Medijuana 15

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18 + Nr. 15 / 2014 Juli-Aug 18 + Nr. 15 / 2014 Juli-Au g Medical & Harm Reduction Magazine Medical & Harm Reduction Magazine GRÜNES LICHT GRÜNES LICHT FÜR DIE LEGALISIERUNG FÜR DIE LEGALISIERUNG AKTIVISTEN ZUM BESCHNUPPERN AKTIVISTEN ZUM BESCHNUPPERN Interview mit Steffen Geyer Interview mit Steffen Geyer ZU VIELE COOKIES! ZU VIELE COOKIES! PSYCHOAKTIVE HANF-LEBENSMITTEL PSYCHOAKTIVE HANF-LEBENSMITTEL MIT DER LEGALISIERUNG LÄUFT ES BESSER MIT DER LEGALISIERUNG LÄUFT ES BESSER Das illegale Hanfbusiness ist Geschichte Das illegale Hanfbusiness ist Geschichte

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Medical and Harm Reduction Magazine

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18+

Nr. 15 / 2014 Juli-Aug

18+

Nr. 15 / 2014 Juli-Aug

Medical & Harm Reduction MagazineMedical & Harm Reduction Magazine

GRÜNES LICHTGRÜNES LICHTFÜR DIE LEGALISIERUNGFÜR DIE LEGALISIERUNG

AKTIVISTEN ZUM BESCHNUPPERNAKTIVISTEN ZUM BESCHNUPPERNInterview mit Steffen GeyerInterview mit Steffen Geyer

ZU VIELE COOKIES!ZU VIELE COOKIES!PSYCHOAKTIVE HANF-LEBENSMITTELPSYCHOAKTIVE HANF-LEBENSMITTEL

MIT DER LEGALISIERUNG LÄUFT ES BESSERMIT DER LEGALISIERUNG LÄUFT ES BESSERDas illegale Hanfbusiness ist GeschichteDas illegale Hanfbusiness ist Geschichte

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MEDI+GREEN

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MEDI+GREEN

KLUGE LEGALISIERER 8

KLASSIK FÜR HANFFREUNDE

URUGUAY: GRAS NICHT TEURER ALS BIER 9

AUF ZWEI RÄDERN FÜR DAS MEDIZINAL-CANNABIS 10

EIN MYTHOS WENIGER

HANF UND MOHN AUF DER

TAGESORDNUNG IN GUATEMALA

EIN FEST FÜR PSYCHONAUTEN 12

Der Nachtschatten Verlag

feiert 30-jähriges Bestehen

DEUTSCHLAND WÄHLT SEINE ERSTE HANFKÖNIGIN 14

HANFPARADE AM 9. AUGUST 16

WAS PASSIERT MIT DER DHV-MILLION?

CANNA+GLOBE

HANFWANDERUNG IN WIEN 2014 18–19

AKTIVISTEN ZUM BESCHNUPPERN 20–21

Ein Gespräch mit Steffen Geyer

über die Hanfparade 2014

DIE HANFPARADE IM SPIEGEL DER ZEIT 22–23

Wie alles begann: Von den Anfängen

der größten deutschen Pro-Hanf-Demo

MIT DER LEGALISIERUNG LÄUFT ES BESSER 24–26

Das illegale Hanfbusiness ist Geschichte

“EINE GANZHEITLICHE HANFMESSE” 29

Ein Gespräch mit Ben Arn, Veranstalter

der Schweizer CannaTrade

AUCH JAMAIKA LEGALISIERT 30–31

MEDIZIN

VERDAMPFT, DUDE! 34–35

MEDI+GREEN

BUNDESOPIUMSTELLE AKZEPTIERT

SELBSTANBAU VON CANNABIS 37

MEDIZIN

“UNS FEHLT HIER SO EINER WIE

DR. GROTENHERMEN” 38–39

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INHALT

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22 42

5830

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Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserin-

nen und Leser darauf hin, dass der Handel mit

lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz

und Lieferung derselben in mehreren Mitglieds-

staaten der Europäischen Union als illegal gelten!

Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw.

Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten

keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner

Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es

ist nicht Anliegen des Herausgebers von

Medijuana, irgendjemanden zur illegalen

Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte

anzuregen. Der Herausgeber trägt keine

Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften

Anzeigenfl ächen erscheinen. Sämtliche Meinun-

gen im Redaktionsteil stammen von den Autoren

und decken sich nicht in jedem Falle mit dem

Standpunkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es

nicht möglich, den/die Inhaber des Urheberrechts

zu identifi zieren oder mit ihm/ihr Kontakt aufzu-

nehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nach-

weises von begründeten Urheberrechtsansprüchen

auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten

Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und

Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon

aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt

wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre –

auszugsweise oder als Ganzes – ist die schriftliche

Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch

wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziel-

len Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!

Medical & Harm Reduction Magazine

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IMPRESSUMChefredakteur: Gabor Holland

Autoren: Bob Arctor, Jack Pot, Marcel Klos

Markus Berger, Martin Müncheberg

N. Nogada, Tomas Kardos, Peter Laub

Robert Schamane, H.S. von Vogelsang

Lektorin: Helen Bauerfeind

Design & Photo: Gergely Vaska

Verantwortlicher Herausgeber: G. Holland

CK & MEDIJUANA PUBLISHING

KN Advertising s.r.o.

945 05 Komarno 5. Eötvösa 57/20.

E-mail: [email protected]

Web: www.medijuana.eu

INDEXADVANCED HYDROPONICS 55

AEROPONIK SYSTEMS 45

BUSHPLANET GmbH U3

BUSHPLANET DISTRIBUTION 64

CANNATRADE 5

CITY GROW – BUSHPLANET 2–3

DINAFEM SEEDS 13

ENCOD 4

FUTURE GROW 11

GH POWDER FEEDING 11

GROWFIX 27

GROWSHOP.AT 40

HANFPARADE U2

HANF im GLÜCK 25

HANF UND HANF 54

HANF MUSEUM BERLIN 49

HERBALIST 43

HUG’s 37

INDRAS PLANET 15

JELLY JOKER 21

LAMOTA DISTRIBUCIÓN 41

MIHA GMBH 50

MEDICAL CANNABIS BIKE TOUR 26

MEDICAL CANNABIS MOTORCYCLES TOUR 15

NACHTSCHATTEN VERLAG 41, 57

NIRVANA SEED BANK 63

PLAGRON 15, U4

PLANTNATION 31

PUFF AND STUFF 35

QUICK GRINDER 47

ROYAL QUEEN SEEDS 9

RISE UND SHINE FESTIVAL 59

SEEDPLANET 32-33

SERIOUS SEEDS 17

SWEET SEEDS 52

TIROLER HANFHOUSE 12

UNITED SEED BANKS 26

VERDAMPFTNOCHMAL 43

IN ZUSAMMENARBEIT MIT

MEDI+GREEN

MEDIZINISCHES CANNABIS

IN DEN USA ENTKRIMINALISIERT 40

ERKLÄRUNG CANNABIS ALS MEDIZIN 42

MEDIZIN

ZU VIELE COOKIES! 44–45

Psychoaktive Hanf-Lebensmittel

A‘LA CANNA

HANF ALS LEBENSMITTEL 46–47

Kanaan, wo Milch und Honig fl ießen

HANF IM TEE 48–49

VOLLBLUT

OG KUSH AUTOFLOWERING 51

SWEET TRAINWRECK AUTO® 53

Selbstblühender Strain der vierten

Generation von Sweet Seeds

CHRONIC 56

Eine seriöse medizinale Pfl anze

A‘LA CANNA

ROOTS, REGGAE, DUB 58–59

Toleranz, Verständnis, Respekt

BECK: MORNING PHASE 60

COLDPLAY: GHOST STORIES

OLIVER SACKS: DRACHEN, DOPPELGÄNGER UND

DÄMONEN: ÜBER MENSCHEN MIT HALLUZINATIONEN 61

DON WINSLOW: ZEIT DES ZORNS

FRIEDRICH NIETZSCHE:

ALSO SPRACH ZARATHUSTRA (ZITAT) 62

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Kluge Legalisierergewaltige Summen und es gibt rechtli-che Bedenken gegen die Masseninhaftie-rungen, denn weltweit sitzen Millionen in Gefängnissen, die keine Gewalttäter sind, nur weil sie illegale Mittel konsu-miert oder in geringen Mengen abgege-ben haben. Im letzten Kapitel appelliert die Studie an die Regierung der USA, keinen harten Kurs zu fahren und die Legalisierungsversuche in Colorado und Washington sich entfalten zu lassen, da-mit die ganze Welt aus den Stärken und

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Schwächen der Praxis ihre Lehren ziehen könne. Die Aussage der Studie mach-te sich auch George Soros zu eigen und publizierte in der Financial Times einen Artikel über die Kosten des Antidrogen-krieges und die Vorteile einer präven-tiven Drogenpolitik für die allgemeine Gesundheit und die Wirtschaft. Am Ende ermutigte er die Regierungen der Welt, die für den Drogenkrieg gedachten Hun-derte von Millionen in andere, wirksame-re Programme zu stecken.

Das staatliche Symphonieorchester von Colorado möchte unter Beweis stellen, dass man weder Züchter noch

Ganjaladenbesitzer sein muss, um seinen Nutzen aus der Legalisierung zu schöpfen. Mit der Absicht, Klassikkonzerte zu propa-gieren, setzte es die Reihe “Cannabisklassik” aufs Programm. Das Orchester erklärte, dass

des Colorado Symphonieorchesters heraus-gestellt. Auf ihrer Webseite war bereits zu lesen, dass auf den Konzerten kein Marihu-ana verkauft würde, jeder aber sein eigenes Ganja mitbringen könne. Richard Yost, Chef des Düngemittelvertriebs Ideal 420 Soil, sieht eine außergewöhnliche Chance im Sponso-ring der Konzerte, denn er unterstütze damit nicht nur eins der besten Orchester des Lan-des, sondern trage auch zur Verbreitung des Bildes bei, dass Graskonsumenten auch Kultur schätzen, gut gekleidet und intelligent sein können. Yost hört am liebsten Mozart, wenn er seine Geschäftspläne schmiedet. Der Ma-rihuanahändler, der zuvor schon Kunstevents und ein Konzert von Ziggy Marley gefördert hat, sieht seine Liebe zu Musik und Kunst im Einklang mit der Vorliebe für alternative Produkte. Gern gibt er seinen Namen und ein wenig von seinen Einnahmen für das Projekt. Zu den ersten drei Vorstellungen wird eine Kunstgalerie in der Innenstadt von Denver eingerichtet. Der Höhepunkt der Reihe wird im Red Rocks Amphitheater stattfinden, wo außer den Symphonikern auch Vertreter der leichten Muse auftreten werden. Die Karten kosten im Vorverkauf 75 Dollar. Eingelassen werden nur Personen über 21, die in einem Teil der Galerie auch ihrer Vorliebe für den Hanf frönen können.

Klassik für Hanffreunde

es für seine “cannabisfreundlichen” Fund-raisingkonzerte von der Hanfindustrie auch ein wenig Unterstützung erwarte. Jerome Kern, der leitende Direktor der Symphoniker, sieht es so, dass die boomende Hanfindustrie der jüngeren Hörerschaft den Weg zur Klas-sik ebnen könne. Im Gegenzug würden die Sponsoren aus dem Hanfsektor als Förderer

Das Mantra vom gescheiterten Drogenkrieg hörte man in den letzten Jahrzehnten nicht nur

von kiffenden Schlaumeiern, sondern auch von Staatspräsidenten, dem UN-Generalsekretär, Wissenschaftlern und Schriftstellern. Nun stimmten fünf No-belpreisträger der Ökonomie zusammen mit einem Dutzend ihrer Kollegen in den Chor ein. Ihr achtzigseitiger Bericht be-schreibt eine drogenfreie Welt – entge-gen der politischen Demagogie – nicht nur als unerreichbare Illusion, sondern nennt sie eine schädliche Ideologie, in deren Zeichen ein ergebnisloser Kampf, dessen Ende nicht abzusehen ist, zur Liquidierung des Drogenschwarzmark-tes geführt werde. Zwar erkennen sie an, dass das Verbot auf dem Gebiet der Suchtprävention Erfolge vorweisen kann, unterstreichen aber, dass es gleichzeitig für das Überhandnehmen der Korruption und der Gewalt verantwortlich ist – man denke nur an die 80.000 Opfer der mexi-kanischen Kartellkämpfe.

Auf dem Altar des zur moralischen Norm erhobenen Drogenkrieges werden grundlegende Menschenrechte geopfert, Länder destabilisiert und die verfas-sungsmäßige Ordnung einer angeblich vorübergehenden Politik angepasst. Die Antidrogenbestrebungen verschlingen

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Uruguay: Gras nicht teurer als Bier

Die Hauptkritik am Legalisierungs-modell von Colorado entzün-det sich am hohen Preis für

das Ganja, der den Dealern weiterhin ihre Käuferkreise garantiert. Urugu-ay wählte das andere Extrem. Um dem Schwarzmarkt ganz sicher das Wasser abzugraben, wurde – ausschließlich für die örtliche Bevölkerung – der Preis für ein Gramm Gras auf weniger als einen Dollar festgesetzt. Am 1. Mai schuf die Regierung von Uruguay das Institut für Cannabisregulierung und -kontrolle, das die Standards für den Marihuanahandel festsetzt und den Markt überwacht. Die erste Amtshandlung der Behörde war es, den Wert von einem Gramm Cannabis auf 20 uruguayische Pesos festzusetzen, was kaum mehr als 60 Eurocent sind.Bei diesem Preis kann das staatliche Gras leicht mit dem Zeug der Dealer konkur-rieren, aber auch mit einem Bier aus dem Laden. Präsident Mujica beabsichtigt je-doch nicht, das Land in ein Grasparadies zu verwandeln, daher können nur uru-guayische Staatsbürger Cannabis erwer-ben. Der niedrige Preis macht es jedoch wahrscheinlich, dass viele die Möglich-keiten des Schmuggels erwägen werden. Ein registrierter Bürger kann nämlich monatlich 40 Gramm, jährlich also 480 Gramm Gras für etwa 420 Dollar kaufen. Der Marktwert für die gleiche Menge beläuft sich in Argentinien auf ungefähr das Zehnfache. Wir wollen natürlich nie-manden auf Abwege bringen und wissen auch die Absicht zu würdigen, die sich

in dem Preis niederschlägt, aber wir ge-ben uns keinen Illusionen hin. Über die Qualität ist bisher nur bekannt, dass der THC-Gehalt 15% nicht übersteigen darf und dass viele bekannte Sorten und auch Konzentrate ausgeschlossen sind. Vor schlechter Qualität muss man sich aber nicht fürchten, denn wegen der erwarteten hohen Nachfrage wird der Samen aus der berühmten kanadischen Ganjazucht bezogen. Kanadische Quali-tät für kaum 70 Cent ist allerdings kein schlechter Deal!

Im Gegensatz zu Colorado wird der grüne Stoff in dem südamerikanischen Land nicht in Läden, sondern in Apo-theken verkauft. Außerdem besteht die Möglichkeit, einen Cannabis Club mit 15 bis 45 Mitgliedern zu gründen und maximal 99 Pflanzen gemeinsam zu zie-hen. Eine weitere Eigenheit der urugu-ayischen Drogenpolitik besteht darin, dass parallel zur Legalisierung eins der strengsten Tabakgesetze Südamerikas in Kraft getreten ist. Esbesagt, dass Kios-ke Tabakwaren nicht ausstellen dürfen, sodass sich die Kunden mangels visuel-ler Reize nur an der Preisliste orientie-ren können. Rauchen auf öffentlichen Plätzen und an geschlossenen Arbeits-plätzen ist bereits verboten; nun wer-den vom Rauchen verursachte Schäden augenfällig auf 80% der Gesamtfläche einer Zigarettenpackung dargestellt. Es kann also keine Rede davon sein, dass Uruguay medizinische Aspekte außer Acht ließe.

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MEDI+GREEN

dieses Jahres eine Gesetzesvorlage vor-handen sein werde, die dann auch an-genommen würde. In Guatemala ist mo-mentan die Opiumproduktion in der Nähe der mexikanischen Grenze verbreitet, die allerdings nicht vom Staat, sondern von Verbrecherkartellen kontrolliert wird. Mit der Genehmigung des Mohnanbaus könn-te auch diese Droge den Händen der Ver-brecher entrissen werden und die Ernte an Arzneimittelfirmen verkauft werden, die daraus morphium- und codeinhaltige Präparate herstellen könnten. Der Innen-minister hofft, dass die Maßnahme einer-seits den Einfluss der Drogenkartelle ver-ringert, andererseits über die Einnahmen zur Unterstützung der Prävention und zur sozialen Entwicklung beiträgt.

Hanf und Mohn auf der Tagesordnung

in Guatemala

Immer mehr Länder Lateinamerikas, die von gewalttätigen Zusammenstößen von Kriminellen betroffen sind, suchen

den Ausweg in verschiedenen Formen der Legalisierung. Der Präsident von Guate-mala möchte noch drastischer als Urugu-ay die UN-Vereinbarung kippen: Bis Ende 2014 möchte er neben dem Marihuana auch die Opiumherstellung legalisieren. Otto Pérez hatte schon 2012, kurz nach der Übernahme der Präsidentschaft, die Cannabislegalisierung in Aussicht gestellt, und seitdem prüft eine Regierungskom-mission mögliche Formen und Auswirkun-gen der Maßnahme. Zum gegenwärtigen Stand erklärte Pérez, dass bis Oktober

Ein Mythos weniger

Ein immer wiederkehrendes Argument der Gegner von Cannabistherapiepro-grammen ist folgendes: Diese Maß-

nahmen sendeten ein falsches Signal an die Jugendlichen aus, die dadurch eher geneigt seien, Gras auszuprobieren. Nun erschien die erste umfassende Studie, die zur allgemeinen Beruhigung zweifelsfrei belegt, dass diese Befürchtung jeder Grundlage entbehrt. Die Forscher untersuchten, wie sich das Verhält-nis jugendlicher Ausprobierer in Washington, D.C. und in den 21 US-Staaten, in denen me-dizinisches Marihuana zugelassen ist, nach der Einführung des Gesetzes entwickelt hat.Diese Daten verglichen sie mit denen von Nachbar-staaten, in denen die Verwendung von Mari-huana zu therapeutischen Zwecken weiterhin verboten bleibt. Die Ergebnisse belegen ein-deutig, dass mit der Einführung der Regelung in keinem der Staaten die Neigung zum Aus-probieren gestiegen ist. Es ist Tatsache, dass trotz der strengen Drogenpolitik des Bundes verhältnismäßig viele Jugendliche Marihuana probieren – etwa jeder dritte 15- bis 18-Jäh-rige hat schon mindestens einmal Cannabis konsumiert. Den Forschern zufolge nähmen sie damit viel größere Gesundheitsrisiken in Kauf als Erwachsene.

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Auf zwei Rädern für das Medizinal-cannabis

Die Medical Cannabis Motorcyc-le Tour hat sich das Ziel gesetzt, von den Fans unterschiedlicher

Motorradmarken Spenden für die Erfor-schung der Eigenschaften von therapeu-tischem Cannabis zu sammeln und dar-über hinaus die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung und Wirkung des Gebrauchs von therapeutischem Cannabis zu len-ken.

Mitten im Sommer, am Samstag, den 16. August, treffen sich die Motorrad-freaks um 9 Uhr früh auf dem Parkplatz des Growshops Indras Planet 2 in Wien, Zwerchäckerweg 39/Halle 3. Von dort aus gehen sie gemeinsam auf Tour, in deren Verlauf Spenden für die Grundlagenfor-schung zur Verwendung von Cannabis zu Heilzwecken gesammelt werden und über die Rolle von Cannabis in der Me-dizin informiert wird. Die Veranstalter erwarten, dass der Ausflug für das Thema sensibilisiert und gleichzeitig den öster-reichischen Cannabispatienten zugu-tekommt, die sich in einer schwierigen Situation befinden.

Die Tour führt durch wunderschöne Gegenden des österreichischen UNESCO-Weltkulturerbes. Bei einem Abstecher an den Neusiedler See können die Mo-torradfahrer und Interessenten an dem Programm „Cannabis as Medicine” teil-nehmen, wo Cannabispatienten über ihre eigenen Erfahrungen berichten werden. Danach kehrt der Konvoi wieder an sei-nen Ausgangspunkt zurück, wo zum Abschluss der Tour die gesammelten Spenden den Vertetern von Instituten, die zum Thema therapeutisches Cannabis forschen, übergeben werden.

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MEDI+GREEN

Ein Fest für PsychonautenDer Nachtschatten Verlag feiert 30-jähriges Bestehen

Es wird ein Symposium der psycho-nautischen Superlative. Wenn der Schweizer Fachverlag für Drogen-

aufklärung, der Nachtschatten Verlag aus Solothurn, 30. Geburtstag feiert, dann kom-men natürlich die Ethnobotaniker, Drogen-forscher und Psychedeliker dieser Welt zu-sammen. Mit weit über zwanzig Referenten und damit fast allen Autoren des Verlags-hauses, wird sich vom 5. bis 7. September dieses Jahres die Crème de la Crème der Psychonautik in der schönsten Barockstadt der Schweiz versammeln und ein (be-)rau-schendes Fest feiern.

Mit dabei sind unter anderem Stanis-lav Grof (Videokonferenz), Ralph Metzner, Wolf-Dieter Storl, Christian Rätsch, Clau-dia Müller-Ebeling, Markus Berger, Franjo Grotenhermen (Videokonferenz), Alexan-der Ochse, Wolfgang Bauer, Jochen Gartz, Arno Adelaars, Mathias Bröckers, Patrizia Ochsner, Hans Cousto, Tina Loosli, Daniel Trachsel, Wolfgang Sterneck, Samuel Wid-mer, Claudia Möckel Graber, Klaus John, Theo Pütz, Matthias Diesch, Steve Stoned, Gerhard Seyfried und Kathrin Gebhardt.

An zwei bzw. drei Tagen wird dem Be-sucher des Symposiums allerhand geboten: So startet die Veranstaltung am Freitag mit einem Tag voller Vorträge. In fünf Themen-blöcken – Nachtschattengewächse, Natur-drogen, Ayahuasca/Pilze und Hanf – präsen-tieren fast alle Autoren des Nachtschatten Verlags in kurzen Vorträgen jeweils ein in-teressantes psychoaktives Thema, über das anschließend mit dem Publikum diskutiert werden kann. Am Abend wird es ein Podi-umsgespräch mit Stanislav Grof (per Video-Liveschalte, weil er aus gesundheitlichen Gründen leider nicht persönlich vor Ort sein kann), Ralph Metzner und Peter Gasser zum Thema “Psychedelische Erfahrungen als Chance unserer Gesellschaft” geben, mode-

riert von der Ethnologin, Kunsthistorikerin und Autorin Claudia Müller-Ebeling.

Der Samstag ist vollständig einer Viel-zahl von exquisiten Workshops und Semi-naren gewidmet. So gibt es am Vormittag und Nachmittag jeweils fünf Workshops – und zwar mit Stanislav Grof und Klaus John (Holotropes Atmen), Alexander Ochse und Michael Ganslmeier (Einführung in die Pilzzucht), Christian Rätsch (Psychoaktive Pflanzen für Fortgeschrittene), Theo Pütz und Sven Schendekehl (Cannabis und Füh-rerschein), Claudia Möckel Graber (Psycho-lytische Therapie und Musik), Ralph Metzner

(Alchemistische Divination), Arno Adelaars (Ayahuasca – traditioneller Gebrauch in der modernen Gesellschaft), Claudia Mül-ler-Ebeling (Rausch und Ekstase), Matthias Diesch und Samuel Widmer (Psycholytische Therapien – Chancen und Risiken) sowie Mathias Bröckers und Franjo Grotenhermen (Hanf als Medizin).

Am Samstagabend gibt es einen Vortrag zum Thema Partyfood von Tina Loosli, eine Performance mit Vortrag von Wolfgang Sterneck, einen Vortrag von Hans Cousto zum Drogenmischkonsum und eine Lesung von Mathias Bröckers und Gerhard Sey-fried, die ihr langes Hanfgedicht “Hanf im Glück” zum Besten geben werden. Um 21 Uhr beginnt dann das Podiumsgespräch “Partykultur und Drogen” mit Hans Cous-to, Tina Loosli und Wolfgang Sterneck. Zum Abschluss des Tages und des Symposiums steigt ab 24 Uhr die Party “Psychonautica-Helvetica”, eine Stunde vorher genießen die Besucher zum Auftakt die LSD-Vertonung des Akasha Projects mit einer Einführung von Hans Cousto.

Darüber hinaus wird es eine Kräuterwan-derung mit Wolf-Dieter Storl, zahlreiche Ausstellungen von Künstlern wie HR Giger, Nana Nauwald, Luke Brown, Steve Stoned, Gerhard Seyfried und Fred Weidmann, ein bombastisches Kinoprogramm mit psycho-nautischen Filmen, Präsentationen, Specials und Goodies geben. Die Veranstalter bitten darum, den vergünstigten Early-Bird-Preis zu nutzen und bis zum 30. Juni Tickets zu buchen. Mit möglichst vielen Kartenbe-stellungen im Vorfeld kann die große Ver-anstaltung besser und effizienter kalkuliert und geplant werden. Besucht die Website, um das ganze Programm anzuschauen, Mit-fahrgelegenheiten abzuchecken und Tickets zu sichern: www.nachtschattenverlag.ch/symposium.

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MEDI+GREEN

angemeldete User hat dann die Möglichkeit, ein Mal für eine Kandidatin zu voten. Darüber hinaus wird eine fünfköpfige Jury Punkte ver-geben, die zu 50% in die Wertung eingehen und auch detailliert erläutert werden.

Jede in Deutschland lebende Frau ab 18 Jahren hat die Chance, erste deutsche Hanf-königin zu werden, um die Branche auf Mes-sen und anderen Veranstaltungen repräsenta-tiv zu vertreten.

Darüber hinaus winken den ersten vier Ge-winnerinnen folgende Preise:

Platz 1: 500 Euro in bar, eine Krone und eine Scherpe

Platz 2: 200 Euro in bar Platz 3: ein Jelly-Joker-Einkaufsgutschein

über 100 Euro Platz 4: ein Jelly-Joker-Einkaufsgutschein

über 50 Euro

Wenn Du an der Wahl zur Hanfkönigin teilnehmen möchtest, maile Deine Bewerbung mit mindestens drei verschiedenen Fotos, Le-benslauf und der Begründung, warum gerade Du meinst, Hanfkönigin werden zu müssen, an: [email protected] oder per Post an: Jelly Joker, Neue Fahrt 3, 34117 Kas-sel, Ansprechpartner: Mike Freidank.

In Zeiten einer weltweit spürbaren posi-tiven Trendwende beim Thema Cannabis ist es für die Hanfbewegung wichtig, das

Thema immer wieder in den Fokus der Öffent-lichkeit zu stellen, Diskussionen zu schüren und um Akzeptanz zu werben. Viele Wein- und Biersorten, Diskotheken und alle Länder haben eigene Königinnen als repräsentative Vertreterinnen des jeweiligen Kronenverlei-hers.

Und da die Akzeptanz beim Thema Hanf zu-nehmend wächst und auch die Gruppe jener, die dieses Thema unmittelbar betrifft - egal ob aus medizinischen oder aus Genussgrün-den - kann Hanf quantitativ allemal mit allen anderen Branchen oder Produkten, die ihre Königinnen wählen, mithalten. Aus diesem Grunde hat sich das Team um Jelly Joker nun entschlossen, repräsentativ für die gesamte Hanfbranche die erste deutsche Hanfköni-gin demokratisch wählen zu lassen. Stichtag ist der 15.11.2014. Auf der Webseite www.hanfkoenigin.de werden die Kandidatinnen, die sich beworben haben, vorgestellt. Neben ihren Fotos werden sie hinsichtlich ihrer Her-kunft, ihrer aktuellen Tätigkeit und den Grün-den, warum gerade sie meinen, Hanfkönigin werden zu müssen, näher vorgestellt. Jeder

Deutschland wählt seine erste Hanfkönigin

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TERRA PACK VON PLAGRONBASIC NUTRIENT

Kompletter Mineraldünger für die Wachstums- und Blühphase

Zusammen garantieren Terra Grow und Terra Bloom den höchsten Ertrag. Mit Terra Grow und Terra Bloom profi tierst Du von einem stabilen, selbstregulierenden pH-Wert und kannst den EC-Wert der Nährlösung selbst bestimmen. Die Wurzeln nehmen die optimale Nährstoffmenge auf, wodurch die Pfl anze schnell wächst. Zudem kannst Du mit Terra Grow und Terra Bloom schnell auf den Nährstoffbedarf der Pfl anze reagieren. Das Ergebnis zeigt sich bereits nach einem Tag, da diese Dünger von den Wurzeln sofort aufgenommen werden können.

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MEDI+GREEN

wir erst im nächsten Jahr ausgeben. Wir planen deshalb, dieses Jahr 500.000 bis 600.000 Euro auszugeben und den Rest für die Folgejahre vorzuhalten, sodass im schlechtesten Fall eine Steuerlast von 200.000 bis 250.000 Euro übrigblei-ben würde. Das Finanzamt hat in einem Vorabgespräch erklärt, dass es sich um 100% zu versteuerndes Einkommen han-delt. Wir sehen das anders. Wenn das Finanzamt seine Meinung nicht ändert, werden wir es wohl oder übel auf einen Gerichtsprozess ankommen lassen. So kann es im Zweifelsfall noch recht lange dauern, bis wir darüber endgültig Klar-heit haben.”

Und was ist mit den angekündigten Werbespots im Fernsehen? Auch dazu gibt es Neuigkeiten: “Der Auftrag für die Produktion der geplanten Spots wur-de vor Kurzem von uns erteilt. Es wird mehrere Filme geben, teilweise auch mit Directors Cut für YouTube. Natürlich können wir den Clip mit dem verbleiben-den Geld nicht dutzendfach zur besten Sendezeit ausstrahlen. Aber auch einige wenige TV-Ausstrahlungen sollten genü-gen, um eine gewisse Viralität anzusto-ßen. Zusätzlich zur Fernsehausstrahlung werden die Clips auch in Kinos zu sehen sein.”

Was passiert mit der DHV-Million?

Gespräche mit Steuerberatern geführt werden.” Weiter heißt es: “Ob die Mil-lion ein steuerfreier Gewinn oder ein zu versteuerndes Einkommen ist, ist immer noch nicht ganz klar. So oder so: Dank der Firmenstruktur des DHV können wir Ausgaben in diesem Jahr als Verlust ge-genrechnen, sodass entsprechend weni-ger versteuert werden muss. Spannend wird es nur bei dem Teil des Geldes, den

HANFPARADE am 9. August

Vielmehr wird sich die Hanfparade kritisch mit der Drogen- und Sucht-politik aller Parteien (nicht nur der Grünen) auseinandersetzen. An der

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letzten Hanfparade beteiligten sich mehr als 6.500 Menschen, in diesem Jahr werden bis zu 10.000 Teilnehmer erwartet.

Nach dem Sieg von DHV-Eigner Georg Wurth bei der Pro7-Milli-onärswahl war die Erwartungs-

haltung vieler Beobachter und DHV-Un-terstützer groß. In einer DHV-Mitteilung hieß es dazu: “Wir mussten zunächst ei-nige strukturelle Verbesserungen einlei-ten, um das Geld effektiv und effizient einsetzen zu können. Zunächst muss-ten nach dem Erhalt des Geldes viele

Die diesjährige Hanfparade findet am Samstag, den 9. August in Berlin statt. Sie beginnt um 13

Uhr am Hauptbahnhof (auf dem Wa-shingtonplatz) und führt zum Bran-denburger Tor. Dort findet von 16–22 Uhr die große Abschlusskundgebung statt, die in diesem Jahr wieder viele namhafte Künstler und Redner auf-bietet: Eröffnen werden gegen 16 Uhr Uwe Banton feat. Ganjaman mit Reggae-Vibes, danach folgen gegen 17.30 Uhr Soom-T feat. Jstar mit Rag-ga-Dancehall-Tunes. Gegen 18.40 Uhr wird mit D-Flame ein HipHop-Act von nationaler Größe die Hauptbühne be-treten und viele Körper springen und noch mehr Köpfe nicken lassen. Um 19.50 Uhr wird mit Martin Jondo akus-tischer Reggae erwartet und ab 21 Uhr beschließen Götz Widmann (ehemals Joint Venture) feat. Billy Rückwärts das diesjährige Musikprogramm. Vor und nach den Musikgruppen sprechen Politiker verschiedener Parteien sowie Hanfaktivisten aus dem In- und Aus-land.

Das Motto der Hanfparade2014 lau-tet “Grünes Licht für die Legalisie-rung!” und soll nicht als parteipoli-tische Empfehlung gewertet werden.

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CANNA+GLOBE

Hanfwanderung in Wien 2014Hanfwanderung in Wien 2014

Als österreichische Kommandoabtei-lung des Global Marijuana March wird schon seit Jahren der Hanf

Wandertag abgehalten, bei dem unermüd-liche Aktivisten fünf bis sechs Stunden mit Pfeifen, Trommeln und Goa Trance durch Wien marschieren und versuchen, die Ein-wohnerschaft aufzurütteln und für die gute Sache zu gewinnen.

Zu den aufgegriffenen Themen zählten diesmal die Freigabe zum therapeutischen Gebrauch und die Entkriminalisierung des häuslichen Anbaus für den Eigenbedarf er-wachsener Bürger. Obwohl wir beim besten Willen nicht behaupten können, das Wetter sei den Wanderern günstig gestimmt gewe-

sen, beeindruckte dies die Aktivisten und ihr Publikum nicht im geringsten. Die Mu-sikmischung von Reggae über HipHop bis zu Deep House bestimmte auch diesmal-die Grundstimmung des Zuges. Aber auch diesmal fehlten nicht solch eigenwillige Farbtupfer wie eine Kleinbahn, mit der man fahren konnte, oder ein mit einem Giga-joint getunter Traktor. Nach dem Verlassen der bevölkerten Fußgängerzone machte der Demonstrationszug schließlich im noblen Zentrum von Wien am Heldenplatz Halt, was garantierte, dass die Botschaft und die festliche Hochstimmung bis in die Nacht den Entscheidungsträgern zu Gehör ka-men.

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ren von Patienten, die einen entsprechenden Antrag gestellt haben. Insofern würden wir diesen Fortschritt gern vor dem Ministerium feiern. Ansonsten werden wir den Anbau di-rekt vom Minister einfordern.

Anschließend geht’s weiter durch die Stadt bis zur Straße des 17. Juni zur Ab-schlusskundgebung.

MED: Und die wird diesmal ein echtes

Highlight?

SG: Die wird diesmal zumindest größer als sonst werden, allein schon, weil wir mit Mar-tin Jondo, D-Flame, Soom-T, Uwe Banton und Götz Widmann ziemlich coole Künstler auf der Dinafem-Bühne haben werden. Da sollte für jeden was dabei sein. Auf den Para-dewagen werden dann zusätzlich die Freun-de elektronischer Musik zum Zuge kommen. Auf dem Markt der Möglichkeiten sollen hanfpolitische Organisationen und Arbeits-kreise die Gelegenheit bekommen, mit einem kostenlosen Infostand auf ihre Aktivitäten

Medijuana: Was wird das Besondere an der

Hanfparade 2014 sein?

Steffen Geyer: Anders als in der Vergangen-heit, geht es diesmal am Hauptbahnhof los. Wir hoffen, dass das für Teilnehmer von au-ßerhalb besser ist. Am Hauptbahnhof kommt jeder an und innerhalb von Berlin kann man sich auch nicht mehr verlaufen. Außerdem werden wir dieses Jahr nicht die Hauptzen-trale der CDU passieren, sondern bei den Grü-nen vorbeilaufen. Die sind ja längst nicht so hanffreundlich, wie sie zuweilen vorzugeben versuchen. Deshalb wollen wir sie daran er-innern, dass sie die Legalisierung von Canna-bis schon mehrfach versprochen haben. Das sollen sie endlich mal in die Tat umsetzen. Dann geht es weiter zum Bundesgesund-heitsministerium, dort liegt der Fokus ganz klar auf Cannabis als Medizin. Mit etwas Glück gibt es bis dahin schon die ersten Pa-tienten mit Anbaugenehmigung. Immerhin ist ja am 8. Juli Verhandlung in vier Verfah-

CANNA+GLOBE

aufmerksam zu machen und für die Lega-lisierung zu werben. Ich hoffe, es wird uns gelingen, die Menschen auf der Hanfparade zu verbinden und zu vernetzen.

MED: Apropos Vernetzung: Du planst mit

einigen anderen Kollegen derzeit ein Projekt,

das in Berlin direkt vor der Hanfparade

stattfi nden soll, nämlich ein Legalize Camp.

Kannst du erklären, was das genau ist?

SG: Es gibt in Deutschland glücklicher-weise immer mehr Aktivisten in der Hanf-szene. Leider kennen sich nur die wenigsten persönlich. Viele kommunizieren zwar über das Internet oder sehen sich ab und zu auf den diversen Demos und Veranstaltungen, aber da ist jeder gut mit Arbeit eingedeckt und es fehlt das persönliche Beschnuppern-Können. Auf einem Legalize Camp kann man sich kennenlernen, sich austauschen, sich gegenseitig Ideen und Projektvorschläge unterbreiten. Das Camp ist zudem geeignet, aus einzelnen Hanfaktivisten eine echte Sze-

Bald ist es soweit, in weniger als zwei

Monaten geht die nunmehr 18. Hanfparade

an den Start, wieder wird es am

zweiten Augustwochenende in der

Bundeshauptstadt in Sachen Cannabis so

richtig zur Sache gehen. Das Motto: “Grünes

Licht für die Legalisierung”. Wir haben mit

dem Versammlungsleiter der Hanfparade

Steffen Geyer über den Marsch, die

Vorzeichen und die Bedeutung von

Deutschlands größter Pro-Cannabis-

Demonstration gesprochen.

Aktivisten zum BeschnuppernEin Gespräch mit Steffen Geyer

über die Hanfparade 2014

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müssen, die die Dampfparade in Köln besu-chen, die ja nur eine Woche vorher, am 2. August, stattfindet. So kurz hintereinander auf zwei Demos, das kann sich nicht jeder leisten. Wir befürchten deshalb, dass von den Dampfparadlern nicht alle auch nach Berlin reisen werden.

MED: Motivier doch zum Schluss unsere

Leser, auch zur Hanfparade zu kommen.

SG: Wir werden eine tolle Hanfparade erleben, das ist jetzt schon klar. Das Thema gewinnt derzeit an medialem Aufwind und immer mehr Menschen interessieren sich für die Cannabispflanze und ihre Möglichkei-ten. Außerdem wird die Hanfparade nicht nur eine Demo, die politisch in die richtige Richtung weist, sondern auch ein großes Familientreffen, an dem wir alle jede Menge Freude haben werden. Wer nur einen Tag pro Jahr Zeit für die Legalisierung hat, sollte die Hanfparade besuchen!

ne zu knüpfen – ein Netzwerk hanfbegeis-terter Menschen, die sich gegenseitig unter-stützen.

Allerdings ist bisher nicht klar, ob wir die-ses Camp finanzieren können. Wir wollen gern auch solchen Aktivisten die Teilnahme ermöglichen, die nicht das Geld haben, den Camp-Aufenthalt aus der eigenen Tasche zu finanzieren. Mit 10.000 Euro könnten wir in Berlin 60 Leute für fünf Tage unterbringen und versorgen. Aber ich weiß nicht, ob wir das tatsächlich hinbekommen, momentan suchen wir noch Sponsoren.

MED: Das Thema Hanf ist ja zurzeit in

den Medien und in der Öffentlichkeit sehr

präsent. Zumindest präsenter, als es in der

Vergangenheit war. Wie viele Besucher

erwartet ihr aktuell?

SG: Für die Hanfparade am 9. August 2014 rechnen wir mit etwa 10.000 Teilneh-mer/innen. Bis es soweit ist, liegt aber noch viel Promoarbeit vor uns. Sicher scheint schon jetzt, dass wir diesmal noch größer werden als in den letzten Jahren. Allerdings werden wir wohl auf einige Leute verzichten

text: Markus Berger

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CANNA+GLOBE

Es ist die 18. Hanfparade, die wir Aktivisten in diesem Jahr besuchen,

beleben und feiern werden. 1997 ging es los – damals noch mit

etwa 50.000 Teilnehmer/innen. Seitdem hat sich viel getan, werfen wir

einen kurzen Blick auf 18 Jahre Hanfparade.

Die Hanfparade im

Spiegel der ZeitWie alles begann: Von den Anfängen

der größten deutschen Pro-Hanf-Demo

Mitte bis Ende der Neunziger war eine sehr politische Zeit, erinnert sich Steffen Geyer, seines Zeichens Ver-

sammlungsleiter der Hanfparade, die vom Ber-liner Verein Jakis e. V. veranstaltet wird. Geyer war damals zarte 18 Jahre alt und als Besucher der Parade dabei, fünf Jahre später gehörte er zum Orga-Team. Inzwischen hat er Deutsch-lands größtes Cannabisevent ein Dutzend Mal geleitet. “1997 war die Endphase der Ära Kohl und viele waren politisch engagiert”, sagt Stef-fen Geyer. “Zudem war das Thema Hanf da-mals in Deutschland noch recht neu – deshalb startete die Parade auch so fulminant.”

Die Hanfparade als solche war in den An-fängen ein Nebenprojekt des Vereins H.A.N.F. e. V. (Hanf als Nutzpflanze fördern, gegrün-det 1994). Einige Mitglieder wollten damit ein hanfiges Pendant zur Love Parade etablieren – was schließlich auch gelungen ist. Aber es lief nicht immer alles fadengerade: 1999 zum

Beispiel verbot die Versammlungsbehörde erst-mals die Abschlusskundgebung – “und damit einen großen Teil dessen, was die Hanfpara-de für viele interessant machte”, sagt Geyer. Damals gab es einen großen Markt mit allen möglichen Produkten für Hänflinge – auf der ersten Hanfparade sogar die heute verbotenen Hanfsamen. Gleichzeitig war die Landschaft der Head- und Growshops noch nicht annä-hernd so ausgeprägt, wie es heute der Fall ist, weshalb die Hanfparade für viele allein schon durch das Angebot an Kiffer-Devotio-

nalien attraktiv war. Durch das Verbot dieser Kundgebung und damit des Markts wurde die Hanfparade für genau diese Zielgruppe unin-teressant.

2001 gab es wieder Probleme mit den Be-hörden. So musste die Abschlusskundgebung in diesem Jahr umziehen, “2002 bekamen wir dann Probleme mit dem Finanzamt – und plötzlich hatte die Hanfparade 19.000 Euro Schulden”, weiß Steffen Geyer zu berichten. Darüber hinaus litt die deutsche Hanfszene unter dem 1998 erlassenen Hanfsamenverbot.

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23

Vielen Shops fehlte auf einmal der Umsatz und der Szene damit Sponsorengelder. Unterneh-men aus der Branche hatten plötzlich nur noch wenig Interesse, in deutsche Legalisierungs-projekte zu investieren.

2006 kam dann ein trauriger Höhepunkt in der Geschichte der Hanfparade. “Wir hat-ten mit viel Aufwand bewirken können, dass wir zur Parade 10.000 Nutzhanfpflanzen ans Brandenburger Tor holen durften”, sagt Stef-fen Geyer. Am Tag der Veranstaltung kam je-doch dann ein Kriminalbeamter, erklärte alle

Absprachen für ungültig und ließ die Pflanzen beschlagnahmen. Die verlorenen Pflanzen wa-ren der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Das Bündnis Hanfparade e. V., der Veranstalter der Hanfparade, musste Insol-venz anmelden. Im Jahr danach sah es lange so aus, als gäbe es keine einzige Hanfdemo in Deutschland. Doch dann nahm Martin “Tribb-le” Steldinger die Sache in die Hand und mel-dete kurzentschlossen eine Demonstration an, die zwar nur 700 Menschen vereinte, aber der Startschuss für eine neue Generation von Or-ganisatoren war.

“Seitdem arbeiten wir uns aus dem Tal der Tränen ans Licht”, sagt Steffen Geyer und ist guter Dinge für die Hanfparade in diesem Jahr. “Die Hanfparade ist nicht nur politisch sinn-voll, sondern auch eine Veranstaltung, auf der man jede Menge toller Leute kennenlernen, Livemusik hören oder einfach einen schönen Tag verbringen kann.”

Page 26: Medijuana 15

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Mit der Legalisierung

läuft es besserDas illegale Hanfbusiness

ist Geschichte

Sicher erinnern

sich viele noch an Chapo

Guzmán, einen der

meistgesuchten

mexikanischen

Drogenkartellbosse, und

seine Lachnummer:

Als er vor fünf Jahren

den US-Präsidenten

von Reagan bis Obama

dankte, dass sie ihn

mit ihrem Festhalten

am Drogenverbot

zu einem der

reichsten Männer der

Welt gemacht haben. Im

Februar dieses Jahres

wurde Guzmán

ausgeschaltet und die

mexikanischen

Grashändler beklagen

jetzt schon den

Niedergang ihres

großartigen Geschäfts.

fall spielt natürlich auch eine Rolle, dass Me-dizinalmarihuana schon in 25 Staaten legal ist, daher die amerikanischen Anbauer mit oder ohne Erlaubnis einen immer größeren Markt mit Marihuana versorgen können.

Recht bekamen jedoch jene, die argu-mentiert hatten, dass die Legalisierung al-

leine die Macht der Drogenkartelle nicht liquidieren würde. Es ist nämlich nicht rea-listisch, zu glauben, dass die vom Marktplatz gescheuchten Kartellmitglieder von einem Tag auf den anderen Bäcker oder Pflasterer werden. Ein Teil von ihnen reagierte auf die Entwicklungen mit der Konzentration auf

CANNA+GLOBE

Eins der Hauptziele des Legalisierungs-referendums 2010 war es gewesen, die mexikanischen Drogenkartelle zu

schwächen. Da das mexikanische Ganja über die Südgrenze in die USA eingeschmuggelt wird, hätte die Legalisierung in Kalifornien die Kräfteverhältnisse ordentlich aufgewühlt, doch 2010 gelang es nur 46,5% der Wähler davon zu überzeugen. Ein paar Monate nach dem erfolgreichen Referendum sehen wir die ersten Ergebnisse der Legalisierung in Colo-rado und können uns ein Bild machen, was Mexiko und die USA durch den gescheiter-ten Versuch verloren haben. In Colorado, das flächen- und bevölkerungsmäßig viel kleiner als Kalifornien ist, hat ein halbes Jahr der Legalisierung ausgereicht, um mehreren mexikanischen Drogenkartellen das Gras-geschäft zu verderben. Dabei liegt Colorado nicht einmal an der mexikanischen Grenze! Rodrigo Silla, ein mittel-mexikanischer Gras-züchter, erklärte gegenüber der Washington Post, dass nach der Legalisierung in Colo-rado der Preis für mexikanisches Marihua-na um 75% gesunken sei und 1kg jetzt nur noch 25 Dollar bringe und sich bei diesem Preis der Anbau nicht lohne. Beim Preisver-

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Anzeichen deuten jedoch darauf hin, dass es einen Zusammenhang geben könnte. Eben-falls jetzt erschien eine Studie in der Zeit-schrift PLOS ONE, die in den USA bundes-weit die Freigabe von Medizinalmarihuana im Zusammenhang mit der Kriminalitätsrate überprüfte. Die Forscher aus Dallas gelang-ten zu dem Ergebnis, dass in den Staaten, die Medizinalmarihuanaprogramme einge-führt haben, die Zahl der Verbrechen nicht nur nicht steigt, sondern abnimmt. Nach Ansicht der Forscher hat die Maßnahme in erster Linie die Zahl der Morde und Körper-verletzungen verringert, zeigte aber keine Auswirkung auf die Zahlen bei Raub und Einbrüchen. Letzteres widerspricht übrigens der Prophezeiung, dass die Geschäfte und Plantagen für Medizinalmarihuana die neu-en Ziele von Räubern und Einbrechern wür-den. Der eingetretene Rückgang der Gewalt-verbrechen wird in erster Linie damit erklärt, dass der legale Zugriff auf Marihuana das Maß des Alkoholkonsums verringere. Der Zusammenhang zwischen Alkoholgenuss und Gewaltereignissen muss vielleicht nicht erklärt werden. Nach Schätzungen spielt der Alkoholkonsum bei 40% aller Gewaltdelikte eine Rolle.

Daher bleibt die Entspannung

Bekifft verschwindet auch die letzte Spur von Aggression, in diesem Zustand ist die schlimmste vorstellbare Körperverletzung, dem Freund auf die Schulter zu klopfen. Nachdem wir festgestellt haben, was im Ver-lauf der Legalisierung alles verloren geht – die Einnahmen der Drogenkartelle und die Zahl der Gewaltverbrechen – ist es an der Zeit, zu erwähnen, was sie uns bringt. In erster Linie das unvergleichliche Gefühl von grenzenloser Freude und Freiheit.

Das durften die Zehntausende erfahren, die sich am 20. April auf dem Hauptplatz von Denver versammelt hatten, um nach In-krafttreten der Legalisierung zum ersten Mal den “420” zu feiern. Überflüssig zu sagen, dass der Verkehr sofort zum Erliegen kam, Menschenmassen die Straßen bevölkerten, die Leute, bis sie schließlich auf den Platz gelangten, da sie nichts Besseres zu tun hat-ten, erst mal einen Joint drehten. Obwohl das Grasrauchen nur an bestimmten dafür vorgesehenen Punkten erlaubt ist, hielt das offensichtlich niemanden davon ab, den Ganjafeiertag in vollen Zügen zu genießen. Die Polizei von Denver wies auf Monitoren darauf hin, dass der Marihuanakonsum an Ort und Stelle illegal sei und man gegen Ordnungswidrigkeiten mit der Kraft des Gesetzes einschreiten werde. Am Nachmit-tag um 4:20 Uhr wurde die Stadt Denver, die wahrlich schon viel erlebt hat, mit einer unbekannten Menge von Marihuanarauch eingehüllt. High macht alleine die Vorstel-

den Mohnanbau und die Produktion von Heroin, daher können die Behörden an den Grenzen wieder kapitale Heroinfunde prä-sentieren. Man kann also noch längst nicht die Hände in den Schoß legen, obwohl allein die Tatsache, dass DEA und Drogenkartelle gemeinsam wegen der Legalisierung auf-heulen, bedeutet, dass die USA endlich den richtigen Weg eingeschlagen haben.

Auch das Verbrechen ist nicht mehr, was es einmal war

Insgesamt, auch wenn die erhöhte Einfuhr von Heroin nicht nur den Behörden, sondern auch den Drogenreformern Kopfzerbrechen bereitet, zeigt die Legalisierung in Colora-do bislang nur eine positive Seite. Mehrere Propheten hatten vorhergesagt, dass durch die Auswirkung des legalen Grashandels Colorado sich in ein Paradies für Kriminel-le verwandeln würde. “Maskierte Gangster treten dir dann die Tür ein und brüllen mit vorgehaltener Waffe: Geld her und auch das Gras!”, so hatte ein kalifornischer Sheriff letztes Jahr die schäbige Zukunft ausgemalt. Die Glaskugel hat den Polizeichef ein we-nig getrogen, sagen wir mal, denn seit dem 1. Januar, das heißt, nach der Einführung der Legalisierung, zeigt nämlich die Krimi-nalitätsstatistik von Colorado eine deutliche Verbesserung. Nach den Angaben der Polizei von Denver ging im 1. Quartal 2014 die Zahl der Gewaltverbrechen (Mord, Vergewalti-gung, Raub, schwere Körperverletzung) im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2013 um 6,9% zurück. Eigentumsdelikte (Einbruch, Diebstahl, Auto- und Motorraddiebstahl, Brandstiftung) fielen aber um 11,1%. Wir hüten uns natürlich davor, die positiven Veränderungen ausschließlich auf das Kon-to der Legalisierung zu schreiben, mehrere

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lung, wie viel Kilo Gras sich innerhalb von Minuten auf dem Hauptplatz von Denver in Rauch auflösten. Die Polizei versuchte durch die Verfolgung einiger Verstöße we-gen öffentlichen Grasrauchens, ihr Gesicht zu wahren. Aber abgesehen davon verlief das Ereignis friedlich. Die Cannabisläden der Stadt machten Geschäfte wie vielleicht an den ersten Tagen der Legalisierung, denn es kamen Besucher aus allen Teilen der USA, um gemeinsam in der Grashauptstadt zu feiern. “Nie hätte ich gedacht, dass ich das noch erlebe”, sagte ein Käufer aus Texas mit breitem Lächeln und einer braunen Ein-kaufstüte in der Hand. In ihr befand sich, in einem kindersicher verschlossenen Gläschen, neben einer detaillierten Beschreibung, das erste legal erworbene Gras seines Lebens. “Ich weiß nicht, ob ich das in Texas noch er-leben werde, deshalb sind wir hierher gereist.

Das hier ist Geschichte!” Wer jedoch die fei-erliche Legalisierungskundgebung verpasst hatte, der musste nicht traurig sein, den in Denver werden ständig die unglaublichsten Ideen verwirklicht.

Kochen und Backen mit Cannabis sind keine neuen Innovationen, aber dass ein um-gebauter Schulbus Speisen, die auch geistige Nahrung sind, anbietet, das gab es vielleicht doch noch nicht. Die ungewöhnlichen Un-ternehmer debütierten auf dem 420-Event von Denver mit Suppen und Sandwiches, die 30–100mg THC enthielten. Nur ein bisschen Papierkram ist noch nötig, bis der Minibus nach Lust und Laune durch Colorado fahren kann, um eine breitere Schicht von Hanf-freunden mit den gastronomischen Delika-tessen bekannt zu machen. Garyn Angel, der Erfinder des mobilen Kifferbüfetts, er-wägt die Erstellung eines Apps für Smart-

phones, das die Interessenten rechtzeitig benachrichtigt, wenn der Bus in ihre Nähe kommt. Angel ist sicher, dass der Gastrobus der Erste seiner Art ist – obwohl schon vor-her die Nachricht durch die Presse ging, dass in New York ein Bus Cannabislollis verkaufe, was sich aber als Ente entpuppte. Der Bus in Colorado ist nun aber kein Hoax und Angel schwört, dass das Ziel nicht einfach ein neu-er Farbtupfer für den rekreativen Konsum sei, sondern man die Verbraucher weiterbil-den und ihr Bewusstsein dafür sensibilisie-ren möchte, dass Lebensmittel auf Hanfbasis zum biologischen Gleichgewicht in unserem Organismus beitragen. In diesem Sinne: Gu-ten Appetit!

text: Jack Pot

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Am 29. August startet in Zürich wieder mal die über die Schweizer

Grenzen hinaus beliebte und stets gut frequentierte CannaTrade, die zurzeit einzige

Hanfmesse, die in der Schweiz veranstaltet wird. Wir haben mit CannaTrade-Macher

Ben Arn über die drei Tage gesprochen, an denen es diesmal jede Menge zu erleben,

zu sehen und zu bestaunen geben wird.

“Eine ganzheitliche Hanfmesse”Ein Gespräch mit Ben Arn,

Veranstalter der Schweizer CannaTrade

Medijuana: Wie lange gibt es die CannaTrade

eigentlich schon?

Ben Arn: Der Grundstein wurde 1999 und 2000 mit den beiden “Schweizer Hanftagen” in Ittigen und Biberist gelegt. Im Jahr 2001 fand dann die erste CannaTrade in Bern statt. Nach dem Samenverbot an der Messe 2008 wechselte die CannaTrade für zwei Jahre nach Basel, setzte dann 2011 aus und findet seit 2012 im Zweijahresrhythmus in Zürich statt. Dieses Jahr ist das also dann die 12. CannaTrade.

MED: Wer hat die CannaTrade gegründet?

BA: Die hatte Marco Kuhn Ende der Neun-ziger zusammen mit weiteren früheren Mit-gliedern der Schweizer Hanf-Koordination (SHK) gegründet.

MED: Was war der Beweggrund, die

CannaTrade erstmals zu veranstalten? Was ist

er heute?

BA: Der Beweggrund war die große Hanf-industrie, welche ab Ende der Neunzigerjah-re in der Schweiz Alltag war. Heute geht es darum, die Firmen, die noch übrig geblieben sind, weiterhin zu vernetzen, und natürlich hoffen wir, irgendwann wieder an die guten alten Zeiten anknüpfen zu können ...

MED: Hattet ihr jemals Ärger mit der Justiz

und/oder der Staatsgewalt?

BA: Nein, oder jedenfalls nie großartig. Zu Beginn war der Spielraum sehr groß, da Cannabis in der Schweiz praktisch legal war. Als um das Jahr 2005 die meisten Läden geschlossen waren und der Übergang zur heutigen Repression stattfand, mussten die Rahmenbedingungen der Messe halt stetig an die aktuelle politische Situation angepasst werden. Und heute pflegen wir ein gutes und offenes Verhältnis zu den Behörden und die Regeln und Gesetze werden alle eingehal-ten.

MED: Was war das Skurrilste, das du im

Rahmen der CannaTrade je erlebt hast?

BA: Die alten Zeiten, als die großen Lüf-tungen der Messehalle BEA Expo Bern von den übermächtigen Rauchschwaden der Be-sucher in die Knie gezwungen wurden.

MED: Hat die CannaTrade einen

Schwerpunkt? Geht es eher ums Growing, um

die klassischen Headshop-Themen oder gar um

die Nutzpfl anze Hanf? Oder bedient ihr etwa

alles?

BA: Das obere Stockwerk ist insbesonde-re für die Grow- und Headshop-Szene re-

serviert und der Nutzpflanze Hanf wird im Untergeschoss Rechnung getragen. Die Mes-seleitung setzt sich stark dafür ein, dass die CannaTrade eine ganzheitliche Hanfmesse bleibt und nicht zu einer reinen Growmesse verkommt.

MED: Das ist gut. Was erwartet den

Besucher der CannaTrade im Allgemeinen, was

im Speziellen dieses Jahr?

BA: Im Allgemeinen die herzliche und fröhliche Atmosphäre in der Messehalle, die gemütliche Chill-out-outdoor-Area “Summer in the City” und – hoffentlich – schönes Wet-ter. Im Speziellen wird Mr. Nice (Schmuggler-Legende Howard Marks) drei Tage auf der Messe verweilen, Bernard Rappaz kommt mit seinem Film vorbei, bekannte Gesichter aus der Hanfwelt unterhalten sich auf dem Po-dium “Internationale Drogenpolitik am Wen-depunkt?” über die Weltpolitik, und daneben gibt es viele kleine Highlights wie Live-Glas-bong-Blasen, die Joint-Roll-Olympiade, die Hanfbar, die Absinthbar, das Hanfwarenhaus und so weiter und so fort ...

MED: Was an der Messe liegt dir ganz

besonders am Herzen?

BA: Dass sie weiterhin friedlich bleibt! Wir hatten nur einen einzigen Fall von Gewalt in 14 Jahren und mit über 100.000 Besuchern! Und dass sie in naher Zukunft wieder wie frü-her mit Samen und Pflanzen und gerne auch mit richtigen Produkten ausgestattet werden kann! Und bis dahin heißt es: überleben!

MED: Werden dieses Jahr Promis der Szene

erwartet?

BA: Jawohl, neben Mr. Nice sind folgen-de Personen bereits bestätigt: Thomas Kess-ler, Mathias Bröckers, Hans Cousto, Markus Berger, Emanuel Kotzian, Sven Schendekehl, Mike MoD, Kathrin Gebhardt und Steve Stoned.

www.cannatrade.ch

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CANNA+GLOBE

Auch Jamaika legalisiertAuch Jamaika legalisiertDie Drogengesetze des karibischen Landes, das wir uns wegen der pulsierenden

Reggaemusik als Grasparadies vorstellen, unterscheiden sich nur unwesentlich von

denen der übrigen Staaten in der Region. Die Touristen gehen trotzdem unentwegt

auf illegale Ganjatouren, weswegen sich schließlich auch die Bürgermeisterin von

Kingston mit der Legalisierung beschäftigte.

sehnsüchtig erwartete Legalisierung damals noch nicht gekommen war, wurde Bob Marley der erste weltweit bekannte Bühnenkünstler der Dritten Welt, dessen Botschaft Millionen Menschen weitergaben und bis zum heuti-gen Tag verbreiten. 2001 entstand zwar eine Gesetzesvorlage, die Erwachsenen den Besitz von Gras gestatten sollte; der Plan erlangte jedoch keine Gesetzeskraft und das Projekt verschwand schließlich in der Versenkung.

GanjaTours

Die dauerhafte Anwendung des Zauberspru-ches “Legalize it!” als Mantra tat schließlich seine Wirkung: Marihuana hielt ebenso Ein-gang in die jamaikanische Kultur wie zuvor der Rum, und entgegen dem Verbot verlieh das Gespann aus Reggae und Ganja dem Land eine einzigartige Anziehungskraft auf Touristen, was die praktisch veranlagten Ein-heimischen auch ausnutzen. Zahlreiche Rei-sebüros verlocken die Besucher von Jamaika zu einzigartigen Grastouren nach Negril oder Nine Mile, den Geburtsort von Bob Marley, wo dann Kostproben der Lieblingssorten des King of Reggae angeboten werden, Sinsemilla

oder Purple Skunk. Das ist alles vollkommen illegal, aber das Geschäft steht an erster Stel-le. Außerdem ist es für einen Touristen noch immer sicherer, mit leeren Händen an einersolchen Tour teilzunehmen und mit einem unvergesslichen Erlebnis abzureisen, als mit ein paar Gramm in der Tasche auf einen als Dealer verkleideten Polizisten zu treffen, denn die gehen mit Vorliebe auf Jagd nach naiven Ausländern. Um die widersprüchliche Situati-on zu lösen, bedurfte es der Verbreitung von Marihuana als Heilmittel und der Versuche zur Legalisierung in Colorado und Uruguay. Das jamaikanische Justizministerium formulierte letztes Jahr im Zusammenhang mit der Lega-lisierung, dass es die Erfahrungen der experi-mentierenden Staaten im Auge behalten und seine Politik entsprechend gestalten werde. Es dauerte nicht lange, bis die Ganja Law Reform Coalition von Jamaika eine internationale Konferenz über die Möglichkeiten des legalen Grasreglements in Kingston veranstaltete. Im April 2014 folgte eine weitere Versammlung, auf der neben den einheimischen auch Red-ner aus den USA und Kanada über die wohl-tuenden Wirkungen des Cannabis referierten. “Die Zeit ist gekommen, den Jamaikanern die

Cannabis gelangte um 1800 infolge der Sklavenhaltung auf die Karibikinsel. Den ostindischen Plantagenarbeitern

auf Jamaica ist dies zu verdanken, denn sie brachten neben ihrem Wissen auch ein paar Segmente ihrer Kultur mit. Das erklärt, warum sich in Jamaica das Hindi-Wort “Ganja” für Cannabis verbreitete. Schnell wurde klar, dass Klima und Umwelt auf Jamaika vorzüglich für die Zucht von hochwertigem Cannabis geeig-net sind. Die Ausgeglichenheit der Inder und das Geheimnis ihrer Gelassenheit interessierte bald auch die Einheimischen. Entgegen einem weitverbreiteten Mythos tauchte der Konsum von Marihuana bei den Einheimischen in Form von mit Tee oder Tabak gemischten Zigaretten lange vor dem Rastafari-Glauben auf. Eine Art Explosion des Ganja in Jamaika brachten die 70er Jahre, Bob Marley und der Reggae. Jeder brachte in seinen Liedern den unstillbaren Wunsch zum Ausdruck, dass der Anbau von Gras legal und gesetzlich geregelt sein solle. Der Geist des Rastafari, der das Ma-rihuana als heilige Pflanze behandelt, die den Glauben vertieft und das Bewusstsein und den Frieden hervorbringt, begann, sich welt-weit zu verbreiten. Obwohl die Zeit für die

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Möglichkeit zu geben, von der Marihuana-Industrie zu profitieren!” Diesen gewagten Spruch hörte man nicht von einem Drogen-reformer, sondern er kam von Angela Brown Burke, der Bürgermeisterin von Kingston. Be-sonders pikant macht diesen Satz die Tatsa-che, dass Angelas Ehemann jener Paul Burke ist, der sich als Programmleiter der kürzlich gegründeten Ganja Union und als General-sekretär der Regierungspartei profilierte. Ein weiteres Zeichen für das Reformengagement erging, als Phillip Paulwell, Leiter der Regie-rungsangelegenheiten des Abgeordnetenhau-ses, verkündete, dass dieses Jahr der Besitz einer geringen Menge entkriminalisiert werde. In Colorado ist man der Meinung, dass Jamai-ka ein führendes Land der Marihuana-Indust-rie sein könnte, weil dort auch die in Colorado gewonnenen Erfahrungen der gesellschaftli-chen und wirtschaftlichen Vorteile umgesetzt werden könnten. Jamaika hatvor allem mit ei-nem langsamen Wirtschaftswachstum, Armut, hoher Arbeitslosigkeit und den in den letzten Jahren angehäuften gewaltigen Schulden zu kämpfen. Dazu kommt die auffallend hohe Zahl von Gewaltverbrechen im Land: 700 Tötungsdelikte auf 2,7 Millionen Einwohner jährlich sind eine der höchsten Zahlen welt-weit. Die Gewalttaten zu bremsen war auch einer der Hauptgründe für die Legalisierung in Uruguay.

Alle Voraussetzungen gegeben

Um den jamaikanischen Traum wahr werden zu lassen, wäre es lediglich nötig, die existie-rende Gesetzesvorlage anzunehmen. Mit ge-schätzten 15.000 Hektar gezüchtetem Ganja ist Jamaika gegenwärtig der größte karibische Graslieferant der USA und beherrscht auch den Ganjamarkt in der Region. Zur Akzep-tanz der Legalisierung wäre nicht einmal eine Aufklärungskampagne wie in Uruguay nötig. 66% der Bevölkerung haben schon Marihua-na probiert und 85% von ihnen unterstützen die Genehmigung von medizinischen Präpa-raten auf Hanfbasis. Als Resultat der Erhe-bung entstand im Dezember letzten Jahres Jamaikas erste Firma für Medizinalcannabis,

Medicanja! Zum rekreativen Konsum ist das Hohe Haus jedoch geteilter Meinung. Day-ton Campbell, Arzt und Parlamentarier, hat an der medizinischen Verwendung von Ma-rihuana nichts auszusetzen, warnt aber vor den Schäden durch den Freizeitgebrauch, beispielsweise vor der negativen Wirkung des häufigen Rauchens auf das in der Entwick-

text: N. Nogada

lung befindliche Gehirn. Dem Herrn Doktor ist wahrscheinlich entgangen, dass ein Hauptziel und praktisch verbindliches Element der Le-galisierung der Schutz der Jugendlichen ist, den das Verbot nicht garantieren kann – siehe die hohe Anzahl von Ganja rauchenden Ju-gendlichen in Jamaika. Andererseits gibt es nicht nur dieseneinen Weg, das BSP zu erhö-hen, wenn man den Ganjatourismus staatli-cherseits zuließe. “Wir könnten beispielsweise auch Wasserparks bauen”, meint einer der Direktoren der Hilton-Kette, der wahrschein-lich selbst nicht glaubt, dass man mit ein paar Rutschbahnen die Millionen Ganja- und Reg-geafans abspeisen kann. Die Deklaration der jamaikanischen Cannabiskonferenz besagt, dass es keine akzeptablen Einwände gegen das Inkrafttreten der Reglementierung der Marihuana-Industrie Ende September gibt. “Jamaika erwache, bevor deine Chancen ver-puffen!” warnt der Aufruf, wir nicken dazu nur heftig.

Ministerpräsidentin Portia Simpson Miller

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MEDIZIN

Wer den aktuellen Trend verfolgt, wird ziemlich

schnell feststellen, dass Vaporizer nicht nur in deren

Ursprungsland, den USA, sondern auch bei

uns in Deutschland immer beliebter werden. Doch was

ist es, das die alternative Art der schonenden

Wirkstoffi nhalation sowohl bei Cannabispatienten als

auch bei “Freizeit-Kiffern” so beliebt macht?

Verdampft, Dude!

Fakt #1: Tu Deiner

Gesundheit einen

Gefallen

Bei der Verwendung eines hochwer-tigen Vaporizers wird zunächst das Material Deiner Wahl direkt in die

Kräuterkammer gefüllt. Je nach Bauart des

Verdampfers wird dieses vom Gerät entweder direkt erhitzt oder von erhitzter Luft durch-strömt, sodass sich sämtliche Wirk- und Aro-mastoffe des Inhaltes lösen können und von dort aus weitertransportiert werden. Dieses Prinzip nennt man Konduktion (Kräuter-kammer wird von außen erhitzt) oder Kon-vektion (Kräuterkammer wird von heißer Luft durchströmt). Der Vorteil beider Methoden ist, dass das Material nur so stark aufgeheizt wird, dass die Inhalte flüchtig werden, das Kraut selbst aber nicht verbrennt.

Diese besondere Art der Inhalation ver-meidet also sämtliche “bösen Stoffe”, die bei der normalen Verbrennung in einem Joint oder einer Bong frei werden, wie etwa Teer, Kondensat, Kohlenmonoxid, etc.

Fakt #2: Tu Deinem

Geldbeutel einen

Gefallen

Wusstest Du, dass von Deinem teuren Kraut beim Rauchen ei-nes Joints etwa 1/4 während der

Rauchpausen an die Umgebungsluft abgege-ben wird und sich das teure Gras also regel-recht in Luft auflöst?

Bei einem Vaporizer ist das anders. Be-dingt durch die Bauart werden 100% der Wirk- und Aromastoffe gelöst und können inhaliert werden. Der produzierte Dampf ist hochkonzentriert und absolut wirkstoffhal-tig.

Verschiedene Quellen belegen weltweit, dass bis zu 40% weniger Material benötigt wird, um au fdas gleiche Level zu kommen.

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Zusammen mit Vapstore.de, dem Vapo-rizer Shop aus Deutschland zählen wir Euch einige Fakten auf, die nicht nur

interessant, sondern auch absolut überzeu-gend sind.

Info: Gerade bei Nichtrauchern und

solchen, die es werden wollen,

erfreuen sich Vaporizer einer

immer größeren Beliebtheit.

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Sofern Dich die genannten Fakten überzeugt haben, wirst Du Dich bald fragen, für wel-chen Vaporizer Du Dich entscheiden sollst:

Im Grunde lassen sich alle Verdampfer in zwei Gruppen aufteilen. Zum einen gibt es tragbare Vaporizer für unterwegs, zum

anderen stationäre Vaporizer für zu Hau-se.

Hast Du zu Hause genügend Platz und ist dort Dein liebster Ort zum Entspannen, solltest Du Dich für einen stationären Vapo-rizer entscheiden. Die Dichte des Dampfes ist meist höher als bei einem tragbaren Modell und es gibt viele verschiedene Möglichkei-ten:

Was gibt es Schöneres, als morgens in einem Zimmer zu erwachen, in dem am Abend zuvor die Bong auf

Hochtouren lief? Der wirkstoffhaltige Dampf, der von ei-

nem Vaporizer produziert wird, stinkt nicht, sondern duftet. Zudem haftet er nicht an Kleidung und Möbeln und verfliegt sehr schnell.

Der Inhalationsschlauch wird direkt am Vaporizer angebracht und dient dazu, den wirkstoffhaltigen Dampf nach der

Erhitzung “abzusaugen”.

Die Inhalation aus einem Ballon ist wahrscheinlich die eleganteste und bequemste Möglichkeit, Deine Kräu-

ter zu genießen. Du bist völlig ungebunden, kannst Dir den Ballon am Standort Deines Vaporizers befüllen, den Ballon abnehmen und auf der Couch verköstigen. Außerdem ist der Dampf im Ballon speicherbar und kann auch noch eine Stunde nach dem Befüllen verwendet werden.

Tragbare Vaporizer für unterwegs sind ideal für die Verwendung außerhalb Deiner vier Wände. Sie werden norma-

lerweise mit einem Akku oder handelsübli-chem Feuerzeuggas betrieben und geben Dir die Möglichkeit, völlig diskret zu inha-lieren.

Moderne tragbare Verdampfer sind nette Begleiter für draußen, kommen in den ver-schiedensten Formen und Farben und ver-sprechen auch für den kleineren Geldbeutel ein hohes Maß an Qualität.

Fakt #3: Tu Deinen

Mitmenschen

und Dir selbst einen

Gefallen

Welche Arten von

Vaporizern gibt es?

Desktop Vaporizer mit

Inhalationsschlauch

Desktop Vaporizer

mit Ballonfunktion

Tragbare Vaporizer

für unterwegs

Tipp: Moderne Verdampfer,

wie etwa der ArizerExtreme

Q oder der VolcanoVaporizer

vom deutschen Hersteller

Storz & Bickel, sind meist

Kombigeräte und können

sowohl im Ballon- als auch

im regulären

Inhalationsmodus

verwendet werden.

Tipp: Verwende einen

(Smoke Buddy)

http://www.vapstore.de/Smoke-

Buddy-Original, um bei der

Inhalation mit Deinem

Vaporizer oder Deiner Bong ein

Maximum an Diskretion zu erzielen.

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MEDIZIN

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wodurch es Herrn H. wegen der hohen Kosten nicht tatsächlich zur Verfügung steht. Für Pa-tienten, denen Cannabis oder auch Dronabinol nachweisbar hilft, die beides aber nicht aus eigenen Mitteln finanzieren können, entsteht so eine nahezu ausweglose Situation – und die Möglichkeit, die Erlaubnis zum Anbau von Cannabis zu therapeutischen Zwecken fortan einzuklagen.

In einem Schreiben vom 28. April 2014 an das Sozialgericht Mannheim gesteht die Bundesopiumstelle ein, dass der Selbstan-

bau von Cannabis für viele Patienten “schein-bar als einzige Alternative (bleibt), um die medizinische Versorgung sicherzustellen”. In einem Verfahren vor dem Sozialgericht streitet Herr H. mit seiner Krankenkasse um die Kos-tenübernahme für seine Cannabisblüten (Be-

drocan) im Rahmen einer ärztlich begleiteten Selbsttherapie. Herr H. und die behandelnden Ärzte hatten nun gegenüber der Bundesopi-umstelle plausibel gemacht, dass herkömm-liche Therapieformen zur Behandlung nicht ausreichend wirksam waren. Dronabinol sei zwar grundsätzlich verfügbar und könne ver-schrieben werden – die IKK classic lehnte die Kostenübernahme für Dronabinol jedoch ab,

Bundesopiumstelle akzeptiert Selbstanbau von Cannabis

MEDI+GREEN

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MEDIZIN

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Willi heißt online WaWi und nutzt nun schon seit einigen Jahren Cannabis als Medizin.

Wir sprachen mit dem sympathischen Österreicher über Cannabispräparate und seine

Erfahrungen mit österreichischen Ärzten und Behörden.

vergleichen. Nachdem ich das am eigenen Leib gespürt hatte, habe ich eine Menge Informationen gesammelt und schließlich meinem Arzt mitgeteilt, dass ich kein Mor-phium mehr benötige. Der hat sich natürlich erstmal sehr gewundert – schließlich muss er jede Ausgabe genauestens dokumentieren, da es nicht einfach ist, solche Medikamente verschrieben zu bekommen. Und dass einer, der es kriegt, es dann plötzlich gar nicht mehr haben will, war meinem Arzt zunächst ein Rätsel, und so fragte er mich ganz direkt, warum ich denn das Morphium nicht mehr brauche. Ich erzählte ihm dann von meinen positiven Erfahrungen mit Cannabis und be-schrieb ihm im Detail, wie gut es mir damit nun ging und wie vergleichsweise gering die Nebenwirkungen waren. Mein Arzt reagierte darauf erstaunlich positiv und gab direkt zu, dass so ziemlich alles besser als Morphium sei. Wenn es mir damit besser gehe, dann solle ich es einfach machen. Und das habe ich dann auch. Als erstes habe ich danach

meine Familie und Freunde eingeweiht – ich bin reihum gegangen und hab es jedem ein-zeln erzählt.

MED: Da hast du Cannabis aber noch nicht

legal als Medizin konsumiert, oder?

WaWi: Nein, aber immerhin ging das zwei, drei Jahre gut, bis dann mal unser Dorfpo-lizist vorbeischaute. Eigentlich wollte er mir nur ein behördliches Schreiben übergeben, da ich zu schnell gefahren und geblitzt worden war. Als er da so bei mir vor der Tür stand, hat er es dann gerochen – daraufhin kam er rein und schnitt alle Pflanzen ab, die ich bei mir in der Wohnung hatte. Ich hab ihm das dann alles erklärt und auch gesagt, dass ich das mit meinem Arzt besprochen habe – aber letztendlich konnte ich ihn auch verstehen, da er hier ja auch nur seinen Job machen musste. Ganz egal, ob ihm das nun persönlich gefällt oder nicht. Jedenfalls habe ich am nächsten Tag gleich wieder neue Pflanzen angesetzt und im Laufe der Zeit wiederholte sich dann das Spiel – insgesamt drei Mal kam die Polizei

“Uns fehlt hier so einer

wie Dr. Grotenhermen”

Medijuana: Bitte erzähle uns zunächst von

deinen gesundheitlichen Problemen und wie

sie entstanden sind.

WaWi: Ich habe zwanzig Jahre als Fahrver-käufer für einen Getränkehersteller gearbei-tet – bis zu jenem Verkehrsunfall, bei dem mir mehrere Bänder gerissen sind, was man aber nicht sofort erkannt hat. Erst bei der Operation, bei der sie mir Sprunggelenkspro-thesen implantieren wollten, fiel einem Arzt auf, dass da ja auch viele Sehnen gerissen waren. Diese Erkenntnis ließ ihn die geplan-te Implantation abbrechen, um nun erstmal mit mir über die neue Situation sprechen zu können. Die nächste Geschichte war dann, dass die Betriebskrankenkasse den Unfall als Arbeitsunfall einstufte, die Unfallversiche-rung war dagegen der Meinung, dass hier ein Vorschaden am Knorpel vorliege – dabei ist der Knorpelschaden ja nur entstanden, weil anfangs niemand bemerkt hatte, dass mir so viele Bänder gerissen waren. Jedenfalls be-kam ich dann Morphium gegen die Schmer-zen, was mir auf Dauer nicht gut bekam.

MED: Wann und wie bist du dann auf

Cannabis als Medizin gestoßen?

WaWi: Das war 2008 – nachdem ich vier Jahre mit Morphium therapiert wurde und meine Tage diffus vorbeizogen, während meine Körper- und Gesundheitswerte immer weiter absanken. Ich war damals kaum noch in der Lage, vernünftig zu kommunizieren und merkte, dass es so auf Dauer nicht wei-tergehen konnte. Über das Internet gelangte ich dann an die Information, dass Cannabis in Fällen wie meinem helfen kann. Zuvor kannte ich Cannabis nur als Freizeitdroge, die ich mit Anfang 20 kennenlernte und dann für zwei, drei Jahre gelegentlich auch selbst konsumierte. Daran habe ich mich 2008 wieder erinnert und dann erneut Can-nabis ausprobiert – dieses Mal als Schmerz-mittel. Ich stellte schnell fest, dass mich Cannabis in kurzer Zeit auf ein erträgliches Schmerz-Level herunterbringt und gleichzei-tig nur geringe Nebenwirkungen auftraten. Die Morphium-Pflaster, die ich zuvor erhielt, ließen mich den ganzen Tag nur benebelt durch die Welt gehen – die Nebenwirkun-gen kann man nicht mit denen von Cannabis

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bei mir vorbei und holte meine Pflanzen ab. Deswegen musste ich dann eine Strafe bezah-len und schließlich sogar vor Gericht erschei-nen – doch hier erhielt ich einen Freispruch für meine insgesamt 120 Pflanzen, da der Richter letztendlich eingesehen hat, dass es nicht schlecht für mich sein kann, wenn ich statt Morphium das viel verträglichere Canna-bis gegen meine ärztlich attestierten Schmer-zen nehme.

MED: War mit dem Urteil dein medizinischer

Konsum schon legalisiert?

WaWi: Dieses Urteil hat sicher geholfen. Ich wollte ja von da an Cannabis auch nur noch ganz offiziell und legal konsumieren – also habe ich mich gekümmert und bin in dem Zusammenhang auch bei unserem Bür-germeister vorbeigegangen und habe ihm die ganze Sache erklärt. Der hat dann seinerseits unseren Polizisten angerufen und ihm von dem neuen Sachverhalt berichtet. Ich hoff-te, damit sei die Sache ausgestanden, doch dann kriegte ich zunächst Dronabinol und später SATIVEX verschrieben – und musste in diesem Zusammenhang auch gleich mei-nen Führerschein abgeben. Danach folgte noch ein ausführliches polizeiliches Gut-achten und ein behördlicher Reaktionstest, vor dem ich eine Purpfeife rauchte. Diese Art Fahrprüfung unter THC-Einfluss habe ich bestanden und musste nun auch noch knapp 500 Euro zahlen – erst dann habe ich meinen Führerschein schließlich wieder zu-rückgekriegt. SATIVEX erhalte ich übrigens bis heute, aber ich habe mir nach meinem Freispruch nicht verbieten lassen, weiterhin Cannabis zu rauchen – obwohl ich eine ent-sprechende Auflage vom Gericht erhalten hatte. Denn obwohl SATIVEX schon ganz gut hilft – geraucht wirkt Cannabis bei mir noch deutlich besser. Insofern ist es ganz wichtig, die Ärzte und die Öffentlichkeit darüber zu informieren, dass hier noch ein großer Handlungsbedarf besteht. Viele Ärzte glauben ja, es gäbe überhaupt keinen Bedarf an Alternativen, da Präparate wie Dronabinol und SATIVEX bereits problemlos verschrie-

ben werden können – diese Ärzte müssen erst noch erkennen, dass so ein Präparat gar nicht die Vielfalt des Wirkspektrums von natürlichem Cannabis aufweisen kann, was vielen Patienten nachweislich viel besser hilft. Trotzdem wird immer noch argumen-tiert, dass man es dem Patienten nicht selbst überlassen kann, wie oft und in welcher Do-sis er Cannabis konsumiert – dabei ist bisher gar nicht wissenschaftlich erforscht, bei wel-chen Krankheitsbildern und Anwendungs-gebieten welche Dosierungen zu empfehlen sind. Da es hier keine klaren Vorgaben gibt, wäre es doch nur vernünftig, die Patienten selbst entscheiden zu lassen – die Behörden wittern dann aber immer eine Missbrauchs-gefahr und entmündigen so auch weiterhin viele Patienten, denen natürliches Cannabis gut helfen könnte.

MED: Wie ist denn in Bezug auf Cannabis als

Medizin die derzeitige Rechtslage in Österreich?

WaWi: Hier kann man zumindest – so wie ich – Dronabinol oder SATIVEX verschrieben kriegen. Denn nach dem Suchtmittelgesetz 6

text: Martin Müncheberg

und 6a dürfen auch THC-haltige Cannabis-produkte ausgegeben werden – aber nur von zugelassenen Institutionen oder Ärzten. Und letztendlich gibt es in Österreich nur eine sol-che Institution: die ARGE CAM – diese wird in Österreich vom Gesundheitsamt überwacht. Ansonsten könnten auch alle zugelassenen Ärzte derartige Medikamente verschreiben – wir kennen allerdings keinen einzigen, der das schon jetzt macht. Insofern fehlt uns hier in Österreich so einer wie der Dr. Grotenher-men aus Deutschland, der diese Anträge mit seinen Patienten durchboxt. Es besteht aber auch hier eine gewisse Chance für bestimm-te Cannabispatienten, eine Einzelausnahme-genehmigung zu erhalten – in meinem Fall hoffe ich schon darauf, diese Genehmigung eines Tages zu bekommen, aber solange ich sie noch nicht habe, muss ich wohl ertragen, dass mir die Polizei immer mal wieder ein paar Blüten wegnimmt.

MED: Wie siehst du heute Cannabis als

Medizin und welche Zukunft würdest du dir für

diese alte Heilpfl anze wünschen?

WaWi: Ich hoffe, dass Cannabis bald allen Patienten zugänglich gemacht wird, die da-von profitieren können und bisher noch auf teure, patentierte Arzneimittel angewiesen sind. Letztendlich sollte jeder Mensch frei entscheiden dürfen, was ihm gut tut. Deshalb bin ich selbst – neben vielen anderen – auch aktiv dabei, an der Aufklärung der Bevölke-rung mitzuwirken, die ein gesellschaftliches Umdenken befördert. Denn uns allen wurde eine gewisse Unmündigkeit antrainiert, die sich nur schwer wieder abstellen lässt – da-bei würde uns mehr Eigenverantwortung und Selbstbewusstsein durchaus gut tun.

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gung von Hanfpatienten zu beenden. Das Repräsentantenhaus nahm einen Wortlaut an, der das Bundesjustizministerium fort-an verpflichtet, sich in keiner Weise in die staatlichen Cannabisgesetze einzumischen. Die Abstimmung war ein Teil der Diskussion über das jährliche Budget des Justizministe-riums – allerdings muss diese Gesetzesvorla-ge noch vom Senat genehmigt werden, um in Kraft zu treten.

Am 30. Mai stimmte das Repräsen-tantenhaus für die Beendigung der Strafverfolgung von medizinischen

Cannabiskonsumenten durch die Bundesbe-hörden in Staaten, die die Verwendung der Droge bei vorheriger Verschreibung durch einen Arzt legalisiert haben. Es ist das ers-te Mal, dass eine Kammer des Kongresses eine solch breite Entkriminalisierung ange-nommen hat. Die Abstimmung mit 219 zu

189 Stimmen war nicht einmal sehr knapp – das signalisiert eine zwar erwartete, aber nichtsdestoweniger dramatische Verände-rung der gemeinschaftlichen Meinung des US-amerikanischen Kongresses hinsicht-lich der Cannabis-Thematik. Unterstützer dieser Entscheidung erklärten, dass diese Abstimmung einen Anstoß für viele Bun-desstaatsanwälte darstelle, die bis dato andauernde bundesbehördliche Strafverfol-

Medizinisches Cannabis in den USA entkriminalisiert

MEDI+GREEN

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MEDI+GREEN

Vielleicht sind die Leser sich dar-über im Klaren, dass der medi-zinische Gebrauch von Cannabis

über Jahrtausende in die Geschichte zurückreicht und dass der Hanf bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts als relativ risikolose Heilpflanze, die über gewichtiges medizinisches Poten-zial verfügt, eingestuft wurde.

Als sie weltweit verboten wurde, leg-te man keinen überzeugenden Beweis vor, der die Ächtung der medizinischen Anwendung von Cannabis gerechtfer-tigt hätte. Es ist also logisch, von hier ausgehend ein wenig an dem Verbot zu rütteln. Allein schon, weil im Fall zahl-reicher Krankheiten und Symptome Beweise vorliegen, dass das wirkungs-vollste Heilmittel Cannabis ist.

Aber es gibt ein zweites, mindestens ebenso fundamentales Argument ge-gen das weltweite Verbot des medizi-nischen Gebrauchs: Jeder Mensch hat das Recht, sich die seiner Meinung nach wirksamste Therapie auszuwählen – also nicht die nach der Meinung der Ärzte, der Regierung oder des Ministers wirksamste. Wenn dem so ist, kann bei einem begründeten Fall in keinem Land der Welt die Anwendung einer Canna-bistherapie aus medizinischen Gründen verboten werden! Dieser Grundgedan-ke, nach dem jeder Mensch unabhängig von seiner Nationalität das Recht auf die Anwendung einer Cannabisthera-pie hat, leitete den internationalen

Zusammenschluss der Medizinalhanf-organisationen. Die europäischen und nordamerikanischen Organisation initi-ierten unter Berufung auf den Artikel 3der Allgemeinen Erklärung der Men-schenrechte aus dem Jahre 1948 eine globale Kampagne für das Recht auf Cannabistherapie. Die in zehn Spra-chen veröffentlichte Erklärung beginnt mit dem folgenden Artikel: “Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Si-cherheit der Person. Die medizinische Deklaration beruft sich auf Artikel 25 § 1: Jeder hat das Recht auf einen Le-bensstandard, der seine und seiner Fa-milie Gesundheit und Wohl gewährleis-tet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen […]”

Die Vertreter der Initiative argumen-tieren, dass sich zwar alle auf die All-gemeine Erklärung der Menschenrech-te beriefen, dennoch die Gesetze der meisten Staaten den Ärzten die Can-nabistherapie verwehrten und massen-haft die Rechte der Krankenverletz-ten. Ganz zu schweigen davon, dass nach örtlichen Gesetzen ein Bürger, der sich im Ausland behandeln lässt, auch eine Straftat begeht, selbst wenn sie im gegebenen Fall begründet und plausibel ist. Gerade deshalb sagen die Verfasser des Aufrufs, dass jeder Arzt das Recht habe, mit erwiesenermaßen heilkräftigen Cannabinoiden zu be-handeln, und jeder Patient das Recht habe, von einer Cannabistherapie Ge-brauch zu machen, ohne Rücksicht auf seinen gesellschaftlichen Status und seine finanzielle Situation. Der be-vollmächtigte Vertreter der Initiative und Verantwortliche für den Inhalt, der Deutsche Dr. med. Franjo Groten-hermen, sagte, dass “die Erklärung auf einer überwältigenden Menge wis-senschaftlicher Beweise basiert” und nimmt einen drastischen Standpunkt gegenüber den Vorurteilen und Unge-rechtigkeiten der Entscheidungsträger, anderer politischer Akteure und “Fach-leute” mit beschränktem medizinischen Wissen ein. Grotenhermen als Direktor der Internationalen Arbeitsgemein-schaft Cannabis als Medizin (IACM) weiß genau, wovon er spricht. Die Liste der Organisationen, die sich der Erklä-rung anschließen, wird immer länger, aber auch Privatpersonen können sie unterzeichnen auf der Webseite http://medical-cannabis-declaration.org.

ERKLÄRUNG Cannabis als Medizin

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MEDIZIN

In Filmen sieht man häufi g den Gag, dass Großeltern zufällig von den Space-Cookies

ihrer Enkel essen und nicht begreifen, warum sie plötzlich so gut drauf sind. Im

realen Leben gab es schon Vorfälle, die mit einer Behandlung im Krankenhaus

endeten, denn der unabsichtliche Konsum oder der Verzehr einer Speise mit zu

hohem THC-Gehalt kann mit unangenehmen Symptomen einhergehen. In unserem

Artikel prüfen wir, was im Fall von “zu vielen Cookies” zu tun ist und wie wir den

Betroffenen helfen können.

densbegrenzung auf den Fall vorzubereiten, dass ein Bekannter oder wir selbst uns bei der angemessenen Dosis vertun und sich statt der alles durchdringenden Ruhe und guter Laune Panik breitmacht.

Nicht tödlich

Im Gegensatz zum gerauchten oder mit ei-nem Vaporizer konsumierten Cannabis wer-den die in Speisen genossenen Cannabino-ide langsamer aufgenommen und gelangen auch langsamer in den Blutkreislauf, daher macht sich die Wirkung üblicherweise erst nach 40–60 Minuten bemerkbar. Die Warte-zeit kann sich allerdings je nach Person und Dosis auch auf bis zu zwei Stunden ausdeh-nen. Während beim Inhalieren die Wirkung innerhalb von Minuten einsetzt, erreicht sie im Falle des Konsums in Speisen mit einer graduellen Steigerung in etwa zwei Stunden nach dem Konsum ihren Höhepunkt. Es ist daher wichtig, im Verlauf von zwei Stunden oder bis zur vollen Entfaltung der Wirkung

keine weiteren Dosen zu konsumieren, weil man das Gefühl hat, dass das Zeug nicht wirkt, denn dadurch könnten sich die Wir-kungen später addieren und das Erlebnis könnte zu stark werden. Wenn man nicht an Cannabiserlebnisse gewöhnt ist oder bisher nur mit geringen Mengen experimentiert hat, kann einem das langsam beginnende und nach Aussagen vieler Trip-artige Erleb-nis, das sich langsam aber sicher steigert, eine Überraschung bereiten. Der erhöhte Puls und die langsam ansteigende Intoxikation können sich bei manchen mit einem Gefühl der Panik verbinden und – wie im Fall eines schlechten Trips – glaubt man vielleicht im Extremfall, das Ende sei gekommen. In die-sem Fall sollte man sich aber daran erinnern, dass in der Fachliteratur nach mehreren tau-send Jahren des Gebrauchs kein Todesfall durch Überdosierung bekannt ist. Daher ist es mehr als unwahrscheinlich, dass man mit dem schiefgegangenen Cookie-Konsum Ge-schichte schreiben wird. Kurz gesagt: Auch wenn man sich in dem Moment so fühlt, als habe das letzte Stündchen geschlagen, und man seine Sünden bereut, ist es in Wirklich-keit ausgeschlossen, dass man zu viele Coo-kies mit dem Leben bezahlt. Man glaube also der Wissenschaft, akzeptiere den Zustand, versuche die Gedanken vom Thema Über-dosis und Tod in eine andere Richtung zu lenken, trinke viel alkohol- und koffeinfreie Flüssigkeit, und schon geht es einem wie-der besser. Wenn man den Körper wieder im Griff hat, folgt Beruhigung des Geistes, und das ist der schwierigste Teil der Angelegen-heit.

Es dauert nur ein paar Stunden

Ein starkes Cannabiserlebnis kann bei Men-schen, die dazu neigen, mentale Störungen an die Oberfläche dringen lassen, aber in Extremfällen können auch einen gesunden Menschen paranoide Gedanken verfolgen.

Auch erfahrene Cannabiskonsumen-ten kann ein zu stark geratenes Marihuana-Cookie überraschen, da-

her können wir uns vorstellen, was jemand erlebt, der vorher noch nie THC zu sich ge-nommen hat, es aus Versehen konsumiert und sich nach etwa einer Stunde wundert, warum er sich plötzlich so seltsam fühlt. Zum Glück führt auch eine zu große Men-ge Cannabis im Gegensatz zu den meisten Drogen nicht zu einer tödlichen Überdosis und beglückt die meisten Konsumenten mit angenehmen Erlebnissen. Trotzdem schadet es nicht, uns anhand einiger Tipps zur Scha-

Zu viele Cookies!Psychoaktive Hanf-Lebensmittel

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Die erste und wichtigste Regel ist also: Wenn man weiß, dass jemand in der Familie psy-chisch krank war oder ist, dann meide man den Cannabiskonsum, besonders in der Ju-gend – das Risiko ist das Ganze nicht wert. Wenn man infolge des Verzehrs von Speisen mit einem zu hohen Wirkstoffgehalt von un-angenehmen Gedanken heimgesucht wird, ist es wichtig, daran zu denken, dass die Wir-kung einer noch so großen Dosis nicht ewig andauert, sondern innerhalb von sechs bis zehn Stunden ausklingt. Leicht gesagt, aber schwer getan inmitten von paranoiden Ge-danken und besorgten inneren Monologen. In einem solchen Fall hilf tein Ortswechsel oder ein Spaziergang, denn die Wirkung der neuen Eindrücke kann einen Ausbruch aus den Gedanken bewirken, die einen gefangen halten. Es empfiehlt sich, einen bekannten, ruhigen Platz aufzusuchen, wo sich wenige Menschen befinden und die Wahrscheinlich-keit geringer ist, jemanden zu treffen, den man in diesem Zustand nicht sehen möch-te. Es kann auch eine gute Idee sein, einen verständnisvollen Freund anzurufen, der mit einem anderen Blickwinkel und einer realisti-

scheren Einschätzung der Situation hilft, aus der Hülle der negativen Gedanken auszu-brechen. Es ist keine Methode bekannt, die abrupt die Wirkung des Cannabis blockie-ren würde, daher ist es eine ausgesprochen schlechte Idee, mit dem Trinken von Alko-hol oder der Einnahme von verschreibungs-pflichtigen Medikamenten zu experimentie-ren, weil es nicht helfen wird, sondern den Zustand verschlechtert. Wenn man meint, ärztlicher Hilfe zu bedürfen, scheue man sich nicht, sie in Anspruch zu nehmen. In den meisten Ländern verbietet die ärztliche Schweigepflicht eine Meldung des Drogen-konsums an die Polizei.

Egal wie viel Du isst, Du bleibst der Alte

Gleichgültig, in welche Gedanken man sich vertieft, man vergesse nie: All das dauert nur solange die Cookies wirken. Wenn die Wir-kung abklingt, wird der Kopf wieder frei und die alltägliche Realität kehrt zurück. Auch wenn im Augenblick die Reise aufrüttelnder als geplant ist, muss man das nur durchste-

text: Robert Schamane

hen, während die Stoffe ihre Wirkung ent-falten. Nachdem man eine Nacht über das Erlebnis geschlafen hat, kann man am nächs-ten Tag die leichte Nachwirkung des Rauschs erfahren, Müdigkeit oder Niedergeschlagen-heit, was manche einen „Marihuanakater“ nennen. Das ist sicher nicht angenehm, aber man versuche, positiv zu denken: Man hat ein von Cannabis ausgelöstes Erlebnis ge-habt, ein ziemlich unangenehmes – und hat es überlebt! Solche Erlebnisse können jedem für das ganze Leben die Lust auf den Genuss von Cannabis in Speisen verderben. Wenn man das nicht möchte, empfiehlt es sich, In-formationen einzuholen, wie viel THC eine bestimmte Speise enthält, beziehungsweise wie viel Gramm Marihuana für die Herstel-lung benutzt wurde. In Colorado werden nach den momentanen Richtlinien Anfän-gern Speisen mit einem THC-Gehalt von 1 bis 5 mg empfohlen, Erfahreneren ein THC-Gehalt von 5 bis 10mg und Produkte mit 10 bis 15mg THC den regelmäßigen Konsu-menten. In den Staaten, die zuerst legalisiert haben, wurden früher auch Speisen mit ei-nem THC-Gehalt von 100 mg verkauft, doch nach einer unlängst eingeführten strengeren Regelung wurde die Obergrenze von THC in mit Cannabis hergestellten Speisen auf 10mg gesenkt. Richtig, auch diese Menge kann für einen erfahrenen Konsumenten, der noch nicht oft Kekse gegessen hat, Überraschun-gen bereithalten, deshalb sollte man sich im-mer für die kleinere Menge entscheiden, da-mit sich herausstellt, welche Dosis noch mit angenehmen Erlebnissen oder vorteilhaften therapeutischen Wirkungen aufwartet. Bei Cookies empfehlen die britischen Hanfakti-visten, mit zwei Gramm Marihuana zu be-ginnen und das fertige Gebäck in 20 Teile zu teilen. Mit diesen Cookies kann wie beschrie-ben experimentell die persönliche Schwellen-dosis ermittelt werden und die nötige Menge für das gewünschte Ergebnis. Man entschei-de verantwortungsbewusst!

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Hanf als LebensmittelHanf als LebensmittelKanaan, wo Milch und Honig fl ießen

Dank der einzigartigen Zusammensetzung der Hanfsamen und des aus ihm

gepressten Öls zählen sie zu den bevorzugten Bio-Lebensmitteln und verdienen

deshalb einen Platz in jedem Haushalt – das hatten wir im ersten Teil unserer Serie

festgestellt. Wir gehen nun einen Schritt weiter und überprüfen, über welch

wohltuende Wirkung Hanfhonig verfügt und was für ein Getränk die Hanfmilch ist.

A’LA CANNA

Man kann geteilter Meinung darü-ber sein, ob man das Zusammen-treffen der Wiederentdeckung des

nicht psychoaktiven Hanfs als Lebensmittel sowie seine Verarbeitung in verschiedenenDarreichungsformen mit den therapeuti-schen Marihuanaprogrammen und denen im Legalisierungssystem von Colorado an-gebotenen psychoaktiven Wunderspeisen als erfreulich oder als unglücklich beurteilt. Welche Meinung auch immer man dazu hat, wegen dieser Koinzidenz verzichten viele auf den Kauf von Hanfprodukten jeglicher Art, damit sie nicht durch einen Zufall THC-hal-tige Nahrung zu sich nehmen. Doch durch diese übertriebene Vorsicht beraubt man sich nicht nur unvergleichlich gesunder, sondern auch ausgesprochen schmackhafter Speisen. Obwohl der Geschmack des Hanfs divergiert, wird jeder, der einmal seine Geschmackswelt kennengelernt hat, die Hanfvarianten mög-lichst vieler Lebensmittel ausprobieren wol-len. Nachfolgend stellen wir zwei Grundzu-taten der Hanfgastronomie vor.

Wie man sich denken kann, ist Hanf-honig kein Produkt von Bienen-völkern, denn die Blüten des Hanfs

enthalten keinen Nektar, aus dem die Bie-nen Honig herstellen könnten. Das Produkt, das unter dem Namen Hanfhonig vertrieben wird, entspringt vielmehr einem Zusammen-wirken von Pflanzen, Tieren und Menschen. Die Herstellung ist einfach und auch zu Hau-se möglich: Als Ausgangsstoff wählt man am besten Cremehonig. Den cremeartigen Honig bekommt man heute in jedem Lebensmit-telgeschäft, man kann ihn aber auch selbst aus flüssigem Honig herstellen, den man mit Cremehonig vermischt und verrührt. Nach einem bewährten Rezept empfiehlt es sich, dem Honig zehn Gramm geschälte, geröstete und zerkleinerte Hanfsamen pro 100 Gramm Honig beizufügen und unter Erwärmen gut zu verrühren. Eine größere Menge Hanfsa-men wird nicht empfohlen, weil sich so noch

Hanfhonig

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Hanfmilch ist ein erstaunlich nahrhaf-tes und wohlschmeckendes Getränk, und deswegen eine außerordentlich

überzeugende Alternative zur Kuhmilch. Sie ist in der Lage, den menschlichen Or-ganismus mit essenziellen Nährstoffen zu versorgen ohne die negativen Nebenwir-kungen, die gewöhnlich beim Konsum von Milcherzeugnissen auftreten. Für manche ist es eine ethische Entscheidung, keine Milch tierischen Ursprungs zu trinken. Andere hin-gegen leiden unter einer Intoleranz und sind daher gezwungen, auf den Konsum von tra-ditionellen Milcherzeugnissen zu verzichten. Wieder andere entschließen sich im Streben nach einer gesünderen Lebensweise zu ei-ner laktosefreien Ernährung – jedoch ist das Lager derer viel größer, die (unter Berufung auf die vermeintlich positive biologische Wirkung oder in stiller Einfalt wegen des als angenehm empfundenen Geschmacks) regelmäßig Milch trinken. Wie auch immer, für alle, die aus irgendeinem Grund tierische Milch von ihrem Speiseplan streichen wollen, kann Hanfmilch eine bedenkenswerte Alter-native sein!

Hanfmilch wird aus den Pflanzensamen herstellt, deshalb nennt man sie auch Hanf-samenmilch. Ebenso wenig wie im Samen befindet sich in der Milch THC, hingegen aber eine große Menge an essenziellen Omega-6- und Omegea-3-Fettsäuren, dar-über hinaus zahlreiche wichtige Nährstoffe wie Magnesium, Phytosterole, Ascorbin-säure, Beta-Karotin, Kalzium, Faserstoffe, Eisen, Kalium, Phosphor, Riboflavin, Thi-amin und Niacin. In der Hanfmilch finden sich obendrein zehn verschiedene essenzi-elle Aminosäuren, daher kann sie auch als wirklich gute Eiweißquelle für alle gelten, die vegan leben. Es ist ein ausgesproche-ner Vorzug des Hanfproteins, dass es im Gegensatz zu dem im Soja befindlichen Eiweiß keine Phytate enthält, die verhin-dern, dass der Organismus bei der Verdau-ung grundlegende Mineralstoffe aufnimmt. Das Hanfprotein ist leichter verdaulich als das Sojaprotein, denn es enthält keine Oli-gosaccharide, wegen deren schlechten Ver-daulichkeit man Blähungen im Darmsystem bekommen kann.

text: Marcel Klos

die Geschmacksnoten des Honigs und seine Süße Geltung verschaffen, die von der nus-sigen, leicht bitteren Geschmackswelt des Hanfs spannungsvoll ergänzt werden.

Der so hergestellte Honig ist ein absolu-tes Wunderwerk, denn er vereinigt in sich die vorzüglichen medizinischen Wirkungen des Honigs und des Hanfs, über die beide in großem Maße verfügen. Mit ein paar Tee-löffeln Hanfhonig am Tag können wir viel für einen ordentlichen Stoffwechsel, die Blutbildung, Entzündungshemmung und die richtige Funktion der Drüsensekretion tun, während wir dem Organismus eine Bombe

Hanfmilch

von Spurenelementen und Vitaminen geben, die zusätzlich eine große Menge von Eiweiß und essenziellen Aminosäuren enthält. Hanf-honig wird regelmäßig löffelweise oder aufs Brot gestrichen verzehrt, die Mutigeren kön-nen mit ihm auch als Süßstoff experimen-tieren, man sollte aber nicht vergessen, dass der intensive Geschmack des Hanfhonigs die ursprünglichen Aromen unterdrücken kann. Der Hanfhonig ist an einem kühlen Ort auf-zubewahren, damit er seine Konsistenz be-hält. Bei entsprechender Lagerung kann er sich jahrelang halten – wenn wir uns so lan-ge zurückhalten können.

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A’LA CANNA

und leite uns zu höheren geistigen und spi-rituellen Horizonten. Da die Menschen, die Cannabis und Tee rituell konsumieren, über ähnliche Einsichten berichten, stellt sich die Frage, welche Erlebnisse der gemeinsa-me Genuss der beiden verwandten Pflanzen zusammen dem gewöhnlichen Sterblichen bietet.

Hanf im TeeHanf im TeeÄhnlich wie Cannabis wird Tee in ers-ter Linie zu medizinischen Zwecken genutzt, ist aber gleichzeitig auch

Genussmittel. Zahllose Sagen ranken sich um den Ursprung des Tees und die Entdeckung seiner Wirkungen. Nach den Forschungser-gebnissen ist es auf jeden Fall wahrschein-lich, dass man in China schon seit dem 2.–3. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung seinen Geschmack und seine segensreichen Wir-kungen genießt. In einem zeitgenössischenmedizinischen Text liest man Folgendes über den Tee: “Regelmäßig genossen verbessert er das Denken des Menschen.” Dank der westlichen Wissenschaft wissen wir auch, dass der Tee über einen hohen Gehalt an Antioxidanzien verfügt und sein regelmäßi-ger Genuss die Gefahr von Herzkrankheiten, Muskelentzündungen, der Alzheimerkrank-heit und verschiedener Krebserkrankungen verringert, den Cholesterinspiegel verbes-sert, antibakteriell wirkt und nicht zuletzt wegen seines Koffeingehalts eine belebende Wirkung hat. Tee wird jedoch nicht nur zur Gesundheitsvorsorge getrunken. Im Laufe der Jahrtausende entstand eine Philosophie seines Gebrauchs und Rituale für die Art und Weise seines Genusses. Jene, die den Kon-sum von Filtertee als zum beschleunigten Lebensrhythmus gehörig ablehnen, begeg-

nen dem Tee mit Geduld – einer Zeremonie und der gebührenden Aufmerksamkeit. Sie versuchen, sich jedes Mal wenn sie Tee trin-ken klarzumachen, dass Tee in Wirklichkeit eine Droge ist, noch dazu eine der wirkungs-vollsten Art, die das Denken und das ganze Leben verändert. Wahre Teeliebhaber sagen, Tee befreie, richtig genossen, von überflüssi-gen negativen Gedanken, säubere unsere Art des Denkens und Sehens, erwecke Harmonie

Rätselfrage: Was ist das? Es ist grün, Abkömmling

einer Pfl anze, die in China heimisch ist und welche die

Menschheit seit Jahrtausenden zu sich nimmt –

seitdem sie festgestellt hat, dass sie eine positive

Wirkung auf den Organismus und das Denken hat,

manchmal belebt, manchmal beruhigt?

Natürlich der Tee!

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text: Robert Schamane

Zutaten:

1 Liter Wasser

1 Esslöffel spezielles Grüngewürz

1 Teelöffel Butter (oder Cannabutter)

Tee aus Cannabis zu trinken, ist eine der besten Konsummethoden für alle, die Cannabis mit ausgesprochen the-

rapeutischen Absichten benutzen möchten, nicht rauchen und sich vielleicht vor dem Griff nach einem Joint fürchten.

Die Wirkung ist ein wenig anders. Man muss mit keinem großen Schlag rechnen, eher mit ruhigen, ambivalenten Gefühlen, aber die Linderung der unerwünschten Schmerzen währt dennoch lange Zeit. Für die Zuberei-tung verwendet man am besten die Bruchstü-cke (Blätter und Stiele), wenn man die Blüten

nicht „verschwenden“ möchte. Das kochen-de Wasser gießen wir auf den grünen Bruch und lassen ihn dann 60–90 Minuten ziehen. Da sich das THC nicht im Wasser löst, muss man einen fetthaltigen Stoff beifügen: Milch, Öl oder gar eine kleine Menge guten Alko-hol. Letzteres empfehlen wir jedoch absolut nicht.

Wir entscheiden uns für Butter, geben sie hinzu und lassen den Tee 5–10 Minuten ko-chen. Nachdem er ein wenig abgekühlt ist, gießen wir ihn durch ein Sieb und füllen ihn praktischerweise in Flaschen. Er ist etwa zwei Wochen trinkbar, im Kühlschrank hält er sich sogar bis zu drei Monaten. Man beachte, ihn vor dem Konsum zu schütteln, es ist absolut nicht nötig ihn zu erwärmen, er schmeckt auch bei Zimmertemperatur und kalt vorzüg-lich.

Tee-Gras

Da die Wirkstoffe des Cannabis sich in Fett lösen, können wir höchstens eine kleine Verfärbung erwarten, wenn wir es mit Was-ser überbrühen, jedoch keine psychoaktive Wirkung. Daher löst man üblicherweise das Cannabis in Butter, Milch oder Öl auf und benutzt es so zur Teezubereitung. Diese Methode wird seit Jahrtausenden in Indi-en angewandt, zur Herstellung eines Ge-tränks mit dem Namen Bhang. Es besteht aus Cannabis und ist eine mit Milch, Butter und Gewürzen hergestellte Cannabiscreme. Es erinnert am ehesten an Chai und dient meist medizinischen Zwecken, beispielswei-se zur Linderung chronischer Schmerzen, aber es bietet gleichfalls wirksame Hilfe bei den Symptomen von Krebserkrankungen, Multipler Sklerose und AIDS oder einfach bei der täglichen Stresslösung. Schauen wir uns ein konkretes Rezept zur Herstellung von Hanftee an.

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VOLLBLUT

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VOLLBLUT

Wieder bietet Dinafem eine selbstblühende Varietät einer ihrer schmackhaftesten weiblichen Strains an. Dieses Früh-jahr wurde das selbstblühende OG Kush vorgestellt. Eine

automatisch blühende Sorte mit dem charakteristischen Geschmack von OG Kush und reichlichem Ertrag. Es ist ein in den USA sehr be-kannter Strain, der 2012 in den Katalog von Dinafem aufgenommen wurde.

Auch wenn Du kein Freund von selbstblühenden Sorten bist, wirst Du von dieser überrascht sein, denn es ist die kleine Schwester der OG Kush. Die Blütenstände sind extrem kompakt und harzhaltig. Ihr Kush-Geschmack, komplex und raffiniert – die Mischung aus Erde und Öl

OG Kush Autofl oweringmit einem Hauch von Zitrone - wird Dich bezaubern. Ihr Aroma ähnelt ihrem Geschmack sehr und umhüllt Dich intensiv.

Ihre Wirkung ist nicht so glatt wie die anderer selbstblühender Sor-ten. Der THC-Gehalt dieser automatischen Sorte liegt über 15%, und obwohl die entspannende Wirkung andauernd ist, macht sich der er-höhte THC-Gehalt bemerkbar.

Die Sorte ist für Treibhaus und Freiland geeignet. Im Treibhaus kann sie bis zu 1,5 Meter hoch werden, mit großen Sprossachsen. Den größ-ten Teil unseres Katalogs nehmen die Selbstblüher ein, die ein getreues Abbild der kalifornischen Genetik bieten. Es ist ein Wunder, dass diese vom Keimen bis zur Ernte nur 70 Tage in Anspruch nehmen.

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Sweet Trainwreck Auto ist ein wunderbarer selbstblühender Strain der vierten Generation, der stark genug ist, die festen und dichten Blütenstände zu tragen, die er hervorbringt. Dazu

kommt ein schnelles Wachstum, das jenes seiner Vorläufer übertrifft. Der Anbau von Sweet Trainwreck Auto ist einfach, er gedeiht perfekt sowohl im Treibhaus als auch im Freien. Manche Pflanzen wachsen mehr als einen Meter hoch.

Um diesen Sprung von der dritten zur vierten Generation zu er-zielen, kreuzten die Züchter von Sweet Seeds die genetischen Linien hochwachsender Sativa-Selbstblüher mit einem Eliteklon von Train-wreck, der in den US-amerikanischen Apotheken sehr berühmt ist. Das Ergebnis ist ein sehr fruchtiger, süßlicher Geschmack mit einem Hauch Zitrone. Die Blüten zeichnen sich durch eine gut ausgewogene Balan-ce von Indica und Sativa aus. Die Ausbeute ist sehr beachtlich und die Pflanzen können acht Wochen nach dem Keimen geerntet wer-den. Zweifellos haben wir es mit einem qualitativen und quantitativen Fortschritt bei selbstblühenden Pflanzen zu tun. Damit sie das ganze Potenzial zeigen, das in ihnen steckt, ist es wirklich entscheidend, dass die Pflanzen unter geeigneten Bedingungen angebaut werden.

Sweet Trainwreck Auto®

Selbstblühender Strain der vierten Generation von Sweet Seeds

Wenn Du Dich entschließt, Sweet Trainwreck Auto zu ziehen, oder Du einige Samen in einer Packung von Sweet Mix Auto findest, bist Du gut beraten, den Pflanzen so viel Sonnenlicht wie möglich zukommen zu lassen. Das ist das sehr einfache Erfolgsrezept für diesen Strain. Es empfiehlt sich außerdem, große Töpfe zu verwenden oder sie sogar di-rekt in die Erde zu pflanzen, wenn man sie im Freien ziehen will. Aber es ist auch wichtig, nährstoffreiche Pflanzenerde zu verwenden, porös und luftig, um die schnelle Wurzelbildung zu fördern. Es sind schnell wachsende, anspruchsvolle Pflanzen, die sehr dankbar für besondere Zuwendung sind. Die Blütenstruktur entspricht der Typologie der Sorte Trainwreck mit einer Menge von dichten und kompakten Blütenstän-den, die in Gruppen auftreten und mit einer dichten Schicht von Tri-chomen überzogen sind, die man mit dem bloßen Auge sehen kann. Die Sorte ist sehr widerstandsfähig und leicht zu ziehen, perfekt für Sea of Green Systeme. Man erzielt mit Sicherheit erstaunlich schmackhafte Blüten mit einer Qualitätswirkung. Nach zwei Monaten Härten wird der Geschmack sehr süß und hat ein ausgesprochenes Haschischaroma zu-sammen mit einer auffällig cremigen Zitrusnote. Eine sehr empfehlens-werte Pflanze also, besonders, weil sie leicht zu ziehen ist.

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Unsere kommerziellste Sorte, bei der es sich um eine perfekte Kom-bination aus hohem Ertrag und

exzellenter Qualität handelt. Chronic kann Spitzenerträge von bis zu 600 g/m2 produ-zieren, ohne bei der Qualität Abstriche zu machen. Sie erzeugt eine riesige zentrale Top-Cola bei nur geringer Verzweigung. Man sollte Chronic-Buds langsam trocknen, um ihr wunderbar süßes, kostbares und fra-giles Aroma zu bewahren. Auf keinen Fall die Buds schon einlagern, bevor sie richtig trocken sind! Chronic ist die beste Wahl für all jene, die es leid sind, beim Erzielen hoher Erträge Qualitätseinbußen hinzunehmen. Diese Sorte hat bereits bei seinem Debüt 1994 eine Auszeichnung beim High Times Cannabis Cup gewonnen. Chronic wurde im Jahr 2000 verbessert und gewann 2004 den ersten Preis beim Highlife-Cup in Spa-nien. Die letzte Auszeichnung für Chronic: 2. Platz beim ElPunto Cup 2005 (Màlaga) in der Outdoor-Kategorie.

Chronic ist eine ideale medizinale Sorte zur Appetitsteigerung und gegen Angstzu-stände.

ChronicEine seriöse

medizinale Pfl anze

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Roots, Reggae, DubToleranz, Verständnis, Respekt

Medijuana: Wo und wann fi ndet das Festival

statt?

Rise & Shine: Dieses Jahr findet das Event vom 24.–26. Juli statt, wie bereits in denletzten drei Jahren wieder im Alten Stein-bruch in Falkenstein/NÖ, nahe der tschechi-schen Grenze. Die Location ist für uns ein-fach fast perfekt. Der Steinbruch liegt leicht außerhalb der Ortschaft und ist von der idyllischen Landschaft des Weinviertels um-geben. Ein Großteil der Organisationsrunde stammt auch aus der Region und weiß, dass es in der Region Bedarf an alternativen Mu-sik- und Kulturveranstaltungen gibt. So bau-en wir jedes Jahr zwei Wochen lang ein Dorf für das Wochenende im Steinbruch auf.

MED: Was erwartet die Gäste bei der

diesjährigen Ausgabe der Veranstaltung?

RS: Musikalisch als auch kulturell er-wartet die Gäste in diesem Jahr ein groß-artiges und einzigartiges Programm. DasLine-up besteht in diesem Jahr unter ande-rem aus dem Gründervater der Dub/Reggae-Soundsystemszene in Europa, JAH SHAKA (UK), der hochtalentierten jamaikanischen Sängerin JAH 9 (JAM) und Melodica-Spieler DUBITERIAN (BRA/D). Wie bereits in den

MED: Wie sieht das Tagesprogramm des

Rise & Shine Festival aus?

RS: Am Morgen können die Gästegemeinsam frühstücken, mit selbstge-machter Marmelade und Honig. Unter Tags gibt es die Möglichkeit, bei verschiedenen Workshops mitzumachen. Levi Tafari (UK) wird beim Festival zum Beispiel auch einen Dub-Poetry-Workshop anbieten. Des Weite-ren gibt es einen Workshop mit Jah9 (UK), Yoga, eine Creativity Wall, einen Trommel-workshop sowie ein großes Familienfoto. Tagsüber gibt es dann natürlich auch schon ein musikalisches und kulturelles Programm. Der Abend gehört den Headlinern sowie den Soundsystemen.

MED: “… die damit verbundene Kultur …”?

RS: Zu Reggae und Dub-Soundsystem hat vor allem auch die dahinterstehende Kultur, als Rastafari bekannt, einen großen Bezug. Diese wird auf dem Rise & Shine Fes-tival unter anderem im Kultur zeltzelebriert. Dub & Reggae sind mehr als bloß Musik – sie sind Ausdruck eines alternativen Selbst-bewusstseins und Sprachrohr der Botschaft von Rastafari.

Das Kulturzelt soll ein zusätzliches An-gebot für kulturellen Austausch bieten, um Toleranz, Verständnis und Respekt gegen-über anderen Kulturen zu steigern und Kul-turen untereinander zu vernetzen. Wichtig ist uns, das Publikum als aktiven Teil des Geschehens zu involvieren. Das Programm wird vor allem auch bezüglich der Bedeu-tung der Frau einen Schwerpunkt haben.

MED: Das ist ja schon mal allerhand … Gibt

es sonst noch etwas zu erleben?

RS: Ja, allerhand! Die Gäste erwartet z. B. ein audiovisueller Spielplatz, bei dem gemeinsam spielerisch musiziert, kommuni-ziert und interagiert werden kann – egal ob jung oder alt.

MED: Das klingt ja interessant, könnt ihr die

Sache vielleicht noch näher erklären?

RS: Ja, klar. Auf dem Spielplatz können sich die Gäste einfach mit bzw. bei be-stimmten Geräten austoben. Darunter zum Beispiel ein Heißer Draht, die DuBench oder

Das Rise & Shine Festival ist ein dreitägiges Musik-

und Kulturfestival der besonderen Art. Hier dominiert

Roots-, Reggae- und Dub-Musik auf Bass-starken

Soundsystemen, die damit verbundene Kultur und vor

allem die Nachhaltigkeit.

letzten Jahren werden im Steinbruch drei Soundsysteme, darunter King Shiloh (NL), Roots Revival (PL) und Shalamanda (AT) so-wie viele weitere Künstler zu sehen und zu hören sein. Zum ersten Mal wird es im Rah-men eines Festivals in Österreich auch Dub Poesie, eine Form von Poesie-Performance zu Reggae-Beats mit starkem zeitgenös-sischem Bezug, geben – von und mit Levi Tafari (UK).

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der Sound-A-Bout. Am besten, ihr kommt vorbei und schaut es euch an.

MED: Spannende Sache! Wie wird

Nachhaltigkeit auf dem Festival praktiziert?

RS: Bei der Anschaffung und Verwendung von Materialien wird besonders auf Nach-haltigkeit geachtet. Es werden zum Großteil organische Materialien verwendet, welche biologisch abbaubar, wiederverwendbar und ökologisch unbedenklich sind – kein Plas-tik! Mittlerweile haben wir fast zehnTonnen Holz, 1,5km Hanfseil, 700m2 Stoffe, 120m2 Wellblechdach und vieles mehr. Auch die Mülltrennung wird bei uns groß geschrie-

ben. Das Essen auf dem Festival wird auf kompostierbaren Palmblatttellern serviert, welche von den Gästen oft aufgehoben wer-den.

MED: Wie schaut es mit der Verpfl egung in

einem Steinbruch aus?

RS: Am Rise & Shine gibt es vegetarische Speisen und Getränke aus regionalen Pro-dukten. Fast alle Zutaten kommen aus der Region, das Gemüse z. B. kommt frisch vom Nachbardorf. Außerdem findet man auf dem Festival unterschiedlichste Marktstände mit einer reichen Auswahl an Produkten aus al-ler Welt. text: H. S. von Vogelsang

MED: Also regional als auch

international. Wie schaut es mit

Übernachtungsmöglichkeiten aus?

RS: Auf dem Festivalgelände gibt es, wie in den letzten Jahren, wieder eine eigene Campingarea mit Duschen für die Besucher. Das Campieren ist im Festivalpass enthalten. Im Ort gibt es auch ein Angebot an Ferien-zimmern und -wohnungen, wo man aller-dings schnell reservieren muss.

MED: Wo bekommt man denn Tickets und

mehr Informationen?

RS: Für aktuelle Informationen einfach auf www.riseandshine.at vorbeischauen. Bis 10.07.14 gibt es dort auch Vorverkaufsti-ckets sowie bei weiteren Vorverkaufsstellen: Ö-Ticket, Jugendinfo Wien, Hanf & Hanf Growshop Wien, HUG’s Wr. Neustadt und Sparkasse Poysdorf.

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Loser, der Song von Beck, war in den 90er Jahren die Hymne der Versto-ßenen und Enttäuschten. Der Curt

Cobain mit dem Jungengesicht der ame-rikanischen Alternativszene, die mit dem HipHop kokettierte, legte da und dort dem verehrten Publikum einen Song vor, der ihn dann jahrelang im Brennpunkt stehen ließ. Obwohl er an den Erfolg des Songs nie wie-der anknüpfen konnte, erreichten seine Al-ben viele Menschen weltweit.

Vor sechs Jahren erschien das letzte Al-bum von Beck, aber in der Zwischenzeit blieb er nicht tatenlos, arbeitete mit meh-reren anderen Musikern zusammen, am erfolgreichsten mit Charlotte Gainsbourg. Zusammen mit der Schauspielerin, die sich auch als Sängerin betätigt, entstand das Al-bum IRM.

Das neue Album schöpft aus dem Fundus der amerikanischen Folkmusik, die Hand-schrift des Songschreibers bleibt dabei un-verkennbar. Außer den klassischen Instru-menten tritt diesmal auch die Elektronik in den Hintergrund und die Synthesizer brei-ten nur einen großen, weichen Teppich aus. Im Mittelpunkt stehen in erster Linie die Gitarren, das Klavier und nicht zuletzt die Gesangsstimme. Die Scheibe bleibt nach der sanften Eröffnung mit Clyde und Morning

durch die unaufgeregte Verzweiflung des Folksongs Country Down und den gelasse-nen Poprock Waking Light in Erinnerung. Say Goodbye kommt am ehesten im klassi-schen Stil von Beck daher, aber auch hier behält der Folk die Überhand.

Das sechste Album einer Band, auch wenn sie Weltstar-Status hat, erregt in den seltensten Fällen das Interes-

se der Musikkritiker, die immer auf der Jagd

nach Neuheiten sind. Meist wird nach dem pflichtgemäßen Anhören etwas aus alten Ar-tikeln zusammengeklaubt, man gibt nicht viel darauf, jammert, dass alles nicht mehr so ist

BEKANNTE UNBEKANNTEColdplay: Ghost Stories

REIN WIE DAS WASSERBeck: Morning Phase

Morning Phase ist reifer, ruhiger Stoff, der in meinem Audioplayer eher als immer wiederkehrende Hintergrundmusik laufen kann als ein mit großem Interesse ange-hörtes Album, ein Exempel bahnbrechender Neuerung.

wie früher, setzt dann die Fetzen mit etwas Spucke zusammen.

Ghost Stories verdient aber mehr Aufmerk-samkeit. Mithilfe der Tasteninstrumente und der Elektronik, die sich in den Vordergrund geschoben haben, erschaffen die Bandmit-glieder eine eigene musikalische Welt, die weicher und angenehmer ist als je zuvor, aber dennoch nicht maniert wirkt. Es lässt sie intim und privat werden. Midnight und Another’s Arms könnten sich um den Titel des besten Songs 2014 bewerben. In Erinnerung bleiben Oceans, außerdem O, das auf die Klavierme-lodie aufbaut und A Sky Full of Stars, eine als versonnener Rock verkleidete Disconummer. Obwohl weich und gefühlvoll, werden sie nicht schmalzig, eher haben sie etwas von der Schönheit eines Ölflecks, der nach dem Regen in der Nähe einer Autowerkstatt auf einer Pfütze schwimmt.

Auf Ghost Stories klappert Coldplay musi-kalische Grenzsituationen ab. Bis zum Äußers-ten, aber keinen Schritt weiter. Das beweist ernsthafte Selbstbeschränkung, wie auch die Tatsache, dass die Scheibe alles in allem nur neun Stücke enthält. Außerdem ist Ghost Sto-ries eine Art Synthese des bisherigen Schaf-fens von Coldplay, was heißen soll, dass sie bei allen gut ankommt, denen nur die frühen Werke gefallen haben, aber auch bei denen, die auf die Veröffentlichungen der letzten Jahre stehen.

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sägen abgetrennt werden. Das Baja-Kartell spricht vor, erpresst sie, doch sie geben nicht klein bei. Als schließlich O entführt wird, werden sie scheinbar brav wie gehorsame Hündchen.

In “Kings of Cool” wird die Vorgeschich-te von Ben, Chon und O erzählt. Die Vor-gänge reichen weit in die Vergangenheit zurück. Beim Versuch, ihr eigenes Grasge-schäft auf die Beine zu stellen, geraten sie an das Syndikat, das die Gegend schon vor-her beherrscht hat und in dessen Geschichte der Roman uns einführt. Auch über die im Vorgängerroman nur in ein paar Sätzen er-wähnten Eltern von Chon, Ben und O erfah-ren wir peinliche Details. Es entwickelt sich ein Konflikt zwischen zwei Generationen, in dem auch die Hauptfiguren von Winslows Drogengeschichte auftauchen, unter ande-rem Elena und Lado, die schon aus “Zeit des Zorns” bekannt sind.

Es stellt sich die Frage, wie glaubwürdig der Hintergrund des Romans ist. Sicher ist, dass der Autor auch wahre Geschehnisse in seine Manuskripte einfügt. In den Texten kommt Wortspielen, Humor und Slang eine wichtige Rolle zu. Winslows Bücher sind gut

lesbar und spannend. Er ist der erste Autor, der sich so mutig dieses Themas annimmt und dabei eine Meinung äußert, die der offi-ziellen Drogenpolitik widerspricht.

DROGEN, SEX, KALIFORNIENDon Winslow: Zeit des Zorns

Von Oliver Sacks‘ Schreibtisch ge-langten schon zahlreiche Bestseller in die Regale der Buchhandlungen.

Die populären Bücher des in New York le-benden und seit 1965 praktizierenden Psy-chiaters wurden in zahllose Sprachen über-setzt. Sein bekanntestes Werk ist der Roman “Zeit des Erwachens” aus dem Jahr 1973, den er basierend auf eigenen Erfahrungen schrieb und der eine Fallstudie von Men-schen ist, die unter besonderen neurologi-schen Anomalien leiden. Die Verfilmung des Romans mit Robin Williams und Robert de Niro in den Hauptrollen wurde 1990 für den Oscar nominiert. Der gut lesbare, populär-wissenschaftliche Text handelt in fünfzehn Kapiteln die charakteristischsten Phänome-ne ab, angefangen beim Charles-Bonnet-Syndrom bis hin zu Doppelgängern und Phantomen. Der Autor gibt wissenschaftli-che Erklärungen zu verschiedenen Erschei-nungen und Symptomen und illustriert sie mit Beispielen. Die Fälle entstammen seiner eigenen Praxis oder den Aufzeichnungen seiner Kollegen.

text: Peter Laub

WENN DAS GEHIRN ABSCHALTETOliver Sacks: Drachen, Doppelgänger und Dämonen: Über Menschen mit Halluzinationen

Im spannendsten Kapitel beschreibt er seine eigenen psychedelischen Erlebnisse. Sacks führte seine Untersuchungen Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre durch und ex-perimentierte damals mit Cannabis, LSD und Amphetaminen, aber auch Morphium. Seine Erfahrungen mit bewusstseinsverändernden Drogen sind bis heute in ihm lebendig ge-blieben. Damals geriet er unter den Einfluss verschiedener Medikamente und Präparate und gefährdete damit seine Persönlichkeit und seine Karriere. Schließlich nahm er ein Buch über Migräne in Angriff, mit dessen Hilfe er sich aus der Abhängigkeit befreien konnte.

Sacks hält die Halluzination für ein miss-verstandenes psychologisches Phänomen, das nicht unbedingt ein Zeichen von Geis-teskrankheit oder Demenz ist. Der Band zeigt indessen eine Dimension des Verstan-des auf, die den meisten von uns unbekannt ist. Darüber hinaus hilft er beim Erkennen, Verstehen und Kontrollieren von Halluzi-nationen, was für die Betroffenen von sehr großer Hilfe sein kann.

D war Journalist, schmuggelte Geld zum Bau einer Schule nach Südafri-ka, arbeitete im Theater, im Kino, lei-

tete Touren in China und Afrika und war auch Privatdetektiv. In den letzten Jahren schrieb er lieber. Innerhalb von einundzwanzig Jah-ren veröffentlichte er sechszehn Bücher.

Die Helden seines Romans “Zeit des Zorns”, den Oliver Stone vor ein paar Jahren verfilmte, sind zwei junge Typen, die das bes-te Gras Kaliforniens anbauen. Alle, die Wert auf Qualität legen und es sich leisten kön-nen, kaufen bei ihnen. Die Pflanzen ziehen sie in Gewächshäusern, in einem Turnus, der ihnen das ganze Jahr über Stoff zum Verkauf garantiert. Chon ist ein Afghanistanveteran, der seine Freizeit mit Körperertüchtigung und jungen Frauen aus dem Orange County verbringt. Ben, der die legendären Pflanzen selbst veredelt hat, reist, wenn er nicht ge-rade Beachball spielt, in Entwicklungsländer und hilft den Bedürftigen. Ihre gemeinsa-me Freundin ist die gutaussehende O, die mit sich selbst und ihrer Mutter kämpft. So könnten sie bis in alle Ewigkeit glücklich zu dritt leben, doch sie bekommen ein Video, auf dem Menschen die Köpfe mit Ketten-

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Leiden war’s und Unvermögen – das schuf alle Hinterwelten; und jener kurze Wahnsinn des Glücks, den nur der Lei-

dendste erfährt.Müdigkeit, die mit Einem Sprunge zum

Letzten will, mit einem Todessprunge, eine arme unwissende Müdigkeit, die nicht ein-mal mehr wollen will: die schuf alle Götter und Hinterwelten.

Glaubt es mir, meine Brüder! Der Leib war’s, der am Leibe verzweifelte, – der taste-te mit den Fingern des bethörten Geistes an die letzten Wände.

Glaubt es mir, meine Brüder! Der Leib war’s, der an der Erde verzweifelte, – der hörte den Bauch des Seins zu sich reden.

Und da wollte er mit dem Kopfe durch die letzten Wände, und nicht nur mit dem Kop-fe, – hinüber zu “jener Welt”.

Aber “jene Welt” ist gut verborgen vor dem Menschen, jene entmenschte unmenschliche Welt, die ein himmlisches Nichts ist; und der Bauch des Seins redet gar nicht zum Men-schen, es sei denn als Mensch.

Wahrlich, schwer zu beweisen ist alles Sein und schwer zum Reden zu bringen. Sagt mir, ihr Brüder, ist nicht das Wunderlichste aller Dinge noch am besten bewiesen?

Ja, diess Ich und des Ich’s Widerspruch und Wirrsal redet noch am redlichsten von seinem Sein, dieses schaffende, wollende, werthende Ich, welches das Maass und der Werth der Dinge ist. […]

Einen neuen Stolz lehrte mich mein Ich, den lehre ich die Menschen: nicht mehr den Kopf in den Sand der himmlischen Dinge zu

VON DEN HINTERWELTLERNFriedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra

stecken, sondern frei ihn zu tragen, einen Erden-Kopf, der der Erde Sinn schafft!

Einen neuen Willen lehre ich die Men-schen: diesen Weg wollen, den blindlings der Mensch gegangen, und gut ihn heissen und nicht mehr von ihm bei Seite schleichen, gleich den Kranken und Absterbenden!

Kranke und Absterbende waren es, die verachteten Leib und Erde und erfanden das Himmlische und die erlösenden Blutstrop-fen: aber auch noch diese süssen und düs-tern Gifte nahmen sie von Leib und Erde!

Ihrem Elende wollten sie entlaufen, und die Sterne waren ihnen zu weit. Da seufz-ten sie: “Oh dass es doch himmlische Wege gäbe, sich in ein andres Sein und Glück zu schleichen!” – da erfanden sie sich ihre Schliche und blutigen Tränklein!

Ihrem Leibe und dieser Erde nun entrückt wähnten sie sich, diese Undankbaren. Doch wem dankten sie ihrer Entrückung Krampf und Wonne? Ihrem Leibe und dieser Erde.

Milde ist Zarathustra den Kranken. Wahr-lich, er zürnt nicht ihren Arten des Trostes und Undanks. Mögen sie Genesende werden und Überwindende und einen höheren Leib sich schaffen!

Nicht auch zürnt Zarathustra dem Ge-nesenden, wenn er zärtlich nach seinem Wahne blickt und Mitternachts um das Grab

seines Gottes schleicht: aber Krankheit und kranker Leib bleiben mir auch seine Thränen noch.

Vieles krankhafte Volk gab es immer unter Denen, welche dichten und gottsüchtig sind; wüthend hassen sie den Erkennenden und jene jüngste der Tugenden, welche heisst: Redlichkeit.

Rückwärts blicken sie immer nach dunk-len Zeiten: da freilich war Wahn und Glau-be ein ander Ding; Raserei der Vernunft war Gottähnlichkeit, und Zweifel Sünde.

Allzugut kenne ich diese Gottähnlichen: sie wollen, dass an sie geglaubt werde, und Zweifel Sünde sei. Allzu gut weiss ich auch, woran sie selber am besten glauben.

Wahrlich nicht an Hinterwelten und er-lösende Blutstropfen: sondern an den Leib glauben auch sie am besten, und ihr eigener Leib ist ihnen ihr Ding an sich.

Aber ein krankhaftes Ding ist er ihnen: und gerne möchten sie aus der Haut fahren. Darum horchen sie nach den Predigern des Todes und predigen selber Hinterwelten.

Hört mir lieber, meine Brüder, auf die Stimme des gesunden Leibes: eine redlichere und reinere Stimme ist diess.

Redlicher redet und reiner der gesunde Leib, der vollkommne und rechtwinklige: und er redet vom Sinn der Erde.

ZITAT

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