Luxemburger Wort - 22/04/2008 - Ehrgeiz kann man wecken

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Luxemburger WortDienstag, den 22. April 2008 PANORAMA 87

Edwin Moses und die Laureus-Stiftung

„Ehrgeiz kann man wecken“ Der ehemalige Olympiasieger trägt dazu bei, sozial benachteiligte Kinder durch Sport zu motivieren

Sportlegende Edwin Moses: „Durch Sport fördern wir Wertvorstellungen wieToleranz und soziales Engagement bei den Kindern.“ (FOTO: CATHERINE NOYER)

Mit der „Da Vinci Chronograph EditionLaureus Sport for Good Foundation“unterstützt IWC die Stiftung. Eshandelt sich um eine auf 1 000Exemplare limitierte Sondereditionmit einer auf dem Gehäusebodeneingravierten Kinderzeichnung(Projekt Magic Bus, Mumbai). Preis:11 300 Euro. Ein Teil des Verkaufser-löses der Uhr fließt in die Stiftung.

Für die Laureus-Projekte meistern die Sportidole Edwin Moses und JohnMcEnroe jede Hürde. (FOTO: LAUREUS)

Das „Fight Back“-Projekt in der Süd-Bronx von New York ist eine Lebensschule,die vor Gewalt auf den Straßen schützen soll. (FOTO: JAMES NACHTWEY/ LAUREUS)

I N T E R V I E W : C A T H E R I N E N O Y E R

Über ein Jahrzehnt lang genoss Ed-win Moses den Nimbus der Unbe-siegbarkeit im 400-Meter-Hürden-lauf. Seine unglaubliche Siegesse-rie, bei der er zweimal olympischesGold gewann, dauerte von 1975 bis1987. Der ehemalige Spitzensport-ler ist Vorsitzender der „LaureusWorld Sports Academy“, die essich zur Aufgabe gemacht hat, Kin-der und Jugendliche rund um denGlobus durch sportbezogene Pro-jekte zu unterstützen und zu för-dern. Im „Luxemburger Wort“-In-terview erklärt er, weshalb er sichin der Laureus-Stiftung engagiert.

■ Ihre letzten sportlichen Höchst-leistungen erreichten Sie vor rund20 Jahren. Laufen Sie immer noch?

Ja, aber weniger. Es war ein orga-nisierter Übergang vom Hochleis-tungssport in den Alltag.

■ Fanden Sie zur Laureus-Stiftung,oder fand diese eher zu Ihnen?

Im Gründungsjahr wurde dasKonzept in Kalifornien vorge-stellt, das heißt als allgemeinesSportprogramm, da es damalsnoch keine Einzelprojekte gab. Ichwar begeistert und entschlossmich, die gute Sache zu unterstüt-zen. Gleich im ersten Jahr bat manmich, die Präsidentschaft zu über-nehmen.

■ Heute sind Sie stark in die Stif-tung involviert. Ist Ihr Engagementauch mit einem Gedanken an IhreJugend und Ihre sportlichen An-fänge verbunden?

Als ich in den 60er- und 70er-Jah-ren in den USA mit dem Sportbegann, gab es bei uns eine Mengesozialer Programme für Kinder.Um Sport zu treiben, mussten

mein Bruder und ich mit dem Buseine große Fahrtstrecke bewälti-gen. Aber der Sport war uns sowichtig, dass der Aufwand keineRolle spielte. Diese Erfahrung istebenfalls ein Grund dafür, wes-halb ich bei Laureus bin.

■ Meinen Sie, dass Kinder durchSport ein Ziel im Leben erhalten?

Ja, unbedingt. Wir wollen Kinderneinen sozialen Ausweg ausschwierigen Situationen bieten,und zwar über den Sport. So ladenwir sie beispielsweise zu Sportver-anstaltungen ein und versuchen,in diesem Umfeld über ihre sozia-len Probleme zu sprechen.

■ Wie viele Kinder profitieren vonder Laureus-Stiftung und wie vieleumfasst jeweils ein Projekt?

Weltweit sind es rund 150 000Kinder, und pro Projekt variiertdie Zahl von 20 bis zu mehrerenhundert. Wir betreuen rund 60Projekte in 28 Ländern der Erdeunter anderem in China, Argenti-nien, Uruguay, Südafrika, Uganda,Florida, Frankreich, Deutschlandund der Schweiz.

■ Nach welchen Kriterien wählenSie die Projekte aus?

Wir gründen keine Projekte, son-dern greifen auf bereits beste-hende Organisationen zurück,wie unter anderem Kinder- undJugendhilfeeinrichtungen. Diewiederum unterstützen wir bei-spielsweise in ihrer Infrastrukturoder bei Fragen des Marketings.In der Laureus-Geschäftsstellebeschäftigen wir Mitarbeiter ausden Projekten und solche, die alsKind dort betreut wurden – un-sere besten Spezialisten, da siequasi in die Materie hineinge-wachsen sind. Sie können Über-zeugungsarbeit bei den Kindernleisten, da sie am besten wissen,um was es geht.

■ Wie sehen solche Projekte konkret aus?

Wir versuchen, die Kinder von derStraße fernzuhalten, indem wir

beispielsweise Basketball oderFußball mit ihnen spielen, undfördern damit Wertvorstellungenwie Toleranz und soziales Engage-ment. Um die Kinder zu motivie-ren und ihren Ehrgeiz anzuspor-nen, gewinnen wir Sportidole wieBoris Becker, Zinédine Zidane,Luis Figo, Katharina Witt oder Mi-chael Jordan, um nur einige zunennen, die in den Projekten vorOrt mit den Kindern Sport treiben.

■ Wissen Sie aus eigener Erfah-rung, wie wichtig es ist, durch Ehr-geiz den Spitzensport zu erreichen?

Meine Eltern waren beide Lehrerund verstanden es, meinen Ehr-geiz zu wecken. Sie lehrten mei-nen Bruder und mich, wie wichtiges ist, eine führende Rolle im Le-ben spielen zu können. Das habeich im Sport umgesetzt. Ehrgeizhaben viele Kinder, aber er mussgeweckt werden.

■ 150 000 Kinder profitieren der-zeit von Laureus, welche Kapazitä-ten sind denn noch möglich?

Dies ist eine Frage von Zeit undGeld. Wir können noch etwa 200Führungskräfte ausbilden.

■ Zurück zu Ihrer Sportkarriere.Weshalb waren sie beim Hürden-lauf so schnell, war es Begabung?

Es war harte Arbeit, weniger dieBegabung. Die lag bei mir eher imwissenschaftlichen Bereich. Ichstudierte Physik und Ingenieur-wissenschaften. Das wissenschaft-liche Studium ersetzte mir zudemden Coach, da ich dadurch diePhysiologie und Biomechanismenmeines Körpers kannte und genauwusste, was er zu einer solchenHöchstleistung brauchte. Es wareine Frage der Selbstdisziplin undeines bestimmten Lebensstils, derexakt geplant sein musste.

■ Haben Sie eigene Kinder?

Ja, einen zwölfjährigen Sohn, derwissenschaftlich und sportlich in-teressiert ist. Aber ich animiereihn nicht zum Laufen. SolcheDinge müssen von selbst kommen.

Die Laureus-StiftungLaureus wurde im Jahr 1999 von Daim-lerChrysler und Richemont mit den PartnernIWC (International Watch Company) Schaff-hausen und Mercedes-Benz gegründet.Die Stiftung erfüllt zwei wesentliche Aufga-ben: Zum einen unterstützt die LaureusSport for Good foundation Projekte, diesozial benachteiligten Kindern und Jugendli-chen weltweit helfen und auf die jeweiligenBedürfnisse der Kinder zugeschnitten sind.Im Mittelpunkt dieser Projekte stehen stetssportliche Aktivitäten, die einerseits eineMagnetwirkung auf die Kinder und Jugendli-chen ausüben und andererseits als Instru-ment zur Vermittlung von Werten dienen. Zum anderen verleiht die Laureus WorldSports Academy, ein einzigartiges Gremiumaus mehr als 45 international hoch angese-henen und erfolgreichen Sportlerinnen undSportler, den Anliegen der Stiftung Öffent-lichkeit und honoriert jedes Jahr die Leistun-gen der besten Sportler der Welt aus allenerdenklichen Sportarten und -disziplinenmit den Laureus World Sports Awards.Nach eigenem Ermessen vergibt die Lau-reus Academy Trophäen wie den Preis fürdas Lebenswerk oder die Preise für sozialesEngagement und den Sportgeist. Die Stif-tung ist neben der Schweiz bereits inDeutschland, USA, Argentinien, Spanien,Italien, Südafrika und Frankreich mit natio-nalen Stiftungen präsent.

Unschlagbarer HürdenläuferDer US-Amerikaner Edwin Moses wurde am31. August 1955 als Sohn eines Lehrerehe-paares in Dayton im amerikanischen StaatOhio geboren. Bereits mit 14 Jahren ent-deckte er seine Liebe zur Leichtathletik.Zwischen 1975 und 1987 prägte er den400-Meter-Hürdenlauf und blieb zwischen1977 und 1987 in 122 aufeinander folgendenRennen über diese Distanz ungeschlagen.1976 und 1984 gewann Edwin Mosesolympisches Gold. Nach seiner Laufbahn als Hürdenläuferübernahm er offizielle Ämter und enga-gierte sich für einen sauberen Sport, unteranderem in der Anti-Doping-Kommissionim Nationalen Olympischen Komitee derUSA. Bis 1996 war Edwin Moses ebenfallsMitglied der Athletenkommission des IOC.Aus diesen Ämtern zog er sich jedochzurück. Als Vorsitzender der Laureus WorldSports Academy ist er jährlich maßgeblichan der Vergabe der „Oscars des Sports“beteiligt.