Liebe Leserinnen und Leser, - ohg-dinslaken.deohg-dinslaken.de/publikationen/fatal11_sq.pdf ·...

84

Transcript of Liebe Leserinnen und Leser, - ohg-dinslaken.deohg-dinslaken.de/publikationen/fatal11_sq.pdf ·...

Liebe Leserinnen und Leser,

die FATAL, die ihr in den Händen haltet, hat auf zweierlei Weise einen

langen Entstehungsprozess hinter sich. Zum einen, und das ist wohl das

bedeutendste, haben wir, die Redakteure, Ideen in unseren Köpfen für

alle fassbar gemacht, indem wir sie aufgeschrieben, mit Bildern ausge-

stattet und in ein Layout gefügt haben. Bevor eine FATAL in den Druck

geht, ist sie immer schon als Datei auf den Rechnern zahlreicher Re-

dakteure vorhanden. Eigentlich ist unsere Arbeit an dieser Stelle voll-

bracht. Doch damit unsere Ideen in einer Zeitschrift anderen zur Kennt-

nis gebracht werden können, muss der Entstehungsprozess ausgedehnt

werden: Aus Farbe, Papier und ein paar Heftklammern entsteht in der

Druckerei unseres Kooperationspartners ThyssenKrupp die fertige FA-

TAL. Die Geschichte der einzelnen Komponenten, selbst die der kleins-

ten Heftklammer, ließe sich vielleicht beliebig weit zurückverfolgen.

Doch die Materialien, aus denen die Hardware der FATAL besteht, stammen nicht aus dem Nichts. Für das Pa-

pier mussten wahrscheinlich einige Bäume herhalten, und um Heftklammern herzustellen, müssen erst riesige

Löcher in die Erde gesprengt werden. Der Mensch geht bei seiner Suche nach Rohstoffen nicht immer behut-

sam vor, weshalb wir diese FATAL unter das Motto „Der Mensch und seine natürliche Umwelt“ gestellt ha-

ben. So behandeln wir beispielsweise den Klimawandel und alternative Energien. Doch auch andere ökologi-

sche Sünden wie beispielsweise die Ausrottung von Tieren durch Boshaftigkeit oder Unachtsamkeit werden

dargestellt. Wenn man den Menschen und seine Umwelt untersuchen möchte, muss man feststellen, dass er

sich besondere Lebensräume, Städte, schafft. In einen besonders großen urbanen Lebensraum entführt euch

der Artikel „Weltstadt London“. Dass der Mensch selbst in seiner eigens geschaffenen Umwelt das Chaos

nicht immer zu beherrschen vermag, stellt der Artikel „Einbahnstraße Auto“ dar.

Natürlich bietet die FATAL auch dieses Mal ein breites Spektrum an Themen. Erfahrt, welche Eindrücke unse-

re Reporter im Stahlwerk von Thyssen oder bei „Jugend debattiert“ gesammelt haben! Allen Freunden der

Technik werden die Artikel über Microsofts Windows Vista und Apples iPhone gefallen. Selbstverständlich

bietet die FATAL auch erneut Texte in den drei an unserer Schule unterrichteten lebenden Fremdsprachen an.

Die Redaktion der FATAL wünscht euch ein erfolgreiches erstes Schulhalbjahr und viel Spaß bei der Lektüre!

Christian Weiss und Lisa Dierksmeier (Chefredaktion)

3

Jugend debattiert: Das wird Folgen habenOdyssee: Reiseführer durch die Welt der Sozial-wissenschaftenLet's dance: „Move 2 Beat“ und „Glamour“ beiden Duisburger TanztagenDialog mit der Jugend: Besuch bei ThyssenKruppUnsere Schulbücherei Oder: Was lange währt,wird endlich gutSkiprojekt 2007: Von Stürzen, Skihäschen und je-der Menge Spaß…Berufswahlpass am OHG

FATAL-Interview mit Mami Sakanoue aus JapanSchule in anderen Ländern: Ein Report

Die Debatte um den ehemaligen RAF-Terroris-ten Christian Klar: Ein RückblickEinbahnstraße Auto: Hat sich unsere Gesellschaftverfahren?Zentralabitur 2007: Eine kritische BilanzIss dich schlau: Das richtige Frühstück hilft beimDenkenDie Klimakatastrophe: Alles nur Panikmache?Weiß ich jetzt schon, was ich später werdenwill? Gedanken zur BerufsfindungDie RAF und der „Deutsche Herbst“

Kreationismus in den USA: Angriff auf die auf-geklärte WeltInterview mit Theo van Doornick: Der Pastor derHeilig-Blut-Kirche über den Kreationismus unddas Verhältnis von Kirche und WissenschaftLadendiebstahl: Jugendliche auf AbwegenWahlen in den USA: Das Wahlsystem, die Kandi-daten und die MedienSollten Geschäfte auch am Sonntag geöffnetwerden? Eine ErörterungTeuro: Die gefühlte Preisverdoppelung

Die unvergessenen Geschichten der Astrid Lind-gren: Das FATAL-Portrait zum 100. Geburtstagder berühmtesten Kinderbuchautorin des 20. Jahr-hunderts

The Bracelet, the Statue And the MatchVasistas?TapasBaby-Boom en France

Windows Vista: Mehr Schein als Sein? Was bringtdie erste neue Windowsversion seit fünf Jahren?

4

6

8

9 9 10

1112

1415

18

1922

2324

2628

30

3334

35

3738

40

42424344

46

Christlicher Fundamentalismus: In den USA ist eine religiö-se Bewegung auf dem Vormarsch, welche den Schöpfungsmy-thos sehr wörtlich nimmt und zu mitunter abenteuerlichenSchlussfolgerungen gelangt. Seite 30

RAF: Die öf-fentliche undsehr emotionalgeführte De-batte um dieBegnadigungdes ehemali-gen TerroristenChristian Klarhat gezeigt,dass die Wun-den, welchedurch die Ver-brechen der Aktivisten geschlagen wurden, noch lange nichtverheilt sind. Diese Ausgabe umfasst neben einer Diskussionder Entscheidung des Bundespräsidenten auch einige Hinter-grundinformationen zur Geschichte der RAF. Seiten 18, 28

OHG INTERN

OHG GLOBAL

ZEITGESCHEHEN

FREMDSPRACHEN

PORTRAIT

BRENNPUNKT

NETZWELT

„Dialog mit der Jugend“: Einige unserer Schülerinnen undSchüler haben der ThyssenKrupp AG einen Besuch abgestattetund auf dem Werksgelände einen interessanten Tag verbracht.

Seite 9

Apple iPhone: Ein neuer Hightech-Allrounder istauf dem Markt

Matrix, Mocca oder doch Nargile? Wir haben´sgetestetLondon: Romantisierung einer Metropole, die ihrGesicht jeden Tag verändertInterview mit Urbanize: Zwei Newcomer ausDinslaken auf dem aufsteigenden Ast in derdeutschen MusikszeneEin Film entsteht in Dinslaken: Wissenswertesüber „Ironman“Neue Trikots für Schalke 04: Der Gazprom-DealFankrieg: Zu viel Gewalt - zu wenig FußballSkinheads = Nazis? Hintergrundinformationen zueiner missverstandenen SubkulturLiteraturverfilmungen: Werkstreue vs. Künstler-freiheit

Charlotte Kerner: Blueprint – BlaupauseCecelia Ahern: Für immer vielleichtSteffi von Wolff: Die Knebel von MavelonGudrun Pausewang: Adi – Jugend einesDiktators

Wie ein Elefant im Porzellanladen: Der Menschund seine natürliche UmweltLeben im Treibhaus? Erneuerbare Energien alsRettungsanker

Die fünfte Jahreszeit: Carneval de VoerdeEin Wochenende mit der ThyssenKrupp SteelAG: Schreibwerkstatt „Stahlreporter 2007“Stoffwechsel bei ThyssenKrupp: Eine Stahlreportage

Übers Wegziehen: Die Geschichte einesAufbruchsSchönheit hat ihren Preis… Auswüchse derplastischen ChirurgieHinter den Kulissen: Knött auf einer Reise, dieweit über das Lehrerzimmer hinaus führtGame OverDas große Schlachten

EditorialInserentenverzeichnisImpressumLetzte Worte

Cartoon Sudoku

5

Weltstadt London: London ist eine spannende Metropole mitvielen Gesichtern. Einige von ihnen werden in dieser Ausgabebeleuchtet: Folgt den Spuren des Ich-Erzählers, dessen Identi-tät nicht so recht auszumachen ist und viele Facetten des urba-nen Lebens erkennbar macht. Seite 51

Störfall Mensch? Diemitunter problematischeBeziehung zwischen un-serer Gattung und ihrernatürlichen Umwelt sollin dieser Ausgabe be-sonders thematisiertwerden. Neben einer Be-standsaufnahme in denBereichen Klima, Tier-schutz und Emissions-verhalten sollen auchWege aus der Krise ge-wiesen werden.

Seiten 19, 24, 62, 65und 81

48

49

51

53

555556

57

58

606061

61

62

65

67

69

71

77

78

798081

3828282

7575

KULTUR

BUCHVORSTELLUNGEN

WISSENSCHAFT

LITERATUR VON SCHÜLERN

REPORTAGEN

IN EIGENER SACHE

Karneval in Voerde: Was den einen das bunte Treiben amZuckerhut, ist den Närrinnen und Narren in unserer Schüler-schaft das große Volksfest in der sympathischen Nachbarstadt. Ein nicht ganz trockener Report. Seite 67

Jugend debattiertDas wird Folgen haben

Nachdem ich bei „Jugend debattiert“ auf Stadtebeneden ersten Platz belegt hatte, dachte ich mir , dass esnun vorbei sei und ich nicht mehr stundenlang Argu-mente raussuchen und meine Eröffnungsrede einstu-dieren müsste. Vor allem dachte ich aber, dass esvorbei sei mit der riesengroßen Aufregung vor einerDebatte, doch anscheinend hatte ich mich geirrt...

Am 08. März 2007 war es für meine Mitstreiterin ausDinslaken, Birte Heiermann, und mich an der Zeit,mit unseren vollbepackten Koffern und voller Erwar-tungen nach Bielefeld zu fahren. Dank der Gemein-nützigen Hertie-Stiftung durften wir als Preis für un-sere „hervorragenden“ Debattierkünste kostenlosdrei Tage im wundervollen Haus Neuland in Biele-feld verbringen. Von Vorfreude konnte keine Redesein, wir wussten ja nicht, was uns erwartet, und so-mit auch nicht, auf was wir uns schon vorher freuensollten. Nachdem wir angekommen waren, wurdenwir zunächst in unsere Zimmer eingeteilt und erfuh-ren, dass die erste Versammlung, das so genannte„Plenum“, um 19:20 Uhr stattfinden sollte. Im gro-ßen Stuhlkreis von 54 Debattanten und 7 Trainernwurde uns nun der Tagesablauf vorgestellt:

08:30 Uhr - Frühstück09:00 Uhr bis 12.30 Uhr - Seminar12:30 Uhr bis 14:00 Uhr - Mittagessen/Mittagspause14:00 Uhr bis 15:30 Uhr - Seminar15:30 Uhr bis 16:00 Uhr - Kaffeepause 16:00 Uhr bis 18:00 Uhr - Seminar18:15 Uhr - Abendessen19:30 Uhr - Plenum 20:15 Uhr - Abendprogramm

Als ich diesen Tagesplan sah, kamen mir zwei Dingein den Sinn: Erstens, dass die Hertie-Stiftung wohlAngst davor hatte, dass jemand beim Seminar ver-hungert, und zweitens, dass wir fast den ganzen Tagim Seminar verbringen würden, das ist ja anstrengen-der als Schule. Nach der Gruppeneinteilung, der Vor-stellung der Trainer und Leiter und der Vorstellungdes Abendprogramms sollten wir uns als allererstesin den Gruppen, in denen wir das ganze Wochenende

verbringen würden, zusammenfinden. Die erste „Sit-zung“ verlief ziemlich locker, wir sollten uns vorstel-len, etwas über uns erzählen und auf einer Skala von1 bis 10 bewerten, wie fit wir uns fühlten. Danachging es zum Abendprogramm, bei dem man zwi-schen den Spielen „Scharade“ und „Mord in Paler-mo“ entscheiden konnte. Später dachte man gar nichtdaran, schlafen zu gehen, so ein Spiel wie Scharadeist schon ein Adrenalinkick pur. So blieben wir nochetwas in dem Aufenthaltsraum bzw. der Eingangshal-le mit Kamin und gemütlichen Liegestühlen und un-terhielten uns, bis das „Gute-Nacht-Komitee“ uns einschönes Liedchen vorsang und auf die Zimmerschickte. Der nächste Tag begann schon früh mit ge-wissen Aufwärmübungen in den Seminargruppenund einigen Redetechniken, die wir ausprobierensollten. So sollten wir zum Beispiel einen beliebigenbanalen Gegenstand aussuchen und vortragen, war-um dieser Gegenstand die beste Erfindung auf derganzen Welt sei. Hierbei wurde vor allem auf Gestikund Überzeugungskraft geachtet. Danach erklärteuns unser super netter Trainer Frank, dass er möchte,dass wir in diesem Seminar etwas fürs Leben lernenund unseren Horizont nicht nur in Bezug auf „Ju-gend debattiert“ erweitern. Des Weiteren lernten wir,wie wir richtig Feedback geben und auf verschiedeneKriterien eingehen, um Kritiken wie „Ja, also was dugesagt hast, finde ich eigentlich ganz gut“ oder „Ichfinde das nicht so gut“ zu vermeiden. Zum Schlussführten wir die erste richtige Debatte und bewertetenuns gegenseitig und auch uns selbst.

Ich fand den ersten Tag in den Seminargruppen wirk-lich sehr interessant, und in meiner Gruppe hatte ichden Vorteil, dass wir, anders als die anderen Grup-pen, sehr viel praktisch gemacht haben, da es so lern-technisch ja auch effektiver ist. Am zweiten Tagstanden sogar drei Aktivitäten für das Abendpro-gramm zur Auswahl. Erst einmal durften wir uns dieFinaldebatte von 2006 anschauen, die aber die meis-

OH

G In

tern

6

Gute Stimmung beim Seminar in Bielefeld

ten schon in der Schule gesehen hatten (ich natürlichnicht), und dann konnte man noch zum Theater mitLisa. Später konnte man noch beim Singen mit Frankvorbeischauen. Nach Programmschluss gingen wiralle auf ein Zimmer, und obwohl die Nachtruhe um00:30 Uhr beginnen sollte, hat uns das „Gute-Nacht-Komitee“ die Beendigung des Tages dieses Mal

selbst überlassen. Dass einige von uns daraufhin bloßdrei Stunden schliefen, wirkte sich natürlich in kei-ner Weise auf den nächsten Tag aus, der meiner Mei-nung nach der Lehrreichste war. An diesem Tag fin-gen wir damit an, Streitfragen zu formulieren, dieüberhaupt keinen Sinn hatten, wie zum Beispiel:„Sollen Smarties nach Farben sortiert verkauft wer-den?“ Dann las unser Trainer Frank eine Streitfragevor, wartete fünf Sekunden und nahm jemandendran, der sofort anfangen musste, ein Beispiel (natür-lich auf die jeweilige Frage bezogen) auszuführenund zu erläutern, warum er dafür bzw. dagegen ist.Hierbei musste die Person eine Minute lang reden,was uns zeigte, dass man bloß fünf Sekunden Zeitbraucht, um wirklich eine ganze Minute über einThema sprechen zu können. Danach haben wir einenette Übung gemacht, bei der man zu zweit über einThema debattieren musste. Redner A sollte über-haupt nicht auf Redner B eingehen, sich immer nurauf ein bestimmtes Argument beziehen und immerdie Argumente von B auf aggressive Weise widerle-gen. Redner B hingegen musste dauernd an A an-knüpfen, aber auch die Debatte voranbringen, desWeiteren durfte Redner B die Argumente von A wi-derlegen, jedoch auf keinen Fall Ausdrücke wie„aber“, „jedoch“, „nein, das ist anders“ und „trotz-dem“ benutzen. Dies fiel mir persönlich ziemlichschwer, da man beim Debattieren gar nicht merkt,wie aggressiv man manchmal versucht, Argumentezu widerlegen. Neben der Erstellung von Plakatenund der Besprechung von Vergleichen, Beispielenund Gegenteilen machten wir noch eine Übung, bei

7

der es darauf ankommen sollte, die Aufmerksamkeitauf sich zu lenken. Hierbei sollten wir etwas erzäh-len, was uns persönlich aufregt oder irgendwann malaufgeregt hat. Das Schwere war jedoch, dass wir zuzweit gleichzeitig anfangen mussten zu reden unddie anderen abstimmen mussten, wer denn am über-zeugendsten war und die Aufmerksamkeit auf sichlenken konnte. Aus der ziemlich lauten Übung konn-te man schließen, dass man mit Körpereinsatz undWiederholungen einen bleibenden Eindruck hinter-lässt. Zum Abschluss führten wir eine Debatte, beider selbst diejenigen, die debattierten, bemerkten,dass Niveau im Gegensatz zu der Debatte am Vortagdeutlich gestiegen war. So endete dann der Seminartag und läutete den letz-ten gemeinsamen Abend ein, was ich (zu meiner ei-genen Überraschung) ziemlich schade fand, da ichhier so viele nette Leute kennen gelernt und so vielSpaß hatte, dass die Tage wie im Flug vergingen.An diesem Abend bestand das Programm aus derVorstellung eines Films von Michael Moore, „Bow-ling for Columbine“, und dem Erlernen eines Jazz-tanzes. Auch an diesem Abend wurde wieder Singenab 21:30 Uhr angeboten. Da das Programm nicht alleTeilnehmer ansprach, entschieden sich einige dazu,das wundervolle Örtchen Sennstadt in Bielefeld ge-nauer kennen zu lernen und eine Tour zur nächstenTankstelle zu planen. Jedoch blieben einige einfachim Haus Neuland, versammelten sich auf den Liege-stühlen neben dem Kamin und unterhielten sich ein-fach. Später, als längst Nachtruhe herrschte, versam-

melten sich ungefähr 25 Leute in einem einzigenZimmer und verlängerten die Nachtruhe (00:30 Uhr)um etwa vier Stunden. Am letzten Tag traf man sichwieder kurz in den Seminargruppen. Nach einigenletzten Übungen teilte Frank jedem einzelnen vonuns mit, was er an uns schätzte und gut fand. Ernannte jedem von uns seine Stärken und gab uns so-mit so viel Selbstvertrauen mit, dass wir alle mit dem

Der Eingangsbereich der Tagungsstätte

Hier konnte man sich schon mal verlaufen...

OH

G Intern

Gefühl „Ich kann weiterkommen“ die Seminargrup-pen verließen. Beim letzten Plenum wurden E-Mail-Adressen und Icq-Nummern ausgetauscht und dieThemen für die Qualifikation bekannt gegeben. Nachdem Plenum war es nun an der Zeit, sich zu verab-schieden. Einerseits war man froh, nach Hause zukommen und ein wenig zu schlafen, doch anderer-seits hatte man so viele nette Leute kennen gelernt,dass es einem schwer fiel, sich zu verabschieden.

Nach diesem lehrreichen und lustigen Wochenendehieß es nun, sich für die Landesqualifikation vorzu-bereiten!

Ergebnisse vom Landesfinale: Markus Krings (1. Platz), Kristina Luge (2. Platz),Daria Jansen (3. Platz) und Rebecca Brülle (4. Platz)

Nadine Nayseh, Stufe 11

8

OdysseeReiseführer durch die Welt der Sozialwissenschaften

Die Entstehung des Sozialwissenschaftlichen Reise-führers geht auf den mysteriösen, kollektiven Wunschdes ehemaligen Sowi-Zusatzkurses von Frau Stehrzurück, der zum Abschluss der Schullaufbahn nocheinmal motiviert versuchte, sich politisch, wirtschaft-lich und sozial weiterzubilden. Frau Stehr, die Pro-jektleiterin, erhielt die Ehre, diesen hoch motiviertenHaufen (fast) jeden Dienstagabend (fast) zu unter-richten und somit das Bedürfnis der wissbegierigenSchüler zu stillen. Engagiert und immer für neueLernmethoden offen, merkte Frau Stehr schon bald,dass die herkömmlichen Techniken in diesem Fallnicht ausreichend waren. Deswegen stellte sie dieGruppe vor die interessante und kreative Aufgabe,ein eigenes Projekt – einen sozialwissenschaftlichenReiseführer – zu konzipieren, zu verwirklichen undzu vermarkten.

Das Ziel des Projektes war schnell (fast) festgelegt:die Sozialwissenschaften den Unwissenden und Un-schlüssigen visuell und spielerisch nahe zu bringen.Nach scheinbar endlosen, letztlich aber erfolgreichenund lebhaften Diskussionsrunden einigte sich dervom Thema begeisterte Kurs auf die äußere Form so-wie die Art und Weise, wie das Projekt umgesetztwerden sollte. So entstanden das Konzept und seinArbeitstitel: „Der einzigartige Reiseführer durch dieWelt der Sozialwissenschaften“. Spielerisch undleicht verständlich sollte – von Günni, dem Bleistift-reiseführer geleitet – eine Reise durch die verschie-denen Kontinente des Planeten der Sozialwissen-schaften, namentlich Politea (Politik), Ökonomia(Wirtschaft) und Soziologea (Soziologie), stattfin-den. Kurz darauf beschloss der Kurs, sich zusätzlichan einem kompletten Samstag gut vorbereitet (sofern

möglich) zu treffen, um dieses Projekt zu einem krö-nenden Abschluss zu bringen.Gestärkt durch ein gutes Frühstück und reichlich mitkoffein- und teeinhaltigen Getränken versorgt, ginges in die intensive Arbeitsphase, die nur am Mittagfür eine Pizzapause (60 Pizzen für 25 Personen) undeinen kurzen Besuch der örtlichen Polizei – die der-maßen überrascht über die Arbeitsmoral des Kurseswar, dass sie sich vergewissern musste, ob dabei al-les mir rechten Dingen zuging – unterbrochen wurde,damit am Ende des Tages ein respektables und er-freuliches Ergebnis verzeichnet werden konnte.Überall in unserer schönen Schule (OHG) durfte sichder hocherfreute Sowi-Kurs nun bewegen, um denbestmöglichen Arbeitsplatz für die anfallenden Auf-gaben zu finden. Höchste Konzentration war jetzt ge-fordert! Überraschend schnell verging die Zeit, dochgenauso schnell stellten sich erste Erfolge ein. Immermehr und mehr Inhalt wurde produziert, sodassschon früh ein Grundgerüst stand, das daraufhin im-mer weiter mit Inhalt gefüllt wurde, bis am Ende derinhaltliche Teil abgeschlossen wurde. Völlig er-schöpft und ermüdet wurden die verschiedenen Textegesammelt und feierlich der Layout-Gruppe über-reicht, die diese dankend aufnahm und sich soschnell wie möglich an ihr Werk machte: Es galt, denTexten noch mehr Leben einzuhauchen, indem derInhalt in ein eigenständig entworfenes und somit ein-zigartiges Layout übertragen wurde. Nachdem auchdieser Schritt vollzogen worden war, konnte "Dereinzigartige Reiseführer durch die Welt der Sozial-wissenschaften“ als fertig und für den Druck bereitangesehen werden. Nun liegt er in seiner endgültigenForm vor. Falls dieser Artikel Interesse bei euch ge-weckt haben sollte, steht es euch frei, Frau Stehr auf-zusuchen und um ein Exemplar des einzigartigenReiseführers zu bitten, damit ihr vielleicht auch eini-ge, vielleicht sogar neue Erkenntnisse über die Weltder Sozialwissenschaften gewinnen könnt.

John-Patrick Collins, Lars Herpers (Abitur 2007)

OH

G In

tern

Let's dance!„Move 2 Beat“ und „Glamour“ bei den Duisburger Tanztagen

Bei den Duisburger Tanztagen in der Rheinhausen-halle fand im März 2007 die Vorstellung der Tanz-

AGs der Klassen 7-10 statt. Insgesamt zeigten 21Gruppen ihr Können, so auch die beiden Tanz-AGsdes Otto-Hahn-Gymnasiums. Mit einer schwungvol-

9

len und eleganten Darbietung begeisterte die GruppeGlamour, geleitet von Laura-Ann Olland und Chri-stina Paatsch, das Publikum und jagte den Zuschau-ern eine Gänsehaut ein. Die Leiterinnen und ihreTänzerinnen Guilia Gies, Marina Horstkamp, AnneSchneider, Laura Fox, Eva Assman und AllegraAchampong zeigten eine selbst zusammengestellteChoreografie zu einem Remix von Rihannas Hit„Unfaithful“. Die Hip-Hop-Gruppe Move 2 Beat, ge-leitet von Birsen Ugurlu, rockte die Bühne mit fetzi-gen New-School- und Street-Style-Dancestyle-Mo-ves. Die Tänzerinnen Nadine Nayseh, Milica Mlade-novic, Maren Nowacki, Lea Benninghoff, LeahFreyberg, Margarita Mundjan, Wiebke Schänzer undihre Trainerin überzeugten ebenso wie zuvor dieGruppe Glamour. Die mitangereisten „Fans“ sorg-ten dabei für eine Stimmung wie im Stadion. Da die AGs weder von einer Jury noch vom Publi-kum bewertet wurden, haben M2B und Glamourzwar keine Platzierung erhalten, dafür aber vieleKomplimente vom begeisterten Publikum für ihreselbst kreierten Choreografien. Obwohl die beidenGruppen erst seit ca. zwei Jahren bestehen und es fürdie meisten der erste große Auftritt war, haben sieeine unvergessliche Darbietung gezeigt. Es hat alleneinen riesigen Spaß gemacht.

Laura Olland und Birsen Urgulu, Stufe 11

Dialog mit der Jugend

Seit dem Jahr 2006 kooperiert das OHG mit Thys-senKrupp. Im Rahmen dieser Kooperation warenschon viele OHG-Schüler an Projekten und Aktionenbeteiligt, die von ThyssenKrupp organisiert und un-terstützt wurden. Dazu gehörte beispielsweise vor ei-niger Zeit das Projekt des Kunstkurses der Stufe 12,bei dem in einwöchiger Arbeit eine Figur geschweißtund zur Verschönerung unseres OHG-Atriums dortaufgestellt wurde. Außerdem fanden Bewer-bungstrainings statt, bei denen die beteiligten Schü-ler wertvolle Tipps von echten Personalchefs beka-men. Schülern dabei zu helfen, sich auf ihre spätereberufliche Laufbahn vorzubereiten, ist Thyssen-Krupp besonders wichtig. Ziel der Zusammenarbeitmit dem OHG ist es dabei auch, die Attraktivität desBerufsfeldes „Technik“ zu zeigen.Am 14.03.2007 fand die Veranstaltung „Dialog mitder Jugend“ bei ThyssenKrupp statt. Kernstück die-ses vom Initiativkreis Ruhrgebiet organisierten Ter-mins war ein Gespräch mit Prof. Dr. Schulz, demVorstandsvorsitzenden der ThyssenKrupp AG. Auch

wir, der SoWi-Kurs von Herrn Seidel, durften an derDiskussion teilnehmen. Inhalt dieses Gesprächessollten Fragen rund um Ausbildung und Beruf sowiedie aktuelle Unternehmenspolitik sein. Bereits einigeWochen vor dem „großen Tag“ formulierten wir Fra-gen, die wir Herrn Schulz stellen wollten. Diesemussten beim Initiativkreis Ruhrgebiet eingereichtwerden. In unseren vierzehn Fragen ging es um dieallgemeine Situation des Arbeitsmarktes in Deutsch-land und dabei besonders um die Situation in derStahlbranche. Aber auch Fragen nach „zu hohen“Managergehältern und nach der Bewertung des Sie-mens-Schmiergeldskandals standen auf unserer Li-ste. Des Weiteren wurden wir durch den Besuch vonzwei ThyssenKrupp-Mitarbeitern auf den Dialog-Termin vorbereitet. In diesen beiden Unterrichtsstun-den stellten sie uns das Unternehmen vor – sämtlicheUmsatz- und Gewinnstatistiken sowie die Mitarbei-terzahlen sind uns nun bekannt.Am 14. März ging es dann mittags mit dem eigensfür unseren Kurs bereitgestellten Bus nach Duisburg.Im Lehr- und Ausbildungszentrum von Thyssen-Krupp angekommen, wurden wir begrüßt und ersteinmal über sämtliche Umsatz- und Gewinnstatisti-ken sowie Mitarbeiterzahlen informiert... Außerdem

Aufwändige Choreografien auf der Tanzbühne

OH

G Intern

wurde uns geraten, über ein Ingenieursstudium nach-zudenken.

Dann machten wir uns – ausgerüstet mit Helm undLunchpaket – auf zur Werksbesichtigung. Größten-teils bestand diese nur aus Busfahrten über das riesi-ge ThyssenKrupp-Gelände. Aber einige Einblicke indie Werkshallen bekamen wir natürlich auch – aufviele stillstehende Maschinen, denn große Reparatu-ren wurden gerade vorgenommen... Ein einziges Malsahen wir aus reichlich Sicherheitsabstand ein biss-chen glühenden Stahl, immerhin. Die Werksbesichti-gung war also etwas enttäuschend. Für umfangrei-chere Einblicke war die Zeit zu knapp – denn umPunkt 16 Uhr sollte im Ausbildungzentrum Prof. Dr.Schulz eintreffen. Mit einigen Schülergruppen ande-rer Schulen fanden wir uns also wieder im Konfe-renzraum ein. Der Vorstandsvorsitzende begann dasGespräch mit der Vorstellung sämtlicher Umsatz-und Gewinnstatistiken sowie der Mitarbeiterzahlen,was uns irgendwie bekannt vorkam...Als dann die Diskussionsrunde eröffnet wurde underste „Frage-Hemmungen“ überwunden waren, wur-de es interessanter. Herr Schulz und Herr Dollhausenaus dem Personalbereich beantworteten die gestell-

ten Fragen umfangreich und freundlich, die Atmo-sphäre war relativ entspannt. So kam dann irgend-wann auch die Frage eines Schülers, welches AutoHerr Schulz denn privat führe? (Nach kurzem Über-legen lautete die Antwort „VW Touareg“) Im weite-ren Gespräch wurde besonders klar, dass sich Thys-senKrupp nicht als nur gewinnorientiertes Wirt-schaftsunternehmen sieht, sondern sich auch in so-zialen Bereichen stark engagiert und dies auch in Zu-kunft fortsetzen will. Obwohl das Unternehmen zueinem Anteil von 55 % im Ausland produziert, siehtder Konzern seine Zukunft weiterhin auch am Stand-ort Deutschland. Insgesamt war die Diskussion mitProf. Dr. Schulz sehr informativ, der Vorstandvorsit-zende ging gut auf die Fragen der Schüler ein undwirkte interessiert. Das Gespräch hat sich also ge-lohnt.Mit einem vom Initiativkreis Ruhrgebiet als „Get to-gether“ und „kleinem Imbiss“ bezeichneten Buffetendete schließlich die Veranstaltung und wir fuhrenmit unserem Bus wieder zum OHG. Der Mehrheitunseres Kurses hat der Besuch bei ThyssenKrupp gutgefallen.

Lisa Dierksmeier, Stufe 13

10

Unsere SchulbüchereiOder: Was lange währt, wird endlich gut

Lange haben wir auf sie gewartet. Wir haben nichtnur einen Sponsorenlauf gemacht, nein, oft fielen

auch Schulstunden aus oder wurden vertreten, weildie Lehrer die Zeit brauchten, um das fulminante Et-was einzurichten (oft zur Freude der jeweiligen Klas-sen). Auf unseren Schülerausweisen konnten wirschon lange den Strichcode für sie sehen. Jetzt ist

sie endlich fertig: Die Türen zu unserer Schulbüche-rei wurden geöffnet.Doch was bringt uns jetzt eigentlich die Schulbüche-rei? Kann man nicht einfach in die Stadtbücherei ge-hen? Eigentlich berechtigte Fragen. Allerdings hatdie Schulbücherei erhebliche Vorteile: Man kannsich zum Beispiel nach dem Unterricht in der Schul-bücherei ein Buch ausleihen, ohne dafür einen even-tuellen Umweg zu machen. Auch können die Ober-stufenschüler (11.-13. Klasse) in Freistunden in dieSchulbücherei gehen, um dort etwas in den Büchernoder an den Computern, die ebenfalls in der Büche-rei stehen, zu recherchieren. Und wir anderen Schü-ler? Was können wir machen? Wir dürfen währendden Stunden nur mit einer Genehmigung eines Leh-rers in die Bücherei. Und in den Pausen? In den Pau-sen dürfen nur Bücher ausgeliehen oder zurückgege-ben werden. In dieser Zeit darf dann dementspre-chend auch nicht recherchiert werden. Natürlich gibt es auch einige Regeln, an die man sichhalten muss. Man muss zum Beispiel Taschen undJacken auf dem Flur lassen. Auch können längstnicht alle Bücher ausgeliehen werden. Die Bücher,die mit einem Punkt versehen sind (meist Nachschla-gewerke), dürfen nicht ausgeliehen werden. Die an-deren Bücher dürfen zwei Wochen ausgeliehen wer-den. Wenn keine Vormerkung auf dem Buch ist, kön-nen sie auch für vier Wochen ausgeliehen werden.

Konzentriertes Arbeiten in der Schulbücherei

OH

G In

tern

Alles in allem war die Schulbücherei also eine guteAnschaffung. Trotzdem könnte sie noch verschönertwerden, beispielsweise durch ein paar Pflanzen oder

OH

G Intern

11

Ähnliches.

Paul Görs, Klasse 8d

Skiprojekt 2007Von Stürzen, Skihäschen und jeder MengeSpaß…

Endlich war es wieder so weit. Die gesamte Stufe 9brach mittlerweile schon zum 5. Male auf, um denMölltaler Gletscher unsicher zu machen. Auch diesesJahr gab es wieder genügend Pleiten, Pech und Pan-nen, die wohl jeden Ausflug zu einem unvergessli-chen Erlebnis machen. Hier nun ein kleiner Einblickin die (nicht ganz so normalen) acht Tage des dies-jährigen Skiprojektes.Am 02.02.2007 trafen sich die mehr oder wenigermotivierten 120 Schüler und Schülerinnen der Stufe9 gegen 17.30 Uhr am OHG, um die Fahrt ins be-rühmt-berüchtigte Mölltal anzutreten. Nach hekti-schem Koffer-Verstauen, tränenreichen Abschiedenund anfänglichen Einstiegsschwierigkeiten begabensich die zwei Busse gegen 18.20 Uhr auf die 13 bis14-stündige Fahrt. Gestresst und übermüdet trafenwir am nächsten Tag gegen 7.30 Uhr am „ACTION-HOTEL Mölltal“ ein. Dort angekommen erwarteteuns eine Schreckensnachricht: Wir müssten nochmehr als geschlagene drei Stunden warten, bis wirdie Zimmer betreten dürften! „Macht doch nichts“,grinste der meiner Meinung nach für diese Tageszeitviel zu gut gelaunte Herr Köhne, besänftigte unsaber, indem die eine Hälfte schon mal im Hotel einFrühstück genießen durfte, während die andere Hälf-te sich auf den Weg zum Skiverleih machte. Nachdem auch die Zimmerverteilung problemlos er-folgte, freuten sich alle gesättigt und froh auf einBett. Doch – weit gefehlt! Kaum die Koffer ausge-packt wurde jedem von uns ein Zettel in die Handgedrückt, auf dem sich ein undefinierbarer „Stadt-plan“ des niedlichen Mölltals befand. Die Idee wareinfach: Man folgt dem Plan und findet an markierterStelle einen Zettel mit einer Aufgabe sowie diejeni-gen, mit denen man die Aufgabe zu erfüllen hat. Solernte man sich gegenseitig sowie die Umgebungbesser kennen. Die Einteilung in die jeweiligen Ski-gruppen erfolgte problemlos und man stellte einrecht amüsantes Abendprogramm zusammen. Nacheinigem Berg ab und Berg auf wurden auch die meis-ten fündig und man machte sich an die Bearbeitungder Aufgaben. Unsere lieben Lehrer hatten natürlichgrandiose Ideen, und so war von selbst gedrehtenFilmen bis hin zur Versinnbildlichung der Skiregeln

und musikalischer Unterhaltung alles dabei. Der erste Skitag begann schon gegen 6.30 Uhr, undals alle gegen 9 Uhr gesattelt und gestriegelt in derGletscherbahn saßen, stimmte Herr Zampichs „Putyour hands up in the aiiiir…“ erst einmal richtig zumSkifahren ein. Eingeteilt in die Skigruppen, begannes für die einen am Idiotenhügel, während die ande-ren schon mit der Gondel hochfahren durften. DieSkitage verliefen bis auf ein paar (teilweise richtigfilmreife) Stürze recht gut, und so hielt sich wohl je-der von Tag zu Tag besser auf den Brettern. Natür-lich gab es auch einige Zwischenfälle, und so durftenein paar „Profis“, da sie einfach eine schwarze Tief-schnee-Piste heruntergefahren waren, zur Strafe ei-nen Tag bei den anderen Gruppen „Hilfsskilehrer“spielen (wobei ich nun betonen muss, dass jeder vonuns außerordentlich gelobt wurde; Frau Gruhlke:„Gut, dass du dich nicht an die Regeln gehaltenhast!“). Mittags trafen sich die meisten zwischen 12 Uhr und14 Uhr wieder, wo es ein alltägliches Mittagessenauf der Mittelstation gab, und nach ca. zwei StundenSkifahren ging es dann gegen 16 Uhr mit der Glet-scherbahn auch schon wieder talabwärts. Im Hotel angekommen, sprang der Schnellste als ers-ter unter die Dusche, und nach einem Abstecherbeim unumgänglichen Feinkostladen ADEG wurdesich meist schon für das Abendessen und die Diskoschön gemacht. Die Lehrer zeigten sich während der ganzen Fahrtwirklich von ihrer besten Seite (ein großes Lob dergesamten Stufe 9). So wurde nicht nur das Handball-WM-Finale zusammen mit allen im Pub verfolgt undmal eine Runde Skiwasser spendiert, sondern mankonnte auch einen (selbst gebackenen?!) Kuchen derLehrer für Herrn Zampich bestaunen, der währendder acht Tage um ein Jahr alterte. Unglaublich, aberwahr… Lehrer sind ja (doch) auch nur Menschen.Alles in allem gab es neben einer bösen Magen-Darm-Infektion, abgebrochenen Waschbecken undeiner Matratze in der Badezimmerdecke (keinScherz!) nur einen riesigen Haufen Spiel und Spaß.Hiermit noch einmal ein riesiges Dankeschön an alleLehrer, die diese unvergessliche Fahrt möglich ge-macht haben! So wünschen wir unseren Nachfolgernim nächsten Jahr genauso viel Spaß, wenn es wiederheißt: Skifreizeit 2008! Oder, wie die Lehrer liebersagen: Ski-“Projekt“.

Christina Wollnitz, Klasse 10c

Berufswahlpass am OHG

Der Berufswahlpass ist ein Projekt, welches in denehemaligen Klassen 8a und 8b von Herrn Seidel imPolitikunterricht begonnen wurde und in diesemSchuljahr fortgeführt wird. Unterstützt wird HerrSeidel dabei von Herrn Kleimann.

Die Ziele dieses Projektes bestehen darin, seine Fä-higkeiten zu erkennen und auszubauen, persönlichenSchwächen mit Stärken zu begegnen und die Persön-lichkeitsbildung zu begleiten. Aber vor allem soll derBerufswahlpass zum Weitermachen motivieren, so-wie - last but not least - die Befähigung schulen,„vom Abschluss zum Anschluss“ zu denken. Dasheißt, mit Beendigung der Schullaufbahn ist die Ori-entierungsphase nicht zu Ende, ganz im Gegenteil, esliegt noch eine Menge vor dem (ehemaligen) Schü-ler.

Der Berufswahlpass verlangt von ihm, dass er an-hand von Fragebögen seine Lebensziele erarbeitet,lernt, persönliche Eigenschaften nach einem Musterzu ordnen und diese in seinem von der Sparkasse ge-sponsorten Ordner zu notieren, damit er für die be-rufliche Zukunft gewappnet ist.

Nach einiger Bearbeitungszeit sehen sich die Lehrerdie Ordner an und führen mit dem jeweiligen Schülerein Beratungsgespräch durch. Dieses Gespräch sollden Schülern helfen, Unterstützung und einen besse-re Durchblick in ihrer jetzigen Situation zu bekom-men. Außerdem soll man erkennen, ,,was man schonkann“ oder woran man noch arbeiten muss.

Auf diese Weise vermittelt der Berufswahlpass amOHG vor allem den bewussten Umgang mit der eige-nen Zukunft.

Florian Kreilkamp, Klasse 9b

xx

OH

G In

tern

OH

G G

loba

l

14

FATAL-Interview mit Mami Sakanoueaus Japan

Mami ist 16 Jahre alt, kommt aus Japan und hat sichdazu entschlossen, ein Jahr in Deutschland zu ver-bringen. Leider spricht sie noch kein Deutsch, je-doch hat das die FATAL nicht davon abgehalten, sie zu fragen, wie es ihr hier so gefällt und was sie sichvon dem Jahr in Deutschland verspricht...

FATAL: Warum hast du dich zu einem Austauschjahrin Deutschland entschieden?Mami: Ich wollte einfach mal etwas anderes auspro-bieren und andere Kulturen und Länder kennen ler-nen, und da ich vor einem Jahr schon einmal inDeutschland war und es mir hier sehr gefallen hat,habe ich mich dazu entschieden, noch einmal hierherzu kommen.

FATAL: Du sagtest, dass du schon einmal inDeutschland gewesen seist. Wie kam es dazu?Mami: In Japan habe ich einmal eine Anzeige in derZeitung gefunden, in der sie junge Menschen gesuchthaben, die in einer Jugendreisegruppe mit nachDeutschland reisen. Ich habe mich dazu entschiedenteilzunehmen. Wir waren in Dresden, jedoch nur füreine Woche, sodass ich kaum die Möglichkeit dazuhatte, mir alles richtig anzuschauen.

FATAL: Was ist in deinen Augen der größte Unter-schied zwischen Japanern und Deutschen?Mami: Am auffälligsten war, dass die Deutschen vieloffener sind als die Japaner. Die Schüler, die ich allenicht kannte, sind direkt auf mich zugekommen, ha-ben sich mit mir unterhalten und waren sehr nett. Au-ßerdem sind die Menschen in Japan fast immer be-schäftigt und haben wenig Zeit. Zudem sind sie auchviel hektischer als die Menschen hier in Deutschland.

FATAL: Inwiefern unterscheidet sich das deutscheSchulsystem vom japanischen? Mami: Hier gibt es sehr viele Unterschiede! In Japanhaben wir viel länger Schule und alles geht vielstrenger zu. Wir haben in der Woche von 8:00 Uhrbis 16:00 Uhr Schule und ich bin erst um 18:00 Uhrzu Hause und habe dann noch sehr viele Hausaufga-ben, an denen ich bis 22:00 Uhr sitze. An meinem

ersten Schultag in Deutschland habe ich mich sehrgewundert, denn wir hatten schon um 12:30 UhrSchule aus und waren schon gegen 13:00 Uhr zuHause! Man hat hier fast den ganzen Nachmittag freiund kann sich mit Freunden treffen. FATAL: Wie sieht es denn in Japan mit deiner Frei-zeit aus?Mami: Ich habe dort kaum Freizeit! In der Wochehabe ich sehr viele Hausaufgaben zu erledigen undauf meiner Schule haben wir sogar samstags Schule.Da sind wir zwar schon um 14:00 Uhr fertig, aber

ich habe trotzdem sehr viele Hausaufgaben auf.Manchmal schaffe ich es, mich am Samstagnachmit-tag oder am Sonntag mit Freunden zu treffen odermal wegzugehen, ansonsten muss ich dafür die Feri-en nutzen.

FATAL: Findest du die deutsche Sprache schwer?Mami: Ich finde sie sehr schwer. Aber ich habe zwei-mal in der Woche einen Deutschkurs, der mir hof-fentlich dabei hilft, mich hier so schnell wie möglichverständigen zu können.

FATAL: Was fällt dir am schwersten?Mami: Erst einmal sind die Artikel „der“, „die“,„das“ immer richtig schwierig zu unterscheiden. Au-ßerdem gibt es hier Bezeichnungen, die wir gar nichthaben, wie „eine“ und „ein“. Bei uns gibt es dafürnur eine Bezeichnung, ganz gleich, ob die Sacheweiblich oder männlich ist. Aber das allerschwierig-ste wird es wohl sein, die ganzen Vokabeln zu lernen,um mich verständigen zu können. Aber meine Gast-familie hat schon an allen möglichen Dingen imHaus Zettel befestigt, auf denen die jeweilige Bedeu-tung steht. Das hilft mir im Alltag sehr.

FATAL: Was hältst du insgesamt von dem Austausch,hier stellst du ja deinen ganzen Alltag um und deineGewohnheiten ändern sich vollkommen?!

Mami und ihr elektronisches Wörterbuch

Mami: Ja, natürlich, aber das habe ich auch erwartet.Man geht ja ins Ausland, um neue Dinge kennen zulernen, deswegen finde ich es interessant, alle meineGewohnheiten umzustellen. In Japan essen wir zumBeispiel jeden Tag Reis. Hier esse ich kaum Reis,aber ich finde es gut, deutsches Essen kennen zu ler-nen und Neues auszuprobieren. Letztens habe ichzum ersten Mal in meinem Leben einen Döner ge-gessen und ich hätte nicht gedacht, dass es so gutschmeckt. Deswegen ist es wichtig, Neues auszupro-bieren, um zu sehen, was man mag und was nicht,nicht nur aufs Essen bezogen.

FATAL: Was versprichst du dir noch von diesemAustausch?

15

Mami: Also, wie gesagt möchte ich Neues kennenlernen. Außerdem lerne ich hier viele neue Menschenkennen, mit denen ich Freundschaften schließe undmit denen ich den Kontakt hoffentlich aufrecht erhal-ten werde. Darüber hinaus kann ich die deutscheSprache erlernen, und da ich studieren möchte undwir in Japan auf der Universität Deutsch und Franzö-sisch lernen müssen, habe ich da schon einmal einigeVorkenntnisse und vielleicht auch Vorteile. Zudemdenke ich, dass ich später, wenn ich älter bin, wiedernach Deutschland kommen werde, da es mir hierwirklich sehr gut gefällt.

Nadine Nayseh, Stufe 11

Schule in anderen Ländern

Erst vor kurzem kritisierte die UNO einmal mehr dasdeutsche Schulsystem. Der Erfolg eines Kindes hän-ge zu sehr von der sozialen Herkunft ab, die Durch-lässigkeit zwischen den Schulen sei zu gering. Wei-terhin würden die Kinder zu früh sortiert. Die deut-sche Politik wehrte sich vehement gegen die Vorwür-fe des Bildungsexperten Muñoz. Doch die Kritikbleibt, ein Grund mehr, einmal andere Länder zu un-tersuchen und ihre Bildungskonzepte vorzustellen.Anders gesagt: Wie ist Schule in anderen Ländern?Als erstes Beispiel ist hier Finnland zu nennen.Schon bei der Veröffentlichung der PISA-Studiewurden die finnischen Schulen hoch gelobt. Dochwo liegen hier die Unterschiede?Zuerst haben die Finnen ein vollkommen anderesBildungssystem. Hierbei wird erst im Alter von 16Jahren eine Verteilung auf andere Schulformen vor-genommen. Vor diesem Zeitpunkt lernen alle Schülerzusammen auf einer Schule.Ein anderer Punkt ist der frühe Beginn der Bildung.In Finnland hat jedes Kind unter 6 Jahren einen An-spruch auf einen Krippenplatz oder einen Platz in ei-ner Kindertagesstätte. Dies führt dazu, dass mögli-chen Lernschwächen von Kindern schon sehr früheffektiv entgegengewirkt werden kann.Doch gerade in der Schule scheint vieles unkompli-zierter zu sein als bei uns in Deutschland. Kaummehr als 20 Schüler bilden eine Klasse. ÜberfüllteKurse mit teilweise 30 Schülern wie bei uns gibt esnicht. Solch ein ruhigeres und familiäreres Lernkli-ma ist lerneffektiver. Weiterhin ist finnischer Unter-richt stärker gruppen- und projektorientiert. VieleUnterrichtsinhalte erschließen sich die Schüler inKleingruppen selbstständig. Selbst erarbeitete Unter-

richtsinhalte behalten die Schüler länger und sind zu-dem leichter verständlich.Ein anderer interessanter Aspekt ist die steigende In-dividualität im Schulsystem. Schüler, die Unter-richtsstoff schon beherrschen, müssen nicht gezwun-genermaßen an den Stunden des Fachs teilnehmen.Jedoch gehen Lehrer besonders intensiv auf schwä-chere Schüler ein und beraten sie. In Finnland wer-den diese Schüler meist in speziellen Fördergruppen

aufgefangen, um eventuelle Defizite zu verringern,da man diese Schüler nicht an andere Schulformenabgeben kann. Natürlich sind solche Fördermaßnahmen nur mit ei-nem geschulten Fachpersonal möglich. Daher stehenfinnischen Schulen nicht nur Lehrer, sondern auchSchulpsychologen, Förderlehrer, Sozialarbeiter undweitere Fachkräfte zur Verfügung. Dieses eingespiel-te Team aus Fachpersonal ist bei den Schülern hochangesehen. Schon die familiär wirkende Mittagspau-se, die Tatsache, dass auch Lehrer geduzt werden, so-wie die Kleingruppen tragen zu einem gutenVerständnis und einem achtungsvollen Umgang mit-

Japanische Mädchen in Schuluniform

OH

G G

lobal

einander bei. Dazu gesellt sich der kleinere Leis-tungsdruck. Im deutschen Schulsystem werden schonsehr früh Noten verteilt. (Seit diesem Schuljahrschon ab Klasse 2!) Gerade bei schlechteren Notenführt dies zu einer Demotivation von Schülern imfrühen Alter. In Finnland hingegen werden erst abder 7. Klasse Noten verteilt. Dies hält den Leistungs-druck in einem geregelten Maße und sorgt trotzdemfür gute Leistungen der Schüler.Das zweite Beispiel ist Japan. Auch hier beginnt derLernprozess schon früh. Die meisten Kinder in Japanbesuchen schon ab dem 2. oder 3. Monat ihrer Le-benszeit einen Hort und anschließend den Kindergar-ten bis zum 5. Lebensjahr. In Japan wird sehr vielWert auf das gemeinsame Lernen gelegt. Der Unter-richt und auch die Schulformen sind auf diese Maxi-me hin ausgelegt.So gibt es in der Schule das Nicht-Versetzen prak-tisch nicht. Schon während des Schuljahres versuchtman daher, den Schülern bei ihren Schwächen zuhelfen. Gerade die Eltern sehen sich in der japani-schen Kultur oft in der Pflicht, etwas gegen Schul-probleme zu tun.Die Schullaufbahn der Japaner beginnt im Alter vonsechs Jahren mit der sechsjährigen Grundschule.Diese läuft vergleichbar zu unserer Grundschule ab.Erst ab der sich anschließenden Mittelstufe sind grö-ßere Unterschiede erkennbar. Die Mittelstufe dauert3 Jahre. Ergänzenderweise ist zu nennen, dass wäh-rend der Mittelstufe Privatschulen einen sehr großenZuwachs erhalten und bevorzugt von Eltern der obe-ren Schicht ausgewählt werden. Zum Ende der Mit-telstufe hin stehen die für viele Kinder lebenswichti-gen Aufnahmeprüfungen für die Oberstufe an. Ob-wohl beinahe 95 % aller Jugendlichen diese Prüfun-gen bestehen, wird im vornherein sehr ausgeprägt fürdiese Prüfungen gelernt. Nach Beendigung der eben-falls 3 jährigen Oberstufe stehen jedoch die bedeu-tendsten Prüfungen im Schulleben an. Da ein sehrhoher Anteil der Schüler Abitur macht, haben sämtli-che Universitäten Aufnahmeprüfungen. Diese Auf-nahmeprüfungen erfordern ein sehr großes Fachwis-sen und sind äußerst komplex. Gerade die Aufnah-meprüfungen an den Universitäten von Kyoto undTokyo sind ausgesprochen schwer. So nehmen sichAbiturienten teilweise bis zu einem Jahr Zeit, nur umsich auf die Prüfungen vorzubereiten. Danach sinddie Anforderungen des Studium jedoch recht gering.Trotzdem verlangen sämtliche Universitäten Studi-engebühren. Die staatlichen Gebühren liegen beietwa 4000 €, die privaten Gebühren sogar bei etwa10.000 €. Trotz der horrenden Gebühren sind diemeisten Familien bereit, ihre Kinder auf die Univer-sität zu schicken.Der Erwartungsdruck an die Schüler ist immenshoch in Japan. Aufgrund einer recht hohen Arbeitslo-

17

sigkeit und einer stagnierenden Wirtschaft erwartenEltern und Verwandte besonders herausstechendeLeistungen. Aus diesem Grund bekommen die meis-ten Schüler noch zusätzlichen Nachmittagsunterrichtund/oder Nachhilfe in bestimmten Fächern. Weiter-hin werden in Japan überdurchschnittlich viele Haus-aufgaben aufgegeben. Doch auch wenn Schüler vonbeidem nicht betroffen sind, so wird von ihnen meisterwartet, dass sie Unterrichtsstoff nach- oder vo-rauslesen. Zum Teil kommt es somit vor, dass japani-sche Schüler fast keine Freizeit in der Zeit vor denPrüfungen haben, da sie die Prüfungen unbedingtbestehen müssen. Und auch eher exotische Maßnahmen zur Steigerungder Intelligenz von Kindern sind bekannt; so ist esdurchaus nicht unüblich, Kleinkinder oder Babysspeziell zu massieren, um die Bildung von Nerven-bahnen zu begünstigen. Ebenfalls wird Kindern klas-sische Musik vorgespielt oder es werden bestimmteHandzeichen mit dazugehörigen Lauten gezeigt. Dasjapanische Schulsystem basiert auf einer strengenDisziplin. Schüler tragen auch aus diesem GrundSchuluniformen. Weiterhin sind sie für die Sauber-keit und Instandhaltung von Lehrmitteln sowie Räu-men zuständig. Doch alle Aktivitäten in dieser Hin-sicht werden wieder gemeinschaftlich durchgeführt.Nicht zu bestreiten sind die Erfolge des Schulsys-tems. So wurde Japan in der PISA-Studie bei denNaturwissenschaften 2. und in der Mathematik 6.Gerade japanische Schüler haben ein breit gefächer-tes Fachwissen, was besonders in der Oberstufe ge-fördert wird. Allerdings gehen mit diesen Erfolgenauch Kritikpunkte einher. So seien Kinder aus sozialschwachen Familien ausgeschlossen, da die wirklichfundierte Bildung nur in den Privatschulen vermitteltwird. Weiterhin wird entgegengesetzt, dass Frauenim japanischen Schulsystem stark benachteiligt wer-den, sowie dass der Leistungsdruck für Schüler zuhoch sei. In Südkorea und Japan gibt es die weltweithöchsten Selbstmordraten unter Schülern, auch diesist eine Folge des Leistungsdrucks.Im Vergleich zu diesen beiden Ländern ist Schule inDeutschland weniger erfolgreich. Auch das mangel-hafte Abschneiden bei der PISA-Studie verdeutlichteinen solchen Trend. Daher kann man gerade ausdem finnischen Schulsystem lernen und versuchen,kleinere Lerngruppen zu organisieren. Es fällt eben-falls auf, dass Finnland auch ohne Selektion alleSchüler besser fördern kann. Der zunehmend größerwerdende Anteil an Projekt- und Gruppenarbeitscheint ebenfalls förderlich zu sein.Nichtsdestotrotz kann man als deutscher Schülernoch recht zufrieden mit der Situation sein. Im Ver-gleich zu unseren japanischen Altersgenossen habenwir noch eine recht angenehme Schulzeit. Immermehr Prüfungen sind für keinen Schüler besonders

OH

G G

lobal

18

förderlich. In diesem Punkt hat das deutsche Bil-dungssystem seinem asiatischen Pendant etwas vo-raus. Doch leider verspielt die Politik auch diesen

Vorsprung durch die Erhöhung der Prüfungsanzahl.

Bastian Steuwer, Stufe 11

Die Debatte um den ehemaligen RAF-Terroristen Christian Klar Ein Rückblick

Nachdem sich Medien und Politiker unversöhnlichgegenüber dem inhaftierten Terroristen zeigten, ver-weigerte ihm Bundesräsident Horst Köhler die Be-gnadigung.

Eine ganze Weile bekam man den Eindruck, als hättedie Rote Armee Fraktion noch gestern ihr Unwesengetrieben. Nach Ulrike Mohnhaupts Haftentlassungversetzte das Gnadengesuch von Christian Klar dieÖffentlichkeit in Aufregung und heiße Diskussionenwurden geführt, ob es denn so etwas wie Gnade fürTerroristen überhaupt geben dürfe. Zeitzeugen wieder Sohn des vor 30 Jahren von der RAF ermordetenGeneralbundesanwalts Siegfried Buback (obersterdeutscher Staatsanwalt) standen wieder im Rampen-licht.Christian Klar selbst sorgte durch einen Aufruf, „dieNiederlage der Pläne des Kapitals zu vollenden“, fürEmpörung. Laut CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bos-bach ist das „RAF-Rhetorik wie in den 70er-Jahren“,obwohl Klar nirgendwo Gewalt befürwortete. Esreichte, dass er seine Taten bis heute nicht öffentlichbereut hat und offensichtlich noch immer links ist,um für viele Leute eine Begnadigung unmöglich zumachen.Insofern stand Horst Köhler, der über die Angelegen-heit zu entscheiden hatte, von Anfang an mächtig un-ter Druck. Um sich ein besseres Bild von ChristianKlars Entwicklung zu machen, besuchte er ihn imGefängnis. Doch auch das stieß auf heftige Kritik:Mit Terroristen dürfe es keinen Dialog geben, mein-ten Politiker wie Guido Westerwelle, dessen Parteidoch einmal für größtmögliche Toleranz eintrat. Ed-mund Stoiber drohte sogar, dass Köhler mit einer Be-gnadigung seine Wiederwahl gefährden würde.Was Horst Köhler auch bewogen hat, letztlich dieGnade zu verweigern: Er erfüllt damit die Erwartun-

gen. Sowohl die der eben genannten Herren und desDurchschnittsbürgers, der vom medialen RAF-Revi-val nicht ungerührt bleibt, als auch die von ChristianKlar selbst.Der mag sich nach 24 Jahren Gefängnis nach Frei-heit sehnen; sein Weltbild bleibt das gleiche (wieman ja aus seinem Aufruf entnehmen kann). UndHorst Köhler, ehemaliger Chef des InternationalenWährungsfonds, ist darin ein „imperialistischer Bon-ze“, von dem man nichts Gutes erwarten könne. Inein paar Jahren kommt Christian Klar voraussichtlichohnehin frei, doch er wird gehen mit der Überzeu-gung: Ich bin den Weg zu Ende gegangen. Einen an-deren gab es für ihn und die anderen RAF-Überzeu-gungstäter nie. Sie haben den Staat seit den harmlo-sen Studentenprotesten der 60er Jahre nur von seinerunnachgiebigen Seite erlebt. Natürlich hat man sie –in den meisten Fällen zumindest – nur für tatsächli-che Verbrechen verurteilt. Aber schon in ihren An-fängen, als die späteren RAF-Leute Kaufhäuser an-zündeten und Ähnliches, wurden sie als der größteAbschaum in der Geschichte der Bundesrepublikdargestellt. Im Nachhinein bestätigte dies ChristianKlar und Co. ihr paranoides Feindbild vom „Schwei-nesystem“.Auch für Personen, die ihre Aktivitäten nicht miter-lebt haben, wird nach der Debatte um Christian KlarsBegnadigung deutlich, dass die RAF ein Sonderfallist – sie hat Krieg gegen den Staat geführt und derStaat gegen sie. Dreißig Jahre nach ihren spektaku-lärsten Anschlägen und zehn Jahre nach ihrer offizi-ellen Auflösung sind die Fronten noch so hart wie ehund je. Im Rückblick vielleicht absolut nachvollzieh-bar; aber Italien zeigt, dass es anders laufen kann.Ungefähr zur gleichen Zeit wie die RAF in Deutsch-land gab es dort die „Brigate Rossa“ mit den glei-chen Zielsetzungen. Sie hat noch mehr Menschen aufdem Gewissen, darunter auch den italienischen Mini-sterpräsidenten Aldo Moro. Doch keiner der Terrori-sten blieb länger als 15 Jahre im Gefängnis, einigehaben heute sogar hohe Ämter inne.

Andere Länder, andere Sitten…

Leif Wolters, Stufe 12

(Anmerkung der Redaktion: Hintergrundinformatio-nen zur Geschichte der RAF findet ihr ab Seite 28 indiesem Heft.)

Bre

nnpu

nkt

Einbahnstraße AutoHat sich unsere Gesellschaft verfahren?

Moe Biel hält mal wieder einer seiner berühmtenStammtischreden in der Kneipe seines Wohnortes:„Ey, da war ich heute doch in der Stadt und was dasfür ein Stress ist. Erstmal Autobahn. Drei Ausfahrtenwollte ich nur weiter und schon stand ich im Stau.Da war ’ne Baustelle. Ich frag' mich echt, was dieeigentlich immer auf der Straße mit ihren bescheuer-ten Baustellen wollen. Und dann, kommse an derBaustelle vorbei, geht es auch nicht schneller. Ichsag' dir, was da für Leute auf unseren Straßen fah-ren, denen sollte man das echt verbieten. Wenn diemit ihren Schrottkisten nur hundert fahren können,dann sollen die gefälligst von der Autobahn runter.Na ja, fahr' ich dann runter in die Stadt, da ist esauch nicht besser. Jede Ampel rot, ich bin ausgeras-tet. Und wieder so’n paar Idioten, die nicht richtigfahren können. Am schlimmsten sind ja diese Rad-

fahrer. Ey, wie dreist die manchmal fahren, da würd'man doch mal am liebsten voll draufhalten und rü-ber. Glaubste dann hab ich das schlimmste hintermir? Nein, dann such' ich noch mal so lange nach’nem Parkplatz! Zehn Minuten gurke ich da im Kreisrum, nur damit mir irgend so ein Penner die Parklü-cke stehlen kann, die ich zuerst entdeckt habe. UndParkhaus ist ja der letzte Wucher. Die woll’n dich janur ausnehmen da. Hab dann also irgendwo imNichts geparkt und musste weitere zehn Minutendurch die Stadt laufen. Ja bin ich ein Pferd? Undfahr' ich nach Hause, bemerke plötzlich, dass ichtanken muss. Die Schweine haben den Sprit schonwieder teurer gemacht. Wird immer gerechtfertigtmit irgend ’nem Öko-Geschwafel und so komischenTürken oder Arabern. Ich sag' dir, die sollen denen

19

auf ihren Kamelen mal ordentlich Feuer unter demHintern machen, sonst mach' ich denen da oben Feu-er!“

Was Moe Biel soeben geschildert hat, ist fast jedembekannt, auch wenn die meisten wohl etwas gemä-ßigter damit umgehen als er. Die Straßen sind ver-stopft mit Autos – klar, womit sonst – und in denStädten herrscht Parknot. Zur gleichen Zeit steigenjährlich die Benzinpreise. Die meisten Menschennehmen diese Anstrengungen trotzdem auf sich, ob-wohl andere Fortbewegungsweisen möglicherweisemit weniger Stress verbunden wären. In diesem Arti-kel soll dargestellt werden, wie das Auto unsere Weltverändert hat und inwiefern sich dabei Probleme er-geben haben. Dabei werden diese Veränderungenhinsichtlich des Erscheinungsbildes der Städte, derAuswirkungen auf den Menschen und der Belastungder Umwelt untersucht.Ist der Weg, den wir mit dem Automobil eingeschla-gen haben, eine Einbahnstraße ohne Wendemöglich-keit?

Die Stadt unter der Kontrolle des Autos

Das Ruhrgebiet wird von vielen Menschen nichtmehr als eine Ansammlung von Städten, sondern alseine einzige Einheit betrachtet. Die Grenzen zwi-schen den Städten sind fließend, oft merkt man nicht,wenn man von einer Stadt in die andere wechselt.Maßgebend beteiligt an dieser Entwicklung ist dasAuto. Es ermöglicht den Menschen individuell Ent-fernungen zurückzulegen, die ansonsten aufgrunddes Zeit- und Energieaufwandes zu groß wären. Umalso regen Individualverkehr möglich zu machen,nicht zuletzt um die Wirtschaft anzukurbeln, hat manin der Vergangenheit das Straßennetz immer mehrausgebaut. Zur gleichen Zeit wuchs der Bestand anKraftfahrzeugen in der Bundesrepublik erheblich.Doch anscheinend konnte der Straßenbau mit demWachstum der Autowelle nicht mithalten, denn dieStraßen sind oft zu voll.Dies hat gute Gründe. Studien haben die Vermutunggestützt, dass im Straßenverkehr das Angebot dieNachfrage regelt. Der Ausbau einer Autobahn ist inAnbetracht dessen eher kontraproduktiv, denn eineweitere Fahrbahn zieht bald auch weitere Fahrzeugean. Man könnte es als Teufelskreis bezeichnen: MehrAutos erfordern den Bau neuer Straßen, diese wie-derum wecken die Nachfrage nach weiteren Autos.Reduziert man die Menge der Straßen, so wird mandem Aufkommen an Autos nicht mehr gerecht. Zu-dem sind Straßen wichtige Lebensadern von Städten.Schließt man sie, so riskiert man möglicherweise diewirtschaftliche Gesundheit der Stadt. Das Auto – diePandorabüchse moderner Städte?

Reihen parkender Autos sind auch in Dinslaken kei-ne Seltenheit

Brennpunkt

20

Infolge dieser Entwicklung beherrschen Autos dasheutige Bild der Städte. Dabei nehmen sie überpro-portional viel Platz ein. Besonders parkende Autossind eine Belastung für viele Städte. Wo kein Park-platz ist, reihen sie sich am Rand der Straße auf, sodass auf der eigentlich breiten Straße lediglich einAuto Platz findet. Folglich wird diese Straße vonvielen Autofahrern gemieden, welche wieder aufschneller befahrbare Straßen wechseln. Andere Straßen hingegen wandeln sich zu Abstell-plätzen für Autos. Die Frage, ob stehende Auto-schlangen dem Erscheinungsbild einer Stadt förder-lich sind, bleibt jedem selbst überlassen. Der Platz, den das Auto braucht, fehlt anderen Ver-kehrsteilnehmern. Besonders gut zeigt sich das ander Trennung zwischen Fahrbahn und Gehweg. DerPlatz, der einem Fußgänger zur Verfügung steht, istwesentlich kleiner als die Fahrbahn.

Die Autokultur

Kaum einem Gegenstand widmet unsere Gesell-schaft so viel Aufmerksamkeit wie dem Auto. Fernabseines praktischen Nutzens dient es als Statutssym-bol. Die Werbung verspricht uns vom Kauf eines Au-tos die Erfüllung jedes beliebigen Wunsches, sei esAbenteuer, Harmonie oder Sexappeal. Wir sind essogar gewohnt, von einem Auto auf den Charakterdes Menschen zu schließen. Kleider machen Leute –Autos ebenso. Die Begegnung mit dem Auto beginnt schon in derKindheit. Kinder sind fasziniert von „Brumm-Brumms“, so dass schon bald das erste Plastik- oderMetallauto im Kinderzimmer steht. Doch das Auto ist für Kinder bekanntermaßen aucheine Bedrohung. Noch nicht fähig, Situationen desStraßenverkehrs richtig einzuschätzen, sind sie be-sonders gefährdet, Opfer eines Unfalls zu werden.Daher sind Eltern sehr darauf bedacht, ihre Spröss-linge auf die Gefahren des Verkehrs aufmerksam zumachen. Zu diesem Zweck wird ihnen die Gefähr-lichkeit des Autos stets klar gemacht. Ebenso wirdjede Straßenüberquerung vom rituellen „links –rechts – links“ - Schauen begleitet. Als Folge dessenfasst ein Kind Autos als etwas auf, dem man mit Re-spekt entgegentreten muss. Es entsteht die Ansicht,dass man sich als Fußgänger dem Auto unterordnenmuss. Der Mensch wächst also mit ambivalenten Gefühlenbezüglich des Autos auf. Demnach ist es kaum ver-wunderlich, dass er, wenn er selbst in der Lage istein Auto zu fahren, sich danach sehnt, mit einem teu-ren Wagen Prestige zu gewinnen. Zusätzlich wirdmit dem Besitz eines teuren Autos auch eine Bot-schaft vermittelt: Man geht, beispielsweise durch denKauf eines Sportwagens, eigentlich nur Nachteile

ein, denn er ist teuer in Anschaffung und Unterhaltund bringt zudem weniger Nutzen als gewöhnlicheAutos. Diese Botschaft liegt beinahe allen Status-symbolen zu Grunde. Doch auch wer nicht das Geld hat, um sich ein teuresAuto zu kaufen, entwickelt möglicherweise be-stimmte Gefühle gegenüber seinem Auto. Das Auto,das durch seine Blechhülle ein von der Außenweltgetrennter Raum ist, stellt ein zweites Heim dar.

Manche Psychologen behaupten, das Auto dient dembiologisch noch in der Steinzeit befindlichen Men-schen als Höhle, in der er sich vor der gefährlichenUmwelt schützen kann. Infolgedessen ist das Auto zu dem Lieblingsobjektunserer Gesellschaft geworden. Das Fernsehen zeigtuns regelmäßig Autorennen, „Pimp my Ride“ ist eineder beliebtesten Sendungen auf MTV und DisneysAnimationsfilm „Cars“, dessen Darsteller sämtlichAutos sind, lockte letztes Jahr zahlreiche Menschenin die Kinos.

Das Auto und der Klimawandel

Zuletzt wollen wir uns dem Verhältnis zwischen demAuto und dem Umweltschutz zuwenden. Zur Zeitseiner Erfindung wurde das Auto wegen seiner Sau-berkeit im Vergleich zum Pferd gelobt. Jedoch solltesich schon bald herausstellen, dass die Abgase derAutos eine weitaus größere Belastung für die Men-schen darstellen würden.Lange Zeit wurden die mit dem Auto einhergehendenUmweltprobleme als lokal angesehen. Die Abgaseder Autos betrafen nur die Leute in der Nähe derStraßen, ebenso belästigte Lärm nur die Anwohner.Doch im Zeitalter der Globalisierung wird auch dieUmweltproblematik global. Kohlendioxid ist einwohlbekannter Auslöser des anthropogenen Treib-hauseffektes und ein Abgas der Autos. Alternative Fortbewegungsformen sind jedoch noch

Der Benzinpreis kontrolliert das Tagesgeschehen

Bre

nnpu

nkt

zu selten, obwohl nicht mehr allzu utopisch. Hybrid-Motoren nutzen die Stärken des Elektromotors unddes Explosionsmotors kombiniert in einem Aggregat.

Elektromotoren sind Verbrennungsmotoren, was dieBeschleunigung betrifft, überlegen, allerdings errei-chen sie keine so großen Höchstgeschwindigkeiten.Eine Verbindung aus beiden Motortypen stellt alsoein sparsameres Auto dar, produziert jedoch trotzdem

Treibhausgase. Hier erhofft man sich viel von der Brennstoffzelle.Diese benötigt lediglich Wasserstoff und Sauerstoff.Allerdings ist die Technologie der Brennstoffzellenoch nicht ausgereift genug, um ein Auto in akzep-tabler Weise anzutreiben.So werden weiterhin täglich Tonnen von CO2 durchden Straßenverkehr in die Atmosphäre geblasen.Doch vielleicht findet das alltägliche Ölverbrennenin einigen Jahrzehnten ein erzwungenes Ende. Dennneben der globalen Erwärmung treibt uns auch dieBegrenztheit des Öls dazu an, neue Motortypen zuentwickeln. Die Auswirkungen der Ölabhängigkeitmerken wir schon jetzt. Erweckt eine Meldung ausdem Nahen Osten, der Hauptquelle des Öls, Auf-merksamkeit, so steigt der Preis nach oben. Hinzukommt die Nachfrage aus aufstrebenden Ländernwie China und Indien. Der Benzinpreis wird in Zu-kunft also weiterhin steigen und die Gemüter derMenschen bewegen.

Christian Weiss, Abitur 2007

Dominiert das Auto die Fußgänger?

Brennpunkt

22

Zentralabitur 2007Eine kritische Bilanz

Nach dem katastrophalen Ergebnis der PISA-Studieim Jahr 2000 machte sich die LandesregierungNordrhein-Westfalens an die Arbeit, ihr Schulsystemzu überarbeiten. Das deklarierte Ziel ist eine Vergleichbarkeit vonNoten, die dazu dienen soll, den Unterricht zu ver-bessern: „Zentrale Prüfungen sichern die Vergleich-barkeit [...]. Sie dienen der Feststellung des tatsäch-lich erreichten Leistungsstandes [...]. Der einzelnenSchule bieten sie die Chance, die Qualität des Unter-richts auszuwerten und Ansätze zur Weiterentwick-lung zu formulieren.“ Das Zentralabitur besteht aus vorgegebenen rigidenLehrplänen, freiwilligen Probeklausuren und demzentral gestellten Abitur. Die Lehrpläne schreibenden Lehrern die Schwerpunktsetzung ihres Unter-richtsfachs vor, welche schließlich mit Hilfe des Zen-tralabiturs abgefragt und bewertet werden. Durchdie gemeinsamen Lehrpläne soll eine Vergleichbar-keit geschaffen werden.

Die Probleme tauchen jedoch schon bei genauererBetrachtung der Zielsetzung auf. Eine Vergleichbar-keit kann aus mehreren Gründen nie erreicht werden.Zum einen wird die Abiturnote nicht ausschließlichdurch die Abiturprüfung, welche die gepriesene Ver-gleichbarkeit einführen soll, gebildet, abgesehen da-von kann man nicht davon ausgehen, dass, wenn dieAbiturklausur nach der Korrektur des Fachlehrers aneinen zweiten, ihm unbekannten Lehrer in NRW ge-schickt wird, alle Lehrer die gleichen Anforderungenan den Schüler stellen. Somit kann es passieren, dassein Schüler, dem zwei strenge Korrektoren zugewie-sen werden, nämlich der Fachlehrer und ein weitererunbekannter Lehrer, eine schlechtere Note bekommt.Zwar versucht man diesen Spielraum durch einenvorgegebenen Erwartungshorizont, die Musterlö-sung, die der Schüler möglichst einhalten sollte, umeine gute Note zu erhalten, einzuschränken, jedochtauchen durchaus subjektive Bewertungsspielräumezum Beispiel in der Benotung des Ausdrucks auf.Die Vergleichbarkeit der schulischen Leistung in derQualifikationsphase und die Vergleichbarkeit derLeistung in der Abiturprüfung kann schon allein auf-grund des Umstands, dass Lehrer Individuen mit ver-schiedenen, nicht gefühlsneutralen Ansichten, Erwar-tungen und Verhaltensweisen und somit anderen Be-wertungskriterien sind, nicht erreicht werden.

Neben theoretischen gab es auch einige praktischeProbleme. Die freiwilligen Probeklausuren, welche

etwaige Besorgnisse und Ungewissheiten zerstreuensollten, erreichten oftmals das Gegenteil. Währendmanche Klausuren zeitlich nicht zu bewältigen wa-ren, offenbarten andere äußerst unpräzise Formulie-rungen der Aufgabenstellung. Durch die Probeklau-suren entstand demnach mehr zusätzliche Verunsi-cherung als abgebaut wurde. Als Lösung zu denKlausuren wurde ein so genannter Erwartungshori-zont veröffentlicht. Der Erwartungshorizont ent-spricht einer Liste aus Lösungsschwerpunkten undeiner Bewertungsmöglichkeit der Sprachfertigkeiten.Auch der Erwartungshorizont hat immer wieder fürGesprächsstoff gesorgt, da sich der vermeintlicheHorizont oft als niedriger Tellerrand, der keinenSpielraum für kreative Lösungen lässt oder eine an-dere Lösungsform vorsieht, herausgestellt hat. Ab-schließend soll noch die Diskussion über die Anzahlder Lektüren, die den Schülern in der Abiturklausurim Fach Deutsch verfügbar sein sollte, erwähnt sein.Die Schulen haben von jeder Pflichtlektüre 5 neueExemplare angeschafft, die vom Prüfling in derKlausur benutzt werden durften. Bei einem Kurs von28 Leuten haben somit 23 Leute keine Möglichkeitnachzuschlagen oder Ähnliches. Zudem wurde derVorschlag abgelehnt, dass jeder Schüler sich selbsteine neue Lektüre besorgt, welche vor den Abitur-prüfungen eingesammelt wird und auf verbotene No-tizen überprüft wird. Durch das Verhalten der Lan-desregierung wurden Angst und Ungewissheit ge-schürt, was dem Zentralabitur in der Öffentlichkeitein negatives Image verschaffte.

Unbedeutendes Geplänkel vor gut organisiertenAbiturprüfungen?

Das Vorspiel, was sich über die zwölfte und drei-zehnte Stufe erstreckte, ließ Schlimmes vermuten.Nachdem die Abiturklausuren geschrieben waren,konnte man jedoch zunächst einmal feststellen, dassder Schwierigkeitsgrad etwas unter dem normalenKlausurniveau gelegen hatte. Die Auswertung hatmittlerweile gezeigt, dass sich die Ergebnisse landes-weit kaum von denen der Vorjahre unterscheiden.Wie schon die Probeklausuren erahnen ließen, warendie Abituraufgaben dabei nicht ohne Fehler:

1) Deutsch-LK: Ein Gedicht enthielt eine sinnent-fremdende Übersetzung eines altdeutschen Worts.

2) Biologie-LK: Ein Graph war falsch bzw. unzurei-chend beschriftet/gegliedert. Der Fehler wurde be-merkt und vor bzw. während der Prüfung behoben.

3) Sozialwissenschaften-LK: Die Klausur enthielt ei-nen Text, der bereits als Beispielklausur für Englischim Internet verfügbar war.

Bre

nnpu

nkt

4) Chemie-LK: Es wurden falsche Zahlen zur Be-rechnung angegeben. Zudem erfolgte eine Verwechs-lung des Minus- und Pluspols.

Kein Wunder also, dass der Eindruck entstanden ist,bei der Organisation sei mit zu wenig Sorgfalt vorge-gangen worden. Hätte man möglicherweise mit Hilfeeiner routinemäßigen Überprüfung sowie einer bes-seren internen Absprache diese Pannen vermeidenkönnen? So bleibt den nachfolgenden angehenden Abiturien-ten lediglich die Hoffnung auf eine Verbesserungnach dem Motto „Übung macht den Meister“. Dass

23

die Einführung des Zentralabiturs mit derart grobenFehlern behaftet gewesen ist, mindert die Wertigkeitdieser Maßnahme. Das Zentralabitur ist eingeführtworden, um mit Hilfe der Vergleichbarkeit Defizitean Schulen aufzuzeigen und sie zu korrigieren. Man-cher mag nun vielleicht auch auf die Idee kommen,neben den Schulen auch die Beamten der Landesre-gierung auf ihre Kompetenz zu prüfen. Ansonstenbleibt die Befürchtung, das Zentralabitur bliebe einewiges Experiment, in dem die Schüler die Versuchs-kaninchen sind.

Stephan Brüggemann, Abitur 2007

Iss dich schlauDas richtige Frühstück hilft beim Denken

Das Frühstück legt den Grundstein für unseren Tag.Wie kann man es gestalten, damit es einem auch fürden Schultag etwas bringt?

Schnell aus dem Bett, anziehen, ins Bad und dannmit leerem Magen ab in die Schule und da am Kioskeinen Schokoriegel als Frühstück kaufen oder biszum Mittag einfach gar nichts essen – bei erschre-ckend vielen Schülern an unserer Schule läuft das soTag für Tag ab. Die meisten sind sich dabei keinbisschen bewusst, wie wichtig ein ausgewogenesFrühstück für sie ist. Tatsache ist: Nachdem unserKörper die Nacht über auf Sparflamme gelaufen ist,benötigt er am Morgen dringend die richtige Kost,um den Stoffwechsel wieder anzuheizen. Wenn manvor Schulbeginn keine Zeit zum Essen hat oder sofrüh morgens einfach noch nichts runterbekommt, sosollte man aber unter allen Umständen etwas Gutesmit zur Schule nehmen. Kommt man ohne Frühstückin die Schule, ist man unausgeglichen und müde,kann sich nicht konzentrieren und lernt schlechter.Bei einzelnen Personen kann Hunger sogar zu erhöh-ter Aggressivität führen. Um gut in den Schultag zu starten, sollte man einvollwertiges Frühstück mit drei elementaren Be-standteilen zu sich nehmen. Dazu gehören zunächstdie Getreideprodukte. Ideal sind Voll- oder Mehr-kornbrote oder -brötchen, da sie viele langkettigeKohlenhydrate enthalten, die langsam aber stetig insBlut abgegeben werden und so die Konzentrations-und Lernfähigkeit erhalten. Die zweite wichtigeGruppe sind die Milchprodukte. Joghurt, Buttermilchund Co. liefern Proteine sowie das für den Knochen-aufbau essentielle Calcium. Schließlich benötigt un-ser Körper noch frisches Gemüse, um seinen tägli-

chen Bedarf an Vitaminen, Ballast- und Mineral- undsekundären Pflanzenstoffen zu decken. Obst enthältneben diesen Dingen auch noch Zucker, der schnellins Blut geht und damit der morgendlichen Müdig-keit entgegenwirkt.Man mag nun vielleicht meinen, dass die Zuberei-tung eines solchen ausgewogenen Frühstücks sehraufwändig und in der morgens doch recht knappenZeit nicht realisierbar ist. Dem ist aber ganz und garnicht so. Schon eine einfache Stulle, dünn mit Mar-garine, Butter oder Frischkäse bestrichen, belegt miteiner Scheibe Käse und einem Salatblatt zwischenden Brotscheiben (natürlich Vollkorn), erfüllt alleAnforderungen. Dazu noch ein Stück Obst – besserkann man den Tag kaum beginnen. Eine Alternativezum alltäglichen Pausenbrot bieten bunte Spießchen(zum Beispiel Käsewürfel-Trauben- oder Gurken-Möhren-Paprika-Spieße).Vermieden werden sollten beim Frühstück zu süßeund fettige Nahrungsmittel wie Nuss-Nougat-Creme,Pizza oder Kuchen. Wer dennoch nicht auf sein sü-ßes Brötchen verzichten möchte, der kann es stattMarmelade aber vielleicht einmal mit Quark undTrockenfrüchten und Nüssen belegen. Gerade Nüsseenthalten viele gesunde Fette. Aber auch diese soll-ten aufgrund des hohen Nährwertes nur in Maßen ge-nossen werden.Neben dem Essen darf man aber auch das Trinkennicht vernachlässigen. Der durchschnittliche 12-Jäh-rige sollte beispielsweise am Tag etwa 1 Liter inForm von Getränken zu sich nehmen. Es empfiehltsich also, eine Halbliter-Flasche mit in die Schule zunehmen, nach Möglichkeiten gefüllt mit einem kalo-rienarmen und nicht zu süßen Getränk, wie Mineral-wasser, verdünnter Saftschorle oder wenig gezucker-tem Kräuter- oder Früchtetee. Hier noch ein paar kleine Tipps für Klausurtage:Man sollte ca. 1 Stunde vor Beginn der Prüfung et-was essen, damit der Blutzuckerspiegel hoch genugist und man sich optimal konzentrieren kann. Wer

Brennpunkt

24

das nicht schafft, sollte während der Prüfung so ge-nanntes „Brainfood“ essen, also Obst und Vollkorn-brot. Traubenzucker eignet sich weniger, da er nurkurzzeitig hilft und danach den Blutzuckerspiegel so-gar noch weiter absenkt, als er ursprünglich war.Auch Kaffee steigert die Konzentration nicht. Aberwer sich mit Kaffee fitter fühlt, der muss auch be-

denken, dass dieser seine weckende Wirkung erstnach 20 bis 30 Minuten entfaltet. Schließlich sollteman auch während einer Arbeit viel trinken, da dashilft, einen klaren Kopf zu bewahren.

Margarita von Busch, Stufe 13

Die Klimakatastrophe

New York ist total vereist, die gesamte Nordhalbku-gel eine einzige Eiswüste und Europa versinkt untereiner meterhohen Eisdecke. Auch wenn diese Szenenaus Roland Emmerichs Film „The Day After Tomor-row“ noch Fiktionen sind, ändert sich unser Klima.Mittlerweile bekommen sogar wir es zu spüren. Derletzte Winter war einer der wärmsten seit Beginn derWetteraufzeichnungen. Das Orkantief Kyrill zog einetiefe Spur der Verwüstung durch unser Land. In denUSA verwüstete der Hurrikan Katrina den Süden desLandes und schnitt New Orleans vom Rest der Weltab. Doch währenddessen bemerkt man in der Politikrecht wenige Bemühungen, der Entwicklung entge-genzuwirken. Erst Mitte März endete der Klimagipfel in Potsdam.Obwohl alle wichtigen Industrieländer und erstmalsauch wichtige Schwellenländer wie China, Mexikooder Indien dabei waren, konnte die Politik sich er-neut nicht einigen. Es blieb wie so oft bei Verspre-chungen, mehr für den Umweltschutz zu tun. Geradedie USA und China blockierten eine Verbindlichkeitin den Verträgen, und dies, obwohl die Lage geradedramatisch ist. Experten sagen bereits, dass der Kli-mawandel nicht mehr zu stoppen sei; allerdings kön-ne bzw. müsse man die Auswirkungen im geregeltenRahmen halten.Die Gründe für den Klimawandel liegen vor allembeim Menschen. Der so genannte Treibhauseffektwürde zwar auch ohne den Menschen vonstatten ge-hen, doch die Menschheit verstärkt diesen Effekt.Der Treibhauseffekt entsteht dadurch, dass kurzwelli-ge Sonnenstrahlung recht einfach in die Atmosphäreeintreten kann. Die reflektierte Strahlung der Erdewiederum ist langwellig. Langwellige Strahlen kön-nen leichter von bestimmten Stoffen zurückgeworfenwerden. Diese zusätzliche Wärme ist die Hitze, diebeim Treibhauseffekt entsteht. Die Stoffe, die für denTreibhauseffekt verantwortlich sind, sind vorwiegendKohlendioxid und Methan. Während Kohlendioxidvor allem durch Industrie und Autoabgase erzeugtwird, entstehen 9/10 der Methan-Emissionen bei derNahrungsmittelerzeugung (Tierhaltung und Reisan-

bau). So werden weltweit jedes Jahr etwa 80 Millio-nen Tonnen Methan von Kühen über das Maul in dieAtmosphäre abgegeben. Diese Erderwärmung hat enorme Auswirkungen aufden Menschen und seine Umgebung. So erwärmtesich die Weltdurchschnittstemperatur in den letzten100 Jahren um 0,6 Grad. Dieser Anstieg scheint ge-ring, doch der Unterschied zwischen der Eiszeit undheute beträgt auch nur 4 Grad Celsius. Neben den Temperaturunterschieden gibt es auch an-dere gravierende Auswirkungen der Erderwärmung.

So wird der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 etwaum 88 cm steigen. Doch auch wenn 88 cm wenig be-drohlich klingen, wären bei einer solchen ErhöhungMillionen von Menschen (besonders in Indonesien,Bangladesch und Ägypten) gefährdet. Der Meeres-spiegel steigt aus drei Gründen. Den größten Anteilhat die Erwärmung des Wassers, welches sich ja beihöherer Temperatur stärker ausdehnt. Der zweiteGrund ist die Gletscherschmelze. Aufgrund der stei-genden Temperatur schmelzen die Gletscher vonHochgebirgen. Das Wasser der Gletscher fließt dannüber anliegende Flüsse in die Ozeane. Dieser Effektist besonders gut an den Alpen zu sehen. Erst letztenWinter mussten Wintersportrennen aufgrund Schnee-mangels abgesagt werden. Den kleinsten Anteil andem Anstieg des Meeresspiegels hat das Schmelzendes Eises an den Landflächen der Pole. Da es sichhierbei nur um einen recht geringen Teil der gesam-

„Land unter“ auf Wiesen und Auen

Bre

nnpu

nkt

ten Pole handelt, ist dieser Teil weniger bedeutsam.Die Erderwärmung hat auch insbesondere auf Floraund Fauna enorme Auswirkungen. Pflanzen in unse-ren Gefilden sterben immer weiter aus. Diese Artenüberleben nicht bei den immer steigenden Tempera-turen und weichen somit weiter nach Norden oder inhöhere Lagen aus. Mit den Pflanzen verändert sichauch der Lebensraum für Tiere. Durch die veränderteLebenswirklichkeit sind viele Tierarten gezwungen,ihre bisherigen Lebensräume zu verlassen. Wissen-schaftler konnten in den letzten Jahren eine Verände-rung von Wanderrouten von Zugvögeln und Fischenerkennen. Manche Tier- und Pflanzenarten werdendurch diesen Effekt aussterben, wenn es keinenRaum mehr zum Ausweichen gibt, wie beispielswei-

se in Gebirgsregionen, wenn der Gipfel erreicht ist.Ein weiterer gravierender Beitrag zur Klimaverände-rung ist die Waldrodung. Durch das Abholzen vonUrwäldern werden einerseits Tiere und Pflanzen ausihren Lebensräumen vertrieben und andererseits derBoden gelockert. Gerade letzteres ist enorm gefähr-lich. Bei Niederschlägen kann der Boden nur bedingtWasser aufnehmen, da die Aufnahmekapazitäten derBäume fehlen. Durch die fehlenden Wurzeln ist derBoden nicht mehr gefestigt. Bei Überschwemmun-gen kann es daher zum Abrutschen von Land kom-men.Die Auswirkungen in Europa sind im Vergleich zuanderen Kontinenten noch recht gering, zumal in Eu-ropa die Ressourcen vorhanden sind, um sich auf dieVeränderungen vorzubereiten oder ihnen entgegen-zuwirken.In Südeuropa werden starke Hitzewellen immer häu-figer auftreten. In den Sommermonaten wird es zu-nehmend tropische Temperaturen geben. Darunterleidet vorwiegend die Landwirtschaft. Es gibt kaumnoch agrartechnisch günstige Pflanzen, die hinrei-chend temperaturresistent sind. Die ohnehin großeKnappheit natürlicher Wasserressourcen in Ländern

25

wie Spanien oder Italien wird sich daher ausweiten.Mehrere kleinere Flüsse werden, bei weiterem Fort-schritt der globalen Erwärmung, austrocknen. Jedochkann man in Europa solchen Besorgnis erregendenPrognosen recht gelassen entgegenblicken. Einenvölligen Wassermangel werden diese Länder auf-grund ihrer wirtschaftlichen Situation nicht erleben.Anders sieht es da in Afrika aus. Dort wird die Hitzeden ohnehin schon bekannten eklatanten Wasserman-gel noch weiter verschlimmern. Die Dürreperiodenwerden sich somit noch enorm ausweiten. DiesesPhänomen ist bereits jetzt an der Sahel-Zone zu er-kennen. Die Sahel-Zone ist das Randgebiet zwischenSahara und den sich anschließenden Regionen.Durch die globale Erwärmung weitet sich die Saharastark aus und das Land rundherum verödet immerweiter. Aussterbende Tierarten verschärfen die Situa-tion für die Einwohner eminent. Weltweit gesehen steigt durch die globale Erwär-mung die Anzahl an Wetterextremen und der damitverbundenen Tragödien. Hurrikane, Erdbeben,Tsunamis oder Orkane sind letztendlich nur die Vor-boten einer weltweiten Entwicklung.Doch ein Szenario wie in „The Day After Tommo-row“ ist nicht möglich. Dieses basiert auf dem Ver-halten des Golfstromes. Der Golfstrom existiert auf-grund einer bestimmten Mischung von Salz- undSüßwasser. Durch das Schmelzen der Polkappen undstärkere Niederschläge vermindert sich der Salzge-halt. Forscher haben einen solchen Effekt und die da-mit verbundene Abschwächung des Golfstroms be-reits erkannt. Der Einfluss des Golfstroms auf dasKlima ist jedoch regional begrenzt.Trotz der abzusehenden verheerenden Folgen für denMenschen und seine Umwelt reagiert die Politik zö-gerlich. Das von 1997 stammende Kyoto-Protokollwurde immer noch nicht von Industriestaaten wieden USA und Australien unterzeichnet. In diesemProtokoll werden verbindliche Grenzwerte für denCO2-Ausstoss genannt. Trotz der (eher vagen) Ab-sichtserklärungen des jüngsten G8-Gipfels in Heili-gendamm herrscht daher momentan Stillstand. DieVerhandlungen über neue Ziele zur Erhaltung unse-res Klimas 2006 in Nairobi scheiterten. Viele Ent-wicklungs- und Schwellenländer wollten keine Be-grenzungen für sich akzeptieren, solange die Erste-Welt-Staaten nicht ebenfalls ausnahmslos bindendeGrenzwerte akzeptieren. Viele europäische Staatenhingegen boykottierten neue Grenzwerte mit der Be-gründung, alle Länder müssten ihren Teil beitragen.Aus diesen Gründen ist Umweltpolitik eine weitge-hend nationale Angelegenheit. Da die meisten In-dustriestaaten sich nicht zu weltweiten Grenzwertenverpflichtet sehen, steigt der Ausstoß von Kohlendi-oxid in sämtlichen Länder immer weiter. So hat seit1990 nur ein wichtiges Land, Großbritannien, seinen

Entwurzelte Bäume als Unwetter-Folgen

Brennpunkt

26

Ausstoß an Treibhausgasen verringern können.In Deutschland steht vor allem die Automobilindust-rie im Fokus der Klimaschutzpolitik. Im Jahre 2005hat die europäische Union einen Grenzwert von 120Gramm CO2-Ausstoß pro gefahrenem Kilometervorgeschlagen. Die Autohersteller reagierten mitEntrüstung und verpflichteten sich lediglich zu 140g/km. Doch leider sollten diese Vorgaben nur eineleere Versprechung bleiben, denn momentan, kurzvor Ablauf der Frist, liegt der Kohlendioxidausstoßder Autos in Deutschland durchschnittlich bei etwasüber 170 g/km. Dieses Beispiel verdeutlicht einmalmehr, dass einerseits der Autoindustrie nichts amKlimaschutz gelegen ist, sowie andererseits, dass dieBundesregierung anscheinend nicht durchgreifenkann oder will. Dieser Trend ist auch beim geplantenTempolimit zu erkennen. Der EU-UmweltkommissarStavros Dimas schlug ein Tempolimit auf deutschenAutobahnen vor. In jedem anderen Land der Weltgibt es solche Tempolimits. Auch in Deutschlandwurden positive Erfahrungen auf Strecken mit Tem-polimit gemacht. So sanken Unfall- und Todeszahlenauf diesen Strecken drastisch. Außerdem würdendurch ein Tempolimit die Emissionen an Kohlendi-oxid gesenkt werden. Auch in Umfragen wurde einedeutliche Zustimmung in der Bevölkerung sichtbar.Über 80 % der deutschen Bevölkerung sprach sichfür ein allgemeines Tempolimit aus. Dennoch unter-nimmt die Bundesregierung nichts. Auch der Ruf nach einer weiteren Nutzung der

Atomkraft ist kritisch zu überprüfen. So sind Atom-kraftwerke recht umweltschonend, doch schon rechtbald wird Uran als Ressource so gut wie erschöpftsein. Demnach wäre man gezwungen, Uran stärkeranzureichern. Doch gerade bei diesem Vorgang ent-stehen extrem hohe CO2-Emissionen. Dazu geselltsich das Problem des Atommülls, für den es immernoch keine Lagerungsstätten gibt, die die Umweltnicht enorm belasten.Es ist zu erkennen: Die Lage ist prekär! Gerade des-halb ist es wichtig, dass sich die Politik endlich ein-deutiger zum Klimaschutz bekennt. Vor allem diewestlichen Staaten sind hier in die Pflicht zu neh-men. Doch auch die Bevölkerung kann mehr für denErhalt unseres Klimas tun. Beispielsweise ist esmöglich, auf kürzeren Strecken auf das Auto zu ver-zichten oder öffentliche Verkehrmittel zu benutzen.Weiterhin müssten umweltfreundlichere Autos stär-ker nachgefragt werden. So besteht in Deutschlandnoch ein großer Unterschied zwischen der Erkennt-nis, dass etwas getan werden muss, und der Praxis.Leider führt kein Weg an der schon längst begonne-nen globalen Erwärmung vorbei. Die Auswirkungenbekommen wir immer öfter zu spüren. Damit manden Katastrophen und den dauerhaften Veränderun-gen entgegenwirken kann, ist ein Einschreiten drin-gend notwendig. Dann werden die Bilder aus „TheDay After Tommorow“ für immer Fiktion bleiben.

Bastian Steuwer, Stufe 11

Weiß ich jetzt schon, was ich späterwerden will?

„Ich weiß, was ich später werden will!“ hat be-stimmt jeder schon einmal gesagt, ob im Kindergar-ten oder in der Schule, aber wer verwirklicht seineTräume schon im späteren Leben? Es ist doch eigent-lich komisch, wie oft man „weiß“, was man werdenwill, es letztendlich aber doch nicht wird.

Da kommen doch Fragen auf: „Wann weiß ich wirk-lich, was ich werden will?“ und vor allem „Woherweiß ich das?“ Solche oder ähnliche Fragen habe ichmir auch gestellt, und zwar in dem Zeitraum vor undnach dem Betriebspraktikum in der Jahrgangsstufe11. Natürlich hat jeder eine andere Vorstellung vondem, was er mal werden will; die Fragen sind jedochdieselben.Damals, als kleines Mädchen, wollte ich immer Tier-ärztin werden. Welches kleine Mädchen wollte das

nicht? Dieser Wunsch war mittlerweile jedoch über-holt, so dass ich vor der Frage stand, wo ich dennmein Praktikum absolvieren wollte. Die Entschei-dung war nicht leicht, doch gab es einen Beruf, dermich eigentlich schon immer interessiert hatte. Alsohabe ich mich im Hotel als Hotelfachfrau beworbenund eine Zusage bekommen. Es hat in den drei Wo-chen des Praktikums auch viel Spaß gemacht, aller-dings ist mir klar gewordent, dass ich diesen Berufnicht für immer ausüben wollen würde. Nun standich also wieder vor dem gleichen Problem wie zuvor. Das Praktikum bietet nur einen Versuch, in einen Be-ruf hineinzuschnuppern, und wenn der daneben geht,ist das schlecht. In meinem Fall war es zwar so, dassich immerhin zwei Versuche hatte, denn auf meineralten Schule hatte ich in der Neun bereits ein Prakti-kum absolviert. Allerdings war das Problem der Be-rufswahl für mich damals noch nicht so aktuell, sodass ich die Auswahl des Platzes nicht mit der nöti-gen Ernsthaftigkeit betrieben hatte. Hier in der Elfhabe ich wenigstens etwas Sinnvolles gewählt, aberletztendlich nichts für mein zukünftiges Leben.

Bre

nnpu

nkt

Jeder, der schon einmal ein Praktikum gemacht hat,weiß, wie das ist. Man hat den harten Berufsalltagkennen gelernt und viele neue Erfahrungen gesam-melt, was hilfreich sein kann. So weiß ich zum Bei-spiel, dass ich in meinem späteren Beruf liebend gernviel Kontakt mit Menschen haben möchte. SolcheKleinigkeiten findet man jedoch nur heraus, wennman in den verschiedenen Bereichen Erfahrungensammelt.

Heutzutage gibt es fast unendlich viele Berufe, dieman während seines Praktikums ausprobieren kann,aber woher genau soll man wissen, welche Berufefür ein Praktikum in Frage kommen? Es gibt so vieleBerufe, die alle in irgendeiner Hinsicht für irgend-wen oder irgendwas wichtig sind, weswegen man zu-mindest die Möglichkeit wahrnehmen sollte, sich vorder Entscheidung für einen Praktikumsplatz über ver-schiedene Berufe zu informieren. So gibt es zumBeispiel auch die Veranstaltung „Eltern stellen Beru-fe vor“ in der Schule, die einmal im Jahr stattfindet.Man hat also an einem Abend Zeit, zwei verschiede-ne Berufe theoretisch kennenzulernen. Allerdingsfinde ich das nicht ausreichend, denn man muss sichfür zwei von circa 60 Berufen entscheiden, und daman die meisten nur grob vom Hören kennt, fälltauch das wieder schwer. Falls man dagegen seinPraktikum schon absolviert haben sollte, kann mandie gewonnenen Erkenntnisse natürlich auch in ei-nem Praktikum in der Ferienzeit vertiefen, um dasman sich selbstständig bemühen muss. Ich werdediese Chance jedenfalls nutzen und in den Ferien derletzten Schuljahre immer mal etwas anderes auspro-bieren, um einen Beruf zu finden, der mir wirklichgefällt und Spaß macht. Es ist auf jeden Fall sinnvoll,wenn man sich noch unsicher ist, was man im späte-ren Leben beruflich werden möchte.

Bei einem Praktikum kann man viele Überraschun-gen erleben. So stellt man oft fest, dass hinter einer

27

Tätigkeit wesentlich mehr steckt, als man zunächstangenommen hat. Nehmen wir z. B. den Beruf einesVerkäufers: einen Beruf, der für jeden wichtig ist,aber von dem man nicht denkt, dass er so viel for-dert. Egal, ob in einem Klamotten-Laden oder in ei-nem Lebensmittel-Geschäft, ohne Verkäufer kannman nichts kaufen. Viele Menschen denken, dass esja nicht so schwer sein könne, etwas zu verkaufenund die Kunden zu beraten. Bei meinem Praktikum(in der Neun) als Verkäuferin habe ich gemerkt,dassdieser Beruf sehr anstrengend sein kann. Dasshinter einem Beruf oft mehr steckt, als es auf denersten Blick den Anschein hat, sollte man nicht nurbei der Wahl eines Praktikumsplatzes, sondern natür-lich auch bei der endgültigen Berufswahl beachten.Nur wo und wie kommt man an entsprechende Infor-mationen? Auf der Seite http://www.interesse-beruf.de z. B. kann man angeben, in was für einemUmfeld, womit und mit wem man später gerne arbei-ten würde. Als Lösung kommen die Berufe mit denmeisten Übereinstimmungen zu den ausgewähltenAntworten heraus, über die man dann nähere Infor-mationen erhalten kann (Links zu zahlreichen weite-ren Internetseiten, die sich mit dem Thema Berufs-wahl beschäftigen, findet ihr übrigens auf unsererFATAL-Homepage unter http://www.fatal-ohg.de/links.htm).

Die Entscheidung für den eigenen Traumberuf liegtletztendlich bei jedem selbst. Ein Beispiel dafür, dasses etwas bringen kann, an seinem Traumberuf festzu-halten, ist mein Vater. Ihn interessierte schon als klei-ner Junge die Elektronik, und es stand für ihn fest,dass seine Berufswahl später auch in diese Richtunggehen sollte. Da ihn die Herausforderung der Elek-tronik begeisterte und ihm der Kontakt mit Men-schen wichtig war, schien für ihn der Beruf desRundfunk- und Fernsehtechnikers die ideale Wahl zusein. Im Laufe der Jahre hat er sein Ziel nie aus denAugen verloren. Mit 10 hat er bereits an elektroni-schen Geräten herumgebastelt, mit 16 Jahren schoneigene Schaltungen gebaut und anschließend eineLehre als Rundfunk- und Fernsehtechniker begonnenund abgeschlossen. Mein Vater hat also seine Chancegenutzt und sich im Alter von 30 Jahren mit der Ent-wicklung und dem Vertrieb elektronischer Schaltun-gen selbstständig gemacht. Zusammen mit seinemPartner leitet er heute ein erfolgreiches Unterneh-men, das weltweit tätig ist. Das Wichtigste aber ist,dass sein Interesse an die Elektronik bis heute nichtverloren gegangen. Also, nutzt jede Chance, die ihrkriegen könnt, und macht was daraus! Nur so kommtman zum Ziel seiner Träume!

Jessica Bonenkamp, Stufe 12

Brennpunkt

Betriebspraktikum: Auswertungsveranstaltung

28

Die RAF und der „Deutsche Herbst“

In den letzten Monaten wurden wir in Zusammen-hang mit der Entlassung Brigitte Mohnhaupts ausder Haft immer wieder mit dem Thema RAF konfron-tiert. Vielen Schülern fehlen aber selbst die Grund-kenntnisse über die RAF. Nicht nur, um bei der im-mer noch aktuellen Debatte mitreden zu können, son-dern auch aus dem einfachen Grund, dass sie zu ei-nem entscheidenden Kapitel der deutschen Ge-schichte gehört, haben wir hier die FAQs zur RAFbeantwortet.

Was bedeutet eigentlich RAF?

Die Abkürzung RAF steht für „Rote Armee Frakti-on“. Dieser Name ist angelehnt an die Rote Armee inder UdSSR. In den Medien wurde die RAF auch oftBaader-Meinhof-Bande genannt.

Was war sie und was wollte sie?

Die RAF kann allgemein als radikalisierte revolutio-när-sozialistische Gruppierung mit marxistisch-leni-nistischen Einflüssen bezeichnet werden. Sie hegteeinen tiefen Hass gegenüber dem „System“, alsodem Staatsapparat der Bundesrepublik Deutschland,beschuldigte die westlich-europäischen Gesellschaf-ten des Faschismus und Kapitalismus, beklagte die

angebliche Nicht-Aufarbeitung und daraus resultie-rende anhaltende Wirkung der nationalsozialistischenVergangenheit Deutschlands und kritisierte den sogenannten „US-Imperialismus“. Sie sah sich selbstals kommunistische, antiimperialistische Stadtgueril-la, die den Kampf gegen all dies aufzunehmen hatte. Die RAF wird meist in drei Generationen unterteilt.Den harten Kern der 1. Generation bildeten AndreasBaader, Gudrun Ensslin, Holger Meins, Ulrike Mein-hof und Jan-Carl Raspe. Nach der Festnahme desgrößten Teils der 1. Generation, die auch aus demGefängnis heraus noch großen Einfluß hatte, bildetesich die 2. Generation. Sie hatte sich als wichtigstesZiel die Befreiung der inhaftierten 1. Generation ge-setzt. Ihre Führungspersonen waren Brigitte Mohn-haupt und Christian Klar. In der 3. Generation befandsich die RAF ab Mai 1982. In einer von ihr veröf-fentlichten Schrift, dem so genannten Mai-Papier,kündigte sie eine Änderung ihrer Zielsetzung an. Sieverlegte ihren Schwerpunkt auf präzise geplante An-griffe und die Kooperation mit anderen westeuropäi-schen Terrorgruppen.

Wie entstand sie?

Bevor das Entstehen der RAF näher beleuchtet wird,muss zunächst die grundlegene Stimmung der Zeitgeklärt werden. Die Mitglieder der RAF gehörtenfast ausschließlich zu den zahlreichen Studenten, diein den 60er Jahren gegen die Verdrängung der Ge-

schehnisse im Nationalsozialismus durch die ältereGeneration, gegen den Kapitalismus und den Kriegin Vietnam rebellierten und sich für eine bessereWelt und mehr Freiheit einsetzten.

Als Urauslöser in der Geschichte der RAF gilt derTod Benno Ohnesorgs am 2. Juni 1967. Der Schahvon Persien besucht West-Berlin, die Studenten pro-testieren gegen ihn und sein Regime und in einerSeitenstraße wird der schon fast am Boden liegendeOhnesorg, der zum ersten Mal an einer Demonstrati-on teilnimmt, von einem Polizisten erschossen. DieStudentenbewegung wird durch dieses Ereignis wei-ter angeheizt, es gilt als „Signal zur Eskalation derGewalt“. 10 Monate später, am 2. April 1968, bren-nen in Frankfurt zwei Kaufhäuser. Die Brandstifter,darunter auch der spätere RAF-Anführer AndreasBaader, wollen mit dieser Aktion gegen den Krieg inVietnam protestieren, achten dabei noch darauf, dasses keine Toten gibt. Nur zwei Tage später werden siegefasst und zu je 3 Jahren Zuchthaus verurteilt. Zwei Jahre später ist die Studentenbewegung abge-ebbt. Baader sitzt noch in Haft, wird aber am 14. Mai1970 unter dem Vorwand, mit der Journalistin UlrikeMeinhof ein Buch verfassen zu wollen, ins BerlinerInstitut für Soziale Fragen ausgeführt. Dort wird ervon Meinhof und einigen Komplizen mit Gewalt be-freit, ein Institutsangestellter wird dabei schwer ver-letzt. Dieser Tag gilt offiziell als Gründungsdatumder RAF.

Um sich auf ihren bewaffneten Kampf als „Stadtgue-rilla“ vorzubereiten, verbringen Meinhof, Baader,seine Lebensgefährtin Gudrun Ensslin und mehr alsein Dutzend weitere Personen den Sommer 1970 inPalästinenserlagern in Jordanien und erhalten dorteine militärische Ausbildung. Wie versuchte die RAF sich und ihre Forderun-gen durchzusetzen?

Die Vorgehensweise der RAF radikalisierte sich mitder Zeit stark. In ihrer Aufbauphase machte sie mitmehreren Banküberfällen, Fahrzeug- und Dokumen-tendiebstählen, welche vor allem ihr Überleben imUntergrund sichern sollten, sowie der Veröffentli-chung von Strategiepapieren auf sich aufmerksam.Später ging sie auch zu Bombenanschlägen, Geisel-nahmen und Attentaten über. Zahlreiche Menschenwurden auf diese Weise verletzt und insgesamt 34Personen wurden von RAF-Mitgliedern ermordet.Die Verluste auf Seiten der RAF beliefen sich auf 20Mitglieder. Die Anschläge wurden gezielt auf Men-schen und Institutionen verübt, die die RAF für dievon ihr beklagten Zustände verantwortlich machte.Am 10. April 1992 erklärte sie jedoch in ihrem „Ap-

29

ril-Papier“ den Verzicht auf weitere politische Mor-de.

Was wurde von Seiten des Staates gegen die RAFunternommen?

Um der RAF die Stirn bieten zu können, wurde dasBKA unter Horst Herold, Spitzname „KommissarComputer“, Anfang der 70er Jahre zu einer giganti-schen Fahndungsmaschine aufgerüstet. Neue Instru-mente, wie z. B. die Rasterfahndung, wurden ver-wendet. Der starke Fahndungsdruck sollte die RAFin Panik und so zu Fehlern treiben. Die verschärftenFahndungsmaßnahmen zusammen mit dem bewaff-neten Widerstand gegen Festnahmen forderten schonbald auf beiden Seiten erste Todesopfer: 1971 star-ben Petra Schelm sowie die Polizisten NorbertSchmid und Herbert Schoner bei Schussgefechten.Im Juni 1972 gelang es schließlich, die 1. Generationder RAF fast geschlossen hinter Gitter zu bringen.Die Festgenommenen wurden im Mai 1975 ange-klagt und im April 1977 unter anderem wegen Mor-des zu lebenslanger Haft verurteilt.1977 bis 1979 wurden zudem als Reaktion auf dieTaten im Deutschen Herbst die Anti-Terror-Gesetzeverabschiedet. Sie griffen in die Persönlichkeitsrech-te aller Bundesbürger ein, wurden aber in Anbetrachtder Gesamtsituation überwiegend akzeptiert.

Wie versuchten die inhaftierten RAF-Terroristenauch aus der Haft heraus weiter Einfluss zu neh-men?

Immer wieder gelang es den RAF-Mitgliedern, Din-ge, wie z. B. Schriften, ins Gefängnis und auch ausihm hinaus zu schmuggeln. Auch versuchten siedurch mehrere Hungerstreiks den Staat unter Druckzu setzen und gegen die verschärften Haftbedingun-gen, die von ihnen u. a. als „Isolationsfolter“ be-schrieben wurden, zu protestieren. Am 9. November1974 stirbt Holger Meins an den Folgen des Hunger-streiks, bei einer Größe von 1,80 m wog er zuletztkeine 42 kg mehr. Die RAF wirft dem Staat darauf-hin Mord vor, wie später auch nach den Selbstmor-den Meinhofs (9.5.1976), Baader, Ensslins und Ras-pes (18.10.1977), und löst damit einen kleinen Skan-dal aus. Schließlich versuchten sie die Solidarität prominen-ter Linker zu gewinnen und forderten ihre Anwälteimmer aggressiver auf, sie politisch zu unterstützenund für sie nach außen zu vermitteln.

Was waren der „Deutsche Herbst“ und die „Of-fensive 77“?

Die „Offensive 77“ war der von der 2. Generation

Brennpunkt

Zeitg

esch

ehen

30

der RAF ausgearbeitete Plan für eine Serie von An-schlägen im Jahre 1977 mit dem Ziel, die inhaftierte1. Generation freizupressen. Dazu zählen u. a. dieMorde an Generalbundesanwalt Siegfried Buback(7.4.) und Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto (30.7.)sowie ein gescheiterter Anschlag auf die Bundesan-waltschaft (25.8.). Als „Deutscher Herbst“ werdender September und Oktober 1977 und die politischeStimmung in diesen Monaten bezeichnet, die vor al-lem durch die folgenden Ereignisse geprägt wurde:➞05.09.: Entführung von ArbeitgeberpräsidentSchleyer in Köln; seine vier Begleiter werden er-schossen. ➞13.10.: Entführung des Lufthansa-Jets „Landshut“von Palästinensern; das Flugzeug ist gefüllt mit deut-schen Mallorca-Urlaubern; die Entführer fordern dieFreilassung der RAF-Terroristen.➞18.10.: GSG-9-Kommando stürmt die „Landshut“in Mogadischu; alle Geiseln werden befreit; drei dervier Entführer getötet, zuvor hatten sie Flugkapitän

Jürgen Schumann ermordet.➞18.10.: „Todesnacht von Stammheim“: Nach demScheitern der Flugzeugentführung begehen Baader,Ensslin und Raspe in ihren Zellen Selbstmord; Irm-gard Möller überlebt ihren Suizidversuch schwerver-letzt.➞19.10.: Die Leiche Schleyers wird nach einemHinweis der RAF in Mülhausen im Kofferraum einesAutos gefunden; er wurde erschossen, nachdem klarwar, dass die Forderungen nicht erfüllt würden.

Ist die RAF heute noch aktiv?

Am 20. April 1998 ging bei der NachrichtenagenturReuters ein Schreiben der RAF ein, in dem sie ihreSelbstauflösung verkündete. Nach fast 28 Jahren Ter-ror sollte eines der düstersten Kapitel in der Ge-schichte Deutschlands endgültig abgeschlossen sein.

Margarita von Busch, Stufe 13

Kreationismus in den USAAngriff auf die aufgeklärte Welt

Scheinbar endlos zieht sich die Schlange der Tiereüber die Landschaft, darauf wartend, dass sie endlichan Bord dieses Schiffes können. An dessen Eingangsteht ein alter bärtiger Mann, vertieft in eine Perga-mentrolle: „Ziegen, zweites Deck, achte Kabinelinks, bitte“, als aus dem stürmischen, wolkenbe-deckten Himmel ein Vogel erscheint: „Du, ich wargerade in Amerika. Ich befürchte, dass wir Problemehaben werden, alle Tiere von dort unterzubringen, soviele sind es. Sie haben sich bereits auf den Weg ge-macht.“ „Das klappt schon. Wildschweine, erstesDeck, dritte Kabine von links“, erwidert der alteMann, während sich das hölzerne Boot weiter füllt.Als das Ende der Schlange für ihn ersichtlich wird,erreicht ihn ein weiterer Bote: „Noah, aus Australienkomme ich und ich muss dir sagen, das, was ich sah,wirst du nicht glauben. Tiere, halb Ente , halb Biberund riesige springende Kaninchen mit mächtigenBeinen und langem Schwanz, die ihre Kinder in ei-

nem Beutel am Bauch aufziehen, gibt es dort.“ „Nagut, sollensie kom-men. Wirlassen kei-nen zu-rück“, sagtder Kapi-tän. In die-sem Mo-ment er-scheinthinter denHügeln inder Ferneder Kopfeines ech-senartigenWesens.Immerweiterstreckt ersich demHimmelentgegen,bis sich dererschre-ckend lan-ge Hals endlich einem gigantischen Körper an-schließt. Begleitet wird diese Kreatur von riesigenLibellen, haarigen Elefanten und dutzenden anderer,

Bau der Arche. Einige Gelehrte änder-ten die Maße des Schiffes sogar so,dass auch neuentdeckte Landtiere da-rin Platz finden konnten.

fremdartiger Wesen. Dem alten Mann bleibt nichtsanderes übrig, als verwundert seinen Bart zu strei-cheln.

Die Arche Noah gilt heute als eine Geschichte, diejeder mithilfe seines Verstandes schnell als Mythosentlarven kann. Es bedarf keiner wissenschaftlichenAusbildung, um sich zu denken, dass alle uns be-kannten Tiere, die ja logischerweise Nachfahren desArche-Pärchens sein müssten, in keinem Schiff Platzfinden würden, erst Recht nicht in einem Schiff ausder Bronzezeit. Zudem ergibt sich auch die Frage,was denn mit den ganzen ausgestorbenen Tieren, Di-nosauriern, Mammuts usw. geschehen ist. Doch auchin der Geschichte der Arche Noah steckt ein kleinesKörnchen Wahrheit. Da es auffällig ist, dass in zahl-reichen Kulturen der Frühzeit von einer „großenFlut“ die Rede war, z. B. im sumerischen Gilga-mesch-Epos, sind Wissenschaftler der Frage nach derSintflut auf den Grund gegangen. Eine Hypothese,die zur Zeit überprüft wird, vermutet eine Landver-bindung zwischen Griechenland und der Türkei, die

das Schwarze Meer und das Mittelmeer voneinandergetrennt hat. Gestützt wird dies durch Bodenprobendes Schwarzen Meeres, die in ausreichender TiefeBodenschichten aufweisen, die eher typisch für dasFestland sind. Als die Landbrücke dann verschwand,soll es zu großen Überschwemmungen gekommensein. Aufgrund dessen lassen sich die Sintflutge-schichten wohl als Verarbeitung eines kollektivenTraumas deuten.

Wiederauferstehung der Arche in den Köpfen derKreationisten

Ginge es nach christlichen Fundamentalisten, sowäre die ganze Arbeit verschwendete Energie. Fürsie ist die Bibel die einzige Quelle wahrer Erkenntnisund ihre Berichte sind wörtlich zu nehmen. Es zeigtsich also auch im Christentum ein Fundamentalis-mus, der den meisten eigentlich eher vom Islam be-kannt ist. Eine Hochburg des christlichen Fundamen-

31

talismus sind, ironischerweise, die USA.Mehr als Homosexualität, Werteverfall in der Gesell-schaft, Abtreibung und andere Themen ist in denletzten Jahren besonders die Evolutionstheorie insVisier christlicher Fundamentalisten geraten. Kaumverwunderlich, besagt der Schöpfungsbericht docheindeutig, dass Gott erst alle Tiere und schließlichden Menschen, zuerst als Mann, dann mit einigerVerzögerung als Frau, als Meisterwerk geschaffenhat. Die Evolutionstheorie jedoch liefert einen Erklä-rungsansatz für die Entstehung des Lebens, der ohnegöttlichen Eingriff auskommt und den Menschen aufeine Stufe mit den Tieren setzt. Dass der Menschvom Affen abstammt, ist die größte Demütigungkirchlicher Ideologie nach der Etablierung des helio-zentrischen Weltbildes (Erde nicht Mittelpunkt desUniversums). Aus diesen Gründen haben es sich einige Glaubens-gruppen in den USA zur Aufgabe gemacht, gegen dieEvolutionstheorie zu kämpfen. Die Bewegung, dieihr Weltbild lediglich auf die Grundlage der Bibelund andere göttliche Texte stützt, nennt man Kreatio-nismus. Zusätzlich hierzu gibt es seit neuestem das„Intelligent Design“. Das Intelligent Design machtscheinbare Fehler in der Evolutionstheorie aus, umdiese als Beleg für einen „intelligenten Designer“ zusehen. Im Mittelpunkt dessen steht dabei das Argu-ment, die Evolutionstheorie wäre nicht vollständigbewiesen und sei eben nur eine „Theorie“. So kom-plexe Entwicklungen wie Augen, Flügel oder Gehir-ne können ihrer Ansicht nach nicht durch zufälligeVeränderungen im Erbgut entstanden sein, da z. B.„ein halber Flügel nicht fliegen kann“ und „ein hal-bes Auge nicht sieht“. Des Weiteren bedient sich das Intelligent Design bib-lischer Texte, was es eindeutig als religiös orientierteBewegung kennzeichnet. So wurde das Alter derErde auf höchstens 10000 Jahre festgelegt, die mei-sten Kreationisten rechnen mit 6000 Jahren. Rich-tungsweisend für diese Zahlen sind die Berechnun-gen eines englischen Bischofs, der im siebzehntenJahrhundert das Schöpfungsdatum auf den 23. Okto-ber 4004 v. Chr. festgelegt hat. Es wird deutlich, dassIntelligent Design keine Wissenschaft ist, da es er-stens voreingenommen argumentiert und sich zwei-tens auf nicht bewiesene bzw. kritisierte Quellen be-ruft.Gerne behauptet wird auch, die Evolutionstheorie seifür alles Böse in der Welt verantwortlich, da sie Ras-sismus, Egoismus und Gier nicht nur rechtfertige,sondern auch ausdrücklich fordere. Dass die Evoluti-onstheorie in der Vergangenheit oft missverstandenwurde, hat man oft genug erlebt. Die Prinzipien dernatürlichen Selektion wurden unverändert, nach will-kürlicher Festlegung von Reihenfolgen der Wertig-keit verschiedener Menschengruppen, auf die

Das Spaghetti-Monster bei der Erschaffung desMenschen. Eine Satire des modernen Kreationismusin Anlehnung an das Gemälde von Michelangelo.

Zeitgeschehen

32

menschliche Gesellschaft übertragen. Der Sozialdar-winismus ist eine fatale Missinterpretation wissen-schaftlicher Methoden und wissenschaftlichen Den-kens, wird jedoch von Kreationisten mit der Evoluti-onstheorie gleichgesetzt und dementsprechend beur-teilt.

Kampf um die Köpfe der Menschen

In den USA herrscht ein viel breiteres Spektrum anreligiösen Gruppen, als wir es in Europa gewohntsind. Die während der Reformation in Europa ent-standenen protestantischen Kirchen suchten oftmalsZuflucht im neuen Kontinent, wo sie sich frei entfal-ten konnten. Diese Vielfalt hat sich auch heute nochin vielen Regionen der Vereinigten Staaten erhalten.Besonders stark ausgeprägt ist religiöser Fundamen-talismus im Südosten der USA, einer Region, die tra-ditionell als „Bible Belt“, also als Bibel-Gürtel, be-zeichnet wird, analog beispielsweise zum „Sun Belt“oder dem „Cotton Belt“. Kansas liegt am Rande des Bible Belt. Der Bundes-staat hat als Erster beschlossen, neben der Evolu-tionstheorie an den Schulen auch das Intelligent De-sign zu unterrichten. Hierbei reagiert er auf die im-mense Öffentlichkeitsarbeit der Kreationisten. Da dieEvolutionstheorie ihres Erachtens nicht zu genügebewiesen ist, halten sie es für angebracht, den Schü-lern eine „alternative Theorie“ beizubringen. Die Ab-sicht dahinter ist klar: Man will sich der Gehirne derKinder bedienen, um diese leichter erreichbar für dieeigene Ideologie zu machen. Dieses Vorhaben trifftauf erschreckende Zustimmung in der Bevölkerung.55 % der Amerikaner befürworten, dass an öffentli-chen Schulen sowohl Evolution als auch Kreationis-mus und Intelligent Design unterrichtet werden, 23 % wollen die Schulen nur dem Kreationismusüberlassen. Erwähnenswert ist hier noch, dass George Bush dieZiele der Kreationisten unterstützt.

Das Erstarken des Kreationismus hat in den USA zueiner regen öffentlichen Diskussion geführt. DerStreit betrifft besonders Atheisten, welche sich nacheigenen Angaben in den Vereinigten Staaten alsRandgruppe sehen. Dieselbe Umfrage wie obenbrachte ans Licht, dass 40 Prozent der Amerikanerder Ansicht sind, dass Atheisten diejenigen sind, dienicht ihre Ansicht über die amerikanische Gesell-schaft teilen. 48 Prozent der Eltern würden es miss-billigen, wenn ihr Kind einen Atheisten heiratenwollte. Die Atheisten selbst ziehen nicht weniger hartmit den Religionen ins Gericht. Der britische Evolu-tionsbiologe Richard Dawkins hat letzten Herbst seinBuch „The God Delusion“ auf dem Markt gebracht,in dem er Religion als böse bezeichnet, da sie für das

meiste Elend in der Welt verantwortlich sei und Kin-der psychisch missleite. Weiter setzt er Religion mitwissenschaftlichem Analphabetismus gleich. Es zeigt sich, dass in den Augen der fundamentalisti-schen Christen Atheisten unmoralische, selbstsüchti-ge Menschen sind, während diese alle Christen alsverblendete Idioten betrachten. Kein guter Startpunktfür ein erfolgreiches Zusammenleben. Neben dieser Auseinandersetzung haben sich in denUSA als Reaktion auf das Intelligent Design satiri-sche Ideen gebildet. Führend ist hier das „FliegendeSpaghettimonster“. Das 2005 erfundene Wesen, das

ein fliegendes Spaghetti-Gericht mit zwei großenHackbällchen ist, wird von seinen Anhängern alsSchöpfer der Erde anerkannt und übt seine Herr-schaft überwiegend im Internet aus. Berühmt wurdees dadurch, dass in einem Brief an die Regierung ge-fordert wurde, die Lehre vom Spaghetti-Monster ne-ben der Evolution und dem Intelligent Design an denSchulen zu lehren, da sie als alternative Theorieebenso eine Berechtigung dazu habe. Eine weitereSpaßreligion ist das „Unintelligent Design“ oder „In-telligent Failing“, welches das Leben als eine Reihevon Irrtümern und Misserfolge sieht, was man z. B.daran erkennt, dass es 25 Elefantenarten gab, von de-nen heute jedoch nur noch zwei existieren.Doch auch Kreationisten machen sich moderne Me-dien zu Nutze. Die Seiten „Conservapedia“ und„CreationWiki“ stellen ihre Antwort auf die wissen-schaftlich geprägte Wikipedia dar. Auf den Seiten

Richard Dawkins ist Evolutionsbiologe und schärfs-ter Kritiker der Kirche in den USA. Sein Buch „TheGod Delusion“ heizte die Diskussionen in den USAweiter an.

Zeitg

esch

ehen

wird man Zeuge unfreiwilliger Komik. Gibt man bei-spielsweise „Dinosaurier“ ein, so findet man unteranderem folgendes: „Ausgebildete Wissenschaftlerberichteten davon, lebende Dinosaurier gesehen zuhaben.“ Oder: „Paare bestimmter Dinosaurier wur-den auf Noahs Arche mitgenommen, alle anderen er-tranken und bildeten Fossilien. Einige Nachfahrendieser Dinosaurier haben bis in die heutige Zeit über-lebt, obwohl keiner der sechs Milliarden Menschenje einen gesehen hat.“ Über das Schicksal des Dodos,das in einem anderen Artikel beschrieben wird, steht:„Der Dodo starb im späten sechzehnten Jahrhundertaus und Umweltschützer beschuldigen den Men-schen hierfür. Tatsächlich jedoch sind schon immerTierarten ohne Schuld des Menschen ausgestorben.Es ist offensichtlich, dass eine natürliche Katastrophedas Aussterben des Dodos bereits vor der Ankunftdes Menschen eingeleitet hat.“

Kreationismus – auch in Deutschland?

Zwar findet das Thema in der breiten Öffentlichkeitnoch kein Interesse, doch auch in Deutschland gibtes Kreationisten. Der Kasseler Professor Ulrich Kut-schera schätzt in einem Spiegel-Interview die Zahldeutscher Kreationisten auf die beachtliche Zahl von

33

1,3 Millionen. Zwar beschränkt sich Intelligent De-sign zur Zeit nur auf Privatschulen, doch die Vereini-gung „Wort und Wissen“ der deutschen Kreationis-ten ist bestrebt, ihr Lehrbuch „Evolution. Ein kriti-sches Lehrbuch“ auch in öffentlichen Schulen unter-zubringen. Als Argument dient wiederum die Unbe-weisbarkeit der Evolutionstheorie.

Im Vatikan begegnet man der Evolution gemäßigter.Johannes Paul II bezeichnete sie als ernst zu neh-mend, Benedikt XVI schließt sich dieser Ansicht an.Jedoch sieht die katholische Kirche die Evolutionals zielgerichteten Prozess an, der von Gott beein-flusst wird. Dem Menschen wird hierbei wieder eineSonderrolle zugesprochen. Gott hat sich demzufolgeeine Affenart ausgesucht und deren Evolution so ge-leitet, dass Menschen entstanden, die er dann mit ei-ner Seele ausgestattet hat. Dennoch will sich der Va-tikan nicht so richtig mit seiner nicht vorhanden Rol-le in dem modernen wissenschaftliche Weltbild zu-frieden geben, beklagte der Papst doch bei seinemletzten Besuch in Deutschland: „Seit der Aufklärunggibt es immer mehr die Bestrebung, die Welt ohneGott zu erklären.“

Christian Weiss, Abitur 2007

Interview mit Theo van DoornickDer Pastor der Heilig-Blut-Kirche über denKreationismus und das Verhältnis von Kircheund Wissenschaft

FATAL: In den USA gewinnen fundamentalistischechristliche Vereinigungen immer mehr Einfluss. EinTeil ihres Weltbildes ist die strikte Ablehnung derEvolutionstheorie und somit auch die Ablehnung auf-klärerischen Denkens. Was können Sie dazu sagen?

Doornick: Ich habe mich noch nicht sehr detailliertmit dem Kreationismus befasst, auf Grundlage des-sen, was ich jedoch bereits weiß, kann ich sagen,dass die Kreationisten es sich zu leicht machen. DieErkenntnisse der Biologie sowie der modernen Bi-belforschung weisen in eine ganz andere Richtung.Der Schöpfungsbericht gilt heutzutage für Bibelfor-scher ja nicht mehr als wörtlich zu nehmende Tatsa-che, also so eine Art Kochbuch für die Welt, sondernals ein literarischer, Auslegungen bedürfender Text.

FATAL: Finden Sie, dass sich Evolutionstheorie undKirche widersprechen?

Doornick: Nein, keinesfalls.Man kann auf den über vier-tausend Jahre alten Schöp-fungsbericht nicht als wissen-schaftliche Quelle zurück-greifen, da er gar keine biolo-gischen Aussagen macht. Erwill theologische Aussagenmachen, über das Schöpfender Welt, mit der Aussage„Gott hat es gut gemacht“. Der Schöpfungsprozess ist janoch nicht vorbei. Wir Men-schen schreiben ja an einerSchöpfungsgeschichte mit,oder eher an einer Zerstörungsgeschichte.

FATAL: Der Mensch stammt vom Affen ab. Senkt dasseinen Wert?

Doornick: Nein. Überhaupt nicht. Uns unterscheidetja von anderen Lebewesen, dass wir ein Bewusstseinhaben, dass wir wissen, wer wir sind.

FATAL: Was man bei Affen ja auch teilweise nach-weisen kann.

Theo van Doornickist Pastor der be-nachbarten Heilig-Blut-Kirche.

Zeitgeschehen

34

Doornick: Ja, ich wäre ein wenig vorsichtig mit derBehauptung, der Mensch sei die Krone der Schöp-fung. Er ist eher ein Mitgeschöpf und zusammensind wir der Aufgabe gestellt, unsere Schöpfung zugestalten und zu erhalten, insofern uns das gelingt.

FATAL: Ein beliebtes Argument von Kreationisten istes, die Evolutionstheorie für alles Böse auf der Weltverantwortlich zu machen, beispielsweise Rassismusoder Egoismus. Was halten Sie davon?

Doornick: Nein, das sind Erfindungen der Menschen.Für die Art, wie sie miteinander umgehen, nicht im-mer auf die beste Weise, sind sie alle selbst verant-wortlich.

FATAL: Bei seinem letzten Besuch in Deutschlandhielt der Papst eine Rede, aus der folgendes Zitatstammt: „Seit der Aufklärung arbeitet wenigstens einTeil der Wissenschaft emsig daran, eine Welterklä-rung zu finden, in der Gott überflüssig wird“. Stim-men Sie dem zu?

Doornick: Ich wäre betrübt, wenn dies der Fall sei,doch so viel ich weiß, arbeiten zahlreiche Wissen-

schaften und Wissenschaftler an der Welterklärungund nur wenige wollen die Religion außen vor las-sen. Einer meiner Berufskollegen ist Theologe undBiologe. Man sieht also, dass man sich nicht ganzder Religion verschließt.

FATAL: Was halten Sie von der Forderung, die Reli-gion sollte sich aus der Wissenschaft raus halten undsich auf Wohltätigkeit, Ethik und Philosophie be-schränken?

Doornick: Das fände ich zu wenig und zu einfach.Ich denke, dass auch aus den Geisteswissenschaften,sei es aus der Theologie oder der Philosophie, wich-tige Impulse kommen können und müssen. Jede Wis-senschaft sollte die anderen zur Kenntnis nehmenund sich mit ihnen auseinandersetzen. Man würdedem wissenschaftlichen Prozess Dynamik nehmen,verböte man der Theologie, sich in andere Wissen-schaften einzumischen.

FATAL: Herr van Doornick, wir bedanken uns fürIhre kurze Stellungnahme.

Christian Weiss, Abitur 2007

LadendiebstahlJugendliche auf Abwegen

Ladendiebstahl ist offenbar zu einer sehr verbreite-ten Freizeitaktivität bei den Jugendlichen geworden.Besonders die jüngere Generation gelangt dabei ammeisten in Versuchung, was eine Statistik des Bun-deskriminalamtes in Wiesbaden belegt.

Am häufigsten klauen die Jugendlichen zwischenvierzehn und sechzehn Jahren, wobei Jungen eherdazu bereit sind, die Finger lang zu machen, alsMädchen. Im Jahr 2006 waren in Bezug auf Laden-diebstahl 31 % der Tatverdächtigen Kinder und Ju-gendliche unter 18 Jahren. Erfasst wurden dabei347258 Fälle von Ladendiebstahl.Die tatsächliche Zahl der Ladendiebstähle liegt je-doch weitaus höher, so wird die Dunkelziffer (Zahlder nicht zur Anzeige gebrachten oder nicht entdeck-ten Diebstähle) auf bis zu 90 % der erfassten Deliktegeschätzt. Die Waren, die am meisten gestohlen wer-den, sind nicht mehr No-Name-Produkte, sondernvor allem Markenartikel. Dazu gehören Elektroarti-kel, Kosmetik, Lebensmittel und Ähnliches. Diesebefinden sich auf Kinderhöhe, was den Jugendlichen

ein leichtes Spiel bereitet. Sobald die Ware verstecktwird, z. B. in Taschen, Jacken usw., beginnt derDiebstahl, da der Ladenangestellte die Ware nichtmehr sehen kann. Wird der Diebstahl bemerkt undwehrt sich der Dieb körperlich, so kann der Geschä-digte bzw. Bestohlene ihn anzeigen, weil dies ein er-heblich kriminelles Verhalten ist.Zu den Gründen für immer häufiger begangene La-dendiebstähle zählen der Diebstahl als Mutprobeoder als Aufnahmeprüfung in eine Clique, derWunsch, Aufmerksamkeit zu erregen, aber vor allemdie Abenteuerlust und der Reiz, etwas Verbotenes zutun.

Geraten die Jugendlichen in die Fänge der Gesetzes-hüter, können sie jedoch erst ab ihrem 14. Lebens-jahr bestraft und strafrechtlich verfolgt werden, dasie nach dem Gesetz erst dann strafmündig sind. FürJugendliche unter vierzehn Jahren soll dies jedochkeineswegs ein Aufruf für ungestraftes Stehlen sein,denn auch für die jüngeren Jugendlichen kann diesernste Konsequenzen haben. Findet der Diebstahlbeispielsweise in der Schule statt, drohen Erzie-hungs- und Ordnungsmaßnahmen. Diese können biszum Schulverweis führen.

Claire Dohmen und Ann-Cathrin Dunkel, Klasse 9a

Zeitg

esch

ehen

Wahlen in den USADas Wahlsystem, die Kandidaten und die Medien

Nach acht Jahren an der Macht wird George W.Bush im Sommer 2008 abgewählt. Mögliche Nach-folger stehen schon seit längerem in den Startlö-chern. Neben Hillary Clinton hat Barack Obamagute Chancen, als Präsidentschaftskandidat der De-mokraten gegen Rudy Giuliani, den voraussichtli-chen Kandidaten der Republikaner, anzutreten. DieseAuseinandersetzung wird jedoch erst zum Ende desArtikels in den Vordergrund rücken, zunächst solldas Wahlsystem der USA näher erläutert werden.

Das Wahlsystem

In Amerika finden die Wahlen seit zweihundert Jah-ren nach dem Mehrheitsprinzip statt. Das Land ist inviele Bundesstaten unterteilt, von denen jedes einebestimmte Anzahl, die von der Einwohnerzahl desBundesstaates abhängt, an Wahlmännerpositionenbesitzt.Wahlmänner sind politische Vertreter, die von allenParteien vorgeschlagen werden und die, sollten siegewählt werden, ihre Stimmen für den entsprechen-den Kandidaten ihrer Partei abgeben. Demokratenund Republikaner stellen für jedes Bundesland je-weils eine adäquate Anzahl zur Wahl. Der Bürgerentscheidet schlussendlich, ob er z. B. dem republi-kanischen oder dem demokratischen Wahlmann sei-ne Stimme gibt. Dieser Wahlmann hat wiederumauch eine Stimme, die er benutzt, um den jeweiligenPräsidentschaftskandidaten zu wählen. Um Präsidentder Vereinigten Staaten zu werden, reicht es im Fol-genden aus, eine einfache Mehrheit der Stimmen derWahlmänner zu besitzen. Dieses Wahlsystem birgt die Gefahr, dass nicht derKandidat mit den meisten Stimmen, sondern derKandidat mit den meisten Wahlmännerstimmen ge-winnt. Wenn Kandidat A in Bundesstaat A, das viele Wahl-männerstimmen hat, 51 % der Stimmen bekommt,und Kandidat B 49% der Stimmen bekommt, so be-kommt Kandidat A alle Wahlmännerstimmen. InBundesstaat B erhält Kandidat B jedoch 100 % der Stimmen und somit ebenfalls Wahlmännerstimmen.Da es aber im ersten Bundesland eine Wahlmänner-stimme mehr zu vergeben gab, hat der erste Kandidatgewonnen, obwohl er insgesamt viel weniger Stim-men hat. Dieser Umstand ist zuletzt bei der Chaoswahl imJahre 2000 eingetreten, in der Bush, obwohl Al Gore,sein Kontrahent, mehr Gesamt-, jedoch wenigerWahlmännerstimmen hatte, zum Präsidenten gewählt

35

worden ist. In diesem Wahlsystem haben sich zwei Parteiendurchgesetzt. Die Republikaner vertreten mehr die Interessen derWirtschaft, treten für den freien Markt und wenigerfür den Ausbau eines Wohlfahrtsstaates ein. Zu ihrenWählern gehören die Angehörigen des Mittelstandes,besonders die der weißen Bevölkerung. Die Demokraten sind eher die Vertreter der Ärmerenund der Minderheiten und treten deshalb öfter für so-ziale Forderungen ein. Ihre Wähler finden sich unterder ärmeren Bevölkerungsschicht.

Die Kandidaten

Hillary Clinton (Demokraten)Hillary Clinton war bereits von 1992-2000 im wei-ßen Haus, jedoch nicht als Präsidentin, sondern als

First Lady. IhrMann, Bill Clin-ton, schied 2000nach zweimali-ger Amtszeit au-tomatisch aus,wie es die ame-rikanische Ver-fassung vorsieht. Die 59-JährigeSenatorin desBundesstaatesNew York ist dieFavoriten in derinnerparteilichenAuseinanderset-zung mit BarackObama. Obwohlsie als macht-

hungrig und berechnend gilt, ihr Auftreten als kaltund konstruiert empfunden wird und ihr der Charmeeines „Medienkanzlers” Gerhard Schröders fehlt, hatsie voraussichtlich die größten Chancen, Kandidatinund Präsidentin zu werden, da sie ein großes Netz-werk an politischen und wirtschaftlichen Unterstüt-zern hinter sich weiß. Dieses Netzwerk garantiert ihreine große finanzielle Sicherheit, welche im ameri-kanischen Wahlkampf von herausragender Bedeu-tung ist. Allein ihre Spenderdatei umfasst schät-zungsweise 250000 Namen. Kritiker bemängeln ihreanfängliche Befürwortung des Irakkriegs, für die siesich nie öffentlich entschuldigt hat. Sie wäre die er-ste Präsidentschaftskandidatin einer amerikanischenPartei und die erste Präsidentin der Vereinigten Staa-ten von Amerika.

Barack Obama (Demokraten)Barack Obama, Senator von Illinois, könnte wie Hil-

Zeitgeschehen

Hillary Clinton, Senatorin desBundesstaates New York

lary Clinton ein Novum herbeiführen. Er wäre der er-ste farbige Präsident der USA. Zu seiner Wähler-schaft zählen besonders die jungen Amerikaner, diesich mit dem „Vom Tellerwäscher zum Millionär”-Image Obamas, einem Einwanderer, der möglicher-weise zum Präsidenten wird, identifizieren. Im Ge-gensatz zu Hillary Clinton hat er den Irakkrieg vonAnfang an abgelehnt. Zudem gilt er als aktiverChrist, was im konservativen und christlichen Ame-rika sehr befürwortet wird. Er lehnt z. B. die Schwu-lenehe und das Abtreibungsrecht strikt ab. Kritikerweisen fortwährend auf den Mangel an Senatserfah-rung hin, denn Obama ist lediglich seit zwei Jahrenim Senat tätig.

Rudy Giuliani (Republikaner)Rudy Giuliani, der ehemalige Bügermeister NewYorks, ist der Öffentlichkeit besonders durch dasKrisenmanagement des 11. Septembers 2001 in Erin-nerung geblieben. Sein Verhalten nach den Anschlä-gen wird als ruhig und erfolgreich charakterisiert.Besonders deutlich wird dies durch die Nominierungals „Person of the year 2001” des „Time”-Magazins.Hingegen werfen ihm seine Kritiker vor, dass er dieUSA zu einem Polizeistaat machen würde. Sie be-gründen dies mit der Erhöhung des Polizeiaufkom-mens in New York und der größeren Gewaltbereit-schaft der Gesetzeshüter in seiner Amtszeit. Es mussjedoch erwähnt werden, dass die Kriminalitätsrateum 60 % zurückging. In der Kritik steht zudem seineliberale Position zu Themen wie der Schwulenehe.

Die Medien

Der amerikanische Wahlkampf wird fast ausschließ-lich über die Medien ausgetragen. Neben aufwändi-gen Werbespots zur besten Sendezeit und TV-Duel-len spielen die Zeitungen eine tragende Rolle. Da-rüber hinaus schwingt sich das Internet auf zu einemdritten bedeutenden Austragungsort des Wahlkampfs.Aufwändig gestaltete Homepages und zahlreicheBlogs, in denen sich Stars aus Film, Fernsehen, Sport

und Musik positiv über ihren Favoriten und negativüber seinen Kontrahenten äußern, gehören mittler-weile zum Standardrepertoire. Zu einem vollständi-gen Wahlkampfteam gehören zudem so genannte„Spin Doctors”. Diese Medienberater inszenieren je-den Schritt des Kandidaten und überwachen seineDarstellung in den Medien. Für sie gilt es, ihremKandidaten so viel Medienaufmerksamkeit wie mög-lich zu verschaffen. Die Kosten des Wahlkampfessollen 2008 zum ersten Mal die Grenze von einerMilliarde US-$ durchbrechen. Grundsätzlich gilt dieFormel „je mehr Geld, desto größer die Chancen”, daman proportional zum Geld mehr Aufmerksamkeiterlangen kann. Um an das nötige Kleingeld zu kom-men, hat sich, wie bereits erwähnt, Hillary Clintonein Finanznetzwerk aufgebaut, von dem sie außeror-dentlich profitiert. Eine andere beliebte Methodesind „Fundraising Dinners”. Solche Veranstaltungenfinden in großen Räumen, z. B. Turnhallen mit10.000 Sitzplätzen, statt. Je näher man an dem Präsi-dentschaftskandidaten sitzt, desto höheren Eintrittmuss man bezahlen. Solche Abendessen sind natur-gemäß sehr umstritten, da sich vermuten lässt, dassmit der Buchung eines attraktiven, aber teuren Plat-zes in der Nähe der Kandidatin auch eine Einfluss-nahme auf ihre Politik einhergeht. John F. Kerry, derdamalige Kontrahent von George W. Bush, hat 2004allein durch zwanzig solcher Dinner 105 MillionenDollar an Spenden einstreichen können. Neben den Austragungsorten und den Finanzen istauch die Methodik interessant. Erst kürzlich kursier-te im Internet ein Video von Hillary Clinton, in demsie als totalitäre Zukunftsvisionärin aus Orwells„1984” dargestellt wird. Prompt erschien das gleicheVideo, jedoch spielte die Hauptrolle nunmehr BarackObama. Das ist nur ein kurzer, aber jedoch deutlicherEinblick in die Gestaltung des Wahlkampfes derKandidaten und Verteidiger. Es ist zu erwarten, dassnoch einiges an schmutziger Wäsche im Verlauf desWahlkampfs gewaschen werden wird.

Stephan Brüggemann, Abitur 2007

Zeitg

esch

ehen

Sollten Geschäfte auch am Sonntag geöffnet werden?

Heiß diskutiert und debattiert wird momentan dieStreitfrage: „Sollten Geschäfte auch am Sonntag ge-öffnet werden?“

Befürworter weisen darauf hin, dass Tankstellen,Bahnhöfen und Flughäfen ohnehin kein Laden-schluss verordnet werden kann und diese durch über-teuerte Verkaufsartikel die Kunden schamlos ausbeu-ten, welche dennoch den Rund-um-die-Uhr-Servicezu schätzen wissen. Ein Café bietet bei Wartezeitenin der Nacht in einem Bahnhof einen willkommenenAufenthaltsort. Um jedoch den überzogenen PreisenEinhalt zu gebieten, fordern die Befürworter gleichesRecht für alle und somit liberalere Öffnungszeitenfür alle Geschäfte. Dies beinhaltet hauptsächlich dieGeschäftsöffnung an Sonntagen.Allerdings muss man bedenken, dass solche Läden,wie man sie in Bahnhöfen, Flughäfen etc. findet, sichnur durch ihre durchgängigen Öffnungszeiten gegen-über Großkonzernen behaupten können. Sie würdenbei einer Änderung des Ladenschlussgesetzes zu-grunde gehen.Des Weiteren kann man für die Proseite das Argu-ment anführen, dass für viele Berufstätige der Sonn-tag der einzige Tag ist, an dem die Zeit zu einemEinkaufsbummel oder Lebensmittelkauf da ist.An dieser Stelle kann man sich natürlich fragen, wielange das noch so bleiben würde und wie bald Unter-nehmen auch ihre Arbeitszeiten auf den Sonntag aus-dehnen würden …Solange dies jedoch nicht der Fall ist, wird sich wohlnoch eine sich schiebende und drängende Menschen-masse an verkaufsoffenen Sonntagen beobachten las-sen. Die Befürworter bauen darauf, dass sich dasPhänomen der Einkaufsstraßenverstopfung Sonntagfür Sonntag wiederholen würde, was eine deutlicheGewinnsteigerung bringen würde.Anzuführen ist hier die große Shoppingfreude, dieviele dazu veranlasst, tief ins Portemonnaie zu grei-fen, um die Rechnungen ihrer Lust- und Erlebnisein-käufe zu begleichen.Doch ein Mensch kann nicht mehr ausgeben, als erhat. Vielen fehlt in der heutigen Gesellschaft dasGeld, um sich kopflos und ohne Bedenken ins Ein-kaufsfieber hineinsteigern zu können. Somit vertei-len sich die Konsumenten nur auf einen größerenZeitraum, ohne jedoch öfter einkaufen zu gehen.Dies belegen zahlreiche Studien, die bewiesen, dassUnternehmen, in diesem Fall Supermärkte, trotz ver-längerter Einkaufszeiten bis 20 Uhr keinen größerenGewinn verbuchen können.

Zeitgeschehen

37

Das oftmals vorgebrachte Argument der Schaffungvon mehr Arbeitsplätzen wurde von der Industrie-und Handelskammer gnadenlos entkräftet: „Da lügtman das Blaue vom Himmel runter“, heißt es bei derIHK. „Die großen Läden setzen in der Regel ihrStammpersonal mit Extrabezahlung ein, nur die eineoder andere Teilzeitkraft wird vielleicht zusätzlicheingestellt.“ Eine klare Aussage, an die sich die Fra-

ge anschließt, welche Auswirkungen die Änderungder Arbeitszeiten auf die Angestellten hätte. Durchden Wegfall des Wochenendes fehlen die Motivationund das Ziel, auf das sich viele nach einer anstren-genden Woche freuen. Dies führt unweigerlich zuÜberlastung, Demotivation und Stress, der sich, wieallgemein bekannt und auch medizinisch erwiesen,negativ auf die Gesundheit auswirkt. Das liest manständig z. B. in Apothekenzeitschriften. Die Demoti-vation macht sich auch dem Kunden bemerkbar, inForm der von den Verkäufern/Verkäuferinnen vorge-brachten Unfreundlichkeit und Gleichgültigkeit. In-dividuelle freundliche Beratung gibt es kaum noch,was wiederum zur Unzufriedenheit der Kundenführt.Ein weiteres schlagkräftiges Argument gegen Ge-schäftsöffnungszeiten am Sonntag beinhaltet dasWörtchen „Familie“. Die Familien der an SonntagenArbeitenden bleiben völlig auf der Strecke. Laut ei-ner Umfrage von UNICEF beschweren sich vieleKinder über mangelnde Aufmerksamkeit elterlicher-seits. Das Wochenende bietet die einzige Gelegenheitfamiliären Beisammenseins, da unter der Woche dieKinder die Schule bzw. den Kindergarten besuchen. Das Wochenende ist auch für die Psyche des Men-schen wichtig, da er ohne eine Pause zum Entspan-nen und Seele baumeln lassen in absehbarer einenNervenzusammenbruch erleiden würde. Der Sonntag ist ein Ruhetag seit jeher und sollte de-

Geteiltes Bild: Die Hälfte der von uns befragtenDinslakener Ladeninhaber würde einen verkaufsoffe-nen Sonntag begrüßen.

38

TeuroDie gefühlte Preisverdoppelung

Jeder kennt die deutsche Volksweisheit „Das ist sosicher wie das Amen in der Kirche“. Noch sichererist allerdings das regelmäßige Stöhnen und Beschwe-ren der Deutschen über die gestiegenen Preise. DieEinführung des „Teuro“, das Wort des Jahres 2002,hat, da sind sich alle sicher, nicht nur eine aufregen-de Umtauschaktion, sondern auch ein neues Zeichenhinter der gleich gebliebenen Ziffer gebracht. Fort-während werden Stimmen laut, die „Früher war al-les besser“ propagieren und eine Rückkehr zur Deut-schen Mark fordern.

Die veröffentlichten Statistiken des statistischenBundesamtes widersprechen dieser Einschätzung desVolks jedoch. So sind die Preise nicht mehr um 4,3 % angestiegen, wie es zu DM-Zeiten war, son-dern nur noch um 3,3 % in zweieinhalb Jahren. Die-

se Teuerungsrate wird berechnet aus den Preisen füralltägliche Bedürfnisse, wie zum Beispiel

- Nahrungsmittel, alkoholfreie/alkoholische Getränke - Tabakwaren- Bekleidung, Schuhe - Wohnung, Wasser, Gas, Brennstoffe - andere Waren und Dienstleistungen - Freizeit, Kultur, Unterhaltung.

Das Bundesamt bestätigt, dass der Preisanstieg imGegensatz zu DM-Zeiten geringer ist.

Otto Normalverbraucher achtet jedoch vorrangig aufdie für ihn wichtigen Aspekte. Während er sich überdie Preise in den Gaststätten schwarz ärgert, bemerkter nicht, dass er beim Einkauf im Supermarkt einigesgespart hat. Hieraus ergibt sich schlussendlich einPreissteigerungsgefühl, was in Wahrheit allerdingskeine Grundlage besitzt. Als Schüler muss man diese Entwicklung differen-ziert betrachten, da man nicht in allen Bereichen ver-

mentsprechend eingehalten werden, besonders derFamilien wegen, denn auch in der Bibel steht: „UndGott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für hei-

lig.“

Corinna Hermey, Stufe 12

treten ist. Damit ist gemeint, dass ein Schüler wenigGeld für Brot, Milch und Gemüse, hingegen aberüberdurchschnittlich viel für Gaststättenbesuche, Be-kleidung und eventuell Tabakwaren ausgibt. Dadurcherfasst ihn die Preissteigerung enorm. Die Euroein-führung hat die Preise in wesentlichen Bereichen ei-nes Schülers verteuert. Die Cola in der Kneipe kostet R

ubrik

nicht mehr 2,20 DM, sondern 1,90 €, die Kinokarteam Samstag kostet nicht mehr 8 DM, sondern 7 €,die Shisha kostet nicht mehr 8 DM, sondern 5 €, ...Allein die Eltern können ihr Kind durch Taschen-gelderhöhungen aus dieser prekären Lage befreien.

Stephan Brüggemann, Abitur 2007

Port

rait

40

Die unvergessenen Geschichten derAstrid LindgrenDas FATAL-Portrait zum 100. Geburtstagder berühmtesten Kinderbuchautorin des 20. Jahrhunderts

Wer kennt sie nicht, die Helden unserer Kindheit:Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, KalleBlomquist, die Kinder aus Bullerbü, Karlsson vomDach, Lotta und andere Kinder aus der Krachma-cherstraße, Madita, die Brüder Löwenherz und Ron-ja Räubertochter. All diese Charaktere und ihre ein-zigartigen Abenteuer entstanden einst im Kopf vonAstrid Lindgren, die dieses Jahr am 14. Novemberihren 100. Geburtstag feiern würde. Für die Schwe-den ein Nationalfeiertag.

Astrid Anna Emilia Ericsson wird am 14. November1907 in Vimmerby, in Südschweden, genauer in derProvinz Smaland (genau, das Smaland, wo wir beiIKEA immer den kleinen Bruder oder die kleineSchwester abgeben) geboren. Ihre Eltern vereint eineungewöhnliche, lebenslange Liebesgeschichte.Astrids Vater Samuel August Ericsson verliebt sichbereits mit dreizehn Jahren in die damals neunjährigeHanna Jonsson. Aus der glücklichen Ehe gehen vierKinder hervor. Gunnar, Astrids älterer Bruder, Astridselbst und ihre beiden jüngeren Schwestern Stinaund Ingegerd. Astrid Lindgren beschreibt ihre Kind-heit stets als besonders glücklich, eine Kindheit vol-ler Liebe und Geborgenheit, die wahrscheinlich denGrundstein für Lindgrens herzerfüllende Kinderge-schichten gelegt hat. Nach ihrem Realschulabschluss arbeitet Lindgren alsVolontärin (Auszubildende/r bei einer Tageszeitung/Zeitschrift, etc.) bei der Lokalzeitung von Vimmerby.Mit achtzehn wird sie vom Chefredakteur schwan-ger, etwas, das bei ledigen Frauen damals ungern ge-sehen wurde ist und für viel Gesprächstoff gesorgthaben muss. Sie weigert sich jedoch, ihn zu heiraten,und zieht nach Stockholm, um dort eine Ausbildungals Sekretärin zu machen. 1926 kommt so ihr erstesKind Lars zur Welt. Da Lindgren nicht gleichzeitigarbeiten und ein Kind großziehen kann, gibt sie Larsin eine Pflegefamilie. Im Jahr 1927 bekommt sie mitihrer Bewerbung „Nehmen Sie mich! Ich bin sehrreif für eine Neunzehnjährige!“ eine feste Stelle in

Stockholm in der schwedischen Buchhandelszentra-le. Ein Jahr später wird sie dann Sekretärin im „Kö-niglichen Automobil-Club“, wo sie auch ihren Ehe-mann, Sture Lindgren kennen lernt. Die beiden hei-raten 1931 und ziehen mit Lars, der zwei Jahre vor-her wieder zu Lindgren kam, weil seine Pflegemuttererkrankt war, zusammen nach Stockholm. Im Jahre1934 kommt Lindgrens zweites Kind Karin zur Welt. Mit Karin beginnt indirekt ein neuer Lebensabschnittder schwedischen Schriftstellerin, denn für sie erfin-det Lindgren im Winter 1941die Geschichten überPippi Langstrumpf, dessen Namen sich Karin selbstausgedacht hat. Erst 1944, als sie mit einem Bein-bruch im Bett liegen muss, schreibt Lindgren die Ge-schichten nieder und beschließt, ihrer Tochter zumzehnten Geburtstag ein Manuskript von der verrück-

ten kleinen Seemannstochter zu schenken. Gleichzei-tig schickt sie jedoch auch eine Kopie des Manu-skripts an einen schwedischen Buchverlag, der die-ses jedoch ablehnt, worauf der Verlagschef später ge-antwortet haben soll: „Ich hatte selbst Kinder undstellte mir voller Entsetzen vor, was passieren würde,wenn sie sich dieses Mädchen zum Vorbild nähmen.“Für alle, die Pippi nicht kennen sollten: PippilottaViktualia Rollgardina Pfefferminza EfraimstochterLangstrumpf ist ein aufgewecktes neunjähriges Mäd-chen mit roten Haaren und vielen Sommersprossen,das allein in ihrem Haus, der Villa Kunterbunt, mitihrem Pferd „kleiner Onkel“ und ihrem Äffchen„Herr Nilsson“ lebt, und sie ist so stark, dass sieselbst ihr Pferd hoch heben kann und alle bösenMänner Angst vor ihr haben. Nun, man kann denVerlagschef schon verstehen. „Der Name war halt soverrückt, dass die Geschichte dementsprechend wur-de“, sagte Astrid Lindgren selbst über ihr Buch.Bei ihrem zweiten Versuch, das Manuskript zu veröf-fentlichen, diesmal bei einem anderen Verlag, demVerlag Rabén & Sjögern, hat Lindgren schließlich

Es gibt sie wirklich: die berühmte „Villa Kunter-bunt“

Portrait

41

Erfolg und die kleine Pippi erobert im Nu die Herzenihrer schwedischen Leser, 1949 sogar schon die vonuns Deutschen. Im Jahre 1947 bekommt Astrid sozu-sagen eine Festanstellung als Verlagslektorin, verant-wortlich für die Kinderbuchabteilung bei Rabén &

Sjögren. In den nächsten Jahren wird sie viele ihrerberühmten Kinderbücher veröffentlichen.Bereits 1952 stirbt ihr Mann Sture, 1969 sind auchihre Eltern verschieden. Astrid sammelt Notizen undalte Liebesbriefe von ihrem Vater und beginnt dieLiebesgeschichte ihrer Eltern aufzuschreiben, um de-ren Tod zu verarbeiten. 1973 veröffentlicht sie dannauch „Die Brüder Löwenherz“, ein Buch, das auf-grund seiner Thematik schnell ins Kreuzfeuer derKritik gerät. Es handelt von den beiden Brüdern Karlund Jonathan, von denen Karl sehr krank ist und baldsterben muss. Jonathan erzählt Karl jedoch immervom Land Nangijala, das nach dem Tod kommt undnimmt Karl so die Angst. Als das Haus, in dem diebeiden wohnen, nachts anfängt zu brennen, springtJonathan mit seinem Bruder aus dem Fenster, um ihnzu retten, und stirbt dabei selbst. Wenig später stirbtauch Karl und folgt seinem Bruder nach Nangijala,wo die beiden Brüder aufregende Abenteuer erleben.So wurde über das Buch auf der einen Seite gesagt,dass es den Tod als Lösung aller Probleme darstelleund es so etwas in einem Kinderbuch nicht gebendürfe, auf der anderen Seite kritisierte man es, weiles den Tod verharmlose. Lindgren selbst beteuerte,das Buch sei für sie ein Trostbuch gewesen, nachdemsie ihre Eltern verloren hatte. 1965 wird die Erfolgsautorin mit dem SchwedischenStaatspreis für Literatur ausgezeichnet. Aber Lind-gren hat auch noch andere Interessen: Sie setzt sichfür die Menschenrechte, besonders die der Kinder,und den Tierschutz ein, sowie für weniger Gewaltunter Kindern und Jugendlichen. 1997 feiern die Schweden ihren 90. Geburtstag wieeinen Nationalfeiertag. Astrid wird zur „Schwedindes Jahres“ und zur „Schwedin des Jahrhunderts“ ge-

wählt. Daraufhin sagte sie im Fernsehen: „Ich glau-be, ihr habt etwas vergessen. Und zwar, dass ich einalter Mensch bin, taub und halbblind und fast ver-rückt. Und den habt ihr zur Schwedin des Jahres ge-macht! Verbreitet das bloß nicht, sonst glauben dienoch, ganz Schweden ist so ...„ Am 25. Januar 2002 stirbt die 95-jährige AstridLindgren dann in Stockholm an einer Virusinfektion. Wer ihre Bücher kennt und aufmerksam gelesen hat,weiß, was für eine wunderbare Frau Astrid Lindgrenwar, eine Frau, die es trotz ihres hohen Alters nieverlernt hatte, die Welt durch Kinderaugen zu be-trachten. Während ihrer Bemühungen um einen ge-waltfreieren Umgang soll sie einmal einen noch sehrjungen Skinhead mit den Worten „Versprich mir,dass du mit diesen Skinheadereien Schluss machst,sonst kann ich dich gar nicht mehr so lieb haben“ zurVernunft gebracht haben. Diese Gutmütigkeit undgleichzeitig bestechende Naivität findet man heutenirgendwo. Heute werden Kinder und Jugendliche

von Psychologen auf den Kopf gestellt, analysiert,katalogisiert und irgendwo in der Wüste in ein Erzie-hungscamp gesteckt… An das Gute in ihnen glaubtniemand mehr. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass niemand mehrAstrid Lindgrens Geschichten seinen Kindern vor-liest, sondern sie stattdessen lieber vor den Fernsehersetzt. Ich jedenfalls finde, wir brauchen mehr davon,mehr von diesen Geschichten, dieser Natürlichkeitverbunden mit außerordentlich viel Phantasie, mehrvon dieser beschützten Kindheit, die sich in vielenBüchern widerspiegelt. Auch wenn es naiv klingt.

(Quellen: Wikipedia, www.astridlindgren.de)

Jana Grohnert, Abitur 2007

Astrid Lindgren

Pippilotta Viktualia [...] und Herr Nilsson

Frem

dspr

ache

n

42

Vasistas?

Während immer wieder der „Verfall der deutschenSprache“ beklagt wird, weil immer mehr englischeWörter Einzug in diese erhalten, wird auf der ganzenWelt deutsch gesprochen - wir wissen es nur nicht!Dass der Engländer seine children in den kindergar-ten schickt und auf der ganzen Welt Schnitzel geges-sen werden, ist uns ja bekannt. Von der „Auswande-rung“ vieler anderer Begriffe wissen wir aber nichtsund sind umso überraschter, wenn wir zum Beispielim Französisch-Wörterbuch das Wort le vasistas fin-den. Was ist das? Ein Guckfenster oder Oberlicht.Die Ähnlichkeit zu der deutschen Frage ist kein Zu-fall, le vasistas kommt tatsächlich aus dem Deut-schen. Ungewöhnliche Wörter an ungewöhnlichenStellen – welcher Deutsche erwartet schon, in der

Zagreber Umgangssprache auf eine vešmašina(Waschmaschine) oder einen rajsfešlus (Reißver-schluss) zu stoßen?! Für ähnliche Verwirrung dürftendie Wörter Besserwisser im Norwegischen, Schaden-freude im Niederländischen oder Isolierband imNeuhebräischen sorgen... Außerdem führen englischeBergsteiger immer wieder das abseiling durch.Manche ausgewanderte Begriffe werden auch andersbenutzt als im Deutschen: So bezeichnet zum Bei-spiel blitz in Portugal eine Verkehrskontrolle. DasWort frajer im Kroatischen bedeutet zurückübersetztins Deutsche „gut aussehender junger Mann“.Auch sehr nett sind „halbübernommene“ Wörter; dieenglischsprachige „Newsweek“ schrieb über ein su-perheiss German model oder über gummibears.Weiterhin gibt es auch Wörter, die über das österrei-chische Deutsch zum Beispiel ins Rumänische ge-wandert sind, wie es der Fall bei helfgott ist. DieserAusdruck wird in Österreich und in Rumänien be-

The Bracelet, the Statue And theMatch

Once upon a time there were a bracelet and a statuelying on a table in the living room of a small housein a vast forest. As time passed, the statue started a conversation, "Well, as you ought to know, I'm the very valueablestatue, a treasure to Sir Moony, made from maha-gony by an old tribe of indians in the rainforests ofsouth america." "Oh, how not very impressive. I am Lady Moony'sfavourite piece of jewellery and as you can see, I amquite valuable myself. I was designed by the world'sbest and most popular designer, I consist of puregold and 3 flawless 5-carat diamonds.", the braceletresponded, "Whoever wears me will shine like I shi-ne myself, she will be adored and begrudged byanyone." The statue countered, "You think you're kind of special, don't you? Then li-sten to what I tell you! I can make rooms appear ex-clusive and noble, even if there's nothing but me andthe bare walls. Anyone who looks at me is amazedby my appearance its ultimate perfection. By the way

I was owned by the king's family until half a yearago honourable Sir Mooney bought it from him.""That's something outstanding in your opinion?Among my reputable owners were only the most be-autiful ladies ever to be seen on the earth's surface.Furthermore I have seen every single palace in thewhole wide world.""You see, I have already been to any place in theworld one can imagine and, in addition..."The discussion went on like this for a while, the bra-celet and the statue both trying to outdo each other.After some time Lady Moony entered the room hol-ding a candle in her hand they were interrupted by amatch which had listened to them."Could you two conduct your conversation in a lo-wer voice, please? I'd really appreciate being able torelax and enjoy the few moments remaining for me-""How do you dare disturbing our interlocution?!?",the statue shouted at it and the bracelet joined in"Who do you think you are? Don't you talk to us youfilthy, peddling thing! Do you think you could evermatch with us? You, you - whatsoever!""Maybe", the match replied, "I am not approachinglyas valueable or beautiful as you. I haven't beenowned by any important person yet and I didn't getthe chance to gain the all the experiences you've got,but I, at least, am of real use to my owner."And just as it had said its last words it was grabbedand lit by Lady Moony and the warmth and bright-ness of its flame pervaded the whole room as well asthe hearts of everyone in it.

Margarita von Busch, Stufe 13

nutzt, wenn jemand geniest hat und man in Deutsch-land „Gesundheit“ sagen würde.Manchmal ist es nicht mehr nachzuvollziehen, woWörter herkommen. Auch sind die Gründe für dieAuswanderung mancher Begriffe schleierhaft. Inmanchen Bereichen gibt es aber auch logische Erklä-rungen. Fachbegriffe aus Sport, Automobilindustrie,Bergbau, Militär, Jagd oder interessanterweise Hun-dezucht haben in fremden Sprachen häufig deutscheWurzeln. Dies liegt zumindest teilweise an der Ent-wicklung der deutschen Kultur und ihrem „Export“.Besonders im Bereich Militär und Krieg zeigt diesallerdings ein schlimmes Kapitel deutschen Einflus-ses: In sehr vielen Sprachen wird die Bedeutung vonFührer, Front, Bunker oder Blitzkrieg verstanden.Auffällig viele deutsche Begriffe aus der Automobil-industrie begegnen einem in fremden Sprachen: rik-verc (Rückwärtsgang) und auspuh (Auspuff) imKroatischen und Ungarischen, Zwischengas und Wi-scher (Scheibenwischer) im Neuhebräischen, front-scheibnitza (Autofrontscheibe) im Kroatischen, au-tobān im Japanischen; oder auch sehr schön: şipidakist Türkisch und heißt „Schiebedach“.Verständlich sind auch Begriffe wie Neander valley

Fremdsprachen

43

im Englischen, obwohl das etwas merkwürdigklingt... Auch die Namen zahlreicher Hunderassenwurden übernommen, man braucht sich also nicht zuwundern, in aller Welt teckel, risenschnauzer oderdachshund zu begegnen.Wohl über die Seefahrt sind die Namen aller Wind-richtungen aus Deutschland nach Russland gekom-men: Dort sagt man Osten, Westen, Norden, Südenund bildet entsprechend auch Kombinationen: NO,SSW usw. Im Russischen sagt man übrigens auchBüstgal'ter, wenn man im Deutschen vom BHspricht. Die Längen der Listen von Germanismen infremden Sprachen, die zum Beispiel im Internet zufinden sind, überraschen. Manche Übersetzungen,die man dort liest, erscheinen unglaublich und sindtrotzdem in verschiedenen unabhängigen Quellen zufinden. Auf diese Quellen habe ich mich beimSchreiben dieses Artikels verlassen, da ich die ge-nannten Sprachen leider nicht alle beherrsche... Werneugierig auf weitere ausgewanderte Wörter gewor-den ist, findet diese im Internet oder in Büchern zumThema.

Lisa Dierksmeier, Stufe 13

Tapas

Todos los países europeos tienen una especialidad ensu menú que ya es conocida en todo el mundo. Losalemanes son famosos por su cerveza. Los francesesson orgullosos de su selección de queso. Los inglesestienen « fish & chips ». Y los españoles? Si vas a unbar en el sur de España y pides una bebida, el cama-rero va a preguntarte: « ¿Y tapas? » ¿Qué son tapas? Pues, por un lado una tapa es sola-mente un aperitivo o un piscolabis que se sirve en losbares españoles con la bebida. Pueden ser, simple-mente, aceitunas o patatas fritas, pero también pancon tomate, pan blanco con queso o chorizo, o talvez roscos con queso y jamón, que resemblan a los“bagels” americanos. No importa de qué forma lostapas te sean servidas – te gustan. Y lo mejor es queen el sur de España, en las provincias andaluzas porejemplo, te las sirven gratis, cuando pides algo parabeber. Por otro lado “Tomamos algunas tapas” es unacostumbre popular y famosa de la cultura españolaque verdaderamente se ha hecho fundamental paralos españoles. “Tomamos algunas tapas” significa:empezamos en el bar en el norte de la ciudad, bebe-mos y comemos toda la noche y terminamos en unbar en el sur de la ciudad. Por eso el éxito de muchos

bares depende de la oferta y de la calidad de sus ta-pas. Además esta costumbre de cambiar el bar hastadiez veces la noche muestra otra vez, y en compara-ción con nosotros, que los españoles son demasiadotrepidantes.

Pues, para conclusionar, si estás en España y tus ami-gos te preguntan “Tomamos algunas tapas?”, sí sabeslo que quieren y lo que pasará. Y además te hacesparte de una cultura gastronómica tan única que nose encuentra una segunda vez en todo el mundo.

Jana Grohnert, Abitur 2007

Bunte Leckereien für den Hunger zwischendurch

Baby-Boom en France

Auch wenn Europa immer mehr zusammenrückt,bleiben manche Unterschiede zwischen den einzel-nen Staaten bestehen – so auch zwischen Deutsch-land und Frankreich. Besonders stark unterscheidensich diese beiden Nachbarländer bezüglich ihrer Ge-burtenrate: Während diese den Deutschen Sorgenmacht, freuen sich die Franzosen über einen wahren„Baby-Boom“…Pendant que la femme allemande moyenne a 1,3 en-fant, le taux de natalité en France s’ élève à 1,9 en-fant par femme. Avec ces chiffres, la France se trou-ve en tête des pays les plus féconds d’ Europe ; l’ Al-lemagne en bas de cette liste. Pour le moment, il estprobable que la France aura plus d’ habitants que l’Allemagne d’ ici à 2050 (chiffres actuels : France59,5 millions d’ habitants, Allemagne 82,2 millionsd’ habitants) ! Pour l’ Allemagne, ce développementest lourd de conséquences : Les problèmes tenant àun taux de natalité bas sont le déclin démographiqueet le vieillissement de la société, ce qui mène à ungrand fardeau pour l’ État social.Il faut donc réfléchir quoi faire ! Mais quelles sontles raisons pour les grandes différences entre lesdeux pays voisins ? La première explication concer-ne les structures politiques. En France, les presta-tions et allocations familiales sont plus élevées qu’en Allemagne. En plus, les structures de gardefrançaises sont beaucoup plus développées que lessystèmes allemands. En France, aucune femme ne

doit devenir mère au foyer sans le vouloir, ce qui fa-cilite la décision pour avoir un bébé. Ursula von derLeyen, ministre des familles en Allemagne, a an-noncé qu’ elle veut augmenter le nombre des crèchesen Allemagne. Le gouvernement veut garantir la gar-de des enfants dont les parents exercent une activitéprofessionnelle. Cette proposition a provoqué beau-coup de discussions – sujet préféré de tous les média.Les mentalités différentes sont l’ autre aspect qui di-stingue les pays voisins. En France, il est normal etaccepté que les mères des petits enfants travaillent etque leurs enfants passent la journée chez la «nou-nou» ou dans la crèche. En Allemagne, c’ est quelquefois mal vu de confier ses enfants aux autres. Enmême temps, « des études ont […] confirmé que lesFrançais accordent plus d’ importance à la familleque les Allemands : ils se marient plus tôt, ont da-vantage d’ enfants, et entretiennent en général plusde contacts avec les membres éloignés de leur famil-le », explique Dr. Hartmut Kaeble, professeur d’ uni-versité Humboldt à Berlin. L’ Allemagne n’ a pasmodernisé son concept de la famille, « après 1968, lafamille avait une image un peu négative, un peubourgeoise ». Cette opinion est individuelle, maispeut-être qu’ elle représente l’ ambiance en Allema-gne.Pour conclure, la société allemande et les systèmessociaux devront s’ adapter si la situation ne changepas. Pour réaliser l’ avenir commun de l’ Europe, ilfaut prendre exemple sur les Français !(Référence : Écoute 1/2007)

Lisa Dierksmeier, Stufe 13

Vocabulaire:le taux de natalité : die Geburtenratefécond, e : fruchtbarle déclin : der Rückgangle vieillissement : die Überalterungles prestations familiales(f./pl.) : Sozialleistungen für die Familieles allocations familiales (f./pl.) : das Kindergeldla crèche : die Kinderkrippela nounou (fam. pour nourrice) : die Tagesmutter

Frem

dspr

ache

n

Net

zwel

t

46

Windows Vista Mehr Schein als Sein?

Was bringt die erste neue Windowsversion seit fünfJahren?

Entwicklungsgeschichte

Nach mehrjähriger Entwicklung und Verschiebungenist es letztendlich vollbracht: Am 30. Januar 2007stellte das Redmonder Unternehmen Microsoft seinneues Betriebssystem unter dem Namen „WindowsVista“ vor. Unter dem internen Codenamen „Longhorn“ (eineBar in der Nähe des Skiorts Whistler-Blackcomb)wurde das zuvor ins Leben gerufene Projekt 2001drei Monate vor dem Verkaufsstart von Windows XPangekündigt. Ursprünglich war es als Zwischenversi-on nach Windows XP und vor Windows 7 gedacht.Im September 2006 wurde der erste Release Candi-date, das letzte Entwicklungsstadium einer Software,(Windows Vista Build 5600) auf den Downloadser-vern von Microsoft veröffentlicht. Mit der Build-nummer 6000 wurde die endgültige Version erreicht,die auf die im Verkauf befindlichen DVDs gepresstwurde.Wie gewohnt als „bestes Windows aller Zeiten“ an-gepriesen, soll der XP-Nachfolger neben Austattungund Featurefülle auch in Sachen Sicherheit undKomfort enorm zugelegt haben und neue Maßstäbesetzen.Im Vorfeld haben medien- und werbewirksame Neu-heiten, die sich hinter den Begrifflichkeiten wieAero, ReadyBoost und Flip-3D verbergen, für Furoregesorgt. Vor allem jedoch soll dem Ruf von Win-dows als unsicheres System Einhalt geboten werden.

Vista - Editionen

Um das Betriebssystem an die Wünsche der Be-nutzergruppen anzupassen, hat man sich entschlos-sen, das Vorgängermodell verschiedener Editionenweiter auszubauen. Anstatt dreigleisig zu fahren (mitWindows XP Home Edition und Windows XP Pro-fessional Edition zwei Varianten für den Desktopbe-trieb und mit Windows XP Media Center ein multi-mediales Betriebssystem), kommen mit Vista mehre-re Editionen dazu.

Heimanwender haben die Wahl zwischen zwei Vari-anten, denn mit dem günstigen Vista Home Basic istdie grundlegende Arbeit am PC erledigt und das Sy-stem durch die neuen Sicherheitsfunktionen im Inter-net geschützt. Somit ist nur ein Rechner der Katego-rie „Durchschnitt“ für den Betrieb erforderlich. Füranspruchsvollere Heimuser ist Vista Home Premiumsamt zusätzlicher Funktionen (HDTV-Unterstützung,Schreiben von DVDs usw.), der neuen Benutzerober-fläche Aero und dem integrierten Media Center kon-zipiert. Zeigt sich ein Kunde noch ambitionierter,bietet ihm die Windows Vista Ultimate Edition dieFunktionen aller anderen Versionen und spezielle Ei-genschaften für den Einsatz im geschäftlichen Be-reich.Vista Business und Vista Enterprise sind für Groß-kunden gedacht und verfügen über für den Heiman-wender eher unerhebliche Besonderheiten (Festplat-tenverschlüsselung, PC-Emulator usw.)Alle Editionen sind in einer 32-Bit- und einer 64-Bit-Version zu erwerben.

Neuerungen

In der Tat enthält das neue Windows eine Vielzahl anVeränderungen und Neuerungen, vom größten Wech-sel seit Windows 95 ist seitens Microsoft die Rede.Doch als Eye-Catcher dürfte zunächst die neue Be-nutzeroberfläche Aero auffallen. Für deren Berech-nung wird erstmals die Grafikkarte bei entsprechen-der Ausstattung des Rechners benutzt. Falls dieHardware nicht vorhanden ist, kommt eine andereOberfläche (Windows Basic) zum Einsatz, bei derman auf die optischen Effekte von Aero leider ver-zichten muss. Zudem wird die neue Windows Side-bar ausgeliefert. Diese Werkzeugleiste ist die Heimatvon so genannten „Gadgets“ (Minianwendungen),die bestimmte Informationen aus dem Internet undvon anderen Programmen darstellen, so dass es bei-

„Schicke Aufmachung“: Fenster in 3D

spielsweise für die aktuellen Börsennachrichten unddas Wetter nicht mehr erforderlich ist, den Browserzu öffnen. Im Mittelpunkt der Entwicklung stand of-fenbar die vereinfachte intuitive Bedienung und derrasche Zugriff auf Informationen, da die Oberflächein der Form gestaltet ist, dass praktisch jeder Ort eserlaubt, eine Suchanfrage zu starten und auf diesemWeg sämtliche Dateien, selbst Textstellen in PDFs,zu durchstöbern.

Sicherheit

Mit schätzungsweise 90 % Marktanteil lockt das Be-triebssystem des Softwarekonzerns eine Vielzahl von

Hackern und Crackern an, die oftmals auf eine ArtKettenreaktion zu setzen wissen.Nun verspricht Microsoft aus den Fehlern gelernt zuhaben und stellt das vermeintlich sicherste Windowsaller Zeiten vor.Ein Teil der neuen Sicherheitsstrategie ist die Kon-trolle über die Benutzerkonten, die merklich rigoro-ser über die Rechte wacht. Zu XP - Zeiten war derUser meist als Administrator autorisiert, während erbei Vista unmittelbar nach der Installation nur miteingeschränkten Rechten ausgestattet ist. Außerdembedarf es für die Ausführung von bestimmten Befeh-len und Dateien einer Bestätigung durch den Nutzer.Auf den Wunsch von Eltern hin hat Microsoft einenSchutz für jugendliche PC-Nutzer integriert. Mit Hil-fe der Vista Elternkontrolle lässt sich festlegen, wel-che Internetseiten besucht werden und wann die Kin-der im Rahmen einer Nutzungszeit den Rechner ver-wenden dürfen. Darüber hinaus können besorgte El-tern und Killerspiel-Gegner Alters- und Inhaltsgren-zen für Software festlegen.

DirectX 10

Durch die neue Grafikschnittstelle DirectX 10 eröff-nen sich zahlreiche neue Möglichkeiten für Compu-terspielentwickler. DirectX 10 wurde lediglich für

Netzw

elt

47

Vista entwickelt, das heißt, dass alle Spiele, die diesePlattform nutzen, nur unter Vista lauffähig sind. Dieswird PC-Spieler in mehr oder minder naher Zukunftzwingen, zum neuen Windows zu wechseln.

Systemvoraussetzungen

Für manchen wurde Vista mit Bekanntgabe derHardwareempfehlungen als wahrer Hardwarefresserentlarvt. Trotzdem tut Microsoft nichts anderes, alsauf das Hardwarekarussel aufzuspringen und diesesnoch kräftig anzukurbeln. Das Unternehmen selbstnennt in seinen Mindestanforderungen einen Prozes-sortakt von 800 Megahertz inklusive 512 MegabyteArbeitsspeicher und 15 Gigabyte Festplattenspeicherals Voraussetzung. „Aero“ selbst fordert noch einmaleine DirectX9-kompatible Grafikkarte.

Für wen ist also die neueste Errungenschaft aus Red-mond empfehlenswert? Sicherlich haben sich suk-zessive immer mehr XP-Nutzer gerade nach den Ser-vice-Pack-Veröffentlichungen zufrieden gezeigt. Soist es kaum verwunderlich, dass Microsoft seinenleibeigenen Sprössling Windows XP zum hausge-machten Konkurrenten von Vista erklärt.Endlich läuft das Betriebssystem stabil und bleibtvon riesigen Wurmwellen wie Anfang 2004, als Mil-lionen von Systemen, darunter auch Banken und öf-fentliche Einrichtungen, weltweit infiziert wurden(W32.Sasser made in Germany), verschont – vonkleineren „Zwischenfällen“ einmal abgesehen.

Im Zuge dieser Reflektion erkennt der PC-Nutzerden Wahrheitsgehalt des angeblichen Quantensprun-ges. Tatsächlich hält sich angesichts der Maßnahme,DirectX 10 restriktiv nur für Vista anzubieten unddaher die Spielergemeinde früher oder später zumUmstieg zu nötigen, des aktuellen „Treiberengpas-ses“, diverser Softwareinkompatibilitäten und der ty-pischen „Kinderkrankheiten“ der innovative Inhaltabzüglich der offensichtlichen Anleihen bei ApplesMac OS X und der Open Source-Gemeinde in punc-to Benutzeroberfläche insgesamt in Grenzen:

Apples Mac OS X inklusive „Dashboard“ am linken Bildschirmrand,Vistas Gadgets am rechten Bildschirmrand,Fluxbox mit Emerald im Aquaskin.

Wer sich von alledem nicht abschrecken lässt, mussje nach Version zwischen 88 € und 434 € bezahlen.Verkaufen wird sich Vista trotzdem – Komplett-PCsà la Lidl und Aldi sei Dank.

Andreas Jansen / Daniel Luther, Stufe 12

Datenträgerverwaltung unter Vista

Apple iPhone

Handys und Mp3-Player haben in den letzten Jahreneinen wahren Boom auf dem Weltmarkt erlebt. Diewenigsten können sich noch ein Leben ohne ihrekleinen Begleiter vorstellen. Das hat auch der ameri-kanische Computerkonzern Apple erkannt.

Nach ihrem Bestseller, dem iPod, der mittlerweile indie 5te Generation geht, und ihren Computern im ju-gendlichen Design, wollen sie sich nun auch einStück des Kuchens auf dem Handymarkt sichern.Die rekordverdächtigen Umsätze des amerikanischenUnternehmens sollen durch die neuste Entwicklungaus dem Hause Apple, dem iPhone, nun noch einmalerheblich gesteigert werden. Das iPhone ist nicht

bloß ein Mobiltelefon, es ist vielmehr ein taschen-tauglicher Hightec-Allrounder, bei dem man dieFunktionen des iPods, eines Pocket PCs und die ei-nes modernen Mobiltelefons in ein optisch anspre-chendes Gesamtkonzept verpackt hat. Es gibt nahezu nichts, was man mit diesemSmartphone nicht machen kann. Im Bereich der Un-terhaltung glänzt das iPhone mit den vom iPod be-kannten Funktionen wie Musik-, Film- und Fotowie-dergabe.

Zudem lassen sich auch graphische Anwendungenwie Spiele oder Ähnliches auf dem Farbdisplay dar-stellen. Hierzu bietet der interne Speicher von 4 bzw.8 GB genügend Platz.

Das Farbdisplay des iPhones, das so genannte Multi-touch, hat es wirklich in sich. Es ist eine kompletteNeuentwicklung, welche sich im Gegensatz zu ihrenVorgängern mit mehreren Fingern gleichzeitig bedie-nen lässt. Dank dessen kommt das iPhone mit nur ei-ner einzigen Taste aus. Zudem ist der Bildschirm miteinem Beschleunigungsmesser ausgerüstet. Diesererlaubt es dem iPhone zu erkennen, wie es der Be-trachter in der Hand hält, so dass es auf die entspre-chende Lage durch einen Bildformatwechsel reagie-ren kann. Wird das iPhone also gedreht, so dreht sichdas dargestellte Bild oder der Film mit und wechseltsomit in den Breitbildmodus und je nach Drehungwieder zurück. Ein zweiter Sensor misst die Entfer-nung des iPhones zum Ohr, um bei Bedarf das Multi-touch abzuschalten und um die Lautstärke zu regeln.

Doch das iPhone überzeugt nicht nur mit technischenInnovationen, es lässt sich auch gut als Arbeitsplatzfür unterwegs einsetzen, da einem Dank des instal-lierten Betriebssystems MAC OS X eine Oberflächezur Verfügung gestellt wird, mit der man problemlosmobil arbeiten kann. Das integrierte W-LAN ermög-licht den kabellosen Zugang zum Internet oder Netz-werken. Das bedeutet mobiles Surfen oder das Über-prüfen der E-Mails, auch wenn man gerade unter-wegs ist. Und wenn man sich mal nicht auskennt,dann kann man das GPRS Netz nutzen, um sich zuseinem Ziel navigieren zu lassen.Dank des Quad-Band Empfängers funktionieren dieFunktionen des iPhone nahezu auf der ganzen Welt.

In den USA ist das iPhone im Juni 2007 für ca. 599US$ (8GB) / 499 US$ (4GB) erschienen. Der Preisfür das Flagschiff ist vor kurzem jedoch auf 399 US$gesenkt worden. Bis das iPhone auch zu uns kommt,müssen wir uns noch bis zum Ende des Jahres gedul-den.

Jan Schierholz, Stufe 11

Stylisch: Das iPhone kommt ganz ohne Tastatur aus

Net

zwel

t

Matrix, Mocca oder doch Nargile?Wir haben´s getestet

Wir haben es alle schon einmal erlebt, es ist Wochen-ende, und da keiner Geburtstag hat und diesen großfeiert, so dass man für ein billiges Geschenk und einenette Karte mit seinen Freunden feiern, etwas trinkenoder einfach nur chillen kann, überlegt man nun:Was soll ich heute Schönes machen?!Diejenigen, die aus Hünxe und Bruckhausen kom-men, begeben sich am Wochenende oftmals nachDinslaken. Jedoch denkt man sich da: „Ist Dinslakenwirklich ein Ort, wo man Abends weggehen kann?Gibt es dort Alternativen zum „großen“ Lichtburg- Kino? Oder sind diese ganzen neuen und auch altenBars ein Reinfall?“Wie wir schon einmal für euch Eiscafés getestet ha-ben, haben wir uns nun auf den Weg gemacht, um dieverschiedenen Bars und Cafés in Dinslaken für euchgenauer unter die Lupe zu nehmen.

Bei unserer Tour durch Dinslaken haben wir mit demMATRIX angefangen, welches ein oft genutzterTreffpunkt für Menschen verschiedener Altersklas-sen ist. Es liegt sehr zentral in Dinslaken und die ge-

samte Straße ist ziemlich gut beleuchtet. Nach einemAusweis wurden wir hier nicht gefragt, und wir wis-sen, dass sich hier sehr viele Jugendliche unter 16befinden, bei denen offen bleibt, ob sie um 22:00Uhr, wie es das Gesetz vorschreibt, rausgeschickt

Kultur

49

werden. Bei der Getränkebestellung kommt es größ-tenteils auf den Kellner an, ob man Getränke ab 18Jahren schon mit 16 Jahren oder sogar jünger be-kommt. Das Getränkeangebot ist vielfältig, wobeiman sich aussuchen kann, ob man ein kleines odergroßes Getränk haben möchte. Bezahlt werden kön-nen sie auch mit einem kleineren Geldbeutel, so be-kommt man ein Bier (0,2l) schon für nur 1,10 €. Je-doch ist anzumerken, dass es hier oftmals sehr vollwerden kann, sodass die Kellner gar keine Zeit ha-ben, richtig auf die Gäste einzugehen, und so schnellwie möglich die Bestellung aufnehmen wollen. Sowirken die Kellner eher hektisch und genervt alssympathisch. Auch im Café selbst geht es oftmalssehr hektisch zu, da es an Freitagen und Samstagenziemlich voll werden kann. Das Matrix insgesamtbietet sehr viele gemütliche Sitzgelegenheiten, dasLicht ist angenehm hell und auch die Spiegel an denWänden wirken ansprechend. Die Musikauswahl istsehr vielfältig, sodass für jeden Geschmack etwasdabei ist. Jedoch ist sie oftmals ein bisschen zu laut,so fällt es ziemlich schwer, sich bei dieser Lautstärkenormal zu unterhalten. Darüber hinaus sind die Toi-letten hier sehr sauber, es gibt große Spiegel und ge-nügend Waschbecken und Toiletten. Und falls maletwas nicht stimmen sollte, gibt es bei den Toilettensogar eine Aufsicht. Somit bewertet die FATAL dasMATRIX mit: 3 1/2 Cocktails.

Als nächstes waren wir im NARGILE. Der Ort, indem das Café sich befindet, ist etwas abgelegen undauch die Straße ist weniger gut beleuchtet. EinenAusweis mussten wir nicht vorzeigen, und aus Erfah-rung weiß die FATAL-Redaktion, dass man auch hierals unter 16- Jährige(r) nicht dazu aufgefordert wird,um 22:00 Uhr das Café zu verlassen. Auch ist esziemlich einfach, ohne Ausweiskontrolle an alkoholi-sche Getränke ab 18 Jahren zu kommen. Die Geträn-ke sind nur in einer Größe erhältlich, das heißt, dassman nicht aussuchen kann, ob man ein großes oderkleines Getränk haben möchte. Überdies sind die An-gebote nicht sonderlich vielfältig und nicht alles, wasauf der Karte steht, ist vorhanden. Die Preise haltensich auch hier im Rahmen, eine Shisha z. B. kostet4,50 € und ist, im Vergleich zu den anderen Cafés,die preisgünstigste. Positiv anzumerken ist noch,dass Salz bzw. Sesamstangen und Erdnüsse gratissind. Auf die Kellnerin mussten wir etwas längerwarten, jedoch wirkte sie sehr sympathisch und hatuns bei unserer Bestellung gut beraten. Die Musik,die gespielt wurde, erschien uns etwas zu einheitlichund auf Rap, R'n' B und HipHop fixiert. Jedoch hatman als Gast die Möglichkeit, eine CD abzugeben,die dann im Café abgespielt wird. Das Café ist orien-talisch eingerichtet mit vielen Teppichen und Kerzen,das Licht wirkte auf uns leicht störend, weil es ziem-

Das Matrix

50

lich dunkel war, auch waren die Sitzecken für unse-ren Geschmack etwas zu tief, da man kaum die Mög-lichkeit hatte, richtig am Tisch zu sitzen, und jeder inseinem Sitz mehr oder weniger untergeht. Die Toilet-ten hier wirken unhygienisch und auch Klopapierfehlte. Außerdem gibt es für Damen und Herren je-weils nur ein Waschbecken und eine Toilette, sodassman oftmals warten muss, um die Toilette oder dasWaschbecken benutzen zu können. Als wir bezahlenwollten, waren die Kellner so freundlich, das Trink-geld direkt mitzuberechnen. Sehr aufmerksam. FA-TAL-Bewertung: 2 Cocktails.

Danach begaben wir uns zum Altmarkt und gingenins MOCCA. Das Mocca liegt sehr zentral, ist jedochetwas klein. Aber durch die großen Glaswände wirktes von innen nicht wirklich klein, sondern durch denBlick nach draußen eher angenehm und gemütlich.Hier wurden wir auch nicht nach einem Ausweis ge-fragt und kamen sehr leicht an Getränke, die erst ab18 zugelassen sind. Die Angebote hier sind sehr viel-fältig, da es sogar richtige Mahlzeiten zu bestellengibt. Außerdem gibt es an verschiedenen Tagen eine„Happy Hour“, in der die Angebote sehr ansprechendund preisgünstig sind. Eine Shisha kostet hier 6,80 €,jedoch haben wir nachgefragt und erfahren, dass der

Tabak aus Dubai kommt und die Qualität sehr gut ist.Somit sind die Preise hier unserer Meinung nach ge-rechtfertigt. Auch sind die Kellner sehr freundlichund zuvorkommend; als wir nach dem Tabak gefragthaben, hat der Kellner uns sogar eine Packung ge-bracht und gezeigt, welcher Tabak hier benutzt wird.Außerdem mussten wir kaum warten und haben unsmit einer anderen Kellnerin sehr gut unterhalten. ZurLocation kann man sagen, dass die großen Lederses-sel sehr gemütlich sind, und obwohl wir nur einenPlatz an der Theke bekommen haben, haben wir esdort auf keinen Fall als unangenehm empfunden.Auch die Dekoration war sehr dezent, wie auch die

anspruchsvollen Karten, die man durch das ange-nehm helle Licht gut lesen konnte. Insgesamt war esdort relativ ruhig, was aber stilvoll rüberkam, da kei-ne große Hektik herrschte. Somit war es dort sehr ge-mütlich. Die Musikwahl ergibt sich durch die Besu-cher, wie der Kellner uns mitteilte. Während unserenBesuchs war sie breit gefächert und in einer ange-nehmen Lautstärke gespielt. Darüber hinaus warendie Toiletten sehr sauber und hygienisch. Was wir alsäußerst aufmerksam empfanden, waren die Zeit-schriften und die Sessel vor den Toiletten, die fürdiejenigen gedacht sind, die warten müssen. Aus die-sen überzeugenden Gründen erhält das MOCCA vonuns volle: 5 Cocktails.

Später wollten wir ins ULCUS, jedoch wurden wirdort nach unseren Ausweisen gefragt, und als wirsagten, wir seien schon 18 Jahre, hätten aber unsereAusweise nicht dabei, wurden wir trotzdem nichtreingelassen. Das gibt von der FATAL 5 Cocktailsfür Gesetzestreue.

Zu guter Letzt gingen wir in das neu eröffnete LAI-LA. Wo vorher das Arisha war, ist nun das neue Shis-hacafé Laila, somit ist der Ort des Cafés ziemlich at-traktiv, da Bugaz und Burgerking direkt nebenan lie-gen. In diesem Café ist neben der Musik für Unter-haltung durch die Fernseher gesorgt, auf denen größ-tenteils Musiksender wie Viva oder MTV laufen. Je-doch ist die Musik hier nicht sonderlich vielfältig, daeher HipHop und R'n' B gespielt werden, auch ist dieMusik hier manchmal etwas zu leise, sodass man dasLied kaum erkennen kann. Dies gibt aber wiederumden Vorteil, dass man sich gut unterhalten kann. Un-sere Ausweise mussten wir nicht vorzeigen, und alswir nachfragten, ob wir, obwohl wir unter 18 Jahrealt sind, auch bis 01:00 Uhr bleiben dürften, meinteder Kellner zu uns, dass es in Ordnung wäre. Zu al-koholischen Getränken hier ist zu sagen, dass es bloßBier gibt, was den Vorteil mit sich bringt, dass dieKellner nicht alle kontrollieren müssen und die Über-sicht behalten und dafür sorgen, dass keiner zu vieltrinkt. Des Weiteren sind die Angebote trotz des Ver-zichts auf Alkohol sehr vielfältig und ansprechend,vor allem die große Auswahl an alkoholfreien Cock-tails überzeugt. Die Preise sind auch hier akzeptabelund halten sich im bezahlbaren Rahmen. Eine Shishakostet hier 5,00 € und ist somit relativ günstig. Dar-über hinaus ist die Dekoration sehr zurückhaltend,aber überzeugend. Das orientalische Flair kommtdurch die bemalten Wände gut rüber, wirkt abernicht zu kitschig oder übertrieben. Was uns ein biss-chen gestört hat, war, dass es etwas zu dunkel war.Jedoch gab es auch Sitzecken, die besser beleuchtetwaren als unsere. Als wir reinkamen, hat der Kellnerdirekt gefragt, ob er uns helfen könne, und uns sogar

Café „Mocca“ am Altmarkt

Kul

tur

zu einem Platz geführt! Er wirkte sympathisch, warsehr freundlich und vor allem zuvorkommend. DesWeiteren waren die Toiletten sehr sauber und auchder Spiegel, der sich aus kleineren Vierecken zusam-mensetzte, sorgte für einen weiteren Unterhaltungs-und Spaßfaktor. Deswegen 4 1/2 Cocktails von derFATAL.

Der Abend war sehr lustig und hat uns zwei Dinge

Kultur

51

gezeigt: erstens, dass Dinslaken von Shishacafés nurso überflutet ist, und zweitens, dass es selbst in einerkleinen Stadt wie Dinslaken relativ viele mehr oderweniger attraktive Möglichkeiten gibt, das Wochen-ende unterhaltsam zu gestalten.

Nadine Nayseh, Stufe 11

LondonRomantisierung einer Metropole, die ihr Ge-sicht jeden Tag verändert

Hätte ich einen Namen, dann wahrscheinlich Benoder John oder Jules oder Diane. Ich wäre Anfangbis Mitte zwanzig und hätte einen ziemlich kreativenJob, schließlich lebe ich mit wahrscheinlich7.499.999 anderen Menschen in einer der wichtig-sten Kultur-, Finanz- und Handelszentren der Welt:in London, wo das Bedürfnis nach Individualitätziemlich groß ist.

Entweder bin ich Musiker und trete gelegentlich imPub um die Ecke für lau auf, bastele aber insgeheiman einem Plattenvertrag. Oder ich bin Creative Di-rector bei irgendeiner großen Werbefirma. Vielleichtbin ich auch Modejournalistin und suche an jederStraßenecke den neuesten Schrei. Mag auch sein,dass ich einfach in der Videothek oder im Café amanderen Ende der Stadt arbeite. Die Möglichkeitensind unbegrenzt.

Vielleicht bin ich Christ, oder Muslim, Jude oderHindu, vielleicht aber auch Atheist. Sehr wahrschein-lich ist, dass ich irgendwo in Greater London wohne,in einer viel zu kleinen und sanierungsbedürftigenWohnung, die zudem noch viel zu teuer ist – wie ei-gentlich alles hier. Ich stehe morgens auf und lassemich von den gewohnten Menschenmassen währendder Rush Hour zur Undergroundstation um die Ecketreiben. Hier ist sowieso alles um die Ecke: Star-bucks, chinesisches Essen, mindestens ein Pub oderein Café oder eine Sandwichbar. Ich kann mich alsonicht beklagen. Starbucks oder Costa Coffee spieleneine große Rolle in meinem Leben. Ihr seht mich sel-ten ohne einen mittelgroßen Frappuchino in meinerrechten Hand. Wusstet ihr, dass wenn ihr in Londonan der Ecke Regent/Wigmore Street steht, 164 Star-bucks-Filialen im Umkreis von acht Kilometern be-suchen könnt?

Grundsätzlich bin ich in Eile und Touristen nervenmich. Auf der Rolltreppe in der U-Bahn stehe ich nierechts, sondern laufe links an den Träumern vorbei.Ich bin eben fast immer spät dran. Zu spät zur Arbeit,zu meiner Verabredung, ich hetze von einem Ortzum nächsten. Daran habe ich mich gewöhnt und mirist bewusst, dass ich mindestens fünf Jahre eher ster-ben werde, weil der Stress meinen Körper Tag fürTag schlaucht. Hinzu kommt noch die Luftver-schmutzung. Aber damit habe ich mich abgefunden.Denn ich lebe ein Leben voller Möglichkeiten, Tagfür Tag.

Mein Lieblingsplatz ist vielleicht der Hyde Park oderder Piccadilly Circus. Wenn ich mal ein paar Minu-ten Zeit habe, setze ich mich gerne zu Eros' Füßenund bewundere die Leuchtreklamen oder die Men-schen. In diesen Momenten bleibt mein Leben kurzstehen und ich fühle zugehörig zu etwas großem, un-definierbaren, das ich nur für mich selbst beschrei-ben kann. Ich komme dort oft mit den Leuten ins Ge-spräch, manchmal auch in der U-Bahn. Das geht hierganz leicht. Wenn man es will.Die ganzen Sehenswürdigkeiten, für die London soberühmt und beliebt ist, habe ich mir schon angese-hen, als ich ganz neu in der Stadt war. Sie interessie-

Piccadilly Circus

52

ren mich eigentlich relativ wenig. Ich schätze dieStadt für etwas anderes. Ihre Schnelllebigkeit, ihrenständig wechselnden Stil, für die Tatsache, dass ichwahrscheinlich auf acht Quadratmetern zwanzigverschiedene Sprachen hören kann. Ich schätze siefür die kleinen, eher unscheinbaren Dinge, die denTouristen verborgen sind. Wenn mir zum Beispiel je-mand in der U-Bahn seinen Platz anbietet, weil er ander nächsten Station aussteigen muss und mir dazu

noch seine Tageszeitung überlässt. Das gefällt mir.

Abends treffe ich mich mit Freunden und Bekannten,wir gehen zusammen essen und danach vielleichtnoch in irgendeinen Nachtclub. Manchmal gebennoch relativ unbekannte Künstler am aufsteigendenAst dort kleine Akustikkonzerte. Meine Lieblingsbarist sowieso die, in der es mindestens eine Couch gibtund Erdnüsse auf dem Beistelltisch stehen.

Mein Modestil, egal ob Männlein oder Weiblein, isteinzigartig. Ich will gesehen werden, ich will auffal-len. Hier ist alles so schnelllebig. Die Mode, dieKunst, die Musik. Ich mag Jeans und bunte Röcke,Hemden und Retro-Boots. Es gibt so viele verrückteDesigner, die ihre Sachen auf irgendwelchenMärkten anbieten und versuchen, hier groß raus zukommen. Ich wandere auch gerne durch Second-hand-Shops und lasse mich inspirieren vom Alten,

von Zeiten, die längst vergessen sind, aber hier nochimmer geschätzt und gepflegt werden. Im Trend sein- das ist manchmal ein erheblicher Stressfaktor inmeinem Leben.

Soziologen behaupten, die Integration in unseremLand sei fehlgeschlagen. Ich behaupte das Gegenteil.In London findet man so viele verschiedene Kultu-ren, und indem man sich ein Kebab, eine Perlenketteaus Neuseeland oder eine CD mit afrikanischer Mu-sik kauft, öffnet man sich diesen Kulturen, die inein-ander übergreifen. Es gibt so viele verschiedeneMenschen mit so vielen unterschiedlichen Geschich-ten. London, das kulturelle Mosaik, gefällt mir wohlam besten, denn hier kann ich mich inspirieren las-sen und mich anderer Kulturen bedienen. Das Zu-sammenleben funktioniert einfach. Mein liebster Ortist die Brick Lane im East End. Diese Straße warschon immer Auffanggebiet für ausländische Immi-granten. Zuerst waren es die Hugenotten, dann dieJuden und heute sind es überwiegend Bengalen, wes-wegen die Gegend auch oft Banglatown genanntwird. Diese Straße hat in den letzten Hundert Jahrenihr Gesicht so häufig verändert, dass sie ein echteskulturelles Erbe geworden ist. Für mich ist sie etwasganz Besonderes.

Viele meiner Freunde kommen aus anderen Kultur-kreisen. Man lernt sich eben so kennen. An anderenTagen jedoch fühle ich mich seltsam leer. Dann störtes mich, wenn mich in der U-Bahn jemand anrem-pelt und ich meinen Kaffee auf meine neuen Bootsschütte. Mich stören die Menschen, die glücklichenGesichter, die mir entgegen strahlen, obwohl es mirselbst gerade nicht so gut geht. Dann habe ich dasGefühl, dass ich mich nirgendwo zurückziehen kann.Dann finde ich meine Wohnung zu klein und meinLeben zu langweilig. Dabei lebe ich doch das Lebenschier unbegrenzter Möglichkeiten.

Doch leider nehme ich sie viel zu selten wahr. Ichbin so damit beschäftigt mitzukommen, nicht hinter-her zu hängen. Jeder hier ist so viel mit sich selbstbeschäftigt. Dann hasse ich diese Anonymität.

Warum bin ich also hier? Bestimmt nicht wegen mei-nes Jobs, mit dem kann ich gerade mal die Miete be-zahlen. Vielleicht weil ich hier jeden Tag jemand an-deres sein kann. Mein Geist ist hier frei. Ich bin wieein Schwamm, der jeden Tag wie besessen durch dieStraßen geht und versucht, alle Eindrücke aufzusau-gen und sie zu verarbeiten, sie zu einem Teil von mirzu machen.

Ja, ich glaube, in der Hauptstadt eines Landes zu le-ben ist eine Herausforderung, der ich mich stellen

Die Straßen von Soho...

Kul

tur

will. Ich will diese Freiheit genießen, die mir nurdiese Stadt geben kann, auch wenn es Konsequenzengibt. Ich wage zu behaupten, dass es mir wie7.499.999 anderen Londonern geht, die Tag für Tagversuchen sich zu verwirklichen und sich ihr eigeneskleines Leben aufzubauen, in einer Stadt mit vielenGesichtern. So entsteht das wahre Mosaik dieser ein-zigartigen Stadt. Die unterschiedlichen Menschenmit ihren unterschiedlichen Lebensweisen tragen je-

Kultur

53

den Tag dazu bei.

Ganz ehrlich? Es ist schwer, den Londoner Stadtgeistund das Lebensgefühl wie in einer Seifenblase einzu-fangen. Das wäre zu romantisiert. Ich bin Ben oderJohn oder Jules oder Diane, nicht Shakespeare.

Jana Grohnert, Abitur 2007

Interview mit UrbanizeZwei Newcomer aus Dinslaken auf dem auf-steigenden Ast in der deutschen Musikszene

Es ist ein heißer Tag, das Thermometer spricht vonfast 26°C im Schatten, als ich das Matrix betrete. In-terview mit Urbanize. Hinten in der Ecke sitzen zweiJungs, beide tragen Cappy. Der eine ist mein Cousin,Roman, den ich schon von klein auf kenne. Der an-dere ist sein Bandkollege Marc alias Lapaz. Beidewollen mit ihrer Musik die deutschen Rap- undR’n’B-Herzen erobern. Lapaz rappt und Roman mixtdie Musik und singt. Ich habe keine Ahnung wasmich erwartet. Bei Latte Macchiato und Cola erzäh-len sie mir von ihren Erfahrungen und Plänen.

FATAL: Roman, ich meine ich kenne dich zwarschon sehr lange, aber bitte erzähl uns doch zu An-fang etwas Persönliches über dich.Roman: Also ich bin 23 Jahre alt, Dinslakener undSingle (grinst). Praktisch lebe ich für die Musik. Ichhabe mit drei Jahren angefangen. Mein Vater hatmich damals in seinem Studio im Keller aufgenom-men. Auch er ist ein begeisterter Musiker. So bin ichalso quasi mit der Musik aufgewachsen.

FATAL: Also wolltest du schon immer Musik ma-chen?Roman: Eigentlich schon. Ich habe zwar Abitur undmein Wirtschaftsstudium momentan unterbrochen,aber eigentlich habe ich mich der Musik verschrie-ben.

FATAL: Und du, Lapaz? Was müsste man über dichwissen?Lapaz: Also ich bin 25 Jahre alt und komme aus Her-ne. Ich habe eigentlich relativ spät angefangen mitder Musik, nicht so wie Roman. So 1998 habe ichangefangen zu rappen. Und seit 2000 steht für michfest: ich will damit meine Brötchen verdienen(grinst) und habe mich energisch dafür eingesetzt.

FATAL: Und wie habt ihr euch kennen gelernt?Roman: Durch rappende Freunde könnte man sagen.Ich habe damals mit jemandem Musik gemacht, derhat dann mal irgendeinen Freund mitgebracht undder hat dann irgendwann Lapaz mitgebracht. Am An-fang waren wir noch zu viert und hießen „DaCru“.Wir haben Deutschrap gemacht. Das ging dann ir-gendwann aufgrund, na ja, „musikalischer Differen-zen“ auseinander und übrig blieben wir beide, dasDuo Urbanize.FATAL: Wie seid ihr denn auf den Namen „Urbani-ze“ gekommen?

Lapaz: Ja, also wird sind beide total die black musicFans. In Amerika gibt es da den Überbegriff „urban“für. Wir finden, dass es von so einer black music inDeutschland viel zu wenig gibt und irgendwannmeinte Roman dann „Lass uns Deutschland urbani-zen!“. So ist das entstanden. (grinst) FATAL: Habt ihr denn irgendwelche Vorbilder?Roman: Also meine Vorbilder sind auf jeden Fall Usher, Dru Hill, Destiny’s Child und als ProducerTimbaland. Lapaz: Mein Vorbild ist definitiv Kool Savas. FATAL: Eure erste Single „Warten auf dich“ istkürzlich erschienen und steht in den Plattenläden.

Jana Grohnert mit den Jungs von „Urbanize“

Kul

tur

54

Der Song kursierte aber schon vorher einige Wochenund Monate durch das Internet. Dadurch habt ihreuch schon, bevor ihr einen richtigen Plattenvertraghattet, eine Fanbase geschaffen. Seid ihr youtube&Co im Nachhinein dankbar? Roman: Na ja, eigentlich schon. Den Song haben wirstreng vertraulich an Freunde weitergegeben. Irgend-wann tauchte er dann im Internet auf und zwar inForm von Bildervideos. Es gibt ja super viele Leute,die ihrer Freundin oder ihrem Freund ein persönli-ches Video mit Fotos und so zusammenbasteln. Un-ser Song hat das ganze ziemlich oft untermauert. Ei-nen Mitschnitt von unserem ersten Auftritt in Hernebeim Lowrider Masters gibt es auch bei youtube. Wirhatten also im Prinzip Glück im Unglück. Anderer-seits ist so was wieder total gefährlich, wegen denganzen illegalen Tauschbörsen…Lapaz: Wir haben schon vorher Tapes an Plattenfir-men geschickt, aber die haben sich nie festgelegt, oftmit der Begründung, dass wir noch keine richtigeFanbase haben. Mittlerweile haben mehr als 45.000Leute unser Video bei youtube gesehen. Und seitSeptember 2006 haben wir einen Künstlervertrag beieinem Produzenten in Berlin. Die haben uns an unse-re Plattenfirma weitervermittelt, das Label „Naklar!“. Dort stehen wir seit Januar 2007 unter Ver-trag.

FATAL: Sag mal, Roman, lässt du deine Haarewachsen?Roman: Ja, ich lass sie grad wachsen.

FATAL: Wie! Die sagen euch jetzt schon, wie ihrauszusehen habt?Roman: Nein, Quatsch. Die sprechen das mit uns ab.Die schlagen uns verschiedene Styles vor und wir sa-gen dann ja oder nein. Wir haben ein super Verhält-nis zu unserem Label! Das ist fast schon familiär, ob-wohl es in diesem Business ja eigentlich nur umsGeld geht…

FATAL: Was ist das für ein Gefühl, seine eigenePlatte im Laden zu sehen? Lapaz: Bauchkribbeln… Wie ein kleines Kind habich mich gefreut. Das war der Adrenalinkick pur. Eingeil komisches Gefühl!

FATAL: Wie war denn euer erster Videodreh? Lapaz: Der Videodreh in Mannheim… Auf jedenFall eine super Erfahrung, ich war total aufgeregt,die haben uns da total motiviert! Ich will noch mal(grinst). Roman: Das war echt unglaublich. Du musst dir malvorstellen, die ganzen Leute die da sind, sind nur fürdich da, die denken sich nur für dich ein Drehbuchaus.

FATAL: Was wollt ihr mit euren Songs ausdrücken? Roman: Ganz einfach: Es gibt auch schöne Dinge imLeben. Dieses ganze Möchtegern-Ghetto à la Bushi-do, was man ständig überall sieht… Wir wollen diegegenteilige Schiene fahren. Lapaz: Wir hören sie uns trotzdem gerne an, aber wirmöchten etwas anderes machen. Die Songs beruhenteilweise auf eigenen Erfahrungen. Roman: Was die Leute mit den Songs verbinden,geht uns ans Herz. Es macht uns Stolz zu hören, dasswir anderen mit unseren Songs geholfen haben, ob-wohl wir den Song ja eigentlich für uns selbst ge-macht haben, um selbst über irgendetwas hinweg zukommen.

FATAL: Arbeitet ihr schon am Album?Lapaz: Wir arbeiten ständig an Songs, klar. Wir ha-ben schon viele Songs. Aber ob das Album kommt,das hängt vom Erfolg der ersten Single ab.

FATAL: Wollt ihr irgendwann mal was Englischesmachen?Roman: So weit denken wir noch gar nicht. UnserePriorität sind erstmal deutsche Texte.Lapaz: Ich könnte mir vorstellen irgendwann malwas auf Englisch zu machen. Aber der Trend geht imMoment eh zu deutschen Texten.

FATAL: Was macht ihr, wenn der Erfolg ausbleibt? Roman: Dann machen wir weiter, weil das hier istkein Hobby, sondern Leidenschaft. Musik ist Aus-gleich oder Selbsttherapie. Wenn ich ein schlechtesErlebnis habe, dann mache ich daraus einen Song.Und wenn der Song am Ende steht, dann macht esdas Ganze wieder positiv.

FATAL: Gibt es irgendetwas, das ihr unseren Lesernda draußen mitteilen möchtet?Roman: Jeder Künstler ist nur so stark wie die Leute,die ihn unterstützen. Jeder, der eine CD kauft, ist einTeil von Urbanize (grinst).

Schnell noch ein Foto und dann war meine StundeInterview auch schon beendet. Danach wollten diebeiden ins Studio. Ich bin positiv überrascht. Unab-hängig davon, ob Roman jetzt mein Cousin ist odernicht, ich glaube, die beiden sind zwei echte Künst-ler, die sich ihre Musik zur Lebensaufgabe gemachthaben und andere Menschen damit erreichen wollen.Ihnen geht es nicht nur um Geld und Ruhm. Ich hoffejedenfalls, dass sie Erfolg haben und nicht von ille-galen Tauschbörsen platt gemacht werden. Wer mehr von den Jungs sehen will, kann sich unterwww.urbanize.de informieren.

Jana Grohnert, Abitur 2007

Ein Film entsteht in DinslakenWissenswertes über „Ironman“

Die erste Klappe für Adnan Köses Kinofilm „Iron-man“ ist am 31. Januar 2007 gefallen. Die Grundlage

des Films bietet die wahre Geschichte des deutschenWeltklasse-Triathleten Andreas Niedrig, der sichdurch Extremsport aus dem Drogenmilieu befreite.Diese Erfahrungen und den Weg aus der Drogen-

55

sucht hat Andreas Niedrig ebenfalls in seinem Buch„Vom Junkie zum Ironman“ beschrieben. Die Produ-zenten Fritjof Hohagen und Clarens Grollmann ar-beiten eng mit Andreas Niedrig zusammen, der imFilm von Jungschauspieler Max Riemelt verkörpertwird. Der Film soll, unter der Regie von Adnan G.Köse, von der klassischen Suche eines Helden nachseinem Platz im Leben handeln und ebenso, anhandNiedrigs dramatischer Biografie, die Möglichkeit zurradikalen Lebensveränderung darstellen. In weiterenRollen stehen Niedrig, Uwe Ochsenknecht, AxelStein und Jasmin Schwiers vor der Kamera. ZumTeam gehören außerdem Kameramann James Jacobsund Popstar Xavier Naidoo, der den Titelsong kom-poniert. Weitere Musik steuern die Söhne Mann-heims bei. Für den Film wurde unter anderem bisEnde März in Dinslaken gedreht, vorwiegend imStadtteil Lohberg und der denkmalgeschützten Berg-arbeitersiedlung. Weitere Drehorte sind Amsterdamund Hawaii. Aber warum gerade Dinslaken? Dieschlichteste Antwort wäre die, dass Adnan G. Köseselbst gebürtiger Dinslakener ist. Jedenfalls bekamenso alle Dinslakener die Chance, sich bei den Castingszu bewerben, um als Komparsen bei den Drehs dabeisein zu können. Der Film soll dann Anfang 2008 indie Kinos kommen.

Linda Oehl, Klasse 9a

Max Riemelt und Andreas Niedrig (v. l.)

Neue Trikots für Schalke 04Der Gazprom-Deal

Für Furore hat Schalke in der letzten Saison nicht nurauf dem Platz gesorgt (ungeachtet der Tatsache, dassdie heiß ersehnte Meisterschale wieder einmalknapp verpasst wurde). So wurde bekannt, dass derSponsorenvertrag mit der Victoria Versicherung aus-laufen würde und mit Beginn der Saison 2007/08 derSchriftzug des russischen Energiekonzerns Gaspromdie Trikots der Schalker Spieler zieren sollte. Aufdiesen Deal zwischen dem FC Schalke 04 und demGasriesen Gazprom möchte ich an dieser Stelle aus-führlicher eingehen. Insgesamt soll der Vertrag demSpitzenverein angeblich um die 125 Millionen Euroeinbringen. Das ist sehr viel Geld, aber Gazpromkann es sich bequem leisten: Allein der Reingewinnim Jahre 2005 entsprach 6 Milliarden Euro!!! Da hatSchalke einen Sponsor, der ganz schön viel Gewinnbringt, an Bord gezogen. Nach den fünfmonatigenVerhandlungen verkündete Schalkes Ex-PräsidentGerd Rehberg: „Mit diesem Vertrag stoßen wir in

eine neue Dimension vor, wir sind stolz, dass sichder weltweit größte Konzern für uns entschieden hat.Aber Gazprom ist ein Sponsor und wird den Vereinnicht übernehmen!“ Mit dem letzten Satz fühlen sichvielleicht einige an den Fall von Chelsea erinnert.Der Verein, wo auch Ballack spielt, wurde von Ro-man Abramowitsch übernommen, weil der Club vielzu sehr von ihm abhängig geworden war: Hätten sienicht den Club in die Hände von Roman Abramo-witsch gelegt, hätte derselbe ihnen den Geldhahn ab-gedreht. Dann hätte Chelsea ohne einen richtigenSponsoren dagestanden, und das ist für einen Vereinihrer Klasse nicht ganz so gut. Jetzt aber zu Schalkezurück: Gerd Rehberg sagte, dass Gazprom auf kei-nen Fall den FC Schalke 04 übernehmen wird. Ichbin mir da nicht ganz so sicher, denn es könnten jadie ganzen anderen Sponsoren abwandern, das heißt,sie könnten sich einfach einen anderen Verein suchenund Hauptsponsor von diesem noch unbekanntenVerein werden. Das wäre für sie natürlich besser, daein Hauptsponsor häufiger auf den Trikots und denSitzen im Stadion erscheint als ein Nebensponsor.Und dann könnte Gazprom das Gleiche wie Roman

Kultur

Kul

tur

56

Abramowitsch machen.

Der Nachfolger von Rehberg, Josef Schnusenberg,sei also gewarnt: Passen Sie auf, dass das, was Chel-

sea passierte, nicht auch uns widerfährt.

Yannik Hermey, Klasse 8d

FankriegZu viel Gewalt - zu wenig Fußball

Feuerwerkskörper fliegen durch die Gegend, Sitz-schalen werden aus der Verankerung gerissen, auf-gebrachte Leute gehen auf Polizeibeamte los. Undall das passiert rund um einen Fußballplatz, eigent-lich ein Ort der sportlichen Fairness. Man könntemeinen, das alles wäre ein ausgedachtes Schreckens-szenario, aber es ist die brutale Wirklichkeit beimRegionalligaspiel Hertha BSCII gegen DynamoDresden.

Die Gewalt im Fußball hat zugenommen und Bei-spiele wie das oben genannte sind kein Einzelfall.Grade Spiele in unteren Ligen arten zunehmend inGewalt aus. Bei dem Spiel 1. Lokomotive Leipziggegen den FC Erzgebirge Aue im sächsischen Lan-despokal griffen 800 Hooligans 300 Polizisten an.Sie warfen mit Betonteilen und Steinen auf die Be-amten, sogar auf die Hunde und Pferde. Die Polizeisetzte sich mit Pfefferspray und Schlagstöcken zurWehr. Am Ende gab es dann insgesamt 42 Verletzte,davon waren 36 Polizisten. Auch 21 Polizeiautoswurden von Hooligans beschädigt. Das vorangegan-gene Spiel endete 0:3, Aue gewann klar. Zu demSpiel waren 5000 Fans des Lok Leipzig und 350Fans von Aue gekommen. Schon während des Spielsgab es Krawalle. Feuerwerkskörper wurden gezündetund die Fans der beiden Mannschaften beschimpftensich gegenseitig aufs Übelste. Der Schiedsrichtermusste deswegen die Partie zweimal unterbrechen.Sicherheitsbeamte und der Stadionsprecher versuch-ten die Fans zu beruhigen. Doch nach dem Spiel gin-gen Hooligans des Lok Leipzig auf die Polizistenlos. Fünf von ihnen wurden festgenommen, aller-dings am nächsten Tag wieder freigelassen, weil ge-gen sie kein Haftbefehl vorlag. Die Fans sind immergewaltbereiter. Bei einem weiteren Regionalligaspielwurden vier Beamte krankenhausreif geprügelt, dieHooligans prügelten sogar auf Unbeteiligte und Kin-der ein.Eine weitere Aktion verursachte Entsetzen in derFußballwelt. Vor dem Spiel von Dynamo Dresden inDüsseldorf wurden die eigenen Spieler, die auf demWeg zum Training waren, von bewaffneten Fans be-

droht. Auch DFB-Chef Theo Zwanziger war entsetzt.„Das ist eine weitere Stufe auf der nach oben offenenRichterskala. Das ist ein weiteres Zeichen dafür, dasswir einen gefährlichen Weg gehen, wenn wir nichtfrüh genug alle miteinander etwas dagegen tun“,meinte er zu diesem Vorfall. Doch was soll man tun?Eine Maßnahme wie in Italien ist keine Lösung. Dortwurden vor einiger Zeit 15 Spiele vor leeren Rängenausgetragen, der italienische Fußballverband hatteein Stadionverbot erteilt. In Italien ist die Gewaltnoch härter als in Deutschland. Bei einem Amateur-spiel in Cosenza wurde ein Manager erschlagen, weiler einen Streit schlichten wollte. In Apulien wurdeein Schiedsrichter beinahe erwürgt. Am schlimmstenaber war es beim Sizilien-Derby von Catania gegenPalermo. In der zweiten Halbzeit des Spiels warfendie für ihre Gewaltbereitschaft bekannten Fans vonCatania alles, was sich werfen lässt: Böller, Wasser-hähne, Toilettenschüsseln, Sprengsätze. Die Spielerselber wurden durch Tränengas in den Augen behin-dert. Vor dem Stadion lieferten sich Hooligans Ge-fechte mit der Polizei, sie warfen mit Sprengsätzenund Steinen. Ein Polizist wurde von einer Toiletten-schüssel getroffen und starb. 71 Verletzte musstennach dem Spiel ins Krankenhaus. Was hat das nochmit Fußball zu tun? Der Fußball ist nur noch Neben-sache, er ist nur ein Vorwand für die Gewalt. Diesmag nicht überall so sein, aber es ist schon an zu vie-len Orten so.

Um der Gewalt entgegenwirken zu können, mussmehr getan werden. Wenn alle Spiele nur noch vorleeren Rängen stattfinden würden, dann hätte die Ge-walt gesiegt und der Fußball würde in der Bedeu-tungslosigkeit versinken. Man müsste daher auf je-den Fall die Stadionkontrollen verbessern und Hooli-gans erst gar nicht rein lassen. Bei manchen Stadienist das schon so, aber längst noch nicht überall. Au-ßerdem müssten Sicherheitskräfte kompromisslosereingreifen, z. B. indem sie einschreiten, wenn Feuer-werkskörper gezündet werden.

Hoffen wir, dass sich etwas ändert und demnächstauch in Italien und den niedrigeren deutschen Ligender Fußball wieder im Mittelpunkt steht.

Tobias Schillings, Klasse 9d, und Lukas Rosenberger,Klasse 9b

Skinheads = Nazis?Hintergrundinformationen zu einer missverstandenen Subkultur

Gerade in Deutschland ist das Wort „Skinhead“ sehrnegativ behaftet. Man denkt dabei direkt an rechteGewalttäter, denen man z. B. nachts in der U-Bahnnicht gerne begegnen würde. Doch dass dies nurVorurteile sind, weiß kaum jemand.

Im Jahr 1969, welches als Anfangsjahr der Skinhead-bewegung angegeben wird, gab es nur traditionelleSkinheads, die mit Politik nichts zu tun hatten. Ihre

Kleidung hat sich bis heute nicht verändert. Skinstragen schwere Stahlkappenstiefel wie z. B. Dr. Mar-tens oder Rangers, Button-Down-Hemden und Polo-hemden der Marken Fred Perry und Ben Sherman,die oft mit Hosenträgern kombiniert werden. Es wer-den bevorzugt blaue Jeans getragen, die oftmalshochgekrempelt werden, damit die Stiefel besser zusehen sind. An Jacken werden entweder „Harring-tons“ (leichte Baumwolljacken mit Schottenkaro In-nenfutter), „Bomberjacken“, „Donkey Jackets“ (ein-fache englische Arbeitsjacken aus Wollfilz mit Le-derüberzug auf den Schultern) und im Winter„Sheepskins“, aus Schafsfell gefertigte Mäntel, ge-tragen. Die Haare sind kahl geschoren, Vollglatzensind unter traditionellen Skinheads jedoch verpönt.Oftmals wird behauptet, man könne die Gesinnungder Skinheads an den Schnürsenkeln erkennen, heutehat die Farbe der Senkel jedoch fast keine Bedeutungmehr. Viele Neonazis haben weiße Schnürsenkel inihren Stiefeln als Zeichen für “White Power“. Dochgibt es auch Skinheads, die weiße Senkel tragen, dasdann rein der Optik wegen oder als Zeichen der Ei-nigkeit zwischen Schwarzen und Weißen. Viele Neo-nazis sind sehr schwer von den Skinheads zu unter-scheiden, da sie das Outfit von ihnen fast nahtlosübernommen haben. Kommen wir zu den Ursprün-gen der Skinheadbewegung. Die Skins waren von

57

den schwarzen Ska- und Reggaemusikern angesehen,da sie die Tanzschritte der Farbigen imitierten undgute Laune verbreiteten. Außerdem schützten sie dieClubs, wo solche Musik gespielt wurde. Auch heutesieht man noch schwarze und weiße Skins auf Kon-zerten. Früher dachte man also, wenn man das WortSkinhead hörte, an nette Leute. Doch als dann in denAchtzigern die Skinheadbewegung nach Deutschlandkam, fanden die Neonazis Gefallen an dem Outfitder Skins und eigneten sich dieses an. Mit den Jahrenglaubten die Leute dann, dass alle Skinheads Nazisseien. Dass das aber auf keinen Fall so ist, zeigtauch, dass es z. B. auch linke Skins, die so genanntenRedskins, gibt. Eine der wichtigsten Skinheadorgani-sationen der Welt, SHARP, das steht für SkinheadsAgainst Racial Prejudice (Skinheads gegen rassisti-sche Vorurteile), bemüht sich, das Vorurteil Skin-heads = Nazis aus der Welt zu räumen. Sie wurde1988 in den USA gegründet und entwickelte sich zueiner großen internationalen Bewegung, die ihre An-hänger in Großbritannien, Polen und Deutschlandhat.Die meisten Skinheads hören den so genannten EarlyReggae, Ska, Northern Soul und Oi. Oi wird von vie-len Leuten als rechte Musik angesehen, da mehrereRechtsrockbands Musik spielen, die dieser ähnlichist. Sie nutzen sie, um ihre rassistischen Parolen un-ter die Leute zu bringen. Skrewdriver (eine inzwi-schen aufgelöste Neonaziband) war einst die ersteOi-Band, ehe sie 1982 zur Racband (Rock AgainstCommunism) mutierte. Ihr Sänger Ian Stuart Donald-son gründete das in Deutschland mittlerweile verbo-tene Blood&Honour-Netzwerk, welches es sich zurAufgabe gemacht hat, rechte Bands miteinander zukoordinieren, um die rechtsradikale Propaganda indie Skinheadbewegung zu bringen. Auch deutscheRechtsrockbands wie z. B. Kraftschlag pflegen Kon-takte zu diesem Netzwerk. Der Szenecode fürBlood&Honour ist 28, damit ist jeweils der zweiteund achte Buchstabe des Alphabets gemeint, also Bund H. In der rechten Szene gibt es viele solche Kür-zel, so steht z.B. 18 für Adolf Hitler.Heute gibt es in Deutschland noch mehrere traditio-nelle Skinheads, jedoch ist auch eine neue Bewegungdazu gekommen, die so genannten Jesus Skins. Diesist eine Gruppe von Skinheads, die sich am christli-chen Glauben orientieren. Gründer der Bewegungwar die gleichnamige Band, die 1997 von Mathäus,Markus, Judas und Johannes gegründet wurde. DieNamen beziehen sich auf die zwölf Apostel Jesu. ImDezember 1997 hatten die Jesus Skins ihren erstenAuftritt. Wenig später wurde Judas wegen unchristli-chen Verhaltens aus der Band ausgeschlossen, er hat-te das für die christliche Jugendarbeit in Südafrikabestimmte Geld für seine Zwecke verwendet. 2001stellten sie Georg als zweiten Sänger vor. Mit den

Christlicher Anstrich: Konzert der „Jesus Skins“

Kultur

Kul

tur

58

Namen der Lieder wie Oi Oi Amen stellen sie eineVerbindung zwischen Christentum und der Skin-headbewegung dar. Die Jesus Skins haben bis heutemehrere Alben herausgebracht, das Album „Acht

Fäuste für ein Halleluja“ musste bereits nachgepresstwerden.

Felix Weber-Frerigmann, Klasse 9a

LiteraturverfilmungenWerkstreue vs. Künstlerfreiheit

Ob „Herr der Ringe“, „Harry Potter“, „Die weißeMassai“ oder „Das Parfüm“: Dies alles sind wohlNamen, die uns aus Bestsellerlisten wie auch ausdem aktuellen Kinoprogramm bekannt sind. Doch istes überhaupt nötig, Bücher auf die Leinwand zubringen?

Alles in allem wirkt es doch so, als würde die Litera-tur aus unserem Leben verschwinden. Es ist ähnlicheinem Gerüst, dessen Grundbau noch steht, jedochden Halt verliert.Früher gab es einen umfassenden Wandel der Dar-stellungsweisen von der Mündlichkeit zur Schrift-lichkeit, und nun wirkt es tatsächlich so, als ob sichunsere Gesellschaft nur noch auf den Bildcharakterdes jeweiligen Mediums konzentrieren würde. Die

optische Darstellung scheint wichtiger als der Inhalt,was das Auge sieht, wirkt interessanter. Doch ist die-ses Urteil richtig?Bei diesem Thema gehen die Meinungen sehr weitauseinander. Für viele Leser bleiben die Filme ofthinter den Erwartungen zurück. Man bezeichnet esals „Verschandelung des Werkes“, wenn z. B. rele-vante Szenen geschnitten werden, die zum Verständ-nis der Geschichte beitragen. Nebensächlichkeitenund Nebencharaktere kommen nicht vor, schauspie-lerische Inszenierungen und Kulissen werden deneinzelnen Vorstellungen des Lesers nicht gerecht undder ganze Film wirkt zusammenhanglos und langat-mig. Unter Hinweis auf den Harry-Potter-Boom wirdteilweise der Vorwurf erhoben, dass sich die Filme-macher nicht mehr ausreichend mit der Geschichtebeschäftigen, sondern einfach nur versuchen, ausdem Filmprojekt Kapital zu schlagen. Das muss allerdings nicht zwangsläufig so sein. Pe-ter Jackson, Regisseur von „Herr der Ringe“, arbeite-te ganze sieben Jahre an seiner Verfilmung des be-kannten Literaturklassikers. Er legte insbesondereviel Wert auf die Kulissen und die gesamte Szenerie,um das Vorstellungsvermögen der Leser zielgerichtetzu erfassen.Die Verfilmung eines Buches kann im Großen undGanzen für den Leser unerforschte Welten öffnen. Sokönnen zwar keine komplexen Gedankengänge mehrim Detail nachvollzogen werden; dafür eröffnet sichdie Möglichkeit, mit verschieden Handlungssträngenzu „spielen“, indem z. B. ein paar zusätzliche Szenengedreht werden, die nicht gezielt im Buch vorkom-men, ohne dass sie deshalb das Verständnis der ei-gentlichen Geschichte beeinflussen müssen. In einemBuch wird beschrieben, welche türkisblaue Farbe dasMeer hat oder wie der Wind mit der wallenden blon-den Haarpracht einer Frau spielt, im Film ist allesmit einer kurzen Kameraeinstellung getan. Die Ge-schichten bekommen einen höheren Stellenwert, in-dem sie war auf dem Buch aufbauen, jedoch z. B.durch Ausschmückungen mit Filmmusik vielseitigerund im wahrsten Sinne des Wortes „anschaulicher“wirken.

Gilt für Verfilmungen noch die so genannte„Künstlerfreiheit“?Die Künstlerfreiheiten wirken sich auf den Film jenach Ideenreichtum des Regisseurs aus. Je nach Vor-

Werbeplakat der jüngsten Harry-Potter-Verfil-mung

liebe wirkt es so, dass in den Filmen meist noch eineLiebesgeschichte, eine Affäre oder ein tragischer Un-fall hineingebaut wird. So auch in dem Bestseller„Das Parfüm“ von Patrick Süskind: Im Buch wirdder Hauptdarsteller Grenouille als „kompromisslosabartig“ beschrieben, während in der Verfilmung da-mit gespielt wird, dass sich zwischen ihm und einerFrau, die er tötet, eine Liebschaft entwickelt. TomTykwer, der für den eigentlichen Regisseur Bernd Ei-chinger die Regie übernehmen durfte, begründetedies laut des Schweizer Nachrichtenmagazins„FACTS“ hingegen mit den „Vorlieben des Publi-kums“.

Und was sagen die Autoren dazu?Autoren reagieren sehr unterschiedlich auf das Ange-bot, ihr Werk zu verfilmen. Während die einen vonder Verfilmung ihres Buches träumen, achten anderesehr genau auf die „Bestandspflege“ ihrer Bücher.Wie im Beispiel Patrick Süskind: Bernd Eichingerbemühte sich jahrelang um die Filmrechte des Best-sellers „Das Parfüm“, bis er 2001 den Zuschlag er-hielt. Für geschätzte 10 Millionen Euro (!) übertrugSüskind dem deutschen Regisseur und Produzentendie Filmrechte. Kein Schnäppchen für Eichinger, der

xx

die Regie nach zweieinhalb Jahren Vorproduktion anTom Tykwer übergab, der bereits am Skript des Fil-mes mitgeschrieben hatte.

Resumé:Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es wohljedem selbst überlassen ist, wie er die Verfilmung ei-nes Buches sieht und einschätzt. Laut einer Sozio-land-Umfrage waren knapp 50 Prozent der Befragtennicht der Ansicht, dass ein Film die individuellePhantasie des Lesers zerstört: „Vielmehr solltenBuch und Film als gleichberechtigte Medienformennebeneinander stehen und der Film als eigenständi-ges Produkt anerkannt werden.“Ich persönlich denke, man sollte sich dieser Meinunganschließen. Ein Film kann die Romanvorlage defi-nitiv nicht originalgetreu umsetzen, schon allein des-halb, weil dafür Zeit und Geld fehlen würden. Sodenke ich, man sollte die Verfilmung von Literaturnicht als eine „Verschandelung des Werkes“, sonderneher als einen interessanten Einblick aus einer ande-ren Sicht derselben Geschichte bewerten.

Christina Wollnitz, Klasse 10c

Kultur

Buc

hvor

stel

lung

en

60

Charlotte Kerner: Blueprint – Blau-pause

Das Buch „Blueprint -Blaupause“ von Charlot-te Kerner handelt in gro-ben Zügen vom Segen,aber auch von den Flü-chen des Klonens.

Die bekannte Kon-zertpianistin Iris Sellinist unheilbar an MultiplerSklerose erkrankt. AlsIris dies erfährt, trifft siesich mit dem angesehe-nen Genforscher Dr. Fi-scher, der Iris klonen

soll, damit ihr unglaubliches Musiktalent erhaltenbleibt. Fischer stimmt der Sache zu und klont Iris inseinem Labor. Der Klon Siri (der Name Iris umge-kehrt) Sellin ist geboren. Zum Anfang des Buches lernt man Siri in naher Zu-

kunft kennen. Wie man später erfährt, hat es 5 Jahrezuvor einen Streit gegeben, der Mutter und Tochterauseinander gerissen hat. Der Anlass hierfür ist SirisEntdeckung gewesen, der Klon ihrer eigenen Mutterzu sein. Im Anschluss ist Siri nach Kanada ausge-wandert, um die dortige Tierwelt zu fotografieren.Dort lernt sie den Architekten Greg Lukas kennen, inden sie sich verliebt. Während die Handlung in Ka-nada spielt, erhält man Einblicke in das Leben derbeiden „Zwillinge“ Iris und Siri und erfährt z. B.,wie Siri den ersten Flügel bekommen hat. Auch wirdder verhängnisvolle Tag geschildert, an dem Siri ihreKlon-Identität erfahren hat.

Das Buch von Charlotte Kerner ist eine meiner Mei-nung nach gelungene Darstellung dessen, was dasKlonen anrichten kann. Eine besondere Rolle spieltdabei auch eine der Grundfragen der Ethik: "Wasdarf der Mensch?“Das Buch vermittelt die Gefühlswelt Siris auf an-schauliche Weise. Es zeigt, welche Bürde das Klon-Sein bedeutet und welche seelischen Folgen es nachsich ziehen kann.

Dustin Ehret, Klasse 8a

Autor: Charlotte KernerTitel: Blueprint - BlaupauseVerlag: Beltz Taschenbücher ISBN: 3-407-78909-2Preis: 6,90 €

Cecelia Ahern: Für immer vielleicht

Rosie und Alex sind fürein-ander geschaffen, und wirk-lich jeder scheint dies zu be-merken, außer die beidenselbst. Seit ihrer Kindheitsind sie die besten Freunde,bis ihre Freundschaft auf eineharte Probe gestellt wird. AlsRosie ungewollt schwangerwird und Alex nach Bostonzieht, ändert sich plötzlich al-les schlagartig, einschließlich

ihrer Gefühle füreinander… Trotz allem nehmen sichdie beiden ihrer Zukunft an, bauen sich ein eigeneskleines Imperium auf, heiraten, gründen Familienund leben via Briefen und Mails nebeneinander her.

So lernen sie, ohne einander auszukommen, und ihrSchicksal wendet sich mal in die eine, mal in die an-dere Richtung.Aufgebaut auf Briefen, E-Mails und Chats im Inter-net bietet dieser Roman eine wundersame Entwick-lung zwischen zwei Menschen, die sich lieben. Cece-lia Ahern schuf somit einen Roman, der ihrem vorhe-rigen in nichts nachsteht, denn „Für immer viel-leicht“ ist eine Geschichte, die zum Lachen, aberauch sowie zum Nachdenken anregt und den Leserbis zur letzten Seite fesselt…

Christina Wollnitz, Klasse 10c

Autor: Cecelia AhernTitel: Für immer vielleichtVerlag: ReaderISBN: 3-8289-7836-3 Preis: ca. 8,95 €

Buchvorstellungen

61

Die Knebel von Mavelon

Um euch einen kleinenEinblick in das Buch zugeben, zitiere ich einfachden Anfang: „Ich finde die Pest zumKotzen. Man muss sichdas mal vorstellen: Bloßwegen einer Ratte be-kommt man plötzlich ei-nen heißen Kopf, unddann bilden sich am gan-zen Körper Beulen. DieSchmerzen sind unerträg-lich. Neun Dorfbewohner

sind jetzt schon an der Pest gestorben, und ich weiß,dass es noch mehr werden. Da bevorzuge ich docheinen vereiterten Appendix. Das geht dann schnellermit dem Sterben. Der einzige Vorteil, den die Pestbringt, ist, dass man sich ab einem bestimmten Stadi-um keine Sorgen mehr über sein Aussehen und seinGewicht machen muss. Aber was rede ich da. Ich binschließlich gesund und hoffe, das auch zu bleiben.Mein Name ist Lilian Knebel,…“Und um genau diese Lilian Knebel geht es auch, sieist siebzehn Jahre alt und beschäftigt sich heimlichmit Heilkräutern, was damals im Mittelalter verbotenwar. Alle Menschen, die anders waren, galten als He-

xen, welche umgehend verbrannt wurden.Mit einer Freundin (Cäcilie) erfindet Lilian per Zu-fall die Anti-Baby-Pille und bringt sie unter die Leu-te.Der Obrigkeit gefällt dies jedoch gar nicht und eswird verlautbart: „Sie sollen brennen“.Nun kommen Lilians Freunde mit ins Spiel: Bertram,ein Schafrichter, der kein Blut sehen kann, und Lau-rentius, ein Hofnarr, retten Lilian und Cäcilie.So beginnt die Flucht aus Münzenberg in Hessenquer durch Deutschland. Auf ihrer Flucht schließen sich dann immer mehrLeute, wie z. B. Martin Luther, Robin Hood und vie-le andere „durchgeknallte Typen“, der lustigen Trup-pe an.Ich finde, das Buch hat einen einfach genialen Er-zählstil, da man es, wenn man es erst einmal ange-fangen hat zu lesen, kaum noch aus der Hand legenkann. Also wem der Anfang schon gefällt, dem wirddas ganze Buch gefallen, und wem nicht, dem verra-te ich, dass es noch viele witzige Stellen gibt undman Martin Luther und Robin Hood mal aus einerganz anderen Sicht zu sehen bekommt.

Linda Oehl, Klasse 9a

Autor: Steffi von WolffTitel: Die Knebel von MavelonVerlag: Fischer VerlagISBN-13: 978-3-596-16701-2Preis: 7,95 €

Adi – Jugend eines Diktators

Das Buch „Adi – Jugend ei-nes Diktators“ handelt vonder Jugend Adolf Hitlers.Der kleine Adi wächst ohneVater auf, seine Mutter ver-zeiht ihm jeden Fehler undnimmt es ihm ab, dass dieLehrer für seine Misserfolgein der Schule verantwortlichsind. Schon früh erkenntman, dass Hitler bereits inseiner Jugendzeit über alleanderen Menschen bestim-

men und herrschen wollte. Er ließ sich von nichtsaus der Bahn werfen, machte andere für sein Schei-tern in der Schule oder an der Kunstakademie, an der

er nicht angenommen wurde, verantwortlich undglaubte immer fest daran, etwas Großes zu werden.Hitler fühlte sich von niemandem verstanden undwertete jeden ab, der nicht sofort seine Meinung teil-te.Das Buch versucht mehr Aufschluss über das WesenHitlers zu geben und seine Untaten psychologischnachvollziehbar zu machen. Jedoch werden er undsein Tun keineswegs verharmlost. Zwischen den Sei-ten sind dabei immer wieder Kommentare von Ju-gendfreunden, Lehrern oder anderen Leuten zu fin-den, die in Hitlers Jugend Kontakt zu ihm hatten.

Felix Weber-Frerigmann, Klasse 9a

Autor: Gudrun PausewangTitel: Adi - Jugend eines DiktatorsVerlag: Ravensburger VerlagISBN: 3473581518Preis: 5,95 €

62

Wie ein Elefant im PorzellanladenDer Mensch und seine natürliche Umwelt

Genüsslich sonnen sich reiche Touristen am Strandvon Mauritius. Der kleine Inselstaat östlich von Afri-ka im Indischen Ozean stellt ein Musterbeispiel fürjeden Reisekatalog dar. Auch die Geschichte der In-sel bietet Stoff für manchen Abenteuerfilm. Etwa umdas Jahr 1507 von Portugiesen entdeckt und alsStützpunkt benutzt, knapp hundert Jahre später vonden Niederlanden kolonialisiert, wurde sie nach de-ren Verschwinden 1710 ein Unterschlupf für Piraten.Als diese zu dreist wurden, ergriffen die Franzosendie Macht über die Insel, welche sie im Jahre 1810wieder an die Briten abgeben mussten. Heute istMauritius Mitglied des Commonwealth.

Die Geschichte erzählt jedoch auch von einem öko-logischen Desaster. Die Insel wurde Zeuge eines ge-waltigen Massenaussterbens, sowohl unter Tieren alsauch in der Pflanzenwelt. Exemplarisch hierfür sollder Dodo vorgestellt werden, ein um das Jahr 1690ausgestorbener Vogel.Wohl gleichzeitig mit der Entdeckung von Mauritiusmuss es gewesen sein, als den Portugiesen das ersteMal dieser seltsame, unbeholfene Vogel über denWeg lief. Der Dodo besaß einen außergewöhnlich

großen, plumpen Körper, jedoch im Gegensatz hier-zu sehr kleine Flügel und nur ein kleines Federbü-schel als Schwanz. Hinzu kam ein langer, oftmalsgebogen dargestellter Hals, an dem sich der kapuzen-artig vonFedern um-rahmte Kopfmit einemdurch-schnittlich23cm lan-gen, amEnde gebo-genenSchnabelanschloss.Der Dodowar also al-les andereals Furchteinflößend.Für die See-fahrer warer ein eherlächerlichesTier, das ih-nen dadurch noch seltsamer erschien, dass es nichtfliegen konnte. Überdies ließ er sich ohne Anstren-gungen fangen, ja, er soll sogar zutraulich auf seineJäger zugerannt sein, so dass der Dodo schon baldauch noch den Ruf hatte, äußerst dumm zu sein. Ausdem Spott der Seefahrer heraus ist vermutlich auchder Name entstanden. „Dodo“ soll entweder einelautmalerische Nachahmung des Rufes des Vogelsoder aus einem portugiesischen Wort für „Dumm-kopf, Idiot“ entstanden sein. Es dauerte jedenfalls

Durch seinen Auftritt in „Alice imWunderland“ gewann der Dodo imenglischsprachigen Raum bald an Po-pularität.

nicht lange, bis die Kolonisten den kulinarischenWert des Dodos entdeckten. Dodo in allen möglichenVariationen war fester Bestandteil der Speisekarte ei-nes Koches auf Mauritius. Der Dodo ist ausgestorben. Aber wieso konnte sicheine solch seltsame Lebensform überhaupt entwi-ckeln? Ist es nicht ein Gesetz der Evolution, dass die-jenigen Lebewesen, die sich gut vor Räubern schüt-zen können, besser vermehren können, so dass es zueiner Ausprägung dieser Eigenschaft bei allen Mit-gliedern der Art kommt? Ist es nicht eher einenRückschritt für einen Vogel, träge auf dem Boden zubleiben? Der Dodo hat ja noch nicht einmal andereFähigkeiten entwickelt, wie beispielsweise Straußeoder Pinguine, die zwar auch nicht fliegen können,

dafür jedoch äußerst schnell laufen oder schwimmen.Um dies zu erklären, wollen wir uns noch weitereTierarten anschauen, die, ähnlich wie der Dodo, aufden ersten Blick ebenso bizarr erscheinen und teil-weise das gleiche Schicksal teilten. Hierzu werfenwir einen Blick auf eine andere Tierart aus Mauritiusund auf Australien und Neuseeland.

Das Schicksal des Dodos ist stellvertretend fürviele andere Tiere

Auf Mauritius sowie auf dessen Nachbarinseln Réu-nion und Rodrigues gab es Riesenschildkröten, de-nen ein ähnliches Schicksal wie dem Dodo wider-fuhr. Träge und langsam stellten auch sie ein leichtesZiel dar. Sie lieferten Unmengen an Fleisch und Fett.Schon bald sollte man herausfinden, dass sie monate-lang ohne Wasser und Nahrung auskommen konnten,so dass es möglich war, sie auf den Rücken gelegt imRumpf eines Schiffes gestapelt lebend in die Heimatzu transportieren, wo sie frisch zubereitet werdenkonnten. Es schien alles so, als wenn die Natur diese

Wissenschaft

63

Wesen nur dazu geschaffen hätte, dem Menschenden Transport leicht zu machen. Doch auch hier stelltsich die Frage, wieso die Schildkröten keinen besse-ren Schutz hatten. Wie können so träge Tiere überle-ben?

Das wandelnde Gesicht der Erde isoliert Tierar-ten voneinander

Reisen wir von Mauritius aus weiter Richtung Osten,so erreichen wir irgendwann schließlich Australienund noch etwas weiter östlich die beiden großen In-seln Neuseelands. Beide sind für ihre außergewöhn-liche Tierwelt bekannt. Das wohl bekannteste austra-lische Tier ist das Känguru, aber auch der Koala undder Emu sowie das noch bizarrere Schnabeltier undder weniger bekannte, jedoch evolutionär ebenso in-teressante Schnabeligel sind dort heimisch. In Neu-seeland finden wir den Kiwi oder den weniger be-kannten, nur noch durch 86 Exemplare vertretenenKakapo, einen flugunfähigen Papagei, der ähnlichwie der Dodo keine Verteidigungsmechanismenkennt.Wir bemerken jedoch, dass, obwohl Australien undNeuseeland relativ nah beieinander liegen, sich ihreTierwelt ursprünglich stark voneinander unterschei-det. In Neuseeland finden wir überwiegend Vögel,von denen auffällig viele gar nicht fliegen können,und in Australien leben zwar Säugetiere, die sich je-doch durch ihre Fortpflanzung von allen anderenSäugetieren unterscheiden. Kängurus tragen ihreKinder eine zeitlang in ihrem Beutel herum undSchnabeltiere schlüpfen aus Eiern. Wie sind dieseUnterschiede zu erklären?

Wenden wir uns erst einmal nur Australien zu. Nebenden Säugetieren gibt es dort auch Krokodile, die sichkaum von anderen unterscheiden, andere Echsen undFrösche. Die Tierwelt dort scheint also nicht kom-plett aus den Fugen geraten zu sein, allein die Säuge-tiere sind etwas anders. Um dies zu klären, müssenwir etwa zweihundert Millionen Jahre in die Vergan-genheit schauen. Zu dieser Zeit, als gerade die Blüte-zeit der Dinosaurier begann, war der Großteil derheutigen Landmasse der Erde in einem Kontinent,Pangäa, vereint (der seltsame Name leitet sich vomgriechischen pan - alles umfassend und gaia - Erde,Land ab, bedeutet also „das alles umfassendeLand“). Erst im Laufe der folgenden Jahrmillionenformten sich die Landmassen zu den heutigen Konti-nenten. Dies ist mit Hilfe der Plattentektonik zu er-klären. So lässt sich zum Beispiel erklären, warumAfrika und Südamerika annäherungsweise gut zu-sammenpassen, denn sie bildeten ursprünglich einenKontinent, bevor sie sich auseinander bewegt haben.Zur Zeit Pangäas entwickelten sich auch die ersten

In Neuseeland leben noch knapp mehr als achtzigKakapos. Der flugunfähige Vogel ist eine von vielenden Boden bewohnenden Vogelarten.

64

Säugetiere, deren Vorfahren Reptilien sind. DenÜbergang vom Reptil zum Säugetier muss man sichfließend vorstellen. Langsam entwickeln sich z. B.Echsen, deren Beine sich schrittweise immer mehrunter dem Körper befinden, statt an dessen Seite, dieein biegsameres Skelett bekommen und vom wech-selwarmen zum gleichwarmen Lebewesen werden.Zum Erhalt der Körpertemperatur wächst ihnen Fell.Als Beispiel für ein solches Tier ist uns heute derSchnabeligel bekannt. Er legt Eier, zeigt jedoch über-wiegend Merkmale eines Säugetieres, weswegenman ihn auch als ein solches einstuft. Die verschie-denen Schnabeligel und das Schnabeltier werdendeshalb auch „Ursäuger“ genannt. Beuteltiere sind inder Evolution schon etwas weiter fortgeschritteneSäugetiere, die zwar keine Eier mehr legen, jedochnicht fähig sind, ihren Nachwuchs über längere Zeitin einer Gebärmutter zu tragen. Wir können nun vermuten, dass es in Pangäa nur Ur-säuger und Beuteltiere gab. Schließlich hat sich ir-gendwann die Landmasse, die heute Australien ist,wie alle anderen Kontinente von Pangäa getrenntund die auf ihr lebenden Tiere mitgenommen. Au-stralien stellte für die Säugetiere in gewisser Weiseein Paradies dar. Fern jeglichen Selektionsdruckeskonnten die Tiere es sich leisten, ihre ursprünglicheForm beizubehalten, während auf allen anderen Kon-tinenten diejenigen Tiere bessere Überlebenschancenhatten, die ihren Nachwuchs wohlbehütet in ihremKörper aufwachsen ließen. Australien stellt also qua-si ein Museum der Naturgeschichte dar.Anders verhält es sich mit Neuseeland. Isoliert vomRest der Welt, wurde es niemals über den Landwegbesiedelt. Einzig für fliegende Lebewesen war dieWahrscheinlichkeit hoch genug, dass einige die In-seln erreichen konnten, so dass Neuseeland vermut-lich irgendwann in der Vergangenheit von Vögeln,Insekten und Fledermäusen besiedelt wurde. Wennwir einen Kiwi beobachten, der mit seinem Schnabelim Gras nach Insekten und Würmern sucht, sonimmt dieser eine ökologische Nische ein, die in Eu-ropa beispielsweise vom Igel eingenommen wurde.Vorfahren des Kiwis konnten zwar fliegen, doch wi-chen einige der Konkurrenz anderer Vögel aus, in-dem sie sich ständig am Boden aufhielten, wodurchsie sich besser vermehren konnten. Flugfähigkeithätte nur unnötiger Rohstoffe bedurft, für deren Su-che ein Kiwi viel Zeit hätte aufwenden müssen, sodass solche, die nicht mehr flogen, im Vorteil waren.

Nun können wir das seltsame Verhalten des Dodoserklären. Ähnlich wie Neuseeland war Mauritiusebenfalls nie über den Landweg erreichbar. Die Do-dos haben sich aus einigen der Pioniervögel entwi-ckelt und es sich zur Aufgabe gemacht, auf den Bo-den gefallene Früchte zu essen. Gleichzeitig haben

sich kaum Raubtiere entwickelt, weswegen der Dodonicht in Schnelligkeit oder Verteidigung investierthat (es darf hier nicht vergessen werden, dass dies al-les nie bewusste Entscheidungen der Tiere waren,sondern zufällige Veränderungen, doch über Millio-nen von Jahren häufen sich Zufälle eben an). Ebensoerging es den Riesenschildkröten, die irgendwann alskleine Meeresschildkröten an Land gespült wurden.Leider war der Dodo nicht auf das Eintreffen des

Menschen vorbereitet. Nicht unbedingt die Jagd aufihn, mehr die vom Menschen eingeschleppten Tieremachten ihm das Leben schwer, denn diese fraßenseine Eier, seine Früchte oder ihn selbst, und alledemhatte er nichts entgegenzusetzen. Und um dieser Ent-wicklung durch Ausprägung anderer Eigenschaftenentgegenzuwirken, reichen weniger als zweihundertJahre nicht aus.

Das Ökosystem der Erde ist labil

Nun kann man hier die Frage aufwerfen, wieso wirdem Dodo und all den anderen Tieren so viel Auf-merksamkeit widmen. Man könnte doch einwenden:„Kein Tier nimmt Rücksicht auf seine Umwelt. Ele-fanten trampeln teilweise alles platt, was ihnen unterdie Füße kommt, und Dinosaurier fraßen ganze Wäl-der leer. Der Mensch isst die Bäume halt nicht, erfällt sie und er trampelt die Erde nicht nieder, son-dern baut Straßen, aber da ist kein Unterschied. DieNatur ist nun mal chaotisch, kein Lebewesen ist aufdie Funktionalität eines Ökosystems bedacht. Warumsollte sich der Mensch anders verhalten?“ Dieses Ar-gument mag insofern stimmen, dass die Natur wirk-

Ein Kurzschnabeligel: Die Schnabeligel stellen heutenoch lebende frühe Säugetiere dar.

Wis

sens

chaf

t

lich chaotisch ist. Lebewesen, die jedoch ihre eigeneLebensgrundlage zerstören (Beispiele gibt es genug,etwa Bakterien, die sich so lange vermehren, bis alleNährstoffe aufgebraucht sind) werden stark dezi-miert, so dass ein Gleichgewicht erreicht wird. Jetztkönnen wir Tieren jedoch keine so große Intelligenzunterstellen, dass sie die Folgen ihres Handelns fürsich und ihre Umwelt vorausahnen können, und auchzur Entschuldigung der Siedler auf Mauritius kannman sagen, dass selbst die besten Naturforscher ihrerZeit kaum etwas über die Vernetzung von Ökosyste-men wussten. Allerdings haben wir heute das Wis-sen, um zu erkennen, wie unser Handeln sich auf dasglobale biologische und physikalische System derErde auswirkt. Ziehen wir hierzu einen Vergleich.Stellt euch vor, ihr hättet ein Haus mit der magischenEigenschaft, sich selbst aufgebaut zu haben. DasHaus kann sich auch selbst reparieren, allerdingsgeht das nur sehr langsam voran. Jetzt werden eucheine Million Euro geboten unter der Bedingung, dassman sich willkürlich fünfzig Gramm des Materials

Wissenschaft

65

des Hauses nehmen darf. Ihr berechnet, dass fünfzigGramm ein verschwindend kleiner Anteil der Ge-samtmasse eures Hauses sind und dass die Wahr-scheinlichkeit, dass ein wichtiger Teil wie die Haupt-stromleitung entfernt wird, sehr gering ist, so dasswahrscheinlich nur ein Stück Mauer verloren geht.Und ohnehin, euer Haus kann sich selbst reparieren.Wenn euch nun jedoch immer mehr Geld gebotenwird und ihr jedes Mal fünfzig Gramm entfernt, soverschwindet euer Haus allmählich. Beispielsweisebekommt das Dach Löcher, so dass es hereinregnenkönnte, woraufhin das Innere rostet und schimmelt.Oder eine Fensterscheibe geht kaputt und alles Mög-liche kann hineinfliegen. Irgendwann trifft es auchdie Hauptstromleitung. Die Selbstheilungsfähigkeitdes Hauses kann natürlich nicht mehr mit der Ge-schwindigkeit des Zerfalles mithalten. Schließlichsind die Mauern so löchrig, dass euch das Dach aufden Kopf fällt.

Christian Weiss, Abitur 2007

Leben im Treibhaus?Erneuerbare Energien als Rettungsanker

„Die Katastrophe ist schon nah – Alarmstufe Rot fürdas globale Klima“ titelte jüngst die NRZ. Laut demvierten UN-Klimabericht, der Anfang Februar 2007vorgelegt wurde, wird sich die Erde künftig pro Jahr-zehnt um 0,2 Grad erwärmen – es sei denn, der Aus-stoß von Treibhausgasen wird massiv und unverzüg-lich gesenkt. Einen wichtigen Beitrag hierzu würdeeine größere Nutzung von erneuerbaren Energienleisten, denn 41 % des CO2-Ausstoßes in Deutsch-land kommen aus Kraftwerken.Als „erneuerbar“, „alternativ“ oder „regenerativ“ be-zeichnet man Energien, die aus nachwachsenden,nicht fossilen Rohstoffen erschlossen werden. Dazugehören Wind- und Wasserkraft sowie Sonnenener-gie. Auch die Nutzung anderer alternativer Energien,wie z. B. Erdwärme, ist teilweise bereits möglich.Zur Zeit werden etwa 7 % der deutschen Energie-menge aus diesen Quellen gewonnen.Das ist sehr wenig – 80 % der Energie werden durchdie Verbrennung von Kohle, Erdgas und Erdöl er-zeugt. Dies belastet nicht nur die Umwelt und dasKlima, sondern wird auch zunehmend teurer undmacht abhängig vom Import der Brennstoffe. Hinzukommt, dass die fossilen Brennstoffe – dazu gehörenauch die Uranvorräte – in absehbarer Zeit verbrauchtsein werden.

Der Ausstieg aus der Atomenergie ist seit 2002 ge-setzlich festgelegt und wird bisher auch von einemgroßen Teil der deutschen Bevölkerung gewünscht.Trotzdem fordern einige Politiker, die Restlaufzeiten

der Atomkraftwerke zu verlängern. DiesbezüglicheEntscheidungen sind also noch abzuwarten.Nach dem im Frühjahr letzten Jahres gefassten Be-schluss der EU-Regierungschefs soll der Anteil er-neuerbarer Energien am Energiemix bis 2015 ummindestens 15 % gesteigert werden.Gleichzeitig verpflichtet das Kyoto-Protokoll dieBundesrepublik, ihre Treibhausgas-Emissionen bis2012 um 21 % gegenüber dem Stand von 1990 zusenken.

Windkrafträder: nicht ganz leise, aber emissionsfrei

66

Eine großzügige Förderung der Windkraft wird lauteiner repräsentativen Emnid-Umfrage von 67 % derDeutschen unterstützt. Trotzdem ziehen nur 7 % derBefragten den Wechsel zu einem Windstrom-Anbie-ter in Erwägung.Ein häufig genannter Grund hierfür ist die Annahme,dass alternative Anbieter sehr teuer seien. Preisver-gleiche zeigen allerdings: Die Preise für „Ökostrom“sind nur geringfügig höher als die für herkömmli-chen Strom. Die zum Ausbau der Einspeisungsanla-gen für Windkraft benötigte Summe von 1,5 Mrd €ist im Rahmen der energiepolitischen Ausgaben „ge-ring“. Der Steinkohlebergbau wurde zwischen 1980und 1993 mit umgerechnet 100 Mrd. € vom Staatsubventioniert. Die öffentlichen Ausgaben für dieFörderung der Atomenergie belaufen sich nach ver-schiedenen, unabhängigen Berechnungen bisher aufetwa 70 Mrd. €. Weitere 16 Mrd. € flossen laut Greenpeace in die Braunkohleindustrie. Hinzu kom-men die so genannten Ewigkeitskosten: In ehemali-gen Kohleabbaugebieten laufen dauerhaft Pumpenzur Stabilisierung des Grundwasserspiegels. Ihre Be-triebsdauer ist unbegrenzt. Auch Atommüll muss fürTausende von Jahren sicher gelagert und überwachtwerden.Bei erneuerbaren Energien entfallen Sicherheitsko-sten, Brennstoffkosten, Kosten für Gesundheitsschä-den (weil diese nicht auftreten) und Produktionskos-ten durch weniger Umwandlungsschritte. Außerdemschafft die Branche neue Arbeitsplätze, die in her-kömmlichen Kraftwerken mehr und mehr abgebautwerden. Bis 2020 sollen in Deutschland eine halbeMillion Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbarenEnergien entstanden sein.„Windräder verunstalten die Landschaft“ – ob mandem zustimmt, ist Geschmackssache... Kohle- undAtomkraftwerke sind aber auch nicht schön, vor al-lem die kilometerlangen Hochspannungsleitungenund die zahlreichen Strommasten nicht. RegenerativeEnergie wird überwiegend dezentral erzeugt undmuss deshalb weniger weit (also über weniger Hoch-spannungsleitungen) transportiert werden. Dies spartübrigens auch Infrastrukturkosten.Bei einem Atomunfall verlöre die Landschaft nichtnur ihre ästhetische Qualität, sondern würde auch un-bewohnbar (siehe Tschernobyl).Uranabbau und Braunkohletagebau zerstören dieUmwelt und beeinträchtigen somit die Lebensquali-tät im jeweiligen Abbaugebiet. Beim Uranabbauwird darüber hinaus radioaktives, giftiges Radongasfreigesetzt. Windräder in so genannten Offshore-Windparks inNord- und Ostsee sind von der Küste aus nicht zu se-hen und können daher eigentlich niemanden stören –bis auf vielleicht die Vögel. Bei einer Studie desNABU im März 2005 kam allerdings heraus, dass

Windräder für Vögel nicht so gefährlich sind, wieman dachte. Es sterben jährlich 200-mal mehr Vögelim Straßenverkehr als bei Zusammenstößen mitWindrad-Rotorblättern.Ein einziges modernes Windrad kann 4000 Haushal-te mit Strom versorgen. Das Energiepotenzial von er-neuerbaren Energien ist riesig, laut Greenpeace stün-de bei Ausbau entsprechender Techniken ein Ange-bot in Höhe des 3078-fachen Weltenergiebedarfs zurVerfügung. Bereits die heutige, noch nicht ausgereif-te Technik könnte theoretisch die Menge des 6-fa-chen Weltenergiebedarfs liefern. Ein aktuelles wis-senschaftliches Szenario des Deutschen Institutes fürLuft- und Raumfahrt zeigt, dass der gesamte deut-sche Strombedarf bis 2100 aus erneuerbaren Energi-en gedeckt werden könnte, wenn heute mit dem Aus-bau begonnen würde.Energiepolitische Veränderungen sind jetzt erforder-lich und auch bereits eingeleitet.„Bis 2020 erwartet die Branche ein jährlichesWachstum von über 10 % [...] und die Senkung derKosten im Mittel um 40 %. Dies reduziert die Treib-hausgase um 270 Millionen Tonnen. Deutschlandspart dadurch jedes Jahr Öl-, Gas- und Kohleimporteim Wert von 20 Milliarden Euro. Werden heute dieWeichen gestellt, kann der Weltmarkt für erneuerbare

Energien bis 2050 so groß sein wie heute die fossilenEnergien. Das Wachstum der Wind- und Solarindus-trie kann sich alle 3 Jahre verdoppeln“, schreibt Gre-enpeace auf seiner Internetseite.Langfristig werden sich alternative Energien alsodurchsetzen (müssen). Erich Kästners Zitat „Es gehtauf keinen Fall so weiter, wenn es so weitergeht“ istperfekt anwendbar auf die derzeitige energiepoliti-sche Situation in Deutschland.Wer sich für weitere Aspekte des sehr umfangreichenThemas „Erneuerbare Energien“ interessiert, dem seidas Buch „Energieautonomie“ von Hermann Scheerempfohlen. Auch die Internetseiten von Greenpeace

Konventionelle Energieerzeugung

Wis

sens

chaf

t

bieten viele Informationen zum Thema, insbesonde-re, was die Anbieter von Ökostrom betrifft: http://gruppen.greenpeace.de/aachen/energie-oekostromanbieter.html

Reportagen

67

Die im Artikel genannten Zahlen stammen aus die-sen Quellen.

Lisa Dierksmeier, Stufe 13

Die fünfte Jahreszeit: Carneval de Voerde

Sonntag, acht Uhr in Voerde. Der Wecker klingelt.Doch warum? Fußball? Nein, das fällt heute aus.Kirche? Wohl auch nicht. Irgendwas Wichtiges wardoch heute...? Erste Zweifel machen sich breit. Es istWochenende, Sonntag, um genau zu sein. Warumklingelt das Werkzeug des Teufels, dieser verfluchteWecker, und stört den so heiligen Schlaf? Die erstenGedanken über Verschwörungen und Intrigen ma-chen sich breit, bis, ja bis endlich nach fünfminüti-gem, ununterbrochenem Denken der rettende Ge-danke seinen Weg in das verschlafene, zu dieser Zeitkaum aufnahmefähige Gehirn bahnt: Karneval!

Es ist wieder so weit. Junge und Junggebliebene pil-gern in einer Art Massenbewegung in Richtung Voer-de, so fröhlich und mit solch guter Laune, dass manglauben mag, die Erleuchtung würde einen dort er-warten. Doch die einzige Erleuchtung, die dort war-tet, ist das Licht der Taschenlampe eines Sanitäters,der jene Reaktionen überprüfen möchte, die, nach-dem man auf der Suche nach der ominösen Erleuch-tung doch zu tief ins Glas beziehungsweise in dieFlasche geschaut hat, abhanden gekommen sein kön-nen. Dennoch, seit Jahren stagniert die Stimmung zurKarnevalszeit auf hohem Niveau. Niemand blästTrübsal wegen möglicher unschöner Konsequenzenoder sonstiger Gefahren. Denn im Schutze seinerVerkleidung macht sich ein jeder weiter auf den Wegzum alljährlichen Zug, auch wenn er nicht mehr dieFaszination von früher entfacht. Aber egal, derHauptgrund des Karnevals reizt immer noch: Einfachmal die Sau rauslassen, feiern, bis der Arzt kommt.

Kommen wir zurück zum Tagesablauf. Es ist fünfnach Acht. Jetzt erst einmal ein richtiges Frühstück.

Ausnahmsweise sogar mit der Familie. Die unge-wohnte Situation offenbart neue Fragen, beispiels-weise, ob man im fortgeschritteneren Alter immernoch freiwillig so früh aufstehen wird?

Das wird sich zeigen, doch heute ist nicht die richti-ge Zeit, sich solche Fragen zu stellen. Heute gilt einganz anderes Motto: Carpe diem, nutze den Tag! In weiser Voraussicht führt der erste Schritt zu dembesagten ausgelassenen Frühstück. Grundlagen sam-meln. Könnte später nützlich sein. Danach geht esweiter in Richtung Dusche. Auch keine schlechteIdee, wenigstens zu Beginn sauber zu sein und sei-nen individuellen „Geruch“ nicht überall zu versprü-hen. Jetzt folgt die erste schwere Hürde: Das Ko-stüm. Das perfekte Kostüm für „den einen Tag imJahr“ zu suchen und zu finden ist ein Prozess, dermanchmal mehrere Monate Zeit beansprucht.Manchmal aber auch nur wenige Minuten. Bunt oderstilsicher? Cool oder lustig? Elegant oder vergam-melt? Alles schwere Fragen, die beantwortet werdenmüssen. Falls man daran erst denkt, nachdem manaus der Dusche gestiegen ist, müssen diese Fragendazu noch ausgesprochen schnell beantwortet wer-den. Manch einer greift dann zu den Kostümen dervergangenen Jahre oder scheut sich nicht, schnell ei-nen Blick in den Kleiderschrank seiner Eltern zuwerfen, um mögliche „Überreste“ zu lokalisierenund sich zum Nutzen zu machen. Irgendwas findetsich immer, und wenn nicht, verfällt man keineswegsin tiefe Depressionen. Nach zwei, drei Stunden wirdman von den meisten Mitfeiernden ohnehin nichtmehr richtig, sondern nur äußerst verschwommen,wenn nicht glatt doppelt, wahrgenommen. Jetzt noch schnell die Tasche packen, verkleidet odernicht, und es kann losgehen. Die Eltern wissen Be-scheid, dass sie heute nicht unbedingt auf ihrenNachwuchs warten müssen, (fast) sorgenfrei kannnun die Reise beginnen. Die Freunde und Wegbe-gleiter gedulden sich schon, man stößt hinzu und pil-gert feucht-fröhlich weiter zum Zentrum dieser„Festlichkeiten“. Zehn Uhr, die Stimmung steigt.

Unterwegs stoßen noch die ein oder anderen zu derReisegemeinschaft dazu, bis man schließlich seinZiel erreicht. Das „El Dorado“ im Voerder Karneval:der Kreisverkehr. Okay, es ist nicht gerade goldenhier. Von Paradies kann man wohl auch nur spre-

68

chen, wenn der Alkohol das Blut als Hauptflüssigkeitim Körper abgelöst hat, und selbst von einem schö-nen Fleck sprechen nur äußerst optimistische Poeten.Dennoch, es ist der richtige Ort für diesen Tag in Vo-erde. Hier versammelt sich (fast) die komplette, kar-nevalshungrige Jugend von Voerde und Umgebung.Das Parkdeck ragt wie der Eiffelturm in Paris oderdas Brandenburger Tor in Berlin als Wahrzeichen desOrtes hervor, auch wenn es dieses Jahr von ungefähr300 Polizisten „besetzt“ wird. Doch auch das soll diefeiernde Meute nicht stören. Polizeikontrolle undGewalt ist man hier mittlerweile gewöhnt. Kein Jahrvergeht ohne körperlichen Einsatz. Für manche sogar

der einzige Grund für ihre Präsenz hier. Irgendwiegehört das zum Karneval in Voerde dazu, eine Tradi-tion, die man (nicht) gern missen würde.

Vielleicht macht gerade dieser ruppige und ruchloseCharme das Besondere dieses Ortes aus. Angekom-men am Kreisverkehr wird man herzlichst begrüßt,mal mit einem Küsschen oder auch zwei, gelegent-lich auch mit einer geballten Faust. Man trifft alteBekannte, schließt neue Freundschaften oder knüpftintimere Beziehungen, selbst jahrelange Konfliktekönnen hier runderneuert und nochmals verstärktwerden. Alles ist hier möglich.Doch zurück zum Geschehen. Erst einmal am (vor-läufigen) Ziel seiner Träume angekommen, vergehtdie Zeit wie im Flug. Die Stimmung steigt und steigt,fast antiproportional zur sinkenden Masse der mitge-nommenen (alkoholischen) Getränke. Dieser Vorratsinkt und sinkt, jegliche Pläne sind schon längst überBord geworfen, vielleicht früher als einem lieb ist.Aber Hauptsache, die Gemütslage steigt. Zwölf Uhr,die Stimmung erreicht langsam den Höhepunkt.

Imbiss-Stände und Läden sind mittlerweile hoff-nungsvoll überfüllt und belagert. Es scheint, als wäregerade eine Hungersnot zu Ende gegangen. Oder

noch schlimmer, man hätte die Nachricht verpasst,dass eine bevorstehen würde. Aber an Karneval sinddie meisten Triebe des Menschen zu dominant fürden kühlen Verstand, der in diesen Tagen ohnehinnur eine äußerst kurze Lebensdauer besitzt. Deswe-gen nimmt man auch mal (gerne) eine Stunde Warte-zeit in Kauf, um seinen Hunger zu vertreiben. Ähnli-ches gilt für den weiblichen Anteil der „Touristen“,welche dringend das ein oder andere Geschäft ver-richten müssen, aber nicht wie ihre männliche Ge-genüber einfach das nächstliegende Feld oder dienächste freie (nicht unbedingt grüne) Fläche aufsu-chen können. Denn auch die außerordentlich schö-nen WC-Häuschen sind mittlerweile maßlos überfülltund haben mitunter nicht mehr den gleichen Hygie-nestandard wie zu Beginn. Alles kleine Hindernisse,kleine Fle-cken auf der weißen Weste des Karnevalsin Voerde, aber die „Atmosphäre“ ist klasse. Das istdie Hauptsache, wie (fast) jeder Besucher an diesemTag versichern würde.

Der Hunger ist gestillt, langsam macht sich Ernüch-terung breit. Nicht wenige Personen versuchen die-ses Gefühl mit mehr (alkoholischen) Getränken zukompensieren, doch diese Methode führt nicht im-mer zu den erwünschten Resultaten. Viel eher kannsich das ganze ins Negative kehren. Die herzlichenMeinungsdifferenzen nehmen zu und verschärfensich mitunter, die Zeit ist gekommen, dass sich diePolizei ebenso amüsieren kann. Endlich können sieihre Daseinsberechtigung im vollen Umfang bewei-sen, was sie auch konsequent und zielstrebig demon-strieren. Es ist jetzt dreizehn Uhr dreißig, die Stim-mung sinkt rapide.

Auch die Sanitäter dürfen nun ihre Fähigkeiten unterBeweis stellen. Die nach Erleuchtung suchenden undgegen Ernüchterung „kämpfenden“ Personen kippenmittlerweile, weil ihre Körperfunktionen so langsamden Dienst aufgeben, nicht selten um. Für viele istjetzt die Zeit gekommen, die Heimreise allmählichvorzubereiten und anzutreten. Der vorher kaum be-achtete Wind und das insgesamt nicht gerade warme,eher triste und uneinladende Wetter, welches zuvorerst gar nicht wahrgenommen wurde, solange die (al-koholischen) Getränke noch „in Strömen“ flossen,erweisen sich inzwischen als weitere Faktoren fürdie Leerung des Kreisverkehrs. Die Stände bauenlangsam ab, verkauft wird hier schon seit längererZeit nichts mehr. Nur das Parkdeck füllt sich stetig,denn dort hat die Polizei nicht nur ihre Autos ge-parkt, es ist gleichzeitig eine Art provisorische Un-tersuchungshaftzelle, in der sich immer mehr Zeitge-nossen wieder finden. Es ist jetzt fünfzehn Uhr, dieStimmung neigt sich dem Nullpunkt entgegen.Jetzt lautet die Devise nur noch: Möglichst bald und

Rep

orta

gen

Brasilianische Verhältnisse: Karneval in Voerde

möglichst unbeschadet irgendwie heimwärts oder ir-gendwo anders hinzukommen, wo eine warme Du-sche und ein gemütliches Bett auf einen warten.Nachdem man die Reste der stark dezimierten Reise-gemeinschaft gesucht und im besten Fall auch gefun-den hat, kann es wesentlich langsamer als auf demHinweg, aber dafür auch mit weniger Gepäck losge-hen. Die ein oder andere Person taumelt zwar eher,als dass sie läuft, aber mit genügend Hartnäckigkeitwird auch dieses letzte Hindernis von den meistenmit Bravour bewältigt. Natürlich kann es auch pas-sieren, dass gerade auf dem Heimweg die Beine, derKopf, die Blase, der Magen oder einfach alles zu-sammen nicht mehr mitspielt und gegen den eher un-tergeordneten Verstand und Erhaltungstrieb rebelliertund meistens auch gewinnt. Für solche Unglückli-chen wird es ein beschwerlicher und darüber hinausein enorm langer Heimweg, wenn man nicht geradevon Mama, Papa oder einem Taxi abgeholt und nachHause kutschiert wird. Aber wer macht das schon?Wer setzt sich freiwillig der Gefahr aus, in Zukunftals „Weichei“ und „Memme“ tituliert zu werden?Nichtsdestoweniger, wenn wir ehrlich sind, haben esdiese Unglücklichen nicht auch ein bisschen selbstverschuldet und somit auch ein bisschen verdient? Esist jetzt sechzehn Uhr, die Stimmung könnte kaumschlechter sein.

Zu Hause angekommen, folgt nach einem kurzen Er-lebnisbericht für die Eltern („War gut.“) der zweiteGang zur Dusche, um sich des angesammeltenSchmutzes und Gestanks zu entledigen. Wenn mannoch essen kann, ist jetzt die Gelegenheit gegeben,

69

noch schnell etwas zu sich zu nehmen, bevor dieFüße und Beine sich vollständig weigern, noch einenweiteren Schritt zu verrichten. Wenn man nicht gera-de zu den Unersetzlichen, Unerschrockenen, Unver-besserlichen, Unkaputtbaren und Unheimlichen ge-hört, die jetzt schon planen, wo man an diesemAbend noch weiterfeiern kann (immerhin ist ja nochKarneval und bekanntlich muss man da meistens(wortwörtlich) feiern, bis der Arzt kommt), hilft nurnoch der Schritt zum gemütlichen Bett. Es ist jetztsiebzehn Uhr, wenn nicht Schlafenszeit, zumindestErholungs- und Entspannungszeit. Man resümiert diegerade erlebten Ereignisse, überlegt sich vielleichtschon das Kostüm für das nächste Jahr (man kannnie früh genug anfangen und auch nie zu wenig über-legen), vielleicht schwört man gerade auch (aber-mals) dem Alkohol für immer ab oder überlegt, wasman im nächsten Kalenderjahr besser machen könn-te, zum Beispiel einfach zu Hause zu bleiben.

Dennoch, all diese Überlegungen sind mindestens ineinem Jahr wieder hinfällig, da beginnt der Kreislaufdes Karnevals in Voerde zwangsläufig von Neuem.

Was gibt es noch Großartiges vom Karneval in Voer-de zu berichten? Ach ja. Der Zug war dieses Jahrwieder da. Bunt und laut, aber wie eingangs erwähnt,es gibt faszinierendere Tatsachen und Aktivitätenhier zu der fünften Jahreszeit in Voerde: zum Karne-val.

John-Patrick Collins, Abitur 2007

Ein Wochenende mit der Thyssen-Krupp Steel AGSchreibwerkstatt „Stahlreporter 2007“

Am 12. und 13. Mai diesen Jahres veranstalteten dasJugendmedienzentrum e.V., die Junge Presse NRWe.V. und die ThyssenKrupp Steel AG einen Schreib-wettbewerb, der unter dem Motto „Industrie trifftMedien – Stahlreporter 2007“ stattfand. Dazu reis-ten 26 Schülerzeitungsredakteure zum ThyssenKruppSteel-Werksgelände nach Duisburg, um ein erlebnis-reiches Wochenende zu verbringen. Für die FATALdabei: Leif Wolters (Stufe 12) und David Knapp (Stu-fe 11).

Die Tatsache, dass der 12. Mai ein bewölkter Sams-

tag ist und ich bereits um 11 Uhr am Hauptbahnhofin Duisburg sein muss, trägt nicht gerade zur Verbes-serung meiner Gemütslage bei. Nachdem ich mir amDinslakener Bahnhof ein Ticket Richtung Duisburggekauft habe, dröhnt die Meldung durch den Laut-sprecher, dass der Regionalexpress sich um über 1Stunde verspätet. Die Schalker Fans, die auf ihrenZug zum Regionalderby warten, drohen schon meh-rere Stunden vor der Niederlage auszuticken.Also wird umdisponiert. Mit dem Auto geht es zumDuisburger Hauptbahnhof, wo bereits ein Bus vonThyssenKrupp auf 26 Jungjournalisten aus ganzDeutschland wartet. Schnell wird klar, dass ich mitmeiner Anreise die kürzeste Strecke zurückgelegthabe, und ich kann mich nur wundern, dass es tat-sächlich auch Schüler/innen aus Bayern, SchleswigHolstein und Berlin ins Ruhrgebiet verschlagen hat.Auf der Busfahrt vom Hauptbahnhof zum Bildungs-zentrum Duisburg-Hamborn findet bereits ein reger

Reportagen

70

Austausch über das bevorstehende Wochenende zwi-schen allen Schreiberlingen statt. Im sehr modern ge-stalteten Bildungszentrum werden wir bereits erwar-tet und ein üppiges Buffet sorgt für neue Energie; derTag kann kommen.Nach einigen Informationen zu unserem Aufenthaltgeht es dann aber auch schon, mit Helmen und Funk-empfängern bewaffnet, Richtung Werksgelände los.Als wir durch das Tor 1 auf Europas größten Privat-hafen in Duisburg-Schwelgern zufahren, setzt lang-sam der Regen ein, aber die Stimmung im Bus bleibt

gut und auch ich kann mich nun auf einen informati-onsreichen Tag freuen.Nach dem Hafen, in dem jeden Monat über 360.000Tonnen Eisenerz durch den Schüttgutfrachter „BergeStahl“ angeliefert werden, folgen wir dem Weg desErzes zum Hochofen. Der Hochofen dient demZweck, dem Eisenerz mithilfe von Zuschlagsstoffen,wie z. B. Koks und Quarzsand, durch eine Redoxre-aktion den Sauerstoff zu entziehen, da dieser das Erzsehr spröde macht. Da diese Reaktion viel Energiefreisetzt, ist es am Abstich des Hochofens, wo dasRoheisen und die Schlacke (Gemisch aus Nebenpro-dukten) getrennt werden, dementsprechend warm,und wir bleiben nur für ein paar Fotos, ehe es mitdem Bus zum Oxygenstahlwerk geht.Auf Grund der Tatsache, dass das Roheisen sehr koh-lenstoffhaltig ist, muss es in einem so genanntenAufblasverfahren „gefrischt“ werden.Dies geschieht in tonnenschweren hitzebeständigenKonvertern.Das so erhaltene Produkt ist letztendlich der flüssigeRohstahl. Um ihn zur Weiterverarbeitung verwendenzu können, ist es jedoch nötig, ihn in eine entspre-chende Form zu bringen. Daher wird er in einerStranggießanlage zu 12 Meter langen, 2,60 Meterbreiten und 0,2 Meter dicken quaderförmigen Bram-men gegossen.Leider ist die Anlage bei unserem Eintreffen außer

Betrieb und auch die darauf folgenden Warm- undKaltwalzverfahren sind zu diesem Zeitpunkt nicht inGebrauch. Uns wird jedoch erklärt, dass die Walz-verfahren die schwer transportierbaren Brammen aufBlechform bringen und diese später zu Coils aufge-rollt werden. Der Stahl hat nun endlich die Eigen-schaften, um für die Automobilindustrie, Computer-konzerne etc. brauchbar zu sein. Jedoch erfolgt imNormalfall noch eine Veredelung, um den Stahl denWünschen der Kunden optimal anpassen zu können.Die Kunden erhalten die Möglichkeit, aus bis zu2500 Stahlsorten auszuwählen. Hierzu sind Verzin-kungen, Lackierungen und Kunststoffüberzüge mög-lich, um den Stahl z. B. gegen Regen resistent zumachen. Der Slogan „Wir denken Stahl weiter“ istbei der ThyssenKrupp Steel AG Programm.ThyssenKrupp sieht sich nicht nur als Stahlprodu-zent, sondern auch als Visionär für neue Produkte,wie beispielsweise der New Steel Body (eine Leicht-karosserie für die Automobilindustrie) oder Antigraf-fitibleche bestätigen.Unsere Zeit auf dem Werksgelände ist allerdingsschon vorbei und wir verlassen die Produktionsstät-ten, vorbei am Stahlwerk und dem Hochofen durchdas Tor 1, durch welches wir gekommen sind. Bevorwir jedoch in der Jugendherberge in Duisburg-Nordunsere Zimmer beziehen, fahren wir noch einmal zu-rück zum Bildungszentrum, da uns noch ein sponta-ner Gast erwartet. Der 1930 geborene Künstler Jo-

hannes Selbertinger, der zurzeit in München lebt undarbeitet, möchte noch ein paar Worte an uns richten.Seine Bilder beschäftigen sich zum Teil auch mitStahl.Stahl wird aus Stoffen hergestellt, die schon seit derEntstehung der Erde auf bzw. in unserem Planetengelagert sind. Daher ist dieses Erzeugnis auch für dieKunst so interessant, da es zum Teil unsere Gesell-schaft symbolisiert, die sich in Abhängigkeit zu die-sem Werkstoff befindet, andererseits auch zum Teil

Werkshalle

Rep

orta

gen

Lehr- und Ausbildungszentrum von ThyssenKrupp

den Ursprung dieses Planeten darstellt. Nach diesentiefgründigen Einblicken und mit ein paar Lebens-weisheiten und Gedanken im Gepäck geht es dannaber zur Jugendherberge. Die Herberge liegt sehr ru-hig im stillgelegten Landschaftspark Nord. Wir ha-ben eine Stunde Pause und können uns so erst einmalvon dem langen, anstrengenden Tag erholen. Dochkaum ist unser 4-er Zimmer so weit hergerichtet,geht es auch schon wieder los in Richtung XXL-Sportcenter, wo uns ein riesiges Buffet, Getränke enmasse und ein langer Bowlingabend erwarten. Nachdem ausgedehnten Abendessen fällt das Bowlingauch nicht mehr so leicht, doch nach den anfängli-chen Schwierigkeiten finden alle Journalisten schnellihren Schwung; doch kaum ist man richtig dabei,geht es auch schon um 23 Uhr wieder zurück zu un-serer Schlafstätte. Auf dem Zimmer werden dannnoch einmal die Vorgänge in Hochofen und Stahl-werk diskutiert, bevor wir mit vielen neuen Eindrü-cken einschlafen.Der Handywecker schellt um 6:30 Uhr.Es ist noch genug Zeit, um sich mal wieder mit ei-nem guten Buffet auseinander zu setzen.Danach werden die Taschen gepackt und es geht zumBildungszentrum. Heute soll das gestern Erlebte auf-geschrieben und die beste Stahlreportage 2007 ge-funden werden. Zur Angehensweise erwartet uns ein

71

weiterer Gast. Der freie Journalist Hans-Willy Beinerklärt uns, wie wir unsere Reportage aufbauen müs-sen und gibt uns weitere Tipps, die wir auch in Formeines Hefters erhalten. Dann geht es los. Jeder Jour-nalist bekommt zum Schreiben seiner Reportage ei-nen PC, um völlig ungestört arbeiten zu können. An-fänglich ist es schwer, einen Einstieg zu finden, dochmit der Zeit hat sich letztendlich dann doch ein ge-wisser „Schreibfluss“ eingestellt. Auch wenn die Re-portage nicht an diesem Tag fertig geworden ist, ha-ben alle Schreiberlinge schon einiges geleistet und sodenke ich, dass es nicht einfach für die Jury gewesensein wird, aus 26 Reportagen die Beste auszuwählen.

Schnell ist es 15 Uhr geworden und unser Wochen-ende neigt sich dem Ende zu. Die halbfertigen Re-portagen werden auf den von der ThyssenKrupp AGverschenkten USB-Sticks abgespeichert, und einletztes Mal kommen alle Journalisten zusammen undwerden offiziell verabschiedet. Dann geht es mit demBus zurück zum Hauptbahnhof.Jedes Wochenende hat ein Ende und meine anfängli-che Skepsis ist in diesen zwei Tagen einer sehr posi-tiven Bewertung gewichen. Trotzdem freue ich mich,wieder nach Hause zu fahren.

David Knapp, Stufe 11

Stoffwechsel bei ThyssenKruppEine Stahlreportage

Ich verdanke der Stahlindustrie mein Leben. Durchsie wuchs das Ruhrgebiet und zog Arbeiter aus allenTeilen Deutschlands an. Einer von ihnen war meinUrurgroßvater, der vor Ort meine Ururgroßmutterkennen lernte. Historiker teilen die Frühgeschichte nach den ge-nutzten Werkstoffen ein in die Steinzeit, Kupferzeit,Bronzezeit und Eisenzeit. Da jeder Materialwechseleine größere Kontrolle über die Natur mit sich bringtund so die Kultur beeinflusst, macht diese Einteilungauch Sinn. Dennoch redet niemand davon, dass wirheute in der Stahlzeit leben. Nach viertausend JahrenEisenzeit sorgte die Erfindung des Stahls im neun-zehnten Jahrhundert für die große Industrialisierung – mit Eisenbahn und allem drum und dran.Unser Ruhrgebiet war ganz vorne dabei, als der neueWerkstoff eingeführt wurde. Wie an wenigen Ortensonst hat die Stahlindustrie Land und Leute geprägt.Wenn morgen jemand einen Ersatz für Stahl erfinden

würde, wäre es vorbei mit den guten alten Ruhrpott-Proleten und ihrer „Traddizion von hate Aabeit“. Oftwerden diese Leute belächelt, denn heute geltenComputer und Kunststoffe als Inbegriff des Fort-schritts. Doch wir alle bleiben angewiesen auf Stahlund die schmutzigen, qualmenden und lauten Werke,in denen er hergestellt wird. Wobei diese inzwischenextrem effizient und umweltfreundlich sind: Unter-nehmen wie ThyssenKrupp produzieren schon seitüber hundert Jahren Stahl und haben den Prozess mitder Zeit so weit verfeinert, dass ihre Anlagen zusam-menspielen wie Organe eines lebenden Organismus. Bei einer Führung durch ThyssenKrupps Stamm-werk in Duisburg konnte ich die gute alte Schwerin-dustrie besichtigen, die letztlich die Wurzel unseresWohlstands ist. Trotz Strukturwandels und alledem -sie sieht noch durchaus lebendig aus.

Innenansicht eines Ungetüms

Die ThyssenKrupp-Werke sind eine Stadt in derStadt, abgetrennt durch 36 Kilometer Zaun. Es istdas größte zusammenhängende Hüttenwerk Europas,beschäftigt aber nur 12 000 Mitarbeiter. Da diese in

Reportagen

72

der Regel Schichtdienst haben, dürfte die „Bevölke-rungsdichte“ im umzäunten Bereich geringer sein als„draußen“ in der Stadt. Das hätte ich nicht gedacht.Wir erkunden das Werk per Bus. Natürlich werdenwir nicht alles sehen, das würde Tage dauern. EineUnzahl an verschiedenen Anlagen türmt sich hinterdem Zaun auf, bei kaum einer kann ich den Zweckerraten. Große Klötze mit Stahlmantel, Schornsteineund Rohre, die das ganze Gelände durchziehen;schmutzig braune, ältere Gebäude und bunt angestri-chene. Auch hinter dem Tor gilt die Straßenverkehrs-ordnung, wie uns die Verkehrsschilder zeigen. Doch

auf den ersten Blick merke ich, dass in dieser kleinenWelt noch viel mehr unterwegs ist als Autos. Nebenden Straßen laufen Schienen und Förderbänder, dieden einzelnen Gebäuden ihre Rohstoffe liefern. Essind die Adern des Organismusses ThyssenKrupp.Ein Tier lebt so lange, wie seine Organe übers Blutversorgt werden, und die Firma macht so lange Ge-winn, wie die Produktion nicht stillsteht. Einmal in Betrieb, brennt ein Hochofen viele Jahrelang Tag und Nacht. Ununterbrochen strömt flüssigesEisen aus seinen „Abstichlöchern“, um weiterverar-beitet zu werden. Hier ist Schichtdienst angesagt, derMensch hat sich der Technik unterzuordnen. Gleichvier der Dinger stehen auf dem Werksgelände. IhreNahrung kommt vom anderen Ende der Welt; das Ei-senerz vor allem aus Brasilien, die Kohle zum Bei-spiel aus Australien. Die Zeiten der Kohle aus demPott, die Duisburg zum idealen Standort machten,sind vorbei. Doch das macht nichts für Thyssen-Krupp – das Traditionsunternehmen ist längst in derWelt zu Hause.

Auf riesigen Schiffen wie der 343 Meter langen„Berge Stahl“ reisen die Rohstoffe nach Rotterdam,wo sie auf Schubverbände verladen werden, um überden Rhein zu ihrem Ziel zu gelangen. Das ist derwerkseigene Hafen, größter Privathafen Europas.Unter dem wachsamen Auge des Kontrollzentrums

gibt Schiff für Schiff seine Last ab, um sich erleich-tert auf den Nachhauseweg zu machen. Für die Kohle wird es schon jetzt heiß: In der Koke-rei muss sie durchglühen und zu Koks werden, wel-cher dann in den Hochofen kommt. Die Löschtürmeder beiden Kokereien des Werkes dampfen unabläs-sig. Es sind die einzigen Holzkonstruktionen inmit-ten des ganzen Stahls. Sie würden nur rosten.

Der Magen des Werkes

Nach dem Ausladen wird das Eisenerz zerkleinert,bis es die Konsistenz von Sand hat, und auf riesigenHaufen gelagert, den Mischbetten. Jeder dieser Hau-fen entspricht 6000 LKW-Ladungen und ist sorgfäl-tig aufgeschichtet. Damit der Stahl schließlich gleichbleibende Eigenschaften bekommt, werden verschie-dene Erzsorten gemischt – ganz ähnlich, wie dieBierbrauer mit dem Malz verfahren. Trommeln, diegrößer sind als ein Bus, räumen die Haufen ab. Überdie Förderbänder wandert der rötlich-braune Sandzum Hochofen. Im Hochofen geht es darum, aus Erz – Eisenoxid –Roheisen zu machen und es von der Schlacke zutrennen. Er wird von oben mit täglich 55 000 TonnenKoks und Erz befüllt. Würde man ihn dazu einfachöffnen, könnte das Ruhrgebiet einen Vulkanausbruchvor der Haustür erleben – unter solchem Druck stehtder Ofen. Daher gibt es ein Schleusensystem. DurchDüsen strömt von unten Heißluft mit Kohlenstaubein und heizt den Ofen auf 1500 Grad auf. Anstattdes Kohlenstaubes könnte man auch klein geschnit-tenen Plastikmüll verwenden, der einzige Nachteilwäre das Image als Müllverbrennungsanlage, sagtuns ein Mitarbeiter. Wie die meisten Anlagen imWerk besteht der Mantel des Ofens aus Stahl und istwassergekühlt.Wasser – ein weiterer unentbehrlicher Bestandteildes Stoffwechsels von ThyssenKrupp. Weil die un-glaublichen Temperaturen, die in Hochofen undStahlwerk entstehen, am Ende auf Zimmertempera-tur abgekühlt werden müssen, sind Wassermengennötig, die der Rhein nur mit Mühe und Not hergebenkann. Lösung des Problems ist ein ausgeklügeltesAufbereitungssystem, wodurch das Wasser überzwanzig mal wieder verwendet werden kann.

Es wird heiß

Von unten sieht man nicht viel vom Hochofen. ZweiMeter dicke Rohre und Nebengebäude sind mit ihmverbunden und verdecken die Sicht nach oben. Ichmuss schlucken, als ich erfahre, dass durch die Rohredas giftige Gas Kohlenmonoxid fließt. Das Unter-nehmen lässt die Verbrennung im Hochofen so ab-laufen, dass es an Stelle von CO2 entsteht. Denn

Gruppenbild der Stahlreporter aus ganz Deutschland

Rep

orta

gen

Kohlenmonoxid kann weiter verbrannt werden. Zu-nächst wird die Hitze des Gases über Wärmetauscherzum Heizen der Arbeitsgebäude genutzt, danach gehtes über die riesigen Leitungen ins Kraftwerk auf demWerksgelände. Dieses Kraftwerk produziert genugStrom für eine Stadt wie Düsseldorf. Aber Thyssen-

Krupp braucht alles selbst. Was würde passieren,wenn die Leitung undicht wäre?, frage ich, obwohlmir die Antwort klar ist. Dann hätte die ganze Ge-gend ein dickes Problem. Unser Führer verrät, dassdie Möglichkeit eines Gasalarms der Grund dafür ist,dass wir unsere Gruppe beim Besuch des Hochofensaufgeteilt haben. Mit weniger Leuten kommt manschneller weg. Aber, so schlimm ist es dann dochnicht, so ein Alarm kommt etwa alle drei Jahre vor.Das Gas, was austritt, wird einfach abgefackelt, bisdas Leck geflickt ist. Verletzt wurde wohl noch nie-mand bei einem Gasalarm.Der Boden um den Hochofen herum ist rot, denn je-den Tag setzt sich hier Eisenerzstaub ab. Ich habedas Zeug sofort an den Fingern, als ich das Geländerder Zugangstreppe anfasse.Zuerst sehen wir uns die Überwachungszentrale an.Hier arbeiten nur erfahrene Mitarbeiter, denn Zwi-schenfälle müssen sofort erkannt und behoben wer-den. Kameras und Monitore gibt es hier ebenso wieModellzeichnungen mit Dioden, wie man sie ausdem Museum kennt. Die aufleuchtenden Lämpchenzeigen die Bewegungen der Rohstoffe an. Durch dasFenster sieht die ganze Welt rot aus – auch an derScheibe bleibt der Erzstaub haften.Danach können wir eines der vier Abstichlöcher ausder Nähe anschauen. Das Loch selbst ist nicht sehrgroß und liegt in einer Halle, die komplett vom rotglühenden Eisen ausgeleuchtet wird. Durch eine Ril-le im Boden der Halle fließt ganz offen das Eisen,wir stehen nur wenige Meter daneben. Von der Hitzeist seltsamerweise nichts zu spüren. Auf dem Eisenschwimmt die Schlacke, die eine Maschine direkt

73

nach dem Abstich abschöpft. Natürlich ist auch dieSchlacke noch zu etwas gut, etwa um daraus Zementherzustellen. Damit alles in der Familie bleibt, stehtdie Zementfabrik direkt auf dem Werksgelände.Für das Roheisen stehen so genannte Torpedopfan-nen bereit, Waggons, die eben eine Torpedoform ha-ben. Wie alle Behälter für flüssiges Eisen und Stahlbestehen sie aus Stahl und sind innen mit feuerfestenSteinen ausgemauert.Wir müssen zur Seite treten, als ein Bagger in dieHalle fährt. Er hält direkt auf die glühende Masse zuund schaufelt fest gewordene Schlacke vom Randder Rille weg. Ein ziemlich irrer Beruf, aber heutzu-tage sicherlich ungefährlich. Die Arbeiter tragen im-mer Schutzkleidung und Helme mit Visier und diewirklich gefährlichen Tätigkeiten nehmen ihnen dieMaschinen ab. Dazu gehört das Verschließen der Ab-stichlöcher mit einer Art Knete, die durch die Hitzeschnell aushärtet.

Es wird noch heißer

Nächste Station ist das Oxygen-Stahlwerk. Hier wirdder Kohlenstoff, der das Eisen spröde macht, mithil-fe von Sauerstoff verbrannt. Auf Schienen kommendie Torpedopfannen mit dem Eisen aus dem Hoch-ofen hierher. Dabei kühlt es sich nur um wenigeGrad ab – selbst wenn man es tagelang stehen lässt. So ein Stahlwerk ist anders als normale Gebäude; imPrinzip ist es nur ein großer Rahmen, in dem riesigeBottiche mit flüssigem Eisen unterwegs sind. Um siezu bewegen, gibt es Kräne, die an Schienen unter derDecke aufgehängt sind, welche von einer Wand biszur anderen reichen. Wenn einer dieser Kräne in Ak-tion ist und seine 330 Tonnen hebt, vibriert das ganzeStahlwerk. Auf der Besucherplattform sind wir aufHöhe des Geschehens: mehrere Meter über dem Bo-den. So hoch sind die Konverter, die kippbaren Kes-sel, in denen sich die Verwandlung von Eisen zumStahl vollzieht. Eine Ladung Eisen kommt am Kranhaken auf uns zuund zieht zwei Meter vor meinem Gesicht vorbei.Mit sich bringt das Ding eine Hitzewelle, Funkenfliegen durch die Luft und der Inhalt des Bottichswirft seinen roten Schein nach oben auf den Kran.Gespenstisch sieht das aus, ein anderes Gruppenmit-glied meint, das Stahlwerk wäre ein guter Schauplatzfür einen Horrorfilm. Laut ist es natürlich auch; ausden verschiedenen Brummlauten kann der Mitarbei-ter heraushören, welches Gerät gerade am Werk ist.Denn auch hier braucht es viele Arbeitsschritte, da-mit das Produkt so wird, wie man es haben will.Weiter hinten im Werk kippen sie eben eine Schrott-ladung in den Konverter ein. So wie Lachse kehrendie Stahlgegenstände wieder zu ihrem Geburtsort zu-rück, um für Nachwuchs zu sorgen. ThyssenKrupp

Hier wird schwer gearbeitet

Reportagen

74

bekommt sogar Geld dafür, den Schrott aus der öf-fentlichen Abfallentsorgung abzunehmen. DerSchrott muss nur noch nach Legierungen sortiertwerden, denn die chemische Zusammensetzung be-stimmt die Eigenschaften des Stahls. ThyssenKruppunterscheidet zwischen 2200 verschiedenen Stahlsor-ten. Mithilfe des Schrottes wird der Konverter abge-kühlt, daher füllen die Kranführer umso mehr Schrottein, je heißer das Eisen ist. Keiner sollte auf die Ideekommen, einen Konverter mit Wasser zu kühlen – eswürde von der Hitze in seine Elemente zerlegt undexplodieren.Reiner Sauerstoff strömt durch „Einblaßlanzen“ inden Konverter, heizt die flüssige Masse auf 1800Grad auf und verbrennt den Kohlenstoffanteil im Ei-sen. Diese Einblaßlanzen hab ich zunächst gar nichtfinden können; auf den Modellzeichnungen sehen siewie spitzt zulaufende Rohre aus, in Wirklichkeit wir-ken sie total verrostet. Wahrscheinlich hat sich Ei-sendampf an ihnen abgesetzt und ist fest geworden.Wenn der flüssige Stahl das Stahlwerk verlässt, folgtals erstes das Stranggießen. In einer wassergekühltenKupferform erkaltet der Stahl unter Rütteln, so dasser innen nicht heißer bleibt als außen. Eigentlich istdas fachgemäße Abkühlen eine Kunst für sich, dennFehler beeinträchtigen die Qualität des Stahls erheb-lich. Nachdem der Stahlstopfen aus der Form heraus-gezogen wurde, hat man eine so genannte Bramme,einen flachen Barren Stahl. Meistens sind die Bram-men etwa zehn Meter lang. Da das Duisburger Werkfast ausschließlich „Qualitäts-Flachstahl“ herstellt,lange Bleche, müssen die Brammen anschließend insWalzwerk.Auf der Fahrt zum Walzwerk kommen wir an kleine-ren Gebäuden vorbei, die sich als Sanitätsstation,Wäscherei, Schuster und Schreinerei entpuppen.Nach Möglichkeit alles, was irgendwie anfällt, inner-halb des Zaunes zu erledigen, scheint zur Unterneh-mensphilosophie zu gehören.

Im Walzwerk

Für das Eisen war es ein langer Weg bis hierher:Vom anderen Ende der Welt auf Schiffen nach Duis-burg, über insgesamt 24 Kilometer Förderbänder,rauf in den Hochofen, in flüssiger Form durchsStahlwerk. Sauerstoff, Schlacke, Schwefel, Kohlen-stoff und wie sie alle heißen, haben sich verflüchtigt.Doch der beschwerlichste Teil des Weges liegt nochvor unserem Eisen: 1,8 Kilometer geht es durch dasWalzwerk, und am Ende ist die Bramme so lang ge-worden, dass sie sich über das ganze Band erstreckt. Walzen ist kompliziert. An manchen Stellen wirdwarm gewalzt, an anderen kalt, aber die jeweils vor-gegebene Temperatur muss immer genau eingehaltenwerden. Sie hat sich aus der Erfahrung ergeben und

ist ein Betriebsgeheimnis von ThyssenKrupp. Keineder Walzen darf beschädigt sein, sonst verdirbt sie al-les, was unter ihr hindurchläuft. Viel Wasser fließtüber die Walzen, aber zur Zeit unseres Besuches istkein Stahl unterwegs.So müssen wir uns vorstellen, wie das Blech vorbei-zieht und dabei immer dünner wird. Von den anfangszwanzig Zentimetern Dicke bleibt hinterher nicht

mehr viel übrig. Wenige Millimeter sind Standard, esgeht aber auch noch viel dünner: Bis 0,3 Millimeter.Natürlich wird die Dicke ununterbrochen nachge-messen. Das geht mit Hilfe von radioaktiven Strah-len, je mehr durchkommen, desto dünner ist dasBlech. Langsam wird mir klar, warum ThyssenKruppmit dem „High-Tech-Produkt Stahl“ wirbt. Im Hoch-ofen und im Stahlwerk sind ja eher rohe Kräfte amWerk, es ist schummerig, dreckig und laut.Zum Transport wird das fertige Blech aufgewickelt.Als Rolle haben 1,8 Kilometer Blech nur zwei MeterDurchmesser.

Viele Kunden wollen ihr Blech mit Zinkbeschich-tung haben. Also wickelt die Maschinerie in der Feu-erbeschichtungsanlage nebenan die Rollen wiederauf. Wieder erwärmt, wird das Blech durch eineWanne mit flüssigem Zink gezogen, um blank wieein Spiegel daraus aufzutauchen. Zehn Meter geht eshoch, um eine Rolle herum und zehn Meter wiederrunter. Das Blech fährt Achterbahn.Neben uns liegen die Zinkbarren auf dem Boden, diedarauf warten, eingeschmolzen zu werden. Unwirk-lich sieht das Zeug aus – ein mattes Silber mit einerKraterlandschaft als Oberfläche. Wie aus Plastik…Ob es schwer ist? Ich fasse es an und versuche, eshochzuheben. Heiß! Sofort wedle ich zum Kühlenmit dem Finger und nehme Abstand von dem unseli-gen Ding. Warum zum Teufel haben die hier heißesZink auf dem Boden liegen?Es würde mich wirklich interessieren, warum dieBarren heiß sind, aber ich frage lieber nicht nach.

Die FATAL-Stahlreporter: Leif Wolters und DavidKnapp (v. l.)

Rep

orta

gen

Keine Lust, mir einen Spruch wie „Man guckt nichtmit den Fingern“ anhören zu müssen. Ich weiß sel-ber, dass es doof war. Aber na ja, andere Leute haben Eisenerzstücke zumNach-Hause-Nehmen bekommen, ich hab' jetzt auchetwas zur Erinnerung: Nicht nur eine, sondern gleich

zwei schöne Brandblasen.

Schade, dass mein Ururgroßvater das Werk nicht ge-sehen hat. Der war als Maurer in Oberhausen tätig…

Leif Wolters, Stufe 12

SUDOKU (Lösungen unter www.fatal-ohg.de!)

Lichtburg-Center Am Neutor, Dinslaken www.kinodinslaken.de

02064/2463 mit Programmansage

DAS KINO MIT 77-JÄHRIGEN TRADITION

Technisch perfekt: Großbildleinwand – Lautsprecherboxen 7.000 W Immer aktuelles Programm – lange Filmnächte – Premieren

Preiswert – Erstklassiger Service – bestes Popcorn am Niederrhein

90 JAHRE KINO IN DINSLAKEN:

1916 Erste Filmvorführungen mit einem Handkurbelgerät im Hotelsaal ‚Reichskrone’ an der Neustraße

1923 Das 1. Kino – das ‚Moderne

Theater’ wird an der Neustraße

(heute Eurospar) eröffnet 1929 Eröffnung der ersten ‚Lichtburg’ am Neutor

1945 Bomben zerstören die Lichtburg

und beschädigen das Moderne

Theater schwer 1946 Das Moderne Theater wird wiedereröffnet 1951 Die neuerbaute, zweite Lichtburg hat über 1.000 Plätze 1953 Das Moderne Theater wird renoviert und als ‚Parktheater’ wiedereröffnet 1959 Das Parktheater wird geschlossen und zum Supermarkt umgebaut 1980 Die zweite Lichtburg wird umgebaut:

Aus einem Saal werden drei mit insgesamt 550 Plätzen 1992 Der Lichtburgsaal 2 wird mit 177 Plätzen renoviert 1998 Der Lichtburgsaal 3 wird mit 70 Plätzen renoviert 2001 Der Lichtburgsaal 1 wird mit 303 Plätzen renoviert 2006 Renovierung des Foyers

ERST 2 – DANN 3 – DANN 1 – UND JETZT 2006 DAS FOYER

77

Übers Wegziehen

„Darf ich kurz um eure Aufmerksamkeit bitten?“Mein Vater steht auf und schaut nun erwartungsvollin die Gesichter der Familie. „Es gibt einen Grundzum Feiern! Ich habe einen neuen Job…“ – KurzerApplaus – „…wir ziehen um!“ – Plonk! – Mir istdas Glas herunter gefallen.

So in etwa findet die erste Erwähnung des Wegzie-hens aus Aachen statt. Meinen Brüdern und mirbleibt vor Empörung der Mund offen stehen. Es warzwar in letzter Zeit oft in Nebensätzen aufgetaucht,dass mein Vater sich nach einem neuen Beruf um-schaut, jedoch hatten alle zu verdrängen versucht,dass wir eventuell umziehen würden.In den ersten Momenten nach dieser Eröffnung ver-suchen wir überrumpelt unseren Vater davon abzu-bringen. Wir nennen Argumente wie: „Was ist mitunseren Freunden? Wir wollen sie nicht verlassen

oder verlieren“; „Wir kennen uns da, wo wir hinzie-hen, doch gar nicht aus“ und „Was, wenn es unsdort nicht gefällt?“.Doch entgegnet wird: „Ihr werdet dort auch schnellFreunde finden und könnt ja immer noch in den Feri-en nach Aachen kommen“; „Ihr habt euch doch hierauch zurecht gefunden, dann werdet ihr das dortauch“ und „Es ist schön in Dinslaken!“.In einem Anflug von Trauer und Zorn beeile ichmich, auf mein Zimmer zu kommen. Dort angekom-men, drehe ich das Radio auf, lege mich aufs Bettund kann nichts gegen meine Tränen machen. Auchdie folgenden Tage bin ich sehr aufgelöst. Merkwür-digerweise geht sogar die Ankündigung in der Schu-le relativ gereizt über die Bühne: „Anna, was ist losmit dir, du wirkst so verärgert!?“ „Wir ziehen um!!“Nach einiger Zeit findet man sich allerdings mit derTatsache ab. Irgendwann freut man sich sogar auf dieneue Umgebung. Nach fünf Monaten ist es dann soweit. Wir werden am 2. August umziehen. Vor demUmzug ist allerdings noch viel zu tun. Beispielswei-se muss man die Umzugskisten bestellen. Erst, wenndiese eingetroffen sind, kann man anfangen, die ge-samte Einrichtung zusammenzupacken sowie an-schließend noch einmal das gesamte Haus zu putzen.Mit den Umzugkartons verbinde ich mittlerweile ei-nen unangenehmen Geruch und auch das Putzmittelstinkt mir allmählich. Nach getaner Arbeit steht dieletzte Nacht in unserem Zuhause an. Alles ist wie

Schü

lerli

tera

tur

78

leer gefegt. Alle Wände, an denen einst einmal Re-gale standen, sind nun erschreckend blank und sogardie Fenster wirken verlassen.

Am nächsten Tag wird alles extrem hektisch. Gegen12 trifft das Umzugsunternehmen mit zwei großenLastern ein. Fünf Männer, meinen Vater und meinenOnkel eingeschlossen, fangen an, unser Mobiliarnach draußen und in die Laster zu tragen. Dort wirdes mit vielen Decken gepolstert und eng aufeinandergestapelt. Spannung, die nach Schweiß duftet, liegtin der Luft. Meine Mutter regt sich darüber auf, wiedie Gläser transportiert werden, doch diesen Ärgervernehmen meine Brüder schon gar nicht mehr, dadiese frühzeitig zu meinen Großeltern geschickt wur-den. Letztendlich ist es geschafft. Die Umzugswagensind bereits unterwegs. Kurz bevor wir losfahren,verabschiede ich mich noch von meiner bestenFreundin. Jetzt ist der lang erwartete Zeitpunkt ge-kommen: Wir brechen auf.„Es versetzt einem schon einen Stich ins Herz“,meint meine Mutter, ich schweige die gesamte Fahrt.Als wir ankommen und das neue Haus betreten,schlägt uns ein beißender Geruch entgegen. Es wur-de vor kurzem gestrichen, und obwohl die Farbe be-reits getrocknet ist, riecht das ganze Haus nach jenerFarbe. Wir lüften also.Zwei Tage später sind die Möbel endlich angekom-men und wir fangen unverzüglich an, uns einzurich-ten. Dazu haben wir jetzt noch die restlichen Som-merferien Zeit. Doch damit ist der Umzug noch nichtabgeschlossen.Die neue Umgebung wird begutachtet. Dinslaken istkleiner als Aachen, doch auch das hat seine Vorteile.Zum Beispiel kann man jetzt alles besser mit demFahrrad erreichen. Eigentlich ist das Fahrradfahrenan sich hier viel einfacher, denn da Aachen im Vor-land der Eifel liegt, sind dort viel zu viele Berge.Hier hingegen ist alles flach. Auch gehört zum Um-zug die neue Schule. Am ersten Schultag bringt mich

meine Mutter zur Schule. Da ich sehr aufgeregt bin,versucht sie mir gut zuzusprechen: „Das wird schon.Du wirst sehen!“Gemeinsam mit ihr stelle ich mich, voller Erwartungdarauf, was jetzt passieren wird, in den engen Gangvor dem Sekretariat. Neben uns steht noch ein Mädchen mit ihrem Vater.Vermutlich ist sie auch neu hier. Aber sie wirkt we-sentlich gelassener als ich. Kurz vor dem erstenKlingeln tritt ein weißhaariger Mann auf uns zu. Erschüttelt meiner Mutter, dem Mädchen, seinem Vaterund mir die Hand und stellt sich als Wolfgang Seidelvor, meinen neuen Klassenlehrer.„Folgen Sie mir bitte“, sagt er freundlich und führtuns zum Klassenraum 008, vor dem sich eine größe-re Menge Schüler befindet, die laut durcheinanderredet. Sie sehen alle ziemlich nett aus und ich fühlemich weniger nervös als noch zu Anfang. Ich verab-schiede mich von meiner Mutter und freue mich aufdie erste Pause, in der ich meine neuen Mitschülernäher kennenlerne. Die anderen nehmen michschnell auf, weswegen mir gar nicht viel Zeit bleibt,um mich unwohl zu fühlen.

Das alles ist jetzt bereits knapp 2 Jahre her. In derZwischenzeit habe ich mich gut eingelebt, was auch – Gott sei Dank – ehrlich gesagt relativ schnell ver-lief. Anfangs hatte ich noch Probleme, mich in derInnenstadt zurechtzufinden, doch mittlerweile kenneich sie ziemlich gut, wenn auch noch nicht in- undauswendig.Dennoch besuche ich oft meine alten Freunde in Aa-chen und mir ist dabei klar geworden, dass durch denUmzug unsere Bindung umso stärker geworden ist.Auch hier habe ich viele liebe Menschen kennen ge-lernt. Alles in allem kann man sagen, dass die Worte„Umzug“ oder „wegziehen“ oftmals als viel zuschlimm gewertet werden.

Anna Purucker, Klasse 9a

Schönheit hat ihren Preis…

Meine Freundin hatte alles, was sich eine Frau nurwünschen konnte. Sie hatte eine schicke Wohnungim reichsten Viertel der Stadt, ein teures Auto, einengut bezahlten Job und einen Freund, der sie über al-les liebte. Sie war recht zufrieden mit sich, bis ich sieeinmal auf ihre schmalen Lippen ansprach. Fest ent-schlossen ging meine Freundin zu einem Schönheits-chirurgen, der ihr Problem natürlich sofort erkannte

und sie operierte. Zufrieden sprach meine Freundinden Arzt auf eine Nasenoperation an, denn ihrSchmollmund passte ja nun wirklich nicht mehr zudem großen Zinken. Aber auch jetzt hatte der Arztgleich einen Vorschlag parat und reichte ihr einenKatalog mit den wunderschönsten Nasen. BeimDurchblättern blieb ihr Blick an der Nase „Bonita“hängen. Bonita war eine wunderschön geformteNase in der Größe XS. Klar juckte es meine Freun-din ab und zu mal unter dem Gips, aber das ignorier-te sie tapfer, denn nun hatte sie eine kleine wohlge-formte Stupsnase. Aber ob diese zu ihren tiefen

Lachfalten und den Wangenknochen passte? Als sieden Chirurgen auf ein Facelifting ansprach, entgeg-nete dieser, dass es doch kein Problem sei und sie au-ßerdem im Moment das Angebot „6 OPs zum Preisvon 4“ hatten. Das ließ sich meine Freundin nichtzweimal sagen und bestellte zu dem Facelifting nocheine Brustvergrößerung und eine Fettabsaugung, daman sich ja nun wirklich nicht mehr mit Konfekti-onsgröße 36 auf der Straße blicken lassen konnte.Nur eine OP blieb noch übrig. Meine Freundin be-trachtete sich kritisch von oben bis unten, bis ihrBlick an ihren Füßen hängen blieb. Sie schämte sichimmer schon für ihren kleinen Zeh am rechten Fuß,der fast so riesig wie der benachbarte Zeh war.Schrecklich. „Wie wär’s denn, wenn wir alle Zehengleich lang machen würden? Das ist echt der neusteSchrei!“, berichtete der Arzt meiner Freundin. Ge-sagt, getan. Meine Freundin fand sich leider immernoch nicht perfekt genug, aber ihre Beinverlänge-rung verschob sie doch um eine Woche, da sie dann

Schülerliteratur

79

25 % Rabatt pro Bein bekommen würde. Der Chir-urg druckte ihr ihren Kassenbon aus und so verließmeine Freundin glücklich die Praxis. Nur ihr Freundwar wohl so gar nicht zufrieden mit dem neuen Äu-ßeren seiner Freundin. Mit einem Silikonmonsterwollte er nun wirklich nichts zu tun haben, und auchder kleine Huckel auf ihrer Nase, den er so sehr lieb-te, war verschwunden. Kurzerhand trennte er sichvon meiner perfekten Freundin, und komischerweisemieden auch ihre anderen Freunde und Freundinnenden Kontakt zu diesem Prachtexemplar. Pleite warsie nun auch, also musste sie ihr Auto und ihre schik-ke Wohnung verkaufen, und das mit dem Job wurdeohne Auto auch nichts mehr, schließlich konnte siedie 50 Kilometer nicht laufen. Aber wenigstens warmeine Freundin nun makellos hübsch und Schönheithat ja auch ihren Preis.

Lisa Nienkämper, Stufe 11

Hinter den KulissenKnött auf einer Reise, die weit über das Lehrerzimmer hinaus führt

Hallo erst mal! Ich bin´s Knött, ihr wisst schon, Rat-tenreporter der FATAL! Na, klickt´s???Super, dann kann ich ja mal anfangen. Wisst ihr,Leute, der ganze Schulbetrieb muss doch irgendwielaufen, oder? Egal, ob's jetzt am Kiosk oder im Se-kretariat ist. Ich hab' mich nun mal einen Tag langauf den Weg gemacht, um die Leute zu erforschen,die, neben den Lehrern, dafür sorgen, dass alles„glatt“ läuft.Ich wache eigentlich immer um die gleiche Zeit auf,nämlich mit dem Gong um 7.50 Uhr. So auch letz-tens, und an diesem Tag musste ich los. Ich war näm-lich mit Herrn Kuhr verabredet, dem Hausmeister.Nur leider war der nicht aufzufinden, war sicher imSchulgebäude unterwegs, oder schloss gerad' die Tü-ren auf. Ich machte mich weiter auf den Weg, dennder Kiosk war mein nächstes Ziel. Die Verkäuferinkam gerade mit den neuen Waren an. „Was hast'nda“, fragte ich sofort interessiert, doch bevor die Ant-wort kam, sah ich einen Korb mit Baguettes. MeinHerz schlug höher. Ich schaute mich mal so um. Hierwar es klasse, und ich fragte, was denn am meistenverkauft würde. Das waren natürlich die Baguettes,von denen am Ende eines Schultages, das weiß ichaus Erfahrung, nix mehr übrig bleibt. Ich bekamnoch ein Käsebrötchen geschenkt, und kauend gingich weiter. Ich ging zum Sekretariat, um Frau Stille

zu treffen. Zunächst kam ich aber am Klassenbuch-schrank vorbei und ließ mich von einem Klassen-buch ablenken, dessen Besitzerklasse erst um 8.45

Uhr Schule hatte. Dort las ich, bis Herr Becker vor-beikam und ich ihn fragte, was er hier denn mache.Der antwortete: „Weißt du, Knött, ich häng' den neu-en Vertretungsplan aus.“ Das war mir ehrlich gesagtein Rätsel, und ich hakte sofort nach: „Wieso dennjetzt erst, ich dachte, der neue Plan hängt seit gesternaus?!?“ „Ja, das stimmt“, meinte Herr Becker, „dochein Lehrer hat gerade angerufen und gesagt, dass ernicht unterrichten kann. Jetzt mussten wir gucken,wie wir die Stunden sinnvoll vertreten können oderausfallen lassen.“ Nun war ich im Schulsekretariatangekommen und fragte Frau Stille, eine der zweiSekretärinnen, was man denn hier machen könnte.

Knött auf dem Oberstufenschulhof

80

Ich erfuhr, dass man als Tafeldienst zwei StückeKreide bekommen oder sich für eine der zahlreichenAGs anmelden kann. Außerdem gehen hier alle Pa-kete und Briefe ein, die an die zuständigen Lehrerweitergeleitet oder im Sekretariat bearbeitet werden.Puh, es war schon fast 13 Uhr, und ich hatte noch ei-niges zu interviewen. Doch zunächst war ich plattund musste mich wieder mit einem Käsebrötchenund einem Pfirsich-Eistee stärken. Danach ging ichzu Herrn Niemann, der die bewirtschafteten Toilettenbeaufsichtigt. Das ist notwendig; er erzählte mir,dass die Toiletten früher ekelig waren und sogar Bro-

te in den Schüsseln lagen. Ich ging zu meiner letztenStation, der Fahrradwache. Dort war aber niemandmehr, weil die Fahrradwache nur bis 14.15 Uhr daist.

Damit war mein Ausflug hinter die Kulissen derSchule beendet. Es war anstrengend, hat aber auchviel Spaß gemacht, und bald erzähl' ich vielleicht dieGeschichte, wie ich zur FATAL kam.Bis dann!

Dustin Ehret, Klasse 8a

Game Over

Es war acht Uhr. Zögernd betrat ich das spärlich be-leuchtete Arbeitszimmer und wandte mich sofort we-nig begeistert der heutigen Arbeit zu. Die Aufgabebestand darin, ein bald anstehendes Meeting mit ei-nem wichtigen Investor vorzubereiten. Bis jetzt hatteich lediglich erste Statistiken gesichtet und einengroben Fragenkatalog ausgearbeitet. Ich wusste, dassdiese Vorbereitungen bei weitem nicht ausreichenwürden, um den amerikanischen Investor zu einemEinstieg in die Firma zu bewegen und die damit be-vorstehende Insolvenz abzuwenden. Besonders, daich in einem vorausgegangen Gespräch bereits dar-über informiert wurde, für das Meeting alle anste-henden Informationen bereit halten zu müssen.Doch trotz der heiklen Lage legte ich die Akte mitdem Firmenprofil genauso schnell, wie ich sie weni-ge Augenblicke zuvor aus dem Regal geholt hatte,wieder zu dem anderen Berg von Akten und spieltestattdessen ein Partie auf dem eigentlich zur Arbeitangeschafften Computer. Vielleicht würde ich nachetwas Ablenkung wieder dazu bereit sein, die Arbeitfortzusetzen und klare Gedanken fassen zu können.Eigentlich heißt es ja: Erst die Arbeit, dann das Ver-gnügen. Doch in diesem Moment war mir dieses all-seits bekannte Sprichwort herzlich egal. Meine Auf-merksamkeit galt allein dem Erreichen des neuenLevels. Hin und wieder schweiften meine Blicke zudem daneben liegenden Aktenberg, um im nächstenMoment wieder von der weitläufigen Spielwelt ge-fangen genommen zu werden. Ich fühlte mich in die-sem Moment wie Supermann, der alles ohne jeglicheProbleme erreichen kann. Level um Level steigerteich mich, bis ich nach fast fünf Stunden, die mir wieMinuten vorkamen, endlich das Ende des Spiels er-reicht hatte. Es war mittlerweile bereits zwölf Uhrgeworden, und das Meeting sollte in weniger als ei-

ner Viertelstunde im Konferenzraum beginnen. Undich war immer noch nicht weiter gekommen. Immernoch lagen meine spärlichen Notizen unausgereift inder Ecke. Ob das reichen würde? Mir kamen Zwei-fel. In wenigen Minuten würde das Ende der Firmabesiegelt und ich war Schuld. Hastig kramte ich nachden Akten und durchwühlte sie nach wichtigen Infor-mationen. Die Zeit verflog. Mein Handy klingelte.Es war der Konkursberater, der mich um die Ausar-beitung gebeten hatte. Ich sollte so schnell wie mög-lich das Konferenzzimmer aufsuchen, in dem bereitsdie Investoren ungeduldig darauf warten würden,loszulegen. 12:10 Uhr. Nun war es zu spät. Aber dann kam mir das vorherige Spiel in den Sinn.Warum sollte ich nicht ebenfalls, wie im Spiel, alleGegner ausschalten können und mit einem Maldurch alle Levels rennen, um nachher als strahlenderSieger dastehen zu können? Ich war doch schließlichSupermann, der, der alles kann, wenn er nur will. Mitneu getanktem Selbstbewusstsein eilte ich zum Kon-ferenzzimmer und öffnete die schwere Holztür. Hoff-nungsvolle Blicke der Firmenleitung streiften mich.In wenigen Minuten würde ich es allen zeigen.Gleich würde ich erneut triumphieren. Voller Ad-renalin setzte ich mich auf einem schweren Leder-sessel. Die Besprechung begann. Direkt galt die gan-ze Aufmerksamkeit mir. Ich sollte wieder der alleini-ge Held des Spiels sein. Ich griff nach meinen Auf-zeichnungen und fing an zu reden. Nach wenigenAugenblicken jedoch sah ich, wie sich die Blicke derFirmenleitung verfinsterten und die der Investorgrup-pe sich zu einem leichten, aber gelangweilten Lä-cheln verzogen. Nachdem ich auf verschiedene Fra-gen keine Antwort geben konnte, verließen die Inve-storen das Konferenzzimmer. Der Deal war geplatzt.Der Überlebenskampf war verloren. Ich hatte verlo-ren. Die Realität hatte mich eingeholt und das Spieldes Lebens war verloren. Game Over.

Fabio Zimmer, Stufe 13

Schü

lerli

tera

tur

Das große Schlachten

Nachdem das Rind ordnungsgemäß mit einem Bol-zenschuss in den Kopf betäubt worden war, wurde esmit den Hinterbeinen an das ununterbrochen laufen-de Kettenband gehangen, welches es an dem Arbeitervorbeiführte, der ihm einen Stich in die Hauptschlag-ader versetzte. Noch bevor große Sägen dem TierKopf und Hufe abtrennten, war das Tier durch denhohen Blutverlust gestorben. Als ein halbes Jahr zuvor die Naturheimkehrerparteiin der von schweren Stürmen und Unwettern ver-wüstete Region im Süden die Macht ergriffen unddie Abspaltung vom Mutterland herbeiführt hatte,zögerte sie nicht lange, ihre Ideale Wirklichkeit wer-den zu lassen. „Die Menschheit hat sich an der Erdeversündigt! Jahrhunderte der Ausbeutung ihrer Roh-stoffe und Lebewesen hat die Harmonie der Welt insWanken gebracht. Wenn die Menschheit nicht in derselbstverschuldeten Katastrophe untergehen möchte,muss sie heimkehren in die Natur.“ Jeder lernte nunmit Eifer die neuen Lehrsätze, vor allem „DerMensch ist böse und zerstörerisch“. Man wollte dieWelt retten, sich selbst davon überzeugen, dass mannicht böse und zerstörerisch ist. Die Initiative derParteiführung war kaum zu bremsen: „Wir beschlie-ßen schweren Herzens die Schlachtung aller Kühe,da auf sie 90 Prozent unserer Methanemissionen zu-rückzuführen sind. Methan ist, wie wir alle wissen,der zweitgrößte Feind der globalen Atmosphärenhar-monie. Wir sollten uns jedoch ins Bewusstsein rufen,dass diese armen Tiere nicht Schuld daran sind, son-dern der Mensch, der sie aus der Natur entführt hat.Indem wir die Auslöschung aller domestifiziertenTiere beschließen, bringen wir sie Heim in die Natur.Das Opfer der Kühe hilft der Wiederherstellung derWeltharmonie.“ Die Schlachtung der Kühe schritt emsig voran. Allewaren sich einig, in Zukunft auf Milchprodukte undFleisch verzichten zu können, insbesondere in Anbe-tracht dessen, dass es deswegen schon zu globalenKonflikten gekommen war. In die so genannten„Milchkriege“ wollte man nicht mit einbezogen wer-den. Bereits nach einem Monat gab es in der jungenNation keine Rinder mehr. Einige Zeit später kam eszu einem Umsturz innerhalb der Regierung. Eine se-paratistische Gruppierung warf der Parteiführung in-konsequentes Verhalten vor, „da sie durch ihre Ent-scheidung, nur alle Rinder zu töten, ihrer eigenenMaxime, alle domestifizierten Tiere aus der mensch-lichen Sklaverei zu befreien, nicht treu gebliebensind und so eine Diskriminierung der Kuh verursachthaben.“ Die neue Regierung forderte: „Indem manalle Tiere auswildert, tut man ihnen nichts Gutes, da

81

ihre missratene, von der natürlichen Form abwei-chende Gestalt sie immer als Erzeugnis des Men-schen brandmarkt. Einzig ihr völliges Ausscheidenaus dem Weltenkreislauf kann sie in die Natur heim-kehren lassen.“ Nachdem das Huhn an den Füßen hängend normge-treu durch Eintauchen in unter Strom stehendes Was-ser betäubt worden war, wurde es an dem Arbeitervorbeigeführt, der ihm einen Stich in die Haupt-schlagader versetzte. Noch bevor ein feines Messerdem Vogel den Kopf säuberlich abtrennte, war derVogel tot.Getreu den Befehlen der Führungspartei wurden nunalle Haustiere der Menschen umgebracht. „Die Er-richtung von Hallen für die Heimkehr von Schwei-nen, Schafen, Hühnern und anderen Mutanten schrei-tet weiter voran“, verkündete das Parteiblatt. „DesWeiteren bitten wir alle Besitzer von Hunden, Kat-zen und sonstigen Heimtieren, diese Tiere den Be-fehlen der Parteiführung folgend abzuliefern, dasonst hohe Strafen drohen“. Zu dieser Zeit begab es sich auch, dass aus demnördlichen Nachbarland eine ausgebrochene Kuh dieGrenze ins Heimkehrerland überquerte. Die Grenz-soldaten erschossen sie mit vier Schüssen. Es dauertenicht lange, bis der Tod des Tieres im Nachbarlandbekannt wurde. Noch am selben Tag erreichte dieFührer der Heimkehrerpartei folgende Nachricht:„Mit großen Schrecken mussten wir heute vom Mordan unserer Kuh Josephine erfahren. Nicht nur, dassdie Tat an sich ein ungeheurliches Verbrechen dar-stellt, sie ist auch ein Angriff auf unsere nationaleSouveränität. Mit Argwohn duldeten wir Ihr Treibenim Süden unseres Landes, insbesondere die Massen-tötung von Tieren und die Überschwemmung unseresMarktes mit dessen Fleisch sowie Ihr inakzeptablesVerhalten im Milchkonflikt. Der neueste Vorfall führtuns nun jedoch zu der Entscheidung, Ihre Taten einfür alle mal zu unterbinden. Betrachten Sie diesesSchreiben als Kriegserklärung.“

Nachdem die Kugel den Lauf des Gewehres getreuden Plänen des Erbauers verlassen hatte, bohrte sieeinen Tunnel in den Schädel des Menschen, dessenInhalt durch die resultierende Schockwelle völligzerquetscht wurde. Noch bevor der Soldat merkenkonnte, was mit ihm geschah, war er tot. Nur einen Monat nach der Kriegserklärung warendie Feinde im Zentrum der Heimkehrernation ange-kommen. Die Führer der Partei traten vor ihr Volkund sprachen: „Die globale Harmonie ist entartet.Der Mensch ist mutiert. Wir müssen den Menschenausrotten, um ihm seine Heimkehr zu ermöglichen.“

Christian Weiss, Abitur 2007

Schülerliteratur

IMPRESSUM

Chefredaktion: Christian Weiss, Lisa Dierksmeier

Textchefs: Lisa Dierksmeier, Christian Weiss, Andreas Kleimann Layout: Florian Radczimanowski

Finanzen/Marketing: Jan Schierholz, David Knapp,Stephan Brüggemann, John-Patrick Collins

Schlussredaktion: Lisa Dierksmeier, Christian Weiss,Florian Radczimanowski, Andreas Kleimann

Redakteure:

Stephan Brüggemann (Abi 2007)Margarita von Busch, Stufe 13John-Patrick Collins (Abi 2007)Lisa Dierksmeier, Stufe 13Claire Dohmen, Klasse 9aAnn-Cathrin Dunkel, Klasse 9aDustin Ehret, Klasse 8aPaul Görs, Klasse 8dJana Grohnert (Abi 2007)Yannik Hermey, Klasse 8dAndreas Jansen, Stufe 12David Knapp, Stufe 11Florian Kreilkamp, Klasse 9bDaniel Luther, Stufe 12Nadine Nayseh, Stufe 11Lina Oehl, Klasse 9aAnna Purucker, Klasse 9aFlorian Radczimanoski, Stufe 11Lukas Rosenberger, Klasse 9bJan Schierholz, Stufe 11Tobias Schillings, Klasse 9dBastian Steuwer, Stufe 11Felix Weber-Frerigmann, Klasse 9aChristian Weiss (Abi 2007)Christina Wollnitz, Klasse 10cFabio Zimmer, Stufe 13

Cartoon: Sören Steinbring, Stufe 12

Betreuende Lehrkraft: Andreas Kleimann ViSdP: Christian Weiss Auflage der Printausgabe: 400 Stück

Druck: ThyssenKrupp Printmedia GmbH

Gestaltung und Betreuung des Internet-Auftritts: Andreas Kleimann

Kontaktdaten:Redaktion FATALOtto-Hahn-Gymnasium DinslakenHagenstraße 1246535 DinslakenTel.: 02064/54050Fax: 02064/731785E-Mail: [email protected]: http://www.fatal-ohg.deNetzwerk: http://www.zeitungsfieber.de LETZTE WORTE

Im Namen der gesamten Redaktion danke ich denAbiturienten Stephan Brüggemann, John-PatrickCollins, Jana Grohnert, Farid Halabi und ChristianWeiss für ihr langjähriges kreatives Engagement undwünsche ihnen alles Gute für die Zukunft!

Ein weiterer Dank gilt dem Förderverein des Otto-Hahn-Gymnasiums, der das Softwarepaket finanzierthat, mit dem wir unsere FATAL erstellen.

Ebenso bedanken möchten wir uns an dieser Stellebei den unten genannten Werbepartnern, ohne derenausdauernde Unterstützung wir unser Projekt nichtin der vorliegenden Form realisieren könnten!

Andreas Kleimann, betreuende Lehrkraft

82

Impr

essu

m

INSERENTENVERZEICHNIS:Deutsche Bank

Bellenhaus

Buchhandlung Korn

Der Fahrradladen

Dirk Mackenbrock

Fahrschule de Groodt

Fahrschule Janssen

Helmut Knapp

Getränkequelle

Lackierer Stricker

Lichtburg

Mentor Verlag

Monika Kos

Music Circle

Optik Eckmann

Ritas Fotostudio

Hausnummer 26

Sparkasse

Stadtwerke Dinslaken

ThyssenKrupp Steel AG

Thyssenkrupp Printmedia GmbH

Ulcus

source4u software

- Seite 2

- Seite 39

- Seite 62

- Seite 44

- Seite 59

- Seite 21

- Seite 12

- Seite 76

- Seite 28

- Seite 75

- Seite 76

- Seite 16

- Seite 77

- Seite 38

- Seite 76

- Seite 39

- Seite 48

- Seite 84

- Seite 13

- Seite 83

- Seite 44

- Seite 36

- Beilage