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Liturgische Bausteine

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Liturgische Bausteine

Inhalt

Lebensbeschreibung des heiligen Martin von Tours 5

Wort-Gottes-Feier (mit Kommunionfeier) am Fest 10des heiligen Martin von Tours im Jubiläumsjahr 2016

Ökumenischer Gottesdienst 25

Bußgottesdienst im Martinsjahr 38

Martinslied in sechs Sprachen 53

Bildmeditation 54

Wechselgebete 56

Fürbitten 72

Die Gottesdienste und liturgischen Bausteine in diesem Werkheft sind eine Ergänzung zur Liturgie am Hochfestdes heiligen Martin, zur „Vesper am Fest des heiligen Martinus“ GL 911 – 915, zur „Andacht zum heiligenMartin“ GL 934

Der Bußgottesdienst (S….) kann für die Mitfeier der Gemeinde auch gesondert bestellt werden: [email protected] (gebündelt zu 30 Stück)

Die Bildmeditation (S…..) kann ebenfalls als gesonderte Karte auch in größeren Mengen bezogen werdenbei: Seeger-Werbung, Freudenstadt. [email protected]

Weiteres Material: Kartenset für interaktive Besinnungen zum Heiligen MartinDas Kartenset ist ein Angebot für Gruppen, ohne großen Vorbereitungsaufwand miteinander eine Gebetszeitzu gestalten und über die Impulse des Kartensets ins Gespräch zu kommen. Die Karten lassen sich so mi-schen, dass insgesamt 3500 Varianten einer Gebetszeit möglich sind. Das Kartenset kann ein Begleiter durch das Martinsjahr und das Heilige Jahr der Barmherzigkeit sein. Zubestellen: [email protected]

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Herausgegeben vom Bischöflichen Ordinariat RottenburgHauptabteilung VIII a - Liturgie

Schriftleitung: Margret Schäfer-Krebs

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:Elisabeth SchmitterSr. Marcella Welte OSBGerda BrückenMsgr. Heinrich-Maria Burkard

Druck: DS PrintNachbestellungen: [email protected]

Lebensbeschreibung des heiligen Martin von Tours

Über den heiligen Martin gibt es eine ausführliche Lebensbeschreibung vonSulpicius Severus. Er war Zeitgenosse Martins, hat einige Zeit bei ihm gelebtund ihn glühend verehrt. Sulpicius überliefert vor allem die Wundertaten Mar-tins und versucht, seine Person nach dem Muster der biblischen Erzählungenüber Jesus nachzuzeichnen. Anderes, das für uns wichtig wäre, erwähnt er nurnebenbei oder gar nicht.

Martin (Martinus, abgeleitet vom Kriegsgott Mars) wurde 316/317 in Sabaria(heute Szombathely, Ungarn) geboren als Sohn eines römischen Militärtribuns.Seine Jugend verbrachte er in Pavia, der Heimat seines Vaters in Oberitalien,wo er erstmals mit dem Christentum in Berührung kam. Im Alter von zehn Jah-ren wurde er gegen den Willen seiner Eltern in die Gruppe der Katechumenen,der Taufbewerber, aufgenommen. Mit fünfzehn Jahren musste Martin in denMilitärdienst eintreten. Als Sohn eines römischen Offiziers war er nach den Be-stimmungen von Kaiser Diokletian zum Militärdienst verpflichtet. So wurde erOffizier in der Gardereiterei. Nach der Überlieferung staunten seine Kameradendarüber, dass er sich von rauen Soldatenmanieren fernhielt und sich vielmehrdurch Güte und Liebe, Geduld und Demut auszeichnete. Von seinem Sold be-hielt er nur so viel für sich, wie er für seinen täglichen Bedarf brauchte. SulpiciusSeverus schreibt: „Schon damals kein tauber Hörer des Evangeliums, sorgte ersich nicht um den morgigen Tag“ (vgl. Mt 6,34; Sulpicius Severus, Vita 2).

Um 334 war Martin, gerade 18jährig, in Samarobriva stationiert, der heutigenStadt Amiens im Nordosten Frankreichs. In jene Zeit fällt das Ereignis, das wirbis heute mit Martin verbinden: Vor dem Stadttor teilt Martin seinen Mantelmit einem frierenden Bettler. “Da lachten einige von den Umstehenden, weiler mit seinem zerschnittenen Mantel sehr hässlich aussah. Viele aber, derenVerstand gesünder war, seufzten tief auf, weil sie nichts dergleichen getan, ob-wohl die mehr besaßen und darum den Armen hätten bekleiden können, ohne

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aber gegen den Widerstand einiger Bischöfe zum Bischof von Tours gewählt.Stein des Anstoßes waren seine „so unansehnliche(n) Gesichtszüge, schmut-zige(n) Kleider und ungepflegte(n) Haare“ (Sulpicius Severus, Vita 9).

Am 4. Juli 371 empfing Martin die Bischofsweihe. „Von diesem Tag an warMartin der geliebte, treusorgende Hirte seiner Herde, der unermüdlich auf Vi-sitationsreisen durch Predigt und Wunderzeichen das religiöse Leben der ihmAnvertrauten zu ordnen und zu fördern bemüht war. Das Volk kannte und liebteihn als seinen Vater, der wie einer der Ärmsten mitten unter ihnen lebte, dernur Frieden stiften und helfen wollte, wo immer es Not tat und soweit es inseinen Kräften stand. Das ganze Land sprach von der Gnadenkraft seiner Wun-derheilungen, seinen Dämonenaustreibungen und den Totenerweckungen, dieer wirkte“ (Bernhard Kilian, Martin von Tours. - In: Die Heiligen: alle Biogra-phien zum Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet. Hrsg. von PeterManns, Mainz 1975, S. 201)

Auch als Bischof blieb Martin bei seiner asketischen Lebensweise. Er lebte zu-nächst in einer Zelle bei der Kathedrale, 375 gründete er eine Mönchskoloniean der Loire nahe Tours. Daraus entwickelte sich das Kloster Marmoutier, daszu einem bedeutenden religiösen Ort und zum Mittelpunkt der Mission in Gal-lien wurde.

Die Mönche leisteten keine Handarbeit, sie widmeten ihre Zeit ausschließlichdem Gebet und dem Studium, die jüngeren Mönche schrieben Bücher ab. DasKloster wurde zu einem Zentrum der Kultur, des Studiums und der Liturgie.Etwa 80 Mönche versammelten sich um Martin. Keiner besaß Eigentum, alleswar allen gemeinsam. Martin selbst lebte auch als Bischof weiter wie einMönch. Aus allen Erzählungen aber wird deutlich, dass er dadurch weder dieSorge für sein Bistum noch die Pflege der Liturgie in der Kathedrale vernach-lässigte.

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sich selbst zu entblößen“, so beschreibt Sulpicius dieses Ereignis (Vita 3). Inder darauffolgenden Nacht hört Martin im Traum Jesus zu den Engeln sagen:„Obwohl er noch gar nicht getauft ist, hat Martin mich mit diesem Mantel be-kleidet“, und Jesus zeigte sich Martin, bekleidet mit der Hälfte des Mantels,die er dem Bettler gegeben hatte. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüdergetan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40) – dieses Wort Jesu wurde vonMartin beispielhaft erfüllt.

Bald darauf ließ Martin sich taufen und wollte aus dem Militärdienst ausschei-den mit der Begründung, er könne nicht mehr Soldat des Kaisers sein, weil erein Diener Christi geworden sei. Die Entlassung wurde ihm jedoch lange ver-weigert. Erst nach Ableistung seiner 25-jährigen Dienstzeit wurde er 356 imAlter von 40 Jahren von Kaiser Julian aus dem Heeresdienst entlassen.

Nach seiner Militärzeit suchte Martin Bischof Hilarius von Poitiers auf undwurde sein Schüler. In dieser Zeit besuchte er seine Eltern, die nach Sabaria,seinem Geburtsort zurückgekehrt waren; seine Mutter konnte er für das Chris-tentum gewinnen. An eine öffentliche Missionstätigkeit war nicht zu denken,da er in die arianischen Streitigkeiten hineingezogen wurde. Es waren zum Teilerbitterte Auseinandersetzungen um die Gottheit bzw. Nichtgottheit JesuChristi und sein Verhältnis zu Gott, dem Vater. Martin wurde für seine Über-zeugung sogar ausgepeitscht und ausgewiesen. Daraufhin ging er für kurzeZeit in die Nähe von Mailand, danach zog er sich auf die Insel Gallinaria beiGenua zurückzog, um als Einsiedler zu leben.

Bischof Hilarius, der in den Jahren der arianischen Streitigkeiten ins Exil gehenmusste, kehrte um 360 nach Poitiers zurück und Martin folgte ihm. 361 richtetesich Martin unweit der Stadt eine Zelle ein, aus der das später berühmte KlosterLigugé hervorging. Als Ratgeber und Nothelfer wurde Martin rasch in der ge-samten Tourraine bekannt. Als 371 der Bischofsstuhl von Tours neu zu besetzenwar, wurde Martin von der überwiegenden Mehrheit des Volkes und des Klerus,

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in der ganzen Provinz. Wahrscheinlich hat er jeweils Mönche aus seinem Klos-ter geweiht und in den neuen Gemeinden eingesetzt. Bis ins hohe Alter be-suchte er, soweit es seine Kräfte zuließen, seine Gemeinden nicht nurregelmäßig, sondern auch, wenn es einen besonderen Anlass gab. Seine letztePastoralreise führte ihn ins vierzig Kilometer entfernte Candes, weil unter dendortigen Klerikern „ein Streit ausgebrochen war“. Er blieb so lange in Candes,bis der Friede wieder hergestellt war. Danach wollte Martin in sein Kloster zu-rückkehren. Doch „(d)ann verließen ihn plötzlich die Kräfte seines Leibes“ (Sul-picius Severus, Brief 3). Am 8. November 397 starb er in Candes; am 11.November wurde er in Tours bestattet. Sulpicius schildert in einem Brief diegroße Beisetzungsfeier, an der nicht weniger als 2000 Menschen teilnahmen.

Martin war der erste Nicht-Märtyrer, der als Heiliger verehrt wurde. Die Volks-frömmigkeit verbindet mit seiner Gestalt und seinem Gedenktag seit jeher viel-fältiges Brauchtum und bewahrt so sein Gedächtnis.

Ungebrochen ist auch seine Bedeutung als Leitfigur Europas. So hat der Euro-parat 2005 den so genannten Martinusweg („Via Sancti Martini“) in die Listeder europäischen Kulturwege aufgenommen. Dieser Weg verbindet MartinsGeburtsstadt Szombathely in Ungarn mit Tours in Frankreich, der Stadt, in derer begraben ist. Martinuswege gibt es mittlerweile in Frankreich, Italien, derSlowakei und Tschechien. Bischof Dr. Gebhard Fürst hat diese Idee aufgegriffenund den Martinusweg auch in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die unter demPatrozinium des heiligen Martin steht, ausgewiesen. Wir verstehen und ge-stalten den Martinusweg in unserer Diözese als Pilgerweg, auf dem die Pilge-rinnen und Pilger eingeladen sind, sich mit Martin auf einen geistlichen Wegzu begeben und sich mit seinem Glaubenszeugnis, seinem Leben und seinemWirken auseinanderzusetzen. Pilgern auf dem Martinusweg kann so zur Spu-rensuche werden: nach Spuren des heiligen Martin in unserer Diözese, abermehr noch nach Spuren Gottes in unserem Leben.

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Dennoch wurde Martins Wirken auch von Konflikten überschattet. Für einenTeil seines Klerus und anderer Bischöfe war es ein Skandal, dass Martin seinenmönchischen Lebensstil beibehielt. So begnügte er sich etwa im Gottesdienstmit einem kleinen Hocker, wie ihn auch das Gesinde gebrauchte, anstatt sichauf den Bischofsstuhl zu setzen.

Ein Mitbruder hat Martin sogar der Häresie beschuldigt, weil er einerseits mitder kirchlichen Verurteilung der Priscillianer (einer religiösen Bewegung, diestrengste Askese für Priester und Laien forderte und die Kirche durch die Lei-tung des Heiligen Geistes erneuern wollte) einverstanden war, andererseitsaber versuchte, sie vor blutiger Verfolgung durch die weltliche Gewalt zu retten.Dafür reiste Martin 386 nach Trier, um Kaiser Maximus zu treffen. Die um denKaiser versammelten Bischöfe hatten der Anklage und Verurteilung Priscillianszugestimmt. Martin verwahrte sich gegen die Einmischung des Staates in kirch-liche Angelegenheiten. Sein freimütiges Auftreten brachte ihm sogar die Hoch-achtung des Kaiserpaares ein, die Hinrichtung Priscillians konnte er jedochnicht verhindern. Von da an mied Martin den Kontakt mit seinen Mitbischöfen.

Voller Bewunderung erwähnt Sulpicius Severus auch, dass Martin ohne Un-terlass betete: „Niemals ließ Martinus eine Stunde, einen Augenblick verstrei-chen, ohne dem Gebet zu obliegen oder sich in die Lesung zur versenken; undselbst wenn er las und etwas anderes tat, hörte er nie auf zu beten… Du wahr-haft seliger Mann! In dir war keine Hinterlist, niemanden hast du gerichtet,niemanden verdammt, keinem Böses mit Bösem vergolten. Gegen alles Unrechthatte er sich mit solcher Geduld bewaffnet, dass ihn, den hohen Bischof, diegeringsten Kleriker ungestraft beleidigen konnten: niemals hat er sie darumihres Amtes enthoben, niemals soweit es an ihm lag, sie aus seiner Liebe aus-geschlossen.“ (Sulpicius Severus, Vita 26)

Eine große pastorale Leistung Martins ist die Gründung der ersten Landpfar-reien, die zugleich Missionszentren waren, nicht nur im Bistum Tours, sondern

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Einführung

Liebe Gemeinde,

auf dem Weg des Lebens und des Glaubens brauchen wir immer wieder Weg-marken. Hinweise, Orientierungspunkte, die uns zeigen, dass die Richtung nochstimmt. Menschen, die vor uns gelebt haben, können solche Wegweiser sein.Das ist ein Grund dafür, dass uns die Heiligen so kostbar sind.

Heute denken wir besonders an den heiligen Martin. Er ist so ein Mensch, derOrientierung gibt. Schon seine Zeitgenossen haben das gespürt und seitherwird er verehrt, vor 1700 Jahren wurde er geboren. Martin von Tours – einMensch wie ein Wegweiser.

Kurze Stille

Christusrufe – Kyrie-litaneiK und Gemeinde singen im Wechsel.

„Herr Jesus, du rufst die Menschen dir zu folgen“ GL 163,7

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Wort-Gottes-Feier (mit Kommunionfeier) am Fest des heiligen Martin von Tours im Jubiläumsjahr 2016

EinzugWährend die Orgel spielt, ziehen Gottesdienstleiter/in (Lt), Ministranten undMinistrantinnen (M), Lektoren und Lektorinnen (L), Kantor/in (K) und – fallsbenötigt – Kommunionhelfer/in (Kh) in die Kirche ein, verneigen sich vor demAltar (Kniebeuge nur, wenn der Tabernakel im Sichtfeld ist) und gehen zu ihrenPlätzen; alle – auch die

Lied zur Eröffnung„Sankt Martin, dir ist anvertraut“ GL 911,1-5

Kreuzzeichen – Liturgischer GrußLt eröffnet den Gottesdienst mit dem Kreuzzeichen, spricht die Einführungund betet Christusrufe und Eröffnungsgebet vor.

Seien Sie alle herzlich willkommen an diesem Sonntagmorgen (Samstag-abend/Sonntagabend)! Wieder feiern wir miteinander Gottesdienst – GottesDienst an uns. Wieder erinnern wir uns an das, was uns leben lässt, was unsträgt und erhält: Gott selbst mit seinem Wohlwollen, seiner Liebe, seiner Zu-wendung. So beginnen wir im Zeichen des dreieinigen Gottes:

Kreuzzeichen

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.Alle: Amen.

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Antwortgesang – PsalmDer Kehrvers wird von K gesungen. Die Gemeinde wiederholt ihn. K liestoder singt die Psalmverse vom Ambo aus vor. Dazwischen bzw. am Endewiederholt die Gemeinde den Kehrvers.„Der Herr ist erhaben“ GL 77,1.2

Einführung in die zweite LesungDer Glaube ist ein Schatz, der sich vermehrt, wenn man ihn teilt.

Zweite LesungLesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth.

Brüder und Schwestern,wenn ich das Evangelium verkünde, kann ich mich deswegen nicht rühmen; denn ein Zwang liegt auf mir. Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!Wäre es mein freier Entschluss, so erhielte ich Lohn. Wenn es mir aber nicht freisteht, so ist es ein Auftrag, der mir anvertraut wurde.Was ist nun mein Lohn? Dass ich das Evangelium unentgeltlich verkünde und so auf mein Recht verzichte.Da ich also von niemand abhängig war, habe ich mich für alle zum Sklaven gemacht, um möglichst viele zu gewinnen.Den Schwachen wurde ich ein Schwacher, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten.Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an seiner Verheißung teilzuhaben.(1Kor 9,16-19.22-23)

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EröffnungsgebetLasset uns beten.Herr, unser Gott,der heilige Martin hat dich durch seinganzes Leben bezeugt und verherrlicht.Lass auch in uns die Macht deiner Gnade wirksam sein,damit weder Tod noch Leben uns von deiner Liebe trennen.Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.Alle: Amen.

Einführung in die erste Lesung Was Gott von uns erwartet, ist nicht das Außergewöhnliche, sondern das Na-heliegende. Er will von uns genau das, was gut ist für uns und unser gemein-sames Leben.

Erste LesungLesung aus dem Buch des Propheten Micha.Womit soll ich vor den Herrn treten, wie mich beugen vor dem Gott in der Höhe? Soll ich mit Brandopfern vor ihn treten, mit einjährigen Kälbern? Hat der Herr Gefallen an Tausenden von Widdern, an zehntausend Bächen von Öl?Es ist dir gesagt worden, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir erwartet: Nichts anderes als dies: Recht tun, Güte und Treue lieben, in Ehrfurcht den Weg gehen mit deinem Gott. (Mich 6,6-7a.8)

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Auslegung und Deutung

Liebe Brüder und Schwestern,

wir leben im 21. Jahrhundert, Martin hat im 4. gelebt. Dazwischen liegen ganze17 Jahrhunderte, von denen jedes einzelne voll war von Ereignissen und Ent-scheidungen, Glücksfällen und Tragödien, die den weiteren Lauf der Welt be-stimmt haben. Man sollte meinen, dass die Geschichte eines einzelnenMenschen da nicht weiter ins Gewicht fällt. Und doch gibt es immer wiederMenschen, an die man sich auch nach Jahrtausenden noch erinnert, weil siewie Leuchttürme in der fließenden Zeit stehen.

Einer von ihnen ist Martin von Tours. Trotz der langen Zeit, die uns von ihmtrennt, verkörpert er manches von dem, was Menschen auch heute – oderheute wieder – prägt. Auch damals war die Welt globalisiert. Es waren nichtinternationale Konzerne und Banken, die sie beherrschten, sondern das römi-sche Reich. Martin war römischer Bürger, und als Sohn eines Offiziers ist aucher dem Kriegsgott Mars geweiht, schon sein Name verrät diese Bestimmung.Seine Kindheit verbringt er im heutigen Ungarn, dann wird der Vater nachOberitalien versetzt. Dort kam Martin als Zehnjähriger mit dem Christentumin Kontakt. Mit 15 wurde er selbst Soldat, musste erst in Mailand, dann imheutigen Frankreich mit der Waffe Dienst tun. Als er Christ wurde, kam er inGewissenskonflikte und bat darum, aus der kaiserlichen Armee entlassen zuwerden. Aber er wurde gezwungen zu bleiben, 25 Jahre lang.

Nach der Entlassung widmete er sich ganz seinem Glauben. Eine Zeit langlebte er als Mönch in Italien, dann reiste er zu seiner Mutter nach Ungarn,auch sie fand durch ihn zum Glauben. In Gallien gründete er mehrere Klösterund wurde schließlich gegen seinen Willen zum Bischof von Tours gewählt.Auch diese Aufgabe nahm er an und stellte sich mit allen seinen Kräften inden Dienst an Gott und an den Menschen.

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Ruf vor dem Evangelium„Halleluja“ GL 174,8

Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe,so sollt auch ihr einander lieben.

„Halleluja“ GL 174,8

EVANGELIUM

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

Jesus wandte sich an das Volk und an seine Jünger und sagte: Ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder.Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel.Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus.Der Größte von euch soll euer Diener sein.Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt,und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. (Mt 23,8-12)

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benssätze der Kirche erklären und unterschreiben können. Ich kann Christ oderChristin sein, auch wenn ich nur einen wichtigen Satz des Evangeliums ver-standen habe und in meinem Leben zu verwirklichen suche. Für Martin hießdieser Satz vielleicht: „Selig sind die Barmherzigen“ oder: „Was ihr dem ge-ringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

Vielleicht hat jede und jeder von uns ja so ein inneres Motto, das uns immerwieder einfällt und unser Leben wie ein Refrain begleitet. Glauben wir nicht,es sei zu wenig, wenn es nicht das Ganze des Glaubens ist! Es ist vielleichtdie Art, in der Christus gerade mir begegnen will, so wie der Blickkontakt mitdem Bettler für Martin zur Begegnung mit dem Herrn geworden ist.

Auch wenn unser Glaube nicht besonders groß und gefestigt ist, wir dürfenihm trotzdem viel zutrauen! Und wir dürfen Christus, unserem auferstandenenHerrn, zutrauen, dass er sich auch heute in den Menschen zeigt. In den Men-schen diesseits und jenseits der Grenzen und Stadttore, in den Menschen aufunseren Straßen und in unseren Häusern, in den Menschen, deren Nöte wirkennen oder erst entdecken sollen. In den Menschen, mit denen wir unsereWelt teilen, unsere Armut und unseren Reichtum.

Die Begegnung am Stadttor von Amiens hatte für Martin nachhaltige Folgen:Er entschied sich endgültig für den Glauben und ließ sich taufen. Erst nachdieser denkwürdigen Begegnung vollzog er den Schritt und bekannte sich auchöffentlich zu dem, was er innerlich schon längst gefunden hatte. Wohin mögenuns unsere Wege und Begegnungen wohl noch führen? Wir dürfen gespanntsein!

Amen.

Stille

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Was fasziniert uns heutige Menschen an der Lebensgeschichte des heiligenMartin? Er lebte in vielen Ländern Europas, musste immer wieder aufbrechenund war nirgendwo wirklich zu Hause, ein Lebensgefühl, das viele Menschenheute teilen. Sein Beruf führte ihn quer durch Europa, ohne dass er darauf Ein-fluss hatte. Er war gezwungen, für ein System zu arbeiten, das er nicht guthei-ßen konnte und das ihn in innere Konflikte führte. Und sein Glaubensweg warlang und kompliziert. Schon als Kind war er fasziniert vom christlichen Glauben,doch sein Weg führte ihn erst nach 26 Jahre zur Taufe.

Manches in dieser Lebensgeschichte wirkt auf uns geradezu modern. Aber dasist nicht das, was uns an Martin bis heute begeistert. Es ist nicht seine reicheLebensgeschichte und auch nicht seine Leistung als herausragender Bischof,die ihn für alle Zeiten bekannt gemacht hat. Es ist vielmehr eine einmalige Be-gebenheit, die sich der Legende nach am Stadttor der nordfranzösischen StadtAmiens abgespielt hat. Wir nennen sie nur die Mantelteilung, und jedes Kindweiß, was damit gemeint ist: Der römische Offizier Martin pfeift auf seine Stan-desehre und teilt den Mantel seiner Uniform mit einem frierenden Bettler. Einespontane Aktion, eine einzelne Episode, von der wir keine Vorgeschichte ken-nen und auch nicht, wie sie weiterging. Eine Tat aus dem Augenblick heraus,keine organisierte Hilfsaktion, die auf Nachhaltigkeit geachtet hätte.

Und doch hat kaum eine Heiligenlegende so nachhaltig gewirkt. Nicht bei demBettler – jedenfalls wissen wir nichts darüber – , sondern bei Martin selbst.Denn in der Nacht danach erschien ihm Christus im Traum uns gab sich zu er-kennen: In dem unbekannten Bettler ist Martin dem Herrn selbst begegnetund hat ihm ohne groß nachzudenken gegeben, was er am dringendsten ge-braucht hat.

„Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast, und sei es auch noch sowenig, aber lebe es!“ Das hat Roger Schutz gesagt, der erste Prior von Taizé.Ich muss nicht die Bibel von A bis Z kennen, ich muss auch nicht alle Glau-

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Kollekte

Der Friede, nach dem wir uns sehnen, er drängt uns auch dazu, für Gerech-tigkeit einzutreten. Nach dem Beispiel des heiligen Martin wollen auch wirteilen, mit Menschen, die in Armut leben müssen. Die Kollekte ist bestimmtfür ....

Lt gibt den Zweck der Kollekte bekannt. M sammeln die Kollekte ein.

Hymnus„Allein Gott in der Höh sei Ehr“ GL 170,1-3

FürbittenGuter Gott, wir danken dir für den heiligen Martin. Sein Beispiel führt unsvor Augen, wozu dein Sohn Jesus Christus uns berufen hat. Es zeigt unsauch, worum wir bitten sollen:

· Wir bitten für die Menschen, die ohne Angst vor eigenen Nachteilen sagen und tun, was sie vom Evangelium verstanden haben: dass sie anderen Orientierung geben können.Gemeinde: Wir bitten dich, erhöre uns.

· Wir bitten für alle, die Verantwortung tragen, in der Kirche, in der Politik, in der Wirtschaft und in der Gesellschaft: dass sie sich einsetzen für Gerechtigkeit und Frieden. Gemeinde: Wir bitten dich, erhöre uns.

· Wir bitten für die Menschen, die auf die Hilfe anderer angewiesen sind: dass sie Helfer und Hilfe finden in allen Nöten des Lebens.Gemeinde: Wir bitten dich, erhöre uns.

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Glaubensbekenntnis„Wir glauben Gott im höchsten Thron“ GL 355,1-5

Schuldbekenntnis und VergebungsbitteImmer wieder erleben wir, dass wir schwache, fehlbare Wesen sind. Men-schen wir der heilige Martin führen uns schmerzlich vor Augen, was unsselbst an Glauben und Liebe noch fehlt. Deshalb bitten wir:

G: Erbarme dich, Herr, unser Gott, erbarme dich.Gemeinde: Denn wir haben vor dir gesündigt. G: Erweise, Herr, uns deine Huld.Gemeinde: Und schenke uns dein Heil. G: Nachlass, Vergebung und Verzeihung unserer Sünden gewähre uns derallmächtige und barmherzige Herr.Gemeinde: Amen.

FriedenszeichenHerr Jesus Christus, du hast deinen Frieden verheißen, unserer zerrissenWelt und unseren furchtsamen Herzen. Und du hast uns aufgetragen, Botendeines Friedens zu sein. So bitten wir dich jetzt: Schenke uns und der ganzenWelt deinen Frieden.

Der Friede des Herrn sei mitten unter uns.

Lt lädt zu einem Friedenszeichen ein.

Orgelspiel

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KommunionfeierÜbertragung des Allerheiligsten

Lt leitet ein:

Wir haben das Wort Gottes gehört und gefeiert.Das eucharistische Brot, das uns jetzt geschenkt wird, verbindet uns mit der Eucharistiefeier*, die wir am vergangenen Sonntag (in dervergangenen Woche, im vergangenen Monat, am Fest …) hier zuletzt gefeiert haben.(*, die heute in unserer Nachbargemeinde gefeiert wurde.)

Lt geht mit Kh und zwei M, die brennende Leuchter tragen, zum Tabernakel,öffnet diesen und macht eine Kniebeuge, nimmt Speisekelch und Hostien-schale aus dem Tabernakel und stellt sie in der Mitte des Altares ab. Danachmachen G, Kh und M eine Kniebeuge hinter dem Altar. Währenddessen singtdie Gemeinde:

Lied„Gottheit, tief verborgen“ GL 497,1-4.7

Stille AnbetungAlle bleiben eine angemessene Zeit in stillem Gebet knien.Zum Vaterunser stehen alle auf.

VaterunserLasst uns in Gemeinschaft mit der ganzen Christenheit beten, wie Jesus uns zu beten gelehrt hat:Vater unser im Himmel… denn dein ist das Reich…

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· Wir bitten für alle Menschen, die verfolgt oder vertrieben werden, und für die, die auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen ihre Heimat verlassen: dass sie – auch bei uns – finden, was sie zum Leben brauchen.Gemeinde: Wir bitten dich, erhöre uns.

· Wir bitten für die jungen Menschen, die auf der Suche sind nach dem, was ihrem Leben Sinn gibt: dass sie wie Martin ihre ganz eigene Spur finden und ihren Weg gehen.Gemeinde: Wir bitten dich, erhöre uns.

· Wir bitten für die Menschen in allen Ländern Europas: dass sie im heiligenMartin ein Vorbild erkennen und bereit sind, mutig und nüchternzu tun, was gut ist.Gemeinde: Wir bitten dich, erhöre uns.

Den folgenden Abschluss der Fürbitten betet Lt nur, wenn eine Kommunion-feier folgt. Andernfalls schließt sich an die letzte Fürbitte das Vaterunser an(danach folgen direkt das Danklied, die Vermeldungen…)

· Denn du kommst all unserem Bitten und Tun mit deiner Gnade zuvor. Dafür danken wir dir und darum preisen wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.Gemeinde: Amen.

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VERMELDUNGEN

An dieser Stelle ist Raum für Vermeldungen an die Gemeinde.

SEGENSBITTE

Bitten wir Gott um seinen Segen, für uns selbst, für die Menschen, die unsam Herzen liegen, und für unsere Welt:

Der Herr segne uns und behüte uns. Er lasse sein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig.Er wende uns sein Angesicht zu und schenke uns Frieden,

Kreuzzeichen

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.Alle: Amen.

Entlassung

Lasst uns nun gehen in seinem Frieden.Gemeinde: Dank sei Gott, dem Herrn.

Lied„Ihr Freunde Gottes allzugleich“ GL 424,1.3-4.6

Auszug

Orgelspiel

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KommunionLt tritt an den Altar, macht eine Kniebeuge, nimmt den Speisekelch, wendetsich der Gemeinde zu, hält eine Hostie in die Höhe und spricht: Seht das LammGottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt. Herr, ich bin nicht würdig…

So spricht der Herr: Der Größte von euch soll euer Diener sein.

Kommunionspendung

DankliedDas folgende Lied wir zwei- bis dreimal meditativ gesungen, die Wiederho-lungen evtl. in veränderter Lautstärke.

„Meine Hoffnung und meine Freude“ GL 365

Dankgebet

Lasset uns beten.Herr, unser Gott,wir haben dein Wort gehört und dir gedankt für dein Erbarmen,das im Leben des heiligen Martin bis heute unter uns leuchtet.Wir bitten dich: Stärke uns durch sein Beispiel und seine Fürsprache,damit auch wir wachsen im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe.Darum bitten wir durch deinen Sohn Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.Alle: Amen.

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Martin lebte in einer Zeit des Umbruchs. Das römische Reich zerfiel, Neueskündigte sich an, hatte aber noch keine Konturen. Tiefgreifende Umbrüchekennzeichnen auch unsere Zeit.

Martin steht vor uns als Soldat, als Mönch, als Bischof. In allen Lebensphasennimmt er Verantwortung wahr, sieht die Not der Mitmenschen, er handelt, erteilt.

Das ist sein Vermächtnis, auch für heute.

Kyrie Martin lebte aus der Verbundenheit mit Jesus Christus. Um ihn, unseren Herrn, haben wir uns versammelt: Herr Jesus Christus, zu allen Zeiten rufst du Menschen dir zu folgen.„Kyrie, Kyrie eleison“ GL 155 / EG 688Herr Jesus Christus, du begleitest sie auf ihrem Weg.„Kyrie, Kyrie eleison“Herr Jesus Christus,du machst sie zu deinen Zeugen in der Welt.„Kyrie, Kyrie eleison“

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Ökumenischer Gottesdienst

Instrumentalspiel

Lied„Wohl denen, die da wandeln“ GL 543,1-3.5 / EG 295,1-4

Eröffnung

Wir haben uns versammelt im Namen des Vaters und des Sohnes und desHeiligen Geistes.Alle: Amen.

Einführung

Ich begrüße Sie zu diesem Gottesdienst, in dem wir uns an die Gestalt, dasLeben und das Wirken des Bischofs Martin von Tours erinnern. Die katholischeKirche verehrt ihn als Heiligen. Auch für die reformatorische Tradition hat erBedeutung, denn Martin Luther wurde am Martinstag geboren und ist deshalbnach ihm benannt. Von Martin von Tours trennen uns mehr als 1500 Jahre,und doch ist er für die Gegenwart aktueller denn je. Die Stationen seines Le-bens führen ihn quer durch Europa – sie verbinden Europa.

Die französische Historikerin Régine Pernoud sagt über Martin: “Er ist als Vor-bild nicht mehr zu löschen. Im Symbol des geteilten Mantels wurde Martin zueiner der menschlich anrührendsten Figuren des Abendlandes. In allen Ge-meinden tragen Kinder an seinem Festtag Lichter durch die Straßen; Kirchenin der ganzen Welt sind Martin geweiht.“

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schaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig und ihr habtmir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben;ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; ich war nacktund ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht;ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm dieGerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zuessen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann habenwir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dirKleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gese-hen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen,ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, dashabt ihr mir getan. (Mt 25,31-40)

Predigt„Ich sehe was, was du nicht siehst“

Als wir Kinder waren, haben wir wohl fast alle das Spiel „ich sehe was, wasdu nicht siehst“ gespielt. Ein Kind muss etwas herausfinden und erraten, wasdie anderen sich vorher ausgesucht haben, z.B. eine Blume oder ein Kleidungs-stück. Mit diesem Spiel haben wir manches um uns herum entdeckt und er-kannt, was uns vorher gar nicht aufgefallen war. So nach und nach sind wiraufmerksamer geworden, haben manches besser und genauer wahrgenom-men.

Was hat Martin mit diesem Kinderspiel zu tun? Wofür kann er uns die Augenöffnen?

Wie Martin Christus erkannte

In der Vita von Sulpicius Severus, der Lebensbeschreibung des Heiligen, stehtdie berühmte Bettlergeschichte. In ihr sind manche Hinweise gegeben, die

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GebetGott, wir danken dir,dass du uns hier zusammengeführt hast.Menschen wie Martin geben uns Mut, unserer eigenen Berufung zu folgen.Hilf uns erkennen, wer wir sind.Hilf uns glauben, was wir beten.Hilf uns tun, was du uns sagst.Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.Alle: Amen.

Schriftlesung Aus dem Hebräerbrief. – Die Bruderliebe soll bleiben. Vergesst die Gast-freundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engelbeherbergt. Denkt an die Gefangenen, als wäret ihr mitgefangen; denkt andie Misshandelten, denn auch ihr lebt noch in eurem irdischen Leib. (Hebr.13,1-3)

Lied„Selig seid ihr“ GL 458 und 459 / EG 644 (GL 459 als weitere Strophen nicht im EG)

EvangeliumAus dem Matthäusevangelium. – Wenn der Menschensohn in seiner Herrlich-keit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seinerHerrlichkeit setzen.

Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden und er wird sievoneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Erwird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken.Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihrvon meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Er-

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Was sehen Sie an diesen Sachverhalten? Vielleicht, dass unsere Gesellschaftkalt geworden ist. Vielleicht, dass wir schon unsere Kinder zu mehr Mitmensch-lichkeit und Verantwortung erziehen müssten.

Schauen wir noch einmal auf Martin, was er daran erkannt hat. Wieder tauchtdas alte Kinderspiel auf: »Ich sehe was, was du nicht siehst«: Als Martin dassah, den frierenden Bettler, die mitleidlosen Menschen -, »da begriff der vonGott erfüllte Mann, dass der Arme ihm vorbehalten sei, da die andern kein Mit-leid mit ihm hatten«.

Martin hat erkannt: Gott bringt sich ins Spiel. Gott ist es nicht egal, wenn eseinem Menschen schlecht geht. Er will, dass die Not gewendet wird. Und ertut auch etwas dafür. Martin hat erkannt: Gott selbst hat mich bestimmt, hierzu helfen. Martin spürt: Jetzt bist du gefragt! Der Bettler ist für dich vorbehal-ten. Lass dir etwas einfallen; der Mann braucht Hilfe. Das konnte Martin na-türlich nur erkennen, weil er daran geglaubt hat, dass Gott ein Herz für dieArmen hat, und weil er selbst bereit war, sich von Gott in Anspruch nehmenzu lassen.

»Ich sehe was, was du nicht siehst.« Wer nicht an Gottes Mitgefühl glaubt,wird diesen Blick ebenso wenig haben wie ein Mensch, der nicht glauben kann,dass Gott ausgerechnet ihn braucht, um etwas Gutes in der Welt zu vollbrin-gen. -

Martin hat Christus bis dahin noch nicht erkannt - nur einen armen Mann, derHilfe braucht. Erst in der folgenden Nacht begegnet ihm Christus im Traumund gibt sich ihm im Bettler zu erkennen. Die Erkenntnis Christi wird ihm so-zusagen erst nachträglich geschenkt.

Das Traumgeschehen ist eindrucksvoll: Christus selbst erscheint bekleidet mitdem Mantelstück und spricht zu Martin: »Mit mir hat der Katechumene Martin

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durchaus an die Spielregel erinnern. Da heißt es, dass Martin in einem strengenWinter, der so hart war, dass die Kälte viele Menschen tötete, einem nacktenArmen begegnete.

»Der bat die Vorübergehenden, sich seiner zu erbarmen, es gingen aber allean seinem Elend vorbei; da begriff der von Gott erfüllte Mann, dass der Armeihm vorbehalten sei, da die andern kein Mitleid mit ihm hatten« (Vita 3).Schon sind wir mitten drin im Spiel »Ich sehe was, was du nicht · siehst«. Alleandern waren an dem Bettler vorübergelaufen. Sie haben ihn gesehen unddoch nicht gesehen. Eiseskälte - da drängt es alle nach Hause. Zudem habenwir ja gehört, dass viele Menschen durch die Kälte getötet worden waren. So-viel Not stumpft ab. Den einzelnen verliert man da aus dem Auge. »Ich sehewas, was du nicht siehst.« Martin hat nicht Christus gesehen, aber er hat die-sen Menschen, den Bettler, gesehen, an dem die andern achtlos oder verlegenvorübergingen.

Er hat noch mehr gesehen: Da ist jemand in nächster Nähe in lebensbedroh-licher Not, und kein Mensch hat Mitleid mit ihm. Martin ist betroffen. Wir wärenes auch.

Wir lesen so etwas in der Zeitung: »Alte Frau lag tagelang tot in ihrer Woh-nung. Die Nachbarn merkten - nichts;« »Ausländer überfallen. Die Anwohnerhatten die Hilfeschreie gehört, aber nicht reagiert.« Das lässt uns nicht gleich-gültig. Es beschäftigt uns noch einige Zeit; wir erzählen es in der Frühstücks-pause.

Wir sind empört und entsetzt über soviel Gleichgültigkeit.

Aber: Wie geht es weiter?" Was erkennen wir daraus? Solche Berichte habenja stets mehr oder weniger direkt formuliert einen letzten Satz, der lautet:»Daran kann man sehen ... « Ja, was kann man daran sehen?

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Menschen musste er Jesus und seinen Weg, sein Schicksal erkennen. Dass GottMensch geworden ist und sich bis in Leiden und Tod hinein auf .unser Schicksaleingelassen hat, hat Martin sein ganzes Leben lang nicht mehr losgelassen.Dafür hat Martin Christus geliebt. Was mit dem Bettler begonnen hatte, kannman zeit seines Lebens bei Martin verfolgen: Er nahm die Menschen, die ihmbegegneten, wahr. Er ließ sich von ihnen und ihrem Geschick bewegen. Er, derim Anfang das Stück Tuch geteilt hatte, lebte bis zu seinem Ende, auch als Bi-schof, in Tuchfühlung mit den Armen. Sie durften ihn mit ihren Problemen undSorgen stören; sie saßen an seinem Tisch; wo er helfen konnte, half er.

So hatte auch Christus gelebt. So leben ja die Armen mit Christus bis heute inSchicksalsgemeinschaft: Er hat ihr Leben geteilt, und er teilt mit ihnen seinewiges Leben. Martin blieb darin Christus auf der Spur. Es war eine doppelteBewegung: Er hatte erkannt, wie Gott in Christus den Armen begegnet undversuchte, zu handeln wie er. Und er erkannte in den Armen die Züge Christi.Er wollte kein anderes Leben führen: So lebte er selbst arm.

Das war beileibe keine Idylle. Wer arm und einfach auftritt, fordert auch dieMachtgelüste anderer heraus. Seine Bischofskollegen feindeten ihn an, weil erso armselig daherkam und weil er so eindeutig für das Recht der Menscheneintrat, deren Leben von den Bischöfen bedroht wurde. Seine Untergebenenwaren ihm gegenüber gelegentlich regelrecht unverschämt. Martin blieb denBischöfen gegenüber aufrecht, kämpferisch, aber distanziert. Seinen Unterge-benen zahlte er die Unverschämtheiten nicht heim. Er war weder seinen Ge-fühlen noch seinen Idealen ausgeliefert. Es gab eine Beziehung, die wichtigerwar als das alles; eine Beziehung, die zum Maßstab für sein Verhalten in an-deren Beziehungen wurde. Es war die intensive Freundschaft mit Jesus. Allesandere war auf diese Freundschaft hin geordnet. Auch das Gefühl, verletzt zusein, auch die Ohnmacht angesichts des Bösen konnten ihm den Blick daraufnicht trüben. Was sehen wir, wenn wir nur noch »Rot sehen«?

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den Mantel geteilt.« Martin war damals noch jung, gerade mal 15 Jahre alt.Wie soll man sich solche Erfahrungen erklären? Kam Martin vielleicht auseinem ganz frommen Elternhaus, wo das alles irgendwie dazugehörte? Oderwar er sozusagen ein religiöses Naturtalent? Aus einem frommen Elternhauskam er mit Sicherheit nicht. Seine Eltern waren beide Heiden; sein Vater bliebes, trotz Martins Bemühungen, bis zum Tod. Ein religiöses Naturtalent? Viel-leicht auch das. Wichtiger aber ist etwas anderes.

Martin war Taufbewerber. -Mit zehn Jahren hatte er Christen kennengelernt.Seither hatte er den Wunsch, Christ zu werden. Als Taufbewerber wurde er inden Glauben eingeführt; er lernte nach und nach mehr von Jesus, dem Christus,kennen. Er hörte darüber von denen, die ihm Taufunterricht gaben, und vonden Predigten im Gottesdienst. Als Taufbewerber durfte er bis zur Predigt imGottesdienst bleiben, danach musste er gehen. Er kannte also Jesus, den Chris-tus, aber er kannte ihn sozusagen nur vom Hören-Sagen. »Ich sehe was, wasdu nicht siehst« könnte er in dieser Hinsicht jedenfalls nicht zu uns sagen.Darin war er nicht weiter als wir.

Was Christus erkennen heißt

Martin hat Christus nicht nur vom Hören-Sagen kennen wollen, er wollte ihnwirklich »erkennen«. Es hatte etwas in ihm gezündet. »Erkennen« bedeutetja im biblischen Sinne viel mehr als nur Bescheid wissen. Es heißt »vertrautwerden«, es heißt »lieben«. »Erkennen« ist ein so weitreichendes Wort, dasses sogar für die eheliche Liebe gebraucht wurde. Wenn ich jemanden liebe,dann will ich ihn »erkennen«, dann will ich wissen, was sein Leben ausmacht,was sozusagen sein Lebensgeheimnis ist. Dann soll es eine Lebensgemein-schaft werden. Dann möchte ich das lieben, was er liebt. Diese Beziehung hatMartin gewollt.

Das Lebensgeheimnis Jesu ist die Menschwerdung. Wenn Martin - Christuswirklich erkennen wollte, dann musste er auf die Menschen schauen. In den

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Uns zurückzuziehen und Zeit zu nehmen für die Ruhe und das Gebet.

Christus erkennen wie Martin: in der Tat und im Gebet

Zwischen zwei Polen bewegte sich die Weise, wie Martin Christus erkannte:Er nahm die Menschen wahr, und er war ein Mann des Gebets. Wenn wir esmachen wie er, dann üben wir uns darin, die Menschen wahrzunehmen. Dassind zunächst die, die um uns herum leben und ihre Problem und Sorgen habenwie Martins Bettler am Straßenrand. Das sind aber heute auch die Menschen,deren Schicksale sich hinter den Nachrichten in der Zeitung verbergen, derenNot vielleicht ebenso gerade unsere Hilfe braucht, wie der Bettler damals ge-rade Martin brauchte. Wenn wir es machen wie Martin, dann ziehen wir aberauch immer wieder eine Grenze: Wir lassen das Arbeiten, das Mühen zurück-treten, wir lassen los, nehmen uns Zeit, bei Christus zu sein, zu beten und aus-zuruhen. Nicht anders als bei Martin wird Christus selbst uns die Dingezurechtrücken, so dass wir ihn tiefer erkennen, und tiefer erkennen, wie alleszusammengehört.

»Ich sehe was, was du nicht siehst« - es gibt noch vieles, was wir aufdiesem Weg erkennen werden wie Martin.

GERDA BRÜCKEN

Meditative Musik

Wechselgebet Ubi caritas GL 445 / EG 651 (wird zweimal gesungen)

V 1 Das Wort Gottes sagt uns:Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.

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Die Freundschaft zu Christus war offenbar seine Lebensmitte. Sie rangiertesogar noch - wenigstens zeitweise - vor den Menschen, die ihn immer wiedermit ihren Bitten bestürmten.

Martin hat unglaublich viel gearbeitet, aber diese Grenze zog er und hielt eraufrecht. Bereits im ersten Bischofsjahr hatte er sich eine Hütte neben der Kir-che bauen lassen, in die er sich abends zum Gebet zurückziehen wollte. Dortließ man ihm aber keine Ruhe. So gründete er fünf Kilometer von Tours entferntein Kloster, wo 70, 80

Mönche als Einsiedler lebten. Abend für Abend ritt er zum Gebet auf seinemEsel dorthinaus in seine eigene Einsiedelei. Im Gebet hat er Christus zutiefsterkannt. Im Gebet hat er auch die Menschen besser erkennen und lieben ge-lernt, die tagsüber seine Kraft einforderten.

Da konnte er den liebenden Blick Christi auf diese Menschen wahrnehmenund einüben. Da wusste er sich selbst mitten in allen Auseinandersetzungengeliebt und gehalten. Da konnte er loslassen. Das machte ihn frei. Christus er-kennen, Menschen erkennen, den eigenen Auftrag und die eigene Freiheit er-kennen, das gehört zusammen und das übt man im Gebet ein. Für Martin wardas unverzichtbar.

Das ist auch für uns eine Form, Christus zu erkennen, die unverzichtbar undzugleich entlastend ist. Manchem unter uns, gerade manchen frommen Men-schen, die sich unermüdlich für ihre Mitmenschen abrackern, könnte Martinfreundlich sagen: »Ich sehe was, was du nicht siehst. Ich sehe, dass dermenschgewordene Sohn Gottes auch nicht Tag und Nacht im Einsatz war.«Ich sehe, dass Jesus Zeit hatte und sich Zeit nahm, um allein zu sein, um zubeten, um auszuruhen. Auch darin möchte ich den Menschgewordenen erken-nen und meine Grenzen achten, wie er die Seinen achtet. Was Jesus für sichbrauchte, worauf Martin nicht verzichtete, das dürfen wir uns ebenfalls gönnen:

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V 1 Jesus sagt uns:Wohl denen, die barmherzig sind, denn sie werden Erbarmen finden.

A Wohl denen, die barmherzig sind, denn sie werden Erbarmen finden.V 2 Martin überlegte nicht lange. Er nahm das Schwert, das er am Gürtel

trug, und teilte seinen Mantel in der Mitte entzwei. Den einen Teil gaber dem Armen, den anderen legte er sich selbst wieder um.kurze Stille

V 1 Wohl denen, die barmherzig sindV 2 und den Mut haben, das Notwendige zu tun – A denn sie werden Erbarmen finden.

V 1 Wohl denen, die barmherzig sindV 2 und sich selbst annehmen mit ihren Grenzen – A denn sie werden Erbarmen finden.

V 1 Wohl denen, die barmherzig sindV 2 und sich nicht verbittern lassen durch Enttäuschung – A denn sie werden Erbarmen finden.

V 1 Wohl denen, die barmherzig sindV 2 und ohne Vorbehalt verzeihen – A denn sie werden Erbarmen finden.

Ubi caritas GL 445 / EG 651 (wird zweimal gesungen)

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A Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.

V 2 Einmal, mitten im Winter, begegnete der junge Offizier Martin vor dem Stadttor einem Mann, der vor Kälte zitterte. Martin verstand, dass dieserArme, an dem die anderen achtlos vorübergingen, für ihn bestimmt sei.

kurze Stille

V 1 Wer ist mein Nächster, Herr?V 2 Der Nachbar, der mir von seiner Krankheit erzählt -A er ist mein Nächster.V 1 Wer ist meine Nächste, Herr?V 2 Die Frau, die ihre Einsamkeit mit Medikamenten betäubt -A sie ist meine Nächste.

V 1 Wer ist mein Nächster, Herr?V 2 Der Obdachlose, der um Geld bettelt und um ein Wort - A ist mein Nächster.

V 1 Wer ist meine Nächste, Herr?V 2 Die Kollegin, die krank wird vor Angst um ihren Arbeitsplatz -A sie ist meine Nächste.

V 1 Wer ist mein Nächster, Herr?V 2 Der Flüchtling, der nirgendwo willkommen ist – A er ist mein Nächster.

Ubi caritas GL 445 / EG 651 (wird zweimal gesungen)

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VaterunserAlle unsere Anliegen, Sorgen und Bitten legen wir in das Gebet, das der Herruns gelehrt hat und das alle Christen verbindet:Vaterunser…Denn dein ist das Reich…

SegenDer Herr segne uns und behüte uns.Der Herr lasse sein Angesicht über uns leuchtenund sei uns gnädig.Der Herr wende uns sein Angesicht zuund schenke uns sein Heil.Alle. Amen (gesungen GL 201.3)

Hinweis auf die KollekteMartin hat uns ein Beispiel gegeben die Not der anderen zu sehen und mitihnen zu teilen. Unsere heutige Kollekte ist bestimmt für…(konkretes öku-menisches Projekt vor Ort oder über die Hilfswerke der Kirchen).

Schlusslied„Sonne der Gerechtigkeit“ GL 481, 1.4-7 / EG 262,1.4-7

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V 1 Jesus sagt uns:V 2 Was ihr meinen geringsten Brüdern und Schwestern getan habt, das

habt ihr mir getan.A Was ihr meinen geringsten Brüdern und Schwestern getan habt, das

habt ihr mir getan.V 2 In der folgenden Nacht hatte Martin einen Traum: Er sah Christus mit

dem halben Soldatenmantel bekleidet, mit dem er selbst den Armen bedeckt hatte. Dann hörte er Jesus zu den Engeln sagen: Martin, der noch gar nicht getauft ist, hat mich mit diesem Mantel bekleidet.kurze Stille

V 1 Was ihr denen getan habt,V 2 die alt und verwirrt unter euch leben – A das habt ihr mir getan.

V 1 Was ihr denen getan habt,V 2 die mitten im Reichtum hungern nach Gemeinschaft und Liebe – A das habt ihr mir getan.V 1 Was ihr denen getan habt,V 2 die als Fremde bei euch Heimat suchen -A das habt ihr mir getan.

V 1 Was ihr denen getan habt,V 2 die von Hunger und Krieg bedroht sind -A das habt ihr mir getan.

Ubi caritas GL 445 / EG 651 (wird zweimal gesungen)

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GebetGott, wo finden wir Hilfe, wenn nicht bei dir?Wo finden wir Orientierung, wenn nicht bei dir?Sei in dieser Stunde bei uns mit deinem Geist,lass uns erkennen, wo wir stehen und was sich zum Guten verändern soll.Und schenke uns dazu das Wollen und Vollbringen.Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.Amen.

LesungRöm 12,9-18Eure Liebe sei ohne Heuchelei. Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten!Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan, übertrefft euch in gegenseitiger Achtung!Lasst nicht nach in eurem Eifer, lasst euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn!Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet!Helft den Heiligen, wenn sie in Not sind; gewährt jederzeit Gastfreundschaft!Segnet eure Verfolger; segnet sie, verflucht sie nicht!Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden!Seid untereinander eines Sinnes; strebt nicht hoch hinaus, sondern bleibt demütig! Haltet euch nicht selbst für weise!Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht!Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden!

Oder aus dem Leben des heiligen MartinGL 934.3, Lesung

Bußgottesdienst im Martinsjahr

Auf den Altarstufen sind erleuchtete Martinslaternen aufgestellt.Auf dem Altar stehen drei Kerzen.Orgelvorspiel

Lied„Gott wohnt in einem Lichte“ GL 429

EröffnungIm Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.A Amen.

Christus ist unter uns mit seinem Licht, er erleuchte unsere Herzen und schenke uns sein Heil.A Amen.

EinführungIch geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.Dort oben leuchten die Sterne, hier unten leuchten wir – so wird in einemKinderlied bei den Laternenumzügen am Martinstag gesungen.Hier unten leuchten wir – die Laternen leuchten schon, aber wir? Licht zu geben und Helligkeit zu sehen, vielleicht ist das für Viele mehrWunsch als Wirklichkeit. Wir würden gerne leuchten, wir bräuchten mehr Licht in unserem Denkenund Fühlen. Die einen suchen zündende Ideen, andere bräuchten dringendeinen Hoffnungsschimmer oder wünschten, dass ihnen ein Licht aufgeht.In diesem Gottesdienst wagen wir es, uns unseren Dunkelheiten und dunk-len Seiten zu stellen und unserer Sehnsucht nach Licht zu trauen.

Zu Christus, der uns durch alle Dunkelheit zum Licht führen kann, rufen wir: „Mit lauter Stimme ruf ich zum Herrn“ GL 162

3938

Psalm 27 GL 381.2

BesinnungZu Ansichten der Martinsskulptur von Karl Ulrich Nuss in Rottenburg

Leiter/inSeit 2008 steht vor der Ostseite des Bischöflichen Ordinariats inRottenburg eine Skulptur, die die Mantelteilung des heiligen Martin darstellt.Martin und der Bettler stehen sich gegenüber, sie sind auf Augenhöhe, beide sind entblößt. Nur im Blick auf den Mantel sieht man, wer von den beiden gibt und wer empfängt. Martin ist vom Pferd gestiegen. Er hat dieses Statussymbol hinter sich gelassen. Die trennende Wand wurde durchlässig und ist wie weggeschoben zwischen Martin und dem Bettler.Was Paulus in seinem Brief an die Römer beschwört, setzt Martin in die Tat um.Statt Verachtung zeigt er Achtung statt Abwendung Zuwendungstatt der kalten Schulter die offene Hand.Ein Lichtblick auf dem Weg in die Stadt.

4140

S2Manchmal friere auch ich, wie der Bettler.Ich fühle mich schutzlos gegenüber der Kälte, mit der mir jemand begegnet.Ich fühle mich hilflos gegenüber der Gedankenlosigkeit, die mich verletzt.Ich fühle mich arm, wenn ich übergangen oder übersehen werde.Ich dieser Dunkelheit suche ich nach Licht und bitte

Ruf: V/A „Licht aus der Höhe, leuchte allen“ GL 617.1Die erste Kerze auf dem Altar wird entzündet (dazu wird aus einer Martinslaterne mit einem langen Docht die Flamme entnommen).

Einander begegnen

S1 Jeden Tag begegne ich Menschen.Bei den einen fällt es mir leicht, sie zu grüßen oder auf sie zuzugehen undein paar Worte zu wechseln. Auf manche Menschen freue ich mich.Anderen gegenüber bin ich kurz angebunden, halte Distanz oder gehenihnen aus dem Weg.Es sind meist eingefahrene Verhaltensmuster, die leicht zu rechtfertigen sindmit den Erfahrungen, die ich mit anderen gemacht habe. Oder mit dem, was man über sie gehört hat.Es ist nicht leicht, Vorurteile durch eigene Erfahrungen zu verändern.

Martin ging auf Augenhöhe.Warum nicht auch ich?Warum nicht neue Schritte wagen?Warum nicht der Achtung und Liebe trauen?Warum nicht ein Licht anzünden statt über die Dunkelheit zu klagen?Wie könnte ich damit anfangen?

Ruf: V/A „Du führst mich hinaus ins Weite“ 629.1

4342

4544

S2Manchmal fühle auch ich mich auf der Verliererseite. Meine Armut ist nicht ein leerer Kühlschrank.Es sind die festgefahrenen Strukturen in unserer Gesellschaft und Gemeinschaft.Es sind die Totschlagargumente „Das war schon immer so“ und „da kann man nichts machen“.Es ist meine Einsamkeit, manchmal mitten in der Gruppe oder Familie.Es ist die diffuse Angst vor dem, was noch auf mich oder auf uns zukommt.Ich dieser Dunkelheit suche ich nach Licht und bitte

Ruf: V/A „Licht aus der Höhe, leuchte allen“ GL 617.1Die zweite Kerze auf dem Altar wird an der ersten entzündet.

Leben bewahren und fördern

S1Jeden Tag überfluten uns die Meldungen über Konflikte, Gewalt, Hunger, Not und Elend. Ich kann die Welt nicht retten, aber lasse ich mich von derNot anderer noch berühren?Wegsehen ist leicht zu rechtfertigen. Wir sind ja oft so ohnmächtig angesichts der Überzahl an Hilferufen und Konfliktherden.

Martin hat hingesehen und das nahe Liegende getan. Der Bettler war der Nächste, mit ihm hat er geteilt. Wo begegnet mir die Armut der Welt und wie antworte ich darauf?Was hat mein Lebensstil mit der Armut der Welt zu tun?Wir sind in Unrechtsstrukturen verflochten – wo hinein investiere ichmein Geld?Was bestimmt mein Wahlverhalten? Mit welcher Haltung begegne ich Fremden?Wo suche ich Sicherheit? In der Abgrenzung oder in der Weite, die mir der Glaube bietet?Wo kann ich ein Licht anzünden, anstatt über die Dunkelheit zu klagen?Mein erster Schritt könnte sein…

Ruf: V/A „Du führst mich hinaus ins Weite“GL 629.1

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von Neid und Herzensgröße,von Klarheit und Feigheit,von Versagen und Gelingen.Ich dieser Dunkelheit suche ich nach Licht und bitte

Ruf: V/A „Licht aus der Höhe, leuchte allen“ GL 617.1Die dritte Kerze auf dem Altar wird an der zweiten entzündet.

Lied„Befiehl du deine Wege“ GL 418 oder„Meine Augen finden deine Himmel nicht“ GL 851 oder„Da wohnt ein Sehnen tief in uns“ GL 846 Jeweils mit einem längeren meditativen Vorspiel

Leiter/inEs war ein kurzer Moment, damals am Stadttor von Amiens, als Martin dem Bettler begegnete.Ein entscheidender Augen-BlickMartin ist Christus begegnet.Martin konnte ihm im Nächsten begegnen, weil er ihn im Herzen getragen hat.Weil er Christus im Inneren gespürt hat, hatte er Gespür für das Hier und Jetzt, für die Gegenwart des Herrn.Mit all dem, was unsere Augenblicke füllt,mit all dem, womit wir wertvolle Zeit verstreichen lassen,mit dem Gelungenen und Versäumten,mit unserer Gottes-Sehnsucht und Gott-Vergessenheitstellen wir uns unter die Gnade Gottes und bekennen

Christus begegnen und lieben

S1 Es ist leicht, so dahin zu leben, wenn nichts Besonderes passiert.Manchmal ist es so, wie wenn ich Gott vergessen hätte.Oder ich habe einfach keine Zeit auch noch an ihn zu denken und zu beten.Morgen vielleicht.Gottesdienste sind zu unpassender Zeit oder gefallen mir nicht. Sehnsucht spüre ich schon, aber Gedanken an Gott lassen sich so leicht ver-drängen und aufschieben.

Dem heiligen Martin ist Christus begegnet – en passant, im Vorbeigehen, auf dem Weg. Warum nicht auch mir?Würde ich ihn erkennen?Was hindert mich, innezuhalten und achtsamer zu sein?Wo habe ich das Gefühl, dass ich innerlich auf der Flucht bin?Auf welche Augenblicke möchte ich mich tiefer einlassen?Wie kann ich meinen Alltag und meinen Glauben besser verbinden? Mein erster Schritt könnte sein…

Ruf: V/A „Du führst mich hinaus ins Weite“ GL 629.1

S2 Arm auch vor Gott, so fühle ich mich immer wieder.Und meine Armut hat viele Gesichter.Oft traue ich mir selber nicht mehrim Wechselbad von Gleichgültigkeit und Interesse,von Lustlosigkeit und Engagement,von Enttäuschungen und Hoffnungen,

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SchuldbekenntnisIch bekenne Gott, dem Allmächtigen ...

VergebungsbitteNachlass, Vergebung und Verzeihung unserer Sünden schenke uns der allmächtige und barmherzige Herr.

FriedensgrußGeben wir uns auch gegenseitig ein Zeichen des Friedens, der Zuwendung und der Versöhnung

Danklied„Wenn wir das Leben teilen“ GL 474

SegenGott segne uns mit einem Glauben, der mehr sieht als das ÄußereGott segne uns mit einer Hoffnung, die bleibt in allen Unsicherheiten undNöten.Gott segne uns mit einer Liebe, die aus ihm kommt und unerschöpflich ist.So segne uns Gott, unser Vater und der Sohn und der Heilige Geist.A Amen.

EntlassungGehen wir und bleiben wir in Gottes Frieden.A Amen.

Orgelnachspiel

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Bildmeditation

Vor der Wand von Rot kniet die Armut: ein Bettler, kein Mensch. Barfuß im Schnee. Abgekehrt sein Gesicht. Ohne Bedeckung der Kopf. Starr steht die Wand und kauernd kniet er davor. Hinter der Wand steht die Macht: ein Soldat, kein Mensch. Aufrecht und unnahbar. Die Linke ausgestreckt, um zu sagen, hier geht nichts durch, geh dorthin, weit fort. Sein Kopf ist bedeckt mit dem eisernen Helm, darunter fremde Befehle, nicht eigene Gedanken. Dazwischen steht wie eine Wand das Rot, Farbe des lebenstragenden Blutes. Gewaltig und undurchdringlich. Der Kaiser, Herr über Leben und Tod, kleidet sich in Purpur. Und sein Soldathat mit dem roten Mantel Teil an seiner Gewalt. Rot ist die Farbe der Krieger, des Kampfes, der Tapferkeit. Dem Schutzlosen gebietet sie Halt. Durch die Wand tritt ein Mensch. Das Schwert gibt den Menschen frei. Er macht einen Schritt herausaus dem Gewebe der Macht. Der Mantel, die starre Wand des Unnahbaren, wird gleich zum Tuch der erbarmenden Liebe: Augenblick der Begegnung.

ANTON SEEBERGER

Die Mantelteilung des heiligen Martinus. Emil Kiess, Fürstenberg, 1984, Malerei auf Eichenholz. Kath. St.-Martins-Kirche in 7291 Loßburg, Pfarrei Freudenstadt

5554

V2 Gott, deine Liebe hat Martin gefestigt.Sie gab ihm Halt in Ungewissheit und Anfechtung. Wir bitten dich:

V1 Wenn wir gekränkt werden,A lass auch uns deiner Liebe vertrauen.V1 Wenn wir missverstanden werden,A lass auch uns deiner Liebe vertrauen.V1 Wenn Angst in uns aufsteigt,A lass auch uns deiner Liebe vertrauen.V1 Wenn wir mit dem Rücken zur Wand stehen,A lass auch uns deiner Liebe vertrauen.V1 Wenn alles ins Wanken gerät,A lass auch uns deiner Liebe vertrauen.V1 Lass auch uns deiner Liebe vertrauen und der Verheißung: A Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes.

V2 Gott, deine Liebe hat Martin befreit.Seine Offenheit hat die Gegner entwaffnetund verwandelt. Wir bitten dich:

V1 Über menschliche Grenzen hinwegA lass auch uns deiner Liebe Raum geben.V1 In Freiheit und WahrhaftigkeitA lass auch uns deiner Liebe Raum geben.V1 In Worten und TatenA lass auch uns deiner Liebe Raum geben.V1 Mit Demut und PhantasieA lass auch uns deiner Liebe Raum geben.V1 Bis in den Tod

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Wechselgebete

Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes

V1 Herr, unser Gott, wir schauen auf unseren Diözesanpatron,den heiligen Martin. In ihm lebt das Wort des ApostelsPaulus weiter: »Nichts kann uns scheidenvon der Liebe Gottes.« (nach Röm 8,38f)

V2 Gott, deine Liebe hat Martin bewegt.Sie hat ihm Kraft und Mut geschenkt in aller Gefahr.Wir bitten dich:

V1 In schwierigen BegegnungenA lass auch uns deiner Liebe folgen.\/1 Bei familiären ProblemenA lass auch uns deiner Liebe folgen.V1 Selbst wenn sie wenig Chancen hatA lass auch uns deiner Liebe folgen.V1 auf dem Weg der kleinen SchritteA lass auch uns deiner Liebe folgen.V1 In unsicheren ZeitenA lass auch uns deiner Liebe folgen.V1 Lass auch uns deiner Liebe folgen mit der Verheißung:A Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes.

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Wir haben unterschiedliche Gnadengaben

V Herr Jesus Christus, du begegnest uns in vielfältiger Weise. Wie dem heiligen Martin öffne auch uns die Sinne, damit wir in allem deine Stimme hören und erkennen.

V In den Aufgaben, zu denen du uns berufst,lass uns deine Stimme hören.

A Lass uns deine Stimme hören.V In den Aufgaben, die du uns zutraust, A lass uns…V In den Aufgaben, die du uns zumutest, A V In den Aufgaben, denen wir uns entziehen möchten, AV In den Aufgaben, die wir mit Freude annehmen, AV In den Aufgaben, die wir gut bewältigen, AV In den Aufgaben, in denen wir Bestätigung erfahren, A

V Im Wort derer, die uns brauchen,lass uns deine Stimme erkennen.

A Lass uns deine Stimme erkennen.V Im Wort derer, die nach unserer Hilfe verlangen, A lass uns…V Im Wort derer, die unsere Zeit beanspruchen, AV Im Wort derer, die wir nicht mögen, AV Im Wort derer, die uns Kritik entgegenbringen, AV Im Wort derer, die uns danken, AV Im Wort derer, die Vertrauen zu uns haben, AV Im Wort derer, die uns einen Rat geben, A

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A lass auch uns deiner Liebe Raum geben.V1 Lass auch uns deiner Liebe Raum geben durch

deine Verheißung:A Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes.

V2 Wir sind gewiss:Weder Tod noch Leben,weder Engel noch Mächte,weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,weder Gewalten der Höhe oder Tiefenoch irgendeine andere Kreatur

A können uns scheiden von der Liebe Gottes,die in Christus Jesus ist, unsrem Herrn. Amen.

MARGRET SCHÄFER-KREBS

58

V Um die Gabe, zu verzeihen und immer wieder neu zu beginnen A

V Du, Herr, begegnest uns in allen Gaben, die du der Welt, deiner Kirche und jedem einzelnen Menschen schenkst. Du bist das Licht, das uns den Weg zeigt, der in die Zukunft führt. Du bist die Wahrheit, der wir trauen können. Du bist das Leben, nach dem wir uns sehnen. Wir danken dir jetztund immer. A Amen.

MARCELLA WEITE OSB

61

V Herr Jesus Christus, du hast dem heiligen Martin dienötigen Gaben geschenkt, damit er sein Amt mit Kraft und Güte ausüben konnte. Mach auch uns bereit, die Gaben zu sehen und einzusetzen, die wir empfangen haben.

V Für die Gaben, die du uns schenkst,öffne unsere Sinne.

A öffne unsere Sinne.V Für die Gaben, die uns noch verborgen sind, A öffne…V Für die Gaben, die andere an uns wahrnehmen, A V Für die Gaben, die uns einzigartig machen, AV Für die Gaben, die aller Mühe wert sind, AV Für die Gaben, die wir zu gering achten, A V Für die Gaben, die wir für selbstverständlich halten A

V Herr Jesus Christus, zu allen Zeiten dürfen wir auf die Gaben deines Geistes vertrauen.Für die Kirche und für die WeltBitten wir dich, o Herr

A Bitten wir dich, Herr. V Um die Gabe aufmerksam und unvoreingenommen

zu hören A bitten wir…

V Um die Gabe, das rechte Wort zur rechten Zeit zu sagen AV Um die Gabe, sich schwierigen Situationen zu stellen AV Um die Gabe in Konflikten zu vermitteln AV Um die Gabe, gerechte und faire Lösungen zu finden AV Um die Gabe, auf Vorteile verzichten zu können

und zu teilen AV Um die Gabe, die Hoffnung zu bewahren A

60

V Betet ohne Unterlass!A Betet ohne Unterlass!

V Martin hat das Wort beherzigt:Dankt für alles!

A Dankt für alles!

V Dankbarkeit ist eine innere Haltung; wir bitten dich:V1 Für das, was klein und selbstverständlich scheintA Herr, hilf uns danken.V1 Für unser Leben mit seinen Chancen, A Herr, hilf…V1 Für das, was uns ein Rätsel bleibt,V1 Durch deine Gegenwart,V Dankt für alles!A Dankt für alles!

V Martin hat sein Amt wahrgenommen nach den Worten:Löscht den Geist nicht aus! Verachtet prophetisches Reden nicht!

A Löscht den Geist nicht aus! Verachtet prophetisches Reden nicht!

Diese Worte sind Weisung und Licht; wir bitten dich:V1 In Gesprächen und DiskussionenA Herr, leite uns.V1 In all unserem Nachdenken und Erwägen, A Herr,

leite…V1 In unserem Ringen und Sorgen um die Zukunft, AV1 In deinem Geist, AV Löscht den Geist nicht aus! Verachtet prophetisches Reden nicht!A Löscht den Geist nicht aus! Verachtet prophetisches Reden nicht!

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Betet ohne Unterlass (nach 1Thess 5,16-22)

V Herr, unser Gott, wir erinnern uns an das Leben und Wirken des heiligen Martin von Tours. In ihm hast du uns ein Vorbild und einen Lehrer im Gebet geschenkt.

V Martin hat das Wort ausgestrahlt:Freut euch zu jeder Zeit!

A Freut euch zu jeder Zeit!

V Freude ist eine innere Flamme; wir bitten dich:V1 In all unseren Mühen und Durststrecken,A Herr, gib uns dein Licht.V1 In unseren Krisen und Enttäuschungen, A Herr, gib…V1 Wenn wir von außen wenig Ermutigung erfahren, AV1 Durch deine Gegenwart, AV Freut euch zu jeder Zeit!A Freut euch zu jeder Zeit!

V Martin hat das Wort gelebt:Betet ohne Unterlass!

A Betet ohne Unterlass!

V Gebet ist eine innere Quelle; wir bitten dich:V1 Bei Tag und bei Nacht,A Herr, lehre uns beten.V1 Im Lärm und in der Stille, A Herr,

lehre…V1 In Begegnungen und im Alleinsein, AV1 Durch deine Gegenwart,

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Sterben wir, so sterben wir dem Herrn

V Herr Jesus Christus, Martin übergab dir seinLeben, wie du dein Leben dem Vater übergeben hast. Gib uns das Vertrauen und die Zuversicht, die ihn im Leben und Sterben getragen haben.

V In guten und in bösen Tagen,gib uns Vertrauen und Zuversicht.

V In Gesundheit und KrankheitA vertrauen wir auf dich.V In Freude und Trauer A

vertrauen…V In Reichtum und Armut AV In Mangel und Überfluss AV In Angst und BefreiungV In Erwartung und ErfüllungV In Hoffnung und EnttäuschungV In Frieden und AnfechtungV In Überlastung und ErschöpfungV In Kleinglauben und GlaubenskraftV In Unvermögen und GelingenV In Vergebung und neuem Anfang

V Herr Jesus Christus, in der Verbundenheit mit dirist Martin zur inneren Freiheit gelangt, die den Tod nicht fürchtete und die Mühe des Lebens nicht scheute. Nimm uns die Angst vor dem, was auf uns zukommen kann.

V In unserer erschütterten Welt,bewahre uns vor Angst und Verzweiflung.

65

V Martin hat seinen Dienst getan nach den Worten:Prüft alles, und behaltet das Gute!

A Prüft alles, und behaltet das Gute!

V Diese Worte sind Maßstab und Hilfe; wir bitten dich:V1 Bei schwierigen EntscheidungenA Herr, schenke uns ein weises Herz.V1 Wenn wir bedrängt werden, A Herr,

schenke…V1 Wenn die Ungeduld uns treiben will, AV1 In deinem Geist A

V Prüft alles, und behaltet das Gute!A Prüft alles, und behaltet das Gute!

V Martin hat entschieden gehandelt nach den Worten:Meidet das Böse in jeder Gestalt!

A Meidet das Böse in jeder Gestalt!

V Diese Worte fordern Mut und Freiheit; wir bitten dich:V1 Wenn wir im Zweifel sindA Herr, gib uns deine Kraft.V1 Wenn uns Nachteile drohen, A Herr, gib…V1 Wenn wir versucht werden, AV1 In deinem Geist, AV Meidet das Böse in jeder Gestalt!A Meidet das Böse in jeder Gestalt!

V Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,A wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.

Margret Schäfer-Krebs

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V Du gibst uns SicherheitV Du erfüllst unsere SehnsuchtV Du stillst unser Verlangen nach einem heilen LebenV Du gibst uns OrientierungV Du bist uns nahe in deinem WortV Du begegnest uns in Gebet und GottesdienstV Du bist mit unserer Not vertrautV Du wirst uns auch im Sterben nicht verlassenV Du vollendest, was wir unvollendet zurücklassenV Du willst uns zum ewigen Leben führenV Du willst, dass wir immer bei dir sind

V Du, Herr, hältst uns in deiner Hand. Ob wir leben oder ob wir dem Tod entgegengehen, du bist Helfer und Begleiter. Du führst uns in das unvergängliche Leben, in das du uns vorausgegangen bist, um uns einen Platz zu bereiten. Wir dankendir jetzt und immer. Amen.

MARCELLA WELTE OSB

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V Unserer friedlosen ZeitA Weise den Weg.V Unserer.glaubensschwachen Zeit A weise…V Unserer kranken Welt AV Unserer verführerischen Welt AV Unserer Welt voller Gegensätze

V Vor der ZukunftA Nimm uns die Angst.V Vor den Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft A nimm…V Vor Gewalt und Unterdrückung AV Vor den Mächten des Bösen AV Vor den Abgründen unseres HerzensV Vor dem, wozu Menschen fähig sindV Vor Einsamkeit und VerlassenheitV Vor Krankheit und Tod

V Herr Jesus Christus, im Leben und Sterben desheiligen Martin erkennen wir, dass du die Deinen nicht verlässt. Wir danken dir für deine Liebeund Treue, die wir auf vielfältige Weise erfahren.

V Du begleitest unser Leben.Wir danken dir für deine Liebe und Treue.

V Du kennst unsere GrenzenA Wir danken dir.V Du vergibst uns täglich unsere Schuld A Wir

danken…V Du bist bei uns in der Anfechtung AV Du schenkst uns Geborgenheit A

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V Wir teilen Arbeit und Arbeitslosigkeit mit unseren ausländischen Kolle-gen. Wir leben unter einem Dach mit Menschen, die wir mögen, und mitandern, die uns fremd sind. Kriege und Gewalt, Katastrophen undKrankheiten in aller Welt erschwerenauch die Probleme in unserm eigenen Land.Weil Martin dich selbst in den Menschen erkannte, waren für ihn alleMenschen kostbar und an Würde gleich. Der Offizier diente seinemKnecht. Der Bischof trug die Kleidung des Bettlers. Er nutzte seineMacht für die Armen und kämpfte bei den Mächtigen für die Verfolgten.

A Öffne uns die Augen, damit wir in allen Sorgen und Spannungen einan-der als Brüder und Schwestern achten. Hilf uns, gemeinsam Wege zuGerechtigkeit und Versöhnung zu finden. Lass uns verbunden sein indeinem Wort: Bleibt in meiner Liebe.

V Wir leiden darunter, dass bis in unsere eigenen Familien hinein der christliche Glaube an Bedeutung verliert und anderen Werten weicht.Auch Martin musste schmerzlich erfahren, dass ÜberzeugungskraftGrenzen gesetzt waren. Auch er hat gelernt, die Situation anzunehmenund sich von Misserfolgen nicht lähmen zu lassen.

A Herr, schenke uns Eifer im Glauben, aber noch mehr Eifer in der Liebe. Gerade dann, wenn wir von dir Zeugnis ablegen, erinnere uns an deinWort: Bleibt in meiner Liebe.

V Du selbst, Herr, hast den heiligen Martin in deiner Liebe bewahrt. Du wirst auch uns bewahren und uns leiten, damit wir in unserer Zeit zuZeugen deiner Liebe werden können. Dir sei die Ehre in Ewigkeit.

A Amen.

GERDA BRÜCKEN

69

Bleibt in meiner Liebe

V Herr Jesus Christus, du guter Hirte deiner Kirche, du hast uns den heiligen Martin als Patron unserer Diözese geschenkt. Sein Leben und Handeln war geprägt von deiner Liebe. So schauen wir auf Martins Leben und begegnen darin dir.

A Wir hören deinen Auftrag: Bleibt in meiner Liebe.

V Wir Menschen, ob jung oder alt, sehnen uns nach Freundschaft. Wir wünschen uns Orientierung, damit unser Leben gelingt. Du bist bereits dem jungen Martin begegnet und hast ihn sein Leben lang in deiner Freundschaft bewahrt. Dir wollte er folgen , als er das Militär verließ. Dich suchte er in den langen Jahren der Einsamkeit. Die Kraft zum Bischofsdienst schenktest du ihm in den Gebeten der Nacht.

A Uns willst du im Alltag unseres Lebens Freund sein wie ihm. Auch unser Leben willst du prägen. Wie Martin gilt auch uns dein Ruf: Bleibt in meiner Liebe.

V Wir kennen die Sorgen vieler Menschen in unserer Umgebung; als Gemeinden und als einzelne Christen fragen wir uns, was unsere Auf-gabe ist. Der junge Martin sah den Bettler und teilte den Mantel. Deralte Bischof sah vielfältige Not: Er schaute in die Gesichter der Armenund erkannte darin deine Züge. Er nahm die Schmerzen der Krankenwahr und hatte Mitleid mit ihnen wie du.Durch sein Gebet und seine Liebe heiltest du sie.

A Mach auch uns zu Christen, die dich in den Zügen der Menschen entdecken. Lehre uns, den Leidenden so zu begegnen, dass sie deiner Liebe gewiss werden. Leite uns durch dein Wort: Bleibt in meiner Liebe.

68

V Auch wir wollen Christus finden und annehmen in den Menschen nebenan,

A heiliger Martin, bitte für uns.

V Auch wir sind gesandt zu helfen und zu heilen,A heiliger Martin, bitte für uns.

V Auch wir setzen uns ein für Frieden und Gerechtigkeit,A heiliger Martin, bitte für uns.

Gott des Erbarmens, lass uns nach dem Vorbilddes heiligen Martin Menschen sein, die dich frohund liebevoll bekennen. Auf seine Fürsprache segne unsere Diözese, die Völker Europas und die ganze Erde. Sei uns nahe heute, in diesem Jahr und alle Tage. Amen.

MARGRET SCHÄFER-KREBS

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In Martin kommt Christus uns nahe

V Gott, du Quelle des Lebens und der Liebe, wirdanken dir für den heiligen Martin, den Patron unsererDiözese. In ihm kommt uns Christus nahe .

V Martin gehört zu deinen Freunden, die aus derSehnsucht nach dir leben. Er hat geteilt mit denMenschen in Not.

A In ihm kommt uns Christus nahe.

V Martin hat dich bezeugt in Einfachheit und Armut.Er hat gelitten für dich und deine Wahrheit.

A n ihm kommt uns Christus nahe.

V Martin hat Menschen geheilt von Krankheit undGebrechen, von Angst und Traurigkeit.

A In ihm kommt uns Christus nahe.

V Martin hat Menschen zu dir geführt undGemeinschaft gestiftet. Er hat sich eingesetztfür Gewaltlosigkeit und Frieden.

A In ihm kommt uns Christus nahe.

V Der Fürsprache des heiligen Martin vertrauen wir unsere Bitten an: Auch wir brauchen ein weites und wachsames Herz,

A heiliger Martin, bitte für uns.

V Auch wir sehnen uns danach, Christus immer tiefer zu erkennenund zu lieben,

A heiliger Martin, bitte für uns.

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Gott, des Erbarmens,du hast den heiligen Martin zu einem Zeichen deiner unendlichen Liebe gemacht. Sein Leben öffne uns die Augen, sein Beispiel gehe uns zu Herzen,sein Glaube stärke uns auf unserem Weg durch die Zeit.Mit ihm, dem Patron unserer Diözese rühmen wir deine Güte durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.

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Fürbitten

Christus, der Herr hat Martin von Tours zum Zeugen der Nächstenliebe, zumBoten des Evangeliums und zum Wegweiser in einer Zeit des Umbruchs be-rufen. Lasst uns Jesus Christus gemeinsam bitten in allen Nöten, die unsheute bedrängen:

· Für unsere Diözese, ihre Gemeinden und alle Orte, an denen das Evangelium gelebt wird: um die Kraft zur Barmherzigkeit in Wort und Tat. „Kyrie eleison“ GL 556.2

· Für die Armen und Notleidenden in aller Welt: um großzügige Hilfe für ein menschenwürdiges Leben.

· Für die Flüchtlinge, die bei uns Sicherheit und Auskommen suchen: um Wege in eine gute Zukunft.

· Für die Familien: um Bereitschaft miteinander zu glauben und füreinander zu leben.

· Für die jungen Menschen: um Perspektiven für ein erfülltes Leben und den Mut, die Welt mitzugestalten.

· Für alle, die ihr Leben einsetzen im Dienst an anderen: um Segen und Kraft für ihre Aufgaben.

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