Max Seltmann Heft 25 Heimgefunden

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    Heft 25. Heimgefunden

    01. Vorgeschichte02. Erlst vom Irdischen

    03. Durchbruch zum Leben04. Sehnsucht nach dem Erlser05. Dem Leben entgegen06. Freude am Dienen07. Freiheit im Dienst der Liebe08. Endlich alle Sehnsucht gestillt09. Neue Aufgaben neue Seligkeiten10. Liebe ohne Ende11. Leben in der Liebe12. Bei den Verirrten13. Zu neuen Aufgaben bereit14. Aller Anfang ist schwer15. Glcklich vollendet16. Vorbereitungen zur Erlsungstat17. In der Hlle18. Herrlicher Erfolg19. Wachsende Erkenntnis20. Ein Fest im Geiste Jesu21. Die Liebe hret nimmer auf

    22. Der Liebe groes Wunder23. Ohne Liebe kein Gelingen24. Blicke In die innere Welt25. Endlich fest verankert26. Von Seligkeit zu Seligkeit27. Im Glutofen bewhrt28. Gerettet durch die Liebe29. Die Welt ohne Liebe30. Liebe unerwnscht31. Weisheit ohne Liebe32. Durch Liebe berwunden33. Heimgefunden

    01. VorgeschichteDieses Menschenkind wurde 1918 geboren. Spter erkannte man, da es blind war.Mit zwei Jahren wurde es in Leipzig operiert, wodurch ihr etwas Licht geschenktwurde. Im nchsten Jahr erlitt sie durch Unachtsamkeit eine starke Verbrennungauf der Brust; sie schwebte lange zwischen Leben und Tod. Als Merkmal blieb aufder Brust eine Brandnarbe, die ein groes Kreuz darstellte.

    Im Jahr darauf strzte sie aus dem zweiten Stock des Hauses, das wir bewohnten,es geschah ihr nichts, spielend wurde sie im Garten gefunden.Dann verletzte sie sich mit einer Gabel das Auge, aber nach drei Tagen war siewieder gesund. Nun wurde auch offenbar, da sie geistig unnormal war trotz ihrer

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    groen Fhigkeiten. Sie tanzte wie die beste Tnzerin und hatte fr Musik einRiesengedchtnis. Eine nur einmal gehrte Melodie sang sie manchmal nachMonaten und Jahren noch nach, aber in ihrer Sprachweise, die Fremde nichtverstehen konnten. Alle diese Fhigkeiten verlor sie nach ihrer Sterilisation, die

    nach dem damaligen Gesetz vorgenommen werden mute. Ja von dieser Zeit anging eine nderung vor sich, die ihren Zustand zu ihrem Nachteil verschlimmerte,so da sie spter in eine Anstalt berfhrt werden mute, wo sie dann im Alter von21 Jahren verstarb.

    PersonenJesus, der Herr und heilige VaterJohannaHelene, Johannas GromutterMartha, eine dienende Schwester

    Mutter, LehrerinMutter AnnaVater Hendrickdie Hter im Heim der LiebeLiesa, Christa, Rosel, Lena, DoraGotthold, HelferHeinrich, HelferJohann, HelferFriedewald und sein Weib Hulda

    Liebegott und GregorEmil, ein gereifter GeistAnton, Robert und MariaPaul, Frieda und IdaBruno und Marie, die Bewohner eines HausesChristian und Auguste, Bewohner eines anderen HausesGotthard, ein EngelLorenz, Meinhard und Dietridi, drei FreundeJosefa, ein alter PriesterJohann und Minna, Bewohner eines Hauses

    Mehrere Engel, viele Kranke und Unerlste

    02. Erlst vom IrdischenIn einem schnen Garten erwacht Hanny, schaut um sich, da spricht eine Stimme:Frchte dich nicht, kleine Hanny, ich bin bei dir, erschrecke nicht, nun kann dirnichts mehr geschehen, du bist erlst vom Irdischen, von deinem Leiden."Erlst? Ja wo bin ich denn, ich kann ja richtig sehen! Jetzt sehe ich auch dich,wer bist du, wo ist Schwester Lina?"Du bist bei mir, deiner Gromutter, Lina kann nicht hierher kommen, denn du bist

    gestorben.".Gestorben?, gestorben! Kann ich heim zu Papa und Mama?"Nein, Hanny, jetzt noch nicht, du mut erst von deinem kranken Krper ganz freisein, mut dich mir anvertrauen und dich nicht mehr frchten, denn die Menschen

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    knnen dir nichts mehr tun. Ich bringe dich zu guten und lieben Schwestern, diedich lieb haben werden. Dort sollst du dein Leid und alle deine Leiden vergessen,denn dein kranker Krper bleibt auf der Erde zurck.".Ja, aber zu keinen Schwestern, lieber heim zu Papa und Mama, ich werde folgen."

    Heute noch nicht, kleine Hanny, vielleicht morgen; komm, ich trage dich zu gutenSchwestern; du mut sie recht lieb haben."Bekomme ich da auch satt zu essen und mu ich da nicht frieren?"Soviel du essen willst, kannst du haben, und dort ist es immer schn warm, dortfriert berhaupt niemand."Kann mich da auch Papa besuchen?"Kind, du bist voll Bangigkeit und voller Angst; du bist erlst von allem Irdischenund sollst eingehen in das Reich der Seligen. Umarme mich fest, so nun halte michfest; nun ist mein Gebet erhrt, ich darf dich forttragen in ein herrliches Sein."Hanny hielt die Gromutter umschlungen, in einigen Minuten sagte diese:

    So, meine Hanny, wir sind da, wo du die ersten Stufen erklimmen kannst, diedich zum freien Kinde machen."Eine junge Schwester nimmt Hanny in Empfang und sagt: Hanny heit du, seiherzlich willkommen, schaue mich nicht so voll Angst an, ich werde dich recht liebhaben."Gromutter begleitete die beiden, die nach einem schnen Huschen gingen, wonoch viele Mdchen in diesem Alter weilten.Die Schwester sagte: Hier bringe ich euch ein scheues Vgelchen, habt sie allerecht lieb, denn sie mute viel leiden."

    .Schwester Martha, wer ist diese herrliche Schwester, bleibt diese auch hier?"Nein, ihr Mdels, es ist Hannys Gromutter, die ein seliger Engelsgeist ist. Siebrachte uns Hanny, die vor ein paar Stunden von ihrem Erdenleid erlst wurde."Vor ein paar Stunden? Warum muten wir so lange in Ungewiheit bleiben undmuten bitten, rufen und beten?"Da sagte die Gromutter; .Kinder, ihr habt auch dieses nicht erleben brauchen, wasdiese nun eure Schwester erleben mute. Euch wurde vieles gelehrt, ihrkonntet euch in eurer Welt umschauen, ihr hrtet eurer Mutter Gebete, wie sie eseuch lehrte. Eure Schwester Hanny hatte nichts dergleichen. Sie war fast blind, nur

    die Strahlen der Sonne oder der Lampen brachten ihr etwas Licht. Krank im Kopfund krank die Nerven, das Kind war zum Leiden geboren. Kein Interesse an Gottund dem Heiland, verbrachte sie Tage, Wochen und Jahre, und das hrteste Los,das einen treffen kann, das Elternhaus war fr sie verloren. Darum liebt dieses euerSchwesterlein, in ihr ist ein guter Kern, sie wird euch noch viele Freude machen.Und du, Martha, du treue Hterin der Liebe, freue dich des Dienstes, den dir dieewige Liebe anbot, es ist bergroe Gnade. Jesu Liebe sei euer Leben, eure Liebe,eure Kraft und Seligkeit."Bald wurden sie lebendig, jede wollte Hanny beglcken, diese aber wurdengstlich. Nun wurde gegessen, Brot mit Honig, und gute Milch getrunken. Hannyhatte tchtigen Hunger, da sagte Martha; Hanny, hier nimmt dir niemand etwas,sie alle geben dir noch von dem ihrigen, wenn du nicht satt werden solltest. Du bist

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    nicht mehr in der Anstalt, sondern in einem Kinderheim, wo du noch viel lernensollst und alle Angst ablegen, die noch in dir lebt."Kinderheim? Ich sehe euch alle, wo sind die Kinder? Bist du Schwester Martha?".Ja, Hanny, bleibe nur bei mir und sage mir alles, ich will dich alles vergessen

    machen, was du durchmachen mutest.".Martha, mu ich wieder in die Anstalt, wo es so kalt ist? Ich habe soviel frierenmssen.".Nein, Hanny, hier ist es nicht kalt, berall ist es warm, berall ist es schn undalle sind gut zu dir. Aber du mut auch gut sein, mut alles tun, was ich dir sage,du wirst viel lernen mssen. Dann wirst du uns viel erzhlen mssen von deinenEltern und Geschwistern, die heute traurig sind, weil sie eine kranke Hanny haben,die nichts lernen konnte. Nun will ich dich herumfhren, komm, gib mir deineHand, habe keine Angst, hier gibt es keinen Doktor, keine Oberschwester, sondernliebe, gute Mdels wie du noch eines werden wirst.

    Nun schau hin, dort sind deine Schwestern, sie pflcken Blumen, dort sind welche,die pflcken Kirschen und Erdbeeren, wirst du welche essen knnen? Ja?, dannkomm, wir gehen gleich hin. Kinder, bringt einige Erdbeeren fr Hanny, so, das istschn."Hier begrten die Mdchen die verngstigte Hanny, eine sagt: Hanny heit du, owelch ein schner Name, ich heie Liesa, willst du die Erdbeeren von mirannehmen? Ganz reif, ganz s sind sie, es gibt viele hier, da, nimm die ganzenhin."Hanny stopfte rasen die Beeren in den Mund, und Martha sagte: Aber Hanny, irecht langsam, sie schmecken doch so gut, siehe, hier nimmt dir niemand etwas,sondern sie bringen dir alles, was du nur willst."Liesa sagte: Hanny, ich will dir noch welche holen, willst du noch mehr? Odersoll ich dir Kirschen holen? Warte ein wenig, gleich bin ich wieder da."Sagte Martha: Hanny, ist es nicht schn hier bei uns? Schau hin, dort kommtLiesa mit vielen Kirschen gesprungen! So, das ist schn, Liesa, komm, begleiteuns. Weil du freiwillig von deinen Beeren und Kirschen gegeben hast, sollst duauch immer bei ihr bleiben, willst du Hanny recht lieb haben?"Ach, Schwester Martha, ich danke dir, ich will recht gut zu Hanny sein und sierecht lieb haben."

    So gehen wir weiter." Liesa ging an ihrer Seite. Sie gingen in ein kleines Haus, dawar es schn, ganz groe Fenster lieen viel Licht herein. An der Seite standenBetten.Hier wirst du schlafen mit Liesa, meine Hanny, bis du richtig zu Hause bist. Anden Tischen werdet ihr essen, und nun komm, nun gehen wir ein Stck weiter." Sogingen sie zu dritt weiter in den Garten hinein. Hohe Strucher nahmen dieAussicht, aber um so schner blhten sie. Immer weiter ging der Weg, welcherkein Weg, sondern ganz weicher Moosboden war. Da sagte Martha: Kinder, sogefllt es mir, wenn ihr rechte Freude habt, aber wir wollen wieder zurck, dennfr Hanny ist das Gehen noch ungewohnt. Hast du schon solche Blumen undStrucher gesehen?"Nein, ich hatte schlechte Augen, aber nun sehe ich alles, darf ich mir einen Zweigabbrechen? Zu Hause habe ich im Wald immer Zweige abgebrochen."

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    Du darfst es, Hanny, aber du darfst ihn dann nicht wegwerfen, sondern mut ihnmitnehmen und den ndern zeigen, damit sie sich mit dir freuen."Ein schner weier Busch hatte es Hanny angetan. Ach sind die schn, SchwesterMartha, darf ich einen Strau bekommen?"

    Soviel du willst, Hanny! Du, Liesa, mache noch einen Strau fr alle, damit dieFreude desto grer werde!"Als Liesa die Zweige abbrach, kam Milch aus den Stielen. Hanny bemerkte es, dasagte Martha: Wenn du Durst hast, knntest du den Saft trinken, er ist zuckers.Unwillig darf man nichts abbrechen, denn die Pflanze ist auch ein GeschenkGottes, unseres heiligen Vaters. Lange blhen sie nur am Stock, whrend sie imStrau bald eingehen. Wir haben Blumen genug, um das Heim und die Schwesternzu schmcken. So trage nun diese herrlichen Zweige, denn nun beginnt sich in dirdas Leben zu regen."Hanny war schweigsam geblieben. Das Neue reizte sie weniger, sie war recht

    ngstlich. Nun kamen sie an ihr kleines Huschen, wo die anderen den Tischgedeckt hatten.Der Platz, den Hanny einzunehmen hatte, war mit Blumen geschmckt, Marthasetzte sich rechts, Liesa links. Die anderen brachten Brot mit Erdbeeren und Milch.Martha segnete die Speisen und dankte dem Geber aller Gaben fr diesesGeschenk, dann wurde gegessen.Hanny, wie schmeckt dir dieses Brot", fragte Martha, und diese Beeren?"Gut, sehr gut, wo ist denn die Bckerei?"Die Brote bekommen wir fertig, sie werden nicht alle, auch wenn noch 100hungrige Hannys kmen."Bald waren alle satt, auch Hanny. Einige rumten ab, brachten aber dafr eineChristusfigur und stellten sie vor Martha auf den Tisch.Kennst du den Mann?", fragte Martha die Hanny. Nein?! Mchtest du Ihn nichtkennen lernen? Es ist unser Heiland, der alle Kranken gesund macht, auch dich."Gesund, gesund? Ich bin nicht mehr krank und kann sehen und wre gestorben?"Ja, dieses sind wir alle, aber deswegen bist du noch krank, weil du noch sovielAngst hast. Du brauchst keine Angst mehr zu haben, wir sind alle gut zu dir, alle30 werden dir Liebe erweisen und nun erzhlen wir von unserem guten Heiland,der alle gesund machen kann. Ihr anderen aber singt erst ein schnes Lied von

    unserem Heiland unserer Hanny." Sie sangen: Vorbei ist die Angst, vorbei ist dasLeid, vergangen alles Herzeleid, nun leben wir in Freude und Licht und unserHerze vom Jubel durchbricht, da alles Alte ist vergangen. 0 se Liebe, sel'geWonne, bleib ewig unsere Herzenssonne; dring du in unsere Herzen ein und lasseuns in deinem Schein zu lauter Liebe werden. 0 komm zu uns, Herr Jesu Christ,mach Du gesund, was krank noch ist durch Deine heilige Liebe; fll unser Herzmit Deinem Geist, der uns den Weg zum Vater weist, denn alles ist durch Dich nunneu geworden.Nun, Hanny, war es schn? Kannst du auch singen? Nicht? Du wirst es baldlernen. Und nun, Kinder, lasset uns ruhen, um uns zu beschauen."Hanny schaute, wie sich die ndern auf die Betten legten und fragte die Schwester,ob sie sich nicht ausziehen und ob es auch finster werde.

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    Nein, meine Hanny, wir brauchen keinen Schlaf, nur Ruhe, du am ntigsten, duhast viel hinter dir und mut erst alles ordnen. Ein Ausziehen gibt es nicht. Wenndu in Ordnung bist, bekommst du ein neues Kleid, das behltst du so lange, bis duwiederum ein neues bekommst.

    Nun, wir legen uns, du in dieses dein Bett. Schliee die Augen, und du wirst dochsehen, aber nicht, was um uns ist, sondern was in uns lebt. Du wirst spter allesnoch verstehen lernen, aber du mut wollen, damit du froh und glcklich wirst." Hanny machte Fortschritte, ein Lerneifer setzte ein, der in ihr ruhende Geist fing anzu drngen, so da Martha in aller Geduld zurckdrngen mute. Dazu kam auchein Eifer, mit den ndern zu schaffen. Hanny war nicht wiederzuerkennen.Einige Male kam die Gromutter, da war Hanny kein ngstliches Kind mehr,sondern ein eifriges Mdel geworden.Vergessen war noch nicht das Erdenleben, denn es gab auch Momente, wo das alteSeelische und Niedere wieder vorherrschen wollte, da war Martha die treue

    Hterin.So lernte Hanny durch den Geist ihre neue Bestimmung kennen, und es gab eineTrennungsstunde.03. Durchbruch zum LebenEin Bote fhrte Hanny nach Sden, alle gaben das Geleit, aber kein Schmerz, nurFreude belebte alle Herzen. Wir folgen dir!", riefen alle, nur Liesa sagte: Hanny,vergi uns in deinem Glck nicht, dem du entgegengehst, auf dich ist die LiebeJesu besonders gefallen."

    Willig folgte sie dem Boten, bald war das Ziel erreicht, eine ungewhnlich schneLandschaft mit vielen Huschen und groen Grten. Zum Empfang waren vielegekommen, es waren durchweg alle in ihrem Alter. Eine ltere Frau, geschmcktmit dem leuchtendsten Geschmeide im Haar, nahm Hanny in Empfang und sagte:Sei herzlich willkommen, Gottes Segen zum Eingang."Auch hier gab es viel Arbeit, noch mehr zu lernen, aber eine Liebe umwehte alleHerzen, die zu wetteifern in der Liebe alles Mgliche taten. Es wurde in demGarten gearbeitet, durch Selbstbeschauung vieles gelernt, aber vor allem das Leiderkannt.Hier wurde praktisch der Helfersinn gebt. Hanny mit ihrem regen Geist lernte

    hineinschauen in die Wunder der Liebe, ihr Erdenleben offenbarte sich ihr in einemganz anderen Lichte und der rechte Jesusgeist kam zum Durchbruch.Vor allem, sie glaubte ihrer Mutter Lehrerin, die selbst auf Erden viel Leid erfahrenhatte. Beide waren verschmolzen in einem Wollen, so gro und reif zu werden,damit man helfen, helfen und erlsen kann. In einer solchenStunde erschienwieder die Gromutter. Hanny flog ihr entgegen, ein Strahlenglanz von Liebeumwob die Vereinten.Nun konnten sich alle zusammenfinden, im trauten Kreis wurde die heilige Liebedurch die selige Mutter in noch herrlicherer Weise geschildert. Was war noch von

    der Erde briggeblieben; nur die Erinnerung. Wenn ihr einmal in die seligstenGefilde eingegangen sein werdet, ist alles in nichts zusammengeronnen. TausendJahre Erdenleid wiegen eine Stunde Seligkeiten auf, was ihr hier lernet, soll zumSegen aller gereichen. Nicht die Liebe soll entschdigend sein fr ertragenes Leid,

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    o nein, sondern beleben, um leiderlsend zu werden. An der Liebe knnt ihremporranken zu einem wahren Gotteskind, wer aber im tiefsten Leid zum Befreierund Erlser werden kann, ist Trger des herrlichen Jesusgeistes geworden.Noch zu keiner Zeit, die die Ewigkeit kennt, ist das Leid so gro geworden wie

    jetzt. Die ewige Liebe braucht Kinder von Ihrem Geist durchdrungen, um Leid zulindern und um die Schuld zu tilgen, die falscher Geist und falscher Wahn zuunbersehbaren Haufen ansammelte.In allen Himmeln ist Trauer ber Trauer ber all die Verirrten und Verlorenen, ja,der Herr selbst weint ber die, die Er als Seine Kinder beglcken mchte und diedoch unrettbar verloren gehen, wenn nicht gar bald wahre Retter und Helfererstehen.Einst konnte Er als Jesus Seine Liebe offenbaren, konnte sterben am Kreuz um dieRettung aller, aber Er wird weiterhin verraten und betrogen. Der Feind allesLebens glaubt der Herr zu sein, aber lebendigen Kindern soll es gegeben sein, das

    zugeschlagene Tor des Lebens wieder zu ffnen. Die Liebe des Vaters soll nochherrlicher geoffenbart werden, aber nicht durch Worte, sondern durch Helfen.Dieses mchte ich euch Kindern sagen, vor allem dir, Hanny, die du erwhlt bistzu einem Werkzeug der Liebe. So komme her, mein Kind, da ich dich segne, knieaber nieder, damit du empfangen kannst den Lohn, den dir die ewige Liebe durchmich schickt. So sei nun gesegnet in der Liebe und durch die Liebe und geweihtfr das Werk der Liebe aus Jesum unserem Herrn und Gott. Amen."Hanny wurde emporgehoben. Da hatte sie ein anderes Kleid von hellblauer Farbean, einen goldenen Grtel um den Leib und einen Reif im Haar, der mit einemleuchtenden Stein geziert war.Sie erschrak ber diese Pracht, aber die Lehrerin sagte: Hanny, nun bist dubelohnt fr deinen Eifer, bald wirst du von uns gehen, um deine Mission zuerfllen, hast du keinen besonderen Wunsch in dieser Freudenstunde?" Doch,liebste Mutter, ich mchte Liesa holen, drfte ich sie besuchen und siemitbringen?" Aber gern, Kind, wir wollen den heiligen Vater bitten, da Er direinen Boten sendet, denn allein kannst du noch nicht gehen."Im nchsten Augenblick stand auch schon ein Bote da und sagte: GeliebteSchwestern, eure Bitte ist schon erhrt, ehe sie ausgesprochen ist, ich werde siedahin fhren und auch wiederbringen. Des Herrn Wille ist unser Leben."

    Wenn du willst, Hanny, knnen wir gleich gehen, oder hast du noch Wnsche?"O ja, ich mchte Blumen und Trauben mitnehmen fr die andern, fr Marthaeinen besonderen Strau, nur einige Augenblicke. Und du, liebe Mutter, willst dunicht mitkommen?"Wenn es dein Wunsch ist, sehr gern, mein Kind, denn ich bin Herr meiner Zeit,die ganz der Liebe geweiht ist, und nun eile und mache zurecht, was du brauchst,um deine Schwestern zu erfreuen."Ein kurzer Abschied, ein Leuchten der Augen, da zogen die drei Glcklichen ihreStrae, im schnellen Flug durcheilten sie Schnheiten, die Hanny zum erstenmal sorecht zum Bewutsein kamen.Viele Schwestern und Brder sahen sie, und ein frhliches Winken begann. Dafragte Hanny, ob dieses auch Selige seien?

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    So selig wie du, mein Kind. Sie weilen schon lange hier und haben keineSehnsucht nach einer hheren Bestimmung. Du aber stehst im Anfang. Diesewaren schon reich auf Erden, du aber warst arm; diese leben von der Liebe, die sievon ihrem Erdensein mitgebracht haben, du aber aus der unermelichen Liebe des

    Herrn und Seiner Gnade. Diesen hngt noch vieles Irdische an, whrend du durchsLeid schon gelutert und durch die Liebespflege viel vorauseilen konntest."Ach, mein gutes Gromtterchen, manchmal denke ich, das herrliche Sein mtevergehen und das alte Elend wieder anfangen, da zitterte ich schon. Und warum?Weil der liebe Heiland sich kein einziges Mal sehen lt. Sag, hast du Ihn schongesprochen?"Hanny, Er ist oft bei uns, es sind Stunden des reinen Glckes. Aber weit du,wenn du reif bist, Ihn zu ertragen, wird Er auch zu dir kommen. Nur nicht an dasAlte und Vergangene denken, sondern dem Zuknftigen leben, dann wird dieGegenwart zur Freude. Nun schau, dort kommen schon deine Schwestern auf uns

    zugeeilt, wie sie sich freuen auf dich."Es waren wirklich ihre ersten Schwestern, die ihr die erste Zeit ber alles Irdischehalfen.Da reichte Hanny ihrer Martha den herrlichen Strau und sagte: SchwesterMartha, aus meinem Garten pflckte ich diese Blumen fr dich, sie zeugen von derLiebe, die du mich lehrtest. Du, Liesa, ich mu dich umarmen, denn ich komme,dich zu holen zu uns."War das eine Freude, sie erkannten die ngstliche Hanny nicht mehr. Von einerFrische und Frhlichkeit durchdrungen legte sie Zeugnis ab von der Liebe, die sieerleben durfte. Der Gottesbote aber lchelte ber diesen Eifer. Als dann dieTrauben verteilt und von allen, auch dem Gottesboten, genossen wurden, gingendie Herzen erst richtig auf. Das war Leben aus der Liebe nach dem Herzen Gottes.Da sagte Martha zur Gromutter: Schwester im Herrn, es ist ein Wunder mit demKind; wenn ich mir mein Dienen berdenke, ist es der einzige Fall, wo einMenschenkind solche Fortschritte machte. Es gab wohl Zeiten, wo ihr miteisernem Willen entgegengetreten werden mute, aber der Liebe war immer dasTor offen."Es ist ein Wunder, liebe Schwester Martha, aber ein Wunder aus der hchstenLiebe. Wenn wir Hanny in ihrer frheren Gestalt und Erkenntnis schauen wrden,

    wre es uns kein Wunder mehr, denn der heilige Gott und Vater hat auf diewunderbarste Weise dem Engel den Weg zum freien Kindessein geebnet und siewird noch Groes in der Liebe vollbringen. Schau nur, wie frei sie mit ihrenSchwestern ber groe, heilige Dinge spricht, am liebsten mchte sie allezusammen mitnehmen."Der Bote nhert sich und spricht: Geliebte im Herrn, meinem Herzen ist es diegrte Freude, diese Liebe zu erleben, es ist das Herrlichste, da immer denGeringsten das Hchste so einfach und natrlich ist und zur wahren Seligkeit fhrt.Wie oft erleben wir die Anbetung des Herrn, es ist wohl weihevoll, aber das Feuerfehlt, das alles erwrmt, wie ich es wieder hier erlebe."Du hast recht, mein Bruder, darum sind auch die Stunden grte Seligkeit, wowahre himmlische Freude sich offenbart."

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    Nach irdischer Zeitrechnung vergingen Stunden, aber es war wie ein Augenblick,da sagte der Bote:Geliebte alle, meine Mission geht zu Ende, dmpfet eure Freude, aber nicht denGeist. Ihr msset euch wieder trennen, darum nehmet nur uerlich Abschied,

    innerlich seid ihr ja nicht zu trennen.Du, Schwester Helene, eilest wohl wieder nach deiner Bestimmung, whrend icherst nach erfllter Pflicht zurckkehren kann. Ich danke dir fr deine Liebe, durchdie ich euch dienen durfte.".Bruder, wir sind alle des Herrn, Sein Leben unser Sein und Seine Liebe unsereFreude, Glck und Zufriedenheit. In Seinem Geiste sehen wir uns wieder."Nicht schwer, sondern leicht wurde der Abschied. Liesa war unendlich glcklich,mit Hanny ziehen zu knnen. Nun wute sie auch, sie war gewrdigt fr die Arbeitdes Herrn. Alle gaben das Geleite, die Mutter blieb noch eine kleine Zeit beiMartha und ihren Pfleglingen, um ber groe Dinge mit ihnen zu reden.

    Bald erreichten die drei ihr Ziel, von allen erwartet und freudig begrt, jubelndwurden sie heimgefhrt, wo ein Liebesmahl sie erwartete. Nicht zu trennen warenLiesa und Hanny, beide wetteiferten im Dienst der Liebe. Die Lehrerin aber hattedrei Mdchen, Christa, Rosel und Lena. Diese verband sie mit den zweiUnzertrennlichen und machte ihnen bekannt, da sie bald zu einer selbstndigenArbeit berufen wrden. Da war die Freude gro. Inniger umgab die Lehrerin dieFnf mit Liebe und konnte ihr Verlangen stillen, immer mehr und mehr zu erfahrenvon ihrer knftigen Ttigkeit.

    04. Sehnsucht nach dem ErlserDie Lehrerin nach ihrer weisen Art lie die Fnf ganz ihrem Zug gem von innenleben und stellte stets ihr Handeln frei, so kam es, da diese groeEntdeckungsreisen machten in ihrer groen herrlichen Welt; wo sie viele alte undauch gleichaltrige Brder und Schwestern trafen. Viel lernten sie dabei, denn inallem glichen sie ihnen, aber die Sehnsucht, den Herrn zu sehen, fehlte ihnen.Zufrieden mit ihrem Los, ganz der Freude und Wonne lebend, taten sie, was ihrePfleger und Pflegerinnen wollten, aber Hanny war damit nicht einverstanden. Beieinem Besuch von Nachbarn fragte Hanny einige dort weilende Schwestern, obauch der liebe Heiland und heilige Vater schon einmal dagewesen sei, da

    antwortete eine: Wir wrden uns wohl freuen, wenn uns dieses Glck zuteilwrde, aber uns gengt vollauf dieses unser Leben. Unser Erdenleben hatte wohlmanche glcklichen Stunden uns bereitet, von den schlechten spricht man nichtgern, ich wte nicht, was uns an unserem Glck noch fehlen wrde. Der Herr istder Herr, Ihm bleibt es berlassen, ob Er uns besuchen will. Ich bin glcklich, indieser Welt, in ihren Schnheiten leben zu drfen."Du magst recht haben, liebe Schwester, ich denke anders. Ich hatte es nicht so gutwie du, von glcklichen Stunden meines Erdenlebens erzhlen zu knnen. Ich littkeine Not. Meine Eltern liebten mich hei und innig. Aber nie sah ich, wie schn

    die Welt war, nie konnte ich mich mit ndern freuen, wie sie sich freuten. Als ichnun in diese geistige Welt kam, erfuhr ich erst die gttliche Liebe, erfuhr aberauch, da es noch viel, viel schnere Schnheiten und Seligkeiten geben soll, diegrte Seligkeit aber sei die, mit dem Herrn persnlich zu verkehren.

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    Wenn uns der Herr schon so viel Liebe, Gte und Gnade schenkte, warum sollte Eruns die grte Gnade, mit Ihm zu verkehren, nicht noch schenken wollen? Meineselige Gromutter belehrte mich, da ich eine noch viel grere Liebe undSehnsucht nach Ihm, dem guten Heiland und Vater haben solle, dann wrde ich

    ausreifen fr diese Gnade. So wie du, liebe Schwester aber denkst, kommst du niezu dieser Seligkeit."Du magst recht haben, aber wre es nicht ber die Schranken der Ordnunggestiegen? Was uns an Gnade geschenkt wurde, soll uns gengen, warum nachgrerer Gnade streben? Ist diese Welt nicht schn?"Doch, meine liebe Schwester, aber das Sehnen nach unserem heiligen Vater, ist esnicht auch Gnade von Ihm? Was von Ihm und aus Ihm kommt, soll doch unsererSeligkeit dienen! Da bersteige ich doch nicht die Grenzen der Ordnung! ImGegenteil, wo noch Grenzen sind, sind auch noch Schranken, nach meinemDafrhalten sind es immer nur wir selbst, die Schranken oder Grenzen setzen. Die

    ewige Gottesliebe nie, denn Gott in Seiner Liebe kann ja gar keine Grenzen setzen,sonst wre diese schne Welt unbewohnt."Das kann ich nicht verstehen, alle, alle sind selig."Gewi, liebe Schwester, selig durch die Gnade und Liebe Jesu, aber was hast dugetan, um Ihn zu erfreuen? Unser Leben und Danken gleicht ja einer Glocke, diemit ihrer Stimme nur knden kann, was der Mensch in sie legte; bei uns liegt abernoch etwas ganz anderes in uns. Alles was uns gegeben ist, soll dienen, um zubeglcken, warum soll der Herr, als der Erste, davon ausgeschieden sein? Httestdu in einem solchen Elend gelebt wie ich, wrde dir das Elend bekannter sein. DenElenden und Kranken soll unser Leben geweiht sein, weil der Herr Selbst unter denElenden noch viel lebt."Diese Unterhaltung haben noch viele mit angehrt, auch die Pflegerin, diese sagtedann: Meine Tochter, du bist auf dem besten Wege, ein Kind Seiner Liebe zuwerden, denn den Schmuck an der Stirne trgt hier noch keine. Wie lange weilst duschon in dieser Welt?"Nur kurze Zeit, meine Mutter, es ist nicht mein Verdienst, so gewachsen zu sein,sondern grte Gnade. Eben darum rhme ich die Liebe und Gnade und strebedarnach, diese Liebe anderen zu erweisen.".Ich verstehe dich vollkommen, meine Tochter, diese aber brauchen noch lange,

    ehe das Leben so zum Durchbruch kommt wie bei dir, auch mir sind es Stundenreinsten Glckes und hchste Seligkeit, so der Herr Selbst oder einer Seiner Dienerkommt und sei es nur auf kurze Zeit."Aber, liebe Mutter, verzeihe mir, wenn ich dich frage, sind sie wirklich alle sozufrieden und ohne Sehnsucht? Unsere Lehrerin weckte erst richtig die in unsruhende Sehnsucht und gab jederzeit uns zu verstehen, da unser Glck undSeligkeit nur eine halbe sei, darum erbrennen wir in Liebe fr unseren lieben undguten Heiland und Vater, wir knnen die Stunde gar nicht erwarten, bis Erkommt.".Meine Tochter, ich wollte, alle Kinder wren so wie du, voll sehnschtigemVerlangen, unsere Heimat wrde noch viel, viel schner sein."Beim Heimwrtswandern sagte Liesa: , Hanny, ich glaube, du hast einSehnsuchtsfeuer angezndet bei den Schwestern, ich wollte, es wrde sich eine

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    Frucht daraus entwickeln; dann wrden sie alle fr die Dauer glcklich bleiben.Wir sind gewi auch selig, warum ist das Verlangen, dem Herrn ganz eigen zusein, so gro geworden?"Weit du, Liesa, Mutter wrde uns schon die rechte Antwort geben, eines ist

    sicher, ohne den Herrn richtig zu lieben, gibt es keine Seligkeit, wo wren wirgeblieben ohne den Herrn und Seine erlsende Liebe?Der letzte Aufenthalt meines Erdenlebens war die erste Stufe zur Hlle. DieSehnsucht in mein Vaterhaus war gedmpft, da Not und Kriegszeit es von selbstverboten haben, dazu war ich mit einem Leiden behaftet, welches unheilbar war.Nun kam der Herr Selbst und tut das, worum ich meinen leiblichen Vater gebetenhatte. Er holte mich in Sein Reich der Liebe und Gnade. Durch dieSelbstbeschauung fand ich viel, aber das Schnste von allem, das ich gefundenhabe ist dies: der Herr ist unser bester Vater und treuester Heiland, mein grterWunsch ist es, Ihn zu sehen, Ihm danken zu knnen und Ihn einmal zu umarmen."

    Aber Hanny, Er ist berheilig und wir sind Snder, ich habe geheim noch etwasAngst."Ich nicht mehr, Snde kenne ich keine. Habe ich Dummheiten gemacht, muteich ben, was habe ich mit Snde noch zu tun? Snde und Liebe vertrgt sichnicht, entweder ich sndige, dann bin ich ohne Liebe, oder ich liebe, dann kannmich keine Snde regieren."Hanny, jetzt hast du dich verstiegen, sagte Christa, Paulus sagte: Wir sindallzumal Snder und mangeln des Ruhmes, den wir vor Gott haben sollen."Es mag fr euch richtig sein, fr mich aber nicht. Was wute ich von Gott, nichts,fr mich gab es kein Gebot, folglich konnte es auch keine Snde geben, fr meineUnarten und Dummheiten wurde ich gestraft, ja, ich mu sagen, andere machtennoch grere Dummheiten und wuten, da es einen Gott gibt."Ja, Hanny, soweit reicht unsere Erkenntnis nicht, sobald wir zurckkommen, maguns unsere Lehrerin den rechten Aufschlu geben. Ich denke, wir sprechen nichtmehr darber, damit wir den Herrn nicht betrben."Schweigend legten sie den Weg zurck. Gro war die Freude, als sie von denvielen erzhlten, die sie besucht hatten, nur Christa war schweigend geblieben.In einem gnstigen Augenblick. sagte Christa zur Lehrerin;Mutter, wir fnf sind in einem Punkt nicht einig, hilf uns, damit es nicht zur

    Herzensnot werde."Schon gut, Christa, ich wute es, da es so weit kommen werde, endlich ist derAugenblick da, auf den ich schon immer wartete. Wenn die anderen sich zur Ruhebegeben, dann kommt ihr zu mir in mein Ruhestbchen."Christa lud die anderen zur Mutter Lehrerin ein, die schon auf sie wartete. Ach wiegern gingen sie zur Mutter Lehrerin.So, Kinder, macht es euch bequem, ihr seid in meinem Stbchen ganz meineKinder, also was hast du mich zu fragen, meine Christa."Mtterchen, ich bin mit Hanny nicht ganz einig, Hanny spricht, ich kenne keineSnde, da ich keinen Gott und auch kein Gebot kannte. Ich sagte, wir sind Snderund mangeln des Ruhmes, den wir vor Gott haben sollten. Hanny erwidert, washabe ich mit Snde zu tun? Snde und Liebe vertrgt sich nicht, entweder ich

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    sndige, dann bin ich ohne Liebe, oder ich liebe, dann kann midi die Snde nichtberhren."Ja, Christa, da kannst du deine Hanny nicht verstehen, dies glaube ich dir gern,aber ich verstehe die Hanny sehr gut, und ich freue midi ber ihren Standpunkt.

    Bedenke, wer war Hanny und wer warst du! Unsere Entwicklung hier imGeisterreiche kann sich nur auf der Grundlage entwickeln, die wir als Menschenhatten. Deine Grundlagen waren gut, in deinem Inneren lehntest du dich an Gottan; darum hattest du eine leichte Schule hier im ewigen Geisterreich. Hanny aberhatte gar keine Grundlagen fr ihr ewiges Leben, alles mute ihr erst hier imGeisterreich beigebracht werden. Dazu hatte sie eine gute und liebevolle Pflegerin,die strenge Anweisung von dem Sendboten der Liebe hatte. Eines ist sicher, Hannyhat euch alle berflgelt, ihren Standpunkt vertreten nur die reinsten Geister; ihrwerdet auch in Zukunft erleben, da in Hanny nicht der geringste Richtergeistleben wird, whrend ihr erst dazu erzogen werden mt. Eure Aufgaben aber

    vertragen keinen Richtergeist, da ihr ja Helfer und Pfleger werden sollt, um anderefreudig und glcklich zu machen im Sinne der ewigen Liebe Jesu, oder glaubt ihr,da ihr lauter Selige in eure Pflege bekommt? 0 nein, elende und arme verirrteSeelen, die direkt von der Erde kommen und die die ersten Entwicklungendurchmachen mssen. Diese werden eure Pfleglinge sein. Diese eure knftigenAufgaben sind bergroe Gnade unseres heiligen und treuen Gottes und VatersJesu. Zu diesem Dienst werden nur starke Seelen gebraucht, die ganz von Liebedurchdrungen sind, glaubst du, Christa, diesen Dienst bernehmen zu knnen?Jederzeit kannst du zurcktreten, so du dich nicht stark genug fhlst; von Hannywei ich es bestimmt, sie kann es gar nicht erwarten bis ihre krankenErdenschwestern kommen, die sie froh und frei machen knnte. Stimmt es,Hanny?"Ja, Mutter, es stimmt! Mit grter Liebe und grtem Eifer mchte ich sie zubeglcken suchen, damit sie ihre Angst ablegen und ihr Elend vergessen, wie iches vergessen konnte durch des Herrn Liebe. Aber Christa, Rosel und Lena, es wirdherrlich, diese Arbeit fr die Armen und Elenden, habt nur keine Angst, sonderndie Zuversicht, der Herr hilft uns."Ja, meine Christa, verstehst du nun die Hanny? Was ist Snde, kannst du mir dierechte Antwort geben?"

    So wie du sie erwartest vielleicht nicht, aber Mtterchen, gib du uns die Antwort,denn du triffst immer das rechte."So hret, meine Kinder, das Wort Snde werdet ihr in keinem Himmel finden.Snde ist ein Begriff aus dem feindlichen Lager, nur Gott allein hat das Recht, zuentscheiden ber Snde, da sie die Frucht ist aus der hllischen Liebe. SolangeGott Gesetze geben mute, mute auch Snde als Snde angesehen werden, vondem Zeitpunkt aber, wo Er als Jesus sagte: Ein neu Gebot gebe Ich euch, da ihreuch liebet, wie Ich euch geliebet habe, ist vor Gott jede Snde hinfllig, sobalddas Gebot der Liebe erfllt wird, und Snde wird nur dort Snde sein, wo derMensch sie selbst zur Snde macht. In den Augen der ewigen Barmliebe gibt esnur Kranke, Verirrte und vom falschen Geist Irregeleitete.Siehst du einen solchen Snder mit diesen Augen der ewigen Barmliebe an, kannstdu ihm Helfer und Erretter werden; schauest du aber einen solchen Snder mit

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    deinen Gerechtigkeitsaugen an, mut du ihn verdammen. Darum schaffet denRichter aus euch, denket daran, wenn euch die ewige Liebe nicht gesucht odergefunden htte, was wre aus euch geworden, nicht glckliche, sondernbedauernswerte Wesen.

    Es war nicht leicht, euch bis zu diesem eurem Standpunkt zu erziehen, da warunendliche Geduld und Liebe und immer wieder Liebe ntig, bis endlich der alteIchmensch zusammenbrach und der neue Liebemensch in euch lebendig wurde.Ich werde euch einmal in eine solche Schule fhren, wo solche Wesen leben, dasheit, wenn ihr wollt und euch nicht frchtet."Mutter, fhre uns, damit der Richter in uns verschwinde, wie gut, da du unsdieses gesagt hast."Nun gut, es sei, wir werden schnell da sein, wir wollen, und sehet euch um, wirsind hier. Seid stille, frchtet euch nicht, des Herrn Liebe ist auch in der HlleLiebe!"

    Vor einem dsteren Hause klopft die Lehrerin an das Tor, ein Pfrtner ffnet undfragt nach dem Begehr. Lasset uns ein, der Wille des Herrn ist es, darum sei ohneSorge." Tretet ein, fr euch ist der Weg frei!"Es ist ganz dunkel, kaum ist etwas zu erkennen. Riesengroe Gebude stehen da,aber Menschen sieht man keine. Sie gehen weiter, da kommen sie an eine Kirche.Treten wir ein, es ist Gottesdienst, man hrt und sieht uns nicht. Am Altar stehtein Priester und vor ihm ist ein kleiner Zuhrerkreis. Auf dem Altar stehen zweiLeuchter, die ganz schwaches Licht verbreiten und eine Figur, die einen Menschendarstellt, der aber nicht zu erkennen ist. Der Priester spricht; Man redet so vielvon Gott, aber noch keiner hat Ihn je gesehen, Gott ist ein Fatum, ein Rtsel; fraufgeklrte Menschen wie wir ein Fragezeichen. Richtet euer Leben nach eurerVernunft ein und suchet euch jeden untertnig zu machen, dann wird es euch gutgehen. Wehe euch, so einer ber euch herrscht, zum ewigen Sklaven werdet ihrwerden; kaufet euch die Menschen, da sie euch dienen, und ihr werdet die Herrenund ihre Herrscher sein.Meine Kuriere haben einen groen Zug von Menschen gemeldet, die Arbeit undBrot suchen, bedienet euch der Schlauheit, damit sie euch als Freunde erkennen.Es ist Eile geboten, beschlieen wir unsere Konferenz. Eilig verlassen sie dieKirche und eilen nach der Strae, die vom Abend kommt. Richtig, es kommen

    welche, o wie sehen sie aus, fast nackt, Fetzen von Kleidern hngen herab, und ausihren Augen stiert der Hunger. Der Priester im priesterlichen Gewand begrt sieund spricht: Ihr armen Unglcklichen, wo kommet ihr her, welcher Gott oderMensch hat euch in diese Lage gebracht, ein tausendfacher Fluch treffe ihn. Wirhaben noch ein Herz, darum kommt in unsere Huser, wir sind gern bereit, euchUnterkunft und Nahrung zu geben, so ihr in unsere Dienste tretet."Tritt einer hervor und spricht: Ihr Herren, ein Gott mu euch hierher gefhrthaben, wir sind in einem elenden Zustand, wenn ihr Arbeit und Brot habt, danngebt sie uns, aber es mu schnell geschehen, wir haben Hunger."Aber freilich, kommt mit uns, damit ihr in Ordnung kommt. So, in dieses Haushinein, da ist schon alles gerichtet fr euch."Auf langen Tafeln lagen harte Brote, die schon zu einem Teil verschimmelt waren,und ein Getrnk, welches weder Geruch noch Geschmack hatte. Der Priester sagte:

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    Kommt, ihr Armen, und tuet euch gtlich an diesem Brot und Wein, strket euch,dann knnet ihr an die Arbeit gehen, die euch eure Not vergessen lt."Als die Hungrigen das Brot brechen wollen, war es hart wie Stein, es gab aberweder ein Messer noch ein Mittel, um es zu teilen, da sagte der Sprecher zum

    Priester: Ehrwrdiger Vater, ist hier kein Messer zu haben? Das Brot ist hart wieStein, es lt sich nicht teilen, mit unseren Zhnen knnen wir es nicht beien."Ich habe kein Messer zur Hand, versucht es nur, es mu sich doch brechenlassen." Es ging nicht, da sagte der Sprecher; Suchen wir selbst etwas, es musich doch etwas finden lassen."Der Priester aber wehrte ab und sagte: Hier isteuer angewiesener Platz, und da habt ihr zu bleiben." Spricht der Sprecher: Essieht aus, als wenn dein priesterliches Gewand eine Heuchelei oder Maske sei,besorge uns ein Messer, oder ich gehe selbst!"Bleibe, ich werde dir ein Messer bringen!" Damit verlie der Priester den Raumund kam nicht wieder. Lange warteten sie, aber niemand kam. So machte sich der

    Redner auf und suchte nach den Herren. Durch mehrere Rume ging er, jetzt hrteer reden; was er hrte, machte ihm bel.Wie er so dumm sein knne, das viele Brot ihnen vorzusetzen ohne eine Stundegearbeitet zu haben. Wenn die Leute in einer Stunde nicht an der Arbeit sind,erhltst du eine Tracht Prgel und nichts zu essen."Er schlich wieder zurck und schrie: Leute, nehmt das Brot, wir ziehen wieder ab,dieses sind Leuteschinder, schlechter noch als die, von denen wir abgerckt sind."Eilig nehmen sie die Brote, schtten die Krge um und eilen durch die Tre. Dakommt ein baumlanger Kerl und brllt: .Hiergeblieben, ihr Brotdiebe, diesesknnte euch gefallen."Da niemand stehen blieb, schlug dieser lange Kerl mit seiner starken Faust einemauf den Kopf, da dieser zusammenbrach. Als er einen zweiten schlagen wollte,hatte einer einen Krug genommen und dem Langen ins Gesicht geschlagen. Es warein Geschrei und Gebrll, da kamen die ndern herbei und schlugen mit hartenGegenstnden auf die Armen ein. Da sagte die Lehrerin: .Kommt, Kinder, hier istnichts mehr zu helfen. Diesem hllischen Geist ist nur durch das schrfste Gerichtzu helfen, denn diese sind schon so gut wie verloren."In wenigen Augenblicken waren sie wieder in dem Ruhestbchen, da sagte dieLehrerin: .Nun, Kinder, was sagt ihr nun zu dem Erlebten?"

    Spricht Hanny; Mutter, ich war in hnlicher Hlle und bin doch erlst, ich kannnur sagen, wenn sie den Heiland und Seine Liebe kennen wrden, wren sie nichtso; es sind Unglckliche, die sich immer unglcklicher machen durch ihren Ha."Christa spricht: .Mutter, ich htte nicht geglaubt, da es solche Bestien vonMenschen gibt; ob denen zu helfen ist, wei nur Gott allein."Spricht die Mutter: .Und doch werden sie auch noch gerettet werden, wann, istunbestimmt. Sie kommen in Verhltnisse durch ihren eigenen verkehrten Geist, wodie Hlle noch alles verzehren wird, was an Gutem in ihnen lag. Wenn dann nachZeiten schwerster Qualen die Reue kommt, dann kommt die Erleichterung.Habt ihr genug von diesen Gegenstzen oder wollt ihr noch mehr?"Spricht Christa: .Mtterchen, es ist genug, ich danke dir fr deine Mhe, ichmchte dieses nicht mehr erleben. 0 welche Gnade, Frieden in uns, Frieden umuns, und alles erstrahlt von Wonne und Glck!"

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    Dann bemhe dich, Christa, die Hanny zu verstehen, in ihr ist noch Liebe fr dieVerlorenen, gehet ganz mit ihr, damit dieser Funke von Liebe zu einem Feuerbrandwerde, und ihr seid reif fr das heilige Werk des Herrn."

    05. Dem Leben entgegenBald schlug auch hier die Trennungsstunde, ein Gottesbote im strahlenden Gewandfhrte die fnf nach einem Ort ihrer neuen Bestimmung. Sie wurden erwartet vonihrer neuen Betreuerin und in ihr neues Heim gefhrt, welches ein kleinesHuschen mit einem wunderbaren Innenraum war. Es waren aber nur drei Wnde,nach morgen zu war es offen, aber mit einem Ausblick auf die herrlichstenGebirgslandschaften, der ungemein schn war. Im Zimmer war ein groer Tisch inKreuzform, an dem viele Sthle standen, auf dem Tisch die herrlichsten Blumen ingoldkristallenen Gefen.

    So, meine nun neuen Kinder, hier in euren zuknftigen Hause, heie ich euchherzlich willkommen. Ich bin Mutter Anna fr euch alle, aber nicht nur dem Wortenach, sondern auch in der wahren Liebe und hoffe recht bald die Stunde zuerleben, wo wir ganz Schwestern werden. Die frsorgende Liebe stellte mich bereuch, und ich bin mir bewut der bergroen Gnade aus Gott. Der Gottesboteunterrichtete mich ber euer vergangenes Leben und Sein und darum mchte icheuch das Vergangene vergessen machen und in euch den belebenden Geist sofrdern, da ihr ganz selbstndige Kinder Gottes werdet nach dem Herzen unseresgeliebten und heiligen Vaters Jesu. Nun will ich euch einzeln an mein Herz

    drcken zum Beweis der unauflslichen Gemeinschaft im Geiste Jesu Christi. Dubist Christa, mein Kind, hier an meinem Herzen ruhe einen Augenblick; von denArmen der Mutter umfat, vergi keinen Augenblick, welche Gnade du erlebst,denn an heiliger Stelle bin ich gesetzt, dir den Heiland zu ersetzen.Du, Liesa, erlebe auch du den Augenblick, von den Armen der Mutter umfat zuwerden, die dich pflegen werden, bis du selbst die Reife hast.Du, Hanny, ruhe dich einen Augenblick in meinen Armen aus, denn nun hast duwieder eine Mutter, die ber dich wachen wird im Geiste Jesu, bist du in Not, hieran meinem Herzen wird sie vorbei sein.Du, Rosel, zgere nicht, sondern eile, an meinem Herzen fanden schon viele die

    Ruhe, die ntig ist, um zu vergessen, und geniee den Augenblick, um den dichviele beneiden.Du Lena, bleibe nicht zurck, denn die Liebe erfasset gern, was sie ewig haltenmchte. So geniee in Ruhe, was du ersehnst, ich werde dir gern deine Mutterersetzen.So seid ihr nun meine Kinder geworden, deren ich schon viele habe. Heute seid ihrmeine Kinder, darum kommet zu mir in mein Heim, welches ihr hoffentlich rechtoft besuchen werdet. Das Haus dort ist es, es sieht von auen wohl noch rechtdster aus, doch wie ihr wit, kommt es auf das Innere an. Dort nach Morgen zu

    sind viele kleine Huser, dort weilen schon viele in eurem Geist und dort, nachdem Mittag und Abend zu, ist noch alles unbewohnt, ich hoffe, es wird auch baldbelebt werden.

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    Jetzt teile ich die Wohnung mit einem Bruder, dem Vater Hendrick. ber diesesHaus ist eigentlich er als Herr gesetzt nach dem Willen des Herrn, doch er ist nochetwas scheu, er liebt das Kleine, Unscheinbare und mchte ein treuer Dienerbleiben. Habt ihn recht lieb, so er zu euch kommen wird, und helft alle am groen

    Werk des Herrn."Es gefiel den Fnfen bei Mutter Anna, ihre Art war so einfach, so natrlich, manmute sie liebhaben. Da sagte Hanny: .Ach, Mutter, du hast es verstanden, unsereHerzen mit dem Deinen zu verschmelzen, ich mchte dir in allem folgen, damitwir auch bald in die Arme des Heilandes flchten knnen, wie wir in deinenArmen einen Augenblick das Se deiner Liebe erleben durften. Ich habe einSehnen nach diesem Augenblick, hilf mir dazu, Mutter Anna, denn solange ichnoch dieses vermissen mu, bin ich nicht fhig, so zu lieben wie ich lieben mchte,weit du, ich mchte die ganze Welt erfllen mit der Sehnsucht, die mich erfllt,und mchte die ganze Welt beglcken wie ich beglckt wurde."

    Ja, Hanny, ich verstehe dich und dein Sehnen und doch kann ich dir nicht dazuverhelfen, weil schon alles in dir liegt, nur den Weg darf ich dir weisen, damit ihreuch entfaltet nach dem Grade eurer Liebe. Nun noch ein Wort zu euren Aufgaben.Dieser Ort gleichet dem frheren, von dem ihr kommt, nur unendlich grer ist er,dort waret ihr die Betreuten, hier seid ihr Betreuer. Ich will euch keineAnweisungen geben, was ihr zu tun habt, sondern weihe euch nur in das Amt ein,welches euch nach dem Willen der hchsten Liebe bertragen wurde. Wie ihr esausfllet, ist eure eigene Sache, da ich berzeugt bin, ihr handelt aus Liebe unddurch die Liebe. So segne ich euch als Vertreterin der ewigen Liebe, damit alles,was ihr tut, wieder Liebe erwecken mge. Amen.Hier ist nun ein kleiner Imbi von dem guten Brot, welches der Herr Selbst unsliefert und einige Frchte, die bei uns reifen, es sei gesegnet durch die Gnade Jesu,damit es in euch zur Liebe werde. Amen. Nun Kinder, wie schmeckt es bei mir?"Sehr gut, Mutter! Das Brot, welches wir auf dem vorigen Platz genossen haben,hat auch gut geschmeckt, aber so wie dieses nicht."Ja, Kinder, das liegt daran, von welcher Liebe man beseelt ist. Je reiner die Liebe,desto besser das Brot. In den Himmeln ist ja der Geschmack von solcher Gte, daes kein Wort gibt, um es zu beschreiben. Mit der Zeit werdet ihr noch mehr derErkenntnis berkommen, hier bei mir werde ich euch immer mehr und mehr in die

    Tiefen der Gottheit fhren, doch euer Licht erstrahlen machen nach eurer Liebe,kann ich nicht, dies ist eure Herzenssache. Nun wollen wir ruhen und unsversenken in unser Inneres, damit unser Inneres zu unserem ueren werde!" Soschwiegen sie und erlebten neue Wonnen. Nun kommt, Kinder, zu eurenPfleglingen, die euch voll Neugierde und voll Sehnsucht erwarten. Dir aber,Hanny, streiche ich dein Haar ber das Stirnband, damit deine Pfleglinge dasGeschenk der ewigen Liebe noch nicht sehen, sie sollen alle deine Schwesternsein."Mit einem Jubel waren die Mdchen umringt, der die Herzen hher schlagen lie,dann sagte Anna: So, Kinder, nun liebet euch, da alles zum Segen gereichenmge! Hier ist euer Platz, heilige Aufgaben erwarten euch und denket immerdaran, da ein jedes Herz ein Tempel Gottes werde, ganz der Liebe unseresHeilandes Jesus wrdig."

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    Anna verlie mit segnendem Herzen die Kinder alle. In ihrem Herzen war eineselige Ruhe, heiliger Frieden, dann sagte sie: ,0 du bester Vater und liebevollsterHeiland, komme recht bald, damit die Sehnsucht aller gestillt werde!"Es waren an zweihundert Bewohner in diesem Heim, auch waren schon einige

    Pflegerinnen da, die nun den Fnfen Unterweisungen gaben und schon Kundehatten, da sie nach einem anderen Platz kommen sollten. Es war eine froheArbeit, wie willig waren die einst so armen Menschen und jetzt wie berglcklich.

    Es gab viel zu arbeiten. Der Garten war sehr gro, in der Hauptsache wurdenBlumen und dann Melonen und reifes Obst gepflegt. Reifen tat es immer. Zugleicher Zeit gab es blhendes, wachsendes und reifes Obst, aber von einemWohlgeschmack, der unbeschreiblich ist. Die weniger Geschickten hatten dauernddas Unkraut zu bekmpfen. So war die Arbeit im Garten sehr vielseitig und einFreuen ber den Erfolg, da allen das Glck aus den Augen leuchtete. Im Hause,

    wo alle Platz hatten, wurde an den inneren Menschen gearbeitet, da war nunMutter Anna, die da Anregungen gab. Wenn die Pfleglinge vor dem Hause auf denLehnsthlen ruhten und innere Beschauungen pflegten, besuchten die Fnf MutterAnna. Immer gab es etwas Neues und Lebenswertes, es waren Stunden reinenGlckes. Einmal kam Vater Hendrick, da flogen die Mdchen auf ihn zu, um ihnzu begren. Dieser aber war so erschrocken, und der Liebreiz nahm ihn sogefangen, da er den Gru nicht erwidern konnte, aber Mutter Anna glich allesaus. Ein Bote brachte neue Mdchen, auch einige ltere, aber in welchem Zustandund Elend! Da war es Hanny, die Mutter Anna bat, diese pflegen zu drfen. Eswaren Bekannte darunter, die doppelte Liebe brauchten. Mutter Anna willigte ein.Hanny erhielt ein neues Huschen, kleiner als das andere, aber genau so in Formund Einrichtung, nur waren im Zimmer noch Betten fr die Kranken. Mit welcherHingabe pflegte sie nun ihre Schtzlinge, an nichts lie sie es fehlen, ihre Liebewurde mit Erfolg belohnt, sie erwachten, wurden langsam lebendig und nahmenauch den Geist auf, der da ist Liebe und das Heil aller.Mit Vater Hendrick wurden sie nach und nach besser bekannt, denn aufeinenBesuch bei Mutter Anna, der eine Feier- und Freudenstunde fr alle bedeutete,folgten mehrere, ja, Vater Hendrick uerte Wnsche, er brauche Blumen fr seineFreunde, brauche Girlanden fr neue Huser, die hier entstanden und zur

    Aufnahme neuer Brder bereitgehalten werden. So gab es viel Arbeit, aber nochmehr Freude. Nur eines fehlte, der gute Heiland Jesus!Endlich war es so weit, da Hanny mit ihren Schtzlingen einmal Vater Hendrickund Mutter Anna besuchen konnte. Alle versprachen recht liebevoll und artig zusein, denn trotz allem guten Willen brach manchmal noch der Zorn oder Unmut beider einen oder anderen durch, obwohl Hanny sehr wachsam war. So zogen sie aus,geschmckt mit herrlichen Blumen in Haar und Grtel, jede noch einenwunderbaren Strau in der Hand und gingen langsamen Schrittes nach dem Hauseder Liebe. Als sie hinkamen, war niemand da. Hanny sagte: Das ist aber recht, daschmcken wir der Mutter Anna ihr Heim recht schn. Wird diese eine Freudehaben, wenn sie eure Liebe sieht! Hier sind Schalen und Gefe genug, dasZimmer mu ein Meer von Blumen sein!"

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    Wie geschftig waren die Mdchen, denen man kein Leid, sondern nur nochFreude ansah; immer schner wurde alles hergerichtet, bis es endlich dieZufriedenheit Hannys erfllte.Als nun Mutter Anna noch verzog, sagte sie: Kommt, ihr lieben Herzen, ruhet in

    diesen Sthlen, hier ruhten wir immer so, und die Mutter Anna erzhlte uns so vielvon der groen Heilandsliebe. Darum werde ich euch auch etwas erzhlen, aber ihrmsset recht still zuhren und alles lebendig werden lassen." Da wurde eine rechteStille. Hanny aber schilderte, wie der gute Heiland Jesus auch als Mensch dieArmen und Kranken so liebte, ihnen half und viele gesund machte. Das Herrlicheaber war, Er versprach, bis in Ewigkeiten in solcher Liebe zu verbleiben, bis eskeine Kranken und Elenden mehr gebe. Sehet", sagte sie weiter, schauet in dieFeme, welche Schnheiten sich uns offenbaren und warum? Damit sich unserHerz strke und wir nicht zusammenbrechen, wenn Er selbst einmal zu uns kommt.Wir mssen erst stark genug werden, jetzt sind wir noch zu schwach dazu, aber

    lieben wollen wir Ihn, weil Er uns errettet hat aus aller Not und allem Elend. Nochmehr lieben mu unsere Sorge sein, dann wird uns auch das groe Glck zuteil.Wenn wir an unsere Eltern und Geschwister denken, wie sie in der Welt voll Kriegund Ha, Leid und Not und noch viel mehr Sorgen leben mssen, da wissen wirerst, welche Seligkeiten wir erleben, und was haben wir fr diese Seligkeitengetan? Nichts als nur hingenommen. Mtterchen Anna hat recht, wenn sie sagt:.Euer Liebling mu Jesus sein, Er ersetzt alles, Vater, Mutter, Erde und Himmel;aber erst mu alles Ihm gehren, dann gehrt Er auch uns."Da schaut, dort, Vterchen und Mtterchen, sie kommen!" Schnell sprangen sieauf, aber Anna hatte sie schon bemerkt, sie eilten alle hin und umarmten die Mutterin brennender Liebe. Aber Kinder, nicht so strmisch, wollt ihr Vater Hendrickganz vergessen?" Etwas zaghaft drckten sie seine Hand, aber Hanny sagte:Vterchen, nicht bse sein, da wir Mtterchen so strmisch begrten, wirlieben sie so sehr, sie kommt auch viel fter zu uns denn du." Schon gut, Hanny,mich freut es, da ich dich sehe, du bist ein tchtiges Kind geworden, der Heilandwird sich ber dich freuen!" Da sieht Anna, wie die Kinder ihr Heim geschmckthaben und sagt: Kinder, Kinder, das habt ihr herrlich gemacht, nein, so eineFreude, da mu ich jeder einen Ku geben. Aber du, Hanny, hast es angestellt,komme her, damit ich deine Stirne frei mache und alle sehen, wie der Herr dich

    liebt!So, meine Hanny, erstrahle in der Liebe zur Liebe, leuchte als ein Kind der Liebeund sei durchdrungen von Seinem Geiste!"Da wurden die Augen der anderen gro, als der Edelstein leuchtete in denherrlichsten Farben am Stirnband.So, meine Kinder, nun kommet, da ich euch den Lohn reiche fr eure Liebe!"Als die Pfleglinge ihren Ku empfangen hatten, sagte Anna: .Kinder, gro ist dieGnade und Liebe des Herrn, schon viele Bewohner sind in unserer Welt uns zueigen gegeben worden, ihr werdet noch viele Blumen opfern mssen. Bei vielenBewohnern sind noch die Grten ohne Blumen, sie mssen hart ringen mit demUnkraut, wollt ihr gern von euren Blumen in ihren Grten welche pflanzen?"Spricht Hanny: Mtterchen, alle, wenn du es wnschest, sollen wir sofort

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    beginnen?" Wir wollen noch eine kleine Weile warten, dann knnt ihr beginnen.Vater Hendrick wird euch den Weg hin- und zurckfhren.

    Aber nun wollen wir schauen, ob ich euch etwas anbieten kann, nach dem vielen

    Reden werden einige Frchte gut schmecken." Wie sie schmeckten, lt sich nichtbeschreiben, sie waren aus den hchsten Himmeln! Nach irdischen Begriffenblieben die Kinder tagelang bei Mutter Anna, ihnen war es wie kleine Stunden.Anna konnte aber auch ihre Erlebnisse schildern, die sie mit dem heiligen Vaterhatte, da alle nocheinmal so lange zugehrt htten. Es soll ein Ruhetag, einSabbat sein, denn was in diesem Heim einkehrt, soll fr lange Zeit erfllt sein vondem Geist der Liebe. So ziehet wieder hin zu eurer Ttigkeit, damit ihr grerwerdet im Geist und reicher in der Liebe."06. Freude am DienenHendrick blieb nicht so lange, immer suchte er Beschftigung, er war immer aufdem Plan, man wei nicht, wann der Herr kommt!" Als die Mdchen unterfrohem Gesang heimwrts zogen, begegneten sie ihm, da bettelte Hanny: LiebesVterchen, wo sind die Grten, worin noch keine Blumen wachsen, zeige sie unsdoch, was blo die armen Menschen ein Leben ohne Freude leben mssen!".Hanny, wir wissen es aus eigener Erfahrung, und ich wnsche es auch. nicht zuvergessen: denn man knnte recht leicht hochmtig werden. Im Erdenleben heites: .Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen". Hier erlebtman die guten Zeiten, und man wird seliger dabei, die grte Seligkeit aber ist die,

    sich an der Freude anderer zu erfreuen." Eigentlich ohne festen Willen gingHendrick mit den Mdchen. Da kamen sie an den Weg, der nach der neuenSiedlung fhrte. Es hatte die Ordnung der liebenden Hand aufgehrt, aberHendrick sagte: Sieh, Hanny, hier mchte auch bald rechte Ordnung sein, wenndie Leute mit ihren Grten etwas nach sind; man mu halt rechte Geduld haben,die Leute sind hier in dieser Welt, um sich in Ordnung zu bringen und dazubrauchen sie Ttigkeit.Zweimal hatte ich das Glck, solche Unglcklichen ohne jeden Sinn fr dasgttliche Leben einzuladen und auch behalten zu knnen. Jedesmal erlebte ich einesolche groe Freude, da ich Sehnsucht habe, wieder anderen Freude zu machen."

    Erwiderte Hanny: Vater Hendrick, dieses erlebe ich auch, aber diese da erfassenes noch nicht so recht, was wre alles zu machen, wo wir so reich an Gtern sind.Schau diese armseligen Grten und wie sich die armseligen Besitzer plagen, ach,ich kann es garnicht sehen, ich mu einmal hinein zu ihnen!"Der Mann mit seinem Weibe war so vertieft, da er die vielen Mdchen undHendrick garnicht bemerkte. Er erschrak, als Hanny zu ihm hintrat und ihnenGottes Gru und Frieden wnschte. Nun ersahen sie auch die anderen, da war erbekmmert und sagte: Es ist uns noch nicht mglich gewesen, vorwrts zukommen, das Land ist gut, aber das viele, viele Unkraut mit seinen tiefen Wurzeln;

    es ist nicht zum Vorwrtskommen, sobald man denkt, man ist fertig, geht auchschon das neue Unkraut auf."Es ist auch kein Wunder, lieber Mann, denn beim Herausziehen lat ihr ja denSamen ausfallen, schau, sammle die reifen Samenknollen und reie dann das

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    Unkraut aus, dann wird dir bestimmt kein neuer Unkrautsame deine Lebensfreudenehmen.Kommt, ihr Geliebten, helfen wir unseren Freunden, sie sind traurig, weil ihreArbeit die Freude nicht bringt, die sie erwarteten."

    Es ist dies nicht allein, die Ungewiheit drckt uns nieder: wo sind unsere Kinder,wir sind gestorben und abgeschnitten von allen, sollen wir allein bleiben in diesemHaus?"Spricht Hendrick: Ich kann euch versichern, es wird sich alles anders gestalten,wenn ihr euer Verkehrtes und Falsches erkennt. Euer knftiges Leben hngt ja nurvon eurer Entwicklung ab, wozu wir und der ewige Gott euch helfen wollen, aberdie Erde msset ihr vergessen. Wo eure Kinder sind, wird euch Gott offenbaren,wenn Er es an der Zeit findet, aber dazu gehrt auch, da ihr euch an Gott wendetund Ihn suchet.Siehe, Ich mache alles neu, spricht Er, aber ich mu es auch geschehen lassen.

    Schau dir die Kinder an, wie eifrig sie dir helfen! Sprich dich aus mit Hanny,welche die Pflegerin dieser Schar ist, und du erlebst das Gotteswunder, dann wirstdu nicht mehr sagen, dich drckt die Ungewiheit nieder, sondern du bist dirbewut, in der Pflege Gottes zu sein."Du machst mir wieder Mut, ich wollte schon verzagen, es ist halt ein Jammer undein Elend, so man einsehen mu, da unser Erdenleben ein verpfuschtes war,trotzdem wir keine richtige Not hatten. Ich werde mir Mhe geben, ein geordnetesLeben zu fhren."Tuet es aber mit Eifer", spricht Hanny, sonst kommt ihr keinen Schritt vorwrts.Ihr habt nur Grund zum Danken, denn ihr habt ein Erdenleben gehabt, welchesgegen mein Erdenleben der reinste Himmel war. Glaubet ja nicht, da ich ohneeisernen Willen vorwrts gekommen wre, siehe, du hattest immer noch dieErkenntnis, sonst wrest du nicht hier und Dank der ewigen Gnade Gottes undJesus hast du schon eigenen Grund und Boden. Wenn du einmal in unsere Grtenkommen wirst, dann wirst du es erst erleben, was der Liebe alles mglich ist.Verwende allen Flei an dich und alle Liebe an andere und du wirst Freudeerleben! Nun la uns jetzt scheiden! Kommt, ihr Lieben, kommt, wir wollenheimwrts ziehen! Vterchen mchte zur Mutter in ihr Heim."Es war ein groes Stck im Garten frei geworden, da sagte Hanny: Schauet, ihr

    wret fleiig! Wir werden bald Blumen und Pflanzen bringen mssen, sonst siehtder Garten nicht schn aus."Bald waren alle eifrig dabei, die Blumen auszusuchen, die sie verpflanzen wollten,aber Hanny sagte: Gehet recht sparsam damit um, in vielen Grten sind Blumenund Strucher ntig; nun wir eine Aufgabe haben, mchten wir sie auch restloserfllen. Wir knnten uns ja von Liesa und Christa welche holen, ich werde siegleich einmal besuchen.Waren die Mdels erfreut, ihre Hanny zu sehen. Was? Blumen und Strucherwillst du holen? Das gibt es nicht, wir gehen alle mit und machen ein Paradies ausden den Grten."Da sagte Hanny; So schnell geht es nicht, den Leuten mu erst einmal geholfenwerden. Ein solches Unkrautfeld habt ihr noch nicht gesehen, alle guten Pflanzenund Strucher sind so gut wie hin. Es ist am besten, wir legen alle Hand ans Werk,

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    dann wird es ein heiliges Gelingen; aber vergesset auch Krbe und Frchte nicht,denn ihre Frchte sind noch nicht an der Liebe gereift." Nun kommen auch Lenaund Rosel, da gab es kein Sumen, alle wollten mithelfen.Mit vielen Krben, vollbeladen mit den schnsten Frchten und dem ntigen

    Werkzeug versehen, ziehen sie mit frhlichem Gesang zu der neuen Siedlung.Hanny und Liesa voran, die anderen folgten. Bald hatten sie das erste Huschenerreicht, da kamen ihnen drei Mnner entgegen und fragten, wo sie hinwollten.Sagte Hanny: Wir sind am Ziel. Unkraut bekmpfen, den Leuten zu einemschnen Garten verhelfen, damit sie Freude erleben."Ja, wer schickt euch denn?", fragte der ltere. Niemand, nur die Liebe ist es, dieda drngt, Vater Hendrick darf es eigentlich nicht wissen, aber die armen Leutekommen zu keiner Freude."Ihr seid rechte Schlingel, so ein Aufgebot von Helfern ist noch nicht erlebtworden, meinetwegen, helft, soviel ihr wollt, mir wird es recht sein, wenn die

    Leute in Ordnung kommen."Sagte Hanny: Vielleicht verteilt ihr die Mdchen, denn ihr wit, wieviel Grten zubearbeiten sind. Wir brauchen einen berblick, wieviel Blumen und Strucherntig sind, wir sind 250 Mdchen, die alle gern mithelfen."Wie soll ich dich nennen, mein Kind?"Ich bin die Hanny, und diese ist Liesa." Schon recht, Hanny, ich bin Gotthold,dieser ist Heinrich und das ist Johann; es sind gerade 24 Grten, wenn in jedem 10arbeiten, ist vieles zu erreichen, und den armen Herzen ist viel gedient."Schnell ging es diesmal, lustig und frhlich waren alle, so da die Besitzer ihreSorgen vergaen und sich spter von den Frchten geben lieen. Unverdrossenwurde gearbeitet, meterhoch waren die Haufen von Unkraut, bis endlich Gottholdzu Hanny sagte: Es ist genug, es wre schn, wenn auch gleich Pflanzen zurStelle wren."Es ist mglich, jede Helferin mit ihren Mdchen holen und pflanzen ihre Blumenund Strucher, ich werde sofort aufbrechen, bald sind wir zur Stelle. Aber du,lieber Vater Gotthold, kannst Liesa, Christa, Rosel und Lena verstndigen, da ichschon Pflanzen und Blumen hole und sie auch verpflanze."Mit grter Eile brachten Hanny und ihre Schtzlinge groe Krbe voll Pflanzenund Blumen, so da der Garten allerliebst anzuschauen war. Die anderen taten

    dasselbe, so da Gotthold sagte: Das Hilfswerk ist herrlich gelungen!"

    Als Hanny mit ihren Schtzlingen fertig war, kehrte sie in dem Hause, welchesFriedewald und seinem Weibe zu eigen gegeben war, ein. Es wurde viel von demErdenleben erzhlt, welches Friedewald nicht vergessen konnte. Hanny abermeinte: Ich bin froh, nicht mehr daran denken zu brauchen. Meine Arbeit, meinePfleglinge ersetzen mir alles, so da die Erdenzeit immer mehr und mehr ausmeinem Gedchtnis schwindet. Es ist ja auch nichts dabei verloren, im Gegenteil,die Ewigkeit macht mir die grten Hoffnungen. Nur erst recht eifrig sein und reifund wrdig werden, den guten Heiland und liebsten Vater begren zu knnen.Dann wird es schneller aufwrts gehen als bisher." Spricht Hulda: SchwesterHanny, sehnst du dich nicht nach deinen Eltern und Geschwistern? Ich vergehe fastvor Sehnsucht nach meinen Kindern."

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    Ich nicht mehr, Schwester Hulda, weil es mglich ist, sie zu besuchen. MeineEltern freuen sich, da ich frei bin von allem Leid und erlst durch unseren HerrnJesus, durch Seine herrliche Gnade. Komme du erst in die rechte Ordnung, lasseLiebe des Herrn einstrahlen in dein Herz, damit wieder Liebe hinaustrete und du

    beglcken kannst." Ja, wie kann ich das, ich kenne den Herrn zu wenig, wei fastnichts mehr von Ihm, wie kann Seine Liebe in mein Herz einstrahlen?" Indem dudein eigenes Leid vergit und fremdes Leid zu lindem suchst. Schau, deineNachbarin trgt Kummer um ihren Sohn, weil er sich nie um sie kmmerte, bringeihr Liebe entgegen, du wirst sehen, wie froh sie wird, wenn ihr eins seid im Freuenund Lieben."Ja, Hanny, du bist noch viel zu jung, kennst das Leben viel zu wenig, darum bistdu so freudig bereit zu helfen. Ich aber bin niedergedrckt und nie so recht frohgeworden, so da ich zweifle, da es mir gelingen wird."Aber Hulda, Schwesterlein, wie kannst du zweifeln, wo es nur der Herr Jesus

    Selbst ist, der da beglckt, frei und froh macht. Mein Erdenleben war von derWiege an bis zum Grabe verpfuscht, wie der menschliche Ausdruck ist, und geradedarum darf ich mir wagen, nach dem Hchsten zu greifen. Den Herrn Jesuskmmert mein Erdenleben wenig mehr, aber mein jetziges Leben und meineEinstellung zu diesem Leben ist Ihm nicht gleichgltig, denn so es nach Ihm ginge,wren wir alle bei Ihm. Wir aber haben noch so viel Trennendes in uns, da Erverweilen mu, und nur Er allein wei den Zeitpunkt, wenn alles Trennendebeseitigt ist. Denket an euren Garten, er ist das rechte Bild von eurem innerenLeben, auch wir muten dahinter sein, weil noch zuviel des Unkrautes darinnenwucherte. Nun ist auch bei euch ein groer Fortschritt erreicht, die Liebe half, Seinherrlicher Liebessegen wird sich an allen herrlich erweisen!"Es kamen Liesa, Christa, Rosel und Lena mit ihren Pfleglingen, begleitet vonJohann und Heinrich, da sagte Hanny:Nun schnell Abschied genommen, damit wir geschlossen heimwrts ziehen, euchaber segne die Liebe und mache euch recht froh!"07. Freiheit im Dienst der LiebeAls die Mdchen wieder in ihr Heim traten, waren sie so froh bewegt. Es war allesin der zartesten Schnheit geordnet, wo das Auge hinschaute, war etwas da, was

    ein Entzcken hervorrief. Sagte Hanny:Schaut, ihr Geliebten, wie reich wir sind, nur wenig durften wir opfern und erntenreichen Dank. Ich habe schon in den Grten nachgesehen, nicht das geringste fehltuns, ich schlage vor, wir versenken uns in die Tiefe unseres Herzens und lassenden Geist in uns lebendig werden. Wenn wir auch den Herrn Selbst noch nichtbegren knnen, so fhrt uns unser Geist hinein bis an die Stufen desVaterhauses, welches jedem zu eigen wird, wenn alles restlos erlst ist. Sogeschehe Sein Wille um der Liebe und der Freude willen l"Wie immer versenkten sich die Mdchen in ihr Inneres, es war die rechte Stille und

    Ruhe. Weihevoll wie in einem Tempel wehte ein ser Duft von einer zur anderen.Die Mdchen waren jede fr sich allein, wie sie es immer gebt, nahm keine vonder anderen Notiz, Fr menschliche Begriffe waren es Stunden, fr die Mdchenwaren es Minuten. Hanny war die Erste die aufstand, sie hatte einen sinnenden Zug

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    im Gesicht und sagte: Kommet, ersteht, zu Wichtiges habe ich erlebt, wir mssenzur Mutter, ich mchte ohne ihren Rat nichts unternehmen!"Schwester Hanny, wir wollen hierbleiben, sagte eine, denn wir werden VaterHendrick und Mutter Anna nicht antreffen, die sind bei Friedewald und seinem

    Weibe. Ich versetzte mich im Geiste dorthin, um nochmals meine Arbeit zubeschauen, da erlebte ich, wie die beiden dort Einkehr hielten."Du kannst recht haben, meine Dora, aber ich war im ewigen Vaterhause und habeden ewigen Vater nicht antreffen knnen."Erzhle, erzhle, liebe Hanny, der Vater soll nicht daheim gewesen sein?"Nun hret, ich versetzte mich in das ewige Vaterhaus, meine Sehnsucht, denguten Heiland Jesu wenigstens einmal von ferne zu sehen, war zu gro. So ging ichdurch unsere Grten und eilte in einem Fluge in eine Feme, wo ich die goldeneStadt an den strahlenden und glitzernden Trmchen von weitem schaute.Endlich war ich dort, die Tore waren offen, herrlich strahlende Menschen beiderlei

    Geschlechts lustwandelten in den Straen, den Grten, die hundert ja tausendmalschner waren als die unsrigen. Die Menschen erzhlten sich, ich verstand ihreSprache, aber niemand nahm Notiz von mir. Ich fhlte mich einsam in derherrlichsten Pracht. Ich besah mir die Huser, die Anlagen und besuchte aucheinen Tempel von der herrlichsten Bauart und Pracht, Die Fenster leuchteten inallen Farben, auf dem Altar stand ein leuchtendes Kreuz. Da ich einen StrauBlumen, den ich dem guten Heiland bringen wollte, noch in der Hand hatte, legteich denselben vor das Kreuz, um zum Hndefalten die Hnde frei zu bekommen,ich wollte beten. Da kam ein Priester, er mu sehr alt gewesen sein, auf midi zuund sprach: .Was suchst du hier, mein Kind?"

    Ich sagte: Den Heiland Jesus suche ich, ich kann Ihn aber nicht finden, willst dumir sagen, wo ich Ihn finde?" Spricht der alte Priester: Kind, der heilige Gott undVater ist nicht hier bei den Seligen, sondern dort, wo die Unseligen leben, dortmut du Ihn suchen. Ganz wenig ist Er hier, es ist, als ob der Ewige undGrundgtige, Seinen Schmerz hier abladet und wieder weiter eilt." Mag niemandden Herrn auf dem Wege zu den Unseligen begleiten?" fragte ich den Priester. Daantwortete er: Dieser Ort mit seiner Seligkeit ist unsere Welt, wir genieendankbar, was der heilige Gott uns bereitet hat und freuen uns, so wir Ihn oder Seine

    Boten begren knnen. Du aber kehre wieder zurck in deine Welt, vielleicht hastdu Glck, Ihn einmal begren zu knnen. Diese Blumen aber lasse hier zumZeichen, da du das Kreuz liebst."Mir liegt an dem Herrn mehr als an dem Kreuz, ich danke dir fr das Licht,welches du mir gabst, denn nun suche ich den Herrn bei den Armen. Sehet, meinelieben Schwestern, darum mchte ich Mutter Anna sprechen. So eine herrliche,herrliche Welt und so lieblos ihre Bewohner. Wenn wir einmal das Glck haben,den Heiland begren zu knnen, dann lassen wir Ihn nicht mehr fort oder wirgehen mit Ihm, ihr denkt doch gewi wie ich?"Da war ein Jubel, da war ein Freuen, als ob der Herr schon wirklich da wre. Siewaren in der Liebessehnsucht eins geworden.

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    Spricht Hanny: Wit ihr was, wir holen Blumen und warten auf die Mutter odergehen ihr entgegen, Mutter mchte schon nhere Erklrungen geben. Ich werdedoch in mir nicht fertig, weil der heilige Vater nicht zu Hause war."Gern machten die Mdels groe Strue von den schnsten Blumen, dann ging es

    hin zu Mutter Annas Haus. Richtig, sie war nicht da! Nicht schlimm", sprichtHanny, wir gehen ihnen entgegen. Freude haben sie doch, wenn sie uns allekommen sehen." Sie gingen den bekannten Weg und kamen doch nicht an das Ziel..Sollten wir uns verlaufen haben?" spricht Hanny, mir kommt die Gegend ganzunbekannt vor. Wir gehen noch ein Stck, schauen uns um und gehen dann wiederzurck." Spricht Dora: Hanny, hier mssen aber Leute gearbeitet haben, denn derWeg kann noch nicht lange angelegt sein, da doch ganze Ste von Strauchwerkaufgestapelt sind. Siehe, Hanny, dort ist ein Haus." Die Mdchen bleiben stehenund beratschlagen, sollten sie wirklich nach dem groen Haus gehen? Mutter Annawird dort kaum anzutreffen sein. Eine andere spricht: Ansehen knnen wir es

    schon, wir haben kein Verbot erhalten und wer wei, ob es bewohnt ist." SagtHanny: Nun dann kommt, wir gehen und berzeugen uns wer dort wohnt."Neugierig gehen sie weiter, immer schner wird die Gegend, nun sind sie dort amHause, ein Mann kommt den Mdchen freudig entgegen und spricht: Seid gegrtim Namen der heiligen Liebe! Ihr seid gewi die Kinder von Vater Hendrick undMutter Anna." Ja, diese sind wir", erwiderte Hanny, unser Besuch ist keinvorgesehener, sondern nur zufllig; wir haben einen falschen Weg eingeschlagen."

    .Aber deswegen seid ihr alle herzlich willkommen, ich rufe meine Leute, die hintenim Garten sind, sie werden sich recht freuen." Er ntigte die Mdchen in das Haus,welches sehr gerumig war, und rief in den Garten: Kommt, Leute, wir habenBesuch! Ich bin Bruder Liebegott; dieses Haus haben wir uns erbaut, es dient unszur Ruhe und Beschaulichkeit. Es war eine rechte Wildnis, als wir hier anfingen,aber der Herr lohnte unseren Eifer, jetzt ist es ganz schn." .Ich bin SchwesterHanny, diese Mdchen sind meine Pfleglinge, alle sind sie soweit, da sie in ihraltes Leiden nicht mehr zurckfallen, und den neuen Geist des Lebens langsamaufnehmen." Jetzt kamen die Leute herein, ihr Ausdruck war freudig. Wer wei,wie lange sie kein freudiges Gesicht gesehen haben. Da sprach Liebegott:Begret die lieben Gste, es sind die Kinder von Mutter Anna, von der ich euch

    so viel erzhlte." Die Begrung fiel linkisch aus, Hanny merkte sofort, die Brdersind nicht frei, trotz der Freude, die sie uerten. Das Zimmer war sauber; abernicht eine einzige Blume oder was das Auge entzcken konnte war da. Da sprachHanny: Ihr Schwestern, schmckt doch mit euren Blumen diese Stube, damit dieBrder auch etwas Freude haben. Es gefllt mir hier gar nicht, es fehlt an Liebe."Spricht Liebegott: Schwester, wie meinst du das, habe ich es an etwas fehlenlassen?" Bruder, dein Name pat nicht zu dir, denn du sollst nicht nur Mahner,sondern auch Trger dieses Geistes sein. Wenn ich mir deine Brder anschaue,denke ich an das Anstaltsleben zurck. Nur ein Gedanke daran, und ich friere.Auch deine Brder hier lebten dieses elende Leben dort, es gab wohl Zucht undOrdnung, aber keine Liebe. Hast du es schon einmal mit der rechten Liebeversucht?" Aber Schwester Hanny, meine Leute arbeiten gern, sind willig undfroh, ein Leben in Zufriedenheit und Geborgenheit zu leben, ich habe nicht den

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    geringsten Grund zu klagen." Das mag wohl sein, Bruder Liebegott, aber denBrdern fehlt das Beste und Schnste, die Liebe zum Herrn und Heiland Jesus.Schaue dir meine Schwestern an, auch sie sind Anstaltsgenossen wie deine, sprichmit ihnen, oder noch besser, besuche uns und unsere Grten. Es ist ein Unterschied

    wie Tag und Nacht. Befrage meine Schwestern nach Jesus, nach Seinem Lebenund nach Seinem Sein, du wirst staunen ber ihre Erkenntnis. Vor allem den liebenHeiland lieben sie mit einer Glut und mchten Ihn recht bald einmal in ihrer Mittehaben, wie sieht es bei dir aus?"Schwester Hanny, du hast recht, ich bin selbst noch nicht so weit, da ich viel vonJesus erzhlen knnte, wo sollte ich es auch wohl herhaben?"Aber Bruder, du warst doch im Erdenleben Christ. Jetzt in der Ewigkeit mtestdu doch von selbst darauf kommen, da ein Leben ohne Jesuliebe nur ein halbesist, dabei hast du uns im Namen der Jesuliebe begrt. Darf ich einmal zu denBrdern reden?" Aber gern, Schwester, ich werde der Aufmerksamste sein."

    Die Brder hatten sich alle gesetzt, wie immer saen sie. Die Mdchen hatten, daes keine Schalen gab, die Blumen zu einer Ranke gebunden und sie zu dem Wort,Jesus" geformt. Sie standen nun im Halbkreis, da sagte Hanny: Schwesternkommt, wir singen erst den Brdern ein Lied von Sonnenschein und Liebe." Daerklangen die hellen Stimmen: ,0 lieber goldner Sonnenschein, dring tief in unserHerz hinein usw."Ach, wie erstaunten die armen Brder, so etwas hatten sie noch nicht gehrt.Liebegott war bis in das Innerste ergriffen.Als sie geendet hatten, sagte Hanny: Meine Brder, ich danke unserem HeilandJesu, weil ich mit meinen Schwestern euch allen diese Freude bereiten konnte. Jaich knnte ohne diese Freude, die ich aus dem Liebegeiste Jesu empfange, niemehr sein. Auch ich, wie meine Schwestern, waren Ausgestoene des Glckes,unser Leben war kein Leben, es war ein Vegetieren wie das eines Tieres. Nun aberhat Jesus, der liebende Heiland und liebende Vater, unser Leben anders gestaltet,indem Er uns aus dem Erdenleben genommen und in ein freies Sein gesetzt hat.Wir haben es erfat, alles hat nur halben Sinn ohne Jesus, nur halbes Glck ohneSeinen Liebegeist, wir haben noch nicht die rechte Seligkeit, da Er zu unseremGlck Selbst noch fehlt, weil wir noch nicht reif genug sind. Mutter Anna alsseliger Engel ist unsere Hterin, sie selbst sagte mir, nicht eher wirst du Ihn

    schauen, als bis du reif bist. Dies ist aber keine Enttuschung, sondern Vorfreude,eine Ahnung vom kommenden Glck, was uns aneifert, immer noch mehr Liebe zuwerden. Auch euch allen mchte ich das Glck schenken, doch ich bin nur eineschwache Dienerin der Liebe. Aber etwas knnt ihr schon tun, euch recht liebhaben, alles aus dem Herzen drngen, was noch von drben mit herbergebrachtwurde. Denket daran, da der gute Heiland Jesus Sein Heim in jederMenschenbrust aufschlagen will, fanget an, euch zu sehnen nach Ihm, dem wir soviel zu danken haben, dann wird in euch Freude einziehen. Ich wei, ihr freut euchber eure Arbeit, in der Ruhe in der ihr lebet, aber das ist ja gar nichts gegen dieFreude, die uns Jesus schenkt. Immer denkt Jesus daran, uns zu erfreuen, unddieses habe ich und meine Schwestern erkannt, darum ist unsere Sehnsucht nurJesus und wieder Jesus.

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    Knntet ihr euch nicht entschlieen und auch anfangen, Jesus zu lieben? Er hat unslngst geliebt und unsere Namen in Sein Herz eingeschrieben. Darum soll auchSein Name in unser Herz eingeschrieben sein und leuchten wie eine Sonne.Schauet diese Blumen, sie sagen uns Seinen Namen, haltet Ihn fest zu eurem Heil

    und ewigem Seligsein."Sagt Liebegott: ,0 Schwester Hanny, unmglich kannst du die Worte aus dir gesagthaben, es ist ein Wunder, dieses zu erleben. Aber nicht umsonst sollst du unsgemahnt haben, ja wir werden versuchen, Jesus zu lieben. Denkt ihr nicht auch so,liebe Brder, von nun an?"Da ging ein Jubel los, der nicht enden wollte, da sagte Hanny: .Bruder, ist das nichtder beste Lohn, den du jetzt erhltst, nun hast du Brder gewonnen und Liebe wirddir entgegengebracht werden, zum Dank werden wir in der nchsten Zeit eurenGarten mit Blumen schmcken, damit sich auch der Herr Jesus freuen kann, so Erzu euch allen kommt. Du wirst erleben die Freude aus der Liebe, und nun wollen

    wir scheiden uerlich, innerlich bleiben wir vereint durch die Liebe Jesu."Liebegott konnte vor Rhrung fast nicht sprechen, aber ein Bruder sagte: ,0 bleibethier, bleibet hier, ihr seid so schn, wenn ihr fort seid, wird es wieder finsterwerden." Das geht nicht, mein Bruder wir mssen unsere Blumen pflegen, wirmssen fleiig sein, damit wir eure Grten schn machen knnen, wir kommenwieder, aber ihr msset recht liebevoll werden und immer denken, da es auch demguten Heiland bei euch gefallen soll, so Er einmal kommt."Da freuten sich alle, ein anderer sagte mit bittenden Augen; singt noch ein Lied,es war so schn, so schn." Da fingen alle Mdel an zu singen: Wenn derHeiland, unser Heiland als Vater erscheint und die Kinder, und die Kinder um sichdann vereint; o da werden wir uns freuen und werden selig sein, denn der Heiland,unser Vater, kehrt gern bei uns ein und der Vater, unser Jesus, will glcklich mituns sein.Nun war es aus mit den liebehungrigen Brdern, sie umarmten sich und riefen:wir werden Kinder, wir werden Kinder".Liebegott wollte beschwichtigen, aber Hanny sagte: Bruder, lasse sie, die Liebekommt zum Durchbruch, du siehst, sie mute geweckt werden. Wesen wie wir, woalles Leid aufgestapelt war, brauchen einen regeren Wecker, lasse sie in dieserLiebe, ja frdere sie und du erlebst Wunder der Liebe, wie mein Wachstum auch

    ein Wunder der Liebe ist. Dabei habe ich nichts anderes getan, als nur dieRatschlge befolgt, die mir Schwester Martha gab. Es gelang mit grter Mhe,aber es gelang; nun bin ich durchdrungen vom Feuer Seiner Liebe und dieses hilftimmer weiter. Nun wollen wir scheiden im Namen Jesu, unsere Liebe aber lassenwir hier!" War das ein Erzhlen heimwrts, die Mdchen waren ganz erfllt vonFreude, aber Hanny sagte: Wenn blo die Mutter nicht zu Hause wre, denndieses war nur halbe Arbeit. Jetzt haben wir den Brdern Hoffnung gemacht, unddie Mutter wird allerhand Bedenken haben."Richtig, wie sie in die Nhe des Hauses kamen, wurden sie auch schon von VaterHendrick bemerkt. Da flogen die Mdchen hin und wollten die Mutter begren.Aber sie tat ganz ernst und sagte: Ja, wie seht ihr denn aus, was ist euch Frohesgeschehen? Ich mu euch schelten, wie knnt ihr denn die Grten so wundervoll

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    herrichten, wisset ihr nicht, da das Himmelreich Gewalt braucht, um es schn zugestalten?"Spricht Hanny: Mtterchen, tue doch nicht so ernst, du freust dich doch genau sowie wir, oder wre dir lieber gewesen, die Brder wren beim Anfang geblieben?

    Wir haben ihnen nur ber den Anfang hinaus geholfen, nun ist ihnen leichter, dennnur Blumen spenden ist doch kein Opfer der Liebe?"Hanny, Kind, du httest es aber sagen knnen, da wre ich mitgekommen, denn inden Leuten steckt noch viel Weltgeist. Du mut vorsichtig sein." ,0 weh, Mutter,wenn du ber dem Schelten bist, dann schelte uns tchtig aus, denn wir kommenvon Liebegott und den armen Brdern, wir haben einen Feuerbrand der Liebe dortangezndet."

    Ich bin. sprachlos, Kind, ich habe die Verantwortung ber euch, und du gehst sofrei und froh in das Lager derer, die noch groe Luterung brauchen, da getraue ich

    mich allein nicht hin.".Wir waren auch nicht allein, Mutter, denn der gute Heiland war mit uns, noch niewar ich so frei und froh, in mir fhlte ich eine Freude, aber keine Bange."Spricht Anna zu Hendrick: Nun schau, Bruder Hendrick, nun ist dir Hannyzuvorgekommen, deine Arbeit ist es, die Brder in eine grere Erkenntnis zufhren."Weit du, liebe Anna", erwiderte Hendrick, jetzt knnte ich an dir irre werden,du bist die Liebe selbst und unser aller guter Engel, und jetzt gefllt dir derLiebeszug der Hanny nicht. Du mut mich darber aufklren."Ja, Hendrick, die Sorge um die Kinder ist es, sie sind noch nicht so gefestet, denkranken und irrenden Brdern Halt und Sttze zu geben, du mut mich verstehen."Freilich, Anna, aber schau nur, wie sie lcheln ber deine Angst, sie ist dochunntig."Hendrick sei vorsichtig, denke immer noch daran, da noch viel vom ErdenlebenHerbergebrachtes eine Macht ist, die nicht weggeschoben werden kann. Der Herrspricht nicht umsonst, wachet und betet."Mtterchen", spricht Hanny, ich habe den armen Brdern auch versprochen, ihreGrten mit den Schwestern zu schmcken, du erlaubst es doch, und ihr beidekommet mit. Oh, wir sind glcklich, Freude gebracht zu haben!" Ich freue mich

    mit euch, Kinder, aber ..."Kein Aber, Mtterchen, zuvor war ich dort im herrlichen Vaterhaus, dieMenschen waren schn, ihre Huser, Palste, nicht zu beschreiben, der Tempel einKunstwerk, aber sie achteten mich Unscheinbare nicht. Von Liebe fhlte ichnichts, und das Schlimmste war, der heilige Vater war nicht zu Hause. Er sei beiden Unseligen, so sagte mir der Priester. Da ist ein Zug in mir, auch den Vater zusuchen, gleich wo. Dort war ich unbefriedigt inmitten der Seligen, und bei denKranken war ich selig, sag Mtterchen, wie kommt das?" Weil du die Liebeaufgenommen hast. Nun ist mir nicht mehr bange um dich, mein Kind, handle ganzfrei in dieser Liebe, bald wirst du reif zu Grerem werden. Bereite alles vor,damit wir deine wartenden Brder nicht enttuschen."08. Endlich alle Sehnsucht gestillt

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  • 8/7/2019 Max Seltmann Heft 25 Heimgefunden

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    Hanny eilte mit ihren Lieben zu ihrem Haus und Garten, suchte die schnstenBlumen, Stauden und Strucher. Wie waren sie alle selig und begeistert, den armenBrdern, die auch das schwere Erdenleid tragen muten, ihren Garten schn undertragfhig zu machen.

    Nach einer herrlichen Ruhe und Verinnerlichung nahmen sie alle Pflanzen undreifen Frchte, gingen hin zu Mutter Anna, um sie mitzunehmen zum schnstenLiebeswerk. Aber niemand war da, leer waren die Zimmer, von Vater Hendrick.nichts zu sehen, da sag