Liebe Leserin, lieber Leser, E - biomagazin.de · Natalia Mikhaylina , Rido, Maridav,...

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6 | 2018 E in grandioser Sommer liegt hinter uns und so mancher hat seine Schwierigkeiten damit, sich mit der kühlen Jahres- zeit anzufreunden. Wir vermissen die wärmenden Sonnenstrahlen, das Flirren des Lichts. Aber liegt nicht gerade im Wechsel, in der Veränderung der be- sondere Reiz? Ewig wolkenlos blauer Himmel, ständiger Sonnenschein – eine unbehaglich stimmende Vorstellung. Auch in unserem täglichen Leben ist es doch so, dass die Abwechslung uns guttut. Obwohl wir uns mitunter gegen sie sträuben: Herausforderungen sind das Salz in der Suppe. Wäre immer alles eitel Sonnenschein, wir könnten die Highlights nicht wirklich genießen. Der Sinn unseres Lebens ist es, es zu leben, Herausforderungen anzunehmen, um dann gestärkt, mit neuem Mut, wieder in ein ruhigeres Fahrwasser zu gelangen. In dieser BIO finden Sie etliche Themen, die Sie darin unterstützen, dem Winterblues ein Schnippchen zu schlagen. Zum Beispiel geht es um Rituale, die uns helfen, in der dunklen Jahreszeit Energie für die bevor - stehenden zwölf Monate zu sammeln. Oder die belebende Wirkung von Farben, das ema wärmende Ernährung, die Sie im Winter gegen Erkältung stärkt, oder auch hilfreiche Tipps, wie Wolle wohlig warm und sogar gesund hält. Wenn wir ehrlich sind, können wir auch der trüben Jahreszeit eine Menge Positives abgewinnen. Wir können wunderbar zur Ruhe kommen, wenn Nebel die Landschaſt wie Wae einhüllt, wenn Regentropfen die Luft reinigen und Schneeflocken vom Himmel tanzen. Diese anheimelnde Stimmung kann uns gefangen nehmen, wenn wir es nur zu- lassen. Wir kuscheln uns in unsere Sofa- decke, nehmen ein Buch zur Hand, das wir schon lange einmal lesen wollten, und haben dabei nicht das Gefühl, dass wir draußen etwas versäumen. Wir finden zu uns selbst und sehen so manches Problem in einem anderen, positiveren Licht. Freuen wir uns also über die stillere Jahreszeit, statt über das schlechte Weer zu klagen. Freuen wir uns über den Schein der Kerzen, das Leuchten des Weihnachtsbaums, das Silvester- feuerwerk, das dem Dunkel draußen seine Bedrohlichkeit nimmt. Es gibt viel zu feiern! Wir haben mehr Zeit für uns und unsere Liebsten. Die sollten wir gut nutzen und mit Dankbarkeit für das, was wir haben, ins neue Jahr gehen, und nicht hadern mit dem, was uns scheinbar zu unserem Glück noch fehlt. Ich wünsche Ihnen von Herzen eine gute Zeit, Ihre Monica Ritter, Gründerin des BIO-Magazins Liebe L eserin, lieber Leser, EDITORIAL

Transcript of Liebe Leserin, lieber Leser, E - biomagazin.de · Natalia Mikhaylina , Rido, Maridav,...

6 | 2018

Ein grandioser Sommer liegt hinter uns und so mancher hat seine Schwierigkeiten damit, sich mit der kühlen Jahres-

zeit anzufreunden. Wir vermissen die wärmenden Sonnenstrahlen, das Flirren des Lichts. Aber liegt nicht gerade im Wechsel, in der Veränderung der be-sondere Reiz? Ewig wolkenlos blauer Himmel, ständiger Sonnenschein – eine unbehaglich stimmende Vorstellung.

Auch in unserem täglichen Leben ist es doch so, dass die Abwechslung uns guttut. Obwohl wir uns mitunter gegen sie sträuben: Herausforderungen sind das Salz in der Suppe. Wäre immer alles eitel Sonnenschein, wir könnten die Highlights nicht wirklich genießen. Der Sinn unseres Lebens ist es, es zu leben, Herausforderungen anzunehmen, um dann gestärkt, mit neuem Mut, wieder in ein ruhigeres Fahrwasser zu gelangen.

In dieser BIO finden Sie etliche Themen, die Sie darin unterstützen, dem Winterblues ein Schnippchen zu schlagen. Zum Beispiel geht es um Rituale, die uns helfen, in der dunklen Jahreszeit Energie für die bevor-stehenden zwölf Monate zu sammeln. Oder die belebende Wirkung von Farben, das Thema wärmende Ernährung, die Sie im Winter gegen Erkältung stärkt, oder auch hilfreiche Tipps, wie Wolle wohlig warm und sogar gesund hält.

Wenn wir ehrlich sind, können wir auch der trüben Jahreszeit eine Menge Positives abgewinnen. Wir können wunderbar zur Ruhe kommen, wenn

Nebel die Landschaft wie Watte einhüllt, wenn Regentropfen die Luft reinigen und Schneeflocken vom Himmel tanzen. Diese anheimelnde Stimmung kann uns gefangen nehmen, wenn wir es nur zu-lassen. Wir kuscheln uns in unsere Sofa-decke, nehmen ein Buch zur Hand, das wir schon lange einmal lesen wollten, und haben dabei nicht das Gefühl, dass wir draußen etwas versäumen. Wir finden zu uns selbst und sehen so manches Problem in einem anderen, positiveren Licht.

Freuen wir uns also über die stillere Jahreszeit, statt über das schlechte Wetter zu klagen. Freuen wir uns über den Schein der Kerzen, das Leuchten des Weihnachtsbaums, das Silvester-feuerwerk, das dem Dunkel draußen seine Bedrohlichkeit nimmt. Es gibt viel zu feiern! Wir haben mehr Zeit für uns und unsere Liebsten. Die sollten wir gut nutzen und mit Dankbarkeit für das, was wir haben, ins neue Jahr gehen, und nicht hadern mit dem, was uns scheinbar zu unserem Glück noch fehlt.

Ich wünsche Ihnen von Herzen eine gute Zeit, Ihre

Monica Ritter, Gründerin des BIO-Magazins

Liebe Leserin, lieber Leser,

EDITORIAL

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74Wolle ist Wärme pur. Wir zeigen, woran Sie gute Qualität erkennen

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INHALT6 | 2018

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Wechseljahre: So bekommen Sie Be-

schwerden in den Griff

Nutzen Sie die Zeit zwischen den Jahren zum

Innehalten und Reinigen

Warmes für kalte Tage: Mit diesen

Nahrungsmitteln sind Sie vor

Erkältungen gefeit

Finden Sie heraus, welcher Atemtyp Sie sind

Für alle, die sich gern bewegen:

durch den Schnee auf großen Sohlen

Schon Goethe schrieb Farben sinnliche

Qualitäten zu Schönheit & Lebensstil WOHLIGE WOLLE Die heimische Naturfaser sorgt hervorragend für mollige Wärme

Reisen & Erholung SCHNEESCHUHWANDERN Sonne, Schnee und klare Bergluft: Jetzt ist Zeit für gesunden Wintersport! Mit Tipps für die richtige Ausrüstung und ausgewählte Reiseziele

FAIR REISEN Warum verantwortungsvoller Urlaub ein Gewinn für Mensch, Natur und Klima ist

Leserumfrage & Gewinnspiel

Gesundheit & HeilenTINNITUS Woher Ohrgeräusche kommen und was hilft, besser mit ihnen zu leben

GUT DURCH DIE WECHSELJAHRE Hormone regulieren mit natürlichen Heilmitteln und der richtigen Ernährung

RICHTIG ATMEN Ein Leben im Einklang mit dem eigenen Atemtyp ist der Schlüssel zu ganzheitlichem Wohlbefinden

Psychologie & LebenskunstBUNTES GEGEN DEN WINTERBLUES Entdecken Sie die wohltuende und stimulierende Kraft der Farben KONSTRUKTIVE KRITIKDiese fünf Regeln helfen, hitzige Auseinandersetzungen zu vermeiden

MYSTISCHE RAUHNÄCHTEBräuche und Rituale rund um den Jahreswechsel

Essen & GenießenFÜNF-ELEMENTE-ERNÄHRUNG Wie das richtige Essen unsere Abwehrkräfte stärkt

BLATTGEMÜSE DER SAISON Die fünf gesündesten heimischen Wintersalate – mit vier leckeren Rezepten von Hans Gerlach

KOCHEN MIT HANDICAP Einhändig leckere Gerichte zaubern

POWER FÜR DIE ZELLEN Omega-3-Fettsäuren aus gezüchteten Mikroalgen schützen vor Demenz, Krebs und Depression

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RUBRIKEN3 EDITORIAL6 MAGAZIN 82 FÜR SIE ENTDECKT93 GEWINNSPIEL BIO-AUSZEIT100 UNTERWEGS102 MESSEN, KONGRESSE, EVENTS104 NEUE MEDIEN106 BIO-FORUM 111 LESERBRIEFE 114 VORSCHAU & IMPRESSUM

Die Titelthemen finden Sie hier

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Omega-3- Fettsäuren

sättigte Fettsäuren sind langgestreckt und chemisch sehr stabil. Das macht sie besonders geeignet für die langfristige Energiespeicherung.

Omega-3-Fettsäuren hingegen sind ungesättigt: In ihrer Kette hängt an be-nachbarten Kohlenstoffatomen nur jeweils ein Wasserstoffatom anstatt der möglichen zwei. Diese ungesättigten Stellen verursachen jeweils einen Knick in der Kette. Die vielen Knicks machen sie biologisch vielseitig verwendbar, aber chemisch instabil: Mehrfach un-gesättigte Fettsäuren oxidieren leicht an der Luft und werden dadurch gesund-heitsgefährdend. Der dabei entstehende ranzige Geruch warnt uns vor deren Ver-zehr! Deshalb sollte man Lebensmittel, die mehrfach ungesättigte Fettsäuren enthalten, stets kühl und dunkel auf-bewahren.

FÜR GEFÄSSE, NERVEN-ZELLEN UND IMMUNSYSTEMAlle Lebewesen, die über ein Nerven-system verfügen, bauen DHA in hoher Konzentration an den Kontaktstellen der Nervenzellen ein. Dort ist die Säure unentbehrlich für die Informationsüber-tragung und damit für jegliches Erleben und Erinnern: Ohne DHA wäre Denken undenkbar. EPA hingegen dient als wichtiger Baustoff sämtlicher Körper-zellen. So hält es zum Beispiel die Blut-zellen flexibel (fluide), sodass die darin zirkulierenden Immunzellen ihre Schutz-funktion erfüllen und die roten Blut-körperchen effizient alle Gewebe mit Sauerstoff versorgen können. Sinkt der Gehalt an EPA, ist unser Immunsystem beeinträchtigt und es droht eine Ver-stopfung der Blutgefäße.

Neben der Verbesserung der Membraneigenschaften beruhen die gesundheitsförderlichen Wirkungen der aquatischen Omega-3-Fettsäuren auch auf ihren vielfältigen hormonellen Funktionen. Zwar ist unser Organismus (wie der Organismus der Fische) nahe-zu unfähig, selbst die komplexe EPA und DHA aus einfacheren Vorstufen zu bilden, er kann aber aus den beiden

Die Ernährungs- Revolution aus dem Meer

Algenöl

Die Menschheit verdankt Omega-3-Fettsäuren aus Meeresalgen vermutlich die Evolution ihrer Intelligenz. Der Molekulargenetiker Michael Nehls sieht in dem heute weit verbreiteten Mangel an diesen essenziellen Fettsäuren die Ursache nahezu aller

Zivilisationskrankheiten. Omega-3-Fettsäuren aus gezüchteten Mikroalgen bieten hier einen gesunden, umweltverträglichen und günstigen Ausweg.

Bereits heute gibt es nicht mehr

genügend Fisch, um den weltweiten

Bedarf zu decken

aquatischen Omega-3-Fettsäuren große Mengen hormonähnlicher Wirkstoffe bilden. Diese steuern das Immunsystem oder töten Krebszellen. Sie fördern aber auch das Wachstum und die Ent-wicklung von Nervenzellen.

SCHUTZ VOR KREBS, DEMENZ UND DEPRESSION Der Anteil an aquatischen Omega-3-Fett-säuren in der Membran von Blutkörper-chen ist der sogenannte Omega-3-Index. Er lässt sich einfach und kostengünstig bestimmen und durch unsere Ernährung leicht beeinflussen. Die Untersuchung sollte meines Erachtens ebenso zur ärzt-lichen Routine gehören wie die Messung des Blutzuckers oder des Blutdrucks. Ein Omega-3-Index von vier bis fünf Prozent gilt als ungesund und ist leider weltweit Durchschnitt, auch in Deutschland. Gesund wäre ein Wert von mindestens acht Prozent. Er reduziert das Risiko, an einem Herz-kreislaufversagen zu

ESSEN & GENIESSEN

Bekanntlich entwickelte sich das Leben im Meer. Zu den ältesten noch lebenden Organismen ge-hören Mikroalgen, die heute

einen wesentlichen Teil des pflanz-lichen Planktons in den Meeren aus-machen. Mit ihrem Stoffwechsel bauen sie aus Kohlendioxid und Mineralien große Mengen organischer Substanz auf, darunter viele komplexe Natur-produkte, die andere Lebewesen nicht selbst herstellen können. Vor allem eines dieser aus dem Wasser stammenden – aquatischen – Stoffwechselprodukte

war und ist für die Entwicklung des Menschen, wie wir ihn heute kennen, von entscheidender Bedeutung: Es sind die von den Mikroalgen hergestellten Omega-3-Fettsäuren, die als EPA und DHA bekannt sind (die Abkürzungen stehen für Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure).

Allerdings standen bei unseren Vorfahren während der Evolution des menschlichen Gehirns keine Mikroalgen auf dem Speiseplan, sondern in größeren Mengen Meeresfrüchte wie Muscheln und Fische. Diese Lebewesen sind ebenso reich an aquatischen Omega-3-Fett-säuren, obwohl sie selbst nicht in der Lage sind, diese herzustellen: Muscheln filtern Mikroalgen aus dem Meeres-wasser und gelangen so an deren wert-

volle Nährstoffe. Auch Fische reichern die aquatischen Omega-3-Fettsäuren über ihre Nahrungskette an, etwa über das Verzehren von garnelenartigen Krill und anderen Kleintieren. So gelangen EPA und DHA über kleine Fische in große Fische und letztendlich auf unsere Teller.

KLEINE WUNDER DER NATURUm zu verstehen, was aquatische Omega-3-Fettsäuren so besonders macht, hilft uns ein kleiner Ausflug in die Welt der Fettsäuren: Das Grund-gerüst von Fettsäuren ist stets eine Kette aus Kohlenstoff(atomen). An jedem Kohlenstoffatom innerhalb der Kette hängen maximal zwei Wasserstoffatome. Ist das bei all diesen Kohlenstoffen der Fall, gilt die Fettsäure als gesättigt. Ge-

sterben (die häufigste Todesursache in Deutschland), um das Zehnfache! Besser wäre sogar noch ein Omega-3-Index von zehn bis elf Prozent.

Bei diesen höheren Werten hat man auch ein geringeres Krebsrisiko (unter anderem, weil die Immunüberwachung besser funktioniert), einen höheren Schutz vor der vaskulären (das heißt einer von den Blutgefäßen ausgehenden) Demenz und Alzheimer sowie vor De-pression. So ist die nachgeburtliche De-pression von Müttern mit einem hohen Omega-3-Index bis zu Faktor 60 geringer als bei Müttern mit niedrigem Omega-3-Index. Die Kinder stillender Mütter, die einen hohen Omega-3-Index haben,

Mikroalgen sind der Ur-sprung aller Omega-3-

Säuren in Meereslebewesen

ESSEN & GENIESSEN

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gesättigt und damit biologisch minder-wertig. Ratten, an denen die Wirkung von Leinöl ursprünglich nachgewiesen wurde, können deren Omega-3-Fettsäuren zwar effizient in höherwertige Fettsäuren um-bauen, der Mensch jedoch nicht.

MIKROALGEN STATT FISCHPflanzen, die hingegen die hochwertigen aquatischen Omega-3-Fettsäuren produzieren können, sind die Mikro-algen. Dafür benötigen sie nur Sonnen-licht, Kohlendioxid und einige Mineral-stoffe. Der gewaltige Vorteil einer direkten Nutzung von Mikroalgen zum Stillen unseres Bedarfs an aquatischen Omega-3-Fettsäuren – anstatt indirekt über Fisch und Meeresfrüchte – liegt darin, dass sie in unbegrenzter Menge und auf ökologisch unbedenkliche Weise in großen Containern gezüchtet werden können, um so an das wertvolle Algenöl zu gelangen. Weil die Kapazität der

entwickeln eine nachgewiesenermaßen höhere rationale, emotionale und soziale Intelligenz. Auch die Gefahr, AD(H)S oder Autismus zu entwickeln, ist deut-lich reduziert. Darüber hinaus sind sie auch noch geschützt vor Asthma.

KEIN HOMO SAPIENS OHNE MIKROALGEN Vor etwa zwei Millionen Jahren über-lebte nur ein Bruchteil der damaligen Weltbevölkerung eine Zehntausende Jahre währende Eiszeit. In dieser Zeit wurde die südostafrikanische Küsten-region zu einem wahren Garten Eden. Dort waren Fische und Meeresfrüchte für unsere altsteinzeitlichen Vor-fahren eine unerschöpfliche Quelle an essenziellen Hirnbaustoffen, ins-

besondere den einzigartigen aquatischen Omega-3-Fettsäuren. Diese Nahrung er-laubte den Fischerinnen und Sammlern die Entwicklung eines außergewöhn-lich leistungsfähigen Gehirns. Die Fett-säuren ließen vor allem ihr Frontalhirn rasant wachsen. Diese Hirnregion blieb hingegen bei unserem damals nächsten Verwandten, dem Neandertaler, sichtbar unterentwickelt. Er bestritt sein Leben als Jäger und Sammler – mit einer Er-nährung, die arm an aquatischen Omega-3-Fettsäuren war. Vielleicht war es nur dieser Unterschied in der Nahrung, aufgrund dessen der Neandertaler dem Homo sapiens weichen musste.

Das menschliche Frontalhirn ist die Hirnzentrale für unsere emotionale und soziale Intelligenz, für Kreativität, das

Setzen von Zielen und deren Verwirklichung. Zu diesen Exekutivfunktionen gehört auch die Impulskontrolle, also die Eigenschaft, kurz-f r i s t i g e A n n e h m l i c h -keiten langfristigen Zielen unterzuordnen. Ein gut funktionierendes Frontalhirn fördert zudem das soziale Miteinander, insbesondere gemeinschaftlich zu agieren, also eigene Ziele gesellschaft-lichen unterzuordnen. All diese Exekutivfunktionen waren maßgeblich und ent-scheidend für die soziale Eroberung der Erde durch den Menschen. Die optimale Entwicklung des Frontal-

hirns ist in den ersten Lebensjahren (und letztendlich während des gesamten Lebens) auf die reichhaltige Zufuhr an aquatischen Omega-3-Fettsäuren an-gewiesen. Ein Mangel führt zu Narziss-mus, Egoismus und der Unfähigkeit, lebenswichtige Ziele zu verfolgen, wenn kurzfristige Annehmlichkeiten locken.

Der sozialen Eroberung der Erde droht nun die globale Zerstörung unseres Lebensraums. Kurzfristige Konsumbefriedigung scheint wichtiger zu sein als die Erhaltung des Lebens-raums für zukünftige Generationen. Derweil zeigen Studien einen starken Abbau der Frontalhirneigenschaften in der breiten Gesellschaft, insbesondere über die vergangenen Jahrzehnte. Dafür mag es viele Gründe geben, aber ein globaler Mangel an aquatischen Omega-3-Fettsäuren ist offensichtlich: Wir er-nähren uns heute im Schnitt eher wie der fleischvertilgende Neandertaler denn wie die Fischerin und die Sammlerin.

LEINÖL IST KEINE LÖSUNGUm den menschlichen Körper mit ge-nügend Omega-3-Fettsäuren zu versorgen – das heißt den Omega-3-Index von welt-weit durchschnittlich vier bis fünf Prozent auf acht bis zehn Prozent zu erhöhen –, wäre eine tägliche Zufuhr von etwa zwei Gramm aquatischen Omega-3-Fettsäuren nötig, das entspräche in etwa 200 bis 300 Gramm fettreichem Fisch. Dies ist in un-zähligen Studien nachgewiesen worden. Davon abgesehen dass die Fische zu-nehmend mit Schmermetallen, Pestiziden oder Mikroplastik vergiftet sind, kann die weltweite Fischproduktion nur einen Bruchteil des weltweiten Bedarfs decken. Die Folge: Die gesamte Menschheit ist unterversorgt an essenziellen Hirnbau-stoffen.

Die weitläufige Vorstellung, dass Leinöl das Problem der Unterver-sorgung mit aquatischen Omega-3-Fett-säuren lösen kann, unterliegt einem historischen Irrtum: Leinöl enthält keine aquatischen Omega-3-Fettsäuren, sondern terrestrische, das heißt an Land wachsende. Diese sind weniger un-

Kinder stillender Mütter, die einen hohen Omega-3-

Index haben, entwickeln eine

höhere rationale, emotionale und

soziale Intelligenz

Meere heute nicht mehr ausreicht, ist nur auf diese Weise der Bedarf der gesamten Weltbevölkerung an hochwertigen und lebenswichtigen aquatischen Omega-3-Fettsäuren zu decken. Nach meiner Hochrechnung würde eine weltweite Versorgung kontinuierlich so viel Kohlendioxid binden, wie Deutschland freisetzt. Neben dem positiven Neben-effekt, das Klima zu schützen, könnten sich so auch die Fischbestände erholen.

Wir sollten eine (r)evolutionäre Zu-kunft und Ernährung anstreben, die sowohl ökologisch und ökonomisch als auch ethisch unbedenklich ist – und dabei so nachhaltig, dass auch zukünftige Generationen unseren Planeten noch bewohnen können. Algenöl als neues Grundnahrungsmittel ist ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung. Es ist vegan, lebenswichtig und – so meine Überzeugung – derzeit völlig alternativlos.

Dr. med. Michael Nehlsist Arzt und habilitierter Molekular-genetiker. Er wurde für seine Erkennt-nisse zur Alzheimer-Entstehung, -Prä-vention und -Therapie ausgezeichnet. Mit dem Buch „Die Alzheimer-Lüge“ kam er in die Spiegel-Bestsellerliste.

BUCHTIPP

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ESSEN & GENIESSEN ESSEN & GENIESSEN

Algenöl als neues GrundnahrungsmittelDr. Michael Nehls empfiehlt, täglich Algenöl zu konsumieren. Am günstigsten ist flüssiges Öl, das in 100-Milliliter-Flaschen erhältlich ist. Zum Zeitpunkt dieses Artikels ist veganes

Algenöl (in Deutschland) von zwei Herstellern erhältlich: Die Produkte der Firmen Norsan sowie SinoPlaSan enthalten sowohl EPA als auch DHA in einem günstigen Ver-hältnis und in hoher Konzentration.

BIO: Frau Epple, das Räuchern gehört zu den ältesten Ritualen der Rauhnächte. Welchen Zweck verfolgt diese Zeremonie?Gerti Epple: Räuchern ist eine Möglichkeit, wie man mit Pflanzen in speziellen Lebens- oder Jahressituationen arbeiten kann. Wir agieren beim Räuchern weniger auf der körperlichen als auf der geistigen beziehungsweise seelischen Ebene. Das Räuchern kann unser Gemüt und unser Be-finden positiv beeinflussen. Früher holten sich die Menschen damit das Licht und die gute Stimmung des Sommers in die dunkle Jahreszeit. Bis vor wenigen Jahrhunderten setzte man das Räuchern zur Raumbeduftung ein. Auch Kleider wurden so von unangenehmen Gerüchen befreit. Die Kräuter wirken reinigend, desinfizierend und können Un-geziefer vertreiben. Geräuchert wird auch heutzu-tage noch, zum Beispiel wenn in Räumen Spannung und Ärger spürbar sind, wörtlich dicke Luft herrscht, um wieder ein harmonisches Klima zu er-reichen. Auch in besonderen Lebenssituationen wie in den Wechseljahren, Trennung oder Trauerphasen ist Räuchern eine gute Möglichkeit, um die Gefühls-lage zu stabilisieren.

Das Interview führte SABINE FREESE

Was wird zum Räuchern verwendet?Es eignen sich eine Vielzahl von Kräutern, aber auch getrocknete Rinde, Hölzer und Harze. Wir unter-scheiden dabei reinigende und segnende Kräuter.Letztere sollen Licht und Frieden in unser Gemüt bringen. Je nach Anlass kann ein einzelnes Kraut oder auch eine Mischung verwendet werden.

Wie wird geräuchert?Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Räucher-arten. Eine der bekanntesten Arten ist das Räuchern mit einem Kräuterbüschel. Hierbei wird das Bündel angezündet, kurz brennen gelassen und ausgepustet, bis es nur noch glimmt. Idealer-weise hält man zum Schutz vor herabfallenden Teilen eine Schale darunter. Die zweite und älteste Möglichkeit ist, Glut aus dem Ofen oder Räucherkohle auf eine Metallschaufel oder feuer-feste Schale zu legen. Darauf werden die Kräuter verteilt. Zusätzlich kann man geriebenes Harz darüber bröseln, was nicht nur vor zu schneller Verkohlung schützt, sondern sehr desinfizierend wirkt und die Atemwege befreit. Vor allem Fichtenharz ist Licht bringend und stärkt unser Rückgrat. Mit den glimmenden Kräutern schreitet man beginnend im Keller durch das Haus. Gehen Sie bewusst durch die Räume! Wo zieht es Sie hin? Wo mögen Sie verweilen? Nehmen Sie sich Zeit, die Räume von schädlichen Energien zu reinigen. Die dritte Variante wirkt nachhaltiger, weil ich die glimmende Mischung stundenlang in einem Raum stehen lassen kann. Über ein Stövchen mit

Teelicht wird ein Sieb gelegt und darauf werden Kräuter und Harze gegeben. Verkohltes Kraut wird bei allen drei Varianten ständig gegen neues aus-getauscht, solange bis die Zeremonie beendet ist.

Welche Besonderheit hat das Räuchern während der Rauhnächte?Die zwölf Rauchnächte sind ein uraltes Brauch-tum, in denen man alte Dinge abschließt und los-lässt, um Neues zu beginnen. Darum räuchert man in den ersten sechs Nächten mit einer reinigenden

Kräutermischung. Zugleich stellt man sich die Frage, was möchte ich zurücklassen oder was liegt hinter mir? Man beobachtet verstärkt die eigenen Träume. Gibt es Unfrieden mit der Familie, Freunden oder im Beruf? An Silvester wendet sich das Blatt. Das neue Jahr beginnt. In den folgenden sechs Nächten eignen sich segnende Pflanzen, die die Lebens-

geister wecken, also Johanniskraut, Lavendel, Mariengras, Holunder-blüte und Baldrian. Während der Rauhnächte verwende ich gern Mischungen aus sieben bis neun Kräutern. Die Fragen in der zweiten Hälfte der Rauhnächte lauten jetzt eher: Was möchte ich anfangen? Wo möchte ich persönlich hin? Was möchte ich verändern?

Gibt es Personen, für die das Räuchern nicht geeignet ist?Bei Asthmatikern ist etwas Vorsicht geboten. Säuglinge und Tiere sollten nicht beim energetischen Räuchern zugegen sein. Hierbei wirkt das Räuchern auf der geistig-seelischen Ebene mit spürbarer Energie für uns Menschen.

Das Räuchern kann unser Gemüt und unser Befinden positiv beeinflussen. Früher holten sich die Menschen damit das Licht und die gute Stimmung des Sommers in die dunkle Jahreszeit

GERTI EPPLEDie Allgäuer Wildkräuterfrauabsolvierte eine Ausbildung

in ritueller Räucherkunde und begeht diesen Brauch seit

vielen Jahren. Außerdem ist Sie als Referentin in der

Naturheilkunde tätig.

Räuchern kann jeder, der diesen Wunsch hat

Die Allgäuer Wildkräuterfrau Gerti

Epple erklärt, warum das Räuchern seit

vielen Jahrhunderten praktiziert wird

und gibt Anregungen zum Räuchern. FOTO

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PSYCHOLOGIE & LEBENSKUNST

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Müsli-Öl mit Omega-3-Fettsäuren Das Müsli-Öl von granoVita erleichtert es

Ihnen, Ihren Bedarf an Omega-3-Fettsäuren zu decken. Die Mischung aus pflanzlichen

Ölen verleiht Müslis, Frühstücksbreien und Salaten einen mild-nussigen Geschmack.

Auch erhältlich in der Geschmacksrichtung „fruchtig“. Zu finden im Reformhaus und

im Biofachhandel für ca. 6,49 Euro.

REDAKTIONS-TIPP

Die faire SchürzeWenn es am Herd blubbert und spritzt, schützt eine Schürze die Kleidung vor Flecken. Man kann eine beliebige Schürze tragen – oder die von Slow Food Deutschland. Auch hier gilt das Slow-Food-Motto „gut, sauber und fair“. Die unempfindliche, robuste und langlebige Schürze ist ein tolles Weihnachtsgeschenk. Sie besteht aus grauem Jeansstoff aus 100 Prozent Biobaumwolle, her-gestellt von KAYA&KATO, einem Label für fair produzierte Arbeits-kleidung. Erhältlich ist sie für 49,90 Euro (zzgl. Versandkosten) beim oekom verlag unter www.slow-food-magazin.de/schuerze.

Wohltuend für Gelenke Besonders Menschen, die immer mal wieder an Beschwerden des Bewegungsapparats leiden, profitieren von der Wirkung

einer Massage mit der Gelenkwohl-Akut-Einreibung des Natur-kosmetikherstellers Primavera. Die pflanzlichen Inhaltsstoffe unterstützen belastete Gelenke. Leitpflanze ist Wintergrün,

aus dem ein schmerzlinderndes ätherisches Öl gewonnen wird. Weitere Inhaltsstoffe sind Johanniskrautöl sowie ätherisches

Majoran- und Rosmarinöl – diese stärken Muskeln und Gelenke und wirken durchblutungsfördernd. Preis ca. 16,90 Euro.

Kalender sind Produkte, die irgend-wann weggeworfen werden. Nicht so der „Wachsende Kalender“: Jedes Blatt des Wandkalenders enthält Pflanzensamen. Legt man das Papier des vergangenen Monats zerrissen in die Erde und gießt gut, so wachsen Blumen, Gemüse oder Kräuter – jeden Monat etwas anderes. Dazu hält der Kalender Witziges und Wissenswertes

zur jeweiligen Pflanze bereit. Am Ende des Jahres bleibt ein Buch mit kuriosen Fakten, das auch über das Jahr hinaus einen Mehrwert hat. Den Kalender gibt es in verschiedenen Aus-führungen für 25 bzw. 35 Euro unter www.der-wachsende-kalender.de. Hier finden sich auch die elf Weih-nachtsmärkte in Deutschland, auf denen der Kalender verkauft wird.

Ein Kalender, der garantiert nicht im Abfall landet

UMTÜTEN GEGEN ABFALL Die Kieler Studentinnen Christina Lehmann und Anja Kromer helfen mit ihren Stoffbeuteln, die sie „Tüüten“ nennen, den Alltag ohne Einwegverpackung zu gestalten. Die immer wieder verwendbaren Beutel gibt es als Snack- und Brotbeutel; sie werden fair und ökologisch in einer Augsburger Textilwerkstatt gefertigt. Müllvermeidung kann so einfach sein! Die Modelle Brot-Tüüt, Snack-Tüüt und Markt-Tüüt gibt es bereits in einigen Bioläden, Bäckereien und Unverpacktläden in Deutschland und

Österreich zu kaufen, und online unter www.umtueten.org.

DIE WAAGE, DIE OHNE BATTERIE AUSKOMMT Ganz ohne Batterien funktioniert die hochwertige Digital-Waage „ECO ENERGY“ von Zassenhaus. Ein Dynamo im Inneren der Waage gibt die nötige Energie, er wird mithilfe eines kleinen Rädchens angetrieben. Eine paar Um-drehungen genügen – schon wird durch kinetische Energie Strom erzeugt und die Waage ist allzeit einsatzbereit. Das finden auch Männer interessant. Erhältlich für ca. 39,95 Euro im Haushaltswarenhandel.

TOSKANISCHES BIO-KETCHUP Ist es ein Ketchup wert, in der BIO vorgestellt zu werden? Wir finden, ja, denn das Bio-Ketchup von LaSelva ist schon besonders: wirklich tomatig und deutlich weniger süß als konventionelle Ketchups. Basis sind toskanische Tomaten, Traubenmost und ein Schuss Balsamico. Passt im Winter gut zu knusprigem Ofengemüse. Erhältlich im Bioladen und Reformhaus für ca. 2,95 Euro.

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