Medienethik
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05 Medienethik Folien + Reader
Ethisch fragwürdige Beispiele in den Medien1. Big Brother (Mediennormalität oder Menschenverachtung?)2. Call of Duty (Geschäft mit Frust der Menschen oder nur ein „Spiel“?)3. Satire (Freiheit der Satire oder Verunglimpfungen von Religion, Politik etc.?)4. Bunte Pullis für Sterbende(Provokation oder Kunst?)
Allgemeine Ethik: Wissenschaftliche Beschäftigung mit Genese (Entwicklung) und Anwendung (Praxis) von Normen („Moralen“)
Angewandte Ethik: Sie beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Idealnormen (Philosophie) und den Regeln des praktischen Handelns (v.a. Recht und Politik. Beide kollidieren, angewandte Ethik beschäftigt sich also mit Normenkonflikten
Ethik Moral - Wissenschaft von der Moral (befasst sich z.B. mit den Fragen der Verantwortung, untersucht sie und stellt Regeln/Prinzipien auf)
- „Reflexionstheorie der Moral“ (nach Luhmann) versucht moralische Urteile oder Berufsnormen rational zu begründen
- reflektiert diese moralischen Normen und deren Begründung
- praktische Umsetzung der Regeln/Prinzipien (im Alltag und Beruf)
- nennt die Normen, die Handeln anleiten und behauptet, dass sie gelten sollen
3 Arten von Ethik:1. Normative Ethik (stellt Prinzipien für gutes Handeln auf)2. Deskriptive Ethik (empirische Ethik; erkennen/beschreiben/erklären von moralischen
Phänomenen3. Meta-Ethik (Sprache und Logik)
Medienethik: bezieht sich auf einen speziellen Bereich verantwortlichen Handelns und bezeichnet die ethische Reflexion der Handlungsnormen im Bereich der medienvermittelten Information und Kommunikation
Teilbereiche der Medienethik:1. ME beschäftigt sich mit...Struktur und Funktion des Mediensystems
Gesetzmäßigkeiten und Wertpräferenzen2. ME als Ethik der Produkte
Kritische Beurteilung der Inhalte und Formen im Mediensystem3. ME als Ethik der Produzenten
ME betrachtet Grundlagen journalistischen Handelns als Berufsethik Einzelner und die ethisch relevanten Rahmenbedingungen, die von Institutionen im Mediensystem als Organisationsethik geschaffen werden
4. ME als Ethik der Rezipienten ME betrachtet die Möglichkeiten und Gefährdungen einer Verantwortlichen Nutzung
des medialen Angebots und Betonung der ethischen Relevanz der Vermittlung von Medienkompetenz
Medienethik als Frage nach Verantwortung Verantwortung: alltäglicher Begriff, der Ethik und Moral vereint Max Weber prägte den Begriff der Verantwortung im Bezug auf Ethik
z.B. Verantwortung gegenüber der natürlichen Umwelt (künftigen Generationen soll die Umwelt auch als Lebensraum zur Verfügung stehen) Sozialverantwortung
im Medienbereich: Streit um Frage nach Verantwortung der Handlungsträger (Produzent, Institution, Struktur des Mediensystems?)
Prinzip der Verantwortung (Hans Jonas, 1979) Grundthese: Unter Einfluss moderner Technik verändert sich das menschliche Wesen
4 Teilfragen zu Verantwortung(1) Handlungsträger – Wer trägt Verantwortung?(2) Handlung – Wofür trägt er Verantwortung?(3) Betroffene – Wem gegenüber trägt er Verantwortung?(4) Instanz – Wovor muss er sich verantworten?
Ethische Argumentationsebenen(1) moralisch-ethische Urteile
das Foto des toten Uwe Barschel in der Badewanne hätte nicht abgedruckt werden dürfen(2) allgemeine Regeln von beschränkter Reichweite
Bei der Beschaffung von Nachrichten, Informationen und Bildern dürfen keine unlauteren Methoden angewandt werden, Bsp. Einbruch zur Bildbeschaffung (Ziffer 4 im Pressekodex)
(3) ethische Prinzipien u.a. die Anerkennung der Personalität jedes Menschen, das Prinzip der Gerechtigkeit,
Menschenrechte (4) ethische Theorien
mit ihnen werden die ethischen Prinzipien als Gesamtsystem begründet und strukturiert Bsp.: Medienethik als Verantwortungsethik
Diskursregeln einer allgemeinen Kommunikationsethik (nach Habermas) Logik und Konsistenz Wahrhaftigkeit und Argumentativität Fairness
Gleichberechtige Anerkennung aller Teilnehmer Transparenz (Angabe der Quellen) Offenheit Freiheit von äußeren Zwängen
Moralbegründungen
Religiöse (transzendentale) Begründung
Glaube Rücksichtnahme auf religiöse Überzeugung anderer (Handeln nach religiösen Grundsätzen)
Deontologische Begründung Grundwert Respekt vor Gefühlen anderer, verbindlich festgelegt, auch in PressekodexBsp.: Grundgesetz
Utilitaristische Begründung Allgemeiner Nutzen
Handlungen sollen größtmöglichen Nutzen für die größtmögliche Anzahl von Menschen haben
Egoistische (=Selbsterhaltungs-) Begründung
Eigene Interessen Eigener Vorteil wird angestrebtBsp.: mit kritischem Artikel verschlechtern sich die Chancen auf beruflichen Aufstieg
Prinzip der Verantwortung (Hans Jonas)
Es gibt 3 Ebenen der Verantwortung (dort müssen meine Handlungen verträglich sein): 1. Einzelverträglichkeit 2. Sozialverträglichkeit 3. Umweltvertäglichkeit des Handelns
Konzepte zur Konfliktlösung
Hierarchisierung der Normen
Klassischer Ansatz Je nach Blickwinkel stehen unterschiedliche Normen an der Spitze
Problem: autokratische Normenbegründung
Begrenzung der Geltung von Moralen
Liberaler Ansatz Regionale, zeitliche und strukturelle BegrenzungenBsp.: Aufmerksamkeit ist das Höchste (was ist mit Menschenwürde?)
Problem: Grenzziehungen können sehr willkürlich sein
Sonder-/Berufskodizes
Industriegesellschaftlicher Ansatz
Bsp.: Ich muss das Leben schützen und verlängern (Sterbehilfe?)
Problem: Kollision zwischen allgemeiner Moral und Berufsmoral schaffen Legitimationsprobleme
Universalisierung moralischer Sätze
Ansätze für Globalisierung und Zivilgesellschaft
Bsp.: Menschenwürde (oder doch erst Grundbedürfnisse?)
Problem: Verallgemeinerung von Werten geht nur um den Preis ihrer Abstraktion
Empirische Analyse der Motive und Funktionsabläufe
Angelsächsische Tradition
Bsp.: Was/wem dient die Handlung (Gemeinwohl-Profit)
Problem: Wie begründet man, dass die Normen allgemein gelten sollen
Synchronisation der Berufs- bzw. Sonderethik
Ansätze für werteplurale, komplexe Zivilgesellschaften
Auf Boden der Grundwerte (Basiskonsens)Bsp.: Aktualität – Wahrheit, Öffentlichkeit - Persönlichkeitsschutz
Problem: Aufwändiges, anspruchsvolles Verfahren, das Normenanalyse und Professionalität verlangt
Ethische Spannungsfelder in der Medienkommunikation
In der medialen Kommunikation existieren mehrere Werte- und Normensysteme Sie sind nicht deckungsgleich Aber gleichzeitig gültig
Widersprüchliche Zielnormen erzeugen Spannungsfelder
Relevante Wert- und Normensysteme des Medienhandelns (Spannungsfelder)
1. Medialer Kommunikationsmodus Öffentliche Kommunikation (allgemeines Interesse, Prangerwirkung/Bloßstellen) Indirekte (vermittelte) Kommunikation Disperses Publikum (Wünsche/Bedürfnisse nur begrenzt und abstrakt bekannt) Spezifika der Mediengattungen und –typen
2. Systematische Funktionszuschreibungen (Bildung, Unterhaltung) Bsp. Journalismus (demokratietheoretische Aufgaben wie Information und
Meinungsbildung; gesellschaftspolitische Funktionen wie Integration, Mobilisierung und Nutzwert)
Meritorische Funktionen [Meritorik: Lehre vom allgemeinen (ökonomisch nicht rentablen) Gut wie Bildung, Gesundheit]
3. Ökonomische Imperative (als Wettbewerb) Mediensystem (Duales System, Koppelung an Werbefinanzierung) Mehrwertbestreben (Privatwirtschaft: Wachstum/Rendite und rechtliche Schranken wie
Kartellrecht) Machtstreben (Unternehmermentalität, Konzernmanagement)
4. Kommunikationswünsche des Publikums Partizipationswünsche (Sozialität) Kompensationswünsche (Entschädigung für Mühen der Rezeption) Versicherungswünsche (Minderung von Unsicherheit und Ungewissheit) Kontemplationswünsche (Gedankliche und emotionale Verbundenheit mit der Welt)
5. Berufsrolle (deutlich beim Journalisten zu sehen) Traditionen (Herkünfte) Berufsorganisation (Rollenselbstverständnis) Professionalisierung des Handwerks (Ausbildung) Selbstkontrolle (als Ausdruck der Professionalisierung)
6. Individuelle Einstellungen Selbstbilder und –wünsche Sozialisation Berufsperspektiven Persönlichkeitsstruktur