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Nano Maßstäbe Innovation mit Verantwortung llllllllll lllllllll Wege für den nachhaltigen Umgang mit einer Zukunftstechnologie www.oeko.de

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N a n o M a ß s t ä b e

Innovation mit

Verantwortung

l l l l l l l l l l l l l l l l l l l

Wege für den nachhaltigen

Umgang mit einer

Zukunftstechnologie

www.o

eko.

de

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INNOVATION MIT VERANTWORTUNG

Impressum

November 2008, Herausgeber: Öko-Institut e.V.

Redaktion: Rita Groß, Andreas Hermann, Katja Kukatz,Martin Möller, Dr. Christoph Pistner, Michael Sailer

Verantwortlich: Martin Möller

Gestaltung/Layout: Hannes Osterrieder

Gedruckt auf RecyMago 150g

Titelfoto: ©Öko-InstitutWeitere Fotos: Fotolia.de

Postfach 50 02 40, 79028 Freiburg,Tel.: 0761/452 95-0, Fax: 0761/452 95-88www.oeko.de

Inhalt

Nano braucht eine

gesellschaftliche Vision................................... 3

Aufbruch in eine

neue Dimension ............................................ 4

Wegweiser für Forschung

und Entwicklung............................................ 6

Unsere Methoden

und Kompetenzen........................................ 10

Nachhaltige Nutzung der

Nanotechnologien konkret ............................ 14

Ihre Ansprechpartner................................... 15

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INNOVATION MIT VERANTWORTUNG

Nano braucht eine

gesellschaftliche Vision

Zukunftstechnologien wecken Hoffnungen:Sie bieten die Chance auf neue Produkte undAbsatzmärkte, auf medizinischen Fortschritt,auf die Schonung von Ressourcen und Um-welt. Gleichzeitig können sie aber auch Ri-siken für Mensch und Umwelt bergen. DieNanotechnologien sind dafür ein aktuellesBeispiel. Schon heute befinden sich zahl-reiche Produkte auf dem Markt, die Nano-komponenten enthalten oder mit nano-technologischen Verfahren hergestellt wer-den. Der breiten Öffentlichkeit ist dies bis-her allerdings kaum bekannt.

Ungeachtet dessen wächst aber die Zahl derMenschen, die mit „Nano” grundsätzlich be-reits große Erwartungen verbinden. Ande-re fürchten dagegen unbekannte Gefahren.Insgesamt bleibt das Wissen um Nano-technologien jedoch diffus. Denn bishergibt es nur lückenhafte Kenntnisse über ihreVor- und Nachteile. Über das Wenige, dasbekannt ist, wird zudem nur unsystematischinformiert. Eine gesellschaftliche Vision fürdie umwelt- und sozialverträgliche Nut-zung der Nanotechnologien fehlt dagegenbislang völlig. Es ist an der Zeit, die Grund-lagen dafür zu erarbeiten.

Wir möchten unseren Beitrag dazu leistenund setzen auf Transparenz und konstruk-tive Wege. Das Öko-Institut ist eine dereuropaweit führenden, unabhängigen Um-weltforschungs- und Beratungseinrichtun-gen. Seit mehr als 30 Jahren arbeiten wirkreativ und wissenschaftlich fundiert daran,Nachhaltigkeit konkret in die Praxis umzu-setzen. Unser Erfahrungsschatz befähigtuns, die Nanotechnologien unvoreinge-nommen zu bewerten. Ausgehend von demim Juni 2007 vorgestellten Positionspapier„Chancen nutzen, Risiken rechtzeitig er-kennen und vermeiden” wollen wir in die-ser Broschüre Ansatzpunkte für eine nach-haltige Gestaltung der Nanotechnologienaufzeigen.

Michael Sailer, Mitglied der Geschäftsführungdes Öko-Instituts

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INNOVATION MIT VERANTWORTUNG

Nanotechnologien arbeiten mit künstlich her-gestellten Materialien, die rund 100 Nano-meter oder weniger messen. Mit der gezieltenErzeugung solcher Strukturen werden vor al-lem bei Werkstoffen und Zwischenproduktenvöllig neue Funktionalitäten und Eigenschaf-ten generiert und gezielt zur Entwicklung neu-er Produkte und Anwendungen genutzt. Da-für stehen bereits verschiedene Nanomate-rialien zur Verfügung. In Deutschland werdenvor allem Titandioxid (TiO2), Zinkoxid (ZnO),Siliziumoxid (SiO2), Eisenoxid, Eisen sowieKohlenstoff-Nanoröhrchen (Carbon Nanotu-bes) in größeren Mengen hergestellt und ver-wendet. Im weltweiten Maßstab spielen auchnanoskaliges Silber und Fullerene eine rele-vante Rolle. Prominente Anwendungsbei-spiele für Nanomaterialien sind Sonnen-schutzcremes mit Titandioxid, Altlastensa-nierungsverfahren mit Eisen oder Textilien,beschichtet mit antibakteriell wirkendem Sil-ber. Nanotechnologische Forschungsansätzebieten jedoch auch Perspektiven, um Res-sourcen zu schonen oder die Energieeffizienzzu steigern. Beispiele sind nanostrukturierteDämmmaterialien oder Lithium-Ionen-Akkusmit nanotechnologischen Membranen.

Neben diesen Chancen nanotechnologischerAnwendungen bestehen aber auch erheblicheUnsicherheiten im Hinblick auf mögliche Ri-siken, die im Lebenszyklus dieser Produkteauftreten können. So stehen die Forschungenzum toxikologischen Verhalten von Nano-materialien noch am Anfang. Dennoch gibt esbereits Hinweise, dass es zu Wechselwirkun-genmit biologischen Systemen kommen kann.

Aufbruch in eine

neue Dimension

Im Spannungsfeld

zwischen Wissen,

Erwartungen und

Unkenntnis

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INNOVATION MIT VERANTWORTUNG

Erste Studien zeigen beispielsweise, dass sichbestimmte Kohlenstoff-Nanoröhrchen im Kör-per möglicherweise wie Asbestfasern verhal-ten, wenn sie eingeatmet werden. Die physi-kalisch-chemischen Eigenschaften von Koh-lenstoff-Nanoröhrchen legen außerdem eineAnreicherung entlang der Nahrungskette undeine hohe Persistenz nahe. Für bestimmte Na-nopartikel scheinen nach bisherigen Kennt-nissen auch biologische Barrieren keine Hin-dernisse darzustellen: Untersuchungen anZellkulturen zeigen cytotoxische Effekte vonSiO2 an neuronalen Zellen. Fullerene könnensogar die Blut-Hirn-Schranke durchdringen. InWasser suspendierte Nanopartikel wie TiO2,SiO2 und ZnO wiesen antibakterielle Wirkun-gen auf, und TiO2 zeigte ökotoxikologische Ef-fekte bei Algen und Daphnien. In Kläranlagenwurde beobachtet, dass beispielsweise Silber-Nanopartikel bakterizid wirken und dadurchden Reinigungsprozess beeinträchtigten.

Dies sind jedoch nur erste Erkenntnisse. Vie-le Fragen hinsichtlich der human- und vorallem der ökotoxikologischen Wirkung vonNanomaterialien bleiben offen und müssendringend geklärt werden. Nach dem Prinzipder Vorsorge ist dabei der gesamte Le-benszyklus von Nanomaterialien auf mög-liche Risiken für Mensch und Umwelt zu un-tersuchen. Das umfasst auch den Verbleibund eine mögliche Freisetzung von Nano-partikeln am Ende des Lebensweges. Einezentrale Aufgabe besteht aktuell darin, Na-nomaterialien entsprechend ihres Risikopo-tenzials zu klassifizieren. Die transparenteRisikokommunikation spielt dabei eine ent-

scheidende Rolle. Der Dialog muss sowohlinnerhalb der Wertschöpfungskette als auchgegenüber den Konsumentinnen und Kon-sumenten offen geführt werden.

Aus der rechtlichen Sicht besteht bei derHerstellung und Verwendung von Nanoma-terialien die größte Herausforderung darin,trotz noch ungeklärter Fragen Chancen zuermöglichen und gleichzeitig Risiken zuvermeiden oder zu minimieren. Dazu müs-sen die europäischen und deutschen Rechts-vorschriften zum Schutz der Umwelt und derVerbraucherinnen und Verbraucher nano-spezifisch angepasst werden. Hinzu kommenoffene Fragen beim Regelungsgegenstand,zum Beispiel ob zu den Nanomaterialienauch Aggregate und Agglomerate zählen.Für die Festlegung von Grenzwerten sind au-ßerdem Test- und Bewertungsverfahrennanospezifisch zu standardisieren.

Künftig wird es vor allem darauf ankommenzu bewerten, welchen Beitrag die vorhan-denen Innovationspotenziale der einzelnennanotechnologischen Anwendungen zu einernachhaltigen Entwicklung leisten können.Eine vergleichende Abwägung fehlt bis-lang. Wichtig ist auch zu prüfen, unter wel-chen Randbedingungen sich die erwartetenVorteile tatsächlich realisieren lassen. UnsereErfahrungen zeigen, dass Innovationen vorallem dann erfolgreich etabliert werdenkönnen, wenn alle relevanten Akteure zu-sammenwirken. So lassen sich Entschei-dungsspielräume im politischen und gesell-schaftlichen Umfeld effektiv nutzen.

Das Wissen um Nanoma-

terialien ist bruchstück-

haft. Für eine nachhaltige

Gesamtbewertung der

Vor- und Nachteile von

Nanoprodukten sind

daher präzise Analysen

notwendig: systematisch,

fallspezifisch, über den

gesamten Lebensweg

und in allen Teilaspekten.

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Das fehlende Wissen erschwert in vielen Fälleneine auf Fakten basierende Bewertung der Vor-und Nachteile von nanotechnologischen Anwen-dungen. Diese Wissenslücken müssen zügig ge-schlossen werden. Das Ziel ist, Wege zu finden,um verantwortungsvoll mit Nanotechnologienund deren Auswirkungen umzugehen. Nach Auf-fassung des Öko-Instituts sollten folgende As-pekte besonders berücksichtiget werden.

Potenziale differenziert bewerten

Nanoanwendungen können zum gesellschaft-lichen Fortschritt beitragen. Diese These wirdvielfach geäußert, aber wenig belegt. Wichtig isteine systematische Aufarbeitung, wo und in wel-cher Form Nanotechnologien zur nachhaltigenEntwicklung beitragen können. Ausgangsbasissind die heute im Raum stehenden technologi-schen Möglichkeiten. Das Potenzial nanotech-nischer Anwendungen für eine nachhaltigeEntwicklung ist bei unterschiedlichen Techno-logien und unterschiedlichen Anwendungsge-bieten sehr differenziert zu sehen. Dabei spie-len zum Beispiel die Auswirkungen auf den Roh-stoffverbrauch und den Energieeinsatz eine Rol-le, aber auch das Konsumverhalten der Ver-

Wegweiser für

Forschung und

Entwicklung

Die am Dialog

orientierte,

wissenschaftliche

Begleitung sollte

Standard werden

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braucherinnen und Verbraucher. Und na-türlich müssen auch mögliche neue Gefah-ren erkannt und gegen den erwarteten Nut-zen abgewogen werden.

Entwicklungen frühzeitig begleiten

Viele Erkenntnisse über Wechselwirkungenbei einer neuen Entwicklung können nichtüber theoretische Überlegungen allein ge-wonnen werden. So ist beispielsweise derpositive Einfluss auf den Materialverbrauchbei bestimmten Anwendungen nur schweram Schreibtisch vorherzusagen. Belast-bare Ergebnisse müssen daher durch dieAuswertung praktischer Erfahrungen ge-wonnen werden. Auch die Frage, in welchemUmfang nanotechnologische Partikel beibestimmten Prozessen freigesetzt werden,lässt sich nur durch die Beobachtung prak-tischer Prozesse klären. Ein geeignetesMittel, in der Praxis auftretende komplexe-re Effekte systematisch zu erforschen undauszuwerten, ist die Begleitforschung zukonkreten nanotechnologischen Anwen-dungen mit hohem Innovationspotenzial.Sinnvollerweise erfolgt dies in Kooperation

mit einem entwickelnden Unternehmen,aber auch mit den Behörden, die für die Re-gelung und Überwachung der betreffendenAnwendung zuständig sind. Erkenntnisseaus solcher Forschung können auch für wei-tere Gebiete Hinweise geben.

Rechtsrahmen anpassen

Die EU hat im Jahr 2007 mit REACH ein neu-es Chemikalienrecht geschaffen, das jetzt inder ersten Phase angewendet wird. Nano-materialien waren zur Zeit der Erarbeitungvon REACH noch nicht Gegenstand der re-gulatorischen Diskussion. Deshalb wirdjetzt verstärkt diskutiert, welchen Rahmendie REACH-Gesetzgebung für Nanomate-rialien setzt. Mögliche Lücken in REACH er-geben sich zum Beispiel, wenn sich Nano-materialien und konventionelle Substanzengleicher chemischer Zusammensetzung bio-chemisch unterschiedlich verhalten. Auch fürdie Frage, ab welchen Mengenschwellenbesondere Überwachungs- oder Prüfmaß-nahmen einsetzen müssen, können bei be-stimmten Nanomaterialien andere Maß-stäbe erforderlich sein.

Für den verantwortungs-

vollen Umgang mit Nano-

materialien müssen beste-

hende Rechtsvorschriften

und Steuerungsinstrumente

überprüft und falls nötig

angepasst werden. Nano-

materialien sind stofflich

sehr inhomogen. Daher be-

steht eine zentrale Aufgabe

aktuell darin, sie entspre-

chend ihres Risikopotenzials

zu klassifizieren.

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Die Forschung

muss immer

den gesamten

Lebensweg eines

Nanoprodukts

untersuchen

Störfallrisiken prüfen

Seit einigen Jahrzehnten spielt die Frage, wiesich Störfälle bei der Produktion und Weiter-verarbeitung von Chemikalien vermeiden undbeherrschen lassen, eine immer größere Rolle.In Deutschland bestehen entsprechende Re-gelungen zum Beispiel mit der Störfallverord-nung. Es ist aber bisher nicht systematisch un-tersucht, ob diese Regelungen hinreichend guterfassen, wie sich Nanomaterialien bei Störfäl-len verhalten und auswirken. Deshalb ist es er-forderlich, die bekannten Effekte hinsichtlich ih-rer Relevanz bei Störfällen systematisch auf-zuarbeiten. Dabei muss auch geprüft werden,ob diese durch bereits bestehende Regelungenumfassend abgedeckt sind.

Produkte sicher recyceln und entsorgen

Der Fokus der aktuellen Diskussion zu Nano-materialien liegt bisher eher auf Produktion undAnwendung. Wie Erfahrungen aus vielen an-deren Gebieten lehren, gewinnt aber mit zu-nehmendem Einsatz von Stoffen auch die Fra-ge des sicheren Recyclings und der Entsorgungan Bedeutung. Daher ist dafür zu sorgen, dass

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Es reicht nicht, Technologie-

anwendungen nur in der

Nutzungsphase zu bewerten.

Auch die Vor- und Nachketten

müssen betrachtet werden.

Das gilt auch für das Ende

des Lebensweges eines Pro-

dukts. Sind unsere Entsor-

gungssysteme geeignet,

Nanomaterialien zu erfassen

und sicher zu behandeln?

Wie verhalten sich Nanoma-

terialien zum Beispiel im

Abwasser? Können negative

Wechselwirkungen mit bio-

technischen Verfahren, etwa

in Kläranlagen, ausgeschlos-

sen werden?

verfolgt wird, wo ausgediente Nanomaterialienverbleiben. Ebenso müssen rechtzeitig geeig-nete Maßnahmen getroffen werden, um dabeigegebenenfalls auftretende Risiken zu ver-meiden oder zu verringern. Dazu sind Studiennotwendig, die das Verhalten von Nanomate-rialien in Abfallströmen und den Behandlungs-prozessen untersuchen, insbesondere in bio-logischen, mechanischen, chemischen undmetallurischen Recyclingprozessen. Entspre-chende Maßnahmen müssen auf diesen Unter-suchungen aufbauen.

Wissen besser kommunizieren

Anwender von Nanomaterialien sind oft zu we-nig über den aktuellen Stand der Forschunginformiert. Dies liegt an der Vielfalt wissen-schaftlicher Teilergebnisse, die häufig auchnicht praxisorientiert dargestellt werden. EinMittel, das sich in anderen Feldern bewährt hat,ist die Erstellung von Leitfäden für Anwender.Deshalb müssen branchenspezifische Leitfädenund Checklisten zum verantwortungsvollenUmgang mit Nanomaterialien erarbeitet wer-den, insbesondere für die Lebensmittelbran-che und bei Haushaltschemikalien.

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Es müssen neue Wege entwickelt werden,wie wir Nanotechnologien verantwortungs-voll nutzen können. Das Öko-Institut verfügtdafür über ein breites, fachübergreifendesMethodenrepertoire. Dieses reicht von derNachhaltigkeitsbewertung von Produktenund der Sicherheitsanalyse von Anlagenüber die Bewertung und Entwicklung juris-tischer Steuerungsinstrumente bis hin zurGestaltung von partizipativen Prozessen.

Umfassende Nachhaltigkeitsbewertung

Unabdingbare Anforderung an nachhaltigenanotechnologische Produkte ist, dass sie fürMensch und Umwelt toxikologisch unbe-denklich sind. Dies setzt eine human- undökotoxikologische Bewertung voraus. Durchdie umfangreichen Arbeiten im Chemika-lienmanagement und aus der Implemen-tierung der europäischen REACH-Verordnungbesitzt das Öko-Institut die dazu erforder-liche Expertise. Erfahrungen aus dem Pro-jekt „CONANO”, einem Risikodialog zusam-men mit den Unternehmen Ciba und Nov-artis, zeigen, dass entsprechende Analysenmöglichst frühzeitig, das heißt noch währendder Entwicklungsphase erfolgen sollten.

Eine umfassende Nachhaltigkeitsbewertungbeschränkt sich jedoch nicht nur auf die toxi-kologische Untersuchung, sondern sollte

Unsere Methoden

und Kompetenzen

Risikomanagement

muss auch die

Sicherheit von

Produktionsanlagen

beinhalten

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auch Hinweise liefern, wie Entlastungspo-tenziale für die Umwelt erschlossen werdenkönnen. Dazu ist der Blick auf den gesam-ten Lebenszyklus eines Produktes erforder-lich. Nur so kann vermieden werden, dassUmweltentlastungen, zum Beispiel bei derHerstellung, durch zusätzliche Belastungenwährend der Nutzung oder am Ende des Le-bensweges konterkariert werden. Ein solcherLebenszyklusansatz bildet den Kern von pro-duktbezogenen Ökobilanzen. Das Öko-In-stitut hat dazu methodische Grundlagen ent-wickelt und diese umfangreich in der Praxisangewendet. So konnten wir zeigen, dasssich nanotechnologisch optimierte Lebens-mittelverpackungen als vorteilhaft für dieUmwelt erweisen, da diese weniger um-weltfreundliche Verpackungsmaterialien wieAluminiumdosen ersetzen können.

Vorhandene Umweltentlastungspotenzialelassen sich aber nur dann realisieren, wennsich die neuen Produkte tatsächlich auf demMarkt etablieren. Auch bei dieser Frage-stellung bietet der Lebenszyklusansatz er-hebliche Vorteile: Mit der Lebenszykluskos-tenrechnung können alle relevanten Kostenermittelt werden, die ein Produkt entlangseines gesamten Lebensweges verursacht.Auch „versteckte” Kosten, wie Verbrauchs-oder Entsorgungskosten, werden systema-tisch erfasst. So lässt sich in einem direk-

ten Vergleich zwischen einem nanotechno-logischen und einem konventionellen Pro-dukt feststellen, welche der beiden Alter-nativen aus ökonomischer Sicht insgesamtam besten abschneidet.

Der Markteintritt nanotechnologischer Pro-dukte wird zudem von sozialen und gesell-schaftlichen Aspekten maßgeblich beein-flusst. Auch in diesem Punkt ist der Le-benszyklusansatz geeignet, um Hemmnis-se und Anreize frühzeitig zu identifizieren.Das Öko-Institut ist Vorreiter bei der Ent-wicklung der methodischen Grundlagen füreine produktbezogene Sozialbilanz: In Ko-operation mit der UNEP-SETAC Life Cycle Ini-tiative haben unsere Expertinnen und Ex-perten im Jahr 2006 eine erste Methoden-beschreibung vorgelegt.

Sicherheitsanalyse von Anlagen undProzessen

Ein umfassendes Risikomanagement nano-technologischer Produkte muss sich auch aufdie Anlagen erstrecken, in denen Nanoma-terialien hergestellt, verarbeitet und abfall-technisch behandelt werden. Das Öko-Institut verfügt über umfangreiche metho-dische Kompetenzen im Bereich der deter-ministischen und probabilistischen Sicher-heitsanalyse, der Ereignisanalyse, der

Das Öko-Institut verfügt

über eine breite Palette an

Werkzeugen, die geeignet

ist, offene Fragen zur nach-

haltigen Nutzung der Nano-

technologien zu klären. Diese

Methoden und Instrumente

haben sich seit Jahren in der

Praxis bewährt und sind viel-

seitig einsetzbar. Unsere

Expertinnen und Experten

können sie – wo erforderlich –

fallspezifisch weiterent-

wickeln und anpassen.

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INNOVATION MIT VERANTWORTUNG

Die Mitarbeit in

internationalen

Gremien und

Netzwerken

garantiert den

schnellen Zugang

zu aktuellen

Informationen

Szenarienentwicklung, der Umweltverträg-lichkeitsprüfung sowie der Prozessentwick-lung und -begleitung. Diese Werkzeugesind geeignet, um ausgewählte Produkti-onsanlagen für Nanomaterialien gezielt zuanalysieren, wie es das Öko-Institut emp-fiehlt. Dabei ist die Frage zu klären, wie großdas Risiko ist, dass entsprechende Partikelinfolge eines Störfalls in die Umwelt gelan-gen. Im Ergebnis muss ein realistisches Bilderarbeitet werden, welche Störfälle möglichsind und welche Auswirkungen in die Umweltfreigesetzte Nanopartikel haben können.

Wirksame Steuerung mit Spielraum

Für die Herstellung und Verwendung von Na-nomaterialien ist ein Regulierungsrahmen not-wendig, der die Umsetzung von Nachhaltig-keitspotenzialen ermöglicht und fördert, aberzugleich auch mögliche Gefahren für Men-schen und Umwelt vermeidet. Die Erkennt-nisse über Nanotechnologien wachsen rasch.Daher muss der Regulierungsrahmen Raumfür Gestaltung und Anpassung lassen und fall-spezifische Lösungen ermöglichen. Gleich-zeitig ist ein Risikomanagement notwendig,das auf dem Prinzip der Vorsorge aufbaut undfür alle Akteure verbindliche Maßnahmen ent-hält. Basierend auf langjähriger Erfahrungentwickelt und bewertet das Öko-InstitutInstrumente, die Anreize für den Markteintritt

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und die Etablierung von umweltfreundli-chen Produkten schaffen. Dabei werden In-strumente der staatlichen Regulierung undder unternehmerischen Selbststeuerung alssich ergänzend angesehen und entspre-chend ihrer Grenzen bei der Steuerungswir-kung berücksichtigt. Die möglichen Steue-rungsansätze reichen vom klassischen Ord-nungsrecht über ökonomische Instrumenteund freiwillige Vereinbarungen bis hin zurUnternehmensverantwortung, CorporateSocial Responsibility.

Engagement in Gremien und Netzwerken

Das Öko-Institut ist in internationalen Nor-mierungsgremien und Kommissionen vertre-ten. Dadurch sind unsere Mitarbeiterinnen undMitarbeiter frühzeitig über aktuelle Fragen undLösungsansätze für Standardisierungspro-zesse informiert und gestalten diese aktiv mit.Darüber hinaus setzen wir uns dafür ein, Netz-werke und Verbundprojekte zu initiieren undzu koordinieren.

Gestaltung von partizipativen Prozessen

Die verantwortungsbewusste Einführung neu-er Technologien erfordert ein großes Maß anTransparenz bei der Risikoregulierung und Ri-sikokommunikation. Partizipative Prozesse sinddabei ein wichtiger Bestandteil. Dies bedeutet,

alle relevanten Stakeholder einzubeziehen.Das Öko-Institut kann auf vertiefte Fach-kenntnisse und Erfahrungen aus Branchen zu-rückgreifen, in denen nanotechnologischeInnovationen eine wichtige Rolle spielen, zumBeispiel in der Chemie-, Automobil- oderTextilindustrie. Das ermöglicht uns einer-seits, komplexe Forschungsergebnisse ziel-gruppenspezifisch in eine klare und ver-ständliche Sprache zu „übersetzen”. Anderer-seits können wir unsere Fachkenntnissegewinnbringend nutzen, wenn es darum geht,Risikodialoge zu gestalten und zu begleiten –ein Gebiet, auf dem das Öko-Institut lang-jährige Erfahrungen hat.

Die Expertinnen und Experten bringen diesezum Beispiel in aktuelle Dialogprozesse zuNanotechnologien wie den BASF-Nanodialogein. Dabei profitieren sie von ihrer interdis-ziplinären und praxisorientierten Arbeits-weise an der Schnittstelle von Forschung, An-wendung und Gesellschaft. Nicht zuletzt die-se Kompetenz qualifiziert unsere Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter, die Kommunikationzwischen und innerhalb der einzelnen Ak-teursgruppen wie Wissenschaft, Wirtschaft,Politik, kritische Öffentlichkeit und Nicht-Regierungsorganisationen zu verbessern. InKonfliktsituationen übernehmen unsere Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaftler dieRolle eines Moderators.

Ergebnisse aus der For-

schung verständlich dar-

zustellen ist eine wichtige

Voraussetzung, um rele-

vante Akteure erfolgreich

in einen partizipativen

Prozess einzubinden.

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INNOVATION MIT VERANTWORTUNG

Nachhaltige Nutzung

der Nanotechnologien

konkret Auf den vorherigen Seiten haben wir skiz-ziert, dass es noch erheblichen Forschungs-und Handlungsbedarf gibt, um Nanotech-nologien künftig umwelt- und sozialver-träglich zu nutzen. Schon heute gibt es abervielversprechende Ansätze, wie vorhandeneWissenslücken geschlossen werden kön-nen. In zahlreichen Forschungsprojekten hatdas Öko-Institut dafür eine gute Basis ge-schaffen. Die entwickelten Methoden und In-strumente sind geeignet, neue Erfolgskon-zepte für die nachhaltige Nutzung der Na-notechnologien zu erarbeiten. Dafür bietendie Erfahrungen aus den folgenden For-schungsvorhaben wichtige Anknüpfungs-punkte:

So haben unsere Expertinnen und Expertenin Kooperation mit „sofia” im Auftrag desUmweltbundesamtes ein Rechtsgutach-ten Nanotechnologien (ReNaTe) erstellt.Ausgehend von dem derzeitigen Technik-stand untersuchten sie die aktuell gültigenumweltrechtlichen Vorschriften entlang desgesamten Lebensweges nanotechnologi-scher Produkte. Für die identifizierten Re-gelungslücken wurde ein Stufenkonzept füreinen bewussten und differenzierten Um-gang mit Nanomaterialien entwickelt.www.oeko.de/nano_rechtsgutachten

Im Dialogprojekt CONANO hat das Öko-Institut gemeinsam mit den UnternehmenNovartis und Ciba Specialty Chemicals,dem Österreichischen Ökologie Institut undder Stiftung Risiko-Dialog eine Nutzen-Risikoanalyse zu Nano-Delivery-Sytemenin Medizin und Kosmetik erstellt. Auf derGrundlage eines kritischen Reviews ver-schiedener Entwicklungspfade und des ge-genwärtigen Wissensstandes erarbeitetendie Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler Handlungsempfehlungen für Un-ternehmen und Behörden sowie methodi-sche Ansätze für eine stakeholderübergrei-fende Bewertung nanotechnologischer Neu-entwicklungen.www.oeko.de/conano

Im Zuge einer Studie für das Schweizer Zen-trum für Technologiefolgen-Abschät-zung (TA-SWISS) haben unsere Exper-

Wir bringen die

Partner aus

Forschung,

Wirtschaft,

Politik und

Gesellschaft

an einen Tisch

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Ihre Ansprechpartner

Martin MöllerNachhaltigkeitsbewertungneuer Technologien

InstitutsbereichProdukte & StoffströmeTelefon 0761/[email protected]

Andreas Hermann, LL.M.Rechtliche Steuerungsinstrumente

InstitutsbereichUmweltrecht & GovernanceTelefon 06151/[email protected]

Dr. Christoph PistnerSystem- und Störfallanalyse

InstitutsbereichNukleartechnik & AnlagensicherheitTelefon 06151/[email protected]

tinnen und Experten auf wissenschaftlicherund gleichzeitig wertorientierter Basis dieChancen und Risiken des Einsatzes von syn-thetischen Nanomaterialien bei Lebensmit-teln und Lebensmittelverpackungen unter-sucht. Die auf dem Markt identifizierten Pro-dukte wurden aus der gesundheitlichenund ökologischen sowie der juristischenund gesellschaftlichen Perspektive be-leuchtet. Dies mündete in konkreten Vor-schlägen für regulatorische Maßnahmenund Empfehlungen für die Hersteller zurWahrnehmung ihrer Produktverantwortung.www.ta-swiss.ch/d/them_nano_nafo.html

Aktuell erarbeitet das Öko-Institut im Auftragder Hessen-Agentur einen Leitfaden für dieLack- und Farbenbranche, der branchenspe-zifische Empfehlungen für einen verantwor-tungsvollen Umgang mit Nanomaterialienwährend des Produktionsprozesses beinhal-tet. Darüber hinaus engagiert sich das Öko-Institut beiDialogplattformen, zum Beispieldem BASF-Dialogforum, und in internatio-nalenNormierungsgremien, zum Bespiel ineiner Arbeitsgruppe des Europäischen Komi-tees für Normung (CEN).

Das Positionspapier des Öko-Institutsstellt den „Kompass” für alle unsere Aktivi-täten dar. Unter dem Titel „Chancen der Na-notechnologien nutzen! Risiken rechtzeitigerkennen und vermeiden!” werden wichtigeRahmenbedingungen formuliert, wie dievorhandenen Nachhaltigkeitspotenziale na-notechnologischer Produkte bei gleichzei-tiger Minimierung der Risiken konsequentgenutzt werden können.www.oeko.de/nano_positionspapier

Auch in Zukunft sehen wir eine unserer zen-tralen Aufgaben darin, im offenen Dialog mitWirtschaft, Wissenschaft, Politik und Ge-sellschaft Entwicklungsprozesse nanotech-nologischer Produkte mit unserer Expertiseund Erfahrung zu begleiten. Unser Ziel ist es,in einem frühen Stadium Risiken entlang desgesamten Lebensweges eines Produkts zuidentifizieren und zu minimieren und gleich-zeitig die Potenziale zur Ressourcenschonungund Umweltentlastung zu ermitteln.

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