Max Seltmann Heft 9

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    Wilhelm Erdmann Georg-Reimann-Str. 3 - 30900 Wedemark - Telefon 05130 - 7227_________________________________________________________________________________________

    Heft 09. Der Gang nach Emmaus01. Der Gang nach Emmaus02. Der Gang nach Emmaus03. Der Gang nach Emmaus

    04. Der Gang nach Emmaus05. Der Gang nach Emmaus

    01. Der Gang nach EmmausEin heller, schner Sommer-Tag machte alle Menschen wieder etwas froher;die letzten drei Tage (seit Freitag) hatten wie ein finsterer Alp auf ihrenGemtern gelegen, seit sie wuten: Jesus ist tot! Jesus war den Armen undKranken verlorengegangen. Jesus fehlte allen, auch denen, die Ihn noch nichtso recht verstehen wollten! Er war der Gesprchsstoff in allen HusernJerusalems und der ganzen Umgebung! Auf einmal kam von irgendwoher

    die Kunde: Jesus ist nicht mehr im Grabe! Er soll von den Totenauferstanden sein! Wie ein Lauffeuer, unaufhaltsam, eilte diese Botschaftvon Haus zu Haus, doch nirgends war etwas Bestimmtes zu erfahren.

    02. Der Gang nach EmmausAn der Landstrae von Jerusalem lagerte ein Trupp rmischer Soldaten; zweiMnner aus Emmaus, Simon und Kleophas, kamen eilig auf die Rmer zu,grten den Anfhrer und baten: Herr! Wir sind Brger ans Emmaus; wirgehren zu den Freunden des Jesus von Nazareth. ble Kunde berichtete

    uns von Seinem Tod auf Golgatha; darum trieb uns die Unruhe vom Hausefort, um Nheres zu erfahren. Aber es sollen Unruhen dort herrschen, undso getrauten wir uns noch nicht nach der Gottesstadt. Nun wir aber heutehrten: Jesus sei nicht tot! Er sei einigen erschienen, da peinigt Zweifelunser Herz; und so bitten wir dich um Auskunft, Herr, so du uns etwassagen kannst und willst ber die legten Tage in Jerusalem.Liebe Mnner, antwortete der Anfhrer, es ist leider wahr: Euer FreundJesus ist eines gewaltsamen Todes gestorben! Er wurde ans Kreuzgeschlagen! Ihm war wirklich nicht zu helfen, da Er jede Schuld auf sichnahm und auch Sein Todes-Urteil ruhig anerkannte! Von dem Gercht, Er seivon den Toten auferstanden, haben auch wir schon gehrt, doch nichtsBestimmtes erfahren knnen, da wir abberufen wurden. leb habe Ihn nichtgekannt, mu euch zum Trost jedoch sagen: Wer solchen Menschen nherkennen durfte und Ihn zum Freunde hatte, der ist wahrlich glcklich zupreisen! Doch machet euch auf und gehet selbst nach Jerusalem; dort werdetihr mehr erfahren. Er grte kurz und gab seinen Leuten Befehl zumWeitermarschieren.Nach langem Schweigen fragte Kleophas: Simon! Was sagst du nun? Lieber Bruder, antwortet dieser, was sollen wir darber noch reden? Unser

    geliebter Herr und Meister ist nicht mehr! O welch ein Kummer! Und wirtaten nichts zu Seiner Befreiung! Ich leide zu sehr darunter, darum la unswieder umkehren und nach Hause gehen. Knnte ich mein Leben einsetzen,nur da Er wieder lebe!

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    Opfer Jesu htte nur den Zweck, Seinen Widersachern einen Triumph zubereiten?! Simon antwortete: Lieber Freund! Du sagst, mit Jesu Tod seien dieHoffnungen Gottes erfllt! Du magst ja recht haben, denn es klingt

    wahrscheinlich; aber unsere Hoffnungen sind dahin, und wir mssen weiter dieGeknechteten und Bedrckten bleiben. Es ist, als wenn sich die Sonneabwenden will von unseren gesegneten Fluren, als wenn alle Freunde sichverbergen, und alle Feinde wieder die Oberhand bekommen! Siehe, unserGlaube war: Nur Er kann und wird unser Volk erlsen! Was kann uns dasGercht einiger Frauen ntzen, Jesus sei gesehen worden! Er lebe!, so wir dochjetzt die Gewiheit haben: Er ist tot! Was der Tod in seinen Armen hlt, gibter nicht zurck.Der Fremdling sprach ernst: Simon! Der Schmerz um Jesus macht dichblind und taub und lt dich alles vergessen, was Jesus euch und allen

    doch so oft sagte! Dies ist kein Ruhm fr dich! Und wenn alle SeineJnger ihre Herzen solchen Zweifeln ffnen, dann freilich gewinnt derGegner und Feind alles Lebens gewaltig an Kraft und Strke. Gewi, deinSchmerz ist gro, und jeder Schmerz ist mir heilig, da ich wei, jederSchmerz geht zuvor durch das Gottes-Herz! Aber, bist du dir wohl bewut,da du auch deinem Jesus durch diesen deinen Zwiespalt groen Schmerzzufgst? Ja, noch mehr! Auch Gott fgst du diesen Schmerz zu! Da dochJesus durch Sein Opfer und Sterben nur den Willen Gottes erfllen wollte, umdadurch allen Menschen ihren Erlsungs-Weg zu zeigen.Simon entgegnete erstaunt: Bruder im Herrn, welche Worte gebrauchst du?Bist du auch Sein Jnger, von dem ich nur nichts wei? Bist du auch einervon denen, die Er berufen hat, damit Seine Lehre weiter verbreitet wird? Oh,rede von Ihm, damit ich wieder froh werde!Auch Kleophas sprach: Ja, Bruder! Deine Worte bergen in sich den Ton,den wir vermissen! Den Ton der Hoffnung! Wie schmerzlich ist es fr uns, zuwissen: Er ist nicht mehr! Wenn Ihm wenigstens dieses unsagbare Leid einerKreuzigung nicht zugefgt worden wre! Siehe, Er wute doch um alleDinge! Selbst Rmer waren Seine Freunde, denn Er nannte auch sie Meine

    Brder! Oh, warum forderte Er nicht Seine Freunde und Jnger auf, gegendieses groe, groe Unrecht zu kmpfen? Warum? Oh, wer gibt uns hierAntwort?Der Fremdling antwortete vertrauensvoll: Jesus Selbst, meine Brder! Denn,wenn Er auch krperlich gestorben ist, lebt Er nicht in euch? Werden SeineWorte, Seine Liebe und Seine Taten nicht schon lebendig in euch? Sagen sieeuch nicht, da es gar nicht anders sein und geschehen konnte!? Sollte SeinTod nicht bezwecken, da Er, der Gestorbene, nun unter Seinen Anhngernund Nachfolgern geistig neu erstehen will, um in jedem das Bewutsein zuerwecken: Auch ich will nun mithelfen an Seinem Groen Werk der Erlsung,welches durch Seinen gewaltsamen Tod einen Stillstand erlitt. Liebe Brder!Jesus zeigte euch Selbst, da es, im Plan der Ewigen Gottes-Liebe lag,dieses zu leiden und dem Krper nach zu sterben! Fraget nicht mehr: Warum?

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    Warum? Denn diese Frage Seiner Freunde ist rger als das groe Unrecht,welches Ihm blinde und irregeleitete Menschenbrder zufgten! Du, Bruder, bistein Geweckter, ein vom Jesus-Geist schon belebter Mensch! Dein Glaube unddeine Liebe zu Ihm sollen, Sein Leben in dir schaffen und, Neues Leben in

    andern zeugen, es aber nicht unterbinden! Du kennst Moses und die Propheten,und ihr wit um alle Verheiungen! Bedenke, wenn Gott alle Feindschaft,die zwischen Ihm und dem Lebens-Feinde besteht, aufheben will, mu auchdas rechte Mittel dazu angewendet werden! Und dieses Mittel war und ist Jesus! und wird es bleiben, bis alle Feindschaft aufgehoben ist.Simon sprach erstaunt: Bruder im Herrn! Ich kann dir nicht recht folgen undbitte dich, mich nicht mizuverstehen. Was meinst denn du eigentlich mitdieser Feindschaft zwischen Gott und dem Lebens-Feind? Hast du dabei dasBse im Auge? Wenn ja, warum wurde dann nicht offen der Kampf gegenden Satan gefhrt? Es wre doch dem Meister mit Hilfe der Engel ein

    Leichtes gewesen, diesen Feind alles Gttlichen Lebens unschdlich zumachen.Mahnend antwortete der Fremdling: Simon, so verstehst du deinen Meister?Der unter euch lebte wie der Allergeringste, der euch diente mit einer Liebe,die die Erde und ihre Bewohner noch nicht kannte! Simon! Simon! Dein Herzerschrecke nicht, so ich dir zurufe: auch dich hatte Er doch ausersehen undgewrdigt, ein Kmpfer Seiner Heiligen Sache zu werden! Du bist aber ineiner gewaltigen Irre, wenn du so an der Person Jesu hngst, da es doch nurauf Seinen, Geist, auf Sein gewaltiges Innen-Leben und -Wesen, ankommt!Und ,Dieser Geist, den Jesus in sich trug, whrend Er nach auen hin lebtewie jeder andere Mensch, dieser Geist ist ja das Mittel, welches denFeind zwingt, zurckzukehren zur inneren Gottes-Ordnung und zum Lebenmit Gott.Simon sprach: Bruder im Herrn! Ich mchte dir danken fr den Mahnruf, dendu mir gabst, wenn der Schmerz um Jesus nicht so gro wre! Da du aberbesser unterrichtet zu sein scheinst denn ich, so frage ich dich: Gab es wirklichkein anderes Mittel als Seinen Kreuzes-Tod? Und hatte Gott wirklich dieAbsicht, dieses Mittel auf Jesus anzuwenden? Bedenke: Ein Gott desLebens und der Liebe nimmt keine Rcksicht auf den, den Er Selbst uns

    sandte, und fordert Gehorsam, Gehorsam bis zum Kreuzestod von Ihm! Wasaber noch nicht das. Ende ist, denn auch wir und alle Jnger mssen gewrtigsein, denselben Tod zu erleiden wie Er! Ich bin am Ende und finde mich nichtzurecht! O Jesus! Wenn Du noch lebtest, wie leicht knntest Du alle Zweifelbeseitigen.Der Fremdling fragte ernst: Simon! Warum bereitest du deinem Meister,deinem Jesus und Heiland zu Seinen Wunden neuen Schmerz? Du weit doch,wie Jesajas spricht, da Er um unseretwillen alles Leid auf Sich nehmen wird,alle unsere Krankheit und unsere Schmerzen! Und um unserer Snde undMissetat willen gemartert, ja, den Tod erleiden wrde damit wir befreitwrden von allem bel und in Seiner Liebe unsern Frieden finden knnen!*Jesajas 53, 46.) Weiter will ich dir sagen, was Jesajas noch sagte, dadenen, die auf Ihn hoffen und an Ihn glauben, ein wahrhafter Erlser

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    erstehen wird, der sie hineinfhren wird in das herrliche Jerusalem, welcheserst die Erfllung sein wird aller Wnsche and Sehnsucht Gottes wie auchSeiner Kinder! Du denkst, es war ein Gebot von Gott, dieser Kreuzes-Tod? Onein, mein Bruder! Es war der freie Wille, der Zug aus dem allerinnersten

    Herzen Jesu, dieses Opfer zu bringen und es Selbst zu sein! Und Gott, derEwige, nahm dies Opfer an und erhhte Ihn darum und setzte Ihn zumHerrn ber alles, was da lebt im Himmel und auf Erden! Wre jedoch dergeringste Zwang auf Ihn angewendet worden, so jubelte jetzt die Hlle mitihrem Anhang. Dieser Tod Jesu am Kreuze ist nun der Kreuz-Weg, auf demsich alle Bewohner der Hlle und alle, die noch mit Jesus im Widerspruchstehen, nicht so leicht zurechtfinden werden! Gerade das, was dich bedrcktund deinen Jammer grer werden lt, das Kreuz von Golgatha soll zumRettungs-Weg und zum Anker fr alle werden. An diesem Kreuz mu einjeder vorber! Keiner kann es umgehen, da es ja die Grund-Bedingung in sich

    trgt: Nur durch dieses Kreuzgeht der Weg zum wahren Leben mit Gott! Kannst du. nun Meine Worteverstehen, Mein Simon und auch du, Kleophas?Kleophas antwortete freudig: Ja Bruder! Es ist lichter geworden in mir, undalle Traurigkeit ist hinweg! Und ich denke, auch Simon ist berzeugt davon, dader Herr ja gar nicht sterben konnte, ohne uns und allen Menschen etwas zuhinterlassen, was wie Er selbst ist! Siehe, dort ist meine Behausung; komm undkehre mit uns ein und schenke uns noch mehr von deiner Liebe undWeisheit. Der Fremdling wollte ablehnen und sagte: Ich mchte aber nochweiter, denn Mein Herz drngt, auch andere zu beglcken. Ihr seid ja nunzu Hause, und der Frieden wird in eure Herzen zurckkehren.Kleophas aber bat: Lieber Bruder, der Tag neigt sich, und bald bricht dieNacht herein! Bleibe bei uns und nimm teil an unserem einfachen Mahl. Hastdu unsere Herzen gespeist mit der Kost aus deinem Herzen und uns so vielSchmerz und Kummer abgenommen, so lasse dich auch von uns strken underquicken!Der Fremdling lchelte gtig und erwiderte: Nun, dann sei es, weil es der Zugeures Herzens will. Beim Eintreten ins Haus sprach er: Und so sei derFriede des Herrn mit dir und mit deinem Hause!

    03. Der Gang nach EmmausDas Weib des Kleophas sah die drei ankommen, brachte Wasser undwusch erst dem Fremden, dann Simon und zulegt ihrem Mann die Fe; unddann begrte es den Fremden mit den Worten: Herr, gegrest seiest du imNamen des Herrn, und dein Segen werde unser Friede!Der Fremdling antwortete ihr sanft: Weib des Kleophas! Dein Wunsch undWille ist erfllt, so du immer in dieser Demut bleibst! Und der Friede in dir seideine Kraft und die Erfllung! Dankend zog sie sich in die Kche zurck;

    Kleophas ging ihr nach und sprach: Hanna, diesem Fremden habe ich viel zudanken! Bereite ein gutes Mahl und richte in der oberen Kammer dieLagersttte her; denn der Gast bleibt ber Nacht bei uns.

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    Voll Freude sprach Hanna: 0 Kleophas! Nichts tue ich lieber als das, was dujetzt verlangst, denn mir gab der Gast so viel wie dir! Aber wie kommt es, dadu deinen Gast als Fremden bezeichnest? Mir ist er jedenfalls nicht fremd! Dumut ein schlechtes Gedchtnis haben, sonst mtest du wissen, wen du ins

    Haus gebracht hast! hast!Kleophas entschuldigte sich und sagte: Hanna, wir haben ihn nicht nachseinem Namen gefragt: aber eins wissen wir, er ist einer der unsrigen, einer,der auch an den Meister glaubt! Doch beeile dich, damit das Mahl fertigwird!Hanna lchelte und erwiderte: Ja, gehe nur! Denn deine Worte stren michin meiner Andacht. Dir aber, o Herr, will ich ein Mahl bereiten, wie es deineMutter nicht besser machen konnte!Inzwischen nahm Simon mit dem Fremden in der groen Stube Platz und spracheinladend: Mache es dir recht bequem, im Hause des Bruders Kleophas ist gut

    ruhen, denn die Gnade und der Segen des Herrn ruht sichtbar ber seinemGrunde. Leider sind beide allein; deshalb sieht er gern Gste und Freundeum sich, und Hanna, sein Weib, ist glcklich, so sie allen dienen kann.Freundlich sprach der Fremdling: Simon, auch ich kehre gerne ein, wo Liebeund Gastlichkeit des Hauses Zierde sind. Denn die grte Zierde eines wahrenMenschen ist Dienen, aber mit einem Herzen voller Liebe und Hingabe!Wre ich euch nicht begegnet, und ihr wret nun heimgekommen, und einigeFreunde und Brder htten euch mit sehnschtigem Herzen erwartet, da auchihnen der Friede gleich euch genommen war , sage mir, was htte euch dieLiebe und Gastlichkeit dieses Hauses gengt? Ihr httet gemeinsam denKummer und die Zweifel eurer Herzen noch vermehrt, statt sie zuvermindern. Darum ist die grte Liebe und herzlichste Gastlichkeit dort, woder Jnger freudig zeugen kann, in seinem ganzen Wesen, von derHerrlichkeit des Herrn! Komme, Kleophas, und hre auch du, was ich nunsage: Nie ist die Erde reicher beschenkt worden denn in diesen Tagen, woGottes Herrlichkeit Sich auf Golgatha offenbaren konnte! Endlich, endlich istes unserm Gott gelungen, ein Werk ins Dasein zu stellen, das aus derallerfreiesten Liebe und Hingabe eines Menschen geboren wurde! (nichtaus der Gttlichen Allmacht). Nicht dies war in Jesus das Grte, da Er

    Wunder wirkte und durch Tatsachen bewies, da Er ein Herr und Meister ist,sondern da durch Seinen Tod am Kreuz eine Mglichkeit geschaffen wurde,allen Menschen die wahre Erlsung zu bringen! Und diese Erlsung ist nungeschaffen! Denn Jesus lebt! Und wo in aller Zukunft Jesus leben kann, daist das Tor geffnet zum Reiche des wahren Lebens.Hoch erstaunt fragte Simon: Bruder, hast du Jesus schon gesehen und

    gesprochen? O sage, wo, wo treffen wir Ihn? Heute noch, jetzt gleich willich zu Ihm eilen; denn mein ganzes Sinnen und Trachten ist jetzt nur auf Jesusgerichtet. Der Fremdling fragte sanft: Simon, weit du noch, was der Meistersagte, als Er von uns Abschied nahm und weiter Seines Wege ziehen mute?Sagte Er nicht: Im Geiste bleibe Ich bei euch und unter euch, so ihr in MeinemGeiste verbleibet! Warum zieht es dich noch hin zu der Person Jesu, die janur der uere Sammelpunkt Seines inneren Gttlichen Liebe-Wesens war? 0

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    Mein Simon, so viel mtet ihr euch schon von eurem Meister angeeignethaben, da in eurer Gegenwart niemand den Heiland vermit! Es wrde Jesugrte Wonne sein, so Seine wahren Jnger in Seinem Geiste sich betrachtenals die Bewahrer des hohen heiligen Gutes, welches Er durch Sein freiwilliges

    Sterben allen, allen hinterlassen hat! Betrachtet nun in diesem Sinne Sein Lebenund Sterben und setzet alle eure Hoffnungen jetzt auf Seinen Geist, dann ist alleTrauer dahin! Und Sein Leben wird sich bald bekunden in euch und dann auch um euch.Bewundernd sprach Kleophas: O Bruder und Freund des Herrn! Nie sah ichdich um den Meister und doch ist deine Sprache die Sprache Seines Geistes!Wie kommt es, da du von dem Kummer um Ihn nicht berhrt wirst? Denndein herrliches Zeugen fr den Meister beweist mir, da dein Inneres frei vonLeid und Sorgen ist! Gewi, es ist jedes Wort lebendige Wahrheit, welches duzu uns gesprochen hast; aber wir sehen an uns selber, welch ein groer Weg

    noch vor uns liegt, ehe wir zu solch heiersehntem Ziele kommen.Du sagtest: Setzet alle Hoffnung nur auf Seinen Geist! Ja, drfen und knnenwir es denn noch? Du sagtest zu uns Worte des Lebens, und so wirst du auchin unsere Herzen schauen knnen und den Trmmerhaufen gewahren, der erstwieder geordnet werden mu. 0 Freund, wer Shne und Tchter besitzt und sie vor der Zeit dahinwelken sieht, der braucht eine andere Kraft, um seinHerz zusammenzuhalten, sonst bricht er zusammen! Und in diesem Zustandfandest du uns! Denn, da wir Sein Sterben noch nicht in deinem Sinnebetrachten knnen, wird dir auch verstndlich sein?Liebreich antwortete der Fremdling: Kleophas, du brauchst dich nicht zuentschuldigen ob deines Schmerzes und Kummers; denn der Meister wei umalles! Darum nur kam ich zu euch, um diese Banden zu lsen, die ihr selbst ineuren noch zu menschlichen Begriffen um den Menschen Jesus webtet.Sein Tod lste alles Menschliche von Ihm und will allen den euchliebenden Erlser offenbaren! Und je mehr ihr in diesem Sinne nun Seinherrliches Werk fortseiet, je mehr Kraft quillt in euch empor und ordnetalle Trmmer und noch falschen Begriffe in dem Sinne Jesu: Wer Michliebt, der wird den Willen tun Meines himmlischen Vaters! Denn Er sandteMich in diese Welt, damit dieselbe selig werde durch Mich. So lauteten

    Seine Worte an euch! Und jeder, der das tun wird, was ihr nun im Geiste undim Sinne Jesu tun knnt an euren Mitmenschen, der wird die Seligkeitschmecken, die Jesus geno all die Zeit hindurch, da Er restlos den WillenGottes. Seines himmlischen Vaters, erfllte! Sehet: durfte Erzurckschrecken vor der allergrten Liebes-Tat, die Sein Werk dochkrnen sollte, wodurch nun endlich der Weg und die Verbindung zwischen Gottund Mensch wahrhaft hergestellt werden konnte? Htte Jesus noch mehrLeben zum Opfer gehabt, htte Er willig, ohne zu zgern, alles hingegeben!Denn es galt, das Innen-Leben aller Menschenkinder von ihrer Knechtschaftzu erretten! Und ihr nun, die ihr Seine Jnger seid, seid auch die ersten, dieaus und von, Diesem Leben in euch zeugen sollen!Simon dankte: Lieber, lieber Bruder, wie notwendig solches Zeugnis ist, seheich an mir! Wie wenig hat es dich gekostet, und schon fhlen wir im Herzen

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    den geheimen Zug dieses Geistes aus Gott. Es ist selbstverstndlich, da ichmir dieses nicht mehr rauben lasse, da der Feind des Lebens doch auerhalbmeines Herzens leben mu, so lange das Bewutsein der Gott-Verbundenheitin mir besteht! Und so danke ich dir, mein Bruder, wie ich auch dem

    Meister danken werde! Wohl fhlte ich deine Worte wie Hammerschlge inmeiner Brust, aber jetzt sind sie mir Lebens-Brot und -Wasser! Oh, wenn dochalle die anderen Brder auch hier wren, wie wrden sie sich freuen undgleich mir dankbar sich erweisen.Der Fremdling belehrte weiter: Simon! Nun erst, da du an deine Brderdenkst, wirst du vllig befreit vom Druck deiner Schmerzen! Denn was sindeigene Schmerzen, so ich andere heilen kann? Nichts als nur der Antrieb zurAuswirkung dieses freien Gottes-Lebens in mir! So du dich aber in deinemSchmerze windest und gar klagst, schaltest du den Strom des Lebens aus!Und alle Welt in dir und um dich ist gefesselt und geknechtet, wenn nicht

    gar gebrochen, und der Helfer und Heiland in dir ebenso! Sehet! Die ganzeWelt ist nicht das, was sie scheint, sondern wie du sie siehst von deinemInnen-Leben aus! Bist du in dir ein freier und froher, ein vom wahren Gottes-Leben durchdrungener Mensch, ein Gottes-Kind,denkst du nicht an eigenenKummer! Sondern alle Wnsche in dir gehen dahin, deine Umwelt ebensofrei und froh zu machen! Und bald werden dir dabei Gttliche Krfte zumHelfen zu Gebote stehen! Bist du aber ein klagender, von Unruhe undUnrast gequlter Mensch, so rgert dich jede frohe Seele, und in dir ballensich Krfte, die nur stren und zerstren wollen! Und die Welt um dicherscheint finster und. unschn! Sehet, welche Gegensge! Und so findet ihrim Leben und Vorbild Jesu alles! Htte aber Jesus an Sich gedacht, nurSeinen eigenen Wnschen lebend, so htten alle Menschen ohne Trstung,ohne Halt und ohne Hoffnung auf ein seliges Innen-Leben bleiben mssen,welches nicht erst im Jenseits, sondern schon hier im Erden-Sein .sichbekunden soll! Ich bin ein guter Hirte, waren Seine Worte, und als echterHirte sorgte Er auch fr die Zukunft! Eure Zukunft aber ist Sein Geist ineuch! Denn Er ist: das A und O! Anfang und Ende aller Dinge.Beglckt wendete sich Simon an seinen Freund: O Bruder Kleophas! Wassagen wir nun zu dem Gehrten? Ist es nicht, als wenn der Herr und Meister

    Selbst uns diese heilige Lebens-Wahrheit kundgibt? Mein Inneres ist genauso von Heiligem Leben erfllt, als wenn wir um den Meister wren!Wahrlich, es ist fast kein Unterschied mehr!Kleophas antwortete ihm etwas besorgt: Simon! Simon! Wirst du auch nicht inden Sorgen- und Kummer-Geist wieder zurckfallen und anderen das Lebenschwer machen? Denn mir scheint, als wenn du dich jetzt zu sehr vonunserem Freund beeinflussen lt. Es ist wahr, du Freund und Bruder hastuns durch deine Liebe und dein Mitgehen von unserem Kummer befreit, und inmir ist es wahrlich, als wre Jesus nicht mehr im Tode! Sein Tod hat michauch an meinen Tod gemahnt, da ich Seine Worte so rasch vergessenkonnte! Doch nun fhle ich mich wohl, und ein ganz anderes Leben ist inmich eingezogen. Morgen frh gehen wir mit dir, und ich wei, du wirst das

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    Wohin finden; denn aus dir leuchtet schon das Leben, welches uns freimachen soll! Bruder Simon, denkst du nicht auch wie ich?Freudig stimmte Simon zu: 0 Bruder Kleophas, frage nicht; das ist dochselbstverstndlich! Aber dich, Bruder aus der Ferne, mchte ich noch fragen: Ist

    Jesus wahrhaft auferstanden, wie einige Frauen erzhlt haben sollen? Hast duuns so viel von dem Leben des Meisters gegeben, weit du vielleicht auch hierBescheid. Auch hast du selber den Ausspruch gebraucht: Jesus lebt! Freilichgebrauchtest du dies Wort im geistigen Sinne; aber ich meine jetzt, ob Erwirklich dem Grabe entstiegen ist, und ob wir Ihn genau wie dich sehen,sprechen und mit Ihm gehen knnten?Der Fremdling entgegnete ernst: Bruder! Diese Frage ist nicht deinemGottes-Leben, sondern deiner Seele entsprungen! Doch auch hier will ich euchdie rechte Antwort nicht vorenthalten, also hret: Jesus lebt! Wie Er Selbst eseuch verheien hat! Sagte Er nicht: Brechet diesen Tempel ab, und in drei

    Tagen will Ich ihn neu aufbauen! Ja! Jesus lebt! Er lebt nun in einemunzerstrbaren Leibe und richtet auf alle Herzen, die der Schmerz und dieSorge um Ihn beugten! Ja! Jesus lebt und macht wahr Seine Liebe, die dakndete: Ich will euch nicht verwaisen lassen! Nur eine kleine Zeit will IchMich verbergen; aber dann komme Ich wieder, um Mich nicht mehr zutrennen von denen, die Mich wahrhaft lieben! Und nun begreifet: Um diesenauferstandenen und ewig lebendigen Jesus zu schauen, dazu gehrt einlebendiger Glaube, der aber auch nicht den geringsten Zweifel ins innereHerzens-Leben einlt! Nur, wo dieser Glaube lebendig wird, ist das Herzeingestellt auf den, der nie mehr sterben kann! Denn in solchem echtenlebendigen Glauben stirbt zwar der Menschen-Sohn Jesus am Kreuze und ver-herrlicht selbst im Todesschmerz noch das Leben Seines Ewigen Vaters!Dafr aber wird das Innere Geistes-Leben aus Jesus im eigenen Herzenlebendig und gehet dort als Frucht, als unzerstrbares geistiges Erlser-Lebenauf! Und somit ist wahr, was ich euch kndete: Er starb, damit die Seinen leben! Die aber nur dieses Neue Leben erhalten aus Seinem Geistes-Leben,welches allen Tod und alles Gericht berwunden hat! Bruder Simon, kannst dunun glauben, da Er wahrhaft lebt?Simon antwortete lebhaft: Bruder im Herrn! Wie du es darstellst, bin ich

    gentigt, dir zu sagen: Ja, Er lebt! Aber warum ist mein Herz so vollerUnruhe? In mir sagt es laut: Ja! Er lebt!Aber in meiner ganzen Sehnsucht drngt es mich, dir zu sagen: Ich mchteJesus sehen! So wie Er als Mensch lebte! So, wie Er noch in meinerErinnerung lebt! Und ich glaube, dann erst wre meine Sehnsucht gestillt!Ernst sprach der Fremdling weiter: Bruder Simon, hre, was ich dir nunsagen werde: Lasse dich von deiner Sehnsucht, Ihn uerlich zu sehen, nicht inIrrtum fhren! Denn du weit aus der Schrift, welche List der Feind allesLebens anwenden kann! Dem, welcher sogar in ein Engels-Gewand sichkleiden kann, wrde es nicht schwer fallen, das uere des Menschen-SohnesJesus nachzuahmen! Doch knnte dieses deiner Sehnsucht Erfllung sein? Istes dir noch immer nicht mglich, dich ganz hinein zu leben und hinein zuversehen in das Geistes-Leben deines Meisters und Heilandes Jesu? Nur dann

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    erst wirst du frei von allen ueren Wnschen und wirst innerlich gefestigt!Wie willst du denn im Sinne deines Meisters wirken, wenn du noch denHemmschuh Sehnsucht in dir nhrst? O Simon, eine andere Zeit ist nun fr euchangebrochen, eine Zeit des rein geistigen Schaffens und Wirkens! Denn diese

    Zeit braucht Zeugen! Zeugen, die innerlich ganz frei und gefestigt und mitganzer Kraft ihr Leben weihen Dem, Der das Leben ist und Leben gibt!Sehnsucht schafft nur Hunger, aber kein Leben! Darum suche nun in dir das,was du noch uerlich von deinem Jesus erwartest!Als der Meister in schwerstem Kampfe in sich und mit sich rang, tauchteauch in Ihm eine Hoffnung auf! Und diese Hoffnung wurde zur Sehnsucht undletztlich zur Qual! Denn es betraf euch, Seine Jnger und Brder! Nur eineinziger froher Blick aus euren Augen wre fr Ihn Erfllung gewesen, undSeine Qualen wren bedeutend verringert worden! Denn Er erhoffte undersehnte von euch und aus euch: Volles Verstehen fr das, was zu tun Ihm

    die Liebe zur Liebe , die Liebe zu allen geknechteten Menschen undWesen gebot! Als in Ihm aber diese Hoffnung und Sehnsucht sterben mute,lebte eine geistige, grere, gewaltigere auf! Und innerlich gestrkt gab esjetzt fr Ihn nur noch ein Wollen und Vollbringen fr den Vater! 0 meineBrder! So ihr alles dieses nicht erfat und in euch erlebt, werdet ihr nichtSeine wahren Jnger und Nachfolger werden knnen! Denn nur in Ihm istdas wahre Leben, und dieses gttliche Leben ist das Licht fr dieirrende Menschheit! Wer dieses gttliche Licht in sich trgt, lt alle irdischeHoffnung und Sehnsucht weit hinter sich zurck. Es gilt nun nur eins:Lasset alles Nichtige auch in euch sterben! Dann lebt Er nicht nur untereuch, sondern in euch! Und Sein Geist erseht euch Seine uereGegenwart.Erschttert sprach Simon: Bruder, Bruder! Du beschmst uns immer mehr,und ich gebe zu, da du voll und ganz recht hast! Aber einen Punkt hast duberhrt, den ich nicht fassen kann: Diese Seine Sehnsucht mute auch in Jesussterben? Ja, ist denn dieses mglich? Nur, so eine Sehnsucht sich erfllt, bin ichfrei und .froh! Doch unser Herr und Meister, dem nichts unmglich war,mute etwas unerfllt wieder in sein Herz versenken? Dies begreife ichnicht! Doch du sagtest dann weiter: Eine neue, geistige, gewaltigere

    Sehnsucht lebte in Ihm auf und brachte den Willen in Ihm zum Durchbruch:Zum Vollbringen fr den Vater!Der Fremdling belehrte weiter: Simon! Wenige nur werden erfahren, was dugehrt und wonach du eben fragtest! Und so hret: Der Herr und Meisterim grten Lebens-Kampfe war allein! Nirgends Aussicht auf Hilfe oderBeistand, da es Sein ausdrcklich Gebot war an alle Engel und Diener desEwigen Gottes: Lasset Mich allein! Denn Der Mir hilft und beistehen kann,ist in Mir und ist der Vater! Aber noch ist Jesus Mensch! Noch hat ErAugen, die Verstndnis fr das groe, zu erfllende Werk suchen! Noch ist ErMensch mit einem Herzen, welches sich nach Strkung sehnt durch einenSeiner Brder. Doch verstndnislos sehet ihr den Meister in Gethsemaneringen, und einer aus euch bringt den Mut auf, sich an die Seite euresMeisters zu stellen und zu sagen: Herr! Mag kommen, was da will, mein

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    Leben gehrt Dir! Dieses wre die Erfllung Seiner Hoffnung und Sehnsuchtgewesen! Kmpfen wolltet ihr, ja! Aber nichts tragen, nicht mit dulden! Dastarb das letzte Menschliche in Ihm!Doch in Ihm lebte ein grerer Gedanke auf, ein Etwas, das Ihn stark

    und willig machte! Und dieser Gedanke wurde zum klaren Bewutsein, zurlebendigen Tatsache, indem Sein Inneres jetzt erfllt wurde von dem einenWillen: Nicht mehr Mein, sondern nur Dein Wille geschehe! Nun war es,als wenn alle hohen Geist-Wesen, die Ihn ringen und kmpfen sahen, Ihmihre tiefe Dankbarkeit bezeugen wollten und Ihm Krfte reichten! Und einEngel sammelte alle diese Strahlen-Krfte wie in einem Brennglas und strkteIhn in Seinem in Ihm neu-erstandenen Wollen! *)Lukas 22, V. 43. Hunderte, jaTausende von Jahren werden vergehen, dann erst wird offenbar, was denHerrn und Meister alles Lebens festigte in dem Willen, zu dulden und zusterben fr Sein groes heiliges Liebes-Werk! In dieser Stunde wurde der

    grte aller Siege erkmpft! Und was nachher erfolgte, konnte leichterertragen werden! Denn der zum Durchbruch gekommene Geistes-Wille schufunaufhrlich neue Krfte in Ihm! Dieser Stunde habt ihr und haben allekommenden Geschlechter es zu verdanken, da nun ein Weg geschaffen wurde,der alle bestimmt zum herrlichen Lebens-Ziel fhrt! Was ihr dann aufGolgatha erschautet und erlebtet, war die Krnung alles dessen, was zuvorschon im Herzen Jesu sich formte und bildete, um nun, der ganzenUnendlichkeit sichtbar, den seit Ewigkeiten versprochenen Beweis zu geben:Gott ist Liebe! Und Liebe ist und war das Leben in Gott!Von nun an wird jeder, der diese Liebe sich angeeignet, leben: aus demberwinder-Geiste von Gethsemane und Golgatha! Und kein Feind nochGegner wird es je wagen drfen, sich an diesem Heiligtum des Lebens zuvergreifen! In diesem Strahlen-Leben ist Jesus nicht mehr ein Gast der Erde,sondern in Sein Eigentum zurckgekehrt. Und dieses himmlische Wissen,dieses Bewutsein, wurde Ihm in jener schweren Stunde! Darum, liebeBrder, trauert nicht! Denn Er lebt dort, wo Seine Kinder und SeineBrder erwachen! Dort, wo ein kindliches Herz vom Geiste der Dankbarkeitdurchdrungen ist: Dies tatest Du fr mich, damit ich nun leben darf einLeben in Deiner Gnade, ein Leben der Freude und der Erfllung!

    Hanna hatte die ganze Rede des Fremden mit angehrt, die beiden Brder aberhatten sie nicht bemerkt; da wandte sich der Fremde um und sprach zu ihr:Komme auch du nher und vernimm auch weiterhin, was ich den beiden nochsagen werde, da es fr alle so wichtig ist! Denn nicht nur Mnner undJnger des Herrn, sondern alle Menschen, ob gro oder klein, ob arm oderreich, sind berufen, Trger jenes gewaltigen Gottes-Lebens zu sein, um damitzu wirken und zu schaffen nach dem Willen des Erlsers! Denn nicht mehr habtihr es jetzt mit, dem Gesetz zu tun, sondern mit dem Geiste des Erlsers,und eure Aufgaben sind nur in diesem Geiste zu lsen! Fraget nicht:Welche Aufgaben harren unser, sondern seid jederzeit bereit, denRuf dazu in euch zu vernehmen! Denn der euch zur Arbeit dingt, gibt auchdie Anweisung! Wie ihr aber die Aufgaben lset, bleibt eurer freien Liebe undWeisheit berlassen! In euch liegt noch so manches in Trmmern, was Jesu

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    Tod verursachte; doch ihr selbst seid es, die da wieder Ordnung schaffenmssen! Darum denket daran, wie schwer euer Meister kmpfte, als es galt, dieHemmungen in Ihm zu lsen, um restlos den Willen Gottes zu erfllen! Bedenket aber auch das andere: Luzifer ist jetzt der Besiegte, und sein Ha

    ist grenzenlos! Es gibt keinen Engel, der diesen groen und doch so tiefgesunkenen und verirrten Bruder nicht bedauert! Doch mit des Herrn Tod aufGolgatha ist auch diesem der Weg zur Freiheit, zurck zu Gott, jetzt nurnoch mglich ber Golgatha Das Kreuz, das dem Menschen-Sohne Jesusalles Gttliche rauben sollte, ist zum groen Wendepunkt fr alle geworden!So wie ein jeder nun das freie Recht ergreifen kann, auch auf sich den Geistvon Golgatha wirken zu lassen, um in sich das Bewutsein zu steigern: Jesus,der Erlser, lebt auch in mir! Und Sein Leben sei meine Kraft, die mir hilft,alles Irdische in mir zu berwinden! , so ist es nun aber nicht mehrmglich, in einem anderen Geiste diesen Sieg zu erringen! Das Kreuz ist

    nicht nur das Symbol von Leiden und Prfungen, sondern auch das Zeichendes Erwhlten! Denn, Im Kreuze euch bewhren heit: in sich ffnen alleTore zum wahren, ewigen Leben.Stumm sahen sich die Brder an! Da nun Hanna bemerkte, da der Gastnicht mehr weiter sprach, ging sie still hinaus und besorgte das Mahl. Die dreiaber schwiegen, und jeder war tief bewegt. Als die Speisen bereitstanden, batKleophas: Bruder! Das Mahl harret unser, und Gott gab uns das Recht, zusegnen! So segne du die Speise und danke du fr uns. Segnend hob derFremde Seine Hnde ber das Mahl, nahm das Brot, brach es und sprach:So genieet es im Namen des Herrn, damit es in euch zur Strkung frLeib und Seele werde, und ihr erfllet werdet mit der Dankbarkeit, mit der Icherfllet war, so da Ich den Willen des Vaters in Mir restlos erfllen konnte!Amen. Herr! Du bist es! riefen Simon und Kleophas zugleich undsprangen hin, um Ihn mit ihren Hnden zu fassen, aber der Platz war leer!verschwunden war der Herr! Nun sahen sie sich an, und Simon spracherschttert: Es war der Herr! Oh, warum haben wir Ihn nicht ehererkannt? Wie weh mu Ihm ums Herz gewesen sein! Wir, Seine Jnger, sehen vor lauter Kummer und Sorge nicht einmal den Herrnbei uns! Der uns doch so liebevoll aller Sorgen ledig machte! Wir aber

    berhren die Stimme unseres Herzens, die da mahnet: Es ist der Herr! Dasist der Herr Selbst!Simon, sprach Kleophas, Ja! Es war der Herr! Und nur Er wei, warum Erfremd bleiben wollte, denn schlugen nicht unsere Herzen gewaltig, als wolltensie protestieren gegen unsere Blindheit! Ich aber sage dir, der Herr wollte es so,sonst htten wir Ihn erkennen mssen!Simon rief erregt: O Bruder! Jetzt bist du in der Irre! Der Herr sollte eswollen, da wir Ihn nicht erkennen? Nein! Ich denke anders! Wohl wurdenunsere Augen gehalten, aber von unserer Schwche, von unsererMenschlichkeit, die da keinen Ausweg sehen wollte aus unserer Trauer. Und indieser Schwche kam der Herr zu uns und machte uns frei davon! Darum willich heute noch zu den Brdern gehen und ihnen die groe Kunde bringen: DerHerr lebt!

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    Nun sprach Hanna: O ihr Mnner, ihr Toren! Wie kam es denn, da ichwute, wer der Gast war? Ehe Er zu mir sprach, wute ich: Es ist der Herr! Alsich Seine Fe abstaubte, da gewahrte ich die Ngel-Male, und so schaute ichauf Seine Hnde -, auch hier bemerkte ich die Wundmale! Da begrte ich Ihn

    als den Herrn, und Sein Dank war fr mich ein Geschenk aus den Himmeln.Kleophas fragte erstaunt: Was, Hanna, du hast Ihn erkannt und sagtest mirnichts davon? Hanna lchelte und erwiderte: Doch! Aber du warst ja taubund blind, und nur der Herr konnte dich wieder sehend und hrend machen.Nun eilet hin zu den Brdern und bringt ihnen die Kunde: Der Herr ist nichtmehr im Grabe, sondern Er ist bei uns gewesen und hat uns tiefe GeheimnisseSeines Lebens enthllet!Sehet, auch ohne die Wundmale htten mich Seine Worte aufhorchen lassen!Denn, welcher Fremde wei wohl um Dinge, die nur uns bekannt sind? Undwelcher Fremdling knnte sich wohl so einsetzen fr den Heiland Jesus? Aber

    es ist alles gut so! Hat der Herr es doch erreicht, da ihr nicht mehr klagt,sondern wieder froh seid und nun die angstvollen Gemter der anderenaufrichten knnt.Simon fragte erstaunt: Hanna, seit wann trittst denn du so fr den Meisterein? Das war ja frher nicht der Fall; im Gegenteil, du hast oft behauptet: Sokann es nicht immer fortgehen.Hanna erklrte ihm: Simon, du hast recht geredet: ich war ja auch nur eineDienende und mute mich begngen mit den Brocken, die da brig blieben!Aber heute hat mich der Herr gesegnet! Und ich fhle in mir noch den Stromvon Lebens-Kraft, der aus Ihm in mich bergegangen ist! Immer htte ich jubelnmgen ber Seine Worte: Dein Wunsch und Wille ist erfllt, so du in derDemut bleibest! Und dieser Friede in dir sei deine Kraft und dieErfllung! 0 ihr Mnner! Begreifet, was es heit, von Ihm gesegnet zu sein!Sein Friede ist unsere Kraft und Erfllung! Weiter brauche ich nichts mehr frmein Erdenleben. Sein Friede trgt mich! Sein Friede ist mir Halt und gibtmir die Gewiheit: Er lebt! Er lebt! , wenn auch andere es nicht glaubenknnen. Welch beseligenden Zustand hat Er mit den wenigen Worten in mirgeschaffen? Ihr habt eine Stunde lang mit Ihm geredet und seid doch an allerSeligkeit vorbeigegangen!

    Simon besttigte: Hanna, gewi, du bist die Glcklichere! Und ich freuemich ber dein doch wahrhaft verdientes Glck. Da wir den Herrn nicht gleicherkannten, hat uns wohl um Wonnen gebracht, die nur die hchsten Engelerleben; aber ist es nicht genug Glck zu wissen: Der Herr kam zu uns! Zu uns,die wir in Trauer und Zweifeln lagen! Und hat uns frei und froh gemacht!Hanna begtigte: Ja, Simon, wir wollen nicht streiten, wer glcklicher ist! Istdoch der Herr Selbst zu uns gekommen und hat uns den Frieden unserer Seelegebracht. Aber ich denke, es hat der Herr noch einen ganz besonderen Grunddabei gehabt,und darum sage ich euch: Genieet nun das von Ihm gesegneteMahl; denn nicht umsonst hat dies der Herr getan! Und gedenket Seiner Wortedabei, das es euch erfllen soll mit Dankbarkeit, um freudiger fr Ihn weiter zuwirken und schaffen! Denn ebenso, wie ihr im Zweifel wret, so werden auchviele andere noch in Trauer um Ihn sein.

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    Bald war das Mahl beendet; denn Hanna hatte ihren Eifer gelockt, Ihm ihreDankbarkeit durch Taten zu bekunden. Und so verabschiedeten sie sich undeilten nach Jerusalem, obgleich es schon Nacht wurde.

    04. Der Gang nach EmmausDie beiden Mnner waren innerlich mit dem Erlebten beschftigt; jeder warteteauf eine Anrede des anderen, doch keiner wollte die Stille entweihen, und sogingen sie schweigend mit raschen Schritten vorwrts. Auf dem Wege kamenihnen zwei Mnner entgegen; doch erst, als sie ganz nahe waren, erkannten siesich in dem schwachen Mondlicht, und der eine grte: Frieden sei mit euch! Er wendete sich an Kleophas und fragte: Nun, Bruder Kleophas, wohinwollt ihr noch? Es geht auf Mitternacht! Was ist denn geschehen, da es nichtZeit htte bis zum frhen Morgen?Kleophas antwortete: Bruder Joseph! Wir haben das grte Wunder aller

    Wunder erlebt: Der Meister Jesus ist vom Tode auf erstanden, und wir habenmit Ihm gesprochen! Dieses wollen wir allen Brdern verknden, die noch inAngst und Schmerzen um Jesus trauern.Joseph fragte erstaunt: Ihr sahet Jesus? Er lebt wirklich? Wir kommen vonJerusalem; dort herrscht Zweifel und allerlei Gerede, aber keiner wei, waswahr und unwahr ist. Zu Bruder Ephraim sagte man sogar, Jesus wre inBegleitung zweier Engel im Tempel gewesen und htte mit demHohenpriester abgerechnet.Kleophas fragte erstaunt: Brder, habt ihr diesem Gercht geglaubt? Unser

    Meister Jesus, der Sich schlagen und tten lie, htte jetzt mit Seinen Feindenabgerechnet? Dies htte Er als Mensch doch leichter tun knnen! Aber Er littlieber unschuldig, als um sein Recht zu kmpfen! Nun wir aber mit Ihmgesprochen haben, wissen wir, warum dies alles so geschehen mute! Dochhaltet uns nicht auf, wir haben grte Eile; denn jede Stunde Verzgerungknnte Sein Werk in Gefahr bringen.Ephraim fragte: Brder, was wollt ihr mitten in der Nacht denn ausrichten? SoJesus lebt, wird Er Selbst wissen, was zu tun ist. brigens kann ich es nochnicht glauben; denn was der Tod uns nimmt, ist und bleibt fr uns Menschentot. Darum kehret nur ruhig um und berlat alles Kommende eurem Meister!

    Simon entgegnete ihm: Bruder Ephraim, wir wissen, wie es vorher um unsstand, und wir haben Grund, uns jetzt zu freuen! Denn der Herr Selbst hat unsdiese Freude gebracht. Als Jesus als Heiland Kranken Heilung brachte undmancher Not ein Ende machte, war es dir lieb; da Er dir aber keinenirdischen Vorteil brachte, war Er weniger dein Freund; und so ist es dirnicht so wichtig, ob Er lebt oder nicht. Uns aber ist es das Allerwichtigste!Denn, ist Jesus wahrhaft von den Toten auferstanden, so knnen wir wiederhoffen! Komm Kleophas! Unser Ziel sind unsere Brder; auch ihnen tut dieseFreude und frohe Kunde wohl: Unser Jesus lebt!

    Simon und Kleophas verabschiedeten sich kurz und lenkten ihre Schrittenach Jerusalem. Die beiden anderen aber blieben betroffen zurck, und Josephfragte: Was ist nun eigentlich wahr? Weit du, zur Ruhe kommen wir heute

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    doch nicht! Wir wollen den beiden nacheilen und mit ihnen gehen; dannwerden wir wohl endlich die reine Wahrheit erfahren!Ephraim antwortete: Joseph, du redest, als wre dies die leichteste Sachevon der Welt. Wie kann ich mitgehen zu Seinen Jngern, der ich so geringes

    Interesse fr Jesus zeigte, solange Er lebte, und auch jetzt noch nicht Feuerund Flamme fr Ihn bin. Ist Er wahrhaft auferstanden, dann war es schade umall die Schmerzen und Leiden. Joseph erregte sich und sagte: Zweifler! Sobleibe allein, in mir ist ein Zug zu Jesus! Wenn Er lebt, welches Glck!Dann wird Er sicher noch Sein Volk erlsen, da Er nicht mehr zu vernichtensein wird! Das berwltigende ist doch: Erst Leiden, dann Tod und nun einNeues Leben! Darum, Bruder Ephraim, ich eile den beiden nach.Ephraim murrte: Dann gehe, du Schwrmer! Ich ziehe meine Ruhe vor.Joseph aber hrte diese Worte nicht mehr, denn er eilte den beiden nach,konnte sie aber nicht gleich einholen. Tut nichts, sprach er fr sich, ich finde

    sie doch; denn nur in der Herberge beim Lazarus werden sie einkehren!Darauf zog ein Glcks-Gefhl in ihn ein, so da er laut ausrief: 0 Herr undHeiland Jeans! Warum lief ich Dir nicht nach, als Du noch lebtest? Jetzt erstfhle ich diesen Drang in mir, wo Du bewiesen hast, da Dein Wort nicht Tonund Schall war, sondern Wahrheit. O lasse mich die berzeugung finden,da Du noch wahrhaft bei uns bist.Simon und Kleophas aber eilten unentwegt weiter, und Simon sprach:Bruder Kleophas! Die Liebe beflgelt unsere Schritte, wir sind schon ein gutesStck dem Ziele nher gekommen! Siehe, auch die Sterne am Himmelbekunden durch ihr Leuchten den Dank, den sie ihrem Schpfer schulden!Immer noch denke ich nach, was der Herr ber die Dankbarkeit sagte! Wieverstehst du eigentlich dieses Sein Wort?Kleophas antwortete: Bruder, wie ist es wohl anders zu verstehen, als sich zubemhen, so zu werden, wie der Meister Selbst war. Nicht nur so zu reden,nein, vor allem so denken zu lernen, wie Er dachte! Alle Seine Gedankenrichteten sich auf Seinen Heiligen Vater! Und in dieser Verbundenheit kannteEr ja kein anderes Ziel als Gott, und Gottes Willen zu tun! Alles andereDenken war ja nur die Folge Seines innigen Verbundenseins mit Gott! Undjetzt verstehe ich auch alle Seine Worte ganz anders! Sieh, wir, die wir an

    Ihn glaubten, hofften auf Vorteile, hofften auf Erlsung unseres geknechtetenVolkes! Und darum taten wir, was Er von uns forderte. Aber, wollte Jesus dasauch, was wir von Ihm erhofften? Immer betonte Er: Tuet nach Meinen Worten,dann werdet ihr inne werden, da nicht Ich, sondern der Vater in dem Himmel zueuch gesprochen hat. Und so nahm Er zwar unsere Liebe an, zeigte uns aberimmer wieder, was wahre Liebe bedeutet. Jetzt wei ich erst, was Liebe ist,Bruder Simon! Und mein Handeln Jesu gegenber wrde heute ein anderes sein,da eben das Bewutsein in mir auflebt: Ihm immer dankbarer zu sein, weil Ermich erwhlt hat, zu arbeiten fr Ihn, aber nicht aus meinem Geiste zu arbeiten,sondern aus Seinem Geiste! Und dies fehlte uns! Siehe, ich will dir beweisen,da wir auch in dieser Stunde nicht aus dem Geiste Jesu, sondern aus unseremGeiste heraus nach Jerusalem gehen! Er sagte, und in Seiner Liebe lag einbestimmter Plan: Gehet zu den anderen, um die groe Freude zu

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    verknden! Wir gehen, und Seine Liebe stellte uns vor eine herrliche Aufgabe,die wir aber nicht beachteten, wie ich es jetzt in mir ersehe! Denn die beidenNachbarn Joseph und Ephraim waren uns zur Aufgabe gestellt! Wir durften unsnicht so leicht von ihnen trennen: wir muten versuchen, den beiden das groe

    Erleben so eindringlich ans Herz zu legen, da auch sie es htten glaubenmssen: Der Herr lebt! Wre ihr Glaube zu solcher Gewiheit geworden, dannerst, Bruder Simon, wre unserer Bruder-Liebe Genge getan und dadurchwren wir dem Herrn dankbar gewesen fr die Gnade, die wir heute erlebten!So aber ist meine Freude schon gedmpft, denn vorhin haben wir versagt!Simon sprach nachdenklich: Mein Bruder Kleophas! Es liegt tiefer Sinn undtiefe, reine Wahrheit in deinen Worten, aber ich glaube, du urteilst jetzt zuscharf ber dich und unser Tun. Du kannst recht haben, aber dann wre ja jedeverfehlte Handlung eine Anklage! Wer aber will behaupten, der Herr habe esanders gewollt? Ich glaube, du gehst hier zu weit! Ist es nicht unsere Liebe, die

    uns zu den Brdern treibt? Ist Liebe und Dankbarkeit nicht eins wie das andere?Kleophas erwiderte: Bruder, du hast den Sinn nicht erfat! Und so ich es direrklren wollte, httest du doch wieder Einwrfe, da alles, was ich in mir sehe,nicht mit Worten auszudrcken ist! Dieses aber offenbare ich dir: Was uns derMeister in Seinem Erden-Sein noch nicht offenbaren konnte, kann Er jetzt!Aber nur denen kann Er es offenbaren, die Ihm so nahe gekommen sind, da sie,wenn sie mit Ihm verbunden sind, alles selber bei Ihm finden, was Er in Seinerunendlichen Gte, Liebe und Erbarmung fr sie in Bereitschaft hlt.Erstaunt fragte Simon: Kleophas, meinst du mit deinen Worten, da der Herruns noch mehr htte sagen wollen, als wir heute von Ihm hrten, da aber etwasIhn abgehalten htte, ganz offen mit uns zu reden?Kleophas entgegnete ernst: Bruder, ich sage dir, dies ist nicht nur meineMeinung, sondern es ist jetzt bewutes Erkennen! Denn der Herr konnte uns nurgeben, was wir bentigten! Aber Er hat damit meinen inneren Geist regegemacht! Und nun ich dem Gesagten in mir nachgehe, finde ich den Herrnviel, viel herrlicher als zuvor! Ist es da ein Wunder, wenn neue Gedanken, neueLebens-Strme in mir lebendig werden? Und, Bruder Simon, wenn der Herrgibt, gibt Er mit offenem Herzen! So schaue ich in Sein mir nun geffnetesHerz und finde noch viel, viel Ungesprochenes darin! Darum sage ich dir noch

    einmal: Wir haben den Herrn enttuscht! Denn jene beiden waren uns zur Probegestellt , und der Herr hatte auf uns eine Hoffnung gesetzt!Simon fragte erregt: Bruder, knnen wir morgen nicht vollenden, was heuteunvollendet blieb? Ich glaube doch, da es noch nachzuholen ist, was wirversumten.Kleophas antwortete: Was versumt ist, ist versumt! So, wie ich dievergangene Stunde nicht mehr zurckrufen kann, so ist auch eine versumteGelegenheit nicht mehr einzuholen! Doch der Herr ist gtig! Was wir nichtknnen, ist dem Herrn ein Leichtes! Es gilt ja nicht, den Willen des Herrn zuerfllen, weil Er Der Herr und Meister ist, sondern, Seinen Willen zu erfllen,weil Er uns zu Seinen Auserwhlten machen will! Seinen Engeln will Er unsgleich machen! Sein Inneres Leben sollen wir jetzt betrachten lernen alsunser Eigentum! Also, da Sein Leben und das meine keinen Unterschied

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    Herzen so anzeigte. Und nun sage selbst, ist dieses in mir erwachte und sich indieser Weise bekundende Leben nicht herrlicher als deine Sehnsucht? Siehe, derHerr gibt! , und gibt uns vieles auch unaufgefordert! Er wei, was ntig undtunlich ist! Wie drngte der Versucher in der Wste: Mache aus SteinenBrot!

    Aber der Meister wute, warum Er es nicht tat! Und als wir bei der Sttigungund Speisung der 5000 dabei waren, wute Er lngst, was ntig war, um alledie Zuhrer zu sttigen! Auch.ohne da nur einer gebeten htte: Herr, dieMenge hungert, --schaffe Du Brot. Findest du nicht auch etwas Groes in dir,das noch ungesprochen ist? Doch nun kommt Joseph, wir wollen ihn erwarten!Ehe Simon etwas erwidern konnte, kam Joseph eilig an und sprach: Da icheuch gefunden habe! O Gott, sei gepriesen und gelobt! Ich habe mir schonernste Vorwrfe gemacht; denn: ist Jesus wahrhaft auferstanden und bei euchgewesen, dann drfen wir alle auch weiter hoffen, da Er doch noch Sein Volkerlsen wird aus aller Knechtschaft und Bande! 0 Brder, verzeihet mir meinen

    frheren Zweifel, da jetzt neue groe Hoffnungen in mir aufleben! Trotz derFreude ber Josephs Erscheinen mahnte Kleophas: Lieber, tuschest du dichauch nicht? Ist es wirklich der Zug deines Herzens, zu Jesus zu eilen, oder sinddie irdischen Vorteile der Beweggrund deiner Hoffnungen? Ich sage auch dir:Jesus starb nicht, um aus dem Tode hervorzugehen als ein Sieger ber SeineFeinde und sie nun dauernd zu richten, sondern Jesus starb, auf da alle, diean Ihn glauben, ein ganz neues Leben empfangen! Seine Auferstehung ist dasSiegel, ist die fr alle Ewigkeiten gltige Unterschrift unter Sein Vermchtnis analle Seine Kinder: Ich lebe!Und ihr alle sollet durch Mich auch zu diesem herrlichen Gottes-Lebenerwachen! Darum prfe dich ernstlich! Denn der Herr, unser Meister, will nichtmehr Herr sein ans Sich, sondern der Herr aus der Liebe Seiner Kinder! SeinGeistes-Leben schenkt Er uns, auf da wir durch Sein Leben in uns SeineSegnungen empfangen und als Gesegnete weiter arbeiten drfen am groenErlsungs-Werke des Herrn.Joseph antwortete ernst: Bruder Kleophas, deine Worte sind wie ein Schwert,aber auch wie Balsam. Du meinst es gut mit mir, obwohl ich es war, der frhermanchmal von euch ging und euch nicht in dem Mae untersttzte, wie du undihr anderen es verdient httet um Jesu willen! Doch denke ich, da, so der

    Meister hier wre, Er mich nicht verstoen, sondern willkommen heien wrde!Mag ich gefehlt haben, indem mein Interesse fr Ihn so gering war, aber nun,Bruder, hat mich innerlich etwas ergriffen, und dies zieht mich gewaltig hin zuIhm! Oder meinst du, es sei nur Einbildung?Erfreut sprach Kleophas: O Bruder Joseph! Der Herr wei um deinVerlangen, und so sei versichert: Er tut das Seine, tue auch du das deine!Denn es geht auf die Dauer nicht an, immer zu bitten, und immer wieder nur zubitten, da der Herr zu uns komme und uns helfe nach unserem Verlangen!Solange der Meister unter uns lebte als Mensch, gab Er und diente Er uns alsMensch, wie ein Bruder! Jetzt aber, wo alles Menschliche von Ihm abgelegt undEr in Seiner wahren himmlischen Natur zu uns kommt, da, liebe Brder, wollenwir uns bemhen, die Gebenden und Dienenden fr unsere Brder zu werden!Denn Er ist nun unser Vater, und wir sind Seine Kinder! So wie Er durch Sein

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    Vorbild uns dieses Geben und Dienen lehrte, so wollen wir Ihm darinnachfolgen, und wir werden erfllt von Ihm und Seinem Geiste! Es ist abernicht, was wir unser eigen nennen knnten! Alles ist von Ihm und aus Ihm!Und so dir, Bruder Joseph, der Gedanke kommt: Ich will zu Ihm! , so sei

    versichert, da auch dieser Gedanke von Ihm in dich gelegt wurde, um dich zueinem suchenden und verlangenden Menschen zu gestalten. Da sich in deinerSeele noch fremde Einflsse bemerkbar machen, ist selbstverstndlich; aber dieLiebe zum Herrn und das wachsende Verlangen, mit Ihm immer engerverbunden zu sein, schaffen Licht und Klarheit darber in uns! Darum, BruderJoseph, freue dich! Du bist auf dem rechten Wege, da du uns suchtest und nunauch fandest! Freilich triffst du bei uns nicht den Herrn! Aber den Weg zu Ihmzeigen wir dir, damit du Ihn dann allein findest in dir! deine Worte klingenmir zu gewaltig! Bruder Sinon, wie denkst du darber?Simon lchelte gtig und erwiderte: Joseph! Ich sage dir, da wir alle beide

    noch groe Toren sind. Es geht uns wie so vielen! Wir suchen nach etwas, waswir schon lange in der Hand haben. Was gab uns heute alles der Meister Selbst!Und im Herzen drngt es und mahnt es; vor Liebe mchte es zerspringen; dochder kalte Verstand baut Dmme und Schutzwlle, damit das Neue Leben nichthindurch kann! Nun bin ich gengend kuriert! Denn ich bekenne dir, da BruderKleophas das Neue Leben erfat hat und es uns schon bekundete! 0 wie klarsind mir jetzt die Worte: Siehe, es kommt die Stunde und ist schongekommen, da ihr zerstreuet werdet, ein jeglicher in das Seine, und Michallein lasset! Aber Ich bin nicht allein, denn Der Vater ist bei Mir. Wie wahrsind Seine Worte, und wie recht hatte Er! Und was war Seine Kraft? DerVater ist bei Ihm! Und Brder, dieses Wort mache auch ich mir zu eigen: DerVater ist bei mir! So wie Jesus tat, in diesem Geiste will auch ich Dir, Vater,dienen! Denn Du bist ja auch mein Vater, Du bist ja unser aller Vater!In diesem Augenblick ging eine groe Sternschnuppe nieder und erleuchtetetageshell die Gegend. Nach ihrem Erlschen aber war es, als sei finstere Nacht;doch dann leuchten auch die Sterne wieder! Dann sprach Kleophas: Wollt ihrnoch eine bessere Antwort haben, als sie uns eben gegeben wurde? Wo alleElemente bezeugen, wie sie dem Leben und den Gesetzen aus Gott Untertansind? Darum gilt auch fr uns nur eins: Mit Freude erfllen den Willen des

    lebendigen und heiligen Meisters Jesu! Dann wird die Welt erfahren: UnserMeister lebt! Wenn aber das Verlangen nach uerer Freiheit und materiellenVorteilen in euch nicht stirbt, dann kann und wird Er Sich niemals in euchoffenbaren, noch Sich euch zeigen knnen! Mein Reich ist nicht von dieserWelt, sprach Sein heiliger Mund. In diesem Reiche lebt Er! Und damit wir inSeinem Reiche mit Ihm leben drfen, hat Er Selbst die Tore weit geffnetdurch Seine Auferstehung! Glaubet mir, liebe Brder: Dem Herrn wre viel,viel erspart geblieben, htten wir den Sinn Seiner Reden und den Geist SeinerLiebe besser erfat. Sein Sterben htte uns nicht zerstreut, sonderngesammelt und geeint und htte in uns Seinen Geist reifen lassen, der sogerne gibt und allen dient!Bewegt sprach Simon: Bruder Kleophas, jetzt verstehe ich dich besser! Es tutmir leid, da ich erst meine Wege ging! Aber dem Herrn sei gedankt! Ich habe

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    mich wieder zurechtgefunden und verstehe nun auch, wie du denkst. Wiewerden sich die Brder freuen, wenn wir ihnen diese frohe Kunde bringen!Kleophas: antwortete: Bruder, ob sie auch so verzagt sind, wie wir es waren?Wo wren wir, wenn uns nicht der Herr frei gemacht? Doch beeilen wir uns und

    lassen den Mund ruhen, dafr aber unsere Herzen um so lebendigersprechen!05. Der Gang nach EmmausIn Jerusalem hatte die Kunde Das Grab ist leer! die grte Erregungausgelst! Die Templer lieen sich nicht sehen, und so konnten sich die Freundedes Herrn etwas freier bewegen. In der Herberge des Lazarus ging es auchlebhaft zu: ein Kommen und Gehen, ein Fragen und Antworten, doch keinerwute Genaues. Es war nach Mitternacht, aber im Hause dachte niemand anSchlaf; denn Petrus hatte die Nachricht mitgebracht, der Herr sei von den

    Frauen gesehen worden! Und das Verlangen aller, Ihn auch wiederzusehen,wurde nun immer strker. Da ffnete sich die Tr und herein traten Simon,Kleophas und Joseph; sie wurden willkommen geheien, und dieAnkommenden waren froh, die Brder hier anzutreffen.Petrus fragte sie gleich: Meine Brder! Was treibt euch Wichtiges mitten in derNacht nach Jerusalem? Ist es auch die Sehnsucht und das Verlangen, den Herrnzu sehen? Dann mu ich euch die betrbende Antwort geben: Der Herr istnoch nicht hier gewesen! Wohl lie uns der Herr durch die Frauen sagen, Erlebe; aber gesehen haben wir Ihn noch nicht!

    Simon antwortete: Bruder Petrus und ihr alle, die ihr hier in Sehnsucht derGnade harret, den Herrn Selbst auch zu sehen, ich verkndige euch die froheBotschaft: Wir haben mit dem Herrn gesprochen! Ja, Er ist im Hause desBruders Kleophas mit uns eingekehrt! Doch haben wir dem Herrn wenigFreude bereitet, denn unsere Herzen und Gemter waren noch voller Angst,Sorgen und Schmerzen um Ihn! Er kam zu uns als Fremder, als einer, der nichtswei, und lie sich von uns unseren Kummer erzhlen. Wie wunderbarwohltuend waren Seine trstenden Worte! Doch sagte Er auch, da es frJnger des Herrn unwrdig sei, das Herz von Zweifeln in Aufruhr bringen zulassen! Und doch bedurfte es so langer Zeit, ehe wir Ihn erkannten! Wir

    kommen nun, um euch zu sagen: Frchtet nichts! Denn der Herr wei um allesund ist besorgt um alle!Erzhle!, baten die Brder, erzhle und sage uns: Wie sah Er aus? Und wassagte Er zu Euch?Simon antwortete: Brder, erzhlen lt sich das nicht! Denn als der Herr zuuns kam, waren wir andere als jetzt! Darum mchte ich euch bitten, Brder,machen wir es wie frher: seien wir schweigsam und achten wir auf uns undunser Inneres! Denn wie kommt es, da der Herr noch nicht hier war? Solltenwir selbst nicht die Ursache dazu sein? So der Herr sich dem einen oder an-

    deren offenbarte, so konnte Er es nur, da ihre Liebe die Bedingungen zuSeinem Kommen erfllte. Brder, wo war unsere Liebe, da der Herr litt? Wowar die Einigkeit, die da ntig war, um den Herrn zu strken? Sie war

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    verflogen wie Spreu im Winde, und wir lieen Ihn allein! Wir hofften, da Erseine Feinde zerschmettere!Doch diese Hoffnung war trgerisch und konnte sich nicht erfllen. Er aberblieb allein in Seinem Schmerz! Allein mit Seiner Aufgabe! Nun wissen wir aus

    Seinem Munde, was nottut, und tragen in uns die Freude Seiner Verheiungund kennen auch die Mittel, um weiter zu arbeiten an dem Werke Seinergroen Erlsung.Wie froh macht es mich, sprach Petrus, von euch zu hren, da der Meisterbei euch war! Denn nun wei ich, da Er auch uns besuchen wird! DeinVorwurf, lieber Simon, ist nicht ganz unberechtigt! Aber nun der Herr lebtund uns Beweise Seiner Liebe gibt und uns unsere Schwche nicht nachtrgt,so wollen wir auch nur auf den Meister hren, was Er uns sagt! Meine Brder,es war eine trauervolle Zeit, aber auch eine Zeit, wo wir erfahren muten: Wirknnen ja ohne Ihn nicht mehr leben! So wollen wir Ihn recht bitten: 0 Herr

    und Meister! Komme auch zu uns und richte unsere Herzen auf, damit wirwieder froh werden.Nun sprach Kleophas: Brder, es ist recht, so wir bitten und in der Hoffnungleben: Er kommt auch zu uns und wird uns weiter helfen und sttzen! Abersollte es nicht noch etwas anderes geben, als nur bitten und hoffen? Ich denkedoch, da der Herr und Meister uns allen solche untrglichen Beweise SeinerLiebe gab, da in unsern Herzen noch etwas anderes aufleben sollte. Denkt ihrnicht, da es fr uns und mit uns besser stnde, so nun ein Jubel durch unsereHerzen dringen mchte und laut, aber wortlos verkndete: Der Herrlebt! Ja, ich fhle Ihn bei mir und in mir! Es wrde bestimmt nicht mehrvorkommen, da noch ein Zweifel uns unruhig macht. Fr das, was derHerr tat und uns allen gab, sind unsere menschlichen Begriffe viel zu klein!Es ist fr den menschlichen Verstand unfabar! Knnen wir des Herrn Leidermessen? Drfen wir berhaupt noch von Seinem Leid sprechen? Brder!Nur, wenn wir uns ganz in Seine Liebe versenken, drfen wir es, sonstnicht! Denn des Herrn Leid und Leiden lehrt uns schweigen! Nun der Herralles Leid berwunden hat, gab Er uns Mglichkeiten, da auch wir zuberwindern werden! Der Weg dahin ist nicht weit, da er ja in mein eigenesHerz fhrt! Brder! Dort ist der Ort, wo ich mich mit dem Herrn verbunden

    fhlen kann! Und dort ist auch der Ort, von wo ich allen Menschen den rechtenTrost reichen kann aus der Liebe des Vaters in Jesus. Je bewuter und innigerdie Verbindung mit Ihm, um so strker wird das Verlangen erwachen, auchzu dienen und zu geben! Unsere Liebe zu Ihm ist ja auch Seine Liebezu uns! Und so tief wie wir den Meister lieben, soviel knnen auch wirschon dem Nchsten dienen! Und der mir Allernchste ist und bleibt meinJesus! Der gestrige Tag zeigte mir unser ganzes Elend, da der Herrgestorben und fr ums nicht mehr hier war! Doch dieser nun anbrechendeneue Tag sieht einen anderen Kleophas! Denn der Herr lebt, und ich lebemit Ihm! Mein weiteres Leben soll nur von dem einen Willen getragen sein,Dir, Du guter, treuer Jesus, Dir Deinen Anteil von Liebe zu mirzurckzugeben nach allen, mir zu Gebote stehenden Krften.

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    Die Brder schauten verwundert auf den Bruder Kleophas, wie er inflammender Rede sein Ich nur noch in den Dienst der Jesus-Liebe zu stellensich entschlo. Und so mancher fhlte sich gemahnt ob seiner Angst undSorge, und es wurde still in dem groen Raume. Die Worte Kleophas

    schwangen wie ein zwingender Bann durch alle Herzen, und nichts konntediese heilige Stille zerreien!Nach einer Weile erst fing Kleophas wieder an: Brder im Herrn! Dem Herrnalles Lebens und Seins liegt die Sorge um aus an Seinem Herzen! Wiegerne wrde Er uns alle ganz frei machen! Aber nun Er bewiesen, da Er derHerr ber alles Leben und allen Tod ist, ist es fr Ihn schwer, uns in der Weisezu helfen, wie wir et gewohnt von Ihm waren. Er ist nicht mehr Mensch, sondern unser Gott, unser Ewiger Vater, der uns alle, alles gab und nichtsfr Sich zurckbehielt! Und mit dem, was Er uns gab und hinterlie, knnenund drfen wir nun in uns eine ganz neue Welt auf- und ausbauen! Wir

    sind nicht mehr kleine Menschen, die ich frchten mssen vor jedem,auch dem kleinsten Feind des Lebens! O nein, liebe Brder! legt sind wirSeine Kinder! Seine mit Seinem Herz-Blut erkmpften Kinder! Und dies zuwissen, dies als unzerstrbares Leben aus Ihm in uns tragend, verpflichtet unsund spornt uns zum Danken, zur Lobpreisung an! Oder denkt einer unteruns anders? , Nicht umsonst stelle ich diese Frage, denn ich enthalte in euchdoch noch geringe Zweifel! Was aber ein Zweifel, und sei er noch so klein,bedeutet, habe ich genugsam in mir erfahren.Die Brder wurden nun unruhig und flsterten untereinander. Darum sprachnun Philippus: Bruder Kleophas, deine Rede klingt wie Musik; aber ichfrchte, sie ist nicht deinem Herzensgrunde entwachsen, sondern nur deinerneuen Begeisterung fr Jesus! Siehe, bei dem Meister war alles natrlich, unddarum war es auch gar nicht mglich, je einen Widerspruch in Seiner Redezu finden. Du und Simon, ihr habt den Herrn bei euch gesehen und mit Ihmgesprochen, und trotzdem sprichst du: Der Herr lebt nun in mir, und nichtskann nun kommen, was mich je in Zweifel bringen kann! Lieber Bruder! Ich denke, auch wir kennen den Herrn! Trog Vorhersage seines Leidens undSterbens waren wir geschlagen und sind es noch! Ich bekenne freimtig, daich dir gerne glauben mchte, aber in mir schmerzt etwas, was sich nicht

    eher wieder beruhigt, bis auch ich den Herrn gesehen habe! Deine Wortemgen noch so gut gemeint sein; aber in mir bleibe ich derselbe wievorher. Kleophas antwortete ruhig: Bruder Philippus! Es tut mir leid, da du die Wortewohl gehrt, aber ihren Sinn nicht erfat hast! Auch vergit du, da ichbetonte: Das Verhltnis des Herrn zu uns mu nun ein anderes werden! Dennder Herr ist jetzt nur Geist und Leben und gibt uns nun ein Leben ausSeinem Geiste! So wie Er starb in der Auenwelt, so mu Er auch als Menschin unserer Innenwelt sterben und dann in unserm Glauben geistig wieder auf-erstehen als der Herr, als der Sieger, als der Erlser! Wenn dein Glaube diesnicht zu schaffen vermag, dann mssen erst Enttuschungen dich zwingen, diesanzuerkennen! Glaube! Auch wenn du nicht siehst! Denn dazu hat Er ja in unsallen den Grund gelegt! Er ist nun unser Grund, auf den wir bauen! Und wer

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    diesen Grund verwirft, verwirft sich selbst; wer aber sich selbst verwirft, demkann dann auch Gott nicht mehr helfen! Liebe Brder, ist der Meister nurgekommen, um uns den Vater zu zeigen? Oder brachte Er uns den Vater Selbst?Dieses mu in uns eine klare Gewiheit sein! Und so ich durch Jesus, unseren

    Liebe-Meister, nun einen Ewigen Vater habe, so wte ich nicht, was michabhalten sollte, mich als Sein Kind zu betrachten! Brder, habt ihr vergessen,was uns der Meister immer sagte: Wer Mich liebt, der liebt auch Meinen Vaterund kann auch tun die Werke, die Ich aus dem Geiste Meines Vaters tue!Darum lasset uns rechte Brder sein und im Geiste Jesu uns einen! Dann ,dann offenbart Er uns Seine Liebe und ist persnlich unter uns. Kleophasschwieg. Das Wunder der Herr war bei den beiden schien aber allen zugro, darum bestrmten sie nun Simon.Petrus aber sprach: Brder, hinter uns liegt eine Zeit, da uns die grtenWundertaten ruhig lieen, und jetzt fiebert euch frmlich nach dem Wunder,

    den Herrn zu sehen? Was gab uns am legten Donnerstag der Meister frRatschlge? Und Seine Worte verget nicht, liebe Brder: Ihr seid MeinEigentum! Betrachtet Mich als Meine, schon seit Ewigkeiten bestimmtenBrder! Und bleibet eins mit Mir, dann kann euch kein Ungemach treffen. Und.liebe Brder, was ist inzwischen geschehen? Der Herr ging in Sein Eigentumzurck, uns mit dem Auftrag zurcklassend: Setzet fort Mein Werk zu MeinesVaters Preise, und verget Mich nicht! Dann lebe und wirke Ich in euch fort!Es scheint, liebe Brder, als sei uns der Herr und Meister genommen; abergerade das Gegenteil ist der Fall! Nun ist Er auch unser Eigentum! Denn derFeind alles Lebens rechnete nicht mit Seiner Auferstehung! Doch stille, stillerwerden, liebe Brder, damit der Herr auch zu uns kommen kann!Auch Simon und Kleophas wollten die Brder zur Ruhe mahnen, aber es warwie ein groes Gewsser, das von Sturm und Ben aufgewhlt ist bis in dietiefsten Tiefen. Und immer lebhafter wurde zum Ausdruck gebracht: Nur derHerr Selbst kann uns Gewiheit geben! Und gerade als Kleophas im Begriffwar, etwas zu erwidern, stand der Meister unter ihnen!! Friede! Friede seimit euch!, sprach Er, und frchtet euch nicht! Denn Ich bin es Selbst, der zueuch kommt, und bringe euch den Frieden und die Ruhe! Nun sehet selbst:Kein Tod und kein Grab konnte Mich in den Fesseln finsterster Todes-Macht

    behalten! Denn in Mir ist Licht! Ich bin das Licht! Glaubet dies, auch wenneuch Beweise fehlen! Denn Meinem Geistes-Leben sind keine Schranken zustellen! Wer aber Mich aufnimmt, hat auch Mein Leben in sichaufgenommen! Meine Brder! Sehet diese Meine Hnde und Fe! Doch siesind nur der uere Beweis Meiner Liebe zu euch! Den anderen, den innerenBeweis aber: bringet ihr ihn der Menschheit! Dann will Ich mit Freuden allder Schmerzen gedenken, die Ich um euch und um alle Menschen ertrug. Washeute noch keinem Menschen, keinem Engel in den Sinn gekommen, sollet ihrnun erkennen und erfassen! Doch dazu gehrt der lebendige Glaube! Jetzt, woihr Mich sehet, glaubt ihr! Aber selig, selig, der da glaubt, ohne Mich zuschauen!0In dessen Herz soll sich ergieen ein Strom der Kraft und des Segens!Denn von nun an soll alle Herrlichkeit Meines Lebens sich dort offenbaren, wo

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    Glaube und Liebe ein neues Geistes-Leben schaffen! Ein Leben ausdem Gttlichen Leben! Licht aus dem Gttlichen Licht, und Liebe aus demEwigen Vater! Dies sei Meine Verheiung an euch!! Doch erfllen kann sichdies alles erst, wenn Ich nicht mehr sichtbar unter euch weile! Alle

    strzten hin zum Herrn, segnend legte Er Seine durchbohrten Hnde auf ihreHupter und sprach nochmals: Wachet! Und verbleibet in DiesemMeinem Geiste! Dann kann auch Ich in euch verbleiben! Seid gesegnet ausder Flle Meiner Kraft und Meiner Liebe! Und setzet Mein Werk fort!damit es euch und allen zum Ewigen Heile gereiche! Amen Leer war derPlatz, wo der Meister gestanden! Aber nun war auch alle Traurigkeitgewichen, und die groe Freude belebte alle Herzen: Er lebt! Er lebt!Tod, wo ist dein Stachel? Hlle, wo ist dein Sieg? Der Herr hatHlle und Tod wahrhaft siegreich berwunden! Freudig trennten sich dieBrder. Kleophas, Simon und Joseph blieben in der Herberge, und die

    Freude, wiederum mit dem Herrn verbunden zu sein, schuf Krfte, diekeine Mdigkeit aufkommen lieen. In heiliger Stille verbrachten sie denRest der Nacht. Der kommende Tag aber zeigte ihnen klar ihre neue Aufgabe,die in ihren Herzen wie in Flammenschrift eingegraben stand: Allen dieBotschaft zu bringen: Der Herr ist auferstanden, ist wahrhaftig auferstanden! Er will nun leben in unseren Herzen! Amen!