LICHT · LICHT FASZINATION Licht auf der Bühne MAX KELLER 4., überarbeitete, aktualisierte und...

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Mit Beiträgen von

Ulrike Brandi

Karl Gerstner

Herbert Kapplmüller

Peter Sloterdijk

Manfred Wagner

Patrick Woodroffe

Max Keller ist ein vir tuoser Lichtgestalter, dessen Arbeiten für das

Theater immer wieder Maßstäbe setzen. Wie viel an technischem

Wissen und Sensibilität für Farb- und Raumwirkungen dahintersteckt,

vermittelt er in Faszination Licht umfassend und verständlich allen

Theaterinteressierten.

Insbesondere aber jenen, die beruflich mit Beleuchtung zu tun haben,

sei es am Theater, beim Film, bei Rockkonzerten, in Industrie, Archi -

tektur oder Werbung. Ihnen ist es Nachschlagewerk, Lehrbuch und

kreativer Fundus zugleich – inzwischen in der 4., überarbeiteten,

aktuali sierten und stark erweiterten Auf lage, für die vier neue Bei -

trags autoren zu den Themenbereichen Architektur, Event-Beleuchtung

und Philosophie des Lichts gewonnen werden konnten.

MAX

KELLER

4., aktualisierteund erweiterte

Auflage

FASZIN

ATIO

NLICHT

LICHTFASZINATIONMAX KELLER

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Physiker und Physiologen definieren das Phänomen Licht als einen kleinen Ausschnitt

aus der Skala elektromagnetischer Schwingungen, der durch das menschliche Auge die

Empfindung der Helligkeit vermittelt. In unserer Wahrnehmung löst es eine Fülle

verschiedenster Reize aus. Licht entmischt das Chaos, nimmt der Dunkelheit ihr Grauen.

Das Geschehen auf der Bühne reflektiert das Leben, zu dem das Licht ebenso gehört wie

sein Gegenteil, das Dunkel. Der vom Regisseur und Bühnenbildner gefundene Raum

wird von der Lichttechnik ganz wesentlich erst ›gemacht‹ – Licht schafft auf der Bühne

neue Realität. So ist die Kunst des Lichts ein sich immer wieder neu vollziehender

Schöpfungsvorgang.

Was meine Arbeit im Kern ausmacht, lässt sich nicht berechnen. Gerade darin liegt

die Faszination des Lichts, der dieses Buch gewidmet ist.Max Keller

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Mitarbeit

Johannes Weiß

LICHTFASZINATION

Licht auf der Bühne

MAX KELLER

4., überarbeitete,

aktualisierte und

erweiterte Auflage

PRESTEL München · Berlin · London · New York

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K O L U M N E N E T I T E L

40 JAHRE LICHTGESTALTUNGEin Vorwort

LICHT IM DUNKELN

LICHTUNG UND BELEUCHTUNGvon Peter Sloterdijk

GESCHICHTE DES LICHTS

LICHT UND FARBESehen

Licht

Das Spektrum des Lichts

Farbe

Farblehren

Grundfarben

Mischfarben

Urfarben-Kennzahl

Unterscheidungsmerkmale

Farbempfindung

Farbtemperatur

Das CIE-System

Farbwiedergabe

Farbwiedergabe-Index,

Normlichtart

Lichtfarbe

Farbmischungen

UMGANG MIT LICHTUND FARBEFarbsysteme

Farbtheorie

Wirkung von Farben

Richtungsbegriffe der Farben

Farbige Schatten

Luft- und Farbperspektive

Charakterbilder von Farben

Licht in der Malerei

Farbimpressionisten

Vilém Flusser und die Farben

von Karl Gerstner

Ich geh’ mit meiner Laterne …

von Herbert Kapplmüller

LICHT IN DER ARCHITEKTURvon Ulrike Brandi

TECHNISCHE OPTIKOptik

Reflexion – sphärische Spiegel

Asphärische, symmetrische

Spiegel

Unsymmetrischer Rinnen -

spiegel

Spiegelmaterial

Linsen

Strahlenbündel-Vergenz

Aufstellen einer Linse

in den Strahlengang

Optische Abbildung

VON DER GLÜHLAMPE ZUR LED

LAMPEN UND LICHTLichttechnische Grundgrößen

Was ist eine Glühlampe?

Der Halogen-Wolfram-

Kreisprozess

Glühlampen als Temperatur-

strahler im Theater

Enger und heller

Entladungslampen

Niederdruck-

Leuchtstofflampen

Natriumdampf-

Niederdrucklampen

Natriumdampf-

Hochdrucklampen

Halogen-Metalldampflampen

Halogen-Metalldampf-

lampen HMI

HMI-Lampen mit zwei Sockeln

HMI im Bühnenbetrieb

HMI-Regelung

HMI-Lampen mit

einseitiger Sockelung

Tageslicht-

Parabolreflektorlampe

HTI-Lampen

Xenonlampen

Solar 1000/Schwefellampe

Hochspannungsentladungs-

lampen (Neonleuchtröhren)

Ultraviolett-Lampen

Spektrallampen

Lampen, Lampen und

nochmals Lampen

Lampensockel –

Lampenfassungen

Leuchtdiode

Organische Leuchtdiode

FARBGLÄSER UND FARBFOLIENFarbgläser

Spezialgläser

Farbfolien

Technische Filter

Farbfolien in Rollenfarb-

wechslern

Dichroitische Glasfilter

Dichroitische Folienfilter

Wärmeschutzsysteme

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Inhalt

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K O L U M N E N E T I T E L

Hitzeschild

UV-Filter

Farblacke

Anwendung und Arbeiten

mit Farbfiltern

SCHEINWERFER, LEUCHTMITTEL, ZUSATZEINRICHTUNGENDas Scheinwerfersortiment

Sondergeräte und

Zusatzeinrichtungen

TECHNISCHE AUSRÜSTUNG UND ZUBEHÖRKabel – Steckverbindung –

Datenübertragung

Trickeffekte

Beleuchtungstechnische

Sonderanfertigungen

PROJEKTIONEntwicklungsgeschichte

Projektion und

Projektionsvorlagen

Praxis

Anwendungsbeispiel

einer Projektion

Projektorpositionen

Projektion

LICHTSTELLANLAGEN UND DIMMER

ENTWICKLUNG DER BÜHNENBELEUCHTUNGDesign und Konzepte

Technologie

THEATERRÄUMEBeleuchtungspositionen

im Zuschauerraum

Beleuchtungspositionen

auf der Bühne

WAHL DER STANDORTE ZUR BELEUCHTUNGLichtrichtungen

WIE BELEUCHTEN? LICHTARTEN UND LICHTGESTALTUNGLichtrichtungen und

Lichtqualitäten im Raum

Beleuchtungsanordnung

im Versuchsraum

Bestimmen der Licht-

richtungen und Lichtarten

KONZEPTIONELLE LICHTGESTALTUNGLichtrichtungen

Richtungsentscheidung

Was steht zur Verfügung?

Vorbereitungen für eine

Lichtplanung

Erste Schritte zur

Lichtgestaltung

Entwurf eines

Beleuchtungsplans

GENESIS DIE ANATOMIE EINES LICHTDESIGNSvon Patrick Woodroffe

BELEUCHTUNGSPROBE UND GESTALTUNGEinleuchten der Scheinwerfer

Aufschreibungen – Szenarien

Arbeiten mit Entladungs-

lampenscheinwerfern

Arbeiten mit intelligentem Licht

und Farbwechslern

Endproben

Lichtgestaltung Oper

Lichtgestaltung Musical

und Operette

Lichtgestaltung Show

Lichtgestaltung Ballett

Lichtgestaltung Schauspiel

STRUKTUR EINER BELEUCHTUNGS-ABTEILUNG

KUNSTLICHT –LICHTKUNSTKontrast schafft Wirkung

Das Problem der Farben

Vom Wesen des Lichts im

Theater von Manfred Wagner

Lichtblick – Schlusslicht

Ausblick

ANHANGLichtlexikon

Richtlinien

Kontakt

Fotonachweis

Literatur

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Autoren

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Mit Beiträgen von Ulrike Brandi,

Karl Gerstner, Herbert Kapplmüller,

Peter Sloterdijk, Manfred Wagner

und Patrick Woodroffe

Dank

»Dimmer«: Unter Mitarbeit von Adam

Bennette, Electronic Theatre Controls,

London, Michael Lichter, Electronic Theatre

Controls, Holzkirchen

»Lichtstellanlagen und Dimmer«: Unter

Mitarbeit von Björn Gerum, Münchner

Kammerspiele und Mathias Burger

»Netzwerk«: Unter Mitarbeit von Daniel W.

Antonuk, Electronic Theatre Controls,

Middleton, Björn Gerum, Münchner

Kammerspiele

»LED«: Unter Mitarbeit von Timo Müller,

Arnold & Richter, München

Fotonachweis S. 297

Cover: Händl Klaus, Dunkel lockende Welt

Regie: Sebastian Nübling

Bühne: Muriel Gerstner

Münchener Kammerspiele, 2006

Auf dem Vorsatz: Johannes Weiß,

Zeichnungen zu Platons Höhlengleichnis

aus Der Staat

S. 2/3: Eugene O’Neill, Trauer muss Elektra

tragen

Regie: Stefan Pucher

Bühne: Barbara Ehnes

Münchner Kammerspiele, 2006

S. 4, 5 W. A. Mozart, Le nozze di Figaro

(Die Hochzeit des Figaro)

Regie: Dieter Dorn

Bühne: Jürgen Rose

Bayerische Staatsoper, München, 1997

S. 6, 7: William Shakespeare,Othello

Regie: Luc Perceval

Bühne: Katrin Brack

Münchner Kammerspiele, 2003

S. 14: André Heller: »Der Magier des

Lichts«, in: Reflexionen. Licht – Medium

der Zukunft, PRO FUTURAVerlag, 2000

S. 27 ff.: Peter Sloterdijk: »Lichtung und

Beleuchtung. Anmerkungen zur Meta -

physik, Mystik und Politik des Lichts«,

erstmals veröffentlicht in: Willfried Baatz

(Hrsg.): Gestaltung mit Licht, Urania Verlag,

Freiburg / Ravensburger Buchverlag, 1994

Die Deutsche Nationalbibliothek

verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im

Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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© Prestel Verlag

München · Berlin · London · New York 1999

4., überarbeitete, aktualisierte

und erweiterte Auflage 2010

© für die Texte bei den Autoren

© für die abgebildeten Werke bei den

Künstlern, ihren Erben oder

Rechtsnachfolgern, mit Ausnahme von:

Dan Flavin bei Estate of Dan Flavin /

VG Bild-Kunst, Bonn 2010;

für Giorgio de Chirico und Wassily

Kandinsky bei VG Bild-Kunst, Bonn 2010

Prestel Verlag, München in der

Verlagsgruppe Random House GmbH

Königinstraße 9

80539 München

Tel. +49 (0)89 24 29 08-300

Fax +49 (0)89 24 29 08-335

www.prestel.de

www.maxkeller.org

Projektleitung: Gabriele Ebbecke

Projektkoordination

und Lektorat: Beate Besserer

Art Direction: Cilly Klotz

Design und Layout: Cilly Klotz, Max Keller

und Johannes Weiß

Herstellung: Astrid Wedemeyer

Satz: Vornehm Mediengestaltung GmbH,

München

Schrift: DIN und Sansa

Lithografie: Reproline Mediateam,

München

Druck und Bindung: Passavia GmbH,

Passau

Verlagsgruppe Random House

FSC-DEU-0100.

Das FSC-zertifizierte Papier für dieses

Buch BVS matt von Scheufelen liefert

Deutsche Papier.

Printed in Germany

ISBN 978-3-7913-4372–3

(deutsche Ausgabe)

ISBN 978-3-7913-4371–6

(englische Ausgabe)

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1 Erich Wonder, Frau mit Lichteinfall 8

· Erich Wonder Bühnenbildner

Der Raum ist Bewegung und Stillstand, ist Licht und Dunkel, ist ein Oben und Unten, ein Außen und Innen, ein Rauschen, ein Klang, eine Atmung, Stille. Der Raum also als Leben, als real existierender Lichtraum begriffen.

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· Dieter Dorn Intendant und RegisseurLicht ist eine Voraussetzung von Theater. Nicht die einzige, sonderneine unter vielen. Aber eine elementare und in ihrer Wirkung leicht ver-ständliche: Wenn nichts zu sehen wäre, hätte das Bühnengeschehenwenig Sinn. Der radikale Samuel Beckett hat das am prägnantestenformuliert in seinem »esse est percipi«: Sein ist wahrgenommen wer-den. In seinem Play macht der Scheinwerfer das Spiel: Richtet er sichauf den Schauspieler, beginnt dieser zu sprechen, erlischt er, ver-stummt die Figur. Besser kann man nicht deutlich machen, was Lichtfürs Theater bedeutet.Licht im Theater setzt sich heute zusammen aus enormen tech -

nischen Möglichkeiten und einem faszinierenden Wissen derer, diedamit betraut sind. Fast kein Effekt, der nicht denkbar wäre und sichinnerhalb recht kurzer Zeit realisieren ließe. Davon handelt diesesBuch. Aber sein Wert ist nicht nur ein technischer, denn es ist ge-schrieben von einem, der mit uns das Licht immer als ein dramatur -gisches Element verstanden hat: Licht als Kunst, im Dienst der Kunstund als Ermöglichung von Theaterkunst. Das war der gemeinsameWeg von Max Keller und mir an den Münchner Kammerspielen. MaxKeller hat mitgeprägt, was auf der Bühne zu sehen war. Sein Buch,glaube ich, konnte nur aus der Kontinuität unserer Arbeit und nur hierentstehen – so gesehen möchte ich fast sagen, die Münchner Kam-merspiele haben es mitgeschrieben. Und so weht, bei aller Objektivier-barkeit und Handwerklichkeit technischer Fragen (um die wir Künstlerdie Kollegen vom Licht oft beneiden!) der Geist unserer künstlerischenArbeit durch diese Seiten. Wer diesen Zusammenhang versteht, ver-steht das Buch erst recht und kann es für sich und das Theater nutzen.

· Frank Baumbauer IntendantMax Kellers Licht ist in seiner Stringenz und Einfachheit immer wiederüberraschend. Durch seine klaren Konzepte kann er es sich leisten,auf manchen Aufwand zu verzichten, obwohl seine Lichträume höchstaufwendig wirken, da sie so beeindrucken. Was er fordert: hervor -ragendes Material! Was er damit macht: Kunst! Und die Farben: ammeisten schätze ich seine weißen und seine schwarzen Räume – in den früheren und den heutigen Zeiten der Münchner Kammerspiele. Chapeau, Max Keller!

· Herbert Kapplmüller Bühnen- und Kostümbildner

Zu Max Kellers Sieg über die SonneIn meiner Arbeit beginnt alles mit dem Weiß des Papiers, und ich

zeichne die Dunkelheit. Raum und Körper entstammen diesem Weiß.Dialektisch verwandelt Max Keller den Theaterraum der Nacht in

einen Raum des Tages, ein Theater der Wirklichkeit. Der Dualismusvon Licht und Finsternis löst sich auf, der Schatten verliert an Gewicht,das Licht gewinnt an Macht.Max Kellers Lichtkunst ist ein Sieg über die Dunkelheit des nächt -

lichen Theaterraumes und bedeutet die kontrollierte Illuminierungdesselben.Oft empfinde ich seine Lichträume, als befände sich über Zuschau-

erraum und Bühne ein großes Glasdach und der gesamte Raum ver-wandle sich in eine Sonne – letzte Bühnenanweisung in Mozarts Zau-berflöte: »Sogleich verwandelt sich das ganze Theater in eine Sonne.«Ich erlebe seine hellen, selbstleuchtenden Flächen wie Glasflächen.

Sie erinnern mich an die gotischen Glasfenster der französischen Kathedralen, welche Tageslicht aufnehmen und von innen ein einzig -artiges Phänomen beobachten lassen: Das Glas wirkt als Lichtquelleselbst, Lichtquelle und Dargestelltes sind identisch.Den Scholastikern zufolge hat Glas am meisten Teil an der Natur

des Lichts, es ist geronnenes Licht. Glas als Lichtschleuse, die das inder Glaszone befindliche Licht festhält.Weitere Vergleiche zwischen Glas und hellen schimmernden Dingen

wie der Glanz des Quellwassers oder des Taues fallen mir ein, auchGiuseppe Ungarettis Zeilen »er hat einen Korb aus Tau, der Scharlatan

des Himmels«*. Und Franz Kafkas Der Onkel (Amerika): »…durchdrun-gen von einem mächtigen Licht, das immer wieder von der Menge derGegenstände verstreut, fortgetragen und wieder eifrig herbeigebrachtwurde und das dem betörten Auge so körperlich erschien, als werdeüber dieser Straße eine alles bedeckende Glasscheibe jeden Augen-blick immer wieder mit alter Kraft zerschlagen«.Dunkelheit ist nicht notwendigerweise schwarz.

*Aus: Giuseppe Ungaretti, Gedichte, Übertragung von Ingeborg Bachmann,Frankfurt/Main 1961

· Thomas Ostermeier Intendant und RegisseurMax Keller stört. Max Keller stört von Anfang an. Wenn Max Keller hört,dass sich eine Produktion zusammenfindet, die ihn interessiert – inte-ressiert heißt in diesem Fall immer inhaltlich interessiert –, fängt er anzu stören. Das heißt, er will so früh wie möglich wissen, wie das Büh-nenbild aussieht, welches Konzept man sich überlegt hat, und wie ermit seinem Licht dieses Konzept befördern kann. Immer wieder sitztman zusammen, im privaten Rahmen – wenn er zu sich nach Hauseeinlädt – oder in den Arbeitsräumen des Theaters. Er versucht heraus-zukriegen, was man vorhat, stellt bildnerische Visionen infrage undmacht Vorschläge, nicht nur wie etwas, was man sich ohnehin schonüberlegt hat, besser zu machen wäre, sondern vor allem, wie man ausdem bisher Entworfenen noch mehr herausholen kann. So stört er alsodas Team aus Regisseur und Bühnenbildner, indem er sie zu nochmehr Fantasie und Kühnheit herausfordert; aber er stört auch, und dasist das Besondere, den gemächlichen Ablauf seiner eigenen Abteilung,indem er sie immer wieder vor Herausforderungen stellt, die an ande-ren Häusern längst nicht mehr gesucht werden, weil man sich demTrott der Dienstplanerfüllung hingegeben hat.Bei unserer ersten gemeinsamen Arbeit Vor Sonnenaufgang ließ er

kurzerhand das von Rufus Didwiszus für das 2. Bild entworfene Kabi-nett aus riesigen Metallwänden an einer Seite anheben, um unter derWand hindurchzuleuchten und so dem ganzen Raum eine verfrem-dende und unwirkliche Atmosphäre hinzuzufügen. Das bedeutete füralle Mehrarbeit und störte bestimmt viele, verbesserte jedoch im End-effekt das Ergebnis enorm.Dass Max Keller berühmt ist für ungewöhnliche Positionen oder

Neuerfindungen von Scheinwerfern ist kein Geheimnis. Ein anderesgroßes Thema ist für ihn die Materialisierung der Luft im Raum, dasheißt, wie man mit Wassernebel (Watercracker) und anderen Metho-den die Luft im Raum so gestalten kann, dass sich das Licht in ihmfängt. Unnötig zu erwähnen, dass er hier mit großer Leidenschaft un-ermüdlich am Ausprobieren und Suchen verschiedenster Möglich -keiten und Varianten ist.In der ersten Besprechung für das Bühnenbild vom Starken Stamm

brachte er mich und Rufus Didwiszus auf die Idee, die Wände nicht wieursprünglich gedacht aus festen Tapeten zu bauen, sondern Tapeten-muster auf transparente Wände zu malen und so die Möglichkeit zuhaben, den Raum durch die quasi leuchtenden Wände ständig in einanderes Licht zu tauchen und auf diese Weise ein eher statisches Büh-nenbild durch Licht zum Atmen zu bringen.Das produktive Stören war bestimmt auch ein wechselseitiges in

der Arbeit an Maria Braun. Ich glaube, hier haben wir uns gegenseitigin positivem Sinne gestört, weil ich durch die beiden vorhergehendenArbeiten von Anfang an wusste, dass Max Keller bereit sein würde, alleMöglichkeiten, die der Raum von Nina Wetzel bietet, mit Licht aus -zuschöpfen. Als wir dann irgendwann über 6000 Lichtstimmungenzählten, hatten wir den Bogen tatsächlich gemeinsam ein wenig über-spannt . . . Nachdem ich in den Endproben dann langsam begriffenhatte (ihm war das bestimmt schon viel eher klar gewesen), dass dasviel zu viel ist und wir das meiste unbedingt wieder rausschmeißenmüssen, war klar, dass er diesen Weg mitging, obwohl das natürlichbedeutete, sich von vielen schönen Findungen zu verabschieden bzw.sie nach wochenlanger Arbeit in den Papierkorb werfen zu müssen.

40 Jahre Lichtgestaltung – ein Vorwort

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Wenn auch etwas zähneknirschend stellte er sich ganz diesem Prozesszur Verfügung und hat überhaupt nicht gestört, sondern gemeinsammit seiner unglaublich engagierten und hochprofessionellen Mann-schaft trotz des Zeitdrucks, unter dem wir standen, die Arbeit zu einemErgebnis gebracht, mit dem wir alle zufrieden sein konnten.Seine Mannschaft muss, wenn man von Max Keller spricht, eine be-

sondere Erwähnung finden. Die Souveränität, mit der alle aus dieserAbteilung der Münchner Kammerspiele arbeiten, ist einzigartig. Manspürt sofort, über wie viele Jahre dieses Team zusammengewachsenist und dass für alle Beteiligten die Qualität der Aufführung im Mittel-punkt steht und nicht ermüdende Debatten über Machbarkeiten undDienstpläne. Max Kellers Qualität als Lichtdesigner ist ganz sicherauch diesem Team zu verdanken und natürlich seiner Fähigkeit, alle inden künstlerischen Prozess zu integrieren. Hier stört er bestimmt nurdann, wenn er immer noch mehr rausholen will und sich bis zum letzten Moment nicht zufrieden gibt. In diesem Sinne wären dem deutschen Theater noch viel mehr solcher Querdenker und Störer zuwünschen.

· Jossi Wieler RegisseurDer Sonnenzeiger

Auf hoher See, irgendwo im indischen Ozean. Sonnensegel schützenuns vor gleißendem Licht. Nur ein einziger heller Strahl dringt durcheinen vertikalen Schlitz. Er zeichnet sich scharfkantig, schmal auf denweißen Planken des Schiffdecks ab. Und wie unsere Passage weiterostwärts gleitet, so bewegt sich auch dieser Strahl, fast unmerklich,wie der Zeiger einer Sonnenuhr – bis er sich irgendwann auflöst imDämmerlicht einer ozeanischen ›l’heure bleue‹. Magisch dieses Lichtund magisch seine Bewegung!Gezaubert hat dies Max für Paul Claudels Mittagswende, so, wie er

immer, subtil und dramatisch zugleich, Lichtwelten erschafft.

3 August Strindberg, Der TotentanzRegie: Rudolf Noelte, Bühne: Jürgen RoseSchlosspark Theater, Berlin, 1971

2 J. M. R. Lenz, Die SoldatenRegie: Niels-Peter Rudolph, Bühne: Karl KneidelSchlosspark Theater, Berlin, 1970

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· Frank Philipp Schlößmann BühnenbildnerPosition: Assistent der Produktion. Eines der Bühnenbilder: die Abs-traktion einer Treppe. Nüchtern, reduziert. Lichtgestaltung: Max Keller. »Warte auf das Licht!«, war das geflügelte Wort. Durch Faszi -nation Licht hatte ich eine Ahnung zu erfassen, mit welcher Tragweitedie Ergebnisse der Lichtgestaltung die Zuschauer berühren werden.Das Ergebnis war begeisternd!Seit meiner Studienzeit hat mir das Buch das nötige Rüstzeug ge -

geben, durch Licht zu faszinieren. Bis zum heutigen Tage hat kein anderes Werk das Metier von Licht und Schatten so anschaulich nahe-bringen können. Und es gibt kaum ein Werk, Salzburger Festspiele1993, Mozarts Lucio Silla, das auf meine tägliche Arbeit einen ähnlichgroßen Einfluss hat.Zur Neuauflage von Faszination Licht wünsche ich Dir, Max, nur das

Beste und uns weitere spannende Projekte.

· Alexander Hick Dokumentarfilmer

Die Schattenseiten

Da stand er vor mir in grauer Anzugjacke und weißem Haar, im Dunk-len der Publikumsreihen der Münchner Kammerspiele mit den Wor-ten: »Seit einiger Zeit schon spinne ich mit dem Gedanken, einen Filmzu machen.« So trafen wir uns dann, und er erläuterte mir, wer er ist.Max Keller, Lichtgestalter und Buchautor, viele sehen in ihm einenKünstler, aber er bezeichnet sich selbst nicht so. Farbige Industrie-lampen an die Wand zu schrauben ist keine Kunst, und Worte wie›Kunstlicht – Lichtkunst‹ sind in seinen Augen auch kein Hinweis aufneue Tendenzen in der Kunst, sondern keine Kunst. Ihn interessierenvielmehr die Abhandlungen alter Meister im Bezug auf das Licht: Pla-ton und Aristoteles. Schwärmend führt er mich zu seiner Bibliothek;Farbenlehre, Wahrnehmungspsychologie und technische Anweisun-gen zu Lampen verschaffen mir ein wenig Klarheit über das Metier. Diefünfte Symphonie Beethovens liegt oben auf, und beschreibt den Weg

des Lichtes durch die Nacht. In der Filmsammlung finde ich einen Dokumentarfilm über den Einsatz von Licht in den Filmen Scorsesesund Coppolas.Die schillernde Welt der Oberflächen; hässlich, grell, farblos, orga-

nische und abstrakte Formen, Bewegung und Schönheit, jede Art vonvisueller Form und Farbwahrnehmung wird uns einzig und allein durchdas Licht ermöglicht. War im Grunde auch offensichtlich, verstandenhaben wir das schon lange – keine Besonderheit. Bloß macht es michstutzig, wie man die Dinge neu erleben kann. Verstanden ist eben nichtwahrnehmen oder erkennen. So lebt die Natur mit dem Licht, strebtdem Licht zu und gibt es wieder frei, wenn wir sie verbrennen. (Keinenaturwissenschaftliche Betrachtung, aber dennoch eine Sichtweise.)Max Keller sagt, keine Kunst ohne Technik, und bat mich um meineAntwort bezüglich des Mysteriums Licht. Ich habe es zu Beginn nur mitNatur in Verbindung gebracht, vereiste Berghänge im Mondlicht, dieSchönheit und Perfektion, die wir in menschenleeren Räumen oderLandschaften finden. So entstand ein Konzept für Eine Reise ins Licht,ein Film, in dem außer Max Keller nicht viele Personen auftreten. Ein-gehüllt in Lederjacke, Hut und Sonnenbrille. Fast so, als wollte er sichdem Licht entziehen und seinen Schatten für sich sprechen lassen.Denke ich zurück an die vielen Stunden im Zuschauerraum, so wird esmir klar und deutlich, dass er seine Inspiration aus der Nacht schöpft,aus der Abwendung der Erde vom Licht. Aus den Stunden, in denenklassische Musik den Raum erfüllt und er mit einer Zigarre zwischenden Zähnen tief im Ledersessel an seinen Texten und Ideen arbeitet.Bedecken wir das Schwarz mit den drei Grundfarben, entsteht dasWeiß. Licht der Nacht. Lichtstimmungen, die am nächsten Tag auspro-biert werden, für die der Mann auch etwas geopfert hat und erfolgreichwurde, indem er aus den Tiefen des Zuschauerraums das Licht auf andere richtete. Nun hat mich das Verstandene eingeholt und die naiveUngewissheit ist verschwunden, so, wie ich den Mann auch kennen-lernte und Kenntnis an die Stelle von Verwunderung getreten ist.

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· Heinz Hauser Bühnenbildner

Lieber Max Keller, ich verzeihe Dir.

Vom Theaterstück oder der Oper zum Bühnenbild ist es ein weiter Weg.Er führt über viele Gespräche zur Grundidee, die ins Modell über -

tragen wird; in den Werkstätten wird das Modell ins Original verwan-delt – und auf die Bühne gestellt.Jetzt erst kommt der entscheidende Moment für jeden Bühnen -

bildner: Wie wird mein Bild im Licht aussehen? Hier sind schon vieleBühnenräume gescheitert. Die Angst des Bühnenbildners vor der Be-leuchtungsprobe, die Depression, wenn der Raum nicht ›erleuchtet‹wird, aber auch das Glück, wenn die Bühne im Licht der Idee gerechtwird. Diese Anspannung ist Freude und Qual zugleich.Bei Dir, lieber Max Keller, fällt die Anspannung leider weg, Du zer-

störst sie mit Deinem genialen Talent. Wird ein Bühnenbild in DeinLicht getaucht, ist es das Beste, was einer Bühne passieren kann.Jedes Mal! Anspannung, Freude oder Depression – das Wechselbadder Gefühle fällt weg, wenn Du am Lichtpult stehst. So viel Genialitätist hart für einen Bühnenbildner, aber das muss man eben aushalten.Lieber Max Keller, wie gesagt, ich verzeihe Dir. Du kannst halt nicht anders.

· Luk Perceval RegisseurÜber Theaterlicht schreiben ist schwierigDas Licht einer Vorstellung ist wie das Weiß des Blattes einer japa -nischen KalligrafieEs ist ohne WorteJedes Mal, wenn ich mit Max Keller zusammengearbeitet habe, gab eswenig WorteJedes Mal waren die Bühnen leerUnd jedes Mal wusste Max mit wenigen Mitteln und einer große Selbst-verständlichkeitDer Leere eine monumentale Präsenz zu gebenEr ist nicht nur ein Poet, aber auch ein erfahrener TheatermenschEr weiß, dass nicht sein Licht im Zentrum stehtSondern der Schauspieler, der MenschDem er mit dem subtilen Spiel von Licht und Dunkel eines Malers denFokus gibtEine Kunst, die nur Wenige verstehen und beherrschenGenauso gut weiß er, dass Licht auch Rhythmus und Musik istOhne viel Gerede versteht Max Keller die innere Dramaturgie einerVorstellungUnd schafft mit seinem Licht dafür die Struktur, den Atem und dieEnergieMax Keller ist auch ein ErfinderStändig ist er auf der Suche nach neuen MöglichkeitenEin Künstler mit der Neugier eines spielenden KindesEs ist eine Ehre und ein Geschenk, mit jemandem wie Max Keller arbeiten zu können.

· Barbara Ehnes Bühnen- und Kostümbildnerin

Für mich als Bühnenbildstudentin der 80er-Jahre war Max KellersHandbuch der Bühnenbeleuchtung die Grundlage all meiner Kenntnisseüber Licht. Sowohl mein Verständnis von Licht als wesentliches Ge-staltungsmoment im Entwerfen von Räumen als auch mein techni-sches Wissen waren von ihm geprägt.Schon damals hat mich die Kompromisslosigkeit, mit der die jewei-

ligen Lichtkonzepte erarbeitet wurden, beeindruckt.

Ich erinnere mich an Räume, die gänzlich in eine Farbe getauchtwaren, andere, die durch eine große Lichtquelle die Lichtrichtung deut-lich zeigten – niemals wurde kleinteilig gedacht oder versteckt.Mit viel Vergnügen arbeite ich nun seit einigen Jahren mit Max Kel-

ler an den Münchner Kammerspielen zusammen und profitiere vonseiner künstlerischen Radikalität, die mithilfe seiner großartigen Be-leuchtermannschaft hoch professionell umgesetzt wird.Er ist – ausgehend vom Regiekonzept und Raum – immer auf der

Suche nach klaren Bildern und ungewöhnlichen Lösungen. Gemein-sam entwickeln wir (Licht-)Konzepte, die die Architektur der Räumezeigen und verstärken und zudem den Raum atmosphärisch durchLichtfarben und -qualitäten aufladen.Max Keller fordert auch sich selbst gerne durch den Einsatz neuer

Mittel heraus. Begeistern ihn die LED-Techniken doch ebenso wieLichtballons, die normalerweise nachts von der Feuerwehr eingesetztwurden.In unseren gemeinsamen Arbeiten changierte der mit Schlamm be-

deckte Bühnenboden bei Dantons Tod durch die Veränderung der Licht-qualitäten in den unterschiedlichsten Deutungsbereichen zwischenTribunal, Gerichtssaal, Zelle und Landschaft – bei Antigone wurdendurch die Umdeutung der Blendung die Zuschauer zum Stückschlussvon gleißendem Licht überrascht.

4 Eine der ersten Lichtgestaltungen 1976 imTheater mit einem 4000-Watt-Tageslicht -scheinwerfer. Ein neues Sehen hat begonnen

Friedrich Hebbel, Maria MagdalenaRegie: Harald ClemenBühne: Johannes SchützSchlosspark Theater, Berlin, 1976

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beste Licht ist dasjenige, das mich als Sängerin darin unterstützt, michvoll auf die Darstellung konzentrieren zu können.Singen ist wie Bogenschießen. Der Ton muss schwingen, muss he-

raus and braucht Weite. Sowenig wie ein Bogenschütze gegen eineWand schießt, will ein Sänger gegen eine Lichtwand singen, die ihnvom Raum sowie vom Zuschauer und Zuhörer trennt.Die Lichträume Max Kellers, wie ich sie an der Metropolitan Opera

in New York (Tristan), der Staatsoper Unter den Linden in Berlin (Elek-tra) oder im Nationaltheater in München (Walküre) erlebt habe, wissendavon. Sie schaffen Transparenz and Raum für die künstlerische Bot-schaft.Die künstlerische Funktion der Bühnenbeleuchtung ist erfüllt, wenn

es gelingt, die Konzentration auf den darstellenden and ganzen Men-schen zu finden. Es geht um das Herausleuchten seiner inneren Hal-tung, seiner Gestik and seiner Mimik. Sänger schätzen sehr, wennLightdesigner früh and häufig die Probenarbeit besuchen, damit Aus-druck und Differenziertheit der Figur im Licht erscheinen.Wenn Scheinwerfer die Szene nicht nur von außen beleuchten, son-

dern zeigen können, wie ein Sänger und die Figur von innen her strah-len, wird Lightdesign zur künstlerischen Partnerschaft.Eine solche Partnerschaft ist das immer gesuchte Ziel Max Kellers.

*Aus: Richard Wagner, Tristan und Isolde (3. Akt)

Auch im Ringen mit dem Konkurrenten Video – wie bei Trauer muss

Elektra tragen –, der das Licht manchmal auf den zweiten Platz ver-weist, weil die Beamer (noch) nicht lichtstark genug sind, hat Max Keller immer wieder Lichtbilder geschaffen, die in ihrer Plastizität die Tiefe der Bühnenräume erfahrbar machen und die Zweidimensio-nalität der Videobilder beeindruckend kontrastieren.

· Waltraud Meier Mezzosopranistin»Wie, hör ich das Licht?«

Der sterbende Tristan sehnt Isoldes Erscheinen gegen Ende des3. Aktes mit den bewegenden Worten herbei: »Wie, hör ich dasLicht?«* – Isolde seine Lichtgestalt and das Licht selbst.Das Licht, das Tristan hört and sieht, fasst für mich alle Dimensio-

nen zusammen, die Licht auf der Opernbühne hat. Es ist gleichzeitigphysisch, seelisch and künstlerisch.Während der Zuschauer ein Gesamtbild und Leuchtkraft sieht, fühle

ich auf der Bühne unmittelbar die Hitze der Scheinwerfer and bin mitderen immensen Helligkeit konfrontiert.Bühnenbeleuchtung hat kommunikative Funktion. Im Dienste der

Kunst habe ich von daher zuerst das Thema, Scheinwerfer dürfen michnicht blind machen (blenden), sodass ich den Partner, den Dirigenten(oder hilfsweise den Monitor) and auch die Zuschauer sehen kann. Das

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· Cornelia Froboess SchauspielerinIm Licht von Max Keller auf der Bühne zu stehen ist ja schon, um es salopp auszudrücken, ›die halbe Miete‹. Nicht, weil man darin so attraktiv und schmeichelhaft zu sehen ist, sondern weil man sichersein kann, dass er dramaturgisch beleuchten ließ. Wie oft stand ichauch im Dunkeln, aber das stimmte immer mit dem jeweiligen Seelen-zustand der darzustellenden Person überein. Das galt auch für jedesandere Detail auf der Bühne.Max Keller beleuchtet nicht, um sich selbst als Lighting Designer

ins beste Licht zu rücken, er begleitet vielmehr mit größter Einfüh-lungskunst den Lauf des Stücks, die Grundideen des Autors und desRegisseurs und wird damit zum Wegbegleiter von uns Schauspielern.Dafür »Chapeau« und danke!

· André HellerNichts in der irdischen oder in der nächsten Dimension wird größereMacht und positivere Energie zugeschrieben als dem Licht. Symbol derHoffnung ist es, der Erlösung, der Geborgenheit, der Heilung. SeineGeschwindigkeit lehrt unsere Wissenschaftler ebenso Demut wie dieMöglichkeiten seiner Intensität an Helligkeit und Wärme. Wenn manden zahllosen Berichten Sterbender glauben darf, erfolgt der Über-gang zwischen Leben, Tod und körperlosem Leben durch einen Tunnelaus Licht, der höchste Seligkeit bedeutet. Aber auch die Kerze, dieBach und Mozart nachts das Komponieren ermöglichte, ist Werkzeugzum Eintritt in ein Paradies.Die Sonne bestimmt alle wesentlichen Entwicklungen unseres Pla-

neten, dessen Kern ebenfalls vom Feuer des Magmas beherrscht wird.Die abendliche Skyline von Manhattan übt auf ihre Betrachter einennachhaltigen, unzerstörbaren Zauber aus, und jene Käfer und Fische,die aus sich heraus leuchten, empfinden wir als die märchenhaftesten.Licht war auch stets eine der bestimmendsten Inspirationen und

Nahrungen meiner Arbeit, im Seelisch-Geistigen wie auch im Künst -lerischen. Ob es sich um die Sonnenspiele und Wasserspiegelungen inmeinem italienischen Park handelt oder um die Hervorhebung einesDetails auf der Bühne mittels raffinierter Scheinwerfer, ob ich großeLeuchtinstallationen in Afrika oder Flying Sculptures für den Himmelüber New York und Tokio entwarf, ob ich Feuertheatervorstellungenvor Millionen Zusehern inszenierte oder klangdurchflutete Kokon-räume, gewoben aus 90 Kilometern farbwechselnder Lichtleitfasern.Seit Jahren hält mich der bedeutende Therapeut und Forscher

Peter Mandel mit seinen Licht- und Farbtherapien erfolgreich im körperlichen Gleichgewicht. Ich habe Glutbilder, Neongedichte undFlammenrevuen verwirklicht und Gebäude und Bergflanken durchGroßprojektionen verwandelt. Diese Aufzählung ist noch lange nichtvollständig.Von Lampen, die ich entwarf, müsste ich schreiben, von sechsstün-

digen Schattenspielen im Rahmen meines Projektes »Jagmandir« inIndien, von meinen fotografischen und filmischen Versuchen. Auch vonder Bedeutung offener Kamine in meinen Wohnsitzen, von subtil be-leuchteten Vitrinen und dem künstlichen Sternenhimmel im BerlinerVarieté »Wintergarten«.»Atme Licht« lautet meine wirksamste Selbstermutigung. Ich

möchte diese Aufforderung auch gerne an Sie richten.Max Keller hat mich bei einigen meiner Theaterproduktionen als

Lichtdesigner begleitet und ist ein zwischentonreicher Meister seinesFaches. Dass er bereit ist, sein tiefes Wissen in Form dieses Buchesmit zahlreichen Lesern zu teilen, begrüße ich mit freudigem Herzen.

· Doris Schade Schauspielerin, Grande Dame

»Und man sieht die im Lichte, die im Dunklen sieht man nicht« heißt esin einem Lied von Bert Brecht. Aber bei Max Keller ist das Dunkle ge-nauso wichtig wie das Licht. Es regt die Fantasie des Schauspielersund des Publikums an. Das Dunkle hat Geheimnis. Das Licht gibt demDunklen Stärke – und umgekehrt. Max Keller besitzt ein untrüglichesGespür, mit Hell und Dunkel spielerisch umzugehen, mit sanften undmit harten Übergängen in vielen Variationen.Ich vermute, er lässt sich von der ›Architektur‹ des Bühnenbildes –

und dazu gehört auch die Präsenz der Schauspieler und der Inhalt desganzen Stückes – anregen. Ich habe mich immer auf die erste Beleuch-tungsprobe ganz besonders gefreut, weil sie mich neu inspirierte!Danke, Max Keller!

· Ezio Toffolutti BühnenbildnerRote Fische

1990 machten wir Der Held der westlichen Welt an den Münchner Kammerspielen, Regie führte Helmut Griem. In dem Stück von JohnMillington Synge geht es um einen jungen Mann, der in einem Pub auftaucht und erzählt, er habe seinen Vater erschlagen. Durch dieKunst, eine gute Schauergeschichte gut zu erzählen – die Mordtat wirdbei jeder Erwähnung großartiger –, avanciert er vom schüchternenJüngling zum Helden des Dorfs.Erzählen als Vergrößerung, Mythos und Märchen, Wirklichkeit und

Erfindung waren so die Stichworte für das Bühnenbild. Für die Erzäh-lung der schaurigen Mordgeschichte wollte ich, dass der Schein desKaminfeuers an den Wänden besonders kräftig flackert. Also hat Maxkeine Reflexe geleuchtet, sondern reale Lichtquellen – das Gegenteilvon Reflexen – in die Wände eingebaut. »Hier hast Du Deine roten Fische.«, flachste er. Die Wirkung war umwerfend – und keiner hat wasgemerkt.Im Bild danach, es ist früher Morgen, haben wir den Spieß noch mal

umgedreht. Wie jeder weiß, wirken Fenster bei Tageslicht größer alsnachts, also habe ich die Fenster fürs zweite Bild einfach größer bauenlassen – und keiner hat was gemerkt.Auch durch Max wurde das Bühnenbild zum Held der westlichen Welt

eine Hommage an das Theater als Spiel mit Licht und Raum.

5–7 Samuel Beckett, Nicht ichRegie: Ernst Wendt, Bühne: Johannes SchützSchiller-Theater-Werkstatt, Berlin, 1973

8 J. W. v. Goethe, UrfaustRegie: Michael Degen, Bühne: Gert EckelSchiller-Theater-Werkstatt, Berlin, 1972

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9 Drei Farben: Blau, Weiß, Rot nach den Filmen von Krzysztof KieslowskiRegie: Johan Simons, Bühne: Jens KilianMünchner Kammerspiele, 2009

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Karmesinrot, Violett, Lauchgrün, Tiefblau und Gelb. Möglicherweiseverband er diese sieben Farben miteinander, weil sie der musika -lischen Oktave nahekommen. Denn auch wenn es keine beweisbareBestätigung eines solchen Zusammenhangs gibt, erlebe ich oft Emp-findungen zu diesem Denkansatz. Ich kann durchaus nachvollziehen,dass Apollon nicht nur der Gott des Lichtes, sondern unter anderemauch der Gott der Dichtkunst und Musik gewesen ist.

Licht und Farbe haben Forscher und Maler schon immer heraus -gefordert. In der Renaissance untersuchten der Architekt und Theo -retiker Leon Battista Alberti (1404 –1472) und Leonardo da Vinci (1452–1519) als Maler und Multifunktionskünstler vor allem die Mischungenvon Farben und deren Anwendung in der Malerei. Leonardo da Vinci beschäftigte sich nicht nur mit dem Licht, sondern sehr intensiv mitLicht im Zusammenhang mit Schatten und den dazugehörenden Licht-reflexen, vor allem auch aus der Sicht des Malers. Er beschrieb alsErster das Phänomen der farbigen Schatten und formulierte Thesenüber die Größenverhältnisse der Schatten von beleuchteten Gegen-ständen in Abhängigkeit von der Entfernung der Lichtquelle, das Ganzeim Zusammenhang mit der Farb- und der Hell-Dunkel-Perspektive.Licht und Schatten wurden also nicht als isolierte Elemente betrach-tet – auch die Wirkung auf das menschliche Auge, die Pupille, warThema der Betrachtung. Es würde uns sehr wundern, wenn da Vincikeine eigene Farbenlehre aufgestellt hätte. Er unterschied sechs ein-fache Farben: Eine davon ist Weiß, obwohl Philosophen weder Weißnoch Schwarz zu den Farben rechnen, da das eine Ursache für die Far-ben ist und das andere Mangel an Farbe. Der Reihe nach Weiß, dieerste der einfachen Farben, Gelb die zweite, Grün, Blau, Rot die fünfteund Schwarz die sechste. Neben diesen rein persönlichen Farbkon-strukten hatten auch die Farben des Regenbogens die Philosophieschon immer beschäftigt. Sowohl Alberti als auch da Vinci strebten unermüdlich danach, in einer Farbsymbolik Neues und Anderes zuentdecken.

Der Umgang mit geometrischen Grundformen in Bezug auf eineFarbordnung wird jedoch Pythagoras (um 570 bis um 480 v. Chr.) zu -geschrieben, der aber auch musikalische Aspekte mit Formen undFarben in Verbindung brachte. Schon in der Antike gab es Überlegun-gen, dass die geometrischen Grundformen eng mit der Tonleiter undder Farbe verknüpft sind. Analysen in dieser Richtung fanden alsoschon sehr früh statt. Es ist durchaus verständlich, wenn diese Gedan-ken vor allem von Wassily Kandinsky (1866 –1944), Josef Albers (1888 –1976) und Johannes Itten (1888 –1967) – hauptsächlich in der Schaf-fensperiode vor und in der Bauhauszeit – immer wieder untersuchtwurden, um einen möglichen Zusammenhang zwischen Farben, For-men und Musik zu deuten.

Farben mit Musik zu verbinden wird selten oder kaum bewusst alsInhaltskonzept einer Dramatisierung in Erwägung gezogen. Eine sol-che Verbindung, die Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des20. Jahrhunderts so viele Künstler und Wissenschaftler beschäftigte,findet heute kaum noch Anhänger.

Einer, der sich noch jene Kunstform als Lebensziel setzte, war Ale-xander Skrjabin (1872–1915). Er näherte sich dem Thema aus der Sichtdes Musikers, denn in erster Linie war er Pianist und Komponist – undnicht Maler wie z. B. Kandinsky, der über seine künstlerische Arbeit dieVerbindungen zur Musik suchte. Skrjabin hatte genaue Vorstellungendavon, wie bestimmte Tonarten oder Töne mit Farben in Verbindung zubringen waren. Einige Partituren von ihm beinhalten außer einem Or-chesterwerk auch eine oder zwei Singstimmen, die seine Vorstellun-gen von Musik, Gesang und Farben verdeutlichen sollten. Zugrundelegte er ein harmonisches System, welches auf einem Akkord, der aufeiner Quantenschichtung basierte, aufgebaut war. Diese Verbindungbezeichnete er als »mystischen Akkord« oder »Prometheus-Akkord«.(Es handelt sich um einen Bezug auf sein Orchesterwerk Promethée –

Le Poème du Feu op. 60, in dem er eine Tonanordnung jenseits von Durund Moll verwendete.) Seine Visionen so zu verwirklichen, wie er sich

Teil 1

Bereits die letzten Ausgaben dieses Buches wurden von einer Illustra-tion von Platons Höhlengleichnis begleitet, einem äußerst wichtigenund grundsätzlichen Text über das Leben mit Licht und Dunkelheit.Licht bewusst zu erleben empfinde ich als immer wichtiger: Wichtigerals über Kabelquerschnitte zu schreiben, obwohl ich natürlich weiß,dass ohne funktionierende Technik die Gesetze von Helligkeit und Dunkelheit im Theater in jeder auch denkbaren Art und Weise nicht erlebbar werden.

Herbert Kapplmüller und Manfred Wagner schrieben in den bis -herigen Buchausgaben aus ihrer Sicht zum Thema Licht. Die neue,überarbeitete und erweiterte Ausgabe wird durch neue Beiträge nochaktueller sein. Peter Sloterdijk lässt mich mit dem Thema ›Platon‹nicht alleine, Ulrike Brandi überträgt die Faszination des Lichts in dieArchitektur, Karl Gerstner schreibt über Farben und Formen, und Patrick Woodroffe nimmt uns mit in die Zauberwelt des Entertain-ments.

Zurück zu Platon (427–347 v. Chr.): Er war nicht der erste Philosophder Antike, der Licht und Farbe analysierte. Seine Schriften und Denk-anstöße waren aber der Ausgangspunkt für viele spätere Analysen undphilosophische Denkrichtungen.

Allgemein beziehen sich Lehren von Farben auf Lichtstrahlen, dieauf das Auge treffen. Für Platon galt: »Das den Sehstrahl Erweiterndeist das Weiße, sein Gegenteil das Schwarze.«, er schrieb also über Hel-

ligkeit und Dunkelheit – und Weiß und Schwarz; die Grundfarben Rotund »Glänzendes« folgten. Den Bezug von Hell-Dunkel, Weiß-Schwarzund seinen beiden wichtigen Farben Rot und »Glänzendes« muss mansich in Form eines Tetraeders vorstellen, wobei jede Ecke dieser geo-metrischen Figur für eine der vier Farben stand. Er sah seine Grund-farben im Zusammenhang mit einer »innewohnenden« Schönheit geo-metrischer Grundformen. Auch wenn es über weitere Deutungen vonFarben keine Angaben bei Platon gibt, ist es durchaus vorstellbar, dassin seiner Wahrnehmungslehre Weiß für den Äther steht – die Welt derUrsachen, Rot für das Feuer, Blau für die Luft, Grün für das Wasserund Gelb für die Erde.

Öfters bezog sich Platon in seinen Anmerkungen auf Verwendungvon Farben in der Malerei – auch der Bühnenmalerei – und bemerkteals Ergebnis einer seiner Werkstattversuche, dass Farben im Tages-licht anders aussehen als im Lampenlicht. Auch hier war er der Erste,welcher die Farben des Lichts und deren Zusammenhang mit den Körperfarben aufzeigte.

Auch sein Schüler Aristoteles (384– 322 v. Chr.) suchte, seine Farb-anschauung in Verbindung mit dem Tageslicht zu sehen. Farben ent-stünden aus Licht und Dunkelheit, aus Weiß und Schwarz. Zwischendiesen beiden Unbuntfarben benannte er fünf unvermischte Farben:

Licht im Dunkeln

10 Geometrische Skizze der Zusammenhänge von Farben bei Platon, welche aller-dings nicht mit unseren heutigen Vorstellungen von Farbsystemen in Einklang zu bringen sind: Die zwei Grundfarben Schwarz und Weiß bilden mit den weiteren Farben Rot und »Glänzend« ein Tetraeder. Wird nun Schwarz und Weiß mit Rot gemischt, entsteht Purpurrot, wird aber Glänzend mit Weiß und Rot gemischt, entsteht Gelb. Mischt man nun Weiß und Glänzend mit Schwarz, so entsteht Dunkelblau

Weiß

Rot

Glänzend

Glänzend

Gelb

Gelb

DunkelblauPurpur

Schwarz

Rot

Weiß

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das vorstellte, scheiterte an den technischen Umsetzungsmöglich -keiten. Ihm fehlten die praktischen Komponenten, wie ein Farben -klavier oder eine Lichtorgel. Auch ist nicht bekannt, wie er seine ge-nauen, theoretischen Skizzen realisieren und seine Farbarrangementsvisualisieren wollte. Die Bedeutung der Farben sah er wie Rudolf Stei-ner (1861–1925), so auch dessen Idee, Tanz in ein Gesamtkunstwerkeinzubinden.

Komponisten wie Modest Mussorgsky (1839–1881) mit der Musik zuBilder einer Ausstellung oder Sergej Prokofiew (1891–1953) mit Peterund der Wolf suchten eine ähnliche Verbindung in ihren musikalischenKompositionen, auch wenn in diesen Werken das Licht nicht unbedingteine tragende Rolle fand.

Teil 2

In Opernlibrettos und Schauspieltexten finden sich oft Hinweise zuLicht und Dunkelheit – und das ist ja auch verständlich, weil sich sol-che Anweisungen für eine optische Darstellung immer aus der vorhan-denen Finsternis entwickeln müssen. Wird für den HandlungsablaufDunkelheit vorgegeben, ist zu entscheiden, wie diese für den Zu-schauer wahrzunehmen sein soll. In der absoluten Dunkelheit zu spie-len und zu singen ist kaum möglich, schwierig für die Darsteller undZuschauer – zudem unattraktiv und körperlich anstrengend. (Oft wirdallerdings eine absolute Finsternis durch die vorhandene Sicherheits-beleuchtung zerstört.) Thomas Bernhard (1931–1989) verlangt in sei-nem Text zu Die Jagdgesellschaft szenisch eine Dunkelheit – und dra-maturgisch, um den Fokus auf die Geschichte zu schärfen.

…tritt am Abend die Finsternis abrupt ein

es ist plötzlich finster

Lange kein Licht machen

Die Sprechenden hören, aber nicht sehen

Das Feuer im Ofen hören, aber nicht sehen.

Dabei reduziert sich logischerweise für die Zuschauer bzw. Zuhörerdas Erlebnis nur noch aufs Zuhören. Das ist nicht uninteressant, abereine solche Situation ist entspannt höchstens 10 Minuten auszuhalten.Leichter mit dem ›Nichtlicht‹ zurechtzukommen ist, wenn außerhalbder Dunkelheit kleine, dezente Lichtakzente installiert sind, um denAugen einen Orientierungsfokus anzubieten. (Ein Nichtlicht ist fürmich ein flächiges, konturenloses, farblich weder kalt noch warm aus-gerichtetes Licht.) Denn wenn wir in der Dunkelheit sehen wollen,

12–15 Licht ins DunkleLudwig van Beethoven, Fidelio (2. Akt)Regie: Andreas BaeslerBühne: Andreas WilkensKoproduktion der Opéra national du Rhin, Straßburg, und der Canadian Opera Company, Toronto, 2008/09

11 Thomas BernhardDie Jagdgesellschaft

Regie: Dieter DornBühne: Jürgen RoseSchillertheater, Berlin, 1974

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müssen wir uns entscheiden, diese sinnvoll zu vermitteln. Um derNacht das Schwarz zu entziehen und dabei einen ›göttlichen‹ Hinweiszu geben, dient beispielsweise das offene Feuer, was in deutschenTheatern schwierig umzusetzen ist. Kerzenlicht und Fackeln sind eineweitere Anwendungsmöglichkeit, außerdem künstliches Licht in Formvon Lampen aller Ausführungen. Das Schwarz der Dunkelheit miteinem dunklen, blauen Licht sehbar zu machen ist eine weitere Steigerung, und grundsätzlich von Beginn des Stückes an durchausvertretbar, denn die Farbe Dunkelblau ist immer ein Hinweis aufNacht. Dramaturgisch ist es außerdem äußerst wirkungsvoll, wenn ineinem dunklen Raum ein Mondlicht suggeriert wird – oder ein begin-nender Sonnenaufgang oder -untergang. Sind spirituelle Inhalte denk-bar, ist Sonnenlicht in Form von vielen Einzelstrahlen interessant. DieSzenenfläche mit der gesamten Bühnenausstattung monochrom in ein›Nichtlicht‹ zu tauchen, die Nacht als Tag zu zeigen und mit insze -nierten Körperhaltungen die Finsternis zu spielen, das ist die größte Steigerung.

Eine klassische Dunkelszene über einen längeren Zeitraum ver-langt Ludwig van Beethovens (1770 –1827) Fidelio im zweiten Akt:

Florestan: Gott! Welch Dunkel hier! Oh grauenvolle Stille!

Eine durchaus wirkungsvolle und überzeugende Darstellung entsteht,wenn bei Bildbeginn der Kerker mit wenig Licht schemenhaft ange-deutet wird, vielleicht kombiniert mit einzelnen Lichtquellen im Büh-nenbild oder mit einem schmalen Schlitz eines undichten Zellen -fensters oder einer Zellentür, aus dem Licht von außen in den Raumeindringt. Eine weitere Steigerung, Dunkelheit durch Licht anzuzeigen,ist Licht, welches außerhalb der Dunkelheit zu sehen ist.

Stellen Sie sich einen starken Lichtstrahl vor, der in einer Höhe vonca. vier Metern quer über die Bühne leuchtet. Sie können diesen nurerkennen, wenn das Licht sich im Dunst fängt oder wenn sich derStrahl an einem Teil des Bühnenbildes widerspiegelt. Durch den Licht-strahl wird eine Dunkelheit über und unter dem Licht erzeugt. Intuitivwird die Dunkelheit unter der Einstrahlung immer bedrohlich wirken,und unter dem Licht suggeriert normalerweise auch unter der Erde.Der Raum über dem Licht wirkt hingegen eher positiv und erwartend.Die unter dem Lichtstrahl anwesende Dunkelheit, vor allem in blauenFarbtönen, ergibt einen besonderen, starken Kontrast, weil diese bei-den Farben das größte Spannungsverhältnis haben. Dringt nun derLichtstrahl langsam in die Dunkelheit hinab, wird eine Erlösung, eine

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Max Keller

Faszination LichtLicht auf der Bühne

Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 300 Seiten, 24,0 x 31,0 cm350 farbige Abbildungen, 250 s/w AbbildungenISBN: 978-3-7913-4372-3

Prestel

Erscheinungstermin: März 2010

Mehr Licht! - Die Neuauflage des Standardwerks Max Keller ist einer der international führenden Lichtdesigner, der schon seit den 70er JahrenLicht im Theater zur eigenständigen Kunstform erhoben hat. Für die Neuausgabe seinesStandardwerks zur Beleuchtungskunst hat er Text und Bild auf den neuesten technischen Standgebracht und den Umfang des Werks durch Hinzunahme weiterer Autoren stark erweitert. DieErstausgabe von Faszination Licht wurde 1999 von der Stiftung Buchkunst als bestes Buch inder Kategorie Fach- und Sachbuch ausgezeichnet.