Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung...

31
Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe

Transcript of Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung...

Page 1: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

Lexikon PolitikHundert Grundbegriffe

Page 2: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.
Page 3: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

Lexikon PolitikHundert Grundbegriffe

Herausgegeben vonDieter Fuchs undEdeltraud Roller

Reclam

Page 4: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

RECLAMS UNIVERSAL-BIBILIOTHEK Nr. 187142009 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG,Siemensstraße 32, 71254 DitzingenDruck und Bindung: Canon Deutschland Business Services GmbH,Siemensstraße 32, 71254 DitzingenPrinted in Germany 2018RECLAM, UNIVERSAL-BIBLIOTHEK undRECLAMS UNIVERSAL-BIBLIOTHEK sind eingetragene Markender Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, StuttgartISBN 978-3-15-018714-2

www.reclam.de

Page 5: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

Inhalt

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Verzeichnis der Autorinnen und Autoren . . . . . . 13

Hundert Grundbegriffe

Abgeordnete (Bernhard Weßels) . . . . . . . . . . . 23Außenpolitik (Herbert Dittgen) . . . . . . . . . . . 25Autoritäres Regime (Wolfgang Merkel) . . . . . . . 28Bürgertugenden (Rainer Forst) . . . . . . . . . . . 31Deliberative Demokratie (Hubertus Buchstein /

Dirk Jörke) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35Demokratie (Dieter Fuchs) . . . . . . . . . . . . . . 38Demokratisierung/Demokratisierungswellen

(Christian Welzel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43Diktatur (Wolfgang Merkel) . . . . . . . . . . . . . 47Diskurs (Dirk Jörke / Hubertus Buchstein) . . . . 50Elektronische Demokratie (Thomas Zittel) . . . . . 52Eliten (Ursula Hoffmann-Lange) . . . . . . . . . . 56Europäische Union (Wolfgang Wessels) . . . . . . . 59Extremismus (Eckhard Jesse) . . . . . . . . . . . . 63Faschismus (Peter Steinbach) . . . . . . . . . . . . 66Feminismus (Birgit Sauer) . . . . . . . . . . . . . . 69Föderalismus (Roland Sturm) . . . . . . . . . . . . 72Freiheit (Wolfgang Fach) . . . . . . . . . . . . . . . 75Gemeinwohl (Karsten Fischer) . . . . . . . . . . . 79Gerechtigkeit (Stefan Gosepath) . . . . . . . . . . . 82Gesetze/Gesetzgebung (Wolfgang Ismayr) . . . . . 86

Page 6: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

6 Inhalt

Gewalt (Donatella della Porta) . . . . . . . . . . . 90Gewaltenteilung (Wolfgang M. Schröder) . . . . . 93Gewerkschaften (Klaus Armingeon) . . . . . . . . 95Gleichheit (Stefan Gosepath) . . . . . . . . . . . . 98Globalisierung (Andreas Busch) . . . . . . . . . . 101Grund- und Menschenrechte (Gunnar Folke

Schuppert / Hauke Schüler) . . . . . . . . . . . . 105Herrschaft (André Kaiser) . . . . . . . . . . . . . 109Ideologie (Thomas Noetzel) . . . . . . . . . . . . 111Innenpolitik (Werner Jann) . . . . . . . . . . . . . 114Institutionalismus (Simon Hug) . . . . . . . . . . 116Institutionen (Simon Hug) . . . . . . . . . . . . . 120Integration (Jürgen Friedrichs) . . . . . . . . . . . 122Interessenverbände (Bernhard Weßels) . . . . . . 125Internationale Beziehungen (Volker Rittberger /

Matthias Staisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128Internationale Regime (Volker Rittberger /

Matthias Staisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132Kommunalpolitik (Angelika Vetter) . . . . . . . . 135Kommunismus (Eckhard Jesse) . . . . . . . . . . . 137Kommunitarismus (Hartmut Rosa) . . . . . . . . 140Konfliktlinien (Bernhard Weßels) . . . . . . . . . 143Konsensus- und Mehrheitsdemokratie

(André Kaiser) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146Konservatismus (Thomas Noetzel) . . . . . . . . 150Konstitutionalismus (Gary S. Schaal) . . . . . . . 153Kosmopolitische Demokratie

(Wolfgang M. Schröder) . . . . . . . . . . . . . . 155Legitimität (Dieter Fuchs) . . . . . . . . . . . . . 158Liberalismus (Hans Vorländer) . . . . . . . . . . . 161Macht (André Brodocz) . . . . . . . . . . . . . . . 165Massenkommunikation (Frank Brettschneider) . . 168

Page 7: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

Inhalt 7

Mehrheitsprinzip (Achim Hildebrandt) . . . . . . 171Nation/Nationalismus (Egbert Jahn) . . . . . . . 174Nationalstaat (Egbert Jahn) . . . . . . . . . . . . . 177Nichtregierungsorganisationen (Dieter Rucht) . . 180Öffentliche Meinung (Jürgen Gerhards) . . . . . . 182Öffentlichkeit (Jürgen Gerhards) . . . . . . . . . . 185Parlament (Werner J. Patzelt) . . . . . . . . . . . . 188Parlamentarische/präsidentielle Demokratie

(André Kaiser) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192Parteien (Oskar Niedermayer) . . . . . . . . . . . 195Parteiensystem (Oskar Niedermayer) . . . . . . . 197Partizipative Demokratie (Thomas Zittel) . . . . . 202Politik (Dieter Fuchs / Edeltraud Roller) . . . . . 205Politikwissenschaft (Jürgen W. Falter) . . . . . . . 210Politische Ethik (Bernd Ladwig) . . . . . . . . . . 214Politische Gemeinschaft (Dieter Fuchs /

Jan A. Fuhse) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217Politische Kultur (Dieter Fuchs) . . . . . . . . . . 220Politische Partizipation (Oscar W. Gabriel) . . . . 224Politische Performanz (Edeltraud Roller) . . . . . 226Politische Sozialisation (Monika Buhl) . . . . . . 231Politische Unterstützung (Oscar W. Gabriel) . . . 234Politischer Prozess (Edeltraud Roller) . . . . . . . 237Politisches System (Jan A. Fuhse) . . . . . . . . . 241Politisches Vertrauen (Gary S. Schaal) . . . . . . . 244Rechtsstaat (Gunnar Folke Schuppert /

Hauke Schüler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247Regierung (Werner J. Patzelt) . . . . . . . . . . . . 250Repräsentation (Gerhard Göhler) . . . . . . . . . 253Repräsentative/liberale Demokratie

(Gerhard Göhler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256Republikanismus (Marcus Llanque) . . . . . . . . 260

Page 8: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

8 Inhalt

Solidarität (Helmut Thome) . . . . . . . . . . . . 263Souveränität (Peter Niesen) . . . . . . . . . . . . . 266Sozialdemokratie (Klaus Schönhoven) . . . . . . . 269Soziale Bewegungen (Dieter Rucht) . . . . . . . . 272Sozialismus (Bernd Ladwig) . . . . . . . . . . . . 276Sozialstaat (Jürgen Kohl) . . . . . . . . . . . . . . 279Staat (Ellen M. Immergut / Alexander Jäger) . . . 282Staatsbürgerschaft (Heinz Kleger) . . . . . . . . . 286Staatsformen (André Kaiser) . . . . . . . . . . . . 288Steuerung (Axel Görlitz) . . . . . . . . . . . . . . 292Systemtransformation (Wolfgang Merkel) . . . . . 295Terrorismus (Uwe Backes) . . . . . . . . . . . . . 299Totalitarismus (Eckhard Jesse) . . . . . . . . . . . 302Vereinte Nationen (Volker Rittberger /

Matthias Staisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304Verfassung (Hans Vorländer) . . . . . . . . . . . . 307Verhandlungen (Katharina Holzinger) . . . . . . . 311Vertrag/Vertragstheorien (Roland Kley) . . . . . . 314Verwaltung (Kai-Uwe Schnapp) . . . . . . . . . . 318Volk (Dieter Fuchs) . . . . . . . . . . . . . . . . . 321Völkerrecht (Franz C. Mayer) . . . . . . . . . . . 324Volksabstimmung (Gebhard Kirchgässner) . . . . 327Volkssouveränität (Peter Niesen) . . . . . . . . . . 330Wahlen (Dieter Nohlen) . . . . . . . . . . . . . . . 333Wahlrecht/Wahlsysteme (Dieter Nohlen) . . . . . 336Zivilgesellschaft (Helmut K. Anheier /

Anja Appel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 340

Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . 345Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355

Page 9: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

Einleitung

Fast jeder hat zumindest ein ungefähres Verständnis vonPolitik. Dies ist schon dadurch bedingt, dass jeder Bür-ger das Wahlrecht besitzt und von diesem Recht auchgrößtenteils Gebrauch macht. Vor allem aber wird diesesungefähre Verständnis durch die permanente Präsenz po-litischer Themen in den Massenmedien bewirkt. Das Lexi-kon Politik soll zu einer Verbesserung jenes Verständnis-ses beitragen, zu seiner Präzisierung und Differenzierungsowie zu einer Erkenntnis darüber, was die Besonderheitder Politik als eines Bereichs der Gesellschaft ausmacht.

Das Mittel zum Erreichen dieses Ziels sind HundertGrundbegriffe der Politik, so wie sie in der Politikwissen-schaft verwendet werden. In diesen Begriffen wird dasWissen einer Disziplin, die sich wissenschaftlich mit Poli-tik beschäftigt, gewissermaßen abgelagert. Die Grundbe-griffe sind in diesem Lexikon so erläutert, dass sie nichtnur für Schüler, Studierende und Lehrende der Politikwis-senschaft von Interesse sind, sondern auch für diejenigen,die außerhalb von Schule und Hochschule beruflich mitPolitik zu tun haben oder sich einfach nur mit Politik in-tensiver beschäftigen möchten. Mit diesen Grundbegriffenwird der Bereich der Politik definiert und abgesteckt.

Dabei stellen sich zwei Probleme. Das erste ist das derAuswahl der Begriffe. Politik ist ein komplexes Phäno-men, das sich in einer großen Vielfalt von Begriffen nie-derschlägt. Bei einer Begrenzung auf nur Hundert Grund-begriffe mussten deshalb Entscheidungen getroffen wer-den, die etliche Gesichtspunkte der Politik übergehen.Eine Entscheidung besteht darin, dass wir uns weitgehendauf Politik in Demokratien beschränken. Trotz diesesSchwerpunkts werden aber die wichtigsten Alternativenzur Demokratie auf ideologischer Ebene (wie Faschismusund Kommunismus), auf institutioneller Ebene (wie auto-

Page 10: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

10 Einleitung

ritäres Regime, Diktatur und Totalitarismus) sowie auf derHandlungsebene (wie Gewalt und Terrorismus) berück-sichtigt. Eine zweite Entscheidung besteht darin, dass nureinige zentrale materielle Politiken (policies) wie Innenpo-litik, Außenpolitik, Kommunalpolitik, Sozialstaat aufge-nommen worden sind. Bei einer Fokussierung auf Grund-begriffe ist die Aufnahme eines breiten Spektrums vonPolitikfeldern nicht unbedingt notwendig.

Die von uns ausgewählten Stichwörter beziehen sichvor allem auf zwei der drei Ebenen einer Demokratie,nämlich auf die ideelle Ebene der Werte, Normen, Prinzi-pien und gedanklichen Strömungen sowie auf die struktu-relle Ebene der Institutionen und Regime. Die dritte Ebe-ne des politischen Prozesses ist in erster Linie durch diewichtigsten kollektiven Akteure wie z. B. Gewerkschaf-ten, Interessenverbände, soziale Bewegungen, politischeParteien, Massenmedien repräsentiert. Bei den letztlichausgewählten Hundert Grundbegriffen lässt sich natürlichdarüber diskutieren, ob man auf einige hätte verzichtenkönnen und stattdessen andere hätte aufnehmen müssen.Einen objektiven Standard zur Selektion der relevantenBegriffe gibt es nicht; deshalb müssen Herausgeber vonLexika unvermeidlich bestreitbare Festlegungen treffen.Wir gehen aber davon aus, dass die meisten der von unsausgewählten Grundbegriffe nicht kontrovers sind.

Das zweite Problem besteht in der Definition dieserGrundbegriffe. Bei der Bestimmung von Begriffen exis-tiert häufig ein »essentialistisches« Missverständnis. Eswird unterstellt, dass es einen Sachverhalt in der Wirklich-keit »an sich« gebe und es die Aufgabe sei, diesen durchdie entsprechende Begriffsbestimmung möglichst adäquatabzubilden. Das hätte aber eine endlose Auseinanderset-zung darüber zur Folge, worin denn diese Essenz bestün-de und wie sie zu definieren sei. In diesem Sinne sind Be-griffe natürlich immer umstritten. Begriffe sind aber stetsnur Instrumente zur Beobachtung und Analyse der Wirk-

Page 11: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

Einleitung 11

lichkeit, und dazu sind sie mehr oder weniger brauchbar.Sie erfassen die Wirklichkeit nicht nur, sondern konstitu-ieren diese auch bis zu einem gewissen Grade, denn einebegriffslose Beobachtung der Wirklichkeit kann es nichtgeben. Damit ist das Problem jedoch noch nicht gelöst.Begriffe werden in der Regel im Kontext von Theorienund Ansätzen verwendet, die jeweils ganz unterschiedli-che Erkenntnisinteressen und Analyseziele haben. Der In-halt ist dementsprechend auch unterschiedlich. Das be-deutet, dass jeder Begriff mit einer Vielzahl von Definitio-nen verträglich ist und keine Definition beanspruchenkann, in irgendeinem essentialistischen Sinne die richtigezu sein.

Wie kann man aber mit diesem Problem bei einem Le-xikon mit einem begrenzten Umfang umgehen? Wir ha-ben uns an der Empfehlung von Giovanni Sartori, einemprominenten Politikwissenschaftler, orientiert. Er schlägtvor, dass man die Definitionen eines Begriffs bei wichtigenAutoren studiert und den gemeinsamen Bedeutungskernidentifiziert. Diesen kann man dann als eine Definitionbetrachten, die den verschiedenen Theorien und Ansätzenübergeordnet ist und über die es in der Profession eineweitgehende Übereinstimmung gibt.

Der Aufbau der Artikel folgt einem Schema, das inhalt-lich bedingt leicht variieren kann: Sie beginnen mit derNennung des Stichworts und einer Kurzdefinition, an diesich ein begriffs- oder theoriegeschichtlicher oder syste-matisch strukturierter Darstellungsteil anschließt. Die Ar-tikel enden mit einer Kurzbibliographie, die die im Textgenannten Titel ergänzt und den Einstieg in weiterführen-de Lektüre ermöglichen soll. Diese Absicht verfolgt auchder Anhang, in dem eine Liste deutschsprachiger Wörter-bücher zur Politikwissenschaft, aktueller Einführungen indie Politikwissenschaft und wichtiger politikwissenschaft-licher Zeitschriften verzeichnet ist. Ein Personen- und einSachregister schließen den Band ab.

Page 12: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

12 Einleitung

Querverweise auf andere Stichwörter sind in den Arti-keln mit einem Pfeil (�) gekennzeichnet. Die Abkürzungder Stichwörter kann sich auf Singular oder Plural bezie-hen, so kann »D.« im betreffenden Artikel sowohl »De-mokratie« als auch »Demokratien« bedeuten. Genus, Nu-merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfallsunberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden. Wir weisen daraufhin, dass wir aufgrund des knapp bemessenen Raumes aufdie Nennung beider Geschlechter verzichten müssen.

Alle Beiträge dieses Lexikons sind Originalartikel. Denenglischsprachigen Beitrag zur »Gewalt« haben die Her-ausgeber übersetzt. Die Herausgeber danken den Auto-rinnen und Autoren für die gute professionelle Zu-sammenarbeit und Annemarie Schmidt vom Institut fürPolitikwissenschaft der Johannes Gutenberg-UniversitätMainz für die sorgfältige Korrekturlektüre.

Dieter Fuchs und Edeltraud Roller

Page 13: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

Helmut K. Anheier, Jg. 1954, Ph. D., Professor für Poli-tikwissenschaft und Direktor des Zentrums für Zivilge-sellschaft an der University of California, Los Angeles,und Centennial Professor an der London School of Eco-nomics.

Anja Appel, Jg. 1975, M. A., Ph. D.-Studentin an derGraduate School of Politics der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Klaus Armingeon, Jg. 1954, Dr. phil., Professor für Poli-tikwissenschaft an der Universität Bern.

Uwe Backes, Jg. 1960, Dr. phil. habil., apl. Professor fürPolitikwissenschaft an der Technischen Universität Dres-den und stellvertretender Direktor am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e. V. an der Techni-schen Universität Dresden.

Frank Brettschneider, Jg. 1965, Dr. rer. pol., Professorfür Kommunikationswissenschaft an der Universität Ho-henheim.

André Brodocz, Jg. 1969, Dr. phil., WissenschaftlicherMitarbeiter am Sonderforschungsbereich 537 »Institutio-nalität und Geschichtlichkeit« der Technischen Universi-tät Dresden.

Hubertus Buchstein, Jg. 1959, Dr. phil., Professor fürPolitikwissenschaft an der Ernst-Moritz-Arndt-Universi-tät Greifswald.

Monika Buhl, Jg. 1968, Dr. phil., Juniorprofessorin fürErziehungswissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität und am Deutschen Institut für InternationalePädagogische Forschung (DIPF) Frankfurt a. M.

Page 14: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

14 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

Andreas Busch, Jg. 1962, Dr. phil. habil., Reader in Eu-ropean Politics an der University of Oxford und Fellowvon Hertford College, Oxford.

Herbert Dittgen, Jg. 1956, Dr. phil., Professor für Poli-tikwissenschaft an der Johannes Gutenberg-UniversitätMainz.

Wolfgang Fach, Jg. 1944, Dr. rer. soc., Professor für Po-litikwissenschaft an der Universität Leipzig.

Jürgen W. Falter, Jg. 1944, Dr. rer. pol., Professor fürPolitikwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universi-tät Mainz.

Karsten Fischer, Jg. 1967, Dr. rer. soc., Privatdozent fürPolitikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Ber-lin.

Rainer Forst, Jg. 1964, Dr. phil., Professor für PolitischeTheorie und Philosophie an der Johann Wolfgang Goe-the-Universität Frankfurt a. M.

Jürgen Friedrichs, Jg. 1938, Dr. phil., Professor für So-ziologie an der Universität zu Köln.

Dieter Fuchs, Jg. 1946, Dr. phil., Professor für Politik-wissenschaft an der Universität Stuttgart

Jan A. Fuhse, Jg. 1975, Dipl.-Pol., M. A., Wissenschaftli-cher Mitarbeiter am Institut für Sozialwissenschaften derUniversität Stuttgart.

Oscar W. Gabriel, Jg. 1947, Dr. rer. pol., Professor fürPolitikwissenschaft an der Universität Stuttgart.

Jürgen Gerhards, Jg. 1955, Dr. phil., Professor für So-ziologie an der Freien Universität Berlin.

Gerhard Göhler, Jg. 1941, Dr. phil., Professor für Poli-tikwissenschaft an der Freien Universität Berlin.

Page 15: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 15

Axel Görlitz, Dr. jur., Professor em. für Politikwissen-schaft an der Universität Stuttgart.

Stefan Gosepath, Jg. 1959, Dr. phil., Professor für Prak-tische Philosophie an der Justus-Liebig-Universität Gie-ßen.

Achim Hildebrandt, Jg. 1972, Dipl.-Pol., Wissenschaft-licher Mitarbeiter am Institut für Sozialwissenschaften derUniversität Stuttgart.

Ursula Hoffmann-Lange, Jg. 1943, Dr. phil., Professorinfür Politikwissenschaft an der Otto-Friedrich-UniversitätBamberg.

Katharina Holzinger, Jg. 1957, Dr. phil., Professorinfür Politikwissenschaft an der Universität Hamburg.

Simon Hug, Jg. 1964, Ph. D., Professor für Politikwissen-schaft an der Universität Zürich.

Ellen M. Immergut, Jg. 1957, Ph. D., Professorin fürPolitikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Ber-lin.

Wolfgang Ismayr, Jg. 1942, Dr. phil., Dr. rer. pol. habil.,Professor für Politikwissenschaft an der Technischen Uni-versität Dresden.

Alexander Jäger, Jg. 1971, Dipl.-Verw.-Wiss., Wissen-schaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialwissenschaf-ten der Humboldt-Universität zu Berlin.

Egbert Jahn, Jg. 1941, Dr. phil., Professor em. für Poli-tikwissenschaft und Zeitgeschichte an der UniversitätMannheim, Projektleiter am Mannheimer Zentrum fürEuropäische Sozialforschung.

Werner Jann, Jg. 1950, Dr. rer. publ., Professor für Poli-tik- und Verwaltungswissenschaft an der Universität Pots-dam.

Page 16: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

16 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

Eckhard Jesse, Jg. 1948, Dr. phil., Professor für Politik-wissenschaft an der Technischen Universität Chemnitz.

Dirk Jörke, Jg. 1971, Dr. phil., Wissenschaftlicher Mitar-beiter am Institut für Politikwissenschaft der Ernst-Mo-ritz-Arndt-Universität Greifswald.

André Kaiser, Jg. 1960, Dr. phil., Professor für Politik-wissenschaft an der Universität zu Köln.

Gebhard Kirchgässner, Jg. 1948, Dr. rer. soc., Professorfür Volkswirtschaftslehre und Ökonometrie an der Uni-versität St. Gallen.

Heinz Kleger, Jg. 1952, Dr. phil., Professor für Politi-sche Theorie an der Universität Potsdam.

Roland Kley, Jg. 1952, Dr. rer. publ., D. Phil., Professorfür Politikwissenschaft an der Universität St. Gallen.

Jürgen Kohl, Dr. phil., Professor für Soziologie an derRuprecht-Karls-Universität Heidelberg.

Bernd Ladwig, Jg. 1966, Dr. phil., Juniorprofessor für mo-derne politische Theorie an der Freien Universität Berlin.

Marcus Llanque, Jg. 1964, Dr. rer. soc., Privatdozent ander Humboldt-Universität zu Berlin.

Franz C. Mayer, Jg. 1968, Dr. jur., Privatdozent an derHumboldt-Universität zu Berlin.

Wolfgang Merkel, Jg. 1952, Dr. phil., Professor für Po-litikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlinund Direktor am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozial-forschung.

Oskar Niedermayer, Jg. 1952, Dr. rer. pol., Professor fürPolitikwissenschaft an der Freien Universität Berlin.

Peter Niesen, Jg. 1964, Dr. phil., Professor für Politik-wissenschaft an der Technischen Universität Darmstadt.

Page 17: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 17

Thomas Noetzel, Jg. 1957, Dr. phil., Professor für Poli-tikwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg.

Dieter Nohlen, Jg. 1939, Dr. phil., Professor em. fürPolitikwissenschaft an der Ruprecht-Karls-UniversitätHeidelberg.

Werner J. Patzelt, Jg. 1953, Dr. phil., Professor für Poli-tikwissenschaft an der Technischen Universität Dresden.

Donatella della Porta, Jg. 1956, Ph. D., Professorinfür Soziologie am Europäischen Hochschulinstitut in Flo-renz.

Volker Rittberger, Jg. 1941, Ph. D., Professor für Poli-tikwissenschaft und Internationale Beziehungen an derEberhard Karls-Universität Tübingen.

Edeltraud Roller, Jg. 1957, Dr. phil., Professorin fürPolitikwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universi-tät Mainz.

Hartmut Rosa, Jg. 1965, Dr. rer. soc., Professor für So-ziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Dieter Rucht, Jg. 1946, Dr. rer. pol., Honorarprofessorfür Soziologie an der Freien Universität Berlin und For-schungsgruppenleiter am Wissenschaftszentrum Berlin fürSozialforschung.

Birgit Sauer, Jg. 1957, Dr. phil., Professorin für Politik-wissenschaft an der Universität Wien.

Gary S. Schaal, Jg. 1971, Dr. phil., Privatdozent an derUniversität Stuttgart und Heisenberg-Stipendiat an derTechnischen Universität Dresden.

Kai-Uwe Schnapp, Jg. 1966, Dr. rer. pol., Wissenschaftli-cher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft derMartin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Page 18: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

18 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

Klaus Schönhoven, Jg. 1942, Dr. phil., Professor für Po-litikwissenschaft an der Universität Mannheim.

Wolfgang M. Schröder, Jg. 1968, Dr. phil., Lehrbeauf-tragter am Philosophischen Seminar der Eberhard Karls-Universität Tübingen.

Hauke Schüler, Jg. 1979, 1. Jurist. Staatsexamen, Wis-senschaftlicher Mitarbeiter an der Bucerius Law School,Hamburg.

Gunnar Folke Schuppert, Jg. 1943, Dr. jur., Professorfür Staats- und Verwaltungswissenschaft an der Hum-boldt-Universität zu Berlin und Forschungsprofessor amWissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.

Matthias Staisch, Jg. 1977, M. A., Doktorand amDepartment für Politikwissenschaft der University ofChicago.

Peter Steinbach, Jg. 1948, Dr. phil., Professor für Neue-re und Neueste Geschichte an der Universität Karlsruhe(TH).

Roland Sturm, Jg. 1953, Dr. phil., Professor für Politik-wissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Er-langen-Nürnberg.

Helmut Thome, Jg. 1945, Dr. rer. pol., Professor für So-ziologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Witten-berg.

Angelika Vetter, Jg. 1966, Dr. phil., AkademischeOberrätin am Institut für Sozialwissenschaften der Uni-versität Stuttgart.

Hans Vorländer, Jg. 1954, Dr. phil., Professor für Poli-tikwissenschaft an der Technischen Universität Dresden.

Christian Welzel, Jg. 1964, Dr. phil., Professor für Poli-tikwissenschaft an der International University Bremen.

Page 19: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 19

Bernhard Weßels, Jg. 1955, Dr. phil., Privatdozent ander Freien Universität Berlin und Senior Research Fellowam Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.

Wolfgang Wessels, Jg. 1948, Dr. rer. pol., Jean Monnet-Professor für Politikwissenschaft an der Universität zuKöln und Visiting Professor am College of Europe inBrügge und Natolin.

Thomas Zittel, Jg. 1961, Dr. phil., Projektleiter amMannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschungder Universität Mannheim und Fernand Braudel Fellowam Europäischen Hochschulinstitut in Florenz.

Page 20: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.
Page 21: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

Hundert Grundbegriffe

Page 22: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.
Page 23: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

Abgeordnete

A. sind allgemein durch eine Institution oder kollektivePersönlichkeit beauftragte und in deren Namen und mitderen Legitimität stellvertretend handelnde Personen. Immodernen und politikwissenschaftlichen Sprachgebrauchist die Bezeichnung nur auf die Personen bezogen, diedurch eine demokratische Wahl der Bürger Mitglied eines� Parlaments sind. Im Unterschied zu Repräsentativkör-perschaften des Mittelalters sind A. nicht instruierte Ver-treter für einen Stand. Mit dem in der französischen Ver-fassung von 1791 – in Deutschland mit der Verfassung von1849 – verankerten und sich schnell verbreitenden neuenVerständnis von � Repräsentation setzte sich die Vorstel-lung vom A. als einem freien und unabhängigen Vertreterdes ganzen � Volkes durch (Grundgesetz Art. 38).

Staatsrechtlich und demokratietheoretisch liegt die Be-deutung der A. in ihrer Funktion, Mitglieder derjenigenKörperschaft zu sein, die in Gesetzgebung und Kontrolleder Regierung den Willen des Volkes zum Ausdruckbringt und stellvertretend für das Volk allgemeinverbindli-che Entscheidungen trifft. Stellvertretung heißt in reprä-sentativen Demokratien (� Repräsentative/liberale De-mokratie) nicht das Herstellen von Identität zwischenVolkswillen und -vertretung, sondern die Gewährleistungvon Responsivität, also der Zugänglichkeit, Ansprechbar-keit und Reaktionsfähigkeit gegenüber den Wünschen undForderungen der Bürger. Dem entspricht das Postulat desfreien A., der nur seinem Gewissen und besten Wissen un-terworfen sein soll.

Parlamente als kollektive Vertretungskörperschaftensind in ihrer Funktionserfüllung Ausdruck der Summe in-dividuellen Handelns der A. Hieraus ergibt sich dasspezielle Interesse der A.-Forschung an Fragen der Re-krutierung, Handlungsweise und Einstellungen der A. Diezunächst in den USA (John C. Wahlke [u. a.], The Legisla-

Page 24: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

24 Abgeordnete

tive System, 1962) in die A.-Forschung eingeführte rollen-theoretische Perspektive schlägt die Brücke zwischen derBetrachtung der Einzelpersonen der A. und der Instituti-on Parlament. Entsprechende Rollentypologien stellen inunterschiedlichem Differenzierungsgrad auf zwei Haupt-dimensionen ab: den Fokus und den Stil der Repräsentati-on, Letztere maßgeblich an der Unterscheidung zwischendem freien (trustee) und gebundenen A. (delegate) orien-tiert. Wie und welche Rollenorientierungen erworbenwerden, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die zu-nächst nicht (system)vergleichend orientierte A.-For-schung konzentrierte sich auf individuelle Merkmale derHerkunft und Sozialisation, erbrachte allerdings wider-sprüchliche Resultate (James H. Kuklinsky / Richard El-ling, »Representational Role, Constituency Opinion, andLegislative Roll-Call Behaviour«, in: American Journal ofPolitical Science 21, 1977). In der europäischen und ver-gleichenden Forschung sind mit einer stärkeren Orientie-rung auf politische Parteien als Sozialisationsinstanzenund die Merkmale politischer Systeme, insbesondere dasWahlsystem, Faktoren identifiziert worden, die die Rol-lenorientierungen und Handlungsweisen von A. prägen.Insgesamt verweisen die Ergebnisse der A.-Forschung aufdie starke Bedeutung der Professionalisierung der Politik.Politik wird mehr und mehr zum Beruf (Max Weber, Poli-tik als Beruf, 1919) und ist mit langen Qualifikationswe-gen und Karrieren in den politischen Parteien verbunden.Der freie A. ist in diesem Sinne eine normativ notwendigeFiktion, die in der Realität durch das hohe Maß an Ver-pflichtungsfähigkeit der politischen Parteien im Parlamentüberformt wird. Analysen namentlicher Abstimmungenverweisen darauf, dass es nur in wenigen Ausnahmen zuvon der Fraktionsmeinung abweichenden Voten einzelnerA. kommt. A. kommen in der Regel aus Berufen hoherQualifikation und sind in der Mehrzahl Akademiker. Fürdie häufig geäußerte Kritik, dass A. damit eher ein Zerr-

Page 25: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

Außenpolitik 25

spiegel als ein Spiegelbild der sozialen Zusammensetzungder Bevölkerung sind, finden sich empirisch auf der Basisder tatsächlichen Verhaltensweisen und Einstellungen derA. wenig Belege. Vielmehr hat sich mit der funktionalenAusdifferenzierung von Politik als eigenständigem gesell-schaftlichen Teilsystem und der Durchsetzung der Partei-enstaatlichkeit selbst in politischen Systemen mit Mehr-heitswahl das Prinzip der kollektiven Repräsentationdurch politische Parteien durchgesetzt.

Bernhard Weßels

Jens Borchert (Hrsg.): Politik als Beruf. Die politischeKlasse in westlichen Demokratien. Opladen 1999.

Dietrich Herzog [u. a.] (Hrsg.): Parlament und Gesell-schaft. Opladen 1993.

Warren E. Miller [u. a.]: Policy Representation in WesternDemocracies. Oxford 1999.

Pippa Norris (Hrsg.): Passages to Power. Cambridge1997.

Werner J. Patzelt: Abgeordnete und Repräsentation. Pas-sau 1993.

Außenpolitik

Unter A. (auswärtiger Politik) versteht man das poli-tische Handeln eines Staates bzw. eines Staatenbundes ge-genüber anderen Staaten, Staatenverbindungen, interna-tionalen Organisationen und im Rahmen internationalerVerträge (� Völkerrecht, � Internationale Regime). Wich-tigste Akteure der A. sind die Regierungen, die auswärtigeBeziehungen zu anderen Staaten (bilateral) sowie zu zwi-schenstaatlichen Einrichtungen (multilateral) und gegen-über Nichtregierungsorganisationen gestalten. Im Zuge

Page 26: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

26 Außenpolitik

der � Globalisierung und der zunehmenden Interdepen-denz in den � internationalen Beziehungen gewinnen diegrenzüberschreitenden (transnationalen) Beziehungennichtstaatlicher Akteure auch für die Gestaltung der A. anBedeutung.

In der europäischen Tradition wurde die A. zunächst alsein eigenständiger Bereich staatlichen Handelns aufgefasstund der »Primat der A.« (Leopold von Ranke), also dieUnterordnung sämtlicher innerer Verhältnisse eines Staa-tes unter die außenpolitischen Notwendigkeiten und dieübergeordneten nationalen Interessen – auch als Staatsrä-son bezeichnet – gefordert. Entsprechend der überragen-den Bedeutung war die A. vor allem Kabinettspolitik undvollzog sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit als Ge-heimdiplomatie.

In den demokratischen Verfassungsstaaten hat eine De-mokratisierung der A. stattgefunden. Wichtige außenpoli-tische Entscheidungen, wie der Einsatz der Streitkräfteoder der Abschluss von internationalen Verträgen, bedür-fen der Zustimmung durch das Parlament. Interessenver-bände nehmen Einfluss auf außenpolitische Entscheidun-gen, und die Öffentlichkeit hat eine wachsende Bedeutungfür die Durchführung der A. (public diplomacy).

Das Themenspektrum der A. hat sich in den letztenJahrzehnten dramatisch erweitert. Es umfasst nicht nurdie traditionellen Aufgaben der Sicherheitspolitik, son-dern heute vor allem auch die internationale Finanz- undHandelspolitik sowie die nationale Wirtschaftsförderung.Hinzugekommen sind auch neue globale Fragen wie Ar-mutsbekämpfung (Entwicklungspolitik), Umweltschutz,Aids-Eindämmung, Bevölkerungspolitik, Migration, Bio-ethik und weltumspannende Technologiepolitik. A., einsteine Domäne der Außenministerien, ist somit zu einerQuerschnittsaufgabe unter der Beteiligung zahlreicherFachministerien geworden.

Die Politikwissenschaft hat keine allgemein akzeptierte

Page 27: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

Außenpolitik 27

Theorie der A. entwickelt. Vielmehr existiert eine Vielzahlvon konkurrierenden Erklärungsansätzen nebeneinander.Es lassen sich grob gesprochen eine innenpolitische (libe-rale) und eine realpolitische (realistische) Tradition in derA.-Analyse unterscheiden (Walter Carlsnaes, »ForeignPolicy«, in: Handbook of International Relations, hrsg.von W. C. [u. a.], 2002). Erstere geht davon aus, dass dieinnenpolitische Dynamik die A. eines Landes erklärenkann. Dazu können sowohl bürokratische Entscheidungs-prozesse als auch innenpolitische Koalitionsbildungspro-zesse, aber auch Verfassungsnormen und nationale Tradi-tionen gehören. Die realpolitische Tradition geht hingegendavon aus, dass die materiellen Strukturen des internatio-nalen Systems, insbesondere die Machtposition eines Lan-des in diesem System, die A. erklären können. A. wird so-wohl durch die Abhängigkeiten und Handlungsoptionendes internationalen Systems als auch durch innenpolitischePräferenzbildung bestimmt.

Diese Unterscheidung von � Innenpolitik und A. wirdunter den Bedingungen komplexer Interdependenz, derenKennzeichen eine Vielfalt von Beziehungen zwischen denGesellschaften und grenzüberschreitende Koalitionsbil-dungen sind, zunehmend problematisch (Robert O. Keo-hane / Joseph S. Nye, Power and Interdependence, 32001).Ernst-Otto Czempiel (Kluge Macht, 1999) hält den Be-griff der A. für veraltet und schlägt vor, ihn durch den Be-griff der »internationalisierenden Politik« zu ersetzen. Da-mit will er zum Ausdruck bringen, dass die Staatenweltvon einer Gesellschaftswelt abgelöst und der Übergangzwischen gesellschaftlicher und internationaler Umwelteines Staates beinahe bruchlos geworden ist. Globalisie-rung und eine ansteigende Verregelung der internationalenPolitik machen eine autonome A. zunehmend unmöglich.Dies gilt auch für eine Großmacht wie die USA. Interna-tionale Institutionen und nichtstaatliche Akteure habeneine wachsende Bedeutung in den internationalen Bezie-

Page 28: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

28 Autoritäres Regime

hungen gewonnen, aber der Nationalstaat ist noch nichtobsolet geworden. Er bleibt gerade im Bereich der Sicher-heit der wichtigste Akteur und muss auf die neuen Her-ausforderungen mit neuen Instrumenten einer multilatera-len A. reagieren.

Herbert Dittgen

Herbert Dittgen: Amerikanische Demokratie und Weltpo-litik. Paderborn [u. a.] 1998.

Helga Haftendorn: Deutsche Außenpolitik zwischenSelbstbeschränkung und Selbstbehauptung. Stuttgart2001.

Sebastian Harnisch: Theorieorientierte Außenpolitikfor-schung in einer Ära des Wandels. In: Die neuen Interna-tionalen Beziehungen. Hrsg. von Gunther Hellmann[u. a.]. Baden-Baden 2003. S. 313–360.

Autoritäres Regime

In Anlehnung an Hans Kelsen (Allgemeine Rechtslehre,1925) lassen sich konzeptuell nur zwei Grundformen poli-tischer R. voneinander trennen: Autokratien und � De-mokratien. Diese beiden R.-Typen unterscheiden sichgrundsätzlich dadurch, dass in demokratischen Systemendie Gesetze von denen gemacht oder autorisiert werden,auf die sie angewendet werden (autonome Normen), wäh-rend in autokratischen R. Gesetzgeber und Adressaten derGesetze Verschiedene sind (heteronome Normen). Diesebisher systematischste Unterscheidung liefert allerdingskeine Kriterien zur Unterscheidung von Subtypen derDemokratien und Autokratien.

Seit den 1920er Jahren und insbesondere nach 1945wurden mehrere Klassifikationen zur Unterscheidung von

Page 29: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

Autoritäres Regime 29

a. und totalitären R. entwickelt (Carl Joachim Friedrich /Zbigniew Brzezinski, Totalitarian Dictatorship and Auto-cracy, 1956, dt. Totalitäre Diktatur, 1957; Karl Loewen-stein, Verfassungslehre [1959], 32000). Die einflussreichste,von Juan Linz (»Totalitarian and Authoritarian Regimes«,in: Handbook of Political Science, Bd. 3, hrsg. von FredGreenstein und Nelson Polsby, 1975) entwickelte Typo-logie benennt drei Merkmale, die a. R. von totalitären(� Totalitarismus) und demokratischen Herrschaftstypenunterscheiden: (1) eingeschränkter Pluralismus; (2) einge-schränkte politische Partizipation und Depolitisierung;(3) Herrschaft wird nicht wie bei totalitären R. durch ge-schlossene Ideologien, sondern durch Mentalitäten wiePatriotismus, Ordnung, Nationalismus oder Modernisie-rung legitimiert (� Diktatur).

Diese drei Dimensionen lassen sich in eine systemati-sche Typologie politischer R. integrieren (Wolfgang Mer-kel, »Defekte Demokratien«, in: Demokratie in Ost undWest, hrsg. von W. M. und Andreas Busch, 1999), die aufsechs Klassifikationskriterien beruht, die sich auf den Be-griff der � Herrschaft beziehen. Ein a. R. lässt sich damitwie folgt beschreiben: (1) Die Herrschaft legitimiert sich,wenn überhaupt, durch ideologisierte Mentalitäten undnicht durch geschlossene Weltanschauungen; (2) der Herr-schaftszugang unterliegt erheblichen Einschränkungen;finden Wahlen statt, sind diese nicht frei und allgemein,sondern bestenfalls semipluralistisch; (3) das Herrschafts-monopol und (4) die Herrschaftsstruktur wird allein vonden a. politischen � Eliten kontrolliert; (5) der Herrschafts-anspruch greift in politischen Fragen weit in die Indivi-dualsphäre ein; (6) die Herrschaftsweise ist nicht rechts-staatlich normiert, sondern wird repressiv durchgesetzt.

Allein im 20. Jh. hat sich eine Vielzahl unterschiedlicherLegitimationsmuster von a. R. herausgebildet. Die mar-kantesten Varianten der Legitimation a. Herrschaft waren:� Kommunismus, � Faschismus, Militarismus, Korpora-

Page 30: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

30 Autoritäres Regime

tismus, Rassismus, Modernisierung, Theokratie und Dy-nastie. Diese Legitimationsformen schließen sich keines-wegs wechselseitig aus. Sie wurden und werden durch a.Machthaber häufig kombiniert, um die herrschaftsstabili-sierende Wirkung zu erhöhen. So haben sowohl a.-kom-munistische R. wie auch Militärdiktaturen die Moderni-sierung der Gesellschaft zusätzlich in den Begründungska-talog ihrer Herrschaft aufgenommen. Berücksichtigt manden Träger und die Legitimationsform a. Herrschaft, las-sen sich im 20. Jh. neun Grundtypen a. R. finden: (1)kommunistisch-a. R. (Ungarn nach 1968, Sowjetunion un-ter Gorbatschow 1985–1991); (2) faschistisch-a. R. (Mus-solinis Italien 1922–1943); (3) Militärdiktaturen als büro-kratisch-militärische R. (Guillermo O’Donnell, Moderni-zation and Bureaucratic-Authoritarianism, 1973) – häufigin Lateinamerika – oder als personalisierte Führer-R.(Horthys Ungarn 1920–1940, Piłsudskis Polen 1926–1935)oder aber als mörderische Gangster-R. in Afrika; (4) kor-poratistisch-a. R., die sich auch als »organische Demokra-tien« bezeichneten (Salazars Estado Novo 1926–1974, zeit-weise Francos Spanien); (5) rassistisch-a. R., in denen eineweiße Minderheit die farbige Mehrheit zivil diskriminiertund politisch ausschließt (Südafrika, Rhodesien); (6)a. Modernisierungs-R., die entweder in der Form von bü-rokratischen Militär-R., als Einparteien-R. (Kuomintang-herrschaft auf Taiwan) oder als nachkoloniale Führer- wieEinparteien-R. (Afrika) auftreten; (7) theokratisch-a. R.,in denen eine fundamentalisierte Religion als eine weltlichverbindliche Heilslehre repressiv durchgesetzt wird (Iran,Afghanistan unter den Taliban, Saudi-Arabien); (8) dynas-tisch-a. R., in denen der Herrschaftszugang nicht vomDemos, sondern von einem dynastischen Prinzip geregeltwird (England 17.–20. Jh., europäischer Kontinent 19.–20. Jh.); (9) sultanistisch-a. R., in denen sich ein extrem per-sonalistischer und erratischer Herrschaftsstil sowie Struk-turen und Mechanismen einer Familienclan-Herrschaft

Page 31: Lexikon Politik Hundert Grundbegriffe - reclam.de · merus und Kasus bleiben in der Abkürzung ebenfalls unberücksichtigt. Weitere Abkürzungen folgen der Stan-dardisierung des Grammatik-Duden.

Bürgertugenden 31

mit a. oder gar totalitären Systemelementen mischen (Ce-aus̨escu in Rumänien).

Zu Beginn des 21. Jh. ist bei strenger Betrachtung nurnoch Nordkorea als totalitäres R. zu bezeichnen (Wolf-gang Merkel, »Totalitäre Regimes«, in: Zeitschrift für In-ternationale Diktatur- und Freiheitsforschung 1, 2004). Beiwohlwollender Betrachtung können fast hundert R. alsDemokratien bezeichnet werden. Trotz der ergiebigenDemokratisierungswelle (� Demokratisierung/Demokra-tisierungswellen) im letzten Viertel des 20. Jh. werden zuBeginn des neuen immer noch die Hälfte der rund 200Staaten a. regiert.

Wolfgang Merkel

Juan J. Linz: Totalitarian and Authoritarian Regimes.Boulder 2000. [Dt.: Totalitäre und autoritäre Regime.Berlin 22003]

Wolfgang Merkel: Systemtransformation. Eine Einfüh-rung in die Theorie und Empirie der Transformations-forschung. Opladen 1999.

Bürgertugenden

Allgemein versteht man unter ›Tugend‹ die eine Personauszeichnende Fähigkeit und Bereitschaft, das Gute ausden rechten Motiven heraus zu tun. Die B. bezeichnet so-mit die Fähigkeit und Bereitschaft der Bürger, ihre eige-nen Interessen und ihr Handeln bewusst mit dem in Ein-klang zu bringen, was dem politischen Zusammenlebeninsgesamt zuträglich ist. Dabei geht das tugendhafte Han-deln über das rechtlich Gebotene hinaus und orientiertsich an dem, was durch Prinzipien der � Gerechtigkeitgefordert wird oder durch andere Werte des Zusammenle-