Lungenfunktion/Spirometrie in der Praxis - Durchführung ... · Normaler Ablauf der Messung Siehe...

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INSTITUT UND POLIKLINIK FÜR ARBEITS-, SOZIAL- UND UMWELTMEDIZIN DIR.: PROF. DR. MED. DENNIS NOWAK Rudolf A. Jörres Lungenfunktion/Spirometrie in der Praxis - Durchführung und Interpretation Bayerischer Internistenkongress, 57. Jahrestagung, München, 21.10.2018, 9:30 Uhr Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin Klinikum Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität München

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INSTITUT UND POLIKLINIK FÜR

ARBEITS-, SOZIAL- UND UMWELTMEDIZIN

DIR.: PROF. DR. MED. DENNIS NOWAK

Rudolf A. Jörres

Lungenfunktion/Spirometrie in der Praxis -

Durchführung und Interpretation

Bayerischer Internistenkongress, 57. Jahrestagung, München, 21.10.2018, 9:30 Uhr

Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin

Klinikum Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität München

Was sollte man messen?

Spirometrische Parameter

Wichtigste (exspiratorische) Parameter markiert

FVC

FEV1

FEV1/FVC

IVC

Normaler Ablauf der Messung

Siehe Leitlinien für Details

Volumen-Zeit-Kurve

Tiefe Ausatmung und volle Einatmung vor forcierter maximaler Exspiration

Normaler Ablauf der Messung

Tiefe Ausatmung und volle Einatmung vor forcierter maximaler Exspiration

Siehe Leitlinien für Details

Volumen-Zeit-Kurve Fluss-Volumen-Kurve

Nur forcierte Exspiration

Ablauf bei eingeschränkter Kooperationsfähigkeit

Siehe Leitlinien für Details

Keine tiefe Ausatmung, aber volle Einatmung vor forcierter maximaler Exspiration

Nur forcierte Exspiration

Ablauf bei eingeschränkter Kooperationsfähigkeit

Langsame Inspiration separat

Keine tiefe Ausatmung, aber volle Einatmung vor forcierter maximaler Exspiration

Siehe Leitlinien für Details

P intrapleural

Schematisch der Verlauf bei Gesunden während forcierter Expiration

Volumen

Zeit

Exspiratorischer Atemwegskollaps

Flüsse am Ende der Ausatmung informativ für kleine Atemwege

Nur bei guter Mitarbeit brauchbar, bitte Form analysieren

Exspiratorischer

beginnender

Atemwegskollaps

V

V .

Lungenemphysem Zunehmend gestörte Ausatmung:

Exspiratorischer

beginnender

Atemwegskollaps

Exspiratorischer

stärkerer

Atemwegskollaps

Exspiratorischer

totaler

Atemwegskollaps

V

V .

Lungenemphysem Zunehmend gestörte Ausatmung:

IVC FVC

Was sind typische Muster?

Typische Fluss-Volumen-Kurven

Volumen

Strömung am Mund

ex

in

normal

Typische Fluss-Volumen-Kurven

Volumen

Strömung am Mund

ex

in

normal

Asthma

Typische Fluss-Volumen-Kurven

Volumen

Strömung am Mund

ex

in

normal

COPD

Asthma

Typische Fluss-Volumen-Kurven

Volumen

Strömung am Mund

ex

in

normal

Adipositas

Asthma

Adipositas-bedingte Obstruktion in Fluss-Volumen-Kurve nicht einfach zu erkennen,

einigermaßen sicher nur mit Ganzkörperplethysmographie

COPD

Was sollte man beachten?

Generelle Empfehlungen zur Durchführung

• Bei ungenügendem Start Wiederholung

• Rückextrapolation sollte eingeschaltet sein

• Extrapolationsvolumen <150 mL

• Körpergröße messen (Angaben oft fehlerhaft)

• Messung im Sitzen

• Exspirationszeiten 15 Sekunden

• „Spirometer-Asthma“ beachten

• 8 Versuche

• Jeweils höchste Werte für (IVC), FEV1, FVC

• FEFs aus Kurve mit höchster Summe FEV1 + FVC

• Hüllkurve für FEFs nicht empfohlen

• Spezielle Anweisungen für das Kindesalter

Siehe Leitlinien für Details

Wie bewertet man das Ergebnis?

• Aktuelle Sollwerte: Global Lung Initiative (GLI)

• Schweregrad: Atemwegsliga

Interpretation der Werte

• Mittlere Normwerte

• Untere Grenzwerte

= Lower Limit of Normal (LLN)

= untere 5-Perzentile

= unterer Sollwert

Benötigt werden zur Beurteilung

Lower Limit of Normal (LLN) und Z-Score

auffällig normal

Vielfaches der

Standardabweichung

SD

Alter

Funktion

80%-Faustregel nur begrenzt angemessen

Mittlerer Sollwert

80% Sollwert

LLN

variabel

< LLN

FEV1/FVC

nein ja

Obstruktive Ventilationsstörung (GLI/DGP)

Verdacht Ø Verdacht

< LLN

FEV1/FVC

nein ja

Obstruktive Ventilationsstörung (GLI/DGP)

Verdacht

Klinisch

bestätigt

nein

ja

>60% leicht

40-60% mittelschwer

<40% schwer

Klinische Bewertung durch FEV1%Soll

Ø Verdacht

weitere

Abklärung

mittlerer Sollwert

COPD beim Erwachsenen (GOLD):

Definition einer abnormalen Lungenfunktion

Modifiziert nach Mannino et al., 2007

90 80 70 60 50 40 30

60

65

70

75

Alter (J)

FEV1/FVC (%)

Potenziell

unterdiagnostiziert

Potenziell

überdiagnostiziert

Lower limit of normal

(LLN)

Fixer Quotient

< 0,7

FEV1/FVC

nein ja Verdacht

Klinisch

bestätigt

nein

ja

I >80% leicht

II 50-80% mittelschwer

III 30-50% schwer

IV <30% sehr schwer

Klinische Bewertung durch FEV1%Soll

weitere

Abklärung

Obstruktive Ventilationsstörung (GOLD-COPD)

Abweichende Beurteilung

für COPD

mittlerer Sollwert

Ø Verdacht

< LLN

TLC

nein ja

Restriktive Ventilationsstörung (GLI/DGP)

Verdacht

Klinisch

bestätigt

nein

ja

>60% leicht

40-60% mittelschwer

<40% schwer

Klinische Bewertung durch FVC%Soll

FVC ↓

FEV1 ↓

FEV1/FVC ↑

weitere

Abklärung

mittlerer Sollwert

Ø Verdacht

< LLN

FEV1/FVC

nein ja

Obstruktive Ventilationsstörung (Arbeitsmedizin)

Verdacht

Klinisch

bestätigt

nein

ja

>85% leicht

55-85% mittelschwer

<55% schwer

Klinische Bewertung durch FEV1%LLN

weitere

Abklärung

Restriktive Störung analog

mit TLC und FVC%LLN

unterer Sollwert (LLN)

Ø Verdacht

Respiratory Section, Hvidovre Hospital

Drei Stufen der Bewertung der Spirometrie

1. Verdacht: epidemiologisch basiertes Urteil, ob Wert auffällig

für FEV1/FVC untere 5-Perzentile = LLN

Begründung: man will eruieren, ob eine Normabweichung wahrscheinlich ist,

sodann klinisch abklären

2. Klinische Bewertung

in Prozent vom mittleren Sollwert

Begründung: man will die Einschränkung relativ zu dem bewerten,

was im Mittel normal ist (gleiche Schwankungsbreite nach unten und oben)

3. Arbeitsmedizinische Bewertung

in Prozent vom unteren Grenzwert (LLN)

Begründung: man will die Einschränkung relativ zu dem bewerten,

was gerade noch normal sein könnte, um zu quantifizieren, welche

Änderung (mindestens) auf den Arbeitsplatz zurückgehen könnte

V (L)

.

Fluss-Volumen-Darstellung mit Bewertung

FEV1

FVC

FEV1/FVC

V(L/s)

100%

1 sec

V (L)

.

Fluss-Volumen-Darstellung mit Bewertung

FEV1

FVC

FEV1/FVC

V(L/s)

leicht mittel schwer

40% 60%

Klinische Beurteilung obstruktiv

Klinische Beurteilung restriktiv leicht mittel schwer

40% 60%

GOLD-COPD-Beurteilung leicht mittel schwer

30% 50%

sehr schwer

80%

leicht mittel schwer

55% 85%

Arbeitsmed. Beurteilung obstruktiv

Arbeitsmed. Beurteilung restriktiv leicht mittel schwer

55% 85%

1 sec

70%

100%

• Bitte GLI-Sollwerte verwenden und Quelle angeben

• Über die nächsten Jahre Durcheinander zu erwarten

• Ob Messwert verdachtswürdig, bestimmt LLN

• Graduierung nach wie vor primär auf klinischer Basis

• Z-Scores

• Nichts Besonderes (Perzentile in spezieller Skala)

• Zum Einstufen relativ zur Normalpopulation informativ

• Für longitudinales Follow-up besonders geeignet

Summa spirometrica teutonica

https://www.atemwegsliga.de/lungenfunktion.html

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