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CANNABIS KANN EIN CANNABIS KANN EIN WAHRER SEGEN SEIN WAHRER SEGEN SEIN “Die üblichen Schmerzmittel sedieren nur” AMERIKANISCHE WENDUNGEN AMERIKANISCHE WENDUNGEN Ende der Verfolgung, der Drogenkrieg Ende der Verfolgung, der Drogenkrieg tritt in die Schlussphase tritt in die Schlussphase MIT DEN AUGEN EINES MIT DEN AUGEN EINES ERWACHSENEN IN DIE KINDHEIT ERWACHSENEN IN DIE KINDHEIT Über Dr. Gabor Matés Ayahuasca-Therapie Medical & Harm Reduction Magazine Medical & Harm Reduction Magazine 18 + Nr. 11 / 2013 Nov-Dez

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Medical and Harm Reduction Magazine

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CANNABIS KANN EINCANNABIS KANN EIN WAHRER SEGEN SEINWAHRER SEGEN SEIN “Die üblichen Schmerzmittel sedieren nur”

AMERIKANISCHE WENDUNGENAMERIKANISCHE WENDUNGENEnde der Verfolgung, der Drogenkrieg Ende der Verfolgung, der Drogenkrieg

tritt in die Schlussphasetritt in die Schlussphase

MIT DEN AUGEN EINES MIT DEN AUGEN EINES ERWACHSENEN IN DIE KINDHEITERWACHSENEN IN DIE KINDHEITÜber Dr. Gabor Matés Ayahuasca-Therapie

Medical & Harm Reduction MagazineMedical & Harm Reduction Magazine 18+

Nr. 11 / 2013 Nov-Dez

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Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserin-

nen und Leser darauf hin, dass der Handel mit

lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz

und Lieferung derselben in mehreren Mitglieds-

staaten der Europäischen Union als illegal gelten!

Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw.

Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten

keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner

Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es

ist nicht Anliegen des Herausgebers von

Medijuana, irgendjemanden zur illegalen

Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte

anzuregen. Der Herausgeber trägt keine

Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften

Anzeigenfl ächen erscheinen. Sämtliche Meinun-

gen im Redaktionsteil stammen von den Autoren

und decken sich nicht in jedem Falle mit dem

Standpunkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es

nicht möglich, den/die Inhaber des Urheberrechts

zu identifi zieren oder mit ihm/ihr Kontakt aufzu-

nehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nach-

weises von begründeten Urheberrechtsansprüchen

auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten

Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und

Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon

aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt

wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre –

auszugsweise oder als Ganzes – ist die schriftliche

Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch

wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziel-

len Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!

Medical & Harm Reduction Magazine

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IMPRESSUMChefredakteur: Gabor Holland

Autoren: Bob Arctor, Jack Pot

Katharina Grimm, Marcel Klos

Martin Müncheberg, Tomas Kardos

Lektorin: Helen Bauerfeind

Design & Photo: Gergely Vaska

Verantwortlicher Herausgeber: Peter Perjesi

CK & MEDIJUANA PUBLISHING

KN Advertising s.r.o.

945 05 Komarno 5. Eötvösa 57/20.

E-mail: [email protected]

Web: www.medijuana.eu

INDEX

ATAMI 31, 35

BABYLON GROW 47

BIO NOVA 12, 17

BUSHDOCTOR 37

BUSHPLANET 4–5

FUTURE GROW 11

CANNATRADE 25

CARBONACTIVE 43

CITY GROW 56–U3

ENCOD 42

GROWFIX 46

GROWSHOP.AT 34

HANF im GLÜCK 33

HANF UND HANF 50

HASH MARIJUANA & HEMP MUSEUM 11

HANF MUSEUM BERLIN 23

HERBALIST 50

HUG’s 12

INDRAS PLANET 9

JELLY JOKER 13

MIHA 8

MR. SMART 43

NACHTSCHATTEN VERLAG 51

NIRVANA 55

ÖSTERREICHISCHER HANF VERBAND 21

PLAGRON 9, U4

PRIMA KLIMA 2

ROYAL QUEEN SEEDS 7

SCHALL & RAUCH 43

SENSI SEEDS CO. U2

SERIOUS SEEDS 49

SONNENALLEE 43

TIROLER HANFHOUSE 15

UNITED SEED BANK 16

IN ZUSAMMENARBEIT MIT

MEDI+GREEN WASCHECHTER FLASHBACK 6

MEXIKO WÜRDE SICH SELBST VERSORGEN

JAMAIKANISCHER GANJATOURISMUS 7

COFFEEKLUBS 10

BEWUSSTE VERBRAUCHER

MEDI+GREEN GESETZGEBUNG HAT KEINEN EINFLUSS AUF DAS KONSUMVERHALTEN 13

CANNA+GLOBE

HANFVERBOT 14–16

Eine chronische Krankheit

CULTIVA 2013 – GESPONSERT VON MEDIJUANA 18–19

ÖHV-HOMEBASE IN WIEN 20–21

AMERIKANISCHE WENDUNGEN 22–24

Ende der Verfolgung, der Drogenkrieg tritt in die Schlussphase

MEDI+GREEN KANADA PRIVATISIERT MEDIZINISCHEN CANNABIS-ANBAU 26

HOLLAND WÜRDE GERN LEGALISIEREN

MEDIZIN CANNABIS KANN EIN WAHRER SEGEN SEIN 32–34

“Die üblichen Schmerzmittel sedieren nur”

VOLLBLUTHASH PLANT® 36

GUERILLA‘S GUSTO® 39

MEDIZIN MIT DEN AUGEN EINES ERWACHSENEN IN DIE KINDHEIT 40–41

Über Dr. Gabor Matés Ayahuasca-Therapie

VOLLBLUTSKUNK KUSH® 44

SERIOUS 6 48

CANNA+GLOBE ZEIT UND ZEITGEFÜHL 52–54

Ist der Augenblick in der Zeit oder die Zeit im Augenblick?

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MEDI+GREEN

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MEDI+GREEN

Waschechter Flashback

THC, der Hauptwirkstoff des Marihua-nas, lässt sich sogar noch einen Monat nach dem Konsum im Blut nachwei-

sen, ergo dauert die Wirkung von einmal Kif-fen wochenlang an, argumentieren die Ver-treter der drogenfeindlichen Welt. Abgesehen davon, dass das unter dem Strich Unsinn ist, denn das gerauchte Gras verändert höchstens drei bis vier Stunden lang das Bewusstsein, so ist doch wahr, dass das lange vorher konsu-mierte, im Fett gespeicherte THC bei starker Gewichtsabnahme oder durch Körperbewe-gung wieder im Blut auftauchen kann. Das bewirkt aber keinen spontanen Flashback, sondern falsche Ergebnisse im Drogentest. Bei Schlankheitskuren war dies schon vor Jahren beobachtet worden, doch konnten australische Forscher nun zum ersten Mal nachweisen, dass sich direkt nach dem Sport der THC-Spiegel im Blut von Konsumentenum 15 % erhöht, was für einen positiven Dro-gentest ausreichen würde. Die Untersuchung kann mit einer Erklärung für die Fälle aufwar-ten, wo im Blut von Sportlern, die sich auf einen Wettkampf vorbereiten, noch Wochen nach dem letzten Joint THC gefunden wurde. Schon leichtes Abnehmen kann jemanden, der schon mehrere Monate abstinent ist, in den Verdacht des Rückfalls bringen. An der Untersuchung nahmen fünfzehn regelmä-

teressanter ist jedoch, dass in einer zweiten Untersuchung auch bei Personen, die noch nie Marihuana zu sich genommen hatten, eine steigende Aktivität des Cannabinoidsys-tems des Hirns nachgewiesen werden konnte. Ob das die Erklärung für das “High nach dem Sport” ist, bleibt dahingestellt, ebenso, ob ein Stresserlebnis im Zusammenhang mit einem Autounfall zur Erhöhung des THC-Spiegels führen kann, wodurch man möglicherweise den Führerschein verliert.

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Mexiko-Stadt endlich die Medizin gegen die ausufernde Gewalt gefunden hat: Cannabis-klubs sollen eröffnet werden und jeder soll für sich selbst anbauen dürfen.

Im September veranstaltete der Magistrat der Hauptstadt ein dreitägiges drogenpoliti-sches Forum, wo die Entschärfung der Dro-gengesetze als Alternative zum aussichtslo-

sen Kampf gegen die Drogenkartelle auf den Tisch kam. Auf dem Event, an dem auch aus-ländische Gäste teilnahmen, wurde der Plan erörtert, der pro Kopf die Aufzucht von drei Cannabispflanzen erlauben und die Grund-lage des privaten Non-Profit-Klubsystems bil-den würde. Die Umsetzung des Plans wäre ein schwerer Schlag für die Kartelle, denn 20 % der mexikanischen Bevölkerung leben in der Hauptstadt und bilden einen bedeutenden Markt für die illegalen Händler. Einen durch-greifenden Erfolg würde die landesweite Le-galisierung, und mehr noch die Legalisierung in Kalifornien bedeuten. Denn der Großteil des in Mexiko angebauten Marihuanas lan-det in den USA, und ein guter Teil der Kar-tellkämpfe dreht sich um die “Großhandels-rechte”. Für die Kartelle würde der regulierte Binnenmarkt und die Neuregelung in den USA massive Einbußen bedeuten, die ihren Fortbe-stand fraglich erscheinen lässt, zudem könn-ten sie immer leichter Ziel von Polizeiaktionen werden. Sollte sich jedoch das uruguayische Modell als funktionsfähig erweisen, dann wird sehr wahrscheinlich ganz Lateinamerika sich anschließen, um mit einer Legalisierung des Marihuanamarktes der Herrschaft der Dro-genkartelle ein Ende zu setzen. Nach den ge-genwärtigen Prozessen zu urteilen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass in Übersee in ein paar Jahrzehnten Grashändler ein geachteter Be-ruf sein kann.

Längst vergangen sind die Zeiten, in denen die amerikanischen Kiffer, wenn sie den Namen Mexiko hörten, das le-

gendäre Acapulco Gold assoziierten. Wegen des Blutvergießens in dem seit 2006 andau-ernden Drogenkrieg fallen auch ihnen eher abgeschnittene Köpfe und in tote Körper ge-ritzte Kartellbotschaften ein. Mag sein, dass

Mexiko würde sich selbst versorgen

ßige Konsumenten teil, die durchschnittlich einen Joint am Tag rauchten. Nach einer Ab-stinenz von 24 Stunden nahm man ihnen vor und nach 35-minütigem Fahren auf einem Fitnessgerät (mittleres Tempo) Blut ab. Die Forscher fanden heraus, dass bei Personen mit einem höheren BMI der THC-Spiegel im Blutum bis zu 34 % steigen kann, während Ma-gere nur minimale Abweichungen aufwiesen. Die Veränderung war jedoch nur kurzzeitig – jeweils zwei Stunden lang – feststellbar. In-

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Jamaikanischer Ganjatourismus

In den mediterranen Ländern Europas geht man gern auf Weintouren und besucht be-rühmte Anbaugebiete. In Schottland sucht

man die berühmten Malt-Whisky-Destillen auf, um am Originalschauplatz einen Schluck von seinem Lieblingsgetränk zu nehmen. In Jamaika ist der Tourismus auf ganz andere Feinschmecker eingestellt. Wer nach Appleton kommt, kann leicht in eine ausufernde Rum-Tour gelangen. Wer sich aber mehr für solche Kultorte wie die Geburtsstadt von Bob Marley interessiert – Nine Mile –, oder das für Ganja berühmte Negril, der findet sich mit größerer Wahrscheinlichkeit auf einem Hanfausflug wieder. Entgegen der gängigen Meinung ist Jamaika ein verhältnismäßig konservatives, religiöses Land, wo Marihuana verboten ist und auch die Gras-Touren offiziell nicht er-laubt sind. Die Praxis zeigt, dass es trotzdem reichlich Interessenten gibt und auch Anbie-ter. Die Besucher von Nine Mile finden leicht örtliche Helfer, die ihnen bereitwillig ein paar versteckte Cannabisplantagen zeigen, unter anderem natürlich Bob Marleys Lieblingsgras

– das Original Sinsemilla –, oder die andere große Legende, das Purple Skunk.

Probieren geht über studieren – daher ist die Kostprobe ein Teil der Tour, der nicht aus-bleiben darf. Viele Reisende aus Nordamerika erkennen an, dass sie bei sich zu Hause jeder-zeit viel potentere Sorten finden. Aber das einmalige Erlebnis, die Sorten, die Bob Marley inspiriert haben, in den Bergen von Jamaika selbst zu konsumieren, kann die Reise wahr-haft unvergesslich machen. Kein Wunder, dass viele Jamaikaner glauben, dass man diese Anziehungskraft besser nutzen könnte, unter anderem durch die Lockerung der Marihua-nagesetzgebung. Im Zusammenhang mit der Entkriminalisierung sagte der jamaikanische Justizminister kürzlich, dass man die Ergeb-nisse der Nachbarländer prüfen würde, um dann zu entscheiden, wie es weitergeht.

Die jamaikanische Organisation Ganja Law Reform Coalition schnappte sofort zu und veranstaltete – um den Gang der Dinge zu beschleunigen – im September in Kingston eine internationale Konferenz, mit der sie die fachliche Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der legalen Reglementierung für das Cannabis in Gang setzen wollte. Wie streng das Gesetz es auch ahndet, der Gras-tourismus geht unvermindert weiter, aber die Einnahmen kommen nicht dem notleidenden Land zugute. Ein “Reisebüro” wirbt beispiels-weise mit folgender unverhohlener Botschaft: “Nachdem wir zusammen einen Joint ge-raucht und uns kennengelernt haben, neh-men wir Dich mit auf die beste jamaikanische Ganjatour, wo Du Gras rauchen und essen kannst, sodass Du am Ende persönlich mit Bob Marley sprichst.”

Ein Kanaan mit Rum und Gras

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MEDI+GREEN

Bewusste Verbraucher

Die Cannabiskonsumenten verfügen über mehr Informationen über die medizinische Wirkung von Marihu-

ana als diejenigen, die sich des Gebrauchs enthalten. Dies geht aus einer Studie der Fachzeitschrift International Journal of Public Health Policy hervor. Forscher der Universität Zürich untersuchten das medizinische Wissen von 12.000 Männern. Die Autoren der Studie stellten fest, dass Personen, die regelmäßig Cannabis, Alkohol und Tabak konsumieren, viel mehr Informationen über die jeweiligen Mittel im Netz suchen als Nichtkonsumenten. Diese Personen kennen auch die Risiken des Konsums besser und sind empfänglicher für Informationen bezüglich Schadensreduzie-rung. Bei der Informiertheit zeichneten sich die Cannabiskonsumenten aus, die es regel-

mäßig wöchentlich zu sich nehmen: Sie such-ten viermal so viele Informationen zur Ge-sundheit als Abstinenzler. Das erklärt, warum Gelegenheitsraucher Mediennachrichten oft scharf kritisieren, wenn von den Gefahren des Drogengebrauchs übertrieben berichtet wird. Und vielleicht überrascht es auch nicht, dass sich viele von ihnen aktiv an der Diskussion über Drogenreglementierungen beteiligen. In Westeuropa ist es gängige Praxis, dass bei der Erarbeitung von Drogenstrategien neben Fachleuten und Politikern auch Konsumenten eingebunden werden, obwohl dies nicht auf alle europäischen Länder zutrifft. Die schwei-zerische Studie ist ein neuer Beweis dafür, dass die Drogenkonsumenten keine passiven Puppen sind, sondern meist gesundheitsbe-wusste Bürger mit einer eigenen Meinung.

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des Opiumgesetzes, welches das Verbot der Rauschmittel vorschreibt, entbindet.

Der konservative Justizminister zöger-te nicht mit seiner Retourkutsche: Falls der Klub eröffne, werde er die nötigen rechtli-chen Schritte zu seiner Schließung einleiten. Dies ist nicht der erste Versuch, die Hanfre-glementierung zu reformieren, aber bisher wurde jeder Versuch abgewürgt. Die leiten-den Beamten von Utrecht wollen den Klub trotzdem genehmigen und wandten sich mit einem Schreiben an den Justizminister, in dem sie zum Ausdruck brachten, dass die

Initiatoren des Klubs keinen Ersatz für einen Coffeeshop, sondern eine funktionierende Alternative zu schaffen versuchen, deren vorrangiges Ziel es sei, die momentanen Gesundheitsrisiken durch die ungeregelte Zucht in den Griff zu bekommen. In diesem Zusammenhang kann der Klub die Qualität des Marihuanas kontrollieren und nach den Vorgaben der Regierung auf die Gefahren beispielsweise der hoch THC-haltigen Skunk-Sorten hinweisen. Drücken wir die Daumen, dass der Traum von Domstad in Erfüllung geht!

Nach belgischem Modell geht in Ut-recht der erste holländische Cannabis Social Club an den Start, wo die Mit-

glieder zum Eigenverbrauch bestimmtes Can-nabis anbauen können. Wenn man glaubt, dass das im Land der Coffeeshops keine Bedeutung habe, dann lese man unbedingt weiter! Die Lage ist nämlich wie folgt: Die Marihuanacafés bleiben letztendlich auch für Ausländer geöffnet, aber Cannabis ist in Hol-land weiterhin nur geduldet und nicht legal. Daher gibt es auch keine Möglichkeit, es legal anzubauen. (Obwohl die Polizei bei fünf oder weniger Pflanzen kein Verfahren einleitet. – Der Red.) Der Cannabisklub, der jetzt mit dem Namen Domstad eröffnet, macht genau damit auf diese verzwickte Lage aufmerksam, dass die Mitglieder für sich selbst ihre Lieb-lingssorte nach ihren Vorstellungen anbauen möchten. Der Plan sieht vor, dass dies unter Aufsicht der örtlichen Behörden geschieht. Bei der Stadtverwaltung wurde schon die Genehmigung beantragt, die die Züchter von Medizinalmarihuana von den Vorschriften

Coffeeklubs

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Bio Nova Premium Dünger auf Facebook

Seit ein paar Jahren ist Bio Nova auf Facebook, aber bisher haben wir dies nicht zu ernst genommen. Aber durch die Feststellung, dass die Anzahl unserer Freunde rasch zunahm, beschlossen wir, unsere Präsenz auf diesem Medium auszubauen. Deshalb haben wir seit zwei Monaten einen neuen Mitarbeiter, der auf Facebook spezialisiert ist.

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Gesetzgebung hat keinen Einfl uss

auf das Konsumverhalten

setzgebung und der Verbreitung von Drogen gibt. Das sehr ausführlich dargestellte und begründete Ergebnis ist, dass in Ländern mit verschärften Strafmaßnahmen der Konsum gleich geblieben, gestiegen oder gesunken sei. In Ländern mit reduzierten Strafen und ge-lockerten Gesetzen sei der Konsum ebenfalls gleich geblieben, leicht angestiegen oder aber deutlich gesunken. Trotzdem kam die EBDD lediglich zu dem Schluss, dass über den Un-tersuchungszeitraum von zehn Jahren in den betrachteten Ländern (Italien, England, Slo-wakei, Dänemark, Finnland, Portugal, Bulgari-en und Griechenland) “kein deutlicher Zusam-menhang” zwischen den Gesetzesänderungen und den Prävalenzraten des Cannabiskonsums ermittelbar sei.

Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) ist eine Einrichtung der Europäischen

Union, an der auch Deutschland beteiligt ist. In einem ihrer letzten Berichte zum “Stand der Drogenproblematik in Europa” heißt es, es gäbe “keinen deutlichen Zusammenhang zwischen Gesetzesänderungen und den Prä-valenzraten des Cannabiskonsums”.

Dr. Raphael Gaßmann, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) war es wichtig, darauf hinzuweisen, dass in dieser Aussage nur ein Punkt wissenschaft-lich problematisch sei: “kein deutlicher Zu-sammenhang”. Denn es müsse ganz deutlich gesagt werden: Es gibt gar keinen Zusammen-hang.

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) wurde 1947 gegründet, um allen in der Suchtkrankenhilfe bundesweit tätigen Ver-bänden und gemeinnützigen Vereinen eine Plattform zu geben. Mit wenigen Ausnah-men sind sämtliche Träger der ambulanten Beratung und Behandlung, der stationären Versorgung und der Selbsthilfe in der DHS vertreten.

Die EBDD beschäftigt sich schon lange mit der Frage, wie Verbot und Verbreitung sowie Verbot und Gefährlichkeit zusammenhängen. In Europa wurden in den letzten zehn Jahren viele Cannabis-Gesetze geändert. In einigen Ländern wurden sie verschärft, in anderen hat man das Strafmaß reduziert. Die EBDD hat diesen Prozess beobachtet und erhebt seit ihrer Gründung vor rund 15 Jahren Da-ten zur Verbreitung illegaler Rauschmittel in Europa. Die EBDD hat auch untersucht, wel-chen Zusammenhang es zwischen der Ge-

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CANNA+GLOBE

HanfverbotHanfverbot Eine chronische Krankheit

Immer mehr Stimmen werden laut, die die repressive Drogenpolitik der letzten

Jahrzehnte für gescheitert erklären. Länder wie Portugal, Holland, Uruguay, aber

auch einzelne Bundesstaaten in den USA sind den Schritt bereits gegangen: weg von

der Kriminalisierung des Cannabis-Konsums. In Deutschland wagt dies nun die neue

Bezirksbürgermeisterin von Berlin Friedrichshain-Kreuzberg.

Der Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg ist für manche Berliner/innen ein rotes Tuch: Aufgrund der andauernden Pro-

bleme vor Ort wie dem massiven Drogenhan-del und Drogenkonsum sind viele von ihnen nicht länger bereit, die momentane Situati-on so hinzunehmen. Laut der Tageszeitung taz sei der illegale Drogenhandel (vor allem mit Cannabis) dort bereits ein seit Längerem existierendes Problem. Zudem führe die an-dauernde Gewalt zwischen Drogenhändlern bzw. zwischen ihnen und ihren Kunden zu wöchentlichen Polizeirazzien und damit ver-bundenen Verhaftungen.

Monika Herrmann (Bündnis 90/Die Grü-nen) ist seit dem 1. August Bezirksbürger-meisterin von Friedrichshain-Kreuzberg. Wenn es nach ihr ginge, sollte Cannabis in Berlin zukünftig legal verkauft werden. Die-se Idee wurde bereits von ihrem Vorgänger

Franz Schulz zur Diskussion gebracht. Frau Herrmann versucht dies nun – zusammen mit ihrer Partei – praktisch umzusetzen.

Im deutschen Betäubungsmittelgesetz (BtMG) gibt es eine Ausnahmeregelung (§3), die unter anderem den Anbau von Canna-bis “zu wissenschaftlichen oder anderen im öffentlichen Interesse liegenden Zwecken” erlaubt. Die amtierende Bürgermeisterin und ihre Partei nahmen diese Regelung zum Anlass, um am 28. August einen Antrag im Bezirksparlament (BVV) einzureichen. Darin heißt es, dass man “durch eine kontrollierte Abgabe von Cannabisprodukten in lizenzier-ten Abgabestelle(n) am Görlitzer Park den negativen Auswirkungen der Prohibition und des dadurch entstehenden Schwarzmarkts” entgegenwirken möchte. Die Polizeirazzien im Park würden das Problem lediglich kurz-zeitig verlagern, aber nicht lösen. Ein Rück-

gang des Drogenkonsums sei nicht sicht-bar, und auch im Jugendschutz und in der Suchtprävention könne man mit dieser Art von Drogenpolitik keine Erfolge erzielen. In einem Spiegel-Interview äußert Herrmann: “Freier als jetzt kann man Cannabis nicht bekommen. Ich will den Verkauf kontrollie-ren.”

Deshalb soll zuerst ein Runder Tisch – zu-sammen mit Einwohner/innen, lokalen Ini-tiativen, Politiker/innen sowie Expert/innen der Polizei bzw. der Drogen- und Suchthilfe – initiiert werden. Dabei sollen beispielswei-se Fragen bezüglich der Antragstellung beim Bundesamt für Arzneimittel und Medizinpro-dukte (BfArM), welches das Projekt geneh-migen muss, geklärt werden. Auch die Be-schaffung des Cannabis, die Betreibung der Abgabestelle sowie die wissenschaftliche Be-gleitung des Projektes stehen zur Debatte.

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Mit der staatlichen Abgabe von Cannabis an Konsument/innen könnte u. a. unter-sucht werden, ob und in welchem Umfang der Jugendschutz verbessert werden könnte, ob man problematische Drogenkonsumie-rende erreichen und deren Gesundheitspro-bleme somit reduzieren könnte (u. a. durch die Abgabe von kontrolliertem, “sauberem” Cannabis).

Pro und Contra

Katharina Oguntoye, Leiterin des interkul-turellen Netzwerkes Joliba, das vor allem mit afrikanisch-deutschen Familien arbeitet,

men, um sich legal Cannabis zu kaufen. Um dies in Deutschland zu verhindern, müsste u. a. geregelt werden, wem die geplanten Ab-gabestellen zur Verfügung stehen sollten, obder Verkauf von Cannabis auf eine bestimm-te Anzahl von Leuten limitiert werden würde oder nicht, und falls ja, auf welche. Moni-ka Herrmann plant den legalen Verkauf in ganz Berlin, wobei die Konsumierenden ein bestimmtes Alter erreicht haben müssen. Sie möchte sich zudem Unterstützung von Sozi-alarbeiter/innen, der Polizei und wenn nötig auch Sicherheitspersonal holen.

Momentan muss sich das Bezirksparla-ment einig werden, ob es dem Antrag der Grünen überhaupt zustimmt. Ist dies der Fall, müsste nächstes Jahr tatsächlich ein Antrag an das BfArM gestellt werden, um von dort im besten Fall eine Genehmigung für das geplante Projekt zu erhalten.

Die grundsätzliche Idee Herrmanns, Can-nabis legal zu verkaufen, stößt jedoch nicht

glaubt nicht an den Erfolg einer solchen Ab-gabestelle. Sie glaubt, die Ursachen für die steigende Anzahl der Afrikaner/innen im Park (von denen einige Dealer seien, andere jedoch nicht) lägen in der deutschen Mig-rations- und Flüchtlingspolitik. Stattdessen müsse man jene Menschen auf der Suche nach Orientierung in ihrem neuen Umfeld unterstützen.

Mechthild Dyckmans, die Drogenbeauf-tragte der Bundesregierung, ist besorgt. Ihrer Meinung nach würde die gesetzliche Abgabe von Cannabis “das völlig falsche Signal an Jugendliche senden – dass Cannabisproduk-te unbedenklich” seien. Sie findet, dass man die gesundheitlichen Gefahren durch häufi-gen Konsum von Cannabis nicht unterschät-zen dürfe: “Das bestätigen aktuelle Studien-ergebnisse und die vielen Menschen, die sich wegen Cannabis in Behandlung begeben.”

Zudem gibt es Befürchtungen, dass als Folge viele Menschen in die Hauptstadt kom-

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text: Katharina Grimm

nur auf Kritik, sondern findet viele Unter-stützer. Einer davon ist Rolf Ebbinghaus vom Berliner Hanf Museum. Bereits 1994 gab es eine Weisung des Bundesverfassungsge-richts, in der u. a. gefordert wurde, die Praxis der Strafverfolgung anzupassen, als auch, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in Betracht zu ziehen. Ebbinghaus fordert des-halb, dass Berlin die Betroffenen vom “un-gerechten Verfolgungsdruck” befreie, indem es dem damaligen Urteil des Bundesverfas-sungsgerichts Folge leiste.

Astrid Leicht von Fixpunkt e.V. ist der Mei-nung, dass der legale Verkauf von Cannabis nicht die Lösung aller Probleme darstelle. Die Prohibitionspolitik sei jedoch gescheitert. Für die Verfolgung von drogenbezogenen Straf-taten und die Bekämpfung von Verbrechen werden Leichts Angaben zufolge jährlich drei Milliarden Euro aufgewendet, was tatsäch-lich aber nichts an der Verfügbarkeit von Drogen ändere. Stattdessen würde das Geld im Bereich der Suchtprävention sowie Dro-genhilfe und im Gesundheitsschutz fehlen, wie sie in der Tageszeitung taz äußerte.

Auch der Deutsche Hanfverband (DHV) begrüßt die Idee Monika Herrmanns. Laut Georg Wurth, Sprecher des DHV, werden in Deutschland jährlich 200 bis 400 Tonnen Cannabis konsumiert. Sowohl die Nachfrage als auch ein illegaler Markt existiere. Für die meisten Konsument/innen sei jedoch nicht die Droge an sich das Problem, sondern die Streckmittel, die hinzugegeben werden.

Mit der Schaffung legaler Verkaufsstellen könnte man dem entgegenwirken. Die Reali-sierung dieser Verkaufsstellen hängt von der politischen Führung ab und davon, wer zu-künftig das Amt der/s Gesundheitsminister/in bekleiden wird.

Seit den Bundestagswahlen im September laufen Sondierungs- und Koalitionsgesprä-che darüber, aus welchen Parteien sich die Regierung der Bundesrepublik zusammen-

setzen wird. Alles läuft auf eine Große Ko-alition hinaus, und das Amt der/s Gesund-heitsminister/in wird vermutlich aus den Reihen der CDU oder SPD kommen – was keine guten Erfolgschancen für das geplante Projekt der Grünen verspräche.

Wurth betont jedoch, dass selbst Parteien wie CDU und SPD sähen, dass “mittlerwei-le großer Diskussionsbedarf besteht” und man sich mit dem Thema “Pro Legalisie-rung” auseinandersetzen müsse. Er verweist auf Kopenhagen, Bern und Zürich, wo ak-tuell ähnliche Entwicklungen wie in Berlin stattfänden, und eine Tendenz in Richtung Legalisierung erkennbar sei. Zudem würden

in immer mehr kommunalen Parlamenten in Deutschland Petitionen für eine Verän-derung der gegenwärtigen Situation einge-reicht.

“Hanfverbot ist eine chronische Krank-heit, die die Welt hat. Die wird man nicht mit einem Arztbesuch los”, betont Georg Wurth. Es käme darauf an, wie stark “die Bewegung von unten” sei, wie viele Men-schen sich einmischten und die Politiker/in-nen dazu aufforderten, etwas zu ändern.

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Cultiva 2013 – gesponsert

von MedijuanaMedijuana war schon letztes Jahr der Hauptsponsor der Wiener Cultiva. Dieses Jahr

versuchten wir, etwas mehr Farbe auf die Dienstleistungspalette zu bringen, denn

ein kostenloses Magazin hat ja – über die Nachrichten hinaus – den Lesern noch das

eine oder andere mehr zu bieten.

zum Beispiel zu den spürbaren Vorzügen des kroatischen EU-Beitritts aus; oder zum ersten slowenischen Social Club, der nach den Modellen in Spanien und Belgien nicht lange auf sich warten ließ. (Obwohl es einen gravierenden Unterschied gibt: Letzterer ist momentan illegal tätig.)

Auch diesmal trafen wir Patienten in gro-ßer Zahl, die nicht nur wegen der Vorträge auf den Cultiva Kongress gekommen waren. Viele von ihnen sind Selbstversorger. Sie bauen ihre Medikamente selbst an und sind daher an Informationen zum Anbau und zu den Produkten der Aussteller interessiert. In Verbindung mit therapeutischem Marihuana stand die sicher interessanteste Äußerung des Wochenendes. Ed Rosenthal sagte in einem Interview, dass seiner Meinung nach jeder Cannabiskonsum medizinische, min-destens aber therapeutische Ziele verfolge, auch wenn die meisten Konsumenten das nicht wüssten. (In der Januarausgabe kommt er länger zu Wort. - Der Red.) CAM, DHV und natürlich auch ÖHV waren dort - David Ros-

Die Medijuana Garden Lounge war auch diesmal ein Erfolg, höchstens am Tresen gab es größeren Andrang

(sprich: Massen) als bei den Konzerten. Auf dem Programm des Cannabis Kinos standen hauptsächlich Kurzfilme zum Thema Hanf. Sie fanden mäßiges Interesse, was daran ge-legen haben mag, dass wir bestimmte Filme nur auf Englisch hatten beschaffen können. Wir hoffen, dass sich in der Zukunft Orga-nisationen und Firmen wie nachtschatten.tv und DEA mit ihrem Material beteiligen werden.

Vorbereitungszeit bleibt reichlich, denn die nächste Cultiva wird im Mai 2015 statt-finden. Harald Schubert alias Bushdoctor sagte in diesem Zusammenhang, dass man sich mit gemischten Gefühlen und Spannung auf die Veränderungen vorbereite. Es gäbe viele neue Pläne und Ideen und der Termin im Frühjahr böte lauter neue Möglichkeiten. Dem stimmen wir unsererseits vorbehaltlos zu.

Das diesjährige Motto “Balkan Connec-tion” beschränkte sich auf das spärliche Erscheinen einiger slowenischer, jugosla-wischer und kroatischer Growshops. Wir zumindest sahen sie gerne und fragten sie

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se (ÖHV-Vorsitzender) hielt einen Vortrag, ebenso Joep Ommen von ENCOD.

Die Konzerte von DaLaDap und Balkan Tango Vibes verbreiteten Balkan-Stimmung und rissen alle mit – ein ekstatisches Erlebnis im vollen Haus. Nur zwei winzige Momente konnten das noch übertrumpfen, jedenfalls unserer Meinung nach: Ein Leser kam auf unseren Mitarbeiter zu und wollte sich mit ihm fotografieren lassen. Obwohl überrascht (Marketingleute werden selten um so etwas gebeten), erklärte er sich dazu bereit. Kurz darauf erschien am Stand ein Duo mit einem dicken Joint und reichte ihn uns mit den Worten: “Support for medijuana, very good magazine.” Obwohl wir es da schon sagten, noch einmal: Vielen Dank! Wer auf solche und ähnliche Abenteuer aus ist, der komme zu uns auf der nächsten Cultiva in Wien.

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ÖHV-Homebase in Wien Der Österreichische Hanf Verband (ÖHV) hat am 1. März 2013 seine Homebase

in Wien eröffnet! Nachdem die ersten Anfangsschwierigkeiten überwunden sind,

ist der Verein nun bereit, richtig loszulegen.

– Internationale DrehscheibeÖsterreich spielt im Bereich der Drogenpo-litik durch den Sitz der UNODC eine sehr wichtige Rolle. Die UNO Drogenkonferenz, welche jedes Jahr in Wien stattfindet, ist nur ein Beispiel.

– Branche vernetzenRohstoff – Medizin – Genussmittel. Der größte Vorteil des Hanfs ist seine Vielseitig-keit. Die Tabuisierung von Hanf durch des-sen Verbot als Genussmittel auf der einen Seite und die Förderung des nachwachsen-den Rohstoffes Hanf auf der anderen Seite sorgen oft für Verwirrung. Es liegt nun an uns, diese Vielseitigkeit durch branchenüber-greifende Projekte und starkes gemeinsames Auftreten zu nutzen.

– Wissenschaftlicher BeiratZur Betriebsaufnahme des ÖHV hat sich der

wissenschaftliche Beirat aus renommierten Medizinern und Juristen konstituiert, die sich auf österreichischer und europäischer Ebene für die gleichwertige Behandlung von Hanf gegenüber anderen Produkten einsetzen.

– ÖHV-Homebase mitten in WienNur 150 Meter vom Westbahnhof entfernt, ist die ÖHV-Homebase nicht nur für Wiener/innen, sondern für alle Österreicher/innen sehr gut zu erreichen. Zu viel wollen wir aber nicht vorwegnehmen. Am besten, Ihr kommt selbst vorbei. Die Öffnungszeiten findet Ihr auf www.hanfverband.at

– Ohne Moos nix losDie finanzkräftigen Initiativen in Colorado und Washington haben wieder einmal ge-

Rechtzeitig zum Superwahljahr 2013 hat sich auch in Österreich eine pro-fessionelle Interessenvertretung für

die Hanfbranche und alle privaten Hanf-freunde in Österreich gebildet. Nach einem langen Jahr voller Vorbereitungen haben die langjährigen Organisatoren des Hanf Wan-dertags in Wien den nächsten entscheiden-den Schritt in Richtung professioneller Hanf-lobby gewagt.

Das Büro war notwendig geworden, um die mittlerweile unglaubliche Menge an Druckwerken, welche Jahr für Jahr für den Hanf Wandertag produziert werden, bewälti-gen zu können. Auch für die tägliche politi-sche Lobbyarbeit, welche zu den wichtigsten Aufgaben des Verbands zählt, ist ein neutra-ler Standort unverzichtbar.

Denn das Tätigkeitsfeld des Verbands ist groß:

– Professionelle InteressenvertretungGovernment Relations sind auf Dauer ange-legt, haben kein unmittelbar akutes Anliegen und fördern die Beziehungen im Allgemei-nen. Ziel ist der Aufbau einer tragfähigen und nachhaltigen Vertrauensbasis zu Politik und Verwaltung.

Mit strategischer Basis, professioneller Umsetzung und politischem Know-how er-zielen wir mehr Wirkung. Unsere Botschaften überzeugen, unsere Standpunkte setzen sich auf Dauer durch.

– Botschaften transportierenPolitische Kommunikation muss komplexe Themen vermitteln, Bewusstsein und Akzep-tanz schaffen. Das erfordert strategische Pla-nung, effiziente Umsetzung – und vor allem politisches Verständnis. Um dies zu gewähr-leisten, stehen wir in einem permanenten Di-alog mit Politik und Verwaltung.

CANNA+GLOBE

Dem wissenschaftlichen Beirat gehören u. a. an:

– Dr. Kurt Blaas, Mediziner, Vorsitzender der Arge CAM (Cannabis als Medizin), Wien– Bernhard Amann, Stadtrat, Dipl. Sozi-alarbeiter, Obmann des Vereins Legalize! Österreich, Hohenems– Dr. Gebhard Heinzle, Rechtsanwalt, Bregenz– Mag. Gottfried Hudl, Rechtsanwalt, Wien– Dr. Martin Feigl, Rechtsanwalt, Verein takeyourrights!, Wien– Peter Rausch, Alchemist, Cannabinoid-Experte, Firma Nektar Natur Kosmetik, Amstetten

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zeigt, dass man mit Geld mehr erreicht als mit Worten. Professionelle Kampagnen rund ums Thema Hanf stehen daher ebenfalls im Fokus des ÖHV. Gerade in der Werbestadt Wien – in der es mittlerweile übrigens so-gar Werbeflächen am Rathaus gibt – sind die Möglichkeiten von öffentlichkeitswirksamen Kampagnen unerschöpflich. Die Möglich-keiten reichen (selbstverständlich bei ent-sprechendem Budget) von einfachen Pla-katwerbungen über Riesenplakate bis hin zu komplett “gebrandeten” U-Bahn-Garnituren. Aber wie gesagt, es ist alles eine Frage des Budgets ...

– Günstige MitgliedschaftDer Mitgliedsbeitrag wurde vom Vorstand aus diesem Grund bewusst niedrig ange-setzt (12 Euro pro Jahr). Der Verband hofft mit dieser Strategie auf eine entsprechende Zahl an Mitgliedern. Höhere Mitgliedsbeiträ-ge nehmen wir natürlich auch gerne an. 12 Euro pro Jahr sollte allerdings wirklich jede/r Hanffreund/in in Österreich übrig haben.

Ein Onlineformular zur Anmeldung gibt es auf der Homepage www.hanfverband.at/mitglieder.

Auch Firmenmitglieder sind herzlich will-kommen. Die Höhe der Mitgliedsbeiträge für Firmen richtet sich nach der Größe des Un-ternehmens. Werden Sie noch heute Mitglied im ÖHV und bestimmen Sie mit, wohin der

Weg geht. Kontaktieren Sie uns unter: [email protected].

– Zeit ist GeldDer ÖHV-Bulletin: informiert alle Firmenmit-glieder monatlich über die wichtigsten Neu-erungen und Ereignisse.

– ÖHV GreencardMit der ÖHV Greencard bekommen alle Mitglieder als Dank für ihr Engagement

exklusive Rabatte bei Mitgliedern/Partnern des ÖHV. Eine Liste aller Vorteile der ÖHV Greencard findet Ihr auf: www.hanfverband.at/greencard.

– ÖHV GeneralversammlungEin weiteres Highlight für alle Mitglieder des ÖHV ist die jährliche Generalversammlung.

Hier treffen sich Vordenker, Entscheider und Insider. Als Location für die 1. Gene-ralversammlung wurde das Naturhistorische Museum in Wien gewählt. Allein durch die Wahl dieser ehrwürdigen Örtlichkeit möch-te der Verband ein Statement für die ganze Hanfbranche setzen. Im Rahmen der Gene-ralversammlung wird in diesem Jahr zum ersten Mal das “Goldene Hanfblatt” für be-sonderes Engagement verliehen.

Österreichischer Hanf VerbandSonntag, 17.11.2013 10–18 UhrNaturhistorisches Museum WienBurgring 7, A-1010 Wienwww.nhm-wien.ac.at

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Amerikanische WendungenEnde der Verfolgung, der Drogenkrieg

tritt in die SchlussphaseDie hohe Drehzahl der Legalisierungsmaschinerie führt dazu, dass wir alle zwei

Monate über Ereignisse berichten können, die den Lauf der Dinge grundlegend

beeinfl ussen. Nun ist die Zeit der günstigen Nachrichten angebrochen, denn nach

und nach fallen die Hindernisse zur Schaffung eines legalen Hanfmarktes.

Cannabishandel, der alsbald in Colorado und Washington realisiert werden wird.

Des Rätsels Lösung

Die größte Schlagzeile ist zweifellos, dass Eric Holder, Justizminister der USA, am 29. Au-gust die sehnlich erwartete Erklärung abgab, dass der Bund die Legalisierung in Colorado und Washington nicht behindern werde und nach dem Willen des Volkes die erwachsenen

Einwohner legal Cannabis erwerben könnten – auch zum Vergnügen und zur Entspan-nung. (In diesen Staaten sind Anbau, Kon-sum und Handel für medizinische Zwecke schon seit zehn Jahren erlaubt! – Der Red.) Damit ist sicher, dass die beiden Staaten Ge-schichte geschrieben haben und in Zusam-menarbeit mit dem Justizministerium der Prozess zur Beendigung des Drogenkrieges unumkehrbar in Gang gekommen ist. Der amerikanische Justizminister versprach den

Im letzten Teil unserer Artikelserie waren wir noch besorgt, weil der Bund immer noch keine Stellung zu den legalisieren-

den US-Staaten beziehen wollte und keine Weisung für die Ausgestaltung des Hanf-marktes – die auch auf Bundesebene an-nehmbar wäre – abgab. Zudem läuft weiter-hin die Strafverfolgung der Konsumenten. In der zweiten Jahreshälfte wurden immer mehr offene Fragen beantwortet; die Ant-worten ergeben ein günstiges Bild von dem

CANNA+GLOBE

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beiden Staaten “vertrauensvolle Aufsicht”. Das heißt, man wirkt bei der Legalisierung in Colorado und Washington mit, wenn sie mit den nötigen Reglementierungen einher-geht, sich nicht schädlich auf die öffentliche Sicherheit und die allgemeine Gesundheit auswirkt und nicht zu massenhaften Geset-zesbrüchen führt. Obwohl beide Staaten die Umsetzung des legalen Hanfmarktmodells mit strengem Regelwerk planen, bereicherte sie das Ministerium mit acht weiteren Vor-schriften. Zu ihrer Einhaltung werden jedoch keine Modifizierungen nötig, denn sie alle fügen sich in die bereits vorgelegten bundes-staatlichen Vorstellungen ein. Im Sinne die-ser Vorschriften werden weiterhin Eingriffs-möglichkeiten eingeräumt, wenn einer der folgenden Aspekte nicht umgesetzt wird:

– Verbot des Verkaufs von Marihuana an Jugendliche

– Verbrecherorganisationen dürfen nicht vom Cannabishandel profitieren.

– Es ist nicht erlaubt, Marihuana in Staa-ten zu überführen, in denen es verboten ist.

– Es darf nicht zugelassen werden, dass unter dem Deckmantel der Cannabislegali-sierung auch andere, illegale Mittel in Um-lauf gebracht werden.

– Die Anwendung von Gewalt und illega-len Waffen bei der Cannabiszucht und beim Handel mit Cannabis ist nicht zu dulden.

– Es ist anzustreben, das Fahren unter Einfluss von Cannabis und andere Gefahren für die Volksgesundheit zurückzudrängen.

– Der Anbau von Marihuana auf öffent-

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CANNA+GLOBE

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lichen Plätzen und die damit verbundenen Schäden für die Umwelt sind zu verhin-dern.

– Besitz und Konsum von Marihuana auf Bundesterritorium bleiben weiterhin verbo-ten.

Ein Großteil dieser Vorgaben erschien schon in den ursprünglichen Legalisierungs-plänen und spiegelt den Charakter eines regulierten Hanfmarktes wider, der sich im System des Verbots nie verwirklichen konn-te.

Der Flaschengeist

Wie nicht anders zu erwarten war, rief die Erklärung ein starkes Echo hervor, und kurz darauf konnte man Zeuge neuerlicher Gesinnungswechsel werden. Das überra-schendste Coming-out in dieser Hinsicht hatte der Senator von Arizona John McCain, der Anfang September äußerte: “Mag sein, dass man legalisieren müsste. Entschlossen gehen wir in diese Richtung, was das Ma-rihuana betrifft, und ich halte den Willen des Volkes in Ehren.” Aus dem Mund von McCain ist das so glaubwürdig wie ein Nachdenken des Papstes über die Homose-xuellenehe. McCains Eifer im Drogenkrieg suchte nämlich in der Wahlkampfzeit 2008

selbst unter Republikanern noch seinesglei-chen. Obamas ehemaliger Rivale hatte früher eine Gesetzesvorlage zu einem Verbot der staatlichen Unterstützung für die Behand-lung von Drogenabhängigen ausgearbeitet. Nicht nur, dass er keinen Gedanken an die Legalisierung von Marihuana verschwende-te, er war auch ein lautstarker Gegner der medizinischen Anwendung, was er mit der damals sehr verbreiteten Einstiegsdrogen-theorie zu untermauern versuchte. 2012 stellte sich heraus, dass seine Tochter zu den Befürwortern der Legalisierung zählte und auch die erwähnte “Einstiegsdroge” nicht verschmäht. Doch dass ein Politiker vom Schlage McCains deswegen plötzlich den Volkswillen zu ehren beginnt, ist dennoch unwahrscheinlich. Patrick Leahy, der demo-kratische Senator von Vermont, formulierte kürzlich auf einer Anhörung etwas schärfer, was man mit der Marihuanaregulierung be-absichtige. Der schon über 70-Jährige sag-te: “Das absolute Verbot des persönlichen Marihuanakonsums hat zu einem Anstieg der Gefängnispopulation unserer Nation ge-führt. Wir brauchen in der Marihuanapolitik einen klügeren Ansatz.” Wie schön das auch klingen mag, ein paar Monate früher wäre das ein Affront gewesen.

Marihuana vom Doktor

Neben dem Willen des Volkes beziehungs-weise sozialen und wirtschaftlichen Argu-menten ließ sich mancher schließlich von den wissenschaftlichen Erkenntnissen über Marihuana überzeugen. Zu ihnen gehört der Neurochirurg Dr. Sanjay Gupta, der als CNN-Korrespondent und Gesundheitskolumnist des Time Magazine bekannt wurde. Im letztgenannten Blatt veröffentlichte er 2009 einen Artikel, in dem er darlegte, warum er die medizinische Anwendung von Marihuana ablehne. Doch seitdem hat auch er umge-dacht. Nun bat er in einem brillanten Artikel um Nachsicht, dass er sich nicht früher mit der nötigen Gründlichkeit mit der medizi-nischen Forschung auseinandergesetzt und die Aussagen von Marihuanapatienten nicht ernst genommen habe. Das Thema packte ihn so, dass er sich nicht nur in die Fachliteratur vertiefte, sondern auch einen Film zu diesem Thema drehte. Er interviewte Patienten, die medizinisches Marihuana nehmen, Forscher und Betreiber von Marihuana-Apotheken, um daraus den Film Weed zu entwickeln. Auf der Webseite von CNN bringt er zum Ausdruck, dass das gesamte amerikanische Volk schon seit siebzig Jahren Opfer einer systematischen Irreführung wurde, indem versucht wurde, die Heilwirkung des Canna-bis zu verheimlichen, während Forschungen, die zu mehr als 90 % auf schädliche Wirkun-gen ausgerichtet sind, gefördert wurden. In seinen Schriften zeigt er auf, wie schwierig es ist, Forschungen genehmigt zu bekommen, die sich auf die positiven therapeutischen Eigenschaften von Cannabis beziehen. Er findet es erschreckend, dass die Regierung schmerzstillende Medikamente fördert, die Morphin und Opiate enthalten, obwohl in den USA alle 19 Minuten ein Mensch an deren Überdosierung stirbt. Gupta ist of-fensichtlich auch dem Gedanken an Legali-sierung nicht abhold, obwohl er bei diesem Thema nur einen der wichtigsten Aspekte der Anhänger des regulierten Marktes wie-derholt: Hauptsache, dass die Pflanze nicht in die Hände von Jugendlichen gelangt! Schließlich drückt er die Hoffnung aus, dass das Marihuana bald nicht mehr zu den ge-fährlichsten Drogen gezählt wird und sich dann in breiten Kreisen zur medizinischen Anwendung verbreiten kann. Die aktuellen Umfragen zeigen, dass die Akzeptanz von Marihuana in der Bevölkerung steigt – sei es aus sozialem Empfinden oder durch die Ein-sicht in wissenschaftliche Erkenntnisse. Und wir können langsam wirklich daran glauben, dass wir die Epoche des Marihuanaverbots endlich hinter uns lassen werden.

text : Jack Pot

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lizenzierte Produzenten richten. Wenn der Antrag bewilligt wird, kann der Patient eine Bestellung aufgeben und muss den aktuellen Preis bezahlen, der etwas über dem Schwarz-marktpreis liegt. Danach muss er nur noch auf den Kurier warten.

Der Schwarzmarktpreis liegt in Kanada derzeit bei etwa 10 Dollar – Regierungsspre-cher gehen jedoch davon aus, dass der Preis für legales medizinisches Marihuana inner-halb eines Jahres unter diese Marke fällt.

In Kanada ist medizinischer Cannabis schon seit mehr als einem Jahrzehnt legal und streng reglementiert. Patienten mit einer

Erlaubnis durch einen behandelnden Arzt können kleine Mengen selbst anbauen oder je-manden damit beauftragen – und bisher auch Cannabis in begrenzten Mengen direkt vom Gesundheitsministerium erhalten. Anfang des Jahres stimmte die konservative kanadische Regierung jedoch dafür, dieses System nun zu Gunsten eines privatwirtschaftlichen – aber mindestens ebenso streng regulierten – Sys-tems aufzuheben. Bisher hatte das kanadische Gesundheitsministerium über seine Abteilung “Health Canada” geringe Mengen Cannabis selbst an registrierte Patienten verkauft. Der Anbau erfolgte durch die private Firma “Prai-rie Plant Systems”. Dieses System läuft zum März 2014 aus.

Seit dem 1. Oktober arbeitet Kanada am Aufbau seiner staatlich kontrollierten Can-nabis-Industrie, von der Experten erwarten, dass sie innerhalb von zehn Jahren etwa eine Milliarde kanadische Dollar umsetzen wird. Derzeit sind knapp 40.000 Menschen regis-triert, die medizinisches Marihuana unter dembisherigen System verwenden dürfen. Die Re-gierung erwartet, dass diese Zahl bis zum Jahr 2024 auf bis zu 450.000 steigen könnte – das wäre dann eine nationale Cannabis-Industrie mit einem Gesamtvolumen von etwa 1,3 Mil-

liarden Dollar. Allerdings sucht sich die Re-gierung “ihre” Privatproduzenten ganz genau aus – obwohl bisher mindestens 156 Bewer-bungen verschiedenster Firmen eingegangen sind, gibt es zurzeit nur zwei staatlich lizen-zierte Produzenten, die von der Regierung zudem streng überwacht werden.

Seit dem 1. Oktober können nun medizi-nische Cannabiskonsumenten oder solche, die diesen Status anstreben, zusammen mit einem Arzt einen Antrag direkt an staatlich

Kanada privatisiert medizinischen Cannabis-Anbau

Der absurdeste Zug der holländi-schen Drogenpolitik ist vielleicht, dass zwar jeder Erwachsene in

den Coffeeshops ohne Weiteres täglich 5 Gramm Ganja kaufen kann, die Cafés aber nicht auf legalem Wege an das bei ihnen verkaufte Marihuana kommen. Dieses Sys-tem halten auch die Holländer für verfehlt – heute hält die Mehrheit der Bevölkerung die vollständige Freigabe für die Lösung. Nach einer Umfrage im August würden 54 % der Holländer für die Legalisierung stimmen und nur 38 % dagegen. Obwohl auch unter den Anhängern der beiden Regierungspar-teien die Legalisatoren die Mehrheit stellen, bemerkt man im Parlament nichts davon: Wenn die Parteien die Meinung ihrer Wäh-ler im Parlament vertreten würden, dann müssten 129 Abgeordnete von insgesamt 150 der Legalisierung Dringlichkeit zuspre-chen. Demokratie hin oder her, 77 Abgeord-nete möchten dennoch die Vorschriften für die Coffeeshops verschärfen und insgesamt 73 würden es unterstützen, wenn die Cafés legal an Cannabis kämen. Außerhalb des

Parlaments tauchen immer wieder lokale Initiativen auf. Utrecht legte beispielsweise einen Plan für einen Cannabis Social Club vor, wo die Mitglieder legal an das vom Club gezüchtete Cannabis kommen könnten. Und damit das Projekt sich nicht nur um den Konsum zur Entspannung dreht, möchte Utrecht gleichzeitig ein Programm starten, das Hilfe für ungefähr 80 problematische Drogenkonsumenten bietet. Utrecht steht nicht alleine, insgesamt achtzehn Gemein-den taten kund, dass sie auf die eine oder andere Art die Legalisierung des Cannabis im Experiment erproben wollen – von der Lizenz für den privaten Hanfanbau bis zu gemeindeeigenen Plantagen. Das Scheitern des “Wietpas” als Erlaubnisschein für den Besuch im Coffeeshop auf der einen Seite und den hohen Anteil der Legalisierungsbe-fürworter auf der anderen Seite vor Augen, können die Holländer jetzt darauf vertrau-en, dass sie mit weiterem Druckmachen aus dem System der Quasilegalisierung in Rich-tung eines gesetzlich geregelten Marktes voranschreiten können.

Holland würde gern legalisieren

MEDI+GREEN

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Cannabis kann Cannabis kann ein ein

wahrer Segen seinwahrer Segen sein“Die üblichen Schmerzmittel sedieren nur”

Christian ist Anfang 20

und ein Hanse-Junge

aus dem Norden, den es

nach Dortmund

verschlagen hat, wo er

als Informatik-Dozent an

einer Uni tätig ist. Für

ihn war Cannabis schon

ein Genussmittel, bevor

es sein Schmerzmittel

wurde.

Medijuana: Bitte erzähle uns zunächst von

deinen gesundheitlichen Problemen und wie

du dabei auf Cannabis als Medizin gestoßen

bist.

Christian: Bei mir war es so, dass ich schon mit 13 Jahren angefangen habe, Cannabis zu rauchen – zu dem Zeitpunkt hatte ich noch gar keine gesundheitlichen Probleme. Insofern habe ich als reiner Freizeitkonsu-ment angefangen, der etwa einmal pro Wo-che etwas rauchte. Als ich 15 wurde, kam dann mein erster Bänderriss – das passiert, wenn du mit dem Fuß um mehr als 90 Grad so heftig abknickst, dass es richtig knackt. Auf beiden Seiten ist mir das im Laufe der Zeit nun schon vier Mal passiert – dadurch hat sich bei mir ein chronischer Schmerz ein-gestellt, den ich schon immer mit starken In-dika-Sorten betäubt habe. Denn wie gesagt – ich rauchte ja schon vor dem ersten Unfall gelegentlich Cannabis. Ich hatte zwar auch

von meinen Ärzten verschiedene Schmerz-medikamente bekommen, wie z. B. “Ibo-profen 800”, doch die haben mich immer nur komplett geplättet. Ich war praktisch nicht mehr in der Lage, meinen gewohnten Alltag zu leben und habe anfangs auch mit meinen Ärzten darüber gesprochen, welche anderen und möglicherweise besseren Schmerzmit-tel es da noch so gibt, aber ich fühlte mich von den Ärzten da häufig einfach nicht ganz ernst genommen – sie konnten sich offen-sichtlich gar nicht vorstellen, was da bei mir passiert. Wenn ich über drei Stunden zu Fuß unterwegs bin, setzt dieser pochende, unter-schwellige Schmerz ein, der dann oft noch weiter anschwillt. Ich kriegte dann auch noch weitere Medikamente, die den Schmerz zwar wirkungsvoll bekämpften, mich neben-bei aber auch nahezu apathisch werden lie-ßen – also habe ich dann begonnen, jeden Abend einen Joint zu rauchen. Das halte ich

MEDIZIN

text: Martin Müncheberg

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auch heute noch so – was die nötige Dosis für die schmerzlindernde Wirkung betrifft, hat sich da nichts geändert.

M: Hält deine Familie zu dir und kannst du

mit ihr auch ganz offen über deine Medizin

sprechen?

C: Leider nein – meine Eltern sehen das alles sehr kritisch und lehnen es eigentlich komplett ab. Ich komme aus einem sehr konservativen Haushalt mit vielen strengen Regeln und Cannabis als Medizin zu nutzen war keine von ihnen. Natürlich habe ich ver-sucht, mit ihnen zu reden und habe ihnen auch von meinen persönlichen Erfahrungen mit Cannabis erzählt – allerdings bin ich bei ihnen dabei nur auf völlige Ablehnung ge-stoßen. Aber ich gebe nicht auf und versu-che immer mal wieder aufs Neue – man kann ja nicht immer nur starr auf ein unsinniges Gesetz schauen, was schon viel zu lange existiert. Ich hoffe, meine Eltern werden sich eines Tages doch noch ihr eigenes Bild ma-chen – ich bleibe da jedenfalls dran.

M: Mischst du Cannabis eigentlich mit

Tabak oder rauchst du es lieber pur?

C: Ich bin es gewohnt, mit Tabak zu rauchen – erst, als ich mal in Kanada war, wurde mir bewusst, dass es anderswo eher üblich ist, pur zu rauchen. Das hatte ich für mich bis dahin gar nicht als Option gesehen. Da in Kanada alle pur rauchen, habe ich das dann auch probiert und fand es gar nicht so schlecht, denn die gewünschte medizinische Wirkung stellte sich hierbei auch in vollem Umfang ein. Aber als gewohnheitsmäßiger Raucher habe ich dann auch weiterhin Zigaretten geraucht, und so mische ich auch heute noch Cannabis mit Tabak.

M: In Kanada hast du ja wohl auch ganz

legal Cannabis als Medizin konsumieren

dürfen – wie kam das eigentlich?

C: Ich hatte einfach eine legitime medizi-nische Begründung für den Konsum – und damit bin ich gleich nach meiner Ankunft in

Kanada zu einem einheimischen Arzt gegan-gen und habe ihm meine Geschichte erzählt. Der Arzt hat mir dann direkt eine entspre-chende Empfehlung ausgestellt – wobei man vielleicht dazu sagen muss, dass das in Van-couver war, wo man hinsichtlich Cannabis schon sehr liberal eingestellt ist. Mit dieser Empfehlung konnte ich dann zur nächsten Dispensary gehen und dort Mitglied werden. Als solches konnte und kann ich dort ganz legal medizinisches Marihuana erwerben.

M: Obwohl du gar kein Kanadier bist?

C: Davon wird medizinische Hilfe in Ka-nada nicht abhängig gemacht – ich musste aber ein paar Mal meinen Reisepass vorzei-gen.

M: Konsumierst du deine Medizin

hierzulande eigentlich auch ganz legal?

C: Nein, denn ich bin ja Selbstversorger und so weit ist unsere Gesellschaft ja noch nicht. Aber wenn dann die Pflanzen fast reif sind und so richtig intensiv riechen, da ma-

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MEDIZIN

che ich mir schon Sorgen um meinen illega-len Status. Da habe ich dann – übrigens erst vor kurzem – mal darüber nachgedacht, ob ich nicht mal die Bundesopiumstelle kontak-tieren sollte, damit die mir das anerkennen. Hier in Deutschland.

M: Einen Versuch wäre es sicher wert, wie

ich weiß, versuchen auch andere Patienten

schon eine Anbaugenehmigung für die

medizinische Selbstversorgung zu erstreiten ...

C: Ich glaube, da müsste ich mich erst mal etwas genauer informieren, was da der beste Weg ist – bisher habe ich zu der Thematik immer nur zufällig etwas mitgekriegt. Dabei schien es mir, dass man todkrank sein oder unter höllischen Schmerzen leiden muss, um eine Ausnahmegenehmigung für legales Me-dizinalcannabis zu kriegen. Im Prinzip wäre ich daran schon interessiert, aber wie gesagt: Die Idee kam mir erst vor kurzem – ich glau-be, ich muss mich da erstmal intensiver mit beschäftigen und genauer recherchieren. Erst wenn ich den nötigen Kenntnisstand in der Sache habe, werde ich mich dahingehend entscheiden.

M: Du bräuchtest auf jeden Fall einen Arzt,

der deinen Antrag unterstützt – hast du da

jemanden?

C: In den vergangenen Jahren habe ich mit einem guten Dutzend Ärzte über meine Schmerzen gesprochen – die meiner Mei-

nung nach aber keiner dieser verschiedenen Ärzte wirklich richtig ernst genommen hat. Wenn die Sprache auf Cannabis kam, waren die meisten regelrecht abgeneigt und man-che wiesen mich direkt darauf hin, dass diese Selbsttherapie meinen Führerschein gefähr-det.

M: Hast du selbst auch schon mal die

repressive Seite unserer Gesellschaft

kennengelernt oder hat man vielleicht

tatsächlich mal versucht, dir den Führerschein

wegzunehmen?

C: Nein, zum Glück noch nicht – aber des-halb will ich auch lieber anonym bleiben und in diesem Artikel besser nicht mit vollem Na-men und Foto erscheinen.

M: Wie siehst du heute Cannabis als Medizin

und welche Zukunft würdest du dir für diese

alte Heilpfl anze wünschen?

C: Für mich hat Cannabis einen sehr, sehr hohen medizinischen Stellenwert. In Israel hat man das schon viel besser verstanden – dort werden ja mittlerweile sogar einige Ho-locaust-Überlebende mit Cannabis versorgt, welches dort eine völlig anerkannte und le-gitime Medizin ist. Und die guten Ergebnisse bei der Behandlung mit Cannabis sprechen für sich. In Kanada habe ich mit eigenen Au-gen gesehen, wie eine Frau, die gerade akut unter Spasmen litt und querschnittsgelähmt war, in einem Rollstuhl in die Dispensary ge-schoben wurde und komplett neben der Spur war. Ich saß da und wartete mit einigen an-deren, als sie heftig zuckend und zitternd an uns vorbeigeschoben wurde – die Frau hat-te ganz offensichtlich kaum mehr Kontrolle über ihren Körper. Die Tür ging zu und wie ich später erfuhr, bekam sie eine Pur-Pfeife zu rauchen. Als sie fünf Minuten später wie-der herausgerollt wurde, hatte sich das Bild grundlegend geändert: Sie schien vollkom-men geheilt – sie hatte keine Spasmen mehr und lachte sogar fröhlich. Ganz offensichtlich ging es ihr richtig gut. In dem Augenblick ist mir klar geworden, dass Cannabis nicht nur für mich, sondern auch für viele andere Men-schen ein großer Segen sein kann.

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VOLLBLUT

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Diese wertvolle Afghani-Sorte ist ein Abkömmling einer der allerfeinsten Rassen für Haschproduktion, die je aus dem Hin-dukusch in den Westen gebracht wurde. Cannabissorten, die

grundsätzlich für die Haschproduktion geeignet sind, gibt es in allen Ländern, die an dieses Gebirge angrenzen, aber nur ganz wenige ha-ben die Rassenreinheit dieser Haschpflanze – ein absolutes Vorzeige-modell der untersetzten, kompakten und extrem klebrigen Afghanica-Sorte.

Der direkte Vorfahre unserer Hash Plant wurde im Nordwesten der USA entwickelt und in Form einiger Weibchen-Ableger vorsichtig nach Holland gebracht. Nach ihrer Ankunft wurden die Hash Plant-Klone sicher in den Sensi Seed Bank-Zuchtlabors untergebracht, wo die außergewöhnliche Sorte schnell ihre Qualität bewies und zu einem wichtigen Baustein in manch anderen Sensi-Hybriden wurde.

Während mehrerer Jahre wurden viele experimentelle Kreuzungen durchgeführt, um einen Pollen-Vater zu finden, der der weiblichen HP das Wasser reichen und mit ihr Samen produzieren könnte, die den

Namen Hash Plant wirklich verdienen. Schließlich wurde ein würdiger Partner gefunden: in Form eines Männchens aus der anderen Afghani-Edel-Familie – der Northern Lights. Ein 50/50 HP x NL #1-Vater wurde rückgekreuzt mit der originalen HP-Mutter, was uns den 75 % HP / 25 % NL-Hybriden gab. Von all unseren Zuchtversuchen ergab diese Kreuzung bei Weitem die stärksten Exemplare – sogar erfahrene nieder-ländische Konsumenten konnten nur mit größter Mühe einen ganzen Joint davon rauchen. Und so war die Hash Plant-Samenlinie geboren.

Hash Plant bleibt während ihrer extra-kurzen Blütezeit sehr kom-pakt. Ihre satten, harzgetränkten Blütenstände entwickeln in getrock-netem Zustand eine spröde Oberfläche und verströmen ein tiefes, reiches Afghani-Aroma, versetzt mit dem leichten Unterton von Ha-schisch. Geraucht schmeckt man vor allem das würzig-herbe Aroma der glänzenden Harzdrüsen – eine Erfahrung, die sich sehr bald nicht mehr vom Effekt trennen lässt. Die sofortige Verdampfung der lagenweise glänzenden Haare im Vaporizer beschleunigt den schnellen, wonnigen und brutal starken Body Stone nur noch mehr.

Hash Plant®

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Diese groß gewachsene, wunderschöne Sorte wurde über meh-rere Jahre in Nordspanien entwickelt und getestet. Schließ-lich traten einige der Samen aus der besten Saison die Reise

nach Holland an. Sie waren ein Mitbringsel für Sensi von einem treuen Kunden. Guerilla‘s Gusto begann als eine ungewöhnliche Kombination völlig unterschiedlicher indischer Sorten. Eine kam aus dem Norden, die andere aus dem Süden des Subkontinents. Nordindisches Gan-ja ist eine klassische Indica, während die weniger bekannten Sorten aus dem Süden deutlich tropischer sind und starke Sativa-Qualitäten aufweisen. Um mehr Gusto in diese Hybride zu bekommen und um es ihren Nachfahren zu ermöglichen, in weniger warmen Klimazo-nen zu gedeihen, wurde sie mit verschiedenen Sensi-Elternpflanzen gepaart, deren Widerstandskraft bekannt war. Natürlich war Skunk ein offensichtlicher Kandidat, aber es gibt noch ein paar andere sehr interessante (und möglicherweise auch überraschendere) Elemente in

VOLLBLUT

Guerilla‘s Gusto®

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der finalen Version der Guerilla‘s Gusto-Samenlinie. Zusammen geben ihr diese weitaus mehr Power, als der niedrige Preis suggerieren mag.

Die definitive, akklimatisierte Version der Hindi-Hybride von Sensi erwies sich nachträglich als noch größer, frühblühender und wider-standsfähiger als erwartet. Dies ist der Grund, warum sie Züchtern des Guerilla-Stils mehr und mehr empfohlen wurde. Im Frühjahr, sobald aus den Sämlingen Pflänzchen geworden sind, kann man Guerilla‘s Gusto draußen an einem sonnigen Ort aussetzen und der Natur freien Lauf lassen. Solange die Pflanzen in gutem Boden stehen und regelmäßig be-wässert werden, brauchen sie während der restlichen Wachstumsphase kaum bis überhaupt keine Pflege.

Züchter sollten allerdings nicht davon ausgehen, dass diese Guerillas sich im Unterholz verstecken. Die große, bärenstarke Sorte kann eine beeindruckende Höhe erreichen – ganz speziell dann, wenn man sie während der gesamten Freilandsaison ungehindert wachsen lässt.

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MEDIZIN

Mit den Augen eines Erwachsenen in die Kindheit

Über Dr. Gabor Matés Ayahuasca-TherapieZum Erscheinen der ungarischen Ausgabe von Scattered Minds, seinem Buch

über das Aufmerksamkeitsdefi zitsyndrom (ADS), besuchte Dr. Gabor Maté Budapest.

Auf der Veranstaltung PsychoAktivität konnten ihn die an der psychedelischen Kultur

Interessierten zu ihrer großen Freude über die Ayahuasca-Therapie und die auf

diesem Gebiet gesammelten Erfahrungen befragen.

Ende der 1990er Jahre machte ein Buch über die therapeutische Nutzung von LSD des in Vancouver lebenden un-

garischen Psychotherapeuten András Feld-már Furore. Das aus Vorträgen entstandene Rainbow of States of Consciousness wurde innerhalb kürzester Zeit ein Hauptwerk der psychedelischen Kultur. Feldmár fand sich bald in der Rolle des LSD-Gurus wieder und präsentierte seine radikal erscheinenden An-sichten über die positiven seelischen Aspekte von psychedelischen Trips auf zahlreichen Vorträgen vor vollem Haus. Nach der Jahr-tausendwende ließ der Hype um die Halluzi-

nogene beträchtlich nach. Feldmár begann, sich für andere Themen zu interessieren und statt über Trips, hielt er lieber Vorträge über Liebe, Mut, Angst oder Tod. Doch die Geschichte wiederholt sich. Ein zweiter in Vancouver lebender und praktizierender Arzt und Therapeut tauchte auf, der, ausgehend von der Behandlung von Kindheitstraumata, das Potenzial entdeckte, das die Psychedeli-ka in sich bergen. Dr. Gabor Maté besuch-te Ungarn anlässlich des Erscheinens seines Buches über das Aufmerksamkeitsdefizitsyn-drom und berichtete über seine Erfahrungen mit Psychedelika.

Traumatrip

Das Interesse übertraf alle Erwartungen – die Hörer drängten sich dicht an dicht. Eine Gruppe von dreißig Leuten setzte sich, da sie keine andere Möglichkeit sah, auf die Bühne, andere drängten sich in den Eingangstüren, und trotzdem mussten viele draußen bleiben. Péter Sárosi, der Leiter des drogenpolitischen Programms der HCLU (Hungarian Civil Li-berties Union) fragte zunächst nach Matés Verhältnis zu Feldmár. Nach der Antwort zu urteilen, war es kein besonders harmonisches. Maté formulierte etwas schwammig, dass

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sie zu 90 % übereinstimmten, die 10 % Mei-nungsunterschied zwischen ihnen aber ge-nau die wesentlichen Fragen beträfen. Nach diesem boulevardmäßigen Auftakt sprach er darüber, warum man Krankheiten nicht vom Bewusstsein trennen und nur als Funktions-störung des Körpers behandeln dürfe. Kurz darauf kam er zu dem Grundgedanken, der sich durch all seine Werke zieht – zu den Kindheitstraumata, die seiner Meinung nach die Hauptursache der schweren Krankheiten und Abhängigkeiten in der späteren Lebens-phase sind. Nach Matés Auffassung versu-chen die meisten Suchtkranken, sich mit den Drogen selbst zu heilen, gelangen aber nur bis zur Therapie der Symptome und verfallen außerdem der Droge. Der Arzt beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit Suchtkranken und seine Theorie reifte, als die Psychedelika an seine Tür klopften. Nach seinen Erinnerungen begann alles damit, dass immer mehr Leute seine Meinung zur Therapie mit der Pflanze Ayahuasca wissen wollten, welche ihm da-mals kein Begriff war. Die Fragen nahmen kein Ende, und in ihm reifte der Entschluss, sich einweihen zu lassen. Bei der Zeremonie unter Leitung peruanischer Schamanen trank er zusammen mit vierzig Reisegefährten Aya-huasca. Der Gesang der Schamanen – von dem er kein Wort verstand – und die gan-ze Zeremonie spielten eine ebenso wichtige Rolle bei diesem Erlebnis wie das scheußlich schmeckende Ayahuasca. Eine Stunde nach-dem er das Gebräu zu sich genommen hatte, liefen ihm Tränen über das Gesicht, öffnete sich sein Herz und er spürte grenzenlose Lie-be. Zum Verständnis der Geschichte erzählte Maté von seiner eigenen traumatischen Kind-heit, von den Verletzungen, die er im Alter von ein bis zwei Jahren im Budapester Ghetto erlitten hatte und die nach seinem Empfinden bis zum heutigen Tage seine Persönlichkeit grundlegend beeinflussten. Erst als Erwach-sener erfuhr er, dass seine Mutter gezwungen gewesen war, ihn aus Sicherheitsgründen ein paar Wochen bei einer anderen Frau unterzu-bringen, was er als Kleinkind als Liebesentzug erlebt haben musste. Er hat den Verdacht, dass er deshalb, nachdem er Liebe empfan-gen hat, immer mit Schmerzerfahrung rechne. Unter der Wirkung von Ayahuasca verflogen die Schwierigkeiten im Erleben von Liebe mit einem Mal und er verstand, dass er sein gan-zes Leben lang vor der Liebe geflohen war, obwohl er sie immer in sich trug. Maté meint, die Heilung bestehe darin, mit den Augen ei-nes Erwachsenen in die eigene Kindheit zu schauen und die erlittenen Traumata zu ver-stehen. So wie es ihm ergangen war. Natürlich sind die Erfahrungen von Person zu Person andere, aber mit einer entsprechend geleite-ten Ayahuasca-Reise würde jeder mit den für ihn grundlegenden Gebieten konfrontiert und könne verstehen, woran er arbeiten muss, um gesund zu werden.

Therapeut im Underground

Mit der Verbreitung seiner Erfahrungen und seiner Teilnahme an Ayahuasca-Sitzungen verwandelte sich Gabor Maté langsam in einen Guru. Der kanadische Sender CBC brachte einen Dokumentarfilm, in dem Maté das Ayahuasca vorstellt und über die Therapien an seiner Person und seine Er-fahrungen spricht. Nach der Ausstrahlung des Films suchte ihn der oberste staatliche Gesundheitsbeauftragte auf und bat ihn, die Experimente mit illegalen Mitteln auf-zugeben. Das versprach der Arzt auch – aber wie er betonte, versprach er es nur – und setzte seine Therapie im Untergrund fort. Hinsichtlich der Forschungen zu Ayahuas-ca sagte Maté, dass sie ihn nicht sonder-lich interessierten, da er schon vor Jahren das therapeutische Potenzial erkannt habe, das in ihm steckt, was auch die Ergebnisse seiner Therapien belegten. Physisch ist das Ayahuasca für den Menschen überhaupt nicht gefährlich. Seiner Meinung nach soll-ten lediglich Menschen, die an bestimmten mentalen Krankheiten leiden, den Gebrauch meiden. Vergebens hätte man eine solch wirksame Medizin zur Hand, wenn die Po-litiker das Unbekannte fürchteten und sich

nicht trauten, die Therapie zu genehmigen. Auf der anderen Seite hänge die Mehrheit der Ärzte an den gewohnten Heilmethoden, die oft zu einer jahrelangen Medikation führten. Ein weiteres Problem bestehe darin, dass sich die Wirkungen des Ayahuasca nicht unter objektiven (Labor)Bedingungen unter-suchen ließen, weil einerseits jedes Ayahu-asca-Getränk die Substanzen in immer ein wenig unterschiedlichen Anteilen enthalte und daher die Dosierung schwanke. Ande-rerseits könne man den Schamanengesang,

text: Tomas Kardos

der ein Grundelement der Therapie darstel-le, nun wirklich nicht unter das Mikroskop legen. Wenn aber die rituellen Elemente der Ayahuasca-Zeremonie weggenommen und das Originalgebräu durch einen Extrakt von genauer Dosierung ersetzt werden wür-de, das der Patient in einem geschlossenen Raum unter den beobachtenden Blicken der Fachärzte einnähme, dann würden radikal andere Wirkungen hervortreten, die absolut nicht günstig für die Heilung wären.

Daher beschloss Dr. Maté, nicht länger zu warten, bis die Wissenschaft es gutheißt, sondern seine eigene Ayahuasca-Praxis auf-zunehmen und zwar dergestalt, dass er sich mit mehreren Teilnehmern zurückzieht. Die ersten Tage vergehen mit Gesprächen, in welchen die Motive offengelegt werden, die zum Ayahuasca geführt haben und die Ab-sichten, die sich mit ihm verbinden. Dann beginnt der von Schamanen geleitete Trip. Anschließend vergehen ein bis zwei Tage damit, dass die Erlebnisse besprochen und weiterführende Pläne zu einer dauerhaften Besserung der Lebensqualität geschmiedet werden. Auf Befragen sagte er, dass seiner Meinung nach eine entsprechend über-wachte Therapie mit LSD, Zauberpilzen oder Meskalin genauso tauglich zu einer Therapie

sein könne wie das Ayahuasca, und er ma-che keinen Hehl daraus, dass er nach dem Ayahuasca-Erlebnis auch andere Psychede-lika gekostet habe, die seine Sicht der Dinge erweitert hätten. Wie vertrauen darauf, dass er uns – nach den großartigen Büchern über die Krankheiten – mit einer Lektüre über die psychedelische Therapie fesseln wird.

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VOLLBLUT

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Wie der Name schon sagt, vermischt die neueste der Skunk Varianten von Sensi die rein afghanischen Gene von Hindu Kush mit der explosiven Kraft und nimmerendenden Leistung

von Skunk #1. Leider ist die Tatsache weniger bekannt, dass es meh-rere Generationen von Kreuzungen in der Geschichte der Skunk Kush gegeben hat, die dieser Sorte einen deutlich anderen Charakter gaben. Skunk Kush hat die kräftigen Äste und die dunkle, ledrige Belaubung ihrer afghanischen Eltern und zeigt die Größe und Kraft von Skunk, wo-bei sie normalerweise während der Blust um ca. 150 % ihrer vegetativ gewachsenen Höhe zulegt, manchmal sogar noch mehr. Aber die echte Sensation in diesem scharfen, haschigen Eintopf von Cannabissorten ist die Formation der Buds.

Dicke, afghanische Brocken sind durchaus normal beim Ziehen von Skunk Kush, und unsere favorisierten Phenotypen zeigen eine unglaub-liche, turmartige Blütenstruktur aus traubenförmigen Büscheln von Buds – ganz offenbar ein “Rücksprung” zu den Sativa-Vorfahren von Skunk #1. Die wallenden Blütenkelche sorgen für feste, halb geöffnete Buds, die einerseits natürlich Gewicht bringen, andererseits aber auch

viel Oberfläche für die Entwicklung von Harzdrüsen bieten. Einige Tricho-me entwickeln Köpfe, die so groß und rundlich sind, dass beobachtende Pflanzer tatsächlich zusehen können, wie diese anschwellen, um kurz vor der Ernte die Farbe zu ändern.

Wenn man sie in der natürlichen Form wachsen lässt oder die unters-ten Äste entfernt, wird der zentrale Bud der Skunk Kush bei den meisten Pflanzen mindestens die Hälfte des Hauptstammes ausmachen – bei den etwas mehr geöffneten, leicht Sativa-mäßigen Weibchen sind es sogar bis zu 75 %. In der gesammten Sorte werden die Musknoten von Skunk und die dunklen, harzigen Afghani-Töne kontrastiert von einem Hauch Zitrus-schale. Die allerbesten Phenotypen erreichen sogar absolut sensationelle Niveaus im Geruch – mit verführerisch-scharfem Zitronen- und Menthol-aroma, das dem Gaumen schmeichelt und die Atemwege öffnet.

Ein dröhnender Body-Stone ist der hauptsächliche Effekt, den man beim Genuss der Afghani-lastigen Weibchen verspürt, während die Skunk Sativa-“Rückschläge” einen feinen Seitenhieb dazufügen. Ein verträum-tes, vergnügtes High mit viel Gekicher und roten Äuglein darf man auf jeden Fall von Skunk Kush erwarten.

Skunk Kush®

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VOLLBLUT

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Serious 6 wurde durch die Kreuzung von Sativa-Land-rassen aus Afrika mit Sorten aus Kanada gezüchtet. Es war unser Ziel, eine Sorte zu kreieren, welche äußerst

schimmelresistent und früh erntereif ist – in einem kalten und feuchten Klima bis spätestens Ende September. Draußen wächst sie hoch, mit vollen Blüten, wenigen Blättern und bildet eine extrem dicke Lage Kristalle. Etwa die Hälfte der Pflanzen zeigt wunderschöne rosa Blütennarben im Wachstum, welche am Ende der Blütezeit durch lila Töne in den Blüten und Blät-tern abgelöst werden. Die Serious 6 ist eine beinah reine Sativa mit einer sehr kurzen Blütezeit, welche auch drinnen spektaku-läre Ergebnisse liefert. Sie wird sehr voluminös und produziert

Serious 6große, dichte Blüten, die glänzend mit Kristallen überzogen sind. Das Aroma von Serious 6 ist in Schichten aufgebaut: zitronig, anisartig, würzig, frisch – um nur einige der erkennbaren Aro-men zu nennen. Ihr Effekt ist ein kristallklares High im Kopf, welches aktiviert und kreativ macht. Auf der Hanfmesse Spanna-bis 2013 wurde ein Indoor-Bud im CANNA-Labor getestet, dieserhatte mit 17 % THC den höchsten gemessenen Wert ALLER Sorten an diesem Tag! Direkt nach der Markteinführung gewann Serious 6 ihre erste Auszeichnung: 2. Platz beim Highlife Cup in Amsterdam in der Kategorie Bio-Gras. Und drei Monate später im September 2013 dann noch den 3. Platz in der Kategorie Sativa beim Exprogrow Cup in Irún, Spanien.

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CANNA+GLOBE

Zeit und ZeitgefühlIst der Augenblick in der Zeit oder

die Zeit im Augenblick?

Die Antwort auf die letzte Frage liegt auf der Hand: Die Zeit gibt es, und sie ist permanent. Wenn aber die Welt so

einfach wäre, könnte man sie aus der Wein-stube an der Ecke steuern. Tatsache ist, dass ein Tag 24 Stunden hat, eine Stunde 60 Mi-nuten, was 60 Sekunden sind und so wei-ter, das ändert sich nicht. Ein Jahr besteht aus 365 Tagen seit ..., also schon sehr lange. Das aber ist nicht die Zeit, sondern ein paar Übereinkünfte über sie, und das ist nur zum Teil richtig. Einerseits haben wir nicht immer den heutigen Kalender benutzt – das Mond-jahr hat zum Beispiel nur 364 Tage. Wir ha-ben die Zeit nicht schon immer gemessen, und schon gar nicht schon immer so erlebt, wie wir es heute tun.

Die Physik betrachtet die Zeit zusammen mit dem Raum als sogenannte Grundeinhei-ten und bestimmt andere physikalische Be-griffe wie Geschwindigkeit, Kraft und Energie mit ihrer Hilfe. Den Begriff der Zeit können wir nur operativ definieren, das heißt, indem wir die angewandte Messmethode und die gewählte Maßeinheit beschreiben. In diesem

Kontext betrachten wir die Zeit als physika-lischen Begriff, der messbare Parameter hat (physikalische Zeit). Nach Newtons “realisti-scher Sichtweise” ist die Zeit ein Grundbe-standteil des Universums, eine Ausdehnung, in der Ereignisse der Reihe nach stattfinden (newtonsche Zeit). Seiner Auffassung nach ist die Zeit eine real messbare Substanz, die “fließt”, und in der die Gegenstände aus der Vergangenheit in die Zukunft “fortschrei-ten”. Die Zeit an sich ist aber nicht so exakt oder objektiv. Einsteins Relativitätstheorie beschreibt die Zeit als physikalisches Na-turphänomen mit einem subjektiven Charak-ter. Nach der Theorie von Herman Minkow-ski (die auf der Relativitätstheorie aufbaut) verfügt ein gegebener Punkt in einem Ko-ordinatensystem neben der Ausdehnung im Raum auch über die auf die Zeit bezogenen Eigenschaften. Das ist die vierdimensionale Raum-Zeit-Ansicht, in der sinngemäß die Zeit die vierte Dimension ist.

Um es noch ein wenig komplizierter zu machen, existiert auch die sogenannte “idea-listische Anschauung”, nach der die Zeit kein

text: Gabor Holland

Gleich zu Beginn müssen

wir zugeben, dass wir auf

die im Untertitel gestellte

Frage keine Antwort

wissen, sicher weiß sie

auch sonst niemand.

Ansätze und

Theorien gibt es, wir

haben auch eigene Ideen

dazu, möchten jetzt aber

niemanden mit

Amateur-Welterklärungen

langweilen. Viele

werden zustimmen, dass

im Augenblick die

wertvollste

Erfahrung von Zeit liegt,

aber es ist bestimmt

sinnvoll, zuerst zu klä-

ren, was der Augenblick

und die Zeit eigentlich

sind. Warum empfi nden

wir die Zeit einmal als

schnell, ein andermal als

langsam und manchmal

wiederum ganz anders

als andere Menschen?

Warum ändert sie sich

ständig? Oder ändert

sich nicht die Zeit,

sondern der Betrachter?

Gibt es überhaupt eine

Zeit, die keiner misst?

Gibt es überhaupt

eine Zeit?

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Grundbestandteil des Universums ist, keine Dimension, sondern ein grundlegender, or-ganischer Teil des menschlichen Geistes, zu-sammen mit solch abstrakten Begriffen wie Raum oder Zahl. Diese Theorie stammt von Kant. In seinem Werk Die Kritik der reinen Vernunft beschreibt er die Zeit ähnlich wie den Raum als von der Erfahrung unabhängig wahrnehmbar (kantsche Zeit). Seiner Mei-nung nach sind weder Raum noch Zeit Wirk-lichkeit (so wie die Materie), sondern beide das beoachtende Eine, der zur Erklärung der Erfahrungen des Subjekts nötige Teil des seelischen Gefüges. Die räumlichen Messun-gen bestimmen die physikalische Entfernung der Dinge, zeitliche Entfernungen bestim-men wir mit dem Messen der Zeit. Und damit können wir die Bewegung der Gegenstände ins Verhältnis zueinander setzen. Tatsa-che ist auf jeden Fall, dass im Großen und Ganzen unser Verhältnis zur Zeit bestimmt, mit welcher Genauigkeit und Detailliertheit wir in der Lage sind, zu beobachten und zu messen.

Wenn jedoch die Zeit nur zusammen mit der beobachteten Veränderung interpretier-bar ist (z. B. durch eine Bewegung oder das Eintreten eines Ereignisses), dann können wir das im Verhältnis zu der besagten Be-obachtung als relative Menge betrachten. Seit der Urknalltheorie (Big Bang) existiert indessen die galaktische Zeit(-rechnung), die wir gegenwärtig auf unsere bekannte Welt bezogen als absolut betrachten. Demnach kann man die Zeit als Ansteigen der Entropie

Die Zeit besteht jedoch aus einer Abfolge von Geschehnissen, bei denen unsere Sinnesorga-ne pausenlos Reize wahrnehmen – diese bil-den zusammen die Grundlage unserer Wahr-nehmung. Eigentlich könnten wir sagen, dass wir die Zeit gleichzeitig sehen, hören, rie-chen, schmecken und fühlen. Die vergangene Zeit beurteilen wir im Allgemeinen nicht als kurz oder lang, je nachdem, wie viele Minu-ten, Tage oder Jahre im physikalischen Sinne vergangen sind, sondern wie wir die in der vergangenen Periode wahrgenommenen Rei-ze beurteilen. Auch wenn all unsere Sinne gleichzeitig “verstummen” würden, wären wir doch eine Zeit lang in der Lage, das Vergehen der Zeit zu spüren.

Unsere individuelle Zeitrechnung beginnt mit der Geburt, aber unser Bewusstsein ist erst viel später in der Lage, den Begriff der vergehenden Zeit zu erfassen. Als Erwachsene gemahnt uns unsere Umgebung – die ständi-gen Veränderungen unseres Körpers, das Al-tern, das Bewusstsein des nahenden Todes – an das Vergehen der Zeit. Unser individuelles Verhältnis zur Zeit ist in Wirklichkeit nichts anderes als unser Verhältnis zu uns selbst, zu unserem eigenen Leben oder in kleineren Ein-heiten zu den einzelnen Lebenssituationen. Das Gefühl wird gleichermaßen beeinflusst von Abgeschiedenheit, Weltanschauung, der religiösen Überzeugung und der kulturellen Einbindung. Die gefühlte Zeit kann weder als absolut noch im wissenschaftlichen Sinn als vertrauenswürdig betrachtet werden. Sie ge-hört eher in die Welt des Glaubens.

Gelebte Zeit

Henri Bergson, der französische Philosoph und Nobelpreisträger, betrachtete die Zeit weder als ein faktisches homogenes Medi-um (Newton), noch als ein geistiges Gefü-ge (Kant), sondern als etwas, das “Dauer” hat. Bergson bezeichnete diese “Dauer” als Schöpfungsfähigkeit, die der Wirklichkeit

des Universums auffassen, was in gewisser Weise für Newtons Begriff der absoluten Zeit grundlegend ist.

Zeitgefühle

Im Gegensatz zu den beschriebenen phy-sikalischen Bezügen der Zeit ist das (Er-)Fühlen der Zeit ein ungleich komplizierterer psychologischer Prozess. Grundlage dafür ist unsere Fähigkeit, die Länge einer bestimm-ten Periode direkt (sogar ohne Messung) zu erfassen und mit einer anderen Zeitdauer zu vergleichen. Diese vergleichende Bewertung ist die Grundlage für unser komplexes und individuelles Verhältnis zur Zeit.

Die Zeit, wiewohl wir sie spüren, steht mit keinem unserer Sinnesorgane in Verbindung.

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Substanz gibt und als Erinnerung, welche die Fantasie nur mit einfacher Intuition fas-sen kann. Den Begriff der Dauer erläutert er detailliert in L’Evolution Créatrice (1907). Demnach ist die Zeit keine mathematische Abstraktion, keine sachlich messbare “Uhr-Zeit”, sondern vielmehr eine Art individuelles Gefühl, wie die Wonne oder die Schönheit.

Dieses Verständnis der Zeit als individuel-les Erleben (Bergson-Zeit) ist die Grundlage für das Phänomen der “Zeit-Krümmung”. Dieses könnte man beschreiben mit dem Spruch, “In den letzten zwanzig Minuten sindzwei Minuten vergangen”, den man oft von Bekifften hört. Warum die gleiche Zeitdauer verschiedenen Menschen als unterschiedlich lang erscheint, ist ein Phänomen, mit dem sich Erforscher des “mentalen Zeitmaßes” beschäftigen. Sie haben beobachtet, dass dieses Phänomen in erster Linie mit unserer Gefühlsverfassung zusammenhängt. Wenn wir ein bestimmtes Ereignis als interessant, spannend, angenehm oder begehrenswert empfinden, dann spüren wir, wie die Zeit sich regelmäßig verschnellert. Nehmen wir etwas als langweilig oder unangenehm wahr, verlangsamt sich die Zeit für uns. Ein solches Gefühl der Zeit nennen wir “gelebte Zeit”. Wenn wir die Zeit anhand der gemachten Er-fahrungen messen würden, könnten wir bei-spielsweise feststellen, dass ein Jahr für ein fünfjähriges Kind 20 % seines Lebens und seiner Erfahrungen darstellt. Für einen Fünf-zigjährigen wären es dagegen nur 2 %. Für ein Kind kann sich ein Jahr wie eine Ewigkeit

ausdehnen, während es für jemanden über 50 schnell vorübergeht.

Verändertes Zeitbewusstsein

Einige psychoaktive Stoffe, zum Beispiel die Entheogene, sind in erstaunlichem Maße fä-hig, unser Zeitgefühl zu beeinflussen. Das Phänomen ist umso interessanter, als die Ver-änderung des Zeitgefühls nicht nur in eine Richtung geht. Durch die Wirkung von LSD, Zauberpilzen (Psilocybe cubensis, Psilocybe mexicana), Peyote (Lophophora williamsii) oder Kugelkaktus kann die Uhr zu einem sehr seltsamen Mittel werden – die von ihr angezeigte Zeit stimmt nämlich nicht unbe-dingt mit dem Empfinden des Betrachters überein. Die Zeit verlangsamt sich manchmal, sie bleibt manchmal sogar stehen, oder man sieht sie sich rückwärts drehen. Die Ereignisse verlieren ihre Aufeinanderfolge, die Reihen-folge gerät durcheinander. Der Betrachter findet: “Unglaublich, dass es erst acht Uhr ist, aber was heißt denn acht Uhr schon?” Wenn die Schranken des Empfindens von Raum und Zeit fallen, verringert sich auch die Bedeutung der Zeit. Die psychoaktiven Mittel beeinflussen je nach ihrem Charakter das Zeitgefühl. Der Gebrauch von Stimu-lanzien verursacht sowohl beim Menschen als auch bei Tieren eine Unterschätzung der Zeitintervalle. Antidepressiva dagegen haben eine entgegengesetzte Wirkung auf unsere Sinne. Diese Phänomene können mit dem Dopamin- und Adrenalinspiegel im Hirn in

Zusammenhang gebracht werden. Hinter der abweichenden Einschätzung der Zeitinter-valle könnte der Wechsel im Neurotransmit-terspiegel im Hirn stehen. Die Forschungen deuten darauf hin, dass bestimmte Gebiete der Hirnrinde – unter anderem der rechte Hirnlappen und der vordere Hirnlappen auf der rechten Seite sowie das Kleinhirn und die Basalganglien – in dem biochemischen Prozess des Zeitempfindens gleichermaßen eine Rolle spielen. Konsumenten bestimm-ter bewusstseinsverändernder Mittel können grenzenlose Zeitlosigkeit erfahren und in ei-nen Zustand der seelischen, bewussten Un-endlichkeit geraten. Das Erlebnis, außerhalb der Zeit zu sein, ist ein wichtiges Element der bewusstseinserweiternden Reisen. Weniger psychedelisch wirkende Mittel – wie auch das Marihuana – beeinflussen unser Zeitgefühl weniger.

Die Zeit bildet ein wichtiges Element in-nerhalb buddhistischer Lehren, die aus der Urheimat des Cannabis – dem Himalaja – stammen. Primäres Ziel ist die Selbstreflexion des Geistes, die die Zeiterfahrung verändert, jedoch ohne äußere, chemische Reize. Durch ständiges, monotones Wiederholen der Man-tras – nicht selten über Wochen –, der spe-ziellen Atemtechnik und der Konzentration ist ein Zustand des “Eintretens ins Jetzt” er-reichbar. Oft wird dieser Zustand einfach nur der “Augenblick” genannt. In diesem Zustand hört der Betrachter auf, die psychische Welt zu empfinden und gerät in eine stofflose, un-endliche, zeitlose Wirklichkeit.

CANNA+GLOBE

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