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ZEITSCHRIFT DER LUDWIG-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT MÜNCHEN 01 | 2004 MünchnerUni. Magazin GEOPHYSIK AN DER LMU REISE INS INNERE DER ERDE ESSAY A PROFESSOR REFLECTS SPEZIAL LMU BEGEGNET FINANZKRISE MIT STRUKTUR- REFORMEN

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Z E I T S C H R I F T D E R L U D W I G - M A X I M I L I A N S - U N I V E R S I T Ä T M Ü N C H E N 0 1 | 2 0 0 4

MünchnerUni.Magazin

GEOPHYSIK AN DER LMU

REISE INS INNERE DER ERDE

ESSAY

A PROFESSOR REFLECTS

SPEZIAL

LMU BEGEGNETFINANZKRISE MIT STRUKTUR-REFORMEN

201004_00-U1-U4_cover.indd 1201004_00-U1-U4_cover.indd 1 16.04.2004 17:51:32 Uhr16.04.2004 17:51:32 Uhr

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I M P R E S S U M

HerausgeberRektorat der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München

RedaktionKommunikation und Presse LMULuise Dirscherl (dir)(Chefredaktion)Ortrun Huber (oh) (stellv. Chefredaktion)

Julia Graven (gra)Thomas Pinter (thp)(Online-Redakteur)Susanne Wedlich (suwe)

Mitarbeiter dieser AusgabeEva Kittel (ki)Marcus Simon (ms)

BildredaktionAngelica Fuss

RedaktionsadresseGeschwister-Scholl-Platz 180539 MünchenTel +49 (0) 89 2180-3423Fax +49 (0) 89 33 82 97 [email protected]/presse/mum

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DistributionKommunikation und Presse LMUMathias Schiener

Anzeigen Kommunikation und Presse LMUAngelica FussGeschwister-Scholl-Platz 180539 MünchenTel +49 (0) 89 2180 3556

ISSN 0940-0141

Titelfoto: Heiner IgelUmschlagfoto: Friedrich SchmidtFotos im Heft: Heiner Igel, Gunnar Jahnke (S. 4-9); Douglas S.

Bridges (S. 10); Stephan Rumpf (S.13); Aufbau-Verlag (S. 18);

Richard Sigel (S. 25); Deutsche Mathematiker-Vereinigung, IMO

(S. 27); BMW (S. 34)

Alle weiteren Fotos: Friedrich Schmidt bzw. LMU

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Die LMU als eine der großen Forschungsuniversitäten ist her-vorragend aufgestellt im nationalen und internationalen Wett-bewerb. Sie führt das Meta-Ranking der Freien Universität Berlin, in dem sechs der wichtigsten Uni-Ranglisten mit unter-schiedlichen Schwerpunkten ausgewertet wurden, und wird beispielsweise im DFG-Ranking 2003 auf Platz 2 gelistet.Gleichzeitig ist die LMU als eine von zwei deutschen Univer-sitäten Mitglied des Zusammenschlusses LERU (League of Euro-pean Research Universities) und gilt in den Medien als viel ver-sprechender Kandidat in dem von BundesbildungsministerinEdelgard Bulmahn ausgelobten Wettbewerb um Deutschlandsbeste Universitäten. In der ersten Runde des „ElitenetzwerksBayern“ konnte sich die LMU mit zwei Elitestudiengängen unddrei internationalen Doktorandenkollegs durchsetzen – eineErfolgsbilanz, die sich sehen lassen kann und die wir auch inZukunft weiterführen wollen.

Die dramatisch verschlechterten finanziellen Rahmenbedin-gungen, die die Bayerische Staatsregierung den Hochschulenvorgibt, machen dieses Ziel jedoch zu einer besonderenHerausforderung. Es geht darum, trotz des Sparzwangs einepositive Zukunftsperspektive für die LMU zu entwerfen. Um eineSpitzenposition in der Wissenschaft bei immer knapper wer-denden Kassen zu halten oder gar auszubauen, muss ein Re-formprozess eingeleitet werden. Es gilt Stärken auszuloten, sichauf Schwerpunkte zu konzentrieren, sich im Gegenzug aber auchaus einzelnen Fächern zurückzuziehen, um dadurch Ressour-cen freizusetzen, mit denen die besonders leistungsfähigen Dis-ziplinen gestärkt werden sollen.

An unserer Universität hat eine Reformkommission mit Vertre-tern der Fakultäten und aller universitären Gruppen die Struk-turplanungen an der LMU vorbereitet und begleitet. Heraus-gekommen ist ein Zukunftskonzept für die LMU, das dasMünchnerUni.Magazin in dieser Ausgabe vorstellt. Mit der Ver-ständigung über die Eckpunkte zur zukünftigen Gestaltung derLMU hat die Reformkommission einen wichtigen Schritt zurnachhaltigen Zukunftsplanung unserer Universität getan.

Ein weiteres hochschulpolitisches Reizthema unserer Zeit ist dasProblem der Studiengebühren. Während hierzulande über Sinnund Unsinn dieser Abgabe noch heftig diskutiert wird, müssenStudierende in anderen Ländern bereits seit Jahren für ihrenUniversitätsbesuch in die Tasche greifen. Der DAAD-Gastpro-fessor an der LMU, Douglas S. Bridges vom Department ofMathematics and Statistics der University of Canterbury in

Christchurch, beschreibt in einem Gastbeitrag dieser MUM-Aus-gabe, wie sich die Einführung von Studiengebühren in seinerHeimat Neuseeland ausgewirkt hat. Außerdem bietet das Mün-chnerUni.Magazin auch den unmittelbar Betroffenen ein Forum:Unter dem Titel „Pro & Contra“ diskutieren Bernadette Land-wehr und Markus Michalek, zwei Studierende an der LMU, dasFür und Wider der Studiengebühren.

Während die internationalen Doktorandenkollegs des „Elite-netzwerks Bayern” erst zum Wintersemester 2004/2005 an denStart gehen, existieren internationale Promotionsstudiengängean der LMU bereits seit Oktober 2001. Mit ihrer interdiszi-plinären und internationalen Ausrichtung, intensiver Betreuungund klaren Strukturvorgaben entsprechen die Programme „Lin-guistik – Internationales Promotions-Programm LIPP“ und „Pro-motionsstudiengang Literaturwissenschaft“ sowie die „MunichGraduate School of Economics“ dem Ideal wissenschaftlicherNachwuchsförderung. MUM stellt diese an der LMU eingerich-teten und speziell auf die Bedürfnisse von Doktoranden ausge-legten Studiengänge ausführlich vor.

So turbulent und schwierig die Zeiten für die deutschen Hoch-schulen gegenwärtig auch sind – wir wollen durch Profilbildungdie Leistungsfähigkeit unserer Hochschule sichern und stärken.Und auf dem eingeschlagenen Weg werden wir dieses Zielerreichen. ■

Professor Dr. Bernd HuberRektor der LMU

EDITORIALSPITZENLEISTUNG INSCHWIERIGEN ZEITEN

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■ STRATEGISCHE ALLIANZMIT FU BERLIN

Zwei Spitzenuniversitäten habensich zusammengeschlossen: DieLudwig-Maximilians-Universität(LMU) München und die FreieUniversität (FU) Berlin habeneine strategische Partnerschaftvereinbart und eine intensiveZusammenarbeit in zahlreichenBereichen der Universitäts-

steuerung und der akademischen Arbeit in Forschung und Lehrebegründet. Die Allianz zwischen den beiden Universitäten ist einein Deutschland einzigartige Verbindung, die die Voraussetzung füreine Rückkehr Deutschlands in die Weltliga der Wissenschaft schaf-fen soll. Künftig werden die Hochschulen eine gemeinsame Eva-

luation des Lehrangebots, einegegenseitige Beratung inBerufungskommissionensowie eine Kooperation bei

der Beschaffung neuer Mate-rialien durchführen. LMU und

FU planen zudem ein gemeinsames Verbindungsbüro in Brüssel,um im Wettbewerb um Gelder der EU-Forschungsförderung bessermithalten zu können. ■ oh

■ ELITESTUDIENGÄNGE AN DER LMU

Die Ludwig-Maximilians-Universität ist an neun von insgesamt 15ausgewählten Projekten für das Elitenetzwerk Bayern beteiligt. Beizwei Elitestudiengängen (ESG) und drei internationalen Doktoran-denkollegs (IDK) geht sie als Sprecherhochschule aus dem Wett-bewerb um die besten Vorschläge für Eliteangebote hervor. Dieausgewählten Studiengänge und internationalen Doktorandenkol-legs werden zum Wintersemester 2004/05 starten. „Unser erfolg-reiches Abschneiden beweist, wie erstklassig Forschung und Lehre an der LMU betrieben werden“, betont Rektor ProfessorBernd Huber. Die Titel der neuen Elitestudienangebote an der LMUlauten „Osteuropa-Studien“ (ESG), „Neuro-cognitive Psychology“(ESG), „Textualität in der Vormoderne“ (IDK), „Thesis - ComplexProcesses in the Earth: Theory, Experiment, Simulations“ (IDK),„Nano-Bio-Technology“ (IDK). Darüber hinaus ist die LMU durchinteruniversitäre Kooperationen an vier weiteren Elitestudien-gängen im Rahmen des Elitenetzwerks Bayern beteiligt. ■ oh

■ KOOPERATION MIT IFO-INSTITUT VERTIEFT

Die LMU und das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in Münchenerweitern ihre langjährige Kooperation. Durch die enge Bindung vonempirischer Forschung am ifo-Institut und der theoretischen Kom-petenz der LMU-Volkswirtschaftler, die in vielen Rankings hervorra-gend abgeschnitten haben, versprechen sich beide Partner exzel-lente Bedingungen für die Forschung. Diplomanden und Doktoran-den der Ludwig-Maximilians-Universität können in Zukunft verstärktdie Infrastruktur des ifo-Instituts nutzen. Durch die Umwandlung undAufwertung von bestehenden Stellen entstehen vier C4-Professuren.Deren Inhaber sollen als leitende Wissenschaftler am ifo-Institut undgleichzeitig als Professoren an der Volkswirtschaftlichen Fakultät derUniversität München tätig sein. ■ gra

■ JUTTA LIMBACH HÄLT WEISSE ROSEGEDÄCHTNISVORLESUNG

Seit mittlerweile 24 Jahren lädtdie LMU eine bedeutende Per-sönlichkeit ein, im Gedenken andie Mitglieder der Wider-standsgruppe „Weiße Rose” dieWeiße Rose Gedächtnisvorle-sung zu halten. Ende Januar2004 beschäftigte sich die Prä-

sidentin des Goethe-Instituts und ehemalige Präsidentin des Bun-desverfassungsgerichts Professor Jutta Limbach im AuditoriumMaximum mit der Frage „Was ist Widerstand?“ - nur einige Metervon dem Ort entfernt, an dem die Geschwister Scholl ihre Flug-blätter verteilten. In ihrem rechtsphilosophischen Vortrag setztesie sich mit dem „vielschichtigen Verhältnis von Widerstand undGewalt“ auseinander. Sie erinnerte dabei am Beispiel des Hitler-Attentäters Georg Elser ausdrücklich auch an den Widerstand derso genannten kleinen Leute, die „zuweilen mit besondererFeinnervigkeit das heraufkommende Unheil vorausgesehenhaben“. ■ gra

■ LMU IM RANKINGSPIEGEL DER FU BERLIN DEUTSCHLANDWEIT AUF DEM ERSTEN PLATZ

Die Ludwig-Maximilians-Universität belegt den ersten Platz ineinem deutschlandweiten „Meta-Ranking“ der Freien Universität(FU) Berlin. Es folgen die Universität Heidelberg und die FU Berlin.In dem Rankingspiegel wurden als Einzelstudien das DFG-Ranking2003, der Alexander-von-Humboldt-Jahresbericht 2002, die DAAD-Statistik 2002, der Jahresbericht der Deutschen Forschungsge-meinschaft, die Unternehmensgründerstudie der UniversitätRegensburg 2003 und das Ranking der World-Universities der Uni-versität Shanghai mit unterschiedlichen Schwerpunkten ausgewer-tet und zusammengefasst. Untersucht wurde das Abschneiden deut-scher Universitäten in insgesamt elf Kategorien. Demnach befindetsich die LMU in allen elf untersuchten Bereichen unter den bestenzehn Universitäten, sechsmal sogar unter den ersten drei. Auch derBlick von außen bestätigt diese Position: So kommt die Jiao TongUniversität in Schanghai in ihrem Ranking der World-Universities2003 ebenfalls zu dem Ergebnis, dass die Münchner Universität inDeutschland an der Spitze liegt. ■ gra

■ EDELGARD BULMAHN ZUGAST AN DER LMU

Hoher Besuch im Lichthof derLMU: BundesbildungsministerinEdelgard Bulmahn (SPD) hatsich auf Einladung der evangeli-schen Studentengemeinden vonLMU und Technischer Univer-sität München Mitte Februar derDiskussion mit Studenten undUniversitätsmitarbeitern über

die Zukunft der Hochschulen gestellt. Neben einem Bekenntnis zumgebührenfreien Erststudium verteidigte Bulmahn vor allem denElite-Vorstoß der Bundesregierung. Breiten- und Spitzenausbildungseien „kein Gegensatz“. ■ gra

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PROFILEUNTER DACH UND FACH

SERIEALMA MATER LMU (TEIL 2):ZÄHLBARE LEIDENSCHAFT

PROFILEPROMOVIEREN FÜR PROFIS14

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KONTINENTE IN BEWEGUNGSEISMOLOGEN ERFORSCHEN

DAS INNERE DER ERDE

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■ NEWS2 MELDUNGEN

■ TITEL4 KONTINENTE IN BEWEGUNG

SEISMOLOGEN ERFORSCHEN DAS INNERE DER ERDE

8 „ES GEHT DARUM, NEUES ZU ENTDECKEN“EIN GESPRÄCH MIT DEM GEOPHYSIKER W. JASON MORGAN

■ ESSAY10 A GASTPROFESSOR REFLECTS

PROF. DOUGLAS S. BRIDGES D.PHIL. D.SC., DEPARTMENT OF MATHEMATICS AND STATISTICS,UNIVERSITY OF CANTERBURY, CHRISTCHURCH, NEUSEELAND

■ SPEZIAL12 ZUKUNFT MIT PROFIL

LMU BEGEGNET FINANZKRISE MIT STRUKTURREFORMEN

13 „DIE RICHTIGE STRATEGIE”EIN GESPRÄCH MIT LMU-KANZLER THOMAS MAY

■ PROFILE14 PROMOVIEREN FÜR PROFIS

ZUM DOKTORHUT MITINTERNATIONALEN PROMOTIONSSTUDIENGÄNGEN

18 VERBEUGUNG VOR DER ZIVILCOURAGEGESCHWISTER-SCHOLL-PREIS FÜR DEN BRITISCHEN HISTORIKER MARK ROSEMAN

20 UNTER DACH UND FACH NEUE GEBÄUDE FÜR DIE LMU

22 DAS SCHIEDSGERICHT TAGTJURASTUDENTEN ÜBEN DEN SCHLAGABTAUSCH

24 „SCHAF“ BEGINNT MIT „SCH“DIE LMU MACHT DAS LESENLERNEN LEICHTER

26 SERIE: ALMA MATER LMU (TEIL 2)ZÄHLBARE LEIDENSCHAFT

■ KUNSTSCHÄTZE28 SZEPTER -

ZEICHEN DER WÜRDE UND DER MACHT

■ FORUM31 PRO & CONTRA:

BRAUCHEN WIR STUDIENGEBÜHREN?

■ KÖPFE32 NEUBERUFEN34 PREISE & EHRUNGEN

■ SERVICE36 TIPPS & TERMINE / LESERBRIEFE37 LMU IN DEN MEDIEN

■ IMPRESSUM UMSCHLAG26

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KONTINENTE IN BEWEGUNG SEISMOLOGEN ERFORSCHENDAS INNERE DER ERDE

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Am 26. Dezember 2003 bebte in Bam die Erde. Die Stadt im Süden des Iran wurde fast völligzerstört, zehntausende Menschen starben in den Trümmern. Kurz nach der Katastrophe wa-ren das Interesse und die Hilfsbereitschaft groß, die ganze Welt nahm Anteil am Schicksal derBewohner von Bam. Doch wie kann verhindert werden, dass derartige Naturkatastrophen sol-che verheerenden Auswirkungen haben? „Eine zuverlässige Vorhersage von Erdbeben liegtleider noch in weiter Ferne“, sagt Professor Heiner Igel. Der Seismologe von der Sektion Geo-physik der Ludwig-Maximilians-Universität wagt trotzdem den Blick in die Zukunft. Mit Hilfeaufwändiger Computerprogramme versucht er mit seinen Forscherkollegen die Regungen desscheinbar unberechenbaren Globus zu kalkulieren.

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Blaue und rote Bögen wabern über den Erdball,ausgelöst durch einen kleinen gelben Punkt im In-neren des Globus. Was sich auf dem Laptop vonProfessor Igel wie ein dreidimensionales Kaleido-skop abspielt, simuliert den Schwingungszustandder Erde etwa 25 Minuten nach einem Erdbeben.Die farbigen Wellen kennzeichnen die Verschie-bung des Erdinneren aus der Ruhelage – auchwenn Ruhelage für Heiner Igel nur ein relativerBegriff ist. „Die Erde schwingt ständig wie eineGlocke“, erklärt der Wissenschaftler. Das so ge-nannte global hum, ein sehr tieffrequentes Grund-summen der Erdkugel, wird permanent von seis-mischen Messpunkten rund um den Globus regis-triert. Seit den 60er Jahren zeichnet dieses Netz-werk alle Regungen des Planeten auf. Eingerich-tet wurde es jedoch nicht als Frühwarnsystem fürErdbebenopfer, sondern um den damals zwischenGroßbritannien, der UdSSR und den USA abge-schlossenen Atomwaffensperrvertrag kontrollie-ren zu können – Seismologie als Kind des KaltenKrieges. Heute werden jedes Jahr mehrere tausend größe-re Erdbeben im globalen Netzwerk registriert. Na-tionale und internationale Rechenzentren spei-chern diese Daten ohne Verzögerung, so dass beiBeben, die größere Schäden nach sich ziehen, so-fort das Epizentrum, die Tiefe und die Stärke er-mittelt werden können. Gleichzeitig werden dieLaufzeiten verschiedener seismischer Wellenty-pen katalogisiert. Was früher Wochen in Anspruchnahm, passiert jetzt automatisch und steht in derRegel Minuten nach schweren Beben im Internet.Seit Mitte der 80er Jahre ist es Wissenschaftlernmöglich, mit Hilfe der Strahlentheorie Daten wie

die beobachteten Ankunftszeiten von Erdbeben-wellen in einem globalen Erdmodell einzuordnen.Diese so genannte seismische Tomographie hatdas Bild des Erdinneren, im Besonderen des Erd-mantels und der damit verknüpften so genanntenMantelkonvektion, geprägt. Zum ersten Mal konn-ten abtauchende Platten der obersten Erdschichtsichtbar gemacht und warme Bereiche untervulkanisch aktiven Regionen nachgewiesenwerden.

DER COMPUTER ALS LABOR „Trotz des globalen seismischen Netzes wissenwir aber nach wie vor leider nur sehr wenig darü-ber, was direkt an der Erdbebenquelle im Innerender Erde passiert“, bedauert Professor Igel. DieDiskrepanz zwischen der großen Menge angesammelten Daten und seismischen Beobach-tungen und die noch unzureichende Entwicklungvon Theorien und Simulationen davon, wastatsächlich nahe des Mittelpunktes der Erde ge-schieht, treibt den Forscher in seiner Arbeit an.„Die bei Erdbeben ausgestrahlte seismischeWellenenergie liefert wichtige Informationen überdas Erdinnere und die dahinter stehende Physiklässt sich heute gut in dreidimensionalen Model-len simulieren.“ Damit haben die Computer heutezum Teil die Rolle von physikalischen Labors über-nommen. Für eine realistische Berechnung derModelle werden jedoch Hochleistungs-Computerund so genannte parallele Programme benötigt.Ein solcher Supercomputer steht denGeophysikern der LMU am Leibniz-Rechen-zentrum zur Verfügung. Er kann Algorithmennicht seriell hintereinander, sondern gleichzeitig

1 Ein außergewöhnlicher metallischerGlanz kennzeichnet den erkaltetenLavastrom aus dünnflüssiger Pahoe-hoe-Lava auf Hawaii.

3 Professor Heiner Igel von der SektionGeophysik der LMU zeichnet mit Hilfedreidimensionaler Computersimulatio-nen (gr. Bild li.) die Schwingungs-zustände der Erde nach.

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auf verschiedenen, bis zu mehreren Hundert Pro-zessoren abarbeiten. Am Institut für Geophysikwerden dafür zahlreiche Algorithmen für die ver-schiedensten Forschungsbereiche, wie etwa dieSeismologie, entwickelt. Doch zusätzliche Res-sourcen und Programme sind notwendig. Professor Igel warb deshalb bei der EuropäischenUnion um Unterstützung – mit Erfolg: Das ProjektSPICE (Seismic wave Propagation and Imaging inComplex media: a European network) wird nunvon der Europäischen Union mit rund 5,5 Millio-nen Euro gefördert. Damit gehört SPICE zu denbisher größten Marie Curie Research Training Net-works. Die Federführung des Projekts, das offizi-ell seit Januar 2004 läuft, liegt bei der SektionGeophysik des Departments für Geo- und Um-weltwissenschaften der LMU. Beteiligt sind ins-gesamt 14 europäische Universitäten, unter an-derem die Oxford University, das Institut dePhysique du Globe, Paris, die ETH Zürich, dasIstituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia,Rom, die Universitetet I Oslo, die University of Ut-recht und die Charles University in Prag. Kernpunkte der Marie Curie Research TrainingNetzwerke und damit auch von SPICE sind dieMobilität der daran beteiligten Nachwuchs-For-scher und deren Ausbildung durch mehrereWorkshops, die im Laufe des Projekts von denPartnern organisiert werden. Insgesamt siehtSPICE 14 Postdoktorandenstellen und 14 Promo-tionsstellen vor, die auf die beteiligten Partnerverteilt werden. Bessere, komplexere Computersimulationen vonErdbebenszenarien zu erstellen – das ist das Zielaller SPICE-Teilnehmer. „Mit diesen Programmen

kann die Bodenbewegung nach möglichen großenErdbeben der Zukunft berechnet werden.“ EineHerausforderung nicht nur für die Geophysik, son-dern auch eine Fragestellung für Mathematikerund Informatiker. Durch den Abgleich der dreidi-mensionalen Modelle mit realen Messwerten kön-nen tatsächliche Beobachtungen und Simulatio-nen einander angenähert werden. Die Intentionist, ein schärferes Bild vom Erdinneren zu erhal-ten, um dadurch Regionen auf der Erde zu identi-fizieren, die – etwa wegen spezieller Eigenschaf-ten des Untergrunds – stärker als andere durchErdbeben gefährdet sind.

BEBEN IM KÖLNER BECKEN Eine der am meisten gefährdeten Regionen inZentraleuropa und deshalb mit im Fokus derSPICE-Forscher ist das Kölner Becken. Im Jahr1992 fand dort ein Beben der Stärke 5,9 auf derRichterskala statt, das zu Schäden von damalsmehreren Hundert Millionen Mark führte. Füreine Simulation dieses Bebens definieren dieWissenschaftler um Heiner Igel ein genauesdreidimensionales Modell der Erdkruste aufeinem Gitter mit bis zu 100 Millionen Punkten,um darauf die seismische Wellenausbreitung zuberechnen. Diese Szenarien erlauben, denVerlauf der Schwingungen in der gesamten Re-gion darzustellen. Andere gefährdete Regionenim Visier der SPICE-Forscher sind das Peking-Becken und Kalifornien. Fernziel ist es auch hier,Zonen mit einer erhöhten Gefährdung zu iden-tifizieren, um in der Folge mit Erdbebenfach-leuten vor Ort geeignete Schutzmaßnahmenfestzulegen.

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7 Selten ist eine horizontale Ver-schiebung der Erdkruste (Bildmitte)so gut zu beobachten wie auf diesemUS-Highway bei Landers in Kalifor-nien. 1992 war die Straße nach einemBeben der Stärke 7,4 um rund fünfMeter zur Seite gewandert.

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Die im Rahmen von SPICE entwickelten Rechen-programme sollen aber nicht nur in einzelnenErdbebenregionen für mehr Sicherheit sorgen.Gleichzeitig wird nach und nach eine digitaleDatenbasis mit verifizierten Rechenprogrammenerstellt, die dann in den Standardbetrieb seismo-logischer Auswertungen aufgenommen werdenkann. Die auf globale seismologische Fragen spe-zialisierten Forscher erhoffen sich dadurch vorallem Fortschritte in der Auflösung der tomogra-phischen 3D-Bilder des Erdinneren, die es ermög-lichen, dynamische Prozesse unterhalb der Erd-oberfläche zu verstehen, etwa die Entstehung vonVulkanen oder plattentektonische Phänomene. Nochmals gute Nachrichten erhielten die Wissen-schaftler der Sektion Geophysik der LMU Mitte

März, diesmal von der Bayerischen Staatsregie-rung. Nach dem Zuschlag für SPICE gelang es denGeophysikern auch ihr Konzept für ein inter-nationales Doktorandenkolleg im Rahmen desElitenetzwerks Bayern durchzusetzen. Der Pro-motionsstudiengang „Thesis – Complex Processesin the Earth: Theory, Experiment, Simulations”wird im Wintersemester 2004/05 an den Startgehen. Das Kolleg zielt vor allem auf geowissen-schaftliche Themengebiete ab, die bisher durchstrukturelle Grenzen vernachlässigt wurden. Eingroßer Teil der Studien wird sich mit der Gefähr-dung durch Naturereignisse wie Erdbeben oderVulkanausbrüche auseinandersetzen. Und aucheine Stippvisite bei SPICE wird für die Elite-Dok-toranden wohl auf dem Programm stehen. ■ oh

Feldforschung im Dienst der Wissenschaft: Um die seismische Wellenausbreitung nach Erdbe-ben präzise in einem dreidimensionalen Modell am Computer simulieren zu können, benötigendie Geophysiker der LMU genaues Datenmaterial. Im Rahmen einer seismischen Messkampagneim Bayerischen Wald zeichneten die Wissenschaftler im Winter 2003 beispielsweise die Boden-rotationen nach großen Erdbeben auf (li.). Parallel registrieren seismische Messpunkte rund umden Globus permanent die Regungen des Erdballs. Jedes Jahr werden mehrere tausend größereErdbeben im globalen Netzwerk aufgezeichnet. Nationale und internationale Rechenzentrenspeichern diese Daten ohne Verzögerung, so dass bei Beben, die größere Schäden verursachen,sofort das Epizentrum, die Tiefe und die Stärke ermittelt werden können.

3 Kalifornien gilt als besonders erd-bebengefährdetes Gebiet. Mit Hilfeeines laserbasierten Deformations-messgeräts im Pinon Flat Oberserva-torium, 150 Kilometer nordöstlichvon San Diego, können Seismologenleichteste Erdregungen registrieren.

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MUM: Professor Morgan, warum ist es immer nochso schwierig, Erdbeben und Vulkanausbrüche vor-auszusagen? Morgan: Da muss man differenzieren: Vulkanaus-brüche sind mittlerweile sehr gut einzuschätzen.Erdbeben können allerdings in der Tat nur auf einersehr allgemeinen, statistischen Basis vorhergesagtwerden. Man weiß zwar, wo ein Erdbeben wahr-scheinlich stattfinden wird, man kann aber nicht pro-phezeien, wann genau. Beispielsweise ist Italien be-kanntermaßen eher von Erdbeben bedroht alsSchweden. Eine präzise Vorhersage wie bei Vulkan-ausbrüchen ist aber unmöglich. Bei der Frühwar-nung vor Eruptionen hingegen hat es in den letztenfünf Jahren gewaltige Fortschritte gegeben. Mittler-weile ist es möglich, Menschen erst zwei, drei Tagevor einem Ausbruch zu evakuieren, so genau sinddie Prognosen. Zugleich ist die Angst vor einem„falschen Alarm“ unter den Wissenschaftlern groß,denn was hilft das beste Frühwarnsystem, wenn ihmniemand mehr Beachtung schenkt. MUM: Wird es denn eines Tages möglich sein, Erd-beben ebenso präzise vorherzusagen, wie das

heute mit Vulkanausbrüchen schon möglich ist?Morgan: Natürlich glaube ich, dass es eines Tagesmöglich sein wird – ich bin schließlich Wissen-schaftler (lacht). Wenn man sieht, welche Bandbrei-te es heute gibt, Vulkanausbrüche, Flutkatastrophen,Dürren oder Wirbelstürme vorherzusagen, so hätteman das vor 20 oder 30 Jahren – bei den Vulkanensogar vor zehn Jahren – nicht für möglich gehalten.Die Erdbeben sind jedoch leider sehr knifflig – aberich denke, eines Tages werden wir auch hier soweitsein. MUM: Im vergangenen November hat US-PräsidentGeorge W. Bush Ihnen die „National Medal of Sci-ence“ überreicht – dies ist der höchste Preis, den dieVereinigten Staaten von Amerika an einen Forscherfür sein Lebenswerk vergeben. Was bedeutet dieseAuszeichnung für Sie? Morgan: Das war eine große Überraschung fürmich, denn ich hatte überhaupt nicht damit gerech-net. In der Woche, in der ich davon erfuhr, feiertenwir gerade meine Emeritierung. Für mich war daseine tolle Nachricht, denn ich empfinde diese Aus-zeichnung als eine sehr große Ehre. Meinem Dok-

„ES GEHT DARUM, NEUES ZU ENTDECKEN”EIN GESPRÄCH MIT DEMGEOPHYSIKER W. JASON MORGAN

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torvater, Bob Dicke, wurde die „National Medal of Science“ ebenfallsverliehen – ich habe diese Anerkennung also quasi in der „zweiten Generation“ bekommen.MUM: Mit dem Preis werden Ihre Forschungen zur Plattentektonikder Erde gewürdigt. Warum war Ihre erste Studie, die sie 1968 überdie Bewegungen und Formen der Platten verfassten, so wichtig fürspätere Forscher? Morgan: Grundlage meiner Arbeit war das Konzept der Kontinental-bewegung, also die Idee, dass sich die Erdoberfläche aus mehrerengroßen Platten zusammensetzt, die sich laufend gegeneinander ver-schieben. In dieser Studie habe ich versucht, die Bewegungen und dieLage der Platten auf dem Globus mit einer elementaren mathemati-schen Formel zu erklären. Dadurch wurden rechnerische Vorhersa-gen auch für jene Orte auf dem Globus möglich, an denen bislang nochkeine Messungen der Bewegungen der Erdkruste vorgenommen wor-den waren. Zusätzlich bekam die Arbeit eine große Bedeutung, weilsie sich ausführlich mit den Rändern, also den Kollisionszonen derErdplatten, auseinandersetzte, an denen 95 Prozent aller Erdbewe-gungen ausgelöst werden. Diese Studie stellte also die Dinge, die da-mals in der Seismologie bekannt waren, in einen großen Zusammen-hang. MUM: Der deutsche Naturwissenschaftler Alfred Wegener stellte 1912als erster die „Kontinentalverschiebungstheorie“ auf, konnte sie abernicht beweisen. Auf welcher Basis haben Sie Ihr Modell der Platten-tektonik entwickelt? Morgan: Wegener kam zum Teil zu ähnlichen Schlüssen wie ich. Al-lerdings standen ihm keine verifizierbaren Daten zur Verfügung, umseine Theorie zu beweisen. Ich hatte in den 60er Jahren Zugriff aufDatenmaterial aus der Meeresforschung. Einer der wichtigsten Grund-züge der Naturwissenschaften besteht nun einmal darin, dass manüber empirisches Material verfügt, das eine Theorie stützt. Damit kannman dann anderen Wissenschaftlern beweisen, dass die Annahmen,über die man schreibt, korrekt sind. Solange man anderen Leuten nichtbeweisen kann, dass eine Idee stimmt, ist die Theorie allein völlig ne-bensächlich. Das unterscheidet die Naturwissenschaften von anderenBereichen, in denen über Ideen ergebnisoffen diskutiert wird. Und ge-nau das war Wegeners Problem. MUM: Ein anderer Forschungsschwerpunkt, für den Sie ausge-zeichnet wurden, ist Ihre Arbeit über so genannte Hot Spots. Worum geht es dabei?Morgan: Bei dieser Studie ging es darum zu erklären, wie jene Vulka-ne entstehen, die nicht an Plattenrändern liegen, beispielsweise aufHawaii. Für die Entstehung dieser Vulkane macht man Hot Spots ver-antwortlich. Ein Hot Spot ist eine geschmolzene Gesteinsschicht unterder Erdkruste. Da die Kontinentalplatte sich über sie hinwegbewegt,entsteht an dieser Stelle eine Inselkette, zum Beispiel die Hawaii-In-seln. Auf dieser Erkenntnis aufbauend habe ich 1971 die Theorie auf-gestellt, dass die Hot Spots auf so genannten Mantle Plumes basierenmüssen. Gemeint ist damit eine besonders heiße, aber generell festeGesteinsschicht aus dem Erdmantel, die instabil wird und pilzförmignach oben quillt. Infolge des sinkenden Drucks nahe der Oberflächedes Erdmantels, beginnt dieser Mantle Plume in etwa 100 KilometernTiefe zu schmelzen. Die Schmelze, Magma genannt, steigt durch Ris-se oder selbst gebahnte Kanäle in fünf bis zehn Kilometer Tiefe auf, na-

he der Basis des Vulkans. Hier beginnt das Magma zu kristallisierenund sich zu dem Material zu vermischen, das schließlich als Lava andie Erdoberfläche geschleudert wird. Diese Plumes können auch zumAuseinanderbrechen von Platten führen und eine zentrale Antriebs-kraft für Plattenbewegungen sein. MUM: Diese Theorie wurde in den 70er Jahren sehr kontrovers disku-tiert. Warum? Morgan: Das lag wiederum an den Daten, die meiner Studie zugrun-de lagen. Manche Kollegen fanden die Datenlage im Detail nicht ab-solut überzeugend. Allerdings zweifelte niemand grundsätzlich meineErklärungen an. MUM: Sie bleiben als Forschungs-Preisträger der Alexander vonHumboldt-Stiftung für sechs Monate an der LMU. Welche Pläne haben Sie für diese Zeit? Morgan: Ich möchte vor allem einiges über die Methoden der compu-tergestützten Geosimulation und Geodynamik erfahren, und hier amInstitut für Geophysik der LMU kann ich sehr viel darüber lernen. MUM: Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit den Studierendenhier in München gemacht?Morgan: Ich komme gerade aus einer Lehrveranstaltung, die sehr in-teressant war. Wir sprachen über verschiedene Phänomene auf demMars, Themen, die ich gerade erst in Princeton mit Studenten disku-tiert habe. Und ich fand, dass hier wie dort ganz ähnliche Gesprächestattfinden. Die Studierenden hier scheinen sehr aufgeschlossen zusein. Viele junge Menschen begehen zu Beginn ihres Studiums denFehler zu glauben, dass Wissenschaft gleichbedeutend sei mit demSammeln von Fakten und Daten darüber, wie die Welt beschaffen ist.Tatsächlich ist das aber noch lange nicht Wissenschaft. Wissenschaftbedeutet, darüber nachzudenken, welche Fakten und Daten zu demBild, das bereits von der Welt existiert, beitragen und es erweitern. Esgeht nicht darum, einfach nur zu wiederholen, was bereits bekannt ist,sondern darum, Neues zu entdecken. ■ Interview: Ortrun Huber

Professor W. Jason Morgan ist einer der bedeutendsten lebendenGeowissenschaftler der Welt. Seit Februar 2004 ist der US-Ameri-kaner für sechs Monate als Forschungspreisträger der Alexandervon Humboldt-Stiftung am Institut für Geophysik der LMU zu Gast. Professor emeritus Morgan, der bis Februar in Princeton lehrte, leis-tete in den späten 60er Jahren wegbereitende Arbeit für die Ent-wicklung der Theorie der Plattentektonik. Für seine Forschung hatder Wissenschaftler, der gewähltes Mitglied der AmerikanischenAkademie der Wissenschaften ist, nahezu alle wichtigen Ehrungenund Preise erhalten, die die internationale Fachwelt und Politik zuvergeben hat. Dazu gehören unter anderem der Vetlesen Preis derColumbia Universität, der nur alle vier Jahre als „Quasi“-Nobelpreisder Geowissenschaften verliehen wird, sowie die AmerikanischeWissenschaftsmedaille „National Medal of Science“, der höchstePreis, den die USA an einen Forscher für sein Lebenswerk vergeben.

■ Z U R P E R S O N

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E S S A YA GASTPROFESSOR REFLECTS

When I first visited Munich, as a seventeen-year-old on holiday with my parents, I would have ne-ver dreamed that 35 years later I would become aregular visitor to the Mathematisches Institut derUniversität München, let alone that I would spenda year in this wonderful city as a DAAD Gastpro-fessor. And what a marvellous year it has been! Ithas given me the opportunity (denied me in myhomeland of New Zealand, for reasons I shall ex-plain later) to present a two-semester graduateplain later) to present a two-semester graduatecourse on my research speciality, constructive ana-lysis and topology. It has provided an excellent, sti-mulating environment for me and various other vi-sitors to collaborate with the Munich academics.And it has enabled me to travel to various parts ofEurope and the USA on conference business, aswell as with my family to Athens on a holiday.

So what brought me to Munich in the first place? Itwas a research collaboration, since 1997, with Privatdozent Dr. Peter Schuster of the Mathe-matisches Institut, together with the interest shown in our research by Professor Helmut Schwichtenbergand his logic group in the Institut. Dr. Schuster andProfessor Otto Forster kindly put together the successful application to the DAAD that resulted in agrant to enable me to come here with them as myacademic hosts.

A MODICUM OF PROPER MATHEMATICSWhen I was invited to write this article reflecting onmy year in Munich, it was suggested that I might alsocompare the German and the New Zealand university

systems. Let me begin, however, with aword about the school systems. In

New Zealand one doesn'tstart with secondary

school until the

age of thirteen, having spent the preceding two yearsat an intermediate school. This, to my mind, has serious disadvantages for the pupils. The teachers inintermediate schools are not subject-specialists, andare, essentially, primary school teachers operating ata slightly higher level; so at that stage the pupils arenot exposed to laboratory science, systematic foreignlanguage instruction, or more than a modicum of proper mathematics. Moreover, many of the teachersare poorly equipped to teach even the low-key mathematics they deal with, and pass on to their pupils their fear or dislike of the subject.

MUCH LOWER LEVEL THAN IN GERMANYOnce the students get to high school, they at least have specialist teachers for the various subjects. Inhigh school mathematics the pace is very slow for thefirst three years. It increases over the next two – rathertoo dramatically for a lot of students – but still leavesthe student entering university at a much lower levelthan his counterpart in Germany or, I believe, in virtually any European country. It is even worse withlanguages: most New Zealand students will do at mostthree years of serious foreign language learning inschool, thereby leaving them severely disadvantagedwhen they need to use their languages abroad. Forexample, my daughter had three years of German andhad done quite well therein; but when she first arrivedin Munich, she was simply overwhelmed by the barrage of German from all sides.An inevitable consequence of the weaker mathe-matical background of beginning undergraduates inNew Zealand is that their exit standard at the end ofa degree programme is lower than in Germany. Themajority of New Zealand students leave university after completing a three-year pass degree, which inmathematics is barely at the level of the Vordiplom.Those who stay on for either one further year to

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PROF. DOUGLASS. BRIDGES,D.PHIL., D.SC.Department of Mathematics and Statistics, University of Canterbury, Christchurch, Neuseeland

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complete a bachelor's degree with honours, or else two further yearsfor a master's degree with honours, reach a level somewhere betweenthe Vordiplom and Diplom. Three years ago we had a student from Munich spend one year at Canterbury, doing our fourth-year honoursprogramme. Although he still had a year or two to go with his Diplomstudies – he already had the Vordiplom in Munich – he had already gonebeyond many of our honours courses. It is probably only at the doctorallevel that New Zealand and German degrees truly match.

A SEVERE WARNING ABOUT FEESNow that Germany is about to introduce fees for university study, let mesound a severe warning based on what has happened in New Zealand.Around 1990 the then government started annual cutbacks in its fundingof universities, with the intention and inevitable consequence of havingthe universities charge fees of their students. The initial promise that infuture the level of government funding for universities would not be allowed to fall below a stated percentage of the required funding – I cannot recall the exact percentage, but I believe it may have been 70percent – has long been broken. So universities in New Zealand nowcharge fees that are, relative to income in that country, pretty big. Forexample, my younger son, about to enter his third undergraduate yearin philosophy at Canterbury, is charged an annual fee that is just underfive percent of my pre-tax professorial salary; in the UK, he would bepaying fees of the order of two to three percent.One result of the large student fees is that there is a huge accumulationof student debt on the loans made to them by banks. For students inmedicine, dentistry and veterinary science the best thing to do on completing the degree is to leave New Zealand in order either to defaulton the debts or to earn enough to pay them back within a reasonableperiod of time. A sad side-effect of the debt is that couples who, followingthe long-standing tradition, decide to get married after graduation, oftenhave such heavy debts between them that nobody will provide themwith a mortgage to buy their first home.

BARRIER TO APPLICANTS FROM ABROAD Things get even worse at the graduate-student level. In the rush to makemoney off overseas students, the universities are forced to charge feesthat act as an immediate barrier to most applicants from abroad. Veryfew New Zealand mathematics graduates go on to do a PhD; those thatdo and are good enough are commonly, and should be, encouraged togo abroad for the PhD, to give them a broader perspective than can beachieved within a small, isolated country at the end of the world. As aresult, good PhD students are mostly obtained from outside New Zealand. Since Australian students naturally look to the USA or Britainfor their overseas study, this means that if a department like mine wantsto have a thriving PhD programme, it has to get most of its research students from far afield. There being hardly any full-fee-paying scholarships available to such students, it is only those with externalsupport that can afford to come to us. In particular, most of the excellentEastern European students who would love to do research abroad areautomatically excluded from New Zealand by the completely unattain-able fee levels.Be warned, then: once a government introduces university fees, it seemsthat those fees go up, as the government's level of financial support goesdown, each year, and that you risk great damage to your graduate programmes by making overseas student fees so large that they areunaffordable to most people. The ideal in such circumstances would beto have (as does Harvard, for example) an endowment sufficiently largethat no good student need be excluded on the grounds of inability topay fees; but such endowments take decades (in Harvard's case, nearly400 years) to grow to usable levels.There is one possibly bright light on the horizon for New Zealand: the government has decided that university funding will no longer be

basedentirely onstudent num-bers in the variousdisciplines. It has intro-duced a research evaluationsimilar to that in the UK. This maynot be a perfect system, but at least it shows explicit recognition of the importance of research, and mayencourage universities to act against those academics who, by theirinactivity outside the undergraduate classroom, damage the standingof their universities in the community.

LEAVE THE UNIVERSITIES AS THEY AREA vexed question in the German education system that has not arisenin New Zealand is that of elite universities. Since there are only sevenregular universities in New Zealand, plus one other university specialising in agricultural and biological sciences, it would seem ratherodd to single out one or two as elite ones. It might make a lot more sensein Germany, with its large number of universities. However, many of theGerman institutions have considerable international prestige, and myfeeling is that it would be dangerous to single out a privileged handfulas elite universities for which extra funding and better conditions weremade available. How would you determine which universities were tobe singled out as elite? In doing this, you would almost certainly relegatesome excellent institutions, judged as just failing to make the elite grade,to a decline in prestige, nationally and ultimately internationally. My inclination is to leave the universities as they are, and let them flourish or decline according to the evolutionary strategies that theyadopt individually. It would be tragic to see all but a small group of German universities decline to the standard of many of their counterparts abroad.Overall, my impression of the German education system is that at schooland university it has significantly higher standards than those in NewZealand. This, I suspect, reflects both the long-standing prestige accorded to culture and scholarship in the former country, and the recentemergence of the latter from its founding period, in which these attributes of a civilised society were perceived as largely irrelevant inthe face of the day-to-day problems of taming the undeveloped land. Itis a little unfair to make this comparison, but I can't resist pointing outthat in June 2003 there were twenty different operas professionally performed in Munich; in my home town of Christchurch, New Zealand'ssecond largest city, there are two separate weeks in the year in each ofwhich one opera is performed by a professional group. Munich namesstreets after many of the famous scientists and mathematicians who have had some contact with the city. (I was surprised to find even anEmmy-Noether-Straße here; I wonder how many people are aware thatshe was a famous algebraist?)

DRESDNER FRAUENKIRCHE AND COVENTRY CATHEDRALMunich itself is an amazing city. It never fails to impress me that whenthis country was rebuilt after WWII, the people chose to restore manyof the great medieval buildings rather than tear the ruins down and re-place them with modern structures. It is hard to believe that the ele-gance that characterises much of central Munich was a heap of rubblesixty years ago. (In Britain, by contrast, a lot of war-damaged buildingswere replaced by modern counterparts: compare the Dresdner Frau-enkirche and Coventry Cathedral.) We have basked in the beauty and culture of this city, than which few,if any, cities in the world can be more amenable. We are immensely grateful to our academic hosts and to our wonderful landlord and his family for making our stay here so pleasant. We will find it very hard toleave at the end of this month.

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„Edmund Stoiber – Bildungsräuber“: Mit starken Sprüchenprotestierten im November Tausende Studierende und Leh-rende aller Münchner Hochschulen gegen die massiven Kür-zungen der Bayerischen Staatsregierung im Bildungsbereich.Mittlerweile sind die Akademiker wieder in die Hörsäle undLabore zurückgekehrt, doch an der schwierigen Haushaltsla-ge hat sich nichts geändert. Damit das vom Wissenschaftsmi-nisterium vorgegebene Einsparvolumen von fünf Prozent imJahr 2004 erbracht werden und damit sich die Universität fürdie drohenden Einschnitte in den kommenden Jahren wapp-nen kann, sind weitreichende Strukturplanungen erforderlich.Die Hochschulleitung der LMU hat deshalb mit den Fakultätenund allen universitären Gruppen einen Reformprozess ange-stoßen, der Ende März mit der Veröffentlichung eines Zu-kunftskonzepts erste Ergebnisse brachte.

„Wir müssen davon ausgehen, dass das Geld für die Hochschulenkünftig noch knapper wird.“ Wenn Bernd Huber über die Finanz-situation seiner Universität spricht, malt er die Zukunft in düsterenFarben. Besonders die unklaren Vorgaben seitens der Politik er-schweren dem LMU-Rektor die langfristige Strukturplanung.Der von der Bayerischen Staatsregierung verordnete Sparkurs ver-schlechtert die Finanzsituation der LMU dramatisch und wird weit-reichende Einschnitte in die Struktur der Universität nach sich zie-hen. Zwar sollen die kurzfristigen Einsparungen nicht in erster Li-nie durch Stellenstreichungen, sondern vorrangig durch eine dras-tische Kürzung im Investitions- und Sachmittelbereich erbracht wer-den, so die Versicherung des Wissenschaftsministeriums. Über Um-fang und Zeitraum der Kürzungen in den Jahren 2004 bis 2008 ha-ben die Universitäten jedoch keine Planungssicherheit. Sicher istnur, dass die in diesem Jahr zu erbringenden fünf Prozent nicht dasEnde der Kürzungen sein werden. „Im Jahr 2004 werden wir 100Stellen im Gegenwert von fünf Millionen Euro einziehen“, erklärtLMU-Kanzler Thomas May. Für die Zeit bis 2008 stehe das staatli-che Einsparziel im Haushalt bei 15 Prozent. „Das bedeutet für dieLMU, dass wir mindestens 200 Stellen zusätzlich mobilisieren müs-

sen. Unser eigentliches Ziel ist es aber, diese Stellen in der Univer-sität neu zu vergeben“, so Thomas May. (vgl. Interview, S. 13) Auf der Seite des Sachhaushaltes geht die LMU ebenfalls schwieri-gen Zeiten entgegen. Die Mittelkürzungen führen bei den so ge-nannten Großen Baumaßnahmen faktisch zu einem weitreichendenBaustopp. Einzig die Biologie II soll – obgleich noch nicht begon-nen – errichtet werden, weil sie nicht über den herkömmlichen Haus-halt, sondern aus einer Sonderfinanzierung bestritten wird. „BeimBauunterhalt wird es auf eine Verschärfung der ohnehin schon dra-matischen Lage hinauslaufen“, sagt LMU-Kanzler Thomas May. Die-ser seit Jahren defizitäre Bereich wird im Nachtragshaushalt desFreistaats für 2004 noch einmal um zehn Prozent gekürzt. Für denKanzler ein „Skandal“, denn „es kann nicht sein, dass wir auf Dau-er dringend notwendige Reparaturen aus Mitteln für Forschung undLehre finanzieren müssen.“

TRANSPARENTES VERFAHRENUnter Vorsitz von LMU-Rektor Bernd Huber hat die Hochschullei-tung die Kommission „Abbau und Profilierung“ eingerichtet. Damitwill die LMU den Herausforderungen einer nachhaltigen Zukunfts-planung für Forschung und Lehre begegnen. Die Kommission setztsich zusammen aus Vertretern aller Fakultäten und universitärerGruppen. „Wir können eine langfristige Strukturplanung für die LMUnur im gemeinsamen Gespräch und in Kontakt mit den Fakultätenauf die Beine stellen“, so May. Ziel der Kommission und ihrer dreiArbeitsgruppen für die Bereiche Medizin und Naturwissenschaften,Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Geistes- undKulturwissenschaften ist es, ein Zukunftskonzept zu erarbeiten, dasder LMU ihre Position als Spitzenuniversität auch künftig sichernsoll. Dabei ist es der Hochschulleitung besonders wichtig, dass dasVerfahren transparent verläuft und die Evaluierung nach wissen-schaftlichen Qualitätskriterien erfolgt. Zudem soll es Planungssi-cherheit für die Fakultäten ermöglichen. Anfang März hatten alle Fakultäten Gelegenheit, das Profilbil-dungspotential ihres Fachbereichs vorzustellen sowie anhand ei-ner Aufstellung der vakanten und bis 2010 frei werdenden Profes-

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ZUKUNFT MIT PROFILLMU BEGEGNET FINANZKRISE MIT STRUKTURREFORMEN

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suren mögliche Einsparpotentiale zu benennen. Die Ergebnisse die-ser Diskussion wurden von der Hochschulleitung ausgewertet undzu einem Zukunftskonzept für die LMU, das Reformen in den Be-reichen Forschung und Lehre vorsieht, zusammengefasst. Leitge-danke des Konzepts ist es, die Fächer und Fachgruppen zu bündelnund zu vernetzen. Durch die Verknüpfung vorhandener Ressour-cen sollen die Bedingungen für Forschung und Lehre gesichert undverbessert werden. Gleichzeitig sollen durch interdisziplinäre Ko-operationen neue zukunftsweisende Forschungsfelder erschlossenwerden. Das Konzept benennt jedoch auch Studiengänge, aus de-nen sich die LMU mittelfristig zurückziehen wird, um neue For-schungsschwerpunkte zu setzen.

Im Bereich Studium und Nachwuchsförderung zielen die Reformenauf Qualitätssteigerung und Internationalisierung. Kernpunkt ist hierdie Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen. Zusätz-lich sollen strukturierte Promotionsstudiengänge die Ausbildungdes wissenschaftlichen Nachwuchses verbessern. Ergänzt werdendie Reformen in Forschung und Lehre durch die Einführung neuerLeitungsstrukturen. „Es ist unser originäres Interesse, den Reform-prozess aktiv zu gestalten. Die Hochschulen müssen sich auf star-ke Schwerpunkte konzentrieren, sich im Gegenzug aber auch auseinzelnen Fächern zurückziehen. So können wir Ressourcen frei-setzen, mit denen die besonders leistungsfähigen Disziplinen ge-stärkt werden“, erklärt Rektor Huber. ■ dir/oh

MUM: Wie sehen die konkreten Planungen für den Haushalt 2004und die langfristige Strukturplanung für die LMU von 2005 bis 2008aus?May: Wir werden im Jahr 2004 insgesamt 100 Stellen im Gegenwertvon fünf Millionen Euro einziehen müssen. Für die mittelfristige Pla-nungen haben wir zwei Zielgrößen: Das eine ist die Vorgabe derBayerischen Staatsregierung, 15 Prozent des Staatshaushalts bis2008 zu kürzen. Die Kurzfristigkeit der Einsparungen für 2004 mussdabei abgelöst werden durch eine Planung, die im Rahmen des Mög-lichen Raum für strukturbezogene Überlegungen lässt. Darum be-mühen wir uns gegenwärtig gemeinsam mit den Fakultäten und De-partments. Der zweite Punkt ist die Absicht des Wissenschaftsministeriums, ei-nen Innovationsfonds zu gründen, der mit 800 Stellen aus denbayerischen Universitäten bestückt werden soll. Die LMU wäre ver-mutlich mit einem Anteil von etwa 200 Stellen an diesem Fonds be-teiligt. Dies bedeutet, dass die LMU zwischen 2004 und 2008 ins-gesamt mindestens 300 Stellen aus den wissenschaftlichen Ein-richtungen abziehen muss, die zwar zu einem erheblichen Teil wie-der zurückgegeben werden sollen, aber immerhin „umgewälzt“ wer-den müssen.MUM: Wie passt die Idee vom Innovationsfonds mit dem Vorhabenvon Finanzminister Faltlhauser zusammen, der freiwerdende Stellenkomplett einziehen will?May: Derzeit gibt es eine Diskussion zwischen Finanzseite und Wis-senschaftsseite, in der es um die Frage geht, ob wir weiterhin dau-erhaft Stellen abgeben oder den zu erwartenden Aufgabenzuwachs,der etwa durch steigende Studienanfängerzahlen, durch Studien-reformen und gesteigerte Forschungsleistungen entsteht, mit dembestehenden Personal bewältigen müssen. In letzterem Fall würdenwir im Sinne einer Effizienzsteigerung ja auch eine Einsparungs-leistung erbringen, die gegenüber der Finanzseite als kapitalisier-barer Einsparungsbeitrag gerechnet werden könnte. Das größte Pro-blem sehe ich gegenwärtig in einer Verbindung aus fehlender Pla-

nungssicherheit und zahllosen ungelösten Zielkonflikten zwischenhochschulpolitischen Wünschen und tatsächlich verfügbaren Res-sourcen.MUM: Betreffen die Einsparungen allein Forschung und Lehre odermuss auch die Verwaltung mit Einschnitten rechnen?May: Wir werden an der LMU 2004 eine Sparsumme von insgesamtfünf Millionen Euro realisieren müssen. Die Verwaltung wird sichhieran mit einem Betrag von etwa 500.000 Euro beteiligen. Sie trägtalso mit zehn Prozent zum Gesamteinsparvolumen im Vergleich zurWissenschaft überproportional bei. Da unsere Verwaltung aber ei-ne der vergleichsweise effizientesten Universitätsverwaltungen bun-desweit sein dürfte und gleichzeitig sehr knapp ausgestattet ist, hal-te ich es für nahezu ausgeschlossen, hier noch weiter substantielleinzusparen.MUM: Wie beurteilen Sie die Kooperationsbereitschaft der Univer-sitätsmitarbeiter in Fakultäten und Verwaltung bei den Strukturre-formen?May: Ich bin außerordentlich beeindruckt von der Leistung, die dieVerwaltung und die dezentralen wissenschaftlichen Einrichtungenin den letzten Monaten erbracht haben, um diesen Prozess zu steu-ern, und ich bin dankbar für das auf allen Seiten entgegengebrach-te Verständnis für die Schwierigkeiten der Entscheidungsfindung.Man muss in diesem Zusammenhang auch noch einmal betonen,wie richtig unsere Strategie war, uns von einem bestimmten Punktan aktiv auf zunächst unsichere Rahmenbedingungen einzulassenund nicht abzuwarten, bis alles Brief und Siegel hat.Den Vorwurf des vorauseilenden Gehorsams, der der Hochschul-leitung vereinzelt gemacht worden ist, halte ich unverändert für ab-wegig. Wir waren gut beraten, diesen Profilierungsprozess schonsehr früh anzustoßen und die damit eingenommene Pilotfunktionim Hinblick auf einen strategisch angelegten Umbau der Universitätaktiv und entschieden wahrzunehmen. Diese Linie werden wir auchin den gegenwärtig laufenden Beratungen mit den Fakultäten bei-behalten. ■ Interview: Luise Dirscherl, Ortrun Huber

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„DIE RICHTIGE STRATEGIE”EIN GESPRÄCH MIT LMU-KANZLER THOMAS MAY

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LINGUISTIK – INTERNATIONALES PROMOTIONS-PROGRAMM LIPP „SPRACHTHEORIE UND ANGEWANDTE SPRACHWISSENSCHAFT“Promovieren in Deutschland – das bedeutete für Geisteswissen-schaftler über Jahre hinweg isoliert zu arbeiten, als Einzelkämpfer Frust und Lust der Wissenschaft auszukosten und mangels Ver-gleichsmöglichkeiten und intensiver Betreuung bis zuletzt im Un-gewissen zu bleiben, was die Arbeit wirklich taugt. „Die klassischen Promotionen dauern in der Regel zu lange, die Promovenden sind auf sich selbst gestellt und bekommen kaum Feedback“, bilanziert Dr. Melanie Moll. Mit dieser Tradition will das Linguistische Inter-nationale Promotionsprogramm LIPP brechen.Melanie Moll, Wissenschaftliche Koordinatorin des LIPP, nennt als Vorteile des Promotionsstudienganges gegenüber der klassischen Promotion ein klar strukturiertes Curriculum, erstklassige Betreu-ung, fi nanzielle Unterstützung bei Forschungsaufenthalten im Aus-land und eine kooperative Atmosphäre, in der sich die Doktoranden untereinander austauschen können. LIPP startete im Oktober 2002 unter der Leitung von Professor Konrad Ehlich. Das Graduierten-Studium wird von 17 Professorinnen und Professoren aus zwölf lin-

guistischen Disziplinen an der LMU gemeinsam getragen. Dadurch bietet sich die im deutschen Sprachraum einmalige Möglichkeit, ein Promotionsstudium in Sprachtheorie und Angewandter Sprach-wissenschaft zu absolvieren. Schwerpunkte sind Phänomenologie und Typologie von Sprachen, linguistische Empirie und deren Me-thodologie, Sprache und Gesellschaft sowie Theoriebildung für und Modellbildung von Sprache. Den Studierenden steht ein persönli-cher Mentor zur individuellen Studienberatung zur Seite. Die Leis-tungsnachweise sind speziell auf die Bedürfnisse der Doktoranden zugeschnitten. An die Stelle des bisherigen Rigorosums tritt die hochschulöffentliche Disputation, bei der die Promovierenden ihre Befähigung zur interdisziplinären wissenschaftlichen Kommunika-tion unter Beweis stellen können.„Fast die Hälfte unserer Doktoranden sind ausländische Studieren-de“, hebt Melanie Moll hervor. Aber nicht nur viele Teilnehm er kom-men aus dem Ausland, auch die Gastreferenten werden regelmäßig aus aller Welt geladen. Mehrsprachigkeit ist wichtig, das heißt, dass nicht ausschließlich Englisch dominiert, sondern eine Pluralität der Wissenschaftssprachen praktiziert und gefördert wird. In der Na-tur des LIPP liegt es, polyglott zu sein. Und so tummeln sich Stu-dierende aus Brasilien und Kuba neben solchen aus Taiwan, Italien und Deutschland.LIPP pfl egt die Gemeinsamkeit in der Vielfalt. „Es hat sich hier re-lativ rasch ein sehr dynamisches und engagiertes Team gebildet mit unterschiedlicher internationaler Ausrichtung und verschieden en Themenschwerpunkten“, sagt Melanie Moll. Die Doktoranden un-terstützen sich gegenseitig bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten und kommen zu Aktivitäten auch außerhalb der Seminare und Ver-anstaltungen zusammen.„Was die Doktoranden sehr schätzen, sind die großen, internatio-nal angelegten Symposien, die wir hier bieten“, so Melanie Moll. Dort müssen die Doktoranden auch moderieren und vortragen und kommen somit hautnah mit der wissenschaftlichen Praxis in Berührung. Auch der Aufbau eines eigenen wissenschaftlichen Netzwerks wird dadurch erleichtert. Daneben fi nden immer wieder

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PROMOVIEREN FÜR PROFISZUM DOKTORHUT MIT INTERNATIONALEN PROMOTIONSSTUDIENGÄNGEN

Intensive Betreuung, klare Strukturvorgaben sowie eine interdisziplinäre und internationale Ausrichtung zeichnen drei Promo-Intensive Betreuung, klare Strukturvorgaben sowie eine interdisziplinäre und internationale Ausrichtung zeichnen drei Promo-tionsstudiengänge an der LMU aus. Gefördert werden sie vom Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Speziell auf die Bedürfnisse von Doktoranden ausgelegte Seminare und Veranstal-Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Speziell auf die Bedürfnisse von Doktoranden ausgelegte Seminare und Veranstal-tungen locken Promovierwillige. Diese müssen aber auch selbst etwas mitbringen: Gute Noten und Engagement werden bei den tungen locken Promovierwillige. Diese müssen aber auch selbst etwas mitbringen: Gute Noten und Engagement werden bei den Bewerbern vorausgesetzt.

Informationen und Kontakt:

Dr. Melanie Moll

Ludwigstraße 27/II

Tel.: 089/2180-3846

www.lipp.lmu.de

Bewerbungsfrist für WS 2004/05:

> 15. Juni 2004

E-Mail: [email protected]

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Gastvorträge von international renommierten Wissenschaftlern statt. Im Dezember sprach beispielsweise Adam Pease von der University of Palo Alto zum Thema „The Suggested Upper Merged Ontology (SUMO) and its use in linguistics“. Im strengen Auswahlverfahren ist neben exzellenten Noten ins-besondere das Exposé von Bedeutung. Ein großes Manko sieht Melanie Moll darin, dass DAAD und DFG lediglich Strukturkosten übernehmen, für Stipendien jedoch kein Geld zur Verfügung stel-len. Jeder, der die Bewerbung für einen der etwa zwölf pro Jahr zu vergebenden Studienplätze erfolgreich durchlaufen hat, muss bei den üblichen Stiftungen und Verbänden ein Stipendium beantragen, wenn er gefördert werden will. Kleiner Trost: Die Mitarbeiter des Promotionsstudiengangs unterstützen die Doktoranden beim Zu-sammenstellen der jeweils einzureichenden Unterlagen.

PROMOTIONSSTUDIENGANG LITERATURWISSENSCHAFTIm Oktober 2001 ging der fächerübergreifende Promotionsstudi-engang Literaturwissenschaft als erster der drei Promotionsstudien-gänge der LMU an den Start. War es reine Innovationsfreude, welche die Literaturwissenschaftler in diese Vorreiterrolle brachte? „Die Einführung des Promotionsstudiengangs war auch eine Reaktion auf den politischen Legitimationsdruck, dem gerade geisteswissen-schaftliche Fächer ausgesetzt sind“, erklärt der Wissenschaftliche Koordinator Dr. Roger Lüdeke. Im Gegensatz zu naturwissenschaft-lichen Fächern, deren Erkenntnisse sich oftmals relativ rasch in wirtschaftlichen Profi t ummünzen lassen, haben die Geisteswissen-schaften einen schweren Stand. Deshalb haben sich die 24 beteiligten Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer aus elf verschiedenen Disziplinen zusammengetan unter dem Motto: Gemeinsam sind wir stark. Der Promotionsstudiengang Literaturwissenschaft unter der Leitung des Komparatisten Professor Hendrik Birus wird von allen literaturwissenschaftlichen Fächern der LMU getragen und vertritt ein breites und vielfältig vernetztes Spektrum theoretischer Positi-onen und methodologischer Ansätze. Internationalität und Interdis-ziplinarität werden dabei groß geschrieben. Der erste Promotionsstudiengang dieser Art in Deutschland bietet ein forschungsorientiertes und systematisch strukturiertes Lehrpro-gramm an, das in organisatorischer und fachlicher Hinsicht Neu-land betreten hat. Ziel ist es, die Qualität literaturwissenschaftlicher Promotionen zu verbessern und gleichzeitig die Promotionszeit zu verkürzen. Der interdisziplinäre Zuschnitt will die Literaturwissen-schaft als eine kultur- und medienwissenschaftliche Basisdisziplin profi lieren. Zugleich soll die fächer übergreifende Zusammenarbeit das Gespräch nicht nur zwischen den verschiedenen Einzelphilolo-gien, sondern auch zwischen verschiedenen Theoriekulturen be-fördern. Jedem aufgenommenen Bewerber wird ein persönlicher Mentor aus dem Kreis der beteiligten Hochschullehrerinnen und -lehrer zugeordnet, der für die Betreuung der Dissertation zustän-dig ist und dem Doktoranden als individueller Studienberater zur Seite steht.

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E-Mail: [email protected]

Informationen und Kontakt:

Dr. Roger Lüdeke

Schellingstraße 7

Tel.: 089/2180-6292

www.promotion-lit.uni-muenchen.de

Bewerbungsfrist für WS 2004/05:

> 1. Mai 2004

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In diesem Mentorsystem sieht Roger Lüdeke klare Vorteile ge-genüber der herkömmlichen Promotionspraxis: „Eine Doktormut-ter oder ein Doktorvater schafft immer eine Abhängigkeit. Wenn die nicht mehr wollen oder aus anderen Gründen ausfallen, steht die ganze Promotion auf der Kippe“, erläutert er. Ein Mentor hin-gegen sieht sich immer in Konkurrenz zu gleichberechtigten Ver-tretern innerhalb des Promotionsstudienganges. Das Netz der 24 Hochschullehrer und -lehrerinnen ist eng geknüpft. Fällt – aus wel-chen Gründen auch immer – einer aus, springt ein anderer ein. Insbesondere in der gemeinsamen Arbeit an unterschiedlichen Themen sieht Roger Lüdeke einen enormen Vorteil für die Teil-nehmer am Promotionsstudiengang Literaturwissenschaft: „Die Doktoranden kommen untereinander auch privat ins Gespräch, sie müssen ihre eigenen Problemstellungen in der Diskussion immer wieder neu formulieren.“ Gefördert wird der Austausch der Dok-toranden untereinander auch in Intensivworkshops, ohne dass daraus sogleich eine Prüfungssituation entsteht. Letztlich werden die Dissertationen so schneller geschrieben und auch qualitativ wertvoller. Pro Jahr werden etwa zehn neue Doktoranden aufgenommen. Bei der Auswahl kommt es neben den Noten vor allem auf die „philo-logische Güte des Projekts“ und damit auf das Exposé an, betont Roger Lüdeke. Kommunikative Kompetenz und die Fähigkeit, all-gemeine theoretische Fragestellungen zu bewältigen, sind eben-falls wichtige Kriterien.„Von Anfang an war der Studiengang nicht auf Perfektion angelegt, sondern setzte auf einen kontinuierlichen Prozess, der in seiner Offenheit Selbstkorrekturen zulässt“, erläutert Roger Lüdeke. So ist beispielsweise die Einführung eines thematischen Schwerpunktes pro Semester, fl ankiert von einem Basisseminar, das Ergebnis kriti-schen Feedbacks gewesen. Im Wintersemester lag der Schwerpunkt auf dem Thema Medien. Das Basisseminar „Die Unheimlichkeit der Medien“ dazu wurde gemeinsam von Professor Bernd Scheffer und dem Humboldt-Forschungspreisträger Professor Samuel Weber angeboten.

Wie auch seine Kollegin Melanie Moll von LIPP beklagt Lüdeke die fehlende automatische Förderung durch ein Stipendium. DAAD und DFG sind dazu nicht bereit. „Umso wichtiger ist eine universitäre Unterstützung, die das Erreichte verstetigt und als Beitrag zu der langfristigen Reformbemühung dient, die der Promotionsstudien-gang angeschoben hat und in Zukunft auch weiter vorantreiben will“, sagt der Wissenschaftliche Koordinator.

MUNICH GRADUATE SCHOOL OF ECONOMICSEnglisch als alleinige Unterrichtssprache, dafür kein Exposé zu Beginn aller Mühen um den Doktortitel – die Munich Graduate School of Economics (MGSE) an der Volkswirtschaftlichen Fakultät unterscheidet sich deutlich von den beiden anderen Promotions-studiengängen an der LMU. „Die Betreuer stehen nicht von Anfang an fest“, erläutert Ingeborg Buchmayr, Koordinatorin der MGSE, weitere Unterschiede. „Wir bieten zunächst einen strukturierten, breiten Einstieg“. Innerhalb des ersten Jahres müssen die Dokto-randen – rund 35 Prozent davon sind Ausländer – ein anspruchs-volles, dichtes Vorlesungsprogramm absolvieren, vergleichbar dem

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Informationen und Kontakt:

Ingeborg Buchmayr

Kaulbachstraße 45

Tel.: 089/2180-5629

www.vwl.uni-muenchen.de/mgse

Bewerbungsfrist für WS 2004/05:

> 30. April 2004

E-Mail: [email protected]

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PhD-Programm an einer amerikanischen Topuniversität. Aber schon früh werden die Doktoranden auch an die eigene Forschung her-angeführt. Bereits im zweiten Semester müssen sie im Research Strategy Seminar, das von drei Professoren betreut wird, ihre erste eigene Forschungsarbeit präsentieren. Dadurch werden die Pro-movenden intensiv bei der Suche nach einer geeigneten PhD-The-sis unterstützt und begleitet.Binnen drei Jahren soll die Promotion mit hoher wissenschaftlicher Qualität und Originalität auf internationalem Niveau abgeschlossen werden. Die Messlatte für potentielle Bewerber ist hoch: Wer einen Platz an der Munich Graduate School of Economics ergattern will, muss ausgesprochen gute Abschlüsse vorweisen können und sich mit theoretisch anspruchsvollen Gebieten der Ökonomie beschäftigt haben. Die Konkurrenz ist groß: Von den 235 Interessenten für das Wintersemester 2003/04 erhielten nur 13 Glückliche nach dem stan-dardisierten Auswahlverfahren eine Zusage.Der Promotionsstudiengang startete im Oktober 2002 unter der Fe-derführung der Professoren Gerhard Illing, Sven Rady und Klaus Schmidt und wird von allen Professoren der Volkswirtschaftlichen Fakultät getragen – auch das renommierte Center for Economic Stud ies (CES) ist in den Lehrplan eingebunden. Der Forschungs-schwerpunkt der Graduate School besteht darin, die Konsequenzen zunehmender weltweiter Integration von Güter-, Faktor- und Fi-nanzmärkten zu analysieren, die durch die rasante technologische Entwicklung in der Informationsverarbeitung und durch die poli-

tische Integration Europas und die Globalisierung der Wirtschaft vorangetrieben wird.Mit dem Doktorandenprogramm sollen erstklassige Bewerber aus anderen EU-Staaten, aber auch gezielt aus Osteuropa und Asien nach München geholt werden. Dass dies gelingt, zeigt ein Blick auf die Statistik: Im Wintersemester 2003/04 kamen 68 Bewerber aus Asien. Deutschland stellte mit 58 Bewerbern die zweitgrößte Grup-pe, 27 bewarben sich aus dem restlichen Westeuropa und 49 aus Osteuropa. Das Promotionsangebot richtet sich auch an Mathema-tiker, Naturwissenschaftler oder Politologen.Für das kommende Wintersemester werden weniger Bewerber erwartet. Der Grund: In den vergangenen beiden Jahren konn-ten die Doktoranden durch DFG-Stipendien gefördert werden. In diesem Jahr stehen hierfür keine Mittel zur Verfügung. Das hohe Niveau des Promotionsstudienganges leidet darunter nicht – wie die bisher vorliegenden Bewerbungen zeigen, ist die MGSE trotz dieses Mankos für herausragende Studierende aus der ganzen Welt weiterhin sehr attraktiv.Die Betreuung durch die Mitarbeiter des Graduate Offi ce bietet jedem Doktoranden optimale Bedingungen für die Promotion. Die Vermittlung von Deutsch-Kursen für Ausländer und der Eröff-nungsempfang zum gegenseitigen Kennenlernen sind nur ein Teil der Angebote. Die Mitarbeiter helfen auch ganz konkret, die Tücken deutscher Bürokratie etwa bei Aufenthaltsgenehmigung, Woh-nungssuche und Immatrikulation locker zu meistern. ■ ms

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D I S S E R TAT I O N E N O N L I N E V E R Ö F F E N T L I C H E N

Seit kurzem können unter anderem auch in den drei Promotions-studiengängen der LMU die Dissertationen online über die Uni-versitätsbibliothek veröffentlicht werden. Für diese kostengünstige Variante müssen nur noch sechs gedruckte Exemplare abgegeben

werden, die elektronische Dissertation im PDF-Format wird vom Doktoranden selbst auf den Dokumentenserver der Universitäts-bibliothek hochgeladen. Weitere Informationen im Internet unter http://edoc.ub.uni-muenchen.de/help

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Für sein Buch „In einem unbewachten Augenblick“ hat der bri-tische Geschichtsprofessor Mark Roseman den Geschwister-Scholl-Preis 2003 erhalten. Das Werk mache „in exemplarischerWeise deutlich, dass es auch im nationalsozialistischen Terror-system möglich war, großen persönlichen Mut zu beweisen“, ur-teilte die Jury. Der Preis wird vom Börsenverein des DeutschenBuchhandels – Landesverband Bayern und der LandeshauptstadtMünchen im Andenken an die Widerstandsgruppe „Weiße Ro-se“ vergeben. Die mit 10.000 Euro dotiert Auszeichnung nahmRoseman Ende 2003 in der Großen Aula der LMU entgegen.

Mark Rosemans Buch „In einem unbewachten Augenblick“ ist eineGeschichte von persönlichem Mut, von Moral und kleinen Glücks-momenten in unglückseligen Zeiten und von nie versiegender Hoff-nung. Roseman erzählt von der deutschen Jüdin Marianne Ellen-bogen, geborene Strauß, die 1943 unmittelbar vor der Deportationihrer Eltern und ihres Bruders untertaucht. Im Untergrund überlebtsie den Nationalsozialismus – auch dank der Unterstützung einerbislang nicht näher erforschten Widerstandsgruppe. RosemansBuch stellt die von Artur Jacobs gegründete Organisation „Bund.Gemeinschaft für sozialistisches Leben“ erstmals einer breitenÖffentlichkeit vor.Marianne Strauß überlebte, doch ihre Familie, ihr Verlobter unddessen Familie wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Nachdem Krieg sah Marianne Strauß keine Möglichkeit, in Deutschlandein neues Leben zu beginnen: Sie zog nach Großbritannien undheiratete dort einen britischen Offizier. Aus ihren Tagebüchern,Briefen, Dokumenten sowie den Ergebnissen eigener akribischerRecherche webt Mark Roseman einen eindringlichen Erzähl-teppich, der Geschichte anschaulich lebendig macht. Ihm gelingtdie bewegende Schilderung eines Leidensweges, die zeigt, dassMenschlichkeit auch im Naziterror Nischen schaffte, in denen dieHoffnung überleben konnte. „In einem unbewachten Augenblick“ist eine Verbeugung vor der Zivilcourage der Marianne Strauß so-wie ihrer Helfer.

„Gerade die leidenschaftliche Sub-jektivität des GeschichtsprofessorsRoseman objektiviert beispielhaftseine Lebensgeschichte einer cou-ragierten Frau“, hob Dr. Rosemarievon dem Knesebeck hervor, die Vor-sitzende des Landesverbandes Bay-ern im Börsenverein des DeutschenBuchhandels. Durch die Konfronta-tion mündlicher Aussagen und Do-kumente werde Roseman zum In-terpreten von Geschichte.

Das Buch erinnere an das Vermächtnis der Geschwister Scholl, de-ren Geschichte „in unsere Gegenwart bedrückend hineinreicht“, soMünchens Oberbürgermeister Christian Ude in seiner Laudatio. Mutund Moral zu zeigen sei ein aktuelles Gebot, so Ude weiter. In seiner sehr persönlichen Laudatio erzählte der in Ahlen gebo-rene jüdische Regisseur Imo Moszkowicz von seinen Kontaktenzum Umfeld von Marianne Strauß. Moszkowicz, der Auschwitzüberlebte, brach den Mutigen eine Lanze, die sich oftmals untergroßen Gefahren für die Verfolgten eingesetzt haben: „Wir, dieOpfer, dürfen niemals aufhören, das hohe Lied derjenigen zu sin-gen, die in unserem Lande die Kühnheit hatten, ihre Mitmensch-lichkeit zu bewahren.“ ■ ms

VERBEUGUNG VOR DER ZIVILCOURAGEGESCHWISTER-SCHOLL-PREIS FÜR DEN BRITISCHEN HISTORIKER MARK ROSEMAN

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du kannst.Franka Potente, Schauspielerin, engagiert sich für ai. Sie können es auch. www.amnesty.de

Spendenkonto 80 90 100, Bank für Sozialwirtschaft Köln, Bankleitzahl 370 205 00

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UNTER DACH UND FACH NEUE GEBÄUDE FÜR DIE LMU

Vier Bauprojekte an der LMU sind jetzt fertig geworden: das Zentrum für Neuropathologie undVier Bauprojekte an der LMU sind jetzt fertig geworden: das Zentrum für Neuropathologie undPrionforschung in Großhadern, die Klauentierklinik sowie das Zentrum für Lebensmittelhygieneund Tierernährung in Oberschleißheim und der „Bücherturm” im Hauptgebäude der LMU.MUM stellt die vier dringend benötigten Gebäude für die wachsende Alma Mater vor.MUM stellt die vier dringend benötigten Gebäude für die wachsende Alma Mater vor.

DAS ZENTRUM FÜR NEUROPATHOLOGIE UND PRIONFORSCHUNGWeltweit beschäftigen sich Prionforscher und Neuropathologen mitCreutzfeldt-Jakob-Krankheit, BSE und anderen Formen von Hirner-krankungen bei Mensch und Tier. Mit der offiziellen Eröffnung desneuen Zentrums für Neuropathologie und Prionforschung (ZNP) am10. März 2004 haben sich die Bedingungen für diese Forschung ander LMU jetzt deutlich verbessert. Der in zwei Jahren für 19,5 Millionen Euro errichtete Neubau an derFeodor-Lynen-Straße (Bild A) beherbergt auf 2.583 Quadratmeternneben Büros und Laborarbeitsplätzen spezielle Sicherheitslabors derKategorien S2 und S3 sowie eine geeignete Ausstattung, um Tiere zuwissenschaftlichen Zwecken, insbesondere Mäuse, fachgerecht hal-ten zu können. Damit verfügt die LMU nun über die Infrastruktur, umim ausreichenden Maße Infektionsversuche für die Erforschung vonHirnerkrankungen durchzuführen.Mit dem Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft zu den naturwis-senschaftlich-medizinischen Einrichtungen des HighTechCampusLMU

in Großhadern ist ein multifunktionales Forschungsgebäude für dieHirnforschung entstanden: Das ZNP beherbergt das Institut für Neu-ropathologie der LMU unter der Leitung von Professor Hans Kretzsch-mar sowie eine Arbeitsgruppe des Laboratoriums für funktionale Ge-nomanalyse des Genzentrums der LMU unter der Leitung von Pro-fessor Eckhard Wolf. Zudem steht es allen Universitäten und wissen-

schaftlichen Einrichtungen für Projekte des Bayerischen Forschungs-verbunds Prionen FORPRION offen. Nach Ansicht des Leiters des ZNP und Vorstands von FORPRION, Pro-fessor Hans Kretzschmar, ermöglicht der zentrale Standort eine idea-le Vernetzung von Forschungsressourcen: „Eines der wichtigsten Zen-tren der Prionforschung und ein wesentlicher Teil der Forschungsor-ganisation wird hier lokalisiert sein“.

DIE KLAUENTIERKLINIKBereits im Januar 2004 hat die LMU auf dem tiermedizinischen Cam-pus in Oberschleißheim zwei neue Bauten offiziell eröffnet: die Klau-entierklinik für Wiederkäuer und Schweine (Bild B) sowie das Zen-trum für Lebensmittelhygiene und Tierernährung. Für die einzigetierärztliche Fakultät im süddeutschen Raum ist der Umzug von fünfweiteren Lehrstühlen nach Oberschleißheim ein Meilenstein bei derNeustrukturierung der Tiermedizin auf einem eigenen Campus.Die Klauentierklinik konnte nach zwei Jahren Bauzeit pünktlich zumBeginn des Wintersemesters 2003/04 vom Lehrstuhl für Innere Medi-zin und Chirurgie der Wiederkäuer (Professor Wolfgang Klee) und vomLehrstuhl für Krankheiten des Schweins (Professor Karl Heinritzi) be-zogen werden. Für den Neubau der Klauentierklinik wurden 15,1 Mil-lionen Euro ausgegeben. Mit 2.713 Quadratmetern Hauptnutzflächesteht den beiden Lehrstühlen jetzt mehr als doppelt so viel Platz zurVerfügung, die Zeit der Provisorien ist beendet. In der Klinik an der Sonnenstraße in Oberschleißheim konnten überdie Stadt verstreute und organisatorisch getrennte Bereiche zusam-mengeführt werden. Die bisherige Trennung zwischen der Chirurgiefür Rinder und kleine Wiederkäuer, die am Oberwiesenfeld ihre Räu-me hatte, und der Inneren Medizin, die im alten Schloss Ober-schleißheim und am Englischen Garten beheimatet war, ist aufgeho-ben. Auch die Schweineklinik hat ihren bisherigen Standort am Eng-lischen Garten geräumt und Platz gemacht für andere tierärztliche In-stitute, die zum Teil noch auf dem Oberwiesenfeld untergebracht sind,und eine vergrößerte Zentralbibliothek.

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DAS ZENTRUM FÜR LEBENSMITTELHYGIENEUND TIERERNÄHRUNGDas Zentrum für Lebensmittelhygiene und Tier-ernährung (ZLT) ist in ein umgebautes ehemaligesBürogebäude der Firma Schleicher in Ober-schleißheim eingezogen. Auf drei Geschossflächenmit insgesamt 3.459 Quadratmetern Hauptnutz-fläche arbeiten der Lehrstuhl für Tierernährung undDiätetik (Professor Ellen Kienzle) sowie das Institutfür Hygiene und Technologie der Lebensmittel tie-rischen Ursprungs mit dem gleichnamigen Lehr-stuhl von Professor Andreas Stolle und dem Lehr-stuhl für Hygiene und Technologie der Milch (Pro-fessor Erwin Märtlbauer).Das ZLT ist ein innovativer Forschungsverbund in-nerhalb der LMU mit den Schwerpunkten Verbrau-cherschutz, Lebensmittelkunde und Tierernährung.Die Forscher befassen sich unter anderem mitFleischhygiene und Lebensmittelmikrobiologie. Un-ter dem Motto „Gesundes Tier – Gesunder Mensch“soll in Zukunft verstärkt mit außeruniversitärenDienstleistern und Einrichtungen im Verbraucher-schutz kooperiert werden.

DER „BÜCHERTURM”Auch der so genannte Bücherturm (Bild C) stehtkurz vor der Vollendung. Schon seit Januar werdenkistenweise Bücher in die neue theologisch-philo-sophische Zentralbibliothek im nördlichen Seiten-flügel des Hauptgebäudes geschafft. Doch wirdnoch einige Zeit vergehen bis die gut 300.000 Bän-de ordentlich katalogisiert und aufgestellt sind.Offiziell eröffnet wird der Bücherturm im Laufe desSommersemesters.

Der Eingang zum Bücherturm ist von der Thomas-Mann-Halle im 1. Stock des Hauptgebäudes zu er-reichen. Über den Räumen, in denen früher unteranderem die Studentenkanzlei zu finden war, ist jetztauf 2.500 Quadratmetern die modernste Bibliothekder LMU zu Hause. Insgesamt wurden dort 30 Teil-bibliotheken der beiden Theologischen Fakultätenund des Departments Philosophie zusammenge-führt. So können Kosten gesenkt und der Servicedeutlich verbessert werden. Die alten Zettelkästensind aussortiert, der Gesamtbestand ist jetzt elek-tronisch erfasst und weltweit abrufbar. Eine ge-meinsame Lehrbuchsammlung, 140 Leseplätze undlange Öffnungszeiten kommen Studierenden undWissenschaftlern vor Ort entgegen. ■ gra

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Ein verregneter Sonntagvormittag in den Semesterferien, dasUniviertel schläft noch. Zwei junge Damen im Business Outfit ei-len mit Rollkoffer und einem Pappbecher Kaffee in der Hand indie Veterinärstraße. Dort treffen sich Jurastudenten aus Genf undMünchen, um das Verhandeln für den „Willem C. Vis Internatio-nal Commercial Arbitration Moot“ zu üben, den weltweit größ-ten Studentenwettbewerb zum internationalen Wirtschaftsrecht.

In fiktiven Gerichtsverhandlungen übernehmen die Studenten dieRollen von Kläger und Beklagtem. Verhandelt wird bei diesem Wett-bewerb wie vor einem privaten Schiedsgericht. Schiedsgerichte ent-scheiden verbindlich und abschließend, aber nur wenn beide Par-teien sich auf ein Schiedsverfahren und bestimmte Regeln geeinigthaben. Im Vergleich zu ordentlichen staatlichen Gerichten sind dieSchiedsgerichte flexibler, schneller, günstiger und vertraulich.Beim diesjährigen Moot Court geht es um zwei Firmen, die sich übergelieferte Verpackungsmaschinen streiten. Die Maschinen sind lautKäufer durch das Verpacken von Salz unbrauchbar geworden. Manhabe ihn nicht darüber informiert, dass die Maschinen für Salz unge-eignet sind, behauptet er und verlangt die Erstattung des Kaufpreisessowie Schadensersatz. Entscheiden soll das fiktive Schiedsgericht. Al-lerdings sind die Schiedsrichter beim Moot Court-Wettbewerb keineStudenten, sondern gestandene Juristen. Und sie urteilen auch nichtüber den Fall, sondern über das Auftreten der Studententeams.

Die Idee des Moot Court stammt aus Amerika. Dort gehören simu-lierte Gerichtsverfahren seit langem zum Jurastudium dazu, dennPraxisnähe, Verhandlungssicherheit und Rhetorik werden an denUS-Hochschulen groß geschrieben. Der Wettstreit startete 1993 mitelf Teams aus neun Ländern. Beim mittlerweile 11. Moot traten imApril 137 Teams aus 41 Ländern gegeneinander an. Die meisten vonihnen kamen aus den Vereinigten Staaten, aber es reisten auchTeams aus Nigeria, Litauen oder Guatemala an. Deutschland wardiesmal mit 15 Teams dabei, die Studentinnen und Studenten ka-men zum Beispiel von der Hamburger Bucerius Law School, von derUniversität Köln – und von der Ludwig-Maximilians-Universität ausMünchen.

SELBSTSICHERES AUFTRETEN LERNENAlexandra Walgenbach, Miseong Yoon, Susan Tatum, BenjaminHamberger und Max Peiffer bilden das LMU-Team. Unterstützt wer-den die „Mooties“ von Professor Dagmar Coester-Waltjen vom In-stitut für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechts-vergleichung. Professor Coester-Waltjen ist überzeugt, dass die vie-le Vorbereitungsarbeit sich für ihre Schützlinge lohnt. „Die Stu-denten können hier Fähigkeiten trainieren, für die im Studium we-nig Zeit bleibt. Sie lernen selbstsicheres Auftreten und Rhetorik, dieman später als Anwalt haben muss. Und sie lernen, sich gut undschnell zu organisieren.“

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DAS SCHIEDSGERICHT TAGTJURASTUDENTEN ÜBEN DEN SCHLAGABTAUSCH

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Die Team-Mitglieder müssen sich ausführlich be-werben, mit mehrseitigen Motivationsschreibenund Lebenslauf, natürlich auf Englisch. Zeit fürHausarbeiten oder Praktika ist ihnen in den letztenMonaten nicht geblieben. Trotzdem ist BenjaminHamberger vom Projekt begeistert. „Alleine das in-ternationale Flair und die vielen Kontakte sind eswert.“ Er ist sich fast sicher, dass er später im Be-reich der Schiedsgerichtsbarkeit arbeiten will.Zwei Betreuer sind bei allen Treffen dabei, dazukommen noch weitere Coaches und Rhetoriktrai-ner. Die Reisekosten, Teilnahmegebühren undDruckkosten sind hoch. Viele renommierte Kanz-leien unterstützen das LMU-Team daher finanziellund sehen sich auch gleich nach talentiertemNachwuchs um. „Die kennen die englische Fach-terminologie, haben anwaltliches Auftreten ge-lernt, sind engagiert und haben sich im Team be-wiesen“, erklärt Coach Katharina Hilbig das Inter-esse der Wirtschaftskanzleien an den „Mooties“.Schon im Dezember 2003 mussten die Teilnehmerdie Klageschrift zu dem für dieses Jahr vorgege-benen Fall abgeben. Im Februar wurde dann eineentsprechende Verteidigungsschrift verfasst. Solernen die angehenden Juristen, für beide Ver-handlungspositionen das jeweils beste Ergebnisherauszuholen – ungewohnt für einen deutschenJurastudenten, der darauf geeicht ist, ausgewogenzu formulieren. Auch das Juristenenglisch stellteanfangs so manchen vor Probleme. „Inzwischen“,erklärt Max Peiffer „verwende ich so komischeFloskeln wie ,refrain from divulging’ (auf deutsch:geheim halten, Anm. d. Red.) ohne darüber nach-zudenken. Doch als ich mit meinem Gast aus Genfheute Morgen im Bad stand, ist mir nicht einge-fallen, was Handtuch auf Englisch heißt.“ Immer-hin kennt Max Peiffer die Fachbegriffe für diemündliche Verhandlung in Wien mittlerweile per-fekt. Wer da noch im Wörterbuch nachschlägt, hatschon so gut wie verloren.

BESSER NICHT GÄHNEN VOR GERICHTWochenlang stehen Testläufe auf dem Programm.Die Münchner haben sich mit Teams aus Mainz,Freiburg, Basel und sogar aus dem neuseeländi-schen Wellington und dem australischen Sydneyzum „Probemooten“ getroffen. Sie haben gelernt,dass man vor dem Schiedsgericht besser nichtgähnt, sich am Kopf kratzt oder zu fest an seinemschriftlich ausgearbeiteten Redevortrag klebenbleibt. Sie kennen den diesjährigen Fall in- undauswendig. Und sie haben ihre Argumente parat.Sie sind bereit für Wien.Dort musste sich Anfang April jedes Team dem ausFachjuristen zusammengesetzten Schiedsgerichtstellen. Die Erstplatzierten trafen sich zum finalenjuristischen Duell. Die Preise waren allerdings – ei-ner fiktiven Verhandlung angemessen – reine Eh-renpreise. Im vergangenen Jahr erreichte dasMünchner Team unter 128 Universitäten das Vier-telfinale; die Münchner Sprecherin Sophie Neu-mann wurde als eine der besten Sprecherinnenprämiert. In diesem Jahr verpasste das LMU-Team

jedoch die Finalrunden in Wien. Dafür gab es in derVorbereitungszeit schon einen großen Erfolg: Aufdem 1. Willem C. Vis (East) International Commer-cial Arbitration Moot, der dieses Jahr zum erstenMal stattfand und dem derselbe Fall zugrunde liegt,gewann das LMU-Team Ende März in Hongkongden 1. Preis für den Klägerschriftsatz und einehonourable mention für den Beklagtenschriftsatz.Außerdem erhalten die Münchner Teilnehmer amMoot Court einen Seminarschein und eine „Be-scheinigung über eine Zusatzausbildung“. Ange-sichts der monatelangen Plackerei eine karge Be-lohnung. Doch das Engagement macht sich gut imLebenslauf, und angesichts der Juristenschwem-me sind Zusatzqualifikationen heute unverzicht-bar. Natürlich hoffen alle auch auf Kontakte zu denrenommierten Sozietäten, die in Wien vertretensind. Doch auf der anderen Seite hat ein Dritt- oderauch Fünftsemester noch einige Zeit an der Uni-versität vor sich. Darum sieht Coach Katharina Hil-big die Sache als „langfristiges Engagement“. Sinnder Veranstaltung ist es schließlich auch, andereJurastudenten kennen zu lernen und Spaß zu haben. Katharina Hilbig hat ihre „Mooties“ er-muntert, am sozialen Leben teilzunehmen,„schließlich können sich auch von diesen Kontak-ten unglaublich profitieren.“ ■ gra

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Einschulung mit vier Jahren, Englisch schon im Kindergarten –die Vorschläge für ein besseres Bildungssystem sind zahlreich.Einig sind sich die Kritiker, dass das Lesen als Schlüsselkompe-tenz besonders gefördert werden muss. Am Lehrstuhl für Grund-schulpädagogik und -didaktik von Professor Joachim Kahlert läuftdazu seit diesem Schuljahr das Projekt Lesekompetenz ProLeKo– und Hunderte von Grundschülern machen begeistert mit.

Morgens um halb neun in der Münchner Grundschule Rennertstraße.„Gu-ten Mor-gen, Frau Kal-ten-ecker“. 20 Erstklässler grüßen im Chor.Typisch Grundschule eben. Weniger typisch verläuft der Rest der Stun-de. Frau Kaltenecker hat ihre Klasse 3b mitgebracht und die übernimmtdie Unterweisung der ABC-Schützen. Jeder Drittklässler schnappt sicheinen der Kleinen und schon beginnt der Leseunterricht, face to face.Je zwei kleine Köpfe kauern über den Fibeln – Silbe für Silbe wird demText abgetrotzt. Tutor Nicolas (8) ist mit seinem Schützling Lukas (6)ganz zufrieden. „Er passt gut auf“, findet Nicolas. Doch bei Fehlern ister gnadenlos. „Nein, Lukas! Lies noch mal. Da steht Eis, nicht Ei!“Studien wie PISA und die Grundschul-Leseuntersuchung IGLU habengezeigt, dass deutsche Schüler beim Lesen nicht zur Spitze gehören.Laut IGLU hat mehr als ein Drittel aller Grundschulkinder nicht dienotwendige Unterstützung zur Entwicklung seiner Lesekompetenzenerhalten. Diese Kinder werden, so die Studie, ohne weitere Förderungin Zukunft wohl Schwierigkeiten bei der Erarbeitung von Lerngegen-ständen haben – und zwar in allen Fächern. „Für uns ist das Lesen dieSchlüsselkompetenz“, sagt auch Michaela Bormann. Die Konrektorinder Grundschule an der Rennertstraße erläutert: „Wer nicht lesen kann,wird auch eine Textaufgabe in Mathe nicht verstehen.“Das so genannte Tutorenlesen ist nur eines von vielen Projekten an derNeuperlacher Schule. Eltern üben während der Unterrichtszeit mit ein-zelnen Kindern lesen, es gibt einen Internet-Wettbewerb rund umsBücherlesen, echte Leseratten dürfen im Buchclub „Lesedetektive“mitmachen und ganz schwache Leser erhalten täglich Förderunter-richt. Wegen ihrer ausgezeichneten pädagogischen Arbeit – nicht nurbeim Thema Lesen – hat die Schule gerade den Innovationspreis für

innere Schulentwicklung der Stiftung Bildungspakt Bayern erhalten.Gelobt wurde dabei auch insbesondere die Zusammenarbeit mit derLMU. Die Schule ist Mitglied im Lernnetzwerk Lesekompetenz, dasvon Dr. Richard Sigel am Institut für Schulpädagogik betreut wird.Schulleiterin Isolde Kulzer-Seewald ist überzeugt, dass die Zusam-menarbeit mit der Universität ihrer Schule eine Menge Vorteile bringt.„Schon alleine durch die hoch qualifizierten Fortbildungen, die wir unssonst nie leisten könnten!“, schwärmt sie. Auch die Zusammenarbeitmit den anderen Netzwerk-Schulen bringt für sie viele neue Impulse.Das LMU-Projekt Lesekompetenz will im Projektzeitraum von zwei-einhalb Jahren eine wissenschaftlich evaluierte Förderung der Lese-leistung in den beteiligten Grundschulen erreichen. Zu Beginn desSchuljahres wurde die Lesekompetenz aller Grundschüler getestet. Sokönnen Risikokinder und auch besonders begabte Leser herausgefil-tert und gezielt gefördert werden. Im Jahresrhythmus werden die Testswiederholt, um Lernfortschritte messen zu können. Richard Sigel hältKontinuität für unverzichtbar. „Ich bin der Meinung, dass punktuelleFortbildungen fast keine Wirkung haben. Wir wollen mit unseren Pro-jekten längerfristig wirken und Prozesse in Gang setzen, die dauerhaftim Alltag der Schule haften bleiben“, sagt der LMU-Dozent.Von dem Lernnetzwerk profitieren auch die Studierenden der Grund-schulpädagogik, die in den Partnerschulen Projekte durchführen. Sietesten etwa die Lesekompetenz einzelner Schüler und erstellen Kurz-gutachten, in denen sie für die Leseprobleme der ABC-Schützen indi-viduelle Förderempfehlungen erarbeiten. „Für mich ist das toll“, sagtFörderlehrerin Beate Schrödinger. „Ich kriege genaue Vorschläge, mitwelchen Materialien ich einzelnen Schülern gezielt helfen kann.“Ohne diesen Förderunterricht würden hier wohl viele Kinder auf derStrecke bleiben. Zum Beispiel diejenigen, die nicht im deutschen Kin-dergarten waren und kaum ein Wort Deutsch sprechen. Sie lernen inkleinen Gruppen Vokabeln und wie man ganze Sätze bildet. Hier ha-ben sie Zeit – es darf schon mal ein paar Minuten dauern, bis ein Satzentziffert ist. Die Kleinen sind mit Begeisterung dabei. Im Förderun-terricht halten sie nicht die anderen auf – und es gibt immer ein Lob.„Wir wollen aber nicht nur die Schwachen fördern. Auch gute Leser

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„SCHAF“ BEGINNT MIT „SCH“DIE LMU MACHT DAS LESENLERNEN LEICHTER A

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Cbrauchen Anreize“, sagt Schulleiterin Isolde Kulzer-Seewald. Sie er-halten daher Extra-Unterricht, in dem sie sich „austoben“ dürfen.Anfang März haben sich die Lehrer aus den acht ProLeKo-Schulen ander LMU getroffen, jede Schule hat ihre Leseprojekte vorgestellt. Sokönnen alle von Ideen und auch von gescheiterten Projekten der an-deren profitieren. Klar. Aber wofür brauchen die Lehrer, die oft schonviele Jahre vor ihren Klassen stehen, die Universität? „Man muss ei-nen Rahmen vorgeben und durch empirische Studien belegteErfolgskonzepte vorschlagen, um Veränderungen zu bewirken“, erklärtRichard Sigel. Der gelernte Grund- und Hauptschulpädagoge sieht dieUniversität in diesem Weiterbildungsfeld als „lernende Organisation“und versteht sich nicht als Oberlehrer, der alles besser weiß.Lesekompetenz entsteht jedoch nicht erst in der Grundschule. Sigelversucht deshalb auch Eltern und Kindergärten in seine Arbeit ein-zubeziehen. Er bietet spezielle Schulungen für Erzieherinnen undElternbeiräte an. „Doch auch da können wir immer nur die erreichen,die sich engagieren wollen.“ Schwierig bleibt es, die zu überzeugen,die skeptisch sind. Doch Richard Sigel sieht die Zeit für sich arbeiten.„Ich kann nur mit den Willigen arbeiten und hoffen, dass die anderenirgendwann nachziehen müssen.“ ■ gra

LMU-Dozent Richard Sigel (li.) betreut am Lehrstuhl für Grundschuldidaktik von Professor Joachim Kah-

lert inzwischen mehrere Lernnetzwerke. Eines davon beschäftigt sich mit Schülerfirmen, bei denen Haupt-

schüler das Arbeitsleben „üben“ können. Ein anderes Netzwerk widmet sich der Unterrichtsentwicklung

durch Schülerfeedback. Die beteiligten Lehrer entwickeln etwa Fragebögen, mit denen Schüler ihre Lehrer

beurteilen können. Das Zauberwort „Evaluation“ greift auch schon in der Schule. Die intensivste Forschungs-

und Entwicklungsarbeit wird derzeit im „Lernnetzwerk Lesekompetenz“ geleistet. Acht Schulen nehmen an

dem Projekt teil, fünf davon in München, die weiteren in Freising, Brunnthal und Raubling bei Rosenheim.

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SERIE: ALMA MATER LMU (TEIL 2)ZÄHLBARE LEIDENSCHAFT

Christian und Mykhaylo studieren an der LMU.„Hier wird eher theoretische Mathematik betrieben,das ist für uns spannender“, sagen sie. Die Be-schäftigung mit den Grundlagen interessiert diebeiden Studenten mehr als angewandte Mathema-tik. Richtig gefordert wurden die Zweitsemester imStudium aber bislang noch nicht. „Das meiste, wasin der Schule im Mathe-Leistungskurs und im ers-ten und zweiten Semester an der Universität pas-siert, finde ich nicht so spannend. InteressanteStrukturen und Themen werden erst später im Stu-

dium behandelt“, erklärt Christian, der in Pfaffen-hofen sein Abitur abgelegt hat. Er beschäftigt sichim Moment vor allem mit Logik-Problemen. Ein The-ma, mit dem sich viele Mathe-Studenten erst imHauptstudium auseinandersetzen. Mathe-Fans wie Christian und Mykhaylo haben esnicht immer leicht. Anders als junge Musiker oderSport-Asse werden Mathematik-Talente in Deutsch-land kaum gefördert. In der Ukraine ist das anders:Mykhaylo, der in Charkow, der zweitgrößten ukrai-nischen Stadt, aufgewachsen und 1998 mit seinen

Seit 2500 Jahren beschäftigt sich die Menschheit mit Mathematik. Zeit genug, könnte man meinen, um alle Fragen rundSeit 2500 Jahren beschäftigt sich die Menschheit mit Mathematik. Zeit genug, könnte man meinen, um alle Fragen rundum Geometrie, Algebra und Logik beantwortet zu haben. Doch weit gefehlt. „Ein mathematisches Problem ist wie eineum Geometrie, Algebra und Logik beantwortet zu haben. Doch weit gefehlt. „Ein mathematisches Problem ist wie eineKrankheit: Je mehr man sich damit beschäftigt, desto mehr Aspekte bekommt die Sache, so dass das Ganze nie ein EndeKrankheit: Je mehr man sich damit beschäftigt, desto mehr Aspekte bekommt die Sache, so dass das Ganze nie ein Endefindet“, sagt Christian Reiher. Seit Oktober 2003 studiert der 19-Jährige Mathematik – offiziell. Denn eigentlich beschäf-findet“, sagt Christian Reiher. Seit Oktober 2003 studiert der 19-Jährige Mathematik – offiziell. Denn eigentlich beschäf-tigt sich Christian mit Zahlen und Beweisen, seit er denken kann. „Man kann sich mit mathematischen Strukturen be-tigt sich Christian mit Zahlen und Beweisen, seit er denken kann. „Man kann sich mit mathematischen Strukturen be-schäftigen, auch ohne Lesen und Schreiben zu können“, sagt der gebürtige Starnberger. Ungewöhnlich findet er das nichtschäftigen, auch ohne Lesen und Schreiben zu können“, sagt der gebürtige Starnberger. Ungewöhnlich findet er das nicht– ebenso wenig wie sein Freund und Kommilitone Mykhaylo Tyomkyn. Zusammen mit vier anderen Mathe-Cracks haben– ebenso wenig wie sein Freund und Kommilitone Mykhaylo Tyomkyn. Zusammen mit vier anderen Mathe-Cracks habendie beiden LMU-Studenten Deutschland im vergangenen Sommer bei der Internationalen Mathematik-Olympiade (IMO)die beiden LMU-Studenten Deutschland im vergangenen Sommer bei der Internationalen Mathematik-Olympiade (IMO)in Tokio vertreten. Mit vier Goldmedaillen gilt Christian Reiher als erfolgreichster Mathe-Olympionik aller Zeiten.in Tokio vertreten. Mit vier Goldmedaillen gilt Christian Reiher als erfolgreichster Mathe-Olympionik aller Zeiten.

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27Eltern nach Deutschland ausgewandert ist, ent-deckte seine Leidenschaft für Mathematik als Acht-jähriger. Damals besuchte er – außerhalb des Schul-unterrichts – ein „Mathetraining“ für Kinder. DieseSonderprogramme werden in der ehemaligen So-wjetrepublik angeboten, um schon bei den Kleinenlogisches Denken zu fördern. „In der Ukraine istMathe viel positiver besetzt als in Deutschland“, er-zählt Mykhaylo, der bei seinen Eltern in Augsburglebt. „Mathematik wird dort als Hobby für Kinderbetrachtet. In Deutschland hat das Fach dagegen ei-nen total schlechten Ruf.“ Die Nachwuchs-Mathe-matiker kümmert ihr seltsames Image jedoch we-nig. Wie andere Hochschüler feiern auch Christianund Mykhaylo Partys mit ihren Kommilitonen oderverbringen gemeinsame Urlaubstage. Ganz norma-le Studenten eben.Wie spannend wettkampfmäßiges Rechnen undKnobeln ist, das zeigen hierzulande jedes Jahr zweiMathe-Wettkämpfe: der Bundeswettbewerb Ma-thematik und die deutsche Mathematik-Olympiade.Aus dem Bundeswettbewerb sind Christian undMykhaylo schon mehrmals als Sieger hervorgegan-gen. Der Erfolg bei einem der nationalen Wettbe-werbe ist Bedingung für die schwierige Qualifikati-on zur IMO, der Internationalen Mathematik-Olym-piade: Wer auf nationaler Ebene einen Preis ge-winnt, darf an zwei deutschlandweiten IMO-Aus-wahlklausuren teilnehmen. Die 16 Erfolgreichstenkönnen dann zu IMO-Vorbereitungsseminaren rei-sen. Hier werden die entscheidenden Auswahlklau-suren geschrieben. Nur die sechs besten Mathe-matik-Talente vertreten Deutschland bei der Inter-nationalen Mathe-Olympiade. Ein Qualifikations-Marathon, der sich auszahlt, findet Christian.Schließlich wäre er sonst nicht in so rascher Folgenach Tokio, Glasgow oder Washington gereist, wodie letzten Olympiaden ausgetragen wurden.

Neben der Mathematik steht bei der IMO vor allemdie Völkerverständigung im Vordergrund. 457 Schü-ler aus 82 Ländern nahmen an der letzen Mathe-matik-Olympiade in Tokio teil. „Das ist immer auchein bisschen wie Urlaub“, erzählt Mykhaylo, derauch wettkampfmäßig Schach spielt. „Die Klausu-ren werden nur an zwei Vormittagen geschrieben.Ansonsten gibt es immer ein kulturelles Rahmen-programm, in dem man viel über das Gastland er-fahren kann, Konzerte zum Beispiel oder Museums-besuche.“Wie alle Wettkämpfer betreiben die Nachwuchs-mathematiker ihre Disziplin mit viel Sportsgeist.„Natürlich will man als Mannschaft gut abschnei-den“, sagt Mykhaylo. Das deutsche Team pendeltein den letzten Jahren stets zwischen den Plätzen 10und 20, in Tokio wurde Platz 17 erreicht. Und das,obwohl Christian Reiher in Tokio eine Goldmedail-le erringen konnte. Der 19-Jährige LMU-Student giltmit insgesamt vier Goldmedaillen und einer Bron-zemedaille, die er zwischen 1999 und 2003 gewann,als der erfolgreichste der mehr als 10.000 Teilneh-mer in der 44-jährigen IMO-Geschichte. MykhayloTyomkyn holte in Tokio bei seiner dritten Mathe-Olympiade die dritte Silbermedaille. Über ihre berufliche Zukunft haben sich Christianund Mykhaylo, die im April ins zweite Semester ge-startet sind, noch nicht allzu viele Gedanken ge-macht. Beide werden beim Hauptfach Mathematikbleiben, Christian will später vielleicht noch Physikstudieren. Auch ein Auslandsaufenthalt schwebt denbeiden vor. Aber da ist noch vieles offen. Sicher istfür Christian und Mykhaylo nur eines: An Mathe-Wettbewerben wollen die beiden nicht mehr teil-nehmen. Zwar gibt es auch einen internationalenMathematik-Wettkampf für Studenten, aber da win-ken die beiden ab: „Irgendwann muss ja auch malSchluss sein.“ ■ oh

Rund 48.000 Nachwuchsakade-

miker studieren an der LMU –

Mediziner, Theologen, Mathestu-

denten. In einer Porträtserie geht

das MünchnerUni.Magazin dem

Alltag, den Plänen, Wünschen

und Ideen einiger Studierender

an einer der größten und ältesten

Universitäten Deutschlands nach.

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KUNSTSCHÄTZEAN DER LMUGrafiken und Gemälde, Installationen und Fotografien, in Steingehauene Botschaften – die Ludwig-Maximilians-Universität istauch eine Galerie für Kunstwerke. MUM präsentiert dieseSchätze und zeigt, wo sie zu finden sind.

Kaiser und Könige hielten sie in den Händen. Szepter gelten seitJahrhunderten als Zeichen der Würde und der Macht. Bereitsim Mittelalter waren die Amtsstäbe nicht nur in europäischenHerrscherhäusern, sondern auch an allen deutschen Univer-sitäten üblich. Für die Hochschulen ein Symbol ihrer einstigenkorporativen Selbstständigkeit und eigenen Gerichtsbarkeit.

Auch an der 1472 in Ingolstadt gegründeten Ludwig-Maximili-ans-Universität gehören Szepter zu den Insignien der Hoch-schule. Bereits in den ältesten Statuten der Universität sprichtHerzog Ludwig der Reiche dem Rektor seiner Hohen Schule denGebrauch eines Amtsstabes zu. Über dieses alte Szepter ist aller-dings nichts mehr bekannt. Die beiden noch heute im Univer-sitätsarchiv der LMU aufbewahrten Fakultätsszepter stammenaus der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Das Szepter der Artistenfakultät ist aus zum Teil vergoldetemSilber gefertigt. Es ist das Abzeichen jener Fakultät, die im Mit-telalter alle Studenten besuchen mussten, ehe sie ein Studiumin den oberen Fakultäten der Theologie, der Medizin oder derJurisprudenz beginnen konnten. Der rund 120 Zentimeter lan-ge Stab trägt die Marke des aus Prag stammenden IngolstädterGoldschmieds Michael Freytag, die Datierung 1642, sowie dieIngolstädter Beschaumarke. Die Beschaumarke garantiert diehandwerkliche Qualität des Stückes und den Reinheitsgehalt desverwendeten Edelmetalls. Der Kopf des Szepters besteht auseinem von vier spiralförmigen Säulen getragenen Baldachin.Unter diesem knien vor der Madonna mit dem Kinde die heili-ge Katharina von Siena, Patronin der Artistenfakultät, und einGelehrter, möglicherweise Wilhelm Ludwig Benz, der damalsRektor der Universität war.

Das Szepter der oberen drei Fakultäten stammt vom selbenKünstler und ist aus dem gleichen Material, trägt aber keineDatierung. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass es etwa zeitgleichmit dem Artistenszepter entstand. Unter dem sechssäuligen Bal-dachin befinden sich die Patrone der Fakultäten: die Evangelis-ten Lukas (Theologie) und Johannes (Medizin), sowie der heili-ge Ivo von Hélory (Jurisprudenz).

An den meisten Hochschulen war es üblich, dem Rektor das Szep-ter zum Zeichen seiner Würde durch Amtsboten, so genanntePedelle, voran tragen zu lassen. So wurden auch die beiden Szep-ter der LMU regelmäßig gezeigt. Im 20. Jahrhundert konnte mansie beispielsweise bei Rektoratswechseln sehen oder bei öffent-lichen Festumzügen, etwa 1926 zur 100-Jahr-Feier der Univer-sität in München. Nach schweren Beschädigungen im ZweitenWeltkrieg wurden die Szepter vom Münchner Goldschmied Luit-pold Pirzl restauriert. Heute präsentiert der Pedell die Schmuck-stücke nur noch bei wenigen Anlässen, etwa bei der Doktoran-denfeier der Sozialwissenschaftlichen Fakultät. ■ oh

1 Sowohl das Szepter der Artistenfakultät (li.) als auch das Szepter der

oberen drei Fakultäten zeigen die Madonna mit dem Kinde und das auf-

geschlagene Buch aus der Ikonographie des Universitätswappens.

7 Dekan Professor Hans-Bernd Brosius (li.) und Pedell Helmut Stepper auf

dem Weg zur Promotionsfeier der Sozialwissenschaftlichen Fakultät. Der

Pedell trägt hier das Szepter der Artistenfakultät als Zeichen der Würde des

Dekans voran. Die wertvollen Schmuckstücke werden allerdings nur noch

bei seltenen Anlässen gezeigt.

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»Wie kann man denken ohne Bücher?« fragte schon der Schriftsteller George

Bernard Shaw. Dasselbe fragen sich heute unsere Studierenden, die unter dem

Sparzwang der Hochschulbibliotheken leiden. Wegen überproportionaler

Kostensteigerungen können immer weniger neue Bücher gekauft werden,

immer mehr wissenschaftliche Zeitschriften müssen abbestellt werden. Die

Lage ist besorgniserregend: Bundesweit fehlen jährlich rund 50 Millionen Euro.

Diese Bibliothekskrise gefährdet die Ausbildung des gesamten akademischen

Nachwuchses. Hier setzt »Ex Libris – Wissen schaffen« als erstes Spenden-

projekt zugunsten aller deutschen Hochschulen an. Denn private Unterstüt-

zung tut jetzt not.

Wir wenden uns daher mit der Bitte an Sie, diese Aktion zu unterstützen. Sie

haben die Chance, mit einer Spende gezielt die Fakultät Ihrer Alma mater

unkompliziert zu unterstützen – und vielleicht wieder Kontakt zu Ihren

ehemaligen Professoren und Kommilitonen zu knüpfen. Ihre Hochschule,

aber vor allem die jungen Menschen, die hier studieren, werden es Ihnen dan-

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Den Juri stennachwuchsfördern

Ihre Spende ist steuerlich voll absetzbar und wird

gemäß Ihren Wünschen verwandt. Bitte geben Sie

bei Ihrer Überweisung die Hochschule und den

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Natürlich können Sie auch anonym spenden. Über

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informieren wir Sie.

»Der Studienabschluss ist der Anfang einer neuen

Beziehung, die nicht aufhört und von der beide,

die Universität und ihre Absolventen, Gewinn

haben können.« Lord Ralf Dahrendorf

»In der neuen globalen Wissensgesellschaft wird

es immer stärker darauf ankommen, schnell über

bestimmte Informationen

verfügen zu können.«

Lothar Späth

»Wohl dem, der seiner Leser gern gedenkt.

(frei nach Goethe)«

Marcel Reich-Ranicki

Schirmherr: Bundespräsident Dr. Johannes Rau

Kuratorium: Lord Ralf Dahrendorf, Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe, Dr. Gerd-Winand Imeyer, Gerd Köhler, Dr. Wilhelm Krull, Prof. Dr. KlausLandfried, Prof. Dr. Wolf Lepenies, Prof. em. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Maier, Dr.med. Frank Ulrich Montgomery, Prof. Dr. Marcel Reich-Ranicki, Dr. GeorgRuppelt, Dr. h. c. Lothar Späth, Prof. em. Dr. H. G. Zachau

A n t w o r t c o u p o nAn: Wissen schaffen e.V., Postfach 131010, 20110 Hamburg

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mich an:

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DAS LAND!

W i s s e n s c h a f f e n

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Die Antwort auf dieses Problem gibt die Frage selbst. DennStudiengebühren ermöglichen ein besseres Bildungsange-

bot. Bürdet man den Studenten einen gewissen Semesterbeitragauf, der direkt an die Universitäten fließt und nicht in den Säckelnder Länder bzw. des Bundes versickert, dann stünden unseren zuge-gebenermaßen überlasteten Hochschulen viele verschlosseneWege offen. Beispielsweise könnten neue Lehrmittel für die Bibliotheken ange-schafft werden, die auf Grund extrem hoher Kosten für die ebenfallswichtigen Zeitschriftenanschaffungen im Buchbestand sehr ausge-dünnt sind. Viele Kommilitonenklagen über verschollene Bücher,auf Nachfragen lautet die Antwortfast immer: „Wir haben nichtgenug Geld“. Des Weiteren könn-te die Uni mehr Dozenten und Pro-fessoren einstellen, anstatt dasVerhältnis Student – Lehrkörperimmer mehr zuzuspitzen. Die Fol-ge wären weniger überfüllte Hör-säle und kleinere Seminargrup-pen, in denen ein besseres Klimafür wissenschaftliches Arbeitenund Lernen ermöglicht würde.Das gewichtigste Gegenargu-ment, nämlich dass Studienge-bühren das Studium zu einem Pri-vileg der besser Betuchtenmachen würden, ließe sich sicherentkräften. Ein Versuch in dieseRichtung ist das Modell der TUMünchen, die sich für die Einrich-tung eines „Bildungsfonds“ ein-gesetzt und mit Hilfe eines Finanz-dienstleisters jetzt einen erstenVorstoß mit 50 Fonds-Plätzen ver-wirklicht hat. Dank der Experi-mentierklausel im Bayerischen Hochschulgesetz ist dies in Bayernmöglich. Aus diesem Fonds soll weniger vermögenden Studenten ein„Ex-Post-Kredit“ zur Verfügung gestellt werden, der nach Beendigungdes Studiums vom Gehalt zurückgezahlt werden muss. Dadurch sollauch die Studiendauer sinken, da ein schnell durchgezogenes Studi-um später weniger kostet. Das Argument der Schuldenangst lässt sichebenso entkräften. Zitat aus der Süddeutschen Zeitung vom 1. März2003: „…bei einem jährlichen Gebührensatz von 2500 Euro würdensich Darlehenszinsen und das Ausfallsrisiko bei der Rückzahlung bun-desweit auf 900 Millionen Euro belaufen. Das könnte jede Sparkasseübernehmen, auch der Staat könnte mitfinanzieren…“ Grundvoraus-setzung für dieses Modell wäre aber die Änderung des Hochschul-rahmengesetzes, das derzeit noch Studiengebühren verbietet. Zukünf-tig müssten Bund und Länder denHochschulen eine vollständige finan-zielle Eigenverwaltung zugestehen,jedoch ohne dass staatliche Zuschüs-se ausblieben. Ein Problem, an demdie Hochschulreform scheiternkönnte, denn alle Gedankengängenützen nichts, wenn sie am Wider-stand der Politik scheitern. ■

In der Presse kann man bereits seit einigen Jahren dieständige Diskussion um die Einführung von Studienge-

bühren verfolgen. Doch nie war die Debatte so aktuell. Durch dieradikalen Einsparungen in der Bildungspolitik hat man die Be-troffenen für Veränderungen an den deutschen Hochschulen sen-sibilisiert. Man nutzt nun die „Gunst der Stunde” und bietet dasKonzept des gebührenpflichtigen Studiums als Allheilmittel gegendie Finanznöte der Hochschulen an. Fraglich ist jedoch, ob die ausStudentenbörsen kommenden Beträge wirklich für die Hoch-schulen eingesetzt werden oder ob sonstige Finanzlöcher damit

gestopft werden sollen.Dank des (noch) bestehendenHochschulrahmengesetzes, dasGebühren für ein Erststudiumuntersagt, ist jedem unabhängigvon der finanziellen Situation derZugang zur Hochschule möglich.Vor gut zwei Jahren wurde derGedanke des für alle zugängli-chen Hochschulstudiums durchdie BAföG-Reform unterstützt.Dadurch kommen mehr Studen-ten als zuvor in den Genuss einerstaatlichen Studienbeihilfe. EinStudium für Studenten aus sozialschwächeren Familien wurdeattraktiver und leichter realisier-bar gemacht. Mit der Einführung von Studien-gebühren wäre eben diese Grup-pe wieder benachteiligt. Allein diezusätzlichen Kosten wirken aufviele abschreckend. Eine Selekti-on wird somit nicht durch Befähi-gung und Interesse an einemFach wirksam, sondern es ent-scheiden vor allem die finanziel-

len Möglichkeiten des Elternhauses.Auch die bisher vorgeschlagenen Rückzahlungsmodelle derGebühren für Finanzschwache überzeugen nicht. Für sozial schwa-che Studenten, die am Ende ihres Studiums bereits ihre BAföG-Schul-den zu tilgen haben, wächst der Schuldenberg weiter an. Der Startin das Berufsleben mit aus dem Studium resultierenden finanziellenVerpflichtungen und einem relativ geringen Einkommen – nachAbzug von Steuern, Abgaben, Tilgungsraten für Studiengebührenund BAföG-Schulden – erschwert den Aufbau einer eigenen Existenz.Folglich müssen Studenten neben dem Studium noch mehr arbeiten,um die Mehrkosten überschaubar zu halten. Für viele Studenten istdies jedoch bereits Realität, damit die Kosten für Lebensunterhaltund Studienmaterialien gedeckt werden können. Letztlich bleibt dieFrage, wann eigentlich noch Zeit fürdas Wesentliche bleibt, nämlich dasStudium. Das soll schließlich inner-halb der Regelstudienzeit absolviertwerden. Ob dem eigentlichen Zielvon Gebühren – nämlich der Qua-litätssteigerung der Ausbildung –auf diese Weise gedient wird, istzweifelhaft. ■

1 Bernadette Landwehr, 25 Jahre,

studiert im vierten Semester

Amerikanische Kulturgeschichte,

BWL und Psychologie an der LMU

1 Markus Michalek, 23 Jahre,

studiert im vierten Semester NdL,

Politische Wissenschaft und

Sinologie an der LMU

P R O + CONTRA

„BRAUCHEN WIR STUDIENGEBÜHREN?“

Vor allem Bundes- und Landespolitiker liefern sich derzeit dog-

matische Gefechte über Sinn und Unsinn von Studienge-

bühren. Aber was halten eigentlich die Betroffenen selbst

davon? Eine forsa-Umfrage zeigte Ende 2003 eine erstaunliche

Tendenz: 59 Prozent der befragten Studierenden votierten für

die Einführung von Studiengebühren von etwa 500 Euro pro

Semester, wenn diese der jeweiligen Hochschule zugute kom-

men und durch Darlehen finanziert werden können. 41 Pro-

zent lehnten jegliche Gebühren ab. Auch an der LMU gehen

die Meinungen über Studiengebühren unter den Studierenden

auseinander.

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■ PROF. DR. THOMAS CARELLFakultät für Chemie und Pharmazie

Seit Januar 2004 ist Thomas Carell, Jahrgang 1966,Lehrstuhlinhaber für Organische Chemie an derLMU. Er ist der jüngste Träger des Leibniz-For-schungspreises im Jahr 2004 (vgl. Preise & Ehrun-gen, S. 34). Carell studierte in Münster und Hei-delberg, war im Postdoktorat am MIT (USA) undarbeitete dann als Nachwuchsgruppenleiter an derETH Zürich. Er war Kekulé-, Liebig- und Dozen-tenstipendiat des Fonds der Chemischen Industrie.2002 gab Carell am Technion in Haifa die DavidGinsburg Memorial Lecture und wird dort in die-sem Jahr auch Lady Davis Gastprofessor sein. Tho-mas Carell beschäftigt sich in seiner Forschung mitNukleinsäuren, DNA und Zuckermolekülen. Dabeiinteressieren ihn vor allem DNA-Reparaturprozes-se, die für den Erhalt der genetischen Informationin allen Zellen von zentraler Bedeutung sind.

■ PROF. DR. REINER LEIDLFakultät für Betriebswirtschaft

Im September 2003 hat Reiner Leidl den neugegründeten Lehrstuhl für Gesundheitsökonomieund Management im Gesundheitswesen übernom-men. In Personalunion leitet er das gleichnamigeInstitut am GSF-Forschungszentrum für Umweltund Gesundheit in Neuherberg. Leidl wurde 1956in München geboren. Nach dem Studium der Volks-wirtschaft und Promotion an der LMU forschte erzehn Jahre am GSF-Institut für Medizinische Infor-matik und Systemforschung, zuletzt als Leiter derArbeitsgruppe Gesundheitssystemanalyse. 1992wurde er auf den Lehrstuhl für Gesundheitsökono-mie der Universität Maastricht, Niederlande, beru-fen. 1996 folgte er dem Ruf auf einen Lehrstuhl mitgleichem Fachgebiet der Universität Ulm. Leidlinteressiert sich besonders für die Beurteilung derWirtschaftlichkeit von medizinischen Leistungen,für die empirische Analyse von Gesundheitssyste-men sowie für Managementfragen in der Kranken-versicherung und der Gesundheitsversorgung.

■ PROF. DR. CHRISTIAN K. LACKNERMedizinische Fakultät

Seit September 2003 ist Christian K. Lackner Pro-fessor für Notfallmedizin und Medizinmanagementam Institut für Notfallmedizin und Medizinma-nagement (INM) des Klinikums der UniversitätMünchen. Lackner wurde 1961 in München gebo-ren. Nach einer Marketing-Ausbildung folgte 1984

das Studium der Humanmedizin in Budapest, ander LMU sowie in Los Angeles, San Francisco undPortland, Oregon. Hieran schloss sich ab 1990 dieWeiterbildung zum Chirurgen und die Habilitationan der LMU an. Lackners Arbeitsschwerpunkte lie-gen im prä- und akutklinischen Trauma-Manage-ment, dem Qualitäts- und Riskmanagement in der(Akut)Medizin sowie dem Qualitätsmanagement inder Lehre (insbesondere Neue Medien). Er ist Ge-schäftsführer im Vorstand des Instituts für Notfall-medizin und Medizinmanagement des Klinikumsder LMU.

■ PROF. DR. BENEDIKT GROTHEFakultät für Biologie

Seit Oktober 2003 ist Benedikt Grothe Inhaber desLehrstuhls für Neurobiologie am Department Bio-logie II. Er studierte Biologie an der LMU und pro-movierte hier 1990. Anschließend war er für einJahr wissenschaftlicher Mitarbeiter am MuseumMensch und Natur. Danach arbeitete er als Post-doktorand an der University of Texas und an derNew York University. Von 1994 bis 1998 war erWissenschaftlicher Assistent am ZoologischenInstitut der LMU, wo er auch habilitierte. Von 1999bis 2003 war er Leiter einer Arbeitsgruppe amMax-Planck-Institut für Neurobiologie in Martins-ried. Grothe befasst sich vor allem mit der Analy-se der Zeitstruktur von Schallen bzw. der Erfor-schung der neuronalen Verarbeitung dieser Zeit-analyse von Schallen auf der ersten Ebene der Hör-verarbeitung im Gehirn von Säugetieren.

■ PROF. DR. ARNDT BORKHARDTMedizinische Fakultät

Arndt Borkhardt ist seit November 2003 Professorfür Pädiatrische Hämatologie und Onkologie sowieLeiter der gleichnamigen Abteilung im Dr. vonHaunerschen Kinderspital. Er wurde 1963 gebo-ren. Nach dem Studium der Medizin in Magdeburgabsolvierte er seine Ausbildung zum Facharzt fürKinderheilkunde in der Kinderklinik der UniversitätGießen. Anschließend war Borkhardt dort zunächstOberarzt für Neonatologie und pädiatrische Inten-sivmedizin, bevor er 1999 als Oberarzt in die Pädia-trische Hämatologie und Onkologie wechselte undhabilitierte. Ein aktuelles Forschungsprojekt be-fasst sich mit der Anwendung der RNA Interferenzals gentherapeutischer Methode.

■ PROF. DR. SABINE HELLEVI DÄBRITZMedizinische Fakultät

Seit November 2003 ist Sabine Hellevi Däbritz, die1960 in Finnland geboren wurde, Professorin fürHerzchirurgie im Klinikum Großhadern. Mit 23Jahren schloss sie ihr Medizinstudium an der Uni-versität Köln als jüngste Ärztin Deutschlands ab.1984 bis 1989 war sie in der Chirurgischen undGefäßchirurgischen Klinik in Remscheid tätig, un-terbrochen von einem halben Jahr im StädtischenZentralkrankenhaus in Hämeenlinna in Finnland.1989 bis 1998 arbeitete sie im Klinikum Aachen,seit 1990 als Oberärztin in der Herzchirurgie. Dort-

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NEUBERUFEN

1 Prof. Dr. Reiner Leidl

1 Prof. Dr. Thomas Carell

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arbeitete sie mit an der Entwicklung neuer Herz-klappen. 1998 nahm Däbritz das Angebot einerOberarztstelle der Harvard Medical School inBoston an. 1999 wechselte sie an die LMU, wo sie2001 habilitierte. Däbritz ist zurzeit die einzige Pro-fessorin für Herzchirurgie in Deutschland.

■ PROF. DR. UWE WAGSCHALSozialwissenschaftliche Fakultät

Uwe Wagschal, Jahrgang 1966, ist seit Oktober2003 Professor für Empirische Politikforschungund Policy Analysis am Geschwister-Scholl-Insti-tut für Politische Wissenschaft. Er studierte Poli-tikwissenschaft und VWL an der Universität Hei-delberg, wo er 1996 auch promovierte. Danach warer als Wissenschaftlicher Assistent an den Univer-sitäten Heidelberg und Bremen tätig. Er nahm For-schungsaufenthalte wahr, die ihn nach London,Amsterdam, Hull und Colchester führten. Von 2001bis zu seinem Wechsel an die LMU war er SeniorPolitical Scientist und Senior Economist bei demSchweizer Think Tank Avenir Suisse in Zürich.Wagschals Forschungsschwerpunkte sind unteranderem die Steuerreformaktivitäten westlicherIndustrieländer und die Wahl- und Parteiensyste-me in OECD-Ländern.

■ PROF. DR. CHRISTIAN BÖHMFakultät für Mathematik, Informatik und Statistik

Christian Böhm ist seit Oktober 2003 Professor fürPraktische Informatik am Institut für Informatik.Geboren 1968 studierte er Informatik an der TUMünchen. Die Promotion (1998) und Habilitation(2001) erfolgten an der LMU. Von 2001 bis zu sei-ner Berufung nach München hatte er eine Profes-sur an der Privaten Universität für MedizinischeInformatik und Technik Tirol inne. In Forschungund Lehre vertritt Böhm das Fach Datenbanksys-teme mit den Schwerpunkten Ähnlichkeitssuche(Content based Similarity Search) und Data Mining.Mit den von ihm entwickelten Optimierungstech-niken werden Anwendungsgebiete wie Bild-, CAD-und Videodatenbanken, Biometriedatenbanken,aber auch medizinische Anwendungsgebiete wiedie Röntgen- und Kernspintomographie unterstützt.

■ PROF. DR. ANDREAS WOLLBOLDKatholisch-Theologische Fakultät

Zum Oktober 2003 hat Andreas Wollbold, geboren1960, seine Professur für Pastoraltheologie ange-treten. Er studierte katholische Theologie unteranderem an der Theologischen Fakultät Trier. 1982erfolgte die Diakonen- und 1984 die Priesterweihefür das Bistum Trier. 1993 promovierte er in Pasto-raltheologie an der Theologischen Fakultät Trierund war 1994 Visiting Scholar an der University ofNotre Dame. 1997 habilitierte er an der UniversitätFreiburg. Danach war er Professor für Pastoral-theologie und Religionspädagogik am Philoso-phisch-Theologischen Studium Erfurt, von 1999 bis2001 war er dort Rektor. Wollbolds Lehrgebieterstreckt sich auf die gesamte Pastoraltheologie,

Homiletik und Religionspädagogik. Derzeitige For-schungsprojekte beziehen sich auf Gottebenbild-lichkeit als Leitbild seelsorglichen Handelns, auf diePastoral der Sakramente der Initiation und auf welt-priesterliche Spiritualität und Lebensstile.

■ PROF. DR. RAYMOND VOLTZ Medizinische Fakultät

Raymond Voltz hat im Juli 2003 seine Professur fürOnkologische Neuroimmunologie angetreten. Ge-boren 1963, studierte er Medizin in München, Bir-mingham, London und New York und promovierte1991 auf dem Gebiet der Tumorimmunologie. ImAnschluss absolvierte er bis 2000 die Facharzt-ausbildung in Neurologie in München. Parallel dazuerhielt er Forschungsstipendien für Aufenthalte amMax-Planck-Institut für Neurobiologie, Martinsriedund am Memorial Sloan Kettering Cancer Center,New York. Er habilitierte im Jahr 2000 auf demGebiet paraneoplastischer neurologischer Erkran-kungen. Die Diagnostik, Therapie und Erforschungder Pathogenese dieser Erkrankungen ist auchSchwerpunkt seiner Arbeitsgruppe.

■ PROF. DR. SUSANNE CREWELLFakultät für Physik

Susanne Crewell, Jahrgang 1964, hat zum Febru-ar 2004 ihre Professur für Experimentelle Meteoro-logie angetreten. Sie studierte am Institut für Mee-reskunde in Kiel und promovierte 1993 am Institutfür Umweltphysik in Bremen, wo sie bis 1994 alsPostdoc tätig war. Die Forschung zu den Abbau-mechanismen des stratosphärischen Ozons führtesie 1994 bis 1996 an die State University of NewYork. Anschließend arbeitete sie am Meteorologi-schen Institut in Bonn, wo sie 2002 habilitierte.Crewell leitet die Arbeitsgruppe für Strahlung undFernerkundung des Meteorologischen Instituts.Ihre Forschungsaktivitäten sind auf ein verbesser-tes Verständnis von Wolken- und Niederschlags-prozessen ausgerichtet, um so die Sicherheit vonKlimaprognosen zu erhöhen und die aktuelle Wet-tervorhersage – insbesondere von Niederschlag –zu verbessern.

■ PROF. DR. MARTIN REINCKEMedizinische Fakultät

Seit Februar 2004 hat Martin Reincke den LehrstuhlInnere Medizin inne und ist Direktor der Medizini-schen Klinik in der Ziemssenstraße. Reincke, Jahr-gang 1959, studierte von 1978 bis 1985 Human-medizin in Heidelberg und Köln. Nach klinischerAusbildung und zweijähriger Forschungstätigkeitin den USA arbeitete er seit 1992 an der UniversitätWürzburg, wo er 1994 seinen Facharzt machte undsich 1995 habilitierte. Bevor Reincke den Ruf nachMünchen erhielt, war er sechs Jahre lang Leiter derEndokrinologie/Diabetologie an der MedizinischenKlinik der Universität Freiburg. Seine wissen-schaftlichen Schwerpunkte liegen in den BereichenNebennierenerkrankungen, Hypophysenerkran-kungen, Diabetes, Osteoporoseforschung sowieHormonersatztherapie.

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1 Prof. Dr. Martin Reincke

1 Prof. Dr. Susanne Crewell

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■ LMU-STUDENTIN ERHÄLTBMW GROUP FORSCHUNGSPREIS

Für ihre Magisterarbeit über die „Zusammenhän-ge zwischen somatoformen Symptomen undSprachbeherrschung bei ausländischen Patientenmit geringen Sprachkenntnissen“ im Fach Deutschals Fremdsprache hat die Studentin Milada Vyso-ka den „BMW Group Award für InterkulturellesLernen“ erhalten. Der Preis ist mit 5.000 Eurodotiert. Die 29-jährige Slowakin ging in ihrer Stu-die der Frage nach, inwiefern Sprachunterrichtden Genesungsprozess von Patienten mit Migra-tionshintergrund verbessern kann. Dabei wurdesie von Professor Jörg Roche (Deutsch als Fremd-sprache) fachlich betreut und in medizinischenFragen von Professor Manfred Grohnfeldt und Dr.K. J. Zander beraten. Zudem wurde die Studentinvon einer Reihe ehrenamtlicher Mitarbeiterinnenunterstützt. Die BMW-Jury lobte besonders „Ori-ginalität, Innovationspotenzial und Reichweite derErkenntnisse“. Die Ergebnisse, so die Juroren, sei-en „ausgesprochen eindrucksvoll und richtung-weisend für die Zukunft“.

■ HIRNLIGA-FORSCHUNGSPREIS FÜR ALZHEIMER-FRÜHERKENNUNG

Dr. Katharina Bürger und PD Dr. Harald Hampelvon der Forschergruppe Demenzen und neuro-chemische Marker des Alzheimer Gedächtniszen-trums der Psychiatrischen Klinik haben für ihreArbeiten über die Substanz Phosphotau den mit12.500 Euro dotierten Forschungspreis der Hirn-liga e.V. erhalten. Phosphotau, ein möglicher Bio-marker der Alzheimer-Demenz, erlaubt mit sehrhoher Treffsicherheit die Diagnose der Alzheimer-erkrankung in Abgrenzung zu anderen Demenz-erkrankungen. Die Hirnliga ist die Vereinigung derdeutschen Alzheimerforscher.

■ PROFESSOREN CARELL UND SOLLERHALTEN LEIBNIZ-PREIS 2004

Prof. Dr. Thomas Carell, seit Januar 2004 Lehr-stuhlinhaber für Organische Chemie, und Prof. Dr.Jürgen Soll, Lehrstuhlinhaber für Molekulare Zell-biologie der Pflanzen, haben den Förderpreis desGottfried Wilhelm Leibniz-Programms der Deut-schen Forschungsgemeinschaft (DFG) 2004 erhal-ten. Der renommierteste deutsche Förderpreis fürdie Forschung, der mit 1,55 Millionen Euro dotiertist, wurde Ende Februar 2004 in Berlin an insge-samt elf Wissenschaftler verliehen. Der 1966 in

Herford geborene Thomas Carell ist der jüngsteTräger des Leibniz-Preises 2004. „Carell verkör-pert den Idealfall eines modernen präparativenChemikers“, erläutert die DFG ihre Entscheidung.„Seine Arbeitsweise ist hochgradig interdiszi-plinär und spannt den Bogen von der Synthese zurBiologie bis hin zur Medizin.“ Prof. Soll teilt sich den Leibniz-Preis mit dem Frei-burger Forscher Prof. Nikolaus Pfanner. In derWürdigung von Jürgen Soll heißt es: „Herr Soll istmit seiner Arbeitsgruppe auf dem Gebiet des Pro-teinimports in Chloroplasten national wie interna-tional führend.“ Prof. Soll und Prof. Pfanner„ergänzen sich mit ihren Arbeiten in hervorra-gender Weise und führen ein hochkompetitivesund zukunftsweisendes Gebiet der molekularenZellbiologie an“.

■ PROFESSOR HUISGEN ERHÄLT PREIS DERSCIENTIFIC PARTNERSHIP FOUNDATION

Prof. em. Rolf Huisgen von der Fakultät für Che-mie und Pharmazie der LMU hat bei der „SecondInternational Conference on Chemistry and Biolo-gical Activity of Oxygen- and Sulfur-ContainingHeterocycles” im Oktober 2003 in Moskau eineGoldmedaille von der „Scientific PartnershipFoundation” erhalten. Ausgezeichnet wurde er fürseine hervorragenden Forschungs- und Koopera-tionsleistungen („for Contribution to World Sci-ence and International Scientific Collaboration“).

■ FORSCHEREHEPAAR ERHÄLT DEN DEUTSCHEN PSYCHOLOGIE-PREIS 2003

Das Münchener Psychologenpaar Prof. Dr. Nor-bert Bischof und Privatdozentin Dr. Doris Bischof-Köhler haben den Deutschen Psychologie-Preis2003 erhalten. Die Deutsche Gesellschaft für Psy-chologie verlieh den mit 5.000 Euro dotierten Preisgemeinsam mit der Christoph-Dornier-Stiftungund dem Bund Deutscher Psychologinnen undPsychologen erstmals an ein Forscherehepaar.Prof. Bischof ist Honorarprofessor im DepartmentPsychologie an der LMU, seine Frau arbeitet alsPrivatdozentin im selben Department. DiePreisträger gehören laut Jury zu den bedeutend-sten deutschsprachigen Psychologen.

■ VERDIENSTKREUZ AM BANDE FÜR PROFESSOR MILLER

Prof. Dr. Hubert Miller, Sektion Geologie, Fakultätfür Geowissenschaften, hat in Anerkennungbesonderer Verdienste um Volk und Staat das Ver-dienstkreuz am Bande, den Verdienstorden derBundesrepublik Deutschland, erhalten.

■ PROFESSOR HUBER ALS SACHVERSTÄNDIGER BERUFEN

Prof. Dr. Peter M. Huber, Lehrstuhl für Öffentli-ches Recht und Staatsphilosophie, JuristischeFakultät, ist von Bundestag und Bundesrat alsSachverständiger in die Kommission von Bundes-tag und Bundesrat zur Modernisierung der bun-desstaatlichen Ordnung berufen worden.

PREISE & EHRUNGEN

1 Dr. Bürger, PD Dr. Hampel (li.)

1 Milada Vysoka, M.A.

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■ PROFESSOR RIETHMÜLLER ERHÄLT AUSZEICHNUNG FÜR KREBSFORSCHUNG

Die Jacqueline Seroussi Foundation for CancerResearch hat Prof. em. Gert Riethmüller vom Insti-tut für Immunologie mit einem Preis für seineKrebsforschung ausgezeichnet. Der mit 150.000US-Dollar dotierte Preis würdigt Prof. Riethmül-lers jahrelange Arbeit zur frühen Metastasierungdes Krebses, insbesondere für die Entwicklungvon Methoden zur Entdeckung und Therapie vonso genannten Samenzellen.

■ PROFESSOR MAYR ERHÄLT POLNISCHENHUMBOLDT-PREIS

Prof. Dr. Herbert Mayr ist von der Foundation forPolish Science die „Alexander von HumboldtHonorary Research Fellowship“ verliehen worden.Der Professor für Organische Chemie erhielt dieAuszeichnung für seine Arbeiten zur Quantifizie-rung Organischer Reaktivität. Der Preis ist als pol-nisches Äquivalent zum Forschungspreis der deut-schen Alexander von Humboldt-Stiftung konzi-piert und soll die Kooperation des Preisträgers mitpolnischen Wissenschaftlern intensivieren.

■ 16. EHRENDOKTORTITEL FÜR PROFESSOR HELLBRÜGGE

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Theodor Hellbrügge, Prof.em. für Sozialpädiatrie der LMU, ist von der Ukrai-nischen Freien Universität die Würde eines Doc-tor philosophiae honoris causa verliehen worden.Da dieser 16. Ehrendoktortitel ein philosophischerEhrendoktor ist, stellt er für den Kinderarzt Hell-brügge eine Besonderheit dar und bedeutet eineEhrung seiner wissenschaftlichen Programme, dieinzwischen auf der ganzen Welt in der frühen Dia-gnostik von Entwicklungsrückständen verbreitetsind.

■ PROFESSOR JOB WIRD MITGLIED DER AKADEMIE FÜR RAUMFORSCHUNG

Hubert Job, Professor für Wirtschaftsgeographieund Tourismusforschung an der Fakultät fürBetriebswirtschaft, ist zum Ordentlichen Mitgliedder Akademie für Raumforschung und Landes-planung (ARL) berufen worden. Die ARL ist eineraumwissenschaftliche Einrichtung für diegrundlagen- und anwendungsbezogene For-schung mit Sitz in Hannover und gehört der Leib-niz-Gemeinschaft an.

■ GEORG HEBERER AWARD FÜR ERFOLGIM KAMPF GEGEN DEN KREBS

Dr. med. Markus Guba hat den Georg HebererAward für die Entdeckung der Rolle eines Medi-kaments zur Immunsuppression bei Organtrans-plantationen als Mittel im Kampf gegen den Krebserhalten. Die LMU verlieh den von der US-ameri-kanischen Chiles Foundation ausgelobten Preis imRahmen des 531. Stiftungsfestes der Universität.Der mit 25.000 US-Dollar dotierte Preis ist die der-zeit höchstdotierte Auszeichnung für ChirurgischeForschung in Deutschland.

■ AUSZEICHNUNGEN FÜR PROFESSOR GERBES

Prof. Dr. A. L. Gerbes, Stellvertretender Direktorder Medizinischen Klinik und Poliklinik II – Klini-kum Großhadern, ist zum Co-Editor-in-Chief desWorld Journal of Gastroenterology ernannt wor-den. Außerdem wurde Prof. Gerbes zum Mitgliedder Assembly der United European Gastroentero-logy Foundation (UEGF) bestellt. Er ist bereits Mit-glied des Scientific Committee der UEGF.

■ AUSZEICHNUNGEN FÜR PROFESSOR MOULINES

Prof. Dr. C. Ulises Moulines, Seminar für Philoso-phie, Logik und Wissenschaftstheorie, ist im Janu-ar 2004 vom französischen Minister für Bildungund Forschung zum stimmberechtigten Mitglieddes Hochschulrats der Pariser Ecole NormaleSupérieure (ENS) ernannt worden. Aufgabe die-ses Rats ist es, über die wichtigsten wissen-schaftspolitischen und haushaltsmäßigen Vor-schläge des Direktoriums dieser Institution zubefinden und zu entscheiden. Nach der Satzungder ENS sollten stets zwei ausländische Professo-ren aus international anerkannten Universitätenin den Hochschulrat gewählt werden, um die inter-nationale Bindung der Institution zu sichern. Wei-terhin hat die Bayerische Akademie der Wissen-schaften Prof. Moulines zum ordentlichen Mitgliedder Philosophisch-Historischen Klasse der Aka-demie gewählt.

■ PROFESSOR WEIDENFELD IN BOARD DER AL-AKHAWAYN UNIVERSITY BERUFEN

Prof. Dr. Werner Weidenfeld vom Centrum fürAngewandte Politikforschung (CAP) ist vonMohammed VI., König von Marokko, in das Boardof Trustees der Al-Akhawayn University in Ifraneberufen worden. Die Universität liegt zwischen Fezund Marrakesch und ist die international ambesten vernetzte Hochschule Marokkos. ProfessorWeidenfelds Berufung würdigt auch das Engage-ment der Bertelsmann Stiftung in ihrem Projekt„Europa und der Nahe Osten“, das die Stiftung inlangjähriger Kooperation mit dem CAP an derLMU durchführt.

■ PREISTRÄGER DES BUSINESS PLANWETTBEWERBS PRÄMIERT

Die erste Stufe des Münchener Business PlanWettbewerbs 2004, die so genannte „Ideas Crea-tion“, ist im Februar an der LMU mit einer feierli-chen Prämierung abgeschlossen worden. Von deninsgesamt 21 teilnehmenden Teams wurden zweials Preisträger bei einer Feierstunde im Senats-saal der LMU ausgezeichnet. Der mit 500 Eurodotierte erste Preis ging in der Kategorie „Idee vonWissenschaftlern“ an das Team „SpheroTec“ ausder Chirurgischen Klinik (Großhadern), in derKategorie „Idee von Studierenden“ wurde dasTeam „MTG - Media Terminal Gesellschaft“ ausder BWL-Fakultät der LMU mit ebenfalls 500 Euroausgezeichnet.

1 Prof. Dr. Werner Weidenfeld

1 Dr. med. Markus Guba

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■ AKTUELLE STELLENANGEBOTE DER LUDWIG-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT UNTER WWW.LMU.DE/PRESSE/STELLENMARKT

TIPPS &TERMINE

■ FÖRDERUNG FÜR STUDIERENDE UND DOKTORANDEN

Willkommene Finanzspritze für Studierende undPromovenden: Das Bayerische Staatsministeriumfür Wissenschaft, Forschung und Kunst stellt derLMU auch in diesem Jahr Mittel zur Verfügung,die an Studierende für Bücherkauf und den Druckihrer Dissertation ausgezahlt werden können. DasGeld stammt aus dem Nachlass des KonsulsOskar-Karl Forster. Das nach ihm benannte Sti-pendium kann bei der LMU beantragt werden.Gewährt werden Beträge von 100 bis 400 Euro alseinmalige Hilfe zum Kauf von Büchern oder ande-ren Lernmitteln. Promovenden erhalten einenDruckkostenzuschuss für die Dissertation. Antrag-steller müssen Studierende der LMU sein, die sichmindestens im zweiten Semester befinden undsowohl begabt als auch bedürftig sind - exakte Ein-kommensgrenzen und Notendurchschnitte sindvorgegeben. Die genauen Bedingungen für das Stipendiumsind auf einem Antragsformular zusammenge-fasst, das im Stipendien-Referat der LMU erhält-lich ist. Die Antragsunterlagen müssen bis Frei-tag, 16. Juli 2004, abgegeben werden.LMU-Promovenden steht zudem Unterstützungnach dem bayerischen Gesetz zur Förderung deswissenschaftlichen und künstlerischen Nach-wuchses zu. Neu- und Weiterförderungsanträgefür Stipendien sowie Anträge auf zusätzliche För-dermittel für Sach- und Reisekosten können bis17. September 2004 im Stipendien-Referat abge-geben werden. Wenn die wissenschaftliche Arbeiteinen Auslandsaufenthalt von mehr als 30 Tagenerfordert, ist außerdem eine zusätzliche Förde-

rung durch den Deutschen Akademischen Aus-landsdienst (DAAD) möglich. Weitere Informationen: Stipendien-Referat derLMU, Universitäts-Hauptgebäude, Zi. 235, Ge-schwister-Scholl-Platz 1, 80539 München. Tel.:089/2180-5693, Mo, Mi, Fr 8.30 – 11.30 Uhr.

■ KINDERGARTENPLÄTZE ZU VERGEBENIn der Universitätskindertagesstätte im Leopold-park bei der Mensa stehen im kommenden Kin-dergartenjahr 2004/05 wieder Kindergartenplät-ze vorrangig für Kinder von Studierenden bzw.Mitarbeitern der LMU zur Verfügung. Die Uni-versitätskindertagesstätte e.V. können Sie über dieWebseite www.uni-kindergarten.de oder tele-fonisch unter 089/342580 kontaktieren. WeitereInformationen zu Fragen der Kinderbetreuunggibt es auch auf der von Irene Mosel (E-Mail:[email protected]) im Rahmen der ZentralenStudienberatung gepflegten Webseite www.stu-dierenmitkind.uni-muenchen.de.

■ LMU-PATENTKURSIm Mai 2004 startet der berufsbegleitende Patent-kurs „Intellectual Property Management (IPM)“ ander LMU. IPM besteht aus zwei Modulen mit jesechs Abendveranstaltungen. Im ersten Modulliegt der Schwerpunkt auf der „Patentierung inden Life Sciences im internationalen Vergleich“.Das zweite Modul befasst sich mit „Patentverwer-tung und Patent-Portfoliomanagement“. Informa-tionen zu Programm und Anmeldung: Grit Würm-seer, Kontaktstelle für Forschungs- und Techno-logietransfer, Tel.: 089/2180-6350, E-Mail:[email protected], www.lmu.de/kft.

L E S E R B R I E F E

ZUM EDITORIAL „EINE FRAGE DER MOTIVATION“

VON PROF. FRIEDERIKE KLIPPEL IN MUM 04/2003

Ich möchte Ihnen gleich nach der Lektüre Ihres Editorials zur Motivation von

universitärer Forschung und Lehre meine uneingeschränkte Zustimmung aus-

sprechen. Ihre Diagnose sowohl der üblicherweise vorherrschenden Motivatio-

nen einer Entscheidung für Forschung und Lehre wie auch der seit geraumer

Zeit bereits wirksamen Beeinträchtigungen trifft zumindest bei den Lehrenden

der Geisteswissenschaften voll zu. Sie haben mit Ihren Ausführungen die Mei-

nung der überwiegenden Mehrheit in meinem Bekanntenkreis quer durch alle

Qualifikationsstufen formuliert. Bitte vertreten Sie diese Meinung weiterhin

offensiv, wo es nur möglich ist.

3Prof. Dr. Claudia Märtl, Historisches Seminar,

Abt. für Mittelalterliche Geschichte, LMU

ZU MUM 04/2003

Es ist mir ein Anliegen, mich auf diesem Weg einmal sehr herzlich für das sehr

interessante und informative Uni-Magazin zu bedanken. Ich warte immer sehr

gespannt auf die jeweils neue Ausgabe, weil ich weiß, dass ich über interessan-

te und wichtige Themen umfassend informiert werde. Seit dem Relaunch ist das

Magazin auch optisch eine Freude. Ich kann nur sagen, weiter so. Wann wird

denn das neue Heft erscheinen? Viele herzliche Grüße und das denkbar Beste.

3Wolfgang Wenzl, München

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DA STIMMT DIE CHEMIE

„Beim Wettkampf um Deutschlands Elite-Universitäten hat

sich die erste Startgemeinschaft gebildet. Die Freie

Universität Berlin (FU) und die Ludwig-Maximilians-

Universität München (LMU) stellten gestern Pläne für eine

so genannte ,Strategische Allianz’ der beiden Hochschulen

vor. ,Das ist ein Versuch, die beiden zentralen Wissen-

schafts-Standorte in Deutschland zu verknüpfen’, sagte

LMU-Rektor Bernd Huber in Berlin.“

3 Berliner Tagesspiegel, 20.02.2004

WER IST DIE SCHÖNSTE UNI IM LAND?

„Stärken: (…) Erste Uni im CHE-Forschungsranking,

bester deutscher Platz im weltweiten Ranking des CEST

(Platz 51). Stellt die meisten DFG-Gutachter, zählt die

meisten Humboldtstipendiaten. An der Ludwig-Maximi-

lians-Universität haben 13 Nobelpreisträger geforscht,

außerdem studierten hier 35 Bundestagsabgeordnete und

11 Zeit-Redakteure. (…) Urteil: Elite-Kandidat mit Verbes-

serungspotential.“ 3 Die Zeit, 15.01.2004

GUT, DASS WIR VERGLICHEN HABEN

„Bayern und Berlin lieferten sich ein hartes Rennen, als die

Freie Universität Berlin elf Ranglisten zu einem ,Meta-

Ranking’ zusammenfasste. Wichtigste Erkenntnis: Die

Spitzengruppe deutscher Hochschulen ist seit Jahren

,erstaunlich stabil’. (…) Als beste Universität Deutschlands

ging diesmal die LMU München aus dem ,Elfkampf’

hervor. (…) Die Ludwig-Maximilians-Universität München

sammelte erstklassige Platzierungen in allen Feldern ein.“

3 Spiegel Online, 16.01.2004

EIN LABOROFEN ENTTARNT VULKANE

„Hitze schlägt Philippe Courtial entgegen. 1200 Grad heiß

ist das flüssige Gestein, das er aus dem kleinen Ofen in

seinem Labor mit einer Zange herausnimmt. Anschließend

misst der wissenschaftliche Mitarbeiter vom Department für

Geo- und Umweltwissenschaft der Ludwig-Maximilians-

Universität (LMU) München, bei welcher Temperatur die

Probe erkaltet. (…) ,Bei der Lava des Nyiragongo können

wir im Experiment genau bestimmen, bei welcher

Temperatur sie vom flüssigen in den festen Zustand

wechselt und damit aufhört zu fließen’, erklärt (Professor)

Dingwell.“ 3Münchner Merkur, 28.02.2004

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