Medijuana 13

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Medical & Harm Reduction Magazine Medical & Harm Reduction Magazine 18 + Nr. 13 / 2014 März-April

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Medical and Harm Reduction Magazine

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Medical & Harm Reduction MagazineMedical & Harm Reduction Magazine 18+

Nr. 13 / 2014 März-April

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Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserin-

nen und Leser darauf hin, dass der Handel mit

lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz

und Lieferung derselben in mehreren Mitglieds-

staaten der Europäischen Union als illegal gelten!

Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw.

Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten

keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner

Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es

ist nicht Anliegen des Herausgebers von

Medijuana, irgendjemanden zur illegalen

Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte

anzuregen. Der Herausgeber trägt keine

Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften

Anzeigenfl ächen erscheinen. Sämtliche Meinun-

gen im Redaktionsteil stammen von den Autoren

und decken sich nicht in jedem Falle mit dem

Standpunkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es

nicht möglich, den/die Inhaber des Urheberrechts

zu identifi zieren oder mit ihm/ihr Kontakt aufzu-

nehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nach-

weises von begründeten Urheberrechtsansprüchen

auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten

Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und

Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon

aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt

wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre –

auszugsweise oder als Ganzes – ist die schriftliche

Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch

wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziel-

len Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!

Medical & Harm Reduction Magazine

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IMPRESSUMChefredakteur: Gabor Holland

Autoren: Bob Arctor, G.B.I.

Jack Pot, Marcel Klos, Peter Homanyi

Martin Müncheberg, Tomas Kardos

Lektorin: Helen Bauerfeind

Design & Photo: Gergely Vaska

Verantwortlicher Herausgeber: G. Holland

CK & MEDIJUANA PUBLISHING

KN Advertising s.r.o.

945 05 Komarno 5. Eötvösa 57/20.

E-mail: [email protected]

Web: www.medijuana.eu

INDEXADVANCED HYDROPONICS 53

AEROPONIK SYSTEMS 23

BABYLON GROW 57

BUSHPLANET U3

BUSHPLANET DISTRIBUTION 64

CANNATRADE 47

CITY GROW – BUSHPLANET 2–3

DINAFEM SEEDS 29

ENCOD 38

FUTURE GROW 13

GOMOA 13

GROWFIX 17

GROWSHOP.AT 18

HANFVANDERTAG.AT U2

HANF im GLÜCK 45

HANF UND HANF 52

HANF MUSEUM BERLIN 15

HERBALIST 43

HUG’s 57

INDRAS PLANET 11

JELLY JOKER 27

LAMOTA DISTRIBUCIÓN 19

MIHA GMBH 10

MEDICAL CANNABIS BIKE TOUR 4

NACHTSCHATTEN VERLAG 60

NIRVANA SEED BANK 62

ÖSTERREICHISCHER HANF VERBAND 21

PLAGRON 9, U4

PUFF AND STUFF 50

QUICK GRINDER 41

ROYAL QUEEN SEEDS 7

SEEDPLANET 32-33

SERIOUS SEEDS 59

SWEET SEEDS 9

TIROLER HANFHOUSE 36

UNITED SEED BANKS 49

VERDAMPFTNOCHMAL 43

IN ZUSAMMENARBEIT MIT

MEDI+GREEN NATÜRLICH BESSER 6

GLOBAL CANNABIS MARCH: ÖHV LÄDT ZUM 9. HANFWANDERTAG IN WIEN

ALLE ZEHN MINUTEN EINE PFLANZE 7

MEXIKO: LEGALISIERUNG IN DER DISKUSSION 8

SATIVEX WIRKSAM BEI PERIPHEREN NEUROPATHISCHEN SCHMERZEN 12

THERAPEUTISCHES MARIHUANA IM BRITISCHEN PARLAMENT

CANNA+GLOBE WENN EIN GESCHÄFT BEGINNT 14–16

Grasläden in Colorado eröffnet

MEDI+GREEN EINE MILLION EURO FÜR CANNABIS 18

COLORADO FEIERT DIE LEGALISIERUNG 19

CANNA+GLOBE MEDIZINISCHES CANNABIS IN ÖSTERREICH 20–21

Vier von sechs Parteien können sich Legalisierung vorstellen

CANNABISKONSUM IST NORMAL 22–25

“Mein Ziel ist seit zwanzig Jahren das gleiche”

MAMBO NUMBER ONE 26–28

Belgiens zweiter Cannabis Club schafft einen Präzedenzfall

EXPOWEED 30–31

Messe für Hanf- und Alternativtechnologien

SALZIGE LIMONADE (TEIL 2) 34–37

Belgiens zweiter Cannabis Club schafft einen Präzedenzfall

MEDI+GREEN US-STUDIE BELEGT: CANNABIS STIMMT FRIEDLICH 39

NATÜRLICHES HORMON SCHÜTZT GEHIRN VOR ZU VIEL THC

MEDIZIN KEINE GNADE VOM STAAT? 40–42

HANFLEBENSMITTEL UND CANNABIS IN DER MEDIZIN 44–45

CANNA+GLOBE EINE MILLION FÜR DIE LEGALISIERUNG 48–51

VOLLBLUTICE CREAM 54–56

Sonnenschein das ganze Jahr über!

BUBBLE GUM: Gewinner von zehn Auszeichnungen 58

DARK DEVIL von Sweet Seeds 61

A‘LA CANNA

ALLES, WAS WIR NICHT WISSEN 63

Richard Panek: Das 4%-Universum

KANN SPURENELEMENTE VON BEWUSSTSEINSVERÄNDERUNG ENTHALTEN

MGMT: MGMT

HIPPIES UM DIE FÜNFZIG

Pearl Jam: Lightning Bolt

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Natürlich besservergangenen Monat geraucht zu haben. Auch die Häufigkeit des Alkoholkonsums sinkt ste-tig, und Komasaufen wird von nur 2% der Schüler praktiziert. Obwohl nach Auffassung des Drogenzaren das Programm für medizi-nisches Marihuana eine falsche Botschaft an

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die Teenager aussende, sprechen die Ergebnis-se eher für das Gesundheitsbewusstsein der amerikanischen Schüler, denn die Zahl derer, die die schädlichsten Mittel konsumieren so-wie die Anwendung schädlicher Konsumme-thoden sinken von Jahr zu Jahr.

Der Österreichische Hanfverband (ÖHV) lädt für Samstag, den 3. Mai 2014 die über eine Million österrei-

chischen Cannabis-Konsumenten zum mitt-lerweile 9. Österreichischen Hanfwandertag in der Wiener City ein.

Nach einer Beteiligung von über 7.000 Hanffreunden im Vorjahr hoffen die Veran-stalter auch in diesem Jahr auf einen weiteren Teilnehmerrekord beim traditionellen Hanf-

des Genussmittels Cannabis mit den legalen, aber weitaus schädlicheren Drogen Alkohol und Nikotin ein.

In Österreich hat bereits jeder achte Mensch, also rund eine Million Bürger, Er-fahrungen mit Cannabis gesammelt. Dennoch werden die Konsumenten weiter kriminali-siert. Die Freigabe von Hanf als Medizin und Genussmittel in anderen EU-Staaten hat bis-her zu durchweg positiven Ergebnissen ge-führt.

Nachdem sich mittlerweile fünf der sechs österreichischen Parlamentsparteien eine Le-galisierung von medizinischem Cannabis vor-stellen können, sieht der Hanfverband erste Anzeichen einer Entstigmatisierung von Men-schen, die sich bewusst für die älteste Heil-pflanze der Welt, Cannabis, und damit für ihre Gesundheit entscheiden.

Der ÖHV freut sich, dass sich die österrei-chische Politik endlich intensiver mit diesem Thema auseinanderzusetzen beginnt, womit potenziell enorme Kosteneinsparungen in Milliardenhöhe im Gesundheitsbereich bei praktisch keinen Nebenwirkungen – außer einem Lächeln im Gesicht der Patienten – zu erzielen sind.

Der Global Cannabis March am 3. Mai ist mittlerweile zur weltweit größten Kundge-bung für die Legalisierung von Cannabis in über 400 Städten mit Millionen Teilnehmern angewachsen.

1.000.000 Österreicher sagen: “Unsere Wahl – Hanf legal”

Global Cannabis March: ÖHV lädt zum 9. Hanfwandertag in WienHighlight des Jahres in Österreich. Nach der Legalisierung von Cannabis als Genussmittel in Uruguay und dem US-Bundesstaat Colo-rado und angesichts großer Fortschritte in der Schmerztherapie seit der Zulassung von natürlichem Cannabis als Heilmittel in den USA vor 18 Jahren setzen sich die Veranstal-ter zusammen mit allen Teilnehmern für die gesetzliche Zulassung von natürlichem Can-nabis in der Medizin und eine Gleichstellung

Da die Medienhysterie um die synthe-tischen Cannabinoide langsam nach-lässt, kehren die Teenager wieder zu

der bewährten Rezeptur der Natur zurück. Nach einer Untersuchung unter 40.000 High-school-Absolventen fiel die Zahl der Konsu-menten von künstlichem Gras drastisch. Nach der Untersuchung von Monitoring the Future gaben 2012 noch 11% der Schüler der 11. und 12. Klassen an, synthetisches Cannabinoid konsumiert zu haben. Diese Zahl sank letztes Jahr jedoch auf 8%. Den Medienliebling “Ba-desalz” benutzten weniger als 1% der Teen-ager, damit ist auch diese Periode zu Ende. Die Zahl derer, die Marihuana für gefährlich hal-ten, sank unterdessen von 44% auf 40%, und während 1993 nur jeder 50. Absolvent von regelmäßigem, täglichem Kiffen berichtete, bekannte sich letztes Jahr jeder 15. Absolvent zum täglichen Konsum. Wir dürfen jedoch nicht glauben, dass die amerikanischen Teen-ager sich nicht um die Schädlichkeit scheren! Die Zahl der Tabakraucher sank im Verhältnis zu 1997 auf zwei Drittel, und bei der Befra-gung gaben nur 10% der Jugendlichen an, im

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Alle zehn Minuten eine Pfl anze

Der häusliche Anbau ist jedoch auf der ganzen Insel verbreitet, man denke nur an die United Kingdom Canna-

bis Social Clubs (UKCSC), eine Organisation, die fünfzig, sagen wir, illegal tätige Cannabis Clubs zusammenfasst. Oder die Facebook-Seite des London Cannabis Club, der zu der Zeit, als dieser Artikel geschrieben wurde, 45.000 Follower hatte. Misstrauen wir diesen Online-Statistiken, dann können wir uns auch auf die Polizeiberichte stützen, nach denen die Polizei in Großbritannien 2013 stündlich 17 Razzien auf der Suche nach Marihuana durchgeführt hat. In deren Verlauf fassten sie 100.000 Züchter, vom allerkleinsten Hobby-Grower bis zum Großhändler. Ob die Aktio-nen gerechtfertigt waren, sei dahingestellt. Es gelang, insgesamt eine halbe Million Pflanzen zu beschlagnahmen, das sind durchschnittlich fünf pro Züchter. Wenn wir wohlmeinend davon ausgehen, dass die Polizei sich in ers-ter Linie für die organisierten Verbrecher in-teressiert, die in der Hierarchie eine höhere Stellung einnehmen, und es wenigstens bei jeder hundertsten Aktion gelingt, ihre groß-flächigen Plantagen aufzuspüren, dann wird der durchschnittliche kleine Züchter mit etwa drei bis vier Pflanzen geschnappt, was man als ziemlich geringe Menge bezeichnen kann, die höchstens den eigenen Bedarf abdeckt. Wir können Vermutungen darüber anstellen, welche Kosten die insgesamt 150.000 Poli-zeiaktionen der britischen Gesellschaft verur-

sacht haben. Es wäre jedoch übertrieben, ihre Ergebnisse als Erfolge zu verbuchen. Wenn der Eifer der Polizei zu nichts anderem gut war, dann zumindest dazu, ein interessantes Phänomen zu beleuchten: Im Zentrum von London mit seinen 8,2 Millionen Einwohnern wurden 53.900 Pflanzen beschlagnahmt, da-gegen waren es in dem wesentlich kleineren Manchester, das zusammen mit den Vororten 2,68 Millionen Einwohner zählt, 51.000 Pflan-zen. Also fast genauso viele. Die Statistik be-legt jedoch nicht unbedingt, dass in Manches-ter dreimal so viele Leute Cannabis anbauen. Sondern eher, dass die Polizei von Manchester auf die großen Fische und die Schwächung der Verbrechernetze aus ist. Im Verlauf der “Operation Cairo” gelang es beispielsweise, 45 Großzüchter und Dealer zu schnappen, die insgesamt zu 144 Jahren Gefängnis verurteilt wurden. Ein paar Monate später wurden die fünf Besitzer einer Plantage im Wert von 8 Millionen englischen Pfund verhaftet. Diese Linie könnte man durchaus vertreten, be-sonders wenn sie beinhaltet, dass häusliche Kleingärtner, die den Interessen der Verbre-chersyndikate ja entgegenwirken, in Ruhe gelassen würden. Dies ließe mehr Zeit für wichtigere Aufgaben; das Verhältnis zwischen beschlagnahmten Pflanzen und ausgeschalte-ten Großanbauern würde verbessert werden, und schließlich müssten sich die Kiffer, die keiner Fliege etwas zuleide tun, nicht mehr bedroht fühlen.

Das ist der Takt, in dem die Polizei von Manchester Cannabispfl anzen

bei den Einwohnern der Stadt auffi ndet. Wenn wir das hochrechnen,

kommen wir auf ungefähr tausend Pfl anzen pro Woche,

womit Manchester den Titel der Cannabishauptstadt Großbritanniens

verdient hätte.

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Seitdem der Präsident Uruguays, José Mujica, verkündet hat, dass die Lega-lisierung von Cannabis der beste Weg

zur Liquidierung des Drogenschwarzmarktes und zu einer wirksamen Gesundheitsvorsor-ge sei, ruhen die Augen der Welt auf diesem Land. Neben Uruguay gibt es jedoch weitere Bewegungen in Lateinamerika, zum Beispiel in Mexiko, wo die Einrichtung von Cannabis Clubs diskutiert wird. Es ist wichtig, dies im Auge zu behalten, denn Mexiko ist mit seinen 70.000 Opfern in den letzten acht Jahren der größte Verlierer des Krieges gegen die Drogen und der Zusammenstöße der Drogenkartelle. Nach den Plänen Mexikos soll in der Haupt-stadt ein legaler Hanfmarkt entstehen – des-sen Bevölkerung ist, auch ohne die Vorstädte, zweimal so groß wie die von Uruguay. Die Cannabislegalisierung steht in Mexiko schon seit Jahren auf der Tagesordnung. Letztes Jahr aber kam durch den Regierungswechsel neu-er Schwung in die Diskussion. Die Gesetzes-vorlage wurde Mitte Februar von der größten oppositionellen Gruppierung, die sich in Me-xiko-Stadt der Mehrheit erfreut, der Partei der Demokratischen Revolution (PRD), einge-reicht. Sie würde einerseits landesweit Ärzten ermöglichen, Marihuana zu verschreiben, andererseits könnten in der Hauptstadt Can-nabisgeschäfte eröffnen, und in den übrigen Bundesstaaten wäre der kontrollierte Anbau erlaubt. Die Angelegenheit ist also ziemlich fortgeschritten. Was aber aus europäischer Sicht ausgesprochen erstaunlich ist und Re-spekt verdient, ist die Anteilnahme der Presse an der Diskussion über die Hanfregulierung und bei der öffentlichen Meinungsbildung.

Stellen wir uns eine Zeitschrift vor, die wie Cosmopolitan zwischen Parfüm- und Bekleidungsanzeigen den aktuellen Klatsch des Monats einbettet, gleichzeitig aber mit

Berühmtheiten, die sich mit dem Thema Ma-rihuana mehr oder weniger auskennen und einen resoluten Standpunkt vertreten. Sie bringen kurz ihre Meinung zum Thema Le-galisierung zum Ausdruck, und siehe da: Alle fünf beziehen für die Legalisierung Stellung! Unterschiede zeigen sich nur in der Argumen-tation und darin, ob sie schon einmal Gras versucht haben. Allen wurden die gleichen Fragen vorgelegt, die der Berechtigung der Legalisierung, dem Charakter der praktischen Umsetzung und dem gesellschaftlichen Nut-zen auf den Zahn fühlten, beziehungsweise dem nachspürten, welche Mythen über das Gras zuerst zerstreut werden müssten und wie sie die Bevölkerung informieren würden. Als Antworten kamen ausschließlich über-zeugende und erwägenswerte Argumente, die den Leser zum Nachdenken anregen und der ein detailliertes Bild von der Legalisierung bekommt, wenn er sich auch die übrigen Teile des Artikels vornimmt. Kurz und gut: Gerne sähen wir ähnliche Artikel auch in europäi-schen Unterhaltungsmedien!

MEXIKO: Legalisierung in der Diskussioneinigen längeren Artikeln zu politischen und kulturellen Themen zum Ausdruck bringt, dass sie inhaltlich mehr bietet als eine durch-schnittliche Frauenzeitschrift. Ungefähr in diesem Segment positioniert sich das mexi-kanische Magazin Quién, das in seiner Feb-ruarausgabe die Diskussion um den Hanf zu ihrem Hauptthema machte. Schon der Um-schlag zeigt, Mädchenklatsch hin oder her, Thema Nummer 1 ist die Legalisierung. Noch dazu mit jeder Menge Coming-out gewürzt, denn auf der Titelseite sehen wir Berühmt-heiten mittleren Alters – Politiker, Aktivisten, Regisseure und Schriftstellerinnen – die, nach der Schlagzeile zu urteilen, die Legalisierung befürworten. Auf den ersten Seiten des Ma-gazins bringt das Editorial ohne Befangen-heit zum Ausdruck, dass das Marihuana trotz seines Verbots kein Tabuthema mehr ist und es deshalb wünschenswert sei, wenn Eltern statt Ermahnungen, die sich aus Vorurteilen speisten, mit ihren Kindern ein sachliches Ge-spräch darüber führen könnten. Diesem Inte-resse folgend, entstanden Interviews mit fünf

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PROMIX VON PLAGRONSUBSTRATE / NON FERTILISED

Nach eigenen Wünschen düngen

Für einen optimalen Ertrag eines 100% biologischen Endproduktes wählt der Biozüchter Promix. Promix enthält keine

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Keith Vaz, Leiter des Komitees für Innere Angelegenheiten im bri-tischen Unterhaus, hielt Mitte

Februar eine Sitzung zum Thema the-rapeutisches Marihuana ab. An der Be-sprechung beteiligte sich neben Andrew Turner der Vorsitzende der Partei für die Reform des Cannabisrechts (CLEAR) Peter Reynolds, der von drei Konsumen-ten von therapeutischem Cannabis zu dieser Zusammenkunft begleitet wurde. Die Patienten berichteten darüber, wie das Marihuana ihnen in ihrem Zustand helfe, und gaben auch einen Einblick in

ärztlichen Sachverstand hinweg. Keith Vaz stimmte mit dem Gedankengang zutiefst überein. Die Konsumenten von Medizinalmarihuana erzählten, dass sie gewöhnlich das in Holland gekaufte Cannabis beim Zoll angäben. Einer von ihnen berichtete über einen Fall, in dem sein Medikament auf dem Flughafen von Southampton beschlagnahmt wurde. Der Patient hatte sich in diesem Zusammen-hang an das Zollamt gewandt, obwohl die Schritte der Rechtsanwälte auch eine Überprüfung des Innenministeri-ums hätten nach sich ziehen können, in deren Ergebnis ihm die Erlaubnis, Can-nabis zu importieren, hätte entzogen werden können. Mr. Vaz war von den ärztlichen Rezepten über Bedrocan sehr beeindruckt und erklärte, dass diese Be-weismittel auch das Komitee überzeugen würden, das in dem Fall eine positive Empfehlung aussprechen würde. Nach Reynolds Meinung sei diese erfolgreiche Zusammenarbeit das Ergebnis der drei-jährigen harten Arbeit von CLEAR. Er drückte die Hoffnung aus, dass dies zu einem nüchternen Reglement für thera-peutisches Cannabis führen würde.

Therapeutisches Marihuana im britischen Parlamentden komplizierten Beschaffungsprozess, der darin bestehe, mit einem ärztlichen Rezept nach Holland zu fahren, um dort in einer Apotheke das Cannabis zu er-halten. Abgesehen von Sativex Spray produziere und vertreibe – nach eigenen Äußerungen – ausschließlich die nieder-ländische Firma Bedrocan Cannabis, das Ärzte verschreiben könnten. Reynolds argumentierte, es sei die Pflicht des In-nenministeriums, den Import des Medi-kaments zu gestatten, wenn Ärzte Bed-rocan verschrieben, anderenfalls setzten sich die Politiker und Beamten über den

SATIVEX wirksam bei peripheren neuropathischen Schmerzen

Bei peripheren neuropathischen Schmer-zen kann der Cannabisextrakt SATIVEX klinisch wichtige Verbesserungen bei

Schmerzen und Schlafqualität bewirken – dies ist das Ergebnis einer klinischen Studie mit 246 Patienten am Gartnavel General Hospital der Universität von Glasgow in Großbritannien. Insgesamt wurden 303 Patienten mit periphe-ren neuropathischen Schmerzen untersucht – 128 wurden zufällig einer Therapie mit SATIVEX (seit Juli 2011 auch in Deutschland als Medika-ment zugelassen und schon vielfach verschrie-ben) zugewiesen. Als Kontrollgruppe wurden 118 (ebenfalls zufällig ausgewählten) Teilneh-mern zusätzlich zu der bisherigen Schmerzthe-rapie Placebos zugeteilt.

Es zeigte sich, dass es einen statistisch hö-heren Prozentsatz von Patienten in der SATI-VEX-Gruppe gab, deren Schmerzen effektiv gelindert wurden – zum Teil um mehr als 30 Prozent. Es gab zudem eine Reduzierung der mittleren Schmerzstärke in beiden Behand-lungsgruppen, die in der SATIVEX-Gruppe nu-merisch besser ausfiel, ohne jedoch eine sta-tistische Signifikanz zu erreichen. Sekundäre Ergebnisparameter der Schlafqualität und des subjektiven allgemeinen Eindrucks der Verän-derung zeigten auch statistisch signifikante Behandlungsunterschiede zugunsten der Be-handlung mit dem verschreibungspflichtigen Spray.

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Wenn ein Geschäft beginntGrasläden in Colorado eröffnet

Nicht jeder verbrachte den Neujahrstag mit einem Kater und starken

Kopfschmerzen. Für die Kiffer in Colorado gabʼs auch noch was Besseres zu tun:

Viele standen schon am frühen Morgen vor einem der vierzig neu eröffneten

Geschäfte Schlange, um als Erste auf gesetzlich sanktionierte Art und Weise

Marihuana zu kaufen.

einer Million Dollar ein. Von Mittwoch bis zum ersten Wochenende schnellte der Um-satz auf fünf Millionen Dollar hoch, was etwa einhunderttausend Käufern entspricht. Die Zeitungen berichteten schon am ersten Wochenende, dass ein Engpass in der Gan-javersorgung von Colorado eintreten könnte. Doch die Geschäftsbetreiber verkündeten ei-lig, dass, obwohl sie nicht im Traum mit ei-nem solchen Umsatz gerechnet hätten, noch eine Tonne Marihuana in ihren Lagern be-reitstünde und niemand mit leeren Händen nach Hause gehen müsse.

Die Kiffer gaben unterschiedliche Erklä-rungen dafür ab, warum sie am Neujahrs-morgen so geduldig in den Schlangen vor

den Ganjaläden warteten. Die meisten be-legten die wohlbekannte Tatsache, dass die Mehrheit der Marihuanakonsumenten ge-setzestreu ist und am liebsten auf legalem Wege an den Stoff zum Rauchen kommen will. Zwei Kunden aus Texas erzählten zum Beispiel, dass sie den 20-stündigen Weg nach Colorado nicht auf sich genommen hätten, um endlich hochwertiges Gras kau-fen zu können (denn das bekämen sie auch zu Hause), sondern deshalb, um das Gefühl der Freiheit zu erleben, wenn man sich beim Kauf nicht vor der Polizei oder Sicherheits-kameras verstecken müsse. Ein anderer Käu-fer meinte, er rauche Marihuana, seitdem er Teenager sei, also schon seit 34 Jahren, und

uch in den in dieser Hinsicht weniger glücklichen Gegenden der Welt war es eine Freude, auf Fotos die weit

geöffneten Augen, die strahlenden Gesich-ter und das zufriedene Lächeln der Kunden an der Kasse zu sehen. Da das 2013 ver-abschiedete Legalisierungsgesetz nun end-lich in Kraft trat, konnten die erwachsenen Bürger von Colorado bei jedem Einkauf pro Kopf eine Unze (28 Gramm) Marihuana er-werben, die Besucher aus anderen Staaten je eine viertel Unze. Obwohl die Preise höher als erwartet ausfielen – an manchen Orten sogar um 10 Euro teurer – brachte der le-gale Marihuanahandel schon am ersten Tag zu versteuernde Einnahmen in Höhe von

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würde eben deshalb das Erlebnis des ersten legalen Kaufs und Konsums nicht missen wollen. Für die meisten Konsumenten ging es im Grunde darum – obwohl dieser Aspekt selten betont wird, hörten gleichzeitig mit der Legalisierung des Marihuanas Hundert-tausende von Konsumenten auf, Gesetzes-brecher zu sein. Mit der Legalisierung von Gras spart der Staat Colorado überdies nach Schätzungen jährlich 12–60 Millionen Dol-lar für die sinnlose Strafverfolgung ein. Da-mit gehören auch die mehr als zehntausend Inhaftierungen pro Jahr, die für den Besitz einer heute erlaubten Menge verhängt wur-den, der Vergangenheit an.

Nicht nur zur Entspannung

Es spricht Bände, dass der erste legale Ma-rihuanakäufer ein Kriegsveteran war, der im Irak und in Afghanistan Dienst getan hatte, und dem als Folge der Kriegsschrecken Post-traumatische Belastungsstörungen (PTSD) den Alltag vergällen. Nach seinen Bekundun-gen verbesserten die von Ärzten verschriebe-nen starken Beruhigungsmittel seinen Zu-stand nicht so effektiv wie das Marihuana, dessen Gebrauch zudem weniger riskant sei, da es ihn nicht zu einem lebenden Zombie mache und ihn auch nicht zu einer ähnlichen Abhängigkeit wie rezeptpflichtige Beruhi-gungsmittel führe. Das therapeutische Ma-rihuanaprogramm von Colorado befürwortet jedoch die ärztliche Verschreibung von Can-nabis bei PTSD nicht – entgegen eindeuti-gen Forschungsergebnissen. Daher werden

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Kriegsveteranen wohl in großer Zahl die Hanfläden aufsuchen. Aber sie sind nicht die Einzigen, die aus gesundheitlichen Gründen die Freigabe des Cannabishandels begrü-ßen. Nach den Angaben einer medizinischen Organisation kamen bis zur zweiten Janu-arwoche 100 Familien aus anderen Bundes-staaten als “Therapieflüchtlinge” nach Co-lorado; etwa weitere 200 Familien planten dies ebenfalls. Viele von ihnen wollen die Krankheiten ihrer Kinder mit Cannabisöl be-handeln, weil sich die von den Ärzten ver-schriebenen Medikamente und Therapien als wirkungslos erwiesen haben. Zurzeit ist je-doch noch nicht geklärt, ob die kurzfristigen Besserungen keine Langzeitschädigungen nach sich ziehen. Beim Entwurf des Lega-lisierungssystems erhielt der Schutz der Ju-gendlichen erhöhte Aufmerksamkeit – daher ist der Kauf von Marihuana an das Mindest-alter von 21 Jahren geknüpft – gleichzeitig wurde die Frage der Cannabistherapie in der Kinderheilkunde aufgeworfen. Entsprechend verkündete man Anfang des Jahres, dass der Staat Colorado sieben Millionen Dollar für Forschungsstipendien bereitstelle. Ziel ist es, zu prüfen, ob Kinder von einer Cannabisthe-rapie profitieren und ob man langfristig mit Nebenwirkungen rechnen muss. Die hoff-nungsvollen Eltern beflügelt in erster Linie der Fall von Charlotte Figi (siehe den Artikel “Mit Marihuana wiedergewonnene Kindheit” in der Oktoberausgabe des Medijuana Ma-gazins, 2013/5 – Der Red.). Sie wurde durchden Gebrauch von Cannabisöl von den Symp-tomen einer seltenen und aggressiven Formder Epilepsie befreit. Das siebenjährige Mäd-chen, das nach Angaben seiner Eltern vorher täglich mehrere Dutzend Anfälle erlitten hat-te, lebt heute ein ähnlich vergnügtes Leben wie seine Altersgenossen. Sie reitet, fährt Ski, malt und tanzt. Doch im Gegensatz zu den vorherigen Medikamenten treten nun keine

sichtbaren Nebenwirkungen in Erscheinung. Die Ärzte bemühen sich, die Gemüter zu be-ruhigen, und rufen Familien, die ähnliche Er-wartungen hegen, zur Geduld auf.

Neben dem Highway 420

Die Verkehrsbehörden von Colorado be-schäftigt unterdessen ein ganz anderes Pro-blem. Sie haben die Aufgabe, bekiffte Fahrer aus dem Verkehr zu ziehen, wie es schon der Entwurf des Legalisierungssystems vorsah. Eine professionelle Problemlösung gestaltet sich jedoch schwierig, weil den Fahrern der Genuss von Marihuana nicht verboten ist, le-diglich das Fahren unter seinem Einfluss. Im Gegensatz zum relativ einfachen Nachweis der Trunkenheit ist der Einfluss von Canna-bis bei Weitem nicht so leicht nachzuweisen, denn THC-Rückstände sind sogar noch nach Wochen im Urin feststellbar.

Eine Alternative zu diesem Problem bietet der Cannabis-Tourismussektor Colorados:

Hanfliebhaber werden zu den Sehenswür-digkeiten von Denver kutschiert, wobei sie die Möglichkeit haben, die Angebote der Grasläden zu probieren. CNN führte ein In-terview mit der Großmutter eines 72-jäh-rigen Kiffers, die ein solches Unternehmen aufzog. Die ältere Dame kauft zunächst die vorgedrehten Joints in einem Laden, dann lässt sie sich mit den zahlenden Rundfahrt-gästen in eine Limousine fallen und zeigt der – gemütlich gutes Ganja inhalierenden – fröhlichen Gesellschaft die berühmten Se-henswürdigkeiten der Stadt. Pflichtteil des Ausfluges ist ein ausgiebiges Mahl, das kein Kiffer ablehnen kann. Obwohl der CNN-Re-porter behauptet, nicht von dem Joint ge-zogen zu haben, fand das Gespräch in einer gehobenen Stimmung statt, die er schließ-lich damit erklärt, dass der Rauch im Auto sicher seine Wirkung entfaltet habe. Diese Begründung führte im CNN-Studio zum Ausbruch allgemeiner Heiterkeit. In Zukunft können wir mit vielen solcher Reportagen rechnen.

Aber um auf den Verkehr zurückzukom-men. Es taucht ein weiteres ungelöstes Pro-blem auf: Ruchlose Ganjaraucher stellen eine ernste Gefahr für die Meilentafel 420 auf der Autobahn von Colorado dar. Wer wür-de nicht gern in seinem Zimmer eine solche Tafel aufhängen und es zur Zone 420 ma-chen? Stimmt´s? Die Kulttafel wurde schon mehrfach abgegriffen. Nun haben die Be-amten von Colorado endlich die Bedeutung des Problems erkannt und eine brillante Lö-sung gefunden. Da es sinnlos ist, gegen den Strom zu schwimmen, haben sie beschlos-sen, die ominöse Tafel durch eine mit der Zahl 419,99 zu ersetzen. Dazu gratulieren wir hiermit, denn es wäre schwer gewesen, eine bekifftere Lösung zu finden.

text: Jack Pot

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Eine Million Euro für Cannabis

Trotz der schwachen Quoten der ins Internet verschobenen TV-Show Mil-lionärswahl konnte sich Georg Wurth

vom Deutschen Hanf Verband mit seinem Anliegen durchsetzen und gewann eine Mil-lion Euro für die Legalisierung von Cannabis in Deutschland. Der Eigentümer und Betreiber der Firma Deutscher Hanf Verband hat jetzt nach eigenen Angaben genug Geld, um zehn Jahre lang effektive Lobbyarbeit für Cannabis zu leisten. Zuvor hatte der 41 Jahre alte Fa-milienvater unter anderem erklärt, dass er das Verbot von Drogen generell als gescheitert be-trachte, sich aber erstmal auf die Freigabe von Hanf konzentrieren wolle – mit Aussagen wiedieser gewann Georg Wurth die zweite Ausga-be der Show und qualifizierte sich für das gro-ße Finale am 25. Januar, in dem es schließlich um eine Million Euro ging. Hier erklärte er auf die Frage, was er denn mit der Million konkret anfangen würde: “Man kann natürlich für eine Million nicht die Legalisierung kaufen – dasist ja logisch. Aber es ist natürlich ein wich-tiger Impuls – das ist das Zehnfache vonunserem Jahresbudget und ich will natürlich auch nicht alles in Fernsehwerbung knallen, sondern einfach mal einen Einstieg schaffen. Das Interessante daran wird sein, dass es das in Deutschland überhaupt zum ersten Mal gibt – wie in den USA schon längst üblich. Aber ich habe auch noch vieles anderes vor – ein

nicht aber an der Spitze landen würde – doch die Tatsache, dass er am Schluss doch noch die meisten Zuschauerstimmen bekam, gab letztendlich den Ausschlag und damit den Sieg für Georg, der sodann eine Million Euro für die Legalisierung von Cannabis ge-wann.

ganzes Sortiment von Dingen. Unter anderem Patienten unterstützen, die vor Gericht für ihr Recht kämpfen, Cannabis zu bekommen, und dass die Krankenkasse das bezahlt und sie es auch selbst anbauen dürfen.”

Bei der finalen Abstimmung sah es dann lange so aus, als ob Georg zwar weit oben,

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am Neujahrstag ließ die Kundschaft gar nicht erst auf sich warten: Hunderte Menschen wa-ren zum Teil aus entfernten Bundesstaaten angereist und bildeten schon am frühen Neu-jahrsmorgen in eisiger Kälte lange Schlangen vor den Verkaufsstellen, um unter den ersten legalen Cannabiskäufern der jüngeren US-Geschichte zu sein. Für viele ist es ein histori-scher Moment, von dem sie nie glaubten, dass sie ihn noch miterleben würden.

Die weltweit ersten staatlich lizenzier-ten Cannabishändler, die im Rahmen der bundesstaatlichen Gesetze legal

Cannabis für den Freizeitgebrauch verkau-fen dürfen, eröffneten in Denver/Colorado am Neujahrstag 2014 um 8 Uhr Ortszeit ihre Türen, vor denen sich bereits lange Kunden-schlangen gebildet hatten.

US-amerikanische Cannabis-Aktivisten, diejahrelang für eine Freigabe von Cannabisgekämpft hatten, feierten in der Sylvester-nacht in Denver, Aspen und anderen Städten Colorados das Inkrafttreten einer weitgehen-den Legalisierung mit bunten “Pot-Partys” und verglichen diesen Tag mit dem offiziel-len Ende der Prohibition in den 20er Jahren – dem landesweiten Verbot des Verkaufs, der Herstellung und des Transports von Alkohol. Ganz demonstrativ zündeten sich viele Hanf-Aktivisten gegen Mitternacht vielerorts ihre Joints an – auch wenn das neue Gesetz das Kiffen in der Öffentlichkeit eigentlich nach wie vor nicht gestattet.

Rund drei Dutzend (zuvor rein medizini-sche) Abgabestellen für psychoaktive Can-nabisprodukte erhielten von den staatlichen Aufsichtsbehörden Colorados die Geneh-migung, ab 2014 allen Erwachsenen, die an den bewusstseinserweiternden Qualitäten der Hanfpflanze interessiert sind, psychoaktive Hanfblüten in einer Menge von bis zu einer

Unze (ca. 28 Gramm) zu verkaufen. Vorausge-setzt, sie sind Einwohner von Colorado – denn als Anwohner eines anderen US-Bundeslands darf man höchstens eine viertel Unze (ca. 7 Gramm) erwerben.

Der Seattle Times zufolge vergaben die Behörden in Colorado bereits 348 Lizenzen zum Verkauf von Marihuana. Es werden also noch viele weitere Cannabis-Shops eröffnen, und die werden auch gebraucht, denn schon

Colorado feiert die Legalisierung

MEDI+GREEN

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Medizinisches Cannabis

in Österreich Vier von sechs Parteien können

sich Legalisierung vorstellen

Bei den österreichischen

Parteien setzt nach der

Legalisierung von Canna-

bis auch als Genussmittel

im US-Bundesstaat

Colorado und in Uruguay

ein Umdenken zur Lega-

lisierung von medizini-

schem Cannabis ein.

Damit bewegt sich beim Thema “medizi-nisches Cannabis” in Österreich mehr als bei allen anderen wichtigen innenpolitischen Themen. Besonders bemerkenswert ist der rasche Umschwung bei der FPÖ und der ÖVP. Beide Parteien hatten noch im September bei einer Umfrage des ÖHV vor den Parlaments-wahlen keinerlei Bereitschaft signalisiert, von ihrer Prohibitons-Position abzuweichen. Nun sieht die FPÖ Cannabis offenbar nicht mehr als Einstiegdroge für andere Substanzen. Bei der ÖVP ist man immerhin soweit, das The-ma den Experten erneut zur Überprüfung vorzulegen.

Hier die Stellungnahmen der Parteien im Wortlaut:

FPÖ erkennt Stellenwert von medizinischem Cannabis an

Die FPÖ ist gegen die Freigabe “weicher” Drogen, erkennt aber das Faktum an, “dass Cannabis im medizinischen Einsatz einen

nicht unerheblichen Stellenwert hat”. Sie will diesen Themenkomplex mit ihren Mitglie-dern im Gesundheitsausschuss “offen dis-kutieren und [ist] für eine Neuregelung im Sinne der Patienten offen.”

ÖVP will breiten Konsens

Das Regierungsprogramm der ÖVP enthält keine Vorhaben in die Richtung, natürliches Cannabis in Apotheken nach ärztlicher Ver-schreibung abzugeben.

Des Weiteren heißt es aber in der Stellung-nahme, dass “die Frage der Legalisierung von natürlichem Cannabis für medizinische Zwecke – mit bzw. auch ohne ausdrückliche ärztliche Verschreibung – erst dann auf poli-tischer Ebene behandelt werden kann, wenn die Beratung der medizinischen Expert/innen für den Umgang mit psychoaktiven Substanzen zu einem breiten Konsens in der Sache geführt haben.” Bis dahin besteht für die ÖVP kein politischer Aufklärungs- oder Handlungsbedarf.

Grüne für Legalisierung

Die Grünen wollen Cannabis für medizinische Zwecke legalisieren:

“Die medizinische Anwendung von natürli-chem Cannabis als Medikament muss wissen-schaftlich erforscht und evaluiert werden, wie bei synthetischen Substanzen auch. Dies wol-len wir ebenfalls fördern, da zu befürchten ist, dass privatwirtschaftlich agierende Pharmafir-men nur wenig Interesse an der Aufbereitung von natürlichem Cannabis haben.”

ÖHV erfreut über den raschen Umschwung

ÖHV-Sprecher Toni Straka sagte dazu: “Seit dem 1. Jänner 2014 hat die Stimmung zu Cannabis, dem ältesten Heilmittel der Menschheit mit 5.000 Jahren dokumentier-ter Anwendung, offenbar in allen politischen Lagern in Österreich massiv umgeschlagen. Bei der letzten Umfrage des ÖHV mit Lega-lize Österreich im Vorwahl-September 2013 hatten sich FPÖ und ÖVP noch dezidiert ge-

Eine Anfrage der ARGE Cannabis als Me-dizin (CaM), Partnerverein des Österrei-chischen Hanfverbands, an FPÖ, ÖVP,

die Grünen und das Team Stronach wurde von allen vier Parteien im Ansatz generell positiv beantwortet. Keine Stellungnahme gab es von der SPÖ, womit das Thema beim österreichischen Koalitionsführer weiterhin unberücksichtigt bleibt. Die seit Oktober 2013 ebenfalls im Parlament vertretenen Neos haben weiterhin keine Position zu me-dizinischem Cannabis, wobei aber zu hoffen ist, dass die Partei nach der kürzlichen Fusi-on mit dem Liberalen Forum dessen Positi-on einer generellen Entkriminalisierung von Cannabis übernehmen wird.

CANNA+GLOBE

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gen eine Legalisierung von medizinischem Cannabis ausgesprochen. Damit verbleibt jetzt nur noch die SPÖ, wo das Thema wei-ter auf die lange Bank geschoben wird. Das Cannabis-Rad muss übrigens nicht neu er-funden werden. In den USA gibt es mittler-weile tausende Studien zur Wirksamkeit von Hanf als Heilmittel.”

Das breite Umdenken in der österreichi-schen Politik stimmt froh, weil damit theo-retisch eine Mehrheit im Parlament für die Legalisierung von medizinischem Cannabis nach einem Jahr Lobbyarbeit des ÖHV er-reicht ist.

Team Stronach für Cannabis auf Rezept

Das Team Stronach ist für die medizinische Verschreibung bei Indikation und gegen den Alltagskonsum.

Zunehmendes Interesse bei Kranken

Doch medizinisches Cannabis findet nicht nur in der Politik ein steigendes Interesse. Auch beim ÖHV häufen sich die Anfragen dazu. Jeder uns bekannte Fall stellt ein tra-gisches Schicksal dar. Leider dürfen wir die wichtigste Frage – die uns jüngst wieder

von einer 65-jährigen Krebs-Patientin ge-stellt wurde – nicht helfend beantworten: Wo man denn medizinisches Cannabis – und insbesondere das von Krebs-Patienten nach-gefragte Cannabis-Öl – bekommen kann. “Aufgrund der geltenden Rechtslage würde sich der ÖHV hiermit der Beitragstäterschaft zum Erwerb von immer noch illegalisiertem Cannabis schuldig machen”, sagte der Wie-ner Rechtsanwalt und Suchtmittelgesetz-Experte Gottfried Hudl dazu.

Neue Altersgruppen entdecken Cannabis

Großes Interesse für Cannabis als Medizin ist laut Straka vor allem in den Altersgruppen der über 50-Jährigen festzustellen. Diese Menschen nähern sich dem grünen Kraut auch dank der wachsenden Berichterstattung in den österreichischen Medien an.

Seit 1. Januar scheint die Stimmung zu Cannabis als Heil- und Genussmittel in Ös-terreich wie auf Knopfdruck umgeschlagen zu haben. Selbst konservative Medien wie Die Presse titeln jetzt Schlagzeilen wie “Hanf wird als Heilpflanze salonfähig”, und das meinungsbildende Nachrichtenmagazin pro-fil rief nach der Legalisierung in Colorado in einem Kommentar das Jahr 2014 gar zum “Jahr des Joints” aus.

36 Prozent für Legalisierung

Dies macht Hoffnung, dass der Anteil jener Österreicher/innen, die Cannabis legalisieren wollen, weiter zulegt. Eine Umfrage des pro-fil im Januar ergab 36 Prozent Zustimmung für die Gleichstellung von Cannabis mit den legalen Drogen Alkohol und Nikotin.

Noch stärker ist die Zustimmung zur primären Forderung des ÖHV, der soforti-gen Entkriminalisierung von Patient/innen, die sich selbst mit Cannabis behandeln. In Internet-Umfragen des ORF in einigen Bun-desländern sprachen sich jeweils zwischen 70 und 80 Prozent der Teilnehmer/innen dafür aus.

Wir haben daher berechtigte Hoffnun-gen, dass sich die Politik dieses Themas auch dank unserer fortgesetzten Lobbyarbeit in positiver Weise annehmen wird. Es würde den rund eine Million österreichischen Can-nabis-Konsument/innen und Wähler/innen wieder einmal etwas erlauben und zugleich neue Einnahmequellen für den prekären Staatshaushalt eröffnen. E-Mail: [email protected] Internet: www.hanfverband.at

text: ÖHV

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Cannabiskonsum ist normalCannabiskonsum ist normal“Mein Ziel ist seit zwanzig Jahren das gleiche”

Stivi Wolyniec, einer der

wesentlichen Akteure

auf dem österreichischen

Grow-Markt, ist

gleichzeitig Aktivist,

Geschäftsmann und

Mäzen. Um ihn hat sich

in den letzten zwanzig

Jahren eine Gruppe

formiert, deren

Aktivitäten breit

gefächert sind. Neben

dem Betrieb von

Grow- und Headshops

übernimmt sie

akzentuiert eine Rolle

im öffentlichen Leben,

unterstützt kulturelle

Aktionen und zivile

Organisationen. Stivis

Frau stammt aus

Äthiopien; die beiden

haben einen

zehnjährigen Sohn und

eine achtjährige Tochter.

Er liebt die Reggae- und

Rastakultur, die die

wichtigste Quelle seiner

Inspiration ist.

Medijuana: Schon seit über fünfzehn Jahren

baust du dein Geschäft auf. Erinnerst du

dich daran, ob am Anfang eher geschäftliche

Erwägungen oder persönliche Motive standen?

Stivi Wolyniec: Als ich anfing, war das nur eine politische Aktivität. Unzufrieden mit der damaligen Situation in Österreich, haben wir als Erstes ein Smoke-in in Wien veranstaltet. Danach haben wir Gespräche mit Journalis-ten und Politikern gesucht und wollten uns mehr und mehr politisch engagieren. Darauf konzentrierten wir uns. Wir sahen das so, dass wir damit etwas erreichen konnten. Da-mit wir es auch finanzieren konnten, haben wir das Geschäft gegründet. Bushplanet ist also praktisch aus unseren politischen Akti-vitäten heraus entstanden.

MED: Gab es damals einen bestimmten

Moment, der dich besonders inspiriert hat?

SW: Mehrere Dinge haben eine Rolle ge-spielt. Damals gab es immer mehr Informa-tionen über Hanf, es kamen neue Bücher (z. B. Jack Herers und Mathias Bröckers Buch „HANF“) heraus, neue Zeitschriften erschie-nen, das grow! Magazin wurde beispielswei-se damals gestartet. Darin las ich zum ersten Mal von einem „Smoke-in“ in Darmstadt – das war ein gutes Beispiel, ein Vorbild, dem ich folgen konnte, so etwas auch selbst zu machen. 1996 veranstalteten wir etwas Ähn-liches in Wien.

MED: Hast du persönlich Unrecht erlitten?

Hast du die unterdrückende Seite der Macht

erfahren?

SW: Es gab Unannehmlichkeiten, aber nichts, was mich von meinem Weg hs mi-cabbringen können. 1997 musste ich fch ein paar Tage ins Gefängnis und 2004 wurde

text: Gabor Holland

photos: Lukas Nagl

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ich wegen des Handels mit Stecklingen zu einer bedingten 20-monatigen Haftstrafe verurteilt. In der Zwischenzeit jedoch wurde mir ganz klar: Cannabis ist überhaupt nicht gefährlich, sein Verbot unnötig. Ich wollte nicht nur zusehen, sondern etwas zur Re-Legalisierung beitragen.

MED: Wenn du die drei wichtigsten

Momente der vergangenen zwanzig Jahre

hervorheben solltest, welche wären das?

SW: Der erste große Schritt war die Eröff-nung des Ladens in der Esterhazygasse in der Innenstadt von Wien, in einem 20 Quadrat-meter großen Keller. Es war der erste Head- und Growshop in Wien, und er entwickelte sich vom ersten Tag an extrem gut, nach einigen Monaten konnten wir das Geschäft bereits auf 300 m² erweitern.

Ganz wichtig fnz wichtig, dass wir 1998 als Erste begannen, Hanf-Stecklinge zu ver-kaufen. Wir haben dann 1999 auch einen offiziellen Gewerbeschein der Behörden be-kommen – „Hanfzucht“! Das war der Grund-stein für die gesamte österreichische Steck-lingsindustrie, die sich ja seitdem enorm entwickelt hat und eine sehr wichtige Funk-tion in der Hanfbewegung einnimmt.

Der dritte große Moment war die Eröff-nung der Grow City im März 2010. Hier ha-ben wir ein Flaggschiff für die gesamte Bran-che geschaffen und gezeigt, dass Growshops auch im größeren Maßstab funktionieren. Mittlerweile hat das Konzept europaweit vie-le Growshop-Betreiber dazu inspiriert, eben-falls „große“ Shops zu eröffnen, wodurch sich auch die Außendarstellung der gesam-ten Branche verbessert hat.

MED: Wie lang war der Weg, den

ihr zurückgelegt habt? Kannst du ihn

beschreiben?

SW: Am Anfang war ich mit einer Kolle-gin allein, jetzt sind wir ein Team von 35 Mitarbeitern. Viele haben seitdem Familien gegr Anfang das ist also ein großer Appa-rat mit einer entsprechenden sozialen Ver-antwortung. Die Zahl der Zulieferer hat sich natürlich ebenfalls erhöht, aber wir arbeiten noch immer mit vielen Unternehmen der ersten Stunde zusammen. Generell sind mir langfristige Partnerschaften sehr wichtig.

MED: In kommerziellen Aktivitäten sollte

man sicher kein Credo suchen, aber ich habe

trotzdem das Gefühl, dass du von einer Art

Sendungsbewusstsein durchdrungen bist.

SW: Vor allem bin ich von Hanf durch-drungen … Zunrsthd hat mir Hanf Genuss, Entspannung und Inspiration gebracht. Da-für bin ich dankbar und ich möchte etwas dazu beitragen, dieser wunderbaren Pflanze ihren naturgemäßen Platz in unserer Gesell-schaft wiederzugeben.

Für mich persönlich ist es wichtig, meinen Mitarbeitern und den Kunden eine angeneh-me und freundliche Umgebung zu bieten und eine Art Partnerschaft aufzubauen. Un-ser Motto ist daher: „grow together“. Wir be-mühen uns auch, die Hanfbranche seriös zu repräsentieren. Wenn jemand zu uns kommt, der nichts mit Hanf zu tun hat, bemühen wir uns, ihm alles bereitwillig zu erklären, damit er ein möglichst positives Bild von der Sache bekommt. Uns ist wichtig, dass man uns als Partner ernst nimmt und wir unseren Betrag zur Re-Legalisierung leisten können.

MED: Du unterstützt den Österreichischen

Hanfverband ÖHV und einige andere Initiativen.

Wie kannst du ihnen helfen, außer damit, dass

du Geld gibst?

SW: Als wir stärker politisch aktiv waren, zwischen 1996 und 2003, ist viel auf der politischen Schiene passiert. In dieser Zeit haben wir einige Aktionen gemacht und insgesamt sechsmal die Legalisierungsdemo „Hanffeuer“ veranstaltet. Seit 2003 habe ich aus privaten Gründen viel weniger Zeit, po-litisch aktiv zu sein. Glücklicherweise haben dann David Rosse und seine Freunde begon-nen, als Nachfolger des „Hanffeuers“ den „Hanf-Wandertag“ zu veranstalten. Somit gibt es für alle Hanffreunde zumindest ein-mal im Jahr die Möglichkeit, gemeinsam zu feiern und zu demonstrieren.

Letztes Jahr wurde dann der ÖHV gegrün-det, und ich bin froh, dass es wieder einen „offiziellen“ Ansprechpartner für Hanf in der Öffentlichkeit gibt. Interessant ist die aktu-elle Situation: Es gibt eine gesunde Hanf-branche in Österreich, auf deren Unterstüt-zung der ÖHV zählen kann. Dazu kommt ein durch die Legalisierung in Colorado und Uruguay massiv gesteigertes Medieninteres-se. Daher ist es essenziell, jetzt professionelle Verbandsarbeit zu leisten, um auch in Ös-

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CANNA+GLOBE

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terreich entscheidende Schritte in Richtung Hanf-Normalität zu machen.

MED: Wann wird die Arbeit ein Ergebnis

bringen? Wann wird es einen CSC (Cannabis

Social Club) in Österreich geben?

SW: Ich hoffe wirklich, bald. Österreich ist kein Pionierland, es wartet eher ab, was die anderen machen, und reagiert dann. Wenn mehrere europäische Länder in die richtige Richtung gehen, habe ich die gro-ße Hoffnung, dass auch wir auf diese Ebe-ne gelangen werden. Ich denke, Österreich wird in dieser Hinsicht in den nächsten zwei Legislaturperioden, das heißt innerhalb von vier bis acht Jahren, wichtige Schritte unter-nehmen.

MED: Kein Pionierland, sagst du, trotzdem

kann man innerhalb der deutschsprachigen

Länder nur hier Setzlinge und Samen

verkaufen. Ein Standortvorteil?

SW: In Deutschland und der Schweiz geht das nicht, also ist das wirtschaftlich gesehen auf jeden Fall ein Vorteil. Aber ich würde es begrüßen, wenn jedes Land ein ähnliches, ei-genes Reglement hätte und wir uns darauf konzentrieren könnten, in Österreich Canna-bis Clubs zu etablieren.

MED: CSC oder das Coffeeshop-Modell?

Beide haben Vor- und Nachteile. Was wäre für

Österreich das Beste?

SW: Ich denke, der CSC wäre auf jeden Fall zunächst besser, aber insgesamt wäre eine Kombination aus beiden am besten.

Es sollte möglich sein, dass ein erwachse-ner Mensch in ein Geschäft oder Café geht und ein paar Gramm Haschisch oder Ma-rihuana kauft. Das sollte kein Thema sein. Genauso muss der legale Anbau für den Ei-genbedarf möglich sein. Eines ist sicher, es kann einem erwachsenen Menschen nicht verboten werden, eine Pflanze für sich zu ziehen. Es kann reguliert werden, dass die-se Pflanze/Droge nicht weiterverkauft wird, aber die Züchtung an sich nicht.

Egal welches Modell – wichtig ist, dass sich die vielfältige Hanfkultur weiterentwi-ckeln kann und Hanf nicht ein x-beliebiges Konsumprodukt wird, dessen Erzeugung und Vertrieb dann in den Händen einiger Multis liegt. Es sollte schon ein geschützter Bereich werden.

MED: Wer soll geschützt werden und vor was?

SW: Es sollte nicht das passieren, was früher mit den Zigaretten und dem Alkohol passiert ist: dass Konzerne aktiv Werbung machen und mit psychologischen Tricks den Verbrauch stimulieren. Cannabis sollte ein Genussmittel und Kulturgut bleiben und nicht ein Konsumprodukt werden, für das dann Fernsehwerbung läuft.

MED: In Amerika kann man beobachten, wie

es in der Praxis funktioniert …

SW: Ja, das finde ich extrem spannend! Bis jetzt sieht das sehr vielversprechend aus – wenn die Legalisierung in Colorado gelingt,

SW: Ich glaube nicht, dass es so bald eine einheitliche europaweite Regelung geben wird, aber dass es überall mehr oder weniger entkriminalisiert wird. Ich glaube, dass dies relativ kurzfristig geschehen wird, ob es aber vollkommen frei sein wird, weiß ich nicht. Die Welt ändert sich so schnell, es ist sehr schwer, es jetzt einzuschätzen.

MED: Gut. Betrachten wir das medizinische

Marijuana. Was ist deine Meinung: Viele halten

es für Hintertürchen und Marketing.

SW: Das hat zwei Seiten. Auf der einen Seite gibt es Menschen, die es wirklich als Medizin brauchen. Was aber seit 15 Jahren in Kalifornien läuft, ist eine verdeckte Le-galisierung. Man geht zum Arzt, sagt, man hätte Kopfschmerzen, und bekommt einen Joint auf Rezept. Natürlich war das trotzdem ein Schritt in die richtige Richtung, der zu weiteren Legalisierungsprozessen, vor allem in den USA, geführt hat. Es war ein richtiger Anfang, aber es kann natürlich nicht das Ziel sein, Cannabiskonsumenten grundsätzlich als Patienten zu titulieren. Wir sind ja keine kranken Menschen, sondern haben eine be-sondere Genussmittelvorliebe und sind Teil der Hanfkultur.

MED: Der ungarische Professor Bayer sagte,

dass medizinisches Marijuana dann legal sein

wird, wenn eine Pharmafi rma ihr Logo auf das

Hanfblatt setzt.

SW: Ich glaube nicht, dass das so ist. Auch in den USA, wo das medizinische Cannabis in vielen Bundesstaaten legal ist, wird es ja nicht von den großen Pharmafirmen kon-trolliert. Im medizinischen Bereich ist es auch so, dass die meisten Patienten sagen, sie möchten den gesamten Wirkstoffgehalt

wird die Hanf-Prohibition in den USA bald Geschichte sein …

Die US-Aktivisten haben meinen größten Respekt, sie haben jahrzehntelang und un-ter heftigster Strafandrohung Mut bewiesen und das Legalisierungsprojekt hartnäckig vorangetrieben. Schlussendlich ist es ihnen gelungen, mehr als die Hälfte der Wähler zu überzeugen, für die Freigabe von Hanf zu stimmen.

Diese Überzeugungsarbeit müssen wir auch in Österreich vorantreiben, denn sobald eine echte Mehrheit der Bevölkerung für die Legalisierung ist, werden auch die Politiker das Verbot nicht mehr aufrechterhalten kön-nen.

MED: Du schaltest Anzeigen, um

Nachrichten mit gesellschaftlichen Zielen zu

verbreiten. Etwa, dass zwei Bundesstaaten

der USA – die den Drogenkrieg initiiert haben

– den rekreativen Konsum erlauben, oder, um

Uruguay zu gratulieren, das legalisiert hat.

Warum hältst du das für wichtig?

SW: Es ist wichtig, den Menschen zu zei-gen, dass der Wandel tatsächlich möglich ist. Damit sie einfach darüber reden und nach-denken, damit es ein Thema in der Öffent-lichkeit wird. Wenn man weiße in anderen Ländern ist es völlig okay, einen Joint zu rauchen, wird man es nicht akzeptieren, hier-zulande dafür bestraft zu werden.

Wir Menschen müssen an unsere eigene Fähigkeit, Dinge zum Guten verändern zu können, glauben und die mentalen Schran-ken durchbrechen!

MED: Ob es wohl noch in unserem Leben

einen Durchbruch geben wird, eine einheitliche

EU-weite Regelung?

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der Pflanze haben und nicht nur ein rei-nes THC- oder CBD-Präparat. Da es immer Leute geben wird, die Cannabis als Genuss-mittel züchten, verwenden und verkaufen, sollte es für Patienten immer möglich sein, natürliches Cannabis zu beschaffen oder selbst anzubauen. Daher denke ich, dass der medizinische Cannabismarkt nicht von dem einen oder anderen Unternehmen dominiert werden kann.

MED: Was ist deiner Meinung nach besser:

Wenn sich die Patienten selbst versorgen oder

wenn wir es ermöglichen, Hanfmedizin in der

Apotheke zu kaufen?

SW: Jeder weiß, was für ihn am besten ist. Meiner Meinung nach sollten beide Möglich-keiten offenstehen. Wenn ein Patient bessere Ergebnisse damit erzielt, dass er die Pflanze auf seinem Fensterbrett selbst zieht, sollte das nicht verboten sein. Andererseits gibt es Patienten, die nicht gärtnern und sich nicht mit allem, was dazugehört, beschäftigen wollen, sondern nur Medizin brauchen, die funktioniert. Für diese Menschen ist es wich-tig, kontrollierte Qualität in der Apotheke beziehen zu können.

MED: Was hältst du davon, dass in diesem

Geschäftszweig immer mehr amerikanische

Multis auftauchen? Kann es sein, dass wir

in zehn Jahren nur noch bei ihnen Samen

bekommen?

SW: Für die Multis ist das ein interessan-tes Gebiet, weil viele Millionen Menschen auf der ganzen Welt diese Pflanze schätzen. Daher gibt es einen gewaltigen Markt, der derzeit zum größten Teil noch illegal ist. Es liegt im natürlichen Interesse dieser Firmen, die Entwicklung des Marktes zu beobachten. Die Cannabiskultur ist aber von vielen kre-ativen Individuen geprägt, daher wird es in unserer Branche immer auch unabhängige kleinere Firmen geben.

Der Markt wird wohl nicht von irgendwel-chen Multis dominiert werden, schließlich ist die Hanfkultur sehr vielfältig.

MED: Samen nicht, aber ein Hanfmuseum

gibt es in Berlin. In Wien aber nicht?

SW: (lacht) Dabei gibt es in Wien und in Österreich den Bedarf für eine Ausstellung zur Hanfpflanze, die alle Aspekte der Pflanze darstellt: für Informationen über ihren me-dizinischen und rekreativen Gebrauch, ihre Rolle in der Kosmetik, als Lebensmittel und als Faser. In dem Geschäft in der Innenstadt, wo wir angefangen haben, gibt es eine freie Fläche, auf der wir eine solche Ausstellung realisieren möchten, eine Art Museum mit einem schönen Hanfgarten. Es wird so sein, dass jeder reinkommen und sich informieren kann, jung und alt. In Berlin, Barcelona und Amsterdam gibt es schon etwas Ähnliches, es wäre an der Zeit, dass es in Wien auch so etwas gibt.

MED: Das wird Eintritt kosten, oder?

In Berlin 9 Euro. Interessierte werden

trotzdem reingehen, andere aber, für die

die Informationen wirklich wichtig wären,

vielleicht draußen bleiben.

SW: Ich wünsche mir, dass alle reinkom-men können – ob wir mit Tickets oder einer anderen Methode arbeiten werden, weiß ich noch nicht. Kann sein, dass der Eintritt frei sein wird, und vielleicht kaufen die Besucher dafür eine Kleinigkeit, ein Souvenir. Sicher, wir wollen, dass viele Menschen kommen, weil davon auch abhängt, wie gut die Quali-tät der Ausstellung ist. Wir sind hier noch in der Konzept-Phase, es gibt noch viele offene Fragen.

MED: Du bist ein großer Reggae-Fan.

Unterstützt du auch andere kulturelle

Initiativen?

SW: Ja, die Reggae- und Rastakultur ist sehr wichtig für mich. Sie hat mir viele In-formationen mit auf den Weg gegeben und mich wirklich inspiriert. Deshalb unterstütze ich auch diesen Bereich, damit möglichst vie-le Menschen damit in Berührung kommen. Wenn es aber andere kulturelle Veranstal-tungen in Verbindung mit Hanf gäbe, bei-spielsweise ein Hanffestival, dann würden wir das auch unterstützen.

MED: Nach Stephen Marleys Konzert in Wien

fi el mir ein, vielleicht hast du dein Geschäft

nur gestartet, um mit einem Marley-Sohn

gemeinsam einen Spliff rauchen zu können?

SW: (lacht) Es ist natürlich gut, einen Bob-Marley-Sohn live zu erleben, es war ein super Konzert! Aber andere jamaika-nische Musiker sind mir genauso sympa-thisch.

Apropos, das größte Erlebnis in dieser Hinsicht war die Feier zum 60. Geburtstag von Bob Marley in Addis Abeba. Die ganze Marley-Familie war da, seine Mutter, seine Frau Rita und alle Kinder. Es war eine gro-ße Feier und ich war glücklich, dabei sein zu dürfen.

Mein Ziel ist seit 20 Jahren das gleiche: Ich möchte in Ruhe einen Joint rauchen dür-fen, ohne Angst und Probleme.

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CANNA+GLOBE

Mambo Number OneMambo Number One Belgiens zweiter Cannabis Club schafft

einen Präzedenzfall

Das niederländische

Wietpas-Gesetz, das den

Besuch im

Coffeeshop an eine

Registrierung koppelte

und ausschloss, dass

Ausländer bedient

wurden, scheiterte

innerhalb kürzester Zeit

und kann trotzdem ein

bedeutendes Resultat

vorweisen: Es rief den

zweiten belgischen

Cannabis Social Club, den

Mambo CSC, ins Leben!

Den Weg bis zur

Eröffnung des Clubs

schilderte uns sein

Gründer Michel Degens,

auf dem Cannafest in

Prag. Danach bekam er

auch Besuch von den

Behörden.

Degens wuchs unweit der niederländi-schen Grenze auf, nur einen Steinwurf von Maastricht entfernt, im belgi-

schen Hasselt. 1992 probierte er zum ersten Mal Marihuana, zwei Jahre später baute er es für sich selbst an, und heute, im Alter von 38 Jahren, entspannt er sich genauso gern mit ein bisschen Ganja wie vor 20 Jahren. Wegen der Grenznähe fuhr Degens regel-mäßig nach Maastricht zum Einkaufen, wo es ihm so gefiel, dass er anfing, am Tresen des Coffeeshops Heaven 69 zu arbeiten.

Degens denkt gern an die dort verbrachten fünf Jahre zurück. Der Wietpas bereitete dieser Zeit 2012 ein jähes Ende. Nach dem Gesetz, das in erster Linie den Drogentouris-mus unterbinden sollte, durften Belgier die Shops nicht mehr betreten. Es half nichts, dass er dort fünf Jahre gearbeitet und dem niederländischen Staat Steuern gezahlt hat-te. Degens verlor seinen Arbeitsplatz und mit seinem Wegzug auch seine Freunde. Damals entstand der erste belgische CSC: Trekt Uw Plant in Antwerpen (siehe unseren Artikel in

der Augustausgabe des Medijuana Magazins 2013/5 – Der Red.). Hier betreiben Züchter den Anbau gemeinschaftlich, da das belgi-sche Gesetz jedem Einwohner lediglich die Aufzucht einer Pflanze gestattet. Dem Club trat auch Degens bei, und als er mit wenig Aufwand seine Lieblingssorte Amnesia Haze – organisch und in besserer Qualität als sei-nerzeit in Holland – erntete, gewann er den Glauben an Belgien wieder. Da aber sein Hei-matort 60 km von Antwerpen entfernt liegt, dachte er darüber nach, wie er einen ähnli-

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chen CSC in Hasselt aufziehen könnte. Bei der Planung unterstützte ihn die geeignetste Person: Joep Oomen, Koordinator der Euro-päischen Vereinigung für eine gerechte und effektive Drogenpolitik (ENCOD), der neben-bei auch Trekt Uw Plant betreibt.

Start-up & House Rules

Der Club wurde mit tatkräftiger Hilfe des engsten Familienkreises errichtet. Degens Mutter und seine Freundin halfen, sein Hund und gleichzeitig bester Freund Mambo gab den Namen. Bei der Wahl des Ortes war der wichtigste Aspekt, nicht als Hippie-Club am Rande der Legalität oder – noch weniger –, als kriminell zu erscheinen. Daher richtete man die Clubräume in einem Bürohaus ein. Zu der Zeit, als Degens im November letz-ten Jahres seinen Vortrag auf dem Canna-fest hielt, hatte der Mambo CSC nur wenige Mitglieder. Daher arbeiteten alle freiwillig im Club, aber Degens vertraute darauf, dass sich das mit der Zeit ändern würde. Anfang Januar konnte der Club, nach einem erfolg-reichen Auftritt in den Medien, schon über

88 Mitglieder und 200 Anwärter auf der Warteliste verbuchen. Die Mitglieder der Züchtergenossenschaft müssen auch finan-ziell zum Betrieb das Mambo CSC beitragen. Der Jahresbeitrag beträgt 25 Euro, außerdem zahlen die Mitglieder weitere 7 Euro für je-des geerntete Gramm Ganja, um die Arbeit der Züchter und die administrativen Ausga-ben für das Unternehmen zu bestreiten. Der Club verfügt über mehrere Grow-Räume, die – Degens Bericht zufolge – zwischen neun und 35 Pflanzen beherbergten.

Wie bereits erwähnt, schreibt das belgi-sche Gesetz vor, dass jede Person jeweils nur eine Pflanze anbauen darf. Damit eröffnen sich zwei Möglichkeiten: Die erste besteht darin, dass die Mitglieder des CSC einzeln ihre eigenen Pflanzen aufziehen und ern-ten. Der Vorzug dieser Lösung besteht da-rin, dass jedes Mitglied seine Lieblingssorte auswählen kann. Der Nachteil ist allerdings, dass man zwei bis drei Monate bis zur Ern-te warten muss, und wenn diese dann nicht ideal ausfällt, kann man gezwungen sein, bis zur nächsten auszuharren. Aus diesem Grund wird meistens die zweite Möglichkeit ge-

Michel Degens und Doug Fine at Bedrocan

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CANNA+GLOBE

text: Tomas Kardos

wählt, bei der mehrere Personen eine Pflanze besitzen, von der ihnen natürlich nur ein Teil des Ertrags zusteht. Mit dieser Methode lässt sich das monatelange Warten überbrücken. Das belgische Gesetz stellt aber noch eine zweite Bedingung: Jede Person darf maximal nur drei Gramm Marihuana legal besitzen. Es stellt sich also die Frage, was der Gärtner mit den bis zu 100 Gramm geernteten Ganja macht. Die Lösung bietet die wortwörtliche Auslegung des Gesetzes: Die CIubmitglieder bekommen getrennt verpackt Blätter, Stän-gel und Wurzeln der Pflanze. So können sie dem Polizisten auf dem Nachhauseweg mutig gegenübertreten und sagen, dass sie

keine 80 Gramm Gras, sondern eine ganze Pflanze bei sich tragen. Sicher, in ihre Be-standteile zerlegt, aber das schließt das Ge-setz nicht aus: Es darf maximal eine Pflanze sein, aber sie muss nicht in einem Stück sein. Im Gegensatz zu den Kunden von Dealern können die Clubmitglieder beweisen, woher das bei ihnen gefundene Cannabis stammt. Daher kann die Polizei keine Hoffnung he-gen, über sie einer kriminellen Vereinigung auf die Spur zu kommen. In den ersten zwei Jahren des Clubs gab es keinerlei Strafver-fahren, weder gegen den Mambo CSC, noch gegen seine Mitglieder. Degens führt dies auf die Einsicht der Polizei zurück, dass die

Clubmitglieder nicht auf Profit aus sind, son-dern im engen Rahmen des Gesetzes anstre-ben, für sich eine kleine, aber feine Menge Cannabis zu produzieren. Aber Wunder dau-ern keine drei Jahre …

Ungebetene Gäste

Das Vertrauen in die Behörden zerbrach in der Woche vor Weihnachten, als die Polizei eine Aktion gegen den Mambo Club durch-führte. In diesem Zusammenhang suchten wir Degens auf, der uns erzählte, dass die Polizei ihn just in dem Moment antraf, als er gerade die Ernte unter den Mitgliedern aufgeteilt hatte. Bei der Personenüberprü-fung kamen 1.100 Gramm Marihuana in 60 verschiedenen Beutelchen zum Vorschein. Die Polizei beschlagnahmte den Fund und entdeckte bei Degens im Verlauf der Haus-durchsuchung 27 Pflanzen. Diese gehörten den Mitgliedern des Mambo CSC und Degens konnte über jede einzelne eine Dokumenta-tion vorlegen sowie Therapierezepte und ärztliche Empfehlungen. Die Polizisten han-delten auf Anweisung von höherer Stelle und verhielten sich bei der Hausdurchsuchung sehr freundlich. Nichtsdestotrotz gelangt der Fall vor Gericht. Eine konkrete Anklage ist noch nicht verfasst und Degens schließt nicht aus, dass der Fall sich hinziehen wird, weil in Belgien dieses Jahr gewählt wird. Zudem schwinden seine Aussichten weiter, wenn die Rechten gewinnen sollten. Den positiven Ef-fekt des Falles sieht Degens darin, dass nun zum ersten Mal ein Präzedenzurteil gefällt würde, da die Polizei nicht nur das Marihu-ana, sondern auch die Stammbäume und die Dokumentationen beschlagnahmt hätte. Negativ ist jedoch unter anderem, dass die Ersparnisse des Clubs für die Strafverteidi-gung aufgewendet werden müssen. Obwohl keine Schließung geplant ist, muss der Be-trieb wegen des Ausfalls und des Verfahrens sehr wahrscheinlich unterbrochen werden. Der Gründer des Clubs ist keineswegs pessi-mistisch und schließt nicht aus, dass die Po-lizei seine Argumente akzeptiert und die be-schlagnahmten Güter zurückgibt. Trekt Uw Plant und Joep Oomen unterstützen ihn in jeder Hinsicht. Sie bereiten sich gemeinsam auf den Prozess vor und vertrauen auf einen guten Ausgang. Den Lesern von CK lässt er folgende Nachricht zukommen: “Wenn Ihr Cannabis konsumiert, dann geht mit gutem Beispiel voran und zeigt, dass man Marihua-na verantwortungsvoll benutzen kann. Wenn wir denjenigen, die Cannabis nicht kennen, zeigen können, dass es keinen Grund gibt, es abzulehnen, und wenn verantwortungsvolle Menschen vom Graskonsum berichten, wer-den sich die Dinge schnell ändern.”

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Am 30. November 2013 öffnete zum zweiten Mal die chilenische Expo-weed, Lateinamerikas größte Hanf-

messe, ihre Pforten. Sie fand in dem wun-derbaren Parque O´Higgins von Santiago de Chile statt und verbuchte einen Rekordbe-such. An den beiden Veranstaltungstagen kamen rund 20.000 Menschen, um sich auf mehr als 3.500 qm Ausstellungsfläche über die Produkte von mehr als 80 Firmen und die Neuheiten der führenden Marken, aber auch über die Aktionen der chilenischen Hanfaktivisten zu informieren.

Die chilenischen Veranstalter hatten sich von den Messen in Barcelona, Wien und Prag inspirieren lassen und machten San-tiago de Chile für die Dauer von zwei Tagen zur Cannabis-Welthauptstadt. Die in der Region einzigartige Veranstaltung bot jede nur mögliche Spielart der Hanfkultur auf.

Schon am ersten Tag bildeten sich ki-lometerlange Schlangen vor dem Eingang. Kein Wunder, dass den Berichten zufolge alle Eintrittskarten verkauft wurden. Wur-den die Ankömmlinge bereits von der rei-chen Pflanzenwelt des Parque O´Higgins und seinem gewaltigen Portal bezaubert, entfaltete sich die wahre Vielfalt jedoch erst, wenn man auf das Gebiet der Ausstellung kam. Auf dem Hanfkulturfestival wurden zum Beispiel Gerichte und erfrischende Ge-tränke auf Hanfbasis angeboten. Im Green House Chill Out konnten sich die erschöpf-ten Besucher bei Dokumentarfilmen auf Giga-Monitoren regenerieren oder bei den Auftritten von DJs und Bands tanzen, die von Biobizz gesponsert wurden. Wem es nicht zu heiß war, konnte sich anschauen,

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in Chilein ChileMesse für Hanf- und Alternativtechnologien

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tischen Sachverständigen, die dort sprachen, waren auch der größte Dealer der 70er und 80er Jahre, eine der bekanntesten Ikonen der Cannabisgegenkultur, Howard Marks, bekannter unter dem Namen Mr. Nice, so-wie die Headhunter von Green House, Arjan und Franco. Es spricht überdies für die Be-deutung des Ereignisses und die Qualität der Organisation, dass die Presse mit 300 Re-porter/innen vertreten war. Da Lateiname-rika gegenwärtig bei den drogenpolitischen Reformen eine führende Rolle einnimmt, ha-ben wir allen Grund zu der Annahme, dass wir 2014 dort noch mehr Events von ähnli-chem Kaliber erleben werden.

was die Skateboard-Fahrer auf der Rampe vollführten, die der Growshop POS420 er-richtet hatte.

Im Gegensatz zu anderen Messen besteht die Grundidee der Expoweed darin, ein Er-eignis für die ganze Familie zu bieten, wobei Kinder unter 12 Jahren freien Eintritt ha-ben und wo jeder etwas lernen kann, zum Beispiel über alternative Technologien und verschiedene Hanfprodukte. Selbstverständ-lich bestand auch die Möglichkeit, mit dro-genpolitischen Fachleuten zu diskutieren. An dem Stand “Kultiviere Deine Rechte!” der Aktivisten aus der chilenischen Cannabis-szene wurde informiert über die Gesetze zu Konsum und Anbau sowie über Methoden, die Entschärfung der Gesetze zu erreichen. Der Informationstransfer gipfelte in der Konferenz des Hanfforums, die im Kuppel-saal stattfand. An beiden Ausstellungstagen hielten einheimische und internationale Gäste Vorträge über den industriellen und therapeutischen Nutzen des Hanfs und über Aktivismus und Drogenpolitik. Unter den größtenteils medizinischen und drogenpoli-

text: Clara Torios und Redaktion

Unter Mitarbeit von Cáñamo

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Wenn man in Indien auf die Straße geht, beginnt es immer damit, dass jemand fragt,

wie es einem geht. How are you my friend? Das ist die häufi gste Frage. Am Anfang

etwas störend, aber man kann sich daran gewöhnen. Wenn man darauf antwortet,

und sei es nur mit einem Blick, dann stellt sich bald heraus, was der Frager will. Und

in 100% aller Fälle will er was verkaufen.

Meist wird Touristen die Ehre dieser klassischen Frage erwiesen. Mir ist nie aufgefallen, dass sich die Ein-

heimischen so intensiv nach dem Wohler-gehen des anderen erkundigen. Man muss wissen, dass es niemand krummnimmt, wenn man mal in Gedanken woanders ist und nicht gleich auf diese Frage antwortet. Offensicht-lich ist es ihnen egal, wie es einem geht, aber es wäre entsetzlich unhöflich zu fragen: Have you got some money my friend?

Überall Touristen

Goa und Kerala sind wahre Touristenhoch-burgen: Sandstrand, bunte Sonnenschirme, genervte Fischer, lärmende Touristen, Pal-men, Luftmatratzen, Jet-Ski, kaltes Wasser und Schatten nur gegen Geld. Auch im Win-ter sind es tagsüber 25–35 Grad. Die Strand-bungalows aus Bambus und Palmenblättern sind unbequem aber stimmungsvoll, genau wie auf den Ansichtskarten. Nur dass man nicht alle Details so gut erkennen kann.

Auf einem gemieteten Motorrad fuhren wir etwa 150 Kilometer die Küste entlang, eine unendliche Reihe von einzelnen, grund-sätzlich ähnlichen Stränden. Die Eintönig-keit der überdachten Restaurantterrassen wird gelegentlich von aufregenden Heine-ken-Fähnchen durchbrochen. Jeder Strand hat zwar seine eigene Stimmung und seine Vergnügungsmöglichkeiten, aber trotzdem bleibt die Fahrt auf dem Motorrad vom ei-nen zum anderen das größte Erlebnis. Die Helmpflicht wird hier nicht besonders ernst genommen, womit ich einverstanden bin, denn ich finde, dass jeder das Recht hat, sein Hirn zu verspritzen. Der Verleiher des zerbeulten Vehikels empfahl uns, die inne-re Spur zu benutzen und nach Möglichkeit nicht anzuhalten, wenn uns die Polizei he-ranwinkte. Das Motorrad sei natürlich voll-kommen in Ordnung, er sage das nur in unserem eigenen Interesse. Sicher würde man was abschrauben, wenn wir anhalten würden. Ich dachte, dass er scherzen würde, aber in Panjim wurde es tatsächlich ernst. Der Kumpel in Uniform blies die Pfeife und

schwenkte den Bambusstab, aber wir ver-schwanden augenblicklich im dichten Ver-kehr. Wir hatten nicht vor, anzuhalten, und er hatte nicht vor, uns zu verfolgen.

Goa: hippiefreie Zone

Goa, wo die Regierung angeblich das Ge-schäft mit dem Gras kontrolliert, ist ein anderes Kaffeehaus, wie man so sagt. Für Einheimische und Fremde gelten bei Weitem nicht die gleichen Regeln. Obwohl man uns hier – und später auch weiter südlich – da-rauf hinwies, dass es sicherer sei, im Hotel zu rauchen als auf öffentlichen Plätzen, be-obachteten wir, dass kaum jemand diesen Rat beherzigt. Es kann hier nicht die Rede davon sein, dass europäische Jugendliche als bekiffte Hippies verkleidet Gitarre spielen und am Strand herumliegen – was auch ein wenig enttäuschte, weil wir damit gerechnet hatten –, aber es tauchte auch keiner mit einem Joint auf. Ein älterer Engländer, der offensichtlich nicht zum ersten Mal in Indi-en war, zündete sich ohne zu zögern einen Joint auf der Terrasse des Restaurants an,

aber niemand fühlte sich von dem Ha-schischduft, der vom Nachbartisch herüber-zog, gestört.

Gegen Abend stellen die Restaurants ihre Tische in den Sand des Strandes, ganz nah ans Wasser, was sehr stimmungsvoll ist. Goa, Sonnenuntergang, gutes Essen und fei-nes Haschisch, all das nach einem Tag auf dem Motorrad – ich hatte einen Augenblick lang das Gefühl, dass ich nicht mehr als das brauchte. Der Geschäftsführer des Restau-rants, Adrian, ein sympathischer junger Vater mit einer hochgewachsenen Frau und goldi-gen kleinen Kindern, sagte, dass er uns mit jemandem aus dem Ort zusammenbringen würde, denn er selbst rauche nicht, aber er kenne ein paar Typen und es wäre kein Prob-lem. Ich sagte ihm, dass ich nicht unbedingt Gras kaufen wolle, obwohl ein wenig gutes Hasch auch nicht schlecht wäre, sondern ich Informationen brauche über die örtlichen Gegebenheiten und auch ein paar Plantagen fotografieren wolle, wenn es welche gibt. “Okay my friend“, sagte er, aber was soll ein Inder auch anderes sagen. Die Anrede “Sir” ist hier aus der Mode gekommen, der Stil ist

Salzige Limonade (Teil 2) Salzige Limonade (Teil 2)Goa, Karnataka, Kerala: How are you my friend?

Palolem Beach, eine wahre Touristenhochburg: Sand, Hitze, Palmen, Sonnenschirme, genau wie auf den Ansichtskarten (Goa, Palolem)

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lockerer, vielleicht, weil alle das ganze Jahr in kurzen Hosen herumlaufen. Aber unsere Berechnungen bewahrheiteten sich, die Prei-se wurden niedriger, der Eurokurs besser, je weiter wir nach Süden kamen.

Goa bietet nicht viel mehr als die Strände, obwohl die Gegend wirklich nicht zu verach-ten ist. Im Umkreis von hundert Kilometern gibt es einige buddhistische und hinduisti-sche Heiligtümer, die schönsten portugiesi-schen Kolonialkirchen und zahlreiche Natur-schönheiten zu entdecken. Mehr darüber im Lonely Planet.

Karnataka: das farbenfrohe und langweilige Bangalore

Wir fuhren wieder Richtung Süden, das Ziel war Kochi, die Hauptstadt des Staates Ke-rala, und kamen unterwegs durch Karnataka. Bangalore, die Hauptstadt von Karnataka, kann man vergessen, aber wir blieben na-türlich ein paar Tage. An Weihnachten und Neujahr ist es in Indien fast unmöglich, öf-fentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Auch Leute ohne Beine sind unterwegs. Das übli-che alljährliche Fest “Ich fahre irgendwohin, und wenn nicht, kaufe ich mir wenigstens was“, das sie so wie wir Weihnachten nen-nen. Bei 35 Grad unter Palmen hat Weih-nachten schon seinen eigenen Charme, aber in Indiens Farb- und Geschmackswelt gekleidet, überschreitet es die Grenze zum Kitsch bei Weitem. Außer dem Auchan, den wir entdeckten, und der Tatsache, dass wir weder in einem Bus noch in einem Zug Plät-ze bekamen, fanden wir auch Indiens Hotel mit dem wahrscheinlich schlechtesten Preis/Leistungs-Verhältnis (zur Warnung für alle hier der Name: Hotel Poonja). Eine einzige Sache geschah in Bangalore: Wir kamen da-rauf, dass die Burka – jedenfalls auf unse-re perversen Hirne – aufreizend wirkt. Das ist ursprünglich nicht ihre Absicht, aber aus dem ein oder anderen Augenpaar strahlte so sehr das Verlangen oder das Interesse, dass auch ich für einen Augenblick meine gute Erziehung vergaß. Der kleine Abstecher nach Bangalore dauerte drei Tage, und mangels

einer besseren Lösung fuhren wir mit dem Taxi in das etwa 400 Kilometer entfernte Kochi. Aus den geschätzten acht bis neun Stunden wurden schließlich 13. Unsere nicht alltäglichen Erfahrungen mit dem indischen Intercity-Verkehr und auf dem Highway 47 beziehungsweise 49 würden einen gesonder-ten Artikel verdienen. Jetzt nur so viel: Es ist kein Zufall, dass die Intercity-Busse in Indien ausnahmslos nachts fahren (meist in Sleeper-Ausführung) und dass die Billigfliegerei sich im Weltmaßstab am schnellsten entwickelt, denn Reisen auf dem Festland ist langwierig, schweißtreibend und wegen der Verkehrs-dichte manchmal schlicht unmöglich.

Kerala: Gottes eigenes Land

“Gods own country” ist tatsächlich der offi-zielle Slogan des Staates Kerala, und obwohl ich persönlich das bestreiten würde, klingt er gut. Nachdem wir wegen einer politischen Großveranstaltung vier Stunden lang herum-geirrt waren, erreichten wir in der Nacht Fort Kochi. Die Festung selbst ist ein Städtchen mit alter holländisch-portugiesischer Koloni-

Eines der vielen buddhistischen und hinduistischen Heiligtümer (Goa, Panjim)

alatmosphäre, wo sich die Hotels und Gäste-häuser dicht an dicht reihen. Am Strand zieht sich wegen der Feiertage eine Basarzeile ent-lang, dicht bei den Hotels, wo die Wunder-werke der chinesischen Souvenirindustrie an den Mann gebracht werden, auch wenn man sie nur zum Spaß kauft. Die Chinesen sind schon sehr lange in Indien vertreten, haupt-sächlich im Handel, was die Fischernetze, die bis zum heutigen Tag benutzt werden, bestätigen. Die kann man auch ausprobie-ren. Den Fang kann man dort an Ort und Stelle kaufen und jede beliebige Gaststätte am Strand bereitet einem daraus das Abend-essen. Außerdem gibt es Geschenkläden, die eher Zelten gleichen, Dutzendware aus Kunststoff und illegale Händler, Barleute, Tee, Eis, Lassi soweit das Auge reicht. Hier mischt sich das Traditionelle mit dem Mul-tikulturellen, was eigentlich auf ganz Indien zutrifft.

Die Basarzeile führt zu einem betriebsa-men Fährhafen, von dem man auf die In-sel Vypin übersetzen kann. Die Fähre kostet 30 Rupien (etwa 45 Cent für ein Auto und zwei Personen), die Fahrt auf dem Landweg dauert etwa eine halbe Stunde und kostet 17 Rupien Zoll für die beiden Brücken, die man überqueren muss. Kein Wunder, dass alle die Fähre nehmen. Dieses Zentrum vereint Bus-bahnhof, Dutch Palace und Market Street, es gibt eine Synagoge, die angeblich der Hl. Thomas 52 n.Chr. erbaut hat. Mit einem Leihwagen fahren wir zu den “nur” 80 km entfernten Wasserfällen. Das Fahren auf der linken Straßenseite ist die ersten paar Stun-den ziemlich gewöhnungsbedürftig, ein biss-chen als ob man nach zwanzig Jahren noch einmal Fahren lernen würde. Außerdem muss man rückwärts auf die Fähre fahren – schon in der Warteschlange. Die Helfer zeigen ständig, wo man hinsteuern soll. Die Fäh-

Sonnenuntergang am südlichsten Punkt Indiens, an dem drei Meere aufeinandertreffen (der Indische Ozean, das Arabische Meer und der Golf von Bengalen (Kanniyakumari, Tamil Nadu)

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ren werden so dicht bestückt, dass zwischen den Autos nur ein paar Zentimeter bleiben, dazu kommt die Unzahl von Fußgängern, Radfahrern, fetter Dieselgeruch, Hitze und Lärm. Weil man die Tür nicht aufkriegt, muss man im Auto bleiben, bei 35 Grad, der Motor läuft, die Klimaanlage ist an, bei allen. Auch das Runterfahren ist nicht einfach, man muss verdammt aufpassen, dass man kein Kind, Rad- oder Motorradfahrer erwischt. Natürlich passen alle auf, hauptsächlich auf sich selbst.

Wir setzen mit der dritten Fähre über, was eine gute Leistung ist. Während wir stehen, warten und gekocht werden, kommt ein 60-jähriger, grauhaariger, unrasierter Kerl an das Fenster des Wagens, erscheint wie ein durchschnittlicher Einheimischer, und bettelt – denken wir – aber weit gefehlt. “Would you like some grass?“, fragt er. “Das ist nicht der beste Moment, Alter“, sage ich. Das fehlt mir noch. Zum ersten Mal in meinem Leben zu versuchen, ordentlich bekifft auf eine Fähre zu fahren, mit dem Steuer auf der rechten Seite. Aber sofort frage ich nach dem Preis. “3.000/10“, sagt er. “Am Nachmittag kom-men wir zurück, dann treffen wir uns hier im Hafen und besprechen das.” So verbleiben wir, das Schiff ist da, es geht los.

Ich gehe am Nachmittag zur gleichen Zeit dorthin zurück, um nach dem Alten Ausschau zu halten. Kaum eine Viertelstunde muss ich warten. Ich glaube, er ist den ganzen Tag dort. Er sieht wie ein Profi aus. “3.000 ist zu viel“, sage ich ihm, “ich habe mit Jungs von hier gesprochen, die verkaufen fünf für 1.000, da warte ich dann lieber auf die.” Er lächelt unter seinem kurzen Schnurrbart. “Höchstens 800/5, aber das ist die Grenze“, gehe ich noch einen Schritt weiter. Schon 50% runter und wir verhandeln immer noch, was für meinen europäischen Kopf seltsam

ist, in Indien aber oft vorkommt. Einmal, in einem schicken Geschäft in der Basarzeile, fiel der Preis für ein “Silber“-Armband inner-halb von zehn Minuten von 5.600 auf 600 Rupien.

Der Alte überlegt, wie er vorgehen soll, derweil wir uns unterhalten. Es stellt sich heraus, dass er noch keine 60 ist, ihm das Leben aber zugesetzt hat. Er heißt Aziz und ist ein sympathischer Kerl. Zu meiner Über-raschung ist er mit 880/5 einverstanden. Ich frage nach dem Typ und der Sorte des Ganjas. Aber außer, dass es “gutes Ganja ist, das alle rauchen, er auch“, weiß er nicht viel mehr darüber. Ich glaube, er versteht die Fra-ge auch nicht, hat vielleicht keine Ahnung, dass es Indica und Sativa gibt und dass Ru-deralis zur Bewusstseinsveränderung voll-kommen ungeeignet ist.

Mit Schleiern vor den Augen denke ich an Österreich, wo wir mit einem vergleichsweise unglaublichen Raffinement nicht nur Canna-bis, sondern auch andere Dinge konsumie-ren. Einer der störendsten Faktoren in Indien ist die schlechte Qualität von allem und das Preis/Leistungs-Verhältnis, das sich daraus ergibt. Eines Abends bestellte ich gegrillten Fisch in “Kerala style with lime rice“. Wie sich später herausstellte, hatte man nicht ge-nug Fisch, nur ein kleines Stück, eher eine halbe Portion, deshalb bekam ich ein, zwei Tigerkrebse dazu. Sie sagen nicht: “Der Fisch

Vor einer Einkaufsmall im Zentrum von Bangalore, einer Stadt, die man vergessen kann (Karnataka, Bangalore)

Für viele Gläubige haben die Wasserfälle von Athirapally spirituelle Bedeutung (Athirapally, Kerala)

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ist aus, bestell doch was anderes.” Vielleicht befürchten sie, dass wir am nächsten Tag woandershin gehen – machen wir ohnehin, weil wir Verschiedenes ausprobieren wollen – eher stoppeln sie was zusammen. Ich mag ohnehin keinen Krebs, weil er nach Fisch schmeckt, und wenn ich den Geschmack von Fisch haben will, dann esse ich auch Fisch, außerdem hat man am Krebs zu viel zu fin-gern.

Der Deal mit Aziz

Gras oder Haschisch kaufen ist in Indien wirklich ganz anders als in Europa. Das Gan-ze spielt sich mitten in einer mit Kameras überwachten Basarzeile ab, wo auch Zivilpo-lizisten aufpassen, alles im Interesse der Si-cherheit der Touristen. “Zeig mal die Ware“, sage ich zu Aziz. Das Geld hole ich natür-lich noch nicht hervor, das habe ich schon in Mumbai gelernt, dass man das erst her-ausnehmen darf, wenn man bezahlt. Das ist wie mit einer Waffe: Wenn man sie zieht, be-nutzt man sie auch. Zu meiner Überraschung verabschiedet sich unser frischgebackener Freund, drückt mir aber beim Händedruck (so wie es früher auch bei uns üblich war) ein Päckchen in die Hand und spaziert mit dem Kommentar “very good ganja” von dannen. Ich finde dieses Grundvertrauen mindestens seltsam, weiß nicht, was ich davon halten soll, dann geht mir auf, dass es für ihn so am besten ist, denn hier gibt jeder jedem alles in die Hand. Unlängst kam ich so zu einem No-tizbuch aus Kerala mit einem schönen Textil-einband. Nachdem er es mir in die Hand ge-drückt hatte, nahm er es nicht mehr zurück, lieber ging er mit dem Preis runter bis ich nickte, unterdessen lobte er die Vorzüge und die Großartigkeit des Produkts.

Aziz war also weg und ich öffnete, zum Wasser gewandt, die Packung, die enttäu-schend anspruchslos aussah, wie ein zusam-mengeknülltes Stück einer einheimischen Zeitung, schwarz-weiß, wie eine weggewor-fene Papierkugel. Bald begriff ich, warum das so war. In dieser Umgebung wäre ein Stück Folie oder ein verschließbarer Plastik-beutel aufgefallen. Papierabfall gibt es aber überall in Massen, sodass man, falls nötig, das Päckchen an einen sicheren Ort wer-fen kann, wo man es vielleicht selbst nicht wiederfindet. Ich betrachtete es. Eine Ent-täuschung auf den ersten Blick. Nicht nur wegen der schlampigen Verpackung, die ja vielleicht noch verständlich war. Nach dem Augenschein eher zwei Gramm als fünf, aber vielleicht noch weniger. Sofort wurde mir klar, warum er schon in der ersten Runde 50% nachgelassen hatte. Wenn jemand nicht hinschaut und zehn kauft, bekommt er etwa fünf und bezahlt 40 Euro. Wenn das Zeug ein bisschen Wirkung zeigt, ist er zufrieden, denn er kann erzählen, wie er in Indien Gras gekauft hat und sich ein paar Mal gut bekifft

hat, auch wenn er zu Hause viel billiger und besser was bekommen hätte. Natürlich ist das kein so großes Abenteuer. Und im Eck-laden gibt´s auch OCB 100, klar, weil keiner das kauft. Das Grün war kein schönes Grün, eher ein sehr tiefes Dunkelgrün, ein paar ver-trocknete, bräunlich grüne Blüten, die in der Mitte tatsächlich ein bisschen harzig waren, aber der Batzen selbst war nicht gepresst, sondern eher locker. Viele Trichome hat-te das Ganja sicher auch in seiner Blütezeit nicht aufzuweisen, Aroma fast Null, sicher durch das Übermaß an Gerüchen rundherum beeinflusst sowie durch die Tatsache, dass ich schnell und recht unauffällig versuchte, in einem Stück Zeitungspapier zu schnüf-feln. In jeder Hinsicht Übertölpelung, soweit man auf den ersten Blick sah, aber ich dach-te, dass das Ganja vielleicht gut sein könnte. Aber es machte den gleichen Eindruck wie das Zeug, das man in den Neunzigern auf der Straße verkauft hat. Damals haben wir geraucht, was wir bekamen, weil wir hoff-ten, die Wirkung könnte trotzdem gut sein. War sie aber nicht. Heute bin ich nicht mehr bereit, Ganja von solcher Qualität zu rau-chen, und ich bin auch sicher, dass es THC allerhöchstens in Spurenelementen enthält. Es sah aus wie von einer selbst gezogenen Pflanze, die im Freiland zu viel Sonne abbe-kommen hat und ausgetrocknet ist.

Ich drehte mich um und machte ein paar Schritte zur Straße hin. Aziz lungerte dort an einem Imbissstand herum. In Indien findet alles auf der Straße statt, jeder Händler lässt sich dort nieder, dort konzentriert sich das Leben, alles geschieht an der Straße, alles organisiert sich dort. Man könnte auch sa-gen, dass die Inder ständig unterwegs sind. “No, man, thanks”, sagte ich und gab ihm

mit einem Händedruck das Päckchen zurück. Am Ende gibt man das Päckchen zurück oder gibt das Geld. Was mich am meisten über-raschte, war, dass die Sache auf Vertrauens-basis ablief, weil er es einfach so hergab. Ich kenne nicht nur einen Menschen, der damals (hoffentlich hat sich das inzwischen geän-dert) einfach damit weggelaufen wäre und sich gesagt hätte, dass der Alte nicht zu dem 60 Meter entfernten Polizeiposten laufen wird, weil man sein Ganja genommen und nicht bezahlt hat.

Er nahm es zur Kenntnis, versuchte nicht, mich zu überzeugen – entweder, weil ich zu resolut war, oder er einsah, dass mit mir in dieser Saison kein Geschäft zu machen war. Ich wollte gerade losgehen, als ein anderer Typ auftauchte. Ein wenig jünger, dicklich, ziemliche Glatze, ebenfalls in einheimischer Kleidung. Seine Zähne etwas braun von dem Murkan, den er ständig kaute. Bevor ich et-was sagen konnte, fragte er, woher wir kä-men, und lächelte freundlich, sein Ganja aber schauten wir uns gar nicht mehr an. Als ich das Ganja von Aziz prüfte, hatte ich gese-hen, dass er ihm zuwinkte, aber ich hatte un-terdessen beschlossen, dass ich auf meinen neugewonnenen Freund, den Rikschafahrer, warten wollte, der mir einen unvergesslichen Abend versprochen hatte, mit ausgezeichne-tem Grün gewürzt. Beim Weggehen überleg-te ich, wie wahrscheinlich es war, dass er ihm nur sagte “Lass mich mal!” Vielleicht ließ sich seine Ware besser verkaufen. In Indien ist das nicht abwegig.

Wir “plaudern” mit Aziz, dann nehmen wir die Ware in Augenschein (kleines Bild) (Kerala, Kochi)

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text: Gabor Holland

photos: Zsolt Fekete

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täglich ein Online-Tagebuch aus und ermög-lichten so erste wissenschaftliche Belege für eine eh schon sehr verbreitete Annahme: Can-nabis stimmt friedlich – Alkohol nicht.

Der Konsum von Alkohol erhöht die Wahrscheinlichkeit für Gewaltaus-brüche zwischen Partnern, nicht

jedoch der Cannabiskonsum – dies belegen Studien, die an der Universität von Tennessee in Knoxville (USA) durchgeführt wurden. Zwei Studien unter College-Studenten ergaben, dass Männer unter dem Einfluss von Alkohol wahrscheinlicher körperliche, psychische oder sexuelle Aggressionen gegen ihre Partner/in-nen ausüben, nicht jedoch unter dem Einfluss von Cannabis.

Frauen waren unter dem Einfluss von Alko-hol ebenfalls mit einer größeren Wahrschein-lichkeit körperlich und psychisch aggressiv, allerdings waren sie im Gegensatz zu den Männern unter dem Einfluss von Cannabis ebenfalls mit größerer Wahrscheinlichkeit psychisch aggressiv.

Diese Studien zählen zu den ersten, die den Zusammenhang zwischen Alkohol- bzw. Cannabiskonsum und Gewalt zwischen jungen Sexualpartnern untersuchen. Die beiden Stu-dien wurden mit männlichen und weiblichen College-Studenten durchgeführt, die alle min-destens 18 Jahre alt waren und seit mindes-tens einem Monat eine Beziehung hatten, die mindestens zwei Tage pro Woche mit einem

persönlichen Kontakt verbunden war, und die zudem im vorangegangenen Monat Alkohol konsumiert hatten. Die Teilnehmer/innen füll-ten über einen Zeitraum von 90 Tagen einmal

US-Studie belegt: Cannabis stimmt friedlich

neue Herangehensweisen für die Behandlung von missbräuchlichem Cannabiskonsum.

Einige Experimente, die mit Zellkulturen, die den menschlichen CB1-Rezeptor aufwei-sen, durchgeführt wurden, scheinen zu bestä-tigen, dass Pregnenolon auch die molekulare Wirkung von THC beim Menschen hemmt. Pier Vincenzo Piazza erklärte, dass “Pregnenolon nicht zur Behandlung verwendet werden kann, weil es schlecht absorbiert wird, wenn es oral verabreicht wird, und im Blut schnell in andere Steroide umgewandelt wird”. Allerdings erklär-ten die Forscher, dass es eine gute Hoffnung gebe, dass durch diese Entdeckung eine neue Therapie gegen Abhängigkeiten entwickelt werden kann: “Wir haben nun Abkömmlinge von Pregnenolon entwickelt, die gut absorbiert werden und stabil sind. Wir sollten in der Lage sein, bald mit klinischen Studien beginnen und überprüfen zu können, ob wir in der Tat eine erste pharmakologische Behandlung für die Cannabisabhängigkeit entdeckt haben.” Ver-mutlich meinten die Forscher hier mit “Canna-bisabhängigkeit” den psychisch zwanghaften, missbräuchlichen Cannabiskonsum, da eine tatsächliche (körperliche) Abhängigkeit von Cannabis gar nicht möglich ist – ebensowenig wie eine tödliche Überdosis.

Zwei Forschergruppen des französi-schem Instituts INSERM in Bordeaux, die von Pier Vincenzo Piazza und Gio-

vanni Marsicano geleitet werden, entdeckten unlängst, dass Pregnenolon (ein vom Gehirn produziertes Molekül) einen natürlichen Ver-teidigungsmechanismus gegen einige THC-

Wirkungen bei Ratten und Mäusen darstellt. Pregnenolon verhindert die vollständige Akti-vierung des CB1-Rezeptors durch THC. Wenn dieser Rezeptor stark aktiviert wird, verur-sacht er die berauschenden Wirkungen von Cannabis. Nach der Identifizierung dieses Me-chanismus entwickelt das INSERM-Team nun

Natürliches Hormon schützt Gehirn vor zu viel THC

MEDI+GREEN

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Keine Gnade vom Staat?Keine Gnade vom Staat?In einer früheren Ausgabe der Medijuana hatten wir bereits Cannabispatient

Alex Jähn aus Baden-Württemberg vorgestellt – jetzt geht seine Geschichte weiter.

Im Augenblick sieht es so aus, als müsste der werdende Vater für zweieinhalb Jahre

in den Strafvollzug, da 2012 in seinem Auto zwölf Kilo Cannabis gefunden wurden.

MEDIZIN

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Medijuana: Als wir das letzte Mal miteinander

sprachen, erfuhren wir von deinem

Verkehrsunfall, den folgenden chronischen

Schmerzen und deinem beschwerlichen Weg

zu legalem Cannabis – und jetzt sollst du in

Haft gehen. Wie kam es dazu?

Alex Jähn: Ich habe ja erst seit etwa einem Jahr die Möglichkeit, medizinisches Cannabis legal in der Apotheke zu kaufen – das heißt, die ganzen Jahre davor musste ich meine Schmerzen durch illegal erworbenes Canna-bis lindern. Damit war ich auf den schwarzen Markt angewiesen und musste Ende 2012 feststellen, dass in unserer Gegend nirgend-wo mehr etwas zu kriegen war. Schon ein Jahr zuvor hatte ich während meines Kran-kenhausaufenthalts erfahren müssen, wie schmerzhaft Tage und Wochen ohne Canna-bis für mich sind. Und als mir dann 2012 ein Bekannter die Möglichkeit bot, etwas durch eine einzige Autofahrt zu beschaffen, habe ich ziemlich dumm reagiert und recht leicht-sinnig zugesagt. Ich dachte mir damals ‚Naja, was soll´s – da fährst du halt mal ein biss-chen Auto´, und hatte dabei Filme wie “The Transporter” vor meinem geistigen Auge. Als mir mein Versorger dann erklärte, dass es nur deshalb nichts gäbe, weil er gerade keinen fände, der eine sechsstündige Autofahrt in Richtung Aachen unternehme, um die drei bis vier Kilo abzuholen, habe ich gar nicht weiter nachgedacht und bin losgefahren.

MED: Mit dem Gefühl ein “Transporter” zu

sein?

AJ: Irgendwie schon. An einer bestimm-ten Tankstelle sollte ich dann einen Kaffee trinken gehen und dabei den Kofferraum offen lassen – das habe ich gemacht, und als ich zum Auto zurückkam, fand ich dort eine große Pappkiste und eine kleine Um-hängetasche vor. Wie ich später erfuhr, war die Umhängetasche als Weihnachtsgeschenk für mich gedacht – mit den darin enthalte-nen zwei Kilo wäre ich locker zehn Monate

ausgekommen. Das wusste ich in dem Mo-ment aber noch nicht – ebensowenig ahn-te ich, dass sich in meinem Kofferraum nun insgesamt knapp zwölf Kilogramm Cannabis befanden. Kaum dass ich mit dem Auto los-gefahren war, sah ich auch schon Blaulichter und musste rechts ranfahren und feststellen, wie überrascht selbst die Zöllner von der großen Menge Cannabis waren. Das Ende von der Geschichte ist, dass ich jetzt eine zweieinhalbjährige Haftstrafe absitzen soll, obwohl ich die Ladung nachweislich nicht einmal angefasst habe.

MED: Was heißt “jetzt”?

AJ: Ich habe gerade erst die Aufforderung per Post bekommen, dass ich innerhalb von zwei Wochen zum Haftantritt zu erscheinen habe. Da ich noch nie straffällig war und daher auch keinerlei Vorstrafen habe, soll ich in den offenen Vollzug kommen – ich habe daraufhin gleich mal dort angerufen und erklärt, dass ich ganz offiziell Canna-bis aus medizinischen Gründen konsumiere, da nichts anderes bei mir funktioniert. Und ob ich dann auch in der Strafvollzugsanstalt meine Medizin nehmen könne. Das fand man am anderen Ende der Leitung ziemlich lustig, bevor mir dann mitgeteilt wurde, dass es selbst für Schwerbehinderte nicht tragbar wäre, in der JVA Cannabis zu konsumieren. Für mich würde das bedeuten, dass ich nach spätestens zwei Wochen körperlich kaputt wäre – das habe ich ja alles schon einmal durchgemacht, denn natürlich hatte man mich sofort eingesperrt, nachdem ich mit den zwölf Kilo im Kofferraum erwischt wor-den war.

MED: Dann hat sich der Prozess also etwa

anderthalb Jahre hingezogen, bevor ein Urteil

gefällt wurde?

AJ: Ja, allerdings hoffen wir noch, es ab-wenden zu können. Wir haben einen Antrag auf Haftverschonung eingereicht, in dem auf meine besondere Situation eingegangen

text: Martin Müncheberg

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wird, und hoffen nun auf das Beste – aber im Moment ist noch alles in der Schwebe. Ich glaube, das größte Problem ist, dass ich mich geweigert habe, meinen Versorger zu verra-ten – denn er war jemand, der mir half, als mir niemand anderes geholfen hat. Also sind die zwölf Kilo komplett auf meine Kappe ge-gangen, und dabei sind halt die zweieinhalb Jahre Haft ohne Bewährung rausgekommen. Mein Anwalt meint aber, dass ich praktisch nicht haftfähig sei und daher hoffentlich nicht in den Vollzug einziehen muss – ob er sich mit dieser Ansicht durchsetzen kann, wird die Zukunft zeigen. Ich hoffe es natür-lich sehr, denn ich hatte zwar mit einer Strafe gerechnet, nicht aber damit, tatsächlich wie-der ins Gefängnis gehen zu müssen. Aber die pochen halt stur auf das Gesetz und die gro-ße Menge und unterstellen, dass es eine Bei-hilfe zum Handeltreiben gewesen sei, da der Großteil der Lieferung – also der Inhalt der Pappkiste – ja für den Weiterverkauf durch meinen Versorger gedacht war.

MED: Man kann dir ja schon mal nicht

vorwerfen, dass du aus fi nanziellem Interesse

gehandelt hast …

AJ: Das hat zum Glück auch das Gericht in seinem Urteil so gesehen und bestätigt, dass es mir nie um Profit, sondern immer nur um die Beschaffung meiner Medizin ging. Im Endeffekt hatte mir mein Versorger gesagt: “Ich kann das selber nicht holen – und wenn das sonst niemand holt, dann haben wir halt nichts.” Was hatte ich denn da für Alterna-tiven? Aber ich will mich ja hier gar nicht ausheulen oder Mitleid heischen, sondern die Leute einfach darüber informieren, wie es einem hier in Deutschland ergehen kann. Da ist man krank und leidet unter Schmerzen und ist praktisch gezwungen, sich mit dem Schwarzmarkt einzulassen, um so an das einzig geeignete Schmerzmittel zu gelangen,

und dann trifft man eine einzige falsche Entscheidung und kriegt die volle Härte des Gesetzes zu spüren. Da interessiert es dann auch niemanden, dass mein Kind in den nächsten Tagen zur Welt kommt und das Gericht einräumt, dass ich Reue zeige und die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls gegen Null tendiert.

MED: Mal abgesehen von diesen

unerfreulichen Entwicklungen – welche

Erfahrungen hast du innerhalb des letzten

Jahres gesammelt, in dem du ganz legal

medizinisches Cannabis konsumieren

konntest?

AJ: Ich habe gemerkt, dass es mit einer Erlaubnis noch nicht getan ist – denn mei-ne Medizin ist sehr teuer. Ich habe in dem knappen Jahr über 15.000 Euro für medi-zinisches Cannabis in der Apotheke ausge-ben müssen. Als Patient kriegt man ja von lieben Leuten hier und da auch mal etwas zugesteckt, was ich dann eigentlich nicht annehmen dürfte. Dabei habe ich gemerkt, dass manche Schwarzmarkt-Sorten viel bes-ser bei meinem Krankheitsbild wirken als das Apotheken-Gras, was zwar legal, dafür aber auch dreimal so teuer ist. Das heißt, ich könnte für das gleiche Geld dreimal so viel Cannabis kriegen, was dann auch noch viel besser wirkt.

MED: Bedrocan und Bedica sind also nicht

mehr die Medizinalhanfsorten deiner Wahl?

AJ: Klar, diese Sorten sind schon okay – aber ich habe eben auch schon einige viel, viel bessere Sorten probiert. Einige davon waren auch von Sensi Seeds – aber eben nicht Bedrocan und Bedica. Auf meinen individuellen Schmerzverlauf wirken Kush-Sorten deutlich besser – also schwerere Sor-ten, die süßlich duften. Ich merke das immer schon am Geruch und glaube sagen zu kön-nen, dass alles, was richtig süß riecht, sehr

gut für mich ist. Im Vergleich dazu riecht es ziemlich chemisch, wenn man so eine Bed-rocan-Dose öffnet und den Geruch einsaugt. Das ist dann ein recht beißender, fast schon saurer Geruch. Trotzdem hole ich mir regel-mäßig Cannabis aus der Apotheke, um im le-galen Rahmen zu bleiben – aber was soll ich machen, wenn es wie gerade jetzt und schon seit vielen Wochen einfach nichts gibt?

MED: Wie, es gibt kein Cannabis mehr in

deutschen Apotheken?

AJ: Nein, im Augenblick gibt es da wohl Lieferschwierigkeiten – die Apotheken wol-len zwar alle bestellen, aber die Importfirma hat seit Ende letzten Jahres keine Bestände für Deutschland mehr im Angebot. Das heißt, wir sollen zwar nicht auf dem Schwarzmarkt kaufen, kriegen aber auch nichts mehr in der Apotheke – das war über die Weihnachtszeit so, das war im Januar so und in der ersten Februarhälfte. Das ist natürlich für viele Pa-tienten ein Riesenproblem – und natürlich werden viele versucht haben, sich anderwei-tig ihre Medizin zu besorgen. Das ist halt die andere Seite der Medaille – hier ist ein Monopol auf eine dringend benötigte Medi-zin entstanden, welches mittelmäßiges Gras zu Wucherpreisen verkauft und dann nicht mal eine konstante Versorgung gewährleis-tet. Die Importfirma bestimmt praktisch die Verkaufspreise in Deutschland – wenn man dann auf der Seite des holländischen Ge-sundheitsministeriums liest, dass eine Dose Bedrocan 38 Euro kostet und weiß, dass in Deutschland Patienten bis zu 120 Euro pro Dose aus der eigenen Tasche bezahlen müs-sen, dann kriegt man da schon ein Verständ-nisproblem.

text: Martin Müncheberg

MEDIZIN

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MEDIZIN

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Hanfl ebensmittel Hanfl ebensmittel

und Cannabis in der Medizinund Cannabis in der Medizin

Stefan Noelker-Wunder-

wald ist nicht nur

Gründer und Betreiber

der Firma HANF-ZEIT,

sondern auch selbst

Cannabispatient. Wir

sprachen mit ihm u. a.

über inoffi zielle

CBD-haltige

Pharmazeutika und eine

ganz schön verquere

Rechtslage in

Deutschland.

da wohl keiner große Lust, sich eingehender mit dieser Thematik zu befassen. Mein ers-ter Antrag wurde dann von der Bundesopi-umstelle abgelehnt, da ich nur einen Arzt in Wien und keinen in Deutschland hatte, der meinen Fall unterstützte. Nach der Ableh-nung ging ich dann verstärkt in Deutschland auf die Suche und klapperte erfolglos eine ganze Reihe von Ärzten ab, bis ich schließ-lich auf Dr. Grotenhermen stieß und sein Pa-tient wurde. Ein halbes Jahr später stellte ich dann erneut einen Antrag und hatte Erfolg – seit Dezember 2012 darf ich nun Cannabis als Medizin konsumieren und ganz legal in der Apotheke kaufen.

MED: Das heißt, du musst die Kosten für

dein Apotheken-Gras komplett selbst tragen?

SNW: Richtig, meine Krankenkasse hat eine Kostenübernahme bisher abgelehnt – aber da bin ich noch am kämpfen. Außerdem spiele ich zurzeit mit dem Gedanken, einen Antrag auf Eigenanbau zu stellen.

MED: Wie kam es dazu, dass du mit HANF-

ZEIT auch eine eigene Firma gründetest, die

sich Hanfprodukten verschrieben hat?

SNW: Nach dem Abschluss meiner Berufs-ausbildung und der Beendigung meines Zi-vildienstes bin ich nach Jamaika gegangen, wo ich viele intensive Kontakte mit Canna-bis hatte und dabei auch die medizinische Wirkung dieser Pflanze auf mich entdeckte. Daraufhin habe ich mich dann entschlossen, etwas dazu beizutragen, diese Pflanze auch hier in Deutschland wieder ins richtige Licht zu rücken. Ich wollte etwas dazu beitragen, Hanf wieder in unsere Gesellschaft zu inte-grieren. Als ich dann Ende 1998 jemanden traf, der hier vor Ort Nutzhanf anbaute, aber nicht so richtig wusste, was daraus entstehen sollte, gründeten wir HANF-ZEIT und began-nen, zunächst einmal Hanf-Tee und Hanf-Duftkissen aus Nutzhanfblüten herzustellen. Die verkauften wir dann in den ersten zwei, drei Jahren noch in unserem eigenen kleinen Headshop. Als wir merkten, wie wenige Pro-dukte – außer Textilien – erhältlich waren, die tatsächlich aus Hanf hergestellt waren oder Hanf enthielten, haben wir begonnen, auch eine Lebensmittel-Schiene aufzubauen. Und so hat sich das halt immer weiter entwi-

text: M.M.

Medijuana: Welche gesundheitlichen

Probleme hast du, die du mit Cannabis

behandelst?

Stefan Noelker-Wunderwald: Ich habe schon seit der Pubertät Probleme mit meinem Rü-cken – manche Wirbel sind bei mir nicht gerade, einer nicht ganz geschlossen, das ist eine Form von Morbus Scheuermann. Des-halb hatte ich auch schon zwei Bandschei-benvorfälle und häufig heftige Schmerzen. Irgendwann habe ich dann festgestellt, dass Cannabis mir hilft, und als mir dann Dr. Kurt Blaas auf der Cultiva die biologischen Zu-sammenhänge erklärte, beschloss ich, auch eine Ausnahmegenehmigung zu beantra-gen.

MED: Wie leicht oder schwer war dein Weg

zu legalem Medizinalhanf?

SNW: Das war am Anfang sehr schwierig, da ich ja keinen Arzt hatte, der mich unter-stützte. Die Ärzte, bei denen ich schon seit Jahren in Behandlung war, wussten zwar alle, dass ich Cannabis nutze und haben das auch toleriert – aber viel weiter wollten sie dann doch nicht gehen. Letztendlich hatte

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ckelt – inzwischen führen wir viele verschie-dene Produkte aus und mit Hanf.

MED: Nutzhanf hat zwar keinen relevanten

THC-Anteil, dafür aber verhältnismäßig viel

CBD, was ja für Cannabispatienten sehr wichtig

ist. Sind damit eure Lebensmittelprodukte

auch für eine medizinische Anwendung

geeignet?

SNW: Damit stößt du mich auf ein gro-ßes Problem in Deutschland, welches ich dir am Beispiel von Hanfsamen-Öl verdeutlichen möchte: Hanfsamen-Öl ist ja – meist kalt ge-presst – in Deutschland ein ganz normales Lebensmittel für Salate oder sonstige Spei-sen. Auch in der Kosmetik wird inzwischen häufig Hanföl verwendet. Viele Leute, die Hanföl kaufen, verwenden es zum Beispiel gegen Neurodermitis oder bei anderen Haut-problemen. Manche konsumieren es, um ih-ren Cholesterinspiegel zu senken, andere, um ihren Kreislauf zu verbessern. Sie alle haben gemerkt, wie gut das Hanföl wirkt – trotz-dem dürfen keine medizinischen Aussagen darüber gemacht werden, da es sich hier ja nicht um ein zugelassenes Medikament, sondern um ein Lebensmittel handelt. Ge-nau hier beginnt sich dann die Rechtslage in Deutschland auch etwas zu drehen – denn es gibt bereits viele Menschen, die dieses Öl medizinisch nutzen, welches wir aber nur als Lebensmittel anbieten dürfen. Wir dürfen auch keinem sagen: “Reib´ dich doch damit ein, wenn du Neurodermitis hast!” – inso-

fern stecken auch wir da irgendwie in einer seltsamen Rechtslage fest und müssen uns immer sehr genau überlegen, wie man da mit bestimmten Produkten am besten auf den Markt gehen kann.

MED: Wie ist es da zum Beispiel mit euren

Aroma-Kissen?

SNW: Da sieht es ganz ähnlich aus – viele Leute benutzen es als Schlafkissen, wenn sie zum Beispiel Kopfschmerzprobleme haben. Wir dürfen aber selbst nichts davon sagen, dass so ein Kissen auch eine medizinische Wirkung in diesen oder jenen Bereichen hat, sondern es nur als einen ganz normalen Ge-brauchsgegenstand verkaufen. Es gibt auch Leute, die nehmen die Nutzhanfblüten aus dem Kissen heraus, um CBD zu extrahieren. Oder sie benutzen die Blüten als Tabaker-satz – Nutzhanfblüten enthalten übrigens im Normalfall zwischen einem und zwei Prozent CBD. Wir sind daher durchaus in der Lage, medizinisch wirksame CBD-Produkte herzu-stellen – aber wir dürfen sie nicht als solche deklarieren und erst recht nicht bewerben. Wir haben beispielsweise auch ein Massage-Öl herausgebracht, welches ungefähr zwei Prozent CBD enthält – mit medizinischen Wirkungen dürfen wir jedoch leider nicht werben, da diese Angabe für ein Massage-Öl irrelevant ist. Für ein medizinisches Produkt wäre diese Aussage natürlich sehr wichtig – aber es ist ja offiziell noch kein medizini-sches Produkt.

MED: Das heißt, ihr wollt in Zukunft auch

ganz offi ziell medizinische Produkte aus

Cannabis herstellen?

SNW: Tatsächlich ist so etwas in Planung. Zurzeit arbeiten wir mit einem Labor, wel-ches unsere Rohstoffe auf ihre genauen Be-standteile untersucht, um so auch Patienten helfen zu können. Ebenfalls haben wir zu ei-nem Apotheker vor Ort gute Kontakte – die-ser hat bereits das OK seines Amtsapothekers für den Vertrieb CBD-reicher Produkte. Die Zukunft bleibt also spannend.

MED: Und die passenden Sorten dafür

scheint ihr ja bereits selbst zu züchten …

SNW: Wir arbeiten zumindest daran – ge-meinsam mit einem Partner lassen wir gerade in der Schweiz ein paar neue Nutzhanfsorten entwickeln, die dann irgendwann auch mal auf die Liste der in Deutschland zugelasse-nen Ackerpflanzen kommen sollen.

MED: Ist CBD in Deutschland eigentlich

völlig legal?

SNW: Tatsächlich unterliegt CBD nicht dem Betäubungsmittelgesetz, denn es ist nicht psychoaktiv. Daher unterliegt es auch keinen Richtlinien und ist frei handelbar. Deshalb kann es auch in Lebensmitteln ent-halten sein – oder in Massage-Öl.

Weitere Informationen dazu findet Ihr unter:

www.Hanf-Zeit.com

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MEDIZIN

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Eine Million Euro für Eine Million Euro für die Legalisierungdie Legalisierung

Georg Wurth hat vor Kurzem die Millionärswahl auf

Pro7/Sat1 und damit eine Million Euro für seine

Organisation Deutscher Hanf Verband gewonnen.

Wir haben uns mit ihm über seinen Auftritt in der

Show und seine Zukunftspläne unterhalten.

Medijuana: Wie war die Stimmung bei den

Dreharbeiten zur Millionärswahl? Hast du

deinen Auftritt in der Show genossen? Auf

dem Bildschirm hast du die ganze Zeit sehr

selbstsicher ausgesehen. Bist du von der

großen Medienöffentlichkeit nicht ein bisschen

abgeschreckt worden?

Georg Wurth: Ich war schon nervös. Ich musste ja viele Inhalte in sehr kurzer Zeit rüberbringen, und das Ganze genau getimt. Das musste ja wirklich auf die Minute pas-sen, insofern kann man vielleicht nicht gleich

von Genießen sprechen. Aber es war schon OK. Die Stimmung war gut und die Mitar-beit im Team hat eigentlich Spaß gemacht. Obwohl die ganze Millionärswahl-Geschichte natürlich sehr viel Spannung reingebracht hat; es war also sehr aufregend und teilweise auch belastend.

MED: Wie hast du eine solch gut

zusammengestellte Videopräsentation

produziert? Hast du dabei Hilfe bekommen?

GW: Ich hab halt meine Mitglieder ge-fragt, und andere, ob sie mir ein kurzes Vi-

deo zur Verfügung stellen würden, warum sie den DHV unterstützen. Die Idee kam ei-gentlich noch von Brainpool, das kam nicht von mir. Und der Clip an sich wurde auch komplett von Brainpool gemacht. Die meis-ten Aufnahmen, die im Clip sind, wurden vor Ort in Köln von denen gemacht. Ich habe nur noch ein paar Sequenzen dazugeliefert.

MED: Schon allein die Tatsache, dass du

an diesem Rennen teilgenommen hast, und

dann auch noch ins Finale gekommen bist,

hat dir die Möglichkeit gegeben, mit dem

CANNA+GLOBE

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Thema Hanfl egalisierung ziemlich viele Leute

zu erreichen, die sonst in diesem Thema

Laien sind. Was denkst du, wärst du mit

deiner Performance zufrieden gewesen oder

frustriert, wenn du den Hauptpreis von einer

Million Euro schlussendlich nicht gewonnen

hättest?

GW: Auch dann wäre ich insgesamt zufrie-den gewesen, weil das eigentlich schon unser Hauptziel war: über die Sendezeit viele Leute zu erreichen, die wir sonst nicht erreichen. Innerhalb der Szene haben wir mittlerweile eine ganz gute Reichweite – über Facebook, über unsere Homepage – die Mitgliederzahl wächst ja. Aber den Ottonormalverbraucher, der sich mit dem Thema sonst nicht beschäf-tigt, den erreichen wir auch sonst eher nicht so gut. Und da war die Show natürlich eine perfekte Möglichkeit. Ich habe auch Glück gehabt, dass ich noch eine Sendung erwischt hab, die überhaupt im TV ausgestrahlt wur-de. Es waren ja ursprünglich sieben Vor-runden geplant, und nur zwei wurden aus-gestrahlt. Zumindest mit Auftritt, bei den anderen wurden dann im Schnelldurchlauf nur die Einspieler gezeigt. Ich habe beides geschafft: einmal viele Leute erreicht, und dann auch noch den Hauptgewinn. Und das war natürlich verrückt.

MED: Unter den anderen Kandidaten – wem

hättest du das Preisgeld gegeben?

GW: Ich hab Amadou gewählt im Fina-le, der Schulen in Afrika bauen wollte, das fand ich ein gutes Projekt. Viva con Agua fand ich aber im Prinzip genauso gut, also auch denen hätte ich das Geld gegönnt. Ich habe den Eindruck, dass die beiden auch vernünftige Sachen mit dem Geld gemacht hätten.

MED: Viva con Agua waren die Zweiten nach dir.

GW: Ja, wir hatten sogar Punktgleichheit. Viva con Agua hatten genauso viele Punk-te wie ich, und ich habe nur deswegen ge-wonnen, weil ich beim Zuschauer-Voting die

meisten Stimmen hatte, und daher war es sehr knapp, und die hätten es auch verdient.

MED: So eine Medienpublizität hat das

Thema Hanf in Deutschland bis jetzt noch

nie bekommen. Außerdem das Million-Euro-

Preisgeld – wie hat der DHV noch von der

Millionärswahl profi tiert?

GW: Als Hanfverband haben wir an allen Fronten profitiert von der Sache. Also vie-le neue Facebook-Fans beim Hanfverband, auch bei mir – persönliche Freunde – ich bin jetzt bei einer Grenze von fünftausend angekommen. Wir haben seit Anfang des Jahres zweihundert neue Mitglieder gewon-nen. Also auch da stärkt es dauerhaft unsere Struktur, einfach durch die Beiträge. Es gab auch noch einige Medienanfragen nach der Show. Im Prinzip hat es sich für uns an al-len Fronten gelohnt, als Hanfverband. Aber ich denke, auch fürs Thema an sich, das ist schon bei vielen Leuten hängengeblieben, dass da dieser Hanf-Typ gewonnen hat bei der Show. Es wird halt viel drüber geredet. Ich habe auch gehört: „Jetzt wird endlich mal darüber geredet bei mir am Arbeitsplatz“ und so, überall war es Thema. Was eigentlich erstaunlich ist, weil gar nicht so viele Leu-te die Show gesehen haben, aber dass ich

gewonnen habe, das haben doch sehr viele Leute mitbekommen.

MED: Bezüglich der Legalisierung von

Marihuana bist du der Meinung, dass der

erste Schritt die Akzeptanz der medizinischen

Verwendung sein sollte. Warum?

GW: Also ich sehe einfach, dass da die größte Not herrscht. Gemessen an der Anzahl der Leute, die betroffen sind, gibt es natür-lich viel mehr Genusskonsumenten. Aber ich denke auch, dass das medizinische Thema am leichtesten durchsetzbar ist. Weil wir da in der Bevölkerung großen Rückhalt haben, mittlerweile sind sicherlich achtzig Prozent der Bürger dafür, den Patienten ihre Medi-zin zu geben. Auch bei den Politikern ist das Thema viel weiter fortgeschritten als beim normalen Genusskonsum. Gut, über das Ver-bot von Cannabis als Genussmittel kann man streiten. Ich halte es nicht für sinnvoll, aber den Leuten die Medizin zu verweigern, ist schlicht und einfach unmenschlich. Das muss so schnell wie möglich geändert werden. Vor allem sehe ich, dass das am schnellsten durchsetzbar ist.

MED: Du hast in der Fernsehshow gesagt,

dass von deinem Preisgeld vor allem

Hanfpatienten unterstützt werden sollen. Was

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ist eure Strategie, welche Art von Hilfe wird der

DHV den Patienten anbieten?

GW: Was die Unterstützung von Patienten angeht – nicht, dass da ein falscher Eindruck entsteht – wir werden jetzt nicht anfangen, den Leuten ihre Medizin zu bezahlen. Wir hatten schon einige Anfragen, so etwa: „Ich brauche Cannabis als Medizin und kann es mir nicht leisten, könntet ihr mir da nicht helfen?“ – darum geht es nicht. Sondern es geht um Rechtsverfahren, die die Leute haben. Z.B. diejenigen, die für den legalen Anbau kämpfen und sich die Gerichtskosten nicht leisten können. Da können wir sicher-lich helfen und sagen, wir übernehmen die Gerichtskosten, wenn der Fall aussichtsreich erscheint, um damit letztendlich allen Pati-enten zu helfen.

MED: Mit Blick auf die aktuelle politische

Situation in Deutschland: Siehst du realistische

Chancen für irgendeine bedeutende

Entwicklung in den nächsten ein bis zwei

Jahren im Bereich von medizinischem und

Genusskonsum?

GW: Eher beim medizinischen Konsum, da könnte es zum Beispiel sein, dass Patienten Prozesse gewinnen, dass sie selbst anbauen dürfen. Das wäre ein Punkt, der möglich ist. Und der andere wäre, dass die Zahlen steigen werden von denjenigen, die legal Cannabis bekommen. Möglich ist es ja jetzt auch, eine Ausnahmegenehmigung erteilt zu bekom-men vom Bundesinstitut für Arzneimittel. Das sind im Moment etwas über zweihun-dert Konsumenten, doppelt so viele wie letz-tes Jahr. Ich glaube, dass diese Zahl stark ansteigen wird in den nächsten Jahren, das macht natürlich auch was aus. Viele von die-sen Leuten haben bis jetzt mit der Drogen-Konsumenten-Szene gar nichts zu tun, und die werden dann auch weitererzählen, dass Hanf ihnen hilft. Und dass sie z.B. Probleme mit der Krankenkasse haben und dass alles sehr kompliziert ist und man das ändern müsste. Das wird eine Schneeball-Geschich-te sein, die immer größer und immer mehr zum politischen Thema werden wird. Was die Genusskonsumenten angeht, da besteht zumindest eine kleine Chance, dass es Mo-

dellprojekte geben könnte wie jetzt in Berlin Friedrichshain-Kreuzberg. Ob die eine Ge-nehmigung bekommen, tatsächlich Coffee-shops zu eröffnen, steht in den Sternen. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, aber zumindest möglich. Ansonsten könnte vielleicht auch in irgendeinem der Bundesländer noch etwas passieren, aber wirklich nur kleine Schritte. Ich rechne da nicht mit wesentlichen Verän-derungen in den nächsten vier Jahren.

MED: Der Verein hat jetzt einen

ernstzunehmenden Geldbetrag erhalten – was

meinst du: Kann das Geld es ermöglichen, die

kritische Masse zu erreichen, und damit die

Grundeinstellung der CDU/CSU in dieser Frage

zu verändern?

GW: Man kann mit einer Million nicht die Legalisierung kaufen, das ist für uns eine kla-re Sache. Wir werden damit jetzt wohl kaum einen riesigen Durchbruch erzielen, aber es ist schon ein großer Tropfen auf den heißen Stein. Das wird man schon merken, wenn wir anfangen, Fernsehwerbung zu schalten. Was natürlich auch nicht flächendeckend sein wird, wir werden natürlich nicht jeden

Zuschauer erreichen, aber ich glaube, dass wir wenigstens für einige Diskussion sorgen können. Abgesehen davon können wir auch unsere Struktur, unser Team vergrößern und einfach mehr bewirken, mehr Medienarbeit, mehr Öffentlichkeitsarbeit machen. Insofern ist es ein wichtiger Impuls, diese Million, der uns voranbringen wird. Aber die Million al-leine wird uns auch nicht zum Durchbruch verhelfen. Das wird nicht die letzte Million gewesen sein, die wir dazu brauchen. Da reicht ein Blick in die USA: Allein die drei größten Legalisierungsorganisationen ha-ben etwa zwölf Millionen Euro Budget je-des Jahr, und jede einzelne Abstimmung in den einzelnen US-Bundesstaaten verbraucht mehrere Millionen an PR-Maßnahmen und Werbung. Da sieht man schon, eine Million alleine bringt´s noch nicht. Daher hoffen wir weiterhin, dass wir Mitgliederzuwachs ha-ben – Leute, die bereit sind, uns über Jahre regelmäßig auch mit kleineren Beträgen zu unterstützen. Weil der Kampf noch nicht zu Ende ist. Wir haben noch einen langen Weg zu gehen.

CANNA+GLOBE

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MED: Letztes Jahr sind auf der Hanfparade

auch linksgerichtete Politiker erschienen. Gibt

es heute jemanden im Deutschen Bundestag,

der den Standpunkt des DHV vertritt?

GW: Wahrscheinlich meinst du Frank Tempel. Der war auch schon in der letzten Legislaturperiode im Deutschen Bundestag und setzt sich schon seit Jahren für die Li-beralisierung ein. Die Linkspartei insgesamt steht auf unserer Seite. Die haben die Le-galisierung in ihrem Programm stehen, ge-nauso wie im Grunde die Grünen, die zum Teil auch gut an der Sache arbeiten. Aber letztendlich ist auch das noch keine Garan-tie dafür, dass irgendetwas passiert. Das se-hen wir in den Bundesländern, wo teilweise Linke und Grüne an der Regierung beteiligt sind, und trotzdem erstmal nichts passiert. Letztendlich wird es darauf ankommen, min-destens eine der großen Parteien CDU oder SPD mit ins Boot zu bekommen, bevor wirk-

lich wesentliche Veränderungen passieren in Deutschland.

MED: Wie siehst du das uruguayische und

das amerikanische Legalisierungsmodell,

welches fi ndest du für Deutschland

nachahmenswert?

GW: Ich finde beide ganz gut. So riesig sind ja die Unterschiede letztendlich nicht. Ich finde wichtig, dass eine komplette Regu-lierung vom Anbau bis zur Abgabe an den Konsumenten stattfindet. Das ist der wesent-liche Fortschritt gegenüber den Niederlan-den. Dass auch eine gewisse Produktqualität gesichert ist bei beiden Modellen. Was ich auch für wichtig halte, dass der Eigenanbau legal ist, dass man sich seine eigenen Pflan-zen anbauen darf. Was ebenfalls bei beiden Modellen gut ist: dass es Cannabis nicht überall gibt. Ich fände es nicht gut, wenn Cannabis in jedem Supermarkt verkauft wür-de oder in irgendwelchen Automaten, an der Tankstelle ... Das sind Sachen, die müssen nicht sein. Ich finde aber auch, das muss bei Alkohol und Zigaretten auch nicht sein. Ich würde für diese Drogen ein ähnliches Modell anstreben, wie das jetzt in Uruguay und Co-lorado passiert. Fachgeschäfte: Da gehören Drogen hin!

MED: Meinst du auch, dass die

Legalisierung des Eigenanbaus vor allem

für die Hanfpatienten jetzt die wichtigste

Entwicklung wäre?

GW: Zumindest für viele wäre das eine sehr gute Lösung, weil es einfach die Kos-ten enorm senkt. Zumindest im Moment be-kommen die meisten Patienten ihre Medizin nicht von den Krankenkassen erstattet. Au-ßerdem haben die Leute durch den Eigenan-bau viel mehr Möglichkeiten, sich eine Sorte auszusuchen, die ihnen besonders gut hilft. Weil in der Apotheke auch nur vier oder fünf Sorten erhältlich sind. Und es gibt so viele unterschiedliche Sorten, die alle ein bisschen anders wirken. Deshalb wäre es einfach bes-ser, wenn der Patient sich die Sorte selber

aussuchen könnte. Es gibt sicher auch Pa-tienten, die sich den Eigenanbau gar nicht leisten können oder wollen. Weil sie nicht genug Platz haben, weil sie sich nicht mehr genug bewegen können, sich nicht um sich selbst und um die Pflanzen kümmern kön-nen – da brauchen wir auch andere Mo-delle. Ich bin nicht komplett gegen andere Möglichkeiten von Hanf-Medizin. In den USA spielt z.B. Hanföl eine immer größere Rolle, auch in den Niederlanden – so kann man Hanf einfach oral zu sich nehmen, ohne erst Kekse backen zu müssen. Das fände ich schon wichtig, dass Leute – meinetwegen in der Apotheke – solche Medikamente auf Hanf-Basis bekommen. Wobei unser Ziel hier in Deutschland im Moment eher umgekehrt ist, da die deutsche Regierung sehr auf Phar-maprodukte setzt und Hanfblüten eigent-lich komplett aus dem Geschäft raushaben will. Deswegen betonen wir im Moment in Deutschland: Die Patienten müssen auch Blüten bekommen können, wenn sie das wollen. Auch weil es viel preiswerter ist.

MED: Es gibt einige Menschen, die Zweifel

daran haben, dass der Verband diesen großen

Geldbetrag ausreichend wirksam einsetzen

kann. Was ist deine Botschaft an sie?

GW: Dass wir dazu in der Lage sind. Wir sind sowieso die größte Legalize-Organi-sation in Deutschland, und wir haben mit Abstand das größte Budget. Die meisten werden uns zustimmen, dass wir es bisher auch sehr effektiv eingesetzt haben. Und für unsere Größe doch sehr viel erreicht haben an Medienaufmerksamkeit, an politischer Diskussion usw. Wir sind zwar eine große Le-galize-Organisation, aber trotzdem ein sehr kleiner Lobby-Verband im Vergleich zu an-deren. Alle möglichen Lobby-Verbände sind größer als wir, aber dafür haben wir wirk-lich sehr viel Aufmerksamkeit erreicht bisher. Dazu kommt, dass ich selber Diplom-Finanz-wirt bin, ich hab Steuerrecht studiert, hab mich mein Leben lang mit Zahlen befasst, und ich möchte mal behaupten, dass ich mit Geld umgehen kann. Ich werde schon dafür sorgen, dass es effizient eingesetzt wird!

MED: Was denkst du, wie lange kann aus

diesem Geld der Betrieb des DHV fi nanziert

werden?

GW: Ich habe vor, das Geld innerhalb von fünf Jahren zu verbrauchen. Einen großen Teil davon im ersten Jahr, dass wir einen kleinen Knalleffekt haben. Und dann werde ich auch eine erhebliche Summe zurückle-gen, damit wir in den nächsten fünf Jahren verstärkte Strukturen haben und damit ar-beiten können. Und in dieser Zeit, hoffe ich, weiter wachsen, um diese Strukturen dann auch erhalten zu können.

text : Marcel Klos

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VOLLBLUT

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Ice CreamIce CreamSonnenschein das ganze Jahr über!Sonnenschein das ganze Jahr über!

Ice CreamIce CreamSonnenschein das ganze Jahr über!Sonnenschein das ganze Jahr über!

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Eine weitere Sorte von Paradise Seeds, die sich großer Beliebtheit erfreut, ist Ice Cream, eine 60/40 Indica/Sativa-

Hybride, die aus OG White Widow x Bubb-legum gezüchtet wurde und im Jahre 2007 auf den Markt kam. Laut Paradise-Züchter Luc unterliegt Ice Cream einer gewissen Phä-notyp-Varianz, wobei jedoch alle Pflanzen einige grundlegende Eigenschaften gemein haben sollen: viel Vitalität, eine schnelle Wachstumsrate, Harz im Überfluss sowie ei-nen “weichen, cremigen Geschmack, der an Eiscreme erinnert.” Nun, wie wir alle wissen, hängt es oft zu einem gewissen Grad von der Fantasie ab, solche behaupteten Aro-men tatsächlich auch nachempfinden zu können, aber viele Grower und Smoker ha-ben bestätigt, dass Ice Cream geschmacklich wirklich an Vanille erinnert, zumindest eine entsprechende Unternote aufweist. Andere Geschmackskomponenten sind “leichte Un-tertöne von Skunk und Kiefer.” Ice Cream benötigt 55 bis 60 Blütetage zur Ausreifung und soll Erträge von bis zu 500 g/m2 liefern. Outdoors reift sie schon früh, Anfang Okto-ber, und hat ein Ertragspotenzial von 500+g pro Pflanze. Ein extrem hoher THC-Gehalt von bis zu über 20% bewirkt ein starkes, trippiges High mit ausgewogener Kopf/Kör-per-Wirkung. Ice Cream hat auch eine sehr schnelle Reaktionszeit in Hinsicht auf Dün-gung und andere Kultivierungsmaßnahmen, darum nennt Luc sie den “Ferrari unter den Cannabissorten“. Dies beinhaltet allerdings auch, dass sie empfindlich auf Überdüngung reagiert. Des Weiteren eignet sie sich sehr als Sea of Green – oder aber größere, reichver-zweigte Pflanzen, denn Ice Cream wartet mit üppigem Seitentriebswachstum auf, wobei die vielen Seitenzweige und -buds am Ende eine fette zentrale Top-Cola umgeben.

Ice Cream ist eine preisgekrönte Sorte, die Juroren des Highlife Cup 2008 (2. Platz für Ice Cream in der Hydro-Kategorie) und 2009 (3. Platz in der Bio-Kategorie) waren von ihren psychoaktiven und aromatischen Qualitäten sehr angetan. Und auch The Doc war sehr bestrebt, diese kennenzulernen, und unterzog Ice Cream einem Anbautest, zusammen mit Dutch Dragon und Sensi Star – es war diesmal ein reiner Paradise Seeds-Kultivierungszyklus. Er verwendete dazu ein Päckchen mit drei feminisierten Ice Cream-Samen und legte sie zwecks Kei-mung zwischen feuchte Küchentücher. Die Wurzelspitze trat schnell aus, und er setzte die Keimlinge direkt in 11-Liter-Töpfe ein, befüllt mit Plagron Standard Mix-Erde und wie üblich “gepimpt” mit 5% Blähtonku-geln und Hornspänen. Es sollte nicht lange dauern, bis die Keimlinge sich über die Erd-oberfläche erhoben, sich vital dem Licht in seinem Grow-Raum entgegenstreckend, das von zwei 600-Watt-MH-Lampen und einer 400-Watt-HPS-Lampe abgestrahlt wurde.

Anderthalb Wochen nach der Keimung berichtete The Doc, dass “die drei Pflan-zen bislang wie eine ausbalancierte Indica/Sativa-Sorte gewachsen sind, genauso stark und wüchsig, wie ich es von allen bisher ge-testeten Paradise-Strains gewohnt bin.” Eine Woche später fuhr er fort: “Wie beschrieben, produzieren die Pflanzen sehr lebhaft Sei-tenzweige und haben eine buschige Erschei-nung – sehr vielversprechend!” Als er nach viereinhalb Wochen Wachstum die Blüte einleitete (durch Verkürzung der Lichtpe-riode von 18/6 auf 12/12), maßen die drei Ice Cream-Plants 40 bis 45 cm und wiesen acht bis zehn Internodien, ein einheitliches Wachstumsmuster auf. “Dieses wunderba-re Wachstumsmodell bildet eine exzellente Grundlage für die Blütephase, ich bin sehr zuversichtlich, dass die Pflanzen am Ende mit zahlreichen fetten Buds besetzt sein wer-den”, sagte The Doc. Und sie zeigten eine extrem schnelle, verblüffende Blüte-Reak-tionszeit, einen neuen Allzeit-Rekord errei-chend: Nach sage und schreibe drei Tagen ab

Umstellung der Lichtperiode waren bereits die ersten weiblichen Vorblüten sichtbar! Ice Cream erwies sich also auch in Sachen Blüte-Reaktionszeit als blitzschneller Ferra-ri. “Das ist besonders bemerkenswert, weil ich bisher eigentlich die Erfahrung gemacht habe, dass Pflanzen aus feminisierten Samen oft etwas später auf die Lichtzyklusverän-derung reagieren als solche aus regulärem Saatgut“, unterstrich The Doc. Nach zwei Blütewochen berichtete er: “Die drei Plants sind immer noch sehr buschig und kompakt. Zu meiner großen Überraschung zeigen sie jedoch keinerlei Varianz, obwohl die Anga-ben von Paradise verschiedene Phänotypen erwarten ließen.” Eine Woche danach dau-erte die Streckungsphase noch an, wobei die Pflanzen ihr buschiges Wachstumsmodell aber behielten, mit äußerst reicher Seitenver-zweigung. Nach fünf Blütewochen notierte The Doc: “Wie erwartet, zeigen die Plants ein hohes Maß an Blühkraft. Sie produzieren alle großartige Buds mit einem ziemlich ho-hen Blüten/Blätter-Verhältnis und legen sehr

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dicht gereihte Formationen von Harzdrüsen an den Tag, quasi im ‚Armee-Stil‘. Eine der Pflanzen scheint besonders fette Blüten-stände hervorzubringen, das ist aber auch der einzige leichte Unterschied, den ich aus-machen kann.” Beim Anblick dieser schönen Pflanzen rieb er sich freudig die Hände …

Als sechs Blütewochen absolviert waren, vermerkte The Doc: “Aufgrund einer lan-gen Streckungsphase in der Blüte haben sie nun langgezogene Seitenzweige, die in der Höhe fast zum Leittrieb in der Mitte aufge-schlossen haben! Wie von Luc beschrieben, umgeben zahlreiche Seitenzweige, gesäumt von und gekrönt mit großen Buds, kreisför-mig eine fette zentrale Top-Cola. Und diese Seitenzweige haben alle die gleiche Höhe, formen so ein ausladendes ‚Hochplateau´ mit dicken Buds um die Top-Cola herum, die sich majestätisch über ihnen erhebt. Alle Buds verströmen einen identischen supersü-ßen Duft, der tatsächlich etwas an Vanille erinnert und überdies Skunk- und Kiefer-noten aufweist. Meine hohen Erwartungen hinsichtlich des Harzgehalts werden offenbar voll erfüllt, da die drei Plants bereits jetzt schwer mit Trichomen beladen sind.“

Sie legten auch eine sehr schnelle Blüte-zeit hin, nach genau acht Wochen, zu Anfang des von Paradise angegebenen Reifezeit-raums, waren sie voll ausgereift und hatten Endhöhen von 80, 84 und 92 cm erreicht, vor dicken, dichten Buds von unten bis oben nur so strotzend. Der wunderbar süße, leicht vanilleartige Duft der Ice Cream-Buds war am Ende höchst intensiv geworden. The Doc sagte: “Wow, Luc macht bei seiner Züch-tungsarbeit wirklich niemals Kompromisse bei der Harzigkeit, mit Ice Cream hat er eine weitere äußerst harzige Sorte erschaffen, und obwohl sie ihren Sortennamen in Assoziie-rung ihres Aromas erhielt, würde ich sagen, sie verdient diesen Name auch wegen ihres ‚frostigen´ oder eben ‚eisigen´ Looks: Die Harzdrüsen sind derart vielzählig und dicht, dass man denkt, wenn diese Buds große Ber-ge wären, könnte man fast Ski darauf fah-ren! Tja, dieses Bild stammt ehrlich gesagt von einem Typ aus dem Internet, der eben-falls Ice Cream angebaut hatte, aber ich kann ihm nur voll zustimmen …”

Jene drei Ice Cream-Plants brachten zu-sammen ein Trockengewicht von 320 Gramm auf die Waage, wiederum mehr als durch-

schnittlich 100 g pro Pflanze, was The Doc natürlich mehr als froh stimmte. Nach der Trocknung hatte sich der süße Geruch der frischen Buds in ein ebenso süßes Trocken-blütenaroma verwandelt und jenen Aroma-„Spritzer” Vanille sowie seine Skunk- und Kiefer-artigen Noten behalten. Was sich auch im Geschmack niederschlagen sollte, der zu-nächst süß-mild herüberkam, beim Inhalieren an Vanille erinnerte, um dann beim Ausat-men würziger zu schmecken, hier traten die Skunk- und Kiefernoten in den Vordergrund. “Ein köstlicher, 1A-Geschmack“, befand The Doc, “und zudem sehr ungewöhnlich, dank des Vanille-Touchs.” Nach wenigen Zügen aus seiner ersten “Eiscremetüte” verspürte er einen intensiven und klaren Sativa-Flash, der seinen Kopf und Körper in Wallung ver-setzte und ein sehr positives, wenn nicht euphorisches Gefühl vermittelte, für menta-le Balance sorgte, und das auf eine als sehr heilsam empfundene Art und Weise, die er zuvor noch nicht erlebt hatte. “Ice Cream ist mit einem starken medizinischen Potenzial gesegnet, nach meiner Erfahrung theoretisch ein potentes Mittel, um Depressionen und anderen Missstimmungen entgegenzuwirken, oder den Konsumenten ganz einfach in gute Laune zu versetzen“, berichtete The Doc. “Diese Art von Eiscreme kühlt wahrlich dein Mütchen, macht dich mental entspannt und vermittelt dann auch noch irgendwie innere Wärme. Sachen, über die du dich zuvor noch wer weiß wie geärgert hast, erscheinen nach dem Ice Cream-Genuss in einem freundli-cheren Licht und du wirst optimistisch, eine Lösung für diese Probleme zu finden.” Aber dieser Sativa-induzierte antidepressive Effekt war nur ein Teil der Geschichte, nach 20 Mi-nuten wurde er auch von einem körperlich wirkenden Indica-Stone erfasst, der unge-wöhnlicherweise wellenartig auftrat, mit Un-terbrechungen. Solange diese Wirkung eben-falls gegeben war, verspürte The Doc auch eine tiefe körperliche Entspannung, war aber gleichzeitig noch frisch und heiter im Kopf. Nach fast zwei Stunden waren seine Ice Cream-Empfindungen abgeschmolzen und ließen ihn happy und relaxt zurück.

„Diese Paradise-Sorte bietet eine un-gewohnte Kombination von Sativa- und Indica-Effekten, äußerst willkommen und medizinisch wertvoll. Höchst individuell ist auch ihr ungewöhnlicher, sehr schmackhafter Vanille-Touch. Und diese Ice Cream-Plants waren sehr einfach anzubauen, lieferten sehr hohe Erträge nach einer schnellen Blütezeit. Ganz klar eine weitere Supersorte von Para-dise Seeds. Und diese besondere Art von Eis-creme bringt dir das ganze Jahr über inneren Sonnenschein …”

text & photos: G.B.I.

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Ihr süßer Geruch und ihr euphorisches High sind legendär. Bubb-le Gum ist eine widerstandsfähige, nicht allzu verzweigte, sehr einheitlich und mittelhoch wachsende, äußerst harzige Sorte.

Ursprünglich von Growern in Indiana, USA, entwickelt, gelang-te die Bubble Gum-Genetik in die Niederlande und wurde an zwei verschiedene Samenbanken weitergereicht. Beide haben daraus ihre eigene “originale Bubble Gum-Sorte” entwickelt. Unsere Bubb-le Gum ist vom Aussehen und der Wirkung her eher Sativa-betont, mit einem charakteristischen süßen Aroma (erinnert sehr stark an süßen Kaugummigeschmack) und einem euphorischen High. Sie ist die einzige erbreine Sorte (kein F1-Hybride) im Serious-Sortiment und hat im Laufe der Jahre zehn Auszeichnungen erhalten. Bubble Gum erhielt vier Preise beim High Times Cannabis Cup, sowie mehre-re Auszeichnungen bei diversen Cannabis-Wettbewerben in Spanien. Die wertvollste davon im Jahre 2006: Sie wurde vom Magazin Soft Secrets zur “Pflanze des Jahres” gewählt! Diese Pflanze besitzt gute medizinische Eigenschaften bei Appetitlosigkeit sowie zur Stim-mungsverbesserung.

BUBBLE GUM:

Gewinner von zehn

Auszeichnungen

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VOLLBLUT

Für Dark Devil wurde Big Devil XL verwendet. Durch die unge-wöhnlichen Farben können die Pflanzen während der Blütezeit ziemlich unkenntlich und dadurch diskret erscheinen; ungefähr

80% der Samen dieser Sorten bringen violett oder purpurfarben blü-hende Pflanzen hervor.

Eine einfach zu züchtende und sehr schnell wachsende Pflanze von großartiger Hybridkraft und dem Aussehen eines Indica-Sativa-Hybrids; sie kann als eine selbstblühende Sorte von großem Wuchs an-gesehen werden. Sie reagiert etwas empfindlicher auf Überdüngung als ihre Schwestern aus der Red Family, ist jedoch widerstandsfähig gegen Krankheiten, und wenn wir für ideale Bedingungen sorgen, können wir einen maximalen Ertrag erwarten. Sie produziert einen sehr großzügigen, zentralen Blütenstand und eine Vielzahl von Sei-tenzweigen von ziemlich zufriedenstellendem Kaliber.

Die Blüten und die anliegenden Blätter sind vollständig mit einem aromatischen Harz bedeckt, so wie es bei der Elternpflanze Big Devil XL der Fall ist. Die Pflanzen pflegen ungefähr neun Wochen nach der Keimung die völlige Reife zu erreichen. Einige können sich schneller entwickeln, doch hängt es vom eigenen Geschmack ab, ob man vor oder nach Ablauf der neun Wochen erntet oder nicht. Die Blüten-stände haben gewöhnlich die Form von Ähren oder Zapfen und ihre Blütenstempel sind von kräftigem Orange.

Dark Devil von Red FamilyDas Aroma ist ein Sinnengenuss. Ein sehr starker Duft, mit chemi-

schen und Weihrauchtönen. Nachdem die Blüte zerkleinert wurde, werden eher fruchtige Aromen frei und es entstehen auch Menthol-Töne. Der Geschmack ist frisch, mit Zitrusfrucht-Tönen und einer fei-nen Lakritze-Grundierung. Zum Schluss hinterlässt er im Mund einen sehr süßen und zugleich leicht säuerlichen Geschmack, was es der Nase ermöglicht, die Geschmacksvielfalt besser zu interpretieren.

Sowohl der Dampf als auch der Rauch sind ganz und gar exquisit. Sie sind von einer scharfen Frische, die zuerst wie eine Bombe wirkt und dann – etwas abgeschwächt, doch weiterhin sehr ausgeprägt – länger als zehn Minuten spürbar bleibt.

Unter den selbstblühenden Sorten der roten Familie ist sie die am stärksten Sativa-geprägte. Ihre sehr kreative Wirkung ist von mittlerer Dauer; sie hilft einerseits, Ideen zu finden, andererseits führt sie Energie zu, die es ermöglicht, die Ideen in die Praxis umzusetzen. Sie ist perfekt geeignet zum geselligen Beisammensein und zum Philosophieren.

Die Klänge und Farben beleben sich durch sie auf besondere Weise und wir stehen daher unleugbar vor einer Sorte, die wunderbar für Feste geeignet ist. Dark Devil ist durch ihre purpurroten Blüten und orange Blütenstempel eine schöne selbstblühende Pflanze mit einer Wirkung von der Art der besten Hybride mit überwiegendem Sativa-Anteil.

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Die titellose, dritte LP von MGMT wur-de schon lange erwartet. In den ers-ten Rezensionen des neuen Materials

ertönten gleichermaßen ablehnende und lo-bende Stimmen. Einer der Gründe dafür ist mit Sicherheit, dass die beiden Bandgründer Benjamin Goldwasser und Andrew VanWyn-garden eigene Wege gehen – wie schon auf ihren früheren Platten. Natürlich ist keine Rede davon, dass sie alles über Bord gewor-fen hätten, was für sie bisher charakteristisch war.

Your Life Is a Lie und Cool Song No wurden schon vor dem Erscheinen des neuen Mate-rials in einem Promotionvideo gepusht. Zwei richtige MGMT-Schlager. Diese Richtung gibt auf der ersten Hälfte der Scheibe den Ton an. Mystery Disease, Introspection (Faine Jade Cover) und Alien Days reihen sich alle hier ein. Effektreiches Synthiegepiepse, klingelnde Gitarren, ein Gesang, der ein wenig monoton daherkommt und an die 60er Jahre erinnert. Dazu seltsame Instrumente, die im Grunde

Rockstrukturen sampeln und radiotauglich machen. Insgesamt nichts, was unerwartet wäre oder überraschend. Es ist ein Glück, dass sie sich nicht selbst wiederholen und die Nummern nicht in abgrundtiefer Langeweile versinken. Grund genug für mich als Musik-liebhaber, das Produkt aus dem Jahr 2013 als recht mittelmäßig zu beurteilen, wenn da nicht die letzten Nummern auf der Platte wären, die die Pforten zu einem neuen Uni-versum sperrangelweit aufstoßen. Hier heben die Jungs richtig ab. Eine abgefahrene, effekt-volle, aus Melodie- und Noise-Bruchstücken gesampelte Musik ist das. Das erste Stück auf dieser Seite, A Good Sadness, reißt vom ers-ten Moment an mit und bekommt zehn von zehn möglichen Punkten. Die Fortsetzung ist schwerer zu verdauen, was nicht heißen soll, dass es sich nicht lohnen würde. Für die ers-ten sechs Lieder des Albums und den Mut, mit dem sie sich an die zweite Hälfte machen, ver-dienen sie schon eine Verbeugung. Über alles andere wird die Zeit befinden.

Um die Grunge-Ikone Pearl Jam kommt man nicht herum. Wer Anfang der Neunziger auf Gitarrenmusik stand

und verfolgte, was in Amerika abging, muss-te auf MTV die Songs Jeremy oder Alive vom Album Ten gehört haben. Zur Krönung ihrer 25-jährigen Geschichte brachten sie 2013 ihre zehnte LP Lightning Bolt heraus.

Mit dem Aufkommen des Grunge wurde die Band weltweit bekannt und nach dem Tod von Kurt Cobain zur populärsten Gruppe die-ser Stilrichtung. Während aber andere auf der Modewelle ritten, zogen sie sich vollkommen vor der Öffentlichkeit zurück. Sie gaben keine Interviews und strengten einen sich jahrelang hinziehenden Prozess gegen Ticketmaster, den größten amerikanischen Tickethändler, an. Sie klagten den Firmenriesen an, seine Monopol-stellung missbraucht und die Karten zu uner-schwinglichen Preisen verkauft und zusätzlich Sonderausgaben in Rechnung gestellt zu ha-ben.

Bis 2000 veröffentlichten sie aufregende Scheiben. Nach der Jahrtausendwende aber meldete sich die Gruppe mit immer langweili-gerer, faderer Musik. Obwohl sie bei den meis-ten Kritikern gut ankam, erntete sie keinen

rechten Erfolg. Die schlechte Serie ging 2009 zu Ende. Eddie Vedders Musik zu dem Film Into the Wild aus dem Jahre 2007 gab Hoffnung; 2009 vertrieb Backspacer dann jeden Zweifel. Obwohl von der Frische und dem Tiefgang, die man Anfang der 90er Jahre noch spüren konn-te, keine Spur mehr geblieben ist, sind auf die-sem Album korrekte Rocksongs zu hören.

Lightning Bolt folgt dieser Spur weiter. Es gibt darauf einen zugkräftigen Punksong, Mind Your Minners, den ausgezeichneten Popsong mit melodiösen Refrains und Slash-Guitar-Soli Sirens und das wundervolle, luf-tige Future Days von Bon Iver. Füllnummern gibt es nicht. Das Album hält einen bis zum Ende in seinem Bann und obwohl manchmal die Gitarrenarbeit hörbar zur Routine gewor-den ist, ragt das Ergebnis aus dem heute Übli-chen hoch empor.

Kann Spurenelemente

von Bewusstseinsveränderung enthalten

MGMT: MGMT

HIPPIES UM DIE FÜNFZIGPearl Jam: Lightning Bolt

text: Peter Homanyi

ALLES, WAS WIR

NICHT WISSENRichard Panek:

Das 4%-Universum

Liegt man in Sommernächten im Freien und

betrachtet die Sterne, können einem tausend Fragen über das Uni-versum, das Weltall und die Schwarzen Lö-cher in den Sinn kom-men. Wer sich aber mit spontanen Einfällen und Gefühlen nicht zu-friedengibt, für den kann es interessant sein, das Buch Das 4%-Universum von Richard Panek aufzuschlagen, das die Geschichte der Kosmologie umreißt, wie sie sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts her-ausgebildet und zur offiziellen Wissenschaft entwickelt hat. Dies tut er im Stil von Natio-nal Geographic – allgemein verständlich, mit Storys verdaulicher gemacht. Das haben die in diesem Thema Unbewanderten auch nötig. Selbst wenn es in diesem Buch keine kom-plizierten Gleichungen gibt, ist es manchmal wichtig und notwendig, auf das eine oder an-dere Detail zurückzukommen, damit wenigs-tens die Konturen des Universums, das hier erklärt wird, erkennbar werden.

Panek stellt zunächst die Wissenschaftler vor, die die Grundlagen der Kosmologie leg-ten, dann geht er auf die dunkle Materie und die dunkle Energie ein. Obwohl der größte Teil der wissenschaftsgeschichtlichen Arbeit eine Chronik zweier Teams von Astronomen und Physikern ist, tauchen in dem Band schreck-lich viele Namen und Theorien auf. Wir lernen zum Beispiel die Evolution der astronomi-schen Technik kennen. Während Vera Rubin als Kind in den 30er Jahren mit einem Fernglas in den Himmel spähte, genügt es Adam Reiss, seinen Laptop zu öffnen, wo auch immer auf der Welt er sich befindet. Neben der Erklärung der Theorie des Big Crunch oder der „habita-blen Zone“ (“Goldilocks zone“) gewinnen wir einen Einblick in den ungewöhnlichen Alltag der Mannschaft des Antarktis-Teleskops auf dem Südpol.

Paneks Buch wendet sich an eine breite Öf-fentlichkeit und ist eine populärwissenschaft-liche Arbeit. Seine Fehler sind gleichzeitig sei-ne Vorzüge: Einerseits ist es oft oberflächlich, bläht gewisse Themen auf, hilft aber damit den Lesern, die in der Welt der Physik, Astro-nomie und Kosmologie fremd sind, das Wesen der dunklen Materie und der dunklen Energie zu verstehen.

A’LA CANNA

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