit, mit dem Da-daismus tritt eine neue Realit�t in ihre Rechte. DasLeben erscheint als ein simultanes Gewirr von Ge-r�uschen, Farben und geistigen Rhythmen, das inder dadaistischen Kunst unbeirrt mit allen sensatio-nellen Schreien und Fiebern seiner verwegenen All-tagspsychologie und in seiner gesamten brutalenRealit�t �bernommen wird.“ (Dadaistisches Mani-

fest, 1918). Hatte die alte Kunst den einzelnen Ge-genstand aus dem Leben herausgenommen, so willdas dadaistische Kunstwerk alle Umst�nde, die derBetrachter mit dem Gegenstand verbindet, zum Er-leben bringen, was mit dem Begriff der kSimultanei-t�t, lat. Gleichzeitigkeit, umschrieben wird. Da-durch wollte man das „Kunstwerk“ wieder insLeben einbinden bzw. es erst gar nicht herausneh-men. Die neue Kunst setzte auf Bewußtsein bzw.Bewußtmachen komplexer Gesellschaftsstrukturen,wodurch der D. gesellschaftskritisch, politisch wur-de. Ein Großteil der Dadaisten hatte sich folgerich-tig dem Sozialismus beziehungsweise der sozialisti-schen Revolution verschrieben.

Bereits 1915 erschienen mehrere Zeitschriften undk�nstlerische Manifeste, die ebenso wie Besuche undneue Emigranten die Idee und das Anliegen des D.weltweit in andere Kunstzentren trugen: Paris,A. Breton, P. Eduars, L. Aragon; Berlin, R. Huelsen-beck, G. Grosz, J. Heartfield; Kçln, M. Ernst; Han-nover, K. Schwitters; Dresden, O. Dix; New York,M. Ray, M. Duchamp, Picabia. In Rußland entwik-kelte sich der D. vçllig eigenst�ndig, �hnlich der NewYorker Gruppe. Die Z�rcher Gruppe lçste sich be-reits 1919 wieder auf, doch ihre Impulse wirktennachhaltig auf die Moderne. Vorl�ufer dieser Kunst-auffassung waren die ital. kFuturisten, die an dieStelle der �sthetischen Kunst das Leben setzen woll-ten und die Museen mit Friedhçfen verglichen haben;kDcollage,kAbstrakte Kunst,kSchadographie.

Dachstuhl · Dadaismus 141

Abb. 30 DACHREITER

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Dagobert, kMerowinger.Daguerreotypie, fotographisches Verfahren, ent-wickelt vom franz. Dekorationsmaler L. J. M.Daguerre. In den Jahren 1837/39 entdeckte er dieLichtempfindlichkeit des Jodsilbers und experimen-tierte damit. Er brachte es auf einer Kupferplatte ausund belichtete mittels der Camera obscura, einemeinfachen Holzkasten mit kleinem Loch. Anschlie-ßend wurde die Platte Quecksilberd�mpfen aus-gesetzt und das Bild durch eine Kochsalzlçsungfixiert. Seine Arbeiten bildeten die Vorstufe zurkFotographie.Daidalos, griech. Mythengestalt, Sternbild. Nach-dem D. seinen ebenfalls erfindungsreichen Neffenvon der Akropolis hinuntergest�rzt hatte, floh er zukMinos, dem Herrscher von Kreta. Hier baute erkunstvoll das Labyrinth, das Gef�ngnis des kMino-tauros, in das sp�ter kTheseus geschickt wurde.Doch kAriadne, die Tochter des D., gab Theseus,ihrem sp�teren Mann, die entscheidende Hilfe, densogenannten Ariadnefaden. Daraufhin sperrte Mi-nos D. samt dessen Sohn kIkaros in das Labyrinth.Hier verfertigte D. f�r sich und seinen Sohn Fl�gelaus Federn und Wachs, um auf dem Luftweg zuentfliehen. Entgegen v�terlicher Warnung stieg Ika-ros zu hoch, wodurch das Wachs schmolz und Ika-ros abst�rzte; D. aber erreichte gl�cklich Sizilien.Dargestellt u. a. in der Renaissancemalerei; kWie-land.Daktyliothek, griech. Ringbeh�ltnis; im �bertra-genen Sinne eine Sammlung von kGemmen undkKameen. Bedeutende D. gab es bereits in den anti-ken Schatzh�usern der Tempel, kThesauros, oder inden herrscherlichen Pal�sten. W�hrend der Renais-sance entstanden abermals umfangreiche D. Im18./19. Jh. nannte man Sammlungen von Abg�ssenantiker Gemmen ebenfalls D.Dalmatika, ma. auch Leßrock; im kath. Kultus dasliturg. Obergewand des kDiakons und Unterge-wand des Bischofs bei Pontifikalhandlungen; es lei-tet sich von der rçm. Kaisertracht ab. Urspr�nglichein weit�rmliges, aus dalmatinischer Wolle – dahervielleicht der Name – hergestelltes, bis zu den F�ßenreichendes, einfaches Gewand, geziert mit zweisenkrecht verlaufenden Purpurborten, den kClavi,sp�ter auf Kniehçhe reduziert, mit geschlitzten �r-meln und reichen Stickereien versehen. Besondersprunkvolle D. wurden im Barock geschaffen; heutekaum noch verwendet. Die D. gehçrte zum Krç-nungsornat der dt. Kaiser und engl. Herrscher; auchder kHerold trug sie bei feierlichen Anl�ssen; kLi-turg. Kleidung.

Damast, abgeleitet von Damaskus, dem urspr�ng-lichen Herstellungsort des Stoffes; einfarbiges Lei-nen-, Baumwoll- oder Seidengewebe, bei dem durchbesondere Webtechnik, einen Wechsel von Kett- undSchußbindungen, geometrische Muster oder pflanz-liche Ornamente entstehen. Seit Ende des 13. Jh. warItalien, sp�ter (15. Jh.) auch Flandern in der D.we-berei f�hrend; kBarchent, kByssos, kLinnen.Damaszieren, eine besondere Technik der Waffen-schmiede in Damaskus, was zur deren Namen-gebung f�hrte. Sie besteht darin, daß man mehrere,verschieden dicke Vierkantst�be und Stahldr�hteunterschiedlicher H�rte �bereinanderlegt und ver-schweißt. Das Ganze wird gewunden und durchH�mmern in die L�nge geformt. Obwohl der Vor-gang çfter wiederholt wird, ergab sich doch ein or-namentales Muster. Gleichzeitig f�hrte diesesschmiedeisernes Verfahren dazu, daß die Waffen be-sonders geh�rtet wurden; kSchmiedeisen. Die sohergestellten Waffen, Dolche, Schwerter u. a., erho-ben Damaskus bis Ende des MA zur f�hrenden Me-tropole des Waffenhandels. In Deutschland wurdediese Technik erst um 1400 �bernommen. W�hrenddes 17. Jh. erreichte die Werkstatt des Meisters Sem-melnuß in Solingen eine f�hrende Stellung.

In der kHeraldik bezeichnet man damit die Aus-schm�ckung glatter und leerer Fl�chen, das He-roldsst�ck, durch geometrische Muster oder Ran-kenwerk; kTauschierung, kPunze, kEisen.Damenstift, sp�tma. Bezeichnung f�r ein adeligesFrauenstift, kStift, in dem man nach der kAugusti-nusregel lebte. Urspr�nglich waren D. geschlosseneFrauenklçster nach der kBenediktregel oder der co-lumban. Mischregel; kColumban. Seit der Karolin-gerzeit, kBenedikt von Aniane, tendierten die be-deutenderen Frauenklçster, in denen meist nuradelige Frauen und Witwen lebten, zur Rechtsformdes Stiftes und �bernahmen die großz�gigere Kano-nissenregel; kKanoniker. Sie durften ihr persçnli-ches Vermçgen behalten, besaßen innerhalb desStifts eigene Wohnungen und Dienstm�gde undkonnten bei Bedarf sogar wieder austreten. Bedachtauf Stand und angemessener Versorgung durch dasStiftsvermçgen, reservierte man die Pl�tze hochade-ligen Frauen mit einem gut bezeugten Stammbaum,kAhnenprobe, kAufschwçren, wodurch das Stiftstets einer kleinen Schicht vorbehalten war, was imLaufe der Jahrhunderte zur kulturellen und spiri-tuellen Verarmung f�hrte. Zahlreiche Stifte konn-ten sogar das Privileg der kImmunit�t erringenund zum gef�rsteten D. aufsteigen; kGef�rstet,kReichsst�nde.

Dagobert · Damenstift142

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Die kReformation ließ zahlreiche D. bestehen,um adeligen ev. Damen ein religiçses Leben zu er-mçglichen. W�hrend des 17./18. Jh. teilweise Neu-gr�ndungen, auch im Kath., doch w�hrend derkS�kularisation wurden die meisten kath. Stifte auf-gehoben. Einige ev. Stifte konnten sich bis in unsereZeit erhalten.Damenwappen, die Vereinigung der beiden Fami-lienwappen eines Ehepaares in einem Schild; kAlli-anzwappen.Damian, kKosmas und Damian.D�monen griech. daimon, niedere Gottheit,gçttliches Wesen, persçnlicher Genius, kGenien,kSchutzengel, auch Schicksal und Ungl�ck. NachHesiod wandelte Zeus das erste, goldene Geschlechtder Menschen zu D�monen: „Aber nachdem nundies Geschlecht in der Erde geborgen, wurden sie zuD�monen nach Zeus, dessen erhabenen Willen;Herrliche, weilen auf Erden, sind H�ter der sterb-lichen Menschen, und sie wahren das Recht undwehren frevelnden Werken. Luftiger als Nebeldurchschweifen sie alle Weiten der Erde, Segen spen-dend. Und dies ist ihr kçnigliches Anrecht“. (Werkeund Tage, 119 f.) Nach antiker Auffassung standendie D. weit �ber den Menschen, doch erreichten sienicht die Leidenschaftslosigkeit einer Gottheit, dennihre Seele w�rde von Empfindungen und Stimmun-gen getrieben. Sie galten als Zeugungen der Gçtterund Boten des Schicksals, sp�ter jedoch auch als Ver-ursacher von Krankheiten und Naturkatastrophen.

Noch bei Platon findet sich die Vorstellung, daßD. alles und jedes, selbst den Kosmos beseelen undsomit bewegen: „In jedem Elemente leben D. teilssichtbar, teils unsichtbar, im �ther wie im Feuer, inder Luft wie im Wasser, so daß kein Teil des Kosmosunbeseelt ist und leer von Lebewesen, die hçher undm�chtiger sind als die sterbliche Natur“; kSeele,kPtolemaios. Goethe formulierte es in Faust I, Vers427 f.: „Wie alles sich zum Ganzen webt, eins in demanderen wirkt und lebt! Wie Himmelskr�fte auf-und niedersteigen und sich die goldnen Eimer rei-chen! Mit segenduftenden Schwingen vom Himmeldurch die Erde dringen, harmonisch all das Alldurchklingen“. Unz�hlige D. belebten nach diesemorganischen Weltverst�ndnis die Erde, vermitteltenzwischen Oben und Unten, bewachten bestimmteOrte und dienten als Gçtterboten. Die bekannte-sten und besonderen unter ihnen sind kHermes,kHekate, Iris, kNike, kSphinx, kEroten oder diekSirenen.

Die positive Sicht der Antike wurde vom Chri-stentum nicht �bernommen, man setzte D. weitge-

hend mit dem kTeufel und Besessenheit gleich, oderglaubte in ihnen die Urheber bestimmter Krankheitzu sehen, eine Ansicht, die allerdings sich schon inder sum.-babyl. Kultur findet. Denn dort galten D.als Kinder bestimmter verderbenbringender Gott-heiten der Unterwelt, so des Gottes Nergal, die denMenschen mit allen mçglichen Krankheiten zusetz-ten. Insbesonders die kleinen Kinder galten als be-vorzugte Opfer der blutsaugenden D.; auch imKosmos konnten sie Unheilvolles bewirken. DiePriesterschaft der Gçtter Marduk und Ea wußtensich ihrer durch Beschwçrung und Kenntnis ihresWesens zu erwehren; jene Priester besaßen eineweitl�ufige D�monologie, eine Lehre von den D.

Den bçsen D. standen die guten kGenien gegen-�ber. Dennoch besitzen D. auch nach der Bibel einhçheres Wissen als die Menschen, da sie im Gegen-satz zu den Irdischen den Christus als den verheiße-nen Messias erkannt haben. Man betrachtete die D.als abgefallene Engel, kEngelssturz, die den Men-schen von seiner eigenen Bestimmung und Entwick-lung fernhalten oder zumindest hindern wollen. Wo-bei sie vielleicht wie Goethe es sah, die Kraft sind,die stets das Bçse will und doch das Gute schafft(Faust). Insbesonders verunreinigen sie nach damali-ger Anschauung Gegenst�nde, Ort und Menschen.Seit dem fr�hen Christentum gab es zahlreiche kulti-sche und rituelle Handlungen wie Exorzismus,kKleriker, Segnungen, kSakramentalien, um Men-schen oder Orte von D. zu besch�tzen; kWeihwas-ser, kApotropaion, kBaptisterium, kVorzeichen.

Neben den theol. Werken des hl. kAugustinus(354 – 430) „De civitate dei“ (Vom Gottesstaat) und„De divinatione daemonum“ (Von der Vergçtt-lichung der D�monen), gestalteten und verbreitetenvor allem hochma. Erz�hlungen und Legenden, wieder Dialogus Miracolorum (Rede �ber die Wunder)des Caesarius von Heisterbach, die kLegenda aureaoder Werke des Vinzenz von Beauvais, die Vorstel-lung von D. Auch die ma. kBestiarien sind hier zunennen. Seit dem 9./10. Jh. finden sich Darstellungenvon D. in Bildern der Heilungswundern bzw. D�-monenaustreibungen, wie es Matth. 8,28 f; Mark.5.1 f; Luk. 8,26 f berichten. Vor allem im Sp�tma.kam es zu zahlreichen D.-Bildern; kHexen, kDra-chen, kGeorg, kAntonius der Einsiedler, kFluchtnach �gypten, kDiamant, kRaphael. Insbesondersin der roman. Baukunst wurden D. im Sinne eineskApotropaion angebracht; kSirenen, kBasilisk,kBestiens�ule.D�monenaustreibung, seltene Darstellung derTat Christi (Matth. 8,28 f; Mark. 5,1 f; Luk. 8,26 f.).

Damenwappen · D�monenaustreibung 143

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Vor der Stadt Gerasa begegneten Christus ein oderzwei Besessene, die so wild waren, daß sich niemandmehr auf die Straße traute. Als Christus die kD�mo-nen austrieb, baten sie, in eine Schweineherde hin-einfahren zu d�rfen, was er ihnen erlaubte, woraufsich die Schweine ins Wasser st�rzten und ertranken.Darstellungen meist nur in der Buchmalerei, vor al-lem in Werken des 9./10. Jh. Das Urbild der D�mo-nenbesiegung ist der Erzengel kRaphael.Danae, Gestalt der griech. Mythologie, Tochter desAkrisios und der Euridyke. Da dem Vater geweis-sagt worden war, der Enkel werde den Großvatertçten, sperrte Akrisios seine Tochter D. in ein unter-irdisches Verließ, damit sie jungfr�ulich bliebe.kZeus aber entbrannte in Liebe zu D. und begeg-nete ihr in Form eines Goldregens; kGold. Dieserbildliche Vorgang kann als hieros gamos, als hl.Hochzeit zwischen Himmel und Erde, zwischenmenschlicher Seele und gçttlichem Geist verstandenwerden, kMuschel, k�hrenkleidmadonna, zumalder Regen allgemein als Befruchter der Erde be-trachtet wird. Aus dieser Vereinigung ging kPerseushervor. Beide, Mutter und Kind, sperrte Akrisios ineinen hçlzernen Kasten und setzte sie dem Meereaus; kMose, kAuge. Sp�ter wurde D. als Sternbildan den Himmel versetzt. In der antiken Vasen- undFreskenmalerei selten dargestellt, doch in der ital.Renaissance ein beliebtes Motiv.Danebrog, d�n. Reichsbanner; zu den kAcheiro-poietos bzw. den kdiipetes eikones, den vom Him-mel gefallenen Bildern gehçrend. Denn laut Sage fieldas Banner 1219 w�hrend der Schlacht bei derEstenburg Lindanissa, nahe dem sp�teren Reval,direkt vom Himmel. Auf dieses Banner geht der Da-nebrogorden, ein d�n. kRitterorden, 1671 gestiftet,zur�ck; kOri flamme, kLabarum, kPalladion.Daniel, alttl. kProphet zur Zeit des babyl. Exils(6. Jh. v. Chr.); sein Leben wird in dem ihm zuge-schriebenen Buch D. geschildert. D. kam 597 v. Chr.mit der Exilierung der Juden nach Babylon und be-kleidete dort mehrere �mter am Hofe. Im Gegen-satz zu vielen Juden hielt D. an seinem Glauben fest,weshalb er beim Kçnig verleumdet und schließlichverurteilt wurde. Man warf ihn in eine Lçwengrube,doch die hungrigen Tiere erwiesen ihm Respekt.Um ihn vor dem Hungertod zu bewahren, sandteGott einen Engel, der den Propheten Habakuk mit-samt dessen Hirsemus zu D. in die Lçwengrubetrug. Das Lçwenwunder bewirkte seine Befreiung.Dieses Geschehnis wurde seit fr�hchristl. Kunst alskPr�figuration der Auferstehung Christi und derEinzelseele betrachtet, weshalb es sich h�ufig im Se-

pulkralbereich, in der Tafelmalerei dagegen nur ver-einzelt findet. Seit dem Hochma. wird D. auch alsProphet, meist als jugendlicher Mann mit kphrygi-scher M�tze dargestellt.

Auch das çfter dargestellte Mahl des Belsazar,Sohn des letzten babyl. Kçnigs, gehçrt in den D.zy-klus. Der trunkene Kçnig ließ die erbeuteten Gef�ßeaus dem kj�d. Tempel zur Zecherei ben�tzen, wor-auf ein Schriftzug an der Wand erschien: „menemene tekel upharsin“, d. h. gewogen und zu leichtbefunden. D. deutete die Zeichen auf den baldigenTod des Kçnigs, der in der gleichen Nacht ermordetwurde. Das Geschehen betrachtete man als kPr�fi-guration auf den Antichrist. Zu D. gehçren auch dieBegebenheiten, kSusanne im Bade und die kDreiJ�nglinge im Feuerofen. D. verehrte man als Patronder Bergknappen.Danielschnallen, bronzene G�rtelschnallenchristl. Krieger des 7. Jh., auf denen in einfacherWeise der alttl. Prophet kDaniel dargestellt ist. DieTr�ger erhofften sich Schutz und gçttliche Hilfe,wie sie einst Daniel in der Lçwengrube zuteil ge-worden war.Daphne, laut griech. Mythologie eine kNymphe;st�rmisch geliebt von kApoll, entfloh D. seiner Zu-dringlichkeit. Kurz bevor Apoll sie ergreifen konn-te, wurde sie auf ihr Gebet hin in einen Lorbeer-baum, griech. daphne, verwandelt; daraufhin galtder kLorbeer dem Apoll als heilig. Darstellungenfinden sich in antiken Fresken und auf griech. Vasen.In der abendl. Kunst mit dem 14. Jh. aufgegriffen,vor allem aber w�hrend des 17. Jh. thematisiert;kSyrinx.Daphnis, griech. Sagengestalt, Sohn des kHermesund einer Nymphe; schçner Rinderhirte auf Sizilien,Erfinder des Hirtengesanges, kBukolik, und Lieb-kind der kNymphen. Da er seiner Geliebten dieTreue brach, wurde er geblendet, worauf sich D. inReue und Kummer von einem Felsen st�rzte; dieGçtter allerdings erhoben ihn zum kOlymp. Ande-re Legenden lassen ihn an der unerwiderten Liebeseiner Verehrten zugrunde gehen. Im kRokokowurde D. flçtespielend mit seiner Geliebten Chloedargestellt, wie es Longos (2./3. Jh. n. Chr.) in seinerkIdylle, Daphnis und Chloe, schildert; kLocusamoenus.Darbringung im Tempel, Darstellung des bibl.Geschehens (Luk. 2,22 f.); nach mosaischem Gesetz(Lev.12,2 f., Ex. 13,2 f., Num. 3,13), war jede j�d.Frau nach der Geburt eine gewisse Zeit kultisch un-rein. Deshalb mußte sie zur Ents�hnung und Aus-lçsung des Geborenen in den Tempel gehen und je

Danae · Darbringung im Tempel144

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nach Vermçgen ein Lamm oder ein Paar Tauben op-fern. Diese Pflicht erf�llten, so Lukas, auch Mariaund Josef. Darstellungen finden sich seit dem 5. Jh.,wobei sp�ter auch außerbibl. Quellen, kApokry-phen, inspirierend wirkten. Meist sind Maria undJosef, der Tempel und der Hohepriester dargestellt,nicht selten auch der greise kSimeon, der den S�ug-ling als verheißenen Messias begr�ßte; bisweilennoch die Prophetin Hanna, die in den Lobgesangdes Simeon einstimmt.

Das Geschehen deutete man im MA heils-geschichtlich, wobei Simeon als Vertreter des j�d.Volkes, das Taubenopfer als Opfer Christi verstan-den wurden; kPr�figuration. Die kKerze in derHand Simeons verweist auf Christus, wobei dasWachs die Menschheit, der Docht die Seele und dieFlamme die Gottheit versinnbildlichen. In typol.Zyklen ist der D. Christi h�ufig die der D. kSamuelsdurch Hanna gegen�bergestellt; kTypologie. BereitsEnde des 4. Jh. wurde die D. als eigenes Fest, kMa-riae Reinigung bzw. Lichtmeß, gefeiert.Dardaniden, mythisches Geschlecht des Kçnigs-hauses von kTroja. Es f�hrte sich auf den HerosDardanos zur�ck, einen Sohn des Zeus mit einerSterblichen. Der Liebling von Zeus war verheiratetmit Chryse, die ihm zwei gçttliche Palladien,kPalladion, mit in die Ehe brachte; auch die Kultbil-der der Mysterien von Samothrake, die D. im Auf-trag der Gçtter stiftete, stammen aus ihrer Hand.Die Mysterien zu Samothrake waren der kHekategeweiht. Eine Flut zwang D. seine Heimat, wahr-scheinlich Arkadien, zu verlassen und im Idagebirgedie Stadt Dardania zu gr�nden.Darmst�dter K�nstler-Kolonie, eine auf derMathildenhçhe in Darmstadt unter GroßherzogErnst Ludwig Anfang des 20. Jh. angesiedelte undteilweise auch von ihm unterhaltene K�nstlerkolo-nie, die, �hnlich dem sp�teren kBauhaus bzw. derfr�heren engl. kArts and Crafts-Bewegung, ein neu-es, ganzheitliches Kunstverst�ndnis, vor allem imWohnungsbau, entwickelte. Handwerkliche Solidi-t�t, k�nstlerisch ansprechende Formen und preis-werte, industrielle Fertigung waren Ziele dieserGruppe. Entscheidende Vorarbeit f�r die Kolonieleistete der Verleger A. Koch, der in mehreren Zeit-schriften das neue Ideal propagierte und die erstenKunstausstellungen auf der Mathildenhçhe ermçg-lichte. Sein 1889 in Darmstadt gegr�ndetes Gewer-bemuseum kann als direkter Vorl�ufer der K�nstler-kolonie angesehen werden. So umfassend dasProgramm der D.K.K war, so vielschichtig war auchdie Bandbreite der Gestaltung: Entw�rfe f�r Tape-

ten, Inneneinrichtungen, Glasarbeiten, Keramik,Medaillen, B�cher, Bauten usw. Ber�hmte K�nstlerund Architekten wie H. Christiansen, P. Huber,P. Behrens, L. Habich sowie J. M. Olbrich gehçrtender Schule an.

International bekannt wurden die Darmst�dterdurch ihre Bauten mit entsprechenden Einrichtun-gen, sowie die darauf fußenden Ausstellungen derJahre 1901, 1904. Vereinzelt zeigten die K�nstler aufinternationalen Ausstellungen komplett von ihnenentworfene und ausgestattete Zimmer. Eine eben-falls auf der Mathildenhçhe ins Leben gerufeneKunstschule sollte Handwerker in diesem neuenVerst�ndnis ausbilden. Mit dem Ende der Monarchieund der damit verlorenen Fçrderung war auch dasWirken der D. K.K weitgehend beendet; kVereinigteWerkst�tten f�r Kunst und Handwerk, kArt D�co,kFunktionalismus, kDe Stijl.Darstellungswert der Farbe, kFarbe.Dauphin, lat. delphinus; seit 1349 Name des franz.Thronfolgers bzw. kKronprinzen, nachdem dieGrafen von Albon, ihr Land und ihre HerrschaftDauphin� an die franz. Krone verkauft hatten. Dieeigentliche Bezeichnung geht auf die Grafen vonVienne zur�ck, die den kDelphin im Wappen f�hr-ten bzw. einen �hnlichen Vorname trugen.David, Kçnig der Juden (um 1005 – 965 v. Chr.);sein Leben wird in den alttl. B�chern, Samuel und1. Chronik, erz�hlt. Als jugendlicher Hirte tçtete erim Zweikampf den riesigen Philister Goliath undbewahrte dadurch sein Volk vor der Versklavung,was ihn zum kTypus f�r Christus machte. SeinZitherspiel munterte den betr�bten, depressivenKçnig kSaul immer wieder auf. Nach dessen Ver-werfung durch Jahwe von kSamuel zum neuen Kç-nig von Israel bestellt.

D. festigte das Kçnigtum und Kçnigreich in Is-rael, �berf�hrte die kBundeslade in das von ihm er-oberte Jerusalem, kTanz Davids vor der Bundeslade,und plante den Tempelbau, den sein Sohn kSalomonausf�hrte. Dem Geschlecht D. galt die Verheißung,daß sein Thron bis zum Erscheinen des Messias be-stehen bleibe. Die neuttl. Genealogie rechnet Mariadem Geschlecht D. zu; kWurzel Jesse. Ebenso wirdD. als Verfasser der alttl. Psalmen geehrt, weshalb erseit dem 8. Jh. n. Chr. als kçnigl. S�nger mit Harfeabgebildet ist, insbesonders am kProspekt barockerOrgeln.

In der Kunst finden sich h�ufig folgende Szenen:Der Kampf gegen Goliath; seine S�nde widerkBathseba; der kTanz vor der Bundeslade; D. Harfespielend, Saul f�hrt seine Tochter Michal D. als Frau

Dardaniden · David 145

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zu; Michal hilft D. �ber das Fenster zur Flucht vordem w�tenden Saul; D. umarmt seinen Freund Jona-than, den Sohn von Saul; Aibigal bes�nftigt D. Zornund schenkt ihm Lebensmittel; D. trauert um seinenSohn Absalom; Bathseba bittet um die Krone f�rihren Sohn Salomon. D. z�hlt man zu den kNeunguten Helden; kOrpheus, kApoll.Davidschild, papierenes kApotropaion gegenFeuergefahr; sechseckiger Stern mit hebr. Schriftzei-chen, meist Agla, ein anderes Wort f�r Gott. Teil-weise war in die Mitte auch ein Bild Christi gemalt,umgeben von Kreisen und Quadraten, auf der R�ck-seite wiederum waren hebr. Buchstaben, Kreise,Tetragramme usw. aufgezeichnet. Es wurde beiBr�nden ins Feuer geworfen, um die Gefahr zu ban-nen; kHahn, kFlorian, kAgatha. Teilweise warenauch Gasth�user bzw. deren Schilder mit diesemZeichen versehen.Davidstern, sechseckiger Stern, gebildet aus zweigleichseitigen Dreiecken. Nach alter Vorstellungversinnbildlicht das nach oben weisende kDreieckden Himmel, das nach unten weisende die Erde, sodaß der D. die Vereinigung von Himmel und Erdesymbolisiert. In der j�d. Magie seit dem 14. Jh. alskSiegel Salomonis verwendet; seit dem 17. Jh. all-gemein Zeichen der Juden; heute in der FlaggeIsraels; kFarbe, kEfeu, kAbb. Nr. 105, S. 656.Decelithschnitt, kLinol(eum)schnitt.Deckenmalerei, kIllusionistische Architektur-malerei.Deckenspiegel, mittleres, meist gerahmtes Feldeiner Zimmerdecke; im Barock h�ufig freskiert;kGewçlbe.Deckfarben, Farben, die den Untergrund ganzverdecken. Im Gegensatz dazu lassen kAquarell-und Lasurfarben die Struktur des Untergrundesdurchscheinen. Die Farbpigmente der D. reflektie-ren das einfallende Licht, ohne es in die Farbe ein-dringen zu lassen; kPigmente. Die grob pigmentrei-chen D. bençtigten zum Binden viel Knochenleim,durch eine Lasur wird sie wasserabweisend. D. las-sen sich, ohne sich zu vermischen, auch schichtweise�bereinander auftragen; kSchichtenmalerei, kMi-neralfarben, kFarbe. Eine Abart der D. ist diekGouachemalerei, denn hier wird kWasserfarbedeckend eingesetzt.Deckplatte, griech. kAbakus; Platte auf einemS�ulenkapitell, die den Druck des Geb�lks oder Bo-gens aufnimmt; kDorische Ordnung, Abb. Nr. 34,S. 165.D�collage; franz. Geleimtes losmachen; kCollageoder Komposition, die durch Zerstçrung von Mate-

rialien entstehen. Anfang der sechziger Jahre be-m�hten sich verschiedene K�nstler, eingefahreneSehstrukturen des Betrachters durch willentlichesZerstçren von Plakaten, Verwischen von Fotogra-phien, �bermalen von Bildern, Pressen von metalle-nen Konsumgegenst�nden oder Verbrennen vonTexten und Bildern zu ersch�ttern, um sie dadurchzu ver�ndern. Die einseitige, rein praktische Funk-tion der Gegenst�nde sollte dadurch aufgehobenwerden, um so dem Betrachter eine neue Sicht derDinge zu ermçglichen; kAbstrakte Kunst, kDadais-mus, kFuturismus.Decorated style, engl. dekorativer Stil; mittlerePhase der engl. kGotik, etwa 1250 –1350. DieSakralbauten entsprachen weitgehend den franz.kKathedralen, doch f�gte man grçßere Fenster mitgeometrischem kMaßwerk ein. Gegen Ende derEpoche wurden kMaßwerk, kDienste und kRippendann weitgehend ornamental verwendet; bevor-zugtes Ornament war das dynamisch organischeFischblasenmuster; kFlamboyant-Stil, kFischblase,kPerpendicular Style, kSp�tgotik.Decorative Art, kPatterning Art.Decumanus, lat. zehn, den Zehnten betreffend,ungeheuer groß; die Hauptlinie bei der rçm. Land-vermessung zur Verteilung des Staatslandes. MitStaatsland wurden �blicherweise die Veteranen f�rihren Kriegsdienst entsch�digt. Die Orientierungs-linie verlief von kOst nach West und wurde von deranderen Hauptlinie, dem kCardo, rechtwinklig ge-schnitten; der Schnittpunkt beider bildete den Mit-telpunkt der Siedlung, meist als kForum gestaltet.Beide Linien waren das Grundmuster f�r die Land-einteilung, f�r Anlegung milit�rischer St�tzpunkteund rçm. Siedlungen. Das Finden und Festlegen derLinien war urspr�nglich Aufgabe der Priester bzw.der Auguren, die dadurch das Land kosmisch ord-nen sollten; kLituus, kTerminus, kPortal, kQua-drat.Dedikation, lat. dedicare, weihen; Weihe- undWidmungsinschrift; kKirchweihe.Dedikationsbild, lat. dedicare weihen, widmen,einweihen; bildliche Darstellung der �bergabe einerStiftung an eine hçhere Standesperson oder einenHeiligen; kPatron. Im engeren Sinne die �bergabeeiner verfertigten Handschrift bzw. eines Buches anden Auftraggeber, wie sie sich h�ufig als Miniatur inHandschriften findet. Im allgemeinen umfaßt einD.: Stifter, Stiftung – Kirche, Kloster, Stadt – , �ber-gabe, Dedikation und Patron, Empf�nger der Stif-tung. D. finden sich in Handschriften, Altarbl�tternund Deckenfresken, gelegentlich auch als plastische

Davidschild · Dedikationsbild146

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Bildwerke. Im Barock wird die Dedikation einesKlosters oder einer Kirche h�ufig dadurch ver-anschaulicht, daß im Deckenfresko oder im Altar-blatt eine Ansicht des Geb�udes mit Stifter und Pa-tron sowie Ordensheiligen dargestellt ist, wobei jenedurch Gestik und Verweise ihre Stiftung dem Heili-gen oder Gott empfehlen, diese wiederum ihr Wohl-gefallen bekunden, in dem sie einen Gnadenstrahlvom Himmel herab, reflektiert durch den Heiligen,zu den Menschen senden. Die Grenzen zum kCom-mendatio – Bild sind fließend; kDonation, kStifter-bildnis, kEigenkirche, kAxis mundi, kBarock.Deesis, griech. Gebet, Bitte, F�rbitte; Darstellungdes thronenden Christus mit einem Buch, kTraditiolegis, in der Hand, die andere zum Segen erhoben.Ihm zur Seite befinden sich Maria und kJohannesder T�ufer, beide bittend ihre H�nde zu Christus er-hebend. Die byzant. Komposition, ab dem 10. Jh.nur zçgernd von der abendl. Kunst �bernommen,hat ihren Ursprung in der orthod. Kunst und Religi-on, wo Vorformen bis ins 6. Jh. zur�ckreichen. Istdie D. um weitere Heilige wie Petrus und Paulus,die beiden Erzengel, Michael und Gabriel, sowie diebeiden Liturgen Basilius und Chrysostomos erwei-tert, dann nennt man dies die Große D.; kSegens-gestus, kPantokrator, kMaiestas Domini, kStifter-bildnis, kAssistenzfiguren.Defensor ecclesiae, lat. Verteidiger der Kirche,Schutzherr der Christenheit. Die antike Tradition,der Kaiser als oberster Staatspriester und Erhalterder Religion, kPontifex maximus, kAugustus, wur-de von christl. Kaisern, insbesonders von kKonstan-tin d. Gr. �bernommen und weitergef�hrt; kByzanzkKonzil. Im Westen schufen die fr�nk. Kçnige,kChlodwig, kMerowinger, die Grundlagen zu die-ser sakralen Herrscherpflicht, die unter den kKaro-lingern und kOttonen einen Hçhepunkt erreichte,nicht zuletzt, da der Papst die Franken zum Schutz-herren �ber Rom herbeigerufen hatte; kKirchen-staat, kKonstantinische Schenkung, kBonifatius,kHeiliges Rçm. Reich.

Die dt. kKçnige verstanden sich als Schutzherrdes Papstes, der Kirche, der Lehre der Reichsklçsterund Bist�mer, kKonzil, kEigenkirche, was zu be-deutenden Rechten und Eingriffen des Kçnigs wiedie Investitur der Bischçfe, kInvestiturstreit, dieEinberufung von Konzilien, Mitsprache bei derPapstwahl u. a. zur Folge hatte. Die kOttonen, kSa-lische Kaiser, belebten erneut diese Idee, bandenaber zugleich die Bischçfe intensiv in das Reich ein,kGef�rstet, kKurf�rst. Die P�pste, kPapst, dage-gen versuchten den �bertragenen Schutz als ein

von ihnen vergebenes Lehen zu verstehen undbeanspruchten Recht und Einfluß bei der Kaiser-wahl und Kaiserkrçnung; kZwei-Schwerter-Lehre,kGoldene Bulle, kWormser Konkordat; kPatron.Selbst noch nach der kReformation konnte der je-weilige Landesherr das Bekenntnis in seinem Landefestlegen; kCuius regio, eius religio.Degen, mlat. dagna bzw. ital. daga, langer Dolch;im Gegensatz zum gekr�mmten S�bel, eine geradeHieb- und Stichwaffe; zum Schutz der Hand kannsie oberhalb des Handgriffes einen D.korb besitzen.Die w�hrend des 14. Jh. aus dem Schwert entwickel-te Waffenform erlebte vor allem w�hrend des 16. Jh.ihre Bl�te. Als Standeszeichen diente der D. Offizie-ren noch bis Ende der Monarchie.Degenweihe, auch Schwertweihe und kWaffense-gen; vor der Krçnung eines Herrschers oder voreiner Aufnahme in den Ritterstand, kRitterschlag,kRitter, nahmen w�hrend des MA Papst und Bi-schçfe eine Segnung des kDegens vor. Die Weihe-formel spricht von der Pflicht, das Christentum zuverteidigen, die Rechte der Armen, Witwen undWaisen zu sch�tzen. Um in dieser Hinsicht verdien-te Personen zu ehren, verlieh der Papst sp�ter solchegeweihten Degen; kSchwert, kWaffensegen.Dekalog, kZehn Gebote.Dekan, Amts- und W�rdebezeichnung verschiede-ner kirchl. und staatl. Einrichtungen wie Kloster,Stift, Universit�t, Kollegium usw., wobei der D.diesen Gremien vorsteht und sie rechtlich vertritt.Abgeleitet von der rçm. Milit�rsprache, lat. decem,dem Anf�hrer von zehn Soldaten. Auch die Land-pfarreien faßt man unter dem Dekanatsprinzip zu-sammen; kDiçzese.Del., Abk�rzung von lat. kdelineavit.Delfter Fayence (Ware) zinnglasierte Tonware,die zuerst in Delft(Niederlande) von zugewandertenital. Tçpfern seit Mitte 16. Jh. hergestellt wurde. Far-be und Dekor orientierten sich an çstlichen Vorbil-dern, kChinoiserie, weshalb sich h�ufig eine blaueBemalung auf weißem Grund findet, wenngleichauch rotbraune, gelbe und gr�ne Farben verwendetwurden.Delineavit, lat. hat es gezeichnet, meist abge-k�rzt del. oder delin. Beim kKupferstich ist damitder K�nstler gemeint, auf dessen zeichnerischeVorlage der Stich zur�ckgeht; kSc., kE. A., kSte-cher, kFormschneider.Delphin, weitverbreitetes Symboltier; die Antikeverehrte den D. als Kçnig der kFische und kPsy-chopompos, der die kSeelen zur Insel der Seligenbegleitet, außerdem waren das Musische und Ero-

Deesis · Delphin 147

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tische seine Bereiche. Deshalb begleitete er kApoll,kPoseidon, kDionysos, kAphrodite und kAmphi-tre. Zum Dank, daß er Amphitre, die entfloheneFrau des Poseidons, gefunden hatte und sie zurR�ckkehr bewegen konnte, versetzte ihn Poseidonals Sternzeichen an den Himmel; kMatronen. Imrçm. kZirkus waren die Zeichen f�r die jeweiligeRunde beim Wagenrennen als D.figuren geschaffen.D. mit Schiff oder Anker versinnbildlichten im fr�-hen Christentum die von Christus gef�hrte Kirche;kSchiff, kAnker. Ein durchbohrter D. verweist aufden Gekreuzigten. Das MA kannte das Sinnbildkaum, erst die Renaissance f�hrte den D., allerdingsohne religiçsen Hintergrund, wieder in die Kunstein; kAldinen. In barocken kIkonologien undkEmblematiken kam das alte Sinnbild abermals zuEhren.Demeter, nach griech. Mythologie die Tochter deskKronos und der Rhea, Schwester des kZeus; lat.kCeres, Sternbild. In Griechenland verehrte man sieals Mutter des Lebens, der Fruchtbarkeit und desAckerbaues, als Patronin der gçttlich heiligen Ge-setze und der Ehe. Ihre kMysterien zu Eleusis kann-ten die Wiedergeburt und ermçglichten den Einge-weihten eine geistige Unsterblichkeit. Dem Kult lagder kMythos von D. und ihrer Tochter kPersepho-ne, lat. kProserpina, bzw. griech. kKore zugrunde;der Vater der Tochter war Zeus.kHades, Herr der Unterwelt, raubte heimlich

Persephone, und die Gçtter schwiegen auf die Frageder suchenden Mutter, zumal Zeus um den Raubwußte. Aus Zorn �ber das Schweigen ließ D. auf derErde nichts mehr wachsen, was Menschen und Gçt-ter in Bedr�ngnis brachte. Als alte Frau verkleidetdurchstreifte sie die Erde nach ihrer Tochter. InEleusis, nahe bei Athen, rastete sie an einem Brun-nen und wurde durch einen Tanz der Kçnigstçchtergetrçstet, ja sogar im Palast freundlich aufgenom-men. Zum Dank spendet sie dem Prinzen Triptole-mos ein Weizenkorn, der dadurch den Griechen Saatund Ernte lehrt; andere Versionen lassen Triptole-mos in Eleusis eingeweiht sein; Sizilien, die Korn-kammer der Antike war ihr heilig. Hier in Eleusisw�nschte sich die Gçttin zu ihrer und ihrer TochterEhre einen Tempel, was die Athener großartig be-werkstelligten. Als die Gçtter die fruchtlose Erdesahen, versprachen sie der Mutter die Tochter. DaPersephone jedoch in den Granatapfel, kApfel, ge-bissen hatte, den ihr Hades listig gereicht hatte, galtdie Ehe als geschlossen und P. mußte in der Unter-welt bleiben; kHel, kOsiris. Die Gçtter entschie-den, daß Persephone je ein Drittel des Jahres bei ih-

rem Gatten, die beiden restlichen auf der Erde oderbei ihrer Mutter auf dem kOlymp verbringen solle.

Durch die Verbindung mit der Unterwelt war diereligiçse Dimension der Unsterblichkeit des Kultesgegeben. Urspr�nglich war der D.kult mit seinemZentrum Eleusis den Frauen vorbehalten, sp�terallen geistig Strebenden; Cicero war ebenso einge-weiht wie verschiedene Kaiser. An ihren Festenscheint die �bliche Ordnung, �hnlich den Saturna-lien aufgehoben gewesen zu sein, denn die Frauenfeierten in ausgelassenster Weise, wobei meist klei-ne Ferkel der Gçttin geopfert wurden; kSchwein.„Reicher an Hoffnung haben wir zu leben und zusterben gelernt“, bekannte einst Cicero von dieserEinweihung. Sittliche und kultische Reinheit warendie Voraussetzungen der gestuften Einweihung, diemeist an ihrem Hauptfeste im Herbst vollzogenwurde. Nach sechs çffentlichen Kult- und Rei-nigungstagen wurden alle Nichteingeweihten desFestes verwiesen, damit in n�chtlicher Stunde dieEinweihung vollzogen werde. Dies bedeutete f�rden Einzuweihenden gewissermaßen einen rituellenTod und eine rituelle Vergçttlichung bzw. Unsterb-lichkeit der Seele. Die hl. Hochzeit, die Hieros ga-mos, wurde gefeiert. Dazu wurde auch das Kult-drama aufgef�hrt. Am siebten Tag ruhte man, amachten gedachte man der Verstorbenen und amneunten zogen die Neueingeweihten wieder in ihreHeimat.

Das Priesteramt zu Eleusis war erblich, zweiFamilien stellen jeweils den Hierophanten, d. h. der,der das Heilige zeigt; eine Hierophantin begleitetedie ganze Zeremonie. Das innerste Heiligtum warUneingeweihten zu betreten bei Todesstrafe ver-boten. In dem unterirdischen Raum konnten etwa3.000 Menschen den Kultus begehen. An manchenHeiligt�mern fand man Votivgaben, was auf Hei-lungen verweist. Dargestellt wurde die Gçttin alsw�rdige Frau mit Kopfschleier; kSchleier, Mohn,k�hren, Fruchtkorb, kFackel oder Zepter sind ihreAttribute; kMatrone. Seit der Renaissance Sinnbilddes Sommers, der Natur und ihrer F�lle; kAbun-dantia, kMaria im �hrenkleid.Denar(ius), lat. Zehner; grçßte rçm. Silberm�nzemit wechselndem Gewicht; Ende des 2. Jh. v. Chr.bis um 400 n. Chr. g�ltig. Ein D. z�hlte deni asses,je 10 kAs, daher der Name, sp�ter 16 As; kSilber,kAureus. Ebenso faßte man unter D. das rçm. Apo-thekergewicht von 3,4 g. Die kMerowinger �ber-nahmen den D. als Pfennigm�nze. Unter den kKa-rolingern, Pippin und Karl d. Gr., wurde das fr�nk.M�nzwesen neu geordnet: ein kSchilling bestand

Demeter · Denar(ius)148

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aus 12 D. oder Pfennigen, ein kGroschen aus neunund ein Witten aus vier, ein kBlaffert aus zwei D.;kAlbus denarius. Als Hauptm�nze war der D.w�hrend des fr�hen und hohen MA bis hin zu denStaufern �blich, als kScheidem�nze konnte er sichbis ins 18. Jh. halten. Im Heiligen Rçm. ReichDeutscher Nation gab es etwa 150 M�nzst�tten;kM�nze.Denkstein, urspr�ngliche alle Steinmale, Stein-zeichen, Steinhaufen usw., die von Menschen zurErinnerung an ein gçttliches Geschehen errichtetwurden, so der D. Jacobs, kHimmelsleitertraum;kHerme, kMenhir, kOmphalos, kTerminus, kPu-teal, kAxis mundi, kS�hnekreuz. Profaniert lebt derD. im Denkmal des 19. Jh. weiter.Dentelle, franz. Spitze; Einbandverzierung in Artgeh�kelter Spitzen, die als Blinddruck, kRelief-druck, die R�nder des Buchdeckels zieren. Das Mu-ster wird durch einen Druck in das Leder oder Lei-nen eingepr�gt, bisweilen vergoldet. Vor allemw�hrend des 18. Jh. war diese Buchzier beliebt, ambesten beherrscht von franz. Meistern; teilweisereicht sie bis in unser Jh.; kGrolierstil, kRectangularStyle.Descensus Christi ad infernos, lat. AbstiegChristi in die Unterwelt, kHçllenfahrt Christi.Desco da parto, ital. Geburtsteller; w�hrend des15. Jh. war es in Florenz �blich, zur Geburt des er-sten Kindes einen wertvoll gestalteten Schmucktel-ler mit Darstellungen entsprechend dem Ereignis zuschenken; kWochensch�ssel, kGçttelbriefe.Design, engl. Entwurf, Modell, Plan; im �bertrage-nen Sinne die Formgebung. Begriff und Sache stehenim engen Zusammenhang mit den k�nstlerischenIdeen und Gestaltungen des kBauhauses oder derengl. kArts an Crafts, Anfang des 20. Jh. F�r Bau,Mçbel und Gebrauchsgegenst�nde erstrebte maneine Gestaltung, die dem Material und der Anwen-dung, der Funktionalit�t, entsprach, zugleich aberzu �sthetischen Formen und industrieller Fertigungf�hren sollte. Damit wandte man sich gegen diesachfremde, geh�ufte Ornamentf�lle des kHistoris-mus und eine rein praktisch orientierte Produktionvon Gegenst�nden ohne jeden �sthetischen An-spruch. Mçbel, Geschirr, aber auch Elektroartikelwurden von bedeutenden Architekten und K�nst-lern wie R. Riemerschmid, G. Rietveld, J. Hoffmann,Mies van der Rohe, Le Corbusier, M. Breuer,W. Gropius, P. Behrens, W. Wagenfeld u. a. entwor-fen und serienm�ßig in Produktion gegeben. Es ver-steht sich von selbst, daß dieser hohe Anspruch, ausdrei Gegebenheiten – Material, Gebrauch, indu-

strielle Herstellung – ein Viertes, die richtige Formzu finden, nur von außergewçhnlich begabten Mei-stern geleistet werden konnte. Denn weder ergibtsich die Form von selbst aus Material und Anwen-dung, kFunktionalismus, noch entsprechen sich au-tomatisch �sthetik, Anwendung und preiswerteHerstellung; kDeutscher Werkbund, kArt dco,kJugendstil, kStijl, de.Deszendenztafel, kAszendenztafel.Deukalion, laut griech. Mythos Sohn des kPro-metheus, der auf v�terlichen Rat eine Arche baute,sie mit einem Lebensmittelvorrat versah, um soder von Zeus geschickten kSintflut zu entgehen;kNoah. Zusammen mit seiner Frau Pyrrha trieb erneun Tage auf den Fluten, um schließlich auf demBerg kParnassos zu landen. Dem frommen Paarstellte Zeus eine Bitte frei. Da sie sich nichts sehnli-cher als menschliche Gef�hrten w�nschten, befahl erihnen, Steine zu sammeln und hinter sich zu werfen,woraus Frauen und M�nner entstanden. D. wurdeauch als kHeros verehrt, u. a. soll er den Menschengelehrt haben, Fleisch in Tçpfen zu garen und nichtnur am Spieß zu braten; Sternbild am Himmel. Dar-stellungen vorwiegend in der Renaissance.Deuteronomium, lat. zweites Gesetz; das 5. BuchMose; kAT.Deutscher Orden, lat. Ordo fratrum domus hos-pitalis sanctae Mariae teutonicorum in Jerusalem,d. h., Orden der dt. Br�der des Hospitals der hl. Ma-ria zu Jerusalem; Abk�rzung O. T., Ordo teutonico-rum. Der D. O. ging w�hrend der Belagerung vonAkkon 1189/90 durch die Kreuzfahrer, kKreuzz�ge,aus einer Laienbruderschaft zur Versorgung Krankerhervor; 1191 kirchl. anerkannt. Bereits 1198 erfolgtedie Umwandlung in einen kRitterorden zur Vertei-digung der Christenheit und Eroberung des Hl. Lan-des, Ritter- und Priesterbr�der umfassend, nach derTemplerregel lebend; kTempler. Laienbr�der oderFamiliares, kConversen, spielten im Orden jedochkaum eine Rolle. F�r die weiterhin erbauten und un-terhaltenen Spit�ler, kHospital, wirkten bis Endedes MA allerdings auch Schwestern.

Großz�gig wurde der D. O. von den Stauferkai-sern gefçrdert; Friedrich II. (1215 –1250) erhob denkHochmeister sogar in den Reichsf�rstenstand;kStaufer, kGef�rstet, kReichsst�nde. In Deutsch-land schenkte man dem D. O. zur Wahrung seinerAufgaben umfangreichen Besitz, der schließlich zueinem geistl. Ordensstaat f�hrte, nicht zuletzt durchden Ruf des poln. Herzogs, Konrad von Masowien,im Jahr 1226, den Osten zu missionieren. DieserAuftrag, das heidnische Land der Pruzzen (Preu-

Denkstein · Deutscher Orden 149

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ßen), zu erobern und zu missionieren, wurde demOrden in der Goldenen Bulle durch Kaiser FriedrichII. 1226 feierlich �bertragen. Gleichzeitig best�tigteder Kaiser die bereits eroberten und geschenktenGebiete als Ordensbesitz. Somit kamen das Ordens-bzw. das sp�tere Preußenland unter die Oberhoheitdes Heiligen Rçm. Reiches. Nachdem Akkon auf-gegeben werden mußte, verlegte man 1309 denHauptsitz nach Marienburg, 1466 dann nach Kç-nigsberg. Das neue Wirkungsgebiet im nçrdlichenOsten war u. a. auch dadurch bedingt, daß Jerusalembzw. das Hl. Land trotz der Kreuzz�ge von denChristen nicht mehr zu halten war, bzw. die Erobe-rung endg�ltig aufgegeben wurde. Seine grçßte Aus-dehnung erreichte der D. O. unter HochmeisterKonrad von Jungingen (1393 –1407).

Der Orden war folgendermaßen aufgebaut: anoberster Spitze stand der auf Lebzeiten gew�hlteHochmeister, ihn unterst�tzten die f�nf kGebieti-ger: kGroßkomtur (Stellvertreter des Hochmei-sters); kMarschall (Befehlshaber und Kriegsherr);kTressler (Verwalter der Finanzen), K�mmerer;kTrapier (Versorgung von Bekleidung und Aus-r�stung); kSpittler (Verwalter der Ordensspit�ler).Große Ordensgebiete wurden von einem kLand-meister, kleinere, kBallei oder kKomturei genannt,von einem kLandkomtur gef�hrt. Eine Ballei um-faßte mehrere Niederlassungen, die kKommendenoder H�user. Dem einzelnen Haus oder der Kom-mende stand ein Pfleger bzw. ein kKomtur vor. Der�ußere Niedergang begann 1411 mit der Schlachtvon Tannenberg, in der die Ritter von den Polen be-siegt wurden. Durch den �bertritt des Deutsch-ordensmeisters Albrecht von Brandenburg zur ev.Religion wandelte sich der geistl. Staat in ein welt-liches F�rstentum, das sp�ter, 1618 bzw. 1701,schließlich im preuß. Staat aufging.

Innerhalb des Reichsgebietes konnte der ge-schrumpfte D. O. seine Stellung als geistl. F�rsten-tum mit Hauptsitz Mergentheim jedoch bis zu sei-ner Aufhebung durch Napoleon, kS�kularisation,im Jahre 1809 bewahren. Bereits 1637 hatte sich al-lerdings die ev. gewordene kBallei Utrecht aus demOrden gelçst. In �sterreich durfte der Orden wei-terbestehen. Mitte des 19. Jh. kam es in S�dtirol zueiner Neubelebung als rein geistl., sozial-caritativerOrden mit Priestern, Schwestern, Laienbr�dern undkFamiliares. W�hrend des Barock entstanden zahl-reiche Schlçsser und barocke Palastanlagen wie El-lingen, Mergentheim, Altshausen, Mainau usw. DasWappen des D. O. bildet das schwarze JerusalemerKreuz auf weißem Grund; kKreuzformen, kHospi-

taliter, kGeistliche Wappen, kAhnenprobe, kAuf-schwçren, kAbb. Nr. 31, S. 151; Nr. 82, S. 527.Deutscher Werkbund, Zusammenschluß von Ar-chitekten, K�nstlern, Kunsthandwerkern, Unter-nehmern, und Kunstwissenschaftlern mit dem Ziel,gemeinsam neue, brauchbare und k�nstlerisch wert-volle Formen f�r die industrielle Massenfertigungzu entwerfen und herzustellen. Die Gr�ndungerfolgte 1907 in M�nchen, aber auch in anderenSt�dten und Industriezentren – Berlin, Dresden,Karlsruhe usw. – entstanden unter dieser Leitlinie�hnliche Vereinigungen, Sektionen genannt. Archi-tekten wie H. Muthesius, Th.Fischer, H.van derVelde, R. Riemerschmid. P. Behrens, J. Hoffmann,u. a. waren die Initiatoren des D. W., aber auch Ver-lage so Diderichs bzw. die Druckerei Poeschel inLeipzig oder die Vereinigten Werkst�tten M�nchen,ja selbst ein Theologe, F. Naumann, waren vertreten.Schließlich umfaßte der D. W. etwa 2.000 Mitglieder,die als selbst�ndige Gruppen im �bergreifendenDachverband mit Sitz in Berlin (1912) zusammen-geschlossen waren. Auf Tagungen und Ausstellun-gen, in Vortr�gen und durch Flugschriften sowie ei-ner eigenen Zeitschrift, „Die Form“, wurden dieZiele diskutiert und die Formfindungen angeregt.Bereits 1915 gab der D. W. als Anregung f�r K�uferund Hersteller das „Deutsche Warenbuch“ heraus.Materialechtheit und -gerechtigkeit waren neue For-derungen, die sich gegen sachfremde Formen undOrnament-Mischmasch der kGr�nderzeit und deskHistorismus wandten. Allgemein bekannt wurdedie Vereinigung durch die erste D. W.-Ausstellung,Kçln 1914.

Mit dem ersten Weltkrieg wurde das Wirken weit-gehend unterbrochen, doch wandte man sich in denzwanziger Jahren insbesonders einer gehobenen so-zialen Baukultur zu, wobei mit der 1927 entstan-denen Weißenhof-Siedlung bei Stuttgart neue archi-tektonische Maßst�be gesetzt wurden. Auch in�sterreich und der Schweiz kam es, angeregt durchden D. W., zu �hnlichen Vereinigungen; einzelneVertreter wirkten auf das kBauhaus. 1934 von denNationalsozialisten aufgelçst, nach 1945 neu ge-gr�ndet, doch ohne nennenswerte Wirkung; kArtsand Crafts, kWiener Werkst�tten, kDarmst�dterK�nstlerkolonie, kDesign.Deutsches Band, auch Zahnfries; architekto-nischer Zierfries, bestehend aus �ber Eck gelegtenBacksteinen, was ein fortlaufendes Zackenmuster er-gibt. H�ufig an norddt. Backsteinbauten, doch auchan Hausteinbauten der kRomanik verwendet; kOr-nament, kAbb. Nr. 84, S. 531.

Deutscher Werkbund · Deutsches Band150

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Deutsches Reich, kHeiliges Rçmisches Reich.Deutschmeister, kHochmeister.Deutschrçmer, Bezeichnung f�r dt. K�nstler, dieAnfang des 19. Jh. aus Unzufriedenheit mit der all-gemeinen Kunstentwicklung, kAkademie, nachRom zogen, um, angeregt von klassischen und reli-giçsen Werken alter Meister, wieder �hnliches zuschaffen. Vertreter waren u. a. J. A. Koch, A. Bçck-lin, A. Feuerbach, A. v. Hildebrand oder H. v. Ma-res. Theoretiker und M�zen war Hans Fiedler; eini-ge gehçrten den kNazarenern an; kRomantik,Beuroner Kunstschule.Devise, franz. devisere, vertraulich reden, Wahl-spruch, Losung; knapp gefaßter Sinnspruch, mit

dem das eigene Streben und Wollen zum Aus-druck gebracht wird. So beispielsweise die D.„Eile mit Weile“ oder die Kaiser Karls V., „nonplus ultra“, d. h. ein hçchst Erreichbares (dar�bergeht nichts mehr). Die D. kann zus�tzlich nochein Sinnbild – bisweilen mit Text – umfassen, wasman dann aber besser als kEmblem bezeichnet;kEpigramm.Devotionalien, lat. devotio, Frçmmigkeit; religiç-se Gegenst�nde, Bilder, Medaillen, Kreuze, Kerzen,Rosenkr�nze, Anh�nger, F�hnchen usw., die h�ufigmit einer Wallfahrtsst�tte bzw. einem Gnadenbild inBeziehung stehen. Sie sind meist geweiht und dienender persçnlichen Andacht; z. T. wurden und werden

151Deutscher Orden · Deutsches Reich

Abb. 31 DEUTSCHER ORDEN

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sie als Amulett getragen. Die D. trugen zur Verbrei-tung bestimmter Kultbilder und Namen von Heili-gen wesentlich bei; kSakramentalien, kBenedikten-pfennig, kApotropaion.Devotionsbild, kDedikationsbild.Devotionsritter, kGnadenritter.Dextrarum iunctio, lat. Vereinigung der Rechten(H�nde); in der Antike �blicher Gestus bei der Ehe-schließung; h�ufig auch auf Sarkophagen verstorbe-ner Ehepaare dargestellt. In der christl. Kunst findetsich die D.i. bei der kChristus-Johannesgruppe. Da-gegen legte bei der ma. Lehens�bergabe der Emp-f�nger seine gefalteten H�nde in die des Lehensher-ren.Diadem, griech. diadema, Binde; Stirnband, dasden Siegern bei antiken Wettk�mpfen verliehen wur-de. Auch Schmuck von Frauen und Abzeichen derPriester. Die Perserkçnige trugen als Zeichen ihrerkçnigl. Macht um ihre kTiara eine weiße, mit pur-purnen Streifen durchwirkte Binde. Alexanderd. Gr. �bernahm das Hoheitszeichen. Unter Kon-stantin d. Gr. ersetzte man die Binde durch einenedelsteingeschm�ckten Reif, den zu tragen nur dieKaiser berechtigt waren. Sein sp�terer NachfolgerJustinianos (6. Jh.) entwickelte das D. zu einer B�-gelkrone mit aufgesetztem Kreuz; kT�nie, kDiadu-menos, kInful. Seit dem kEmpire (um 1800) erneuthergestellt und als f�rstliches Geschenk von Frauengetragen.Diadochen, griech. Nachfolger. Nachdem es nichtgelungen war, die Einheit des Alexanderreiches zuerhalten, kAlexander d. Gr., teilten nach l�ngerenK�mpfen (323 – 281 v. Chr.) die f�nf wichtigstenFeldherren das Reich unter sich auf und schufenselbst�ndige Staaten. Man nannte sie D., da sie sichalle als Nachfolger Alexanders verstanden und sichdessen geistigem Erbe, den Idealen des kHellenis-mus, verpflichtet f�hlten. Antipater erhielt Makedo-nien und Griechenland, Lysimachos bekam Thra-kien, Antigonos besaß Lykien, Pamphylien undGroßphrygien, Ptomelaios regierte �ber �gypten,und Seleukos nahm sich Babylonien. Pergamon undeinige weitere kleinere L�nder blieben zun�chst un-abh�ngig.

Nach der Schlacht von Kurupedion im Jahre 281gab es dann nur noch drei hellen. Großreiche: diekPtolem�er besaßen �gypten mit Alexandria alsHauptstadt, kBibliothek, die kSeleukiden be-herrschten Syrien mit Seleukia bzw. Antiochia alsResidenzstadt und die kAntigoniden regierten �berMakedonien; daneben bestand noch das bescheide-ne, aber kulturell bedeutende Reich der kAttaliden

mit kPergamon als Hauptstadt; kDionysios. DieReiche der D. wurden sp�ter alle von den Rçmernerobert bzw. �bernommen: 148 v. Chr. kam Make-donien ins Imperium Romanum, 64 v. Chr. erobertePompeius das Seleukidenreich und 30 v. Chr. besieg-te Augustus kKleopatra, die Kçnigin von �gyptenund deren Verb�ndeten, seinen Gegenspieler Anto-nius; kSchlacht bei Actium. Das kleine Reich vonPergamon (263 –133) vermachte der letzte Herr-scher Attalos III. per Testament den Rçmern. DieStaaten und Regenten der D.reiche trugen wesent-lich zur Verbreitung der kulturellen Ideale deskHellenismus bei, die durch kByzanz dann auchdem Christentum vermittelt wurden.Diadumenos, griech. der sich die Stirnbinde Umle-gende; antike Athleten- oder J�nglingsfigur, z. T. nurals B�ste mit der Stirnbinde, kDiadem, dem Zeichendes Sieges. Zahlreiche rçm. Kopien gehen auf denklassischen, aber nicht mehr erhaltenen D. des Poly-klet (sp�tes 5. Jh. v. Chr.) zur�ck: Standbild einesAthleten, der sich gerade die Stirnbinde umlegt.Diakon(issen), griech. Diener; im Urchristentumein von den Aposteln eingerichtetes Amt zur Ver-sorgung Kranker, Armer, Witwen und Waisen;(Apg. 6,1 f.). Zudem hatten D. das kirchl. Ver-mçgen zu verwalten; kLaurentius. Sp�ter �bernah-men sie liturg. Aufgaben und trugen dabei kAlbe,kStola; die kDalmatika nur bei festlichen Anl�ssen;kLiturg. Kleidung, kAtzmann. Innerhalb derkirchl. Weihehierarchie, kKleriker, bildeten sie diedritte Stufe. Darstellungen seit dem 6. Jh. Das Dia-konat, noch w�hrend des ganzen MA �blich, gingschließlich im Priestertum auf. Erst das Zweite vati-kanische Konzil (1962 – 64) belebte diese urkirchl.Einrichtung wieder. �hnlich dem m�nnlichen D.waren in der fr�hchristl. Zeit auch Frauen, D.nissen,t�tig. Seit dem 4. Jh. wurde das weibliche Apostolatsp�rbar zur�ckgedr�ngt, das sich dennoch bis ins8. Jh. gehalten hat. Erst die ev. Kirche errichtete im20. Jh. diesen urchristl. Stand neu. Ev. D. sind vor al-lem, �hnlich den kath. kBarmherzigen Schwestern,im sozial-caritativen Bereich sowie in der Gemein-deseelsorge t�tig.Dialektik, kArtes liberales septem.Diamant, griech./lat. der Unbezwingbare; im MAstets als Adamas, griech. Stahl, seit dem 18. Jh. als D.bezeichnet. Der D. besteht aus reinem Kohlenstoffund z�hlt zu den h�rtesten Edelsteinen. Gewogenwird er in Karat; ein Karat = 200 mg. Bis ins 15. Jh.konnte man den D. nicht schleifen, erst danach setz-te seine große Beliebtheit in Europa ein, die w�h-rend des 18. Jh. ihren Hçhepunkt erreichte. In Okta-

Devotionsbild · Diamant152

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ederform geschliffen nennt man ihn Brillant, franz.gl�nzend. Sinnbild heroischer Tugenden und unbe-zwingbaren Mutes, deshalb h�ufig im Ring und alsAmulett von Kçnigen und Feldherren getragen. Zu-dem wurden ihm starke apotrop�ische Wirkungengegen D�monen, Besessenheit, Gift, Mondsucht zu-gesprochen. Zerriebene D. benutzte man bis in dieNeuzeit als Medizin bei inneren Leiden. Bisweilenz�hlte man den D. zu den kMonatssteinen und wiesihm den April zu. In der christl. Kunst, kPhysiolo-gus, ist er Sinnbild Christi, denn man schrieb demD. selbstleuchtende Kr�fte zu.Diamantquader, Steinquader, gearbeitet in Formeines geschliffenen kDiamanten; meist an Außen-w�nden angebracht, um dem Geb�ude einen wehr-haften Charakter zu verleihen. Renaissance undBarock schm�ckten damit gern das untere Ge-schoß der Geb�ude; kRustika, kBosse; kAbb.Nr. 76, S. 464.Diana, rçm. Gçttin der Natur und der Jagd, etwagleichgesetzt mit der griech. kArtemis und wie dieseauch als die Lichtbringende bezeichnet; kLuzifer.Man verehrte sie als Gçttin der Grenze und des„Draußen“ d. h. als eine außerhalb der menschlichenOrdnung und Kultur waltenden Herrin (Natur);Sternbild. Deshalb lagen ihre khl. Haine, Kultst�t-ten und Tempel meist außerhalb der Stadt. NebenkJuno und kVenus wurde sie als Helferin der Ge-burt sowie bei allen Nçten der Frauen angerufen.Ihrem Kult, weniges ist davon bekannt, durften nurFrauen vollziehen bzw. beiwohnen, der kMond warihr Gestirn, kSilvanus ihr Begleiter. Bereits in derFr�hzeit besaß sie im Nemeischen Hain nahe beiRom ein Kultzentrum, das sp�ter sogar ein kTheaterund kThermen schm�ckten. In Rom selbst weihteman ihr auf dem Aventin, kSieben H�gel Roms, ei-nen Tempel, der auch das Kultbild barg. Seit kAu-gustus verehrte man D. als Schwester des kApolls.Ihre Jagdszenen bildeten ein h�ufiges Motiv der Re-naissance.Diaphan, griech. durchscheinend; Bezeichnung f�rdas in der Kathedralgotik angestrebte Raumprinzip,die realen Grenzen der massiven Mauern f�r dieWahrnehmung aufzuheben. Den Innenmauernwurden durchbrochene W�nde wie kTriforien,kArkadenreihen, kBlendarkaden, kZwerggalerienmit kleinem Zwischenraum vorgelegt, so daß diereale Grenze der dahinterliegenden massiven Mauerbei damaliger Beleuchtung nicht wahrgenommenwerden konnte. Auch die Skelettstruktur sowie dieF�llw�nde der Gewçlbe dienten diesem Prinzip;kKathedrale, kGotik.

Diatretglas, griech. diatretos, durchlçchert; be-cherfçrmiges Glas ohne Fuß, das außen mit einemfeinen Netz von herausgeschliffenen Ornamentenoder fig�rlichen Darstellungen �berzogen ist, wobeidas Netzwerk nur durch einige kurze Stege mit demGlaskçrper verbunden ist. Vorwiegend auf die rçm.Kaiserzeit und Sp�tantike beschr�nkt. Zentrum die-ser komplizierten Herstellungstechnik war Kçln,der genaue Zweck dieser leicht br�chigen Ware istnoch unbekannt; kGlas.Dicken, ehemalige Silberm�nze, kSilber, der StadtBern, die mit acht kBatzen bzw. 32 kKreuzern ver-rechnet wurde; erstmals 1482 in Bern geschlagen,dann auch in anderen schweiz. St�dten �blich; biszum 17. Jh. im Umlauf.Diechlinge, mhd. diech, Schenkel; Bezeichnungf�r die Panzerung der Oberschenkel des Reiters,kRitter. Urspr�nglich aus Stoff oder Leder, setztensich allm�hlich D. aus Eisen durch; D. waren Teiledes kPlattenharnisch; kDilgen.Dienst(e); d�nnes S�ulchen, einer Wand oder einerSt�tze wie Pfeiler oder S�ule vorgelegt; kKanto-niert, kWirtel. �blicherweise verlaufen sie vomBoden, der S�ulenbasis, bis zu den Gewçlberippenbzw. den Gurt- oder Scheidbçgen, doch kçnnen sieauch innerhalb der Wand von Konsolen aus ihrenAnfang nehmen. D. sind bereits in der kRomanikzur Wand- und Raumgliederung durch kJoche,kBandrippe, verwendet worden, in der kGotik bil-deten D. ein unverzichtbares Konstruktionselementdes kathedralen kSkelettbaus, die gemeinsam mitden kRippen das got. kSpitzgewçlbe, eine ArtkBaldachin, schufen; gleichzeitig gliederten sie dieWand. Liegt ein D. vor einer Wandfl�che, so be-zeichnet man ihn als Wandd. Umschließen mehrereD. einen Pfeiler, so spricht man von einem B�ndel-pfeiler. Sind einige D. eng aufeinander bezogen, ge-wissermaßen zu einem B�ndel zusammengefaßt, soergibt sich ein D.b�ndel, wobei die dickeren D. alsalte, die d�nneren als junge D. bezeichnet werden.In der Sp�tgotik verlor der D. seine tektonischeAufgabe und diente vorwiegend nur noch zurWandgliederung oder ornamentalen Verzierung dessich selbst tragenden kNetz- oder Sterngewçlbes;kAbb. Nr. 32, S. 154.Dietrich von Bern, Held gleichnamiger ma. Epen;in der Gestalt D.v. Bern, des sagenhaften Herrschersvon Bern, heutige Verona, spiegelt sich wahrschein-lich Leben und Wirken des Ostgotenkçnigs Theo-derich d. Gr. (474 – 526), der als Herrscher der kOst-goten in Italien ein Reich mit Hauptstadt Ravennaerrichtet hatte. Das umfangreiche ma. Epos, dessen

Diamantquader · Dietrich von Bern 153

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154 Dienst

Abb. 32 DIENST1 Romanische Dienste zur Wandgliederung; 2 Gotische Dienste, die zugleich die Rippen des Gewçlbes tragen;3 Gotische Dienste mit beidseitigem Rippenansatz; 4 Romanische Wandgliederung durch Pilaster.

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erste Ans�tze bis zu den Karolingern reichen, um-faßt drei Teile: Die Auseinandersetzung D. mit sei-nem Onkel Ermenrich, seine Abenteuer sowie seinEnde. D. wird von Ermenrich aus seiner ererbtenoberital. Herrschaft vertrieben und geht ins Exilzum Hunnenkçnig Etzel bzw. Attila; kHunnen,kNibelungenlied. Von dort aus zieht er mit Hilfe ei-nes Hunnenheeres nach Bern und liefert Ermenrichvor Mailand eine vernichtende Schlacht, wobei jenernach Ravenna (Raben) fl�chtet. Abermals schicktEtzel ein Ersatzheer mit dessen Hilfe nach dreit�gi-ger Rabenschlacht Ermenrich endg�ltig aufgebenmuß; doch die beiden Sçhne Etzels blieben auf demSchlachtfeld. Tiefbetr�bt zieht D. nun zum Hun-nenkçnig, der ihm großm�tig den Tod seiner Sçhnenachsieht. Der zweite Epenkreis beschreibt dieK�mpfe und Heldentaten gegen meist sagenhafteGestalten wie kZwerge, kRiesen, kDrachen, kAl-berich, Menschenfresser und andere Ungeheuer, dieD. teilweise allein vollbringt, wobei er �hnlicheKr�fte wie seine Gegner besitzt; u. a. konnte er inKampfeswut sogar Feuer speien.

Das Ganze spielt sich weitgehend in Gebirgenund W�ldern S�dtirols ab; kLaurin. Seine bisher tu-gendhaften Z�ge eines kRitters nach Art der Artus-runde, kArtus, finden sich allerdings im letzten Teil,dem Tode D., nicht mehr. Jetzt �berwiegt seinscheinbar schlechtes Wesen, bedingt vielleicht durchTheoderichs Handeln an seinem Senator Boethiusoder am Papst, deren Tode ihm angelastet wurden.Auch eine nachtr�gliche Rache am kArianismus,dem die Goten huldigten, kçnnte urs�chlich sein.Darstellungen des Helden finden sich u. a. an derSt.kZeno Kirche in Verona; an der Kirche St. Paulin Andlau (Elsaß) sind die Hçllenjagd D., die Befrei-ung seinen Mitstreiters Sintram aus dem Schlundeines Drachens, kBestiens�ule, sowie weitere alle-gorische K�mpfe dargestellt.Digesten, kPandekten.Digestus, lat. digitus, Finger; liturg. Zeigestab, mitdem ein assistierender Kleriker den Zelebranten aufdie zu lesende Stelle im Evangelien-, Meß-, Zeremo-nien- oder Ritualbuch hinwies. Die meist versilber-ten kleinen St�be mit einer Miniaturhand am Sta-bende wurden wahrscheinlich auch aus Piet�tgegen�ber dem hl. Text verwendet, den man mitbloßen Fingern anzufassen sich scheute. D. gab esim kath. Ritus, der j�d. Kult verwendet sie heutenoch.Diipetes eikones, kAcheiropoietos.Dilgen, eiserner Schenkelschutz, der am Sattel be-festigt war und �berwiegend beim Turnier bzw.

Zweikampf verwendet wurde; kPlattenharnisch,kDiechling.Dimas, kDismas.Diokletian, rçm. Kaiser (284 – 305); D. vollendetedie seit Augustus wirkende Tendenz des rçm. Kai-sertums zum Absolutismus. Durch seine Regie-rungsform, der Tetrarchie, legte er den Grundsteinzur sp�teren Reichsteilung, bzw. die Verlagerung derReichsgewalt in den Osten, was dann unter kKon-stantin d. Gr. auch geschehen ist; kByzanz. Nachdem Tode des Soldatenkaisers Carus wurde 284 D.zum alleinigen Herrscher des Imperiums ausgerufen,wobei er wie seine Vorg�nger nur eine milit�rischeLaufbahn beschritten hatte. Bereits 286 ernannte eraus strategischen Gr�nden den Offizier Maximianuszum kC�sar bzw. kAugustus; etwa 10 Jahre sp�ter(293) erweiterte er die Regierungsform um die bei-den, zu C�saren erhobenen Feldherren Konstantiusund Galerius, die allerdings ihm und Maximinanus,den nunmehrigen Augusti, untertan waren; damithatte er eine Viererherrschaft, griech. Tetrarchie,geschaffen. Durch die Machtteilung gelang es denRçmern, abermals die Perser zu besiegen, Mesopota-mien ihrem Reich einzugliedern und die Oberherr-schaft �ber Armenien zu erringen; ebenso wurdendie Grenzen im Donauraum gesichert.

F�r das Imperium Romanum leitete D. umfang-reiche Reformen ein. Das gesamte Reich unterteilteer in 12 bzw. 13 Verwaltungsgebieten, die kDiçze-sen, die wiederum mehrere Provinzen umfaßten.Die Besteuerung wurde vereinheitlicht, wobei nunauch Italien bzw. die rçm. B�rger Steuern zahlenmußten. Ebenso reformierte er das M�nzwesen undlegte, um die Lebensmittelversorgung zu sichern, diePreise f�r bestimmte Produkte einheitlich fest. �hn-liches sollte auch der staatl. verordnete Zusammen-schluß einzelner Handwerker und Werkst�tten zufesten Kooperationen bewirken; hier war die Versor-gung des Heeres im Vordergrund. Die Bauern wur-den nun endg�ltig an die Scholle gebunden und alleB�rger des Reiches wirkliche Untertanen des Kai-sers. In seinem eigenen Reichsteil, in der Residenz-stadt Salona ließ er große Palastanlagen errichten,denn nur hier konnte er die vom Osten �bernomme-ne absolutistische Herrscherauffassung sowie dasentsprechende Hofzeremoniell endg�ltig ausgestal-ten, was seine Vorg�nger u. a. mit der Anrede, „Do-minus et Deus“, Herr und Gott, eingeleitet hatten.

Mit D. l�ßt man im allgemeinen die kSp�tantikebeginnen. Unter dem Aspekt der absolutistischenKaiseridee sind auch die Reichsreform und der Wie-derherstellungsversuch der alten Staatsreligion zu

Digesten · Diokletian 155

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verstehen, was wiederum zu einer der letzten großenChristenverfolgungen f�hrte. Bereits 305 dankten erund Maximianus gemeinsam ab. Sie �bergaben ihreAufgabe an die nunmehrigen Augusti, Galerius undConstantius, die wiederum Severus und MaximinusDaia zu C�saren ernannten. Nachdem Licinius nochzum Augustus erhoben worden war und er mitkKonstantin d. Gr. die �brigen Mitherrscher besiegthatte, nahm sich D. wohl durch Selbstmord in seinerResidenz Salona, dem heutigen Split, das Leben;kKaiserliste, kImperium Romanum.Dionysios Areopagita, Name eines durch den hl.Paulus in Athen bekehrten Griechen, wie es dieApg.17,34 schildert; der Bekehrte war Mitglied desAreopag, des griech. Gerichtshofes. Die Traditionnennt ihn den ersten Bischof von Athen, der Endedes 1. Jh. das Martyrium erlitten hat. Seit dem 5. Jh.lassen sich mehrere theologische Schriften nachwei-sen, die D. A. als Verfasser nennen: „�ber die himm-lische Hierarchie, „�ber die kirchliche Hierarchie“,„�ber die gçttlichen Namen“ und „�ber die mysti-sche Theologie“. Die beiden Schriften, gçttl. Na-men, myst. Theologie, besch�ftigen sich mit Wegenzur Gotteserkenntnis, wobei der intellektuelle ver-worfen, die Liebe und Mystik dagegen als angemes-sener entwickelt werden. Bedeutsam wurden diebeiden Schriften �ber die himmlische und kirchlicheHierarchie. Die Lehre �ber die himmlische Hier-archie bildet den Grundstein der christl. Engellehre;kEngel. D. A. systematisierte die im AT und NTvereinzelt gegebenen Stellen �ber die geistige Weltund deren Wesen, die Engel. In geistiger Schau – erwar eingeweiht und nennt sich selbst Myste – er-kannte er, daß die irdische Welt bzw. die gesamteSchçpfung ein „Abglanz“ geistiger, aber personalerWirkm�chte darstellt, die entsprechend eigener Voll-kommenheit somit ihrer Wirkf�higkeit einen leben-digen, in sich gegliederten Organismus darstellen.

Den wichtigen Begriff der Hierarchie umschreibtD. A.: „Hierarchie ist nach meiner Auffassung eineheilige Rangordnung, eine Erkenntnis ihrer selbstund dadurch auch eine Wirksamkeit. Sie will so weitwie mçglich zu einer �hnlichkeit mit Gott f�hrenund im entsprechenden Verh�ltnis andere zumNachbilde Gottes erheben … So ist das mçgliche�hnlich- und Einswerden mit Gott also der Zweckder Hierarchie … So werden die Glieder jeder Reiheder hierarchischen Ordnung dem ihnen entspre-chenden Rang gem�ß zur Mitwirkung mit Gott er-hoben“ (Die Hierarchie der Engel, Kap. 3). Das Wir-ken all der geistigen M�chte, aller drei Hierarchienbesteht also darin, sich gegenseitig sowie die Men-

schen zum Ebenbilde Gottes zu f�hren, also dieSchçpfung zu vollenden. Die Engel arbeiten amWerk Gottes mit, indem sie Gottes Offenbarungenwiderspiegeln, wobei die hçhere Hierarchie dern�chst niederen dies vermittelt, zugleich aber umderen Hçherentwicklung besorgt ist, wobei dieErkenntnis der Wahrheit zur Reinigung und Er-leuchtung f�hrt und somit eine spirituelle Weiter-entwicklung ermçglicht. Wir verstehen heute denBegriff Hierarchie ausschließlich statisch, doch ge-nau das Gegenteil ist nach D. A. der Fall, denn Hier-archie ist nach ihm eine lebendige Einheit, ein be-seelter Organismus, wobei die Entwicklung deseinen „Gliedes“ oder die Erkrankung eines anderen„Gliedes“ unmittelbar auf den ganzen „Kçrper“wirkt; kMystischer Leib Christi.

Nach D. A. faßt die Hierarchie neun „Chçre“ derEngel, gegliedert zu einer Dreiheit, beruhend aufder gçttlichen Trinit�t: 1. kSeraphim, hebr. Entflam-mer, auch Geister der unermeßlichen Liebe; kChe-rubim, hebr. Ergießer der Weisheit, auch Geister desRaumes; Thronoi, griech. Throne, die �ber alles Er-habenen, die Geister der Kraft und des Willens. Die-se Hierarchie ist Gott am n�chsten. 2. Kyriotetes,griech. Herrschaften, Geister des Bewußtseins; Dy-nameis, griech. Kr�fte, auch Geister der Bewegungund somit der Beseelung; Exousiai, griech. Gewal-ten, Geister der Form; 3. Archai, griech. Obrigkei-ten, Geister der Persçnlichkeit; Archangeloi, griech.kErzengel, auch Feuer oder Volksgeister genannt.Angeloi bzw. angeloi, griech. kEngel, Boten, Sçhnedes Lebens oder wie D. A. sie nennt, Vermittler.Nach spiritueller Lehre sollen einst die Menschendie zehnte Hierarchie bilden, wie es beispielsweiseam Johanni M�nster in Schw�bisch Gm�nd als Bildbereits dargestellt ist.

Eine wirkliche und wirkende Liturgie soll mitdem Geistigen kommunizieren, es soll das Geistigeim Irdischen vergegenw�rtigen, weshalb liturg. For-men, Riten, Zeremonien usw. ganz den geistigenUrbildern entsprechen m�ssen, denn die irdischmenschliche Liturgie ist ein Spiegelbild der geistiggçttlichen; kEngelchor, kLaus perennis, kAxismundi, kBilderverehrung. Von diesem Ansatz ausentwickelte D. A. die Engellehre bzw. hierin gr�ndetjede spirituelle Liturgie. Der geistigen, himmlischenHierarchie entsprechen hier auf Erden die kirchl.Hierarchie und ihre Sakramente. 1. Taufe, Euchari-stie, Weihe; 2. Bischçfe, Priester, Liturgen und 3.Mçnche, Gemeinde und B�ßer.

Dem Abendland wurden erst unter den Karolin-gern das Schrifttum des Heiligen bekannt, nachdem

Diokletian · Dionysios Areopagita156

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(827) Kaiser Ludwig der Frommen vom griech. Kai-ser eine Prachthandschrift des Areopagiten ge-schenkt bekommen hatte. Im kçnigl. Kloster vonSt. Denis in Paris; kDionysius, entstand die erste lat.�bersetzung. Die geistige Schau, daß alles Irdischeeiner geistigen Wirklichkeit entspr�che, f�hrte dannsp�ter zu entsprechenden Lehren �ber Amt undDienst des Herrschers, woraus sich im Byzanti-nischen eine Art theokratisches Kaisertum bildete.Aber auch abendl. Herrscher wie die kKarolingeroder kOttonen verstanden ihre Aufgabe als einegçttlich verliehene Pflicht; kReichskleinodien,kMitra, kKçnig.Dionysius, franz. (Saint) Denis; hl. M�rtyrer underster Bischof von Paris; den kVierzehn Nothelfernzugez�hlt, seit dem 9. Jh. h�ufig mit kDionysiosAreopagita verwechselt. Mitte des 3. Jh. wurde D.auf dem heutigen Montmartre (lat. mons martyri-um) in Paris enthauptet. Sein Haupt in den H�nden,lief er zu seiner gew�nschten Begr�bnisst�tte, demsp�teren Kloster St. Denis, so die Legende des 8. Jh.Auf Anregung der hl. kGenovefa entstand um 460�ber seinem Grab eine kMemorialkirche, die dannvon den kMerowingern und kKapetingern zur kç-nigl. Grablege erw�hlt und durch eine Klosterstif-tung beehrt wurde. Bereits die Merowinger erhobenD. zu ihrem Hausheiligen, den man seit dem 8./9. Jh.neben kChlodwig und kRemigius als franz. Natio-nalheiligen verehrte. In dieser Zeit „verwechselte“man anscheinend den Heiligen mit dem griech.Theologen kDionysios Areopagita, eine historischeSchwierigkeit, die sich durch die Annahme einerReinkarnation leicht beheben ließe.

Die Schriften des Dionysos von Areopagita ka-men unter Ludwig dem Frommen an den Hof derKarolinger und wurden dort von irischen Mçnchenund Gelehrten, kIro–Schotten, ins Lateinische �ber-setzt. Zu St. Denis, nunmehr Staatsheiligtum undkçnigl. Grablege, wurden der franz. Banner, kOri-flamme, und seit Ludwig IX., dem Heiligen, auchdie franz. Reichsinsignien aufbewahrt. Abt Suger er-baute hier 1140/44 die erste got. Kirche; kGotik,kKathedrale, kRegalia. Dargestellt wird der Bischofmit seinem Kopf in den H�nden.Dionysos, auch Bakchos, lat. Bacchus; Sohn derkSemele bzw. der kPersephone und des kZeus,Sternbild. Nach dem Tod der irdischen Mutter trugZeus die noch unreife Leibesfrucht in seinem Schen-kel aus und �bergab den Neugeborenen den Nym-phen und dem Satyr Silenos, kSilenen, zur Erzie-hung. Wesensart und Macht des Gottes zeigen seinerstes Abenteuer. Als er �bers Meer fahren wollte,

nahmen ihn Seer�uber gefangen. Doch von selbst fie-len ihm die Fesseln ab, kWein- und kEfeurankenumschlangen Mast und Schiff, das plçtzlich ruhigstehen blieb. Die Seer�uber erkannten den Gott,st�rzten sich ins Meer, wurden aber von D. in kDel-phine verwandelt, er selbst nahm kurz die Gestalteines kLçwen an. D. z�hlt zu den �ltesten griech.Gçttern; seit dem 5. Jh. den athenischen Staatsgçtternmit entsprechendem çffentlichem Kult beigesellt.

Die allgemeine Verbreitung seines Kultes, von In-dien ausgehend und die ganze antike Welt ergrei-fend, wird in Kunst und im Mythos als Triumphzuggeschildert, dem sich niemand, selbst das rçm. Im-perium, nicht entziehen konnte. Als Frau w�hlte D.kAriadne, die er wie seine Mutter Semele zuden olympischen Gçttern emporgetragen hat. Manverehrte ihn als Gott der Freiheit, lat. liber pater,kCeres, und der Befreiung, der orgiastischen Ent-�ußerung, des gçttlichen Wahnsinns, der religiçsenEkstase sowie der paradiesischen F�lle. Weintrau-ben, Efeu, kThyrsosstab, kKantharos, Musik,Nacht, Tanz und Begeisterung sind seine Kennzei-chen, kM�naden, kNymphen, kSilenen, kSatyrn,aber auch kTauben seine Begleiter. Der ekstatischeWahnsinn geht laut Mythos auf die Rache der Gçt-tin Hera zur�ck. Wahnsinnig mußte D. durch dieLande ziehen, bis er durch Gçttin Kybele, der Gro-ßen Mutter, eingeweiht und geheilt wurde.

Das Theater, der Bereich der Wandlung, desschauenden Schicksals, war ihm zugeordnet. ImTheater stand sein Kultbild und an seinen Festenf�hrte man Tragçdien u. a. mehr auf. Seine F�higkeitzur Metamorphose, zum Wandel von Form und Ge-stalt, ließ ihn zur Gottheit der Maske, zur Gottheitder „verwandelnden Vereinigung oder vereinigen-den Verwandlung“ werden, womit sich abermals dasDionysische mit dem Theater verbunden hatte. Indieser tief religiçsen Dimension der Wandlung undEinheit liegen die Wurzeln der dionysischen Myste-rien, die eine kultische Wiedergeburt des Gottes so-wie die Unsterblichkeit bzw. das Gottwerden derEingeweihten – anfangs nur Frauen – feierten.

Eine weitere Version des Mythos berichtet, daßHera den Gott nicht nur mit Wahnsinn schlug, son-dern die kTitanen aufforderte, ihn lebendig zu ver-reißen bzw. zu verzehren. D. hatte sich kurz vor die-sem Schicksal in ein Stier verwandelt. Beides, derWahnsinn bzw. die Ekstase und das Zerst�ckelnspielte in den Mysterien des Gottes eine kultischeRolle, indem es von den Initianden rituell nachvoll-zogen wurde. Der kHeros steigt dann in die Unter-welt hinab, sucht seine Mutter, beide steigen wieder

Dionysius · Dionysos 157

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zur Erde hinauf, um gemeinsam von den Gçttern inden Olymp aufgenommen zu werden. Das Zerrei-ßen eines Rehs beim Tanz der kM�naden geht aufdas Schicksal des Gottes zur�ck. Bedeutende Heilig-t�mer gab es auf dem kParnaß, auf Naxos undChios; kMysterien. Die vier wichtigsten Feste wur-den j�hrlich und mehrt�gig durch Umz�ge, Opferund dichterische Auff�hrungen bzw. Wettk�mpfe,griech. Agon, gefeiert. Darstellungen des Gottes mitWeintrauben und Kantharos, einem kultischenTrinkgef�ß, finden sich seit dem fr�hen 6. Jh., beideAttribute verweisen auf den paradiesischen Toten-bereich, was die h�ufigen Darstellungen dionysi-scher Motive auf antiken Sarkophagen erkl�rt.

Zudem ehrte man D. als Schçpfer bzw. Erfinderdes Weines, kWein, und des Honigs, kBiene, dergçttlichen Nahrung bzw. Nahrung des Jenseits,denn laut Mythos ließ er auf wunderbare WeiseQuellen mit Wasser, Wein, Milch und Honig ent-springen; kAmbrosia. Nach antiker Mythologiewirkte D. in Indien als eine Art Kulturheros, indemer diesen Vçlkern die Kultur des Ackerbaues undder Viehzucht lehrte, ebenso soll er St�dte gegr�ndetund sie mit rechtm�ßigen Gesetzen versehen haben.Auch Kriegswaffen, Pauken- und Beckenspiel sowiedie Kunst des Tanzes gingen auf ihn zur�ck; kKain.Die lange Haartracht der Inder wurde ebenso aufden Gott zur�ckgef�hrt, wie pflegende Salben unddie kMitra als Kopfschmuck; kPer�cke. H�ufig fin-det sich der Gott auf griech. Trinkschalen, Vasen undKultgef�ßen dargestellt; ebenso in der rçm. Kultur,hier sogar in Mosaiken, Fresken, Stuck oder in Statu-enform. Sein Grab wurde in Delphi verehrt. Vor al-lem w�hrend des kHellenismus verbreitete sich derKult in allen mittelmeer. Kulturen, wobei die Dia-dochenherrscher, kDiadochen, sich in diesen Dienststellten bzw. sich als „Neuer D.“ verehren ließen. InAlexandria beispielsweise feierte man D. als Welt-eroberer mit einem un�berbietbaren Fest und Kult,bei dem die etwa 4,5 m. hohe Bildstatue, angetan miteinem golddurchwirkten Purpurmantel, mitgef�hrtwurde; kBekleidete Figuren. Seine Mysterien wa-ren in der ganzen antiken Welt verbreitet. DieKunst der Renaissance und des Barocks widmetesich ausf�hrlich dem Thema der kBacchanalien;kEsel, kMysterien, kPinienzapfen, kIH S.Dioskuren, kKastor und Pollux.Diçzese, griech. dioikesis, Verwaltungsbezirk; ter-ritorial umschriebener geistlicher Jurisdiktions-bezirk eines kBischofs, auch Bistum genannt. Diekirchl. Einteilung geht auf die rçm. Antike zur�ck,denn unter Kaiser kDiokletian wurde das gesamte

rçm. Reich in juristische Verwaltungsbezirke, dieDiçzesen, eingeteilt. Die insgesamt 12 bzw. 13 D.umfaßten alle Reichsprovinzen, etwa 100 an derZahl; kImperium Romanum. Vor allem unter denkKarolingern und kOttonen bekamen einzelne Bis-t�mer umfangreiche kulturelle und politische Auf-gaben, wof�r sie mit Kçnigsgut belehnt wurdenbzw. die Bischçfe zu kçnigl. Lehenstr�gern wurden.�ber ihrem Lehensgebiet herrschten sie nun wieeigenst�ndige kGrafen bzw. Herzçge. Solche Bi-st�mer nannte man sp�ter Hochstifte, den Bischofaber F�rst bzw. F�rstbischof; kGef�rstet. Die Bi-schçfe kamen weitgehend aus dem Hochadel bzw.waren Kleriker der kHofkapelle und h�ufig eng mitdem jeweiligen Herrscherhaus verbunden, das weit-gehend �ber ihre Ernennung verf�gte; kEigenkir-che, kDefensor ecclesiae, kDom, kDomkapitel,kGeistl. Wappen, kImmunit�t, kReichsst�nde, kIn-vestiturstreit. Eine besondere Stellung nahmen diekMetropoliten von Mainz, Trier und Kçln ein, dennsie waren gleichzeitig kKurf�rsten und Inhaber be-stimmter kHof�mter. Mehrere D. bilden kirchen-rechtlich einen eigenen Verband, dem ein Metropolitoder kErzbischof vorsteht.Diptychon, griech. diptychos, doppelt gefaltet;zwei zusammenklappbare Schreibt�felchen, die in-nen mit Wachs bestrichen und außen oft reich ver-ziert waren bzw. sind. W�hrend der Antike dientensie Sch�lern als Tafel, den Gelehrten als Notizbuch;kBuch. Wertvolle, aus Elfenbein gefertigte D., ver-schenkte zum Amtsantritt der neu gew�hlte rçm.Konsul. Die Kirche �bernahm die D., um darin denNamen des Spenders liturg. Gaben, des Bischofs,des Klerus sowie der T�uflinge einzutragen, damitihrer bei der Messe gedacht werde. In Analogie zumantiken D. bezeichnet man auch das zweifl�geligeAltarbild des MA als D., ebenso ein zweitteiliger,aber mit eigenen Rahmen versehener Bilderzyklus.Sind es drei Tafelbilder, die inhaltlich zusammen-gehçren, so spricht man von einem Triptychon, sindes aber mehrere, so nennt man dies ein kPolydipty-chon. Wenn die Rahmen der Einzelbilder innerhalbeines Altares allerdings mit Scharnieren verbundensind, spricht man besser von einem kWandel- oderkFl�gelaltar.Directoire, lat. dirigere, leiten; franz. Stilbegriff f�reine kurze Epoche innerhalb des franz. kKlassizis-mus, benannt nach der damaligen Regierungsform,dem Direktorium (1795 – 99). Aus Abneigung gegenden Absolutismus lehnte das nun tonangebendeB�rgertum die schweifend fragilen Formen deskRokoko ab und entwickelte vor allem in der In-

Dioskuren · Directoire158

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nenarchitektur, bei Mçbeln und Geschirr, einfache,geradlinige Formen mit antikisierenden Ornamen-ten. Auch in der Mode griff man auf Antikes zur�ck.Die Frauen trugen hochgeg�rtete Hemdkleidernach Art des antiken griech. kChiton, die M�nnerhohe Halsbinden und eng anliegende Jacken. DerStil ging fast bruchlos ins kEmpire �ber; kFranz.Revolution.Disegno, ital. Zeichnung, Skizze, Entwurf bzw.alle Detailzeichnungen, die zur Formfindung des zuschaffenden Kunstwerkes beitragen. Der D. ist Aus-druck des unmittelbaren k�nstlerischen Prozesses,weshalb er bereits in der kRenaissance fast ebensohoch gesch�tzt wurde wie das vollendete Werk.Denn im D. veranschaulicht sich die eigentlichek�nstlerische Idee, das gçttliche Urbild, wie es Pla-ton zum erstenmal formulierte. Diese Urbilder zuschauen und sie im Kunstwerk irdisch anwesendwerden zu lassen, war das eigentliche Ziel der Re-naissancek�nstler. Denn erst durch k�nstlerischesTun entwickelt sich nach Ansicht jener K�nstler, derMensch zum Menschen; kParagone, kBilderver-ehrung. Unter dem Aspekt einer geistigen Schau derIdeen sind auch die zahlreichen Kunsttraktate jenerEpoche zu verstehen; kBozzetto, kKarton, kMo-dello, kKanon, kPerspektive, kUt pictura poesis,kLukasbild, kParagone.Dismas, auch Dimas; Name des zur Rechten Chri-sti gekreuzigten Sch�chers, des guten Sch�chers(Luk. 23,35 f.). Denn er verhçhnte nicht wie seinMitgenosse Gestas den gekreuzigten Christus, son-dern bat um Verzeihung, worauf ihm Christus ver-sprach, er werde heute noch ins Paradies eingehen.Die Namen der beiden Sch�cher finden sich nicht inder Bibel, sondern nur in den Akten des Pilatus, ei-ner apokryphen Schrift des 5. Jh. Von D. sprechenmehrere Legenden, u. a. wird berichtet, daß er dieHl. Familie auf der kFlucht nach �gypten vor den�beltaten dortiger Menschen bewahrt habe. In derchristl. Kunst wird D. als Patron der Fuhrknechteseit dem fr�hen MA erw�hnt und dargestellt;kKreuzigung.Dispersionsfarben, lat. dispersus, fein verteilt,zerstreut; summarische Bezeichnung von Farben,deren kPigmente durch synthetische Harze gebun-den sind. Die Farbe l�ßt sich gut aufbringen, decktgr�ndlich und ist mit Wasser verd�nnbar. Im Ge-gensatz zur kTempera trocknet sie sehr rasch und istdanach wasserunlçslich, daf�r aber gleich �bermal-bar. Sie besitzt eine hohe Lichtbest�ndigkeit, Festig-keit gegen Umwelteinfl�sse und hohe Haftbarkeit.D. werden heute fast in allen Bereichen wie Bau,

Mçbel, Metall usw., aber auch in der Kunstmalereiverwendet; kAquarell, k�lmalerei, kSeccomalerei,kFarbe.Disput�, ital.; lat. disputare, erçrtern, untersuchen;bildliche Darstellung der Erçrterung eines Glau-benssatzes durch Theologen, Kirchenlehrer undHeilige. Die D. unterscheidet sich von der kSacraconversazione gerade durch ihren theol. Inhalt. Be-r�hmt ist Raphaels Disput� del sacramento in denvatikanischen Stanzen.Disputation, lat. Erçrterung, Streitgespr�ch; imGegensatz zur meditativen kDisput�, ist die D. einebildliche Darstellung eines theol. Streitgespr�cheszwischen Christen und Ungl�ubigen, Heiligen undKetzern usw. Ein typisches Element dieser Bilder istder D.gestus, das Aufz�hlen einzelner Argumentemit den Fingern; kZwçlfj�hrige Jesus im Tempel,kDominikus; derselbe Gestus findet sich auch beima. Verk�ndigungsdarstellungen. D. nennt manauch ein çffentliches wissenschaftliches Streit-gespr�che wie es seit dem fr�hen MA ge�bt wurden,ferner auch eine bestimmte Form der Lehre und derWissenschaft an den ma. Universit�ten; z. T. bildetedie D. die Voraussetzung zur Erreichung eines aka-demischen Grades. Gedruckten wissenschaftlichenD. wurde bis zum Ende der Barockzeit ein gra-phisch gestaltetes kThesenblatt beigegeben.Diurnale, Auszug aus dem kBrevier f�r Klerikerund Nonnen. Es enth�lt die Tageshoren des Bre-viers, lat. diurnus, zum Tag gehçrig, also alle Gebeteund Ges�nge von den Laudes bis zur Komplet;kOfficium.Divisionismus, kPointillismus.Docke, mhd. tocke; rundgedrehtes, Garnkn�uel,Walze, Holzs�ule, aber auch Puppe; Bezeichnungf�r die kleinen, runden St�tzen bei Holzgel�ndern,�hnlich dem kBaluster, auch Seitenw�nde einer Kir-chenbank oder des Chorgest�hls nennt man D. oderkWange. In der Heraldik wird damit eine Darstel-lung eines menschlichen Rumpfes ohne bzw. mitverst�mmelten Armen im Wappen bezeichnet.documenta, internationale Ausstellung der bilden-den Kunst in einem vier- oder f�nfj�hrigen Rhyth-mus, wobei jeder Ausstellung eine bestimmte Ziel-richtung zugrunde liegt. Die d. findet im MuseumFridericianum und der weiteren Umgebung vonKassel statt. Begr�ndet wurde sie von dem Aka-demieprofessor A. Bode und dem KunsthistorikerW. Haftmann, die 1955 die erste d. mit dem Schwer-punkt, die Kunst vor der Nazizeit, entworfen undgestaltet haben; also eine Ausstellung der Moderne.Bereits die zweite d. erweiterte sich um zeitgençssi-

Disegno · documenta 159

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sche Werke nach 1945, bei der dritten d. war schondie internationale Kunst, vor allem amerikanischeWerke vertreten. kBiennale, kPop Art, kFotorealis-mus, kMinimalart, kPerformance, kEnvironment,kSoziale Plastik.Doge, lat. dux, F�hrer, Feldherr; seit 697 n. Chr. Be-zeichnung f�r das anfangs fast absolutistisch regie-rende Staatsoberhaupt der Republik Venedig. Endedes 12. Jh. wurde seine Macht durch die St�rkungdes Rates und die Einf�hrung der f�nf Correttori,die nach dem Tode des D. seine Amtsf�hrung �ber-pr�ften, eingeschr�nkt. F�r Vers�umnisse des ver-storbenen D. mußten dessen Angehçrige und Nach-fahren einstehen. Seit 1177 feierte Venedig dieVerm�hlung der Stadt mit dem Meer, wobei der D.im pr�chtigen Staatsschiff Bucentaur auf das Meerfuhr und einen kostbaren Ring hineinwarf; kMar-kus, kExarchat. Auch Genua besaß seit 1339 einenD. Beide Stadtstaaten wurden 1797 aufgehoben, wasauch das Ende der D.herrschaft bedeutete.Dogma, griech., im antiken Lehrbetrieb eine ver-bindliche Annahme bestimmter philosophischerbzw. medizinischer Grundthesen, die von den sp�-teren christl. Theologen als widerspr�chlich undl�cherlich empfunden wurden. Doch mit den chri-stologischen Auseinandersetzungen, kKonzilien,verstanden man dann unter D. ebenfalls die christl.Lehre und Wahrheit entsprechend der Schrift; kH�-resie, kSchisma. W�hrend des MA dann nur eine all-gemeine Zusammenstellung moralischer Erçrterun-gen oder antiker Lehren �ber die Natur, dann aberauch die verkehrten Ansichten christl. Sekten. Inneuerer Zeit die gçttlich geoffenbarte Lehre, Glau-benss�tze, die allerdings von der Kirche anerkanntund sanktioniert werden m�ssen; wer sie bewußtleugnet, stellt sich außerhalb der Kirche bzw. ex-kommuniziert sich nach kath. Lehre selbst.Dolichenus kJupiter.Dolmen, breton/kelt. dol, Tafel und men, Stein; rie-sige Steingr�ber, die w�hrend der neolith. Epoche,seit dem 5. Jt., also lange vor den �gypt. Pyramidenin zahlreichen Kulturen Europas errichtet wurden;kMegalithkultur, kNeolithikum. D. bestehen ausvier aufrechten Tragsteinen und einer dar�berliegen-den m�chtigen Steinplatte, einem kMonolith. DieW�nde zwischen den Tragsteinen waren mit kleine-ren Steinen sorgf�ltig ausgef�llt, der Boden ebensoschçn gegl�ttet oder mit festverfugtem Steinpflasterversehen. Ob alle D. mit Erde bedeckt waren, so daßsich ein k�nstlicher, z. T. begr�nter Grabh�gel �hn-lich den etruskischen kTumuli ergab, ist unsicher.Manche D. besaßen offensichtlich keinen Zugang,

ansonsten lag dieser seitlich; kMenhire. �ber die ge-naue Konstruktion und Sinngebung herrscht nochUnklarheit.Dom, lat. domus, Haus; kirchenrechtliche Bezeich-nung einer Bischofskirche unabh�ngig vom jeweili-gen Baustil. Die Erhebung einer Kirche zum D. istein kirchl. Rechtsakt, gebunden an die Errichtungeiner kDiçzese; kDomkapitel. �hnlich wie kBasili-ka wird der Titel Dom auch ehrenhalber bestimmtenKirchen verliehen. Die meisten D. wurden w�hrendder kRomanik erbaut. Da seit der Sp�tantike derkKlerus an den Bischofskirchen ein gemeinsamesLeben f�hrte, kKanoniker, kAugustinus, kam es anden D. zu kloster�hnlichen Anbauten wie Kreuz-gang, Kapitelsaal, Hospiz usw., wobei aber Schuleund Bibliothek eine besondere Stellung, Pflicht undWertsch�tzung einnahmen. Bis zur kScholastik undden damit gegebenen Gr�ndungen von kUniversit�-ten waren die D.- oder Kathedralschulen f�hrend,so beispielsweise die Schule von Laon oder Char-tres. Doch lehrte man in den ma. D.schulen einemehr an Platon ausgerichtete Theologie, die schola-stischen Universit�ten dagegen bevorzugten kAri-stoteles. kKathedrale, abgeleitet von kKathedra,dem bischçflichen Lehrstuhl, ist ebenfalls eine g�n-gige Bezeichnung, wobei im Gegensatz zum D., dieKathedrale zugleich einem bestimmten Kunststil,der kGotik, zugeordnet ist; kBischof, kM�nster,kStift, kPropst; Abb. Nr. 33, S. 161.Domfreiheit, ein gewisser r�umlicher Bereich umden kDom, der aus der staatlichen Gewalt heraus-genommen war und direkt dem Domstift unter-stand. Vor allem bei H�ndlern war diese Zone be-liebt, da sie dort im Gegensatz zur Stadt keine odernur geringe Steuern zu bezahlen hatten; kFreigaden,kMesse. Die Vorstellung, daß sich unmittelbar umein Heiligtum ein freier, keiner Gewalt oder Herr-schaft unterstehender Raum befindet, ist sehr altund fast in allen Kulturen bezeugt; hierin ist das altesakrale Asylrecht bei Tempeln und Kirchen begr�n-det; kTempel, kTemenos.Domherr, kDomkapitel.Domikalgewçlbe, Rippengewçlbe mit stark �ber-hçhtem Scheitel, wodurch der Eindruck einer Kup-pel entsteht. D. wurden Mitte des 12. Jh. in S�d-frankreich entwickelt und waren bis Westfalen undMecklenburg verbreitet; bereits um 1300 nicht mehr�blich; kGewçlbe.Dominikale, Tuch, mit dem w�hrend des MAFrauen zum Kommunionempfang ihre H�nde bzw.ihr Haupthaar zu bedecken pflegten. Diese Pflichtbestand seit dem 6. Jh., vielleicht bedingt durch die

Doge · Dominikale160

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alte, weitverbreitete Annahme von der kultischenUnreinheit der Frau; kSchleier, kGebende, kVelum.Dominikanerorden, lat. Ordo fratrum Praedica-torum, Orden der Predigerbr�der; vom hl. kDomi-nikus (etwa 1170 –1221) in Toulouse gegr�ndet,1215 kirchl. gebilligt, um laue oder ketzerischeChristen zu bekehren. Die anfangs kleine Gemein-schaft lebte seit 1216 nach der kAugustinusregel,modifiziert durch die Kanonikerregel, kKanoniker,ebenso Anregungen der Ketzer- und ma. Armuts-bewegung aufnehmend; kKetzer. Der gesamte Or-den sowie die einzelnen Mitglieder verpflichten sichzur Armut, kBettelorden, und Predigt des Evangeli-ums, was vorwiegend in den aufstrebenden St�dtengeschah. Der Orden ist wie folgt aufgebaut: Anoberster Stelle wirkt der vom Generalkapitel auf Le-benszeit gew�hlte General. Er setzt die Provinziale,die Leiter einer Provinz, ein. Diese wiederum ernen-nen die Prioren, die Oberen der einzelnen Nieder-lassungen. Das Generalkapitel, oberste und gesetz-gebende Versammlung, setzt sich aus allen

Provinzialen sowie zwei gew�hlten Vertretern dereinzelnen Provinzen zusammen.

Der Orden, vorwiegend als Priesterorden ge-schaffen, kannte nur im bescheidenen Umfang Lai-enbr�der, kConversen. Zwar gr�ndete Dominikusin Prouille ein Nonnenkloster f�r bekehrte Frauen,doch von einem weiblichen Zweig, dem sp�terenkZweiten Orden, wollte er nichts wissen, da Non-nen in strenger Klausur lebten und die ordenstypi-schen Aufgaben, Seelsorge und Predigt, nicht wahr-nehmen konnten. 1228 verabschiedete der Ordensogar ein Verbot, Frauenklçster aufzunehmen oderzu betreuen. Die ersten Frauenklçster kamenzwangsweise, auf Geheiß des Papstes, in den Orden.

Der Orden verlangte von allen Predigern einegr�ndliche theol. Ausbildung, die weitgehend an denneu entstandenen kUniversit�ten und Ordenshoch-schulen absolviert wurde; zahlreiche Dominikanerlehrten bald selbst; kAlbertus Magnus, kThomasvon Aquin. Neben hoher Gelehrsamkeit brachte derOrden auch zahlreiche Mystiker, kMystik, hervor.

161Dom · Dominikanerorden

Abb. 33 DOM – KANONIKERSTIFT1 Atrium, 2 Doppelturmfassade mit Querhaus, 3 Mittelschiff, 4 Apsis, 5 Domkreuzgang mit entsprechenden R�u-men wie Kapitelsaal, Refektorium, Bibliothek usw.

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Die Kirchen des Ordens entsprechen weitgehend dersogenannten kBettelordensarchitektur: Verzicht aufT�rme, daf�r Dachreiter, kein Querhaus, keine Glas-malerei und aufwendigen Kunstwerke; ebenso gab esanfangs keinen ausgepr�gten Chor oder Lettner.D.klçster waren und sind vorrangig Lebensraum f�rdie Mçnche, ein spiritueller Aspekt des Geb�udesfehlt weitgehend. Der �bliche Schlafsaal wurde we-gen des Studiums der Patres h�ufig und fr�hzeitigdurch Einzelzellen ersetzt. D.klçster liegen, von denweiblichen Niederlassungen abgesehen, immer inder Stadt, h�ufig an der Stadtmauer oder in einer we-niger vornehmen Gegend. Laien konnten als kTer-tiaren in der Welt die geistigen Ziele des Ordens ver-wirklichen; kScholastik, kUniversit�t, kInquisition,kBeginen, kKetzer,kAbb. Nr. 82, S. 527.Dominikus (um 1170 –1221), Gr�nder des kDo-minikanerordens, gestorben und begraben in Bolo-gna; aus alten kastilischen Adel stammend und zumkKanoniker am Dom von Osma (Spanien) be-stimmt. Der p�pstl. Auftrag, die kAlbigenser zu be-kehren, f�hrte nach Mißerfolgen schließlich zurGr�ndung eines Ordens. D. erkannte bald, daß mitherkçmmlichen Mitteln und dem bisherigen Aufbaukirchl. Orden die Fragen, wie sie durch die Forde-rungen der Ketzer gestellt waren, nicht lçsbar sind.Er schuf eine kleine Gemeinschaft von kKlerikern,unterstellte sie dem Papst, kExemtion, um frei vonAuflagen der Bischçfe und den Grenzen der Diçze-se wirken zu kçnnen. Ebenso sah er in einer gedie-genen wissenschaftlichen Bildung die Mçglichkeitpersçnlicher Reife und Hilfe zu einem christl. mis-sionarischen Wirken, weshalb er die Mitglieder sei-nes neuen Ordens zum Studium an die eben erst auf-bl�henden Universit�ten schickte.

In der Kunst wird er in typischer Ordenstracht,weiße Kutte mit schwarzem Skapulier, und kSternauf der Stirn dargestellt, bisweilen auch die Welt-kugel sowie ein H�ndchen mit einer Fackel im Maulzu seinen F�ßen, was seine Mutter vor der Geburtdes Heiligen tr�umte. Erste zyklische Darstellungseines Lebens in der Grabeskirche des Heiligen,St. Dominikus in Bologna, um 1235 begonnen:Traum des Papstes, wobei D. die einst�rzende KircheS. Giovanni in Laterano st�tzt; einen �hnlichenTraum hatte einst auchkFranziskus; Petrus und Pau-lus fordern D. zur Predigt auf; D. disputiert mit Ket-zern und macht die Feuerprobe, wobei die ketzeri-schen B�cher verbrennen, seine jedoch nicht. Seitdem 16. Jh. h�ufig mit einer kLilie und dem kRosen-kranz in der Hand dargestellt, den er von Maria per-sçnlich empf�ngt. Sp�ter wurden weitere, meist le-

gendarische Szenen, so das Zusammentreffen mitFranz von Assisi gestaltet; zu den bedeutendstenFresken mit Motiven aus dem Leben des Heiligenz�hlen die im Florentiner Kloster S. Marco. H�ufigauch bei derkSacra Conversazione mitdargestellt.Domitian, kKaiserliste.Domkapitel, kirchl. Kçrperschaft, die dem kBi-schof zur geistigen und rechtlichen Verwaltung einerkDiçzese behilflich ist. Es w�hlt den Bischof oderbesitzt zumindest ein Vorschlagsrecht. Die Mitglie-der heißen jetzt Domkapitulare, fr�her Domherrenbzw. Domkanoniker. Anfangs war das D. f�r die auf-wendige Feier der Liturgie am Dom zust�ndig, waszu einem gemeinsamen Leben nach Art der Mçnchemit entsprechenden Bauten f�hrte; kDom, kKano-niker. Der kDompropst, dem urspr�nglich die Ver-waltung der gemeinsamen G�ter oblag, ist Leiter desKapitels. Sp�ter entwickelte sich das D. zum wich-tigsten Verwaltungsorgan der Diçzese, dessen Mit-glieder, meist aus dem Adel stammend, gewaltigeEink�nfte besaßen, kAbb, kBenefizium, kPr�ben-de, und bis in die Neuzeit das alleinige Recht inne-hatten, den Bischof zu w�hlen. Kunstgeschichtlichsind die einzelnen H�user der Domkanoniker, diesogenannten kKurien, von Interesse, da sie im Stilder jeweiligen Zeit erbaut sind und mit dem Domeine st�dtebauliche Einheit bilden.Dompropst, Leiter der Domkanoniker; kDom-kapitel, kKanoniker; auch Verwalter der G�ter desDomes, zudem kirchl. Ehrentitel mit bestimmtenliturg. Rechten; kPropst.Donar, kThor.Donation, lat. donatio, Geschenk; Geschenke wieliturg. Ger�t, Bilder, Glocken, Glasfenster usw. aneine Kirche. Im Gegensatz zu einer kStiftung ist dieD. ein einmaliger Rechtsakt und keine Begr�ndungeines neuen Rechtszustandes; kDedikationsbild,kFabrica ecclesia, kEigenkirche.Donauschule, nachtr�gliche, von Th.v. Frimmelbzw. H. Voss um 1900 eingef�hrte Bezeichnung f�reine sp�tma. Stilrichtung sowie f�r Werke bestimm-ter Meister, die vorwiegend in den çsterr. und bayr.Donaul�ndern wirkten. Bekannteste Vertreter derD. sind J. Breu d. �., R. Frueauf d. J., L. Cranachd. �., A. Altdorfer, W. Huber, H. Pruckendorfer u. a.Im allgemeinen wird sie zwischen 1490 und 1540 da-tiert, vorwiegend Gem�lde und Graphik umfassend.Die Darstellung realer Landschaften, intensive Far-ben mit leicht impressionistischer Pinself�hrung so-wie ein manieristischer Schwung der Figuren be-stimmen die Malweise der K�nstler, die diesseits derAlpen die ersten Landschaftsbilder schufen; kLand-

Dominikus · Donauschule162

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schaftsmalerei. Dennoch liegt diesen scheinbar reali-stischen Naturdarstellungen h�ufig ein kosmischer,sakraler Aspekt zu Grunde, worauf vor allem dieWirkung des Lichtes bzw. das seltsame Sonnenlichtsowie die betonte, aber zur Harmonie tendierendeWirkung von Licht und Schatten verweisen. Die D.kann zwar zeitlich dem kManierismus zugeordnetwerden, doch gepr�gt wurden davon eingehend nurdie Werke der plastischen Bildnerei, denn im Gegen-satz zum Manierismus betont die D. gerade die farb-liche und kompositionelle Einheit des Bildes, wes-halb man trotz manieristischer Affekte und Aspektevon einer Stilstufe sprechen kann; kAltdeutscheKunst.Donjon, franz./engl. kBergfried.Doppelchoranlage, Kirche mit je einem kChorbzw. einer kApsis im Osten und Westen, wie sie vorallem w�hrend der karol. und otton. Epoche ge-schaffen wurden. Die genaue Bedeutung dieser weit-gehend auf die kRomanik beschr�nkten Bauweiseist unklar. Liturg. Erfordernisse wie Prozessions-weg, der Nachvollzug einer rhythmisch gestaltetenLiturgie sowie die Feiern christl. Feste an jeweils be-stimmten Orten im Kirchengeb�ude, wodurch dieKirche eine „Heilige Landschaft“ wurde, d�rftendaf�r ausschlaggebend gewesen sein. H�ufig befin-det sich unter einem, nicht selten sogar unter beidenChçren eine kKrypta. Ein kLettner trennte dieChçre vom Langhaus. Von der D. ist das kWest-werk zu unterscheiden.Doppelgewçlbe, eine Kombination zweier an sichselbst�ndiger kGewçlbe, wobei das untere auf denInnenraum und seine Bauweise, das obere auf denAußenbau und seine Konstruktion bezogen ist.Doppelkapelle, sind in einer Kirche auf zwei Ebe-nen Alt�re oder Kultr�ume vorhanden, so sprichtman von einer D. Im Unterschied zur kDoppelkir-che findet in den D. keine getrennte Liturgie statt;kEmpore, kWestwerk, kKapelle.Doppelkirche, nennt man ungenauerweise Kir-chen, in denen r�umlich und z. T. auch zeitlich ge-trennt die jeweilige Liturgie an eigenen Alt�ren ge-feiert wurde. Im eigentlichen Sinne sind darunternur bestimmte Herrscherkirchen mit eigenem, ge-gen�ber dem allgemeinen Kirchenraum ausgewiese-nen Sakralraum mit Altar zu verstehen. In gewisserHinsicht teilte auch der kLettner mit davorliegen-den Volks- oder Kreuzaltar die Kirche in zweiselbst�ndige Kultr�ume, ebenso kçnnte man dieKrypten mit Altar zu D. z�hlen. Der Begriff D. istjedoch f�r eine sachgem�ße Bezeichnung zu unbe-stimmt.

Doppelkloster, Bezeichnung f�r die geistlicheund juristische Einheit eines Frauen- und M�nner-klosters, wobei meist der Abt die Gesamtleitung be-saß; doch gab es im Abendland auch D. bei denendie Leitung in den H�nden der Frauen lag; kBirgit-tinnen, kFontevrault. Die Anf�nge der D. reichenbis in die Fr�hzeit des Mçnchtums (4. Jh.) zur�ck,sie waren vorwiegend im Osten verbreitet. Mit Be-ginn des 6. Jh. versuchte die kirchl. Rechtsprechung,diesen Brauch einzud�mmen bzw. ganz zu verhin-dern. Unabh�ngig davon kam es im irischen und an-gels�ch. Christentum w�hrend des 7./8. Jh. erneutzu einer Bl�te der D. Ebenso kann man die alten ka-rol. kDamenstifte bedingt als D. ansprechen, da zuihnen ein kleinerer Konvent von kKanonikern ge-hçrte. Die ma. Reformkanoniker, kKanoniker, dieOrden der kEremiten, die kPr�monstratenser sowiedie kHirsauer Reformklçster kannten anfangs aber-mals zahlreiche D. unter m�nnlicher Leitung. Dochbereits w�hrend des 12./13. Jh. gaben die Klçsterdiese Einheit wieder auf; einzelne D. genannter Or-den bestanden dennoch bis ins 16. Jh.Doppelturm, ein Turmpaar, das meist flankierendein Geb�ude, einen Eingang, eine Fassade oder einenbesonderen Teil der Anlage auszeichnet, wobei derD. nicht unbedingt mit dem Geb�ude eine Einheitzu bilden braucht. Solche, die Architektur hervor-hebenden T�rme sind seit der fr�hen Zivilisationender Menschen belegt; kTurm. Vor allem Romanikund Gotik schufen bedeutende D.bauten. D. zeich-nen nicht nur das Geb�ude aus, sondern kçnnenauch als Gestaltung des �berganges von Profan zuSakral verstanden werden; kPortal. Der Eingang desKirchengeb�udes durch den Turm gehçrt sakral-rechtlich noch nicht zum eigentlichen Kirchenraum,denn dieser beginnt erst hinter dem kWeihwasser-becken bzw. mit der Kircheninnenwand. Den Be-reich davor nennt man kVorzeichen; kEinturmfas-sade, kWestwerk, kDoppelturmfassade, kJachin u.Boas.Doppelturmfassade, bereits in der �gypt. undsyr. Sakralarchitektur finden sich Turmpaare, dieunmittelbar mit dem Eingang des Geb�ude verbun-den sind, diesen besonders herausheben und beto-nen. Vor allem im Sakralbau nçrdlich der Alpenspielte die D. w�hrend der Romanik, Gotik und desBarocks eine bedeutende Rolle, der S�den kenntmehr den alleinstehenden kCampanile. Unabh�ngigvon ihrer eigenen Symbolik verweisen D. im abendl.Kirchenbau, vor allem w�hrend der Gotik und desBarocks, kirchenrechtlich auf eine Bischofskirchebzw. kKathedrale oder einen kDom; kJachin u. Bo-

Donjon · Doppelturmfassade 163

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as, kM�nster, kEinturmfassade, kTurm, kWest-werk, kPortal.Dorische Ordnung, �lteste der griech. S�ulenord-nungen bzw. eine bestimmte Art der Tempelzier,kTempel, benannt nach dem griech. Stamm der Do-rer, in dessen Gebiet – dem s�dçstliche Teil der Pe-loponnes und einigen umliegenden Inseln – dieD. O. w�hrend des 7. Jh. v. Chr. entstanden war, sp�-ter dann aber in Unteritalien und Sizilien angewandtund weiterentwickelt; kAbb. Nr. 52, S. 273.

Die Tempel besitzen folgende Merkmale: Die S�u-len sind kanneliert, kKannelierung, und stehen ohnekBasis direkt auf dem steinernen Tempelboden, dersich durch drei Steinlagen, kKrepis, von der umge-benden Erde abhebt. Das eigentliche Fundamentliegt unter der Erde. Die m�chtigen S�ulen besitzeneine leichte Schwellung, kEntasis, verj�ngen sichnach oben und enden im kKapitell, das sich inkAnuli, kEchinus und kAbakus gliedert. Auf denS�ulen liegt der umlaufende kArchitrav, �ber demsich eine Bilderfolge, der kTriglyphenfries befindet,wobei eine vorspringende Steinleiste, kTaenia, beidetrennt. Der Bilderfries ist im fortlaufenden Wechselvon Bild, kMetope, einer Art Halbrelief, und kTri-glyphe gestaltet. Triglyphen, wçrtlich Dreischlitz,sind Platten, in denen drei senkrechte konischeSchlitze eingemeißelt sind. Unterhalb der Triglyphenbefinden sich die Regulae, kleine steinerne Plattenmit je sechs steinernen Tropfen, den Guttae, die ge-wissermaßen die nat�rlichen Regentropfen nach-ahmen. Nun folgt das weit vorstehende, umlaufendekGeison, an dessen Unterseite �ber Metope und Tri-glyphe eine Platte mit Tropfenreihen, der Mutulus,h�ngt. Die beiden Schr�ggeisa, die Gesimse, um-schreiben zusammen mit dem waagrechten kGeisondas Giebelfeld, kTympanon. Innerhalb des S�ulen-kranzes befand sich die fensterlose kCella, beste-hend aus einer Hausteinwand. Bei großen Cellen wa-ren zur St�tzung zweigeschossige S�ulenreiheneingef�gt, was eine l�ngliche Dreiteilung ergab.

Einzelne Teile des Tempels, z. B. die Triglyphenoder Mutuli, waren mit kr�ftigen Farben bemalt.Auch die Reliefs in den Metopen saßen auf einemfarbigen Hintergrund, weitere Teile des Geb�lks wa-ren mit farbkr�ftigen Ornamenten geziert. Wie um-fangreich der Bau bemalt war, l�ßt sich mit Sicher-heit nicht mehr erschließen; kFarbigkeit derArchitektur. Auf dem mit Tonplatten gedecktenDach befanden sich an der Traufe und �ber demGiebel steinerne Fabelwesen und kAkrotere. Die er-haltenen Bauten vermitteln uns u. a. wegen der feh-lenden Farbigkeit einen �sthetischen, aber keines-

falls historisch richtigen Eindruck. Nach antiker�sthetik versinnbildlichte die D. O. das M�nnlich-Heroische; kTempel, kAltar, kAbb. Nr. 34, S. 165.Dorment, kDormitorium.Dormitio Beatae Mariae Virginis, lat. Entschlafungder seligen Jungfrau Maria, kTod Mariens.Dormitorium, auch Dorment, lat. dormire, schla-fen; Schlafsaal der Mçnche. Die fr�hen �gypt. Klç-ster besaßen alle Einzelzellen; ebenso pflegte dassp�tere irische Mçnchtum diesen Brauch. DerSchlafsaal wurde erst w�hrend des 6. Jh. in KlçsternS�dfrankreichs eingef�hrt und war dann bis Endedes MA allgemein �blich. Die Eremitenorden sowiedie Dominikaner kannten neben dem D. die Einzel-zellen. Frauenklçster besaßen nur f�r Novizinnenund junge Chorfrauen ein D., ebenso f�r die Schwe-stern. Gegen Ende des MA unterteilten fast alle Klç-ster ihren Schlafsaal in Einzelzellen. Barockklçsterkannten nur ger�umige Einzelzimmer. �blicherwei-se befand sich das D. �ber dem Kapitelsaal und denangrenzenden R�umen, eine Treppe f�hrte direkt inden Chor der Kirche; kKloster, kAbb. Nr. 66, S. 369.Dornenkrçnung Christi, Geschehnis innerhalbder kPassion Christi; kKarwoche. Da die JudenJesus vor kPilatus der Anmaßung des Kçnigtumsbeschuldigten, verordnete Pilatus eine çffentlicheVerspottung Jesu. Nach Mark.15,16 ff. setzten dieSoldaten Jesus eine kDornenkrone auf, hingen ihmeinen roten Mantel um und verhçhnten ihn als Kç-nig der Juden; kVerspottung Christi. Die Soldatengaben ihm noch ein Rohr bzw. einen Schilfstengelals Zepter in die Hand (Matth. 27,27 f.). VereinzelteDarstellungen finden sich seit dem 4. Jh., allgemein�blich wurden sie seit dem 11. Jh., wobei das Sp�t-ma. die eindringlichsten Szenen schuf. Bis ins hoheMA wurde der gekreuzigte Christus selten mit derD. dargestellt; meist schm�ckten Krone oder Lor-beerkranz das Haupt, beides Hinweise auf Sieg undTriumph Christi �ber S�nde und Tod; kArma Chri-sti. Die Dornenkrone z�hlte neben der Kreuzre-liquie und den Kreuzigungsn�geln zu den hçchst-verehrten kReliquien. Ein Teil der verehrtenDornenkrone Christi erwarb der franz. Kçnig Lud-wig der Fromme, und errichtete dazu eigens dieSainte Chapelle in Paris; kEcce homo, kChristus inder Rast, kGeißelung Christi.Dorothea, hl. Jungfrau und M�rtyrerin, zur ZeitkDiokletians, etwa um 300 enthauptet. Dem jungenheidnischen Freier, der sie spottend gebeten hatte,nach ihrem Tod Blumen aus dem Paradies zu senden,kamen auf wunderbare Weise Blumen und Fr�chtezu. Ein Knabe, manchmal als Christus bezeichnet,

Dorische Ordnung · Dorothea164

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165Dorische Ordnung

Abb. 34 DORISCHE ORDNUNGS�ule ohne Basis: 1 Krepis, 1 a Stylobat; 2 S�ule, 2 a Kanneluren, 2 b Grate, 2 c Kerbe, 2 d Anuli; 3 Kapitell:3 a Echinus, 3 b Abakus; 4 Architrav, 5 Regulae mit Gutae, 6 Taenie, 7 Triglyphe, 8 Metope, 9 Mutulus mit Gutae,10 Geison, 11 Schr�ggeison, 12 Akroter, 13 Tympanon.

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brachte das Kçrbchen, worauf sich der Spçtter be-kehrte. Neben der M�rtyrerpalme sind Blumenkçrb-chen und Fr�chte, gern die kErdbeere, Attribute derHeilgen. Die hochverehrte Blutzeugin z�hlt zu denkVierzehn Nothelfern sowie zu den sogenannten„Quattuor virgines“, kVirgines capitales, sie wurdebei falschen Anschuldigungen sowie Geburtsnçtenangerufen. Seit dem MA h�ufig dargestellt.Dorsale, lat. dorsum, R�cken; R�ckwand deskChorgest�hls; im Sp�tma. und Barock sehr kunst-voll mit reichen Schnitzereien, Einlegearbeiten, Bal-dachine usw. gestaltet. Die R�ckwand konnte ent-sprechend den liturg. Zeiten auch mit Tapisseriengeschm�ckt sein. Teppiche und einfache Wandbe-h�nge hinter einer Bank oder Stuhlreihe nennt manebenfalls D.Dosenbilder, auch Dosenst�ck; Bemalung vonDosen verschiedenen Materials wie Porzellan, Holz,Email usw. mit Motiven entsprechend dem Verwen-dungszweck. Sieht man von dem bereits in Antikeund fr�hem Christentum ge�bten Brauch, Dosenund B�chsen, kPyxis, mit wertvollem Inhalt wieReliquien, hl. �len u. a. reichhaltig zu verzieren ab,so beschr�nken sich D. weitgehend auf das Barock.Vor allem in Frankreich wurden seit Ende des 17. Jh.Porzellandosen bemalt, um ihnen den Schein einerkKamee zu verleihen. Landschaften, Seest�cke oderJagdszenen z. T. in Art der kChinoiserie malte manals kMiniaturen auf die wertvollen Dosen, die be-reits w�hrend des Barock als Sammlerst�ck undf�rstliches Geschenk gebr�uchlich waren.Dosenst�ck, kDosenbilder.Doublet franz. Doppelst�ck; gef�ttertes, aufwen-dig gestaltetes Obergewand aus wertvollen Tex-tilien, das w�hrend des 14./16. Jh. vorwiegend vonM�nnern getragen wurde; kSchaube.Drache, griech. drakon, der starr, der fruchtbarBlickende; weitverbreitetes mythologisches Tierund Sinnbild, h�ufig mit kSchlange oder kBasiliskin Beziehung, bisweilen sogar mit jenen gleichge-setzt. Seine vielf�ltige und widerspr�chliche Naturzeigt sich bereits in seiner Darstellung: Eine Mi-schung von Schlange, Schuppentier und Lçwe, teil-weise sogar mit Fl�geln. Seit dem fr�hen MA dannals eine Art Schlange im Schuppenpanzer mit Raub-tierklauen, eventuell mit Bart und Kamm beschrie-ben und dargestellt. kMichael k�mpfte gegen denD., der am Ende der Zeiten abermals seinen Kopf er-heben w�rde; kApokalyptische Frau. kGeorg giltals der ber�hmteste abendl. D.tçter.

Doch ist dieses mythologische Motiv keineswegsauf das Christentum beschr�nkt, sondern es findet

sich, eben weil es ein mythologisches ist, in fast allenKulturen, wobei zwischen einem schlangen�hn-lichen Meeresungeheuer oder D. nur selten unter-schieden wird. In der griech. Mythologie werdenmehrere D.k�mpfe geschildert, man denke nur anden Heroen kApoll, der das Untier Python erledigteund dadurch zum Gott des Orakels wurde; seinePriesterin nannte man Pythia. kHerakles mußte alszweite seiner zwçlf Taten die Hydra, ein neunkçpfi-ges Untier, besiegen, und kPerseus rettete �hnlichdem hl. Georg eine Jungfrau, die schçne kAndro-meda, vor dem verderblichen D.

Neben diesen mehr persçnlichen D.k�mpfenschildern zahlreiche Mythen den D.kampf als Ursze-ne der Schçpfung, als einen Kampf zwischen Lichtund Dunkel, zwischen Ordnung und Unordnung,zwischen dem m�nnlich geistigen und dem weiblichmateriellen Prinzip. Nach �gypt. Mythos muß dieSonne bzw. der Sonnengott auf seiner n�chtlichenUnterweltsfahrt von Westen nach Osten t�glich ge-gen die chaotische Urschlange Apop k�mpfen, ummorgens siegreich, neu gest�rkt aus diesem Kampfhervorzugehen; kSonne. Eine �hnliche kosmos-schaffende Tat vollbrachte der babyl. Held Marduk,indem er den Meeresd. Tiamat besiegte und aus des-sen Leib Himmel und Erde schuf. Einen Schçpfungs-mythos, verbunden mit Tçtung der Urschlange,kennt auch die ind. Kultur. Der semitische Sonnen-gott Baal hatte einen bitteren, aber siegreichenKampf gegen den drachengestaltigen MeeresgottYam zu bestehen, so auch der babyl. Sonnengott Ni-nurta, der immer wieder gegen mehrkçpfige D. oderdrachen�hnliche Ungeheuer k�mpfen mußte.

Im Gr�ndungsmythos von Theben findet sichebenfalls ein D.kampf, denn kKadmos, der ersteKçnig und Gr�nder dieser Stadt, tçtete eine Riesen-schlage, die seinen Gef�hrten verschlungen hatte. Inder germ. Mythologie bewachte der D. Fafnir denNibelungenhort. Nach seiner Tçtung nahm Sieg-fried ein Bad im D.blut, um so unverletzlich zu wer-den. Ebenso k�mpfte der ber�hmte GotenkçnigBeowulf siegreich gegen einen Meeresd., sp�termußte er sein eigenes Land von der Herrschaft einesfeuerspeienden D. befreien. Auch der germ. HeldThidrek befreite seinen Mitk�mpfer Sintram ausdem Maul eines D., der Sintram bereits halb ver-schlungen hatte; kDietrich von Bern, kBestiens�ule,kFafnir.

Im Christentum spielten die D.k�mpfer kMichaelund kGeorg eine bedeutende Rolle, ebenso aber dieBesiegung des Ungeheuers kLeviathan durch Chri-stus. Christus als Angler bzw. Angelhaken, der

Dorsale · Drache166

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durch seine Inkarnation den verderblichen D. Levi-athan f�ngt, ist ein beliebtes Thema ma. Buchmale-rei. Die Darstellungen christl. D.k�mpfe m�ssenstets im Gesamtzusammenhang gedeutet werden.An roman. Taufbecken beispielsweise soll er an dieRettung der Seele aus dem Bereich des Bçsen (D.)durch das Sakrament der Taufe erinnern; kBaptiste-rium. Roman. kBestiens�ulen, Kapitelle oder Wan-gen des Chorgest�hls zeigen bisweilen die �berwin-dung des D., und als Wandlung des D. sind die D.-und kOsterleuchter zu interpretieren. In der got.Buchmalerei und Kathedralkunst wurde die Hçlledurch das aufgerissene Maul eines D. dargestellt.Ma. Theologen und K�nstler deuteten den Walfischdes kJonas als D. und Sinnbild der Unterwelt. ImBarock wurde vor allem der Michaelskampf sowiedie Szene des kApokalyptischen Weibes bzw. desD.sturzes thematisiert; kEngelssturz. Einen Nach-klang des D.kampfes finden wir in Mozarts mytho-logisch gepr�gten Oper, Die Zauberflçte. Auch inder modernen Hobbitliteratur taucht das D.motivwiederum auf. In der Heraldik war der D. aller-dings schon immer ein beliebtes Wappentier; kTier-kreis, kGigantomachie, kTeufel, kZwerge, kRie-sen, kD�mon, kElefant.Drachenleuchter, nachtr�gliche Bezeichnung f�rma. Leuchter des 12./15. Jh., deren Kerzenfassungauf einem kDrachen, seinem Maul, R�cken oderSchwanz ruht. Den D. d�rfte eine �hnliche Bedeu-tung wie den mit D�monen verzierten kOsterleuch-tern zugrunde liegen. Das Christuslicht besiegt dasBçse oder das Dunkle bzw. das Licht verwandeltdas Dunkle oder das Dunkel bildet die Grundlagedes Lichtes, sind mçgliche Deutungen.Drachenorden, 1403 von Kçnig Siegmund vonkUngarn gestifteter weltlicher kRitterorden zur Be-k�mpfung der Heiden und Ketzer, ebenso zurSicherung der Krone.Drachme, griech. eine Handvoll; altgriech. kleineSilberm�nze unterschiedlichen Silbergehaltes, seitdem 6. Jh. v. Chr. in Griechenland geschlagen;kM�nze, kSilber. W�hrend der griech. Klassik be-trug ihr Silberwert 4,37 g; die Rçmer reduzierten ge-ringf�gig und setzten ihn auf 4,31 g, entsprechend2/3 des rçm. kDenars fest. 100 D. entsprachen einerkMine, und 6.000 D. bzw. 60 kMinen kamen auf einkTalent. Im MA wurden Silberd. von den Kreuzfah-rern in Akkon gepr�gt.Drageoir, franz.; kunstvoll geschaffene Dose zurAufbewahrung und zum Darreichen von Zuckerwa-ren; vor allem bei Hofe und im gehobenen B�rger-tum vom 14. bis 17. Jh. �blich. Die D. wurde dabei

auf einem Tablett mit Zuckerzange und Serviette je-dem Ankommenden formvoll gereicht. D. sind ausGold, Silber, Kristall oder feinem Porzellan gefer-tigt.Drei J�nglinge im Feuerofen, Darstellung alttl.Geschehens (Dan. 3,27.). Im babyl. Exils weigertensich drei j�d. J�nglinge aus Glaubensgr�nden dasgoldene Standbild des Kçnigs anzubeten, weshalbsie ins Feuer geworfen wurden, das sie jedoch unbe-schadet wieder verließen; kDaniel. Die christl.Kunst sah darin eine kPr�figuration f�r die Rettungder Seele aus der Unterwelt oder aus den Klauen desTeufels, weshalb sich das Bild h�ufig in der Kata-kombenmalerei und Sepulkralkunst findet. Das MAbezog das Sinnbild auch auf Maria, denn Maria trugin sich das Gçttliche ohne daran zugrunde zu gehen;kBrennender Dornbusch. Als Patrone der B�ckerwurden die Drei J�nglinge w�hrend des MA dar-gestellt und verehrt.Drei Kçnige, kHeilige Drei Kçnige.Drei Weltalter, alle Hoch- und Schriftkulturenversuchten ihre Geschichte nach bestimmten Ein-schnitten, kWeltalter, zu gliedern. Die christl. Ge-schichtsschreibung und k�nstlerische Darstellungspricht von insgesamt D. W. die folgende Zeiten um-fassen: Von der Schçpfung bis zur Gesetzes�bergabeam Sinai, lat. ante legem, vor dem Gesetz. Es folgtdie Epoche des mosaischen Gesetzes, sub lege, unterdem Gesetz, das schließlich im dritten Weltalter,dem christl., sub gratia, unter der Gnade, seine Er-f�llung findet.Drei, diese Zahl spielte im religiçsen, kultischenund k�nstlerischen Leben fast aller Kulturen einebedeutende Rolle. Man denke nur an die bekanntenGçtterdreiheiten, griech. trias, Dreiheit, lat. Trinit�t,wie Jupiter, Minerva, Juno (rçm.); Anu, Enlil, Ea(sum.), Vishnu, Brahma, Shiva (ind.) oder die christl.kTrinit�t. Der kj�d. Tempel war dreigeteilt, ihmentspricht die kath. Kirche mit kParadies, Gemein-deraum und kChor, bzw. kApsis. An der got. Ka-thedrale findet sich der kDreipaß, und �blicherwei-se sind christl. kBasiliken dreischiffig.

Da die Welt und der Kosmos als gçttliche Schçp-fung oder Ent�ußerung verstanden wurden, sahenfr�he Philosophen wie die Pythagor�er, kPythago-ras, auch die irdische Natur nach dem Trinit�tsprin-zip gestaltet. „Da wir von der Natur gleichsam dieGesetze der Dreiheit empfangen haben, so bedienenwir uns zu den Br�uchen der Gçtter dieser Zahl“, soformulierte kAristoteles die antike Lehre der D.; jaer glaubte sogar, daß die Natur alles in der D. voll-ende. Diese enge Beziehung der D. zu Gott, der

Drachenleuchter · Drei 167

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Schçpfung und der Natur bedingte letztlich ihrevielf�ltige Verwendung in den Kulturen der Vçlker.Nach der Zahlensymbolik versinnbildlicht sich inder D. die dynamisch schaffende Einheit, bestehendaus der kEins und der polaren kZwei, sie gilt des-halb als Prinzip des Schçpferischen, des Ganzen undder wieder neu geschaffenen Einheit. Im Sinne derdynamischen Wandlung findet man die D. in zahllo-sen Mythen und M�rchen, ebenso wird die Abfolgechristl. Heilsgeschichte im Dreierschema, kDreiWeltalter, gesehen; kZahlen, kDreieck, kDreiblatt,kDreischneuß, kDreikonchenanlage, kHeilige DreiKçnige.Dreiblatt, eine aus drei gleichen Spitzbogen zu-sammengesetzte Ornamentform des got. Maßwerks,die in ein Dreieck oder einen Spitzbogen eingepaßtwurde. Wird das D. durch eine Kreisform gefaßt, sospricht man vom kDreipaß; kAbb. Nr. 51, S. 266.Dreieck, weitverbreitetes kosmisches Sinnbild f�rdie Einheit von Himmel, Erde und Mensch, bzw.Kçrper, Seele, Geist oder Vater, Mutter und Kind.Das D. mit der Spitze nach oben versinnbildlichtLeben, Geist, Feuer, die Trinit�t, das m�nnlichePrinzip. Das nach unten weisende D. dagegen ver-kçrpert das weibliche Prinzip: Fruchtbarkeit, Erde,Schçpferisches. Der Davidstern ist ein doppeltes D.und steht damit f�r die Einheit der Gegens�tze, derdoppelgeschlechtlichen Gottheit bzw. f�r die voll-kommene Entsprechung von Himmel und Erde, ge-m�ß dem Satz der Hermes Trismegistos, wie oben,so unten. Dieses doppelte D. spielte in der Magie,D�monenabwehr und Alchemie eine bedeutendeRolle, auch Siegel Salomonis, kSalomon genannt.Im Christentum gilt das nach oben weisende D. –seit dem Barock mit Auge, Strahlenkranz oder hebr.Buchstaben – als Sinnbild f�r kJahwe; ebenso f�rdie heiligste kDreifaltigkeit, deren Allgegenwartund Allwissenheit. Da in der christl. Fr�hzeit vorallem Sekten (Manich�er) das D. kultisch verwendethaben, findet man es kaum in der kirchl. Kunst jenerZeit. Im Gegensatz zur freimaurerischen Verwen-dung zeigt das christl. D. immer mit der Spitze nachoben; kPythagoras, kAbb. Nr. 106, S. 660.Dreieinigkeit, kHeiligste Dreifaltigkeit.Dreifaltigkeit, kHeiligste Dreifaltigkeit.Dreifaltigkeitss�ule, auch Pests�ule; als Dankf�r eine �berstandene Seuche von der Stadt, der Ge-meinde oder dem Landesherrn gestiftet und an çf-fentlichen Pl�tzen aufgestellt; kPest. In �sterreichschuf man w�hrend des 17./18. Jh. meist pyramidaleS�ulen mit Darstellungen und Symbolen der Drei-faltigkeit, was zur Bezeichnung D. f�hrte. Teilweise

wurden D. auch f�r Siege w�hrend der Gegenrefor-mation errichtet; kHeilig Geist Spital.Dreikonchenanlage, lat. concha, Muschel; Kir-che oder Kultbau, bei dem Querhaus wie Langhausmit gleich großen Apsiden abschließen, was imGrundriß eine Dreiblattform ergibt. Diese besonde-re Bauweise findet sich seit dem 5. Jh. im christl.Kultbau, doch lassen sich D. bis in die pr�historischeKultur Maltas (2. Jt.v. Chr.), nachweisen. Da die Ap-siden im allgemeinen gewçlbt sind oder waren, d�rf-te eine Sinnbeziehung zur kMuschel oder Hçhle,kKultgrotte, kMysterien, zum Ort der Wandlungund Neugeburt naheliegen, was die Geburtskirchein Bethlehem, die Taufkirchen oder Memorialbautenbest�tigen.Dreipaß, kDreiblatt.Dreischlitz, kTriglyphe.Dreischneuß, kFischblase.Dreisitz, auch Levitenstuhl; Bank mit drei Sitzen,wobei der mittlere entweder erhçht oder besondersverziert ist. Er diente dem Priester sowie den beidenkLeviten, kKleriker, bei feierlichem Amt als liturg.Sitz. Im fr�hen MA meist nur als Nischensitze inder Chorwand verwirklicht, sp�ter dann bis ins Ba-rock als eigenst�ndige Gruppierung, meist aus Holz,geschaffen.Dreisp�nner, Bezeichnung f�r ein mehrstçckigesWohnhaus mit einem f�r je drei Wohnungen proStockwerk gemeinsamen Treppenhauses. Sind esvier Wohnungen, so spricht man von einem Vier-sp�nner usw.Dreistrahlgewçlbe, haupts�chlich bei Bauten derkZisterzienser des 14. Jh. h�ufig anzutreffende Ge-wçlbeform, die sich aus drei kKappen zusammen-setzt, wobei die Gewçlberippen an ihrem Teilungs-punkt dreistrahlig verlaufen; kGewçlbe. Auch ansp�tgot. Bauten im Deutsch-Orden-Gebiet h�ufigzu finden. Eine Weiterentwicklung des D. ist daskSterngewçlbe.Drip Painting, auch nur Dripping; engl. drip trçp-feln; spontane, aber mechanistische Malweise derModerne, bei der sich die Farbe in einem durch-lçcherten, h�ngenden Beh�lter befindet, der durchden K�nstler in Bewegung gesetzt wird. Der K�nst-ler kann auch die B�chse selbst in die Hand nehmenund durch Eigenbewegung die Farbe auf die liegen-de Leinwand oder einem anderen Bildtr�ger aus-bringen. Anstelle der B�chse werden auch dicke,farbgetr�nkte Pinsel verwendet, ebenso entsprichtein willk�rliches Werfen mit Farbbeuteln usw. die-ser Technik. Auch die �bertragung eingef�rbtermenschlicher Kçrper auf die Leinwand gilt als be-

Dreiblatt · Drip Painting168

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sondere Methode des D. P. Ans�tze dazu entwickel-te M. Ernst bereits in den zwanziger Jahren. MitEnde des Zweiten Weltkrieges kam diese Methodezum k�nstlerischen Durchbruch, wobei hier J. Pol-lock f�hrend gewesen war; kAbstrakte Kunst. BeimD. P. soll �hnlich wie beim kSurrealismus nicht dasBewußte, sondern das Un- bzw. das Unterbewußtedie k�nstlerische T�tigkeit f�hren; kAction Pain-ting, kArt brut, k�criture automatique, kMagischesDiktat, kInformel, kParanoische Kritik, kPsyche-delische Kunst.Dripping, kDrip painting.Dritter Orden, kTertiarier.Drittes Rom, Bezeichnung f�r Moskau, das sichdamit in die Tradition und die ideelle Aufgabe undPflichten des antiken Roms stellte. Rom selbst galtals das erste Rom, begr�ndet durch kAeneas, dergewissermaßen eine geistige �bertragung der Gçt-terstiftung kTroja nach Italien vorgenommen hatte;kLaokoon, kPalladion, kImperium Romanum.kKonstantin d. Gr. �bertrug den Titel auf Konstan-tinopel, seiner neu gegr�ndeten Reichshauptstadt,weshalb man Konstantinopel auch „Neurom“ bzw.Zweites Rom nannte; die Byzantiner verstandensich immer als Rçmer; kByzanz. Nach dem Fall vonKonstantinopel (1453) betrachteten sich die Russenals Nachfolger der Orthodoxie und nannten Mos-kau das „Dritte Rom“. Hierin beruht auch der russ.Doppeladler, ein R�ckgriff auf das WahrzeichenRoms; kAdler, kJupiter. Nach antiker Lehre vonden Weltenreichen kWeltalter, bildet das ImperiumRomanum das letzte Reich und wird bis ans Endeder Welt bestehen. Das Imperium Romanum wirdhierbei allerdings als Idee verstanden, die je nachW�rde und Entwicklung auf die entsprechendenVçlker �bertragen werde; kTranslatio imperii,kHeiliges Rçm. Reich.Drolerie, franz. drle scherzhaft, spaßig; ma.Schmuckform, in der auf grotesk phantastische WeiseFabeltiere, Zwerge, Narren und Pflanzen einzelnoder zu mehreren ineinander verflochten, dargestelltsind. Vorwiegend kommen D. an roman. Bauten undKunstwerken vor, kRomanik, vermehrt tauchen sienochmals in der Sp�tgotik auf. Auch in der Buch-malerei finden sich gemalte Zierleisten und Initialenmit D. Die D. nur als Satire oder volkst�mliche Er-z�hlfreude zu begreifen, wird dieser Kunstart wohlnicht gerecht. Man sollte eine Deutung immer im Ge-samtzusammenhang versuchen;kGroteske,kGenre.Drost, lat. drossatus; zum einen Name f�r denkTruchseß, zum anderen seit dem Sp�tma. auch Be-zeichnung f�r Landesbeamte der Verwaltung. Lokal

verstand man darunter sogar den kVogt und Amt-mann. Die Zeremonienmeister bei st�dt. Gastm�h-lern, Hochzeiten oder Veranstaltungen der Z�nftewurden ebenfalls D. genannt.Drucker- und Verlegersignet, urspr�nglich einAbdruck des kçnigl. Siegelringes, seit dem 13. Jh.auch das Handzeichen der Notare unter Urkundenund Dokumenten. Buchdrucker und Verleger setz-ten gern am Schluß eines Textes ein firmentypischeskSignet, das sp�ter jedoch auf das h�ufig k�nst-lerisch gestaltete Titelblatt gesetzt wurde; kKupfer-titel, kFrontispiz. Anhand des D. kann man heuteFr�hdrucke bestimmten Vorlagen und Werkst�ttenzuschreiben.Druckgraphik, griech. graphein schreiben, zeich-nen, einritzen; Bezeichnung f�r alle Druckerzeug-nisse, deren Druckstock von einem K�nstler ent-worfen oder zumindest nach seiner Vorlage bzw.unter seiner Aufsicht hergestellt worden ist. SolcheDrucke nennt man kOriginalgraphik, die kRepro-duktionsgraphik dagegen bildet ein Kunstwerk ab.Druckt der K�nstler selbst oder l�ßt von seinem er-sten Entwurf nur eine bestimmte Menge herstellen,so spricht man von einem K�nstler- oder Hand-abzug, der h�ufig mit dem franz. K�rzel, kE. A.,�preuve d`artiste, versehen ist. Die Originalgraphikumfaßt nur eine begrenzte, limitierte Auflage und istvom K�nstler handsigniert. Sind von einem Druckmehrere Originale vorhanden, so spricht man voneiner kDublette.

Die D. l�ßt sich technisch nach Hoch- und Tief-druckverfahren unterscheiden. Bei der �ltestenDruckart, dem kHochdruck, liegen die druckendenoder f�rbenden Fl�chen hçher, die vertieften Stellenbleiben farbfrei und ergeben die weißen Leerstellenim Druck. Die bekanntesten Formen des Hoch-druckes sind Stempel, Siegel oder ein Druckmodel.Genau das Gegenteil davon stellt der kTiefdruckdar, hier bewirken die hochliegenden Teile die Leer-stellen, nur die tieferliegenden Zeichenritze werdeneingef�rbt und drucken; der kKupferstich ist daf�rdas bekannteste Verfahren. Beide Druckarten kçn-nen auch miteinander modifiziert werden, so bei-spielsweise bei der kCrayonmanier; kReproduk-tionstechniken, kGraphik.Drudenfuß, auch Drud bzw. Trud, vom got. tru-dau, treten; Stern, gebildet aus f�nf gleichschenk-ligen Dreiecken, kDreieck, kDrei, weshalb er auchgriech. Pentagramm, penta, f�nf, gramma, Zeichen,oder Pentalpha genannt wird, denn die Zacken desD. haben die Form eines Buchstaben Alpha (A). DasZeichen verstand man apotrop�isch, kApotropaion,

Dripping · Drudenfuß 169

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gegen Druden, die Nachtgeister, gegen Alp oder Ge-spenster gerichtet; h�ufig an Kinderwiegen, Haus-eing�ngen usw. angebracht. Ein Pentalpha schm�ck-te den Ring Kçnig kSalomons, dem traditionell dieHerrschaft �ber Geister und D�monen zugespro-chen wird. Die Konstruktion beruht auf dem kGol-denen Schnitt. Das kPentagramm war das Zeichender Pythagor�er, kPythagoras, ebenso auch Sinnbildder Tugend in ma. Epen, so Gawain und der Gr�neRitter; kF�nf.Dublette, franz. doublette, Doppelst�ck; Bezeich-nung f�r mehrmals vorhandene, gleiche druckgra-phische Werke wie Stiche, Radierungen usw., aberauch M�nzen oder B�cher; kDruckgraphik, kKo-pie, kReplik, kReproduktionsgraphik.Dublone, span. Doblon, Doppelst�ck; alte span.Goldm�nze zu etwa 20 kFranken bzw. zwei span.Escudos. Besonders im 18./19. Jh. in der Schweiz imUmlauf; kFloren, kDukaten.Duecento, auch Dugento, ital. 200; in der ital.Kunstgeschichte die Zeit nach 1200, also das 13. Jh.Duecentisten werden alle K�nstler dieses Jh. be-zeichnet.Dukaten, Goldm�nze, zuerst in Venedig (1284) ge-pr�gt, auch Zechine, ital. zecca, M�nzst�tte, ge-nannt. Seit 1559 war der D. die dt. Reichsm�nze.Der Name leitet sich von der r�ckseitigen Umschriftder ersten Pr�gung in Venedig ab, die sich auf eineWeihe an Christus bezog: „sit tibi, Christe, datus,quem tu regis, iste ducatus,“ d. h., „Dir, Christus seidargebracht dies von dir regierte Herzogtum“. Diegoldene Handelsm�nze war gegen Ende des MA einweitverbreitetes europ. Zahlmittel mit einem Fein-gewicht von 0,986 g und einem Rauhgewicht von3,49 g; sie entsprach fast dem kFloren. 1559 wurdeder D. zur Hauptgoldm�nze des Reiches erhobenund bis zur Auflçsung des Reiches, teilweise sogarnoch �ber 1871 hinaus, allgemein �blich und g�ltig.In �sterreich reichte ihr Bestand bis zum Ende derMonarchie 1918; kM�nze, kSilber, kGold.Dult, kIndulgenzbrief.Duodezstaat, lat. duodecima, ein Zwçlftel; mitDuodez bezeichnete man ein kleines Buchformat,bei dem ein Druckbogen 12 Bl�tter mit 24 Seiten er-gab. Im Sinne einer l�cherlich geringen Grçße nann-te man die kleinen Staaten oder F�rstent�mer imehemaligen Heiligen Rçm. Reich D.; bei der kS�ku-larisation wurden sie weitgehend aufgehoben.Durchhaus, norddt. und mitteldt. Kaufmanns-haustypus, der sich seit Beginn des 13. Jh. nachwei-sen l�ßt, aber erst w�hrend des 18. Jh. seine schçnsteAusgestaltung erfuhr. Die einfache Vorform bildete

ein Haus mit Innenhof, das vorne und hinten aufeine Straße stçßt, so daß man von einer Einfahrt zuranderen durchfahren konnte. Der Innenhof, ur-spr�nglich nur zum Entladen gedacht, entwickeltesich zu einem, meist kunstvoll eingerichteten Wa-renlager und laubenartigen Verkaufsplatz, wobeikleinere Einheiten nach Art eines Basars an fremdeKaufleute und Handwerker vermietet wurden. Ent-sprechend dem Wohlstand des Handelsherren wa-ren Fassade, Gewçlbe, Treppenhaus und das Inneredes D. gestaltet. Bedeutende D. gab es beispielswei-se in Leipzig; kGewandhaus, kBarghaus, kUm-gebindehaus.Durchlaucht, lat. Serenissimus, urspr�nglich nurAnrede fr�nk. und got. Kçnige, kGoten, kFranken,seit 1375 den kKurf�rsten verliehen. W�hrend des17. Jh. schm�ckten sich dann damit die çsterr. kErz-herzçge sowie alle Reichsf�rsten; kF�rsten. Seit An-fang des 19. Jh. verliehen die Landesherren den Titelauch den sogenannten kTitularf�rsten; kReichs-st�nde.Durchzug durch das Rote Meer, Darstellungdes alttl. Ereignisses beim Auszug der Juden aus�gypten (Ex. 14.f.). Um die Juden vor den nach-eilenden �gypt. Heerscharen zu bewahren, befahlJahwe dem kMose, seine Hand und seinen Stab �berdas Wasser auszustrecken, wodurch sich das RoteMeer wie zu einer Gasse teilte, und die Juden n�ch-tens zum andern Ufer strçmten. Da der alte Mosedie Arme nicht sehr lange hochhalten konnten, un-terst�tzten ihn zwei M�nner. Als aber die �gypternacheilten, ließ Mose seine Arme sinken, das Wasserkam zur�ck und vernichtete die �gypter.

Die j�d. Kunst hat das Geschehen selten dar-gestellt, das Christentum betrachtete den D. alskPr�figuration f�r die Errettung der Seele bzw. f�rdie Taufe, weshalb man den D. in der fr�hchristl.Katakombenmalerei und Sarkophagkunst, aber auchan roman. Baptisterien und Taufsteinen findet; eben-so in der ma. Buchmalerei; kWasser. Die Ottonenverstanden ihr Amt als eine von Gott verlieheneAufgabe, um das Gottesvolk �hnlich dem Mose zuf�hren, weshalb sich einzelne Kçnige in der Haltungdes Mose mit zwei Kleriker, die die Arme des Kç-nigs st�tzen, darstellen ließen.D�rnitz, mhd. heizbare Stube; urspr�nglich eineArt beheizbarer Baderaum in ma. kBurgen, dannauch beheizter Eß- und Aufenthaltsraum, bisweilenf�r Dienstleute, auch Frauengemach, die kKemena-te. Aus dem D. entwickelte sich w�hrend des 15. Jh.die Stube, ein rauchfreier Raum im B�rgerhaus;kKamin, kSchornstein.

Dublette · D�rnitz170