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Rathaus – politische Anfänge Platz der Deutschen Einheit Die Gründung des städtischen Arbeitskreises für die Probleme auslän- discher Arbeitnehmer, in dem Migranten zu 50 % vertreten waren, stellte 1971 einen bedeutenden Schritt in der Integrationsarbeit dar. 1973 folgte der Unterausschuss des Sozialausschusses für die Belange ausländischer Arbeitnehmer und ihrer Familien, der 1978 bis 1982 den Aufbau von selbst verwalteten Begegnungsstätten für Griechen, Italiener, Spanier, Jugoslawen, Portugiesen, Türken und Tunesier vorantrieb. 1988 konstituierte sich der Ratsausschuss für Ausländerangelegenheiten, der 2001 in den Ausschuss für Integrationsfragen umbenannt wurde. 1994 wurde dem türkischen Griechen Manol Kaymakcioglu das Bundes- verdienstkreuz verliehen. Als Vertrauensmann der Gewerkschaft, Mitbe- gründer des Förderkreises für ausländische Arbeitnehmer (1972) und Initiator des Unterausschusses für ausländische Arbeitnehmer hatte er sich jahre- lang für Migranten eingesetzt. 1986 wurde die Lehrerin Leyla Onur (SPD) zur zweiten Bürgermeisterin gewählt. Von 1989 bis 1994 war sie die erste deutsche Abgeordnete türkischer Herkunft im Europaparlament. 1994 bis 2002 gehörte sie dem Deutschen Bundestag an. Wohnlager der Firma Büssing Friedrich-Wilhelm-Platz 4 Als der Braunschweiger Bahnhof 1960 verlegt wurde, erlitt das 1889 nach Plänen von Constantin Uhde erbaute „Hotel Monopol“ finanzielle Einbußen und wurde geschlossen. Die Firma Büssing nutzte 1970 Dachboden und Keller des viergeschossigen Eckhauses „nur vorübergehend“ als Unterkunft für 40 türkische Arbeits- migranten. Gesundheits- und Arbeitsamt wurden auf die skandalösen Zustände in dieser Unterkunft aufmerksam. Überall lag heruntergefallenes Putz- und Mauerwerk herum. In die spärlich möblierten Räume drang nur wenig Licht. Es fehlten Toiletten und die Wasserhähne waren ohne Becken in die Wände eingelassen. Auch andere türkische Arbeitnehmer hatten Grund zur Klage. Die Unter- bringung von sechs Mann in einem Zimmer oder „zwei Betten, 15 qm, 270 DM pro Monat“ entsprach durchaus der Regel. Am 19.10.1970 rief der Türkische Kulturkreis e.V. auf dem Kohlmarkt zu einer Protestversammlung auf, um auf die katastrophale Wohnsituation der türkischen Mitbürger aufmerksam zu machen. Ein weiterer Demonstrationszug führte am 9.11.1970 durch die Innenstadt und endete mit einer Kundgebung auf dem Burgplatz. Konservenfabrik Brunsviga Karlstraße 35 (heute Kultur- und Kommunikationszentrum) Bereits 1960 wurden Frauen in Griechenland und Spanien für einen der damals wichtigsten Industriezweige der Region angeworben. Die Arbeiterinnen suchten sich nach der Kampagne (Mai bis Dezember) in der Konservenfabrik oft andere Arbeitsplätze. Die eintönige Arbeit stellte bei niedriger Bezahlung hohe körperliche Anforderungen an die Frauen. Auch waren sie mitunter willkürlichen Angriffen ausgesetzt. 1969 verklagten tunesische Arbeiterinnen die Konservenfabrik Veltenhof wegen Misshandlung durch Vorgesetzte. In der Brunsviga arbeiteten vor allem Griechinnen und Türkinnen aus Izmir, die im angrenzenden Wohnheim lebten. Die Konservenfabrik Backmann in Ölper stellte als eine der ersten „Gastarbeiterinnen“ ein. Dort waren in den 60er Jahren 10-12 Türkinnen tätig, die nach 9-10 Monaten ersetzt wurden. Der Fabrikant brachte sie in einer Privatwohnung (fünf Zimmer, Küche, Bad, 180 qm) unter. Caritas – Migrationsdienst Magnitorwall 16 (seit 1989 Kasernenstraße 30) 1963 wurden von Wohlfahrtsverbänden getragene Beratungsstellen für Arbeitsmigranten eingerichtet. Die AWO betreute Türken, Jugoslawen und Tunesier, das Diakonische Werk Griechen und die Caritas katholische Arbeitnehmer aus Italien, Spanien, Portugal und Jugoslawien. 1957 eröffnete die Caritas hier eine Förderschule für Aussiedler. 1962 entstand ein Sozialdienst für Spanier. 1963, als der spätere Oberbürgermeister Hartmut Scupin seine Arbeit aufnahm, wurde Silvano Corona aus Trient als bundes- weit erster Sozialassistent für „Gastarbeiter“ eingestellt. Er besichtigte Unterkünfte, beriet in Wohnungs-, Berufs- und Steuerangelegenheiten, vermittelte Sprachkurse und beteiligte sich an der Einrichtung einer Begegnungsstätte für Italiener. Corona initiierte 1966 die Gründung des ersten „Gastarbeiter“-Fußballvereins in Braunschweig: „I Leoni“. Ab 1976 war das Jugendgemeinschaftswerk (heute Jugendmigrationsdienst) für die Integration von (Spät-)Aussiedlern und Übersiedlern aus der DDR und ab 2000 für alle Migranten zwischen 12 und 27 zuständig.1989 bis 1994 existierte eine Stelle im Bereich Katholischer Lagerdienst (KLD) für die Betreuung von erwachsenen Aussiedlern. Ausländerkreis der Carl-Duisberg-Gesellschaft Bruchtorwall 3 (am Haus noch Bezeichnung „Nr. 1“) In diesem Gebäude, in dem einst die Schriftstellerin Ricarda Huch lebte, wurden 1961 die Klubräume des Braunschweiger Ausländerkreises der Carl- Duisberg-Gesellschaft eröffnet. Ehrenamtliche kümmerten sich um die oft mittellosen „Freien Praktikanten“ aus Ländern der Dritten Welt, die zur Fortbildung nach Braunschweig gekom- men waren. Die Carl-Duisberg-Gesellschaft wurde 1962 ins Leben gerufen und vermittelte Stipendiaten an Institutionen wie die Forschungsanstalt für Landwirtschaft oder die Biologische Bundesanstalt. Afrikanische Stipendiaten gründeten 1969 die deutsch-afrikanische Band „Afro-Ritmo“. Ihre Gründer, Joseph Begeame, Christophe Kabambe und Peter Maleketa aus dem Kongo, Laurent Coulibaly aus Mali sowie Klaus Eigenbrodt aus Braunschweig, traten in diesen Räumen auf. Die Band löste sich 1972 auf, formierte sich jedoch Jahre später unter dem Namen „Pretty Cashanga“ neu. Der Name bedeutet „Wissen“ oder „Erkenntnis“. Er entstammt einer alten afrikanischen Legende und bezieht sich auf einen weisen blauen Elefanten, der Menschen, die Musik liebten, beschützte. Pauli-Kirche – „Refugium“ Flüchtlingshilfe e.V. An der Paulikirche Die Flüchtlingshilfe ging aus einer Initiative der Pauli-Gemeinde und Mitgliedern aus unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Bereichen hervor. 1983 besuchten die ersten Flüchtlinge in der ZASt am Altewiekring – Tamilen aus Sri Lanka – den Gottesdienst in der Kirche und erbaten Hilfe. 1986 wurde die Flüchtlingshilfe e.V. gegründet und zwei Jahre später das Vereinsbüro „Refugium“ in der Helmstedter Straße 144 eingerichtet, in dem zunächst eine Sozialarbeiterin tätig war. Seit 1999 befindet sich das Büro im Steinweg 5. Allein 2010 wurden 15 Beratungen pro Tag bzw. 3000 pro Jahr abgehalten, 20 Wohnungen und 20 Arbeits- stellen vermittelt sowie 10 Sprachkurse abgehalten. 10 ehrenamtliche Helfer unterstützen den Verein. Heute sind dort eine Sozialberaterin, ein Sozialpädagoge und ein Sozialarbeiter hauptamtlich tätig. Die Mittel werden durch das Land Niedersachsen, die Stadt Braunschweig und die Landeskirche bereitgestellt. Mit Hilfe der katholischen Friedensbewegung Pax Christi und dem Kloster Albertus Magnus konnte außerdem ein Rechtshilfefonds für schwierige Asylfälle eingerichtet werden. Diyanet Türkisch Islamischer Kulturverein Kalenwall 3 Die 1985 gegründete DITIB-Braunschweig trägt seit 2006 den Namen: „Türkisch-Isla- mische Gemeinde zu Braunschweig e.V.“. Der eigenständige, gemeinnützige Verein gehört dem DITIB-Dachverband an. Er bezog die Räumlichkeiten im alten Luft- schutzbunker am Kalenwall, die vorher als Türkisches Haus genutzt wurden. Dieses Türk Evi, 1980 vom Oberbürgermeister Gerhard Glogowski und dem türkischen Generalkonsul Vedat Erkul eröffnet, hatte Beratung, Nachhilfe und Freizeitgestaltung angeboten. Aufgrund der stetig wachsenden Anzahl der Gemeindemitglieder kaufte die DITIB 1994 das Objekt in der Ludwigstraße 23 a, ehemals Pantherwerke, und modernisierte es komplett. Die Zentral-Moschee der Region und das Gemeindezentrum fungieren als Dialogstätte mit anderen Religionen sowie interessierten Bürger/innen. Hierzu werden unter anderem gemeinsames Fastenbrechen im Ramazan, ein Sommerfest sowie Moscheeführungen angeboten. Neben den interreligiösen, -kulturellen und sozialen Tätigkeitsfeldern wird ein besonderer Schwerpunkt auf Bildung gelegt. Für mehr als 360 Kinder, Jugendliche und Studenten werden neben Religionsunterricht, Sprachför- derung in Deutsch, Fortbildungen, Kunstkurse, Musik sowie Sport angeboten. Braunschweig International – Fest der Kulturen Kohlmarkt Seit 1981 findet jährlich im Juni das Festival „Braunschweig International“ auf dem Kohlmarkt statt. Zunächst noch gegen den Widerstand der ansässigen Geschäftsleute präsentierten und präsentieren Braunschweiger Migrantinnen und Migranten Kunst, Kultur und Küche ihrer Länder. Ursprünglich war geplant, sich auf der Ausstellung „Harz + Heide“ darzu- stellen, doch standen dort „kommerzielle Interessen den Ausländerwün- schen“ entgegen. Ursprünglich waren nur die sieben Anwerbenationen der „Gastarbeiter“ vertreten. Ab Ende der 80er Jahre nehmen auch andere Migrantengruppen teil. Das Festival verlief nicht immer ohne Zwischenfälle. Die zunehmende Fremdenfeindlichkeit in Deutschland ließ die Teilnehmer 1989 beispiels- weise beschließen, „Braunschweig International“ ausnahmsweise in Form einer Mahnveranstaltung zu begehen und das Gespräch mit den Bürgern zu suchen. 2011 konnte während des 31. Festes in letzter Minute ein Aufmarsch von Rechtsradikalen durch die Innenstadt verhindert werden, indem man die Demonstranten zwang, ihre Kundgebung auf den Bahn- hofsbereich zu beschränken. Wir müssen noch viel tun. Manches liegt im argen. Silvano Corona Milonja Milosevic gibt Ausländern Deutschunterricht, um 1965. (Privatbesitz) Türkischer Kochkurs bei der AWO. (Privatbesitz, Cetinkaya) Sehnsucht nach Fremde geweckt Braunschweiger Zeitung vom 27.6.1981 Wir sollten Spargel schä- len. Wer konnte Spargel schälen? Anastasia Lazaridou Maschinen werden gepflegt, wir werden gelagert Text eines Plakats von der Demonstration am 9.11.1970 Das Friedrich-Wilhelm- Viertel – Schritte in die Selbständigkeit Bereich um den Friedrich-Wilhelm-Platz Anfang der 60er Jahre trafen sich Migranten am Petritorwall in einer türkischen und in einer griechischen Kneipe. 1970 eröffnete der Italiener Marcello di Favrio am Bohlweg die erste Pizzeria, das „da Bruno“. Ab 1969 boten die „Dalmatiner Stuben“ an der Fallersleber Straße jugoslawische Küche an. Türken, Griechen, Jugoslawen und Italiener machten sich auch als Schuster, Schneider und Fliesenleger selbständig. Um 1967 sorgte ein „fliegender Händler“ für die kulinarischen Bedürfnisse seiner türkischen Landsleute und 1969 entstand in der Wendenstraße 55 das erste türkische Reisebüro. Im ehemaligen Bahnhofsviertel um den Friedrich-Wilhelm- Platz entwickelte sich ein eigenes Ge- schäftsviertel für Migranten. 1985 besaß Braunschweig neun türkische, zwei italienische und zwei französische Lebensmittelläden sowie ein griechisches Geschäft. Es folgten Im- und Export- sowie Bauunternehmen, Kfz-Werkstätten, Reisebüros, Videotheken usw. 1991 waren 581 Ausländer als Gewerbetreibende gemeldet und heute sind Migranten in fast allen Wirtschaftsbereichen vertreten. Die ZASt Altewiekring 20 h Das Gebäude, eine Husarenkaserne aus dem Jahr 1892, beherbergte zwischen 1983 und 1990 die damals einzige Zentrale Asylanlaufstelle (ZASt) Niedersachsens. Sie bot Platz für 300 Personen. Im Mai 1983 trafen hier die ersten Bewohner ein, die in spärlich möblierten Räumen mit bis zu sechs Betten unterkamen. Die Kaserne wurde bis August 1997 genutzt. Aufgrund des starken Anstiegs der Asylbewerberzahlen durch die interna- tionalen politischen Veränderungen wurden im Oktober 1989 weitere 400 Unterbringungsplätze in einer Kaserne in der Rautheimer Straße eingerichtet. Allein im Oktober 1991 trafen 2 633 Asylsuchende aus 44 Nationen ein. Letztendlich waren insgesamt 1250 Betten belegt. Zusätzlich wurden 25 Zelte aufgestellt. Zeitweilig musste diese Unterkunft 1991 wegen Überfüllung geschlossen werden. Erst die Asylrechtsänderung von 1993 entschärfte die Lage. 1992 wurde die ZASt in der Rautheimer Straße durch einen neuen Stand- ort in der Hermann-Blenk-Straße ersetzt, der 500 Personen Unterkunft bot. Seit Juli 1997 ist die Landesaufnahmebehörde (LAB) in der Boeselagerstraße in Kralenriede untergebracht. Hier warten zurzeit durchschnittlich 550 Personen auf ihre Anerkennung als Asylberechtigte. Italienische Eisdielen: das „Cortina“ Kattreppeln 17 Italienisches Speiseeis wird in Braunschweig bereits seit 1891 verkauft. 1950 besaß die Stadt 21 Speiseeiskonditoreien. Italienische Migranten setzten diese Tradition fort. 1963 eröffnete Gaspare Pampanin das „Cortina“ und kurze Zeit später folgte das Eiscafé „Roma“ der Brü- der Alberto, Karlo und Walter Evangelisti an der Friedrich-Wilhelm-Straße. Einen legendären Ruf besaß das „Coletti“, das 1965 am Bohlweg 10 eingerichtet wurde. Es entwickelte sich zu einem regelrechten Szenetreff der Teenager. „Dolomiti“, „Capri“ und „Coco“ sind weitere Namen heute noch bekannter Eisdielen. Im Angebot waren der Amarena-Becher, Fruchteis aus Erdbeeren und Heidelbeeren, das Gondoletta und das Bananen-Split. Das inzwischen geschlossene „Cortina“ wurde nach Cortina d’Ampezzo, einem kleinen Ort in Venetien, benannt. Tatsächlich stammen gut zwei Drittel der etwa 4000 italienischen Eis- dielenbetreiber Deutschlands aus dem Val di Zoldo und dem Val di Cadore in den Dolomiten. In diesen „Tälern der Gelatieri“ wurde Ende des 19. Jahrhunderts das beliebte italienische Speiseeis entwickelt. Stadthalle und IDUNA-Komplex – Migranten im Baugewerbe Leonhardplatz Der Bedarf an Zimmerleuten und Bauarbeitern im kriegszerstörten Braun- schweig war hoch. Im Sommer 1959 stellten Braunschweiger Baufirmen die ersten italienischen Arbeiter ein. Sie waren die ersten „Gastarbeiter“, die in der Stadt eintrafen. Die Bauunternehmer setzten sie beim Bau des Audimax im Universitätsviertel, der Stadthalle, der IDUNA-Hochhäuser am Bahnhof, des Bahnhofs selbst und der neuen Stadtteile Heidberg, Weststadt und Kanzlerfeld ein. Der italienische Arbeitsemigrant Tommaso Manna erinnert sich: „Der alte Chef von Carl Weiß ist zu mir gekommen und wollte Zimmer- leute haben. Er hat mich gefragt, ob ich bereit wäre, mich in den Zug zu setzen, nach Italien zu fahren und die Leute anzuwerben. Ich sollte die Leute selbst fragen und einfach mitnehmen.“ In den folgenden Jahren arbeitete jeder Fünfte der angeworbenen Auslän- der im Baugewerbe. Jeder Zehnte im Baugewerbe Tätige war Ausländer. Die Italiener wurden bald von Jugoslawen und Türken abgelöst. Die Stadthalle wurde 1965 fertig gestellt, die IDUNA-Häuser mit Laden- zeile waren ab 1970 einzugsbereit. „Sparsam und nüchtern“ eingerichtet Braunschweiger Zeitung vom 3.5.1983 So gut wie damals schmeckt es heute nicht mehr! Braunschweiger Zeitung vom 4.4.2007 Manchmal waren auf der Baustelle die Hälfte Ausländer. Tommaso Manna Verleihung des Bundesver- dienstkreuzes an Manol Kaymakcioglu, 1994 (BZ) Leyla Onur (Wikipedia) Junge Griechin im Wohnheim der Brunsviga-Konservenfabrik, 1960er Jahre. (Privatbesitz) Türkische Konservenarbeiterinnen im Wohnheim der Konserven- fabrik der Gebrüder Grahe am Rebenring, 1960er Jahre. (Güven) Türkische Migranten klagen auf der Maikundgebung über Wohnungsnot, 1970. (Okerland-International) Das alte „Hotel Monopol“. (Ahrens) Die Band Afro-Ritmo, 1972. (Privatbesitz, Eigenbrodt) Demonstration anlässlich einer drohenden Schließung des „Refugiums“. (Privatbesitz, Probst) Die Pauli-Kirche von der Jasperallee aus gesehen. (Wikipedia) Türkischer Schnellimbiss Frankfurter / Cammanstr., 1993. (Weber) Das Friedrich-Wilhelm-Viertel, 2012. (Ahrens) „Tamilen warten auf Asyl“, 1980er Jahre. (Okerland-International) Der alte Standort am Kalenwall 3, 2011 (Ahrens) Zentral-Moschee in der Ludwigstr. 23 a, 2012. (Yabas) Braunschweig International, um 1981. (Städtischer Bilderdienst) Portugiesischer Stand bei Braunschweig International, 1982. (Privatbesitz Morganho) Das „Cortina“ am Kattreppeln. (Jonscher) Die Eisdiele „Coco“ befand sich früher in der Humboldt- straße 3. (Jonscher) Bau der Stadthalle, Anfang 1960er Jahre. (Arbeitskreis Andere Geschichte) 1000 m Karte: © Stadt Braunschweig, Abteilung Geoinformation, 2011 sche Anfänge - W Monopol“ fina üb D Au Ca Br Be In e H K A Dritten Welt die zur Fortbildun Die Ba D A D au zw ei (ZA r hi di B h i di i ä W l 3. Braunschweiger Zeitung vom 27.6.1981 Braunschweig International um 1981 eichen 7 8

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Rathaus – politische AnfängePlatz der Deutschen Einheit

Die Gründung des städtischen Arbeitskreises für die Probleme auslän-discher Arbeitnehmer, in dem Migranten zu 50 % vertreten waren, stellte 1971 einen bedeutenden Schritt in der Integrationsarbeit dar. 1973 folgte der Unterausschuss des Sozialausschusses für die Belange ausländischer Arbeitnehmer und ihrer Familien, der 1978 bis 1982 den Aufbau von selbst verwalteten Begegnungsstätten für Griechen, Italiener, Spanier, Jugoslawen, Portugiesen, Türken und Tunesier vorantrieb. 1988 konstituierte sich der Ratsausschuss für Ausländerangelegenheiten, der 2001 in den Ausschuss für Integrationsfragen umbenannt wurde. 1994 wurde dem türkischen Griechen Manol Kaymakcioglu das Bundes-verdienstkreuz verliehen. Als Vertrauensmann der Gewerkschaft, Mitbe-gründer des Förderkreises für ausländische Arbeitnehmer (1972) und Initiator des Unterausschusses für ausländische Arbeitnehmer hatte er sich jahre-lang für Migranten eingesetzt. 1986 wurde die Lehrerin Leyla Onur (SPD) zur zweiten Bürgermeisterin gewählt. Von 1989 bis 1994 war sie die erste deutsche Abgeordnete türkischer Herkunft im Europaparlament. 1994 bis 2002 gehörte sie dem Deutschen Bundestag an.

Wohnlager der Firma BüssingFriedrich-Wilhelm-Platz 4

Als der Braunschweiger Bahnhof 1960 verlegt wurde, erlitt das 1889 nach Plänen von Constantin Uhde erbaute „Hotel

Monopol“ finanzielle Einbußen und wurde geschlossen. Die Firma Büssing nutzte 1970 Dachboden und Keller des viergeschossigen Eckhauses „nur vorübergehend“ als Unterkunft für 40 türkische Arbeits-migranten.Gesundheits- und Arbeitsamt wurden auf die skandalösen Zustände in dieser Unterkunft aufmerksam. Überall lag heruntergefallenes Putz- und Mauerwerk herum. In die spärlich möblierten Räume drang nur wenig Licht. Es fehlten Toiletten und die Wasserhähne waren ohne Becken in die Wände eingelassen.Auch andere türkische Arbeitnehmer hatten Grund zur Klage. Die Unter-bringung von sechs Mann in einem Zimmer oder „zwei Betten, 15 qm, 270 DM pro Monat“ entsprach durchaus der Regel. Am 19.10.1970 rief der Türkische Kulturkreis e.V. auf dem Kohlmarkt zu einer Protestversammlung auf, um auf die katastrophale Wohnsituation der türkischen Mitbürger aufmerksam zu machen. Ein weiterer Demonstrationszug führte am 9.11.1970 durch die Innenstadt und endete mit einer Kundgebung auf dem Burgplatz.

Konservenfabrik Brunsviga Karlstraße 35 (heute Kultur- und Kommunikationszentrum)

Bereits 1960 wurden Frauen in Griechenland und Spanien für einen der damals wichtigsten Industriezweige der Region angeworben. Die Arbeiterinnen suchten sich nach der Kampagne (Mai bis Dezember) in der Konservenfabrik oft andere Arbeitsplätze. Die eintönige Arbeit stellte bei niedriger Bezahlung hohe körperliche Anforderungen an die Frauen. Auch waren sie mitunter willkürlichen Angriffen ausgesetzt. 1969 verklagten tunesische Arbeiterinnen die Konservenfabrik Veltenhof wegen Misshandlung durch Vorgesetzte. In der Brunsviga arbeiteten vor allem Griechinnen und Türkinnen aus Izmir, die im angrenzenden Wohnheim lebten. Die Konservenfabrik Backmann in Ölper stellte als eine der ersten „Gastarbeiterinnen“ ein. Dort waren in den 60er Jahren 10 -12 Türkinnen tätig, die nach 9 -10 Monaten ersetzt wurden. Der Fabrikant brachte sie in einer Privatwohnung (fünf Zimmer, Küche, Bad, 180 qm) unter.

Caritas – MigrationsdienstMagnitorwall 16 (seit 1989 Kasernenstraße 30)

1963 wurden von Wohlfahrtsverbänden getragene Beratungsstellen für Arbeitsmigranten eingerichtet. Die AWO betreute Türken, Jugoslawen und Tunesier, das Diakonische Werk Griechen und die Caritas katholische Arbeitnehmer aus Italien, Spanien, Portugal und Jugoslawien.1957 eröffnete die Caritas hier eine Förderschule für Aussiedler. 1962 entstand ein Sozialdienst für Spanier. 1963, als der spätere Oberbürgermeister Hartmut Scupin seine Arbeit aufnahm, wurde Silvano Corona aus Trient als bundes-weit erster Sozialassistent für „Gastarbeiter“ eingestellt. Er besichtigte Unterkünfte, beriet in Wohnungs-, Berufs- und Steuerangelegenheiten, vermittelte Sprachkurse und beteiligte sich an der Einrichtung einer Begegnungsstätte für Italiener. Corona initiierte 1966 die Gründung des ersten „Gastarbeiter“-Fußballvereins in Braunschweig: „I Leoni“.Ab 1976 war das Jugendgemeinschaftswerk (heute Jugendmigrationsdienst) für die Integration von (Spät-)Aussiedlern und Übersiedlern aus der DDR und ab 2000 für alle Migranten zwischen 12 und 27 zuständig.1989 bis 1994 existierte eine Stelle im Bereich Katholischer Lagerdienst (KLD) für die Betreuung von erwachsenen Aussiedlern.

Ausländerkreis der Carl-Duisberg-GesellschaftBruchtorwall 3 (am Haus noch Bezeichnung „Nr. 1“)

In diesem Gebäude, in dem einst die Schriftstellerin Ricarda Huch lebte, wurden 1961 die Klubräume des Braunschweiger Ausländerkreises der Carl-Duisberg-Gesellschaft eröffnet. Ehrenamtliche kümmerten sich um die oft mittellosen „Freien Praktikanten“ aus Ländern der

Dritten Welt, die zur Fortbildung nach Braunschweig gekom-men waren. Die Carl-Duisberg-Gesellschaft wurde 1962 ins Leben gerufen und vermittelte Stipendiaten an Institutionen wie die Forschungsanstalt für Landwirtschaft oder die Biologische Bundesanstalt.Afrikanische Stipendiaten gründeten 1969 die deutsch-afrikanische Band „Afro-Ritmo“. Ihre Gründer, Joseph Begeame, Christophe Kabambe und Peter Maleketa aus dem Kongo, Laurent Coulibaly aus Mali sowie Klaus Eigenbrodt aus Braunschweig, traten in diesen Räumen auf. Die Band löste sich 1972 auf, formierte sich jedoch Jahre später unter dem Namen „Pretty Cashanga“ neu. Der Name bedeutet „Wissen“ oder „Erkenntnis“. Er entstammt einer alten afrikanischen Legende und bezieht sich auf einen weisen blauen Elefanten, der Menschen, die Musik liebten, beschützte.

Pauli-Kirche – „Refugium“ Flüchtlingshilfe e.V. An der Paulikirche

Die Flüchtlingshilfe ging aus einer Initiative der Pauli-Gemeinde und Mitgliedern aus unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Bereichen hervor. 1983 besuchten die ersten Flüchtlinge in der ZASt am Altewiekring – Tamilen aus Sri Lanka – den Gottesdienst in der Kirche und erbaten Hilfe. 1986 wurde die Flüchtlingshilfe e.V. gegründet und zwei Jahre später das Vereinsbüro „Refugium“ in der Helmstedter Straße 144 eingerichtet, in dem zunächst eine Sozialarbeiterin tätig war. Seit 1999 befindet sich das Büro im Steinweg 5.Allein 2010 wurden 15 Beratungen pro Tag bzw. 3000 pro Jahr abgehalten, 20 Wohnungen und 20 Arbeits-stellen vermittelt sowie 10 Sprachkurse abgehalten. 10 ehrenamtliche Helfer unterstützen den Verein. Heute sind dort eine Sozialberaterin, ein Sozialpädagoge und ein Sozialarbeiter hauptamtlich tätig. Die Mittel werden durch das Land Niedersachsen, die Stadt Braunschweig und die Landeskirche bereitgestellt.Mit Hilfe der katholischen Friedensbewegung Pax Christi und dem Kloster Albertus Magnus konnte außerdem ein Rechtshilfefonds für schwierige Asylfälle eingerichtet werden.

Diyanet Türkisch Islamischer KulturvereinKalenwall 3

Die 1985 gegründete DITIB-Braunschweig trägt seit 2006 den Namen: „Türkisch-Isla-mische Gemeinde zu Braunschweig e.V.“. Der eigenständige, gemeinnützige Verein gehört dem DITIB-Dachverband an. Er bezog die Räumlichkeiten im alten Luft-schutzbunker am Kalenwall, die vorher als Türkisches Haus genutzt wurden. Dieses Türk Evi, 1980 vom Oberbürgermeister Gerhard Glogowski und dem türkischen Generalkonsul Vedat Erkul eröffnet, hatte Beratung, Nachhilfe und Freizeitgestaltung angeboten. Aufgrund der stetig wachsenden Anzahl der Gemeindemitglieder kaufte die DITIB 1994 das Objekt in der Ludwigstraße 23 a, ehemals Pantherwerke, und modernisierte es komplett.Die Zentral-Moschee der Region und das Gemeindezentrum fungieren als Dialogstätte mit anderen Religionen sowie interessierten Bürger/innen. Hierzu werden unter anderem gemeinsames Fastenbrechen im Ramazan, ein Sommerfest sowie Moscheeführungen angeboten.Neben den interreligiösen, -kulturellen und sozialen Tätigkeitsfeldern wird ein besonderer Schwerpunkt auf Bildung gelegt. Für mehr als 360 Kinder, Jugendliche und Studenten werden neben Religionsunterricht, Sprachför-derung in Deutsch, Fortbildungen, Kunstkurse, Musik sowie Sport angeboten.

Braunschweig International – Fest der KulturenKohlmarkt

Seit 1981 findet jährlich im Juni das Festival „Braunschweig International“ auf dem Kohlmarkt statt. Zunächst noch gegen den Widerstand der ansässigen Geschäftsleute präsentierten und präsentieren Braunschweiger Migrantinnen und Migranten Kunst, Kultur und Küche ihrer Länder. Ursprünglich war geplant, sich auf der Ausstellung „Harz + Heide“ darzu-stellen, doch standen dort „kommerzielle Interessen den Ausländerwün-schen“ entgegen. Ursprünglich waren nur die sieben Anwerbenationen der „Gastarbeiter“ vertreten. Ab Ende der 80er Jahre nehmen auch andere Migrantengruppen teil. Das Festival verlief nicht immer ohne Zwischenfälle. Die zunehmende Fremdenfeindlichkeit in Deutschland ließ die Teilnehmer 1989 beispiels-weise beschließen, „Braunschweig International“ ausnahmsweise in Form einer Mahnveranstaltung zu begehen und das Gespräch mit den Bürgern zu suchen. 2011 konnte während des 31. Festes in letzter Minute ein Aufmarsch von Rechtsradikalen durch die Innenstadt verhindert werden, indem man die Demonstranten zwang, ihre Kundgebung auf den Bahn-hofsbereich zu beschränken.

Wir müssen noch viel tun.

Manches liegt im argen.

Silvano Corona

Milonja Milosevic gibt Ausländern Deutschunterricht, um 1965. (Privatbesitz)

Türkischer Kochkurs bei der AWO. (Privatbesitz, Cetinkaya)

Sehnsucht nach Fremde geweckt

Braunschweiger Zeitung vom 27.6.1981

Wir sollten Spargel schä-len. Wer konnte Spargel

schälen?Anastasia Lazaridou

Maschinen werden gepflegt, wir werden gelagert

Text eines Plakats von der Demonstration am 9.11.1970

Das Friedrich-Wilhelm-Viertel – Schritte in die SelbständigkeitBereich um den Friedrich-Wilhelm-Platz

Anfang der 60er Jahre trafen sich Migranten am Petritorwall in einer türkischen und in einer griechischen Kneipe. 1970 eröffnete der Italiener Marcello di Favrio am Bohlweg die erste Pizzeria, das „da Bruno“. Ab 1969 boten die „Dalmatiner Stuben“ an der Fallersleber Straße jugoslawische Küche an. Türken, Griechen, Jugoslawen und Italiener machten sich auch als Schuster, Schneider und Fliesenleger selbständig.

Um 1967 sorgte ein „fliegender Händler“ für die kulinarischen Bedürfnisse seiner türkischen Landsleute und 1969 entstand in der Wendenstraße 55 das erste türkische Reisebüro. Im ehemaligen Bahnhofsviertel um den Friedrich-Wilhelm-Platz entwickelte sich ein eigenes Ge-schäftsviertel für Migranten. 1985 besaß

Braunschweig neun türkische, zwei italienische und zwei französische Lebensmittelläden sowie ein griechisches Geschäft. Es folgten Im- und Export- sowie Bauunternehmen, Kfz-Werkstätten, Reisebüros, Videotheken usw. 1991 waren 581 Ausländer als Gewerbetreibende gemeldet und heute sind Migranten in fast allen Wirtschaftsbereichen vertreten.

Die ZASt Altewiekring 20 h

Das Gebäude, eine Husarenkaserne aus dem Jahr 1892, beherbergte zwischen 1983 und 1990 die damals einzige Zentrale Asylanlaufstelle (ZASt) Niedersachsens. Sie bot Platz für 300 Personen. Im Mai 1983 trafen

hier die ersten Bewohner ein, die in spärlich möblierten Räumen mit bis zu sechs Betten unterkamen. Die Kaserne wurde bis August 1997 genutzt.Aufgrund des starken Anstiegs der Asylbewerberzahlen durch die interna-tionalen politischen Veränderungen wurden im Oktober 1989 weitere 400 Unterbringungsplätze in einer Kaserne in der Rautheimer Straße eingerichtet. Allein im Oktober 1991 trafen 2 633 Asylsuchende aus 44 Nationen ein. Letztendlich waren insgesamt 1250 Betten belegt. Zusätzlich wurden 25 Zelte aufgestellt. Zeitweilig musste diese Unterkunft 1991 wegen Überfüllung geschlossen werden. Erst die Asylrechtsänderung von 1993 entschärfte die Lage.1992 wurde die ZASt in der Rautheimer Straße durch einen neuen Stand-ort in der Hermann-Blenk-Straße ersetzt, der 500 Personen Unterkunft bot. Seit Juli 1997 ist die Landesaufnahmebehörde (LAB) in der Boeselagerstraße in Kralenriede untergebracht. Hier warten zurzeit durchschnittlich 550 Per sonen auf ihre Anerkennung als Asylberechtigte.

Italienische Eisdielen: das „Cortina“Kattreppeln 17

Italienisches Speiseeis wird in Braunschweig bereits seit 1891 verkauft. 1950 besaß die Stadt 21 Speiseeiskonditoreien. Italienische Migranten setzten diese Tradition fort. 1963 eröffnete Gaspare Pampanin das „Cortina“ und kurze Zeit später folgte das Eiscafé „Roma“ der Brü-der Alberto, Karlo und Walter Evangelisti an der Friedrich-Wilhelm-Straße. Einen legendären Ruf besaß das „Coletti“, das 1965 am Bohlweg 10 eingerichtet wurde. Es entwickelte sich zu einem regelrechten Szenetreff der Teenager. „Dolomiti“, „Capri“ und „Coco“ sind weitere Namen heute noch bekannter Eisdielen. Im Angebot waren der Amarena-Becher, Fruchteis aus Erdbeeren und Heidelbeeren, das Gondoletta und das Bananen-Split.Das inzwischen geschlossene „Cortina“ wurde nach Cortina d’Ampezzo, einem kleinen Ort in Venetien, benannt. Tatsächlich stammen gut zwei Drittel der etwa 4000 italienischen Eis-dielenbetreiber Deutschlands aus dem Val di Zoldo und dem Val di Cadore in den Dolomiten. In diesen „Tälern der Gelatieri“ wurde Ende des 19. Jahrhunderts das beliebte italienische Speiseeis entwickelt.

Stadthalle und IDUNA-Komplex – Migranten im BaugewerbeLeonhardplatz

Der Bedarf an Zimmerleuten und Bauarbeitern im kriegszerstörten Braun-schweig war hoch. Im Sommer 1959 stellten Braunschweiger Baufirmen die ersten italienischen Arbeiter ein. Sie waren die ersten „Gastarbeiter“, die in der Stadt eintrafen. Die Bauunternehmer setzten sie beim Bau des Audimax im Universitätsviertel, der Stadthalle, der IDUNA-Hochhäuser am Bahnhof, des Bahnhofs selbst und der neuen Stadtteile Heidberg, Weststadt und Kanzlerfeld ein. Der italienische Arbeitsemigrant Tommaso Manna erinnert sich: „Der alte Chef von Carl Weiß ist zu mir gekommen und wollte Zimmer-leute haben. Er hat mich gefragt, ob ich bereit wäre, mich in den Zug zu setzen, nach Italien zu fahren und die Leute anzuwerben. Ich sollte die Leute selbst fragen und einfach mitnehmen.“In den folgenden Jahren arbeitete jeder Fünfte der angeworbenen Auslän-der im Baugewerbe. Jeder Zehnte im Baugewerbe Tätige war Ausländer. Die Italiener wurden bald von Jugoslawen und Türken abgelöst. Die Stadthalle wurde 1965 fertig gestellt, die IDUNA-Häuser mit Laden-zeile waren ab 1970 einzugsbereit.

„Sparsam und nüchtern“

eingerichtetBraunschweiger Zeitung vom 3.5.1983

So gut wie damalsschmeckt es heute nicht mehr!Braunschweiger Zeitung vom 4.4.2007

Manchmal waren auf der Baustelle

die HälfteAusländer.

Tommaso Manna

Verleihung des Bundesver-dienstkreuzes an Manol Kaymakcioglu, 1994 (BZ)

Leyla Onur (Wikipedia)Junge Griechin im Wohnheim der Brunsviga-Konservenfabrik, 1960er Jahre. (Privatbesitz)

Türkische Konservenarbeiterinnen im Wohnheim der Konserven-fabrik der Gebrüder Grahe am Rebenring, 1960er Jahre. (Güven)

Türkische Migranten klagen auf der Maikundgebung über Wohnungsnot, 1970. (Okerland-International)

Das alte „Hotel Monopol“. (Ahrens)

Die Band Afro-Ritmo, 1972. (Privatbesitz, Eigenbrodt) Demonstration anlässlich einer drohenden Schließung des „Refugiums“. (Privatbesitz, Probst)

Die Pauli-Kirche von der Jasperallee aus gesehen. (Wikipedia)

Türkischer Schnellimbiss Frankfurter / Cammanstr., 1993. (Weber)

Das Friedrich-Wilhelm-Viertel, 2012. (Ahrens)

„Tamilen warten auf Asyl“, 1980er Jahre. (Okerland-International)

Der alte Standort am Kalenwall 3, 2011 (Ahrens)

Zentral-Moschee in der Ludwigstr. 23 a, 2012. (Yabas)

Braunschweig International, um 1981. (Städtischer Bilderdienst)

Portugiesischer Stand bei Braunschweig International, 1982. (Privatbesitz Morganho)

Das „Cortina“ am Kattreppeln. (Jonscher)

Die Eisdiele „Coco“ befand sich früher in der Humboldt-straße 3. (Jonscher)

Bau der Stadthalle, Anfang 1960er Jahre. (Arbeitskreis Andere Geschichte)

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Karte: © Stadt Braunschweig, Abteilung Geoinformation, 2011

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Braunschweiger Zeitung vom 27.6.1981

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Die ehemaligen Braunschweiger StadtwerkeTaubenstraße 7

1963 beschlossen die Stadtwerke, 40 „Gastarbeiter“ einzustellen. 30 sollten in der Straßenreinigung, zehn in der Müllabfuhr eingesetzt werden. Am 12.1.1963 trafen 26 Spanier auf dem Hauptbahn-hof ein, die vom Leiter des städtischen Fuhrparks abgeholt wurden. Für sie stand eine Baracke in der Taubenstraße als Unterkunft bereit.Ab 5 Uhr morgens wurden die Spanier zum Schneeräumen vor dem Rathaus eingesetzt. Kleiderspenden aus der einheimischen Bevölke-rung schützten sie vor der ungewohnten Kälte.Bis zum Sommer erhöhte sich die Zahl der Spanier auf 48. Sechs brachten ihre Frauen aus dem Heimaturlaub mit, die als Küchenhilfen im Krankenhaus Holwedestraße arbeiteten. Die Stadt-werke ließen in kurzer Zeit eine zweite Baracke hochziehen. Nach Herkunft der Spanier erhielten die Unterkünfte die Namen „Union Orensiana“ und „Centro Gallego“. Wöchentlich erteilten Dol-metscher der Gewerkschaft Deutschunterricht.In den nächsten Jahren fanden die spanischen Familien eigene Unterkünfte. Nachdem 1968 das Anwerbeabkommen mit Tunesien abgeschlossen worden war, lebten hier 58 Tunesier.

Die ehemaligen BegegnungsstättenFrankfurter Straße 1a

Als hier 1980 das Einwohnermeldeamt und die Ausländerbehörde geschlos-sen wurde, stellte der Italiener Saverio Alesi den Antrag, die Räumlichkeiten an der Zuckerraffinerie Migrantenorganisationen zur Verfügung zu stellen. Italiener, Tunesier und Jugoslawen sollten sich das einstöckige Gebäude teilen. Für 220 000 DM ließ die Stadt das Wasserleitungssystem erneuern und Damentoiletten einbauen. Jede Gruppe erhielt eine eigene Küche, eigene sanitäre Anlagen und getrennte Eingänge. Die Begegnungsstätte wurde im Sommer 1981 eröffnet. Sie bot Migranten die Möglichkeit zur Freizeitgestaltung, zum Austausch über alltägliche Probleme und zu gemeinsamen Festen. In einem eigenen Schulraum wurde Deutschunterricht erteilt, in den Küchen landestypische Gerichte zubereitet.Im Rahmen des Begegnungsstättenkonzepts der Stadt Braunschweig ent standen damals weitere Kommunikationszentren für Migranten. Im Jahr 2000 zogen die meisten Migrantengruppen in die Petzvalstraße 50 um. In naher Zukunft werden viele der mehr als 60 Braunschweiger Migranten-selbst organisationen am Nordbahnhof im geplanten Haus der Kulturen ein neues Zentrum finden.

Die EmmauskircheMuldeweg 5

Die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Braunschweig-Weststadt wurde 1966 gegründet und ist mit 7800 Mitgliedern die größte Gemeinde der Landeskirche Braunschweig. Nachdem die Gottesdienste zunächst in Gemeindehäusern stattfanden, wurde die Emmauskirche 1983 einge-weiht. Vor der Kirche befindet sich eine Großplastik des Kölner Bildhauers Helmut Moos, die die Kreuzabnahme Christis darstellt.Besonders hoch ist hier der Anteil an Russlanddeutschen. Zu den Aussied-lern gehört auch der wolgadeutsche Tierarzt Karl Vogel, der mit 15 Jahren nach Kasachstan deportiert wurde. Dort musste er unter ärmlichen Bedin-gungen als Viehhirte arbeiten. Autodidaktisch beschäftigte er sich mit der Tiermedizin, woraufhin er eine dreimonatige Weiterbildung zum Sanitäter im Veterinärdienst absolvieren durfte.Danach leitete er fast 12 Jahre lang eine Farm und wurde 1956 zum Leiter

eines Veterinärdienstes befördert. Trotz des Verbots durch die Sowjetregierung hielt er heimlich mit ande-ren Deutschstämmigen Gottesdienste ab. 1990 kam er als Spätaussiedler nach Braunschweig und gründete innerhalb der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland eine evangelische Gruppe. Jeden Freitag hält er in der Weststadt einen Gottesdienst ab.

Alte MensaFallersleber Torwall 10

1946/47 stellten die ehemaligen polnischen Zwangsarbeiter in der Siegfried-Kaserne am Bienroder Weg mit 56 Personen die größte Gruppe ausländischer Studenten, gefolgt von Balten (37) und Bulgaren (35). Sie vereinigten sich in der Organisation „Brüderliche Hilfe der polnischen Studenten an der TH Braunschweig“. Anfang der 50er Jahre weitete sich der Kreis der aus-ländischen Studenten aus. 1953 wurden Studienbeihilfen für griechische, iranische und indische Studenten erteilt. Damals waren zwischen 33 und 54 Ausländer eingeschrieben.Dr. Manoucher Siadat kam 1953 als erster Iraner nach Braunschweig, um Chemie zu studieren. Er organisierte die iranische Studentengemeinde und rief den „Ball der Nationen“ ins Leben. Auf dem jährlich in der Mensa stattfindenden Fest präsentierten Studentenorganisationen Kunst, Kultur und Kulinarisches aus ihren Ländern. 1964 beantragte der neu gegründete „Verein islamischer Studenten“, im Keller der Mensa einen Gebetsraum für Muslime einzurichten – neben dem in Berlin wahrscheinlich der erste an einer deutschen Hochschule. Aus dem Verein ging 1995 der „Deutsch-sprachige Muslimkreis Braunschweig e.V.“ hervor.

Wohnheim für ausländische Arbeiter „Am Schwarzen Berge“Roggenkamp 1

1960 wurden die ersten 260 italienischen Arbeiter der Braunschweiger Fir-men MIAG, Büssing und Wilke-Werke in einem aus Kriegszeiten stam-menden Barackenlager der MUNA bei Lehre untergebracht. Zwei Personen teilten sich 8 qm unter katastro-phalen hygienischen Verhältnissen. Die Bewoh-ner wurden von Wanzen und Flöhen geplagt. Pro Schlafplatz verlangte man jedoch 78 DM Miete. Die Arbeiter traten in einen Proteststreik.170 italienische Arbeiter fanden schließlich im neu errichteten Wohnheim für ausländische Arbeiter am Roggenkamp Unterkunft. Der elfgeschossige Bau bot 250 Betten in Zwei- bis Dreibettzimmern zu Mietpreisen von 55,80 und 62,35 DM/Monat, Kosten für Zentralheizung, Bettwäsche und Zimmerreinigung inbegriffen. Die Räume waren mit Kochnische, Duschraum und Toilette ausgestattet. In der elften Etage befanden sich ein Lesezimmer und Sozialräume. Das Heim war ursprünglich für ledige deutsche Arbeiter geplant worden und stellte damals die größte Braunschweiger Gemein-schaftsunterkunft für ausländische Arbeitnehmer dar.

Hochschule für Bildende KünsteJohannes-Selenka-Platz 1

Die Hochschule für Bildende Künste, deren Bibliothek im hier wiederaufgebauten mexikanischen Pavillon von der EXPO 2000 untergebracht ist, nahm von 1979 bis 1985 Nejla Gür als Studentin auf. Die 1952 geborene Türkin kam 1971 als Fabrikarbei-terin nach Hildesheim. 1999 erteilte ihr die HBK den Lehrauftrag Malerei/Zeichnung für Gasthörer/Senioren. Seit 2001 lehrt sie Industrie Design und seit 2007 Aktzeichnen. Im Projekt „innen und außen“ ermutigt sie Migrantinnen, sich mit Kunst auseinanderzusetzen.Mehmet Alagöz (Jahrgang 1949), dessen Werk dem kubischen Expressionismus zugeordnet wird, belegte nach seinem Lehramtsstudium in Istanbul einige Semester Kunst. 1975 bis 1985 studierte er Malerei an der HBK. Der Hochschul-lehrer gehört zum Gründerkreis des Bundes Bildender Künstler.Yingmei Duan, 1969 in China geboren, begann 1995, neben der Malerei, mit der Performance-Kunst. 2000 bis 2006 studierte sie dieses Fach bei Marina Abramovic, Film bei Birgit Hein und „Kunst in Aktion“ bei Christoph Schlingensief. Die Künstlerin verbindet in ihrer Arbeit Performance, Video-, Klang- und Installationskunst und integriert dabei Menschen aus verschiedenen Kulturen und Lebensbereichen.

WESPOL – Polnische SpezialitätenInh. Kidala & Pruska GbR Donaustraße 43

2006 gründete die in Polen geborene ge-lernte Friseurin Monika Kidala zusammen mit ihrer Schwägerin Ivona Pruska einen Laden mit polnischen Spezialitäten. Monika Kidala war 1989 nach Braun-schweig gekommen, wo sich bereits die Großeltern aufhielten. Das geplante Geschäft wollte eine besondere Lücke schließen. Es sollte besonders älteren Aus-siedlerinnen und Aussiedlern ein Stück Heimat vermitteln. Im Stil eines „Tante-Emma-Ladens“ gehalten, wird hier noch eine persönliche, auf den Kunden eingehende Beratung angeboten.Hier sind polnische Spezialitäten erhältlich. Jeden Mittwoch treffen frische Fleisch- und Bäckerwaren zusammen mit den neuesten Zeitungen aus Polen ein. Bigos, Pierogi, Barszcz und Zurek gehören wie die rustikalen Wurst und Schinkensorten zum festen Sortiment. Wespol hat auch einen eigenen Partyservice aufgebaut. In Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Polnischen Kulturverein nimmt das kleine Unternehmen an Veranstaltungen wie Braunschweig International oder dem Weihnachtsmarkt in der Weststadt teil.

Volkswagen AG – Werk BraunschweigGifhorner Straße 180

Das Werk Braunschweig wurde 1938 als erstes Volkswagenwerk errichtet. Während man im Werk Wolfsburg schon früh in großem Umfang italienische Arbeitskräfte einstellte, betrug der Ausländeranteil im Braunschweiger Werk 1962 lediglich 0,9 % (43 Personen). 1965 stieg er auf 3,3 % (187 Personen) und 1969 auf 3,7 % (253 Personen). 1973, im Jahr, als ein Anwerbestopp für „Gastarbeiter“ beschlossen wurde, lag der Ausländeranteil bei 10,3 %. Konkret arbeiteten 718 Migranten bei VW, wo vor allem Achsen am Band hergestellt wurden. Das Unternehmen beschäftigte somit die meisten Ausländer in der Stadt.1982 setzten sich hier die Vertrauensleute für einen afrikanischen Kfz-Meister ein, der aus rassistischen Gründen von einer Vertragswerkstatt entlassen wurde, und vermittelten ihm eine Stelle im Kundendienst des Werkes. Im Dezember 1992 protestierte die Jugend- und Auszubildendenvertretung des VW-Werks Braunschweig mit einer Riesenleinwand, auf der sie tausende von Unterschriften gegen die zunehmende Fremdenfeindlichkeit sammelten. Damals arbeiteten etwa 400 Ausländer, die meisten aus der Türkei, im Werk.

Büssing-WerkeHeinrich-Büssing-Straße 40

Die 1903 gegründeten Büssingwerke ge-hörten zu den bedeutendsten Herstellern von Lastkraftwagen und Omnibussen in Mitteleuropa. Die historischen Werks-bauten des Stammhauses von 1917 sind noch erhalten. Ab Herbst 1960 wurden hier italienische Arbeiter eingestellt. Zeitweise waren bis zu 500 ausländische Arbeiter im Unternehmen tätig, die in den 60er Jahren auch aus Spanien und der Türkei angeworben wurden. Besonderer Bedarf bestand an Facharbeitern. Die meisten Beschäftigten arbeiteten im Akkord. Ein Leichtmetallschlosser verdiente etwa 500-600 DM pro Monat. Die Hälfte davon schickte er in der Regel an seine Familie. Untergebracht waren die Arbeiter teilweise im eigenen Wohnheim der Firma in der Kreuzstraße 83. Dort lebten jeweils sechs Männer in einem der 20 sehr einfach ausgestatte-ten Zimmer. Der Mietpreis betrug 50 DM pro Monat.Das Werk wurde 1965 nach Salzgitter-Watenstedt verlegt und 1971 von MAN übernommen. Im Werk in Kralenriede produzierten jedoch weiterhin noch etwa 300 Ausländer (Stand 1973) Achsen.

Wohngebiete für MigrantenKarl-Schmidt-Straße

Der Bau des Kaufhauses Horten zu Beginn der 70er Jahre führte dazu, dass viele Anwohner wegen der Staub- und Lärmbelästigung das historische Magni-Viertel verließen. Sie wurden von Migrantenfamilien abgelöst. Das Gebiet um die alte Magni-Kirche entwickelte sich zu einem „Türkenviertel“. Als einige Jahre später das Viertel saniert wurde, stiegen die Mieten. Die türkischen Anwohner fanden in der Umgebung der Hamburger Straße ein neues preiswertes Wohngebiet. Die Häuserzeilen der Karl-Schmidt-Straße stammen aus dem Jahr 1911 und gehören zu den ältesten Liegenschaften der Braunschweiger Baugenossen-schaft. 90 Jahre lang blieb der ursprüngliche Zustand erhalten und bot so billigen Wohnraum ohne Bad – die Toilette eine halbe Treppe tiefer. Von 195 Wohnungen waren 193 von türkischen Familien bewohnt. Arbeitsplätze bei VW, Schmalbach oder den Schuberth-Werken ließen sich schnell erreichen. 2001 wurde das Viertel saniert. Inzwischen werden weitere Gebiete wie das westliche Ringgebiet oder das Siegfriedviertel von vielen Migranten als Wohngebiet bevorzugt.

Eintracht-Stadion – FußballHamburger Straße 210

Die Spieler der Eintracht Braunschweig stammten aus Ländern wie Albanien, Brasilien, Frankreich, Georgien, dem Kongo, Nigeria, Polen, Rumänien, Russland, Senegal, der Türkei, Tunesien und Ungarn. Der erste türkische Spieler in der Bundesliga, der Student Aykut Ünyazici, spielte seit 1963 in der Mannschaft. In den 70er Jahren trugen Jugoslawen zum Erfolg der Eintracht bei. Branco Zebec aus Zagreb trai-nierte das Team von 1974 -1978 und führte es auf den 3. Platz in der Bundesliga. Der jugoslawische Nationalspieler Danilo Popivoda trug als Außen-stürmer wesentlich zu den Siegen der Braunschweiger bei. Aleksandar Ristić aus Sarajewo wechselte unter Zebecs Leitung vom Spieler zum Trainer (u.a. in Düsseldorf, Oberhausen und bei Schalke 04).Die New Yorker Lions (ehemals Braunschweig Lions) spielen seit 1994 American Football in der German Football League. Der deutsche Rekord-meister (7x) hat neben deutschen Spielern auch US-Amerikaner wie Michael Herrick, Reid Worthing-ton, Ronald Sears und Jabari Johnson im Team. Der deutsch-tunesische Linebacker Kerim Homri, Spieler des Jahres 2011, wurde 2006 außerdem Niedersachsenmeister und Norddeutscher Meister im Boxen (Juniorenhalbschwergewicht).

„Ausländerlager“ Broitzemer StraßeMünchenstraße

1951 hatte die Stadt Braunschweig einen Flüchtlingsanteil von 21,5 %. Hierunter fielen sowohl Flüchtlinge aus den ehemals deutschen Ostgebieten als auch Vertriebene oder Verfolgte nichtdeutscher Nationalität. 1954 befan-den sich in und um Braunschweig 11000 Displaced Persons (DPs: ehemalige Zwangsarbeiter aus dem 2. Weltkrieg) in 28 Lagern. Die Stadt Braunschweig beherbergte 2035 DPs. Das letzte große dieser Lager, nach „Tadeusz Kosciuszko“ benannt, befand sich auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens in Broitzem. In diesen Kasernen lebten – von der deutschen Bevölkerung isoliert – vorwiegend ehemalige Zwangsarbeiter polnischer Herkunft, sodass dieses Lager im Volksmund allgemein als „Polenkaserne“ bezeichnet wurde. Zeitweise drängten sich hier bis zu 3000 Personen auf engem Raum – mit eigenen Läden und einer Schule, in der Unterricht in polnischer Sprache erteilt wurde. Ein großer Raum diente als Kapelle; der Altar war zunächst aus Blechdosen provisorisch zusammengebaut. 1960 wurde dieses Lager aufgelöst und seine Bewohner vorwiegend in der neu entstehenden West-stadt untergebracht.

Türkisches Jugendzentrum (heute: Selam)Hamburger Straße 24 (heute: Hamburger Straße 34)

Um türkischen Jugendlichen eine „soziale Heimat“ zu geben und ihren Interessen Gehör zu verschaffen, wurde am 24.2.1979 in einer ehemaligen Gaststätte in der Hamburger Straße 24 das Türkische Jugendzentrum (TJZ) eingerichtet. Die Einrichtung wurde zur Anlaufstelle im Quartier und half Jugendlichen durch Aktivitäten im Bereich Sport, Kultur, Bildung, Beratung oder Freizeit, sich in ihrer deutsch geprägten Umwelt zu behaupten. 1979 startete beispielsweise der erste Hauptschulabschlusskurs durch Arbeit und Leben (DGB), 1982 wurde eine Fotoausstellung mit der HBK erarbeitet; für die Sprachförderung von Kindern waren ab 1983 zwei Lehrerinnen auf ABM-Basis eingesetzt; ab 1983 arbeitete der erste türkische Mitarbeiter (davor türkische Honorarkräfte) im Bereich Kultur- und Medienarbeit; 1985 wurde eine Werkstatt für arbeitslose Jugendliche eingerichtet, die Musikgruppen nahmen eine Platte mit einer Braunschweiger Rockband auf und traten gemeinsam mit Udo Lindenberg auf. Das TJZ wurde täglich von 70 bis 100 (zu 95 % männlichen) Per-sonen im Alter von 6 bis 30 Jah-ren besucht. 80 % der Besucher waren türkischer, der Rest tune-sischer, italienischer, griechischer und deutscher Nationalität.

Islamische Gemeinschaft Millî Görüş e.V.Varrentrappstraße 21

Die international verbreitete Religionsgemeinschaft Millî Görüş geht auf die „Türkische Union Deutschland e.V.“ zurück. Diese Organisation wurde 1969 erstmals in Braunschweig als Verein zugelassen und ließ sich am Rebenring 2 nieder, wo auch ein Gebetsraum eingerichtet wurde. Aus der Union spalteten sich unterschiedliche Vereinigungen ab. Die „Islamische Gemeinschaft Millî Görüş“ existiert offiziell seit 1995.1999 zog die Gemeinschaft in die Varrentrappstraße um, wo sie eine Moschee, eine Teestube und ein Lebensmittelgeschäft einrichtete. Sie bietet jungen Türken und Türkinnen die Möglichkeit, ihre Religion und Kultur zu leben. Hier werden Koranunterricht und Nachhilfeunterricht für Kinder erteilt. Au-ßerdem existiert eine Kinderkrippe. Die Frauenabteilung bietet Sprachkurse und Seminare zu Themen wie religiöse Bildung, Ehe, Gesundheit, Erziehung oder berufliche Fortbildung an. Der 1994 ins Leben gerufene TSC (Türkischer Sport Club) Vahdet mit 120 Mit-gliedern errang im Februar 2012 den Titel des Fußball-Stadtmeisters.

Die Anfänge der WeststadtAn der Rothenburg, Am Lehmanger, Am Queckenberg, Am Wasserkamp, Gärtnerhöfe

Die Weststadt, das fünftgrößte Neubauprojekt der alten Bundesländer, entstand ab 1961 zunächst als Bau-programm für frühere Zwangsarbeiter und für Umsiedler aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Damals wies die Stadt die verbliebenen 1500 ehemaligen „Displaced Persons“ aus dem Lager Broitzemer Straße in neugebaute Woh-nungen Am Queckenberg, Im Wasser-kamp und in den Gärtnerhöfen sowie in die dreistöckigen Mietshäusern An der Rothenburg ein. Auch einige Ukrainer fanden hier eine neue Heimat.Zwischen 1988 und 2001 nahmen viele Spätaussiedler aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, hier besonders aus Kasachstan, ihren Wohnsitz in der Weststadt, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Allein durch das Engagement von Karl Vogel (s. Station 35) fanden ca. 300 Personen in Braunschweig eine neue Heimat. Er half Ihnen unermüdlich beim Integrationsprozess. Die Spätaussiedler organisierten sich vor allem in der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. Später, als sie sich in den unterschiedlichsten Berufen etabliert hatten, zogen viele von ihnen in Gebiete wie den Heidberg oder Lamme um. Zwischen 1952 und 2006 nahm Braunschweig insgesamt 23696 Spätaussiedler auf.

NachbarschaftsladenHamburger Straße 34

Der Fördererkreis für ausländische Arbeitnehmer e.V. richtete 1981 in einem früheren Friseursalon Hamburger Str. / Ecke Karl-Schmidt-Str. eine Anlauf-stelle für den Verein und „Einschulungshilfegruppen für ausländische Kinder“ ein. Im Jahr vor der Einschulung wurden die Kinder durch Sprachförde-rung, soziales Lernen in der Gruppe und Förderung der feinmotorischen Fähigkeiten auf den Besuch der deutschen Schule vorbereitet. Die Gruppen umfassten bis zu 12 Kinder, die von einer Lehrerin und einer Erzieherin

(ABM) gefördert wurden. Die Themen der Sprachförderung orientierten sich an der Lebenswelt der Kinder und deren Familien. Hieraus entwickelte sich ein „Nachbarschaftsladen“ für Mädchen, Frauen und Kinder mit Migrationshintergrund, der unter-schiedliche Projekte anbot. Der Verein richtete in Stadtteilen mit hohem Migrantenanteil weitere 8 Einschu-lungshilfegruppen ein. Nach Einführung der Sprachförde-rung für Kinder im Vorschulalter konzentrierte sich die Arbeit des Vereins mehr auf Angebote für Mädchen und Frauen durch den Nachbarschaftsladen, der weiterhin

für Kinder Schularbeitenhilfe anbot. Inzwischen sind die Einrich-tungen „Selam“ und „Nachbarschaftsladen“ in einem Haus untergebracht.

Bühler-MIAGErnst-Amme-Straße

Das Mühlenbauunternehmen MIAG reagierte wie Büssing und die Wilke-Werke bereits 1960 auf den Mangel an Facharbeitern und stellte erstmals italienische Arbeiter ein. Anfang der 70er Jahre warb die Firma gezielt Arbeitskräfte in Portugal an. Zu diesem Zweck zeigten die Werber Bilder und Werkzeuge aus dem Betrieb und führten Interviews durch. Bis zu 75 Portugiesen arbeiteten damals im Werk. Die ersten Unterkünfte befanden sich in einem Lager mit je 35 Personen pro Baracke in der Saarbrückener Straße in Lehndorf. Um die Arbeiter zu halten, trat die MIAG (ab 1972 Bühler-MIAG GmbH) mit Wohnungsbaugesellschaften in Kontakt, um Werkswohnungen zur Verfügung zu stellen. In den 80er Jahren ging der Anteil ausländischer Arbeitnehmer bei Bühler-MIAG stark zurück. Um 1990 betrug er nur noch 2 %.Die 1949 eingerichtete Müllerschule (heute Salzdahlumer Straße 85) arbeitet eng mit dem Unternehmen zusammen. Sie wird von Studenten aus der ganzen Welt besucht.

St. Cyriakus – Die Polnische Katholische MissionDonaustraße 12

Bereits 1946/47 hatten zwei polnische Pfarrer – Władysław Dobosz und Stanisław Janik – im DP-Lager an der Broitzemer Straße die Seelsorge für die über 9000 ehemaligen polnischen Zwangsarbeiter in der Stadt über-nommen. Bis zu seinem Tod im Jahr 1963 predigte dort der Salesianerpater Stanisław Zenon Sebastyański, der auch im Lager wohnte.Der Grundstein für St. Cyriakus wurde 1971 gelegt. Die Gemeinde existiert allerdings schon seit 1967. Damals wurde ein Kirchenbauverein ins Leben gerufen, der den Bau einer katholischen Kirche für die 2800 Gemeindemit-glieder, darunter Vertriebene, Polen, Ukrainer und Italiener, anstrebte. 3500 Gläubige nahmen am 23. Juni 1973 am ersten Gottesdienst in ihrer neuen Kirche teil. 1977 rief der Bischof von Hildesheim für Spätaussiedler und Polen die Polnische Katholische Mission ins Leben. In einer Seitenkapelle fand eine Nachbildung der „Schwarzen Madonna“ von Częstochowa ihren Platz. Sonntags werden Gottesdienste in polnischer Sprache abge-halten. 2007 gehörten etwa 500 Polen dieser Gemeinde an. Etwa ein Drittel der fast 9000 Polen in Braunschweig lebt heute in der Weststadt.

Das Bahnhofsgebiet

Der 1960 eröffnete Bahnhof bot den eintreffenden Arbeitsmigranten einen ersten Blick auf die Stadt. Er stellte auch eine Verbindung zur Heimat dar: Zu Weihnachten wurden Sonderzüge für Heimaturlauber nach Neapel, Madrid, Istanbul und Athen gestellt. Sie waren mit großen Gepäckwagen auf die besonderen Bedürfnisse der Migranten eingerichtet, da die Reisen-den Kühlschränke, Fernsehapparate, Radios etc. mit sich führten.Für den Betrieb des neu eröffneten Bahnhofs wurden dringend Arbeits-kräfte benötigt. Die ersten „Gastarbeiter“ im Güterbahnhof wurden 1959 eingestellt – es handelte sich ausschließlich um Italiener. 1976 stammten von den 205 Rangierarbeitern am Güterbahnhof 89 aus der Türkei, 28 aus Italien und vier aus Spanien. Die Bahn stellte den Arbeitern in der Ackerstraße 65 ein Wohnheim zur Verfügung. Auf drei Etagen befanden sich 12 Zweibett- und zwei Dreibett-zimmer mit Teeküchen und Waschräumen. Es standen eine große Küche, Duschräume, und ein Tagesraum mit Fernseher zur Verfügung. 1970 betrug die Miete 51 bzw. 60 DM. Die Räume wurden täglich gereinigt. In den Wohnhäusern im nahen Umkreis lebten außerdem 25 Migrantenfamilien.

Christophorusschule mit Jugenddorf Georg-Westermann-Allee 76

1977 entstand auf dem Gelände des Knabenhofs St. Leonhardt die Christophorusschule. Die ursprüngliche Zahl von 28 Schülerinnen und Schülern hat sich bis heute auf mehr als 2200 erhöht. Sie werden in einer Grundschule, einem Internat, einem Gymnasium und einer Internationalen Schule unterrichtet.1978 kamen 20 junge Süd-Vietnamesen hinzu, die über das Lager Fried-land nach Braunschweig gelangt waren. Niedersachsen war damals das erste Bundesland, das 600 dieser Boat People aufnahm. Tausende von Süd-Vietnamesen flüchteten nach Ende des Vietnamkriegs auf überfüllten Frachtern in eine ungewisse Zukunft.Die Flüchtlinge hatten Schreckliches erlebt. Mehrfach wurden die Boote von Piraten aufgebracht, die die Passagiere beraubten und die Frauen vergewaltigten. Ein junges Mädchen entging diesem Schicksal nur, weil es sich als Junge verkleidete. Die Schülerinnen und Schüler wurden auf dem Schulgrundstück unter-gebracht und blieben dort in der Regel bis zu ihrem Abschluss. Danach erlernten die meisten von ihnen einen Beruf.

Krankenhaus MarienstiftHelmstedter Straße 35

Anfang der 70er Jahre holten die Krankenhäuser ausländische Schwestern aus Südkorea, Ghana und von den Philippinen ins Land. 1970 arbeiteten bereits 8 000 koreanische und philippinische Krankenschwestern in Deutschland. Die Anstellung in westlichen Kliniken mit besserer Bezah-lung genoss ein hohes Prestige. Man verständigte sich behelfsweise auf Englisch.1973 nahm das Marienstift erstmals sieben koreanische Krankenschwestern auf, die von Schwester Luise Reitmann betreut wurden. Um ihnen das Einleben zu erleichtern, sorgte sie für Reis und frisches Gemüse, sodass die jungen Frauen ihre eigenen Mahlzeiten zubereiten konnten.Die asiatischen Schwestern waren zunächst auf sich selbst gestellt. So zahlten sie aus Unwissenheit keine Rentenbeiträge oder unterschrieben unvorteilhafte Eheverträge. 1993 gründete die Philippina Cecilia Wollen-weber den Deutsch-Philippinischen Kulturkreis e.V., um diesen Frauen zu helfen und zwei Kulturkreise enger zusammenzuführen. 1974 waren außerdem 450 ausländische Ärzte im Regierungsbezirk Braunschweig registriert. Die größten Gruppen stellten die Syrer (70), die Türken (65) und die Iraner (38).

Hauptfriedhof – Gräberfeld für MuslimeBrodweg

In der Bundesrepublik leben etwa 3 Millionen Muslime, ca. 11000 von ihnen in Braun-schweig. Die meisten werden nach ihrem Tod in ihre Heimat-länder überführt, 10 -15 % jedoch in Deutschland beige-setzt. Daher äußern musli-mische Migranten vermehrt den Wunsch nach eigenen

Bestattungsplätzen. Am 22. April 1994 wurde durch die Landeskirche auf dem evangelischen Hauptfriedhof ein Gräberfeld für Muslime übergeben. Die Türkisch-Islamische Gemeinde zu Braunschweig e.V. übernahm die Pflege der Anlage.Wie im Islam vorgeschrieben, sind die Grabstellen nach Südosten ausge-richtet. Die Verstorbenen werden ohne Sarg, nur in weiße Tücher gehüllt, auf der rechten Seite mit dem Gesicht in Richtung Mekka in die Erde ge-legt. Die meisten Gräber besitzen Steine, doch Mitglieder streng religiöser Familien bestatten ihre Angehörigen nur unter einem schmucklosen Grab-hügel. Die Grabstätten müssen ohne zeitliche Befristung angelegt werden. Da die Toten nach dem islamischen Ritus vor ihrer Beisetzung gewaschen werden, wurde der Bau eines muslimischen Waschhauses beantragt.

Verwaltungsvorschlag gegen„soziale Obdachlosigkeit“

Braunschweiger Zeitung vom 21.7.1978

The HBK is my life paradiseYingmei Duan

Ich habe gesagt, ich bin Leichtmetallschlosser.

Dann haben sie mich gefragt, was ein Mikrometer messen kann.

Ja, das war die einzige Frage.Celal Sayar

Du bist heimisch dort, wo du satt wirst.

Türkisches Sprichwort

Sie sind fleißig und man kommt gut mit ihnen aus.

Zitat deutscher Kollegen, Braunschweiger Zeitung vom 17.1.1963

Gebäude müssen eine Identität haben,wir müssen uns mit ihnen identifizieren und

Emotionen und Poesie hineinbekommen.Hadi Teherani

Aus ihr [der Erde] haben Wir euch erschaffen, und in sie lassen Wir euch zurückkehren,

und aus ihr bringen Wir euch ein anderes Mal hervor Koran, Sure 20,55)

Arbeit gutt, Schlaf nix guttZitat eines italienischen Migranten, Braunschweiger Zeitung vom 2.11.1960

Drei, vier, fünf Jahre – dann gehen wir

wieder zurück.Manol Kaymakcioglu

Gleisbauarbeiter bei der Bundesbahn, 1966. (Privatbesitz)

Ausländer-Wohnheim in der Ackerstraße 65, 1992. (Weber)

Boat-People auf einem Frachter. Einige der jungen Leute wurden im Jugenddorf der Christophorus-schule untergebracht. (Privatbesitz)

Tunesische Küchenhelferinnen in einem Braunschweiger Krankenhaus, 1975. (Stadtarchiv BS: H XXX Slg. Städt. Bilder-dienst)

Ostasiatische Krankenschwester mit Patient, 1975. (Stadtarchiv BS: H XXX Slg. Städt. Bilderdienst)

Das Gräberfeld für Muslime auf dem Hauptfriedhof, 2011. (Ahrens)

Probe des deutsch-griechischen Chors im Gemeindehaus der Katharinenkirche, 2001. (Kaymakcioglu)

Iraner feiern ihr Nouruz-Fest in der Alten Mensa, März 1957. (Privatbesitz, Ahrens)

Ball der Nationen – Ost-Asien-Stand, 1971. (Stadtarchiv Braunschweig, Städtischer Bilderdienst)

Türkische Nachbarn in der Karl-Schmidt-Straße. (Okerland-International)

Wohnung einer türkischen Familie, 1970er Jahre. (Privatbesitz)

Junge Türken beim Ausbau des Türkischen Jugendzentrums, 1985. (Stadtarchiv BS: H XXX Slg. Städt. Bilderdienst)

Einschulung von Migrantenkindern, um 1990. (Weber)

Schularbeitenhilfe im Nachbarschaftsladen in der Hamburger Straße 32, 1981. (Städt. Bilderdienst)

Stadt/Müllabfuhr Aufnahme für die Anwerbung in Galicien,1963 (Stadtarchiv BS: H XXX Slg. Städt. Bilderdienst)

Im Wohnheim in der Taubenstraße – Inneneinrichtung. (Stadtarchiv BS: H XXX Slg. Städt. Bilderdienst)

Im Wohnheim am Roggenkamp. (Privatbesitz)

Werkaufnahme VW – Lehrling aus Ostasien, um 1969. (Stadtarchiv BS: H XXX Slg. Städt. Bilderdienst)

Tunesier bei VW – Käferproduktion, 1975. (Stadtarchiv BS: H XXX Slg. Städt. Bilderdienst)

Islam- und Kulturwoche bei Millî Görüş, 2011.(Millî Görüş)

Freitagsgebet in der Moschee in der Varrentrapp-straße, 2012. (Okerland-International)

Arbeitsplatz von M. Kaymakcioglu bei den Luther Werken. (Privatbesitz, Kaymakcioglu)

Centro Cultural Brasiliero e.V. in der Petzvalstraße 50. (Stadt Braunschweig)

Mitglieder des jugoslawischen Clubs „Sloboda e.V.“ vor der Begegnungs-stätte in der Frankfurter Straße, 1988. (Privatbesitz, Ciric)

Nejla Gür – ohne Titel (Gür)

Die Performance-Künstlerin Yingmei Duan auf der Cebit. (Privatbesitz, Duan)

Alte Industriegebäude der Büssing-Werke. (Ahrens)

Wohnlager Broitzemer Straße: Block „Küche“, Gebäude links vom Eingang mit Klub und Vortrags-Musiksäle, Gebäudefront gleichlaufend mit Broitzemer Straße, 10.11.1960. (Keddig, Stadtarchiv Braunschweig)

Ein Barackenlager für Flüchtlinge befand sich in der Griegstraße, 1948. (Braunschweigisches Landesmuseum)

Donaustraße, Ecke Moselstraße, Mitte 60er Jahre. (Kalanke-Kuchen)

Donaustraße, 2010. (Ullmann)

Fronleichnams-Prozession im Lager an der Broitzemer Straße, 1947. (Kurek / Arbeitskreis Andere Geschichte)

„Deutsche Aussiedler aus der UdSSR“ treffen auf dem Busbahnhof in Braunschweig ein, 1970er Jahre. (Okerland-International)

Die Emmauskirche in der West-stadt. (Lovászi)

Das Angebot im Laden, 2011. (WESPOL)

Der Laden in der Donaustraße, 2011. (WESPOL)

Autogrammkarte des Monte-negriners Danilo Popivoda. (Privatbesitz)

Autogrammkarte von Alexander Ristić, der von 1974–1978 bei Eintracht spielte. (Privatbesitz)

Kerim Homri im Heimspiel gegen Stuttgart, 2011. (Reissner)

In Braunschweig leben heute Menschen aus mehr als 140 Ländern. Über 16 % der Einwohner/innen haben einen „Migrationshintergrund“, sind als Ausländerinnen und Ausländer geboren oder sind Nachfahren von Eingewanderten, die hier heimisch geworden sind.Was als die Geschichte der Stadt beschrieben wird, ist immer wieder neu zu überdenken und zu diskutieren. Ohne Zweifel gehören aber die bedeutenden Migrationsprozesse im 20. Jahrhundert dazu, die die Bevöl-kerung stark verändert haben. Die Binnenwanderung des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die Braunschweig in der Industrialisierung zur Großstadt werden ließ, wurde im anschließenden Jahrhundert von Zuzügen aus weiter entfernt liegenden Regionen und Ländern fortgeführt. Viele der Wanderungen dieser Zeit waren nicht freiwillig, sondern durch Zwang und Krieg ausgelöst. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts kamen zehntausende von Menschen in die Okerstadt, die hier Arbeit und ein besseres Auskommen suchten. Als „Gastarbeiter“ bezeichnet war ihr Aufenthalt nur vorübergehend gedacht. Doch viele fanden in Braunschweig eine neue Heimat und trugen nicht wenig zum Wohlstand der Gesellschaft bei. Im Zeitalter der Globalisierung haben sich die Anlässe zur Wanderung und die Herkunft der Eingewan-derten erneut vervielfältigt. Nur allmählich wächst die Bereitschaft, die Kompetenzen und Lebensstile der Zugewanderten als Bereicherung und Chance für die Zukunft der Stadt zu verstehen. Zur Verständigung über die Geschichte Braunschweigs gehören auch ein Wissen und ein Austausch über die Orte, an denen sich historische Prozesse vollzogen haben. Für die Zuwanderung in den letzten 60 Jahren sind deshalb die Stätten noch zu entdecken, die für die Geschichte der Migration von Bedeutung waren: Erste Unterkünfte und Arbeitsstätten, Beratungsstellen und Treffpunkte, eigene Gaststätten und Geschäfte. Orte religiöser Praxis kamen hinzu. Für viele Zugewanderte sind diese Orte selbstverständlich. Doch schon für ihre Kinder und erst recht für die Mehr-heit der Braunschweiger sind sie in ihrer Bedeutung noch unbekannt.Dieser Interkulturelle Stadtplan will deshalb dazu beitragen, dass die Stätten der Migration als selbstverständlicher Teil der gemeinsamen Stadtgeschichte sichtbar werden. Anschaulich richtet er den Blick auf Orte, hinter denen sich unzählige Migrationswege und -gründe verbergen, erzählt persönliche Geschichten und trägt so zum Austausch über das Geschehene und zur Verständigung über die gewachsene Vielfalt in der Einwanderungsstadt Braunschweig bei.

Impressum

Inhalte: Sabine AhrensGestaltung: Hinz & Kunst, BraunschweigProjektkoordination: Cintia Donkó

Ein Projekt des Arbeitskreises Andere Geschichte e.V. in Zusammenarbeit mit der Stadt Braunschweig, Sozialreferat, Büro für MigrationsfragenGefördert im Rahmen des Bundesprogramms „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“

Kontakt

Stadt Braunschweig, Sozialreferat, Büro für MigrationsfragenE-Mail: [email protected]

Arbeitskreis Andere Geschichte e. V.E-Mail: [email protected]

Die veröffentlichten Texte und Angaben wurden mit größtmöglicher Sorgfalt recherchiert und zusammengestellt. Trotz sorgfältiger Recherche können Fehler und Ungenauigkeiten nicht ausgeschlossen werden.

Griechisch-orthodoxe Kirche – Griechen in BraunschweigGerstäckerstraße 14, Domfriedhof

Erster Treffpunkt griechischer Arbeiter war die Kneipe „Xenos“ am Petritor-wall. 1962 hielten die griechischen Migranten ihre ersten Gottesdienste im Diakonischen Werk in der Peter-Joseph-Krahe-Straße 11 ab. 1968 wurden diese in den Keller der Kapelle des Hauptfriedhofes verlegt. Schließlich übernahm die Gemeinde die ehemalige Grabkapelle des Domfriedhofs und nannte sie in „Kirche des Hl. Dimitrios“ um. Die Gläubigen pflegen engen Kontakt zu anderen christlichen Kirchen. So organisierte Manol Kaymakcioglu in den 80er Jahren zusammen mit der Evangelisch-lutherischen Propstei eine Ausstellung mit Ikonen vom Berg Athos.Die griechische Gemeinde wurde 1974 gegründet und zog von der Nord-straße Ecke Bültenweg in die Hamburger Straße 267.Im Übrigen wurde die in Braunschweig ansässige Griechin Despina Kazant-zidou 2010 zu einer der 20 erfolgreichsten Griechen aus aller Welt ernannt. Sie ist Mitinhaberin eines literarischen Verlags, betreibt ein Softwareunter-nehmen und leitet die Sektion Nord der Deutsch-Helleni-stischen Wirtschafts-vereinigung.

Architektenturm – Hadi TeheraniMühlenpfordtstraße 23 (heute Braunschweiger Informatik- und Technologie-Zentrum)

Hadi Teherani, 1954 in Teheran, Iran, geboren, schrieb sich 1977 an der TU Braunschweig als Student der Architektur ein. Das Studium schloss er 1984 mit einem Diplom ab. Danach ging er als Mitarbeiter an das Planungsbüro Prof. Joachim Schürmann in Köln. 1989 bis 1991 lehrte er an der TU Aachen. Seit 1990 arbeitet er als selbstständiger Architekt und seit 1993 ist er mit internationalen Work-shops und diversen Lehrtätigkeiten betraut.

Er gehört zu den Begründern des 1991 eröffneten Büros BRT Architekten – Bothe Richter Teherani in Hamburg. 1999 wurde er als Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg aufgenommen.Der erfolgreiche Architekt ist Gründer von Unternehmen wie die Hadi Tehe-rani AG für Produktdesign & Interiordesign, der CHT/Abu Dhabi, der Hadi Teherani Consultants GmbH oder der Hadi Teherani Holding GmbH. Entwürfe wie das Dockland Bürohaus, die Europa-Passage, das Deichtor-Center oder die „Tanzenden Türme“ in Hamburg wurden mehrfach preisgekrönt.

Zayed University, Abu Dhabi.(Jörg Hempel, Aachen)

Hadi Teherani (Hadi Teherani Architects)

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Iraner feiern ihr Nouruz-Fest in der Alten Mensa, März 1957 (Privatbesitz Ahrens)

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Interkultureller Stadtplan zur Migrationsgeschichte Braunschweigs

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