MEDIENSPIEGEL Kurzform D -  · Robert Walker Architekt rollesquartier, in dem er seit sechs Jahren...

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Pressespiegel 2008 Belluard Belluard Bollwerk International 2008 CP214-CH-1701 Fribourg t +41 26 321 24 20 www.belluard.ch Presse D: Sibilla Semadeni [email protected] Presse F: Clara Ouchène [email protected] Auszug

Transcript of MEDIENSPIEGEL Kurzform D -  · Robert Walker Architekt rollesquartier, in dem er seit sechs Jahren...

Pressespiegel 2008

Belluard Belluard Bollwerk International 2008CP214-CH-1701 Fribourg

t +41 26 321 24 20 www.belluard.ch Presse D: Sibilla Semadeni [email protected]

Presse F: Clara Ouchène [email protected]

Auszug

Bollwerk-Festival will näher zum PublikumDas Internationale Bollwerk-Festival soll unter der neuen Direktorin Sally de Kunst freiburgischer werden, Erster Ausdruck davon istder diesjährige Wettbewerb «Mis-Guided», Die ausgewählten Künstler weilten am Wochenende in Freiburg.

CAROLE SCHNEIJWLY

Eine kleine grüne Insel aufeiner erhöhten Plattformmitten in der Stadt, «Altare»mit Geschenken für fremdeMenschen oder der Touri-stenzug «Tschou Tschou» aufAbwegen: So etwa sehen dieProjekte aus, welche die Ver-antwortlichen des Interna-tionalen Bollwerk-FestivalsFreiburg im Rahmen des die-sjährigen Wettbewerbs «Mis-Guided» ausgewählt habenund die während des Festi-vals umgesetzt werden.

«Viele Leute haltendas Bollwerk-Festival

fälschlicherweisefür zu schwierigoder zu schräg.»

Saily de KunstDirektorin

Dass der Wettbewerb aus-drücklich auf Freiburg ausge-richtet war, kommt nicht vonungefähr: «Ich möchte das Pu-blikum und speziell das Frei-burger Publikum stärker in dasFestival einbeziehen», so dieneue Direktorin Saily de Kunst.Die Belgierin erhofft sich da-von nicht zuletzt einen Image-wandel: Das Bollwerk-Festivalwolle sich als offen und zu-gänglich präsentieren. «VieleLeute halten das Festivalfälschlicherweise für zuschwierig oder zu schräg.»

Idee aus England

Hinter «Mis-Guided» stehtdas britische Künstlerkollek-tiv Wrights & Sites. Die vier-köpfige Gruppe erfand 2003für ihre Heimatstadt den«Exeter Mis-Guide», einenStadtführer, der einen unge-wohnten und fantasievollenBlick auf die Stadt ermög-lichte. Seither waren Wrights& Sites mit vergleichbarenProjekten in Städten auf derganzen Welt zu Gast.

Auch bei der Freiburger Ver-sion sind die Mitglieder desKollektivs hautnah dabei. Ver-gangene Woche trafen sie sichin Freiburg zu einem Arbeits-wochenende mit den ausge-wählten Künstlerinnen undKünstlern (siehe Kasten).

Ein Quartier im WandelEiner, dessen Projekt ausge-

wählt wurde, ist der ArchitektRobert Walker. Walker arbeitetzur Hälfte als Denkmalpflegerund zur Hälfte als Journalistmit Fachgebiet zeitgenössi-sche Architektur. Diese beidenStandbeine hat er, zusammenmit seinem Interesse für dieFotografie, im Projekt «Gestern- heute - morgen» vereint: Ernimmt die Besucher mit aufeinen Rundgang durch das Pe-

«Manchmal hat einhässliches neues Haus

mehr Bezug zu derStrasse, an der es steht,als ein schönes altes.»

Robert WalkerArchitekt

rollesquartier, in dem er seitsechs Jahren wohnt. Jeder Be-sucher erhält einen sogenann-ten Stereoviewer, mit dem erbei jedem Halt dreidimensio-nale Bilder des jeweiligenStandortes betrachten kann,wie er sich «gestern», «heute»und «morgen» präsentiert.

Der Rundgang führt vor Au-gen, wie sich das Quartier seitden Achtzigerjahren veränderthat. «Es geht mir darum, dieseProzesse bewusst zu machen»,erklärt Walker. «Mein Ansatzist nicht nostalgisch, sondernwertneutral.» Es gehe wenigerum die Ästhetik der Häuser alsum die Veränderungen undum deren Bezug zum öffentli-chen Raum. «Manchmal hatein hässliches neues Hausmehr Bezug zu der Strasse, ander es steht, als ein schönes al-tes», so der Architekt.

Nicolas Galeazzi geht in sei-nem Projekt «Une botte pourFribourg» nicht von bestehen-den Orten aus, sondem von sol-chen, die er selber schafft. Derin Bern geborene und heutehauptsächlich in Berlin wohn-hafte Künstler befasst sich re-gelmässig mit dem Spannungs-feld zwischen Urbanismus undGesellschaft. Für sein Freibur-ger Projekt macht er die ver-

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BOLLWERK-FESTIVAL FREIBURG

Stadtführungeri deretwas anderen Art

Die neue Direktorin des Kunst-festivals Belluard Bollwerk In-ternational in Freiburg, Saily DeKunst, hat gestern das Pro-gramm der 25. Ausgabe bekanntgegeben. Zu sehen sind vom 24.Juni bis 5. Juli19 Projekte, darun-ter fünf Schweizer Premieren.Das Bollwerk-Festival zeigt un-konventionelle und innovativeProjekte aus den BereichenTheater, Tanz, Musik, Perfor-mance, Film, Installation sowieIntervention im öffentlichenRaum. Präsentiert werden. dieProduktionen im Belluard Boll-werk - dem Herz des Festivals -und neu auch im KulturzentrumAncienne Gare.Führungen im ZugEin Höhepunkt des Festivals istdie Projektreihe «Mis-Guides»des britischen Künstlerkollek-tivs Wrights & Sites. Ziel dieserReihe ist es, den Besuchern dieStadt Freiburg völlig neu zu er-schliessen. So offeriert das Pro-jekt «Tschou-Tschou» geführteRundgänge im Zug. Führer istder Freiburger Alexander Hana.

Neben Eigenproduktionenpräsentiert das Festival fünf

Das Bollwerk-Festivalin Freiburg wartet mitunkonventionellen undinnovativen Projekten ausdem In- und Ausland auf.

Schweizer Premieren. Der in Ber-lin lebende Christian Hasuchahat auf der Place de la Gare «DieInsel», eine Drehscheibe mit ei-nem grasbewachsenen Hügelinstalliert. Der ebenfalls in Ber-lin lebende Harun Farocki zeigtdie Videoinstallation «DeepPlay» - eine Reflexion über dasThema Fussball, die zeigt,. wassich hinter einer Sportübertra-gung alles verbirgt. Erstmals in.4er Schweiz ist das Theaterpro-jekt «L'effet de Serge» des PariserKünstlers Philippe Quesne zu se-hen. Dem Tanz widmet sich dasBrüsseler Duo Tarek Halaby &Sue-Yeon Youn. Ihre Produktionheisst «Love.death. My life withTing-Yu. Oh wait, 1 am you». Derin Hongkong lebende Choreo-graf Dick Wong schliesslich er-forscht in seiner Performance«B.O.B.*@Fribourg» verbale undkörperliche Übersetzungs- undInterpretationssysteme.

In Freiburg zu sehen sindArbeiten aus aller Welt. Aus derDeutschschweiz mit dabei istMichel Schröder und seinekraut...produktion. SDA

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Belluard ist, wenn die Direktorinihren Coiffeur zum Festival einlädtVom 24. Juni bis zum5. Juli findet in Frei-burg die 25. Ausgabedes Belluard BollwerkInternational statt.Am Dienstag hat dieneue Direktorin Sallyde Kunst das Pro-gramm des Kunst-festivals vorgestellt.CAROLE SCHNEUWLY

Das Internationale Bollwerk-Festival Freiburg (BBI) bleibtauch unter der Leitung derBelgierin Sally de Kunst multi-disziplinär, experimentier-freudig, vielseitig und ver-spielt. Verschiedene Projektesollen dafür sorgen, dass dasFestival freiburgischer unddamit für ein breiteres Publi-kum zugänglich wird. Ein be-sonderes Augenmerk liegt aufden deutschsprachigen Besu-cherinnen und Besuchern.Insgesamt setzt sich das Pro-gramm 2008 aus 19 Projektenaus acht Ländern zusammen,darunter elf Eigenproduktio-nen und fünf Schweizer Pre-mieren.

Neue Blicke auf FreiburgEin Schwerpunkt der 25. Aus-

gabe sind die sechs selektio-nierten Beiträge des diesjähri-gen Wettbewerbs. Dieser stehtunter dem Patronat des briti-schen Künstlerkollektivs

Wrights & Sites. In ihrem Pro-jekt «Mis-Guided», mit demsie bereits auf der ganzen Weltzu Gast waren, geht es darum,eine Stadt auf neue Art zu ent-decken. In Freiburg werdendies Kunstschaffende ausFreiburg, Zürich, Berlin undLondon tun, mit Ideen, dievon einer grünen Insel auf ei-ner Plattform vor dem Bahn-hof bis zum Touristenzug«Tschou Tschou» auf einer un-gewohnten Strecke reichen(siehe FN vom 29. April).

Regional verankert ist eben-falls das Projekt «ComplaintsChoir»: Die Idee des Klage-chors kommt aus Finnlandund vereint die Klagen undBeschwerden der Bevölke-rung zu einer Komposition,die am Ende von einem Ad-hoc-Chor aufgeführt wird. DieFreiburger Version steht unterder musikalischen Leitungdes Genfer Musikers Polar.

Ohne Fussball geht es nichtDamit das Festival nicht nur

freiburgisch, sondern auchein bisschen belgisch wird,hat Sally de Kunst ihren kunst-verständigen Coiffeur ausBrüssel eingeladen: Fred Sa-mier öffnet während des Fes-tivals einen mobilen Coiffeur-salon, in dem die Besucherin-nen und Besucher über Kunstund Kultur im Allgemeinenund über das BBI im Besonde-ren diskutieren können,während sie sich fachkundigfrisieren lassen.

Wer während der Euro 08ein Kulturfestival veranstaltet,kommt um das Thema Fuss-

ball nicht herum. Im Bollwerkwird am 29. Juni das Finalspielübertragen. Schon ab dem 27.Juni ist ausserdem die Instal-lation «Deep Play» des Berli-ners Harun Farocki zu sehen,welche Szenen des FinalspielsderWM 2006 verarbeitet.

Von Farocki ist auch derFilm «Die Schöpfer der Ein-kaufswelten» über die Pla-nung moderner Einkaufszen-tren.

Theater, Tanz, MusikWeiter stehen verschiedene

Theaterproduktionen auf demProgramm, darunter das Stück«Schlachtplatten Fribourg» derGruppe krautproduktion umden Zürcher Regisseur MichelSchröder. Die Produktion ist ei-ne etwas andere Auseinander-setzung mit der Schweizer Ge-schichte, auf Deutsch, Althoch-deutsch, Schweizerdeutschund Französisch.

Tanz gibts mit dem BrüsselerDuo Tarek Halaby und Sue-Yeon Youn und mit Dick Wongaus Hongkong. Die musikali-schen Beiträge liefern das Wie-ner Gemüseorchester, das aufInstrumenten aus frischem

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Gemüse spielt; tRaf und Flixir,zwei Gruppen aus Wien undaus Zürich, die im Iahmen desBBI erstmals ihre elelaroakus-tischen F.infhlie vereinen; Undschliesslich die hernisch-berli-nerische Formation Bonapatle,die mit ihrer «Circus Show» dasFestival abschliessen wird.

25 Jahre BBI:Blick voraus anstatt zurück

nstatt zum 25-jährigenBestehen des BBJ einiostalgisches Fest zu

feiern, blickt Direktorin Sailyde Kunst lieber in die Zu-kunft, Spezielle Feierlichkei-ten seien nicht geplant, sagtesie. Man habe die Kräfte lie-ber auf Neuerungen konzen-triert, wie den neuen In er-

net-Auftritt oder das neueLogi. Neu ist auch, dass (las8131 neben dem Bollwerk einzweites Zentrum im AltenBahnhof gefunden hat, wosich nicht nur die Büroräumebefinden, sondern wo auchverschiedene Verunstaltun-gen stattFinden werden. Sofindet sich hier etwa das

Die belgische Direktorin Saily de Kunst will das Bollwerk-Festival freiburgischer niachen.

«Mis-Information Office», dieSchaltzentrale der «Mis-Gui-ded»-Pruj ekte.

Das BBI 2008 verfügt überein Budget in der Höhe von903 000 Franken und wirdunter u nclerem unterstütztvorn Kanton Freiburg, der L.o-terie Romande und dein Kul-turverband Coriolis. cs

Bild Alain Wicht

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Sprung übern GrabenStandortvorteil Schweiz. Das Gute und wie in San Francisco fühlen, und Genfdas Andere Hegen so nahe. In Freiburg ist eine sichere Alternative zu Paris,kann man sich am Künstlerlestival fast ebenso chic und trs bohmeGenf Von bürgerlich bis coolÄltere Semester erinnern sich gerne an das ur-sprüngliche Genf als le petit Paris, als Stadt vol-1er wunderbarer Bistros und Märkte, auf denenProdukte von bester Qualität vorzufinden wa-ren und wo es kleine Magasins gab, in denenman Dinge kaufen konnte, die nirgendwo sonstangeboten wurden. Eine Stadt mit Charme undEsprit. Wie Paris eben. Nur in Kleinform. Heutesind die meisten Bistros verschwunden. Sie sindden unzähligen Juwelier- und Uhrengeschäftengewichen. Und so ist nicht nur die Atmosphäreeine andere, sondern auch die Kundschaft ist's.

Es scheint jedoch, dass sich die Stadt wiederihrer alten Werte erinnert und zu neuem Lebenerwacht: Verstreut über die ganze Stadt gibt eszahlreiche adrette Kleiderboutiquen, Interior-Geschäfte oder Buchhandlungen. Natürlichauch Bars und Restaurants - Einkehrorte, andenen man gerne ist und isst. Einer davon istdie «Alhambar». Hier sind die Gäste die Starsund Teil der Inszenierung. Das Lokal ist eine at-mosphärische Symbiose aus Brockenhaus undBar. Ein Szenetreff, wo sich die Jeunesse doretrifft. Man sitzt auf durchgesessenen Sesselnund Stühlen, lässt sich von Retro-Leuchtenbeschummern und von stimmigem Sound be-schallen. Das Abendprogramm verheisst «ChicSofa Lounging», «una flotte italiana» oder «Soi-re Eighties».

Spätnachts verlassen wir die «Alhambar»,um über den Pont des Bergues zum Hotel zu-rückzukehren. Der Kontrast könnte nicht grös-ser sein. Wie ein neoklassizistisches Palais liegtdas «Four Seasons Hotel Des Bergues» aus demJahr 1834 am Ufer des Genfersees. Kaum ist mandurch die nostalgische Türe ins Innere getre-ten, wähnt man sich in Paris. Dieses Mal nichtim le petit Paris, sondern im bourgeoisen, mon-dänen: farbiger Marmorboden, monumentaleSäulen, eine von Botticelli inspirierte muschel-förmige Nische, eine Kuppel, die an das Him-melsgewölbe erinnert, und kunstvolle, teilweiseblattvergoldete Stuckaturen.

Die stilistische Anlehnung an Frankreich ist

nicht zufällig, sondern gewollt. Vor drei Jahrenwurde das «Des Bergues», das älteste Hotel derStadt, umfassend renoviert. Für die Umbauar-beiten zeichnete der französische Innenarchi-tekt Pierre-Yves Rochon verantwortlich, und erliess dabei den eleganten Geist des Gebäudesneu aufleben: Die Wände der 68 Gästezimmerund 35 Suiten sind mit «Toile de Jouy»-Motivendekoriert, und alle Zimmer sind mit klassischenLouis-Philippe-Stilmöbeln eingerichtet. Hier istalles elegant. Man erachtet es daher als selbst-verständlich, dass die Bäder aus Marmor derge-stalt sind, dass man ob des räumlichen Ausmas-ses nahezu die Orientierung verliert.

Nicht französisch, sondern italienisch gibtsich wiederum das Hotelrestaurant Ii Lago. Sozeigt die handgemalte Tapete im Stil des17. Jahrhunderts eine italienische Landschaft,derweil die Menukarte Spezialitäten aus dernorditalienischen Küche zu bieten hat. Dazueine exklusive Auswahl an Spitzenweinen ausItalien, Frankreich und der Schweiz.

Doch wir vertagen das Weintrinken auf spä-ter. Wenn nicht hier, wo sonst? «Qu'importe leflacon pourvu qu'on ait l'ivresse», so das Mottound der Name des Lokals in Carouge. «GehenSie nach Carouge, gehen Sie in diese Bar», hatuns Alain Spieser, der Marketingdirektor des«Fours Seasons Des Bergues», geheissen. Undso spazieren wir nun durch Carouge, das «Ma-rais» von Genf.

Wer an Carouge denkt, denkt nicht an Banken,denkt nicht an Uhren- und Juweliergeschäfte.

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Sondern an südländischen Charme und an krea-tiven Spirit. Oder wie die «New York Times»schreibt: «Boho Cool» («Bourgeoisie - Bohme- Coolness). Jeden ersten Sonntag im Monat fin-det auf der Place du March ein Brocante statt.Doch nicht nur dann stösst hier der Jäger undSammler auf Trouvaillen. Beim Schlenderndurch die kleinen Strässchen entdeckt man Bou-tiquen wie etwa das Geschäft «Autour du Bain»,wo handgemachte Seifen, Badezusätze oder par-fümierte Kerzen angeboten werden. Und gleichnebenan gibt es Süsses für den Gaumen: PhilippePascot heisst der Chocolatier, dessen Pralinsweit über die Stadtgrenzen bekannt sind. DerMaitre Chocolatier ist nicht persönlich anwe-send. Er befindet sich in Paris, wo er unlängst imnoblen VII. Arrondissement eine Boutique er-öffnet habe, lässt man uns wissen. Paris ist ebendoch allgegenwärtig. Wenn man Genf schonnicht als petit Paris bezeichnen will, so ist dochzumindest die geistige Ausrichtung trs franais.Alors, allons-y les enfants! Christina Hubbeling

Freiburg Weg vom ZentrumWie im Sog zieht es alle Ankömmlinge vomBahnhof direkt hinunter zur Saane, zur Altstadt,zu den gotischen Bauten und den grünlichenSandsteinfassaden, die so angenehm rau sind,dass man seine Fingernägel dran feilen will.

Schnell über die Brücke auf die andere Seitezur Eglise St-Jean auf der Planche Suptirieure,diesem unebenen Platz mit den Kopfsteinpflas-tern und dem Moos dazwischen. Und was nun?Ein Glas Weisswein im gemütlichen RestaurantAu Sauvage? Ein Stück Käse aus der alten Fro-magerie? Oder soll man sich bloss auf eineParkbank setzen und dem Wasser beim Fliessenzusehen? Was immer man hier tut, man wähntsich in einer Postkarte. So idyllisch. So schön.Und so unwirklich.

Freiburgs Altstadt ist makellos - und genaudas macht sie etwas unpersönlich und museal.Ihr Glanz zieht sämtliche Aufmerksamkeit aufsich und bestimmt die Sichtweise auf die Stadt.Nur wer sich die Mühe macht und sich von die-sem Magnet löst, nur wer aus den Stadtmauernausbricht, merkt: Freiburg hat mehrere Facet-ten. Das Zentrum mag pittoresk sein. Doch dieAussenquartiere leben.

Für einen Streifzug durch dieses «andere»Freiburg ist niemand besser geeignet als Sallydc Kunst, die Leiterin des Belluard-Festivalsfür zeitgenössische Kunst, eines der wenigenavantgardistischen Sommerfestivals in derSchweiz: Alles ist erlaubt, solange es gut ist undnicht gängig. Pipilotti Rist, Spencer Tunick, vie-le Künstler stellten hier aus, bevor sie dannüberall sonst ausstellten. Sally dc Kunst (übri-

gens kein Pseudonym) sagt, während sie durchPlattenbausiedlungen im Schoenberg-Quartierfährt: «Neben unseren Tanz- und Theaterauf-führungen stellen wir urbane Projekte vor, dieunsere Blicke auf die Stadt verändern.»

Der Berliner Künstler Christian Hasuchaetwa baut an einer befahrenen Kreuzung seinedrei Meter hohe «Insel» auf, mit Wiese undLiegestuhl, von der man eine neue Sicht aufVerkehr und Menschen gewinnt. Oder dereinheimische Alexander Hana. Er wird den inFreiburg bekannten Tourismuszug, mit demsonst Eltern und Kinder an den üblichenSehenswürdigkeiten vorbeigeschleust werden,durch Industriezonen fahren, vorbei an Ikea-und Mediamarkt-Landschaften, dorthin also,wo viele freiwillig ihre Samstagnachmittageverbringen. «Solche Projekte stellen Fragen»,sagt Saily dc Kunst, mittlerweile sind wir inProlles, in Freiburgs Arbeiterquartier, «Fragen,wie: Wo ist das Zentrum der heutigen Stadt?Welches sind die neuen Sehenswürdigkeiten?Wir wollen, dass selbst Menschen, die langehier wohnen, ihre Stadt ganz neu entdecken.»

Stadtzentren sind nomadisch, sagt auch derArchitekt und Denkmalpfleger Robert Walker.Es regnet in Strömen, Walker: Schnauzbart undBauchansatz, trägt einen Hut wie Indiana Jones,der ihm ausgezeichnet steht und zu unserer Ex-pedition in die Aussenquartiere passt. «Viel zulange wurde nur die Altstadt gewürdigt, dabeierlebt Freiburg gerade heute einen städtebau-lichen Boom.» Die Einwohnerzahl steige, in derStadt wie im ganzen Kanton, auf dem Jean-Tin-guely-Platz fängt diese Woche der Bau desStadttheaters an, der Uni-Campus wächst, ne-ben den neuen Instituten für Architektur undIngenieurswesen soll ein Zentrum für Nano-technologie entstehen. «Freiburg ist viel inno-vativer als das verschlafene Bern», sagt Walker,«man merkt auch die kulturellen Unterschiedezur Deutschschweiz, viele Restaurants, vieleKonzerte, viel Wein. Dafür fährt der Bus nichtso pünktlich und die Autos viel zu schnell.» Im-mer mehr Berner, wie er, würden nach Freiburgziehen, weil es hier noch schöne und zahlbareWohnungen gebe, weil «einfach mehr los ist».

Auch Robert Walker beteiligt sich am Bellu-ard-Festival, er bietet Stadtführungen mit 3-D-Brillen an. Wer interessiert ist, kann sich mitdem klugen und etwas schrulligen Denkmal-pfleger auf Zeitreise begeben. Fotos von längstheruntergerissenen Häusern stellt Walker ne-ben neue Bauprojekte, so dass die «Metamor-phosen der Stadt» mit Hilfe der 3-D-Brillebeinahe fassbar werden.

Die Altstadt Freiburgs ganz zu ignorieren, er-gibt natürlich keinen Sinn, dafür ist sie zu be-

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Zuschauer am Belluard-Festival der Künste.

Freiburg auf einen Blick

Essen und Trinken:Restaurant du Gotthard,16, Rue Pont-Mur,

Tel. 0263223285. Gut undwährschaft. Spezialität: Fondue.Man sagt, Jean Tinguely habehier manchen Abend verbrachtund manche Flasche Wein ge-trunken. Hötel de Ville: 6, Grand-Rue, Tel. 026 3212367. Ebenfallsin der Altstadt, spezialisiert aufmarktfrische und saisonale Pro-dukte. Urchig. Caf de L'ancienneGare: Tel. 0263222232. Das alteBahnhofsgebäude ist erst seitletztem Jahr geöffnet. Treffpunktder Kt)nstlerszene.

Die ((Insel)): Neue Perspektiven. (Hasucha)

4 Übernachten: Auberge£ aux 4 Vents, Grandfey

124, Tel. 026 347 36 00,www.aux4vents.ch. DZ ab 100Franken. Acht unterschiedlicheingerichtete Zimmer, eindeutigerSpitzenreiter in der Beliebtheits-skala ist das Zimmer mit der fahr-baren Badewanne auf Schienen,die sich auf den Balkon schiebenlässt. Das Hotel liegt in einemsehr schönen Park mit wunder-barer Aussicht. Au Sauvage:12, Plartche-Sup&ieure, Tel. 0263473060, www.hotel-sauvage.ch,DZ ab 260 Franken. Liegt direktam Fluss Inder Altstadt.

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Erster Belluard-EröffnungsabendUmfunktionierte Züge und positiver Stadtumbau sind nur zwei der Themen des Mis-Guided-Projekts,das zu Beginn des Belluard-Festivals durch das Künstierkollektiv Wrights&Sites vorgestellt wurde.

PASCAL JÄGGI

Orte entdecken, die man so ineiner Stadt noch nie gesehenhat, dies ist das Ziel der Grup-pierung aus dem englischenExeter. In ihrer Heimatstadtbereits erprobt, soll nun in die-sem Jahr Freiburg damit be-glückt werden. Im Alten Bahn-hof stellten die vier am Diens-tagabend ihr Projekt vor, un-terstützt durch Belluard-Direk-torin Sally de Kunst, die sichdazu bekannte, doch ziemlichnervös zu sein, als es endlichlosging. Seit sie in Freiburgweilt, habe sie die Traditiondes Apros schätzen gelernt,wohl mit ein Grund, weshalbin diesem Jahr zwei Eröff-nungsfeiern stattfinden. Einanderer ist sicher, dass zumersten Mal das Gebäude desAlten Bahnhofs miteinbezogenwird, nicht ohne das Bollwerkweiterhin als Hauptveranstal-tungsort zu bewahren.

Im Alten Bahnhof befindet

sich jedoch der Ausgangs-punkt zur ausgiebigen Mis-Guided-Tour, das sogenannteMis-Information-Center. Wasverwirrend klingt, soll auf-klären, allerdings auf spezielleWeise.Eine Inselmitten in der Stadt

Die mittlerweile schonstadtbekannte grüne Insel desBerliners Christian Hasuchadirekt vor dem Bahnhof ist einBeispiel dafür, wie man dieseStadt auch sehen kann,gemütlich auf der Wiese sit-zend, am besten zu Zeiten derPendlerströme, einen Kaffeetrinkend und doch abseitsvom ganzen Treiben, da mansich über den Köpfen der Mit-menschen befindet. Oder dieetwas andere Sicht auf dasneue Zentrum der Stadt, diedas Stabilisierungsbüro Frei-burg aufzeigt. Wer sich nichtan der Moderne und der Ver-änderung stört, ist auch einge-laden, am Rundgang durch

das Perollesquartier teilzuneh-men, wo der Blick nichtnostalgisch verklärt ist, son-dern auch die Zerstörung alterGebäude als positive Stadtar-chitektur preist. Nicht zu ver-gessen der Touristenzug, derim Projekt «Tchou-Tchou» vonAlexander Hana die etwas an-dere Route für die Gäste unterdie Räder nehmen wird.

Insgesamt alles Projekte, dieden Besuchern ermöglichensollen, ihre Stadt in neuemLichte zu sehen, wie de Kunstzum Abschluss hoffte, umdann das Festival offiziell zueröffnen und die liebgewon-nene Tradition einzuläuten.

Ndi q'Iqr

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Online-Ausgabe1701 Fribourg

25.06.2008

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Wo die Avantgarde die Som-merferien verbringt: Die 25.Ausgabe des Festivals Belluardin Freiburg führt in ihremreichhaltigen Programm unteranderem vor, wie musikalischGurken sind und wie kunstvollBeschwerden.BRIGITTA NIEDERHAUSER

Freiburg hat zwar keinen See, aberin den nächsten zehn Tagen we-nigstens eine Insel: Sie lädt mit grü-ner Wiese und Liegestuhl in luftigerHöhe an einem verkehrsreichenPlatz zum Verweilen ein, installierthi sie der Berliner Künstler Chris-tian Hasucha. Seine Aktion ist Teilvon der Serie «Mis-Guided», die mityerschiedenen Aktionen und inter-ventionen im öffentlichen Raumeine völlig neue Sicht auf die Zäh-ringerstadt ermöglicht.

Wie die früheren Ausgaben. istauch die 25. des Belluard-FestivalsInternational eine Wundertüte. Daskleine Festival, das zeitgenössischeKunst in ungewohnten Kombina-tioneninszeniert, gehörtzu denwe-rügen avantgardistischen FestivalsEuropas und wird bis heute imAus-

BELLUARD-FESTIVAL IN FREIBURG

Die Wundertütelandweitmehrwahrgenommen alsinder deutschsprachigen Schweiz.100 Stunden Telefongespräche

Saily de Kunst, die neue Leiterindes Festivals, (siehe «Bund» vom 19.Juni), hat elf Produktionen ausAsien, Europa und Amerika nachFreiburg eingeladen, fünf davonsind zum ersten Mal in der Schweizzusehen, Das Nature Theater of Ok-lahoma bringt sein in NewYork ge-feiertes Stück «No Dice» in der spe-ziell für das Belluard erarbeitetenfranzösischen Version «Tu rüves!»nach Freiburg. Aus über hundertStunden Telefongesprächen mitFreunden, Familie und Stars wurdeeine vierstündige Theatercollagezusammengesclmitten. Nicht we-niger überraschend sind die übri-genProdukfionen, zum Beispiel derösterreichische Beitrag: Das WienerGemüse-Orchester spielt aufLauchgeigen, Karottenfiöten undSelleriebongos und richtet sein In-strumenten-Arsenal ganz nachdem jeweiligen Angebot auf demörtlichen Gemüsemarkt. Ein In-strument kommt nur einmal zumEinsatz; nach jedem Konzert wirddas Gemüse zu Suppe verarbeitet,die gemeinsam mit dem Publikum

gelöffelt wird. Auch Fussball ist einThema am Belluard. Aber nicht nurmit der Live-Übertragung des EM-Finals. Der Berliner FilmemacherundKünstlerHarunFarockikommtmit seiner Videoinstallation «DeepPlay», die den WM-Final in Berlinvon 2006 aus ungewöhnlichen,noch nie gesehenen Perspektivenzeigt und die Wahrnehmung vonFussballspielen nachhaltig verän-dern soll.

Das Finale des Festivals gehörtden Freiburgem: Für «Complaints»sind in den letzten Wochen Be-schwerden Gejammer GeheulundGeschrei gesammelt worden. Or-chestriert wird das Konzert vomGenfer Musiker Polar.L1 DAS FESTIVAL dauert bis zum5. Juli und findet im Boliwerkundim alten Bahnhof Freiburg statt.Programm: www.belluard.ch.

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26.06.2008

24.6. - 5.7.2008

Freiburger Gemüse sorgte für Stimmungam Bollwerk-FestivalGespannt wartetenzahlreiche Zuschaueram Eröffnungsabenddes Bollwerk-Festivalsauf das Wiener Gemü-seorchester. Die Musi-ker vermochten zu be-geistern.

PASCAL JÄGGI

FREIBURG Elf Personen und ihrfrisches Gemüse - eine grosseKombination. Noch am Mor-gen auf dem FreiburgerMarkt gekauft und verarbei-

((Trotz vieler amüsanterSzenen bleibt

festzuhalten, dassdurchaus hoch stehendeMusik gezeigt wurde.»

tet, landeten Radieschen,Kohl und weiteres Grünzeugauf einem ansehnlichen Hau-fen zu Füssen der Wiener Mu-siker. Hauptsächlich von

elektronischer Musik inspi-riert, am ehesten könnte mandie Stilrichtung «Ambient»nennen, zeigten die elf, wasausser wichtigen Vitaminennoch in Gemüse steckt (auchwenn für einmal eine Wasser-melone benutzt wurde, dawir nicht in der Hochsaisonfür Kürbisse stehen).

Amüsant und begabtHerausragend der «Soloauf-

tritt» von Lauch und Kohl, diesich am deutschen Krautrockorientierten, wie auf der Büh-ne gekalauert wurde. Danachwaren die Instrument ebensowenig zu gebrauchen wie aus-einander gezupfte Radieschenund zu Tode geblasene Karot-ten. Trotz vielen amüsantenSzenen bleibt aber festzuhal-ten, dass durchaus hoch ste-hende Musik gezeigt wurdeund sich der jeweils grosse Ap-plaus nicht nur auf das komö-diantische Talent der öster-reichischen Combo bezog.Ganz klar ein Highlight desdiesjährigen Belluard BollwerkInternational.

Fussballerische EmotionenEtwas verloren präsentierte

sich daneben die Installation«Deep Play» von Harun Fa-rocki, die während des ganzenFestivals im Arsenal des Boll-werks gezeigt wird. Zu Un-recht, Farocki zeigt interessan-te Blicke auf das Finalspiel derFussball-WM 2006 zwischenItalien und Frankreich, schadenur, dass der Mensch blossüber zwei Augen verfügt. So istes unmöglich, die zwölf Bild-schirme gleichzeitig im Augezu behalten. Das ist bei derÜberwachungskamera vordem Olympiastadion wenigerschlimm, bei Aufnahmen, dienahe an den Spielern sind undEmotionen hautnah präsen-tieren, schon eher. RegisseurFarocki erläuterte am Samstagdie Installation und dieSchwierigkeiten, auf die er vonder Idee bis zur Umsetzung ge-stossen ist. Und: Zidane hatwirklich einen Kopfstoss be-

gangen.Natürlich stand der Freitag-

abend auch im Zeichen derEröffnung. Direktorin Saily deKunst nutzte die Gelegenheit,um sich bei ihren Mitarbeiternzu bedanken, und Gemeinde-rätin Madeleine Genoud-Pagesinnierte über die Bedeutungdes geheimnisvollen «Rüebli-Plakats» - um dann endlichdas Bollwerk seiner Bestim-mung zu übergeben.

OKhbd

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30.06 2008

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Das Tschu-Tschu auf AbwegenEin Einkaufszentrum, ein Hotel und ein Schlachthof als Sehenswürdigkeiten bei einer Stadtrundfahrt?Das Internationale Bollwerk-Festival Freiburg und der Künstler Alexander Hana machens möglich.

CAROLE SCHNEIJWLY

Neue Blicke auf die Stadt Frei-burg zu werfen, ist eines derHauptziele des 25. Internatio-nalen Bollwerk-Festivals, dasnoch bis Samstag dauert. DerFreiburger Künstler AlexanderHana hat zu diesem Zweckden beliebten TouristenzugTschu-Tschu auf Abwege ge-führt und nimmt die Besuche-rinnen und Besucher mit aufeine ungewöhnliche Stadt-rundfahrt. Diese führt vomBusparkplatz beim NH Hotelvia Alpenstrasse und Murten-strasse bis zur Agy-Ebene. Aufdem Rückweg gehts über dieMontreversgasse zur Endstati-on beim Bollwerk.

Und was nun gibt es in 45Minuten auf dieser Strecke soBesonderes zu entdecken?Strassenkreisel zum Beispiel,einen Friedhof und ein Casino,aber auch versteckte Kleinodewie das Kruzifix beim Murten-tor, den Speicher des Bauern-hauses beim EinkaufszentrumAgy oder das ehemalige Feri-enhaus der Familie Techter-mann beim Forum Freiburg.

«Die schönsten Dingeder Welt»

Zu Beginn der Tour stelltsich das Tschu-Tschu via Au-dio-Kommentar selber vor: Essei 1994 im deutschen Neu-markt geboren, mehrsprachigaufgewachsen und speziell fürFahrten in Stadtzentren konzi-piert, wo es (<den Menschendie schönsten Dinge der Weltzeige». In bester Absicht habees sich für diese besondere

Rundfahrt einige Freiheitenerlaubt.

Dazu gehört etwa, dass dieTeilnehmer erfahren, wie einKreisel funktioniert, oder dassim heutigen Espace Jean Tin-guely, einem ehemaligenTramdepot, früher «die Vor-gänger des Tschu-Tschuwohnten». Auf der langenFahrt über die Murtenstrassegibt es so viel Interessantes zusehen, dass die französischeStimme des Tschu-Tschu beimErklären derart über die Strän-ge schlägt, dass sich die deut-sche Version vehement zurWehr setzen muss: Man mögeihr doch bitte Zeit lassen fürihren Text, immerhin befindeman sich in einer zweisprachi-gen Stadt.

Schweigeminute fürgeschlachtete Tiere

Nach einem Exkurs über dieSchweizer Wehrpflicht bei derKaserne Poya und über denheiligen Leonhard im gleich-namigen Quartier erreicht derZug die Agy-Ebene. Vor demEinkaufszentrum gibts einen

«Wahrscheinlich liegt esauch an der Faszination,

die das Tschu-Tschu schonfür sich ausübt.»

Alexander HanaInitiant des Bollwerk-Bähnchens

Halt, damit die Teilnehmer,wie es sich für rechte Touristen

gehört, das Panorama genies-sen und Fotos machen kön-nen. Während die einen derAufforderung nachkommen,nutzen die anderen die Zeit füreine Zigarettenpause.

Bei der anschliessendenFahrt über die Agy- Ebene sorgtdie Feststellung für Erstaunen,dass das Architekturbüro Gil-bert Longchamp hier vom Ein-kaufszentrum über das Forumbis zum Casino und dem HotelIbis so ziemlich alles gebauthat. Auf dem Rückweg gibtsHintergrundinfos über dieTankstellen Shell und Tamoil,eine «Schweigeminute für allegeschlachteten Tiere» beimSchlachthof und einen Kom-mentar zum Thema Stachel-draht.

Faszination Tschu-TschuBeim Festivalzentrum beim

Bollwerk ist die Rundfahrt zuEnde. Die Teilnehmer der aus-verkauften Tour zeigen sichbegeistert; jeder hat, auchwenn er schon lange in Frei-burg lebt, Neues gelernt undbisher Unbekanntes entdeckt.

Zufrieden ist auch InitiantAlexander Hana: Dank demBollwerk-Festival habe er eine

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Idee realisieren können, die erschon lange im Kopf gehabthabe, 50 (1er gebürtige Tessi-ner, der seit seiner G3nhlnasiaJ-zeit in Freiburg lehl. Die bishe-rigen Erfahrwigen mit der et-was anderen Stadtrundfahrtseien durchwegs positiv Fastimmer seien die 'iburen ganzoder nahezu ausverkauft ge-wesen. «Wahrscheinlich liegtes an der Neugier auf die neueTout; abcr auch an der Faszi-nation, die das Tsehu-Tschuschon für sich ausübt.»

Projekt Mis-GuidedDie letztenVeranstaltungen«Tschou-Tschou» ist einesvon sechs ausgewähltenProjekten des diesjährigenFestival-Wettbewerbs «Mis-Guided». Alle Projekte ha-ben einen Bezug zur StadtFreiburg. Die meisten sindbis zum Festivalende amSamstag noch zu ent-decken. «Die Insel)) beimBahnhof, die Installation«Une botte pour Fribourg»und die Produktion «Le cen-tre de Fribourg» sind frei zu-gänglich. Für «Tschou-Tschou» und «Gestern, heu-te, morgen» ist eine Reser-vation empfehlenswert ([email protected]). csDetails: www.belivard.ch.

Tschu-Tschu-Chauffeur Alfred EUer und Initiant Alexander Hana zeigen die etwas anderen Sehenswür-digkeiten Freiburgs. Bild C&iIe Maurer

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Kultur- und Freizeitmagazin mit Veranstaltungen Samstag, 5. Juh 2008

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Fttntblld: Installation Oie Insel» von ChFis-dan Hasucha, Fribourg. Fotochslio

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24.6. - 5.7.2008

Das Festival der QuerköpfeDas Belluard Fribourg ist in der Deutschschweiz unbekannt - das soll sich ändern

STEPHAN REU 1 bIR, Fribourg' Fribourg ist eine kan-

tige Kleinstadt. Deshalbpasst das Belluard gutdorthin. Das Festival hatsich in 25 Jahren zu ei-nem Bollwerk der Perfor-mancekunst entwickelt.Hier sind heute Künstlerzu Gast, um die sich Euro-pas Festivallöwen erstmorgen reissen. Ein Ruf,der verpflichtet.

Insel zu vermieten, stehtauf einem Schild am Bahn-hofsplatz. Mehrsprachig na-türlich. Ile ä buer. Island forrent. Neben dem Schild ragtein Rondell auf Gerüststel-zen in die Luft. Obendraufein flacher Kunsthügel, einKunstrasen, üppig, weich,sauber gestutzt. Wer die grü-ne Insel erklettert, wird miteiner Giraffenperspektiveauf das geschäftige Hin undHer seiner Mitmenschen be-lohnt. Im Moment räkelt sichein Pärchen unter einem kö-nigsblauen Sonnenschirm.Völlig abgehoben wirken sieda oben, als rauschten umsie herum die Saanewellen,und nicht der Pendelbusver-kehr aus dem Freiburger-land.

Die Installation stammtvom Berliner Künstler Chris-tian Hasucha. Sie wurde vonder Belluard-Jury für denWettbewerb «Mis-Guided«ausgewählt, eine Reihe vonkünstlerischen Interventio-nen im öffentlichen Raummit angenehm verrückten

Ideen. Zum Beispiel biegtdas Freiburger Touristen-bähnlein «Tschou-tschou»auf seiner «Mis-Guided«-Tour falsch ab und kurvtdurch Satellitenvorstädtestatt durch die schmuckeAltstadt. Der Besitzer des«Tschou-tschou» hatte zwarBedenken, gibt die neue Fes-tivalchefin Saily de Kunst zu.Doch er liess sich überzeu-gen. Nun hat der Lokführer,der sonst in den historischenFreiburger Gassen die immergleiche Runde dreht, eineneue Route - und denPlausch seines Lebens.

Bezeichnend für das Bel-luard: In der «Mis-Guided»-Jury hatten nicht nur Kultur-manager und Sponsoren dasSagen, sondern auch dasenglische KünstlerkollektivWrights & Sites, das 2007 beiden Wiener Festwochenkuratiert hat. Ein klugerSchachzug. So lässt sich einelokale Kulturszene mit inter-nationalem Kreativpotenzialauffrischen.

RADIKAL. Gut möglich, dassdie radikale Programmationdes Belluard-Festivals dazubeiträgt, dass die Kantons-stadt mit nur 38000 Einwoh-nern überraschend lebendigund rund um Universität undBahnhof geradezu lärmigwirkt. Schliesslich lebt Frei-burg auch seine architekto-nischen Widersprüche radi-kal aus. Die Natur lieferte dieSchlucht, die Zähringer die

Festungsmauern, Kirche undKlöster meisselten den Glau-ben in ewiggrünen Sand-stein. Zweifellos haben Mit-telalter und Barock eminenteffektvolle Postkartenmotivehinterlassen. Aber in derOberstadt und in den Voror-ten dominiert die Bauwutüber die Baulust. Wenigstensprangen auf den Sünden derModerne die Namen der Ur-heber. Manor, die Post, dieNH-Hotelkette - die Shortlistder hässlichen Funktions-klötze liesse sich problemlosfortsetzen.

Ein Wehrturm der altenStadtbefestigung versorgtdas Festival mit seinem Herz-stück: dem Bollwerk. Dorthat die Zürcher «Kraut-Pro-duktion'> um Regisseur Mi-chel Schröder die fünfte Epi-sode seiner «Schlachtplat-ten» angerichtet. Es ist keinZufall, dass das erste Festivalin der Verantwortung der Di-rektorin Saily de Kunst auf-fallend viele Deutschschwei-zer Künstler nach Fribourggelotst hat. Die 34-jährigeBelgierin war platt, als sie er-fuhr, wie wenig bekannt das

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Festival diesseits des Rösti-grabens ist. Das will sie unbe-dingt ändern. Notfalls mitZürcher Künstlern als Lock-vögel.BRUTAL Im Fall von MichelSchröders «SchlachtplattenFribourg» ist die gute Absichtan einer brutal verkorkstenTheateraktion gescheitert.Schröders Episodenstückesind als «Saubannerzug querdurch die Schweier Ge-schichte» angeküncRgt. Dashört sich zwar lustig an: DasPublikum nimmt im Bollwerknach Musikantenstadl-As-thetik an Biertischen Platz,ein Trio nudelt Stimmungs-heuler ab. Hans Jürg Müllerteilt warmes Carlsberg-Bieraus, mit der sauren Mieneeines Schankwirts, dem amTag, als Alex Frei vom Platzhumpelte, auch noch die Ser-viertochter ausgebüxt ist.

Eine Weile holpert dieInszenierung über die aus-getretenen Pfade der Brauch-tums-Satire. Dann wirdsschmierig. Zu pseudo-alt-hochdeutschen Kriegshetz-reden (Text: Stefanie Grob)schwingen und tunken sichHerwig Ursin, Michael Wolfund Hans Jürg Müller unver-mittelt in eine lehmige Lache,werden mit Tomatenpampeübergossen, mit Rotwein be-spieen, mit grünbraunerGrütze beschmiert. Originellist das nicht. Sondern eine alsLive-Act getarnte Geschichts-sudelei.KOMPROMISSLOS. Trotz die-ses Ausrutschers sind am Bel-luard aber auch kompromiss-lose Theaterquerköpfe zuentdecken, die den Eintrittlohnen. Zu ihnen gehört dasNature Theater ofOklahoma.Das Ensemble um das Kon-

zept-Regiepaar Pavol Liskaund Kelly Copper reist mit-nichten aus der Prärie an,sondern aus New York City.Das Kollektiv ist eben dabei,seinen Ruf als schillerndePerle von der Ostküste nachEuropa zu tragen.

Für das Erfolgsstück «NoDice» nutzen die Performeram liebsten nichttheatraleRäume. Zum Beispiel einenhundsnormalen Hörsaal inder Universität. In Fribourgnennt sich die Produktion«Tu rves!», eine Schauspie-lerin übersetzt simultan insFranzösische, doch die Showfindet in Englisch statt. Wäreauch schade, denn «No Dice»parodiert eine Schrumpiformder Bühnenkunst: das Din-ner-Theater, das in den Sieb-zigerjahren in den USA auf-kam, mit der Welle der Event-

Gastronomie neuerdingsaber wieder Nachahmer fin-det, auch in der Schweiz.

GESCHMACKLOS. Beim Din-ner-Theater geht es darum,dass das Publikum lacht undsatt wird. Also schmieren dieOklahoma-Regisseure zuersteinmal Sandwiches vor derHörsaaltür. American Style.Bleiches Toastbrot, Schinken,Käse, Mayo, Senf. Dazu Colaoder Dr. Pepper-Limonade.

Drinnen dann hantierendie Darsteller mit den gna-denlos beschränkten Mittelneiner unterbezahlten Ama-teurtruppe und opfern ihrengrotesken Dilettantismus überknapp vier Stunden keinenAugenblick einem Seht-her-wir-könnens-doch. Augen rol-len, Hände ringen, ein ange-klebter Schnurrbart bleibtnicht kleben, die Kostümesind geschmacldos, die Kon-versation ist ziellos.

Dazu sollte man wissen,dass der Text aus HundertenTelefongesprächen montiertworden ist, die das Ensemblemit Bekannten aufgenom-men hat. Die Dialoge simulie-ren also ungefilterten Alltag.Und die Story dreht sich dar-um, worum sich alles dreht.

Genauer lässt sich dasnicht sagen. Jedenfalls pen-delt der Abend waghalsigkonsequent zwischenSchwachsinn und Genie. DasEnsemble quassek die Luftstickig. Und das Schrägstedaran: Es wird nicht eintönig.Denn es schleichen sich im-mer wieder grosse Momenteein. Etwa wenn Regisseurin

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KelLy Copper im grünen Taft-kleid mit Pfauenfederhüt-ehen bekennt: «Wemi michjemand nach meiner Traum-rolle fragt, denke ich annichts Bestimmtes. Nur dar-an, dass ich als grosse Divaauftreten will. Ganz egal inwelchem Stück, Hauptsache,ich bin diese grosse Diva. Dasist alles, was ich vom Leben

erwarte.Dass «No Dice» entweder

auf absolute Begeisterungoder auf blankes Unverständ-nis stösst, liegt in der Naturder angewandten Mittel. Inder Pause sucht die eine Hälf-te des Publikumsbefremdet dasWeite. Den ande-ren schenkt dieRegie Rotwein im

Bierbecher aus, zuzwei Dritteln ge- -

füllt, zu zwei Frau-ken. Kein Zweifel, die Okono-mie des Masshaltens ist demNature Theater of Oklahomagrundsätzlich ein Gräuel.» Bis 5. Juli. Fribourg, Ancienne

Gare und Boflwerk.www.belluard.ch

Verschmiert. Das Ensemble da' ZLJrchr Kraiif-Produktior suhlt sich in «SchFachtpla1:e Fribour". Foi 3*&bni.

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Verspielt. Das Nature Theatre of Oklahoma.

«Es gibt zu vieleEinheits-Programme»Saily de Kunst hat das Be(Iuard übernommen

INTERViEW: STEPHM4 REUTER

Saily de Kunst (34) ist die erste Nicht-Frelburgerin,die das Belluard-Festival leitet. Sie zog es aus einemgrossen Brüsseler Kunstzentrum ins kleine Frlbourg.

baz: Ihr erstes Belluard-Festival drängt aktiv hinein in dieStadt. Das Programm nimmt viel öffentlichen Raum inAnspruch. Nehmen die Fmiburge das Angebot an?

SALLY DE KUNSt Ich glaube ja. Ich kenne das Festival vonfrüher, schon da traf es die Mine zwischen einer gutenradikalen Programmierung und einer Atmosphäre, dieman auf Französisch «convivial» nennt. Das bedeutet:Man kann einander treffen, sich die Performance an-schauen, gut essen, reden. Trotzdem fand ich, wir kön-nen in der Stadt noch sichtbarer werden und das Festivalbesser mit dem lokalen Kontext verlinken.

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/amm ist Ihnen das wichtig'?Es gibt zu viele einheitliche Festivals. Gehen Sie zu «Tanzim August» in Berlin oder zum Wiener «ImPulsTanz» undSie sehen fastdasselbe Programm. Das ist wie ein Festivalon Tour. Fribourg ist eine Meine Stadt, katholisch, unddennoch kann man bizarre Entdeckungen machen. Esgibt allein sieben Tattoo-Shops. ALso haben wir einenWettbewerb für Projekte ausgeschrieben, die die andereSeite von Fribourg zeigt - die, die nicht im Tourist Officezu finden ist.Was ist in so einer kleinen Stadt möglich?

Sehrviel. Es ist doch unglaublich, dass das Belluard schonseit 25 Jahren stattfindet. Ich fühlte zwar, dass viele Frei-burger abwarteten, was diese Frau mit ihrem Festivalmacht. Aber es wurde auch etwas Neues erwartet, sonsthärte man mich kaum gewählt.

Elf Ihrer 19 Shows laufen als Eigenproduktionon. Das trauensich wenige. Sind Sie sehr mutig oder bloss übermütig?

Weder noch. Wir haben mit900000Franken ja kein immenses Budget.Es gibt freie Schweizer Produktio-nen, die das fast allein verbrauchenwürden. Unsere Projekte sind Mei-ner. Aber ein Festival soll produzie-ren. Und es soll Risiken eingehen.Was vermissen Sie in der Schweiz

gegenüber der reichen Brüsseler Kutturszene?Dass weniger Theater aus dem Ausland vorbeikommt.Dabei gibt das Inspiration. Das bedeutet nicht, dass manwie manche Kollegen gleich bis nach Namibia gehenmuss, um das Neue zu finden. Aber die Schweiz fokus-siert sehr stark auf Schweizer Kompagnien. Doch das istein erster Eindruck. Ich wohne ja erst seit August hier.

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4 Belluard Fulbourg 1 -Stadt und Festival

Belluard Fribourg 2 -Ideen der Leiterin

- L4

Chefin im Bollwerk. Saily de Kunst (34).

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24.6. - 5.7.2008

Bilanz: Das «Elitefestival» hatdie Nähe zur Bevölkerung gefunden

DjeBelluard-Bollwerk-

Macher zeigen sich amTag danach begeistert

von der diesjährigen Ausgabe.«Rund 3000 Besucher sind ge-kommen, um die 19 Produk-tionen zu sehen», freut sich Si-bffla Semadeni vom BBI. Dererfolgreichste Abend sei dabeidie zweite Eröffnung gewesen,die von knapp 400 Personenbesucht wurde, die Erwar-

tungshaltung, was dieses Wie-ner Gemüseorchester tunwird, war auch entsprechendgeschürt worden. Positiv über-rascht haben auch die Mis-Guided-Projekte, ob unter-wegs mit dem Tschu-Tschuoder zu Fuss durchs Perolles-quartier auf der Suche nachVergangenheit und Zukunft -alles war stets ausgebucht,zum Teil mussten gar zusätzli-

che Plätze eingeplant werden.Nicht vergessen werden dieFreiburger zudem die «Insel»,ein besonderer Streich desFestivals, der vielen Einwoh-nern schöne Stunden bescherthatte. Eins ist sicher, der Ver-such, auf die Bevölkerung zu-zugehen, ist gelungen, das Bel-luard Bollwerk Internationalhat den Status des unnahba-ren Elitefestivals verloren. pf

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Online-Ausgabe1701 Fribourg

07. 07 2008

1701 FribourgTirage 6 x hebdomadaire 16‘486

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Praktisch ausverkauftMit dem Konzert von Bonaparteist am Samstag die25.Ausgabedes eiftägigen Freiburger Kunst-festival Belluard BolIweTk Inter-national zu Ende gegangen.Praktisch alle Veranstaltungenwaren ausverkuft, es wurde dieRekordzahl von 3000 Besucherngezählt. Regelrecht überranntworden seien die «Mis-Guided»-Projekte, teilten die Organisato-ren am Samstag mit. Es handeltsich dabei um «Stadtverführun-gen», die Besucher Freiburg ganzneu kennenlernen lassen: DerTouristenzug Tschou-Tschouvon Alexander Hana sei stetsausgebucht gewesen, und die

Platzzahl fUr den Rundgang«Gestern, Heute, Morgen» vonRobert Walker musste verdop-pelt werden. Zu den Publikums-magneten zählte unter anderemein Konzert des Wiener Gemüse-orchesters, Harun Farockis Vi-deoinstallation «Deep Play», einmobiler Coiffeursalon undChristian Hasuchas «Insel» aufdem Bahnhofsplatz.

Das Bollwerk-Festival zeigtewie immer unkonventionelleund innovative Projekte aus denBereichen Theater, Tanz, Musik,Performance, Film, Installationsowie Intervention im öffent-lichen Raum. SDA

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24.6. - 5.7.2008

Rekord für BelluardFREIBURG Mit dem Konzert von Bo-naparte ist am Wochenend daselftägige Freiburger KunstfestivalBelluard Bollwerk International zuEnde gegangen. Praktisch alle Ver-anstaltungen waren ausverkauft,und es wurde die Rekordzahl von3000 Besuchern gezählt. Regelrechtüberrannt worden seien die «Mis-Guided»-Projekte, teilten die Or-ganisatoren mit. Es handelt sich da-bei um «Stadtverführungen», dieBesucher Freiburg ganz neu ken-nenlernen lassen: Der TouristenzugTschou-Tschou von Alexander Hanasei stets ausgebucht gewesen, unddie Platzzahl für den Rundgang«Gestern, Heute, Morgen» von Ro-bert Walker habeverdoppelt wer-den müssen. Das Festival, das heuerzum ersten Mal unter Leitung vonSally de Kunst stand, zeigte wie im-mer unkonventionelle und inno-vative Projekte aus den BereichenTheater, Tanz, Musik, Performance,Film, Installation sowie Interventionim öffentlichen Raum. Auf dem Pro-gramm standen 19 Produktionen- darunter 11 Eigenproduktionenund 5 Schweizer Premieren. Zu denPublikumsmagneten zählte unteranderem ein Konzert des WienerGemüseorchesters, Harun FarockisVideoinstallation «Deep Play» - eineReflexion züm Thema Fussball einmobiler Coiffeursalon und ChristianHasuchas «Insel» auf dem Bahnhof-platz, die von verschiedensten Grup-pen für kontemplative Stunden,Geburtstags- und Geschäftsaprosin Besitz genommen wurde. (sda)

Zwi1Ioheiten und ein Ileikule,

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24.6. - 5.7.2008