Mathematik in den Wirtschaftswissenschaften I ... · Iota I Phi ˚; ’ Kappa K Chi ˜ X Lambda Psi...
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Mathematik in den Wirtschaftswissenschaften IWirtschaftsmathematik I
Anne Leucht
Otto-Friedrich-Universitat BambergWintersemester 2019/20
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 1 / 64
Ablauf
Welche Studierende sitzen hier:
BA betriebswirtschaftliche Studiengange
BA Informatik-Studiengange
BA volkswirtschaftliche Studiengange
→ je nach Studienordnung: Vorlesung (2 SWS) [+ Ubung (1 SWS)]
praktiziertes 3-stufiges System:
Vorlesung (4 SWS, halbes Semester)↓
Ubung (2 SWS, halbes Semester)↓
Tutorium (2 SWS, halbes Semester)
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 2 / 64
Ablauf
Vorlesungen: 14.10 - 27.11.2019, F21/01.57
montags, 08 - 10 Uhr
mittwochs, 12 - 14 Uhr
Dozent: Anne LeuchtI Sprechstunde:
F in Vorlesungszeit donnerstags, 10:30-11:30 Uhr, F21/00.73! Voranmeldung per E-Mail erforderlich
I E-Mail: [email protected]
Ubungen: 19.10. - 06.12.2019, F21/01.57
freitags, 08 - 10 Uhr
Dozent: Guy-Niklas BrunotteI Sprechstunde:
F in Vorlesungszeit montags, 9:45 - 11:00 Uhr, F21/00.72! Voranmeldung per E-Mail erforderlich
I E-Mail: [email protected]
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 3 / 64
Ablauf
Tutorien: 21.10.2019 - 06.12.2019
Gruppe 1: Mo. 12 - 14 Uhr, F21/03.83, Shuhuan Wang
Gruppe 2: Di. 08 - 10 Uhr, FG1/00.08, Daniel Reich
Gruppe 3: Fr. 12 - 14 Uhr, WE5/00.022, Ferenc Kleedorfer
Gruppe 4: Do. 12 - 14 Uhr, F21/03.84, Lena Seibel
Gruppe 5: Di. 18 - 20 Uhr, FG1/00.08, Yannick-Christiaan Klokman
Gruppe 6: Mi. 10 - 12 Uhr, F21/03.81, Leoni Pflaum
! Anmeldung uber Flexnow notig (noch bis 25.10.2019 moglich)
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 4 / 64
Veranstaltungsbegleitendes MaterialVC-Kurs: Wirtschaftsmathematik I
Vorlesungsfolien (kapitelweise sukzessive bereitgestellt)
Aufgaben fur Ubungen
Hausaufgaben fur Tutorien und zum eigenen zusatzlichen Uben
! Ergebnisse (ohne Rechenweg) fur Hausaufgaben werden spater zurVerfugung gestellt
spater: Hinweise zur Klausur, Probeklausur
Selbsteinschreibung notig
! Einschreibeschlussel:
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 5 / 64
Veranstaltungsbegleitendes MaterialLiteratur
Lehrbucher
Jensen, U. (1998), Mathematik fur Wirtschaftswissenschaftler, Oldenbourg(Munchen)
Jensen, U. (2010), Wozu Mathe in den Wirtschaftswissenschaften?, Vieweg+ Teubner (Wiesbaden)
Merz, M. und Wuthrich, M. (2013), Mathematik furWirtschaftswissenschaftler, Vahlen (Munchen)
Schwarze J. (1981), Mathematik fur Wirtschaftswissenschaftler, Band 1-3,Neue Wirtschaftsbriefe, Herne (Berlin)
Sydsaeter K., Hammond, P. (2004), Mathematik furWirtschaftswissenschaftler, Pearson Studium (Munchen)
Ruhrlander, M. (2016), Bruckenkurs Mathematik, Pearson (Munchen)
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Veranstaltungsbegleitendes MaterialLiteratur
Ubungsaufgaben/Klausurvorbereitung
Jensen, U. (2001), Klausursammlung zur Mathematik furWirtschaftswissenschaftler, Oldenbourg (Munchen)
Merz, M. (2013), Ubungsbuch zur Mathematik furWirtschaftswissenschaftler, Vahlen (Munchen)
Opitz, O. (1989), Mathematik, Oldenbourg (Munchen, Wien)
Boker, F. (2010), Mathematik fur Wirtschaftswissenschaftler: DasUbungsbuch, 3. Auflage, Pearson (Munchen)
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Prufung
Klausur
Dauer: 60 Minuten
Datum: noch nicht bekannt
weitere Informationen spater im VC-Kurs
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 8 / 64
InhaltWirtschaftsmathematik: Braucht man das oder kann das weg?
(komplexe) okonomische Problemstellung
↓
Strukturierung, (vereinfachte) Modellbildung
↓
quantitative Analyse
↓
Ableitung einer (Handlungs-)Strategie
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 10 / 64
Inhalt
1 Grundlagen
2 Funktionen einer Variablen
3 Elementare Funktionen
4 Folgen, Reihen, Grenzwerte & Stetigkeit
5 Differentialrechnung fur Funktionen einer Variablen
6 Differentialrechnung fur Funktionen mehrerer Variablen
7 Optimierung
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 11 / 64
Inhalt
1 Grundlagen1.1 Griechisches Alphabet1.2 Aussagenlogik1.3 Mengenlehre1.4 Zahlbereiche1.5 Wichtige Rechenregeln auf R
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 12 / 64
1 Grundlagen1.1 Griechisches Alphabet1.2 Aussagenlogik1.3 Mengenlehre1.4 Zahlbereiche1.5 Wichtige Rechenregeln auf R
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1.1 Griechisches Alphabet
Alpha α A Ny ν NBeta β B Xi ξ Ξ
Gamma γ Γ Omikron o ODelta δ ∆ Pi π Π
Epsilon ε, ε E Rho ρ PZeta ζ Z Sigma σ ΣEta η E Tau τ T
Theta θ, ϑ Θ Ypsilon υ YIota ι I Phi φ, ϕ Φ
Kappa κ K Chi χ XLambda λ Λ Psi ψ Ψ
My µ M Omega ω Ω
→ wird sehr haufig in Mathematik genutzt
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 14 / 64
1 Grundlagen1.1 Griechisches Alphabet1.2 Aussagenlogik1.3 Mengenlehre1.4 Zahlbereiche1.5 Wichtige Rechenregeln auf R
,,Die Mathematiker sind eine Art Franzosen:redet man zu ihnen, so ubersetzen sie es in ihreSprache, und dann ist es alsobald ganz etwasanders.”
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 15 / 64
1.2 Aussagenlogik
Definition 1.1 (Aussage).
Eine Aussage ist ein Satz, der entweder wahr oder falsch ist.
Bemerkung:
Aussagen konnen nur die Werte ,,wahr” oder ,,falsch” besitzen, aberkeinen anderen Wert annehmen.(Prinzip des ausgeschlossenen Dritten)
Aussagen konnen nicht gleichzeitig wahr und falsch sein.(Zweiseitigkeitsprinzip)
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 16 / 64
1.2 Aussagenlogik
Beispiel 1.1
A Dies ist mein erstes Studiensemester an der Universitat Bamberg.
B Alle Studierenden mogen Mathematik.
C Wie wird das Wetter morgen?
D Verbieten Sie Dieselfahrzeuge auf deutschen Straßen!
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 17 / 64
1.2 Aussagenlogik
Definition 1.2 (Logische Verknupfungen).
Die Negation einer Aussage A ist die Aussage, die genau dann wahrist, wenn A falsch ist.(kurz: nicht A, Notation: ¬A oder A)
Die Konjunktion zweier Aussagen A und B ist die Aussage, diegenau dann wahr ist, wenn beide Aussagen A und B wahr sind.(kurz: A und B, Notation: A ∧ B)
Die Disjunktion zweier Aussagen A und B ist die Aussage, die genaudann wahr ist, wenn mindestens eine der beiden Aussagen wahr ist.(kurz: A oder B, Notation: A ∨ B)
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 18 / 64
1.2 Aussagenlogik
Beispiel 1.2Fur die Aussagen A und B aus Beispiel 1.1 gelten:
¬A
¬B
!
E Anleger 1 halt VW-Aktien im Portfolio.
F Anleger 1 halt BMW-Aktien im Portfolio.
→ E ∧ F Anleger 1 halt VW- und BMW-Aktien im Portfolio.
→ E ∧ (¬F ) Anleger 1 halt VW-, aber keine BMW-Aktien im Portfolio.
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 19 / 64
1.2 AussagenlogikBeispiel 1.2 (Fortsetzung)
E Anleger 1 halt VW-Aktien im Portfolio
F Anleger 1 halt BMW-Aktien im Portfolio
E F ¬E ¬F E ∧ F E ∨ F (¬E ) ∧ (¬F ) ¬(E ∨ F )
Tabelle: Wahrheitstabelle
allgemein gilt: (¬A) ∨ (¬B) = ¬(A ∧ B)
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 20 / 64
1.2 Aussagenlogik
Definition 1.3 (Logische Folgerungen).
Es seien A und B Aussagen.
Die Implikation A⇒ B (kurz: aus A folgt B) ist die Aussage, diegenau dann wahr ist, wenn
I entweder A falsch istI oder A wahr ist und B wahr ist.
Die Aussage A heißt dann hinreichende Bedingung fur B undB heißt notwendige Bedingung fur A.
Die Aquivalenz von A und B ist die Aussage, die genau dann wahrist, wenn sowohl A als auch B wahr sind oder aber sowohl A als auchB falsch sind.(kurz: A genau dann, wenn B, Notation: A⇔ B)
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 21 / 64
1.2 Aussagenlogik
Beispiel 1.3
A Hanna hat die Note 2.0 in der Prufung Wirtschaftsmathematik.
B Hanna hat die Prufung Wirtschaftsmathematik I bestanden.
→ A⇒ B, aber es gilt nicht B ⇒ A
jedoch: (¬B)⇒ (¬A)
! es gilt sogar allgemein, dass die Aussagen A⇒ B und (¬B)⇒ (¬A)aquivalent sind (vgl. Ubung - Nachweis mittels Wahrheitstabelle)
→ hieraus resultiert gangiges Beweisprinzip ,,indirekter Beweis”:mochte man A⇒ B nachweisen, kann man stattdessen auch(¬B)⇒ (¬A) zeigen
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 22 / 64
1.2 AussagenlogikPrinzip der Kontraposition (indirekter Beweis)
Satz 1.1 (Prinzip der Kontraposition).
Die Aussage A =⇒ B ist aquivalent zu ¬B =⇒ ¬A.
Beispiel 1.4Man zeige: −x2 + 5x − 4 > 0 =⇒ x > 0.
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 23 / 64
1.2 Aussagenlogik
A B A⇒ B B ⇒ A A⇔ B (B ⇒ A) ∧ (A⇒ B)
Tabelle: Wahrheitstabelle fur Implikation und Aquivalenz
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 24 / 64
1.2 Aussagenlogik
Satz 1.2.
Die Aussagen
(A⇒ B) ∧ (B ⇒ A) und A⇔ B
sind aquivalent.
Weitere wichtige Relationen:
Negation der Negation: A = ¬(¬A)
Transitivitat: (A⇒ B) ∧ (B ⇒ C ) ⇒ (A⇒ B)
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1 Grundlagen1.1 Griechisches Alphabet1.2 Aussagenlogik1.3 Mengenlehre1.4 Zahlbereiche1.5 Wichtige Rechenregeln auf R
A
B
C
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 26 / 64
1.3 Mengenlehre
Definition 1.4 (Mengen).
(i) Die Zusammenfassung unterscheidbarer Elemente heißt Menge.
(ii) Die Menge, die keine Elemente enthalt, heißt leere Menge(Notation: ∅).
Notation:
fur endliche Mengen mit wenigen Elementen: M = x1, x2, . . . , xN→ z.B. Menge aller moglichen Ausgange beim Wurfelwurf
Menge aller x , die die Eigenschaft E erfullen:
M = x | x erfullt E oder M = x : x erfullt E
→ Einwohner der Stadt Bamberg
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 27 / 64
1.3 Mengenlehre
Definition 1.5 (Mengenbeziehungen).
(i) Zwei Mengen M1 und M2 heißen gleich, wenn jedes Element aus M1
auch Element aus M2 ist und umgekehrt. (Notation M1 = M2)
(ii) Ist jedes Element der Menge M1 in der Menge M2 enthalten,so heißt M1 Teilmenge von M2. (Notation: M1 ⊆ M2)
(iii) Ist jedes Element der Menge M1 in der Menge M2 enthalten undenthalt M2 weitere Elemente, die nicht in M1 liegen, so heißt M1
echte Teilmenge von M2. (Notation:M1 ⊂ M2 oder M1 ( M2)
Beispiel 1.4
2, 4, 6 ist echte Teilmenge der geraden Zahlen
! Ist M1 Teilmenge, aber nicht echte Teilmenge von M2, so giltM1 = M2.
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 28 / 64
1.3 Mengenlehreweitere Notation
x ∈ M: x liegt in der Menge M
x /∈ M: x liegt nicht in der Menge M
Quantoren:∀ fur alle
∃ es existiert (mindestens) ein
∃! es existiert genau ein
Beispiel 1.5M = 1, 2, 3 → folgende Aussagen sind wahr:
ungerade Zahlen in M
gerade Zahl in M
x ∈ M: x ≤ 3
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 29 / 64
1.3 Mengenlehre
Definition 1.6 (Mengenbeziehungen).
Fur Mengen M1 und M2 heißt
(i) die Menge alle Elemente, die in M1 und/oder M2 enthalten sind,Vereinigung von M1 und M2
M1 ∪M2 = z | z ∈ M1 ∨ z ∈ M2.
(ii) die Menge aller Elemente, die in M1 und M2 liegen,Schnitt von M1 und M2
M1 ∩M2 = z | z ∈ M1 ∧ z ∈ M2.
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 30 / 64
1.3 Mengenlehre
Definition 1.6. (Mengenbeziehungen, Fortsetzung)
(iii) die Menge aller Elemente, die in M1, aber nicht in M2 liegen,Differenz von M1 und M2
M1\M2 = z | z ∈ M1 ∧ z /∈ M2 = z ∈ M1 | z /∈ M2.
(iv) und sofern M2 ⊆ M1, die Menge aller Elemente die in M1, aber nichtin M2 liegen, Komplement von M2 in M1
Mc2 = M1\M2.
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 31 / 64
1.3 Mengenlehre
Beispiel 1.6
M1 Menge der Studierenden, die im Sommersemester 2019 die KlausurWirtschaftsmathematik I bestanden haben.
M2 Menge der Studierenden, die im Sommersemester 2019 die KlausurWirtschaftsmathematik I mit Note 2,0 bestanden haben.
→
! aber wissen nicht, ob M1 ( M2
Mc2 in M1:
M2 ∩M1 = M2, da M2 ⊆ M1
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 32 / 64
1.3 MengenlehreBeispiel 1.7
M1 = 1, 2, 3, M2 = 3, 4, 5
M1 ∪M2 = M1 ∩M2 =
Definition 1.7.
Die Mengen M1 und M2 heißen disjunkt, wenn M1 ∩M2 = ∅.
Die Anzahl der Elemente einer Menge M heißt Machtigkeit.(Notation: |M| oder #M)
Beispiel 1.8
M1 = 1, 2, 3 und M2 = 4, 5, 6 sind disjunkt
|M1| = und #M2 =
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 33 / 64
1.3 MengenlehreWeitere Notation:
kurz fur M1 ∩M2 ∩ · · · ∩Mn−1 ∩Mn:
n⋂i=1
Mi
analog fur M1 ∪M2 ∪ · · · ∪Mn−1 ∪Mn:
n⋃i=1
Mi
allgemeiner, fur eine beliebige Indexmenge I :⋃
i∈I Mi
z. B. fur Datenbank der Universitatsbibliothek:I I Matrikelnummern (MN) aller Studierenden, die Leihfrist uberzogen
haben
I Mi = Bucher mit abgelaufener Leihfrist des Studierenden mit MN i
I⋃
i∈I Mi =
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1.3 Mengenlehre
Satz 1.3 (Rechenregeln).
Es seien M1, M2, . . . ,Mn Mengen, dann gelten:
Assoziativgesetze:
M1 ∪ (M2 ∪M3) = (M1 ∪M3) ∪M2 = M1 ∪M2 ∪M3
M1 ∩ (M2 ∩M3) = (M1 ∩M3) ∩M2 = M1 ∩M2 ∩M3
Distributivgesetze:
M1 ∪ (M2 ∩M3) = (M1 ∪M3) ∩ (M1 ∪M2)
M1 ∩ (M2 ∪M3) = (M1 ∩M3) ∪ (M1 ∩M2)
de Morgansche Regeln:
(M1 ∪M2)c = Mc1 ∩M
c2 (M1 ∩M2)c = Mc
1 ∪Mc2
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 35 / 64
1.3 Mengenlehre
Definition 1.8 (Kartesisches Produkt).
(i) Das kartesische Produkt M1 ×M2 zweier Mengen M1 und M2 istdie Menge aller Paare (x1, x2) mit x1 ∈ M1 und x2 ∈ M2:
M1 ×M2 = (x1, x2) | x1 ∈ M1 ∧ x2 ∈ M2.
(ii) Das kartesische Produkt ×ni=1Mi von n Mengen M1, . . . ,Mn ist die
Menge aller n-Tupel (x1, . . . , xn) mit x1 ∈ M1, . . . , xn ∈ Mn:
×ni=1Mi = M1 ×M2 × · · · ×Mn = (x1, . . . , xn) | x1 ∈ M1 ∧ · · · ∧ xn ∈ Mn.
Bemerkung:
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 36 / 64
1.3 MengenlehreBeispiel 1.9 (Online-Versandhandel)
Online-Versandhandel bietet T-Shirts fur Damen in den Großen34, 36, . . . , 42 an
T-Shirts in den Farben blau, gelb, pink und rot erhaltlich
→ Angebot lasst sich kompakt und formal als kartesisches Produktschreiben:
F := blau, gelb, pink, rot G := 34, 36, 38, 40, 42
F × G :=
(blau, 34), (blau, 36), (blau, 38), (blau, 40), (blau, 42)(gelb, 34), (gelb, 36), (gelb, 38), (gelb, 40), (gelb, 42)(pink, 34), (pink, 36), (pink, 38), (pink, 40), (pink, 42)(rot, 34), (rot, 36), (rot, 38), (rot, 40), (rot, 42)
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 37 / 64
1 Grundlagen1.1 Griechisches Alphabet1.2 Aussagenlogik1.3 Mengenlehre1.4 Zahlbereiche1.5 Wichtige Rechenregeln auf R
,,Die Zahlen sind freie Schopfungen desmenschlichen Geistes, sie dienen als ein Mittel,um die Verschiedenheit der Dinge leichter undscharfer aufzufassen.” (1887)
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 38 / 64
1.4 Zahlbereiche
Definition 1.9 (Wichtige eindimensionale Zahlbereiche).
Menge der naturlichen Zahlen
N = 1, 2, 3, . . .
Menge der ganzen Zahlen
Z = . . . ,−3,−2,−1, 0, 1, 2, 3, . . .
Menge der rationalen Zahlen
Q =
z
n| z, n ∈ Z, n 6= 0
Menge der reellen Zahlen
R= Dezimalzahlen= an . . . a2a1 , b1b2b3 · · · | ai , bi ∈ 0, 1, 2, . . . , 9, ∀i ; n ∈ N
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 39 / 64
1.4 Zahlbereiche
Bemerkung:
N0 = 0, 1, 2, . . .
R\Q heißt Menge der irrationalen Zahlen
N ist abgeschlossen bzgl. Addition und Multiplikation, aber nichtbzgl. Subtraktion und Division
Q ist abgeschlossen bzgl. Addition (+), Subtraktion (-),Multiplikation (·) und Division(/) (aber nicht durch Null)
! aber z. B. x2 = 2 hat keine Losung x ∈ Q
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 41 / 64
1.4 Zahlbereiche
Definition 1.10 (Wichtige mehrdimensionale Zahlbereiche).
Als reelle Zahlenebene bezeichnen wir die Menge
R2 = (x , y) | x , y ∈ R.
Ihre Elemente heißen Paare.
Allgemeiner wird
Rn = (x1, . . . , xn) | x1, . . . , xn ∈ R
reller n-dimensionaler Raum genannt.Seine Elemente heißen n-Tupel.
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 42 / 64
1.4 Zahlbereiche
Zur Definition weiterer Zahlbereiche (Intervalle):
→ Wiederholung von Ungleichungszeichen:Fur x , y ∈ R:
x < y bedeutet x ist (echt) kleiner als y ,
x ≤ y bedeutet x ist kleiner als oder gleich y
x > y bedeutet x ist (echt) großer als y
x ≥ y bedeutet x ist großer als oder gleich y
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 43 / 64
1.4 Zahlbereiche
Satz 1.4 (Rechenregeln fur Ungleichungen).
Fur x , y ∈ R gelten
folgende Aquivalenzen
x < y ⇐⇒ y > x bzw. x ≤ y ⇐⇒ y ≥ x ,
folgende Implikationen fur a ∈ R
x < y =⇒ x + a < y + a bzw. x ≤ y =⇒ x + a ≤ y + a,
folgende Implikationen fur a > 0
x < y =⇒ a · x < a · y bzw. x ≤ y =⇒ a · x ≤ a · y ,
folgende Implikationen fur a < 0
x < y =⇒ a · x > a · y bzw. x ≤ y =⇒ a · x ≥ a · y .
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 44 / 64
1.4 ZahlbereicheBeispiel 1.10
x = 3, y = 5, a = −1
Fur welche x 6= 4 gilt
2− x
4− x− 5 < 0 ?
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 45 / 64
1.4 Zahlbereiche
Definition 1.11 (Intervalle).
Fur a, b ∈ R mit a ≤ b heißt
[a, b] = x ∈ R | a ≤ x ≤ b abgeschlossenes Intervall,
(a, b) = x ∈ R | a < x < b offenes Intervall(alternative Notation: ]a, b[),
(a, b] = x ∈ R | a < x ≤ b und[a, b) = x ∈ R | a ≤ x < b halboffenes Intervall.
Beispiel 1.11 a = 3, b = 5
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 46 / 64
1.4 Zahlbereiche
Definition 1.12 (Unbeschrankte Intervalle).
Fur a, b ∈ R und ∞ als Notation fur unendlich werden folgende Mengenals unbeschrankte Intervalle bezeichnet:
(a,∞) = x ∈ R | x > a,
[a,∞) = x ∈ R | x ≥ a,
(−∞, b) = x ∈ R | x < b,
(−∞, b] = x ∈ R | x ≤ b.
Bemerkung:
∞ /∈ RR+ = [0,∞) (teilweise auch R+ = (0,∞))
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 47 / 64
1 Grundlagen1.1 Griechisches Alphabet1.2 Aussagenlogik1.3 Mengenlehre1.4 Zahlbereiche1.5 Wichtige Rechenregeln auf R
0 · x = 0Punktrechnung vor Strichrechnung
Differenzen und Summen kurzen nur die Dummen
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 48 / 64
1.5 Wichtige Rechenregeln auf RDas Summenzeichen
Beispiel 1.12 (Pramien eines Versicherungsunternehmens)
Kd.nr. Pramie...
...11256 28311257 190011258 728
......
Tabelle: Auszug einerKundendatei Berufs-unfahigkeitsversicherung
? Pramiensumme der Berufsunfahigkeitssparteuber alle Kunden
→ ideal: kompakte Rechenvorschrift, die auchin Programmiersprache implementiertwerden kann
X Summenzeichen:
N∑i=1
Pi = P1 + P2 + · · ·+ PN
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 49 / 64
1.5 Wichtige Rechenregeln auf RDas Summenzeichen
Definition 1.13 (Summenzeichen).
Es seien n ≤ N ∈ Z und ai ∈ R fur i = n, n + 1, . . . , N − 1, N. Dannbezeichnet das Summenzeichen
N∑i=n
ai = an + an+1 + · · ·+ aN−1 + aN ,
wobei i Summationsindex, n untere (Summatations-)Grenze und Nobere (Summations-)Grenze heißen.
Bemerkung:
Summenzeichen bietet sich insbes. an, wenn eine gewisse Struktur inden Summanden erkennbar
z.B. Summe der ersten N naturlichen Zahlen
1 + 2 + 3 + · · ·+ N =
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 50 / 64
1.5 Wichtige Rechenregeln auf RDas Summenzeichen
Beispiel 1.13
Summe der ersten N geraden, naturlichen Zahlen(d.h. ohne Rest durch 2 teilbar)
N∑i=1
= = =
∑4i=1 3 = =
Satz 1.5 (Rechenregeln fur∑
).
Mit der Notation aus Definition 1.13 gelten:
(i)∑N
i=n c = (N − n + 1)c ,
(ii) Ausklammern:∑N
i=n c · ai = c∑N
i=n ai ,
(iii)∑N
i=n(ai + bi ) =∑N
i=n ai +∑N
i=n bi .
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 51 / 64
1.5 Wichtige Rechenregeln auf RDas Summenzeichen
Beispiel 1.14 (Unternehmensumsatz)
Unternehmen: 20 Produkte, bestimmt monatl. Umsatz je Produkt
? Rechenvorschrift fur Ermittlung des Gesamtjahresumsatzes
ui ,j Umsatz des i-ten Produkts im j-ten Monat
Produkt\ Monat 1 2 · · · j · · · 12 Produktjahresumsatz
1 u1,1 u1,2
.
.
. u1,j
.
.
. u1,12
2 u2,1 u2,2
.
.
. u2,j
.
.
. u2,12
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
i ui,1 ui,2
.
.
. ui,j
.
.
. ui,12...
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.20 u20,1 u20,2 · · · u20,j · · · u20,12
Unternehmens-monatsumsatz
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 52 / 64
1.5 Wichtige Rechenregeln auf RDas Summenzeichen
Definition 1.14 (Doppelsumme).
Es seien m ≤ M, n ≤ N ganze Zahlen. Dann heißt
N∑j=n
M∑i=m
ai ,j =M∑i=m
N∑j=n
ai ,j =N∑j=n
am,j +N∑j=n
am+1,j + · · ·+N∑j=n
aM,j
Doppelsumme.
Bemerkung:Genauso gilt
N∑j=n
M∑i=m
ai ,j =M∑
i=m
ai ,n +M∑
i=m
ai ,n+1 + · · ·+M∑
i=m
ai ,N .
Anne Leucht Wima I WS 2019/20 53 / 64
1.5 Wichtige Rechenregeln auf RDas Summenzeichen
Beispiel 1.15
4∑i=1
1∑j=−1
(i · j − 3j + 2i) =
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1.5 Wichtige Rechenregeln auf RProdukte und Potenzen
Definition 1.15 (Ganzzahlige Potenzen).
(i) Fur a ∈ R und n ∈ N heißt
an = a · · · · · a︸ ︷︷ ︸n mal
n-te Potenz von a. Dabei wird a Basis und n Exponent genannt.
(ii) Potenzen mit negativem Exponenten werden fur a 6= 0 definiert durch
a−n =1
an.
(iii) Weiter wird definiert: a0 = 1 fur a ∈ R\0.
Bemerkung:
00 nicht definiert, haufig Konvention 00 = 1
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1.5 Wichtige Rechenregeln auf RProdukte und Potenzen
Satz 1.6 (Rechenregeln).
Fur a ∈ R\0 und m, n ∈ Z gelten
am · an = am+n und (am)n = am·n.
Beispiel 1.16
(i) 720
719=
(ii) (a2)4b3a−1b5 =
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1.5 Wichtige Rechenregeln auf RProdukte und Potenzen
Definition 1.16 (Produktzeichen, Fakultat).
(i) Es seien n ≤ N ∈ Z und ai ∈ R fur i = n, n + 1, . . . , N − 1, N. Dannbezeichnet das Produktzeichen
N∏i=n
ai = an · an+1 · · · · · aN−1 · aN ,
wobei i Multiplikationsindex, n untere (Multiplikations-)Grenzeund N obere (Multiplikations-)Grenze heißen.
(ii) Die Fakultat (!) weist einer naturlichen Zahl ein Produkt naturlicherZahlen in folgender Form zu:
n! =n∏i=1
i = , n ∈ N.
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1.5 Wichtige Rechenregeln auf RProdukte und Potenzen
Beispiel 1.17
4∏i=2
3 =
(3∏
i=1
(5− i)
) 3∏j=1
(2 + j)
=
Bemerkung:
Konvention: 0!=1
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1.5 Wichtige Rechenregeln auf RProdukte und Potenzen
Satz 1.7 (Rechenregeln fur Π).
Es seien n ≤ N ∈ Z und ai ∈ R fur i = n, n + 1, . . . , N − 1, N. Danngelten:
(i)∏N
i=n c = cN−n+1
(ii)∏N
i=n(ai · bi ) =(∏N
i=n ai
) (∏Nj=n bj
)(iii)
∏Ni=n c ai = cN−n+1 ·
∏Ni=n ai
Beispiel 1.18
3∏i=1
((5− i)(2 + i))
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1.5 Wichtige Rechenregeln auf RProdukte und Potenzen
Definition 1.17.
Fur k , n ∈ N0 heißt(n
k
)=
n!
k! (n−k)! fur k ≤ n
0 fur k > n
Binomialkoeffizient (n uber k).
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1.5 Wichtige Rechenregeln auf RProdukte und Potenzen
Beispiel 1.19(32
)( nn−j)
(n0
)(n1
)
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1.5 Wichtige Rechenregeln auf RProdukte und Potenzen
→ somit Satz 1.8 bewiesen
Satz 1.8 (Rechenregeln fur Binomialkoeffizienten).
Fur k , n ∈ N0 gelten
(i)(n
0
)=(nn
)= 1,
(ii)(n
1
)=( nn−1
)= n,
(iii)(nj
)=( nn−j
).
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1.5 Wichtige Rechenregeln auf RBinomischer Lehrsatz
Satz 1.9 (Binomischer Lehrsatz).
Fur x , y ∈ R und n ∈ N0 gilt
(x + y)n =n∑
k=0
(n
k
)xk yn−k .
Spezialfalle:
1. Binomische Formel
2. Binomische Formel
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