MEDICOM-Magazin – Agrarwende, Zurück in die Zukunft?

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NEWS GESUNDHEIT TIPPS FITNESS ERNÄHRUNG ILLUSTRATION: NILS WASSERMANN / DPNY Interview mit der Verbraucher- ministerin Künast AKTUELLE GESUNDHEITS-INFORMATIONEN FÜR KUNDEN DER MEDICOM PHARMA AG . 16. Ausgabe, August 2001 Lyme-Borreliose Tiere als Therapie Von Dr. Flipper und Prof. Katz Die Zecken lauern wieder Lyme-Borreliose Tiere als Therapie

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AKTUELLE GESUNDHEITS-INFORMATIONEN FÜR KUNDEN DER MEDICOM PHARMA AG . 16. Ausgabe, August 2001

Lyme-Borreliose

Tiere als TherapieVon Dr. Flipper und Prof. Katz

Die Zecken lauern wieder

Lyme-Borreliose

Tiere als Therapie

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as kann man eigentlich noch essen?Zugegeben, die Frage ist nicht ganz

neu – aber sie wird angesichts ständigerLebensmittelskandale immer aktueller.Jetzt haben wir die Chance, aktiv an einer Veränderung mitzuwirken. „Agrar-wende – Zurück in die Zukunft?“ lautetder Titel unseres Leitartikels. Es geht umdie Zusammenhänge, Hintergründe undZiele der von der Bundesregierung an-gestrebten Agrarwende. Wir haben die Verbraucherministerin Künast dazu be-fragt. Denn: Unsere Gesundheit steht auchin Zusammenhang mit der Gesundheit unserer Umwelt und der unserer Mitge-schöpfe. Diese Ausgabe der MEDICOMnimmt einen besonderen Platz unter denbisher erschienenen Ausgaben ein, dennes ist eine „Tier-Medicom“.

Nicht nur im Titelthema, auch in der Rubrik „Körper und Seele“ befassen wir

uns mit einem „tierischen“ Thema. Wus-sten Sie, dass Katzen und Hunde den Blutdruck von „Herrchen“ und „Frau-chen“ senken? Welchen positiven, sogarheilenden Einfluss Tiere besonders aufhilfsbedürftige Menschen haben, das lesen Sie in: „Hund & Katz & Co. – die verkannten Therapeuten“. Von manchenTieren kann man allerdings nicht behaup-ten, dass sie uns gut tun – im Gegenteil.

Und bei ein paar speziellen ist gerade jetztbesondere Vorsicht geboten, denn: „DieZecken lauern wieder.“ Die Gefahren, dievon einem Zeckenstich ausgehen, werdenoft unterschätzt, dabei sind die Blutsaugeralles andere als harmlos! Wie Sie sichschützen können, was zu tun ist, wenn eine „angebissen“ hat, und was die For-schung jetzt über die Zecken-Borrelioseherausgefunden hat, darüber informierenwir Sie ab Seite 12.

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Ich wünsche Ihnen „tierisch“ viel Spaßbeim Lesen und hoffe, dass es uns auchdiesmal gelungen ist, Sie unterhaltsam zuinformieren.Ihre

Petra WonsVorstand der Medicom Pharma AG

KurzmeldungenTauchen schadet doch nicht dem GehirnTeufelskralle – der Schmerzkiller aus AfrikaRauchen: „Daran kannst du sterben!“

Bewegung & FitnessSchwimmen: Fit durch den SommerSchwimmtechniken: Kraulen, Brust- und Rückenschwimmen

Neues aus der ForschungDie Zecken lauern wieder Zecken-Borreliose: Der Krankheitsverlauf in drei Stadien

MEDICOM informiertNicht alles ist Gold, was glänzt

TitelthemaAgrarwende – Zurück in die Zukunft?Wie „öko“ ist das Öko-Siegel?Interview mit der Verbraucherministerin Künast

Körper & SeeleHund und Katz und Co. –die verkannten Therapeuten

Essen & TrinkenVitalstoff-Rezept: Kartoffelsuppe

RubrikenEditorialImpressumLeserbriefeRätselseite

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I N H A L T

3MEDICOM 16. Ausgabe, August 2001

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Dank Eisen gut in Mathe

ungs sind besser in Mathe. Warum das so ist? Darüber gingen die Mei-

nungen bislang auseinander. Nun gibtes einen neuen, frappierend einfachenErklärungsansatz, warum männlicheKinder eins und eins besser zusammen-zählen. Jungen leiden seltener an Ei-senmangel als Mädchen. Wissenschaft-ler der University of Rochester Schoolof Medicine and Dentistry in Rochester,New York, haben in Untersuchungenfestgestellt, dass Eisenmangel das mathematische Verständnis beeinflusst.Infolge des Wachstums, der Menstrua-tion und unzureichender Ernährungsind Mädchen für Eisenmangel anfälli-ger. Daraus resultiert ein vermindertesVorkommen des Minerals im Gehirn,was wiederum dazu führt, dass Enzymeund Neurotransmitter die am Lernpro-zess beteiligt sind, negativ beeinflusstwerden.

Fast 5.400 Kinder zwischen sechs undsechzehn Jahren wurden untersucht.Drei Prozent von ihnen litten unter Eisenmangel. Diese Gruppe war in standardisierten Mathematikprüfungenmehr als doppelt so oft schlechter alsdie Kinder ohne Eisenmangel. Fast neunProzent der Mädchen hatten zu wenigEisen im Körper. „Es ist möglich, dassvorbeugende Eisengaben die potenziellnegative kognitive Wirkung des Eisen-mangels verhindern würde“, so Jill Hal-termann vom Forscherteam. In Lesetestsfand sich übrigens kein Unterschiedzwischen Kindern mit und ohne Eisen-mangel. Noch ist nicht bekannt, warumsich der Eisenmangel nur auf die mathematischen Fähigkeiten auswirkt.

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Entgegen den Erkenntnissen früherer Studien ist das Tauchen —bei Einhaltung der gängigen Sicherheitsvorschriften — nicht gefährlicher als irgendein anderer Sport.

einzelner Gliedmaßen und sogar den Todverursachen. Die Forscher gingen der Sache jetzt auf den Grund. Die in der neurologischen Fachzeitschrift „Neuro-logy“ veröffentlichte Studie verglich dieStruktur der Gehirne und die geistigenFähigkeiten von 24 deutschen Marine-tauchern, die nie Depressionskrankheiten erlitten hatten, mit denen von 24 Marine-angestellten ohne Taucherfahrungen. DieForscher entdeckten bei der über einenZeitraum von drei Jahren durchgeführtenUntersuchung keinerlei Unterschiede.

Weder in der Gedächtnisleistung, derAufmerksamkeit, den Stimmungsschwan-kungen, der grundlegenden Intelligenz,der verbalen Ausdrucksfähigkeit noch in den motorischer Fähigkeiten unter-schieden sich die Nichttaucher von den Tauchern. Auch die Bilder von Kern-spintomographie-Untersuchungen desHirns zeigten keinerlei Auffälligkeiten.Aus diesen Untersuchungen kann ge-schlossen werden, dass Tauchen einsicherer Sport ist, wenn die Sicherheits-regeln beachtet werden.

msichtiges Sporttauchen mit der Druckflasche gefährdet weder die

Hirnstruktur noch die Funktion der Ner-venzellen, berichten Kieler Forscher.

„Frühere Studien hatten gezeigt, dass unter Sporttauchern mehr Hirnschädenvorkommen als in der durchschnittlichen Bevölkerung“, sagt der Neurologe Prof.Dr. Günther Deutschl. „Doch die meisten dieser Studien untersuchten Taucher mit einer Vorgeschichte von Depressions-krankheit.“ Die Depressionskrankheit trittauf, wenn Taucher mit Druckflaschen ausgroßer Tiefe zu schnell auftauchen. Diedabei auftretenden Druckveränderungenkönnen gefährliche Luftbläschen im Blutverursachen, die ins Gewebe drücken.Durch den großen Druck unter Wasserwerden Sauerstoff und Stickstoff direktim Blut gelöst – sie sind nicht mehr an dieroten Blutkörperchen gebunden. Läßt derDruck zu schnell nach, dann kehren sieschlagartig in den gasförmigen Zustandzurück. Dieser so genannte „Sprudelef-fekt“ kann in schweren Fällen Gewebs-schäden, eine vorübergehende Lähmung

Tauchen schadet dochnicht dem Gehirn

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Gefährlicher Sprudeleffekt:Beim zu schnellen Auftauchenwerden im Blut gelösterSauerstoff und Stickstoff alsBlasen frei.

Mathematisch voll den Durchblick – Eisenmachts möglich!

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AUS DER NATUR MEDICOM-TIPP

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Teufelskralle – derSchmerzkiller aus Afrika

einen Namen verdankt das Sesam-gewächs den charakteristischen

Früchten, die mit vielen Widerhakenbesetzt sind. Sie dienen der Verbrei-tung durch Tiere. Die auch Trampel-klette oder Teufelsklaue genanntePflanze wächst vorrangig auf dentrockenen und sandigen Wüstenbödenvon Namibia, Südafrika und Botswana.Schon lange war ihre heilende undschmerzlindernde Wirkung den afrika-nischen Medizinmännern bekannt, die ihr Wissen jedoch streng geheimhielten. Diese Pflanze war ihr „Ge-heimmittel“, mit dem sie ihren Körpergesund und leistungsfähig hielten.Erst Anfang des 20. Jahrhundertsentdeckten die Europäer die medizini-sche Wirksamkeit der Wurzel des latei-nisch Harpagophytum Procumbensgenannten Gewächses. Heute wird siehauptsächlich zur Behandlung rheu-matischer Krankheiten eingesetzt. Vonder bis zu zwei Meter langen Haupt-wurzel treiben in der Regenzeit langeSprossen aus, die auf dem Erdbodenliegen. Die Pflanze ist später an ihrenrötlichvioletten Blüten gut zu erken-nen. Kommt dann die Trockenzeit,überdauern von der Teufelskralle nurdie Wurzeln, die senkrecht in den Boden wachsen und unterirdisch knollenförmige Wurzelverdickungenanlegen, die zur Wasserspeicherungdienen. In diesen Wurzeln ist der wertvolle Inhaltsstoff Harpagosid ent-halten, der rheumatische Schmerzenzu lindern vermag. Dieser Wirkstoffkann bestimmte Entzündungsstoffe imGelenk, so genannte Prostaglandine,hemmen und bewirken, dass die Ent-zündungen zurückgehen. Bei leichtenbis mittelschweren Beschwerden ist dieWirkung von Teufelskrallenextrakten denen so genannter „nichtstero-idaler Antirheumatika“gleichzusetzen. Ernste Neben-wirkungen:Keine.

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roße Romantiker wird das For-schungsresultat des Schweizer Neu-

rowissenschaftlers Andreas Bartels mögli-cherweise irritieren: Die Liebe „sitzt“nicht im Herzen, sondern im Gehirn – undauch da nur in winzig kleinen Regionen.Der Forscher hatte die Hirnaktivitätenvon elf Frauen und sechs Männern mit

G Hilfe eines Kernspintomographen unter-sucht. Während dieser Untersuchungwurden den Probanden Porträts ihrer je-weiligen Liebsten gezeigt. Anhand derspäter erstellten Computerbilder wurdesichtbar, welche Hirnregionen beim An-blick des geliebten Partners aktiv wur-den. Wie sich herausstellte, sind es nurvier eng begrenzte Areale im Bereich deslinken Ohres. Von diesen Bezirken waraus früheren Untersuchungen schon be-kannt, dass in ihnen Glücksgefühle undEmotionen erzeugt werden und dass sieauch künstlich durch die Einnahme vonKokain stimuliert werden können.

Bartels konnte zudem die Erklärung dafürfinden, warum Liebe im sprichwörtlichenSinne blind macht: Bei einem verliebtenBlick wird jene Hirnregion in ihrer Funk-tion beeinträchtigt, die für Gedächtnis,Aufmerksamkeit und für das Lösen kom-plizierter Aufgaben benötigt wird. Ganz„abgeschaltet“ dagegen wurden jene Be-zirke des Gehirns, die bei Depressionenund Angstgefühlen aktiv sind.

Verliebt bis über beide Ohren

Omega-3-Fettsäuren kommen in unserer Ernäh-rung oft zu kurz. Denn sie sind ausschließlich inFischen, Muscheln und Krustentieren enthalten.

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Studien legen nahe:

Mehr Omega-3-Fett-säuren zu sich nehmen!

issenschaftler des Veterans AffairsMedical Center in Seattle fanden

in einer Studie heraus, dass für Menschenmit einem Durchschnittsalter von 72 Jah-ren das Risiko, einen Herzinfarkt zu er-leiden, bis zu 44 % geringer ist, wenn sieregelmäßig fettreiche Fische essen. Dahersollten – auch bei Jüngeren – mindestenseinmal pro Woche Thunfisch, Makreleoder Lachs auf dem Speiseplan stehen.Diese Fischsorten sind reich an Fetten,vor allem an Omega-3-Fettsäuren, diehelfen, das Herzinfarktrisiko zu senken.Magere Fischarten wie Kabeljau, Welsund Schnapper scheinen dagegen keinenpositiven Einfluss auf die Herzgesundheitzu haben.

Die heilende Wirkung von Omega-3-Fettsäuren bei Entzündungen im Körperkonnten japanische Forscher nachweisen.Sie hatten im Tierversuch mit Mäusenfestgestellt, dass Omega-3-Fettsäuren

einen positiven Einfluss bei Asthma aus-üben. Ein Indiz dafür sind auch die Bewohner Grönlands, die nachweislichviel Fischöl zu sich nehmen und deutlichseltener unter Asthma leiden. Omega-3-Fettsäuren haben insgesamt einen positiven Einfluss auf Herz und Kreislauf;sie stimulieren zudem das Gehirn.

Damit sind Omega-3-Fettsäuren vor al-lem für Kinder und Schwangere zu emp-fehlen, da diese einen erhöhten Bedarfan diesen Säuren haben.

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Dabei mag das Herz wohl höher schlagen, das„eigentliche“ Geschehen spielt sich jetzt jedoch imHirn ab. Ungefähr in der Höhe des linken Ohres.

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Orthodox Ein israelischer Rabbi emp-fiehlt, Raucher mit 40 Stockschlägen zubestrafen. Rabbi Owadia Jossef, geist-licher Führer der ultraorthodoxen Schas-Partei, will den Rauchern das Laster mitStockschlägen austreiben. „Wenn es in

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Israel eine wirklich kompetente Recht-sprechung gäbe, würde jeder Raucher mit40 Stockschlägen bestraft“, äußerte derRabbi gegenüber einer israelischen Zei-tung. Tabakhändler bezeichnete der Geist-liche als „Ausgeburten des Todesengels“.

„Daran kannst Du sterben!“Lungenkrebs, Raucherbein, chronisch erhöhter Knochenschwund,erhöhtes Herzinfarktrisiko — das sind nur einige der Folgen vonNikotinmissbrauch, wie jeder weiß. Doch weder das Wissen um dieGefahren des Rauchens noch die Warnhinweise auf den Zigaret-tenschachteln oder eine Beschränkung der Zigarettenwerbungscheinen die Verbreitung dieser Sucht eindämmen zu können. Aufbreiter Front wird jetzt dem Rauchen Paroli geboten.

Anti-Raucher-Kampagnen, Neues aus der Raucher-Forschungund spektakuläre Urteile

Vorbildlich Auf verstärkte Abschreckungsetzt man mittlerweile in Kanada: Da einer Studie zufolge ein Foto 60-malstärker wahrgenommen wird als einSchriftzug, hat der kanadische Gesund-heitsminister verordnet, dass auf denSchachteln nun überquellende Aschenbe-cher, von Husten geschüttelte Raucheroder krebszerfressene Lungen abgebildetwerden müssen. Nach kanadischem Vor-bild hat das europäische Parlament eineRichtlinie beschlossen, die künftig mehrals ein Drittel der Verpackung für Warn-hinweise reserviert. Dazu können auchBilder gehören.

Selbstredend Eine Methode der Raucher-Abschreckung, die sehr für sich selbstspricht, haben britische Ingenieure entwickelt. Die sprechende Zigaretten-schachtel. Bei jedem Öffnen der Schachtellässt die eingebaute Mikroelektronik eine Stimme ertönen, die warnt: „Darankannst du sterben!“ Der Mikrochip kannaber auch einen Trauermarsch abspielen.

Neueste ForschungsergebnisseRheuma durch Rauchen. Rauchen erhöhtdas Risiko, an rheumatoider Arthritis zuerkranken. Das ist das Ergebnis einer Studie des Liverpooler Universitätskran-kenhauses, die in den Annals of Rheu-matic Diseases veröffentlicht wurde. 239 Patienten, die unter rheumatoider Arthri-tis litten, wurden von Ärzten untersuchtund nach ihren Rauchgewohnheiten be-fragt. Ergebnis: Starke Raucher, die mehrals 40 Jahre lang 20 Zigaretten täglichgeraucht hatten, hatten ein 13fach höhe-res Risiko, an Rheuma zu erkranken. Weiteres Ergebnis: Rauchen scheint nichtnur die Krankheit auslösen zu können,sondern zusätzlich auch die Sterblich-keitsrate zu erhöhen.

Rauchen schadet dem Herzen sofort Bereits wenige Stunden nach dem Rauchen einer Zigarette erhöht sich dasRisiko für einen Herzinfarkt. Das wurdevon amerikanischen Forschern auf derJahreskonferenz der Amerikanischen Herz-gesellschaft in Texas berichtet. Die Wis-senschaftler befragten im Diakonissen-Krankenhaus in Boston 900 Infarkt-Patienten nach ihren Rauchgewohnheitenund kamen zu dem Ergebnis: Wer wenige Stunden vor dem Herzinfarkt eine Zigarette konsumiert hatte, dem verstopf-ten besonders große Blutgerinnsel die

Jeder weiß es:Rauchen ist weitmehr als ein lästigesLaster. Es ist einelebensbedrohlicheSucht. Dennoch zerstören täglichMillionen Raucher in Deutschland ihrLungengewebe mitden tödlichenSargnägeln.

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Tod durch Rauchen Rauchen wird bis 2020 die häufigsteTodesursache in den Entwicklungs-ländern sein. Das hat eine Studie desInstitute of Development Studies inSussex, Großbritannien, prognostiziert.Damit wird die Anzahl der Todesfälledurch Tabakkonsum sogar die Anzahlder Aids-Toten überschreiten.

Momentan ist das Rauchen noch vor-nehmlich ein Problem der Industrie-staaten. Der Studie zufolge wird sichdas jedoch demnächst ändern. Jährlich10 Millionen Todesopfer sollen dem-nach bis 2020 weltweit zu beklagensein. 8,5 Millionen davon in den Ent-wicklungsländern. Zur Zeit sterben 3,5Millionen Menschen jährlich an denFolgen des Tabakmißbrauchs. Rund eine Milliarde Menschen rund um denGlobus frönen derzeit diesem hoch-gefährlichen Laster.

Jugendliche in Deutschland beginnen immer früher mit dem Rauchen

Zwar rauchen immer weniger deutscheJugendliche, doch das Alter der Einstei-ger geht immer mehr zurück. Das sind erste Ergebnisse einer Studie der Bundes-zentrale für gesundheitliche Aufklärung.Dem Bericht der Bundesdrogenbeauftrag-ten Marion Caspers-Merk zufolge rau-chen 38 Prozent, also mehr als ein Drittelaller 12- bis 25-Jährigen. Zwar ging derAnteil der jugendlichen Raucher seit1973 deutlich zurück – damals rauchtennoch 58 Prozent der 14- bis 25-Jähri-gen –, allerdings stieg in der Gruppe der12- bis 17-Jährigen bis 1997 die Zahl derRaucher um 28 Prozent (vorher waren es20 Prozent). Von den 12- bis 13-Jährigenrauchen bereits zehn Prozent, bei den 20-Jährigen ist es fast die Hälfte, die täglich am Glimmstengel hängt.

Zahlen und Prognosen

15 - 20

Alter KrankeRaucher

KrankeNichtraucher

UnterschiedNR = 100 %

20 - 2525 - 3030 - 3535 - 4040 - 4545 - 5050 - 5555 - 6060 - 65

Anteil kranker Raucher und NichtraucherMai 1992 – Basis: alle Raucher bzw. Nichtraucher

0 - 2525 - 4545 - 6565 -

8405

8.71013.393

4166

1.5934.021

Alter Männlich Weiblich Die Todesursache „Krebserkrankungen der Luft-wege“ lässt sich eindeutig auf das Rauchenzurückführen. Dies sind Zahlen des StatistischenJahrbuchs von 1990. Die Untersuchung einerenglischen Versicherung von 1988/89 besagtweiter, dass die Sterblichkeit bei Rauchern imDurchschnitt um 78 Prozent und bei Raucher-innen um 92 Prozent höher ist als die derNichtraucher/innen.

Todesursache: Krebs(Luftröhre, Bronchien, Lunge)

Der Unterschiedan Krankheits-tagen im Alterzwischen 15 und20 Jahren wirdaus dieser Tabellebesonders deut-lich. Über 80Prozent mehrKrankheitstagebei Rauchern als bei Nicht-rauchern!

5,8 %6,9 %7,6 %7,6 %7,9 %8,9 %

10,9 %13,5 %16,9 %17,2 %

3,2 %5,0 %5,6 %6,0 %5,7 %6,7 %8,2 %

10,9 %15,4 %15,6 %

81,5 %38,0 %35,7 %26,7 %38,6 %32,8 %32,9 %32,9 %9,7 %

10,2 %

Herzgefäße. Hatten die Patienten einenTag lang nicht geraucht, waren die Blutgerinnsel viermal kleiner. Fazit: JedeZigarette gefährdet das Herz sofort – undnicht nur auf lange Sicht. Denn je größerdie Blutgerinnsel, desto schwerer derHerzinfarkt, so die Forscher.

RauchertherapienDer Erfolg von Therapien könntegenetisch vorbestimmt sein Raucher, die eine bestimmte Variante desGens besitzen, das für die Ausbildung desso genannten Dopamin-Rezeptors im Gehirn zuständig ist, reagieren auf ein bestimmtes Antidepressivum und könnendadurch besser mit dem Rauchen auf-hören. Die Wirksamkeit des Antidepressi-vums ist jedoch offenbar genetisch vor-gegeben. Forscher untersuchten die Genevon 134 Rauchern, um zu bestimmen,welche Variante des Dopaminrezeptor-Gens sie besitzen. Raucher mit einer A2genannten Variante, die empfindlicherreagiert, sprechen auf das Medikament an.Dopamin ist ein Stoff, der im Gehirn fürGlücks- und Befriedigungsgefühle sorgt.Patienten mit dem A2-Gen, die das Anti-depressivum nahmen, verspürten wenigerdepressive Gefühle, während Patientenmit dem A1-Gen schwankender Stim-mung waren. Die A1-Version des Gens istbereits mit vielen Formen von Suchtver-halten in Verbindung gebracht worden.

Zulassung für Zyban, die Pille gegen das Rauchen, eingeschränktIn Großbritannien sind bei der Überwa-chungsbehörde für Arzneimittel über5.000 Meldungen zu Nebenwirkungen des Medikaments Zyban eingegangen.Darunter sind 126 Berichte über zentral-nervöse Krämpfe und mehr als 40 Todes-fälle. Der Hersteller selbst, GlaxoSmith-Kline, spricht von 35 Todesfällen. Wir berichteten in der Medicom XI über dieWirkungsweise des zunächst als Anti-depressivum konzipierten Medikaments.Das Bundesinstitut für Arzneimittel-sicherheit (BfArM) hat nun die Anwen-dungsrichtlinien für Zyban verschärft. Esempfiehlt den Anwendern, die Dosis nurlangsam zu steigern. Raucher, die zudemArzneimittel nehmen, die die Krampf-schwelle senken, sollten Zyban nicht ver-wenden oder maximal 150 Milligrammpro Tag einnehmen.

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Quelle: Nichtraucher-Initiative Deutschland e.V.

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Europaweites Verbot von Tabakwerbung

abakwerbung in Zeitungen, Zeit-schriften, im Rundfunk sowie im

Internet sollen nach dem Willen derEuropäischen Kommission verbotenwerden. Der EU-Gesundheits- undVerbraucherschutzkommissar, DavidByrne, begründete den Vorstoß mit der großen Gefahr, dass Jugendliche durch die Wer-bung zum Rauchen verführtwürden. „Der Zusammen-hang zwischen Werbungund Konsum ist bedeu-tend“, äußerte Byrne. Die Werbung stelle Zi-garetten als sozial ak-zeptiertes und die Le-bensqualität steigerndesProdukt dar. Bereits imvergangenen Jahr hattees eine erste Richtliniegegen Tabakwerbung ge-geben, die aber vom Eu-ropäischen Gerichtshof ab-gelehnt wurde. Der neue Vorschlag nehme nun auf das damalige Urteil Rücksicht und ste-he rechtlich und wissenschaftlich aufsichereren Füßen, so der Kommissar.

Weltweites RauchverbotEin weltweites Rauchverbot fordertdie Weltgesundheitsorganisation WHO.Sie hat die Regierungen in aller Weltaufgefordert, öffentliche Rauchver-bote zu erlassen. Die WHO unterstrich

ihre Forderung mit der Feststellung,dass besonders immer mehr Frauenbedroht seien durch das Passiv-rauchen, das ebenfalls zum Tode führen könne.

Wie die EU für Europa, so fordert dieWHO ein weltweites Werbeverbot fürTabak. Den WHO-Angaben zufolgerauchen weltweit fast die Hälfte derMänner, aber nur jede zehnte Frau.

Rauchverbot für JugendlicheEin Rauchverbot für Jugendliche auchin Privaträumen und zu Hause hat dieDrogenbeauftragte der Bundesregie-rung Marion Caspers-Merk gefordert.„Zigaretten haben bei Jugendlichennichts verloren“, sagte sie der „Frank-furter Allgemeinen Sonntagszeitung“.Mit der Familienministerin ChristineBergmann sei sie sich einig, dass Jugendlichen auch das Rauchen zuHause und in Privaträumen untersagtwerden solle.

No Smoking am Steuer. Nach demVerbot, mit dem Handy im Auto ohneFreisprechanlage zu telefonieren, solljetzt auch das Rauchen am Steuer ver-boten werden. Das fordern zwei Bun-destagsabgeordnete von CDU undSPD. Der CDU-Verkehrsexperte Man-fred Heise äußerte gegenüber der Bild-Zeitung, dass das Rauchen genausovom Verkehr ablenke wie das Telefo-nieren. Der SPD-GesundheitsexperteReiner Arnold unterstrich, dass dasRauchen am Steuer immer wieder

Ursache für schwerste Unfälle sei.Der Vorsitzende der Gewerk-

schaft der Polizei äußerte sichkritisch zu den Forderungen.Es könne nicht alles unterein gesetzliches Verbotgestellt werden, zumal,wenn die Einhaltungnicht ausreichend kon-trolliert werden könne.Nach Beobachtung derPolizei geschehe einigeshinter dem Steuer, dasder Verkehrssicherheitnicht zuträglich sei. Un-

ter anderem: Essen, Trin-ken und Schminken.

Spektakuläres Urteil: DerZigarettenkonzern Philipp

Morris muss drei MillionenDollar an einen amerikanischen

Raucher zahlen, der an Krebs erkranktist. Das bislang höchste Strafgeld, dasbisher einem Opfer des Zigarettenkon-sums zugesprochen wurde, beläuftsich umgerechnet auf 6,9 MillionenMark. Der Kläger hat 40 Jahre langtäglich zwei Packungen Marlboro ge-raucht und litt zunächst unter Lun-genkrebs; der Krebs hat inzwischenauch das Gehirn angegriffen. Vor Gericht argumentierte der 56-Jährige,der Konzern habe die Öffentlichkeitmehr als 40 Jahre lang über die mög-lichen Gesundheitsschäden durch den Tabakkonsum belogen. Er habePhilipp Morris geglaubt, als der Ziga-rettenhersteller einen Zusammenhangzwischen Krebs und dem Rauchen geleugnet hatte. Zusätzlich zum Straf-geld soll der Kläger weitere 5,5 Millio-nen Dollar Schadensersatz erhalten.Der Zigarettenkonzern hat Berufunggegen das Urteil eingelegt.

Anti-Rauch-Maßnahmen

Drei MillionenDollar Entschä-digung muss derZigarettengigantPhilipp Morris an einen krebs-kranken Raucherzahlen.

Raucher sein wird immer schwieriger. An immermehr Orten wird das Rauchen verboten.

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arte Schale – gesunder Kern. Ameri-kanische Studien haben sich mit der

Schalenfrucht beschäftigt. Ergebnis derbeiden unabhängig voneinander durch-geführten Forschungen: Walnüsse undPistazien senken den Cholesterinspiegel.Das liegt an den ungesättigten Fettsäu-ren. Die im Fairfax Hospital, Virginia,durchgeführte Studie zum Zusammen-hang von Cholesterinspiegel und Pistazi-enverzehr hat ergeben: 50 Gramm Pista-zien pro Tag führen zu einer deutlichenVerminderung des Cholesterinspiegels.Die klinischen Versuche belegten: Mäßigerhöhte Gesamtcholesterinwerte (größerals 250 mg/dl) können durch den Genussvon Pistazien um beinahe 10 Pro-zent gesenkt werden.

Eine andere US-Studie, deren Ergebnis jüngst im AmericanJournal of Clinical Nutrition ver-öffentlicht wurde, beschäftigte sichmit der Walnuss. In dieser Studie ging es

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sowohl um die Cholesterinwerte insge-samt als auch um Lipoproteine niedrigerDichte (LDL). Erhöhte Werte beider Fak-toren können einen Herzinfarkt begün-stigen. Die Forscher unter der Leitungvon Regalio Almario setzten 5 Männerund 13 Frauen im Alter von etwa 60Jahren auf vier verschiedene Diäten. Eine „normale“ Diät, eine „normale“ Diätplus Walnüssen, eine extrem fettredu-zierte Variante und die extrem fettredu-zierte Diät plus Walnüssen. Die Proban-den nahmen jeweils 48 Gramm Walnüs-se im Rahmen der Zufuhr einer täglichenMenge von 1.850 Kalorien zu sich. Bei der zweiten Diät („normale Diät“ +Walnüssen) sanken die LDL-Cholesterin-Werte um 27 Prozent und damit amstärksten. Die zweitbesten Werte, näm-lich eine Abnahme von sieben Prozent,konnte bei der vierten Variante (extremfettreduzierte Diät + Walnüssen) ver-zeichnet werden.

Die positive Wirkung auf den Cholesterin-wert führen die Forscher auf die mehr-fach ungesättigten Fettsäuren zurück, diein Walnüssen reichlich vorhanden sind.Mehrfach ungesättigte Fettsäuren kom-men auch in anderen pflanzlichen Ölenund besonders in Fischölen vor.

Denn: Sie ist reich an ungesättigte Fettsäuren

ltern von kleinen Kindern solltendarauf achten, Zimmerpflanzen, die

giftig sein könnten, nicht auf den Fuß-boden zu stellen. Die Kleinen steckensich oft Teile der Pflanzen in den Mund,die sich in ihrer „Krabbelhöhe“ be-finden. So können sie sich Vergiftun-gen zuziehen. Bei Pflanzen wie derDieffenbachie kann das zu Schleim-hautentzündungen, Bauchschmerzen,Erbrechen und Blasen im Mund führen.Also: Zimmerpflanzen am bestengrundsätzlich außerhalb der Reichweitevon Krabbelkindern aufstellen! Diesendringenden Ratschlag gibt das Gift-informationszentrum-Nord (GIZ) in seinem Jahresbericht 2000.

„Die meisten Vergiftungen bei Kindernvon unter einem Jahr sind Pflanzen-vergiftungen“, sagt der stellvertretendeLeiter der GIZ, Dr. Herbert Desel. DieGiftexperten aus Göttingen sind für die

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Bundesländer Bremen, Hamburg, Nie-dersachsen und Schleswig-Holstein zu-ständig; sie hatten im vergangenenJahr über 26.000 Anfragen zu beant-worten – eine Steigerung von zehnProzent gegenüber dem Vorjahr. FürKinder und Erwachsene geht die größte Vergiftungsgefahr von Arznei-mitteln aus, doch auch für ältere Kinder und Erwachsene stellen giftigePflanzen ebenfalls eine gravierendeGefahrenquelle dar. Zu Vergiftungenführten zum Beispiel Eiben, Nacht-schattengewächse, Bärenklau undGoldregen. Der verbreitete Strauchbzw. kleine Baum des Goldregens istleider auch häufig in der Nähe vonKinderspielplätzen zu finden. AuchGartenbohnen können giftig sein,wenn sie in rohem Zustand geges-sen werden! Zierkürbisse sollteman ebenfalls nicht verzehren.

Bestimmte Pflanzendünger sindzudem gefährlich für Tiere. Gera-de im Sommer werden die Gift-

Profis besonders oft zu Rate gezogen.Unter der Telefonnumer 05 51/192 40können Sie sich rund um die Uhr überdie Giftigkeit von Substanzen, Erste-Hilfe-Maßnahmen und Behandlungs-möglichkeiten informieren. Medizi-nisches Fachpersonal wird unter derRufnummer 05 51/38 31 80 beraten.

Vorsicht, Gift!

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Knack die Nuss!

Nicht zumAnbeißen geeignet!Vorsicht, kleineKinder stecken sichmanchmal Teilevon Pflanzen in denMund.

Der sollte nicht nur zuWeinachtenkräftig zu-schnappen,denn Nüssekönnen dasHerzinfarkt-risiko senken.

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chon aus der Zeit der Germanen gibtes Berichte von sportlichen Wett-

kämpfen zu Wasser. Wenig später, imJahr 1777 wurde in Deutschland die ersteBadeanstalt eröffnet; viele sollten folgen.Anfang des 19. Jahrhunderts wurdeSchwimmen zur olympischen Sportart,und wie uns die vergangenen Sommer-spiele wieder zeigten, werden dieSchwimmdisziplinen bis heute mitgroßem Interesse verfolgt.

Diese Sportart erfreut sich generatio-nenübergreifend und in allen Gesell-schaftsschichten großer Beliebtheit. Die Faszination, die vom Schwimmen ausgeht, entsteht durch das schwereloseVergnügen der Fortbewegung im Wasser.Zudem gehört es zu den gesündestensportlichen Aktivitäten, die man betrei-ben kann. Schwimmen hält fit, machtgleichzeitig noch Spaß und ist für jeder-mann, dank vieler geeigneter Schwimm-hallen, leicht auszuüben.

Geeignet zum sportlichen Schwimmensind klassische Bäder mit einer 25-m-bzw. 50-m-Bahn. Hier kann man imSchwimmbereich seine Bahnen ziehenund sein individuelles Trainingstempoeinhalten. Im Gegensatz zu vielen ande-ren Sportarten ist die Ausrüstung beim

Schwimmen sehr kostengün-stig. Man benötigt nur

einen Badeanzug

bzw. eine Badehose mit guter Passform.Bademützen sind kein Muss, aber bei längeren Haaren höchst empfehlenswert.Bei empfindlichen Augen hilft eineSchwimmbrille. Zusätzlich sind Bade-schlappen, auch angesichts der hohenHygienevorschriften in den Schwimm-bädern, für jeden von Vorteil – und schonist die Ausrüstung komplett. Ein Tipp fürBrillenträger: Beim Optiker können Siesich eine Chlorbrille in Ihrer individuellenBrillenstärke anfertigen lassen.

Schwimmen hält gesund und jung, esmacht schlank und fit. Sollten wir Sie mitunseren Ausführungen zum Schwimm-training anregen, werden Sie es bald ameigenen Körper spüren. Und denken Siedaran: Wir sprechen nicht von Leistungs-schwimmern, und es geht auch nicht um das Erreichen olympischer Spitzenlei-stungen. Schon 1- bis 2-mal pro Woche 500 bis 1.000 m schwimmen genügt, undSie dürfen sich mit Recht als Schwimmerbezeichnen. Durch diese Regelmäßigkeitstärken Sie Ihren Herzmuskel und beugensomit Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.Durch die Auftriebskraft des Wassers wirddie Schwerkraft größtenteils aufgehoben,und unser Körpergewicht reduziert sichum bis zu 90 %. Der ganze Bewegungs-apparat wird entlastet. Für Übergewich-tige und für Menschen mit Gelenkpro-blemen ist das ein besonders wichtigerPunkt. Die Bewegungen im Wasser gehen

Je eine Bewegung beider Arme und beider Beine werden gemeinsam zu einer Gesamtbewegung.

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Schwimmen ist eine jahrhundertealte Sportart, und jeder dritteDeutsche gibt sich regelmäßig diesem erfrischenden Spaß hin.

fit durch den SommerSchwimmen:Schwimmen: eben nicht — wie es bei vielen Sportarten

ist — zu Lasten der Gelenke, immer vor-ausgesetzt, Sie üben die Schwimmtech-nik, für die Sie sich entschieden haben,richtig aus. Schwimmen fördert neben derLungenfunktion auch die Abwehrkräftedes Immunsystems. Britische Wissen-schaftler haben in Studien herausge-funden, dass Schwimmer weitaus selteneran Bronchitis erkranken als Nichtschwim-mer. Es ist sozusagen die sportlichste Art,gesund durch den Sommer zu kommen.Durch den Widerstand des Wassers, denman bei jedem Schwimmzug bewältigenmuss, ist auch ein erfreulich hoher Kalorienverbrauch zu verzeichnen. Nach1 Stunde Schwimmen hat man ungefähr800 Kalorien verbraucht. Da hierbei abernicht nur der Fettabbau angeregt wird,sondern auch viele unterschiedliche Muskelpartien trainiert und durchblutetwerden, ist das Ergebnis nicht nur einschlanker, sondern auch ein straffer undfitter Körper.

Die erste Regel zur Vorbereitung lautet: Nicht mit vollem Magen ins Wasser gehen! Was man bereits als Kind gelernthat, besitzt nach wie vor Gültigkeit.Wenn man 2 Stunden vor dem Schwim-men keine Mahlzeit zu sich nimmt, falleneinem die Bewegungen spürbar leichter.Sich vor dem Sprung ins Becken abzukühlen, das wird speziell Personenmit niedrigem Blutdruck dringend emp-fohlen. Zuerst die Pulsadern, dann dieArme und zum Schluss die Herzgegendmit kühlerem Wasser abbrausen. Solltesich ihre Haut mit dem austrocknendenChlorwasser nicht anfreunden, wäre esempfehlenswert, sich im Vorfeld mit einerfetthaltigen Lotion einzucremen, um so

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SchwimmtechnikenKraulschwimmen ist dieschnellste Art zu schwim-

men. Der Antrieb erfolgt in erster Linie durch die Arme. Diese werden in gestreckter Bauchlage wechselweiseüber Wasser nach vorn geführt undunter Wasser — im Ellenbogen ange-winkelt — vor dem Körper bis zumOberschenkel durchgezogen. Die Beinetreiben den Körper mit abwechselndenAuf- und Abbewegungen nach vorne.Besonders die Atmung bereitet An-fängern bei diesem Schwimmstil oftProbleme. Beim Einatmen ist es wich-tig, den Kopf auf die Seite zu drehen,auf der sich der Arm in der Vorwärts-bewegung befindet. Ganz wichtig ist die Ausatmung ins Wasser. Dasermöglicht einen regelmäßigen Atem-rhythmus und effektives Schwimmen.Das Kraulen zu erlernen ist für alleSchwimmer empfehlenswert.

Vorausge-setzt, es wird

richtig ausgeübt, ist Rückenschwim-men die gesündeste Schwimmart. Dabei werden im Besonderen die oft vernachlässigten Rückenmuskelnbeansprucht. Nur: Bei stilistischen Fehlern kann sich der gesunde Effektleicht ins Gegenteil verkehren, undder Rücken kann zu stark belastetwerden. Der Körper liegt gestreckt inRückenlage im Wasser. Auch die Halswirbelsäule muss gestreckt sein,die Körperachse in gerader Linie ver-längernd. So wird die so genannteSitzhaltung bzw. die Hohlkreuzstel-lung vermieden. Die Arme werden

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Kraulen

Rückenschwimmen

11MEDICOM 16. Ausgabe, August 2001

Rückenschwimmen ist am gesündesten – wennman es richtig macht!

die empfindliche Haut zu schützen. Dannsollten Sie Ihre individuelle Trainings-geschwindigkeit ermitteln. SchwimmenSie einfach eine 25-m-Bahn in gemächli-chem Tempo, und schauen Sie davor unddanach auf die Uhr. In den meisten Bä-dern gibt es eine Uhr mit Sekundenzeiger,mit der Sie leicht Ihre Zeit kontrollierenkönnen. Schwimmen Sie anschließendeine zweite Bahn, so schnell es Ihnenmöglich ist. Addieren Sie beide Zeiten,und errechnen Sie den Mittelwert. So erhalten Sie einen Richtwert für Ihr indi-viduelles Trainingstempo. Auch müssenSie entscheiden, in welchem Schwimm-stil Sie Ihre Bahnen ziehen wollen. UmIhnen bei der Entscheidung behilflich zusein, haben wir im nebenstehenden Kasten die wichtigsten Schwimmtechni-ken zusammengestellt.

Zum Schluss noch ein Tipp für all jene,die beim Schwimmen schnell außer Atemkommen: Versuchen Sie, immer tief ein-und auszuatmen. Ein regelmäßiger Atem-zyklus gehört zu einer guten Schwimm-technik, bedarf allerdings einiger Übung.Die Luft sollte immer schnell, gleichmäßigund vollständig über die Nase ins Wasserausgeatmet werden. So werden Sie ruhigdurchs Wasser gleiten, und Seitenstechenwird ein Fremdwort für Sie sein.

... der zu einer langenGleitphase führt.

In das Vorschieben der Armehinein erfolgt ein schnellerBeinschluss,

wechselweise gestreckt nach vornegeführt, zuerst tauchen die Hände mitder Schmalseite, also mit dem kleinenFinger ein. Der Beinschlag aus derHüfte unterstützt den Antrieb.

Brustschwim-men stellt ein

hervorragendes Herz-Kreislauf-Trai-ning dar. Die Stoßgrätsche mit denBeinen beansprucht ebenso wie derArmzug viele verschiedene Muskel-partien. Die kreisförmige Armbewe-gung und das Anziehen der Beine erfolgen gleichzeitig. Ebenso wie dasRückstoßen der Beine bis zur kom-pletten Streckung und das Vorschie-ben der Arme. In dieser Gleitphasemuss die Ausatmung unter Wasserstattfinden. Auf keinen Fall denKopf permanent über Wasser halten. Das könnte zu Halswirbelsäulenpro-blemen führen.

Auch wenn Sie sich Ihrer Schwimm-technik bereits sicher sind, sollten Siediese von einem Fachmann überprü-fen lassen. Eventuell haben sich imLaufe der Jahre Bewegungsfehler ein-geschlichen, die bei kontinuierlicherAusübung ungünstige Belastungenfür Gelenke oder einzelne Muskel-partien ergeben.

Brustschwimmen

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äufig erinnern sich Patienten garnicht daran, mit dem nur stecknadel-

kopfgroßen Überträger in Kontakt gekom-men zu sein, den man im VolksmundHolzbock nennt. Sie leiden an Sympto-men, die vielen Menschen noch völlig unbekannt sind. Die Rede ist von derZecken- oder Lyme-Borreliose. In der Ge-schichte der Medizin ist sie die jüngstebakterielle Krankheit — und deshalb ent-sprechend wenig erforscht. Erst 1981 ent-deckte der Medizinwissenschaftler Dr.Willy Burgdorfer in den USA die spiralför-migen Erreger in einer Zecke. Die Borre-liose wird bundesweit von Zecken über-tragen. Annahmen, dass diese Krankheitnur in bestimmten Regionen vorkomme,beruhen auf einer Verwechslung mit derebenfalls von Zecken übertragenen Hirn-hautentzündung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Rechtzeitig erkanntund richtig behandelt, gehen die Hei-lungsaussichten bei einer Borrelien-Infek-tion gegen 100 Prozent, wie Jürgen Peters,

Vorsitzender des Borreliose BundesDeutschland bestätigt. Wie Erkennungund Behandlung erfolgen sollen, darübersind selbst Experten uneinig – die inzwi-schen in fast allen Bundesländern gegrün-deten Selbsthilfegruppen haben deshalbein eigenes Beratungsnetz aufgebaut.

Schutzimpfung bisher nicht möglichFest steht, dass die Borreliose die amhäufigsten von Zecken übertrageneKrankheit ist. In ihrer Bedeutung über-trifft sie inzwischen die FSME, die land-läufig immer noch als die typischeZeckenkrankheit gilt. FSME ist eine meldepflichtige Viruserkrankung, derenregionale Übertragungsgebiete von denstaatlichen Gesundheitsbehörden in Kar-ten aufgezeichnet werden. Durch die erfolgreiche Werbung für eine prophy-laktische Impfung ist FSME jetzt relativgut eingedämmt. Vor Borreliose schütztdiese Impfung jedoch nicht. Während

jährlich, hauptsächlich im süddeutschenRaum, etwa 150 FSME-Erkrankungengemeldet werden, liegt die Zahl der geschätzten Borreliose-Erkrankungen mit50.000 bis 100.000 pro Jahr deutlichhöher. Das Infektionsrisiko bei einemZeckenstich ist regional unterschiedlich,grundsätzlich gelten bundesweit bis zu30 Prozent der Zecken als Träger der infektiösen Borrelien. Zugelassene Impf-stoffe mit einem wirksamen Impfschutzgibt es in Deutschland noch nicht. Zwarwird in den USA bereits gegen Borreliosegeimpft, der Impfstoff Lymerix ist jedochin die Schlagzeilen geraten. Von Auto-Immun-Erkrankungen als Folge einerImpfung wird berichtet. „Wissenschaftlich sind Nebenwirkungennicht belegbar“, sagt dazu Professor Markus Simon vom Max-Planck-Institutin Freiburg, der in einem Forschungs-verbund mit den Immunologen MichaelKramer und Reinhard Wallich den Impf-stoff entwickelt hat. „Sowohl Blindstu-dien an 10.000 Testpersonen wie auch diebisher 1,5 Millionen Impfungen bliebenohne Nebenwirkungen. Bei all diesenImpfungen ist nur ein Arthritis-Fall auf-gefallen, der noch nicht mal gesichertvon der Impfung herrührt.“ Mit einerImpfung in Europa rechnet er in zwei bisdrei Jahren, jedoch muss der Impfstoffmodifiziert werden. Denn die Borreliosewird in den USA lediglich durch eineBorrelienart, nämlich Borrelia burgdorferi,ausgelöst. In Europa hingegen gibt eszwei weitere infektiöse Arten, Borreliagarinii und Borrelia afzelii.

Zecken sitzen auf Sträuchern und GräsernZecken leben bevorzugt in den feuchtenRegionen von Wäldern. Durch Mäuseund Vögel werden sie aber auch in Park-anlagen und Privatgärten eingeschleppt.Sie überwintern im Schutz von herabge-fallenem Laub. Mit steigenden Tempera-turen werden sie aktiv und klettern aufGräser und Sträucher, um dort – je nachEntwicklungsstadium in unterschiedli-chen Höhen – ihrem Wirt zum Blut-saugen aufzulauern. Entgegen der weitverbreiteten Vorstellung lassen sichZecken nicht von Bäumen auf ihre Opferfallen, da sie selbst im erwachsenen Stadium höchstens einen Meter hochklettern können. In aller Regel werden sieim Vorübergehen von Gräsern oderSträuchern abgestreift. Zecken verfügenüber ein komplexes Sinnesorgan in denVorderfüßen, das ihnen mitteilt, wennsich ein mögliches Opfer nähert.

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MEDICOM 16. Ausgabe, August 2001 12

Die Zeckenlauern wiederDie Zeckenlauern wiederIm August/September sind Zecken sehr aktiv. Auf Gräsern undSträuchern lauern die kleinen Blutsauger auf ihre Opfer. Bei einemStich kann es zur Übertragung von Borreliose kommen. Ein frühesErkennen der Zecken-Borreliose hilft entscheidend bei der Behand-lung der Krankheit.

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Wie kann ich mich schützen?Geschlossene Kleidung, Hose in dieSocken, eng anliegende Ärmel- und Hals-verschlüsse — das verhindert, dass dieZecken zu ihren bevorzugten Saugplätzenin Kniekehlen und Armbeugen, Achsel-höhlen und im Leistenbereich vordringenkönnen. Sie sind nämlich wählerisch undbrauchen oft Stunden, bis sie einen gutenSaugplatz gefunden haben. Nach einemSpaziergang hilft ein sorgfältiges Absu-chen der Kleidung sowie der Haut, beiKindern speziell des Kopfbereiches, umdie eine oder andere Zecke bereits im Vorfeld zu entdecken.

Wenn es passiert istSollte eine Zecke doch mal zugestochenhaben – kein Grund zur Panik. Je schnel-ler sie in den folgenden Stunden entferntwird, desto geringer das Risiko einer Borrelien-Infektion. Der Borreliose Bundrät beim Entfernen von den billigen, groben Zeckenzangen ab. Sie könnten denZeckenkörper quetschen und damit erstrecht zu einer unerwünschten Übertra-gung führen. Besser sei eine feinere, idea-lerweise gekrümmte Zeckenpinzette, wiesie der Dachverband der Borreliose-Selbst-hilfegruppen in Hamburg selbst vertreibt.Damit kann die Zecke direkt am Kopfende,möglichst nahe an den Saugwerkzeugen,gefasst und vorsichtig senkrecht heraus-gezogen werden. Apotheker Ralf Reisingerhat eine andere Technik: „Ich ziehe dieZecke mit einer ganz leichten Drehbewe-gung heraus. Vermutlich hilft das, die Widerhaken der Saugwerkzeuge aus derHaut zu lösen.“ Einigkeit herrscht unterden Fachleuten darüber, dass in keinemFall Klebstoff, Öl oder ähnliche Hausmittelbenutzt werden dürfen, um die Zecke zumLoslassen zu bringen. In ihrem Todes-kampf wird die Zecke die Krankheitserre-ger verstärkt in die Saugstelle pumpen.Allgemein wird davon ausgegangen, dassdie Borrelien erst nach 12 bis 24 Stundenallmählich vom Zeckendarm durch Ent-leerung in den menschlichen Körper ge-langen. Je länger die Zecke jedoch saugt,desto höher das Risiko. Allerdings führtnicht jeder Zeckenstich zu einer Infektion.Wichtig deshalb: Sich selbst gut beobach-ten, und bei Verdacht zum Arzt gehen!

13MEDICOM 16. Ausgabe, August 2001

Das sicherste Symp-tom für eine Borrelien-

Infektion zeigt sich Tage bis Wochennach einem Zeckenstich. Es entstehteine runde, schmerzlose Hautrötungum die Stichstelle, die so genannteWanderröte (Erythema migrans). Sieist nach außen scharf abgegrenzt undkann gut handflächengroß werden. Inder Mitte ist sie meist aufgehellt. Indiesem Stadium ist die Borreliose vorallem von Hautärzten gut zu erkennenund mit Antibiotika wie Doxycyclinvollständig auszuheilen. Leider zeigennur etwa 40 bis 60 Prozent derBorreliose-Patienten dieses Symptom,das von Allgemeinsymptomen wieFieber, Kopfschmerzen, Mattigkeit undSchweißausbrüchen begleitet seinkann. Auch wenn während dieses Sta-diums nicht mit Antibiotika behandeltwird, so verschwindet die Wanderrötenach einiger Zeit von selbst. EinigeWochen oder Monate später kann allerdings das nächste Stadium derKrankheit einsetzen.

Im Stadium II tretenvielfältige Krankheits-

erscheinungen auf. Sie reichen vonwandernden Schmerzen, Kribbeln inArmen oder Beinen, zeitweisen Läh-mungen über Depressionen, anhalten-de Mattigkeit oder Konzentrations-störungen bis hin zu Herzrasen undHerzschmerzen. Experten bezeichnendie Borreliose als eine Multisystem-erkrankung, die zwar in jedem Stadi-um spontan ausheilen kann, aber aucheinzelne Stadien überspringen kann.Der Nachweis, dass Mattigkeit oderSchmerzen von einer Borreliose verur-sacht werden, ist oft schwierig. Die regionalen Selbsthilfegruppen empfeh-

len, frühzeitig Borreliose-erfahreneÄrzte aufzusuchen, die sie meist inÄrztelisten aufgenommen haben. DasInformationsangebot der Selbsthilfe-gruppe Kassel, im Internet unterwww.borreliose.de zu finden, hilft beieiner ersten Selbstdiagnose. Sie solltensich das Ergebnis jedoch in jeden Fallvon einem Arzt bestätigen lassen. Unter www.qualitaetspraxen.de findenÄrzte wie Patienten ebenfalls fundierteInformationen. Um die Borreliose wirkungsvoll zu bekämpfen, müssenspätestens im Stadium II hochdosierteAntibiotika verabreicht werden. Häufiggeschieht dies intravenös mit den Me-dikamenten Cefotaxim oder Cefriaxon.In der Regel ist dazu kein stationärerKrankenhausaufenthalt nötig. WelchesAntibiotikum eingesetzt werden sollteund wie lange die Therapie dauernmuss – zum Teil bis zu sechs Wochen –darüber gehen die Meinungen der Ex-perten auseinander. Meist verschwin-den nach der Antibiotika-Therapie dieBeschwerden, und die Patienten fühlensich wieder gesund. In manchen Fällenkann es zu Rückschlägen kommen.

Das Stadium III kannMonate bis Jahre

nach der Infektion auftreten. Die häu-figsten Symptome sind eine schubwei-se oder chronisch verlaufende Lyme-Arthritis mit Schmerzen in den Gelen-ken sowie Hautveränderungen, die als„zigarettenpapierdünne Haut“ bezeich-net werden. Auch im Stadium IIIkommt es immer wieder zu spontanenAusheilungen. Zecken können nochweitere, wenig bekannte Krankheiten,wie Q-Fieber, Ehrlichiose und Babe-siose übertragen, was eine eindeutige Diagnose zusätzlich erschwert.

Stadium I

Stadium II

Stadium III

Borreliose Bund Deutschland e.V.Große Straße 205, 21075 Hamburg Infomaterial kann gegen eineSchutzgebühr von DM 10,– in Briefmarken angefordert werden.Internetadressen:www.borreliose.dewww.qualitaetspraxen.dewww.zeckenbiss-borreliose.de

I N F O / B E R A T U N G

Krankheitsverlauf in drei Stadien

Entgegen der landläufigen Annahme lässt sich dieses „sympathische“ Tier nicht von den Bäumen auf sein Opferfallen. Es wartet im Gras oder in Zweigen, bis jemand es beim Vorbeigehen abstreift. Das Gefährliche ist jedochnicht der Zeckenstich selbst, sondern die Übertragung von Bakterien. Diese können die Zecken-Borreliose undandere Krankheiten auslösen.

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Mit schöner Regelmäßigkeit tauchen pro Jahr auf den Werbeseiten vonZeitungen und Zeitschriften 2 bis 3 neue Substanzen auf, denen von den Anbietern fantastische Eigenschaften zugeschrieben werden. Wir beob-achten diese Entwicklung natürlich seit geraumer Zeit und halten es fürangebracht, Sie — unsere Kunden — über den wissenschaftlichen Hinter-grund dieser Substanzen und Präparate zu unterrichten. Unsere Mitbewer-ber mögen uns verzeihen, doch wir möchten, dass unsere Kunden mit diesem wissenschaftlich überprüfbaren Wissen in der Hand selbst entscheiden können, ob sie den Aussagen zu besagten Präparaten Glau-ben schenken wollen oder nicht.

Nicht alles ist Gold,was glänzt

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Produkte aus ernährungswissenschaftli-cher Sicht unsinnig sind. Wir möchtenIhnen die wissenschaftlichen Hintergrün-de für die Entscheidung von MEDICOMmitteilen, bestimmte Produkte nicht zuverkaufen. Denn eines ist sicher: Qualitätund Kundenzufriedenheit sind unseroberstes Ziel.

Glutathionlutathion ist eine Eiweißverbindung,die der Körper aus drei Aminosäuren

herstellt. Es ist Bestandteil der Glutathi-on-Peroxidase, eines Enzyms, das zurEntgiftung des Körpers von Freien Radi-kalen notwendig ist. Allerdings gibt eskeine ernst zu nehmenden wissenschaft-lichen Untersuchungen, die belegen, dassdie zusätzliche Gabe von Glutathion zueiner erhöhten Aktivität des Enzymsführt. Das heißt, durch die Einnahme vonGlutathion wird der Schutz vor FreienRadikalen nicht verbessert. Die Gluta-thion-Peroxidase ist allerdings ein selen-abhängiges Enzym, so dass es besser ist,dem Körper für eine ausreichend hoheEnzymaktivität genügend Selen zur Ver-fügung zu stellen.

In neuester Zeit versuchen jedoch bestimmte Hersteller, Glutathion als wis-senschaftliche Neuentdeckung anzuprei-sen — was es nicht ist. Denn die körperei-gene Eiweißverbindung ist der Ernäh-rungswissenschaft schon sehr lange be-kannt. Auch die Versprechungen zu denEigenschaften von Glutathion sind auswissenschaftlicher Sicht nicht haltbar.

Obst- und Gemüsekonzentraten den Werbeaussagen zu solchenKonzentraten versuchen einige Her-

steller den Anschein zu erwecken, alskönnten diese Produkte es ersetzen, vielObst und Gemüse zu verzehren.

Die Wahrheit ist allerdings, dass manseinem Körper pro Kapsel nur eine ver-schwindend geringe Menge an Obst be-ziehungsweise Gemüse zuführt. Darüberhinaus verlieren die Konzentrate bei ih-rer Herstellung große Mengen der wert-gebenden Inhaltsstoffe wie Vitamine,Mineralstoffe und Spurenelemente.Nicht umsonst führt kein Hersteller dietatsächliche Menge an Vitaminen, se-kundären Pflanzenstoffen oder Minera-lien auf den Packungen an. Auch dieAnmerkung, diese Kapseln enthieltenBallaststoffe, ist fast eine Frechheit,denn der Ballaststoffanteil der Kapselnist so gering, dass eine einzige Wein-traube bereits ballaststoffreicher ist.

Kombucháombuchá wird auch als Teepilz, ja-panischer Teepilz, China-Pilz oder

Kombuchá-Pilz bezeichnet. Es handeltsich um eine Symbiose von Bakterienmit säurebeständigen Hefen. Stäbchen-bakterien bilden die Gallerte, in die Hefezellen eingelagert sind. Dem Teewerden gesundheitsfördernde Eigen-schaften nachgesagt, die auf Stoffwech-selprodukte durch die leichte Gärung desTeeaufgusses zurückgeführt werden. Eshandelt sich dabei vor allem um organi-sche Säuren wie Glucuronsäure, Milch-säure, Essigsäure sowie verschiedene Vitamine, außerdem auch Ethanol undKohlendioxid.

Die enthaltenen Säuren entstehenauch im menschlichen Stoffwechsel undwerden außerdem mit Lebensmittelnwie Joghurt und anderen fermentiertenProdukten aufgenommen. Vitamineenthält der Tee nur in geringer undnicht definierter Menge. Die gesund-heitsfördernde Wirkung des Tees sollschon im Jahre 414 n. Chr. durch denkoreanischen Arzt Kombu bei der Behandlung des japanischen Kaisers Inkyo genutzt worden sein. Allerdingssind solche Wirkungen wissenschaftlichnie belegt worden. Ähnlich wie andereenergiehaltige Getränke mit Kohlenhy-draten und etwas Kohlensäure hat Kom-buchá sicher eine erfrischende Wirkung.Als gezielte Nahrungsergänzung zurVerbesserung der Gesundheit scheint erjedoch wenig geeignet.

Dehydroepiandrosteron (DHEA)ei DHEA handelt es sich um ein Hor-mon. Eine Vorstufe dieses Hormons

ist Cholesterin. DHEA entsteht als Zwi-schenprodukt bei der Bildung der männ-lichen und der weiblichen Sexualhormo-ne Testosteron und Östradiol. DHEA istweder als Nahrungsergänzungsmittelnoch als Arzneimittel in Deutschland zu-gelassen. Dennoch wird es aus dem Aus-land angeboten — und meist als Wunder-hormon angepriesen.

Die Einnahme soll die Entstehung fastaller typischen Erkrankungen, die imhöheren Lebensalter auftreten, unterbin-den. Besonders herausgehoben werdendie angeblichen Wirkungen gegen Alz-heimer, Osteoporose, Diabetes oder auchMultiple Sklerose. Damit aber nicht genug: DHEA soll auch das Wohlbefin-den, die Leistungsfähigkeit sowie dasKonzentrationsvermögen steigern, undzu guter Letzt wird auch noch ein Lust-gewinn in der Liebe versprochen.Tatsächlich sind die Aussagen der An-bieter nicht ausreichend erforscht. Dievorliegenden Studien konnten die ange-priesenen Wirkungen nicht beweisen.Zudem sind auch die Risiken bei länge-rer Einnahme von DHEA noch völlig un-bekannt. In jedem Fall sind die mögli-chen Gefahren einer Einnahme höhereinzuschätzen als der Nutzen. Denkbarist, dass hormonabhängige Tumorarten,wie Brust- oder Prostatakrebs, durch dieGabe von DHEA zum Wachstum ange-regt werden.

Hochdosierte Vitamin-C-Präparateinige Hersteller bieten Produkte mitextrem hohen Vitamin-C-Dosierun-

gen an. Von einem Gramm bis zur tägli-chen Aufnahme von mehreren Grammreicht hier die Palette.

Solch große Mengen verursachenzwar keine Nebenwirkungen — doch sindsie leider auch ohne Nutzen für den Körper. Eine tägliche Zufuhr von VitaminC, die etwas oberhalb der Empfehlungender DGE (Deutsche Gesellschaft fürErnährung) liegt, ist aus krankheitsvor-beugender Sicht jedoch zu befürworten.Bis zu einer Menge von 200 mg beieinmaliger Gabe ist das Vitamin C voll-ständig bioverfügbar, das heißt, die ver-abreichte Menge kann komplett aus demDarm aufgenommen werden. Vitamin Cist ein wichtiges Antioxidans, und eineunzureichende Menge Vitamin C ist miteinem erhöhten Krankheitsrisiko verbun-den. Darüber hinaus ist Vitamin C für die

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Die heilende Wirkung des Kombuchá-Tees soll schon imJahre 414 n. Chr. entdeckt worden sein. Zur gesundheits-fördernden Nahrungsergänzung ist er heute jedochwenig geeignet.

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Bildung von Hormonen, die Immunfunk-tion und den Stützapparat von großerBedeutung. Höhere Gaben als 200 mgsind nur noch schlecht bioverfügbar, sodass ein Großteil vom Körper ausge-schieden wird. Verteilt man die zuge-führte Menge Vitamin C über den Tag,lässt sich die Bioverfügbarkeit verbes-sern. Einmalig aufgenommene Mengenüber 200 mg kommen nur zum Teil inden Zellen an. Dreimal täglich 200 mgist effektiver als einmal 1000 mg.

Schlankheitsmittells Schlankheitsmittel wer-den die verschiedensten

Produkte angeboten. In denmeisten Fällen handelt es sichleider auch hier nur um leereVersprechungen. So zum Bei-spiel bei einem Arzneimittel,das in Anzeigen als die Tablet-te, die Fett auflöst, angepriesenwird. Das Medikament enthälttatsächlich ein fettspaltendesEnzym, doch bedeutet dasnicht, dass man bei Einnahmeder Tabletten automatisch abnimmt. Denn aus wissen-schaftlicher Sicht kann ein solches Enzym allenfalls dieFettaufnahme erhöhen, da esdie Aufspaltung des Fettes imVerdauungstrakt fördert; eskann aber auf keinen Fall zurGewichtsabnahme führen.

Die Steuerung des Stoff-wechselvorgangs „Fett abbau-en“ oder „Fett anlegen“ liegtnicht in der Hand dieses En zyms. Denn ein Enzym istlediglich ein Werkzeug. Das ist so, als würde man Ihnen versprechen: Je mehr SchraubenzieherSie kaufen, desto leichter werden sich Ihre Schrauben lösen lassen.

Auch die in vielen Illustrierten bewor-benen Zitronenkapseln, Apfelessigkapselnund andere den Verbraucher täuschendeMittelchen entbehren jeder wissenschaft-lichen Grundlage und schmälern nur denGeldbeutel des Verbrauchers, aber leidernicht seine Problemzonen.

Obwohl viele Verbraucherverbändeund andere Institutionen gegen solcheProdukte vorgehen, um die haarsträu-benden Werbeaussagen zu unterbinden,sprießen täglich neue Anzeigen für ähn-liche Produkte wie Pilze aus dem Boden.Die Vertreiber solcher Mittel kalkulierenein Verbot des Produktes bereits beidessen Erstellung ein, wissend, dass die

Mühlen des Gesetzes langsam mahlenund sie in der Zwischenzeit mit ihrenüberteuerten Produkten hohe Gewinnemachen können. Es schert diese Anbieternatürlich nicht, dass die gesamte Bran-che unter solchen Praktiken leidet undNahrungsergänzungs-Präparate insge-samt in Verruf gebracht werden. Die An-bieter von zweifelhaften Präparaten sindnicht am Wohle des Kunden, sondernausschließlich an der schnellen Mark in-teressiert.

Letztlich sind Abführmittel, Enzymeoder Appetitzügler auch keine Lösungzur Gewichtsabnahme. Hierzu ist eineVerminderung der Energiezufuhr uner-lässlich — Aussicht auf einen anhalten-den Erfolg bietet eben nur eine dauer-hafte Ernährungsumstellung.

Schlankheitsmittel können bei länge-rer Anwendung sogar gefährlich werden.Dies gilt insbesondere für Appetitzügler;aber auch Abführmittel können bei lang-fristiger Anwendung die Darmfunktionbeeinträchtigen und Nährstoffdefi-zite hervorrufen. Besonders ärgerlich sind auch die Versprechungen eines Anbieters von so genannten Schlank-pflastern: „Schlank werden, ohne etwasdafür zu tun — einfach ein Pflaster auf-kleben, und die Pfunde schwinden wie

im Schlaf.“ Sie können es sich sicher bereits denken: nichts als ein besondersdreistes Werbeversprechen. Und wissen-schaftlich natürlich völlig unhaltbarerUnsinn. Es ist leider nicht ganz so ein-fach, überflüssige Pfunde zu verlieren,sonst gäbe es sicher längst keine über-gewichtigen Menschen mehr. Wenn Ihnen Anzeigen auffallen, in denen Pro-dukte beworben werden, mit denen Sieangeblich einen unglaublich schnellenGewichtsverlust erzielen können, dann

ist Vorsicht geboten. Auchwenn Erfolgsberichte oderdie üblichen „Vorher-nachher-Bilder“ einge-setzt werden, sollten Sieeinem solchen Produktsehr kritisch gegenüber-stehen. Eine weitere Tatsache, die Sie stutzigmachen sollte, ist die An-gabe einer ausländischenTelefonnummer.

Und auch, wenn einHerr mit weißem Kittel of-fensichtlich den Eindruckerwecken soll, ein Arztstehe dahinter, ist Vorsichtgeboten. Denn es ist lautWettbewerbsrecht verbo-ten, für Nahrungsergän-zungs-Präparate und Arz-neimittel mit Medizinernzu werben. Meist sind dieAbgebildeten auch keineÄrzte, denn oft tritt der-selbe „Arzt“ in verschie-denen Anzeigen mit unterschiedlichen Namenauf.

Wer abnehmen will, sollte seine Er -nährung umstellen. Da Fett der Haupten-ergieträger unserer Nahrung ist, sollte inerster Linie Fett eingespart werden. Siesollten nicht nur auf das Fett bei der Zubereitung der Mahlzeiten, sondernauch auf den natürlichen Fettgehalt derLebensmittel achten. Wir raten zum Aus-tausch von fettreichen Milchproduktenund Wurstwaren gegen fettarme Varian-ten. Wir empfehlen eine kohlenhydratrei-che Kost mit viel Gemüseund Obst sowie Vollkorn-getreideprodukten. Kalo-rienreiche Lebensmittelwie Alkohol und Süßig-keiten sollten möglichst gemieden werden.

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Nur durch dauerhafteErnährungsumstellungnimmt man wirklich ab.

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Melatoninas Hormon Melatonin darf inDeutschland wegen seiner unkalku-

lierbaren Wirkungen nicht als Nahrungs-ergänzungsmittel verkauft werden. Den-noch bieten dubiose Firmen dieses Hor-mon über ausländische Telefonnummernan. Es handelt sich bei Melatonin um ei-nen Abkömmling der Aminosäure Tryp-tophan, der im Gehirn gebildet wird.

Melatonin wird häufig als Wunder-hormon gegen Alterserscheinungen undzur Vorbeugung bzw. Behandlung diver-ser Erkrankungen angepriesen. Außerdemsoll es auch antioxidative Eigenschaftenbesitzen, also auch zur Abwehr freier Ra-dikale beitragen. Selbst Schlankheitskurensollen unterstützt werden können, undsogar Depressionen und AIDS sollen mitMelatonin zu behandeln sein. Hierbeihandelt es sich jedoch um wildeste Spekulationen. Es sind keinerlei wissen-schaftliche Belege für diese Behaup-tungen vorhanden. Bekannt wurde Melatonin vor allem dadurch, dass es den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen beeinflusst und daher die negativen Erscheinungen eines Jetlags mildernkönnte. Beim Jetlag liegt eine Störung derbiologischen Uhr vor, die häufig nachFernreisen über unterschiedliche Zeit-zonen hinweg auftritt. Melatoningabensollen darüber hinweghelfen und zur Förderung des Schlafes beitragen. Tatsache ist, dass Melatonin bereits in sehrgeringen Mengen zu gravierenden Stoff-wechseländerungen führen kann und injedem Fall als Arzneimittel einzustufen ist.Schädigungen können nicht ausgeschlos-sen werden. Außerdem können die Wirkungen auf die biologische Uhr desMenschen zu Beeinträchtigungen der Reaktionsfähigkeit und damit beispiels-weise auch der Fahrtüchtigkeit führen. DaMelatonin bei Einnahme durch Schwan-gere auch auf den Fötus übertragen wird, sollten während der Schwangerschaft

keinesfalls Melatoninpräparate eingenom-men werden. Über die Auswirkungen aufdie Kindesentwicklung liegen bisher keineDaten vor. Der Einsatz von Melatonin zumedizinischen Zwecken kann gerecht-fertigt sein, darf jedoch grundsätzlich nur auf ärztliche Verordnung erfolgen.

Algenprodukteeeresalgen haben als Lebensmittelund wichtige Eiweißquelle im asia-

tischen Raum eine große Bedeutung.Komplett verzehrt, können Algen auchzur Ballaststoffzufuhr beitragen. Algensind in der Lage, über ihre OberflächeMineralien aus demMeerwasser aufzuneh-men, daher weist dieganze Pflanze zumTeil hohe Gehalte anSpurenelementen auf.Daher werden Algen-produkte wie Spiruli-na mit dem Verweisauf den Gehalt derPflanze an Vitaminenund Mineralstoffen alsbesonders hochwertigbeworben.

Bei getrocknetenAlgenprodukten wieSpirulina-Tabletten istder Ballaststoffgehaltjedoch nur noch sehrgering, und es kommt zu großenSchwankungen bei den Inhaltsstoffen. Essind meist nur geringe Mengen an Jodvorhanden. Darüber hinaus wird gernangegeben, dass sich Algen aufgrundhoher Gehalte an Vitamin B12 als Nah-rungsergänzung für Veganer besonderseignen. Da die vegane Kostform aussch-ließlich pflanzlich orientiert ist und Vita-min B12 nur in Lebensmitteln tierischerHerkunft sowie in sehr geringer Konzen-tration in fermentierten Produkten ent-halten ist, kann es bei jahrelanger vega-

ner Ernährung zu einer Unterversorgungkommen. Allerdings enthalten Algenpro-dukte, anders als von den Anbietern viel-fach behauptet, praktisch ausschließlichunwirksame Formen des Vitamins, diezudem die Aufnahme und den Stoff-wechsel von aktivem Vitamin B12blockieren können. Der Grund sind ana-lytische Probleme, die dazu führen, dassaktive und inaktive Formen nur unzurei-chend differenziert werden können.

Untersuchungen zeigen, dass verschiede-ne Produkte im Versuch mit Menschenkeine Verbesserung der Vitamin-B12-Versorgung bewirkten, obwohl sie an-

geblich aktive Formen des Vitamins ent-hielten. Als überflüssig und in der Men-ge völlig zu vernachlässigen sind dieAminosäuren in Algenprodukten einzu-stufen, die zum Teil ebenfalls ausgelobtwerden. Im Vergleich mit Fleisch, Käseoder anderen tierischen Produkten wirdschnell klar, dass die Aminosäuremengenin Algenprodukten viel zu gering sind,um in irgendeiner Form Einfluss auf denStoffwechsel zu nehmen. Der Eiweißge-halt der Algen spielt in Deutschland beiunserer ohnehin zu hohen Eiweißaufnah-me auch keine Rolle.

Außerdem sollte man von hochwerti-gen Multi-Vitamin-Präparaten auch er-warten können, dass sie zumindest dieeinfache Tagesempfehlung der Vitalstoffeenthalten. Besonders deutlich wird diesesDefizit einiger Algenprodukte am Bei-spiel der Folsäure, die häufig nur zu einem Bruchteil der empfohlenen Dosisvorhanden ist. So liefert eine Chlorella-Algenart pro Portion unter 40 µg,während die empfohlene Tagesdosierungbei 400 µg liegt. Dies ist insofern be-denklich, da die Folsäureversorgung überdie Nahrung ohnehin als kritisch gilt.

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Rhythmus der Melatoninproduktion im Verlaufeines Tages

Die natürliche Veränderung des Serum-Melatonin-Spiegels während eines Menschenlebens

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Algen: frisch verzehrtdurchaus gesund; alsTrockenprodukt jedochwenig sinnvoll.

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Der wundersame Placebo-Effektatürlich kann es sein, dass die ver-sprochenen Wirkungen einiger

Produkte hin und wieder tatsächlichauftreten, auch wenn das aus wissen-schaftlicher Sicht nicht möglich ist.Wie kommt das? In diesem Fall han-delt es sich um den so genannten „Pla-cebo-Effekt“. Das heißt, der Glaube andie helfenden Eigenschaften einesPräparates ist so groß, dass allein die-ser Glaube ungeahnte Kräfte im Körperdes Betreffenden mobilisiert — auchwenn das angebliche Wundermittelvöllig unbrauchbar ist.

Viele werden jetzt vielleicht den-ken, dass es keine Rolle spielt, auf wel-che Art und Weise eine Wirkung er-zielt wird; Hauptsache ist doch, dass sieerzielt wird. Das ist so nicht ganz rich-tig, denn wenn einem Menschen einPräparat aufgrund des Placebo-Effek-tes hilft, dann liegt das nicht an derSubstanz des betreffenden Mittels.Sondern: Dieser Mensch hat sich durchseinen Glauben an dieses Produkt qua-si selbst geheilt. Weitere Personen, dievon diesem Erfolg beeindruckt sind,werden sich das Wundermittel sicherebenfalls kaufen. Doch ob auch sie Er-folg haben, hängt nicht vom Präparatab, sondern von der Fähigkeit der be-treffenden Menschen, an die Wirkungglauben zu können. Dieser Vorgang istjedoch sehr individuell, und weder ister wissenschaftlich zu überprüfen,noch ist damit ein Behandlungserfolgzu garantieren.

Die Wirkung eines solchen Präpa-rates liegt an der Person selbst undnicht an der Wirksamkeit der Inhalts-stoffe. Die Wirkung könnte also eben-so gut mit schön verpackten Süßstoff-Dragees erzielt werden.

Bei MEDICOM erhalten Sie nur Produk-te mit nachgewiesener und plausiblerWirkung. Und keine teuren „Wunder-mittel“, die keinen Nutzen bringen. DieMedicom Pharma AG bietet in ihrenProdukten Vitamine, Mineralstoffe undandere hochwertige Inhaltsstoffe nur indefinierter Menge an. Wir sind der Auf-fassung, der Verbraucher sollte an Handder Mengenangaben nachvollziehenkönnen, welche gesundheitsförderndenSubstanzen und wie viel davon er miteinem Vitalstoff-Präparat aufnimmt.

Und es wirkt doch …

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Die Artikel in der MEDICOM finde ich zu lang zu kurz gerade richtig

Die Behandlung der Themen ist zu oberflächlich zu ausführlich gerade richtig

Die Themenvielfalt ist zu gering zu groß ausgewogen

Die MEDICOM ist zu umfangreich ist gerade richtig könnte umfangreicher sein

Die 1/4 jährliche Erscheinungsweise ist zu häufig zu selten genau richtig

So bewerte ich den Inhalt der MEDICOM

Die optische Aufmachung finde ich langweilig ist normal gefällt mir gut

Die Übersichtlichkeit ist schlecht geht so ist gut

In einer Ausgabe lese ich bis zu 30 Min. bis zu 60 Min. bis zu 90 Min. länger

Meine MEDICOM lesen außer mir 1 Person 2 Personen 3 Personen

4 Personen mehr Personen

Die MEDICOM hebe ich auf gebe ich weiter werfe ich weg

Ich lese noch andere Gesundheitstitel. Nein Ja, und zwar

So gefällt mir die Gestaltung der MEDICOM

Ich interessiere mich besonders für medizinische Themen Operationsmethoden

Neues aus der Forschung Sport und Fitness Ernährung & Gesundheit

gesundheitsrechtliche Themen

So beurteile ich die MEDICOM insgesamtAlles in allem bekommt die MEDICOMvon mir die „Schulnote“ 1 2 3 4 5 6

Müsste man die MEDICOM kaufen, hätte sie einen Wert von 1,00 DM 3,00 DM 5,00 DM

Ich benutze folgende MEDICOM-Produkte Nobilin Q10 Nobilin Lyco Borretsch-Öl

Calcium Plus Coenzym Q10 Folsäure Kieselerde Lycopin Magnesium

Multi-Mineral Multi-Vital Omega-3-Fettsäuren Ginseng Kur Biotin

Johanniskraut Knoblauch Vitamin C Vitamin E Vitamin-B-Komplex

Vita-Venenkapseln Vita-Venencreme Melissen-Geist Franzbranntwein

Kreislauf-Kapseln Baldrian Hopfen Artischocke Lacto-Aktiv

Kürbiskern Teufelskralle Zink Nobilin Premium Nobilin First

Auch diese Produkte sollten bei Medicom Pharma erhältlich sein

Über folgende Themen würde ich gerne (mehr) lesen

Name, Vorname

Straße/Nr.

PLZ/Ort

Familienstand ledig verheiratet verwitwet

Wie viele Personen leben in Ihrem Haushalt? 1 2 3 4 5 mehr als 5

Beruf/derzeitige Tätigkeit? Arbeiter/in Angestellte/r Selbstständig

Hausfrau Student/in Ohne Beschäftigung Im Ruhestand

Ich habe einen Computer. Ja Nein

Ich habe Internetzugang. Ja Nein

Ich bekomme die MEDICOM als Kunde per Post von Freunden/Verwandten

Persönliches (freiwillige Angabe)

Hinweis zum Datenschutz:Selbstverständlich werden Ihre persönlichen Angaben streng vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Die Ergebnisse dieser Umfrage dienen lediglich der Ermittlung von Durchschnittsgrößen und deren statistischer Auswertung.

Liebe Leserin, lieber Leser,da wir ständig bemüht sind, die MEDICOM zu verbessern, bitten wir Sie um IhreMithilfe. Sagen Sie uns, wie Ihnen unsere Kundenzeitschrift gefällt. Einfach den Bewertungsbogen ausfüllen, ausschneiden und im frankierten Umschlag senden an:Medicom Pharma AG, Sedemünder 2, 31832 Springe. Stichwort: „Umfrage“.Sie können ihn auch gebührenfrei per Fax an 0800/7377700 senden.

Als kleines Dankeschön erhalten Sie das edle MEDICOM-Telefonregister im Scheckkarten-Format. So haben Sie immer alle Ihnen wichtigen Telefonnummern griffbereit dabei. Mit dem praktischen Klappsystem kommt dabei nichts durcheinander.

Sagen Sie uns Ihre Meinung!

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Tiere sind zwar zu unserer Nahrung auf der Erde, nicht aber, um von uns gepeinigt zu werden.

Keine Kreatur kann das Recht haben,mit dem Leben einer anderen Kreatur,der Gott seinen Odem eingeblasen hat,

ihr Spielwerk zu treiben.

“Adolf Franz Friedrich Freiherr von Knigge

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Die Mehrheit der Bevölkerung wünscht sich veränderteAgrarsubventionen. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrageder Umweltstiftung WWF. Dem zufolge sprachen sich EndeJanuar 2001 78 % der Befragten für eine gezielte Förderungder Öko-Landwirtschaft und des Naturschutzes aus.

Vorgaben der EU-Verordnung „Ökologi-scher Landbau“ orientieren.

Ein Qualitätssiegel für Mindeststan-dards in der Lebensmittelproduktion aus konventioneller Landwirtschaft. Dieneuen Qualitäten sollen Kriterien wieFütterung ohne vorbeugende Antibio-tikazusätze („Schweinedoping“), ohneTiermehl oder Gentechnik und eine art-gerechte Tierhaltung gewährleisten.

Brauchen Verbraucher eine Verbraucher-Ministerin?

Der Verbrauch ist das einzige Ziel undder einzige Zweck einer jeden Produktion;

und das Interesse des Produzenten sollte nur so weit beachtet werden,

wie es notwendig sein mag, das Verbraucherinteresse zu fördern.

Adam Smith, Moralphilosoph, Aufklärer und Ökonom, 1766

Die Agrarwirtschaft, wie wir sie heutekennen, ist ein Produkt unserer Industria-lisierung. Bis heute galt die Devise: wachsen oder weichen. Die Landwirtemussten immer mehr Vieh züchten, umbei den immer geringer werdenden Prei-sen noch ihr Auskommen zu haben. Wiedie Landwirtschaft, so hat sich auch dieAgrarpolitik verändert. Früher gab es ein Landwirtschaftsministerium und ein Gesundheitsministerium. Jetzt gibt es ein Ministerium für Verbraucherschutz,Ernährung und Landwirtschaft. In dieserReihenfolge! Was zunächst nur nach einer bürokratischen Umstrukturierungohne weitreichende Folgen aussieht, isttatsächlich eine gravierende politischeUmwälzung. Warum? Bisher war dieLandwirtschaftspolitik stark von den Interessen und Lobbyisten des Bauern-verbandes geprägt. Das heutige Subventi-onssystem, eine Art Festgehalt für Land-wirte, ist auf ihre Aktivität zurückzu-führen. Bei einer neuen Agrarpolitik vonder Verbraucherseite wird im Idealfall nurnoch das produziert werden, was auchvom Verbraucher verlangt wurde. Dasheißt, nach der Streichung von Subven-tionen – als nötigem Schritt hin zu einerbiologischen Landwirtschaft – müsstensich auch die Bauern den Regeln der sozialen Marktwirtschaft unterwerfen. Das betonte Frau Künast in einem Inter-view gegenüber dem Nachrichtenmaga-zin FOCUS. Aber um auch den Bauerndieses Konzept schmackhaft zu machen,wird die Bundesregierung einen Aus-gleich oder zumindest eine Übergangsre-gelung schaffen müssen.

och ist der Verbraucher auch bereit,die höheren Preise zu bezahlen, die

bei der Verwirklichung einer ökologi-schen Landwirtschaft nötig sind? Nochsind die Lebensmittel günstig, und die anBSE und MKS oder den Tierhaltungs-skandalen Schuldigen glaubt man schnellgefunden zu haben: die Bauern, die Futtermittelindustrie, die Politik. Dochauch der Verbraucher trägt ein gerütteltMaß an Verantwortung. Unbestritten ist,dass etwas geschehen muss. Keiner willLegebatterien und Mastfabriken – dochdie meisten Verbraucher kaufen lieber billige Eier und das Schnitzel zum „Super-Sonderpreis“ als teure Produkteaus biologischem Anbau. Eine Reform derLandwirtschaft wird nur dann eine Chan-ce haben, wenn der Verbraucher bereit ist,solche Reformen mitzutragen und höherePreise für Lebensmittel zu akzeptieren.Die Deutschen haben die billigstenLebensmittel in Europa – sie sind zugleichdie unzufriedensten Kunden.

Agrarpolitik von der Ladentheke her denken Verbraucherschutz und „öko“ contraindustrialisierte LandwirtschaftMit den Worten zur Notwendigkeit derAbkehr von einer Landwirtschaft der„Agrarfabriken“ hat Bundeskanzler Ger-hard Schröder Anfang dieses Jahres vielen Menschen aus der Seele gespro-chen. Subventionswahnsinn – für vieleist dies die richtige Bezeichnung für die europäische Agrarpolitik. Bilder vonBergen brennender Tierkörper mahnenzum Umdenken. Die Bundesverbraucher-ministerin Künast hat ehrgeizige Pläne.

Die Ziele der Agrarwende in Stichworten

Strengere Verordnungen für die Nutz-tierhaltung und langfristig die Ab-schaffung jeder Form von Käfighal-tung von HennenUmbau des Rinderprämiensystems. Das zukünftige Prämiensystem wird die Bestandsverringerung und die umweltverträgliche Extensivierung (Flächenausdehnung) belohnen.

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Verbannung von Antibiotika aus dem Tierfutter

Einführung einer Positivliste für er-laubte Futtermittel. Die Futtermittel-bestandteile müssen offen deklariert werden.

Mittelfristig sollen Bauern nur noch dann gefördert werden, wenn sie nicht mehr als zwei Großvieheinheiten pro Hektar halten.

Reduzierung des Schlachtgewichts der Rinder

Förderung von Ackerfutterpflanzen und Abbau der Besserstellung von Silomais

Verschärfung der Tiertransportrichtli-nien und Streichung der Exportsub-ventionen für weite Transporte

„Klasse statt Masse!“ Wie soll das gehen?Die Bundesregierung will den Anteil desÖkolandbaus in zehn Jahren auf 20 %steigern. Bei der Umsetzung dieses ehr-geizigen Vorhabens setzt man auf das„magische Sechseck“.

Zwei neue Qualitätssiegel sorgen für Klarheit

Ein Qualitätssiegel für ökologischenAnbau. Dieses Siegel soll für streng öko-logisch hergestellte Produkte stehen,leicht erkennbar sein und sich an den

Futtermittel-hersteller

Einzelhandel

Verbraucher

Politik Bauern

Lebensmittel-industrie

Das „magische Sechseck“ zur Umsetzung der Agarwende.Nur wenn alle Teile mitarbeiten, kann es zu einer neuenLandwirtschaft in Deutschland kommen.

Page 22: MEDICOM-Magazin – Agrarwende, Zurück in die Zukunft?

1920 Das Ministerium für Ernährungund Landwirtschaft wird gegründet.Bereits ein Jahr zuvor hatte es dasReichsernährungsministerium gegeben,das aber im Reichswirtschaftsmini-sterium aufgegangen war.

1948 Entstehung des Deutschen Bau-ernverbandes

1949 Die Bundesrepublik Deutschlandwurde aus den drei westlichen Besat-zungszonen gegründet: Das Bundesmi-

nisterium für Ernährung,Landwirtschaft und For-sten nimmt seine Arbeitauf. Seine wichtigsteAufgabe: der Kampf ge-gen den Hunger.

Umstellungsvorschriften für Betriebeund Tiere aus nichtökologischer Herkunft

Fütterung mit ökologisch erzeugtenFuttermitteln ohne Zusatz von Antibio-tika oder Leistungsförderern

Generelles Verbot der Verwendung gen-technisch veränderter Organismen und aufderen Grundlage hergestellter Erzeugnisse

Erhaltung der Tiergesundheit vor allemdurch die Förderung der natürlichen Widerstandskraft

Höchstmögliche Verbrauchersicherheitdurch regelmäßige Kontrollen und Her-kunftsnachweis für ökologisch erzeugtesFleischDa möglichst viele Menschen von demneuen Ökosiegel profitieren sollen, müs-sen Bioprodukte zum Standard in jedemSupermarkt werden. Doch bisher suchtder Verbraucher noch vergeblich nachBioprodukten im Supermarkt. Zu vielenNahrungsmitteln gibt es noch gar keineökologische Alternative. Höchste Zeit,dass das Öko-Siegel kommt. Dann hatder Verbraucher ein Instrument, um mitseinem Kaufverhalten eine ökologischeLandwirtschaft und würdige Verhältnissebei der Tierhaltung zu unterstützen.

Gewähre Erholung;der Acker, der sich erholt,

gibt reichlich,was er dir schuldet, zurück.

Ovid, 43 v. Chr. – 17 n. Chr.

er kann garantieren, dass, wo „öko“ draufsteht, auch „öko“ drin ist? Eine

Frage, die sich sicher jeder schon ein-mal gestellt hat. Die neuen Qualitäts-Siegel sollen dem Verbraucher nun diese Sicherheit geben – und das auch im Su-permarktregal, denn der Verbraucher sollökologische Lebensmittel auf den erstenBlick erkennen können. Die Bundesre-gierung hat das ehrgeizige Ziel, es jedemHaushalt zu ermöglichen, hochwertigeLebensmittel auf den Tisch zu bringen.

Das neue Ökosiegel ist zunächst frei-willig; es soll aber schon ab dem Spät-sommer auf Produkten zu finden sein,bei deren Herstellung die folgendenAnforderungen erfüllt wurden.

Grundsätzliches Verbot der Anbinde-haltung, das nach Ablauf von Übergangs-fristen für alle Tierhaltungen – mit Ausnahme von Kleinbetrieben – gilt

Flächengebundene Tierhaltung

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Wie „öko“ ist das Öko-Siegel?

Von der Hungerbekämpfungzur Überproduktion – dieEntwicklung der deutschenAgrarpolitik und der Land-wirtschaft nach 1948

Agrarpolitik – eine europäische Angelegenheit

ie Agrarpolitik ist seit langem keine rein nationale Angelegenheit

mehr. Agrarpolitische Entscheidungenwerden heute zum größten Teil inBrüssel gefällt. Deswegen ist es auchso schwer, Reformen und Änderungenauf nationaler Ebene durchzuführen,denn andere Länder haben andere Interessen, und nationale Alleingängekönnen merkwürdige Folgen haben.Werden zum Beispiel in Deutschlanddie Legebatterien geschlossen, könn-ten sie in den Nachbarländern einfachwieder aufgemacht werden, weiterhinbillige Eier liefern, und an der Zahl dergeschundenen Tiere würde sich nichtsändern. Um greifen zu können, müs-sen Gesetze europaweit beschlossenwerden.

Deshalb fordert VerbraucherministerinKünast grundlegende Änderungen inder europäischen Agrarpolitik. Sie willlangfristig eine andere Vorgehensweisebei der Bekämpfung von Tierseuchen,die Impfpolitik diskutieren und die Tiertransporte einschränken. Auch eineartgerechtere Tierhaltung soll in Brüsseldurchgesetzt werden.

Dabei kommt Frau Künast in Konfliktmit der EU, die natürlich die Interessenaller EU-Länder vertreten muss. Manwirft der Verbraucherministerin vor,den durch bestehende Gesetze gegebe-nen Spielraum für Deutschland nicht zunutzen. Doch auch die EU ist an Refor-men interessiert. Der jüngste Vorschlag:statt Prämien Pauschalen für ökologi-sche Landwirtschaft zu zahlen. StattFlächen- und Viehprämien sollen dieeuropäischen Landwirte eine Prämievon 5.000,— Mark jährlich bekommenund sich dabei zu bestimmten öko-logischen Leistungen verpflichten. DiePreishilfen für die Produkte blieben denLandwirten dabei weiterhin erhalten.

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Fleisch-Produkte, auf denen das neue Ökosiegel klebt, kommen von Tieren, die unter artgerechten Bedingungen aufgewachsen sind.

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1950 Die Rationierung der Lebens-mittel kann aufgehoben werden, dasich die Ernährungslagegebessert hat. Die Ankur-belung der Nahrungsmit-telproduktion bleibt jedochweiterhin die wichtigsteAufgabe der Agrarpolitik.

1951 Einführung von Gas-Öl-Betriebs-hilfen für Landwirte

1955 Verabschiedung des noch heutegültigen Landwirtschaftsgesetzes. Wich-tigster Eckpunkt: den Bauern die Teil-nahme an der allgemeinen Einkom-mens- und Wohlstandsentwicklung zuermöglichen. Beschlussfassung über

dringend notwendige Strukturmaß-nahmen, vor allem zur Flurbereini-gung, um im europäischen Wettbe-werb bestehen zu können.

hne BSE wäre es wohl nie zu einer Agrarwende in der heutigen Form

gekommen, obgleich die Bundesregierungin ihrer Strategieerklärung zur Agrarwen-de sagt, sie ziele nicht auf die Bewälti-gung der aktuellen Probleme der BSE-Krise. Vielmehr erzwängen die Osterwei-terung der EU und die WTO-Verhandlun-gen ohnehin eine andere Landwirtschaft.

Der ländliche Raum verarmt seit Jahren,die Mittel sind ungerecht verteilt, und die aktuelle Landwirtschaft ist in vielen Sektoren der Hauptverursacher von Um-welt- und Naturschutzproblemen. Den-noch hätte es ohne BSE vonseiten der Bevölkerung keine so hohe Akzeptanz für Änderungen gegeben.

Doch irgendwann wird sichauch die Angst vor BSE wie-der legen. Dann schwindet dieBereitschaft der Verbraucher,über die Landwirtschafts-politik und die Tierhaltungnachzudenken, sie wird statt-dessen von der Frage abgelöstwerden: Warum ist das Fleischjetzt so teuer?

Aber gibt es jetzt Grund zurEntwarnung in Sachen BSE?Nein. Die Zahl, der an BSE erkrankten Rinder liegt inDeutschland mittlerweile bei84 (Stand: 25.06.2001). LetztenMeldungen zufolge starben in Großbritannien bereits 100Menschen an der neuen Formder Creutzfeldt-Jakob-Krank-heit, die vermutlich durch BSEder Rinder ausgelöst wird.Noch immer hat die Wissen-schaft keine definitive Er-klärung für die Übertragungs-wege von BSE. Professor PeterSmith vom britischen Regie-rungsausschuss zur Erfor-schung von BSE sowie dermenschlichen Form des Rin-

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Das kurze Leben der „Fleischlieferanten“Die Tiere müssen in immer kürzerer Zeit immer mehr Fleisch ansetzen

Entwicklung der Schweinemast18501800 1900 1950 1970 1990

Lebenserwartungvon Nutz- und von Wildtieren

im Durchschnitt, in Jahren

Wildrind

Milchrind

Mastkalb

Wildschaf

Mastlamm

Wildschwein

Zuchtsau

Mastschwein

Wildhuhn

Legehenne

Mast -hähnchen

derwahnsinns sagte auf einer Pressekon-ferenz: „Tatsache ist: Die Zukunft ist unsicher.“

Das alles ist kein Grund zur Panik, aberein Grund, auch weiterhin eine Politik zuunterstützen, die die natürlichen Bedürf-nisse von Tieren respektiert und sie wieMitgeschöpfe und nicht wie Waren behandelt. „Machet euch die Erde unter-tan!“, heißt es schon in der Bibel — abernicht: Versklavt und mißhandelt sie.

Infolge der BSE-Krise brach der Markt fürRindfleisch fast vollständig zusammen,

denn immer weniger Verbraucher verlang-ten noch Rind an der Fleischtheke.

Alles halb so schlimm?

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Quelle: Politische Ökologie

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1957 Unterzeichnung der römischenVerträge zur Gründung der Europä-ischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG).Eine gemeinsame europäische Agrar-politik wird geschaffen. Ein Gesetzüber eine Altershilfe für Landwirtewird eingeführt.

1967 Fusion der EWG mit anderen Organen zur Europäischen Gemein-schaft (EG)

1972 Gesetz über dieKrankenversicherung derLandwirte und Errich-tung des EuropäischenWährungsverbundes

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ährend es früher Mehrnutzungsras-sen gab, werden Rinder heute ent-

weder auf hohe Milchleistung oder aufFleischansatz herangezüchtet. In den ver-gangenen 50 Jahren sind die Tiere zuäußerst knapp kalkulierten Produktions-maschinen geworden, angepasst an einetechnisierte Umwelt — und leider werdensie auch behandelt wieMaschinen. Die Zucht-methoden haben die Rin-der so sehr „perfektioniert“,dass sie während eines immer kürzeren Lebensmehr an Gewicht zuneh-men als ihre Ahnen imLaufe wesentlich längererZeitspannen. Der Menschhat sich die Tiere nach seinen Bedürfnissen zu-rechtgezüchtet. An dieWürde der Tiere hat dabeikeiner gedacht. Von dieserEntwicklung sind nichtnur Rinder betroffen. Esentstanden Hühner, diekaum mehr Federn besit-zen und bei Zugluft eineBronchitis bekommen. IhrDasein fristen die bedau-ernswerten Tiere auf ei-nem Gitterrost, der nichtgrößer als 21 cm x 21 cmist – eine Fläche, kleinerals diese Seite. Puten sindzum Teil so unförmig, dasssie kaum noch watschelnkönnen. Bei unseren heutigen Hoch-leistungsmilchkühen löst das normale Grünfutter Mangelerscheinungen aus.Das „moderne“ Schwein hat kein Fellmehr und dafür eine Rippe mehr für weitere Koteletts, dazu vorquellendeSchultern, damit es vier statt zwei Schin-ken produziert. Auch das Fett-Fleisch-

Verhältnis der Tiere wurde dem Verbrau-cherbedarf angepasst. Weil wir lieber ma-geres Fleisch essen, hat die „Landrasse“heutzutage ein umgekehrtes Fett-Fleisch-Verhältnis. Das hat dazu geführt, dass die Tiere extrem stressanfällig sind; dasFleisch ist blass, weich und wässrig,schrumpft also in der Pfanne zusammen.

Auch der Vitalstoffgehalt ist natürlichnicht mehr optimal. Und das in Anbe-tracht der Tatsache, dass ab einem Altervon 35 Jahren der Körper vermehrt aufCoenzym Q10 aus der Nahrung zurück-greifen muss. Dass diese Form der Fleisch-und Tiermanipulation auch für den Men-schen nicht gesund sein kann, liegt nahe.

Wie wenig paradiesisch die Lebensbe-dingungen für die Tiere sind, zeigen – hier kurz zusammengefasst – die Statio-nen eines Schweinelebens: Kurz nachder Geburt wird zunächst der Ringel-schwanz abgeschnitten, da die Tiere inder drangvollen Enge des Stalles ihremBewegungstrieb nicht anders Luft ma-chen können, als an ihren Leidensgenos-sen herumzuknabbern, was natürlich zu Infektionen führen kann – also ab mitdem Schwänzchen.

Die Eckzähne werden, um Verletzungenbei den Beißattacken der Schweine zuvermeiden, meist ebenfalls entfernt – oftohne Betäubung. Wie schmerzhaft diese

Prozedur für die bedau-ernswerten Kreaturen ist,kann man sich ausmalen.Danach werden den Tierendie Hoden abgeschnitten,da die Geschlechtshor-mone den Geschmack desFleisches beeinträchtigen.Auch hierbei wird derTierarzt nur selten hinzu-gezogen. Das Futter, dasden Schweinen im Laufeihres Lebens angebotenwird, enthält Antibiotikaals „Leistungsförderer“und zur Vermeidung vonInfektionen. Die Schweinestehen meist auf Spalt-böden, und ihre Fäkalienbilden unter ihnen einenstinkenden Tümpel. Dazumuss gesagt werden, dassfrei lebende Schweine sehr reinliche Tiere sind.In den antibiotikahaltigenExkrementen bilden sichantibiotikaresistente Bak-terien, die Humanmedi-ziner bereits das Fürchten

lehren. Diese Keime beginnen zuneh-mend Probleme zu bereiten, denn denÄrzten gehen die Waffen gegen dieseBakterien aus. Dem Fleisch, das sauberabgepackt in der Tiefkühltruhe liegt, sieht man das Leid der Tiere nicht an – dennoch sollte auch der Verbraucher ver-suchen, Verantwortung zu übernehmen.

Ein Leben unter Qualen Was viele vielleicht nicht wissen: Innerhalb wenigerJahrzehnte haben wir unsere Nutztiere völlig verändert.

Qualvolle Enge, absolute Dunkelheit, Krankheit und Tod - Alltag in der Legebatterie. Die Käfige werden täglich nach verendeten Hühnern abgesucht.

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1976 Bundesnaturschutzgesetz

1978 Höchstmengenverordnung fürPflanzenschutzmittel

1984 Wende in der europäischenAgrarpolitik aufgrund der Überschuss-situation auf dem Milchmarkt. Ein-führung von Milchquoten.

1985 Vorlage des so genannten„Grün-Buches“ der EG-Kommissionzur Neuordnung der Agrarpolitik

1986 Neufassung des Bundesnatur-schutzgesetzes und Neugründung eines Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit(Tschernobyl)

25MEDICOM 16. Ausgabe, August 2001

er Vitalstoffgehalt der Pflanzen blieb dabei meist auf der Strecke. Denn ent-

scheidend für den Verkauf der Produktesind andere Kriterien: Obst und Gemüsemüssen knackig sein und appetitlich aussehen. Äpfel müssen eine Normgrößeerfüllen, und Orangen werden nach Größeabgepackt. Der Verbraucher kauft nur„Schönes“, und dementsprechend wurdenObst und Gemüse zurechtgezüchtet. Nochunreif geerntetes Obst und Gemüse mussohne weitere Nährstoffversorgung aufdem Transportweg reifen. Auch durch

chen Vitalstoffbedarf des Körpers zudecken, sind Multivitalstoff-Präparatemittlerweile so gut wie unverzichtbar geworden. Der Grund für den Verlust anVitalstoffen ist die moderne Landwirt-schaft – so die englischen Forscher. Nochbedrohlicher schätzt der Ernährungsex-perte Tim Lang die Situation ein. Er ist derMeinung, dass die Empfehlung, wenigerFett und mehr Obst und Gemüse zu essen,um Herz- Kreislauferkrankungen undKrebs vorzubeugen, an der Realität vor-beigeht. Ihre vorbeugende Wirkung hät-ten die Pflanzen längst verloren, denn ihrfrüherer Vitalstoffgehalt musste zugun-sten des appetitlichen Aussehens, der Re-sistenz gegen Krankheiten und der besse-ren Lagerungsfähigkeit weichen. Zusätz-lich verursacht das Ernährungsverhaltenbei vielen Verbrauchern gesundheitlicheRisiken. Deshalb empfehlen Ernährungs-wissenschaftler schon seit geraumer Zeit,die Nahrung mit einem hochwertigenMultivitalstoff-Präparat zu ergänzen.

Bio boomtWelche gewaltigen Auswirkungen dieBSE-Krise hatte, das zeigt sich vor allemin Großbritannien, wo sich der Fleisch-markt immer noch nicht von seinen gewaltigen Einbrüchen erholen konnte.BSE hat einen großen Teil der dortigenLandwirtschaft ruiniert. Klar, dass dieBiobranche boomt. Die ökologischeLandwirtschaft arbeitet mit der Natur

häufige Fruchtfolgen ausgelaugte Bödenführen zu einem reduzierten Vitalstoff-gehalt von Obst und Gemüse. Denn gedüngt werden Böden nur mit den Nährstoffen, die für ihr Wachstum ent-scheidend sind – viele Vitamine und Mineralstoffe gehören nicht dazu. LangeTransportwege und Lagerzeiten überste-hen Obst und Gemüse mittlerweile, ohnedass der Verbraucher es ihnen ansieht.Wässriges Obst und Gemüse hat nicht nuran Geschmack verloren, sondern auch anVitalstoffen. Englische Ernährungswis-senschaftler haben ermittelt, dass dieQualität von Obst und Gemüse vor 50Jahren wesentlich besser war. Die Wasser-kresse büßte 93 Prozent ihres Kupferge-haltes ein. Im Lauf von 50 Jahren sankder Calciumgehalt von Brokkoli um 75 Prozent, Karotten verloren ebenfalls 75Prozent ihres Magnesiumgehaltes. Der Eisengehalt von Spinat sank um 60 Prozent, und der Rhabarber weist einenum 32 Prozent reduzierten Kaliumgehaltauf (siehe nächste Seite). Um den tägli-

Doch nicht nur die „Fleischproduzenten“ sind betroffen. Obstund Gemüse sind ebenfalls auf die Wünsche des Verbraucherszurechtgetrimmt worden.

Moderne Massenproduktion. Hier werden Lebensmittelnach Optik gezüchtet. Die Agro-Chemie hilft dabei.

Das Elend im Schweinestall. Dicht an dicht stehen die Tiere in ihremeigenen Kot. Die Schwänze wurden ihnen vorher abgekniffen – sonstwürden sie sich diese in ihrer Verzweiflung gegenseitig abkauen.

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Herzfrequenz eines Schweinswährend eines Transportes

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Die Dokumentation einer Stress-Strapaze. Die Tiere werden zu den unterschiedlichen Zuchtstatio-nen und schließlich zum Schlachthof gefahren. Manche Tiere sterben dabei an einem Herzinfarkt.Die Bundesregierung setzt sich für eine Verkürzung der erlaubten Transportzeiten ein.

Von Turbogemüse & Normobst

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und versucht nicht, ihr etwas aufzuzwän-gen. Das ist der Grundgedanke, der sievon der konventionellen Landwirtschaftunterscheidet. Ein Beispiel dafür ist dieSchädlingsbekämpfung. Der Öko-Bauerversucht, durch Fruchtfolgen und mit Hilfe robuster Tier- und Pflanzensortendem Schädlingsbefall schon im Vorfeldentgegenzuwirken. Konventionelle Land-wirte arbeiten dagegen mit Agrochemieund vernichten chemisch das, was stört.Auch Nutzinsekten und das Grundwassersind hierbei oft die Leidtragenden. Natür-lich spielt die artgerechte Tierhaltung beider ökologischen Landwirtschaft ebenfallseine große Rolle.

Bioprodukte – Hauptsache teuer?Wenn auf der Wurst, dem Brot oder derMilch das Ökosiegel klebt, weiß der Verbraucher in Zukunft Folgendes: DiesesLebensmittel enthält keine gentechnischveränderten Produkte, das Tierfutter wurde nach ökologischen Gesichtspunk-

ten hergestellt, die Tiere bekommen keineAntibiotika zu fressen und werden auf derWeide und frei laufend gehalten. Der, demdiese Argumente nicht wichtig genugsind, der kann auch aus purem Eigennutzins Bioregal greifen: „Öko“ ist nämlich gesünder. Die Zeitschrift „test“ (10/2000)der renommierten Stiftung Warentest hatstichprobenartige Untersuchungen durch-geführt; sie kommt zu dem Ergebnis: Bio-Gemüse ist tatsächlich weniger mitSchadstoffen belastet als herkömmlichesGemüse. Das Gemüse von Wochen- oderSupermärkten, aus Naturkostläden undReformhäusern wurde auf Pestizidrück-stände und den Nitratgehalt untersucht.Ergebnis: Das Biogemüse schnitt durch-weg besser ab als das aus konventio-nellem Anbau. Auch der Preisvergleichfiel erfreulich aus. Nur die Tomaten waren deutlich teurer. Dass Bioproduktezwangsläufig teurer sind als herkömmli-che Lebensmittel, stimmt längst nichtmehr. Markus Rippin von der ZentralenMarkt- und Preisberichtsstelle (ZMP) ge-genüber dem Magazin STERN: „Beim Brotgibt es kaum noch Preisunterschiede.“ DieMarktbeobachter der ZMP – sie wird vonder Agrarwirtschaft, der Lebensmittelin-dustrie und dem Handel betrieben – haben

auch die Milchpreise untersucht. Ein Literpasteurisierte frische Biovollmilch in derPfandflasche kostet im Schnitt 1,89 DM —entsprechende Milch aus konventionellerHaltung 1,63 DM. Bio-Milch aus der Tetrapackung ist schon für 1,40 DM zuhaben. Eier aus korrekter Haltung undBiofleisch werden teurer produziert undkosten deshalb mehr. Aber was sind schonein paar Pfennige, wenn man bedenkt,dass so z. B. einem Huhn ein würdiges Dasein ermöglicht wird, dass es nicht einLeben voller Qualen erleiden muss?

Entscheidend für den Erfolg der Plä-ne der Bundesregierung ist die Meinungdes Verbrauchers und seine Bereitschaft,höhere Preise für Produkte aus ökologi-scher Landwirtschaft zu zahlen. Verbrau-cherministerin Künast betonte dies in einer Rede anlässlich einer Konferenz desBundesverbandes der Verbraucherzentra-len und Verbraucherverbände e.V. „DieVerbraucher müssen sachgerecht, seriösund unabhängig darüber informiert wer-den, welche Lebensmittel es gibt, wie sieerzeugt werden, was Lebensmittelqualitätist, was eine ausgewogene Ernährung istund wie mit Lebensmitteln umzugehenist.“ Die Konferenz des Bundesverbandesstand unter dem Motto „Muss Lebensmit-

1989 Vorlage des ersten Tierschutz-berichtes; er erscheint von nun an allezwei Jahre

1990 Wiederherstellung der deutschenEinheit. Wichtigste Aufgabe der Agrar-politik: Umstrukturierung der Land-und Ernährungswirtschaft in den neuenLändern.

1991 Gesetz über einjährige Flächen-stilllegung

1992 Reform der europäischen Agrar-politik infolge der anhaltendenÜberschussproduktion im tierischenund im pflanzlichen Bereich. Ziel: Begrenzung der Agrarproduktion,

Rechts: Heute überwiegen inunserer Ernährung die unge-sunden Nahrungsbestand-teile. Zu wenig Vitalstoffe, zuwenig Ballaststoffe, zu vielFett und zu viel Natrium. Undtrotz unserer fortschrittlichenMedizin steigt die Zahl derZivilisationskrank-heiten und der von ihnenBetroffenen.

Links: Die ausgewogene undvollwertige Ernährung unserer

Vorfahren führte natürlich auchzu einer sehr guten Vitalstoff-versorgung. Fett spielte eben-

falls keine so große Rolle, es gab täglich genug Ballaststoffe und

nur so viel Natrium wie nötig.Hätte man damals schon über

die heutigen medizinischenMöglichkeiten verfügt – die

Menschen wären wohl steinaltgeworden.

Obst und Gemüse verlieren an QualitätAbnahme von Mineralien bei häufigen Gemüse- und Obstsorten seit 50 Jahren

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Eisen

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Eisen

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Calcium-55

Magnesium -45

Kalium-43

Calcium-39

Calcium-35

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MöhreBrokko

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SpinatKarto

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Avocado

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Rhabarber

Gemüse ObstAngaben in Prozent

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Page 27: MEDICOM-Magazin – Agrarwende, Zurück in die Zukunft?

telqualität mehr kosten?“ Die Verbrau-cherministerin antwortete auf diese Frage:„Ja, Lebensmittelqualität muss mehr kosten. Wenn sich die Menschen für ein‚Klasse statt Masse‘ und ein ‚Ja‘ zu besse-ren, zu gesünderen und möglichst um-weltgerecht hergestellten Lebensmittelnbekennen, dann muss sich das auch in den Einkaufskörben widerspiegeln. Von daherhaben auch die Verbraucherinnen undVerbraucher zur Zeit eine große Verant-wortung.“ Ob die Verbraucher diese auchübernehmen wollen, bleibt abzuwarten,denn es wird eben nicht zu vermeidensein, dass die höhere Qualität von Produk-ten aus ökologischem Landbau auch ihrenPreis hat. Nur mit umfassenden Informa-tionen wird es gelingen, die Bevölkerungfür die Agrarwende zu gewinnen. Mit BSE und MKS wurde das Interesse der Verbraucher für die Agrarpolitik geweckt.Doch das abklingende Medieninteresseund die damit einhergehende rückläufigeBerichterstattung wird es erschweren,das Bewusstsein der Verbraucher für denHandlungsbedarf in der Agrarpolitik auf-rechtzuerhalten. Ernüchternd ist in dieserHinsicht das Ergebnis einer Forsa-Umfra-ge: Während noch im Januar 70 Prozentder Befragten BSE für das wichtigste The-ma hielten, so war es im Juni nur nochein Prozent der Bevölkerung, das BSE alswichtigstes Thema einstufte. Auch dieRindfleisch betreffenden Kaufgewohnhei-ten der Deutschen sind wieder auf dem-selben Stand wie vor der BSE-Krise. Wün-schenswert wäre, dass die Agrarwendeungeachtet dieser Zahlen die nötige Un-terstützung durch die Verbraucher findet.

Sicherung der Einkommen der Bauern, Berücksichtigung ökologi-scher Belange.

1994 Bundesnotstands-programm Schweinepest

1996 Zuspitzung derBSE-Krise

1999 Verabschiedung der Agenda2000. Neuregelungen zu Getreide, Ölsaaten und nachwachsenden Roh-stoffen. Reform der Milchquotenver-ordnung. Generell stärkere Markt-orientierung der europäischen Land-wirtschaft durch Preissenkungen.

2001 Schaffung des neuen Ministeri-ums für Verbraucherschutz, Ernäh-rung und Landwirtschaft

27MEDICOM 16. Ausgabe, August 2001

Die Macht der MärkteWer vergisst, wie man die Erde beackert und das Feld bestellt,

vergisst sich selber.Mahatma Gandhi

äre es nicht wünschenswert, dem-nächst auch in der Kantine und

beim „Hamburger“ von Bioqualität aus-gehen zu können? Auch wir als Verbrau-cher können darauf hinwirken, indemwir konkret Bioware nachfragen: „Politikmit dem Einkaufswagen machen!“ – ErsteErfolge dieses Verbrauchereinflusses zeigen sich bereits. Denn neue Zahlenaus Niedersachsen machen Hoffnung.Dort haben Landwirte für etwa 17.000Hektar einen Antrag auf Förderungdurch das Agrarumweltprogramm ge-stellt. Nach Aussage des niedersächsi-schen Landwirtschaftsministers Bartelshabe es einen derartigen Sprung im Landnoch nicht gegeben.

In Deutschland gibt es ein halbes DutzendSupermarktketten, die den Lebensmittel-handel abdecken. Sie liefern sich einenharten Preiskampf mit Tiefstpreisen. Bis-her hat sich keine Handelskette auf Bio-produkte konzentriert. Die „Bio-Ecken“laufen mit, werden aber nicht beworben.Bioware ist in Deutschland einfach immernoch schlecht zu bekommen. Anders istdies in Österreich oder in der Schweiz.Dort haben Bioprodukte weit höhereMarktanteile als in Deutschland, weil derkonventionelle Handel mit in den Bio-markt eingestiegen ist; er vergibt schonseit langem ein einheitliches Biosiegel.

Der Vorreiter in Sachen Bio ist unter dendeutschen Supermarktketten der hessi-sche Anbieter „tegut“. Hier gibt es übertausend verschiedene Bioangebote in allen Warengruppen. 130 Millionen Markhat die Gruppe im Jahr 2000 mit ihremBioangebot erwirtschaftet. Das sind rundsieben Prozent des Gesamtumsatzes. Andere Ketten verzeichnen eher unwe-sentliche Umsätze mit der Bio-Ware. Begrüßenswert ist, dass die Supermarkt-kette EDEKA seit Juli ihre Produkte mitdem Qualitätssiegel „BIO-WERTKOST“ ineinem TV-Spot bewirbt. Wenn das neueÖko-Siegel kommt, dürfen die Anbieterin Deutschland auch weiterhin zusätzlichdie eigenen Siegel verwenden. Das kannzwar zu Verwirrungen führen, ist jedochnicht nur negativ zu sehen. Verbände, dienach strengeren Normen arbeiten, als siedie EU-Verordnung vorgibt, dürfen diesauch weiterhin nach außen darstellen undsich damit profilieren. Das kann nur zueiner gesunden, den Bio-Markt beleben-den Konkurrenz führen. Bleibt zu hoffen,dass die ökologisch produzierten Lebens-mittel dann auch für die großen Ketteninteressant werden. Auch der BUND unterstützt die Bemühungen der Bundes-regierung mit einer Aktion namens „Besser iss Bio“. Das Interesse der Ver-braucher an Bio-Kost soll geweckt wer-den. Darüber hinaus soll dem Verbrau-cher verständlich gemacht werden, dasser die Macht besitzt, an der Ladenthekemit seiner Entscheidung für Bio-Kost, dieAgrarwende zu unterstützen.

Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und LandwirtschaftReferat Öffentlichkeitsarbeit und Besucherdienst – Dienstsitz Berlin – Hausanschrift:Wilhelmstraße 54, 10117 BerlinPostanschrift: 11055 BerlinTelefon: 0 30 - 20 06 - 31 82Fax: 0 30 - 20 06 - 31 89Internet: www.verbraucherministerium.de

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Wenige große Supermarkt-ketten bestimmen, was derVerbraucher isst. Jetzt sollmehr Bioware in die Regale.

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Page 28: MEDICOM-Magazin – Agrarwende, Zurück in die Zukunft?

Interview mit derVerbraucherministerin Künast

MEDICOM 16. Ausgabe, August 200128

MEDICOM: Alle prophezeien: Es wirdnichts aus der Agrarwende – die Verbrau-cher wollen nicht mehr als bisher bezah-len, die Bauern wollen sich nicht umstel-len, und die EU blockiert die Reformen …Wie begegnen Sie diesem Pessimismus?Künast: Pessimismus? Agrarwende ist keinGroßereignis mit Richtfest und Abschluss-party. Die Agrarwende ist ein Prozess. Viele Menschen wollen, dass bei der Her-stellung ihrer Lebensmittel Umwelt- undTierschutzaspekte berücksichtigt werden.Viele Verbraucher haben Freude am Ge-nuss. Viele Bauern haben ihre Produktionbereits auf ökologische Produktionsweiseumgestellt, weil sie entweder nachgerech-net oder weil sie die Zukunft vor Augenhaben. Andere stellen einzelne Betriebs-teile um, wieder andere haben es vor. Undwas die EU angeht: Es ist zwar nicht immereinfach. Aber die wirklichen Blockierer derAgrarwende sitzen ganz woanders. Strafforganisierte Lobbys haben einen sehr vielgrößeren Einfluss auf Entscheidungen, alsmancher sich das vorstellen kann.MEDICOM: Kritiker meinen, die Agrar-wende wäre im Grunde ein Rückschritt, eine „Wende in die Steinzeit“. Es werdensogar Stimmen laut, die die Idee der neuenLandwirtschaft in die „rechte Ecke“ stellen.Wie grenzen Sie sich davon ab?Künast: Ich finde, einige rhetorische Aus-fälle haben sich selbst kommentiert. Faktist: Spätestens mit der Osterweiterung derEU kommen Landwirte, die glauben, denWettbewerb mit den osteuropäischen Kon-kurrenten über den Preis gewinnen zu kön-nen, in eine ganz unangenehme Situation.Man kann auch sagen: Sie haben im Preis-wettbewerb nicht den Hauch einer Chance.Wenn es einen Wettbewerbsvorteil für un-sere Landwirtschaft gibt, dann ist es derQualitätsvorteil. Hohe Qualität aus der hei-mischen Landwirtschaft hat gute Chancen,sich gegen Billigangebote zu behaupten.Und nur, wenn wir uns schon heute daraufeinstellen, hat die deutsche Landwirtschafteine Zukunft. Alles andere ist von gestern. MEDICOM: Eine Frage, die Ihnen sicherschon oft gestellt wurde: Muss man nichtetwas von Landwirtschaft verstehen, umMinisterin in diesem Ressort zu sein?Künast: Von Verbraucherschutz sollte manals Verbraucherschutzministerin schon ge-nauere Vorstellungen haben. Nun komme

ich aus einer Partei, die in diesem Themaeine hohe Kompetenz hat. Aber Ihre Fragezielt ja in eine andere Richtung. Selbstwenn man als mehrfacher Deutscher Meister im Kühemelken in dieses Ressortkäme, bräuchte man die exakte und loyaleZuarbeit des Ministeriums. Ohne klare Vorstellungen von den Strukturen und vonden Arbeitstechniken der modernen Politikkommen Sie hier nicht weit. Und ich fragemal zurück: Was haben die so genanntenFachleute dazu beigetragen, BSE aus unse-ren Viehbeständen herauszuhalten?MEDICOM: Wenn sich keiner mehr fürBSE und MKS interessiert – wie wollen Siedie Zustimmung zur Agrarwende aufrechterhalten? Befürchten Sie nicht, dass dasThema von den Medien totgeritten wirdund schließlich keiner mehr etwas davonhören will?Künast: Ich sagte Ihnen ja schon: DieAgrarwende ist ein Prozess. Und glaubenSie mir: Ich kann sehr, sehr hartnäckigsein. Hinzu kommt: Verbraucher achtenstärker auf Qualität, Landwirte vermehrtauf den Markt, auf die Nachfrage.MEDICOM: Wann kommt das neue Öko-Siegel auf den Markt?Künast: Die politische Entscheidung überden „Inhalt“ des Ökosiegels ist im Frühjahrgefallen: Das Ökosiegel basiert auf der EU-Ökoverordnung. Das Design ist ebenfallsfertig. Jetzt warten wir nur noch auf diemarkenrechtliche Überprüfung beim Paten-amt. Sobald wir diese Hürde genommenhaben – das wird wohl im Spätsommeroder im Frühherbst sein –, geht es los. MEDICOM: In Österreich und in derSchweiz gibt es weit mehr Bioprodukte,weil die Supermarktketten mitziehen. Wiewollen Sie die deutschen Markt-Gigantenrumkriegen, statt mit Dumping-Preisen mitÖkoprodukten zu werben?Künast: Lebensmittel aus ökologischerProduktion sind ganz stark im Kommen.Der Einzelhandel hat in der Vergangenheitargumentiert, es gäbe das Problem, dassÖkoprodukte nicht zuverlässig über das gesamte Jahr in den nötigen Mengen zurVerfügung stünden. Indem Bauern ihreBetriebe – auch Teilbereiche der Betriebe –auf eine ökologische Produktionsweise umstellen, erweitern wir den Kreis der Pro-duzenten, und damit fällt dieses Argument.Genau da setzen die neuen Förderkriterien

ja auch an: Die Umstellung wird gefördert.Zudem können Ökoprodukte aus anderenLändern das Ökosiegel bekommen. Voraus-gesetzt, sie erfüllen die Normen. Das Öko-Siegel kommt ja nicht aus demluftleeren Raum. Wir haben es gemein-sam mit den Umweltverbänden, denBauern, dem Lebensmitteleinzelhandel und den Verbraucherverbänden entwickelt. Da herrschte Einigkeit darin, an einem Strangzu ziehen. Jetzt müssen die Taten folgen.Der Einzelhandel ist dabei.MEDICOM: Sie beschwören das „magischeSechseck“, bestehend aus der Politik, der Lebensmittelindustrie, dem Einzelhandel,den Verbrauchern und den Futtermittel-herstellern. Wie wollen Sie letztere für dieIdee erwärmen? Die Futtermittelindustriehat doch prima verdient, warum sollten diesich denn umstellen?Künast: Auch dort ist die Erkenntnis ange-kommen, dass es sich auf Dauer nicht rech-net, mit einem Negativimage herumzu-laufen. Allein schon die Tiermehldiskussionhat einiges an Umdenken ausgelöst. An derSicherheit und Transparenz bei Futtermit-teln muss weiter gearbeitet werden. Wirhaben deshalb ein Programm zur Futter-mittelsicherheit erarbeitet. Dazu gehörendie offene Deklaration bei Mischfuttermit-teln, eine Positivliste der erlaubten Einzel-futtermittel, das Verbot von antibiotischenLeistungsförderern in der Mast. Und dieFuttermittelindustrie zieht jetzt mit. Ich habe mich sehr über deren Zusagen gefreut,bereits jetzt auf freiwilliger Basis für mehrSicherheit und Transparenz zu sorgen.Das ist im Übrigen auch die Philosophie desmagischen Sechsecks – Sie haben vergessen,die Bauern als beteiligte Gruppierung zu er-wähnen –, dass das Vertrauen der Verbrau-cher nur zurückgewonnen werden kann,wenn alle – wirklich alle – Beteiligten mit-ziehen und ihren Beitrag leisten. Schließlichwollen alle den Erfolg haben. Und den haben wir gemeinsam oder gar nicht.MEDICOM: Frau Künast, vielen Dank fürIhre Ausführungen.

VerbraucherministerinRenate Künast, 45:

„Die Agrarwende istkein Großereignis mit

Richtfest undAbschlussparty. DieAgrarwende ist ein

Prozess.“

Page 29: MEDICOM-Magazin – Agrarwende, Zurück in die Zukunft?

Hund & Katz & Co. —die verkannten Therapeuten

Wenn ich unseren Wildgänsen nachblicke, und besonders, wenn sie auf mich zugeflogen kommen, dann erfasst mich jene Verwunderung über das Vertraute, die der Geburtsakt der Philosophie ist. Ich staune zutiefst, dass es möglich ist, mit frei lebenden wilden Tieren in einen so innigen Kontakt zu treten, ja mit ihnen befreundet zu sein, und das empfinde ich als etwas seltsam Beglückendes, so als wäre dadurch ein Teil der Vertreibung aus dem Paradies rückgängig gemacht worden.

Konrad Lorenz

besser unter Kontrolle halten. Bei Bro-kern, die kein Tier hatten, stieg der Blutdruck um das Doppelte. Die Forsche-rin machte eine weitere Untersuchung.Sie beobachtete 30 Männer und 30 Frauen, die alle einen pflegebedürftigengehirnverletzten Partner hatten und darüber hinaus an Bluthochdruck litten. Auch diese Testpersonen wurdenmit ACE-Hemmern behandelt. Zunächst wurde die Blutdruck-Reaktion auf Stress-Situationen getestet. Dies geschah auf„natürliche“ Weise — bei der Pflege desbehinderten Partners — und auf „künst-liche“ Weise — die Testpersonen mussten eine Rede halten. Die Reaktionen allerTeilnehmer waren sehr ähnlich: Der Blut-druck stieg bei der Rede durchschnittlichum 28 mmHg, bei der Pflegetätigkeit sogar um 52 mmHg. Jetzt legte sich dieHälfte der Teilnehmer einen Hund zu.

eder Mensch braucht täglich eine ge-wisse Menge an Streicheleinheiten, um

seelisch und körperlich nicht zu verküm-mern. Nähe und Zuwendung kommen inder Leistungsgesellschaft jedoch zuneh-mend zu kurz. Ganz sicher ist es falsch,mitmenschliche Defizite damit kompen-sieren zu wollen, indem man auf Tierezurückgreift. Tiere bereiten viel Freudeund können bei psychischen Problemensowie bei Stress helfen. Doch können siemenschliche Nähe nicht ersetzen.

Was viele ahnen, wurde unlängst durchUntersuchungen bewiesen.

Jetzt erforscht:Bello wedelt den Stress wegHaustiere tragen dazu bei, dass der Blut-druck in Stress-Situationen nicht über-mäßig in die Höhe schießt. In einer Studie

testete die Forscherin Dr. Karen Allen vonder Universität Buffalo den Blutdruck allein stehender Börsenhändler in NewYork. Die Testkandidaten mit dem stress-reichen Job hatten bereits im Ruhezu-stand einen recht hohen Blutdruck vondurchschnittlich 165/110 mmHG. BeiStress kletterte der Wert auf durch-schnittlich 184/129 mmHG. Die Brokerbekamen blutdrucksenkende Mittel, sogenannte ACE-Hemmer. Die Hälfte vonihnen schaffte sich zudem eine Katze oder einen Hund an. Nun nahm die Forscherin einen Stresstest vor. Es galt,einen Kunden zu beruhigen, der durch dieBroker 86.000,— Dollar verloren hatte.Ergebnis: Bei allen Testpersonen war derBlutdruck durch das Medikament niedri-ger. Die Börsianer, die sich zusätzlich einen Hund oder eine Katze zugelegt hatten, konnten ihren Blutdruck noch

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29MEDICOM 16. Ausgabe, August 2001

Haustiere in DeutschlandIn ca. 34 % aller deutschen Haushalte

werden Haustiere gehalten. Stand: 6/2000.

5,1Mio.Vögel

Heimtierhaushalte im Vergleich

47 %West Ost

34 %22 %37 %50 %

56 %38 %28 %36 %56 %

Mit KindernOhne KinderBis zu 1 PersonBis zu 2 Personen3 oder mehr Personen

Das sind Zahlen aus dem Jahr 2000, sie beziehen sich auf Deutschland.

6,3Mio.Katzen

4,5Mio.Kleintiere

3,2Mio.Aquarien

5,6Mio.Hunde

FOTOS AUF SEITE 29: PHOTODISC/FOTOCLIP

Quelle: IVH

Page 30: MEDICOM-Magazin – Agrarwende, Zurück in die Zukunft?

Ganze Welttheater voll Liebe werdennotwendig sein, um den Tieren ihre

Dienste an uns zu vergelten.Christian Morgenstern

Von der innigen Verbindung zwischendem Menschen und seinen „Brüdern imMeer“ berichten unzählige Bücher undFilme. Delphine üben eine seltsame Fas-zination auf den Menschen aus – und siekönnen viel für uns tun. Die Delphin-therapie ist ein Programm, das Kindernmit mentalen, körperlichen und psychi-schen Beeinträchtigungen hilft. Über dieDelphine nehmen die Kinder wieder Kontakt zu ihrer Umwelt auf, und sie lösen sich aus ihrer Isolation. Diese Formder Therapie gibt es bislang wetter-bedingt nur in Florida und Israel. EinForschungsprojekt Delphintherapie findetderzeit auch im Delphinarium desNürnberger Zoos statt.

Es wäre wünschenswert, dass es gelänge,die Erfolge aus Israel und Florida auchnach Deutschland zu übertragen, weil dasdie Kosten verringern würde. Denn: DieDelphintherapie ist sehr, sehr teuer. Rechnet man noch die Anreise und denAufenthalt dazu, wird sie für die Elternvieler Kinder unerschwinglich. Die Del-phine veranlassen die Kinder zu einerAufmerksamkeit, die sich sehr positiv aufihre Entwicklung auswirken kann. Sokonnten sie zum Beispiel Kindern mitspastischen Erkrankungen, Autismus, einem Hirntrauma oder Geburtsschädenhelfen. Die Form der Delphintherapie, die in Florida erfolgreich durchgeführtwird, basiert auf den Forschungen desamerikanischen Psychologen und Verhal-tensforschers Dr. David E. Nathanson.Therapeuten arbeiten mit den Kindernund den Delphinen zunächst von einemschwimmenden Dock aus. Später findetein direkter körperlicher Kontakt zwi-schen den Kindern und den Delphinenstatt. Die großen Tiere haben ein außer-ordentliches Gespür für die Bedürfnisseund die Ängste der kleinen Menschenund ziehen ihre Aufmerksamkeit in spielerischer Weise auf sich.

nach wie vor um 40 mmHg in die Höhe.Jetzt bekam auch diese Gruppe einenHund. Ein halbes Jahr später ergab sichbei einem erneuten Test keinerlei Unter-schied mehr zwischen den Gruppen.

Ein halbes Jahr später wurde der Stress-test wiederholt. Ergebnis: Bei der Gruppemit Hund stieg der Blutdruck unter Stresskaum, bei der Gruppe ohne Tier schnellteer bei der Pflege des kranken Partners

Tierische TherapeutenTiere helfen Menschen inPflegeheimen,geriatrischen Stationen (Geriatrie: Altersheilkunde),psychiatrischen Abteilungen,Sonderschulen für geistig und körperlich behinderte Kinder,Drogentherapiestationen.

Tiere helfenSchlaganfallpatienten,Herzinfarktpatienten,Menschen mit Sprachstörungen,Menschen mit Bewegungsstörungen,Alzheimerpatienten,verhaltensauffälligen Kindern,depressiven Menschen,Menschen mit chronischen Schmerzen.

30 MEDICOM 16. Ausgabe, August 2001

Tiere erwidern dieZuneigung, die man ihnen

entgegenbringt, ehrlichund ohne Wertung.

Dr. Delphin, Schwester Meer-schwein und andere HelferÜber hundert Kliniken in Deutschlandbieten eine „tiergestützte Therapie“ an.Entweder werden die Tiere selbst ge-halten, oder sie kommen zu Besuch.Herzinfarktpatienten werden ruhiger, undRheumakranke genießen es, das warmeFell zu streicheln. In Pflegeheimen undBehinderteninstitutionen kommen Esel,Hunde, Meerschweinchen und Co. dieMenschen besuchen, die allein durch deren Anwesenheit Freude empfindenund für einen Moment ihre Behinderungvergessen. Sie öffnen die verkrampftenHände, um einem Esel eine Möhre zu geben oder ein Meerschweinchen zu streicheln. Verhaltensauffällige Jugendli-che lernen in den USA auf der Internat-Farm „Green-Chimneys“ mit Hilfe vonTieren, wieder Zuneigung zu geben, dieauch erwidert wird. Delphine vermögendie Aufmerksamkeit von Kindern so zufesseln, dass sie aus einem Wachkomazurückkehren. Psychisch kranke Kinderwerden auf dem Rücken von Pferden therapiert — die Beispiele, welchen groß-

Kirsten Kuhnert: „Jeden Tag ein kleinesWunder. Das Geschenkder Delphine“,Wilhelm Heyne Verlag, 254 Seiten, 34,90 DM

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Delphintherapie – jeden Tag ein kleines Wunder

Liebevoll bemüht sich der Delphin um Aufmerksamkeit. Schnell verlieren die Kinderdie Angst vor dem großen Tier und lassen sich aus ihrer „inneren Welt“ locken.

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Page 31: MEDICOM-Magazin – Agrarwende, Zurück in die Zukunft?

31MEDICOM 16. Ausgabe, August 2001

artigen Einfluss Tiere gerade auf hilfsbe-dürftige Menschen ausüben können, sindunzählig. Und dennoch wird in diesemBereich kaum Forschung betrieben, zusehr kommen Wissenschaftler dabei in die Gefahr, belächelt zu werden.

Was ist Verhaltensforschung ?Ethologie ist die Wissenschaft vom Ver-halten der Tiere: die Verhaltensfor-schung. Auf sie gründen sich im Ur-sprung alle Formen von Verhaltensthera-pien in Zusammenhang mit Tieren. Einerihrer Hauptvertreter war Konrad Lorenz.Hinlänglich bekannt sind seine For-schungen über die Graugänse. KonradLorenz ist für die Verhaltensforschungdas, was Charles Darwin für die Evoluti-onstheorie war. Genauso umstritten wieDarwins Evolutionslehre war deren Ausdehnung auf das Verhalten durchLorenz. Viele warfen dem Forscher „Biologismus“ vor, oder die „Vergansungdes Menschen“, wenn er das Verhaltender Menschen mit dem der Gänse verglich. Auch heute noch begeben sichForscher auf gefährliches Terrain, wennsie menschliches und tierisches Verhal-ten vergleichen. Sie laufen Gefahr, ent-weder — wie der Nobelpreisträger Lorenz— als unwissenschaftlich zu gelten, oderin die Nähe menschenverachtenderTheorien gerückt zu werden. Noch heutewird eher mit Versuchstieren in Laborsgeforscht, als dass das Verhalten der Tiere und ihr Einfluss auf den Menschenerforscht würde.

Die Besonderheiten der Mensch-Tier-BeziehungHund, Pferd, Katze sowie andere Tiereund der Mensch sind seit Jahrtausendenals Arbeits- und Beziehungspartner auf-einander angewiesen. In dieser Bezie-hung haben sie sich auch wechselseitiggeprägt. In der Folge ihrer Entwicklungund um mit ihnen eine Gemeinschafteingehen zu können, haben sich die Tiere an den Menschen angepasst. Andersherum stellten sie damit jedochauch neue Ansprüche an ihn. Für die Tie-re musste Verantwortung übernommenwerden, sie mussten versorgt werden. Dieso über Jahrtausende gewachsene Ver-trautheit von Menschen und Tieren hatzu einer bis heute erhalten gebliebenenFähigkeit beider Seiten geführt, sichspontan miteinander zu verständigenund eine enge Verbindung miteinandereinzugehen. Deshalb können wir dasSchwanzwedeln des Hundes genauso

selbstverständlich deuten, wie Hundeoder andere Tiere unsere Körperhaltungoder Stimme interpretieren können.

Der junge Mensch braucht seinesgleichen— nämlich Tiere, überhaupt Elementares,

Wasser, Dreck, Gebüsche, Spielraum.Man kann ihn auch ohne das alles aufwachsen lassen, mit Teppichen,Stofftieren oder auf asphaltierten

Straßen und Höfen. Er überlebt es, dochman soll sich dann nicht wundern,wenn er später bestimmte sozialeGrundleistungen nie mehr erlernt.

Alexander Mitscherlich

Förderverein Mensch und Tier e.V.Spanische Allee 27, 14129 BerlinTel.: (030) – 80 58 21 80Fax: (030) 80 58 21 79Sprechzeiten: Mo. - Fr. 9 – 14 UhrDer gemeinnützige Verein unterstütztdas Pferdeprojekt. Wer den Verein unddamit das Pferdeprojekt unterstützenmöchte, kann das mit einer Spende aufdas folgende Konto tun:Bank für SozialwirtschaftBLZ 100 205 00, Kto.-Nr. 33 193 00

I N F O / B E R A T U N G

Mit seiner Größefordert das Pferd

Respekt. Ihmgegenüber muss

der Mensch sich eindeutig

verhalten. Dashaben viele von

uns verlernt.

Pferde helfen Kindern mit psychischen StörungenDas „Pferdeprojekt“ wurde 1985 am Psy-chologischen Institut der Freien Univer-sität Berlin eingerichtet. Das Ziel seinerArbeit: die Behebung schwerwiegenderpsychischer Entwicklungsbehinderungenvon Kindern und Jugendlichen. Mit Hilfevon Pferden werden verschiedene Ver-haltensauffälligkeiten, Beziehungs- undSchulschwierigkeiten therapiert, die dieKinder und Jugendlichen sozial ausgren-zen. Die Vorgehensweise orientiert sichan der „Animal Facilitated Psycho-therapy“ kurz AFT. Diese Methode wurde in den USA gegründet. AFT steht für Tierunterstützte-Psychotherapie. Hierbeihandelt es sich um eine Idee aus den 60erJahren. Die Therapeuten nahmen Tiere,vor allem Hunde, mit in die Therapie-räume. Das Berliner Psychologische Insti-tut begann, die Praxis zu revolutionieren,und verlagerte die Psychotherapie aus

den Innenräumen in die Natur. ZwischenGänsen, Pferden und anderen Tierenwurden Naturerfahrungen und prakti-sche Tätigkeiten in die Gruppentherapieeingebunden. Heute hat sich aus demUniversitätsprojekt eine Institution ent-wickelt, die Kindern, Jugendlichen undjungen Erwachsenen die Chance gibt,über den Kontakt mit Pferden sozialesVerhalten neu zu erlernen und emotio-nale Bindungen wiederzuentdecken. DieKinder, die zuvor häufig durch starkzurückgezogenes bzw. unkontrolliertnach außen gerichtetes Verhalten auffie-len, die schulische Probleme haben oderunter einer schwierigen Familiensitua-tion leiden, werden in eine familien-ähnliche Atmosphäre aufgenommen, bekommen professionelle Hilfe undspüren – vielleicht zum ersten Mal inihrem Leben – ein Verantwortungsge-fühl, dem sie gewachsen sind, Anerken-nung und Zuneigung. Über die Pflege derTiere, den Körperkontakt zu ihnen unddie Verantwortung für „ihre“ Pferde finden sie zu sich selbst.

Das Pferdeprojekt

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Page 32: MEDICOM-Magazin – Agrarwende, Zurück in die Zukunft?

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Page 34: MEDICOM-Magazin – Agrarwende, Zurück in die Zukunft?

Herzlichen Glückwunsch!Von Kiel nach Lissabon mit dem„Traumschiff“. Für Frau Sommer ist diesmehr als nur ein Traum. Am 16.09.2001heißt es „Leinen los!“. Zusammen mit einer sehr guten Freundin wird dieglückliche Gewinnerin der diesjährigenTraumreise mit der „MS-Deutschland“Häfen wie St. Malo in Frankreich undVillagarcia in Spanien anlaufen. Ganzbesonders freut sich Frau Sommer jedoch auf die Isle of Wright und dieenglischen Grafschaften. Die selbst-ständige Physiotherapeutin und Kran-kengymnastin sammelt englische Anti-quitäten. Viel Erfolg bei der Schnäpp-chenjagd auf Londons Antikmärkten,Frau Sommer!

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MEDICOM Sonderausgabe(MEDICOM, März 2001)

Dankend habe ich die MEDICOM-Son-derausgabe erhalten und war angenehmüberrascht über die Aktualität des Inhaltsund die Ausführlichkeit der Darstellung.Mir gefällt auch, dass sie so geschriebenist, dass auch „Otto Normalverbraucher“sie versteht. Ich habe viele Bücher zu dendort erwähnten Themen gelesen und fin-de, dass die Sonderausgabe eine gute Zu-sammenfassung des umfangreichen Stof-fes bietet. Schließlich geht es um Dinge,die unser Leben bestimmen. Ich bin tiefbeeindruckt, denn mir ist klar, wie viel

mühselige Arbeit dahinter steckt, so eineAusgabe zu erstellen. Das soll mal einernachmachen! Ich werde das Heft immerauf meine Reisen mitnehmen und sogareiniges auswendig lernen. Das Glossar„Das Einmaleins der Fachbegriffe“ findeich prima. Ich würde mir so eine Sonderausgabe mindestens einmal imJahr wünschen. Dem gesamten Teamder Medicom-Redaktion alles Gute und „toi, toi, toi“ für die nächste Ausgabe.

R. Fasching, Berlin

Lieber Herr Fasching, über Ihren Brief hatsich wirklich die gesamte Redaktion sehrgefreut, und wir bedanken uns recht herzlich für Ihr Lob. Es ist eine Freude, fürLeser wie Sie zu schreiben.

Liebe MEDICOM-Leser,möchten Sie kritisch oder zustimmend zu einzelnen Themen im Heft Stellung nehmen? Oder interessante Tipps zum Thema „gesund werden — gesund bleiben“ an andere Leser weitergeben? Dannschreiben Sie uns! Unsere Anschrift lautet: MEDICOM-Redaktion, Sedemünder 2, Altenhagen I, 31832 Springe.

Leserbriefe

Vitalstoff-Rezeptwürzen in der Brühe langsam zum Kochen bringen, dann ca. 20 Minuntenköcheln lassen. Die Kartoffeln solltennicht zerfallen.

In der Zwischenzeit die Lauchstangenputzen, gründlich waschen, längs hal-bieren, in feine Ringe schneiden und in

den letzten 10 Minuten mitgaren.

Zum Schluss die Crèmefraîche einrühren. Mit

Jodsalz, Pfeffer undgeriebener Muskat-

nuss abschmecken.Gehackte Peter-silie darüberstreuen undservieren.

ZubereitungKartoffeln und Möhren waschen, schälenund in dünne Scheiben schneiden.Möhren- und Kartoffelscheiben mit Ge-

Kartoffelsuppe (Für 4 Personen)

Zutaten§ §

§

(Pro Portion)Energie 290 kcalProteine 10,2 gFett 9,2 gKohlenhydrate 39,1 gBallaststoffe 11 g

Vitamin A 1,2 mgVitamin C 84 mgCalcium 265 mgCholesterin 22,5 mg

Nährwertangaben§ §

Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen kann keine Haftung übernommen werden.

FOTO: DPNY

1—1,5 l Gemüsebrühe, frisch ge-kocht, oder Rindfleisch-fond aus dem Glas

750 g Kartoffeln500 g Lauch (2—3 Stangen)100 g Crème fraîche 30% Fett1 Bund Petersilie 2 mittelgroße Möhren (200 g)1 Lorbeerblatt, 1–2 Nelken

Kochsalz, Pfeffer aus der MühleMuskatnuss, gerieben

Viel Spaß „aufgroßer Fahrt“,Frau Sommer!

Page 35: MEDICOM-Magazin – Agrarwende, Zurück in die Zukunft?

Und so können Sie gewinnenHaben Sie das richtige Lösungswort? Dann schreiben Sie es auf eine Postkarte, undschicken Sie diese an: MEDICOM Redaktion, Stichwort: „Preisrätsel“, Sedemünder 2,Altenhagen I, 31832 Springe. Einsendeschluss ist der 30. Oktober 2001 (Datum desPoststempels). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der Medicom Pharma AGund deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen.

Kreuzworträtsel Liebe Rätselfreunde,hinter unserem Lösungswort versteckensich diesmal Früchte mit Widerhaken undeine heilsame Wurzel. Tragen Sie einfachdie Buchstaben in den nummerierten Fel-dern in der richtigen Reihenfolge ein, undnehmen Sie an unserer Verlosung teil.

1. Preis: eine 7-tägige Flußkreuzfahrt auf der Donau für 2 Personen mit der „Donauprinzessin“2. bis 4. Preis: je ein Rat-geber: „Richtig Schwim-men“ vom BLV-Verlag

Lösungen aus dem Mai-Heft

1. Preis:Eine Flußkreuzfahrt mit der „Donauprinzessin“

ImpressumHerausgeber: Medicom Pharma AG

Sedemünder 2 , Altenhagen I31832 SpringeTel. (0 50 41) 78-0Fax (0 50 41) 78-11 69

Verlag,Redaktion,Gestaltung: DPNY communicationsDruck: Eller repro+druck

„MEDICOM“ ist eine Kundenzeitschriftder Medicom Pharma AG; sie erscheintfünfmal jährlich in einer Auflage von250.000 Exemplaren. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.

35MEDICOM 16. Ausgabe, August 2001

Lösung:

Page 36: MEDICOM-Magazin – Agrarwende, Zurück in die Zukunft?

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