Makroökonomik II: Konjunktur, Wachstum und Verteilung · 2 Prof. Dr. Peter Hecheltjen !...

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1 20. Juni 2006 http://www.uni-trier.de/uni/fb4/vwl_amk/index.htm Makroökonomik II: Konjunktur, Wachstum und Verteilung Kapitel 3 : Entwicklung des Produktionspotentials und Ansatzpunkte für wachstumspolitische Manahmen Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 2 Gliederung Makroökonomik II: Konjunktur, Wachstum und Verteilung 1. Gegenstand und Methoden der Makrokonomik 2. Tempo und Zyklizitt von Wachstumsprozessen: Empirische Befunde 3. Entwicklung des Produktionspotentials und Ansatzpunkte für wirtschaftspolitische Manahmen (Wachstumstheorie und -politik) 4. Zyklische Schwankungen des Sozialprodukts und Ansatzpunkte für Stabilisierungsmanahmen (Konjunkturtheorie und -politik) 5. Wachstum, Konjunktur und funktionelle Einkommensverteilung

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20. Juni 2006

http://www.uni-trier.de/uni/fb4/vwl_amk/index.htm

Makroökonomik II:Konjunktur, Wachstum und Verteilung

Kapitel 3 :

Entwicklung des Produktionspotentials und Ansatzpunkte für wachstumspolitische Maßnahmen

Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 2

Gliederung Makroökonomik II: Konjunktur, Wachstum und Verteilung

1. Gegenstand und Methoden der Makroökonomik

2. Tempo und Zyklizität von Wachstumsprozessen: Empirische Befunde

3. Entwicklung des Produktionspotentials und Ansatzpunkte für wirtschaftspolitische Maßnahmen(Wachstumstheorie und -politik)

4. Zyklische Schwankungen des Sozialprodukts und Ansatzpunkte für Stabilisierungsmaßnahmen(Konjunkturtheorie und -politik)

5. Wachstum, Konjunktur und funktionelle Einkommensverteilung

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3.1 Makroökonomische Produktionsfunktionen

3.2 Grundlagen der Wachstumstheorie

3.3 Inputfaktoren makroökonomischer Produktionsfunktionen und Quantifizierung des technischen Fortschritts

3.4 Ansatzpunkte für wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Erhöhung des Produktionspotentials

3 Entwicklung des Produktionspotentials und Ansatzpunkte für wirtschaftspolitische Maßnahmen

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3 Entwicklung des Produktionspotentials und Ansatzpunkte für wirtschaftspolitische Maßnahmen

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Literaturhinweis:

Frenkel, Michael und Hemmer, Hans-Rimbert :

Grundlagen der Wachstumstheorie,

München: Vahlen, 1999.

3 Entwicklung des Produktionspotentials und Ansatzpunkte für wirtschaftspolitische Maßnahmen

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3.1 Makroökonomische Produktionsfunktionen

3.2 Grundlagen der Wachstumstheorie

3.3 Inputfaktoren makroökonomischer Produktionsfunktionen und Quantifizierung des technischen Fortschritts

3.4 Ansatzpunkte für wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Erhöhung des Produktionspotentials

3 Entwicklung des Produktionspotentials und Ansatzpunkte für wirtschaftspolitische Maßnahmen

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3.1.1 Makroökonomische Produktionsfunktionen als Instrument zur Bestimmung des Produktionspotentials einer Volkswirtschaft

3.1.2 Produktionsfunktionen mit einem Inputfaktor

3.1.3 Produktionsfunktionen mit mehreren Inputfaktoren

3.1.4 Der technische Fortschritt

3.1 Makroökonomische Produktionsfunktionen

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Postkeynesianische Wachstumstheorie (Harrod 1939/Domar 1946):

- Dynamisierung des keynesianischen Systems.

- Berücksichtigung von Kapazitätseffekten der Investitionen.

- Systemstabilisierung im Verlauf wirtschaftlicher Wachstumsprozesse.

- Hatte erhebliche wachstumspolitische Bedeutung in den 50er und 60er Jahren; normativ vorgegebene Wachstumsraten des BIP wurden in Investitionserfordernisse umgerechnet.

! Neoklassische Wachstumstheorie (Solow 1956)- Explizite Verwendung einer Produktionsfunktion.

3.1.1 Makroökonomische Produktionsfunktionen als Instrument zur Bestimmung des Produktionspotentials einer Volkswirtschaft

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Vorgehensweise

! Erklärung der Entwicklung des Produktionspotentials mittels Produktionsfunktionen.

! Produktionsfunktionen werden als Teil eines komplexen makroökonomischen Modells betrachtet.

! Diskutiert wird der Einfluß der Inputfaktoren auf das Produktionspotential.

! Im nächsten Kapitel: Erklärung der Potentialauslastung.

3.1.1 Makroökonomische Produktionsfunktionen als Instrument zur Bestimmung des Produktionspotentials einer Volkswirtschaft

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In der Literatur diskutierte makroökonomische Produktionsfaktoren

! Arbeit (Personen/Stunden),

! Kapital (Brutto-/Netto-/Wiederbeschaffungspreise),

! Boden (natürliche Ressourcen),

! Energie (SKE, kWh, Joule),

! Information (Maßeinheit?),

! Residualgröße (Technischer Fortschritt).

3.1.1 Makroökonomische Produktionsfunktionen als Instrument zur Bestimmung des Produktionspotentials einer Volkswirtschaft

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Abb. 03.01: Übersicht Produktionsfunktionen. Quelle: Stobbe, Alfred: Volkswirtschaftslehre II - Mikroökonomik, Berlin u.a. : Springer 1983, S. 206.

3.1.1 Makroökonomische Produktionsfunktionen als Instrument zur Bestimmung des Produktionspotentials einer Volkswirtschaft

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! Einfaktorielle Ansätze verwenden in der Regel den Produktionsfaktor Kapital als einzigen erklärenden Faktor.

→ Konstanter Kapitalkoeffizient/Kapitalproduktivität (Domar).

→ Variabler Kapitalkoeffizient/Kapitalproduktivität (SVR); implizite Berücksichtigung einer sich verändernden Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals bzw. des technischen Fortschritts.

! Bei sehr arbeitsintensiven Produktionsverfahren (Entwicklungsländer)können auch einfaktorielle Ansätze mit dem Produktionsfaktor Arbeit sinnvoll sein.

3.1.2 Produktionsfunktionen mit einem Inputfaktor

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Abb. 03.02: Kapitalproduktivität. Quelle: Sachverständigenrat, Jahresgutachten 1998/99, S. 66.

3.1.2 Produktionsfunktionen mit einem Inputfaktor

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Das Verfahren des Sachverständigenrates zur Bestimmung des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotentials

(�peek-to-peek-Methode)

Abb. 03.03: Verfahren des Sachverständigenrates zur Bestimmung des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotentials. Quelle: Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgutachten 1998/99, S. 284.

3.1.2 Produktionsfunktionen mit einem Inputfaktor

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Abb. 03.04: Gesamtwirtschaftliches Produktionspotential und Auslastungsgrad des Produktionspotentials. Quelle: Sachverständigenrat, Jahresgutachten 1998/99, S. 66.

3.1.2 Produktionsfunktionen mit einem Inputfaktor

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Abb. 03.05: Bruttoinlandsprodukt und Produktionspotential für Deutschland-West. Quelle: Eigene Berechnungen anhand von Daten des Sachverständigenrates, Mai 1999.

Bruttoinlandsprodukt und Produktionspotential für Deutschland-West (Früheres Bundesgebiet)

1.000,0

10.000,0

1960

1962

1964

1966

1968

1970

1972

1974

1976

1978

1980

1982

1984

1986

1988

1990

1992

1994

1996

1998

Jahre

Mrd

. DM

in P

reis

en v

on 1

991

3.1.2 Produktionsfunktionen mit einem Inputfaktor

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Zur Problematik des �peek-to-peek-Verfahrens�:

! Das Verfahren wurde von der Wharton-School entwickelt.

! Es wird in Deutschland von SVR sowie dem DIW angewandt.

! Es läßt sich nur anwenden, wenn in den konjunkturellen Höhepunkten die Produktionskapazität jeweils voll ausgelastet ist (�weak-peak-problem�).

! Das Verfahren geht von der zweifelhaften Annahme aus, daß das Potential gegenwärtig und in der Zukunft mit der gleichen Geschwindigkeit wächst, wie im vorhergehenden Zyklus; evtl. sind nachträgliche Korrekturen nötig.

3.1.2 Produktionsfunktionen mit einem Inputfaktor

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! Allgemeine Form der neoklassischen Produktionsfunktion

! Cobb-Douglas-Produktionsfunktion

! CES-Produktionsfunktion

! VES-Produktionsfunktion

3.1.3 Produktionsfunktionen mit mehreren Inputfaktoren: Überblick

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! Y = F (K, L)

→ K: Kapitaleinsatz

→ L: Arbeitseinsatz

→ Y: Output

! Übliche Annahmen:

→ stetige Differenzierbarkeit,

→ lineare Homogenität,

→ Substituierbarkeit über den ganzen Wertebereich der Produktionsfaktoren.

3.1.3 Produktionsfunktionen mit mehreren Inputfaktoren : Allgemeine Form der neoklassischen Produktionsfunktion

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Abb. 03.06: Allgemein Form der neoklassischen Produktionsfunktion. Quelle: Frankel, Michael/Hemmer, Hans-Rimbert, Grundlagen der Wachstumstheorie, München: Vahlen, 1999, S. 30.

3.1.3 Produktionsfunktionen mit mehreren Inputfaktoren : Allgemeine Form der neoklassischen Produktionsfunktion

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Quelle: Frankel, Michael/Hemmer, Hans-Rimbert, Grundlagen der Wachstumstheorie, München: Vahlen, 1999, S. 33.

3.1.3 Produktionsfunktionen mit mehreren Inputfaktoren: Cobb-Douglas-Produktionsfunktion

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Quelle: Frankel, Michael/Hemmer, Hans-Rimbert, Grundlagen der Wachstumstheorie, München: Vahlen, 1999, S. 34

3.1.3 Produktionsfunktionen mit mehreren Inputfaktoren: Cobb-Douglas-Produktionsfunktion

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Quelle: Frankel, Michael/Hemmer, Hans-Rimbert, Grundlagen der Wachstumstheorie, München: Vahlen, 1999, S. 30.

3.1.3 Produktionsfunktionen mit mehreren Inputfaktoren: Cobb-Douglas-Produktionsfunktion

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! Allgemeine Form der neoklassischen Produktionsfunktion

! Cobb-Douglas-Produktionsfunktion

! CES-/VES-Produktionsfunktion

3.1.3 Produktionsfunktionen mit mehreren Inputfaktoren: CES-Produktionsfunktion

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3.1.3 Produktionsfunktionen mit mehreren Inputfaktoren: Substitutionselastizität

= Grenzfall: Limitat. PF = σA,K = 0

Sie ist umso kleiner, je stärker gekrümmt die Isoquante verläuft.

( / )( / ) //

, ( / ) ( / ) //

d A Kd A K dA dKA K

A K d dA dK d dA dK A KdA dK

σ = = ⋅

relative Veränderung des Einsatzverhältnisses zweier PFrelativeVeränderung der Grenzrateder technischen Substitution

zwischen ihnen

=

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3.1.3 Produktionsfunktionen mit mehreren Inputfaktoren: Substitutionselastizität

Praktische Bedeutung:

Bei Kostenoptimierung ergibt sich

da die technische Grenzrate der Substitution gleich dem Preisverhältnis der eingesetzten PF bei Kostenoptimum.

s. Stobbe, Mikroökonomik, S. 200.

relative Veränderung des Einsatzverhältnissesvon Arbeit zu Kapital

relative Veränderung des Verhältnissesvon Zinssatz zu Lohnsatz

σ =

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3.1.3 Produktionsfunktionen mit mehreren Inputfaktoren: Substitutionselastizität

Abb. 03.10: Substitutionselastizität. Quelle: WISU 1/99, S. 51.

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3.1.3 Produktionsfunktionen mit mehreren Inputfaktoren: Substitutionselastizität

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3.1.3 Produktionsfunktionen mit mehreren Inputfaktoren: Substitutionselastizität

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! Bisher wurde davon ausgegangen, dass der Output nur von der Menge der eingesetzten Produktionsfaktoren abhängig ist

! Veränderungen des Outputs erfolgen mithin nur durch Variation der Faktoreinsatzmengen eines oder mehrere Produktionsfaktoren

! Dieses allein durch zusätzliche Produktionsfaktormengen bedingte Wachstum ist jedoch untypisch für die Entwicklung in den meisten Volkswirtschaften.

3.1.4 Der technische Fortschritt : Allgemein (1)

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! Auch bei gegebenen Faktoreinsatzmengen kommt es zu einem Wachstum des Sozialprodukts.

! Diese Restgröße wird als �technischer Fortschritt�bezeichnet.

! In westlichen Industrieländern entfallen in der Regel mehr als 50% des wirtschaftlichen Wachstums auf den technischen Fortschritt

3.1.4 Der technische Fortschritt : Allgemein (2)

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! Der technische Fortschritt kann verschiedene Erscheinungsformen aufweisen.

! Die drei wichtigsten Definitionspaare solcher Erscheinungsformen sind:

→ autonomer und induzierter technischer Fortschritt,

→ gebundener und ungebundener technischer Fortschritt,

→ neutraler und nicht-neutraler technischer Fortschritt.

3.1.4 Der technische Fortschritt: Erscheinungsformen

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Autonomer versus induzierter technischer Fortschritt

! Beim autonomen technischen Fortschritt tritt die Verbesserung des technischen Wissens unabhängig vom Produktionsniveau und vom Faktoreinsatz auf; die Entwicklung der Technik ist einzig eine Funktion der Zeit. (Einfache aber realitätsferne Annahme.)

! Wenn der technische Fortschritt als abhängig von den Arbeits- und Kapitalaufwendungen angesehen wird, wird von induziertem technischen Fortschritt gesprochen.

3.1.4 Der technische Fortschritt: autonomer versus induzierter technischer Fortschritt

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Faktorgebundener vs. Faktorungebundener technischer Fortschritt

! Synonyme Bezeichnung: inkorporierter (�embodied�) vs. exkorporierter (�disembodied�) technischer Fortschritt.

! Faktorungebundener technischer Fortschritt liegt vor, wenn die Produktivität des gesamten Bestandes der vom Fortschrittseffekt tangierten Faktoren erhöht wird (z.B. wird die Produktivität aller Kapitalgüter in gleichem Maße erhöht).

! Faktorgebundener technischer Fortschritt liegt vor, wenn der technische Fortschritt nur die neugeschaffenen Produktionsfaktoren betrifft.

3.1.4 Der technische Fortschritt: faktorgebundener vs. faktorungebundener technischer Fortschritt (1)

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! Trotz der �embodiment�-Annahme kann der technische Fortschritt dabei als autonom betrachtet werden; diese Annahme bezieht sich dann jeweils nur auf die neuesten Produktionsfaktoren und nicht den gesamten Faktorbestand.

! Diese Annahme läßt weiterhin zu, daß Arbeit und Kapital jederzeit substitutierbar sind (putty-putty-Fall).

! Realistischer ist jedoch der putty-clay-Fall.

3.1.4 Der technische Fortschritt: faktorgebundener vs. faktorungebundener technischer Fortschritt (2)

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Exkurs: Ex-post-Substituierbarkeit von Produktionsfaktoren:

! Putty-Clay-Ansatz:

→ putty: Wachs/Kitt

→ clay: Ton/Lehm

! Einmal installierte Produktionsanlagen sind kaum noch veränderbar; Fazit:

→ Ex-ante-PF: substitutional.

→ Ex-post-PF: limitational.

! Für alte Produktionsmittel bestehen feste Faktoreinsatzverhältnisse.

! Es sind nur marginale Veränderungen der Faktoreinsatzverhältnisse möglich.

3.1.4 Der technische Fortschritt: faktorgebundener vs. faktorungebundener technischer Fortschritt (3)

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Berücksichtigung der Altersstruktur von Produktionsmitteln und kapitalgebundener technischer Fortschritt: Vintage-Modelle

! Viele bereits installierte Maschinen können nicht mehr am technischen Fortschritt teilnehmen.

! Dies ist nur bei neuen Maschinen möglich.

! Die Produktivität der Maschinen hängt dann von ihrem Baujahr ab.

3.1.4 Der technische Fortschritt: faktorgebundener vs. faktorungebundener technischer Fortschritt (4)

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Neutraler vs. Nichtneutraler technischer Fortschritt

! Neutraler technischer Fortschritt liegt vor, wenn bestimmte Größen bzw. Größenrelationen beim technischen Fortschritt konstant bleiben und mithin vom technischen Fortschritt unabhängig sind.

! Diese Neutralität wird i.d.R. auf solche Größen bezogen, die sich aufgrund empirischer Untersuchungen als langfristig konstant erwiesen haben.

! Neutralität stellt dann einen Normalzustand dar, mit dem nach bisherigen Erfahrungen im Durchschnitt und auf lange Frist gerechnet werden kann.

3.1.4 Der technische Fortschritt: neutraler vs. nicht-neutraler technischer Fortschritt (1)

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! Als relevantes Neutralitätskriterium wird in der Literatur zum technischen Fortschritt die Konstanz der funktionellen Einkommensverteilung zugrunde gelegt.

! Ein technischer Fortschritt gilt immer dann als �neutral�, wenn er die funktionelle Einkommensverteilung unverändert lässt.

! L/G = (w/r) * (A/K)

3.1.4 Der technische Fortschritt: neutraler vs. nicht-neutraler technischer Fortschritt (2)

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! Es werden drei Fälle unterschieden:

→ Hicks-Neutralität: hierbei ändert sich infolge des technischen Fortschritts weder das Faktorpreisverhältnis noch das Faktoreinsatzverhältnis;

→ Harrod-Neutralität: das Produkt aus Faktoreinsatzverhältnis und Faktorpreisverhältnis ist konstant.

→ (Solow-Neutralität: bezieht sich auf vintage-Modelle.)

3.1.4 Der technische Fortschritt: neutraler vs. nicht-neutraler technischer Fortschritt (3)

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! Neutraler, arbeitssparender und kapitalsparender technischer Fortschritt nach Hicks:

→ Neutraler TF: Arbeitsproduktivität und Kapitalproduktivität steigen mit der gleichen Rate; Kapitalintensität ist konstant.

→ Arbeitssparender TF: Kapitalproduktivität ist konstant; allein arbeitssparend.

→ Kapitalsparender TF: Arbeitsproduktivität ist konstant; allein kapitalsparend.

! Kriterium: technische Rate der Substitution

3.1.4 Der technische Fortschritt: neutraler vs. nicht-neutraler technischer Fortschritt (4)

Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 42

! Wachstumspolitisch kommt � wie noch gezeigt wird - dem technischen Fortschritt die größte Bedeutung zu, da

→ der Arbeitseinsatz kaum zu beeinflussen ist und

→ eine Investitionsforcierung wegen der sinkenden Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals auch nur in begrenztem Umfang sinnvoll ist.

! Innerhalb des technischen Fortschritts kommt dem gebundenen technischen Fortschritt die größte Bedeutung zu: Dies erfordert die Produktionsfaktoren jung zu halten.

! Am leichtesten gelingt dies, wenn eine Volkswirtschaft hohe Wachstumsraten aufweist (Verstärkungseffekt des Wachstums).

3.1.4 Der technische Fortschritt: Fazit

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3.1 Makroökonomische Produktionsfunktionen

3.2 Grundlagen der Wachstumstheorie

3.3 Inputfaktoren makroökonomischer Produktionsfunktionen und Quantifizierung des technischen Fortschritts

3.4 Ansatzpunkte für wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Erhöhung des Produktionspotentials

3 Entwicklung des Produktionspotentials und Ansatzpunkte für wirtschaftspolitische Maßnahmen

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3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

3.2.2 Das �Golden Rule�-Niveau des Kapitalstocks

3.2.3 Bevölkerungswachstum

3.2.4 Technischer Fortschritt

3.2.5 Endogene Wachstumstheorien (Modelle mit einer Erklärung des technischen Fortschritts)

3.2 Grundlagen der Wachstumstheorie

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3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

! Die gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion beschreibt den Zusammenhang zwischen dem gesamtwirtschaftlichen Output (reales BIP) und Inputfaktoren

! Im folgenden soll untersucht werden, wie sich Veränderungen einzelner Inputfaktoren auf das Wirtschaftswachstum auswirken

! Von besonderem Interesse ist dabei das intensive Wachstum, d.h. das Wachstum pro Kopf

! Die folgenden Ausführungen stützen sich im Wesentlichen auf ein Wachstumsmodell von Solow (publiziert 1959; Ökonomie-Nobelpreis 1987) sowie in der Lehrbuch-Literatur beschriebene Erweiterungen dieses Modells

! Die Darstellung und Notation folgt im wesentlichen dem Lehrbuch �Makroökonomik� von MANKIW (Kapitel 4+5)

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3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

! Im Zentrum des Solow-Wachstumsmodells steht zunächst die Analyse von Auswirkungen der Kapitalakkumulation auf das Wirtschaftswachstum

! Ausgangspunkt ist die Produktionsfunktion Y = F(K,L)

! Intensives Wachstum liegt vor, wenn das Wachstum pro Kopf zunimmt

! Unter der Annahme einer stationären Bevölkerung besteht ein proportionaler Zusammenhang zwischen Wachstum pro Kopf und Wachstum pro Beschäftigtem

! Solow geht von einer Produktionsfunktion mit konstanten Skalenerträgen aus: zY = F(zK, zL)

! Diese kann man so umformen, dass sich alle Größen relativ zu einer Arbeitseinheit ausdrücken lassen: Y/L = F(K/L, 1) = F(K/L) mit z=1/L

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3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

! Alle Variablen können mithin unter der Annahme konstanter Skalenerträge als Pro-Kopf-Größen geschrieben werden

! Zur Vereinfachung der Schreibweise bzw. Verdeutlichung werden hierfür kleine Buchstaben gewählt

! Die Produktionsfunktion für einen Beschäftigten (und gemäß den getroffenen Annahmen auch eine Person in der Bevölkerung ist mithin eine Funktion der Kapitalintensität k= K/L und lautet y = f(k)

! Die Steigung dieser Produktionsfunktion zeigt, um welchen Betrag die Pro-Kopf-Produktion ansteigt, wenn eine zusätzliche Einheit pro Kopf eingesetzt wird

! Dieser Betrag ist das Grenzprodukt des Kapitals MPK=f(k+1)-f(k)

! Typisch für Produktionsfunktionen mit konstanten Skalenerträgen ist ein abnehmendes Grenzprodukt eines Produktionsfaktors bei Konstanz des Einsatzes aller anderen Produktionsfaktoren

! Dies gilt mithin auch für den Einsatz des hier betrachteten Produktionsfaktors Kapital (siehe folgende Abbildung)

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3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

Quelle: N. G. Mankiw, Makroökonomik, 4. Auflage, Stuttgart 2000 (Schäffer-Pöschel), Kapitel 4

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3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

! Im Solow-Modell setzt sich die Güternachfrage aus Konsum und Investition zusammen (d.h. keine Staatsausgaben und Nettoexporte)

! Ausgedrückt in Pro-Kopf-Größen :

→ y = c + i

! Es wird angenommen, dass die Menschen einen konstanten Teil ihres Einkommens sparen und den Rest Konsumieren; daraus resultiert die Konsumfunktion

→ c= (1-s)y mit c: Konsum pro Kopf, s: Sparquote

! Setzt man diese in die Güternachfragegleichung ein, so folgt:

→ y = (1-s)y + i

! Durch Umformung ergibt sich:

→ i = sy

! Diese Beziehung besagt, dass die Investitionen mit der Ersparnisübereinstimmen. Gleichzeitig ist die Sparquote derjenige Teil derProduktion, der für Investitionen verwandt wird

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3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

! Damit sind die beiden Hauptbestandteile des Solow-Modells beschrieben

→ die Produktionsfunktion y = f(k)

→ die Konsumfunktion c = (1-s)y

! Die Produktionsfunktion bestimmt für jeden gegebenen Kapitalstock k (=Kapitalintensität bei Pro-Kopf-Betrachtung) die Höhe des Produktionsvolumens

! Die Konsumfunktion legt fest, welcher Teil der Produktion konsumiert bzw. gespart wird. Die Sparquote bestimmt hierbei die Aufteilung des Outputs auf Konsum und Investition

! Die folgende Abbildung veranschaulicht diesen Zusammenhang

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3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

Quelle: N. G. Mankiw, Makroökonomik, 4. Auflage, Stuttgart 2000 (Schäffer-Pöschel), Kapitel 4

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3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

! Ersparnisse und damit Investitionen können den Kapitalstock vergrößern und damit den Output erhöhen

! Änderungen des Kapitalstocks werden aber nicht alleine von Investitionen verursacht, sondern es spielen zwei Kräfte hier zusammen→ Investitionen und

→ Abschreibungen

! Wenn Investitionen (Bauten und Ausrüstungen) getätigt werden, so steigt der Kapitalstock

! Durch Abschreibungen (den Verschleiß von Kapitalgütern durch ihre Nutzung beim Produktionsprozess) sinkt der Kapitalstock

! Wie bereits gezeigt wurde lassen sich die Investitionen durch die Funktion i = sf(k) beschreiben

! Bezüglich der Abschreibungen ist eine realistische Annahme, dass jedes Jahr ein konstanter Teil des Kapitalstocks verschleißt

! Dieser Verschleiß wird durch die Abschreibungsrate δ beschrieben; er beträgt jedes Jahr δk und verläuft mithin proportional zum Kapitalstock

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3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

Quelle: N. G. Mankiw, Makroökonomik, 4. Auflage, Stuttgart 2000 (Schäffer-Pöschel), Kapitel 4

Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 54

3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

Quelle: N. G. Mankiw, Makroökonomik, 4. Auflage, Stuttgart 2000 (Schäffer-Pöschel), Kapitel 4

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3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

! Eine simultane Betrachtung von Investitionen und Abschreibungen für verschiedene Höhen des Kapitalstocks macht die Problematik deutlich, vor der man steht:

→ Je höher der Kapitalstock ist, desto höher sind auch Produktion und Ersparnis bzw. Investition

→ Ein größerer Kapitalstock impliziert jedoch auch ein größeres Volumen der Abschreibungen

! Zudem ist zu berücksichtigen, dass

→ Produktion und Ersparnis bzw. Investition einen degressiven Verlauf haben,

→ das Volumen der Abschreibungen sich dagegen proportional mit der Höhe des Kapitalstocks verändert

! Für genau eine Höhe des Kapitalstocks entspricht dabei der Umfang der Investitionen genau dem Umfang der Abschreibungen

! Weist der Kapitalstock genau diese Höhe auf,

→ so wird sich der Kapitalstock im Zeitverlauf nicht ändern

→ und die Produktion wird nicht weiter wachsen

! Wir sprechen dann von einem �steady state�-Niveau des Kapitalstocks

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3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

Quelle: N. G. Mankiw, Makroökonomik, 4. Auflage, Stuttgart 2000 (Schäffer-Pöschel), Kapitel 4

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3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

Analyse der Anpassungsdynamik

! Erste Annahme: der Kapitalstock liegt unter dem �steady state�-Niveau

→ Abschreibungen sind kleiner als Investitionen; Kapitalstock nimmt zu

→ Produktion steigt und führt zu höheren Ersparnissen bzw. Investitionen

→ Abschreibungen steigen stärker als Investitionen

→ Anstieg des Kapitalstocks kommt zum Stillstand, wenn Abschreibungen gleich den Investitionen sind

! Zweite Annahme: der Kapitalstock liegt über dem �steady state�-Niveau

→ Abschreibungen sind größer als Investitionen; Kapitalstock nimmt ab

→ Produktion sinkt und führt zu niedrigeren Ersparnissen bzw. Investitionen

→ Abschreibungen sinken stärker als Investitionen

→ Abbau des Kapitalstocks kommt zum Stillstand, wenn Abschreibungen gleich den Investitionen sind

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3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

! Wir stellen fest:

→ Wirtschaften, die sich nicht im �steady state� befinden, bewegen sich im Zeitverlauf � unabhängig vom Ausgangspunkt - auf diesen Punkt zu

→ Wirtschaften, die den �steady state� erreicht haben, verharren genau auf diesem Punkt

→ Der stationäre Zustand verkörpert in diesem Sinne das langfristige Gleichgewicht der Wirtschaft

! Wie wirkt sich eine Veränderung der Sparquote auf das �steady state�-Niveau aus?

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3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

! Wie wirkt sich eine Veränderung der Sparquote auf das �steady state�-Niveau aus?

! Ausgangspunkt der Überlegung: Wirtschaft befindet sich in einem stationären Zustand

! Annahme: Zunahme der Sparquote

! Folge:

→ Veränderung der sf(k)-Kurve

→ Kurve verläuft jetzt über der ursprünglichen Kurve, da jeweils ein höherer Anteil der Produktion für die Ersparnis bzw. Investition Verwendung findet

→ Dadurch erhöht sich der Kapitalstock, bis ein neuer �stady state� Punkt erreicht wird

! Umgekehrt verringert sich der Kapitalstock, wenn die Sparquote gesenkt wird

Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 60

3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

Quelle: N. G. Mankiw, Makroökonomik, 4. Auflage, Stuttgart 2000 (Schäffer-Pöschel), Kapitel 4

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3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

! Wir stellen fest:

→ Die Sparquote ist eine Schlüsselgröße bei der Bestimmung des stationären Wertes des Kapitalstocks

→ Eine hohe Sparquote führt zu einem hohen �stedy state�-Kapitalstock und die Produktion ist damit hoch

→ Eine niedrige Sparquote führt zu einem niedrigen �stady state�-Kapitalstock und die Produktion ist damit gering

! Wie beeinflusst die Sparquote das ökonomische Wachstum?

→ Eine Anhebung der Ersparnis führt zunächst zu höherem Wachstum

→ Dies gilt aber nur bei kurzfristiger Betrachtung bis ein neuer, höherer stationärer Zustand erreicht ist

→ Langfristig kann die höhere Ersparnis aber nur dieses höhere Produktionsniveau aufrecht erhalten, sie kann aber nicht dauerhaft dadurch wachsen

Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 62

3.2.1 Kapitalakkumulation und Wachstum

! Wir stellen fest: → Durch eine höhere Ersparnis können wir ein höheres Produktionsniveau

erreichen

→ Diese höhere Ersparnis führt natürlich auch zu einem höheren Einkommen der Bevölkerung (gemäß Wirtschaftskreislauf)

! Frage: Erhöht die höhere Ersparnis auch den Wohlstand?

! Wohlstandsrelevant ist letztlich nur der Konsum

! Betrachtung von Extremwerten der Ersparnis hinsichtlich ihrer Konsumrelevanz:→ Sparquote 0: Es wird kein Kapitalstock gebildet bzw. ein vorhandener

Kapitalstock wird abgebaut. Die Produktion sinkt auf Null und damit auch der Konsum

→ Sparquote 1: Es wird ein maximal möglicher Kapitalstock gebildet. Die Produktion steigt auf einen Maximalwert an, aber der Konsum ist Null, da die gesamte Produktion benötigt wird, um den Verschleiß des Kapitalstocks (die Abschreibung) zu kompensieren

! Vermutung: dazwischen wird es eine optimale Sparquote geben

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Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 63

3.2.2 Das „Golden Rule“-Niveau des Kapitalstocks

! Welche Sparquote ist vom Standpunkt der ökonomischen Wohlfahrt aus betrachtet optimal?

! Wohlstandsrelevant für Menschen sind letztlich die Güter, die sie konsumieren können

! Der Kapitalstock, der den Konsum maximiert, wird �Golden Rule�-Niveau des Kapitalstocks genannt

! Gesucht wird mithin ein stationärer Zustand für den gilt

→ C = f(k) � dk = Max!

! Mittels einer einfache Regel kann dieses �Golden Rule�-Niveau des Kapitalstocks bestimmt werden:

→ MPK = d

→ Der Konsum ist mithin dann optimal, wenn das Grenzprodukt des Kapitals (MPK) gerade der Abschreibungsrate d entspricht

→ In diesem Falle verläuft die Tangente der Produktionsfunktion genau parallel zur linearen Abschreibungsfunktion

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3.2.2 Das „Golden Rule“-Niveau des Kapitalstocks

Quelle: N. G. Mankiw, Makroökonomik, 4. Auflage, Stuttgart 2000 (Schäffer-Pöschel), Kapitel 4

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3.2.2 Das „Golden Rule“-Niveau des Kapitalstocks

! Plausibilitätsüberlegung zur Bedingung für den maximalen Konsum:

→ MPK = d bzw. MPK � d = 0

→ Unterhalb des Optimalpunktes ist das Grenzprodukt des Kapitals (MPK) größer als die Abschreibungsrate d. Eine Erhöhung des Kapitalstocks um eine Einheit vergrößert damit die Differenz zwischen beiden Größen. Da diese Differenz im �steady state� dem Konsum entspricht, so vergrößert sie auch den Konsum.

→ Oberhalb des Optimalpunktes ist das Grenzprodukt des Kapitals (MPK) kleiner als die Abschreibungsrate d. Eine Erhöhung des Kapitalstocks um eine Einheit verringert damit die Differenz zwischen beiden Größen. Da diese Differenz im �steady state� dem Konsum entspricht, so verringert sie auch den Konsum.

→ Fazit: Fazit: In dem Punkt, in dem die Steigungen beider Kurven gleich sind, erreicht der Konsum sein maximales Niveau

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3.2.2 Das „Golden Rule“-Niveau des Kapitalstocks

Quelle: N. G. Mankiw, Makroökonomik, 4. Auflage, Stuttgart 2000 (Schäffer-Pöschel), Kapitel 4

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3.2.2 Das „Golden Rule“-Niveau des Kapitalstocks

! Bisher: Annahme, dass ein optimaler Kapitalstock a priori gewählt werden kann

! Nun: Realistischere Annahme, dass sich die Wirtschaft in einem anderen �steady state�-Zustand befindet und eine Überführung in den �steady state�-zustand der Goldenen Regel geplant ist

! Könnten die Wirkungen des Übergangs die Politiker möglicherweise davon abhalten, das Niveau der �Golden Rule� anzustreben?

! Zwei Fälle sind zu unterscheiden: Wirtschaft hat zum Ausgangszeitpunkt

→ entweder einen zu hohen Kapitalstock

→ oder einen zu niedrigen Kapitalstock

! Wie die folgenden Abbildungen zeigen, stellt der Übergang die Wirtschaft vor zwei sehr verschiedene Probleme

→ Vergleichsweise unproblematisch ist der Übergang von einem zu hohen zu einem niedrigeren Kapitalstock

→ Sehr problematisch ist dagegen der Übergang von einem zu niedrigen zu einem höheren Kapitalstock, da hier eine Verminderung des heutigen Konsums erforderlich ist, um in Zukunft einen höheren Konsum zu ermöglichen (evtl. Generationenproblem)

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3.2.2 Das „Golden Rule“-Niveau des Kapitalstocks

Quelle: N. G. Mankiw, Makroökonomik, 4. Auflage, Stuttgart 2000 (Schäffer-Pöschel), Kapitel 4

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3.2.2 Das „Golden Rule“-Niveau des Kapitalstocks

Quelle: N. G. Mankiw, Makroökonomik, 4. Auflage, Stuttgart 2000 (Schäffer-Pöschel), Kapitel 4

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3.2.3 Bevölkerungswachstum

! Wir stellen fest:→ Die Kapitalakkumulation kann allein ein dauerhaftes ökonomisches

Wachstum nicht erklären

→ Hohe Sparquoten führen nur zeitweilig zu einem hohen Wachstum

→ Langfristig erfolgt jedoch die Annäherung an einen stationären Zustand, in dem dem Kapitalstock und Produktion konstant sind

! Um dauerhaftes ökonomisches Wachstum erklären zu können, Ist eine Modellerweiterung nötig

! Zwei weitere Faktoren: → Bevölkerungswachstum

→ Technischer Fortschritt

! Im Folgenden soll zunächst angenommen werden, dass die Bevölkerung und die zu ihr proportionale Zahl der Erwerbstätigen mit einer konstanten Rate wächst

! Welche Konsequenzen hat das Bevölkerungswachstum für den stationären Zustand?

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3.2.3 Bevölkerungswachstum

! Ausgangspunkt der Überlegung ist die Beeinflussung der Kapitalintensität durch das Bevölkerungswachstum

! Bisher haben wir nur betrachtet, wie Investitionen und Abschreibungen den Kapitalstock beeinflussen

! Jetzt Beeinflussung des Kapitalstocks durch eine dritte Größe: das Bevölkerungswachstum

! Wenn der Pro-Kopf-Kapitalstock konstant bleiben soll, dann muss der Kapitalstock insgesamt proportional zur Bevölkerung wachsen

! Mit n als Wachstumsrate für die Bevölkerung gilt somit bezüglich der erforderlichen Veränderung des Kapitalstocks K:

→ ΔK = nK

! bzw. Pro-Kopf (dividiert durch L)

→ Δ(K/L) = n(K/L) oder Δk = nk

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3.2.3 Bevölkerungswachstum

! Verbindet man dies mit der bisher betrachteten Formel für die Pro-Kopf-Veränderung des Kapitalstocks,

→ Δk = i - δk

! so folgt

→ Δk = i - δk - nk bzw. Δk = i � (δ + n)k

! Dies bedeutet: Der Kapitalstock pro Kopf (bzw. die Kapitalintensität) steigt jetzt nur noch an, wenn die Investitionen größer sind

→ als die Abschreibungen

→ und die aufgrund des Bevölkerungswachstums erforderlichen Kapitalstockerweiterungen

! Die weitere Analyse verläuft dann wie zuvor: Eine Wirtschaft befindet sich im stationären Zustand, wenn die Kapitalintensität k konstant ist

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3.2.3 Bevölkerungswachstum

Quelle: N. G. Mankiw, Makroökonomik, 4. Auflage, Stuttgart 2000 (Schäffer-Pöschel), Kapitel 4

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3.2.3 Bevölkerungswachstum

! Festzuhalten ist, dass es in dem soeben betrachteten Zustand zu dauerhaftem ökonomischen Wachstum in Höhe der Wachstumsrate der Bevölkerung n kommt

! Diese Aussage gilt jedoch nur für die Gesamtproduktion (=extensives Wachstum), nicht jedoch für die Pro-Kopf-Produktion (=intensives Wachstum)

! Die Pro-Kopf-Produktion bleibt konstant

! Eine Erhöhung der Bevölkerungswachstumsrate n erhöht die Steigung, der Geraden, die Bevölkerungswachstum und Abschreibung repräsentieren (vgl. folgende Abbildung)

! Dadurch reduziert sich der �steady-state�-Kapitalstock, da jetzt der neue stationäre Zustand mit einem geringeren Pro-Kopf-Kapital verbunden ist

! Daraus kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass Länder mit einer höheren Bevölkerungswachstumsrate ein niedrigeres Niveau der Pro-Kopf-Einkommen aufweisen

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3.2.3 Bevölkerungswachstum

Quelle: N. G. Mankiw, Makroökonomik, 4. Auflage, Stuttgart 2000 (Schäffer-Pöschel), Kapitel 4

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3.2.3 Bevölkerungswachstum

! Auch auf das �GoldenRule�-Niveau der Kapitalakkumulation wirkt sich das Bevölkerungswachstum aus

! Der stationäre Konsum der Goldenen Regel ergibt sich zu

→ c = f(k*) � (δ+n)k*

! Wobei der konsummaximale Wert der Kapitalintensität k* durch

→ MPK = δ+n

! bzw.

→ MPK � δ = n

! bestimmt wird.

! Wir stellen fest:

→ Im �steady state� der der Goldenen Regel entspricht also das um die Abschreibungen verminderte Grenzprodukt (Netto-Grenzprodukt des Kapitals) MPK gerade der Rate des Bevölkerungswachstums

→ Der Konsum gemäß der Goldenen Regel nimmt mit dem Anstieg der Bevölkerungswachstumsrate ab

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3.2.3 Bevölkerungswachstum

Quelle: A.B. Abel und B.S. Bernanke, Macroeconomics, 5. Auflage, Boston 2000 (Pearson), Kapitel 6, S. 225

Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 78

3.2.4 Technischer Fortschritt

! Nur der technische Fortschritt als dritte Quelle ökonomischen Wachstums neben dem Kapitalstockwachstum und dem Bevölkerungswachstum ermöglich langfristig auch ein intensives Wachstum, d.h. ein Pro-Kopf-Wachstum

! Modellmäßige Erfassung hier mittels des Konstruktes �Arbeitseffizienz�

! Erweiterung der Produktionsfunktion: Y = F(K,L*E)

! Die Variable E wird hierbei als Arbeitseffizienz bezeichnet

! Das Produkt L*E gibt dann den in Effizienzeinheiten gemessenen Arbeitseinsatz wider

! Eine Erhöhung der Arbeitseffizienz E wirkt mithin im Ergebnis so wie eine Erhöhung des Arbeitseinsatzes L

! Einfachste Annahme in diesem Modell bezüglich des technischen Fortschritts: Er führt zu einem Zuwachs der Arbeitseffizienz mit der Zuwachsrate g

! Gemäß der bereits dargestellten Klassifikation handelt es sich mithinum einen arbeitsvermehrenden technischen Fortschritt

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Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 79

3.2.4 Technischer Fortschritt

! Da das Arbeitsvolumen L mit einer Rate n und die Effizienz E jeder Arbeitseinheit mit einer Rate g steigt erhöht sich das in Effizienzeinheiten gemessene Arbeitsvolumen L*E mit einer Rate von n+g (bei einer Multiplikation zweier Größen addieren sich ihre Wachstumsraten)

! Die Ableitungen zu der Auswirkung des Bevölkerungswachstums lassen sich mithin auf die Kombination von Bevölkerungswachstum und Wachstum der Arbeitseffizienz übertragen indem jeweils die Wachstumsrate n durch die Wachstumsrate g ersetzt wird

! Die Produktionsfunktion beschreibt jetzt allerdings die Abhängigkeit vom Kapital pro Effizienzeinheit ke (und nicht mehr pro Arbeitseinheit)

! Mithin gilt:→ Δk = f(ke) � (δ+n+g)ke

! Zusätzlich sind jetzt auch noch Investitionen nötig, um die gestiegene Arbeitseffizienz mit Kapital zu versehen

! Wie die folgende Abbildung zeigt, führt die Einbeziehung des technischen Fortschritts zu keiner grundsätzlichen Änderung bei der Analyse des stationären Zustandes

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3.2.4 Technischer Fortschritt

Quelle: N. G. Mankiw, Makroökonomik, 4. Auflage, Stuttgart 2000 (Schäffer-Pöschel), Kapitel 5

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Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 81

3.2.4 Technischer Fortschritt

! Durch die Berücksichtigung des technischen Fortschritts ist man nun in der Lage, das anhaltende Wachstum des Lebensstandards, wie man es in der Realität beobachten kann, mit Hilfe des Modells zu erklären

! Pro Arbeitskraft steigt die Effizienz der Arbeit mit der Wachstumsrate g an

! Im steady state ist der Output pro Effizienzeinheit konstant

! Mithin steigt der Output pro Arbeitskraft mit der Rate g an

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3.2.4 Technischer Fortschritt

Quelle: N. G. Mankiw, Makroökonomik, 4. Auflage, Stuttgart 2000 (Schäffer-Pöschel), Kapitel 5

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3.2.4 Technischer Fortschritt

Quelle: N. G. Mankiw, Makroökonomik, 4. Auflage, Stuttgart 2000 (Schäffer-Pöschel), Kapitel 5

Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 84

3.2.5 Endogene Wachstumstheorie

! Im Solow-Modell wird der technische Fortschritt als eine exogene Größe betrachtet

! Endogene Wachstumsmodelle versuchen den technischen Fortscritt zu erklären

! Eine einfache Annahme, die schon zu erheblichen Auswirkungen in den Modellaussagen führt ist, von den sinkenden Grenzerträgen des Produktionsfaktors Kapital abzugehen

! So kann man beispielsweise Wissen als eine Form von Kapital betrachten

! Bei Wissen wäre eine Annahme konstanter (und nicht fallender Grenzerträge) durchaus plausibel

! Wenn aber die Grenzerträge nicht fallen, dann kann der Kapitaleinsatz pro Arbeitskraft unbegrenzt steigen, da er immer über der Abschreibungsrate liegt

! Mithin ist so eine plausible Beschreibung des langfristigen ökonomischen Wachstums möglich

! Soll hier nicht vertieft werden; siehe Literatur: MANKIW, FRENKEL/HEMMER

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3.1 Makroökonomische Produktionsfunktionen

3.2 Grundlagen der Wachstumstheorie

3.3 Inputfaktoren makroökonomischer Produktionsfunktionen und Quantifizierung des technischen Fortschritts

3.4 Ansatzpunkte für wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Erhöhung des Produktionspotentials

3 Entwicklung des Produktionspotentials und Ansatzpunkte für wirtschaftspolitische Maßnahmen

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3.2.1 Der Produktionsfaktor Arbeit

3.2.2 Der Produktionsfaktor Kapital

3.2.3 Der technische Fortschritt

3.3 Inputfaktoren makroökonomischer Produktionsfunktionen und Quantifizierung des technischen Fortschritts

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3.3 Inputfaktoren makroökonomischer Produktionsfunktionen und Quantifizierung des technischen Fortschritts

Abb. 03.11: Erklärung des Wirtschaftswachstums durch die makroökonomische Produktionsfunktion.

Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 88

3.3 Inputfaktoren makroökonomischer Produktionsfunktionen und Quantifizierung des technischen Fortschritts

Abb. 03.11: Erklärung des Wirtschaftswachstums durch die makroökonomische Produktionsfunktion.

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Bevölkerungsentwicklung

! Natürliche Bevölkerungsentwicklung

→ in den meisten Industrieländern stabil/rückläufig.

→ Problem des demographischen Übergangs (höhere Lebenserwartung; erst später sinkende Geburtenrate).

→ Prognose: EXCEL-Arbeitsmappe APYR.XLS aufrufen!

! Wanderungsbewegung

→ Emigrationsländer: Problem der selektiven Auswanderung junger dynamischer Kräfte.

→ Immigrationsländer:

- Zuwanderung verringert Knappheit des PF Arbeit.

- Gesamtwirtschaftlicher Nettoertrag ist geringer als der Privatwirtschaftliche wegen Kosten des Infrastrukturausbaus.

3.3.1 Der Produktionsfaktor Arbeit

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3.3.1 Der Produktionsfaktor Arbeit

! Bei einer Erfassung des Produktionsfaktors Arbeit ist es zweckmäßig, zunächst von der gesamten Bevölkerung auszugehen

! Dabei kann man zuerst die Frage stellen, welche Personen überhaupt als Arbeitskräfte geeignet sind → Altersspanne in der Regel : 15 � 65 ( - 75) Jahre→ Zudem körperliche und geistige Leistungsfähigkeit (Arbeitsfähigkeit)

in dieser Altersspanne→ Man bezeichnet diese Bevölkerungsgruppe als Erwerbspersonen-

Potenzial (auch als Arbeitskräfte-Potenzial)! Im nächsten Schritt kann man die Frage stellen, wer aus dieser

Gruppe tatsächlich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht; → dies sind natürlich alle, die Arbeit haben und → weiterhin aus dem Kreis der potenziellen Arbeitskräfte jene mit

vorhandener Bereitschaft und kurzfristiger Möglichkeit zur Arbeitsaufnahme sowie aktiver Arbeitssuche (keine Meldung beim Arbeitsamt erforderlich; z.B. Lesen von Stellenanzeigen genügt)

→ Diese Untergruppe bezeichnet man als Erwerbspersonen

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3.3.1 Der Produktionsfaktor Arbeit

Erwerbslose Erwerbstätige

Arbeitslose

Erwerbspersonen (Labor Force)

Erwerbspersonenpotenzial (Arbeitskräftepotenzial)

Bevölkerung

Stille Reserve

Zusammengefasste Darstellung von verschiedenen Aggregaten(nicht maßstabsgerecht)

Nichterwerbspersonen

Arbeitssuchende

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3.3.1 Der Produktionsfaktor Arbeit

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3.3.1 Der Produktionsfaktor Arbeit! Was ist der Unterschied zwischen Arbeitslosen und

Erwerbslosen?

! Die Zahl der (registrierten) Arbeitslosen wird monatlich von der Bundesagentur für Arbeit ermittelt

→ Geschäftsstatistik der Bundesagentur für Arbeit

→ Es werden nur Personen erfasst, die bei der Bundesagentur für Arbeit registriert sind; offiziell spricht man deshalb auch von �registriertenArbeitslosen�

! Wesentlicher Unterschied zwischen Erwerbslosen und Arbeitslosen

→ Ein (kleiner) Teil der Arbeitslosen ist nicht erwerbslos, sondern erwerbstätig: arbeitet mit einer wöchentlichen Stundenzahl, die über der Erwerbstätigkeitsschwelle, aber unter der Arbeitslosigkeitsschwelle liegt

→ Ein (kleiner) Teil der Erwerbslosen ist nicht arbeitslos: gehört zur Gruppe der Erwerbspersonen, hat sich aber nicht bei der Bundesanstalt für Arbeit registrieren lassen

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3.3.1 Der Produktionsfaktor Arbeit

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3.3.1 Der Produktionsfaktor Arbeit

Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 96

3.3.1 Der Produktionsfaktor Arbeit

Exkurs: Stille Reserve (1)

! Die Zurechnung einer Person zum Kreis der Erwerbspersonensetzt voraus→ Arbeitsfähigkeit

→ Erwerbstätigkeit oder Bereitschaft zur Aufnahme von Arbeit (innerhalb der nächsten zwei Wochen)

→ Aktive Arbeitssuche (innerhalb der letzten vier Wochen)

! Trifft eines dieser Kriterien nicht zu, so wird eine Personen nicht dem Kreis der Erwerbspersonen zugerechnet

! Insbesondere die aktive Arbeitssuche unterbleibt oft, → wenn die Lage auf dem Arbeitsmarkt negativ eingeschätzt wird und

keine Aussicht auf Erwerbstätigkeit besteht (man spricht dann von einem �discouraged worker effekt�)

→ weil grundsätzlich zwar eine Erwerbstätigkeit möglich wäre, das erreichbare Lohnniveau aber als zu gering eingeschätzt wird

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3.3.1 Der Produktionsfaktor Arbeit

Exkurs: Stille Reserve (2)

! Gelegentlich entscheiden sich Personen auch für längere Ausbildungswege, weil die Lage auf dem Arbeitsmarkt schlecht ist

! Personen, die bei guter Konjunkturlage und damit guter Bezahlung zu einer Arbeitsaufnahme bereit wären und dann auch aktiv Arbeit suchen würden, werden als �Stille Reserve�bezeichnet

! Ein Verzichtet auf diese Arbeitskräfte bedeutet gesamtwirtschaftlich ein Wachstumsverlust und mithin eine Wohlfahrtseinbuße

! Im weiteren Sinne müsste eigentlich auch diese Gruppe als Arbeitslos/Erwerbslos betrachtet werden, da diese Personen zu einer Arbeitsaufnahme befähigt und auch unter günstigen Umständen dazu bereit sind; man spricht deshalb oft auch von einer �freiwilligen Arbeitslosigkeit�

! Das Volumen der �Stillen Reserve� beträgt ca. 1 bis 2 Mio. Arbeitskräfte

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3.3.1 Der Produktionsfaktor Arbeit

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3.3.1 Der Produktionsfaktor Arbeit

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3.3.1 Der Produktionsfaktor Arbeit

Abb. 03.15: Komponenten der Jahresarbeitszeit je Arbeitnehmer in der Gesamtwirtschaft.

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3.3.1 Der Produktionsfaktor Arbeit

Abb. 03.17: Entstehung des Bruttoinlandsproduktes.

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3.3.1 Der Produktionsfaktor Arbeit

Abb. 03.17: Entstehung des Bruttoinlandsproduktes.

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3.3.1 Der Produktionsfaktor Arbeit

Abb. 03.16: Arbeitszeit und Freizeit international.

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3.3.1 Der Produktionsfaktor Arbeit

Abb. 03.18: Erwerbspersonenpotential Deutschlands.

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Die Qualität des Produktionsfaktors Arbeit

! Ausbildung (Stichwort: �Humankapital�)

→ Höhere Wertschöpfung durch bessere Ausbildung.

→ Aber: Problem der Überqualifikation; konsumtive Komponente der Ausbildung; abnehmender/steigender Grenzertrag der Ausbildung?

! Mobilität

→ Regional.

→ Sektoral.

→ Intra- vs. Intergenerationenmobilität.

3.3.1 Der Produktionsfaktor Arbeit

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Güteraspekt = Bruttoanlagevermögen

� In jeweiligen Preisen (kein sinnvolles Aggregat!)

� In konstanten Preisen (bezogen auf ein Basisjahr)

� In Wiederbeschaffungspreisen (bezogen auf das lfd. Jahr; �Was müsste man heute dafür bezahlen?�)

3.3.2 Der Produktionsfaktor Kapital

Relevante Größe für Produktionspotential-berechnungen

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3.3.2 Der Produktionsfaktor Kapital

Bruttoanlagevermögen./. Abschreibungen

" #relevante Größe für VermögensberechnungenNettoanlagevermögen

→ In jeweiligen Preisen (kein sinnvolles Aggregat)

→ In konstanten Preisen

→ In Wiederbeschaffungspreisen

Wertaspekt

Werteverzehr durch Nutzung berücksichtigt.

→ �Lohmann-Ruchti (Marx-Engels-)Effekt�.

→ Cashflow vorhanden; Maschinen sind aber noch einsatzfähig.

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3.3.2 Der Produktionsfaktor Kapital

Abb. 03.19: Altersaufbau des Bruttoanlagevermögens 1970 und 1989.

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3.3.2 Der Produktionsfaktor Kapital

Abb. 03.19: Altersaufbau des Bruttoanlagevermögens 1970 und 1989.

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3.3.2 Der Produktionsfaktor Kapital

Abb. 03.19: Altersaufbau des Bruttoanlagevermögens 1970 und 1989.

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3.3.2 Der Produktionsfaktor Kapital

Abb. 03.19: Altersaufbau des Bruttoanlagevermögens 1970 und 1989.

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3.3.2 Der Produktionsfaktor Kapital

Modernisierungsgrad ((Gütegrad):

= Verhältnis von Netto- zu Bruttoanlagevermögen.

(Gibt Aufschluss über den Alterungsprozess der Anlagen.)

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3.3.2 Der Produktionsfaktor Kapital

Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 114

! Auch wenn theoretische Überlegungen dafür sprechen, dass der technische Fortschritt in der Regel faktorgebundenist, geht man bei empirischen Analysen meist von einer Faktorungebundenheit aus

! Dem technischen Fortschritt wird so neben den beiden üblicherweise betrachteten Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital ein eigenständiger, faktorungebundenerWachstumsbeitrag zugerechnet

! Der technische Fortschritt wird dabei als Residualgrößezwischen dem Wachstum des BIP und dem Beitrag der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital zu diesem Residuum bestimmt.

! Was wird dabei als Beitrag der Faktoren Arbeit und Kapitalangesehen?

3.3.3 Der technische Fortschritt : Grundüberlegungen zur Messung

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! Ausgangspunkt der Überlegung ist die Annahme einer linear-homogenen Produktionsfunktion

! Eine Vervielfachung aller Inputfaktoren um den gleichen Faktor führt dabei � wie bereits dargestellt wurde � zu einer ebenso großen Vervielfachung des Outputs

! Dies ist eine plausible Annahme

! Wendet man eine derartige Produktionsfunktion an, so kann man ermitteln, wie sich der Output verändert hätte, wenn die Veränderung ausschließlich auf die Einsatzmengen der Produktionsfaktoren zurückzuführen wäre

! Eine Abweichung dieser kalkulatorischen Größe von der tatsächlichen Veränderung des BIP wird dem technischen Fortschritt zugerechnet

3.3.3 Der technische Fortschritt : Grundüberlegungen zur Messung

Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 116

! Eine beliebte Funktion für derartige Berechnungen ist die Cobb-Douglas-Produktionsfunktion, die die gewünschte Homogenitätseigenschaft aufweist, wenn die Exponenten Alpha und Beta in der Summe den Wert 1 haben

! In der Praxis ist ein brauchbarer Schätzwert für Alpha 0,7 und für Beta 0,3 (auf Begründungen hierfür wird in Kap. 5 eingegangen: Entlohnung der Produktionsfaktoren mit ihren Grenzerträgen)

! Auf den folgenden Folien sind auf dieser Basis Berechnungen für Deutschland für die Jahre von 1991 bis 2005 durchgeführt.

! Die Größe, die das Verhältnis von effektivem BIP zu dem mit der CD-PF kalkulierten BIP beschreibt, bezeichnet man als �Totale Faktorproduktivität (TFP)�, weil ein Aggregat von mehreren (hier 2) Faktoren im Nenner steht

! Bei der Arbeitsproduktivität bzw. der Kapitalproduktivität steht dagegen nur ein Faktor im Nenner: die Leistung wird somit nur diesem einen Faktor zugerechnet

3.3.3 Der technische Fortschritt : Grundüberlegungen zur Messung

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3.3.3 Der technische Fortschritt : Entwicklung der Totalen Faktorproduktivität

Abb. 03.21: Wachstumsbeiträge der Produktionsfaktoren: Solow-Zerlegung. Quelle: Sachverständigenrat Jahresgutachten 2002/03, S. 313.

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3.3.3 Der technische Fortschritt : Entwicklung der Totalen Faktorproduktivität

Abb. 03.21: Wachstumsbeiträge der Produktionsfaktoren: Solow-Zerlegung. Quelle: Sachverständigenrat Jahresgutachten 2002/03, S. 313.

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3.3.3 Der technische Fortschritt : Entwicklung der Totalen Faktorproduktivität

Abb. 03.21: Wachstumsbeiträge der Produktionsfaktoren: Solow-Zerlegung. Quelle: Sachverständigenrat Jahresgutachten 2002/03, S. 313.

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! Neben dem Berechnungen mit Verwendung des Arbeitsvolumens als Maßzahl für den Arbeitseinsatz wurden die Berechnungen alternativ auch mit der Anzahl der Erwerbstätigen für den Arbeitseinsatz durchgeführt

! Man erkennt erhebliche Unterschiede zwischen beiden Berechnungsergebnissen

! Die TFP und damit der der Einfluss des technischen Fortschritts ist bei Verwendung des Arbeitsvolumens wesentlich größer als bei Verwendung der Zahl der Erwerbstätigen

! Ein wesentlicher Grund hierfür ist der erhebliche Rückgang der Jahresarbeitszeit in dem Referenzzeitraum

3.3.3 Der technische Fortschritt : Entwicklung der Totalen Faktorproduktivität

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3.3.3 Der technische Fortschritt : Entwicklung der Totalen Faktorproduktivität

Abb. 03.21: Wachstumsbeiträge der Produktionsfaktoren: Solow-Zerlegung. Quelle: Sachverständigenrat Jahresgutachten 2002/03, S. 313.

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3.3.3 Der technische Fortschritt : Entwicklung der Totalen Faktorproduktivität

Abb. 03.21: Wachstumsbeiträge der Produktionsfaktoren: Solow-Zerlegung. Quelle: Sachverständigenrat Jahresgutachten 2002/03, S. 313.

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3.3.3 Der technische Fortschritt : Entwicklung der Totalen Faktorproduktivität

Abb. 03.21: Wachstumsbeiträge der Produktionsfaktoren: Solow-Zerlegung. Quelle: Sachverständigenrat Jahresgutachten 2002/03, S. 313.

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3.3.3 Der technische Fortschritt : Entwicklung der Totalen Faktorproduktivität

Abb. 03.21: Wachstumsbeiträge der Produktionsfaktoren: Solow-Zerlegung. Quelle: Sachverständigenrat Jahresgutachten 2002/03, S. 313.

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! Solow hat ein Verfahren entwickelt, wie man auf einfachem Wege die Wachstumsraten des BIP in drei aussagefähige Komponenten zerlegen kann:

→Wachstumsbeitrag des PF Arbeit

→Wachstumsbeitrag des PF Kapital

→Wachstumsbeitrag des technischen Fortschritts

! Dieses Berechnungsverfahren führt praktisch zu gleichen Ergebnissen wie das soeben beschriebene Berechnungsverfahren

! Es lässt sich jedoch sehr einfach durchführen und ist leicht verständlich

3.3.3 Der technische Fortschritt : Die Solow-Zerlegung

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! Solow berechnet die Wachstumsbeiträge der Produktionsfaktoren in zwei Schritten:

→Berechnung der Wachstumsbeiträge (α*gL und β*gK) der einzelnen Produktionsfaktoren

→Berechnung der Wachstumsrate der TotalenFaktorproduktivität (gTFP) als Residualgröße zur Wachstumsrate des BIP (gBIP)

! Somit gilt: gTFP = gBIP � (α*gL+β*gK)

! Hinweis: Die international übliche Verwendung des Symbols g für Wachstumsraten leitet sich von �growth� her!

! Eine Herleitung der Formel findet sich bei MANKIW (S.144 ff.) in Differenzenschreibweise sowie bei FRENKEL/ HEMMER (S. 109 ff.) in Differentialschreibweise

3.3.3 Der technische Fortschritt : Die Solow-Zerlegung

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! Die Formel lässt sich aber auch leicht verstehen, wenn man folgende Überlegungen anstellt:

→Bei der CD-PF beschreiben die Exponenten α und βjeweils die partiellen Faktorelastizitäten (Wir sagen: �Wenn der Einsatz eines Produktionsfaktors um 1% ansteigt, dann steigt der Output um α bzw. β % an�

→Bei Annahme der linearen Homogenität ist die Summe der Exponenten gleich 1

→Die Exponenten sind somit auch Gewichtungsfaktoren, die bewirken, dass bei einem Anstieg aller Produktionsfaktoren um 1% der Output ebenfalls um 1% ansteigt (=Bedingung der linearen Homogenität)

3.3.3 Der technische Fortschritt : Die Solow-Zerlegung

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! Berechnungsbeispiel:→Die Wachstumsraten sollen betragen:

- gBIP: 5%; gL: 0,5 %; gK: 3%

→Die partiellen Faktorelastizitäten sollen betragen:− α: 0,7; β: 0,3

→Damit errechnet sich als Wachstumsbeitrag des Technischen Fortschritts

- gTFP = 0,05 - (0,7 * 0,005 + 0,3*0,03)

- = 0,05 - 0,0125 = 0,0375

→Der Wachstumsbeitrag des PF Arbeit ist− α*gL= 0,7 * 0,005 = 0,0035

→Der Wachstumsbeitrag des PF Kapital ist− β*gK = 0,3 * 0,03 = 0,0090

→Summe der Wachstumsbeiträge: 0,0035+0,0090+0,0375=0,0500 !

3.3.3 Der technische Fortschritt : Die Solow-Zerlegung

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3.3.3 Der technische Fortschritt : Die Solow-Zerlegung

Abb. 03.21: Wachstumsbeiträge der Produktionsfaktoren: Solow-Zerlegung. Quelle: Sachverständigenrat Jahresgutachten 2002/03, S. 313.

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3.3.3 Der technische Fortschritt : Die Solow-Zerlegung

Abb. 03.21: Wachstumsbeiträge der Produktionsfaktoren: Solow-Zerlegung. Quelle: Sachverständigenrat Jahresgutachten 2002/03, S. 313.

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Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 131

3.3.3 Der technische Fortschritt : Die Solow-Zerlegung

Abb. 03.21: Wachstumsbeiträge der Produktionsfaktoren: Solow-Zerlegung. Quelle: Sachverständigenrat Jahresgutachten 2002/03, S. 313.

Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 132

3.1 Makroökonomische Produktionsfunktionen

3.2 Grundlagen der Wachstumstheorie

3.3 Inputfaktoren makroökonomischer Produktionsfunktionen und Quantifizierung des technischen Fortschritts

3.4 Ansatzpunkte für wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Erhöhung des Produktionspotentials

3 Entwicklung des Produktionspotentials und Ansatzpunkte für wirtschaftspolitische Maßnahmen

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Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 133

! In einem marktwirtschaftlichen Ordnungssystem ist es primär nicht der Staat, der durch Einsatz diverser wirtschaftspolitischer Maßnahmen Wirtschaftswachstum hervorbringt (direkte M.).

! Es sind primär die Unternehmen bzw. Unternehmer, durch deren Verhalten die Wirtschaft wächst (indirekte/verhaltensbeeinfl. M.).

! Der Staat kann lediglich das Wirtschaftswachstum durch geeignete Maßnahmen fördern.

! Im einzelnen bieten sich hierzu folgende Maßnahmenbereiche an:

3.4 Ansatzpunkte für wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Erhöhung des Produktionspotentials

Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 134

3.3.1 Erhöhung des Investitionsvolumens

3.3.2 Erhöhung der Qualifikation und Mobilität von Arbeitskräften

3.3.3 Förderung des technischen Fortschritts und des Strukturwandels

3.3.4 Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Infrastruktur

3.4 Ansatzpunkte für wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Erhöhung des Produktionspotentials

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Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 135

! Stabilisierung von Erwartungen

→ Langfristige Planungssicherheit

- �Investitionen kalkulierbar machen�

- kein �stop and go�

→ Enge Verzahnung mit Konjunkturpolitik

- automatische Stabilisatoren

- Sicherung des Volumens der realen Staatsausgaben

→ Verstetigung des Staatsanteils

- Anpassung der Steuersätze an die Inflation

- Vermeidung einer Besteuerung von Scheingewinnen

→ Verstetigte Geld- und Währungspolitik

- Inflationsrisiko

- Währungsrisiko

3.4.1 Erhöhung des Investitionsvolumens (1)

Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 136

! Wirtschaftliche Anreize

→ Abschreibungsmöglichkeiten

→ Subventionen (direkt/indirekt)

→ Zinsverbilligungen

! Mobilisierung von Risikokapital

→ Problem: Geringes Eigenkapital von Existenzgründern

→ Bürgschaften

→ Wagniskapitalgesellschaften

! Beseitigung von Investitionshemmnissen

→ Beschleunigung und Vereinfachung von Genehmigungsverfahren

→ Problem: Umweltauflagen

3.4.1 Erhöhung des Investitionsvolumens (2)

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Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 137

! Bildungspolitik

→ Aus- und Weiterbildung

→ Problem der Überqualifikation

! Abbau von Mobilitätshemmnissen

→ regional

→ sektoral

3.4.2 Erhöhung der Qualifikation und Mobilität von Arbeitskräften

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! Wettbewerbspolitik

→ Wettbewerbsschutzpolitik: Beispiel UWG

→ Wettbewerbsförderungspolitik: Beispiel GWB

! Deregulierungsmaßnahmen

→ Gefahr: ruinöser Wettbewerb, Parallelinvestitionen

→ Problem: Versorgungsverpflichtungen

! Patentwesen

→ Schutzeffekt und Informationseffekt

! Forschungs- und Technologiepolitik

→ Nutzen schwer erfaßbar

→ Gefahr von Mitnahmeeffekten

→ Begründung: Langfristigkeit und Risikohöhe

3.4.3 Förderung des technischen Fortschritts und des Strukturwandels

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Prof. Dr. Peter Hecheltjen ! Universität Trier ! Makroökonomik II 139

! Vorleistungen des Staates beim Kapitaleinsatz erforderlich (Verkehrsinfrastruktur).

! Humankapitalinvestitionen (Bildung).

! Bereitstellung eines Netzes der sozialen Sicherheit (für konfliktfreie strukturelle Anpassungsprozesse).

! Bereitstellung von kulturellen Infrastrukturleistungen (Förderung der regionalen Mobilität).

3.4.4 Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Infrastruktur