Medienbildung ist gemeinsame Zukunftsaufgabe!...Medien und IT für das Lernen von heute und morgen...

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Medienbildung ist gemeinsame Zukunftsaufgabe! Zur Weiterentwicklung der kommunal-staatlichen Unterstützungssysteme in NRW

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ImpressumHerausgeber:LWL-Medienzentrum für Westfalen LVR-Zentrum für Medien und Bildung Medienberatung NRWFürstenbergstraße 14 Bertha-von-Suttner-Platz 1 Bertha von Suttner-Platz 148147 Münster 40227 Düsseldorf 40227 Düsseldorfwww.lwl-medienzentrum.de www.medien-und-bildung.lvr.de www.medienberatung.schulministerium.nrw.de

in Zusammenarbeit mit:Landesarbeitskreis kommunaler Medienzentren NRWc/o Medienzentrum Stadt DortmundRheinlanddamm 20144139 Dortmundwww.lak-medienzentren-nrw.de

Autoren:Barbara Bielefeld, Bernd Gohlicke, Jens Holthoff, Sabine Hörter, Elisabeth Janke, Amina Johannsen, Erich Kampmann, Markus Köster, Horst Kummerfeldt, Andrea Meschede, Wilfred Paschvoss, Dirk Stratmann

Redaktion:Markus KösterWilfred PaschvossMichael ThesselWolfgang Vaupel

Bildnachweise:Titelfoto: Stephan Sagurna, LWL-Medienzentrum für WestfalenFotos Seite 5: Greta Schüttemeyer, LWL-Medienzentrum für WestfalenFoto Seite 7: Jan TelgkampFoto Seite 8: Dominik Schmitz, LVR-Zentrum für Medien und BildungFoto Seite 12: Katharina Bahl, LWL- Medienzentrum für WestfalenFoto Seite 15: Leo HansenFoto Seite 19: Esther Sobke, LWL-Medienzentrum für WestfalenFoto Seite 22: Dominik Schmitz, LVR-Zentrum für Medien und BildungFoto Rückseite: Stefan Arendt, LVR-Zentrum für Medien und Bildung

Gestaltung:Ute Havers, LWL-Medienzentrum für Westfalen

Druck:Druck: DruckVerlag Kettler, Bönen/Westfalen

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Inhalt

Auf einen Blick

I. Präambel

II. Die HerausforderungenMedienbildung ist gemeinsame kommunale und staatliche AufgabeDie Rolle der kommunalen Medienzentren

III. Die AufgabenVorschulische BildungSchulische BildungAußerschulisch-kulturelle Bildung

IV. Medienzentren auf dem Weg zu Medienbildungsagenturen

V. Quintessenz

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Medienbildung ist kommunale Aufgabe! – Positionspapier der Medienzentren in NRW

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Auf einen Blick

Dieses Positionspapier beschreibt Herausforderungen, Aufgaben und Perspektiven der kommunal-staatli-chen Unterstützungssysteme in Nordrhein-Westfalen und soll einen Orientierungsrahmen für die erforderli-chen Neuausrichtungen bieten.

Medienkompetenzen machen Kinder stark, damit sie in der von Medien geprägten Welt keinen Schaden neh-men und lernen, sich zu behaupten und respektvoll mit anderen umzugehen. Medienkompetenzen sind inschulischen Kontexten auch Lernkompetenzen und eine notwendige Grundlage für lebensbegleitendes Lernenin Ausbildung, Beruf und Gesellschaft. Mit dem Leitprojekt Medienpass NRW der Landesregierung entstehtvor Ort besonderer Bedarf für die Unterstützung von Schulen und anderen beteiligten Jugend- und Bildungs-einrichtungen.

Medien und IT für das Lernen von heute und morgen Mit ihren Medienzentren kommen die Kommunen der gesetzlichen Verpflichtung nach, ihren Schulen Me-dien für das Lernen und eine adäquate Technikausstattung zur Verfügung zu stellen. Diese Aufgabe wirdauch im Internetzeitalter nicht überflüssig – gerade Schulen benötigen angesichts des immensen Wandelsim Medienbereich kompetente ortsnahe Unterstützungssysteme. Nötiger denn je ist das Vorhandenseinkostengünstiger, flächendeckender öffentlicher Zugänge zu Medien, nötiger denn je auch die Vermittlungvon Medienkompetenz vor Ort. Der weitere Ausbau von EDMOND NRW bildet eine zentrale gemeinsameZukunftsaufgabe der Landschaftsverbände, Kreise und kreisfreien Städte.

Medienbildung ist kommunale StandortförderungGut ausgestattete und damit attraktive Schulen, kompetente Fach- und Methodenvermittlung im Unter-richt und angemessen qualifizierte Schulabgänger sind auch für die heimische Wirtschaft von elementarerBedeutung. Medienkompetenz ist für die meisten Berufsfelder längst unverzichtbar. Städte und Kreise, diein diese Kompetenz investieren, leisten einen Beitrag zur Qualitätssicherung der Bildungsstandorte unddamit auch zur positiven Wirtschaftsentwicklung ihrer Gebietskörperschaften. Sie fördern sowohl die An-siedlung junger, bildungsbewusster Familien als auch die Heranbildung von Fachkräften, die die Wirtschaftim demographischen Wandel dringend benötigt.

Ortsnahe Beratung und Qualifizierung der Schulen Die Förderung von Medienkompetenz ist eine der wichtigsten Bildungsaufgaben unserer Zeit. Über dieLehrmittel- und Technikbereitstellung hinaus benötigen Schulen und deren Lehrpersonal deshalb kompe-tente Beratung und Qualifizierung in allen Fragen rund um das Lernen und Leben mit Medien. Hier liegt

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eine Schlüsselaufgabe der kommunal-staatlichen Unterstützungssysteme vor Ort. Kompetenzteams derstaatlichen Lehrerfortbildung, Regionale Bildungsbüros und kommunale Medienzentren arbeiten auf diesemFeld Hand in Hand.

Medienkompetenz für lebenslanges LernenMedienbildung ist nicht nur eine schulische Aufgabe. Sie beginnt vorher und bleibt auch danach Teil eineslebenslangen Lernprozesses. Wie Schulen sind deshalb Kindertagesstätten, Jugend- und Erwachsenenbil-dungseinrichtungen wichtige Adressaten der Unterstützungsangebote der Medienzentren. Durch Beratungs-und Informationsangebote können sie beispielsweise Eltern und Erzieherinnen wertvolle Tipps und Regelnfür einen kritisch-reflektierten Umgang mit Medien geben.

Auf dem Weg zur kommunalen MedienbildungsagenturMedien sind heute im kommunalen Bildungs- und Kulturbereich so omnipräsent und die damit verbundenenAufgaben so vielfältig, dass zahlreiche Institutionen vor Ort mit ihnen befasst sind. Die Etablierung einer koordi-nierenden Instanz, die die Aktivitäten der einzelnen Akteure vernetzt und technisch versiert unterstützt, bietetdie Chance, Doppelarbeit und Fehlplanungen zu vermeiden und Synergien zu nutzen. Die Medienzentren sindgeborene Institutionen für die Wahrnehmung dieser Funktion. Als eine Säule der kommunalen Bildungspla-nung können sie personelle, technische und finanzielle Ressourcen bündeln.

Ohne funktionierende kommunale Unterstützungssysteme wird in Zukunft ein erfolgreiches Lernen mit Medienund die Förderung von Medienkompetenz nicht möglich sein. Geboten ist deshalb die Weiterentwicklung derKreis- und Stadt-Medienzentren zu modernen kommunalen Medienbildungsagenturen. Dies ist eine Investitionin die Zukunft, die letztlich allen Kosten spart.

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I. Präambel

Bildung als Chance und Herausforderung für jeden Einzelnen, aber auch als Gestaltungsaufgabe aller poli-tischen Ebenen ist Partei übergreifend in den Mittelpunkt gerückt. Land und Kommunen in NRW beken-nen sich zu einer gemeinsamen Bildungsverantwortung und bündeln in vielen Bereichen erfolgreich ihreRessourcen. Konzeptionelle Grundlagen sind die „Aachener Erklärung“ des deutschen Städtetages mitdem formulierten Anspruch auf aktive Mitgestaltung der Bildung vor Ort und der Koalitionsvertrag derLandesregierung mit dem klaren Angebot zur Zusammenarbeit. Mit den Ergebnissen der Bildungskonfe-renz „Zusammen Schule machen für NRW“ liegen darüber hinaus gemeinsame fachliche Zielvorstellungenvor, die in den nächsten Jahren zu einem systematischen gemeinsamen Vorgehen in zentralen Fragen derSchulentwicklung führen werden.

Land wie Kommunen werden dabei ihre je eigenen Ressourcen einbringen und insbesondere vor Ort effektivbündeln können und müssen. In den vergangenen Jahren sind bereits tragfähige dezentrale Strukturen ent-standen, auf denen die Weiterentwicklung aufsetzen kann. Mit den Regionalen Bildungsnetzwerken ist einegemeinsam gesteuerte Struktur etabliert worden, die bereits effektiv für die je eigene Weiterentwicklung derBildungsstandorte in den Gebietskörperschaften genutzt wird.

Mit der Neuorganisation der Lehrerfortbildung in 53 dezentralen Kompetenzteams hat das Land die Unter-stützung der Schulen bei der Schul- und Unterrichtsentwicklung deutlich effektiver gestaltet und Grundla-gen gelegt für eine enge und parallele Zusammenarbeit vor Ort mit regionalen und lokalen Unterstützern.Mit der geplanten Gründung des Landesinstituts für Bildung wird auch die zentrale Unterstützung der Kom-petenzteams weiter professionalisiert.

Mit der Medienberatung NRW ist seit 2006 für einen Teilbereich der Schul- und Unterrichtsentwicklung einebeispielhafte gemeinsame Service- Agentur entstanden, die kommunale und Landesaufgaben bündelt, ab-stimmt und in effektive Dienstleistungen für die Arbeit vor Ort zur Verfügung stellt. Diese Zusammenarbeitspiegelt sich auf der kommunalen Ebene durch das enge Zusammenwirken der staatlichen Kompetenzteamsmit den kommunalen Bildungs- und Kultureinrichtungen. Die Dachmarke „Bildungspartner NRW“ unter-stützt diese Zusammenarbeit wiederum zentral.

Die Medienzentren sind der kommunale Beitrag vor Ort zur effektiven Bündelung kommunaler und Landes-ressourcen bei der Bereitstellung von hochwertigen Bildungsmedien und der Entwicklung von Medienkom-petenz. In ihrer gemeinsamen Erklärung „Medienzentren und Schulen sind Bildungspartner in NRW“ von

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2009 haben das Schulministerium und die drei kommunalen Spitzenverbände sich auf eine landesweite För-derung der nachhaltigen Kooperation von Medienzentren und Schulen verständigt.

Die dargestellten Strukturen bedürfen nun der ständigen Weiterentwicklung und Anpassung.

Mit dem Leitprojekt Medienpass NRW der Landesregierung entsteht besonderer Bedarf für die Unterstüt-zung von Lehrerinnen und Lehrern und Schülerinnen und Schülern. Ziel des Medienpasses NRW ist der syste-matische und zielgerichtete Aufbau von Medienkompetenz in Vorschule, Grundschule und Sekundarstufe I.Medienkompetenzen sind auch eine notwendige Grundlage für lebensbegleitendes Lernen in Ausbildung,Beruf und Gesellschaft. Der Medienpass NRW kann deshalb auch für die kommunalen Unterstützungssys-teme der Medienbildung ein Leitprojekt sein. Die mit dem Medienpass NRW verbundenen Herausforderun-gen zeigen erneut die Sinnhaftigkeit kommunaler Unterstützung durch Medienzentren.

Das vorliegende Papier beschreibt in systematischer Form Herausforderungen und Aufgaben der kommuna-len Medienzentren. Es will und kann keine verbindlichen Standards vorgeben, denn dies passt nicht zum Pri-mat der kommunalen Selbstverwaltung in NRW und zur Gestaltungshoheit der Kommunen. Gleichwohl solles den Handelnden vor Ort, insbesondere den Entscheidungsträgern einen Orientierungsrahmen bei den er-forderlichen Neuausrichtungen bieten.

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II. Die Herausforderungen

Wir leben im Zeitalter der digitalen Revolution. Innerhalb kurzer Zeit hat sich die Präsenz digitaler Medien inunserer Gesellschaft radikal verstärkt und tiefgreifende wirtschaftliche, soziale und kulturelle Umbrüche aus-gelöst. Anders als noch vor zwanzig Jahren sind Medien auch im Bildungsbereich kein Spezialaspekt mehr,sondern ein breites Querschnittsthema – scheinbar „alles Wissen dieser Welt“ wird heute digital bereitge-stellt und rezipiert. Damit einher gehen rasche technische Entwicklungsschübe sowie eine wachsende Flutmedialer Angebote und Akteure. Zumindest in der jungen Generation zeichnet sich mit Hilfe der sogenann-ten sozialen Netzwerke eine regelrechte Revolution des Kommunikations- und Informationsverhaltens ab.

So ist Medienkompetenz zu einer Schlüsselkompetenz für jeden Einzelnen geworden. Sie bildet eine zen-trale Voraussetzung für die Teilhabe an Wissen und kulturellen Leistungen, für die Partizipation an gesell-schaftlicher wie politischer Kommunikation und für die Entwicklung von Persönlichkeit und Identität.

Auch die Arbeit in den Bildungseinrichtungen hat sich seit einigen Jahren stark verändert. Elementare Para-digmenwechsel vollzogen und vollziehen sich

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Informations- bzw. Medienkompetenz ist,

u wenn man mit traditionellen wie neuen Medien (Zeitung, Radio, Fernsehen, Internet) umgehen kann

u wenn man die gängigen Computerprogramme zur Produktion und Präsentation von Arbeitsergebnissen in Schule und Arbeitswelt bedienen kann

u wenn man als Handwerksbetrieb über das Internet Werbung betreibt

u wenn man als Bürger/in die Online-Dienste und Bürgerbeteiligungsangebote im Internet nutzen kann

u wenn man erkennt, wann eine Mailanfrage in betrügerischer Absicht nach persönlichen Daten fragt (Phishing)

u wenn man seriöse von unseriösen Internetangeboten unterscheiden kann

u wenn man durch das Drehen eines eigenen Films die Tricks bei Film- und Fernseh-produktionen kennen gelernt hat

u wenn man weiß, wie man eine Fahrkarte am Automaten oder online kauft

u wenn man sich über eine aktuelle gesellschaftliche Frage mithilfe von Zeitungsartikeln, Fernsehsendungen oder Internet-Beiträgen ein abgewogenes eigenes Urteil bilden kann

.

u oder allgemein gesagt: wenn man Medien reflektiert, kritisch, selbst bestimmt und derSituation angemessen nutzen kann

u von der Wissensvermittlung zur Kompetenzorientierung,u vom Frontalunterricht zum selbständigen, entdeckenden Lernen,u von homogenen zu heterogenen Lerngruppen (Integration / Inklusion),u vom Schulbuch zu multikanaligen Lernumgebungen,u von der auf das Kinder- und Jugendalter begrenzten Schulzeit zum lebenslangen Lernen.

Parallel entstehen in allen gesellschaftlichen Bereichen zusätzliche Bedarfslagen: In Kultur und Bildung steigtdie Nachfrage nach Visualisierung und Multimedialität; gleichzeitig erfordert die digitale Informationsgesell-schaft von allen Bevölkerungsgruppen und allen Berufsschichten immer höhere Medienkompetenzen, so-wohl in der Nutzung der Angebote als auch in der kritischen Bewertung der Inhalte.

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Medienbildung ist gemeinsame kommunale und staatliche AufgabeHeranwachsende und Erwachsene kompetent zu machen für das digitale Zeitalter ist gleichermaßen einekommunale wie eine staatliche Aufgabe. Bei der Unterstützung der Schulen wirken kommunale Schulträger,staatliche Schulaufsicht und Lehrerfortbildung unmittelbar zusammen. Gut ausgestattete und damit attrak-tive Schulen, kompetente Fach- und Methodenvermittlung im Unterricht und angemessen qualifizierte Schul-abgänger sind auch für die heimische Wirtschaft von elementarer Bedeutung. Medienkompetenz ist für die meisten Berufsfelder längst unverzichtbar. Städte und Kreise, die in diese Kompetenz investieren, leisteneinen Beitrag zu Qualitätssicherung der Bildungsstandorte und damit auch zur positiven Wirtschaftsentwick-lung ihrer Gebietskörperschaften. Sie schaffen attraktive Standortbedingungen sowohl für die Ansiedlungjunger, bildungsbewusster Familien als auch für die Heranbildung von Fachkräften, die die Wirtschaft im demographischen Wandel dringend benötigt.

Wie die Qualitätsentwicklung der Schulen vor Ort liegt auch das weite Feld der außerschulischen Bildung imvitalen Interesse der Kommunen. Denn das Erwerben von Medienkompetenz kann nicht auf Schule be-schränkt sein, es ist ein lebenslanger, vom Vorschul- bis zum Seniorenalter reichender Bildungsprozess. DieMedienalphabetisierung von Bürgerinnen und Bürgern qualifiziert die Menschen auf einem zentralen Bil-dungssektor. Eine wichtige öffentliche Aufgabe ist, die digitale Ausgrenzung von sozial Benachteiligten, Personen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Behinderung abzubauen.

Neben der technischen Unterstützung sowie der Aus- und Weiterbildung der Multiplikatoren sichern dabeiübergreifende Medienkonzepte für die einzelnen Bildungsphasen und Schulformen die Grundlagen für daskompetente Leben und Lernen mit Medien.

Ein wesentliches Anliegen der aktuellen Offensive für Medienkompetenz des Landes NRW ist die Verzah-nung der verschiedenen schulischen und außerschulischen Bildungsebenen. Die Arbeit mit Medien in derSchule ist in besonderem Maß darauf angewiesen, dass die unterschiedlichen Verantwortungsbereiche derkommunalen Schulträger und der staatlichen Schulaufsicht optimal ineinander greifen (Lehrerfortbildung,Bereitstellung von Medien für den Unterricht, Standard-IT-Lösungen u.a.). Eine systematische Zusammenar-beit von Land und Kommunen ist Ausdruck der gemeinsamen Bildungsverantwortung für unsere Kinderund Jugendlichen.

Die Rolle der kommunalen MedienzentrenDie beschriebenen Entwicklungen in der Medien- und Bildungslandschaft haben direkte Auswirkungen aufalle Aufgabenbereiche der kommunalen Medienzentren: Sie verändern die Wege und Methoden der Me-

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Bildungspartner Medienzentrum und Schule

„Mit ihren kommunalen Medienzentren kommen die Schulträger der gesetzlichen Verpflichtung nach,ihren Schulen Medien für das Lernen und eine entsprechende Medientechnik zur Verfügung zu stellen.In zahlreichen Kommunen in NRW nehmen die Medienzentren einen umfassenderen Bildungsauftragwahr und bieten vielfältige Mediendienstleistungen an. Dabei sind sie schon immer selbstverständlichePartner der Schulen und arbeiten eng mit dem staatlichen System der Lehrerfortbildung und der Me-dienberatung NRW zusammen. Wir möchten Medienzentren ermutigen, die Kooperation mit denSchulen ihres Einzugsbereiches weiter zu entwickeln und eine systematische Bildungspartnerschaft einzugehen. Schulen möchten wir dabei helfen, den Bildungspartner Medienzentrum in ihre fachlichenLernmittelkonzepte zu integrieren und deren Potenziale für die Unterrichtsentwicklung und Aspekteindividueller Förderung zu nutzen. Medienzentren, die ihre vielfältigen, oft speziell auf Lehrpläne hinproduzierten Medien, ihr qualifiziertes Bildungsangebot und ihr Know-how im Bereich Medientechnikund -management auf die Anforderungen der einzelnen Schulen optimal abstimmen, leisten einenwichtigen kommunalen Beitrag zur Qualitätsentwicklung von Schule und Unterricht.“

dienbildung und Medienbereitstellung und damit auch die Tätigkeitsprofile der Einrichtungen. Das inzwi-schen weltweit zugängliche Medienangebot im Internet scheint nur auf den ersten Blick die Medienzentrenüberflüssig zu machen – gerade Schulen benötigen angesichts des immensen Wandels im Medienbereichkompetente ortsnahe Unterstützungssysteme, um guten Unterricht mit und über Medien gestalten zu kön-nen. Nötiger denn je ist das Vorhandensein kostengünstiger, flächendeckender öffentlicher Zugänge zuMedien, nötiger denn je auch die synergetische Vernetzung der verschiedenen Medienbildungsaktivitätenvor Ort.

Trotz beschränkter finanzieller Mittel erfüllen schon heute viele nordrhein-westfälische Medienzentren überdie Aufgabe der Medienversorgung hinaus als Institutionen für Beratung und Fortbildung, als Lern- undVeranstaltungsorte und auch als Zentren der Medienkulturarbeit einen weit gefassten Bildungsauftrag.Diese Rolle als lokale Unterstützungssysteme der Medienbildung gilt es zu erhalten und zu stärken!

Im Jahr 2009 haben das Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW und die drei kommunalen Spitzen-verbände Städtetag NRW, Städte- und Gemeindebund NRW sowie Landkreistag NRW die gemeinsame För-derung der Zusammenarbeit von Schulen und kommunalen Medienzentren vereinbart. In der gemeinsamenErklärung heißt es:

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III. Die Aufgaben

Kommunen, die sich den Herausforderungen der digitalen Revolution stellen, sehen sich einer Vielzahl vonAufgaben gegenüber. Im Bildungs- und Kulturbereich können die Medienzentren dabei zentrale Teilaufga-ben übernehmen.

Eine Umfrage unter den Kreisen und kreisfreien Städten Nordrhein-Westfalen hat im Herbst 2011 ergeben,dass die folgenden Aufgaben jeweils von der Mehrzahl (27 oder mehr) der Kreis- und Stadtmedienzentrenwahrgenommen werden:u Medienverleih für Schulen und außerschulische Einrichtungenu Online-Versorgung der Schulen mit Unterrichtsmedien durch EDMOND u Verleih von Technik für Präsentationen und aktive Medienarbeitu Beratung bei Medienkonzepten / Medienentwicklungsplanungu Beratung und Fortbildung von Lehrkräftenu Unterstützung von Medien-Projekten in Schulenu Unterstützung von außerschulischen Medienaktivitätenu Vernetzung der Medienbildung (vor Ort und mit überregionalen Partnern)

Mindestens jeweils zwei Fünftel der Medienzentren sind darüber hinaus auch auf folgenden Feldern tätig:u Beratung und Qualifizierungen im außerschulischen Bereichu Unterstützung der Lehrerausbildung (Studienseminare)

Ein Viertel aller Medienzentren übernimmt auch Technikservice und IT-Support für die Schulen.

Schon diese Aufzählung macht deutlich, dass Medienbildung nicht nur eine schulische Aufgabe ist. Sie be-ginnt vorher und bleibt auch danach Teil eines lebenslangen Lernprozesses. Kindertagesstätten, Jugend-und Bildungseinrichtungen in kommunaler und freier Trägerschaft sind daher neben den Schulen wichtigeOrte der Medienkompetenzvermittlung und damit Partner der Medienzentren.

Zielgruppenspezifisch betrachtet lassen sich die Aufgaben der Medienzentren den drei Bereichen vorschuli-sche, schulische und außerschulisch-kulturelle Bildung zuordnen.

Vorschulische BildungFrühkindliche Förderung und Bildung sind Investitionen in die Zukunft unserer Gesellschaft. Kinder kommenbereits sehr früh mit unterschiedlichsten Medien in Berührung. Fernsehen, Handy, Computerspiele und das

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In erster Linie sind die Eltern gefordert, ihre Kinder an den richtigen Umgang mit Medien heranzuführen.Damit sie diese Erziehungsaufgabe kompetent wahrnehmen können, brauchen sie aber professionelle Un-terstützung. Durch Beratungs- und Informationsangebote können die Medienzentren vor Ort ihnen wert-volle Tipps und Regeln für den Umgang mit Medien geben und ihnen neben den Risiken auch die Chancendurch hilfreiche Medienangebote erläutern.

Kinder tragen ihre Medienerfahrungen auch in die Betreuungseinrichtungen (KiTa, KiGa, Familienzen-tren...). Medien können bei kompetentem Einsatz den pädagogischen Alltag in Kindertagesstätten vielfältigbereichern. Gleichzeitig brauchen Erzieher/-innen Qualifikationen, um ihre Kinder behutsam und kritisch anMedien heranführen zu können, auch und gerade als Gegengewicht zur unkontrollierten medialen Reiz-überflutung, der diese in manchen Elternhäusern bereits im Vorschulalter ausgesetzt sind. Auch hier könnenund sollten Medienzentren wichtige Beratungs- und Qualifizierungsaufgaben für die Mitarbeiter/-innen vonBetreuungseinrichtungen in kommunaler und anderer Trägerschaft übernehmen, sowohl durch eigene Maß-nahmen als auch durch die Vermittlung von anderen Angeboten und Fachkräften.

Schulische BildungDer Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schulen erstreckt sich sowohl auf das „Lernen mit Medien“ alsauch auf das „Leben mit Medien“, sprich die eigenen Medienerfahrungen der Schülerinnen und Schüler, diederen Alltag heute in hohem Maße bestimmen. Die Vermittlung von Medienkompetenz, der Einsatz von Me-dien als Mittel der Veranschaulichung und die Nutzung der Medien in der Hand der Schülerinnen und Schüler

Internet nehmen in der kindlichen Lebenswelt schon einen breiten Raum ein. Eine kritisch-reflektierte Ver-mittlung von Lese-, Medien- und Informationskompetenz ist deshalb bereits im Vorschulalter pädagogischgeboten. Sie schließt Printmedien genauso ein wie audiovisuelle Medien und das Internet.

Medienwelten im Vorschulalter

„Der hat mir das weggenommen. Jetzt schlage ich zurück, wie bei Dragon Ball“ - laut Dr. Maya Götzeine typische Rechtfertigung im Kindergartenalter. Wenn der Fernseher läuft, findet immer auch Erzie-hung statt. Sendungen vermitteln Werte, positive wie negative, offen oder unterschwellig. Zum Bedau-ern vieler Eltern begeistern sich Fernsehanfänger auch für Zeichentrickserien, in denen die Helden Gewaltanwenden, um die Welt gegen das Böse zu verteidigen.

Quelle: http://www.eltern.de/kindergarten/erziehung/kinder-und-fernsehen.html?page=3

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als Werkzeuge selbstständigen Lernens sind schon heute Qualitätsmerkmale eines guten Unterrichts und da-mit auch einer guten Schule und werden es künftig noch stärker sein.

Um diesem doppelten Auftrag gerecht zu werden, benötigen Schulen und deren Lehrpersonal neben einerpassgenau auf die Anforderungen der schuleigenen Arbeitspläne abgestimmten, gut funktionierenden IT-Ausstattung didaktisch aufbereitete audiovisuelle Medien, die im Unterricht be- und verarbeitet werden können.

Nach § 79 des NRW-Schulgesetzes ist die Lehrmittelbereitstellung inklusive audiovisueller Medien ebensowie die Zurverfügungstellung einer „am allgemeinen Stand der Technik und Informationstechnologie orien-tierten Sachausstattung“ eine Pflichtaufgabe der kommunalen Schulträger. Sowohl aus urheberrechtlichenwie pädagogischen Gründen kann die Medienbereitstellung in Schulen auch künftig nicht von kostenlosen Internetangeboten wie Youtube oder MyVideo übernommen werden.

Aufgabe und Chance der Kreis- und Stadtmedienzentren ist es deshalb, im Verbund mit den anderen kom-munalen Medienzentren und den beiden Landesmedienzentren in NRW ein rechtlich abgesichertes und di-daktisch passgenaues Angebot an Unterrichtsmedien vorzuhalten und so nicht zuletzt den einzelnen Schulen

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Zur Zukunft der Medien-Verleihe

Kurz- und mittelfristig (für die nächsten 5 Jahre) wird es im schulischen Bereich (im vor- und außerschuli-schen sowieso) weiterhin einen Bedarf an physikalischen Medien geben. Dafür lassen sich drei Gründebenennen:

u die nach wie vor unzureichende technischen Anbindung/Ausstattung vieler Schulen: vor allem in Grund-schulen fehlen breitbandige Internetzugänge, Beamer und PCs in jeder Klasse,...

u die mangelnde technische und pädagogische Vertrautheit gerade älterer Lehrkräfte mit den neuenOnlineangeboten,

u das infolge der hohen Lizenzkosten der Medien und knappen Beschaffungsetats der allermeisten Me-dienzentren für eine schulische Vollversorgung noch unzureichende Online-Medienangebot.

Ob die Verleihe der Medienzentren langfristig ganz durch eine Online-Versorgung ersetzt werden kön-nen, hängt unter anderem von zwei Punkten ab:

1. der Frage, ob und wie dann die Versorgung der vor- und außerschulischen Bildungseinrichtungen mitBildungsmedien sichergestellt werden soll. Diese können bislang aufgrund lizenzrechtlicher Bestimmun-gen der Produzenten/Anbieter nur „offline“ mit Medien versorgt werden.

2. der Preisentwicklung im Bereich des schulischen Onlinemedienangebots. Bislang ist z.B. der Kauf vonOnlinelizenzen für Kurz- und Spielfilme (die im Unterricht eine wachsende Bedeutung haben), wegender hohen Preise und befristeten Lizenzzeiten kaum zu empfehlen.

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und Schulträgern Kosten zu sparen. Zielperspektive ist, einen möglichst großen Teil der Medien online be-reitzustellen, soweit dies finanziell, rechtlich und technisch möglich ist.

Deshalb haben die kommunalen Medienzentren in NRW gemeinsam mit den beiden landschaftsverbandli-chen Medienzentren seit 2004 mit EDMOND NRW ergänzend zu den etablierten Medienverleihen einen in-novativen Online-Mediendienst aufgebaut. Mit EDMOND können Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen Filme,Audiobeiträge und mehr per Mausklick direkt herunterladen. So wurde der Weg zu innovativen, schüler-und handlungsorientierten Lernformen gebahnt. Der Ausbau und Betrieb dieses bundesweit modellhaftenOnlinedienstes für Bildungsmedien ist und bleibt eine entscheidende gemeinsame Aufgabe der 53 Kreiseund kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen.

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Über die Lehrmittel- und Technikbereitstellung hinaus benötigen Schulen und deren Lehrpersonal heutekompetente Beratung und Qualifizierung in allen Fragen rund um das Lernen und Leben mit Medien.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat die Förderung der Medienkompetenz zu einem Leitprojekterklärt. Mit dem Medienpass NRW hat sie zusammen mit der Landesanstalt für Medien (LfM) und der Me-dienberatung NRW ein Angebot entwickelt, das Kinder und Jugendliche systematisch und altersgemäß me-dienkompetent macht und gleichzeitig Lehrerinnen und Lehrer bei der Vermittlung unterstützen kann. DieKompetenzbereiche des Medienpasses korrespondieren mit Fach- und Methodenkompetenzen modernerLehrpläne und erleichtern damit die Förderung von Medienkompetenz im Unterricht. Mit dem Medienpasskönnen Schulen ihre Unterrichtsentwicklung begleiten oder gar anstoßen – aktive Lernphasen in anregungs-reichen Lernumgebungen erfordern lern- und medienkompetente Schülerinnen und Schüler. Der Medien-pass hilft Schulen auf dem Weg zur Inklusion, weil durch die Kompetenzorientierung individuelle Lernwegeder Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit und Themensetzung unterstützt werden.

Um den Medienpass in ihrem Unterricht zu implementieren, benötigen Schulen intensive Beratung und Un-terstützung. Hier liegt – im Verein mit den örtlichen Kompetenzteams und Medienberatern - eine Schlüssel-aufgabe der kommunalen Medienzentren.

Die im Auftrag der Landesanstalt für Medien (LfM) erstellte Studie des Bremer Professors Andreas Breiter zurMediennutzung in den nordrhein-westfälischen Schulen zeigt, wie wichtig eine niedrigschwellige, fachspezi-fische und methodische Qualifizierung der Lehrkräfte zum Medieneinsatz im Unterricht ist. Genauso ist dieVermittlung von Wissen über die aktuellen Medienwelten der Schüler sowie deren Gefahren und auchChancen gefragt. Und last but not least brauchen Schulen und Schulträger eine umfassende Beratung imHinblick auf eine lernförderliche IT-Ausstattung.

Einen wichtigen Unterstützungsbeitrag für Schulen können Medienzentren auf dem Feld der Inklusion leis-ten: Die Bereitstellung barrierefreier Medien und einer geeigneten Technik-Ausstattung für einen differen-zierten und „inklusionsbewussten“ Unterricht sowie die Beratung und Fortbildung der Lehrkräfte undSchulträger auf diesem Feld ist eine zentrale Zukunftsaufgabe.

Außerschulische BildungIn der außerschulischen Jugendarbeit liegt ein großes Potenzial, den kreativen und kritischen Umgang mitMedien zu schulen, weil die zeitlichen Zwänge des schulischen Umfeldes dort nicht gegeben sind. Da offeneAngebote oft von Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen Milieus genutzt werden, sind sie auch einwichtiger Beitrag zur Chancengleichheit / Chancengerechtigkeit.

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Cybermobbing, Happy Slapping, Spielesucht, Abzockfallen, der unreflektierte Umgang mit persönlichenDaten und der illegale Download von audiovisuellen Medien gehören zum Erfahrungsfeld vieler Jugendli-cher. Mit Informations- und Beratungsangeboten sowie Projekten können kommunale Medienzentren hierin Kooperation mit Partnern wie dem Jugendamt oder der LfM der Aufklärung, der Gewaltprävention unddem Jugendschutz dienen. Recherchetrainings fördern die Informationskompetenz der Jugendlichen und er-höhen ihre Bildungschancen.

In Projekten zur Filmbildung können Beeinflussungen und Gestaltungsmöglichkeiten durch Medien bewusstgemacht und eigene kreative Medienbeiträge unter Berücksichtigung urheberrechtlicher Aspekte erstelltwerden.

Im Sinne des lebenslangen Lernens sind auch ältere Menschen zu einer wichtigen Zielgruppe der Medien-

Neue Medien für Senioren

Hier treffen sich Senioren in netter Atmosphäre, surfen im Internet und üben sich ungezwungen im Um-gang mit dem Computer. Auch bei Problemen mit dem eigenen Laptop, bei Fragen zur Digitalkamera,zum Navigationssystem oder Handy wird geholfen. Jeden Dienstag von 15.30 - 18.00 Uhr und am 2. Sonntag im Monat von 15.00 – 17.30 Uhr können Interessierte ohne Anmeldung vorbei schauen.

Quelle: http://www.myheimat.de/pattensen/freizeit/internet-treff-neue-medien-fuer-seniorend1301950.html

Lieblingsmedien Jugendlicher

Für gut neun von zehn Jugendlichen ist Musikhören (91 %) die wichtigste Medienbeschäftigung, dichtgefolgt von der Nutzung des Internets (86 %) und der Handynutzung (80 %). ... 46 Prozent nennenVideo- bzw. Computerspiele ... Den kleinsten Anteil der Nutzungszeit [im Internet] nimmt die Suche nach Informationen ein.Quelle: JIM-Studie 2010, http://www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf10/JIM2010.pdf, S. 15 und S.30

Solche und ähnliche Ankündigungen gehören mittlerweile in vielen Kommunen zu den etablierten Ange-boten in Veranstaltungskalendern. Ziel ist, ältere Menschen zu unterstützen, sich ein eigenes Urteil überdas Für und Wider der Nutzung neuer Technologien zu bilden, ihre Fähigkeit zur Selbsthilfe zu stärken

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und im Alter die Lebensqualität aufrecht zu erhalten. Online einkaufen, Fahrkarten buchen und Bankge-schäfte tätigen zu können, moderne Terminals, intelligente Wohntechnik und neue Fernseh- oder Radio-formate nutzen zu können, über Bildtelefon, E-Mails, Handy und SMS kommunizieren zu können, onlineBehördengänge erledigen, Informationen im Netz recherchieren und seriöse von unseriösen Internetange-boten unterscheiden zu können sind wichtige Aspekte einer aktiven, partizipierenden Lebensgestaltungbis ins hohe Alter.

Weitere Facetten kultureller Medienarbeit liegen in den Bereichenu Förderung der kulturellen Filmbildung, z.B. durch Kinderfilmfeste, Kinoveranstaltungen etc.u Entwicklung und Begleitung medienspezifischer Bildungspartnerschaften zwischen Schulen und Biblio-

theken, Museen, Volkshochschulen oder Kinos.u Beratung zu Bild-, Film- und Tondokumenten sowie Sicherung und Veröffentlichung des audiovisuellen

Kulturgutes vor Ortu Eigene lokale/regionale Film- und Fotodokumentationen

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IV. Medienzentren auf dem Weg zu Medienbildungsagenturen

Medien sind inzwischen im kommunalen Bildungs- und Kulturbereich so omnipräsent und die damit ver-bundenen Aufgaben so vielfältig, dass zahlreiche Institutionen vor Ort mit ihnen befasst sind: neben demMedienzentrum auch der lokale IT-Dienstleister, das Schulverwaltungsamt, das Jugendamt, die VHS, dieBibliotheken, die Museen, das Kompetenzteam, das Bildungsbüro, die Pressestelle, das Archiv und vieleandere mehr.

Die nachhaltige und systematische Erstellung und Umsetzung eines bereichsübergreifenden kommunalenMedienkonzepts für Bildung und Kultur bedarf einer adäquaten professionellen Organisationsstruktur, diedie Aktivitäten der einzelnen Akteure bündelt und vernetzt.

Die Etablierung einer koordinierenden Instanz, die im Sinne einer „Fachstelle für kommunale Medienbil-dung“ die Aktivitäten der einzelnen Akteure vernetzt und technisch versiert unterstützt, bietet die Chance,Doppelarbeit und Fehlplanungen zu vermeiden und Synergien zu nutzen. Kommunale Politik und Verwal-tung kann so vorausschauend planend und verbindlich langfristig die vielfältigen Herausforderungen der sichrasant wandelnden Informations- und Wissensgesellschaft aktiv in ihrer Kommune nutzen.

Die Medienzentren sind geborene Institutionen für die Wahrnehmung dieser Funktion. Als eine Säule derkommunalen Bildungsplanung können sie personelle, technische und finanzielle Ressourcen bündeln, um inAbstimmung mit der regionalen Bildungskonferenz Standards zum systematischen und qualitätsorientiertenUmgang mit Medien zum Wohle aller in der Kommune lebenden Bürger/-innen in jedem Lebensabschnitt zuentwickeln und zu implementieren.

Vier Servicefunktionen sollte eine solche Koordinierungsagentur übernehmen:u Beratungu Qualifizierungu Vernetzungu Qualitätssicherung

Zielgruppen der Dienstleistungen Beratung und Qualifizierung sind einerseits die genannten, mit Me-dienaufgaben vor Ort befassten Einrichtungen, andererseits – im Sinne einer Vermittlungsagentur – dieSchulen, Bildungseinrichtungen und interessierten Bürger/-innen selbst.

Ein Positionspapier

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Eine wichtige Rolle auf dem Feld der Beratung und Qualifizierung nehmen die vom Schulministerium mitüblicherweise einer halben Stelle freigestellten lokalen Medienberater/innen ein. Sie sind ausdrücklichauch mit der Unterstützung der Schulträger und Medienzentren betraut und bilden gewissermaßen daslebendige Bindeglied zwischen Medienzentrum und örtlichem Kompetenzteam für Lehrerfortbildung.Über die Person des Medienberaters/der Medienberaterin kann das Medienzentrum eine wichtige Brü-ckenfunktion zwischen kommunalem und staatlichem Unterstützungssystem von Schule übernehmenund insbesondere Schulleitungen, Schulaufsicht und das Schulverwaltungsamt in der pädagogischen und technischen Medienentwicklungsplanung und medienspezifischen Profilbildung der Schulen be-raten.

Das setzt voraus, dass die kommunalen Sachaufwandsträger der Medienzentren den Wert der „Landesres-source Medienberater“ für den eigenen Bildungsstandort angemessen zu schätzen wissen und entsprechendeine adäquate Infrastruktur im lokalen Medienzentrum für ihn bereitstellen.

Die Dienstleistung der Vernetzung sollte neben den örtlichen Partnern auch die Knüpfung und Pflege einesNetzwerks mit regionalen und überregionalen Einrichtungen umfassen, die den Erwerb und die Förderungvon Medienkompetenz unterstützen, beispielsweise der beiden landschaftsverbandlichen Medienzentren imRheinland und Westfalen-Lippe, die Medienberatung NRW, die LfM, die Landeszentrale für politische Bil-dung, Studienseminare, Hochschulen, u.a.m. Die Koordinierungsstelle macht deren Dienstleistungen vor Ort bekannt und verfügbar.

Eine wichtige Teilaufgabe ist in diesem Zusammenhang die Sichtung und Verbreitung von bestehenden Ma-terialien und finanziellen Fördermöglichkeiten auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene zur Medienbil-dung, die Initiierung der Beteiligung an überregionalen Modellprojekten und der Transfer von gutenBeispielen aus anderen Regionen in die eigene Kommune.

Die Qualitätssicherung der kommunalen Unterstützungssysteme sollte sich an Qualitätssicherungs- undZertifizierungsverfahren orientieren, die zum Beispiel im Bereich der Bibliotheken und Weiterbildungseinrich-tungen bereits etabliert sind. Bei ihrer Adaption auf das Feld der Medienbildung sind insbesondere die bei-den landschaftsverbandlichen Medienzentren gefordert. Einen wichtigen Teilbereich der Qualitätssicherungbildet die Personalentwicklung durch differenzierte Weiterbildungsangebote für die unterschiedlichen Tätig-keitsfelder in Medienzentren.

Medienbildung ist gemeinsame Zukunftsaufgabe!

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V. Quintessenz

Ohne funktionierende kommunale Unterstützungssysteme werden in Zukunft ein erfolgreiches Lernen mitMedien und die Förderung von Medienkompetenz nicht möglich sein. Geboten ist deshalb die Weiterent-wicklung der Kreis- und Stadt-Medienzentren zu modernen kommunalen Medienbildungsagenturen für alleSchulträger und alle Bildungs- und Kultureinrichtungen. Gerade in den Kreisen brauchen kleine Schulträgerfür die Wahrnehmung ihrer Medienaufgaben die Hilfe der Kreise. Viele Unterstützungsangebote müssenund können von den kreisangehörigen Gemeinden nicht einzeln vorgehalten werden: dazu zählen nebenGeschäftsstellen der Regionalen Bildungsnetzwerke auch und besonders die Medienzentren. Sie weiterzu-entwickeln ist eine Investition in die Zukunft, deren Finanzierung letztlich allen Kosten spart.

Ein Positionspapier

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