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Idealist Realist 47640 4/19 www.mawi-westfalen.de © 123rf.com / Desislava Draganova DIE ZUKUNFTSMACHER WIE SICH JUNGE UND ETABLIERTE UNTERNEHMEN FÜR DEN WETTBEWERB VON MORGEN AUFSTELLEN Strategische Personalplanung: Wie sich der Personalbedarf zukünftig ändern wird Im Interview Sebastian Borek: „Wenn wir nicht kooperieren, wird uns die Butter vom Brot genommen“

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    WIE SICH JUNGE UND ETABLIERTE UNTERNEHMEN FÜR DEN WETTBEWERB VON MORGEN AUFSTELLEN

    Strategische Personalplanung: Wie sich der Personalbedarf zukünftig ändern wird

    Im Interview Sebastian Borek: „Wenn wir nicht kooperieren, wird uns die Butter vom Brot genommen“

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  • 2 markt & wirtschaft 4 / 2019

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  • markt & wirtschaft 4 / 2019 3

    „Deutschland hat im internationalen Vergleich insgesamt erheblich an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, auch wenn das noch durch die gute Konjunkturlage verdeckt wird“, sagt Prof. Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. Zu diesem Schluss kommt der aktuelle Länderindex Familienunternehmen, den die Mannheimer Stiftung kürzlich vorgestellt hat. Deutschland rutscht auf der Rangliste der für Familienunternehmen attraktivsten Stand-orte um vier Plätze ab und landet im unteren Tabellendrittel. 90 Pro-zent aller Unternehmen in Deutschland gehören diesem Unterneh-menstypus an, rund 60 Prozent aller Beschäftigten sind in Fa- milienunternehmen angestellt.Viele Defizite wie beispielsweise große Steuerbelastungen für Unter-nehmen oder der fehlende bzw. langsame Ausbau einer schnellen Internet-Infrastruktur lassen sich u.a. als Gründe für diese Entwick-lung anführen. Auch unsere Region ist zum größten Teil von Famili-enunternehmen geprägt. Sebastian Borek, Co-Founder und CEO der Founders Foundation sieht aber noch weitere Probleme, warum wir gerade in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit schwächeln: „Insgesamt nutzen wir in Deutsch-land unsere Ressourcen nicht intelligent genug, um die Zukunftsfähig-keit des Landes sicherzustellen. Jeder kocht seine eigene Suppe, wir sind noch viel zu dezentral aufgestellt, leben zu sehr im Wettbewerb

    Zusammen sind wir stärker

    Warum wir im internationalen Wettbewerb schwächeln

    und was wir dagegen unternehmen können.

    Von Chefredakteurin Christiane Peters

    und haben nicht erkannt, dass wir in Konkurrenz zu Asien und den USA stehen. Also, wir denken immer noch in zu kleinen Märkten.“ Der CEO der Founders Foundation setzt deshalb u.a. auf den Ausbau von Kooperationen zwischen Startups und etablierten Unterneh-men und sieht hier einen unverzichtbaren Schritt, für den Erhalt der Zukunftsfähigkeit unserer Region. (siehe hierzu auch unser Interview Seite 14ff)

    Damit das Startup-Ökosystem weiter gedeihen kann, braucht es na-türlich auch Geld zum Wachsen. Einen ersten wichtigen Impuls ha-ben einige Unternehmen und Institutionen aus der Region gesetzt, als sie vor zwei Jahren den Technologiefonds OWL ins Leben gerufen haben. Ein Beispiel, um die Region stärker zu machen und gemein-sam in die Zukunft zu gehen. In unserem Interview mit Investment-manager Stefan Bölte lesen Sie, wie der Technologiefonds OWL funk-tioniert.

    Zu Beiträgen, die im Heft mit diesem Symbol gekennzeichnet sind, finden Sie weitere Informationen auch in unserem Online-Magazin unter www.mawi-westfalen.de

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    Ausblick

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  • 4 markt & wirtschaft 4 / 2019

    Idealist Realist

    Veranstaltungsplanung

    Intelligent und emotionalMenschen sind heute schnell gelangweilt, sie möchten überrascht werden und etwas Neues erleben. Die Erwartungen an die Veranstalter werden damit immer größer. Wie können Besucher zufriedengestellt und bestenfalls begeistert werden?

    10

    Was beschäftigt Sie…?

    Dem individuellen Denkvermögen auf die Sprünge helfenJunior-Professor Dr. Henning Wachs-muth, Universität Paderborn, entwickelt eine Suchmaschine, die bei der Meinungsbildung helfen soll. Wo liegt der Nutzen der Such-maschine?

    Unternehmenskooperationen

    Zusammen sind wir stärker Vielen etablierten Unternehmen quer durch alle Branchen fehlt der

    Kontakt zu jungen technologieorientierten Startups. Warum aber werden Kooperationen immer wichtiger und wo liegen die Vorteile,

    um auf den Märkten von morgen gemeinsam zu bestehen?

    Strategische Personalplanung

    Schwieriger Blick in die ZukunftVor dem Hintergrund der aktuellen Veränderungen der Arbeitswelt

    gewinnt eine strategische Personalplanung immer mehr an Bedeutung. Welche Maßnahmen spielen dabei eine besondere Rolle und was können

    Unternehmen tun?

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    46

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  • markt & wirtschaft 4 / 2019 5

    INHALT3 Ausblick4 Inhalt

    ■ Forschung und Digitalisierung 6 Kolumne: Kann man gründen lernen?

    6 Transferprojekte für den Mittelstand

    7 Forschung für mehr Sicherheit

    8 Gründerinterview: Flocess

    ■ Unternehmenskooperationen10 Zusammen sind wir stärker11 Zu wenig Nähe12 HRpepper und persomatch: Voneinander lernen14 Interview: „Wenn wir nicht kooperieren, wird uns die Butter vom Brot genommen“ 17 Investments in Startups

    ■ Event-Marketing18 Nachhaltige Veranstaltungen: „Ein Vorteil ist der Image-Effekt“20 Veranstaltungsplanung: Intelligent und emotional

    22 Events zur Mitarbeiterbindung22 Airport Hotel Paderborn23 Kultur Räume Gütersloh24 A2 Forum25 Raumbegrünung: Mehr als nur dekorativ

    ■ Personal und Arbeit26 Interview: Strategische Personalplanung

    29 co-ship: Plattform für den Mittelstand

    30 Berufliche Weiterbildung: Finanzielles Stiefkind der Bildungspolitik

    31 Gesundheitsmanagement im Büro: Aufstehen, Kollegen!

    32 Die Gesundheit lange erhalten: Jeder kann etwas dafür tun

    ■ Marketing und Medien34 Go-Digital: Wie Unternehmen von der Digitalisierung profitieren

    35 Halloherrmeier: „Kommunikation wieder einfach machen“

    36 Kolumne: Der Claiminator

    ■ KUTENO37 Interview: „Das besondere Konzept unterscheidet uns“

    39 HAPRO: Heiße Luft ist ihre Leidenschaft!

    40 Interview: Institut für Kunststoffwirtschaft

    41 Yizumi Germany: Innovations- schmiede im Maschinenbau

    42 Grässlin Kunststoffe: In der Welt der Polymere Zuhause

    ■ Unternehmen und Märkte43 BVMW: Leidenschaft für den Mittelstand

    44 SonnenPartner: Möbel für den Platz an der Sonne

    45 Grumbach: Investition verschafft Vorreiterrolle

    46 Was beschäftigt Sie…?

    47 Impressum

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  • 6 markt & wirtschaft 4 / 2019

    ■ Forschung und DigitalisierungGRÜNDERSZENEWESTFALEN

    Kolumne

    Kann man gründen lernen?Tristan Niewöhner, Gründer und Geschäftsführer

    der persomatch GmbH

    Während meiner Zeit als Startup-Coach kam ein angehender Gründer mit fol-gender Frage auf mich zu: „Ich habe jetzt zehn Bücher zum Thema Gründung gelesen, wie viele Bücher muss ich noch lesen, damit ich endlich tatsächlich gründen kann?“

    Diese Frage hat mich zunächst sehr irritiert, dann aber angeregt, intensiver darüber nachzudenken: Kann man gründen lernen? Welche Bildung ist Voraussetzung, um er-folgreich gründen zu können?Insbesondere in letzter Zeit haben sich viele Initiativen das Ziel gesetzt, unternehmeri-sche Talente zu identifizieren und das nötige Wissen zu vermitteln, um erfolgreich ein Un-ternehmen zu gründen. Das wirft natürlich die Frage auf, ob das überhaupt möglich ist und wie man dieses Ziel am besten errei-chen kann.

    Transferprojekte für den Mittelstand

    Innovation aus Daten

    » Mittelstand und Forschung arbeiten in Transfer-projekten zusammen, so wie hier Helmut Heithecker, Josef Schulte GmbH, Melina Massmann (Fraunhofer IEM), Pascal Pöhler (Schulte), Sebastian von Enzberg (Fraunhofer IEM) und Tobias Krauß, Schulte. Foto:

    Fraunhofer «

    Interessanterweise gibt es viele extrem er-folgreiche Gründer, die Studienabbrecher sind, wie zum Beispiel Bill Gates, Mark Zu-ckerberg oder auch Steve Jobs. Auch die Fachrichtungen sind sehr unterschiedlich. Natürlich gibt es viele Gründer mit techni-schem oder wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund, aber ebenso auch komplette Quereinsteiger. Der milliardenschwere Gründer des chinesischen Internet-Kon-zerns Alibaba, Jack Ma, war vor seiner unter-nehmerischen Tätigkeit beispielsweise Eng-lisch-Lehrer.Es gibt einige Universitäten, die besonders ausgeprägte Gründungsaktivitäten aufwei-sen. So gilt die im Silicon Valley beheimatete Stanford University als Startup-Schmiede, aus der zum Beispiel Google entstanden ist. In Deutschland gilt die private Wirtschafts-hochschule WHU in Vallendar als besonders stark im Startup-Bereich. Dabei stellt sich die Frage, ob die Grundlage für erfolgreiche Gründungen im Lehrplan gelegt wird. Oder eher im Umfeld, in der Umgebung und der Gesellschaft, in der sich die Gründer bewegen? Sicherlich wird es ein

    Zusammenspiel vieler Faktoren sein. Ich per-sönlich habe die Erfahrung gemacht, dass es für Gründer enorm wichtig ist, Gleichgesinn-te um sich zu haben, mit denen man sich austauschen und von denen man lernen kann. Wenn man von erfolgreichen Grün-dern umgeben ist, wird man viel eher inspi-riert und traut sich eher zu, auch selbst er-folgreicher Gründer zu werden.Ebenso ist es wichtig, das Gründen als konti-nuierlichen Lernprozess zu begreifen. Man muss einfach anfangen, ohne, dass man auf jede möglicherweise auftretende Eventuali-tät mit theoretischem Wissen vorbereitet ist. Durch „Learning by doing“, ständiges Aus-probieren, auch Fehlermachen und neu pro-bieren, lernt man schneller, als man es in Vorlesungen jemals könnte. Jede Phase ei-ner Unternehmensgründung erfordert an-dere Qualitäten und man entwickelt sich kontinuierlich weiter. Insofern findet der größte Wissenserwerb nicht vor, sondern während der Gründung selbst statt!

    Gründen heißt lernen – Start up now! Bis zum nächsten Mal. ■

    DBei Digital in NRW – Kompetenz für den Mittelstand starten derzeit fünf neue Transferprojekte. In vier bis sechs Mo-naten erarbeiten hier mittelständische Un-ternehmen Lösungen für die Industrie 4.0. „Ziel der Transferprojekte ist es, in einem überschaubaren Zeitraum konkrete Umset-zungen für die Industrie 4.0 zu realisieren. Wir wollen zeigen, was möglich ist und Be-triebe motivieren, weitere Aktivitäten rund um die Digitalisierung anzugehen“, sagt Dr.-Ing. Arno Kühn, Digital in NRW-Geschäfts-stellenleiter für Ostwestfalen-Lippe. Trans-ferprojekte gehören zu einem bewährten Format des Kompetenzzentrums: Seit 2016 haben so bereits über 20 Mittelständler In-

    novationen geschaffen. Dabei arbeitet das Unternehmen stets mit einem Forschungs-partner zusammen. Gemeinsam strukturie-ren und bewerten sie das Thema Digitalisie-rung individuell für den Betrieb. Sie erkennen Chancen und Herausforderungen und finden erste Ansatzpunkte. Zusammen wird dann ein erstes Stück Industrie 4.0 in die Praxis umgesetzt.

    Die fünf neuen Transferprojekte ordnen sich in den Themenbereich „Innovation aus Daten“ ein. In diesem Jahr und in 2020 wer-den rund 15 weitere Transferprojekte star-ten. Bewerbungen sind bis zum 31. August möglich. ■

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    ■ Forschung und Digitalisierung

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    Kommunikationstechnologien

    Forschung für mehr Sicherheit

    Texte, Bilder, Sprachnachrichten: Kommunikation findet heut-zutage bevorzugt digital statt. „Instant Messaging-Protokolle wie WhatsApp sind aus dem Alltag kaum noch wegzudenken. Was dabei stattfindet, ist ein Austausch privatester Daten. Im Gegen-satz zu klassischen elektronischen Kommunikationsmedien wie E-Mail und SMS läuft die gesamte Kommunikation hier über nur eine Organisation“, sagt Prof. Dr. Tibor Jager vom Institut für Infor-matik der Universität Paderborn und Leiter der Fachgruppe für IT-

    Sicherheit. Das Gefährliche daran sei, dass Kritik an diesem Vorgehen vorge-beugt würde, indem weitreichende Sicherheitsversprechen gemacht wür-den, deren Einhaltung es noch zu überprüfen gelte. „Wir wollen jetzt die Lücke zwischen etablierten Verfahren und dem aktuellen Stand der Wissen-schaft schließen, um eine langfristige Sicherheit der Anwendungen zu ge-währleisten“, sagt Jager. „Sicherheits-lösungen bei WhatsApp laufen seit 2016 über Ende-zu-Ende-Verschlüsse-lung. Das heißt, nur Sender und Emp-fänger einer Nachricht können lesen, was verschickt wurde. Laut eigenen Angaben nicht einmal WhatsApp selbst. Die Verschlüsselung findet auf den Geräten der Nutzer statt. Ein kryp-tographisches Schloss wird automa-tisch aktiviert, noch bevor Nachrich-

    ten das Smartphone verlassen“, erklärt der Wissenschaftler. Auch andere Apps wie zum Beispiel Signal bieten gute Sicherheitsei-genschaften: „Das sogenannte ‚Ratcheting‘ arbeitet – stark verein-facht – mit verschiedenen und sich ablösenden Schlüsseln. Der Schlüsselaustausch findet über ein Protokoll statt, das wirksame Sicherheitseigenschaften bieten soll. Das ist zumindest das Ziel. Ob die eingesetzten Verfahren wirklich den erhofften Schutz brin-gen, muss erst noch wissenschaftlich bestätigt werden. Bislang ist das noch nicht der Fall“, so Jager weiter. Um sicherzustellen, dass Nutzer damit tatsächlich besser vor Ha-ckerangriffen geschützt sind und der Schutz der Privatsphäre ins-gesamt höher ist, erforschen die Wissenschaftler um Jager die Technologien nicht nur, sie wollen sie auch weiterentwickeln: „Wir erarbeiten ein modulares Design, das Softwareherstellern Proto-kolle mit maßgeschneiderten Sicherheits- und Performanzeigen-schaften bereitstellt. Unser Ziel ist es, Protokolle nach dem aktuel-len Stand der akademischen Forschung zu entwickeln.“Das Projekt wird im Rahmen des Graduiertenkollegs NRW „Human Centered Systems Security – North Rhine-Westphalian Experts on Research in Digitalization" (NERD) gemeinsam mit der Ruhr-Uni-versität Bochum durchgeführt. An dem Kolleg arbeiten junge Wis-senschaftler auf dem Gebiet der Digitalen Sicherheit interdiszipli-när und hochschulübergreifend zusammen. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW fördert das Programm bis 2021 mit rund vier Millionen Euro. ■

    » Prof. Dr. Tibor Jager von der Universität Paderborn.

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    ■ Forschung und DigitalisierungGRÜNDERSZENEWESTFALEN

    Gründerinterview: Flocess

    Technologischer VorsprungDas Paderborner Startup Flocess entwickelt eine spezielle Software, um den Einsatz von Wärmetau-schern zu optimieren. Gründer Dr.-Ing. Mark Piper über die Besonderheiten des Geschäftsmodells.

    Skizzieren Sie Ihre Geschäftsidee? Mark Piper: Flocess entwickelt eine mo-derne Webapplikation für die zuverläs-sige, optimale und vollautomatisierte Ausle-gung von innovativen Wärmeübertragern, sogenannten „Pillow-Plate Heat Exchanger“ (PPHX). Wärmeübertrager sind Schlüssel-komponenten bei der Steigerung der Ener-gie- und Ressourceneffizienz von thermi-schen Prozessen zum Beispiel in der Chemie-, Pharma-, Energie- und Lebensmittel-Indust-rie. Dabei sind PPHX besonders vorteilhaft. Im Gegensatz zu konventionellen Apparaten, können PPHX nicht richtig berechnet bzw. ausgelegt werden. Das heißt, dass eine unzu-verlässige Berechnung zu einem unsicheren Apparat führt, der die gewünschte Leistung nicht bringt oder aber auch viel zu groß und

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    teuer wird. Mit unserer Software lösen wir dieses Problem. Unsere detaillierten Berech-nungsmethoden basieren auf vielen Jahren intensiver Forschung und Entwicklung. Ent-standen ist diese Idee während der Promoti-on am Lehrstuhl für Fluidverfahrenstechnik bei Professor Eugeny Kenig an der Universität Paderborn.

    Welche Lösungsmöglichkeiten bieten Sie? Mark Piper: Pillow-Plate Heat Exchanger wer-den heutzutage viel zu groß ausgelegt. Unse-re Software ist in der Lage, Anwendern für ihre Prozesse diese innovativen Apparate erstmalig zeit- und kosteneffizient sowie zu-verlässig und akkurat zu berechnen. Zudem war es lange nicht möglich, das Potential die-ser Apparate gegenüber herkömmlichen Lö-

    sungen abzuschätzen. Auch dieses Problem wird durch unsere Software gelöst. Ein wich-tiger Aspekt der kontinuierlichen Weiterent-wicklung unseres Produktes sind moderne computergestützte Strömungssimulationen, sogenannte Computational Fluid Dynamics (CFD). Wir setzen hier unsere Expertise im Be-reich der CFD gezielt ein, um das Entwick-lungstempo unserer Berechnungsmethoden zu erhöhen sowie den Anwendungsbereich der Software zu vergrößern.

    Hatten Sie Probleme bei der Finanzierung? Mark Piper: Wir hatten großes Glück, denn wir konnten durch die Unterstützung des Paderborner Technologietransfer- und Exis-tenzgründungs-Centers (TecUP) als erstes Gründerteam der Universität Paderborn das

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    hochdotierte Förderprogramm „START-UP-Hochschul-Ausgründungen NRW“ bekom-men. Dank dieser Förderung waren wir in der Lage, unser Produkt, das in der Entwick-lung zeit- und kostenintensiv ist, erfolgreich voranzubringen. Falls Sie mit Partnern zusammenarbei-ten, wie funktioniert die Kooperation? Mark Piper: Bereits während der Promotion wurden die ersten Kontakte zu potentiellen Kooperationspartnern geknüpft, mit denen wir tatsächlich heute in konkreten Gesprä-chen sind. Das ist häufig der Vorteil bei Gründungen aus der Wissenschaft in die Wirtschaft. Durch das Feedback unserer Pi-lotkunden gewinnen wir kontinuierlich neue Informationen für die Verbesserung unseres Produkts. Dabei sind die Ziele der Kooperation oft unterschiedlich. Während zum Beispiel der eine Wärmeübertrager-Her-steller unsere Software lieber selbst intern nutzt, möchte der andere das Engineering an uns auslagern, um sich stärker auf die Pro-duktion zu fokussieren. Ganz interessant ist aber auch die Tatsache, dass immer mehr un-

    ■ Forschung und Digitalisierung

    serer potentiellen Kunden aus dem europäi-schen sowie ferneren Ausland kommen. Das freut uns sehr und ist gleichzeitig ein super Start in die Internationalisierung. Sind Sie mit der bisherigen Entwicklung zufrieden? Mark Piper: Ja, sehr sogar. Unser Messebe-such im Juni 2018 bei der ACHEMA in Frank-furt, die weltweit größte Messe der Prozess-industrie, hat unsere Marktanalyse nicht nur bestätigt, sondern sogar übertroffen. Wir hatten viele aufschlussreiche Gespräche mit Interessenten aus aller Welt. Das hat uns sehr motiviert und gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Was sind Ihre größten Herausforderun-gen in den nächsten Monaten? Mark Piper: Das Jahr 2019 wird einen wich-tigen Meilenstein darstellen, Adrenalinkick inklusive. Wir werden die erste Version un-serer Webapplikation auf den Markt brin-gen und viel Energie in Weiterentwicklung, Vertrieb und Marketing stecken. Die große Herausforderung ist dabei, den wirtschaft-

    lichen Erfolg so zu steigern, dass wir das Team schnellstmöglich vergrößern können, denn wir sehen noch viele weitere Einsatz-möglichkeiten für Pillow-Plate Heat Ex-changer. ■

    Das vollständige Interview lesen Sie auf:www.mawi-westfalen.de

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  • 10 markt & wirtschaft 4 / 2019

    Wie gut sind wir für den Wettbewerb von morgen vorbereitet? Können wir die gewalti-gen Herausforderungen bewältigen und die Zukunftsfähigkeit des Landes bzw. unserer

    Region sicherstellen? Nutzen wir unsere vorhandenen Ressourcen intelligent genug? „Wir sind noch viel zu dezentral aufgestellt, leben zu sehr im Wettbewerb und haben nicht erkannt, dass wir in Konkurrenz zu Asien und den USA stehen. Also, wir denken immer noch in zu kleinen Märkten“, zieht Sebastian Borek, Gründer und Geschäftsfüh-rer der von der Bertelsmann Stiftung initiierten Founders Foundation, ein ernüchtern-

    des Fazit (siehe hierzu unser Interview Seite 14).

    Kooperation heißt das Zauberwort! „Wer als etabliertes Unternehmen noch nicht mit einem Startup zusammenarbeitet, verpasst eindeutig einen Trend, der sich in den letzten Jahren über sämtliche Wirt-schaftsbranchen hinweg entwickelt hat“, weiß das RKW Rationalisierungs- und Innova-

    tionszentrum der Deutschen Wirtschaft e. V.Doch die Praxis sieht oftmals (noch) anders aus. Es fehlt den Unternehmen quer durch alle Branchen an Kontakten mit Startups. Und nicht nur das, Startups brauchen Geld

    zum Wachsen und deshalb deutlich mehr Geld, als bisher zur Verfügung steht.

    Wie und warum müssen Unternehmen der Region intensiver in die jungen Idealis-ten investieren und mit ihnen noch mehr kooperieren?

    ■ Unternehmenskooperationen

    ZUSAMMEN SIND WIR STÄRKER

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    ■ Unternehmenskooperationen

    Kooperationen von Mittelstand und Startups

    Zu wenig NäheMittelständler suchen eher nicht die Nähe zu jungen techorientierten Startups. Zahlreiche Studien kommen seit Jahren zu diesem Ergebnis. Es fehlt an Mut und Risikobereitschaft.

    Dabei könnten beide voneinander profitieren, schließlich haben bei-de etwas in die Waagschale zu wer-fen. Etablierte Mittelständler kennen den Markt und verfügen über innovative Pro-dukte, junge Startups setzen auf frische Ideen und neueste digitale Technologien. Kommen beide zusammen, nützt das den Unternehmen und auch der deutschen Wirt-schaft. Soweit die Theorie. In der Praxis fehlt es Unternehmen quer durch alle Branchen an Kontakten mit Startups. Sechs von zehn Unternehmen ab 20 Mitarbeitern geben laut Bitkom an, dass sie überhaupt nicht mit Startups zusammenarbeiten. Unter den Mit-telständlern mit 50 bis 499 Mitarbeitern be-trägt der Anteil sogar 66 Prozent. Dagegen

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    verzichten nur vier von zehn Unternehmen mit 500 oder mehr Beschäftigten auf die Zu-sammenarbeit mit Startups. „Gerade der Mittelstand tut sich noch häufig schwer damit, die Digitalisierung aktiv zu gestalten und für das eigene Unternehmen zu nutzen. Startups können hierbei eine wichtige Unterstützung sein – und sie kön-nen zugleich von den Erfahrungen und Kon-takten der etablierten Unternehmen profi-tieren“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie des RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrums der Deutschen Wirt-schaft e. V., die feststellt: „Wer als etabliertes Unternehmen noch nicht mit einem Startup zusammenarbeitet, verpasst eindeutig ei-

    nen Trend, der sich in den letzten Jahren über sämtliche Wirtschaftsbranchen hinweg entwickelt hat.“ Alle großen Konzerne haben dies längst er-kannt. Die Kooperation mit Startups gehört hier längst zum guten Ton. Die Großen wis-sen um die Chancen und den hohen Nutzen und so agieren sie mit verschiedenen Pro-grammen wie Accelatoren, Inkubatoren oder Innovationslabore, weil sie sich für ihr Unternehmen neue Impulse erhoffen. Und der Mittelstand? Es fehle an einer klaren Strategie, an Ressourcen und an Wissen, hat die RKW-Untersuchung herausgefunden. Vieles werde dem Zufall überlassen und so sind die Annäherungen der Etablierten an die Jungen dann in der Regel immer noch

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  • 12 markt & wirtschaft 4 / 2019

    ein Zufallsprodukt. Offensichtlich ist es für Etablierte schwierig, die entsprechenden Kontakte in der Szene zu knüpfen. Laut RKW-Studie seien Empfehlungen über per-sönliche Netzwerke das momentan erfolg-reichste Instrument der Anbahnung, eine proaktive Vorgehensweise spiele nur eine geringe Bedeutung. Positiv aufhorchen las-sen dann jedoch die Reaktionen von den Unternehmen, die die Nähe gesucht haben und eine Kooperation eingegangen sind. So geben 96 Prozent der KMU laut RKW-Studie an, auch in Zukunft erneut mit einem Start-up zusammenzuarbeiten. Noch geringer ist die Bereitschaft etablierter Unternehmen, sich finanziell an Startups zu beteiligen. Denn dieses Engagement setzt ein gewisses Maß an Risiko voraus. Es fehle

    an unternehmerischen Mut, hat eine Forsa-Studie herausgefunden. Wer aber in ein Startup investiert, muss mit dem Risiko le-ben, dass nicht immer alles gradlinig nach Plan verläuft.

    Startups bieten sich jedoch noch andere Möglichkeiten, ihren Kapitalbedarf zu stil-len. Und obwohl der Bitkom von vornehmer Zurückhaltung des Staates spricht, wenn es um die direkte und indirekte Förderung geht, so hat sich in letzter Zeit doch etwas getan. So sind bei den Anschubfinanzierun-gen die zur Verfügung stehenden Summen angewachsen. Die staatlichen Förderpro-gramme wie EXIST, INVEST-Zuschuss, der Hightech Gründerfonds HTGF und das Zent-rale Innovationsprogramm Mittelstand

    (ZIM) wurden zum Teil aufgestockt, die Haushaltsmittel für EXIST verdoppelt. Und auch über 2020 hinaus soll es INVEST-Zu-schüsse geben.

    „Insgesamt hat sich die Finanzierungssitua-tion für Startups gerade in der Gründungs-phase in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Weiterhin schwierig ist die Finan-zierung in der Wachstumsphase, wenn ein- oder auch zweistellige Millionenbeträge notwendig sind“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Gerade für die internationale Expansion von etablierten deutschen Start-ups sind entsprechende Finanzierungsrun-den unabdingbar. Hier hinken wir im Ver-gleich zu den USA, Israel oder auch China bislang hinterher.“ ■

    Kooperation von HRpepper und persomatch

    Voneinander lernenDie etablierte Transformationsberatung HRpepper Management Consultants aus Berlin beteiligt sich an dem Bielefelder HR-Startup persomatch. Beide Unternehmen können nun von dem unterschiedlichen Erfahrungswissen profitieren.

    Neben einer finanziellen In-vestition geht es den beiden Unternehmen hauptsächlich um die inhaltliche Zusammenarbeit, denn mit ihren synergetischen Kom-petenzen können sich beide Seiten gut unterstützen. Das Geschäftsmo-dell des 2012 gegründeten Unterneh-mens basiert auf der Idee, mit einem neugierigen Blick, frischem Denken und innovativen Methoden Organisa-tionen zukunftsfähig zu gestalten. Da-bei stehen Menschen, ihre Fähigkeiten und ihr Zusammenspiel als zentrale Erfolgsfaktoren im Mittelpunkt. Grün-der und Geschäftsführer Matthias Mei-fert, einer der 40 führenden Köpfe im Perso-nalwesen, ist sich sicher, dass HRpepper von persomatch profitieren kann: „Wir freuen uns wirklich sehr, dass wir das Ökosystem von HR-pepper mit persomatch bereichern können. Wir lernen vom Startup, wie ein disruptives, digitales Geschäftsmodell in der HR-Welt ent-wickelt wird und unterstützen im Gegenzug mit unserer Beratungsexpertise.“

    Vor zwei Jahren ist Tristan Niewöhner mit sei-ner Geschäftsidee in Bielefeld an den Start gegangen. Konzept seines Startup perso-match: Stellenangebote für Unternehmen genau dort zu platzieren, wo sie gesucht und gelesen werden. Der Markt hat offensichtlich darauf gewartet, die Wachstumskurve ist in den beiden Jahren steil nach oben gegan-gen. „Wir bieten den ersten und einzigen Cus-

    tomer Self Service an, um Stellenan-zeigen direkt bei Google zu schalten. Ein digitaler Assistent führt den Inse-renten durch den Buchungsprozess und sorgt dafür, dass das Stellenange-bot innerhalb nur weniger Minuten direkt bei Google zu finden ist – und zwar ganz oben im Suchergebnis, noch vor den Zusammenfassungen des bereits in der Textphase befindli-chen Angebots von „Google for Jobs“. Mit diesem Service wird sich die Job-suche künftig sehr verändern“, so Tris-tan Niewöhner. Damit offene Stellen bei „Google for Jobs“ gefunden wer-den könnten, müssten sie dem neuen

    Standard zur Strukturierung von Web-Inhal-ten entsprechen. persomatch hat darauf be-reits reagiert und bietet hier zusätzlich seine Expertise an.

    Die beiden Partner sind vom Gelingen der Kooperation überzeugt. Sie erarbeiten nun gemeinsam eine Roadmap für die konkrete Zusammenarbeit.

    » Kooperationspartner Tristan Niewöhner und Matthias Meifert: Beide profitieren von unterschiedlichem Erfahrungswissen. «

    ■ Unternehmenskooperationen

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    „Es ist wichtig, dass man gesehen wird“Tristan Niewöhner, Gründer des Startup persomatch, über Kooperationschancen und Veränderungsbereitschaft.

    » Nachgefragt

    Herr Niewöhner, wie haben Sie Ihren Partner gefunden und wie konnten Sie sicher sein, dass eine Kooperation wirt-schaftliche und inhaltliche Vorteile bietet?Tristan Niewöhner: Das A und O sind Netzwerke. Es ist wichtig, dass man sich in Netzwerken bewegt, dass man sieht und gese-hen wird. Man muss sich überlegen „Was ist mein Themenfeld?“ In unserem Fall geht es um Personal - dann muss man darüber in Austausch gehen. Fachveranstaltungen, Messen, die richtigen Leute treffen.

    Wie schwierig ist es für Gründer, an Kapital zu kommen? Wo-für wird in erster Linie das Geld benötigt?Tristan Niewöhner: Da niemand Geld verschenkt, ist es anfangs schon schwierig, an Kapital zu kommen. Man ist ja noch nicht bekannt und keiner weiß, dass man seine Sache gut macht. Es ist wichtig, ganz klar zu zeigen, dass man selbst von der Sache überzeugt ist. Gründer, die bereits über Referenzen verfügen, sind natürlich im Vorteil. Man muss auch klar deklarieren, wofür man das Geld benötigt, wie es verwendet werden soll und wel-chen Output man sich davon verspricht. Kapital lässt sich für verschiedene Dinge nutzen. So sind Investitionen in Technolo-gie notwendig, wenn man ein Produkt hat, welches gebaut wer-den muss. Um ein Produkt in der Öffentlichkeit bekannter zu machen, sind Marketing-Aktivitäten sinnvoll. Prinzipiell braucht man Kapital, um das Wachstum zu beschleunigen.

    Wo sehen Sie die Vorteile für etablierte Unternehmen, in Startups zu investieren?Tristan Niewöhner: Da gibt es eine ganz Menge Vorteile. Ich glaube, der große generelle Benefit für eine Investition in ein Startup liegt in dem damit verbundenen Einkauf von Flexibili-tät und Geschwindigkeit. Das sind nämlich die größten Unter-schiede zwischen einem Startup und einem etablierten Unter-nehmen. Konkret kann das natürlich die unterschiedlichsten Ausprägun-gen haben. Es könnte zum Beispiel sein, dass es zwischen dem Startup und dem etablierten Unternehmen thematische Über-schneidungen gibt. Und es gibt immer wieder Beispiele, die zei-gen, dass traditionelle Betriebe zwar mit dem Gedanken spielen, Veränderungen in der bestehenden Organisation vorzuneh-men, jedoch an der Umsetzung scheitern. Da ist es manchmal einfacher, etwas Neues hinzuzukaufen, um dann die Änderun-gen anzustoßen.

    Wo sehen Sie die Vorteile für ein Startup?Tristan Niewöhner: Ein etabliertes Unternehmen hat das, was einem Startup meistens noch fehlt: bewährte Strukturen, ein fester Kundenstamm, etc. Unser Partner HRpepper ist in der HR-Szene etabliert, der Gründer und Geschäftsführer ist einer der 40 führenden Köpfe im Personalwesen. Als Startup müssen wir uns ja erst einmal beweisen. Innerhalb einer Zusammenarbeit mit

    einem etablierten Unternehmen ist es viel einfacher, sein Kön-nen unter Beweis zu stellen. Einfach, weil das Gehör von außen größer ist.

    Warum scheuen sich noch viele Unternehmen, mit Startups zusammen zu arbeiten?Tristan Niewöhner: Das ist häufig eine Kulturfrage. Wenn zwei Kulturen – Anzug mit Krawatte und Hoodie – aufeinandertref-fen, da gibt es vielleicht ganz einfach Berührungsängste. Wie spricht man sich an, wie ist der Umgangston, welche Berüh-rungspunkte findet man. Es kann natürlich auch sein, dass es Ängste vor Veränderungen gibt. Manch ein Unternehmen be-fürchtet vielleicht, dass die bewährten Strukturen aufgebrochen werden könnten und ein Durcheinander bringen. Wenn es the-matische Überschneidungen gibt, sieht man vielleicht auch eher die Gefahr für die eigenen Geschäftsmodelle. Da schaut man auf das Startup eher als Konkurrenten, als dass man den Zusatznutzen zu schätzen weiß. ■

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  • 14 markt & wirtschaft 4 / 2019

    Interview

    „Wenn wir nicht kooperieren, wird uns die Butter vom Brot genommen“Die Founders Foundation brennt dafür, die Region zum lebendigen Ökosystem für erfolgreiche Startups zu machen. Ziel ist es, Gründern optimale Bedingungen für ihre Ausbildung und Ent-wicklung zu bieten und den Mittelstand der Region mitzunehmen. Warum OWL keine Alternative hat, erklärt Sebastian Borek, Co-Founder und CEO der Founders Foundation.  

    Laut Bitkom haben kleine und mit-telständische Unternehmen kaum Kontakt zu jungen technologieori-entierten Unternehmen. Wie sieht es hier in unserer Region aus? Sebastian Borek: Die Kooperation zwischen Startups und etablierten Unternehmen ist hier deutlich enger als in anderen Regionen, weil wir unsere Startup-Kaderschmiede di-rekt im Vorgarten der deutschen Industrie gegründet haben.

    Ostwestfalen-Lippe ist stark durch den Mit-telstand geprägt. Hier sind sehr erfolgreiche Unternehmen ansässig, die 16 größten er-wirtschaften gemeinsam einen Umsatz von 70 Mrd. Euro weltweit und stehen damit für Wirtschaftskraft und Zukunftsfähigkeit der Region. Die Startup-Szene kann hier nicht als paral-lele Welt existieren, sondern nur gemeinsam mit diesen Firmen. Wir haben bereits erste

    Impulse gesetzt, befinden uns aber immer noch am Anfang. Es gibt keinen goldenen Weg, wie eine Zusammenarbeit aussehen kann, vielmehr ist es unsere Aufgabe, diesen gemeinsam zu erarbeiten. Dabei kommt es darauf an, Startups und traditionelle Unter-nehmen, die jeweils in einer anderen Welt, in zwei verschiedenen Ökosystemen leben, zu-sammenzubringen. Hier leisten wir mit un-serer Gründerausbildung einen wichtigen Beitrag und bringen digitale Querdenker

    aus Startups und innovative Akteure aus der etablierten Wirtschaft zusammen, damit sie voneinander lernen kön-nen. Das ist einzigartig und hat es bisher in dieser Form noch nicht gegeben.  

    Wie schätzen Sie das Inter-esse etablierter Unterneh-men an Startups ein? Sebastian Borek: Ich bin ziem-lich sicher, dass das Interesse auf beiden Seiten vorhanden ist. Viele etablierte Unterneh-men möchten wissen, womit sich junge Gründer beschäfti-gen und wie ihre Geschäfts-modelle aussehen. Sie sind von ihrem Freigeist und ihrer unvoreingenommenen Art fasziniert, mit der sie neue Lö-sungen entwickeln.

    Startups schätzen die Kompetenzen etablier-ter Unternehmen, ihre Reichweite und Res-sourcen, über die sie eher weniger verfügen. Sie punkten jedoch mit vielen Ideen, die die traditionellen Unternehmen weniger haben, weil sie zu sehr damit beschäftigt sind, ihr Kerngeschäft zu verbessern und zu erhalten. Das hält sie auch davon ab, über den Teller-rand zu schauen und außerhalb der Box zu denken. Das ist eine faszinierende Situation

    für beide Seiten. Deshalb sucht man die Nähe, tänzelt umeinander herum und ver-sucht Synergien zu finden. Am Ende des Tages darf man nicht verges-sen, dass Startups Firmen in Gründung und damit Experimente sind. Traditionelle Un-ternehmen hingegen sind erfolgreich und etabliert. Es ist nicht ausgeschlossen, dass beide den gleichen Markt und die gleichen Kunden adressieren und damit im Wettbe-werb zueinander stehen können. Dann steht die Frage Kooperation oder Competi-tion im Raum – das ist ein schmaler Grad. Am Anfang sind Startups jedoch aufgrund ihres experimentellen Status so etwas wie Research-and-Development-Einheiten, von denen sich viele Unternehmen etwas ab-schauen und lernen können.  

    Wie beurteilen Sie die Kooperationsbe-reitschaft von Unternehmen?Sebastian Borek: Insgesamt nutzen wir in Deutschland unsere Ressourcen nicht intelli-gent genug, um die Zukunftsfähigkeit des Landes sicherzustellen. Jeder kocht seine ei-gene Suppe, wir sind noch viel zu dezentral aufgestellt, leben zu sehr im Wettbewerb und haben nicht erkannt, dass wir in Konkurrenz zu Asien und den USA stehen. Also, wir den-ken immer noch in zu kleinen Märkten. Auch Unternehmen in der Region beschäftigen sich nicht damit, wie sie miteinander koope-rieren können, sondern sie versuchen ihren eigenen Wettbewerbsvorteil zu erhalten. Wir kommen nicht umhin, den Begriff Wettbe-werb neu zu definieren. Wenn wir es nicht schaffen, zu kooperieren, dann wird uns die Butter vom Brot genommen. Beispiele gibt es genug, die zeigen, wie schnell sich Märkte und Geschäftsmodelle verändern. Wenn plötzlich ein Google oder ein Amazon auftaucht und in den Markt ein-tritt, dann ist es zu spät, um über Kooperati-onen nachzudenken.  

    » Sebastian Borek, CEO der Founders Foundation: „Wir bringen digitale Querdenker aus Startups und innovative Akteure aus der etablierten Wirtschaft zusammen, damit sie voneinander lernen

    können.“ «

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  • markt & wirtschaft 4 / 2019 15

    Ein Beispiel aus der Musikindustrie: Ich kann mich noch gut daran erinnern, als damals die Plattenlabels überlegt haben, wie im Zuge der digitalen Distribution von Musik eine Kontrolle aussehen kann. Es folgten lange Diskussionen über eine gemeinsame Plattform und deren künftigen Namen. Das Ergebnis war ernüchternd, da Apple plötz-lich auftauchte und das Geschäft machte. Wir müssen uns nicht wundern, dieses Schicksal wird auch viele Bereiche in der Re-gion betreffen, wenn wir es nicht schaffen, uns kooperativ aufzustellen und unsere Marktmacht und -kraft sowie die Ideen der Startups nutzen.

    Sehen Sie eine Gefahr, dass ein Mangel an Kooperationsmöglichkeiten und -wille auch negative Folgen für unseren Stand-ort mit sich bringen kann?  Sebastian Borek: Absolut. Regionen, die wirtschaftlich kraftvoll und sehr stark sind, befinden sich per se in großer Gefahr. Ein Kontinent wie Afrika, Länder wie Indien und China, die wirtschaftlich auf- und überholen

    wollen und jetzt aus ihren Schlupfwinkeln hervorkommen, haben die besten Chancen, nach vorne zu gehen. Sie haben nichts, auf das sie sich ausruhen könnten. Riesengroß ist ihr Wille, ganz vorne mitzuspielen. Von diesem Denken sind wir meilenweit entfernt, weil es uns immer noch zu gut geht. Wir müssen begreifen, dass es so nicht weitergeht. Die Zukunft sieht nämlich alles andere als rosig aus. Sie ist geprägt von radikalen Ver-änderungen, die wir nicht einschätzen kön-nen. Wir müssen uns jetzt clever aufstellen, damit wir nicht von der Welle erfasst wer-den. Die Ausmaße sind beträchtlich, das ist vielen bewusst und darüber wird immer wieder diskutiert. Ich erinnere nur an die Themen Elektromobilität oder demografi-scher Wandel. Das Problem ist, es schmerzt aktuell noch zu wenig, deshalb versuchen wir es so lange zu ignorieren bis es gar nicht mehr geht.  Die früher starke regionale Textilindustrie ist ein gutes Beispiel, das zeigt, dass der tech-nologische Wandel verschlafen und nicht

    auf das veränderte Endkundenverhalten re-agiert wurde. Der Möbelindustrie wird es ähnlich gehen. Da werden große Player auf den Markt kommen und mit ihrer Stärke im Online-Bereich dafür sorgen, dass sich die Strukturen komplett verändern. Für uns be-deutet das, jetzt in Dinge investieren, die die Zukunft bestimmen werden.  

    Inwiefern stellen Sie fest, dass durch das Engagement der Founders Foundation sich ein Wandel bemerkbar macht?  Sebastian Borek: Das ist deutlich zu spüren. Es macht uns glücklich und stolz, weil wir nur erfolgreich sein können, wenn wir Mit-streiter gewinnen, die inspiriert sind und die Lust haben, die Region weiterzuentwickeln. In den vergangenen drei Jahren haben wir viel angestiftet und viele Menschen in Be-wegung gebracht. Unsere verschiedenen Formate und Aktivi-täten haben immer mehr Menschen begeis-tert, mitzumachen. Waren auf der ersten Hinterland of Things Konferenz 400 Teilneh-mer, so konnten wir in diesem Jahr bereits

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  • 16 markt & wirtschaft 4 / 2019

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    Ein weiterer sichtbarer Faktor unseres Enga-gements ist die Investition von sieben Milli-onen Euro in Startups, die wir in der Found-ers Foundation entwickelt haben. Ein Teil des Geldes stammt von Business Angels und Unternehmen aus der Region. Eher unsichtbar macht sich zudem ein Tsu-nami breit, dessen Auswirkungen wir noch nicht sehen können. Durch unsere Aktivitä-ten und Programme werden weitere Men-schen auf uns aufmerksam und berichten über unser Tun. All das ist wichtig und erfreulich, es wird je-doch nicht reichen, um langfristig etwas Großes zu bewegen. Es gibt immer noch zu viele Menschen, die von unserer Arbeit be-eindruckt sind, aber nur zuschauen. Wer aber immer nur zuschaut und nicht mit-macht, verspielt die Zukunft Deutschlands, seine eigene und die seiner Familie.

    Wenn Sie sich etwas wünschen dürften: Wie sieht das Startup-Ökosystem in der Region in fünf Jahren aus? Sebastian Borek: Ich wünsche mir, dass viel mehr Menschen aus verschiedenen Ländern hier in der Region ein Unternehmen grün-den und sich bei uns ausbilden lassen. Wir sind fest überzeugt, dass wir gute Impulse von außen benötigen. Ein positives Zeichen wäre zudem die Ein-richtung einer ständigen Vertretung des Landes Israel in der Stadt Bielefeld, damit deren Startups und unsere Talente in einen regelmäßigen Austausch treten können. Um unsere Vision voranzubringen, wünsche ich mir signifikantes Kapital in Milliardenhö-he. Das wäre ein deutliches Signal an Grün-dungswillige, um sie für den Standort zu be-geistern und die Region nach vorne zu

    bringen. Wir möchten für jeden eine wün-schenswerte digitale Zukunft kreieren - dafür ist unsere Gründerausbildung sicherlich ein Herzstück. Es darf keine Frage mehr sein, dass Ostwestfalen-Lippe als das B2B-Startup-Öko-system weltweit gilt und unsere Startups aus der Gründerschmiede mit ihrem Know-how den neuen Mittelstand mit einem digitalen Geschäftsmodell erschaffen.Wenn es nach mir ginge, könnte das morgen bereits Realität sein. Ich weiß aber auch, dass es noch einige Zeit brauchen wird. Nicht dass Sie mich falsch verstehen, das hat nichts mit Größenwahn zu tun. Wir müssen so groß denken, weil weltweit gerade mit massiver Kraft so vieles geschieht. Wir dür-fen nicht zuschauen, sondern sind gefor-dert, mitzumachen. Und es ist keine Frage des Geldes, es gibt ge-nügend Kapital in Deutschland und in der Region. Leider wird es nicht für Innovatio-nen und für die Gründung und Ausbildung von Startups verwendet, sondern in die Be-standswahrung gesteckt. Wenn man dann hört, wie viel die Bundesre-gierung bereit ist, in die Künstliche Intelli-genz zu investieren, muss man leider zu dem Schluss kommen, dass der Ernst der Lage nicht erkannt wird. Mit drei Milliarden Euro kommen wir nicht weit, allein in China werden 30 Milliarden in eine chinesische Stadt investiert. Dennoch – es gibt viel Positives zu berich-ten. In den letzten Monaten hat sich viel be-wegt, wir müssen aber noch mehr tun. Ich rufe die Familienunternehmer auf, die Kapi-tal und Einfluss besitzen, gesellschaftliche Verantwortung zu tragen, in dem sie mit jungen Startups, Ideen und Innovationskraft eine Plattform bilden. ■

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  • markt & wirtschaft 4 / 2019 17

    Investments

    Auf der Suche nach wachstumshungrigen Startups Stefan Bölte, Investmentmanager bei EnjoyVenture, finanziert techorientierte Startups. Mit dem Technologiefonds OWL hat er aktuell in drei vielversprechende Unternehmen investiert.

    Wie „funktioniert“ der Techno-logiefonds OWL? Stefan Bölte: Als klassischer Ven-ture Capital Fonds investieren wir seit Sep-tember 2017 in junge, technologieorientier-te Startups mit dem regionalen Schwerpunkt Ostwestfalen-Lippe. Hierfür haben wir von unseren Investoren Gelder eingesammelt, die wir als Fondsmanagement wiederum di-rekt in die Teams investieren. Wir werden also Mitgesellschafter. Nach durchschnitt-lich fünf bis sieben Jahren verkaufen wir mit hoffentlich höherem Wert unsere Anteile wieder, der sogenannte Exit. Durch die in der Zwischenzeit erzielte Wertsteigerung er-zeugen wir die Fonds-Rendite.

    Unsere Investoren haben den Vorteil, dass sie durch den Technologiefonds ein diversifizier-tes Portfolio an unterschiedlichen Beteiligun-gen bekommen. Durch die Einbindung von it’s OWL und unser langjähriges Netzwerk bieten wir den Teams Kontakte unterschied-lichster Art und stellen unsere ganze Erfah-rung zur Verfügung, wenn es zum Beispiel um die Suche nach einem ersten Pilotpartner geht oder um die Ansprache von Investoren in der nächsten Finanzierungsrunde. Das Fondsmanagement übernimmt Enjoy-Venture, ein langjähriger Frühphaseninves-tor mit aktuell vier verschiedenen VC-Fonds

    und ca. 45 aktiven Beteiligungen mit regio-naler Präsenz in Paderborn und Bielefeld.

    Wie ist das Interesse der Wirtschaft in der Region?Stefan Bölte: Viele Unternehmen sowohl aus der Region als auch bundesweit möchten mit Startups enger zusammenarbeiten. Hier gibt es die unterschiedlichsten Formen der Kooperation, von gemeinsamen Pilotprojek-ten über der Beteiligung an jungen Unter-nehmen bis hin zum Kauf. Als Technologie-fonds OWL können wir hier eine Brücke von der Corporate in die Venture Welt schlagen. Insbesondere die größeren Unternehmen in der Region haben in der Vergangenheit

    bereits eigene „Digitaleinheiten“ aufgebaut. Im nächsten Schritt gründen viele gerade eigene Venture-Bereiche, um als Unter-nehmen auch direkt investieren zu können. Für uns treten diese als weitere Investoren am Markt auf und sind vielleicht auch Konkur-renz, für die jungen Teams ist das natürlich eine sehr gute Entwick-lung. Unterschätzen darf man da-bei nicht, dass wir uns um eine Beteiligung einzugehen etwa 100 Teams anschauen.

    Warum sollten Unternehmen in technologieorientierte Startups inves-tieren? Welche möglichen Risiken birgt eine Beteiligung?

    Stefan Bölte: Die Motivation für Unterneh-men kann ganz unterschiedlich sein. Ein großes Thema ist immer, dass die Unterneh-men rechtzeitig sehen wollen, welche neu-en Technologien und Geschäftsmodelle am Markt entstehen und wie ein traditionelles Unternehmen hiervon profitieren kann. Eine weitere Motivlage ist, abseits des Kernge-schäftes sich Themen anzuschauen und da-von zu profitieren. Davon losgelöst gibt es bei manchen Unternehmern auch die Moti-vation, einfach jungen Gründern eine Chan-ce zu geben oder etwas zur Weiterentwick-lung der Region beizutragen. Die Risiken

    einer Beteiligung sind häufig die klassischen wirtschaftlichen Fragestellungen wie zum Beispiel: Schafft das junge Unternehmen die technische Entwicklung hin bis zu einem fertigen Produkt? Nimmt der Markt das neue innovative Produkt an? Schafft das jun-ge Unternehmen die geplante Wachstums-kurve? Reichen die investierten finanziellen Mittel oder muss nachinvestiert werden?Durch die enge Begleitung der Teams versu-chen wir Fehlentwicklungen rechtzeitig zu erkennen und gemeinsam mit den Teams gegenzusteuern.

    Nach welchen Kriterien wählen Sie förde-rungswürdige Startups aus?Stefan Bölte: Als Fondsmanagement schau-en wir uns eine Vielzahl von Teams an, auch bundesweit. Wir suchen nach jungen, tech-nologieorientierten Unternehmen, die den nächsten Wachstumsschritt gehen möch-ten. Neben der technologischen Basis ist für uns ein skalierbares Geschäftsmodell sehr wichtig. Um dies alles zum Erfolg zu führen, ist ein unternehmerisches Team erfolgskri-tisch. Und für den Fonds in OWL sollten die Teams selbstverständlich einen Bezug zur Region Ostwestfalen-Lippe haben. ■

    ■ Weitere Informationen: www.technologiefonds-owl.de

    Der Technologiefonds OWL fokussiert sich auf Seed- und Startup-Finanzierungen in-novativer Geschäftsmodelle junger tech-nologisch orientierter Unternehmen. Ini-tiiert von den Gesellschaftern Sparkasse Paderborn-Detmold, NRW Bank und Phoenix Contact sowie unterstützt vom Fondsmanagement EnjoyVenture, dem Spitzencluster it’s OWL und dem Tech- nologietransfer- und Existenzgründungs-Center der Universität Paderborn (TecUP) kann der Technologiefonds OWL bis zu 1,5 Mio. Euro in eine Beteiligung investieren.

    KONTEXT» Stefan Bölte ist von der Region mit ihrem hervorra-

    genden Gründer-Ökosystem überzeugt. «

    ■ Unternehmenskooperationen

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  • 18 markt & wirtschaft 4 / 2019

    Nachhaltige Veranstaltungen

    „Ein Vorteil ist der Image-Effekt“Nachhaltigkeit gewinnt in vielen Branchen an gesellschaftlicher Relevanz. Warum es sich lohnt, Veranstaltungen nachhaltig zu organisieren, erklärt Matthias Schultze, Managing Director des GCB German Convention Bureau e.V.

    Welche Aspekte umfasst der Begriff Nachhaltigkeit und Green Meetings in der Veran-staltungs- und Eventbranche?Matthias Schultze: Der Begriff Nachhaltig-keit umfasst alle Schritte und Handlungsfel-der bei der Organisation einer Veranstal-tung: vom Catering, bei dem regionale beziehungsweise Bio-Produkte bevorzugt werden, über die energieschonende Veran-staltungstechnik; vom papierlosen Teilneh-mermanagement über die Auswahl einer unter Nachhaltigkeitskriterien zertifizierten Location bis hin zum Mobilitätskonzept, bei dem die umweltfreundliche An- und Abreise im Vordergrund steht.Innerhalb eines Unternehmens – sei es ein Dienstleister oder ein Unternehmen, das eine Veranstaltung plant – bezieht sich der Begriff Nachhaltigkeit auf sämtliche Unter-nehmensbereiche: Der Einkauf orientiert sich ebenso an Nachhaltigkeitskriterien wie das Energiemanagement. Die soziale Nachhaltigkeit kommt vor allem in Berei-chen wie der Mitarbeiterführung oder beim sozialen Engagement zum Tragen. Die Nachhaltigkeitskommunikation schließ- lich vermittelt alle diese Maßnahmen ge-bündelt an die unterschiedlichen relevan-ten Zielgruppen. 

    Wo genau liegen die Wettbewerbsvortei-le einer nachhaltig organisierten Veran-staltung, bzw. was macht eine Durchfüh-rung lohnenswert? Matthias Schultze: Ein wesentlicher Vorteil einer nachhaltig organisierten Veranstal-tung ist zunächst der, dass es keinen Nach-teil gibt! Selbst dann, wenn eine Veranstal-tung eins zu eins nachhaltig umgesetzt werden soll und dadurch möglicherweise zusätzliche Kosten entstehen, bietet dieses Vorgehen den qualitativen Mehrwert, den nachhaltig durchgeführte Veranstaltungen grundsätzlich erbringen: Im Vorfeld werden alle Prozesse überprüft beziehungsweise alle Handlungsfelder neu beleuchtet.

    Matthias Schultze, Geschäftsführer, GCB German Convention Bureau e.V., verantwortet seit 2010 beim GCB German Convention Bureau mit Büros in Frankfurt, New York und Pe-king die nationale und internationale Positionierung und Vermarktung Deutschlands als führende Tagungs- und Kongressdestination. Nach Stationen im Hotel- und Kongressma-nagement bei Hilton International sowie als CEO des World Conference Center Bonn fo-kussiert sich der Betriebswirt in den letzten Jahren verstärkt auf die Bereiche Innovation und digitale Transformation mit dem Ziel, Tagungen und Veranstaltungen als wichtige Plattformen für den Wissensaustausch fit für die Zukunft zu machen. Gemeinsam mit Part-nern hat er verschiedene Projekte, wie den Innovationsverbund „Future Meeting Space“, initiiert, die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung unter die Lupe nehmen.

    KONTEXT

    Eindeutig von Vorteil ist auch der Image-Effekt einer nachhaltig umgesetzten Veran-staltung: Dienstleister beziehungsweise Organisatoren profitieren davon und kön-nen das Thema für eine positive Kommuni-kation nutzen. Darüber hinaus erhalten An-bieter, die Veranstaltungen nachhaltig umsetzen können, Zugang zu neuen Ziel-gruppen, die aufgrund ihres Geschäftsfel-des ausschließlich nachhaltig veranstalten.

    Bei der Organisation von Tagungen, Kon-gressen und Veranstaltungen sei nachhalti-ges Wirtschaften zu einem grundlegenden und wettbewerbsentscheidenden Be-standteil geworden, so Ihre Behauptung.

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  • markt & wirtschaft 4 / 2019 19

    Veranstaltungssegment zukünftig noch weiter ausbauen?Matthias Schultze: Gemeinsam mit seinen Partnern engagiert sich das GCB mit einer Reihe von Maßnahmen, um nachhaltiges Handeln in der Tagungs- und Kongressbran-che noch tiefer zu verankern. Dazu gehört neben der greenmeetings und events Kon-ferenz und dem Fairpflichtet Kodex, auch die Vermittlung von Know-how im Rahmen von Weiterbildungsangeboten wie dem Se-

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    » Matthias Schultze, Managing Director des GCB German Convention Bureau e.V.: „Nachhaltigkeit umfasst immer auch den Blick auf die wirtschaftliche Nachhaltigkeit sowie das Einsparen von

    Ressourcen – dies trägt zur Senkung von Kosten bei, anstatt sie in die Höhe zu treiben.“ Foto: GCB «

    Wie und womit genau lässt sich der ökolo-gische Fußabdruck von umweltfreundli-chen Veranstaltungen reduzieren? Matthias Schultze: Eine ganze Reihe von Maßnahmen tragen zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks bei – die Kli-mafreundlichkeit ist dabei nur ein Aspekt von vielen. Die Ökobilanz lässt sich durch die Betrachtung aller Handlungsfelder  in-nerhalb des Organisationsprozesses opti-mieren: Dazu zählen zum Beispiel neben den bereits oben genannten Aspekten Lo- cation, Catering, Teilnehmermanagement, Technik und Mobilität auch die Auswahl des Mobiliars und der Dekoration sowie von Druckerzeugnissen und Give-Aways, das Ab- fallmanagement, die Unterbringung der Teilnehmer oder das Energiemanagement.

    Sie stellen fest, dass die Bedeutung von Nachhaltigkeit zwar erkannt wird, aber die Umsetzung an dem Irrglauben schei-tert, dass nachhaltig zwangsläufig teurer bedeutet. Welche Argumente sprechen dagegen?Matthias Schultze: Zusätzlich zu den bereits geschilderten Vorteilen (Frage 2) umfasst Nachhaltigkeit immer auch den Blick auf die wirtschaftliche Nachhaltigkeit sowie das Einsparen von Ressourcen – dies trägt zur Senkung von Kosten bei, anstatt sie in die Höhe zu treiben.

    Wie lässt sich nachhaltiges Handeln aller Teilnehmer der Wertschöpfungskette im

    minar zum Nachhaltigkeitsberater in der Veranstaltungsbranche. Dazu zählt aber auch eine intensive Kommunikation von Nachhaltigkeitsthemen über sämtliche Ka-näle. Wichtig ist bei diesen und anderen Ini-tiativen, die Nachhaltigkeit fördern sollen, dass entsprechende Angebote leicht zu-gänglich sind. Nicht zuletzt können auch ökonomische Anreize künftig für einen wei-teren Ausbau des nachhaltigen Angebots sorgen. ■

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  • 20 markt & wirtschaft 4 / 2019

    Es war ein besonderes Highlight für die Besucherinnen und Besucher, dass sie garantiert nicht so schnell vergessen werden: Für die Teilnahme am Kongress des Verbands der Veranstaltungs-organisatoren e.V. (VDVO) auf der diesjähri-gen ITB bestiegen sie ein Flugzeug: Kein real existierendes, jedoch hatte man das Gefühl einen Flieger zu besteigen und auf die Reise zu gehen. Die Veranstaltungsspezialisten hatten ihre Location als Flugzeug nachge-baut. Der komplette Event war wie eine Rei-se inszeniert, angefangen beim Einchecken, über das Catering bis hin zum von Bord ge-hen am Ende der Veranstaltung. Storytelling oder die Kunst, interessante Geschichten zu erzählen, ist ein wichtiger Trend, den immer mehr Veranstalter wählen, um ihre Gäste zu begeistern. „Es reicht heute nicht mehr, nur Buchsbäumchen vor die Tür zu stellen. Jedes Unternehmen, das eine Veranstaltung plant, sollte sich im Vorfeld überlegen, was es er-reichen und wie es dieses authentisch herü-berbringen möchte“, sagt Professorin Dr. Kim Werner. Die Wirtschaftswissenschaft-lerin der Hochschule Osnabrück sieht im Storytelling eine interessante Möglichkeit der Inszenierung. Die durch den Einsatz von Lichteffekten und Holografie -die Digi-talisierung macht es möglich- noch zusätzliche Erlebnisse schafft.

    Gamification – den Spieltrieb der Besucher weckenEin immer mehr an Bedeutung gewinnender Trend ist das Thema Gamification. Schließlich wissen schon die Jüngsten, dass spielen Spaß macht. Warum nicht auch auf einer Veranstaltung den Spieltrieb der Gäste wecken und sie per Smartphone für die Teilnahme an einem Spiel begeistern, mit der Option einen Gutschein zu gewin-nen. „Gamification lässt die Grenzen zwischen online und offline verschwinden, hier werden beide Welten zusammengebracht“, beschreibt Dr. Kim Werner, die diesen Trend in China schon länger beobachtet. Das asiatische Land ist der Professorin bes-tens bekannt, seit einigen Jahren lehrt sie auch an der Hochschule Shanghai und weiß um die Vorreiterrolle der Chinesen in Technologiefragen. „Den Kontakt zur Hochschule haben wir dem guten Ruf Deutschlands als Messeland Nummer eins zu verdanken. Als wir vor einigen Jahren die Kooperation beschlossen haben, waren es unsere Kompetenzen, die den Ausschlag gaben. Die Chinesen suchten den Kontakt, um von uns zu lernen. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Wenn ich hier vor Ort bin, kann ich von den Chinesen viel lernen“, gibt Dr. Werner zu bedenken.

    Smarte Technologien zeigen, wohin die Reise gehtDie Professorin schaut eher skeptisch auf das, wie sich Deutschland auch in der Event-branche entwickelt. Auf viele aktuelle Entwicklungen habe unser Land keine Antwor-

    ■ Event-Marketing

    » Professorin Dr. Kim Werner beschäf-tigt sich an der Hochschule Osnabrück mit dem Thema Veranstaltungsmanage-

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    Intelligent und emotionalMenschen sind heute schnell gelangweilt, sie möchten überrascht werden und

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  • markt & wirtschaft 4 / 2019 21

    ten. Wie geht es zum Beispiel weiter in Sachen Bezah-lung bei Veranstaltungen? Wie wird sich Google Pay auf unsere Branche auswirken? Auf dem letzten großen UN-Kongress in Bonn, an dem Menschen aus aller Welt teil-genommen hätten, habe man nur bar bezahlen können. Das sei für viele befremdlich gewesen. „In China besitzen die Menschen schon lange keine Geldbörse mehr, sie zahlen längst mit ihrem Smartphone“, so Werner, die die Gefahr sieht, dass Deutschland beim Einsatz neuer Tech-nologien auf den hinteren Plätzen verharren könnte. Um so positiver beobachtet sie erste Ansätze, die in Richtung moderner Technik beim Einlass auf Veranstal-tungen gehen. So habe die ITB im vergangenen Jahr einen Versuch unternommen, sich dem Thema Ge-sichtserkennung anzunehmen und gezeigt, dass es technisch möglich ist, auf diesem Weg auch die Einlass-kontrolle durchzuführen. Ein großes Thema der Branche sieht die Wissenschaft-lerin auch unter dem Stichwort „smart“ zusammenge-fasst. Smart Catering, die Online-Buchung kulina- rischer Köstlichkeiten, Live-Booking von Meeting-Räu-men oder Event-Locations sind Beispiele, die zeigen, wohin die Reise gehen wird und dass diese Trends nicht mehr aufzuhalten sind. Trotz verschiedener neuer Entwicklungen und dank der Digitalisierung, die neue Möglichkeiten eröffnet, sind Veranstalter mehr denn je gefordert, im Vorfeld ein stimmiges Konzept mit einer interessanten Idee zu ent-wickeln. So lassen sich Zufriedenheit und im besten Fall Begeisterung generieren. Menschen sind heute schnell gelangweilt, sie möchten überrascht werden und etwas Neues erleben oder auch, je nach Veranstaltungsformat, Wissen generieren. Wer heute eine Veranstaltung besucht, der hat ganz konkrete Erwartungen. Werden diese nicht erfüllt, ist die Enttäuschung groß und die wird, angesichts der

    technischen Möglichkeiten, dann auch kommuniziert und in den sozialen Medien verbreitet. „Das ist eigentlich keine neue Erkenntnis, schon immer war es wichtig, Ziele zu definieren und im Vorfeld Kennt-nis darüber zu haben, was der Zielgruppe gefällt und was ihr wichtig ist“, sagt Professorin Dr. Kim Werner. Die Wirtschaftswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Ver-anstaltungsmanagement weiß, dass der Aufwand im-mens ist, viel Zeit kostet und sie weiß auch, dass die Er-wartungen gestiegen sind. „Es reicht heute nicht mehr, einfach ein Programm mit verschiedenen Rednern fest-zulegen, so wie es früher üblich war. Wer Menschen für den Besuch begeistern möchte, der orientiert sich an den Teilnehmern und fragt vorab, welche Themen von Interesse sind“, sagt die Professorin. ■

    ■ Event-Marketing

    » Erlebnis mit nachhaltiger Wirkung: Auf der ITB begaben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses vom Ver-band der Veranstaltungsorganisatoren e.V. auf die Reise: Der komplette Event war wie eine Reise inszeniert, angefangen beim

    Einchecken, über das Catering bis hin zum von Bord gehen am Ende der Veranstaltung.Fotos: ITB Berlin 2019, Verband der Veranstaltungsorganisatoren e.V. (VDVO) «

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  • 22 markt & wirtschaft 4 / 2019

    Wenn es darum geht, individuelle Konzepte für den Kunden zu erarbeiten, sind Flexibilität und Nähe zum Kunden Kriterien, mit denen das Airport Hotel Paderborn punktet. So wird eine Projektbesprechung oder ein Workshop

    auch kurzerhand einmal in eine Lounge mit Ausflugslocation-Flair verlegt. Stärke zeigt des Air-port Hotel Paderborn neben den klassischen Tagungsräumen auch mit seinem Gastronomie-Angebot: In der PANOLO Panorama Lounge und dem Silbergras Restaurant & Bar ist viel Raum vorhanden für Veranstaltungen unterschied-lichster Gruppenstärke. Das gan-

    Events zur Mitarbeiterbindung

    Geste der Wertschätzung Events für die eigenen Mitarbeiter zu veranstalten, ist nicht nur löblich, sondern lohnt sich auch für die eigene Arbeitgebermarke.

    Besser können Sie sich nicht bedanken und Wertschätzung ausdrücken“, be-schreibt Daniela Köller, Leiterin Event bei ams – Radio und MediaSolutions, den Ef-

    fekt von Veranstaltungen, die Unternehmen für ihre Mitarbeiter ausrichten. Denn in Zei-ten des wachsenden Fachkräftemangels gilt es nicht nur um neue Mitarbeiter zu werben, sondern auch etwas zur Bindung der bereits Bestehenden zu tun. Teamevents fördern die Kommunikation und den Zusammenhalt, stärken langfristig Motivation und Loyalität. Für welche Art von Event sich Unternehmen entscheiden, ist hierbei zunächst einmal zweitrangig von Bedeutung. „Möglich sind ganz unterschiedliche Ausgestaltungen vom Sommerfest über Grillparties und Teambuil-ding-Events bis hin zu verschiedensten Weih-nachtsfeiern“, führt Daniela Köller aus. „Wir erleben immer wieder: Was viel wichtiger ist als Essen A oder Essen B, das ist die Begeiste-rung der Vorgesetzten und Entscheider für ein Event, das sie nicht nur aus Berechnung, sondern wirklich aus Dankbarkeit initiieren.“

    Wichtig sei es, den Wohlfühlfaktor für die Mit-arbeiter zu erreichen, was ihre Identifikation mit dem Unternehmen und die Zufrieden-heit steigere. Das gelingt, wenn Chefs und Personalverantwortliche gut organisierte Events bieten, die in lockerer Atmosphäre einfach Spaß machen. Daniela Köller: „Und stellen Sie sich einmal die Freude in den Augen Ihrer Mitarbeiter vor, wenn Sie auf einem besonderen Event so richtig verwöhnt werden und ihre Kolle-gen und Vorgesetzten einmal ganz anders als im Betrieb erleben. Ob Sommerfest, indi-vidueller Weinmarkt, eine Sportveranstal-tung oder aber auch die Weihnachtsfeier von AprèsSki bis Weihnachtsmarkt... Ihre Mitarbeiter werden es Ihnen danken!“ ■

    ■ Weitere Informationen: www.ams-net.de

    » Teamevents fördern die Kommunikation und den Zusammenhalt, stärken langfristig Motivati-

    on und Loyalität. Foto: Oliver Krato «

    Tagen 4.0

    Wissensvermittlung trifft auf Gemeinschaftsförderung Das Airport Hotel Paderborn überzeugt mit kreativen und nachhaltigen Veranstaltungskonzepten.

    Haben Sie schon einmal daran ge-dacht, eine Tagung mit einer After Work-Veranstaltung zu kombinie-ren? Geben Sie Tagungsteilnehmern Raum für Austausch, Diskussion und Networking.

    ze Jahr über werden dort Seminare mit an-schließender Cocktailschulung, gemeinsame Tastings, Kochkurse, BBQs oder auch Incen-tives wie Bogen schießen und Geo-Caching veranstaltet. Im Frühjahr und Sommer bieten die großzügigen (Dach-) Terrassen und Gar-tenanlagen der Locations Raum für Entspan-nung und Austausch. Veranstaltungsleiter Fabian Freitag gibt den Tipp: „Bei Buchung der Ganztagspauschale entfallen schon ab einer Personenzahl von 15 die Raummieten. Bei uns schätzt der Kunde vor allem, dass wir alles aus einer Hand bieten: Unterkunft im Hotel, Veranstaltungsräume, kulinarische Highlights jeder Größenordnung, von Finger Food bis Buffet oder á la Carte.“ ■

    ■ Weitere Informationen zu den Locations: www.airporthotel-paderborn.com www.silbergras.de | www.panolo.de

    » After-Work-Veranstaltung in der PANOLO Panorama Lounge «

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    ■ Event-Marketing

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  • markt & wirtschaft 4 / 2019 23

    Kultur Räume Gütersloh

    Zwei Häuser mit unzähligen Möglichkeiten Individuell nutzbare Räume, kreative Eventkonzepte und eine zentrale Lage – das macht die Kultur Räume Gütersloh zum idealen Veranstaltungsort für Verbände. Mit ihren beiden gegen-überliegenden Locations, der Stadthalle und dem Theater, und ihrem großen Raumangebot erfüllen die Kultur Räume Gütersloh die vielfältigen Anforderungen moderner Kongresse.

    Das kann auch Dr. Marti-na Lösser, Mitglied des Vorstands und Leiterin der Akademie für Fortbildung der Zahnärztekammer Westfa-len-Lippe, bestätigen, die sich immer wieder für die Kultur Räu-me entscheiden: „Wir sind nur einmal im Jahr mit unserem Zahnärztetag dort und trotzdem fühlt es sich an wie ein zweites Zuhause. Man kennt sich, man vertraut sich und man arbeitet Hand in Hand.“ Ob Fachvorträge und -ausstellun-gen, Workshops oder stilvolle Empfänge – die zahlreichen Räumlichkeiten vom Großen und Kleinen Saal über die Konferenz-räume in der Stadthalle bis hin zur Studiobühne und dem Saal im Theater sind flexibel einsetz- und kombinierbar. Ein besonderes Highlight: die lichtdurchflutete Skylobby des Theaters mit ihrem beeindru-ckenden Rundblick über die Gütersloher In-

    nenstadt ist prädestiniert für Abendveran-staltungen. Hinzu kommt ein professionelles Team rund um Service, Technik und Sicherheit und eine erstklassige Bewirtung durch die erfahrenen

    Catering-Partner Gastico und GourmetService. „Das ist für uns als Veranstalter ein beruhigendes Gefühl, für unsere 3.000 Teilneh-mer die Garantie für ein ange-nehmes und reibungsloses Kon-gresserlebnis“, weiß nicht nur Dr. Martina Lösser die Zusammenar-beit mit den Kultur Räumen zu schätzen. Auch andere namhafte Unternehmen wie Bertelsmann, Miele und Nobilia zählen regel-mäßig zu den Kunden der Kultur Räume.

    Einen ersten Eindruck von der Location ermöglicht ein virtuel-ler Rundgang mit 360°-Ansich-ten auf der Webseite der Kultur Räume. Auch individuelle Be-

    sichtigungstermine können vereinbart werden. ■

    ■ Weitere Informationen: www.kultur-räume-gt.de

    » Idealer Veranstaltungsort: Die beiden gegenüberliegenden Locations, Stadthalle und Theater, bieten Raum für Kongresse verschiedenster Art.

    Foto: Volker Zimmermann «

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    ■ Event-Marketing

    http://www.kultur-r�ume-gt.dewww.marschall-pw.de

  • 24 markt & wirtschaft 4 / 2019

    A2 Forum für Kongress- und Tagungssegment gerüstet

    Die Nachfrage steigt – die Anforderungen steigen mitDie drei Hauptformate Messe, Kongress und Event, für die das A2 Forum bekannt ist, lassen sich nicht mehr strikt voneinander trennen. Die Übergänge sind fließend, weil fast jede Messe von einem Kongress oder einer Tagung begleitet wird. Zusätzliche Workshops ergänzen die Formate.

    Seminare, Tagungen und Kongresse stellen die wichtigste Veranstaltungs-art dar, wobei auch der Anteil von Business-Veranstaltungen mit begleitender Ausstellung gestiegen ist. In deutschen Ver-anstaltungs-Zentren wird jedes fünfte For-mat von einer solchen Ausstellung beglei-tet. Hybride Events, bei denen reale Veranstaltungen zeitgleich mit virtuellen Komponenten, wie zum Beispiel Web-Über-tragungen kombiniert werden, nehmen zu. Das Gleiche gilt für alternative Tagungsfor-mate, die verstärkt nachgefragt werden. Au-ßerdem befinden sich die Kongress-Teilneh-mer permanent in Bewegung.„Wie oft wir unsere Ausstattung bereits mo-dernisiert und erneuert haben, kann ich gar nicht mehr sagen. Es ist ein nie endender Prozess“, sagt Jörg W. Begemann, Geschäfts-führer des Messe- und Kongresszentrums A2 Forum in Rheda-Wiedenbrück. Und so wurde auch bei der gerade abgeschlosse-nen erneuten Modernisierung darauf ge-achtet, die neuesten Anforderungen der Gäste zu erfüllen.

    Neue Audio- und Videotechnik für den FestsaalSo verfügt der für bis zu 1.100 Personen aus-gelegte Festsaal jetzt über ein leistungsstar-kes Soundsystem von NEXO. Vier 1.200 Watt starke Multifunktions-Lautsprecher, gepaart

    mit zwei separaten Bassboxen zum Abrun-den des Klangbildes, sorgen hier für den per-fekten Ton. Die Steuerung der Technik, für Filme, Mikrofone und Entertainment, erfolgt über ein voll digitales Mischpult. Voreinstel-lungen aus Veranstaltungsproben können so abgespeichert und punktgenau wieder ein-gesetzt werden.In der Videotechnik haben ebenfalls zu-kunftsträchtige Technologien Einzug ge-halten. Die Umstellung auf Full-HD ist ab-geschlossen, inklusive Installation eines leistungsstarken Beamers sowie einer HD-Leinwand.

    Das gesamte A2 Forum ist mittlerweile mit Glasfaser verkabelt. Verschiedene Schalt-schränke und Zugangsmöglichkeiten im Haus gewähren eine High-Speed-Verbin-dung beim Einsatz eines eigenen Netzwer-

    kes, eine Glasfaserverbindung ins externe Netz sorgt für komfortable Lan- und WLan-Verbindungen, die bis zu 1.000 Personen gleichzeitig und störungsfrei nutzen können.

    Potential für die ZukunftRund 405 Millionen Teilnehmer – ein Zu-wachs von 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr - nehmen an 2,97 Millionen Tagun-gen, Kongressen und Events in Deutsch-land teil, und NRW ist, nach Bayern, die bevorzugte Tagungsregion im gesamten Bundesgebiet. Ein Viertel der Veranstalter führt mittlerweile hybride Veranstaltungen durch. Etwa jede vierte enthalte, so die Branchenspezialisten, hybride Elemente. „Wir sehen hier große Chancen, uns als be-sonders geeigneten Veranstaltungsort mit kreativen und innovativen Formaten zu präsentieren“, blickt Jörg W. Begemann op-timistisch in die Zukunft. ■

    ■ Weitere Informationen: www.a2-forum.de

    » Die Anforderungen an Veranstaltungen haben sich verändert. Darauf haben die Verantwortlichen des A2 Forums reagiert und in neueste Technologie investiert. «

    » Moderne Audio- und Videotechnik sorgt für optimale Hör- und Seherlebnisse.

    Fotos: A2 Forum «

    ■ Event-Marketing

    / PR

    http://www.a2-forum.de

  • markt & wirtschaft 4 / 2019 25

    Raumbegrünung

    Mehr als nur dekorativSchöne grüne und gut gepflegte Pflanzen am Arbeitsplatz lassen das Herz eines jeden Mitarbeiters und Chefs höher schlagen – die Arbeit macht gleich noch viel mehr Freude. Auch auf das Wohlbefinden und die Gesundheit hat Raumbegrü-nung einen positiven Effekt.

    Pflanzen im Büro bieten zahlreiche Vorteile für die Arbeitsplatzquali-tät: Zum einen wirkt natürliches Grün harmonisierend und macht, einer Studie der Ludwig-Maximilian-Universi-tät München zufolge, sogar kreativer und einfallsreicher. Darüber hinaus trägt Raumbegrünung zur natürlichen Erhö-hung der Luftfeuchte bei. Vor allem bei trockener Heizungsluft kann dieser Ef-fekt Wunder bewirken, denn er wirkt tro-ckenen Augen und Nasenschleimhäu-ten entgegen. Auch der Sauerstoffanteil steigt und sorgt für weniger Müdigkeit und somit ein besseres Konzentrations-vermögen. „Raumbegrünung ist nicht nur dekorativ, sondern auch förderlich für die Gesundheit“, bestätigt Christian Engelke, Geschäftsführer der Engel & Engelke Raumbegrünung GmbH aus Bielefeld, die sich auf professionelle Begrünung von Innenräumen spezi-alisiert hat.

    Auch der rein optische Aspekt wertet das Büro enorm auf: Grün als neutrale Farbe vermittelt immer ein stim-miges Gesamtbild und lässt sich mit einer gekonnten Auswahl an Gefäßen stilvoll in jedem Raum integrieren. Als Wandelemente bepflanzt dienen sie als Raumteiler oder Wandverblendungen. „Zurzeit ganz besonders im Trend sind vertikale Begrünungen, also grüne Wände“, erklärt Ann-Kathrin Banoczay, Zierpflanzengärtnerin bei Engel & Engelke Raumbegrünung.Grüne Wände sorgen mit den vielen Pflanzen für eine angenehme Atmosphäre in Büroräumen und dienen als natürlicher Schallschutz. Sie machen aus jedem Ar-beitsplatz eine kreative Wohlfühl-Oase und verschö-nern damit den Büroalltag. Zudem sind Pflanzen im Büro tagsüber eine schöne Alternative zur freien Natur und bringen Lebendigkeit ins Gebäude. ■

    ■ Weitere Informationen: www.raumbegruenung-owl.de

    » Gepflegte Pflanzen am Arbeitsplatz tragen nicht nur zu einem gesunden Raumklima bei. Sie sorgen ganz nebenbei für mehr Motivation und Leistungsfähigkeit.

    Foto: Engel und Engelke Raumbegrünung GmbH «

    ■ Event-Marketing

    » Grüne Pflanzen punkten mit vielen Vorteilen: Neben dem optischen Aspekt sorgen sie für ein gutes Raumklima. «

    http://www.raumbegruenung-owl.dewww.gieselmanndruck.de

  • 26 markt & wirtschaft 4 / 2019

    ■ Personal und Arbeit

    Strategische Personalplanung

    „Die Schwierigkeit ist tatsächlich dieser Blick in die Zukunft“Christian Lorenz, Leiter des Hauptstadtbüros bei der Deutschen Gesellschaft für Personal- führung e.V. (dgfp), über Veränderungen der Arbeitswelt und was das für die strategische Personalplanung bedeutet.

    Vor dem Hintergrund der aktuel-len Veränderungen der Arbeits-welt gewinnt eine gezielte Pla-nung zukünftiger (Personal-) Aktivitäten immer mehr an Bedeutung. Welche Maß-nahmen spielen dabei eine besondere Rolle?Christian Lorenz: Wenn ich mir die aktuellen Diskussionen anschaue, erlebe ich eine enor-me Heterogenität. Ich sehe eine ganze Reihe, vor allem großer Unternehmen, die aktiv dar-an arbeitet, ihre Workforce auf die Herausfor-derungen und Veränderungen einzustellen. Sei es durch Schulungs- oder Personalum-baumaßnahmen oder durch Hiring. Insbe-sondere die großen Unternehmen sind in der strategischen Personalplanung sehr aktiv, um abzuschätzen, was tätsächlich kommen wird und wie sich die Arbeitswelt und die Kompe-tenzmodelle verändern werden. Was für Leu-te brauchen wir, wen haben wir und wie fül-len wir die Lücken, um dorthin zu kommen, wo wir hin wollen?

    Wie lassen sich konkret Anforderungs- und Kompetenzprofile für die Mitarbeiter von morgen finden?Christian Lorenz: Die Schwierigkeit ist tat-sächlich dieser Blick in die Zukunft: Da tun sich die meisten Unternehmen schwer, Antworten auf die Frage zu finden, was brauche ich in Zukunft konkret für Anforde-rungs- und Kompetenzprofile bei den Mit-arbeitern? Das herauszufinden und sich darüber im Klaren zu sein, ist die größte Herausforderung. Unternehmen müssen konkret wissen, wie sich die Produktpalette und der Markt verändern, wie sich die Kun-denbedürfnisse ändern und wie die Mitar-beiter entsprechend darauf reagieren kön-nen bzw. welche Kompetenzen notwendig sind, um auf die veränderten Bedürfnisse reagieren zu können. Das ist das eigentliche Problem der strategi-schen Personalplanung, der Blick in die Glas-kugel und der Blick in die nächsten drei oder fünf Jahre. Fakt ist, Unternehmen können

    ziemlich genau sagen, wer in zehn Jahren definitiv nicht mehr zum Team gehört, weil er oder sie in Rente geht und wie sich die Al-terspyramide dadurch verändert. Das sagen die demografischen Daten relativ eindeutig. Wie sich jedoch die Kompetenzprofile kon-kret anpassen müssen, das ist nur sehr schwer zu prognostizieren. Mein Eindruck ist, je kleiner die Unterneh-men, um so schwerer tun sich die Verant-wortlichen mit dem Blick in die Zukunft. Die Unternehmenslenker sind mit dem Tagesge-schäft schon stark gefordert, da ist die Ausei-nandersetzung mit zukünftigen Personal-und Kompetenzprofilen eine zusätzliche Belastung, die nicht oberste Priorität hat.

    Wie wird sich der Personalbedarf und das Anforderungsprofil der Mitarbeiter än-dern? Christian Lorenz: Man muss davon ausge-hen, dass künftig die Anforderungsprofile spezieller werden. Das mittlere Segment des

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  • markt & wirtschaft 4 / 2019 27

    ■ Personal und Arbeit

    klassischen Facharbeiters wird besonders unter Druck geraten, weil hier viele Jobs durch die Automatisierung wegfallen. Ver-rentungswellen werden dann durch Auto-matisierung kompensiert und nicht mehr durch Neubesetzung. Auch in der Büroquali-fikation werden sich die Kompetenzprofile verändern. Da die Jobprofile insgesamt also anspruchs-voller und spezifischer werden, wird es in den Unternehmen die Herausforderung sein, die Beschäftigten nicht nur „rezuskillen“, sondern auch umzuschulen, um sie so auf ein neues Qualifikationsniveau zu bringen.

    Das heißt, Unternehmen müssten noch mehr in Weiterqualifizierung investie-ren?Christian Lorenz: Wenn ich das richtig beur-teile, befinden sich zahlreiche Unternehmen in einer besonderen Situation. Die Auftrags-lage ist sehr gut. Die Aufträge vernünftig abzuarbeiten, ist für viele eine Herausforde-rung, da angesichts des in vielen Bereichen zu beobachtenden Mangels an Fachkräften,

    Stellen vakant sind und geeignetes Personal nicht schnell zu finden ist. Man kann es den Unternehmen nicht verdenken, wenn sie sich neben dem Tagesgeschäft nur wenig Gedanken darüber machen, wie ihre Work-force in Zukunft aussehen muss, um den veränderten Ansprüchen zu genügen. Selbstverständlich ist diese Problematik auch eine Frage der Größe, kleinere und mittlere Unternehmen, in denen die Perso-nalabteilung in Gänze überschaubar ist, können nur bedingt aktiv werden. Das heißt, es müsste mehr qualifiziert wer-den, aber die täglichen Herausforderungen räumen der Thematik nicht die entspre-chende Priorität ein. Ganz zu schweigen, von der Frage, wie das eigene Geschäftsmo-

    dell künftig aussehen wird. Wird es deutlich mehr datengetrieben sein, wie sehen die Forschungsaktivitäten aus? Liegt der Fokus nur noch auf dem Vertrieb? Diese Weitsicht zu besitzen, ist eine große Herausforderung für die Geschäftsleitungen.

    Welche Kompetenzen der Mitarbeiter sind wichtig und welche Fähigkeiten sind gefragt? Christian Lorenz: Das sind die viel beschwo-renen kommunikativen Kompetenzen, da Arbeit vernetzter sein wird und mehr im Austausch stattfindet. Das sind auch die so-zialen Kompetenzen, um sich mit anderen auszutauschen und über Entfernungen hin-weg zu kommunizieren. Das ist nichts Neu-

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    » Es gibt eine ganze Reihe, vor allem großer Unternehmen, die aktiv daran arbeitet, ihre Workforce auf die Herausforderungen und Veränderungen einzustellen. Sei es durch Schulungs- oder

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  • 28 markt & wirtschaft 4 / 2019

    ■ Personal und Arbeit

    es. Das spielt auch heute schon eine große Rolle. Diese Kompeten-zen werden in Zukunft aber noch stärker gefragt sein. Das andere ist die Fähigkeit, sich tat-sächlich neue Dinge anzueignen. Das klingt banal, wird aber künftig eine wesentliche Herausforderung sein. Die Lust zu haben und die Not-wendigkeit zu sehen, sich weiterzu-bilden sowie überzeugt zu sein, dass man „nicht fertig“ ist. Dazu braucht man natürlich die Fähigkeit sich weiterzubilden. Auch das ist nicht komplett neu, das gab es schon in der Vergangenheit. Die Welt stellt sich nicht auf den Kopf, aber der Druck und die Geschwin-digkeit, mit der sich die Zyklen ver-ändern, werden zunehmen. Ich bin der Überzeugung, dass wir mit deutlich mehr Veränderungen umgehen müssen. Die Zeiten der Stetigkeit, wenn es die überhaupt gegeben hat, sind vorbei. Die Ste-tigkeit nimmt ab, die Veränderung nimmt zu. Die Art und Weise, wo jemand arbeitet, wann und mit wem, all das ist in Bewegung. Das fordert den Men-schen heraus.

    Das macht einigen auch Angst…?Christian Lorenz: In der Tat, wird es Men-schen geben, die unsicher sind und sich die Frage stellen, ob sie dem Wettbewerb und den künftigen Herausforderungen gewach-sen sind. Und es wird auch Mitarbeiter ge-ben, die diese für sich mit nein beantworten. Tatsache ist jedoch auch, dass diese neuen Arbeitsformen mit unterschiedlicher Wucht auf die Belegschaften zukommen. Nicht für alle Beschäftigten stellt sich die Arbeitswelt auf den Kopf. Es wird eine der großen Aufga-ben der Führungskraft sein, diese Heteroge-nität abzufangen und Ängste abzufedern.

    Fachkräftemangel, geeignetes Personal finden, entwickeln sich nicht allein diese Herausforderungen immer mehr zur Her-kulesaufgabe? Christian Lorenz: Diese Frage muss man sehr differenziert beantworten und ich denke, dass hier zwei Dinge entscheidend sind. Ers-tens geht es um Größe und Strahlkraft. Die großen Unternehmen stehen vor anderen Herausforderungen Mitarbeiter zu finden, als die kleinen und mittleren Unternehmen. Sie haben ganz andere Möglichkeiten, ihre Ar-

    beitgebermarke aufzuladen und ihren Aus-zubildenden und ihren Fachkräften etwas zu bieten. Selbstverständlich kommen ihnen die Leute nicht zugeflogen, auch sie suchen in bestimmten Sparten. Die Bewerberlage un-terscheidet sich jedoch von den kleinen und mittleren Unternehmen, die von der Strahl-kraft der eigenen Marke und den Benefits ni