Marine Arsenal - Band 06 - Panzerschiff Deutschland - Pocket Battleship

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PANZERSCHIFF

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Marine - Arsenal Band 6

Siegfried Breyer

Gegenüberliegende Seite :

Panzerschiff DEUTSCHLAND an der Hamburger Überseebrücke anläßlich eines Besuches etwa 1935/36. Im Topp

ist die Konteradmiralsflagge gesetzt, Zeichen dafür, daß die DEUTSCHLAND dem Befehlshaber der Linienschiffe(B.d.L.) als Flaggschiff dient. Auf der gegenüberliegenden Seite: Das Panzerschiff an der Pier des Ausrüstungshafens der

Marinewerft Wilhelmshaven, aufgenommen 1934. Auch hier weht die Flagge des B.d.L. (später "Befehlshaber der Pan-

zerschiffe" - B.d.P. - bezeichnet.

PODZUN. PALLAS. VERLAG6360 Friedberg 3' Markt I

QUELLENVERZEICHNIS (AUSWAHL) BILDQUELLENVERZEICHNIS

Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer Bundesarchiv ( 16)

1905-1970, München 1970 Sammlung BfZ (llBreyer: Großkampfschiffe 1905-1970, München Sammlung Breyer (20)

1977 Sammlung KooP (20)

Breyer/Koop: Von der EMDEN zur TIRPITZ, schäfer, Kiel (3)

Iiand I. München 1980 Marineleitung/OKM (3)

Gröner: Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, Royal British Navy (2)

Band 1, München 1982 Zeichnungen Seiten 4, 16 und 2l:Hadeler: Kriegsschiffbau, Darmstadt 1968 Copyright 1988 S. BreyerHildebrandt/Rtlhr: Die deutschen Kriegsschiffe,

Bände 2 und 4, Herford 1980 bzw. 1981Rohwer/Hümmelchen: Chronik des Seekrieges

1939 -1945, Oldenburg I 968Prager: Panzerschiffe DEUTSCHLAND -

Schwerer Kreuzer LÜTZOW, Herford l98l

Gesamtredaktion: Siegfried Breyer

Copyright 1988Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, beimPodzun-Pallas-Verlag GmbH, Markt 9, 6360 Friedberg 3 (Dor-heim)

Verantwortlich für den Inhalt ist der Autor'

Technische Herstellung: Druckerei Wagner, 6350 Bad NauheimISBN: 3-7909{351-5

Vertrieb: Podzun-Pallas-Verlag GmbH, Markt 9, Postfach 314,D - 6360 Friedberg 3, Tel. 06031/3131 + 3160, Telex: 415961,Telefax: 06031162969

Alleinvertrieb für Österreich: Pressegroßvertrieb Salzburg,5081 Salzburg-Anif, Niederalm 300, Tel. 0624613721

Verkaufspreis für österreich: 145,- Schilling; Schweiz: 18,- sfrDeutschland: 18.- DM

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DIE VORGESCHICHTE

Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichesund der Auslieferung der Hochseeflotte an dieSiegermächte verblieben der deutschen Marineals stärkste Einheiten nur acht alte. aus der Vor-Dreadnought-Epoche starnmende und damit ver-altete Linienschiffe, von denen nur sechs imDienst gehalten werden durften, während diebeiden anderen in Reserve zu halten waren.

Der Versailler Vertrag erlaubte deren Ersatz.wenn seit den'r Stapellauf mindestens 20 Jahrevergangen waren. Dies traf auf die alten Linien-schiffe ausnahnrslos zu. Für ihre Ersatzbautenhatten die Siegermächte jedoch eine Obergrenzevon 10.000 t gesetzt. Das Hauptkaliber war zwarnicht vorgeschrieben, aber es gab auf deutscherSeite beträchtliche Zweifel, daß die Sieger einemhöheren Kaliber als 28 cln - mit solchen Ge-schützen waren die belassenen Linienschiffe be-stückt - zustimmen würden. Die 10.000 t-Ver-drängungsobergrenze war offenkundig in der Ab-sicht gesetzt worden, es den deutschen Marine-konstrukteuren unmöglich zu machen, daraus zueinem auch nur halbwegs befriedigenden Typ ei-nes Linienschiffes zu gelangen. In Deutschlandbegannen daher frühzeitig Untersuchungen, dieden Zweck hatten, das unter diesen VorgabenErreichbare herauszufinden. Das 1922 abge-schlossene Flottenabkommen von Washingtonkam dabei den deutschen Bestrebungen in einerWeise entgegen, die sicher nicht beabsichtigtwar, denn es ließ eine etwas günstigere Berech-nungsart der Verdrängung zu. Als erstes der zuersetzenden Linienschiffe wurde die 1902-1905gebaute PREUSSEN bestimmt, die sich von allenim schlechtesten Zustand befand. Der für sie inAussicht genommene Neubau erhielt daher dieHaushaltsbezeichnuns "Ersatz PREUSSEN".

Mit den Entwurfsstudien wurde schon 1920 be-gonnen. An den ersten von ihnen ist die Frageuntersucht worden, ob es gelingen würde, die irnKrieg hochbewährten Eigenschaften der deut-schen Großkampfschiffe auch bei nur 10.000 tVerdrängung zu erreichen. In jener Zeit rechneteman auf deutscher Seite hauptsächlich mit einerGegnerschaft Frankreichs, und aus diesem Den-ken ergab sich der Wunsch nach einem kampf-kräftigen, standfesten Schiff, das den Kampf mitden mit 30,5 cm- und 34 cm-Geschützen be-stückten französischen Weltkrieg l-Schlachtschif-fen aufnehmen konnte. 1920 gelangte man so zueinem Entwurf, der zwar vier 38 cm-Geschütze

in zwei Zwillingstürmen vorsah, doch gerietendabei die ebenso wichtigen Belange der Stand-festigkeit und Geschwindigkeit ins Hintertreffen.

Zwar ist diese Entwurfsstudie mit wechselndenFaktoren - schwächere Bewaffnung, bessererSchutz, stärkere Antriebsar-rlage und größere Ab-lnessungen - durchgearbeitet worden, aber stetsbeanspruchte der Primärfaktor soviel von derVerdrängung, daß für die anderen Faktorennicht mehr genügend übrigblieb. Eine drei Jahrespäter erarbeitete Alternativlösung sah ein mehrkreuzerrnäßig konzipiertes Schiff mit acht2l cm-Geschützen in vier Zwillingstürmen, mäßi-gem Panzerschutz und hoher Geschwindigkeitvor, aber dieses fand erst recht keine Zustim-mung, weil es als Ersatz für die Linienschiffe denSeestreitkräften nicht die notwendige Kampf-kraft zu geben vermochte. So schien es zunächstnicht möglich, in naher Zukunft zu einer befrie-digenden Lösung zu gelangen.

Nachdern im Herbst 1924 Admiral Zenker dieFührung der Marine übernommen hatte, kam es

zrr einer Neubelebung der Planungsarbeiten.Hierbei wurden zwei Möglichkeiten in den Vor-dergrund gestellt: Monitor- oder Kreuzertyp?

Bei dem Monitortyp ließen sich beispielsweiseerreichen:Lösung A: Sechs 30,5 cm-Geschütze in drei

Zwillingstürmen, Seitenpanzerschutzbis 200 mm, Geschwindigkeit 2l kn.

Lösung B: Drei 35 cm-Geschütze in einem Dril-lingsturm, Seitenpanzerschutz bis300 mm, Geschwindigkeit 19 kn.

Lösung C: Vier 30,5 cm-Geschütze in zweiZwillingstürmen, Seitenpanzerschutzbis 180 mm, Geschwindigkeit 24kn.

Die Marine konnte sich jedoch für einen solchenMonitortyp ebensowenig entscheiden wie fürden zuvor untersuchten Kreuzertyp. Damitmußte sie zwangsläufig wieder zum Linien-schiffstyp zurücksteuern. Bei den daraufhin neuentstehenden Entwürfen ging sie von 30,5 cmals Hauptkaliber aus; weil sie sich aber nicht si-cher war, ob die Siegermächte hiergegen Wider-spruch erheben würden, entstand parallel dazueine Entwurfsstudie, bei der 28 cm-Geschützezugrundegelegt waren.

Entwurf I/10:Kreuzertyp

Entwurf I/35:Monitortyp

Entwurf llM 26:Linienschiffskreuzertyp

Entwurf III l0:Monitortyp

Entwurf II/30:Linienschiffstyp

Entwurf VIII/30:Monitortyp

Gleichwohl blieben die Dinge bis etwa Mitte der20er Jahre in der Schwebe. Einen gewissen Wen-depunkt brachten erst die 1926 abgehaltenenFlottenmanöver, und zwar insoweit, als manjetzt für ein Linienschiff den taktischen Wert derüberlegenen Geschwindigkeit zu erkennen be-gann und daraus die Forderung nach einemschnellen Linienschiff formulierte, das sich inseiner Gesamtkonzeption mehr als ein Kreuzermit schwerer Artillerie darstellte. Damit war fürdie Reichsmarine der Zeitpunkt gekommen, fürsich als günstigste Lösung die Überlegenheit überjene dem Washington-Abkommen entsprechen-den Kriegsschifftypen in stets einer Richtungzu suchen: Den Schlachtschiffen an Geschwin-digkeit, den Kreuzern an Artillerie. Der wei-tere Weg wurde durch die sich anbahnendenFortschitte in der jüngsten technischen Entwick-lung vorgezeichnet: Einmal durch die Errungen-schaften der elektrischen Schweißung beim Baudes Schiffskörpers und der damit zusammen-hängenden Gewichtseinsparung, und zum ande-ren vor allem dadurch, daß jetzt, durch den Er-fahrungsschatz des Umgangs mit vielen hundertUboot-Dieselmotoren während des Krieges, derWeg zum leistungsstarken Großdiesel beschreit-bar zu werden versprach. Seine Weiterentwick-lung ließ erwarten, daß er künftig als Haupt- undAlleinantrieb für große Kriegsschiffe zur Ver-fügung stehen würde. Hinzu kamen noch Fort-schritte bei der Herstellung des Panzermaterials:

Mit Beginn der 30er Jahre standen neue Arten -"Wotan weich" (Ww) und "Wotan hart" (Wh) -zur Verfügung; es handelte sich dabei um homo-genes Material in Dicken bis zu 140 mm, das ne-ben hervorragender Zähigkeit und guten Festig-keitseigenschaften im Gegensatz zu dem bisheri-gen 4 %igen Nickelstahl mit Spezialelektrodenzuverlässig geschweißt werden konnte.

Seine Festigkeitswerte betrugen :

ungeeignet einschätzte. Hiergegen nahm dieFlottenabteilung unter Konteradmiral von Loe-wenfeld Stellung und wies darauf hin, daß dieser"Linienschiffskreuzer" primär einen politischenZweck zu erfüllen habe, weil er geeignet ist, daszwischen den großen Seemächten abgeschlosse-ne Flottenabkommen von Washington zu "stö'ren" und dadurch zu erreichen, daß Deutschlandin dieses Abkommen aufgenommen wird (unddamit in einem adäquaten Rahmen seine Hoheitüber die Seerüstung zurückgewinnt). Damit wa-ren völlig neue Perspektiven eröffnet. Dieser Wegschien durchaus geeignet, aus der festgefahrenenrnilitärisch-technischen Situation herauszufin-den. Admiral Zenker wies jedoch auch diese Per-spektive ab, weil er sie letztlich doch nicht fürerfolgversprechend einschätzte. Nur wenige Mo-nate später legte die Konstruktionsabteilung ei-nen neuen, verbesserten Entwurf vor, und vonda ab steuerte die weitere Entwicklung konse-quent auf das nach Kreuzernormen gepanzerte,aber mit schwerer Artillerie bestückte Schiffhin. Im Juni 1927 fiel schließlich die Entschei-dung: Die Marineleitung beschloß, die Fragenach dem wirklichen Ersatz-Linienschiff zu ver-tagen, aber den "Linienschiffskreuzer" mit sechs28 cm-Geschützen, 25 bis 27 kn Geschwindig-keit und 100 mm dicker Panzerung zu verwirk-lichen, quasi eine Art Interimslösung. Es wurdejetzt für richtig gehalten, zunächst zwei solcherEinheiten zu bauen und danach über den Baustandfester Schiffe Beschluß zu fassen. Bis da-hin sollte sich die Flotte mit den vorhandenenalten Linienschiffen begnügen. Für den verwirk-lichungsnahen neuen Typ wählte die Marine dieBezeichnung "Panzerschiff'. Damit folgte sie inwörtlicher Übersetzung dem im Versailler Ver-trag manifestierten französischen Terminus"Cuirass€".

ANGABEN ZU DEN VORENTWÜRFEN

hntwurf L:ingem

tsreite Tiefgang Antriebß Wellenzahl

Antriebsleistung (;cschwindigkeilkn

Art Zerreißfestigkeit Dehnungkglmm2 '/,

Streckgrenzekp/mm2

fl/10 124 21.4 6.8 Turbinen " l5.000wPS 1)

Panzerung: Seitenpanzer 100 mm. Panzerdeck 3-0 mm. Schwere ertillerie: Vier 38 cm in ZwillingstüFmen. vier | 5 cm in Zwillingstinmen. zwei 8.8 cm-Flak. Torpedowaffe: Zwei 50 cm-Torpedorohre.

l/fo 116 18.8 6,5 Turbinen 2) 80.000 wPS 3::

Panzerung: Seitenpanrer 100 mm. Panzerdeck 30 mm. Schwere Artillerie: Acht :l cm in Zwillin8stür-men. keine Milteladilleric. vier 8.8 cm-Flak. Torpedowaffe: Acht 50 cm-Torp.'dorohre.

Ili,10 lll :: 6.5 Dicsdrnotoren 14.000 PSc ll

l'rnzerunS: S!'itenpanzcr l0O mfi. I'anzerdeck i5 mm. Schwcre Artillcrie: Sechs 30.5 cm in Zwillings-tiimen. keinr ltlittclartillcric. drei 10.5 cm'Fhk. Torpedowalf!r Zwci 53.,1 cm-Torpedorohre.

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(nach Hadeler, Kriegsschiffbau, Band 2, S. 507)

Unter dieser recht günstigen Konstellation ent-stand der Entwurf eines "Linienschiffskreuzers"als durchaus ausgewogener Typ. Im Januarlehnte Admiral Zenker diesen jedoch ab, weil erihn für die Verteidigung der Ostseezugänge als

li,ls I 16 ll 7.: Dieselmotoren 16.000 I'Se 19

Pünzerung: Seitenpanrcr 300 nm. panzer,tect<:-0 mm. Sehwere Artillcric: Drei l5 cm in Drillingsturm(vorn), vier I 5 cm in ZwillingslürnleD. vier 8,ll cilt'Flak- torpedowaffc: Vier 53.3 cn-Torpedorohre.

vl[/30 l4t ]0.1 7.0 l)icsrlmotorcn 16.000 PSe 14l

Panzerung: Seitenpanzer 180 mm. Panzerdeck keine Angäben. Schwere Artilleric.Zwillingstürmen. sechs l5 cm in Zwillingslürmen. sechs 8.8 cm-Flak. TorpedowaffeTomedorohre.

Vier 30.5 cm in: Zwei 53.3 cm-

llu 26 | 8l{ 10.7 5.5 Diesclmotoren 54.000 PSc 18

Panzerung: Seitenpanzer lO0 mnt. Panzerdeck keinc Angaben. Schwere Artillerie: Sechs:8 cm inDrillinstürmen, achl l: cm in Zwillingslafetten. Keine Torpedowaffe.

l) Ke$e! mil g.mischler Feuerung

:r Sechs Eincnder und vicr Dopp€lenderölkcsl

DIE BAUGESCHICHTEBevor es zur Realisierung des Panzerschiff-Pro-jektes karn. gab es inr Reichstag - der danraligengesetzgebenderr Versalnmluug des Reiches - ei-nen erbitterten Streit unter den Parteien. der als"Panzerkreuzer-Debatte" in die Annalen derWeinrarer Republik eingegangen ist. Das Wider-sinnige an der Situation: Der Bau des Panzer-schiffes war von der darnals herrschenden so-zialdeurokratischen Reichsregierung beschlossenworden. aber das gesalnte linke Wählerspektrutneinschliefllich des linken Flügels der SPD kärnpf-te lnit einer Vehenrenz ohnegleiclren dageger-r.Der Protest gipfelte in vielerlei Paroletr. utrterdenerr "Kinderspeisung statt Panzerkreuzer-neubau" die wohl bekannteste geworden ist.Zunächst sah es so aus. als werde der Bau desSchiffes zu Fall gebracht: lnr Oktober 1928stellte die Mehrheit der SPD-Fraktion den Au-trag, die Bewilligung zuur Bau des Schiffes zuverweigern. Aber als es inr Noveurber 1928 irlReichstas zur naulelltlichen Abstiurrnuns kanr.

wurde dieser Antrag von einer deutlichen Melrr-heit der Abgeordneten rbgelehnt. Dar-nit war dieletzte parlanrentarische Hürde genonrnren undder Bau gesichert. Der Bauauftrag erging ullver-züglich an die frühere Kaiserliche Werft in Kiel.die nach deur Ende des Krieges in "Reichs-werft" urnbeuanut wordelr war und seit 1920als "Deutsche Werke AG" firnrierte. Von ihrwurcle der Netrbau - jetzt "Panzerschiff A"bezeichr-ret - als Baunuulurer 219 alsbald in An-griff genonunen. Die Kiellegung erfolgte anr5. Februar 1929 atrf Helling 2. Von da abdauerte es noch nrehr als zwei Jahre. bis derNeubau seineur Eleurerrt übergeben werdenkonnte. Am l 9. Mai l93l war es soweit:Der Tag des Stapellaufes war gekourmen. DiesenrAkt wohnten der Reichspräsident Generalfeld-nrarschall von Hindeuburg und der Reichskanz-ler Briining bei. und dabei kanr es zu einer Pan-ne. die freiliclt ohrre jederlei Folgen blieb:

Während der Ansprache des Reichskanzlers setztesich der Neubau in Bewegung, noch ehe derReichspräsident den Taufakt hatte vollziehenkönnen. Die an Oberdeck versammelten Werft-angehörigen reagierten sofort und entrollten dieNamenstransparente, auf denen jedermann denbisher geheimgehaltenen Namen des Schiffes le-sen konnte: DEUTSCHLAND.Währenddessen gingen die Arbeiten bei MAN inAugsburg, dem weltbekannten Herstellerwerkvon Dieselmotoren, planmäßig weiter. Dort ent-standen die für die DEUTSCHLAND bestirnm-ten Großdieselmotoren, deren dreitagiger Probe-lauf nacheinander fun Februar l93l erfolgte. DenBauauftrag für die Anlage hatte das Unterneh-rnen 1928 erhalten. Das Panzerschiff DEUTSCH-LAND wurde darnit das erste große Kriegsschiffder Welt mit Motorenantrieb. Dem Probelauf derMotoren folgte nach der Abnahmeprüfung derEinbau in das Schiff. der inr August 1932 mitdem Aufsetzen des Schornsteins abgeschlossenwerden konnte. Am 5. November 1932 wechsel-te die DEUTSCHLAND erstmals ihren Liege-platz im Ausrüstungshafen, um eingedockt zu

werden. Hierbei erfolgten eine nochmalige Bo-denkonservierung und der Einbau der Propeller.Im Dezember 1932 wurden die Maschinenstand-proben vorgenommen, und Anfang Januar 1933legte das Schiff ab, um sich erstmals mit eigenerKraft zu bewegen. Diese Fahrt war aber nur vonsehr kurzer Dauer und diente hauptsächlich derKupplungskontrolle. Am 18./19. Januar 1933führte es dann seine erste Werftprobefahrt durch,am 8. Februar 1933 folgte die zweite. Hierbeizeigte sich, daß die Abgasleitungen unzureichendwaren und der Lärm der Motoren kaum erträg-lich. Dies zwang zu Anderungen und Verbes-serungen. Am 27. Februar 1933 verließ dieDEUTSCHLAND endgültig die Bauwerft undmachte in Cuxhaven fest, wo die Abnahmekom-mission der Reichsmarinewerft Wilhelmshavenund ein Kontingent von Marineangehörigen ein-stiegen. Dann begann die Übernahmefahrt in dieDeutsche Bucht, die am 28. Februar mit demEinlaufen in Wilhelmshaven ihren Abschlußfand. Vier Wochen später erfolgte die Indienst-stellung. An diesem l. April 1933 stieg die Be-satzung des am gleichen Tage wegen einer be-vorstehenden längeren Grundinstandsetzungund Modernisierung außer Dienst gestelltenKreuzers EMDEN auf die DEUTSCHLANDals deren Besatzungsstamm über. Danach wur-den auf dem Panzerschiff Flagge und Wimpelgesetzt, und es folgte die Zeit der Ausbildungund des Einfahrens. Am 31. Dezember 1933 er-folgte die Entlassung der DEUTSCHLAND ausdem Probefahrtverhältnis: von da ab gehörte sieder Flotte an.

Das Panzerschiff "A" auf Helling 2 der Deutschen WerkeA.G. Kiel, aufgenommen am 19. Mai l93l kurz vordemStapellauf. Auf dem Werftgelände hat sich eine vieltau-sendköpfige Menge eingefunden, ihre Zahl wurde auf60.000 eeschätzt.

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Das Heck des stlpellaulbercitcn Panz-erschiftcs. Blick auf Ruder und Wellcnendcn und den Backbord-Wellenbock

Reichspnisident Generalfeldmarschall von Hinde nburg trifft in der Wcrft ein. Neben ihnr der Chef dcr Marincstationder Ostsee. Vize adnriral Hansen, dahinter Reichswehrminister Ciräncr (in Zivil) und der (-hef der Marineleitung, AdmiralDr. h.c. Raeder. Nicht rrrr Bild ist dcr gleichfalls cinge troffe nc Rcrchskunzlcr [)r. Brüning.

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Der Reichspräsident und sein Gefolge bcim Abschrerten der Ehrenformationen

. . . und 6er Ehrenkontpanie der Rcichsmarine. Links der fllgge ngescl-rmückte Aufgang zur'I'atlikanzel.

Blick auf das Werftgelände mit dem Panzerschiffneubau auf der Helling. Zahlreiche Zuschauerwarten auf das Eintreffendes Reichspräsidenten.

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{&;Noch bevor Reichskanzler Dr. Brüning mit seiner Taufrede am Ende ist und Reichspräsident von Hindenburg den Tauf-akt vollziehen kann, setzt sich der Neubau in Bewegung und gleitet von der Helling. Wie üblich, war er zuletzt nur nochmit der Ablaufbremse festgehaiten worden, doch gab diese infolge eines nicht vorhersehbaren Bruchs zweier Stahlleinennach und den Ablauf frei. In dieser Situation konnte der Reichspräsident seinen Taufspruch nur noch nachrufen; dieserAkt blieb für den Täufling "trocken", weil die obligatorische Flasche Sekt nicht mehr gegen seinen Bug geworfen wer-denkonnte. Das an Oberdeck versammelte Werftpersonal "schaltete" schnell. indem es das NamenstransDarent entrollte

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Unter den Hochrufen der Menge verläßt der Reichspräsident mit den Regierungsvertretern und dem Gefolge die Tauf-

kanzel.

Dieses Bild entstand etwa im Sommer 1932 an der Ausrüstungspier und zeigt den Einbau eines 28 cm-Geschützes in

den vorderen Drillingsturm.

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1. April 1933: Indienststellung des Panzerschiffes DEUTSCHLAND. Vollzogen wurde dieser Akt von Kapitän zur See

von Fischel. dem ersten Kommandanten des Schiffes. In der Bildmitte der noch ohne Schutzkalotte versehene Back-

b ord -Torped orohrsatz.

Das Panzerschiff im November 1932beim Verholen von der Ausrüstungs-pier in das Trockendock. wo diePropeller montiert werden. Die ge-

samte Mittelartillerie fehlt noch.

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I)ic DEUTSCHL.\ND rLtf Probe lahrt. hicr zusrrrrrrcn nrit derrr Artillc-rieschulschiff BREI\'ISE. l)ir Antricbsanlage'de rBRFI\1SF \r'rr crllgcgcn vielllcltr'r BehlLrptungcn nrrt jene r de r DEUI'SCHL,\ND nicht idenlisch! Drese l-ratte acht dop-pcltwirkcndc 8 Zl.lurdcr-Zwcitakt-\1o1oren rnit l.l 800 PSe. wrihrend dic DEUTSCTILAND rlit acht doppcltwirkcnden9 Zylindt-r-Zweitrkt-[)iesc'ln iLrhr. I)ic Nlotore n für die l)ELITSCHLAND waren bcreits inr Oktober 1928 bei MAN inAuftrag gegcbcn wordcn. dic liir dic BRF.N'lSF rbcr erst anr 9. Jrnuar 1930.

So sah die DhUl-SCIILAND nlch dcr Indienststelllrng Lrnd I)Lrrchfüllnlng von Restlrbeitcrr lus. Sie bot erne n Anblick.rn dL'n nran sich e rst gcwiihncn rnulrte. denn sie wrr L'ines der erste n grolien Ein-Schornstein- Lrnci F.in-Mast-Kric'gsschiffcdt'r Wclt. Die sc Aufnuhnic L'ntstrn(i l9-13 rnr Ausrtistungshalcr.r dt'r Wilhelrnshlvener Marincwcrlt.

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Ein signifikantes Merkmal dermit der DEUTSCHLANDeingeleiteten Panzerschiff-serie waren die auffallendenE-Meßd rehhauben auf demVormars (oberes Bild) undauf dem achteren Stand(unteres Bild ). Diese hatteneine Basislänge von 10.5 mund waren um 360 Gradschwenkbar.

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SCHIFFSKORPERU N D SC HUTZEI N RICHTU NG EN

Der aus Stahl 52 gefertige und in Längsbänder-Querspanten-Bauweise konstruierte Schiffskör-per war zu einem Anteil von nahezu 90 v.H.elektrisch geschweißt (für die damalige Zeit einabsolutes Novum!) und in zwölf wasserdichteAbteilungen unterteilt. Auf 92 v.H. seiner Längein der Konstruktionswasserlinie - also 167 m -erstreckte sich eine Doppelbodenkonstruktion.Der Anteil des Schiffskörpers an der Typver-drängung betrug infolge der vorerwähnten elek-trischen Schweißung nur 29 v.H., also nur wenigmehr als 3.000 t.Die charakteristische Hauptspantform wurde mitRücksicht auf die geforderte Schrägstellung desSeitenpanzers gewählt. Diese Form war erstmaligbei denr 1928-1931 gebauten Leichten KreuzerLEIPZIG angewandt worden. Der um etwa 120schräggestellte Seitenpanzer wurde so in seinerSchutzwirkung durch die wulstförmig gestalteteund verstärkte Außenhaut und die verstärkteseitliche Beplattung des Aufbaudecks unterstützt.Den inneren Schutz gaben die im gleichen Maßschräggestellten Wallgangsschotte (sie erfülltendie Funktion von Torpedoschotten und bewirk-ten eine Schutzbreite von etwa 3 m). das Panzer-

obenSOnm

deck und die seitlichen Splitterlängsschotten.Teile der Panzerung waren in die tragenden Ver-bände einbezogen. Problematisch war beim Pan-zerdeck. daß es nicht die volle Decksbreite hatte,sondern jeweils mit dem Wallgangsschott ab-schloß. Aus Gründen der Gewichtseinhaltungmußte dieses Manko in Kauf genommen werden.

Panzerdicken

Vertikalschutz: Wasserlinienpanzer: Obere Lage80 rnm, darunter 60 mm; vorn und achtern60 mm; Achterschiff 50-30 mm, Vorschiffl0 mm. Panzerquerschotte (vorn und achtern)60 mm; Splitterlängsschotten 10 mm; Wallgangs-schotte (Torpedoschotte) 45 mm. Horizontal-schutz: Oberdeck l8 hffi, Panzerdeck 30-45 mm, im Vor- und Achterschiff 30 mm. Pan-zerschutz im Bereich von Propellerwellen undRuderanlage: Seiten 30 mm, Decks 30 mm. Vor-derer Kommandostand: Seiten 140 mm, Decke50 mm, Schacht 60 mm; achterer Kommando-stand: Seiten 60 mm; Vormars 14 mm. 28 cm-Türme: Stirnseite 140 mm, Seiten 75-80 mm,Decke 50-105 mnr. Rückfront 170 mm; 15 cm-Geschütze: Schutzschilde 10 mm.

Oberdeck 18mm

45mm Panzerdeck 3Omm

Wa ll gangs (Torpedo -) schott45 mm

Spl itterlängsschott 10 mm

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Schematischer Querschnittmit Panzeranordnung undPanzerdicken.

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Aus der Plarkahn.r der Reichsmrrineleitungr Die Typskizze dcr DEUTSCHLAND nach deh AusdlstungEzustand von 1935. Di€ eing€tragenet Zahlen geben zum eiten die PanzeF

dickcn in Millimeter und zum uderendie S€itenrichtwinkel derGeschütze an.

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Die DEUTSCH-LAND beim Ablegenvon der Nordmoleder Dritten Einfahrtin Wilhelmshaven am21. Mai 1933 zurJungfernreise. AnBord noch zahlrei-ches ziviles Arbeits-personal, vor allemM otorenfachleuteder Firma MAN.

Bei der Norwegenreiseim April 1934 hattesich Hitler mit Parteige-folge eingeschifft. Hierist er zusammen mitAdmiral Dr. h.c. Rae-der, dem Chef der Ma-rineleitung, auf einerBrückennock zu sehen.

Besuch in Hamburgvom 28. Mai bis1. Juni 1934. ImHintergrund das alteLinienschiffSCHLESWIG-HOLSTEIN, damalsals Flottenflaggschiffdienend.

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Die DEUTSCHLAND bei ihrer zweiten Norwegenreise im April 1934, hier bereits mit der neuen 8,8 cm-Zwillingsflak.

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DIE ANTRIEBSANLAGEDen Vortrieb bewirkte eine Zweiwellen-Moto-ren-Antriebsanlage. Auf jede Welle (Gesamtlei-stung: 27.OOO ePS) griffen über jeweils ein Vul-can-Untersetzungsgetriebe vier schnellaufendedoppeltwirkende MAN-Zweitakt-Dieselmotorender Type M 9 Z 42158 (je 9 Zylinder von 42O mmDurchmesser und 580 mm Hub und Primärdreh-zahl von 450 U/min) an, insgesamt also acht Mo-toren zu je 6.750 PSe Konstruktionsleistung, was

eine Gesamtkonstruktionsleistung von 54.000PSe erbrachte. Die Anlage war durch Querschot-ten in sechs Abteilungen mit vier Motoren- undzwei Getrieberäumen unterteilt. In jedem Moto-renraum befand sich neben den sonstigen Hilfs-maschinen ein 5-Zylinder-Hilfsdiesel Type M 5742158 von gleicher Charakteristik wie die Haupt-motoren. Die Konstruktionsgeschwindigkeit be-lief sich auf 26 kn, erreicht wurden jedoch beinur 48 390 PSe (also mit wesentlich weniger als

der Konstruktionsleistung!) 28 kn. An jedemWellenende befand sich ein dreiflügeliger Propel-ler von 3,97 m Durchmesser; später wurden die-se durch solche von 4,40 m Durchmesser ersetzt.Mit der Normalfüllung der Treibölbunker wur-den folgende Fahrstrecken erreicht :

Bei Betrieb eines Motors auf jeder Welle undl3 kn Fahrt: rund 17.400 sm.

bei Betrieb von zwei Motoren auf jeder Welleund 19 kn Fahrt: rund 11.600 sm,bei Betrieb von drei Motoren auf jeder Welle und22kn Fahrt: rund 7.900 sm, undbei Betrieb von vier Motoren auf jeder Welle und23,7 kn Fahrt: rund 4.750 sm.Erwartet worden waren anfangs 19.700 sm bei13 kn.Die zum Betrieb aller Anlagen, Waffen und Ge-

räte erforderliche Energie wurde von acht Diesel-generatoren mit zusammen 2.160 kW/220 Voltin vier E-Werken (in jedem zwei) erzeugt,Das Steuern erfolgte mittels eines Spatenrudersvon 49 m2 Ruderfläche.Nicht erfüllt wurde die Hoffnung der Marine,daß der Motorenantrieb auch den geringeren Ge-

wichtsbedarf haben würde. Ein Vergleich machtdas deutlich: Während für die Weltkrieg I-Schlachtschiffe der KÖNIG- und der danach fol-genden BAYERN-Klasse der Anteil der Maschi-nenanlage an der Konstruktionsverdrängung beinur etwa 7,7 v.H.lag, kam er bei der DEUTSCH-LAND auf 11,8 v.H. Angesichts der mitkeinemanderen Antrieb erreichbaren Vorteile nahm dieMarine diesen Nachteil in Kauf. Das Einheitsge-wicht der gesamten Antriebsanlage lag bei21,96 kg/PS.

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Abteilung Vt Vll Vlll lX X Xl

Anordnung und Aufteilung der Antriebsanlage. Die eingetragenen Ziffern bedeuten: I bis 4: Backbord-Motorensätzemit gemeinsamem Getriebe,5 bis 8: Steuerbord-Motorensätze mit gemeinsamem Getriebe, g, 10, I t und l2: HilfsdieselDie römischen Zahlen bezeichnen die Abteilungen: VI = Motorenraum Backbord I mit Schaltstelle II, VII = Getriebe-raum. VIII = Motorenraum Backbord 2 mit Schaltstelle II, IX = Motorenraum Steuerbord I mit Schaltstelle III, X =Getrieberaum, XI = Motorenraum Steuerbord 2 mit Schaltstelle IV.

20

Auf einer ihrer er-sten Reisen passiertedie DEUTSCHLANDdie damals noch imBau befindlicheBrücke über denKleinen Belt. AnOberdeck im Vor-dergrund die um dasSpiil herumlaufendeBackbord ankerkettemit der öffnung desvom KettenkastenkommendenSchachts.

Blick auf dieDEUTSCHLANDvom Bug aus.

Die DEUTSCH-LAND in der KielerFörde beim Abgebendes Saluts. Die Auf-nahme dürfte imMai 1933 entstandensein.

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In der Dritten Einfahrt in Wilhelmshaven beini Etn-schleusen am 1. Juni 1933 nach Rückkehr von derJ unefernreise.

Ein Blick auf den Schornstein. Die aus ihm kommen-den Motorengeräusche waren infernalisch und konn-ten erst später. nach Einbau von Schalldämpfern,eineedämmt werden.

DIE BEWAFFNUNGDie Bewaffnung bestand aus den folgendenKomponenten:1. Schwere Artillerie (SA) als Hauptbewaff-

nung;2. Mittelartillerie (MA) als Sekundärbewaff-

nung;3. Flugabwehrgeschützen (schwere und leichte

Flak);4. Torpedowaffe als ausgesprochene Gelegen-

heitswaffe.Zt l; Die SA bestand aus sechs 28 cm-Schnell-

ladekanonen (SK) Cl28 Ll52 auf Drehlafet-ten C128. Ihre Unterbringung erfolgte inzwei Drillingstürmen mit jeweils 50 MannTurmbesatzung; der Seitenrichtbereich jedesTurmes belief sich auf 29Oo. Er konnte da-mit nach jeder Seite ab Nullmarke derSchiffslängsachse bis in eine Hartlage vonl45o geschwenkt werden. Der Höhenricht-bereich der einzeln hantierbaren (also nichtgemeinsam gekuppelten) Rohre lag zwischen

-10o und + 40o. Ztm Laden mußten dieRohre auf+2o gebracht werden.

Weitere Daten:RohrlängeRohrgewicht einschl.VerschlußSchußweite max.Lebensdauer des Rohr.FeuergeschwindigkeitGeschoßgewichtGeschoß-Anfangsge-schwindigkeitGeschoßvorrat je Turm

14.815 mm

48.200 kg36.475 m/40oca. 350 Schuß2 Schuß/Minute300 kg

(Vo) 910 m/sek315 - 360 Schuß /Gesamt 630 - 720

Zt 2: Als MA standen acht 15 cm-SK Ll55 Cl28auf Mittelpivotlafetten (MPL) C/28 in Ein-zelaufstellung zur Verfügung, je vier an jederSeite, wobei die beiden inneren um ca. I mmehr binnenbords angeordnet waren als diein den Endpositionen. Hieraus ergaben sichdie unterschiedlichen Seitenrichtbereichevon 185o bzw. 175o. Die Geschütze besaßen

einen an der Bedienungsfront offenen,leichtgepanzerten Schutzschild. Die Munitionmußte aus nahegelegenen Munitionsaufzügenvon Hand herangeschafft werden. Die Ge-

schütze hatten einen Höhenrichtbereich von

-l0o bis +35o.Weitere Daten:Rohrlänge 8.200 mRohrgewicht einschl.VerschlußstückSchußweite max.Lebensdauer des Rohr.GeschoßgewichtGeschoß-Anfangsge-schwindigkeit

9.O26 ks22.OOO m/35oca. 1.100 Schuß45,3 kg

(Vo) 875 m/sek

Feuergeschwindigkeit ca. 10 Schuß/MinuteMunitionsvorrat jeGeschütz 100 - 150 Schuß /

Gesamt 800 - 1.200

Zu 3: Für die Flugzeugabwehr standen Flak meh-rerer Kaliber zur Verfügung' Gegen hoch-fliegende Luftziele waren zunächst drei ein-zeln aufgestellte 8,8 cm-Flak auf MPL C/l3eingebaut worden. Diese stammten noch aus

Beständen der Kaiserlichen Marine und wa-ren veraltet. 1934 sind sie durch sechs

8.8 cm-Flak Cl32 Ll75 in dreiachsig stabili-sierten Doppellafetten C/31 auf den gleichenPositionen ersetzt worden. Diese hatten un-terschiedliche Schwenkbereiche je nach Auf-stellungsort (achtere ca. 380o, seitliche 190o)und einen Höhenrichtwinkel von -10o bis+80o. Das Gesamtgewicht einer 8,8 cm-Dop-pellafette mit allem Zubehör belief sich aufübet 27 t. Die Munition wurde aus nahegele-genen Munitionsaufzügen von Hand herange-

schafft. Verschossen wurde Einheitsmuni-tion.

Weitere Daten:RohrlängeRohrgewicht einschl.VerschlußstückSchußweite horizontalSchußhöheLebensdauer des Rohr.GeschoßgewichtGeschoß-Anfangsge-schwindigkeitFeuergeschwindigkeitMunitionsvorratinsgesamt

6.870 mm

4.255 kg17.800 m13.300 m/80oca. 1.500 Schuß9kg

(Vo) 1.060 m/sekca. l5 S/min

3.000 Schuß

1934 wurden acht 3.7 cm-Flak C/30 L/83 in vierDoppellafetten C/30 eingebaut; ihre Positionenerhielten sie auf Waffenständen zu beiden Seitendes Brückenhauses und auf dem achteren Auf-baudeck. Ihr Höhenrichtbereich lag zwischen

-10o und +85o. Schwenken und Höhenrichtenwurde über Handräder vorgenommen. Die Zu-führung der Munition erfolgte einzeln von Hand.Die 3,7 cm-Doppellafette hatte komplett ein Ge-

wicht von 3.670 kg.

Weitere Daten:RohrlängeRohrgewicht einschl.VerschlußstückSchußweite horizontalSchußhöheGeschoßgewichtGeschoß-Anfangsge-schwindigkeit

3.074 mm

243 kg8.500 m6.800 m/85o9,742 kg

(Vo) 1.000 m/sek

23

Weitere Daten:Rohrlänge

Feuergeschwindigkeit max. 40 S/min/Rohr,effektiv 20 S/min/Rohr

Munitionsvorratinsgesamt

Gegen ausgesprochen tieffliegende Flugzeugestanden ab ca. 1934 acht einzelne 2 cm-FlakMGCl30 Ll65 auf MPL Cl3O zur Verfügung. Diesehatten ihre Position auf beiden Seiten an Ober-deck, und zwar im Bereich des Brückenaufbaus,der achteren 8,8 cm-Doppellafette, hinter demachteren 28 cm-Turm und - auf der Schanz -hinter den Torpedorohrsätzen. Schutzschilde fürsie gab es nicht. Das Gewicht einer 2 cm-FlaMGbetrug komplett 42O kg, der Höhenrichtbereichkam auf -l lo bis +85o.

Zu 4: Die Torpedowaffe bestand aus zwei Vier-lingsrohrsätzen für 50 cm-Torpedos. Ende1935 erfolgte die Umrüstung auf den 53,3cm-Torpedo G 7a. Anfangs fehlten den Tor-pedorohrsätzen die Schutzkalotten; diesewurden erst 1933 - nach der Indienststel-lung - installiert.

von denen die vordere auf dem Vormars und diezweite auf dem achteren Stand gefahren wurden.Die beiden anderen 10,5 m-Geräte waren in den28 cm-Türmen untergebracht und konnten in-nerhalb von diesem um jeweils 160 in der Hori-zontalen bewegt werden; sie dienten als Reserveund ermöglichten bei Ausfall der zentralen Artil-lerieleitanlagen das selbständige Weiterfeuernmit eigenen Meßwerten. Die Schußwerte für dieMA lieferte eine 7 m-E-Meßbasis auf dem Dachdes Kommandostandes. Für die schweren Flakstanden zwei 3 m-E-Meßhaubenbasen zur Verfü-gung, die eine vor dem Turmtnast auf dem Dachdes Fla-Leitstandes und die zweite hinter demSchornstein. Außerdem waren 1935 zwei eigen-stabilisierte Fla-Leitstände (SL 2) eingebaut wor-den; ihre Positionen hatten diese auf auskragen-den Plattformen seitlich des Röhrenmastes. Beiden 3,7 cm- und 2 cm-Flak kamen kleine trag-bare E-Meßgeräte zur Verwendung, die von je-weils einem E-Nleßgasten bedient wurden.1939 ist an der Vormars-Drehhaube ein Funk-meßgerät installiert worden. Es handelte sich da-bei um ein FuMO 22 mit einer ca. 2 x 6 m gro-ßen nratratzenähnlichen Antenne (Frequenz368 MHz, Wellenlänge 81,5 cm). Zu erwähnenist noch die Ausrüstung mit fünf dreiachsig stabi-lisierten und zentral richtbaren Scheinwerfernvon je 1,60 m Durchmesser zum Zielanleuchten.Der vordere Scheinwerfer hatte seinen Platz aufeiner Plattform unterhalb vom Vormars, die vieranderen standen auf Konsolen der beiden Lade-baumpfosten.

Aufbau und Anordnung der 28 cm-Türme.

8.000 Schuß

1.300 mm

Schußweite horizontalSchußhöheGeschoßgewichtGeschoß-Anfangsge-schwindigkeitFeuergeschwindigkeit

Munitionsvorrat jeRohr

4.900 m3.700 m/85o0.134 kg

(Vo) 835 m/sekmax.280 S/min,effektiv 120 S/min

2.000 Schuß

Rohrgewicht einschl.Verschluß 64 ke

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2u cm Drh.L.O,/Z8

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DIE FEUERLEITMITTELDie Feuerleitung der SAvoll schwenkbarer 10.5

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erfolgte mittels zweierm-E-Meß-Haubenbasen,

Turm B.

24

Der nach Steuerbord geschwenkte,feuerbereite vordere 28 cm-Drillings-turm. Die schweren Türme großer Ein-heiten wurden nach den Signalnamendes damaligen nationalen Flaggenalpha-betes bezeichnet; der vordere hieß "An-ton", die danach folgenden "Bruno"und "Cäsar". In der Reichsmarine er-hielten sie zusätzlich Namen von ver-dienten Soldaten, und nach Anbruchder NS-Zeit wurden ihnen die Namenhöchster Repräsentanten des Reicheszugeteilt. So bekam auf der DEUTSCH-LAND der Turm "Anton" den Namen"Adolf Hitler" zusammen mit dem NS-Emblem. Auf den innerdienstlichenSprachgebrauch hatte dies jedoch kaumAuswirkungen - der Turm "Anton"wurde grundsatzlich weiter so genannt.

Blick auf das Vorschiff mit dem vorde-ren 28 cm-Turm. Die quer über ihn ver-laufende " Banderole" war aufgemaltworden und hatte die Farben Schwarz-Weiß-Rot. Eine solches Band machtedeutlich, daß das Schiff während desBürgerkrieges in Spanien die interna-tionale Seekontrolle ausübte. Gut er-kennbar aus dieser Perspektive sind diebeiden überstehenden Hauben des imTurm untergebrachten 10,5 m-Entfer-nungsmeßgerätes.

Die Bedienungsmannschaften der l5 cm-Ge-schütze hatten einen schweren Stand: Zum ei-nen mußte alles von Hand vorgenommen wer-den, auch das Heranschaffen und Laden dernahezu zentnerschweren Granaten. und zumanderen hatten sie kaum Schutz. Die hintenoffenen Schilde wiesen eine nur l0 mm dickePanzerung auf und waren damit bestenfallssplittersicher. Darüber hinaus waren dieseMänner auch dem enormen Pulvergasdruckder schweren Artillerie ausgesetzt. Erst als anjedem Ende der beiden 15 cm-BatterienDruckschotte installiert wurden, konnten ste

sich einigermaßen sicher fühlen. Hier ein Blickauf die beiden vordeten 15 cm-Geschütze derSteuerbordbatterie, die den Namen "Köster"führte. Hier wird gerade Geschützexerzierenvorgenommen. Im Vordergrund ein Kartusch-manner - so hieß der zum Laden der Treibla-dung abgestellte Besatzungsangehörige. Dieumgehängten Taschen enthielten die Gas-schu tz ausrüstu ng.

25

Antreten der Besatzungauf dem Steuerbord-Seitendeck, wahrschein-lich aus AnlalJ einer be-vorstehenden Flotten-parade. Offiziere undPortepee-Unteroffizieretragen "Anzug blau",Unteroffiziere ohnePortepee haben Halb-blau und die Mann-schaften Weilj. Das Bilddürfte 1935/36 aufge-nommen worden sern.

Diese Aufnahme aus dcrgleichen Zeit zeigt dieDEUTSCHLAND vermut-lich in einem fremden Ha-I'en. Die Beiboote sind aus-gusetzt und scheinen Besat-zungsangehörige vom Land-gang an Bord zurüekzubrin-gen. Die Aufnahme ist vordem 7. November 1935 ent-standen, weil die alteReichskriegsfl agge noch ge-setzt ist. Darunter der Ho-heitsadler als Heckemblemvon grolJen Schiffen derKriegsmarine.

Aus der Fliegerperspektive: Die DEUTSCHLAND vermutlich bei Versuchen mit dem Katapult. Dieses ist querab nachSteuerbord geschwenkt; auf ihm eine Hc60.

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Im Kieler Hafen an der Boje liegend. (iut erkennbar sindhier die Buganker: Einer an Steuerbord und zwei an

Backbord. Diese Anordnung war auf großen deutschenEinheiten charakteristisch.

Krängungsversuch zur Ermittlung dertät, durchgeführt 1933 bald nach derWilhelmshavener Werfthafen.

statischen Stabili-Indienststellung int

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Im Mai 1936 in Kiel anläfjlich des 20. Jahrestages der Skagerrakschlacht. I{ier hat Turnt "Bruno" Hartlagc cinge-

nommen.

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Schwerer Kreuzer LÜTZOW ex Panzerschiff DEUTSCHLAND nach Ausrüstungsstand von 1944 145 .

Die blutigen Ereignisse im Sommer 1936in Spanien geben den Anlaß zur Entsen-dung von Flotteneinheiten in die spani-schen Gewässer. Als erste werden dieDEUTSCHLAND und die ADMIRALSCHEER nach dort beordert. Am24. August 1936 laufen beide von Wil-helmshaven aus.

Während des vierten Spanieneinsatzes derDEUTSCHLAND kam es am 29. Mai 1937zu einem schwerwiegenden Zwischenfall:Zwei republikanische ("rotspanische" )Flugzeuge griffen sie auf der Reede vorlbizaan und erzielten zwei Bombentref-fer. Die Schäden waren beträchtlich,noch schwerer wogen die Personalver-luste. 3 1 Besatzungsangehörige fielenbzw. starben an ihren Verwundungen,und über 100 erlitten teils schwere Ver-letzungen.

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Die Bilder zeigen das bren-nende Panzerschiff unmit-telbar nach dem Angriff unddas ausgeb rannte Bordflug-zeug.

29

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Zwei Wochen nach dem ZwischenfallTage nach dem Einlaufen wurden dieam 16. Juni 1937 beim Einschleusen

kehrte die DEUTSCHLAND mit ihren Toten an BordGefallenen in e inem Staatsakt beigesetzt. Diese Bilderin die Dritte Einfahrt von Wilhelmshaven.

in die Heimat zurück. Amzeisen die DEUTSCHLAND

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{ |a4i:

DI E BORDFLU GZEUG. EI N RICHTU NG ENIm Sommer 1935 wurde bei den Deutschen Wer-ken in Kiel das von diesem Unternehmen ent-wickelte l4 m lange Flugzeugkatapult eingebaut.Mit diesem erhielt das Bordflugzeug auf einerStrecke von | 2 m seine Startbeschleunigung. AlsBordflugzeug kam eine He-60 an Bord, einezweite wurde - in Einzelteile zerlegt und mon-tagebereit - als Reserve untergebracht. Im Au-

Anfangs befanden sich zwei Ladebäunte anBord: von ihnen wurde 1935 der an der Back-bordseite befindliche durch einen Gitterkranersetzt. Diese Maßnahnre stand inr Zusanrrnen-hang mit dem Einbau eines Flugzeugkatapults.1937 ist diese Ausstattung verändert worden:Auf den Positionen der beiden bisherigen trndnunmehr ausgebauten Ladebaumpfosten wurdenBordkräne verschiedener Ausführungen instal-liert. Der an der Backbordseite diente in erster

Im Frieden wurde die DEUTSCHLAND zweimalModifikationen unterzogen, die ihr Aussehenveränderten. Erstmals geschah das itn Jahr 1935.Zu Anfang dieses Jahres erfolgte der Einbau ei-nes Gitterkranes, wofür der Backbord-Ladebaumabgegeben wurde. In den Sotnmermonaten istdann der Einbau der Flugzeugschleuder und derLandesegeleinrichtung vorgenomlnen worden.Die Flugzeugschleuder wurde auf dem "Sonder-aufbau" zwischen Turmmast und Schornsteinmontiert, auf der sich bis dahin ein Kompaß-stand befunden hatte. Die Landesegeleinrichtungerhielt ihren Platz auf dem Backbord-Seitendeckim Mittelschiff. Abernrals wenige Monate später,im Herbst 1935, sind dann anläßlich einerGrundüberholung die Motorenfundamente ver-stärkt, neu Fla-Waffen und Artillerieleitgeräteeingebaut, die Torpedorohre ausgewechselt undam Turmmast Veränderungen (Vergrößerung derVormarsgalerie) vorgenommen worden. Seitherführte das Schiff zwischen den beiden Antennen-auslegern an Achterkante des Schornsteines ei-nen hohen Pfahlmast. Außerdem erhielt das ach-tere 10,5 m-E-Meßgerät eine neue flaube.Anläßlich einer Werftliegezeit in Wilhelmshavenim April/Mai 1937 sind weitere Anderungen

gust 1939 erfolgte die Ablösung der He60durch die neu entwickelte Ar-196. Zugleich mitder Installierung des Katapultes war 1935 an derBackbordseite der Mittelschiffsaufbauten einausschwenkbares, an einer Spier aufgerolltesLandesegel installiert. Dieses ist ca. 1939l40von Bord gegeben worden.

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SONSTIGE AUSRUSTUNGLinie zum Aus- und Einsetzen des Bordflugzeu-ges, während der an Steuerbord für die Beibootebestinrmt war. Die Zahl der Beiboote betrug ur-sprünglich sieben (darunter drei Motorboote undzwei Kutter). Später befanden sich nur nochfünf Beiboote an Bord. Bis 1940 führte dasSchiff drei Buganker (zwei an Backbord und ei-ner an Steuerbord) und einen Heckanker, diesenan der Backbordseite.

ANDERUNGEN UND UMBAUTENdurchgeführt worden. In erster Linie davon be-troffen war der Schornstein: in diesem wurdennach langem Warten die längst fälligen Schall-dämpfer installiert, uln den sehr hohen Ge-räuschpegel der Motorenanlage zu dämpfen. Da-bei sind die bisherigen Ladebaumpfosten abge-baut und auf ihren Positionen neue Bordkräneinstalliert worden. Die Scheinwerfer fanden ei-nen neuen Platz auf einem um den Schornsteinherumgebauten Plattformkranz. Außerdem wur-den an Oberdeck zu beiden Seiten jeweils vordem ersten und hinter dem vierten 15 cm-Geschütz Druckschotten errichtet, um die Ge-

schützbedienungen vor dem hohen Gasdruck der28 cm-Granaten zu schützen.Mitte des Jahres 1938 ist auf dem Schornsteineine flache Schrägkappe aufgesetzt worden, umdie auf dem Plattformkranz installierten vorde-ren Scheinwerfer vor Abgasverwirbelungen zubewahren. Seit 1939 befand sich an der Vor-mars-Drehhaube ein Funkmeßgerät (FuMO 22)und seit Anfang 1940 eine MES-Kabelschleifeum den Schiffskörper als Mineneigenschutzan-lage.Bei der Reparatur der durch den Torpedotrefferim April 1940 erlittenen Schäden wurden auch

3l

Arbeiten zur Verbesserung der Seefähigkeit vor-genommen. Hierbei erhielt das Vorschiff einenstärkeren Spantenausfall und eine neue Bug-form. Dadurch stieg die Länge über alles umI,9 m an. Seither hatte das Schiff nicht mehrden fast senkrecht verlaufenden Bug, sondern ei-nen leicht sichelförmigen. Die Seitenklüsen wur-den unverändert beibehalten.1942 ist der Schornsteinaufsatz stark erhöhtworden und an Stelle des FuMO 22 kam einFuMO 26 mit zwei Matratzenantennen (ab1944 nur noch mit einer) zum Einbau. Seitherbefanden sich auf dem Plattformkranz um denSchornstein nur noch zwei Scheinwerfer. DieFla-Bewaffnune ist mehrmals verstärkt worden.

Schon während der Reparaturzeit l940l4l wa-ren die 8,8 cm-Doppelflak durch 10,5 cm SKCl33 Ll65 in Doppellafetten C/31 ersetzt wor-den. Ab August/September 1944 befandensich nur noch vier 3,7 cm-Flak (die jeseits ach-teren) an Bord, dazu aber sechs 4 cm-Bofors-Flak 28 in Einzellafetten und 26 2 cm-Flak.Letztere verteilten sich auf drei Vierlingslafettenmit Schutzschild, sechs Zwillingslafetten mitSchutzschild und zwei Einzellafetten ohneSchutzschild.Im Gegensatz zu anderen großen Einheiten derKriegsmarine war die achtere E-Meß-Drehhaubenie mit einem Funkmeßgerät ausgerüstet.

ZAHLENWERTE"Typdeplacement nach offizieller AngabeTypdeplacement tatsächlichKonstru ktionsverdrängungEinsatzverdrängungLänge auf KonstruktionswasserlinieLänge über alles vor/nach UmbauBreite auf KonstruktionswasserlinieTiefgang bei TypverdrängungTiefgang bei EinsatzverdrängungSeitenhöhe bis Hauptdeck/BacksdeckKonstruktionstiefeAntriebsleistung nach KonstruktionAntriebsleistung bei ProbefahrtWellendrehzahlGeschwindigkeit nach KonstruktionGeschwindigkeit, höchste erreichbareTreibölvorrat maximalFahrstrecke

Besatzungsstärke

FormwerteFreibord bis BacksdeckFreibord am BugVerhältnis L/BVerhältnis B/TVerhältnis L/HVölligkeit der VerdrängungVölligkeit des HauptspantesVölligkeit der KonstruktionswasserlinieZylinderkoeffizient

Baukosten

10 00010 600t2 630t4 290181,7t86,0 I 187,920,64

5,787 )\9,95 I 12,45,7 86

54 00048 390

25026,02g,o

2 s00lo 000/20t6 600114t7 40olr31933: 33 Offiziere + 586 Uffz.+Mannschaftenab 1935: 43 + 943 bis 1940

7,938,008,803,58

18,350,530,890,680,60

80

l8l5-1945, und Hadeler, Kriegsschiffbau.

Mio.RM

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l) Angaben im wesentlichen nach

32

Gröner, Die deutschen Kriegsschiffe

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Die DEUTSCHLAND in Palma. aufgenommen von der ADMIRAL SCHEERwährend des Spanischen Bürgerkrieges als Seeversorgungsstation. Das Bild ist

Zwischenfall vor Ibiza aufgenommen worden.

aus. Palnra diente den deutschen Einheitenvermutlich wenige Tage vor denr blutigetr

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Während des fünften Spanieneinsatzes lief die DEUTSCHLAND u.a. eine Reihe italienischer Häfen an. Weihnachten und

Neujalr verbrachte sie in Neapel, wo sie wie dort obligatorisch - mit dem Heck an der Pier festgemacht hatte. Neben

ihr vier Torpedoboote der "Raubvogel"-Klasse (MöWE. FALKE, KONDOR und GREIF).

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Noch einmal Paln.ra, vermutlich im Mai 1937. von ADMI RAL S('HEER aus aufsenommen.

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Im Herbst 1937: Die DEUTSCHLAND beim Auslaufen aus Swinemün<le zu übunsen in der Ostsce

34

LEBENSLAUF IN KURZFORM1. April 1933: Indienststellung in Wilhelmshaven.20. Mai- l.Juni 1933: Jungfernreise ab Wilhelmshaven mit Umrundung von Skagen; dabei22.Mai

Einlaufen in Kiel und Teilnahme an einer Flottenschau vor Hitler, anschlie-ßend Fahrt nach Norwegen (Sogne-Fjord) und weiter bis Faröer-Island;Rückkehr nach Wilhelmshaven.

6.Juni 1933: Verlegung in die Ostsee zur Ausbildung, dabei Anlaufen von Swinemündeund Pillau.

10. - 14. April 1934: Nordlandreise mit Hitler an Bord, dabei Einlaufen in den Hardangerfjord undSognefiord.

28. Mai - 1 Juni 1934: Besuch in Hamburg zum "Skagerraktag".9. - 23. Juni 1934: Atlantikreise mit Kreuzer KÖLN bis Höhe Madeira.August 1934: Reise nach Schottland und Einlaufen in Leith.13. Dezember 1934 -21. Februar 1935: Werftliegezeit in Wilhelmshaven.14.März -19. April 1935: Südamerikareise mit Aufenthalten in Port of Spain/Trinidad und St. Nico-

las/Aruba. In 32 Seetagen werden l2 286 sm zurückgelegt.Sommer 1935: Einbau der Bordflugeinrichtungen.19. Oktober -9. November 1935: Ausbildungsreise in den Atlantik bis Höhe Madeira.Juni 1936: Ausbildungsreise rund um Britische Inseln durch die Irische See bis in die

Biskaya und zurück in die Ostsee und Besuch in Kopenhagen.24. Juh -31. August 1936: Erster Einsatz während des Bürgerkrieges in Spanien zum Schutz der dort le-

benden Deutschen, spätere Einsätze im Rahmen der zwischen den europäi-schen Großmächten vereinbarten Internationalen Seekontrolle.

1. Oktober -21. Novemb er 1936: Zweiter Spanieneinsatz.3 1. Januar -24.März 1937: Dritter Spanieneinsatz.10. Mai -17. Juni 1937: Vierter Spanieneinsatz: dabei am 29. Mai vor lbiza durch zwei republikani-

sche ("rotspanische") Flugzeuge mit Bomben angegriffen und zwei Treffererhalten. 23 Tote und 83 Verwundete (von denen später weitere acht star-ben.

5. Oktober 1938 -I L Februar 1938: Fünfter Spanieneinsatz mit Besuchen in Italien (Goeta und Neapel).24. Juh -15. Aug. 1938: Sechster Spanieneinsatz.20. September -20. Oktober 1938: Atlantikreise in voller Kriegsbereitschaft im Zusammenhang mit der Sudeten-

krise.6. Jan. -26. Febr. 1939: Ausbildungsreise in die spanischen Gewässer.23. - 24.März 1939: Teilnahme an der Wiedereingliederung des Memelgebietes in das Reich (mit

Hitler an Bord).17. April -16. Mai 1939: Ausbildungsreise in den Atlantik.24. August 1939: Wegen drohender Kriegsgefahr Auslaufen aus Wilhelmshaven und Einnahme

einer Warteposition im Atlantik. Ab 26. September Operationsfreigabe: Vom5. bis 16. Oktober werden zwei Frachter versenkt und ein dritter aufge-bracht. 17. November Einlaufen in Gotenhafen.

15. November 1939: Umbenennung in LÜTZOW (zwecks Tarnung des Verkaufs des unfertigenSchweren Kreuzers gleichen Namens an die Sowjetunion).

24. -25. Nov. 1939: Diversionsunternehmen in der Nordsee (zur Ablenkung des Schlachtschiff-vorstoßes bis Höhe Island).

15. Februar 1940: Typumbenennung in "Schwerer Kreuzer".

35

7. - 13. April 1940:

13. April 1940 -31. März l94l:

10. - 14. Juni 1941:

16. - 26.Mai 1942:

3. Juli 1942:

9. August 1942:

8. - 12.Dez.1942:

30./31 . Dez. 1942:

23. -29. Sept. 1943:

6. - 13. und23. - 24. Okt. 1944:8. Februar 1945:23.März -8. April 1945:

16. April 1945:

Bei Besetzung Norwegens mit Kriegsschiffgruppe 5 gegen Oslo angesetzt, da-bei in der Dröbak-Enge von norwegischer Küstenbatterie mehrfach getroffen.Beim Rückmarsch am 11. April von britischem Uboot SPEARFISH ein Tor-pedotreffer erhalten. Mit abgeknicktem Achterschiff am 13. April in Kieleingebracht.

Reparatur bei Deutsche Werke Kiel. Dabei am 9. Juli Bombentreffer mit ge-

ringen Schäden erhalten.Verlegung nach Norwegen zwecks Durchbruch in den Atlantik zur Handels-kriegführung. Am 12. Juni von der britischen Luftaufklärung erfaßt und am13. Juni von Torpedoflugzeugen angegriffen und einen Torpedotreffer mitt-schiffs erhalten, der zum Abbruch des Unternehmens zwingt. 14. Juni in Kieleingelaufen, dort bis 17. Januar 1942 Reparatur bei Deutsche Werke Kiel.Danach erneut eingefahren, jedoch wegen starker Vereisung der Ostsee neunWochen in Swinemünde (bis Anfang April) festgehalten.Etappenweise Verlegung nach Norwegen; in Bogenbucht bei Narvik festge-macht.Beim Auslaufen zur Operation "Rösselsprung" (Angriff auf GroßgeleitPQ-17) auf Untiefe festgekommen, beträchtliche Schäden am Schiffsboden,Operation daher abgebrochen.Beginn der Rückverlegung in die Heimat; 12. August in Swinemünde, 19. Au-gust in Kiel, dort Reparatur bei Deutsche Werke bis November 1942.Rückverlegung nach Norwegen (Bogenbucht bei Narvik); 16. Dezember Ver-legung in den Altafjord.Teilnahme an Operation "Norwegen" (Angriff auf Geleit JW.s1 B); keineSchäden erlitten.Rückverlegung in die Heimatgewässer, l. Oktober Einlaufen Gotenhafen, an-schließend bis 15. März 1944 Werftliegezeit in Libau, danach Verwendungals Schulschiff im Rahmen des "Ausbildungsverbandes Flotte".

Beschießung sowjetischer Ziele auf Sworbe und bei Memel.Beschießung sowjetisch er Ziele im Raum Frauenburg/Ostpreußen.

Beschießung sowjetischer Ziele und Sicherung der Einschiffung und des Ab-transportes von Flüchtlingen im Raum Danzig-Gotenhafen, danach wegenMunitionsmangels nach Swinemünde verlegt.In der Kaiserfahrt bei Swinemünde bei Angriff britischer "Lancaster"-Bom-ber durch einen 5,4 t-"Tall Boy"-Nahtreffer und zwei 500 kg-Bombenvoll-treffer schwer beschädigt und in flachem Wasser abgesackt. Ein Teil der Ar-tillerie wird dennoch wieder klargemacht und feuert am 22. April auf vor-dringende Spitzen der Roten Armee. Nach Verschießen der Munition wirddas Wrack am 4. Mai durch Sprengungen vollends unbrauchbar gemacht.

im damaligen Gotenhafen. ImKöLN zu erkennen.

Schwerer Kreuzer LÜTZOW 1941Schornstein des Leichten Kreuzers

36

Hintererund sind der Röhrenmast und der vordere

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Die DEUTSCHLAND war das erste grolle Schiff der Krir.gsnrarinc. dessen Schornstein eine schriig abschneidende Kappeerhielt. wie sie rb 1939 firr alle groljJen deutschen Schiffe signifikant wurde. Dicse Maßnahme erfolgte auf der DEUTSCHLAND Mitte 1938.

Diese Luftaufnahme der DEUTSCHLAND zeigt vcrschiedenartrge Bemalungen der Turmdecken als Fliegererkennungs-zeichen. Diese erinnern an jene. die wihrend des Erstcn Weltkrieges auf den Türnren von Linienschiffen und GroßenKreuzern der Hochscetlotte allfgemalt ware n.

Mai 1939: Die DEUTSCHLAND gemeinsam nrit drei Zerstörern zur Gefechts-und Klarschiff-Ausbildung im Atlantik.Hierbei wurde u.a. die neu entwickelte Karrpfgrr.rppentaktik erprobt. die sich gegen die gegnerische Versorgungsschiff-fahrt richtete.

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Ebenfalls bei dcn großen Frühjahrsübungen anr Vorabend des Zweiten Weltkrieges aufgenommen: Die DE,UTSCHLANDim Kielwasser der ADMIRAL GRAF SPEE.

Gefecl.rtsausbildung auf der DEUTSCHLAND. Die 15 crn-Backbordbatterie und die 8,8 cm-Zwillingsflak sind feuer-b e reit.

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Das auf dem Rückmarsch von der gegen Oslo gerichteten Operation befindliche Schiff - im NovemberLüTZOW umbenannt und seit Februar 1940 als "Schwerer Kreuzer" bezeichnet - wurde am I l. Aprilgatt von dem britischen Uboot SPEARFISH angegriffen. Hierbei erhielt es einen Torpedotreffer an derdes Achterschiffs, wodurch rJieses abknickte. Diese Brlder zeigen die LÜTZOW wenige Stunden danachVorpostenboote sichern das Schiff.

1939 in1940 im Katte-SteuerbordseiteHerbeigerufene

Die in ein Trockendock der Deutschen Werke Kiel eingebrachte schwer beschädigte LÜTZOW.

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Blick vom Docktor auf die LÜTZOW. Auf der Schanzdie Drehkränze der (hier bereits von Bord gegebenen)Torped orohrsätze. I m Vordergrund eine Sockellafe t teelnes 2 cm-FlaMG C/30.

24.Mirz l94l in der Kieler Innenförde: Die wieder-hergestellte LÜTZOW. Rechts im Hintergrund dreHelgenanlagen der Kieler Howaldtswerke.

Im April 1941 in Swinemünde: Die jetzt mit einem ersten Tarnanstrich versehene LÜTZOW beim Auslaufen zur Ge-fechtsausb ild ung.

Die LÜTZOW irn Sommer 1942 inihrem Netzkasten im Lofiord beiDrontheim. Gegenüber dem 194 Ierhaltenen Tarnanstrich wirkt derjetzige wesentlich wirkungsvoller.

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Die LÜTZOW während ihres zweiten Nor-wegeneinsatzes. Dieses Bild ist vermutlichin der Bogenbucht bei Narvik geschossen

worden.

Eine andere Aufnahme der LÜTZOW,wahrscheinlich ebenfalls während deszweiten Norwegeneinsatzes entstanden.

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Die LüTZOW im HerbstSchäden. Im Hintergrund

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1942 in Gotenhalen nruhder Eisbrecher CASTOR

Reparatur der im Sommer 1942 durch Grundberührung erlittenenund das Kadettenschulschiff SCHLESIEN.

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Seit Herbst 1943 befand sich die LÜTZOW in der Ostsee. die sie nicht mehr verlassenne Bild zeigt sie während ihrer nunmehrigen Zugehörigkeit zum "AusbildungsverbandAußerdienststellungsbefehl d er großen Einheiten eingereiht wurd e.

sollte. Dieses 1944 aufgenomme-Flotte", in den sie nach Hitlers

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Vermutlich ist dieses Bild im Kriegswinter 1943144 bei Libau aufgenommen worden, wo die LÜTZOW eine Zeitlangin der Werft verbrachte.

42

Die nicht mehr schwarz, sondern silbergrau gepönte Schornsteinkappe macht deutlich, daß diese Aufnahme zu einent

Zeitpunkt entstanden ist, da sich der Krieg seinem Ende entgegenneigte, vermutlich im Herbst 1944.

Trotz aller Blessuren blieb die LÜTZOW als einzige der ganz wenigen grolJen Kriegsmarine-Einheiten bis nahe zttm

Kriegsende erhalten. Aber am 16. April 1945 wurde sie verheerend getroffen: Bei einem Angriff britischer "Lancaster"-

Bomber sackte sie in der Kaiserfahrt nahe Swinemünde durch den Nahtreffer einer 5.4 t schweren "Tall Boy"-Bontbe(Näheres über diese in "Marine-Arsenal" Heft I / Schlachtschiff TIRPITZ) auf Grund. blieb aber mit den Autbautenüber Wasser. Sechs Tage später ist das Wrack dort durch Sprengungen voilends zerstört worden. Bevor das geschah, griffsie mit ihren intakt gebliebenen Geschützen in die Abwehrkämpfe gegen die vordringende Rote Armee ein. Die Rohre

des vorderen 28 cm-Turmes feuerten noch 350 mal, ebenso nahm die Steuerbordbatterie der Mittelartillerie Ziele unterFeuer. Erst als die 28 cm-Munition verschossen war, wurden der Kampf eingestellt und vorbereitete Sprengiadungen ge-

zündet. Was die Sowjets dann vorfanden, war ein total zerstörtes Wrack, das allein noch Schrottwert haben mochte.Nach monatelangen Arbeiten gelang es ihnen im September 1947,das Wrack schwimmfähig zu machen. Was dann wei-

ter mit ihm geschah, ist noch heute umstritten.Zwar wird allgemein vermutet, daß es nach Leningrad abgeschlcppt wur-de, aber es gibt auch ernstzunehmende Bekundungen von polnischer Seite, wonach es im Oktober 1947 beinr Abschlep-pen infolge Stabilitätsverlust gekentert und gesunken ist. Dies soll auf der Höhe von Kolberg gewesen sein. Völlig un-

wahrscheinlich und wahrscheinlich pure Spekulation ist der nach 1945 verschiedentlich kolportierte Name OREL, den

das Schiff von den Sowjets erhalten haben soll.

lM KOMMEN: DIE "FREGATTE 123"

Als Ersatz für die vier aus den 60er Jahren stam-menden und in Bälde aussonderungsreifen Zer-störer der HAMBURG-Klasse sind in der Bundes-republik Deutschland vier Neubauten geplant,deren Ablieferung ab etwa Ende 1994 erfolgensoll. Diese Neubauten werden den Fregattentyp"Klasse 123" verkörpern. Der Entwurf ist soausgelegt, daß Bewährtes von den vorausgegange-nen Fregatten "Klasse 122" (BREMEN-Klasse)übernommen wird; dabei ist in erster Linie anBaugruppen und Systemkomponenten gedacht.Diese Einheiten werden etwas größer als die der"Klasse 122": Gegenüber diesen - die mit einerStandard-/Einsatzverdrängung von 3000/3800 tszu Buche stehen - werden sie es auf mindestens4000 ts Einsatzverdrängung bringen und etwaslänger und breiter werden (BREMEN-Klasse:Länge über alles 130 m, Breite 14,5 m). Die Be-waffnung dürfte jener der "Klasse 122" ähnlichwerden, ist aber noch nicht endgültig festgelegt;gegenwärtig wird mit folgenden Komponentengerechnet:

l. Rohrwaffen (wahrscheinlich wieder eine76.2 mm-Kanone des bewährten italienischenOTO/Melara-Modells);

2. Seeziel-Flugkörper (mit einiger Gewißheitwohl acht HARPOON);

3. Luftabwehr-Flugkörper (zwei Systeme: Ein-mal zwei 2l-zellige Startgeräte für RAM-FK

zur Nah- und Nächstbereichsverteidigung, undzum anderen ein System SEA SPARROW,dieses entweder in einem Achtfachstartgerätan Deck mit Nachladefähigkeit oder - unddies erscheint heute wahrscheinlicher - eineUnterdeck-Vertikalstartanlage mit 32 Zellen).

4. Ujagd-Waffen (darunter zwei SEA LYNX-Hubschrauber).

Die Elektronik und Sensorik sollen dem jüngst-möglichen Entwicklungsstand entsprechen. BeimAntrieb bevorzugt die Marine wieder eine CO-DOG-Anlage, wie sie die "Klasse 122" erhaltenhat; nur ist dabei eine räumliche Trennung zwi-schen den Dieselmotoren und den Getriebenvorgesehen.

Die Bauaufträge werden mit hoher Wahrschein-lichkeit an die vier deutschen Großwerften(Blohm & Voß, Hamburg; HDW, Kiel; VulkanBremen und Thyssen-Nordseewerke Emden)gehen, alle Schiffe sollen jedoch in dem vomBremer Vulkan ursprünglich für den Bau der Fre-gatten der "Klasse 122" errichteten Hallen-Baudock endausgerüstet werden. Das Gesamtvo-lumen dieses Programms wird gegenwärtig mit2,6 Milliarden DM als Systempreis angegeben.Der Bauvertrag mit der aus den vier genanntenWerften gebildeten "Arbeitsgemeinschaft Fre-gatte" soll 1989 abgeschlossen werden. Nachden derzeitigen Planungen ist mit der Abliefe-rung des ersten Schiffes gegen Ende 1994 zurechnen.

Die "Fregatte 123" nach dem gegenwärtigen, noch keineswegs festliegenden Planungszustand.

44

H.M.S. ARGUS: Eine richtungsweisende Entwicklung

Mit H.M.S. ARGUS hat die Royal Navy einneues, bemerkenswertes Spezialschiff erhalten.Entstanden ist dieses in den Jahren l98l/82 alsRo-Ro-Containerschiff, das unter dem NamenCONTENDER BEZANT im zivilen Dienst fuhr,bevor es für die Marine zum Preis von l8 Millio-nen Pfund Sterling angekauft wurde. Sein Um-bau zum Marineflieger-Ausbildungsschiff wurde1984 von der Werft Harland & Wolff in Belfastin Angriff genommen und 1987 abgeschlossen.

Die Umbaukosten beliefen sich auf rund 45 Mil-lionen Pfund. Das Schiff wurde dabei völlig um-gestaltet: Aus dem früheren Ro-Ro-Ladedeckwurde das Hallendeck (das mit drei Querschot-ten mit wasserdichten Schiebetoren ausgestattetist), und das Oberdeck wurde zum Flugdeck um-funktioniert, wozu die Aufbauten um den achte-ren Schornstein und den achteren Mast wie beiFlugzeugträgern an die Steuerbordseite verlegtwerden mußten. Zwischen Hallendeck und Flug-deck verkehren zwei Flugzeugaufzüge. Auf derARGUS können bis zu sechs SEA KING-Hub-schrauber und zwölf SEA HARRIER-See-kampfflugzeuge mit V/STol-Eigenschaften un-tergebracht werden. Damit dürfte sie außer ihrerAusbildungsrolle auch für andere Dienste zu ver-wenden sein. Im Kriegsfall scheint ein operativerEinsatz nicht ausgeschlossen zu sein. Ausrüstungund (Defensiv-)Bewaffnung dafür sind vorhan-den: Zwei 30 mm- und zwei 20 mm-Flak. dazu

H.M.S. ARGUS, einlaufend am 7 . Män 1988 in Portsmouth. Die ARGUS ist jetz t das grölJte Schift der Royal Navy

Rechts oben die Silhouette der ARGUS.

Radar, Sonar und Eloka-Mittel. Mit ihrer Ein-satzverdrängung von mehr als 28 000 ts stelltdie ARGUS jetzt das größte Schiff der RoyalNavy dar; sie übertrifft die Leichten Flugzeug-träger der INVINCIBLE-Klasse (Einsatzver-drängung ca. 2O 000 ts) beträchtlich. Unter demGesichtspunkt einer möglichen Weiterentwick-lung könnte die ARGUS einen bedeutenden Mei-lenstein darstellen. Mit ihren Gesamt-Erstehungs-kosten von unter 70 Millionen Pfund ist sie eineArt von "Billig-Flugzeugträger" für den Einsatzvon Hubschraubern und V/STol-Flugzeugen(V/STOL = Vertical/Short Take-off , zu deutschetwa "Senkrechtstart/Kurzstreckenstart"). Da-bei käme eine Verwendung in Ujagd-, Seekon-troll- und/oder amphibischer Rolle in Betracht.

TECHNISCHE DATEN

Standardverdrängung l8 280 tsEinsatzverdrängung 28 480 tsLänge über alles 175,10 mBreite über Flugdeck 30,40 mTiefgang maximal 8,20 mAntriebsanlage 2 Lindholmen-SEMT-

Pielstick-Dieselmo torenAntriebsleistune 23 400 PSe

(ca.17 22OkW)Anzahl der Wellen 2Geschwindigkeit 19 kn

45

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Aus der Luft aufgenonlnlen: Blick luf das l;lugcleck dcr AR(lUS. Die beiden Irlugzctrgauf ziige he he n sich dtutlich ab

Noch einmal die ARGUSmassigen Autbaute n.

46

aus der Sicht des Flugzeugbcobachters nrit dem Blrck aut die ini Vorschiff kctnzentriertcn

Vor 50 Jahren: Kiellegung der iapanischenS u per-Sch I achtsch i f f e

Vor 50 Jahren - im Herbst 1937 und im Früh-jahr 1938 - legten die Japaner unter striktesterGeheimhaltung und Abschirmung nach außenzwei Schlachtschiffe auf Kiel, mit denen sie dieabsolute Überlegenheit über die amerikanischeSchlachtflotte zu gewinnen erhofften. Beideübertrafen alles Bisherige in dieser Schiffskate-gorie sowohl an Größe und Abmessungen alsauch an Standfestigkeit und Kampfkraft. Daserste von ihnen, die YAMATO, wurde eine Wo-che nach dem überfalhnäßigen Angriff auf dieamerikanische Flottenbasis Pearl Harbour (mitdern die Japaner den Krieg gegen die USA be-gonnen hatten) in Dienst gestellt, das zweite,die MUSASHI, folgte ein halbes Jahr später. Alsbeide ihre Kriegseinsatzbereitschaft hergestellthatten, war bereits die Wende im Pazifikkriegeingetreten: Diese erfolgte bei der im Juni 1942durchgefochtenen See-Luftschlacht bei denMidway-Inseln, wobei die Japaner vier Flug-zeugträger und damit den Kern ihrer trägerge-

DIE DATEN DER YAMATO-KLASSE:

stützten Luftmacht verloren und sich von diesemSchlag nie mehr erholen konnten. Diese Schlachthatte aber auch überaus deutlich gemacht, daßnicht mehr das Schlachtschiff die entscheidendeRolle im Seekrieg zu spielen vermag; an seineStelle war vielmehr der Flugzeugträger getreten.Die YAMATO und die MUSASHI konnten des-halb nicht mehr die Rolle spielen, die ihnen ein-mal zugedacht war. Daran vermochten weder ih-re enorme Größe noch ihre dicke Panzerungnoch ihre Supergeschütze etwas zu ändern. Sie

spielten daher im weiteren Verlauf des Kriegesim Pazifik keinen nennenswerten Part mehr undüberlebten das Kriegsende nicht. Sie gingendurch Massenangriffe amerikanischer Träger-Karnpfflugzeuge verloren. Beide hatten dabei ei-ne so große Anzahl von Bomben- und Lufttor-pedotreffern erhalten. daß ihr Untergang unver-meidbar war. Mit ihnen ging zugleich endgültigder Nimbus der Schlachtschiffe als die "ultimaratio" der großen Flotten verloren.

StandardverdrängungEinsatzverdrängungLänge über allesGrößte BreiteMaximaler TiefgangAntriebsanlage

AntriebsleistungGeschwindigkeitPanzerdicken: Seitenpanzer

HorizontalpanzerKommandoturmSchwere ArtillerieTorpedoschott

Schwere ArtillerieMittelartillerieSchwere FlakLeichte FlakBordflugzeugeKatapulteBrennstoffvorratFahrstreckeBesatzungsstärke

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WPSknmmmmmmmmmm

6s 00072 809263,00 m

38.90 m10.40 m

4 Satz Getriebeturbinen auf 4 Wellen: 12 ölbeheizteHochleistungskessel150 00027,O410230s00650200-75Neun 46 cm-GeschützeZw ölf I 5,5 cm-GeschützeZw ölf 12,7 cm-GeschützeVierundzwa nzig 2,5 cm-FlaMG

26 3007 2OOl272 500

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Diejapanis€hen Schlachtschiffe der YAMATO'Klasse. Oben die YAMATO nach dem Ausrüstungszuständ lon 1942. darunter ein Aufriß mit der inneret Unlerteiluns udd den Panzerschutz. Die Zahten geben die Panzcrdicken in MiUimeter an.

,rMarine-Arsenal..In dieser Reihe sind bisher erschienen:

Heft 1: Schlachtschiff TIRPITZ (,.zt.,erzrinen Nachdruck Frühjahr 1e8e)

mit 90 Fotos und Zeichnungen sowie Sonderteil "Marine-Info aktuell" zu den

Themen "Die größten Luftkissenfahrzeuge der Welt" (8 Abbildungen) und "NeueRaketenzerstörer für Italiens Marine" (4 Abbildungen).

Heft 2: Schlachtschiff GNEISENAUmit 84 Fotos und Zeichnungen sowie Sonderteil "Marine-Info aktuell" zu den

Themen ,rlndiens Fregatten-Neubauten.., ,rNordkoreas Marine" und "Neue Fre-

gattenserie für die Royal Navy" mit zusammen26 Abbildungen.

Heft 3: Schlachtschiff SCHARNHORSTmit 79 Fotos und Zeichnungen sowie Sonderteil "Marine-Info aktuell" zu den

Themen "Schwimmende Raketenmeßbasis MARSHAL NEDEL[I\.., "DeutscheUboote für Indiens Marine" und "Meko-Fregatten für die Türkei" mit zusammen

11 Abbildungen.

Heft 4: Flugzeugträger GRAF ZEPPELINmit 56 Fotos und Zeichnungen sowie Sonderteilen "Marine-Info aktueliu (Themen:,rNeue französische Raketenzerstörer", "Ehrgeiziger rumänischer Flottenausbau,.

und oMehrzweckboot-Bauprogramm der Bundesmarine.. mit zusammen 16 Abbil-dungen und ,,Aus der Marine-Historie.. mit dem Thema "Vor 66 Jahren: Die Flot-

tenkonferenz von Washingtono mit a Abbildungen).

Heft 5: Die Bundesmarinemit 1,02 Fotos und Zeichnungen.

In Vorbereitung:

Heft T: Die Schlachtkreuzer der Kaisedichen MarineHeft 8: Panzerschiff ADMIRAL GRAF SPEE

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