LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch...

141
LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate" LIFE Projekt Nummer LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht Projektzeitraum: 01.01.2010 bis 31.12.2014 Stand 31/03/2015 LIFE+ Projektname Naturnahe Gewässer- und Auenentwicklung der Ems bei Einen - Eigendynamik und Habitatvielfalt Projektdaten Lage des Projekts: Deutschland NRW Kreis Warendorf Projektbeginn: 01.01.2010 Projektende: 31.12.2014 Projektdauer in Monaten: 60 Monate Gesamtbudget: 2.843.346,00 € Förderfähige Gesamtkosten: 2.843.346,00 € EU-Anteil: 1.421.673,00 € (%) der Gesamtkosten: 50 % (%) der förderfähigen Kosten: 50 % Daten zum Fördernehmer Name des Fördernehmers: Bezirksregierung Münster Kontaktperson: Herr Dr. Hannes Schimmer Postadresse: Nevinghoff 22, D-48147 Münster Besucheradresse: Nevinghoff 22, D-48147 Münster Telefon: 0251-411-5717 Fax: 0251-411-85717 E-mail: [email protected] Projekt-Webseite: www.ems-life-nrw.de Abschlussbericht März 2015 1

Transcript of LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch...

Page 1: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

LIFE Projekt Nummer LIFE08 NAT/D/000008

Abschlussbericht

Projektzeitraum: 01.01.2010 bis 31.12.2014

Stand 31/03/2015

LIFE+ Projektname

Naturnahe Gewässer- und Auenentwicklung der Ems bei Einen - Eigendynamik und Habitatvielfalt

Projektdaten Lage des Projekts: Deutschland NRW Kreis Warendorf

Projektbeginn: 01.01.2010

Projektende: 31.12.2014 Projektdauer in Monaten: 60 Monate

Gesamtbudget: 2.843.346,00 € Förderfähige Gesamtkosten: 2.843.346,00 € EU-Anteil: 1.421.673,00 €

(%) der Gesamtkosten: 50 %

(%) der förderfähigen Kosten: 50 %

Daten zum Fördernehmer Name des Fördernehmers: Bezirksregierung Münster

Kontaktperson: Herr Dr. Hannes Schimmer

Postadresse: Nevinghoff 22, D-48147 Münster

Besucheradresse: Nevinghoff 22, D-48147 Münster

Telefon: 0251-411-5717

Fax: 0251-411-85717

E-mail: [email protected]

Projekt-Webseite: www.ems-life-nrw.de

Abschlussbericht März 2015 1

Page 2: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

LIFE Project Number LIFE08 NAT/D/000008

FINAL Report

Covering the project activities from 01/01/2010 to 31/12/2014

Reporting Date 31/03/2015

LIFE+ Project Name

Naturnahe Gewässer- und Auenentwicklung der Ems bei Einen - Eigendynamik und Habitatvielfalt

Project Data Project location: Deutschland NRW Kreis Warendorf

Project start date: 01/01/2010

Project end date: 31/12/2014

Total Project duration (in month):

60 months

Total budget: 2.843.346,00 €

Total eligible budget: 2.843.346,00 €

EC contribution: 1.421.673,00 €

(%) of total costs: 50 %

(%) of eligible costs: 50 %

Beneficiary Data Name Beneficiary: Bezirksregierung Münster

Contact person: Mr. Dr. Hannes Schimmer

Postal address: Nevinghoff 22, D-48147 Münster

Visit address: Nevinghoff 22, D-48147 Münster

Telephone: 0251-411-5717

Fax: 0251-411-85717

E-mail: [email protected]

Project Website: www.ems-life-nrw.de

Abschlussbericht März 2015 2

Page 3: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

Danke Das LIFE+ Projekt an der Ems bei Einen ist abgeschlossen. Das Konzept der Initiierung von eigendynamischen Entwicklungsprozessen an der Ems und in der Ems-Aue ist aufgegangen. Jetzt hat die Natur weitestgehend die Regie übernommen und die Menschen können eine sich stetig wandelnde, natürliche Auenlandschaft erleben.

Die sichtbaren und nachweisbaren Erfolge wurden in diesem abschließenden Projektbericht dargelegt. Sie rechtfertigen das große Engagement, das diesem besonderen Naturraum an der Ems in den vergangenen Jahren entgegen gebracht wurde. Das Projektteam bedankt sich bei allen Beteiligten und Unterstützern des Projektes, die mit ihrem Entgegenkommen, mit kon- struktiver Kritik und guten Ideen sowie mit finanzieller Unterstützung zur Umsetzung und zum Gelingen des Projekts und damit auch zum Schutz und zur Förderung eines einzigartigen Lebensraums beigetragen haben. In diesem Sinne hoffen die Mitarbeiter der Bezirksregierung auch weiterhin auf die ideelle und materielle Unterstützung ihrer Vorhaben an der münster- ländischen Ems.

Abschlussbericht März 2015 3

Page 4: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Inhaltsverzeichnis

Seite

1. Zusammenfassung (Deutsch/Englisch) 9

2. Einführung 18

3. Administrativer Teil: 19 Projektorganisation und Projektmanagementsystem

3.1 Beschreibung des Projektmanagementsystems 19

3.2 Bewertung des Projektmanagementsystems 20

4. Technischer Teil: 21 Maßnahmenumsetzung

4.1 Von der Idee zur Projektumsetzung 21

4.2 C- Maßnahmen: Naturraummanagement 22

4.2.1 Allgemeine Hinweise zur Durchführung der Erhaltungs- und 23 Naturschutzmaßnahmen

4.2.2 Umsetzung der einmaligen, baulichen Erhaltungs- und 28 Naturschutzmaßnahmen (Maßnahmen C 1 - C 11, C 15 - C 24, C 28 - C 31)

4.2.3 Bilanz der einmaligen, baulichen Erhaltungs- und Naturschutzmaßnahmen 60

4.2.4 Umsetzung der sukzessionsabhängigen, wiederkehrenden Erhaltungs- 62 und Naturschutzmaßnahmen (Maßnahmen C 12 - C 14, C 25 - C 27, C 32)

4.2.5 Bilanz der sukzessionsabhängigen, wiederkehrenden Erhaltungs- 72 und Naturschutzmaßnahmen

4.3 D-Maßnahmen: Öffentlichkeitsarbeit und Wissenstransfer 73

4.3.1 Allgemeine Hinweise zur Umsetzung der Maßnahmen 74 zur Öffentlichkeitsarbeit

4.3.2 Umsetzung der Öffentlichkeitsarbeit 75 (Maßnahmen D 1 - D 10 und Ergänzungen)

4.3.3 Bilanz zur Öffentlichkeitsarbeit 94

4.4. E-Maßnahmen: Projektdurchführung, Koordination und Monitoring 96

Abschlussbericht März 2015 4

Page 5: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

4.4.1 Projektdurchführung und Koordination (Maßnahmen E 1- E 5) 97

4.4.2 Monitoring (Maßnahmen E 6 - E 8) 100

4.4.2.1 Hinweise zur Durchführung des Monitorings 100

4.4.2.2 Monitoringergebnisse 104

4.4.3 Pflege- und Entwicklungsplan / After-Life-Conservation-Plan 105 inklusive Hinweise zur Öffentlichkeitsarbeit (Maßnahme E 9) (Deutsch/Englisch)

4.4.4 Allgemeinverständlicher Laienbericht / Layman´s Report (Maßnahme E 10) 106 (Deutsch/Englisch)

4.4.5 Externe Rechnungsprüfung (Maßnahme E 11) 106

4.5 Maßnahmen außerhalb der Life-Förderung 106

5. Projektbewertung: 111 Auswirkungen und Schlussfolgerungen

5.1 Bewertung der Projektdurchführung 111

5.1.1 Schaffung neuer Lebensräume (C-Maßnahmen) 111

5.1.2 Öffentlichkeitsarbeit und Informationsweitergabe (D-Maßnahmen) 112

5.1.3 Örtliche Bauleitung und Monitoring (E-Maßnahmen) 113

5.2 Projektauswirkungen und langfristiger Nutzen für Natur und Umwelt 114

5.2.1 Erste ökologische Erfolge als direkte Auswirkung 114 der umgesetzten Maßnahmen

5.2.2 Prognose zu den nachhaltigen Auswirkungen auf den Naturraum 123 und die gebietsspezifischen Arten und Habitate

5.2.3 Zusammenfassende Betrachtung der ökologischen Projektauswirkungen 127

Abschlussbericht März 2015 5

Page 6: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

5.2.4 Das Life+Projekt in der Region, sozio-ökonomische Projektauswirkungen 128

5.3 Aus Erfahrungen lernen und Synergieeffekte nutzen 130

5.3.1 Erfahrungen 131

5.3.2 Synergieeffekte 131

6. Finanzübersicht 133

6.1 Kostenübersicht und Erläuterungen 133

6.2 Erläuterungen zum Buchführungssystem 140

7. Anhang 140

7.1 Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen 140

7.2 Anlagenverzeichnis 141

7.3 Anlagen 141

Abschlussbericht März 2015 6

Page 7: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Schlüsselwörter: Ems, Hessel, Renaturierung, Fließgewässer, Eigendynamik, Habitatvielfalt, Sukzession, Initi- algerinne, Sekundäraue, Altarm, Stillgewässer, Sohlgleite, Uferentfesselung, Uferabflachung, Totholz, Gewässerstrukturen, Weichholz- und Hartholzauenwald, Grünland, Verwallung, Landeseigentum, Information, Führungen, Auenpost, Infotafel, Feedback-Aktion FFH-Gebiet/Natura2000, Life+ Projekt, Naturschutzgebiet, Einen, Kreis Warendorf, Münster- land, Bezirksregierung Münster, Land NRW, Europäische Union

Abschlussbericht März 2015 7

Page 8: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Abkürzungen:

Abb. Abbildung BA Bauabschnitt BMUB Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz BR MS Bezirksregierung Münster/Maßnahmenträger/Zuwendungsempfänger bzw. beziehungsweise ca. circa DN 1200 Rohrdurchmesser 1200 Millimeter EASK Emsauen-Auen-Schutzkonzept etc. et cetera EU Europäische Union € Euro FFH Fauna-Flora-Habitat FFH-Gebiet Gebiet, das nach der FFH-Richtlinie geschützt ist FFH-RL FFH-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhal-

tung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere u. Pflanzen) ggf. gegebenenfalls GVE Großvieheinheit ha Hektar HQ1 Höhe des statistisch jährlich auftretenden Hochwassers i. d. R. in der Regel inkl. inklusive km Kilometer L 548 Landstraße 548 LANUV Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW lfd. laufende (Meter) Life/LIFE+ L´Instrument Financier pour l´Environnement pomouvoir l´union soutenable lt. laut LRT Lebensraumtyp m/m²/m³ Meter/Quadratmeter/Kubikmeter MKULNV Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und

Verbraucherschutz NABU Naturschutzbund Deutschland Nr. Nummer NRW Nordrhein-Westfalen (Bundesland der Bundesrepublik Deutschland) s. o./u. siehe oben/unten Tab. Tabelle u. a. und andere/unter anderem VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen vgl. vergleiche WAF Warendorf WDR Westdeutscher Rundfunk WRRL Wasserrahmenrichtlinie 2000/60/EG vom 23.10.2000 zur Schaffung eines

Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich Wasserpolitik z. B. zum Beispiel Ziff. Ziffer z. T. zum Teil

Abschlussbericht März 2015 8

Page 9: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

1. Zusammenfassung

Das in der Zeit vom 01.10.2010 bis zum 31.12.2014 realisierte Life+Projekt "Naturnahe Ge- wässer- und Auenentwicklung der Ems bei Einen - Eigendynamik und Habitatvielfalt" er- streckt sich über eine Fließgewässerstrecke von 4,5 km (3,7 km Ems + 0,8 km Hessel) und umfasst eine Fläche von 232 ha. Die Projektkulisse ist Teil des unter Naturschutz gestellten FFH-Gebietes (Fauna-Flora-Habitat) "DE 4013-301 Emsaue Kreis Warendorf Gütersloh" und stellt ein wesentliches Verbundelement für den gesamten Emskorridor und den Aufbau eines kohärenten NATURA 2000 Systems dar. Das im Kreis Warendorf (Nord-Rhein-Westfalen, Regierungsbezirk Münster) liegende Renaturierungsprojekt hatte zum Ziel, durch verschiede- ne Maßnahmen wie Laufverlängerung, Anlage einer Sekundäraue oder Uferentfesselung ei- gendynamische Prozesse zu fördern und Initialstrukturen für die verlorene Varianz der Le- bensräume im Fließgewässer und in der Aue zurückzugewinnen. Mit der Rückgewinnung natürlicher Habitatstrukturen war auch die Förderung der lebensraumtypischen Tier- und Pflanzenarten verbunden. Für die Projektumsetzung stand ein Gesamt-Life+Projektbudget von 2.843.346,00 €. zur Verfügung. Nach Abzug der 50 %igen Kofinanzierung durch die EU oblag die restliche Finanzierung der, dem Land NRW zugeordneten Bezirksregierung Müns- ter als alleinigem Maßnahmenträger.

Die Ems entspringt im nordrheinwestfälischen Teutoburger Wald (Raum Paderborn), fließt durch das Münsterland und das niedersächsische Emsland bis zur Mündung in die Nordsee (Raum Emden). Als typischer, sandgeprägter Tieflandfluss mit geringem Gefälle und hoher Eigendynamik mäandrierte sie ursprünglich über 440 Kilometer in einer breiten Aue zwischen ausgeprägten Terrassenkanten. In den 1920 - 1980er Jahren wurde sie zur Intensivierung der Nutzung und zum Schutz vor Hochwasser durch Begradigung, Profilierung und Uferbefesti- gungen sowie Sohlbauwerke reguliert, wodurch die Lauflänge der Ems im Projektgebiet um ca. 50% reduziert wurde und ein kanalartig ausgebautes Gerinne entstand. Grundwasserab- senkungen als Folge der voranschreitenden Sohlerosion führten allmählich zu Trockenschä- den in der Aue. Der natürlicherweise vorhandene Einfluss des Fließgewässers auf die Aue war stark gestört. Durch diese massiven Eingriffe und die vermehrte Umwandlung von Au- enwald- und Grünlandflächen gingen die typischen Auenlebensräume und die daran gebunde- nen Pflanzen- und Tierarten verloren. Diese negativen Auswirkungen der Fließgewässerregu- lierung bewirkten ein Umdenken und führten u. a. auch zur Initiierung des Renaturierungspro- jekts "Naturnahe Gewässer- und Auenentwicklung der Ems bei Einen - Dynamik und Habi- tatvielfalt".

Dem Life-Projekt und der konkreten Maßnahmenumsetzung ging ein umfangreicher planeri- scher Vorlauf voraus. Der erforderliche Grunderwerb und das gesetzlich vorgeschriebene Planfeststellungsverfahren mit Beteiligung betroffener Grundstückseigentümern und Interes- senvertreter waren vor Projektbeginn abgeschlossen. Grunderwerb und Landtausch im Rah- men von Flurbereinigungsverfahren führten dazu, dass letztendlich etwa 94 ha landeseigene Flächen in dem 232 ha umfassenden Projektgebiet für die Maßnahmenumsetzung zur Verfü- gung standen. Die rechtlichen Voraussetzungen und notwendigen Vorbereitungen zur erfolg- reichen Umsetzung des Life-Projekts waren damit bereits vor dem Projektstart am 01.01.2010 erfüllt und abgeschlossen. Erst danach setzte die konkrete Maßnahmenumsetzung ein.

Das auf einer, mit 4,5 km relativ langen Fließstrecke umgesetzte Maßnahmenpaket dieses Life-Projekts verknüpfte die Durchführung von bewährten, innovativen und kosteneffizienten Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für FFH-Arten und Lebensraumty-

Abschlussbericht März 2015 9

Page 10: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

pen, wobei die großflächigen Zielräume und die weitreichende naturnahe Entwicklung die Ansprüche eines Best-Practice-Vorhabens erfüllen. Die Projektmaßnahmen waren insbeson- dere auf die Förderung der Zielarten Bitterling (Rhodeus amarus), Steinbeißer (Cobitis tae- nia), Bachneunauge (Lampetra planeri), Zauneidechse (Lacerta agilis), Eisvogel (Alcedo atthis), Kiebitz (Vanellus vanellus), Nachtigall (Luscinia megarhynchos), Pirol (Oriolus orio- lus) und Uferschwalbe (Riparia riparia) sowie auf die Förderung und den Erhalt der defizitä- ren Lebensraumtypen Natürliche eutrophe Seen und Altarme (LRT 3150), Glatthafer- und Wiesenknopf-Silgenwiesen (LRT 6510), Fließgewässer der Unterwasservegetation (LRT 3260), Erlen-Eschen- und Weichholzauenwälder (LRT 91E0, prioritärer LRT) und Hartholz- auenwälder (LRT 91F0) ausgerichtet. Von insgesamt 32 umgesetzten C-Maßnahmen sind 24 Aktionen den einmaligen, baulichen C-Maßnahmen und 8 Aktionen den sukzessionsabhängi- gen, wiederkehrenden C-Maßnahmen zuzurechnen.

Zu den umgesetzten einmaligen baulichen Maßnahmen zählten z.B. die Anlage und Gestal- tung von Initialgerinnen und Sekundärauen, Uferentfesselungen, Laufaufweitungen, Sohl- strukturierungen und der Umbau eines Sohlabsturzes oder das Einbringen von Totholz und die Anbindung sowie die Neuanlage von Stillwasserbereichen. Hinzu kamen Sicherungsmaß- nahmen, wie die Anlage schlafender Ufersicherungen und die Rückverlegung von Verwallun- gen. Alle diese Maßnahmen dienen der Initiierung eigendynamischer Prozesse, der Habitat- vielfalt und der Sicherung von Privateigentum und Infrastruktur.

Die umgesetzten sukzessionsabhängigen Maßnahmen umfassten Aktionen wie die Erhal- tung und Entwicklung von Extensiv-Grünland und die Entwicklung von Weich- und Hart- holzauenwäldern durch natürliche Sukzession (im Falle des Weichholzauenwaldes) bzw. durch gezielte Initialpflanzungen (im Falle des Hartholzauenwaldes).

Im Detail erhielten Ems und Hessel durch die umgesetzten Aktionen ein breites, unbefestigtes Bett mit Sandbänken, Steil- und Flachufern. Der Lauf der Ems wurde um ca. 300 m verlän- gert. Der Einbau von Totholz schaffte neue Lebensräume und setzte zusätzliche Akzente in der Strömungsdynamik. Laufverlängernde Kurven, sogenannte Initialgerinne, und tief liegen- de, häufig überströmte Sekundärauen wurden ebenso wie Altarme, Blänken, und andere Stillwasserbereiche neu angelegt bzw. angebunden. Verrohrungen wurden aufgenommen und Sohlbauwerke durch Umgestaltung für die wassergebundenen Lebewesen wieder passierbar gemacht. Der Schutz querender Infrastruktureinrichtungen und privater Flächen wurde durch ingenieurbiologische Sicherungsmaßnahmen gewährleistet. Während die Weichholzauen- waldentwicklung in kürzester Zeit auf natürlichem Wege einsetzte und nicht gefördert werden musste, wurde der Hartholzauenwald wie geplant durch entsprechende Initialpflanzungen gefördert. Der Erhalt der Offenland- und Grünlandbiotope wurde durch Grunderwerb vor Pro- jektbeginn und durch entsprechende Pflegemaßnahmen sichergestellt, die über das Projekten- de hinaus fortgesetzt werden.

Zusätzlich zu den beantragten Maßnahmen wurden weitere Aktionen (über 15) durchgeführt, die dem Gebiet dauerhaft zu Gute kommen und Verbesserungen im Sinne der Zielsetzung des Projekts darstellen, die aber außerhalb des Life-Projektbudgets vom Land NRW finanziert wurden.

Neben den großflächig umgesetzten, baulichen Maßnahmen und der damit einhergehenden Förderung eigendynamischer Prozesse und Etablierung der Habitatvielfalt auf großen Flächen sowie in ortsnaher Lage, stellte das anhaltende, engagierte Interesse der örtlichen Bevölke-

Abschlussbericht März 2015 10

Page 11: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

rung eine weitere Besonderheit des Projekts dar. Vom Planungsbeginn bis zum Bau beteiligte sich die Dorfgemeinschaft intensiv an den angebotenen Diskussionen. Konstruktive Anregun- gen zur naturschonenden, tlw. überregionalen Fuß- und Radwegeführung sowie zur Anlage eines Infopunktes mit Fahrrad- und Autoparkplätzen wurden aufgenommen. Die Öffentlich- keitsarbeit, d. h. der offensive Umgang mit Informationen und die positive Zusammenarbeit aller Interessenvertreter im Rahmen des Genehmigungsverfahrens wurde auch während der Umsetzungsphase des Life-Projekts fortgeführt. Dazu dienten insgesamt 10 D-Maßnahmen und ergänzende Aktionen wie z. B. 10 Ausgaben der Ems-Auen-Post, diverse Infoblätter und -tafeln, 81 Führungen durch das Gelände mit mehr als 2000 Teilnehmern, Organisation und Durchführung von 1 Fachtagung und 3 Workshops, eine umfassende Presse- und Medienar- beit inklusive Internetauftritt (www.ems-life-nrw.de). Beispielsweise informierten sich viele Bürger auf den angebotenen öffentlichen Führungen und auf den gut besuchten Auenfesten über den Baufortschritt und die Projekthintergründe. Ein elektronisches Gästebuch und eine Umfrage im Rahmen einer Feedback-Kartenaktion bestätigte die positive Resonanz des Pro- jekts bei der örtlichen Bevölkerung. Insbesondere durch Projektpräsentation im Rahmen von Seminarvorträgen und Ausstellungen wurde das Projekt auch überregional bekannt gemacht.

Durch langjährige Vor-Ort-Kontakte der Projektmitarbeiter und durch die aktive und offensi- ve Einbeziehung der Beteiligten und der interessierten Öffentlichkeit wurde die Akzeptanz für das Projekt maßgeblich gefördert, was wiederum ganz wesentlich zur erfolgreichen Projek- tumsetzung beigetragen hat.

Für die Projektdurchführung und Erfolgskontrolle (E-Maßnahmen), d. h. für die Koordi- nation und Umsetzung der genannten C- und D-Maßnahmen, inklusive Bauoberleitung, Be- richtswesen und Pflege- und Entwicklungsplanung war die Bezirksregierung Münster als alleiniger Maßnahmenträger verantwortlich. Für die Bewältigung der anstehenden Aufga- ben stand ein Projektteam zur Verfügung, das sich aus vier bewährten und erfahrenen, kos- tenneutral eingesetzten Mitarbeitern der Bezirksregierung Münster und aus einer eigens für die Dauer des Projekts eingestellten, Life-finanzierten Projektleitung zusammensetzte. Dar- über hinaus standen z. B. für die Pflanzarbeiten vor Ort oder für die Unterstützung bei den Auenfesten die Mitarbeiter des betriebseigenen Bauhofs zur Verfügung. Die Umsetzung der Erhaltungsmaßnahmen (C-Maßnahmen) wurde an externe Firmen vergeben. Für die örtliche Bauüberwachung und das Monitoring wurden entsprechend spezialisierte Büros verpflichtet.

Die vielfältigen Projektauswirkungen umfassen einerseits die direkten und deutlich sichtba- ren Folgen für das Landschaftsbild, den hydromorphologischen Gewässerzustand und die Folgen für die gewässer- und auentypische Biozönose. Andererseits sind auch indirekte Wir- kungen zu verzeichnen, wie Synergieeffekte mit anderen Life- bzw. Förderprojekten oder positive sozioökonomische Folgen für die Region. So bot sich das Projekt z. B. für die "Aus- wilderung" von Knoblauchkröten-Nachwuchs (Pelobates fuscus) an. Darüber hinaus steigerte das Projekt offensichtlich auch den regionalen Naherholungswert für erholungsuchende Wan- derer, Radfahrer, Kanuten oder Angler und führte zu einer zunehmenden Verweildauer der Besucher im Ort Einen. Die angebotenen, regionalen Tourismusprogramme berücksichtigen inzwischen das attraktive Naherholungsgebiet verstärkt in ihren Programmen.

Die direkte Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen auf das Landschaftsbild, die Gewäs- sermorphologie und die Entwicklung der Arten und Lebensräume wurde in einem umfangrei- chen Monitoring erfasst. Das von der Bezirksregierung Münster koordinierte und extern ver- gebene Monitoring diente der Evaluation der vor Ort umgesetzten Maßnahmen aber auch der

Abschlussbericht März 2015 11

Page 12: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Optimierung der erforderlichen Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen wie auch der Optimie- rung künftiger Planungen.

In Abhängigkeit vom Baufortschritt wurden seit Ende des Jahres 2010 im Rahmen von vier Monitoringdurchgängen die Veränderungen im Projektgebiet nach nationalen Erfassungsstan- dards dokumentiert. Zur Dokumentation der landschaftlichen, hydromorphologischen und biozönotischen Veränderungen wurden Reihen von standardisierten Bodenfotos und Luftbil- der angelegt, Gewässerstrukturgütekartierungen vorgenommen sowie detaillierte Aufnahmen von Quer- und Längsprofilen und vom Gewässerverlauf angefertigt und diverse, biologische Parameter (Makrozoobenthos, Fischfauna, Avifauna, Reptilien, Amphibien, Libellen, Stechimmen, Vegetation und Biotoptypen) erfasst.

Das Monitoring zeigte sehr schnell erste Erfolge für die eigendynamische Entwicklung von Ems und Hessel wie auch für die Entwicklung der auentypischen Ziellebensräume und der lebensraumtypischen Arten, insbesondere der Zielarten. Die Fotodokumentation und die Pro- filmessungen machten die gravierenden Änderungen in der Fluss- und Auenlandschaft beson- ders deutlich. Die morphologischen Entwicklungen in Ems und Hessel wiesen in kürzester Zeit die typischen Strukturen sand-geprägter Tieflandflüsse auf, wodurch die wesentlichen Voraussetzungen für die Ausbildung der gewässertypischen Artengemeinschaften gegeben waren. Die Veränderungen der Flussgeometrie, der Wechsel von Steil- und Gleitufern oder Sandbänken und eingebautes Totholz bewirkten einen vielfältigen Wechsel der Strömungs- richtungen, Fließgeschwindigkeiten und Turbulenzen. Nahezu alle Zielarten und weitere le- bensraumtypische Arten reagierten nachweislich positiv auf die Veränderungen. So führte die gesteigerte strukturelle Vielfalt z. B. im Bereich der Sekundärauen zur Entwicklung einer gut ausgeprägten Unterwasservegetation. Von besonderer Bedeutung ist auch die spontane Be- siedlung der flachen Uferzonen mit Arten des prioritären Lebensraumtyps der Erlen-Eschen- und Weichholzauenwälder (LRT 91E0). Uferschwalbe (Riparia riparia) und Eisvogel (Alcedo atthis) nutzen verstärkt die neuen Brut- und Jagdhabitate und auch die 32 Arten umfassende Fischfauna und die Makrozoobenthos-Organismen profitieren deutlich von den eingeleiteten Entwicklungsprozessen im Gewässerbett.

Sowohl durch die Einleitung der eigendynamischen Entwicklung als auch durch die einset- zende natürliche Sukzession ist mit Beginn der Renaturierungsarbeiten ein Landschaftsbild entstanden, das zahlreiche Elemente einer natürlichen Aue aufweist. An Ems und Hessel wechseln sich heute im Planungsraum tiefe und flache Fließgewässerabschnitte, Stillwasser- bereiche, Steilufer, Sandinseln, Rippelmarken, Wasserpflanzenpolster, Hochstaudensäume, Weiden- und Erlengebüsche und weitere Habitate in dichter Folge ab. Die wesentlichen Pro- jektziele, durch eigendynamische Entwicklungsprozesse vielfältige Initialstrukturen für die verlorene Varianz der Lebensräume in Aue und Fluss zurückzugewinnen und so die lebens- raumtypische Artenvielfalt zu fördern, wurden mit der Realisierung des Life+Projektes er- reicht.

Die praktischen Erfahrungen bei der Projektumsetzung konnten die Funktionalität der innova- tiven, großräumigen Planungen belegen. Sie haben gezeigt, dass trotz eingeschränkter Flä- chenverfügbarkeit und technischer Normen und Gegebenheiten, wie Brücken oder Sohlab- stürze, die gewünschten eigendynamischen Entwicklungen im Fließgewässer möglich sind. Zudem legt das Projekt dar, dass ein Nebeneinander von landwirtschaftlichen Flächen, FFH- Lebensräumen und -arten und Wasserrahmenrichtlinien-konformer Gewässerentwicklung möglich und in Einklang zu bringen ist.

Abschlussbericht März 2015 12

Page 13: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Summary

The Life+ project "Near-natural river and floodplain development of the River Ems at Einen – river dynamics and habitat diversity" carried out in the period from 01.10.2010 to 31.12.2014 extends along a 4.5 km stretch of flowing water (3.7 km Ems + 0.8 km Hessel) and covers an area of 232 ha. The setting for the project is part of the FFH (Fauna and Flora Habitat) area “DE 4013-301 Emsaue Kreis Warendorf Gütersloh”, which has protected natural area status and is a major connecting element for the whole of the Ems corridor and the construction of a coherent NATURA 2000 system. The objective of the renaturalization project in the district of Warendorf (North Rhine-Westphalia (NRW), government district Münster) was to use a variety of measures such as lengthening the course of the river, constructing a secondary floodplain or freeing up the riverbanks to encourage the river’s own dynamic processes and reclaim initial structures for the lost variance in habitats in the flowing water and the flood- plain. The reclamation of natural habitat structures was also associated with supporting the animal and plant species that are typical of these habitats. A total Life+ project budget of € 2,843,346.00 was available for implementing the project. After deducting the 50% co- financing from the EU, the remaining finance was the responsibility of the District Govern- ment of Münster, which comes under the State of NRW, as the sole body managing the measures.

The Ems rises in the Teutoburger Wald in North Rhine-Westphalia (Paderborn region), and flows through the Münsterland and the Emsland (in Lower Saxony) to its estuary on the North Sea (Emden region). As a typical lowland river affected by the sandy soil, with a slight gradi- ent and high level of river dynamics, it originally meandered for 440 kilometres in a broad floodplain between pronounced terraced edges. In the 1920s to 1980s it was regulated by means of straightening, profiling, bank reinforcements and riverbed construction work to in- tensify the use of the river and protect against flooding; this reduced the flow distance of the Ems in the project area by approximately 50%. After that the Ems seems to be a channel. Falls in the groundwater level as a result of the progressive erosion of the riverbed gradually led to desiccation damage in the floodplain. Through these massive interventions and the in- creased transformation of the floodplain woodland and grassland areas, the typical floodplain habitats and the plant and animal species associated with these were lost. These negative ef- fects of the regulation of the flowing water brought about a rethink, and led amongst other things to the initiation of the renaturalization project “Near-natural river and floodplain devel- opment of the River Ems at Einen – river dynamics and habitat diversity”.

The Life project and the concrete implementation of the measures were preceded by extensive advanced planning. The necessary land acquisition and the procedure for the official approv- al of the plans involving the land owners and stakeholders concerned were completed before the commencement of the project. The acquisition and transfer of land which formed part of the land improvement process ultimately led to around 94 hectares of state-owned areas out of the project area of 232 hectares being available for implementing the measures. Thus the legal requirements and the necessary preparations for the successful implementation of the Life project were fulfilled and concluded before the start of the project on 01.01.2010. It was only after this that the concrete implementation of the measures began.

The package of measures of this Life project, which was implemented on a relatively long flowing stretch of 4.5 km, combined the execution of proven, innovative and cost-efficient measures to improve the framework conditions for FFH species and habitat types, in which

Abschlussbericht März 2015 13

Page 14: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

the large target areas and the extensive near-natural development meet the standards of a best practice project. The project measures were directed in particular towards supporting the tar- get species Rhodeus amarus (bitterling), Cobitis taenia (spined loach), Lampetra planeri (brook lamprey), Lacerta agilis (sand lizard), Alcedo atthis (common kingfisher), Vanellus vanellus (northern lapwing), Luscinia megarhynchos (nightingale), Oriolus oriolus (golden oriole) and Riparia riparia (sand martin), and facilitating and conserving the habitat types that were in deficit: Natural eutrophic lakes and oxbows (habitat type 3150), oatgrass and great burnet meadows (habitat type 6510), watercourses with underwater vegetation (LRT 3260), alder, ash and softwood floodplain woodland (habitat type 91E0, a priority habitat type) and hardwood floodplain woodland (habitat type 91F0). Of the total of 32 C-actions implemented, 24 actions can be ascribed to one-off structural C-actions and 8 actions to succession- dependent, recurrent C-actions.

The one-off structural measures implemented included, for example, the design and con- struction of initiation trenches and secondary wetlands, freeing up the riverbanks, widening the river course, structuring the riverbed and modifying a drop in the level of the riverbed, or the introduction of dead wood and the connection and new construction of areas of still water. In addition there were reinforcing measures, such as the construction of latent bank rein- forcements and the relocation of levees. All of these measures served to initiate the river’s own dynamic processes, support the diversity of habitats and safeguard private property and infrastructure.

The succession-dependent measures implemented comprised actions such as the conserva- tion and development of extensive grassland and the development of softwood and hardwood floodplain woodlands through natural succession (in the case of softwood floodplain wood- land) and systematic initial plantings (in the case of hardwood floodplain woodland) respec- tively.

In detail, the actions implemented provided the Ems and Hessel with a broad, unreinforced bed with sandbanks and both steep and shallow banks. The Ems was prolonged y about 300 m. The incorporation of dead wood created new habitats and had a further positive impact on the flow dynamics. Bends introduced as a means of lengthening the course of the river (so- called initiation trenches) and low-lying secondary wetlands that are frequently inundated were newly constructed or connected, along with oxbows, ponds and other areas of still water. Pipe works were assimilated and riverbed constructions were redesigned to enable water crea- tures to pass through them again. Protective bioengineering measures guaranteed the protec- tion of infrastructure installations crossing the area and private areas. While the softwood floodplain woodland began to develop naturally in a very short time and did not need to be supported, the hardwood floodplain woodland was supported by appropriate initial plantings as planned. The conservation of the open land and grassland biotopes was ensured by means of land acquisition before start of project and suitable maintenance measures, which are being continued beyond the end of the project.

In addition to the measures submitted, further actions (more than 15) were undertaken for the permanent benefit of the project; these represented improvements in accordance with the pro- ject objectives, but were financed by the state of NRW outside the Life project budget.

Alongside the large-scale structural measures that were implemented and the associated sup- port for the river’s dynamic processes, together with the establishment of a diversity of habi-

Abschlussbericht März 2015 14

Page 15: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

tats covering large areas and located close to the village, a further special feature of the pro- ject was the lasting, committed interest of the local population. The village community was intensely involved in the discussions that were offered to it from the start of planning through to the construction. Constructive suggestions for the layout of nature-friendly and to some extent cross-regional footpaths and cycle trails were received, as well as the idea of setting up an information point with cycle and car parking spaces. The PR activities, i.e. the offensive use of information and the positive cooperation of all the stakeholders in the context of the approval process, also continued during the implementation phase of the Life project. A total of 10 D-actions served for this, along with supplementary actions such as 10 editions of the Ems-Auen-Post newspaper, various information sheets and boards, 81 guided tours of the territory with more than 2000 participants, the organisation and running of 1 specialist confer- ence and 3 workshops, and comprehensive press and media activities including a website (www.ems-life-nrw.de). Many citizens, for example, found out about the progress of the con- struction work and the background to the project on the guided tours that were offered and the well-attended floodplain public events, which featured activities for children and information for adults. An electronic visitors’ book and a survey which formed part of a feedback card campaign confirmed the positive response to the project amongst the local population. The project was also publicised outside the region, in particular by means of presentations of the project during talks at seminars and exhibitions.

The acceptance of the project was substantially supported by the local contacts of the project staff, which went back many years, and the offensive involvement of the participants and the interested public; this in turn also made a major contribution to the successful implementation of the project.

As the sole institution with responsibility for the measures, the District Government Münster was responsible for the project implementation and the monitoring of its success (E-actions), i.e. for the coordination and execution of the C- and D-actions mentioned, includ- ing site management, reporting and planning the maintenance and development. A project team was available to deal with the upcoming tasks, consisting of four proven and experi- enced employees of the District Government Münster and one project manager appointed for the duration of the project. In addition, the employees of the parks, gardens and roads depart- ment at the District Government Münster were available, for example for the planting work on-site or to provide support at the public events. The implementation of the maintenance measures (C-Maßnahmen) was outsourced to external companies. Suitable specialist offices were entrusted with the on-site construction supervision and the monitoring.

The wide variety of effects of the project comprise on the one hand the direct and visible consequences for the landscape, the hydromorphological condition of the river and the bioce- nosis that is typical of rivers and floodplains. On the other hand, indirect effects have also been noted, such as synergy effects with other Life or funded projects, or positive socioeco- nomic consequences for the region. The project was thus ideal, for example, for restoring young common spadefoot toads to nature. In addition, the project has clearly increased the regional recreational value for hikers, cyclists, canoers or anglers seeking recreation, and has led to visitors spending a longer time in the village of Einen. The regional tourism pro- grammes offered have now increasingly taken account of the attractive local recreation area in their programmes.

Abschlussbericht März 2015 15

Page 16: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

The direct effectiveness of the measures implemented on the landscape, river morphology and the development of species and habitats was ascertained via extensive monitoring. This mon- itoring, which was outsourced and coordinated by the District Government Münster, served for on-the-spot evaluation of the measures implemented, and also for the optimisation of the necessary care and maintenance measures and of future plans.

Since the end of 2010, the changes in the project area have been documented in accordance with national data recording standards depending on the construction progress, by means of four monitoring passes. In order to document the hydromorphological and biocenotic changes to the landscape, series of standardised ground photos and aerial images have been taken, mapping of the river structural quality has been undertaken and detailed images have been taken of the transverse and longitudinal profiles and the course of the river. A variety of bio- logical parameters have been recorded (macrozoobenthos, fish fauna, bird fauna, reptiles, am- phibians, dragonflies, sting-bearing insects, vegetation and biotype types).

The monitoring very quickly showed the initial successes in terms of the development of the river dynamics in the Ems and Hessel, and the development of the target habitats typical of floodplains along with the species typical of such habitats, especially the target species. The photo documentation and the profile measurements made the marked changes in the river and floodplain landscape especially apparent. The morphological developments in the Ems and Hessel displayed the structures that are typical of lowland flows characterised by sandy soil within a very short time, as a result of which the major requirements for the development of communities of species typical of rivers were met. The changes to the river geometry, the change from steep and slip-off slope banks or sandbanks and the dead wood that was incorpo- rated brought about a variety of changes to the flow directions, flow speeds and turbulences. Nearly all the target species and further species typical of this habitat were shown to react positively to the changes. Thus, for example, the increased structural variety in the area of the secondary wetlands has led to the development of a well-established underwater vegetation. The spontaneous settlement of the shallow shore areas by species of the priority habitat type “alder, ash and softwood floodplain woodland” (LRT 91E0) is also of particular significance. Sand martins and common kingfishers are increasingly using the breeding and hunting habi- tats, and the fish fauna comprising 32 species and the macrozoobenthos organisms are clearly taking advantage of the development processes that have been introduced in the riverbed.

Both through the introduction of development driven by the river’s dynamics and also through the incipient natural succession, the start of the renaturalization work has brought about a landscape that displays numerous elements of a natural floodplain. Today on the Ems and Hessel in the planning area deep and shallow sections of water alternate with areas of still water, steep banks, sand islands, ripple marks, cushioning from water plants, margins of tall herbaceous vegetation, willow and alder bushes and other habitats in close succession. The major project objective of regaining a variety of initial structures for the lost variance of the habitats of the floodplain and the river through the river’s own dynamic processes, and thus encouraging the diversity of species that is typical of such habitats, has been achieved with the realisation of the Life+ project.

The practical experience during the implementation of the project proved the functionality of the innovative, large-scale planning, and showed that despite the limited area available and technical standards, and the conditions such as bridges or drops in the level of the riverbeds, the desired developments in the dynamics of flowing water are possible. The project also

Abschlussbericht März 2015 16

Page 17: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

shows that the coexistence of agricultural areas, FFH habitats and species, and river develop- ment in accordance with the Water Framework Directive is possible and can be harmonised.

Abschlussbericht März 2015 17

Page 18: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

2. Einführung

Die Ems, ein sandgeprägter Tieflandfluss mit geringem Gefälle und hoher Eigendynamik, entspringt im nordrheinwestfälischen Teuto- burger Wald, fließt durch das Münsterland und das niedersächsische Emsland und mündet im Dollart in die Nordsee. In den 1920ger-1980ger Jahren wurde sie im Rahmen der Intensivierung der Auennutzung und zum Schutz vor Hoch- wasser durch Begradigung, Profilierung, Ufer- befestigungen und Sohlbauwerke stark regu- liert. Infolge der Regulierungsmaßnahmen und Nutzungsintensivierung kam es zu einer voran- schreitenden Sohlerosion sowie zu Grundwas- serabsenkungen, Trockenschäden und zu einem massiven Rückgang der typischen Auenlebens- räume. Diese negativen Auswirkungen der Fließgewässerregulierung bewirkten die Initiie- rung des Life+Renaturierungsprojekts "Natur- nahe Gewässer- und Auenentwicklung der Ems bei Einen - Dynamik und Habitatvielfalt".

Abb. 2.1: Lage im Raum

Projektgebiet

Das Projektgebiet liegt im Kreis Warendorf im Bundesland Nordrhein-Westfalen und umfasst eine Fläche von 232 ha inklusive 4,5 km Fließgewässerstrecke (3,7 km Ems und 0,8 km Hes- sel). Die Projektkulisse ist Teil des unter Naturschutz gestellten FFH-Gebietes "DE 4013-301 Emsaue Kreis Warendorf Gütersloh" und stellt ein wesentliches Verbundelement für den ge- samten Emskorridor und den Aufbau eines kohärenten NATURA 2000 Systems dar.

Unterstützt durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit und offensive Einbindung der Betroffe- nen wurden mit Beginn des Jahres 2010 sowohl wasserbauliche als auch landschaftsökologi- sche Maßnahmen zur Renaturierung des Emsabschnittes und seiner Zuflüsse sowie zur Ver- netzung von Gewässer und Aue durchgeführt. Für die Umsetzung der Projektmaßnahmen wurden ausschließlich Flächen der öffentlichen Hand in Anspruch genommen. Die Gestaltung von Initialgerinnen, Sekundärauen oder Laufaufweitungen und eine Vielzahl weiterer Maß- nahmen sorgten dafür, dass sich die entfesselten Gewässer auf einer verlängerten Fließstrecke dauerhaft und weitgehend ungestört selbst entwickeln können und so der typische, natürliche Formenschatz sandgeprägter Flüsse und Bäche des Münsterlandes erhalten bleibt. Die positi- ven Auswirkungen auf Vielfalt und Ausstattung der auentypischen Lebensräume und auf die Artenvielfalt ließen nicht lange auf sich warten. Üppige Bestände der lange vermissten Weichholzauenwälder siedelten sich spontan an, so dass sich die vorgesehenen Initialpflan- zungen auf die Hartholzauenareale beschränken konnten. Die Unterwasservegetation kehrte zurück und zur Freude der Besucher akzeptierten Eisvögel und Uferschwalben das neu ent- standene Revier recht schnell.

Die Ergebnisse eines umfangreichen Monitorings bestätigen, dass sich das Konzept mit unter- schiedlich weit reichenden Umgestaltungen und intensiver Anregung der Eigendynamik auch im Hinblick auf die, von der WRRL geforderte Wiederherstellung des "guten ökologischen Zustands" mit entsprechender Habitat- und Artenvielfalt bewährt hat.

Abschlussbericht März 2015 18

Page 19: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

3. Administrativer Teil: Projektorganisation und

Projektmanagementsystem 3.1 Beschreibung des Projektmanagementsystems

Die Bezirksregierung Münster war als alleiniger Projektträger für die Projektsteuerung und somit in allen rechtlichen, verwaltungstechnischen, haushälterischen und naturschutzfachli- chen Angelegenheiten verantwortlich. Das Projektmanagement wurde von dem, für die Ems zuständigen Sachgebiet/Dezernat 54.6 der Bezirksregierung übernommen. Zum Projektteam gehörten neben Mitarbeitern des Dez. 54.6 die zusätzlich eingestellte Projektleitung.

Abbildung 3.1: Organigramm Projektmanagement

Abschlussbericht März 2015 19

Page 20: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Das Projektmanagement wurde durch das gesamte Projektteam wahrgenommen, wobei die Projektleitung und ein Mitarbeiter der BR MS in der Regel vor Ort präsent waren und somit auch als Hauptansprechpartner für externe Anliegen und Anfragen dienten. Der Koordina- tions- und Kommunikationsaufwand für das Projekt war relativ gering, da die BR MS als al- leiniger Maßnahmenträger keine weiteren Projektpartner hatte und die erforderlichen Rück- sprachen im Projektteam durch die räumliche Nähe der Arbeitsplätze im Gebäude der BR MS in Münster jederzeit problemlos möglich waren. Ein umfassender Informations- und Mei- nungsaustauch wurde zusätzlich durch regelmäßige, wöchentliche Besprechungsrunden si- chergestellt. Erforderliche Rücksprachen innerhalb der gesamten Behörde (z. B. mit dem Haushaltsdezernat) waren aufgrund der langjährigen Erfahrungen und guten Kontakte einzel- ner Mitglieder des Projektteams ebenfalls unproblematisch. Die Installation einer Steuerungs- gruppe war in der Phase der Projektumsetzung nicht vorgesehen, da das Vorhaben planfestge- stellt und damit bei allen Betroffenen ein Konsens im Rahmen des Genehmigungsverfahrens erarbeitet worden war.

Während der Projektlaufzeit ergaben sich keine organisatorischen Änderungen. Auch inhaltli- che Änderungen gegenüber den Maßnahmen der Zuschussvereinbarung sind nicht im Projekt zu verzeichnen, zumal die Umsetzung eines Planfeststellungsbeschlusses keine Planabwei- chungen zulässt. In einigen Fällen konnten ergänzende Maßnahmen außerhalb der Life+ För- derung realisiert werden, da das Land NRW für die Finanzierung dieser Maßnahmen zur Ver- fügung stand. Allen ergänzenden Maßnahmen lag, ebenso wie den beantragten und bewillig- ten Maßnahmen, die übergeordneten Projektziele der Förderung der Eigendynamik und Habi- tatvielfalt und der projektgerechten Einbindung der Öffentlichkeit zu Grunde. Sie werden unter Ziffer 4.2.1 und 4.5 dargestellt.

3.2 Bewertung des Projektmanagementsystems

Das System, das von der EU co-finanzierte Personal in die bestehenden Strukturen der Be- zirksregierung zu integrieren, hat sich im Großen und Ganzen als praxisnahe und gute Lösung herausgestellt. Insbesondere die Möglichkeit auf Belastungsspitzen im Arbeitsanfall zu rea- gieren und auf das festangestellte Personal zurückzugreifen ist nur gegeben, wenn beide Sei- ten, also die co-finanzierten Projektmitarbeiter genauso wie die Festangestellten wissen was zu tun ist. So ist vor arbeitsaufwändigen Aktionen wie Tagungen, Workshops, Projektbesu- chen oder Auenfesten eine kurzfristige und gezielte Unterstützung gesichert. Auch die feste Einbindung in die Verwaltungsstrukturen der Bezirksregierung hat sich bewährt. Bei der Aus- schreibung und Beschaffung gilt dies genauso wie bei der kurzfristigen Erledigung von Druckaufträgen durch die hauseigene Druckerei. Ein externes Projektteam hätte hier erheblich mehr Zuständigkeits- und Abstimmungsschwierigkeiten gehabt.

Einschränkungen gibt es hinsichtlich der Befristung dieser Stelle. Temporär beschäftigte Mit- arbeiter sind naturgemäß eher bereit die Arbeitsstelle auch mitten in der Projektlaufzeit zu wechseln, zumal es sich vielfach um Berufsanfänger/innen handelt, die noch auf der Suche nach Arbeits- und Lebensmittelpunkt sind. Hier besteht immer die Gefahr des "brain-drains", insbesondere die Verankerung in der Region, die naturgemäß erst nach einiger Projektlaufzeit eintritt, geht hier jedes Mal verloren. Diese Lücke müssen und können die festangestellten Mitarbeiter/innen füllen, da das Projekt in den Wochen/Monaten der Vakanz weiterbetreut

Abschlussbericht März 2015 20

Page 21: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

werden muss. Dies kann zu einem gewissen Verdruss führen, zumal der Dokumentationsauf- wand in einem derartigen Projekt doch einen ganz erheblichen Stellenwert einnimmt.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die gewählte Form des Projektmanagements hat funktio- niert. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass der hohe Arbeitsaufwand einen hohen zeitli- chen Personalaufwand seitens des Maßnahmenträgers zur Folge hatte und nur durch ein inten- sives, engagiertes und effizientes Zusammenspiel der befristet eingestellten Projektmitarbeite- rinnen und der fest angestellten Behördenmitarbeiter/-innen zu bewältigen war. Da das Pro- jekt nach Förderende in die Obhut der Bezirksregierung übergeht, ist aber auch für das lang- fristige Gelingen des Projekts (After LIFE) von zentraler Bedeutung, dass Projektidee und Umsetzung von allen Mitarbeitern/innen getragen wurden.

Die Betreuung durch das externe Monitoringteam von "Astrale GEIE - Particip GmbH" wird aufgrund der direkten, konstruktiven und ergebnisorientierten Zusammenarbeit als äußerst positiv bewertet. Die erfahrungsreichen Hinweise zur Lösung ungeklärter Fragestellungen hinsichtlich der Umsetzung der allgemeinen Life+ Bestimmungen und bei der Umsetzung konkreter Maßnahmen waren sehr hilfreich. Der Austausch mit der für die Umwelt zuständi- gen Generaldirektion der Europäischen Kommission hat nicht zuletzt aufgrund der guten Ver- netzungsarbeit des externen Monitoringteams so effektiv und reibungslos funktioniert. Insbe- sondere mit Blick auf die prägnanten, konstruktiven Antwortschreiben der EU-General- direktion zu den jeweiligen Projektbesuchen wird die Unterstützung durch die Generaldirekti- on ebenfalls als positiv betrachtet. Auch der Kommissionsbesuch am 26. und 27.03.2012 brachte wertvolle Hinweise zum Verständnis der allgemeinen Bestimmungen und zur konkre- ten Umsetzungspraxis.

4. Technischer Teil: Maßnahmenumsetzung 4.1 Von der Idee und zur Projektumsetzung

Die rechtlichen Voraussetzungen und notwendigen Vorbereitungen zur erfolgreichen Umset- zung des Life+ Projekts waren bereits vor dem Projektstart am 01.01.2010 erfüllt und abge- schlossen. Auch Landkäufe oder Kompensationszahlungen waren nicht mehr notwendig.

Ems-Auen-Schutz auf landeseigenen Flächen

Als typischer Tieflandfluss mäandrierte die Ems in einer breiten, sandgeprägten Aue zwi- schen ausgeprägten Terrassenkanten. In den 1920iger bis 1980iger Jahren wurde die Ems in großen Teilen zu einem geraden Gerinne ausgebaut, das die Sommerhochwässer weitestge- hend schadlos in einem trapezartig ausgebauten Profil abführte. In einer vormals idyllischen Flusslandschaft kam es dadurch zu dramatischen Veränderungen, die nicht nur die naturnahen Lebensräume der Pflanzen und Tiere sondern auch die landwirtschaftlichen Nutzflächen in der Aue äußerst negativ beeinflussten (vgl. Ziffer 2.). Bereits in den 1990er Jahren begann die BR MS mit der Behebung der immer gravierender werdenden Probleme. Mit dem "Ems- Auen-Schutzkonzept" wurde seinerzeit ein Maßnahmenkonzept zur Minimierung der vielfäl- tigen Probleme erarbeitet. Ein definierter Konzeptschwerpunkt war der heutige Projektbereich bei Warendorf-Einen-Müssingen. Im Rahmen eines 1995 eingeleiteten und 1999 abgeschlos- senen Flurbereinigungsverfahrens erwarb bzw. tauschte das Land NRW die zur Umsetzung

Abschlussbericht März 2015 21

Page 22: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

der Maßnahmen notwendigen Flächen. Somit wurde sichergestellt, dass das Life+ Projekt nur auf landeseigenen Flächen durchgeführt wurde. Der Grunderwerb für die baulichen Maßnah- men war schon vor Projektbeginn am 01.01.2010 vollständig abgeschlossen, so dass unmit- telbar keine privaten Flächen beansprucht wurden. Anlage 1 gibt einen Überblick über die Verteilung der landeseigenen Flächen im Projektgebiet.

Vom planerischen Vorlauf bis zur Planfeststellung

Nach Sicherstellung der Flächen wurde zunächst im Rahmen einer Machbarkeitsstudie eine Variantenprüfung vorgenommen und im Anschluss daran eine vorläufige Entscheidungs- und Genehmigungsplanung erstellt. Nach Vorstellung der Planung in der Öffentlichkeit und Ein- arbeitung diverser Anregungen kam es im Jahr 2005 zu einem Antrag auf Planfeststellung. Nach weiteren öffentlichen Erörterungsterminen wurde am 30.11.2007 der Planfeststellungs- beschluss erteilt. Die Planfeststellung ist ein Konsens, den alle Betroffenen im Rahmen des Genehmigungsverfahrens erarbeitet haben.

Zeitgleich mit der Planfeststellung wurde die Möglichkeit der EU-Co-Finanzierung für inves- tigative Maßnahmen des Naturschutzes eröffnet, was die BR MS als Maßnahmenträger dazu veranlasste, in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Koenzen aus Hilden einen ersten För- derantrag zu stellen. Dieser wurde mit Schreiben vom 12.08.2008 abgelehnt. Nach Überarbei- tung der Unterlagen durch das Büro Koenzen und die BR MS wurde am 24.10.2008 erneut ein Life+ Förderantrag gestellt, der mit Schreiben vom 30.11.2009 eine Förderzusage zur EU- Co-Finanzierung erhielt und dessen Umsetzung mit diesem Abschlussbericht dokumentiert wird. Nach der Förderzusage wurde das externe Ingenieurbüro Vollmer mit der konkreten Detail- und Ausführungsplanung sowie mit der Vorbereitung und Mitwirkung der Vergabe betraut. Diese vorbereitenden Leistungen wurden außerhalb der Life+ Förderung finanziert.

Es wird hier nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, dass im Rahmen des, dem Life+ Pro- jekt vorgelagerten Genehmigungsverfahrens alle rechtlichen Vorgaben erfüllt und alle erfor- derlichen Voruntersuchungen (wie z. B. die naturschutzfachlichen und landwirtschaftlichen Fachbeiträge, hydrogeologische Untersuchungen, Altlasten-, Kampfmittel- oder Bodendenk- malsondierungen) und Beteiligungen (Beteiligung der Öffentlichkeit, der Träger öffentlicher Belange etc.) durchgeführt und die Ergebnisse berücksichtigt wurden. Unter diesem Aspekt ist auch der erhöhte Outsourcinganteil des Projekts zu erklären. Würden z.B. die Landkäufe berücksichtigt, läge die Outsourcingrate bei ca. 55 %, wobei diese wiederum zum Großteil aus Maßnahmen resultieren, die unmittelbar der Habitatverbesserung dienen und aufgrund der baulichen Komponente nicht durch die BR MS selbst durchgeführt werden konnten.

4.2 C-Maßnahmen: Naturraummanagement

Gemäß Antrag waren 32 unterschiedliche C-Maßnahmen zum Naturraummanagement vorge- geben. Sämtliche Maßnahmen waren der Zielsetzung des Projekts untergeordnet und dienten der Initiierung einer dynamischen Gewässerentwicklung, der Entwicklung leitbildkonformer Auenstrukturen sowie der Verbesserung der Habitatqualität für die Zielarten des FFH- Gebietes. Dazu wurden unterschiedliche Aktionen wie die Fließwegverlängerung (Initialge- rinne), Uferentfesselung und Anlage von Sekundärauenbereiche oder die Wiederherstellung der Durchgängigkeit und Erweiterung der Habitatvielfalt durch Totholzeinbau ausgeführt.

Abschlussbericht März 2015 22

Page 23: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Einen ersten Überblick über die beabsichtigte Wirkung dieser Aktionen/Maßnahmen vermit- telt die dem Antrag entnommene und hinsichtlich der Reptilienzielart Zauneidechse (Lacerta agilis) ergänzte Tabelle 4.1. Die Kombination der nachfolgend konkret beschriebenen Maß- nahmen führte zum Teil nachweislich zum Erhalt und zur Förderung der angegebenen, ge- bietsspezifischen Arten und Lebensraumtypen (vgl. hierzu auch die die Angaben zum Moni- toring unter Ziffer 4.4.2).

Tab. 4.1: Übersicht über die beabsichtigten Wirkungen der C-Maßnahmen

Maßnahme

Art/Habitat C 1

C 2

C 3

C 4

C 5

C 6

C 7

C 8

C 9

C 1

0

C 1

1

C 1

2

C 1

3

C 1

4

C 1

5

C 1

6

C 1

7

C 1

8

C 1

9

C 2

0

C 2

1

C 2

2

C 2

3

C 2

4

C 2

5

C 2

6

C 2

7

C 2

8

C 2

9

C 3

0

C 3

1

C 3

2

Fische/Rundmäuler Cobitis taenia (Z) x x x x x x x x x x x x x x Cottus gobio X+ X+ X+ X+ X+ X+ X+ X+ X+ X+ X+ Rhodeus amarus (Z) x x x x x x x x x x x x x Lampetra planeri (Z) x x x x x x x x x x x x x x Reptilien Lacerta agilis(Z) X+ X+ X+ X+ Amphibien Bufo calamita X+ X+ X+ Hyla arborea X+ X+ X+ Pelobates fuscus X+ X+ X+ Triturus cristatus X+ X+ X+ Vögel Alcedo atthis (Z) x x x x x x x x x x x x x x x Acrocephalus scirpaceus X+ X+ X+ X+ X+ Anthus pratensis X+ X+ Charadrius dubius X+ X+ X+ X+ X+ X+ X+ X+ Luscinia megarhynchos (Z) x x x x x x x x x Oriolus oriolus (Z) x x x x x x x x x Riparia riparia (Z) x x x x x x x x x x x x x Vanellus vanellus (Z) x x Habitate Natürliche eutrophe Seen und Altarme (LRT 3150) x x x Fließgewässer mit Unterwasservegetation (LRT 3260) X+ X+ X+ X+ X+ X+ X+ Glatthafer- und Wiesenknopf-Silgenwiesen (LRT 6510) x x Erlen-Eschen- und Weichholz-Auenwälder* (LRT 91E0) X+ X+ X+ X+ X+ Hartholz-Auenwälder (LRT 91F0) X+ X+ X+ X+ X+ X+ X+ * prioritärer Lebensraumtyp

x = Förderung vorhanderner Arten/Habitate X+ = Förderung der Etablierung neuer Arten/Habitate (Z) = Zielarten

4.2.1 Allgemeine Hinweise zur Durchführung der Erhaltungs- und Naturschutz-

maßnahmen Die 32 umgesetzten C-Maßnahmen sind dem als Anlage 2 beigefügten Maßnahmenplan aus den Antragsunterlagen vom 27.10.2008 (Antragspläne) und der als Anlage 5 beigefügten Übersicht der umgesetzten Bauabschnitte zu entnehmen. Alle Maßnahmen wurden fristge- recht im vorgegebenen Projektzeitraum realisiert. Anlage 3 ermöglicht darüber hinaus auch einen Vergleich zwischen dem historischen und dem aktuellen Emsverlauf. Es wird deutlich, dass sich die Naturschutzmaßnahmen an dem historischen Emsverlauf orientieren und alte Strukturen aufgreifen.

Fristgerechte Umsetzung der Maßnahmen in drei Bauabschnitten

Die Umsetzung der Maßnahmen ist, wie im Life+ Antrag vorgesehen, in drei großen Bauab- schnitten erfolgt. Die Realisierung der drei getrennt ausgeschriebenen Bauabschnitte

• BA 2010 mit den untergeordneten Abschnitten BA 01.1/BA 02.1 und

Abschlussbericht März 2015 23

Page 24: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

• BA 2011 mit dem untergeordneten Abschnitte BA 01.2 sowie • BA 2012/13 mit den untergeordneten Abschnitten BA 02.2/BA 03

erstreckte sich über die Jahre 2010 bis 2013. Konkrete Angaben zur zeitlichen Umsetzung befinden sich im maßnahmenbezogenen Übersichtsfahrplan der Anlage 4. Diese Anlage bein- haltet auch eine Gegenüberstellung der Bauabschnitte gemäß Antragsplanung und der Umset- zung vor Ort, inklusive Zuordnung der C-Maßnahmen. Die Darstellung in Anlage 3 zeigt die Abfolge der realisierten Bauabschnitte in der bildlichen Übersicht. Abweichungen vom Zeit- plan blieben innerhalb des übergeordneten Projektzeitrahmens. Sie waren in der Regel witte- rungsbedingt oder ließen sich, wie nachfolgend beschrieben, auf eine begründete Änderung der Baustellenabwicklung zurückführen.

Von der ursprünglichen, flussaufwärts gerichteten Baustellenabfolge von West nach Ost wur- de entsprechend der Darstellungen in den Anlage 3 und 4 aus Gründen der Öffentlichkeits- wirksamkeit abgewichen. Der Umbau des zentralen, ortsnahen Bereichs rund um den Info- punkt (C 15, C 19, C 21; C 23) wurde vorgezogen und zusammen mit der westlich gelegenen Projektfläche bereits 2010 realisiert. Auf diese Weise wurden die im Vorfeld sehr interessier- ten und aktiv mitwirkenden Bürger der betroffenen Ortschaften Einen und Müssingen gleich zu Projektbeginn direkt in das Geschehen eingebunden und für die Thematik sensibilisiert. Das Life+ Projekt konnte so frühzeitig im Bewusstsein der Bevölkerung verankert werden. Die direkte, konstruktive Form der Einbindung der Öffentlichkeit wurde bereits bei der 2009 außerhalb der Life+ Förderung durchgeführten Renaturierung des Emsabschnitts rund um die sogenannte Lonnbrücke (vgl. "Ergänzende Maßnahmen") mit Erfolg erprobt. Um das Maß- nahmenpaket 2010 überschaubar zu begrenzen, wurden Baumaßnahmen im westlichen Pro- jektgebiet auf die Folgejahre verschoben.

An der Umsetzung der baulichen Maßnahmen waren zwei externe Baufirmen aus Greven- Reckenfeld und Warendorf-Müssingen beteiligt, während die sukzessionsabhängigen, wie- derkehrenden Maßnahmen die Bauhofmitarbeiter der BR MS, d. h. durch den Maßnahmen- träger selbst, durchgeführt wurden. Mit der Bauleitung und der örtlichen Bauüberwachung wurde das Ingenieurbüro Vollmer aus Geseke beauftragt (vgl., Ziffer 4.4.1).

Auftragsvergabe - besondere Regelungen und vergaberechtliche Probleme im Aus- schreibungsverfahren des Bauabschnitts 2010

Auf Basis der beantragten Planungen und Ausführungen im Textteil des Life+ Antrages und des Planfeststellungsbeschlusses wurden seitens des beauftragten Ingenieurbüros Vollmer in enger Absprache mit dem Maßnahmenträger bauabschnittsweise Detailpläne entwickelt und die Ausführungsplanung zur konkreten Maßnahmenumsetzung erstellt. Das Büro Vollmer war außerdem für die Vorbereitung der Ausschreibungen, die Mitwirkung bei der Auftrags- vergabe und für die Bauleitung beauftragt.

Da im Zuge der Emsrenaturierung hohe Aushubmassen zu bewältigen waren, wurde seitens der BR MS vor der Auftragsvergabe für jeden Bauabschnitt eine Baugrunduntersuchung und chemische Bodenanalyse zur Baugrunderschließung und Gefährdungsabschätzung hinsicht- lich einer möglichen stofflichen Bodenbelastung veranlasst. Danach wiesen die Böden keine organoleptischen und kontrollanalytisch-wasserwirtschaftlichen Auffälligkeiten auf und die

Abschlussbericht März 2015 24

Page 25: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Wiedereinbaufähigkeit war unter Berücksichtigung der festgestellten bodenphysikalischen Eigenschaften gesichert. Diese Erkenntnisse wurden bei den Ausschreibungen berücksichtigt.

In den Ausschreibungen wurde weiterhin berücksichtigt, dass die im Zuge der Baumaßnah- men anfallenden Bodenmassen, sofern sie nicht an anderer Stelle im Projektgebiet (z. B. als Füllmaterial für Dammarbeiten bei der Rückverlegung der Verwallung oder als schlafende Ufersicherungen) benötigt wurden, in den Besitz der jeweiligen Baufirma übergingen. Seitens der Firmen bestand die Möglichkeit, den überschüssigen, im Projektgebiet nicht benötigten Bodenaushub je nach Eignung zur Verbesserung von landwirtschaftlichen Flächen oder als Baumaterial für Tiefbaumaßnahmen außerhalb des Maßnahmengebietes zu nutzen.

Anders gestaltete sich die Situation im Falle der Steine, die bei der Uferentfesselung anfielen. Sie wurden, zusammen mit einem Teil des Bodenaushubs, entweder bei der Anlage der schla- fenden Ufersicherungen oder bei der notwendigen Teilverfüllung des Emsverlaufs verwendet. Restbestände wurden vom Bauhof des Auftraggebers übernommen.

Baumaßnahmen der hier realisierten Größenordnung bedingen erfahrungsgemäß die Vergabe an entsprechende Baufirmen mit angepasster technischer und personeller Ausstattung. Die Ausschreibungen und Auftragsvergaben erfolgten bauabschnittsweise unmittelbar vor Baube- ginn und jeweils nach den Vorgaben der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen. Die Submissionstermine fanden im Hause der BR MS statt. Die Vergabeentscheidung lag bei der BR MS als Maßnahmenträger und Zuwendungsempfänger. Die Detail- und Ausführungs- planung inklusive Vermessung sowie die Vorbereitung und Mitwirkung bei der Vergabe wur- de außerhalb der Life+ Förderung finanziert.

Bei der Vergabe der Bauleistungen trat zu Beginn des Projekts im Jahr 2010 ein rechtliches Problem auf. Wegen der Lage der Bauabschnitte in zwei räumlich voneinander getrennten Bereichen wurden die Baumaßnahmen des Life+ Projektes in zwei Lose aufgeteilt. Los 1 be- inhaltet den BA 01.01, Los 2 beinhaltet den BA 02.01. Im Vergabeverfahren behielt sich der Auftraggeber vor, die Baumaßnahmen losweise zu vergeben.

Nach der Wertung der eingegangenen Angebote einschließlich der zahlreichen Nebenangebo- te ergab sich ein geringfügiger Kostenvorteil bei einer kompletten Vergabe beider Lose an einen Anbieter. Dieser resultierte im Wesentlichen aus einem geringeren Kooperationsauf- wand, den ein Bewerber im Falle eines Zuschlages für beide Lose zu gewähren bereit war. Der dann nicht berücksichtigte Bewerber legte jedoch Beschwerde bei der Vergabekammer ein und pochte auf eine losweise Vergabe, bei der er im BA 2010 - BA 02.01 Mindestbieten- der war.

Um den Beginn der Baumaßnahme nicht durch einen möglichen Rechtsstreit zu verzögern und um ein negatives Echo bei der Bevölkerung und in den Medien in Verbindung mit dem Life+ Projekt zu vermeiden, wurde von Seiten des Auftraggebers entschieden, die Baumaß- nahme losweise zu vergeben und auf die marginalen Minderkosten bei der Gesamtvergabe beider Lose zu verzichten. Daher bearbeiteten letztlich beide Bauunternehmen je ein Teil-Los und das Problem wurde somit abgewendet.

Im Gegensatz zu den einmaligen, baulichen Maßnahmen wurden bei den wiederkehrenden, sukzessionsabhängigen Mahnahmen die jeweils günstigsten Angebote für die Lieferung der Auenwaldpflanzen nicht durch öffentliche Ausschreibungen sondern durch Preisabfragen bei

Abschlussbericht März 2015 25

Page 26: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

bis zu sechs bis acht verschiedenen Firmen ermittelt. Dabei wurden Firmen ausgewählt, die erfahrungsgemäß die Lieferung von autochthonem Pflanzenmaterial gewährleisten. Die Pflanzung erfolgte für das Projekt kostenneutral durch die Bauhofmitarbeiter der BR MS.

Baustellenerschließung Die projektgerechte Baustellenerschließung wurde im Rahmen der Ausführungsplanung durch das Büro Vollmer bauabschnittsbezogen sichergestellt. Dabei wurden insbesondere die ökologischen, technischen und wirtschaftlichen Belange berücksichtigt, ebenso wie die orts- nahe Lage der Baustellen.

Die Baustellenabwicklung zum BA 01.1 (2010) erfolgte durch die Anlage einer Baustraße südlich der Ems und überquerte diese dann auf Höhe der Baustelle. Ein Lageplan zur Baustel- lenabwicklung und ein detaillierter Ausführungsplan für das Ems-Kreuzungsbauwerk (Kon- struktion einer Behelfsbrücke) wurden bereits mit dem Anfangsbericht und Zwischenbericht vorgelegt. Beim Aufbau der Behelfsbrücke zur Querung der Ems und in Verbindung mit ei- nem Hochwasserereignis traten einige bauliche Probleme auf, die kurzfristig zu geringen Zeitverzögerungen im Bauablauf führten. Diese konnten durch einen ausreichend eingeplan- ten zeitlichen Puffer später wieder ausgeglichen werden. Unerwartete Zusatzkosten sind für das Projekt nicht entstanden. (Vgl. hierzu die Ausführungen im Anfangsbericht vom 30.09.2010 und im Zwischenbericht vom 30.01.2011.)

Die etwa 1,4 km lange Baustraße entlang der Ems wurde aus Gründen der Unvereinbarkeit des Baustellenverkehrs mit der sensiblen Wohnnutzung nördlich des Projektgebietes notwen- dig. Vorteilhaft war in diesem Zusammenhang, dass die folgenden Bauabschnitte im Bereich der Baustraße lagen, so dass die Straße auch in den Folgejahren genutzt werden konnte.

Hochwasserereignisse Die während der Bauphase vorübergehend auftretenden Hochwasserereignisse behinderten die Maßnahmenumsetzung nur in relativ geringem Ausmaß. Lediglich im Jahr 2010 und An- fang des Jahres 2011 führten außergewöhnliche Ems-Hochwässer dazu, dass die Baumaß- nahmen vorübergehend ausgesetzt werden mussten. Ein fristgerechter Abschluss der Bauar- beiten war aber aufgrund des im Voraus eingeplanten zeitlichen Puffers möglich. Problema- tisch waren in diesem Zusammenhang jedoch die durch die starke Strömung verlagerten Bo- denmassen. Das Schlussaufmaß der Bodenmassen konnte darum im Jahr 2010 nur durch örtli- che Aufmaße in Kombination mit mathematischer Berechnung annähernd ermittelt werden.

Bedingt durch das Hochwasser im November 2010, das über das abgesicherte Baustellenrisi- ko der Baustellenfirma hinausging, entstanden bei der Schlussrechnung für den ersten Bauab- schnitt BA 01.1 (2010) höhere Kosten als im Rahmen der Auftragsvergabe vereinbart. Diese, zu Lasten des Auftraggebers gehende Differenz, konnte jedoch durch eine günstigere Schluss- rechnung des zweiten Bauabschnitts BA 02.1 (2010) vollständig ausgeglichen werden. (Vgl. hierzu die Ausführungen im Anfangsbericht vom 30.09.2010 und im Zwischenbericht vom 30.01.2011.)

Abschlussbericht März 2015 26

Page 27: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Trotz der vorübergehenden Nachteile im Rahmen der Maßnahmenumsetzung führten die Hochwasserereignisse zu einem grundsätzlich positiven Effekt. Die beabsichtigte Auendyna- mik setzte frühzeitig mit großer Geschwindigkeit ein und veränderte die Auenlandschaft ins- besondere im Bereich der Initialgerinne und Laufverlängerungen gravierend. Dazu nachfol- gendes Foto:

Abb. 4.1: Initialgerinne C 1

kleines Bild: 2010, kurz nach Fertigstellung der Baumaßnahmeder großes Bild: 2011, nach prägenden Hochwasserereignissen

Projekterweiterung durch ergänzende Maßnahmen

Nachfolgend wird mit Bezug auf Ziffer 4.5 kurz auf ergänzende Maßnahmen hingewiesen, die sich besonders positiv auf das übergeordnete Projektziel der Förderung der Eigendynamik und Habitatvielfalt ausgewirkt haben. Für das Life+ Projekt sind durch diese Maßnahmen keinerlei zusätzlichen Kosten entstanden, da die Finanzierung vom Land NRW übernommen wurde.

Bedingt durch einen unvorhersehbaren, spontanen Landtausch konnte das südliche Emsufer zwischen den Maßnahmen C 5 und C 7 zusätzlich entfesselt werden. Darüber hinaus wurde mehr Totholz als geplant eingebaut. Nähere Informationen dazu unter Ziffer 4.2.2.

Der Bauabschnitt BA 02.2 (BA 2012/13)wurde in Los 1 und 2 unterteilt, wobei es sich bei den unter Los 2 zusammengefassten Maßnahmen (Sohlgleiten im Mündungsbereich der Hes-

Abschlussbericht März 2015 27

Page 28: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

sel) um Wiederherstellungsmaßnahmen handelt, die im Rahmen der üblichen Gewässerunter- haltung umgesetzt und nicht durch Life finanziert wurden. D. h. die organismengerechte Ge- staltung der Ems- und Hesselgleiten im Bereich der Hesselmündung in die Ems wurde kom- plett außerhalb der Life-Förderung vom Land NRW finanziert, wobei jedoch die positiven Auswirkungen dem Life+ Projekt zu Gute kommen. (siehe hierzu auch Ziffer 4.5).

Eine weitere, positive Ergänzung zum Life+ Projekt bildet die westlich angrenzende Emsre- naturierung rund um die Lonnbrücke. Das Life+ Projekt bildet heute eine Einheit mit der un- mittelbar flussabwärts anschließenden Renaturierungsstrecke, die bereits 2009 realisiert wur- de. Hier wurde seinerzeit auf einer Länge von ca. 400 m eine Sekundäraue angelegt, die in den Folgejahren als eine Art "Sandfang" für die flussaufwärts durchgeführten Maßnahmen des Life+ Projektes fungierte, wodurch sich in dem Gebiet ausgedehnte vielgestaltigen Sand- bänke und Strukturen bilden konnten. Der naturnahe dynamische Flusslebensraum wurde durch diese zusätzliche, außerhalb der Life+ Förderung realisierte Renaturierungsstrecke er- heblich erweitert. Das jeweils separat durchgeführte Monitoring zeigt es deutlich: Eine "Win- Win-Situation" für beide Seiten ist entstanden.

Die hier herausgestellten und alle weiteren, ergänzenden Maßnahmen, die ebenfalls außerhalb der Life+ Förderung umgesetzt wurden und sich positiv auf das Projekt ausgewirkt haben, werden unter Ziffer 4.5 in einer Übersicht zusammenfassend behandelt.

4.2.2 Umsetzung der einmaligen, baulichen Erhaltungs- und Naturschutz- maßnahmen (C 1 - C 11, C 15 - C 24, C 28 - C 31)

Die nachfolgend dargestellten, einmaligen Erhaltungs- und Naturschutzmaßnahmen umfassen 25 bauliche Maßnahmen, die nach Ausschreibung an geeignete Baufirmen vergeben wurden, da Baumaßnahmen der hier realisierten Größenordnung erfahrungsgemäß die Vergabe an entsprechende Baufirmen mit angepasster technischer und personeller Ausstattung bedingen (vgl. hierzu auch Ziffer 4.2.1, Angaben zur Auftragsvergabe).

Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgte auf Basis der im Antrag formulierten Vorgaben für die C-Maßnahmen, die in Bezug zu den, durch die Maßnahme geförderten Zielarten und Ziel- habitaten gesetzt wurden. Dabei war jeweils der vorgegebene Zustand nach Abschluss der Baumaßnahmen maßgebend. Das bedeutet z. B. im Fall der Maßnahme C 1, dass mit der Um- setzung der Baumaßnahme ein 7.400 m² großes Initialgerinne und 375 m Steilufer geschaffen wurden. Anhand des tabellarischen Auszugs lassen sich diese Angaben beispielhaft nachvoll- ziehen.

Zielart/-habitat Initialgerinne

Start-Zustand Initialgerinne- Ziel-Zustand

Steilufer Start-Zustand

Steilufer Ziel-Zustand

Bitterling 7.400 m² 22.200 m² Steinbeißer 7.400 m² 22.200 m² Bachneunauge 7.400 m² 22.200 m² Eisvogel 7.400 m² 22.200 m² 375 m 750 m Uferschwalbe 375 m 750 m Fließgewässer mit Unter- wasservegetation LRT 3260 7.400 m² 22.200 m²

Sofern also der im Antrag vorgegebene "Start-Zustand" mit dem Abschluss der Baumaßnah- me erreicht wurde, gilt die Maßnahme als umgesetzt. Den im Antrag angegebenen Ziel- Zuständen liegt dagegen eine langfristige Perspektive zu Grunde. Sie resultieren aus eigendy-

Abschlussbericht März 2015 28

Page 29: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

namischen Prozessen und benötigen einen längeren, nicht konkret absehbaren Entwicklungs- zeitraum.

Maßnahme C 1: Anlage Initialgerinne zur Dynamisierung und Laufverlängerung

Umsetzung BA 01.1 (2010) Detailmaßnahmen: Initialgerinne/Laufverlängerung/Teilverfüllung Hauptlauf/Aufweitung

Mündungsbereich Da im Rahmen des Projekts insgesamt vier Initialgerinne in ähnlicher Art und Weise angelegt wurden, wird das Prinzip und die wesentlichen Auswirkungen dieser Maßnahme hier stellver- tretend für die vergleichbaren C-Maßnahmen (C 1, C 4, C 5, C 7) detailliert erläutert.

Nördlich der Mussenbach-Mündung wurde auf der rechten Emsseite ein Initialgerinne mit einer Länge von ca. 360 m und einer Breite von ca. 15 - 22 m angelegt. Gegenüber dem Initial erfolgte die Aufweitung der Mussenbachmündung durch die Rückverlegung der linksseitigen Emsböschung um ca. 15 m. Die Umgestaltungsmaßnahmen umfassten eine Fläche von ca. 7.400 m².

Gleichzeitig mit der Inbetriebnahme des Initialgerinnes war eine Teilverfüllung des bestehen- den Emsverlaufs in Höhe der Laufverlängerung erforderlich, um die Abflüsse bis zum HQ 1 durch das Initialgerinne zu leiten. Ein entsprechender Detailplan zur Anlage eines Initials und des sogenannten Zwischendamms ist dem Anhang unter Anlage 7 (Details zur Verfüllung des alten Emsverlaufs/Schaffung von Ruhezonen) beigefügt. Auf der Grundlage dieser Prinzips- kizze wurden auch die Initialgerinne C 4, C 5 und C 7 realisiert. Die Stillwasserbereiche, die durch die Dammschüttung im alten Emsverlauf bei den Maßnahmen C 4, C5 und C 7 jeweils vor bzw. hinter dem aufgeschütteten Damm entstanden sind, stellen neben den neu entstande- nen Prall- und Gleitufern eine zusätzliche Bereicherung der Lebensraumvielfalt dar. Lediglich im Bereich des Initials C 1 verhielt sich die Ems aufgrund der Bodenverhältnisse anders als erwartet. Bedingt durch eine quer zur Fließrichtung der Ems verlaufende Mergelbank nahm die Ems das angebotene Initialgerinne nicht an sondern blieb im Wesentlichen in ihrem alten Flussbett. Das Initial versandete und entwickelte sich zur Sekundäraue. In Folge der Uferent- fesselung fließt die Ems hier nun in einem breiten, dynamisch gestalteten Bett.

Auf den, im Bereich der Initiale C 4, C 5 und C 7 angelegten Zwischendämmen wurden zur Besucherlenkung Barrieren aus vor Ort anfallenden, ineinander verflochtenen Gehölzen (dün- ne Stämme und Äste, Zopfholz) errichtet. Schilder weisen den abgeschirmten Bereich jeweils als Ruhezone aus (vgl. hierzu auch Ziff. 4.3.2 Maßnahme D1 und Anlage 7). Damit wurde der zeitweise beobachtete unbefugte Zutritt (durch Personen oder/und Hunde) weitestgehend un- terbunden und die Besucher für die Belange der Natur sensibilisiert.

Der im Zuge der Maßnahmenumsetzung anfallende Bodenaushub ging zu großen Teilen in das Eigentum der Baufirma über. Teilweise wurde er aber auch - zusammen mit den Steinen aus der ehemaligen Ufersicherung - für die Dammschüttung (Teilverfüllung) im alten Ems- verlauf verwendet. Die im gesamten Projektgebiet sukzessive anfallenden Bodenmaterialien und Steine aus der ehemaligen Ufersicherung dienten bei allen vier angelegten Initialen (C 1, C 4, C 5, C 7) als Füllmaterial für den Verschluss des alten Emsverlaufs. (Vgl. hierzu die Ausführungen zur Vergabe unter Ziffer 4.2.1.)

Abschlussbericht März 2015 29

Page 30: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

An den Prallhängen der neu angelegten Initialgerinne entstanden naturnahe Prallufer mit einer Höhe von bis zu ca. 3 m. Die Ufergestaltung unterlag allerdings von Beginn an einer fortlau- fenden, dynamischen und durchaus beabsichtigten Veränderung durch Hochwasserereignisse. Die Überformung durch die, den Baumaßnahmen unmittelbar nachfolgenden Hochwasserwel- len war dabei besonders gravierend. Inzwischen wechseln steile und flachere Prallhangberei- che sowie flache Gleithangbereiche einander ab. Eine strukturreiche Lateralerosion ist mög- lich, da im Umfeld der Maßnahme überwiegend landeseigene Flächen anschließen (s. Abb. 4.1 und 4.2).

Luftbilder aus den Jahren 2011 (kleines Foto) und 2012, ca. 1-2 Jahre nach der Baumaßnahme

Bodenfoto aus dem Jahr 2012, ca. 2 Jahre nach der Baumaßnahme

Abschlussbericht März 2015 30

Page 31: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Bodenfoto aus dem Jahr 2014, ca. 4 Jahre nach der Baumaßnahme Abb. 4.2: Bilderserie zur Entwicklung der Mussenbachmündung und des flussabwärts

angrenzenden Initials Die quantitativen Vorgaben des Antrags (Zustand nach Abschluss der Bauarbeiten: 7.400 m² Initialgerinne und 375 m Steilufer) zur Förderung der Zielarten- und -habitate Bitterling (Rhodeus amarus), Steinbeißer (Cobitis taenia), Bachneunauge (Lampetra planeri), Eisvogel (Alcedo atthis), Uferschwalbe (Riparia riparia) und Fließgewässer mit Unterwasservegetation (LRT 3260) wurden umgesetzt. Obwohl das angelegte Initialgerinne aufgrund der Eigendy- namik der Ems letztendlich nicht wie erwartet angenommen wurde, bildeten sich naturnahe, leitbildkonforme Strukturen im Gewässer und in der Aue aus. Von der erhöhten, naturnahen Standortvielfalt profitiert auch die Artenvielfalt. Beispielsweise entwickelte sich im Bereich des versandeten Initials in kurzer Zeit ein ausgedehnter Weichholzauenwaldbestand und Eis- vogel und Uferschwalbe finden in den neu entstandenen Strukturen geeignete Brut- und Jagd- habitate (vgl. Monitoringbericht - siehe Projekt-Webseite). Aufgrund der hohen Dynamik der Ems finden in Abhängigkeit von den Hochwasserereignissen fortlaufend weitere Veränderun- gen und Umlagerungen statt. Dauerhaft wird sich ein dynamisches Gleichgewicht zwischen steilen und flachen Uferstrukturen ergeben.

Maßnahme C 2: Anbindung Altgewässer

Umsetzung BA 01.1 (2010) Detailmaßnahmen:Anlage Furt/Aufnahme Durchlass

Die Rohre (Durchlässe, DN 800/DN 1000) zwischen der Ems und den Altgewässern Nr. 13 (linke Emsseite/Südseite, auch genannt "Altarm Stadtmann") und Nr. 14 (rechte Emssei- te/Nordseite, auch genannt "Altarm Merten") wurden durch Flutmulden ersetzt. Es erfolgte ein Abtrag des jeweils bestehenden Dammes zwischen Ems und Altgewässer bis auf Sohlhö- henniveau der bestehenden Verrohrung. Damit konnten insgesamt ca. 16.300 m² Altgewässer (Altgewässer Nr. 14 ca. 11.000 m², Altgewässer Nr. 13 ca. 5.300 m²) wieder offen an die Ems angebunden und die Wasserverbindung der Altgewässer optimiert werden.

Abschlussbericht März 2015 31

Page 32: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Durch den rampenartigen Bodenabtrag parallel mit der Ems entstand jeweils eine Furt, die die Gewässerquerung bei entsprechend niedrigen Wasserständen ermöglichte. Im Verlauf der Planungen für das Life+ Projekt bekamen die Anwohner die Zusicherung, dass am Nordufer der Ems ein durchgängiger, über lange Zeit genutzter Spazierpfad erhalten bleibt. Aus diesem Grund wurde am Altgewässer Nr. 14 (Altarm Merten) - außerhalb der Life+ Förderung - ein Holzsteg zur Querung des Gewässers gebaut (vgl. Ziffer 4.5 und Anlage 6).

Mit der Anbindung und der verbesserten, lebensraumtypischen Wiederherstellung des Was- serhaushaltes des jeweiligen Altarms wurde die Durchgängigkeit für Gewässerorganismen verbessert, was z. B. den typischen Auenarten wie Bitterling (Rhodeus amarus) oder Stein- beißer (Cobitis taenia) zu Gute kommt und eine Verbesserung der Nahrungshabitate für Eis- vögel (Alcedo atthis), Uferschwalben (Riparia riparia) u. a. darstellt. Der FFH- Lebensraumtyp der eutrophen Seen und Altarme (LRT 3150) wurde durch die Maßnahmen nachhaltig geschützt und entwickelt.

Die quantitativen Antragsvorgaben (Zustand nach Abschluss der Bauarbeiten: Anbindung von 16.000m² Altgewässer) in Bezug auf die Zielarten und -habitate Bitterling (Rhodeus amarus), Steinbeißer (Cobitis taenia), Eisvogel (Alcedo atthis), Uferschwalbe (Riparia riparia) und natürliche eutrophe Seen und Altarme (LRT 3150) wurden umgesetzt. Weitere Veränderun- gen sind aufgrund der hohen Dynamik der Ems in Abhängigkeit von den Hochwasserereig- nissen fortlaufend möglich.

Maßnahme C 3: Anlage Altarm

Umsetzung BA 01.2 (2011) Detailmaßnahmen:Anlage Altarm/Anlage schlafende Ufersicherung

Östlich von Altgewässer Nr. 13 wurde ein ca. 110 m langer und 7 - 15 m breiter, "neuer" Alt- arm zur Erhöhung der Standort- und Artenvielfalt geschaffen. Der Altarm nahm in der Um- setzungsphase eine Fläche von ca. 1.100 m² ein. Linksseitig wurde an der Böschungsoberkan- te des Altarms eine schlafende Ufersicherung mit einer Länge von ca. 120 m (vgl. Maßnahme C 9) zum Schutz der vorhandenen Ferngasleitung (DN 1200 plus Lichtwellenkabel) angelegt. Das für diese Aktion benötigte Material resultierte aus der Maßnahme C 10.

Der Betreiber der Leitung wurde vor Baubeginn und während der Bauphase zu Beratungen hinzugezogen. Er übernahm die Kosten für die zusätzlich notwendigen Sicherungsmaßnah- men. Der für die Sicherung der Leitung erforderliche Zeitaufwand wurde im Vorhinein ent- sprechend einkalkuliert, so dass die Maßnahme ohne Verzögerungen umgesetzt erden konnte.

Die nachfolgende Detailzeichnung und das Luftbild der Abb. 4.4 zeigen die theoretische Ba- sis und die, durch laterale Erosion bestimmte Entwicklung der Situation vor Ort.

Abschlussbericht März 2015 32

Page 33: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

West Ost

Abb. 4.3: Prinzipdarstellung C 3, Anlage des Altarms und der schlafenden Ufersicherung

Gasleitung

Abb. 4.4: Altarm plus benachbartes Initial (Maßnahmen C 3, C 4) (Zustand ca.im Jahr der Baumaßnahme 2011, vgl. Abb. 4.5 und 4.6)

Die an Altarm und Initial angrenzenden landeseigenen Flächen garantieren ausreichend Spiel- raum zur weiteren Entwicklung, z. B. in Form einer ausgeprägten lateralen Erosion, bei gleichzeitigem Schutz der vorhandenen Leitungen durch eine sogenannte "schlafende Ufersi- cherung" auf der Westseite des Altarms. Diese Art der Ufersicherung wurde im Projektgebiet mehrmals im Bereich von zu schützenden Leitungen, Brückenfundamenten, Strommasten oder benachbarten, privaten Grundstücken angewendet (vgl. Maßnahmen C 9, C 21), um die fort- bzw. rückschreitende Erosion über die Maßnahmenbereiche hinaus zu verhindern. An Stelle einer direkten Sicherung des Flussufers eingesetzt, begrenzt sie lediglich den äußeren

Abschlussbericht März 2015 33

Page 34: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Migrationsraum, so dass auf Dauer ein Maximum an Eigendynamik ermöglicht wird. Beim Aufbau der Sicherung (s. Abb. 4.5 a/b) wurde zunächst ein Geotextil zur Unterbindung von Unterspülungen auf der Böschung ausgebracht. Die darauf platzierte Steinschüttung wurde anschließend übererdet. Die spontan gebildete Grasnarbe und die sich ansiedelnden Gehölze oder die stellenweise ausgebrachten Weiden-Steckhölzer (von vor Ort siedelnden Weiden) sorgten dauerhaft für festen Halt und für die nötige Optik. Durch ihre Wirksamkeit und Optik diente Verwendung einer schlafenden Ufersicherung i. d. R. der Akzeptanzförderung im Hin- blick auf die Gesamtmaßnahme.

Gasleitung

Abb. 4.5 a/b: Schlafende Ufersicherung, während und 1,5 Jahre nach dem Einbau Vergleichbar mit der Wirkung von Maßnahme C 2 diente die Schaffung des Altarms vorran- gig der Verbesserung der Lebensraumbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten für den Lebensraumtyp der eutrophen Seen und Altarme (LRT 3150), für die typischen Auenarten Bitterling (Rhodeus amarus), Steinbeißer (Cobitis taenia) sowie für Eisvogel (Alcedo atthis) und Uferschwalbe (Riparia riparia). Anlässlich zahlreicher Führungen wurde in diesem Be- reich zur Freude der Teilnehmer neben unzähligen Uferschwalben häufig ein Eisvogel beo- bachtet.

Die quantitativen Antragsvorgaben (Zustand nach Abschluss der Bauarbeiten: 1.100 ² Alt- arm/Stillgewässer) in Bezug auf die Zielarten und -habitate Bitterling (Rhodeus amarus), Steinbeißer (Cobitis taenia), Bachneunauge (Lampetra planeri), Eisvogel (Alcedo atthis), Uferschwalbe (Riparia riparia) und natürliche eutrophe Seen und Altarme (LRT 3150) wur- den umgesetzt. Andere Arten, insbesondere Amphibienarten, profitieren davon (vgl. Ziff. 5.2). Im Jahr 2014 betrug die Altarmfläche etwa 1650 m². Weitere Veränderungen sind aufgrund der hohen Dynamik in Abhängigkeit von den Hochwasserereignissen fortlau- fend möglich.

Maßnahme C 4: Anlage Initialgerinne zur Dynamisierung und Laufverlängerung

Umsetzung BA 01.2 (2011) Detailmaßnahmen: Initialgerinne/Laufverlängerung/Teilverfüllung Hauptlauf/

Anlage Sandkuppe

Abschlussbericht März 2015 34

Page 35: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Südlich der Ems zwischen Altgewässer Nr. 12 und Nr. 13 wurde - analog zu Maßnahme C 1 - ein Initialgerinne mit einer Länge von ca. 300 m und einer Breite von ca. 15 - 20 m zur Dy- namisierung und Laufverlängerung der Ems angelegt. Auch hier wurde eine Teilverfüllung des bestehenden Emsverlaufes vorgenommen, um die Abflüsse bis zum HQ1 durch das Initi- algerinne zu leiten. Ferner entstanden am Prallhang des Initialgerinnes auf einer Länge von ca. 330 m naturnahe Steilufer mit einer Höhe von ca. 3 m. Das Initialgerinne nahm nach Ab- schluss der Bauarbeiten eine Fläche von etwa 5.600 m² ein. Darüber hinaus wurde eine Erhe- bung mit einer Höhe von ca. 0,5 m und einer Fläche von ca. 400 m² aus dem anfallenden san- digen Material auf der neu entstandenen "Insel" zwischen der alten Ems und dem Initialgerin- ne aufgeschüttet, die lediglich bei Hochwasserereignissen überströmt wird.

Einen Überblick über das Initial plus benachbarten Altarm bietet Abb. 4.4. Die nachfolgende Abb. 4.6 verdeutlicht die Erosionskraft und Dynamik der Ems, die innerhalb von zwei Jahren eine Gewässerbettaufweitung von anfänglichen 15 - 20 m auf ca. 35 bis 40 m bewirkt hat. Darüber hinaus lässt sich erkennen, dass sich im Bereich des alten, mit einem Damm verfüll- ten Emsverlaufs durch inzwischen bewachsene Sandablagerungen deutlich abgegrenzte Still- wasserbereiche herausgebildet haben, die von spezifischen Fischarten bevorzugt besiedelt oder von Jungfischen als Rückzugsareal genutzt werden können (vgl. auch Anlage 5).

Abb. 4.6: Initialgerinne C 4 im Schrägluftbild

(Baumaßnahme 2011, Schrägluftbild aufgenommen im Jahr 2013) Entsprechend der Maßnahme C 1 wurden auch hier durch die Initiierung eigendynamischer Prozesse und die Schaffung leitbildkonformer Strukturen die anvisierten Ziele (Zustand nach Abschluss der Bauarbeiten: 5.600 m² und 330 m Steilufer) umgesetzt und die Zielarten und - habitate gefördert. Der sandig, lockere Rohboden der Sandkuppen wurde von wärmelieben- den Pionierpflanzen besiedelt. Bedingt durch eigendynamische Prozesse umfasste das Initial- gerinne im Jahr 2014 bereits ca. 7.400 m². Aufgrund der hohen Dynamik der Ems finden in

Abschlussbericht März 2015 35

Page 36: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Abhängigkeit von den Hochwasserereignissen im Bereich der Initiale und der entfesselten Ufer auch weiterhin Veränderungen und Umlagerungen statt. Dauerhaft wird sich ein dyna- misches Gleichgewicht zwischen steilen und flachen Uferstrukturen ergeben, auf das sich auch die Zielarten einstellen werden.

Von der Anlage der Initialgerinne (Maßnahmen C 1, 4, 5, 7) wie auch von der Anlage der Sanddüne im Rahmen der Maßnahme C 23 und von der Uferentfesselung bzw. Laufaufwei- tung und der damit verbundenen Entstehung von sandigen Rohböden und trockenen, warmen Sanddünen profitiert auch die nachträglich als Zielart benannte Zauneidechse (Lacerta agilis). Diese Art besiedelt mit Vorliebe Magerbiotope wie trockene Säume, Waldränder, Wegränder oder Sanddünen und ähnliche Lebensräume, die durch einen Wechsel von offenen, lockeren Böden und dichter bewachsenen Bereichen geprägt sind. Zum Lebensraum der Eidechsen gehören z. B. auch Baumstümpfe, die sie als Sonnenplätze nutzen können oder Gestrüpp und Sträucher, die Deckung oder Schutz vor Überhitzung bieten. Zur Beute der Eidechsen zählen u. a. Käfer und Ameisen, die ebenfalls in den offenen, sandigen Uferbereichen zu finden sind.

Maßnahme C 5: Anlage Initialgerinne zur Dynamisierung und Laufverlängerung

Umsetzung BA 01.2 (2011)

Detailmaßnahmen:Initialgerinne/Laufverlängerung/Teilverfüllung Hauptlauf/ Anlage Sandkuppe

Südlich der Ems im Bereich des Altgewässers Nr. 12 wurde mit vergleichbaren Zielvorgaben wie bei den Maßnahmen C 1 und C 4 auf einer Fläche von ca. 3.600 m² ein Initialgerinne mit naturnahen Steilufern angelegt. Die Länge des Initials betrug ca. 200 m, die Breite ca. 15 - 20 m. Auch in diesem Fall entstanden neue, bis zu 3 m hohe Steilufer. Auf den neu entstandenen "Inseln" zwischen der alten Ems und dem Initialgerinne wurden ebenfalls Erhebung mit einer Höhe von ca. 0,5 m und einer Fläche von ca. 400 m² aus dem anfallenden sandigen Material aufgeschüttet, die lediglich bei Hochwasserereignissen überströmt wird.

Den anderen vergleichbaren Maßnahmen entsprechend (vgl. hierzu auch die Ausführungen zu den Maßnahmen C 1, C 4 und C 7) wurden auch hier durch die Initiierung eigendynamischer Prozesse und die Schaffung leitbildkonformer Strukturen die anvisierten Ziele erreicht. Die Zielarten und -habitate wurden gefördert und wärmeliebende Pionierpflanzen besiedelten den sandig lockeren Rohboden der Sandkuppen.

Die quantitativen Vorgaben des Antrags (Zustand nach Abschluss der Bauarbeiten: 3.600 m² und 210 m Steilufer) zur Förderung der Zielarten und -habitate Bitterling (Rhodeus amarus), Steinbeißer (Cobitis taenia), Bachneunauge (Lampetra planeri), Eisvogel (Alcedo atthis), Uferschwalbe (Riparia riparia) und Fließgewässer mit Unterwasservegetation (LRT 3260) wurden umgesetzt. Auch hier sorgt die Eigendynamik fortlaufend für Veränderungen und Umlagerungen, so dass die Fläche des Initials 2014 bereits 4.300 m² betrug.

Einen Einblick in die Dynamik und Vielfalt der Ems, die sich in kurzer Zeit eingestellt hat, vermittelt die folgende Abbildung.

Abschlussbericht März 2015 36

Page 37: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Abb. 4.7: Initialgerinne C 5 2011 (vor der Baumaßnahme) und 2014 (Blick in das Initialgerinne)

Zwischen Maßnahme C5 und C 7 konnten ergänzende Maßnahmen/Planerweiterungen umge- setzt werden, die unter Maßnahmen C 7 ausführlich beschrieben werden.

Maßnahme C 6: Anbindung Altgewässer

Umsetzung BA 01.2 (2011/Restarbeiten 2012) Detailmaßnahmen: Anlage Furt/Aufnahme Durchlass

Mit dieser Maßnahme wurde das ca. 7.800 m² umfassende Altgewässer Nr. 12 offen an die Ems angebunden, indem der Rohrdurchlass (DN 1000) aufgenommen und durch eine ram- penartige Furt/Flutmulde ersetzt wurde. Dabei wurde der bestehende Damm zwischen Ems und Altgewässer bis auf Sohlhöhenniveau der bestehenden Verrohrung abgetragen. Die Was- serversorgung des Altgewässers konnte auf diese Weise erhalten und optimiert werden. Mit der Anbindung und der verbesserten, lebensraumtypischen Wiederherstellung des Wasser- haushaltes des Altarms wurde die Durchgängigkeit für Gewässerorganismen verbessert, was z. B. den typischen Auenarten wie Bitterling oder Steinbeißer zu Gute kommt und eine Ver- besserung der Nahrungshabitate für Eisvögel, Uferschwalben u. a. darstellt. Der FFH- Lebensraumtyp der eutrophen Seen und Altarme (LRT 3150) wurde durch die Maßnahmen nachhaltig geschützt und entwickelt.

Abschlussbericht März 2015 37

Page 38: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Die quantitativen Vorgaben (Zustand nach Abschluss der Bauarbeiten: 7.800 m² Altgewäs- seranbindung) zur Förderung der Zielarten und -habitate Bitterling (Rhodeus amarus), Stein- beißer (Cobitis taenia), Eisvogel (Alcedo atthis), Uferschwalbe (Riparia riparia) und natürli- che eutrophe Seen und Altarme LRT 3150 wurden mit Abschluss der Maßnahme Anfang 2012 umgesetzt. Weitere Veränderungen sind aufgrund der hohen Dynamik der Ems in Ab- hängigkeit von den Hochwasserereignissen möglich.

Abb. 4.8: Absenkung der Emsböschung im Einlaufbereich eines fossilen Altarms

(Blick vom gegenüber liegenden Emsufer) Maßnahme C 7: Anlage Initialgerinne zur Dynamisierung und Laufverlängerung

Umsetzung BA 01.2 (2011/Restarbeiten 2012) Detailmaßnahmen: Initialgerinne/Laufverlängerung/Teilverfüllung Hauptlauf/

Anlage Sandkuppe Analog zu den Maßnahmen C 1, C 4, und C 5 wurde auf der Südseite der Ems westlich des Altgewässers Nr. 11 ein Initialgerinne mit einer Länge von 250 m und einer Breite von ca. 15 m zur Dynamisierung und Laufverlängerung der Ems angelegt. Eine Teilverfüllung des be- stehenden Emsverlaufs wurde vorgenommen, ca. 250 m lange und bis zu 3 m hohe Prallhänge entstanden und die neue "Insel" zwischen der alten Ems und dem neuen Initialgerinne erhielt, den Maßnahmen C 4 und C 5 entsprechend, eine sandgeprägte, etwa 500 m² große Erhebung, die nur bei entsprechenden Hochwasserereignissen überströmt wird. Das Initialgerinne nahm nach Abschluss der Bauphase eine Fläche von mindestens 3900 m² ein. Damit wurden die quantitativen Vorgaben des Antrags (Zustand nach Abschluss der Baumaßnahme: 3.900 m²

Abschlussbericht März 2015 38

Page 39: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Initialgerinne und 250 m Steilufer) zur Förderung der Zielarten und -habitate Bitterling (Rho- deus amarus), Steinbeißer (Cobitis taenia), Bachneunauge (Lampetra planeri), Eisvogel (Al- cedo atthis), Uferschwalbe (Riparia riparia), Zauneidechse (Lacerta agilis) und Fließgewässer mit Unterwasservegetation (LRT 3260) umgesetzt. Den vergleichbaren entsprechend wurden durch die Initiierung eigendynamischer Prozesse leitbildkonforme Strukturen geschaffen. Auch hier hat sich die Fläche des Initials bereits erheblich vergrößert. Sie beträgt inzwischen ca. 6.500 m². Ein dynamisches Gleichgewicht zwischen steilen und flachen Uferstrukturen ist erkennbar.

Die in kurzer Zeit stattfindende Verbreiterung des Initials von ca. 15 m auf ca. 35 m und die damit verbundene Flächenvergrößerung auf ca. 6.500 m² zeigt die nachfolgende Abbildung.

Abb. 4.9: Initialgerinne C 7 während und nach der Baumaßnahme

(September 2011 bzw. Mai/August 2013) Projekterweiterungen im Bereich der Maßnahmen C 5 und C 7 (Vgl. hierzu die Angaben und Kartendarstellung im 1. Fortschrittsbericht vom 31.05.2012.)

Zwischen den Maßnahmen C 5 und C 7 konnte kurzfristig ein zusätzlicher, ca. 40 m breiter und ca. 100 m langer Uferrandstreifen am Südufer der Ems eingetauscht, dem öffentlichen Eigentum zugeführt und folglich dem Projekt zugeschlagen werden. Damit verfügte der Pro- jektträger in diesem Emsabschnitt unvorhergesehen über einen durchgehenden Zugriff auf das Südufer, was durchgängige Renaturierungmaßnahmen am Südufer des gesamten Projektge- bietes ermöglichte.

Zur Steigerung der ökologischen Wertigkeit des Vorhabengebietes wurden folgende Maß- nahmen zusätzlich durchgeführt:

• Aufnahme der Böschungsbefestigung • Bettaufweitung mit bis zu ca. 7 m • Böschungsabflachungen

Abschlussbericht März 2015 39

Page 40: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

• Rückverlegung der Verwallung (Anpassung der planfestgestellen, linearen Gelände- modellierungen an die neuen Gegebenheiten)

Weiterhin wurden sog. "schlafende Sicherungen" zur Begrenzung des Migrationsraumes der Ems auf landeseigenen Flächen der örtlichen Situation angepasst und gemäß den Vorgaben der Planfeststellung angelegt (südlich des neu angelegten Initialgerinnes). Die Abweichungen von der Antragsplanung haben keine Auswirkungen auf das Life+ Projektbudget. Mehrkosten wurden durch Eigenmittel abgedeckt.

Maßnahme C 8: Rückverlegung einer Verwallung

Umsetzung BA 01.2 (2011/Restarbeiten 2012) Detailmaßnahmen: Rückverlegung einer Verwallung zur Sicherstellung des Hochwasser-

schutzes notwendig, da bestehende, gewässerbegleitende Verwallungen abgetragen wurden (Anpassung der planfestgestellen, linearen Gelände modellierungen an die neuen Gegebenheiten)

Südlich des Initialgerinnes (Maßnahme C.7) und dem Altgewässer Nr. 11 bis zur Einener Straße (L 548) wurde durch Aufbringen von Bodenmaterial (vorzugsweise auch der Maß- nahme C 7) auf einer Länge von ca. 780 m eine flache Verwallung angelegt.

Mit der Rückverlegung der Verwallung wurden die planfestgestellten, linearen Geländemo- dellierungen an die neuen Gegebenheiten angepasst. Hintergrund war der Schutz der privaten Nutzflächen. Das Prinzip dieser Maßnahme wird hier stellvertretend für die Maßnahmen C 8, C 19; C 20, C 30 erläutert.

Bei der Anlage der neuen Verwallungen wurde jeweils die Höhe der Emsböschung aufgegrif- fen, die sich in den Jahren vor Projektbeginn eingestellt hatte. Geeignetes Bodenmaterial fand sich vorzugsweise bei der Anlage der Initialgerinne oder beim Abtrag der alten Verwallungen. Zum Schutz vor Erosion wurden die neuen, linienförmigen Geländemodellierungen durch Ansaat begrünt.

Nach Aufnahme der ursprünglichen Böschungsaufhöhungen setzen die hochwasserbedingten Wassereinströmungen in jedem Fall auf einem tieferen Wasserstandsniveau ein, als vor der Renaturierung. Folglich begrenzen die neuen Geländemodellierungen die frühzeitig ausufern- den Wasserstände auf die zur Verfügung stehenden, landeseigenen Flächen. Die Rückverle- gung der Verwallungen sichert somit die nicht in Landbesitz befindlichen Flächen, die jen- seits der Verwallung liegen, gegen vorzeitige Hochwassereinströmungen ab (Sicherung des planfestgestellten Status Quo). Gleichzeitig ermöglicht sie in Verbindung mit der Uferentfes- selung und Uferabsenkung eine häufigere Überflutung der Flächen zwischen Ems und Ver- wallung. Auf diese Weise lassen sich die prägenden, standörtlichen Verhältnisse der Aue dau- erhaft verbessern, was insbesondere der Auenwaldentwicklung zu Gute kommt.

Ebenso wie im Falle der Maßnahmen C 19 und C 20 wurden mit der erfolgreichen Umsetzung dieser Maßnahme die quantitativen Vorgaben des Antrags zur Förderung der Zielarten und - habitate Nachtigall (Luscinia megarhynchos), Pirol (Oriolus oriolus), Eschen-Erlen- und Weichholzauenwald (LRT 91E0), Hartholz-Auenwald (91F0) sind insofern erreicht, als dass insbesondere die gewünschten 38.200 m² Auenflächen antragsgemäß für die weitere Entwick- lung gesichert wurden. Die Entwicklung der Auenwälder, insbesondere die Entwicklung der

Abschlussbericht März 2015 40

Page 41: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Hartholz-Auenwälder wurde durch Pflanzungen initiiert und braucht zur weiteren Entwick- lung noch Zeit.

Maßnahme C 9: Anlage einer schlafenden Ufersicherung

Umsetzung BA 01.2 (2011/Restarbeiten 2012)

Detailmaßnahmen: Anlage schlafender Ufersicherungen an verschiedenen Uferabschnitten

An sieben verschiedenen Uferabschnitten zwischen dem westlichen Rand des Projektgebietes und der Einener Straße (L 548) wurden zur Sicherung der angrenzenden Flächen oder Leitun- gen vor Erosion schlafende Ufersicherungen mit einer Länge von mindestens 120 m angelegt. Ausgedehnte schlafende Sicherungen wurden zum Schutz der Gasleitung bzw. zum Schutz privater Flächen insbesondere im Bereich des neuangelegten Altarms (vgl. Ausführungen zur Maßnahme C 3 und Abb. 4.5 a/b) sowie im Bereich des Initials C 7 angelegt. Das für die Si- cherungsmaßnahmen benötigte Material resultierte aus der Maßnahme C 10.

Die Ufersicherungen wurden, wie unter C 3 näher erläutert und unter Abb. 4.5 a/b dargestellt, aus Geotextil und einer übererdeten Steinschüttung aufgebaut. Die sich bildende Grasnarbe und die stellenweise eingebrachten, in der näheren Umgebung gewonnenen Weidenstecklinge dienten der zusätzlichen Stabilisierung der Böschung.

Durch die Anlage der schlafenden Ufersicherung an verschiedenen Abschnitten konnten die angrenzenden Flächen, die sich nicht in Landesbesitz befinden und für eine eigendynamische Entwicklung der Ems darum nicht zur Verfügung stehen, bislang ausreichend vor Erosion geschützt werden. Gleiches gilt für die zu schützenden Leitungen. Durch ihre Wirksamkeit und Optik dienten sie der Akzeptanzförderung der Gesamtmaßnahme.

Maßnahme C 10: Rückbau der Ufersicherung

Umsetzung BA 01.1 (2010) und BA 01.2 (2011/Restarbeiten 2012) Detailmaßnahmen: Rückbau an verschiedenen Uferabschnitten

Das Gewässerprofil der Ems wurde in der Vergangenheit durch seitliche Befestigun- gen/Böschungssicherungen in Form von Steinen und Geotextil nahezu entlang des gesamten Böschungsfußbereichs naturfern gesichert, wodurch die Dynamik der Ems unterbunden wur- de. In Bereichen, in denen landeseigene Flächen an die Ems anschließen, wurden diese Ufer- befestigungen entfernt. Folglich konnte der Verbau auf einer Länge von ca. 1.800 m entfernt werden. Ferner entstanden am Prallhang entfesselter Uferabschnitte auf einer Länge von ca. 200 m naturnahe Steilufer mit einer Höhe von etwa 3 m.

Bei der Umsetzung dieser Maßnahme trugen die Bagger zunächst den Mischboden über dem Verbau ab. Danach wurden die Böschungsbefestigungen aufgenommen. Die anfallenden Stei- ne wurden zwischengelagert bzw. mit Lastkraftwagen im Gebiet verteilt und als schlafende Ufersicherung der Wiederverwendung zugeführt (vgl. Maßnahme C9 und C 3). Das Geotextil war nicht mehr funktionstüchtig und musste entsorgt werden, ebenso wie der Mischboden. Abschließend wurden die Steilufer profiliert.

Abschlussbericht März 2015 41

Page 42: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Der alte Uferverbau an der Ems stellte in der Vergangenheit ein maßgebliches Hindernis für eine dynamische Entwicklung des Gewässers dar, wodurch die Lebensraumbedingungen ins- besondere für die FFH-Tierarten Bachneunauge (Lampetra planeri), Eisvogel (Alcedo atthis) und Uferschwalbe(Riparia riparia) stark eingeschränkt waren. Jedoch wurde durch die erfolg- reiche Umsetzung dieser Maßnahme Abhilfe geschaffen. Die Entwicklung leitbildkonformer und fließgewässer-dynamischer Prozessabläufe wurde ermöglicht und naturnahe Gewäs- serstrukturen bildeten sich heraus. Die vorliegenden Monitoringergebnisse bestätigen die po- sitive Wirkung dieser Maßnahme auf verschiedene Fischarten und das Bachneunauge. Eisvo- gel und Uferschwalbe fanden an den Steilufern neue Bruthabitate. Für den Eisvogel verbes- serte sich darüber hinaus auch die Nahrungshabitat-Situation.

Die quantitativen Vorgaben des Antrags (Zustand nach Abschluss der Bauarbeiten: 7.400 m² und 200 m Steilufer) zur Förderung der oben genannten Zielarten wurden umgesetzt. Auf- grund der hohen Dynamik der Ems finden in Abhängigkeit von den Hochwasserereignissen immer wieder Veränderungen und Umlagerungen statt. Dauerhaft wird sich ein dynamisches Gleichgewicht zwischen steilen und flachen Uferstrukturen ergeben, auf das sich auch die Zielarten einstellen werden. Einen Einblick in die, durch Dynamik geprägte Entwicklung der entfesselten Ufer bietet die nachfolgende Abbildung.

Abb. 4.10: Eigendynamische Ufergestaltung

nach Rückbau der Ufersicherung

Maßnahme C 11: Einbringen von Totholz

Umsetzung BA 01.1 (2010) und BA 01.2 (2011/Restarbeiten 2012) Detailmaßnahmen:Einbringen von Totholz an verschiedenen Uferabschnitten

Totholz ist in einem sandgeprägten Tieflandfluss der strukturgebende Bestandteil für eine natürlich ausgeprägte Gewässersohle. Der Einbau von Totholz nach dem unten dargestellten

Abschlussbericht März 2015 42

Page 43: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Prinzip wurde im gesamten Projekt an diversen Stellen von Ems und Hessel vorgenommen (vgl. Maßnahme C 24). In Verbindung mit der Uferentfesselung und der Laufverlängerung stellte der Totholzeinbau damit eine entscheidende Maßnahme zur Initiierung und Förderung der leitbildkonformen, fließgewässerdynamischen Prozessabläufe und insbesondere zur Erhö- hung der Strukturvielfalt dar. Im Tieflandfließgewässer dient das Holz naturgemäß der Ver- besserung der ökologischen Verhältnisse und bewirkt Variationen in der Strömung. Auch eine gewisse Strömungslenkung ist durch den gezielten Einsatz der Bäume und Wurzelballen mög- lich. Mit der Erhöhung der Strukturvielfalt bietet Totholz zusätzlichen Lebensraum für zahl- reiche Tierarten, wie z. B. Substratbewohner, die auf lagestabile Substrate in der ansonsten durch mobile Sande geprägten Flusssohle angewiesen sind.

~ MW 2 Seilklemmen

Baum mit Wurzelstock

Emssohle

Gesteinsblock (Ibbenbürener Sandstein mit einem Gewicht von ca. 4 t)

Stahldrahtseil

Abb. 4.11: Totholzeinbau in Theorie und Praxis

Positive Erfahrungen außerhalb des Life+ Projekts und das Angebot an geeignetem, ohne zu- sätzliche Kosten zu beschaffendem Totholz führte dazu, dass in diesem Abschnitt etwa 50 % mehr Totholz als geplant eingebaut wurde. In Ergänzung zu den bevorzugt verwendeten, be- wurzelten Baumstämmen kamen stellenweise relativ schwere, kompakte Baumstümpfe (Baumstubben) zum Einsatz, die zur Befestigung i. d. R. bis zu ca. 1/3 in das Erdreich hinein- gedrückt wurden.

Abschlussbericht März 2015 43

Page 44: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

In dem hier behandelten Abschnitt wurde das Totholz entgegen der vorgesehenen 8 Stellen an etwa 12 Stellen platziert, jeweils in Abhängigkeit von den örtlichen Gegebenheiten. Insbeson- dere im Bereich der Initiale wurde mit zusätzlichem Totholz gearbeitet. Der Einbau erfolgte z. B. im Bereich der Initialgerinne (Maßnahmen C.1, C.4, C.5, C.7) um eine zielgerichtete Durchströmung der Initiale zu unterstützen. An jeder Stelle wurden i. d. R. mehrere, an Stei- nen befestigte Stämme (s. o.) in einer Art natürlichen Verklausung eingebettet. Insgesamt handelt es sich hier um ca. 30 Stämme/Bäume mit einer strukturierenden Wirkung auf Ge- wässersohle und Ufer.

Die im Antrag anvisierte quantitative Ausprägung der Maßnahme (Zustand nach Abschluss der Bauarbeiten: 2.000 m² Gewässersohle/20 Stück Totholz) wurde damit umgesetzt bzw. um ca. 40 bis 50 % überschritten. D. h. nach Abschluss der Bauarbeiten konnten die Zielarten und weitere Arten etwa 3000 m² durch Totholz beeinflusste Gewässersohle nutzen und besiedeln.

Beobachtungen vor Ort verdeutlichen, dass das Totholz in der Ems durch Variation der Strö- mungsgeschwindigkeiten für beruhigte Zonen im Strömungsschatten oder für Verwirbelungen und Auskolkungen sorgt und so die Substratablagerungen beeinflusst. Die Monitoringergeb- nisse (vgl. Ziff. 5.2 und Monitoringbericht - siehe Projekt-Webseite) belegen, dass von der erhöhten Standort- und Strukturvielfalt u. a. die Zielarten Bitterling (Rhodeus amarus), Stein- beißer (Cobitis taenia), Bachneunauge (Lampetra planeri) profitierten. Auch Tiergruppen wie Insekten, Amphibien und Vögel nutzen das Totholz verstärkt als (Teil-)Lebensraum. Jagen- den Eisvögeln (Alcedo atthis) bietet das Totholz in der Ems ideale Ansitzmöglichkeiten. Gro- ßen, besonders positiven Einfluss hat die, mit dem eingebrachten Totholz und den übrigen Maßnahmen einhergehende, Strukturvielfalt auch auf die Unterwasservegetation (LRT 3260). Die Makrophytenvielfalt hat sich nach Aussage der Monitoringberichte mit 52 nachgewiese- nen Arten hervorragend entwickelt.

Maßnahme C 12/13/14 siehe Ziffer 4.2.4

Maßnahme C 15: Laufaufweitung und -verlängerung mit Sekundäraue

Umsetzung BA 02.1 (2010) Die Maßnahme wurde aus Gründen der Akzeptanzförderung vorgezogen (vgl. Ziffer 4.2.1).

Detailmaßnahmen: Laufverlängerung mit Sekundäraue/Laufaufweitung/

Teilverfüllung Hauptlauf Östlich der Einener Straße (L 548) wurde rechtsseitig der Ems auf einer Länge von ca. 220 m eine ca. 30-70 m breite Laufverlängerung angelegt. Am gegenüberliegenden Ufer wurde zeit- gleich der alte Emsverlauf auf einer Länge von ca. 80 m um ca. 5-7 m aufgeweitet. Laufver- längerung und -aufweitung nahmen dabei eine Fläche von ca. 7.500 m² ein. Analog zu den Maßnahmen C 1, C 4, C 5 und C 7 erfolgte außerdem eine Teilverfüllung des alten Emsver- laufes in Höhe der Laufverlängerung, um die Abflüsse bis zum HQ1 durch den neuen Lauf zu leiten. Nördlich der Laufverlängerung entstand durch Bodenabtrag auf einer Fläche von ca. 7.100 m² eine Sekundäraue, die etwa 2 m tiefer als die ursprüngliche Geländehöhe liegt. Fer- ner wurde stellenweise Totholz eingebaut und am Prallhang der Laufverlängerung wurden auf

Abschlussbericht März 2015 44

Page 45: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

einer Länge von ca. 250 m naturnahe Steilufer mit einer Höhe von ca. 3 m angelegt. Ebenso wie im Falle der oben genannten Beispiele fanden die anfallenden Bodenmassen Verwendung bei der Rückverlegung der Verwallungen. Überschüssiges Material gingen in das Eigentum des Unternehmers über.

Einen umfassenden Einblick in das Prinzip einer Sekundärauenentwicklung (am Beispiel des 2009 realisierten Bereichs der Lonnbrücke) sowie in die Entwicklung der Maßnahme C 15 bieten die nachfolgenden Abb..

Abb. 4.12: Prinzipdarstellung zur Entwicklung einer Sekundaraue

Abschlussbericht März 2015 45

Page 46: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Abb. 4.13: Auenentwicklung im Bereich der Maßnahme C 15

(ca. 3 Jahre nach Umsetzung der Baumaßnahme) Durch die Maßnahme und den zusätzlichen Totholzeinbau wurden naturnahe, leitbildkonfor- me Gewässer- und Auenstrukturen entwickelt und gefördert. Es kam zu einer deutlichen Er- höhung der Standort- und Artenvielfalt. So entstanden beispielsweise an den Steilufern neue Bruthabitate für Eisvogel und Uferschwalbe. Die Laufaufweitung und veränderte Strukturie- rung von Gewässerbett und -ufer begünstigte maßgeblich die Entwicklung der Unterwasser- vegetation (Lebensraumtyp Fließgewässer mit Unterwasservegetation, LRT 3260) und auch die Zielarten Bitterling, Steinbeißer und Bachneunauge profitierten nachweislich von der er- höhten Standortvielfalt. (Vgl. hierzu insbesondere auch die Ausführungen zu den Maßnahmen C 1 und C 11.)

Die quantitativen Antragsvorgaben zu dieser Maßnahme (Zustand nach Abschluss der Bauar- beiten: 7.500 m² Initialgerinne und 259 m Steilufer) für die Zielarten und -habitate Bitterling (Rhodeus amarus), Steinbeißer (Cobitis taenia), Bachneunauge (Lampetra planeri), Eisvogel (Alcedo atthis), Uferschwalbe (Riparia riparia) und Fließgewässer mit Unterwasservegetation (LRT 3260) wurden umgesetzt. Weitere Arten profitieren davon (vgl. Ziff. 5.2 und Monito- ringbericht - siehe Projekt-Webseite). Aufgrund der hohen Dynamik der Ems finden in Ab- hängigkeit von den Hochwasserereignissen fortlaufend weitere Veränderungen und Umlage- rungen statt. So betrug die Fläche der Laufverlängerung im Jahr 2014 ca. 9.200 m². Dauerhaft wird sich ein dynamisches Gleichgewicht zwischen steilen und flachen Uferstrukturen erge- ben, wobei sich der Anteil der steilen Uferabbrüche im Bereich der hier behandelten Sekun- däraue im Laufe der Zeit zu Gunsten der flachen Strukturen verringert hat. Für die Eisvögel und Uferschwalben stehen jedoch in den angrenzenden Flächen geeignete Bruthabitate zur Verfügung.

Abschlussbericht März 2015 46

Page 47: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Maßnahme C 16: Laufaufweitung

Umsetzung BA 02.2 (2012/13) Detailmaßnahmen: Rückbau der Ufersicherung bei gleichzeitiger Laufaufweitung

Südöstlich des Altgewässers Nr. 10 wurde auf einer Länge von ca. 160 m eine Laufaufwei- tung durch die Rückverlegung der rechtsseitigen Emsböschung um ca. 15-20 m vorgenom- men. Die Aufweitung nahm dabei in der Umsetzungsphase eine Fläche von 2.100 m² ein. Im Zuge der Baumaßnahme entstand am Prallhang der Laufaufweitung auf einer Länge von ca. 170 m naturnahe Steilufer mit einer Höhe von ca. 3 m. Überschüssige Bodenmassen fanden Verwendung bei der Rückverlegung der Verwallung (Maßnahme C 19).

Da sich im Umfeld der Maßnahme landeseigene Flächen anschließen, konnte die Ems bereits kurze Zeit nach Umsetzung der Maßnahme durch laterale Erosion vielfältige, leitbildtypische Strukturen entwickeln, die wertvolle Lebensräume für Flora und Fauna bieten (vgl. Abb. 4.14). Die Standfestigkeit des in der landeseigenen Fläche befindlichen Strommastes wurde durch eine schlafende Sicherung (vgl. C 3, C 9) gewährleistet. Die zur Installation erforderli- che Bodenabgrabung vor dem Strommasten wurde belassen und dient derzeit als temporäres Stillgewässer, mit steilen Ufern auf der Nordseite und flacheren Ufern auf der Südseite. Die- ses Stillgewässer kann bei entsprechender Lateralerosion der Ems wieder verloren gehen.

Ems 2012 Ems 2013

Abb. 4.14: Eigendynamische Uferentwicklung durch Laufaufweitung

im Bereich der Maßnahme C 16 (vgl. auch Abb. 4.15) Von dieser Initiierung und eigendynamischen Entwicklung der leitbildkonformen, naturnahen Gewässerstrukturen profitierten gemäß Antrag insbesondere die Arten Steinbeißer (Cobitis taenia), Bachneunauge (Lampetra planeri), Eisvogel (Alcedo atthis) und Uferschwalbe (Ripa- ria riparia) sowie die Unterwasservegetation (LRT 3260). Die quantitativen Vorgaben des Antrags (Zustand nach Abschluss der Bauarbeiten: 2.100 m² Laufaufweitung und 170 m Steilufer) für die genannten Zielarten und -habitate wurden umgesetzt. Aufgrund der hohen Dynamik der Ems finden in Abhängigkeit von den Hochwasserereignissen fortlaufend Verän- derungen und Umlagerungen statt. Bedingt durch eigendynamische Prozesse umfasste die Laufaufweitung im Jahr 2014 bereits ca. 3.100 m². Dauerhaft wird sich ein dynamisches Gleichgewicht zwischen steilen und flachen Uferstrukturen ergeben. Auch ein Durchbruch zum Altgewässer Nr. 10 ist denkbar.

Abschlussbericht März 2015 47

Page 48: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Maßnahme C 17: Anlage Altarm

Umsetzung BA 02.2 (2012/13) Detailmaßnahmen: Anlage Altarm

Westlich des Verbandsgewässers 91 (Neuwarendorfer Bach) wurde ein ca. 200 m langes und etwa 6 - 7 m breites Stillgewässer angelegt, das die Funktion eines Altarms übernimmt und damit zur Erhöhung der Standort- und Artenvielfalt beiträgt. Die, zur Sicherung der landwirt- schaftlichen Nutzflächen am Oberlauf des Verbandsgewässers 91 erforderliche Rückschlag- klappe/Rückstausicherung, wurde um ca. 160 m zurück verlegt und befindet sich nun ca. 200 m südlich der Ems. Gleichzeitig wurde auf der westlichen Seite des Bachlaufs auf einer Länge von ca. 160 m (bis zur neuen Rückschlagklappe) die Böschungssicherung entfernt und die Böschung abgeflacht. (Eine beidseitige Entfernung der Böschungssicherung war aufgrund der Eigentumsverhältnisse nicht möglich.) Wie geplant, erfolgte auch die Anbindung des Bach- laufes an den neu entstandenen Altarm auf einer Länge von 40 m. Alle Arbeiten wurden mit besonderer Rücksicht auf die vorhandenen Bäume und Vegetationsflächen durchgeführt und abgeschlossen. So wurde beispielsweise die vorhandene und inzwischen funktionslose Rück- stausicherung mit Rücksicht auf die erhaltenswerten Gehölze nicht entfernt.

Abb. 4.15: Altarm westlich des Neuwarendorfer Baches und angrenzende Flächen

(Entwicklungsstand 2013, ca. 1 Jahr nach der Baumaßnahme)

Abschlussbericht März 2015 48

Page 49: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Vergleichbar mit der Wirkung von Maßnahme C 2 und C 3 diente die Schaffung des Altarms vorrangig der Standortvielfalt sowie der Verbesserung der Lebensraumbedingungen und Ent- wicklungsmöglichkeiten für den Lebensraumtyp der eutrophen Seen und Altarme (LRT 3150). Für die typischen Auenarten Bitterling (Rhodeus amarus), Steinbeißer (Cobitis taenia) war die Realisierung der Maßnahme ebenfalls von besonderer Bedeutung. Für Eisvogel (Al- cedo atthis) und Uferschwalbe (Riparia riparia) wurden neue Nahrungshabitate geschaffen.

Die quantitativen Antragsvorgaben (Zustand nach Abschluss der Bauarbeiten: 1.250 m² Alt- armfläche) für die oben genannten Zielarten und -habitate wurden umgesetzt. Die Ufergestal- tung wurde dabei relativ breit angelegt. Neben den Zielarten profitieren nach Aussage des Monitorings (Ziff. 3.3.5, Monitoringbericht - siehe Projekt-Webseite) auch andere Arten, ins- besondere Amphibienarten, von der Umsetzung dieser Maßnahme. Weitere Veränderungen sind aufgrund der hohen Dynamik der Ems in Abhängigkeit von den Hochwasserereignissen fortlaufend möglich. Mehrkosten sind durch die Anlage der Ufergestaltung und die Verlegung der Rückstauvorrichtung nicht entstanden.

Maßnahme C 18: Aufweitung Mündungsbereich

Umsetzung BA 02.2 (2012/13) Detailmaßnahmen: Rückbau der Ufersicherung bei gleichzeitiger Aufweitung

Um die Standortvielfalt zu erhöhen und die eingeschränkten Lebensraumbedingungen für die gewässer- und auentypischen Tier- und Pflanzenarten zu verbessern wurde auf der Nordseite der Ems nach Entfernung der Ufersicherung die Einmündung des Frankenbachs auf einer Länge von etwa 100 m um ca. 5-15 m aufgeweitet und naturnah umgestaltet. Damit wurden die Vorgaben des Antrags (Zustand nach Abschluss der Bauarbeiten: 1.300 m² Mündungbe- reich) zur Förderung der Zielarten Bitterling (Rhodeus amarus), Steinbeißer (Cobitis taenia), Bachneunauge (Lampetra planeri) und Eisvogel (Alcedo atthis) umgesetzt. Es wird darauf hingewiesen, dass die Erdarbeiten sehr schonend ausgeführt werden konnten, da sich durch Sukzession und Eigendynamik im Mündungbereich bereits vor Beginn der Baumaßnahmen eine positive Entwicklung eingestellt hat. Die im Umfeld anschließenden landeseigenen Flä- chen ermöglichen auch weiterhin eine fortgesetzte eigendynamische Entwicklung.

Maßnahme C 19: Rückverlegung einer Verwallung (Nord)

Umsetzung BA 02.1 (2010) Die Maßnahme stand in Verbindung mit der Maßnahme C 15 und wurde aus genannten Gründen vorgezogen.

Detailmaßnahmen: Rückverlegung einer Verwallung zur Sicherstellung des Hochwasser

schutzes notwendig, da bestehende, gewässerbegleitende Verwallungen abgetragen wurden (Anpassung der planfestgestellen, linearen Gelände modellierungen an die neuen Gegebenheiten)

Auf der Nordseite der Ems (südlich der Siedlung Einen) wurde im Bereich des Schützenplat- zes und dem Altgewässer Nr. 10 durch Aufbringen von Bodenmaterial auf einer Länge von

Abschlussbericht März 2015 49

Page 50: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

mindestens 380 m eine flache Verwallung angelegt. Geeigneter Boden fand sich vorzugswei- se in dem Bodenaushub der Maßnahme C 15.

Die Prinzipien und Hintergründe dieser Maßnahme werden in den Ausführungen zur Maß- nahme C 8 näher erläutert.

Ebenso wie im Falle der Maßnahmen C 8 und C 20 wurden mit der erfolgreichen Umsetzung dieser Maßnahme die quantitativen Vorgaben des Antrags zur Förderung der Zielarten und - habitate Nachtigall (Luscinia megarhynchos), Pirol (Oriolus oriolus), Eschen-Erlen- und Weichholzauenwald (LRT 91E0), Hartholz-Auenwald (91F0) sind insofern erreicht, als dass insbesondere die gewünschten 36.900 m² Auenflächen antragsgemäß für die weitere Entwick- lung gesichert wurden. Die Entwicklung der Auenwälder, insbesondere die Entwicklung der Hartholz-Auenwälder wurde durch Pflanzungen initiiert und braucht zur weiteren Entwick- lung noch Zeit.

Maßnahme C 20: Rückverlegung einer Verwallung (Süd)

Umsetzung BA 02.2 (2012/13) Detailmaßnahmen: Rückverlegung einer Verwallung zur Sicherstellung des Hochwasser

schutzes notwendig, da bestehende, gewässerbegleitende Verwallungen abgetragen wurden (Anpassung der planfestgestellen, linearen Gelände modellierungen an die neuen Gegebenheiten)

Mit dieser Maßnahme wurde auf der Südseite der Ems die gewässerbegleitende Verwallung abgetragen und entlang der landeseigenen Flächen wieder aufgebaut. Das abgetragene Bo- denmaterial wurde in die neue, ca. 2060 m lange Verwallung eingebaut, die von der Einener Straße (L 548) bis auf Höhe südlich der Hesselmündung verläuft.

Die Prinzipien und Hintergründe dieser Maßnahme werden in den Ausführungen zur Maß- nahme C 8 näher erläutert.

Entsprechend der Maßnahmen C 8 und C 19 wurden mit der erfolgreichen Umsetzung dieser Maßnahme die quantitativen Antragsvorgaben zur Förderung der Zielarten und -habitate Nachtigall (Luscinia megarhynchos), Pirol (Oriolus oriolus), Eschen-Erlen- und Weichholz- auenwald (LRT 91E0), Hartholz-Auenwald (91F0) sind insofern erreicht, als dass insbesonde- re die gewünschten 25.300 m² Auenflächen für die weitere Entwicklung gesichert wurden. Die Entwicklung der Auenwälder, insbesondere die Entwicklung der Hartholz-Auenwälder wurde auch hier durch Pflanzungen initiiert und braucht zur weiteren Entwicklung noch Zeit.

Maßnahme C 21: Anlage einer schlafenden Ufersicherung

Umsetzung BA 02.1 (2010) und BA 02.2 (2012/13) Detailmaßnahmen: Anlage schlafender Ufersicherungen an verschiedenen Uferabschnitten

Im Rahmen dieser Maßnahme wurden an 8 verschiedenen Uferabschnitten zwischen der Einener Straße (L 548) und der Hesselmündung zur Sicherung der angrenzenden Privatflä- chen und zum Schutz von Leitungen oder Brückenfundamenten vor lateraler Erosion schla-

Abschlussbericht März 2015 50

Page 51: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

fende Ufersicherungen mit einer Gesamtlänge von mindestens 300 m angelegt. Das für die Sicherungsmaßnahmen benötigte Material resultierte aus der Maßnahme C 22. Da sich die Umsetzung der acht Einzelmaßnahmen auf verschiedene Bereiche bezog, wurden die Maß- nahmen in unterschiedlichen Bauabschnitten umgesetzt. Der Bereich östlich der Einener Stra- ße (rund um den Infopunkt) wurde aus oben genannten, öffentlichkeitswirksamen Gründen vorgezogen und zusammen mit Maßnahme C 15 realisiert.

Die Prinzipien, Hintergründe und Funktion dieser vielfach verwendeten Sicherungsmaßnah- men werden in den Ausführungen zur Maßnahme C 3 und C 9 näher erläutert und dargestellt.

Eine ausgedehnte, schlafende Sicherung, die sich auch über die Emssohle erstreckt, wurde zum Schutz einer Leitung östlich der Einmündung des Neuwarendorfer Bachs installiert (vgl. die Ausführungen und Pläne im 2. Fortschrittsbericht vom 30.09.2013). Hier quert ein Erd- gasdüker die Ems, dessen Sicherheit durch die Renaturierungsmaßnahmen nicht gefährdet werden durfte. Der Betreiber der Leitung (GASCADE) wurde daher frühzeitig zu Beratungen hinzugezogen. Er übernahm die Kosten für die zusätzlich notwendigen Maßnahmen. Der zeit- liche Ablauf der baulichen Maßnahmen wurde nicht beeinträchtigt, da die Problematik recht- zeitig vor Baubeginn behandelt und Details zur Ausführung gemeinsam abgestimmt wurden. Die Erfahrungen mit den Gasdruckrohrleitungen aus dem Bauabschnitt 01.2. waren dabei sehr hilfreich.

Maßnahme C 22: Rückbau der Ufersicherung

Umsetzung BA 02.2 (2012/13) Detailmaßnahmen: Rückbau an verschiedenen Uferabschnitten

Die Dynamik der Ems wurde in der Vergangenheit durch massive Wasserbaumaßnahmen unterbunden. U. a. wurde die Uferböschung durch Steine gesichert. In Bereichen, in denen landeseigene Flächen an die Ems anschließen, wurden diese Uferbefestigungen im Zuge die- ser Maßnahme entfernt. Auf einer Länge von ca. 2000 m wurde der Uferverbau an verschie- denen Abschnitten entfernt. Am Prallhang entfesselter Uferabschnitte entstanden ca. 180 lau- fende m naturnahe Steilufer mit einer Höhe von etwa 3 m.

Die Prinzipien, Hintergründe und Funktion dieser Maßnahme werden in den Ausführungen zur Maßnahme C 10 und C 16 näher erläutert und in Abb. dargestellt.

Die quantitativen Vorgaben des Antrags (Zustand nach Abschluss der Baumaßnahme: 4.500 m² Uferfläche und 180 m Steilufer) für die Förderung der von dieser Maßnahme besonders profitierenden Zielarten Bachneunauge (Lampetra planeri), Eisvogel (Alcedo atthis) und Ufer- schwalbe (Riparia riparia) wurden umgesetzt. Weitere Arten werden von der Umsetzung der Maßnahme (vgl. Ziff. 5.2 und Monitoringbericht - siehe Projekt-Webseite) gefördert. Auf- grund der hohen Dynamik der Ems finden in Abhängigkeit von den Hochwasserereignissen fortlaufend weitere Veränderungen und Umlagerungen statt, so dass 2014 bereits eine leicht vergrößerte Uferfläche von 4.700 m² registriert werden konnte.

Abschlussbericht März 2015 51

Page 52: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Maßnahme C 23: Anlage eines Stillgewässers/einer Sandkuppe

Umsetzung BA 02.1 (2010) Die Maßnahme stand in Verbindung mit der Maßnahme C 15 und wurde aus genannten, öffentlichkeitswirksamen Gründen vorgezogen.

Detailmaßnahmen: Anlage Stillgewässer/Anlage Sandkuppe/Entwicklung Offenland

Im siedlungsnahen Bereich südlich von Einen wurde ein Stillgewässer mit einer Fläche von etwa 160 m² zur Erhöhung der Standort- und Artenvielfalt in der Aue geschaffen. Ferner ent- stand aus Teilen des Bodenaushubs eine kleine Sandkuppe mit einer Fläche von ca. 800 m². Im westlichen Umfeld wurde auf einer Fläche von 8.500 m² Offenland (einschürige Mähwie- se) etabliert, das der Förderung des Kiebitz (Vanellus vanellus) dient.

Die quantitativen Antragsvorgaben (Zustand nach Abschluss der Bauarbeiten: 8.500 m² Of- fenland) wurden umgesetzt. Neben dem Kibitz profitieren weitere Arten von diesem Bio- toptyp. So z. B. die Zauneidechse (Lacerta agilis), die mit Vorliebe Magerbiotope wie trockene Säume, Waldränder, Wegränder oder Sanddünen und ähnliche Lebensräume besiedelt.

Es wird darauf hingewiesen, dass nach Beschwerden aus der örtlichen Bevölkerung die Lage der Einzelmaßnahmen entgegen der ursprünglichen Planung örtlich leicht variiert wurde. Das Stillgewässer wurde um ca. 50 m in südlicher Richtung vom bebauten Ortsrand abgerückt. Südöstlich schließt sich die Sandkuppe an. Der Offenlandbereich wurde Richtung Westen verlagert und im Gegenzug fand der Hartholzauenwald seinen Platz auf der ursprünglich ge- planten Grünlandfläche. Dieses Entgegenkommen diente der Akzeptanzförderung und war mit den Projektzielen vereinbar.

Die folgende Abb. gibt - in Ergänzung zu Abb. 4.16 (Maßnahme C 15) - einen Überblick über die Gesamtsituation östlich der Einener Straße (L548).

Abb. 4.16: Stillgewässer und angrenzende Flächen (ca. 4 Jahre nach der Baumaßnahme)

Abschlussbericht März 2015 52

Page 53: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Maßnahme C 24: Einbringen von Totholz

Umsetzung BA 02.1 (2010), BA 02.2 und BA 03 (2012/13) Detailmaßnahmen: Einbringen von Totholz an verschiedenen Uferabschnitten

Totholz ist in einem sandgeprägten Tieflandfluss der strukturgebende Bestandteil für eine natürlich ausgeprägte Gewässersohle und dient der Verbesserung der ökologischen Verhält- nisse und der Strömungsvarianz. Die Prinzipien, Hintergründe und Auswirkungen dieser Maßnahme werden in den Ausführungen zur Maßnahme C 11 detailliert erläutert und darge- stellt.

Positive Erfahrungen aus den vorausgegangenen Bauabschnitten sowie außerhalb des Life+ Projekts und das Angebot an geeignetem, ohne zusätzliche Kosten zu beschaffendem Totholz führte dazu, dass etwa 40% bis 50% mehr Totholz (Baumstämme, Baumstümpfe/Baumstub- ben) als ursprünglich geplant in diesem Projektabschnitt eingebaut wurde. Auch in der Hessel wurde an diversen Stellen Totholz gezielt zur Verbesserung der Strukturen und ökologischen Verhältnisse eingesetzt (vgl. Abb. 4.17).

An ca. 6 Stellen in der Ems und an mindestens 6 weiteren Stellen in der Hessel wurde Totholz platziert, jeweils in Abhängigkeit von den örtlichen Gegebenheiten. Insgesamt handelt es sich hier um mehr als 15 zusätzliche Stämme oder/und Baumstubben die ihre strukturierende Wir- kung auf Gewässersohle und Ufer entfalten.

Die im Antrag anvisierte quantitative Ausprägung der Maßnahme (Zustand nach Abschluss der Bauarbeiten: 2.000 m² Gewässersohle/20 Stück Totholz) wurde damit umgesetzt bzw. um ca. 50% überschritten, was über die Strukturvielfalt hinaus den Zielarten und -habitaten Bitter- ling (Rhodeus amarus), Steinbeißer (Cobitis taenia), Bachneunauge (Lampetra planeri) und der Unterwasservegetation (LRT 3260) sowie weiteren Arten zu Gute kommt. D. h. nach Ab- schluss der Bauarbeiten konnten die Zielarten und weitere Arten mindestens 3.500 m² durch Totholz beeinflusste Gewässersohle nutzen und besiedeln.

Abschlussbericht März 2015 53

Page 54: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Abb. 4.17a/b: Totholz als strukturgebender Bestandteil in der renaturierten Hessel

Maßnahme C 25/26/27 siehe Ziffer 4.2.4

Maßnahme C 28: Sohlaufweitung und -strukturierung Umsetzung BA 03 (2012/13)

Detailmaßnahmen: Sohlauftrag/Sohlaufweitung

Die Umsetzung dieser Maßnahme erfolgte in Verbindung mit der Realisierung der Maßnahme C 29. Nach Entfernung der Ufersicherung (vgl. Maßnahme C 29) wurde rechts und links der Hessel abschnittsweise auf einer Länge von ca. 800 m eine Sohlaufweitung durch die Rück- verlegung der Profilböschung der Hessel um bis zu 7 m vorgenommen. Die Sohle wurde so um eine Fläche von ca. 2.200 m² erweitert. Zur Strukturierung der Gewässersohle erfolgte zudem an fünf Abschnitten der Hessel ein Sohlauftrag auf einer Fläche von insgesamt ca. 1.000 m². Ferner entstanden auf einer Länge von ca. 250 m naturnahe Steilufer mit einer Höhe von ca. 1,5 m und mehr. Die nachfolgenden Abbildungen zeigen die theoretische Grundlage der Maßnahme und die Entwicklung vor Ort.

Abschlussbericht März 2015 54

Page 55: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Abb. 4.18: Prinzipdarstellung zur Sohlaufweitung und zum Sohlauftrag 2012 - Die Hessel vor der Renaturierung

Abschlussbericht März 2015 55

Page 56: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

2012 - Die Hessel während der Bauphase

2014 - Die Hessel nach den Renaturierungsarbeiten

Abschlussbericht März 2015 56

Page 57: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

2014 - Unterwasservegetation in der Hessel Abb. 4.19: Bilderserie zur Ufer- und Sohlentwicklung in der Hessel

Die angrenzenden landeseigenen Flächen ermöglichten der Hessel in kürzester Zeit nach Durchführung der Sohlaufweitung und der nachfolgend beschriebenen Uferentfesselung (Maßnahme C 29) die gewünschte eigendynamische Entwicklung mit ausgeprägter Seitenero- sion. Insbesondere in Verbindung mit dem eingebrachten Totholz bieten die neu entstandenen vielfältigen, leitbildkonformen Gewässer- und Uferstrukturen neue Brut- und Jagdhabitate für Eisvogel (Alcedo atthis) und Uferschwalbe (Riparia riparia) sowie zusätzliche Lebensräume für Bachneunauge (Lampetra planeri) und für die gewässertypische Unterwasservegetation (LRT 3260). Das begleitende Monitoring bestätigt eindrucksvoll die außerordentlich erfolg- reiche Entwicklung der Unterwasservegetation in der Hessel (vgl. Abb. 4.19 und Monitoring- bericht, Ziff. 3.3.2.1- siehe Projekt-Webseite).

Die quantitativen Antragsvorgaben (Zustand nach Abschluss der Bauarbeiten: 3.200 m² Sohl- bereich und 250 m Steilufer) zur Förderung der oben genannten Zielarten und -habitate wur- den umgesetzt. Weitere Arten profitieren von der Sohlaufweitung und -strukturierung. Auf- grund der Dynamik der Hessel finden in Abhängigkeit von den Hochwasserereignissen fort- laufend Veränderungen und Umlagerungen statt, die dazu geführt haben, dass der Sohlbereich im Jahr 2014 eine Fläche von etwa 9.600 m² umfasste.

Abschlussbericht März 2015 57

Page 58: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Maßnahme C 29: Rückbau der Ufersicherung

Umsetzung BA 03 (2012/13) Detailmaßnahmen: Rückbau an verschiedenen Uferabschnitten

Ähnlich wie bei der Ems wurde auch die Dynamik der Hessel in der Vergangenheit durch massive Wasserbaumaßnahmen unterbunden. U. a. wurde die Uferböschung durch Steine gesichert. In den Bereichen, in denen landeseigene Flächen an die Hessel angrenzen, wurden diese Uferbefestigungen entfernt. An verschiedenen Abschnitten wurde der Uferverbau auf einer Gesamtlänge von ca. 800 bis 1000 m entfernt.

Die Umsetzung dieser Maßnahme und die arten- und lebensraumbezogene Zielsetzung ist in Verbindung mit der Sohlaufweitung und -strukturierung der Maßnahme C 28 zu betrachten. Prinzipien, Hintergründe und Auswirkungen dieser Maßnahme werden in den Ausführungen zu den Maßnahmen C 8, C 10, und C 16 näher erläutert und dargestellt.

Maßnahme C 30: Abtrag der Verwallung

Umsetzung BA 03 (2012/13) Detailmaßnahmen: Abtrag der gewässerbegleitenden Verwallung

Wie aus der Abb. 4.19 (Bilderserie zur Entwicklung der Hessel) ersichtlich, wurde das Hes- selufer im Zuge der Maßnahmen C 28, 29 und 30 im Bereich der landeseigenen Fläche bau- lich durch Uferentfesselung, Sohlaufweitung und Abtrag der Verwallung massiv verändert.

Südlich der Hessel wurde im Bereich landeseigener Flächen die gewässerbegleitende Verwal- lung auf einer Länge von ca. 350 bis 400 m auf unterschiedlichem Niveau abgetragen. Die Höhe der Böschungsoberkante wurde um ca. 0,5 bis 1,0 m abgesenkt, so dass das Wasser bei einem Hochwasserereignis nun früher in die landeseigene Fläche einströmen und bei sinken- den Hochwasserständen verzögert wieder ausströmen kann. Insbesondere im unteren Bereich der Hessel (nahe der Mündung in die Ems) wurde der linke Uferbereich um etwa 1,0 m abge- tragen, damit das Wasser - falls es durch Hochwasser in der Ems zu einem Rückstau kommt - auf die landeseigene Fläche zurückströmen und dort zurück gehalten werden kann.

In Kombination mit den Maßnahmen C 28 und C 29 erleichterte der Abtrag der Verwallung die, durch diese Maßnahmen initiierte, laterale Erosion und ermöglichte darüber hinaus ein häufigeres Einstauen der angrenzenden landeseigenen Flächen. Es ist davon auszugehen, dass sich der entfesselte Uferbereich der Hessel durch eigendynamische Prozesse fortlaufend ver- ändern wird.

Vergleichbar mit den Maßnahmen C 8, C 19 und C 20 wurden mit der Umsetzung dieser Maßnahme die quantitativen Antragsvorgaben (Zustand nach Abschluss der Baumaßnahme: 23.200 m² Auenwald) zur Förderung der Zielarten und -habitate Nachtigall (Luscinia megar- hynchos), Pirol (Oriolus oriolus) und Hartholz-Auenwald (91F0) insofern erreicht, als dass eine häufigere Überstauung der ca. 23.200 m² großen, angrenzenden Auenflächen ermöglicht wurde. Die Entwicklung des Hartholz-Auenwaldes wurde durch Pflanzungen initiiert und braucht zur weiteren Entwicklung noch Zeit.

Abschlussbericht März 2015 58

Page 59: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Zur Sicherung des Status Quo wurde der, auf der ursprünglichen Verwallung verlaufende Reitweg um ca. 20 bis 30 m südlich zurück verlegt. Der neue Reitweg wird zukünftig bei Be- darf ca. ein- bis zweimal jährlich gemäht.

Maßnahme C 31: Umbau Absturz

Umsetzung BA 03 (2012/13) Detailmaßnahmen: Entfernung Sohlabsturz, Installation Sohlgleite

Am Nordrand des Projektgebietes wurde der vorhandene Sohlabsturz entfernt und durch eine ca. 45 m lange Organismenaufstiegsanlage mit beckenartigen Strukturen ersetzt. Diese neue Sohlgleite (Beckenpass) wurde aus einer Kombination von unterschiedlich großen, einzeln gesetzten Sandsteinen und Totholz (Baumstubben) konstruiert und bietet den wandernden Organismen unterschiedliche Strömungsbereiche und Ruhezonen(vgl. Detailzeichnung Anla- ge 7 und Abb. 4.20). Im Zuge dieser Umbaumaßnahmen am Sohlabsturz wurde - aus ökologi- schen sowie arbeitstechnischen Gründen und ohne Mehrkosten für das Life+ Projekt - die Öffnung eines temporär wasserführenden Grabens auf der südöstlichen Hesselseite vorge- nommen. Der Graben querte unterirdisch verrohrt das Grundstück (Acker) einer privaten Ei- gentümerin und entwässerte im Bereich des Sohlabsturzes in die Hessel. In Verbindung mit den Umbaumaßnahmen am Sohlabsturz wurde die Verrohrung aufgenommen und das Gewäs- ser zwischen Waldrand und Acker entlang geführt, so dass es nun etwa 70 m unterhalb der neu gebauten Sohlgleite offen in die Hessel entwässert. (Vgl. hierzu auch die Karten, Pläne etc. im 2. Fortschrittsbericht vom 30.09.2013.)

Durch die Beseitigung des Querbauwerks wurde im Bereich des Projektgebiets das Längskon- tinuum der Hessel wieder hergestellt und die Hessel bis zum nächsten Querbauwerk für wan- dernde Wasserorganismen erschlossen. Mit dieser Optimierung der Durchgängigkeit und die zuvor beschriebene Förderung der Eigendynamik verbesserten sich die Lebensraumbedingun- gen und Entwicklungsmöglichkeiten für die typischen Wasserorganismen zwischen der Ems- Hesselmündung und dem nächsten, ca. 1,8 km flussaufwärts verorteten Querbauwerk (ca. 0,9 km oberhalb des hier umgebauten Querbauwerks). Damit wurden antragsgemäß die quantita- tiven Vorgaben (Zustand nach Abschluss der Baumaßnahme: ca. 16.000 m² durchgängiges Fließgewässer bei einer angenommenen Hesselbreite von ca. 8 - 10 m) umgesetzt, was sich auch auf die Zielarten Bitterling (Rhodeus amarus), Steinbeißer (Cobitis taenia), Bachneunau- ge (Lampetra planeri) auswirkt.

Abb. 4.20: Vom Sohlabsturz (2012) zur Sohlgleite in der Hessel (2014)

Abschlussbericht März 2015 59

Page 60: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Maßnahme C 32 siehe Ziffer 4.2.4

4.2.3 Bilanz der einmaligen, baulichen Erhaltungs- und Naturschutzmaßnahmen

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über den Umsetzungsstand der einmaligen bauli- chen Maßnahmen. Sie setzt den im Antrag formulierten und vor Ort realisierten Umsetzungs- stand (d. h. den Umfang der Maßnahme nach Abschluss der Bauarbeiten) in Relation zu einer GIS-gestützten Flächenermittlung aus dem Jahr 2014. Die Erfassung der Steilufer blieben 2014 unberücksichtigt, da sich diese Daten im Rahmen der GIS-gestützten Flächenermittlung nicht erheben ließen. Alle baulichen Maßnahmen, insbesondere die Anlage der Initialgerinne, sorgten für eine ca. 300 m umfassende Laufverlängerung der Ems.

Tab. 4.2: Bilanz der einmaligen, baulichen Maßnahmen

Code Maßnahme Umsetzungsstand nach Abschluss der

Bauarbeiten (Antragsvorgaben)

Umsetzungsstand 2014

Bilanz 2014

Fläche bzw. (lfd. m. Steilufer)

GIS-gestützte Flächenermittlung

C 1 C 4 C 5 C 7

Anlage Initialgerinne 7.400 m² (375 m) 5.600 m² (330 m) 3.600 m² (210 m)

3.900 m² (250 m) 20.500 m² (1.165 m)

6.000 m² 7.400 m² 4.300 m²

6.500 m² 24.200 m²

+ 3.700 m² Initiale

C 2 C 6

Anbindung Altgewässer

16.300 m² 7.800 m² 24.100 m²

16.300 m² 7.800 m²

24.100 m²

umgesetzt gemäß Antrag

C 3 C 17

C 23

Anlage Altarm

Anlage Stillgewässer

1.100 m² 1.300 m² 2.400 m²

160 m²

1.650 m² 1.300 m² 2.950 m²

700 m²

+ 9.590 m² Altarm/Stillgewässer

(siehe auch Tab. 4.4)

+

zusätzl. Stillgewässer nördl. C16 (Strommast)

600 m²

+

zusätzl. Stillwasser- areale im Bereich der

7.900 m²

Initiale (C 1, 4, 5, 7) 2.560 m² 12.150 m² C 8 C 19 C 20 C 30

Rückverlegung der Verwallung zur Sicherung der Flächen für Weich- und Hartholzauenwald

38.200 m² 36.900 m² 25.300 m² 23.200 m²

123.600 m²

38.200 m² 36.900 m² 25.300 m² 23.200 m²

123.600 m²

umgesetzt

C 9 C 21

Anlage schlafende Ufersicherung

an 7 Stellen an 8 Stellen

an 15 Stellen

an 15 Stellen umgesetzt

Abschlussbericht März 2015 60

Page 61: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

C 10 Rückbau Ufersicherung 7.400 m² (200 m) 7.400 m² +6.600 m² inkl. zusätzl. Rückbau Uferentfesselung zwischen C 5 u. C 7*

C 22 4.500 m² (180 m) 4.700 m² C 28 u. RückbauUfersicherung C 29 in Verbindung mit

Sohlaufweitung bzw. Sohlstrukturierung 3.200 m² (250 m) 9.600 m² (Hessel)** 15.100 m² (630 m) 21.700 m²

C 11 Einbau von Totholz 2.000 m² 2.000 m² 4.000 m²

3.000 m² 3.500 m² 6.500 m²

(ca. bei 65 Stück Totholz an 24 Stellen in Ems und Hessel)

+ 2.500 m²

C 24 - 20 Stück an 8 Stellen - 20 Stück an 5 Stellen (jeweils gemäß Antrag)

Totholzwirkung auf Gewässersohle

C 15 Laufaufweitung/-ver- 7.500 m² (250 m) 9.200 m² + 2.700 m² längerung/Sekundäraue Laufaufweitung

C 16 Laufaufweitung 2.100 m² (170 m) 3.100 m² C 18 Aufweitung Mün- 1.300 m² 1.300 m²

dungsbereich Franken- bach

10.900 m² (420 m) 13.600 m² C 31 Umbau Sohlabsturz

(zur Erschließung des Gewässers)

Erschließung von 16.000 m² Hessel

Umbau Sohlabsturz zur Erschließung der Hessel erfolgt

umgesetzt

* Die zusätzlich durch nachträglichen Landtausch ermöglichte Uferentfesselung zwischen den Initialge- rinnen C 5 und C 7 wurde rechnerisch der Maßnahme C 10 zugeschlagen (ca. 100 lfd. m, ca. 40 m² breit = 400 m²).

** Die Flächen zu den Auswirkungen der Maßnahmen C 28/29 waren schwer zu erfassen und sind darum unter besonderem Vorbehalt zu betrachten.

Die GIS-gestützte Flächenermittlung und der Vergleich mit dem antragsgemäß umgesetzten Zustand, wie er sich direkt nach Abschluss der Baumaßnahmen darstellte, zeigt, dass die Vor- gaben des Antrags z. T. über Soll erfüllt wurden. Die Umsetzung der geplanten Maßnahmen erfolgte jeweils mit der Sicherung der Flächen und der Durchführung der Maßnahmen. Be- dingt durch die vorausschauende, qualifizierte Planung und Bauausführung sowie durch die, direkt mit der Umsetzung einhergehende eigendynamische Entwicklung zeichnete sich schon frühzeitig eine äußerst positive Entwicklung im Sinne der Zielsetzung des Projekts ab.

Der Flächenzuwachs bei den Initalgerinnen (C 1, 4, 5, 7), der Uferentfesselung (C 10, 22, 28, 29) und bei den Maßnahmen zur Laufaufweitung (C 15, 16, 18) ist ganz wesentlich auf die eigendynamische Entwicklung zurück zu führen. Im Fall der Maßnahme C 1 hat sich dabei die Fläche des Initials verringert, da die Ems das Initial aufgrund des anstehenden Mergelbo- dens nicht angenommen hat. Die Ems fließt in diesem Bereich weiterhin in dem alten Ems- bett, während sich auf den sandigen, zeitweise überströmten Flächen des Initials ausgedehnte Sekundärauen mit Weichholzauenwaldbeständen entwickelt haben. Hingegen hat die eigen- dynamische Entwicklung beispielweise bei Maßnahme C 7 oder C 29 dazu geführt, dass er- heblich mehr gewünschte Flächen neu entstanden sind. Hier hat die Eigendynamik von Ems bzw. Hessel zu einer erheblichen Aufweitung des Gewässerbettes geführt.

Die Flächenzuwächse bei den Altarmen und Stillgewässern (C 3, 17, 23 etc.) basieren im We- sentlichen auf den zusätzlichen 6 Stillwasserzonen, die sich im Bereich der Initiale (C 4, 5

Abschlussbericht März 2015 61

Page 62: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

und 7) im alten und nur noch zeitweise durchströmten Emsverlauf gebildet haben. Durch die schnelle Zunahme der hydraulischen Leistungsfähigkeit der Initiale nehmen diese abgetrenn- ten, ehemaligen Emsverläufe über weite Teile des Jahres nicht am Abflussgeschehen teil. Dadurch hat sich die Fläche der Stillgewässer erheblich vergrößert. Darüber hinaus wurde ein zusätzliches Stillgewässer nördlich der Maßnahme C 16 angelegt. Dieser Stillwasserbereich ist bei der der Sicherung des dort befindlichen Strommastens durch eine schlafende Ufersi- cherung entstanden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Gewässer bei rückschreitender Ufererosion der Ems verloren geht und von der Ems durchströmt wird. Außerdem wurden die "neuen" Altarme geringfügig größer angelegt als geplant.

Totholz ist in einem sandgeprägten Tieflandfluss der strukturgebende Bestandteil für eine natürlich ausgeprägte Gewässersohle und Ufer. Mit der Erhöhung der Strukturvielfalt bietet Totholz zusätzlichen Lebensraum für zahlreiche Tierarten und Pflanzenarten. Positive Erfah- rungen außerhalb des Life+ Projekts und das Angebot an geeignetem, ohne zusätzliche Kos- ten zu beschaffendem Totholz führte dazu, dass etwa 50 % mehr Totholz als geplant in Form von abgestorbenen Bäumen und Baumstubben eingebaut wurde.

Bei der Bilanzierung wurde auf aktuelle Angaben zu den Steilufern verzichtet, da diese an- hand der Luftbilder und der GIS-gestützten Auswertung kaum zu erfassen waren. Die Steil- ufer wurden zwar im Zuge der Uferentfesselung, der Laufaufweitung und der Ausbaggerung der Initialgerinne antragsgemäß in dem geforderten Umfang angelegt, jedoch unterliegt die Uferentwicklung in besonderem Maße den eigendynamischen Umlagerungsprozessen, so dass dort ein ständiger Wandel zu verzeichnen ist und sich ein Gleichgewicht von steilen Prall- ufern und flachen Gleitufern voraussichtlich erst später einstellen wird.

4.2.4 Umsetzung der sukzessionsabhängigen, wiederkehrenden Erhaltungs- und

Naturschutzmaßnahmen (C 12 - C 14, C 25 - C27, C 32) Die nachfolgend dargestellten, wiederkehrenden Erhaltungs- und Naturschutzmaßnahmen dieses Projekts umfassen die Entwicklung von Weichholz- und Hartholzauenwäldern und die Grünlandentwicklung. Alle Maßnahmen wurden bereits mit Beginn des Projekts durch Flä- chenstilllegung und tlw. durch Einzäunung und Nutzungsintensivierung eingeleitet.

Maßnahme C 12: Entwicklung von Hartholzauenwald

Umsetzung: - Einleitung mit Beginn des Projekts (s.o.), Entwicklung fortlaufend - Initialpflanzung in den Bauabschnitten BA 01.1/BA 02.1 (2010) und

BA 01.2 (2011) erfolgte im I. Quartal 2012 Detailmaßnahmen: Auenwaldentwicklung in verschiedenen Abschnitten

Stellvertretend für die Maßnahmen C 12, C 25 und C 32 werden hier zunächst die allgemei- nen Prinzipien und Hintergründe zur Entwicklung der Hartholzaue dargestellt.

Flächen in der Emsaue, die sich in Landesbesitz befinden wurden bereits mit Projektbeginn aus der Nutzung genommen und zum überwiegenden Teil der natürlichen Sukzession überlas- sen. Zukünftig sollen sich auf den von episodischer Überflutung geprägten Böden vornehm-

Abschlussbericht März 2015 62

Page 63: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

lich Hartholzauenwälder entwickeln (vgl. hierzu die Antragspläne, Anlage 2). Um die be- schränkte Wiederbesiedlung durch auentypische Gehölze zu beschleunigen wurden auf 10 % der Flächen Initialpflanzungen in lockeren Gruppenverbänden vorgenommen. Diese Hart- holzauen-Initial-Pflanzungen wurden jeweils in vollem Umfang gemäß der im Antrag vorge- gebenen Berechnungsgrundlage realisiert. D. h. die im Antrag genannten Arten wurden in den vorgegebenen Qualitäten und in den vorgegebenen Anteilen vor Ort gepflanzt. Dabei wurden jedoch die antragsgemäß vorgegeben Pflanzabstände aufgrund der besseren Bearbeitbarkeit bei der Pflege leicht variiert, so dass der Reihenabstand nun 2,00 m und der Abstand in der Reihe 1,00 m beträgt. Die Pflanzen wurden in lockeren Gruppenverbänden gepflanzt. Die Stammbildner erhielten zum Schutz gegen Wildschäden einen speziellen "Fegeschutz". Zu- sätzlich wurden die Pflanzen nach der Pflanzung aufgrund des beobachteten hohen Wild- drucks einmalig mit einem flüssigen Fege- und Verbissschutz gespritzt. Zur Verminderung der Konkurrenz und um die Anwachsphase zu optimieren wurden bzw. werden die Pflanzen in den ersten drei Jahren nach der Fertigstellung 1 x jährlich freigeschnitten. Die Pflanzungen sowie die anfallenden Pflegearbeiten wurden durch die Bauhofmitarbeiter des Maßnahmen- trägers durchgeführt.

Wie oben bereits erwähnt, basierte bei den wiederkehrenden, sukzessionsabhängigen Maß- nahmen die Auftragsvergabe auf Preisabfragen bei erfahrungsgemäß geeigneten Firmen.

Im Maßnahmenblock C 12, der auf Dauer eine episodisch überflutete Hartholzauenwaldfläche von 169.200 m² zum Ziel hat, wurden antragsgemäß auf einer Pflanzfläche von ca. 16.900 m² folgende Arten gepflanzt:

Stieleiche (Quercus robur) 40% Anteil Hainbuche (Carpinus betutlus) 30% Anteil Schwarzerle (Alnus glutinosa) 30% Anteil Hasel (Corylus avellana) Weißdorn (Crataegus monogyna) zusätzl. zu gleichen Teilen Hundsrose (Rosa canina)

Die Pflanzungen wurden im I. Quartal 2012 auf den vorgesehenen Flächen vorgenommen. Die Artenzusammensetzung wurde dabei auf Empfehlung der mit dem Monitoring betrauten NABU-Naturschutzstation durch vereinzelt eingestreute, standorttypische aber gefährdete Ulmen (Ulmus laevis) und autochthone Schwarzpappeln (Populus niger) ergänzt.

Die antragsgemäß umgesetzte Maßnahme C 12 diente ebenso wie die Maßnahmen C 25 und C 32 der Förderung und Entwicklung der Zielarten Nachtigall (Luscinia megarhynchos) und Pirol (Oriolus oriolus) sowie dem Zielhabitat Hartholz-Auenwald (LRT 91 F0). Die Entwick- lung der zum Ziel gesetzten Hartholzauenflächen dauert an. Während die Nachtigall offen- sichtlich bereits von der Entwicklung an der Ems profitiert, bleibt zu hoffen, dass sich in Zu- kunft auch der Pirol dauerhaft im Gebiet etabliert. Da der Pirol Sträucher bzw. Totholz zum Höhlenbau benötigt, dürfte dabei allerdings mit einem Zeithorizont von mehr als 25 Jahren zu rechnen sein.

Abschlussbericht März 2015 63

Page 64: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Maßnahmen C 13 und C 26: Entwicklung von Weichholzauenwald Umsetzung: Einleitung mit Beginn des Projekts,

Entwicklung fortlaufend

Die Maßnahmen C 13 (BA01.1, BA 02.1 (2010) und BA 01.2 (2011)) und C 26 (BA 02.2 (2012/2013)) beziehen sich auf die geplanten Weichholz-Initialpflanzungen an der Ems und werden aufgrund der gleichen Thematik zusammenfassend betrachtet.

Alle Maßnahmen auf den potentiellen Weichholzauenflächen entlang der Ems wurden mit Beginn des Projektes durch Flächenstilllegung eingeleitet. Bereits unmittelbar nach Umset- zung der ersten Renaturierungsmaßnahmen in den Jahren 2010/11 (Entfesselung der Ufer, Anlage von Sekundärauen etc.) ließ sich eine starke, natürliche Gehölzansiedlungen im Be- reich der Weichholzauenflächen erkennen. Dies war ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Entwicklung der Weichholzaue offensichtlich mittels natürlicher Sukzession und ohne zusätz- liche Anpflanzungen naturnah erfolgen kann. In Anbetracht des vorhandenen, natürlichen Potenzials sind die im Antrag geplanten Initialpflanzungen überflüssig. Anlässlich des Kom- missionsbesuchs am 26./27.03.2012 wurde diese Entwicklung intensiv erörtert. Die EU- und BMU-Vertreterinnen und -Vertreter befürworteten seinerzeit einen Verzicht auf die vorgese- hene Weichholzauenpflanzung, sofern die Spontanansiedlung einer naturnahen Vegetations- entwicklung entspräche. Daraufhin wurde ein Monitoring veranlasst, das die Entwicklung der Pflanzenbestände auf den entsprechenden Flächen besonders berücksichtigte, beispielweise bei der Auswahl der Dauerflächen. Auch im Rahmen der nachfolgenden externen Monito- ringbesuche durch die Vertreterin von Astrale/Particip wurden die Spontanansiedlungen ver- stärkt begutachtet. Durch die augenscheinlich gute, lebensraum-typische Entwicklung der Flächen konnte der Entschluss, auf die Pflanzungen zu verzichten, immer wieder bestätigt werden. Fortlaufende Rücksprachen mit den, für das Monitoring zuständigen, Vertretern der NABU-Naturschutzstation und die Monitoringergebnisse führten dann letztendlich dazu, auf die Weichholzauen-Initialpflanzungen zu verzichten. Im Bereich der Weichholzauenflächen wurden neben diversen Arten auch Schwarzerlen und sieben Weidenarten kartiert. Damit kommen im Gebiet vier der im Antrag geforderten fünf Weidenarten sowie drei zusätzliche Weidenarten vor. Lediglich die Mandelweide wurde nicht erfasst.

Tab. 4.3: Gehölze der Weichholzaue

Für die Initialpflanzung geeignete Weiden- und Erlenarten der Weichholzauen gemäß Antrag

Weiden- und Erlenarten der Weichholzauen gemäß Monitoring

Schwarzerlen (Alnus glutinosa) Schwarzerlen (Alnus glutinosa) Silberweide (Salix alba) Silberweide (Salix alba) Bruchweide (Salix fragilis) Bruchweide (Salix fragilis) Korbweide (Salix viminalis) Korbweide (Salix viminalis) Purpurweide (Salix purpurea) Purpurweide (Salix purpurea) Mandelweide (Salix trianda) nicht registriert

Salweide (Salix caprea) Asch- od. Grau-Weide (Salix cinerea) Fahl-Weide (Salix rubens,)

Abschlussbericht März 2015 64

Page 65: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Die nachfolgenden Abbildungen zeigen beispielhaft das Bild einer typischen Spontanansied- lung im Bereich der Weichholzaue mit standorttypischen Gehölzen.

Abb. 4.21: Weichholzauenentwicklung durch Spontanansiedlung

(Sekundärauenbereiche ca. 4 Jahre nach der Baumaßnahme)

Abschlussbericht März 2015 65

Page 66: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Der standorttypische Weichholzauenwaldanteil hat sich durch Spontanansiedlung auf den neu geschaffenen, optimierten Standorten deutlich erhöht. Auf den landeseigenen Flächen kommt es durch freie Sukzession in den dynamischen und regelmäßig auch länger anhaltend, überflu- teten Bereichen zur Entwicklung lebensraumtypischer Weichholzauenbestände. In dem 2009 (außerhalb des Life+ Programms) umgebauten Renaturierungsabschnitt rund um die Lonn- brücke ist bereits der leitbildkonforme Zustand des sandgeprägten Tieflandflusses mit offenen und bewaldeten Standorten erkennbar. Im nicht Life+ finanzierten Teil des Monitoringbe- richts hat in diesem Bereich die Entwicklung des Zielhabitats Eschen-Erlen und Weichholz- auenwald (LRT 91 E0) eingesetzt und die Eigendynamik der Ems führte hier durch Laterale- rosion bereits zu zusätzlichem Totholz im Gewässer. Im östlich angrenzenden, etwas später realisierten Life+ Projekt selbst zeichnet sich laut Monitoringbericht ebenfalls eine entspre- chende Weichholzauenwaldentwicklung ab. Die Entwicklung der zum Ziel gesetzten Weich- holzauenwaldflächen wurde durch die Sicherung und Optimierung geeigneter Auenflächen initiiert. Sie unterliegt eigendynamischen Prozessen und dauert an. Als positive Auswirkung der Auenwaldentwicklung ist die wachsende Brutpaarzahl der Nachtigall (Luscinia megarhyn- chos) zu nennen. Der Monitoringbericht (siehe Projekt-Webseite) weist für das Jahr 2011 nur 9 Brutreviere aus, während im Jahr 2014 bereits 19 Brutpaare kartiert wurden. Bleibt zu hof- fen, dass sich auch der Pirol (Oriolus oriolus) als wichtige Zielart des Auenwaldes an der Ems wieder etabliert.

Maßnahme C 14: Entwicklung von Extensiv-Grünland

Umsetzung: Einleitung 2011, Entwicklung fortlaufend Detailmaßnahmen: Entwicklung im Bereich von Altgewässer Nr. 14

Im Vordergrund dieser Maßnahme standen die Entwicklung und der nachhaltige Schutz von artenreichem Extensivgrünland auf der landeseigenen Fläche. Entgegen der Darstellung im Life Antrag sollte die im Bereich der Innenfläche von Altgewässer Nr. 14 zu entwickelnde Glatthafer-Wiesenknopf-Silgenwiese (LRT 6510) nicht durch zweischürige Mahd, sondern durch extensive Beweidung mit Rindern (Galloways/1,5 GVE pro ha) gefördert werden. Die- se Nutzungsänderung erfolgte seinerzeit in Abstimmung mit der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Warendorf. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war der Freizeit- und Erho- lungsdruck sowie vorliegende Studien, die belegen, dass die gewünschte Grünlandentwick- lung auch durch eine eingeschränkte Beweidung möglich ist. Die Wiesenfläche liegt direkt neben der Zuwegung zur neuen Emsbrücke (Lonnbrücke), dem sich daran anschließenden Fuß-, Rad- und Reitweg und einem Aussichtsturm der Regionale 2004. Einer Beweidung und der damit verbundenen Einzäunung der Fläche wurde der Vorzug gegeben, um damit gleich- zeitig den verstärkten Freizeit- und Erholungsdruck in diesem Bereich einzuschränken und zu lenken.

Der Nutzungsänderung entsprechend wurde die Maßnahme 2011 durch Einzäunung der ca. 18.800 m² großen, landeseigenen Fläche für die vorgesehene extensive Weidenutzung einge- leitet. Danach setzte die Beweidung ein (vgl. Abb. 4.22). Es ist davon auszugehen, dass sich die Beweidung, die aufgrund der Bauarbeiten und der damit verbundenen Unruhe anfänglich eher zögerlich einsetzte, in den nächsten Jahren normalisieren wird. Da Anlage und Pflege der Fläche dem Pächter obliegt, entstanden bzw. entstehen auch zukünftig keine Kosten durch die geänderte Nutzung (After-Life-Conservation-Plan S. 16, siehe Projekt-Webseite).

Abschlussbericht März 2015 66

Page 67: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Mit der Umsetzung der quantitativen Antragsvorgaben durch Einzäunung und extensiver Be- weidung der 18.800 m² Grünlandfläche wurde in der Emsaue der nachhaltige Schutz der standorttypischen Arten und Lebensgemeinschaften des Offenlandes, eventuell auch der Glatthafer- und Wiesenknopf-Silgenwiese (LRT 6510) eingeleitet. Es bleibt zu prüfen, wie sich das extensiv genutzte Weidegrünland zukünftig entwickelt. Vom Erhalt extensiv genutz- ter Offenlandbereiche profitieren i. d. R. die in NRW allgemein rückläufigen Kibitzbestände (Vanellus vanellus) und weitere Arten (vgl. Tab. 4.1).

Abb. 4.22: Extensiv genutztes Weidegrünland am Altgewässer Nr. 14 (September 2013)

Maßnahme C 23 (Stillgewässer/Sandkuppe/Offenland): siehe Ziffer 4.2.2 u. Tab. 4.3/4.4

Maßnahme C 25: Entwicklung von Hartholzauenwald Umsetzung:

- Einleitung mit Beginn des Projekts (s.o.), Entwicklung fortlaufend - Initialpflanzung im Bauabschnitt BA 02.1 (2010) erfolgte im I. und

IV Quartal 2012 sowie im I. Quartal 2013, - Initialpflanzung im BA 02.2 (2012/2013) erfolgte im I. Quartal 2013

Detailmaßnahmen: Auenwaldentwicklung in verschiedenen Abschnitten

Die allgemeinen Hintergründe zur Entwicklung der Hartholzaue werden unter der Maßnahme C 12 erläutert.

Abschlussbericht März 2015 67

Page 68: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Im Maßnahmenblock C 25, der eine episodisch überflutete Hartholzauenwaldfläche von 84.100 m² umfasst, wurden antragsgemäß auf einer Pflanzfläche von ca. 8.400 m² folgende Arten gepflanzt:

Stieleiche (Quercus robur) 40% Anteil Hainbuche (Carpinus betutlus) 30% Anteil Schwarzerle (Alnus glutinosa) 30% Anteil Hasel (Corylus avellana) Weißdorn (Crataegus monogyna) zu gleichen Teilen Hundsrose (Rosa canina)

Im Maßnahmenblock C 25 wurden erste Pflanzungen bereits im I. Quartal 2012 auf den Flä- chen nördlich des Infopunktes vorgenommen. Diese Anpflanzungen standen mit der vorgezo- genen Realisieurng der Maßnahmen C15 und C 23 in Verbindung. Da dieser ortsnahe Be- reich, wie oben bereits erläutert, im Focus der Öffentlichkeit stand, dienten diese frühzeitigen Pflanzungen der Akzeptanzförderung. Mit der Pflanzung sollte u. A. die Einsichtnahme vom Infopunkt in die Wohnbebauung verhindert werden.

Im IV. Quartal 2012 sowie im I. Quartal 2013 wurden weitere Pflanzungen auf den Flächen nördlich und nordöstlich des Infopunkts vorgenommen. Die Rotarier der Ortsgruppe Waren- dorf haben anlässlich eines Jubiläums, das unter dem Motto "Energie für´s Leben" stand, zwei öffentlichkeitswirksame Pflanzaktionen durchgeführt (vgl. hierzu auch die Ausführungen im 2. Fortschrittsbericht vom 30.09.2013). Ende 2012 wurden zunächst in der Nähe des Info- punktes größere Solitäreichen gepflanzt. Anfang 2013 erfolgte dann zusammen mit einer orts- ansässigen Schulklasse die großflächige Pflanzung von Eichen, Hainbuchen, Schwarzerlen, Weißdorn und Hundsrosen im Bereich der Hartholzaue östlich vom Infopunkt. Die Auswahl der Arten und Qualitäten orientierte sich an den Vorgaben des Antrags. Die gesamte Pflanz- aktion fand in enger Abstimmung mit den Projektleitern statt. Organisation, Ausführung vor Ort und die Kosten wurden von den Rotariern übernommen.

Auf den restlichen Hartholzauenflächen des Maßnahmenblocks C 25 konnten die Initialpflan- zungen durch die Bauhofmitarbeiter der BR MS im I. Quartal 2014 vollständig abgeschlossen werden. Auf der Südseite der Ems wurden die Anpflanzungen auch zur Besucherlenkung ein- gesetzt (vgl. Abb. 4.23). Während der Bauarbeiten war das Gelände südlich der Ems relativ offen, was immer wieder interessierte Besucher auf die beruhigte und für Besucher gesperrte Südseite der Ems lockte. Durch entsprechende Pflanzungen wurde der Zugang in das Gelände erschwert. Je weiter die Entwicklung der Anpflanzungen fortschreitet, um so unattraktiver wird der Zugang für Unbefugte. Aufgrund der außergewöhnlich heißen und trockenen Witte- rung im Frühjahr 2014 wurden die Pflanzungen etwa bis Mai 2014 wöchentlich gewässert. Im September 2014 erfolgte der Freischnitt sämtlicher Anpflanzungen.

Die antragsgemäß umgesetzte Maßnahme C 12 diente ebenso wie die Maßnahmen C 25 und C 32 der Förderung und Entwicklung der Zielarten Nachtigall (Luscinia megarhynchos) und Pirol (Oriolus oriolus) sowie dem Zielhabitat Hartholz-Auenwald (LRT 91 F0). Die Entwick- lung der zum Ziel gesetzten Hartholzauenflächen dauert an. Während die Nachtigall offen- sichtlich bereits von der Entwicklung an der Ems profitiert (siehe Erläuterungen zu C 13und 26), bleibt zu hoffen, dass sich in Zukunft auch der Pirol dauerhaft im Gebiet etabliert.

Abschlussbericht März 2015 68

Page 69: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Abb. 4.23: Initialpflanzung auf landeseigenen Flächen

Maßnahme C 26 siehe Maßnahme C 13

Maßnahme C 27: Entwicklung von Extensiv-Grünland

Umsetzung: Einleitung vor Projektbeginn, Stabilisierung 2013/2014, Entwicklung fortlaufend

Detailmaßnahmen: Entwicklung von Extensiv-Grünland westlich vom Verbandsgewässer

Nr. 91 (Neuwarendorfer Bach) Die laut Antrag angestrebte, extensive Grünlandentwicklung auf den landeseigenen Flächen westlich des Verbandsgewässers Nr. 91 (Neuwarendorfer Bach) wurde bereits vor Projektbe- ginn durch eine jährlich zu erneuernde Nutzungsvereinbarung eingeleitet. Diese Vereinbarung stellte sicher, dass die Flächen nicht gedüngt und maximal zwei Mal pro Jahr gemäht wurden. Der langjährige Vertragspartner ist auch nach Beendigung der baulichen Tätigkeiten weiter- hin an der extensiven Nutzung der Fläche in der bewährten Form interessiert. Für 2015 ist der Abschluss einer weiteren Nutzungsvereinbarung vorgesehen.

Die Einstufung großer Bereiche der Grünlandfläche als Glatthafer- und Wiesenknopf- Silgenwiese (LRT 6510) war nach Angaben der für das Monitoring zuständigen NABU- Naturschutzstation von Beginn an grenzwertig. Auch die, hinsichtlich der diagnostisch rele- vanten Kennarten variierenden Kartierhinweise erschweren eine eindeutige Zuordnung zum LRT 6510 (vgl. Monitoringbericht 2014 und zusammenfassenden Entwicklungsbericht 2011 - 2014). Im Zuge der Bautätigkeit wurde zudem das Grünland im Bereich des neu angelegten Altarms und des Baches (Maßnahme C 17) z. B. durch Fahrspuren und leichte Verbrachung beeinträchtigt. Trotz der fragwürdigen Einstufung in die Lebensraumkategorie 6510 entschied sich die Projektleitung in Absprache mit dem NABU für den Versuch, die Relikte des LRT weiterhin zu fördern. Zur Begrenzung der zwangsläufig entstandenen Beeinträchtigungen der Grasnarbe wurde daher nach Abschluss der Bauarbeiten im August 2013 eine Mahdgutüber- tragung aus den intakten Bereichen der Grünlandfläche vorgenommen. Zuvor erfolgte die Entfernung besonders intensiv auftretender, unerwünschter Pflanzen (Disteln, Gehölzsämlin- ge etc.) und die Lockerung der Fahrspuren. 2014 entwickelten sich stellenweise (insbesondere im südlichen Bereich der Grünlandfläche) großflächige Bestände von Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea). Dieses sehr dominante Kreuzkraut ist als Futterpflanze für Vieh ungeeig-

Abschlussbericht März 2015 69

Page 70: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

net. Die gesamte Grünlandfläche wurde darum erneut gemäht und das Mahdgut in einer be- nachbarten Biogasanlage entsorgt.

In den nächsten Jahren ist beabsichtigt, den Zustand des Grünlandes im Rahmen eines Nut- zungsvertrages durch entsprechende Pflegemaßnahmen zu optimieren, um so dem gewünsch- ten Zielzustand näher zu kommen. Mit der beabsichtigten Fortführung der extensiven Wie- sennutzung (mit zweischüriger Mahd) können das Offenland erhalten und die standorttypi- schen Arten und Lebensgemeinschaften des Offenlandes gefördert werden (vgl. Tab. 4.1). Davon profitieren u. U. auch die Kiebitzbestände (Vanellus vanellus) und möglicherweise auch die Restbestände der Glatthafer- und Wiesenknopf-Silgenwiese (LRT 6510). An den Säumen der Fläche und in der Umgebung vorkommende Kennarten des LRT 6510, wie z. B. die Wiesenflockenblume (Centaurea jacea) (siehe Abb.), weisen auf das vorhandene Arten- potenzial hin und geben Anlass zu der Annahme, dass die Entwicklung einer Glatthafer- und Wiesenknopf-Silgenwiese grundsätzlich möglich ist. In die Entwicklung unerwünschter Neo- phyten und sonstiger Störzeiger ist ggf. lenkend einzugreifen (vgl. After-Life-Conservation- Plan, siehe Projekt-Webseite).

Abb. 4.24: Die Wiesenflockenblume (Centaurea jacea), eine Kennart der Glatthafer- und

Wiesenknopf-Silgenwiese

Abschlussbericht März 2015 70

Page 71: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Maßnahme C 32: Entwicklung von Hartholzauenwald Umsetzung:

- Einleitung mit Beginn des Projekts (s.o.), Entwicklung fortlaufend - Initialpflanzung im Bauabschnitt BA 03 (2012/2013) erfolgte im - I. Quartal 2013 und im I. Quartal 2014

Detailmaßnahmen: Auenwaldentwicklung in verschiedenen Abschnitten

Auch die Maßnahmen an der Hessel wurden bereits mit Beginn des Projekts durch Flächen- stilllegung eingeleitet. Die allgemeinen Prinzipien und Hintergründe zur Entwicklung der Hartholzaue entsprechen den Ausführungen unter der Maßnahme C 12.

Im Maßnahmenblock C 32, der eine episodisch überflutete Hartholzauenwaldfläche von 53.700 m² umfasst, wurden auf einer Pflanzfläche von ca. 5.300 m² folgende Arten gepflanzt:

Stieleiche (Quercus robur) 60% Anteil Hainbuche (Carpinus betutlus) 40% Anteil Hasel (Corylus avellana) Weißdorn (Crataegus monogyna) Hundsrose (Rosa canina) zusätzl. zu gleichen Teilen Faulbaum (Franguls alnus) Schlehe (Prunus spinosa)

Die standorttypischen, "wehrhaft" bedornten Schlehen wurden in Ergänzung zur empfohlenen Artenzusammensetzung des Antrags gepflanzt, um an problematischen Stellen Unbefugten den Zugang zum Schutzgebiet zu erschweren. Die Artenzusammensetzung wurde außerdem auf Empfehlung der mit dem Monitoring betrauten NABU-Naturschutzstation durch verein- zelt eingestreute, standorttypische Ulmen (Ulmus laevis), Eschen (Fraxinus excelsior) und autochthone Schwarzpappeln (Populus niger) ergänzt.

Abgesehen von einzelnen Pflanzungen in der Fläche wurden Ende des Jahres 2013 vorrangig relativ dichte Abpflanzungen entlang problematischer Grenzbereiche vorgenommen, um auf diese Weise zunächst die frisch renaturierten und darum noch offenen Flächen zu schützen und Unbefugten das Betreten der schutzwürdigen Flächen zu erschweren. So wurde z. B. an der östlichen Böschungsoberkante der Hessel im Bereich der Brücke Velsener Straße ein be- sonders dicht bepflanzter Wall angelegt, der das Betreten des Ufers verhindert und gleichzei- tig der Verkehrssicherung dient. Auch auf der westlichen Seite der Hessel wurden im Bereich der Velsener Straße relativ dichte Pflanzungen vorgenommen um die Zugänglichkeit in das Schutzgebiet zu erschweren. Diese Pflanzungen, standen unter dauerhafter Beobachtung und wurden im Juni/Juli 2013 erstmals freigeschnitten und von überwuchernden Gräsern und Wildkräutern befreit. Die exponierten Pflanzungen an den Böschungskanten wurden darüber hinaus regelmäßig gegossen. Die restlichen, noch ausstehenden Initialpflanzungen entlang der Hessel wurden im I. Quartal 2014 ergänzt. Auch diese Anpflanzungen wurden aufgrund der außergewöhnlich heißen und trockenen Witterung im Frühjahr 2014 etwa bis Mai 2014 wö- chentlich gewässert. Im September 2014 erfolgte der Freischnitt sämtlicher Anpflanzungen.

Die antragsgemäß umgesetzte Maßnahme C 32 diente ebenso wie die Maßnahmen C 12 und C 25 der Förderung und Entwicklung der Zielarten Nachtigall (Luscinia megarhynchos) und

Abschlussbericht März 2015 71

Page 72: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Pirol (Oriolus oriolus) sowie dem Zielhabitat Hartholz-Auenwald (LRT 91 F0). Die Entwick- lung der zum Ziel gesetzten Hartholzauenflächen dauert an. Während die Nachtigall offen- sichtlich bereits von den Maßnahmen profitiert, bleibt zu hoffen, dass sich in Zukunft auch der Pirol dauerhaft im Gebiet etabliert.

4.2.5 Bilanz der sukessionsabhängigen, wiederkehrenden Erhaltungs- und Naturschutzmaßnahmen

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über den Umsetzungsstand der sukzessionsabhän- gigen, wiederkehrenden Maßnahmen. Sie setzt den im Antrag geforderten Flächenzustand- bzw. Flächenumfang in Relation zum Stand der Umsetzung im Jahr 2014. Bei den Angaben zum Umsetzungsstand 2014 wurden die Flächen für die Weichholzauenentwicklung GIS- gestützt erhoben wurden, während die übrigen Flächenangaben den Vorgaben des Antrags entsprechen.

Tab. 4.4: Bilanz der sukzessionsabhängigen, wiederkehrenden Maßnahmen

Code Maßnahme Vorgaben des

Antrags Umsetzungsstand/

Flächenumfang 2014 Bilanz 2014

gemäß Antrag

realisierte Flächen vorgesehene Flächen durch für Initialpflanzung Flächensicherung, bzw. für Erhalt und Initialpflanzung, Entwicklung von Spontanansiedlung, Extensiv-Grünland Nutzungsextensivierung

C 12 Entwicklung Hartholzauenwald 16.900 m² 16.900 m² umgesetzt C 25 durch Initialpflanzung auf 10 % 8.400 m² 8.400 m² C 32 der Hartholzauenwaldfläche 5.300 m² 5.300 m²

30.600 m² 30.600 m²

C 13 Entwicklung Weichholzauenwald, 2.200 m² ca. 12.500 m² + 25.400 m² C 26 Sukzession statt der vorgesehenen 900 m² ca. 16.000 m² Weichholz-

Initialpflanzung auf 5% der 3.100 m² ca. 28.500 m² auenwald Weichholzauenwaldfläche

C 14 Entwicklung von Entwicklung: 18.800 m² Entwicklung: 18.800 m² C 27 tlw. Extensiv-Grünland umgesetzt

C 27 Erhalt + Entwicklung von Erhalt: 42.500 m² Entwicklung: 42.500 m² Extensiv-Grünland Entwicklung: 26.300 m² Entwicklung: 26.300 m²

C 23

Entwicklung von Offenland

Entwicklung: 8.500 m²

Entwicklung: 8.500 m² (siehe hierzu auch Beschreibung unter

Ziffer 4.2.2 und Tab. 4.4)

96.100 m² 96.100 m²

Mit der Sicherung der Flächen, der Einleitung der Nutzungsextensivierung und der Durchfüh- rung der Initialpflanzungen auf 10 % der Hartholzauenfläche wurden die Forderungen des Antrags für den Auwald umgesetzt und die Hartholzauenentwicklung eingeleitet. Dies spie- gelt sich in den Zahlen zum Umsetzungsstand 2014 wieder. Eine zusätzliche Kontrolle der Hartholzauenentwicklung anhand von Luftbildern erschien in diesem frühen Entwicklungs- stadium weder sinnvoll noch durchführbar. Eine stabile, komplexe Entwicklung der Hartholz- aue zielt naturgemäß auf einen langen Zeitraum ab und war in der Kürze der Zeit nicht zu

Abschlussbericht März 2015 72

Page 73: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

erwarten. Eine Überprüfung der Auenwaldentwicklung bietet sich darum erst zu einem späte- ren Zeitpunkt, in einem späteren Entwicklungsstadium an.

Die in einem Initialstadium befindlichen Weichholzauenwaldflächen waren insbesondere ent- lang der entfesselten Uferbereiche anhand des Luftbildes nur schwer zu erfassen. Infolge des- sen fließen in die Erfassung der 28.500 m² großen Fläche im Wesentlichen nur die großflä- chigen und nicht die linearen Weichholzauenareale ein. Die ermittelten Weichholzauenflä- chen erheben darum keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Trotzdem ist in dem Umsetzungs- stand von 2014 eine eindeutige Entwicklungstendenz erkennbar. Die Zahlen, die sich vorran- gig aus Weichholzauenflächen im Bereich des 1. Initials (C 1) und der Sekundäraue (C 15) zusammensetzen, zeigen deutlich, dass sich im Projektgebiet die gewünschte Weihholzaue auch ohne Initialpflanzungen und allein durch die Einleitung eigendynamischer Prozesse op- timal entwickelt. Mit der Flächensicherung und der Initialisierung eigendynamischer Prozesse durch Uferentfesselung, Sohlaufweitung etc. konnten mit Hilfe der Spontanansiedlungen die Vorgaben des Antrags weit über Soll erfüllt werden.

Bezüglich der Grünlandflächen wurde mit der Sicherung der Flächen auch die im Antrag ge- forderte Extensivierung der Grünlandflächen eingeleitet bzw. fortgesetzt. Die weitere Ent- wicklung der Flächen ist zu prüfen. Im Fall der Maßnahme C 27 war die Einstufung der ca. 42.500 m² umfassenden Teilfläche in die Lebensraumkategorie 6510 (Glatthafer- Wiesenknopf-Silgenwiese) aus genannten Gründen von Anfang an fragwürdig und insofern ist auch der antragsgemäß geforderte "Erhalt" des LRT in Frage zu stellen. Obwohl die, für das Monitoring zuständige NABU-Naturschutzstation inzwischen den Ausschluss aus dem Biotopkataster anregt, wird seitens der BR MS derzeit an der Förderung und Entwicklung des LRT festgehalten.

4.3 D-Maßnahmen: Öffentlichkeitsarbeit und Wissenstransfer

Der offensive Umgang mit Informationen und die positive Zusammenarbeit aller Interessen- vertreter im Rahmen des Genehmigungsverfahrens wurden auch während Umsetzungsphase des Life+ Projekts fortgeführt. Durch die aktive und progressive Einbeziehung der Beteiligten und der interessierten Öffentlichkeit wurde die Akzeptanz für das Projekt maßgeblich geför- dert, was wiederum ganz wesentlich zur erfolgreichen Projektumsetzung beigetragen hat.

Die Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit beinhalteten neben den grundsätzlichen Projektin- formationen auch Informationen zum Projektablauf und zur Umsetzung der baulichen Maß- nahmen. Darüber hinaus wurde den Betroffenen und der interessierten Öffentlichkeit die Möglichkeit zum direkten Meinungs- und Erfahrungsaustausch und zur Beteiligung einge- räumt. Antragsgemäß ging es dabei um den Informationsfluss und Wissenstransfer sowohl innerhalb als auch außerhalb des Projektgebietes. Die nachfolgende Tabelle fasst die Aspekte der Öffentlichkeitsarbeit zusammen.

Abschlussbericht März 2015 73

Page 74: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Tab. 4. 5: Aspekte der Öffentlichkeitsarbeit

Intention Maßnahmen gemäß Antrag im Projektgebiet *

Maßnahmen gemäß Antrag außerhalb des Projektgebietes *

Grundsätzliche Informationen zum Projekt

Maßnahme D 1: Errichtung von Informationstafeln

Maßnahme D 2: Aufbau und Pflege einer Projekt- website Maßnahme D 5: Faltblatt

Informationen zum Ablauf der Umsetzung des Projektes

Maßnahme D 3: Führungen Maßnahme D 9: Erhalt und Entwicklung des Wegesystems Maßnahme D 10: Notiztafel (Gästebuch)

Maßnahme D 2: Aufbau und Pflege einer Projekt- website Maßnahme D 4: Informationspost (Ems-Auen-Post) Maßnahme D 8: Presse- und Medienarbeit

Weitreichende Informationen zum Projektstand mit Diskussions- und Beteiligungsmöglichkeiten

Maßnahme D 6: Workshops für die allgemeine Öffentlichkeit Maßnahme D 7: Tagung für die Fachöffentlichkeit

Maßnahme D 6: Workshops für die allgemeine Öffentlichkeit Maßnahme D 7: Tagung für die Fachöffentlichkeit

* Ergänzend sei hier auch der, im Rahmen des Abschlussberichts zum Life+ Projekt erstellte Laienbericht erwähnt, der über das Projektende hinaus der Information der Öffentlichkeit dient, sowie weitere, er- gänzend durchgeführte und nachfolgend beschriebene Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit

4.3.1 Allgemeine Hinweise zur Umsetzung der Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit

Die 10 antragsgemäß vorgegebenen D-Maßnahmen sowie weitere Maßnahmen zu Öffentlich- keitsarbeit wurden im vorgegebenen Projektzeitraum umgesetzt. Details zur Umsetzung der Maßnahmen und zu den ergänzend durchgeführten Maßnahmen werden nachfolgend be- schrieben.

Bei der Gestaltung von Infomaterial (Projektfaltblatt, Auenpost-Nachrichten, Infotafeln etc.) und Homepage sowie bei Veröffentlichungen und im Mailverkehr wurde neben den bekann- ten Life- und NATURA 2000-Logos das von einem Grafik- und Werbebüro nach den Vorga- ben der Projektleitung entwickelte Corporate Design in Form eines Logos zum "Ems-Auen- Schutz" verwendet. Aufbauend auf diese Grafik-Vorlage konnte die Presseabteilung der BR MS weitere Druckvorlagen für die Auenpost-Ausgaben oder Einladungen zum Ems-Auen- Fest etc. erstellen. Der Papierdruck der Infoblätter erfolgte kostenneutral in der hauseigenen Druckerei. D. h., dem Life+ Projekt wurden keine Kosten für den Druck von Faltblättern, Au enpost-Ausgaben, Veranstaltungshinweisen, Festprogrammen oder Einladungen in Rechnung gestellt.

Das mittels der Logos bestimmte Gesamterscheinungsbild fand auf allen Give-aways, Veröf- fentlichungen und sonstigen, in Eigenregie erstellten oder extern vergebenen, Medien An- wendung und stützt dauerhaft den Wiedererkennungswert des Projektes. Insbesondere die Wort- / Bildmarke des Logos für das Ems-Auen-Schutzkonzept drückt die Besonderheiten des Konzeptes und damit auch des Life+ Projektes aus. Um das Life+ Projekt stärker in das Be- wusstsein der Menschen, besonders in der Region des Regierungsbezirks Münster zu rücken,

Abschlussbericht März 2015 74

Page 75: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

wurde das Life-Logo während der Projketlaufzeit auch auf die allgemeinen Briefköpfe der BR MS gedruckt.

Nachfolgender Auszug aus dem Programm zum Ems-Auen-Fest als Beispiel für das Corpora- te Design und die verwendeten Logos.

Abb. 4.25: Auszug aus dem Programm zum Ems-Auen-Fest

4.3.2 Umsetzung der Öffentlichkeitsarbeit (Maßnahmen D 1 - D 10 und ergänzende

Maßnahmen) Die nachfolgend dargestellten und fristgerecht umgesetzten D-Maßnahmen zur Öffentlich- keitsarbeit umfassen 10 unterschiedliche Aktionen. Details zur zeitlichen Umsetzung dieser Maßnahmen befinden sich im maßnahmenbezogenen Übersichtsfahrplan der Anlage 4. Wei- tere, ergänzend durchgeführte Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit und zum Wissenstransfer werden am Ende dieses Kapitels aufgeführt.

Maßnahme D 1: Errichtung von Informationstafeln

Zu Beginn der drei Bauphasen wurde jeweils ein aktualisiertes Baustellenschild aufgestellt, das die Öffentlichkeit über alle wesentlichen Angaben zum Projekt informierte. Beispielswei- se wurden die Ansprechpartner benannt und Hinweise zum Life+ Projekt gegeben.

Abschlussbericht März 2015 75

Page 76: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Zusätzlich zu den inzwischen wieder abgebauten Baustellenschildern informieren weitere, während und nach der Bauphase errichtete Informationstafeln die Besucher dauerhaft über wesentliche Aspekte des Projekts. Fünf Tafeln wurden im Bereich des Infopunktes (östlich der Einener Straße, am Kreuzungspunkt der Ems mit der L 548) platziert. Zusätzlich zum Infopunkt erfolgte an zwei weiteren markanten Punkten im Projektgebiet die Aufstellung von jeweils zwei Infotafeln. Im Bereich der Hesselmündung informieren die Tafeln über die Ent- wicklung der Ems und über Organismenaufstiege. An einem häufig genutzten Geländezugang oberhalb des Einener Schützenplatzes informieren zwei Tafeln über die Auenwälder und über die Vielfalt in der Aue.

Die Infotafeln sind jeweils übergeordneten Themenblöcken und drei bezeichnenden Schlag- worten zugeordnet. Dazu nachfolgende Tabelle:

Tab. 4.6 Infotafeln

Thematik: Schlagworte: Standorte: Allgemeines, Projektträger etc. wer, wie, was Infopunkt Historische Entwicklung damals, heute, morgen Infopunkt, Hesselmündung Artenvielfalt in der Aue vielfältig, natürlich, wertvoll Infopunkt, Schützenplatz Monitoring/Entwicklung untersucht, verglichen, bewertet Infopunkt Hochwasseraspekte niedrig, mittel, hoch Infopunkt Auenwaldentwicklung dynamisch, wild, bedeutungsvoll Schützenplatz Durchgängigkeit der Gewässer barrierefrei, wanderbar, im Fluss Hesselmündung

In Abb. 4.26 sowie im Anhang Anlage 8 werden die Tafeln und sonstige Schilder nochmals im Überblick dargestellt.

Sämtliche Tafeln wurden nach Vorgaben des Projektmanagements gestaltet und unter dessen Regie hergestellt. Die Inhalte, Bilder und Grafiken wurden zum größten Teil von der Bezirks- regierung Münster, aber auch vom ausführenden Ingenieurbüro Vollmer geliefert. Bilder von einigen Zielarten des Gebietes, wie Bitterling (Rhodeus amarus), Steinbeißer (Cobitis taenia), Kiebitz (Vanellus vanellus) Pirol (Oriolus oriolus), wurden von externen Bildautoren ange- kauft.

Die Informationstafeln haben eine Größe von 800 x 1140 mm und sind aus 6 mm Alu- Dibond-Material hergestellt. Dieses Material eignet sich besonders für hochwertige, langfris- tige Digitaldruck-Außenbeschilderung und ist bei mitteleuropäischem Klima mindestens 5-7 Jahre witterungsbeständig im Außeneinsatz haltbar.

Im Bereich des Infopunktes stehen die Tafeln auf einem Gerüst aus unregelmäßig angeordne- ten, sandgestrahlten Baumstämmen, die aus Gründen der Stabilität miteinander verbunden sind (vgl. hierzu Zwischenbericht vom 31.01.2011). Das außergewöhnliche Trägergerüst steht inhaltlich im Einklang mit dem Life+ Projekt (Stichwort Totholz) und setzt besondere Akzen- te in der Öffentlichkeitsarbeit. Alle übrigen Tafeln und Schilder wurden ebenfalls aus 6 mm Alu-Dibond-Material hergestellt und auf Kanthölzern befestigt (vgl. Abb. 4.25 und 4.26).

Abschlussbericht März 2015 76

Page 77: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Der Infopunkt östlich der Einener Straße (L548) lädt immer wieder zum Verweilen ein.

Tafeln und Baustellenschilder sorgen von Anfang an für die nötigen Informationen.

Abb. 4.26: Infotafeln und Baustellenschilder am Infopunkt und im Gelände In Ergänzung zu den genannten Tafeln und Baustellenschildern wurden weitere Schilder in- stalliert:

An den Hauptzugängen zum Projektgebiet (Lonnbrücke, Hohlweg zw. Lonnbrücke u. Fried- hof, Friedhof, Infopunkt/Parkplatz, Velsener Straße/Hochufer) wurden 5 Wegepläne (1140 x 712,5 mm) aufgestellt. Sie wurden mit QR-Codes versehen, die auf den Projekt-Flyer und die

Abschlussbericht März 2015 77

Page 78: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Wegepläne verweisen. Darüber hinaus weisen 12 Hinweisschilder (500 x 800 mm) auf das Betretungsrecht hin. Diese Hinweisschilder wurden an neuralgischen Punkten und Betre- tungsgrenzen eingesetzt, die immer wieder von Unbefugten überschritten wurden. Sie machen auf besonders schutzwürdige Ruhezonen für Tier und Pflanzen und auf die geltenden Betre- tungsregelungen aufmerksam. Beispielsweise wurde mit Hilfe der Schilder auf besondere Ruhezonen im Bereich der Initiale (Ruhezonen auf den neu entstandenen Inseln) und auf der Südseite der Ems aufmerksam gemacht. Die Finanzierung der Wegepläne und Hinweisschil- der erfolgte außerhalb des Life+ Budgets (siehe auch Ziff. 4.5).

Neben den 3 Baustellenschildern, die nach Beendigung der Baumaßnahmen wieder entfernt wurden, informieren nunmehr insgesamt 9 Infotafeln, 5 Wegepläne und 12 Hinweisschilder dauerhaft über wissenswerte Projektdetails und Betretungsregelungen. Mit diesen insgesamt 26 Tafeln und Schildern wurde die im Antrag geforderte Anzahl von 10 Tafeln überschritten. Das Layout aller im Projektgebiet installierten Tafeln und Schilder basiert auf dem Logo des Ems-Auen-Schutzkonzeptes, so dass der Wiedererkennungswert auf jeden Fall gesichert ist.

Abb. 4.27 Wegeplan und Hinweisschild zur Besucherlenkung

(vgl. hierzu auch Anlagen 5 und 8)

Abschlussbericht März 2015 78

Page 79: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Maßnahme D 2: Aufbau und Pflege der Projekt-Website

Die Freischaltung der Projekt-Webseite www.ems-life-nrw.de, die weitreichende Kenntnisse über Projekthintergründe, Baumaßnahmen, Veranstaltungen etc. vermittelte und weiterhin vermittelt, erfolgte am 13. September 2010. Davor, d. h. von Anfang Juni 2010 bis zum 13. September 2010 war unter der gleichlautenden URL-Adresse eine Seite mit einem Baustellen- symbol und dem Titel des Life+ Projektes und einer Kurzinformation zum Projekt zu sehen.

Das Layout der Projekt-Website wurde von einem externen Werbebüro nach den Vorgaben der Projektleitung gestaltet und basiert ebenso wie die Informationsblätter oder Tafeln auf dem Corporate Design des Ems-Auen-Schutzkonzeptes. Die laufend aktualisierten Inhalte der Website bestanden (bzw. bestehen) aus Texten und Bildern, die vom Projektteam zusammen- gestellt wurden. Insbesondere die Seiten "Aktuelles/Newsticker“ sowie "Impressionen“ als Bildergalerie wurden i. d. R. einmal wöchentlich aktualisiert, damit die Nutzer der Website bei Bedarf auf dem neuesten Stand der Maßnahmenumsetzung und der Auenentwicklung bleiben konnten. Durch ein passwortgeschütztes Typo3-Management-System können so die Änderungen kurzfristig eingefügt werden.

Als Alternative zur Maßnahme D10 (Notiztafel/Schwarzes Brett) und um den Besuchern die Möglichkeit zur Rückmeldung zu geben, wurde auf der Homepage ein Gästebuch installiert. Neben wenigen, herausgefilterten "Irrläufern" sind positive Rückmeldungen zum Projekt und zur Gestaltung der Homepage eingegangen.

Eine Verlinkung zur Projekt-Website erfolgt unter anderem von der Homepage des Internet- auftritts der BR Münster. Die Internetadresse wurde darüber hinaus in verschiedenen Medien bekannt gemacht und beispielsweise auf die hergestellten Werbemittel und die Roll Ups ge- druckt. Die Zugriffsstatistik zeigt eine Zahl von über 26.000 Zugriffen/Besucher.

Maßnahme D 3: Führungen

Während der Projektlaufzeit erfolgten unter der Regie der Vertreter der BR MS zahlreiche Führungen durch das Projektgebiet. Hierbei wurde das Projektgebiet zu Fuß erkundet und über die Projektziele und die Maßnahmen informiert. Die an die jeweiligen Interessengruppen angepassten Führungen richteten sich in ihrer räumlichen Ausdehnung nach dem jeweiligen Bau- und Entwicklungsfortschritt. Bei Bedarf wurden auch inhaltliche Schwerpunkte, wie wasserbauliche oder ökologische Fragestellungen, gesetzt. Für öffentliche Führungen wurde im Vorfeld gezielt in Presse oder auf der Website geworben. Darüber hinaus wurde ein Groß- teil der Führungen auf Anfrage durchgeführt, z. B. für Schüler, Studenten, Seniorengruppen, Behördenvertreter oder ausländische Besuchergruppen. Die Führungen erstreckten sich zwi- schen ein und fünf Stunden. Die nachfolgende Tabelle 4.7 gibt einen Überblick über die ge- leisteten Führungen durch das Projektgebiet.

Abschlussbericht März 2015 79

Page 80: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Tab. 4.7: Führungen durch das Projektgebiet im Überblick

Jahr Anzahl der Führungen Anzahl der Teilnehmer 2010 11 517 2011 12 206 2012 27 635 2013 22 459 2014 9 217 Summe aller Führungen: 81 2034 Ziel gemäß Antrag: 60 1750 Bilanz + 21 + 284

Die Tabelle verdeutlicht, dass die Planungen des Antrags deutlich überschritten wurden. In den Zahlen und insbesondere in dem Zulauf zu den öffentlichen Führungen an denen bis zu 175 Personen teilnahmen, oder in den zahlreichen Anfragen von Schüler-, Lehrer- und Stu- dentengruppen spiegelt sich das hohe öffentliche Interesse an dem Projekt in der Emsaue wie- der.

Abb. 4.28: Bedarfsgerechte Führungen für unterschiedliche Interessengruppen

Maßnahme D 4: Informationspost - "Ems-Auen-Post"

Die Ems-Auen-Post ist ein doppelseitig bedrucktes Infoblatt (DIN A 4), das aktuelle Informa- tionen zum Life+ Projekt an der Ems bietet. Die erste Auen-Post wurde von einer externen Werbeagentur in Anlehnung an das bekannte Corporate Design des Ems-Auen-Schutz- konzepts entworfen. Bilder und Texte lieferte jeweils das Projektteam der BR MS. Der für das

Abschlussbericht März 2015 80

Page 81: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Life+ Projekt kostenneutrale Druck in einer Auflagenstärke von ca. 1.000 Exemplaren wurde über die interne Druckerei der BR MS abgewickelt. Bei Bedarf wurden weitere Exemplare dieses projektinternen Mitteilungsorgans nachgedruckt. Bedingt durch die starke Nachfrage wurde bereits mit der ersten Auen-Post die im Antrag geforderte Auflage von 300 Exempla- ren weit überschritten. Insgesamt wurden antragsgemäß 10 verschiedene Ausgaben der Auen-Post angefertigt. Sie wurden zusammen mit dem Projektflyer in den speziell gefertigten Auen-Postkästen (Infokäs- ten) im Projektgebiet ausgelegt (vgl. hierzu auch Maßnahme D 10). Die drei Postkästen ste- hen an markanten, stark frequentierten Zugängen zum Projektgebiet (Infopunkt, Zugang Schützenplatz/Hochufer, Lonnbrücke). Die zunächst transparenten Infokästen wurden im Laufe der Zeit durch stabilere Kästen aus Metall ersetzt (vgl. Abb. 4.29). Die neuen Kästen sind nun weitgehend regendicht und weniger anfällig gegen Vandalismusschäden. Die Infor- mationen wurden während der gesamten Projektlaufzeit gut angenommen, so dass die Auen- post-Nachrichten und Flyer tlw. mehrfach nachgedruckt und nachgelegt werden mussten. Ein Indiz dafür, dass das Interesse der Bevölkerung am Life+ Projekt sehr groß war.

Neben der Verbreitung über die Infokästen wurde die Auen-Post auch über die projekteigenen Internetseiten verbreitet und an sechs weiteren Stellen (Backhaus/Cafe in Einen, Stadt und Kreis Warendorf, Tourismusbüro Warendorf, Stadt Telgte, Eingang der BR MS) ausgelegt.

Tab. 4.8: Ausgaben der Auen-Post

Nr./Ausgabe Titel Auflage

#01 (2010) Umgestaltung der Ems bei Einen Baumaßnahme verbessert den ökologischen Zustand des Gewässers

> 1.200

#02 (2011) Die alles prägende Kraft des Wassers Winterhochwasser gestaltet das Bett der Ems neu

> 1.200

#03 (2011) Naturschutzgebiet Emsaue Erholung in der Natur

1.200

#04 (2012) Wie hoch ist eigentlich Hochwasser? Die Einener Stele - Pegelanzeige mit Signalcharakter

1.200

#05 (2013) Gute Nachrichten für Steinbeißer und Co. Erste Ergebnisse aus dem naturschutzfachlichen Monitoring

1.200

#06 (2013) Machen Sie mit! Sagen Sie uns Ihre Meinung Ergebnis der Bürgerumfrage zum LIFE+Projekt in der Ems-Aue

1.200

#07 (2014) Sanierungsfall "Ems" - ein Praxistest Kann man ein natürliches Gewässer bauen?

1.200

#08 (2014) Durchgehend geöffnet für Fisch und Co. Das Wandern ist des "Fisches" Lust

1.200

#09 (2014) Warum der Auenwald zum Fluss gehört?! Dynamische, vielgestaltige, wilde und bedeutungsvolle Lebensge- meinschaften

1.000

#10 (2014) Es ist so weit! Die Umgestaltung von Ems und Hessel bei Einen - Müssingen ist abgeschlossen.

1.000

Summe der gedruckten und ausgelegten Exemplare ca. 11.600 gemäß Antrag 10 x 300 Exemplare 3.000 Bilanz + 8.600

Abschlussbericht März 2015 81

Page 82: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

"Auen-Postkasten"

Abb. 4.29: Aktuelle Informationen per Auen-Post (Beispiel) Maßnahme D 5: Faltblatt

Zur grundlegenden Information über das Life+ Projekt wurde im Mai 2011 ein allgemeines Projektfaltblatt fertiggestellt. Gestaltung und Druck des Faltblattes erfolgte analog zu den oben bereits beschriebenen Auen-Post-Nachrichten. Weitere Hinweise zur Gestaltung finden sich unter Ziff. 4.3.1.

Die erste Auflage des Blattes von 1.700 Stück war im April 2012 vergriffen. Das Faltblatt wurde daraufhin bezüglich der neuen Projektleitung aktualisiert und neu gedruckt. Auch hier ist die Auflage um einiges höher als geplant. Statt der geplanten 1.000 Exemplare wurden bisher 4.200 Faltblätter gedruckt (+ 3.200 Exemplare).

Nachfolgende Abbildung zeigt den aktuellen Projektflyer.

Abschlussbericht März 2015 82

Page 83: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Abb. 4.30: Allgemeiner Projektflyer

Abschlussbericht März 2015 83

Page 84: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Maßnahme D 6: Workshops für die allgemeine Öffentlichkeit

Für die allgemeine, insbesondere die lokale und regionale Öffentlichkeit einschließlich der relevanten Behördenvertreter und Entscheidungsträger wurden drei Workshops durchgeführt. Die Workshops beinhalteten einerseits einen Vortrags- und Informationsteil (Darstellung der Ausgangssituation, der Ziele, der Maßnahmen und der Wirkungen) und bezogen andererseits die anwesenden Teilnehmer aktiv in die Bearbeitung und Lösung anstehender Probleme ein.

Der 1. von drei geplanten Workshops fand am 26. Mai 2011 im Rahmen des Treffens der NRW Life-Projekte statt. Die ca. 25 Teilnehmer wurden zunächst durch Vorträge und an- schließend durch einen Besuch vor Ort im Projektgebiet umfassend über das Life+ Projekt informiert. Ein zusätzlicher Programmpunkt war der Austausch zwischen den Life-Projekten in NRW. Weitere Informationen zum Workshop befinden sich im 1. Fortschrittsbericht vom 31.05.2011.

Der 2. Workshop fand am 30. Januar 2013 im Feuerwehrgerätehaus in Einen statt. Unter dem Motto "Tauziehen ums Gewässer" wurden die verschiedenen Sichtweisen auf ein Gewässer wie die Ems am Beispiel der Maßnahmen des Life+ Projektes betrachtet und diskutiert. Ein- geladen waren in erster Linie die Wasser- und Bodenverbände der Region, außerdem Vertre- ter der Städte Beckum und Drensteinfurt sowie die für das Life+ Projektgebiet zuständigen Vertreter der Kreisverwaltung Warendorf (Amt für Umweltschutz, Amt für Planung und Na- turschutz) und der BR MS (Höhere Landschaftsbehörde). An dem Workshop, der auch eine Exkursion durch das Gelände beinhaltete, nahmen ca. 25 Personen teil.

Der intensive, fachliche Austausch wurde von allen Teilnehmern begrüßt. Vor dem Hinter- grund der fortschreitenden Tiefenerosion und der Grundwasserabsenkung bestand Konsens hinsichtlich der Notwendigkeit von Renaturierungsmaßnahmen an den Fließgewässern des Münsterlandes. Die im Projekt umgesetzten technischen Detaillösungen wurden positiv be- wertet. Nach Auskunft der Workshop-Teilnehmer bieten sie wichtige Impulse für ihren eige- nen Aufgabenbereich und für zukünftige Projekte. Deutliche Differenzen bestanden hinsicht- lich des mit der Renaturierung verbundenen Flächenverbrauchs bzw. mit der Flächenverfüg- barkeit. Bedingt durch den anhaltenden Nutzungsdruck wurde der zukünftige Flächenerwerb für Renaturierungsmaßnahmen als äußerst schwierig und kostspielig beurteilt. Weitere details zu diesem Workshop bietet der ausführliche Workshop-Bericht im 2. Fortschrittsbericht vom 30.09.2013.

Der 3. Workshop wurde mit Zustimmung der EU (vgl. Schreiben vom 07.07.2014 8ENV/E3/RH/BR/em ARES (2014)) im Rahmen eines Ems-Auen-Festes am 28.06.2014 durchgeführt. Das Fest wurde nach Abschluss der Bauarbeiten auf dem Schützenplatz in Ei- nen gefeiert. Die örtliche Infrastruktur (überdachte Räume, Theke, Toilettenanlagen, Wasser- und Stromanschluss etc.) und der direkte Zugang vom Platz in das Projektgebiet boten opti- male Voraussetzungen für das Fest.

Neben diversen Behörden- und Verbandsvertretern (Ministerium, Höhere und Untere Land- schaftsbehörde, Wasser- und Bodenverbände, vor Ort ansässige Naturschutz- und Angelver- eine etc.), war insbesondere die allgemeine und vor allem die lokale und regionale Öffentlich- keit angesprochen. Tlw. beteiligten sich die Interessierten vor Ort (z. B. die Vertreter vom Dorfmarketing oder die Rektorin der örtlichen Grundschule) an den Vorbereitungen. Das Pro- jektteam der BRMS sowie die, an der Projektumsetzung beteiligten Büros stellten ihre Arbei-

Abschlussbericht März 2015 84

Page 85: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

ten, die Maßnahmen sowie die bereits erkennbaren Auswirkungen auf die Gewässer- und Au- enlandschaft vor. Auf mehreren Führungen wurden das Projekt und die erkennbaren Auswir- kungen direkt vor Ort vorgestellt. Die örtliche Grundschule "erforschte" in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des LUMBRICUS (Gewässeruntersuchungsbus des Landes NRW) die Gewässer- und Auenlebensräume der Ems. Auf diese Weise wurde den Kindern und Be- suchern der Emsaue die Sensibilität des Lebensraumes näher gebracht. Außerdem bestand die Möglichkeit sich spielerisch mit dem Thema Wasser auseinander zu setzen und Erfahrungen zu sammeln. Dazu wurde z. B. ein Wasserorchester zum Mitmachen für Jedermann engagiert.

Darüber hinaus wurde im Vorfeld des Festes in Zusammenarbeit mit dem Dezernat für Schul- verwaltung der BR MS ein Schülerwettbewerb initiiert, bei dem die Schüler und Lehrer unter- schiedlicher Jahrgangsstufen dazu aufgerufen waren, sich mit der Auenthematik Ems kreativ auseinander zu setzen und ein "Ems-Maskottchen" als Sympathieträger für die renaturierte Ems zu entwerfen. Die ausgelobten Preise für die kreativen Ideen wurden von einer unabhän- gigen Jury vergeben und während des Festes feierlich überreicht. Aus den eingereichten, krea- tiven Arbeiten zum Ems-Maskottchen bot sich leider keine Version für eine dauerhafte Ver- wendung als Ems-Maskottchen an.

Das Ems-Auen-Fest diente einerseits dazu, die umgesetzten Maßnahmen und deren Auswir- kungen vor Ort darzustellen und bot andererseits die Möglichkeit mit Biologen, Planern, Be- hörden- und Verbandsvertretern ins Gespräch zu kommen und gezielt offene Fragen zu klä- ren. Die örtliche Bevölkerung, die Schüler und alle vor Ort aktiven Behörden- und Verbands- vertreter wurden auf diese Weise angeregt, sich ganz konkret mit der zukünftigen Entwick- lung der Ems zu befassen.

Das Fest wie auch die angebotenen Aktivitäten (4 Führungen, Gewässeruntersuchungen im LUMBRICUS in Zusammenarbeit mit der ortsansässigen Grundschule sowie für alle weiteren Interessenten, Präsentationen und Infos, Wasserorchester und Klangbild-Animationen, diverse themenbezogene Spiele etc.) stieß sowohl bei den Besuchern (überschlägig waren zeitweise bis zu 100 Besucher gleichzeitig und insgesamt ca. 300 bis 350 Besucher anwesend) als auch bei den Medien auf reges Interesse. Es gab diverse Beiträge in der örtlichen Presse und im Rundfunk und darüber hinaus erhielten die Projektmitarbeiter viel positive Resonanz in per- sönlichen Gesprächen.

Die nachfolgende Abbildung zeigt Impressionen von einem gelungenen "Workshop mit fest- lichem Charakter", der den teilnehmenden Kindern/Schülern und Erwachsenen sowie den beteiligten Büros und den Projektverantwortlichen einen informativen Austausch sowie viele neue Erkenntnisse zur Ökologie der Ems und zugleich sehr viel Spaß und Abwechslung gebo- ten hat.

Abschlussbericht März 2015 85

Page 86: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Abb. 4.31: 3. Workshop - Impressionen vom Ems-Auen-Fest Maßnahme D 7: Tagung für die Fachöffentlichkeit

Die internationale Fachtagung wurde vom 1. bis 5. Juli 2013 in Zusammenarbeit mit den drei LIFE-Projekten „Lippeaue“ (LIFE08 NAT/D/000010), „Bachtäler Arnsberger Wald“ (LIFE07 NAT/D/000214), „Möhneaue“ (LIFE08 NAT/D/000009) und eingebettet in das "Symposium for European Freshwater Sciences" (SEFS 8) durchgeführt. Veranstalter des Symposiums waren die Deutsche Gesellschaft für Limnologie (DGL) und das Institut für Evolution und Biodiversität der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Insgesamt ka- men rund 400 - 500 Teilnehmer aus fast 40 Ländern zum SEFS 8 nach Münster, um sich in 320 Vorträgen und 120 Posterpräsentationen über gewässerökologische Themen in Wissen- schaft und Praxis auszutauschen. Die Tagungssprache war Englisch.

Als "Tagung in der Tagung" wurde eine LIFE Special Session innerhalb des Symposiums unter dem Titel "LIFE for freshwater ecosystems: challenges and achievements of an EU fun- ding instrument" abgehalten. Die Session der vier LIFE-Projekte wurde durch eine eigene Farbgebung im Programmheft und besondere Hinweise am Tagungsort von den anderen regu- lären Sessions hervorgehoben. Sie fand am Dienstag, den 2. Juli, und am Donnerstag, den 4. Juli statt. Am Mittwoch, den 3. Juli, war Exkursionstag. Ergänzend wurde an einem LIFE- Informations-Stand das Informationsmaterial über die Projekte und über das Förderprogramm

Abschlussbericht März 2015 86

Page 87: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

LIFE-Natur verteilt sowie die Roll-Ups der Projekte ausgestellt. Im Rahmen der Poster- Session konnten Poster der LIFE-Projekte präsentiert werden.

In der LIFE-Session stellten die vier einladenden Projekte sich und ihre jeweiligen Maßnah- men und Ziele und die Ergebnisse der begleitenden Erhebungen zum Monitoring in jeweils 2 Vorträgen vor. Weiterhin gab es Beiträge zur Umsetzung des EU-Förderprogramms LIFE auf europäischer und deutscher Ebene und praktische Tipps für LIFE-Antragsteller. Die "LIFE- Session" wurde durch Erfahrungsberichte von weiteren LIFE-Projekten, zum Beispiel aus Irland, Spanien und Österreich, ergänzt. Vertreter des "LIFE Programme Communications Teams" stellten zudem im Rahmen eines Plenarvortrages vor allen Tagungsteilnehmern das LIFE-Förderprogramm vor.

Am Mittwoch, den 3. Juli, gab es dann konkrete Einsichten in die Maßnahmen der vier LIFE- Projekte aus NRW. Eine Exkursion führte an die Möhne und die Arnsberger Bachtäler, wäh- rend eine andere im Projektgebiet an der Ems startete und dann nachmittags weiter nach Hamm an die Lippe führte.

Insgesamt stießen die Inhalte der LIFE-Session auf reges Interesse, so dass der beabsichtigte Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis auf internationaler Ebene angestoßen wurde.

Weitere Details zur Tagung und Angaben zur Planung und Organisation sind dem 1. Fort- schrittsbericht vom 31.05.2012 zu entnehmen.

Maßnahme D 8: Presse- / Medienarbeit

Seit dem Erhalt des Förderbescheids wurden mit Unterstützung der Pressestelle der BR MS kontinuierlich zu markanten Phasen und Terminen des Projektes Pressemitteilungen heraus- gegeben. Zum Teil ging die Initiative auch von den Redaktionen aus. So wurde beispielsweise eine Doppelseite in der Wochenendausgabe des regionalen Presseorgans "Westfälischen Nachrichten" über das Projekt veröffentlicht. Große Beachtung in der Presse fanden u. a. auch öffentliche Führungen und Führungen mit internationalen Gästen sowie EU-Besuche, die Ems-Auen-Feste und die öffentliche Pflanzaktion mit den Rotariern oder die Feedback- Aktion (vgl. Maßnahme D 10).

Darüber hinaus wurden Artikel über das Life+ Projekt auch in anderen Organen wie z. B. in der "NABU-Naturzeit", in den "nua:ncen" der Natur- und Umweltschutzakademie des Landes NRW, in der Verbandszeitung des Kleingartenwesens Westfalen-Lippe oder im Jahresblick der BR MS publiziert. Auch das WDR-Fernsehen brachte in den Sendereihen "WDR- Lokalzeit Münsterland" und "Tief im Westen" mehrfach Beiträge über das Projekt. Insgesamt wurden ca. 160 Veröffentlichungen (Presseartikel, Ankündigungen, Fernsehberichte und sonstige Meldungen) geschaltet Die vorangegangenen Zwischen- und Fortschrittsberichte dokumentieren die Presse- und Medienarbeit ausführlich.

Maßnahme D 9: Wegesystem

Für das Wegesystem an der Ems wurde bereits im Planfeststellungsverfahren ein Wegekon- zept ausgearbeitet, das in Teilen eine neue Entwicklung des vorhandenen Wegesystems vor-

Abschlussbericht März 2015 87

Page 88: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

sah. Dieses inhaltlich mit den Maßnahmen des Life+ Projektes verbundene Wegesystem ist als Teil der Öffentlichkeitsarbeit zu betrachten.

Mit Blick auf die Akzeptanz des Projektes bei der örtlichen Bevölkerung wurde in Abstim- mung mit der zuständigen Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Warendorf ein schonen- des Konzept entwickelt, das im Wesentlichen den Zugang auf der Nordseite der Ems ermög- licht, während der Zugang zur Südseite weitgehend unterbunden wird. Ziel des Wegekonzepts ist es, auf der südlichen Emsseite die Besucher zum Schutz von Flora und Fauna aus den öko- logisch sensiblen Bereichen fernzuhalten und so eine beruhigte Zone zu schaffen. Im Gegen- satz dazu erhalten die Besucher auf der Nordseite einen gezielten Einblick in die naturnah umgestaltete, dynamische Emsaue. Durch die tlw. geschotterte Wegeführung sowie durch die Pfade aus Schotterrasen im ortsnahen Bereich können die neu geschaffenen Elemente wie Stillwasserbereiche, Grünland, Auenwald und dynamische Flussufer als typische Bestandteile einer naturnahen Auenlandschaft aktiv für die Bewohner und Besucher des Gebietes erlebbar gemacht werden.

Der unter Abb. 4.27 dargestellte und mit entsprechenden QR-Codes versehene Wegeplan gibt die schonende Wegeführung durch das Projektgebiet wieder (vgl. hierzu auch den 2. Fort- schrittsbericht vom 30.09.2013). Der Plan wurde ebenso wie die, als externe Bauleistung er- brachte Herstellung der Wegeverbindung antragsgemäß außerhalb des Life+ Budgets finan- ziert. Aufgrund der planerischen Bedeutung blieb diese Maßnahme (D 9) trotz der externen Finanzierung inhaltlich im Antrag enthalten.

Maßnahme D 10: Notiztafel ("Schwarzes Brett")

Zur Verteilung der Auen-Post-Nachrichten und der Projektflyer wurden drei Informationskäs- ten, die sich an den stark frequentierten Hauptzugängen zum Projektgebiet befinden (Info- punkt, Zugang Schützenhalle und Lonnbrücke) installiert (vgl. Abb. 4.29). Die über die Auen- Post verbreiteten Informationen zum Projektablauf wurden während der gesamten Projekt- laufzeit gut angenommen, ein Indiz für das große Interesse der Bevölkerung am Life+ Pro- jekt. Um zusätzlich zum Informationsfluss auch den gegenseitigen Austausch zwischen Be- völkerung und Projektleitung zu fördern, war ursprünglich ein "Schwarzes Brett" mit "Kum- merkasten" angedacht. Da im Laufe der Zeit gelegentlich kleinere, mutwillige Beschädigun- gen (z. B. Kratzer und Aufkleber) oder der Missbrauch der Kästen für "Fremdwerbung" zu verzeichnen waren und um den Arbeitsaufwand zu minimieren, den die Betreuung der Notitz- tafel mit sich gebracht hätte, wurde es als sinnvoll erachtet, die "Angriffsfläche" für mögli- chen Vandalismus zu minimieren und auf das "Schwarze Brett" zu verzichten. Der Zweck dieses "Schwarzen Brettes" - der gegenseitige Austausch - wurde durch die folgenden Maß- nahmen umgesetzt.

Auf der Website wurde ein Gästebuch installiert, in welchem dem Projektteam Anmerkungen, Lob und Kritik etc. mitgeteilt werden können (s. Maßnahme D 2). Des Weiteren wurde eine Feedback-Aktion mit Antwortkarten umgesetzt, um ein Meinungsbild der betroffenen und interessierten Bürger einzuholen. Das Projektteam entwarf eine Umfrage-Postkarte (Abb. 4.32), die im April 2013 nach einer Ankündigung in der Presse in den Haushalten in den an- liegenden Dörfern Einen und Müssingen verteilt wurde. Außerdem lag die Karte an verschie- denen zentralen Stellen aus, wie z. B. in den Projekt-Infokästen, im Supermarkt, in Gaststät-

Abschlussbericht März 2015 88

Page 89: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

ten und bei der Sparkasse. Die Teilnehmer der Umfrage konnten diese kostenfrei zurückschi- cken. Die Kosten für Satzerstellung, Druck und Porto übernahm die BR MS.

Auf der Feedback-Karte im EASK-Design waren vier Fragen formuliert, die die Teilnehmer beantworten sollten. Außerdem war Platz für freien Text vorhanden, um den Teilnehmern die Möglichkeit zur freien Meinungsäußerung zu geben. Mit einem Rücklauf von 19 % bei 1.200 ausgegebenen Karten war die Umfrage sehr erfolgreich. Die Mitteilungen im "Freitext-Feld" waren teilweise sehr ausführlich. Es wurden viele verschiedene Gesichtspunkte angemerkt, gewünscht, kritisiert oder gelobt. Den meisten Teilnehmern gefielen die Veränderungen, die in der Emsaue angestoßen wurden. Viele wünschten sich eine Fortsetzung entlang der Ems. Für negative Äußerungen sorgten z. B. die Störungen durch freilaufende Hunde oder die Pro- jektkosten, die einige Teilnehmer lieber in sozialen Projekten investiert sähen.

Weitere Infos zu den Feedback-Karten und der Ergebnisauswertung finden sich in der nach- folgenden Abbildung sowie im 2. Fortschrittsbericht vom 30.09.2012.

Abschlussbericht März 2015 89

Page 90: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Abb. 4.32: Feedback-Karten-Aktion Gestaltung der Karten und Ergebnis der Befragungsaktion

Ergänzende Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit bzw. zum Wissenstransfer

Vom Projektteam des Life+ Projektes wurden weitere Bemühungen unternommen, um den Bekanntheitsgrad des Life+ Projektes zu steigern und dieses positiv ins Bewusstsein der brei- ten Öffentlichkeit zu rücken. Nachfolgend eine kurze Beschreibung der einzelnen Maßnah- men, die insbesondere im Zwischenbericht vom 31.01.2011 und im 2. Fortschrittsbericht vom 30.09.2013 bereits ausführlich dokumentiert wurden.

Ein Fest als Auftaktveranstaltung

Als nachhaltig wirksame Maßnahme der Öffentlichkeitsarbeit, fand am 30. Oktober 2010 ein erstes Ems-Auen-Fest als Auftaktveranstaltung auf dem Schützenplatz in Einen-Müssingen statt. Der Platz liegt am Ortsrand von Einen in unmittelbarer Nähe zu einem der beiden ersten Bauabschnitte. Als ein Bestandteil des Festes konnten somit fachkundige Führungen ins Pro- jektgebiet stattfinden. Darüber hinaus gab es ein breites Spektrum an Aktionen und Spielen für Kinder und Jugendliche. Das Fest fand bei den etwa 400 Besuchern und in der Presse sehr großen Anklang. Die Werbung und gesamte Außenwirkung des Festes trug zusätzlich zur Steigerung des Bekanntheitsgrades des Life+ Projektes bei. Weitere Ausführungen und Bilder zum ersten Ems-Auen-Fest bzw. zur Auftaktveranstaltung finden sich in den Ausführungen des Zwischenberichts vom 31.01.2011.

Vorträge über die Entwicklungen in der Emsaue

Um das Life+ Projekt und die Monitoringergebnisse der Öffentlichkeit vorzustellen, hielten die Projektmitarbeiter auf Anfrage ca. 27 Vorträge z. B. im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), auf unterschiedlichen Seminaren der Na- tur- und Umweltschutzakademie NRW (NUA), bei diversen anderen Veranstaltern, sowie bei den verschiedensten Vereinen und Gruppierungen. Die Vorträge mit Titeln wie "Von der Idee

Abschlussbericht März 2015 90

Page 91: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

zur Großbaustelle – Erfolgsfaktoren bei der Renaturierung der Ems in Einen" oder "Messbare Erfolge nach nur 3 Jahren? Eine Zwischenbilanz des Monitorings im LIFE+ Projekt „Ems bei Einen“ wurde auch in Kombination mit den Mitarbeitern des Monitoring-Büros dargestellt.

Tab. 4.8: Übersicht über die Projektpräsentation im Rahmen von Vorträgen*

Nr. Titel Datum Zielgruppe/Veranstaltung Anzahl Zuhörer

1. Aktueller Sachstandsbericht zur Entwicklung an der Ems bei Einen

17.11.2010 Kooperationssitzung Kreis Steinfurt mit Vertretern der Landwirtschaft, des Fischereiverbandes, der Naturschutzver- bände und der Kreisverwaltung

25

2. Aktueller Sachstandsbericht zur Entwicklung an der Ems bei Einen

17.11.2010 Kooperationssitzung Kreis Warendorf mit Vertretern der Landwirtschaft, des Fischereiverbandes, der Naturschutzver- bände und der Kreisverwaltung

22

3. Projektdarstellung und Vorstellung 1. Ems-Auen-Fest

16.12.2010 Dezernatsvollversammlung (Dezernat 54) der BR MS

ca. 45

4. Vorstellung der Blauen Richtli- nie am Beispiel der Ems bei Einen

01.02.2011 Fortbildungsveranstaltung im Bildungs- zentrum für Entsorgungs- und Wasser- wirtschafts GmbH

ca. 35

5. Aktueller Sachstandsbericht (siehe Ziffer 1.)

18.05.2011 Kooperationssitzung Kreis Steinfurt (siehe Ziffer 1.)

28

6. Aktuelle Sachstandsbericht (siehe Ziffer 2.)

12.05.2011 Kooperationssitzung Kreis Warendorf (siehe Ziffer 2.)

28

7. Aktueller Sachstandsbericht (siehe Ziffer 2.)

17.11.2011 Kooperationssitzung Kreis Warendorf (siehe Ziffer 2.)

35

8. Aktueller Sachstandsbericht (siehe Ziffer 1.)

28.11.2011 Kooperationssitzung Kreis Steinfurt (siehe Ziffer 1.)

36

9. Aktueller Sachstandsbericht (siehe Ziffer 1.)

22.05.2012 Kooperationssitzung Kreis Steinfurt (siehe Ziffer 1.)

25

10. Aktueller Sachstandsbericht (siehe Ziffer 2.)

24.05.2012 Kooperationssitzung Kreis Warendorf (siehe Ziffer 2.)

17

11. Freizeitdruck und Erholungsnut- zung an der Ems

31.05.2012 LIFE+Projekttreffen ca. 45

12. Aktueller Sachstandsbericht (siehe Ziffer 2.)

26.11.2012 Kooperationssitzung Kreis Warendorf (siehe Ziffer 2.)

20

13. Aktueller Sachstandsbericht (siehe Ziffer 1.)

04.12.2012 Kooperationssitzung Kreis Steinfurt (siehe Ziffer 1.)

25

14. Von der Idee zur Großbaustelle 08.06.2013 Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Teck- lenburger Land

ca. 15

15. Von der Idee zur Großbaustelle 10/11.06. 2013

Fortbildungsveranstaltung der Natur- und Umweltschutz-Akademie des Landes NRW

ca.130 16. Messbare Erfolge nach nur 3

Jahren? Zwischenbilanz des Monitorings

17. Zum Stand der Renaturierung der Ems

14.09.2013 Fortbildung Gewässerwarte, Landesfi- schereiverband Westfalen-Lippe

70

18. Stand der Projektumsetzung 11.05.2013 LIFE+Projekttreffen ca. 45 19. Aktueller Sachstandsbericht

(siehe Ziffer 1.) 25.11.2013 Kooperationssitzung Kreis Steinfurt

(siehe Ziffer 1.) 25

20. Aktueller Sachstandsbericht (siehe Ziffer 2.)

27.11.2013 Kooperationssitzung Kreis Warendorf (siehe Ziffer 2.)

19

21. Stand der Projektumsetzung und anstehende Aufgaben

28.11.2013 Sachgebietsrunde des Dezernats 54.6, inklusive Bauhofmitarbeiter

14

22. Auenentwicklung an der Ems 05.12.2013 Jahreshauptversammlung des Natur- schutzbundes des Kreises Warendorf

15

23. Vier Jahre Auenentwicklung an der Ems

16.06.2014 Landesverband der Gartenfreunde, Fach- beraterinnentagung

24

24. Auenentwicklung an der Ems 24.07.2014 Seniorenheim Warendorf ca. 40 25. Ökologische Gewässerunterhal-

tung - Eine Einführung 07.11.2014 Forum ökologische Gewässerunterhal-

tung der AG Wasser- und Bodenverbände 60

Abschlussbericht März 2015 91

Page 92: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

26. Aktueller Sachstandsbericht (siehe Ziffer 2.)

18.11.2014 Kooperationssitzung Kreis Warendorf (siehe Ziffer 2.)

20

27. Aktueller Sachstandsbericht (siehe Ziffer 1.)

25.11.2014 Kooperationssitzung Kreis Steinfurt (siehe Ziffer 1.)

24

Summe der Vorträge: ca. 27 Summe der Zuhörer: ca. 887

* Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Vorträge und Sachstandsberichte im Rahmen von D-Maßnahmen (z. B. Workshops oder der internationale Fachtagung) und Projektbesuchen der EU oder im Anschluss an Führungen durch das Projektgebiet wurden nicht in diese Liste aufgenommen.

Projektpräsentationen im Rahmen von Ausstellungen und auf Werbeträgern wie Poster, Banner, Fahnen oder Baumobjekt

Insgesamt war das Life+Projekt auf ca. 8 Ausstellungen präsent. Beispielsweise stellte das Projektteam zum Anlass "20 Jahre Life" gemeinsam mit vielen anderen nordrhein- westfälischen Life-Projekten im Foyer des Landtags NRW aus. Diese Ausstellung bzw. Prä- sentation war im November 2012 zu besichtigen. Das Projektteam entwickelte speziell für diese Ausstellung einen "Ausstellungsbaum": Eine Eiche, die aus dem Projektgebiet stammt, wurde entrindet, so dass sie an das Design des Infopunktes im Projektgebiet erinnert. Der Baum wurde mit 6 "Vorher-Nachher-Bildern" aus den Renaturierungsabschnitten bestückt, die auf dem beigefügten Wegeplan verortet waren. Wie bei allen Präsentationen; Vorträgen und Meetings kamen hier auch die im Vorlauf des 1. Ems-Auen-Festes erstellten Poster, Aus- ziehbanner (3 sogenannte Roll-Up Displays) und Life-Fahnen als Werbeträger zum Ein- satz(vgl. Abb. 4.34 und ausführliche Hinweise im Zwischenbericht). Das Projektteam präsen- tierte den Baum noch zwei weitere Male. Zum einen im Foyer der BR MS (Haupthaus, Dom- platz Münster) und zum anderen im Foyer des Dezernats 54 der BR MS (Nevinghoff, Müns- ter). Weitere Ausführungen hierzu sind im den 2. Fortschrittsbericht vom 30.09.2013 nachzu- lesen. Zum Anlass "20 Jahre Life" beteiligte sich das Projektteam außerdem am Entwurf eines Pos- ters "20 Jahre Life … auch in NRW", das federführend vom Life-Projekt "Möhneaue" entwi- ckelt wurde.

Abschlussbericht März 2015 92

Page 93: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Abb. 4.33: Präsentation des Life+ Projekts Die Emsaue im Film

Für die Website und zur Präsentation bei Projektterminen (z.B. beim Ems-Auen-Fest) wurde ein kurzer, nicht über Life finanzierter Film über das Life+ Projekt produziert. Darin hat der Zuschauer das Gefühl die Ems entlang zu fliegen (gefilmt wurde mit einem Oktokopter) und kann so - mit Hilfe der gesprochenen Erläuterungen - die Entwicklung der Ems direkt nach- vollziehen.

Werbeartikel mit Aufdruck

Zur Unterstützung der Außenwirkung des Projektes wurden verschiedene Werbeartikel, wie Schirme, Taschenlampen, Kugelschreiber oder Bleistifte, alle in einheitlichem "EU-Blau" angefertigt und bei verschiedenen Anlässen (z. B. bei Vorträgen, Präsentationen, Workshops) verteilt. Alle Artikel wurden mit den einschlägigen Logos (Ems-Auen-Schutzkonzept, Life, Natura 2000, tlw. BR MS) und der Internet-Adresse der Projekt-Website versehen. Details dazu wurden mit den Zwischen- und Fortschrittsberichten vorgelegt. Auch die von der inter- nen Druckerei der BR MS kostenneutral hergestellten Schreibblocks und mit den Logos und Adressen versehenen Schreibblocks waren beliebte Werbeartikel. Das auf allen Artikeln, Veröffentlichungen, Tafeln, Einladungen und sonstigen Medien angewendete, durch die Lo- gos und Farben bestimmte Gesamterscheinungsbild unterstützt den Wiedererkennungswert des Projektes.

Abschlussbericht März 2015 93

Page 94: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Abb. 4.34: Life-Schirmherrschaft Schirme sind beliebte Werbeartikel im häufig verregneten Münsterland

Zubehör mit Wiedererkennungswert

Für Führungen, Workshops oder sonstige Veranstaltungen zum Life+ Projekt wurden für das Projektteam und für die Helfer Namensschilder in Eigenregie und kostenneutral mit den be- kannten Logos designt. Ferner wurden für die Projektmitarbeiter und Helfer weiße T-Shirts und blaue Regenjacken mit den Emsauen- und Life-Logos bedruckt, um so die Zugehörigkeit zum Projektteam zu verdeutlichen und den Wiedererkennungswert für das Life+ Projekt zu steigern.

4.3.3 Bilanz zur Öffentlichkeitsarbeit

Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des Life+Projektes.

Tab. 4.10: Übersicht über die Life+Öffentlichkeitsarbeit

Code Maßnahmen und ergänzende Angebote

Anzahl gemäß Antrag

Anzahl Information/ Bilanz

D 1 Errichtung von Infotafeln 10 Infotafeln 9 Infotafeln 5 Wegepläne

12 Hinweisschilder 3 Baustellenschilder

(26 dauerhafte Schil- der gesamt, + 3 zwi-

schenzeitlich entfernte Baustellenschilder)

Anstelle einer weite- ren Infotafel wurden an markanten Orten und Zugängen Wege- pläne und Hinweis- schilder (Ruhezone) zur Besucherlenkung installiert.

Abschlussbericht März 2015 94

Page 95: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

D 2 Aufbau und Pflege der Projekt-Website

1 Homepage 1 Homepage www.ems-life-nrw.de

über 26.000 Zugriffe

D 3 Führungen 60 Führungen, 1.750 Teilnehmer

81 Führungen, ca. 2034 Teilnehmer

+ 21 Führungen + 284 Teilnehmer

D 4 Informationspost "Ems-Auen-Post"

10 Ausgaben, 3.000 Gesamtauflage

10 Ausgaben, 8.600 Gesamtauflage

+ 5.600 Exemplare

D 5 Projektfaltblatt 1.000 Gesamtauflage 4.200 Gesamtauflage + 3.200 Exemplare D 6 Workshops 3 Workshops,

ca. 150 Teilnehmer insgesamt

ca. 400 Teilnehmer insgesamt

(ca. 25 + 25+ 350)

Das Plus an Teilneh- mern (+ 250) basiert auf dem 3. Workshop, der in Form eines Ems-Auen-Festes zum Abschluss der Bauar- beiten ausgerichtet wurde.

D 7 Tagung Fachöffentlichkeit 80 - 100 Teilnehmer ca. 500 Teilnehmer bezogen auf die

Gesamttagung

Die exakte Teilneh- merzahl für die vorge- stellten Life-Projekte war nicht zu ermitteln.

D 8 Presse- Medienarbeit regelmäßige Präsenz ca. 180 Veröffentlichungen wie Presseartikel,

Ankündigungen o. sonstige Meldungen

(ca. 175) sowie TV- u. Rundfunkberichte

so weit bekannt (5)

D 9 Erhalt des Wegesystems (außerhalb von Life reali- siert)

200 m Fußweg (außerhalb von Life)

Etablierung u. Ergän- zung der vorhandenen

Wegeverbindungen. Zusätzlich Installation

von 2 Holzstegen u. Besucherlenkung

durch Installation von 5 Wegeplänen u. 12

Hinweisschildern (s.o.)

Entwicklung eines schonenden Wege- konzepts mit Wege- system auf der Nord- seite und Beruhigung auf der Südseite der Ems, in Absprache mit der zuständigen Landschaftsbehörde

D 10 Notitztafel ("Schwarzes Brett")

1 Notiztafel Verzicht auf Tafel, Alternativen: Infokäs- ten, Feedback-Karten- aktion und Gästebuch auf der Homepage

Ergänzende Maßnahmen Auftaktfest > 400 Besucher Fest zum Maßnah-

menbeginn, das Ab- schlussfest zum Ende der Baumaßnahmen wurde als Workshop gewertet.

Vorträge ca. 27 Vorträge mit > 880 Zuhörern

Projekt- und Ergeb- nisvorstellung auf Seminaren und Ver- sammlungen unter- schiedlicher Veran- stalter wie Universitä- ten, Umweltakade- mien etc.

Projektpräsentation auf Ausstellungen

ca. 8 Ausstellungen Landtag NRW, Foyer der BR MS, Fachta-

Abschlussbericht März 2015 95

Page 96: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

gungen, Auenfeste etc Film, 1 Film siehe Homepage Werbeartikel mit Aufdruck 108 Schirme

500 Taschenlampen 500 Kugelschreiber

2028 Bleistifte diverse Schreibblocks

Werbeträger und Zubehör mit Aufdruck wie Banner, Fahnen, Poster, Baumobjekt sowie Shirts u. Regenjacken für Pro- jektmitarbeiter/Helfer

3 Banner (Rollups) 4 Fahnen

diverse Poster 14 Shirts

14 Regenjacken Baumobjekt

(Eigenkreation)

Entwicklung/Verwendung eines Corporate Design

Anwendung auf Namenschildern, T- Shirts, Briefwechseln, Auen-Post- Nachrichten, Tafeln, Festprogrammen, Berichten etc.

Die im Antrag vorgegebenen Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit wurden mit geringfügigen Variationen bezüglich der Infotafeln (D 1) und der Notitztafel (D 10) umgesetzt. Letztendlich erschienen die alternativ durchgeführten Maßnahmen (Ersatz 1 Infotafel durch 5 Wegepläne und 7 Hinweistafeln und Ersatz der aufwändig zu pflegenden Notiztafel durch eine Feedback- aktion und Gästebuch auf der Homepage) wirkungsvoller und darum auch sinnvoller.

Die gemäß Antrag geplante Gesamtausgaben der Auen-Post-Nachrichten und der Projektflyer wurden weit überschritten, ebenso wie die Gesamtteilnehmerzahlen bei den Führungen, Workshops und bei der Fachtagung. Auch die Medienresonanz gestaltete sich positiv. Insge- samt spiegeln die Zahlen zur Öffentlichkeitsarbeit wie auch die vielfach geführten persönli- chen Gespräche das große Interesse der Bevölkerung und der Fachleute an dem Projekt wie- der.

Über die im Antrag nicht berücksichtigten, ergänzenden Maßnahmen war die EU informiert. Die Maßnahmen wurden zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt. Seitens der EU wurde mit Mail vom 19.08.2010 und in Gesprächen anlässlich des Kommissionsbesuchs am 26. und 27.03.2012 darauf hingewiesen, dass auf Drucksachen, Informationstafeln und auf der Websi- te neben dem Life-Logo auch das Natura 2000 -Logo zu berücksichtigen ist, während auf Ku- gelschreibern/Stiften aus Platzgründen ggf. auf das Natura 2000- Logo verzichtet werden kann. Diese Anweisungen wurden befolgt. Sofern Kosten für die ergänzenden Maßnahmen angefallen sind, wurden diese den D-Maßnahmen als ergänzende Maßnahmen zugeordnet.

4.4 E-Maßnahmen: Projektdurchführung, Koordination und Monitoring

Antragsgemäß umfassen die E-Maßnahmen vom Projektmanagement über die Bauüberwa- chung und das Monitoring bis hin zum Abschlussbericht und zur externen Rechnungsprüfung 11 unterschiedliche Maßnahmen, die alle fristgerecht im Projektzeitraum umgesetzt wurden. Details zur Umsetzung der Maßnahmen sowie zu den ergänzend durchgeführten Monitoring-

Abschlussbericht März 2015 96

Page 97: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

untersuchungen werden nachfolgend dargestellt. Angaben zur zeitlichen Umsetzung befinden sich im maßnahmenbezogenen Übersichtsfahrplan der Anlage 4.

4.4.1 Projektdurchführung und Koordination (Maßnahme E 1 - E 5)

Die Maßnahmen E 1 bis E 5 beziehen sich auf das Projektmanagement durch die BRMS und auf die örtliche Bauüberwachung. Ziel dieser Maßnahmen ist die geordnete und fristgerechte Umsetzung der Maßnahmen zum Naturraummanagement (C- Maßnahmen), zur Öffentlich- keitsarbeit (D-Maßnahmen) sowie zum Monitoring und zum Berichtswesen (E 6 - E 11).

Maßnahme E 1: Projektmanagement - Projektpersonal und Aufgaben

Das Projektmanagement wurde von der BR MS als alleinigem Projektträger wahrgenommen, wobei für die Verwaltung und Verantwortung sämtlicher Abläufe im Wesentlichen die spezi- ell für das Life+ Projekt eingerichtete Projektleitung in Zusammenarbeit mit weiteren Mitar- beitern der BR MS zuständig war. Es kamen hier mit der Übernahme der Controllingfunktio- nen erfahrene Behördenmitarbeiter des für die Ems zuständigen Sachgebiets 54.6 zum Ein- satz. Die Projektleitung oblag einer für das Life+ eingerichteten Projektleiterstelle. Weitere Details zum Projektmanagement finden sich auch in den Ausführungen zum allgemeinen Pro- jektmanagement unter Ziffer 3.1. und im Finanzbericht unter Ziff. 6.1..

Die Projektleitung hat jeweils in enger Kooperation mit dem Projektcontrolling (Dez. 54.6) im Wesentlichen die nachfolgend aufgeführten Aufgaben wahrgenommen, wobei die Leis- tungen des Controllings antragsgemäß ohne Kostenansatz von der BR MS geliefert wurde.

• Mitwirkung bei der Auftragsvergabe externer Leistungen und projektbezogenen Leistun-

gen außerhalb der Life+ Finanzierung • Oberbauleitung für die Maßnahmenumsetzung (vgl. auch nachfolgenden Absatz zur "Bau-

überwachung") • ständige Kostenkontrolle, Rechnungsprüfung und -anweisung • Abstimmung und Kontrolle des Monitoringprogramms • Öffentlichkeitsarbeit (z. B. Führungen, Koordination der Erstellung von Faltblättern oder

Infotafeln, inhaltliche Bearbeitung von Infopost und Website, Workshop- und Tagungs- vorbereitung, allgemeine Presse- und Medienarbeit, Kontaktpflege und Kommunikation mit der örtlichen Bevölkerung)

• Berichtswesen • Kommunikation mit der EU, dem Monitoringteam von Astrale GEIE/Particip, dem Lan-

desministerium des Landes NRW, dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und anderen Behörden.

• Kontaktpflege und fachlicher Austausch mit der Projektleitung anderer Life-Projekte In den Phasen der konkreten Umsetzung der Baumaßnahmen waren in der Regel die Projekt- leiterin und ein Vertreter des Dez. 54.6 zur Überwachung der Bauarbeiten und als Hauptan- sprechpartner für externe Anliegen und Fragen vor Ort präsent. In der Zeit, in der die Funkti- on der Projektleitung durch zwei Halbtagskräfte wahrgenommen wurde, war Eine schwer- punktmäßig für die öffentliche Projektdarstellung zuständig während die zweite Projektleite- rin in Zusammenarbeit mit dem Dez.54.6 und dem externen Ingenieurbüro Vollmer vorrangig

Abschlussbericht März 2015 97

Page 98: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

mit der Baustellenabwicklung und Kontrollaufgaben befasst war (vgl. auch nachfolgende An- gaben zur "Bauüberwachung"). Erforderliche Rücksprachen im Projektteam waren durch die räumliche Nähe der Arbeitsplätze im Gebäude der BR MS in Münster jederzeit problemlos möglich. Ein umfassender Informations- und Meinungsaustauch wurde, wie unter Ziffer 3.1 bereits erwähnt, zusätzlich durch regelmäßige, wöchentliche Besprechungsrunden sicherge- stellt.

Als Projektberichte wurden folgende Berichte abgegeben:

• Anfangsbericht (30.09.2010) • Zwischenbericht (30.01.2011) • 1. Fortschrittsbericht (31.05.2012) • 2. Fortschrittsbericht (30.09.2013) • Abschlussbericht im I. Quartal 2015

inklusive - Endbericht zum Monitoring - Laienbericht - After-Life-Conservation-Plan (inkl. Hinweise zur Öffentlichkeitsarbeit) - Bericht des externen Wirtschaftsprüfers

Der Änderung des im Antrag vorgesehen Zeitplans der Berichterstattung wurde mit Schreiben vom 08.10.2010 (ENV/E3/FV/nk ARES (2010) 681125 bzw. 462689) zugestimmt.

Ein Projekthandbuch zur Dokumentation des Projektverlaufs (im Antrag unter E 1 aufgeführt) wurde nicht geführt. Anlässlich eines Kommissionsbesuchs am 26. und 27. 03 2012 wurde seitens der EU und BMUB-Vertreter befunden, dass keinerlei Bedenken gegen das Projekt- management und den ordnungsgemäßen Projektablauf bestehen und dementsprechend kein Projekthandbuch geführt werden muss. Die vorgelegten und positiv bewerteten Berichte und anberaumten Ortstermine ließen keinerlei Mängel bezüglich Projektmanagement und -ablauf erkennen. Darüber hinaus erleichterte die Tatsache, dass die gesamte Projektorganisation aus- schließlich in der Hand des Zuwendungsempfängers liegt, die Organisation und den Projekt- ablauf. Dies alles führte zu der Meinung der EU- und BMUB-Vertreter, dass auf die Führung eines Projekthandbuchs verzichtet werden kann. Dies wurde mit Schreiben der EU- Kommission vom 23.07. 2012 (ENV/E3/RH/BR/em ARES (2012) 891768) bestätigt.

Studentische Praktikanten und ergänzende Studienarbeiten

Im Rahmen des Life+ Projekts ist es zu verschiedenen Kooperationen mit Universitäten und Fachhochschulen gekommen. Studenten der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der Hochschule Osnabrück und der Hochschule Ostwestfalen Lippe aber auch Inspektoren- anwärter der BRMS und einige Schüler haben sich in spezielle, das Projekt betreffende Frage- stellungen eingearbeitet. Dabei wurden insbesondere die im Dezernat tätigen, studentischen Praktikanten und die angehenden Inspektoren von den Projektmitarbeitern angeleitet und be- treut. Die intensive Beschäftigung mit der Thematik und der gegenseitige Wissenstransfer und führten auch für das Life+ Projekt zu verwertbaren Ergebnissen. Die betreuten Studienarbei- ten wurden bereits im 2. Fortschrittsbericht vom 30.09.2013 aufgelistet. Zu den über einen längeren Zeitraum im Projekt aktiven Praktikanten wird nachfolgend ein kurzer Überblick gegeben.

Abschlussbericht März 2015 98

Page 99: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Praktikant: war im April 2010 schwerpunktmäßig mit Unterhaltungs- und Renaturierungsar- beiten an der Ems befasst und hat ferner für die Internetseite des Life+ Projekts einen Bericht plus Fotodokumentation über die Uferschwalben im ersten Bauabschnitt erstellt.

Studentischer Praktikant (Studiengang Landespflege der Hochschule Osnabrück): hat sich in der Zeit von April bis August 2012 intensiv mit der Erfassung der Weich- und Hartholzauen- flächen beschäftigt. Die Ergebnisse seiner Recherche wurden bei der Umsetzung der Initial- pflanzungen berücksichtigt.

Studentischer Praktikant (Studiengang Landschaftsökologie der Westfälischen Wilhelms- Universität Münster): hat das Projektteam von Juni bis Juli 2013 u. a. bei der Organisation der Internationalen Fachtagung und bei der Pflege des Internetauftritts unterstützt. Bachelorarbeit: über die Ems bei Einen.

Inspektorenanwärterin der BR MS: war im Juli 2014 mit Vorarbeiten zur Erstellung eines Pflege- und Entwicklungsplans (After-Life-Conservation-Plan) befasst. Die Vorlage der In- spektorenanwärterin diente zusammen mit dem im Dezernat jährlich zu erarbeitenden Ems- Unterhaltungsplan als Grundlage für den After-Life-Conservation-Plan.

Maßnahme E 2 - E 5: Örtliche Bauüberwachung

Die örtliche Bauüberwachung inklusive der Überwachung der Anlage des Wegesystems war vom Beginn bis zum Abschluss der Bauarbeiten gesichert, sowohl durch das Projektpersonal der BR MS (i. d. R. die Projektleitung und Vertreter des Dez. 54.6) als auch durch eine exter- ne Vergabe der Bauüberwachung. Mit der Bauoberleitung und der örtlichen Bauüberwachung inklusive Dokumentation wurde das Ingenieurbüro Vollmer aus Geseke beauftragt, das auch für die außerhalb der Life+ Förderung finanzierte Ausführungsplanung sowie für die Vorbe- reitung und Mitwirkung bei der Vergabe und für die notwendigen Vermessungsarbeiten zu- ständig war. Die Überwachung durch das Büro Vollmer beinhaltete die im Life+ Antrag ge- forderten Leistungen. In enger Absprache mit dem Projektmanagement der BR MS haben die Mitarbeiter des Büros die technischen Arbeiten überwacht und die landschaftspflegeri- sche/ökologische Bauüberwachung wahrgenommen. Durch regelmäßige und bedarfsabhängi- ge, ggf. auch spontane Ortstermine und Rücksprachen zwischen den Mitarbeitern des Büros und den Mitarbeitern der Projektleitung wurde die fachgerechte technische, ökologische und wirtschaftliche Maßnahmenumsetzung sichergestellt. Die Funktionsfähigkeit der Anlagenteile und der Gesamtanlage wurde darüber hinaus auch durch die behördliche Abnahme bestätigt. In Fragen ökologischer Besonderheiten des Bauvorhabens und bei ökologisch sensiblen Bau- zeiten wurde zusätzlich die zuständige Landschaftsbehörde des Kreises Warendorf eingebun- den, ebenso wie bei der Besucherlenkung und der Etablierung des Wegekonzepts (vgl. Anga- ben zur Maßnahme D 9, Ziffer 4.3.2)

An der Umsetzung der baulichen Maßnahmen waren zwei externe Baufirmen aus Greven- Reckenfeld und Warendorf-Müssingen beteiligt, während die sukzessionsabhängigen, wie- derkehrenden Maßnahmen die Bauhofmitarbeiter der BR MS, d. h. durch den Maßnahmen- träger selbst durchgeführt wurden. Die fachliche und persönliche Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten war auch hinsichtlich der Bauüberwachung engagiert und vertrauensvoll. Kurzfristige, spontane Reaktionen und konzertierte Aktionen z. B. in Bezug auf unvorherge-

Abschlussbericht März 2015 99

Page 100: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

sehene Witterungsverhältnisse, Beschaffung von Totholz, Baggerunfall etc. waren jederzeit möglich.

4.4.2 Monitoring (Maßnahme E 6 - E 8)

Das von der BR MS koordinierte und extern vergebene Monitoring wurde durchgeführt, um messbare Ergebnisse der Entwicklung und Wirksamkeit der vor Ort umgesetzten Maßnahmen sowie Hinweise für eine fachlich optimierte Planung künftiger Vorhaben zu erlangen. Das Monitoring wurde an die NZO GmbH vergeben, welche ihrerseits mit der NABU- Naturschutzstation Münsterland und dem Ingenieurbüro Vollmer zusammenarbeitete.

Die Wirksamkeit der Maßnahmen wurde in einem umfangreichen Monitoring erfasst, wobei die Untersuchungen jeweils nach nationalen Erfassungsstandards durchgeführt wurden. Dabei wurden neben den eigentlichen Lebensraumtypen und Zielarten auch weitere Faunengruppen untersucht, um die Wirksamkeit der Maßnahmen auf die Gesamtzoozönose darzustellen. Die hydromorphologischen Untersuchungen erlaubten eine direkte, quantifizierte Überprüfung der hydromorphologischen Veränderungen und die umfassende Fotodokumentation des Land- schaftsbildes gab die Entwicklungen vor Ort ebenfalls sehr direkt wieder. Nachfolgend wer- den konkrete Hinweise zur Durchführung des Monitoring gegeben und die Monitoringergeb- nisse zusammenfassend erläutert.

4.4.2.1 Hinweise zur Durchführung des Monitorings

Aufgrund fachlicher Überlegungen sind sowohl der Umsetzungszeitplan als auch das Monito- ringprogramm modifiziert worden (vgl. hierzu Tab.: 4.11). Der beantragte Untersuchungs- rahmen blieb dabei gewährleistet. Antragsgemäß beinhaltete das Monitoring die Erfassung der Grundlagendaten (Fotodokumentation des Landschaftsbildes durch Bodenfotos und Luft- bilder) sowie die Erfassung der biologischen Parameter (Makrozoobenthos, Fischfauna, Avifauna, Reptilien, Amphibien, Vegetationsaufnahmen, Biotoptypen) und der hydromorpho- logischen Parameter (Strukturgütekartierung, Darstellung der Quer- und Längsprofile und des Gewässerverlaufs) in allen 3 Bauabschnitten. Darüber hinaus ermöglichten 6 zusätzlich auf- genommene Referenzstrecken ober- und unterhalb des Projektgebietes und das Monitoring im Bereich der Lonnbrücke (Renaturierung außerhalb und zeitlich vor dem Life+ Projekt) Daten- vergleiche vor, während und nach der Durchführung der Umbaumaßnahmen. Die rund um die Lonnbrücke erfassten Monitoringergebnisse wurden - trotz der Finanzierung außerhalb der Life+ Förderung - ergänzend in die Evaluation und Darstellung der ökologischen Erfolge ein- bezogen, da dies Datenvergleiche über einen längeren Entwicklungszeitraum ermöglichte. (Vgl. hierzu auch die Ziff. 4.5). Mit den Makrophyten, Stechimmen und Libellen wurden be- sonders lebensraumtypische Indikatoren zusätzlich erfasst und zur Evaluation herangezogen. Insbesondere die Erfassung der Makrophytenflora war zur Beurteilung des Lebensraumtyps 3260 " Fließgewässer mit Unterwasservegetation" unerlässlich. Die zusammenfassende Be- trachtung der Bauabschnitte über den gesamten Zeitraum war in der Bearbeitung und Ergeb- nisauswertung effizienter als die geplante bauabschnittsweise Bearbeitung. Sie fügt sich dar- über hinaus nach Projektabschluss nahtlos in den Zeitrahmen der landesüblichen Monitoring- programme ein.

Abschlussbericht März 2015 100

Page 101: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Anlässlich des Kommissionsbesuchs am 26./27.03.2012 stießen das erweiterte Monitoring- programm und der geänderte Ablauf bei den EU- und BMUB-Vertretern auf Zustimmung. Die Untersuchung zusätzlicher Referenzstrecken und zusätzlicher Parameter sowie die umfas- sende Betrachtung der gesamten Renaturierungsstrecke anstatt der beantragten kleinräumigen, abschnittsweisen Untersuchung einzelner Bauabschnitte wurde als fachlich sinnvoll erachtet, zumal die Mehrkosten, die für das Monitoring im Bereich der 2009 realisierten Renaturie- rungsmaßnahme rund um die Lonnbrücke entstanden sind, vom Land NRW finanziert wur- den. Da diese, mittels separater Auftragsvergabe und separater Rechnungsstellung ermittelten Mehrkosten durch Eigenmittel des Landes NRW abgedeckt wurden, die zusätzlichen Kartie- rungsergebnisse aber gleichzeitig für die Beurteilung der Projekterfolge von Bedeutung wa- ren, erschien die Modifizierung des Monitoringprogramms den EU- und BMUB-Vertretern sinnvoll und akzeptabel.

Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über das modifizierte Monitoringprogramm. durch separate Auftragsvergabe und separate Rechnungstellung ermittelten Mehrkosten,

Abschlussbericht März 2015 101

Page 102: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08 NAT/D/000008 "Em

s - Dynamik und Habitate"

Tab. 4.11: Ü

bersicht über das Monitoringprogram

m

Abschlussbericht März 2015

102

MONITORING innerhalb

der Projektflächen

ACTION E.6 lt. Antrag: Monitoring Abschnitt 1

ACTION C.1, C.2, C.3, C.4, C.5, C.6, C.7, C.8, C.9, C.10, C.11, C.12, C.13, C.14

ACTION E.7 lt. Antrag: Monitoring Abschnitt 2

ACTION C.15, C.16, C.17, C.18, C.19, C.20, C.21, C.22, C.23, C.24, C.25, C.26, C.27

ACTION E.8 lt. Antrag: Monitoring Abschnitt 3

ACTION C.28, C.29, C.30, C31, C.32

Einh

eit l

t. An

trag

+

Einh

eit l

t. An

trag

+

g + 2011 2012 2013 2014 g + 2011 2012 2013 2014 g + 2011 2012 2013 2014

Größ

e bz

w. A

nzah

l lt. A

ntra

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g du

rchg

efüh

rt

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g dur

chge

führ

t

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g dur

chge

führ

t

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g dur

chge

führ

t

Größ

e bz

w. A

nzah

l lt. A

ntra

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g du

rchg

efüh

rt

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g dur

chge

führ

t

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g dur

chge

führ

t

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g dur

chge

führ

t

Größ

e bz

w. A

nzah

l lt. A

ntra

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g du

rchg

efüh

rt

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g dur

chge

führ

t

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g dur

chge

führ

t

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g dur

chge

führ

t

Grundlagendaten Fotodokumentation 100 m 22 * X * X * X * X 15 X * X * X * X 10 X * X * X Senkrecht-Luftbilder 1 pauschal 1 * X X X * X 1 X * X X X 1 X * X X Biologische Parameter Makrozoobenthos 1 2 P-Stelle; 2xJahr 4 * X * X 4 X * X 2 X * X Fischfauna 1 1 P-Stelle; 2xJahr 2 * X * X 2 X * X 2 X * X Avifauna 1 4 Begehungen 4 * X (X) (X) * X 4 X * (X) (X) X 4 X * (X) X Reptilien 1 4 Begehungen 4 * X * X 4 X * X 0 X * X Amphibien 1 4 Begehungen 4 * X * X 4 X * X 0 X * X Vegetationsaufnahmen 1 6 Probestellen 6 * X (X) * X 6 X * (X) X 4 X * X Biotoptypen Aue und Ufer 1 ha 80 * X * X 65 X * X 35 X * X Makrophyten X X X X X X Stechimmen X ** X ** X ** Libellen X X X X Hydromorphologische Parameter Gewässerstrukturgütekatierung 100 m 22 * X * X 15 X * X 10 X * X Aufnahme von Querprofilen 1 QP 30 * X X * X 25 X * X X 10 X * X Darstellung des Längsprofils 100 m 30 * X X * X 25 X * X X 10 X * X Darstellung des Gewässerverlaufs 100 m 20 * X X * X 15 X * X X 10 X * X Zwischenbericht 1 1 * X X X * X 1 X * X X X 1 X * X X Endbericht 1 1 * X 1 * X 1 * X

Hinweise: (x) anteilig (bezüglich der Arten) + Einheiten/Größe/Anzahl wurden im Rahmen der konkreten

Untersuchungen an die örtlichen Gegebenheiten angepasst ** witterungsbedingter Ausfall der Stechimmenpopulationen rot markiert zusätzliche Parameter und Monitoringabschnitte

Page 103: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08 NAT/D/000008 "Em

s - Dynamik und Habitate"

Das M

onitoringprogramm

erstreckte sich in den Jahren 2011/2014 über alle drei Abschnitte

(komplettes Projektgebiet) und über alle Param

eter. In den Jahren 2012/2013 erfolgte das M

onitoring in Abhängigkeit vom

Baufortschritt. Dabei w

urden ausgewählte Param

eter antei- lig erfasst.

Das im

Jahr 2011 durchgeführte Monitoring w

urde durch eine Stechimm

enkartierung im

Frühjahr 2012 ergänzt. Der entsprechende Ergebnisbericht von A

pril 2012 umfasst alle bean-

tragten und oben genannten Grundlagendaten und Param

eter inklusive der Ergänzungen.

Abschlussbericht März 2015

103

MONITORING außerhalb

der Projektflächen

Lonnbrücke (2009/vor Life)

Referenstrecken

Einh

eit +

Ei

nhei

t +

Größ

e bz

w. A

nzah

l +

2011 2012 2013 2014

Größ

e bz

w. A

nzah

l +

2011 2012 2013 2014

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g du

rchg

efüh

rt

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g dur

chge

führ

t

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g dur

chge

führ

t

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g dur

chge

führ

t

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g du

rchg

efüh

rt

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g dur

chge

führ

t

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g dur

chge

führ

t

Mon

itorin

g lt.

Ant

rag

Mon

itorin

g dur

chge

führ

t

Grundlagendaten Fotodokumentation m X X X X Senkrecht-Luftbilder pauschal X X X X Biologische Parameter Makrozoobenthos 2 P-Stelle; 2xJahr X X X X Fischfauna 1 P-Stelle; 2xJahr X X X X Avifauna 4 Begehungen X (X) (X) X Reptilien 4 Begehungen X X Amphibien 4 Begehungen X X Vegetationsaufnahmen 6 Probestellen X (X) X Biotoptypen Aue und Ufer ha X X Makrophyten X X Stechimmen X ** Libellen X Hydromorphologische Parameter Gewässerstrukturgütekatierung m X X Aufnahme von Querprofilen QP X X X Darstellung des Längsprofils m X X X Darstellung des Gewässerverlaufs m X X X Zwischenbericht X X X X X X Endbericht X X

Hinweise: (x) anteilig (bezüglich der Arten) + Einheiten/Größe/Anzahl wurden im Rahmen der konkreten

Untersuchungen an die örtlichen Gegebenheiten angepasst ** witterungsbedingter Ausfall der Stechimmenpopulationen rot markiert zusätzliche Parameter und Monitoringabschnitte

Page 104: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

In den Jahren 2012 und 2013 wurden weitere Untersuchungen im Projektgebiet beauftragt, wobei nachfolgende Aspekte - angepasst an den Baufortschritt - abgedeckt wurden: • Fotodokumentationen (Bodenfotos) im gesamten Gebiet sowie überwiegend bauab-

schnittsbezogene Senkrecht- und Schrägluftbilder • Vegetationsaufnahmen, inklusive Kontrolle bestehender Dauerflächen und bauabschnitts-

bezogener Einrichtung neuer Dauerflächen • Erfassung der Eisvogel- und Uferschwalbenbrutröhren • Echolot- und Sohlaufnahmen (nur 2012) • Erfassung der Makrophyten in Ems und Hessel (nur 2013)

Die abschließenden Berichte zu den Untersuchungen der Jahre 2012 und 2013 (Teilmonito- ring) wurden zum Beginn des Jahres 2014 fertig gestellt. Eine erste "Erfolgsauswertung" und kurze Zusammenführung aller bis dato vorgelegten Erhebungen wurde bereits dem 2. Fort- schrittsbericht beigefügt.

Im Jahr 2014 wurde erneut ein komplettes Monitoring, d. h. die Erfassung aller beantragten Grundlagendaten und Parameter inklusive Ergänzungen durchgeführt. Hinsichtlich der Erfas- sung der Stechimmen gab es jedoch im Jahr 2014 witterungsbedingte Probleme, so dass eine Kartierung nicht sinnvoll erschien und die Erfassung der Stechimmen auf Empfehlung der Gutachter abgebrochen wurde. Alle weiteren Monitoringergebnisse des Jahres 2014 wurden in einem Bericht von Dezember 2014 dargestellt. Darüber hinaus wurden alle Ergebnisse der unterschiedlichen Monitoringdurchgänge in einem Endbericht zusammengefasst, der die Ent- wicklungen von 2011 bis 2014 darstellt.

Die Fortsetzung des Monitorings erfolgt im Rahmen des landesweiten Monitorings für FFH- Gebiete. Die Entwicklung des Landschaftsbildes wird seitens der BR MS fortlaufend mit Hil- fe von Bodenfotos dokumentiert. Je nach Lage der Haushaltsmittel werden ggf. ergänzende Parameter erfasst.

4.4.2.2 Monitoringergebnisse

Das Monitoring zeigte bereits kurz nach Beginn der ersten Baumaßnahmen und im Vergleich mit den Referenzstrecken ober- und unterhalb der Baumaßnahmen deutliche, positive Aus- wirkungen der umgesetzten C-Maßnahmen. Die eigendynamische Entwicklung von Ems und Hessel setzte unmittelbar ein, die Habitatvielfalt nahm deutlich zu und auch die Auswirkun- gen auf die Ziellebensräume und Zielarten waren in kürzester Zeit wahrnehmbar. Die konkre- ten Auswirkungen wurden in folgenden Monitoringberichten zusammengetragen:

• Monitoring 2011 (komplett) → abschließender Bericht von April 2012 plus

→ separater Bericht zum Stechimmenvorkommen • Monitoring 2012 (reduziert) → abschließender Bericht von April 2014 • Monitoring 2013 (reduziert) → abschließender Bericht von Februar 2014 • Monitoring 2014 (komplett) → abschließender Bericht von Dezember 2014 • Entwicklungen 2011 - 2014 → zusammenfassender Endbericht von Dezember 2014

Bedingt durch Witterungseinflüsse, Unwägbarkeiten bei der Datenauswertung oder durch redaktionelle Abstimmungsvorgänge kam es tlw. zu einer verzögerten Vorlage der Berichte.

Abschlussbericht März 2015 104

Page 105: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Bei Bedarf, z. B. für aktuelle Vorträge und Präsentationen, wurden jedoch die benötigten Er- gebnisse vorab zu Verfügung gestellt.

Grundsätzlich dokumentieren die Berichte, dass die, durch das Projekt eingeleiteten morpho- logischen Entwicklungen in Ems und Hessel im gesamten Gebiet die typischen Strukturen sandgeprägter Tieflandflüsse aufweisen, womit die wesentlichen Voraussetzungen für die Ausbildung der gewässertypspezifischen Artengemeinschaften gegeben sind. Die Verände- rungen der Flussgeometrie, der Wechsel von Prall- und Gleitufern oder Sandbänken und Tot- holz hatten einen vielfältigen Wechsel der Strömungsrichtungen, Fließgeschwindigkeiten und Turbulenzen zur Folge. Diese Bereicherung der Gewässerstrukturen führte z. B. zu einer Le- bensraumverbesserung für die in Anhang II der FFH-Richtlinie genannten Fischarten Stein- beißer (Cobitis taenia) und Bitterling (Rhodeus amarus) sowie für das Bachneunauge (Lam- petra planeri). Entsprechende Nachweiszahlen/Bestandsdichten zur Entwicklung dieser und weiterer Zielarten wie Eisvogel (Alcedo atthis) und Uferschwalbe (Riparia riparia) finden sich in den Berichten.

Die gesteigert, strukturelle Vielfalt führte insbesondere in den aufgeweiteten Gewässerab- schnitten, auch zur Entwicklung einer gut ausgeprägten Unterwasservegetation. Besonders auffällig ist außerdem die an den flachen, sandigen Uferbereichen sowie auf den zeitweise trocken-fallenden Sandbänken umgehend einsetzende, selbständige Weichholzauenentwick- lung. Spontan haben sich hier die standorttypischen Schwarzerlen- und Weidenbestände (aus Schwarzerlen (Alnus glutinosa), Silberweide (Salix alba), Bruchweide (Salix fragilis), Korbweide (Salix viminalis), Purpurweide (Salix purpurea), Salweide (Salix caprea), Asch- oder Grau-Weide (Salix cinerea), Fahl-Weide (Salix rubens) etc.) großflächig angesiedelt. Die in diesen Arealen angelegten Dauerflächen bestätigen diese positive Entwicklung.

Ausführlichere Angaben zu den ersten ökologischen Erfolgen für die erfassten Kategorien Landschaftsbild, Hydromorphologie und für die biologischen Parameter finden sich unter Ziffer 5.2.1. Prognosen zu den nachhaltigen Auswirkungen auf den Naturraum und die ge- bietsspezifischen Arten und Habitate werden unter Ziffer 5.2.2 dargestellt.

4.4.3 Pflege- und Entwicklungsplan / After-Life-Conservation-Plan

inklusive Hinweise zur Öffentlichkeitsarbeit (Maßnahme E 9) Die Projektmaßnahmen beinhalteten überwiegend Initialmaßnahmen, die sich auch nach Pro- jektabschluss eigendynamisch weiterentwickeln. Diese Weiterentwicklung kann i. d. R. ohne besondere Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen erfolgen. Im Rahmen der für die BR MS gesetzlich verpflichtend durchzuführenden Gewässerunterhaltungsmaßnahmen werden bei regelmäßigen Kontrollgängen mögliche negative Entwicklungen zeitnah erfasst und ggfs. korrigiert. In die Flächenentwicklung wird außerhalb von notwendigen Pflegemaßnahmen grundsätzlich nicht eingegriffen, sofern von den Entwicklungen keine Privatflächen betroffen sind oder die Entwicklungen der Projektzielsetzung zuwider laufen.

Der von der BR MS aufgestellte After-Life-Conservation-Plan (Pflege- und Entwicklungs- plan) enthält ergänzende Angaben zur Fortführung der Öffentlichkeitsarbeit (auch in engli- scher Übersetzung). Sie finden den Bericht auf der Projekt-Webseite.

Abschlussbericht März 2015 105

Page 106: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

4.4.4 Allgemeinverständlicher Laienbericht / Layman´s Report (Maßnahme E 10)

Der Laienbericht informiert in einer farbig angelegten, zweisprachigen Broschüre die an Na- tur- und Gewässerschutz interessierten Laien über die Hintergründe, Ziele und Maßnahmen des Projekts. Ansprechend und gut lesbar aufgemacht geht der Bericht auf das Förderpro- gramm LIFE+Natur und auf die charakteristischen Merkmale des Projekts ein. Kurze Be- schreibungen erläutern die Projektziele sowie die baulichen und öffentlichkeitswirksamen Aktionen. Zahlreiche Fotos illustrieren die durchgeführten Maßnahmen und die sich abzeich- nenden Erfolge des Projekts.

Die Broschüre wurde nach Drucklegung (Auflagenstärke 500) auch auf der Projekt-Webseite als pdf zum Download angeboten. Der Druck erfolgte in der Druckerei der BR MS.

4.4.5 Externe Rechnungsprüfung (Maßnahme E 11)

Die externe Rechnungsprüfung wurde von dem Unternehmen "König Wirtschaftsprüfung GmbH", Spliestraße 54, 48231 Warendorf vorgenommen. Die Registriernummer des Unter- nehmens bei der Wirtschaftsprüferkammer Berlin lautet 150942101. Die Prüfung ergab keine Beanstandungen.

4.5 Maßnahmen außerhalb der Life+ Förderung

Der Grunderwerb und sämtliche Vorplanungen und Genehmigungsverfahren erfolgten vor bzw. außerhalb des Life+Projkets, ebenso wie die Emsrenaturierung im Bereich der Lonnbrü- cke. Darüber hinaus ist grundsätzlich zu bedenken, dass vor und während der Projektlaufzeit die festangestellten Mitarbeiter der BR MS bei Bedarf immer wieder Leistungen erbrachten, die nicht in Rechnung gestellt sondern komplett vom Land NRW getragen wurden, ebenso wie die Reisekosten (vgl. Ziffer 6.1).

Trotz intensiver und umfassender Planungen ergaben sich während der Durchführung der geplanten Maßnahmen mehrfach Gelegenheiten zur Ergänzung und Verbesserung im Sinne der Projektzielsetzung. Diese wurden - i. d. R. nach Rücksprache mit der zuständigen unteren Landschaftsbehörde des Kreises Warendorf - wahrgenommen, sofern die zusätzliche Finan- zierung über den Landeshaushalt des Landes NRW gesichert war. Somit konnten verschiede- ne außerordentliche Maßnahmen im Projektgebiet durchgeführt werden, die zwar in engem Zusammenhang mit dem Life+ Projekt standen, jedoch nicht aus dem Life+ Budget finanziert wurden. Nachfolgend werden einige dieser Maßnahmen näher erläutert:

Beispielsweise wurden außerplanmäßige Maßnahmen zur Besucherlenkung (Wegesperren, Hinweisschilder etc.) ergriffen und zwei zusätzliche Stege vom Land finanziert, um die Durchgängigkeit der Wegeverbindungen auf der nördlichen Emsseite sicher zu stellen. Im Verlauf der Planungen für das Life+ Projekt erhielten die Anwohner die Zusicherung, dass am Nordufer der Ems bei Einen ein durchgängiger Spazierpfad erhalten bleiben würde. Aus die- sem Grund wurden zunächst am Altgewässer Nr. 14 (Altarm im westlichen Projektgebiet) und später am Altgewässer Nr. 10 (Lienkolk), welche offen an die Ems angeschlossen wurden (s. Maßnahmen C 2 u. C 22), Stege zur Überquerung der Seitengewässer gebaut. Der im Planver- fahren zugesicherte Status-Quo für die Erholung suchenden Fußgänger war damit gesichert. Ein ganz wesentlicher Schritt zur Akzeptanzförderung!

Abschlussbericht März 2015 106

Page 107: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Zur Förderung der Akzeptanz und des Bekanntheitsgrades wurde außerdem eine Hochwas- sermarke in Form einer Stele (Skulptur) entwickelt und in der Nähe des Infopunktes aufge- stellt. Sie ermöglicht es den Besuchern, auch mit Hilfe des eigens aufgestellten Fernglases, den aktuell beobachteten Wasserstand ins Verhältnis zu den angezeigten Hoch- und Niedrig- wassermarken zu setzen. Darüber hinaus spiegelt sich in der Stele auch das speziell für die Ems-Aue entwickelte Logo des Ems-Auen-Schutzkonzeptes wieder, das auch im Rahmen des Life+Projekts häufig Verwendung fand. Diese vom Land NRW finanzierte Aktion dient der Attraktivitätssteigerung und erhöht dauerhaft die Anziehungskraft des Projektgebietes.

Abb. 4.35: Stege erleichtern die Wanderung

entlang der Ems

Abb. 4.36: Hochwasserstele am Infopunkt Weiterhin profitiert das Projekt von einer zuvor nicht absehbaren Gelegenheit, zusätzliche Flächen an der Ems einzutauschen und in Landeseigentum zu überführen, wodurch zwischen den Initialen C 5 und C 7 ein zusätzlicher Uferabschnitt entfesselt werden konnte (vgl. Ziff. 4.2.2, Maßnahme C 7/Planerweiterung). Mehrkosten wurden durch Eigenmittel des Landes abgedeckt.

Von besonderer Bedeutung für die Fließgewässerökologie, insbesondere für die Durchgän- gigkeit und die Artenvielfalt, ist der zusätzlich vorgenommene Umbau der Sohlabstürze in Ems und Hessel (Bereich der Hesselmündung). Hier entstanden im Rahmen der Gewässerun- terhaltung nach Maßgabe des Handbuches für Querbauwerke ("Handbuch Querbauwerke", 2005, Hrsg. MKULNV) ökologisch wirksame Sohlgleiten. Die Arbeiten an den Sohlgleiten wurden gemeinsam mit den Arbeiten für das Life+ Projekt ausgeschrieben, vergeben und durchgeführt, jedoch in der Dokumentation und Abrechnung konsequent getrennt. Die Kosten für die Optimierung der Querbauwerke wurden vollständig vom Projektträger bzw. vom Land NRW getragen.

Abschlussbericht März 2015 107

Page 108: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Abb. 4.37: Optimierung der Sohlabstürze in Ems und Hessel

Ergänzend bleibt in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass die im Jahr 2009 reali- sierte und komplett vom Land NRW finanzierte Renaturierungsmaßnahme an der Ems im Bereich der Lonnbrücke von herausragender Bedeutung für die ökologische Bilanz der ge- samten Renaturierungsstrecke ist. Das Areal schließt direkt westlich an das Life+ Projektge- biet an. Aufgrund von Verzögerungen bei der Bewilligung des beantragten Life+ Projekts, wurde seinerzeit der Bereich um die Lonnbrücke aus dem Life+ Projekt ausgegliedert und vor Beginn des Life+Projekts separat auf Kosten des Landes NRW realisiert. In das Monitoring wurde zusätzlich zur Life+ Projektfläche auch der Bereich der Lonnbrücke einbezogen. Die Kosten für das Monitoring rund um die Lonnbrücke wurden jedoch getrennt veranschlagt und abgerechnet und komplett vom Land NRW finanziert. Die rund um die Lonnbrücke erfassten Monitoringergebnisse wurden ergänzend in die Evaluation und Darstellung der ökologischen Erfolge einbezogen, da die Betrachtung dieses frühzeitig realisierten Renaturierungsabschnitts Datenvergleiche über einen längeren Entwicklungszeitraum ermöglichte (vgl. Ziff. 4.4.2.1 u. 5.0).

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über Maßnahmen, die in direktem Zusammenhang mit dem Life+Projekt stehen, aber außerhalb des Life+ Projektbudgets komplett vom Land NRW finanziert wurden. Weitere Erläuterungen zu den Maßnahmen, inklusive Fotos, bieten die seinerzeit vorgelegten Zwischen- und Fortschrittsberichte.

Abschlussbericht März 2015 108

Page 109: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Tab. 4.12: Übersicht über Maßnahmen außerhalb der Life+Finanzierung

Maßnahmen* grundsätzlich außerhalb der Life+ Finan- zierung:

Zeitraum der Durchführung; Kostenträger

Durchführung des Planfeststellungsverfahrens 2001 bis 2007; Staatl. Umweltamt/BR MS (Land NRW)

Realisierung der Baumaßnahmen westlich des Projektgebietes, inkl. Fußgängerquerung (Lonn- brücke)

2009; BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

Grunderwerb 1995 bis 2009; Staatl. Umweltamt/BR MS (Land NRW)

Beantragung des Life+ Projekts inklusive Ausfüh- rungsplanung

2010 bis 2013; BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

Entwicklung des Logos für das "Ems- Auen- Schutzkonzept", Verwendung auch im Life+Projekt

Juli 2010; BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

Wegebau (Herrichtung und Ergänzung vorhande- ner Wege gemäß Maßnahme D 9 u. a.)

Dezember 2010; BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

Maßnahmen* in Ergänzung zum Projekt:

Zeitraum der Durchführung und Kostenträger

Kosten in Euro

Ausführungsplanung, Vorbereitung und Mitwir- kung bei Vergabe, Bauoberleitung, Objektbetreu- ung einschl. örtliche Bauüberwachung BA 01.1 und 02.1 (Anmerkung: Durchführung der ökologischen Bauleitung in den ersten beiden Bauabschnitten 2010 (BA 01.1 u. 02.1) u. 2011 (BA 01.2), auf- grund von Fehlinformationen fälschlicherweise außerhalb von Life finanziert)

2010 BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

80.326,27

Ausführungsplanung, Vorbereitung und Mitwir- kung bei Vergabe, Bauoberleitung, Objektbetreu- ung einschl. örtliche Bauüberwachung BA 01.2 (Anmerkung: Durchführung der ökologischen Bauleitung in den ersten beiden Bauabschnitten 2010 (BA 01.1 u. 02.1) u. 2011 (BA 01.2), auf- grund von Fehlinformationen fälschlicherweise außerhalb von Life finanziert)

2011; BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

56.222,24

Baugrunduntersuchung BA 01.1 und BA 02.1 März/April 2010 5.870,27 BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW) 6.649,72

Herstellung und Installation Kanuten-Warnschilder Juli 2010 BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

533,12

Installation von Ferngläsern am Infopunkt und im Bereich der Lonnbrücke

August 2011; BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

4.530,71

Entwicklung und Installation einer Hochwasser- September 2011; 5.831,00 marke (Hochwasser-Stele) in der Nähe des In- BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW) 3.486,70 fopunktes 8.337,75 Planung und Vergabe von Steg (Altarm Merten) einschl. statische Bemessung

März - September 2011 BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

11.132,20

Abschlussbericht März 2015 109

Page 110: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Planung und Vergabe von Steg Nr. 10 (Lienkolk) August 2012 BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

5.227,15

Errichtung von 2 Stegen zur Querung der Gewäs- November 2011 (Nr. 14) u. 19.111,40 ser Nr. 10 (Lienkolk) u. 14 (Altarm Merten) November 2012/März 2013 (Nr. 10); 22.554,67

BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW) Planung, Vergabe, Bauleitung Parkplatzanlage gegenüber "Infopoint Einen"

April - Dezember 2011; BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

9.134,73

Herrichtung eines Parkplatzes mit 6 Stellplätzen gegenüber dem Infopunkt und Herrichten von Ab- stellmöglichkeiten für Fahrräder am Infopunkt

Dezember 2011; BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

34.479,94

Pflanzung autochthoner Baumarten und Sträucher im Bereich der Bauabschnitte 2010 (BA 0.2.1) und 2011 (BA 0.1.2)

Februar/März 2012; BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

213,60

Teilungsvermessung Januar - Juni 2012; BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

4.169,00

Ausführungsplanung, Vorbereitung und Mitwir- kung bei Vergabe einschl. Vermessung (BA 02.2 und 03)

April 2012 - Oktober 2012; BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

16.881,41

Installation von 7 Hinweisschildern "Ruhezone" März 2012 u. Juli/August 2013; 658,67 (z.B. zum Schutz der Inseln im Bereich der Initia- BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW) 97,90 le) Planung, Vergabe bis Bauleitung der Maßnahme "Ökologischer Umbau (Optimierung) von 2 Sohl- abstürzen in Ems und Hessel zur Sohlgleite (Be- reich der Hesselmündung in die Ems)"

Mai 2012 - Oktober 2012; BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

64.118,55

Baugrunduntersuchung im Bereich Sohlabstürze Ems und Hessel

März/April 2012 BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

421.26

Ökologischer Umbau (Optimierung) von 2 Sohlab- stürzen in Ems und Hessel zur Sohlgleite (Bereich der Hesselmündung in die Ems)

August 2012 - Oktober 2012; BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

398.547,08

Installation von Bänken (Sitzmöglichkeit aus prä- parierten Baumstämmen) im ortsnahen Bereich u. am Hochufer der Ems durch den Bauhof

2011/2012 u. Juli/August 2013; BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

559,30

Installation von 5 Wegeplänen (siehe hierzu auch September 2012/August 2013 ; 3.052,95 Ziff. 4.3.2 u. Abb. 4.27) BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW) 258,41

1.455,37 862,16 874,65

Herrichten eines Reitweges entlang der Hessel im Rahmen der Status-Quo-Sicherung durch den Bauhof

2012/2013; BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

Eigenleistung

Installation von Wegesperren, Ketten und Gatter, 2011/Juli/August 2013; 139,59 (z. B. die Wegesperre für Reiter am Altarm) BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW) 950.23 Installation von 5 Hinweisschildern "Sie betreten ein NSG" (an verschiedenen Zugängen zum Pro- jektgebiet)

September 2013; BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

658,67

Herrichten eines Fuß- und Radweges entlang der Velsener Straße als Beitrag zur verkehrstechni- schen Absicherung der Besucher

Dezember 2013; BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

9.322,10

Monitoring Bereich Lonnbrücke 2011/2012/2013/2014; 13.327,15 BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW) 6.899,99

4.216,37 14.306,79

Abschlussbericht März 2015 110

Page 111: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Miete Pflanzmaschine April 2013 BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

595,00

Erstellen von Storchennester (Plattform und Nisthilfen)

November 2011 Januar 2013 BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

1.895,15 300,00

Bewirtungen bei diverser Führungen und Öffent- lichkeitsarbeiten

2010 - 2014 BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

1.343,08

Summe: 818.180,81 Förderfähige Maßnahmen*, deren Rech- nungstellung außerhalb der Projektlaufzeit erfolgte

Zeitraum der Durchführung und Kostenträger

Kosten in Euro

Abrechnung Infotafel Februar 2015, BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

1.175,72

Übersetzungen (Zusammenfassung, Laienbericht, After-Life-Conservation/Communication-Plan)

Februar 2015, BR MS, Dezernat 54.6 (Land NRW)

1.381,88

Summe gesamt: 820.738,41

* Maßnahmen stehen in direktem Zusammenhang mit dem Projekt und den Projektzielen, wurden aber ausschließlich vom Land NRW finanziert.

Ergänzend zu den aufgeführten Maßnahmen wurden weitere Aktionen durch das Projekt an- gestoßen. Diesbezüglich ist z. B. die Pflanzaktion der Rotarier des Kreises Warendorf (vgl. hierzu Ziff. 4.2.2 Maßnahme C 25 oder Ziff. 5.2.4) zu nennen oder die Unterstützung bei der Installation von 3 Storchennistplätzen durch ein Energieversorgungsunternehmen (Spende der Masten und Unterstützung bei der Aufstellung).

5. Projektbewertung: Auswirkungen und Schlussfolgerungen

5.1 Bewertung der Projektdurchführung

Die nachfolgenden Ausführungen zur Bewertung der Projektdurchführungen beziehen sich auf die Umsetzung der C-, D- und E- Maßnahmen. Daran anschließend werden die direkten und indirekten Projektauswirkungen zur Diskussion gestellt.

5.1.1 Schaffung neuer Lebensräume (C-Maßnahmen)

Wesentliches Projektziel war es, durch Laufverlängerungen und die Anlage einer Sekun- däraue Initialstrukturen für die verlorene Varianz der Lebensräume in Aue und Fluss zurück- zugewinnen. Zusätzlich mussten vorhandene Nutzungen in der Aue gesichert und geschützt werden. Als ein Beispiel seien hier die schlafenden Sicherungen erwähnt. Obwohl sich seit dem Abschluss des Flurbereinigungsverfahrens etwa 1/3 des Projektgebietes im Landesbesitz befinden, mussten an insgesamt 15 Teilabschnitten, mehr oder weniger kleinräumig, Maß- nahmen zur Sicherung von nicht im Landesbesitz befindlichen Flächen oder Infrastrukturein- richtungen vorgenommen werden. Zu dieser Maßnahmengruppe können aber auch solche Aktionen hinzugerechnet werden, die erforderlich wurden, um Eigendynamik erst zu ermögli- chen. Bestehende Verwallungen wurden entfernt bzw. versetzt, um die Überflutungshäufig- keit der Aue zu erhöhen. Dort wo kein Schutz privater Flächen mehr nötig war, wurden die Ufersicherungen aufgehoben.

Abschlussbericht März 2015 111

Page 112: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Im Rahmen der Bauausführung wurden die geplanten Bauabläufe z.T. modifiziert und den Gegebenheiten angepasst. Insbesondere bei der Abfolge und der Abwicklung der einzelnen Bauabschnitte haben sich Änderungen gegenüber der ursprünglichen Planung ergeben. Den- noch konnten alle Maßnahmen erfolgreich und im vorgesehenen zeitlichen Rahmen zu Ende gebracht werden. So wurde zum Beispiel ein Bauabschnitt unterhalb der Lonnbrücke schon 2009 mit Landesmitteln begonnen, nachdem der Antrag auf LIFE+ Förderung im ersten An- lauf abgelehnt wurde. Dieser Renaturierungsabschnitt grenzt unmittelbar an das Life+Projekt an, was zu wertvollen Synergieeffekten führt. Ein weiteres Beispiel ist die Schaffung der Se- kundäraue und Laufaufweitung in Höhe der Ortslage Einen und der Straße (L 548). Diese Maßnahme (C 15) wurde vorgezogen um der Bevölkerung unmittelbar am neu geschaffenen Infopunkt zu demonstrieren wie schnell und wie umfassend die Natur die fehlenden Lebens- räume entwickelt. Daneben gab es Maßnahmen die sich durch die Regenerationsfähigkeit der Natur erübrigten und auf die in der Folge verzichtet werden konnte. Ein Beispiel sind die Ini- tialpflanzungen der Weichholzaue (C 13, C 26).

Die Förderung durch die Europäische Union mit Hilfe des Finanzierungsinstrument LIFE+ hat in erheblichem Maße zur erfolgreichen Projektumsetzung beigetragen. Die beschriebenen Maßnahmen waren für Erhalt und Entwicklung des FHH- Gebietes "Emsaue, Kreise Waren- dorf und Gütersloh/ DE-4013-301" als logische Fortsetzung der vom Land NRW bereits im Vorfeld durchgeführten Flurbereinigung und den bereits ausgeführten Baumaßnahmen im Bauabschnitt Lonnbrücke sehr bedeutsam.

Nur durch die Bündelung der Haushaltsmittel des Landes mit der Co-Finanzierung durch die EU stand ein Budget zur Verfügung, mit dem es gelang eine derartig großflächige, weiträu- mige Maßnahme an einem Stück umzusetzen. Mit ca. 4,5 Kilometern Lauflänge, in fast allen Bereichen inklusive beider Ufer und der Aue, wäre diese Baustelle aus Mitteln der Bezirksre- gierung allein kaum umsetzbar gewesen. Auf ca. 95 ha landeseigener Fläche (110 ha inklusive Bereich Lonnbrücke) kann jetzt die Eigendynamik der Ems das Flussbett und die Ufer formen und in der Aue mit Hilfe der Sukzession Lebensräume schaffen, die durch Ausbau und Land- wirtschaft weitestgehend vernichtet wurden. Insbesondere die Weichholzaue (LRT 91E0) als Prioritärer Lebensraum und die Flüsse mit Unterwasservegetation (LRT 3260) hätten sich ohne den großflächigen Ansatz nicht in derartig kurzer Zeit so positiv entwickeln können (Ziff. 5.2.1). Der Wechsel zwischen Steil- und Gleithängen mit seiner Bedeutung für den Eis- vogel (Alcedo atthis) als Art von gemeinschaftlichem Interesse und die Verbesserungen in der Flussmorphologie, die insbesondere Bachneunauge (Lampetra planeri), Groppe (Cottus gro- bio), Steinbeißer (Cobitis taenia) und Bitterling (Rhodeus amarus) zu Gute kommen, sind die Folge dieses Ansatzes.

5.1.2 Öffentlichkeitsarbeit und Informationsweitergabe (D-Maßnahmen)

Die D-Maßnahmen hatten das Ziel, durch Workshops, Faltblätter und eine Projekt-Webseite die lokalen Akteure (Stakeholder), die allgemeine, aber auch die Fachöffentlichkeit über den Projektstand und die Ziele zu informieren und auf dem Laufenden zu halten.

Beim Anschluss des Altarms im Westen des Projektgebietes (C 2) und hat sich gezeigt, dass die aus der Sicht der Projektziele wünschenswerte, offene, Anbindung mittels einer Furt, schon bei relativ niedrigen Emswasserständen mit den Zielen der Besucherlenkung (D 9) kol- lidierte. Aus Gründen der Akzeptanz, hier Spaziergänger mit trockenen Füssen, wurde aus

Abschlussbericht März 2015 112

Page 113: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Eigenmitteln der BR MS nicht nur die komplette Wegeführung gem. D 9 sondern zusätzlich auch eine Steglösung verwirklicht. Ebenso wurde die Herrichtung der Parkplätze am Info- punkt finanziert. Diese "Taktik" war erfolgreich und hat die positive Resonanz bei der örtli- chen Bevölkerung verstärkt.

Für die Maßnahme D 10 (Notiztafel) boten sich durch die Fortentwicklung der neuen Medien und die gute Pressearbeit sinnvolle Alternativen. Beginnende Vandalismusprobleme bei den Infrastruktureinrichtungen und die Möglichkeit, auf Aktuelles, Führungen und Besonderhei- ten im Projektablauf zeitnah in Presse und Internet hinzuweisen, haben das Projektteam dazu bewogen von der Aufstellung der Notiztafel Abstand zu nehmen und statt dessen ein elektro- nisches Gästebuch auf der Homepage einzurichten und eine Feedback-Kartenaktion durchzu- führen.

Auch durch die gezielte Öffentlichkeitsarbeit, die im Rahmen der Projektumsetzung geleistet wurde, hat sich in der breiten Bevölkerung die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Emsaue als Teil des Europäischen Schutzgebietssytems Natura 2000 unter besonderer Aufsicht steht, aber auch der Fürsorge bedarf. Durch insgesamt ca. 80 Führungen mit knapp über 2000 Teilneh- mern, 10 Ausgaben der Auenpost, 2 Auenfesten, Workshops und diversen Medienberichten wurde die Öffentlichkeit in einem hohen Maße erreicht. Hervorgehoben sei an dieser Stelle die Darstellung des Projektes als Mitveranstalter der SEFS-Tagung 2013 mit 500 Teilnehmern im Münster. Wissenschaftler und Verwaltungsexperten aus fast 40 Nationen hatten so die Gelegenheit sich über eine erfolgreiche Renaturierungsmaßnahme zu informieren. Durch die- se Aufmerksamkeit konnte der Focus auf die angewandten Bautechniken und innovativen Ansätze wie Initialgerinne oder Strömungslenkung mittels Totholzeinbau gelenkt werden. Dem Anspruch hinsichtlich des Demonstrationscharakters der Maßnahmen wurde so Rech- nung getragen. Als Resümee lässt sich zusammenfassen:

Ohne die LIFE+ Förderung hätten

• weder die Ansprechpartner • noch die technischen Möglichkeiten • noch die Zeit • noch ausreichende Finanzmittel

zur Verfügung gestanden, die heute für die Verankerung der Ziele und Ideen des Projektes in der Bevölkerung verantwortlich sind.

5.1.3 Örtliche Bauüberwachung und Monitoring (E-Maßnahmen)

Für den reibungslosen Ablauf der Baumaßnahmen und das begleitende Monitoring war die Vergabe der E-Maßnahmen an Dritte unabdingbar, da die Bezirksregierung hier auf externen Sachverstand angewiesen war.

Die Bauüberwachung wie auch das Monitoring wurde - mit den nötigen Anpassungen im Ab- lauf - umfassend und plangemäß durchgeführt (vgl. Ziff. 4.4.1 und 4.4.2).

Der im Rahmen der Antragsabstimmungen gewählte Kostenansatz für das Monitoring war in der Realität nicht umsetzbar. Die Kosten für den gewählten Untersuchungsrahmen überstie- gen die veranschlagten Kosten um ein Mehrfaches. Hinzu kamen weitere Kosten für die nach- träglich vom Projektteam selbst gewählte und seitens der Vertreter der EU, des BMUB und

Abschlussbericht März 2015 113

Page 114: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

des Astrale-Büros befürwortete Erweiterung des Untersuchungsrahmens durch die Erfassung der Stechimmen, Libellen und Makrophyten sowie durch die Einbeziehung von Referenzstre- cken. So wurden anstatt der im Antrag veranschlagten Mittel für die Monitoring-Fremdkosten (External assistance) von ca. 73.000,- € etwa 300.000.-€ aus Landesmitteln verausgabt. Dabei erwiesen sich vor allem die Luftbilder zur Erfassung des Landschaftsbildes, die Echolotung zur Erfassung von Quer- und Längsprofilen und die für die Evaluation besonders relevante Erfassung der Fischfauna und des Makrozoobenthos als aufwendig.

Es hat sich aber in der wissenschaftlichen Diskussion im Rahmen der internationalen und sonstiger Fachtagungen (z. B. SEFS 8-Tagung, NUA-Tagung) gezeigt, dass die Aussagen die man durch dieses umfangreiche Monitoring gewinnt notwendig sind, um Effizienz und Über- tragbarkeit der durchgeführten Maßnahmen zu evaluieren. In den Ausführungen in Ziff.5.2. wird dies deutlich werden.

5.2 Projektauswirkungen und langfristiger Nutzen für Natur und Umwelt

Die Auswirkungen der umgesetzten Maßnahmen und des gesamten Projekts sind sehr vielfäl- tig und umfassen einerseits die direkten, kurz- und langfristigen Folgen für das Landschafts- bild, die hydromorphologischen Gegebenheiten und für die auentypischen Arten und Lebens- räume. Andererseits sind auch indirekt, sozioökonomische Wirkungen sowie Synergieeffekte mit anderen Projekten zu verzeichnen.

5.2.1 Erste ökologische Erfolge als direkte Auswirkung der umgesetzten Maßnahmen

Das Monitoring zeigte bereits kurze Zeit nach Beginn der ersten Baumaßnahmen erste direkte Erfolge für die eigendynamische Entwicklung von Ems und Hessel wie auch für die Entwick- lung der Arten, insbesondere der Zielarten und der auentypischen Ziellebensräume. Ein um- fassendes Monitoring dokumentiert die Auswirkungen der umgesetzten Maßnahmen im De- tail. Aufgrund der Datenfülle werden nachfolgend ausgewählte ökologische Erfolge der um- gesetzten Maßnahmen für die erfassten Kategorien Landschaftsbild, Hydromorphologie und für die biologischen Parameter zusammenfassend dargestellt. Ausführlichere Informationen sind dem Endbericht zum Monitoring (Entwicklungen von 2011 bis 2014) zu entnehmen (Monitoringbericht siehe Projekt-Webseite). Eine zusammenfassende Übersicht bietet außer- dem Tabelle 5.2 unter Ziff. 5.2.3.

Landschaftsbild und Hydromorphologie

Die Dokumentation der Landschaftsbildentwicklung und des hydromorphologischen Monito- rings zeigt schon für den kurzen Beobachtungszeitraum von 2011 bis 2014 sehr deutlich, wie weit das ursprüngliche Ausbauprofil von Ems und Hessel verändert wurde bzw. wie weit es sich auch durch eigendynamische Entwicklung verändert hat. Als gute Beispiele können die in den nachfolgenden Bildern gezeigten Abschnitte dienen. Hier zeigt sich die intensive Ver- zahnung der Sekundäraue mit dem Fluss.

Abschlussbericht März 2015 114

Page 115: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Sekundäraue am Infopunkt, 2011 (ca. 1 Jahr nach der Baumaßnahme) ↑

Sekundäraue am Infopunkt, 2014 (ca. 4 Jahre nach der Baumaßnahme) ↑

Abb. 5.1: Bilder einer veränderten Auenlandschaft (siehe auch Abb. 4.13)

Abschlussbericht März 2015 115

Page 116: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Durch die eigendynamische Entwicklung und die Vegetationssukzession ist ein Landschafts- bild entstanden, das bereits kurz nach Beginn der Umsetzung zahlreiche Elemente einer natür- lichen Aue aufweist. Steilufer, Sandinseln, Uferrehnen, Rippelmarken mit Detritusansamm- lungen in der Sandsohle, Wasserpflanzenpolster, Geschwemmselnester, Hochstaudensäume, Weiden- und Erlengebüsche von einigen Metern Höhe und weitere Lebensräume wechseln sich in dichter Folge ab. Die Spuren der Baumaschinen verschwinden zusehends obwohl die ersten Bauabschnitte maximal seit fünf Jahren der natürlichen Sukzession unterliegen.

Abb. 5.2: Bilderserie zu einer veränderten Auenlandschaft

Abschlussbericht März 2015 116

Page 117: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Die deutlichsten Effekte zeigen sich an der Gewässersohle und den Uferböschungen. Hier hat die erosive Kraft der Strömung die Schaffung der typischen Strukturen des sandgeprägten Tieflandflusses übernommen. Vergleicht man die Ergebnisse der Gewässerstrukturgütekartie- rung von 2001 mit den Vergleichskartierungen aus den Jahren 2012 und 2014 (Anhang 16, Karte 3) fallen die Verbesserungen deutlich ins Auge. Die unterstützend durchgeführten Echolotungen bestätigen die Aussage der Gewässerstrukturgütekartierung. Durch die Varianz der Strömungsverhältnisse entsteht ein kleinräumiges Mosaik von Sediment Auf- und Ab- tragszonen, was wiederum für die ständige Verlagerung von Fließrinnen und Sand- und Schlammbänken verantwortlich ist.

Biologische Parameter: Arten

Die durch die Baumaßnahmen initiierten, morphologischen Entwicklungen in Ems und Hessel weisen inzwischen im gesamten Renaturierungsabschnitt die typischen Strukturen sand- geprägter Tieflandflüsse auf. Die wesentlichen Voraussetzungen für die Ausbildung der ge- wässertypspezifischen Artengemeinschaften sind somit gegeben. Die Veränderungen der Flussgeometrie, der Wechsel von Prall- und Gleitufern oder Sandbänken und Totholz hatten einen vielfältigen Wechsel der Strömungsrichtungen, Fließgeschwindigkeiten und Turbulen- zen zur Folge. Diese Bereicherung der Gewässerstrukturen führte z. B. zu einer Lebensraum- verbesserung für die Arten und Lebensgemeinschaften.

Die Wasserbewohner profitieren von den neu geschaffenen Strukturen natürlich sehr direkt und deutlich. Insgesamt 9 Probestrecken in der Ems und 2 in der Hessel wurden mit der Me- thodik der Elektrobefischung untersucht. Daneben wurden die Makrozoobenthos-Organismen erhoben, also die dauerhaft oder zeitweilig an das Leben im Wasser gebundenen Insekten, Krebse und weitere Vertreter. Für die Renaturierungsstrecken in Ems und Hessel konnten insgesamt 32 Fischarten erfasst werden. Eine belastbare Erfassung mit vergleichbarer Metho- dik aus der Zeit vor der Maßnahme ist nicht bekannt. Der Vergleich der Verhältnisse in den Referenzstrecken im unveränderten Emsverlauf im Ausbauzustand mit dem Maßnahmenge- biet im Life+ Projekt gibt aber einige deutliche Hinweise auf die Verbesserungen. Finden sich 2014 in den Referenzstrecken im Mittel 16 Leit- und Begleitarten und 18 Referenzarten, so erhöht sich die Zahl für die umgebaute Strecke auf 18 bzw. 22 Arten. Die Abbildungen 3.3b - e des Monitoringberichts (siehe Projekt-Webseite) zeigen, dass die Renaturierungsstre- cken im fischbasierten Klassifikationssystem "fiBS" deutlich einen guten Zustand erreichen.

Mit Ausnahme der Elritze (Phoxinus phoxinus) waren die 32 erfassten Fischarten das voll- ständige Inventar an leit- und typspezifischen Arten des Oberen Brassentyp Tiefland (Ems) bzw. des unteren Forellentyps (Hessel). Defizite zeigen sich bei den Begleitarten, außer dem gezielt durch Besatz eingebrachten Aal (Anguila anguila) fehlten alle Langdistanz- wanderfische und -neunaugen. Ebenfalls konnten die in NRW verschollenen oder selten ge- wordenen Arten wie Karausche (Carassius carassius) und Schneider (Alburnoides bipuncta- tus) nicht gefunden werden. Erfreulich der Fund der Nase (Chondrostoma nasus), auch wenn sie nur in geringen Stückzahlen nachgewiesen werden konnte. Aber auch der Hasel (Leucis- cus leuciscus), als exemplarisch für die Gilde der strömungsliebenden (rheophilen) Cyprini- den, oder die Koppe/Groppe (Cottus gobio) profitiert von der Renaturierung wie die folgende Abbildung zeigt.

Abschlussbericht März 2015 117

Page 118: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Abb. 5.3: Nachweiszahlen Hasel (Leuciscus leuciscus)

Abb. 5.4: Nachweiszahlen Koppe/Groppe (Cottus gobio)

Die FFH-relevante Zielart Steinbeißer (Cobitis taenia) profitiert ebenfalls eindrucksvoll von den Verbesserungen.

Abschlussbericht März 2015 118

Page 119: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Abb. 5.5: Nachweiszahlen Steinbeißer (Cobitis taenia) Vor allem in den teils mit Detritus überlagerten Sandbänken innerhalb der Maßnahmenkulisse konnte die Art mit hoher Bestandsdichte angetroffen werden, da die Art sich hier tagsüber eingegraben zurückzieht. Vom gleichen Lebensraum profitiert auch eine andere, im FFH- Anhang II gelistete Art, das Bachneunauge (Lampetra planeri). Querder, die Larven der Bachneunaugen, sind zwingend auf diese Lebensräume angewiesen, die sich z. B. unterhalb der neuen Sohlgleiten etabliert haben. Auch das Makrozoobenthon hat auf die strukturellen Verbesserungen des Renaturierungsabschnittes bereits reagiert. Eine Reihe typspezifischer Arten kommt mit zunehmender Abundanz in den Renaturierungsbereichen vor, allerdings sind diese auch in den ausgebauten Abschnitten nachweisbar. Einer signifikant verbesserten Bewertung der Renaturierungsstrecken gegenüber den Ausbaustrecken steht im Moment noch das Fehlen der Steinfliegen (Plecoptera) entgegen, da diese auf das Vorhandensein von Tot- holzbeständen angewiesen sind.

Für die Zielarten Eisvogel (Alcedo atthis) und Uferschwalbe (Riparia riparia) sind deutliche Erfolge zu vermelden. Für den Eisvogel (Anhang I der Vogelschutz RL) gehen die Untersu- cher davon aus, dass mit einem Brutpaar pro Kilometer Flusslänge, also 4 Brutpaaren auf der Renaturierungsstrecke, die optimale Siedlungsdichte bereits jetzt erreicht ist. Im Rahmen des 1. Monitorings wurden 2011 2 Brutpaare registriert. Die Zahl der Uferschwalbenbrutröhren hat sich von anfänglich 100 Brutröhren (Bauphase 2010/2011) auf inzwischen 250 Röhren erhöht. Die Uferschwalbe ist eine nach Artikel 4(2) der Vogelschutz RL streng geschützte Art. Neben diesen Arten profitieren schon heute Kiebitz (Vanellus vanellus), durchziehende Limikolen, Reiher (Ardeidae), Kormoran (Phalacrocorrax carbo), Teichrohrsänger (Acroce- phalus scirpaceus), Rohrammer (Emberiza schoeniclus), Nachtigall (Luscinia megarhynchos), Kleinspecht (Dendropos minor), Waldschnepfe (Scolopax rusticola) und Singdrossel (Turdus philomelos) neben den ebenfalls vorhandenen "Allerwelts-Singvogelarten" von den neuge- schaffenen Ansitzwarten, Brutplätzen und reichen Nahrungsgründen.

Abschlussbericht März 2015 119

Page 120: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Eine der Zielarten, die besonders von der angestrebten Entwicklung der Auenwälder profitie- ren wird, ist der Pirol (Oriolus oriolus) als Höhlenbrüter (besonders geschützte Art gem. Arti- kel 4 (2) der Vogelschutz RL). Aber auch die Zauneidechse (Lacerta agilis) braucht umge- stürztes Starkholz als Ansitzwarte um die trockenen Sandbereiche zu bejagen. Noch ältere, zu Mulm zerfallende Baumstämme sind der bevorzugte Reproduktionsort der Ringelnattern (Nat- rix natrix). Die Wärme beim Zerfall der organischen Substanz ist für die Eientwicklung unbe- dingt erforderlich, derzeit ist ein "Hotspot" der Ringelnatterentwicklung im Bereich einer Hofstelle in verfaulendem Altstroh zu finden. Insgesamt ist für die Reptilien, wie auch für die Amphibien davon auszugehen, dass sich hier in naher Zukunft eine artenreiche, naturraumty- pische Fauna etablieren wird. Derzeit fehlen die wirklich empfindlichen und seltenen bis sehr seltenen Arten wie Laubfrosch (Hyla arborea) oder Knoblauchkröte (Pelobates fuscus, vgl. hier- zu Ziffer 5.3.2) aber noch. Als wertgebende Amphibienart konnte jedoch 2014 erstmals der Kammolch (Triturus cristatus, FFH-Art und in der RL NRW und Westfälische Bucht als "ge- fährdet" eingestuft) in einer kleinen Population in einem Kleingewässer am Rand des Unter- suchungsgebietes neu nachgewiesen werden.

Eine, für die Indikation von natürlichen Lebensbedingungen in der Flussaue im Tiefland sehr gut geeignete Artengruppe, profitiert besonders von den lockeren Rohbodenstandorten. Die Rede ist von den Stechimmen (Aculeata), also von "Wildwespen" und "Wildbienen". Von den 178 im Gebiet nachgewiesenen Arten sind 46 Rote-Liste-Arten (von NRW-weit 56 Arten) zu verzeichnen, so dass hier zu Recht davon ausgegangen werden darf, dass der sandige, dyna- mische, auen- und binnendünenartige Charakter der neu geschaffenen Emsaue einen "Hot- spot" der Artenvielfalt für diese Gruppe darstellt. Neben Rohbodenstandorten sind senkrechte, starke Totholzstrukturen, Steilufer und große, alte Bäume, vorzugsweise Eichen (Quercus), als notwendiges Inventar für dies Artengruppe zu nennen.

Die im Untersuchungsgebiet vorgefundenen gefährdeten und seltenen Pflanzenarten sind zum großen Teil unabhängig von den Renaturierungsmßnahmen und den Fließgewässern zu sehen. Es handelt sich um Magerkeitsanzeiger trockener Habitate sowie um fließgewässerunabhän- gige Feuchte- und Nässezeiger. Bei den Arten, die die fließgewässerbezogenen FFH- Lebensraumtypen kennzeichnen, handelt es sich - mit Ausnahme der im Projektgebiet re- gistrierten Schwanenblume (Butomus umbellatus), Vielwurzeligen Teichlinse (Spirodela po- lyrhiza) und dem Spiegelnden Laichkraut (Potamogeton lucens) - um im Tiefland ungefährde- te Arten (vgl. Monitoringbericht - siehe Projekt-Webseite; Monitoring-Endbericht Ziff. 3.3.2.2). Die Teichlinse und das Laichkraut besiedeln bevorzugt die im Zuge des Umbaus neu geschaffenen Lebensräume mit Strömungsschatten und langsam fließenden Bereichen.

Trotz der sich etablierenden Auenwaldinitiale sind die Pioniervegetationsstadien auf Rohbo- denstandorten derzeit noch dominant. Ein Augenmerk muss darum auf die Kontrolle und ggfs. die Bekämpfung der Neophyten gelegt werdend. Insbesondere die Ausbreitung toxischer Arten wie Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) und Jacobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea) soll durch geeignete Bekämpfungsmaßnahmen kontrolliert bzw. unterbunden wer- den. Vereinzelt im Projektgebiet vorkommende Neophyten wie Späte Traubenkirsche (Prunus serotina), Essigbaum, (Rhus tyhpina), Robinien (Robina i. S.) usw. werden im Rahmen der Unterhaltung sukzessive aus dem Projektgebiet entfernt, um langfristig den heimischen Auen- arten einen Vorteil zu verschaffen. Bei den uferbegleitenden Beständen des Drüsigen Spring- krautes (Impatiens glandulifera) wird die Beschattung, als Folge der Auenwaldentwicklung voraussichtlich für eine natürliche Kontrolle der Bestände sorgen. (vgl. After-Life- Conservation-Plan, siehe Projekt-Webseite).

Abschlussbericht März 2015 120

Page 121: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Biologische Parameter: Lebensraumtypen

Die Kartierung der FFH- Lebensraumtypen zeigt die positiven Veränderungen ebenfalls sehr aussagekräftig an (vgl. nachfolgende Tabelle). Vor allem für die gewässer- und auentypischen Tiefland-Biotoptypen 3150 (Natürliche eutrophe Seen und Altarme), 3260 (Fließgewässer mit Unterwasservegetation) oder 3270 (Flüsse mit Schlammbänken und einjähriger Vegetation) und 91E0 (Erlen-Eschen- und Weichholz-Auenwälder) ergeben sich beachtliche Zuwächse, so dass in der Summe von einer Verdreifachung dieser, in den heutigen Auenlandschaften selten gewordenen Lebensräumen, ausgegangen werden kann.

Tab. 5.1: Übersicht über Flächengrößen der FFH-Lebensraumtypen

LRT* Angaben aus

dem Biotopka- taster 2000

(ha)

Bestätigung des LRT

2010/2011 (ha)

Verlust/keine Bestätigung

des LRT (ha) (Begründung)

Neukartierung/ Vorschlag

Neuaufnahme Biotopkataster

2014 (ha)

Bilanz (ha)

3150 3,54 2,51 - 1,03 (Abgrenzung)

12,62 15,13

3260 16,65 16,65 3270 0,32 0,32 6430 0,52 0,52 6510 8,46 - 8,46

(Kriterien nicht erfüllt)

0,73 0,73

91E0 0,41 0,22 - 0,19 (Abgrenzung)

2,39 2,61

91F0 0,23 0,23 (Kriterien nicht erfüllt)

9110 0,55 0,55 Summe (ha)

12,64

2,73

- 9,91

33,78

36,51

* 3150 - Natürliche eutrophe Seen und Altarme 3260 - Fließgewässer mit Unterwasservegetation 3270 - Flüsse mit Schlammbänken und einjähriger Vegetation 6430 - Feuchte Hochstaudenvegetation 6510 - Glatthafer und Silgenknopfwiesen 91E0 - Erlen-Eschen- und Weichholzauenwälder 91F0 - Hartholz-Auenwälder 9110 - Hainsimsen-Buchenwald

Quelle: Monitoringbericht von Dezember 2014

Eine sehr positive Entwicklung hat der prioritäre Lebensraumtyp der Erlen-Eschen- und Weichholz-Auenwälder (91E0) genommen. Der Flächenanteil hat sich in den vier Jahren seit Projektstart allein durch natürliche Sukzession von 0,22 ha auf 2,61 ha mehr als Verzehn- facht. Dieser Lebensraumtyp inklusive der typischen Vorwaldbereiche, Gebüsch- und Stau- denfluren, lässt sich in seiner standörtlichen Variationsbreite, in seinen Entwicklungs- und Altersstufen und mit der typischen Fauna und Flora durch gezielte Maßnahmen unterstützen, wie z. B.

• Erhaltung/Förderung der Naturverjüngung aus Arten der natürlichen Waldgesellschaft

Abschlussbericht März 2015 121

Page 122: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

• Erhaltung eines dauerhaften und ausreichenden Anteils von Alt- und Totholz insbe- sondere

• Erhaltung Höhlen- und Altbäumen • Nutzungsaufgabe wegen der Seltenheit • Erhaltung/Schaffung lebensraumtypischer Grundwasser- und Überflutungsverhältnisse • Erhaltung/Schaffung ausreichend großer Pufferzonen zur Vermeidung bzw. Minimie-

rung von Nährstoffeinträgen Diese Maßnahmen zum Schutz sowie zur Erhaltung und Förderung des FFH-Gebietes und insbesondere des prioritären Lebensraumtyps der Erlen-Eschen- und Weichholz-Auenwälder (91E0) können zukünftig im Projektgebiet umgesetzt werden.

Im Fall des als Hartholz-Auenwald (91F0) eingestuften bisherigen Waldbestandes lässt sich der LRT-Status nicht aufrecht erhalten, da keine einzige diagnostisch relevante Art nachge- wiesen werden konnte und darüber hinaus eine intensive Störung, z. B. durch Spaziergänger, festgestellt wurde. Der Hartholz-Auwald befindet sich in einem schlechten Erhaltungszustand bzw. ist kaum vorhanden. Als Ursache dieser negativen Entwicklung der letzten Jahrzehnte ist neben dem Gewässerausbau die intensive, vor allem landwirtschaftliche Nutzung mit der ein- hergehenden Veränderung des Wasserhaushaltes in der Aue zu benennen. Im Gegensatz zum Weichholz-Auenwald, der ohne Pflanzmaßnahmen die geeigneten Standorte durch Samenflug oder Ausschlagen angeschwemmter Bruchstücke besiedelt, waren beim Hartholzauwald um- fangreiche Pflanzmaßnahmen zur Initialisierung des neuen Auenwaldes erforderlich, da erfah- rungsgemäß in absehbarer Zeit nicht mit einer natürlichen Besiedlung gerechnet werden kann. Die Erfahrungen zeigen außerdem, dass auch eine intensive Anwachspflege durch Bewässe- rung der Anpflanzungen und Mahd der Hochstauden- und Gräser (Freischneiden der Gehölze) unumgänglich ist.

Antragsgemäß wurden auf 10% der vorgesehen Hartholz-Auenfläche Initialpflanzungen vor- genommen, d. h. es wurden auf ca. 30.600 m² etwa 1.650 Bäume und 9.100 Sträucher der typischen Hartholz-Auenwaldgesellschaft gepflanzt (C 12, C 25, C 32). Dauerhaft soll im Projektgebiet ein Auenwaldkomplex etabliert werden, der etwa die zehnfache Fläche der Ini- tialpflanzungen, (ca. 360.000 m²) einnimmt, was etwa 38% der landeseigenen und 15% der gesamten Projektfläche entspricht. Obwohl aufgrund der Witterung (langer trocken-kalter Winter 2012/13 bzw. starke Trockenheit kurz nach der Pflanzung 2014) und durch Wildver- biss (trotz Verbissschutz) einige Ausfälle zu beklagen sind, ist davon auszugehen, dass die Anpflanzungen ihren Zweck als Initialpflanzungen erfüllen. Insbesondere die im Frühjahr 2014 angelegten Anpflanzungen an Hessel und Ems wurden in Trockenperioden intensiv von Mitarbeitern des landeseigenen Bauhofs bewässert. In Verbindung mit dem relativ nassen und kalten Sommer 2014 wird hier die Ausgangsituation relativ gut beurteilt. Erste Kontrollen aller Pflanzflächen deuten darauf hin, dass die Etablierung der Hartholz-Aue durch die Initial- pflanzungen und Pflegemaßnahmen erfolgreich gestartet ist.

Allerdings wird für die Eichen (Quercus) in der Region durch die forstwirtschaftlichen Fach- leute grundsätzlich eine recht pessimistische Prognose gestellt. Sollten Nachpflanzungen zur Etablierung des Hartholzauenwaldes erforderlich werden, wird die BR MS diese - nach Lage der Haushaltsmittel und ggf. auch in Abhängigkeit von der Beurteilung durch die forstlichen Fachleuten - mit eigenem Personal auf eigene Kosten vornehmen (vgl. After-Life- Conservation-Plan), da sich nur so auf lange Zeit die typischen Auenwaldelemente wie Alt-, Uralt- und Totholzbäume hier einfinden werden.

Abschlussbericht März 2015 122

Page 123: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Die Dezimierung des LRT 6510, Glatthafer und Wiesenknopf-Silgenwiese, fällt hier negativ ins Auge. Dieser Verlust hat nach Aussage des Moitoringberichts seine Ursache zum einen in der Präzisierung der Kartiervorschriften des Landes NRW und zum anderen wird eine länger zurückliegende, nicht sachgerechte Nachsaat vermutet. Eine Teilfläche wurde außerdem in der Bauphase stark beansprucht und eine fachgerechte Mahdgutübertragung im Jahr 2013 hat offensichtlich noch nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Durch eine geeignete Bewirt- schaftung wird sich der Lebensraumstatus aber voraussichtlich wieder herstellen lassen (vgl. hierzu auch den After-Life-Conservation-Plan, siehe Projekt-Webseite).

Der erhebliche Zuwachs beim LRT 3150, Natürliche eutrophe Seen und Altarme, ist der Neu- kartierung des Ems-Hesselsees und den neu angelegten Altarmen zuzurechnen. Allerdings sind hier nach Aussage der Monitoringberichte noch weitere Erhebungen wünschenswert, um die Einstufung zu belegen.

Mittlerweile weisen fast 17 ha Fließgewässerfläche von Ems und Hessel eine dichte Unter- wasser- und stellenweise auch Schwimmblattvegetation auf. Damit ist der Anteil vom LRT 3260, Fließgewässer mit Unterwasservegetation, besonders stark angewachsen, was als Erfolg der erhöhten Struktur- und Habitatvielfalt zu werten ist.

5.2.2 Prognose zu den nachhaltigen Auswirkungen auf den Naturraum und die ge-

bietsspezifischen Arten und Habitate Insbesondere die in den Fließgewässern vorkommenden, wertgebenden Pflanzenarten sind der Dynamik ihrer Lebensräume unterworfen, sodass Hochwässer lokale Populationen einerseits vernichten können, gleichzeitig aber durch Substratumlagerung und Verdriftung für die Ver- breitung der Arten und die Schaffung neuere Lebensräume sorgen. So sind Röhrichtbestände von der Schwanenblume (Butomus umbellatus) typischerweise nur kleinflächig entwickelt und eher konkurrenzschwach, so dass die Befunde von Jahr zu Jahr stark differieren können. Generell haben die Renaturierungsmaßnahmen an Ems und Hessel mit der nötigen Struktur- vielfalt die Voraussetzung für die Habitatvielfalt für Pflanzenarten unterschiedlichster Stand- orte geschaffen.

Durch die Möglichkeit, anhand von Dauerflächen die Vegetationsentwicklung auf ausgewähl- ten Flächen sehr genau beobachten zu können, kann man das Erreichen der Projektziele genau beurteilen. Es ist festzuhalten, dass sich insbesondere die Ufer- und Wasservegetation sowie die durch natürliche Sukzession entstandenen Weichholzauen sehr gut entwickelt haben, und schon jetzt ein beeindruckendes Arteninventar aufweisen. Eine der größten Überraschungen war für alle Beteiligten die rasche Entwicklung der Weichholzaue. Als Beispiel sei hier die Dauerfläche 7 genannt.

Abschlussbericht März 2015 123

Page 124: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Dauerfläche 7 bei der Erstkartierung im Jahr 2011 Dauerfläche 7 bei der ersten Folgekartierung im Jahr 2012

Abschlussbericht März 2015 124

Page 125: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Dauerfläche 7 bei der zweiten Folgekartierung im Jahr 2014 Abb. 5.6: Entwicklung von Weichholzauenwaldbeständen (Dauerfläche 7)

Ganz ohne Pflanzung hat sich hier von 2011 bis 2014 ein bis zu 9 Meter hoher Weichholzau- wald etabliert. Hier werden in Zukunft positive Wechselwirkungen mit zahlreichen anderen, auentypischen Artengruppen gesehen. Aber auch seiner Funktion in der Hochwassserrückhal- tung, der CO2-Bindung und dem Stoffrückhalt wird der Auwald mit zunehmender Entwick- lung in steigendem Maß gerecht werden. Die Weichenstellung für die auenwaldtypische, standörtliche Variationsbreite, inklusive Vorwälder, Gebüsch- und Staudenfluren ist mit der Sicherstellung der nötigen Flächen erfolgt. Bis zur Entwicklung der Alt-, Tot- und Uraltbäu- me müssen noch etliche Jahrzehnte ins Land gehen. Die zunehmenden Bestandzahlen der Nachtigall (Luscinia megarhynchos), die Revier- und Durchzugsbeobachtungen von Steinkauz (Athene noctua), Waldohreule (Asio otus) und Schleiereule (Tyto alba) weisen auf das vor- handene Entwicklungspotenzial hin. Auch Ringelnatter (Natrix natrix) müssen vermutlich noch geraume Zeit mit Sekundärstandorten (vgl. 5.2.1) Vorlieb nehmen, bevor durch natürli- che Alterung die ersten starken Totbäume zur Verfügung stehen werden.

Nach der WRRL-konformen Bewertung für die Fischfauna (FiBS) weisen zwar auch die noch im Ausbauzustand befindlichen Vergleichstrecken der Ems den guten Zustand auf, bei genau- er Betrachtung der Ergebnisse werden aber die erheblich besseren Ausprägungen der Einzel- parameter deutlich. Vor allem der Fortpflanzungserfolg der Leitfischarten ist für diese Ein- schätzung maßgeblich. Erfolge in Form steigender Bestandszahlen für die Arten von gemein- schaftlichem Interesse (Bachneunauge (Lampetra planeri), Groppe (Cottus gobio), Steinbeißer (Cobitis taenia) und Bitterling (Rhodeus amarus)) können mit großer Sicherheit vorhergesagt werden. Der Renaturierungsbereich der Hessel hat trotz klarer Anzeichen der Verbesserung den guten Zustand nach der FiBS-Bewertung noch nicht erreicht. Hierbei muss berücksichtigt

Abschlussbericht März 2015 125

Page 126: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

werden, das dieser, bisher sowohl stromaufwärts wie auch flussabwärts zur Ems, durch Wan- derhindernisse segmentierte Gewässerabschnitt erst seit der Wiederherstellung der Durchgän- gigkeit Ende 2013 überhaupt wieder für Fische erreichbar ist. Eine positive Weiterentwick- lung ist sicher anzunehmen. Auch für die Gruppe des Makrozoobenthons ist mit zunehmender Reifung des Lebensraums von weiteren Verbesserungen auszugehen. Vor allem der aufgrund mangelnder Auenwälder noch zu geringe Gehölzanteil entlang des Fließgewässers ist hier noch als Entwicklungshemmnis anzusehen, wenn man bedenkt, dass im naturnahen Zustand Totholz, Wurzeln und Falllaubpakete die wichtigsten Sekundärbiotope im sandgeprägten Tieflandfluss darstellen (Merkblatt des Landesumweltamtes NRW, 1999). Mit einem weiteren Anstieg der Arten- und Individuenzahl der gewässertypischen Benthosfauna ist mit zuneh- mendem Gehölzwachstum am Gewässer zu rechnen.

Die Bestandsentwicklung der Avifauna wird für die Zukunft weiter positiv gesehen. Auf lan- ge Sicht ist auch zu hoffen, dass der Pirol (Oriolus oriolus) als wichtige Zielart des Auenwal- des sich im Zuge der Waldentwicklung ansiedeln wird und sich die Bestandszahlen von Nach- tigall (Luscinia megarhynchos), Waldschnepfe (Scolopax rusticola), Kleinspecht (Dendropos minor) und Singdrossel (Turdus philomelos) weiter erhöhen. Das Klimaxstadium des Auen- waldes mit alten Baumbeständen, also auch Uralt- und Totbäumen sind für diese Arten wich- tiger Bestandteil ihres Lebensraums, so dass hier heute die Ausgangsbedingungen für die wei- tere Entwicklung des Gebiets geschaffen wurden. Für die Avifauna ist weiterhin zu prognosti- zieren, dass vor allem die Rote Liste Arten, 10 gefährdete (Stufe 3) und die 8 Arten, die in NRW auf der Vorwarnliste (Stufe V) stehen, von der Entwicklung im Life+ Projekt stark pro- fitieren werden.

Wichtige Hinweise, die das Monitoring zur Stabilisierung der Bestände bedrohter Arten ge- geben hat, werden künftig in der Gewässerunterhaltungsroutine berücksichtigt. Ein Beispiel sind spätere Mahdtermine für die aus Aspekten der Verkehrsicherungspflicht unabdingbare Böschungsmahd an Brücken, Kanu-Ein- und Ausstiegstellen und Einlaufbauwerken oder die Terminierung der Bekämpfung invasiver Pflanzenarten. Hiervon profitieren unter anderem Rohrammer (Emberiza schoeniclus) und Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus).

Auch für die Stechimmen (Aculeata) ist zur Sicherung der erfreulichen Bestandentwicklung mit dem Instrument der Gewässerunterhaltungsroutine das Augenmerk auf die nötigen Struk- turen im Lebensraum zu richten. Zu nennen ist auch hier die Beobachtung der Sukzession von, als Nahrungspflanzen ungeeigneten invasiven Neophyten, Alt- und Totbäumen neben den erforderlichen offenen Sandflächen. Hier wird die weitere Sukzession bzw. die künftige Entwicklung des Gebietes zeigen, ob und welche Arten möglicherweise auch auf unkonventi- onelle Hilfe angewiesen sind. Sandige, als Strand und Spielfläche genutzte Uferbereiche sind hier vermutlich sowohl für den Mensch als auch für die Natur von Nutzen, ebenso wie dauer- haft vegetationslose Flächen im Bereich häufig begangener Wegeverbindungen. Neben den Besuchern würden hier Arten wie Zauneidechse (Lacerta agilis), Stechimmen (Aculeata), Rin- gelnatter (Natrix natrix), Käfer (Coleoptera) und Raubspinnen (Pisauridaea) profitieren, um nur einige Beispiele zu benennen.

Im Rahmen von Pflege und Entwicklung ist die Frage nach dem Erhalt und der Förderung der Glatthafer- und Wiesenknopf Silgenwiese (LRT 6510) im Bereich des Neuwarendorfer Ba- ches, zu lösen. Durch den schlechten Zustand schon vor Beginn der Baumaßnahmen kann hier derzeit der LRT nicht bestätigt werden. Eine bereits erfolgte Mahdgutübertragung hat noch nicht den erwünschten Erfolg gebracht und muss wiederholt werden.

Abschlussbericht März 2015 126

Page 127: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

5.2.3 Zusammenfassende Betrachtung der ökologischen Projektauswirkungen

Die nachfolgende, zusammenfassende Übersicht zur Bewertung der erfassten Parameter und zu ihrer Entwicklungsprognose verdeutlicht, wie stark sich die Maßnahmenabschnitte nach den Initialgestaltungen verändert haben, wie die Veränderungen bis zum Jahr 2014 zu bewer- ten sind und welche Entwicklung prognostiziert wird (vgl. Monitoringbericht - siehe Projekt- Webseite).

Tab. 5.2 Erste Erfolge und die weitere Entwicklungsprognose in der Übersicht

Parameter Unterschied

zum Ausgangszustand

Zieler- reichung bis 2014

weitere Prognose

Anmerkungen

Landschaftsbild sehr deutlich gut sehr gut Gewässerstrukturgüte sehr deutlich gut gut Hydromorphologie sehr gut - Eigendynamik sehr deutlich gut gut - Sedimenttransport deutlich mittel mittel abhängig von weiteren Entwick-

lungsmaßnahmen oberhalb - Strukturvielfalt sehr deutlich gut sehr gut Biotoptypen sehr deutlich gut gut Makrophyten deutlich gut sehr gut Flora/Vegetation sehr deutlich gut gut Vögel (Zielarten) sehr deutlich gut gut durch Sukzession langfristig Ver-

schiebung hin zu Auenwaldarten Amphibien deutlich mittel gut Zuwanderung weiterer Arten Libellen sehr deutlich gut gut Zuwanderung weiterer Arten Stechimmen deutlich mittel mittel durch Sukzession mittelfristig

Rückgang von Lebensräumen Reptilien deutlich gut gut unter Berücksichtigung kleiflächi-

ger Maßnahmen für Zauneidechse Fische sehr deutlich gut gut Makrozoobenthos deutlich mittel sehr gut Zuwanderung weiterer Arten

Im Monitoringbericht wurde bei der Zielerreichung bis 2014 für den Sedimenttransport eine Einstufung als "mittel" vorgenommen, weil bei den Maßnahmenabschnitten ohne wesentliche Laufverlängerungen oberhalb der Brücke Einen Abträge in der Sohle festgestellt wurden, die darauf hinweisen, dass ein Gleichgewicht von Anlandung und Erosion hier bislang noch nicht erreicht ist.

Bezüglich des Amphibienvorkommens wurde eine "mittlere" Einstufung gewählt, weil typi- sche und seltene Arten der Auen noch fehlen.

Das Stechimmenvorkommen wurde als "mittel" eingestuft, da trotz der sehr positiven Ergeb- nisse der Erstuntersuchungenvon 2011/12 für das Jahr 2014 witterungsbedingt keine aussage- kräftigen Ergebnisse gewonnen werden konnten.

Für das Makrozoobenthos wurde eine Einstufung als "mittel" vorgenommen, weil trotz eini- ger positiver Entwicklungen aufgrund des geringen Alters der umgestalteten Flussabschnitte typische Arten noch fehlen.

Bezüglich der prognostizierten Entwicklung ist für alle untersuchten Parameter laut Monito- ringbericht eine "gute" Entwicklung wahrscheinlich, mit Ausnahme der Parameter "Sediment-

Abschlussbericht März 2015 127

Page 128: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

transport" und "Stechimmen". Die weitere Entwicklung des Sedimenttransports ist laut Gut- achter einerseits abhängig von dem Umfang geeigneter Gewässeroptimierungsmaßnahmen im oberhalb des Projekts liegenden Einzugsgebiet der Ems. Andererseits ist unklar, ob die Fließ- geschwindigkeiten in den relativ geraden Ems-Abschnitten im Durchschnitt nicht zu hoch für eine ausreichende Anlandung von Sanden sind.

Trotz des witterungsbedingt eingeschränkten Stechimmen-Monitorings lässt sich laut Gutach- ter die Entwicklung der Stechimmen prognostizieren. Die Gruppe der Stechimmen hat zu- nächst besonders durch die Initialgestaltungen an dem sandgeprägten Fluss profitiert. Steil- ufer, Rohbodenbereiche und Sandbänke waren dadurch plötzlich in einer erheblichen Menge und Vielfalt verfügbar. Zwischenzeitlich ist die natürliche Entwicklung der Vegetation wie gewünscht fortgeschritten. Dadurch ist das Lebensraumangebot für die Stechimmen eher rückläufig im Vergleich zu der für Stechimmen besonders attraktiven, "Rohboden-reichen" Bauphase. Die für Stechimmen besonders geeigneten Rohböden werden künftig voraussicht- lich eher kleinflächiger durch die Eigendynamik der Ems und Vegetationsstörungen (z. B. durch Besucher) auftreten. Ein geeignetes Lebensraumangebot für Stechimmen scheint dadurch weiterhin - in geringerem Umfang als in der Bauphase - gesichert.

5.2.4 Das Life+Projekt in der Region, sozio-ökonomische Projektauswirkungen

Die sozioökonomischen Auswirkungen stehen den ökologischen Erfolgen u. U. entgegen, jedoch ergeben sich auch Synergieeffekte. Beispielsweise hat die erhöhte Besucherfrequenz neben zahlreichen negativen Begleiterscheinungen zumindest für eine Artengruppe etwas Positives. Auf Wegen, Badestellen und Kanuein- und Ausstiegstellen erhalten sich die offe- nen Sandflächen ohne weitere Eingriffe und werden von den Stechimmen als Nistbiotop und zur Materialbeschaffung "mitgenutzt". Allerdings wäre eine unkontrollierte Entwicklung der Besucherströme und vor allem der Wegeführung in die bisher ruhiggestellten Bereiche für alle anderen Artengruppen, vor allem die teilweise extrem störungsempfindliche Avifauna aber auch für (tritt-) sensible Pflanzengemeinschaften, nicht tolerabel. Die Durchsetzung der Anleinpflicht für Hunde ist an dieser Stelle, genau wie die Vorgabe auf den Wegen zu blei- ben, eine zentrale Forderung.

Für die Fließgewässerumgestaltung im Tiefland von NRW ist das Projekt ein Anschauungs- objekt wie Naturschutz, Gewässer- und Auenentwicklung im Natura 2000-Gebiet mit den Nutzungs- und Sicherheitsansprüchen der Menschen in Einklang gebracht werden können. Wenn es darum geht zu beweisen, dass verschiedene Interessen aus der Region in die Umset- zung eingebunden werden können, Vorbehalte wahrgenommen und ausgeräumt werden und man gemeinsam tragfähige Lösungen erarbeiten kann, spricht ein Besuch in Einen für sich. Dieses gelungene Beispiel und der "Mehrwert", den jeder Besucher und jede Besucherin in der Landschaft erleben kann, steigert spürbar die Akzeptanz für Naturschutzinteressen in an- deren Natura 2000-Gebieten. Es konnte auch gezeigt werden, dass gerade im ländlichen Raum eine Attraktivitätssteigerung der Landschaft Interesse an einem Besuch weckt und die Projektziel und -Intentionen so verständlich und anschaulich transportiert werden können. Wie dieses Ziel erreicht wurde ist unter Ziff. 4.3 und 5.1.2 ausgeführt.

Als Beispiele seien hier zwei Antworten auf die Frage nach der Attraktivitätssteigerung wie- dergegeben. Ein kommerzieller Anbieter von Kanutouren und ein Vertreter des örtlichen Heimatvereins aus Einen-Müssingen antworteten wie folgt:

Abschlussbericht März 2015 128

Page 129: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Hallo ……(Vertreter der BR MS), wir haben uns die Jahre 2012 - 2014 angeschaut. Die Teilnehmerzahlen haben sich in 2014 im Vergleich zu den Vorjahren verdreifacht. Ich weiß nicht in wieweit, das zu sozio-ökonomischen Auswirkungen passt, aber wir hatten darüber hinaus eine Lehreranfrage für eine Kanufahrt zum Thema "Renaturierung der Ems". Hier wurde eine begleitete Kanufahrt ab Einen unternommen. Es handelt sich um eine Biologielehrerin am Gym- nasium in Greven, die auch die Renaturierung in Greven mit Ihren Schülern begleiten will. Als Thema für Arbeiten und Aufsätze scheint die Renaturierung auch an anderen Grevener Schulen angekommen zu sein. Sie haben ja auch in der Ratssitzung in Greven gemerkt wie groß das Interesse ist. Gibt es bei Ihnen im Hause einen Ansprechpartner für "Umweltbildung" an den wir interessierte Lehrer verweisen können? Ich könnte mir auch vorstellen, dass ein Mailing-Angebot (Newsletter) über aktuell anstehende Renaturierungsschritte bei den Biolehrern, vielen Bürgern und natürlich bei uns auf interessierte Ohren stößt. Wir Wassertouristen konnten überdies feststellen, dass Sandstrände und Uferregionen im Bereich Einen bereits seit 2013 von den Landtouristen als Naherholungsgebiet angenommen worden sind.

Mit freundlichen Grüßen …………(ein Vertreter der Anbieter von Kanutouren)

Sehr geehrte ……(Projektleiterin), ja ich denke, dass die Emsrenaturierung sich vor Ort positiv ausgewirkt hat. Von anfänglich negativer Einstellung der Bürger aus Einen u. Müssingen zur Maßnahme an "unserer Ems", ist die Stimmung und Meinung ins positive gekehrt. Kritikpunkte von den Anfängen der Planung: Hohe Kosten, alles wird unter Naturschutz gestellt, der Mensch wird ausgeschlossen, keine Verbindung von Müssingen zur Südseite der Ems, es wird ohne Bürger geplant) Unser Heimathaus Cafe "Altes Backhaus" profitiert auf jeden Fall davon, da viele Besucher - Wanderer und Fahrradfahrer nach Einen kommen. Bedingt auch durch die Informationstafeln und Wanderschilder verblei- ben die Touristen und Naherholungssuchenden eine Weile am Ort. Das Stadtmarketing Warendorf und der Heimatverein Einen-Müssingen bieten Führungen vor Ort an, die Gruppen bestätigen uns immer wieder die gelungene Renaturierung direkt vor unserer Haustür. Die Eigentümer von Ferienwohnungen sagen, das ihre Feriengäste begeistert sind von der Ems und den Wan- derwegen in Ortsnähe. Die Dorfbewohner äußern auch gerne, auch Fremden gegenüber, das man an der Ems schön spazieren gehen kann und ein gutes Angebot von Rundwegen vorhanden ist. Ich habe mir sagen lassen, das die Emslandschaft bei Einen ein Geheimtipp für Hobbyfotografen geworden ist. Auch die Angler des Angelsportvereins Einen sprechen positiv von "ihrem" Gewässer. Vermehrt sieht man auch wieder Kanufahrer auf der Ems, ist bestimmt sehr abwechslungsreich und interes- sant geworden, die Ems vom Wasser aus zu sehen. Leider ist unsere Gaststätte Westfälischer Hof in Einen nicht im Betrieb. (Es wird immer noch ein Gastronom gesucht) Die Rahmenbedingungen sind eigentlich gut, da ja viele Gäste nach Einen kommen. Die klassische Dorf-Gaststätte hat es aber grundsätzlich schwer zu Bestehen und dann noch als Pachtbetrieb ist es nicht ein- fach. Gott sei Dank haben wir zwei Gaststätten in Müssingen. Mit dem Lebensmittelgeschäft verhält es sich ähnlich, die Veränderungen in der Branche sind ja allgemein bekannt. Die Umsetzung der Rundwege Einen-Müssingen durch die Emsaue sind leider nicht nach den Wünschen vor allem der Müssinger Bürgerschaft verwirklicht worden. Sie hätten sich die ein oder andere Verbindung ent- lang des Gewässers auf der südlichen Seite gewünscht. Auch eine weitere Überbrückung der Ems zwischen der Landstraße und der Lonnbrücke ist nicht erfüllt worden. Ich persönlich meine, das Naturschutz und Naherholung in der Emsaue in einem guten Einklang gebracht worden sind und wir, die Dorfgemeinschaft vertreten durch die Vereine, in die Planung und Umsetzung ein- gebunden worden sind und Einen-Müssingen profitiert hat, auch Neubürger erwähne immer wieder die schöne Nähe zur Natur. Ob die Geschäftswelt profitiert hat, kann ich nicht beurteilen.Vielleicht indirekt schon, da ja der Wunsch in Einen zu wohnen und sich dort anzusiedeln doch groß ist. Ich hoffe, dass sie mit meinen Ausführungen und der Einschätzung etwas anfangen können. Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichem Gruß ………….(ein Vertreter des örtlichen Heimatvereins aus Einen-Müssingen)

Abb.: 5.7: Attraktivitätssteigerung aus Sicht der Bürger

Abschlussbericht März 2015 129

Page 130: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Das Life+ Projekt steigert also offensichtlich den Naherholungswert der Emsaue im Bereich Einen Müssingen und die Attraktivität der gesamten Region. Die renaturierte Ems bei Einen ist nicht nur eine feste Größe in den Planungen des Heimatvereins sondern sie ist inzwischen auch Teil der offiziellen Stadtführungen des Stadtmarketings Warendorf geworden. Die Infra- struktur im Life+ Projektgebiet wird ebenfalls gerne und regelmäßig genutzt. Der Infopunkt entwickelte sich zu einem markanten und beliebten Treffpunkt und wird auch schon mal für ein samstägliches Sektfrühstück genutzt (vgl. 2. Fortschrittsbericht vom 30.09.2013). Ein wei- teres Indiz für die Attraktivität des Projektgebietes sind die im 2. Fortschrittsbericht näher erläuterten Pflanzaktionen des Warendorfer Rotary Clubs unter dem Motto "Energie fürs Le- ben - Bäume fürs Leben".

Darüber hinaus bot bzw. bietet das Life+ Projekt interessantes und beliebtes Anschauungsma- terial für die Lehre. Im Rahmen von Exkursionen und Vorträgen lernten zahlreiche Studenten von Universitäten und Fachhochschulen sowie viele Schüler von Grund- und weiterführenden Schulen das Gebiet und die Fließgewässer- und Auenthematik kennen. Besonders interessierte Schüler verfassten Facharbeiten über die Ems und Studenten der Universität Münster machten die Fließgewässerökologie und Aspekte des Life+ Projekts zum Thema ihrer Bachelor- oder Studienarbeiten.

Auch andere vor Ort tätige Behörden fühlten sich dem Life+ Projekt und den Anwohnern verpflichtet und suchten die Zusammenarbeit mit dem Projektteam. So legte die Stadt Waren- dorf auf vielfachen Wunsch einen barrierefreien Weg im Bereich der Lonnbrücke an, der gehbehinderten Menschen den Zugang zum Projektgebiet erleichtert.

Privatpersonen mit fotografischen und/oder fliegerischen Ambitionen zeigten ebenfalls großes Interesse an der Entwicklung des Life+ Projekts und stellten dem Projektteam immer wieder interessante Bodenfotos und Luftbilder aus ihrer Perspektive und von ihren Ausflügen mit dem Ultraleichtflieger oder dem Heißluftballon zur Verfügung.

5.3 Aus Erfahrungen lernen und Synergieeffekte nutzen

Neben den oben genannten, positiven sozio-ökonomischen Faktoren für das Dorf- und Stadt- marketing und zusätzlich zu den erwähnten Effekten, die eine oftmals eher kritisch zu bewer- tende, erhöhte Besucherfrequenz für die Artengruppe der Stechimmen mit sich bringt, sind weitere, konkrete Rückschlüsse aus der Projektdurchführung sowie Synergieeffekte mit ande- ren (Förder-)Projekten zu verzeichnen.

5.3.1 Erfahrungen

Bezogen auf das Projekt an der Ems bei Einen hat sich der offene Umgang mit Informationen und die intensive, fortlaufende Einbindung der örtlichen Bevölkerung (Heimatverein, Dorf- marketing, ortsansässige Schulen etc.), der betroffenen Grundstückseigentümer und der Be- hörden- und Verbandsvertreter sehr gut bewährt. Dies hat zu einem besseren, gegenseitigen Verständnis, zur Akzeptanzförderung und zu einer verstärkten Identifikation mit dem Projekt beigetragen. Darüber hinaus hat es auch zu neuen Ideen und weitgehend akzeptierten Verbes- serungsvorschlägen (z.B. hinsichtlich der Wegeführung) geführt. Diese positiven Erfahrungen

Abschlussbericht März 2015 130

Page 131: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

und das aufgebaute Vertrauen werden dem Projektteam der Bezirksregierung auch bei zu- künftigen Planungen zugute kommen.

Mit der erfolgreichen Projektumsetzung hat sich gezeigt, dass die innovativen Planungen von Laufverlängerungen durch Initialgerinne und von Sekundärauen, die beispielhaft auch in die Blaue Richtlinie des Landes NRW eingegangen sind (s. u.), auch großräumig erfolgreich im Sinne der Projektzielsetzung umsetzbar sind. Aus hydromorphologischer Sicht sind diese Maßnahmen für die Eigendynamik eines Flusses effektiver als die kostengünstigeren Maß- nahmen im Bestand (z. B. Rückbau der Ufersicherung), die im Wesentlichen nur mit Hilfe massiver Beeinflussung der Strömungsrichtung (z. B. durch Totholzeinbau) eigendynamisch wirksam werden. Im Gegensatz zu den, in die Blaue Richtlinie eingegangenen Planungen, ist bei zukünftigen Projekten die Dimensionierung der Sohlbreiten der Initialgerinne zu überden- ken. In Abhängigkeit von den örtlichen Gegebenheiten kann man u. U. mit geringeren Sohl- breiten arbeiten. In jedem Fall ist bei zukünftigen Baumaßnahmen an der Ems zu beachten, dass der anfallende Überschussboden i. d. R. als wertvolles Baumaterial Verwendung findet.

5.3.2 Synergieeffekte

Es wurden nicht nur Erfahrungen innerhalb des Projektteams gesammelt. Ein intensiver Aus- tausch fand auch mit anderen Naturschutzprojekten statt. Hier bezog sich der Austausch nicht nur auf die Umsetzung der gewässerbaulichen Maßnahmen sondern auch auf die Öffentlich- keitsarbeit und auf die allgemeine Projektdurchführung. Beispielsweise boten die jährlich stattfindenden NRW-Life-Treffen oder die Zusammenarbeit mit den Projektteams in Hamm, Soest und Bad Sassendorf im Rahmen der Organisation der internationalen Fachtagung eine geeignete Plattform zur Diskussion und zum Erfahrungsaustausch.

Besonders öffentlichkeitswirksame und ökologisch bedeutende Synergieeffekte ergaben bzw. ergeben sich mit dem Life+Projekt "Schutz der Knoblauchkröte" und dem Ziel 2- Förderprojekt "Ein grüner Stern für den Ems-Radweg", das wiederum mit dem länderüber- greifenden Ems-Radweg kooperiert.

Das Projekt "Schutz der Knoblauchkröte" (www.knoblauchkroetenschutz.de) ist ein LIFE+Artenschutzprojekt der NABU-Naturschutzstation Münsterland, das in Kooperation mit dem LANUV und den Kreisen Warendorf und Borken über einen Zeitraum vom 01.10.2013 bis zum 31.12.2016 durchgeführt wird, um dem Aussterben dieser bedrohten Amphibienart entgegen zu wirken. Am 19.08.2014 konnten 210 der in einer Zuchtstation des NABU heran- gezogenen jungen Knoblauchkröten auf einer geeigneten, extensiv beweideten Rinderweide im Projektgebiet an der Ems bzw. an der Hessel ausgesetzt werden. Von einer noch zu über- prüfenden, dauerhaft erfolgreichen Ansiedlung der Knoblauchkröten profitiert sowohl die Amphibienart als auch die Artenvielfalt im Projektgebiet Einen. Die Habitatstrukturen und Lebensbedingungen im Projektgebiet stimmten die Verantwortlichen des Artenschutzprojek- tes hoffnungsvoll.

Abschlussbericht März 2015 131

Page 132: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Abb. 5.8: Synergieeffekte zwischen Renaturierungs- und Artenschutzprojekt Junge Knoblauchkröten (Pelobates fuscus) wurden im August 2014 im Projektgebiet eingebürgert.

Das Projekt "Ein grüner Stern für den Ems-Radweg" (www.gruener-stern-emsradweg.de), ein Kooperationsprojekt der Biologischen Stationen Steinfurt, Gütersloh/Bielefeld, Pader- born/Senne und der NABU-Naturschutzstation Münsterland sowie der Fachhochschule Müns- ter hat zum Ziel, dem "EmsRadweg" in NRW (www.emsradweg.de) zu einen symbolischen 5. "grünen" Stern zu verhelfen. Damit soll das Naturerlebnis an der Ems hervorgehoben und den Radfahrern näher gebracht werden. Im Rahmen dieses Emsradweg-Projekts werden insgesamt 23 "Sternstunden der Natur" entlang des nordrhein-westfälischen Emsradweges präsentiert, wobei unter dem Stern 11 das Projekt in Einen vorgestellt wird. Das Life+Projekt reiht sich damit in eine Abfolge unterschiedlicher ökologischer Highlights entlang der Ems ein. Es wird auf diese Weise in den überregionalen Emsradweg eingebunden und mit Hilfe von Broschü- ren, Prospekten, Karten, Smartphone-Apps und dem Internetauftritt einem erweiterten Publi- kum bekannt gemacht.

Ergänzend sind weitere Synergieeffekte zu benennen, wie z. B. der Wissenstransfer, der sich aus der Zusammenarbeit mit Schülern, Studenten und Praktikanten der umliegenden Universi- täten, Hochschulen und Schulen ergeben hat.

Hinsichtlich des außergewöhnlich umfangreichen Monitorings bleibt zu erwähnen, dass die z. T. schon im Vorhinein vorhandenen, sehr guten Ortskenntnisse der Mitarbeiter der beteiligten Büros von Vorteil waren. Teilweise konnten Kartierungen früherer Jahre für die Erfassung zur besseren Beurteilung der örtlichen Gesamtsituation herangezogen werden. So konnten z. B.

Abschlussbericht März 2015 132

Page 133: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

die Mitarbeiter der NABU-Naturschutzstation, die beim Monitoring für die Erfassung biologi- scher Parameter zuständig waren, auf Kartierungen früherer Jahre zurückgreifen. Ferner konnte das Wasserbaubüro Büro Vollmer, zuständig für die Erfassung hydrologischer Para- meter, die bei verschiedenen Aufgabenstellungen an der Ems gesammelten Erfahrungen in die Bewertung der hydrologischen Daten einfließen lassen.

Auch der Einsatz örtlicher bzw. ortskundiger Baufirmen war allein schon hinsichtlich der Ak- zeptanz in der von den Baumaßnahmen betroffenen Bevölkerung von Vorteil.

Abschließend wird darauf hingewiesen, dass die im Rahmen der Projektvorbereitung entwi- ckelten, innovativen Ideen zur Laufverlängerung durch Initialgerinne und zur Anlage von Sekundärauen bereits im Jahr 2010 beispielhaft in der sogenannten "Blauen Richtlinie" des Landes NRW (Richtlinie für die Entwicklung Naturnaher Fließgewässer in NRW von 2010, Hrsg. MKULNV) aufgenommen wurden. Die praktischen Erfahrungen im Projekt haben die Funktionalität dieser Ideen belegt. Sie haben gezeigt, dass trotz eingeschränkter Flächenver- fügbarkeit und technischer Normen und Gegebenheiten, wie Brücken oder Sohlabstürze, die gewünschten eigendynamischen Entwicklungen im Fließgewässer möglich sind.

6. Finanzübersicht

6.1 Kostenübersicht und Erläuterungen

Die nachfolgend angeführten, tabellarischen Übersichten geben zunächst einen Überblick über die im Projekt entstandenen Kosten. Dabei wurden die Werte der Vereinbarung vom 30.09.2009 (Antragsbewilligung) zu Grunde gelegt.

Tab. 6.1: Kostenübersicht

PROJECT COSTS INCURRED

Cost category Budget according to the grant agreement*

Costs incurred within the project duration

%**

1. Personnel 344.908,00 247.854,31 72 2. Travel 1.546,00 0 0 3. External assistance 2.335.392,00 2.568.930,87 110 4. Durables: total non-

depreciated cost

- Infrastructure sub- tot.

0 0 0

- Equipment sub-tot. 0 9.426,82 new category - Prototypes sub-tot. 0 0 0

5. Consumables 0 5.610,58 new category 6. Other costs 11.500,00 14.294,88 124 7. Overheads 150.000,00 158.096,38 105

TOTAL 2.843.346,00 3.004.213,84 106

Abschlussbericht März 2015 133

Page 134: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

* If the Commission has officially approved a budget modification indicate the breakdown of the revised budget Otherwise this should be the budget in the original grant agreement.

** Calculate the percentages by budget lines: e.g. the % of the budgeted personnel costs that were actually incurred

Die nachfolgende Tabelle zeigt, soweit möglich, die Zuordnung der entstandenen Kosten zu den einzelnen Maßnahmen. Wie unter Ziffer 4.2.1 beschrieben, erfolgte die Ausschreibung und Auftragsvergabe für die Baumaßnahmen in 3, jeweils in Lose unterteilte Bauabschnitte. Grundlage der Vergabe waren die Vorgaben der geltenden Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen. Eine direkte Zuordnung der angefallenen Kosten zu den einzelnen C Maß- nahmen war nicht möglich. Alternativ wurden die Kosten den im Antrag ausgewiesenen Ab- schnitten zugeordnet (vgl. hierzu auch Ziffer 4.2.1 und Anlagen 2, 3, 4).

Tab. 6.2: Kostenübersicht nach Maßnahmen bzw. Bauabschnitten

Action No

Short name of

action

1. Personnel

2. Tr av el

3. External assistance

4. Equip- ment

5. Consum-

ables

6. Other costs

7. Overheads

TOTAL

C1 Anlage Initialgerin- ne zur Dynamisie- rung und Laufver- längerung

C2 Anbindung Altge- wässer

C3 Anlage Altarm C4 Anlage Initialgerin-

ne zur Dynamisie- rung und Laufver- längerung

C5 Anlage Initialgerin- ne zur Dynamisie- rung und Laufver- längerung

C6 Anbindung Altge- wässer

C7 Anlage Initialgerin-

ne zur Dynamisie- rung und Laufver- längerung

C8 Rückverlegung einer Verwallung

C9* Anlage einer schla-

fenden Ufersiche- rung

C10* Rückbau der Ufersi- cherung

C11* Einbringen von

Totholz

C12 Entwicklung von Hartholzauenwald

4.314,15 C13** Entwicklung von

Weichholzauenwald

C14 Entwicklung von Extensiv-Grünland

Summe Abschnitt 1 (BA 01.1/BA 01.2)

1.244.525,53 4.314,15 1.248.839,68

C15 Laufaufweitung und -verlängerung mit Sekundäraue

C16 Laufaufweitung C17 Anlage Altarm C18 Aufweitung Mün-

dungsbereich

C19 Anlage einer Ver- wallung (Nord)

Abschlussbericht März 2015 134

Page 135: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

C20 Anlage einer Ver- wallung (Süd)

C21* Anlage einer schla-

fenden Ufersiche- rung

C22* Rückbau der Ufersi- cherung

C23 Anlage eines Still- gewässers/ Sand- kuppe

C24* Einbringen von Totholz

C25 Entwicklung von

Hartholzauenwald 2.120,21

C26** Entwicklung von Weichholzauenwald

C27** Entwicklung von

Extensiv-Grünland

Summe Abschnitt 2 (BA 02.1/BA 02.2)

852.473,63 2.120,21 854.593,84

C28 Sohlaufweitung und -strukturierung

C29 Rückbau der Ufersi-

cherung

C30 Abtrag der Verwal- lung

C31 Umbau Absturz C32 Entwicklung von

Hartholzauenwald 1.961,07

Summe Abschnitt 3 (BA 03)

247.600,81 1.961,07 249.561,88

D1 Errichtung von Informationstafeln

3.836,56 5.751,38 9.587,94

D2 Aufbau und Pflege Projektwebsite

5.836,95 75,00 5.911,95

D3 Führungen 369,55 369,55 D4 Informationspost 4.217,50 4.217,50 D5 Faltblatt 839,66 25,00 864,66 D6 Workshop für die

allgemeine Öffent- lichkeit

D7 Tagung für die Fachöffentlichkeit

7.140,00 7.140,00

D8 Presse- /Medienarbeit

D9 Erhalt und Entwick-

lung des Wegesys- tems

0

D10 Notiztafel 392,34 392,34 Weitere Maßnah-

men (Werbemittel) 1.436,03 269,50 5.610,58 61,00 7.377,11

E1 Projektmanagement durch die BR MS

E2 Örtliche Bauüber-

wachung

E6 Monitoring Bauab- schnitt 1

E7 Monitoring Bauab- schnitt 2

E8 Monitoring Bauab-

schnitt 3

Monitoring gesamt (E 6 - E 8)

205.241,70 205.241,70

E9 Pflege- u. Entwick- lungsplan nach Projektabschluss

E10 Allgemein verständ- licher Abschlussbe- richt

E11 Externe Rechnungs- und Buchprüfung

4.165,00 4.165,00

Abschlussbericht März 2015 135

Page 136: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Kosten, die sich über verschie- dene Kategorien verteilen:

247.854,31 158.096.38 405.950,60

TOTAL (€)

247.854,31

0

2.568.930,87

9.426,82

5.610,58

14.294,88

158.096,38

3.004.213,84

* Diese C-Maßnahmen bezogen sich gemäß Antragsplanung auf mehrere Bereiche entlang von Ems und Hessel. Demzufolge sind die Kosten in räumlich und zeitlich unterschiedlichen Bauphasen angefallen. Sie wurden in den entsprechenden Bauphasen an den jeweils vorgesehenen Stellen durchgeführt und abgerechnet. So wurden die Maßnahmen C 9 - C11 in den Bauphasen 2010 und 2011 durchgeführt, während die Maßnahmen C 21, 22 u. C 24 in den Bauphasen 2011 und 2012/13 umgesetzt wurden. An den Beispielen C 10 "Rückbau der Ufersicherung" oder C 24 "Einbringen von Totholz", das an den unterschiedlichsten Stellen entlang von Ems und Hessel eingebaut wurde, wird das Vorgehen besonders deutlich.

** Die Maßnahmen C 13 und C 26 entfielen nach Rücksprache mit der EU. Sukzessionsbedingt war die Initialpflanzung von Weich- holzauenwald überflüssig. Die anstehenden Arbeiten zur Entwicklung von Extensiv-Grünland (C 27) wurden kostenneutral vom Bauhof der BR MS übernommen.

Erläuterungen der Mehr- und Minderkosten

Die als förderfähig festgesetzten Projektkosten in Höhe von 2.843.346 € wurden insgesamt um ca. 6% überschritten, was im Wesentlichen den erhöhten Kosten für die bauliche Umset- zung, dem Monitoring und einzelnen Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit geschuldet ist. Neben allgemeinen Preissteigerungen führten ein unvorhergesehenes Hochwasserereignis ein zu geringer Kostenansatz für das Monitoring oder der unterschätzte Kostenaufwand bei ge- stalterischen Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit zu den Mehrkosten. Weitere Kosten sind außerdem durch im Antrag nicht vorgesehene Ausrüstungsgegenstände und Konsumgüter entstanden. Dagegen wurden die veranschlagten Personal- und Reisekosten nicht ausge- schöpft. Die Budgetierung entspricht den Regelungen des Artikels 15.2 der "Allgemeinen Bestimmungen".

Die Mehr- und Minderkosten der einzelnen Kostenkategorien sind wie folgt zu erläutern:

1.) Personal (Personnel)

Die Gründe für die Verringerung der Personalkosten liegen zum einen an dem großzügigen Kostenansatz im Antrag. Zum anderen verringerten sich die Kosten durch den späteren Ein- stieg und den vorzeitigen Ausstieg der ersten Projektmanagerin sowie dem zeitlich späteren Einstieg der Projektleitungsnachfolge. Bedingt durch den kurzen Zeitraum zwischen Förder- zusage und Projektstart und durch das relativ zeitaufwändige Stellenausschreibungs- und Be- werberauswahlverfahren, konnte die Projektleiterstelle nicht gleich zu Projektbeginn besetzt werden. Die jeweiligen Vakanzen konnten durch die fest angestellten Mitarbeiter des für die Ems zuständigen Sachgebiets 54.6 ohne Kostenansatz aufgefangen werden.

Abschlussbericht März 2015 136

Page 137: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

2.) Reisen (Travel)

Das veranschlagte Budget wurde nicht in Anspruch genommen, da für Reisen, Ortstermine oder sonstige Unternehmungen betriebseigene Fahrzeuge verwendet wurden. Die Kosten konnten nicht streng nach "Life+"/"nicht Life+" unterschieden werden und wurden über den laufenden Betrieb der BR MS abgerechnet. Die angefallenen Kosten wurden von der BR MS selbst, d. h. vom Land NRW getragen.

3.) Fremdleistungen (External assistance)

In die Fremdleistungskosten fließen in wesentlichem Umfang die Kosten für die bauliche Maßnahmenumsetzung und das Monitoring ein. Die Mehrkosten sind bedingt auf Preissteige- rungen seit Einreichung des Antrages zurück zu führen. Weitere Gründe sind von Bedeutung:

Die Kostenüberschreitung für die Baumaßnahmen (2.344.599,97 € statt der beantragten 2.101.920,19 €) ist im Wesentlichen gleich zu Projektbeginn mit der Umsetzung der ersten Bauabschnitte im Jahr 2010 (BA 01.1 und BA 02.1, vgl. hierzu auch Ziff. 4.2.1 und Anlage 3) entstanden. Während der Bauzeit kam es hochwasserbedingt zu Verzögerungen und Schäden. So wurde beispielsweise die Baustellenbrücke weggeschwemmt, Baustraßen bzw. Baustellen- zufahrten wurden zerstört. Zusätzlich kam es durch das Hochwasser zu erhebliche Bodenum- lagerungen im Baustellenbereich die die weiteren Arbeiten behinderten. Vermutlich wurde die Situation noch durch die Tatsache verschärft, dass in dieser Zeit gerade mit der vorgezogenen Baumaßnahme C 15 eine aufwändige Laufaufweitung und Sekundärauengestaltung und den ebenfalls aufwändigen Maßnahmen C 1 und C 2 im Bereich der Mussenbachmündung, eine schwierige Bauphase realisiert wurde. Um ordnungsgemäß weiter arbeiten zu können, muss- ten die Schäden beseitigt werden. Mit dem außergewöhnlichen Hochwasser wurde eine zuvor vertraglich festgelegte Hochwassermarke überschritten und für das beauftragte Bauunterneh- men bestand somit keine Gewährleistungspflicht. Folglich wurden die Kosten in Rechnung gestellt.

Erhebliche Mehrkosten sind durch das umfangreiche Monitoring angefallen (205.241,70 € statt der geplanten 65.450,32 € (Fremdkosten + Reisekosten + Personalkosten)). Offensicht- lich war das detaillierte Monitoring, das die Landschaftsbildentwicklung, die hydromorpholo- gische Entwicklung und die Entwicklung ausgewählter 10 biologischer Parameter beinhaltete, nicht marktgerecht kalkuliert. Darüber hinaus wurden zu den 7 beantragten biologischen Pa- rametern (Makrozoobenthos, Fischfauna, Avifauna, Reptilien, Amphibien, Vegetationsauf- nahmen, Biotoptypen) zeitweise ergänzende Parameter (Makrophyten, Stechimmen und Li- bellen) hinzugenommen (vgl. Ziff. 4.4.2.1 und Tab.: 4.11). Dies wurde aufgrund der Gege- benheiten für angebracht erachtet und auch in Gesprächen mit EU-Vertretern entsprechend kommuniziert.

Hinsichtlich der Beurteilung der Projekterfolge ist zu beachten, dass die vergleichenden Be- trachtungen und Evaluation in dem dargelegten Umfang und in der erforderlichen Qualität nur möglich war, weil die BR MS zusätzlich zu dem ohnehin schon überschrittenen Kostenrah- men weitere Kosten übernommen hat, die in den Kostenübersichten für das Life+ Projekt nicht in Erscheinung treten. Das Monitoring für den bereits 2009 realisierten Renaturierungs- abschnitt der Ems im Bereich der Lonnbrücke (westl. an das Projektgebiet anschließend) wurde separat beauftragt und auch separat abgerechnet. Die entstandenen Kosten wurden

Abschlussbericht März 2015 137

Page 138: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

komplett von der BR MS bzw. vom Land NRW finanziert. Die Ergebnisse dieses getrennt abgerechneten Monitorings flossen jedoch in die Bewertung der Projektauswirkungen und in die Gesamtbeurteilung ein. Das zusätzliche Engagement außerhalb der Life+ Finanzierung ermöglichte auf diese Weise eine umfassende, aussagekräftige Betrachtung und Bewertung dieses außergewöhnlichen Projekts.

Die Mehrkosten, die innerhalb dieser Kostenkategorie in Verbindung mit der Errichtung der Infotafeln entstanden sind (3.836,56 € statt der beantragten 500,- €), resultieren ganz wesent- lich aus der gewählten Qualität hinsichtlich Design und Ausführung. Neben einem abge- stimmten und reich bebilderten Design sind sowohl die Größe (800 x 1140 mm) als auch das Material (6 mm Alu-Dibond-Material) für die Entstehung der im Rahmen der Antragstellung nicht konkret absehbaren Kosten ausschlaggebend. Das Material ist relativ "vandalismus - sicher" und eignet sich besonders für hochwertige, langfristige Digitaldruck- Außenbeschilderungen. Die Tafeln sind bei mitteleuropäischem Klima mindestens 5-7 Jahre witterungsbeständig im Außeneinsatz haltbar. Weil die Tafeln auch über das Projektende hin- aus im Projektgebiet verbleiben sollen, wurde diese Qualität gewählt.

4.) Gebrauchsgüter (Durables)/Ausrüstung (Equipment)

Wie im Schreiben der EU-Kommission vom 21.05.2013 (ENV/E3/RH/BR/bp ARES (2013) 1239076) vorgeschlagen, wurden mit den "Gebrauchsgütern"/"Ausrüstung" und den nachfol- gend aufgeführten "Verbrauchsgütern" zwei neue Kategorien eröffnet. Dabei wurden die "Allgemeinen Bestimmungen" zu Life+ eingehalten und die Schwellenwerte nicht überschrit- ten. Der 9.426,82 € umfassenden Kategorie "Ausrüstung" wurden z. B. die Kosten für das Pflanzmaterial (Initialpflanzungen Hartholzauenwald, C 12, 25, 32) zugeordnet, wobei die Pflanz- und Pflegearbeiten kostenneutral von den Mitarbeitern des betriebseigenen Bauhofs vorgenommen wurden. Des Weiteren finden sich in dieser Kategorie z. B. die Kosten für Au- ßenboxen (Prospekthalter), und die Europa-Flagge.

5.) Verbrauchsgüter(Consumables)

Hier wurde ebenfalls eine zusätzliche Kategorie eröffnet, die im Antrag nicht berücksichtigt wurde. Ebenso wie bei der Kategorie "Gebrauchsgüter" entspricht das Vorgehen den "Allge- meinen Bestimmungen" zu Life+. Mit 5.610,58 € wurde der Schwellenwert von 30.000,- € nicht überschritten. Dieser Kategorie wurden beispielsweise die Kosten für Werbemittel wie Schirme, Kugelschreiber oder Bleistifte zugeordnet.

6.) Sonstige/Andere Kosten (Other costs)

In dieser Kostenkategorie überschreiten die tatsächlichen Kosten die im Antrag vorgesehenen Kosten um 2.794,88 €, was aber noch weit unter dem Schwellenwert von 30.000,- € liegt. Hier wurden z. B. ein Teil der Kosten für die Erstellung/Errichtung von Informationstafeln und die Kosten für die Informationspost zusammengefasst, wobei ergänzend darauf hingewie- sen wird, dass die hauseigene Druckerei der BR MS sämtliche Druckaufträge für Faltblätter, Auenpost-Nachrichten etc. kostenneutral übernommen hat. D. h. für den Druck der Infomate-

Abschlussbericht März 2015 138

Page 139: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

rialien sind im Rahmen des Life+ Projekts keine Kosten angefallen. In dieser Kostenkategorie wurden darüber hinaus auch die Kosten für die externe Rechnungsprüfung eingeordnet.

Die Entstehung der Mehrkosten für die Infotafeln (5.751,38 € statt der beantragten 3.000,00 €) sind der Qualität geschuldet und wurden bereits bei der Beschreibung der Fremdkosten (Ziffer 3.) External assistance) näher erläutert. Die Ursache für die erhöhten Kosten für die Infopost (4.217,50 € statt der beantragten 3.000,00 €) sind mit dem relativ hohen Kostenauf- wand für das Werbebüro zu begründen.

7.) Übergeordnete Gemeinkosten (Overheads)

Das Budget für Overheads sah antragsgemäß nur 150.000,00 € vor, was 5,28% des veran- schlagten Projektbudgets von 2.843.346,00 € entspricht. Der hier eingeordnete Betrag in Höhe von 158.096,38 € ergab sich aus der Umsetzung des Artikels 25.13 der "Allgemeinen Best- immungen" zu Life+. Er überschreitet den im Antrag angegebenen Betrag um 5% bzw. um 8.096,38 €, liegt damit aber unter der Pauschalrate von 7%, was laut Bericht des Wirtschafts- prüfers einem Betrag von 199.228,- € entspräche.

Zusätzliches finanzielles Engagement des Landes NRW

Wie zuvor bereits angedeutet, hat die BR MS zusätzliche Kosten außerhalb der Life+ Förde- rung selbst finanziert. Die Investitionen bzw. durchgeführten Maßnahmen standen jeweils in enger Verbindung mit dem Life+ Projekt, so dass das zusätzliche Engagement des Landes NRW dem Projekt dauerhaft zu Gute kommt. Eine Auflistung der Kosten für die durchgeführ- ten Maßnahmen, die über den 50%igen Projektanteil des Maßnahmenträgers hinausgehen und außerhalb der Life+ Förderung komplett vom Land NRW getragen wurden, befindet sich un- ter Ziffer 4.5, Tabelle 4.12 (Seite 112) dieses Berichts.

6.2 Erläuterungen zum Buchführungssystem

Die Abwicklung der in Zusammenhang mit dem Life+ Projekt anfallenden Ausgaben (Kos- ten) und Einnahmen (Zahlungen der EU) erfolgte mit Hilfe der Software, mit der die Landes- kasse des Landes NRW üblicherweise ihren Zahlungsverkehr regelt. In dieser Software wer- den auch vergebene Aufträge eingebucht und Projektmittel dementsprechend blockiert. Eine Mehrfachverwendung der Mittel ist damit ausgeschlossen. Darüber hinaus wurden vor Auf- tragsvergabe jeweils die bewilligten Budgets mit den auftragsgemäß anfallenden Aufwendun- gen verglichen. Nach Aussage des externen Finanzprüfers erfüllt das Buchführungssystem den nationalen Rechnungslegungsvorschriften.

Abschlussbericht März 2015 139

Page 140: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

7. Anhang 7.1 Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen

Abbildungen:

Abb. 2.1: Lage im Raum Abb. 3.1: Organigramm Projektmanagement Abb. 4.1: Initialgerinne C 1 Abb. 4.2: Bilderserie zur Entwicklung der Mussenbachmündung und des Initials C1 Abb. 4.3: Prinzipdarstellung C 3, Anlage des Altarms und der schlafenden Ufersicherung Abb. 4.4: Altarm plus benachbartes Initial (Maßnahmen C 3, C 4) Abb. 4.5: Schlafende Ufersicherung, während und nach dem Einbau Abb. 4.6: Initialgerinne C 4 im Schrägluftbild Abb. 4.7: Initialgerinne C 5 Abb. 4.8: Absenkung der Emsböschung Abb. 4.9: Initialgerinne C 7 während und nach der Baumaßnahme Abb. 4.10: Eigendynamische Ufergestaltung nach Rückbau der Ufersicherung Abb. 4.11: Prinzipdarstellung für die Einbringung von Totholz Abb. 4.12: Prinzipdarstellung für die Entwicklung einer Sekundäraue Abb. 4.13: Auenentwicklung im Bereich der Maßnahme C 15 Abb. 4.14: Uferentwicklung durch Laufaufweitung Abb. 4.15: Altarm westlich des Neuwarendorfer Baches Abb. 4.16: Stillgewässer und angrenzende Flächen Abb. 4.17: Totholz als strukturgebender Bestandteil in der renaturierten Hessel Abb. 4.18: Prinzipdarstellung zur Sohlaufweitung und zum Sohlauftrag Abb. 4.19: Bilderserie zur Ufer- und Sohlentwicklung in der Hessel Abb. 4.20: Vom Sohlabsturz zur Sohlgleite in der Hessel Abb. 4.21: Weichholzauenentwicklung durch Spontanansiedlung mit standorttypischen

Pflanzen Abb. 4.22: Extensiv genutzte Weidegrünland am Altgewässer Nr. 14 Abb. 4.23: Initialpflanzung auf landeseigenen Flächen im Jahr der Pflanzung Abb. 4.24: Die Wiesenflockenblume (Centaurea jacea) Abb. 4.25: Auszug aus dem Programm zum Ems-Auen-Fest Abb. 4.26: Infotafeln und Baustellenschilder am Infopunkt und im Gelände Abb. 4.27: Wegeplan und Hinweisschild zur Besucherlenkung Abb. 4.28: Bedarfsgerechte Führungen - Information unterschiedlicher Interessengruppen Abb. 4.29: Aktuelle Informationen per Auen-Post Abb. 4.30: Allgemeiner Projektflyer Abb. 4.31: 3.Workshop - Impressionen vom Ems-Auen-Fest Abb. 4.32: Feedback-Karten-Aktion Abb. 4.33: Präsentation des Life+ Projekts Abb. 4.34: Life+ Schirmherrschaft Abb. 4.35: Stege erleichtern die Wanderung entlang der Ems Abb. 4.36: Hochwasserstele am Infopunkt Abb. 4.37: Optimierung der Sohlabstürze in Ems und Hessel Abb. 5.1: Bilder einer veränderten Auenlandschaft Abb. 5.2: Bilderserie zu einer veränderten Auenlandschaft

Abschlussbericht März 2015 140

Page 141: LIFE08 NAT/D/000008 Abschlussbericht · Eine Veröffentlichung des Abschlußberichtes, auch auszugsweise, ist nur unter Angabe des Hinweises ©Bezirksregierung Münster zulässig.

LIFE08NAT/D/000008 "Ems-DynamikundHabitate"

Abb. 5.3: Nachweiszahlen Hasel (Leuciscus leuciscus) Abb. 5.4: Nachweiszahlen Koppe/Groppe (Cottus gobio) Abb. 5.5: Nachweiszahlen Steinbeißer (Cobitis taenia) Abb. 5.6: Entwicklung von Weichholzauenwaldbeständen (Dauerfläche 7) Abb. 5.7: Attraktivitätssteigerung aus Sicht der Bürger Abb. 5.8: Synergieeffekte zwischen Renaturierungs- und Artenschutzprojekt

Tabellen:

Tab. 4.1: Übersicht über die beabsichtigten Wirkungen der C-Maßnahmen Tab. 4.2: Bilanz der einmaligen, baulichen Maßnahmen Tab. 4.3: Gehölze der Weichholzaue Tab. 4.4: Bilanz der sukzessionsabhängigen, wiederkehrenden Maßnahmen Tab. 4.5: Aspekte der Öffentlichkeitsarbeit Tab. 4.6: Infotafeln Tab. 4.7: Führungen durch das Projektgebiet im Überblick Tab. 4.8: Ausgaben der Auen-Post Tab. 4.9: Projektpräsentation im Rahmen von Vorträgen Tab. 4.10: Übersicht über die Life+Öffentlichkeitsarbeit Tab. 4.11: Übersicht über das Monitoringprogramm Tab. 4.12: Übersicht über Maßnahmen außerhalb der Life+Finanzierung Tab. 5.1: Übersicht über Flächengrößen der FFH-Lebensraumtypen Tab. 5.2: Erste Erfolge und die weitere Entwicklungsprognose in der Übersicht Tab. 6.1: Kostenübersicht Tab. 6.2: Kostenübersicht nach Maßnahmen bzw. Bauabschnitten

7.2 Anlagenverzeichnis

Anlage 1: Übersicht über die landeseigenen Flächen im Projektgebiet Anlage 2: Maßnahmenpläne/Antragspläne Anlage 3: Übersicht Emsverlauf und Bauabschnitte Anlage 4: Maßnahmenbezogene Übersichtsfahrpläne der C-, D- und E-Maßnahmen Anlage 5: Prinzipienskizze Initiierung der Laufverlängerung, Teilverfüllung des alten

Emsverlaufs und Schaffung von Ruhezonen Anlage 6: Holzstege auf der Nordseite der Ems und Bilder zur Realisierung vor Ort Anlage 7: Detailzeichnung Sohlgleite Hessel und Bilder zur Realisierung vor Ort Anlage 8: Infotafeln und weitere Schilder im Überblick

7.3 Anlagen (separater Teil)

Abschlussbericht März 2015 141