MacWelt 7/2004

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Wochenendmagazin 27/04 Report: Wie sich Agentur-Chef Gerald Schömbs mit seinem iBook das digitale Leben lebt +++ Von der anderen Seite: Lars' Switch zum Mac (Neue Serie) +++ Macwelt Replay: Neue Spekualtionen um Xbox 2 +++ Steiger vs. Müller: Enttäuschende WWDC - wo bleibt der iMac G5? von Peter Müller (03.07.2004) Wie klickt eigentlich..? Gerald Schömbs, 38, Mac-User seit 1988 - Einen Tag lang begleitet die Macwelt den Berliner PR-Agenturchef in seinem digitalen Leben von Ole Meiners Flughafen Berlin-Tegel um 10.40 Uhr, an Gate 2 spuckt der Lufthansa-Flieger LH 271 aus Köln/Bonn einige bekannte Ge-sichter aus Funk und Fernsehen aus. Doch nicht auf Oliver Kalkhofe, Charlotte Roche, Wigald Boning oder Herbert Feuerstein warten wir (Was wollen die alle in Berlin?), sondern auf Gerald Schömbs: Einen Tag lang begleiten wir den Berliner Agentur-Chef in seinem Arbeitsleben, und das steht ganz im Zeichen des Apfels. Jede Minute wird genutzt: Gerald Schömbs (38), Inhaber der PR-Agentur Schröder und Schömbs (Berlin), im Flughafen Tegel kurz nach der Landung aus Köln/Bonn "Haben wir noch einen Augenblick Zeit?", fragt der 38-jährige Wuschelkopf, den man eher in den Sonnen verwöhnten Surfreservaten vermuten würde und nicht an dem Chefschreibtisch einer Berliner PR-Agentur. "Ich muss nämlich noch E-Mails checken." Schömbs kommt gerade aus Bonn und war eingeladen zur Weltpremiere des neuen Kinofilms von Pepe Danquart "Höllentour". In den Hauptrollen: Erik Zabel und das Team T-Mobile auf der letztjährigen Tour de France - "T-Mobile ist Kunde von uns". Während wir auf seine Kollegin Anne warten, die mit einer anderen Maschine aus der alten in die neue Hauptstadt fliegt, greift der Agen-turchef in seine Bagjack-Kuriertasche und zieht sein iBook G3/900 12" hervor. "Wir haben hier keinen WLAN-Empfang mehr..?" Ein weiterer Griff in die große Tasche und der Bluetooth-Adapter ist gefunden, sein Sony Ericsson T610 ist zwar schon ein wenig akkuschwach ("Das passiert mir sonst nie!"), aber für die Verbindung zum E-Mail-Check reicht der Saft allemal. Zeitversetztes Arbeiten NEWS 05.07.04 © MACWELT Impressum 3

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Report: Wie sich Agentur-Chef Gerald Schömbs mit seinem iBook das digitale Leben lebt

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Wochenendmagazin27/04Report: Wie sich Agentur-Chef Gerald Schömbs mitseinem iBook das digitale Leben lebt +++ Von deranderen Seite: Lars' Switch zum Mac (Neue Serie) +++Macwelt Replay: Neue Spekualtionen um Xbox 2 +++Steiger vs. Müller: Enttäuschende WWDC - wo bleibt deriMac G5?

von Peter Müller (03.07.2004)

Wie klickt eigentlich..?

Gerald Schömbs, 38, Mac-User seit 1988 - Einen Tag lang begleitet die Macwelt den BerlinerPR-Agenturchef in seinem digitalen Leben

von Ole Meiners

Flughafen Berlin-Tegel um 10.40 Uhr, an Gate 2 spuckt der Lufthansa-Flieger LH 271 aus Köln/Bonneinige bekannte Ge-sichter aus Funk und Fernsehen aus. Doch nicht auf Oliver Kalkhofe, CharlotteRoche, Wigald Boning oder Herbert Feuerstein warten wir (Was wollen die alle in Berlin?), sondernauf Gerald Schömbs: Einen Tag lang begleiten wir den Berliner Agentur-Chef in seinem Arbeitsleben,und das steht ganz im Zeichen des Apfels.

Jede Minute wird genutzt: Gerald Schömbs (38), Inhaber derPR-Agentur Schröder und Schömbs (Berlin), im FlughafenTegel kurz nach der Landung aus Köln/Bonn

"Haben wir noch einen Augenblick Zeit?", fragt der 38-jährige Wuschelkopf, den man eher in denSonnen verwöhnten Surfreservaten vermuten würde und nicht an dem Chefschreibtisch einer BerlinerPR-Agentur. "Ich muss nämlich noch E-Mails checken." Schömbs kommt gerade aus Bonn und wareingeladen zur Weltpremiere des neuen Kinofilms von Pepe Danquart "Höllentour". In denHauptrollen: Erik Zabel und das Team T-Mobile auf der letztjährigen Tour de France - "T-Mobile istKunde von uns". Während wir auf seine Kollegin Anne warten, die mit einer anderen Maschine ausder alten in die neue Hauptstadt fliegt, greift der Agen-turchef in seine Bagjack-Kuriertasche und ziehtsein iBook G3/900 12" hervor. "Wir haben hier keinen WLAN-Empfang mehr..?" Ein weiterer Griff indie große Tasche und der Bluetooth-Adapter ist gefunden, sein Sony Ericsson T610 ist zwar schonein wenig akkuschwach ("Das passiert mir sonst nie!"), aber für die Verbindung zum E-Mail-Checkreicht der Saft allemal.

Zeitversetztes Arbeiten

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Schömbs an seinem Schreibtisch in der Agentur. Auch als Chefgönnt er sich

14 neue Mails liegen auf dem Server und dabei hatte Schömbs doch erst kurz vor dem Abflug diePost kontrolliert. Lässt er sich selbst von der modernen Technik kontrollieren? "E-Mail ist für mich daswichtigste Kommunikationsmedium überhaupt, ich genieße die Möglichkeit des Zeit versetztenArbeitens." PR-Menschen wie er sind ja entweder im Mee-ting oder aber unterwegs und deswegeneigentlich gar nicht zu erreichen - gäbe es nicht das Mobiltelefon. "Aber das lasse ich auch häufigklingeln, gerade dann, wenn mir keine Rufnummer angezeigt wird." Der Agenturchef garantiert jedoch:Wer ihm eine E-Mail schreibt, bekommt innerhalb von 24 Stunden auch eine Antwort. "Dafür habe ichdann auch die Freiheit, den Zeitpunkt auszusuchen, wann ich antworte."Über Berlin ergießt sich einGewitterregen, Schömbs fährt seinen Alfa sportlich-sicher durch den Großstadtverkehr, aus demAutoradio baumelt ein Kabel - natürlich für seinen iPod. "Den Sound-track zur 'Höllentour', den hätteich gerne!" Till Broenners Trompete hat es ihm angetan, sein letzter CD-Kauf brachte ihm dieBeatsteaks und Lenny Kravitz nach Hause. "An mir kann es nicht liegen, dass es der Musikindustrieschlecht geht!" Ein Album-Preis von 25 Euro und mehr schreckt ihn nicht ab, "mein Bruder arbeitet indem Business, da kann ich doch gar nicht anders". Früher, damals in der Vor-MP3-Ära, da hat er auchPlatten kopiert, auf Chromdioxid-Kasetten, "aber heute brenne ich in der selben Zeit die kompletteiTunes-Bibliothek auf DVD. Das sind ganz andere Ausmaße!" Schulterblick, Blinker - und wieder soein sportlicher Spurwechsel, man könnte denken..? "Stimmt, ich fahre 'ne Harley, eine Sportster1200." Kinder hat Schömbs übrigens keine, Freundin Judith traut sich als Sozia gelegentlich mit aufdie Maschine.

Umbruch zum DTP miterlebt

Comic-Art in der Lobby der PR-Agentur Schröder

& Schömbs (Berlin) vom Berliner Künstler Jim Avignon (Ohne Namen, 1992)Gerald Schömbs ist einerder schnellen: Mit 15 bereits hat er in Goslar für die Lokalzeitung geschrieben, bald darauf dieFernseh-Seite der Mantelredaktion verantwortet und den Umbruch vom Bleisatz hin zum DesktopPublishing in den späten 80ern miterlebt. "Und da sind auch meine Wurzeln zum Mac", erinnert sichder Durchstarter, "dort hatten wir einen Systemadminstrator, der Apple sehr zugetan war." Nachseinem PR-Volontariat (mit einem Mac Plus an seiner Seite) gründete er 1990 in Berlin seine eigeneAgentur, die beiden SE/30 zum Stückpreis von 5000 D-Mark, die das technische Herz der Firmawaren, konnte er in Raten ab-zahlen.Mittlerweile ist die Agentur in Berlins neuer Mitte zu Hause:Ausgesprochen familiär geht es hier zu, der Mitarbeiter ist durchschnittlich jünger als 30, weiblich undflip-flopt lässig über den Holzfußboden. Zu den mittlerweile 26 Köpfen hinter Schröder + Schömbs, die

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Kunden wie Jägermeister und Wella betreuen und aktuell die Einführung des neuen Tamagotchibegleiten, zählt auch Emma, die dem Gast nicht die Hand reicht, sondern anspringt und interessiertzwischen den Beinen schnüffelt. Die Labrador-Dame gehört zu Geschäftsführerin MiriamStrothjohann, sie teilt sich das Büro mit ihrem Chef, ein iBook hat sie aber für sich alleine. "Ich liebedieses Ding - absolut Blondinen sicher!" Und wenn#s mal bei einer Powerpoint-Präsentation hakt,dann hat ihr Gegenüber gleich eine Lösung parat. "Er ist schon ein ziemlicher Techi." Das haben aucheinige Mitarbeiter erfahren müssen: Wer ihm eine Word-Datei mit 500 Kilobyte per E-Mail schickt,bekommt als Antwort "Das geht auch kleiner!". Lerne: Firmenlogo kleiner und niedrig auflösend, Dateiunter einem neuen Namen speichern, dann erreicht sie den Chef auch über eine GPRS-Verbindungvia Handy - und zwar zügig. "Wir haben doch keine Zeit!", das hört man öfters aus seinem Mund.

Penibel aufgeräumt

Entstehen hier die Ideen für erfolgreiche PR-Kampagnen?Gesehen an der Tür der Herrentoilette der PR-AgenturSchröder

& Schömbs, einer der wenigen Orte ohne Netzwerkanschluss.Der gemeinsame Lunch mussdeswegen auch ausfallen, beim Meeting löffelt Schömbs ein Kohlsüppchen, während er von V.I.P.#sspricht, von Events und Executions, einer Mitarbeiterin noch einmal den Unterschied zwischenMedienkooperation und Medienpartnerschaft erklärt. Hört er angestrengt zu, warum schon wiederVerzögerungen in einem Projekt auftreten, krallt er sich in seinen blonden Locken fest, um dann kurzin seinen Bart zu greifen - und dann zum iBook. Zack - irgendjemand in der Firma bekommt geradeper E-Mail Anweisungen, damit es wieder läuft. Entourage ist penibel aufgeräumt und synchronisiertmit seinem Palm Tungsten, neben der Jobverwaltung auf Filemaker-Basis ist das Office-Paket vonMicrosoft das wichtigste Werkzeug für alle Agentur-Mitarbeiter.

Gerald Schömbs im Meeting: iBook und Palm Tungstenbegleiten ihn in jede Konferenz.

Damit all diese Werkzeuge laufen, gibt es "Cee Jay": Christian Jacob betreut die installierte Basisbereits seit über zehn Jahren, darunter auch einige Windows-Maschinen in der Buchhaltung und imProjektmanagement. "Das sind hier ja doch recht einfache Strukturen, Mail- und Internetserver sindausgelagert, als Datenserver werkelt ein G4, Filemaker-Dienste werden von einem iMac bereitge-stellt und ein Performa 475 sichert sich als Fax-Server sein Gnadenbrot." Drei KilometerCat-6-Ehternetkabel hat er vor zwei Jahren verlegt und damit LocalTalk und 10Base2 in Rentegeschickt, Mac-OS 9 arbeitet aber immer noch auf vielen Rechnern. "Mac-OS X läuft nur auf denRechnern, die unter dem klassischen Sys-tem nicht mehr starten, und die beiden Systeme arbeiten

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gut zusammen. Für uns gibt es jetzt keinen Grund, 'Panther' agenturweit einzuführen."Nach diesemArbeitstag muss der Agenturchef einen Augenblick Luft holen: Be-vor es in den Feierabend geht, stehtin seinem Terminkalender "Atemtherapie". So etwas muss es eben auch geben: Ruhepunkte imLeben. "Das mache ich regelmäßig, ich plane Sabbath-Zeiten ein." Ganz abschalten gelingt ihm dannaber doch nicht, denn auch im Urlaub ist sein iBook fast immer dabei. Digitales Leben.

Der Fragebogen

Gerald Schömbs, 38, ledig, keine Kinder, PR-Berater

Mein erster Computer: Gehörte meinem Vater, irgendwas mit grünem Bildschirm, Floppy-Laufwerkund Cartridges für die einzelnen Programme.

Mein erster Mac: Ein SE/30, der hat 5000 D-Mark gekostet, die ich in Raten zahlen konnte. War daSystem 6.0.5 drauf?

Aktuell arbeite ich# #mit einem iBook G3 900 MHz, 640 MB RAM, 40-GB-Festplatte und Mac-OS X10.3.4

Mein Startlaufwerk heißt# #GDrive.

Mein Hintergrundbild zeigt# #ein Landschaftsfoto von meinem letzten Ibiza-Urlaub.

Mein aktueller Fehlerton ist# # (schaut in den Systemeinstellungen nach) #Ping#.

Mein Lieblings-Programm ist# #Salling Clicker # die Mac-Fernsteuerung per Bluetooth-Handy. Absolutcool!

Ich bin online seit# #1993, damals mit Compuserve.

Mein Mac kommuniziert mit dem Internet# #hier im Büro über eine 2-MBit-Standleitung, zu Hause viaDSL, unterwegs gerne Wlan oder per Handy via GPRS.

Meine Startseite ist# #unsere Intranet-Seite, die "orange pages" der Agentur.

Zuletzt habe ich meinem Mac und mir eine Freude gemacht mit# #dem dreimaligen Austausch derHauptplatine. Trotz Gewährleistung eine wahre Freude # jetzt läuft mein iBook wieder!

Dringend nötig hätten mein Mac und ich# #Akku, Akku, Akku!

Ich liebe an meinem Mac# # dass ich in meinem iBook nicht nur mein Büro, sondern mein gesamtesPrivatleben dabei habe: Fotos, Filme, Freunde. Und wenn am freien Tag die Agentur etwas will:Aufklappen, loslegen, erledigt.

Und ich hasse am Mac# #dass ich dank ihm viel zu viel vor dem Computer sitze # und Ärger mitmeiner Freundin bekomme.

Ich arbeite mit einem Mac, denn# #er macht mich flexibel und unabhängig # das passt zu mir.

Zu Windows-Usern sage ich bloß: Warum kompliziert, wenn#s doch so einfach geht!

Mein letztes Backup ist# #zwei Wochen alt.

Die größte Pleite mit einem Mac habe ich erlebt, als# #ich im Flieger nach Ibiza saß und statt desStartbildschirms mich die Kernel Panic packte. Diagnose: Hauptplatinenfehler

Steve Jobs, dir wollte ich sagen# #wann bitteschön kommt das Apple-Handy? Und zeig denSmart-Designern, wie man coole Autos baut.

Und aus der Redaktion der Macwelt würde ich gerne erfahren: Gibt es eine Chance auf ein12-Zoll-iBook mit ausklappbarem 17-Zoll-TFT?

Neue Serie: Switch - Teil 1

Begrenzt zitierfähig: iTunes für Windows und die Frage aller Fragen

Es sind nicht die großen Worte, sondern die kleinen Aha-Erlebnisse, die Windows-Benutzernachdenklich werden lassen, ob sich Millionen von Usern nicht vielleicht doch irren könnten.

von Ole Meiners

"Wieso landet eigentlich jeder Virus auch auf meiner Festplatte?" Wenn Windows-Benutzer über ihrenComputer schimpfen, dann ist das nicht unbedingt frei von Fäkalsprache und nur begrenzt zitierfähig #und so ist diese Frage von Lars im Original doch deutlich schärfer formuliert als hier wiedergegeben.

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