MAGAZIN FÜR GESUNDHEITSFÖRDERUNG UND PRÄVENTION -...

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gesundes 20. JAHRGANG | NR. 1 | JUNI 2018 MAGAZIN FÜR GESUNDHEITSFÖRDERUNG UND PRÄVENTION österreich Im Interview Caroline Costongs, Beate Hartinger-Klein, Klaus Ropin Praxis Projekte mit weitreichender Wirkung Thema Die Entwicklung der Gesundheits- förderung seit 1998 JUBILÄUM Jahre Gesundheits- förderungsgesetz

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2 0 . J A H R G A N G | N R . 1 | J U N I 2 0 1 8

MAGAZIN FÜR GESUNDHEITSFÖRDERUNG UND PRÄVENTION

österreich

Im InterviewCaroline Costongs, Beate Hartinger-Klein, Klaus Ropin

PraxisProjekte mitweitreichender Wirkung

ThemaDie Entwicklung der Gesundheits-förderung seit 1998

JUBILÄUM

JahreGesundheits-

förderungsgesetz

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IMPRESSUM

Offenlegung gemäß § 25 MedG

Medieninhaber: Gesundheit ÖsterreichGmbH (GÖG), Stubenring 6, 1010 Wien, FN 281909y, Handelsgericht Wien

Herausgeber: Ao. Univ-Prof. Dr. HerwigOstermann, Geschäftsführer der GÖG, und Mag. Dr. Klaus Ropin, Geschäftsbereichsleiterdes Fonds Gesundes Österreich, einesGeschäftsbereichs der GÖG

Retouren, Redaktionsadresse und Abonnement-Verwaltung:Fonds Gesundes Österreich,Aspernbrückengasse 2, 1020 Wien, Tel. 01/895 04 00-0, [email protected]

Redaktionsbüro: Mag. Dietmar Schobel,Meidlinger Hauptstr. 3/5-7, 1120 Wien,www.teamword.at, [email protected], Tel. 01/909 33 46

Konzept dieser Ausgabe:Mag. Gerlinde Rohrauer-Näf, MPH undMag. Dietmar Schobel

Redaktion:Mag.Gudrun Braunegger-Kallinger,Ing. Petra Gajar, Mag. Rita Kichler,Anna Krappinger, MA,Dr. Anita Kreilhuber, Dr. Gert Lang,Mag. Harald Leitner,Mag. Hermine Mandl,Mag. Gerlinde Rohrauer-Näf, MPH,Mag. Dietmar Schobel (Leitung),Mag. Gabriele Vasak, Mag. Petra Winkler,Mag. Dr. Verena Zeuschner

Graphik: Mag. Gottfried Halmschlager

Fotos: Mag. Gottfried Halmschlager, DIJohannes Hloch, Klaus Ranger, Fotolia, privat

Gestaltung der Titelseite:Mag. Gottfried Halmschlager

Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H.Erscheinungsweise: 2 x jährlichVerlags- und Herstellungsort: WienVerlagspostamt: 1020 Wien

Blattlinie: Das Magazin „Gesundes Österreich” ist Österreichs Plattform fürGesundheitsförderung. Es vermittelt Inhalteaus den Handlungsfeldern Politik, Wissenschaft und Praxis und präsentiert die Menschen, die Gesundheitsförderung erforschen, planen und umsetzen.

INHALT01/18

MENSCHEN & MEINUNGEN

Kurz & bündig 5-6

GesundheitsministerinBeate Hartinger-Klein im Interview 7

Gastbeitrag von HeidrunThaiss, der Leiterin derdeutschen Bundeszentralefür gesundheitliche Aufklärung12

Gastbeitrag von ThomasMattig, dem Direktor vonGesundheitsförderungSchweiz13

Caroline Costongs, die Geschäftsführerin von EuroHealthNet über

die Herausforderungen für Europas Gesundheits-systeme14

Umfrage: Die drei ehemaligen Leiter/innen des Fonds Gesundes Österreich über die Bedeutung des Gesundheitsförderungs-gesetzes 16

WISSEN

Kurz & bündig 17-18

Thema: 20 Jahreösterreichisches Gesundheits-förderungsgesetz19-37

Daten & Fakten19

Klaus Ropin im Interviewüber die Entwicklung derGesundheitsförderungwährend der beiden vergangenen Jahrzehnte20

Die Arbeitsprogrammeund die 5 Programm-linien des Fonds Gesundes Österreich21

Capacity Building durch Fort- und Weiterbildung22

Ausbildung und Forschung 27

Von der ersten Idee zu Strukturen für Betriebliche Gesund-heitsförderung in ganz Österreich28

DIE ERSTEN JAHRE ENTSCHEIDENMöglichst früh die Gesundheit zu fördern, lohnt sich.

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Foto: Fotolia.com - Claudia Paulussen

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Wie sich die Gesund-heitsförderung in Öster-reichs Städten und Ge-meinden entwickelt hat.30

Gesundheitsförderungfür ältere Menschen32

Gesunde Ernährung baut auf34

Gesunde Bewegung imAlltag und beim Sport36

Österreichische PlattformGesundheitskompetenz38

SELBSTHILFE

Die Entwicklung derSelbsthilfe in Österreich39

Auf einen Blick: Die Adressen der Selbsthilfe-Dachverbände40

Der Verein „Aktion Kinderherz Österreich“41

Der Bundesverbandfür kleinwüchsige Menschen 42

PRAXIS

Kurz & bündig 43-44

Das Projekt „Eigenständigwerden“ verbessert die psychosoziale Gesundheit von Kindernund Jugendlichen in ganz Österreich.45

Das Projekt „anders essen“ wurde aufmehrere Bundesländerübertragen.46

Die Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“sorgt für bessere sozialeKontakte und stärktdie Gesundheit.48

Gesündere Wohnhäuserfür Senior/innen in Wien, der Steiermarkund Tirol50

Das „Kleinbetriebs-modell“ sorgt in ganzÖsterreich für gesündereArbeitsbedingungen inUnternehmen mitweniger als 50Mitarbeitenden.52

1998 war ein wichtigesJahr für die Gesundheits-förderung in Österreich.Nach dreijährigen Vorar-beiten wurde das öster-reichische Gesundheits-förderungsgesetz vomParlament verabschiedet.Gesundheitsförderungim umfassenden Sinneder Ottawa Charta derWeltgesundheitsorgani-sation WHO von 1986 erhielt dadurch nationaleAnerkennung. Zugleich hat dieses Bundesgesetzschon die Finanzierung und Strategien für diepraktische Umsetzung festgelegt sowie mit demFonds Gesundes Österreich (FGÖ) die Institutionbeschrieben, die dafür zuständig ist.Das 20-Jahre-Jubiläum des Gesetzeswerkes ist füruns ein Anlass, dieses zu würdigen, zurückzu-schauen, Zwischenbilanz zu ziehen und gleichzei-tig den Blick in die Zukunft zu richten. Diese Aus-gabe unseres Magazins „Gesundes Österreich“ be-schreibt, wie sich die Gesundheitsförderungsland-schaft in Österreich in den vergangenen beidenJahrzehnten insgesamt entwickelt hat und skizziertdie wichtigsten Veränderungen entlang der fünfaktuellen Programmlinien des FGÖ. Diese bündelneinerseits unsere bisherigen Aktivitäten und gebenandererseits die künftige Orientierung vor. Auf denSeiten 19 bis 37 lesen Sie Näheres dazu.Information, Fortbildung, Vernetzung, Qualitätssi-cherung, Professionalisierung, der Aufbau vonStrukturen und der Ausbau von Kapazitäten habenvon Beginn an zu den wesentlichen Aufgaben desFGÖ gezählt und werden das weiterhin tun. Dasgilt ebenso für die Projektförderung. Seit 1998 wur-den 1.345 Projekte der Gesundheitsförderung un-terstützt und erfolgreich abgeschlossen. UnserSchwerpunkt liegt dabei zunehmend darauf, Be-währtes zu verbreiten sowie Wissen zu transferie-ren. Auf den Seiten 45 bis 52 sind einige der vomFGÖ geförderten Projekte beschrieben, die von ei-ner Institution oder Region auf zahlreiche weitereübertragen oder bundesweit umgesetzt wurden. In-terviews, Gastbeiträge, Berichte aus der Selbsthilfeund Kurzmeldungen sind selbstverständlich auchin der Jubiläumsausgabe unseres Magazins enthal-ten und komplettieren diese.

Ich wünsche Ihnen eine informative Lektüre unddanke Ihnen für Ihr Interesse an Gesundheitsförde-rung und am Fonds Gesundes Österreich und seinem Magazin,

Klaus Ropin,Geschäftsbereichsleiter des Fonds Gesundes Österreich

EDITORIALLiebe Leserin, lieber Leser!

820 Jahre umfassende

Gesundheitsförderungin Österreich.

1998 wurde das österreichische Gesundheitsförderungsgesetz beschlossen.

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MENSCHEN & MEINUNGEN

NÖ TUT GUT!

Anfang des Jahres wurde im Schloss Gra-fenegg bereits zum siebenten Mal derVorsorgepreis des Landes Niederöster-reich verliehen. Er wurde in drei Kate-gorien jeweils österreichweit sowie speziellauch für das Land Niederösterreich ver-geben. In der Kategorie „Gemeinden/Stadte“ erhielt das im Rahmen der Ini-tiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“vom Fonds Gesundes Österreich (FGÖ)geförderte Projekt „MahlZeit – gemein-sam essen, reden, lachen“ der ARGE Se-nioren Mobil im Waldviertel den öster-reichischen Vorsorgepreis. Das Projekt„Essbares Waidhofen an der Thaya“ wur-de mit dem niederösterreichischen Vorsorgepreis ausgezeichnet. In der Kategorie „Betriebe“ setzten sich zweivom FGÖ geförderte Projekte durch. „Cabin ready for Health“ von AustrianAirlines erhielt den österreichischen Vor-sorgepreis, der niederösterreichische ging

an „Gesundheit führt!“ der niederöster-reichischen Gebietskrankenkasse. In derKategorie „Bildungseinrichtungen“ wurdedas Projekt „MOOVE“ der Neuen NÖMittelschule Schrems mit dem österrei-chischen Vorsorgepreis prämiert. Es regtSchülerinnen und Schüler an, in ihrerFreizeit gesunde Bewegung in der Regionauszuüben. „I love my heart!“ der

Organisation „Wealth Health Project“bildet an Volksschulen Bewusstsein füreinen gesunden Lebensstil und wurdemit dem niederösterreichischen Vorsor-gepreis ausgezeichnet. Insgesamt wurdenseit 2008 mehr als 1.600 Projekte aus ganzÖsterreich für den Vorsorgepreis einge-reicht. Davon wurden bislang die besten54 prämiert.

FONDS GESUNDES ÖSTERREICH

Pünktlich zum Weltnichtrauchertag Ende Mai hatdie „Schall ohne Rauch“-Tour 2018 ihren Hö-hepunkt erreicht. Der Hintergrund: Kinder undJugendliche zeigen, dass Party feiern sehr gutauch ohne Qualm geht und Nichtrauchen einfachcool ist. Rund 600 Teilnehmer/innen haben sichin der Wiener In-Location „Bollwerk“ getroffenund ihre Landessieger in Sachen Tabakpräventiongefeiert sowie den Österreich-Sieger, der heueraus dem Burgenland kommt. Insgesamt habenan der österreichweiten Tabakpräventionsinitiative„Leb’ dein Leben. Ohne Rauch. YOLO!“, die be-reits zum dritten Mal stattfindet, 4.500 Schüler/in-nen aus 226 Schulklassen in ganz Österreich teil-genommen. Alle Schulstufen der 10- bis 14-Jäh-rigen konnten sich in einem spielerischen Wis-senswettbewerb rund um das Nichtrauchen mes-sen und mit einem Klassenfoto online „Likes“sammeln. Für die Gewinnerklassen und die

engagierten Pädagog/innen winkten Geldpreisevon 100, 250 oder 500 Euro für die Klassenkassa.Die Übergabe erfolgte bei den „Schall ohneRauch“ Schüler/innenevents in den jeweiligenLandeshauptstädten. Die Maßnahmen wurdenvom Bundesministerium für Arbeit, Soziales,

Gesundheit und Konsumentenschutz und demFonds Gesundes Österreich gemeinsam mit Ju-gendlichen entwickelt. Sie wurden in Kooperationmit der Österreichischen ARGE Suchtvorbeugungdurchgeführt und heuer aus Mitteln der Bundes-gesundheitsagentur finanziert.

Tabakpräventionsinitiative

Foto: YOLO!

Das vom Fonds Gesundes Österreich geförderte Projekt „Cabin ready for Health“ der Austrian Airlines erhielt denösterreichischen Vorsorgepreis in der Kategorie „Betriebe“.

Foto: Klaus Ranger

Ein Preis für die besten Projekte

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MENSCHEN & MEINUNGEN

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Foto: Gottfried Halmschlager

JUBILÄUM

Das österreichische Gesundheits-förderungsgesetz von 1998 genießtauch international hohe Anerken-nung. Es war der Anstoß und bildetdie Basis für eine vielfältige undprofessionelle Landschaft an Insti-tutionen und Personen, die sichheute in Österreich für Gesund-heitsförderung einsetzen. Dazuzählt auch der Fonds GesundesÖsterreich (FGÖ), dessen Arbeit,grundlegende Strategien und Finanzierung in dem damals bahn-brechenden Gesetzeswerk be-schrieben sind. Qualitätssicherung,Vernetzung, Capacity Building,

Information und Wissenstransferzählen dabei zu den wichtigstenAufgaben, durch die der FGÖ zuumfassender Gesundheitsförde-rung und damit zu mehr Wohlbe-finden für alle Bürgerinnen undBürger beiträgt.

Projektförderung ist eines der Kern-elemente unserer Tätigkeit und inden vergangenen zwei Jahrzehntenwurden dafür rund 2.900 Anträgeeingereicht. Rund 1.350 Pilotpro-jekte wurden seither durchgeführtund abgeschlossen und 160 wer-den aktuell umgesetzt. Viele davonwaren sehr erfolgreich, sodass derFonds Gesundes Österreich auchzunehmend einen Schwerpunkt

darauf legt, Bewährtes breit umzusetzen.

All dies ist für uns ein Grund das20-Jahre-Jubiläum des Gesund-heitsförderungsgesetzes gebührendzu begehen. Das geschieht einer-seits bei der 20. ÖsterreichischenGesundheitsförderungskonferenzEnde Juni in Wien, in unseren Me-dien und weiteren Informations-angeboten, andererseits auch inder vorliegenden Jubiläumsausga-be von „Gesundes Österreich“,welche die Entwicklung der vergangenen zwei Jahrzehnte imÜberblick aufzeigt.Vor allem wollen wir aus diesemAnlass auch DANKE sagen:

• an die Pionierinnen und Pio-niere der Gesundheitsförderungin Österreich

• an die Entscheidungsträger/innen und Wissenschafter/innen,die uns unterstützen

• an die Praktiker/innen undKooperationspartner/innen, diesich für Gesundheitsförderungengagieren

• und an Sie, liebe Leserinnenund Leser, die Sie unserer Arbeitund unserem Thema Interesseund Aufmerksamkeit schenken,

IHR Team des Fonds Gesundes Österreich

20 JAHRE GESUNDHEITS-FÖRDERUNGSGESETZ

Das Team des Fonds Gesundes Österreich (von links stehend): Petra Winkler, Markus Mikl, Gudrun Braunegger-Kallinger, Ismihana Kupinic, Gert Lang, Ina Rossmann-Freisling,der Geschäftsbereichsleiter Klaus Ropin, Aleksandar Zoran, Anna Krappinger, Gabriele Ordo, Jürgen Tomanek-Unfried, Bettina Grandits, Katharina Rettenegger, Elisabeth Stohl, (sitzend) Andrea Niemann, Verena Zeuschner, Sabrina Kucera, Barbara Glasner, Petra Gajar, Rita Kichler, Elisabeth Kerschbaum, Andrea Riegler; nicht abgebildet sind:Theresa Barotanyi, Thomas Bartosik, Sandra Dürnitzhofer und Gerlinde Rohrauer-Näf

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GESUNDHEITSLAND KÄRNTEN

Die Initiative „Gesunde Küche“ istein Angebot der Kärntner Landes-regierung in Kooperation mit demVerein Gesundheitsland Kärnten fürEinrichtungen der Gemeinschafts-verpflegung. Bereits 42 Betriebe be-teiligen sich und haben täglich Ge-müse oder Salat auf dem Menüplanund bieten regelmäßig Vollkornpro-dukte an. Zu den als „Gesunde Küche“ zertifizierten Unternehmenzählen etwa der Marienhof, eine Pfle-geeinrichtung in Maria Saal, in der39 Menschen mit Behinderungen be-gleitet werden, oder „Tonis Essen aufRädern“, das täglich 250 Mahlzeitenaus der gesunden Menülinie des Lan-des Kärnten an Kindergärten, Schu-len, Horte und ein Seniorentages-zentrum liefert. „Monis Zwergen-küche“ in Altendorf versorgt unter

anderem Volksschulen und NeueMittelschulen mit 220 Portionen aus-gewogener Kost pro Tag.

MENSCHEN & MEINUNGEN

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AVOS SALZBURG

AVOS, der Arbeitskreis für VorsorgemedizinSalzburg und AMD, der ArbeitsmedizinischeDienst Salzburg, haben seit Anfang desJahres neue Strukturen. Sie werden nun-mehr beide als GmbHs geführt, deren Ei-gentümer der aus ehrenamtlich tätigenÄrzt/innen bestehende AVOS-Verein ist.Geschäftsführerin der AVOS GmbH ist seitJänner Angelika Bukovski, die seit mehrals zehn Jahren bei der Einrichtung für

Prävention und Gesundheitsförderung tätigist. Stefan Huber ist Geschäftsführer derAMD GmbH. Er war zuvor mehr als fünfJahre für den Bereich Beteiligungsmana-gement in der Finanzabteilung des LandesSalzburg zuständig und hat 2017 denAVOS- und AMD-Restrukturierungsprozessals Experte und Projektleiter begleitet. DasLand, die Gebietskrankenkasse, die Arbei-terkammer und die WirtschaftskammerSalzburg werden künftig in den Entschei-dungsgremien von AVOS und AMD nochstärker als bisher vertreten sein.

Neue Strukturen

Fotos: AVO

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Täglich ausgewogene Ernährung

Angelika Bukovskiist seit Jänner Ge-schäftsführerin der AVOS GmbH,Stefan HuberGeschäftsführer derAMD GmbH

„Monis Zwergenküche“ in Altendorf zählt zu den als „Gesunde Küche“ zertifizierten Betrieben

Das Team von „Tonis Essen auf Rädern“ mit derKärtner Landeshauptmann-Stellvertreterin BeatePrettner (3. von rechts, vorne)

Von links: Die Linzer Stadträtin Eva Schobesberger, Bürgermeister Klaus Luger, Vizebürgermeister Detlef Wimmer,Proges-Geschäftsführerin Doris Formann, Albert Maringer,Obmann der OÖGKK, sowie die Projektkoordinatorin NicoleWagner bei der Eröffnung des Büros für kommunikativeund innovative Nachbarschaftsinitiativen KOMM! im Franck-viertel in Linz.

PROGES OBERÖSTERREICH

Gesundheit hat viel mit Wohlbefinden, Selbstbe-stimmung und Aktivität im persönlichen Lebensraumzu tun. Ein Grundsatz, den Proges Oberösterreichseit Anfang des Jahres auch mit einem Projekt imLinzer Stadtteil Franckviertel in die Tat umsetzt.Gemäß dem Motto „Gemeinsam unser Viertel be-leben“ wurde hier im März das erste Büro für kom-munikative und innovative Nachbarschaftsinitiativen(KOMM!) eröffnet.Es steht den Bewohner/innen nun als zentraler Ortzur Verfügung, wo sie ihre eigenen Ideen für eingesundes Miteinander im Viertel einbringen undentwickeln können. Jeder, der Aktivitäten für eingesundes Miteinander im Viertel umsetzen möchte,ist hier richtig und erhält kompetente Unterstützung.Egal, ob es sich um die optimale Parkgestaltunghandelt, hausübergreifende Veranstaltungen or-ganisiert werden oder lokale Institutionen ihr An-gebot präsentieren wollen.Das Projekt, das sich der so genannten „Quartiers-arbeit“ widmet, wird vom Fonds Gesundes Öster-reich, der Stadt Linz und der Gemeinnützigen Woh-nungsgesellschaft der Stadt Linz GmbH unterstützt.Quartiersarbeit agiert – wie der Name bereits sagt– quartiers- und stadtteilbezogen und ist nicht aufspezielle Zielgruppen oder Generationen festgelegt.Sie handelt nicht für, sondern mit den Menschen.Sie ermutigt, unterstützt und aktiviert zur Teilhabean allen wesentlichen Fragen der Lebensgestaltungund im Idealfall kann so gemeinsam die Lebens-qualität für alle Menschen im Viertel gesteigertwerden.

KOMM! Innovativ gelebte Nachbarschaft

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Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein: „Gesundheit ist ein Querschnitts-thema, das nicht nur das Gesund-heitsressort, sondern viele gesellschaftliche Bereiche betrifft.“

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GESUNDES ÖSTERREICH Frau Bundesministerin Hartinger-Klein,welche Bedeutung hat das österrei-chische Gesundheitsförderungsgesetzaus dem Jahr 1998?Beate Hartinger-Klein: Das Gesundheits-förderungsgesetz bildet die Basis für gezielteMaßnahmen für mehr Gesundheit der Men-schen in Österreich und weist darauf hin, dassGesundheitsförderung in allen Lebensphasenerfolgen soll und wirkungsvoll ist – von Kin-dergartenkindern bis zu älteren Menschen. ImSinne des Konzeptes „Health in all policies“gehen wir hier von einem umfassenden Begriffvon Gesundheit aus. Diese ist ein Querschnitts-thema, das nicht nur das Gesundheitsressort,sondern auch viele andere gesellschaftlicheBereiche betrifft.

GESUNDES ÖSTERREICH Welche Schwerpunkte wollen Sie in der aktuellen Legislaturperiode imBereich der Gesundheitsförderung setzen?Unser Hauptziel muss sein, dass die Bürgerinnenund Bürger mehr Lebensjahre bei guter Ge-sundheit verbringen. In den vergangenen Jahr-zehnten ist zwar die Lebenserwartung derMenschen in Österreich erfreulicherweise ge-stiegen, die Zahl der „gesunden Lebensjahre“hat sich jedoch nicht wesentlich erhöht. Hierbesteht auch im internationalen Vergleich Auf-holbedarf, speziell in Relation zu den skandi-navischen Ländern. Gesundheitsförderung kannviel dazu beitragen, das zu verbessern. Dabeiist mir sehr wichtig, den Menschen bewusstzu machen, dass sie auch selbst für ihren Körper

und ihre Gesundheit verantwortlich sind unddurch ausgewogene Ernährung und gesundeBewegung viel dafür tun können. Aus derWissenschaft ist bekannt, dass unsere gene-tischen Anlagen nur zu etwa 20 Prozent un-seren Gesundheitszustand bestimmen. EinTeil hängt von den Verhältnissen, in denenwir leben, also von den Umwelteinflüssenab. Aber zu rund 30 bis 40 Prozent ist derMensch selbst durch sein Verhalten für seineGesundheit verantwortlich. Und eben dortmüssen wir ansetzen.

GESUNDES ÖSTERREICH Gibt es bestimmte Lebenswelten, die dabei besonders wichtig sind? Wir sollten vor allem bereits in den Kindergärtenund Volksschulen mit gesundheitsförderlichenMaßnahmen beginnen. Wenn wir die Kindererreichen, so sind einerseits ein Leben langpositive Effekte zu erwarten, andererseits kannsich das auch auf die Eltern auswirken. DennKinder hinterfragen meist alles sehr genau,und wenn sie sich etwas einmal angeeignethaben, sind sie oft die besten Erzieher der Erwachsenen. Das gilt nach meiner persönlichenErfahrung in ökologischen Fragen ebenso wiebeim Lebensmitteleinkauf und lässt sich sicherauf den Gesundheitsbereich übertragen. Indiesem Zusammenhang haben zudem alle Aktivitäten für schwangere und stillende Frauenund deren Babys sehr große Bedeutung, wieetwa der Mutter-Kind-Pass, der künftig um einen „Jugendpass“ ergänzt werden soll.

GESUNDES ÖSTERREICH Was soll dadurch erreicht werden?

Der Mutter-Kind-Pass und die Vorsorgeunter-suchungen, die darin bis zum 5. Lebensjahrvorgeschrieben sind, tragen wesentlich zu ei-nem höheren Gesundheitsbewusstsein in derBevölkerung bei. Durch den Jugendpass sollenkünftig auch ältere Kinder und Jugendlichevon diesem Modell profitieren. Es soll ihnenunter anderem vermittelt werden, was sieselbst für ihre Gesundheit tun können undwelche Bedeutung ausgewogene Ernährungund gesunde Bewegung dafür haben.

GESUNDES ÖSTERREICH Was sind weitere Zukunftsthemen für den Bereich der Gesundheits-förderung und Prävention? Die Digitalisierung hat auch im Sektor der Ge-sundheitsförderung immer mehr Relevanz,zum Beispiel durch Apps oder Digitalisierungs-projekte, die zu einem gesünderen Leben mo-tivieren. Dieses Potenzial der Neuen Mediensollten wir nutzen, und das nicht nur für dieJugend, sondern ebenso für ältere Menschen.Für diese können auch Konzepte für „AmbientAssisted Living“ Bedeutung haben, also digitaleDienstleistungen, die sie in ihrem alltäglichenLeben unterstützen – und zum Beispiel daraufaufmerksam machen, wenn sie ihren Flüssig-keitsbedarf noch nicht gedeckt haben. Weitersist mir wichtig, dass die Menschen in ÖsterreichZugang zu gesicherten Gesundheitsinforma-tionen haben. Nicht zuletzt soll die Mundhy-giene künftig für Kinder und Jugendliche zueiner Leistung werden, deren Kosten von denSozialversicherungen übernommen wird. Sokann die Zahngesundheit insgesamt verbessertwerden.

Das Hauptziel sind mehr gesundeLebensjahreGesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein im Interview über die Bedeutung des österreichischen Gesundheitsförderungsgesetzes und künftige Schwerpunkte in der Gesundheitsförderung.

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JUBILÄUM

Vor 20 Jahren wurde in Österreich einGesetz beschlossen, das unter inter-nationalen Expert/innen heute wie

damals als vorbildlich gilt. Das Gesundheits-förderungsgesetz wurde am 27. März 1998

vom österreichischen Nationalrat verabschie-det und hat einerseits Maßnahmen und Ini-tiativen zum Inhalt, welche die Gesundheitder Bevölkerung „im ganzheitlichen Sinnund in allen Phasen des Lebens“ erhalten,

fördern und verbessern. Andererseits geht esdarin auch um „Aufklärung und Informationüber vermeidbare Krankheiten sowie überdie die Gesundheit beeinflussenden seeli-schen, geistigen und sozialen Faktoren“.

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20 JahreumfassendeGesundheits-förderung in ÖsterreichDas österreichische Gesundheitsförderungsgesetz feiert heuer 20-Jahre-Jubiläum. Es hat Gesundheits-förderung im Sinne der Ottawa Charta der WHO inÖsterreich auf den Weg gebracht. Text: Dietmar Schobel

1986 wurde durch die Ottawa Charta derWeltgesundheitsorganisation WHO derGrundstein für umfassende Gesundheits-förderung gelegt.

1998 wurden die Konzepte der OttawaCharta durch das österreichische Gesund-heitsförderungsgesetz auf rechtlicher Ebenefestgeschrieben. Außerdem ist darin die Finanzierung geregelt und mit dem FondsGesundes Österreich (FGÖ) wird eine Struktur für die Umsetzung gesundheits-

förderlicher Maßnahmen definiert. Neben Projektförderung sind vor allem Vernetzung, Fortbildung und Information,der Aufbau von Strukturen, Evaluation undQualitätssicherung Aufgaben des FGÖ.

2006 wurde die Gesundheit ÖsterreichGmbH gegründet. Der FGÖ ist seither einervon deren drei Geschäftsbereichen.

2012 wurden die zehn Gesundheitsziele für Österreich von der Bundesgesundheits-

kommission und dem Ministerrat beschlossen. Neun sind dem Thema Gesund-heitsförderung gewidmet und nur eines befasst sich mit der Gesundheitsversorgung.

2014 wurde von der Bundeszielsteue-rungskommission die Gesundheitsförde-rungsstrategie bis 2022 beschlossen. Sie beschreibt, wie Gesundheitsförderungund Primärprävention zielgerichtet und abgestimmt durchgeführt werden sollen.

DATEN UND FAKTEN

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„Mit einem Gesundheitsförderungsgesetzauf nationaler Ebene war Österreich Vorrei-ter“, erinnert sich Brigitte Zarfl, damals Ge-sundheitsreferentin im Kabinett von Eleonore Hostasch, der zuständigen Bundesministerin,und heute Sektionsleiterin im Bundesminis-terium für Arbeit, Soziales, Gesundheit undKonsumentenschutz. Gemeinsam mit BrigitteSvoboda, der damaligen Leiterin der Abteilungfür Gesundheitsförderung des Bundesminis-teriums, war sie wesentlich an den etwa dreiJahre dauernden Vorarbeiten zu dem Gesetzbeteiligt. Dieses hat einen „salutogenetischenAnsatz“, das bedeutet, dass Gesundheits-förderung an erster Stelle zum Ziel hat, dieRessourcen für Gesundheit zu stärken undsomit von Prävention zu unterscheiden ist,durch die Krankheiten vermieden werdensollen. Außerdem geht das Gesetz davonaus, dass Gesundheit nicht allein vom Ver-halten der einzelnen Menschen abhängt,

sondern vor allem von den Verhältnissen,in denen wir leben, lernen, lieben, wohnen,arbeiten und spielen. Gesundheit wird somitauch als „Querschnittsmaterie“ und als Auf-gabe für verschiedene Ressorts und Diszip-linen verstanden.

Eine neue Sicht von Gesundheit„All das war damals revolutionär und wurdedurch das Gesundheitsförderungsgesetz bun-desweit strukturell verankert“, betont BrigitteZarfl. Tatsächlich basiert das legistische Werkauf den wesentlichen Inhalten der Ottawa Charta, die 1986 bei der ersten in-ternationalen Konferenz für Gesundheitsför-derung der Weltgesundheitsorganisation WHObeschlossen wurde und den Blick auf Ge-sundheit grundlegend verändert hat. In Öster-reich wurden die Ideen dieses grundlegendenDokumentes der Gesundheitsförderung relativfrüh bekannt und auch vergleichsweise rasch

durch Netzwerke und regionale Initiativen indie Praxis umgesetzt.

Ilona Kickbusch, die Initiatorin der OttawaCharta, hat in den Jahren nach der Konferenzimmer wieder Vorträge in Österreich gehalten.Zu den österreichischen Pionier/innen für Ge-sundheitsförderung in diesem umfassendenSinne zählen Hannes Schmidl und Beate Wimmer-Puchinger in Wien, Fredy Mayer inVorarlberg sowie Oskar Meggeneder im Be-reich der Betrieblichen Gesundheitsförderungin Oberösterreich. Der GesundheitssoziologeJürgen Pelikan war für das weltweit erste Pilotprojekt für ein gesundheitsförderndesKrankenhaus verantwortlich, das ab 1989 inWien verwirklicht wurde, und Horst Noackhat ab 1992 wichtige Impulse für Forschungund Ausbildung im Bereich von Gesundheits-förderung und Public Health in Österreich ge-geben. Lindi Kálnoky, die ehemalige dritteFo

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JUBILÄUM

Präsidentin des Steiermärkischen Landtages,war nicht nur in ihrem Bundesland schon frühfür Gesundheitsförderung sehr aktiv, sondernauch ganz wesentlich an der Entstehung desGesundheitsförderungsgesetzes und der Grün-dung des Fonds Gesundes Österreich beteiligt.

Erweiterte Aufgaben ab 1998Dessen Vorläufer war bereits 1988 mit Un-terstützung des damaligen Gesundheitsmi-nisters Franz Löschnak eingerichtet worden:

Das „Forum Gesundes Österreich“ war eineInformations- und Koordinationsplattform,die vor allem auch im Bereich Selbsthilfe-Un-terstützung aktiv war, mit zunächst noch be-scheidenen finanziellen Möglichkeiten. Mitdem Gesundheitsförderungsgesetz von 1998wurde es zum „Fonds Gesundes Österreich“(FGÖ) mit erweiterten Aufgaben. Für diesewurden und werden rund 7,25 Millionen Euroaus dem Umsatzsteueraufkommen der Republik Österreich zur Verfügung gestellt.

„Es war von Beginn an klar, dass der FondsGesundes Österreich mehr sein soll als eineStelle, die Förderungen für Projekte vergibt“,betont Dennis Beck, der ab Oktober 1998der erste Geschäftsführer der neuen Einrich-tung für Gesundheitsförderung war und heutedie Wiener Gesundheitsförderung leitet. Zuden Aufgaben des FGÖ zählen vielmehr auchVernetzung und Fortbildung sowie in Abstim-mung mit den bestehenden Einrichtungender Aufbau von Strukturen für Gesundheits-förderung. Weiters soll er dem Gesundheits-förderungsgesetz zufolge unter anderem fürForschung, Evaluation und Qualitätssicherungsorgen.All diesen Anforderungen wurde schon in denfrühen Jahren der neu gegründeten InstitutionRechnung getragen, um so die Konzepte derOttawa Charta anhand fundierter Kriterienzu verwirklichen. Die erste österreichische Ge-sundheitsförderungskonferenz des FGÖ imJuni 1999 in Salzburg war denn auch demThema „Gesundheitsförderung zwischenTheorie und Praxis“ gewidmet. Seither fanden19 Gesundheitsförderungskonferenzen undbis 2010 auch zwölf Präventionstagungenstatt, die den Wissenserwerb der Akteurinnenund Akteure der Gesundheitsförderung, aberauch den Erfahrungsaustausch und die Ver-netzung zwischen diesen unterstützt haben.Das Fortbildungsprogramm des FGÖ starteteebenfalls bereits 1999 (siehe auch Artikel aufden Seiten 22 und 23) und zwar mit einemLehrgang für „Qualitätsmanagement in derGesundheitsförderung“.Alle oben genannten Aktivitäten wurden inden folgenden Jahren fortgesetzt und konti-nuierlich an den regionalen Bedarf und jenender Zielgruppen angepasst, was auch in denArbeitsprogrammen und Jahresberichten desFGÖ nachzulesen ist. Öffentlichkeitsarbeitdurch Kampagnen, Broschüren, Websites,Presseaussendungen und nicht zuletzt dieZeitschrift „Gesundes Österreich“ hat all diesbegleitet und unterstützt. Während zu Beginnder Tätigkeit des FGÖ viel Pionierarbeit zuleisten war sowie Aufmerksamkeit für dasThema Gesundheitsförderung geschaffen undKriterien dafür entwickelt werden mussten,sind in der Folge nach und nach neue Schwer-punkte entstanden. „Die Koordination undAbstimmung von bereits Vorhandenem, Ver-netzung und Partnerschaften sowie der Wis-

6 DIMENSIONEN DER KAPAZITÄTSENTWICKLUNG

„Die Kapazitäten für Gesundheitsförderung inÖsterreich weiterzuentwickeln, zählt zu denwichtigsten Aufgaben des Fonds GesundesÖsterreich“, erklärt Gerlinde Rohrauer-Näf, diestellvertretende Leiterin des Fonds GesundesÖsterreich und ergänzt, dass es in allen sechsDimensionen, die dafür von Bedeutung sind,in den vergangenen beiden Jahrzehnten Ver-besserungen gegeben habe. Diese sechs Berei-che sind: Führung und Steuerung, Strukturenund Organisationen, finanzielle Ressourcen,qualifizierte Arbeitskräfte, Partnerschaften so-wie Wissensentwicklung.„Im Einzelnen betrachtet wurde vor allemauch in der Dimension der Führung undSteuerung durch politische Strategien in denvergangenen Jahren sehr viel vorangebrachtund zwar konkret besonders durch die zehnösterreichischen Gesundheitsziele und die Ge-sundheitsförderungsstrategie“, sagt GerlindeRohrauer-Näf und ergänzt, dass bei der Grün-dung und dem Ausbau kompetenter Orga-nisationen und der Ausbildung und Pro-fessionalisierung von Expertinnen und Ex-perten ebenfalls große Fortschritte verzeichnetworden seien. Bei der Finanzierung habe esebenfalls Zuwächse gegeben, auch wenn dieGeldmittel für Gesundheitsförderung in Relati-on zu den Ausgaben in der Krankenversor-gung nach wie vor sehr gering seien. Laut ei-ner aktuellen Studie des Hauptverbandes derSozialversicherungsträger und der GesundheitÖsterreich GmbH hatten die Aufwendungenfür Gesundheitsförderung und Primärpräventi-on 2012 einen Anteil von 1,5 Promille an dengesamten Gesundheitsausgaben.

Eine positive Entwicklung habe es auch im Be-reich der Partnerschaften von Einrichtungen

aus dem Gesundheitsbereich mit Institutionenaus anderen Sektoren gegeben, so GerlindeRohrauer-Näf, und die Gesundheitsziele mit ih-rem „Health in all policies“-Ansatz hätten da-zu viel beigetragen. Nachholbedarf sieht diestellvertretende Leiterin des Fonds GesundesÖsterreich vor allem in der Dimension der Wissensentwicklung und speziell in der For-schung für Gesundheitsförderung für die rela-tiv wenig Mittel zur Verfügung stünden. „Ins-gesamt ist die Entwicklung der Kapazitäten fürGesundheitsförderung in Österreich jedochsehr positiv verlaufen, und die Zahl der fachlichversierten Expertinnen und Experten sowie derEinrichtungen, die in diesem Bereich professio-nell und qualitätsvoll tätig sind, hat sich deut-lich erhöht“, sagt Gerlinde Rohrauer-Näf zu-sammenfassend und betont: „In den vergan-genen beiden Jahrzehnten ist in Österreich soeine reiche und vielfältige Landschaft der Ge-sundheitsförderung entstanden.“

Foto: Ernst Rohrauer

Gerlinde Rohrauer-Näf:„Die Entwicklung der Kapazitätenfür Gesundheitsförderung in Österreich ist sehr positiv verlaufen.“

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senstransfer haben zunehmend an Bedeutunggewonnen“, erklärt Klaus Ropin, der seit2001 für den FGÖ tätig und seit 2014 dessenLeiter ist.

Die Qualität sichernKarin Reis-Klingspiegl hat 1987 als Öffent-lichkeitsarbeiterin bei der steirischen Einrich-tung für Gesundheitsförderung begonnen undist heute Geschäftsführerin von Styria vitalis.„Das Gesetz von 1998 hat Gesundheitsför-derung auf Bundesebene Bedeutung gegebenund war ein verbindendes Element für dieNetzwerke und regionalen Initiativen für Gesundheitsförderung, die damals schon be-standen haben“, betont auch die steirischeExpertin und weist darauf hin, dass die Tä-tigkeit des Fonds Gesundes Österreich undseiner Mitarbeiter/innen in den vergangenen20 Jahren sehr viel zum Aufbau von Kapazi-täten beigetragen habe sowie dazu, die Ge-sundheitsförderung weiterzuentwickeln undihre Qualität zu sichern. Zudem haben natürlichdie rund 1.345 innovativen Projekte, die inden vergangenen zwei Jahrzehnten durchden Fonds Gesundes Österreich gefördert underfolgreich abgeschlossen wurden, sehr zahl-reiche positive Entwicklungen in Gang gesetzt.Sie konnten oftmals nachhaltig verankert wer-den und haben so dazu beigetragen, Gesund-heitsförderung in Österreich zu etablieren.Auf den Seiten 45 bis 52 dieser Jubiläums-ausgabe des Magazins „Gesundes Österreich“werden einige dieser Projekte mit „Schnee-balleffekt“ genauer vorgestellt.

Meilensteine der Gesundheitsförderung2006 wurde die Gesundheit Österreich GmbH(GÖG) als nationale Institution für Gesund-heitsförderung, Qualität, Planung und For-schung im österreichischen Gesundheitswesengegründet, und der FGÖ ist seither nebendem Österreichischen Bundesinstitut für Ge-sundheitswesen (ÖBIG) und dem Bundesin-stitut für Qualität im Gesundheitswesen (BIQG)einer von drei Geschäftsbereichen dieser Einrichtung. Ein weiterer Meilenstein in derEntwicklung der Gesundheitsförderung sinddie zehn Gesundheitsziele für Österreich, dieim Sommer 2012 von der Bundesgesund-heitskommission und dem Ministerrat be-schlossen wurden. Sie wurden von rund 40Institutionen aus Politik und Gesellschaft undmit Beteiligung von rund 4.500 Bürgerinnenund Bürgern erarbeitet. Neun dieser Ziele sinddem Thema Gesundheitsförderung gewidmetund nur eines befasst sich mit der Gesund-heitsversorgung. 2013 wurden im Rahmender Gesundheitsreform unter anderem auchLandesgesundheitsförderungsfonds einge-richtet, die bis 2022 mit insgesamt 150 Mil-lionen Euro aus Mitteln der gesetzlichen Kran-kenversicherung und der Länder dotiert sind.2014 wurde von der Bundeszielsteuerungs-kommission schließlich die bis 2022 gültigeGesundheitsförderungsstrategie beschlossen.Sie beschreibt, wie Gesundheitsförderung undPrimärprävention zielgerichtet und abgestimmtdurchgeführt werden sollen.„In den vergangenen beiden Jahrzehntenwurden viele Erfahrungen gewonnen und viel

Expertise erarbeitet, wie gesundheitsförderlicheMaßnahmen wirkungsvoll umgesetzt werdenkönnen. Mit den Gesundheitszielen und derGesundheitsförderungsstrategie ist nun auchein guter Rahmen dafür vorhanden, wie diesesWissen möglichst großflächig in die Praxisumgesetzt werden kann“, betont Stefan Spitzbart, seit 2004 der Leiter der Organisa-tionseinheit für Gesundheitsförderung beimHauptverband der Sozialversicherungsträger.Der Gesundheitssoziologe ergänzt, dass derFonds Gesundes Österreich als Impulsgeberund durch seine Vernetzungsfunktion sehrviel zu dieser positiven Dynamik beigetragenhabe. Diese lasse sich unter anderem auchdaran erkennen, dass die personellen Kapa-zitäten innerhalb der Sozialversicherung er-weitert und zunehmend mehr Expertinnenund Experten für den Bereich Gesundheits-förderung tätig seien.

Wachsende AnerkennungDie beschriebenen gesetzlichen, strukturellenund finanziellen Veränderungen haben derGesundheitsförderung in den vergangenenbeiden Jahrzehnten politisch und gesellschaft-lich mehr Bedeutung gegeben. WachsendeAnerkennung gab es auch für das Konzept„Health in all policies“ oder Gesundheit inallen Politikfeldern, das deutlich macht, dassGesundheit, wie schon eingangs erwähnt,ein Thema ist, das viele gesellschaftliche Sek-toren betrifft – vom Bildungswesen und demSozialbereich über die Infrastruktur bis zurLandwirtschaft. Für Verbesserungen sind des-halb ressortübergreifende gemeinsame An-strengungen notwendig, wie sie etwa durchdie im Rahmen der österreichischen Gesund-heitsziele eingerichteten Arbeitsgruppen erfolgen. Das Interesse an Gesundheitsthemenaus anderen gesellschaftlichen Bereichen mache es allerdings manchmal auch erforderlich, die Kernaufgaben von Gesund-heitsförderung nochmals deutlich zu machenund sich dort, wo es notwendig sei, abzu-grenzen, meint Dennis Beck, der zusammen-fassend betont: „Insgesamt betrachtet wurdeseit dem Gesundheitsförderungsgesetz von1998 in Österreich viel erreicht, und wir können zufrieden Rückschau halten. Gleich-zeitig gibt es aber keinen Grund, sich selbstgefällig zurückzulehnen. Für die Zukunftbleibt noch sehr viel zu tun.“

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JUBILÄUM

Dennis Beck: „Wir können zufrieden Rückschau auf 20 JahreGesundheitsförderung in Österreich halten. Doch für die Zukunft bleibt noch sehr viel zu tun.“

Stefan Spitzbart: „In den vergangenen beiden Jahrzehn-ten wurde viel Expertise erarbei-tet, wie gesundheitsförderliche Maßnahmen wirkungsvoll umgesetzt werden können.“

Fotos: Hauptverband, Klaus Ranger

Klaus Ropin: „Die Koordination und Abstimmung von bereits Vorhandenem, Vernetzung und Partnerschaften sowie der Wissenstransfer haben zunehmend an Bedeutung gewonnen.“

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GASTBEITRAG

Gesundheitsförderung wird inZukunft nur eine Chance ha-ben, wenn sie sowohl beim

Einzelnen als auch in öffentlichen In-stitutionen und bei zivilgesellschaftli-chen Akteuren ankommt. Viel zu oftwird ausschließlich an das Verhaltender Menschen appelliert: „Beweg’dich mehr!“, „Iss gesünder!“, „Rau-che nicht und trinke Alkohol nur inMaßen!“, lauten die Botschaften. DasBewusstsein des Einzelnen zu schär-fen ist wichtig – doch noch viel mehrkommt es darauf an, dass Kinderta-gesstätten, Schulen, Arbeitsplätze, Ju-gend- und Senioreneinrichtungen so-wie die öffentliche Verwaltung insge-samt einen gesundheitsförderlichenAlltag unterstützen.Anschauliches Beispiel für solch einekonzertierte Aktion sind die Maßnah-men zur Tabakprävention in Deutsch-land. Die Häufigkeit des Rauchens bei12- bis 17-jährigen Jugendlichen ver-ringerte sich von knapp 30 Prozent imJahr 2001 auf weniger als zehn Prozentim Jahr 2016. Dies wurde durch unter-schiedliche Maßnahmen erreicht, dieauf mehreren Ebenen stattfanden: Aufgesamtgesellschaftlicher Ebene erfolgtenjährliche Tabaksteuererhöhungen,Rauchverbote in öffentlichen Räumensowie Rauchfrei-Öffentlichkeitskam-pagnen, und in Schulen wurdendeutschlandweit Programme etabliert,um dem Einstieg in das Rauchen vor-zubeugen, wie etwa der Klassenwett-bewerb „be smart – don’t start“.

Die Bundeszentrale für gesundheitlicheAufklärung hat zudem einen Leitfadenentwickelt, der Schulen dabei unter-stützt, rauchfrei zu werden. Für Bür-gerinnen und Bürger gibt es ein um-fangreiches Angebot an Informations-materialien und interaktiven Ausstiegs-hilfen – sowohl off- als auch online.Der Sachverständigenrat zur Begut-achtung der Entwicklung im Gesund-heitswesen hat bereits 2005 die kon-textbezogene Mehrebenenkampagneals wirksamen Ansatz für die Primär-prävention empfohlen. Die bisherigenErfolge der Tabakprävention zeigen:Diese umfassenden Ansätze sind weg-weisend für die Zukunft.

Die Lebenswelten im MittelpunktAuch das 2015 vom Deutschen Bun-destag verabschiedete Präventionsge-setz stellt die Lebenswelten in denMittelpunkt der Gesundheitsförde-rung durch die Sozialversicherungen.Das Gesetz gibt vor, dass für die Gesundheitsförderung und Präventi-on in Lebenswelten insbesondere deren jeweilige Träger Verantwortungübernehmen und die Krankenkassendabei eine unterstützende Funktionerhalten. Dazu brauchen die Träger keine un-überschaubare Anzahl von Einzel-projekten, die zeitlich begrenzt undaufwändig sind. Sie benötigen viel-mehr Beratung und finanzielle Unterstützung in ihren Steuerungs-systemen, um sich bundesweit zu

gesundheitsfördernden Organisatio-nen entwickeln zu können: Gesund-heitsförderliche kommunale Koordi-nierung, Schulentwicklungspläneund Qualitätsmanagementverfahrenin Kindertagesstätten und Senioren-einrichtungen sind die Strategien, diesich dauerhaft wirksam zeigen. Hier-für sind eine ressortübergreifendePlanung, die Berücksichtigung vonGesundheit bei allen relevanten Entscheidungen und eine bedarfsori-entierte, partizipative Gestaltung aufkommunaler Ebene notwendig.

Qualitätsentwicklung und WirkungsforschungAll dies geht nicht ohne begleitendeQualitätsentwicklung als kontinuier-lichen politischen Lernprozess. Wirbrauchen jedoch weitere Wirkungs-forschung, um Zielgruppen noch tref-fender erreichen zu können. Es ist da-her sinnvoll, dass – wie im Präventi-onsgesetz festgelegt – in jeder Legis-laturperiode ein Bericht über die Ent-wicklung der Gesundheitsförderungund Prävention erstellt werden soll.Der Bericht dient der Dokumentationsowie der Erfolgskontrolle und Eva-luation und soll bei der Weiterent-wicklung gemeinsamer Ziele helfen.Dafür sind künftig noch effektivereEvaluationsverfahren nötig. Der kom-plexen Realität der Lebenswelten bes-ser gerecht zu werden, wird eine zen-trale Herausforderung der Gesund-heitsförderung der Zukunft sein.

Umfassende Ansätze sind wegweisend für die Zukunft

Die wichtigsten Zukunftsthemen der Gesundheitsförderung beste-hen darin, der Realität der Lebenswelten besser gerecht zu werden

und effektivere Evaluationsverfahren zu entwickeln, schreibt Heidrun Thaiss, die Leiterin der deutschen Bundeszentrale für

gesundheitliche Aufklärung (BZgA), in ihrem Gastbeitrag.

Heidrun Thaiss: „Wir brauchen weitere Wirkungsforschung, um Zielgruppen noch treffendererreichen zu können.”

Foto: B

ZgA

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GASTBEITRAG

Was sind die Zukunftsthemen vonGesundheitsförderung und Prä-vention? Um diese Frage zu be-

antworten, möchte ich zunächst einenBlick in die Vergangenheit werfen. Denndie zukünftigen Aufgaben ergeben sich ausdem, was in den vergangenen Jahren auf-gebaut worden ist. In der Schweizer Ge-sundheitspolitik fristeten Prävention undGesundheitsförderung lange Zeit einSchattendasein. Mit dem Krankenversiche-rungsgesetz von 1994 wurden sie erstmalsgesetzlich geregelt. Die Gründung von Ge-sundheitsförderung Schweiz als privat-rechtliche Stiftung der Kantone und derKrankenversicherungen geht ebenfalls da-rauf zurück. Mit dieser Struktur sind wir einBeispiel für Public Private Partnership. Das ist ganz im Sinn der Weltgesundheits-organisation WHO, die 1999 für eine globaleGesundheitsförderungs-Allianz geworbenhat, welche Vertreter des öffentlichen unddes privaten Sektors sowie der Zivilgesell-schaft zusammenbringen sollte. Diese Orga-nisationsform entspricht auch dem schwei-zerischen föderalistischen System, in demdas Gesundheitswesen in der Hand der Kan-tone liegt. An ihnen führt kein Weg vorbei.Vor einigen Jahren wurde ein gesamtschwei-zerisches Präventionsgesetz in eben jenerParlamentskammer abgeblockt, in welcherdie Kantone vertreten sind. Umfragen zeigenjedoch, dass der Sinn der Prävention in derSchweiz nicht grundsätzlich angezweifeltwird. Doch zentralstaatliche Lösungen stoßenauf heftigen Widerstand.

Die nationale Strategie weist den Wegin die ZukunftAus salutogenetischer Sicht kann man dafürsogar einiges Verständnis aufbringen. Ge-sundheit kann nicht von oben verordnetwerden, sie braucht Gestaltungsmöglich-keiten. Das gilt auf individueller Ebene genauso wie auf politischer. Wir berück-sichtigen das in unserer täglichen Arbeit.Vor zehn Jahren begannen wir mit einigenwenigen Kantonen, Programme zu Ernäh-rung und Bewegung für Kinder und Jugend-liche aufzubauen. Heute beteiligt sich diegroße Mehrheit der Kantone an unserenkantonalen Aktionsprogrammen. Diese sind zum Grundmuster für weitere Programmeim Rahmen einer nationalen Strategie zurPrävention nichtübertragbarer Krankheiten(NCD-Strategie) geworden. Sie wurde 2017von Bund und Kantonen gemeinsam ver-abschiedet und weist den Weg in die Zu-kunft.Durch die NCD-Strategie sind die Aufgabenvon Gesundheitsförderung Schweiz erweitertworden. Aktuell planen wir eine nationaleKampagne, die für das Thema psychischeGesundheit sensibilisieren und zur Ressour-censtärkung bei Individuen beitragen soll.Gesundheitsförderung Schweiz konzentriertsich heute auf die folgenden Schwerpunkte:

• Ernährung und Bewegung

• Gesundheitsförderung im Alter• Betriebliches Gesundheitsmanagement• Psychische Gesundheit• Prävention in der Gesundheitsversorgung.

Das Gesundheitswesen stärkenDer Prävention in der Gesundheitsversorgungwurde bisher wenig Beachtung geschenkt.Das soll sich ändern. Das Gesundheitswesenkann gestärkt, Folgekosten von Krankheitenkönnen gesenkt werden, wenn die Präventionüber die ganze medizinische Versorgungs-kette verankert wird – von der Kuration biszur Rehabilitation. Hier befinden wir unsnoch in der Projektphase. Anders beim Be-trieblichen Gesundheitsmanagement (BGM).In Zusammenarbeit mit der Wirtschaft hatGesundheitsförderung Schweiz innerhalbweniger Jahre zahlreiche Konzepte und Toolsfür jede Art von Betrieb entwickelt – vomGroßunternehmen bis zu den kleinen undmittleren Betrieben, von produzierenden Fir-men bis hin zu Dienstleistern. Mit dem Label„Friendly Work Space“ wurde zudem einQualitätssiegel geschaffen, das verbindlicheStandards für die Betriebliche Gesundheits-förderung setzt.Mehr als 70 Prozent der Schweizer Unter-nehmen betreiben heute in irgendeiner FormBGM. Das ist zweifellos eine Erfolgsgeschich-te, gleichzeitig aber auch ein Zeichen dafür,wie sehr der Druck in der Arbeitswelt ge-stiegen ist. Diesen im Sinne der Gesund-heitsförderung zu reduzieren, wird deshalbweiterhin einer unserer Arbeitsschwerpunktebleiben. Zwei weitere ergeben sich aus demdemographischen Wandel und der Digitali-sierung, die Prävention und Gesundheits-förderung jetzt und künftig vor große He-rausforderungen stellen – und das bekannt-lich nicht nur in der Schweiz. Fo

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esundheitsforderung Schw

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Gesundheit kann nicht vonoben verordnet werden

Die zukünftigen Aufgaben von Gesundheitsförderung undPrävention ergeben sich aus dem, was in den

vergangenen Jahren aufgebaut worden ist, meint Thomas Mattig, der Direktor von Gesundheitsförderung

Schweiz, in seinem Gastbeitrag.

Thomas Mattig: „Der Prävention in der Gesundheitsversorgung wurde bisher wenig Beachtung geschenkt. Das soll sich ändern.“

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IM INTERVIEW

GESUNDES ÖSTERREICH Frau Costongs, was sind die größten Herausforderungen, vor denen die Gesundheitssysteme in den europäischenLändern aktuell stehen?Caroline Costongs: Die dringlichste Frageist, wie wir gewährleisten können, dass die Ge-sundheitssysteme nachhaltig finanzierbar bleiben.So unterschiedlich sie in den europäischen Län-dern gestaltet sind, stehen sie doch alle in ähn-licher Weise vor diesem Problem. Einerseitsmüssen die Gesundheitssysteme deshalb effi-zienter werden. Andererseits wird es bei man-chen, sehr teuren Innovationen auch notwendigsein, deren Nutzen zu bewerten und davon aus-gehend eine Auswahl zu treffen. Weiters müssenwir uns damit auseinandersetzen, dass der Anteilder älteren Menschen in den europäischen

Nationen wächst, und was wir tun können,damit auch künftig genügend Medizinerinnenund Mediziner sowie Pflegekräfte zur Verfügungstehen.

GESUNDES ÖSTERREICH Was können Gesundheitsförderungund Primärprävention beitragen, diese Herausforderungen zu bewältigen?Rund vier Fünftel der Krankheitslast und derTodesfälle sind in den europäischen Ländernauf chronische Erkrankungen zurückzuführen,und von diesen kann wiederum ein großerTeil durch vorbeugende Maßnahmen vermie-den werden. Das zeigt, welch großen Beitragumfassende Gesundheitsförderung und Pri-märprävention leisten können. Überall dort,wo entsprechende Anstrengungen unternom-men werden, tun sie das auch schon. Dochdas geschieht noch in einem viel zu geringenAusmaß. Unsere Konzepte sind zwar gesell-schaftlich und politisch heute meist schonallgemein anerkannt. Doch die praktischeUmsetzung von Gesundheitsförderung undPrimärprävention und vor allem die Mittel,die dafür zur Verfügung gestellt werden, hal-ten damit bei Weitem nicht Schritt.

GESUNDES ÖSTERREICH Wie kann das verändert werden?Innerhalb der Gesundheitssysteme ist dieStimme der Menschen, die sich für Gesund-heitsförderung, Primärprävention und PublicHealth einsetzen noch zu schwach. Für michheißt das, dass wir künftig noch entschlos-sener auftreten, unsere Positionen schärfenund unsere Anliegen noch klarer deutlich

machen müssen. Dazu gehört auch, die öko-nomischen Vorteile aufzuzeigen. Wir wissenzum Beispiel aus einer wissenschaftlichenÜberblicksarbeit, dass pro Euro, der in PublicHealth investiert wird, volkswirtschaftlicheEinsparungen von 14 Euro realisiert werden.Dabei sind gesundheitsförderliche Maßnah-men ebenso eingeschlossen wie Impfungen,Unfallprävention und weitere vorbeugendeInitiativen.

GESUNDES ÖSTERREICH Wie hat sich das Feld der Gesundheitsförderung in Europa in den vergangenen Jahrzehnten verändert, und was soll die Zukunft bringen?Durch die Ottawa Charta der Weltgesund-heitsorganisation WHO aus dem Jahr 1986ist Gesundheitsförderung in ganz Europa zueinem Thema geworden. In der jüngerenVergangenheit konnten dabei außer demGesundheitsbereich zunehmend auch weiteregesellschaftliche Felder miteinbezogen wer-den, wie etwa der Bildungssektor, die Land-wirtschaft oder der Infrastrukturbereich.Durch den wachsenden Kostendruck auf dieGesundheitssysteme hat sich zudem das Be-wusstsein für die Bedeutung von Gesund-heitsförderung erhöht. Für die Zukunft wün-sche ich mir, dass den politischen Bekennt-nissen dazu auch Taten folgen. Neben einemhöheren Budget bedarf es dazu noch mehrgut ausgebildeter Expert/innen und wir brau-chen vor allem auch Entscheidungsträger/in-nen, die Verantwortung für bessere Gesund-heit der Bürgerinnen und Bürger übernehmenund vorangehen.

Gesundheitsförderung hat an Bedeutung gewonnenCaroline Costongs, die Geschäftsführerin von EuroHealthNet,

im Interview über die Herausforderungen für Europas Gesundheitssysteme und was Gesundheitsförderung

beitragen kann, diese zu lösen.

EuroHealthNet mit Sitz in Brüssel hat 14Mitarbeitende und wurde 1996 gegründet.Das Netzwerk setzt sich auf europäischerEbene in den Bereichen Politik, Forschungund Praxis für Gesundheitsförderung, PublicHealth und Prävention ein. Es steht nationa-len und regionalen Organisationen inEuropa offen und hat derzeit rund 56 Voll-und assoziierte Mitglieder – vom Flemish In-stitute for Healthy Living in Belgien über denFonds Gesundes Österreich bis zu Public Health Wales. Weitere Informationen sindunter eurohealthnet.eu nachzulesen.

EUROPAS SPRACHROHRFÜR GESUNDHEITS-

FÖRDERUNG

Caroline Costongs: „Durch den wachsenden Kosten-druck auf die Gesundheitssystemehat sich das Bewusstsein fürdie Bedeutung von Gesundheitsförderung erhöht.“

Foto: Jo Hloch

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WIENER GESUNDHEITSFÖRDERUNGSKONFERENZ 2018

Montag, 10. September 2018 9:00 bis 17:00 UhrIn den Festräumen des Wiener Rathauses

Teilnahmegebühr: 30 Euro pro PersonAnmeldung voraussichtlich ab Mitte Mai 2018 unter: www.wig.or.at

Hochkarätige VortragendeSascha Lobo, BerlinPriv.-Doz. Dr.med.habil. Volker Busch, RegensburgDr.in Claudia Lampert, Hamburg

Wiener Gesundheitspreis 2018: Aus der Praxis auf die Bühne. Moderatorin Heilwig Pfanzelter stellt ausgezeichnete Wiener Projekte vor und spricht mit den Preisträgerinnen und Preisträgern über ihre Beweggründe, ihre Erfahrungen und ihre Erfolge.

GESUNDHEIT UND DIGITALISIERUNGINSPIRATIONEN FÜR DIE PRAXIS DER GESUNDHEITSFÖRDERUNG

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UMFRAGE

Dennis Beckwar von 1998 bis 2006 Geschäftsführer des Fonds Gesundes Österreich und ist seit zehn Jahren Geschäftsführer der Wiener GesundheitsförderungDas Gesundheitsförderungsgesetz von 1998 hat festgeschrieben, dass es auf Bundesebene durch den Fonds Gesun-des Österreich eine Stelle geben soll, die für Gesundheitsförderung in jenem umfassenden Sinn zuständig ist, wie er inder Ottawa Charta für Gesundheitsförderung der Weltgesundheitsorganisation WHO erläutert wird. Außerdem ist indiesem legistischen Werk schon enthalten, wie die Tätigkeit dieser Einrichtung finanziert werden soll. Das wichtigsteZiel von Gesundheitsförderung ist, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass unsere Gesundheit vor allem auch davonabhängig ist, wie wir unsere Lebenswelten, wie etwa Gemeinden, Betriebe, Schulen oder Kindergärten gestalten. Dassoll so geschehen, dass die gesündere Wahl zur leichteren wird, wodurch auch die gesundheitliche Chancengerechtig-keit erhöht wird. In Österreich wurde in den 20 Jahren seit der Verabschiedung des Gesundheitsförderungsgesetzesviel erreicht. Die Bedeutung von Gesundheitsförderung ist heute in Politik und Gesellschaft anerkannt undwird zunehmend in Sektoren außerhalb des Gesundheitssystems berücksichtigt. Andererseits sind manche Herausfor-derungen aber immer noch dieselben, wie vor zwei Jahrzehnten. Wir müssen deshalb weiterhin beharrlich bleiben,den Kern unserer Aufgaben herausarbeiten und die Wirksamkeit unserer Maßnahmen deutlich machen.

Christa Peinhaupt war 2010 bis 2013 Leiterin des Fonds Gesundes Österreich und ist stellvertretende Geschäftsführerin des Entwicklungs- und Planungsinstitutes für Gesundheit (EPIG GmbH) in GrazDurch das österreichische Gesundheitsförderungsgesetz wurden die wesentlichen Ideen der Ottawa Charta für Gesundheits-förderung der Weltgesundheitsorganisation WHO auf legistischer Ebene erfasst. Damit war Österreich international ein Pionier. Zudem enthält das Gesetz, wie Gesundheitsförderung finanziert und durch den Fonds Gesundes Österreich in die Praxis umgesetzt werden soll. Es berücksichtigt auch, dass Gesundheit eine Querschnittsmaterie ist, die im Sinne desKonzeptes Health in all policies viele Politikfelder betrifft, und die Struktur des Kuratoriums des Fonds Gesundes Österreichspiegelt das wider. Das wichtigste Ziel von Gesundheitsförderung ist, Gesundheit als gesellschaftspolitische Aufgabe zu sehen und davon ausgehend sollte im Fokus stehen, an erster Stelle sozial benachteiligte Menschen durch gesundheitsför-derliche Maßnahmen zu erreichen. Sie haben in aller Regel einen vergleichsweise schlechten Gesundheitszustand und so wird ein Beitrag zu mehr gesundheitlicher Chancengerechtigkeit geleistet. In Österreich wurde in den vergangenen 20 Jahren in der Gesundheitsförderung viel erreicht. Anfangs wurde durch kleinere Projekte vieles erprobt,später folgte ein Prozess, durch den Bewährtes nachhaltiger und großflächiger in den Strukturen des Gesundheitssystemsund der Gesellschaft verankert wurde. Die Gesundheitsziele von 2012 und die Gesundheitsförderungsstrategie von 2014geben einen guten Rahmen dafür vor. Für die Zukunft ist zu wünschen, dass diese Entwicklung weiterhin so positiv verläuft,aber auch, dass politische Entscheidungen, welche die Gesundheit der Bevölkerung betreffen, nurmehr auf Basis gesicherterEvidenz getroffen werden.

Christoph Hörhan war von 2006 bis 2010 Leiter des Fonds Gesundes Österreich und ist heute Geschäftsführer des Beratungsunterneh-mens Hörhan Strategy ConsultantsDas österreichische Gesetz für Gesundheitsförderung hat dieses Thema legistisch abgebildet und ihm dadurch eine höhere Bedeu-tung gegeben. Natürlich ist auch zentral, dass es zudem beschreibt, wie die Finanzierung erfolgen soll, denn es braucht Geld,um Dinge zu bewegen und abzusichern. Das wichtigste Ziel ist, Gesundheit auch außerhalb des Gesundheitssektors zumThema zu machen. Gesundheitliche Aspekte sollten in allen Bereichen der Gesellschaft mit bedacht werden, damit es uns gelingt,unsere Lebenswelten insgesamt gesünder zu gestalten. In den vergangenen 20 Jahren ist in der Gesundheitsförderung in Öster-reich in dieser Hinsicht vieles gelungen und viele Erfolge konnten erzielt werden. Anfangs ging es vor allem darum, Aufmerksam-keit für dieses Thema zu schaffen. In der Folge wurde durch Projekte erprobt, wie Gesundheitsförderung am besten in die Praxisumgesetzt werden kann. Seit einigen Jahren steht nun zunehmend im Zentrum, sie als Bestandteil des Gesundheitssystems zu se-hen, Bewährtes in die Regelfinanzierung zu übernehmen und großflächig umzusetzen sowie Gesundheitsförderung auch in ande-ren Ressorts zu verwirklichen. Der Fonds Gesundes Österreich hat als Impulsgeber viel zu dieser Entwicklung beigetragen und das 20-Jahre-Jubiläum des Gesundheitsförderungsgesetzes ist ein würdiger Anlass das zu feiern. Doch es bleibt auch weiterhin viel zu tun, denn in einer Welt, die durch die Digitalisierung gefordert ist, werden die Herausforderungen nicht kleiner.

Die drei ehemaligen Leiter/innen des Fonds Gesundes Österreich über die Bedeutung des Gesundheitsförderungs-gesetzes von 1998, die wichtigsten Ziele von Gesundheitsförderung und deren aktuellen Stand in Österreich.

Was hat das Gesundheitsförderungsgesetz bewirkt?

Fotos: Klaus Ranger, EPIG GmbH

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WISSEN

17gesundesösterreich

10-JAHRE-JUBILÄUM

„Richtig essen von Anfang an!“(REVAN) heißt ein gemeinsamesProgramm der ÖsterreichischenAgentur für Gesundheit und Er-nährungssicherheit GmbH(AGES), des Gesundheitsminis-teriums und des Hauptverbandsder österreichischen Sozialversi-cherungsträger, das 2008 ins Le-ben gerufen wurde. Es begleitetseit zehn Jahren Schwangere,Stillende und Familien mit Kindernbis zehn Jahren mit fundiertemWissen und kostenlosen Infor-mationen rund um das Thema

gesunde Ernährung. Vom REVAN-Team, das aktuell siebenMitarbeiterinnen umfasst, wurdenseit 2011 unter anderem über1.200 Multiplikator/innen ge-schult, wie etwa Diätolog/innen,Ernährungswissenschafter/innen,Hebammen oder auch Ärzt/innen.Sie halten dann ihrerseits in allenBundesländern kostenlose Work-shops ab, und zwar zu den The-men Ernährung in der Schwan-gerschaft, Stillzeit und Beikostsowie Ernährung für ein- bis drei-jährige Kinder. Mehr als 40.000Eltern und andere Bezugsperso-nen haben bisher an rund 5.000derartigen Veranstaltungen teil-

genommen. Dazu kommt ein um-fangreiches Informationsangebotan Broschüren, Plakaten, Foldernund Downloads, das insgesamtbisher eine Million Menschen inAnspruch genommen haben.„Was im Jahr 2008 mit einemkleinen Pilotprojekt begann, istmittlerweile flächendeckend undnachhaltig in den Regionen ver-ankert“, meint deshalb AlexanderHagenauer, Generaldirektor-Stell-vertreter im Hauptverband derösterreichischen Sozialversiche-rungsträger. Und Gesundheits-ministerin Beate Hartinger-Kleinbetont: „Im Laufe der vergange-nen zehn Jahre hat sich ,Richtig

essen von Anfang an!‘ etabliertund ist heute als unabhängigeInformationsstelle nicht mehrwegzudenken.“

Fotos: Fotolia.com

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Richtig essen von Anfang an

Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein: „,Richtig essen von Anfang an!‘ ist heute als unabhängige Informationsstelle nicht mehr wegzudenken.“

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WISSEN

20 Jahre GIVE

Die GIVE Servicestelle für Gesundheitsförderungan Österreichs Schulen feiert heuer ebenfallsden 20. Geburtstag. 1998 als Initiative von Un-terrichtsministerium, Gesundheitsministeriumund Österreichischem Jugendrotkreuz gegründet,berät und unterstützt GIVE Schulen in SachenGesundheitsförderung und Gesundheitserzie-hung. „Wir ermutigen dazu, Schule als gesundeLebens- und Arbeitswelt für Schülerinnen undSchüler, Lehrerinnen und Lehrer zu gestalten“,sagt Gabriele Laaber, Leiterin der Servicestelle.„Das gelingt am besten, wenn Gesundheitsför-derung und Schulentwicklung verknüpft undaufeinander abgestimmt werden.“ GIVE unter-stützt Schulen auf dem Weg zu mehr Gesundheitmit praxisnahen Materialien und Handreichungen,mit Information und Beratung und mit einemumfassenden Überblick über unterstützende Ge-sundheitsförderungsangebote für Bildungsein-richtungen. „Wir stimmen unsere Leistungenauf die Bedürfnisse der Lehrkräfte ab, achtendarauf, dass sie praktikabel sind und berück-sichtigen die Rahmenbedingungen am Schul-standort“, betont Sonja Schuch, die pädagogischeMitarbeiterin von GIVE. Weitere Informationensind auf www.give.or.at nachzulesen.

SERVICESTELLE FÜR GESUNDHEITSFÖRDERUNG

Sonja Schuch (links im Bild) und Gabriele Laaber von derServicestelle GIVE

Foto: Fotolia.com

- Peter M

aszlen

STYRIA VITALIS

Gesundheitskompetenz um-fasst das Wissen, die Motiva-tion und das Vermögen vonMenschen, Gesundheitsinfor-mationen zu finden, zu ver-stehen, zu beurteilen und an-zuwenden. Diese individuelleFähigkeit kann durch die „Les-barkeit“ und Verständlichkeit der Umweltunterstützt werden. Wir sprechen dann von„organisationaler Gesundheitskompetenz“und Institutionen sollen in diesem Sinne da-rauf achten, ihre gesundheitsrelevanten An-gebote übersichtlich und einfach zugänglich

sowie Informationenleicht verständlich zu ge-stalten. Was speziell Ge-meinden dafür tun kön-nen, wird in einem neuerschienenen Leitfadenerläutert, den Styria vitalisim Auftrag des Hauptver-bandes der Sozialversi-cherungsträger entwickelthat. Er beschreibt neun

Standards und erklärt anhand praktischerBeispiele, wie diese erreicht werden können.Das Dokument für gesundheitskompetenteGemeinden ist unter der Internet-Adressewww.styriavitalis.at/gesundheitskom-petenz abrufbar.

1. Österreichischer Demenzpreis

LEBENSQUALITÄT VERBESSERN

Bis zu 130.000 Menschen in Österreich sindin irgendeiner Form von Demenz betroffenund bis 2050 wird sich diese Zahl voraus-sichtlich verdoppeln. Für bereits existente,innovative und forschungsgeleitete Projekte,welche die Lebensqualität von Menschenmit Demenz nachhaltig verbessern, wurdenun der 1. Österreichische Demenzpreis aus-geschrieben. Er wird von der Kompetenz-gruppe Demenz der Österreichischen Ge-sellschaft für Public Health vergeben. DieBewerbungsfrist endet am 31. Oktober 2018und das Siegerprojekt wird ein Preisgeld von1.000 Euro erhalten. Mehr dazu ist unter blog.fh-kaernten.at/kompetenzgrup-pe-demenz nachzulesen.

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- Benicce

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Gesundheit undDigitalisierung

WIENER GESUNDHEITS-FÖRDERUNGSKONFERENZ 2018

Am 10. September wird im Rathaus der Bun-deshauptstadt die 5. Wiener Gesundheits-förderungskonferenz stattfinden. Heuer stehtdas Thema „Gesundheit und Digitalisierung“im Mittelpunkt und Sascha Lobo, viel gefragterAutor und Publizist aus Berlin, wird der Fragenachgehen, wie die Neuen Medien unserenKörper und unser Wohlbefinden beeinflussen.Claudia Lampert, Erziehungswissenschafterinam Hans-Bredow-Institut in Hamburg, wirdsich in ihrem Vortrag mit der Rolle von digi-talen Kommunikationsmitteln in der Lebens-welt von Kindern und Jugendlichen beschäf-tigen und deren Bedeutung in der Erziehunghinterfragen. Anmeldungen sind unterwww.wig.or.atmöglich. Die Konferenzge-bühr beträgt 30 Euro.

Leitfaden für gesundheits-kompetente Gemeinden

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WISSEN

19gesundesösterreich

Teilnehmer/innen hatte daskleinste jemals vom Fonds Ge-sundes Österreich geförderteProjekt. Es hat Betriebliche Ge-sundheitsförderung zu einemkleinen Beratungsunternehmen

in Vorarlberg gebracht. Die größte angestrebteZielgruppe hatte das Projekt „feelok 2015“von Styria vitalis. Es soll Gesundheitsförderungund Prävention internetbasiert zu allen1.128.679 Jugendlichen in Österreich bringen.Auf der Website www.feel-ok.at ist mehrdarüber nachzulesen.

Projekte hat der Fonds Ge-sundes Österreich (FGÖ) inden vergangenen 20 Jahrengefördert. 1.261 davon ent-fielen auf die vom FGÖ de-

finierten fünf Projektkategorien „Betriebliche Ge-sundheitsförderung“, „Kommunale Projekte – Gemeinsamgesund in…“, „Fort- und Weiterbildung und Vernetzung“,„Praxisorientierte Projekte“ und „Internationale Projekte“und wurden mit insgesamt rund 56 Millionen Euro ge-fördert. Die durchschnittliche Fördersumme pro Projekthat hier rund 44.000 Euro betragen. Darüber hinaus wur-den 84 Forschungs- und Modellprojekte unterstützt.

Dezember 1998 war das Datum, zu dem der erste Antrag beimFonds Gesundes Österreich eingereicht wurde, der auch erfolg-reich war. Das erste geförderte Projekt wurde somit von Jürgen

Pelikan vom Ludwig Boltzmann Institut für Medizin- und Gesundheitssoziologie derUniversität Wien geleitet und beschäftigte sich auf europäischer Ebene mit Strategien,Konzepten und Modellen, wie das Potenzial der Primärversorgung für Gesundheitsförderung und Prävention verstärkt genutzt werden kann.

Prozent der Projekte, die derFGÖ gefördert hat, wurden ineinem Bundesland durchgeführt,15 Prozent in zwei bis acht Bun-

desländern und acht Prozent österreich-weit. Die meisten Projekte wurden in abso-luten Zahlen mit 343 in der Steiermark um-gesetzt, die wenigsten mit 168 in Vorarlberg.In Relation zur Einwohner/innenzahl wurdeim Burgenland die höchste Zahl an Projektenverzeichnet, in Wien die geringste.Fo

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GESUNDE PROJEKTEI N Z A H L E N

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20 gesundesösterreich

IM INTERVIEW

dann gezielt verbessert werden kann, wennwir diese Lebenswelten gemeinsam gesündergestalten. 2012 haben die von der Bundes-gesundheitskommission und dem Ministerratbeschlossenen zehn Gesundheitsziele fürÖsterreich neue, besonders wichtige Impulsegegeben, da neun davon auf Gesundheits-förderung ausgerichtet sind. Schon seit 2011werden mit den Vorsorgemitteln der Bun-desgesundheitsagentur bewährte Projektebreiter ausgerollt und durch die Landesge-sundheitsförderungsfonds werden seit 2014weitere Mittel für Gesundheitsförderung zurVerfügung gestellt. Im selben Jahr wurdeauch die Gesundheitsförderungsstrategie be-schlossen. Sie orientiert sich ebenso wie dieGesundheitsziele am Konzept „Health in allpolicies“, also dem Ansatz, dass das ThemaGesundheit auch außerhalb des Gesundheits-sektors berücksichtigt werden soll. Heute gibtes entsprechend der Vielfalt der Anforderun-gen des Themas in Österreich eine breite,bunte und vielfältige Gesundheitsförderungs-landschaft, und die beiden Dokumente gebeneine gemeinsame Richtung und einen gutenRahmen für die weitere Entwicklung vor.

GESUNDES ÖSTERREICH Wie hat sich speziell die Tätigkeitdes Fonds Gesundes Österreich entwickelt?Der Fonds Gesundes Österreich mit seinerStruktur von Kuratorium, wissenschaftlichemBeirat und Geschäftsstelle hat durch Infor-mation, Aufklärung, Tagungs-, Vernetzungs-und Fortbildungsformate dazu beigetragen,Bewusstsein für Gesundheitsförderung zuschaffen und deren Qualität und Professio-nalität zu erhöhen. Außerdem wurden der

Ein Gesetz mit Vorbildwirkung

Klaus Ropin, der Leiter des Fonds Gesundes Österreich,über 20 Jahre Gesundheitsförderungsgesetz, die Entwicklung

seit 1998 und das „Gesundheitsförderungsparadox“.

Foto: Klaus Ranger

GESUNDES ÖSTERREICH Herr Ropin, heuer wird das 20-Jah-re-Jubiläum des österreichischenGesundheitsförderungsgesetzes be-gangen. Was hat dieses legistischeWerk bewirkt?Klaus Ropin: Das österreichische Gesund-heitsförderungsgesetz hat die Konzepte derOttawa Charta für Gesundheitsförderungder Weltgesundheitsorganisation WHO aufnationaler Ebene legistisch verankert undals Pionierleistung international viel Beach-tung gefunden. Es enthält die Ziele von Ge-sundheitsförderung und die Strategien, wiediese erreicht werden sollen, und legt dieFinanzierung fest. Nicht zuletzt ist darin be-schrieben, dass der Fonds Gesundes Öster-reich damit betraut werden soll, die Maß-nahmen und Initiativen im Sinne dieses Bun-desgesetzes durchzuführen. Das 20-Jahre-Jubiläum ist ein Anlass, den Vorbildcharakterdieses legistischen Werkes angemessen zuwürdigen und damit auch die Leistungender Pionierinnen und Pioniere für Gesund-heitsförderung in Österreich.

GESUNDES ÖSTERREICH Wie hat sich die Gesundheitsförde-rung in Österreich während der vergangenen beiden Jahrzehnteentwickelt?Zunächst ging es vor allem darum, Aufmerk-samkeit für Gesundheitsförderung und derenPrinzipien zu schaffen, wie speziell die De-terminanten- und Settingorientierung. Esmusste also deutlich gemacht werden, dassunsere Gesundheit von vielen Einflüssen ab-hängt, wie etwa unserer Wohn-, Arbeits-oder Lernumgebung, und dass sie vor allem

Aufbau von Strukturen und der Ausbau vonKapazitäten unterstützt sowie die Wissens-entwicklung vorangebracht. Zu den Kern-elementen unserer Tätigkeit zählt es, Pilot-und Modellprojekte zu fördern. Dabei liegtunser Schwerpunkt zunehmend darauf, un-sere Aktivitäten in längerfristige Programmeund übergeordnete Strategien einzubinden,sie zu bündeln und wirksame Projekte zuverbreiten sowie Wissen zu transferieren.Diese fokussierte Praxisorientierung findetin den aktuell fünf Programmlinien und dreiLeitthemen für die Arbeit des Fonds GesundesÖsterreich Ausdruck (siehe auch Artikel:„Das Arbeitsprogramm des Fonds GesundesÖsterreich“ auf Seite 21).

GESUNDES ÖSTERREICH Was ist die größte Herausforderungfür die Zukunft?Wir sollten Wege finden, das so genannte„Gesundheitsförderungsparadox“ aufzulö-sen. Dieses besteht darin, dass oftmals jeneMenschen zuerst für gesundheitsförderlicheMaßnahmen gewonnen werden, die sichohnehin schon für das Thema Gesundheitinteressieren und über einen vergleichsweiseguten Gesundheitszustand verfügen. Wirwollen deshalb vor allem diejenigen anspre-chen, für die das nicht gilt. Da das über-durchschnittlich häufig sozioökonomisch be-nachteiligte Menschen sind, wird so auchdie gesundheitliche Chancengerechtigkeiterhöht. Wir wollen dazu beitragen, Rah-menbedingungen zu schaffen, die zu-nehmend mehr Menschen in die Lageversetzen und dazu motivieren, immeröfter die gesündere Entscheidung zutreffen.

Klaus Ropin: „Unser Schwerpunktliegt zunehmend darauf, wirksameProjekte zu verbreiten sowie Wissenzu transferieren.“

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GESUNDHEITSFÖRDERUNG IN DIE PRAXIS BRINGEN

Projektförderung ist ein zentraler Bestandteilder Tätigkeit des Fonds Gesundes Österreich(FGÖ). Im Detail werden zeitlich begrenzteProjekte der Gesundheitsförderung und Pri-märprävention unterstützt, die den Quali-tätskriterien des FGÖ entsprechen, sich anseinen Programmlinien und Leitthemen ori-entieren und nachhaltig wirken sollen. For-mal werden praxisorientierte Projekte inunterschiedlichen Settings, Projekte zur Betrieblichen Gesundheitsförderung,internationale Projekte, Veranstaltungenzur Fort- und Weiterbildung sowie kom-munale Projekte nach dem Motto „Ge-meinsam gesund in...“ unterschieden. Dieletztgenannte Kategorie richtet sich speziell an Gemeinden, Städte und Stadttei-le, welche kleinere Gesundheitsförderungs-projekte eigenständig umsetzen möchten.

Der FGÖ trägt in der Regel ein Drittel bis 50 Prozent der Projektkosten, der Rest muss durch Eigenmittel oder weitere Fi-nanziers gedeckt werden. Im Rahmen vonsogenannten Projekt Calls werden die För-derbedingungen auf die jeweilige Thematikzugeschnitten, so sind hier auch höhere För-derquoten möglich. Über Förderanträge miteiner beantragten Summe bis zu 72.000Euro entscheidet die Geschäftsstelle desFonds Gesundes Österreich. Anträge ab72.000 Euro werden zusätzlich vom wissen-schaftlichen Beirat geprüft und vom Kurato-rium des FGÖ entschieden. Weitere Informationen zur Projektförderungenthalten die Websites fgoe.org/projektfoerderung sowie projektguide.fgoe.org

21gesundesösterreich

Foto: Ernst Rohrauer

WISSEN

Für nachhaltige Gesundheitsförderungbraucht es ein zielorientiertes Arbeits-programm“, betont Klaus Ropin, der

Leiter des Fonds Gesundes Österreich (FGÖ).Diese Strategiedokumente werden vom FGÖseit Beginn seiner Tätigkeit 1998 Jahr fürJahr erstellt und umgesetzt. Aktuell gibt eszudem ein „Rahmenarbeitsprogramm“ fürden Zeitraum von 2017 bis 2020. „Wir wollen noch wirkungsvoller und fokussiertervorgehen und haben drei Leitthemen sowiefünf Programmlinien beschrieben, welchedie bisherigen Aktivitäten bündeln“, erklärtGerlinde Rohrauer-Näf, die stellvertretendeLeiterin des FGÖ. Diese sind:

• Gesundes Aufwachsen – PsychoSOZIALEGesundheit von Kindern und Jugendlichen

• Betriebliche Gesundheitsförderung –Gesundheitliche Chancengerechtigkeit am Arbeitsplatz

• Kommunales Setting – Soziale Unterstützung, Teilhabe und Zusammenhalt in Nachbarschaften

• Lebensqualität und Chancengerechtig-keit von älteren Menschen

• sowie gesunder Lebensstil durch intersektorale Zusammenarbeit.

Die drei Leitthemen sollen in allen fünf Programmbereichen umgesetzt werden und lauten:• PsychoSOZIALE Gesundheit

• Gesundheitliche Chancengerechtigkeit

• und gendergerechte Gesundheitsförderung und Diversität.

Das Leitthema „psychoSOZIALE Ge-sundheit“ bringt zum Ausdruck, dassGesundheit in hohem Maß in einem Zusam-

menhang zu sozialen Fragen steht und trägtauch der Tatsache Rechnung, dass psy-chische Erkrankungen und Beschwerdensehr häufig sind und eine hohe Krankheits-last mit sich bringen. Psychische Gesundheitsteht in Wechselwirkung mit physischer undsozialer Gesundheit, weshalb ihr in Präven-tion und Behandlung eine besonders hoheBedeutung zukommt. Das zweite Leitthemabezieht sich darauf, dass durch geringesEinkommen oder ein niedriges Bildungsni-veau sozial benachteiligte Menschen in allerRegel auch einen vergleichsweise schlechtenGesundheitszustand haben. „Unsere Pro-jekte sollen deshalb bevorzugt diese Ziel-gruppe erreichen und so die gesundheitlicheChancengerechtigkeit verbessern“, erklärt

Gudrun Braunegger-Kallinger, die als Ge-sundheitsreferentin beim FGÖ unter anderemfür diesen Bereich zuständig ist. Das dritteLeitthema steht schließlich dafür, dass Pro-jekte die unterschiedlichen Sozialisations-erfahrungen und Lebensbedingungen vonMädchen und Frauen sowie Burschen undMännern berücksichtigen sollen, aber auchdie gesellschaftliche Vielfalt nach Kategorienwie Alter, Geschlecht, Ethnie und kulturelleHerkunft, Behinderung, sexuelle Orientierungsowie Religion und Weltanschauung. Wiesich die Arbeit des FGÖ im Bezug auf diefünf Programmlinien in den vergangenenzwei Jahrzehnten jeweils entwickelt hat, istauf den folgenden Seiten 22 bis 37 im Ein-zelnen nachzulesen.

Die Arbeitsprogramme desFonds Gesundes ÖsterreichDie Arbeitsprogramme des Fonds Gesundes Österreichlegen die Ziele und Aktivitäten für das kommende Jahrfest. Das aktuelle Rahmenarbeitsprogramm gibt zudemdie Orientierung für den Zeitraum 2017 bis 2020 vor.

Gerlinde Rohrauer-Näf: „Wir wollen nochwirkungsvoller und fokussierter vorgehen.“

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22 gesundesösterreich

WISSEN

Wissen ist das einzige Gut, dassich vermehrt, wenn man esteilt“. Das hat schon die

österreichische Schriftstellerin Marievon Ebner-Eschenbach (1830 - 1916)festgestellt und diesem Motto folgenauch die Maßnahmen zur Weiterbil-dung des Fonds Gesundes Österreich(FGÖ). Im Gesundheitsförderungs-gesetz von 1998 wird Fortbildung alseine von sechs grundlegenden Ar-beitsstrategien genannt und bereitsim Juni 1999 wurde der erste Lehr-gang für „Qualitätsmanagement inder Gesundheitsförderung“ des FGÖ

gestartet. Ab Herbst desselben Jahresgab es das Bildungsnetzwerk desFGÖ mit einem Angebot von je dreiSeminaren in drei Bundesländern. InOberösterreich stand etwa „gezielteÖffentlichkeitsarbeit“ auf dem Pro-gramm, in Vorarlberg „Kommunika-tion im Team“ oder in Wien „Evalua-tion und Dokumentation“.

Professionelles Know-how vermitteln„Das Spektrum der Fort- und Weiter-bildungsmaßnahmen wurde nachund nach erweitert und noch besseran die regionalen Bedürfnisse ange-

Durch gezielte Maßnahmen zur Weiterbildung trägt der Fonds Gesundes Österreich zu

Qualitätssicherung und Professionalisierung in der Gesundheitsförderung bei.

Das einzige Gut, das sich vermehrt,wenn man es teilt

Fotos: Klaus Ranger, Fotolia.com_pictworks, FGÖ, Österreichischer Gemeindebund

Petra Gajar: „Das Know-how für eine professionelle Umsetzung von Projekten zu vermitteln,steht für uns nach wie vor im Mittelpunkt.“

DATEN & FAKTEN

•Die Fort- und Weiterbildungsmaßnah-men des Fonds Gesundes Österreich(FGÖ) dienen ebenso wie die Tagungenund Konferenzen dem Aufbau von Kapa-zitäten, der Professionalisierung und Qua-litätssicherung sowie der Vernetzung.

• 1999 wurde mit einem Lehrgang für „Qualitätsmanagement in der Gesundheitsförderung“ sowie insgesamtneun Seminaren in drei Bundesländernbegonnen.

• Seither wurde das Angebot kontinuier-lich ausgebaut und auf die regionalen Bedürfnisse abgestimmt. Es umfasst der-zeit pro Jahr rund 35 Seminare speziell fürBetriebliche Gesundheitsförderung undBürgermeister/innen und rund 80 im Rah-men des Bildungsnetzwerks im Allgemei-nen sowie aktuell auch einen Lehrgangzur schulischen Gesundheitsförderung.

• Eine umfassende Evaluation der Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen des FGÖ zeigt, dass die Teilnehmer/innendie Angebote sehr positiv bewerten unddabei vor allem die hohe Qualität derTrainer/innen und das attraktive Preis-Leistungsverhältnis in den Vordergrundstellen.

• Zwischen 1999 und 2018 wurden vomFGÖ auch zwanzig ein- bis zweitägigeGesundheitsförderungskonferenzen undzwischen 1999 und 2010 zwölf zweitägi-ge Präventionstagungen veranstaltet.

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passt. Die Qualität der Gesundheits-förderung in Österreich zu sichernund das Know-how zu vermitteln,das für eine professionelle Umset-zung von Projekten notwendig ist,steht dabei für uns nach wie vor imMittelpunkt“, erklärt Petra Gajar, dieals Gesundheitsreferentin beimFonds Gesundes Österreich seit 2007für diesen Bereich zuständig ist. 2018umfasst das Programm des Bil-dungsnetzwerkes insgesamt rund 80Veranstaltungen, die in allen Bundes-ländern stattfinden. Für jedes, vonVorarlberg bis zum Burgenland, gibtes inzwischen Projektkoordinator/innen, die den Bedarf in ihrem Bun-desland gut kennen und die Angebo-te darauf abstimmen. Aktuelle Semi-nare beschäftigen sich zum Beispielmit der Frage: „Was macht ein Ge-sundheitsförderungsprojekt gut?“,mit „Resilienz“ oder mit „Chancen-gerechtigkeit und Zielgruppenorien-tierung“. Die Kosten der Seminarewerden zu fast 100 Prozent vomFonds Gesundes Österreich über-nommen. Von den Teilnehmer/innensind für ein zweitägiges Seminar 100Euro zu bezahlen. Auf der Websitefgoe.org/bildungsnetzwerk könnenweitere Informationen nachgelesenwerden, die Anmeldung ist unterweiterbildungsdatenbank.fgoe.orgmöglich.

Spezifische AngeboteFür den Bereich der BetrieblichenGesundheitsförderung (BGF) gibt esseit 2003 unter dem Titel „BGFKnow-how” spezifische Fortbil-dungsangebote zur „Moderationvon Gesundheitszirkeln“, „Gesun-dem Führen“ und „Leitung vonBGF-Projekten“. Außerdem werdenSeminare speziell für Klein- undKleinstbetriebe veranstaltet. Für„Gesundheitsförderung an Schu-len“ qualifiziert der mehrjährigeLehrgang „Train the Trainer“, derheuer zum vierten Mal durchge-führt wurde und sich an Expert/in-nen aus Gesundheitsinstitutionensowie selbständige Berater wendet.

Er umfasst vier Module, die jeweilszwei bis drei Tage in Anspruch neh-men und behandelt unter anderemdie „theoretischen und praktischenGrundlagen der schulischen Ge-sundheitsförderung“. Eine aktuelleEvaluation durch das Wiener Insti-tut für Systemische Organisations-forschung zeigt, dass die Teilneh-mer/innen die Fort- und Weiterbil-dungsmaßnahmen des Fonds Ge-sundes Österreich insgesamt sehrpositiv bewerten. Die rund 450 be-fragten Personen stellen vor allemdie hohe Qualität der Trainer/innenund das attraktive Preis-Leistungs-verhältnis in den Vordergrund. Seit 2009 veranstaltet der Fonds Gesundes Österreich spezielle,

dreitägige Seminare für Bürgermeister/innen.

„An der Spitze einer Gemeinde zu stehen,ist ein Stressberuf“, weiß HelmutMödlhammer, Ehrenpräsident des Österrei-chischen Gemeindebundes und erster stell-vertretender Vorsitzender des Kuratoriumsdes Fonds Gesundes Österreich. Tatsäch-lich nehmen viele Bürgermeisterinnen undBürgermeister oft zu wenig Rücksicht aufdie eigene Gesundheit, arbeiten nicht sel-ten 70 bis 80 Stunden pro Woche undhatten seit Jahren keinen Urlaub. Zudemsind in der eigenen Gemeinde die Möglich-keiten zur Entspannung oft stark einge-schränkt. „Ein Bürgermeister kann nir-gends hingehen, wo er nicht mit seinemAmt in Verbindung gebracht wird“, erklärtHelmut Mödlhammer.

Eine Gelegenheit, sich abseits des Alltag-trubels mit der eigenen Gesundheit zu be-fassen, ist für Ortschefs deshalb umsowichtiger. Der Fonds Gesundes Österreichveranstaltet in Kooperation mit dem Öster-reichischen Gemeindebund deshalb schonseit 2009 spezielle, dreitägige Seminarefür Bürgermeister/innen. Bei diesengeht es sowohl um deren persönlichesWohlbefinden als auch darum, was sie fürdie Bevölkerung in ihrer Ortschaft tun kön-nen. Im ersten Teil der Veranstaltungenwerden Themen wie die Grundlagen der

Gesundheitsförderung, Lebensqualität inder Gemeinde, Ernährung und Bewegungbehandelt. Im zweiten Teil steht unter an-derem Projektmanagement auf dem Pro-gramm und wie Gesundheitsförderung inder Gemeinde verwirklicht werden kann.„Diese Veranstaltungen sind auch deshalbso wichtig, weil Bürgermeisterinnen undBürgermeister durch ihr Verhalten für vieleandere Vorbilder sind“, betont HelmutMödlhammer und sagt zusammenfassend:„Die Seminare geben wichtige Impulse, zumehr Gelassenheit und Achtsamkeit für dieeigene Gesundheit zu finden und sie zei-gen zudem, was für die Gesundheit dergesamten Gemeinde getan werdenkann. Ich habe sehr davon profitiert undkann allen Kolleginnen und Kollegen ansHerz legen, ebenfalls teilzunehmen.“

EINE AUSZEIT FÜR BÜRGERMEISTER/INNEN

HelmutMödlhammer:„An der Spitzeeiner Gemeinde zu stehen, ist einStressberuf.“

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WISSEN

Die ersten Jahre entscheiden“lautet der Titel eines Werkesdes bekannten österreichischen

Psychiaters Erwin Ringel (1921 bis1994). Das gilt auch für die Gesund-heitsförderung. Sie kann bis ins hoheAlter viel zu einer besseren Lebens-qualität beitragen. Am wirkungs-vollsten ist sie jedoch, wenn mög-lichst früh damit begonnen wird.Maßnahmen für Kinder und Jugend-liche haben deshalb in der Tätigkeitdes Fonds Gesundes Österreich(FGÖ) stets besondere Aufmerksam-keit erhalten, weshalb in den vergan-genen 20 Jahren in der Programmli-nie „Gesundes Aufwachsen“ insge-samt 271 Projekte mit rund zwölfein-halb Millionen Euro unterstützt wur-den. Im Folgenden sollen aus einer

Lebenslaufperspektive deren großeBandbreite skizziert und einigeSchwerpunkte illustriert werden.

Frühe Hilfen für belastete FamilienDie Zeit rund um eine Schwanger-schaft und Geburt ist für Familien ei-ne besondere, in der auch Gesund-heitsfragen eine große Rolle spielen.In Österreich gibt es dazu ein breitesSpektrum an Beratung und Unter-stützung durch öffentliche Institutio-nen – von Kursen für Babymassageüber moderierte Eltern-Kind-Grup-pen bis zu Hilfestellungen durch So-zialarbeiter/innen oder Familienhel-fer/innen. Doch gerade diejenigenmit dem größten Bedarf finden oftkeinen Zugang dazu, und das sindhäufig besonders belastete Familien

Möglichst früh die Gesundheit zu fördern, lohnt sich. Bewährte Projekte für Kinder und Jugendliche zeigen, wie das am besten verwirklicht werden kann.

Text: Dietmar Schobel

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„health4you“ ist ein Projekt das zwischenJänner 2010 und Dezember 2012 erfolg-reich umfassende Gesundheitsförderung indie Lehrlingsstiftung Eggenburg im Wald-viertel gebracht hat. Dort werden 16- bis25-Jährige, die keinen Arbeitsplatz bekom-men haben, in sieben Lehrberufen vonMalerei bis zu EDV-Technik ausgebildet,und es werden halbjährige Qualifizierungs-maßnahmen angeboten. Bei dem Projektkonnten die Jugendlichen und jungen Er-wachsenen von Beginn an mitreden undmitentscheiden, was sie für ihre Ge-sundheit tun wollen. In der Lehrlingsstif-tung gibt es seither unter anderem regel-mäßigen Betriebssport, Gesundheitstage,

Workshops, Erlebniswochen und ein Kom-petenztraining, bei dem Gesundheitsthe-men behandelt werden. Außerdem wurdeeine gewählte Vertretung der Jugendlichenetabliert. 2015 und 2016 wurde„health4you“ als vom Fonds GesundesÖsterreich gefördertes Transferprojekt aufacht weitere Einrichtungen für Überbe-triebliche Lehrausbildung (ÜBA) übertra-gen. Rund 1.500 Jugendliche in vier Bun-desländern wurden erreicht und haben da-von nicht nur gesundheitlich profitiert,sondern konnten zudem ihre sozialenKompetenzen verbessern. Ab 2018 solldas Transferprojekt in weiteren ÜBA-Insti-tutionen durchgeführt werden.

DAS TRANSFERPROJEKT „HEALTH4YOU“

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oder Alleinerziehende.Durch das Vorarlberger Modell der„Frühen Hilfen“ wurde deshalb mitUnterstützung durch den FGÖ indrei Pilotprojekten 2009 und 2010 inVorarlberg erprobt, wie das durch„Familienbegleiter/innen“ verbes-sert werden kann. 2011 wurde dieInitiative vom Land Vorarlberg inden Regelbetrieb übernommen. Seit2015 wird das Konzept in ganzÖsterreich ausgebaut und seit demFrühjahr 2016 sind entsprechendeMaßnahmen in allen Bundesländernvorhanden. Auf der Websitewww.fruehehilfen.at sind weitereInformationen dazu enthalten.

Kindergärten gesünder gestaltenKindergärten können maßgeblich zueiner guten und gesunden Entwick-lung von Kindern beitragen und hierkönnen unabhängig von der Her-kunft und sozialen Lebenssituationein Großteil aller Heranwachsendenund deren Eltern erreicht werden.Viele vom FGÖ geförderte Projektehaben hier angesetzt und ab 2010 hatdas drei Jahre dauernde Modellpro-jekt „KiBi der Zukunft“ des FGÖ Er-kenntnisse geliefert, worauf es beiGesundheitsförderung in einer „Kin-derbildungseinrichtung“ (KiBi) an-kommt: Alle Zielgruppen sollen be-teiligt und Gesundheit muss umfas-send thematisiert werden.Das Modellprojekt wurde ab 2010von AVOS, dem Arbeitskreis für Prä-vention und Gesundheitsförderungin Salzburg durchgeführt, und neunKindergärten haben daran teilge-nommen – fünf aus den SalzburgerBezirken und vier aus der Stadt Salz-burg. Neben den Kindern wurdenauch die Mitarbeiter/innen sowie dieFamilien miteinbezogen. Pro Kinder-gartensemester gab es je ein Schwer-punktthema: Das waren gesunde Er-nährung, materielle Umwelt und Si-cherheit, Bewegung sowie Lebens-kompetenz. Die erfolgreiche Initiati-ve wurde nach dem Projektende fort-geführt und aktuell kommen jedesJahr zwölf neue gesunde Kindergär-

ten zum „Netzwerk Kindergarten“im Land Salzburg hinzu.

Initiativen in ganz ÖsterreichÄhnliche Projekte und Programmegab und gibt es in unterschiedlicherIntensität in allen Bundesländern. Sostartete etwa Styria vitalis in der Stei-ermark 2012 ein vom FGÖ geförder-tes Pilotprojekt für neun gesundeKindergärten. Mittlerweile bestehtdas Programm „Gesunder Kindergar-ten – gemeinsam wachsen“ aus 110Projekt- und 32 Netzwerk-Kindergär-ten und wird unter Leitung der Stei-ermärkischen Gebietskrankenkasse(STGKK) von der STGKK in Koope-ration mit Styria vitalis und der BVAdurchgeführt. Die wichtigsten Er-kenntnisse aus den zwischen 2010und 2016 vom FGÖ geförderten Pro-jekten in Kindergärten sind auch ineiner aktuellen Forschungsarbeit zu-sammengefasst. Sie trägt den Titel„Handlungsmodule für Gesundheits-förderung im Kindergarten“.

Schulische GesundheitsförderungBereits 1993 wurde vom Gesund-heits- und vom Unterrichtsministeri-um ein Pilotprojekt für schulische Ge-sundheitsförderung beauftragt. „Eswurde in zwölf Schulen aller Schulty-pen in ganz Österreich durchgeführtund gesunde Bewegung, Ernährungund psychosoziale Gesundheit warenebenso Thema, wie etwa die gesund-heitsförderliche Gestaltung der Räu-me und des Umfeldes von Schulen“,erklärt Beatrix Haller, die nationaleKoordinatorin dieses Pilotprojekteswar und heute im Bundesministeri-um für Bildung, Wissenschaft undForschung für die schulische Gesund-heitsförderung zuständig ist. „Bil-dung und Gesundheit beeinflussensich gegenseitig: Höhere Bildung gehtin aller Regel auch mit besserer Ge-sundheit einher und gute Gesundheitschafft günstigere Voraussetzungenfür das Lernen und Lehren“, weißder Gesundheitssoziologe und Orga-nisationsentwickler Christian Scharin-ger, der das Pilotprojekt begleitet hat

und die Erkenntnisse daraus folgen-dermaßen zusammenfasst: „Natür-lich hat nicht alles gleich zu Beginnschon perfekt geklappt. Doch wir ha-ben Grundlagenarbeit geleistet undan den meisten der beteiligten Schu-len konnte das Projekt sehr erfolg-reich umgesetzt werden.“

Zwei Pilotprojekte in Vorarlberg habengesundheitsförderliche Maßnahmen fürKlientinnen und Klienten der Kinder-und Jugendhilfe realisiert. Durch „trotzallem gesund“ konnten zwischen 2004und 2009 rund 1.000 sozial benachtei-ligte Menschen erreicht und in Berei-chen wie Stressbewältigung oder ge-sunde Ernährung unterstützt werden.„trotz allem vernetzt“ hatte zwischenOktober 2010 und Juni 2013 zum Ziel,durch sechs Module armutsgefährdetenMenschen mehr soziale Kontakte zuverschaffen. Denn diese haben nichtnur häufig eine schlechtere Gesundheit,sondern meist auch relativ wenige Be-ziehungen zu anderen Familien, Freun-dinnen und Freunden. Die Erkenntnisseaus den beiden Pilotprojekten wurdenzu einem Konzept für eine systemati-sche Kooperation der Kinder- undJugendhilfe mit der Gesundheitsförde-rung weiterentwickelt. Das Projekt„Welcome to Life“ des DachverbandsÖsterreichischer Kinder- und Jugend-hilfeeinrichtungen ist vor diesem Hinter-grund entstanden und läuft seit April2016 in 18 Jugendhilfe-Einrichtungenin Kärnten, Tirol, Wien und Vorarlberg.Einerseits werden Jugendliche im letz-ten Jahr der Betreuung auf die nahendeSelbständigkeit vorbereitet. Anderer-seits werden junge Menschen, welcheihre Einrichtungen bereits verlassen ha-ben – die so genannten „Care Leaver“– etwa einmal pro Monat bei gemein-samen Workshops und Beratungen in ihrer Lebensführung unterstützt.

GESUNDHEITS-FÖRDERUNG IN DER

KINDER- UNDJUGENDHILFE

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WISSEN

Foto: FGÖ

Die positiven Ergebnisse und Erfah-rungen des bundesweiten Pilotpro-jektes zur schulischen Gesundheits-förderung wurden anschließend vonden Bundesländern genutzt und wer-den heute durch verschiedene Initia-tiven weitergetragen sowie durch dieSchulservicestellen der Krankenkas-sen und die bundesweite Schulser-vicestelle GIVE. Außerdem spielt Ge-sundheitsförderung nunmehr in derQualitätsentwicklung an Schulen ei-ne wichtige Rolle. In der Qualitätsini-tiative für Berufsbildende Schulen istsie als ein zentrales Ziel verankert. Inder Qualitätsinitiative für AllgemeinBildende Schulen haben sich vieleAusbildungsstätten entschieden, ei-nen Schwerpunkt auf Gesundheits-themen wie etwa Bewegung, Ernäh-rung oder Gewaltprävention zu legen. „Wenn Schulen als gesund-heitsförderlicher Lebensraum gestal-tet werden, so wirkt sich das auch positiv auf den Lern- und Bildungs-erfolg aus. Diese Erkenntnis hat sichheute im Bildungsbereich durchge-setzt“, betont Beatrix Haller. DerFonds Gesundes Österreich

unterstützt die schulische Gesund-heitsförderung unter anderem durchTagungen und Vernetzung, Weiterbil-dung und Projektförderungen. In derProjektdatenbank des FGÖ findensich rund 130 Einträge zum Stichwort„Schule“, und das Spektrum reichtvon Initiativen für gesunde Ernäh-rung und Bewegung über Gewaltprä-vention bis zur Mädchen- und Burschenarbeit.

Gesundheitsförderung in der JugendarbeitEin aktuelles Projekt des Fonds Ge-sundes Österreich hat sich mit Ge-sundheitskompetenz in der profes-sionellen außerschulischen Jugendar-beit befasst. Es wurde zwischen No-vember 2014 und April 2017 durchge-führt und zwei Leitfäden wurden er-arbeitet. Diese beschreiben durchzahlreiche „Best Practice-Beispiele“unterstützt, wie Einrichtungen deroffenen Jugendarbeit sowie Jugendin-formationsstellen in neun Dimensio-nen „gesundheitskompetenter“ werden können. Das heißt, sie sollenTeenager dabei unterstützen,

Gesundheitsinformationen sammeln,verstehen, bewerten und anwendenzu können.Frühe Hilfen, Kindergärten, Schulenund die außerschulische Jugendarbeitsind vier Bereiche, in denen Gesund-heitsförderung im Lebensverlauf ge-nerell ansetzen kann. Wenn beson-ders benachteiligte Jugendliche er-reicht werden sollen, können darüberhinaus auch noch spezielle Settingseine wichtige Rolle spielen. SolcheLebenswelten sind etwa die Überbe-triebliche Lehrausbildung (siehe auchKasten: „Das Transferprojekt,health4you’“) sowie die Kinder- undJugendhilfe (siehe auch Kasten). DerFonds Gesundes Österreich hat inbeiden umfassende Projekte unter-stützt. In allen beschriebenen Schwer-punktbereichen der Gesundheitsför-derung für Kinder und Jugendlichewird letztlich dasselbe Ziel ange-strebt: Möglichst alle Heranwachsen-den in Österreich dazu zu befähigen,ihre gesundheitlichen Potenzialebestmöglich nutzen zu können undso zu mehr gesundheitlicher Chan-cengerechtigkeit beizutragen.

Das Projekt „Jugend und Alkohol“wurde von Supro, der Werkstatt fürSuchtprophylaxe mit Sitz in Götzis inVorarlberg von 2004 bis 2008 durch-geführt. Es ist jenes Projekt, das bis-lang mit der größten Summe vomFonds Gesundes Österreich (FGÖ) un-terstützt wurde. Es wurde mit 1,4 Mil-lionen Euro gefördert, die zu zweiDritteln vom FGÖ stammten, und hatnachweislich gezeigt, wie nachhaltigeAlkoholprävention funktioniert. Einer-seits wurde damit die Kampagne„Mehr Spaß mit Maß“ umgesetzt, diemit Plakaten, Anzeigen, Radio- undTV-Beiträgen für einen verantwor-tungsvollen Umgang mit Alkohol ge-worben hat. Andererseits wurdenWeiterbildungen für Vereine, Veran-stalter von Festen und Lehrer/innen

sowie Informationsveranstaltungen inder Wirtschaftskammer abgehaltenund das „Netzwerk Mystery Shop-ping“ gegründet: Dabei überprüfen14- oder 15-Jährige, ob sie im Han-del, in der Gastronomie oder auch anTankstellen hochprozentige Getränkeerhalten. Ein Erwachsener ist als Be-gleitperson immer dabei, hält sichaber im Hintergrund. Die Erfolgesind messbar. Während etwa früherrund 80 Prozent der Tankstellen undGastronomiebetriebe in VorarlbergAlkohol oder gebrannten Alkohol anJugendliche abgaben, die dafür nochzu jung sind, ist dieser Anteil inzwi-schen auf 20 Prozent gesunken. Zahl-reiche Maßnahmen von „Jugend undAlkohol“ werden in Vorarlberg wei-terhin durchgeführt.

SO FUNKTIONIERT ALKOHOLPRÄVENTION

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WISSEN

österreichischen Universitäten, Hochschulenund Fachhochschulen gab, die zumindest Teil-bereiche von Public Health abdecken. Ein viel-fältiges Angebot also, dennoch fehlt in Öster-reich nach wie vor ein Grundstudium für PublicHealth an einer Universität, das mit einem Ba-chelor- und Mastergrad abgeschlossen werdenkann. „Das gibt es in vielen anderen Ländernlängst“, sagt Thomas Dorner.

Erste internationale Artikel ab 1998Karin Waldherr, die Leiterin des LehrgangsEvaluation im Gesundheits- und Sozialbereichder Ferdinand Porsche FernFH, hat eine Re-cherche in der Datenbank PubMed zur Zahlder internationalen Publikationen aus Öster-reich durchgeführt. „Erste Artikel aus Öster-reich in renommierten internationalen wis-senschaftlichen Journalen für den Bereich derGesundheitsförderung sind ab Beginn der1990er-Jahre erschienen und bezogen sichvor allem auf die Bereiche gesundheitsför-dernde Krankenhäuser, gesunde Bewegungund Betriebliche Gesundheitsförderung“, sagtdie Psychologin. Ab 2010 habe sich die Rateder internationalen Veröffentlichungen ausÖsterreich von weniger als zehn pro Jahr aufrund 30 bis 40 in den Jahren 2014 bis 2017deutlich gesteigert. Dies sei auch darauf zu-rückzuführen, dass ab 2008 das damals vonWolfgang Dür geleitete Ludwig BoltzmannInstitut Health Promotion Research seine Tätigkeit begonnen habe, das allerdings 2016wieder geschlossen wurde.

Forschung als fundierte BasisEine wesentliche Funktion im Bereich derForschung und Wissenschaft für Gesundheits-förderung und Public Health in Österreich

Ausbildung und Forschungfür mehr GesundheitDie Ausbildungsangebote für Gesundheitsförderungund Public Health in Österreich haben in den vergan-genen Jahren zugenommen und ebenso die Zahl derinternationalen Publikationen.

Fotos: Sebastian Freiler, feel im

age

kann als Geburts-jahr für Ausbil-dungsangebote für

Public Health auf universitärer Ebene in Öster-reich gelten. Damals wurde an der Medizini-schen Universität Graz der vom Sozialmedi-ziner Horst Noack geleitete Universitätslehr-gang Public Health erstmals durchgeführt.Seit 2005 wird an der Medizinischen Univer-sität Wien ebenfalls ein Universitätslehrgangabgehalten, der „Public Health“ zum Inhalthat. Dieser Begriff umfasst neben Gesund-heitsförderung unter anderem auch Wissens-bereiche wie Epidemiologie, Gesundheits-ökonomie, Gesundheitsmanagement und Ver-sorgungsforschung. „Insgesamt betrachtet,beschäftigt sich Public Health damit, was aufgesellschaftlicher Ebene getan werden kann,damit mehr Gesundheit der Bevölkerung er-reicht wird“, erklärt Thomas Dorner, Präsidentder Österreichischen Gesellschaft für PublicHealth und stellvertretender Leiter der Abtei-lung für Sozial- und Präventivmedizin desZentrums für Public Health der MedizinischenUniversität Wien.

Vielfältige AusbildungsmöglichkeitenAn der UMIT, der Privaten Universität für Me-dizinische Informatik und Technik in Hall inTirol und der Medizinischen Universität Wiensind Doktoratsstudien für Public Health mög-lich. Zudem ist Public Health in bestehendenStudien, wie etwa Medizin, Ernährungswis-senschaft oder Raumplanung in den vergan-genen Jahren zunehmend zum Thema gewor-den. Eine Überblicksarbeit von Thomas Dornerund dem Allgemeinmediziner Günter Diemzeigt, dass es mit Stand von Herbst 2013 zu-dem bundesweit 34 Ausbildungsgänge an

hat die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG)mit ihren drei Geschäftsbereichen, dem Öster-reichischen Bundesinstitut für Gesundheits-wesen, dem Bundesinstitut für Qualität imGesundheitswesen und dem Fonds GesundesÖsterreich. „Als wissenschaftliches Institutim Eigentum der Republik haben wir dafürSorge zu tragen, dass neueste Forschungs-erkenntnisse möglichst rasch Eingang in dasösterreichische Gesundheitssystem finden.Wir sammeln Informationen und bereiten sieso auf, dass sie als fundierte Basis für dessenPlanung und Steuerung dienen können“, er-klärt Herwig Ostermann, der Geschäftsführerder GÖG. Dafür werden auch intensive Ko-operationen mit anderen nationalen und in-ternationalen Institutionen und wissenschaft-lichen Einrichtungen gepflegt. „Unser ge-meinsames Ziel ist es, die Forschung und Be-ratung im Public Health-Bereich auf natio-naler, europäischer und globaler Ebene voranzubringen und Innovationen zu ermög-lichen, um so einen Beitrag zu mehr Gesund-heit für alle Menschen zu leisten“, betontHerwig Ostermann.

Thomas Dorner:„Public Health-Forschung beschäftigt sichdamit, was auf gesellschaftlicher Ebene fürmehr Gesundheit der Bevölkerung getan

werden kann.“

Herwig Ostermann: „Wir haben dafürSorge zu tragen, dass neueste Forschungs-

erkenntnisse möglichst rasch Eingang in dasösterreichische Gesundheitssystem finden.“

2002

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28 gesundesösterreich

WISSEN

Charta für Gesundheitsförderung der Weltge-sundheitsorganisation WHO aus dem Jahr1986 aus. „Der Fonds Gesundes Österreichhat von Beginn seiner Tätigkeit an viel dazubeigetragen, es in die Praxis zu bringen“,betont Oskar Meggeneder.Das erste Pilotprojekt in Österreich wurdeschon 1993 im Landesverlag in Linz mit rund200 Beschäftigten umgesetzt. Partizipation,also die Möglichkeit sich zu beteiligen, standdamals bereits im Mittelpunkt. In „Gesund-heitszirkeln“ konnten die Mitarbeitenden ihreMeinung zu ihrer Arbeitssituation aus gesund-heitlicher Sicht äußern und die Ressourcenund Belastungen dabei benennen. Darauswurden Vorschläge für Verbesserungen ab-geleitet und viele davon auch umgesetzt. So

Von der ersten Idee zu Strukturen für ganz

ÖsterreichBetriebliche Gesundheitsförderung sieht

Unternehmen als soziale Systeme. 1993 startete daserste Pilotprojekt. Heute gibt es bundesweit tragfähige

Strukturen. Text: Dietmar Schobel

Fotos: privat, OÖGKK, FGÖ, Fotolia.com - auremar

Betriebliche Gesundheitsförderung sollUnternehmen als soziale Systeme ins-gesamt gesünder gestalten – von den

Arbeitsabläufen über den sozialen Zusam-menhalt der Mitarbeitenden bis zum Füh-rungsverhalten. Sie bringt den Beschäftigtenmehr Gesundheit und dem Betrieb mehr Wirt-schaftlichkeit“, erklärt Oskar Meggeneder,der Pionier systematischer und umfassenderBetrieblicher Gesundheitsförderung (BGF) in Österreich und ehemalige Direktor der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse(OÖGKK). Dieses Konzept geht von der Ottawa

wurde etwa die Staubbelastung an den Ar-beitsplätzen in der Druckerei verringert, oderdie Mitarbeiter/innen an den Leuchttischenerhielten die Möglichkeit, zwischendurch Aus-gleichsübungen zu machen. 1995 wurde dasProjekt nach eineinhalb Jahren Laufzeit aus-gewertet: Die Rate an Krankenständen warverringert, die Arbeitszufriedenheit erhöht unddie Beziehungen der Beschäftigten zu Kolleg/in-nen und Vorgesetzten verbessert worden.

Strukturaufbau in ÖsterreichWeitere BGF-Projekte, beispielsweise in derSteiermark und Oberösterreich folgten undÖsterreich war neben Deutschland unter denersten Ländern, die das Konzept für mehr Ge-sundheit am Arbeitsplatz in Europa erfolgreich

DATEN & FAKTEN

• Die Einsparungen durch qualitätsvolleMaßnahmen und Prozesse der Betriebli-chen Gesundheitsförderung (BGF) betra-gen pro investiertem Euro rund drei Euro.

• BGF wirkt Fachleuten zufolge am besten, wenn sie bei den Verhältnissenund dem Verhalten ansetzt. Nach diesemModell kann sie die Arbeitsfähigkeit vonBeschäftigten ab 45 Jahren auf gutemNiveau aufrechterhalten.

• Ende 2017 waren insgesamt 1.090 österreichische Betriebe mit rund500.000 Beschäftigten mit dem Gütesiegel für Betriebliche Gesundheits-förderung ausgezeichnet.

• Der Fonds Gesundes Österreich hatseit seiner Gründung mehr als 350 Pro-jekte der Betrieblichen Gesundheitsförde-rung in allen Bundesländern und allerBetriebsgrößen unterstützt.

• Der Fonds Gesundes Österreichhat seit 2003 bereits über 250 BGF-Seminare mit über 2.500 Teilnehmer/in-nen durchgeführt.

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29gesundesösterreich

in größerem Ausmaß umsetzten. Bereits 1996ist auf Initiative der Europäischen Kommissionauch ein „European Network for WorkplaceHealth Promotion“ (ENWHP) entstanden. Inder „Luxemburger Deklaration“ einigten sichdessen Mitglieder Ende 1997 auf ein gemein-sames Verständnis Betrieblicher Gesundheits-förderung. Diese wird als ganzheitlicher Ansatzbetrachtet, der ein konzertiertes Vorgehenaller betrieblichen Akteurinnen und Akteurevoraussetzt. Das gesamte Dokument stehtunter www.enwhp.org/publications zurVerfügung. Das ENWHP besteht nach wie vor und dieösterreichische Kontaktstelle wird von derOÖGKK betreut. Im März 2000 entstand dasÖsterreichische Netzwerk für Betriebliche Ge-sundheitsförderung (ÖNBGF), dessen wich-tigster strategischer Partner der Fonds GesundesÖsterreich war und ist. „Am Anfang bestanddie Herausforderung darin, das Konzept inden Bundesländern bekannt zu machen, diedamit noch nicht vertraut waren“, erinnertsich Elfriede Kiesewetter, die bis 2011 als Ko-ordinatorin des ÖNBGF bei der OÖGKK tätigwar und ergänzt: „Das waren die anstren-gendsten, aber auch die schönsten und be-reicherndsten Jahre meines Berufslebens.“

Regionalstellen in allen BundesländernIhr Einsatz hat sich gelohnt, denn schon seit2002 gibt es in allen Bundesländern Regio-nalstellen des ÖNBGF. In Vorarlberg wird diesevom Fonds Gesunde Betriebe Vorarlberg be-treut, in den anderen Bundesländern von denjeweiligen Gebietskrankenkassen. Ergänzendgibt es auch Servicestellen für Unternehmender bundesweit agierenden Versicherungsan-stalt öffentlich Bediensteter und der Versiche-rungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau.Diese Regional- und Servicestellen beratenund unterstützen Unternehmen und sind imInternet unter www.netzwerk-bgf.at auf-gelistet.2004 wurde vom ÖNBGF in Kooperation mitdem FGÖ ein dreistufiges Qualitätsmanage-mentsystem entwickelt, das seither viel zumkontinuierlichen und qualitätsgesicherten Aus-bau der BGF in Österreich beigetragen hat.Die erste Stufe besteht darin, die BGF-Chartazu unterzeichnen, womit sich Unternehmengrundsätzlich zu den Prinzipien der BGF be-kennen. Das BGF-Gütesiegel ist die zweiteQualitätsstufe. Es wird für jeweils drei Jahrean Unternehmen verliehen, die ein Projekt zur

Betrieblichen Gesundheitsförderung abge-schlossen haben oder an solche, die BGF bereitsin ihren regulären Betrieb integriert haben.Der Österreichische Preis für BetrieblicheGesundheitsförderung wird schließlich alledrei Jahre für besonders herausragende Projekteunter den Gütesiegelträgern vergeben.

Die Zahl der ausgezeichneten Betriebe wächst„Die Zahl der Unternehmen, die mit dem BGF-Gütesiegel ausgezeichnet werden, steigt jedesJahr“, freut sich Christoph Heigl von derOÖGKK, der seit 2012 Koordinator des ÖNBGFist. 207 Betriebe erhielten es 2017 erstmalsund weitere 177 zum wiederholten Male. Seit2004 wurden insgesamt rund 1.100 österrei-chische Betriebe mit rund 486.000 Beschäf-tigten mit dem Qualitätslabel ausgezeichnet,das nach 15 Kriterien von einem Fachinstitutvergeben wird. Unter den ausgezeichnetenUnternehmen sind aktuell auch zunehmendmehr kleine und mittlere Betriebe, eine Ziel-gruppe, die in der Vergangenheit nur schwererreicht werden konnte. Mit Unterstützungdurch den Fonds Gesundes Österreich wurdedeshalb ab 2007 das so genannte Kleinbe-triebsmodell der BGF entwickelt, das heute inganz Österreich von den BGF-Regional- undServicestellen der Krankenkassen in die Praxisgebracht wird (siehe auch Artikel auf Seite 52).Ein weiterer Fokus des FGÖ liegt im Sinneseines Leitthemas der „gesundheitlichen Chan-cengerechtigkeit“ darauf, vor allem auch Be-schäftigte mit geringen sozio-ökonomischenRessourcen zu erreichen. Innerhalb eines Unternehmens sind das häufig jene, die Anlern- oder Hilfstätigkeiten ausführen, wie

etwa Produktionshilfskräfte, Kantinen- oderReinigungspersonal. Auf Branchen bezogengibt es im Einzelhandel oder im Tourismus oftein relativ niedriges Einkommensniveau sowiein einigen Wirtschaftszweigen mit vielen Teil-zeitstellen. Der aktuelle Leitfaden „Faire Ge-sundheitschancen im Betrieb“ des FGÖ fasstzusammen, wie BGF mit einem Schwerpunktauf gesundheitlicher Chancengerechtigkeitam besten verwirklicht werden kann. Er stehtunter www.fgoe.org zum Download zurVerfügung oder kann dort als Druckwerk bestellt werden.

Kapazitäten in den Unternehmen aufbauenFür die gezielte Umsetzung Betrieblicher Ge-sundheitsförderung ist schließlich auch Know-how über deren standardisierte Prozesse not-wendig. Im Rahmen des Seminarprogramms„BGF Know-how” des Fonds Gesundes Öster-reich wird dieses schon seit 2005 zu Themenwie „BGF Projektleitung“, „Gesundheitszir-kelmoderation“ oder „Gesundes Führen“ zuMitarbeitenden von Unternehmen gebracht.„Damit die Beschäftigten von Firmen nach-haltig erreicht werden, müssen in den Unter-nehmen selbst Kapazitäten für BetrieblicheGesundheitsförderung aufgebaut werden“,erklärt Gert Lang, der seit 2015 als Gesund-heitsreferent beim FGÖ für BGF zuständig istund sagt zusammenfassend: „Heute gibt esin Österreich insgesamt gute und tragfähigeStrukturen für Betriebliche Gesundheitsförde-rung. Seitens des Fonds Gesundes Österreichwollen wir dazu beitragen, diese zu erhaltenund weiterzuentwickeln und dabei den neuenHerausforderungen in der Arbeitswelt gerechtzu werden.“

Oskar Meggeneder:„Betriebliche Gesundheits-förderung soll Unternehmen insgesamt gesünder gestalten.“

Elfriede Kiesewetter:Am Anfang bestand die Herausforderung darin, das Konzept in den Bundesländernbekannt zu machen.“

Gert Lang: „Heute gibt es inÖsterreich gute und tragfähigeStrukturen für Betriebliche Gesundheitsförderung.“

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30 gesundesösterreich

WISSEN

Das internationale Netzwerk für „Healthy Cities“ wurde gleich im Anschluss an die Tagung in Ottawa ins Leben gerufen und inÖsterreich wurden die allerersten Aktivitätenzur Gesundheitsförderung ebenfalls auf kom-munaler Ebene gesetzt. Wien ist seit 1988Mitglied beim „Healthy Cities“-Netzwerk derWHO, das heute Hunderte Mitglieder hat. Inder Steiermark wurde schon 1987 eine Ini-tiative für „Gesunde Gemeinden“ gestartet.Partizipation und Empowerment, zwei Grund-prinzipien der Gesundheitsförderung, standendabei von Beginn an im Zentrum. Die Bürge-rinnen und Bürger sollen sich aktiv daran beteiligen, ihre Gemeinden zu einer gesün-deren Lebenswelt werden zu lassen, und siesollen dazu befähigt werden, ihre gesund-heitlichen Chancen auch zu nutzen.

Strukturen wurden aufgebautHeute gehören den „Gesunden Gemeinden“

Gemeinden gemeinsam gesünder gestalten

Wie sich die Gesundheitsförderung in Österreichs Städtenund Gemeinden in den vergangenen Jahren

entwickelt hat, und worauf es dabei ankommt.

Fotos: privat, M

atern, Fotolia.com - monropic

Gesundheit wird von Menschen in ihreralltäglichen Umwelt geschaffen undgelebt: dort, wo sie spielen, lernen,

arbeiten und lieben.“ Die Ottawa Charta fürGesundheitsförderung der Weltgesundheits-organisation WHO bringt es auf den Punkt:Unsere Gesundheit hängt auch von Umwelt-einflüssen ab, und deshalb ist es notwendig,diese gemeinsam gesünder zu gestalten. Alsdieses Konzept nach der ersten internationalenKonferenz für Gesundheitsförderung in derkanadischen Hauptstadt 1986 in die Praxisgebracht werden sollte, waren Städte undGemeinden die erste Lebenswelt, die dabeiim Fokus stand.

in der Steiermark rund 90 Ortschaften an undin fast allen Bundesländern sind Netzwerkemit ähnlicher Zielsetzung entstanden. In Tirolwird Gesundheitsförderung unter anderemüber die Struktur der Sozial- und Gesund-heitssprengel in die Gemeinden gebracht undin Vorarlberg werden diese durch landesweiteProgramme zu bestimmten Themen erreicht.In Wien gibt es das Programm „GesunderBezirk – Gesundes Grätzel“ der Wiener Ge-sundheitsförderung.

1992 wurde das nationale Netzwerk GesundeStädte Österreichs gegründet, dem aktuell21 Städte angehören. „In den 1990er-Jahrenging es darum, die Konzepte der Gesund-heitsförderung überhaupt erst bekannt zumachen“, erklärt Gernot Antes, der Koordi-nator dieses Netzwerkes und ergänzt: „Heutesind diese vielen Entscheidungsträger/innenvertraut, und es hat sich allgemein durchge-

Gernot Antes: „Heute hat sich allgemein durchgesetzt, das sozialeMiteinander und Bürgerbeteiligungals Aspekte von Gesundheit zu verstehen.“

GEMEINDEPROJEKTE EINFACH BEANTRAGEN

Seit 2009 hat der Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) die Förderschiene „Gemeinsam gesund in…“ ein-gerichtet. Durch ein vereinfachtes Antragsverfahren werden Gemeinde-projekte noch besser unterstützt:

• Gemeinden mit bis zu 2.000 Einwoh-ner/innen können Projekte mit Gesamtkos-ten von 5.000 bis 10.000 Euro einreichen.

• Für Gemeinden mit bis zu 10.000 Einwohner/innen beträgt dieser Rahmen7.500 bis 15.000 Euro

• und für jene mit über 10.000 Einwoh-ner/innen 10.000 bis 20.000 Euro.Von den Kosten können vom FGÖ fünfzig Prozent gefördert werden. Bislang wurden 84 solche Projekte mitGesamtkosten von rund 880.000 Eurounterstützt.

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schaft!“ des Fonds Gesundes Österreich an,die 2012 mit zwei Modellprojekten gestartetwurde und seither erfolgreich umgesetzt wird(siehe auch Artikel auf den Seiten 48 und49). Sie hat anhand zahlreicher Praxisbeispieleund über Gemeindegrenzen hinweg vorge-zeigt, wie das soziale Zusammensein gesund-heitsförderlich gestaltet werden kann.Die Gemeinden sind also in vielerlei Hinsichtfür unsere Gesundheit wesentlich und übersie können zudem die Settings der Betriebe,Kindergärten, Schulen und Seniorenwohn-häuser erreicht werden. Dieser Gesichtspunkthat bereits in den späten 1980er-Jahren beider Gründung des Healthy Cities-Netzwerkes

setzt, das soziale Miteinander und Bürger-beteiligung als Aspekte von Gesundheit zuverstehen. Die Arbeit, die der Fonds GesundesÖsterreich ab 1998 für Professionalität undQualitätssicherung geleistet hat, hat viel dazubeigetragen.“

Was Gemeinden für die Gesundheit tun„Die Kooperation mit den Gemeinden hat inder Tätigkeit des Fonds Gesundes Österreichstets eine zentrale Rolle gespielt“, betontauch Anna Krappinger, die als Gesundheits-referentin beim Fonds Gesundes Österreich(FGÖ) für diesen Bereich zuständig ist. Tat-sächlich ist die Arbeit der Gemeinden für ihreBürgerinnen und Bürger in vielerlei Hinsichtfür deren Gesundheit wesentlich. Die 2.098österreichischen Kommunen erhalten unteranderem rund 770 Kinderkrippen, 3.250 Kin-dergärten, 4.280 Pflichtschulen und 2.200Betreuungseinrichtungen für Schülerinnenund Schüler. Sie sind für Straßen und Wegezuständig, beschäftigen 75.000 Bediensteteund betreiben 390 öffentliche Pflegeheime.In all diesen Arbeitsbereichen können undsollen Maßnahmen für Gesundheitsförderunggesetzt werden.

Gemeinschaft lebenGemeinden stellen jedoch auch ein sozialesUmfeld dar, dessen Qualität erheblichen Ein-fluss auf die Gesundheit haben kann. „DasMiteinander und das gesellige Zusammenle-ben in Vereinen und dem dörflichen Umfeldsind wesentliche Bausteine der psychosozialenGesundheit und des Wohlbefindens der Men-schen. Gerade in den kleineren Strukturen,wo man sich kennt, wo die Nachbarschaftaufeinander achtet, wo Gemeinschaft gelebtwird, profitieren alle Bürgerinnen und Bürgerdavon“, meint dazu Alfred Riedl, der Präsidentdes Österreichischen Gemeindebundes (sieheauch Interview im Kasten rechts). Genau hiersetzt die Initiative „Auf gesunde Nachbar-

der WHO eine zentrale Rolle gespielt. In Öster-reich sind, wie beschrieben, seit damals guteStrukturen für die Arbeit für gesunde Ge-meinden entstanden. Der Fonds GesundesÖsterreich hat dabei als Kooperationspartnerund Qualitätsgarant unterstützt sowie seit1998 in Summe 141 Projekte im kommunalenSetting mit insgesamt rund fünfeinhalb Mil-lionen Euro gefördert. „Es ist jedoch weiterhinnotwendig, sich engagiert für Gesundheits-förderung auf kommunaler Ebene einzuset-zen“, gibt Gernot Antes einen Ausblick undergänzt: „Denn in Zeiten wachsenden Kos-tendruckes wird häufig zuerst bei dieser ge-spart.“

Anna Krappinger:„Die Kooperationmit den Gemeindenhat in der Tätigkeitdes Fonds GesundesÖsterreich stets eine zentrale Rollegespielt.“

GEMEINDEBUNDPRÄSIDENT ALFRED RIEDL IM INTERVIEW

GESUNDES ÖSTERREICH Welche Bedeutung hat Gesund-heitsförderung auf kommunalerEbene in Österreichs Gemeindenheute?Alfred Riedl: Die Gemeinden sind die re-gionalen starken Partner, die vor Ort Ini-tiativen für Gesundheitsförderung und Prä-vention von Bund und Ländern unterstützenund gemeinsam mit zahlreichen Freiwilligenam Leben halten. Denken wir etwa an dieInitiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“des Fonds Gesundes Österreich: Hier stehtder niederschwellige Zugang zu den Bür-gerinnen und Bürgern im Fokus. Miteinan-der in Gemeinden und Städten werden da-durch soziale Unterstützung und die Teil-habe am gesellschaftlichen Leben gefördert.Wir wissen: Ein gesundes Leben ist keineMomentaufnahme. Es braucht viele Bau-steine von der Eigenverantwortung, übereine gesundheitsförderliche Umgebung zuHause in der Gemeinde bis hin zu Maß-nahmen für Betriebliche Gesundheitsför-derung. Ohne Gemeinden und Städte stün-de die Gesundheitsförderung heute nichtauf so starken Beinen.

GESUNDES ÖSTERREICH Was ist aus Sicht des Gemeinde-bundes die Funktion des Fonds Gesundes Österreich?Der Fonds Gesundes Österreich ist für uns

ein wichtiger Partner, wenn es um dieFörderung von verschiedensten Projektenzur Gesundheitsförderung geht. Gemein-sam beraten wir in den Gremien über Ini-tiativen und bringen das Thema in dieBreite.

GESUNDES ÖSTERREICH Was sind die Herausforderungen für die Zukunft?Gerade im Gesundheitsbereich gibt es un-terschiedliche Herausforderungen. Auf dereinen Seite geht es darum, die Finanzie-rung von Gesundheitseinrichtungen zugewährleisten, wo Bund, Länder und Ge-meinden gleichermaßen gefordert sind.Außerdem wird uns das Thema Pflegeund Betreuung in den kommenden Jahrenauch auf Gemeindeebene intensiv be-schäftigen. Unser aller Ziel muss sein, diegesunden Lebensjahre in einer immer älterwerdenden Gesellschaft zu verlängern.

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32 gesundesösterreich

WISSEN

bei der Geburt um rund vier und für Frauenum rund drei Jahre erhöht. „Die Zahl derJahre, die Menschen in Österreich nach ihrereigenen Einschätzung bei guter Gesundheitverbringen, ist jedoch im Vergleich zu andereneuropäischen Ländern relativ gering“, sagtVerena Zeuschner, die seit 2017 beim FGÖfür Gesundheitsförderung für ältere Menschenverantwortlich ist.

Um dem hohen Bedarf an gesundheitsförder-lichen Maßnahmen für ältere Menschen gerechtzu werden, hat der Fonds Gesundes Österreichab 2002 zwei Modellprojekte gefördert, einesim ländlichen und eines im städtischen Raum.„Plan 60“ fand bis Oktober 2005 in Wienstatt, unter anderem in Form so genannter„Empowerment“-Kurse. Diese haben ältereMenschen ab 60 Jahren befähigt, eigene Ideen

Jeder will altwerden, keiner

will alt seinDie Gruppe der älteren Menschen wächst. Damit hat

auch Gesundheitsförderung für sie zunehmende Bedeutung. Text: Dietmar Schobel

Fotos: Klaus Ranger, privat, M

arkus Mikl, Fotolia.com –Herby (Herbert) Me

Gesundheitsförderung ist ein Leben langwichtig. In höherem und hohem Alterkann sie die Selbständigkeit erhalten

und die Lebensqualität verbessern, und dafürsind im Sinne eines umfassenden Begriffesvon Gesundheit sowohl das körperliche, alsauch das geistige und das psychosoziale Wohl-befinden von Bedeutung. Leopold Rosenmayr(1925 bis 2016), Pionier der Alternsforschungin Österreich, hat in einem Satz zusammen-gefasst, worauf es dabei ankommt: „Laufen,Lernen und Lieben erhalten uns ein Leben langgesund.“Das klingt einfach und ist doch nicht einfachan den Mann oder die Frau zu bringen. Denn„jeder will alt werden, aber keiner will essein“, wie es in einem anderen Zitat heißt,das dem deutschen Schauspieler Martin Held(1908 bis 1992) zugeschrieben wird. „Diemeisten Seniorinnen und Senioren sind ihremSelbstverständnis nach nicht alt. Wer sie er-reichen will, sollte sie deshalb nicht als ,ältereMenschen’ ansprechen, sondern über Themen,die für sie von Bedeutung sind – wie etwaMobilität, geistige Fitness oder Fragen derPflege“, weiß Rainer Christ, der bis 2017 beimFonds Gesundes Österreich (FGÖ) als Gesund-heitsreferent für Gesundheitsförderung für äl-tere Menschen zuständig war.

Wenig gesunde LebensjahreDieses Thema hatte beim FGÖ von Beginnan große Bedeutung und wird zunehmendnoch wichtiger. Denn auch die Zielgruppe derMenschen über 60, 70, 80 oder 90 Jahrenwächst, da unsere Lebenserwartung in denvergangenen Jahrzehnten erfreulicherweisegestiegen ist. Seit 2000 hat sich beispielsweisefür Männer in Österreich die Lebenserwartung

für gesundheitsförderliche Vorhaben auszu-arbeiten und umzusetzen. 20 Initiativen sindso entstanden, wie etwa der „Seniorentreff-punkt“ der Hauptbücherei oder die „Muse-umsagentur“, die ältere Freiwillige an WienerMuseen und Archive vermittelt. Die Evaluationdes Modellprojekts zeigt, dass dieses das Aus-maß an sozialer Unterstützung für die Teil-nehmer/innen erhöht hat. Und die Zahl der-jenigen, die von depressiven Verstimmungenberichten, konnte deutlich verringert werden.

Die soziale Gesundheit verbessernDas Modellprojekt „Lebenswerte Lebenswel-ten“ wurde bis März 2006 vom Institut fürSozialmedizin der Medizinischen UniversitätGraz in 13 steirischen Gemeinden in den Bezirken Graz-Umgebung und Voitsberg fürMenschen zwischen 60 und 75 Jahren

Rainer Christ: „Die meisten Seniorinnenund Senioren sind ihrem Selbstverständnisnach nicht alt.“

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durchgeführt. Die soziale Gesundheit standauch hier im Zentrum, also zum Beispiel, älterenMenschen zu ermöglichen, ihren Tagesablaufbesser zu strukturieren, vermehrt am gesell-schaftlichen Leben teilzuhaben und Sinn stif-tende Tätigkeiten auszuüben. „Senior/innen-netze“ oder „Senior/innenplattformen“ wurdenins Leben gerufen und über 250 Maßnahmendurchgeführt – von Nordic Walking, Schwimm-kursen, Sesselgymnastik und Seniorentanz bishin zu Englischkursen, „Gesundheitstreffs“und Besuchsdiensten.Das Projekt „Reifer Lebensgenuss“ hat aufdem Projekt „Lebenswerte Lebenswelten“aufgebaut. Gemeinsam mit denTeilnehmer/innen wurde erarbeitet, welcheAngebote für Gesundheit für Menschen ab50 Jahren in fünf südsteirischen Gemeindenentstehen sollen. Deren Spektrum reichtedann von Kräuter-Kursen über Aquafit-Gym-nastik und Yoga bis zu einer Tanzgruppeund gemeinsamen Wanderungen. Vieles wur-de nach dem Projektende 2012 weitergeführtund die Evaluation attestiert dem Projekt,dass dieses durch das breite Angebot vieleMenschen erreichen konnte – darunter auchsolche, die sonst selten oder nie an Veran-staltungen teilnehmen.

Engagiert gesund bleibenDas ist auch deshalb hervorzuheben, weilEinsamkeit und soziale Isolation ein Problemsind, das im Alter in höherem Maße auftritt.Laut dem „Austrian Health Interview Survey– ATHIS 2014“ geben nur neun Prozent allerBefragten ab 15 Jahren, aber 15 Prozent allerüber 60-Jährigen an, geringe soziale Unter-stützung zu erfahren. Freiwilligentätigkeit isteine gute Möglichkeit für soziale Kontakte,und ein Projekt des Fonds Gesundes Österreichhat zwischen Herbst 2010 und Herbst 2011unter dem Titel „Engagiert gesund bleiben“nicht nur auf diesen gesundheitsförderlichenAspekt ehrenamtlicher Tätigkeit aufmerksamgemacht, sondern in Broschüren und Hand-büchern auch ein anderes, positives Bild vonAlter vermittelt. Denn sonst werden häufignur die Defizite in den Vordergrund gestellt,die mit zunehmenden Jahren auftreten kön-nen. Doch der Ruhestand und das Alter bietenauch viele Möglichkeiten und Potenziale.

Es ist nie zu spätGenau darauf soll auch die 20. Gesundheits-förderungskonferenz des Fonds Gesundes

Österreich hinweisen, die unter dem Motto„Was heißt schon ALT?“ steht. „Natürlichtreten im Alter auch Verluste auf und Fähig-keiten lassen nach“, meint Georg Ruppe, der Geschäftsführer der Österrei-chischen Plattform für Interdisziplinäre Al-tersfragen: „Doch oft gelingt erfolgreicheKompensation und gesundheitsförderlicheMaßnahmen, die etwa soziale Teilhabe,Selbstbestimmtheit oder barrierefreie Mobi-lität erleichtern, können wesentlich dazu bei-tragen. Es ist nie zu spät, damit zu beginnenund dabei sollten auch diejenigen miteinbe-zogen werden, denen es schon nicht mehrso gut geht. Insgesamt benötigen wir heuteeine neue Alternskultur und dabei auch eineKultur der Sorge umeinander.“ Dass diesesKonzept auch in Pflegeheimen umgesetztwerden kann, zeigt schließlich ein erfolgrei-ches Projekt des Fonds Gesundes Österreich,das auf den Seiten 50 und 51 näher be-schrieben wird. Es heißt „Gesundheit hatkein Alter“ und hat neben den Bewohner/in-nen und Mitarbeiter/innen von Häusern fürSenior/innen auch Angehörige und ehren-amtliche Helferinnen und Helfer erreicht.

FAIRE CHANCEN GESUND ZU ALTERN

Unter dem Titel „Faire Chancen gesund zualtern“ widmet sich ein aktueller Sammel-band, der vom Fonds Gesundes Österreichherausgegeben wurde, dem Thema, wiealle älteren Menschen von gesundheitsför-derlichen Maßnahmen profitieren könnenund speziell auch die sozial benachteilig-ten. Die strategischen Rahmenbedingun-gen, die dafür notwendig sind, werdenebenso beschrieben, wie die Möglichkeiten

die soziale Teilhabe älterer Menschen ge-nerell zu unterstützen. Pflege und Betreu-ung sind ein weiterer zentraler Inhalt, wo-bei etwa auch auf die Bedürfnisse vonMenschen jeglicher sexueller Orientierungoder von Menschen mit intellektueller Be-einträchtigung in Pflegesituationen einge-gangen wird. Das Dokument steht unterwww.fgoe.org unter „Publikationen”zum Download zur Verfügung.

DATEN & FAKTEN

• Die Einwohnerzahl Österreichs wächst,gleichzeitig altert die Bevölkerung.

• 2014 lebten 1,56 Millionen Menschenim Alter von 65 und mehr Jahren in Öster-reich. Bis 2030 wird ihre Zahl laut der Sta-tistik Austria auf 2,14 Millionen steigen.

• Die Lebensqualität und Chancengerech-

tigkeit für ältere Menschen zu erhöhen, isteine von fünf Programmlinien des Fonds Gesundes Österreich.

• Seit 1998 wurden in diesem Bereichinsgesamt 53 Projekte mit einer Förder-summe von rund dreieinhalb MillionenEuro unterstützt.

Verena Zeuschner:„Die Zahl der Jahre,die bei guter Gesundheit verbracht werden, ist inÖsterreich vergleichs-weise gering.“

Georg Ruppe:„Es ist nie zu spät,mit Gesundheits-förderung zu beginnen.“

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WISSEN

Fotos: Fotolia.com - GordonGrand, FGÖ, Keinrath.com, AVOS

Was eine ausgewogene, abwechs-lungs- und nährstoffreiche Ernäh-rung ausmacht, hat sich in den

vergangenen 20 Jahren nicht verändert.Grundsätzlich gehören dazu mindestens ein-einhalb Liter alkoholfreie, energiearme Ge-tränke sowie fünf Portionen Obst und Gemüsepro Tag. Vollwertige Getreideprodukte sindebenso zu bevorzugen wie fettarme Milchund Milchprodukte, und pro Woche sind ein-bis zweimal Fisch jedoch höchstens dreimalfettarmes Fleisch oder Wurst zu empfehlen.Fettes, Süßes und Salziges sollte selten undsparsam verzehrt werden. Laut den Öster-reichischen Empfehlungen für gesundheits-wirksame Bewegung sind zudem für Erwach-sene mindestens 150 Minuten körperlicheAktivität mit mittlerer Intensität pro Wocheratsam.

Ein wesentlicher Inhalt der Arbeit des FondsGesundes Österreich ist es, dieses Wissen indie Praxis zu bringen. Wie das geschehensoll, hat sich kontinuierlich verändert undweiterentwickelt, seit das Gesundheitsför-derungsgesetz aus dem Jahr 1998 die Basisdafür gelegt hat. „Die Projekte, für die beiuns Förderungen beantragt wurden, sind imLaufe der Zeit immer professioneller und qua-litätsvoller geworden und waren zunehmendnoch besser auf den Bedarf der Zielgruppenzugeschnitten. Dazu haben vor allem auchdie Weiterbildungsangebote des FGÖ bei-getragen. Gleichzeitig hat sich der Schwer-punkt unserer Arbeit im Bereich der Infor-mationsvermittlung von reinen Kampagnenschon bald auf vielseitige und sich ergänzendeAngebote verlagert, die zum Beispiel auchWorkshops, Rezeptsammlungen und Wett-bewerbe umfasst haben“, fasst Rita Kichlerdie Entwicklungen während der ersten Jahrezusammen. Sie war als Gesundheitsreferentindes FGÖ von Anfang an dabei und ist unteranderem speziell für die Bereiche Ernährungsowie Kinder und Jugendliche zuständig.

Information, Workshops und ProjekteEin kurzer Überblick zeigt das breite Spektrumder Aktivitäten. Bereits bei der zweiten Prä-

ventionstagung des Fonds Gesundes Öster-reich im November 2000 standen die ThemenBewegung und Ernährung im Mittelpunktund 2002 etwa lautete das Thema einer Wei-terbildungsveranstaltung, die der Verbandder Ernährungswissenschafter in Kooperationmit dem Fonds Gesundes Österreich veran-staltete, „Übergewicht – dem DiätwahnParoli bieten“. Im selben Jahr wurde erstmalsein Wettbewerb veranstaltet, bei dem Be-triebsküchen prämiert wurden, die auf ge-sunde Ernährung achten und eine Kampagnewarb durch Inserate und Plakate landesweitfür eine abwechslungsreiche, ausgewogeneund damit auch gesunde Ernährung. „Kon-struierte Lebensmittel“ wie die „Wurke“,der „Kornfisch“, „Sparccaronis“ oder „Ba-nafurter“ sorgten für große Aufmerksamkeit.

Innovative Pilotprojekte beschäftigten sichin den frühen Jahren des FGÖ zum Beispielmit der gesunden Jause in Betrieben oderausgewogener Ernährung am Bau.

Mit den Jahren wurde der Fokus immer mehrdarauf gerichtet, die Gemeinschaftsverpfle-gung zu optimieren. So kann eine große Zahlvon Menschen „die gesündere Wahl treffen“und sich für ausgewogene Ernährung ent-scheiden. Das Projekt „anders essen“ ist einBeispiel dafür und sorgte zwischen 2006 und2009 dafür, dass die Verpflegung in 16 stei-rischen Lehrlingshäusern gesünder gestaltetwurde. Es wurde später auf weitere Groß-küchen in der Steiermark sowie auf andereBundesländer übertragen, was auf den Seiten46 und 47 näher beschrieben wird.

Gesunde Ernährung baut aufDurch verhältnis- und verhaltensbezogene

Maßnahmen vermittelt der Fonds Gesundes Österreichseit zwei Dekaden Bewusstsein für eine ausgewogeneErnährung. So soll die gesündere Wahl letztlich zur

leichteren werden.

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Intersektorale KooperationDie Mitarbeit in überregionalen und sekto-renübergreifenden Gremien hat im Sinne desKonzeptes „Health in all policies“ in derArbeit des FGÖ im Laufe der Zeit ebenfallswachsende Bedeutung erhalten. So soll Ge-sundheit auch in anderen Gesellschaftsbe-reichen zunehmend zum Thema werden,etwa in den Sektoren Infrastruktur, Land-wirtschaft, Bildung oder Soziales. Davon gehtauch der „Nationale Aktionsplan Ernährung“(NAP.e) aus, der Anfang 2011 präsentiertwurde und seither regelmäßig überarbeitetwird. Der NAP.e stellt eine ernährungspoli-tische Strategie dar und beinhaltet konkreteZiele, die letztendlich dazu beitragen, ein ge-sundes Ernährungsverhalten zu fördern sowieStrukturen zu schaffen, welche die Wahl desgesünderen Lebensmittels erleichtern. DieZielformulierungen innerhalb der Aktionsfelderdes NAP.e zu schärfen, ist eine von vielenAufgaben der Nationalen Ernährungskom-mission, in der auch der Fonds GesundesÖsterreich vertreten ist.

„Im Rahmen des Nationalen AktionsplansErnährung wurde auch erstmals eine einheit-liche österreichische Ernährungspyramidepräsentiert, die zeigt, wie häufig und in wel-cher Menge Produkte der verschiedenen Le-bensmittelgruppen konsumiert werden sollen.Das war ein sehr wichtiger Schritt zu gezielterInformation in diesem Bereich“, betont PetraRust, Assistenzprofessorin am Departmentfür Ernährungswissenschaften der UniversitätWien und seit 2014 Fachbeirätin des FondsGesundes Österreich. Die Arbeit des FGÖ seiunter anderem auch deshalb so wichtig,meint die Expertin, weil dieser Kooperationen

mit Bereichen außerhalb des Gesundheits-sektors anstoße. „Außerdem gibt es mit demFonds Gesundes Österreich eine nationaleKompetenzstelle, die den Überblick darüberbewahrt, was im Bereich der Gesundheits-förderung bereits unternommen wurde unddie passende Aktivitäten unterschiedlicherRessorts zusammenführt“, erklärt Petra Rust.

Eine aktuelle InitiativeWie aktuelle Ernährungsinitiativen des FondsGesundes Österreich ansetzen, die sich speziellauch an sozial benachteiligte Menschen wen-den, zeigt etwa das Projekt GAAS. Es soll

die Gesundheitskompetenzen von Jugendli-chen in Niederösterreich fördern, die sichnicht in Ausbildung, Arbeit oder Schulungbefinden. Gemeinsam mit den Teilnehme-rinnen und Teilnehmern wurde zum Beispieldas Getränk „Frizz Tea“ kreiert. Es istschmackhaft und erfrischend und auf denEtiketten werden in coolem Design Ernäh-rungstipps gegeben. „Mach Wasser zu deinerNummer 1“, heißt es dort zum Beispiel, unddass Figur, Haut, Zähne und Gehirn sich da-rüber freuen würden.

Die Jugendlichen sollen so von Energy- undSoftdrinks weggeführt werden und zudemgibt es im Rahmen von GAAS auch einenLehrgang für Jugend-Ernährungsmentor/innender FH St. Pölten und der Universität Wien.Personen mit psychosozialer Grundausbil-dung, die in der außerschulischen Jugendar-beit tätig sind, werden dafür geschult, diewichtigsten Informationen zu gesunder Er-nährung an Jugendliche weiterzugeben. Dasist es auch, was aus Sicht von Petra Rust inZukunft weiterhin größte Relevanz habenwird. „Wir müssen möglichst früh damit be-ginnen, die Bedeutung gesunder Ernährungzu vermitteln: Bei Schwangeren und Stillendensowie in der Folge bei Kleinkindern, Kindernund Jugendlichen“, sagt die Expertin.

Rita Kichler: „Die Projekte sind im Laufe der Zeit immer professioneller und qualitätsvollergeworden.“

Petra Rust: „Mit dem Fonds Gesundes Österreich gibt es eine nationale Kompetenzstelle, die den Überblick bewahrt und passende Aktivitäten unterschiedlicher Bereiche zusammenführt.“

DATEN & FAKTEN

• Eine ausgewogene Ernährung ist abwechslungsreich, clever kombiniert undnährstoffreich und der Energiegehalt ist an die jeweiligen Lebensumstände an-gepasst. Die Ernährungspyramide bietet ei-ne gute Orientierung.

• Regelmäßige körperliche Bewegung

und Sport gehören ebenfalls dazu. Weitere Informationen zu ausgewogenerErnährung und gesunder Bewegung findenSie unter fgoe.org/medien• Der Fonds Gesundes Österreich hat seit 1998 rund 300 Projekte mit einemSchwerpunkt auf Ernährung gefördert.

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WISSEN

körperlich aktiv sind, ist dennoch vergleichs-weise gering. „Zwei Drittel bewegen sich zuwenig oder gar nicht“, erklärt Verena Zeu-schner, die als Gesundheitsreferentin beimFGÖ für den Bereich Bewegung zuständig ist.

Zu gesunder Bewegung motivierenDiese Menschen zu gesunder Bewegung zumotivieren, war seit den Anfangsjahren einerder zentralen Inhalte der Arbeit des FGÖ –neben ausgewogener Ernährung und der För-derung der psychosozialen Gesundheit. DiesenThemen waren die ersten Broschüren der1998 neu strukturierten Organisation für Ge-sundheitsförderung gewidmet. Die erste Kam-pagne des FGÖ vermittelte unter dem Motto„bewusst lebt besser“ durch Radiospots undAnzeigen die wichtigsten Informationen dazu.In den Inseraten wurde präsentiert, wie Men-schen eine Maske ablegen, die sie mit un-glücklichen Gesichtszügen zeigt – und damitsymbolisch ihren falschen Lebensstil ändern.Bewegung und Ernährung waren auch dieThemen der zweiten österreichischen Präven-tionstagung des Fonds Gesundes Österreichim November 2000 in Wien und 2010 wareine weitere FGÖ-Konferenz der körperlichen

Das beste MedikamentBewegung im Alltag und beim Sport verhilft Menschen jeden Alters zu besserer

Gesundheit. Text: Dietmar Schobel

Fotos: ASK

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Bewegung wirkt. Sie hilft Menschen je-den Alters dabei, ihre Gesundheit zuerhalten oder zu verbessern. Sie stärkt

das Herz-Kreislauf-System, die Muskulatur,den Stoffwechsel und das Immunsystem undbeugt Zivilisationskrankheiten vor. Ausrei-chende Bewegung unterstützt auch dabei,ein gesundes Körpergewicht zu erreichen,sie kann Spannungen und Ängste vermindern,das Selbstwertgefühl steigern und sogar diegeistigen Leistungen verbessern. Und wergemeinsam mit anderen körperlich aktiv ist, kann dabei zudem soziale Kontakte knüpfen.Das ist nur eine Auswahl der positiven Wir-kungen und diese sind in den vergangenenJahren und Jahrzehnten zunehmend mehrMenschen bekannt geworden. „Das Bewusst-sein für die gesundheitliche Bedeutung kör-perlicher Aktivität hat sich sicher verbessert,seit 1998 das österreichische Gesundheits-förderungsgesetz verabschiedet wurde“,meint dazu Günter Schagerl, der das Referatfür Fitness und Gesundheitsförderung derASKÖ-Bundesorganisation leitet und die Ar-beit des Fonds Gesundes Österreich (FGÖ)von Beginn an als Fachbeirat begleitet hat.Die Zahl derjenigen, die ausreichend

Aktivität gewidmet. Erste spezifische Projekte,die vom FGÖ unterstützt wurden, beschäf-tigten sich zum Beispiel mit dem Aufbau qua-lifizierter Angebote für Gesundheitssport inländlichen Regionen, dem Weg zum „Wohl-fühlgewicht“ für Bäuerinnen und Bauern odergezielter Suchtvorbeugung durch Bewegungnach dem Motto „Kinder stark machen“.

Kooperation mit dem organisierten SportBesonders nachhaltige Auswirkungen hattedie Kooperation, die der Fonds GesundesÖsterreich 2005 mit „Fit für Österreich“ ein-gegangen ist, einer Bewegungsinitiative desdamaligen Sportministeriums und der Öster-reichischen Bundes-Sportorganisation in Zu-sammenarbeit mit den Sport-DachverbändenASKÖ, ASVÖ und SPORTUNION. In einemRahmenvertrag wurde die gemeinsame För-derung von Projekten festgelegt und bis 2008wurden so 20 Projekte mit insgesamt 2,8Millionen Euro unterstützt. Außerdem wurdenzahlreiche Akteurinnen und Akteure aus denVerbänden zu den Themen Gesundheitsför-derung und Projektmanagement geschult.„Beide Seiten haben sehr von dieser Zusam-

DATEN & FAKTEN

• Regelmäßige Bewegung vermindertdas Risiko für vorzeitigen Tod aus allenmöglichen Ursachen, für Erkrankungen derHerzkranzgefäße, Schlaganfälle, Bluthoch-druck und das Metabolische Syndrom.

• Schon 150 Minuten Bewegung proWoche reichen für Erwachsene aus, umfür die Gesundheit etwas Gutes zu tun.

• Der Fonds Gesundes Österreich hat inden vergangenen zwanzig Jahren rund300 Projekte mit einem Schwerpunkt aufgesunde Bewegung gefördert.

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„50 TAGE BEWEGUNG“

Eine Initiative des Fonds Gesundes Öster-reich (FGÖ) und der Österreichischen Bundes-Sportorganisation bringt seit 2009ganz Österreich in gesunde Bewegung. ImRahmen der Herz-Kreislauf-Kampagne desFGÖ stand damals der Nationalfeiertag am26. Oktober erstmals unter dem Motto„Gemeinsam gesund bewegen“, womit dieTradition der „Fit mach mit“-Läufe und -Märsche, die schon ab 1971 stattgefundenhatten, fortgeführt wurde. In vielen öster-reichischen Gemeinden wurden den Bürge-rinnen und Bürgern nun verschiedenstekostenlose Möglichkeiten für gesun-de körperliche Aktivität angeboten –neben Wandertagen zum Beispiel auch geführte Nordic Walking-Touren, Kletternim Hochseilgarten und Trendsportarten.

Bereits im ersten Jahr der Kooperation fanden 288 Veranstaltungen in ganz Österreich statt – von Lochau in Vorarlbergbis Zillingtal im Burgenland – und 67.000Menschen beteiligten sich daran. 2016 gabes einen Relaunch für den „Gemeinsam gesund bewegen“-Tag. Unter dem Slogan„Gemeinsam fit. Beweg Dich mit!“ wurdeder Aktionszeitraum auf 50 Tage ausge-weitet. „2017 konnte so zwischen 7. September und 26. Oktober ein neuerRekord an Veranstaltungen erzielt wer-den“, freut sich Werner Quasnicka, der Geschäftsführer der Fit Sport AustriaGmbH, welche die Aktion in Kooperationmit dem FGÖ durchführt. Rund 1.200 Angebote von Sportvereinen, Verbändenund Gemeinden in ganz Österreich standen

den Bürgerinnen und Bürgern für gesundekörperliche Aktivität zur Verfügung. Die Initiative wird auch heuer wieder von 7. September bis 26. Oktober stattfinden.Weitere Informationen enthält die Websitewww.gemeinsambewegen.at

menarbeit profitiert“, betont Christian Halb-wachs, von 2005 bis 2013 Geschäftsführervon „Fit für Österreich“ und heute Leiter derAbteilung Breitensport der Bundes Sport GmbHund der Experte ergänzt: „Im Bereich desSports wurde damit begonnen, sich differen-zierter mit den Gesundheitswirkungen vonBewegung zu beschäftigen, und die Gesund-heitsförderer/innen konnten für ihre Angebotedie bestehenden Vereinsstrukturen der Sport-verbände nutzen.“ Seit 2014 führen die dreiSport-Dachverbände wichtige Agenden dermit Dezember 2013 ausgelaufenen Initiative„Fit für Österreich“ in der von ihnen neu gegründeten gemeinnützigen Fit Sport AustriaGmbH zusammen. Diese Organisation

kooperiert weiterhin erfolgreich mit dem FGÖ,speziell auch bei der Initiative „50 Tage Be-wegung“ (siehe auch Kasten).

Die BewegungsempfehlungenEin weiterer Meilenstein sind die „Österrei-chischen Empfehlungen für gesundheitswirk-same Bewegung“, die von der Kompetenz-gruppe „Körperliche Aktivität, Bewegungund Sport“ der Österreichischen Gesellschaftfür Public Heath im Auftrag des Fonds Ge-sundes Österreich erarbeitet wurden. Kindernund Jugendlichen werden darin täglich zu-mindest 60 Minuten Bewegung mit zumindestmittlerer Intensität empfohlen, Erwachsenenmindestens 150 Minuten pro Woche mit mitt-

lerer Intensität oder 75 Minuten mit höhererIntensität. 2013 wurde der „Nationale Akti-onsplan Bewegung“ oder kurz NAP.b veröf-fentlicht. Im NAP.b werden Ziele formuliertund Empfehlungen abgegeben, wie verschie-dene Sektoren der Gesellschaft, wie das Ge-sundheitswesen, das Bildungssystem, der Be-reich Verkehr oder die Arbeitswelt beitragenkönnen, bewegungsfreundliche Rahmenbe-dingungen zu schaffen. Ein Beispiel aus demVerkehrssektor ist etwa, die Fuß- und Radin-frastruktur attraktiver zu gestalten.

Intersektorale ZusammenarbeitAuf der intersektoralen Zusammenarbeit fürmehr aktive Mobilität im Alltag liegt aktuellauch ein Schwerpunkt der Arbeit des FGÖ.Denn die Zahl der Österreicherinnen und Öster-reicher, die sich im Alltag gesundheitswirksambewegen, ist in den vergangenen Jahren zu-rückgegangen. Im Herbst wird bereits dasdritte vom FGÖ organisierte Vernetzungstreffenfür „Aktive Mobilität – Gesundheit in allenPolitikbereichen“ stattfinden, an dem Orga-nisationen aus unterschiedlichen gesellschaft-lichen und politischen Sektoren teilnehmenkönnen. „Dieser intersektorale Austausch sollVerständnis schaffen und Zusammenarbeitenanstoßen, um gemeinsam die Lebensweltenin Österreich künftig noch bewegungsfreund-licher und gesünder zu gestalten“, sagt VerenaZeuschner zusammenfassend.

Werner Quasnicka: 2017 konnte einneuer Rekord anVeranstaltungenerzielt werden.“

Günter Schagerl: „Das Be-wusstsein für die gesundheitlicheBedeutung körperlicher Aktivitäthat sich verbessert.“

Christian Halbwachs: „Von der Zusammenarbeit zwischen organisiertem Sport und Gesundheitsförderung haben beide Seiten sehr profitiert.“

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WISSEN

Foto: privat

Über Gesundheitskompetenz zu ver-fügen bedeutet, gesundheitsbezo-gene Informationen finden, verste-

hen, bewerten und anwenden zu können“,erklärt Christina Dietscher vom Bundesmi-nisterium für Arbeit, Soziales, Gesundheitund Konsumentenschutz, die Vorsitzendedes Kern-Teams der Österreichischen Platt-form Gesundheitskompetenz (ÖPGK). Ge-sundheitskompetenz ist die Voraussetzungdafür, im täglichen Leben selbstbestimmtEntscheidungen treffen zu können, die sich

positiv auf die Gesundheit auswirken – zuHause, am Arbeitsplatz, im Gesundheitssys-tem und in der Gesellschaft ganz allgemein.In Österreich ist es darum schlecht bestellt,das hat eine Studie in acht europäischenLändern gezeigt. 56 von 100 Österreiche-rinnen und Österreichern haben eine „man-gelnde“ oder sogar „unzureichende“ Ge-sundheitskompetenz.

Eines der 2012 vom österreichischen Minis-terrat beschlossenen Gesundheitsziele lautetdaher, die Gesundheitskompetenz der Be-völkerung zu stärken. Seit 2015 ist dafür dieÖPGK aktiv, deren Koordinationsstelle imFonds Gesundes Österreich angesiedelt ist.Derzeit bearbeitet die ÖPGK zwei Schwer-punkte – gute Gesprächsqualität und guteGesundheitsinformation. Zusätzlich bemühtsie sich darum, Organisationen in unter-schiedlichen Branchen und Sektoren zu mo-tivieren, zu mehr Gesundheitskompetenz bei-zutragen und hat derzeit rund 40 Mitgliedervon der Aids Hilfe Wien bis zur Versiche-rungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau.

Gesundheitskompetente OrganisationenGesundheitskompetenz ist nicht nur eine Fähigkeit einzelner Menschen, sondern hängtauch davon ab, welche Anforderungen Sys-teme an dieses Vermögen stellen. Diese kön-nen Gesundheitskompetenz fördern, indemsie den Zugang zu Gesundheitsinformationenerleichtern sowie diese einfach verständlichund möglichst anwendungsorientiert dar-stellen und mit Quellenangaben versehen.Wie die schriftliche Kommunikation am besten

gelingt, beschreibt ein Katalog mit „15 Qua-litätskriterien“. Er ist im Internet auf der Sitegutegesundheitsinformation.at abrufbar. Um die Qualität von Gesprächen im Ge-sundheitssystem zu verbessern, wird aufmehreren Ebenen eine entsprechende na-tionale Strategie umgesetzt. Zu dieser trägtauch das bundesweite „ÖPGK-NetzwerkGesprächsqualität“ bei, das im vergangenenHerbst gegründet wurde. „Älteren und chro-nisch kranken Menschen muss dabei beson-dere Aufmerksamkeit gelten. Sie brauchendas Gesundheitssystem am häufigsten. Stu-dien zeigen aber, dass sie eine relativ schlech-te Gesundheitskompetenz haben – das heißt,dass derzeit Information und Kommunikationim Gesundheitssystem weitgehend an denBedürfnissen dieser wichtigen Zielgruppevorbeigehen“, betont Christina Dietscher.

Train the Trainer-LehrgangAktuell werden in einem Pilotprojekt in Ko-operation mit dem Hauptverband der Sozi-alversicherungsträger auch 18 Trainer/innenmit langjähriger Erfahrung nach internatio-nalen Standards dafür ausgebildet, im An-schluss Mitarbeitende von Gesundheitsein-richtungen für gute Gesprächsführung fort-zubilden. „Ein weiterer Arbeitsschwerpunktder ÖPGK ist derzeit die Betriebliche Ge-sundheitsförderung. Wir wollen dazu bei-tragen, dass Gesundheitskompetenz künftigeinfacher im Rahmen eines BGF-Prozessesgefördert werden kann“, sagt Christina Diet-scher. Dafür wird mit dem Hauptverbandder Sozialversicherungsträger und dem Öster-reichischen Netzwerk für Betriebliche Ge-sundheitsförderung kooperiert.

Für mehr Gesundheits-kompetenz in Österreich

Österreich hat im Bereich der Gesundheitskompetenz im internationalen Vergleich Nachholbedarf.

Eine vom Fonds Gesundes Österreich koordinierte Plattform soll das verbessern.

Christina Dietscher: „Ein aktueller Arbeitsschwerpunkt derÖPGK ist die Betriebliche Gesundheitsförderung.“

4. KONFERENZ DER ÖPGK

„Einfach gesund entscheiden. Wie Set-tings und Organisationen die Gesund-heitskompetenz unterstützen“ ist dasThema der 4. Konferenz der Österrei-chischen Plattform Gesundheitskompe-tenz (ÖPGK) am 24. Oktober in Graz. Siewird wirksame und praxistaugliche Mög-lichkeiten aufzeigen, wie in Lebenswel-ten und Institutionen dazu beigetragenwerden kann, dass gesundheitsbezoge-ne Informationen für deren Nutzer/innenleichter zugänglich und anwendbar sind.Einflussmöglichkeiten von Organisatio-nen auf die Qualität von Informationund Kommunikation stehen dabei im Fokus. Weitere Informationen dazu sind auf der Website www.oepgk.atnachzulesen.

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SELBSTHILFE

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Gegenseitige Unterstützung„Selbsthilfe steht für die gegenseitige Unter-stützung von Betroffenen und deren Enga-gement, Kompetenz und Erfahrungswissenund ist längst schon zu einem bedeutendenBestandteil des österreichischen Gesund-heits- und Sozialsystems geworden“, sagtauch die Referentin für gesundheitlicheChancengerechtigkeit und Gesundheitszielebeim Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) Gudrun Braunegger-Kallinger und ergänzt,dass ebendiese Perspektive der Patientinnenund Patienten künftig eine noch bedeuten-dere Rolle spielen wird. Dafür wurde von derÖsterreichischen Sozialversicherung unteranderem ein Fördertopf für Aktivitäten vonbundesweit tätigen Selbsthilfeorganisatio-nen eingerichtet. Dieser wird durch dieÖsterreichische Kompetenz- und Ser-vicestelle für Selbsthilfe (ÖKUSS) ver-waltet, die gemeinsam durch die Österrei-chische Sozialversicherung und den FGÖ fi-nanziert wird. ÖKUSS soll auch die Vernet-zung und den Fachaustausch zwischen denbundesweit tätigen Selbsthilfeorganisatio-nen sowie mit anderen Akteur/innen unter-stützen. Verbesserungen im Bereich Patien-tenbeteiligung soll es in der Selbsthilfe auchdadurch geben, dass sich im März 2018 derBundesverband der bundesweit tätigenSelbsthilfe-Organisationen gegründet hat,über den unter www.bvshoe.at näher in-formiert wird. Zudem haben sich 2017 eini-ge Landesdachverbände zum NationalenNetzwerk Selbsthilfe NANES zusammenge-schlossen, welches sich unter anderem umdie Selbsthilfefreundlichkeit von Gesund-

Die gesellschaftlichen Veränderungennach 1968 waren im deutschenSprachraum mitbestimmend für die

positive Entwicklung der modernen Selbst-hilfe. Die Förderung einer aktiven, eigenver-antwortlichen Rolle des mündigen Patien-ten, aber auch ein kritischer Blick auf dasGesundheitssystem haben damals an Be-deutung gewonnen. Der Wert der Selbsthil-fe wurde erkannt, denn der Austausch unddie Beratung durch Gleichbetroffene kanneine wichtige Unterstützung bei gesund-heitlichen oder sozialen Problemen sein“,sagt Andrea Lins-Hoffelner. Sie war von1996 bis 2006 die Leiterin von SIGIS, derService- und Informationsstelle für Selbsthil-fegruppen und Gesundheitsinitiativen beimFonds Gesundes Österreich und dessenVorläuferorganisation. Sie ist heute für die Sucht- und Drogenkoordination Wientätig.

SIGIS hatte die Aufgabe durch Studien, Ma-terialien, Weiterbildung und Öffentlichkeits-arbeit bestehende Selbsthilfeunterstüt-zungsstellen auf Landesebene zu begleitenund den Aufbau solcher Stellen zu fördern.Dadurch sollte zu mehr Qualität und Profes-sionalität beigetragen und ein gemeinsa-mes Bild der Selbsthilfe geschaffen werden.Auf diese Weise wurde auch den entspre-chenden Forderungen des Gesundheitsför-derungsgesetzes von 1998 Rechnung ge-tragen, und die Zahl der Selbsthilfegruppenkonnte innerhalb von zehn Jahren von rund1.000 auf den aktuellen Stand von rund1.700 in ganz Österreich erhöht werden.

heitseinrichtungen kümmert. „Die ÖKUSS ar-beitet künftig in Abstimmung mit den Akteu-rinnen und Akteuren auf Landes- und Bun-desebene und gleichzeitig werden die be-währten Maßnahmen zur Weiterbildung vonSelbsthilfegruppenleiter/innen auf Landes-und Regionalebene weiterhin durch den FGÖmit gefördert werden“, betont Gudrun Brau-negger-Kallinger und sagt zusammenfassend:„Alle neuen Strukturen sollen gemeinsam da-zu beitragen, dass sich die Selbsthilfe in Öster-reich weiterhin positiv entwickeln kann.“

Selbsthilfe, also die gegenseitige Unterstützung von Betroffenen, hat seit den 1970er-Jahren wachsende Bedeutung.In Österreich werden dafür aktuell neue Strukturen etabliert.

Ein wichtiger Bestandteil des

GesundheitssystemsGudrun Braunegger-Kallinger:„Alle neuen Strukturen sollen gemeinsam dazu beitragen, dasssich die Selbsthilfe in Österreich weiterhin positiv entwickeln kann.“

Foto: FGÖ

• 1935 wurde in den USA die weltweiterste Selbsthilfegruppe gegründet: die„Anonymen Alkoholiker“.

• In Österreich waren in den 1950er- und1960er-Jahren die großen Behindertenver-bände, wie der Zivilinvalidenverband, derBlindenverband oder der Kriegsopferver-band die ersten Organisationen, welchedie Interessen von Behinderten und chro-nisch Kranken vertraten.

• Die ersten Selbsthilfegruppen außerhalbder traditionellen Behindertenverbändewurden Ende der 1970er-Jahre gegründet.

DATEN & FAKTEN

Österreichische Kompetenz- und Servicestelle für Selbsthilfe (ÖKUSS)Gudrun Braunegger-KallingerTel. 01/895 04 [email protected]

INFO & KONTAKT

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REGIONALE ADRESSEN AUF EINEN BLICK

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SELBSTHILFE

BURGENLANDBurgenländischer Landesver-band der Selbsthilfegruppenc/o Technologiezentrum Eisenstadt Haus TechLabThomas A. Edison Straße 27000 EisenstadtTel. 0664/864 03 51 (Obmann Jo-hann Wutzlhofer)[email protected]

KÄRNTENSelbsthilfe Kärnten – Dachver-band für Selbsthilfeorganisa-tionen im Sozial- und Gesund-heitsbereich, Behindertenver-bände bzw. -organisationenKempfstraße 23/3. StockPostfach 279021 KlagenfurtTel. 0463/50 48 [email protected]

NIEDERÖSTERREICHSelbsthilfe Niederösterreich– Dachverband der NÖSelbsthilfegruppenTor zum LandhausWiener Straße 54 / Stiege A / 2. Stock3100 St. Pölten, Postfach 26Tel. 02742/226 [email protected]

OBERÖSTERREICHSelbsthilfe OÖ – Dachverband der SelbsthilfegruppenGarnisonstraße 1a/2. StockPF 61, 4021 LinzTel. 0732/797 [email protected]

Selbsthilfegruppen-Kontaktstelle der Stadt WelsDragonerstraße 22, 4600 WelsTel. 07242/235 [email protected] im Bereich „Lebensbereiche“ unter > „Leben in Wels“ > „Soziales“ >„Sozialangebote“ > „Sozialpsy-chisches Kompetenzzentrum“ >„Beratungsangebote“ > „Selbst-hilfegruppe-Kontaktstelle“

SALZBURGSelbsthilfe Salzburg – Dachverband der Salzburger SelbsthilfegruppenIm Hause der SGKK / Ebene 01 / Zimmer 128Engelbert-Weiß-Weg 105021 SalzburgTel. 0662/88 [email protected]

STEIERMARKSelbsthilfe SteiermarkLauzilgasse 25/38020 GrazTel. 050/7900 5910 oder 0664/8000 6 [email protected]

TIROLSelbsthilfe Tirol – Dachverband der Tiroler Selbsthilfevereine und -gruppen im Gesundheits- und SozialbereichInnrain 43/Parterre6020 InnsbruckTel. 0512/57 71 [email protected]

Selbsthilfe Tirol – Zweigverein Osttirol Selbsthilfevereine und -gruppen im Gesundheits- und Sozialbereich c/o Bezirkskrankenhaus Lienz – 4. Stock Süd Emanuel von Hibler-Straße 5, 9900 LienzTel. 04852/606-290Mobil: 0664/38 56 [email protected]

VORARLBERGService- und KontaktstelleSelbsthilfe VorarlbergHöchster Straße 30 6850 Dornbirn Tel. 05572/26 374 [email protected]

Lebensraum BregenzDrehscheibe im Sozial- undGesundheitsbereichClemens-Holzmeister-Gasse 26900 BregenzTel. 05574/527 [email protected]

WIENSelbsthilfe-Unterstützungs-stelle SUS Wien c/o Wiener Gesundheits-förderung – WiGTreustraße 35-43Stg. 6, 1. Stock, 1200 WienTel. 01/4000-76 [email protected]

Medizinisches Selbsthilfezentrum Wien„Martha Frühwirth“Obere Augartenstraße 26-281020 WienTel. 01/330 22 [email protected]

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SELBSTHILFE

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onskurse oder Informationsvermittlung überdie neuesten Operationstechniken – zählendaher zu den Hauptaufgaben des Vereins,an dessen Spitze der KinderherzchirurgGregor Wollenek steht. Außerdem wird in-tensiv mit Herzzentren und Kinderkardio-log/innen kooperiert und die Familien wer-den auch im Krankenhaus betreut. GeradeLetzteres wird von Betroffenen besondersgeschätzt, denn, so Bernhard Kolarik: „Imdirekten Kontakt in den Kliniken könnenwir als selbst betroffene Herzkinder-Elternmit den Patient/innen und ihren Angehöri-gen auf Augenhöhe kommunizieren.“

Breites Angebot „Aktion Kinderherz Österreich“ organisiertaber auch gemeinsame Aktivitäten wie etwa Sport für Herzkinder, Kinder- und Fa-milienfeste, eine Jugendgruppe namens„Heartbeat“ oder Projekte für Jugendliche.Weiters angeboten werden eine Krabbel-gruppe, Schwangerenberatung, Familien-wochen, Elterntreffen, Mütter- und Väter-wochenenden sowie viele kleine Aktivitä-ten, die Lebensfreude fördern und die Le-bensqualität unterstützen. Besonders amHerzen liegt den Vereinsbetreiber/innen das

Es ist noch nicht allzu lange her, dassdie Diagnose „angeborener Herzfeh-ler“ für betroffene Kinder einem To-

desurteil gleichkam. Heute kann man dankmoderner Operations- und Kathetermetho-den sowie Therapien viele dieser Kinder ret-ten, aber sie werden ihr Leben lang herz-krank sein.

Unter Druck In Österreich kommen jedes Jahr rund 700Kinder herzkrank zur Welt. „Diese Kinder,ihre Eltern und Geschwister brauchen vonGeburt an Information und Unterstützung,denn medizinische Untersuchungen, opera-tive Eingriffe, Klinik- und Rehabilitations-aufenthalte bestimmen das Leben dieserFamilien. Auch der Alltag in Kindergartenund Schule und später im Beruf ist für be-troffene Kinder eine große Herausforde-rung, und viele Aktivitäten, die für gesundeKinder ganz normal sind, können Herzkin-der nur eingeschränkt oder unter ärztlicherAufsicht durchführen“, sagt Bernhard Kola-rik vom Verein „Aktion Kinderherz Öster-reich“, der 1992 von einer betroffenenMutter gegründet wurde. Der Herzkind-Va-ter betont zudem, dass betroffene Eltern oftunter großem Druck stehen, weil viele Au-ßenstehende ihre Sorgen nicht nachvollzie-hen können oder sich die Betreuung derkleinen Patient/innen nicht zutrauen. „So-mit ist kaum Entlastung für sie möglich.“

Auf Augenhöhe kommunizieren Dem will der Verein entschlossen entgegen-wirken und unterstützt betroffene Familienin allen Bereichen. Information, Beratungund Förderung des Austausches der Elternund Angehörigen von Herzkindern, Semina-re und Workshops – wie etwa Reanimati-

jährliche Sommercamp, das es seit Grün-dung des Vereins gibt, und das den herz-kranken Kindern und ihren Geschwisterneine Woche Unbeschwertheit und ihren El-tern Erholung vom Alltag verschafft. Bei alldem kommt auch die Öffentlichkeitsarbeitnicht zu kurz. Der Verein betreibt eineHomepage, ist auf Facebook und ähnlichenPlattformen sowie direkt in den Herzzen-tren, auf Messen, Infoständen und Veran-staltungen aktiv und gibt das Magazin„Kinderherz aktuell“ heraus.

Zukunftswünsche Für die Zukunft wünscht sich der Herzkind-Vater den Ausbau der Jugendgruppe undden Aufbau von Angeboten für Erwachsenemit angeborenem Herzfehler und Herz-transplantierte, denn „die kommen öster-reichweit nach wie vor zu kurz.“ Und wasden Verein betrifft, so ist es Kolariks Ziel,die nötigen finanziellen Mittel weiterhinohne professionelles Fundraising zu si-chern, damit jeder gespendete Euro für dieherzkranken Kinder verwendet werdenkann: „Wir wünschen uns, noch vielen Fa-milien unsere Unterstützung und Hilfe zu-kommen lassen zu können.“

Der Verein „Aktion Kinderherz Österreich“ unterstützt und begleitet Familien mit herzkranken Kindern und Jugendlichen sowie betroffene junge Erwachsene. Text: Gabriele Vasak

Ein Herz für herzkranke Kinder

Verein Aktion Kinderherz ÖsterreichObere Augartenstraße 26-281020 WienTel. 0676/384 12 [email protected]

INFO & KONTAKT

Fotos: Fotolia.com

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Bernhard Kolarik: „Wir wünschen uns, noch vielen Familienunsere Unterstützung und Hilfe zukommen lassen zu können.“

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SELBSTHILFE

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Die Geschichten von den Liliputanernin „Gullivers Reisen“ und die Mär-chen über zwergenhafte Wesen hört

und liest Ingvild Fischer nicht gern, dennimmer noch glauben allzu viele, dass dieseGeschichten einen realen Hintergrund ha-ben, und dass kleinwüchsige MenschenZwerge sind oder als „Liliputaner/innen“eine eigene Menschenart darstellen. Dasist freilich blanker Unsinn. „Zwerge und Li-liputaner sind genauso Erfindungen wieSchneewittchen oder der Däumling. Klein-wuchs ist eine Wachstumsstörung, die ver-schiedenste Ursachen haben und in jederFamilie spontan vorkommen kann. Klein-wuchs wurde weltweit bereits in über 600verschiedenen Erscheinungsformen diag-nostiziert. In Österreich gibt es rund10.000 Betroffene, die teilweise mit gro-ßen Problemen kämpfen“, stellt die Sekre-tärin des „Bundesverbandes kleinwüchsigeMenschen und ihre Familien“ klar.

Vielfältige Barrieren Gegründet hat den Verein ihr Mann MichaelFischer vor 21 Jahren, und er begann

bereits vor etwa dreißig Jahren mit Freund-schaftstreffen weniger Betroffener. In denJahren danach kamen auch Eltern vonkleinwüchsigen Kindern dazu, heute ist dieOrganisation ein österreichweit agierenderVerband mit rund 450 Mitgliedern undnoch einmal so vielen Interessent/innen.„Es ist wichtig, sich zu formieren“, sagtIngvild Fischer, die selbst erfahren hat, wiedrückend die Vorurteile und wie ermüdenddie mangelnde Rücksicht der Umgebungsein können. Kleinwüchsige seien nicht soleistungsfähig wie „normal“ Gewachsene,denken viele, die Barrieren im Kopf haben,irrtümlich, und was handfeste Barrieren imAlltag betrifft, so gibt es sie für Kleinwüch-sige in unserer Gesellschaft auch sonderZahl. Weit oben angebrachte Licht- undLiftschalter oder absurd hohe Theken inÄmtern sind nur zwei Beispiele für Hinder-nisse, die ganz leicht zu beseitigen wären,mit denen die Betroffenen aber nach wievor alltäglich zu kämpfen haben.

Kreative ÖffentlichkeitsarbeitIngvild und Michael Fischer und ihre Mit-streiter/innen vom Verband setzen dage-gen auf kreative Aufklärungs- und Öffent-lichkeitsarbeit – zum Beispiel mit dem aufder Messeveranstaltung Integra präsentier-ten „Relativitätsstuhl“, einer auch für nor-malgroße Menschen übergroßen Sitzgele-genheit, in der jede/r einmal die Erfahrungmachen kann, wie es sich anfühlt, „zuklein für diese Welt“ zu sein. Ein anderes Tool der Öffentlichkeitsarbeitist die Vereinspublikation „Der kleine Bote

– Betrifft Kleinwuchs“ – ein umfangreichesHochglanzmagazin mit vielen relevantenInfos und Geschichten, das einmal jährlicherscheint und allseits auf große Resonanzstößt.

Diversität, von der alle profitieren Der gemeinsame Erfahrungsaustausch beiden großen Jahrestreffen sowie individuelleBeratung und Kooperation mit speziell aus-gebildeten Ärzt/innen und Psycholog/innensind weitere Grundpfeiler des Angebots desVerbandes, und auch hier findet man teil-weise ungewöhnliche, sehr durchdachteAnsätze – etwa darin, dass es bei den Tref-fen keine Trennung zwischen Jung und Altsowie Groß und Klein gibt. „Wir glauben anDiversität, von der alle profitieren“, sagtIngvild Fischer: Junge Kleinwüchsige lernenvon erwachsenen, die schon im Beruf ste-hen oder auch eine Familie gegründet ha-ben, Ältere nehmen sich am frischen Mutder Jungen ein Beispiel, und im Vorstanddes Verbands sitzen auch normalgroße El-tern, die dort für ihre kleinwüchsigen Kindertätig werden. Für die Zukunft des Vereins wünscht sichdie Verbandssekretärin noch mehr Mitglie-der und Interessierte, denn sie weiß, dassgegenseitige Unterstützung eine große Be-reicherung ist. „Selbsthilfe ist nicht das Le-ben, aber ein wichtiger Teil davon.“ Sokönnten Betroffene auch lernen, bessermit den Ressentiments der Umwelt umzu-gehen, denn, so Ingvild Fischer: „Vorurtei-le sind eigentlich das Problem derer, diesie hegen.“

Kleinwüchsige Menschen haben auch heute noch oft mit Ressentiments zu kämpfen. Ihr vor rund zwanzig Jahren ge-gründeter Bundesverband bietet ihnen Erfahrungsaustausch,Beratung und Interessenvertretung. Text: Gabriele Vasak

„Vorurteile sind das Problem derer, die sie hegen“

Foto: privat

Bundesverband kleinwüchsige Menschen und ihre FamilienAnsprechpartnerin: Ingvild FischerTel. 07227-20600 (dienstags 9-12 und 14-16 Uhr)[email protected]

INFO & KONTAKT

Ingvild Fischer: „Wir glauben an Diversität, von der alle profitieren.“

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WIENER GESUNDHEITS-FÖRDERUNG

Was bedeutet Gesundheit fürmich? Welche Themen stehendamit in Zusammenhang? Undwas tut mir gut? Mit diesen Fra-gen beschäftigen sich Jugendlichezwischen zwölf und 19 Jahrenbeim Projekt „Jugendgesund-heitskonferenzen“ der WienerGesundheitsförderung. Gemein-sam erarbeiten sie Ideen und Kon-zepte rund um die Themen Be-wegung, Ernährung, Stress, Glückund Wohlbefinden und werden

dabei von ihren Pädagog/innen,Jugendarbeiter/innen und Schul-direktor/innen unterstützt. Bei ei-ner Abschlussveranstaltung prä-sentieren sie die Ergebnisse undvon der Wiener Gesundheitsför-derung wurden in den Jahren2015 und 2016 bereits zwölf derartige Jugendgesundheitskon-ferenzen umgesetzt. Aufgrunddes großen Erfolges stellt die Bun-desgesundheitsagentur bis zumJahr 2021 erneut Vorsorgemittelzur Verfügung und in den nächs-ten drei Jahren werden nun gemeinsam mit dem Institut fürFrauen- und Männergesundheit

FEM und dem Forschungsbüro„queraum“ weitere 20 Jugend-gesundheitskonferenzen verwirk-licht. Dabei werden nun auch ältere Jugendliche aus Einrichtun-gen für Jugendliche mit Fluchter-fahrung und Beschäftigungspro-

jekten miteinbezogen. Die erstenbeiden Jugendgesundheitskonfe-renzen haben in den Wiener Bezirken Penzing und Hernals bereits stattgefunden. Weitere fol-gen im Herbst in den Bezirken In-nere Stadt, Währing und Döbling.

PRAXIS

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Was Jugendliche überGesundheit denken

Bei den „Jugendgesund-heitskonferenzen“ der Wiener Gesundheits-förderung erarbeiten Teenager gemeinsamIdeen und Konzepte rund um die Themen Bewegung, Ernährung,Stress, Glück und Wohlbefinden.

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Im Kampf gegen Bodyshaming

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PROGES OBERÖSTERREICH

„Bodyshaming“ bedeutet, andere Menschenaufgrund ihrer äußeren Erscheinung zu dis-kriminieren, zu beleidigen und abzuwerten,wenn sie bestimmten Schönheitsidealen undNormvorstellungen nicht entsprechen. In So-cial Media, die im Alltag vieler Jugendlichereine große Rolle spielen, wird das zunehmendhäufiger praktiziert. Das kann für die Be-troffenen sowohl psychisch als auch physisch

sehr negative Folgen haben. „Proges Oberösterreich bietet deshalb Workshopszum Thema ,Bodyshaming’ für Mädchen imAlter von zehn bis 14 Jahren an, die sichkritisch mit gängigen Körpernormen aus-einandersetzen und ein positives Körperge-fühl vermitteln sollen“, erklärt Proges-Ge-schäftsführerin Doris Formann. Seit dem Be-ginn des Schuljahres 2017/2018 haben be-reits elf Schulen teilgenommen und weitere sollen folgen. Nähere Infos sind unterwww.proges.at nachzulesen.

AVOS SALZBURG

Mit dem Projekt „Guten Appetit“ schließt AVOS Salzburg seit April an die er-folgreiche Initiative „Gesund verpflegt im Alter“ an. Auch an der neuen Maß-nahme nehmen wieder fünf Gemeinschaftsküchen von Seniorenwohnheimenteil, und zwar in Neumarkt, Grödig, Bischofshofen, Bruck an der Glocknerstraßeund Mariapfarr. Ziel ist es, das Speisenangebot noch gesünder und bedarfsge-rechter zu gestalten sowie sich untereinander zu vernetzen und auszutauschen.Neben dem Küchenpersonal werden auch die Kund/innen eingebunden, alsoBewohner/innen sowie Vertreter/innen von Pflege und Verwaltung. Da dieWohnheimküchen oft auch Kindergärten und Schulen in der Gemeinde mitver-sorgen und dafür zwei Menülinien anbieten, sind auch deren Pädagog/innenbei dem Projekt vertreten, das vom Fonds Gesundes Österreich, dem LandSalzburg und den Betreibern der Seniorenheime finanziert wird.

Guten Appetit

AVOMED TIROL

Chronische Krankheiten wie Allergien, Dia-betes mellitus Typ I und Epilepsie sind auchbei Kindern schon häufig. In Tirol leiden ge-schätzte fünf bis zehn Prozent der Kinder,die eine Kinderkrippe, einen Kindergartenoder eine Schule besuchen daran. Das stelltauch die Pädagoginnen und Pädagogen vorbesondere Herausforderungen. Die Landes-

sanitätsdirektion Tirol und der avomed – Arbeitskreis für Vorsorgemedizin & Gesund-heitsförderung in Tirol haben deshalb imSchuljahr 2017/2018 ein Pilotprojekt um-gesetzt, das Bildungseinrichtungen dabeiunterstützt hat, diese zu bewältigen undchronisch kranke Kinder gut und sicher zubetreuen. Zwei Kinderkrippen, sieben Kin-dergärten und eine Schule nahmen daranteil. Drei speziell ausgebildete Schulungsärztesind in diese Einrichtungen gekommen und

haben insgesamt 71 Pädagoginnen und Pädagogen informiert, wie grundsätzlich mit bestimmten chronischen Krankheitenumgegangen werden sollte, und was beiNotfällen zu tun ist. Die häufigsten Themender Schulungen waren schwere Allergien,Epilepsie und Diabetes. Aufgrund der Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt wird diese Maßnahme weiter optimiert und auchim Schuljahr 2018/19 in Tirol fortgesetztwerden.

Unterstützung für Pädagog/innen

PRAXIS

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Doris Formann:„Proges Oberösterreich bietet für zehn- bis 14-jährige Mädchen Workshopsan, die ein positivesKörpergefühl vermitteln sollen.“

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45gesundesösterreich

PRAXIS

Andreas Prenn: „Die Umsetzungvon ,Eigenständig werden’in Österreich ist sehr erfolgreich verlaufen.“

Die psychischen Belastungen von Kin-dern und Jugendlichen sind heutehoch. Das mag auch damit zusam-

menhängen, dass der Leistungsdruck in un-serer Gesellschaft insgesamt und damit auchin den Schulen zunimmt“, sagt Gerlinde Roh-rauer-Näf, stellvertretende Leiterin und Ge-sundheitsreferentin für psychosoziale Gesund-heit beim Fonds Gesundes Österreich (FGÖ).Laut der Studie Mental Health in AustrianTeenagers leiden 18,9 Prozent oder rund einFünftel der Zehn- bis 18-Jährigen in Österreichan psychischen Problemen wie etwa Angst-störungen, Depressionen oder Konzentrati-onsschwierigkeiten. Wie kann angesetzt werden, um die psycho-soziale Gesundheit von Kindern und Jugend-lichen zu fördern? Expertinnen und Expertenzufolge sollten dafür vor allem ihre Lebens-kompetenzen und damit ihre Eigenständigkeitund Selbstverantwortlichkeit gestärkt werden.Die Weltgesundheitsorganisation WHO ver-steht darunter Faktoren wie Selbstwahrneh-mung und Einfühlungsvermögen, Umgangmit Stress und negativen Emotionen, Kom-munikation, Selbstbehauptung und Standfes-tigkeit, kreatives Denken, Kritik- und Problem-lösungsfähigkeit. Wer über entsprechende Le-benskompetenzen verfügt, kann mit Konfliktengewaltfrei und konstruktiv umgehen, die ei-genen Gefühle erkennen und ausdrücken so-wie auf die Emotionen anderer eingehen undangemessen reagieren.

Eigenständig werdenUm das in die Praxis zu bringen, gibt es inÖsterreich für die Volksschulen das Programm

Eltern psychisch oder abhängigkeitskranksind, und es soll speziell auch der Suizid-prävention dienen. Bei dem Projekt wurdenFortbildungen entwickelt, wie Volksschul-lehrer/innen aber auch andere Bezugsper-sonen von Heranwachsenden besonders be-lastete Kinder erkennen und ihnen bei BedarfUnterstützung anbieten können. „Hier gehtes vor allem darum, im pädagogischen Kon-text aufmerksam zu sein und Kindern pro-fessionelle Hilfe vermitteln zu können, wenndiese notwendig ist“, erklärt Andreas Prenn.Bei dem Projekt, das nun mit Unterstützungdes Landes Vorarlberg fortgeführt werdenwird, wurde auch die Internetplattform bittelebe.at erarbeitet. Diese beschreibtSignale für selbstverletzendes und suizidalesVerhalten und angemessene Reaktionendarauf und enthält Tipps und Hilfsangebotean Betroffene und nahestehende Personen.

„Eigenständig werden“, durch das die Lehr-kräfte von Mitarbeiter/innen der Suchtprä-ventionsstellen als Multiplikator/innen fürdie Vermittlung von Lebenskompetenzen ge-schult werden. „Eigenständig werden“ wurdeursprünglich in Deutschland entwickelt und2002 mit Unterstützung des Fonds GesundesÖsterreich von SUPRO – der Werkstatt fürSuchtprophylaxe in Götzis in Vorarlberg, fürÖsterreich adaptiert. Seither wurden rund8.100 Lehrkräfte in 1.900 Volksschulen alsMultiplikator/innen ausgebildet. 2005 und2006 wurde das Programm evaluiert, wobei1.915 Kinder aus 127 Klassen teilnahmen.Dabei zeigte sich, dass das Programm dasKlassenklima verbessert und die Beteiligungan Gewalt verringert. „Die Umsetzung von,Eigenständig werden’ ist sehr erfolgreichverlaufen. Es ist inzwischen das Lebenskom-petenzprogramm in Österreich“, betont An-dreas Prenn, der Leiter der SUPRO, und er-gänzt: „Momentan wird diese gesundheitsförderliche Maßnahme komplettüberarbeitet, um den neuen Herausforde-rungen durch die Digitalisierung und zuneh-mende Diversität der Gesellschaft gerechtzu werden.“

Kinder in besonders belastendenSituationenVon „Eigenständig werden“ als Basismodulausgehend, hat SUPRO bis Ende 2017 auchdas ebenfalls vom FGÖ unterstützte Projekt„Wellenreiten“ umgesetzt. Mit diesem sollgenerell die Aufmerksamkeit für Kinder inbesonders belastenden Situationen erhöhtwerden, das sind zum Beispiel Kinder derenFo

to: SUPRO

Kinder und Jugendlicheseelisch stärken„Eigenständig werden“ verbessert die psychosoziale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Das deutsche Projekt wurde mit Unterstützung des Fonds Gesundes Österreich 2002 für Österreich adaptiert und wird heute landesweit umgesetzt.

KONTAKT & INFO

Projektleiter:Andreas PrennTel. 0664/625 55 [email protected]

Zuständige Gesundheitsreferentinbeim FGÖ: Gerlinde Rohrauer-NäfTel. 01/895 04 [email protected]

Kooperationen mit: den Suchtpräventionsstellen in allen Bundesländern, dem Land Vorarlberg

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46 gesundesösterreich

Die Erfolgsgeschichte des Projektes „anders essen“ hat 2005 begonnen. Seither wurde es großflächig verbreitet und auf mehrere Bundesländer übertragen.

Zwei Folgeprojekte haben weitere Erkenntnisse geliefert. Text: Dietmar Schobel

PRAXIS

Nur 16 Prozent aßen GemüseDoch kehren wir zunächst zum ur-sprünglichen Projekt zurück. Zu des-sen Beginn nahmen nur 30 Prozentder Lehrlinge dreimal täglich eineMahlzeit zu sich. Nur 16 Prozent aßentäglich Gemüse. Um das zu verbes-sern, wurden Schulungen und Koch-kurse für die Küchenteams abgehaltenund parallel dazu wurden auch dieLehrlinge zu Kochworkshops einge-laden. Dabei konnten diese selbst er-fahren, dass die Zubereitung von ge-sunden, abwechslungsreichen Alter-nativen einfach und schnell geht, Ener-gie gibt und Spaß macht. Insgesamt konnten durch „anders es-sen“ nicht weniger als 200 Verbesse-

A nders essen“ heißt ein vomFonds Gesundes Österreich ge-fördertes Projekt, das von Jän-

ner 2005 bis März 2009 in vier Zyklenin 16 Lehrlingshäusern in der Steier-mark umgesetzt wurde, die jährlichüber 10.000 Lehrlinge aus 22 Berufs-schulen beherbergen. „Ernährungs-physiologische, ökologische und soziale Aspekte wurden dabei ebensoberücksichtigt, wie die Bedürfnisse

der Zielgruppen“, erklärt Karin Reis-Klingspiegl. Sie ist Geschäftsführerinvon Styria vitalis, der steirischen Einrichtung für Gesundheitsförde-rung, die das Projekt durchgeführthat. Bei diesem ist es nicht nur gelun-gen, gesündere Alternativen, die auchgut schmecken, im Speiseplan der Berufsschüler/innen nachhaltig zuverankern. Gleichzeitig konnten auchdie Lebensmittelkosten und der Personalbedarf stabil gehalten wer-den. Weil „anders essen“ so erfolgreichwar, wurde das Konzept in etwas ver-änderter Form in der Folge auf weitereEinrichtungen für Gemeinschaftsver-pflegung in der Steiermark, Vorarlbergund Niederösterreich übertragen.

AusgewogeneErnährung für alle

GENUSS- UND BEWEGUNGSENTDECKER

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Von Herbst 2009 bis zum Sommer 2012 wur-de in 21 Kindergärten in Oberösterreich dasvom Land Oberösterreich und dem FondsGesundes Österreich geförderte Pilotprojekt„Genuss- und Bewegungsentdecker“ durch-geführt. Dabei wurden viele neue Angebotefür gesunde Ernährung und Bewegung ge-schaffen und vor allem auch ein ganzheitli-ches Konzept zur Gesundheitsförderung erar-beitet. Dieses bezieht Kinder, Eltern und Be-zugspersonen, Kindergartenpersonal, Verpfle-gungsbetriebe und die Arbeitskreise der Ge-sunden Gemeinden in Oberösterreich glei-chermaßen ein. Es wird seither in Form desoberösterreichischen Netzwerks GesunderKindergarten in Kooperation von der Abtei-lung Gesundheit und der Direktion Bildungdes Landes Oberösterreich umgesetzt. Inzwi-schen sind schon 50 Prozent der rund 720oberösterreichischen Kinderbildungsstättenein „Gesunder Kindergarten“.

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rungen erzielt werden. So konnte etwader Anteil der in Fett gebackenen Spei-sen teilweise um bis zu 75 Prozent re-duziert werden, und in einzelnenLehrlingshäusern steht seither um biszu 140 Prozent mehr Gemüse auf demSpeiseplan. Zudem werden Salatbuf-fets und vegetarische Alternativen an-geboten. Der Grundsatz „regional, sai-sonal, biologisch“ hat ebenfalls einenhöheren Stellenwert bekommen, undes kommen insgesamt mehr Frisch-gerichte statt Fertigprodukte auf denTisch. Nicht zuletzt haben die Mitar-beiter/innen der Küchen durch dasProjekt eine große Aufwertung ihrerArbeit erfahren und dadurch mehrFreude an dieser gewonnen.

Best-Practice für andere BundesländerVon „anders essen“ ausgehend wurdevon Styria vitalis zwischen 2008 und2013 in der Steiermark ein Projekt um-gesetzt, durch das weitere Einrichtun-gen für Gemeinschaftsverpflegung er-reicht werden sollten. Bei „Gemeinsamessen“ konnten 74 Gemeinschaftsver-pfleger miteinbezogen werden, dieSpeisen für Kinder und Jugendliche,Familien, Berufstätige oder auch Kran-ke, Pflegebedürftige und Senior/innenzubereiten. Auch hier stand im Vor-dergrund, gesundes und ausgewoge-nes Essen anzubieten und bei gleich-bleibenden Kosten die Zufriedenheitder Kundinnen und Kunden zu er-halten oder zu verbessern. Im Rahmender Vorsorgestrategie Ernährung wur-de „Gemeinsam essen“ von 2012 bis

2014 als Best-Practice-Projekt auch inVorarlberg und Niederösterreich um-gesetzt und in der Steiermark weiterausgerollt. Dort wurden die Erfahrun-gen aus dem Projekt vom Gesund-heitsfonds Steiermark in der Folge zu-dem in der landesweiten Initiative„Gemeinsam g’sund genießen“ ge-nutzt, die von der Fach- und Koordi-nationsstelle Ernährung durchgeführtwird. Auf der Website www.gemein-sam-geniessen.at wird genauer darüber informiert.

Nicht zuletzt hat Styria vitalis mit Unterstützung durch den Fonds Gesundes Österreich dann von Jänner2015 bis September 2017 das Projekt„Herausforderung Gemeinschaftsver-pflegung“ verwirklicht, das die Erkenntnisse zur gesunden Ernährungin diesem Bereich aktualisieren sollte.In den meisten Fällen sind heute inder Gemeinschaftsverpflegung so genannte „Cook & Hold“-, „Cook &Freeze“- oder „Cook & Chill“-Verpfle-gungssysteme gebräuchlich. Das heißt,das Essen wird warm geliefert odervon den Großküchen nach dem Kochen tiefgefroren oder gekühlt undvor Ort aufgewärmt, nachgewürztund auf die richtige Konsistenz gebracht. Erst in dieser „Koprodukti-on“ gelingt es, gesunde, schmackhafteSpeisen auf den Tisch zu bringen.

Ausgewogenes Essen für zufriedene Kund/innen„In dem aktuellsten Projekt haben wiruns gemeinsam mit der Küche Grazdeshalb vor allem damit befasst, wiediese Prozesse optimiert werden kön-nen und die Kommunikation zwi-schen den Speisenlieferanten, den Ein-richtungen vor Ort und den Träger-organisationen verbessert werdenkann“, erklärt Karin Reis-Klingspiegl.Die Küche Graz liefert täglich an 150Einrichtungen, wie etwa Kinderkrip-pen, Kindergärten, Schulen und Horte,insgesamt 8.000 Portionen und diesewurden durch das Projekt nicht nurnoch gesünder, sondern auch ab-wechslungsreicher, altersgerechter, ge-schmacklich besser und ansprechen-

der. Kein Wunder, dass sich da lautdem Bericht zu der Initiative die Zu-friedenheit der Kund/innen ebenfallswesentlich erhöht hat. Zum Ende desProjektes war sie mehr als doppelt sohoch wie zu Beginn.

Karin Reis-Klingspiegl:„Ernährungsphysiologische, ökologische undsoziale Aspekte wurden ebenso berücksichtigt,wie die Bedürfnisse der Zielgruppen.“

INFO & KONTAKT

Styria vitalisKarin Reis-KlingspieglTel. 0316 / 82 20 [email protected]

Zuständige Gesundheitsreferentin beim FGÖ: Rita KichlerTel. 01/895 04 [email protected]

EIN PROJEKT MIT MAXIMALER REICHWEITE

Das Projekt „Maxima“ war eines der erstenvom Fonds Gesundes Österreich geförder-ten Ernährungsprojekte und wurde 2003von der Ernährungswissenschafterin Angeli-ka Stöckler gemeinsam mit VorarlbergerKinderpädagog/innen entwickelt. Es bein-haltet eine Arbeitsmappe mit vielen Anre-gungen rund ums Essen und Trinken sowieRezepten ebenso wie Informationsveran-staltungen für Kindergartenpädagoginnenund -pädagogen, Elternseminare und Kin-derworkshops. Maxima wird von der aksgesundheit GmbH in Vorarlberg nachwie vor angeboten. Im Rahmen der bundesweiten Vorsorgestrategie wurde esab 2012 unter dem Projekttitel „GesundeKindergärten Burgenland“ oder kurz „GeKiBu“ außerdem auf Österreichs östlichstes Bundesland übertragen. Ab2015 wurde diese Initiative fortgesetzt. DieFinanzierung wurde nunmehr vom burgen-ländischen Gesundheitsförderungsfondsübernommen und ein Schwerpunkt daraufgelegt, die Gemeinschaftsverpflegung zuoptimieren. Aktuell gibt es rund 70 GeKiBu-Kindergärten und heuer sollen wieder etliche weitere dazukommen.

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48 gesundesösterreich

„Auf gesunde Nachbarschaft!“ sorgt seit 2012 für bessere soziale Kontakte und stärkt so

auch die Gesundheit. Text: Dietmar Schobel

Projekte zu konzipieren. Elf derartigeMaßnahmen für gesunde Nachbar-schaft sind entstanden und wurdenerfolgreich realisiert. „Dadurch wur-de das Konzept der Gesundheitsför-derung in Sozialeinrichtungen ge-tragen und deren Know-how ge-nutzt, wie sozial benachteiligte Men-schen am besten erreicht werdenkönnen. Umgekehrt konnten die So-zialinstitutionen von der Kompetenzder Expert/innen aus dem BereichGesundheitsförderung profitieren“,sagt Anna Krappinger, die als Gesund-heitsreferentin seit Anfang des Jahresim Fonds Gesundes Österreich dieInitiative leitet.

PRAXIS

Gute soziale Beziehungen stär-ken die Gesundheit. Tatsäch-lich haben Menschen, die über

viele und gute soziale Kontakte ver-fügen ein erheblich geringeres Sterb-lichkeitsrisiko als jene, auf die dasnicht zutrifft. Das belegt eine wis-senschaftliche Überblicksarbeit vonForscherinnen rund um Julianne Holt-Lunstadt von der Brigham YoungUniversity in den USA, für die nichtweniger als 148 einzelne Studien aus-gewertet wurden. Das ist einer derHintergründe für die Initiative „Aufgesunde Nachbarschaft!“ des FondsGesundes Österreich (FGÖ). Diesemacht seit 2012 darauf aufmerksam,wie wichtig das soziale Miteinanderfür unsere Gesundheit ist und dabeiwurden Modelle erarbeitet, wie sichNachbarschaften möglichst gesund-heitsförderlich gestalten lassen. „Un-terstützende zwischenmenschlicheBeziehungen gehören zu den fun-damentalsten Bedürfnissen des Men-schen. Sie wirken sich nicht nur aufdas Wohlbefinden, sondern auch aufdie Gesundheit aus“, erklärt GerlindeRohrauer-Näf, Gesundheitsreferentinfür psychosoziale Gesundheit beimFonds Gesundes Österreich.

Zwei ModellregionenZu Beginn der Maßnahme wurdenjeweils 30 Kleinprojekte in zwei Mo-dellregionen durchgeführt, demWaldviertel und dem Linzer Süden.Das Spektrum reichte vom gemein-samen Spielefest eines niederöster-reichischen und eines tschechischenKindergartens über einen multikul-turellen Frauentag bis zu Tanzgrup-pen für Senior/innen. Ab Herbst2014 wurde die Initiative fortgeführt.Gesundheitsförderungs- und Sozi-aleinrichtungen waren eingeladen,im „Tandem“ für die Zielgruppenältere Menschen sowie Schwangereund Eltern von Kleinkindern weitere

Eine Initiativemit großer Wirkung

Foto: FGÖ

INFO & KONTAKT

Zuständige Gesundheitsreferentin beim FGÖ:Anna KrappingerTel. 01/895 04 [email protected]

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49gesundesösterreich

Auf den bisherigen Lernerfahrungenaufbauend wird „Auf gesunde Nach-barschaft!“ auch heuer fortgeführtund weiterentwickelt werden. Durcheinen „Projekt Call“ wurden Einrich-tungen, die bereits im Bereich Ge-sundheitsförderung oder auch in der

Arbeit mit älteren Menschen in Regionen, Städten und Gemeindenaktiv sind, vom FGÖ aufgefordert,Projekte zu konzipieren und einzu-reichen. Im März fanden in Wien undSalzburg dazu zwei Informationsver-anstaltungen statt. 2018 wird zudem

ein Handbuch erscheinen, das die bis-herigen Erfahrungen aus der Initiativezusammenfasst und die Ergebnisseder Evaluationen werden ebenfallsveröffentlicht werden. Weitere Infor-mationen dazu enthält die Websitegesunde-nachbarschaft.at

DIE ELF TANDEMPROJEKTE IM ÜBERBLICK

PROJEKTE FÜR SCHWANGERE UND ELTERN VON KLEINKINDERN

Auf gesunde Nachbarschaft von klein aufwurde ab Juni 2015 vom Vorarlberger Netz-werk Familie gemeinsam mit der Marktge-meinde Frastanz durchgeführt. Herzstück istdas ehrenamtliche Familienlotsinnen-System.Neun Familienlotsinnen unterstützen Jungfa-milien im Alltag.

Frauen vernetzen – Familien stärken –Region belebenNetzwerktreffen für Frauen mit Babys undKleinkindern standen beim Projekt „Frauenvernetzen – Familien stärken – Region bele-ben“ im Zentrum. Es wurde vom VereinWaldviertler Kernland, in dem 14 Gemeindenzusammenarbeiten, gemeinsam mit der NÖRegional GmbH umgesetzt. Die Treffen findenweiterhin statt.

FuN – Familienunterstützende Nachbarschaftwurde von der steirischen Einrichtung für Ge-sundheitsförderung Styria vitalis in Kooperati-on mit dem Integrierten Sozial- und Gesund-heitssprengel (ISGS) in Kapfenberg umge-setzt. Seit März 2017 gibt es in einem Gebäu-de des ISGS das „FamilienWohnZimmer“, dasgemeinsam mit engagierten Müttern geplantwurde. Für Eltern, Omas und Opas sowieTanten und Onkel steht dadurch ein Treff-punkt zur Verfügung. Babys und Kleinkinderfinden hier altersgerechte Möglichkeiten zumSpielen und Kraxeln vor. Zudem wird durchregelmäßige Vorträge, Beratungen und Work-shops Elternbildung angeboten.

Gesunde Nachbarschaft mit Familienpat/innenist ein Projekt des oberösterreichischen Ge-sundheitsvereins Proges und der SPES

Zukunftsakademie. Dabei wurden Familien-pat/innen ausgebildet, die Familien ehren-amtlich für einige Stunden pro Woche aufsuchen und unterstützen. Außerdem wurden Koordinator/innen geschult, die alsSchnittstelle fungieren.

Starke Nachbarschaften – Gesunde Stadtist ein Projekt von Diversity Consult Networkund Jugend am Werk Steiermark im Schönau-viertel in Graz. Siedlungs- und Hoftreffen, Gesprächsrunden und Musikarbeit mit Kinderngehörten ebenso dazu, wie ein Treff für schwangere Jugendliche und jugendliche Mütter, der im Jugendzentrum „funtastic“ eingerichtet wurde.

Startklar in Favoritenhat dafür gesorgt, dass die zahlreichen Ange-bote für Schwangere sowie Mütter und Vätervon Kleinkindern in Wien auch sozial schwä-cheren Eltern und solchen mit Migrationshin-tergrund nahegebracht werden. Das Projektwurde vom Wiener Büro für Frauengesund-heit, dem Frauengesundheitszentrum FEMSüd, dem Wiener Krankenanstaltenverbundund dem Verein Aktive türkische Frauen ge-meinsam durchgeführt.

PROJEKTE FÜR SENIOR/INNEN

Aktivlots/innen in Rudolfsheim-Fünfhausist ein Projekt im 15. Wiener Gemeindebezirk,das die Wiener Sozialdienste und das Nach-barschaftszentrum 15 des Wiener Hilfswerksgemeinsam für Menschen ab 60 Jahren insLeben gerufen haben, die von Armut betrof-fen sind. Dabei wurden „Aktivlots/innen“ausgebildet, die ehrenamtlich im Rahmen von„Gesundheitspartys“ mit anderen Senior/in-nen über Gesundheit sprechen. 1.800 Men-schen konnten so direkt erreicht werden. VierFünftel davon hatten Migrationshintergrund.

Auf gesunde Nachbarschaft – aktiv und freiwillig oder kurz AugeN aufheißt ein Projekt, das von AVOS Gesellschaftfür Vorsorgemedizin GmbH und dem Hilfswerkin Salzburg in drei Gemeinden im Land Salz-burg und drei Stadtteilen der Landeshauptstadtverwirklicht wurde. Dabei standen zum Beispiel„Bunte Nachmittage“ und „Sanftes Bewe-gungstraining“ für Senior/innen auf dem Pro-gramm sowie Workshops für Projektmanage-ment für ehrenamtlich tätige ältere Menschen.

Gemeinsam gesund alt werdenwurde im Bezirk Oberwart im Südburgenland inacht Gemeinden von der Volkshilfe und demHilfswerk Burgenland realisiert und von der Forschung Burgenland GmbH wissenschaftlichbegleitet. Gemeinsam mit Menschen ab 60Jahren wurden regelmäßige gesundheitsförder-liche Angebote entwickelt, zum Beispiel für ge-meinsames Singen oder Kochen oder auchComputerkurse und ehrenamtliche Tätigkeiten.

GENA – Gesunde Nachbarschaftwar eine Kooperation des Frauengesundheits-zentrums und des Stadtteilzentrums Triester-viertel in Graz. Nach einer Bedarfserhebungwurden „50+ Treffs“ eingerichtet, die alle 14Tage stattfanden. Mit engagierten Freiwilligenaus der Zielgruppe wurden zudem Kleinprojek-te initiiert, wie etwa eine Tauschbörse, Bewe-gungsangebote, ein Spieletreff und Besuche beiisolierten Personen.

MahlZeit! Gemeinsam essen, reden, lachenwar ein Projekt des Vereins Kleinregion Wald-viertler Kernland. In 13 Gemeinden wurde vonMontag bis Freitag in unterschiedlichen Gast-häusern zu moderaten Preisen Mittagessen fürMenschen ab 50 Jahren angeboten. Danachgab es die Gelegenheit, gemeinsam zu spielen,zu plaudern oder Vorträge anzuhören.

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50 gesundesösterreich

Ein vom Fonds Gesundes Österreich gefördertes Projekt hat ab 2011 Wohnhäuser für Senior/innen in

Wien gesünder gestaltet – und das so erfolgreich, dass es danach auch in der Steiermark und in Tirol

durchgeführt und weiterentwickelt wurde. Text: Dietmar Schobel

PRAXIS

„Ergonomielots/innen“ ausgebildet.Expert/innen zeigten ihnen, wie sieTätigkeiten mit möglichst geringer körperlicher Belastung ausführen undihre Arbeitsplätze gesünder gestaltenkönnen. Dieses Know-how sollten siebei der täglichen Arbeit auch an ihreKolleg/innen weitergeben.

Mehr SelbständigkeitDie Bewohner/innen erhielten 20 Wo-chen lang je eine Stunde wöchentlichein spezielles Gruppentraining, um ihreMobilität zu fördern. Danach hatte sich

verbessert werden kann. Im Sinne einer„integrierten Gesundheitsförderung“wurden dabei auch die Angehörigensowie die ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen miteinbezogen. Für die Beschäf-tigten wurden unter anderem Gesund-heitszirkel veranstaltet, in denen gemeinsam Vorschläge erarbeitet wurden, wie die Arbeitsverhältnissegesünder gestaltet werden können –zum Beispiel durch bessere Möglich-keiten, sich in den Pausen zurückzu-ziehen. Außerdem wurden einzelneMitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu

In den vergangenen Jahren hat inder Tätigkeit des Fonds GesundesÖsterreich zunehmende Bedeu-

tung erhalten, dass bewährte Projektenach Möglichkeit in weitere Regionentransferiert werden“, sagt Verena Zeu-schner, die als Gesundheitsreferentinbeim Fonds Gesundes Österreich(FGÖ) unter anderem für Gesund-heitsförderung für ältere Menschenzuständig ist. Das trifft auch auf dasProjekt „Gesundheit hat kein Alter“zu, das in Wien durchgeführt und inder Steiermark weiterentwickelt wur-de und nun auch in Tirol realisiertwird.Der Anfang wurde ab Jänner 2011 inder Bundeshauptstadt gemacht. In dendrei Pensionisten-Wohnhäusern Tama-riske-Sonnenhof, Wieden und GustavKlimt wurde erprobt, wie die Gesund-heit der Bewohnerinnen und Bewohnerund ebenso jene der Beschäftigten

Gesundheithat kein Alter

INFO & KONTAKT

Fotos: Kum

p Photog

raphy, TGKK

, Styria

vitalis

TGKKLisa SternTel. 059 [email protected]

Zuständige Gesundheitsreferentinbeim FGÖ: Verena ZeuschnerTel. 01/895 04 [email protected]

Lisa Stern: „Wir konnten vonden Erfahrungen aus Wien undder Steiermark profitieren undwollen nun weitere Erkenntnissegewinnen.“

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51gesundesösterreich

der Gesundheitszustand der Teilneh-mer/innen insgesamt verbessert undviele konnten ihren Bewegungsspiel-raum wesentlich erweitern – und be-gannen zum Beispiel, wieder kleineSpaziergänge vor dem Haus zu ma-chen, statt nur auf dem Gang ihresStockwerkes. Insgesamt hatte „Gesund-heit hat kein Alter“ so gute Ergebnisse,dass es ab 2013 mit Unterstützungdurch die Wiener Gesundheitsförde-rung unter dem Titel „Gesundes Se-nior/innen-Wohnhaus“ schrittweiseauf alle 30 Häuser des KuratoriumsWiener Pensionisten Wohnhäuser über-tragen wurde. Zwischen Jänner 2015 und Juni 2017wurde das erfolgreiche Projekt von Sty-ria vitalis auf fünf steirische Pflegehei-me übertragen. Damit noch mehr Ein-richtungen davon profitieren können,wurde zudem eine „Transfergruppe“gegründet, an der rund 30 Expert/in-nen für Langzeitpflege teilgenommenhaben und die sich vier Mal getroffenhat. Politiker/innen und Beamte be-teiligten sich ebenso daran, wie die Ver-treter/innen von Ausbildungsinstitu-tionen, Sozialversicherungen und Be-treibern von Pflegewohnheimen sowiedes Bewohnernetzwerks. „Diese Stra-tegie hat sich bewährt und 47 weitereHeime für Senior/innen in der Steier-mark haben das Konzept der Mobili-tätsförderung von ,Gesundheit hat keinAlter’ übernommen“, freut sich KarinReis-Klingspiegl, die Geschäftsführerinvon Styria vitalis. Die steirische Ein-richtung für Gesundheitsförderung hatzudem ein Gütesiegel kreiert, das anPflegewohnheime verliehen wird, dienach bestimmten Kriterien „Mobilitätfördern“. Denn mehr Selbständigkeitder Bewohner/innen bedeutet nichtnur eine höhere Lebensqualität für die-se selbst, sondern ist auch eine spürbareEntlastung für die Beschäftigten undsteigert die Zufriedenheit der Angehö-rigen.

Lebensfreude im AlterWas in Wien und der Steiermark sogroße Wirkung gezeigt hat, wird seitJänner 2017 von der Tiroler Gebiets-krankenkasse (TGKK) mit Unterstüt-

zung durch den Fonds Gesundes Öster-reich auch in drei Pflege- und Wohn-häusern für Senior/innen in Tirol ver-wirklicht und weiterentwickelt. Dassind ein Heim in Kramsach mit 60 Be-wohner/innen, ein Heim mit 126 Be-wohner/innen in Innsbruck sowie dasgrößte Pflegeheim Tirols mit 290 Be-wohner/innen in Lienz. „Wir konntenvon den Erfahrungen aus Wien undder Steiermark profitieren und wollennun durch die drei Pilotprojekte weitereErkenntnisse über die Umsetzung desProjektes in Heimen unterschiedlicherLage und Größe in Tirol gewinnen“,erklärt die Projektleiterin Lisa Stern vonder Servicestelle Seniorengesundheitder TGKK. Nach dem offiziellen Endedes Projektes im April 2019 soll diesesnach Möglichkeit auch auf andere Ein-richtungen in Tirol übertragen werden.Für die Bewohner/innen wird in Tirolstatt der Mobilitätsförderung das Pro-gramm „Lebensfreude – im Alter tun,was gut tut“ durchgeführt. Dessen we-sentliches Element ist eine moderierteGruppe, in der Seniorinnen und Senio-ren gemeinsam mit speziell ausgebil-deten Ergotherapeut/innen ausfindigmachen, was sie in ihrer aktuellen Le-benssituation gerne tun möchten, umihre Gesundheit zu stärken. Die Le-bensqualität von Seniorinnen und Se-nioren wird hier durch aktives Tun unddurch das Erfahren von Selbstwirk-samkeit und Selbstbestimmtheit positivbeeinflusst. Betriebliche Gesundheits-förderung für die Beschäftigten undFokusgruppen für Angehörige und eh-renamtliche Mitarbeiter/innen gehörenauch in Tirol zum Projekt, dessen po-sitive Auswirkungen Lisa Stern zufolgebereits spürbar sind: „Der Austausch

zwischen den verschiedenen Perso-nengruppen in den Heimen hat sichverbessert und alle sind näher zusam-mengerückt“, sagt die Projektleiterin.

„Gesundheit hat kein Alter“ bringt den Teilnehmenden mehr Mobilität und Lebensfreude.

DEMENZFREUNDLICHEAPOTHEKEN UND

GEMEINDEN

120.000 Menschen in Österreich leiden an einer demenziellen Erkrankung. Tendenz steigend. Apotheken sind eine wichtige An-laufstelle für sie, ihre Angehörigen und Pfle-gepersonen. Bei dem vom Fonds GesundesÖsterreich (FGÖ) geförderten Pilotprojektdemenzfreundliche Apotheken wurdenzwischen April 2013 und Dezember 2015 unter anderem die Mitarbeiter/innen für den Umgang mit Menschen mit Demenz und ihrenBetreuungspersonen geschult und Angehöri-gen wurde Wissen über Beratungs- und Un-terstützungsangebote in der Region vermit-telt. 18 Apotheken in Wien und Niederöster-reich haben teilgenommen. Rund 200 Be-schäftigte sowie rund 4.000 Menschen mitDemenz, Angehörige und Betreuungsperso-nen konnten erreicht werden. Auf den Erkenntnissen aus dem Pilotprojekt aufbau-end, wurden zwischen März 2016 und August 2017 auch zwanzig der insgesamt 32Apotheken der Stadt Salzburg „demenz-freundlich“ gestaltet. Aktuell werden schließ-lich durch das ebenfalls vom FGÖ geförderte Projekt AGIL in den fünf steirischen Gesun-den Gemeinden Bad Aussee, Deutschlands-berg, Gratwein-Straßengel, Stainz und Weizdie Anliegen und Bedürfnisse älterer Frauenund Männer mit und ohne Demenz erhoben.Davon ausgehend sollen bis April 2020 Maßnahmen gesetzt werden, wie der öffentliche Raum alternsgerecht und demenzfreundlich gestaltet werden kann.

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52 gesundesösterreich

PRAXIS

Betriebliche Gesundheitsförderung(BGF) bringt größere Arbeitszufrie-denheit und mehr Gesundheit für die

Mitarbeitenden und höhere Wirtschaftlichkeitfür das Unternehmen. Die ersten standardi-sierten Modelle dafür waren vor allem aufGroßbetriebe zugeschnitten. 97,9 Prozentder österreichischen Unternehmen sind je-doch laut dem Mittelstandsbericht 2016 desWirtschaftsministeriums Kleinst- und Klein-betriebe. 36,4 Prozent sind Ein-Personen-Unternehmen, 61,5 Prozent haben zwischeneinem und 49 Mitarbeitenden. Insgesamtist somit knapp die Hälfte aller Erwerbstäti-gen in Österreich in Betrieben dieser Größetätig.

Bei dem vom Fonds Gesundes Österreichgeförderten betriebsübergreifenden regio-nalen Projekt „G´sund arbeiten im BezirkMelk“ der Niederösterreichischen Gebiets-krankenkasse (NÖGKK) wurde deshalb abJänner 2007 erprobt, wie BGF für kleine Fir-men konzipiert und umgesetzt werden kann.Diese sind stärker im Alltagsgeschäft

verhaftet als größere und jeder Mitarbeiterinund jeder Mitarbeiter wird gebraucht, damitder Betrieb nicht stillsteht. „Daher benötigensie ein Modell Betrieblicher Gesundheitsför-derung, das vergleichsweise wenig Zeit inAnspruch nimmt“, erklärt die Projektverant-wortliche Claudia Knierer, Leiterin des Be-reichs BGF bei der NÖGKK, in dem 20 BGF-Berater/innen tätig sind.

Ein dreistufiges ModellNach einem Erstgespräch gibt es zwei bisdrei Stunden Führungskräftecoaching sowieeinen Workshop für die Beschäftigten. Beidiesem werden deren Ressourcen und Be-lastungen bei der Arbeit erfragt und ge-meinsam Vorschläge für Veränderungen er-arbeitet. In einem so genannten „Zusam-menführungsworkshop“ beschäftigen sichManagement und Mitarbeitende schließlichgemeinsam damit, was konkret verbessertwerden kann und soll. Ein halbes Jahr späterkommt die BGF-Beraterin oder der BGF-Be-rater von der NÖGKK nochmals in den Be-trieb, um zu erheben, was tatsächlich um-gesetzt und bewirkt wurde.

Das dreiteilige „Gesundheits-Coaching“ inNiederösterreich war so erfolgreich, dass esim Rahmen des Österreichischen Netzwerkesfür Betriebliche Gesundheitsförderung(ÖNBGF) präsentiert und in der Folge in

derselben oder einer ähnlichen Form als„Kleinbetriebsmodell“ auch von allen anderen Krankenkassen übernommen wurde.Heute wird es in ganz Österreich angebotenund allein in Niederösterreich haben seit2010 rund 300 Kleinst- und Kleinbetriebemit über 5.000 Mitarbeitenden diese Möglichkeit genutzt.

Televoting für bessere GesundheitDabei wird seit einiger Zeit auch ein im Rah-men des ÖNBGF entwickeltes Tool einge-setzt. Mit „BGFvote“, einem Televoting-Sys-tem, kann ab sieben Mitarbeiter/innen in-teraktiv und vor Ort abgefragt werden, wiedie Beschäftigten ihre Gesundheitssituationbei der Arbeit beurteilen. In Niederösterreichnutzen rund 90 Prozent der Betriebe, diedas Kleinbetriebsmodell in Anspruch nehmen,diese Möglichkeit. Die BGF-Berater/innenkönnen so unmittelbar auf die spezifischeSituation des jeweiligen Betriebes reagieren.Wie lohnend das sein kann, zeigen die Um-fragen, welche die NÖGKK jedes Jahr unterallen Unternehmen durchführen lässt, dieBGF umgesetzt haben. „2017 haben 84Prozent der Befragten bestätigt, dass ihreArbeitsabläufe optimiert werden konnten,88 Prozent haben gesagt, dass sich die Ar-beitszufriedenheit erhöht hat und 90 Prozentgaben an, dass sich das Betriebsklima ver-bessert hat“, freut sich Claudia Knierer. Fo

to: privat

Vom Pilotprojekt zur bundesweiten

UmsetzungKleinbetriebe benötigen ein Modell für

Betriebliche Gesundheitsförderung, das gut an ihreBedürfnisse angepasst ist. Das wurde bei einem

Projekt in der Region Melk erprobt und in der Folgein ganz Österreich verwirklicht. Text: Dietmar Schobel

INFO & KONTAKT

NÖGKKClaudia KniererTel. 050 [email protected]

Zuständiger Gesundheitsreferent beim FGÖ:Gert Lang01/895 04 [email protected]

Claudia Knierer: „Wir haben ein BGF-Modell für Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitendenentwickelt, das vergleichsweise wenig Zeit in Anspruch nimmt.“

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53gesundesösterreich

DER FGÖ IM ÜBERBLICK

KURATORIUM

Bundesministerin für Arbeit, Soziales Gesundheit und Konsumentenschutz

Mag. Beate Hartinger-Klein Vorsitzende des Kuratoriums Helmut Mödlhammer,

erster Stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums, Österreichischer Gemeindebund

SL Dr. Magdalena Arrouas,zweite Stellvertretende Vorsitzende des

Kuratoriums, Bundesministerium für Arbeit,Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz

Landesrat Dr. Christian Bernhard, Landeshauptleutekonferenz

Stadträtin Sonja Frauenberger, Konferenz der Gesundheitsreferentinnen und Gesundheitsreferenten der Länder

MMag. Astrid B. Knitel, Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs

Abg. z. Wr. LandtagDr. Ingrid Korosec, Österreichischer Seniorenrat

Landessanitätsdirektorin, WHR Dr. Claudia KrischkaBundesministerium für Arbeit,

Soziales, Gesundheit und KonsumentenschutzAbg. z. NR a.D. Manfred Lackner,

Österreichischer Seniorenrat Präsidentin, Mag. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr,

Österreichische ApothekerkammerVizepräsident Dr. Harald Mayer, Österreichische Ärztekammer SL Kurt Nekula, M.A.,

Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und ForschungVbgm. Mag. Gerda Sandriesser, Österreichischer Städtebund

Stv. KC Dr. Dietmar Karl Schuster, MBA,Bundesministerium für FinanzenMag. Stefan Spitzbart, MPH, Hauptverband der Österreichischen

Sozialversicherungsträger

WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Freidl,Vorstand des Instituts für Sozialmedizin

und Epidemiologie der Med. Universität Graz Mag. Verena Kapferer, Zentrum für Ethik und

Armutsforschung der Universität SalzburgFH-Prof. Mag. Dr. Holger Penz,

Leiter des Studienbereichs Gesundheit und Soziales der Fachhochschule Kärnten

Mag. Andreas Prenn,Leitung Suchtprävention,

Supro – Werkstatt für Suchtprophylaxe, GötzisAss.-Prof. Dr. Petra Rust,

Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Wien

Mag. Günter Schagerl,ASKÖ – Leiter des Referats für Fitness

und Gesundheitsförderunga.o. Univ.-Prof. Dr. phil. Beate

Wimmer-Puchinger,Institut für Psychologie der Universität Salzburg

GESCHÄFTSSTELLE

Mag. Dr. Klaus Ropin,Leiter des Geschäftsbereichs FGÖ

Theresa Barotanyi, MScDI (FH) Thomas Bartosik

Mag. Gudrun Braunegger-Kallinger Mag. (FH) Sandra Dürnitzhofer

Ing. Petra GajarMag. (FH) Barbara GlasnerBettina Grandits, MBA

Mag. Rita KichlerAnna Krappinger, MA

Mag. (FH) Sabrina KuceraIsmihana KupinicHeidrun LachnerDr. Gert Lang

Mag. Markus MiklAndrea Niemann, MPH

Gabriele OrdoKatharina RetteneggerAndrea Riegler, MA

Mag. Gerlinde Rohrauer-Näf, MPHIna Rossmann-Freisling, BA, MA

Mag. Elisabeth StohlMag. Jürgen Tomanek-Unfried

Mag. Petra WinklerMag. Dr. Verena Zeuschner

Aleksandar Zoran

Als bundesweite Kompetenz-und Förderstelle für Gesund-heitsförderung und Präventionwurde der Fonds GesundesÖsterreich 1998 aus der Taufegehoben. Und das auf der Basiseines eigenen Gesetzes – wasauch international als vorbildlichgilt.

Wir unterstützen in der Gesundheitsförderung• praxisorientierte und betriebli-che sowie kommunale Projekte• Fort- und Weiterbildung und Vernetzung sowie internationale Projekte.Weitere Aufgaben sind: DurchInformation, Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit wollen wir

das Bewusstsein und Wissenmöglichst vieler Menschen fürGesundheitsförderung und Prä-vention erhöhen. Außerdem un-terstützen wir bestimmte Aktivi-täten im Bereich der Selbsthilfe.Für all das steht uns ein jährli-ches Budget von 7,25 MillionenEuro aus öffentlichen Mitteln zurVerfügung.

KONTAKTINFORMATIONEN

Fonds Gesundes Österreich, ein Geschäftsbereich der Gesundheit Österreich GmbHAspernbrückengasse 21020 WienTel. 01/895 04 [email protected]

GESUNDHEIT FÜR ALLE

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Medien des FondsGesundes Österreich

Magazin Gesundes ÖsterreichUnser Magazin bietet Ihnen unabhängige, qualitäts-gesicherte und serviceorientierte Informationen rundum das Thema Gesundheitsförderung.

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TERMINPLANER 2018

JUN AUG SEPT OKT NOV10.09.

Wiener Gesundheitsförderungskonferenz: Gesundheit und Digitalisierung. Inspirationen für die Praxis der Gesundheitsförderung.Wien, Wiener RathausInformation: www.wig.or.atim Bereich „Veranstaltungen“

12.-13.09.Fachtagung: Gesundheitskompetenz ohne BarrierenGesundheitsförderung, Prävention und barrierefreier Zugang zur GesundheitsversorgungCampus Universität, WienInformation: www.lebenshilfe.at

21.09.Deutsches nationales Zentrum Frühe Hilfen:Geflüchtete Familien und Frühe HilfenFrankfurt am MainInformation:www.fruehehilfen.de/index.php?id=2093

24.-26.09.10th IUHPE European Conference and International Forum for Health Promotion Research: Health Promotion in the Life Course –User Involvement in Practice and ResearchTrondheim, NorwegenInformation: www.ntnu.edu/healthforum

27.-28.09.65. Österreichischer GemeindetagDornbirnInformation: gemeindebund.at/gemeindetag

ALLES WICHTIGE IM OKTOBER

05.-06.10.XII. Österreichische Fachkonferenz für Fußgänger/innenGrazInformation: www.walk-space.atim Bereich „Projekte“

ALLES WICHTIGE IM JUNI

20.-21.6.„Was heißt schon ALT“ - Fachaustausch zu gesundem Altern20. Gesundheitsförderungskonferenz des FGÖTechGate ViennaInformation: fgoe.org/node/500

ALLES WICHTIGE IM JULI

18.-20.7.Kommunale Sommergespräche: Aktives Altern!Kommunale Herausforderung und ChanceBad AusseeInformation: gemeindebund.at/sommergespraeche

23.-27.7. Evidence-based Public Health Summer SchoolMünchen, DeutschlandInformation: www.evidencebasedpublichealth.de

ALLES WICHTIGE IM AUGUST

19.-21.08.European Forum Alpbach 2018 – Health SymposiumInformation: www.alpbach.org/en/europa-eisches-forum-alpbach-2018

ALLES WICHTIGE IM SEPTEMBER

01.-04.09.16th International Conference on Communication in Healthcare (ICCH)Porto, PortugalInformation: www.each.eu/events/conferences/icch-porto-2018

03.-04.09.Swiss Congress for Health Professions (SCHP) 2018Zürich, SchweizInformation: www.schp.ch

15.-17.10.7th ISPAH Congress, 14th annual meeting of HEPA EuropeQueen Elizabeth II Centre, London, EnglandInformation: www.ispah.org

18.-20.10.26. Internationaler Kongress EssstörungenAlpbachInformation: www.netzwerk-essstoerungen.at/kongress18

22.-23.10.10th Annual Health Literacy Research ConferenceBethesda, Maryland, USAInformation: www.bumc.bu.edu/healthliteracyconference

24.10.4. ÖPGK-Konferenz: Einfach gesund entscheiden.Wie Settings und Betriebe Gesundheitskompetenz unterstützenMessecongress GrazInformation: oepgk.at/veranstaltung/konferenz-2018

25.-27.10.6th International Health Literacy ConferenceTaichung, TaiwanInformation: ahla2018.org/conference

ALLES WICHTIGE IM NOVEMBER

28.11.-01.12.11th European Public Health Conference 2018:Winds of Change: Towards New Ways of Improving Public Health in EuropeLaibach, SlowenienInformation: ephconference.eu

GOE_55_FONDS_TERMINE_2018.qxp_3+4 spaltig 07.06.18 14:46 Seite 1

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