Medienkultur und Ästhetik

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  • 8/9/2019 Medienkultur und sthetik

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    12 Medienkultur und sthetik

    Mediensthetik (womit beschftigt sie sich?) Mediensthetik-Debatte geht aus der Kunst- und Philosophie-Debatte hervor: aus Dramatik/Dramentheorie, Epik/Romantheorie, Erzhltheorien, Philosophie

    und Kunstgeschichte. sthetik ist Teil dieser Theoriediskurse. Aufteilen in drei Begriffsfelder:

    1. Medienbegriff2. Kunstbegriff3. sthetikbegriff

    Entwicklung von Mediensthetik Seit 18. Jh.: sthetik als allg. Mglichkeit der Erkenntnis im Zuge der Aufklrung: sthetik wird mit Wirkung zusammengebracht Wirkungssthetik

    1. klassische sthetik: Bsp.: Verhltnis Kunstschnes Naturschnes

    Naturschnes ist die erste Existenz des Schnen (Hegel)

    2. Neuere sthetische Themen: normative sthetik Seit Erwin Panofsky: Style and Medium in the Motion Pictures (1936):

    Klassifikationssysteme zur Bestimmung dessen, was schn, wasKunst sei. Symmetrie, Rckgriff auf antikes Schnheitsideal,Proportionen. Renaissance als ideale Mischung aus quasi-naturwissenschaftlicher Systematisierbarkeit und Naturtreue.

    3. moderne sthetik Zu den Kategorien des Schnen, Erhabenen und der Erziehung hin zu

    einem Ideal kommen in der Moderne die Kategorieno des Hsslichen (und dessen soziale Aspekte): Negation des Schnen,

    antifeudaler Charaktero der (De-)Konstruktion: die einzig mgliche Gestalt des rationalen

    Moments am Kunstwerko der Technik: hat in den Funktionalismus gefhrto des Funktionalismuso der Offenheit: Kunst mssen nicht immer geschlossene/verpackte

    Dinge seino der Gesellschaft und der Dialektik

    Kernfragen: Autonomie (Kunst behauptet eineAutonomie/Eigengesetzlichkeit gegenber dem nichtsthetischen

    Geschehen) und Negativitt (Kritik an Kunst, die konomisiert/kommerzialisiert, instrumentalisiert wird)

    Auseinanderfallen der (idealistisch so konstruierten) Einheit von Kunst-Pro- und -Reproduktion

    Zunehmend medialisierte Kunst, Kunst wird kommerzialisiert Alles wird immer technisierter: Offenheit, man soll offen fr Neues sein

    (nicht immer Altgewohntes)

    4. postmoderne sthetik alle Lebensverhltnisse sind medial-knstlerisch durchdrungen Anknpfung an die Avantgarde der 1920er Jahre (Moderne): Collage,

    Montage, Fragment, Kombinatorik, Dekomposition erst in Postmoderne wegen erweiterter technologischer Mglichkeiten Vermischung von Medien-Kultur und Kunst-Werk

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    Formensprache der Kunst ist zu einem Selbstbedienungsladen fr Zitatund Pastiche geworden (und das wird als positiv verstanden)

    5. Post-postmoderne sthetik Verschiebung des Diskurses in Richtung medienspezifisch sthetischer

    Phnomene: Kunst wird selbstreflexiv (reflektiert ihre eigenen medialen Bedingungen) postmoderne Phnomene: z.B. Big Brother, Star Search

    Dazu gehren: cross-mediale Vernetzung, Transformation als sekundreMedialisierung Digitale Manipulation/Erschaffung nicht nur von Bildern einzelner

    Personen und Gegenstnde sondern ganzer Welten (Second Life)

    4 kulturelle Syndrome (nach Triandis 1994) Kulturelle Syndrome: Muster aus berzeugungen, Haltungen, Selbst-

    Definitionen, Normen und Werten in einer Gesellschaft Dieses Muster ist nicht statisch Muster befindet sich durch (kollektive) Handlungen und Erfahrungen (der

    Gesellschaft) in stndiger Vernderung Beispiel: Medien-Kultur

    1. Das Komplexitts-Syndrom: Es gibt komplexe und weniger komplexe Kulturen in Hinsicht auf ihre

    Differenziertheit und auf die Beziehungen in (kleineren, greren) Gruppen (z.B.Familien)

    Beispiel: Indianer-Kultur/ Eskimo-Kultur vs. US-Kultur

    2. Das Individualismus-Syndrom: In der Kultur wird individuell Handelnden ein grerer oder kleinerer Spielraum

    zugestanden. Beispiel: der freie Westen (Individualitt wird hier als besonders wichtig

    angesiedelt)

    3. Das Kollektivismus-Syndrom: Kulturen messen der Konformitt (Einheitlichkeit) groes Gewicht zu Gegensatz zum Individualismus-Syndrom (Konformitt als Gegensatz zurIndividualitt) Man spricht von horizontaler oder vertikaler Konformitt. Beispiel (Gesellschaftsebene): DDR Vom Ich zum Wir (gleiche

    Chancen/Mglichkeiten, aber auch gleich sein mssen)

    Beispiel (Unternehmerebene): Unternehmens-Kultur: Sony, Siemens, UPS Unternehmen unterliegen bestimmten Philosophien:Unternehmenskollektivismus (z.B.

    Lnge des Bartes festgelegt)

    4. Das Tightness- (Enge-)Syndrom: Verhaltensweisen werden eng durch Werte und Normen vorgegeben (enge

    Grenzen) Konfligierende Haltungen/Handlungen werden sanktioniert oder toleriert Korrelation mit der Homogenitt einer Kultur:

    je hnlicher die Gruppenmitglieder, desto enger die Normen

    Publikum- und kulturbasierte Theorien S-R-Theorien

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    o Der mediale Stimulus hat die Macht, ein Individuum direkt zubeeinflussen.

    Zwei- oder mehrstufige Theorieno Meinungsfhrer(opinion leaders) und (mediale) Schleusenwrter(gate

    keepers) wird der mediale Stimulus verbreitet. Macht liegt beim Stimulusund auf den verschiedenen Stufen

    Re-Integration von interpersonalen in Publikums-Theorien Th. d. soz. Interaktion Spieltheorien

    Publikums- oder Kultur-basierte Theorieno Wie steuern Publikumsbedrfnisse und/oder kulturelle Spezifika (Werte,

    Strukturen) die Auswirkungen medialer Kommunikation?

    Uses&Gratifications-Approach/Nutzen-Ansatz Was suchen Menschen in Medien-(inhalten)? Welchen Nutzeffekt und welche

    Gratifikationen (= Befriedigung von Bedrfnissen) suchen sie? Die Macht liegt beim Nutzer, nicht beim Medium oder dem Medieninhalt. Nutzer suchen sich aktiv ihre Inhalte und letztlich damit auch Medieneffekte

    aus; sie fangen etwas damit an. Medieninhalte und -strukturen knnen an sich noch nicht vorausbestimmen,

    welche Gratifikationsmuster(Befriedigung von Bedrfnissen) Nutzer aus ihnenentnehmen

    Grundannahmen:o Nutzer sind aktiv und zielgerichtet.o Nutzer wollen mit Hilfe der Medien(inhalte) persnliche Bedrfnisse

    befriedigen.o Als Mittel der Bedrfnisbefriedigung stehen die Medien in Konkurrenz zu

    anderen (nichtmedialen) Mitteln (z.B. Sport treiben).

    Kultivationshypothese (George Gerbner 1990)

    Fragen:o Welche Prozesse, Einflsse und Begrenzungen liegen der Produktion von

    massenmedialen Inhalten zu Grunde und beeinflussen sie?o Welches sind die dominanten, aggregierten Muster aus Bildern,

    Informationen, Fakten, Werten und Lerninhalten, die in medialen Inhaltenzum Ausdruck kommen?

    o Welches ist der eigenstndige Beitrag zur Wahrnehmung der sozialenRealitt beim Publikum, den diese medialen Informationen leisten? Grundannahme:

    o Wichtiger als der Einfluss von Medien (-inhalten) ist, wie die Medienlangfristig die Regeln beeinflussen, nach denen Menschen Wirklichkeitdefinieren und ihre sozialen Erwartungen ausrichten.

    Gerbner (1990) unterscheidet zwei Arten der Kultivation

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    Vorteil:o medial induzierte Prozessekommen bergreifend in den Blick.

    Nachteil:o empirischer Nachweis schwer, weil sich die Variable Medien nicht so

    einfach aus dem Kontext anderer Variablen herauslsen lsst und damitdie Medien verantwortlich gemacht werden knnen

    Cultural-Studies-Ansatz Grundannahmen:

    o Die Untersuchung der Kultur als eines Gesamtsystems ist ntigo Daher kann man auch nicht zwischen Kommunikation und

    Massenkommunikation unterscheiden.o

    Die Sprache spielt bei der Ausformung der Kultur und ihrer menschlichenEinrichtungen eine zentrale, historische Rolle. Bei der Beschreibung medialer und sozialer Machtverhltnisse werden

    werthaltige, kritische bis marxistische Positionen eingenommen Es werden weniger Prognosen vorgenommen, sondern die Diagnose der medial-

    kulturellen Gegebenheiten steht im Vordergrund.

    Dependenz-Theorien Interpendenzen: Alles hngt mit allem zusammen: Untersucht werden daher die

    Interdependenzen zwischen Medien, Publika und Sozialstrukturen. Dependenzen (=Abhngigkeiten):

    o kognitive (= verstandesmige),o affektive (=gefhlsmige) undo Verhaltens-Abhngigkeiten von Medien

    Kultivation erster Ordnung Kultivation zweiter Ordnung

    - Annahmen ber die Wirklichkeitwerden direktvon medialen Inhaltenbeeinflusst.- z.B.: Eine Hufung von Berichten berdieglobale Klimavernderung hat zur

    Folge, dass Menschen diese Hypothesebernehmen.

    - findet auf einer symbolischen Ebenestatt: ein Verstndnis-Transfer vomgehuften Auftreten konkreterEinzelflle hin zu einer Generalisierung(Annahme eines Gesetzes); induktiveKultivation

    - z.B.: Fremdgehen/Ehebruch inSerien,Filmen, Dokumentationen, Nachrichten soziales Gesetz, Fremdgehen istnormal