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Markus Bella Die Kassettenszene im Raum Tü-Rt-S in den frühen 80er Jahren „Scheitern ist das Heldentum der 80er Jahre“ Ralf van Daale Die frühen 80er waren für mich selbst, der ich schon seit 1974 Musik in Bands gemacht hatte, eine beson- dere Zeit. Es war eine allgemeine Aufbruchstimmung zu spüren, was sich auch daran zeigte, dass es ein dankbares und interessiertes Publikum gab und die Medien bereitwillig über Entwicklungen in der Musik und den Ideen dahinter berichteten. Als gelernter Historiker und Germanist kann ich eine solche Darstellung nicht bedenkenlos durchführen. Das Was und das Wozu ist doch zuerst zu betrach- ten. Die Fakten sind von der Darstellung zu trennen und ich kann nicht so tun, als wäre es mir möglich, objektiv über eine Ära zu handeln, von der ich selbst Teil war. All diese Skrupel und die Auswahl repräsentativer Quellen, sowie deren Aufbereitung, etwa die Kon- version von MC nach CD, zogen die Fertigstellung eines Päckchens, das ich flugs nach Köln zu schicken gedachte, doch in die Länge. Schon damals äußerte ich mich auch journalistisch, aber eben so, und das zieht die Darstellung in die Länge, dass ich etwas dokumentieren wollte und nicht nur, so wichtig das auch ist, unterhaltsame Sprech- blasen absondern. Aus den Hahnen- und Grabenkämpfen habe ich mich schon damals versucht herauszuhalten, ich hatte auch keine Vergangenheit in politischen (Uni-) Gre- mien der 70er wie die großen Vorsitzenden und Wortführer Sven, Handke, Edelhuber oder Andre Schnisa. Große Enthüllungen sind von mir auch nicht zu erwarten, vielleicht wird sogar manches auf seine tatsächliche Banalität zurechtgestutzt, was nach fast einer Generation ja auch legitim, wenn nicht notwen- dig ist. Und doch. Beim Befassen mit dem alten Material, nach dem Abblasen von Staubschichten spürte ich wieder eine Energie, die davon ausging, dass es ganz selbstverständlich war, dass sich viele Leute für Musik leidenschaftlich interessierten und auch musi- kalisch betätigten, die kein Instrument im klassischen Sinne spielen konnten, ja nicht mal im Sinne der Rockmusik. Die Kraft des Dilletantismus – damals in der Musik, in der populären Kultur ein Jungbrunnen, heute in der politischen und wirtschaftlichen Sphäre angelangt, wo sie großen Schaden anrichtet. Vorgeschichten und Anekdoten So, und jetzt passiert es doch, der Feind der Histo- riographie schleicht sich ein, die Anekdote. Das alles ist noch nicht so gut aufgearbeitet, dass man ein Präparat darstellen kann. Da vorwiegend studentisch geprägt, ist die Tübinger Musikszene auf Einwanderer angewiesen. Markus Bella, Axel Recht und Fahl spielten 1974 als Klas- senkameraden in der Schülerband sing-sing (ihr Mitschüler und heutiger noch? Bundesliga-Trainer Ralf Rangnick brillierte zeitweise an den vocals). Man traf sich dann in Tü wieder, Le Marquis als Bassist von Anschlag verhalf den beiden, die ABC gründeten, zu ersten Probemöglichkeiten. Eine nette Anekdote ist der Auftritt von Autofick zum 5. Jubiläum des Düsseldorfer Stadtmagazins Überblick 1982. Ein edles Ambiente auf einem Schiff, mit 40 DM Eintritt ein Treffen der Schönen und Gutangezo- genen. Den Rhein rauf und runter und ich mit meiner Höfner aktiv direkt in den Mischpult, einen derartig abscheulichen, klirrenden, kratzenden Gitarrensound habe ich nie wieder produziert. WENN ES DENN GEGANGEN WÄRE, hätten wir das Schiff leerge- 821 822

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Markus Bella

Die Kassettenszene im Raum Tü-Rt-S

in den frühen 80er Jahren

„Scheitern ist das Heldentum der 80er Jahre“ Ralf van Daale

Die frühen 80er waren für mich selbst, der ich schon seit 1974 Musik in Bands gemacht hatte, eine beson-dere Zeit. Es war eine allgemeine Aufbruchstimmung zu spüren, was sich auch daran zeigte, dass es ein dankbares und interessiertes Publikum gab und die Medien bereitwillig über Entwicklungen in der Musik und den Ideen dahinter berichteten.Als gelernter Historiker und Germanist kann ich eine solche Darstellung nicht bedenkenlos durchführen. Das Was und das Wozu ist doch zuerst zu betrach-ten. Die Fakten sind von der Darstellung zu trennen und ich kann nicht so tun, als wäre es mir möglich, objektiv über eine Ära zu handeln, von der ich selbst Teil war.All diese Skrupel und die Auswahl repräsentativer Quellen, sowie deren Aufbereitung, etwa die Kon-version von MC nach CD, zogen die Fertigstellung eines Päckchens, das ich flugs nach Köln zu schicken gedachte, doch in die Länge.Schon damals äußerte ich mich auch journalistisch, aber eben so, und das zieht die Darstellung in die Länge, dass ich etwas dokumentieren wollte und nicht nur, so wichtig das auch ist, unterhaltsame Sprech-blasen absondern.Aus den Hahnen- und Grabenkämpfen habe ich mich schon damals versucht herauszuhalten, ich hatte auch keine Vergangenheit in politischen (Uni-) Gre-mien der 70er wie die großen Vorsitzenden und Wortführer Sven, Handke, Edelhuber oder Andre Schnisa.

Große Enthüllungen sind von mir auch nicht zu erwarten, vielleicht wird sogar manches auf seine tatsächliche Banalität zurechtgestutzt, was nach fast einer Generation ja auch legitim, wenn nicht notwen-dig ist.Und doch. Beim Befassen mit dem alten Material, nach dem Abblasen von Staubschichten spürte ich wieder eine Energie, die davon ausging, dass es ganz selbstverständlich war, dass sich viele Leute für Musik leidenschaftlich interessierten und auch musi-kalisch betätigten, die kein Instrument im klassischen Sinne spielen konnten, ja nicht mal im Sinne der Rockmusik.Die Kraft des Dilletantismus – damals in der Musik, in der populären Kultur ein Jungbrunnen, heute in der politischen und wirtschaftlichen Sphäre angelangt, wo sie großen Schaden anrichtet.

Vorgeschichten und Anekdoten

So, und jetzt passiert es doch, der Feind der Histo-riographie schleicht sich ein, die Anekdote. Das alles ist noch nicht so gut aufgearbeitet, dass man ein Präparat darstellen kann. Da vorwiegend studentisch geprägt, ist die Tübinger Musikszene auf Einwanderer angewiesen. Markus Bella, Axel Recht und Fahl spielten 1974 als Klas-senkameraden in der Schülerband sing-sing (ihr Mitschüler und heutiger noch? Bundesliga-Trainer Ralf Rangnick brillierte zeitweise an den vocals). Man traf sich dann in Tü wieder, Le Marquis als Bassist von Anschlag verhalf den beiden, die ABC gründeten, zu ersten Probemöglichkeiten.Eine nette Anekdote ist der Auftritt von Autofick zum 5. Jubiläum des Düsseldorfer Stadtmagazins Überblick 1982. Ein edles Ambiente auf einem Schiff, mit 40 DM Eintritt ein Treffen der Schönen und Gutangezo-genen. Den Rhein rauf und runter und ich mit meiner Höfner aktiv direkt in den Mischpult, einen derartig abscheulichen, klirrenden, kratzenden Gitarrensound habe ich nie wieder produziert. WENN ES DENN GEGANGEN WÄRE, hätten wir das Schiff leerge-8

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spielt, das Entsetzen war groß. Uns wurde dort vorgeführt, was New Wave ist, und die Herren Kraft-werk hielten hof, die wir später in einer schicken Bar wieder trafen, die so modern und wavig war, dass ich Mühe hatte, eine Toilette ausfindig zu machen. So geht’s, wenn sich Provinzler in die Metropole ver-irren.Zimt wäre nicht möglich gewesen ohne das Know-how und auch die sächlichen Mittel, die der Dipl.-Ing. Uli Mall zur Verfügung stellte. Das Produzieren obskurer Klänge war so etwas wie sein Hobby.Ein Bunker in einer ehemaligen Schuhfabrik in Leon-berg mit zwei getrennten Räumen wurde gedämmt und klimatisiert. Die Produktionen bis 1983 wurden ohne Mehrspurmaschinen gefahren, meist live einge-spielt und im Nebenraum gemixt und mit Effekten ver-sehen. Effekte, das war die Domäne von Mall.

Vorbemerkungen

Obwohl ich es mir für „später einmal“, wenn ich viel Zeit haben werde, vorgenommen habe, die Geschichte der unabhängigen Musik im hiesigen Raum darzustellen, ist es doch ein klares Muss, es in Ansätzen zumindest zu tun, jetzt, da sich konkret jemand dafür interessiert.

Was? Die Geschichte der Kassettenszene in Tü, Rt, S zu Zeit der frühen 80er Jahre, die Organisationsfor-men, Verflechtungen, Brüche und Ungleichzeitigkei-ten, Gruppierungen, Fraktionen und Einzelgänger ...Eine Zeit, in der es viele Leute gab, die ähnliche Ideen hatten, viel Bereitschaft zu Kooperation und zum Experiment da war, auch für Projekte, deren Scheitern von vornherein absehbar war.

Organisationsformen

Das „Wachtturm“-Prinzip war zunächst wesentlich – man tauschte Fanzines gegen MCs und Adressen aus. Eine erste Organisation war die bubu-Musikver-breitung von Rolf Schobert, vor allem für Produkte aus dem Heute-Umfeld. Infam war der Versuch, für Tübingen einen zentralen Anlaufpunkt zu haben, Axel Recht lieferte vor allem die Adresse. Bestellungen für Marquis oder Sache Produkte wurden dann an mich weitergereicht und ich wickelte das dann ab, mir war auch wichtig, mit den Interessenten direkt in Kontakt zu treten. Auch die lautt-Redaktion war eine solche Drehscheibe und wurde oft von Interessenten angeschrieben.Werke junger Monarchen, das Label von Handke Hes-selbach, war schon etwas organisierter, er machte auch Werbung und Vertrieb.Das wichtigste Label war aber im Süden Intoleranz, und da waren die Qualitätsansprüche schon höher, meine Solowerke hätte ich da gar nicht angeboten.Es gab keine Exklusivitätszwang, so war Die Sache u.a. bei Rimpo, Werke junger Monarchen und Molto Menz zu haben.Band-it war in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen und als Cassettenzeitung auch ein neues Medium.Molto Menz machte seine Tour mit dem MC-Stand in verschiedenen (Uni-)Städten und wenn er nach Tü kam, wurde er schon erwartet mit seinen neuesten Produkten und Meldungen aus der Welt der MCs.Vielleicht war das, was Anfang der 70er mit „mehr Demokratie wagen“ losgetreten wurde, jetzt auch im

Anschlag (1980, links: le Marquis)

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Bereich Musik angekommen. Die Mittel und Aus-drucksformen der Popmusik, in den 60ern noch neu und exotisch, hatten sich als selbstverständlich – und damit auch schon als überholt – etabliert.

Die Komplexität der Plastiktüte

Man ging mangels eigener Anlage und eigener Gigs nach Konzerten von befreundeten oder scheinbar gleichgesinnten Musikern auf die Bühne. Musiker, die das nicht zuließen, galten als schlechte Menschen und deren Konzerte wurden boykottiert. Als Augen-zeuge berichtete ich davon, was sich nach einem Gig von Hansaplast Ende 1980 in der Mausefalle zutrug:Rolf Schobert bekam von Ralf van Daale einen Zettel mit einem Text zugesteckt, den er zu dekla-mieren hatte („monoton-durchhalten-publikum-igno-rieren“). Schilli hatte eine Plastiktüte in der Hand, mit einem seltsamen Trommelsynthesizer darin, auf der Bühne zog er ein Kabel heraus, steckte es ein und schlug völlig apathisch mit einem Schlagzeugstock auf die Plastiktüte samt Inhalt, worauf jeweils ein grauenvoller, aufsteigender, jaulender Ton den Raum erfüllte. Gini Fatale spielte eben die zwei Töne auf dem Bass, die er konnte, jemand „spielte“ Schlag-zeug und Ralf und Rolf sprachen ihre monotonen Texte. So ging das einige Minuten, und es kamen immer mehr Leute auf die Bühne und machten mit, schließlich ging Ralf von der Bühne und sagte sinngemäß zu mir: „Wir sind Initiatoren, haben etwas angestoßen, was andere weiterführen, wir sind Avantgarde“.

Mit einem Billigrecorder wurde das Ganze aufgenommen, wo man gerade stand, auch unsinnige Dialog-fetzen und sonstige Störgeräusche mischten sich mit der Darbeitung.Das Stück wurde mehrmals aufgeführt, das ergab dann eine Seite der A&P-Platte. Die andere Seite

waren teils kindlich-bemühte Wohnzimmeravantgarde-stücke, Alltagsgeräuschen nicht abgeneigt.Die A&P-Platte war also nicht ein Gegensatz zu Kassettenproduktionen, sondern genauer Ausdruck davon. Sie war fast eine Parodie auf die Schallplatte und ihren Fetischcharakter überhaupt.Die Band hieß Attraktiv&Preiswert, das Stück hieß so und das Cover war eine Plastiktüte von A&P. Van Daale taucht mit einigen dieser Platten auf, kommt er gerade vom Einkaufen, will er Platten verkaufen oder was? Ist das Projekt Kritik am Konsum oder dessen Verherrlichung? Der „Triumpf des Banalen“ (Schilli) erzeugt auch ein Aufbrechen von Wert- und Interpre-tationssystem, man denke an die Flagge von Jasper Johns, wo man nicht weiß, ist das Kunst oder hängt da halt eine Flagge im Museum.Wichtig auch das Umgehen und damit Unterlaufen von gängigen Wegen der Produktion und Distribu-tion.Vor den Konzerten z.B. in der „Mausefalle“ standen da also die Fanzine- und Cassettenmacher Spalier und boten ihre Produkte feil, teils sie vor die Brust mit beiden Händen haltend, das möge hier das „Wachtturm“-Syndrom genannt werden, es gab ja auch in dieser Szene Sektierertum und Missionare.

Periodisierung

Die gängige Erstellung eines zeitlichen Rahmens, etwa bei der Punk-Disco-Kassettographie (www.punk-disco.com), geht von 79-84 aus. Im Falle Tü-Rt muss aber auf jedenfall das Jahr 1985 noch mitberücksichtigt werden, da fand die, auch hier verspätet erst 1981 sich etablierende Szene nachvollziehbare Zäsuren. 1985 steht für das „Golden Winternight Festival“ bei dem alle noch ein letztes Mal, teils schon als Selbst-parodie, aufspielen, für die Produktion des Videofilms „Das Leben des Carl Meyer“, der im Februar 2004 wieder ausgegraben und aufgeführt wurde, sowie für die Auflösung der Zimt-AG und der Familie Hessel-bach.8

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Lexicon-Hall, Reußenzehn-tube-premp, pitch-Trans-poser, das feinste und neueste an Technik war da neben klassischen Bandechos und hochwertigen Mischpulten und Mikrophonen. Revox Bandmaschi-nen waren der Standard. In der Szene wurde teils über den „zimt-Laboratorium-Sound“ gelästert und Malls Vorliebe für die „kleinsten Details und nur diese“ (van Daale). Hier entstanden auch Produktionen für andere Bands, etwa Die Sache „Nach Punkten“ und „Kugel“, auch Produktionen für Familie Hesselbach. Ab 1984 mit 8-Spur-Maschine betreute ich dann die Demos für 8-Halbe.Beim Zimt-Stück „Zweisamkeit“ spielt eine ganz andere Besetzung mit Kontrabass, Vibraphon, Barri-tonsax etc. im Mittelteil weiter, später übernimmt Zimt wieder, eine aufnahme- und schnitttechnische Mei-sterleistung.Die Zimt-Arbeitsgemeinschaft bot auch Raum für andere kreative Köpfe, viele Lichttechniker, Tonmei-ster und Musiker schauten herein, machten mal hie und da mit und gingen wieder.Ich lernte dabei mit den Produktionsmitteln umzuge-hen, und die Jahre bei Zimt waren meine Lehrjahre. Die komplexen und doch transparenten Arrange-ments bei „The Girl who stole the eiffel tower“ (Die Sache, Mini-LP) sind nicht ohne diese Erfahrungen denkbar.Nach dem Split von Zimt 1985 fand erst wieder 2002 eine Kooperation statt, auf der Sache-CD „Wann und wo immer du willst“ singt Sven Gormsen ein Stück und er trat auch zweimal mit auf, auch mit „ich, es und über-ich“.

Wichtige Protagonisten der Cassettenszene Tü-Rt der der frühen 80er:

Rolf Schobert, auch Benno Schyzophreno, Der künftige, ewige ... Musikant; Bands/Projekte: Vermin, Name, Heute, Solo.Georg Alfred Wittner, auch GAW; Bands/Projekte: Vermin, Name, Heute, Pünkelpracht, Solo.Wolfgang Schillhanek, auch Schilli, Anabiose; Bands/

Projekte: Vermin, Name, Die Alten, Solo.Thomas Walter, auch Handke Hesselbach, Hank Ewalds, Hank von Ewalds, HvE; Bands/Projekte: Familie Hesselbach, Gäste aus Ungarn, Die Schrift-leiter, Die Eltern, Solo.Frank Kühner, auch Frank Hesselbach, Carl Mayer, Mayer; Bands/Projekte: ABC, SR 25, Familie Hessel-bach, GAU, Die Schriftleiter, Die Sache, Solo: Tassili Expedition. Gottfried Kress, auch Gottfried Hesselbach; Bands/Projekte: ABC, SR 25, Familie Hesselbach, Ndl, Sen-timental servic.Klaus Wolf, auch Klaus Hesselbach; Bands/Projekte: ABC, SR 25, Famile Hesselbach, Ndl.Klaus Roth, auch Claude Hesselbach; Bands/Projekte: SR 25, Famile Hesselbach, Mint mine.Markus Bella, auch Le Marquis; Bands/Projekte: Anschlag, GAU, Zimt/Autofick, Ndl, Die Sache, Solo.Beck 1210; Bands/Projekte: Die Sache, 1983-85Oliver Neitzel, auch Ollie, Rudi Ment; Bands/Projekte: Exzess, Autofick, Die Sache, Die Mütter, Nevermind-fux, Killing Corsets, Krach.Joachim Stumm, auch Gini Fatale; Bands/Projekte: A&P, Solo.Ralf Siemers, auch Ralf van Daale; Bands/Projekte: A&P, Solo, How high the moon, Zimt/Autofick, Die Mütter.

Familie Hesselbach

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Steffen Lückehe, auch Luigi Nicoletti; Bands/Projekte: Frauen und Technik, Solo, Die Schriftleiter, Die Mütter.Sven Gormsen, auch Blitzkrieg; Bands/Projekte: Zauber der Musik, Zimt/Autofick, How high the moon, Heute.Uli Mall; Bands/Projekte: Zauber der Musik, Zimt/Autofick.Christoph Haas; Bands/Projekte: Zimt/Autofick.Martin Strampfer, auch Martin Luthor Kong; Bands/Projekte: Anschlag, Zimt/Autofick, Ndl.Pollux; Bands/Projekte: Zauber der Musik, Anschlag, Ndl

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Zimt (1983): Le Marquis und Van Daale82

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TÜ-S-R-pediazusammengestellt von Günter Sahler. Alle Bilder

sind aus dem Archiv von Markus Bella.

ABC, nicht zu verwechseln mit gleichnamiger Band um Martin Fry aus dem englischen Sheffield, die zur gleichen Zeit aktiv waren. ABC aus Tübingen wurde von Uli ABC und Axel Recht gegründet. Zur Band kamen noch Frank Kühner, Gottfried Kress und Klaus Wolf. „In diesem ersten Halbjahr 81 war ABC sicher die beste Tübinger Punkband. Die Ergebnisse dieses Schaffens hielt man fest auf einer Kassette, die inzwischen leider vergriffen ist, die ich aber stel-lenweise sogar der Hesselbach-Cassette vorziehe.“ (Sven Gormsen, „Die Hesslbach-Story, Lautt Nr. 0/Okt. 1982) Nachdem Uli ABC bei einem Auftritt im Botanischen Garten in Tübingen die Bühne und Band verließ, nahte das Ende von ABC. Die Band nannte sich nun kurzzeitig SR 25 (soll von „25 Jahre Schar-now-Reisen“ kommen), dann Familie Hesselbach.Anschlag, Band aus Tübingen, die zunächst frühe Who- und Stones-Stücke nachspielten, dann sich auch der neueren Musik öffneten. Mit Le Marquis, Pollux und Hendrik.Arsenal, Kino-Kneipe in Tübingen, Treff einiger Kassettenmacher.Bermuda Dreieck, kurzlebige Ska-beeinflußte Band aus Tübingen.Café Zakk, Treffpunkt der Infam in der Thiepval-Kaserne (Bau von 1874) in der Schellingstraße in Tübingen. Diederichs, Steve, Bandmitglied bei 8 Halbe, Der Clan, Fazit. D. veröffentliche eine Kassette mit dem Titel „Steve als ‚der General‘ in Sympassé“. Kasset-tenstatement: „Man hätte die Chance, den Platten-markt zu untergraben, wenn es bei den Hörern nicht diese Soundspinner geben würde, die nur auf den superklaren Sound stehen. Außerdem sind die Leute konservativ und denken bei der Kassette sofort an ein Chaotenprodukt.“

Familie Hesselbach, gegründet Ende 1981 in Tübingen, nahmen mehrere Kassetten und Platten auf, gaben ihr Abschiedskonzert am 24. Oktober 1985 im Zentrum Zoo. Etwa zur gleichen Zeit erschien ihre letzte Kassette „Der Untergang des Hauses H.“ mit Aufnahmen von 1980 (mit Stücken aus den ABC-Tagen) bis 1985. Im Oktober 1990 spielte die Band für einen Abend noch mal das alte Programm im Zen-trum Zoo. Frauen und Technik, Band aus der Gegend von Her-renberg, Reutlingen, Nagold, die auch eine Kassette aufgenommen hatte.Gäste aus Ungarn, JazzPunk-Band aus Tübingen mit Handke und Frank von der Familie Hesselbach sowie Le Marquis. Ihre Kassette hatten den Titel „Der Name sagt alles“.Gormsen, Sven, auch Blitzkrieg genannt. Fanzine-macher. Bandmitglied bei Zauber der Musik, Zimt/Autofick, How high the moon, Heute. Herausgeber der Musikzeitschrift „Lautt“. Beitrag in der „Tüte“ (2/1981) über die Tübinger Musikszene („I can‘t get no satisfaction!“). Kassettenstatement: „Im Grunde ist die Kassettenszene Teil der Untergrundszene. Untergrund insofern, als die Produkte für den allge-meinen Konsum zu sperrig sind. [...] Oft ist jedoch die schlechte Qualität für jemanden, der nicht in der Szene ist, eine Zumutung. [...] Es gibt viele Sachen, die besser sind als das, was es auf Platte gibt. Die sind jedoch mitunter einfach nicht vermarktbar.“ (Schwäb. Tageblatt, 26.05.1984)Hesselbach, Frank, Eigentlich Frank Kühner, auch Carl Mayer oder Mayer genannt. Bandmitglied bei den Musikgruppen ABC, SR 25, Familie Hesselbach, GAU, Die Schriftleiter, Die Sache. Hesselbach, Handke, Eigentlich Thomas Walter, auch Hank Ewalds, Hank von Ewalds oder HvE genannt. Bandmitglied bei Familie Hesselbach, Gäste aus Ungarn, Die Schriftleiter, Die Eltern. Eigene Kas-setten als H. auf seinem Kassettenlabel Werke Junger Monarchen. Autor der Zeitschrift Lautt.Hesselbach, Klaus, Eigentlich Klaus Wolf, Bandmit-glied der Famile Hesselbach aus Gomaringen.8

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Hofmann, Armin, Student in Tübingen, eigentlich aus Wildberg (Nordschwarzwald), machte das Modema-gazin, ExtremMist und dann X-mist.Infam, Initiative für aggressive Musik in Tübingen.Janta und die Teilung Europas, Tübinger Band mit Mitgliedern von Moralische Endrüstung und Bermuda Dreieck.The Jazzbandneger, Mitte der 80er Jahre eine Band aus Stuttgart, elf Personen, mit dabei GAW. Spielten eine Mischung aus Jazz, Gospel, Chansons, Soul und Bepop im modernen Gewand. Lautt, Vierteljahresschrift für Geräusche aus der Pro-

vinz, Musikzeitschrift aus Tübingen, erschien erstmals im Oktober 1982 (Nr. 0).Le Marquis, eigentlich Markus Bella. Bandmitglied bei Anschlag, GAU, Zimt/Autofick, Ndl, Die Sache. Veröffentlichung der Kassetten „Pop“, „El Dorado“ als L. Kassettenstatement: „1980 hat der Name-Dunst-kreis angefangen, Solokassetten zu machen. Das ist der letzte Kick gewesen, es auch zu machen. [...] Die Kassetten die ich damals kannte, waren musikalisch schlecht und hart an der Grenze der Unhörbarkeit. Da hab‘ ich mir gesagt: Raus mit dem Zeug!“ (mit „Zeug“ waren die Aufnahmen der ersten Le Marquis-Kassette „Pop“ gemeint). Mausefalle, Veranstaltungsort in Stuttgart. Dort ver-anstalteten Werner Heitmann und Stefan Siller den Konzertbetrieb „Paul-Musik“ ab Herbst 1980 und

holten Bands wie DAF, Palais Schaumburg, Au Pairs, The Fall oder Honeymoon Killers nach Stuttgart. Nach einem Streit mit dem Pächter der Mausefalle, konnte der Konzertbetrieb nach dem letzten Konzert im September 1982 (es spielte die New Yorker Band Unknown Gender) nicht vorgesetzt werden.Mobile Liebe, Mitglied der Infam, Pogoband aus Tübingen.Mode Magazin, Fanzine vom ExtremMist-Macher Armin Hofmann, mindestens neun Ausgaben.Moralische Endrüstung, Mitglied der Infam, machten „Studentenpopgo“ und „Synthie-Pop mit saxophon“ (Hank Ewalds). Hendik war vorher bei Anschlag. NDL, Projekt mit Le Marquis, Klaus Hesselbach, Pollux und Carola. Nahmen die Kassette „Monte Carlo, Baden Baden“ auf.Punk-Keller, Kneipe die Ende 1981 in Tübingen in der Herrenberger Straße eröffnet wurde. Rimpo, Schallplattenladen in Tübingen, Marktgasse 17 (heute 2004)Römer, Wolf-Ingo, machte das Kassettenlabel Edi-tion Oberton, das aus der Initiative Rock gegen Rechts hervorgegangen war. Zusammen mit André Schnisa nahm er die Kassette „Urbi Et Orbi Meet The Papst“ auf. Später war er Bandmitglied bei Die Maschinisten, mit denen er ebenfalls eine Demokas-sette aufnahm. Rüger, Richard, kam aus Dettenhausen, Bandmit-glied bei Zauber der MusikSache, Die, Band um Le Marquis als Sänger, Gitar-rist, Pianist, Texter und Komponist. Le Marquis ist seit seiner ersten Band 1973 „dem 3-Minuten Pop-

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Untergrund-Spaziergang, Titel eines „Tübinger Musik- und Szenen Wochen-Kalender“ für 1986 der Ende 1985 von Le Marquis und Frank D. Beat (= Frank Diederichs von 8 Halbe) herausgegeben wurde.van Daale, Ralf, eigentlich Ralf Siemers aus Filder-stadt, „eine verkrachte Theologiestudentenexistenz und einstmals selbsternannter Punk-Papst Tübingens, war der Initiator von ‚Attraktiv und Preiswert‘, einer Punk-Avantgarde-Gruppe“. (Hank Ewalds in einer Scritti von 1982). Einen A&P-Auftritt (mit Gini Fatale) gab es auf Vinyl. Veröffentlichte die erste Punk-/New Wave-Kassette der Gegend. Spielte bei How high the moon, Zimt/Autofick, Die Mütter.Zentrum Zoo, Veranstaltungsort in Tübingen im Schleifmühlenweg 86, Neueröffnung 27. November 1981Zimt, entstand 1981 im Stuttgarter Raum, Band mit Le Marquis, Sen Gormsen, Ralf van Daale. Der Stil von Z. bewegte sich „zwischen Geräusch, Zwölftonmusik und Free Jazz“ (Schwäb. Tageblatt).Z.S.K.A., Soloprojekt von Andy Hofmann aus Wild-berg, Bruder von Armin Hofmann (ExtremMist, X-Mist). Nahm drei Kassetten auf, war auch ver-schiedenen Samplern von ExtremMist sowie auf den Samplern „Jeden Morgen, Jeden Tag“ (Infam), „Lautt - Ein Sampler aus Südwest“ (Intoleranz), „Fight For Your Life“ (Volksempfänger) und „Dilletanten des Wunders“ (Provinzmusik) vertreten.

Ethos der mittleren Sechsziger verpflichtet.“ Die Band wurde im Frühjahr 1983 von Beck 1210, Mayer und Le Marquis gegründet. 1985 kam Rudi Ment hinzu und Beck verließ wenig später die Band. In dieser Zeit nahm die Band die Kassetten „Nach Punkten“ (1983), „Kugel“ (1984), und „Who‘s in my Garage“ (1986) auf und beteiligte sich am Kassettensampler „Battle of the Bands – a collection of German Garage Bands“ (Glitterhouse). Später folgten die beiden Mini-LPs „The Girl who stole the eiffel tower“ (1987) und „Why I hate america“ (1988). Nach zahlreichen Umbe-setzungen gehören heute Charles Miller, Dr. Subke und Le Marquis zu Die Sache (www.die-sache.de).SR25, kurzlebige Vorläuferband der Familie Hessel-bach, die sich aus ABC gebildet hatteTüte, Tübinger Termine, Stadtmagazin für Tübingen und Umgebung. Erschien erstmals 1980.

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