Masterarbeit -...

99
Universität zu Köln Philosophische Fakultät Institut für Deutsche Sprache und Literatur I Masterarbeit Kasusmatching bei freien Relativsätzen im Deutschen Eine experimentelle Untersuchung vorgelegt von Jana Mewe [email protected] Köln, April 2014 Themenstellerin: Prof. Dr. Beatrice Primus

Transcript of Masterarbeit -...

Universität zu KölnPhilosophische Fakultät

Institut für Deutsche Sprache und Literatur I

Masterarbeit

Kasusmatching bei freienRelativsätzen im Deutschen

– Eine experimentelle Untersuchung

vorgelegt von

Jana Mewe

[email protected]

Köln, April 2014

Themenstellerin: Prof. Dr. Beatrice Primus

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 3

2. Der Untersuchungsgegenstand – freie Relativsätze 6

3. Kasusmismatches in freien Relativsätzen – Der Erklärungsansatz nach Pittner 143.1. Die Hierarchieregel nach Pittner 143.2. Empirische Untersuchungen 22

4. Das Experiment 304.1. Hypothesen und Types 304.2. Experimentdesign 344.3. Probanden 364.4. Testitems 364.5. Durchführung 404.6. Ergebnisse 41

5. Diskussion 46

6. Weiterführende Erklärungsansätze zu Kasusidentität und Kasusmismatch in freien Relativsätzen 59

7. Fazit und Ausblick 69

8. Bibliographie 71

9. Versicherung des selbstständigen Verfassens 74

Anhang A – Material der Testitems 75

Anhang B – Die Fragebögen 79

1. Einleitung

Freie Relativsätze stehen seit geraumer Zeit im Fokus diverser Forschungszweige.

Sie unterliegen trotz ihrer Ähnlichkeiten zu anderen Nebensätzen, besonders

indirekten Fragesätzen und attributiv gebrauchten Relativsätzen, im Deutschen

mehr oder weniger strikten Regeln. Jedoch zeigen sie in unterschiedlichen

Sprachen gegensätzliches Verhalten, weshalb teilweise von einem Parameter

ausgegangen wurde. Zunächst wurde davon ausgegangen, dass die Kasus der

Matrixverben und die der freien Relativsätze, je nach Sprache, entweder die

gleichen sein müssen oder sie vollkommen ohne Beschränkungen miteinander

verbunden werden können. Das Deutsche wurde diesbezüglich als Sprache

eingeordnet, die ausschließlich Kasusidentität erlaubt. Erst spätere Forschungen

machten deutlich, dass dies nicht notwendigerweise so ist. Inwiefern

Kasusmismatches im Deutschen möglich sind, soll die vorliegende Arbeit

empirisch untersuchen und theoriebezogen hinterfragen.

Die Grundlage stellt dabei die von Pittner (1991) eingeführte

Hierarchieregel dar. Dieser Regel zufolge kann es im Deutschen zu

Kasusmismatches kommen, jedoch nur, wenn sich dieser Mismatch an die

Kasushierarchie hält. Dabei muss das Verb des Relativsatzes einen stärker

markierten Kasus regieren als das des Matrixsatzes. Ziel dieser Arbeit ist es,

besonders die Hierarchieregel experimentell zu testen. Hinzukommend wird ein

von Leirbukt (1995) und Pittner (1995) formulierter Einflussfaktor berücksichtigt.

Hierbei handelt es sich um die Positionierung des freien Relativsatzes in Vor oder

Mittelfeld bzw. Nachfeld. Der Theorie zufolge sollen Kasusmismatches

akzeptabler sein, wenn der freie Relativsatz im Nachfeld steht.

In Kapitel 2 wird zunächst der Untersuchungsgegenstand, der freie

Relativsatz, genauer beleuchtet. Dabei werden Abgrenzungen zu ähnlichen,

teilweise oberflächlich gleichen, Satzkonstruktionen vorgenommen. Hierbei

stehen die Abgrenzung zu regulären, attributiv gebrauchten Relativsätzen und zu

indirekten Fragesätzen im Fokus. Zahlreiche etablierte Tests werden dazu

herangezogen. Ferner stellt der syntaktische Aufbau und davon abgeleitete

Prognosen zur syntaktischen Umgebung freier Relativsätze einen relevanten

Punkt dar.

3

In Kapitel 3 wird Pittners Hierarchieregel genauer vorgestellt. Im Zuge

dessen soll Kasusidentität und Kasusmismatch anhand von Beispielen detailliert

dargestellt und diskutiert werden. Kritische Auseinandersetzungen mit

Gegenbeispielen zu der Hierarchieregel, vor allem von Leirbukt (1995), werden

betrachtet und auf der Grundlage von Pittners (1995) Argumentation

aufgeschlüsselt. Im späteren Verlauf dieses Kapitels werden drei vorangegangene

Studien untersucht. Dabei handelt es sich um zwei Akzeptabilitätsstudien

(Bausewein 1991; Vogel & Frisch 2003) und eine Korpusstudie (Pittner 2003).

Diese geben bereits Hinweise für spätere Beobachtungen des Experimentes der

vorliegenden Arbeit. Ferner helfen sie, gewonnene Ergebnisse empirische

einordnen zu können. Besonders die Studie und die theoretischen

Argumentationen von Vogel & Frisch (2003) bringen vielseitigen, zusätzlichen

Einblick in Konstruktionen mit freien Relativsätzen.

Kapitel 4 stellt das Experiment dar. Hierbei sollen zunächst die

Hypothesen, eine Haupthypothese und eine Nebenhypothese, vorgestellt werden,

die zu dem entsprechenden Experimentdesign führen. Dieses, sowie Probanden,

Items und Durchführung werden detailliert präsentiert. Danach folgen im

Unterkapitel 4.6. die Ergebnisse der statistischen Analyse der Studie. Diese

beinhalten zudem Informationen dazu, ob die Ergebnisse den Hypothesen

entsprechen, widersprechen oder, ob keine Aussage getroffen werden kann.

Das Kapitel 5 bietet eine ausführliche Auseinandersetzung mit den

Befunden, speziell in Bezug auf Pittners Hypothesen. Es wird geklärt, inwiefern

die Ergebnisse dieses Experimentes auf die Prognosen der Hypothesen zutreffen

und inwiefern diese ggf. verbessert werden können. Ferner werden alternative

Erklärungsansätze zu problematischen Befunden bereitgestellt und diskutiert.

Hierbei findet außerdem ein Bezug auf die bereits vorgestellten, früheren

empirischen Untersuchungen der Hypothese statt.

In Kapitel 6 wird die Hierarchieregel Pittners durch zusätzliche und

alternative Erklärungsansätze ergänzt. Auch Pittner bot bereits unabhängige

Evidenz für die bei freien Relativsätzen herrschende Kasushierarchie. Diese

Arbeit betrachtet die Kasushierarchie außerdem mithilfe von

Merkmalsspezifikationen auf Grundlage von Penkes (2006) psycholinguistischen

Studien. Der Erklärungsansatz und Befunde Penkes (2006) werden dann auf freie

Relativsätze übertragen und weitergeführt. Diese Argumentation kann der

4

Bedeutung der Kasushierarchie für freie Relativsätze tiefergreifende Bedeutung

verleihen als die Hierarchieregel nach Pittner (1991). Ferner werden die

Ergebnisse psycholinguistischer Experimente Schlesewskys (1996) zu attributiv

gebrauchten Relativsätzen auf freie Relativsätze übertragen. Diese Ansätze helfen

dabei, freie Relativsätze nicht mehr als losgelöstes Phänomen zu betrachten,

sondern sie in bestehende Forschungsdiskurse einzubetten und auf diese Weise

weiterführende Erklärungsgrundlagen zu schaffen.

5

2. Der Untersuchungsgegenstand – Freie Relativsätze

Der Ausdruck freier Relativsatz ist im Grunde genommen ein Widerspruch, denn

Relativsätze müssen per Definition auf etwas (meist vorangegangenes) Bezug

nehmen, i.d.R. eine NP. Die vorliegende Arbeit geht davon aus, dass es sich bei

freien Relativsätzen um solche handelt, bei denen dieses Bezugselement –

zumindest in der phonetischen Form (PF) – fehlt (s.u. Erklärungsansatz C)). Dies

ist die in der heutigen Forschung etablierte Strukturanalyse freier Relativsätze. Da

ihnen das Bezugselement fehlt, an das sie sich binden könnten, sind sie frei. Sie

stellen auf diese Weise selbst das Satzglied dar, für das sie eigentlich nur Attribut

sein sollten. Häufig werden diese Sätze auch etwas transparenter kopflose

Relativsätze genannt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Bezugselement

herkömmlicher, atributiv gebrauchter Relativsätze der Kopf einer Phrase ist. Ist

dieses Bezugselement nicht gegeben, ist der Relativsatz damit kopflos bezüglich

seiner Subordinationsposition (s. Erklärungsansatz C)).

Als Kasusmatch (= Kasusidentität, auch Kasusübereinstimmung,

Matching-Effekt, Matching-Regel oder Kasus/Case-Matching) bezeichnet man

solche Konstruktionen, in denen der vom Verb des freien Relativsatzes geforderte

Kasus und der des Matrixverbs übereinstimmen. Kasusmismatch (auch

Kasuskonflikt) nennt man entsprechend solche Konstruktionen, in denen

Matrixverb und das Verb des freien Relativsatzes zwei unterschiedliche Kasus

regieren1.

Es wurden in der Forschung drei größere Erklärungsansätze dazu

entwickelt, die syntaktische Struktur freier Relativsätze darzustellen (Erklärung

aus Pittner 1991: 346; Darstellung der Struktur anhand eines Beispielsatzes mit

Kasusidentität: J.M., in Anlehnung an Pittner 1996: 128):

A) Das Relativpronomen füllt die Position der Bezugs-NP im Matrixsatz. Die

satzeinleitende Position innerhalb des freien Relativsatzes bleibt leer. (Bresnan/Grimshaw 1978)

[[Regina besucht, [wenKomplement]] [[ø COMP] sie mag.]

B) Das Relativpronomen besetzt beide Positionen zugleich, da diese bei freienRelativsätzen zusammenfallen. (Haider 1988a, 1988b)

[Regina besucht, [[wenKomplement/COMP]] sie mag]

1 Weiterführende Erklärungen und Diskussionen dazu in Kapitel 3.1.

6

C) Das Relativpronomen füllt die satzeinleitende Position im freien Relativsatz. Die Positionder Bezugs-NP im Matrixsatz bleibt leer. (Groos/van Riemsdijk 1981, Harbert 1983, Suñer 1984, Grosu 1988)

[Regina besucht [øKomplement]], [[wen COMP,] sie mag]]

Der Lösungsvorschlag A) verortet das Relativpronomen an der Komplementstelle

des Verbs des Matrixsatzes; die Position der nebensatzeinleitenden Konjunktion

des freien Relativsatzes bliebe damit leer. Demnach ergibt sich ein Matching

daraus, dass die Rektion des Matrixverb erfüllt werden muss (Pittner 1991: 346).

Diese Theorie stellt insofern ein Problem dar, dass es nach ihr ausschließlich freie

Relativsätze mit Kasusidentität geben dürfte2. Als zusätzliches Problem bleibt

vollkommen unklar, warum die COMP-Position unbesetzt bleiben sollte, wenn

potentiell ein Element dafür in Frage kommt. Auch die Bewegung des

Relativpronomens an die Komplementstelle des Matrixverbs ist eine ad-hoc-

Annahme (Bausewein 1991: 145).

Der Lösungsvorschlag B) scheint diesbezüglich theoretisch eher

nachvollziehbar, denn hier bliebe die Position für die nebensatzeinleitende

Konjunktion nicht unbesetzt. Auch die Komplementposition des Matrixverbs wird

gefüllt. Problematisch ist, dass es sich bei beiden Besetzungen um dasselbe

Element, das Relativpronomen, handelt. Man müsste davon ausgehen, dass es

auch bei diesem Lösungsansatz nur zu Konstruktionen mit Kasusidentität kommt

(Pittner 1991: 346). Kommt es dennoch zum Kasusmismatch sollte sich der

tiefere, stärker markierte Kasus durchsetzen, unabhängig davon, ob er sich im

Matrixsatz oder im freien Relativsatz befindet (Pittner 1991: 346). Es ist jedoch

so, dass ausschließlich (und nur unter bestimmten Bedingungen) der Kasus des

Matrixverbs unrealisiert bleiben kann, die Rektion des Verbs des freien

Relativsatzes aber immer realisiert werden muss.

Der Lösungsvorschlag C) ist die in dieser Arbeit angenommene Struktur

von Konstruktionen mit freien Relativsätzen. Dabei erfüllt das Relativpronomen

die COMP-Position und wird ausschließlich dem freien Relativsatz zugeordnet.

Die Komplementposition des Matrixsatzes bleibt dabei in der PF leer. Damit

verhält sich ein freier Relativsatz wie ein regulärer Relativsatz, mit dem

Unterschied, dass er keine Bezugs-NP hat. Nur eine Analyse, bei der das

2 Eine Alternative dazu stellt auch Kasusattraktion wie im modernen Griechisch oder im Althochdeutschen dar.

7

Relativpronomen ausschließlich dem freien Relativsatz zugeordnet wird, kann

erklären, warum es überhaupt Kasusmismatches gibt und warum im Falle eines

Kasusmismatches der Kasus des Matrixverbs, nicht jedoch der Kasus des Verbs,

des freien Relativsatzes unrealisiert bleiben kann3.

Entsprechend dieses Lösungsansatzes sind freie Relativsätze also im

Grunde genommen wie reguläre Relativsätze. Der offensichtliche, sich an der PF

zeigende, Unterschied scheint minimal. Folgendes Satzpaar veranschaulicht

diesen Unterschied (Eisenberg 2004: 323):

(1)

a. Monika bezahlt das, was Manfred ausgesucht hat.b. Monika bezahlt, was Manfred ausgesucht hat.

In (1)a. ist was Manfred ausgesucht hat Attribut zu das, dem direkten Objekt von

bezahlt. In (1)b. fehlt das eigentliche, direkte Objekt und ist somit ein freier

Relativsatz. Er wird damit selbst zum direkten Objekt (Eisenberg 2004: 324). Das

bedeutet, dass seine Funktion innerhalb des Gesamtsatzes leicht verschoben

wurde, sich die Aussage jedoch nicht, ggf. nur minimal, änderte. Beide Sätze

besagen, dass es einen Gegenstand (ggf. mehrere Gegenstände in (1)b. ) gibt, den

Manfred sich aussuchte und Monika bezahlt. Mit anderen Worten, zunächst

scheinen sich reguläre und freie Relativsätze sehr ähnlich bis gleich zu verhalten

und nur einen minimalen Unterschied an der PF aufzuweisen.

Daher werden freie Relativsätze teilweise trotz des Fehlens der Bezugs-NP

wie reguläre Relativsätze behandelt und nur als eine Art „verkappte

Attributivsätze“ (Bausewein 1991: 144) verstanden. So formulieren Heidolph et

al. 1981: 831f.):

Sogenannte verallgemeinernde Relativsätze sind eigentlich restriktive Relativsätze zu generellem, substantivisch verwendetem derjenige oder jeder. […] Unter bestimmten Bedingungen kann das Pronomen eliminiert werden. […] Ein verallgemeinernder Relativsatz ohne Bezugselement füllt zwar allein die Position eines Satzgliedes (z.B. des Subjekts) aus, ist aber nur als Attributivsatz erklärbar.

Eisenberg (1986: 220) bezieht in seiner Definition bereits die Kasusidentität ein,

indem er festhält: „Dieser [freie Relativsatz; J.M.] ist 'eigentlich' noch immer

Attribut, denn das Bezugsnominal ist über die Bedingung der Kasusidentität latent

vorhanden“. Fraglich bleibt jedoch, warum freie Relativsätze in ihren

3 Eine Erweiterung dieses Ansatzes bieten Harbert (1983) und Suñer (1984), indem sie an der leeren Komplementstelle des Matrixverbs pro verorten (für eine ausführliche Diskussion s. Bausewein 1991)

8

Konstruktionsmöglichkeiten viel eingeschränkter sind als reguläre, attributiv

verwendete Relativsätze. Es lässt sich festhalten, dass sie nicht grundverschiedene

Konstruktionen darstellen, man sie aber auch nicht wie ein und dieselbe

Konstruktion behandeln kann.

Dies kommt auch in einem weiteren Problem mit freien Relativsätzen zum

Ausdruck. Aufgrund dessen, dass ihnen die Bezugselemente im Hauptsatz fehlen,

können sie leicht als indirekte Fragesätze analysiert werden. Beide Satztypen sind

in ihrer Form gleich und teilen sich eine Konstituentenstruktur (Eisenberg 2004:

324). Rein syntaktisch sind sie nicht voneinander zu unterscheiden. Somit ist die

Unterscheidung deutlich diffiziler als bei attributiv gebrauchten Relativsätzen,

weil sie sich nicht so offenbar zeigt. Dies ist nicht verwunderlich, folgt man

Zakariás (2010: 205) Annahme, dass „sich das Relativpronomen aus dem

Indefinit- bzw. Fragepronomen [entwickelte]“. Sowohl indirekte Fragesätze als

auch freie Relativsätze werden durch w-Elemente, ggf. auch d-Elemente,

eingeleitet (Bausewein 1991: 144) und ähneln sich bezüglich ihrer Struktur stark.

Teilweise können für einen einzigen Satz sogar beide Lesarten angenommen

werden. Einige Verben begünstigen dies, da sie sowohl freie Relativsätze als auch

indirekte Fragesätze an ihrer Objektposition zulassen. Eisenberg (2004: 323/24)

führt dieses Problem an und zeigt, dass nur geringe Veränderungen im

sprachlichen Material einen großen Unterschied in der Interpretation der

Nebensätze als freie Relativsätze oder eben indirekte Fragesätze haben kann:

(2)a. Monika bezahlt, was Manfred ausgesucht hat.b. Monika vergisst, was Manfred ausgesucht hat.

Bei (2)a. handelt es sich um einen freien Relativsatz. Beispielsatz (2)b. ist nicht so

eindeutig zu interpretieren. Es kann sich ebenfalls um einen freien Relativsatz

handeln, nämlich genau dann, wenn es einen Gegenstand gibt, z.B. einen Mantel,

gemäß Eisenbergs Ausführungen, den Manfred sich aussuchte. Monika vergisst

nun den Mantel an sich, um den es sich handelt. In der Lesart eines freien

Relativsatzes, vergisst Monika, was Manfred sich ausgesucht hat, ob es eine Hose,

ein Hemd, ein Paar Schuhe oder eben ein Mantel war. Das Verb bezahlen lässt im

Gegensatz zu vergessen gar nicht zu, einen indirekten Fragesatz zu

subklassifizieren (Eisenberg 2004: 324). Das Verb vergessen kann sowohl freie

Relativsätze als auch indirekte Fragesätze subklassifizieren. Daher ist es

9

unmöglich im Beispiel (2)b. zu entscheiden, um welchen Satztyp es sich handelt.

Diese Feststellung macht deutlich, dass es nicht ausreicht, den eigentlich

fraglichen Nebensatz genauer zu untersuchen und anhand dessen seine Funktion

zu bestimmen; vielmehr ist es notwendig auch das Matrixverb zu analysieren, um

festzustellen, ob es sich bei dem Nebensatz um einen freien Relativsatz oder einen

indirekten Fragesatz handelt, oder ob diese Entscheidung nicht getroffen werden

kann.

Bereits Zifonun et al. (1997) führen das Problem der Unterscheidung

beider Satztypen an (Beispiel sowie Interpretationsvarianten aus Zifonun et al.

1997: 2268):

(3) Was du gesagt hast, ist unklar.

Interpretation A: Die Dinge, die du geäußert hast, sind unklar.[referentieller Gebrauch]

Interpretation B: Es ist unklar, welche Dinge du gesagt hast.[essentieller Gebrauch]

Der Nebensatz was du gesagt hast kann aufgrund seiner Struktur sowohl als freier

Relativsatz (Interpretation A), als auch als indirekter Fragesatz (Interpretation B)

verstanden werden. Die abweichenden Interpretationen von (3) ergeben sich

daraus, ob es sich um einen essentiellen oder einen referentiellen Gebrauch

handelt (Zifonun et al. 1997: 2266): „Der Unterschied besteht darin, daß […]

beim Gebrauch als 'Relativsatz', ein referentieller Gebrauch vorliegt“, während in

indirekten Fragesätzen auf nichts referentiell verwiesen wird und eher eine

essentielle Lesart vorliegt (Zifonun et al. 1997: 2267).

Damit einhergehend führen sie an, dass indirekte Fragesätze häufig eine

„propositionale Zusatzinterpretation“ (Zifonun et al. 1997: 2268) aufweisen, die

mithilfe von „Prädikatsausdrücken wie wissen, umstritten sein“ (Zifonun et al.

1997: 2268) motiviert werden und nur einen essentiellen Gebrauch zulassen

(somit genau das Gegenteil von z.B. bezahlen darstellen und eher einhergehend

mit vergessen). Aus der Beobachtung über die unterschiedlichen Lesarten der

beiden Satztypen leiten sie eine allgemeinere Richtlinie ab, die den essentiellen

bzw. referentiellen Gebrauch beinhaltet jedoch eine allgemeinere Aussage trifft

(Zifonun et al. 1997: 2269):

10

Bei den mit W-Elementen eingeleiteten Nebensätzen unterscheiden wir GEGENSTANDSFUNDIERTE und PROPOSITIONSFUNDIERTE W-SÄTZE.Die propositionsfundierten Sätze werden essentiell gebraucht, die gegenstandsfundierten werden wie andere Termausdrücke abhängig vom jeweiligen Kontext essentiell und referentiell gebraucht. Propositionsfundierte w-Sätze erscheinen an Argumentstellen, die für propositionale Gegenstände vorgesehen sind, mit ihnen werden diejenigen Gegenstände oder Aspekte entworfen, die – unter der Voraussetzung des einschlägigen Sachverhaltentwurfes – an diesem Sachverhaltsentwurf speziell von Interesse sind.

Mit anderen Worten, propositionsfundierte w-Sätze haben einen essentiellen

Gebrauch, freie Relativsätze je nach Verb einen essentiellen oder referentiellen

Gebrauch. Es gilt also zu unterscheiden, ob es sich bei den Nebensätzen um

gegenstands- oder propositionsfundierte W-Sätze handelt. Daraus leiten sich

einige Unterschiede ab, die im folgenden Abschnitt beleuchtet werden.

Es ergibt sich beispielsweise, dass indirekte Fragesätze frei an den

Matrixsatz gebunden sind, wohingegen freie Relativsätze zumindest syntaktisch

strengeren Regeln unterworfen sind. Indirekte Fragesätze sind in ihrer

syntaktischen Funktion frei und müssen sich nicht der syntaktischen Rektion des

Matrixverbs unterordnen. Daher kann der indirekte Fragesatz sowohl (Neben)Satz

((4)a.), Adverbial ((4)b.) als auch Nomenmodifikator ((4)c.) sein (Zifonun et al.

1997: 2270; Beispiele ebenfalls aus ebd.):

(4)

a. Er las, was Hans nun vorhat.b. Er las, wie/wo/wann Hans den Verbrecher hereinlegte.c. Er las, wessen Brief das war.

Freie Relativsätze hingegen sind syntaktischer Identität unterworfen. Das

bedeutet, dass sie als gesamter Nebensatz die Rektion des Matrixverbs beachten

müssen. Bei Relativsätzen übernimmt i.d.R. „das Relativpronomen Genus und

Numerus von Kern der Nominalgruppe“ (Eisenberg 2004: 327), selbst wenn diese

Nominalgruppe still ist wie in freien Relativsätzen (Eisenberg 2004: 327). Die

logisch sinnvollste Variante ist es so exakt den gleichen Kasus aufzuweisen wie

vom Matrixverb gefordert (= Kasusidentität). Diesem Schema müssen einige

Sprachen genau entsprechen. Davon abweichende Fälle kommen im Deutschen

und in anderen Sprachen jedoch ebenfalls vor (Kasusmismatch; s. Kaputeil 3.1).

Aus der Freiheit oder Eingeschränktheit der syntaktischen Funktion ergibt

sich ein weiterer Unterschied. Indirekte Fragesätze dürfen nicht im Mittelfeld

stehen, freie Relativsätze dürfen dies. Dies ist Konsequenz aus der engeren

11

Bindung zwischen freien Relativsatz und Matrixsatz (Beispiele aus Zifonun et al.

1997: 2270 bzw. 2275, s. außerdem Eisenberg 2004: 326)

(5)

a. *Er hat, was Hans nun vorhat, gelesen.b. Er hat, was Hans ihm mitgebracht hat, sofort aufgegessen.

Der Satz (5)a. ist ungrammatisch, der Satz (5)b. ist grammatisch. Da was Hans

nun vorhat nicht gegenstandsfundiert ist, sondern propositionsfundiert, sich also

auf nichts konkretes bezieht, ist eine Besetzung im Mittelfeld nicht möglich. In

(5)b. ist die Besetzung des Mittelfeldes durch diesen w-Satz deswegen möglichen,

weil er eben gegenstandsfundiert ist und sich im Grunde auf die leere Bezugs-NP

bezieht (auf den Gegenstand, den Hans ihm mitbrachte), an die er nahtlos

anschließt. Eisenberg formuliert es so, „daß Relativsätze bei ihren Bezugsnominal

und insbesondere auch im Mittelfeld stehen können, [selbst] wenn das

Bezugsnominal fehlt“ (Eisenberg 2004: 326). Mit anderen Worten, da der

gegenstandsfundierte w-Satz sich auf etwas Bestimmtes bezieht (z.B. Er hat das

Kuchenstück, das/was Hans ihm mitgebracht hat, sofort aufgegessen), kann er im

Mittelfeld im direkten Anschluss an seine (wenn auch nicht vorhandene) Bezugs-

NP platziert werden.

Ein weiterer Unterschied ergibt sich hinsichtlich des möglichen

Bezugselements. Indirekte Fragesätze können, freie Relativsätze müssen per

Definition, ohne Korrelat auftreten. Setzt man es dennoch ein, ergibt sich ein für

beide Satztypen ein unterschiedliches Bild. In indirekten Fragesätzen (6) ist keine

analytische Form von Deixis und Präpositionaladverbium möglich, in freien

Relativsätzen (7) ist dies möglich (Zifonun et al. 1997: 2270 bzw. 2276):

(6)a. Die Entscheidung hängt davon ab, wer den längeren Atem hat.b. *Die Entscheidung hängt von dem ab, wer den längeren Atem hat.

(7)Die Entscheidung hängt von dem ab, was du eben gesagt hast.

Mit der analytischen Form wird ausgerückt, dass es sich um etwas Bestimmtes,

Gegenständliches handelt, worauf es sich bezieht, nicht um eine Proposition. Aus

diesem Grund ist sie in der Verwendung in Verbindung mit einem freien

Relativsatz jedoch nicht in Verbindung mit einem indirekten Fragesatz möglich.

Ferner sind mehrere w-Elemente in indirekten Fragesätzen (8)a. möglich,

12

in freien Relativsätzen (8)b. hingegen nicht (Zifonun et al. 1997: 2270 bzw. 2276):

(8)

a. Sie packt heimlich ihre Sachen zusammen, versieht sie mit kleinen Zettelchen und schreibt darauf, wer was nach ihrem Tod bekommen soll.b. *Was diese Person wann wo gesagt hat, ist unerfreulich.

Eine weiterer Unterschied besteht in der Argumentstelle, die die

unterschiedlichen Satztypen besetzen können. So sind für indirekte Fragesätze

ausschließlich propositionale Argumentstellen vorgesehen, für freie Relativsätze

gibt es eine derartige Beschränkung nicht. Der Grund besteht, darin, dass bei

freien Relativsätzen kein (Neben)Satz, sondern ein w-Element selegiert wird

(Zifonun et al 1997: 2276). Außerdem kommen in freien Relativsätzen die

w-Elemente welch- und was für ein nicht vor (Zifonun et al. 1997: 2276).

Ein zusätzlicher Test, um zu prüfen, ob Verben indirekte Fragesätze

und/oder freie Relativsätze subklassifizieren, ist der Anschluss mit dass oder ob

an den Matrixsatz (Zifonun et al. 1997: 2271 bzw. Eisenberg 2004: 327). Bei

Verben, die freie Relativsätze subklassifizieren, ist so ein Anschluss möglich.

Häufig kann oder muss dabei auch es eingefügt werden4 (Beispiele der indirekten

Fragesätze aus Eisenberg 2004: 327):

(9)

a. Sie hat es gewußt, daß du umziehstb. Sie hat es gewußt, ob du umziehst.

Das Beispiel zeigt, dass das Verb wissen indirekte Fragesätze und freie

Relativsätze subklassifiziert. Besonders durch den Einschub von es wird deutlich,

dass auf die gesamte Proposition des Nebensatzes Bezug genommen wird und

keine gegenstandsfundierte Lesart gegeben ist.

Ferner führt Pittner (Bausewein5 1991: 144) ein weiteres Kriterium zur

Unterscheidung an: „so können in abhängigen w-Fragesätzen [...] Modalpartikeln

stehen, während dies in kopflosen Relativsätzen kaum möglich ist“. Ähnliches

führt auch Zakariás (2010) mit der Partikel denn an und erläutert, dass „[w]enn

die fragliche Konstruktion als indirekter Fragesatz verstanden wird, ist dies [die

Verwendung von denn; J.M.] berechtigt, da eine Bezugsgröße in diesem Fall nicht

vorausgesetzt wird, hier geht es zunächst um eine Informationslücke, also um eine

4 Der Einschub von es ist allerdings nicht bei jedem Verb möglich (z.B. * Er hat es gefragt, ob...)5 Bei Bausewein und Pittner handelt es sich um die gleiche Person.

13

Frage“ (Zakariás 2010: 200), bei freien Relativsätzen ist dies nicht möglich, da sie

auf eine Bezugsgröße referieren.

Es gibt demnach einige Kriterien und Tests, um indirekte Fragesätze und

freie Relativsätze voneinander zu unterscheiden6. Dennoch sind diese nicht immer

eindeutig und ggf. ist eine Entscheidung unmöglich.

3. Kasusmismatches in freien Relativsätzen - Der Erklärungsansatz nach Pittner

3.1. Die Hierarchieregel nach Pittner

Um die Rektion des Matrixverbs zu realisieren, müssten freie Relativsätze den

regierten Kasus tragen, denn sie erfüllen selbst die syntaktische Funktion des

eigentlichen Bezugselements. Kommen sie dieser Annahme nach, so spricht man

von Kasusidentität (auch Kasusübereinstimmung oder Kasusmatch; von Pittner

wird Kasusidentität teilweise Übereinstimmungregel genannt):

(10)

a. Lena besucht, wen sie mag.b. Ramona hilft, wem sie vertraut.

In Beispiel (10)a. regiert das Verb (besuchen) den Akkusativ. Auch das Verb des

freien Relativsatzes (mögen) regiert den Akkusativ, der im Relativpronomen (wen)

realisiert wird. Damit passt es genau in den Rektionsrahmen, den die eigentliche

Bezugs-NP hätte einnehmen sollen. Ebenso verhält es sich in Beispiel (10)b.; auch

hier passen die Rektion des Matrixverbs und die des freien Relativsatzes,in

diesem Fall der Dativ, zusammen. Mit anderen Worten, in beiden Teilsätzen wird

der gleiche Kasus regiert; die Kasus sind identisch (= Kasusidentität). Diese

Konstruktion stellt kein Problem dar.

Von einem Kasusmismatch (auch Kasuskonflikt) spricht man, wenn das

Verb des Matrixsatzes und das des freien Relativsatzes unterschiedliche Kasus

6 Pittner (2003) zeigt außerdem die Abgrenzung zu Irrelevanzkonditionalsätzen auf. Diese sind i.d.R. Deutlich leichter von freien Relativsätzen abzugrenzen als indirekte Fragesätze. Sie sind häufig Parenthesen, stehen im Vor-Vorfeld und lassen sich durch Zusätze wie auch oder immer bzw. Paraphrasierungen mit gleichgültig, ob /w-... erkennen (Pittner 2003: 198). Für weitere Details s. Pittner (2003: 198-199).

14

regieren:

(11)7

a. Lena besucht, wem sie vertraut.b. Ramona hilft, wen sie mag.

Im Beispielsatz (11)a. gibt es einen Kasusmismatch zwischen Akkusativ

(besuchen) im Matrixsatz und Dativ (vertrauen) im freien Relativsatz. In Satz

(11)b. gibt es ebenfalls einen Kasusmismatch, wieder zwischen Akkusativ und

Dativ, wobei dieses mal der Dativ (helfen) im Matrixsatz der Akkusativ (mögen)

im freien Relativsatz vertreten ist. Somit erfüllt in keinem der beiden Fälle das

Relativpronomen genau die Rektionsansprüche des Matrixverbs.

Nun verhalten sich freie Relativsätze verschiedener Sprachen

unterschiedlich voneinander. So gibt es Sprachen, die einen Kasusmismatch gar

nicht zulassen, solche, die ihn zulassen und solche, bei denen es zu einer

sogenannten Kasusattraktion kommt. Bei der Kasusattraktion wird der Kasus des

Matrixverbs auf das Relativpronomen übertragen, unabhängig von der Rektion

des Verbs im Relativsatz. So ist in Sprache wie Griechisch, Rumänisch, Gotisch

und Isländisch ein Beispiel wie folgendes möglich (Vogel & Frisch 2003: 93):

(12) *Ich vertraue, wem ich einlade.

Im Deutschen gibt es diese Form der Kasusattraktion des Relativpronomens hin

zum Matrixverb nicht. Der Kasuskonflikt zwischen dem dativregierenden

Martixverb und dem akkusativregierenden Verb des freien Relativsatzes in (12)

könnte so nicht gelöst werden. In früheren Sprachstufen des Deutschen, im

Althochdeutschen und Mittelhochdeutschen, gab es die Kasusattraktion und das

Relativpronomen konnte allgemein sogar weggelassen werden (Pittner 1996:

120). Beides ist im Neuhochdeutschen nicht mehr möglich. Das Relativpronomen

kann nicht weggelassen werden und muss in jedem Fall den Kasus des Verbs des

Relativsatzes tragen (Pittner 1996: 120, s. Regel B).

Ein typisches Beispiel für Sprachen, die gar keinen Kasuskonflikt zulassen

ist das Englische (Bausewein 1991: 150, s. auch Bresnan & Grimshaw 1978).

7 Auf eine grammatische Bewertung mithilfe eines Asterisks wird an dieser Stelle verzichtet. Dies hat zwei Gründe. Erstens wird im Folgenden die von Pittner angenommene Regel vorgestellt und anhand ihrer Beispiele mit ihren grammatischen Bewertungen nachvollzogen. Zweitens sind Sätze, ähnlich wie die gegebenen Untersuchungsgegenstand des hier durchgeführten Experimentes, sodass im Voraus hier keine Bewertung der Sätze gegeben ist.

15

Eingangs wurde auch das Deutsche unter diesen Typ subsummiert, weil

Kasusmismatches nicht vollkommen frei möglich sind. Dass sie dennoch, wenn

auch nur unter bestimmten Regeln, möglich sind, ist Pittners These.

Wie bereits gezeigt kann nur Lösungsansatz C) (s. Kapitel 2) erklären, dass

es überhaupt zu Kasusmismatches kommt. Nach diesem Lösungsansatz gehört das

Relativpronomen allein in den Nebensatz und nimmt keine Zwischenstellung

zwischen Matrix- und Nebensatz ein oder wird gar vollkommen dem Matrixsatz

zugeordnet. Nur diese Lösung kann erklären, dass es Kasusmismatches gibt und

dass der Kasus des Relativpronomens auf jeden Fall realisiert werden muss.

Sprachspezifisch ist damit nur noch, ob der Kasus Relativpronomen die Rektion

des Verbs des Matrixsatzes gleich sein müssen (= Kasusidentität) oder ob es zu

Abweichungen kommen kann (= Kasusmismatch). Lange glaubte man, dass es

nur Sprachen gibt, die ausschließlich Kasusidentität zulassen, oder solche, die

Kasusmismatches uneingeschränkt zulassen (Vogel 2001: 346), sodass teilweise

von einer Parametrisierung des Matchings ausgegangen wurde. Neben anderen

Sprachen erlaubt auch das Deutsche Kasusmismatches nicht allgemein, verbietet

sie jedoch auch nicht strikt. Das Deutsche bewegt sich also zwischen den

vorgeschlagenen Parameteroptionen; auch Kasusattraktion ist ausgeschlossen.

Pittner (1991: 341) führt zum Kasusmismatch im Deutschen mehrere

Belege an, die einen Kasuskonflikt aufweisen, jedoch in dieser Form in

Zeitschriften, Romanen u.ä. vorkamen8:

(13)

a. AKK statt NOM:Wen es zum Lehrerberuf hinzieht, bevorzugt eher die geisteswissenschaftlichen und philologischen Fächer. (ZEIT 41/89, 87).

b. DAT statt NOM:Punkte machte, wem es gelang, auf dem Spielstock den Ball durch das gegnerische Tor zu balancieren. (Zeit-Magazin 44/89, 27)

c. DAT statt AKK Sie lädt ein, wem sie zu Dank verpflichtet ist.9

Kasusmismatches sind im Deutschen offenbar unter bestimmten Bedingungen

8 Hier eine Auswahl der Belege. Es handelt sich lediglich um Belege für Nominativ, Akkusativ und Dativ, da sich das anschließende Experiment ausschließlich auf diese Kasus stützt; Präpositionalkasus und Genitive wurden in der vorliegenden Arbeit nicht untersucht.

9 Es ist keine Quelle gegeben; daher ist unklar, ob es sich um einen authentischen Beleg oder ein konstruiertes und als grammatisch empfundenes Beispiel handelt.

16

möglich. Dass freie Relativsätze jedoch insgesamt eingeschränkter sind als

reguläre Relativsätze und indirekte Fragesätze, konnte bereits in Kapitel 2 gezeigt

werden. Oberflächlich gibt es geringe bis gar keine Unterschiede; nur die

Interpretationen weichen ggf. voneinander ab.

Pittner schließt aus ihren Belegen, dass das Deutsche Kasusmismatches

nicht allgemein verbietet, sondern dass grammatischen Kasusmismatches eine

bestimmte Regel zugrunde liegt. Sie sieht die Kasushierarchie als entscheidende

Bedingung und führt ausgehend von ihren Belegen folgende Regel an (Pittner

2003: 194; in ähnlicher Form auch 1991: 342, item Pittner 1995: 195/196):

Bei einem Kasuskonflikt zwischen dem vom Matrixverb geforderten Kasus Kl und demvom Verb im freien Relativsatz geforderten Kasus K2 kann Kl unrealisiert bleiben, wennKl K2 auf folgender Hierarchie vorangeht:(KH) Nominativ > Akkusativ > Dativ > Präpositionalkasus10.

Anders ausgedrückt sind Kasusmismatches im Deutschen dann grammatisch,

wenn im Relativsatz ein stärker markierter Kasus gegeben ist, als im Matrixsatz11.

Pittner betrachtet die Kasushierarchie als Hierarchie morphologischer

Markiertheit. Der Nominativ ist morphologisch unmarkiert. Der Akkusativ ist

morphologisch markierter als der Nominativ, jedoch weniger markiert als der

Dativ. Dieser (gefolgt von den Präpositionalkasus, die in dieser Arbeit

ausgeklammert bleiben) ist entsprechend dieser Hierarchie der am stärksten

markierte Kasus12. Sie führt hierzu das Beispiel der Nominalflexion an, bei der es

„nur 3 Formen [gibt], die den Gegensatz NOM:AKK sichtbar machen, dagegen 4

distinktive Formen für den Gegensatz NOM:DAT und 7 distinktive Formen für

den Gegensatz NOM:GEN“ (Pittner 1991: 343/44, s. auch Mugdan 1977: 68).

Begründet ist dies damit, „daß eine größere Notwendigkeit besteht, auf der

Hierarchie tief rangierende Kasus eindeutig zu kennzeichnen als solche, die auf

der Hierarchie weit oben rangieren wie NOM und AKK“ (Pittner 1991: 344).

Diese Regel ist für Pittner Mittelpunkt des Erklärungsansatzes, warum es im

10 Erst in späteren Arbeiten verortet Pittner den Präpositionalkasus in der Hierarchieregel tiefer als den Dativ (Pittner 2003: 194). Zunächst war er von dem Dativ durch einen Schrägstrich getrennt, was vermutlich für eine Gleichordnung spreche sollte (dies wurde in der Hierarchieregel nicht explizit erwähnt).

11 An dieser Stelle soll vermutlich von einer „genau dann, wenn“-Lesart ausgegangen werden. Spätere Argumentationen und Studien Pittners legen dies nahe. Explizit zeigt sich diese Annahme innerhalb der Hierarchieregel zu keinem Zeitpunkt.

12 Zum Genitiv äußert sich Pittner nicht; Zifonun et al. (1997:2275) übernehmen für Kasusmismatches bei freien Relativsätzen diese Regel, inkludieren jedoch den Genitiv, wenn auch mit einem eingeklammerten Fragezeichen versehen.

17

Deutschen entgegen vorangegangener Annahmen zu grammatischen

Kasusmismatches kommen kann. Leirbukt (1995) hingegen macht durch eine

Vielzahl an Belegen deutlich, dass diese Regel zumindest nicht als absolute und

einzige Regel fungieren kann.

Entgegen der angenommenen Regel, dass Nominative des Matrixsatzes

unrealisiert bleiben können, ein vom Matrixsatz geforderter Akkusativ jedoch

nicht durch einen Nominativ ersetzt werden kann, führt er einige Beispiele an

(Leirbukt 1995: 154):

(14) NOM statt AKK

a. Ab 1966 vollendeten die Rotgardisten das Werk, indem sie vertrieben und töteten, wer Widerstand leistete. (Der Spiegel 10.11.1980:201)

b. Als Entwicklungshelfer können wir nun vermitteln, wer einen der „draußen“ gesuchten Berufe hat […]. (Der Spiegel 14.3.1983:37)

Ferner zeigt er ein Beispiel von Paul (1958: 202) auf, bei dem sogar ein

geforderter Dativ unrealisiert bleibt und der Relativsatz nur einen Nominativ

bietet:

(15) NOM statt DAT

Trotz sei geboten, wer von hier mich trennt. (Grillparzer-Beispiel bei Blatz1896: 867)

Leirbukt räumt ein, dass es sich zumindest bei dem letzten Beispiel um eine recht

altertümliche Konstruktion handelt, sieht seine These, dass es sich bei Pittners

Hierarchieregel keinesfalls um eine strikte Regel handelt, die alle grammatischen

Kasusmismatches fassen kann, aber dennoch als bestätigt. Besonders interessant

ist es, dass er bis auch das letzte, altertümlich wirkende Beispiel, nur Belege

aufführt, in denen der Akkusativ durch einen Nominativ ersetzt wird. Anfängliche

Überlegungen Pittners befassten sich ebenfalls damit, den Nominativ

möglicherweise aus der Hierarchieregel auszugrenzen13.

Anhand der gefundenen Belege führt Leirbukt zwei große Faktoren an, die

neben oder gar anstatt der Hierarchieregel fungieren können. Der erste

Einflussfaktor ist die Stellung. Offenbar kann die Stellung des Relativsatzes einen

Einfluss auf die Grammatikalität der Konstruktion haben (Leirbukt 1995: 158).

Auch Pittner (1995: 198, s. auch Bausewein 1990: 179 sowie Zifonun et al. 1997:

13 Weitere Einzelheiten und Überlegungen dazu in Kapitel 3.2., 5 und 6.

18

2272) führt an, dass es neben der Hierarchieregel diesen weiteren, systematischen

Faktor gibt, der die Grammatikalität von freien Relativsätzen beeinflusst. Befindet

sich der freie Relativsatz extraponiert im Nachfeld, ist der syntaktische Rahmen

durch den Matrixsatz komplett gesetzt. Aus syntaktischer Sicht ist es so eindeutig,

welche Argumentposition der freie Relativsatz füllen soll. Abweichende Kasus der

Relativpronomen sind dann für das Verständnis und die Verarbeitung der

gesamten Äußerung weniger auffällig und werden eher akzeptiert als in

vorangestellten freien Relativsätzen. Bei freien Relativsätzen in Voranstellung ist

nicht eindeutig, welche Satzgliedfunktion sie einnehmen sollen. Diese Tatsache

soll sich laut Pittner (1995: 199) begünstigend auf im Nachfeld verortete freie

Relativsätze mit Kasusmismatch auswirken. Zunächst bezieht sich diese Regel

offenbar ausschließlich auf hierarchiekonforme (= der Hierarchieregel

entsprechende) Kasusmismatches (z.B. besucht, wem). Als Erklärung für

Leirbukts Belege, in denen ein Nominativ statt eines Akkusativs realisiert wurde,

erweitert sie diese Regel auch auf hierarchieverletzende (= der Hierarchieregel

widersprechende) Kasusmismatches (z.B. hilft, wen; Pittner 1995: 199):

Extraposition muß als ein zusätzlicher Faktor gesehen werden, der die Bildung von nichtübereinstimmenden und der Hierarchieregel nicht genügenden freien Relativsätzen begünstigt. Bestimmte Beispiele, die sich an der Grenze des Akzeptablen bewegen, werden dann eher akzeptiert, wenn der Relativsatz im Nachfeld steht.

Weiter begründet sie Leirbukts Belege, die fast ausschließlich Nominativ/

Akkusativ-Konstruktionen aufweisen, damit, dass zwischen diesen beiden Kasus

„der Kasuskontrast ohnehin nicht stark ausgeprägt ist“ (Pittner 1995: 199). Ferner

heißt es (Pittner 1995: 197):

Wenn die Kasushierarchie eine Hierarchie morphologischer Markiertheit ist und sich die Markiertheit eines Kasus an der Zahl vom Nominativ distinktiver Formen messenläßt, dann ist klar, daß der Unterschied zwischen NOM und AKK minimal ist, da es im Paradigma der Relativpronomen genau jeweils eine distinktive AKK-Form gibt.

Die überwiegende Anzahl Leirbukts (1995) Belege, erklärt Pittner somit durch

den geringen morphologischen Unterschied zwischen den beiden und der Wirkung

der Stellung der freien Relativsätze im Nachfeld.

Der zweite Einflussfaktor ist die Entfernung der nicht passenden Kasus

zueinander. Mit zunehmendem, sprachlichen Material kann der Fokus von dem

Kasusmismatch gelenkt werden, sodass dieser möglicherweise weniger auffällt

und auch solche Konstruktionen, die der Hierarchieregel widersprechen, als

19

grammatisch wahrgenommen werden (Leirbukt 1995: 161, Pittner 1995: 198).

Hierzu führt Leirbukt (1995: 161) folgendes Beispiel an:

(16)

a. Sagen Sie das bitte Frau Schwarzkopf, Herrn Müller, Herrn Schmidt undwen Sie sonst noch treffen.b. *Sagen Sie das bitte, wen Sie sonst noch treffen.

In (16)a. befindet sich recht viel sprachliches Material zwischen den Verben sagen

und treffen, sodass der Kasusmismatch zwischen Dativ (sagen) und Akkusativ

(treffen) weniger auffällt. Diese Verben bzw. das dativregierende Verb und das

Relativpronomen im Akkusativ stehen weit genug entfernt, dass der

hierarchieverletzende Kasusmismatch nicht stark ins Gewicht fällt. Lässt man, wie

in (16)b., dieses ablenkende, sprachliche Material weg, ist der

hierarchieverletzende Kasusmismatch sofort offensichtlich.

Pittners Ansicht nach stellen diese Beobachtungen keinerlei Schwierigkeit

oder Einschränkung ihrer Hierarchieregel dar. Es handelt sich vielmehr um

zusätzliche Faktoren, die einen Einfluss haben können und die Hierarchieregel,

die sie eher als sehr starke Tendenz auffasst (Pittner 2003: 207), leicht

modifizieren oder die ggf. gegeneinander abgewägt werden müssen (Pittner 1995:

199). Der Einflussfaktor Stellung fügt eine syntaktische Ebene hinzu, die einen

Kasusmismatch möglicherweise akzeptabler macht, weil er durch einen anderen

syntaktischen Faktor abgefangen wird. Die Entfernung der Verben voneinander,

vermutlich ein pragmatischer Faktor, dient der Ablenkung vom Kasusmismatch.

Beide Faktoren interagieren nach Pittner jedoch nur mit der Hierarchieregel und

setzen sie weder außer Kraft noch ersetzen sie sie (Pittner 1995: 198). Besonders

Leirbukts zweiter Einwand, das Hinzufügen sprachlichen Materials, um die

Entfernung der Verben verschiedener Rektionsparadigma von einander zu trennen,

ist empirisch recht schwierig nachweisbar. Um was für eine Entfernung handelt es

sich? Geht es hierbei um Silben, um Wörter, um Phrasen? Einen Einfluss kann

man diesem Faktor nicht absprechen, jedoch wird er von Leirbukt nicht weiter

konkretisiert oder definiert, sodass er nicht detailliert untersucht werden kann.

Eine weiteres Phänomen, das an dieser Stelle aus Gründen der

Vollständigkeit erwähnt werden soll, in der Studie dieser Arbeit jedoch nicht

aufgegriffen werden kann, ist Kasussynkretismus. Pittner führt an, dass es sich bei

den gegebenen Kasusformen des Relativpronomen nicht um den abstrakten,

20

sondern um den morphologischen Kasus handelt. Bei belebten Formen der

Relativpronomina (werNominativ, wenAkkusativ, wemDativ) gibt es für Nominativ,

Akkusativ und Dativ drei eindeutig voneinander unterscheidbare Formen. Anders

verhalten sich unbelebten Formen der Relativpronomina (wasNominativ, wasAkkusativ).

Daher sind eigentlich hierarchieverletzende Mismatches bei unbelebten

Relativpronomina möglich, bei belebten jedoch bei gleichen Rektionen nicht

(Pittner 1991: 1997; Beispiel (17)b leicht geändert) :

(17)

a. Er zerstört, was ihn behindert.b. *Er zerstört, wer ihn behindert.

Bei (17)b. wird der herarchieverletzende Kasusmismatch aufgrund der diskreten

Kasusformen der einzelnen Kasus offensichtlich. Das Beispiel (17)a. hingegen ist

grammatisch, obwohl was statt des geforderten Akkusativs einen auf der

Kasushierarchie höher liegenden, und damit weniger stark markierten Kasus,

aufweist; den Nominativ. Das bedeutet, dass hier der gleiche Kasusmismatch

vorliegt wie in (17)b. Da anhand der Form jedoch keine genaue Zuordnung zu

einem Kasus getroffen werden kann, sprich, da Kasussynkretismus vorliegt, ist

der Beispielsatz (17)a. trotz der Verletzung der Hierarchieregel laut Pittner

grammatisch.

Insgesamt sieht Pittner die Hierarchieregel nicht als losgelöste Regel,

sondern führt einige von freien Relativsätzen unabhängige Aspekte

unterschiedlicher linguistischer Teilgebiete an, auf die die Kasushierarchie

Einfluss hat. So führt sie an, „daß nicht nur Kasus, sondern auch semantische

Rollen und grammatische Relationen hierarchisch geordnet sind“ (Pittner 1991:

344, s. Wunderlich 1985), die eng mit der der Kasushierarchie verbunden sind.

Ebenso spiegelt sich der Einfluss der Kasushierarchie in der Reflexivierung wider

(s. Primus 1987). Auch den diachronen Abbau von Kasus führt sie als Indiz für die

Kasushierarchie an. So werden stärker markierte Kasus eher abgebaut und durch

weniger stark markierte Kasus oder Konstruktionen, die solche enthalten, ersetzt

(Pittner 1991: 344). Ferner führt sie an, dass Spracherwerbsdaten ebenfalls die

Kasushierarchie stützen, denn Kinder erlernen die Kasus vom unmarkierten zum

stark markierten Kasus, entsprechend der Hierarchie (Pittner 1991: 344).

21

3.2. Empirische Untersuchungen

Bereits 1991 unternahm Pittner14 eine kleine Studie, um ein empirisches

Meinungsbild bezüglich ihrer Hierarchieregel einzuholen. Sie befragte 14

Probanden, um zu untersuchen, ob und wenn ja, welche Art der Kasusmismatches

im Deutschen akzeptabel sind bzw. welche Kasus eher unrealisert bleiben können

(Bausewein 1991: 153). Genaue Informationen zu Probanden, Design oder

Durchführung des Experiments sind nicht bekannt. Dennoch sind die Ergebnisse

interessant. Das Ergebnis bezüglich der Akkusative im Matrixsatz zeigt, dass sie

am ehesten unrealisert bleiben können. Allerdings ist zu beachten, dass es sich in

allen von Pittner aufgeführten Beispielen in diesem Zusammenhang um solche

handelt, in denen Kasussynkretimus (was), dativregierende Verben im freien

Relativsatz und um Präpositionalkasus handelt. Dies steht im Einklang mit der

Hierarchieregel bzw. der Prognosen bei Kasusformen, die Synkretismus

aufweisen. Ferner beobachtete sie, dass Dative im Matrixsatzes in weniger

Kontexten unrealisiert bleiben können. Kontexte, in denen das Relativpronomen

im Akkusativ statt Dativ stand, schnitten hierbei am schlechtesten ab (z.B. hilft,

wen). Auch das ist mit Sicht auf die Hierarchiegel nicht verwunderlich. Wird ein

Akkusativ statt eines Dativs verwendet, handelt es sich um einen

hierarchierverletzenden Kasusmatch (z.B. vertraut, wen). Diese sollten

entsprechend der Hierarchiegel als weniger akzeptabel bewertet werden als

hierarchiekonforme Kasusmismatches (z.B. besucht, wem). Bis hierhin zeigt sich

die Hierarchierregel als maßgeblicher Faktor und die Ergebnisse bestätigen die

Hierarchieregel.

Schlecht wurden Konstruktionen bewertet, in denen ein Prapositionalkasus

(sowohl Akkusativ als auch Dativ) statt eines Dativ realisiert wurde. Die in

diesem Zuge angeführten Testitems und Mitelwerte zeigen dies deutlich (s.u.).

Pittner hatte eine fünftstufige Skala (1-5), wobei mit abnehmender Akzeptabilität

die Zahl anstieg, ähnlich wie deutsche Schulnoten; der Mittelwert der

Bewertungen befindet sich in Klammern hinter dem jeweiligen Testitem

(Bausewein 1991: 154):

(18)a. Er begegnete, mit wem er rechnete. (3,9)b. Er begegnet, auf wen er gewartet hatte. (3,8)

14 Zu dem Zeitpunkt noch als Bausewein.

22

Das ist kein erwartetes Ergebnis. Zum damaligen Zeitpunkt verortete Pittner

Präpositionalkasus gleichstehend mit Dativen in der Hierachieregel (durch

Schrägstrich getrennt, der vermutlich, wenn auch nicht explizit ausgedrückt,

Gleichordnung anzeigen sollte). Dementsprechend sollten diese Testitems

eigentlich nicht so schlecht bewertet werden. Gravierender wird dieser Befund mit

den später durchgeführten Veränderungen der Hierarchieregel (s. Pittner 2003),

bei der die Präpositionalkasus unterhalb des Dativs verortet werden, also als

stärker markiert gelten. Ein Beispiel wie (18)a. sollte sich dann verhalten wie Er

besuchte, wem er mag. Erklärungsansätze zu diesem Befund sind nicht gegeben.

In den meisten Fällen der für diese Arbeit relevanten Konstruktionen

(Präpositionalkasus werden hier ohnehin nicht genauer betrachtet) wurden

hierarchiekonforme Kasusmismatches als akzeptabler bewertet als

hierarchieverletzende Kasusmismatches. Ein durchaus überraschender Befund in

dieser Studie war jedoch gegeben, der sich anhand der Hierarchieregel wieder

nicht klären lässt15: auch der Nominativ kann offenbar nicht einfach unrealisiert

bleiben. So haben die hierarchiekonforme Kasusmismatches, in denen ein im

Matrixsatz geforderter Nominativ nicht realisiert wurde, sondern durch einen

Akkusativ, einen Dativ oder eine PP ersetzt wurden ebenfalls recht schlechte

Ergebnisse erzielt (Bausewein 1991: 154):

(19)a. Wem er geschrieben hatte, kam zu seinem Fest. (4,2)b. Wen er erwartete, traf ein. (4,3)c. Mit wem er rechnete, kam. (4,4)

Entsprechend der Hierarchieregel ist das nicht zu erwarten, da der Nominativ der

erste Kasus, demnach unmarkiert, ist und somit derjenige sein sollte, den man am

ehesten unrealisiert lassen kann. Dennoch sind die Bewertungen der Sätze (19)

unerwarteterweise sehr schlecht. Pittner interpretiert diesen Befund dahingehend,

dass der Nominativ möglicherweise aus der Hierarchieregel ausgeklammert

werden müsste (Bausewein 1991: 154): „Der Nominativ ist an dieser Hierarchie

nicht beteiligt, er muß realisiert werden“. Später verwirft sie diese Überlegung

offenbar und bleibt wie eingangs vorgesehen dabei, den Nominativ in der

15 Die unerwarteten Ergebnisse bezüglich der Präpositionalkasus könnten auch darauf hinweisen, dass man sie womöglich nicht als vermeintlich homogene Gruppe in die Hierarchieregel inkludieren sollte. Auch in der Kasushierarchie finden sie als Gruppe keinen Platz.

23

Hierarchieregel zu lassen16. Anders als Leirbukts Belege, die besonders

hierarchieverletzende Nominativ/Akkusativ-Kasusmismatches fokussierten und

sie als grammatisch auswiesen, zeigt sich der Nominativ hier allgemein als

problematischer Kasus in Verbindung mit dem Akkusativ, dem Dativ und den

Präüositionalkasus.

Ferner untersuchte Pittner in dieser Akzeptabilitätsstudie auch, welchen

Einfluss die Stellung auf die Akzeptabilität der Sätze hat. Ein leichter Effekt der

Stellung zeigte sich hierbei, denn diejenigen Sätze, in denen die freien

Relativsätze extraponiert auftraten, wurden laut Pittner etwas besser bewertet als

diejenigen, in denen der Relativsatz vorangestellt präsentiert wurde. Dies deckt

sich mit der Zusatzregel, dass freie Relativsätze im Nachfeld einen strukturell

klaren Rahmen haben und so für weniger Arbeitsaufwand sorgen als

vorangestellte.

Zusammenfassend lässt sich zu dieser Studie sagen, dass sie bereits einige

Tendenzen anzeigt17. Eine Tatsache sticht besonders hervor: Entgegen späterer

Thesen exkludiert Pittner hier den Nominativ aufgrund der Befunde von der für

Kasusmismatches geltenden Hierarchieregel und führt an, dass „[f]ür eine

Teilhierarchie Nom > Akk [...] lediglich [spricht], daß der Akkusativ nicht durch

den Nominativ ersetzt werden kann“ (Bausewein 1991: 154). Diese Studie bietet

interessante Einblicke zu Kasusmismatches in freien Relativsätzen. Sie ist jedoch

rein deskriptiv. Neben den Details zu einzelnen Types oder Items, dem

Experimentdesign (z.b. Fragebogen, Single-Item-Studie etc.), und Angaben zu

den Probanden (z.B. ob bei allen deutsch alleinige L1 war), fehlen auch

inferenzstatistische Analysen zur Signifikanz der Unterschiede zwischen der

Bewertung einzelner Testitems. Pittner bietet lediglich Mittelwerte für ihre

gewählten Belege und betrachtete die Unterschiede rein quantitativ, ohne durch

die Statistik eine zufällige Verteilung der erhobenen Daten auszuschließen.

Hinzukommend wären Vergleiche zwischen einzelnen Gruppen (der

16 Leider sind in der Studie keinerlei Testitems und die Mittelwerte ihrer Bewertungen aufgeführt,bei denen ein Akkusativ durch einen Nominativ ersetzt wurde. Es wird lediglich ein Beispiel (offenbar kein Testitem) als ungrammatisch gegeben: *Er lädt ein, wer ihm genehm ist. (aus Bausewein 1991: 154). Aufschlussreich wäre es gewesen, den konkreten Vergleich zwischen Konstruktionen in denen Akkusative statt Nominative im Vergleich zu Nominativen statt Akkusativen zu sehen.

17 Auch wenn sich die Präpositionalkasus uneindeutig verhalten. Dies rückt an dieser Stelle in den Hintergrund, da sie zwar Teil der Hierarchieregel sind, jedoch keinen Platz innerhalb des Experiments der vorliegenden Arbeit finden.

24

Hierarchieregel entsprechende und widersprechende gleicher

Kasuskombinationen) wünschenswert gewesen. Auch die Anzahl der Probanden

scheint zu gering zu sein, um als aussagekräftige Studie zu fungieren. Zudem

fehlen Angaben dazu, ob es Fillersätze gab, welcher Art diese waren, wie viele

Testitems es pro Type gab und ob die Anzahl der Testitems pro Type gleich war,

ob überhaupt in Types eingeteilt wurde, ob es bezüglich der Stellung

Minimalpaare gab etc. Es bleibt unklar, ob es sich bei den von Pittner

vorgestellten Beispielen lediglich um Beispiele einer größeren Anzahl an Items

handelt oder die Beispiele die einzigen zur Bewertung vorgegebene Items der

Klasse waren. Auch die Darstellung der Mittelwerte ist uneindeutig. Handelt es

sich dabei um die Mittelwerte des gegebenen Items oder um den Mittelwert des

Types, dem dieses Item entstammt? Diese Akzeptabilitätsstudie ist demnach eher

als eine Art Untersuchung eines groben Meinungsbildes zu werten und kann keine

reliablen Aussagen treffen. Sie bietet jedoch Tendenzen und unterstreicht, dass es

sinnvoll ist, zusätzliche, empirische Untersuchungen anzustreben.

Eine weitere Studie schloss Pittner (2003) in Form einer Korpusstudie an.

Hierbei wurde erstmals die syntaktische Positionierung innerhalb des Satzes

systematisch aufgegliedert. In der vorliegenden Arbeit werden die

Linksversetzungen von den behandelten Kasusmismatches ausgeklammert, da es

sich bei diesem Phänomen wohl um eines handelt, das gesondert zu betrachten ist.

Pittners Studie zeigte, dass sich Linksversetzungen deutlich von anderen

untersuchten Gruppen unterscheiden. Außerdem beinhalten Linksversetzungen

eine Proform. Diese ist nicht mit dem eigentlichen Korrelat, das als

Bezugselement eines Relativsatzes dient, zu verwechseln. Der Relativsatz in

Linksversetzungen bleibt nach Pittner weiterhin frei, da es sich bei der Proform

nicht um „den Kern einer Attributkonstruktion“ (Pittner 1995: 198) handeln kann.

Dennoch scheinen diese Konstruktionen als gesondertes Phänomen zu betrachten

zu sein, welches in dieser Arbeit ausgeklammert werden muss18. Das untersuchte

Korpus bestand aus drei Unterkorpora; Die Frankfurter Rundschau,

Philosophische Texte und Belletristik und Trivialliteratur. Insgesamt ist zu

erwähnen, dass Pittner lediglich einen Fall hierarchieverletzender

Kasusmismatches (Nominativ statt Akkusativ, z.B. lobt, wer19) gefunden hat

18 Für Details zu Linksversetzungen und den Ergebnissen dieser Konstruktion s. Pittner 2003: 200-207.

19 Pittner führt den hierarchieverletzenden Beleg nicht an.

25

(2003: 206), den sie ansonsten nicht weiter thematisierte und von weiteren

Untersuchungen ausschloss. Folglich beziehen sich die genannten Zahlen nur auf

hierarchiekonforme Kasusmismatches (z.B. besucht, wem).

In 36% der untersuchten Konstruktionen aus Die Frankfurter Rundschau

kamen Kasusmismatches (Pittner 2003: 201) vor. Damit handelt es sich mit

Abstand um das Korpus mit der höchsten Zahl an Kasusmismatches in dieser

Studie. In den beiden anderen untersuchten Korpora sind Kasusmismatches bei

Konstruktionen mit freien Relativsätzen deutlich niedriger; bei Philosophischen

Texten sind es nur 5,15% (Pittner 2003: 203), bei Belletristik und Trivialliteratur

8% (Pittner 2003: 205). Besonders auffällig ist, dass es große Unterschiede in der

Anzahl der Belege der Kasusmismatches bei verschiedenen Kasuskombinationen

gab. So stellen Kasusmismatches zwischen Dativ und Nominativ die eindeutig

größte Gruppe dar (72, 72%, 48 Belege), gefolgt von Akkusativ und Nominativ

(21,21%, 14 Belege), Dativ und Akkusativ (4,54%, 3 Belege) und dem einzigen

hierarchieverletzenden Mismatch Nominativ statt Akkusativ (1,51%, 1 Beleg).

Pittner interpretiert diese Ergebnisse lediglich dahingehend, dass sie ihre These

der grammatischen Kasusmismatches entsprechend der Kasushierarchie als

bestätigt ansieht, da es nur ein Gegenbeleg zur Hierarchieregel gab (2003: 207).

Es bleibt jedoch ungeklärt, warum es zu so großen Diskrepanzen zwischen den

einzelnen Kasuskombinationen kommt. Warum sind fast ¾ der Belege

Kombinationen von Dativ und Nominativ? Eine mögliche Erklärung ist hier, dass

Dative und Nominative aufgrund den ihnen zugehörigen semantischen Rollen

besser zusammenpassen als Nominativ und Akkusativ oder Akkusativ und Dativ.

Pittner untersucht die Verteilung der Belege hinsichtlich der Kasuskombinationen

nicht weiter, da dies nicht im Fokus ihrer Forschung stand.

Bezüglich der syntaktischen Positionierung der freien Relativsätze,

interpretiert Pittner die Ergebnisse als Tendenz. So stellte sie fest, dass es zwar

deutlich mehr freie Relativsätze im Vorfeld gab als im Mittel- oder Nachfeld, die

Kasusmismatches im Nachfeld aber in Relation zur Gesamtzahl des jeweiligen

Typs häufiger auftraten als im Vor- oder Mittelfeld (Nachfeld 42,3% der

Mismatches, Mittelfeld 6,97%, Vorfeld 22,8%). Die These, dass sich die

syntaktisch eindeutige Extraposition positiv auf die Akzeptabilität bzw.

Produktion freier Relativsätze auswirkt, sieht sie hier als Tendenz bekräftigt. Die

Erweiterung der These auf hierarchieverletzende Kasusmismatches, die sie als

26

Argumentation für Leirbukts Belege (Nominativ statt Akkusativ) heranzog, wurde

hier nicht weiter untersucht. Es hab ohnehin nur einen hierarchieverletzenden

Kasusmismatch.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass diese Zahlen eindeutige

Aussagen nicht zulassen, sodass insgesamt wieder lediglich von einer Tendenz

gesprochen werden kann. Mit dieser Korpusstudie konnte Pittner ihre

Hierarchieregel weiter untermauern. Dennoch bleibt zu sagen, dass es sich auch

hier um eine rein quantitative Auswertung handelt, in der nur absolute Zahlen und

Proportionen anhand von Prozentangaben geboten wurden. Es kommt zu keiner

interferenzstatistischen Auswertung, die Unterschiede zwischen einzelnen

Gruppen als signifikant nachweisen könnte. Hinzu kommt, dass es sich wiederum

um eine zu kleine Studie handelt, um reliable Ergebnisse zu liefern. Untersucht

wurden insgesamt 310 Konstruktionen20 mit freien Relativsätzen, bei denen es

sich bei 68 Belegen um solche mit einem Kasusmismatch handelte. Wieder ist der

Datenumfang zu gering, um mehr als Tendenzen und grobe Richtungen

anzugeben. Auch in diesem Fall ist eine größere empirische Untersuchung des

Phänomens wünschenswert, um diesen Tendenzen mehr Aussagekraft zu

verleihen. Aber auch diese Studie beinhaltet einen sehr interessanten Befund: der

hierarchieverletzende Kasusmismatch zwischen Akkusativ und Nominativ. Leider

ist dieser nicht geboten; es wird lediglich angeführt, dass statt eines Akkusativs

ein Nominativ realisiert wurde. Dennoch ist dieser Befund bemerkenswert, denn

bereits in der kleinen Akzeptabilitätsstudie ergab sich, dass Kasuskombinationen,

in denen der Nominativ unrealisiert blieb, keine so eindeutigen Ergebnisse lieferte

wie andere Kasuskombinationen. Eingangs exkludierte Pittner den Nominativ

daher eher von der Hierarchieregel. Auch Leirbukt führte gerade solche

hierarchieverletzenden Kasusmismatches an, bei denen fast ausschließlich

Akkusative durch Nominative ersetzt werden. Es kann natürlich Zufalls sein, dass

wieder der Nominativ, besonders in Verbindung mit dem Akkusativ als einzige

Ausnahme zu den sonst hierarchiekonformen Kasusmismatches gegeben ist.

Trotzdem sollten die Ergebnisse bezüglich dieser Kasuskombination im

Hinterkopf behalten werden.

Auch Vogel & Frisch (2003) untersuchten Kasusmismatches bei freien

20 207 Belege mit Linksversetzungen wurden aus genannten Gründen an dieser Stelle nicht berücksichtigt.

27

Relativsätzen. Vogel (2001) geht zwar von einer etwas anderen Hierarchieregel

aus21, dennoch helfen die Ergebnisse der Studie, einen besseren Überblick zu

gewinnen. Nebst einer etwas veränderten Hierarchieregel gehen Vogel & Frisch

(2003) zudem von einer Abstufung der Akzeptabilität bei zunehmender

Markiertheit der Konstruktion aus. Das unterscheidet sie von Pittner, die eine

solche Abstufung nie in Erwägung zog, sondern hierarchiekonforme

Kasusmismatches als grammatisch (teilweise nur akzeptabel oder mehr/eher

akzeptabler) und hierarchieverletzende Mismatches als ungrammatisch (teilweise

nur unakzeptabel oder weniger akzeptabel) darstellte. Dabei verorten Vogel &

Frisch (2003) solche Kasusmismatches, die einen tieferen (markierten Kasus) im

freien Relativsatz aufweisen und damit einen höheren (weniger markierten)

unrealisiert lassen (= hierarchiekonforme Kasusmismatches) als weniger markiert

als solche, die einen tieferen Kasus des Matrixsatzes durch einen höheren Kasus

im freien Relativsatz unrealisiert lassen (= hierarchieverletzende

Kasusmismatches; Vogel & Frisch 2003: 96)22. Sie testeten dies jedoch nicht mit

allen Kasus des Deutschen, sondern bezogen sich ausschließlich auf Akkusative

und Dative, da primär diese Kasus für ihre Theorie interessant waren. Bei ihrem

Experiment handelt es sich um eine Akzeptabilitätsstudie, bei der die Probanden

(24 Studenten) die Testitems Wort für Wort (je 250ms pro Wort) präsentiert

erhielten und 500 ms nach dem letzten Wort ein Urteil zur Akzeptabilität der Sätze

abgeben sollten. Experimentdesign, Durchführung, statistische Auswertung etc.

entsprechen allgemeinen Standards der empirischen Forschung (für Details s.

Vogel & Frisch 2003: 97-101).

Als Resultat ihrer Untersuchungen ergab sich, dass solche Sätze, die

Kasusidentität aufwiesen (AKK-akk23 bzw. DAT-dat; z.B. besuchte, wen bzw.

half, wem, Vogel & Frisch 2003: 99) am besten bewertet wurden und sich

untereinander nicht signifikant unterschieden (Vogel & Frisch 2003: 100). Solche,

21 Hauptbezug bei Vogels (2001) Hierarchie sind nicht die einzelnen Kasus des Deutschen, sondern ihre Einteilung in strukturelle (Nominativ und Akkusativ) und oblique Kasus (Dativ und Genitiv). Seiner Annahme nach sind Ersetzungen obliquer Kasus für strukturelle Kasus (z.B. besucht, wem) akzeptabler als Ersetzungen struktureller Kasus für oblique Kasus (z.B. hilft, wen).

22 Es ergibt sich also ein Markiertheitsgefälle von relativ unmarkiert zu sehr markiert folgender Art: Kasusmatches < Kasusmismatch; obliquer Kasus statt struktureller Kasus < Kasusmismatch struktureller Kasus statt obliquer Kasus (Vogel & Frisch 2003: 96).

23 Die Schreibweise in Majuskeln bezieht sich auf den im Matrixsatz verwendeten Kasus; die Schreibweise in Minuskeln stellt den im freien Relativsatz verwendeten Kasus dar.

28

die hierarchiekonforme Kasusmismatches aufwiesen (AKK-dat, z.B. besuchte,

wem) wurden signifikant schlechter bewertet als Konstruktionen mit

Kasusidentität, jedoch auch signifikant besser als solche, die hierarhieverletzende

Kasusmismatches (DAT-akk, z.B. half, wen) aufwiesen. Damit ergibt sich aus

ihren Daten für die Kombination zwischen Akkusativ und Dativ folgendes

Akzeptabilitätsgefälle:

(20)

Kasusidentität (AKK-akk; DAT-dat) > Kasusmismatch (AKK-dat) > Kasusmismatch (DAT-akk)

Vogel & Frisch (2003) distanzieren sich davon, absolute Äußerungen darüber zu

machen, ab welchem Punkt genau eine Konstruktion nicht mehr grammatisch ist

oder wo es eine „threshold for grammaticality“ (Vogel & Frisch 2003: 102) gibt.

Ihnen geht es vielmehr darum zu zeigen, dass zwischen den einzelnen

Konstruktionen mit freien Relativsätzen ein Akzeptabilitätsgefälle herrscht, das

mit der zuvor von ihnen vorgestellten Markiertheitsskala solcher Konstruktionen

korreliert. Diese Studie wirft ein anderes Licht auf die von Pittner angenommene

Hierarchieregel. So macht sie selbst zwar nur selten explizite Aussage dazu, dass

hierarchiekonforme Kasusmismatches in jedem Fall grammatisch und solche mit

hierarchieverletzenden Kasusmismatches in jedem Fall ungrammatisch sind,

dennoch wird diese Annahme immer wieder nahegelegt. Vogel & Frisch (2003)

konnten zeigen, dass hierarchieverletzende Kasusmismatches zwar weniger

akzeptabel sind als hierarchiekonforme Konstruktionen, aber dass diese wiederum

schlechter bewertet wurden als Konstruktionen mit Kasusidentität.

Eine weitere Beobachtung aus dieser Studie sei hier erwähnt. Offenbar

handelt es sich bei Konstruktionen mit freien Relativsätzen generell um recht

markierte Strukturen. So berichten Vogel & Frisch (2003), dass es sowohl eine

relativ hohe Anzahl an Ablehnungen von Sätzen mit Kasusidentität seitens der

Versuchspersonen gab (27,1%) als auch, dass aus den eingangs untersuchten

Probanden insgesamt ein Drittel bei der Auswertung nicht berücksichtigt werden

konnte (Vogel & Frisch 2003: 192)24. Diese Tatsache führen sie auf eine hohe

allgemeine Markiertheit von Konstruktionen mit freien Relativsätzen zurück. Das

bedeutet, dass die von Vogel & Frisch (2003) als weniger markiert betrachteten

24 Die verwendeten Items wiesen recht reduziertes sprachliches Material auf (Maria besuchte, wen sie mochte, Maria half, wem sie vertraute, Maria besuchte, wem sie vertraute, Maria half,wen sie mochte), was den Faktor der Markiertheit derartiger Konstruktionen begünstigt.

29

Konstruktionen mit freien Relativsätzen bereits eine recht hohe allgemeine

Markiertheit aufweisen, welche mit zunehmender Markiertheit innerhalb der

Konstruktion folglich ebenfalls weiter ansteigt. Dieser Faktor muss in empirischen

Untersuchungen berücksichtigt werden.

Ferner ist zu sagen, dass es sich bei dieser Studie um eine Pilotstudie

handelt. Es konnten lediglich von 24 Probanden Daten ausgewertet werden.

Zudem handelt es sich um einen Vergleich der Kasuskombinationen Akkusativ

und Dativ, welche nicht alle in dieser Arbeit zu untersuchenden

Kasuskombinationen abdecken. Außerdem kamen nur Konstruktionen vor, bei

denen der Relativsatz dem Matrixsatz folgte. Konstruktionen, in denen der freie

Relativsatz dem Matrixsatz vorangestellt ist, wurden nicht untersucht, sodass über

die Akzeptabilität oder Grammatikalität solcher Strukturen keinerlei Aussage

getroffen werden kann.

Dennoch leistet diese Studie hilfreiche Einblicke darüber, dass es sich bei

Konstruktionen mit freien Relativsätzen allgemein schon um recht markierte

Konstruktionen handelt. Ein für diese Arbeit besonders bemerkenswerter Punkt

ist, dass die Autoren betonen, dass es möglicherweise sinnvoller ist von

Akzeptabilität als von Grammatikalität zu sprechen und dass es innerhalb

verschiedener Kombinationen freier Relativsätze ein Akzeptabilitätsgefälle gibt.

4. Das Experiment25

4.1. Hypothesen und Types

Grundlage der vorliegenden Studie ist die von Pittner (1991) formulierte

Haupthypothese, dass die Kasushierarchie als Erklärungsansatz für die

Grammatikalität freier Relativsätze fungiert. Zusätzlich bietet die Satzstellung der

freien Relativsätze als mögliche Einflussgröße die zweite Hypothese.

25 Besonderer Dank gilt an dieser Stelle Tim Graf, Dr. Markus Philipp sowie Dr. Martin Evertz für die Unterstütztung des Experimentes bei der Erstellung der Fragebogen und der statistischen Auswertung.

30

(21)

a. Haupthypothese: Bei einem Kasuskonflikt zwischen dem vom Matrixverb geforderten Kasus K1 und dem vom Verb im freien Relativsatz geforderten Kasus K2 kann K1 unrealisiert bleiben, wenn K1 K2 auf folgender Hierarchie vorangeht:

(KH) Nominativ > Akkusativ > Dativ(Pittner 1991: 343)

b. Nebenhypothese:Extraponierte freie Relativsätze mit Kasusmismatch (hierarchie-konform und hierarchieverletzend) sind akzeptabler, denn auf diese Weise können „den Hörer/ Leser nicht mehr durch ein nicht in den Kasusrahmen des Matrixverbs passendes Relativpronomen irreführen [...], da das Matrixverb und seine Leerstellen bereits bekannt sind.

(Pittner 1995: 198)

Im Vordergrund steht Pittners Hierarchieregel. Pittner selbst gibt an, dass es sich

dabei nicht um eine absolute Regel ohne Ausnahmen handele, sondern dass es

eine starke Tendenz ist, die nicht nur im Deutschen zu beobachten sei (Pittner

2003: 207). Die Hierarchieregel erhebt nach Pittner nicht den Anspruch,

vollständig oder unbeugsam zu sein, da Zusatzregeln Einfluss haben können.

Dennoch oder gerade deswegen ist sie Forschungsdesiderat.

Die vorliegende Studie untersucht besonders die von der Kasushierarchie

abgeleitete Annahme zu akzeptablen Kasusmismatches in freien Relativsätzen

(= hierarchiekonforme Kasusmismatches). Anders als in vorangegangene

Experimenten werden in der vorliegenden Studie nur die Kasusrektionen von

Verben betrachtet. Daher bezieht sich diese Studie nicht auf die von Pittner

ebenfalls eingebundenen Annahmen zu Präpositionalkasus und kann dazu keine

experimentell untersuchten Aussagen treffen. Weiterhin wurden genitivregierende

Verben ausgeschlossen, da sie im Deutschen sehr selten vorkommen, oft archaisch

wirken und häufig von der Ersetzung durch Präpositionalphrasen betroffen sind26.

Derartige, ungewöhnliche Verben und nicht die Hierarchieregel selbst könnten

dabei zu uneindeutigen Ergebnissen führen. Die vorliegende Studie kann demnach

ausschließlich Aussagen zu den unterschiedlichen Kasuskombinationen zwischen

Nominativ, Akkusativ und Dativ treffen. Für weitergehende Aussagen sind

zusätzliche Experimente nötig.

Weiter führt Pittner (1995: 198, s. auch Bausewein 1990: 179 sowie

26 Pittner (2003: 194, Fußnote 2) geht in ihren Untersuchungen mit der gleichen Begründung ebenso vor.

31

Zifonun et al. 1997: 2272) an, dass es neben der Hierarchieregel einen weiteren,

systematischen Faktor gibt, der die Akzeptabilität von freien Relativsätzen

beeinflusst: ihre Stellung. Befindet sich der freie Relativsatz extraponiert im

Nachfeld, ist der syntaktische Rahmen durch den Matrixsatz komplett gesetzt. Aus

syntaktischer Sicht ist so eindeutig, welche Argumentposition der freie Relativsatz

füllen soll. Kasusmismatches zwischen Rektion des Matrixverbs und des

Relativpronomens sind dann für das Verständnis und die Verarbeitung der

gesamten Äußerung weniger ausschlaggebend. Dies soll sich in besseren

Akzeptabilitätsurteilen gegenüber einer Voranstellung freier Relativsätze äußern.

Besonders wenn der freie Relativsatz vorangestellt ist, ist der syntaktische

Rahmen durch den Matrixsatz nicht gesetzt, dass es aufwendiger ist, das

unpassende Relativpronomen einzuordnen. Diese Verarbeitungsschwierigkeiten

bzw. der Mehraufwand der Verarbeitung sollen zu niedrigeren

Akzeptabilitätsbewertungen führen. Ist der freie Relativsatz nachgestellt, kann es

dazu führen, dass Kasusmismatches als akzeptabeler bewertet werden.

Entsprechend vorangegangener Argumentationen Pittners wird dieser Faktor

sowohl für hierarchiekonforme (z.B. besucht, wem) als auch hierarchieverletzende

(z.B. hilft, wen) Kasusmismatches untersucht. Ausgangspunkt dieser Hypothesen

waren zunächst nur hierarchiekonforme Kasusmismatches. Im Zuge der

Argumentation für Leirbukts (1995) hierarchieverletzende Belege erweiterte

Pittner (1995) diesen Faktor auch auf hierarchieverletzende Kasusmismatches,

wenngleich sie dies nur innerhalb besagten Artikels tat und später zu der

eigentlichen Hypothese zurückkehrte.

Denkbar wäre außerdem, dass ein anderer Faktor gewichtiger ist, als der

des syntaktisch gesetzten Rahmens. Befindet sich der freie Relativsatz

nachgestellt (in dieser Arbeit die Kontaktstellung), so ist ein Kasusmismatch

sofort offensichtlich, da Matrixverb und Relativpronomen direkt nebeneinander

stehen und einen sofortigen Kasusabgleich begünstigen. So kann mit nur einem

Blick wahrgenommen werden, ob es sich um einen hierarchiekonformen oder

hierarchieverletzenden Kasusmismatch handelt. Steht der freie Relativsatz in

Voranstellung (in der vorliegenden Arbeit Distanzstellung) ist dieser

Kasusmismatch nicht sofort offensichtlich, da Matrixverb und Relativpronomen

nicht direkt nebeneinanderstehen und weiteres sprachliches Material vom

Kasusmismatch ablenken könnte.

32

(21)a. Kontaktstellung: Der Chef lobt, wem der Konzern vertraut.

Der Pfleger assistiert, wen der Arzt vorstellt.b. Distanzstellung: Wem der Konzern vertraut, lobt der Chef.

Wen der Arzt vorstellt, assistiert der Pfleger.

Diese Argumentation zugunsten der Distanzstellung wird in der Literatur

allgemein nicht vertreten. Ein weiterer von Leirbukt (1995) und Pittner (1995)

genannter Faktor könnte hier jedoch eine Rolle spielen. Mit zunehmendem,

sprachlichen Material zwischen Relativpronomen und Matrixverb könnte die

Akzeptabilität der Konstruktionen sowohl bei hierarchiekonformen als auch

hierarchieverletzenden Kasusmismatches steigen (s. Beispiel (16)). Eine derartige

Argumentation würde die Distanzstellung bevorzugen, weil hierbei zwischen

Relativpronomen und Matrixverb sprachliches Material steht27, welches über

einen hierarchiekonformen und hierarchieverletzenden Kasusmismatch

hinwegtäuschen könnte, da es einem sofortigen Kasusabgleich entgegenwirkt.

Möglicherweise handelt es sich hierbei um zwei unter bestimmten Umständen

(bei bestimmten Satzkonstruktionen) konkurrierende28 Faktoren, die die

Akzeptabilität beeinflussen könnten; ein pragmatischer und ein syntaktischer.

Aus diesen Vorüberlegungen ergeben sich nun insgesamt drei unabhängige

Variablen: Grammatikalität, Stellung und Kasuskombination. Es entsteht so ein

2x2x3-Design. Die Grammatikälität teilt sich in hierchiekonforme (fortan h-

konform) und hierarchieverletzende (fortan h-verletzend) Kontexte auf; die

Stellung unterscheidet sich bezüglich Kontakt- und Distanzstellung und die

Kasuskombinationen sind Nominativ/Akkusativ, Nominativ/Dativ sowie

Akkusativ/Dativ. Aus allen Variablen ergeben so 12 Types (Tabelle s.u.).

Die Kasus der Matrixsätze sind zum besseren Überblick in Majuskeln

gehalten, die Kasus der freien Relativsätze erhalten Minuskeln. Zusätzlich

befindet sich in der zweiten Zeile der Tabelle der wiederholte Hinweis, welcher

Kasus im Matrixsatz (M) und welcher Kasus im freien Relativsatz (fRs) steht und

wie der entsprechende Type (T) heißt. Die Pfeile indizieren, in welche Richtung

die Kasushierarchie verläuft, sprich, ist der Kasus des Matrix- oder freien

Relativsatzes auf der Kasushierarchie höher oder tiefer als der andere (also stärker

27 Dies bezieht sich lediglich auf die Oberflächenstruktur, nicht auf die Tiefenstruktur. 28 Bereits Vogel (2001) untersucht freie Relativsätze mithilfe eines optimalitätstheoretischen

Rahmens, bei dem er, entsprechend der Optimalitätstheorie, von konkurrierenden Beschränkungen innerhalb freier Relativsätze ausgeht.

33

oder weniger stark markiert). Das Zeichen < bedeutet dabei, dass der erstgenannte

Kasus weniger stark markiert ist als der zweitgenannte; das Zeichen > besagt das

Gegenteil.

(22)

Darstellung sämtlicher Types mit verschiedenen Kasuskombinationen, in h-konformem bzw.h-verletzendem Kontext und in unterschiedlichen Stellungen.

Kontakth-konform

Kontakth-verletzend

Distanzh-konform

Distanzh-verletzend

T M fRs T M fRs T M fRs T M fRs

Nom / Akk 1 NOM < akk 2 AKK > nom 7 akk > NOM 8 nom < AKK

Nom / Dat 3 NOM < dat 4 DAT > nom 9 dat > NOM 10 nom < DAT

Akk / Dat 5 AKK < dat 6 DAT > akk 11 dat > AKK 12 akk < DAT

Zu jedem Type gibt es sechs Items (für einen Überblick s. Anhang A; für eine

genauere Darstellung der Items s. 4.4).

4.2. Experimentdesign

Vorangegangene Studien zu Kasusmismatches in freien Relativsätzen sind primär

deswegen nicht ausreichend, weil sie zu klein waren. Teilweise fehlen auch

genaue Informationen zum Experimentdesign und statistisch verlässliche

Aussagen wurden nicht inkludiert. Zudem zeigte sich, dass auch die Stellung der

freien Relativsätze einen Einfluss haben könnte. Dies wurde anhand

theoriebezogener Argumente untermauert und konnte als grobe Tendenz teilweise

bereits gezeigt werden. Diese These als Einflussfaktor auf die Akzeptabilität

verschiedenartiger freier Relativsätze steht jedoch eher im Hintergrund des

vorliegenden Experiments.

Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine Akzeptabilitätsstudie

durch einen Fragebogen. Pittners Hypothesen nach sind Sätze, die einen

Kasusmismatch aufweisen dann grammatisch, wenn der im Relativsatz geforderte

Kasus auf der Kasushierachie tiefer liegt, also stärker markiert ist, als der des

Matrixsatzes. Andere Kasusmismatches sind nicht grammatisch29. Pittner

untersuchte dieses Phänomen anhand einer kleinen Akzeptabilitätsstudie

(Bausewein 1991), die bereits Tendenzen und grobe Muster anzeigen konnte.

29 Pittner macht keine so konkreten Aussagen zur Grammatikalität. Es wird jedoch nahegelegt, dass andere Kasusmismatches nicht grammatisch sind.

34

Dabei handelte es sich jedoch um eine rein deskriptive Darstellung der

Ergebnisse, bei der inferenzstatistische Analysen fehlten. Außerdem unternahm

Pittner eine Korpusstudie. Hierbei gibt es recht viele Einflussfaktoren wie

z.B. Länge der Sätze, zusätzliches sprachliches Material etc., die man nicht

kontrollieren kann. Was die genannten Studien jedoch leisteten, ist, dass sie die

Hierarchieregel zumindest oberflächlich bestätigen konnten, sodass eine

systematische und größere Untersuchung dieses Phänomens als Erklärung für

akzeptable Konstruktionen freier Relativsätze im Deutschen sinnvoll ist.

Die vorliegende Akzeptabilitätstudie soll dazu dienen, die Hypothesen

detaillierter zu testen und Einflussfaktoren (z.B. bei Korpusanalysen)

kontrollieren zu können. Zudem ergänzt sie Pittners Studien und fügt eine weitere

Ebene zur Bestätigung, zum Widerspruch oder zur Präzisierung der Hypothesen

hinzu. Die Akzeptabilität wurde anhand von Fragebögen ermittelt. Insgesamt gab

es drei Fragebögen, die aus jeweils 60 zu bewertenden Sätzen bestanden. 24

dieser Sätze waren die Testitems, 36 davon waren Filler (s. Anhang B für eine

Übersicht aller Fragebögen; s. Anhang A für die Testitems und Filler). Zu Beginn

des Fragebogens wurden Angaben bezüglich der Versuchsperson erfragt, u.a. um

Nicht-Muttersprachler identifizieren und exkludieren zu können. Es folgten

genaue Instruktionen, wie der Fragebogen auszufüllen sei.

Darauf folgten die Items, welche auf einer Skala von A (= nichts

auszusetzen) bis D (= eindeutig falsch) bewertet werden sollten. In den

Ergebnissen werden diese Akzeptabilitätsbewertungen mit 1 (für D) bis 4 (für A)

abgebildet. Die Entscheidung der Anzahl der Bewertungsmöglichkeiten auf der

Skala fiel gegen eine ungerade Zahl, da sonst eventuell häufig die Mitte gewählt

würde. Aufgrund der sprachlichen Reduzierung des Testitems und den strengen

Generierungskriterien wirken die Konstruktionen allgemein eher artifiziell. Ein

mittlerer Bewertungspunkt könnte von einigen Probanden als Kompromisslösung

verstanden werden, um sich nicht eindeutig für einen akzeptableren oder weniger

akzeptablen Wert entscheiden zu müssen. Durch eine gerade Bewertungsskala

wird der/die ProbandIn dazu gezwungen sich zwischen einem etwas besseren und

etwas schlechteren Wert zu entscheiden, sodass die Ausweichmöglichkeit Mitte auf

der Skala nicht zur Verfügung steht. Die Skala ist ferner nur vierstufig, da eine

kleine Voruntersuchung zeigte, dass es kaum Unterschiede in den

Akzeptabilitätsurteilen gab, wenn die Skala vier- oder sechsstufig war. Da die

35

Bewertung von 60 Sätzen eine recht ermüdende Aufgabe ist, die schnell dazu

führt, dass man unbewusst vergisst oder verwechselt, welcher Wert eine gute oder

schlechte Bewertung anzeigt, wurden rechts und links der Bewertungsskala

jeweils kleine lachende bzw. traurige Smileys hinzugefügt. Jede Versuchsperson

erhielt nur einen der drei Fragebögen.

4.3. Probanden

Die Fragebögen wurden an die Teilnehmer von fünf Kursen zur „Einführung in

die Sprachwissenschaft des Deutschen“ (Deutsche Sprache und Literatur I) der

Universität zu Köln im Wintersemester 2013/14 verteilt. Die Probanden hatten

grundlegendes, sprachwissenschaftliches Wissen, waren jedoch nicht mit den

Hypothesen oder der Fragestellung des Fragebogens vertraut und wurden ggf. erst

im Nachhinein darüber aufgeklärt. Aus der Erhebung ergaben sich 119 gültige

Fragebögen. Aussortiert wurden Fragebögen, deren Teilnehmer nicht deutsch als

(ausschließliche) Erstsprache angaben bzw. solche, die fehlerhaft oder sehr

lückenhaft ausgefüllt wurden. Das Alter der Versuchspersonen, die einen gültigen

Fragebogen einreichten, bewegte sich zwischen 18 Jahren und 31 Jahren

(Mittelwert: 21,28 Jahre); 100 von ihnen weiblich, 19 männlich. Die Teilnahme

war freiwillig und wurde nicht vergütet.

4.4. Testitems

Insgesamt gab es 18 Types. 12 dieser Types waren die eigentlichen Testtypes, die

anderen waren Filler, die die negative bzw. positive Kontrollgruppe darstellten30.

Die grobe Struktur der Konstruktionen der Testitems sah folgendermaßen aus:

(23)31

Type 1 (NOM < akk, Kontaktstellung, h-konform)AdjP PPM/NPM VM, RP NPr (seltener PPr) VrGrößere Verluste vermeidet, wen ein Experte berät.

30 Für eine Übersicht aller Types und Items s. Anhang A.31 Aufschlüsselung der in den Tyes benutzten Abkürzungen:

AdjP= Adjektivphrase, PPM= Präpositionalphrase des Matrixsatzes, PPM= Präpositionalphrase des freien Relativsatzes, NPM= Nominalphrase des Matrixsatzes, NPr= Nominalphrase des freien Relativsatzes, VM= Verb des Matrixsatzes, Vr= Verb des freien Relativsatzes, PR= Relativpronomen.

36

Type 2 (AKK > nom, Kontaktstellung, h-verletzend)NPM VM, RP NPr (seltener PPr) VrDer Angestellte vermittelt, wer einen Job sucht.

Type 3 (NOM < dat, Kontaktstellung, h-konform)AdjP PPM/NPM VM, RP NPr VrGute Arbeit leistete, wem der Gast dankt.

Type 4 (DAT > nom, Kontaktstellung, h-verletzend)NPM VM, RP NPr VrDer Vermieter dankt, wer den Rohrbruch meldete.

Type 5 (AKK < dat, Kontaktstellung, h-konform)NPM VM, RP NPr VrDer Chef lobt, wem der Konzern vertraut.

Type 6 (DAT > akk, Kontaktstellung, h-verletzend)NPM VM, RP NPr VrDer Junge antwortet, wen der Vater kennt.

Type 7 ( akk > NOM, Distanzstellung, h-konform)RP NPr (seltener PPr) Vr, VM AdjP NPMWen ein Experte berät, vermeidet größere Verluste.

Type 8 (nom < AKK, Distanzstellung, h-verletzend)RP NPr Vr, VM NPMWer einen Job sucht, vermittelt der Angestellte.

Type 9 (dat > NOM, Distanzstellung, h-konform)RP NPr Vr, VM AdjP NPMWem der Gast dankt, leistete gute Arbeit.

Type 10 (nom < DAT, Distanzstellung, h-verletzend)RP NPr Vr, VM NPM.Wer den Rohrbruch meldete, dankt der Vermieter.

Type 11 (dat > AKK, Distanzstellung, h-konform)RP NPr Vr VM NPM.Wem der Konzern vertraut, lobt der Chef.

Type 12 (DAT > akk, Kontaktstellung, h-verletzend)RP NPr Vr VM NPMWen der Vater kennt, antwortet der Junge.

Für jeden Type gab es jeweils sechs Items. Diese wurden entsprechend folgender

Kriterien generiert:

(24)

1. ausschließlich maskuline NP im Singular in den Relativsätzen, vereinzelt PPs

2. ausschließlich belebte Relativpronomen

3. keine Koreferenzen

37

4. sehr wenige Modifikatoren

5. Kontakt- (Types 1-6) und Distanzstellung (7-12) mit gleichem Material

6. keine Partikelverben in Matrixsätzen

7. für dativregierende Verben: ausschließlich transitive Verben

8. Lesart eines indirekten Fragesatzes soll ausgeschlossen/minimiert sein

Kriterium 1 und 2 dienen hierbei der Vermeidung von Synkretismen (2.)

bzw. der klaren Anzeige der Kasusrektion (1.). Es wurden nur belebte

Relativpronomen gewählt, um durch Synkretismus verursachte höhere

Akzeptabilitätsurteile für einzelne Items auszuschließen (was, s. Bausewein 1991,

Leirbukt 1995, Pittner 1995, Vogel et al. 2006). Die Formen der belebten

Relativpronomen sind für alle Kasus unterschiedlich und können daher genau

zugeordnet werden. Nur so kann getestet werden, wie akzeptabel die Items bzw.

Types sind. Unterstützt wird die klare Anzeige der Kasusrektion dadurch, dass in

den Relativsätzen, neben wenigen Präpositionalphrasen maskuline Nomen im

Singular gewählt wurden. Mindestens anhand des Artikels ist eindeutig

feststellbar, welchen Kasus die Nominalphrasen trägt. Uminterpretationen oder

Reparaturen im Leseprozess kann so entgegengewirkt werden, sodass die

Verlässlichkeit der Akzeptabilitätsurteile der Probanden steigt.

Zwischen Referenten im Matrix- und Relativsatz gab es keine

Koreferenzen (3.), sprich, es wurden je zwei unterschiedliche NPs verwendet.

Dies war besonders deswegen wichtig, damit die Sätze der Types 1-632 in den

Types 7-1233 in umgedrehter Reihenfolge auftreten können. Gäbe es

Koreferenzen, so würden in den Types 7-12 die zuvor anaphorischen Bezüge

dadurch, dass der Relativsatz vorangestellt wird, zu kataphorischen werden und

somit eine recht markierte Form der Koreferenz aufweisen. Dieser Faktor sollte

als möglicher Einfluss auf die Akzeptabilität ausgeschlossen werden.

Insgesamt wurden nur sehr wenige Modifikatoren (4.) eingesetzt, um

durch dieses sprachliche Zusatzmaterial so wenig Einfluss wie möglich von dem

eigentlichen Untersuchungsgegenstand auszuüben. Bereits Leirbukt (1995: 161)

und Pittner (1995: 199) weisen darauf hin, dass durch Anreicherung der Sätze mit

zusätzlichem, sprachlichen Material eine höhere Akzeptabilität der sonst als nicht

32 Kontaktstellung, d.h. Matrixsatz vor freiem Relativsatz.33 Distanzstellung, d.h. freier Relativsatz vor Matrixsatz.

38

akzeptabel geltenden Sätze hervorgerufen werden könnte. Das zusätzliche

Material sowie die immer größer werdende Distanz zwischen den verschiedenen

Kasusrektionen der Verben aus Matrix- und Relativsatz als Ablenkungsfaktor

sollten in dieser Studie minimiert werden. In wenigen Fällen gibt es

Modifikatoren in Form von Adjektivphrasen oder Präpositionalphrasen. Dies

kommt v.a. in Kombinationen mit dem Nominativ vor, da andernfalls die

Generierung sinnvoller und verständlicher Sätze deutlich erschwert bis unmöglich

geworden wäre.

Das Kriterium 5 ist insofern erforderlich, als es dafür sorgt, dass

zuverlässige Vergleiche der Bedingung Stellung getroffenen werden können und

diese nicht von unterschiedlichem Satzmaterial abhängig sind. Wie bereits

erwähnt, handelt es sich bei den Types 7-12 um die gleichen Sätze der Types 1-6.

Lediglich der Relativsatz befindet sich in den erstgenannten in Voranstellung

(= Distanzstellung).

Weiterhin befinden sich in den Matrixsätzen nie Partikelverben (6.). Diese

würden dazu führen, dass die Kontaktstellung leicht abgeschwächt würde34. Um

ermitteln zu können, ob die Stellung der Sätze Einfluss auf die Akzeptabilität hat,

ist es erforderlich, die Stellung sehr konsequent zu verfolgen. Daher sollte sich

zwischen Verb und Relativpronomen keine Partikel befinden (z.b. Der Chef stellt

ein, wem... vs. Der Chef engagiert, wem...). Ferner sollten möglichst Verben der

gleichen Struktur gewählt werden. Partikelverben würden von diesem Schema

abweichen.

In den Items wurden unter dativregierende Verben ausschließlich solche

verwendet (7.), die transitiv sind. Besonders relevant ist es, Dativsubjekte und

dativfordernde Psychverben auszuschließen. Diese könnten sich auf die

Akzeptabilität der Items auswirken und so das Ergebnis ungenau oder nicht

aussagekräftig machen. Um zuverlässige Aussagen treffen zu können, sollten sich

die Testitems bestenfalls nur hinsichtlich des Materials und nicht hinsichtlich der

Lesart oder Rektionsart voneinander unterscheiden

Zudem wurde darauf geachtet, dass die Items die Lesart eines indirekten

Fragesatzes (s. Kapitel 1.1.; Zifonun et al. 1997: 2267-77, Eisenberg 2004: 320-

328) nicht zulassen bzw. diese Lesart sehr unwahrscheinlich ist (8.). Die

Interpretation als indirekter Fragesatz und nicht als freier Relativsatz könnte zu

34 In der Oberflächenstruktur.

39

abweichenden Akzeptabilitätsurteilen der Probanden führen. Außerdem würde

damit der eigentliche Untersuchungsgegenstand (freier Relativsatz) verlassen

werden und ein anderer Faktor untersucht werden.

Insgesamt ist zu erwähnen, dass die Items durch die strengen Bedingungen

generell markiert sind. Dennoch sind die Bedingungen nötig, um die eingangs

angeführten Hypothesen sauber zu testen. Anreicherung durch kontextgebendes

Material würde die Testitems vermutlich verbessern, jedoch die Aussagekraft des

Ergebnisses schmälern, da vielerlei anderer Einflussfaktoren als der zu testenden

bei der Auswertung der Ergebnisse in Frage kämen.

Die Fillersätze wurden entsprechend Cowart (1997: 51f) generiert, um u.a.

Decken- und Bodeneffekte der Testitems entgegenzuwirken und den eigentlichen

Untersuchungsgegenstand zu verbergen. Dementsprechend handelt es sich bei den

Fillersätzen um ähnliche Konstruktionen, wie bei den Testitems. Die vier Types

der positiven Kontrollgruppe bestanden aus regulären (also nicht kopflosen)

Relativsätzen und freien Relativsätzen mit Kasusidentität in Nominativ-,

Akkusativ- und Dativkonstruktionen. Die zwei Types der negativen

Kontrollgruppe bestanden aus Items, die eine inkorrekte Rektion an der NP

innerhalb der gleichen Rektionsdomäne des Matrix- oder Relativsatzes aufwiesen.

Generiert wurden sie im Verhältnis 1:2 (ein Drittel inakzeptable Filler; zwei

Drittel akzeptable Filler; entsprechend Cowart 1994).

Die Testitems wurden auf drei Fragebögen aufgeteilt. Es wurde

sichergestellt, dass in keinem der drei Fragebögen ein Minimalpaar, also zwei

Sätze gleichen Materials aber mit unterschiedlichen Stellungen, gegeben war. Die

Fillersätze wurden für alle Fragebögen verwendet. Pro Fragebogen gab es 60

Sätze; 24 davon waren Testitems, 36 Filler35. Testitems und Fillersätze wurden

randomisiert vorgelegt.

4.5. Durchführung

Den Probanden wurde mündlich kurz erklärt, wie der Fragebogen auszufüllen sei

und worauf zu achten ist (z.B. genaues Ankreuzen nur eines Wertes). Diese

Informationen fanden sie außerdem schriftlich eingangs auf dem Fragebogen

35 Nach Cowart (1997: 52) sollten es ungefähr doppelt so viele Fillersätze wie Testitems sein. Hier besteht ein Verhältnis von 1(Testitems) : 1,5 (Fillersätze) als Kompromisslösung, da ein Fragebogen sonst zu viele zu bewertende Sätze enthalten hätte.

40

aufgeführt. Desweiteren wurde darauf hingewiesen, dass es nicht um das

Abfragen normativen Wissens gehe, sondern um die Sprachintuition. Außerdem

wurde ihnen mündlich sowie schriftlich versichert, dass alle Daten zu ihrer Person

ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke der vorliegenden Arbeit verwendet

würden und die Teilnahme an dem Experiment freiwillig ist. Sie hatten ca. 15

Minuten in einer ruhigen Arbeitsatmosphäre im Seminarraum zu Beginn bzw.

Ende des Kurses Zeit, den Fragebogen auszufüllen und taten dies eigenständig.

4.6. Ergebnisse

Zunächst eine Aufstellung der Standardabweichungen der einzelnen Testtypes

sowie der positiven und negativen Kontrollgruppe:

(25)

Darstellung der Mittelwerte und der Standardabweichung der einzelnen Types (N= 119)

Bedingung Mittelwert Standardabweichung

1 2.508403 0.7891832

2 2.638655 0.7533101

3 2.873950 0.7790109

4 1.878151 0.7276803

5 2.689076 0.7591018

6 2.016807 0.7128743

7 2.768908 0.8776652

8 2.441176 0.7651755

9 2.827731 0.8397865

10 1.945378 0.7242469

11 2.214286 0.7177278

12 1.773109 0.5957046

NK 1.543417 0.4812698

PK 3.419875 0.3033200

Eine Gegenüberstellung der Akzeptabilitätsbewertungen aller Types von allen

Versuchspersonen, inklusive negativer sowie positiver Kontrollgruppe bietet

untenstehendes Diagramm. Dargestellt sind die Mittelwerte der Types als Balken

sowie der Standarderror als Fehlerbalken (für eine Aufstellung der Types s.

Kapitel 4.4 sowie Anhang A) im Vergleich zu den Kontrollgruppen (NK =

41

negative Kontrollgruppe und PK = positive Kontrollgruppe). Je höher der Wert,

desto besser die Bewertung, sprich, desto akzeptabler der Type. Der niedrigste, zu

erreichende Wert ist 1, der höchste 4.

(26)

Diagramm der Mittelwerte und Standerror für die einzelnen Types

Die Anova-Analyse (Varianzanalyse mit Messwiederholung) zeigt signifikante

Effekte bezüglich der Bedingung Stellung (F(1,118)= 6.9135, df= 118, p < .0001)

und der Bedingung Grammatikalität (F(1, 118)= 112.6010, df= 118, p < .0001).

Die Interaktion zwischen beiden ist nicht signifikant (F(1, 118)= 0,36616,

df= 118, p= 0.5463). Um die einzelnen Types untereinander zu testen, wurden

t-Tests (abhängige t-Tests) durchgeführt. Die p-Werte der t-Tests wurden

entsprechend der von Hommel (1988) eingeführten Methode angeglichen.

Zunächst soll hier die Bedingung Grammatikalität analysiert werden.

Damit wird die Hauptthese des Experiments, die Hierarchieregel, untersucht: der

Kasus des Matrixverbs kann genau dann unrealisiert bleiben, wenn das Verb im

freien Relativsatz einen stärker markierten Kasus fordert als das Matrixverb. Die

Stellung und die Kasuskombination der Paare bleiben gleich. Einziger

Unterschied ist die h-konform oder h-verletzend Konstruktion. Die Nullhypothese

besagt, dass kein signifikanter Unterschied zwischen den Paaren auftritt.

42

(27)a. Vergleich der Bedingung Grammatikalität in Kontaktstellung

Kasus Types t-Wert df p-Wert

Nom/Akk 1 + 2 -1.3848 118 0.5061

Nom/Dat 3 + 4 10.1093 118 < 0.0001

Akk/Dat 5 + 6 7.8411 118 < 0.0001

b. Vergleich der Bedingung Grammatikalität in Distanzstellung

Kasus Types t-Wert df p-Wert

Nom/Akk 7 + 8 3.4499 118 0.0047

Nom/Dat 9 + 10 -8.7634 118 < 0.0001

Akk/Dat 11 + 12 5.4777 118 < 0.0001

Der erstgenannte Type in der jeweiligen Spalte ist der h-konforme, der zweite der

h-verletzende Type. In fünf von sechs Paaren (alle außer Type 1 + 2) zeigte der

t-Test signifikante Unterschiede zugunsten der h-konformen Kontexte, sodass für

diese Type-Paare die Nullhypothese abgelehnt werden kann. Es kann bestätigt

werden, dass die h-konformen Types signifikant besser beurteilt werden als die

h-verletzenden. Dies gilt unabhängig von der Stellung, denn sowohl der Vergleich

innerhalb der Kontaktstellung als auch der Distanzstellung zeigt signifikant besser

beurteilte h-konforme Types. Kein einziges Mal wurde der h-verletzende Kontext

signifikant akzeptabler bewertet als der h-konforme Kontext. Insofern ist die

Hierarchieregel an dieser Stelle bestätigt. Kein signifikantes Ergebnis stellt sich

überraschenderweise zwischen den Types 1 (NOM < akk, Kontaktstellung,

h-konform, Wenig motiviert arbeitet, wen der Chef kritisiert.) und 2 (AKK > nom,

Kontaktstellung, h-verletzend, Der Angestellte vermittelt, wer einen Job sucht.)

heraus (t= -1.3848, df= 118, p= 0.5061). Das bedeutet, dass h-verletzende

Kontexte, also solche, in denen das Matrixverb einen Akkusativ forderte, der

Relativsatz jedoch nur einen Nominativ bot, nicht signifikant schlechter bewertet

wurden als h-konforme Kontexte, in denen der Matrixsatz einen Nominativ

forderte und der Relativsatz einen Akkusativ bot. Die Nullhypothese kann in

diesem Fall nicht abgelehnt werden, sodass das Ergebnis des Vergleich von Type 1

und Type 2 lautet, dass sie gleich bewertet werden. Dies ist ein durchaus

unerwartetes Ergebnis; vor allem vor dem Hintergrund, dass in ausnahmslos allen

anderen Paarungen die h-konformen Types signifikant besser abschnitten als die

h-verletzenden.

43

Nun folgen die Resultate bezüglich der zweiten und etwas untergeordneten

Hypothese. Die Bedingung Stellung des freien Relativsatzes wird von Pittner

(1995) und Leirbukt (1995) als möglicher Einflussfaktor gesehen. Bei dem

Vergleich der Stellung bleiben wieder die einzelnen Kasuskombinationen gleich,

auch die Grammatikalität wird beibehalten.

(28)a. Vergleich zwischen Kontakt- und Distanzstellung, h-konform

Kasus Types t-Wert df p-Wert

Nom/Akk 1 + 7 -2.8858 118 0.0232

Nom/Dat 3 + 9 0.4785 118 0.6332

Akk/Dat 5 + 11 -5.8365 118 < 0.0001

b. Vergleich zwischen Kontakt- und Distanzstellung, h-verletzend

Kasus Types t-Wert df p-Wert

Nom/Akk 2 + 8 2.2664 118 0.1010

Nom/Dat 4 + 10 0.9022 118 0.6332

Akk/Dat 6 + 12 -3.7459 118 0.0020

Der erstgenannte Type ist jeweils derjenige mit Kontaktstellung, der

zweitgenannte ist derjenige mit Distanzstellung. Die Bedingung Stellung zeigt in

drei von sechs Vergleichen signifikante Unterschiede. Doch diese sind nicht so

klar und überzeugend wie die der Grammatikalität, was im Grunde genommen

auch nicht erwartet wurde, da es sich bei dieser Bedingung um keine

grundlegende Regel sondern um einen möglichen Einflussfaktor handelt. In der

Kasuskombination Akkusaitv/Dativ ergeben sich signifikante Unterschiede. Diese

Unterschiede zeigen sich im h-konformen Paar (Type 5: AKK < dat,

Kontaktstellung, h-konform, Der Chef lobt, wem der Konzern vertraut.) und Type

11: dat > AKK, Distanzstellung, h-konform, Wem der Konzern vertraut, lobt der

Chef.) wie auch bei dem h-verletzenden Paar (Type 6: DAT > akk,

Kontaktstellung, h-verletzend, Der Patient vertraut, wen der Chefarzt schickt.

und Type 12: akk < DAT, Distanzstellung, h-verletzend, Wen der Chefarzt schickt,

vertraut der Patient.). Im h-konformen (t= -5.8365, df= 118, p < .0001) wie auch

in h-verletzenden Kontexten (t= -3.7459, df 118, p= 0.0020) wird hierbei die

Kontaktstellung bevorzugt. Für die Vergleiche der Kasuskombination

Akkusativ/Dativ kann die Nullhypothese verworfen werden. Etwas überraschend

ist das Ergebnis, dass es zwischen Type 1 (NOM < akk, Kontaktstellung,

44

h-konform, Wenig motiviert arbeitet, wen der Chef kritisiert.) und Type 7 (akk >

NOM, Distanzstellung, h-konform, Wen der Chef kritisiert, arbeitet wenig

motiviert.) einen signifikanten Unterschied gibt. Hierbei wird jedoch die

Distanzstellung besser bewertet und nicht die Kontaktstellung wie bei den anderen

beiden Paaren mit signifikantem Unterschied. Auch hier muss die Nullhypothese

verworfen werden. Dieses Ergebnis widerspricht der Nebenhypothese der

vorliegenden Studie, die besagt, dass sich Kontaktstellungen positiv auf die

Akzeptabilität Konstruktionen mit freien Relativsätzen auswirken würde.

Zusammengefasst bedeutet das für die Bedingung Stellung, dass bei

h-konformen Kasusmismatches in 1/3 der Fälle die Distanzstellung bevorzugt

wurde, in 1/3 die Kontaktstellung und in 1/3 keine Bevorzugung einer Stellung

gegeben ist. In h-verletzenden Kasusmismatches wurde in 1/3 der Fälle die

Kontaktstellung bevorzugt, in 2/3 der Fälle wurde keine Stellung bevorzugt. Fasst

man h-konforme und h-verletzende Kasusmismatches zusammen wurde in 2/6 der

Fälle die Kontaktstellung bevorzugt, in 1/6 der Fälle die Distanzstellung und in

3/6 keine Stellung. Diese recht durchwachsenen Ergebnisse lassen keine fundierte

Schlussfolgerung dazu zu, ob die Stellung als Faktor neben der Hierarchieregel

Einfluss hat oder nicht.

Abseits der Vergleiche innerhalb der Testitems ist anzumerken, dass die

negative sowie positive Kontrollgruppe sich signifikant von dem am schlechtesten

bzw. am besten bewerteten Types unterscheidet.

(29)Vergleich des bestbewerteten Types (3) mit der positiven Kontrollgruppe sowie desschlechtestbeweteten Type (12) mit der negativen Kontrollgruppe

Types t-Wert df p-Wert

3 + PK -8.4692 118 < 0.0001

12 + NK 3.9072 118 0.0011

Die positive Kontrollgruppe enthielt Kasusidentität (z.B. hilft, wem) und

unterscheidet sich signifikant vom bestbewerteten Type 3 (NOM < dat,

Kontaktstellung, Erfolgreich arbeitet, wem ein Fachmann hilft, t= -8.4692,

df= 118, p < .0001), der einen h-konformen Kasusmismatch aufweist. Die

positive Kontrollgruppe wird dabei besser bewertet. Die Nullhypothese, dass sich

positive Kontrollgruppe mit Kasusidentität und bestbewerteter Type mit

h-konformem Kasusmismatch nicht voneinander unterscheiden, muss verworfen

45

werden. Die negative Kontrollgruppe enthielt Kasusrektionsfehler (z.B. Der Arzt

hilft den kranken Kind, das sehr tapfer ist.) und unterscheidet sich signifikant vom

schlechtestbewerteten Type 12 (akk < DAT, h-verletzend, Distanzstellung, Wen

der Vater kennt, antwortet der Junge; t= 3.9072, df= 118 p= 0.0011), der einen

h-verletzenden Kasusmismatch aufweist. Die negative Kontrollgruppe wurde

dabei schlechter bewertet. Die Nullhypothese, dass sich die negative

Kontrollgruppe mit Kasusrektionsfehlern innerhalb derselben Rektionsdomäne

und schlechtestbewerteter Type nicht voneinander unterscheiden, muss verworfen

werden.

5. Diskussion

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie konnten einige weitere Erkenntnisse zu

Kasusmismatches in freien Relativsätzen liefern, werfen allerdings auch einige

Fragen auf, auf die im Verlauf dieses Kapitels noch eingegangen wird.

Zunächst ist festzuhalten, dass die Haupthypothese Pittners, die

Hierarchieregel, größtenteils bekräftigt werden konnte. In fünf von sechs Fällen

konnte eine klare Präferenz für h-konforme Konstruktionen gezeigt werden36, was

die Haupthypothese bestätigt. Zusätzlich zeigten die Ergebnisse jedoch, dass es

keine so scharfe Trennung zwischen absolut grammatischen oder akzeptablen und

völlig ungrammatischen oder unakzeptablen Strukturen gibt, wie die

Hierarchieregel bzw. Pittners Ausführungen dazu andeuten. Wie in den Resultaten

festgehalten, rangierte selbst der bestbewertete Type (Type 3, NOM < dat,

h-konform, Kontaktstellung, Erfolgreich arbeitet, wem ein Fachmann hilft)

unterhalb der Bewertung der positiven Kontrollgruppe (u.a. hilft, wem). Der

schlechtestbewertete Type (Type 12, akk < DAT, Distanzstellung h-verletzend,

Wen der Arzt vorstellt, assistiert der Pfleger.) wurde signifikant besser bewertet

als die negative Kontrollgruppe (Kasusrektionsfehler, z.B. hilf den kranken Kind).

Entsprechend dieser Beobachtungen ergibt sich, anders als bei Pittner, eine

36 Einzige Ausnahme ist hierbei der Vergleich zwischen Type 1 (NOM < akk, Kontaktstellung h-konform, Wenig motiviert arbeitet, wen der Chef kritisiert.) und Type 2 (AKK > nom, Kontaktstellung, h-verletzend, Der Angestellte vermittelt, wer einen Job sucht.). Nähere Betrachtungen und Erklärungsansätze befinden sich am Ende dieses Kapitels.

46

Akzeptabilitätshierarchie37 folgender Struktur:

(30)

Kasusidentität (z.B. hilft, wem) ˅

h-konformer Kasusmismatch (z.B. lobt, wem)

˅ h-verletzender Kasusmismatch (z.B. hilft, wen)

˅Kasusrektionsfehler in derselben Rektionsdomäne

(z.B. hilft den Kind)

Hiermit konnte eine Präzisierung Pittners Hierarchieregel erreicht werden. Die

vorliegende Studie zeigt, dass es ein Akzeptabilitätsgefälle gibt, wobei ein

h-konformer Kasusmismatch zwar besser bewertet wird als ein h-verletzender

Kasusmismatch. Jedoch werden diese nicht so gut bewertet, wie

übereinstimmende Kasuszuweisungen (= Kasusidentität). Ähnliches

dokumentierten bereits Vogel & Frisch (2003) und Vogel et al. (2006: 375):

Having a dative FR pronoun and suppressing the accusative required by the matrix verb (condition DAT-acc) is worse than having no case conflict, but still better than suppressing the dative requires by the matrix verb and realising accusative (condition ACC-dat)

Die genannte Studie bezog sich allerdings ausschließlich auf Kasusidentität und

Kasusmismatches der Kasus Akkusativ und Dativ. Die vorliegende Studie kann

dieses Ergebnis für fast alle untersuchten Kasuskombinationen38 (Nominativ,

Akkusativ und Dativ) und zusätzlich für unterschiedliche Stellungen des

Relativsatzes (Kontakt- und Distanzstellung) zeigen. Dennoch ist es interessant,

dass Vogel & Frisch (2003), wenn auch in reduzierter Form und mit leicht

variierenden theoretischen Hintergründen, zum gleichen Ergebnis gelangen wie

diese Studie. Entsprechend ihrer Prognosen verhalten sich h-konforme

Kasusmismatches auch in der vorliegenden Studie nicht so wie freie Relativsätze

mit Kasusidentität.

Pittner macht unterschiedliche Aussagen dazu, ob es sich bei

h-verletzenden Mismatches um ungrammatische oder lediglich weniger

akzeptable Konstruktionen handelt. Es ist unklar, ob zwischen h-konformen und

37 Für eine Gegenposition zu Abstufungen von Grammatikalität s. Haider (2011). Er lehnt Grammatikalitäts- und Akzeptabilitätsgefälle ab und argumentiert diesbezüglich mit pragmatischen Hintergründen.

38 Mit der erwähnten Ausnahme der Types 1 und 2, bei denen der h-verletzende Kontext signifikant besser bewertet wurde als der h-konforme.

47

h-verletzenden Kasusmismatches eine klare Grenze der Grammatikalität gezogen

werden sollte, sodass h-konforme Kasusmismatches als grammatisch und

h-verletzende Kasusmismatches als ungrammatisch gelten, oder ob hier treffender

von Akzeptabilität gesprochen werden sollte. Auch innerhalb dieses Vokabulars ist

es nicht ganz eindeutig, wie akzeptabel zu verstehen ist. So kann man es zum

einen als Synonym zu grammatisch verstehen, wobei wieder die Grenze zwischen

h-konformen und h-verletzenden Kasusmismatches gezogen wird und die ersteren

als akzeptabel, die zweiteren als nicht akzeptabel gelten. Zum anderen – und das

entspricht der Argumentation von Vogel & Frisch (2003) – kann man akzeptabel

als gradienzandeutende Terminologie verstehen. Sowohl in der Studie von Vogel

& Frisch (2003) als auch in der vorliegenden ist ein Akzeptabilitätsgefälle

festzustellen und keine klare Trennung in absolut akzeptable und definitiv nicht

mehr akzeptable Kontexte, wie häufig von Pittner angedeutet. Eine derartige

Gradienz geht aus der Hierarchieregel nicht hervor.

Auch in den Ergebnissen Pittners empirischen Studien wurde Gradienz

nicht berücksichtigt. Die Studien beziehen sich ausschließlich darauf, dass h-

konforme Kasusmismatches besser bewertet werden oder deutlich häufiger

vorkommen als h-verletzende Kasusmismatches. Ebenso ist das Ergebnis nicht

enthalten, dass h-verletzende Kasusmismatches besser bewertet werden als eine

negative Kontrollgruppe. Wo genau hierbei jedoch noch von Grammatikalität zu

sprechen ist und wo der Schnittpunkt zur Ungrammatikalität angesetzt wird, kann

nicht beurteilt werden39. Dies deutet auch mehr in die Richtung normativer

Regeln, denn in die der deskriptive Linguistik. Trotzdem ist dieses

Akzeptabilitätsgefälle innerhalb Pittners Theorie eine Überraschung. Betrachtet

man die Studie von Vogel & Frisch (2003), so bestätigt die vorliegende Studie,

was Vogel & Frisch (2003) im Rahmen ihrer im Vergleich zum vorliegenden

Experiment reduzierteren Pilotstudie bereits zeigen konnten.

Die Hierarchieregel hat ferner zwei unterschiedliche Lesarten. Einerseits

kann sie so gelesen werden, dass lediglich Aussagen zu h-konformen

Kasusmismatches getroffen werden und Aussagen zu h-verletzenden

Kasusmismatches gar nicht getroffen werden. Andererseits kann die Regel so

39 Auch Vogel & Frisch (2003) betonen, dass eine Entscheidung darüber, welche Konstruktionen noch als grammatisch gelten und welche als ungrammatisch verworfen werden, nicht im Fokusihrer Forschung liegt und sie dazu keine Angaben treffen können, sondern nur von höheren oder niedrigeren Akzeptabilitätsurteilen berichten können.

48

interpretiert werden, dass sie andeutet, dass nur h-konforme Kasusmismatches

grammatisch oder akzeptabel sind. Die h-verletzende Kasusmismatches wären

demzufolge ungrammatisch oder nicht akzeptabel. Dabei herrscht bei der

Hierarchieregel eine „genau dann, wenn-“Lesart vor40, die von Pittner offenbar

anhand ihrer sonstigen Ausführungen und Untersuchungen präferiert wird. Die

Leistung der vorliegenden Studie besteht darin, dass anhand des sich

abzuzeichnenden Akzeptabilitätsgefälles diese Ungenauigkeit aufgefangen und

konkretisiert werden konnte.

Zusammenfassend lässt sich hier bezüglich der Hierarchieregel feststellen,

dass sie präzisiert wurde. Es ist angemessener von Akzeptabilität als von

Grammatikalität zu sprechen. Ein Festlegen der Grammatikalitätsgrenze ist zum

einen weder aus den Daten ableitbar noch als logische Schlussfolgerung zu

treffen. Ferner ist die Akzeptabilität vielmehr als Gradienz zu verstehen.

Kasusmismatches wurden allgemein schlechter bewertet als die Kontrollgruppe

mit Kasusidentität. Das bedeutet, dass sie weniger akzeptabel sind als

Kasusidentität, aber es bedeutet damit nicht, dass sie gar nicht mehr akzeptabel

sind. Ebenso verhält es sich innerhalb der Gruppe der Kasusmismatches. Die

h-konformen Kasusmismatches wurden besser bewertet als die h-verletzenden

Kasusmismatches. Wieder sind die Unterschiede signifikant. Dennoch kann hier

wohl keine Grenze festgelegt werden, denn das gleiche Muster spiegelt sich

zwischen der negativen Kontrollgruppe und den h-verletzenden Kasusismatches

wider.

Als Nebenthese oder Einflussfaktor zur Hierarchieregel fungiert hier die

Stellung des freien Relativsatzes. Pittner (1995: 198, s. auch Bausewein 1990:

179, s. auch Zifonun et al. 1997: 2272) gibt an, dass der syntaktische Rahmen bei

einer Nachfeldpositionierung des freien Relativsatzes gesetzt ist und somit nicht

zu allzu starken Verarbeitungskosten bei einem Kasusmismatch führt wie die

Voranstellung des freien Relativsatzes, bei dem seine syntaktische Funktion

zunächst noch unklar ist. Demzufolge sollte die Kontaktstellung zu höheren

Akzeptabilitätsurteilen bei freien Relativsätzen mit Kasusmismatch führen.

Allgemein gilt diese Regel primär für h-konforme Kasusmismatches. Im Zuge

einer Argumentation, um die h-verletzenden Belege Leirbukts (1995) zu erklären,

40 Diese Lesart ist von Pittner offenbar anhand ihrer sonstigen Ausführungen und Untersuchungen gemeint.

49

erweiterte Pittner (1995) diesen Faktor innerhalb des entsprechenden Artikels

auch auf h-verletzende Kasusmismatches. Später (2003) kehrte sie zum

Ausgangspunkt zurück.

Es ist anzumerken, dass bei den Testsätzen dieser Studie nicht garantiert

ist, dass es sich bei den Kontakstellungen um Nachfeldpositionen handelt, da

keine Verbklammerstruktur gegeben ist. Eine Interpretation des freien

Relativsatzes als Teil des Mittelfeldes ist jedoch sehr unwahrscheinlich, in vielen

Kontexten sogar ausgeschlossen. Geprüft wird es anhand der nun eingesetzt

Verbklammer, die eine Einbettung des freien Relativsatzes ins Mittel- oder

Nachfeld klar anzeigt:

(31) Type 1 M: NOM < fRs: akk; Kontaktstellung – h-konform a. Wenig motiviert arbeitet, wen der Chef kritisiert

b. Wenig motiviert hat gearbeitet , wen der Chef kritisierte.c. ?Wenig motiviert hat, wen der Chef kritisierte, gearbeitet.

(32) Type 2 M: AKK > fRs: nom; Kontaktstellung – h-verletzenda. Der Polizist verhört, wer unter Verdacht steht.b. Der Polizist hat verhört, wer unter Verdacht stand.c. ?Der Polizist hat, wer unter Verdacht stand, verhört.

(33) Type 3 M: NOM < fRs: dat; Kontaktstellung –h- konforma. Erfolgreich arbeitet, wem ein Fachmann hilft.b. Erfolgreich hat gearbeitet, wem ein Fachmann half.c. ?Erfolgreich hat, wem ein Fachmann half, gearbeitet.

(34) Type 4 M: DAT > fRs: nom; Kontaktstellung – h-verletzenda. Der Vermieter dankt, wer den Rohrbruch meldete.b. Der Vermieter hat gedankt, wer den Rohbruch meldete.c. ?Der Vermieter hat, wer den Rohbruch meldete, gedankt.

(35) Type 5 M: AKK < fRs: dat; Kontaktstellung – h-konforma. Die Agentur unterstützt, wem niemand sonst hilft.b. Die Agentur hat unterstützt, wem niemand sonst hilft.c. ?Die Agentur hat, wem niemand sonst hilft, unterstützt.

(36) Type 6 M: DAT > fRs: akk; Kontaktstellung – h-verletzenda. Der Patient vertraut, wen der Chefarzt schickt.b. Der Patient hat vertraut, wen der Chefarzt schickte.c. ?Der Patient hat, wen der Chefarzt schickte, vertraut.

Die a-Beispiele sind jeweils die Testitems; die b-Beispiele stellen den freien

Relativsatz im Nachfeld dar und die c-Beispiele stellen ihn im Mittelfeld dar. In

50

den Kombinationen mit dem Nominativ kann recht sicher davon ausgegangen

werden, dass eine Interpretation des freien Relativsatzes als Bestandteil des

Mittelfeld ausgeschlossen ist. Die Sätze (31)c.-(34)c. könnten möglicherweise

sogar als ungrammatisch eingestuft werden. Die c-Beispiele der Types 5 und 6

wirken eventuell weniger unakzeptabel, dennoch ist eine Einordnung ins

Mittelfeld sehr unwahrscheinlich. Die Einordnung des freien Relativsatzes ins

Nachfeld wirkt deutlich besser. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass bei allen

Types der Kontaktstellung die Positionierung des freien Relativsatzes ins

Nachfeld vorgenommen wurde.

Zunächst werden nun h-konforme Kasusmismatches genauer betrachtet.

Auf sie bezieht sich der Stellungsfaktor primär. Hier sollten, gemäß der

Hypothese, die Kontaktstellungen besser bewertet werden als die

Distanzstellungen. Bei der Kasuskombination Akkusativ/Dativ zeigt sich die

Kontaktstellung als signifikant besser als die Distanzstellung. Dies entspricht den

Types 6 (DAT > akk, Kontaktstellung, h-verletzend, Der Patient vertraut, wen der

Chefarzt schickt.) und 11 (dat > AKK, Distanzstellung, h-konform, Wem der

Konzern vertraut, lobt der Chef.). Dieses Ergebnis stützt somit die Hypothese. Bei

der Kasuskomination Nominativ/Akkusativ, Type 1 (NOM < akk,

Kontaktstellung, h-konform, Wenig motiviert arbeitet, wen der Chef kritisiert.)

und 7 (akk > NOM, Distanzstellung, h-konform, Wen der Chef kritisiert, arbeitet

wenig motiviert.), wurde allerdings die Distanzstellung signifikant besser

bewertet. Dieses Ergebnis widerspricht der Hypothese.

Warum die Distanzstellung zwischen dem Type-Paar 1 und 7 signifikant

besser beurteilt wurde, ist nicht klar. Eine Lösung wäre, dass bei dem Type 7 die

kanonische Satzgliedabfolge (Subjekt vor Objekt) gegeben ist; bei dem Type 1 ist

eine nicht-kanonische Satzgliedabfolge gegeben (Objekt vor Subjekt). Dieser

Erklärungsansatz kann jedoch verworfen werden, denn bei gleicher

Grammatikalität und Stellung ergibt sich dieser signifikante Unterschied bei dem

Type-Paar 3 (NOM < dat, Kontaktstellung, h-konform, Erfolgreich arbeitet,

wem ein Fachmann hilft.) und 9 (dat > NOM, Distanzstellung, h-konform, Wem

ein Fachmann hilft, arbeitet erfolgreich.) nicht. Bei diesen Types hat Type 3 die

abweichende Satzgliedstellung, Type 9 hat eine kanonische Abfolge.

Betrachtet man die h-verletzenden Kontexte, so wird in einem von drei

Vergleichen tatsächlich die Kontaktstellung (Types 5 und 6) signifikant besser

51

bewertet. Hierbei handelt es sich um den Vergleich zwischen Type 6 (DAT > akk,

Kontaktstellung, h-verletzend, Der Pfleger assistiert, wen der Arzt vorstellt.) und

Type 12 (akk < DAT, Distanzstellung, h-verletzend, Wen der Arzt vorstellt,

assistiert der Pfleger.). Dieser Vergleich bestätigt die Hypothese. Die beiden

anderen Vergleiche der h-verletzenden Kontexte zeigen allerdings keinen

signifikanten Unterschied bezüglich der Stellung.

Fraglich ist, warum sich die Kontaktstellung nur in der Kasuskombination

Akkusativ/Dativ als eindeutig zeigt und ob man damit die Hypothese zur Stellung

als bestätigt betrachten kann. Zum einen könnte man die Hypothese, dass eine

Kontaktstellung sich positiv auf die Akzeptabilitätsurteile auswirkt als bestätigt

betrachten, denn die Stellung zeigt zumindest in 1/3 der Vergleiche signifikant

Ergebnisse. Zum anderen kann jedoch argumentieren werden, dass sich diese

Hypothese in mehr als 1/3 der Fälle bestätigen sollte, um wirklich als bestätigt zu

gelten. Zudem steht diesem Ergebnis noch die signifikant bessere Bewertung der

Distanzstellung zwischen Type 1 und 7 gegenüber, das eine Interpretation der

Ergebnisse als leichte Tendenz zugunsten der Hypothese wohl vollends zum

Fallen bringt, sowohl für h-verletzende als auch für h-konforme

Kasusmismatches.

Zusammengefasst muss festgestellt werden, dass die Bedingung Stellung

zu uneindeutigen, teils widersprüchlichen Ergebnissen führt. Daher lässt sich für

die vorliegende Studie kein abschließender Befund bezüglich dieser Bedingung

liefern. Weitere Studien, die die Stellung als Faktor fokussieren sind nötig, um die

Hypothese bestätigen oder ablehnen zu können.

Nun zu dem überraschenden Ergebnis der vorliegenden Studie. Type 1

(NOM < akk, Kontaktstellung h-konform, Wenig motiviert arbeitet, wen der Chef

kritisiert.) und Type 2 (AKK > nom, Kontaktstellung, h-verletzend, Der

Angestellte vermittelt, wer einen Job sucht.) zeigen keinen signifikanten

Unterschied, obwohl die Hierarchieregel besagt, dass Type 1 besser bewertet

werden sollte. Zusätzlich haben sich alle anderen Paare mit deutlicher Signifikanz

entsprechend der Hierarchieregel verhalten. Allein dieses Paar wich davon ab.

Interessanterweise bemerkte auch Pittner in ihrer Akzeptabilitätsstudie

(Bausewein 1991) diesen Effekt für den Nominativ allgemein, weswegen sie

zunächst schlussfolgerte, dass der Akkusativ wohl der Kasus ist, der am ehesten

unrealisiert bleiben kann. Zusätzlich ist der einzige h-verletzende Beleg aus ihrer

52

Korpusstudie (Pittner 2003) genau dieser Art: ein Akkusativ wurde durch einen

Nominativ ersetzt. Auch in Leirbukts (1995) Belegen, zeigt sich, dass häufig

Akkusative durch Nominative ersetzt werden. Pittner (1995) versucht diesen

Effekt damit zu erklären, dass es zwischen Nominativ und Akkusativ nur ein

geringes Markiertheitsgefälle gibt; zwischen Nominativ und Dativ oder gar

Nominativ und Genitiv jedoch ein sehr großes (Pittner 1995: 197):

Wenn die Kasushierarchie eine Hierarchie morphologischer Markiertheit ist und sich die Markiertheit eines Kasus an der Zahl vom Nominativ distinktiver Formen messenläßt, dann ist klar, daß der Unterschied zwischen NOM und AKK minimal ist, da es im Paradigma der Relativpronomen genau jeweils eine distinktive AKK-Form gibt. Die Diskrepanz NOM/AKK sollte also weniger gravierend sein als die Diskrepanz von z.B. NOM/DAT oder NOM/GEN, und dies scheint auch tatsächlich der Fall zu sein. Bei Leirbukt finden sich nur zwei Beispiele für NOM statt DAT, doch eine ganze Reihe für NOM statt AKK.

Diese Argumentation deckt sich überwiegend mit dem Ergebnis der vorliegenden

Studie. Beachtenswert ist aber, dass der minimale morphologische Unterschied

zwischen Nominativ und Akkusativ sich ausschließlich in Kontaktstellung, nicht

aber in Distanzstellung41, zeigt. Die größeren morphologischen Unterschiede

zwischen Nominativ und Dativ spiegeln sich eindeutig in den Ergebnissen wieder.

Sowohl in Kontakt- als auch in Distanzstellung wurden die h-konformen Kontexte

signifikant besser bewertet. Das spräche wiederum für die von Pittner gewählte

Erklärung.

Erweitert man diese Argumentation, so muss man auch den Unterschied

zwischen dem Akkusativ und dem Dativ untersuchen. Sie befinden sich auf der

Kasushierarchie direkt hintereinander, ebenso wie der Nominativ und der

Akkusativ. Ferner unterscheiden auch sie sich bezüglich des Paradigmas der

Relativpronomen, ebenso wie Nominativ und Akkusativ. Insofern, dass es auch

hier genau eine distinktive Dativform gibt (wenAKK versus wemDAT). Entsprechend

der Argumentation sollten sich bei Akkusativ-Dativ-Kombinationen also ähnliche

Ergebnisse feststellen lassen wie bei der Nominativ-Akkusativ-Kombination. Die

Ergebnisse der vorliegenden Studie bestätigen diese Argumentation jedoch nicht42.

Sowohl in Kontakt- als auch in Distanzstellung zeigte sich die h-konforme

Konstruktion (z.B. lobt, wem) als signifikant akzeptabler als die h-verletzende

(z.B. hilft, wen). Hier kann also nicht vom geringen morphologischen Unterschied

41 Bei der Distanzstellung ist p= 0.0047. Somit liegt die Zufallswahrscheinlichkeit bei dem Ergebnis dieses Paares bei 0,47%.

42 Auch alle anderen in dieser Arbeit aufgeführten empirischen Erhebungen zeigen keinen solchen Effekt.

53

als Erklärungsansatz gesprochen werden. Es ist unklar, warum sich ein geringer

morphologischer Unterschied nur in der Kombination Nominativ/Akkusativ und

hinzukommend in der potentiell vorteilhafteren Kontaktstellung, aber nicht in der

Kombination Akkusativ/Dativ zeigen sollte. Diese Argumentation ist

dementsprechend nicht ausreichend um das Ergebnis zu erklären.

Keenan & Comrie (1977) gehen von einer allgemeinen Subjektpräferenz

bei Relativpronomen aus. In Type 1 steht das Relativpronomen allerdings im

Akkusativ, in Type 2 hingegen im Nominativ. Möglich wäre, dass diese

Subjektpräferenz beim Relativpronomen dazu führt, dass ein eigentlich

h-verletzender Type doch nicht als so unakzeptabel bewertet wird.

Möglicherweise handelt es sich bei der Hierarchieregel und der Subjektpräferenz

um zwei konkurrierende Prinzipien, die einander hier schlichtweg aufheben. Der

Vergleich zu anderen Types, bei denen sich signifikante Unterschiede einstellten,

zeigt jedoch, dass dieser Erklärungsansatz hier wohl nicht zutreffend ist. Andere

Kasuskombinationen mit dem Nominativ zeigen die genannte Tendenz nicht. Hier

wird eindeutig die Hierarchieregel befolgt. So zeigt der Vergleich des Types 3

(NOM < dat, h-konform, Kontaktstellung, Erfolgreich arbeitet, wem ein

Fachmann hilft.) und des Types 4 (DAT < nom, h-verletzend, Kontaktstellung,

Der Richter vertraut, wer den Einbruch aufklärt.), dass eine eventuelle

Subjektpräferenz des Relativpronomen übergangen wird und sich allein die

Hierarchieregel durchsetzt. Es wäre nicht zu erklären, warum dies in der

Kasuskombination Nominativ/Dativ jedoch nicht Nominativ/Akkusativ so sein

sollte. Subjektpräferenz des Relativpronomens kann als Erklärungsansatz

demnach verworfen werden.

Was der Vergleich der Types 3 und 4 ebenfalls zeigt, ist, dass Nominative

nicht allgemein realisiert werden müssen, wie einst von Pittner (Bausewein 1991)

gemutmaßt. So zeigt sich nicht nur in der genannten Paarung (Kontaktstellung)

sondern auch bei den gleichen Bedingungen in Distanzstellung, also zwischen

Type 9 (dat > NOM, h-konform, Distanzstellung, Wem ein Fachmann hilft,

arbeitet erfolgreich.) und Type 10 (nom < DAT, h-verletzend, Distanzstellung,

Wer den Einbruch aufklärt, vertraut der Richter.), dass Nominative unrealisiert

bleiben können. Bei den Types 3 und 9 bleibt der Nominativ zugunsten eines

Dativs unrealisiert. Man kann folglich nicht davon ausgehen, dass der Nominativ

allgemein nicht unrealisiert bleiben kann. Möglich ist, dass der Nominativ und der

54

Akkusativ aus semantischer Sicht weniger gut zusammenpassen. Die

semantischen Rollen des Nominativs und des Dativs passen durchaus besser und

kommen häufiger vor. Jedoch lässt sich gegen diese Erklärung anmerken, dass

sich einzig in der Kontaktstellung dieser Effekt zeigt. Die gleiche

Kasuskombination zeigt in der Distanzstellung signifikant bessere

Akzeptabilitätsurteile zugunsten des h-konformen Kontextes.

Bei genauerer Betrachtung der Rolle des Nominativ als prototypischen

Subjektkasus schließt sich ein weiterer Erklärungsansatz an. Es ist denkbar, dass

es keinen signifikanten Unterschied zwischen Type 1 und 2 gab, weil Type 2 die

prototypische Satzgliedabfolge beachtet, wohingegen Type 1 ihr widerspricht. In

Type 2 liegt die klassische Subjekt-Objekt-Abfolge vor; Type 1 weist jedoch eine

unkanonische, wenn auch im Deutschen mögliche, Objekt-Subjekt-Abfolge auf.

Letztere gilt als markiert. Könnte es sich hier also auch wieder um zwei

entgegengesetzte Regel handeln? Zum einen gibt es die Hierarchieregel, die Type

1 bevorzugt und zum anderen gibt es die kanonische Satzgliedabfolge, die Type 2

bevorzugt. Beide zusammen heben sich ggf. auf; ähnlich wie bei der

Subjektpräferenz bei Relativpronomen gemutmaßt. Auch hier ist der Vergleich

zwischen anderen Types sinnvoll. Gegenübergestellt werden hierbei Types, die

sich lediglich bezüglich ihrer Satzstellung unterscheiden, also eine markierte oder

unmarkierte Satzgliedabfolge aufweisen; Kasuskombination und Grammatikalität

bleiben gleich. Der Vergleich zwischen Type 3 mit markierter Wortstellung

(NOM < dat, h-konform, Kontaktstellung, Erfolgreich arbeitet, wem ein

Fachmann hilft.) und Type 9 mit unmarkierter Wortstellung (dat > NOM, h-

konform, Distanzstellung, Wem ein Fachmann hilft, arbeitet erfolgreich) bestätigt

diese Annahme nicht. Auch der Vergleich zwischen Type 10 mit markierter

Wortstellung (nom < DAT, h-verletzend, Distanzstellung, Wer den Einbruch

aufklärt, vertraut der Richter) und Type 4 mit unmarkierter Wortstellung (DAT <

nom, h-verletzend, Kontaktstellung, Der Richter vertraut, wer den Einbruch

aufklärt) widerspricht dieser Annahme. Sollte die Satzgliedabfolge ein

wesentlicher Faktor sein, warum es zwischen Type 1 und Type 2 keinen

signifikanten Unterschied gibt, hätte sich dieser auch hier zeigen und zu nicht

signifikanten Unterschieden führen sollen. Dementsprechend kann auch der

Unterschied der beiden Types bezüglich ihrer Satzgliedabfolge als

ausschlaggebender Grund für den nicht signifikanten Unterschied dieses Paares

55

verworfen werden.

Möglich wäre es ferner, dass ein bislang unbeachteter Faktor für das

Ergebnis bezüglich des Vergleiches von Type 1 und 2 verantwortlich ist. Bei

Nominativen sowie Akkusativen handelt es sich nach allgemeiner Forschung um

strukturelle Kasus. Die Vermutung liegt nahe, dass strukturelle Kasus eher

untereinander ausgetauscht werden können, als strukturelle und oblique

(lexikalische) Kasus. Von einer ähnlichen Hypothese gingen bereits Vogel &

Frisch (2003) aus und sahen diesen Ansatz zumindest teilweise als bestätigt an. In

gewisser Weise korreliert dies auch mit dem geringen morphologischen

Unterschied zwischen Nominativ und Akkusativ. Anders als Pittner (1995) in ihrer

Argumentation, um die Belege Leirbukts (1995) zu erklären, greifen Vogel &

Frisch (2003), wie gesagt, auf die Unterscheidung zwischen strukturellen und

lexikalischen Kasus zurück. Damit kann die Argumentation, dass zwischen

Akkusativ und Dativ ebenso ein kleiner morphologischer Unterschied besteht wie

zwischen Nominativ und Akkusativ nicht aufrecht erhalten werden kann, da,

entsprechend der Theorie, zwischen diesen beiden zusätzlich ein

Klassifizierungsunterschied herrscht. Der Akkusativ ist nach Vogel & Frisch

(2003) struktureller Kasus, der Dativ ist lexikalischer Kasus. Diese Erklärung

könnte zielführend sein. Es gibt noch ein weiteres Paar mit der gleichen

Kasuskombination. Vergleicht man das andere Paar mit der gleichen

Kasuskombination in der Distanzstellung, nämlich Type 7 (akk > NOM,

h-konform, Distanzstellung, Wen der Chef kritisiert, arbeitet wenig motiviert.) und

Type 8 (nom > AKK, h-verletzend, Distanzstellung, Wer einen Job sucht,

vermittelt der Angestellte.), zeigt sich aufgrund des signifikanten Ergebnisses

zugunsten des h-konformen Kontextes, dass entgegen der von Vogel & Frisch

(2003) angeführten Hypothese offenbar nicht strukturelle Kasus frei untereinander

ausgetauscht werden können. Auch dieser Erklärungsansatz muss somit nach

genauerer Betrachtung und nach einem Vergleich mit einem ähnlichen Type-Paar

fallengelassen werden.

Eine bereits eingangs beleuchtete Möglichkeit schließt sich an. Eventuell

wurden einige Items des betreffenden Types 2 nicht als freie Relativsätze, sondern

als indirekte Fragesätze interpretiert. Diesem Lösungsansatz zufolge würden die

entsprechenden Items repariert werden, um den Kasusmismatch abzufangen, denn

in indirekten Fragesätzen gibt es keine Hierarchieregel wie bei freien

56

Relativsätzen. Sie sind syntaktisch frei. Ist dieser Erklärungsansatz korrekt, so

erhielten die betreffenden Items abweichende, d.h. höhere

Akzeptabilitätsbewertungen, die dann wiederum den gesamten Type beeinflusst

haben könnten. Derartige Lesarten könnten bei einigen Items ausschlaggebend

gewesen sein. In Kapitel 2 wurden zahlreiche Unterscheidungskriterien und Tests

dargelegt, freie Relativsätze und indirekte Fragesätze voneinander zu

unterscheiden. Weiterhin besteht jedoch Unklarheit darüber, inwiefern diese

Kriterien umfassend oder vollständig sind (Zakariás 2010: 191). Hier soll kurz der

Test anhand der Partikel denn herangezogen werden. Diese Partikel kann in

direkten Fragesätzen vorkommen, in freien Relativsätzen allerdings nicht

(Zakariás 2010: 200). Außerdem wird der Anschluss mit ob sowie dass

angedeutet. Dies ist nur bei indirekten Fragesätzen möglich. Illustriert sei die

Lesart als indirekter Fragesatz kurz an einigen Beispielen:

(37)a. Der Lehrer lobt, wer denn mit Eifer arbeitet.b. ?Der Lehrer lobt (es), ob...c. Der Lehrer lobt (es), dass...

(38)a. Der Angestellte vermittelt, wer denn einen Job sucht.b. Der Angestellte vermittelt (es), ob...c. Der Angestellte vermittelt (es), dass...

(39)a. Der Großvater beschenkt, wer denn kein Geld hat.b. ?Der Großvater beschenkt (es), ob...c. ?Der Großvater beschenkt (es), dass...

In Beispiel (37) könnte loben so interpretiert werden, dass über eine Tätigkeit

oder Tatsache Lob ausgesprochen wird. In Beispiel (38) kann die Lesart von

vermitteln in etwas vermitteln verändert werden. Mit dieser Lesart ist der

Anschluss mit einem indirekten Fragesatz sogar präferiert. Ausgeschlossen ist ein

solcher Anschluss in Beispiel (39). Tests dieser Art fanden daraufhin mit allen

Items statt. In einiges Types finden sich Matrixverben, die möglicherweise eine

Lesart als indirekter Fragesatz zulassen. Zu diesen Verben zählen verhören, loben,

vermitteln, bewundern (Type 2), antworten (Type 4 und Type 6), bewundern und

loben (Type 5). Bei den Types 1, 3 und 7 ist der Reparaturweg ausgeschlossen.

Bei h-konformen Kontexten besteht außerdem weniger bis kein Grund zur

57

Interpretation als indirekter Fragesatz.

Bei allen in Frage kommenden Testitems wurden die Mittelwerte

dahingehend untersucht, ob sie sich auffällig von denen anderer Items

unterscheidet, bei denen zweifelsfrei nicht der Reparaturweg des indirekten

Fragesatzes vorliegt. Bei keinem Testitem, das im Verdacht stand, von einigen

Probanden als Konstruktion mit indirektem Fragesatz gedeutet werden zu können,

wurden auffällige Abweichungen der Mittelwerte festgestellt, weder in Type 2

noch in den anderen Types. Sie wurden wie alle anderen Items bewertet. Somit

kann auch der Erklärungsansatz, dass bei den betreffenden Items eine

Interpretation als indirekter Fragesatz vorliegt, verworfen werden.

Was genau zu dem Ergebnis führte, bleibt demnach unklar. Es ist jedoch

bemerkenswert, dass diese nicht die erste Studie ist, die die Kasuskombination

Nominativ/Akkusativ als eine besondere identifiziert. Es scheint, als läge das

Ergebnis nicht am Nominativ selbst. Zahlreiche Erklärungsansätze, die in

gewisser Weise den Nominativ als besonderen Kasus betrachten und ihn zum

Zentrum eines möglichen Problems mit der Kasushierarchie machen, scheiden

hier als Erklärungsansatz aus. Möglich wären also zwei Szenarien. Es liegt an der

Kombination von Nominativ und Akkusativ und zwar genau in der

Kontaktstellung oder es ist einfach Zufall (Type 1 Error), dass sich bei dieser

Kombination kein signifikantes Ergebnis zeigte. Die Befunde Pittners (Bausewein

1991) zeigen, dass nicht der Nominativ sondern der Akkusativ der Kasus ist, der

am ehesten unrealisiert bleiben kann. Pittners Korpusstudie (2003) hat genau

einen h-verletzenden Kasusmismatch, ausgerechnet mit der Kasuskombination

Nominativ/Akkusativ. Leirbukts Belege (1995) gegen die Hierarchieregel

fokussieren besonders h-verletzende Nominativ/Akkusativ-Kasusmismatches.

Die Ergebnisse und Diskussionsbefunde dieser Studie sind ebenfalls Indiz dafür,

dass die Kasuskombination Nominativ/Akkusativ in der Kontaktstellung eine

besondere Kombination ist43. Um diesen Befund abschließend klären zu können,

reicht die vorliegende Studie nicht aus. Weiterführende Studien sind diesbezüglich

wünschenswert.

Insgesamt lässt sich hier festhalten, dass die Hauptthese (die

Hierarchieregel Pittners) präzisiert werden konnte. Es handelt sich hierbei

43 Denkbar wäre natürlich auch, dass das signifikante Ergebnis dieser Kasuskombination in der Distanzstellung Zufall ist (p= 0.0047; 0.47 %) und sich die Besonderheit dieser Kasuskombination nicht ausschließlich auf die Kontaktstellung bezieht.

58

vielmehr um ein Akzeptabilitätsgefälle als um eine klare Abtrennung zwischen

grammatischen bzw. akzeptablen und ungrammatischen bzw. nicht akzeptablen

Konstruktionen. Diese, durch die vorliegende Arbeit hinzugefügte, zusätzliche

Ebene erweitert die bestehende Hierarchieregel. Außerdem lässt dieses Ergebnis

die Hierarchieregel in einem anderen Licht erscheinen. Ferner wurde die

Sonderrolle der Kasuskombination Nominativ/Akkusativ, die auch schon in den

vorgestellten, vorangegangenen Untersuchungen bzw. in Belegen unerwartete

Ergebnisse brachte, bestätigt. Bezüglich des möglichen Einflussfaktors der

Stellung (in dieser Arbeit die Nebenhypothese) können auch nach einer

Diskussion der Befunde keine fundierten Aussagen getroffen werden. Dieser

Untersuchungsgegenstand bleibt für weitere empirische Forschung offen.

6. Weiterführende Erklärungsansätze zu Kasusidentitätund Kasusmismatch in freien Relativsätzen

Pittner führt zahlreiche Teilbereiche der Linguistik an (s. 3.1.), in denen die

Kasushierarchie eine Rolle spielt. Dass die Kasushierarchie für die Akzeptabilität

freier Relativsätze relevant ist, konnte die Studie der vorliegenden Arbeit

bestätigen44. Ebenso interessant ist Pittners Feststellung, dass nicht die abstrakten

Kasus ausschlaggebend sind, sondern die morphologischen Outputformen der

Kasus (s. auch Vogel et al. 2006). Damit kann sie erklären, warum ein

h-verletzender Mismatch dennoch vollkommen akzeptabel ist, wenn das

Relativpronomen morphologisch kasusambig ist. Anhand ihrer Beispiele mit was

ist zu erkennen, dass es offensichtlich nicht auf den eigentlichen, abstrakten Kasus

ankommt, sondern nur auf die äußerliche, morphologische Form. Dieser Ansatz

ist bemerkenswert, da er nicht nur auf Kasussynkretismus angewendet werden

kann, sondern auch auf den hier gewählten Untersuchungsgegenstand: mit

belebtem Relativpronomen eingeleitete, freie Relativsätze mit morphologisch

distinktem Kasus. Pittner stützt ihre Argumentation lediglich auf morphologische

Markiertheit, auch wenn sie für die Kasushierarchie Erklärungsansätze

unabhängiger Bereiche anschneidet, die weiterführende Erklärungen liefern. Sie

44 Mit Ausnahme der problematischen Type-Paares 1 und 2.

59

bietet demnach eine rein morphologische Erklärung für ein syntaktisches

Problem.

Betrachtet man die von Pittner angeführte unabhängige Evidenz für die

Kasushierarchie (z.B. Bierwisch 1967, Wunderlich 1997), so wird schnell klar,

dass neben morphologischer Form ein weiteres Phänomen eine Rolle spielt. Die

Kasus sind als Merkmalsbündel zu betrachten. Die Theorie der Merkmalsanalyse

ist bereits fest etabliert. Ausgehend von Jakobson (1941, s. auch 1936 sowie

1972), der anhand von negativen und positiven Spezifikationen verschiedener

Merkmale die Markiertheit einzelner Laute kategorisierte, wurde diese auf weitere

linguistische Teilgebiete übertragen (s. z.B. Waugh/Lafford 2000). Ein Laut, eine

Kasusform o.ä. können so durch positive und negative Merkmalsspezifikationen

genau beschrieben werden. Dabei zeigen i.d.R. die positiv spezifizierten

Merkmale den markierteren Wert an45. Die abstrakte Outputform ist lediglich ein

Merkmalsbündel diverser Merkmale (Penke 2006: 155) und vertritt damit

gleichermaßen eine unmarkierte oder markierte Form. Lange wurde – und es wird

weiterhin – angenommen, dass alle Merkmalsspezifikationen einer Form im

mentalen Lexikon abgespeichert sind und berücksichtigt werden müssen.

Penkes (2006) morphosyntaktische Annahme besteht darin, dass nur die

positiven, nicht aber die negativen, Merkmalsspezifikationen zu berücksichtigen

sind, da die negativen Merkmalsspezifikationen nur eine untergeordnete Rolle

spielen (Penke 2006: 160). Anhand verschiedener psycholinguistischer

Experimente (s. Penke/ Janssen & Eisenbeiss 2004) untermauert sie, „dass

positive und negative Merkmalsspezifikationen einen unterschiedlichen Status in

der Grammatik und dementsprechend auch für die Sprachverarbeitung haben“

(Penke 2006: 160). Bei den Experimenten wurden Probanden grammatische sowie

ungrammatische Satzpaare präsentiert. Die Ungrammatikalität bestand darin, dass

falsche Flexionsformen gegeben waren. Aufgabe war es, möglichst schnell über

die Gleichartigkeit der Satzpaare zu urteilen. Das Ergebnis dieser Studien lautete

folgendermaßen (Penke 2006: 158):

Während die Nicht-Übereinstimmung von positiven Affixmerkmalen undentsprechenden Kontextmerkmalen zu einem Ungrammatikalitätseffekt führt, scheint dieNicht-Übereinstimmung zwischen negativ spezifizierten Affixmerkmalen undentsprechenden Kontextmerkmalen für das Auftreten eines Ungrammatikalitätseffektsnicht relevant zu sein.

45 Für eine Diskussion wie die markiertere Entität festgestellt werden kann s. Waugh/Lafford 2000 sowie Penke 2006.

60

Wie erwähnt, weisen Penke et al. (2004) den negativ spezifizierten Merkmalen

eine untergeordnete Rolle zu. Wird dieser Grundgedanke, dass positive Merkmale

eine übergeordnete, wenn nicht gar einzig relevante Rolle spielen, ausgebaut und

weitergeführt, kann ferner davon ausgegangen werden, dass es statt binärer

Merkmale lediglich privative Merkmale gibt46. Hierbei findet keine positive oder

negative Spezifikation statt. Ein Kasus (und entsprechende morphologische

Formen) hat ein bestimmtes Merkmal, oder er hat es nicht. Auch auf diese Weise

entstehen eindeutige Merkmalsbündel einzelner Kasus. Der Vorteil dieser

Weiterführung von Penkes Ansatz besteht darin, dass das Problem der

Klassifizierung der Merkmale in markiert und unmarkiert nicht mehr existiert.

Trotz verschiedener Untersuchungen und theoriebasierter Argumentationen (s.

Penke 2006 sowie Waugh/Lafford 2000) ist es nicht unstrittig, welche Merkmale

als markiert und welche als unmarkiert angenommen werden. Mit einer Ersetzung

binärer Merkmale durch privative Merkmale kann diese Schwierigkeit

umgegangen werden.

Penke et al. (2004) verwendet, entsprechend ihres Forschungsfokus,

andere Merkmale als die hier benötigten. Überträgt man den Grundgedanken

dieses Ansatzes jedoch auf die vorliegende Arbeit und geht ausschließlich von

privativen Merkmalen aus, so ergibt sich folgendes Bild für die

Merkmalsspezifikationen der Kasus:

(40)

Nominativ [ ]Akkusativ [OBJEKTIV]Dativ [OBJEKTIV] [OBLIQUE]Genitiv [OBJEKTIV] [OBLIQUE] [GENITIV]

Dargestellt sind je alle auf die Kasus zutreffenden privativen Merkmale. Der

Nominativ weist keine Merkmale auf und ist somit unterspezifiziert. Beim

Akkusativ ist lediglich das Merkmal [OBJEKTIV] vorhanden. Der Dativ hat

zusätzlich zu dem Merkmal [OBJEKTIV] ein weiteres privatives Merkmal;

[OBLIQUE]. Der Vollständigkeit halber sei hier auch der Genitiv erwähnt, der

wiederum ein Merkmal mehr als der Dativ aufweist; [GENITIV].

46 Diese Überlegungen zur Weiterführung von Penkes Argumentationen zur Merkmalsanalyse und die entsprechenden Merkmale liegen einem nur seminarintern veröffentlichten Skript zugrunde (Primus 2011); s. außerdem Bierwisch (1967), Kiparsky (1989, 1992) Wunderlich (1997), Gallmann (1989), Thieroff (2000) u.a.

61

Auf diese Weise bilden die weniger stark markierten Kasus (diejenigen mit

weniger Merkmalen) eine Teilmenge eines stärker markierten Kasus. Der Dativ

beispielsweise subsummiert mit seinen Merkmalen sowohl den Akkusativ als

auch den Nominativ. Statt also von abstrakten Kasus zu sprechen oder

oberflächliche Flexionsparadigma zu betrachten, geht dieser Ansatz von

privativen Merkmalen aus, die zusammengefasst einen Kasus darstellen. So

entstehen zwischen einzelnen Kasus simple Teilmengenbeziehungen bezüglich

der Merkmale. Diese wiederum entsprechen der Kasushierarchie. Das Konzept

der Kasusmarkiertheit kann auf diese Weise auf einer weiteren Ebene, abseits

morphologischer Outputformen wie es Pittner (1991, 1995, 2003) vorschlägt,

begründet werden. Dies stützt die angenommenen Markiertheitsabstufungen

innerhalb der Kasushierarchie.

Wird dieser Ansatz nun auf die Ergebnisse dieser Arbeit übertragen, kann

festgestellt werden, dass das entstandene Akzeptabilitätsgefälle unterschiedlicher

Konstruktionen sich anhand dieser Teilmengenbeziehungen erklären lässt47:

(41)

Kasusidentität ( Merkmale von K148 und K2 sind identisch; z.B. hilft, wem) ˅

Kasusmismatch ( K1 ist Teilmenge von K2; z.B. besucht, wem) ˅

Kasusmismatch ( K2 ist Teilmenge von K1; z.B. hilft, wen;)

Konstruktionen mit übereinstimmenden Merkmalen von K1 und K2

(Kasusidentität) sind akzeptabler als Konstruktionen, in denen die Merkmale von

K1 nur unter denen von K2 subsummiert werden können (h-konformer

Kasusmismatch). Diese Konstruktionen wiederum sind akzeptabler als solche, in

denen die Merkmale von K1 nicht unter denen von K2 subsummiert werden

können (h-verletzender Kasusmismatch).

Um die Bedeutung der Aufspaltung der Kasus in privative Merkmale

aufzuzeigen, sollen zwei Beispiele aus Pittners Akzeptabilitätsstudie (Bausewein

1991) herangezogen werden. Zunächst werden dazu die Merkmale der einzelnen

Kasus der Anschaulichkeit halber auf die belebten Relativpronomen übertragen.

47 Die negative Kontrollgruppe mit Kasusrektionsfehlern in derselben Rektionsdomäne wurden an dieser Stelle außen vor gelassen, da bei ihnen die Teilmengenbeziehung ohnehin irrelevant ist.

48 Entsprechend Pittners Notation ist K1 der vom Matrixverb geforderte Kasus und K2 der vom Verb des freien Relativsatzes geforderte Kasus.

62

Es ergibt sich folgendes Bild:

(42)

wer [ ]wen [OBJEKTIV]wem [OBJEKTIV] [OBLIQUE]wessen [OBJEKTIV] [OBLIQUE] [GENITIV]

Entsprechend zweier Beispielsätze Pittners (Bausewein 1991: 153), ergibt sich

anhand der oben gezeigten Merkmale folgende Darstellung:

(43)

a. Er lädt ______ ein, wem er zu Dank verpflichtet ist.[OBJEKTIV] [OBJEKTIV]

[OBLIQUE]b. *Er vertraut ______, wen er kennt.

[OBJEKTIV] [OBJEKTIV][OBLIQUE]

In Beispiel (43)a. regiert das Matrixverb einen Akkusativ, der nur das Merkmal

[OBJEKTIV] aufweist. Der Kasus des Relativpronomens muss lediglich dieses

Merkmal erfüllen. Das Relativpronomen im Dativ in (43)a. erfüllt diese

Voraussetzung, denn es trägt die Merkmale [OBJEKTIV] und [OBLIQUE]. Damit

subsummiert K2 K1. K1 ist Teilmenge von K249. Es ist irrelevant, dass das

Relativpronomen zusätzlich das Merkmals [OBLIQUE] aufweist, denn

Kasusidentität (identische Merkmale) ist im Deutschen bei freien Relativsätzen

nicht gefordert. Es reicht eine Teilmengenbeziehung. In Beispiel (43)b. ist der

umgekehrte Fall gegeben. Das Matrixverb regiert einen Dativ, der den Merkmalen

[OBJEKTIV] und [OBLIQUE] entspricht. Das Relativpronomen des freien

Relativsatzes steht im Akkusativ und weist damit nur das Merkmal [OBJEKTIV]

auf. Dies genügt den Anforderungen des Martixsatzes nicht. K1 ist keine

Teilmenge von K2. Vielmehr ist K2 Teilmenge von K150.

Der große Vorteil der Merkmalsanalyse besteht darin, die Kasus genauer

und tiefergehend analysieren zu können. So entstehen Teilmengenbeziehungen.

Anhand dieser Teilmengenbeziehungen lassen sich die Befunde der vorliegenden

Studie präziser erläutern als durch den ursprüngliche Erklärungsansatz nach

Pittner. Dieser distanziert sich bereits von abstrakten Kasus, um Grammatikalitäts-

49 In Anlehnung an die gewählte Terminologie des Experimentes ist dies h-konform.50 In Anlehnung an die gewählte Terminologie des Experimentes ist dies h-verletzend.

63

oder Akzeptabilitätsunterschiede deutlich zu machen. Dennoch handelt es sich

auch hierbei um oberflächliche Outputformen. Das Konzept der Markiertheit wird

von Pittner fast ausschließlich auf die morphologische Realisation der

Kasusformen bezogen. Mithilfe der vorgeschlagenen Merkmalsanalyse der Kasus

kann der Markiertheit innerhalb der Kasushierarchie auf einer deutlich

tiefergehenden Ebene mehr Nachdruck und Erklärungspotential verliehen werden.

Zudem wird dieser Ansatz durch psycholinguistische, unabhängige Evidenz (z.B.

Penke/ Janssen & Eisenbeiss 2004) gestützt.

Fraglich bleibt jedoch auch bei diesem Erklärungsansatz, warum in der

vorliegenden Studie kein signifikanter Unterschied zwischen h-konformen und

h-verletzenden Konstruktionen der Kasus Nominativ/Akkusativ (in der

Kontaktstellung) festgestellt werden konnte. Außerdem ist unklar, inwiefern sich

dieser Erklärungsansatz auf die in Pittners Hierarchieregel inkludierten

Präpositionalkasus übertragen ließe. Diesbezüglich besteht weiterhin

Forschungsbedarf.

Schlesewsky (1996) untersucht in seiner Arbeit reguläre Relativsätze und

bezieht sich, anders als die vorliegende Arbeit, nur am Rande auf freie

Relativsätze. Dennoch können seine Ergebnisse für weitere Erklärungsansätze zu

freien Relativsätzen gut eingebunden werden. Schlesewskys (1996) Ergebnisse

psycholinguistischer Studien und seine Ansätze könnten dabei helfen, den freien

Relativsatz als Konstruktion nicht vollkommen losgelöst zu betrachten, sondern

ihn in die größere Klasse der regulären Relativsätze einzubetten. Es stellt sich die

Frage, warum es für freie Relativsätze besondere Regeln geben sollte, die für

reguläre, attributiv gebrauchte Relativsätze nicht gelten. Zunächst seien nun

Schlesewskys (1996) Befunde51 dargestellt. Zur besseren Übersicht ein kleiner

Ausschnitt der Testsätze (Schlesewsky 1996: 129):

(44)Der Tenor behauptet, ...

a. daß man Opernsängerinnen, denen man mißtraut, begrüßen sollte.b. daß man Opernsängerinnen, denen man mißtraut, entgegengehen sollte.c. daß man Opernsängerinnen, die man erkennt, begrüßen sollte.d. daß man Opernsängerinnen, die man erkennt, entgegengehen sollte.

51 Die Darstellungen beziehen sich sowohl auf Objekt-Objekt-Asymmetrien, in der vorliegenden Arbeit demnach Kasusmismatches zwischen Akkusativ und Dativ, als auch auf Subjekt-Objekt-Asymmetrien (Schlesewsky 1996: 154), in der vorliegenden Arbeit demnach Kasusmismatcheszwischen Nominativ und Akkusativ oder Dativ. Frazier (1987) legte für das Niederländische nahe, dass sich Subjekt-Objekt-Asymmetrien anders verhalten als Objekt-Objekt-Asymmetrien. Für eine Erklärung dieses Unterschieds s. Schlesewsky (1996: 160).

64

In den Beispiele (44)a. und (44)d. weisen das Matrixverb und das Verb des

Relativsatzes unterschiedliche Kasus zu; in den Beispielsätzen (44)b. Und (44)c.

sind die Kasus übereinstimmend. Die NP Opernsängerinnen stellt sowohl die

Akkusativ- als auch die Dativform dar, d.h. sie ist kasusambig.

Es handelte sich bei den Experimenten um lesezeitbezogene Studien, bei

denen untersucht wurde, welche Kasuspräferenz bezüglich des ambigen

Bezugselements vorliegt. Sprache wird inkrementell verarbeitet (Schlesewsky

1996: 130); das kasuszuweisende Matrixverb befindet sich jedoch erst am Ende

des Satzes, sodass zuvor lediglich eine Vermutung über den Kasus der

kasusambigen NP im Matrixsatz getroffen werden kann. Diese Vermutung richtet

sich zunächst nach der Markiertheit der zur Auswahl stehenden Kasus (in

obengenannten Beispielen der Akkusativ und der Dativ). Die präferierte

Interpretation als Akkusativ und nicht präferierte Interpretation als Dativ wird so

lang beibehalten bis das kasusmarkierte Relativpronomen eine der beiden

Präferenzen verwirft, „da dadurch maximale Merkmalsidentität im Sinne des

Kongruenzprinzips52 möglich ist“ (Schlesewsky 1996: 144). Stimmen die Kasus

des Relativsatzes und des Matrixsatzes überein, gibt es keinerlei

Verarbeitungsprobleme und keinen Reanalyseeffekt (Schlesewsky 1996: 142).

Unterscheiden sich beide Kasus, so ist es bezüglich des Verarbeitungsaufwandes

bei der Reanalyse förderlich, wenn der vorangegangene Kasus (des

Relativpronomens) markierter ist als der vom Matrixverb regierte Kasus. Der

nachfolgende Kasus des Matrixverbs kann dann in seiner Merkmalsanalyse

subsummiert werden. Ist der vorangehende Kasus weniger stark markiert als der

des Matrixsatzes, so kommt es zu erhöhten Reanalysekosten (Schlesewsky 1996:

144). Mit anderen Worten, Kasusidentität wird bevorzugt, d.h. am schnellsten

verarbeitet; darauf folgen Kasusmismatches entsprechend der Kasushierarchie,

gefolgt von Kasusmismatches entgegen der Kasushierachie.

Interessant für die vorliegende Arbeit ist, dass Schlesewsky (1996) zwar

reguläre Relativsatzkonstruktionen betrachtete, diese jedoch in solchen

Konstruktionen testete, in denen die Bezugs-NP kasusambig war und erst im

52 Prinzip der maximalen Kongurenz, s. Schlesewsky 1996: 134: „Danach [nach dem Prinzip der maximalen Kongruenz, J.M.] werden im Prozeß der Assoziation der beiden Phrasen [Bezugs-NP und Relativpronomen. J.M.] Numerus, Genus und Kasus auf Identität überprüft. […] Entsteht […] ein lokal ambiger Zustand […], so bevorzugt der Parser entsprechend dem Prinzip der maximalen Kongruenz diese Analyse [Kasus der Bezugs-NP entspricht dem Kasus des Relativpronomen, J.M.]“

65

Verlauf der Sätze bestimmt werden musste. Ferner stellt Schlesewsky (1996) fest,

dass das Prinzip der maximalen Kongruenz und die Kasushierarchie in Interaktion

miteinander stehen, wenn die Bezugs-NP kasusambig ist (Schlesewsky 1996:

169). Damit lassen sich seine Ergebnisse gut auf die Fragestellung der

vorliegenden Arbeit übertragen, da bei freien Relativsätzen überhaupt keine

Bezugs-NP gegeben ist, die eine eindeutige Kasusmarkierung haben könnte. In

diesem Punkt sind Schlesewskys (1996) Experimente und das der vorliegenden

Arbeit ähnlich; in einem Fall ist das Bezugselement kasusambig, in dem anderen

Fall ist es nicht vorhanden.

Schlesewskys (1996) Ergebnisse deuten an, dass für freie Relativsätze

vermutlich keine besondere Regeln herrschen, sondern dass diese bereits in

normalen Relativsätzen zum Vorschein kommen; wenn auch eventuell nicht so

stark wie bei freien Relativsätzen53. Die Ergebnisse über Lesezeiten bei regulären

Relativsätzen sind nicht mit den Akzeptabilitätsurteilen freier Relativsätze der

vorliegenden Arbeit gleichzusetzen. Bemerkenswert ist jedoch, dass sich bei

attributiv gebrauchten Relativsätzen mit einer anderen Methodologie die gleichen

Abstufungen abbilden wie bei der Akzeptabilität freier Relativsätze. Sowohl in

Schlesewskys (1996) Experimenten mit attributiv gebrauchten Relativsätzen als

auch in der vorliegenden Studie freier Relativsätze wurden Konstruktionen mit

Kasusidentität (Symmetrie) signifikant besser bewertet als h-konforme

Kasusmismatches (Asymmetrie). Diese wiederum wurden signifikant besser

bewertet als h-verletzende Kasusmismatches (Asymmetrie). Die Experimente

unterschiedlicher, aber verwandter, Konstruktionen mit kommen demnach zu den

gleichen Ergebnissen. Mit zunehmender Lesezeitdauer der Konstruktionen bei

Schlesewskys (1996) Experimenten sinkt die Akzeptabilität der Konstruktionen

des vorliegenden Experiments.

Von diesem Standpunkt aus kann argumentiert werden, dass sich Kasus-

Asymmetrien (= Kasusmismatches) sowohl in Konstruktionen mit, als auch ohne

Bezugs-NP negativ auswirken (sei es bezüglich der Akzeptabilität oder der

Verarbeitungsdauer), sie bei freien Relativsätzen jedoch eventuell

schwerwiegender sind, da ihnen die Bezugs-NP fehlt. Diese würde einen

geforderten Kasus realisieren und einen Kasusmismatch abschwächen. Sie ist bei

53 Ein konkreter Vergleich ist aufgrund unterschiedlichen Experimentdesigns, Untersuchungsgegenstands und theoretischer Einbettung nicht möglich.

66

freien Relativsätzen nicht gegeben und kann somit nicht abschwächend wirken.

Daher herrschen bei freien Relativsätzen ggf. strengere Kriterien bezüglich ihrer

Akzeptabilität.

Der Vergleich zwischen freien Relativsätzen und attributiv gebrauchten

Relativsätzen zeigt, dass sie trotz oberflächlicher Unterschiede dennoch einige

Gemeinsamkeiten aufweisen. Auf diese Weise ergeben sich Parallelen zwischen

beiden Satztypen und die zuvor losgelöste Konstruktion freier Relativsätze kann

in einen größeren Rahmen eingebettet werden. Dies schafft die Möglichkeit zu

Erklärungsansätzen, die sonst nicht zur Verfügung stünden. Damit handelt es sich

bei freien Relativsätzen nicht mehr um ein Sonderphänomen, das Sonderregeln

verlangt. Vielmehr zeigt sich, dass bereits bestehende Regeln (in diesem Fall bei

regulären Relativsätzen) bei freien Relativsätzen aufgrund ihrer syntaktischen

Besonderheit und sprachlichen Markiertheit ggf. mehr zum tragen kommen.

Weiterhin bleibt die Frage, wie bei der vorangegangenen Erklärung, bestehen,

warum es in der vorliegenden Studie einen Ausnahmefalls gab und wie es sich mit

Präpositionalkasus verhält. Diese Problematik kann auch der durch Schlesewskys

(1996) Studien angeführte Ansatz an dieser Stelle noch nicht klären.

Die hier vorgestellten zusätzlichen Erklärungsansätze können freie

Relativsätze in einem größeren Kontext verorten. Außerdem kann besonders die

Merkmalsanalyse dazu beitragen, dass die Gültigkeit und der Einfluss der

Kasushierarchie auf unterschiedliche Art und Weise untermauert wird. Dabei kann

die Kasushierarchie tiefergehend erklärt und unterstützt und ihr Einfluss auf

weitere linguistische Bereiche verdeutlicht werden. Die besprochenen Ansätze

zeigen, dass die Kasushierarchie in Verbindung mit der Merkmalsanalyse nicht

ausschließlich auf freie Relativsätze anzuwenden ist, sondern, wenn auch durch

zusätzliche Faktoren abgeschwächt, einen deutlich größeren Geltungsbereich

aufweist. Damit müssen freie Relativsätze und ihre Beschränkungen nicht mehr

als ausgeklammertes Phänomen betrachtet werden. Diese weiterführenden

Erklärungsansätze zu freien Relativsätzen sind theoretische Annahmen, die nicht

den Anspruch erheben komplett oder zweifelsfrei zutreffend zu sein. Vielmehr

handelt es sich hierbei um zusätzliche, anknüpfende Überlegungen, die freie

Relativsätze nicht als gesondertes Phänomen betrachten, sondern versuchen, sie in

bestehende Rahmen und Theorien einzubinden, um Erklärungsansätze verwandter

Gebiete zu gewinnen. Inwiefern die angeführten Ideen zielführend sind, kann an

67

dieser Stelle nicht abschließend beantwortet werden. Hierzu sind zusätzliche

Studien nötig, die die Grundlage dieser Arbeit sowie hier ausgeklammerte

Teilaspekte genauer betrachten.

68

7. Fazit und Ausblick

Es konnte gezeigt werden, dass die Hierarchieregel nach Pittner fast ausnahmslos

korrekte Prognosen trifft. Der Einflussfaktor Stellung hat sich in dem Experiment

dieser Arbeit nicht als eindeutige Einflussgröße gezeigt. Zuverlässige Aussagen

können zu diesem Faktor hier nicht getroffen den. Wenn auch die Hierarchieregel

grob bestätigt wurde, so gibt es einige zusätzliche Ergebnisse, die diese Arbeit

liefert. Zum einen konnte gezeigt werden, dass es sich bei Kasusmismatches bei

freien Relativsätzen um keine klare Trennung zwischen grammatischen und

ungrammatischen Konstruktionen handelt. Vielmehr herrscht hier ein

Akzeptbailitätsgefälle vor, wobei absolut grammatische Konstruktionen (positive

Kontrollgruppe mit freie Relativsätze mit Kasusidentität) besser bewertet werden

als h-konforme Kasusmismatches. Diese wiederum werden besser bewertet als

h-verletzende Kasusmismatches. Erst danach folgen ungrammatische

Konstruktionen (negative Kontrollgruppe mit Kasusrektionsfehlern in derselben

Rektionsdomäne). Diese ist eine neue Ebene, die der Hierarchieregel hinzugefügt

werden konnte. Angedeutet wurde sie bereits durch die Pilotstudie von Vogel &

Frisch (2003) und konnte hier auf zusätzliche Kasus erweitert werden. Zum

anderen legen die Ergebnisse dieser Studie nahe, dass es sinnvoller ist, von

Akzeptabilität und ihrem Gefälle zu sprechen als von Grammatikalität. Zwischen

den Akzeptabilitätsurteilen herrscht eine Gradienz, bei der es weder zielführend

noch möglich ist, eine Grammatikalitätsgrenze anzunehmen. Diese wäre

willkürlich gezogen und entspräche vielmehr der preskripten Sprachwissenschaft,

denn der deskriptiven Sprachwissenschaft.

Natürlich reicht eine Studie allein nicht aus, um die Ergebnisse

zweifelsfrei als allgemeingültig zu betrachten. Weitere Studien ähnlicher Art sind

nötig, um die Befunde zu festigen. Ferner konnte in dieser Studie keine fundierte

Aussage dazu gemacht werden, ob die Stellung des freien Relativsatzes Einfluss

hat. Die These kann weder bestätigt, noch widerlegt werden. Zudem wäre es

interessant, zu untersuchen, inwiefern eine Anreicherung des Kontextes durch

zusätzliches Sprachmaterial, gemäß Leirbukts (1995) Vorschlag, einen Einfluss

hätte. Außerdem gehören die Präpositionalkasus zu Pittners Hierarchieregel. Diese

wurden aus dem vorliegenden Experiment vollkommen ausgeschlossen. Auch hier

69

bietet sich eine weitere Studie an, vor allem vor dem Hintergrund, dass die

Präpositionalkasus in bereits durchgeführten Studien zu widersprüchlichen

Ergebnissen führten und sie im Laufe der Zeit auf der Hierarchieregel neu verortet

wurden.

Ferner bleibt weiterhin zu klären, warum das Type-Paar 1 und 2 der

Kasuskombination Nominativ/Akkusativ in Kontaktstellung keinen signifikanten

Unterschied zeigte und nicht der h-konforme Kasusmismatch bevorzugt wurde

wie bei allen anderen Paaren. Diese Kasuskombination war bereits in einigen

Experimenten und Belegen problematisch. Mehrere Erklärungsansätze für dieses

Ergebnis der vorliegenden Arbeit mussten verworfen werden. Woran es liegt, dass

sich diese Gruppe als eine Sonderklasse darstellt, bedarf weiterer Forschung und

möglicherweise weiterer theoretischer Ansätze.

Zusätzlich zu der Hierarchieregel konnte die vorliegende Arbeit zwei

weitere Erklärungsansätze mit psycholinguistischer, unabhängiger Evidenz

aufzeigen. Zum einen verleiht die weiterentwickelte Merkmalsanalyse auf

Grundlage von Penke (2006) der Kasushierarchie deutlich mehr Tiefe und

erweitert so ihr Erklärungspotential und ihre Bedeutung für freie Relativsätze. Die

Hierarchieregel kann so durch differenziertere Analysen gestützt und angereichert

werden. Zum anderen schafft es der zweite vorgestellte Erklärungsansatz nach

Schlesewsky (1996), freie Relativsätze in bestehende Theorien verwandter

Konstruktionen (reguläre Relativsätze) einzuordnen. So ist es möglich zuvor nicht

zur Verfügung stehende Erklärungsansätze zu gewinnen und ansonsten

unmotivierte Sonderregeln für freie Relativsätze zu erklären. Schlesewskys (1996)

Befunde wurden später mithilfe eines optimalitätstheoretischen Ansatzes

analysiert (Fanselow et al. 1999). Möglicherweise könnte auch dieser, ähnlich wie

Schlesewskys (1996) Erklärungsansätze zu attributiv gebrauchten Relativsätzen,

auf freie Relativsätze übertragen werden. Inwiefern sich diese Theorien und

Überlegungen tatsächlich als zielführend erweisen bleibt in zukünftigen Studien

noch zu untersuchen.

70

8. Bibliographie

Bauswein, Karin (1990). Akkusativobjekt, Akkusativobjektsätze und Objekts-prädikate im Deutschen. Untersuchungen zu ihrer Syntax undSemantik. Tübingen: de Gruyter. (Linguistische Arbeiten 251)

Bausewein, Karin (1991). Haben kopflose Relativsätze tatsächlich keine Köpfe.In: Strukturen und Merkmale grammatischer Kategorie (Hrsg. Franselow,G./ Felix, S.). Tübingen: Narr. 144-158.

Bierwisch, Manfred (1967). Syntactic featres in morphology: General problems ofso-called pronominal inflection in Germen. In: To Honor RomanJakobson: Essays on the occasion of his seventieth birthday, October 11,1966 (Bd. I). The Hague: Mouton. 239-270.

Bresnan, Joan / Grimshaw, Jane (1978). The syntax of free relatives in English. In:Linguistic Inquiry 9. 331-391.

Cowart, Wayne. (1997). Experimental Syntax. Applying Objective Methods toSentence Judgements. Thousand Oaks: SAGE Publications.

Cowart, Wayne (1994). Anchoring and grammar effects in judgments of sentenceacceptability. In: Perceptual and Motor skills 79. 1171-1182.

Eisenberg, Peter (1986). Grundriß der deutschen Grammatik. Stuttgart, Weimar: J.B. Metzler.

Eisenberg, Peter (2004). Grundriss der deutschen Grammatik. Band 2. Der Satz.2., überarb. und aktualisierte Aufl. Stuttgart, Weimar: J. B. Metzler.

Fanselow, Gisbert/ Schlesewsky, Matthias/ Cavar, Damir/ Kliegl, Reinhold(1999). Optimal parsing: syntactic parsing preferences and optimalitytheory. In: Rutgers Optimality Archive, Rutgers State University of NewJersey. New Jersey:Rutgers. 1-36.

Frazier, Lyn (1987). Syntactic processing: Evidence from Dutch. In: NaturalLanguage and Linguistic Theory 5. 519-559.

Gallmann, Peter (1998). Case Underspeficication in Morphology, Syntax and the Lexicon. In: Possessors, Predicates and Movement in the Determiner Phrase (Hrsg. Alexiadou, A./ Wilder, C.). Amsterdam/ Philadelphia: John Benjamnins. 141-176.

Groos, Anneke/ van Riemsdijk, Henk (1981). Matching effects in free relatives: Aparameter of core grammar. In: Theory of markedness in generativegrammar (Hrsg.. Belletti, A./ Brandi, L. /Rizzi, L.). Pisa. 171-216.

Grosu, Alexander (1988). Pied Piping and the Matching Parameter. In: TheLinguistic Review 5/4. 41-58.

Haider, Hubert (1988a). Matching Projections. In: Constituent structure. Papersfrom the 1987 GLOW Conference (Hrsg. Cardinaletti, A./ Cinque, G./Guasti, G.). Venedig. 101-121.

71

Haider, Hubert (1988b). Die Struktur der deutschen Nominalphrase. In: Zeitschriftfür Sprachwissenschaft 7. 32-59.

Haider, Hubert (2011). Gradience. In: Zeitschrift für Rezensionen zurgermanistischen Sprachwissenschaft 3(1). 39-46.

Harbert, Wayne (1983). On the Nature of the Matching Parameter. In: TheLinguistic Review 2. 237-284.

Heidolph, Karl Erich/ Flämig, Walter/ Motsch, Wolfgang (1981). Grundzüge einerdeutschen Grammatik. Berlin: Akademie-Verlag.

Hommel, Gerhard (1988). A stagewise rejective multiple test procedure based on a modified Bonferronitest. In: Biometrika 75 (2). Oxford: OxfordUniversity Press. 383-386.

Keenan, Edward L./ Comrie, Bernard (1977). Noun phrase accessability and universal grammar. In: Linguistic Inquiry 8. 63-99.

Kiparsky, Paul (1989). Agreement and Linking Theory. Stanford, California: Stanford University.

Kiparsky, Paul (1992). Structural Case. Berlin: Institute for Advanced Study.

Leirbukt Oddleif (1995). Über die Setzung und Nichtsetzung des Korrelats beiRelativsätzen mit wer. In: Deutsch als Fremdsprache. An den Quelleneines Faches. Festschrift für Gerhard Helbig zu 65.Geburtstag.(Hrsg.Popp, Heidrun). München: Iudicium. 151-164.

Mugdan, Joachim (1977). Flexionsmorphologie und Psycholinguistik. Tübingen: Niemeyer.

Penke, Martina/ Janssen, Ulrike/ Eisenbeiss, Sonja (2004). Psycholinguisticevidence for the underspecification of morphosyntactic features. In: Brain and Language, 90(1-3). 423-433.

Penke, Martina (2006). Flexion im mentalen Lexikon. Linguistische Arbeiten 503.Tübingen: Niemeyer.

Pittner, Karin (1991). Freie Relativsätze und die Kasushierarchie. in: NeueFragen der Linguistik. Akten des 25. Linguistischen Kolloquiums,Paderborn 1990. Band 1 (Hrsg. Feldbusch, B./ Pogarell, R./ Weiß, C.).Tübingen: Niemeyer, 341-347.

Pittner, Karin (1995). Regeln für die Bildung von freien Relativsätzen. EineAntwort an Oddleif Leirbukt, in: Deutsch als Fremdsprache 32/4 (Hrsg.Fandrych, Ch.). Berlin u. A.: Langenscheidt. 195-200.

Pittner, Karin (1996). Attraktion, Tilgung und Verbposition: Zur diachronen und dialektalen Variation beim Relativpronomen im Deutschen. In:Linguistische Berichte, Volume 7. 120-153.

Primus, Beatrice (1987). Grammatische Hierarchien. München.

72

Primus, Beatrice (2011). LV: Syntaktische und morphologische Kasusmerkmale.Seminarunterlagen – SoSe 2011. Hauptseminar Flexion. (nurseminarintern veröffentlicht)

Schlesewsky, Matthias (1996). Kasusphänomene in der Sprachverarbeitung. EineStudie zur Verarbeitung von kasusmarkierten und Relativsatz-konstruktionen im Deutschen. Dissertation, Universität Potsdam.

Suñer, Margerita (1984). Free Relatives and the Matching Parameter. In: The Linguistic Review 3. 363 -387.

Thieroff, Rolf (2000). Morphosyntax nominaler Einheiten im Deutschen. Unveröffentlichte Habilitationsschrift. Universität Bonn.

Vogel, Ralf (2001). Case Conflicts in German Free Relative Clauses – AnOptimality Theoretic Treatment. In: Competition In Syntax (Hrsg. Müller, G. / Sternefeld, W.). Berlin: Mouton de Gruyter. 341–375.

Vogel, Ralf / Frisch, Stefan (2003). The Resolution Of Case Conflicts. A PilotStudy. In: Linguistics in Potsdam, 21. 91–103.

Vogel, Ralf/ Frisch, Stefan, Zugck, Marco (2006). Case Matching. An EmpiricalStudy On The Distinction Between Abstract Case And Case Morphology.In: Linguistische Berichte, 208. 357–383.

Waugh, Linda R./ Lafford, Barbara A. (2000), Markedness, in: Morphologie. Ein internationales Handbuch zur Flexion und Wortbildung; 1. Halbband (Hrsg. Booij, G./ Lehmann, Ch./ Mugdan, J.), Berlin: de Gryter, 272-281.

Wunderlich, Dieter (1985). Über die Argumente des Verbs. In: LinguistischeBerichte 97. 183-227.

Wunderlich, Dieter (1997). Der unterspezifizierte Artikel. In: Sprache im Fokus.Festschrift für Heinz Vater zum 65. Geburtstag (Hrsg. Dürscheid, C./Ramers, K. H. / Schwarz, M.). Tübingen: Niemeyer. 47-55.

Zakariás, Emese (2010). Relativsätze ohne Bezugsnomen und Interrogativneben-sätze im Deutschen und im Ungarischen. Eine korpusbasierte Unter-suchung zur Unterscheidung von „freien“ Relativsätzen und Interrogativ-nebensätzen. In: Jahrbuch der ungarischen Germanistik 2010 (Hrsg. Haase, M./ Masáth, A.). Bonn: DAAD Deutscher Akademischer Austausch-dienst. 191-211.

Zifonun, Gisela/ Hoffmann, Ludger/ Strecker, Bruno (1997). Grammatik derdeutschen Sprache. Institut für Deutsche Sprache Mannheim: Schriftendes Instituts für Deutsche Sprache. Berlin: de Gruyter.

73

9. Erklärung des selbstständigen Verfassens

Hiermit erkläre ich an Eides statt, dass ich diese Masterarbeit selbstständigverfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzthabe. Die Stellen meiner Arbeit, die dem Wortlaut oder dem Sinn nach anderenWerken und Quellen, einschließlich Quellen aus dem Internet, entnommen sind,habe ich in jedem Fall unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht.Dasselbe gilt sinngemäß für Tabellen, Karten und Abbildungen. Diese Arbeit habeich in gleicher oder ähnlicher Form oder auszugsweise nicht im Rahmen eineranderen Prüfung eingereicht.

Ich versichere zudem, dass der Text der elektronischen Fassung mit dem Text dervorgelegten Druckfassung identisch ist.

Köln, den _________________ Unterschrift:___________________________(Jana Mewe)

74

Anhang A – Material der Fragebögen

Darstellung der Types

Kontakth-konform

Kontakth-verletzend

Distanzh-konform

Distanzh-verletzend

T M fRs T M fRs T M fRs T M fRs

Nom / Akk 1 NOM < akk 2 AKK > nom 7 akk > NOM 8 nom < AKK

Nom / Dat 3 NOM < dat 4 DAT > nom 9 dat > NOM 10 nom < DAT

Akk / Dat 5 AKK < dat 6 DAT > akk 11 dat > AKK 12 akk < DAT

Kasusrektion des Verbs im Matrixsatz in MajuskelnKasusrektion des Verbs des freien Realivtsatzes in Minuskeln< = erstgenannter Kasus ist weniger stark markiert als zweitgenannter> = erstgenannter Kasus ist stärker markiert als erstgenannter

Inakzeptable Filler: Type 13, 14Akzeptable Filler: Type 15, 16, 17, 18

Type 1 M: NOM < fRs: akkKontaktstellung – h-konform1 Wenig motiviert arbeitet, wen der Chef kritisiert.2 Glücklich ist, wen der Sohn besucht.3 Einen Job bekommt, wen der Angestellte vermittelt.4 Mit Konzentration redet, wen der Lehrer prüft.5 Größere Verluste vermeidet, wen ein Experte berät.6 Erleichtert reagiert, wen der Leiter informiert.

Type 2 M: AKK > fRs: nomKontaktstellung – h-verletzend1 Der Polizist verhört, wer unter Verdacht steht.2 Der Lehrer lobt, wer mit Eifer arbeitet.3 Der Angestellte vermittelt, wer einen Job sucht.4 Der Wachdienst beschützt, wer einen Angriff befürchtet.5 Der Junge bewundert, wer Schlittschuh läuft.6 Der Großvater beschenkt, wer kein Geld hat.

Type 3 M: NOM < fRs: datKontaktstellung – h-konform1 Erfolgreich arbeitet, wem ein Fachmann hilft.2 Voller Nervosität spricht, wem ein Prominenter zuhört.3 Eine große Ehre erfährt, wem der Experte gratuliert.4 Viel Geld verdient, wem der Kunde vertraut.5 Gute Arbeit leistete, wem der Gast dankt.6 Überzeugend redet, wem der Skeptiker glaubt.

75

Type 4 M: DAT > fRs: nomKontaktstellung – h-verletzend1 Der Vermieter dankt, wer den Rohrbruch meldete.2 Der Rettungsfond hilft, wer in Not ist.3 Der Richter vertraut, wer den Einbruch aufklärt.4 Der Onkel gratuliert, wer Nachwuchs bekommt.5 Der Soldat dient, wer den Oberbefehl hat.6 Der Zugführer antwortet, wer den Abfahrtszeitpunkt erfragt.

Type 5 M: AKK < fRs: datKontaktstellung – h-konform1 Der Chef lobt, wem der Konzern vertraut.2 Der Manager engagiert, wem der Zuschauer applaudiert. 3 Die Agentur unterstützt, wem niemand sonst hilft.4 Der Journalist beneidet, wem der Schauspieler antwortet.5 Der Student bewundert, wem der Professor zustimmt.6 Der Jugendliche respektiert, wem der Hund gehorcht.

Type 6 M: DAT > fRs: akkKontaktstellung – h-verletzend1 Der Pfarrer hilft, wen der Bürgermeister empfiehlt. 2 Der Junge antwortet, wen der Vater kennt.3 Das Publikum applaudiert, wen der Löwe respektiert.4 Der Patient vertraut, wen der Chefarzt schickt.5 Der Pfleger assistiert, wen der Arzt vorstellt.6 Der Butler dient, wen der Hausherr achtet.

Type 7 fRs: akk > M: NOMDistanzstellung – h-konform1 Wen der Chef kritisiert, arbeitet wenig motiviert.2 Wen der Sohn besucht, ist glücklich.3 Wen der Angestellte vermittelt, bekommt einen Job.4 Wen der Lehrer prüft, redet mit Konzentration.5 Wen ein Experte berät, vermeidet größere Verluste.6 Wen der Leiter informiert, reagiert erleichtert.

Type 8 fRs: nom > M: AKKDistanzstellung – h-verletzend1 Wer unter Verdacht steht, verhört der Polizist.2 Wer mit Eifer arbeitet, lobt der Lehrer.3 Wer einen Job sucht, vermittelt der Angestellte.4 Wer einen Angriff befürchtet, beschützt der Wachdienst.5 Wer Schlittschuh läuft, bewundert der Junge.6 Wer kein Geld hat, beschenkt der Großvater.

Type 9 fRs: dat > M: NOMDistanzstellung – h-konform1 Wem ein Fachmann hilft, arbeitet erfolgreich.2 Wem ein Prominenter zuhört, spricht voller Nervosität.3 Wem der Experte gratuliert, erfährt eine große Ehre.

76

4 Wem der Kunde vertraut, verdient viel Geld.5 Wem der Gast dankt, leistete gute Arbeitet.6 Wem der Skeptiker glaubt, redet überzeugend.

Type 10 fRs: nom < M: DATDistanzstellung – h-verletzend1 Wer den Rohrbruch meldete, dankt der Vermieter.2 Wer in Not ist, hilft der Rettungsfond.3 Wer den Einbruch aufklärt, vertraut der Richter.4 Wer Nachwuchs bekommt, gratuliert der Onkel.5 Wer den Oberbefehl hat, dient der Soldat.6 Wer den Abfahrtszeitpunkt erfragt, antwortet der Zugführer.

Type 11 fRs: dat > M: AKK Distanzstellung – h-konform1 Wem der Konzern vertraut, lobt der Chef.2 Wem der Zuschauer applaudiert, engagiert der Manager.3 Wem niemand sonst hilft, unterstützt die Agentur.4 Wem der Schauspieler antwortet, beneidet der Journalist.5 Wem der Professor zustimmt, bewundert der Student.6 Wem der Hund gehorcht, respektiert der Jugendliche.

Type 12 fRs: akk < M: DATDistanzstellung – h-verletzend1 Wen der Bürgermeister empfiehlt, hilft der Pfarrer.2 Wen der Vater kennt, antwortet der Junge.3 Wen der Löwe respektiert, applaudiert das Publikum.4 Wen der Chefarzt schickt, vertraut der Patient.5 Wen der Arzt vorstellt, assistiert der Pfleger.6 Wen der Hausherr achtet, dient der Butler.

Filler für alle Fragebögen Inakzeptabel

Type 13Kasusrektionsfehler im Matrixsatz1 Der Bote gibt des Jungen den Brief, den er sofort öffnet.2 Die Frau genießt der Ruhe im Wald, der sie umgibt.3 Der Arzt hilft den kranken Kind, das sehr tapfer ist.4 Der Lehrer lobt dem klugen Schüler, der sehr viel Ehrgeiz zeigt.5 Unser Großvater beschenkt des Armen, der sonst nichts hat.6 Die Organisation unterstützt der Kinder, die sich engagieren.

Type 14Kasusrektionsfehler im Relativsatz an der NP.1 Unbequem sitzt, wer der Hocker auswählt.2 Der Verkäufer berät, wen des Produktes kauft.3 Der Lehrer hilft, wem dem Mitschüler vertraut. 4 Mit großen Schritten rennt, wer der U-Bahn verpasst.

77

5 Der Sportler bemitleidet, wen dem Paparazzi photographiert.6 Der Schauspieler dankt, wem den Regisseur assistiert.

Akzeptabel

Type 15Filler mit freien Relativsätzen mit Kasusidentität 1 Die Kinder begrüßen überschwänglich, wen sie mögen.2 Die Tante hilft großzügig, wem der Neffe vertraut.

Type 16Filler mit freien Relativsätzen mit Kasusidentität1 Wer handwerklich begabt ist, kann gut schrauben. 2 Wer sich vegetarisch ernährt, bleibt schlank und gesund.3 Wer den Unterricht vorbereitet, lehrt effektiver.4 Wer den Fragebogen ausfüllt, fördert die Forschung.5 Wen der Unternehmer einstellt, berät der Fachmann. 6 Wen der Bruder mag, grüßt die Schwester.7 Wem der Hund gehorcht, gratuliert die Frau.8 Wem der Besucher applaudiert, gratuliert der Kollege.

Type 17Filler mit Relativsätzen mit Kasusidentität (Dativ)1 Die Schwester assistiert dem Chefarzt, dem die Patientin vertraut.2 Das Mädchen winkt dem Jungen, dem der Vater hilft.3 Der Mann applaudiert dem Kind, dem das Kunststück gelingt.4 Das Pferd dient dem Bauern, dem ein großer Hof gehört.5 Der Rentner antwortet dem Apotheker, dem der Kollege assistiert.6 Der Auftraggeber dankt dem Gärtner, dem jeder vertraut.7 Der Esel gehorcht dem Tierparkwärter, dem das Kind zuwinkt.

Type 18Filler mit Relativsätzen mit Kasusidentität (Akkusativ)1 Der Pilot fliegt das Flugzeug, das der Mechaniker reparierte.2 Die Ziege frisst das Gras, das die Sonne austrocknete.3 Der Tourist besichtigt das Museum, das der Reiseleiter anpreist.4 Die Katze jagt die Maus, die der Hund aufschreckte.5 Die Frau mag den Mann, den die Freundin vorstellt.6 Die Mutter beobachtet das Kind, das der Schulfreund grüßt.7 Der Clown bespaßt die Menge, die der Dompteur betrachtet.

78

Anhang B – Die Fragebögen

Vom Versuchsleiterauszufüllen:

Universität zu Köln VP-Nr.:_________________Institut für deutsche Sprache und Literatur I Fragebogen 1

Bevor wir mit dem eigentlichen Fragebogen beginnen, bitten wir Sie, uns einige persönliche Angaben zu nennen. Alle Angaben sind freiwillig und dienen lediglichder wissenschaftlichen Charakterisierung unserer Informantengruppe.

Hinweis:Sämtliche hier gemachten Angaben unterliegen strenger Vertraulichkeit. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben und nur für wissenschaftliche Zwecke genutzt.

Geschlecht: O m O w

Alter in Jahren: _________

Ist Deutsch Ihre Muttersprache? O ja O nein

Sind Sie mehrsprachig aufgewachsen? (z.B. Englisch/Deutsch) O ja O nein

Lesen Sie sich nun bitte die Anweisungen auf der folgenden Seite genau durch und beginnen Sie dann mit dem Ausfüllen des Fragebogens.

Bitte bewerten Sie die folgenden Sätze bezüglich ihrer sprachlichen Angemessenheit. • Sätze, an denen nichts auszusetzen ist, erhalten die Bewertung 'A'.• Sätze, die Wendungen enthalten, die Ihnen holprig oder unnatürlich, aber nicht

falsch erscheinen, bewerten Sie bitte mit 'B'. • Sätze, die Wendungen enthalten, die Sie eher vermeiden würden, weil sie ihnen

möglicherweise falsch erscheinen, erhalten die Bewertung 'C'. • Sätze, die Wendungen enthalten, die Ihnen eindeutig falsch erscheinen, bewerten

Sie mit 'D'. Bitte kreuzen Sie nur einen Wert an. Bitte benutzen Sie nur die vorgegebenen Werte (kreuzen Sie z.B. nicht die Linien an, wenn Sie z.B. einen Wert zwischen A und B markieren wollen). Wir testen nicht Ihr Sprachvermögen, sondern wissenschaftliche Hypothesen.

79

Der Arzt hilft den kranken Kind, das sehr tapfer ist.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wenig motiviert arbeitet, wen der Chef kritisiert.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wen der Unternehmer einstellt, berät der Fachmann.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wen der Lehrer prüft, redet mit Konzentration.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Bote gibt des Jungen den Brief, den er sofort öffnet.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Angestellte vermittelt, wer einen Job sucht.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Clown bespaßt die Menge, die der Dompteur betrachtet.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Esel gehorcht dem Tierparkwärter, dem das Kind zuwinkt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Frau genießt der Ruhe im Wald, der sie umgibt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer kein Geld hat, beschenkt der Großvater.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

80

Wer den Fragebogen ausfüllt, fördert die Forschung.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Gute Arbeit leistete, wem der Gast dankt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Schwester assistiert dem Chefarzt, dem die Patientin vertraut.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wem ein Prominenter zuhört, spricht voller Nervosität.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Verkäufer berät, wen des Produktes kauft.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Katze jagt die Maus, die der Hund aufschreckte.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer Nachwuchs bekommt, gratuliert der Onkel.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Mutter beobachtet das Kind, das der Schulfreund grüßt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Kinder begrüßen überschwänglich, wen sie mögen.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Vermieter dankt, wer den Rohrbruch meldete.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

81

Wem der Hund gehorcht, gratuliert die Frau.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wem der Hund gehorcht, respektiert der Jugendliche.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Agentur unterstützt, wem niemand sonst hilft.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Auftraggeber dankt dem Gärtner, dem jeder vertraut.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer den Unterricht vorbereitet, lehrt effektiver.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wen der Bruder mag, grüßt die Schwester.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Unser Großvater beschenkt des Armen, der sonst nichts hat.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Pfleger assistiert, wen der Arzt vorstellt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wen der Vater kennt, antwortet der Junge.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Lehrer lobt dem klugen Schüler, der sehr viel Ehrgeiz zeigt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

82

Wen der Angestellte vermittelt, bekommt einen Job.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Mann applaudiert dem Kind, dem das Kunststück gelingt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Pilot fliegt das Flugzeug, das der Mechaniker reparierte.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Glücklich ist, wen der Sohn besucht.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Tante hilft großzügig, wem der Neffe vertraut.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer sich vegetarisch ernährt, bleibt schlank und gesund.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Wachdienst beschützt, wer einen Angriff befürchtet.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Frau mag den Mann, den die Freundin vorstellt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer Schlittschuh läuft, bewundert der Junge.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Schauspieler dankt, wem den Regisseur assistiert.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

83

Der Lehrer hilft, wem dem Mitschüler vertraut.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Überzeugend redet, wem der Skeptiker glaubt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wem ein Fachmann hilft, arbeitet erfolgreich.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Mit großen Schritten rennt, wer der U-Bahn verpasst.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Das Pferd dient dem Bauern, dem ein großer Hof gehört.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Rentner antwortet dem Apotheker, dem der Kollege assistiert.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Sportler bemitleidet, wen dem Paparazzi photographiert.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer handwerklich begabt ist, kann gut schrauben.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer den Einbruch aufklärt, vertraut der Richter.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Rettungsfond hilft, wer in Not ist.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

84

Die Organisation unterstützt der Kinder, die sich engagieren.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wem der Professor zustimmt, bewundert der Student.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Unbequem sitzt, wer der Hocker auswählt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Journalist beneidet, wem der Schauspieler antwortet.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wem der Besucher applaudiert, gratuliert der Kollege.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Ziege frisst das Gras, das die Sonne austrocknete.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Butler dient, wen der Hausherr achtet.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wen der Bürgermeister empfiehlt, hilft der Pfarrer.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Tourist besichtigt das Museum, das der Reiseleiter anpreist.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Das Mädchen winkt dem Jungen, dem der Vater hilft.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

85

Vom Versuchsleiter auszufüllen:

Universität zu Köln VP-Nr.:_________________Institut für deutsche Sprache und Literatur I Fragebogen 2

Bevor wir mit dem eigentlichen Fragebogen beginnen, bitten wir Sie, uns einige persönliche Angaben zu nennen. Alle Angaben sind freiwillig und dienen lediglichder wissenschaftlichen Charakterisierung unserer Informantengruppe.

Hinweis:Sämtliche hier gemachten Angaben unterliegen strenger Vertraulichkeit. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben und nur für wissenschaftliche Zwecke genutzt.

Geschlecht: O m O w

Alter in Jahren: _________

Ist Deutsch Ihre Muttersprache? O ja O nein

Sind Sie mehrsprachig aufgewachsen? (z.B. Englisch/Deutsch) O ja O nein

Lesen Sie sich nun bitte die Anweisungen auf der folgenden Seite genau durch und beginnen Sie dann mit dem Ausfüllen des Fragebogens.

Bitte bewerten Sie die folgenden Sätze bezüglich ihrer sprachlichen Angemessenheit. • Sätze, an denen nichts auszusetzen ist, erhalten die Bewertung 'A'.• Sätze, die Wendungen enthalten, die Ihnen holprig oder unnatürlich, aber nicht

falsch erscheinen, bewerten Sie bitte mit 'B'. • Sätze, die Wendungen enthalten, die Sie eher vermeiden würden, weil sie ihnen

möglicherweise falsch erscheinen, erhalten die Bewertung 'C'. • Sätze, die Wendungen enthalten, die Ihnen eindeutig falsch erscheinen, bewerten

Sie mit 'D'. Bitte kreuzen Sie nur einen Wert an. Bitte benutzen Sie nur die vorgegebenen Werte (kreuzen Sie z.B. nicht die Linien an, wenn Sie z.B. einen Wert zwischen A und B markieren wollen). Wir testen nicht Ihr Sprachvermögen, sondern wissenschaftliche Hypothesen.

86

Der Arzt hilft den kranken Kind, das sehr tapfer ist.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wenig motiviert arbeitet, wen der Chef kritisiert.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wen der Unternehmer einstellt, berät der Fachmann.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wen der Lehrer prüft, redet mit Konzentration.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Bote gibt des Jungen den Brief, den er sofort öffnet.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Angestellte vermittelt, wer einen Job sucht.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Clown bespaßt die Menge, die der Dompteur betrachtet.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Esel gehorcht dem Tierparkwärter, dem das Kind zuwinkt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Frau genießt der Ruhe im Wald, der sie umgibt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer kein Geld hat, beschenkt der Großvater.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

87

Wer den Fragebogen ausfüllt, fördert die Forschung.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Gute Arbeit leistete, wem der Gast dankt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Schwester assistiert dem Chefarzt, dem die Patientin vertraut.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wem ein Prominenter zuhört, spricht voller Nervosität.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Verkäufer berät, wen des Produktes kauft.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Katze jagt die Maus, die der Hund aufschreckte.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer Nachwuchs bekommt, gratuliert der Onkel.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Mutter beobachtet das Kind, das der Schulfreund grüßt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Kinder begrüßen überschwänglich, wen sie mögen.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Vermieter dankt, wer den Rohrbruch meldete.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

88

Wem der Hund gehorcht, gratuliert die Frau.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wem der Hund gehorcht, respektiert der Jugendliche.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Agentur unterstützt, wem niemand sonst hilft.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Auftraggeber dankt dem Gärtner, dem jeder vertraut.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer den Unterricht vorbereitet, lehrt effektiver.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wen der Bruder mag, grüßt die Schwester.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Unser Großvater beschenkt des Armen, der sonst nichts hat.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Pfleger assistiert, wen der Arzt vorstellt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wen der Vater kennt, antwortet der Junge.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Lehrer lobt dem klugen Schüler, der sehr viel Ehrgeiz zeigt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

89

Wen der Angestellte vermittelt, bekommt einen Job.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Mann applaudiert dem Kind, dem das Kunststück gelingt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Pilot fliegt das Flugzeug, das der Mechaniker reparierte.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Glücklich ist, wen der Sohn besucht.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Tante hilft großzügig, wem der Neffe vertraut.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer sich vegetarisch ernährt, bleibt schlank und gesund.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Wachdienst beschützt, wer einen Angriff befürchtet.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Frau mag den Mann, den die Freundin vorstellt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer Schlittschuh läuft, bewundert der Junge.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Schauspieler dankt, wem den Regisseur assistiert.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

90

Der Lehrer hilft, wem dem Mitschüler vertraut.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Überzeugend redet, wem der Skeptiker glaubt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wem ein Fachmann hilft, arbeitet erfolgreich.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Mit großen Schritten rennt, wer der U-Bahn verpasst.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Das Pferd dient dem Bauern, dem ein großer Hof gehört.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Rentner antwortet dem Apotheker, dem der Kollege assistiert.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Sportler bemitleidet, wen dem Paparazzi photographiert.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer handwerklich begabt ist, kann gut schrauben.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer den Einbruch aufklärt, vertraut der Richter.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Rettungsfond hilft, wer in Not ist.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

91

Die Organisation unterstützt der Kinder, die sich engagieren.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wem der Professor zustimmt, bewundert der Student.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Unbequem sitzt, wer der Hocker auswählt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Journalist beneidet, wem der Schauspieler antwortet.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wem der Besucher applaudiert, gratuliert der Kollege.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Ziege frisst das Gras, das die Sonne austrocknete.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Butler dient, wen der Hausherr achtet.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wen der Bürgermeister empfiehlt, hilft der Pfarrer.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Tourist besichtigt das Museum, das der Reiseleiter anpreist.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Das Mädchen winkt dem Jungen, dem der Vater hilft.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

92

Vom Versuchsleiter auszufüllen:

Universität zu Köln VP-Nr.:_________________Institut für deutsche Sprache und Literatur I Fragebogen 3

Bevor wir mit dem eigentlichen Fragebogen beginnen, bitten wir Sie, uns einige persönliche Angaben zu nennen. Alle Angaben sind freiwillig und dienen lediglichder wissenschaftlichen Charakterisierung unserer Informantengruppe.

Hinweis:Sämtliche hier gemachten Angaben unterliegen strenger Vertraulichkeit. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben und nur für wissenschaftliche Zwecke genutzt.

Geschlecht: O m O w

Alter in Jahren: _________

Ist Deutsch Ihre Muttersprache? O ja O nein

Sind Sie mehrsprachig aufgewachsen? (z.B. Englisch/Deutsch) O ja O nein

Lesen Sie sich nun bitte die Anweisungen auf der folgenden Seite genau durch und beginnen Sie dann mit dem Ausfüllen des Fragebogens.

Bitte bewerten Sie die folgenden Sätze bezüglich ihrer sprachlichen Angemessenheit. • Sätze, an denen nichts auszusetzen ist, erhalten die Bewertung 'A'.• Sätze, die Wendungen enthalten, die Ihnen holprig oder unnatürlich, aber nicht

falsch erscheinen, bewerten Sie bitte mit 'B'. • Sätze, die Wendungen enthalten, die Sie eher vermeiden würden, weil sie ihnen

möglicherweise falsch erscheinen, erhalten die Bewertung 'C'. • Sätze, die Wendungen enthalten, die Ihnen eindeutig falsch erscheinen, bewerten

Sie mit 'D'. Bitte kreuzen Sie nur einen Wert an. Bitte benutzen Sie nur die vorgegebenen Werte (kreuzen Sie z.B. nicht die Linien an, wenn Sie z.B. einen Wert zwischen A und B markieren wollen). Wir testen nicht Ihr Sprachvermögen, sondern wissenschaftliche Hypothesen.

93

Der Arzt hilft den kranken Kind, das sehr tapfer ist.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wenig motiviert arbeitet, wen der Chef kritisiert.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wen der Unternehmer einstellt, berät der Fachmann.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wen der Lehrer prüft, redet mit Konzentration.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Bote gibt des Jungen den Brief, den er sofort öffnet.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Angestellte vermittelt, wer einen Job sucht.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Clown bespaßt die Menge, die der Dompteur betrachtet.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Esel gehorcht dem Tierparkwärter, dem das Kind zuwinkt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Frau genießt der Ruhe im Wald, der sie umgibt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer kein Geld hat, beschenkt der Großvater.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

94

Wer den Fragebogen ausfüllt, fördert die Forschung.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Gute Arbeit leistete, wem der Gast dankt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Schwester assistiert dem Chefarzt, dem die Patientin vertraut.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wem ein Prominenter zuhört, spricht voller Nervosität.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Verkäufer berät, wen des Produktes kauft.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Katze jagt die Maus, die der Hund aufschreckte.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer Nachwuchs bekommt, gratuliert der Onkel.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Mutter beobachtet das Kind, das der Schulfreund grüßt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Kinder begrüßen überschwänglich, wen sie mögen.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Vermieter dankt, wer den Rohrbruch meldete.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

95

Wem der Hund gehorcht, gratuliert die Frau.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wem der Hund gehorcht, respektiert der Jugendliche.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Agentur unterstützt, wem niemand sonst hilft.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Auftraggeber dankt dem Gärtner, dem jeder vertraut.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer den Unterricht vorbereitet, lehrt effektiver.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wen der Bruder mag, grüßt die Schwester.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Unser Großvater beschenkt des Armen, der sonst nichts hat.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Pfleger assistiert, wen der Arzt vorstellt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wen der Vater kennt, antwortet der Junge.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Lehrer lobt dem klugen Schüler, der sehr viel Ehrgeiz zeigt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

96

Wen der Angestellte vermittelt, bekommt einen Job.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Mann applaudiert dem Kind, dem das Kunststück gelingt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Pilot fliegt das Flugzeug, das der Mechaniker reparierte.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Glücklich ist, wen der Sohn besucht.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Tante hilft großzügig, wem der Neffe vertraut.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer sich vegetarisch ernährt, bleibt schlank und gesund.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Wachdienst beschützt, wer einen Angriff befürchtet.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Frau mag den Mann, den die Freundin vorstellt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer Schlittschuh läuft, bewundert der Junge.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Schauspieler dankt, wem den Regisseur assistiert.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

97

Der Lehrer hilft, wem dem Mitschüler vertraut.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Überzeugend redet, wem der Skeptiker glaubt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wem ein Fachmann hilft, arbeitet erfolgreich.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Mit großen Schritten rennt, wer der U-Bahn verpasst.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Das Pferd dient dem Bauern, dem ein großer Hof gehört.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Rentner antwortet dem Apotheker, dem der Kollege assistiert.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Sportler bemitleidet, wen dem Paparazzi photographiert.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer handwerklich begabt ist, kann gut schrauben.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wer den Einbruch aufklärt, vertraut der Richter.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Rettungsfond hilft, wer in Not ist.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

98

Die Organisation unterstützt der Kinder, die sich engagieren.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wem der Professor zustimmt, bewundert der Student.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Unbequem sitzt, wer der Hocker auswählt.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Journalist beneidet, wem der Schauspieler antwortet.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wem der Besucher applaudiert, gratuliert der Kollege.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Die Ziege frisst das Gras, das die Sonne austrocknete.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Butler dient, wen der Hausherr achtet.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Wen der Bürgermeister empfiehlt, hilft der Pfarrer.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Der Tourist besichtigt das Museum, das der Reiseleiter anpreist.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

Das Mädchen winkt dem Jungen, dem der Vater hilft.

☺A = nichts auszusetzen B C D = eindeutig falsch

99