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Informationen der Spiekermann & CO AG Rolandstraße 10 · D-49078 Osnabrück · Tel. 0541 33588-0 Fax 0541 33588-33 · [email protected] Marktkommentar Juli 2016

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Informationen der Spiekermann & CO AG

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Marktkommentar Juli 2016

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Brexit – Europa ist gefordert

Nun ist er doch da, der Brexit. Und natürlich ist der Austritt Großbritanniens aus der EU das zentrale Thema, sowohl in der Politik als auch an den Finanzmärkten. Wir verlieren mit den Briten einen Partner der wirtschaftlichen Vernunft in Europa.

Europa ist nun gefordert, seine Hausaufgaben zu machen, damit die Einheit nicht aus den Fugen gerät. Hinter den zunehmenden politischen Spannungen in der EU stehen nämlich erhebliche ungelöste und weiter wachsende ökonomische Divergenzen. Fakt ist, dass in Griechenland die Euroländer ihre Politik der Konkursverschleppung ungebremst fortsetzen; Spanien seit Jahren die Staats-schulden nicht stabilisieren kann und auch nie können wird, wie McKinsey vorgerechnet hat; Portugal mit einer Gesamt verschuldung aus Staats-, Firmen- und Privatschulden von 400 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung sowie einer schrumpfenden Bevölkerung offensichtlich nahe der „Insolvenz“ ist und Irland trotz der unstrittigen Wettbewerbsfähigkeit aus eigener Kraft niemals die Schulden last von Staat und Privaten ordentlich bedienen kann.

Der Brexit kann und wird hoffentlich ein lautes Signal für die EU sein, ihre Politik kritisch zu überprüfen. Ein friedliches, einiges Europa ist wichtiger denn je.

Immer tiefere Zinsen

Die Tiefzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hat im Juni wieder für einen historischen Moment gesorgt. Wer eine Bundesanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren gekauft hat, bekommt garantiert über die Laufzeit der zehn Jahre weniger zurück, als er eingezahlt hat. Was bisher schon für Anleihen mit kürzerer Laufzeit gilt, trifft nun auch für dieses viel beachtete Wertpapier zu (siehe Grafik). Damit folgt Deutschland der Schweiz und Japan immer mehr in die unbe-kannten Gefilde des Negativzinses. Niemand weiß, wie die Reise enden wird.

Die Notenbanken der westlichen Welt, nicht nur die Europäische Zentralbank (EZB), versu-chen, die Weltwirtschaft aus der Stagnation zu befreien und die Finanzkrise zu überwinden. Dabei sind die Notenbanken mitverantwort-lich für die Überschuldung, deren Folgen wir immer mehr zu spüren bekommen. Mit ihrer jahrzehntelang zu lockeren Geldpolitik haben sie eine Abwärtsspirale der Zinsen ausgelöst. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich warnt seit Jahren vergeblich vor den Folgen

dieser Politik, die bei jeder Krise die Geldschleusen geöffnet, danach jedoch niemals wieder richtig geschlossen hat. Die Voraussetzung für eine nachhaltige Lösung ist so einfach gesagt, wie schwer realisiert: Die faulen Schulden müssen aus der Welt geschafft werden. Aus der Überschuldung kann man sich nicht heraussparen. Es bleiben nur wenige Möglichkeiten, um die zu hohen Verbindlichkeiten dauerhaft in den Griff zu bekommen. Am wahrscheinlichsten ist eine Mischung aus höheren Steuern und Inflation mit negativen Realzinsen. Die Zinsen müssen also nach Abzug der allgemeinen Teuerung noch negativ sein, damit sich die Staaten entschulden können.

Die tiefen Zinsen signalisieren allerdings auch eine fundamentale Verschiebung in der Weltwirtschaft: In vielen Teilen der westli-chen Welt stagniert bzw. beginnt die Erwerbsbevölkerung zu schrumpfen und die Produktivitätszuwächse sind seit Jahren rückläufig.

Rendite deutscher Bundesanleihen – Stand 30.06.2016

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Diese beiden Faktoren sind es jedoch, die das langfristige Wirtschaftswachstum und damit den Zins mitbeeinflussen. Gesellschaften, die schrumpfen, haben i.d.R. keine hohen Zinsen. Die Antwort für Europa wäre ein Reformprogramm, um das lang-fristige Wachstum zu stärken. Mehr Erwerbsbeteiligung, mehr Investitionen in Bildung, Forschung und Infrastruktur. Wir werden nicht darum herumkommen, die staatlichen Leistungen für die Gesellschaft zu senken.

Börsen im volatilen Seitwärtsmodus

Die Schwankungsbreite an den Märkten hat in den Wochen vor der „Brexitentscheidung“ wieder zugenommen. Plötzlich war das Risiko eines Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union allgegenwärtig. So ziemlich jeder Marktkommentar hat in den vergangenen Wochen das Referendum vom 23. Juni bemüht, um die heftigen Kursveränderungen an den Märkten zu erklären (siehe Entwicklung DAX in 2016 – Grafik). Daraus kann man eine wesentliche Erkenntnis ableiten: Die Marktteilnehmer und auch die Journalisten dürsten immer nach einem klaren Grund, um kurzfristige Marktbewegungen zu erklären. Eine Aussage wie „Die Angst vor dem Brexit hat die Börsen auf breiter Front einbrechen lassen“ wird der Komplexität der Finanzmärkte allerdings nicht

gerecht. Solche direkten Kausalzusammenhänge zwischen einzelnen Ereignissen und kurzfristigen Kursschwankungen zu ziehen ist äußerst fragwürdig.

Eine aktuelle Bestandsaufnahme zeigt, warum die Kräfte zwischen Bullen und Bären sich derzeit in etwa ausgleichen. Das Auf und Ab an der Börse ohne erkennbaren Fortschritt hinterlässt Spuren bei den Anlegern. Seit rund eineinhalb Jahren kommt der US-Leitindex S&P 500 nicht mehr rich-tig vom Fleck. Er befindet sich in einem von gro-ßen Schwankungen begleiteten Seitwärtstrend. Viele Anleger sind deshalb unentschlossen, die Bullen und Bären halten sich die Waage. So hat eine Befragung der US-Anlegervereinigung American Association of Individual Investors kürzlich ergeben, dass über die Hälfte der befragten Privatinvestoren den amerikanischen Aktienmarkt neutral einschätzt.

Das ist der höchste Wert seit über zwanzig Jahren. Und tatsächlich gibt es Argumente für beide Seiten, die sich in etwa ausgleichen.

Für das optimistische Szenario spricht die eher verhaltene Anlegerstimmung. Denn wie ein Blick in die Vergangenheit lehrt, neigen sich Börsenaufwärtsbewegungen in der Regel erst dann ihrem Ende zu, wenn die Investoren überschwänglich werden. Eine breite Euphorie ist momentan nicht zu beobachten. Des Weiteren ist insbesondere aus der Sicht von Investoren der Sachwertcharakter von Aktien ein wesentlicher positiver Aspekt. Mit Aktien wird man Teileigentümer eines Unternehmens. Man ist an den Immobilien, den Maschinen, den Marken und den Mitarbeitern der Firma beteiligt und bekommt darüber hinaus noch eine Dividende bzw. Gewinn-beteiligung. Diese Charakteristika treffen allerdings nicht auf alle Aktien zu. Insbesondere Unternehmen, die Dinge des täglichen Bedarfs herstellen wie z.B. Pharmaunternehmen oder Konsumgüterhersteller erfüllen die Kriterien eines Sachwertes, der ja insbe-sondere in Phasen von Geldentwertung einen relativen Schutz bieten soll. Ein weiterer Treiber für die Börse wäre das Helikoptergeld. Unter Helikoptergeld versteht man die permanente Schaffung von Geld durch die Zentralbanken. Damit kann zum Beispiel das Budgetdefizit eines Landes direkt finanziert werden, oder das neu geschaffene Geld wird an die Haushalte verteilt – durch Abwurf aus Helikoptern, wie vom Ökonomen Milton Friedman bereits 1948 vorgeschlagen. Dieses könnte insbesondere den unter Druck stehenden Aktienmärkten in Japan und Europa helfen.

Den positiven stehen allerdings auch negative Kräfte gegenüber. Die größte Hürde für die Aktienmärkte dürfte die anhaltende Gewinnschwäche der Unternehmen darstellen. In den USA sind die Profite der S&P-500-Gesellschaften seit mittlerweile vier Quartalen rückläufig, während sie in der Eurozone in etwa wieder dort notieren, wo sie vor der Finanzkrise 2008/2009 lagen. An

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DAX Entwicklung 2016 – Stand 30.06.2016

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dieser Situation ändert sich kaum etwas, solange die Konjunktur nicht spürbar anzieht. Danach sieht es nicht aus: So hat der Internationale Währungsfonds seine Wachstumsprognose für das globale Bruttoinlandprodukt für 2016 im Frühjahr von 3,4 auf 3,2% gesenkt. Die jüngsten Umfragen unter Einkaufsmanagern bestätigen das schwierige Umfeld. Der von J. P. Morgan ermittelte globale Einkaufsmanagerindex hat sich im Mai weiter abgeschwächt und notiert bei nur noch 50 Punkten – also genau an der Schwelle, die eine zunehmende von einer abnehmenden Dynamik trennt. Weitere Gefahr droht von der amerikanischen Notenbank Fed. Die Finanzmärkte nehmen die Zinspläne bereits seit einiger Zeit nicht mehr ernst. Aus den Ende letzten Jahres von Fed-Chefin Janet Yellen angekündigten vier Zinsschritten für 2016 sind mittlerweile nur noch zwei geworden – und der Markt zweifelt gar an diesen, wie sich an den Terminmärkten ablesen lässt. Besonders nach dem jüngsten US-Arbeitsmarktbericht, der überaus schwach ausgefallen war, und dem Brexit scheint das Risiko einer Zinserhöhung zwar vorerst gebannt. Doch was geschieht, wenn das Fed dennoch einen weiteren Schritt in Richtung Normalisierung der Leitzinsen macht? Ringt sich Janet Yellen zu einer neuerlichen Zinsanhebung durch, könnten die Börsen wieder in ein schwierigeres Fahrwasser münden. Denn noch nie waren die Märkte derart abhängig von den Zentralbanken. Ein weiterer Risikofaktor bleibt China. Zwar ist es dem Land gelungen, den Anfang 2016 geheg-ten Konjunkturzweifel zum Teil zu zerstreuen, gleichwohl drücken weiterhin Gesamtverbindlichkeiten von 25 Bio. $, was in etwa 250% der jährlichen Wirtschaftsleistung entspricht. Eine dringend nötige Reduzierung würde dann spürbar auf der Konjunktur las-ten. Insbesondere chinesische Banken wären dann betroffen. Positiv dabei wäre zumindest, dass diese nicht so global vernetzt sind, wie die amerikanischen und europäischen Institute in 2008/2009.

Strategie?

Welche Strategie ist auf der Aktienseite in diesem Marktumfeld ratsam? Die Spiekermann & CO AG hat in 2015 vor dem Hintergrund der veränderten Marktsituation ihren Investmentprozess an die neuen Marktgegebenheiten angepasst. Auf der Aktienseite haben wir zwei wichtige Einflussparameter definiert, die die Wertentwicklung des Vermögens positiv beeinflussen können. Zum einen den Sachwertcharakter, also die unternehmerische Beteiligung an Qualitätsunternehmen und zum anderen das Ausnutzen der Schwankungen an der Börse. Daher ist auch ein Denken auf zwei verschiedenen Zeitebenen zu berücksichtigen. Bei Qualitätsaktien treten wir als langfristige Investoren auf. Den Sachwertcharakter wollen wir hierbei übergeordnet in den Vordergrund stellen. Die Schwankungsbreite an den Aktienmärkten ist eher auf der kurz bis mittelfristigen Zeitschiene zu sehen. Eine Anpassung der Aktienquote erfolgt dabei antizyklisch. Hierbei nutzen wir den Einsatz von börsengehandelten Fonds, den sogenannten ETF´s.

Fazit:

Jeder Anleger sollte sein Vermögen so robust wie möglich aufstellen. Eine globale Vermögenskomposition sollte aus Qualitätsaktien, mit denen man gut schlafen kann, strategischer Liquidität, Unternehmensanleihen und Gold bestehen. Auch die selbst genutzte Immobilie gehört dazu. Auf keinen Fall sollten Anleger Extrempositionen eingehen. Wer zu 100% auf Aktien, Gold, Immobilien oder Cash setzt, macht einen großen Fehler, da niemand seriös einschätzen kann, wie sich welche Anlageklasse in der sich immer stärker verändernden Finanzwelt schlagen wird. Eine Inflation würde beispielsweise die Inhaber von Geldwerten einem großen Risiko aussetzen, Aktien dagegen würden profitieren. Deutliche höhere Steuern könnten z.B. Immobilienbesitzer überdurchschnitt-lich belasten. Eine gut diversifizierte Vermögenszusammenstellung hingegen wird gegen Ungleichgewichte schützen und einen positiven Mehrwert schaffen. Dieser Vorgehensweise fühlen wir uns verpflichtet.

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